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Dezember 2010

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Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser, einmal das Leben durch andere Augen sehen – das könnte wohl jeder gerne. Vor allem in Situationen, in denen einem die Meinung seines Gegenüber einfach nicht einleuchten will. Seine Sichtweise zu ändern ist unbequem, viel unbequemer als ihr treu zu bleiben. Ja, oft hält uns die Bequemlichkeit davon ab, andere Blickwinkel in Betracht zu ziehen. Gerade für Journalisten ist die Fähigkeit des Perspektivwechsels enorm wichtig: Zum einen, weil unser Anspruch immer sein muss, unseren jeweiligen Interviewpartner mit seinen Meinungen korrekt wiederzugeben. Zum anderen muss man sich in die Sichtweise der Menschen versetzen, deren Erwartungen wir schließlich befriedigen wollen: dazu gehören unsere Leser, aber auch unsere Geldgeber. Genau hier hört dummerweise die journalistische Freiheit auf: bestehen wir nämlich darauf, würden wir finanziell wohl auf der Strecke bleiben. Unser Redaktionsteam hat während der Entstehung dieser Ausgabe in verschiedenen Bereichen die Perspektive gewechselt; Dinge, Geschichten und Menschen von einer anderen Seite beleuchtet – immer mit dem Ziel, das Besondere zu finden. Dabei ist ein bunter Strauß von interessanten Artikel entstanden:

Michael Kleppi und Carolin Dennersmann, unsere Chefredakteure, haben dieses Mal nicht die Perspektive gewechselt - dieses Foto kommt euch vermutlich aus der letzten Ausgabe recht bekannt vor.

Unter anderem haben wir uns diesmal mit dem ganzen Team in die Perspektive eines Rennfahrers begeben und sind auf der längsten Indoor-Kartbahn der Welt gegeneinander angetreten. Außerdem durften wir einen Blick hinter die Kulissen eines Jahrzehnts BiTS werfen und haben euch in einer vielfältigen Sammlung von Archivbildern und Interviews mit den Urgesteinen die Geschichte und Entwicklung der Hochschule dokumentiert. Wie es ist, unter Armen zu leben, sich blind in einer Stadt zurecht

zu finden und was man alles beobachtet, wenn man sich nüchtern auf eine B7-Party wagt haben wir auch für euch herausgefunden Dass sich sogar in der Bürokratie ein Perspektivwechsel lohnt, zeigt uns ein Fotoprojekt von Jan Banning.

Anzeigen & Marketing: Marvin Artelt (Teamleiter), Jennifer Probst, Yasemin Yilmaz

Redaktion: Myriam Apke, Jörn Armonat, JanPhilipp Beck, Lara Behrens, Eva Book, Julia Budde, Sascha Dejas, Carolin Dennersmann, Pauline Dobek, Sarah Dönges, Charlotte Druwe, Christian Ferreira, Marit Filger, Lisa Fischer, Adrienne Hattingen, Daniel Hohmeyer, Nathalie Kirsch, Michael Kleppi, Kristina Köller, Jennifer Kohel, Senta Kühlmann, David Lucas, Caroline Marchot, Awa Sall, Konstantinos Sampanis, Christoph Schneider, Veronika Strothmann, Sue Nicole Susenburger, Sebastian Wolf, Annika Wurm

Also seid gespannt! Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen der neuesten BiTSLicht-Ausgabe. Bei Anregungen oder Kritik: Meldet Euch per Mail an chefredaktion@bitslicht.de!

Euer BiTSLicht-Team

Impressum BiTSLicht-Ausgabe 18, Dezember 2010 Herausgeber: BiTSLicht e.V. Reiterweg 26 58636 Iserlohn Telefon: 02371 - 776 301 Fax: 02371 - 776 503 E-Mail: chefredaktion@bitslicht.de Internet: www.bitslicht.de Auflage: 3.000 Stück Chefredakteure: Carolin Dennersmann und Michael Kleppi

Layout: Konstantinos Sampanis (Teamleiter), Carolin Dennersmann, Sue Nicole Susenburger Bildredaktion: Sue Nicole Susenburger Titelbildgestaltung: Konstantinos Sampanis Lektorat: Christoph Schneider (Teamleiter), Eva Book, Nathalie Kirsch, Sebastian Wolf Themenmanagement: Lara Behrens

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Foto: Esteban Photography Konzept: Konstantinos Sampanis

Inhaltsverzeichnis

Titelthema 16

Nüchtern im B7 „Wie? Du fährst?!“

18 Bureaucratics Ein Fotoprojekt zum Stand der Bürokratie 20 Angejazzt

Ein ganz andere Musikrichtung

22

Fitness total

Die verrücktesten Extremsportarten

24

Ein Selbstexperiment am Gehstock

Blind Booking

26

Nkosi sikelel’ iAfrika Ein Blick auf Südafrika abseits der Fußball-Weltmmeisterschaft

30

Der BiTSLicht-Tipp für den Wochenendtrip

Von Iserlohn nach Leipzig

33

Ein Huhn erlag als Erstes dem Virus Virale Videos erobern das Netz

34

Die Broilers

Eine Band geht ihren Weg

36

Das Unternehmen von Ebbo Tücking hinter den Kulissen

Das Hosenimperium cove & co.

40 Fernweh Drei Länder - zwei Perspektiven

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Inhaltsverzeichnis

Heimatkunde 6 8 10 12

Was geht an der BiTS? Schröder, die Rampensau Der kulinarische Ausnahmezustand Happy Birthday ... und so!

Über Leben 12

Happy Birthday BiTS!

44 45 46 48

Das Wasser des Lebens „CSR ist Teil des Geschäfts“ Nachtaktivitäten der anderen Art Welcome to Miami Basketball

Aufstieg 50 Per Funhalter durch die Spaßgalaxis 52 „Solche Märchen gibt es nicht“ 56 „Das Studium ist kein Shoppingtrip“ 58 Interview mit Christian Stratmann

60

Das BiTSLicht-Team in Gefahr: diesmal ging‘s rund!

Versuchsgebiet 60 64

BiTSLicht-Team in Gefahr: Kart Adrenalin auf vier Rädern

Ansichtssache 66 69

Rezensionen Ferris‘ Glosse

Geistesblitz 52

„Solche Märchen gibt es nicht“ Hinrich Romeike im Interview

70

Das BiTSLicht-Rätsel

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Heimatkunde

Was geht an der BiTS? Die Ressorts werden sportlich: Jetzt gibt es Rugby-Spieler, Cheerleader und Golfer.

Tanzend angefeuert

An der BiTS gibt es eine Menge Ressorts, aber kein einziges, das sich mit dem Thema Tanzen beschäftigt. Das stellte Angelique Hoffmann, BMSStudentin der Hochschule, fest und gründete kurzerhand das Cheerleader-Ressort. Die Idee entstand im Gespräch mit dem Rugby-Ressortleiter Dustin Thiessies. Schließlich brauchen die Sportmannschaften der BiTS tatkräftige Unterstützung vom Spielfeldrand. „Wir wollen das Rugby- und das Fußball-Ressort mental unterstützen“, erzählt Angelique, die seit mehr als acht Jahren Hip Hop und Streetdance tanzt. Für den akrobatischen Anteil beim Cheerleading hat sie sich SEM-Studentin Sarah Niggemann ins Boot geholt. Sarah turnt seit zwölf Jahren. Die selbst erstellten und entwickelten Choreographien bieten den Cheerleadern eine gute Ergänzung zum Alltag in der Uni. Zu aktuellen Charts und schnellen Beats beweisen die Ressort-

Cheerleader stehen für Selbstbewusstsein Teilnehmer Taktgefühl und Spaß an der Sache. „Eigentlich sind ja fast alle Mädchen ein bisschen tussig“, mutmaßt Angelique, das sei aber keine Voraussetzung, um dabei sein zu können. In amerikanischen Teenie-Filmen werden Cheerleader als arrogant und oberflächlich dargestellt, was vom eigentlichen Sinn des Teamsports stark abweicht. „Wahr ist, dass ein gesundes Selbstbewusstsein und das Vertrauen in sich selbst hilfreich sein können“, meint Angelique. Dank der Unterstützung ihres Ziehvaters, dem Physiotherapeuten Sven Kruse, dürfen die Cheerleader ein-

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Foto: Sue Nicole Susenburger

Sport-Ressorts können künftig tanzende Unterstützung vom Spielfeldrand erwarten

mal wöchentlich in dessen Fitnessclub, dem Medi Vital in Hemer, trainieren. Auch über die Gestaltung der Cheerleader-Kostüme haben sich

Auch Männer sind gerngesehene Teilnehmer Angelique und Sarah bereits Gedanken gemacht: „Starke Farben wie Schwarz und Gold sollen auf den Kleidern dominieren.“ Willkommen sind alle Interessierten, ganz gleich diese noch unerfahren sind oder schon längst Kenntnisse, in dem in Deutschland noch wahrlich unbekannten „Nischen-Sport“, sammeln konnten. Männer sind ebenfalls herzlichst eingeladen. Für die schwierigen Hebefiguren sind kräftige Männerarme sogar wünschenswert, schmunzelt Angelique.

Kontrast: Rugby „Den Schmerz bemerkt man kaum während des Spiels“ Dass es sich bei Rugby um keinen soften Männersport handelt, fällt spätestens bei der Betrachtung der massiven Schutzbekleidung der Spieler auf. „Es kommt auch mal vor, dass Zähne abbrechen - ich spreche aus eigener Erfahrung“, berichtet uns Rugby-Ressortleiter und BMS-Student Dustin Thiessies. Seine ersten Erfahrungen sammelte er bereits 2008 in England. Dort ging er zur Schule und lernte den Sport und dessen Regeln im eigentlichen Ursprungsland bestens kennen. Besonders sagt ihm der starke Zusammenhalt im Team zu: „Du holst andere aus brenzligen Situationen, feierst Siege und hast immer das gesamte Team hinter dir.“ Im Vergleich zu Fußball oder ähnlichen Mannschaftssportarten, biete


Heimatkunde

Bald auch in Ligen vertreten? Sein Wunsch ist es, mit der RugbyBiTS-Mannschaft auch in Deutschen Ligen mitzumischen. „Bis dahin steht uns aber noch ein ganzes Stück Arbeit bevor“, gesteht Dustin. Obwohl die harten Rugby-Spieler Wind und Wetter ganzjährig standhalten würden und insofern eine hohe Flexibilität aufweisen, stellt sich die Platzfindung doch als recht schwierige Aufgabe heraus. „Wichtig ist Rasen, denn Schotterplätze sind für diesen relativ aggressiven Sport nicht sonderlich geeignet. Flutlicht wäre ebenfalls von Vorteil, da unsere Trainingszeiten meist eher gegen Abend nach der Uni liegen“, erklärt Dustin. Auch die Stollen gestalten

Ein wahrer Mannschaftssport die Suche nach einem zweckmäßigen Platz eher mühselig. Die 2,1cm langen Spikes, die fast doppelt so lang sind wie die allseits bekannten Spikes der Fußballschuhe, durchlöchern den Rasen regelrecht und stellen somit ein rotes Tuch für Fußballplatzwarte dar. Optimistisch erklärt Dustin: „Sobald das Platz-Problem gelöst ist, kann es mit dem kontinuierlichen Training losgehen und wer weiß, vielleicht sprechen wir im nächsten BiTS-Licht Magazin schon von den ersten Erfolgen.“

Golf-Ressort für jedermann Ein vorurteilsbehafteter Sport fasst Fuß – Golf ist ein einzigartiger Sport. Das finden auch die BiTS-Studenten Matthias Kleinschmidt und Patrick Lepperhoff. Zeit, den Sport unter den Kommilitonen bekannt zu machen und mit Klischees aufzuräumen. „Es gibt zu viele Vorurteile gegen den Sport. Jeder sollte sich selbst ein Bild machen, bevor er es von vorneherein ablehnt“, erklärt uns der IMSI-Student Matthias Kleinschmidt im Gespräch über die hochfliegenden Pläne der Golf-Liebhaber. Im kommenden Sommersemester soll es mit dem Training losgehen. Jeder kann mitmachen – ob Anfänger oder Profi. Wenn alles nach Plan läuft, finden die Treffen einmal wöchentlich auf dem Gelände des Golfclubs Gut Neuenhof in Fröndenberg statt. Was man mitbringen muss ist Engagement und Spaß an der Sportart. „Ganz wichtig sind mentale Stärke, Konzentration und Geduld“, beschreibt Matthias die wegweisenden Regeln zum erfolgreichen Spiel. „Man darf sich auf keinen Fall aufregen oder zu früh aufgeben.“ So mancher unterschätzt die Schwierigkeit der Bewegungsabläufe – die sehen nämlich leichter aus als sie sind. Eine Menge Durchhaltevermögen ist gefragt. Der Sport ist zeitintensiv: „Eine Runde mit 18 Loch dauert schon mal vier Stunden. Da braucht sich aber keiner Sorgen machen, denn beim Training werden erst mal ganz locker ein paar Bälle geschlagen. Und

Das A und O beim Golfspielen

für die Anfänger gibt es Schnupperstunden.“ Ein wenig Ehrgeiz haben die Ressortgründer allerdings schon. Am Ende des Sommersemesters soll ein Team von BiTS-Studenten an einem Hochschulturnier teilnehmen. Professoren sind von den Ressortaktivitäten ausgeschlossen, schließlich sei das eine studentische Initiative, schmunzelt der 19-jährige Matthias. „Es ist aber denkbar, mal ein Turnier unter dem Motto ‚Profs vs. Studenten‘ zu organisieren.“ Inwiefern sich die Geschäftsleitung der BiTS an den Finanzen des Ressorts beteiligen wird, ist noch nicht end-

Fotos: pixelio

Rugby mehr als nur simples Ballpassen. Aus Dustins Sicht liegen breite, massige Menschen während des RugbySpiels klar im Vorteil. Doch auch flinke Spieler, die Wurf- und Schussstark sind, werden stets benötigt. Für das kommende Semester stellt er zurzeit ein Hauptteam auf, das sich regelmäßig trifft und zukünftig an Wettbewerben gegen andere Hochschulteams antreten wird – so der Plan.

gültig geklärt. Über hohe Beiträge und eine Mitgliedschaft in einem Golfclub muss sich aber kein Ressortteilnehmer Gedanken machen – da soll es Sonderregeln mit den Golfclubs geben. „Generell muss man nicht reich sein, um ans Golfspielen zu kommen“, klärt uns Matthias im Laufe des Gesprächs auf. „Das ist ein totales Vorurteil. Golf ist nicht nur etwas für reiche Schnösel.“ Es gibt solche und solche Clubs. Zum einen die, in denen es ziemlich elitär zugeht. Da kommt keiner hinein, der nicht Vitamin B im Club hat. Oft sei sogar die Bürgschaft eines Mitglieds nötig. „Das sind dann aber auch die Clubs, in denen Golf als ein besonderes Privileg der Reichen betrachtet wird“, erzählt Matthias. Ziel des Ressorts sei aber das Gegenteil: Spaß haben, den Sport aus der Versenkung zu holen und zeigen, dass er auch was für junge Leute ist. So wie es in entspannten Clubs zugeht. Als Gegenpol zum täglichen Stress in der Uni oder im Job bietet sich das Golfspielen an: „Man bewegt sich viel, aber ruhig und kommt ganz nebenbei mit anderen Spielern ins Gespräch. Oft entstehen auch Freundschaften.“ Um das traditionelle Golfer-Outfit kommt man trotz aller Lässigkeit meistens nicht herum: Stoffhose mit Gürtel, Polohemd und Baseball Cap machen den Golfer aus. „Man soll schließlich vernünftig und ordentlich aussehen“, meint Matthias. Charlotte Druwe & Kristina Köller

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Heimatkunde

Schröder, die Rampensau In dieser Ausgabe stellt sich BiTS-Dozent Roland Schröder vor.

Zielstrebig, willenstark und extrovertiert - drei Attribute, die einem echten Medienmenschen auf keinen Fall fehlen dürfen. Natürlich auch unserem Medien-Dekan Roland Schröder nicht. Im BiTSLicht Interview erzählt er, wie und warum er an der BiTS gelandet ist, wem er einen Orden verleihen würde und was er auf eine einsame Insel mitnehmen würde. BiTSLicht: Was wollten Sie als Kind werden? Roland Schröder: Ich wollte immer schon etwas mit Medien machen. Ürsprunglich beim Fernsehen. Da bin ich jetzt nicht ganz gelandet. Ich habe Publizistik und Kommunikationswissenschaften an einer staatlichen Universität studiert.

Und hatte das Vergnügen während meines Studiums acht Semester Theorie zu lernen. An der BiTS habe ich viel mehr Möglichkeiten. Einer der Gründe, warum ich an der BiTS bin, ist der Praxisbezug. Vorher habe ich an der TU Dortmund gerne gelehrt. Doch auch wenn ich Wissenschaftler bin und sehr gerne und viel forsche, bin ich in der Tiefe meines Herzens Praktiker. BiTSLicht: Was machen Sie mit einem überraschend freien Tag? Roland Schröder: Lesen, mich ins Café setzen und entspannen. Kommt leider selten vor. BiTSLicht: In welcher Zeit hätten Sie gerne gelebt und warum? Roland Schröder: Ich lebe gerne in der Zeit, in der ich jetzt bin. Es entwickelt sich momentan so viel. Die Gesellschaft ist deutlich toleranter

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Foto: Mathias Brühl

„Ich wollte eigentlich zum Fernsehen.“

Roland Schröder wird unter Kollegen und Studenten für seine Fairness geschätzt.

und offener geworden ist. Ich hätte nicht in den 50er-Jahren leben wollen, weil mir das alles viel zu eng und zu klein und zu intolerant war. Ich fühle mich im 21. Jahrhundert sehr wohl. BiTSLicht: Mit welchem Politiker würden Sie für einen Monat tauschen?

„Ich bin sehr häufig in Phoenix, Arizona.“ Roland Schröder: Wenn überhaupt, dann mit François Mitterrand. Der französische Präsident war für mich eine sehr prägende Persönlichkeit.

Er war 14 Jahre lang Staatspräsident und hat Frankreich sehr geprägt. Ich bin recht frankophil. Das deutsche Pendant wäre vermutlich Helmut Schmidt. BiTSLicht: Wo leben Sie und wo würden Sie am liebsten leben? Roland Schröder: Ich lebe in Menden. Hier lebe ich sehr gerne, bin aber auch häufig in Phoenix, Arizona. Diese beiden Extreme reichen mir für mein Leben völlig aus. BiTSLicht: Worauf sind Sie in Ihrem Leben besonders stolz? Roland Schröder: Im Prinzip bin ich sehr stolz darauf, dass ich genau


Heimatkunde

dahin gekommen bin, wo ich hinkommen wollte. In der Lehre tätig zu sein und als Professor zu arbeiten, war immer mein Ziel. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich das konsequent durchgezogen habe. BiTSLicht: Wem würden Sie aus welchen Gründen einen Orden verleihen? Roland Schröder: Demjenigen, der es schafft, Palästinenser und Israelis zu einen. BiTSLicht: Worauf achten Sie bei Menschen als erstes? Roland Schröder: Aufs Lächeln und ob jemand einem in die Augen schaut.

„Inkompetenz regt mich auf.“ BiTSLicht: Was schnellsten auf?

regt

Sie

am

Roland Schröder: Inkompetenz. BiTSLicht: Was würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen? Sie dürfen nur eine Sache in Betracht ziehen! Roland Schröder: Einen internetfähigen Computer. BiTSLicht: Wie würden Sie sich selbst beschreiben? Roland Schröder: Zielstrebig, willensstark und manchmal ein bisschen zu sehr von mir eingenommen - Rampensau kann man auch sagen. Alles was es braucht, um in den Medien tätig zu sein.

„Ich bin manchmal zu sehr von mir eingenommen.“ BiTSLicht: Was würden Studenten von Ihnen gar nicht erwarten? Roland Schröder: Wie Prof. Dr. Hahn sagen würde: „Unfair zu sein“. BiTSLicht: Sie haben einen Facebook-Account und sind mit vielen

Steckbrief: Roland Schröder Geburtsdatum: Juni 1963 Größe: 1,78 Meter Sternzeichen: Zwilling Familienstand & Kinder: verheiratet, keine Kinder Beruf: Dozent, Geschäftsführer WeißeQ Consulting An der BiTS seit: 2002 Lehrveranstaltung: Hauptsächlich Veranstaltungen aus den Bereichen Medien und PR Lieblingsmusik: Französische Musik, klassische Musik, Mix der 80er, 90er und 2000er Lieblingsserien: Will & Grace, Malcolm in the Middle Lieblingsbuch: „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“ von David Grossman Lieblingsfarbe: Blau Lieblingsspeise und -getränk: Vegetarisch und trockener Weißwein Hobbys: Lesen, Wandern, Schwimmen Studenten befreundet. Wie gehen Sie mit diesen „Freundschaften“ um? Ist man Professor oder Freund? Roland Schröder: Am Anfang habe ich mir die Frage gestellt: „Wer bin ich?“ Schließlich bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass ich in erster Linie BiTS-Professor bei Facebook bin und so poste ich auch. Manchmal sind meine Kommentare

„Auch bei Facebook bin ich in erster Linie BiTS-Professor.“ auch durchaus persönlich. Was ich in Ordnung finde, weil man sich an so einer kleinen Hochschule kennt. Ich beobachte sehr genau, was die Studenten veröffentlichen. Einige haben dies bestimmt schon an dem einen oder anderen Kommentar von mir gemerkt. BiTSLicht: Haben Sie eine musische Ader? Roland Schröder: Nicht aktiv. Ich höre gerne Musik, habe aber nie gelernt, ein Instrument zu spielen. BiTSLicht: Sie sind Vegetarier. Warum? Roland Schröder: Aus Überzeugung. Ich möchte nichts essen, was einen Puls hat. Der Geschmack von Fleisch gefällt mir. Ich esse gerne Fleisch. Deshalb kaufe ich immer wieder Sachen, wie zum Beispiel Sojaprodukte, die Fleischprodukte zu

ersetzen versuchen. In der Vergangenheit habe ich immer mal wieder aufgehört, Fleisch zu essen, mittlerweile esse ich Seit zwei Jahren kein Fleisch. BiTSLicht: Aus welcher Lebenserfahrung konnten Sie am meisten zehren? Roland Schröder: Aus meiner langjährigen Arbeit in der politischen Kommunikation. Weil man hier lernt, wie man Netzwerke spinnt, durchaus auch Vorteile von Leuten verwendet und wie man zwischen den Zeilen liest und hört. BiTSLicht: Angenommen, Sie finden eine Wunderlampe und reiben daran. Würden Sie immer wieder reiben oder wären Sie mit drei Wünschen zufrieden?

„Aus der Arbeit in der politischen Komunikation habe ich am meisten glernt.“ Roland Schröder: Ich wäre mit dreien zufrieden. Am wichtigsten wäre mir, dass meine Familie sich einer langen Gesundheit erfreut. Ein vernünftiges, gutes Auskommen bis ans Lebensende. Und dass mein sehr, sehr lieber Hund, den ich über alles liebe, so lange lebt wie ich. PAULINE DOBEK & ADRIENNE HATTINGEN

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Heimatkunde

Der kulinarische Ausnahmezustand RudiRockt ist die leckerste Art, neue Leute zu treffen und startet nun auch an der BiTS durch.

Es muss nicht alles wie bei den Sterneköchen von Michelin aussehen Natürlich ist ein Hauptgang mit fünf Fremdwörtern im Titel beeindruckender als Omas Apfelkuchen zum Dessert, dieser muss aber dem Geschmackserlebnis an sich in nichts nachstehen. Schließlich ist beim Running Dinner nicht das Essen entscheidend, oder die Freude am Kochen, viel wichtiger sind die Leute, die man kennenlernt. Wer einen bei den einzelnen Gängen erwartet, wissen die Teilnehmer nicht. Die Adresse der nächsten Station ist bekannt und der Name auf dem Klingelschild, aber das war es auch schon. Man fühlt sich ein wenig wie bei den Klingelstreichen in der Schulzeit, nur dass die Fremden einen erwarten und nach einer freundlichen Begrüßung an der Tür eine Wohnungsführung ansteht. Es ist interessant zu sehen, wie andere Studenten leben, bei denen man sonst vermutlich bis zum Bachelor nicht vorbeigeschaut hätte. In den WGs lernt man neben den Gastgebern gleich noch die Mit-

Viele tolle Rezepte

bewohner kennen und neben all den Wohnungen im IKEA-Stil sieht man auch die ein oder andere Luxusversion der eigenen vier Wände, in denen die Küche allein schon größer ist als die eigene Bude. Neben den „Schö-

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Fotos: pixelio

RudiRockt bedeutet Running Dinner und ist kein Konzert eines vierzigjährigen Möchtegern-Rockers namens Rudi. Hier steht das Kochen im Vordergrund und in Teams mit zwei Köchen geht es an den Start. Mehr als eine Küche im Stadtgebiet von Iserlohn braucht es nicht. Talent am Herd: nicht nötig. Die einfachen Gerichte aus dem Studentenkochbuch, das es von Mama zum Einzug gab, damit man nicht völlig aufgeschmissen war, sind absolut ausreichend.

Bei dem Running Dinner geht es vor allem darum Spaß zu haben.

