BiTSLicht_29

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EDITORIAL

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Kreativität wohin das Auge blickt Kreativsein wird meistens nur Künstlern, Erfindern und Designern zugesprochen, Menschen mit Muse, die aus reiner Denk- und Vorstellungskraft etwas Neuartiges schaffen. Dabei ist Kreativität die Freiheit des Geistes, die Freiheit, alles im Kopf zu entwickeln. Vor allem heute sind nicht nur Künstler kreativ (A German girl in the USA – Seite 34), in beinahe jeder Berufsgruppe wird mittlerweile vorausgesetzt, dass man kreativ arbeitet. Das betrifft nicht nur die Gründer von Start-Ups (Seite 18). In diesem Heft wollten wir herausfinden, was Kreativität ist (Seite 24), wann Menschen kreativ sind (Seite 44) und wie unterschiedlichste Menschen diesen Ideenreichtum für sich definieren. Auch von uns wird im Studium viel Kreativität für den späteren Beruf vorausgesetzt, deshalb haben wir bei Journalisten mal nachgefragt, wie wichtig Kreativität in ihrem Job wirklich ist (Seite 38). Um euch zu zeigen, wie kreativ wir sind haben wir in der 29. BiTSLicht-Ausgabe extra eine kreative Ecke eingebaut. Dort findet ihr Gedichte, Kurzgeschichten und Mandalas von uns. Chefredakteurinnen dieses Semesters: Désiree und Melina.

Eure BiTSLicht-Redaktion

Impressum BiTSLicht-Ausgabe 29, Januar 2017 Herausgeber: BiTSLicht e.V. Reiterweg 26b 58636 Iserlohn Telefon: 02371 – 776 301 Fax: 02371 – 776 503 E-Mail: bitslicht@bits-iserlohn.de Chefredaktion: Désiree Schneider, Melina Seiler Finanzen: Désiree Schneider Bildredaktion: Désiree Schneider und Melina Seiler

Titelbildgestaltung und Layout: Désiree Schneider Lektorat: Alina Betz, Clara Bruning, Vera Brüssow, Benedikt Busch, Anja Hamerski, Carolin Heise, Vivienne Jacobi, Michèle Loos, Manon Meinert, Ceyda Neccar, Désiree Schneider, Melina Seiler Redaktion: Kerstin Barylla, Vera Brüssow, Nils Grimm, Lukas Hetschel, Vivienne Jacobi, Michèle Loos, Manon Meinert, Désiree Schneider, Melina Seiler Findet uns auch im Social Web: @BiTSLicht


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KREATIVITÄT

Was euch erwartet...

MENSCHEN 12

Zäh eputze oder Ei schlafe “

EDITORIAL 03

„Die besten Ideen kommen mir beim

Kreativität wohin das Auge reicht Impressum

KREATIVITÄT 06

Die Freiheit der Kreativität

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Der Lebensweg einer Idee

ALLTAG 21

Roboter - helfende Hände im Alltag

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Kreativ in der Ecke

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A German girl in the USA

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Was ist für Dich Kreativität?

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Do i ik Tegler: „Mich faszi iere Lyrics, die wirklich tief unter die Haut gehe “

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Pro vs. Contra Apple

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Von der Idee zum Roman

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Ha ah Ke per: „ Es geht icht oh e Regeln und Strukturen, aber auch nicht oh e Kreativität“


KREATIVITÄT

GELESEN 22

KULTUR 16

KREATIVE ECKE

Buchvorstellung: Sofies Welt

Ist das Kunst oder kann das weg?

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Aus der Redaktion: Wann bist Du am kreativsten?

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Gedicht, Texte, Mandalas 45

Demokratie, das Fremdwort Das aufrichtige Lachen eines Kindes

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Vergangenheit Déjá-vu

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Just be yourself Wut

JOB 34

Der Traum der Selbstverständlichkeit – Wie starte ich ein Start-Up?

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Kommentar: Under Pressure

38

Wie kreativ müssen Journalisten sein?

WOHNEN 07

Kreativ wohnt, wer Persönlichkeit zeigt

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KREATIVITÄT

Die Freiheit der Kreativität Warum Freiheit und Kreativität wichtig sind und immer miteinander einhergehen.

Jeder von uns hat einen Anspruch darauf, seine Kreativität in vollen Zügen auszuleben und seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Was gibt es schließlich Schöneres, als bei sonnigem Wetter im Park zu liegen, das Zwitschern der Vögel zu hören und vor seinem inneren Auge die genialsten Dinge entstehen zu lassen? Sei es eine Geschichte über seinen Schwarm, eine total abgefahrene Handy App, mit der man die Gedanken anderer Leute lesen kann oder eine Zeitmaschine, mit der man zurück ins Mittelalter reisen kann – der eigenen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Ganz egal, ob man vier Jahre alt ist oder 100 Jahre alt. Wichtig ist nur, dass man sich seine Gedanken nicht verbieten lässt und sich auch nicht dafür schämt. Weder Picasso noch van Gogh hat sich seine Gemälde verbieten lassen, Weltstar Taylor Swift schämt sich nicht für ihre Songs über ihre Exfreunde und Mark Zuckerberg ist durch seine Idee, Facebook ins Leben zu rufen, weltberühmt und stinkreich geworden.

Von Bildern im Kopf zu unserer modernen Welt Ohne Kreativität würden wir niemals so leben, wie wir leben – in einer digitalen Welt mit Smartphones, Computern und sogar Robotern. In einer Welt, in der aber trotzdem Kunst, Literatur und Musik eine große Rolle spielen und in der Skateboardfahrer durch coole Stunts ebenso beeindrucken wie Streetdancer und Fußballspiele die Massen vereinen. All diese für uns so alltäglichen Dinge waren anfangs nur Bilder im Kopf. Denn zuerst ist alles nur ein Bild im Kopf. Manchmal wird dieses Bild in die Realität umgesetzt und vielleicht sogar zu einem Riesenerfolg. Manche Bilder sind aber auch nur für einen selbst bestimmt. Denn jeder kann selber entscheiden, ob er seine Kreativität offen auslebt oder sie im Stillen genießt, für sich allein.

Die Glühbirne als künstliche Lichtquelle war auch einst eine Idee, die es zu erproben galt.

Uns allen muss nur eines bewusst sein: Jeder besitzt die Fähigkeit in phantasievoller und gestaltender Weise zu denken und auch zu handeln. Und jeder darf sich dieser Fähigkeit bedienen, wann und wo er möchte. Text: Manon Meinert, Foto: Pixabay


KREATIVITÄT: WOHNEN

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Kreativ wohnt, wer Persönlichkeit zeigt Wer kreativ wohnen möchte, braucht keinen Innenarchitekten. So zumindest meine Meinung. Kreatives Wohnen zeichnet sich für mich dadurch aus, dass die Wohnung die Persönlichkeit des Menschen, der darin lebt, widerspiegelt.

„Ich wohne so, wie ich bin.“ Hier eine kleine Führung durch meine (Wohn-)Persönlichkeit: Der Wohnraum: Meine Liebe zur Musik spiegelt sich in vielen Gegenständen meiner Wohnung wider. Da wäre zum einen meine CD-Sammlung. Youtube und Spotify sind super, aber die Künstler, die ich wirklich bewundere, finden sich mit Sicherheit in Form der guten alten CD in meinem Regalfach. Zum anderen ziert eine Schallplattenuhr meine Wand. Das mit Abstand abgefahrenste – meiner Meinung nach - ist die „fliege de Gitarre“ a meiner Decke. Das gute Stück wurde für ein Musikvideo zerstört und anschließend habe ich es bei einer Farbschlacht bunt verziert. Auch meine Küche zeigt: Musik ist mir sehr wichtig. Der Kühlschrank sieht aus wie eine Marshall-Musikbox.

Die Küche: Ansonsten verrät meine Küche – auch dank der Bilder – „I h i kaffeesü htig“. Ei S hild it der Aufs hrift: „I a ’t ook. Who ares?“ verrät, was ansonsten nicht in meiner Küche passiert, auch wenn ein Kochbuch zur Stelle ist.


Der Arbeitsbereich: Mein Arbeitsbereich zeigt vor allem eins: ich bin Sammlerin. Fotos, Konzertkarten, Zeitungsartikel und Reiseerinnerungen füllen meine Pinnwand. Doch auch meine journalistische Persönlichkeit findet Beachtung. Eine Karte zeigt die Pressefreiheit weltweit – da muss sich aber noch einiges tun. Ich bin eine Leseratte sowohl von Büchern, als auch sämtlichen journalistischen Erzeugnissen: Zeitungen und Zeitschriften.

Eine ganze Holzpalette voll mit bunten Printprodukten zeugt von der ganz großen Liebe. Gala, der Spiegel, Focus, Philosophie Magazin, Neon, Welt am Sonntag, BiTSLicht, Business Punk, der Freitag, Page, Monopol, taz.dietageszeitung, Berliner Kurier, Hamburger Morgenpost, Iserlohner Kreisanzeiger, der Journalist, Hohe Luft.

Das Schlafzimmer: Im Schlafzimmer kann ich entspannen wie eine Prinzessin. Natürlich dürfen auch hier Bücher und Zeitschriften nicht fehlen. Auch die Modetussi in mir findet hier schon Anklang. Eine Auswahl von ein paar zu vielen Sonnenbrillen.


KREATIVITÄT: WOHNEN

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Die Garderobe: Im Vergleich zur Anzahl meiner Schuhe und Jacken aber noch angemessen. Auch Halsketten gibt es in großer Stückzahl. Meine Garderobe spricht Bände: hier wohnt eine Beautyqueen, die jeden Tag aufs Neue nicht weiß, was sie anziehen soll. Ach ja, „ o s oki g“ i klusive.

Text und Fotos: Melina Seiler

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Achtsamkeit eröffnet neuen Spielraum für Kreativität Seit geraumer Zeit geht eine Welle der Achtsamkeit durch unser Land, die ihre Botschaft beständig zu neuen Ufern trägt. Einer jahrtausendealten Quelle entspringend, hat sie mittlerweile das Terrain der Arbeitswelt erreicht und sich längst glaubwürdig von neumodischen Trends emanzipiert. Was ist Achtsamkeit, und was macht sie insbesondere im beruflichen Kontext so wertvoll? Achtsamkeit ist ein Bewusstseinszustand, der hinderliche Denkmuster, Automatismen sowie Stressempfinden aufzulösen vermag – ein Zustand, der sich auf Wahrnehmungen statt auf Bewertungen bezieht und somit positivstärkende Wirkungen auf unsere Schaffenskraft entfalten kann. Es handelt sich um eine bewusste Steuerung der Aufmerksamkeit – ein vollständiges Eintauchen ins Hier und Jetzt – ein Prozess, der sich trainieren lässt. Insbesondere für Führungskräfte, die tagtäglich vielfältig wie facettenreich gefordert sind, kann dieses Training einen Zugang zu tieferen mentalen Ressourcen eröffnen. Und hier besteht Bedarf. Denn wer getrieben und gestresst Vieles gleichzeitig, Weniges vollständig und unter dauerhaftem Zeitdruck zu erledigen versucht, läuft irgendwann nur noch unzufrieden und kurzatmig den Anforderungen hinterher, statt seine Aufgaben gestalterisch anzugehen und erfolgreich seine Selbstwirksamkeit zu spüren. Denken in Handlungsalternativen erfordert mentale Spielräume. Wenn wir in unseren Arbeitsalltag kleine Zeitfenster der Achtsamkeit implementieren, können sich ganz neuartige Perspektiven für die Aufgabenbewältigung ergeben. Kurze Auszeiten verhelfen unserem inneren Kraftzentrum zum Auftanken, wir kommen in einen Zustand, in welchem sich Stressgefühle in Wohlgefallen auflösen und wir von positiver Energie durchströmt werden. Und genau das braucht Kreativität, um “atmen” zu können: ein Bewusstsein, das in Bewegung bleibt und einen erfrischten Kopf, der lebendige Lösungen entwickelt. Also, worauf warten wir noch? Tania Kaempffer, Kottmann & Partner


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KREATIVITÄT

Der Lebensweg einer Idee Ideen sind genauso lebendig wie ihre Besitzer, aber meistens noch viel eigensinniger. Doch wie kommt so eine Idee eigentlich zustande? Welchen Weg und welche Phasen durchlebt sie? So könnte ihr Werdegang aussehen. Du stehst in der Dusche. Oder im Stau. Oder dir ist einfach richtig langweilig - vielleicht in einer Vorlesung. Du schaust aus dem Fenster oder versuchst zu schlafen. Du träumst schon fast, bist fast weg, und da passiert es: Ich bin da. Ein Funke geboren aus dem Nichts Ich? Ich bin eine Idee. Ein Gedanke. Geboren, ganz unvorbereitet, wie aus dem Nichts. Zumindest meistens. Manchmal denkst Du auch über mich nach, manchmal brauchst Du mich und wartest auf einen zündenden Gedanken, wartest darauf, dass es „kli k“ a ht. A er i h höre i ht auf Di h, i h komme nicht einfach, nur weil du mich brauchst. Entweder du hast Glück und ich bin für Dich da oder Du tust etwas für mich, denkst nach, arbeitest an mir.

Und wenn ich da bin? Wenn ich da bin, dann beschäftige ich Dich. Egal was Du machst, egal was Du versuchst, ich bin da. Manchmal denkst Du, Du bist mich los, denkst ich bin weg, aber ich warte nur darauf, wieder in deinem Kopf aufzutauchen. Du verbuddelst mich, verwirfst mich, vergisst mich¬– aber nie wirklich. Mich zu vergessen ist schwer. Nicht unmöglich, nein, aber schwer.

