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Dezember 2005

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Komm spielen!



Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser, Es herrscht Aufbruchstimmung bei BiTSLicht! Dieser Satz kommt euch bekannt vor? Nun, das mag daran liegen, dass Max Zänker sein letztes Editorial fast genauso titelte. Doch warum nun bei BiTSLicht Aufbruchstimmung? Unser ehemalige Chefredakteur hat sein Studium abgeschlossen und ist jetzt beim Hamburger blond magazin. Unsere Redaktion hat viele neue Gesichter hinzubekommen, Verantwortlichkeiten wurden neu verteilt. Dies spiegelt sich auch positiv in dieser Ausgabe 08 wieder. Auf den folgenden Seiten wird euch eine Entwicklung aufgezeigt, die immer rasanter voranschreitet und den Unterhaltungssektor mitbestimmt: Gaming in all seinen Facetten! Einen Ausblick auf die Spielebranche als Zukunftsmarkt, ein Unternehmenskonzept für Gamingfreunde, welches in Iserlohn realisiert wurde sowie ein Interview mit einem Computerspieler, der vor einem Spielervertrag als Pro-Gamer steht. Im Test stellen wir Autos für den kleinen Geldbeutel vor, mit denen man prima eine kulturelle Reise durch das Ruhrgebiet

machen kann. Entlang der Route Industriekultur kommt man zu einigen interessanten Plätzen. Viel Engagement ist in dieser Ausgabe von den Erstsemestern zu verzeichnen. Denn der mit 131 Studenten bisher größte Jahrgang, den die BiTS empfangen hat, macht die Geschäftsleitung glücklich und den Parkplatz voll. Dieser Aspekt führt bei dem ein oder anderen Studenten zu kreativen Lösungen bei der Parkplatzsuche, und wäre der Parkplatz nicht privat führte er auch zu vollen Kassen bei der Stadt. Wie man am besten dem Abschleppen entgeht oder ein Knöllchen vermeidet, wurde in dem Artikel „Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort“ aufgezeigt. Besonders froh bin ich darüber, die gute Seele der BiTS im Steckbrief zu haben: Frau Eckardt gibt Einblick in ihr Privatleben und verrät uns manches, was wir noch nicht von ihr wussten. Wer in nächster Zeit etwas verschenken will, sollte sich unserem Versuchsgebiet zuwenden. Ob Hörbuch, Spiel oder Buch, ob CD oder PC-Spiel, für jeden sollte etwas dabei sein. Abgerundet wird das schmack-

hafte Magazin 08 mit der Kochkunst einiger Studenten, die ein thailändisches Panang Curry zubereitet haben und mit Bildern und Rezept Anreiz zum nachkochen geben. In dem Sinne, guten Genuss beim Lesen unseres Magazins wünschen Malte Witt und das gesamte

BiTSLicht.

Impressum BiTSLicht Ausgabe 08, Dezember 2005

Geschäftsführer: Sebastian Conradi

Herausgeber: BiTSLicht e.V. Reiterweg 26, 58636 Iserlohn Telefon: 02371 / 776 301 Fax: 01212 / 588 762 718 E-Mail: info@bitslicht.de Internet: www.bitslicht.de

Vorstand: Jürgen Bonne, Sebastian Conradi, Marcel Näpel

Auflage: 2000 Stück

Anzeigen & Marketing: Sebastian Conradi, Thomas Klingelschmitt, Kerstin Schickendanz Layout: Jürgen Bonne, Sebastian Conradi Titelbild: Marcel Näpel

Chefredaktion: Kerstin Schickendanz, Malte Witt Redaktion: Kristin Borlinghaus, Sebastian Conradi, Janni Deitenbach, Hanne Giesen, Marli Greszik, Florian Hintze, Alisa Kannapin, Linda Konter, Johannes Mahn, Marcel Näpel, Lydia Schaele, Nicola Seitz, Sabrina Staks, Patrick Streppel, Natascha Wegelin mit besonderem Dank an Marie Ting

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Inhaltsverzeichnis

Titelthema 10 Interactive Entertainment als Arbeitsmarkt 14 Login Lanstation – Franchise aus Iserlohn 16 Computerspielen als olympische Disziplin? 18 Interstellar Explorer

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Neues aus den Ressorts

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Schwebende BiTS Studenten

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Dortmund: Mehr als nur Borussia

20 Industriekultur

Über Leben 24 Neue Studentenbewegung 26 Cutting: Die Wettreitdisziplin 28 Kulinarische Reise nach Thailand: Panang Curry 30 Frida Kahlo: Gefangene des eigenen Körpers 32 Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort! 34 BASTA – A Cappella made in Germany

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Inhaltsverzeichnis

Versuchsgebiet 36 Angerockt: CDs 38 Angelesen: Bücher 40 Angeschaut: Filme 42 Angezockt: Spiele

Aufstieg 44 Praktikum im Reich der Mitte 45 Berufseinstieg – leicht gemacht?!

Ansichtssache 46 „Schluss mit Lustig“ Law and Order

47 Hommage an Heinz Erhardt Sie haben Post

48 Deutschstunde: Interview mit Bastian Sick 52 BASTA im Interview 54 Im Verhör: Kerstin Eckardt

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Heimatkunde

Neues aus den BiTS Ressorts BiTS.fm Das Campus-Radio BiTS.fm ist inzwischen ein fester Bestandteil unserer Hochschule geworden. Im eigenen Studio lernen die Studenten den Alltag eines Radio-Senders im Kleinformat kennen und senden während des Semesters ein Mal pro Monat eine zweistündige Sendung im Bürgerfunk von Radio MK. Neben Nachrichten aus Iserlohn drehen sich die Themen natürlich auch um

die Hochschule. Das Campus-Radio begleitet und kommentiert das UniLeben, berichtet über die Auslandssemester der Studenten oder informiert über neue Studiengänge. Am 4. Januar sendet BiTS.fm um 20 Uhr das letzte Mal für dieses Wintersemester auf Radio MK. Zwei Stunden lang gibt es dann wieder alles Wissenswerte über Iserlohn, die BiTS und ihre Studenten.

b.one Gegen 360 Mitbewerber konnte sich ein Team von Studenten der BiTS erfolgreich durchsetzen und hat sich im Finale des Tchibo Think Tank 2005 den dritten Platz gesichert. Der Tchibo Think Tank ist ein unkonventioneller Ideen-Workshop für Studentinnen und Studenten aller Fachrichtungen im Hauptstudium, bei dem die Aufgabe besteht, allein oder gemeinsam im Team neue Geschäfts-, Vertriebs- oder Produktideen zu entwickeln und diese einer kompetenten Jury aus erfahrenen Praktikern und etablierten Forschern

vorzustellen. Dabei ging es nicht nur um Preisgelder von über 20.000 Euro, sondern auch einen erfolgreichen Einstieg ins Unternehmen mit der Möglichkeit der Realisation des Konzeptes. Vom 19. bis 21. Oktober präsentierte das Team der BiTS ihr System zur Integration älterer Menschen in den Tchibo eCommerce sowohl dem Tchibo Vorstand als auch einer Jury.Und man konnte überzeugen, was zum dritten Platz führte der mit 3.000 Euro sowie Einkaufsgutscheinen und Warenpreisen dotiert war.

Marketing- und PR-Ressort Der Fokus des Marketing- und PRRessorts liegt darauf, den persönlichen Kontakt zu Schülern, Eltern und allen Interessierten der Fachhochschule zu pflegen. Die studentische Marketing- und PR-Arbeit beschäftigt sich mit breit gefächerten Aufgabenbereichen. Das Ressort besteht aus Studierenden aus unterschiedlichen Semestern und Studiengängen, die sich zusammenfinden, um Projekte zu realisieren. So haben wir z.B. Messeauftritte, um Schülern und somit potenziellen Studenten

die BiTS vorzustellen, stehen auf Info-Tagen zur Verfügung, um Interessierte über den Campus zu führen und besuchen unsere alten Schulen, um angehende Abiturienten über unsere Hochschule zu informieren. Ein weiteres Projekt in diesem Semester ist die ständige Suche nach den passenden Giveaways und Kleidungsstücken, um unsere bereits bestehende BiTS-Kollektion zu erweitern. Das Ressort bietet den Studierenden die Möglichkeit, ihr bereits erlerntes Wissen praktisch umzusetzen.

BiTS.tv Das studentische Ressort BiTS.tv startet durch! Neben der Vereinsgründung sind verschiedenste Projekte geplant. Dabei verfolgt BiTS. tv ein Zwei-Säulen-Modell: Auf der einen Seite wird unterstützend zu verschiedenen Vorlesungen im Stu-

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diengang Communication & Media Management produziert, auf der anderen Seite wird BiTS.tv auch als Sendeplattform dienen. Wir freuen uns über jede Unterstützung und danken allen Beteiligten. Hollywood, wir kommen!



Schwebende BiTS Studenten

Foto: Johannes Mahn

Die TVE im Emsland ist weltweit einzigartig und bietet ideale Testbedingungen

Sie ist eine der Zukunftstechnologien weltweit. Sie verspricht Reisen mit bis zu Tempo 500 Kilometer in der Stunde. Das Ganze ohne langes Einchecken wie beim Flugzeug, ohne Staus wie auf den Straßen, ohne Lärm wie beim Bahnverkehr und dabei auch noch umweltverträglich. Die Technologie, die dies alles möglich macht, heißt Magnetschwebetechnik. Umgesetzt in die Magnetschwebebahn Transrapid. Studenten der studentischen Unternehmensberatung b.one an der BiTS konnten sich jetzt im November selbst ein Bild von den Fähigkeiten dieser Technologie machen. Dafür mussten sie nicht in die USA oder Japan reisen, nein, die Magnetschwebetechnik ist „made in Germany“. Das Patent wurde schon 1934 von Hermann Kemper eingereicht. Doch erst die Weiterentwicklung in der Technik erlaubte es dann ab Anfang der 70er-Jahre den Firmen Siemens und Thyssen Krupp, das Projekt konkret anzugehen. Bis heute läuft die Forschung auf Hochtouren, und inzwischen schwebt die achte Generation über die Transrapid-Versuchsanlage Emsland (TVE). Seit 1984 wird auf der 31,5 Kilometer langen Strecke geforscht und entwickelt. Die Studenten der Bits waren voller Vorfreunde auf ihren „Flug in Höhe Null“. Mit dieser Formel begrüßte ein Sprecher von Transrapid International die Besucher an Bord. Und schon bald wurde allen klar, dass das auch so gemeint war. Mit einer Be-

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schleunigung ähnlich wie bei einem Flugzeugstart erreichte der Transrapid schon nach nicht mal zwei Minuten oder ungefähr fünf Kilometern Tempo 300. Die Bäume flogen rechts und links vorbei, doch innerhalb der Kabine war die Geschwindigkeit kaum zu spüren. „Wahnsinn, ich hätte nicht gedacht, dass der so angenehm leise und sanft dahin schwebt“, staunte auch Till Santner. Doch die BiTS-Studenten kamen aus dem Staunen kaum heraus. Mit einer

Flug in Höhe Null. Neigung von bis zu 16 Grad und mit noch immer beachtlichen 180 Stundenkilometern ging es in die Nordschleife. Ein weiterer Vorteil des Transrapid sei, dass er im Vergleich zur Bahn deutlich weniger Land für die Trasse brauche, so die Betreiber. Dass die Schwebebahn aufgeständert fahre, sei aber nicht notwenig. Neben Platzvorteilen sei der TR08 auch komplett abgasfrei und nahezu geräuschlos. Wurde auf der ersten Schleife die von allen herbeigesehnte Geschwindigkeit von 400 Stundenkilometern noch ganz knapp verpasst, so war der Jubel groß, als der im Innenraum angebrachte Tacho auf der zweiten Schleife dann „401 Km/h“ anzeigte. „Das war ein echt beeindruckender Moment. Ich hoffe, dass wir schon bald alle so schnell und bequem rei-

sen werden“, beschrieb Till nach dem Ende der Fahrt seine Hoffnungen. Dass der Transrapid noch nicht in Deutschland unterwegs ist, hat wohl hauptsächlich wirtschaftliche Gründe. Eine geplante Strecke HamburgBerlin wurde nach fast zehn Jahren Planung 2000 verworfen. Nachdem auch das Land NRW 2002 eine Strecke Dortmund-Essen-Düsseldorf ablehnte, wird in Deutschland zurzeit nur an die Anbindung des Münchner Flughafens an die Innenstadt konkret geplant. Dass der Transrapid kommerziell einsatzbereit ist, zeigen seit 2003 die Chinesen. Zwischen dem Pudong International Airport und der City von Shanghai schwebt der Transrapid in regelmäßigen Abständen. Für die Strecke von 30 Kilometern brauch er acht Minuten, und Mitte 2004 hatten bereits mehr als eine Millionen Menschen die Magnetschwebebahn genutzt. „Es ist wirklich schade, dass wir Deutschen uns so schwer tun, den Transrapid hier bei uns zu bauen. Nach diesem Erlebnis heute können wir das echt nicht verstehen“, waren sich die BiTS-Studenten einig. Auf der Heimfahrt mit eher beschaulichen 130 Stundenkilometern und später dann mitten im Stau auf der A1 war der Wunsch nach dem Transrapid größer den je. Johannes Mahn


Heimatkunde

Dortmund Mehr als nur Borussia Beim Namen Dortmund denken die meisten Leute an Bier und Borussia. Doch Dortmund hat noch Vieles mehr zu bieten. Natürlich stolpert man in Dortmund über die Standardcafés wie ALEX oder Extrablatt, um die man in keiner Großstadt herumkommt. Doch es sind die kleinen Örtchen mit gemütlichem Charme und Stil, die Dortmund besonders machen. Wo verstecken sich die chilligsten Bars, die besten Restaurants und die spaßigsten Diskos?

alles viel zu anstrengend ist, kann sich auch in den Bistrobereich setzten und zum Beispiel einen Cocktail und verschieden belegte Baguettes genießen.