Zu Gast bei Unbekannten ner Wohnen“-Impressionen und dem Essen sind es aber vor allem die Bekanntschaften mit unterschiedlichen Leuten, die RudiRockt ermöglicht. „Das Besondere sind der Überraschungseffekt und die immer neuen Erfahrungen“, findet auch Kathrin Wiesel. Für sie war es ein tolles Erlebnis, mit acht Leuten bei einem leckeren Hauptgang und tollen Gesprächen in einer kleinen Küche zu sitzen. Die Koch-Sessions wurden vor einem Jahr von Luisa Wüllner in Iserlohn eingeführt. Während eines Besuches bei ihrem Bruder in Aachen erlebte sie RudiRockt hautnah mit und nahm die Idee gleich mit nach Iserlohn. „Mittlerweile kochen an einem Abend in Aachen 2.000 Leute und später wird auf drei großen Partys weitergefeiert“, erzählt Luisa, der schnell klar war, dass Rudi-

Rockt unbedingt auch nach Iserlohn kommen musste. „Ich freue mich, wenn die Leute Spaß haben, begeistert von ihren Begegnungen sind und von tollen Rezepten erzählen. Leider müssen einige regelrecht überredet werden, denn ich höre immer wieder Argumente wie `Ich kann doch gar nicht kochen´ oder `Ich kann doch nicht sechs Leute an einem Tisch sitzen lassen´. Dabei würde ich mich auch über eine Tütensuppe freuen, die gemeinsam auf dem Fußboden gegessen wird“. Ihr wollt bei RudiRockt an den Start gehen? Dann schaut auf www.rudirockt.de nach, wann in Iserlohn der nächste Termin ansteht! Meldet euch als Zweierteam an und wartet darauf, dass ihr eure Dinner-Route und einen Menügang zugeschickt bekommt – und schon wird eure Küche gerockt! Marit Filger


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Happy Birthday ... und so! Zehn Jahre BiTS – Grund genug, einmal ein bisschen durch die Vergangenheit zu schauen. Es war das Internationale Jahr der Physik. Es war ein Großes Jubeljahr der römisch-katholischen Kirche. Die Fetthenne war Staude des Jahres. Es war Millenium. Und Adolf Ogi wurde Bundespräsident der Schweiz. Das Jahr 2000, zehn Jahre ist es nun her. Dies soll für uns kein Grund sein, einen Rückblick zu schreiben – vielmehr geht es um die Geschichte unserer Hochschule, die in diesem Jahr ebenfalls ihren zehnten Geburtstag feiert. Zehn Jahre BiTS, zehn Jahre Unternehmerhochschule. Angefangen hat alles mit einer Idee unseres ehemaligen Präsidenten Dietrich Walther. Damals kamen zwei Dinge zusammen: auf der einen Seite die Frage, ob er Präsident einer privaten Hochschule werden wolle, auf der anderen Seite das alte Militärgelände, auf dem unsere Hochschule heute steht. Die Konsequenz hieraus war klar: „Ich gründete einfach meine eigene Hochschule – ich muss immer selbst etwas machen und formen“, erinnert sich Walther heute. Er wollte junge Menschen zu unternehmerisch denkenden Erwachsenen ausbilden – mit einer internationalen Ausrichtung, als Vorbild immer das alt-ehrwürdige Harvard vor Augen. Heute erzählt er uns bei einem gemeinsamen Spaziergang von der Entwicklung des Gebäudes, den Bauarbeiten, hin zu einer Hochschule. Hatten die allerersten Vorlesungen noch im heutigen Campus Garden stattgefunden, zogen sie zunächst ins B6, das Gebäude gegenüber der BiTS, und dann schließlich in den heutigen Trakt. Neben den Gebäude-

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bezeichnungen erinnern aber noch einige andere Dinge daran, dass es sich bei der aktuellen Hochschule um ein ehemaliges Militärhospital handelt: dicke Wände, die W-LANEmpfang schwer ermöglichen, breite Türen für Betten und ein ehemaliges Unter-Offizierskasino, das jetzt Disco ist. Das eigentlich verwahrloste Gebäude erstrahlt in neuem Glanz – im Hinterkopf hatte unser Gründungspräsident dabei immer das Modell einer amerikanischen Business School: ein ansprechender Campus, persönliche Atmosphäre und praxisnahe Ausbildung. Unternehmensgründungen ausdrücklich erwünscht. „Als Unternehmer musst Du überzeugt sein von dem, was Du tust“, berichtet Walther voller Nostalgie. Dass dabei Stolpersteine auf dem Weg zu finden sind, Wachstum oft auch Probleme mit sich bringt und immer wieder neue Herausforderungen zu bewältigen sind, war im Vorfeld klar. Aber diese hat die Hochschule gemeistert – auch dank der intensiven Mitbestimmung und Beteiligung der Studenten. Heute könne er auf eine erfolgreiche Arbeit zurückblicken, berichtet er weiter: „Ein Konzern wie Laureate bringt zwangsläufig viele Änderungen mit sich.“ Mit dem Ende der Ära Walther beginnt sicherlich ein neuer Abschnitt – diesmal unter der Führung des neuen Präsidenten Thorsten Bagschik und der Philosophie von Laureate, Inc. Und auch weiterhin werden die Studenten die Möglichkeit haben, sich komplett frei zu entfalten. Dass so ein Weg nicht planbar ist und sich jede Hochschule und jedes

Projekt anders entwickelt, erleben wir nicht nur im Studienalltag: die BiTS ist heute eine der mittlerweile nicht mehr ganz so wenigen privaten und staatlich anerkannten Fachhochschulen in Deutschland. Als einzige dieser Art gehört sie dem internationalen Bildungskonzern Laureate, Inc. an. Es gibt acht Bachelor- und sechs Master-Studiengänge mit mittlerweile über 1.000 Studenten, Auslandsaufenthalte und Praktika sind in der Regelstudienzeit inbegriffen. Das Ziel: einen Menschen formen, der sich auf dem Arbeitsmarkt nicht verstecken muss und mit einer perfekten Mischung aus theoretischem KnowHow und praktischen Fertigkeiten in seiner Branche neue Ideen entwickeln kann. Dafür sorgen Dozenten aus der Praxis und eine regelmäßige Evaluation. Mittlerweile ist es dank der Arbeit des Forschungsdekanats und dem internationalen Netzwerk um Laureate sogar möglich, einen Doktor, oder zu neudeutsch: PhD, an der BiTS in Kooperation mit der UEM im sonnigen Spanien zu machen. Durch ein Career Center und umfangreiches Hochschulmarketing haben die Studierenden außerdem die Möglichkeit zu netzwerken und ihre Ideen zu verwirklichen. Überhaupt: Grundgedanke der Hochschule ist ganz klar studentisches Engagement; das Campus Symposium und auch der Rubicon Contest entstanden aus studentischen Initiativen, die Partys an jedem zweiten Mittwoch werden nicht nur von uns gefeiert, sondern auch organisiert. Egal ob Sport, Radio, Fernsehen oder auch Soziales wie PC-Kurse für Senioren – die Liste der Projekte, ent-


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wickelt und weitergeführt durch Studenten, ist beliebig erweiterbar. So weit, so facettenreich und vielfältig.

Fotos: BiTS Iserlohn

Interessant ist aber doch vielmehr, was sich in zehn Jahren tatsächlich an einer Hochschule alles verändert – wie nehmen die Studenten die Veränderungen wahr? Was sagen die ganz alten Hasen und auch die neuen Mitarbeiter auf Seiten der Verwaltung und der Lehre? BiTSLicht hat sich schlau gemacht und einfach mal nachgefragt – auf der nächsten Seite seht ihr die Ergebnisse. David Lucas Geselliges Zusammenspiel zwischen Dozenten und Studenten gehörte immer zur BiTS.

Kommentar: Ein BiTSchen anders ... ... ist es ja doch so im ganz langweiligen Studienalltag. Morgens hat sich der gemeine Student früh aus dem Bett gequält – und das trotz B7-Party –, kommt ins Foyer und stellt fest: der Monitor neben dem Glaskasten zeigt zwei Minuten nach Veranstaltungsbeginn ganz frisch an: „Die Vorlesung muss leider ausfallen.“ Dass diese dann bis kurz vor die Klausurphase verschoben wird, ist eine Selbstverständlichkeit – macht aber nichts, viele der Inhalte habe ich auch in einem Parallel-Fach, zumindest aber habe ich davon im Grundstudium schon mal gehört. Also warten wir, kaufen uns einen Kaffee – der Cola-Automat hat heute ausnahmsweise kein Wechselgeld – und surfen zwischendurch ein bisschen im Internet. Also, wir sind auf jedem Fall im Studenten-W-LAN angemeldet. Die danach anstehende Vorlesung ist trotz ihres absolut fachfremden Bezuges natürlich auf Englisch. Schließlich ist der Studiengang zu 30 Prozent fremdsprachlich akkreditiert und das Auslandssemester kommt auch bald. Da wird uns geholfen – zum Glück. Das International Office macht, das muss bei aller Kritik gesagt werden, einen unglaublichen Job und koordiniert die Belange von allen Studenten, die gerade ihren Auslandsaufenthalt planen, dort schon sind oder Fragen zu ihren Nachweisen im Nachhinein haben. Und überhaupt: die Unterstützung, die wir Studenten erfahren, ist einmalig: die Dozenten setzen sich für ihre Schützlinge ein, das Career Center veranstaltet Event um Event und schafft ein riesiges Netzwerk und vor allem das Studentensekretariat ist Herz und gute Seele gleichzeitig: Organisationsprobleme und der kleine Hunger auf Fruchtbonbons zwischendurch werden schnell und unkompliziert gelöst. Das tröstet schnell darüber hinweg, dass mal wieder Materialien für eine Prüfungsleistung fehlen und auch darüber, dass plötzlich Doktoranden Vorlesungen in sehr relevanten Fächern geben. Warum das so ist, weiß kaum jemand - Kommunikation wird an der Hochschule nicht immer groß geschrieben. Zwar hat die akademische Leitung stolz die Einführung eines akademischen Mittelbaus an der Fachhochschule angekündigt, dabei aber eine Kleinigkeit vergessen: bei aller Kompetenz, welche die Doktoranden wirklich ausstrahlen, lebt die BiTS von ihren erfahrenen Dozenten, die eigene Unternehmen haben, über ihr Netzwerk spannende Fachvorträge organisieren oder bei großen Firmen und Institutionen arbeiten! Deswegen – und wir wissen, dass die Studentenwünsche und -meinungen in Form von Evaluation und schnellem, direktem Draht zur Verwaltung und Geschäftsführung auch gehört und umgesetzt werden – liebe Geschäftsführung, tut der Hochschule einen Gefallen: weniger auf die Quantität schielen, die sicherlich langfristig wünschenswert ist, dafür mehr auf die alten Werte und Stärken der Hochschule, die nach wie vor sehr gute Qualität, achten! P.S.: Danke für die Möglichkeit, auch solche Kommentare veröffentlichen zu können, und dafür, dass wir uns in Form von Ressorts immer und überall einbringen können! David Lucas

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Ich bin ja noch nicht so lange dabei - aber es gibt hier verdammt guten Kakao.

Sarah Dönges, 1. Semester, JBC

Immer mehr Studenten, immer anonymer.

10 Jahre BiTS Frederic Schreiber, 3. Semester, BMS

... heißt für mich, dass eine kleine Hochschule im schönen Sauerland langsam, aber sicher zum Anlaufpunkt für internationale Studenten wird.

Malte Bruins, 3. Semester, IMSI

... sind für mich ein immer freundliches Sekretariat - danke an Frau Eckardt und Frau Schroeter!

Claudia Wendel, 4. Semester, CM

stil Einpark in e m h at sic S bin, h dahin gestellt. iT B r e d l it ich an , sei ma isse? Se er schlecht ist n b le r E ere t od Besondert - ob das gu d verän

Natürlic h Hubertu werde ich mich shirsche im vorkom mer an legen d men, er innern. äre Partynächt e, in den en meis tens auc h

Es ist mir eine Ehre, die BiTS als Präsident zusammen mit allen Mitarbeitern, Studierenden und Alumni weiterhin zu einer deutschlandweit führenden internationalen Hochschule auszubauen. Unsere Kombination einer regionalen Verwurzelung mit einem globalen Hochschulnetzwerk ist einzigartig. Auf dieser Basis werden wir stetig daran arbeiten, Ihnen innovative und praxisorientierte Studienprogramme, bestmögliche Studienbedingungen, internationale Erfahrungen, ein interessantes Campusleben und gute Karriereperspektiven zu bieten! Prof. Dr. Thorsten Bagschik, Präsident, zweieinhalb Jahre an der BiTS

BiTSLicht war mir direkt während meines ersten Semesters an der BiTS im Winter 2002 aufgefallen. Ich fand es klasse, dass es an der Hochschule ein studentisches Magazin gab, das den Qualitätsanforderungen an eine Zeitschrift entsprach. Über die Jahre hat sich das Magazin immer weiter professionalisiert und ist von der BiTS nicht mehr weg zu denken.

Prof. Dr. Roland Schröder, Dekan Medien & Forschung, seit 2002 an der BiTS


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Titelthema

Fotos: pixelio

Nüchtern im B7 „Wie, du fährst?!“

Nein, ich trinke heute wirklich nichts. Ja, ich geh ja schon und halte ihr die Haare. Ja, ich überrede ihn dazu, dass ihr das morgen nochmal in Ruhe ausdiskutiert. Nein, normalerweise trink ich keine Cola. Nein, auf keinen Fall, den hab ich noch nie vorher gesehen! Ja, aber wehe du bist dann nicht da! Wieso ist immer da, wo ich stehe, der Durchgang? Hör mir auf mit Frauen, ich hab gerade andere Probleme. Nein, ich bin keine Spaßbremse. Aber die Musik geht mir auf den Zeiger, ich bin müde und habe morgen um 8 Uhr Finanzmathematik. Nein Mann, wirklich nicht! Dank Wohnheim und erweiterter Netzwerke kennen nur noch wenige BiTSler die nervenaufreibende Diskussion, einen Fahrer für die nächste B7-Party zu finden. Die Person, die das Los gezogen hat, ist in vielen Fällen daran zu erkennen, dass sie schweigend, mit einem Wasser oder maximal der Cola in einer Ecke an der Wand lehnt und die anderen peinlich berührt und naserümpfend beobachtet. Passend zu unserem Titelthema „Perspektivwechsel“ haben wir für euch herausgefunden, mit welchem Blickwinkel es allen nüchternen Gästen gelingt, den sich vielleicht nicht immer auf den ersten Blick erschließenden Entertainmentfaktor zu ihrem Vorteil zu nutzen! Denn: Mit ein bisschen gutem (oder bösem) Willen passt jeder in irgendeine Schublade. Und es ist nichts erfrischender, als sich als gefühlt einzige nüchterne Person weit und breit über das Rudelverhalten der Angetrunkenen zu amüsieren!

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Der Aufreißer

Der Networker

Interessiert an: Frauen

Interessiert an: sozialen und geschäftlichen Kontakten unterschiedlichster Art (man weiß ja nie)

Beziehungsstatus: Offene Beziehung, für eine Romanze immer zu haben, Dauersingle Aktivitäten: Communication & Presentation Über mich: Vorstellen brauch ich mich wohl kaum, denn jeder, der was auf sich hält, kennt meinen Namen. Für die, die mich noch nicht kennenlernen durften, passt auf: Die Tanzfläche ist mein zu Hause, ich bin nie allein unterwegs und ihr findet mich immer genau zwischen den hübschesten Ladies und meinen Kumpels, die natürlich hoffen, auch ein bisschen in meinem Glanz zu erstrahlen. Wollt ihr noch mehr von mir wissen? Dann ruft mich einfach an! StudiVZ-Gruppen: Intelligent, charmant, gutaussehend, aber vor allem bescheiden. Ich bin das, was du im Duden unter Jackpot findest. Wenn ich nach Hause komme, setze ich als erstes meine Krone ab.

Beziehungsstatus: in Arbeit Aktivitäten: Smalltalken Über mich: Ich bin der King of Smalltalk und vergrößere mein Netzwerk auf jeder Party exponentiell. Ich lerne gerne neue Leute kennen und nutze Partys dafür. Es ist wirklich überraschend, wie klein die Welt manchmal sein kann, wenn man Verknüpfungen von Leuten nur einmal genauer betrachtet. Eine Faszination, und genau das mache ich mir zum Nutzen. Da bin ich ganz der Wirtschaftsstudent. Ich bin übrigens auch bei Facebook! StudiVZ-Gruppen: Ich kenn da wen, der kennt wen, der kannte wen, dessen Cousine mich kennt. Wenn’s mit dem Studium nicht klappt, geh‘ ich zur Mafia. I‘m also on Facebook!


Titelthema

Der Partyvollste

Der, der nur da ist, weil alle da sind

Die Partyschlampe

Interessiert an: Bier, Wodka, Whiskey.

Interessiert an: Coolness

Interessiert an: Spaß und dem Aufreißer

Beziehungsstatus: Single, aber irgendwas war da gestern…

Beziehungsstatus: vergeben an die Freundin zu Hause

Beziehungsstatus: (möglicherweise frustrierter) Single

Aktivitäten: iPhone, elanloser Smalltalk, Gruppenzwang ausgesetzt sein, Leute anstarren

Aktivitäten: Die goldenen T’s: Tanzen Trinken Typen

Aktivitäten: Zuerst mit allen einen trinken, die ich kenne. Dann mit allen, die ich nicht kenne. Danach wieder von vorne anfangen, oder alleine weitermachen. Über mich: Alle übertreiben, wenn sie erzählen wie betrunken ich war. Vielleicht war es mal ein Bier zu viel, ich kann mich nicht mehr erinnern, aber wen stört es denn? Bin sogar noch gut nach Hause gekommen. (Bei der Gelegenheit möchte ich mich bei der Person bedanken, die mich letztens nach Hause gebracht hat.) Schenkt nicht allen Gerüchten glauben, verlinkte Fotos stellen mich zwar dar als hätte ich ein Alkoholproblem, aber ich bin gar nicht so – ehrlich! Und übrigens: Das, was ich letztens zu dir gesagt hab, hab ich echt nicht so gemeint. StudiVZ-Gruppen: Ich trinke Bier nur an Tagen die mit g enden. Und mittwochs. Wer tanzt, hat nur kein Geld zum saufen. Wir glühen nicht vor. Wir fackeln uns ab.

Über mich: Als Partymuffel würde ich mich nicht bezeichnen, aber jetzt mal ehrlich: Was bringt es mir, wenn ich mich dreimal die Woche sinnlos betrinke, am nächsten Morgen einen Kater habe und den ganzen Tag über der Toilette verbringe? Ich komme gerne vorbei, allerdings sehe ich keinen echten Mehrwert darin. Also fahre ich nach zwei Stunden nach Hause um den darauffolgenden Tag zu nutzen! Dann habe ich auch keinen Stress mit meiner Freundin. StudiVZ-Gruppen: Ja, ich trinke wirklich keinen Alkohol. Ich bin glücklich vergeben. Ich bin müde, mir ist kalt, ich hab Hunger.

Über mich: Schätzchen, was ist dein Problem? Ich kann doch nichts dafür, wenn dein Freund sich an mich ranmacht. Im Übrigen weiß ich nicht einmal mehr, wer dein Freund eigentlich ist. Wie war noch gleich sein Name? Sebastian, Florian, Maik – im Endeffekt steht doch der Spaß im Vordergrund. Also mach dich locker! StudiVZ-Gruppen: Ich kann zwar nicht kochen wie Mama dafür aber saufen wie Papa! Ich bin der Grund, warum die 2 Bier gestern 50 Euro gekostet haben. Läster ruhig weiter, so machst du mich berühmter!

Na, in einer der Gruppierungen wiedererkannt? Ihr könnt euch entspannen, Konkurrenz und Leidensgenossen findet ihr überall. Wenn für euch nichts dabei war, achtet doch bei Gelegenheit einfach mal selbst darauf. Auf der nächsten Party erkennen wir euch dann an den typischen FahrerEigenschaften. Wir freuen uns drauf! Veronika Strothmann, Julia Budde, Lisa Fischer

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Titelthema

Bureaucratics

Fotos: Jan Banning

Ein Fotoprojekt zum Stand der Bürokratie - denn Bürokratie ist noch lange nicht Bürokratie.

Wie treiben es eigentlich die Bürokraten? Pardon, wie „betreiben es die Bürokraten“ sollte es korrekt und sachgemäß heißen! Denn wer kennt das nicht? Endlich 18, endlich alleine Autofahren! Also fix zum Straßenverkehrsamt um die Ecke und den Führerschein abholen! Aber wer steckt eigentlich hinter dem ganzen Mechanismus „Amtismus“? Mit eben jener Frage hat sich der niederländische Fotograf Jan Banning in seinem Fotoprojekt Bureaucratics auseinandergesetzt. Jan Banning, 1954 geboren, studierte zunächst Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. In seiner anschließenden Tätigkeit als freier Fotograf befasst er sich vorrangig mit sozial- und politkritischen Themen, die er durch seine Bilder in künstlerischer Weise porträtiert. So auch in Bureaucratics. Wie der Titel bereits andeutet, befasst sich dieses Fotoprojekt des Niederländers mit Bürokraten und Bürokratinnen in ihren landes- oder kulturtypischen Amtsstuben weltweit. Bürokratie - was zunächst vielleicht trocken klingen mag, ist bei genauerer Betrachtung nicht nur eine

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vielseitige, sondern auch aufschlussreiche, teils überraschende Angelegenheit.

Bürokratie ist nicht gleich Bürokratie Dabei geht es weder um Pauschalisierungen, noch um Wertungen unterschiedlicher Ämter. Es sind lediglich Exempel, aus denen sich aber sicherlich die eine oder andere interessante

Erkenntnis ziehen lässt: Zum Beispiel eine Staatsdienerin in Indien, die sich auch von dem riesigen Berg offenbar ungeordneter Papiere, Dokumente und sonstiger Schriftstücke hinter ihrem Schreibtisch nicht einschüchtern lässt. Die Papierstapel erwägen den Eindruck, die kleine Amtsstube beinahe gänzlich für sich einzunehmen. System und Ordnung? - scheinbar unmöglich! Ein russisches Amtszimmer, dessen


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Tapete und Möblierung nach ein wenig an DDR-Zeiten erinnert. Oder eine amerikanische Amtsstube: Bullenhörner an der Wand ziehen neben zahlreichen Bildern zwangsläufig die Aufmerksamkeit auf sich. Der Beamte mit Cowboy-Hut verbreitet dazu eine lässige, ungezwungene Stimmung und amerikanisches Flair. Bürokratie ist also lange nicht gleich Bürokratie. Eben jene Vielfalt und Eigenart der unterschiedlichen Landes- oder Kulturämter spiegelt sich in Jan Bannings Fotoprojekt wider. Dadurch zeigt sich nicht nur, wie vielgestaltig Bürokratie in der Welt organisiert und gehandhabt wird. Gleichzeitig erfahren wir, wie unterschiedlich entwickelt die Länder dieser Welt sind, wie Kultur die Menschen auch in ihrem Arbeitsfeld beeinflussen bzw. einschränken kann.

Bürokratie – Chaos, Faszination! Aber wir bekommen auch eine Vorstellung davon, vor welcher Herausforderung manches Land stehen muss, um das Gebäude der Staatsbürokratie in so einem großen und komplexen Rahmen aufzubauen und

Somit dürfte auch dem Autofahren nichts mehr im Wege stehen, denn der Führerschein liegt bestimmt schon im Amt bereit.

aufrecht zu erhalten. Stehen und Fallen dieses Gebäudes liegen plötzlich gänzlich in der Hand des „kleinen Beamten“, der offenbar gar nicht so klein ist! So unübersichtlich dieser Verwaltungsmechanismus auch scheinen mag - es funktioniert offenbar.

Jene Faszination, aber auch die kritische Auseinandersetzung mit der persönlich erfahrenen Staatsbürokratie, inspirierte den Künstler Jan Banning zu seinem Projekt. Insgesamt entstanden so 250 Porträts aus acht Ländern zu dem Thema Bureaucratics, darunter Indien, Russland, China und die USA. In Zusammenarbeit mit dem Publizisten Will Tinnemann erschienen diese 2008 in dem gleichnamigen Buch. 2009 erhielt Jan Banning dafür als Zweitplatzierter den Art of Photography Show Award, eine Auszeichung für die besten Fotografen weltweit. In der städtischen Galerie Iserlohn war bis zum 24. Oktober 2010 eine Auswahl an Bildern dieser Fotoreihe ausgestellt. Wer sich für Bureaucratics interessiert findet unter www. janbanning.com weitere Informationen zu dem vorgestellten, aber auch zu anderen Fotoprojekten, Ausstellungen und zur Person Jan Banning selbst. Annika Wurm

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Versuchsgebiet

Titelthema

Angejazzt

„Jazz ist anders.“ Dieser Satz stammt von den Jungs der Band „Die Ärzte“ und steht damit für das, was viele Menschen insgeheim denken. Jazz ist anders - ganz anders als das, was wir täglich, gewollt oder nicht, zu hören kriegen oder was gerade in den Charts steht. Lady Gaga, Justin Bieber oder De Randfichten mit ihrem Holzmichel, jeder kennt diese typischen Chartbreaker. Doch was ist mit dem Jazz?! Im 20. Jahrhundert durch die afrikanischen Sklaven in Amerika verbreitet und durch viele Einflüsse der verschiedenen Kulturen geprägt, wurde der Jazz zunächst vor allem in den Südstaaten bekannt. In Europa errang er besonders nach dem zweiten Weltkrieg sehr viel Popularität. Swing, Bebop und Big Bands waren ab 1945 endlich wieder erlaubt und die Deutschen, vor allem auch die Jugendlichen, sahen darin eine lang ersehnte Unbeschwertheit und Freiheit.

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Versuchsgebiet Titelthema

Der Jazz hat sich im Laufe der Zeit ständig weiterentwickelt und so findet man heute viele verschiedene Arten und Stilrichtungen. Mittlerweile fällt es schwer zu sagen, was Jazz ist und was nicht. Swing, Bebop, CoolJazz, FreeJazz, FusionJazz- es gibt viele Varianten des Jazz, doch wirklich populär ist keine oder?! Louis Armstrong, ein legendärer Jazztrompeter, sagte einmal: „Wenn du fragen musst was Jazz ist, dann wirst du es nie erfahren.“ Aber wie soll man den Jazz nicht hinterfragen, wenn man mit ihm nichts verbindet, ihn einfach nicht versteht. „Es ist ein musikalisches Spiel mit Regeln, aber ohne vorgeschriebenes Ergebnis. Improvisation und der Bezug zum Rhythmus machen ihn so stark. Es gibt eine enorme Vielschichtigkeit, alle Arten von Musik können absorbiert werden, von Klassik bis orientalischer Musik.“ Dies sagt Klaus Fey, Jazzsaxophonist aus Bremen. Vor langer Zeit hat er sich gegen eine Karriere als Physiker und für die Jazzmusik entschieden. Jetzt lehrt er neben seinem Beruf als Jazzsaxophonist unter Anderem an der Universität Oldenburg. Dort arbeitet er mit dem „Jazznachwuchs“: „Jazz ist anspruchsvoll, man hat die Freiheit zu improvisieren“. „Jazzspielen ist direkt und spontan ohne Ziel, man reagiert aufeinander und hat ein gemeinsames Erlebnis. Es ist Spannung und Überraschung.“, sagen die beiden Studenten Harald, der Klavier spielt und Lucas, ein Schlagzeuger. Die Gemeinsamkeit der unterschiedlichen Stile ist wohl die Improvisation. Sie gibt den Musikern die Freiheit, ihre Ideen in Töne umzusetzen. Dies scheint auch für viele junge Musiker Anreiz genug zu sein, um trotz der geringen Bekanntheit, den Jazz als ihre musikalische Heimat zu wählen. Wenn ich selbst Jazz höre, dann muss ich mich auf die Musik konzentrieren. Es ist kein Musikstil zum nebenbei hören, da die Musik immer wieder überrascht und neue Wege geht. Diese Erfahrung macht auch Anselm, der ebenfalls in Oldenburg Musik studiert und Bass spielt: „Es erfordert Aufmerksamkeit und Konzentration, die Musik steht im Vordergrund ohne Drumherum. Ich persönlich komme vom Rock, wollte

aber immer Jazz machen. Er ist so vielfältig, hat eine interessante Tradition und ist kulturell von Bedeutung. Viele Musikformen spiegeln sich im Jazz wider, deshalb ist er interessanter als andere Musikarten.“ Es stimmt. Jeder der mal Jazz intensiv gehört hat, weiß, dass jederzeit ein Instrument ausbrechen kann und sich damit die Stimmung und der Rhythmus verändern. Man muss sich der Musik hingeben, wenn man am Jazz Gefallen finden will. Klaus Fey hatte seinen ersten Auftritt mit sechzehn Jahren im Jazzclub „Domicil“, in Dortmund: „Ich war stolz und es war aufregend. An eine berufliche Laufbahn habe ich nicht gedacht. Die Zuhörerschaft ist in der Regel viel älter. Es bleiben immer eher kleine Zuhörerzahlen - außer bei Festivals. Der Musiktyp hat sich kontinuierlich entwickelt und ist reicher geworden, aber es gab nie einen Bruch. Viele Musiker, die ich damals hörte, höre ich heute immer noch: Coltrane, Davis, Parker - aber ich verstehe sie besser. Mittlerweile sind viele Einflüsse dazu gekommen (Salsa, Orient....).“ Die traditionellen Instrumente im Jazz sind wohl Trompete, Saxophon, Gitarre, Bass, Schlagzeug und natürlich das Piano. Doch natürlich ist er auch „moderner“ geworden, z.B. durch die technische Entwicklung, so dass unter anderem auch mit Synthesizern gearbeitet wird. Man findet ebenfalls Einflüsse in die Popmusik. Die bekanntesten Beispiele sind hier wohl Norah Jones und Jamie Cullum, die beide sehr erfolgreich und berühmt sind. Die bereits genannten Größen Louis Armstrong oder Miles Davies hingegen, sind vor allem der jungen Generation eher unbekannt. Warum das so ist, darüber spekulieren die Studenten Simon (Gitarre) und Harald: „Bei Miles handelt es sich um Musik pur, bei Popmusik wird ein Image gepusht, das mehr umfasst: Mode, Skandale, ein Gruppengefühl, eine Produktvermarktung im umfassenderem Sinn.“ „Außerdem ist die populäre Musik immer gesangsorientiert.“ Klaus Fey ist der Meinung, dass sich beim erstmaligen Hören die Musik nicht jedem sofort erschließt. Sei-

ner Erfahrung nach erfordere der Jazz eine gewisse geistige Reife, um die Musik verstehen zu können und auch um den Mut zu finden sich zu ihr zu bekennen: „Vorher gibt es einen Gruppendruck immer das Neueste zu kennen und daran hat auch die Musikindustrie großes Interesse. Ein Lied für alle.“ Dabei lohnt es wirklich, sich einmal vom Alltagsgedudel abzuwenden und einem Jazzkonzert oder einer Session beizuwohnen. Die Atmosphäre in einem Jazzclub ist sehr besonders. Die Kneipen sind meist in den dunklen Vierteln einer Stadt und fern ab von der üblichen Unterhaltungsszene zu finden. Drinnen bietet sich oftmals ein unübliches Bild, wenn Alt und Jung entspannt beim Bierchen zusammensitzen und sich einer Musik hingeben. Die Musiker kennen sich zum Teil nicht. Sie sprechen sich kurz ab was sie spielen wollen und dann geht es los. Auch auf der Bühne sind Jung und Alt, „Könner“ und „blutige Anfänger“ gemischt, was für Zuhörer und vor allem für die Musiker selbst einen zusätzlichen Anreiz bietet. „Es ist ekstatisch – zumindest strebe ich Ekstase an“, äußert sich Lucas. Klaus Fey hingegen, der sich durch Jazz seinen Lebensunterhalt verdient, ist da schon kritischer: „Wenn es nicht gut läuft: harte Arbeit und Frust - wenn alles passt: müheloses elegantes Fliegen, körperlich und geistig befreiend, erotisch.“ Er hat sich damals für den Jazz entschieden, so wie sich auch die Musikstudenten der Universität Oldenburg für den Jazz entscheiden wollen. Dies bedeutet in der Regel, dass den jungen Jazzern weder Ruhm noch Ehre und noch viel weniger Reichtum beschert wird. Und dennoch; Anselm fühlt sich aufgehoben: „Ich habe Spaß und die Möglichkeit mich zu verwirklichen.“ Auch wenn Jazz anders ist, er ist da. Gerade in Dortmund gibt es noch immer den Jazzclub „Domicil“, der jetzt seit fast 40 Jahren den Jazz in der Musikkultur lebendig hält und auch viele neue Aspekte des Jazz der heutigen Musikwelt aufzeigt. myriam Apke

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Titelthema

Fitness total BiTSLicht stellt euch die verrücktesten Extremsportarten vor.