Was machst Du mit mir? Du kannst über mich nachdenken, kannst Dich mit mir beschäftigen, kannst mich aufschreiben, an mir arbeiten. Mich verfolgen. Wenn Du mich verfolgst, dann musst Du mich wachsen lassen, mich füttern, mich anheizen. Du musst mir ein Gerüst bauen aus Informationen und Fakten, brauchst mehr von mir. Um mich umzusetzen, musst Du Zeit und Energie in mich investieren, aber auch Spaß. Du musst an mich glauben, so tief und so fest, dass Du mich nicht mehr loswerden willst. Du musst Dich an mich klammern. Wenn Du Glück hast, dann funktioniere ich. Wenn Du Glück hast, dann bin ich gut. So gut sogar, dass Dir andere Leute sagen, wie gut ich bin.

So gut, dass Du mit mir Erfolg haben kannst, beruflich und privat. Ich kann Dir Dein Leben leichter machen, ich kann Dich glücklich machen, ich kann genau das sein, worauf Du Dein Leben lang gewartet hast. Ich kann Dich ärgern. Ich kann so hartnäckig sein, dass Du Dich auf nichts anderes konzentrieren


KREATIVITÄT

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kannst, so nervend, dass Du mich wieder loswerden willst. So lächerlich, dass Du Dich fragst,

bringen, mich auch zu lieben. Du musst die Leute von mir überzeugen, von mir erzählen bis ich nicht

warum ich überhaupt da bin. Ich kann verrückt sein, ernst, doof. Ich kann alles sein, was Du Dir vorstellen kannst. Ich halte Dich wach, ich bringe Dich zum Lachen, ich bringe Dich zum Verzweifeln.

mehr nur in Deinem Kopf bin, sondern in vielen Köpfen. Teile mich, verbreite mich.

Manchmal gehe ich wieder weg. Manchmal tauche ich auf und bin so schnell wieder verschwunden, dass Du es kaum bemerkst. Manchmal willst Du Dich an mich erinnern und kannst es nicht, manchmal bin ich nachts da und wenn du aufwachst, bin ich vergessen. Manchmal verschwinde ich für mehrere Tage, mehrere Wochen, mehrere Jahre und tauche aus dem Nichts wieder auf. Kümmere Dich um mich Wenn Du mich magst, dann musst Du an mir festhalten. Egal was andere sagen, egal was passiert, Du darfst mich nicht loslassen. Nur so haben wir zwei eine Chance, nur so können wir zwei etwas erreichen. Du musst an mich glauben, mich lieben. Und dann musst Du die Anderen dazu

Manchmal funktioniere ich nicht. Manchmal enttäusche ich Dich. Manchmal sterbe ich. Das kann Dich traurig machen, aber ich komme wieder. Ich komme immer wieder. Wenn Du duschst oder dir Frühstück machst, wenn Du in einer Vorlesung sitzt oder angestrengt über etwas nachdenkst. Ich bin immer nur einen Gedanken von Dir entfernt. Ich bin nie zu verrückt, zu unrealistisch, zu lächerlich. Ich warte darauf, geboren zu werden. Und geboren zu werden. Und geboren zu werden. Und dann wieder geboren zu werden. Ich bin eine Idee. Deine Idee. Vielleicht.

Text: Vivienne Jacobi, Comic: Désiree Schneider


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KREATIVITÄT: MENSCHEN

„Die este Idee ko

e

ir ei

Zäh eputze oder Ei s hlafe “

Hendrik Dahlhaus, Design Thinker und Co-Founder der Innovationsberatung INNOKI in Berlin, verrät BiTSLicht alles über das Konzept des Design Thinking und welche Rolle die Kreativität dabei spielt. BiTSLicht: Was kann man sich unter Design Thinking vorstellen? Dahlhaus: Design Thinking ist eine Methode, mit der man an komplexe Problemstellungen herangeht und versucht einen Lösungsweg zu finden. Wir arbeiten dabei in interdisziplinären Teams, d.h. in bunt zusammengemischten Teams aus Menschen, die die verschiedensten Ideen und Ansichten haben. Wir brauchen diese Diversität. Denn im Gegensatz zu anderen Problemlösungsmethoden prüfen wir nicht gleich die technische Lösbarkeit der Aufgabe, sondern definieren erst klar und deutlich, was eigentlich das vorliegende Problem ist. Denn bevor man anfängt Ideen zu generieren, muss man erst einmal wissen, wo das Problem liegt. Die Diversität bringt dem Team unterschiedliche Perspektiven auf ein Problem. Hätten Sie dazu ein Beispiel? Ja. Wir haben einmal ein Projekt mit einem Ingenieursverband gemacht. Das Projekt war schon sehr speziell, doch sehr interessant. Es betraf Menschen in Entwicklungsländern, die ihr Bein unterhalb des Knies amputiert hatten. Das Problem lag darin, dass sie keine Prothesen in Anspruch nehmen wollten, obwohl sie vom Staat finanziert werden.

Unternehmen kommen mit ihren Problemen zu uns, doch treffen schon vorher Annahmen. Sie denken, sie würden bereits wissen, woran das Problem liegt. In diesem Fall dachten sie, dass die Menschen nicht genug Zeit hätten, sich die Prothesen beim Arzt anpassen zu lassen. Doch Design Thinking ist nicht spekulativ. Wir wollen im Detail verstehen, was das Problem ist. Nicht jeder Mensch in einem Entwicklungsland, der ein Bein unterhalb des Knies amputiert hat, hat den gleiche Grund, keine Prothese zu tragen. Die Gründe sind so verschieden, wie die Menschen selbst. Und wie läuft eine solche Problemerörterung ab? In der ersten Phase treten wir mit den Betroffenen des Problems in direkten Kontakt. In unserem Beispiel haben wir die Menschen in Afrika besucht und uns mit Ihnen unterhalten. Dabei haben wir herausgefunden, dass es gar kein Zeitproblem ist, die Prothese beim Arzt anpassen und warten zu lassen. Es hat eine Vielzahl von Ursachen. Zum Beispiel liegt es zum einen daran, dass viele Betroffene zu weit vom Krankenhaus weg wohnen und meistens kein Auto haben. Somit haben sie keine Möglichkeit, die Arzttermine wahrzunehmen. Außerdem hat sich herausgestellt, dass es noch ein weiteres soziales Problem gibt: Männer, die Prothesen oder Krücken tragen, gelten in der Gesellschaft als schwach. Sie werden wegen ihrer Verletzung


KREATIVITÄT: MENSCHEN nicht sozial anerkannt, da sie nicht für ihre Familie sorgen können. Und das Laufen auf Krücken macht auf Dauer die Hände kaputt, weil die Krücken nicht an das afrikanische Landleben angepasst sind. Es würde also nicht ausreichen, nur einen Bus zu organisieren, der die Menschen zu ihren Terminen in Krankenhaus bringen würde. Die Komplexität des Problems ist so hoch, dass wir als Design Thinker uns nun nur auf ein Teilproblem fokussieren. Denn wir können nicht alle gleichzeitig lösen. So haben wir uns für das Problem der sozialen Akzeptanz entschieden und gesagt: Wir wollen eine Prothese bauen, der man nicht ansieht, dass es eine ist. Design Thinking ist doch ziemlich analytisch. Gibt es auch einen kreativen Anteil? Man kann Design Thinking, wie gesagt, in die Problemphase, in der wir -so wie eben beschrieben- das Problem analysieren und zusammenfassen und in die Lösungsphase aufteilen. Die Lösungsphase ist bestimmt durch Kreativtechniken, in der wir als Team Brainstormen und versuchen, neuartige Lösungen zu finden. Diese werden dann möglichst schnell durch einen Prototyp anfassbar und erlebbar gemacht sowie mit dem Nutzer getestet.

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Was ist für euch wichtig, um in der zweiten Phase als Team kreativ zu werden? Die Umgebung ist besonders wichtig. Um kreativ zu arbeiten, sollte man sich wohlfühlen. Dazu haben wir flexible Räume und eine freie Raumgestaltung. Wir arbeiten in unseren interdisziplinären Teams absolut hierarchiefrei. Niemand ist übergeordnet, jeder ist dem anderen ebenbürtig. So soll gewährleistet sein, dass sich alle Teammitglieder sicher fühlen und es keine Hemmungen aufgrund einer hierarchischen Positionierung gibt. In der Kreativphase soll und kann nämlich jede Idee geäußert werden. Die Qualität ist egal, wir wollen die Quantität, damit jeder auf den Ideen der anderen Teammitglieder aufbauen kann. Der Impuls einer jeden Idee wird gebraucht. Aber nur durch ein heterogenes Team entstehen Reibungsfläche und Kontroversen zum Diskutieren. Das ist gut und gewünscht, um eine mögliche Innovation herauszubringen. Also seid ihr in der Gruppe kreativer oder Einzeln?

Das kommt ganz drauf an. Wir machen sowohl Gruppenbrainstorming als auch SilentBrainstorming, wo jeder für sich alleine nachdenkt. Eine Idee an sich entsteht in jedem Einzelnen, doch zusammen kann man sich besser Impulse geben, um neue Denkanstöße zu triggern. Eine gute Idee entsteht dann, wenn unser Kopf unterfordert ist. Muss man unter Druck Ideen entwickeln, passiert es schnell, dass man sich zu sehr fokussiert und sich an Dingen festhält, die man schon kennt. Es gibt keine einheitliche Theorie, die besagt, wie Ideen kanalisiert werden. Aber die besten Ideen kommen mir Als Design Thinker hinterfragt Hendrik Dahlhaus nicht das Problem, beim Zähneputzen oder sondern dessen Ursache. Einschlafen. Genau dann, wenn mein Gehirn unterfordert ist.


14 KREATIVITÄT: MENSCHEN Deswegen ist es ein ständiger Wechsel zwischen Gruppen- und Einzelkreativphasen. Wir arbeiten meistens in der Gruppe und wenn wir zu Hause Ideen haben bringen wir sie den nächsten Tag mit in ins Team, diskutieren darüber und entwickeln sie weiter. Nutzt ihr im interdisziplinären Team auch Kreativmethoden, um eure Kreativität zu fördern? Na klar. Design Thinking kann man sich auch als Methodenkasten vorstellen. Bevor wir mit Brainstomings starten, dröseln wir zuerst einmal unser Teilproblem in Unterfragen auf und sortieren diese nach Denkrichtungen. Für jedes Brainstoming wählen wir eine eigene Frage. Bei einem normalen Brainstorming schreibt jeder seine Idee auf ein Post-It, sagt es laut, damit alle es mitbekommen und heftet es dann vorne ans Whiteboard. Dabei bewerten wir keine Ideen, sondern machen erst einmal Masse. Eine anderes, aktiveres Brainstoming ist das Bewegungsbrainstorming. Hierzu laufen wir beispielsweise als Gruppe um den Tisch und jeder

muss ein Post-It mit einer Idee an die Tafel kleben, sobald er an der Tafel vorbeikommt. Die Bewegung regt den Blutkreislauf an. Oder das assoziative Brainstorming: Dabei guckst du im Raum herum und überlegst, wie du zum Beispiel Menschen mit Beinamputation in Entwicklungsländern schneller vom Land ins Krankenhaus bekommst. Dann siehst du ein Sofa und kommst auf die Idee: Wir müssen fliegende Sofas bauen! Vielversprechende Ideen gilt es möglichst schnell als Prototype umzusetzen, um sie sich selbst und anderen zu verbildlichen. In unseren Workshops sitzen am Ende auch TopManager da und bauen Sachen mit Lego! Abschließend noch die Frage: Was muss man deiner Meinung nach mit sich bringen, um Design Thinker zu werden? Es gibt kein spezielles Anforderungsprofil für einen Design Thinker. Doch sollte man offen sein, sich selbst und anderen gegenüber wertneutral begegnen können. Ein Empathievermögen ist dabei sehr wichtig. Interview: Désiree Schneider, Foto: Daniel Grimm

Kreativmethoden wie das Brainstorming geben Denkanstöße und fördern somit die Kreativität jedes Einzelnen im Team.


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Facebook war gestern! Kennt ihr schon...

Lara Behrens Geschäftsführerin mediamoss GmbH

Thomas Barwinski Gründer & Geschäftsführer alphanauten GmbH & Co. KG Stephan Offele Trade Marketing Specialist SPT Retail Mars Inc. – Royal Canin

Anna-Lena Mayer Junior Investor Relations Beraterin IR.on AG Hendrik Dahlhaus Innovationsberater & -coach, Co-Founder INNOKI GmbH & Co. KG

5 Gesichter. 5 Werdegänge. 5 Chancen dein Netzwerk zu erweitern. BiTS Alumni e.V. - ein Social Network, das sich auszahlt. Du suchst ein Praktikum? Neue Chancen und Perspektiven für deine Zukunft? Bau Dir ein Netzwerk, das aus mehr als nur Statusupdates besteht. Werde Teil von BiTS Alumni e.V., dem Netzwerke aller BiTS-Studenten und Absolventen. BiTS Alumni bietet dir vielfältige Möglichkeiten, mit Berufseinsteigern aus allen Branchen zusammenzukommen, Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen.

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KREATIVITÄT: KULTUR

Ist das Kunst oder kann das weg? Der Kunstbegriff ist keine klar definierbare Angelegenheit. Wie man Kunst auslebt, sowie man die daraus entstehenden Resultate interpretiert oder wahrnimmt ist sehr subjektiv und führt oft zu zwiegespaltenen Ansichten. Hier die Ansicht unserer Autorin Vera.