Kitchen Club Das Kitchen Club ist, wie der Name vermuten lässt, ein Restaurant ganz im Küchenstil gehalten. Der Bodenbelag ist mit einem geschirrhandtuchtypischen Streifenmuster verziert,

während man im größten Raum je nach Programm zu Alternative, Rock, Rap, Funk, Britpop und Oldies feiern kann. Berühmt ist der Keller für seine Tarantino Nights, die ganz unter dem Motto Tarantinos Filme stattfinden. Dazu zählen zum Beispiel Videoanimationen der Filme und als Höhepunkt der vom Partyvolk veranstaltete Twistkontest. Die Kellerkinder sind meist lockerlässig und gehören nicht unbedingt zur „Chiceria“ Dortmunds. Der Ein-

Boomerang Das Boomerang ist eine gelungene Mischung aus Bar und Bistro, wobei die Besonderheit darin liegt, dass Einrichtung und Speisekarte in australischem Stil gehalten sind - mit der entsprechenden Flagge und Malereien an der Wand sowie einer gemütlich-hölzernen Einrichtung und einem täuschend echt aussehenden Alligator, der unter der Decke hängend über die breit gefächerte Kundschaft wacht. Die Speisekarte ist komplett in australischem Englisch gehalten, was manchmal zwar zu Verwirrung führen, aber auch lehrreich sein kann. Das Boomerang bietet neben jeder Menge Foster’s, Fingerfood und hausgemachten Burgern auch extravagantere Speisen, wie den Kangaroo-Burger, das gebratene Krokodil-Steak auf Mango-Basilikum-Sauce oder die Shrimpplatte. Die Preise befinden sich in humanem Bereich: für einen Burger mit Twisters, Salat und Kohlbeilage zahlt man hier ca. 8 Euro. Neben Speis und Trank lädt außerdem ein Billardtisch zum Verweilen ein.

Köö Das Köö ist Pilgerstätte für alle, die Gefallen am Spiel mit Tisch, Kugeln und Stöckchen haben. An mehreren Billardtischen üben hier sowohl die Profis mit ihren Schraubstöcken als auch die Spaßspieler, die nicht wissen, wie man dieses Stöckchen überhaupt nennt. Neben Billard- und Dartspielen, kann man sich hier auch in den LAN-Bereich begeben und mit Gleichgesinnten Counterstrike oder andere Spiele zocken. Wem das

Foto: Natascha Wegelin

die Tische und Stühle sind ganz normale hölzerne Küchenmöbel. Auch die grellen Farben an den Wänden wirken sehr flippig und tragen zum außergewöhnlichen Flair der Essküche bei. Die Karte bietet unter anderem Flammkuchen in diversen Variationen, Gorgonzola Spagettini mit geschmorten Feigen, Tart Tatin von der Rotweinschalotte mit frischem Salat sowie täglich wechselnde Mittagsgerichte für 5 Euro. Die kleine Küche bietet leider nur Platz für 30 Personen, daher am Besten vorher reservieren.

Keller „Wer nicht lieb ist kommt in’ Keller“ - so lautet der Slogan der verhältnismäßig kleinen Disko (ca. 400 Leute) in der Dortmunder Innenstadt. Die Kellergewölbe beherbergen zwei Tanzräume und ein Bistro. Im Tatort wird nur Reggae und Ska gespielt,

tritt variiert zwischen 4 und 6 Euro, meist kein Mindestverzehr.

Weitere Tipps Mal etwas anderes als McDonalds oder Döner gefällig? Zeit für einen Abstecher in die Brückstraße zur Baguetteria Mare. Hier bekommt man leckere, warme Baguettes mit frischen Zutaten. Einfach mal relaxen? Im Propsteihof an der Propsteikirche kann man auf einer der Bänke verweilen und einfach nichts tun. Auf dem Parkplatz des Uni-Geländes in Dortmund findet jeden Sonntagvormittag ein großer Flohmarkt statt. Wer also etwas Abwechslung zum hektischen Shoppen in der Innenstadt gut gebrauchen kann, sollte sich in die S-Bahn setzten und nach Dorstfeld fahren. Natascha Wegelin

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Trip le P lay

M ob ile

t r o p S E an

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Foto: Sebastian Conradi

k ck x R端 p-Bo Set-To

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Ga me iTV s

Interactive La n nt Part e m n i ys rta e t n


Titelthema

Interactive Entertainment als zukunftsträchtiger Arbeitsmarkt Fragt man BiTS-Studenten nach dem Studienschwerpunkt Interactive Entertainment, so könnten die Antworten nicht weiter auseinander gehen: Für die Einen ist es die Personifizierung des eigenen Hobbys: die stille Hoffnung, die innere Leidenschaft für Computer und Videospiele zum viel versprechenden Beruf zu machen. Für die Anderen ist es hingegen nicht mehr als ein weiterer Schwerpunkt im breiten Hauptstudium – oder gar ein öder Tummelplatz jener Spielefreaks, die sich fast schon süchtig in virtuelle Online-Welten einklinken, anstatt dem realen Studentenleben zu frönen. Richtig, Klischees und Vorurteile beherrschen die oft heftigen Diskussionen zwischen „Gläubigen“ und „Ungläubigen“, die einander auch gern als „unwissend“ oder „übergeschnappt“ abstempeln. Doch selbst wer nichts mit LAN-Partys, E-SportTurnieren oder MMO-Communities anfangen kann, PCs als Arbeitstiere und Konsolen als Spielzeug ansieht, selbst nie gespielt hat und es auch nicht vorhat, der sollte eine Tatsache bedenken: Interactive Entertainment ist ein Wachstumsmarkt, der das Potenzial hat, die Medien tief greifend zu verändern. Und ein möglicher Arbeitgeber für Job suchende Medienmanager.

In der jüngsten Studie des Marktforschungsunternehmens Screen Digest wird das unprofessionelle Management dieser Unternehmen bemängelt, die Projektbudgets von 5 bis 20 Millionen Euro über Zeiträume von zwei bis drei Jahren verwalten. An den Portfoliostrategien hapere es, so der Report, vor allem aber auch an Projektmanagement. „Wir suchen

„Wir suchen fähige Projektleiter“ Holger Flöttmann, Ascaron Geschäftsführer

fähige Projektleiter“, sagt auch Holger Flöttmann, Chef des deutschen Entwicklers Ascaron, ganz offen. Das neue Firmengebäude, in das das Gütersloher Unternehmen soeben gezogen ist, erinnert zwar nicht gerade an EALA, aber auch hier wird kräftig expandiert. Dafür sucht einer der führenden deutschen Entwickler Manager, die über BWL-Know-how, Kreativität und eine Affinität zu

sich entdeckt hat, sucht Verstärkung im Marketing. Aber auch das ist nur eine Seite der Medaille. Interactive Entertainment – mehr als Videospiele Die BiTS ist die einzige Hochschule in Deutschland, die einen BWL-basierten Studienschwerpunkt für den Bereich der interaktiven Medien anbietet. Die Betonung sollte deutlich sein, denn der Oberbegriff Interactive Entertainment beherbergt nicht nur klassische PC- und Videospiele, sondern auch andere Formen der interaktiven Unterhaltung: Mobile und Online Games sowie Interactive TV – kurz iTV. Zugegeben, die Lehrpläne der BiTS zielen derzeit vor allem auf die klassischen Games ab, doch die Konvergenz der Medien macht das eher zum Vor- als zum Nachteil: Wer sich mit Experten unterhält, der bekommt nicht selten die Antwort, dass durch digitale Übertragungswege, die sowohl die nötige Bandbreite als auch den Rückkanal

Von der Garage ins Penthouse Wer sich EALA, das neueste Entwicklungsstudio von Publisher Electronic Arts, ansieht, der glaubt kaum, dass auch dieses Unternehmen seinen Ursprung als Garagenfirma hatte. Der beeindruckende Glaspalast im Herzen von Los Angeles beherbergt mehr als 1.000 Entwickler, die gemeinsam mit Hollywood-Größen an neuen Spielen arbeiten. Von der Mega-Produktion „Der Pate“ über das James Bond Franchise bis hin zu einer neuen Spiele-Serie, ist der Glamour Hollywoods trotz langer Arbeitstage spürbar. Eine Branche ist erwachsen geworden – und sucht kräftig Nachwuchs.

Jobs im und mit Interactive Entertainment

Games verfügen – sowie möglichst erste, praktische Erfahrung in der Branche. Die Frage, ob Medienmanager von der BiTS dafür das richtige Profil haben, bejaht Flöttmann gerne. Kein Wunder, denn einer arbeitet bereits dort. Doch nicht nur Projektmanager werden gesucht: 10 Tacle, einer der größten deutschen Publisher, der die Fondsfinanzierung für

besitzen, interaktives Fernsehen zur Normalität werden wird. Durch hoch auflösende Bildschirme und moderne Set-Top-Boxen wird das multimediale Wohnzimmer schließlich Wirklichkeit – die Frage ist nicht mehr, ob, sondern lediglich wann es soweit sein wird. Die zweite Komponente dieser neuen Medienwelt ist die neue Mobilität: Als Rezipi-

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Titelthema

ent können wir unsere Lieblingsserie nicht nur dann sehen, wann wir sie sehen wollen, sondern vor allem auch wo – wer vor dem Ende das Haus verlassen muss, der schaut den Rest eben auf dem Mobiltelefon oder einem anderen tragbaren Gerät. Klei-

Zugegeben, in Deutschland sind wir noch nicht ganz angekommen in der neuen, interaktiven Welt – vor allem, weil es an der technischen Infrastruktur mangelt. Wer jedoch einen Blick nach England wirft, der sieht, wie interaktive Angebote aus dem Bo-

in Mio. $

Starkes Wachstum im globalen Spielesoftware-Markt

ne Speicherchips mit mehreren Gigabyte Kapazität, UMTS und DVB-H, der mobile TV-Standard, machen es möglich. In einer digitalen Welt verschwimmen aber nicht nur die Übertragungswege, sondern auch die Medien selbst: Wer mobil TV schaut, der hat den Rückkanal – also die Verbindung, die erst die Eingaben des Nutzers an den Programmanbieter weiter leitet – quasi gleich eingebaut. Warum sollte er ihn nicht auch entsprechend nutzen? Interactive Movies wie Ataris Fahrenheit verwischen die Grenzen zum Film, interaktive TVSender wie Spika-TV oder K1010 nähern sich Videospielen an – auch sie suchen derzeit neue Mitarbeiter.

Foto: Sebastian Conradi

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Quelle: PWC (2004)

den schießen. Die Markstellung von Rupert Murdochs BSkyB hat es beispielsweise ermöglicht, knapp fünf Millionen Set-Top Boxen mit Rückkanal in den Markt zu drücken. Mit dem „Red Button“ können britische TV-Zuschauer nicht nur Info- und Shopping-Angebote nutzen, sondern bei vielen Sendungen interaktiv mitspielen. Doch auch hierzulande stehen Triple Play Angebote – d.h. Internet, Telefonie und TV inklusive Video-on-Demand in den Startlöchern. Die nächste Stufe der Interaktivität, TV-Games oder interaktive Filme, werden in den Entwicklungsabteilungen der großen Medienkonzerne bereits angedacht – und genau damit sollten sich Studenten bereits jetzt beschäftigen.

Berufsfelder – in oder mit der Branche arbeiten Neben dem Vorurteil, dass Interactive Entertainment nur auf klassische PC- und Videospiele beschränkt ist, sollte auch noch ein anderer Punkt Erwähnung finden: Beiden Märkten wird für die nächsten Jahre ein immenses Wachstum prophezeit (siehe Grafik), das den Bereich Interactive Entertainment schon bald umsatzstärker als Film- und Musikindustrie machen könnte. Dadurch werden neue Jobs geschaffen, für die sich Medienmanager mit ihrer dualen Ausbildung sehr gut qualifizieren: Producer, Projektleiter, Game Designer, Business Developer oder Marketing Manager – jedoch nicht nur in der Branche selbst. Gleichgültig ob Hollywood Majors oder TV-Produktionsfirmen, die Rechteverwertung in interaktiven Medien gewinnt als Einnahmequelle zunehmend an Bedeutung, wenn TV-Sender die Preise drücken. Musiklabels lizenzieren nicht nur ihre Musik, sondern pushen Künstler inzwischen aktiv in Spielen. Da in den USA junge Menschen immer weniger fernsehen, aber umso mehr spielen, wird In-Game Advertising plötzlich zum attraktiven, neuen Werbemarkt. Viele Medienunternehmen halten Ausschau nach Leuten, die den Bereich Interactive Entertainment begreifen und für sie erschließen können – BiTSStudenten können dabei noch zu den ersten Kandidaten gehören. Patrick Streppel



Foto: Marcel Näpel

Firmengründer Mike Hose hat sein Hobby zum Beruf gemacht.

Login Lanstation – Franchise aus Iserlohn Als im Jahr 2000 die Seifenblase des neuen Marktes zerplatzte, befanden sich viele Unternehmen im freien Fall. Kaum ein Konzept fand nach der großen Enttäuschung der Anleger noch Investoren, und so wurde es auch für Mike Hose und seinen Partner Peter Kröger schwer, ihre Idee in die Tat umzusetzen. 2005 ist die Login Lanstation GmbH ein erfolgreiches Unternehmen, welches nach dem Franchiseprinzip an weiteren 14 Orten Lanstations als Kooperationspartner unter Vertrag hat. 12 Arbeitsstellen wurden in Iserlohn geschaffen, das Unternehmen bildet allein hier drei junge Männer zu ITSystemelektronikern aus. Doch wie wurde dieser Erfolg realisiert? Am Anfang stand die Idee. Mike Hose, selbst passionierter Spieler der C64 Generation ist als gelernter KFZ Meister unzufrieden und macht sich selbstständig. Drei Jahre installiert er, mittlerweile bewandert in Sachen Computer und Technik, auf den Rechnern von Augenärzten in ganz NRW die Soft- und Hardware. Zuhause wartet Nachbar Pepe neben seiner Frau und den drei Hunden auf ihn, um gemeinsam mit ihm

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zu spielen. „Wir haben einfach ein Loch in die Decke gemacht und dadurch unsere Rechner miteinander verknüpft!“ erinnert sich Mike. Bei der Arbeit sei er auf eine Idee gekommen, denn die Zahnärzte berichteten immer wieder von ihren Kindern, die alle möglichen Spiele auf den Computern zuhause installieren würden.