Perspektivwechsel – das geht auch sportlich! Irgendeinen Sport machen schließlich die meisten, aber wer kann schon von sich behaupten, eine richtig ausgefallene Sportart auszuüben? Wirklich einzigartig sind nämlich die so genannten Extremsportarten. Hier kommen drei kreative Beispiele für „Sport mal anders“. Viele Frauen wünschen sich von ihren Männern auf Händen getragen zu werden...aber wenn man es zu wörtlich nimmt, kann es auch zu einer wahren Last werden...

Frauentragen

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In Finnland gibt es diesen Wettkampf seit knapp 20 Jahren. Die Männer müssen ihre Frauen allerdings nicht nur tragen, es gilt einen 250 Meter langen Parcours zu überwinden. Nicht nur tiefer Sand, Gras und Asphalt erschweren die Last, die Männer müssen mit ihren Frauen auf dem Rücken, vor der Brust oder auch Huckepack sogar Hindernisse überqueren. Nicht nur Sandhaufen, sondern auch Hürden, Schlammfurchen und Wassergräben machen es den Mannschaften schwer. Besonders hart ist allerdings das ein Meter tiefe Wasserbecken, indem die Frauen schon mal die Luft anhalten müssen. Falls ihr gerade Lust bekommen habt, solltet ihr als männlicher Part eine gute Grundkondition haben und als weiblicher Part

solltet ihr genug Kraft haben, um euch gut festhalten zu können. Hört sich alles ganz lustig an, aber es ist schließlich ein Wettkampf. Deshalb gibt es auch hier ein paar Regeln zu beachten: Fällt die Frau runter, gibt das 15 Strafminuten, sie muss mindestens 49 Kilogramm wiegen und gewonnen hat das Paar, das als erstes am Ziel ankommt. Falls ihr nicht zu den 10.000 Gästen gehören wollt, die sich das ganze in Finnland ansehen,

Sumpffußball dann werft mal einen Blick auf die Videos vom Frauentragen im Internet. Spaßfaktor garantiert!


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Wem das alles noch zu fein ist, der kann es auch ein bisschen schmutziger haben... Was ihr dazu benötigt? Einen Sumpf, einen Ball und zwei Teams. Vergesst Fußball, Volleyball oder Handball - spielt Sumpffußball. Oder habt ihr etwas dagegen, die saftig grüne Wiese gegen einen schlammigen Sumpf einzutauschen? Sumpffuß-

ball ist nämlich genau das, was man als erstes denkt - Fußballspielen im Sumpf. Auch bei dieser Extremsportart hatten die Finnen die Finger im Spiel. Finnische Skiläufer haben dieses matschige Vergnügen als lustiges Konditionsspiel benutzt und den Wettkampf ins Leben gerufen. Seit zehn Jahren gibt es nun sogar eine Weltmeisterschaft in dieser Disziplin. Das Spielfeld ist etwa drei mal kleiner als ein normales Fußballfeld und fast quadratisch angelegt. Die Spieler stecken die ganze Zeit über bis zu den Knöcheln beziehungsweise manchmal sogar bis zu den Knien im Schlamm. Das gemeine an diesem Sport ist die enorme Kraft, die es kostet sich in dem Sumpf zu bewegen. Wenn sich dabei ein Spieler ein Päuschen gönnt, versinkt er. Die Spieler müssen also permanent in Bewegung sein. Die Rahmenbedingungen beim Sumpffußball sind allerdings nicht nur im Hinblick auf das Spielfeld leicht abgeändert, sondern auch beim Elfmeter, Eckstößen

oder auch Einwürfen. In diesem Fall muss der Spieler den Ball aus den Händen auf seinen Fuß fallen lassen. Sumpffußball macht nicht nur beim Spielen Spaß - auch die Fanclubs, Einheimischen und sogar Touristen lassen es sich nicht nehmen, das

Extrembügeln

schlammige Treiben zu verfolgen. Zum Schluss des Spiels steht dann eine Großsauna zum Aufwärmen und Erholen bereit. Hauptsache vorher wird geduscht... Nach so anstrengenden Hobbys kann man sich bei einer typischen Hausarbeit mal wieder so richtig erholen und relaxen... ...Das Ganze nennt sich dann Extrembügeln. Phillip Shaw hat sich wohl gedacht: Wie komme ich mit

dem Bügeln hoch hinaus? Also schnallte er sich vor gut zwölf Jahren Brett und Eisen auf den Rücken und nahm es mit zum Bergsteigen. Viele andere Menschen waren fasziniert und probierten es selbst aus. Es blieb allerdings nicht beim Bügeln in schwindelnder Höhe. Denn genau das ist auch die Herausforderung bei diesem Sport: immer neue Schauplätze zu finden. Entscheidend ist hierbei der kreative Stil, die benötigte Zeit und der Zustand der gebügelten Wäsche. Aber wie lang muss eigentlich das Kabel vom Bügeleisen sein, damit die Wäsche anschließend auch gebügelt aussieht? Das Eisen muss zwar ein ganz normales sein, allerdings kann die Heizplatte in solchen Fällen auch anders erhitzt werden - zum Beispiel mit einem Gaskocher. Extrembügeln ist auf jeden Fall was für kreative Köpfe. 2002 fand die erste Weltmeisterschaft in der Nähe von München statt. Man unterscheidet sogar verschiedene Rubriken. Diese reichen vom „Rocky Style“ über „Synchronbügeln“ bis hin zum „Urban Style“. Phillip Shaw kann man demnach der Rubrik „Rocky Style“ zuordnen, wobei die zweite das gemeinsame, gleichzeitige Bügeln umfasst. Unter Urban Style wird das Bügeln in der Stadt verstanden. Der faszinierendste Ort zum Bügeln bleibt allerdings das Bügeln unter Wasser. Hierzu gibt es spannende Bilder im Internet. Die Frage ist nur, wie die Sportler es schaffen, das Eisen warm zu halten und vor allem ist der Zustand der Wäsche spannend. Also, wer bei den olympischen Spielen bisher noch nicht zum Zuge gekommen ist, kann demnächst vielleicht auf kreativere Sportarten hoffen... Senta Kühlmann

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„Blind Booking“ „Blind“ gebucht für einen Tag: Ein Selbstexperiment am Gehstock.

Schließt einmal eure Augen, solange ihr könnt... Das hat euch jetzt wahrscheinlich maximal fünf Sekunden gekostet oder ihr habt einfach direkt weitergelesen. Blinde Menschen müssen jeden Tag so leben. Wir haben nur eine vage Vorstellung davon, wie es sein könnte, ohne Augenlicht durch die Welt zu stolpern. Aber was bedeutet es eigentlich, blind zu sein?

Fotos: DBSV

Ich habe es à la Selbstexperiment einfach einmal ausprobiert, allerdings natürlich mit tatkräftiger Unterstützung eines Fachmannes. Mein Blind Date: Günter Kamolz – Deutschlands erster blinder Stadtführer. Günter Kamolz bietet in Leverkusen eine Stadtführung für Sehende an, bei der man auf Sehenswürdigkeiten verzichten muss. Das heißt im Klartext: Spezialbrille aufgesetzt, Blindenstock in die Hand genommen und dann einfach los: Stadtführung. Das eigentliche Rezept, das man hier verschrieben bekommt, heißt Sensibilisierung auf die Umwelt und die anderen Sinne sowie ein Grundverständnis dafür, welche Hürden ein Blinder im Alltag zu nehmen hat und auf welche Hilfe er angewiesen ist. Eine Stadt einmal durch Hören, Tasten und Riechen erleben. Stadtgeschichte ist ein Teil der Führung, aber auf jeden Fall nur die Beilage. Denn überwiegend werden ihr damit beschäftigt sein, nicht gegen die nächste Straßenlaterne zu laufen. Naja, ganz so ist es dann doch nicht, denn ich habe es schließlich einfach einmal ausprobiert und auch überlebt.

Augen zu und durch Mutig vorwärts tapern mit Blindenführer Günter Kamolz.

Als ich diese riesige, schwarze Spezialbrille aufsetzte, war mir schon leicht mulmig zumute. Ich war froh, dass ich eine Vertrauensperson dabei hatte, bei der ich mich während der Führung einhaken konnte. Herr Kamolz besteht in seinen Führungen darauf. „Plötzlich nicht mehr sehen

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zu können und vollkommen orientierungslos zu sein, ist definitiv zu riskant“, wendete er ein. Das könne er nicht verantworten. Für mich war es die Rettung; denn blind losmarschiert hatte ich bereits nach drei Schritten das Gefühl, gar nicht mehr

zu wissen, wo ich war. Gerade hatte ich noch alles gesehen und mir gedacht, „Ha, hier kennst du dich ja aus“, da war ich mir nach drei Schritten schon gar nicht mehr sicher, in welche Richtung ich überhaupt lief. Aber gut, einfach der Stimme hinter-


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her. Bis mein Stadtführer plötzlich meinte, dass wir an eine Straße kämen. Straße? Ich wäre jetzt einfach schön weitergestolpert, Fuß vor Fuß, in meinem Zeitlupentempo. Ohne sehende Begleitperson wäre das Ganze schon nach fünf Minuten in die Hose gegangen. Das war schon ziemlich beängstigend, denn jetzt war ich wirklich hilflos. Mit meinem Blindenstock hätte ich den Bordstein nicht einmal bemerkt. „Es braucht viel Zeit, um damit umgehen zu können und ein Gefühl für den Stock zu entwickeln. Das lernt man nicht von heute auf morgen“, erklärte mir die Stimme irgendwo schräg rechts vor mir. Man bräuchte auch über 80 „Stock“-Unterrichtsstunden, um einen Blindenhund zu bekommen. Wie schwer es ist, einfach nur abzuschätzen, wie weit man mit dieser Alltagswaffe auspendelt, merkte ich, als mein Blindenführer fast über meinen Stock stolperte.

Riechen, hören, tasten… Soweit so gut: Mit dem Hindernisseaufspüren freundete ich mich so langsam an. Nach einer Weile bemerkte ich richtig, wie mir an manchen Stellen die Sonne auf das Gesicht schien und nahm den Brötchenduft einer Bäckerei wahr. Ich begann, mir meine Umwelt ein bisschen vorzustellen und die Schwärze verschwand allmählich. Als wir an der Bäckerei vorbeigegangen waren, lief ich erst einmal schnurstracks in einen Busch. Die Blätter standen oben heraus und mein Stock war noch gar nicht dort angekommen. „Hängende Briefkästen sind auch sehr problematisch“, erinnerte sich Kamolz. Autsch. Hindernisse, an denen wir sonst ohne nachzudenken vorbeilaufen, verwandelten sich nun zu richtigen Gefahren. Irgendwann stand ich auf Gras und rechts von mir sollte eine Kirche stehen. Zudem befand ich mich wohl unmittelbar vor einer Skulptur – bemerkenswert, wie der blinde Mann die Stellen so genau wiederfinden konnte. Dann kam meine letzte Reifeprüfung: Was haben sie da vor sich? Also: Tasten. Da waren Hörner, ein langer Rücken … Eine Kuh! Erfolgreich bestanden, naja fast. Denn daneben stand auch ein Mädchen und während sich ihre Gesichtszüge für mich wie zusammenhangslose Furchen anfühlten,

stellte ich fest, wie wenig geschärft unsere Sinne doch eigentlich sind. Die Stadtführung war auf jeden Fall eine sehr emotionale, spannende und bisher unvergleichbare Erfahrung, die mir für einen kurzen Zeitraum eine Idee davon gegeben hat, was es eigentlich bedeutet, blind zu sein. Wir verlassen uns immer so sehr auf unsere Augen, dass es wie eine unüberbrückbare Hürde erscheint, einen Geruch oder ein Geräusch zuzuordnen. Aus persönlicher Sicht kann ich die Stadtführung wirklich sehr empfehlen, denn mich hat sie sehr bereichert.

Sehenswerte Blinde Leider ist der offene Umgang mit blinden Menschen stellenweise noch sehr gehemmt. Wenn wir einem Blinden auf der Straße begegnen, drehen wir uns impulsartig weg und denken beschämt: „Hoffentlich hat er nicht gesehen, wie ich ihn angestarrt habe“. Ich kann euch beruhigen: Hat er nicht. Der Mensch ist blind. Das macht ihn allerdings nicht unsichtbar. Aber in Deutschland zählen Blinde nicht. Es gibt keine aktuelle Statistik, die besagt, wie viele Blinde

in Deutschland leben. Dabei wäre so eine Statistik nicht nur aus empirischen Gründen sinnvoll, sondern auch die Geste dahinter. „Manchmal ist man auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen“, machte mir Günter Kamolz deutlich. Einmal sei er in den Bus eingestiegen, habe den Busfahrer gefragt, ob er im richtigen Bus sei und habe dabei großes Gelächter geerntet. Bis dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, ein junges Mädchen auf ihn zugekommen sei, die ihn darüber aufgeklärt habe, dass kein Busfahrer im Bus säße. Solche Erlebnisse seien keine Einzelfälle, berichtete er. „In diesen Momenten ist das natürlich kein sonderlich schönes Gefühl und man schämt sich auch sehr“. Aber mit Abstand betrachtet, bringen die ein oder anderen Anekdoten auch ihn zum Schmunzeln. „Solche Dinge passieren einfach. Einmal habe ich mich aus Versehen im Bus auf eine andere Person draufgesetzt“, erzählte er lebhaft. Blindheit sichtbar machen – Günter Kamolz gibt uns auf seine Weise einen Einblick. „Ich bin für jede Hilfe sehr dankbar“, sagte er. JENNIFER KOHEL

Reifeprüfung: Tastsinn schärfen.

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Nkosi sikelel’ iAfrika Ein Blick auf Südafrika, abseits von den großen Geschichten der Fussball-Weltmeisterschaft.

Von Jan von Riebeek bis zu Nelson Mandela… Von traumhaften Ständen bis hin zu den kleinsten Holzhütten… Von Afrikaans bis Zulu… Vom Fussballer Siphiwe Tshabalala bis zum Rugbystar Schalk Burger… Vom Löwen bis zum Sprinkbok… Vom Südafrikanischen Wein bis hin zum Brandy… Ein Land, geprägt von Vielfalt, Gegensätzen, traumhafter Natur, totaler Armut, geschichtsträchtiger Vergangenheit, lebendiger Kultur und einer sich hoffentlich immer weiter entwickelnden positiven Zukunft. Die weltbekannten Stranhäuser am Maizenberg Beach, Kapstadt.

Südafrika bis zum Anfang des Jahres waren, bevor ich mein Auslandssemester am Western Cape, an der Universität Stellenbosch, in Südafrika verbracht habe. Ich war mir nur sicher: Dort erwartet mich eine wirklich andere Kultur, ein anderer Alltag und sicherlich auch eine andere Realität in so mancher Hinsicht. Falls jemand mit Südafrika hauptsächlich

Fotos: J. P. Beck

Was sind die ersten Gedanken, die einem in den Kopf kommen, wenn man Südafrika erwähnt? Wahrscheinlich wilde Löwen und Elefanten, die über die Straßen rennen oder die erschreckende Zahl von HIV-Infizierten in dem Land. Vielleicht aber auch Sonne, Hitze und Strand oder Personen wie Nelson Mandela, Desmond Tutu und die Geschichte von Südafrika. Ich selbst weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr, was meine ersten Assoziationen mit

Sonne, traumhafte Strände, surfen, spektakuläre Safaris und Kulturtourismus mit tanzenden Schwarzen mit afrikanischer Gesichtsbemalung assoziiert, dem würde ich sagen, er hat Recht; doch er soll hinfahren und auch die andere Seite des Landes kennen lernen. Das Gleiche würde ich jemandem sagen, der bei Afrika nur an Townships, Holzhütten und HIV-positive Kinder denkt. Fahr hin, aber guck dir auch die traumhaften Strände und die Natur an. Zusammengefasst würde ich jedem einfach nur raten: Fahr nach Südafrika, aber guck auf beide Seiten der Medaille, lerne beide Seiten der Realität in diesem Land kennen. Der Blick vom Tafelberg auf Kapstadt zur einen Seite, oder auf Camps Bay zur anderen Seite, ein Sonnenuntergang auf dem Signal Hill, ein Nachmittag auf den Weingütern in Stellenbosch oder eine Safari durch den Kruger Park bei Johannesburg - Alles atemberaubende Ausblicke, von denen sich nicht viele auf der Erde finden, auch wenn es ohne Zweifel zahlreiche schöne Plätze auf dieser Welt gibt. Doch diese Orte wer-

Kayamandi Township, Stellenbosch.

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Der Tafelberg und Signal Hill, Kapstadt.

den in jedem Reiseführer erwähnt, sie sind bekannt durch Fotos oder Filme. Und so sehr es natürlich dazu gehört diese Sehenswürdigkeiten zu sehen, wenn man den langen Flug hinter sich gebracht hat, genauso gehört es dazu, die andere Seite kennen zu lernen, die Townships.

Millionäre und Townships Wie weit entfernt sich die Extreme der sozialen Schichten in dem Land voneinander weg bewegen wird einem spätestens bei dem Anblick der Jachten im Millionenwert an der Waterfront von Kapstadt klar. Täglich werden dort etliche Gucciund Armani-Taschen verkauft, doch fährt man nur zehn Minuten mit dem Auto aus der Stadt raus, bietet sich einem der Anblick von Armut in ungeahntem Ausmaß: In dem zweitgrößten Township Südafrikas leben geschätzte zwei Millionen Menschen in Holz- und Wellblechhütten, zum Teil ohne fließendes Wasser. Ich selbst habe auch auch in dem Township in Stellenbosch, namens Kayalitscha, einmal wöchentlich an der dortigen Vorschule als Assistenzlehrer mit dreizehn weiteren internationalen Studenten gearbeitet, um einen Einblick in diese Welt zu be-

kommen und zumindest im kleinen Rahmen helfen zu können. Als Tourist Bedenken zu haben in solche Townships zu gehen, ist durchaus verständlich. Es ist auch verständlich, sich wie der reiche, weiße Europäer zu fühlen, der sich mal die Armut angucken will, im Glauben nur verachtende Blicke entgegen geworfen zu bekommen. Doch in dem Township Kayalitscha gab es ge-

führte Touren, die ich mit jedem meiner Familienmitglieder und Freunde, die mich besucht haben, gemacht habe, egal wie skeptisch sie dem gegenüber am Anfang waren. Denn auch diese Seite gehört zu Afrika. Unser Tourguide und Freund Madiba versicherte uns, dass auch diese Touren Positives mit sich brächten: Sie lehrten einem einen wesentlichen Teil der Geschichte und auch der Kultur in diesem Land und nicht nur die touristischen Plätze. Madiba sagte sogar, wir sollten so viele Fotos wie möglich machen, die Leute würden sich freuen und hoffen, diese würdem dann zu Hause weiter gezeigt. So würde ihre kaum beachtete Seite von Afrika bekannter.

Afrika hat zwei Seiten Denn selbst die südafrikanische Regierung hat sicherlich schon in so manchen Townships den Versuch aufgegeben, dort die sozialen und

Pause in der Kayamandi Pre-Primary School, im Township von Stellenbosch.

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finanziellen Strukturen zu stärken. Doch mit diesen Touren bekommt zumindest auch der arme Teil der Bevölkerung einen Teil der Einnahmen durch Tourismus. Außerdem werden wir Mitglieder einer doch relativ konsumorientierten Gesellschaft mit der Suche nach täglich neuen Statussymbolen, zumindest zeitweise werden wir auf den Boden der Tatsachen zurück geholt und sehen wie das Leben aussehen kann. Aber die Südafrikaner lassen sich nicht unterkriegen. Der Sänger einer südafrikanischen Band sagte einmal: „Just because my reality is different, doesn‘t mean my life can’t be the same.“ Auch wenn diese Leute zum Teil in größter Armut leben, ist es erstaunlich, was für eine Lebensfreude doch oft anzutreffen ist. Seien es kleine Kinder, die vor einem tanzen, seien es ältere Menschen, die einem mit einem Lachen und einem

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freundlichen Grüßen entgegen kommen. Im Englischen heißt es so schön „think outside of the box“ – speziell in einem Land wie Südafrika mit seinen Extremen dürfen die

Viele Skeptiker vor der WM Dinge nicht nur einseitig gesehen werden. So manche Eindrücke und dort lebende Personen zeigen, was es heißt, selbst in schwierigster Lage das Positive zu entdecken und sich auf das Positive zu fokussieren, um sich die Lebensfreude nicht nehmen zu lassen. Etwas, das viel mehr wert ist als so manches Statussymbol… Es gab viele Skeptiker vor der FußballWeltmeisterschaft 2010 in Südafrika, die meinten, dieses Land sei nicht in der Lage, das weltgrößte Sportereignis auszurichten und ein guter Gastgeber zu sein. Vor allem im Kontrast

zu der Weltmeisterschaft in Deutschland, die – wie von den deutschen Tugenden zu erwarten – akkurat und penibel geplant und diszipliniert ablief, herrschte vor der Weltmeisterschaft nach afrikanischen Klischees Verunsicherung und Misstrauen: Unpünktliches Fertigstellen der Stadien, undisziplinierte Arbeiter, Gewalt und Kriminalität. Doch am Ende war es ein perfektes Turnier, bei dem vielleicht sogar noch mehr gefeiert wurde; jedenfalls hat es sich gelohnt, nicht die einfachste Lösung für den Gastgeber eines Turniers zu wählen und ich kann jedem nur empfehlen, Südafrika auch als Gastgeber für einen Urlaub zu wählen, um ein traumhaftes Land und dessen vielen Seiten kennen zu lernen. O fedise dintwa le matshwenyeho. JAN-PHILIPP BECK


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Von Iserlohn nach Leipzig

Fotos: Sue Nicole Susenburger

Es muss nicht immer Berlin, Prag oder Dresden sein - der Osten bietet noch mehr. Hier der heiße BiTSLicht-Tipp für einen Wochenendtrip.

Wer auf einem Trip durch Deutschlands Osten unterwegs ist, sollte einen Zwischenstop in LEIPZIG auf jeden Fall in Erwägung ziehen. Leipzig mit seinen alten und modernen Gebäuden, bunten kulturellen Angeboten, der gemischten internationalen Bevölkerung, grünen Parks und einer einzigartigen Sumpflandschaft vor den Toren der Stadt, verführt zu mehr als nur einem einzigen Besuch. Denn bereits nach zwei Tagen Leipzig kommt das Gefühl auf, mindestens vier Tage in der Stadt gewesen zu sein, bei all dem, was man erlebt.

ANKUNFT Schon bei der Ankunft im Bahnhof weiß Leipzig mit dem Gewand vieler Städte zu beeindrucken. Die gotische Innenfassade des großen, hohen und hellen Bahnhofgebäudes gleicht der in Kingston Street in London ungemein. Nach diesem ersten freundlichen Empfang gelangt man vom langen Bahnsteig des Sackbahnhofs, getrieben vom Strom der Reisenden, zum scheinbaren Ausgang. Unerwartet findet man sich allerdings in einem pulsierenden Einkaufszentrum wieder. Gleich gefolgt von einer großen Wartehalle, die mit ihrer kunstvollen Architektur unweigerlich an die Chicago erinnert. So viel allein schon zum Bahnhof, kein schlechter Start für die Leipziger Bühne.

kulturell bald einpacken.“ Traumhafte Hausfassaden zieren eine bezaubernde Stadt, die auf ihre ganz eigene Art zu verführen weiß. Dazu gibt es hier lebendige Geschichte

KUNST / ARCHITEKTUR Leipzig fasziniert mit Street-Art und ausdrucksstarker Kunst am Bau bis hin zu ausgefallener Kunst in der Spinnerei. Nicht zu vergessen all die kleinen künstlerischen Details, welche Studenten und junge Kreative in die Bars oder den Hinterhof Miss Hippi gezaubert haben. Aber Leipzig hat noch mehr kreative Seiten und Köpfe. Appell an den Westen: Watch out, da könnt ihr

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zum Anfassen, die kein noch so kreativer und berühmter Architekt aus Holland, vorzugsweise Rotterdam, in den Schatten stellen kann. Diese Kunst und Architektur ist gesprächig: „REAL LIFE ... eine Anleitung“ gibt es im Schumachergässchen, gleich neben dem Eingang zum Speckhof, in welchem sich der weibliche Körper übrigens leidenschaftlich in Mosaiken präsentiert. Im Innenhof dieser alten Messehallen finden sich


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diverse Boutiquen und Cafes, sowie mehr eindrucksvolle Kunst an den Wänden. Viele künstlerische Darstellungen, insbesondere im Bereich der StreetArt in Touristengebieten, beschäftigen sich mit der Wiedervereinigung, mit der Revolution und mit alten Narben. Dies ist schließlich auch das Thema, dass der Tourist hier erwarten würde. Der heutige Leipziger hat aber ganz andere Themen in seinem Kopf, die er vorzugsweise in einer der grandiosen Loften in den alten Industriehallen auslebt. Eine davon ist die alte Spinnerei. Die roten Backsteingebäude des alten Fabrikgeländes liegen etwas außerhalb des Stadtkerns. Besonders lohnenswert ist ein Besuch im unabhängigen Kunstraum ‚Halle 14’. Hier zeigen Künstler ihre ganz eigene Ansicht von Perspektive, widergespiegelt in den Wänden, Sitzgelegenheiten oder neuen Erfindungen. Viele zunächst seltsame Kunstwerke regen dazu an, die Perspektive zu wechseln. Hier werden sogar musikalische Töne mit einer Kette aus elektrischen Impulsen erzeugt.

MENSCHEN / KULTUREN Doch nicht nur künstlerisch und architektonisch hat Leipzig einiges zu bieten – lebendige Kunst am Menschen findet beim jährlich stattfindenden größten Gothic-Fest Deutschlands ihren Ausdruck. Da läuft einem ab und an schon manch gruselige Gestalt über den Weg. Aber neben ihnen zeigt sich die Stadt auch anderen gegenüber offen. So zieht alle zwei Wochen eine tanzende und singende Hare-KrishnaParade durch die Innenstadt. Ein Mann ohne Haare, der immer wieder dieselbe Melodie singt und eine kleine Gitarre spielt, wird von anderen wild umtanzt. Der süßliche Duft von Räucherstäbchen steigt einem dabei in die Nase, ausgehend von einem farbenfrohen Bollerwagen. Gemischtes Feedback beim Publikum. Viele lächeln, manch einer boxt sich genervt durch die Parade,

Alternative Bars in einer der alten Messehallen in der Innenstadt.