DAS ist Kunst! HerbstLichtgarten im Sauerlandpark Hemer Jedes Jahr im Oktober findet im Sauerlandpark Hemer in Nordrhein-Westfalen der HerbstLichtgarten statt, für den rund 4,2 km Kabel durch den gesamten Park verlegt werden. Die Organisatoren, die seit Jahren erprobt sind, denken sich jedes Jahr neue Illuminationen aus, die die Gäste in Staunen versetzen. Neben dem angestrahlten Jübergturm werden durch den Park verteilt die unterschiedlichsten Figuren und Formen aus Lichtschläuchen, LED-Leuchten, Scheinwerfern und Projektoren erschaffen. Direkt am Eingang ist ein Lichtspiel im Wasser, dem Himmelsspiegel, zu erkennen. Eine Ballerina tanzt im Himmelsspiegel und Aus dem Brunnen sprudelt Wasser in die Höhe und begeistert die Besucher gleich am Parkeingang. wird mit einem Scheinwerfer bestrahlt, sodass beispielsweise Bilder einer Ballerina oder eines Harfe-Spielers zu erkennen sind. Besonders beeindruckend in diesem Jahr waren auch ein Besteckset, eine Häuserfront oder Gespenster. Im ganzen Park erklingt instrumentale Musik, die die romantische Stimmung am Abend bestens untermalt. Vom Jübergturm haben Besucher einen wunderschönen Ausblick auf den beleuchteten Park, in dem neben Bäumen und Blumen auch Gebäude angestrahlt werden. Für mich ist der Sauerlandpark deshalb jedes Jahr einen Besuch wert. Die aufwendige Arbeit der Lichtkünstler zahlt sich aus und ist in Verbindung mit der klassischen Musik mehr als beeindruckend.

Der Jübergturm ist umgeben von beleuchteten Bäumen, Sträuchern und Blumen


KREATIVITÄT: KULTUR

Der Jübergturm ist umgeben von beleuchteten Bäumen, Sträuchern und Blumen.

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Videokunst soll modern und anders sein – allerdings kann sie auch sehr langweilig wirken.

DAS kann weg! Videokunst und Installationen Die derzeit angesagte Form der Videokunst ist für mich definitiv keine Kunst. Kurze Sequenzen, die Personen zeigen, die nur blinzeln oder sich um die eigene Achse drehen, gehören in keine Kunstausstellung. Diese Videos ruinieren jede noch so gute und interessante Ausstellung. Ich habe das Gefühl, dass sich die Künstler bei dieser Kunstart einfach keine Mühe geben wollen, etwas Großartiges und Interessantes zu erschaffen. In der Regel haben die Videos keinen Anfang und kein Ende. Die kurze Sequenz wiederholt sich gefühlt 10.000 Mal und schon nach wenigen Sekunden ist die Spannung verschwunden. Viel Interpretationsspielraum bleibt dem Besucher hierbei nicht. Die Videos, die dennoch länger sind, beanspruchen die Geduld der Zuschauer. Denn wer hat schon Lust, sich ein 15-minütiges Video mit verschiedenen Kameraeinstellungen anzusehen? Klar, der technische Aufwand muss zwar gelobt werden, aber einen Beamer, der etwas auf eine Leinwand projiziert, kann jeder aufstellen.

Text und Bilder (Sauerlandpark): Vera Brüssow Foto Videokunst: www.lau-net.de/hs.kunigundenschule Foto Installation: janbrand.de

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KREATIVITÄT : MENSCHEN

A German girl in the USA Joana Fischer wurde 1985 in Ahlen (Westfalen) geboren und hat ihre Leidenschaft, die Kunst, zum Beruf gemacht. Seit 2011 lebt sie in Miami Beach in den USA und arbeitet dort erfolgreich als Malerin und Künstlerin. BiTSLicht hat Joana zum Interview getroffen und mit ihr über ihre Arbeit und ihre Kreativität gesprochen. BiTSLicht: Joana, seit wann malst du und wie kam es dazu? Joana: Ich male bereits seit meiner Kindheit. Als Kind bin ich oft zusammen mit meiner Mutter zum Malen ins Atelier des Künstlers Günter Wintgens gefahren. Durch ihn wurde auch mein Interesse am Zeichnen geweckt. Wann hast du zum ersten Mal gemerkt, dass du die Kunst zum Beruf machen möchtest? Nach dem Abitur habe ich zuerst eine Ausbildung zur Bankkauffrau begonnen, merkte aber schnell, dass mir das freie Gestalten und die Kreativität fehlten. Mein anschließendes Kunststudium war genau die richtige Entscheidung. Ich habe in Münster studiert und 2008/09 in Aix en Provence in Frankreich ein Auslandssemester absolviert. Du lebst seit knapp fünf Jahren in den USA. Wie bist du dorthin gekommen? Während meines Auslandsstudiums in Frankreich habe ich meinen Mann kennengelernt. Er ist Amerikaner und hatte einige Zeit in Europa gearbeitet. Als sein Job in Frankreich nicht mehr weiterging, hatte er die Möglichkeit wieder in den USA, in Miami, zu arbeiten. Ein paar Wochen zuvor habe ich unsere Tochter zur Welt gebracht. Mit meinem drei Monate alten Baby bin ich dann nach Miami geflogen. Zuvor habe ich schon zweimal mit meinem Mann dort Urlaub gemacht. In Miami angekommen, habe ich bald ein Künstleratelier im Bakehouse Art Complex gefunden und seitdem an meiner Kunst gearbeitet. Kommerziell allerdings erst, seitdem ich die Greencard habe.

Die junge Künstlerin Joana Fischer lebt und arbeitet seit 2011 als Malerin in den USA. Was ist für dich persönlich Kunst und Kreativität?

„Kunst ist für mich das Nachgehen, Experimentieren, das freie Entfalten und Ausprobieren von Ideen.“ Dazu gehört auch die kritische Auseinandersetzung mit Themen, die mich interessieren. An meiner Arbeit als Künstlerin liebe ich die Freiheit des Experimentierens und Spielens mit den Materialien und die neuen Ideen, die ich beim Malen und Zeichnen entdecke. Für mich ist die Zeit des Malens immer eine Zeit der Ruhe, bei der ich Zeit finde nachzudenken.


KREATIVITÄT : MENSCHEN 19 Hat sich deine Kunst über die Jahre verändert? Ja, meine Kunst hat sich über die Jahre im Zusammenhang mit den Materialien, die ich verwende, verändert. Dem Zeichnen bin ich aber treu geblieben. Derzeit arbeite ich viel auf Kunststofffolien. Früher habe ich fast ausschließlich auf Papier gearbeitet. Meine Arbeiten haben durch die Hinterleuchtung eine weitere Dimension bekommen. Die Rahmung hat sich auch verändert, denn ich lasse nun häufig Acrylglasboxen bauen, in die Arbeiten entweder hinein oder daraufgesetzt werden.

Ihre Arbeiten sind Malereien und Zeichnungen zugleich, einige Bilder werden hinterleuchtet. Hast du eine Lieblingskünstlerin oder einen Lieblingskünstler? Ich liebe Künstler, die auch zeichnen oder mit Tusche arbeiten. Dazu zählen z.B. David Hockney, Hanna Nitsch, Yehudit Sasportas und Katherine Tzu-Lan Man. Woher nimmst du deine Inspiration? Welches Thema ist für dich im Moment dein Hauptthema in deinen Bildern?

An welchen Ausstellungen wirst du in der nächsten Zeit teilnehmen? Am 18.11.16 wurde in der Galerie Schimming in Hamburg eine Gruppenausstellung eröffnet, bei der ich mit zwei großen hinterleuchteten Arbeiten vertreten bin. Während der Art Basel Woche in Miami Anfang Dezember, waren Arbeiten von mir auf der Spectrum Art Fair mit der Navratil Gallery zu sehen. Im Januar nehme ich dann an der 8th All- Media Juried Biennial im Art and Culture Center, Hollywood, FL, die vom 20.01.17 - 05.03.17 stattfindet, teil. Vielen Dank für deine Zeit und viel Erfolg bei deinen anstehenden Ausstellungen!

„ Meine Inspirationen entnehme ich vielen Reisen und meiner direkten Umgebung.“ Meine Arbeiten sind Malereien und Zeichnungen zugleich. Ich arbeite viel mit verdünnten Tuschund Acrylfarben auf Folien und liebe den Farbauftrag der Farben und die Formen, die sich beim Trocknen der Farben ergeben. Der Farbauftrag geschieht in mehreren Schichten. In die getrockneten Farben setze ich filigrane Tuschzeichnungen. Meine Themen sind unter anderem: Natur und Urbanismus, building boom und Zerfall, Plastikkonsum und die Bedeutsamkeit des freien, kindlichen Spielens gerade draußen in der Natur. Einige meiner Arbeiten werden von hinten mit LED-Lichtern hinterleuchtet.

„Zeitgeist“ – eine erfolgreiche Soloausstellung in der Swenson Gallery in Miami.

Text: Vera Brüssow, Fotos: privat


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KREATIVITÄT: ALLTAG

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Roboter - helfende Hände im Alltag Wir leben inzwischen in einer Welt, in der wir ohne Smartphones nicht mehr zurechtkommen würden. Wir sind faul geworden und Faulheit macht kreativ. Nicht umsonst gibt es bereits viele ausgefallene Haushaltsroboter, die uns um unserer Faulheit willen, den Alltag erleichtern sollen.

2003 hat Microsoft den ersten SmartwatchVorläufer vorgestellt. Eine Smartwatch ist eine praktische Erweiterung zum Smartphone, sie funktioniert auch wie ein solches. Man muss nicht ständig bei Nachrichten aufs Handy schauen, sondern kann unauffällig auf seine Uhr gucken. Das Navigationssystem ist gerade, wenn man als Fußgänger in der Stadt unterwegs ist, praktisch. So muss man nicht immer den Kopf gesenkt haben. Auch für die Sportler ein hilfreiches Produkt: Pulsmesser, Höhenmesser, Kompass alles in einem. Leider ist die Smartwatch in einem Punkt der klassischen Uhr unterlegen: die Akkulaufzeit. Die Batterielaufzeit einer klassischen Armbanduhr beträgt eine gefühlte Ewigkeit. Die Akkulaufzeit einer Smartwatch beträgt, in den meisten Fällen, nicht mehr als einen Tag. Die Preise einer solchen Smartwatch pendeln zwischen 70 und 700 Euro je nach Ausstattung und Marke. Selbst Saugen? Unnötig. Laut der International Federation of Robotics ist der Absatz von Service-Robotern für professionelle Anwendungen bereits im Jahr 2015 um 25 Prozent gestiegen. Und auch im privaten Gebrauch ist die Tendenz steigend. Viele der kleinen Helferlein findet man nicht nur in der Industrie, Medizin, Logistik oder Landwirtschaft, sondern ebenso im Privatgebrauch wiezum Beispiel Saugoboter. Sie ersetzen den manuellen Staubsauger, sind meist Akku betrieben und reinigen Böden selbstständig. Jedoch muss man einen solchen Kauf, die Akkulaufzeit beachten, da sie nicht nach vier Räumen wieder aufgeladen werden müssen und für welche Bodenoberflächen

sie sich eignen sowie welche Schmutzmengen sie aufnehmen können. Doch leider gibt es noch keine intelligenten Saugroboter, die Treppensteigen können. Schaut man mal auf Amazon, fängt das Preisniveau eines soliden Saugroboters bei circa bei 300 Euro an und geht schnell über die Tausendergrenze hinweg. Thermomix als Küchenhelfer Dann gibt es noch die beliebten Küchenhelfer wie die Multifunktions-Küchenmaschine Thermomix. Dieser kann laut Hersteller „Vorwerk“ Erwärmen, Kochen, Dampfgaren, Mixen und vieles mehr. Sehr hilfreich, nur leider liege ich persönlich nicht so ganz in der Zielgruppe. Ich kann nicht kochen und würde es auch mit Hilfe des Thermomix nicht schaffen, da da immer noch das Problem der richtigen Zutatenbeschaffung und -vorbereitung bleibt. Für leidenschaftliche Köche ist der Thermomix sicherlich ein praktisches Helferlein. Doch da der Thermomix erst bei einem Neuwert von 1.200 Euro beginnt, ist er für Studenten wie mich eher unerschwinglich. Teures Spielzeug? Es gibt viele kreative Haushaltshelfer für die Faulen und natürlich auch für die Professionellen und Hobbytüftler unter uns. Jeder muss für sich wissen ob er sowas braucht und etwas damit anfangen kann. Das meiste scheint noch Spielzeug zu sein, aber ich glaube, kaum jemand hat vor 15 Jahren erwartet, dass ein Smartphone für uns heute absolut unverzichtbar ist.

Text: Lukas Hetschel, Foto: Pixabay


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KREATIVITÄT: GELESEN

Sofies Welt: „Die Fähigkeit, uns zu wundern, ist das einzige, was wir brauchen, um gute Philosophen zu werden“ Eckdaten: Erstveröffentlichung: 1991 Autor: Jostein Gaarder Hauptfiguren: Sophie Amundsen, Alberto Knox Genres: Philosophie, Spekulative Fiktion Ist die Welt, die wir glauben, überhaupt real? Sophie Amundsen ist 14 Jahre alt, geht zur Schule und lebt ihr Leben, ohne es zu hinterfragen. Bis sie eines Mittags einen Brief in ihrem Briefkasten findet. Er ist an sie adressiert, doch ohne Absender und darauf steht nur: Wer bist du? Woher kommt die Welt? Merkwürdige Fragen auf einem mysteriösen Stück Papier. Sofie wundert sich. In den nächsten Tagen erhält sie immer mehr merkwürdige Botschaften und später werden es sogar lange Briefe. Ihr Verfasser ist Alberto Knox. Ein geheimnisvoller Mann, der Sofie in seinen Briefen Fragen und Denkaufgaben stellt. Er möchte ihr auf diese Weise die Geschichte der Philosophie näherbringen. Jeder Brief ist einer wichtigen philosophischen Epoche oder einem bekannten Denker gewidmet, den Griechen, dem Mittelalter, der Renaissance, dem Barock und der Aufklärung – die Reise führt durch alle markanten Epochen. Bald wird Sofie klar, dass es viel mehr Fragen als Antworten gibt – und mehr unbeantwortete Fragen und fragliche Antworten als Erkenntnis. Was ist das Verhältnis des Menschen zur Welt? Ist die Welt, an die wir glauben, überhaupt real?