„Jeder kann hereinkommen und sich nach der Anmeldung einfach mal umschauen und zwei Stunden gratis spielen.“ Mike Hose

Als er dann mit seiner Frau spazieren ging, machte es Klick bei ihm: „Warum nicht einen Laden aufmachen, in dem man neben dem Internet vor allem auch über ein Netzwerk miteinander spielen kann?“. Zuhause angekommen, berichtet er Pepe von seiner Idee. Nach einer Nachtschicht stand das erste Konzept und wurde sogleich mehreren Banken vorgelegt. „Einige Banken zögerten und

vertrösteten uns immer wieder, bis wir mit der Sparkasse Iserlohn ins Gespräch kamen“, weiß Mike zu berichten. Diese zeigte sich im Gegensatz zu den anderen Banken völlig unkompliziert, und so machte nach 9 Monaten das „Pipeline“ auf, zu einem Drittel eigenfinanziert, zu zwei Dritteln per Kredit der Sparkasse Iserlohn. Den Anfang machte man mit 18 Rechnern in einem 350 m² großen Raum, wo heute das Bootcamp ist. Zunächst wurde eine zweiwöchige Probespielphase eingeleitet, bei der sich das rege Interesse der Spieler zeigte. Die Mundpropaganda führte zu sogenannten „Schlangen des Todes“, und eine klare Preisstruktur bald zu einem festen Kundenstamm. Denn „wir wollen hier keine Abzocke betreiben und haben natürlich auch keine Getränkepflicht!“ versichert Mike. „Jeder kann hereinkommen und sich nach der Anmeldung einfach mal umschauen und zwei Stunden gratis spielen. Hierbei entstehen ihm keinerlei Kosten, und er allein soll dann entscheiden, ob er wiederkommt.“ Die Anmeldung ist Pflicht, aber nur aus Jugendschutzgründen.


Titelthema

„Von Beginn an war es uns wichtig, eng mit den Behörden zusammen zu arbeiten und die gesetzlichen Bestimmungen einzuhalten. Deswegen muss sich jeder, der bei uns spielen will mit einem Personalausweis oder einem Führerschein anmelden und bekommt erst dann seinen eigenen Account bei uns!“ Die negative Pres-

7800 angemeldete User in Iserlohn bilden zusammen mit weiteren 36.000 in den anderen Lanstations eine große Community. se in den ersten drei Jahren führte auch bei der Polizei und den Eltern zu viel Skepsis, allerdings konnte Mikes und Pepes konsequente Art beide Parteien überzeugen. „Wir selbst wollen hier keinen Ärger. Die Jugendlichen sollen vormittags in die Schule gehen und dann ihre Hausaufgaben machen. Und wer hier denkt, Drogen verkaufen zu können oder zu konsumieren, wird bösartig angegangen!“ sagt Mike entschlossen. „Wir haben schon viele Hausverbote erteilt und

auch manche Dinge zur Anzeige gebracht. Wir sind da sehr strikt. Verstößt zum Beispiel einer unser Kooperationspartner gegen den Jugendschutz, wird ihm der Vertrag sofort aufgekündigt!“ Konsequentes Verhalten gegenüber Kriminellen und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Jugendschutz macht natürlich einen guten Eindruck bei den Behörden, und so kann sich Mike über eine sehr gute Zusammenarbeit freuen: „Der Bezirksbeamte kommt öfter mal vorbei auf einen Kaffee, und sobald es Probleme gibt, ist die Polizei auch gleich zur Stelle. Allerdings haben die Leute, die wir hier nicht haben wollen, das schon ganz gut begriffen!“. Mittlerweile sind auch namhafte Clans wie Team64.AMD, a-losers, Mouse Sport oder Ocrana auf die Login Lanstation aufmerksam geworden und trainieren regelmäßig im Bootcamp für Wettbewerbe. Das Bootcamp ist ein gesonderter Bereich, welcher sich in den Räumlichkeiten des alten Pipeline befindet. Nach dem Umzug zum Jahr 2003 ist es nun ein Trainingslager für jeden Clan, der es anmietet oder dient als

Örtlichkeit für kleinere bis mittelgroße LAN-Partys. Ca. 7.800 angemeldete User allein in Iserlohn bilden zusammen mit weiteren 36.000 in den anderen Lanstations eine große Community, die eigene Ligen ausspielen und am Ende zu einer großen Abschlussparty zusammenkommen. Um ein ungetrübtes Spieleerlebnis zu ermöglichen, wurde ein eigenes Netzwerk aufgebaut, in dem nur Server der Login Lanstations spielen können. Da auf den Computern in den Locations nur ein und dasselbe Image aufgespielt ist und die User keine Programme installieren können, ist ein Cheaten ausgeschlossen und ermöglicht faire Verhältnisse. Eine echte 8 Mbit Standleitung ermöglicht zudem noch eine schnelle Verbindung, die bei den angebotenen Spielen extrem wichtig ist. Mike hat zusammen mit seinem Partner Peter Kröger gezeigt, dass mit einer innovativen Idee selbst in schweren Zeiten ein erfolgreiches Unternehmen gegründet werden kann. Sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht, und geben jungen Leuten nicht nur einen Ort zum Spielen und Chatten, sondern auch drei

Mit einer innovativen Idee kann man selbst in schweren Zeiten ein erfolgreiches Unternehmen gründen. Auszubildenden die Chance auf den Einstieg ins Berufsleben. Vom freien Fall ist Mike „Skydiver” Hose weit entfernt, und zusammen mit seinem Partner Peter Kröger guckt er optimistisch in die Zukunft: „Wir wollen noch dieses Jahr weitere Lanstations auch außerhalb von NRW aufmachen!” Bleibt nur zu hoffen, dass das geplante Verbot der „Killerspiele” den beiden keinen Strich durch die Rechnung macht! Malte Witt

Login Lanstation Friedrich Kirchoff Straße 2 58640 Iserlohn Preis pro Stunde: 2,80 €

Grafik: Matthias Schmuck

Öffnungszeiten: Mo- Fr 13 – 3 Uhr, Sa 13 – 5 Uhr

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Titelthema

Computerspielen als olympische Disziplin? Ein Hobby, mit dem man Geld verdient, davon träumt jeder! Michael Pichura ist Auszubildender zum IT-Systemelektroniker in der Login Lanstation. Desweiteren ist er Kapitän des „Team Login Lanstation”, welches im Computerspiel „Counterstrike:Source” zu den besten in Deutschland gehört.

das Pipeline auf, wo ich dann öfter mit meinen Kollegen gespielt habe! Wir hatten auch einen CS 1.6 Clan, teilweise auch mit den Leuten, die im Team Login Lanstation spielen, haben das ganze aber nicht zu ernst genommen. Als ich dann meine erste LAN-Party gespielt habe, das war hier in Iserlohn in der Parkhalle, und ich von Freitag bis Sonntag mit Energydrinks ohne Ende durchgemacht hatte, ab da an war ich voll dabei. Einfach die Stimmung, mit hunderten von anderen Leuten, die man auch sieht und sich mit ihnen direkt unterhalten kann, in einer Halle zu spielen, das gibt es nur auf LANPartys. Dies ist natürlich auch einer der Gründe für den Erfolg der Login Lanstation! Foto: Marcel Näpel

Kein Clan in Deutschland hat mehr Spaß zusammen als wir!

BiTSLicht: Wie kam es zu der Ausbildungsstelle? Michael Pichura: Zunächst habe ich nach einem Praktikum den Vollzeitjob an der Theke gemacht, bis mir Mike angeboten hat, mich zum ITSystemelektroniker auszubilden. Ich bin jetzt im dritten Lehrjahr und kümmere mich vor allem um die Rechnerinstallation und das alles läuft! Wann hast du mit dem Spielen angefangen? Damals habe ich mit Counterstrike 1.1 angefangen, da war ich ca. 18 Jahre alt. Dann machte auch bald

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Was macht euer Team Login Lanstation aus? Ich wage mal zu behaupten: Kein Clan in Deutschland hat mehr Spaß zusammen als wir! Wir kennen uns alle schon mehrere Jahre und sind privat befreundet. Viele ProgamingClans sind halt zusammengesucht, ähnlich wie diese gecasteten Bands. Aber ich kenne jeden meiner Mitspieler persönlich und wir unternehmen auch Dinge außerhalb des Spielens miteinander. Wie ist deine Meinung zu Berichten, die Computerspieler zu potentiellen Amokläufern erklären? Davon halte ich gar nichts. Es kommt immer auf die Person an, ein gutes Beispiel ist da Robert Steinhäuser. Der hatte andere Gründe, vielleicht sozialer Art. Er hat zum Beispiel auch Rockmusik gehört, und nur weil er Counterstrike gespielt hat, macht dieses Spiel die Person nicht zum Amokläufer, genauso wenig wie

Rockmusik ihn zum Killer macht. Für mich ist das Schwachsinn! Was macht denn das Computerspiel Counterstrike aus? Zunächst einmal die riesige Community. Man findet immer Leute, mit denen man spielen kann. Menschen aus allen möglichen Ländern spielen Counterstrike oder die Fortsetzung Counterstrike: Source! Dann spiele ich auch nicht alleine, sondern unterhalte mich mit anderen über Sprachprogramme wie Teamspeak oder besuche LAN-Partys. Welche Ziele habt ihr mit eurem Team? Nächstes Jahr werden sich die Verantwortlichen von der Login Lanstation und wir uns zusammensetzen und richtige Spielerverträge aushandeln. Dann wird man sehen was möglich ist, aber ich denke, wir wollen auf jeden Fall nächstes Jahr zu den Playoffs fahren! Wie wird sich E-Sports deiner Meinung nach entwickeln? Ich denke, dass es sich immer schneller und immer weiter entwickeln wird. Die Vorteile liegen ja klar auf der Hand: Man kann bei jedem Wetter von zuhause aus trainieren, kann sich in verschiedenen Ligen messen und auf LAN-Partys um hohe Preise spielen. Langfristig denke ich, dass Spiele im Fernsehen übertragen werden, was ja heute schon zum Teil der Fall ist, und es vielleicht sogar eines Tages zur olympischen Disziplin wird. Vielen Dank für das Interview! Das Interview führte Malte Witt


Foto: Sebastian Conradi


Interstellar Explorer Galactic-Tales.de: Die ruhige Art des spielens Grafik: JSmith

Die Erde, wie wir sie heute kennen, wird es auch noch in 360 Jahren geben, aber vieles wird sich verändert haben. Der Mensch besiedelt schon seit über einem Jahrhundert den Mars, vor Jahrzehnten starteten Kolonisationsschiffe in ferne Sonnensysteme. Inzwischen hat man in zehn Sonnensystemen schon 109 Planeten besiedelt und so manche Schlacht gegen außerirdische Eindringlinge geschlagen. Dies ist nicht die Vorgeschichte zu einem Science-Fiction Film, der demnächst in die Kinos kommt, sondern die Historie einer Welt, auf der ein MMORPG aufbaut. MMORPG, das steht für Massive Multiplayer Online Role Play Game, also zu deutsch einem Online-Rollenspiel, bei dem man mit sehr vielen Mitspielern spielt. Wie bei allen Rollenspielen üblich, schlüpft man in Charaktere, die in diesen Spielwelten leben. Nicht unter ihrem eigenen Namen allerdings, sondern - wie im Internet üblich - unter einem Pseudonym. Aus Matthias wird so Vanion, aus Martin Silga oder aus Angela Magwain. Mit neuem Namen wird man ein Teil dieser Welt und schreibt die Geschichte als einer von vielen weiter. Wer jetzt nur Geschichten von Superhelden erwartet, der wird allerdings enttäuscht. So kann es durchaus mal passieren, dass jemand seinen Char, wie der Begriff Charakter abgekürzt wird, als kleines, naives Kind spielt. Für Munichfreak hat es etwas Besonderes „mal die Standardrolle zu ver-

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lassen und in etwas abzudriften, was vorher noch nicht da war.“ – „Ich verbringe viel Zeit damit, den Charakter zu gestalten“, meint Shai. Charaktere - für viele sind sie eben mehr als ein paar Bits und Bytes auf einem Rechner im Internet. „Sie haben ihre Eigenarten“ umreißt Aretha, „sie sind wie kleine Menschen.“ Es ist aber nicht zwingend notwendig oder gar vorgeschrieben, eine

Was nicht vorhanden ist, wird hinzu fantasiert und hineingedacht. Geschichte um einen Charakter zu entwickeln und das Verhalten an bestimmte Ereignisse zu knüpfen. Die Jagd nach Punkten und danach, der oder die Beste zu sein, fasziniert viele so sehr, dass sie den Rollenspielteil nahezu auszublenden. Dennoch ist es wie im normalen Leben: Die Charaktere begegnen sich und interagieren zwangsläufig, wenn sie ihrer Aufgabe in der Spielwelt nachgehen. Ob als Händler, der von einem Piraten dazu gezwungen wird, ihm Geld auszuhändigen, als Kopfgeldjäger, im Spiel auch Headhunter genannt, der den Piraten verfolgt, aber unterwegs von einem Marodeur attackiert wird - die Möglichkeiten der Kombinationen sind zahlreich. Dies setzt den Charakteren keine wirklichen Grenzen der Interaktion. Viele Handlungen, die das Spiel selbst gar

nicht anbietet, werden erst durch die Phantasie der Mitspieler ermöglicht. Aus dem Ganzen entstehen kleine Geschichten, die dann im Forum veröffentlicht oder einfach nur untereinander ausgetauscht werden, am Ende jedoch den weiteren Verlauf der Welten bestimmen und die Charaktere beeinflussen. Bei so vielen Geschichten fragt man sich zurecht, ob die Spieler nicht auch noch von ihren Charakteren und ihren Erlebnissen träumen. Viele streiten es ab und würden sogar in so einem Fall aufhören Galactic-Tales zu spielen. Aber was fesselt viele derart, dass sie schon mehrere Jahre, schon seit 1998, fast täglich mit ihren Schiffen durch das All fliegen? „Andere gehen in ihrer Freizeit angeln, um sich zu entspannen, ich spiele GT“, antwortet Lou Der. „Es macht Spaß, und ich weiß genau, dass ich nicht 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche online sein muss, wie bei vielen anderen Onlinespielen“, sagt Silga, und viele andere pflichten ihm bei. Zum Spielspaß tragen größtenteils die Mitspieler bei. „Ich denke, ich könnte auch nicht spielen, ohne die Community dazu. [...] Hier kommt alles zusammen. Vom 16-jährigen Dauerzocker, über den 23-jährigen Informatik-Studenten bis hin zur 47-jährigen Angestellten“, umreißt Magwain die Community kurz. Sie selber fährt, wie viele andere auch, mehrmals im Jahr durch Deutschland, um sich mit anderen Mitglie-


Titelthema

dern zu treffen: „Erstaunlich auch, dass man oft viele Gemeinsamkeiten feststellt, die über GT hinausreichen, egal in welcher Altersgruppe.“ Ob Camping mit Lagerfeuer oder Kneipe mit Cocktails, es ist immer das Gleiche: Das Spiel und die Geschichte treten als Gesprächsthema in den Hintergrund, und man stößt mit seinen „Kriegsgegnern“ an, als wäre nichts passiert, und schließlich hat man auch gerade kein Internet, um den Krieg weiterzuführen. Es heißt aber nicht, dass sich Gegner – zu Hause angekommen – wieder mit allen Mitteln bekämpfen. Eine strikte Trennung zwischen In-Game – also Handlungen, die sich nur auf die Charaktere begrenzen – und Off-Game, was alles einschließt, was eben nicht mit dem Spielablauf zu tun hat, wird großgeschrieben. Interessante Lösungen für Probleme des Alltags kamen auf diese Weise zu Stande: „Meine neue Wohnung hat mir ein Mitspieler empfohlen“, erzählt Goldmond. Und dabei bleibt es nicht. Es sind einige Paare bekannt, die sich erst in den Weiten

des virtuellen Weltraums kennengelernt haben und sich später dann in der realen Welt bei einem der von Community-Mitgliedern organisierten Treffen gegenüberstanden. Eine Ironie des Schicksals, denn die erste Version wurde aus Liebeskummer heraus entwickelt. Wie es häufig im Internet ist, kamen weitere dazu, die es sich zum Hobby machten, das Projekt weiter zu entwickeln.