ESSEN / BARS andere machen enthusiastisch mit und lassen sich direkt „Kriegsbemalung“ auf die Nase schmieren. So viel zum Standpunkt, die Deutschen hätten nur eine einzige Kultur. Und bevor die Amerikaner die Europäer wieder über einen Kamm scheren: hier gibt es jede Menge Individualisten – und das macht Leipzig so spannend! Geschichtsfreaks und alle, die es werden möchten, besuchen das Forum der Geschichte und hängen sich

Ein euphorischer Hare-Krishna Anhänger

unauffällig an eine - dann kostenlose - Führung von amerikanischen Studenten heran. Nach einer Stunde fühlt man sich in seinem Geschichtswissen um 200% aufgefrischt. Zurück auf den Straßen der belebten Innenstadt könnte es passieren, dass man von einer Überzahl grün gekleideter Polizisten geblendet wird. Da diese wissen, dass sie ein auffälliges Klientel sind, darf eine aufschlussreiche Megaphon-Durchsage nicht fehlen: „Da heute zwei Erzfeinde, ich betone absolute Erzfeinde, nämlich die Hertha BSC Berlin und Leipzig gegeneinander Fußball spielen, sind wir hier, um auf Sie aufzupassen.“ Einen Besuch in der Bar Puschkin sollte man sich bei der Reise durch Leipzig ebenso wenig entgehen lassen, wie viele weitere der alternativen Bars hinter dem Musikerviertel. Von einem für den Osten traditionellen Gericht, der ungarischen Soljanka (Pastetenstreifen, Paprika, saurer Gurke und Zwiebel in tomatiertem Fond zubereitet), bis hin zur gemütlichen Shisha-Bar gibt es hier viel lohnenswertes. Beim Durchstreifen der schmalen Gassen und den vielen Tischen auf den Straßen vor den Cafés hat man zwischendurch das Gefühl, gerade in Berlin-Warschauerstraße ausgestiegen zu sein. Wer sich durch die Touristen hindurchgeschlängelt hat, sollte auf jeden Fall in der Gottschalkstraße im Cafe Sol y Mar vorbei schauen. (Hier gibt es sogar Latte Machiato mit Sojamilch!)

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Hier zu verweilen ist ein besonderes Erlebnis für jedes „Landohr“, welchem sich eindrucksvoll die Geräusche der Stadt präsentieren, die es mit feinem Gespür in entspannter Atmosphäre aufzunehmen gilt.

am mittleren Tisch. Neben ihnen nimmt auch er, der stille Beobachter am Tisch dahinter, die Gespräche wahr, während er stilvoll seine Zigarette raucht und sein Blick verträumt über das Geschehen der Cafe-Bühne schweift.

Die Café-Geräusche – Perspektivenwechel für das Ohr

WOHNEN / LEBEN

In lebendigen Café-Gesprächen finden auch Themen wie Probleme, Tragödien, Dramen, Bruchlandungen und Ähnliches ihren Raum. Doch neben den Stimmen sind da die feinen Klänge des Café-Alltags: Das Klacken des Kugelschreibers, an dem die genervte Bedienung ihren Stress auslässt. Das Geräusch des Löffels, der beim Umrühren an das Glas des Gesprächspartners am Nachbartisch schlägt, wird vermischt mit dem Pedaltreten eines schnell vorbeifahrenden Fahrrads. Eine schlicht gekleidete Frau mit hohen roten Lackschuhen stöckelt hinter den Stühlen entlang, welche auf dem Bürgersteig stehen. Die Straßenbahn rattert nördlich entlang, die Schienen kreischen. Gelächter vom Nachbartisch unterbricht hier und da plötzlich die energiegeladenen Gespräche

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Leipzig ist auch die Stadt für kreative Köpfe mit alternativen Geschäftsideen. Das Abwandern gen Westen hat aufgehört, man richtet seine Aufmerksamkeit wieder Richtung Osten. Aus alten Fabrikgebäuden werden traumhafte, hohe und offene Loften für Künstler und Liebhaber des gehobenen Wohnanspruchs. Die Fabrikhalle wird zu Bühne und Spielplatz für das moderne Theater, Schauspieler und andere Aktive. Farbkleckse an Leinwände werfen ist längst Schnee von gestern. Heute springen motivierte Freizeitsportler beim Beachvolleyball in kurzen Höschen durch das ehemalige VEB-Gebäude, wo früher mehr unfreiwillig transpiriert wurde. Neben diesen Sportaffinen finden auch die Klettermäuse an der Gebäudeaußenwand ihren Spaß. Um das ganze mit den Worten von Clueso abzuschließen: „Warum ist jede Stadt auch ein bisschen wie daheim“ Bleibt festzuhalten: Leipzig lädt ein zu verweilen, und das auch für länger – La Vida Leipzig!

Nicole Susenburger


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Ein Huhn erlag als Erstes dem Virus Virale Videos haben das Netz erobert - und können teure TV-Kampagnen ersetzen.

Im Jahre 1999 erblickte ein Moorhuhn das Licht der Welt – und wurde gleich darauf in Büros und Privatwohnungen in ganz Deutschland unzählige Male erschossen. Das Geflügel war Held eines millionenfach heruntergeladenen Werbespiels im Internet, dessen Auftraggeber ein namhafter Whisky-Hersteller war. Selten zuvor wurde ein Markenname freiwillig von so vielen Leuten verbreitet. Das Spiel brach alle bis dahin aufgestellten Download-Rekorde und überstieg die Erwartungen des Spirituosen-Unternehmens bei weitem. Spätestens seit diesem Erfolg wird virales Marketing – vermehrt in Form von Videos – immer häufiger als Werbeträger für Produkte entdeckt. Kaum ein großes Unternehmen möchte und kann heutzutage auf die virale Kraft des Internets verzichten. Während sogenannte Viralclips zu Beginn dieses Jahrtausends oft noch per E-Mail und Instant-MessengerDiensten verschickt wurden, die nur geringe Dateigrößen erlaubten, ersetzen Social Networks und Videoportale wie Facebook und YouTube zunehmend diesen Verbreitungsweg. Nie war es für den User einfacher, mit verhältnismäßig wenig Aufwand Inhalte im weltweiten Datennetz zu verbreiten. Immer aufwändigere Videos können so eine immer größere Reichweite erzielen.

Diese technische Entwicklung versuchen Unternehmen nun zunehmend für sich zu nutzen. Es findet ein Umdenken statt: die klassische Werbung allein genügt nicht mehr, um alle Zielgruppen zu erreichen. Doch so schön sich dies in der Theorie anhört, so schwer ist es für viele Firmen in der Praxis, mit viralen Videos Erfolg zu haben. N u r kreat i v e , außergewöhnliche Ideen, die die User ansprechend genug finden, um sie weiterzuleiten, können sich positiv auf die Umsätze auswirken. Solche positiven Beispiele finden sich vor allem in den USA. Dort ist seit vielen Jahrzehnten das als „Altherrenduft“ v e r schriene „Old Spice“ auf dem Markt. Bisher stagnierten die Verkaufszahlen. Anfang 2010 wurde dann Isaiah Mustafa, ein Mitte 30 Jahre alter, gutaussehender Schaupieler mit der Fähigkeit zur Selbstironie neues Werbemodel. Procter & Gamble, die den Duft vertreiben, verzichteten jedoch auf jede Print- oder TV-Anzeige und verlagerten die Kampagne komplett ins Social Web.

Erfolg in jeder Hinsicht Der Erfolg gab ihnen Recht. Den bei YouTube geposteten Originalclip (siehe QR Code links) sahen inzwi-

QR Codes - so funktionierts: Den Code einfach mit der passenden App Eures Smartphones einscannen (Im Application Store nach „qr code scanner“ suchen, z.B. das Programm „Google Goggles“ für Android Handys) und Ihr kommt zu den viralen Videos.

schen mehr als 25 Millionen User. Das blieb nicht ohne Konsequenzen: Mustafa gewann nicht nur den bekannten Fernseh(!)-Preis Emmy, auch die Verkaufszahlen schnellten in die Höhe. In den Monaten nach dem Start der viralen Kampagne wuchs der Umsatz mit dem Duftwässerchen um über 30 Prozent. Doch mit Video war noch bei.

dem einen die Aktion nicht vorD e r

Bild: phenomedia GmbH

Virales Web-Marketing war lange Zeit als Low-Budget-Werbung verschrien, der eine verkaufsfördernde Wirkung nur selten zugetraut wurde. Immer mehr Unternehmen investieren nun in diese Werbeform - mit wachsendem Erfolg.

muskelbepackte EmmyGewinner produzierte für berühmte wie auch für weniger bekannte Twitter-User (darunter z.B. den Schauspieler Ashton Kutcher, mit über 6 Mio. Followern) individuelle Videobotschaf ten. Dies sorgte im Netz für Begeisterung und so wurde die Marke „Old Spice“ wiederum von unzähligen Multiplikatoren weiterverbreitet. Ähnlichen Erfolg konnte zuletzt die Wassermarke Evian vorweisen. Dank des Social Webs konnte ein höchst ungewöhnlicher Werbespot mit Rollerskate fahrenden Kleinkindern (siehe QR Code oben) über 30 Mio. Menschen begeistern. Finanzielle nennenswerte Auswirkungen hat dieser Spot jedoch nicht gehabt. Denn, bei aller Begeisterung, auch die kreativste Idee garantiert nicht, dass die beworbene Marke dauerhaft in den Köpfen der Leute bleibt. So verbinden nur die wenigsten mit dem Moorhuhn den damaligen Erschaffer. Es war die Firma „Johnny Walker“. MICHAEL KLEPPI

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Die Broilers

Fotos: Broilers

Eine Band geht ihren Weg.

Wer sich in den letzten Jahren auf den vielen Rockfestivals in Deutschland herumgetrieben hat, dürfte an einer Band nicht vorbeigekommen sein: den Broilers. Ob auf dem Vainstream, dem Area 4, Wacken oder Rock am Ring, die Broilers waren auf jedem Line-up zu finden. BiTSLicht stellt euch die aufstrebende Düsseldorfer Punkband, die für ihre exzessiven Aftershowpartys berühmt ist, näher vor. Als Frontmann und Gitarrist Sammy mit Drummer Andi 1992 im Alter von zwölf Jahren anfing, Musik zu machen, dürften beide wohl noch nicht geahnt haben, dass sie 18 Jahre später bei einem der größten Musikfestivals Europas auf der Bühne stehen würden. Was mit ziemlich unkoordiniertem Lärm im Proberaum begann, nahm rund zwei Jahre später schon etwas konkretere musikalische Formen an. Die zwei Jungs holten Bassistin Ines mit ins Boot und schon waren die Broilers geboren. Der englische Bandname Broilers, der ins Deutsche übersetzt „Brathähnchen“ bedeutet, hat nicht wirklich einen tieferen Sinn und ist Ines, Sammy und Andi heute eher

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unangenehm. Er erfüllte lediglich den ausschlaggebenden Zweck, dass er ein „Oi“ enthielt und damit über die musikalischen Wurzeln der Band

Broilers heißt übersetzt Brathähnchen Auskunft gab. Oi ist als eine Subkultur der Punkrockszene zu verstehen und entstand Anfang der 80er Jahre in Großbritannien. Dort war der OiPunk besonders bei Jugendlichen aus der Arbeiterklasse beliebt. Die erste Single der Broilers „Schenk mir eine Blume“ erschien schon im Oktober 1996 bei einem kleinen Punklabel und legte den Grundstein für die Karriere der Band. Die 1.000 Exemplare der Single konnten komplett abgesetzt werden und haben heute in Fankreisen einen hohen Sammlerwert. Nur zwei Monate später wurde die junge Band um den Gitarristen Pascal ergänzt und erhielt gleichzeitig ihren ersten Plattenvertrag für eine LP. Das ebenfalls junge Label „New Breed Records“ entschied sich für die Broilers als erste unabhängige Produktion und dürfte dies nicht

bereut haben. Das im Herbst 1997 auf den Markt geworfene Debütalbum „Fackeln im Sturm“ fand bereits nach wenigen Tagen reißenden Absatz. Nach diesem erfolgreichen Start war allerdings die Zeit für Gitarrist Pascal wieder abgelaufen und er wurde durch Menke ersetzt. Mit den personellen Veränderungen kamen auch neue musikalische Impulse in die Band. Dies machte sich drei Jahre später auf der nächsten LP „Verlierer sehen anders aus“ deutlich bemerkbar und brachte der Band immer bessere Kritiken ein. Der teilweise recht derbe Oi-Punk wurde mit Elementen aus dem Psychobilly-,

Verlierer sehen anders aus Ska- und Reggae-Genre unterlegt und auch die Texte über Gesellschaftskritik, Heimatverbundenheit sowie klassische Partysongs konnten immer mehr überzeugen. Mit der Zeit wurden nicht nur die Labels und die Anzahl der verkauften Platten größer, auch das Publikum auf den zahlreichen Live-Gigs wuchs. Allerdings tauchten damit die ersten Probleme auf. Während sich das Pu-


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blikum anfangs noch ausschließlich als Vorband und waren schließlich aus den szenetypischen Oi-Skins sogar Vorband der Toten Hosen bei zusammensetzte, kamen jetzt auch einem der Weihnachtskonzerte in Zuhörer, die nicht unmittelbar dieser Düsseldorf. Mit den Toten Hosen Szene zuzuordnen waren. Das immer verbindet die Broilers nicht nur die breiter werdende Publikum rief eini- Musik und ihre Heimatstadt. Der ge alteingesessene Oi-Skins auf die Frontmann und gelernte GrafikdesiBarrikaden. Sie warfen der Band vor, gner Sammy gestaltet nicht nur die ihre Wurzeln zu verraten und sich dem Ausverkauf beziehungsweise der Komplett ausverkaufte Tour kommerziellen Ausschlachtung hinzugeben. Die Broilers aber blieben gelassen und ließen sich nicht von Cover und Merchandising-Artikel ihrem Weg abbringen. seiner eigenen Band, sondern auch Trotz des immer größer werdenden die der Hosen und konnte so die erErfolges kam das Personalkarussell sten Kontakte zu den Vorbildern aus nicht ins Stocken. Nach der Tren- der Heimatstadt knüpfen. nung von Gitarrist Pascal, verließ dieses Mal sein Ersatz Menke die Band nach nur einem Jahr und einem einzigen Album wieder. Es wird gemunkelt, dass er dem exzessiven Tourleben mit vielen Gigs und reichlich Alkohol nicht mehr gewachsen war. Mit Ron aka. Spikey Ronald wurde diese Lücke im Jahr 2001 aber endgültig und damit dauerhaft geschlossen. Wie bei seinen beiden Vorgängern, dauerte es auch mit Ron nur ein Jahr bis die nächste EP „La Vida Loca“ erschien. Der richtige Durchbruch gelang den Broilers aber erst zwei beziehungsweise fünf Jahre später. Während bereits das Album Andi, Sammy, Chris, Ron, Ines sind die Broilers. „Lofi“ 2004 in neue musikalische Dimensionen vorstieß, Doch weder die Tour mit den Murbrachen mit der Veröffentlichung phys, das Weihnachtskonzert mit ihrer bislang letzten LP „Vanitas“ den Hosen oder Festival-Gigs wie auf im Jahr 2007 alle Dämme. In dieser dem Area 4 dürften für die Broilers Zeit wurde die Band noch mit Chris das Highlight 2009 gewesen sein. komplettiert, der die musikalische Denn pünktlich zum 15-jährigen Vielfalt der Band mit Orgel und Keyboard noch einmal erweiterte. Songs Musikalische Weiterentwicklung wie „Dein Leben“, „Meine Sache“ oder „Ruby, Light and Dark“ bewiesen eindrucksvoll die musikalische Bandjubiläum wurde die von den Weiterentwicklung im Vergleich zu Fans sehnsüchtig erwartete Live den ersten Platten, ohne dabei kom- DVD „The Anti Archives“ mit Konmerziell zu wirken. zerten der Broilers in Düsseldorf und Im Jahr 2009 setzte sich der Erfolg Leipzig sowie einer ausführlichen fort und die Broilers begleiteten un- Dokumentation zur Bandgeschichter anderem die Dropkick Murphys te und zahlreichem Bonusmaterial

veröffentlicht. Auch 2010 waren die vier Jungs und Ines mehr als gefragt. Ganz im Stile einer Punkband tourten sie von Festival zu Festival. Vor allem die Auftritte bei Wacken und Rock am Ring schienen den Bekanntheits- und vor allem Beliebtheitsgrad der Düsseldorfer massiv gesteigert zu haben. Dies bewies vor allem die komplett ausverkaufte „Meine Sache“-Tour im Herbst, die durch das Konzert in der Oberhausener Turbinenhalle ihren krönenden Abschluss fand. Die Turbinenhalle war die bis dato größte Location der Broilers bei einer Headliner-Tour und sorgte somit für einen neuen Zuschauerrekord. Mit dem großen Erfolg der letzten Jahre wurden auch immer größere Plattenfirmen auf die Broilers aufmerksam. So ist es im Moment realistischer als je zuvor, dass alle Bandmitglieder in Zukunft nicht mehr nur für die Musik, sondern auch von der Musik leben können. Aber im Musikbusiness läuft jede Band mit zunehmendem Erfolg auch Gefahr, zur Marionette eines großen Plattenlabels zu werden. Doch wer die Broilers kennt, muss sich keine Sorgen machen. Welche andere Band würde sonst vielversprechende Auftritte auf Stadioneröffnungen von Borussia Dortmund und Fortuna Düsseldorf aus dem Grund absagen, dass man sich selbst nicht als Fußballfan sieht. Solche eigenständigen Entscheidungen dürften wohl jeder Plattenfirma den Schweiß auf die Stirn treiben. Die nächste LP der Broilers soll übrigens im Laufe des kommenden Jahres erscheinen. Für Liebhaber deutscher Punkrockmusik und geiler Live-Konzerte mit Bier, Schweiß, Pogo und Mitgrölen sind die Broilers ein absolutes Muss!

SEBASTIAN WOLF

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Das Hosenimperium cove & co.

Fotos: David Lucas

Wir untersuchen das Unternehmen vom Micro-Prof Ebbo Tücking.

Ebbo Tücking empfängt Gäste im Industrie-Loft in Düsseldorf - Verwaltung und Schneiderhandwerk gehen Hand in Hand.

Wir probieren uns aus – mal wieder. Jeder von euch kennt sie, die mal mehr, mal weniger sagenumwobenen Geschichten, die sich hinter den Fassaden unserer Dozenten verbergen. Der eine besitzt einen Tabakladen, der nächste arbeitet als Berater und dann hat jeder ja auch eine unternehmerische Vergangenheit. Wie sonst sollte sie oder er auch sonst an die BiTS gekommen sein? Dieses Leben ein bisschen besser bekannt zu machen, einmal hinter die Kulissen zu gucken, soll Aufgabe dieser kleinen Serie mit dem Titel „Unter Nehmern – das Leben als Nicht-Dozent“ werden. Dabei begeben wir uns in die Höhle des Löwen, schauen uns die Verhältnisse vor Ort an und lassen uns selbst auf komplett neue Branchen ein. Den Anfang macht der allseits bekannte Besitzer eines Hosenimperiums, Prof. Dr. Ebbo Tücking. Wir alle kennen ihn – Mann trägt ihn. Frau schätzt ihn. Herr Walther hat einen. Politiker tragen ihn. Wichtige Manager natürlich auch. Und Ebbo Tücking sowieso: den Maßanzug, meist aus hochwertigem Stoff. Kaufen können wir uns diese Anzüge nicht an jeder Ecke, dafür sind schon ein etwas längerer Weg und ein bisschen mehr Zeit von Nöten. Keine Konfektionsgrößen und Anzüge von der Stange. Der Besuch bei einem Ausstatter des Vertrauens, ein genaues Vermessen des eigenen Körpers und natürlich die Auswahl des Stoffes und des genauen Anzuges stehen vor dem Prozess des Schneiderns und späteren Auslieferns. Dafür kann der Top-Manager mittlerweile zu Tchibo gehen – oder auch zu cove & co., dem Unternehmen, das unser Microeconomics-Dozent zusammen mit zwei Studienkollegen gegründet hat.

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Aller Anfang ist klein Knapp 60 Mitarbeiter in acht Filialen in den großen Städten Deutschlands haben Ulrich Hesse, Christian Tietz und Ebbo Tücking mittlerweile unter sich. Angefangen in Essen, haben sie mittlerweile weitere Shops in Hamburg, Düsseldorf, Dortmund, Wiesbaden, Köln, Bochum und Frankfurt – Berlin und München sollen bald schon folgen. Keine so kleine Nummer mehr also – doch wie hat alles angefangen? „Im Prinzip sind wir von der wissenschaftlichen Seite zu unserer Unternehmensgründung gekommen“, erzählt Ebbo Tücking. In einem tiefen Ledersofa im Verwaltungs-Loft in Düsseldorf sitzend, erinnert er sich an die Gründungszeiten: „Es gibt

uns seit über zehn Jahren, damals haben wir beim ‚Institut für Textilwirtschaft‘ in Münster einen Auftrag vom Land NRW bekommen; es ging um ‚Maßbekleidung gefertigt in Deutschland‘.“ Aus der anfänglichen Forscherleidenschaft ist bald die Erkenntnis erwachsen, welch großes Potenzial in dem damals noch kaum besetzten Marktsegment steckt. Zunächst allerdings mussten die drei erkennen, wo der Unterschied zwischen Businessplan-Vision und Marktrealität ist: es ist nämlich nicht immer alles so leicht, schon gar nicht in der Textil- und Kleidungsbranche. Dennoch gelang es den dreien, gegen die Widerstände von Eltern, Banken und Markt, das Unternehmen 1999 zu gründen – der erste Schritt zum heutigen Status als größter deutscher Maßbekleidungs-Hersteller. Eine sehr enge Definition des relevanten Marktes – dafür aber auch eine sehr


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große Lücke und natürlich ein Klientel mit hoher Zahlungsbereitschaft. Der Durchbruch gelang dann auch sehr schnell – durch einen Artikel im Wirtschaftsteil der ‚Welt am Sonntag‘. Wieder im Jahr 2010 angekommen, lesen sich die Zahlen recht beeindruckend: zahlreiche Stammkunden, zu 90 Prozent männlich und im Durchschnitt zwischen 35 und 45 Jahren alt, kaufen pro Saison, also zwei Mal im Jahr, durchaus bis zu vier Anzüge. Und das zu einem Preis, der aufgrund hoher Stoff- und im handwerklichen Bereich auch hoher Personalkosten nicht gerade im unteren Segment angesiedelt ist: für 500 Euro ist das

Alles über cove & co.

billigste Modell zu haben. Günstiger, immer noch hochwertiger Stoff, keine Extras in Form von Billet- oder iPad-Taschen. „Unsere durchschnittlichen Kunden lassen zwischen 700 und 1.200 Euro bei uns“, erklärt Tücking. Natürlich gebe es immer wieder Ausreißer nach oben und unten. Dass bei einem so entstehenden Durchschnittspreis von etwa 1.000 Euro einige wenige Kunden pro Jahr bis zu 50 Anzüge abnehmen, lässt auf die Durchschnittsklientel schließen: „Im Normalfall bedienen wir junge Manager, die in der Unternehmenshierarchie eher oben angesiedelt sind – einige von ihnen natürlich höher als andere. Gleichzeitig statten wir auch Hochzeiten mit Anzügen und Kostümen oder Bachelor- und Master-Absolventen für ihre Bälle aus“, lacht der gelernte Volkswirt.

ausgestattet wird. Das hat Konzept: „Ziel ist es, jeden Laden zunächst einmal individuell aussehen zu lassen: so müssen wir uns nicht mit den sterilen Ketten wie Boss vergleichen. Außerdem entsteht so beim Kunden der Eindruck einer traditionell verwurzelten Schneiderei in seiner Heimat – auch nicht unbedingt ein Nachteil, geht es doch um das eher konservative Geschäft mit Maßanzügen.“ Um jedem Shop eine ganz eigene Note zu geben, fahren die drei Gesellschafter sehr gerne durch Europa, um ganz besonders nach britischen Antiquitäten zu suchen – ein Hobby, das mit dem Unternehmen gewachsen ist.

Gegründet: 1999 Mitarbeiter: etwa 60 Bilanzsumme 2008: 909.651,22 € Branche: Maßbekleidung; Schneider-, Tuch- und Schuhwerk Gegründet von: Ebbo Tücking (Dozent BiTS), Ulrich Hesse, Christian Tietz Was ihr vielleicht wusstet, vielleicht aber auch nicht: ... von dem WM-Wende-Sakko wurde keins verkauft. ... cove & co. bietet jetzt auch eine iPad-Innentasche an. ... auch, wenn sich die Firma über die bekannten Kunden bedeckt hält, beweist ein dpa-Foto: Peer Steinbrück trägt cove & co

Geld ist nicht alles Über Gewinnmargen mag er nicht reden: das Ziel sei selbstverständlich, gewinnbringend zu produzieren, dennoch sei cove & co. bereit und erkenne an, dass die Kunden zu einem solchen Preis auch angemessene Qualität erwarten – und die koste auch in der Produktion. Dass es Unternehmen und Geschäftsführern nicht allzu schlecht geht, wird aber ebenfalls deutlich: die Lage der Ateliers in Kö-Nähe oder gegenüber dem Frankfurter Hof sprechen eine genau so deutliche Sprache wie die zahlreichen Antiquitäten, mit denen jedes einzelne Geschäft liebevoll

„Wenn Sie selbstständig sind, werden Sie niemals fertig“, gibt der Dozent auf die Frage, was denn ein langfristiges Ziel sein könnte, zu bedenken; „Ist erst mal der deutsche Markt abgedeckt, können wir uns in Angebotsvielfalt und Details verbessern.“ Dass das möglich sein soll, ist für einen Laien kaum zu verstehen – Anzug ist ja schließlich, egal ob passgenau oder nicht, immer noch ein Anzug, oder? Von wegen! Der aktuelle Prospekt des Unternehmens, das sich neben dem Schneidern auch auf das Schuhwerk versteht, deutet an, wie unendlich groß die Welt der korrekten Kleidung ist: Einknopf-, Zweiknopf- oder Dreiknopf-Sakko, ein Schließknopfpaar oder doch lieber zwei, Hose mit Bundfalte, ohne Bundfalte oder mit zwei Bundfalten, Paspeltasche, Flügeltasche, Stecktasche oder eine Tasche in der Seitennaht? Nur eine geringe Auflistung dessen, was möglich ist! Zu der perfekten Größe, die ein etwas geübter Anzugträger sofort erkennt, kommen nämlich noch zahlreiche Kleinigkeiten hinzu, über

Anzüge mal ganz anders

Der Griff zum Kugelschreiber enttarnt die Anzugmarke - Ebbo Tücking trägt natürlich Produkte des eigenen Hauses.

die sich jeder einzelne Anzugträger definiert. Was trägt denn ein Ebbo Tücking für einen passgenauen Anzug? „Sie werden mich sicherlich niemals ohne Umschlagmanschette und Billet-Tasche finden – ich bevorzuge insgesamt einen eher konservativen Kleidungsstil, den ich aber immer wieder durch kleine Details, etwa ein buntes Innenfutter oder knallige Sakkos, auflockere.“

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Im Gespräch mit dem Gründer von cove & co. Aus welchen Grund haben Sie damals das Unternehmen gegründet? Im Prinzip war das es unbeabsichtigt. Es ist aus der Wissenschaft heraus entstanden. Wir haben damals für das Land NRW geforscht und erkannt, welch großes Potenzial in dem Markt und den Produkten steckt. Das Textilgeschäft ist hart: aus welchem Grund ist Ihr Unternehmen erfolgreich? Ich denke, unser Alleinstellungsmerkmal ist ganz eindeutig unsere Qualität. Kunden, die bereit sind, viel Geld in einen Maßanzug zu investieren, erwarten sowohl beim Tuch als auch in der Verarbeitung eine gewisse Qualität. Das können wir leisten.

am Ende auch der Preis ab. Beim Rest können Sie dann entscheiden, wie der Schnitt sein soll - wo sollen Taschen sein, benötigen Sie je nach Anlass vielleicht ganz besondere Merkmale, wollen Sie Accessoires ... die Palette ist unendlich. Wie viel bezahlt ein armer Student denn für einen Anzug? Das hängt natürlich von Stoff und Ausstattung ab. Unser günstiges Modell können Sie für 500 Euro erstehen, im Durchschnitt liegen die Preise bei 700 bis 1.200 Euro. Natürlich geht es darüber.