Immer, wenn man glaubt, Philosophie sei langweilig Ich war selbst so alt wie Sofie als ich das Buch zum ersten Mal gelesen habe. Und inzwischen hat es seinen festen Platz in meiner Büchersammlung – wegen seiner einmalig kreativen Geschichte und Erzählweise. Sofies Welt wird als Jugendbuch gehandhabt, doch dieses Buch ist zeitlos. Es ist etwas für jedermann, die jungen und erwachsenen Kinder. Das Buch macht eins deutlich: Philosophie besteht nicht nur aus Theorie, Philosophie muss nicht langweilig sein, Philosophie bereitet keine unnötigen Kopfschmerzen. Philosophie ist real. Sie beflügelt. Sie bildet. Ich bin eine Freundin der Philosophie, doch musst du kein Philosophieliebhaber sein, um dieses Buch zu lieben. Auch wer vorher nichts mit Philosophie am Hut hatte und die geschichtlichen Daten des Buches überblättert, kann die Geschichte der kleinen Sophie mitverfolgen und genießen. Doch wer Sofies Welt einmal betritt kann das Buch kaum noch aus den Händen legen. Du wirst dich wundern. Denn: „Die Fähigkeit, uns zu wundern, ist das einzige, was wir brauchen, um gute Philosophen zu werden.“ Und genau das macht der Leser dieses Wälzers. Sich wundern. Zum einen über die Raffinesse, mit welcher Jostein Gaarder die Dramaturgie der Geschichte konzipiert hat und das Leben der Sofie. Zum anderen über das Infragestellen und die einprägsamen Beispiele, mit denen er die philosophischen Denkansätze


KREATIVITÄT: GELESEN veranschaulicht. So beschreibt er beispielsweise das Universum als ein Kaninchen, das aus einem Zylinderhut gezogen wird. Alle Menschen werden auf den Fellspitzen des Kaninchens geboren, doch mit der Zeit verkriechen sie sich immer mehr im Fell. Nur die Philosophen wollen sich nicht verkriechen, sie klettern an den dünnen Haarspitzen hinauf und wollen dem Zauberer in die Augen sehen. Micky Mouse, Aschenputtel und Schneewittchen Sofies Welt gibt dem Leser sehr viel Soff zum Nachdenken. Es ist ein Buch, das einen auch noch lange Zeit, nachdem es durchgelesen wurde, beschäftigt und grübeln lässt. Es bietet viele neue, kreative Denkansätze und öffnet neue Blickwinkel auf die Welt und das eigene Leben. Man fühlt sich schlauer, doch nicht belehrt. Nun stellt sich nur noch die Frage, auf welche Weise Gestalten wie Micky Mouse, A-Hörnchen und B-Hörnchen, Aschenputtel und Schneewittchen in eine so profunde Geschichte hineinfinden und sie am Ende immer noch Sinn ergibt? Folgt dem weißen Kaninchen in die Welt der Philosophie. Klettert an seinen Fellspitzen empor und seht selbst, welche Wendungen Sofies Reise macht. Text und Foto: Désiree Schneider

Wer philosophiert, sieht die Welt aus einem anderen Blickwinkel. Foto: Pixabay

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KREATIVITÄT: MENSCHEN

Was ist für Dich Kreativität? So unterschiedlich die Menschen und Berufsfelder, so unterschiedlich sind auch ihre Antworten.

Kreativität als Tauchgang in eine andere Welt – „gerne vergesse ich dann alles und jeden, wenn auch nur für kurze Zeit“, sagt der Erste Vorsitzende des Kunstvereins Iserlohn e.V. Christoph Wieloch mit einem träumerischen Lächeln. Oft lässt er seiner Fantasie freien Lauf, vor seinem inneren Auge entstehen Kunstwerke. „Das geht ganz schnell. Die Umsetzung ist das Schwierige. Oft muss ich dann Kompromisse mit der Technik schließen, um mein Ziel zu erreichen“, erklärt der 54-Jährige. Eigentlich ist er Elektrotechniker, doch in seiner Freizeit malt er am liebsten und probiert dabei verschiedene Techniken aus. Auch fertigt er Skulpturen aus Holz, Stein und Metall an. Momentan experimentiert er mit dem Gießen von Aluminium. Christoph Wieloch, Elektrotechniker

„Ich mag den Begriff Brainstorming nicht so gern. Denn Kreativität bedeutet zwar Mut zum freien Denken aber vor allem auch Konzentration und Fokussierung. Der Sturm muss kontrolliert werden. Und was man nicht unterschätzen darf: Zuerst kommt die Ordnung in den vier Wänden und dann im Kopf. Sonst geht gar nichts.“ Dominik Tegeler, „Jonny Park“

Sänger

und

Songwriter

der

Band

„Kreativität ist das Herzstück jeder Arbeit. Nur mit neuen Ideen und Gedanken können neue Produkte entstehen. Ohne Kreativität würde das Leben keinen Spaß machen - und die Arbeit keinen Sinn ergeben.“ Prof. Dr. Christoph Moss, Leiter der Kommunikationsagentur Mediamoss GmbH


KREATIVITÄT: MENSCHEN

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„Kreativität bedeutet für mich, Neues zu schaffen, sich egal wie -z.B. visuell oder musikalischauszuleben, sein Innenleben zum Vorschein bringen und so auszudrücken, was man denkt und fühlt. Sobald man sich mit etwas Neuem auseinandersetzt und dieses gestaltet, selbst schon in Form eines spontan geschossenen Handyfotos, ist das kreativ.“ Hendrik Dahlhaus, Design Thinker

Kreativität definieren? – „Das ist kaum möglich, lässt sie sich doch nur schwer greifen oder gar in Worte fassen. Und genau darin liegt auch ihr ganzer Charme“, behauptet der 26-Jährige Journalismus Student Kay Hövelmann. Vor seinem Studium hat er eine Ausbildung zum Grafikdesigner absolviert. Dort hat er gelernt, wie wichtig die Mischung aus Idee und Umsetzung ist: „Was bringt es mir schließlich, wenn ich eine noch so gute Idee liefere, diese aber nicht umsetzen kann?“ Kay Hövelmann, Grafikdesigner und Journalismusstudent

„Kreativität äußert sich bei mir durch meinen Ideenreichtum und der Lust zum Gestalten, Entwerfen und Entwickeln“, sagt die 21-Jährige Anne Schymura mit einem begeisterten Funkeln in den Augen. Die Innenarchitekturstudentin aus Neuss ist stets in ihrem Element – betritt sie einen Raum, sprüht sie sogleich voller Kreativität. Wo sind Schwachstellen im Bild? Wie könnte sie diese ausbessern? Struktur muss sein, doch „normal is boring“. Was wäre also die perfekte Lösung? Die perfekte Lösung findet sie manchmal erst einige Zeit später, zum Beispiel wenn sie in ferne Länder reist und sich von anderen Kulturen inspirieren lässt. Sie lebt getreu ihrem Motto: „Dem Geist Freiheit geben, keine Grenzen setzen, alles fließen lassen und auf seine innere Stimme vertrauen“.

Fotos: privat


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KREATIVITÄT: MENSCHEN

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Dominik Tegeler: „Mi h faszi iere Lyri s, die irkli h tief u ter die Haut gehe “ Das Songwriting gilt als die Königsdisziplin für Musiker. Man braucht viel Talent und Mut, um das auszudrücken, was man denkt. Dominik Tegeler ist seit sieben Jahren Mitglied in der Ba d „Jo y Park“. Die Band besteht aus Jan, Luke und ihm. Gemeinsam leben die Drei ihre Liebe zu handgemachter Musik aus und schreiben ihre Texte und Melodien selbst. Wie genau dies geschieht und worauf wir uns o „Jo y Park“ zukünftig freuen können, verrät Dominik im Interview mit BiTSLicht. BiTSLicht: Was ist zuerst da: der Text oder die Melodie? Dominik Tegeler: Im Regelfall ist zuerst die Melodie da. Je nach Stimmung des Songs überlege ich mir dann ein Thema, das dazu passt und schreibe den Text über die Melodie. Da wir mit Jonny Park ohnehin eher düstere Songs schreiben, schreibe ich viel über düstere Gefühle, schlechte Erfahrungen oder kritisiere politische Situationen. Manchmal ist auch eine Phrase oder ein Wort da, das mich inspiriert, und daraus entwickelt sich alles. Ganz selten schießen Text und Melodie gleichzeitig in den Kopf. Das ist ein sehr cooles Gefühl. Ist es leichter, über traurige Dinge wie Schicksalsschläge oder Trennungen zu schreiben oder die glücklichen Momente in einem Songtext festzuhalten? Mal ganz abgesehen davon, dass es irgendwie nicht zu unseren Songs passen würde, wenn ich über den Prinzessin Lillifee-Tee von Lukes Schwester schreiben würde – mich faszinieren Lyrics, die wirklich tief unter die Haut gehen. Und ich finde es auch tatsächlich leichter, über Themen wie Pessimismus oder andere Sorgen zu schreiben. Musik ist wie ein Ventil und immer so intensiv wie mein Leben um mich herum. Man kann sich beim Songwriting schon so einiges von der Seele schreiben – und meist ist das bei mir so abstraktes Zeug, dass ich hinterher darüber nachdenken muss, wie ich überhaupt auf gewisse Zeilen gekommen bin. Zum Beispiel „Tell e the

truth of the s e e played o oo state 9 4 von einem älteren Song von uns. Komisch, oder? Aber es hat irgendwo seinen Sinn. Schreibst du die Songs alleine oder zusammen mit der Band? Ich weiß, dass jede Band da anders rangeht. Bei uns läuft es so, dass die Stücke auf Gitarrenparts basieren. Das heißt, einer von uns dreien schreibt den Gitarrenpart und gibt das ganze entweder weiter oder schreibt selbst den Gesang dazu. Wenn Gesang und Gitarre ungefähr stehen, setzen wir uns bei den Proben zusammen und feilen daran, arbeiten an der Struktur, basteln an der Rhythmik und so. Manchmal legen wir den Song erstmal auf Eis, wenn es hakt. Manchmal läuft alles super, und der Song kommt ins Repertoire.

Dominik Tegeler während eines Auftritts it sei er Ba d „Jo y Park .


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KREATIVITÄT: MENSCHEN Du hast gesagt, ihr arbeitet als Band gerade an einem Album. Wie weit seid ihr, und worauf dürfen wir uns freuen?

Wann hast du dein Talent zum Texten entdeckt? Keine Ahnung, ob ich überhaupt Talent dafür habe. Ich habe halt einfach damit angefangen, als es gebraucht wurde. Das war vor ziemlich genau sieben Jahren, als sich Jonny Park gegründet hat. Fiel es dir schwer, deine ersten persönlichen Texte jemand anderem zu zeigen? Es ist schon merkwürdig, wenn Freunde Zuhause einen Text finden und ganz verdutzt drüber lesen, was ich so schreibe. Bei meinen Bandleuten selbst ist es was Anderes. Die wissen eh ganz genau, was in meinen Kopf vor sich geht. Und dadurch, dass ich auf Englisch schreibe, entsteht auch von selbst eine gewisse Distanz zwischen mir und dem lyrischen Ich – was auch mal ganz praktisch sein kann. Schreibst du deine Ideen altmodisch mit Stift und Papier oder nutzt du lieber die technischen Geräte, wie dein Handy oder deinen Laptop? Eine sehr, sehr, sehr gute Frage. Die hat mich wirklich zum Schmunzeln gebracht. Ich schreibe nie die Texte zuerst mit dem Laptop, immer erst, wenn sie fertig sind und ich sie sichern will. Wenn man sich was von der Seele schreiben will, dann per Hand würde ich sagen. Aber das fällt mir aktiv erst jetzt mit dieser Frage auf.

Es tut sich sehr viel bei uns, was großartig ist. Also wir, das sind Luke, Jan und ich alias Jonny Park. U s gi t’s ewig u d es ist u fass ar, dass wir erst jetzt dazu kommen unser erstes Album zu veröffentlichen. Aber uns fehlte immer die nötige Erfahrung, was die Produktion und den Vertrieb angeht, und die haben wir jetzt. Wir machen alles in Eigenregie, weil – billiger und unabhängiger. Die Platte erscheint im Frühjahr 2017. Ich kann sie jedem empfehlen, der was mit handgemachter Gitarrenmusik in Richtung Foo Fighters, Black Stone Cherry, Nirvana anfangen kann. Keine Ahnung, was für Musik wir machen, Alternative-Indie-Southern-Rock vielleicht. Viele dunkle, groovige Stücke sind dabei, einige UpTempo-Songs – eine absolute Wundertüte. Wir haben drei Songwriter, zwei Leadsänger, und wir wechseln auch mal hin und her, wer an welchem Instrument spielt. Das kann vielleicht verwirrend sein, aber eben auch spannend, man weiß nie genau was beim nächsten Song passieren wird. Es steckt viel Energie und Herzblut drin, und es sind wirklich Stücke dabei, die mir natürlich viel bedeuten und auf die ich sehr stolz bin. Und ich de ke de a der eide geht’s ge auso. Ich bin gespannt was am Ende dabei raus kommt.

Kannst du auf Knopfdruck kreativ sein, indem du dir or i st: „Heute s hrei e i h ei e So g!“ oder geschieht es immer spontan? Ich muss mich dafür hinsetzen, den Kopf frei kriegen und mir etwas Zeit gönnen. Spontan kommen nur ganz kleine Ideen und auch nur sehr selten. Aber wenn ich mir dann die Zeit für Songideen nehme, kommt auch meist was Brauchbares bei rum. Und wenn ich wirklich im Flow bin, lauf ich durch die Gegend, geh unter die Dusche oder saug meine Bude und arbeite im Kopf weiter dran.