Mit neuem Namen wird man ein Teil dieser Welt werden und schreibt die Geschichte als einer von vielen weiter. Heute ist daraus ein komplexes Spiel geworden, das in jedem üblichen Internetbrowser gespielt werden kann. Von der Jagd nach den niedrigsten Pings und der höchsten Bildwiederholrate, wie bei anderen Spielen im Internet, hält man nicht viel. Was nicht vorhanden ist, wird hinzu fantasiert und hineingedacht, entschei-

dend sind die Spieltiefe und die bereitgestellten Funktionen. „Ich habe ein Vierteljahr gebraucht, um GT auch wirklich spielen zu können“, erinnert sich Rei. Eine lange Zeit, um alle grundlegenden Funktionen kennenzulernen. Und auch deshalb kämpft die Community um Spielernachwuchs. Der feste Kern ist zwar noch dabei, aktiv spielen aber immer weniger, „irgendwann möchte man auch mal was anderes machen und sucht sich woanders Ablenkung“, gibt Tschel zu. Aber es werden wohl auch weiterhin die Schiffe durch das All fliegen, Piraten Händler entern und danach vor Kopfgeldjägern in Deckung gehen, Schlachten geschlagen und neue Systeme erschlossen werden, in diesem Punkt sind sich alle einig. Wie die Geschichte, die in Galactic-Tales erzählt wird, weiter geht - das weiß niemand. Aber es sind viele daran, sie fortzuschreiben. Florian Hintze

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Foto: Regionalverband Ruhr, Essen

Henrichshütte ist ein Symbol für Aufstieg, Blüte und Niedergang der Industrie im Ruhrgebiet

Industriekultur Auf den Spuren der Vergangenheit in die Zukunft Die „Route der Industriekultur“ im Ruhrgebiet führt durch Bewahren der Geschichte mit ihren Erinnerungen von der Vergangenheit in die Zukunft. Wie Phoenix aus der Asche auferstand, verwandelt dieses Gebiet industrielle Denkmäler mit ihren Industriebrachen und einer Aura des Untergangs zu einer vielfältigen, dichten und urbanen Kunstlandschaft mit charakteristischem Gesicht

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und einer eigenen Kulturgeschichte. Kultur ist hier kein eitler Selbstakt, sondern innere Konsequenz, entstehend aus Kraft, Lebendigkeit und dem Bedürfnis nach einer kulturellen Fortentwicklung. Aus scheinbar nutzlos gewordenen Montanindustrie-Anlagen entwickelte sich eine selbstbewusste Wahrnehmung mit einem neuen Selbstverständnis für eine ganze Region.

Essen und das Ruhrgebiet bewerben sich als Kulturhauptstadt Europas 2010? Das klingt erstmal befremdlich - zumindest für jene, die nicht aus dem Pott kommen und den Strukturwandel der letzten Jahrzehnte nicht mitgestaltet haben. Eine Verwandlung, die als zentrales Thema die Veränderung des Charakters und der Funktion der Städte hat. Mit Kunst und Kultur bleibt Vergangenes bewahrt, um die Gegenwart nicht nur erfolgreich zu bewältigen, sondern zu gestalten und die Zukunft zu erobern. Die Herausforderungen dieses Wandels, in denen dieser Ballungsraum sich zu beweisen hatte, haben aus ihm eine dichte und vielgestaltige Kulturlandschaft gemacht – die noch längst nicht allen aufgefallen ist. Das Ruhrgebiet hat die Kunst der Metamorphose zu seiner Vision gemacht und definiert sich nun mit Selbstvertrauen und einem neuen Selbstverständnis: Wandel durch Kultur – Kultur durch Wandel. Das industriekulturelle Erbe als unverwechselbares Markenzeichen und Mittelpunkt der Region. Das Ruhrgebiet mag in anderen Regionen Deutschlands etwas abwertend auf Merkmale wie Kohle und Stahl, Zechen und Kumpels reduziert werden, die längst überholt sind. In Europa aber wird es dank dieser bereits als eine der dichtesten Kulturlandschaften gerühmt, mit den gewaltigen Monumenten und offenen Räumen der Montanindustrie, in denen der Rückzug der Industrie Platz gemacht hat für Inszenierungen mit neuen künstlerischen Interpretationen und Möglichkeiten. Hier werden nicht alte Schlösser, Architektur und längst verstorbene Schriftsteller gehuldigt, in diesem Gebiet wird der Wandel aus eigener Kraft, eigener Inspiration und eigener Begeisterung eindrucksvoll demonstriert. Die „Route der Industriekultur“, ein Rundkurs durch das Ruhrgebiet auf der das industriekulturelle Erbe der Region erschlossen werden kann, ist bisher weltweit einmalig und macht den Weg des Ruhrgebiets von der Vergangenheit in die Gegenwart erlebbar. Das Erbe der untergegangen Schwerindustrie steht für eine nachhaltige, nicht nur bauliche, sondern auch landschaftliche Neugestaltung eines von der Industrie ausgezehrten Lebensraums. Brachliegende Werk-


Heimatkunde

shallen und -areale wurden dadurch zu begehbaren Denkmälern eines kulturhistorischen Erbes und zu lebendigen Veranstaltungsorten mit ganz besonderem Charakter für Ausstellungen, Konzerte, Tanz, Theater, Kleinkunst und Gartenschauen. So prägen Hochöfen, Gasometer und Fördertürme weiterhin das Gesicht des Ruhrgebiets – als Zeugen des Strukturwandels und der 150- jährigen Geschichte der industriellen Vergangenheit. Aus enormen Industriebrachen entstehen neue wildwuchernde Lebensräume, abwechslungsreiche Landschaftsbilder und unvergleichliche Park- und Naherholungsgebiete. Die Route der Industriekultur verbindet auf einem 400 km langen Rundkurs 25 Ankerpunkte, herausragende industriekulturelle Sehenswürdigkeiten und Denkmäler des Ruhrgebiets. Desweiteren sind sechs technik- und sozialgeschichtliche Museen mit 14 Aussichtspunkten mit Panoramen, die einen beeindru-

ckenden Überblick über die typisch industriell geprägte Kulturlandschaft geben, und 13 bedeutende Siedlungen, die die soziale Geschichte und die städtebauliche Gegenwart widerspiegeln, komplettieren den touris-

„Im Revier wird Geschichte mit in die Zukunft genommen. Es steht für eine neue Sicht auf Kunst und Kultur in Regionen im Wandel – das interessiert ganz Europa.“ Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

tischen Rundkurs. 25 verschiedene, von den Ankerpunkten ausgehende Themenrouten bieten zudem vielfältige interessante Informationen. Die „Route Industrienatur“ gibt zu-

Der Landschaftspark der Zeche Nordstern verbindet Bergbauvergangenheit mit Landschaft und Natur

dem Einblick in eine vielfältige Industrienatur von eigener Schönheit. Insgesamt ungefähr 3000 Hektar sich selbst überlassenes Land sind nach der Aufgabe von Flächen des Bergbaus und der Montanindustrie entstanden und sind zu Erholungsgebieten für die Bewohner des Reviers geworden. Gekennzeichnet durch ihre Nutzung für Landwirtschaft, Siedlungen und Zechen, Berghalden, Stahlwerken und Deponien, geprägt durch ihre unterirdischen Ressourcen, sind neue und spezielle Lebensräume für Pflanzen und Tiere entstanden. So wird ein Ort der Wildnis, der freien Natur inmitten der Stadt geschaffen. Der Landschaftspark Duisburg-Nord bietet etwa tagsüber eine unvergleichliche Parklandschaft, in der Erzbunker als Kletterpark dienen, ein Gasometer zum Tauchen genutzt werden kann, Kraftzentrale und Gebläsehalle als Bühne für verschiedene Gelegenheiten herhalten und in der Kinder zwischen Betonwänden, Rohren und Gerüsten Verstecken spielen können. An den Nächten und Abenden des Wochenendes wandelt er sich – wie die Region – in ein eigenes Kunstwerk, inszeniert mit designten Lichtfarben von Jonathan Park. Daneben bieten

Fotos/Grafik: Regionalverband Ruhr, Essen

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Foto: Regionalverband Ruhr, Essen

Jahrhunderhalle Bochum: Die Industriekathedrale bietet der Kultur viel Raum

auch die ehemaligen Produktionsstätten, oftmals denkmalgeschützt, auf der Strecke der „Route Industriekultur“ besondere Informationen, Erlebnisse, kulturelle Höhepunkte oder Ausstellungen zu vielfältigen Themen. Dazu gehört beispielsweise der Eifelturm des Ruhrgebiets: die Zeche Zollverein XII in Essen. Einst galt sie nicht nur als modernste Schachtanlage der Welt, sondern auch als die schönste Zeche. Von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt, wird sie heute als Ikone der modernen Industriearchitektur der 30er Jahre angesehen, gebaut in Anlehnung an den Bauhaus-Stil, von den damals führenden Industriearchitekten Schupp und Kremme. Tausend Meter unter der Erde sind in ihr eine „zweite Stadt“ und ein RuhrMuseum geplant – das Erfahrungsfeld der Entfaltung der Sinne kann schon jetzt besucht werden. Die Jahrhundert Halle in Bochum, auch „Kathedrale der Industriekultur“ genannt, einst für Hochöfen und als Gewerbeausstellungshalle genutzt, ist wohl heute weit bekannt. Bietet sie doch mit ihrem einmaligen Charakter Raum für vielfältigen Veranstaltungen, wie der RuhrTriennale. Eine Sehenswürdigkeit, die in der Geschichte auch fühlbar wird, ist das Deutsche Bergbaumuseum – das Bedeutendste seiner Art weltweit. Hier können nicht nur eine Grubenfahrt, wie zu der Zeit der Arbeit des Bergbaus unter Tag, mitgemacht werden, sondern auch eine Fahrt auf die 60 Meter hohe Aussichtsplattform des Fördergerüsts, von wo das Ruhrgebiet weithin übersehen werden kann. Zudem wird in anschaulicher Weise die Entwicklung des Bergbaus dargestellt, mit zahlreichen Originalmaschinen und -geräten, Modellen und Bodenschätzen. Ebenfalls unbedingt sehenswert

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ist die Kokerei Hansa als begehbare Großskulptur: Kohlenturm und die imposante Kompressorenhalle mit ihren riesigen Maschinen laden zu einer direkten Begegnung mit der vergangenen Industrieepoche ein. Fast jedem bekannt ist wohl der Maximilianpark in Hamm, die ehemalige Kohlenwäsche mit seinem weithin sichtbaren Glaselefanten als Wahrzeichen und begehbare Plastik. Entstanden anlässlich der ersten

„Der Wandel durch Kultur, wie die Region ihn erlebt, ist ein Thema mit Zukunft.“ Peter Conradi, Präsident der Bundesarchitektenkammer

Landesgartenschau, existieren hier ursprüngliche Naturlandschaften neben gezüchteten und gepflanzten Blumenlandschaften. Neben diesen beeindruckenden Industriestätten, deren Charme jeder für sich die Besucher ergreift, sind noch viele Weitere zu entdecken. Museen zu jeglichen Themen lassen sich zudem in vielen Ankerpunkten finden. So kann die Geschichte der Elektrizität in dem Umspannwerk Recklinghausen ebenso zum Anfassen erlebt werden, wie das Thema Chemie multimedial im Chemiepark Marl präsentiert wird. Viele Industriedenkmäler wandelten sich zudem zu Kunst- und Kulturzentren, wie die traditionsreiche Lindenbrauerei in Unna, in welcher ein weltweit einzigartiges Zentrum für internationale Lichtkunst angesiedelt ist. Und das 117 Meter hohe Gasometer in Oberhausen wird zu den außergewöhnlichsten Ausstellungshallen Eu-

ropas gezählt. Mit jährlich wechselnden, einmaligen Ausstellungen von renommierten Künstlern, wie unter anderem Christo & Jeanne-Claude mit „the wall“ oder Bill Violas „Five Angels fort he Millenium“, die sich durch den ungewöhnlichen Ort zu faszinierender, einmaliger Kunst verführen lassen, macht es immer wieder von sich reden und lockt Kunstbegeisterte aus aller Welt an. Egal ob Naturfreund, Kunstliebhaber, Theaterbegieriger, Architekturbegeisterter oder Handwerk- und Technikfreund, an mindestens einem der 25 Ankerpunkte wird das vielfältige Kulturangebot der Industriekultur und des Ruhrgebiets den Interessen gerecht. Ein so reiches und abwechslungsfreudiges Angebot direkt in ihrer Nähe zu haben, ist ein Geschenk, das von vielen noch nicht angenommen wird. Essen und das Ruhrgebiet also als europäische Kulturhauptstadt 2010? Gerade in einem neuen und erweiterten Europa kann diese Auszeichnung zu einem Modelfall werden, der anderen, insbesondere osteuropäischen Ballungsräumen als Paradigma dient, wie Kultur längst Verlorengeglaubtes auffängt und erneuert – für ein neues Selbstverständnis mit Stolz auf die eigenen industriellen Wurzeln. Durch Kultur und Wandel kann eine gesamte Region neue künstlerische Horizonte setzen, welche die Vergangenheit und Bestehendes nicht verleugnet, sondern als Potenzial für die Entwicklungen einer authentischen und volksnahen Kulturlandschaft ansieht, nutzt und vor allem bewahrt. Nicola Seitz