Wir wollen einen Bachelor-Ball-Anzug - wie ist dort das Vorgehen? Im Prinzip ziemlich simpel: Sie gehen in einen unserer Shops und besprechen mit dem Schneidermeister vor Ort, welchen Stoff sie bevorzugen - davon hängt dann

Jetzt sind wir sicherlich nicht die Hauptzielgruppe - setzen Sie denn ausreichend Produkte ab? Wenn wir das nicht würden, gäbe es uns sicherlich nicht mehr, geschweige denn würden wir expandieren. Der durchschnittliche Kunde kauft pro Saison zwei Anzüge. Er weiß, was er will, wir wissen, was er will - so funktioniert das Wechselspiel außerordentlich gut. Der Top-Manager, der es sich fast nicht leisten kann, zweimal den gleichen Anzug zu tragen, nimmt durchaus auch 50 Anzüge ab. Das ist allerdings

Dass weder das Unternehmen noch der Geschäftsführer selbst konservativ sind, merkt der Beobachter ziemlich schnell: nicht der erwartete, sehr auf modern getrimmte ShowRoom. Ein großes Loft auf einem ehemaligen Industriegelände mitten in Düsseldorf-Flingern. Keine Wän-

de, nur die direkte Backsteinverkleidung, drei hochgezogene Container, um auf den zweieinhalb sonst offenen Stockwerken wenigstens ein bisschen wärme- und präsentationstechnisch isolieren zu können. Sonst ist alles in einem sehr improvisiert wirkendem Charme eingerichtet –

die seltene Ausnahme. Wo soll es denn mit cove & co. mal hingehen? Wenn Sie Gründer sind, denken Sie am Anfang noch: irgendwann bin ich fertig. Als wir den Vertrag unterschrieben haben, dachten wir damals: jetzt sind wir fertig. Dabei fing es erst an. So ist es immer noch. Auf Ladeneröffnung folgt Ladeneröffnung, darauf die Angebotsdifferenzierung, wir legen den Fokus jetzt mehr auf das weibliche Geschlecht. Ein Ende ist da nicht in Sicht - sicherlich wollen wir unseren Vorsprung gegenüber der Konkurrenz ausbauen und uns immer weiter entwickeln.

dass die Improvisation aber gewollt ist, ist schnell an dem Fachwissen über diverse Schmuckstücke und vor allen Dingen den großen Gemälden in dem hallenähnlichen Gebäude zu merken. Dass sich der Geschäftsführer hier sehr wohl fühlt, ist klar: „Natürlich habe ich ganz klar beim Einrichtungsstil mitgeholfen – so ein Loft ist natürlich Geschmacksfrage, steht aber auch in gewissem Maß für Transparenz.“ Bleiben nach so einem herzlichen Gespräch, einer abgestaubten cove & co.-Tasse und Pressemappe noch Fragen übrig? Warum heißt der Laden eigentlich cove (sprich: kowe)? „Die Antwort ist einfach: der Hausmeister des Forschungsinstituts hat damals unserem ersten Atelier in der Essener Lindengalerie im Deutschlandhaus den Namen verpasst – der Begriff kommt aus dem Westfälischen und bedeutet so viel wie Kleidung“, schmunzelt Tücking in seiner unvergleichlichen Art.

Dass die Schneiderarbeit noch von Hand gemacht wird, versteht sich von selbst.

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David Lucas


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Fernweh Die drei ungewöhnlichsten Orte für das Auslandssemester / Andere Kulturen, andere Sitten

Türkisch als Eisbrecher In der Türkei angekommen, wird er regelmäßig einen Blog über seine Erlebnisse führen. Für die Zeit von Februar bis Juni, in der er in der 2500 Kilometer entfernten Stadt leben

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dem Grund, weil Spanisch ein großer Bestandteil seines Studiengangs ist, hat er sich für die 7,5 Millionen Einwohnerstadt zählenden Lima entschieden. Eine „Herausforderung“ stellt die Reise in das lateinamerikanische Land für ihn dar. Vor dem eigentlichen Studienbeginn möchte der IMSI-Student einen Sprachkurs besuchen, damit er sich in den Vorlesungen zurechtfindet, die ausnahmslos auf Spanisch stattfinden. Herumreisen, ein Praktikum machen und das Land kennen lernen sind Ziele, die sich Malte vor der Abreise gesteckt hat. Ihm sind Kultur und Landschaft wichtiger als der Inhalt des Studiums, wie er ehrlich zugibt. Aus diesem Grund hat er sich schließlich auch gegen Kanada und für Peru entschieden. „In ein Land wie Kanada oder die USA kommt man eher noch einmal als nach Peru“, so der Student. Er traut sich die Reise zu und gibt seinem „Fernweh“ nach. Eine mögliche berufliche Zukunft in Peru schließt er nicht aus, er hat kein Problem damit sich anzupassen; auch gegenüber der etwas anderen Küche ist er offen. „Meerschweinchen? Klar, wieso nicht!?“ Finanziell erhält Malte als erster und im nächsten Frühjahr auch einziger BiTS-Student mit dem Ziel Peru Unterstützung. Es besteht eine Kooperation zwischen der BiTS Iserlohn und der UPC, die es jedes Jahr zwei Studenten ermöglicht, an der jeweils anderen Hochschule zu studieren, ohne Studiengebühren zahlen zu müssen. Fotos: pixelio

Als erster BiTS-Studierender überhaupt wird der 24-jährige Christoph Grundig sein Auslandssemester in Istanbul verbringen, das er unüblicherweise an das Ende seines Studiums gestellt hat. Mehr als vier Monate lebt, arbeitet und studiert er dann in der türkischen Metropole. „Ein Sprung ins kalte Wasser“, so beschreibt der im 6. Semester Studierende selbst die Entscheidung sein Leben in die Millionenstadt zu verlagern. Nicht nur die andere Kultur war Anreiz, sich für Istanbul zu begeistern, sondern auch die Empfehlung von Professor Dr. Thorsten Bagschik. Durch Zufall stieß Christoph über das Laureate Netzwerk auf Istanbul. Bis zu diesem Zeitpunkt stand für ihn eine Reise nach Kanada oder Australien schon so gut wie fest. Doch wieso nicht auch mal was riskieren? Kurzerhand entschied der CMM Student sich um und bewarb sich an der Bilgi Universität in Istanbul. Ein weiterer Grund für ihn, nicht in ein „herkömmliches“ Land, wie zum Beispiel die USA, zu gehen, ist die „ungefilterte Sicht auf Kultur und Leute“, so Christoph. „Die Medien verschleiern heutzutage einiges.“ Zudem ist ihm durch private Urlaubsreisen die amerikanische Kultur bereits bekannt. „Etwas fürs Leben lernen“ möchte er. Wo ginge dies besser als in einer uns fremden Kultur und Gesellschaft? Istanbul sei für ihn außerdem die Schnittstelle des Handels. So hat die türkische Unternehmensgruppe Koç Holding im Jahre 2007 die deutsche Firma Grundig Multimedia B.V. übernommen. Die Gründer der Firma sind jedoch nicht mit Christoph verwandt.

Eine Dessertspezialität: türkischer Honig.

wird, muss sich Christoph wegen der Studiengebühren und der Unterhaltskosten einen Job suchen. Vorbereitet hat er sich auf seine Reise noch nicht großartig. Einige Dokumentationen und Gespräche mit einer Austauschschülerin aus Istanbul zählen zu seinen bisher einzigen Aktivitäten in Hinsicht auf einen anderen Lebensabschnitt. Sprachkenntnisse hat er keine, aber einen Sprachkurs möchte er unbedingt noch machen. „Es gibt immer mehr Deutsche mit Migrationshintergrund. Türkisch kann da ein Eisbrecher sein. Ich arbeite zukunftsorientiert“, so Christoph. Malte Bruins studiert International Management for Service Industries

Herausforderung Peru und ist ein Wirbelwind an der BiTS. Bestimmt hat jeder von euch unseren Studentensprecher schon einmal gesehen, ein Wort mit ihm gewechselt oder ist ihm in einem der Ressorts begegnet, für die er im Einsatz ist. Malte wird sein Auslandssemester in Peru verbringen. An der Universidad Peruana de Ciencias Aplicadas (UPC) wird der 22-Jährige sechs Monate studieren. Nicht zuletzt aus

Alexandra Hülstrunk, die „vielleicht jüngste Studentin der BiTS“, studiert im zweiten Semester Business Psychology. Sie kommt ursprünglich aus Mexiko. Mit elf Jahren zog sie zu-


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viele von ihnen kommen nach Deutschland. Es gibt mehr Deutsche mit Migrationshintergrund. Daher ist es notwendig „aufeinander zuzugehen und voneinander zu lernen“, glaubt Christoph. Er hat dies erkannt und ist bereit, ein halbes Jahr in Istanbul zu leben und die türkische Sprache zu lernen, was ihm in beruflicher Hinsicht in Deutschland mit Sicherheit weiterhelfen wird.

Der Machu Picchu in Peru.

sammen mit ihren Eltern nach Costa Rica. Vor einem Jahr kam Alex dann nach Deutschland, um ihr Psychologiestudium, das sie an der Universidad Latina de Costa Rica angefangen hat, abzuschließen. „Das Studium in Costa Rica ist sehr intensiv. Viele Präsentationen und Hausarbeiten müssen während des Studiums erle-

Hilfe für Costa Rica digt werden, Prüfungen am Ende des Semesters kommen hinzu. Das ist nicht so wie hier an der BiTS, wo nur am Ende Klausuren geschrieben werden.“ Bereits ein Jahr lang hat Alex Psychologie in Costa Rica studiert, bevor sie sich entschloss, ihren Abschluss in Deutschland zu machen. BP-Studenten gehen nicht im vierten Semester ins Ausland, wie es in allen anderen Studiengängen üblich ist, sondern haben ein Praxissemester. Die erst 18-Jährige, wird ihr Praxissemester voraussichtlich in Costa Rica verbringen. In ihrer alten Heimat möchte sie Entwicklungshilfe leisten, um so Kontakte zu knüpfen und sich später den Traum von einer Tätigkeit für UNICEF verwirklichen zu können. Alle drei Länder verkörpern besondere Eigenschaften, die in Hinblick auf unsere Zukunft wichtig sind. Die Türkei wird zum Partner. Immer mehr Türken wandern in die EU aus,

Peru zählt auch im Jahre 2010 noch zu den Entwicklungsländern, das sowohl Hilfe im Bereich Bildung als auch Armutsbekämpfung benötigt. Sich einer anderen Kultur und anderen Menschen zu öffnen ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es gehört eine Menge Mut, Selbstbewusstsein und Verantwortungsgefühl dazu, in einem Land zu leben, das einen krassen Kontrast zur deutschen Kultur darstellt. Costa Rica ist ebenfalls Teil der etwa 150 Entwicklungsländer dieser Welt. Auch hier ist es besonders wichtig, dass sich Menschen mit den Problemen in diesem Land auseinandersetzen und helfen, einen Schritt vorwärts zu machen. Alex setzt sich

während ihres Praxissemesters für Armut ein und hat den Traum, bei UNICEF noch vielen weiteren Menschen ein Stück von einer besseren Welt zu bieten. Abgesehen von den wichtigen sozialen Aspekten und dem Engagement,

Zukunftschancen ist es besonders für Studenten wichtig, ihr Netzwerk zu erweitern und Kontakte für die Zukunft zu knüpfen. Aus diesem Grund sind diese drei „außergewöhnlichen“ Orte, an denen diese jungen Menschen für fast ein halbes Jahr leben werden, meine persönlichen „Top 3“ der ungewöhnlichsten Orte für ein Auslandssemester. Jeder muss für sich die Entscheidung treffen, welchen Platz auf der Welt er oder sie wählt, um die Welt ein Stück zu beeinflussen, vielleicht sogar zu verbessern. Jeder muss entscheiden, ob er mutig genug ist, einen so großen Schritt zu wagen und in ein Land zu reisen, in dem sich die Sprache, die Kultur, die Religion oder auch die Politik von unserer Welt so enorm unterscheiden.

Nathalie Kirsch

Ein romantischer Sonnenuntergang an der Costa de Luz in Costa Rica.

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Türkei rettet Peru Ein kulinarisches Kochexperiment mit internationalem Pepp.

Cumin, Curcuma, Koriander – nicht gerade die Gewürze, die in der alltäglichen Studentenküche benutzt werden. Höchste Zeit, dies zu ändern und im Supermarkt ausnahmsweise mal nicht zu Miracoli, sondern zu außergewöhnlichen Gewürzen der lateinamerikanischen und türkischen Küche zu greifen. Die nächsten Zeilen werden euch darüber aufklären, welche Überraschungen im Umgang mit fremden Zutaten auf euch warten können. Donnerstagabend, halb sieben im Supermarkt: Der Durchschnittsstudent hat bereits vier anstrengende Uni-Tage hinter sich und sehnt sich nach Couch und Tiefkühlpizza vor dem Fernseher. Bloß nichts Aufwändiges oder gar Exotisches zum Abendessen, denn Zeit und Geld sind in jedem Studentenhaushalt Mangelware. Stopp! Trotzdem haben wir das Experiment gewagt und drei Gerichte aus drei unterschiedlichen Nationen gekocht. Hierbei wurde unser eher schlichter Kochstil mit Zutaten aus der Türkei, Peru und Costa Rica aufgepeppt.

„Sollte ich etwa nicht alle Peperoni in die Pfanne tun?!“

es in „Bratbanane“ abzuwandeln und als Nachspeise zu schlemmen. Fehlt noch die Hauptspeise - Peru, inspiriere uns! Reis mit Hühnchen klingt im ersten Moment nicht sonderlich extravagant, aber die Würze aus Cumin, Curcuma, Koriander und Peperoni hat uns vom Gegenteil überzeugt.

Schritt zwei: Einkaufen! Einfacher als erwartet gestaltete sich die Jagd nach den passenden Zutaten. Selbst der türkische Süzme-Joghurt stand völlig selbstver-

„Boah, ist mir heiß!“ ständlich zwischen Magerquark und saurer Sahne im Kühlregal. Willkommen in der globalisierten Einkaufswelt! Die Suche nach frischem Koriander mussten wir jedoch nach kurzer Zeit aufgeben und so sind wir auf die geschrotete Tüten-Variante ausgewichen. Schade.

Der dritte Streich: Ab an den Herd, Mädels! Zusammen mit Fotografin Gina ging es ans Gemüseputzen und -schneiden. Eine wirkliche Herausforderung war die türkische Cacik-Creme noch nicht: Einfach und schnell zubereitet, da kann sich kein Student beschweren. Etwas schwieriger gestaltete sich das „Arroz con pollo“. Reis kochen, easy. Hühnchen mit Knoblauch anbraten, easy. Die Dosierung der Gewürze… nunja. Bunte Peperoni und Curcuma geben dem Reis nun mal eine schöne Farbe, also geizten wir nicht und würzten wild drauf los. Die Konsequenz: die Türkei musste Peru aus der Krise retten! Der restliche Süzme-Joghurt milderte die Schärfe zumindest in Ansätzen. Schon nach einigen Bissen kapitulierte unser „Versuchskaninchen“ Gina und löschte den Brand auf der Zunge mit Milch. Danach überließ sie uns dem Kampf mit dem Peperonifeuer und widmete sich schon mal der Nachspeise. Auch wir gelangten langsam an unsere Schmerzgrenze, doch ein Abbruch des Experiments kam gar nicht in Frage. Ein großzügiger Schluck aus der Weinflasche oder das Ablegen überflüssig warmer

Herausfinden, was für ein typisch türkisches/peruanisches/costa-ricanisches Gericht benötigt wird! Wir hockten uns also vor den Laptop und informierten uns in einem bekannten Online-Lexikon über Land, Leute und natürlich Kulinarisches. Achso, in der Türkei heißen Vorspeisen also „Meze“. Cacik, ein JoghurtGurken-Gewürz-Gemisch klingt einfach und lecker und kommt somit auf die Einkaufsliste. In Costa Rica ist „Kochbanane“ ein traditioneller Teil des Hauptgerichtes. Wir haben uns entschieden,

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Fotos: Gina Stradal

Erster Schritt:


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Kleidung schien uns in diesem Fall die bessere Maßnahme, um die Hitze zu bekämpfen und unsere KochEhre zu retten. Allerdings mussten wir eingestehen, dass auch wir uns auf die süße milde Banane freuten. Karamellisierter Zucker in Butter ergab einen leckeren Mantel für die Tropenfrucht, sodass unser Menü einen sanften Ausklang fand.

Geschmacksexplosion? Gerne wieder! Das Fazit unseres spektakulären Kochereignisses: Eine Menge Spaß und leckeres Essen entschädigten für die aufwändige Kochaction. Sicherlich ist das Probieren von exotischen Gewürzen nichts für jedermann und jeden Tag, doch die Neugierde auf einen Perspektivwechsel in der Küche war, zumindest bei uns, größer als die Skepsis. Unsere Gaumen freuten sich über die abwechslungsreiche Geschmacksexplosion, auch wenn das Hauptgericht dank der scharfen Peperoni zu rauchenden Ohren führte. Das nächste Mal werden wir uns Rezepte mit Mengenangaben für die Gewürze zulegen. Alles in allem hat sich das Experiment in jeder Hinsicht gelohnt. Traut euch doch auch mal, auf Miracoli zu verzichten und stattdessen einen Blick in die eher unbekannten Ecken eures Supermarktes zu riskieren.

Menü-Zutaten:

Eva Book & Nathalie Kirsch

Cacik (Türkei)

Arroz con pollo (Peru)

Gebratene Banane (Costa Rica)

Süzme-Joghurt Gurke Minze Zitronensaft Olivenöl Salz Pfeffer ein wenig Zucker Zu der Meze wird Fladenbrot serviert.

Reis Hühnchenfleisch Bananen Peperoni Rohrzucker Knoblauch Butter Curcuma Minze zur Dekoration Cumin (Kreuzkümmel) Koriander Olivenöl Zur Milderung der Schärfe wird zu dem Gericht ein Glas Milch gereicht. ;-)

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Über Leben

Das Wasser des Lebens Der besondere Unterschied zwischen Whisky und anderen alkoholischen Getränken.

Whisky ist eigentlich nichts weiter als Gerstenbrand, der viel Zeit in einem Fass verbracht hat. Er wird aber nicht einfach „gemacht“, er wird komponiert. Unzählige, unnötige, lächerliche und übertriebene Poetisierungen ranken sich um dieses Getränk, das auch als „Wasser des Lebens“ bezeichnet wird. Es heißt, in jedem Whisky steckt ein Stück von dem, der an seiner Entstehung beteiligt war. Die harte Arbeit und die Seele des Brenners soll in jedem Fass zu finden sein. Es sind Phrasen wie diese, die einen manchmal etwas schmunzeln lassen. Wahr ist allerdings, dass Whisky Arbeit bedeutet. Oft sind es besondere Menschen, die bereits seit vielen Generationen brennen, destillieren und komponieren. Diese Menschen tragen zur Legende des Whiskys bei, da es für sie viel mehr ist als das Befüllen von Flaschen mit Alkohol.

Etwas „Magie“ bleibt noch Das Entstehen eines guten Single Malt ist eine Wissenschaft für sich, die, egal wie oft es auch durch Großkonzerne und Brennereien versucht wurde, noch nicht all ihre Geheimnisse preisgegeben hat. Es bleibt also immer noch eine geringe Ungewissheit, ein bisschen „Magie“. Wahrscheinlich liegt darin auch die Faszination, welche dafür sorgt, dass manche Menschen stundenlang über die Schönheit eines Whiskys lamentieren können. Erstaunlich daran ist jedoch, dass sie damit nicht immer Unrecht haben. Für einen Whiskyliebhaber gibt es wohl kaum etwas Schöneres als eine Bücherei voller in Leder gebundener Erstausgaben, einen großen ledernen Ohrensessel,

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Foto: Daniel Hohmeyer

Wie kann es sein, dass ein Getränk, eine Flüssigkeit, auf den ersten Blick nicht spezieller als jede andere, so geheimnisvoll und umschwärmt ist?

Grenzenlose Auswahl: Weltweit gibt es mehrere tausend Whisky-Sorten

einen schweren alten Schreibtisch, keine Lichtquelle außer einem prasselnden Feuer im offenen Kamin und ein Glas guten Whisky; selbstverständlich ganz unvoreingenommen und ohne Stereotypen zu bedienen. Whiskytrinker scheinen einfach eine Klientel für sich zu sein. Genauso wie seinen Konsumenten haftet der Flüssigkeit ein etwas verstaubtes Image an. Es lässt sich jedoch nicht leugnen, dass Whisky Zeit braucht, um „zu werden“. Zeit ist es wiederum auch, die seine Entstehung so aufwendig macht. Es gibt Whiskysorten, die mehr als vierzig Jahre in ihren Fässern verbringen, bevor sie genossen werden dürfen. Zeit ist ein Luxus, der immer teurer wird, weshalb es umso besonderer ist, dass sich die Destillerien diese Zeit für ihr Produkt nehmen. Dieses Handwerk und der Manufakturcharakter, den man mit Whisky in Verbindung bringt, ist ganz einfach das, was ihn auszeichnet. Er ist nur eine leicht goldene Flüssigkeit, der es gelingt, Geschichte und Kunsthandwerk zu vereinen. Ein guter Whisky scheint einen Wert zu haben, der sich einfach nicht mit dem anderer Spirituosen vergleichen lässt.

Whisky wurde zufällig von Mönchen entdeckt Im fünften Jahrhundert von christlichen Mönchen wohl eher durch Zufall entdeckt, verbreitete sich das Wissen zum Destillieren dieses „aqua vitae“ mit der Zeit auf der ganzen Welt und sorgte so für die unzähligen verschieden Whiskysorten, die wir heute kennen. Durch ein neues Verständnis für das „Besondere“ erlebt Whisky in den letzten Jahren wieder einen neuen Boom. Es scheint, dass Qualität wieder mehr an Bedeutung gewonnen hat und mehr darauf geachtet wird, was ins Glas kommt. Mittlerweile kann man sogar Whisky trinken, ohne ein Tweed-Jackett und Wellingtons zu tragen, Pfeife zu rauchen und an der Seite seiner Irish Wolfhounds über die Ländereien der Vorfahren zu schlendern.

Daniel Hohmeyer


Über Leben

„CSR ist Teil des Geschäfts“ Campus Symposium-Referent Uwe Kleinert beantwortet unsere „High Five“

BiTSLicht sprach während des Campus Symposium mit Uwe Kleinert, dem Head of Corporate Responsibility & Sustainability von Coca Cola und präsentiert euch im „High Five“ fünf Fragen und interessante Antworten . BiTSLicht: Herr Kleinert, welchen Eindruck haben Sie vom Campus Symposium 2010 bekommen? Sind Sie das erste Mal hier zu Gast? Uwe Kleinert: Ich bin in der Tat zum ersten Mal hier und sehr begeistert! Das Event ist perfekt organisiert das habe ich selten bei von Studenten ins Leben gerufenen Wirtschaftskonferenzen erlebt. Für das Symposium wurde im Vorfeld schon viel Pressearbeit geleistet, und auch dank der verschiedensten Zusatzinformationen rund um das Thema Nachhaltigkeit konnte man sich schon vorher gut informieren. BiTSLicht: Sie sind heute Manager und Head of Corporate Responsibility & Sustainability bei CocaCola. Uns Studenten, die an der BiTS größtenteils Management studieren, interessiert natürlich: wie kommt man an eine solche Traumposition?

BiTSLicht: In Ihrem Vortrag sprachen Sie unter anderem von der Entwicklung des Bewusstseins für die Nachhaltigkeit bei Coca-Cola. Wann und wie hat das seinen Anfang genommen? Uwe Kleinert: Langfristig erfolgreiche Unternehmen wie Coca-Cola übernehmen Verantwortung für die Gesellschaft. Seit Jahren ist daher CSR (Corporate Social Responsibility) ein Bestandteil unserer Identität. Dabei ist das Thema nicht neu im Geschäft. Schon lange ist Coca-Cola ein guter Arbeitgeber und Nachbar und es wurde viel gespendet oder gesponsert. Heute aber sind diese Aktivitäten fester Bestandteil unser Philosophie und Unternehmensstrategie. Wir haben uns stärker auf CSR konzentriert und es in unserem Kerngeschäft verankert. Foto: Martin Jendrusch

Uwe Kleinert: Ich habe bis 1988 in Leipzig Journalistik studiert und

auch später dort bei der Lausitzer Rundschau gearbeitet. Mit der Wende war dann allerdings mein Job weg und mit Einführung der Marktwirtschaft gab es auch mehr Zeitungen. Durch Zufall habe ich dann in der „Zeit“ eine Anzeige von Coca-Cola gelesen und mich beworben. Seitdem habe ich in verschiednen Positionen gearbeitet. Es lohnt sich also öfter mal nach dem Traumjob in der Zeitung zu suchen!

Nicole Susenburger im Gespräch mit Uwe Kleinert.

BiTSLicht: Coca-Cola war 1929 die erste Getränkemarke, die das Mehrwegf laschensystem einführte. Heute ist es für uns selbstverständlich, dass wir Pfandf laschen - inzwischen sogar Dosen zurückgeben. Hat Coca-Cola uns zum Umdenken bewegt, uns ein Stück umweltbewusster werden lassen? Uwe Kleinert: Anfangs hatte dieser Schritt einen eher wirtschaftlichen Aspekt. Wir haben einen Weg gesucht, unsere einzigartigen, markant geformten Flaschen nach Gebrauch zurückzuerhalten, das war auch ein Kostenfaktor. Heute ist es Teil unseres Geschäfts – und alle machen mit und haben umgedacht, das freut uns natürlich. Es ist Teil des Gesamtverständnisses und gehört zum übergeordneten Denken des CSR, Verantwortung für Umwelt und Soziales zu übernehmen. BiTSLicht: Last but not least: Sollten unsere Leser Coca-Cola als attraktive Chance betrachten, welche Möglichkeiten bestehen da? Wie setzt man als Student den Fuß in die Tür eines solchen Konzerns? Uwe Kleinert: Studenten und Studentinnen kann ich insbesondere ein Praktikum empfehlen. Coca-Cola ist eine fair Company. Praktikanten werden hier integriert und mit einbezogen. Uns ist es wichtig, dass sie etwas lernen und nicht als kostengünstiger Ersatz für einen Arbeitsplatz herhalten. Der Praktikumszeitraum umfasst drei bis sechs Monate. Wer sich bei Coca-Cola während des Praktikums bewährt, hat gute Chancen, bei uns weiterzukommen. Außerdem bieten wir attraktive Traineeprogramme.

Nicole Susenburger

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Nachtaktivitäten der anderen Art Wie ein Kurzfilm nicht kurz entsteht

Wie man mithilfe eines Kurzfilmes mehrere Langnächte zubringen kann? Möge die folgende Aufklärung als Anreiz für alternative Nachtaktivitäten ein wenig Licht in das Dunkel bringen. Als wir mit den Vorbereitungen zu „Die vergessenen Gläser“ anfingen, wurde uns sofort bewusst, dass dies nicht leicht werden würde. Neben den ganzen Ideen, die es zu realisieren galt, war der Faktor „Zeit“ eine weitere Herausxforderung, denn immerhin hing uns der von dem Münchener Festival vorgegebene Abgabetermin nicht zu knapp im Nacken. Wir hatten nur noch zwei Wochen Zeit für alle Produktionsschritte! Man kann es also getrost als „speed-project“ bezeichnen. Bevor wir mit jeglichen Dreharbeiten begannen, mussten das Drehbuch und die Organisation feststehen. Das ist unabdingbar. Ohne Planung kein Film bzw. nur ein schlechter Film! Wir beschlossen, in Anbetracht der knappen Zeit das Drehbuch gemeinsam zu entwerfen. Die ersten Tage und Nächte wurden also damit verbracht Ideen zu sammeln - auszu-sortieren und zu bündeln. Bewährtermaßen konnte jeder von uns in ungezählten„brainstormmeetings“ seine Inspirationen einfließen lassen. Es gab viele Ideen ...