Dominiks Ideen finden zuerst ihren Weg zu Papier, bevor er die fertigen Liedtexte abtippt.

Text: Michèle Loos, Fotos: privat und Pixabay


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KREATIVITÄT: ALLTAG

Bist du kreativ in der Ecke? Spaß am Thema ist der Ausweg.

Kreativ in der Ecke Kreativität auf Knopfdruck: Fast jeder hat es schon einmal mitgemacht und kennt das Gefühl, man muss kreativ sein, braucht eine gute Idee, doch es will einem einfach nichts Gescheites einfallen. Doch unser Erfahrungsbericht vermittelt gute Nachrichten: Du kannst Dir Kreativität aneignen.

Wie lerne ich kreatives Schreiben? Eine wichtige Frage, die mich seit einem Jahr beschäftigt. Fakt ist: Ich kann nicht besonders gut schreibenweder Artikel, noch Geschichten, noch Werbetexte. Immer ieder eko e i h zu höre : „Du drückst dich zu ko pliziert aus“, „du s hrei st i ht kreati genug“, „du musst lernen besser zu s hrei e “. Einfacher gesagt, als getan. Kann jemand, der nicht zeichnen kann, ein Gemälde malen? Kann jemand, der nicht kreativ schreiben kann, eine Geschichte verfassen? Ich bin mir nicht sicher. Dabei bin ich sehr kreativ, nur das Schreiben fällt mir schwer. Doch ich möchte nichts unversucht lassen, „S hrei e “ zu ler e . Viele empfehlen: „Du usst ehr lese !“. Jedoch lese ich. Ich lese viele Bücher, ich lese Zeitungen, ich lese Blogeinträge, ich lese Fachbücher über das Schreiben, bis jetzt ohne sichtlichen Erfolg. Also kann nur noch die Praxis helfen: Selber schreiben, schreiben, schreiben. Meine Probleme beim Schreiben? Ich drücke mich zu kompliziert aus, denn ich kann Sätze schwer vereinfachen. Auch wenn ich in der Theorie weiß, wie es geht, im Schreibfluss funktioniert es nicht. Ich kann nicht kreativ und aufmerksamkeitsstark schreiben. Häufig fehlen mir die Worte. So muss ich oft nach Synonymen googlen. Außerdem traue ich mir selbst nichts zu. Wenn es im Praktikum heißt: „Schreibe einen Text über unser tolles Unternehmen", bin ich ratlos. Bevor ich überhaupt anfange, muss ich zuerst recherchieren, wie andere Unternehmen sich darstellen


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KREATIVITÄT: ALLTAG

und übernehme gelegentlich Ideen. Und das größte Problem: Wenn ich dazu gedrängt werde über etwas zu schreiben, setzt meine Motivation aus und der Spaß verschwindet.

Warum stehe ich unter Druck, kreatives Schreiben zu lernen?

Während der langen Arbeit bei einer Werbeagentur machte ich folgende Erfahrung: Wie schon gesagt, war ich noch nie überzeugt davon, gute kommerzielle Texte schreiben zu können. Nach einiger Zeit rutschte ich aber genau in diese Aufgabe hinein. Wie das so ist, erfüllt man trotz dessen die erteilten Aufgaben der Geschäftsführung. Allerdings hielt meine Motivation sich in Grenzen. Schließlich gab es keine anderen Aufgaben mehr für mich und die Arbeit machte mir immer weniger Spaß. Nach einigen erfolgreichen Texten für eine Internetseite ging es um die reine Kundenakquise. Während ich überzeugt von meiner Arbeit war, erwähnte der Geschäftsführer, dass ei e Texte „ü erhaupt i ht gehe “. Mei e S hrei eise sei „arroga t“, „u kreati “ u d „ i ht orzeig ar“. Vo a dere Mitar eiter urde ir ersichert, dass dies nicht stimme und er so reagiere, um Leistungen zu steigern. Einen Teil der Kritik habe ich also ignoriert, den anderen Teil habe ich mir zu Herzen genommen. Da mir das Schreiben unheimlich schwer fällt, musste etwas Wahres an den Aussagen liegen. Es schien mir aber keine kurzfristige Lösung zu geben, um mein Defizit zu beheben. Letzten Endes habe ich gekündigt, da der Spaß an der Arbeit bei null Prozent lag. Dennoch zeigte der Geschäftsführer kein Verständnis für meine Kündigung. Also alles nur Psycho-Spielchen, um den letzten Rest Kreativität und Können aus mir heraus zu quetschen? Ich weiß es nicht. Geblieben sind die Selbstzweifel.

Spaß am Thema ist der Ausweg Fakt ist, dass ich kreatives Schreiben sowohl in meinem Studiengang (Corporate Management), als auch in meiner zukünftigen Berufswelt brauchen werde. Bis jetzt zeigt mir die Praxis, dass es unheimlich einfach ist über Dinge zu schreiben, die mich interessieren und beschäftigen. Denn dann kommt der Schreibfluss automatisch und die Schreibweise ist (fast schon von selbst) kreativ. Ich kann nur jedem empfehlen persönliche Defizite oder Dinge, in denen man sich verbessern möchte, mit solchen, die einem Spaß machen, zu verbinden. Die Kreativität kommt von selbst.

Text und Bild: Anyonym


KREATIVITÄT: MENSCHEN

BiTSLicht: Wann hattest du Applegerät? Welches war es?

dein

erstes

Konstantin Holtkamp: Mein allererstes AppleGerät war ein Apple iPod Touch 2G. Das ist ein tolles Gerät. Das war vor etwa zehn Jahren. Damals kannte noch kaum jemand die Technik guter Touchscreens. Was für Geräte besitzt du jetzt? Derzeit besitze ich ein MacBook Pro von 2015. Fehlen darf natürlich auch kein iPhone. Ich habe das aktuelle Modell iPhone 7 in Jet Black mit 128GB. Findest du Apple nicht zu teuer? Doch Apple ist auf jeden Fall zu teuer. Wenn man hört, dass die Produktion eines iPhones gerade ei al a. $ kostet u d die Ha dys für € verkauft werden, fragt man sich schon manchmal: Warum? Was begeistert dich an Apple? Was findest du besser als bei anderen Marken? Also die Haptik, Optik und Benutzerfreundlichkeit begeistert mich ungemein. Es ist einfach, es funktioniert und sieht toll aus. Außerdem ist das

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Gerät menümäßig sehr aufgeräumt und lässt sich leicht überblicken. Es heißt ja nicht ohne Grund: Einmal Apple, immer Apple. Findest du es nicht schwierig, dass Appleprodukte nur untereinander kompatibel sind? (iTunes, iCloud etc.) Nein, das stört mich eigentlich nicht. Das liegt aber sicherlich auch daran, dass ich nur Apple benutze und somit die einseitige Kompatibilität kein Problem ist. Dadurch, dass es nur einseitig funktioniert, läuft aber auch alles, muss man wirklich mal sagen. Ist dir der Markenwert besonders wichtig? Zu Beginn, als ich meinen ersten iPod hatte, war es auf jeden Fall in erster Linie wegen des Markenwertes. Heute ist Apple aber so Mainstream, dass es mir darum nicht mehr geht. Jetzt sind mir Leistung und Funktionalität am wichtigsten, aber ich störe mich wirklich an den exorbitanten Preisen. Kaufen tue ich Apple aber trotzdem.


32 KREATIVITÄT: MENSCHEN Was sagst du zum angebissenen Apfel als Logo, ist das nicht komisch, wenn man mal darüber nachdenkt? Also ich habe mir ehrlich gesagt noch nie wirklich Gedanken zum Logo gemacht. Ich glaube das liegt daran, dass es für mich einfach alltäglich geworden ist. Man sieht es halt immer und überall. Apple ist meiner Meinung nach sehr kommerziell geworden. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, finde ich das Logo eigentlich sehr schön. Nachdem man von dem damals bunten Logo wegging, verbinde ich persönlich deutlich mehr Stil und Qualität mit diesem Logo. Es wirkt irgendwie edel und trotzdem schlicht! Aber warum der Apfel angebissen ist, habe ich noch nie verstanden. Text Melina Seiler, Foto: Michaela Patschurkowski

Apples Design verkörpert Stil und Qualität. Foto: Pixabay

Joachim Sikora: „Der a ge isse e Apfel ist loße Ver arktu g“ Marken sind immer ein zweischneidiges Schwert: Die einen lieben sie, die anderen beäugen sie kritisch. Joachim Sikora gehört zu Letzteren. In seinem Alltag muss der 52-Jährige als mobiler Objektbetreuer mit drei Kindern immer vernetzt sein, doch steht er der Erfolgsmarke Apple kritisch gegenüber. Joachim Sikora würde jede andere Marke dem Hersteller Apple vorziehen. Foto: Joachim Sikora BiTSLicht: Was halten Sie von der Marke Apple? Joachim Sikora: Also von der Marke halte ich persönlich nicht viel, weil das ganze Drumherum viel zu aufwendig ist. Die Handhabung von Apple ist schwieriger als von anderen Handys oder den gleichen Produkten anderer Hersteller. Und dabei zeichnen sich die Apple Produkte nicht einmal durch eine gesamtheitlich überdurchschnittliche Qualität aus.

komplett verschlossen ist. Man kann nicht einmal den Akku selbst austauschen, ohne das Gehäuse kaputt zu machen. Funktioniert etwas nicht, muss man es bei jeder Kleinigkeit zum Hersteller senden.

Haben Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt, sich ein Apple Produkt anzuschaffen? Nein, das war nie ein Thema für mich. Ich habe mich mit mehreren Leuten unterhalten, die ein iPhone haben und sie waren auch nicht sehr davon überzeugt. Es stört mich besonders, dass man nicht einmal auf das Gerät zugreifen kann, da es

Joachim Sikora würde jede andere Marke dem Hersteller Apple vorziehen.


KREATIVITÄT: MENSCHEN Was genau mögen Sie an der Marke nicht? Mir sagtwerden die Marke einfach nicht zu. Mir Die Produkte durchApple einen angebissenen wurdenicht auch schon einmal ein iPhone angeboten, Apfel auch qualitativ hochwertiger. da konnte ich nur dankend ablehnen. Ich habe sehr viele schlechte Berichte darüber gelesen und das gefällt mir gar nicht. Es gibt zu viel Negatives, als dass ich mich für den Kauf eines Apple Produktes entscheiden würde. Außerdem finde ich die Preise überteuert, da die eigentliche Produktio des Produktes eiste s ur ⅕ o de Kaufpreis beträgt. Hier bezahlen die Menschen ausschließlich für den Markennamen. Wobei man vergleichbare Produkte rein auf die Leistung bezogen für einen Bruchteil des Geldes bekommen kann. Für was steht die Marke für Sie?

Apple ist ein großes Unternehmen, ein Konzern. Doch ist keines der Produkte, die sie auf den Markt ri ge , ist „ko plett“. Oft fehlt et as. U d wichtige Features werden nachgereicht. Und andauernd wird ein neues Produkt rausgebracht. Manche nennen es innovativ, ich nenne es Spielzeug. Kaum hast Du was gekauft, ist es auch wieder alt, weil es etwas Neues gibt. Der angebissene Apfel ist bloße Vermarktung

Ein angebissener Apfel macht die Produkte auch nicht qualitativ hochwertiger.

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mittelklassiger Produkte. Doch das muss man Apple lassen, vermarkten können sie gut. Wem würden Sie Apple empfehlen? Ich kann keinem empfehlen, sich etwas von Apple zu kaufen, doch das muss jeder für sich entscheiden. Und hat man einmal Apple, ist man an die Marke gebunden, iCloud funktioniert ja auch nur mit Apple. So abhängig will ich nicht sein. Das gefällt mir überhaupt nicht. Ich mag es lieber zwischen verschiedensten Geräten und Plattformen vernetzt zu sein. Jeder Hersteller hat seine Stärken und Schwächen, so kann ich mir das Beste für mich zusammensuchen. Doch bei Apple kann man zum Beispiel nur Musik aus dem iTunes Store herunterladen und will man die Lieder woanders aufspielen, geht das nur sehr aufwendig. Das bekomme ich fast täglich von meiner Tochter mit. Die Funktionen der Apple Produkte ¬¬unter sich – wie die drahtlose und automatische Verknüpfung und Datensicherung von iPhone und MacBook – mögen sehr hilfreich sein, doch hast Du ein Apple Produkt bist Du auf andere Apple Produkte angewiesen und in diesem überteuerten Universum gefangen. Da bleibe ich lieber frei in meinen Entscheidungen. Text und Foto: Désiree Schneider, Portrait: privat