Über Leben

Neue Studentenbewegung Neuwagen für Studenten: Drei unterschiedliche Konzepte im Test. „Wir sind die coolsten wenn wir cruisen, wenn wir durch die City düsen“ wummert es aus den Boxen des Autos, lässig sitzt man hinter dem Lenkrad, die Sonnenbrille fällt vom Armaturenbrett, man ist kurz abgelenkt, der Vordermann bremst, ein kurzer Knall und die Motorhaube ist ein paar Zentimeter kürzer. Sehr ärgerlich. Ärgerlicher wird es, wenn der alarmierte Autodoktor nur noch den Totalschaden beim geliebten vierreifigen Freund feststellen kann. Die Trauer ist groß, und trotzdem muss Ersatz her für das Statussymbol Nummer eins, beziehungsweise den Gebrauchsgegenstand um von A nach B zu kommen. Wie sieht es allerdings aus, wenn man sich entscheiden muss, weil der Geldbeutel nicht die dicke Limousine oder den super schnellen Sportwagen zuläßt? Drei Neufahrzeuge mit unterschiedlichsten Konzepten stehen zur Probe. Vom zweisitzigen Stadtauto, über den klassischen Kleinwagen, bis hin zur kompakten Limousine. Nur eines haben die drei gemeinsam: Einen Preis von ca. 10.000 Euro. Dacia Logan 1.6 MPI Seine Ernsthaftigkeit passt so gar nicht in das Bild deutscher Straßen, denn Renault entwickelte den in Rumänien gebauten Wagen eigentlich nicht für die westeuropäischen Straßen. Auf den etwas harten aber dennoch bequemen Sitzen merkt man kaum über welche schlechten Straßen man rollt, geradezu souverän schluckt der Logan die Schlaglöcher. Ist die Straße besser, beweist der Wagen, dass er auch als Reisemo-

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bil geeignet ist. Für die kurzen Strecken finden auf dem Weg zur Uni bequem vier Kommilitonen Platz. Ein fünfter passt zur Not auch noch auf die mit drei Dreipunktgurten

Foto: Sebastian Runge

Graue Wolken am Himmel, kein Grund im Dacia Logan trübsal zu blasen

und Kopfstützen versehene Rückbank, auf der mehr Platz ist, als in so manchen Hörsaal. Die notwendigen Bücher und Hefte werden im großen Kofferraum über dem vollwertigen Reserverad verstaut. Schade, eine umklappbare Rückbank – Gold wert bei einem Umzug – ist nicht erhältlich. Vom Fahrersitz erkennt man auch nur schwer das Ende des Hecks, nervig beim einparken auf einem engen Hochschulparkplatz. Dass man den Kofferraum nur mit dem Autoschlüssel öffnen kann, trübt den Eindruck dann noch mehr. Funktionalität bestimmt das Interieur: Jeder Schalter ist da, wo man ihn vermutet und ein Hauch von Purismus liegt über dem einfachen Armaturenbrett aus Plastik.

Technische Daten (Werksangaben)

Dacia Logan 1.6 MPI

VW Fox 1,2

smart fortwo coupé cdi

Leistung kW (PS)

64 kW (87 PS)

40 kW (55 PS)

30 kW (41 PS)

Drehmoment

127 Nm

108 Nm

100 Nm

Verbrauch (Mix)

7,2 l Super

6,0 l Super

3,5 l Diesel

Beschleunigung 0 auf 100 km/h

11,5 s

17,5 s

19,8 s

Vmax

175 km/h

148 km/h

135 km/h

Basispreis

8.950 €

9.075 €

10.600 €

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Den Dacia-Fahrer wird dies aber wenig stören, schließlich hat er es auch nicht nötig mit seinem Auto anzugeben. Diesen Luxus spart er sich auch. Schade nur, dass bereits ein Geträn-

kehersteller den Slogan „Image ist nichts“ verwendet hat, zum Dacia Logan würde er eindeutig passen. Im Ernst. smart fortwo coupé cdi „Knutsch-Kugel“, „Baby-Benz“, „Mini-Elch“, „Smartie“: der kleine Wagen hat viele Spitznamen, aber die meisten kennen ihn nur unter smart, dabei heißt er eigentlich Smart fortwo coupé. Der „fürzwei“ kann, wie der Name verrät, nur zwei Personen mitnehmen. Diese Zwei haben dann aber ihren Spaß mit dem Wagen. Vorher müssen allerdings einige Hürden vom Fahrer genommen werden. Die Halbautomatik mit sechs Vorwärtsgängen ist gewöhnungsbedürftig. So bald man den Dreh raus hat, erscheint der Pfeil im Multifunktionsdisplay, um anzuzeigen in welche Richtung geschaltet werden sollte. Wer wie Michael Schumacher am Lenkrad die Gänge wechseln will, sollte sich überlegen, ob er nicht noch das Lederlenkrad mit Lenkradschaltung für 550 € ordert. Denn mit einem Sportwagen hat der „Baby-Benz“ zwei Dinge gemein-


Über Leben

sam. Zum einen den Heckantrieb, der eine Servolenkung zur unnützen Spielerei macht da sich der kleine Wagen leicht durch den Großstadtdschungel lenken läßt. Zum anderen ist er zu seinen Insassen knüppelhart. Wie der Straßenbelag aussieht, merkt man sofort. Deshalb sollte der Mitfahrer auch nicht auf die Idee kommen, einen heißen Kaffee auf dem morgendlichen Weg in die Hochschule zu trinken. Ein Tribut an den kurzen Radstand, den man gerne zahlt. Schließlich bietet ein Golf-Gehege bietet bequem zwei Smarties Platz. Was aber außen wenig Platz braucht, muss innen nicht unbedingt eng sein. Für die Insassen bietet sich, vor den leicht verspielten, aber sinnvoll gestalteten Armaturen viel Raum. Hinter der einzigen Sitzreihe bleibt genug für den WG-Einkauf, der zuvor durch die äußerst praktische, zweiteilige, per Funkfernbedienung geöffnete Heckklappe beladen wurde. Um den Smart als Einkaufswagen zu nutzen, muss man aber vorher tief in die Tasche greifen, denn er ist der teuerste der getesteten Konkurenten. Dafür spart man sich Besuche an der Zapfsäule, da wird erst der Geiz geil.

Foto: Florian Hintze

Auch außerhalb der Stadt fühlt sich der smart fortwo wohl

sign mit schönen Rundungen abgeschaut haben wird einem bei Bildern vom Karneval in Rio schnell klar. Bis zu 4 Tänzer können im Fox Platz nehmen, ihren Kopfschmuck müssen die Frauen bei der gebotenen Kopffreiheit nicht einmal abnehmen. Wäre auch schade für die anderen Verkehrsteilnehmer, die die Tanzgruppe durch die großen Fenster sehen. Für eine angemessene Stimmung sorgen die Boxen der verbauten Musikanlage, die auch etwas lauter ans Werk gehen kann.

Sitze. In dieser Disziplin tanzt der VW Fox wohl lieber Tango. Was nun auch immer getanzt wird mit dem Fox, es macht durstig. Zum Glück haben dieKonstrukteure eine riesige Anzahl Cup-Holder im Wagen verteilt. Da bleibt nur noch zu sagen „Tanze Samba mit mir!“ Fazit Der Dacia Logan ist eine echte Alternative zum gebrauchten Wagen der Golf-Klasse. Die inneren Werte sind vergleichbar, aber man bekommt ein robustes Auto und 3 Jahre Garantie noch dazu und irgendwie fällt man mit diesem Wagen doch auf, denn soviele Logans gibt es noch nicht auf den Straßen. Wer viel in der Stadt unterwegs ist und für längere Touren meist die Bahn nutzt, ist bestens beraten mit dem kleinen Fall für Zwei, dem Smart fortwo coupé. Er ist auch der einzige der gefahrenen Wagen den es schon in ausreichender Zahl auf dem Gebrauchtwagenmarkt gibt. Wer dann noch ein Open-Air Gefühl genießen will, sollte sich das offene Smart fortwo cabrio anschauen.

Foto: Florian Hintze

Brasilianischer Urwald oder Iserlohner Stadtwald, vor beiden ist der VW Fox zu Hause

VW Fox 1.2 Samba tanzen ist schwer. Nicht aber mit dem Fox, denn ihm wurde der lateinamerikanische Tanz mit in den Mutterschoß gelegt. Aber das kann man auch erwarten, denn der Fox kommt nicht, wie der Markenname „Volkswagen“ vermittelt, aus Deutschland, sondern aus Brasilien. Wo die Entwickler sein äußeres De-

Alles andere als laut geht der DreiZylinder-Motor mit 1,2l Hubraum ans Werk. Er liefert eine angenehme Beschleunigung im unteren Bereich des Tachos. Das stürmische Gemüt eines Tänzers erreicht er nicht. Unterstützt wird der Motor von einem sich sehr weich schalten lassenden 5Gang Getriebe. Für weitere Entspannung sorgt die komfortabel ausfallende Federung und die bequemen

Der VW Fox ist der Klassiker in der Mitte, er ist ideal für den, der einen Logan zu groß und einen Smart zu klein findet. Was den Volkswagen allerdings vor allem für Erstsemester interessant macht, ist die Finanzierung. Wer seinen Führerschein noch nicht länger als anderthalb Jahre hat, sollte gleich losziehen, sich ein Angebot machen lassen, und das gesparte in einen Tanzkurs investieren. Florian Hintze

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Foto: Raimund Hesse

Cutting

Die Droge unter den Westernreitdisziplinen

Blitzschnell und katzenhaft wirft das Pferd seine Beine auf die andere Seite. Den Blick unaufhörlich auf das wendige Rind direkt vor ihm gerichtet. Tiefgeduckt schneidet das Pferd dem Rind den Weg ab. In Bruchteilen von Sekunden wird über Sieg und Niederlage entschieden. Das Cutting ist die „Droge“ unter den Westernreitdisziplinen. Beim Cuttingsport haben Reiter und Pferd 150 Sekunden Zeit, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, die Rinder aus einer Herde zu separieren und daran zu hindern, wieder zurückzukommen. Für eine optimale Präsentation arbeiten die Cutter in dieser Zeit mit zwei bis drei verschiedenen Rindern. Die Zeit läuft, wenn das Pferd die Zeitlinie etwa zehn Meter von der Herde überquert und endet mit einem Tonsignal. Ein Bonus wird u.a. gegeben, wenn das Rind in der Mitte der Arena „gearbeitet“ wird, sprich dort vom Reiter kontrolliert und in der Mitte gehalten wird. Der Cutter

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wird bei seiner Arbeit von vier selbstgewählten Helfern – zwei „Herdholder“ zum Kontrollieren der Herde und zwei „Turnbacks“ zum möglichen Zurückdrängen des Rindes zur Herde – unterstützt. Wenn das Pferd langsam in die Herde geht, beginnt der Reiter, ein Rind auszuwählen. Gute Cutter studieren die Herde bevor sie in den Wettkampf gehen, um herauszufinden, welches Rind für eine besonders attraktive Darstellung ihres Pferdes geeignet ist. Der Richter vergibt eine Punktzahl zwischen 60 und 80, wobei er zu Anfang des Ritts eine Durchschnittsbewertung von 70 im Kopf hat. Der Reiter trennt ein Rind und positioniert sein Pferd für den Cut („Schnitt“). Indem der Reiter die Zügelhand bis knapp über den Pferdehals senkt, signalisiert er dem Pferd, dass dieses unabhängig und ohne Führung des Reiters zu arbeiten hat. Das Pferd soll nun selbstständig bei durchhängendem Zügel verhindern, dass das separierte

Rind zur Herde zurückgelangt. Wird das Rind untätig oder verliert es gar die Lust, zur Herde zurückzukehren, hebt der Reiter die Zügel an und signalisiert Pferd und Richter, das Rind aufzugeben. Als Zeitpunkt des Quittens („beenden“) gilt, wenn der Reiter seine Zügelhand hebt und die freie Hand auf den Hals des Pferdes legt, auch wenn das Pferd noch nicht unverzüglich stoppt. Es gibt drei Voraussetzungen, die dem Reiter das Ende des Cutting an einem Rind erlauben: Die Kuh steht vollkommen still, dreht sich eindeutig vom Reiter weg oder verschwindet hinter die Turnbacks und die Zeitlinie. Hebt der Reiter zu irgendeinem anderen Zeitpunkt die Hand, zufällig oder nicht, zieht der Richter drei Punkte für einen „Hot Quit“. Benutzt der Reiter den Zügel, so ergibt dies jedesmal einen Strafpunkt. Verliert der Teilnehmer ein Rind, wird das mit fünf Punkten bestraft. Hierbei handelt es sich um einen Hauptfehler beim Cutting.


Über Leben

Helfer sind äußerst wichtig für den Cutter, wobei die Corner Men wohl noch wichtiger sind. Sie müssen dem Reiter helfen, indem sie zum Beispiel vor dem Deep Cut, dem ruhigen und tiefen Hineinreiten in die Herde (ein Deep Cut muss im Wettbewerb gezeigt werden), die Herde richtig zusammenstellen. Zwei gute Corner Men sind die halbe Miete. Ein Viertel hängt davon ab, ob das eigene Pferd gut geht und das letzte Viertel machen die Turnbacks aus. Dazu kommt natürlich die Nervenstärke und die Routine des Reiters. Das richtige Rind sollte dem Reiter schon vor dem Hineinreiten bekannt sein und bei einem faulen Rind sollte der Reiter die Nervenstärke haben, möglichst schnell den Cut zu beenden. Der Richter erkennt eine Entscheidung für ein Rind sehr früh. Bei zwei Bewegungen auf ein bestimmtes Rind hin oder sogar nur einer unmissverständlichen Bewegung auf ein Rind gilt diese Kuh als ausgewählt. Wechselt er dann doch das Rind, gibt es fünf Strafpunkte. Ein Deep Cut demonstriert die ganze Nervenstärke des Cutting-Pferdes. Eben noch in blitzschneller Aktion,

muss es nur Sekunden später losgelöst und ohne die Rinder zu beunruhigen, tief in die Herde hineinreiten. Cutting hängt also zu großen Teilen von der Hilfe anderer ab. Ein Umstand, der die Cutter zu einer besonderen Gemeinschaft zusammenbringt. Jeder Reiter sollte Helfer haben, die beim Wettkampf die Rinder beobachten und so entscheidende Tipps geben können. Hier ergibt sich

Eben noch in blitzschneller Aktion, muss das Pferd nur Sekunden später tief in die Herde hineinreiten. auch eine Möglichkeit für Anfänger in dieser Disziplin. Hat man selbst kein Cutting-Spitzenpferd, so mag man vielleicht dennoch mit seinem vierbeinigen Partner ein idealer Helfer für einen Cutting-Reiter sein und sich als Turnback oder Cornerman Sporen verdienen. Beim Cutting müssen sich die Pferde stets einer guten Position zum sich hin- und herdrehenden kleineren

Rivalen befinden. Für eben diese Wendigkeit sind bevorzugte CuttingPferde kleiner als ihre anderen Westernkollegen. Ein Stockmaß von ca. 1,50 Meter gilt als ideal, um auf kürzester Distanz extreme Bewegungen auzuführen. Ein typischer Anfängerfehler ist das fehlende Vertrauen des Reiters in sein Pferd. Schnell will der Neuling mitlenken, und sei es auch nur unbewusst. Ähnlich wie beim Motorradfahren gilt es auch hier, anfangs zu lernen, sich gemeinsam mit dem Pferd in einer Linie in die Bewegung zu legen. Ist dem Cutting-Schüler dies in „Fleisch und Blut“ übergegangen, gehört er vielleicht schon bald zum stets gelassen wirkenden Kreis der aktiven Cutter, die mit einer festen Strategie in die Arena gehen. Denn das ist es, was wohl den besonderen Reiz des Cutting ausmacht: In 150 Sekunden kommt es auf das Zusammenspiel von Reiter, Pferd, Rind und Helfern an. Und wer gut ist, weiß auch sein Pferd genau einzuschätzen und seine Helfer entsprechend einzuweisen. Malte Witt

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Singha Bie

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Über Leben e

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Fotos: Marcel Näpel

Kulinarische Reise nach Thailand: Panang Curry

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Über Leben

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Und so geht‘s: 1.