Koordinations-Feintuning Auch traf ich mich manches Mal mit einzelnen aus der Gruppe unter vier Augen, um die mitunter recht unkonventionellen Ideen intensiver abzustimmen, denn immerhin muss ich mich als Regisseur entscheiden, welche von den tragfähigen Ideen letztlich

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genommen werden - und welche nicht. Dieses Koordinations-Feintuning verlangt eine ausgeprägte Verantwortungsbereitschaft. Hierbei muss insbesondere diplomatisch vorgegangen werden, denn immer wieder bleiben enttäuschte Personen zurück, die natürlich von ihren eigenen Ideen überzeugt gewesen sind. Zum Glück besteht unsere Gruppe aus einer gesunden Mischung von Künstlern, die sich gegenseitig kennen und vertrauen. Somit kommt es nie zu ernsten Komplikationen, was die Umsetzung des RegieKonzeptes angeht. Bevor man jedoch damit anfangen kann, muss der Film im Kopf schon fertig geschnitten existieren, sodass auch jedes einzelne Detail mit in die Planung der einzelnen Drehtage einbezogen werden kann. Dennoch kann nie ausgeschlossen werden, dass vermeintliche Kleinigkeiten ,on location‘ nicht beachtet wurden und man somit improvisieren muss - alles eine Frage der Übung ... Als das Drehbuch schließlich vollendet war sowie auch die Planung und Organisation der einzelnen Drehtage und Termine, konnte es endlich losgehen. Wir sprechen in diesem Falle immerhin von einem nur 3-tägigen Realisierungszeitraum (pre-production)! Es waren zwölf volle Drehtage, die eingehalten werden mussten, an unterschiedlichsten Locations mit verschiedenen Schauspielern vorgesehen (production). Für Pick-Ups (Dreharbeiten für Szenen, die nachgedreht werden müssen) gab es leider keine Zeit. Jeder Drehtag musste sitzen, wir hatten nur eine Chance!


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Es verblieb nur ein Wochenende für die Fertigstellung des Films. Es kam ca. acht Stunden Filmmaterial zusammen für einen ca. fünfminütigen Film: NonstopSichtungen, -Aussortierungen, Grob-/Feinschnitte, Effekte, Farbkorrekturen, Vertonungen, Eigenkompositionen und zeitaufwändige und ressourcenverschlingende Renderings stehen auf dem Programm für einsame Nachtaktivitäten (post-production). Am darauffolgenden Tag schließlich musste der fertige Wettbewerbsfilm abgeschickt werden ...

Strenggenommen handelte es sich allerdings „nur“ um die Beta-Version, die erst aufgrund des Feedbacks eines „Fachpublikums“ (Freundeskreis) zu einer wirklichen Alpha-Version hätte hochgetunt werden können. Damit nicht genug: Die darüber hinaus erstellten verschiedenen (Video)-Formate bedienten unterschiedliche Werbeplattformen: Lokal-Presse, -Funk, diverse Internet-Communities, eigene Homepage, Kino-Trailer und last but not least - BiTSLicht...

Erste Gehversuche Schon im jungen Alter habe ich es geliebt, mit der Videokamera meines Vaters zu filmen. Ich habe damals “just for fun” rumgefilmt oder gemeinsam mit meinem Vater Urlaubsvideos gedreht. Damals hatten die Videokameras im Consumer-Bereich sehr viele manuelle Einstellungsmöglichkeiten im Gegensatz zu heute, wo die Consumergeräte größtenteils auf Automatikbetrieb basieren. Da hat das Rumexperimentieren mit den vielen Einstellungen natürlich sehr viel Spaß gemacht und man hat einiges gelernt! Ich freue mich immer, etwas Eigenes vor Publikum präsentieren zu können und die Betrachter dabei zu unterhalten oder emotional zu berühren. So bin ich zum Filmemachen gekommen. Es ist ein Teil von mir. Es macht mir einfach Spaß und ich sehe es nicht als Arbeit an. Im Jahre 2003 begann ich das erste Mal mit der Freundesgruppe gemeinsam zu filmen. Das war quasi die erste filmische Erfahrung in Zusammenarbeit mit mehreren Personen. Wir drehten einen Spielfilm, den wir in unserer Schule präsentierten. So entstand die Filmgruppe, damals noch unter anderem Namen. Mit den Jahren entwickelten wir uns immer weiter und wurden immer professioneller. Wir haben uns vorgenommen, diesen Winter drei Projekte auf die Beine zu stellen und zu beenden: Ein Musikvideo für einen Kommilitonen von mir (Tim Peters), der die Musik beigesteuert hat; einen Film mit einer bestimmten Aussage und schließlich einen künstlerischeren cineastischen Clip. Konstantinos Sampanis

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Über Leben

Welcome to Miami Die Transferpolitik in der amerikanischen Basketballliga - eine Analyse.

Das Jahr 2010 wurde lange von Basketball-Fans und Experten aus der ganzen Welt herbeigesehnt. Die auslaufenden Verträge vieler Superstars versprachen einen ereignisreichen Sommer. Seitdem hat sich in der amerikanischen Basketball-Liga NBA (National Basketball Association) aber vieles geändert. Der Grund dafür liegt im sonnigen Florida, genauer gesagt in Miami. Die Miami Heats haben geschafft, was noch keinem gelungen ist. Mit den Verpflichtungen von Lebron James und Chris Bosh stehen neben Dwyane Wade drei Superstars der Liga in ihren Reihe. Besonders die Zusammenführung von Wade und James ist ein Novum in der amerikanischen Basketball-Geschichte. Beide hatten mit ihren Mannschaften bereits die Finalspiele erreicht und gelten neben Kobe Bryant als talentierteste NBA-Spieler. Da es in den amerikanischen Sportligen einen sogenannten „Salery Cap“ gibt,

Miami war alles andere als ein Notnagel. der eine einheitliche Grenze für die Spielergehälter vorschreibt, mussten die drei Superstars bei ihren neuen Verträgen außerdem auf etwa 30 Mio. US-Dollar verzichten, um den Wechsel möglich zu machen. Besonders der hochtalentierte Lebron James stand bei seiner Entscheidung im Zentrum des Interesses. Sieben Jahre lang hatte er im Trikot der Cleveland Cavaliers dem Titel nachgejagt. Mehr als eine Finalteilnahme im Jahr 2007 konnte er aber nicht verbuchen. Um zu verstehen, wie sehr diese Erfolglosigkeit James zu schaffen machte, muss man zuerst verstehen, wie groß die Erwartungen an ihn waren, als er im Herbst 2003 auszog um die Basketball Welt zu

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erobern. „King James“ und „The chosen one“ (engl. der Auserwählte) waren nur einige Namen, die ihm die amerikanische Presse in seiner Highschool-Zeit verpasst hatten. Der Sportartikel Hersteller Nike vereinbarte mit dem damals 18-Jährigen einen Werbevertrag über 100 Millionen Dollar, bevor dieser überhaupt einen Fuss auf das NBA Parkett gesetzt hatte. Über sich selbst sagte James, er wolle der erste Sportmilliardär der Welt und bester Basketballer aller Zeiten werden. Besonders deutlich wird seine eigene Erwarungshaltung durch ein überdimensionales Tatoo auf seinem Rücken. In Anlehnung an seinen Spitznamen steht dort in großen Buchstaben „Chosen“. Doch James weiß, dass er als Sportler, der von seiner Athletik lebt, nicht ewig Zeit haben wird, seinem Traum nachzujagen. Als sein Vertrag dann im Jahr 2010 auslief, war für viele Experten klar, dass der „King“ nicht mehr lange in Cleveland regieren würde. Denn nur mit Medienmetropolen wie New York, Los Angeles oder Chicago und einer talentierten Mannschaft hinter sich, konnte er seinen Zielen näher kommen. Doch in Chicago wird Jordan für immer das Maß aller Dinge sein und in L. A. spielt momentan das ausgewiesene Alpha-Tier der NBA: Kobe Bryant. In New York scheiterte es dagegen an den sportlichen Voraussetzungen. Doch Miami war alles andere als ein Notnagel. Mit seinen beiden Freunden Wade und Bosh hatte er bereits bei den Olympischen Spielen 2006 die Idee entwickelt, irgendwann zusammen in einem Team zu spielen; als in diesem Sommer die Verträge der drei ausliefen, schien die Zeit endlich reif zu sein. Den vielleicht wichtigsten Part in der Zusammenführung der drei Stars spielte dabei aber Dwyane Wade. Seit seiner ersten Saison trägt der Mann mit der Nummer 3 auf dem Rücken bereits das Trikot der Heats. Mit Shaquille O‘Neal konnte er im Jahr 2006 sogar die Meisterschafft gewinnen.

In der damaligen Finalserie gegen die von Dirk Nowitzki angeführten Dallas Mavericks, gelang Wade der Durchbruch zum Superstar. Unter seiner Führung wurden die Mavericks in sechs Spielen mit 4-2 besiegt, nachdem die Heats zu Beginn der Serie bereits mit 0-2 zurück gelegen hatten. Wade war auf dem Höhe-

Dwyane Wade spielte den wichtigsten Part.

punkt seines Schaffens und hatte der Basketball-Welt gerade eine Darbietung gezeigt, wie sie sie seit Michael Jordans besten Tagen nicht mehr erlebt hatte. Danach ging es aber erst einmal steil bergab. Seit der Meisterschaft kam Miami nicht mehr über die erste Playoff-Runde hinaus. Den eindeuigen Tiefpunkt stellte dabei die Saison 2007/2008 dar. Nach einer Reihe von Verletzungen ihres Superstars beendete die Mannschaft die Saison mit der schlechtesten Bilanz der Liga. Nach jahrelangem Mittelmaß wollte Wade in diesem Sommer also endlich Antworten und Verbesserungen. Erhört wurden diese Forderungen schlussendlich von keinem geringem als Pat Tiley, dem heutigen Präsidenten der Miami Heats. Riley war in den Achtzigern Trainer der Los Angeles Lakers, mit denen er vier Titel gewinnen konnte. 2006 gelang ihm dann als Trainer der Heats sein fünfter Titelgewinn. Zwei Jahre später gab die Trainerlegende dann ihren Rücktritt als Basketballtrainer bekannt, um als Präsident der Franchise zu arbeiten. In dieser Position war er schließlich auch der Wegbereiter für die Zusammenführung des neuen Heat-Trios. Denn Rileys Erfahrung und seine gewonnenen Meisterschaften haben in der Liga immer noch eine große Anziehungskraft. Eine Anziehungskraft, der auch


Über Leben

Chris Bosh schließlich erlag. Der ehemalige Spieler der Toronto Raptors konnte als erster Neuzugang der Heats vorgestellt werden und gab somit den Starschuss für eine komplette Umstrukturierung des Kaders. Anders als James und Wade kann Bosh bislang weder Meisterschaftsringe noch MVP-Titel (wertvollster Spieler der Liga) vorweisen. In der neuen Mannschaftshierarchie muss er sich also erst einmal hinter den beiden anstellen. Sein Vorteil könnte dagegen sein, dass er als einziger Miami-Akteur direkt am Korb punkten kann. Seine Superstarkollegen ziehen dagegen gerne von außen in Eins-gegen-Eins Situationen zum Korb oder überrennen ihre Gegenspieler schlichtweg bei schnellen Gegenangriffen.

Neben der Jagd nach Titeln ergeben sich für die Heats und vor allem für die „Big Three“ aber auch ungeahnte Marketingmöglichkeiten. Die ersten vier Spiele wurden in den USA alle live im Free-TV übertragen und die Anzahl der verkauften Dauerkarten erreichte in diesem Jahr ein

Sportlich scheint alles zu passen. Dieser bezeichnete den neuen Hype um die Miami Heats als „einen Segen für die NBA“. Ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk erwartet deshalb alle Basketball-Begeisterten am 25. Dezember. Dann kommt es zum ersten Aufeinandertreffen mit dem Titelverteidiger L.A Lakers. Noch mehr als die Fans profitieren aber die drei Superstars von den neuen Vermarktungsmöglichkeiten: Lebron James hat durch sein Wechseltheater wohl viele Sympathien verloren, sein Bekanntheitsgrad schoss dagegen noch weiter nach oben.Wade ist bereits ein gefragte Werbeträger und Bosh wird in Miami deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen als im kanadischen Toronto. Zusammen sollen die drei Spieler Miami nun zu einer der bekanntesten Sportmannschaften der Welt machen. Doch es gibt auch Befürchtungen, dass es in einer Mannschaft nicht genug Scheinwerferlicht für jeden Superstar geben kann. Der ehemalige Basket-

ball-Profi Charles Barkley hatte vor allem James‘ Entscheidung, sich den Heats anzuschließen, stark kritisiert: „Wenn er in Cleveland einen Titel gewonnen hätte, wäre er zur Legende geworden. Aber egal, wieviele er jetzt in Miami gewinnt, es wird immer auch Wades Team sein.“ Die Miami Heats träumen davon, eine internationale Sportmarke zu werden. Ob sie das schaffen, hängt zunächst einmal davon ab, wie erfolgreich sie schlussendlich auf dem Parkett spielen. Von sieben oder acht Meisterschaften wurde zunächst gesprochen, realistisch sind solche Ziele nicht. Zu ausgelichen ist die NBA, zu groß die Gefahr durch Verletzungen. Die ersten Wochen der Saison liefen deshalb auch alles andere als rund: Mit sechs Niederlagen aus den ersten 14 Spielen hinkt die Mannschaft den Erwartungen noch meilenweit hinterher. Wie sinnnvoll die Entscheidungen, die letzten Sommer in Miami getroffen wurden, nun waren, wird sich wohl erst in den nächsten fünf Jahren zeigen. Für die NBA könnte das Abschneiden des neuen Supertrios historische Ausmaße annehmen. Denn wenn die Heats tatsächlich mehrere Titel gewinnen können, werden Lebron James, Chris Bosh und Dwyane Wade nicht die einzigen drei Superstars bleiben, die sich auf der Jagd nach einem Titel zusammenschließen, um gemeinsam ihr Glück zu erzwingen. Jörn Armonat

Fotos: pixelio

Sportlich scheint auf den ersten Blick alles zu passen. Keine andere Mannschaft außer den Titelverteidigern aus Los Angeles bringt so viel Star-Power und Talent wie die Heats auf das Parkett. Doch wer von den anderen Rollenspielern kann in den heißen Saisonphasen einspringen, wenn es bei einem der drei Topspieler mal nicht so läuft? Besonders auf den „großen“ Positionen fehlt ein Spieler, der die Riesen der Liga defensiv stoppen kann. Spannend wird es sportlich sowieso erst im nächsten Frühjahr. Denn dann stehen die Playoffs vor der Tür. Vier Runden müssen die Heats dann auf dem Weg zum Titel überstehen. Die reguläre Saison kann dabei lange nicht genug Einblicke geben, um einen Favoriten festzulegen. Denn wenn es im direkten Aufeinandertreffen um alles oder nichts geht, zeigen die Top-Mannschaften erst ihr wahres Gesicht. Besonders die Lakers und Boston Celtics wollen dem neuen Heat-Ensemble die Grenzen aufzeigen.

historisches Hoch. Jedes Spiel wird für den Gegner zu etwas besonderem, jeder will sie schlagen. Obwohl die neue Mannschaft noch nichts erreicht hat, steht sie jeden Tag im Mittelpunkt der Sportpresse. Diese ständige Aufmerksamkeit für den Basketball gefällt natürlich auch NBA Commissioner David Stern.

In Miami dreht sich alles um die drei neuen Stars der Heats.

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Aufstieg

Per Funhalter durch die Spaßgalaxis Heute mit: Jimmy Breuer, dem hellsten Stern am Spaßfirmament

Foto: (c) WDR / Annika Fusswinkel

Während die einen das Radio lauter drehen, können die anderen gar nicht schnell genug den Sender wechseln, wenn Jimmy Breuer auf 1Live läuft. Ja, es gibt wohl kaum einen Comedian, über den die Meinungen so weit auseinander klaffen. Denn seine Wortwitze suchen in ihrer Einfallslosigkeit ihresgleichen. Doch er hat auch viele Fans, die ihn dafür lieben, dass er einfach so ist wie er ist. So wie uns. BiTSLicht: Spaßigen Tag, alter Halodri! Aber Ernst bei Seite, Uwe herbei! Jimmy Breuer: Der ist so gut – der hätte glatt von mir sein können! BiTSLicht: Wir wollen in diesem Interview unbedingt einen Blick hinter deine Kulissen werfen. Eine Legende berichtet, dass du, ähnlich wie Obelix, als Kind in ein Fass voll Witze gefallen bist... Jimmy Breuer: Ja… Also im Prinzip stimmt die Legende. Allerdings war es kein Fass voller Witze, sondern die Maibowle meiner Eltern. Seitdem spielt Alkohol eine große Rolle in meiner Karriere. BiTSLicht: Jimmy, wie bleibst du in so hervorragender Humorform und wie trainierst du deine Lachmuskeln? Gibt es ein Trainingsprogramm? Oder etwa einen Personal Trainer? Jimmy Breuer: Mein Personal Trainer ist Mario Barth. Ich höre täglich seine geilen Witze, aber leider kam es bisher zu keinem direkten Kontakt. Er ist wohl ziemlich busy und kann die Briefe nicht öffnen, die ich ihm jeden Tag schreibe. BiTSLicht: Merkst du auch schon Zeichen des Verfalls? Wie halten deine Ohren das aus, jeden Abend schallendem Gelächter und tosendem Applaus ausgesetzt zu sein?

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Seine Pointen werden nicht von jedem geliebt: Jaybeee alias Jimmy Breuer

Jimmy Breuer: Wenn ich auf der Bühne bin, höre ich nur mich und meine geilen Jokes. Sorry… Aber da kann ich mich nicht auf den Applaus und den Jubel vom Publikum konzentrieren.

„Mein Personal Trainer ist Mario Barth“

BiTSLicht: Deine messerscharfen Pointen werden ja nicht von jedem verstanden. Was sagst du Leuten,

die unter deinem Gagradar f liegen? Jimmy Breuer: Das ist ja auch einer der Gründe, warum es bei der Arenatouor 15 Vorstellungen gibt. Wer die Jokes bei der ersten Vorstellung nicht kapiert hat, kann nochmal zur zweiten Vorstellung kommen. Und wer die Jokes bei der zweiten Vorstellung nicht kapiert, kommt halt zur dritten. Versteht Ihr? So geht das dann halt immer weiter… Also wer die Jokes dann auch bei der dritten Vorstellung nicht versteht, muss halt zur vierten Vorstellung kommen… und so weiter…


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BiTSLicht: Wenn man das Witzemonopol inne hat, dann hat man viele Neider. Wie sind deine Beziehungen zu anderen, die sich scherzhaft „Comedian“ nennen? Jimmy Breuer: Ich habe in Germany viele tolle Kollegen, die auch wunderbare Freunde geworden sind. Einige Comedians kenne ich persönlich – und bei Anderen ist es eher so eine „gedankliche Freundschaft“, wie bei Mario Barth halt. Ich weiß einfach, dass er mich extrem funny

,,Freier Tag? Ich arbeite 24/7!”

findet. Und ich rede vor dem Schlafen auch häufiger mit ihm. Ich weiß, dass er mich hören kann. Ich weiß es einfach. BiTSLicht: Du füllst ja inzwischen auch ganz gerne drei Stadien gleichzeitig. Ist Lampenfieber da noch ein Thema? Jimmy Breuer: (lacht) Lampenfieber??? Ist das jetzt Euer Ernst? Oder ist das ein Joke? Wenn man weiß, dass man der größte ist… wovor soll man Angst haben? Also echt! (lacht wieder) Obwohl… Naja… Manchmal geht mir schon ganz gut der Nougat… Klaro klarissimo…

BiTSLicht: Welche Dinge sind immer mit dir auf der Bühne? Jimmy Breuer: Meine Witzzentrale… also mein Gehirn jetzt. Das ist das Wichtigste. Ohne die Witzzentrale gehe ich nicht auf die Bühne! Das hab ich mir geschworen! BiTSLicht: Nicht nur Lampenfieber ist angesagt, auch dem Schlampenfieber muss sich ein gestählter Mann stellen. Sind nicht ständig Groupies am Start?

Pointen wären nur einen Bruchteil so witzig. Wovon würdest du dann leben? Jimmy Breuer: Ich könnte nicht leben. Leben heißt für mich witzig sein. Für das Publikum da sein. Die Bühne – das ist mein Leben! Das bedeutet mir alles! Und auf der Bühne möchte ich auch sterben! Nach einem geilen Joke. (wischt sich eine Träne aus den Augen) Meine Fans sind einfach die Geilsten. Ohne die wäre ich nichts!

Jimmy Breuer: Ey, Leute! Die Jokes mache hier immer noch ich, okay? Obwohl der mit dem Schlampenfieber echt ziemlich geilo war. (kichert) Ja… egal… Also Groupies sind für mich jedenfalls kein Thema. Für mich kommt Sex nur nach der Ehe in Frage. Und heiraten will ich eigentlich nicht.

BiTSLicht: Hättest du nicht das Privileg Jimmy Breuer zu sein - wer wärst du dann gerne?

BiTSLicht: Auch ein Pointen-Profi braucht mal Pause. Was macht Jaybee an einem freien Tag?

,,Ohne Witze kann ich nicht leben”

Jimmy Breuer: Ihr seid ja echt naiv, Leute… Freier Tag? Wann soll der sein? Ich arbeite ständig an neuen Witzen. 7 Tage die Woche, 24 hours! Sonst könnte ich das Niveau meiner Standups ja gar nicht halten. That’s business!

eins. Das ist mir mittlerweile natürlich zu wenig. Jetzt muss Häuptling Witzetou aber zurück in die Spaßprärie! Ihr seid ein super Publikum! Tschau mit V!

BiTSLicht: Mal angenommen – natürlich völlig abwegig – deine

Jimmy Breuer: Früher wollte ich immer Mario Barth sein, aber das wäre ja jetzt ein Schritt zurück. Ich mache drei Stadien an einem Tag, er nur

CHRISTIAN FERREIRA & CAROLIN DENNERSMANN

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„Ich dachte, solche Märchen gibt es nicht“

Dass die Schneiderarbeit noch von Hand gemacht wird, versteht sich von selbst.

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Hinrich Romeike ist hauptberuflich Zahnarzt. Außerdem ist er Vater von drei Kindern. Sein Hobby: Vielseitigkeitsreiten. Und so nennt er es auch heute noch. Heute, wo sich „Hinni“ doch Doppelolympiasieger in dieser Disziplin nennen darf und damit über Nacht zum Helden wurde. BiTSLicht hat ihn getroffen und ihn gefragt, wie er es geschafft hat, die internationalen Berufsreiter auf die Ränge zu verweisen, wie diese Sensation sein Leben verändert hat und was ihn an dem Sport so fasziniert.

Hinrich Romeike: Ja, es hat sich in der Tat einiges verändert. Mein Leben ist deutlich komplizierter geworden. Vor allem in dem ersten halben Jahr nach der Goldmedaille war die Aufmerksamkeit der Medien doch sehr groß. Eine völlig neue Situation für mich. Und auch auf den Turnieren kam eine Menge mehr Liebe auf mich zu, die Leute sind sehr interessiert und wollen viel wissen. BiTSLicht: Inwiefern glaubt man eine solche Sensation?

Hinrich Romeike: Ich habe teils damit gerechnet. Was unsere Teamleistung und unser Mannschaftsgold angeht - das war mit vorher klar. Ich wusste, dass wir diesmal wieder Gold holen... BiTSLicht: Sie sagen bewusst „wieder“ - dabei wurde Ihrer Mannschaft vier Jahre vorher bei den Spielen in Athen die Goldmedaille im Nachhinein aberkannt...

Hinrich Romeike: ...völlig zu unrecht. Das war ein Skandal, meiner

Meinung nach. Bettina Hoy ist damals lediglich zwei Mal durch die Startlinie geritten, weil sie die Klingel verpasst hat. Meinetwegen ein Regelverstoß, aber einer, der ihre Leistung - und vor allem die unseres Teams - in keiner Weise schmälert. Und das sahen auch die Richter vor Ort so. Also haben wir alle feierlich unsere Medaillen verliehen bekommen und durften sie dann wieder zurück schicken. Die amerikanischen Juristen waren halt ausgeschlafener und haben die Lücke erkannt. BiTSLicht: Man spürt Ihre Wut noch heute über diese Entscheidung. Hat sie das deutsche Team vielleicht vier Jahre später so stark gemacht?

Hinrich Romeike: Auf jeden Fall. Alle im Team haben diesen Willen nach Genugtuung gespürt. Wir hatten diese Medaille schon einmal verdient. So haben wir uns gegenseitig motiviert und zu Höchstleistung en gepusht. BiTSLicht: Und so hatte Athen doch noch ein Happy End...

Hinrich Romeike: ...und was für eins. Ich würde sogar sagen, dass ohne Athen mein Sieg in der Einzelwertung nicht möglich gewesen wäre. Ich war bissig wie selten zuvor.

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Fotos: privat

BiTSLicht: Hallo Herr Romeike, zwei Jahre sind die olympischen Spiele in Hongkong jetzt her - und damit Ihr großer Ritt, der sie zum Olympiasieger in der Disziplin Vielseitigsreiten gemacht hat. Hat sich Ihr Leben seitdem verändert?

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BiTSLicht: Aber damit gerechnet haben Sie trotzdem nicht?

Hinrich Romeike: Damit kann man nicht rechnen. Ich dachte, solche Märchen gibt es nicht. Auch wenn mir immer klar war, dass Marius und ich im Team auf jeden Fall das Potenzial für diese Klassen mitbringen. Ich habe es gerade meinem Pferd so gegönnt, einen großen Sieg einzufahren. BiTSLicht: Sie sprechen Marius an. Was macht dieses Pferd so besonders?

Hinrich Romeike: Marius ist ein außergewöhnlich spektakuläres Pferd. Er hat eine große Moral und unwahrscheinliche Kraft. Außerdem - und das ist besonders wichtig für den Vielseitigkeitssport - hat er keine Angst vor den Sprüngen und Schikanen im Gelände. Im Gegenteil, immer wenn es schwerer wurde, wurde er gewaltiger und couragierter. Er hat wirklich immer alles gegeben und auch mal das Heft in die Hand genommen, wenn es brenzlig wurde. Ich erinnere mich an ein Gelände, in dem Marius bei einem schmalen, angeschrägten Sprung verstolpert hat, aber den nächsten Sprung gleich wieder angegriffen hat. So dachte ich, es sei alles in Ordnung. 30 Sprünge weiter im Ziel angelangt, fing er dann doch an zu humpeln. Diagnose: Kniescheibe gebrochen.

BiTSLicht: Das spricht in der Tat für einen unheinlichen Ehrgeiz. Wie kam es zu diesem Team?

Hinrich Romeike: Das erste Mal habe ich ihn auf einer Jungpferdeprüfung entdeckt. Ich habe damals meinen Selbstgezogenen dort vorgestellt und beide bekamen die gleiche Wertung. Nachdem er ein Jahr etwas in Vergessenheit geriet, habe ich sei-

nen Besitzer im Skiurlaub wiedergetroffen. Er erzählte mir, dass Marius schwer verkäuflich sei. Er wäre sogar schon einmal zurück gegeben worden, weil er zu frech war. Und dann dachte ich, probier es und doch nochmal aus. BiTSLicht: Und es hat alles gleich geklappt?

Hinrich Romeike: In der Tat. Marius war von Anfang an ein sehr mutiges Pferd. Und hat eine Riesenentwicklung hingelegt. Wie gesagt, mit dem Schwierigkeitsgrad wurde er besser. Es folgten Deutsche Meisterschaften, Weltmeisterschaften und eben die olympischen Spiele. BiTSLicht: Das hört sich nach einer steilen Karriere mit kontinuierlichem Erfolg an. Wie wichtig ist diese Harmonie zwischen Pferd und Reiter für diesen Sport? Wie viel trägt der Reiter - wieviel das Pferd zu einem Erfolg bei?