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KREATIVITÄT: JOB

Der Traum der Selbstständigkeit - Wie starte ich ein Start-Up? Ein Start-Up Unternehmen zu gründen scheint gar nicht so schwer. Alles, was man dafür braucht, ist eine kreative Idee und Durchsetzungsvermögen. „Vielleicht mal Selbstständig.“ Fragt man einen Studenten, besonders im Bereich BWL, ist das ungefähr die Standardantwort auf die Frage „Was möchtest Du später mal werden?“. Selbstständig, das bedeutet ein eigenes Unternehmen, eine eigene Firma, eine eigene Agentur gründen und leiten. Ein absoluter Traum: Keiner schreibt einem vor, was man zu tun hat. Man kann sich seine Zeit selber einteilen, man ist sein eigener Chef. Selbstständigkeit, das klingt nach gutem Gehalt, das klingt nach flexiblen Arbeitszeiten und viel Urlaub. Irgendwie klingt Selbstständigkeit nach Luxus. Das will doch jeder, oder? Unabhängigkeit. Fragt man dann genauer nach hört bei den Meisten aber der Plan dann auch schon auf. „Vielleicht mal ein Restaurant besitzen, vielleicht mal eine Marketingagentur leiten. Irgendwas in die Richtung halt.“ Und dann kommen die ersten Vorlesungen in denen man ein bisschen rum spinnen darf. Aufgabe: Entwickle ein Konzept für ein Start-Up-Unternehmen im Bereich Sport, Entwickle ein Konzept für ein Start-UpUnternehmen im Bereich Kommunikation, erstelle ein Business Model für ein neues Unternehmen im Bereich Entertainment. Da klickt es dann bei den meisten, die Million Dollar Idee: „Ich gründe mein eigenes Start-Up Unternehmen. Ich weiß ja wie das geht. Ich habe das ja in der Uni gemacht.“ Klingt so leicht, oder? Auf VOX lief im Herbst 2016 die dritte Staffel der Sendung „Die Höhle der Löwen“. In jeweils einstündigen Episoden können Gründer ihre Projekte und Produkte vorstellen - kreative Ideen und Konzepte. Die Idee dahinter: Die besten Konzepte werden finanziert und können so, natürlich auch mit der entsprechenden Werbung, an den Markt gehen. Die möglichen Investoren, bekannte und weniger bekannte deutsche Unternehmer, bewerten jedes einzelne Konzept auf mögliche Erfolgschancen am Markt und das potenzielle öffentliche Interesse an den neuen

Marken. Den Betrag, mit dem sich die Investoren an den Projekten beteiligen, kann individuell und je nach Bedarf festgelegt werden. Seit 2014 kann man verschiedenste Produkte aus den ersten drei Staffeln der Show im Internet und im Einzelhandel erwerben. Unter anderem zum Beispiel die Limonade „Papa Türk“, ein geruchsneutralisierendes Getränk das zum Beispiel den Gestank von Zwiebeln und Knoblauch überdecken soll. Oder „my Beauty Light“, ein Schminklicht, das man an jeden beliebigen Spiegel anbringen kann. Die Produkte variieren dabei, von Lebensmitteln bis Kleidung, Küchengeräten und Alltagsgegenständen. Wichtig ist: neu muss es sein und innovativ. Das gleiche Konzept findet man auch in anderen Ländern, in den USA zum Beispiel unter dem Namen „Shark Tank“ - „Haifisch Becken“, in Großbritannien läuft es unter dem Namen „Dragons’ Den“, frei übersetzt also „Drachenhöhle“. Aufregende Namen, die den Zuschauer an den Bildschirm fesseln sollen. Versprochen wird Erbarmungslosigkeit und Härte der Investoren, versprochen wird Entertainment. Aber ein bisschen was Wahres ist dran, an den effekthaschenden Serientiteln. Ein neues Produkt an den Markt bringen, eine neue Idee entwickeln, ein Start-Up gründen ist tatsächlich mit dem Gang in eine Löwen- oder Drachenhöhle zu vergleichen. Löwenhöhle: Fressen oder gefressen werden Die Konkurrenz in der Unternehmerwelt ist brutal, die Kunden in ihrem Kaufverhalten nicht immer berechenbar und in ihren Reaktionen absolut schonungslos. Will man sich als Unternehmen, als Marke etablieren, muss man einen Mehrwert für die Kunden vorweisen, man muss Interesse wecken, eine Nische für sein Produkt finden und so für potenzielle Käufer attraktiv sein. Steve Jobs, der mittlerweile verstorbene Gründer von Apple, hat einmal gesagt, dass man wissen muss, was die


Kunden wollen noch lange bevor diese es selber wissen. Das bedeutet, dass Potenziale erkannt und Nachfrage generiert werden müssen. Und wieder gilt: im Prinzip klingt das ganz einfach. Hört man den Begriff „Start-Up“ entsteht in den meisten Köpfen ein sehr vereinfachtes, klischeehaftes Bild davon, wie Unternehmensgründung abläuft. Man hat eine verrückte, innovative Idee, man findet einen Investor und geht an den Markt. Und was ist das Ziel? Möglichst viel Geld in möglichst kurzer Zeit. Ein Produkt entwickeln, dass so durch die Decke geht, dass man sich am besten schon in wenigen Jahren komplett zur Ruhe setzen kann und in einem Ferienhaus auf Mallorca den Sonnenuntergang bewundert. In wenigen Fällen kann das wirklich funktionieren. Es gibt die Millionen Dollar Ideen wie Twitter oder eBay, aber das ist selten und oft Glückssache. Vielleicht kennt oder trifft man zufällig genau die richtigen Leute, hat ohnehin schon viel Geld zur Verfügung, hat einfach zum richtigen Zeitpunkt die zündende Idee und startet voll durch. Es gibt alle paar Jahre mal dieses eine Unternehmen, das aus dem Nichts auftaucht und den Ton angibt. Es gibt alle paar Jahre mal diese eine App, die jeder auf dem Handy haben muss. Nimmt man aber die Fülle an Unternehmen da draußen, dann zeigt sich schnell: Der Regelfall sieht anders aus. Das Problem? Eine gute, kreative Idee alleine reicht nicht. Gute Ideen hatten wir alle schon mal (meistens morgens in der Dusche). Die Idee ist der leichteste Schritt und die Meisten großen Pläne, endlich selbständig zu sein, endlich ein Unternehmen zu gründen, hören oft auch bei der Idee schon wieder auf. Denn die echte Herausforderung liegt in der Umsetzung, in der Entwicklung eines Konzepts und der Ausarbeitung eines Business Plans mit realistischen Vorstellungen von Finanzierung und Umsatz, sowie Aufwand und Erfolgschancen. Neben einer kreativen Idee und einem Konzept braucht man in erster Linie eins und das ist Geld. Investoren, Banken oder andere Unternehmen, die das Projekt, die Idee, die Vision finanzieren. Auf diesem Konzept basieren Shows wie „Die Höhle der Löwen“ und „Shark Tank“. Jeder der Bewerber in der Show hat eine Idee, einen groben Plan, aber

KREATIVITÄT: JOB 35 nicht jeder bekommt die Finanzierung. Die Erfolgschancen für ein Start-Up-Unternehmen hängen also von einer ganzen Menge Faktoren ab. Nur Neugründung oder Start-Up? Wichtig ist auch: nicht jedes neu gegründete Unternehmen ist ein Start-Up. Der neue Bäcker an der Ecke oder der neue Mobilfunkanbieter ist nicht gerade die Definition von innovativ und neu. Ein Start-Up, das ist in der Regel ein Unternehmen in einem völlig neuen Markt, mit einem neuartigen Produkt, das auf schnelles Wachstum aus ist. Bereits bestehende Produkte durch Neuerungen nutzerfreundlicher machen und Altes verbessern definiert ein Start-Up-Unternehmen. Neu muss es sein, innovativ muss es sein und kreativ. Das Zusammenspiel zwischen Innovation und Markterschließung macht ein Start-Up zu einem Start-Up.

Wer ein Start-Up gründen möchte, braucht eine positive Einstellung und muss von der eignen Idee überzeugt sein. Gerade im Bereich Online, aber auch im Bereich Lebensmittel und Gastronomie, sind innovative Neugründungen zurzeit vermehrt zu beobachten. Dabei werden die Ideen immer kreativer, immer mehr scheinbar Unmögliches möglich. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Nachhaltigkeit in unserer Konsumgesellschaft immer wichtiger wird. Gesunde Ernährung, gesunde Lebensweise, aber auch die Vereinfachung von alltäglichen Prozessen machen Kunden neugierig auf neue Marken. Längst bestimmen nicht nur Big Player wie Google oder Facebook den Markt in der Technologie und im Bereich Internetdienste. Jeden Tag werden neue Apps entwickelt, neue Systeme gegründet, die für den Markt attraktiv sind. Es sind nicht mehr


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KREATIVITÄT: JOB

nur die Restaurantketten wie McDonalds, die den ganzen Kundenzulauf bekommen. Es geht nicht mehr einfach nur um Konsum, weder im Bereich Lebensmittel noch in irgendeinem anderen Geschäftsbereich. Kunden wollen erleben.

Besonders Online-Start-Ups lassen sich so verhältnismäßig einfach und schnell gründen, weil keine größere Investition nötig ist, solange man programmieren kann. Facebook, zum Beispiel ist als kleine Studentenplattform gestartet, programmiert in einem Wohnheim mit keinerlei finanziellen Ressourcen. Ebenfalls attraktiv ist diese Branche, da sich relativ leicht sehr viel Geld mit scheinbar einfachen, schnell umsetzbaren Ideen machen lässt. Kostenlose Apps wie WhatsApp werden für Milliardenbeträge aufgekauft und zu Werbezwecken genutzt. Außerdem ist der Mehrwert für Konsumenten schnell erkennbar. Dies ist bei anderen Produkten eher schwerer. Bei der Gründung eines Start-Ups, bei der Gründung eines Unternehmens gilt im Grunde immer: Ich muss meinen Kunden kennen. Bei „Die Höhle der Löwen“ zeigt sich aber auch noch was ganz Anderes, was sehr wichtig ist und oft unterschätzt wird. Die Produkte, die am meisten überzeugen, fallen auch in der Art der Präsentation auf. Die Gründer, die Selbstbewusst auftreten, hinter ihrem Produkt und ihrer Idee

stehen, können auch Investoren für sich gewinnen. Vertrauen in die eigene Idee ist essenziell für den Erfolg eines Start-Ups. Man kann ein Konzept nur dann nach bestem Gewissen umsetzen, wenn ich auch an den Erfolg glaube. Eine Idee ist nur so gut wie ihr Ideengeber selber glaubt, wie gut sie sei und jedes Start-Up Unternehmen beginnt genau so: Mit einer kreativen Idee. Du brauchst also:       

Eine innovative, kreative Idee Überzeugungskraft Ein sicheres Auftreten Kundenorientierte Denken Weitsicht Ein umsetzbares Konzept und eine realistische, erreichbare Zielsetzung Investoren/ Eigenkapital

Text: Vivienne Jacobi, Bilder: Pixabay

Jedes Start-Up Unternehmen begründet auf einer kreativen Idee.


KREATIVITÄT: JOB

Under Pressure

Zeitdruck und Kreativität im Job, wie ist das vereinbar oder ist es das überhaupt? Ein Kommentar von Nils Grimm

This is us – Under Pressure. Freddie Mercury und David Bowie komponieren gemeinsam eine Hymne gegen den permanenten Druck im Alltag. Mit im Studio: Jon Bon Jovi, damals 19 Jahre alt. Er versorgte die beiden Rock-Pop-Legenden mit Kaffee. Ob er unter Stress stand? Wohl eher nicht. Vielleicht hätte er dann niemals Living on a Prayer geschrieben oder sich mit Have a Nice Day und It’s my Life in die Herzen einer ganzen Rock-Generation gesungen. Denn Stress und Kreativität funktioniert nicht. Oder etwa doch? Fakt ist: Die Welt hat sich verändert und Kreativität ist oft kein Prozess mehr, der lange Vorlaufzeiten in Anspruch nehmen darf. Dabei scheint eine Berufsgruppe ganz besonders betroffen: Agenturen. Erst vor kurzem habe ich gelesen: Beziehungsstatus? Ich arbeite in einer Agentur. Kreativität unter Zeitdruck scheint das neue Geschäftsmodell zu sein. Doch das wird der Arbeit in einer Agentur nicht gerecht und nach dieser Schlussfolgerung müsste der Output von Agenturen unkreativ sein, die Arbeit in einer Agentur damit nicht wirtschaftlich. Das trifft jedoch nicht zu. Als Mitarbeiter in einer Agentur kann ich behaupten, zwar vielen verschiedenen Aufgaben – gerne auch mal unter Zeitdruck – ausgesetzt zu sein, das hindert mich allerdings nicht daran, für jedes Problem auch eine kreative Lösung zu finden. Der Schlüssel liegt in der Priorisierung von Aufgaben im Tagesablauf. In einer kreativen Phase – und für jeden Mitarbeiter kann sie in einen anderen Zeitraum fallen – widmet man sich Konzepten und Projekten, die hohe Aufmerksamkeit, Konzentration und ein ebenso hohes Maß an kreativer Ideenfindung verlangen. Zu Tageszeiten, in denen man einmal keine Ideen hat oder sich in einer Konzeptentwicklung verrennt, wendet man sich den Aufgaben zu, die weniger Kreativität, dafür aber eventuell mehr Zeit in Anspruch nehmen. Für mich ist das direkt im Anschluss an die Mittagspause. Und auch diese Aufgaben fallen in einer Agentur an: Rechercheprojekte und klassische Bürotätigkeiten, das Checken von Mails oder eine Auswertung von Statistiken und Zahlen. Dabei bekommt man den Kopf frei. Im Hintergrund arbeitet das eigene Gehirn mit Hochdruck an Lösungen für das Kreativproblem – die momentane Aufgabe ist wie ein Neustart. Die Zeit-Komponente ist ein wichtiger Faktor im Arbeitsleben, auch an der Uni und selbst in der Freizeit ist das Meiste gut geplant. Das muss bei guter Organisation der kreativen Entfaltung nicht im Wege stehen. Allerdings sollte man sich auch Pausen zugestehen, um Kraftreserven aufzutanken und wieder neue kreative Energie zu sammeln. Unter Dauerstress kann Kreativität doch nur schwer aufkommen. Es braucht einen Ausgleich, ein bisschen Sport oder ein gutes Buch statt des Fernsehprogramms am Abend, das vielleicht den letzten Nerv zu sehr strapazieren würde. Wichtig ist es auch, sich mit anderen kreativen Menschen zu umgeben. Nur so entsteht ein Arbeitsklima, das kreative Lösungen fördert und fordert. Jeder wird mit einbezogen und arbeitet zugleich eigenverantwortlich an verschiedenen Aufgaben. Auch das steht für mich außer Frage: Nur ein zufriedener Mitarbeiter ist ein kreativer Mitarbeiter. Und so wird es auch Jon Bon Jovi gegangen sein. In Anwesenheit von kreativen Köpfen und mit Spaß an der Musik, die ihn umgab, wird er sich erste Gedanken gemacht haben – um später mit seinen Songs zur Rocklegende aufzusteigen. Foto: Pixabay


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KREATIVITÄT: JOB

Wie kreativ müssen Journalisten sein? Die Journalisten der heutigen Zeit müssen vieles sein: allem voran Alleskönner. Die digitale Welt verlangt von ihnen, gute Texte zu schreiben, gute Fotos zu schießen und auch Videos drehen zu können, denn im Internet treffen alle journalistischen Bereiche aufeinander. Es stellt sich die Frage, was ein jour alistis her S hrei erli g kö e uss. Versteht er si h als „Redakteur“, der si h auss hließli h des journalistischen Handwerks bedient oder besitzt er Talent zum kreativen Schreiben? In wie weit ist im Journalismus Platz für Kreativität? Drei Journalisten aus den unterschiedlichsten Bereichen und Medien gehen der Frage auf den Grund. Fake-Quellen unterscheiden können, Zitate als solche erkenntlich machen, keine Texte oder Bilder klauen. Das alles würde ich unter „Ha d erk“ erstehe . Wer das eherrs ht, muss noch kein guter Schreiber sein, er ist wohl eher ei guter „I for atio s-Ma ager“.