Alle Kräuter sowie das Fleisch (frei nach Wahl, hier Hühnchen) waschen und klein schneiden.

2.

Wasser und Reis zu gleichen Teilen in den Reiskocher geben (eine Tasse Reis ergibt ca. zwei Portionen). Ein Reiskocher ist auf jeden Fall empfehlenswert!

3.

Die Curry Paste in sehr heißem Erdnuss-Öl im Wok anbraten. Panang Curry ist die schärfste Variante, daher alternativ rote, gelbe oder grüne Paste nehmen.

4.

Kokosmilch gut schütteln und zunächst nur ein wenig in den Wok geben. Gut umrühren und aufkochen lassen bis sich Öl absetzt. Dann den Rest hinzugeben.

5.

Fleisch in die Soße geben und außerdem das Zitronengras einlegen (ganz - vor dem servieren entfernen).

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6. Palmzucker neutralisiert die Schärfe; Fischsoße, Garam Masala und Sambal Olek sorgen für die Würze. Diese Zutaten je nach persönlichem Geschmack verwenden. 7.

Das Ganze mindestens 20 Minuten kochen lassen.

8. Thai Basilikum und Thai Koriander dazu geben. Wenn kein Asia Markt in der Nähe ist, gehen natürlich auch handelsübliche Kräuter. Zusätzlich passt auch Petersilie, ist aber nicht zwingend notwendig. 9.

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Ganz zum Schluss die Frühlingszwiebeln unterrühren.

10. Reis auf tiefe Teller geben. Eine Mulde in der Mitte formen und eine Portion Curry dazugeben. Und nun die Spezialzutat: Parmigiano Reggiano – ganz sicher nicht authentisch aber einfach nur gut. 11. Das Ganze mit einem Singha Bier genießen.

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Über Leben

Gefangene des eigenen Körpers chen und Verletzungen überlebte Frida nur knapp und war durch schwere Schädigungen der inneren Organe und der Wirbelsäule zeitlebens eine Gefangene des eigenen gepeinigten Körpers.

Mexikanische Malerin: Frida Kahlo

Bis jetzt hat es noch keine mexikanische Künstlerin geschafft, renommierte Kunstwissenschaftler aus aller Welt mit ihren Bildern so zu beschäftigen wie Frida Kahlo. Der Anlass hierfür ist vielleicht, weil sie die erste emanzipierte Malerin aus Süd-Amerika war, dass ihr Leben durch einen schweren Unfall geprägt wurde, oder gar dass sie ihre Meinung jedem offen sagte und sich nicht scheute, die Wahrheit darzustellen? Dies sind alles gute Gründe, um die Faszination von Fridas Bildern zu erklären, jedoch sollte man die Tatsache nicht vergessen, dass sie trotz naiver Techniken und einer symbolhaften Darstellungsweise ihren Schmerz nicht deutlicher hätte darstellen können, und das macht Frida Kahlo zu einer der ehrlichsten Künstlern des 20. Jahrhunderts.

„Ich hatte zwei große Unfälle“ Frida Kahlo

Das Leben von Frida konnte keine tragischere Wendung nehmen, als dass die ohnehin an Kinderlähmung erkrankte 18-Jährige 1922 in ein schweres Busunglück verwickelt wurde. Mit unzähligen Knochenbrü-

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Die Folgen des Unfalls konnte Frida zum Teil nur mit Alkohol oder anderen Drogen ertragen. So wurden einengende Gipskorsetts, schmerzhafte Streckungen der Wirbelsäule, zahlreiche Folgekrankheiten und andauernde Schmerzen zu ihrem Alltag. Im Grunde gab es nur zwei Körperteile, auf die sich Frida verlassen konnten – ihren Kopf und ihre Hände. Und so kam es, dass ihre Mutter ihr noch im Krankenhaus eine Staffelei schenkte, mit der sie auch im Liegen ihre Qualen auf der Leinwand widerspiegeln konnte. Detailgenaue kleinformatige Selbstporträts, die ihre körperlichen und seelischen Verletzungen darstellen, werden schnell zu ihrer Überlebenstaktik. Hierfür verwendet sie eine metaphorische, oft surreale Bildsprache, die in der indianischen Mythologie ihrer Heimat tief verwurzelt ist. Die rebellische Künstlerin wehrte sich jedoch gegen den Fachausdruck „Surrealistin“. Frida betonte, dass sie niemals Träume, sondern ihre Realität gemalt habe. Da sie sich nicht ausschließlich mit der Darstellung der Wirklichkeit auseinander setzte, sondern auch tierischen Körpern ihren Kopf aufsetzte, zählen die Experten ihren Stil zum „Phantastischen Realismus“. Bevor Frida jedoch eine große Künstlerin wurde lernt sie entgegen aller Erwartungen wieder zu laufen und begegnet ihrer große Liebe - drei Jahre nach dem Unfall - auf einer Party. Später wird sie sagen, sie habe zwei große Unfälle in ihrem Leben gehabt. Den einen mit 18, und der Zweite sei ihre Beziehung mit Diego, einem berühmten und renommierten Maler, gewesen. Nur ein Jahr später heiraten beide. Ein Paar, das gegensätzlicher nicht sein konnte: Eine zierliche junge Frau und ein doppelt so alter Mann mit barocker Leibesfülle, ein Exzentriker, der durch andauernde Affären schockierte.

Diego, ein bekennender Kommunist, hat großen Einfluss auf Fridas Malerei, dennoch betrachtete sie ihre Bilder nicht als politisch; wenngleich sie mitunter Friedenstauben und Marx darstellte. Hauptmerkmale, wie den von Diego bevorzugten naiv wirkenden Stil, übernahm Frida mit zunehmendem Alter immer mehr. Genau wie Diego wollte sie mit ihrer Malerei ihre mexikanische Identität zum Ausdruck bringen, daher verwendete sie häufig Techniken und Themen der mexikanischen Volkskunst. Dies spiegelte sich auch in ihrer Kleidung wider. Sie trug traditionellen Schmuck und indianische Trachten. Zweimal heiraten sie, die Beziehung verläuft stürmisch, voller Leidenschaft, Zärtlichkeit und Verrat. Dennoch bleibt Diego die zentrale Figur in ihrem Leben. Fridas größter

„Man hielt mich für eine Surrealistin. Das ist nicht richtig. Ich habe niemals Träume gemalt. Was ich dargestellt habe, war meine Wirklichkeit.“ Frida Kahlo

Wunsch, ein Kind, geht trotz mehrerer lebensbedrohlicher Versuche und Fehlgeburten nicht in Erfüllung. Umso mehr kränkt sie ein Verhältnis Diegos mit ihrer jüngeren Schwester. Nach einer Trennung versöhnt sie sich zwar mit beiden, ist jedoch unabhängiger von Diego und beansprucht die gleiche sexuelle Freiheit. So kommt es dazu, dass sie sich im Verlauf ihrer zweiten Ehe mit Diego in Liebschaften und in ihre Malerei flüchtet. Als der von Stalin verstoßene Revolutionär Leo Trotzki in Mexiko politisches Asyl erhielt, nahmen Frida und Diego ihn für kurze Zeit in ihrem Haus in Coyocán auf. Es kam zu einer Liebesaffäre zwischen Frida und Trotzki. Diego bekam, trotz seiner kommunistischer Auffassung, zahlreiche Aufträge in den USA, und Frida begleitet ihn, obwohl sie von unzähli-


Über Leben

gen Operationen geschwächt war. So reisten beiden zwischen 1930 und 1933 für längere Zeit nach San Francisco, Detroit und New York. Erste nennenswerte Erfolge verzeichnete Frida erst Ende der 40er-Jahre. Zu jedermanns Erstaunen brachten ihre Bilder Geld ein, und sie bekam eine Einzelausstellung in New York,

„Sie ist die einzige Frau in der Geschichte der Kunst, die mit schonungsloser Aufrichtigkeit, diejenigen allgemeinen und besonderen Themen aufgriff, die Frauen betreffen.“ Diego Riviera

und sogar der Pariser Louvre erwarb ein Bild. Als Symbol der Emanzipation schnitt sie sich in dieser Zeit die Haare ab und trug nur noch Herrenanzüge, wie sie es auch in einem Bild darstellte. Trotz ihrer internationalen Erfolge wurden Fridas Bilder erst ein Jahr vor ihrem Tod in ihrer Heimat ausgestellt. Dies war eine Anerkennung, die Frida sich schon seit Jahren erhofft hatte. Obwohl ans Bett gefesselt, nahm sie, entgegen jedem ärztlichen Ratschlag, an der Eröffnung kurzerhand im Bett teil. Mit der Zeit verändern der andauernde Konsum von Drogen und Alkohol ihren Stil. Ihre Bilder werden zunehmend chaotischer und wilder. Nach einer weiteren Operation malte Frida 1944 eines ihrer berühmtesten Selbstporträts „Die gebrochene Säule“. Dargestellt ist ihr in der Mitte aufgebrochene Körper, den nur ein einengendes Korsett zusammenhält. Durch die Öffnung ist ihre Wirbelsäule sichtbar, eine instabile und gebrochene Säule. Nägel, die ihren nackten Körper übersäen, veranschaulichen ihre jahrelange Qual. Fridas Zustand verschlimmert sich zusehends, vor allem auch dadurch, dass sie sich immer mehr von Freunden und Bekannten isoliert. Im jungen Alter von 47 Jahren stirbt sie am 13. Juli 1954 im blauen Haus in Coyocán, das heute das Frida-KahloMuseum beherbergt. Kerstin Schickendanz

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Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort! Wütend starre ich den Zettel in meiner Hand an. Am liebsten würde ich ihn zerreißen! Die Worte „Damit sie das nächste mal richtig parken“ und der bunte Stadtplan darunter provozieren meinen Zorn. Schnaubend zerknülle ich das Papier, lasse es aber ganz, und stopfe es in das Seitenfach meines geliebten VW. Die Zähne immer noch knirschend, denke ich daran, dass bei mir zu Hause in BadenWürttemberg Strafzettel wenigstens keine bunten Stadtpläne enthalten; mit vielen blauen „Ps“ für Parkhäuser. Welche Ironie! Als ob ich nicht gewusst hätte, wo ich risikofrei hätte parken können! Aber manchmal muss man eben mal sein eigenes Ding durchziehen... Jährlich ereilt dieses Schicksal zwischen 40.000 und 50.000 Falschparker in Iserlohn, was der Stadt Einnahmen in Höhe von ca. 600.000 Euro beschert. Ein Geschäft, das sich rentiert. Sieben Politessen sind den ganzen Tag in ständigem Wechsel unterwegs (auch wenn man meinen könnte, es wäre ein ganzer Schwarm), um die Alltagsmissetäter auf frischer Tat zu ertappen. Und selbst nachts bleibt ordnungswidriges Parken nicht ungesühnt, denn zwei Männer des Straßenverkehrsamtes übernehmen die Nachtschicht, in der mehr Knöllchen verteilt werden, als so manchem lieb wäre. Es ist also leider ein allgemeiner Trugschluss, dass Falschparken nach ca. 20 Uhr nicht bemerkt und bestraft werden würde. Das Auge des Gesetzes schläft nie! Aber wie kann man dem verhassten Knöllchen entgehen, ohne lange Fußmärsche in Kauf nehmen zu müssen? Eine Möglichkeit, welche recht bekannt und beliebt ist, ist das sogenannte „Brötchen-Ticket“: Es ermöglicht eine halbe Stunde freies Parken. Allerdings muss man es sich an einem Parkautomaten abholen und im Auto gut sichtbar hinter der Windschutzscheibe platzieren. Für manchen Faulpelz schon viel zu viel Anstrengung. Eine weitere gute Alternative sind die zahlreichen Parkhäuser, die sich in direkter Nähe zur Innenstadt befinden. Hier ist ganz

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besonders das Parkhaus neben der Aral-Tankstelle am Konrad-Adenauer-Ring zu empfehlen. Ab einem Einkaufwert von 5 Euro ist hier das Parken umsonst. Dasselbe gilt für die Parkhäuser, welche sich unterhalb von Karstadt an der Hans-BöcklerStraße und dem Kurt-SchumacherRing über dem Elektromarkt „Saturn“ befinden.

Übrigens: Die meisten Strafzettel verteilen die Iserlohner Politessen in der Innenstadt sowie zu besonderen Anlässen (z.B. zu den Spielen der „Roosters“) in Außenbereichen. In der Innenstadt falsch zu parken ist aber in Iserlohn ganz besonders leichtsinnig, da der Stadtkern Iserlohns klein ist und so von den Politessen sehr gut im Auge behalten

Foto: Marcel Näpel

Doch trotz dieser zahlreichen legalen Parkmöglichkeiten wird immer wieder das eigene Glück herausfordernd, an unerlaubten Ecken geparkt. Und das kann unter Umständen richtig teuer werden: Bis zu 35 Euro Strafe beim Parken auf einem BehindertenParkplatz oder beim Versperren einer Feuerwehrzufahrt kann ein Knöllchen (was hier die VerniedlichungsEndung schon gar nicht mehr verdient) betragen. Am billigsten ist das falsche Parken in markierten Parkflächen ohne Parkschein. Diese kleine Sünde kostet den Fahrer „nur“ 5 Euro.

werden kann. Und das tun sie natürlich auch recht fleißig! Es stimmt also, dass die Wahrscheinlichkeit, ein Knöllchen zu kassieren, in Iserlohn (zumindest was die Innenstadt betrifft) größer ist als anderswo. Da hilft auch kein Kennzeichen von Außerhalb.