Hinrich Romeike: Dass Pferd und Reiter optimal aufeinander abgestimmt sind und zueinander passen, ist immens wichtig, sonst wäre der Sport auch zu gefährlich. Marius und ich ergänzen uns zum Glück perfekt, kompensieren unsere gegenseitigen

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Schwächen. Ich bin reiterlich sicherlich nicht der Talentierteste, dafür kann ich eine große mentale Stärke aufbringen, vor allem bei wichtigen Turnieren bin ich auf den Punkt tofit. Davon profitiert Marius dann. BiTSLicht: Der Vielseitigkeitssport findet in der Öffentlichkeit wenig Beachtung, es sei denn es passieren Unfälle und rücken den Sport so in ein sehr verzerrtes Licht. Waren sie mit Ihrem Erfolg auch eine Art Aushängeschild, das den Sport positiv nach außen getragen hat?

Hinrich Romeike: Ich denke schon. Die Menschen, die dem Sport verbunden sind, sind mir sehr dankbar. Aber eigentlich aus dem ganzen Reitsport. Durch die Dopingfälle gibt es in letzter Zeit nicht so viel Positives. Deswegen haben mich viele als Helden gefeiert. BiTSLicht: Was fasziniert Sie so an dem Sport? Und wie haben Sie zu ihm gefunden?

Hinrich Romeike: Natürlich können meine Söhne allen Hobbies nachgehen, an denen Sie Interesse haben. Aber bei uns wird auf jeden Fall geritten, basta. Zweimal die Woche reiten ist Pflicht. Dass es mein Sohn Klaas-Hermann geschafft hat in den oberen Klassen mitzumischen - er ist jetzt zum zweiten Mal Deutsche Meisterschaften mitgeritten - freut mich natürlich riesig. BiTSLicht: Plötzlich zuzugucken ist als Vater sicher auch nicht die leichteste Übung...

Hinrich Romeike: Nein, das ist es in der Tat nicht. Es gibt nichts Aufregenderes als dem eigenen Sohn beim ersten Springen zuzuschauen. BiTSLicht: Man sieht Sie oft gemeinsam auf Turnieren. Sind Sie da ein eingewschworenes Familienunternehmen?

Hinrich Romeike: Auf jeden Fall. Ich lege viel Wert darauf, mein Pferd selbst zu pflegen - weil ich das im-

mer gemacht habe und um den Kontakt zu haben. Aber wir helfen uns immer gegenseitig. BiTSLicht: Die Woche über Zahnarzt, abends reiten - bleibt da Zeit für andere Hobbies?

Hinrich Romeike: Nun, natürlich ist Reiten ein sehr zeitaufwendiges Hobby. Aber ich nehme mir immer meine Zeit, in der ich segle oder im Winter mit Freunden Ski fahre. BiTSLicht: Zum Schluss noch eine Frage: Es kursiert das Gerücht, Sie hätten Ihren Namen in die Goldmedaille von Athen eingravieren lassen, bevor Sie sie zurückgeschickt haben. Ist das wahr?

Hinrich Romeike (grinst): Das ist mein Geheimnis...

Carolin Dennersmann

Hinrich Romeike: Ich habe mit ca. acht bis neun Jahren angefangen zu reiten, weil mein Vater auch immer ein Pferd hatte, Reiten also in der Tradition der Familie steht. Ich hatte aber immer Angst vor dem Springen. Naja, als ich dann einmal bei einem Vielseitigkeitsturnier in Schenefeld zugeguckt habe, hat mich dieser Sport gleich gepackt. Ich mochte, dass er schnell ist und dass er bunt ist. Die vielen verschiedenen Sprünge und Kulissen und die bunten Outfits der Reiter fand ich sofort toll. BiTSLicht: Was macht der Sport heute für Sie aus?

Hinrich Romeike: Ich halte den Vielseitigkeitssport für eine Kulturtechnik. Er ist ein sehr charakterbildender Sport, man kann viel von ihm lernen. Vor allem ist er ehrlich, es wird einem nichts geschenkt. Und so lernt man schnell mit Sieg und Niederlage umzugehen. BiTSLicht: War es Ihnen daher auch wichtig, dass Ihre Kinder diesen Sport übernehmen oder hätten Sie auch damit leben können, wenn Sie Fußball etc. vorgezogen hätten?

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„Das Studium ist kein Shoppingtrip“

Fotos: Björn Braun

Lars-Konstantin Schlomberg im Alumni-Interview: über Arbeit, Spaß und die Finanzkrise.

Lars-Konstantin Schlomberg (rechts) hat in diesem Jahr beim Campus Symposium den Fahrservice für Al Gore übernommen.

Zuerst die BiTS - jetzt Banker. Ein Lebenslauf, wie ihn sich sicherlich viele aktuelle Studenten vorstellen. Lars-Konstantin Schlomberg, ehemaliger BMSler, hat es geschafft, erzählt uns von seiner Arbeit und macht deutlich, wie wichtig es ist, sich auf seine Wurzeln zu besinnen. BiTSLicht: Aus welchem Grund hast Du Dich für ein Studium an der BiTS entschieden? Lars-K. Schlomberg: Ich habe mich damals aufgrund der Größe und ausgestrahlten Attraktivität für die BiTS entschieden. Sie war noch viel kleiner (im Vergleich zu heute) und sehr familiär, es gab einen direkten Draht zu den Dozenten, die Türen waren offen und die Wege waren kurz. Das angebotene Rahmenprogramm sprach deutlich für ein Studium an der BiTS. BiTSLicht: Was hast Du in Deiner Zeit an der BiTS gelernt, was Dich auf Dein aktuelles Berufsleben bei BNP vorbereitet hat? Lars-K. Schlomberg: Die Hochschule hat mir vor allem Methoden aufgezeigt, die mir einen Blick für das Wesentliche eröffnen und mir schnelles und effizientes Arbeiten ermöglichen. Ich habe von Beginn

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an mit auf den Weg bekommen, dass sich Engagement und Einbringung auszahlen. Wenn man am Ball bleibt, wird der Einsatz früher oder später belohnt. Eine sehr wichtige Erkenntnis. Die BiTS hat mir ein gutes Basisstudium geboten, aus dem ich heute im Beruf viel Nutzen generieren kann. BiTSLicht: Du hast viel über die BiTS als Vorbereitung geredet – wie bist Du denn auf Deinen aktuellen Job gekommen? Gab es ein Schlüsselerlebnis, das Dich besonders geprägt hat? Lars-K. Schlomberg: Für meinen aktuellen Job gab es ein Schlüsselerlebnis: Die Finanzkrise. Aber noch einmal zum ersten Teil der Frage; ich wollte mich schon während des Studiums beruflich in Richtung der Finanzbranche entwickeln und erste Gehversuche unternehmen, der Arbeitsvertrag lag schon vor meiner Bachelorarbeit unterschrieben vor. Das hatte sich bereits im Rahmen eines Praktikums und einer sich anschließenden Werksstudententätigkeit angebahnt. Mein jetziger Arbeitgeber gehört mit zu den solidesten und finanzstärksten Banken der Welt. Durch eine nachhaltige Strategie haben sich Vorteile in der Krise entwickelt, die dieses Jahr dazu geführt

haben, dass sich für mich eine neue Herausforderung als Associate bot. BiTSLicht: Von Iserlohn nach Frankfurt/Main – was sind Vorteile an Frankfurt, was gefällt Dir weniger? Lars-K. Schlomberg: Eins vorweg: die Stadt ist definitiv besser als ihr Ruf. Ihr Ruf ist vielleicht nicht durchweg positiv, aber die Stadt hat sehr attraktive Seiten. Vieles spielt sich im Innenstadtbereich ab. Auf knapp zweieinhalb Kilometern findest Du hier alles, was Du brauchst, und auch die öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr praktisch. Mein Tipp: nicht sofort vom Bahnhof auf die Kaiserstraße gehen, sie vermittelt nicht den richtigen Eindruck von Frankfurt und spiegelt nicht das Flair der Stadt wieder. Frankfurt kann nicht mit anderen deutschen historischen Städten konkurrieren, dafür ist es aber eine beeindruckende Skyline-Metropole. BiTSLicht: Jetzt einmal eine harte inhaltliche Frage: was denkst Du, muss sich an der Finanzwelt im Zuge der bereits angesprochenen Finanzkrise ändern? Lars-K. Schlomberg: Mal ganz abgesehen davon, dass die Finanzkri-


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bensplatz zu finden und über Haus und Familie nachdenken. Davon unabhängig, wird es für mich aber immer wichtig bleiben, dass ich Spaß am Arbeiten und Leben habe und einen verantwortungsvollen, erfüllenden Job mache. BiTSLicht: Welche Tipps möchtest Du unseren Studenten geben?

Neben dem Beruf ist auch die Freizeit wichtig: unser Alumnus beim Skifahren.

se eine Regulierungsflut ausgelöst hat, gilt es, meiner Ansicht nach, Systemrisiken transparenter und somit leichter begreifbar zu machen. Die globalen Interaktionen an den Finanzmärkten bedingen, dass Risiken klar den Trägern zuzuordnen sind. Darauf werden u.a. die verfügten Regularien, bedingt durch erhöhte Transparenz und erweiterte Risikovorsorge hinwirken. Ein weiterer Aspekt ist die Verknüpfung von Verantwortung und Risiko. Hier hat in der Vergangenheit oft der Zusammenhang gefehlt. Es sollte der einfache und alte moralische Grundsatz gelten, für sein Handeln verantwortlich zu zeichnen und eine moralische Verpflichtung den Beteiligten gegenüber zu entwickeln. Wenn der monetäre Zufluss offensichtlich an den Grad der Verantwortung oder das Tragen von Verantwortung geknüpft wird und nachhaltige Wertvernichtung dazu führt, dass strikte Konsequenzen für die Verantwortlichen folgen, glaube ich, befindet sich die Finanzwelt auf einem gefestigten

„Elementar ist, dass Du Spaß hast.“ Weg. Diese fehlende Korrelation hat die Krise mit ermöglicht. Nicht die Finanzprodukte und der Erfindungsreichtum der Investment-Banker haben die Krise ausgelöst, der Umgang mit ihnen hat zu bekannten Marktverwerfungen geführt. BiTSLicht: Du arbeitest in einer harten Branche, welche Fähigkeiten sollte man deiner Meinung nach mitbringen um dort erfolgreich zu sein?

Lars-K. Schlomberg: Ob die Branche so hart ist, wie man häufig glaubt, wage ich zu bezweifeln. Aber sie hat ihre klaren Spielregeln, an die sich gerade junge Professionals halten müssen. Als Berufseinsteiger lernt man das nötige Handwerkszeug und deren Umgang und Handhabung. Damit lassen sich Zusammenhänge wesentlich schneller aufgreifen und Vorteile nutzen. Wichtig ist häufig, einen Tick schneller und damit auch erfolgreicher zu sein, als andere. Und natürlich brauchst Du, wie in jedem Job, Durchsetzungsvermögen, Disziplin, Flexibilität, Motivation und Arbeitswillen – das sind auch hier die ganz normalen Grundvoraussetzungen. Elementar bleibt jedoch immer, dass Du Spaß hast und mit Sinn und Verstand dabei bist. BiTSLicht: Worauf legst Du denn außerhalb des Berufs noch wert?

Lars-K. Schlomberg: Ich möchte den „BiTSlern“ eine Kleinigkeit mit auf den Weg geben: Betrachtet das Studium als Chance und engagiert

„Engagiert euch pro-aktiv!“ euch pro-aktiv! Die BiTS ist nur so gut, wie die Studenten, die an ihr studieren. Die Hochschule bietet überdurchschnittlich attraktive und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten. Im Gegenzug muss man dafür natürlich bereit sein, zu leisten und zu investieren. Das Studium an der BiTS ist kein Shopping-Trip, bei dem man am Ende nach einem entspannten Durchmarschieren bezahlt und davon ausgehen kann, alle Werkzeuge und Weisheiten mit auf den Weg bekommen zu haben. Das Ergebnis und die Qualität des Studiums liegt mitunter in eigener Verantwortung sowie der persönlichen Einstellung! Also, nutzt die Zeit! Lara Behrens & David LucaS

Lars-K. Schlomberg: Freunde und Familie – ganz klar! Wie die meisten anderen vermutlich auch. Ich genieße mein Leben, wann immer es möglich ist, und fahre verdammt gerne in den Ski-Urlaub (lacht). BiTSLicht: Die Zeit vergeht schneller, als man sich das wünscht: wo siehst Du Dich denn in zehn Jahren? Lars-K. Schlomberg: Also, ein klares Bild habe ich davon nicht. Ich habe ein paar Ziele im Kopf, bin mir aber zu 100% sicher, dass ich viel Flexibilität beweisen muss, um diese zu erreichen. Das Leben ändert sich wesentlich schneller, als wir es häufig wahrhaben wollen. Ich könnte mir vorstellen, für eine gewisse Zeit ins Ausland zu gehen, danach vielleicht zu versuchen, irgendwo meinen Le-

An der BiTS hat er BMS studiert, jetzt ist er Associate bei BNP Paribas - eine Karriere, die ebenfalls stetigen Einsatz fordert

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Wat Neues aus’m Pott Der Mondpalast in Wanne-Eickel nimmt mit seinem neuen Stück „Die Indianer vom Revier“ typische Ruhrgebietsklischees aufs Korn.

„Nichts ist so schön, wie der Mond von Wanne-Eickel…“. Das dachte sich auch Christian Stratmann, der Herne als Standort für ein neues Volkstheater im Ruhrpott wählte. Im Jahr 2003 nahm er den Saalbau der Stadt unter seine Fittiche und verwandelte ihn schließlich im Januar 2004 „mit dem Gespür für das, was das Ruhrgebiet an liebenswerten und unverwechselbaren Eigenheiten hat, und das was ihm noch fehlt: nämlich voll viel Vergnügen!“ in den Mondpalast. Mit Witz, Intelligenz und Charme sollen den Gästen unvergessliche Momente bereitet werden. Das Rezept Stratmanns, diese Eigenschaften der Ruhris mit viel Liebe und vor allem Respekt auf die Schippe zu nehmen, scheint zu funktionieren. Nicht nur aus diesem Grund zählt der Mondpalast im Stadtteil Wanne-Eickel zu den beliebtesten Volkstheatern Deutschlands. Mit dem neuen Stück „Die Indianer vom Revier“, das am 28. Oktober 2010 angelaufen ist, hat Sigi Dohmke einen Spaß geschaffen, der die Philosophie Stratmanns verdeutlicht. Unter viele lachende Gesichter mischen sich auch nachdenkliche Mienen. Es geht nicht nur um einen tollen Abend voller Unterhaltung, sondern auch um mögliche Probleme und Vorurteile, die immer wieder

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in Zusammenhang mit dem Ruhrgebiet auftauchen. Die angesprochenen Indianer sind natürlich keine echten „Rothäuter“ sondern stehen laut Intendant Thomas Rech für „Stolz, Haltung und Würde“. Es geht um eine ähnliche Problematik, wie sie auch die Indianer kennen. In dem Stück hat Bergmann Willi einen Traum: In der Zukunft Familie Küppers mit Zukunftsängsten sind die Bergleute arbeitslos, wo Zechen leugnet? Hat er nur die schlechten waren sind nur noch Luftballons Seiten angesprochen, obwohl es und auch sonst ist von Kohle nicht doch auch so viel Gutes gibt? mehr viel zu sehen. Zusammen mit Diese familiäre Atmosphäre wird seiner Familie taucht er in die Welt nicht nur in dem Stück vermittelt. um 2010 ein und wird sogleich von Bevor die Gäste überhaupt den Saal einem amerikanischen Veranstalter betreten, werden sie persönlich von für den „Infotainment-Parc Ruhr“ Herrn Stratmann mit Handschlag eingespannt. Willis Familie soll für begrüßt. Touris aus aller Welt nachspielen, wie das Leben der Bergleute früher aussah. Dazu müssen sie sich täglich um 14 Uhr über den „SchlabHinter den Kulissen berkappes“ hermachen und um 15 Uhr ein Grubenunglück nachspielen. Willi ist von Anfang an nur widerwillig dabei und fühlt sich Mittwoch, 17. November 2010, nach einiger Zeit wie ein Indianer 19.00 Uhr im Mondpalast in Wanbeim Regentanz. Schließlich probt ne-Eickel. Zwei Leute, eine Missier den Aufstand. on. Nach längerem Suchen gelingt „Der soll dat nich!“ zieht sich als es der Empfangsdame herauszufinroter Faden durch das ganze Stück den, wo sich Intendant und Regisund ist nur ein Beispiel für viele seur Thomas Rech befindet. MehRuhrpottklischees, die vom Autor rere Türen später hinter der Bühne liebevoll aufgegriffen werden. Ein angekommen, werden wir bereits besonderes Highlight bildet der von den ersten Schauspielern herzAbschluss des Stückes. Willi wenlich empfangen. Eins fällt uns sodet sich mit einem Appell an das fort auf: die sehr familiäre, positive Publikum und möchte noch eine und ausgeglichene Atmosphäre. Sache loswerden. Nur mit GitarUnsereins würde es „gechillt“ nenrenbegleitung wird Westernhagens nen. So wirft sich direkt die erste „Wieder hier“ angestimmt und zauFrage auf, die wir Herrn Rech und bert so manchem Gast ein Tränden Schauspielern während des chen ins Gesicht. Das stimmt den Beisammensitzens in der LounRuhri nämlich zum Nachdenkenge wenige Minuten später stellen: an. Hat er seine Heimat auch verFotos: Quickelsfoto

„Nichts ist so schön, wie der Mond von Wanne-Eickel…“. Das dachte sich auch Christian Stratmann, der Herne als Standort für ein neues Volkstheater im Ruhrpott wählte. Im Jahr 2003 nahm er den Saalbau der Stadt unter seine Fittiche und verwandelte ihn schließlich im Januar 2004 „aus dem Gespür für das, was das Ruhrgebiet an liebenswerten und unverwechselbaren Eigenheiten hat, und das was ihm noch fehlt: nämlich voll viel Vergnügen!“ in den Mondpalast.


Heimatkunde

Wie läuft es allgemein vor einem Stück ab? Sind die Schauspieler immer so entspannt? Man erklärt uns, dass der Schein trüge und die Aufregung natürlich da und dies auch gut so sei. Jeder geht anders mit der Aufregung um. Natürlich sei aber auch die Routine und Erfahrung bei den Schauspielern sehr ausgebildet, manche hätten bereits um die 1.000 Vorstellungen auf dem Buckel. Was sagt uns das? Der kluge Spruch: „Übung macht den Meister“, welcher so gern von Mutti benutzt wird, ist doch gar nicht so abwegig. Der Mondpalast hat ein festes Ensemble von neun Schauspielern, welche fest eingestellt sind und normalerweise bei jedem Stück mitspielen. Trotz der festen Verträge sind ihnen für andere Projekte nicht die Hände gebunden – damit sie ihren Horizont erweitern können. Nach dem angenehmen Aufenthalt im Backstagebereich inklusive Einblick in das „Familienleben“ der Schauspieler bleibt noch die Frage, ob bis jetzt bei dem aktuellen Stück „Die Indianer vom Revier“ alles gut gelaufen ist. Herr Rech spricht seine Zufriedenheit aus, das Publikum würde es mögen. „Die Indianer vom Revier“ könnten mit den Erfolgen der letzten Jahre mithalten. „Drei große Erfolge in sieben Jahren sind doch toll und alles andere als selbstverständlich“, so Rechs letzter Satz und somit auch unserer. „Ich möchte alle Menschen begeistern!“ Christian Stratmann erzählt BiTSLicht von der Entstehung des Mondpalasts, seiner Idee des Volkstheaters und dem neuen Stück „Die Indianer vom Revier“, welches am 28. Oktober 2010 Premiere feierte. BiTSLicht: Im Jahr 2004 gründeten Sie den Mondpalast. Hatten Sie schon früh den Wunsch ein Projekt wie dieses zu betreiben? Christian Stratmann: Es gab viele Zufälle und Veränderungen, wirklich geplant war das nicht. Doch wenn ich eine Idee habe möchte ich diese auch gern verwirklichen. Nachdem ich eine Komödie aus dem Ruhrgebiet gesehen hatte, stand für mich fest, dass ich so et-

was professionell machen müsse. Das Ruhrgebiet ist eine Region, die sich immer mehr zusammenfindet. BiTSLicht: Und wie kam es dazu, dass Sie ausgerechnet WanneEickel als Standort für das Volkstheater im Revier gewählt haben? Christian Stratmann: Auch dies war mehr oder weniger ein Zufall. Mich sprach Herne an und im Nachhinein kann ich nur sagen, dass es genau die richtige Stadt für etwas wie den Mondpalast ist, da sie das Ruhrgebiet gut repräsentiert. BiTSLicht: Die Zielgruppe „Studenten“ wird nicht unbedingt in Verbindung mit Unterhaltung durch Volkstheater gebracht. Sind Sie der Meinung, dass sich das Volkstheater auch zu ihrer Unterhaltung eignet? Christian Stratmann: Ich habe keine genaue Zielgruppe. Wie der Name schon sagt, soll das Volkstheater das gesamte Volk ansprechen. Es sind eher die Studenten, die ein Problem mit dem Volkstheater haben. Nicht umgekehrt. Sie haben Vorbehalte und können eventuell weniger damit anfangen. Jedoch besuchen auch viele junge Leute den Mondpalast, beispielsweise das Stück „Ronaldo & Julia“. BiTSLicht: Wo sehen Sie die Möglichkeit, Studierende aus anderen Teilen Deutschlands für das Ruhrgebiet und sein Volkstheater zu begeistern? Christian Stratmann: Ich möchte alle Menschen begeistern. Mir persönlich sind Studenten, sowohl von hier als auch aus anderen Teilen Deutschlands, ebenso lieb. Es gibt keine spezielle Zielgruppe. BiTSLicht: Das Stück „Die Indianer vom Revier“ feierte am 28. Oktober 2010 Premiere und hat in der Presse bereits positive Kritiken bekommen. Muss der Gast „Ruhri“ sein, um das Stück zu verstehen? Christian Stratmann: Natürlich

Mondpalast-Vater: Christian Stratmann

geht es in diesem Stück um das Ruhrgebiet, jedoch muss man nicht „Ruhri“ sein um es zu verstehen. Als dieser hat man einen besseren Einblick in die Mentalität, kann mitfühlen. Aber auch für „NichtRuhris“ ist es interessant und verständlich. BiTSLicht: Sie sagten, die Leute würden mit viel Liebe und Respekt auf die Schippe genommen werden. Ist es immer leicht diesen schmalen Grad zu treffen? Christian Stratmann: Insgesamt sind „Die Indianer vom Revier“ nicht darauf angelegt nur Schenkelklopfer zu sein, es beinhaltet ebenfalls ernsthafte Themen. Eine gute Komödie ist schwer. Respekt ist mir sehr wichtig, dies betrifft auch den Umgang mit den Menschen. Sich auf Kosten anderer lustig zu machen ist zu einfach, da bin ich kein Freund von. BiTSLicht: Wie gehen Sie nach so langer Zeit im Geschäft mit schlechter Kritik um? Christian Stratmann: Christian Stratmann: Schlechte Kritik ärgert und bringt mich zum Nachdenken. Wenn ich sie dann auch noch nachvollziehen kann, ärgere ich mich noch mehr. Oft spreche ich dann aber auch mit den Kritikern. Letztens zum Beispiel hat ein Journalist eine schlechte Kritik über „Die Indianer im Revier“ abgegeben. Ich habe Kontakt mit ihm aufgenommen, wir haben unsere Ansichten und Gründe diskutiert. Spaß gehabt… Awa Sall & Sarah Dönges

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Versuchsgebiet

BiTSLicht-Team in Gefahr: Ideallinie gesucht Michael Schumacher hat es getan. Sebastian Vettel ebenfalls. Die Rede ist vom Go-Kart-Fahren: ein paar schnelle Runden in den kleinen Flitzern sind für die meisten unter uns ein abwechslungsreicher Spaß, für einige aber auch der erste Schritt in Richtung einer erfolgreichen Karriere im Motorsport. Der Puls rast, irgendwas um die 200 Schläge pro Minute. Die Kombination aus dem kreischendem Sound hochgezüchteter Motoren und dem Geruch von Benzin und Reifengummi vernebelt die Sinne, die Wahrnehmung der Außenwelt reduziert sich auf

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einen Tunnelblick. Hart anbremsen, bloß nicht die Reifen blockieren lassen – dann scharf einlenken, nach dem Scheitelpunkt der Haarnadelkurve wieder voll auf ´s Gas steigen und von der Fliehkraft weit an den Außenrand der Strecke tragen lassen. Stück für Stück rückt das vor uns liegende Heck so in Schlagdistanz. Jetzt bloß wachsam bleiben, ein Verbremser und die harte Arbeit war umsonst. Der Vordermann fährt Kampflinie, macht vor jeder Kurve innen dicht. Auf den Geraden kann er sich nicht wirklich absetzen, mit jeder folgenden Kurve verkleinert sich der Abstand.


Racing pur: drei Zentimeter über dem Asphalt

Foto: Gina Stradal

Versuchsgebiet

Was sich anhört wie eine Mitfahrt im Cockpit von Sebastian Vettel und Konsorten, kann jeder ohne großen Aufwand selber erleben – bei ein paar rasanten Runden im Go-Kart. Das BiTSLicht-Team ist diesmal in Dortmund unterwegs, auf der mit gut 1.600 Metern längsten Indoor-Kartbahn der Welt. Zunächst wird das Team in zwei Gruppen aufgeteilt, die nacheinander fahren werden. Denn obschon die Strecke Kapazitäten für bis zu 20 Fahrer auf einmal hat, ist der Spaßfaktor bei überschaubaren Gruppengrößen wesentlich höher. Um eine kleine Einführung kommen wir nicht herum, also versuchen wir das Zucken im Gasfuß noch ein Weilchen zu ignorieren. „Eigentlich ganz einfach, Gas rechts, Bremse links. Auf keinen Fall beides gleichzeitig betätigen“, routiniert spult der Streckenwart die unzählige Male vorgetragenen Sätze ab. „In den Kurven zu rutschen mag zwar Spaß machen, kostet aber Speed und Zeit. Und haltet den Motor immer schön bei Drehzahl.“ Das war es dann aber auch schon an Weisungen und Ratschlägen. Jetzt nur noch die richtige Helmgröße gesucht, denn Sicherheit geht bekanntermaßen vor. Das gilt erst recht bei einem getunten Rasenmähermotor auf Rädern, dessen einzige Knautschzone die eigenen Knie und ein kleiner Benzintank sind.

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Foto: Simon Engels

Versuchsgebiet

Erbitterte Positionskämpfe gehören dazu Gentlemen, start your engines! Gefahren wird eine halbe Stunde, fliegender Start aus der Box, ganz im Stile von Le Mans anno sehr lange her. Die ersten Meter bewegt der Laie das Gefährt noch etwas zaghaft, doch Kurve für Kurve steigt das Vertrauen in sich selbst und die Haftung der kleinen Reifen. Schnell beginnen die ersten Positionskämpfe, die blutigen Anfänger sind leichte Beute, doch an dem ein oder anderen beißt man sich durchaus die Zähne aus. „No body contact“ lautet die goldene Regel im Rennsport. Doch genau wie bei der DTM geht es auch im BiTSLicht-Team bald hart zur Sache. Herumfliegende Kotflügel oder Türen – bei den Deutschen Tourenwagen Masters keine seltenen Erscheinungen – muss man jedoch nicht befürchten; was nicht dran ist, kann schließlich nicht abfallen.