Harald Stutte von der MOPO schreibt über Politik aus Deutschland und der Welt. Harald Stutte, Politikredakteur der Hamburger Morgenpost (MOPO), des Kölner Express und des Berliner Kuriers, sowie Buchautor und freier Autor für Reisemagazine: „Ich glaube, unsere Medien brauchen Redakteure UND gute Autoren. Wenn man das mit Eiskunstlauf vergleicht: Das eine ist die Pflicht, das andere ist die Kür. Es ist sehr wichtig, dass Journalisten die Basics des Journalismus beherrschen: Die Stilformen (Nachricht, Kommentar, Reportage, Bericht etc.) unterscheiden können, sauber zu recherchieren vermögen, seriöse Quellen von

Jetzt zur Kür: Gute Schreiber sind das Sahnehäubchen in den Redaktionen. Menschen, die auch langweilige Themen stilistisch aufhübschen können, die uns neugierig machen, Texte mit Humor garnieren (aber bitte keinen unfreiwilligem!), uns überraschen und fesseln – es gibt sie leider zu wenig. Die Digitalisierung der Medien, der Boom sozialer Netzwerke wird da eher zum Manko: Es wird viel Buchstabenschrott herausgeblasen, Qualität spielt ebenso wenig eine Rolle, wie journalistische Standards (die „Pfli ht“ – siehe oben). Ich glaube aber, dass das eine Gegenbewegung auslöst. Wer ständig mit Wortmüll und TwitterDeutsch bombardiert wird, wird irgendwann zu schätzen wissen, wie großartig sich eine Reportage liest, für die ein Autor lange recherchiert hat und an der er stilistisch lange gefeilt hat.“


KREATIVITÄT: JOB 39 verschlingt. Ich finde: Handwerk ist wichtig, ich habe während meines Volontariats viel gelernt. Das Wichtigste am Schreiben ist für mich jedoch, dass der Autor überhaupt etwas zu sagen hat. Mein Wunsch ist, die Synapsen meiner Leser zu kitzeln. Sie zu unterhalten, aber auch mal zu provozieren. Mir sind schon Akademiezöglinge begegnet, denen es an jeglicher Fantasie gemangelt hat. Stell Dir vor, du fährst mit einem Fremden mit, der Dich anschweigt. So beginnen Horrorfilme. Lukas Hambrecht nimmt seine Leser in jedem Artikel mit auf Reisen. Lukas Hambrecht, freier Autor (AUTO BILD, AUTO BILD KLASSIK, Projektleiter AUTO BILD US CARS, stellv. Chefredakteur MOTORAVER) und Paradebeispiel für kreatives Schrieben: „Mei erstes Wort ar „Ma a“, das z eite ar „Auto“. Zu ei e Ki dheitseri eru ge gehört, wie ich während langer Fahrten eingemummelt auf der hinteren Matratzenlandschaft unseres alten VW T2 schlafe. Nur ein Schaumstoffkissen und etwas Blech zwischen mir und dem Monotongeprassel des luftgekühlten Boxermotors. Ich hatte noch lange keinen Führerschein, als ich anfing, Autohefte zu lesen, a er s ho da als stellte i h fest: „Aha, das si d ja nicht nur Technikaufsätze von Diplo i ge ieure !“ Das ar der Zündfunke für meine beruflichen Pläne. Einige jener Autoren, deren Texte ich heimlich im Matheunterricht las, sind heute meine Kollegen. Sie sind Benzinblüter und verrückt nach Worten, genau wie ich. Mein Lieblingsthema liefert auch heute noch Treibstoff für wunderbare Geschichten. Ich liebe das Knistern von Papier. Was nicht bedeutet, dass ich das Internet nicht mindestens genauso spa e d fi de, it all’ sei e Möglichkeiten für gut gemachten Content, den nur leider viel zu selten jemand angemessen ezahle ill, o ege „O li e first“. We i h schreibe, erzähle ich davon, was man mit Autos erleben kann, über die Menschen, die sie fahren, manchmal auch über das Auto im zeitgeschichtlichen Kontext. Wenn ich meine Sache gut mache, sitzt mein Leser auf meinem Beifahrersitz, während er meinen Text

Abschließend, zur Ausgangsfrage: Ob Journalist oder Autor, das hängt natürlich immer vom Genre ab. Journalisten, die Bundespräsidenten stürzen wollen, müssen andere Dinge können, als der Autor einer Publikumszeitschrift, von der Leser vor allem erwarten, gut unterhalten zu werden. In beiden Fällen geht es nicht ohne gottgege e es Tale t.“ Dr. Yasmin Schulten-Jaspers, gelernte Nachrichtenagenturjournalistin und heute Fachdozentin für Kommunikation und Medien an der BiTS „Jeder Nachwuchsjournalist muss als essentielle Grundlage zunächst das journalistische Handwerk lernen. Das galt früher und das gilt auch heute im digitalen Zeitalter. Hat man es einmal erworben, gilt das Motto: Übung Dr. Yasmin Schulten-Jaspers macht den Meister. sagt, man muss die vielen Aber das allein macht Entwicklungen in der niemanden zu einem Branche als Chance sehen. erfolgreichen Journalisten. Nur derjenige, der ein Gefühl für Sprache mitbringt, sich in andere Menschen gut einfühlen und zuhören kann, der neugierig und offen ist und die zahlreichen Entwicklungen innerhalb der Branche nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance begreift, hat meiner Meinung nach das Potential, ei guter u d erfolgrei her Jour alist zu erde .“ Text: Melina Seiler, Fotos: privat


KREATIVITÄT: MENSCHEN

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Vo der Idee zu Ro a Kann sich eine Frau in der von Männern dominierten Welt des Rennsports durchsetzen? Dieser Frage geht die 20-Jährige Studentin Christine Pütz in ihrem ersten veröffentlichten Roman „Raci g Hearts“ nach. Bereits im ersten Monat verkaufte sich das E-Book rund 900 Mal. Im exklusiven Interview mit BiTSLicht erzählt die Neusserin, wie ihr Roman entstanden i st und warum sie so eine enge Beziehung zur Protagonistin hat. BiTSLicht: Hallo Christine. Glückwunsch zu deinem ersten Roman! Christine: Vielen Dank! Ich bin ganz begeistert, dass meine Geschichte schon von so vielen gelesen wurde und auf so viel Zustimmung stößt. Damit hatte ich nicht gerechnet, als ich angefangen habe, zu schreiben. Du hast dich also damals einfach hingesetzt und angefangen den Roman zu schreiben? Wie kann man sich die Entstehung des Buches vorstellen? Nein, es hat einige Zeit gedauert, bis ich meine Gedanken wirklich aufgeschrieben habe. Zuerst war eine Idee in meinem Kopf, diese habe ich immer weiter gesponnen, im Auto, zu Hause, überall. Ich habe mir Schauplätze ausgedacht und Figuren Charakterzüge verliehen. Aus meiner Idee wurde eine richtige Geschichte. Dann habe ich erst angefangen zu schreiben, immer wenn ich gerade Zeit und Lust hatte. Und wenn ich gerade keine Zeit hatte, hat sich die Geschichte wie von selbst in meinem Kopf fortgesetzt. Ich habe nachgedacht, was ich ändern könnte oder wie es weitergehen könnte. Habe einige Ideen verworfen, andere umgesetzt. Also ist der ganze Roman fiktiv? Ja, der Roman ist größtenteils fiktiv. Die Kreativität beim Schreiben kam wie von selbst. Aber natürlich habe ich mich auch inspirieren lassen – ich habe zum Beispiel

im Telefonbuch nach Namen für meine Charaktere gesucht. Und einmal bin ich durch Düsseldorf spazieren gegangen und habe ein Haus gesehen. Sofort wusste ich, darin könnte meine Protagonistin Emma wohnen. Als Protagonistin ist Emma die wichtigste Person im Buch. Was macht sie so besonders für dich? Ich habe auch schon vor „Racing Hearts“ einige Kurzgeschichten verfasst. Fasst man alle Hauptpersonen meiner Kurzgeschichten zu einer Person zusammen, ist das Emma. Sie ist ein interessanter und vielschichtiger Charakter. Und was genau geschieht jetzt mit Emma während des Romans? Emma erhält die Chance, als Frau in der Formel 1 für Ferrari zu fahren. Sie nutzt diese seltene Chance und reist nach Italien. Vor Ort hat sie dann aber viele Schwierigkeiten. Ihre Kollegen wollen nicht mir ihr arbeiten und behandeln sie respektlos. Das macht es ihr natürlich nicht einfacher, sich in der neuen Welt zurecht zu finden. Ihr Teamkollege Daniel ist Anwärter auf den Weltmeistertitel und behandelt sie dementsprechend abschätzig. Im Laufe der Geschichte ändert sich aber die Beziehung der beiden. Emma beginnt, ihn zu mögen. Aber es ist nicht


KREATIVITÄT: MENSCHEN einfach, ständig streiten sie und vertragen sich wieder. Das klingt nach ganz schön viel Herzschmerz. Aber es scheint auch zu beweisen, dass Frauen deiner Meinung nach einen Platz in der Welt des Rennsports verdient haben.

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liebe Autos, studiere deswegen auch BWL mit dem Schwerpunkt Automotive Management. Frauen haben das gleiche Recht im Motorsport aktiv zu sein wie Männer.

Text: Manon Meinert, Foto: privat

Ja, auf jeden Fall. Ich selber verbringe so viel Zeit wie möglich am Nürburgring. Ich

Erst einige Wochen vor Veröffentlichung des Buches hat Christine ihren Freunden von dem Roman erzählt.


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KREATIVITÄT: MENSCHEN

Hannah Kemper: „Es geht ni ht ohne Regeln und Strukturen, a er au h ni ht ohne Kreativität“ Als Journalismus-Student muss man allein schon im Hinblick auf meinen zukünftigen Beruf kreativ sein. Auch viele der Studieninhalte beinhalten das Thema Kreativität und man erlernt die besten Techniken, um kreatives Denken zu fördern. Doch dies ist nicht in jedem Beruf so. Wie lebt und arbeitet es sich in einem Beruf, in dem Kreativität keine so große Rolle spielt? Ist man dann auch abseits der Arbeit unkreativ? Um das herauszufinden, hat BiTSLicht zwei Studenten, die in einem unkreativen Beruf ihre Zukunft sehen, interviewt. Hannah Kemper wohnt in Mönchengladbach und macht ein duales Studium im Bereich der Elektrotechnik. Robin Schroll studiert Maschinenbau an der Hochschule Ruhr West und wohnt in Mühlheim an der Ruhr. Zusammen gehen wir der Frage nach, wie ähnlich sich Menschen aus ein- und demselben Berufsfeld sind – und ob es unkreative Menschen überhaupt gibt. Das Resultat: zwei spannende Gespräche über Kreativität, mit zwei Menschen, die einander nicht kennen und sich noch nie begegnet sind. BiTSLicht: Wie sieht grob dein Alltag in der Uni aus? Hannah: Ich habe meistens morgens eine Vorlesung und dann eine praktische Übung. Anschließend treffe ich mich mit meinen Kommilitonen, die auch duale Studenten sind. Zusammen wiederholen wir die Übungen vom Vormittag. Danach gehen wir dann zu den Tutorien. Als Fächer habe ich zurzeit Elektrotechnik, angewandte Informatik und Mathematik im dritten Semester. Robin: Ich habe im Moment keine Vorlesungen, da ich bereits fast alle Klausuren geschrieben habe. In den Vorlesungen müssen wir hauptsächlich Berechnungen anstellen. Aber im Normalfall gehe ich mit Freunden zu den Veranstaltungen und in der Pause essen wir entweder in der Mensa - oder wenn's nichts gibt, was uns zusagt- gehen wir in eine Pizzeria mit Studentenangeboten.

über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen – aber auf eine ganz andere Art und Weise, als Menschen in kreativen Berufen es tun. Ich kann frei planen, wo ich arbeite, muss dabei aber immer entsprechend der Regeln handeln. Für mich ist es deswegen sehr angenehm, so zu arbeiten. Robin: Ich finde das Arbeiten mit Richtlinien und Regeln angenehm, dadurch weiß ich, was ich einhalten muss. Dementsprechend ist genau geregelt, was ich berechnen muss, um zu wissen, ob die Richtlinie erfüllt wird.