Was viele Falschparker nicht wissen, ist, dass bei Nicht-Bezahlung des Tickets innerhalb von meist zwei Wochen keine freundlichen Zahlungserinnerungen bzw. Mahnungen ins Haus flattern, sondern sofort nach Ablauf des besagten Zeitraums Gebühren auf das Bußgeld geschlagen werden. Und die sind keineswegs ohne! Man sollte die Bezahlung seiner Strafmandate also lieber nicht auf die lange Bank schieben.

Marli Greszik & Lydia Schaele

Zu Hause angekommen versuche ich, das Knöllchen wieder zu glätten. Ich schmunzle und lege den Bußgeldbescheid auf einen kleinen Stapel auf meinem Schreibtisch. Nummer 4 diesen Monat. Tja, kleine Sünden bestraft der liebe Gott eben sofort!

Art des Vergehens Bußgeld in Euro: Parken auf Behindertenparkplatz, 35 Feuerwehrzufahrt Versperrung Halten auf einem Behinderten 25 Parkplatz ( >3 Min.) Behinderung des Verkehrs 20 Parken im Halteverbot 15 Halten im Halteverbot ( >3 Min.) 10 Parken auf gekennzeichneten 5 Parkflächen ohne Parkschein



Über Leben

BASTA A Cappella made in Germany Mit Schrecken sah ich auf die Eintrittskarten, die mir meine Schwester freudestrahlend unter die Nase hielt. „BASTA! Das ist DIE deutsche A Cappella Band! Fünf Männer aus Köln allein auf der Bühne“, begeisterte sie sich breit grinsend. Unwillkürlich stellte ich mir eine Mischung aus den Prinzen und den Backstreet Boys vor, und wieder machte sich eine Gänsehaut breit. Kein schöner Gedanke. Doch es war zu spät, um noch Grippe, plötzlichen Herzinfarkt oder ähnliches vorzutäuschen - wir befanden uns bereits auf der Autobahn in Richtung Köln. „Chorweiler. Auch noch ausgerechnet ein Konzert im Bürgerzentrum Chorweiler! Muss ja ne tolle Band sein“, schoss es mir durch den Kopf. Dort angekommen, war ich dann doch etwas überrascht über die lange Schlange, die in der Kälte mit eisigem Atem auf das erlösende Öffnen der Türen wartete. Gut, irgendwas musste diese Band also haben: Warum sonst sollten 500 Menschen aller Altersklassen in einem Raum zusammenkommen, der mich unwillkürlich an die Aula meiner alten Schule denken ließ: Schlicht und trostlos, von Glamour und action-geladener Konzertatmosphäre keine Spur. Doch dann öffnet sich der Vorhang, ein Lichtkegel schwenkt sanft auf die etwas verloren wirkenden Gestalten hinter ihren Mikros, und plötzlich erklingt die Melodie der Kindersendung Löwenzahn. Uns wird dabei erklärt, was A Cappella denn eigentlich ist, und mir wird eines schnell klar: Dies hier ist einfach kein gewöhnliches Konzert! Meine Gedanken an die Prinzen Boys sind schnell verflogen, denn bereits nach dem ersten Stück wird deutlich: BASTA ist keine von den 08/15 Boybands, denn zum einen sind sie alle aus dem „Schmachtende-Teenies-Alter“ raus, zum anderen können sie tatsächlich sehr gut singen! BASTA, das sind William Wahl, Thomas Aydintan, René Overmann, Andreas Hardegen und Werner Adel-

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Foto: BASTA

v.l.n.r.: Andreas Hardegen, Thomas Aydintan, Werner Adelmann, William Wahl, René Overmann

mann: allesamt völlig individuelle Persönlichkeiten, jeder für sich ein Unikat, doch alle mit fantastischen Stimmen und außergewöhnlichem musikalischen Talent. Dieses beweisen sie im Laufe des Konzerts immer wieder. So unterschiedlich wie die einzelnen Sänger der Band sind, so vielfältig ist auch ihr Repertoire an Liedern – sie überzeugen durch wilde Kombinationen aus Parodie, Verfremdung, trockener Ironie und Persiflagen, die mitreißen; altbekannte Klassiker aus Schlager, Rock und Pop werden mit subtiler Komik aufgepeppt. Letzteres ist vor allem Renés Spezialgebiet: Er beweist, dass der Rosenberg-Klassiker „Er gehört zu mir“ auch in seiner nuscheligen Herbert Grönemeyer-Version noch zum Mitsingen verleitet, und in der feucht-fröhlichen Dean Martin-Version des Madonna-Hits „Like a Virgin“ demonstriert er die Wandlungsfähigkeit seiner Stimmlage. Doch auch BASTAs eigene Lieder stehen den großen Hits in Sachen Ohrwurm-Risiko in nichts nach. Titel wie „Anekdotenbehindert“ oder „Lauch“ treiben selbst dem trockensten Banker die Lach-Tränen in die Augen und spätestens bei Thomas‘ „Bratislava Lover“ und Werners „Disco“ tanzt auch die schüchternste Hausfrau schnell grölend auf ihrem Stuhl mit. Die kribbelnde Romantik kommt dabei nicht zu kurz: Begleitet von einem Mini-Orchester erzählt William

am Klavier in „Die zweite Geige“ melancholisch von der unerreichbaren Liebe eines Pizza-Boten. Und so bietet BASTA neben perfektem Chorgesang seinem Publikum 90 Minuten mitreißendes Entertainment, wie es in Deutschland seines Gleichen sucht. BASTA singt. Tanzt. Schnalzt. Reimt. Und lacht. Auch und vor allem über sich selbst. Da wird ein Liebeslied mit den Worten „Die jetzige Wirtschaftslage ist ziemlich schlecht, dazu passt das nächste Lied sehr gut. Denn das ist auch ziemlich schlecht”, angekündigt oder ein leises Kichern über die bizarre Tanzeinlage eines Bandkollegen hilflos unterdrückt. Musik wird zum Comedy-Improvement. Mit schmerzenden Lachmuskeln erwache ich am Ende des Konzerts aus einer Verzückung, in der ich mich immer wieder selbst mit dem Fuß wippend, in die Hände klatschend oder sogar Sprechchöre mitsingend ertappt habe. Einem Rausch, in die mich die Welt des A Cappella Gesangs entführt hat – und der wie nach einer Droge noch mal erlebt werden will. BASTA, das ist A Cappella made in Germany, mit unverwechselbaren einzelnen Stimmen ergibt sich hier in harmonierender Weise ein fantastisches Ganzes. Ein unverwechselbares Ganzes, das einmalig und ohne Diskussion in jedem Fall sehenswert ist – BASTA. Linda Konter

BASTA im Interview auf Seite 52



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Angerockt: CDs Art Brut: Bang Bang Rock `n Roll Das Quintett Art Brut verhindert allein schon durch seinen Namen – ob gewollt oder nicht - eine Einordnung in ein bestimmtes Genre. Denn den Namen Art Brut prägte ursprünglich der französische Maler Jean Dubuffet, der den Verein „Compagnie de l’Art brut“ 1974 mit dem Ziel gründete, Außenseiterkunst zusammenzutragen, zu dokumentieren und bekanntzumachen. Dubuffet selbst definierte Art Brut als eine alternative Kunstform abseits der erstickenden „kulturellen Künste“.

Hood: Cold House Er nähert sich langsam. Autoscheiben beschlagen, Nasen tropfen, und Kälte beginnt durch jeden Spalt in Häuser zu kriechen. Mit dem Herbst kommen Hood, um uns sanft in den Winter zu führen. Dafür ist dem Quartett aus Leeds fast jedes Mittel recht. Minimalistische Beats treffen auf Streicher, Bläser auf Schlagzeugbesen und Gitarre. Auf spröde Harmonien legt mal Sänger Christopher Adams seine traurige Stimme, mal sind Anticons Hip Hopper „Why?” und „Dose One” zu hören. Trotz der generell recht ruhigen Gangart haben Hood es geschafft, zehn sehr un-

Fury in the Slaughterhouse: Acoustic Grand Cru Classe Wenn man nach 18 Jahren Bestehen einer Band ein Best-of-Album herausbringt, ist das nichts weltbewegendes. Fast schon lieblos werden meist die besten Lieder oder die Singles auf ein bis zwei Silberscheiben zusammengepresst und ins Verkaufsregal gestellt. Dagegen handelt es sich bei „Acoustic Grand Cru Classe“ um Liveaufnahmen in Acoustic-Version der hannoveraner Gruppe „Fury in the Slaughterhouse“. In der außergewöhnlichen Hülle befinden sich zwei CDs mit unterschiedlichen Richtungen. Die erste CD, Château Fury, hat ein Cover

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Die Band Art Brut distanziert sich also vom Mainstream, ihre Musik entsteht aus dem Inneren und entspringt nicht aus Nachahmungen. Die fünf Musiker, wohnhaft in London, verkörpern viele Stilelemente, ihr brit-lastiger Sprechgesang erinnert an The Streets, schafft jedoch ebenso eine persönliche Bindung zu den Fans. Der Sänger Eddie Argos erzählt in seinen melodiösen Stücken über die Bandgründung formed a band, ewig währende Teenager-Liebe Emily Kane und über die Entdeckung des Rock `n Roll junger Erwachsener. Selbstbewusst und rotzig präsentieren sie ihre Stücke, intelligente und

a müsa nte Texte weisen auf eine hohe Songs c h r e ib e r qualität hin, und die eingängigen Melodien erledigen ihr übriges. Ein tolles Debutalbum, das frischen Wind in den Rock `n Roll bringt und hoffentlich den Weg in zahlreiche CD-Player findet!

terschiedliche Songs auf Cold House unterzubringen. Bei „The river curls around the town“ geben sich Verzerrer und Echo die Klinke in die Hand. „The winter hit hard“ ist ein sperriger Irrgarten aus Klängen, aus dem sich stellenweise der anklagend weinerliche Gesang freikämpfen kann. „Branches bare“ und „I can’t find my brittle youth“ sind hingegen echte Indie-Hits. Immer wieder klingt Wärme durch das kalte Haus. Immer wieder sind es die kleinen Melodien, die begeistern und träumen lassen. Mit Vergleichen tut man sich allerdings schwer. Höchstens die Notwist und Themselves Kooperation 13 & God reicht an Hoods Experimentierwut im Melancholischen heran.

Und weil die Begriffe Folk, Indie, Hip Hop und Elektro das Kind nicht recht beim Namen nennen wollen, haben Hood kurzerhand ein neues Genre erfunden, das sie Doom Pop nennen. Nun, „Doom“ hin oder her, es lohnt sich allemal, in dieses Kleinod des experimentellen Pop hineinzuhören.

wie ein Weinetikett erhalten. Auf der Seite befinden sich langsame Lieder, die unter die Haut gehen. „Every generation got its own disease“ und „Time to wonder“ rahmen die ebenso hörenswerten Acoustic Versionen von „Candle in the window“ und „Afternoon in the cementry“ ein. Genau wie einen guten Wein sollte man diese CD auch genießen, sich zurücklehnen, abschalten und nur der Musik lauschen.

sunshine of the dark“ m it z uw ip pen oder bei „Won’t forget these days“ in den Text mit einzustimmen.

„Akustisch Herb“ verspricht dagegen die zweite CD, Furyburger Pilsener. Hinter Titeln wie „When I am dead and gone“ verbirgt sich schnelle Gute-Laune-Musik mit Mitsing- und Ohrwurm-Faktor. So kann man sich dabei erwischen, bei „Dancing in the

Kristin Borlinghaus

Marcel Näpel

Dass eines der besten und bekanntesten Lieder von „Fury“ fehlt, ist schade. Aber auch ohne „Radio Orchid“ ist es „Fury in the Slaughterhouse“ gelungen, ein zeitloses Acoustic-Album zu kreieren, das Musik für jede Lebenslage bereithält. Florian Hintze


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Angelesen: Bücher Ildiko von Kürthy: Freizeichen Ich hatte fünf Donna Karan-Jeans, seit Jahren den Haarschnitt und den Mann, die zu mir passten. Verdammt, es wurde Zeit, was Neues auszuprobieren, etwas zu wagen, Abenteuer zu erleben, statt nur von ihnen zu träumen. Wovon soll ich meinen Kindern eines Tages erzählen? Mama hat keinen einzigen „Tatort“ verpasst? Annabel ist der Tollpatsch in Person. Herzenslieb, aber so sehr sie sich auch anstrengt, irgendwie läuft immer alles schief. Und jetzt, nach ihrem 31. Geburtstag, sucht sie auch noch eine Art vorgezogene Midlifecrisis heim. Nicht, dass sie sich nicht schon immer für zu fett, hässlich und dumm hielt, nein, ihr macht plötzlich eher die Gleichgültigkeit ihres Freundes Ben zu schaffen, mit dem sie schon seit über vier Jahren zusammen ist. Nicht einmal streiten kann man mehr mit ihm, und außer den heiß geliebten Parmesan-Tütchen, die er ihr regelmäßig im Supermarkt aus Fertiggerichten klaut, geht seine Aufmerksamkeit ihr gegenüber gen Null. Genauer genommen geht sie sogar

Helge Kautz: Nopileos In den USA kursiert auch heute noch die Legende vom eifrigen Tellerwäscher, der sich langsam zum Millionär hocharbeitete. Wir alle wissen, dass dieser Traum fernab der Realität liegt, doch auch hierzulande gibt es zumindest kleine Wunder. Die Entdeckung von Autor Helge Kautz ist dafür ein schönes Beispiel: Der Webmaster der THQ Deutschland GmbH schrieb eher durch Zufall einen Roman zum Weltraumspiel X des deutschen Entwicklers Egosoft. Als Marketingmaßnahme für treue Fans gedacht, lag dem AddOn X-tension der Roman Farnham’s Legende bei, der die Geschichte des Original-Spiels erzählte. Die Überraschung kam jedoch erst, als dieser „Marketing-Streich“ 2001 für den renommierten Kurt-Laßwitz-Preis nominiert wurde und SF-Fans nur zum