Muskelkater vorprogrammiert

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Die Skeptiker unter uns, die im Vorfeld nicht einsehen wollten, dass es sich beim Kartfahren tatsächlich um einen Sport handelt, werden indes Runde um Runde eines besseren belehrt. Servolenkung? Fehlanzeige. Der harte Schalensitz zahlt sich in jeder schnell genommenen Kurve auf ´s Neue aus, stoisch trotzt er den G-Kräften, die am Körper zerren und hält uns schraubstockartig fest. Das Gehirn hat sowieso keine Zeit, sich über die Abwesenheit jeglichen Komforts zu beschweren, es ist viel zu beschäftigt damit, die Adre-

nalinproduktion auf Hochtouren laufen zu lassen. Den Muskelkater in den Armen spüren wir deshalb auch erst am nächsten Morgen. Blaue Flecken sind beim Paintball zwar um einiges wahrscheinlicher, gänzlich unmöglich ist es jedoch nicht, auch beim Kartfahren welche davonzutragen – wenn der Hintermann einfach nicht verstanden hat, dass Kampflinie so viel bedeutet wie „hier ist kein Durchkommen!“ und einmal mehr mit einem spürbaren Schlag sein Kart in unsere Heckpartie bohrt.


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Die Rundenzeiten – etwas deprimierend Wie hat sich aber nun das BiTSLichtTeam auf der Bahn geschlagen? Angespornt von den aushängenden Rundenrekorden war man guter Dinge, eine ansehnliche Zeit auf den Asphalt zu brennen. Erfolgreich? Das Ergebnis war … auf den ersten Blick niederschmetternd. Bestzeit 1:28 Minuten? Und ich? 2:09 Minuten? Ganze 41 Sekunden auf 1,6 Kilometer, das ist harter Tobak. Gibt es eigentlich eine Steigerung des Ausdrucks „um Welten besser“? Lichtjahre vielleicht? Okay, um das ein wenig zu relativieren und nicht alle potentiell Interessierten gleich zu demotivieren: Diese Bestzeit wurde auf stärkeren Karts als den unseren gefahren. 13 PS im Vergleich zu unseren 6,5 PS-Winzlingen. Doch selbst die zwei-Minuten-Grenze vermochte keiner von uns zu unterbieten, mehr als 2:03 Minuten waren nicht drin. Die langsamste Runde dauerte übrigens geschlagene 4:57

Minuten. Name der Redaktion bekannt, aber diese Schmach möchten wir ja niemandem antun.

Spaß an der Sache wichtiger als Talent Also alles eine Frage des Talents und der Erfahrung? Gewiss, wer schon des Öfteren in den kleinen Flitzern unterwegs war, hat sicherlich einen Vorteil gegenüber dem Novizen. Doch zumindest unter Hobby-Kartfahrern spielt auch das Gewicht eine nicht zu verachtende Rolle. Bei 6,5 Pferdchen verteilt auf geschätzte 150 Kilogramm Kart inklusive Fahrer ergibt sich ein Leistungsgewicht von über 20 Kilo, die ein PS bewegen muss. Kleiner Vergleich am Rande: ein Porsche 911 in der schwächsten Version kommt auf ein Leistungsgewicht von unter fünf Kilogramm pro PS. Bei Wettbewerben wird natürlich mit Zusatzgewichten dafür gesorgt, dass das Feld ausgeglichen ist, in unserem Fall leider nicht. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch

zum Gesamtsieg, Jörn. Jörn ist übrigens sehr klein.

Teurer Spaß Wer jetzt das Benzin in seinen Venen pochen hört, der kann es dem BiTSLicht-Team gleichtun und sich in Dortmund bei Highway Kart Racing austoben. Und auch, wer sonst nicht unbedingt ein fanatischer Motorsport-Fan ist, kann bei ein paar schnellen Runden durchaus eine Menge Spaß haben. Einziger Haken dabei. Der Spaß ist nicht gerade erschwinglich: zehn Minuten Fahrt kosten zehn Euro, ein 30-MinutenRennen 30 Euro pro Fahrer. Und wer sich den totalen Kick geben möchte, fährt über eine ganze Stunde, inklusive Qualifiying für die Startaufstellung. Im Endeffekt macht aber schon eine halbe Stunde sehr viel Laune und ist genau die richtige Mischung aus sportlicher Anstrengung und Vergnügen. Christoph Schneider

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Adrenalin auf vier Rädern Milan Vormann sind die Wörter „Gefahr“ oder „Geschwindigkeit“ nicht fremd. Ob Michael Schuhmacher oder Sebastian Vettel – die meisten Formel 1 Helden haben im Kart ihre Karriere begonnen. BiTSLicht sprach mit Milan Vormann, der selbst schon einige Jahre den Kartsport betreibt. Ob es gefährlich ist, was man als Anfänger beachten muss oder wie Wettkämpfe ablaufen. Unter anderem diesen Fragen hat der 24-jährige Iserlohner im Interview mit BiTSLicht gestellt. BiTSLicht: Kartfahren gilt nach wie vor als exotischer Sport. Wann und wie bist Du zu dem Sport gekommen?

BiTSLicht: Was macht für Dich den Reiz des Kartfahrens aus, bzw. was gefällt Dir besonders? Milan Vormann: Kartfahren ist einfach die Fokussierung verschiedenster motorischer Fähigkeiten mit einer gehörigen Portion Adrenalin. Man ist eins mit seinem Fahrgerät und kann den Rausch der Geschwindigkeit ungefiltert genießen. BiTSLicht: Was muss man als Anfänger besonders beachten? Milan Vormann: Wenn man Interesse am Motorsport hat, ist das Kartfahren die wohl kostengünstigste und einfachste Art diesen zu betreiben. Ob man ein Gefühl dafür hat, kann und sollte man zunächst beim Leihkartfahren testen. Wenn man dann den Schritt zum eigenen Kart wagen will, muss man einige Grundvoraussetzungen mitbringen: Körperliche Fitness, handwerkliches Geschick an der Maschine, Reaktions- und Koordinationsvermögen sowie ein gutes

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BiTSLicht: Du bist aus der Hobbyliga in den Wettkampfsport aufgestiegen. Wie laufen die Wettkämpfe normalerweise ab?

Foto: Caroline Marchot

Milan Vormann: Die ersten Erfahrungen habe ich mit dem Leihkartfahren gesammelt. Damals war ich neun Jahre alt und ganz begeistert von diesen kleinen Fahrmaschinen. Es war jedoch eher ein seltenes Vergnügen. Kartfahren als Sport betreibe ich seit meinem 18. Lebensjahr, als ich begann mit einem Freund, der ein altes Rennkart besaß, regelmäßig auf die Piste zu gehen.

Schwere Unfälle mit Brüchen oder gar Todesfolge sind jedoch sehr selten.

Milan Vormann weiß, welche Fähigkeiten ein guter Kartfahrer mitbringen muss.

räumliches Vorstellungsvermögen sind generell von Vorteil. BiTSLicht: Vielleicht kurz mal zu den Gefahren. Wie riskant ist das Kartfahren eigentlich? Milan Vormann: Die Gefahren des Kartsports sind nicht zu unterschätzen. Je nach Motor, Übersetzung und Strecke werden Höchstgeschwindigkeiten von 150-170Km/h erreicht und das bei fast keiner Knautschzone. Zwar ist die passive Sicherheit kontinuierlich weiterentwickelt worden, zum Beispiel

„Höchstgeschwindigkeiten bis zu 170 km/h“ mit Front-, Heck- und Seitenaufprallschutz, spezieller Rahmenkonstruktionen und strengen Auflagen für Schutzausrüstung wie Overalls, Helmen und Schutzwesten. Dennoch rast man drei Zentimeter über dem Boden mit einem Fahrgerät, welches kaum mehr wiegt als man selbst. Ich hatte bereits mehrere Unfälle, einen mit Totalschaden des Karts wobei ich nach einer Vollbremsung seitlich mit etwa 50km/h Restgeschwindigkeit in ein stehendes Kart raste.Dabei zog ich mir eine Rippenprellung zu.

Milan Vormann: Die Wettkämpfe, ob Hobbyrennen oder Meisterschaftslauf werden nach einem strengen Reglement veranstaltet, welches vom Deutschen Motorsport Bund aufgesetzt wurde. Grundvoraussetzung ist eine Lizenz, wie im Hobbybereich mit einem Foto und

„Kartfahren gilt als Sprungbrett in den Profisport“ kleiner Bearbeitungsgebühr von 14 Euro beim ADAC zu erhalten ist, Sicherheitsausrüstung und einem regelkonformen Kart. Beim Wettkampf stehen obligatorisch zunächst die technische Abnahme des Karts an, sowie die Fahrerbesprechung, wo Besonderheiten der Strecke oder neue Regelungen erläutert werden. Es ähnelt stark dem Formel 1 Modus: Freies Training, Qualifikation und meist zwei Haupt-Rennen. BiTSLicht: Etliche Formel 1 Fahrer haben ihre ersten Schritte und Erfahrungen mit dem Kart gemacht. Ist es ein erster Einstieg in den Motorsport? Milan Vormann: Das Kartfahren gilt spätestens seit Michael Schumacher als Sprungbrett in den Profirennsport. Kinder beginnen teilweise schon mit fünf Jahren. Doch es wird natürlich nicht aus jedem Kartfahrer ein Rennprofi, da spielen noch viele andere Faktoren eine Rolle. BiTSLicht: Welche Klassen gibt es im Kart und wie schnell fährt man? Milan Vormann: Es gibt Karts mit langlebigen Vier-Taktmotoren mit


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nur sechs PS, bis hin zum Zweitaktmotor mit 45PS, sechs Gängen und das bei bis zu 20.000 Umdrehungen pro Minute. Nach der Motorenstärke gliedern sich die Start-Klassen. Die kleinen Vier-Taktmotoren, die etwa 80 km/h erreichen, werden in den Kinderklassen gefahren. Ab dem Alter von 15 Jahren sind die Seniorenklassen in leistungsstarke Karts mit und ohne Getriebe eingeteilt. BiTSLicht: Das klingt, als ob man einiges für seinen Sport bezahlen müsste. Wie teuer ist Dein Hobby? Milan Vormann: Ein gebrauchtes Kart gibt es etwa ab 900 Euro. Man braucht noch einen kleinen Anhänger, um das Kart zur Bahn zu bringen, Werkzeug, Benzinkanister und Helm gehören zur Minimalausrüstung. Mit insgesamt etwa 1.500 Euro kann man als Anfänger einsteigen, mit einem oder mehreren Freunden zusammen wird es natürlich billiger.

Laufende Kosten sind Benzin, Öl, Bahnnutzungsgebühr und natürliche Verschleißteile. Ein Fahrtag kostet so etwa 50€, als Anfänger kommt man mit einem Reifensatz durch eine Saison. Die Teilnahme an einem Hobbyrennen kostet etwa 70€. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Für Weltmeisterschaftsläufe sind bis zu 100.000€ pro Saison keine Seltenheit. BiTSLicht: Mit welchen Widrigkeiten hat der Kartfahrer im Alltag zu kämpfen? Milan Vormann: In meinen Anfangszeiten hatten wir Mühe unser 15 Jahre altes Low-Budget Kart zum Laufen zu bekommen und wurden daher mit schmunzelndem Auge die „Marathon-Boys“ genannt. Und zwar deshalb weil unsere Heimstrecke in Hagen Breckerfeld vom Start weg leicht abfällt, sodass das Kart am Wendepunkt meist einfach den Geist aufgab. Darum waren wir meist etwas länger auf der Strecke.

Es gilt daher einfach Erfahrungen zu sammeln und dabei Durchhaltevermögen zu beweisen. Ein kompletter Tag ging drauf, weil der Benzinschlauch einen kleinen Riss hatte und wir den Fehler nicht fanden. Heute fahre ich mit Erfolg einen der leistungsstärksten Schaltkartmotoren, den es gibt. BiTSLicht: An wen sollte man sich mal wenden, wenn mal als Anfänger in den Sport einsteigen will? Milan Vormann: Zunächst sucht man sich am besten die nächste Bahn in seiner Nähe und fährt einfach mal an einem Samstag dort hin und schaut sich alles in Ruhe an. Es herrscht unter Hobbyfahrern eine familiäre und sehr hilfsbereite Atmosphäre, da kann man ruhig auch mal die alten Hasen fragen. Die besten Tipps gibt es meist in den Kartshops an den Bahnen, hier können auch gebrauchte Karts vermittelt werden. CAROLINE MARCHOT Anzeige

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Ansichtssache

Angeschaut: Scott Pilgrim Im Verlauf des vergangenen Jahres bin ich immer wieder mal in Diskussionen über „Avatar“ gestolpert. Wie bei Lady Gaga oder Jumpstyle erschloss sich mir nicht ganz, warum jeder um mich herum sich rundum begeistert zeigte. Zwei Stunden lang etwas zuzusehen, was essentiell ein Videospiel darstellt, bei dem ich allerdings keine Entscheidungsgewalt habe, schien mir nicht gerade eine filmische Offenbarung zu sein. Ich wurde eines besseren belehrt. Doch dann kam ein kostbarer, kleiner Film in mein Leben, der im Grunde wie ein klassisches Sidescrollerspiel wie Super Mario oder Mega Man aufgebaut ist: „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ ist eine wilde Mixtur aus Anime, Videospiel, Indie-Romanze à la „Vergiss mein Nicht“ und Musikfilm. Dabei ist die Story, für mich der größte Kritikpunkt an „Avatar“, auch hier sicherlich nicht gerade das stärkste Element des Films. Hauptcharakter Scott Pilgrim trifft seine Traumfrau Ramona Flowers und muss, um mit ihr zusammen zu kommen, ihre sieben Ex-Liebhaber besiegen. Die Kämpfe sind dabei eine Metapher für dieses unangenehme Nagen im Hinterkopf, dass man bekommt, wenn man über die Verflossenen des neuen Partners nachdenkt. Ständige Vergleiche stehen an der Tagesordnung. Am deutlichsten wird das, wenn Scott, Bassist in der natürlich wenig erfolgreichen Band Sex-bomb-omb, auf einen der Ex-Freunde trifft, der Bass für eine im Moment auf Superstarstatus zusteuernde Band spielt: Ein „Bassistenbattle“ ist unausweichlich. Die Ehemaligen von Ramona stellen im Gesamtkonstrukt des Films so etwas wie die Zwischenbosse in einem Videospiel dar. Scott lernt vor und

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nach jedem Duell nicht nur etwas Neues über sich, sondern auch über Ramona und bezwingt jeden seiner Widersacher auf andere Art und Weise. Aber nicht nur mit MortalKombat-ähnlichen Auseinanderset-

zungen und in guter alter Martial Arts Manier, sondern auch durch den Einsatz dieses Dings zwischen seinen Ohren trägt er seine Erfolge davon. So bringt er Lucas Lee, einen ehemaligen Skateboarder, dazu, eine Treppengeländer in einem dermaßen halsbrecherischen Tempo hinabzurasen, dass dieser am Ende zerschellt. Wem das zu brutal klingt: Danach löst er sich, wie jeder besiegte ExLover, in einen Haufen Münzen auf. Man sieht also: Die Welt von Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt ist nicht ganz die unsere. Dem Film ist der Realismus, dem Comicverfilmungen wie The Dark Knight heutzutage hinterherjagen, piepe-

gal. Alles ist bunt, überdreht und mit Soundeffekten verziert. Dass all das ein stimmiges Ganzes ergibt, ist Edgar Wright zu verdanken. Der Mann wird der nächste Tarantino. Bisher schmücken seine Vita bereits die ersten beiden Teile der „Blood and Icecream“-Trilogie, „Shaun of the Dead“ und „Hot Fuzz“. Jetzt folgt mit Scott Pilgrim also seine erste nicht-britische Produktion, hinter der auch ein ordentliches 80-Millionen-Dollar Budget steht. Ja, die schnellen Köpfe überschlagen im Kopf und kommen zu dem Ergebnis, dass Avatar gut und gerne das Fünffache gekostet hat. Aber die für Scott Pilgrim verwendeten, kostengünstigeren Effekte hauen einen wortwörtliche um. Keine Szene, in der nicht irgendein cleverer visueller Einfall versteckt ist. Auch weniger subtile Bombastoptik beherrscht der Brite, etwa wenn Scott wie Uma Thurman in Kill Bill Vol. 1 durch die Luft wirbelt und seine Gegner mit einem Schwert auseinandernimmt. Mit einem in Flammen stehenden Schwert, versteht sich. Natürlich gibt es auch die schnellen Schnitte, die Wrights Markenzeichen geworden sind. „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ ist kein Film für jedermann. Er bedient ein ganz explizites Nischenpublikum: Leute, die sich für Indiemusik, Videospiele sowie Graphic Novels begeistern können. Das tut er allerdings gnadenlos gut. Ich möchte das Wort „Kult“ ja gerne umschiffen. Aber dieser Film verdient mit jedem einzelnen Frame diese Bezeichnung.

CHRISTIAN FERREIRA


Ansichtssache

Angehört: Eine Leere mit viel Inhalt Alesana ist eine sechsköpfige Band aus den Staaten, die 2005 als erste Band einen Plattenvertrag bei dem Label „Tragic Hero Records“ unterschrieben hat. Im Juni 2005 erschien dann auch ihre Debut-EP „Try This With Your Eyes Closed“, die sich alleine im ersten Jahr 3.000 mal verkaufte. Seitdem brachten Alesana 2006 das Album „On Frail Wings Of Vanity And Wax”, das auf der griechischen Mythologie basiert, heraus. 2008 folgte dann das Album „Where Myth Fades To Legend“, das andererseits auf Märchen und zwischenmenschlichen Beziehungen aufbaut. Währenddessen nahm das Label „Fearless Records”, welches das große Potenzial Alesanas erkannt hatten, diese unter Vertrag. Am 26. Januar diesen Jahres erschien nun das somit dritte Album der Band „The Emptiness“ (zu dt. die Leere). Produziert wurde dieses Album von Kris Crummett, der unter anderem auch Emarosa und Dance Gavin Dance, zwei andere sehr bekannte Bands ähnlicher Musikrichtung, bei ihren Alben unterstützt hatte. Doch kommen wir nun zu dem eigentlichen Inhalt von „The Emptiness“: Inhaltlich ist das Album als ein sogenanntes Konzeptalbum zu bezeichnen, da jeder Song ein eigenes Kapitel einer von Shawn Milke selbst geschriebenen Geschichte ist, die durch das Gedicht „Annabel Lee“ von Edgar Allan Poe inspiriert wurde. Die Geschichte, die der Frontmann der Band sich also hat einfallen lassen, handelt von einem Zeich-

ner aus dem englischen „Slough“, der eines Morgens neben seiner toten Frau aufwacht. Eben diese Annabell ist dann auch neben dem Zeichner die Protagonistin des Albums. Musikalisch ist das Album dem Musikgenre „Post-Hardcore“ zuzuord-

nen, womit wir dann auch bei den Tracks selbst angekommen wären. Wenn man dieses Album ähnlich wie ein Buch, also von Anfang bis Ende, anhört, dann fällt einem der strukturierte Aufbau sofort auf, denn gleich vor dem Einführungstrack „Curse Of The Seven Virgin Canvas“ wird der Anfang der Geschichte vorgelesen, gefolgt von einem satten Gitarrenriff, dass eine epische Liebesgeschichte mit vielen Emotionen einleitet. Der zweite Song „The Artist“ ist dann gleich auch einer der aussagekräftigsten des Albums. In ihm erkennt unser Protagonist, dass seine Frau nie wieder aufwachen wird. „I

could have married you, instead I buried you“ ist eine sehr eindeutige Textzeile dieses Songs, in der dem Zeichner klar wird, dass er seine Frau aus Liebe umgebracht hat, da er sie nie verlieren wollte. Eine sehr kranke Sicht der Dinge, oder? Mit „The Murderer“ wird dieses Krankheitsbild aber noch sehr viel stärker beschr ieben. Denn dieses vierte Lied des Albums ist nicht nur das aggressivste, sondern auch der Text lässt einem in dunklen Nächten einen Schauer über den Rücken laufen! Im weiteren Verlauf des Albums wird die komplizier te Beziehung zwischen dem Liebespaar immer detaillierter ausgebreitet, alles auf der Basis der ja eigentlich toten Frau. Alles in allem ist dieses Album also ein sehr gelungenes Bild einer von Chaos und überzogenen Emotionen gezeichneten Liebe, die sowohl inhaltlich als auch musikalisch und künstlerisch sehr überzeugend gesungen, geschrien, gelesen und auch gefühlt wird. Wer also mal einen Perspektivwechsel wagen möchte und weder Angst vor alternativer Musik noch vor psychisch kranken Menschen hat, sollte sich dieses Album auf jeden Fall einmal anhören.

SASCHA DEJAS

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Ansichtssache

Angelesen: Eine Anleitung zum Glücklichwerden Glück ist alles – das denken wir auf jeden Fall vom Leben. Es geht immer darum, möglichst glücklich zu werden: im Beruf, mit dem Partner, bei Freunden, in Sport, Familie und natürlich auch in Bezug auf sich selbst. Die wenigsten sind es jedoch – Glück ist nämlich eine sehr schwer greifbare und oft leider nur allzu kurzweilige Emotion. Einen etwas leichteren Zugang zum Thema schafft Francois Lelord mit dem ersten Buch seiner Hector-Erzählungen, Hectors Reise: oder die Suche nach dem Glück. Im Roman ist Hector ein französischer Psychiater, der sich aufgrund der Leidensgeschichten seiner zahlreichen Patienten auf die Suche nach dem Glück begibt. Ihm ist wichtig, seinen Patienten, die immer über ihr Unglück klagen, zu helfen. Eine spannende Reise beginnt: auf dem Weg durch die ganze Welt lernt er verschiedene Formen von Glück kennen, bekommt die kleinen und groß-

Die verschiedenen Formen des Glücks machen glücklich gleichermaßen als Anleitung zum Glücklichwerden zu verstehen ist. Sie sorgt am Ende des Buches für viele Lacher und regt stark zum Nachdenken an: über Hectors Erlebnisse, aber auch über das eigene Leben. Neben der absolut fesselnden und beeindruckenden Geschichte, die nicht sonderlich komplex oder schwer zu verstehen ist, dafür aber umso tiefer in die Seele eines Menschen blickt, ist vor allen Dingen der

Schreibstil des Autors hervorzuheben. Francois Lelord schafft das, was vielen Autoren nur schwer gelingt: er schreibt mit einer unglaublichen Leichtigkeit, ohne dabei die Liebe zum Detail zu verlieren. Hector wirkt immer wunderbar neugierig, ganz so, als würde er immer mit den großen Augen eines Kindes durch die Welt gehen. Auch wenn er nie erwähnt, wo er sich gerade befindet: durch geschicktes Erzählen und fast karikative Darstellungen weiß der Leser immer genau, auf welchem Fleck der Erde sich der Protagonist befindet. Jeder, der dieses Buch in die Hand nimmt und voller Freude und Erwartung liest, wird auch die Folgebände, in denen Hector den Geheimnissen der Liebe und der Zeit auf der Spur ist, lieben. Lelord, Francois: Hectors Reise: oder die Suche nach dem Glück, 191 Seiten, 8,95 Euro David Lucas

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en Freuden mit und merkt anhand zahlreicher Erfahrungen, wie individuell und relativ Glück ist. Nichtsdestotrotz schafft es der oft leicht naive, aber dafür umso entwaffnender wirkende Suchende, eine Liste zu erstellen – eine Liste von Glückstipps, die

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Ansichtssache

Ferris‘ Glosse Über uns als Generation wird sich ja ganz gerne mal beschwert. Der vielleicht größte Kritikpunkt an unserer natürlich total töften Generation, ist dass wir uns für nichts einsetzen und nicht mehr „auf die Straße“ gehen. Nonsense! Wir sind vielmehr in einem ständigen Kampf! Ein ewig währendes Duell von epischem Ausmaße? Gandalf gegen den Balrog war nichts dagegen, was wir Tag für Tag leisten!

Foto: Sue Nicole Susenburger

Wir – im ständigen Kampf gegen die Arbeit. Die findigsten Ausreden findet man, um Aufgaben, egal welcher Art, von sich fernzuhalten. „Prokrastination“ nennt man das ständige Aufschieben einer wichtigen Tätigkeit hochgestochen. Dies geschieht häufig dadurch, dass a nderen Aktionen a l s der

eigentlich vorrangigen eine höhere Priorität beigemessen wird. In der Praxis heißt das: Die Präsi/Hausarbeit/Grabrede sollte besser gestern fertig sein. Aber trotzdem sollte man vorher noch schnell gucken, was bei Facebook „so abgeht“. Uuui, da jemand ein lustiges Bild von einem Kätzchen gepostet! Was bitte?! Wer ist tot?!? Oh nein, den hab ich als Kind so gemocht! Huch! Ein Quiz! Ich muss sofort wissen, welcher Lehnsherr im Preußen des Jahres 1658 ich bin! Und wir reden hier nur über die Gefahren sozialer Netzwerke. Schlimm wird es, wenn man es auf ‘s Ganze Internet ausweitet. Da findet man dann Wikipedia-Artikel über Lady Gagas Großcousine, eine Seite, die sich mit Verschwörungstheorien um Gurkengläser auseinandersetzt oder eine Anleitung für den Lichtschwertbau (Halt, letzteres wäre ja alles andere als sinnlos. Das wäre nur noch geil!). Richtig bizarr wird es, wenn man mal beobachtet, welche eigentlich mühseligen Aufgaben man im Haushalt erledigt, um unliebsame

andere Aufgaben zu vermeiden. Auf einmal entwickelt man eine glühende Leidenschaft für die Ablage von vier Jahre alten Kassenbons oder alternative Badezimmerputztechniken. Gerne auch für so abstruse Dinge wie die Sortierung der Plattensammlung nach der Wahrscheinlichkeit des Ablebens des Künstlers durch Sandwichkonsum. Solche Tätigkeiten summieren sich selbstverständlich. Nach etlichen Stunden blickt man auf und wundert sich, wer die Sonne ausgemacht hat. Dann wirft man einen Blick auf dieses Miststück namens Uhr, die einem höhnisch lachend eine späte Nachtstunde anzeigt. Aber die Hoffnung auf einen neuen Tag bringt ein Minimum an Zuversicht zurück, dass man seinen persönlichen Mount Everest doch noch erklimmt. Wobei… läuft morgen nicht die neueste Folge dieser lustigen neuen Sitcom mit den zwei Brüdern, die auf so komische Art und Weise so verschieden sind…? Verflucht. Christian Ferreira


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Geistesblitz

Das BiTSLicht-Rätsel Ihr habt noch nicht genug von den kopfzerbrechenden Aufgaben der Dozenten? Na dann...

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Senkrecht 1 Ändern der Blickrichtung (Synonym) 3 Um diesen Ort an der BiTS wird häufig gekämpft 7 Südafrikanischer Ex-Präsident und Friedensnobelpreisträger 9 Gemeinsames Interesse Hinrich Romeikes und dem Gründer der BiTS 10 Das findet Ihr in diesem Heft hoffentlich nicht. 11 Wohnt in einem Iglu 13 Ehemaliger deutscher Regierungssitz 14 Dieser Schotte ist häufig im Blaumann am Wohnheim an zutreffen (Nachname) 15

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Waagerecht

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2 Meterologischer Begriff für die Zeit der Schneeschmelze 4 Angehöriger eines Vereins 5 Erste Schiedsrichtertätigkeit zu Beginn eines Spiels 6 Am Ende eines Konzerts oft zu hören 7 Erdtrabant 8 Unbeliebte Tageszeit für Studenten 9 Dieses Land macht „Super Bock“ 12 Gibts im Seilersee 15 Funktioniert oft nicht an der BiTS 16 Erzfeind eines Fußballvereins von der Weser

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Lösungswort: Ort an der Uni

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Ordnet für das Lösungwort die rot hinterlegten Buchstaben in einer sinnvollen Reihenfolge an. Sendet eure Lösungsvorschläge an chefredaktion@bitslicht.de. Unter allen richtigen Antworten werden zwei Kinogutscheine verlost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Anmerkung:

Leerzeichen in den Antworten ignorieren. Bitte alle Umlaute ausschreiben (Ä = AE, Ö = OE, Ü = UE).

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....das war‘s schon wieder!

19 Die nächste Ausgabe erscheint im Juni 2011. Wenn ihr Lust habt, mitzumachen oder Ideen für Artikel habt, meldet Euch gerne jederzeit bei uns: chefredaktion@bitslicht.de. Anzeige

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