Hannah, wie gestaltet sich der praktische Teil deiner Ausbildung? Hannah: Momentan bin ich im Zählerwesen. Ich bin also nicht in der Ausbildungswerkstatt, sondern fahre mit Monteuren raus. Dort kommt es darauf an, welche Aufträge der Monteur hat. Zurzeit baue ich Stromzähler für Wohnhäuser ein.

Hannah Kemper unterwegs im Rahmen ihrer Ausbildung bei dem Unternehmen NEW.

Wie ist es für dich, den ganzen Tag mit Zahlen, Regeln und Richtlinien zu arbeiten? Sowohl während des Studiums als auch auf der Arbeit?

Hannah, du arbeitest bereits praktisch. Was kann in deinem Beruf passieren, wenn du die Regeln nicht beachtest?

Hannah: Wenn man dafür gemacht ist, ist es angenehm. Es ist einfach, sich an diese kleinen Richtlinien zu halten. Man hat zwar auch Gelegenheit,

Hannah: Wenn ich die Regeln nicht beachte, heißt es, dass ich grobe Fehler machen kann, die auch andere Menschen dazu bringen können, sich zu verletzen. Im


KREATIVITÄT: MENSCHEN schlimmsten Fall setze ich Sachen unter Spannung, die nicht unter Spannung sein sollten. Wenn da dann irgendwer dran packt, kann es sehr gefährlich werden. Es geht also sehr schnell um das Leben von Menschen. Daher kann auch ich schlimmstenfalls sterben.

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wie beim Studieren, immer irgendetwas im Hinterkopf behalten und immer über irgendwas nachdenken muss. Deswegen würde ich schon sagen, dass ich privat kreativer bin als auf der Arbeit bin. Aber ich bin jetzt nicht in dem Sinne kreativ, dass ich mich gezielt hinsetze und eigene Werke erstelle – da würde mir erst einmal nichts einfallen. Robin: Ich bin eher ein unkreativer Mensch. Ich habe zwar keine Probleme mit räumlichem Denken -bei Zeichnungen braucht man das ja - aber mir Geschichten auszudenken oder zu malen, würde ich nicht als eine Stärke von mir bezeichnen. Muss sich ein Mensch irgendwann kreativ ausleben oder kann er auch komplett ohne Kreativität auskommen?

Robin Schroll bezeichnet sich selbst als unkreativ. Seid ihr außerhalb des Studiums kreative Menschen? Braucht ihr ein kreatives Hobby zum Ausgleich? Hannah: Das würde ich nicht sagen. Ich bin mir selbst nicht so sicher, ob ich kreativ bin oder nicht. Im Moment male ich ganz gerne Mandalas, aber das muss auch nicht zwingend besonders kreativ sein. Ich male zur Entspannung, um auch mal meinen Kopf auszuschalten. Mandalas auszumalen sagt mir zu, genauso wie Kochen oder Backen, da ich dabei meine Hände machen lassen kann - ohne darüber nachdenken zu müssen. Und das ist für mich zum Arbeitsalltag eine schöne Abwechslung, weil ich beim Arbeiten, genauso

Hannah: Am Anfang des Interviews hätte ich gesagt: „Es geht au h ohne Kreati ität!“. Jetzt ürde i h a er behaupten, dass es auf die richtige Mischung ankommt. Dass man zwischendurch klare Regeln und Strukturen hat, an die man sich halten muss – und sich zum Ausgleich entspannt. Einfach mal ohne Regeln, also freier und kreativer, handelt. Deswegen braucht man beides. Es geht nicht ohne Regeln und Strukturen, aber auch nicht ohne Kreativität. Robin: Ich denke, jeder Mensch ist auf seine Weise kreativ. Ich zum Beispiel muss, um etwas Neues zu entwickeln, überlegen, wie man an dieses Ziel kommt. Dafür ist eine andere Art von Kreativität nötig als um ein Bild zu malen oder ein Buch zu schreiben.

Steckt also in jedem von uns eine kreative Ader? Die amerikanische Autorin Julia Cameron unterrichtet Kreativität. Ihrer Meinung nach gibt es keine unkreativen Menschen. Vielmehr sei die Kreativität des Einzelnen in vielen Fällen blockiert – und zwar von de , as u s i Hi terkopf es häftigt hält: „I h uss dringend den Klempner anrufen, ein Check-Up beim Hausarzt könnte auch nicht schaden und die Ge urtstagskarte für Ta te Elke üsste au h s ho lä gst ges hrie e orde sei “, s hrei t sie i ihre Buch „Der Weg des Kü stlers: Ei spiritueller Pfad zur Akti ieru g u serer Kreati ität“. Auch Hannah und Robin kommen letztendlich auf das Ergebnis, dass es keine unkreativen Personen gibt. Kreativität ist also überall und steckt in jedem von uns. Jeder lebt sie nur unterschiedlich aus: ob als begnadeter Grafiker oder lösungsorientierter Maschinenbauer – kreatives Denken braucht es überall.

Text: Michèle Loos, Fotos: privat


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KREATIVE ECKE

Oben v.l.: Manon Meinert, Nils Grimm, Melina Seiler, Michèle Loos, Désiree Schneider Unten v.l.: Alina Betz, Carolin Heise, Kerstin Barylla, Vivienne Jacobi

Wann bist Du am kreativsten? Eine simple Frage mit tausenden individuellen Antwortmöglichkeiten. Wir haben für euch einmal zusammengetragen, wann unsere Redaktionsmitglieder ihre kreativsten Momente haben. Ich bin am kreativsten… … … … … … … … … … … … … … … … … … … … … … …

beim Haareeinschäumen unter der Dusche. wenn ich mit der Zahnbürste um den Küchentisch laufe. wenn ich im Auto das Radio aufdrehe. ganz zufällig, sobald ich ein Lied höre. mitten in der Nacht, wenn ich total übermüdet bin. nach ein, zwei Gläschen Wein. wenn ich raus an die frische Luft gehe. beim lauten Musikhören in der Wohnung. wenn die Hausarbeit schon abgegeben ist und ich die Klausur hinter mir habe. in der Not. wenn ich Ruhe habe und mich konzentrieren kann. wenn ich mit meiner Besten über Gott und die Welt philosophiere. ich auf dem Klo sitze. beim Autofahren. wenn ich putze. wenn ich Kaffee trinke. wenn ich mich Schminke oder Abschminke. beim Zähneputzen. immer dann, wenn ich eigentlich schlafen möchte. wenn ich mich mit anderen austausche. sobald ich Zeit habe. wenn ich betrunken bin natürlich.


KREATIVE ECKE

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Demokratie, das Fremdwort Ein Blick auf die Welt und ich beginne mich zu fürchten. Ein Blick ins eigene Land und ich frage mich, wo sie alle herkommen, diese Rassisten, diese Menschen voller Hass. Freiheit und Gleichheit sind doch keine fixe Idee. All das hier ist mir so fremd geworden. Ausgrenzen, verurteilen, einteilen. Dabei gibt es keine Kategorien für Menschen.

Ich habe Angst irgendwann in einer Welt zu leben,

Das aufrichtige Lachen eines Kindes Lebensweisheiten und Sprüche gibt es viele, doch Augenblicke jeden Moment. Und sie sind flüchtig. Dabei sind es nicht nur großen Erlebnissen, die dir den Atem rauben sondern vor allem die kleinen unauffälligen Dingen, die wir zunehmend als selbstverständlich ansehen. Wir können sie bewusst wahrnehmen und erleben- denn mir haben sie schon so oft de Tag versüßt. Nur muss man sie erst einmal erkennen, um sie wahrnehmen und schätzen zu können. Sei es der Biss in eine rote, reife Erdbeere, frisch aus Omas Garten oder auch nur dem Blumentopf auf dem kleinen Großstadtbalkon eines hohen Mehrfamilienhauses oder das Lachen eines Kindes. Da Ersteres ein offensichtlich süßes Geschmackerlebnis entfaltet, bleibe ich bei dem Kinderlachen. Gerade heute Morgen auf meinem Weg zum Auto habe ich ein Nachbarskind gesehen, einen kleinen Jungen. Seine Mutter hat ihn ebenfalls zum Auto geführt. Hand in Hand. Und er lacht. Das erste, was mir daran aufgefallen ist, sein Lachen ist aufrichtig. Aufrichtig und ansteckend. Fröhlich. Nicht nur der Mund bewegt sich, die Augen strahlen. Sie lachen mit. Der ganze kleine Körper bebt Sein rundliches Gesicht dem Auto zugewandt und die Augen leicht zusammengekniffen, die Mütze ins Gesicht gezogen und ein lautstarkes glucksen entweicht seiner Kehle. Der Laut ist undefinierbar, doch gibt seine Freude preis. Die Mutter ist leicht zu ihm herübergebeugt und lächelt zurück. Ich weiß nicht, ob er sich freut in die Schule zu kommen und seine Freunde wiederzusehen oder wo ihn seine Mutter hinbringt. Ob sie ihm sein Lieblingsfrühstück gemacht hat oder er gerade gelobt worden ist. Vielleicht hat er sich auch grundlos gefreut. Es ist egal, er ist fröhlich. Fröhlich an einem verregneten Herbstmorgen. Nun mache auch ich mich mit einem Lächeln auf den Lippen auf den Weg. Lachen ist ein Geschenk, das dir freizügig gegeben wird, es muss nicht für Dich bestimmt sein, doch es fliegt dir zu. Du musst es nur aufnehmen und weitergeben. So ein Lachen begegnet einem so oft. Draußen auf der Straße oder in der Familie. Schau mal neben dich, siehst du gerade zufällig ein lachendes Gesicht?


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KREATIVE ECKE

Vergangenheit Vergangenes ist vergangen. Deswegen heißt es Vergangenheit. Ganz einfach eigentlich. Manches wird wirklich für immer vergangen sein. Kindheit, Jugend, Schulzeit... Mit zwischenmenschlichen Beziehungen ist das anders. Theoretisch ist alles möglich. Aus Freunden wurden Feinde. Aus Geliebten wurden Unbekannte. Aber oft genug werden aus Feinden Freunde und aus Unbekannten Geliebte. Warum sollten nicht auch einstige Freunde und Geliebte es wieder werden? Warum ist nicht mehr was mal war? Immer gibt es Gründe. Doch manchmal relativiert die Zeit. Manchmal merkt man irgendwann wieder was einst vereinte.

Déjá-vu

Hm. Warte - da war etwas. Etwas. etwas, was kann ich nicht beschreiben. Ich weiß es nicht mehr. Aber es kam mir so bekannt vor so vertraut. Noch vor einem Augenschlag war es hier, dieses Gefühl. Es hat mich eingehüllt, mich Ein Geruch, ein Lachen, eine Meinung. gestärkt. Eine Erinnerung! Alles war so vertraut, ich habe mich sicher Vielleicht nicht jetzt, gefühlt. Doch nun ist es weg. aber man sagt, niemals nie. Wie konnte das auch sein? Ich war doch noch nie hier, habe diesen Ort noch nie zuvor Menschen, die einst verbunden waren, gesehen. Nicht mit diesen Personen können getrennte Wege gehen, gesprochen. Habe sie doch gerade eben erst aber niemals gemeinsame Erinnerungen löschen. kennengelernt und doch war mir gerade alles so vertraut, als ob es so sein müsste. Ja, gar Je älter man wird, desto mehr Vergangenheit hat man. als ob ich es schon einmal so gewesen ist. Und manchmal ist es traurig zu wissen, Exakt, wie ich es erlebt habe. dass sich manche Dinge eben doch nicht wiederholen Desto länger ich darüber nachdenke, desto werden. absurder erscheint es mir. Im hier und jetzt ist alles wie ausgelöscht. Ich bin diesen Waldweg noch nie Doch schließt man die Augen bleibt für immer die entlanggegangen, habe die Gesichter der Erinnerung! anderen Menschen noch nie gesehen, nur den Anblick von einem bewölkten Himmel und bunten Laub am Boden kenne ich. Es war wie das Durchleben eines Gedanken, einer Erinnerung, die man angeblich schon einmal erlebt hat. Und plötzlich fühlt man sich rundum wohl und heimisch. Ein Déjá-vu. Unerwartet und unvorhersehbar. Nur kurz und nicht greifbar. Später auch nicht realisierbar. Ich bin immer noch wie benommen, hätte ich in diesem Moment verweilen können, würde ich es tuen. Es war wie ein Stück Vergangenes in der Gegenwart und wem ist es schon vergönnt, Vergangenes noch einmal hautnah zu erleben. Nur, dass ich weiß, dass es nicht meine Vergangenheit ist. Nicht sein kann.


KREATIVE ECKE

Just be yourself Wer du bist und was du machst. Wen du liebst und wen du hasst. Steh zu allem! Versteck nicht dein Gesicht. Bau keine Fassade. Scher dich nicht darum, was andere denken. Verleugne nicht deine Wünsche und Sehnsüchte. Du bist nur dann authentisch, wenn du du bist. Bleib so, ein Fake hat es noch nie weit gebracht. Und selbst wenn alle anders handeln würden, mach es so wie du es richtig findest. Sei nicht beschämt. Just be yourself.

Gedichte: Melina Seiler, Texte: Désiree Schneider Mandalas: Pixabay

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Wut Erzürntes Feuer brennt in den Adern. Bahnbrechende Wut lodert an die Oberfläche, schwappt über und berührt die Schuldigen. Drang nach Aggression.

Vergeltung

und

ungekannte

Der Wunsch nach Zerstörung bestimmt das Denken. Gerechtigkeit als höchstes Ziel und doch nur Utopie.


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