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bis weit in den Minusbereich. Annabel beginnt zu grübeln. Hat sie sich ihr Leben wirklich so vorgestellt? Soll es das gewesen sein? Kurzum nimmt sie Reißaus nach Mallorca und lernt dort noch am selben Tag einen sehr attraktiven Skipper kennen, der ihr die Welt zu Füßen legt. Und Ben, ja, der soll sich mal so richtig schön Sorgen machen. Sicher wird er sie bald anrufen und anflehen, zurück zukommen. Annabel fühlt sich wie auf Wolke 7. Doch recht bald mischen sich erste Zweifel in ihr traumhaftes Leben auf der Insel ein, denn... das Handy bleibt stumm. Eigentlich handelt es sich bei „Freizeichen“ also eher um eine traurige Begebenheit, doch wird diese von der Autorin sehr skurril und mit so viel Humor dargestellt, dass genannte Lacher einfach nicht ausbleiben. Annabel gerät treffsicher von einem Fettnäpfchen ins nächste hinein, und man könnte fast Mitleid mit ihr bekommen, wenn sie sich nicht selbst immer wieder fangen und neue Hoffnungen aufbauen würde. Hin- und hergerissen zwischen Verzweiflung und Tatendrang behält sie ihr Hauptproblem (Wann ruft Ben endlich an?) immer im Auge, auch Spiel griffen, um im Roman schmökern zu dürfen. Inzwischen ist nicht nur Farnhams Legende auf englisch sowie als Hörbuch erschienen, mit Nopileos ist nun die lang ersehnte Fortsetzung im Handel erhältlich. Die Weltraum-Oper, die irgendwo zwischen Star Wars, Battlestar Galactica und Star Trek angesiedelt ist, spielt in dem aus den Computerspielen bekannten, von komplexen politischen Strukturen durchsetzten X-Universum. Menschen und Aliens leben in mehr oder weniger stabilen Verhältnissen, doch sowohl die Xenon, der mechanische Erzfeind der Menschen, als auch eine politische Intrige drohen die Gemeinschaft der Planeten zu zerstören. War es im ersten Roman vor allem Kyle Brennan, der Charakter des Spielers, der im Mittelpunkt des Abenteuers stand, sind es nun die Sternenkriegerin Elena Kho sowie die kleine Echse Nopi-

wenn sie so tut, als wäre er ihr egal. Am liebsten würde man sie in den Arm nehmen und knuddeln. Viele Probleme und Sprüche sprechen wohl so manchem aus der Seele. Ja, vielleicht kommt einem die ganze Geschichte, die schon ein klein wenig abstrakt erscheinen könnte, so real vor, weil man sich mit Annabels Problemen sehr gut identifizieren kann. Sie sind wie aus dem Leben gegriffen, und teils behandeln Annabels Überlegungen typische zwischenmenschliche Differenzen. Das, wie gesagt, jedoch auf eine urkomische und sehr intelligente Art. Also, wer mal ein paar Minütchen vor dem Lernstress flüchten will, sollte sich „Freizeichen“ zur Brust nehmen. Manchmal muss man nämlich nicht extra nach Mallorca fliegen, um ein wenig abzuschalten... Marli Greszik

leos, die sich vorlaut und mutig in das epische Abenteuer stürzen. Nopileos ist sicherlich kein Meilenstein der Literatur, aber ein handwerklich sauber geschriebener, für SF-Fans spannender Roman, der 412 Seiten gelungene Unterhaltung bietet – nicht nur für Anhänger der Videospiele. Für Helge Kautz ist damit der Sprung geglückt: Neben seiner Tätigkeit als Story-Autor der X-Reihe – nicht zuletzt das in diesen Tagen erscheinende X3 – Reunion – hat er bereits weitere Romanprojekte in Arbeit. Patrick Streppel


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Ken Follett: Die Säulen der Erde Englisches Mittelalter. Der fähige junge Prior Phillip möchte in Kingsbridge seine christlichen Tugenden und Gottesvorstellungen verwirklichen. Als Zeichen des Friedens träumt er von einer gothischen Kathedrale, wie sie die Welt noch nie gesehen hat. Schwierig in einer Zeit, wo brutale Auseinandersetzungen zwischen Adel und Klerus an der Tagesordnung sind. Im Gegensatz zu vielen anderen Mächtigen dieses Zeitalters versucht Phillip nicht mit Gewalt und Unterdrückung an die Menschen heran zu treten, sondern einzig durch die Kraft des Glaubens. Zusammen mit seinem Baumeister Tom, dessen Stiefsohn Jack und der schönen Grafentochter Aliena muss Phillip bis zum Bau und der Fertig-

Henning Mankell: Vor dem Frost (Hörbuch) Tiermorde, verschwundene Frauen und brennende Kirchen. Es braucht einige Zeit, bis Kurt Wallander und sein Team dahinter kommen, dass es sich bei den gruseligen Anschlägen um eine fanatisch religiöse Sekte handelt. Vermisst wird auch Anna, eine ehemalige Mitschülerin von Linda Wallander. Kurts Tochter kommt frisch von der Polizeihochschule in das schonische Ystad zurück, um als Streifenpolizistin in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Ebenso dickköpfig wie ihr Vater, missachtet sie seine Anweisung, sich aus diesem Fall heraus zu halten, und bringt sich durch ihre eigenen Ermittlungen bald selbst in Lebensgefahr… Schon die Eingangsmusik dieses Hörspiels lässt einem einen Schauer über den Rücken laufen. Dazu kommt noch die gruselige Stimme des Erzählers, und die düstere Atmosphäre ist perfekt. Perfekt dargestellt wird auch Kriminalkommissar Wallander, gesprochen von Axel Milberg. Milberg, bekannt aus Filmen wie „Rossini” oder „Jahrestage”, gelingt

stellung der Kathedrale viele Gefahren überstehen. Denn mit dem intriganten Bischof Waleran und dem brutalen William Hamleigh hat er gefährliche Gegenspieler, die Phillips Plan mit allen Mitteln verhindern wollen. 1151 Seiten. Nach dieser Angabe dürfte so mancher dieses Buch wieder zurück in den Schrank gestellt haben. Doch Ken Follett gelingt es derart genial und mitreißend architektonische Faszination, Verzweiflung, Hass und Liebe spannend miteinander zu verbinden, dass man wirklich jede Seite beinahe verschlingen möchte. Follett schildert das Leben im England des Hochmittelalters so detailgetreu und die vielen Einzelschicksale so lebendig, dass man immer wieder das Gefühl hat, in diese Geschichte einzutreten. Brutale Kämpfe werden

es, dem stets melancholischen Wallander eine tiefe, langsame Stimme zu geben, bei der man meint, genau in die depressive Seele des Schweden blicken zu können. Auch Wallanders Tochter Linda wird von Ulrike C. Tscharre sehr gut dargestellt. Der Dickkopf und ihr nachdenklicher, aber auch aufbrausender Charakter werden eindrucksvoll herausgestellt. Tscharre ist ebenfalls aus dem Fernsehen bekannt, spielte unter anderem bei „Alarm für Cobra 11” mit. Diesem Hörbuch gelingt es tatsächlich, den Hörer von Anfang an mitzureißen. Gruselige Nebengeräusche fügen sich gut in das Geschehen ein, auch die Musikauswahl ist gelungen. Durch verschiedene Musikstücke sind die Übergänge leicht verständlich. In der Mitte des Spiels lässt der Handlungsstrang kurz etwas nach, aber alles in allem ist die angespannte, schwierige Ermittlung der Familie Wallander die gesamten 135 Minuten gut nachzuempfinden. Wie immer lässt uns Henning Mankell in die Abgründe der menschlichen Psyche eintauchen und die Unmenschlichkeit unserer Gesellschaft spüren. Doch in diesem Thriller packt er ein brisantes Thema

ausget ragen, die Liebe in allen Facetten gelebt und das alles dem Leser merkwürdig nah. Allerdings muss man sagen, dass die architektonischen Feinheiten, die im Buch sehr genau beschrieben werden, nicht immer so interessant sind. Trotzdem tun sie der fast ständig vorhandenen Spannung keinen Abbruch – man kann sie eher als bildende Atempause ansehen. Alisa Kannapin

an: religiöser Fa n at i s mu s . Muslimische Fundamentalisten? Nein, hier sind es christliche Sekten, die in ihrem Wahn auch vor brutalen Verbrechen nicht zurückschrecken. Mankell bezieht sich in „Vor dem Frost” auf das grausame Massaker in Jonestowm, Guyana 1978. Dort befahl ein religiöser Fanatiker seinen Anhängern, bis zum 11. September 2001 Selbstmord zu begehen... Das geschickte Verbinden eines so aktuellen Themas mit der persönlichen Geschichte des stets tieftraurigen Kommissar Wallander ist nicht nur für eingefleischte Mankell-Fans hörenswert. An die veränderte Sichtweise durch Eintritt der Person Linda muss man sich als Fan zwar zunächst gewöhnen, trotzdem ist Mankell ihr Einstand gelungen. Weitere Romane mit Linda Wallander sind zu erwarten - ob sie langfristig an den Erfolg ihres Vaters anknüpfen kann, wird sich zeigen. Alisa Kannapin

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Angeschaut: Filme The Virgin Suicides Amerika in den 70ern. In der Vorstadt irgendwo in Michigan ist nicht besonders viel los. Als Zeitvertreib beschäftigt sich eine Clique von Nachbarjungs am liebsten mit den fünf Lisborn Schwestern Cecilia, Lux (Kirsten Dunst), Bonnie, Mary und Therese. Von ihrer religiösen Mutter (Kathleen Turner) abgeschirmt und vom introvertierten Vater ( James Woods) wenig beachtet, versuchen die Mädchen durch die Pubertät zu kommen. Als aber die jüngste, Cecilia, sich die Pulsadern aufschneidet, rät der Psychologe (Danny deVito in einer Nebenrolle) zu mehr Umgang mit Gleichaltrigen. Zögerlich öffnet sich Mrs. Lisborn und richtet darauf hin die erste Party für ihre Mädchen aus. Aber es wird auch die letzte sein: Cecilia stürzt sich vom Vordach auf den Zaun. Erschrocken versuchen die Lisborns nun, ihre Kinder noch mehr vor der bösen Welt in Schutz zu nehmen. Doch in der Schule ver-

Reservoir Dogs Der Regieerstling von Tarantino. Versuchte er zunächst, den Film mit Freunden in den Hauptrollen aus seinen beiden Drehbuchverkäufen von „True Romance“ und „Natural Born Killers“ zu finanzieren, entpuppte sich ein Treffen mit Lawrence Bender zum Glücksfall! Der legte Harvey Keitel das Drehbuch vor, und weil dieser so begeistert war, spielte er mit und finanzierte den Film. Das Produkt: ein typischer Tarantino. Neben den von Tarantino bekannten tollen Dialogen (zum Beispiel über Madonnas „Like a Virgin“ oder über die Lage allein stehender Frauen in Amerika) auch die subtile Gewalt, die zwar in keiner Szene gezeigt wird, jedoch trotzdem augenscheinlich permanent gegenwärtig ist. Das Radio spielt in Schlüsselszenen konterkarierende Musik, was ebenfalls ein beliebtes Stilmittel Tarantinos ist, der gesamte Soundtrack ist wohl ausgesucht und gut in den Film integriert. Ein Raubüberfall und die üblichen Verdächti-

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dreht die frühreife Lux dem Schulschwarm Trip Fontaine ( Josh Hartnett) den Kopf. Besessen von ihr schafft er es sogar, dass die Schwestern zum Homecoming Dance gehen dürfen, damit er mit Lux ungestört sein kann. Als Lux aber nach dieser Nacht erst am frühen Morgen nach Hause kommt, wird das Haus der Lisborns zum Gefängnis… Der Erstling von Sofia Coppola (die auch das Drehbuch verfasste) entstand nach einem Roman von Jeffrey Eugenides und ist eine atmosphärische Studie über das Drama des Erwachsen werdens. „Waren Sie schon mal ein 13-jähriges Mädchen?“, fragt Cecilia nach ihrem ersten Selbstmordversuch den Arzt, der kein Verständnis für ihre Tat hat. Wie die Wirren der Pubertät, der Konflikt zwischen Realität und den eigenen Wünschen und Vorstellungen und der bedrohlich ausgeprägte Schutzinstinkt einer Mutter zu einer Eskalation führen, zeigt dieser sehr

gungen nach dem schief gegangenen Coup sind der Hauptplot des Films. Ein nicht linearer Handlungsstrang springt immer wieder zwischen der Gegenwart nach dem Raubüberfall zu Sequenzen davor, so zum Beispiel zu der Vergabe der Decknamen oder zu den „Rekrutierungsszenen“. So erzeugt Tarantino trotz der wenigen Handlungsorte eine ständige Spannung, die Charaktere mit ihren ausgefeilten Eigenarten geben der Story immer wieder überraschende Wenden. Überraschend ist auch das Ende, wenn auch für Tarantino-Fans erahnbar. Tarantino, mittlerweile Vorsitzender der Jury bei den Filmfestspielen in Cannes, hat bereits mit seinem ersten Film das geschafft, wovon andere Regisseure selbst am Ende ihrer Kariere nur träumen können: Eine eigene Handschrift, die jeden Film zum unverkennbaren Tarantino macht; Stilmittel, die in der Kombination nur für einen Namen stehen. Will man sich unterhalten lassen, steht man auf versteckte Komik und keine 08/15 Filme, so sollte

traurige, aber dennoch sehr, sehr schöne Film von Sofia Coppola, den man sich unbedingt ansehen sollte. Janni Deitenbach

man sich „Reservoir Dogs“ kaufen. Für mich ein echter Klassiker, der in jede Videosammlung gehört! Malte Witt


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Die Farbe Lila Der Film „Die Farbe Lila” von Steven Spielberg erzählt die überwältigende Lebensgeschichte einer schwarzen Amerikanerin zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die von ihrer Familien verstoßen, durch ihren Mann gedemütigt und durch die Gesellschaft bevormundet wird. Trotzdem schafft sie es, sich ein emanzipiertes Leben aufzubauen und zu genießen. Durch seine fast schon stummfilmartige Methode schafft es Spielberg, diese ernsten Themen auf einer humorvollen Ebene zu behandeln. Die Welt, in die Celie hineingeboren wird, ist durch Hass und Gewalt geprägt. Nachdem ihr Stiefvater sich mehrmals an ihr und ihrer Schwester Nettie vergeht, verkauft er Celies Kinder an ein wohlhabendes Ehepaar und verschachert Celie selbst an einen doppelt so alten schwarzen Farmer, den sie über Jahre nur mit „Mister” ansprechen darf. Als Ersatzmutter

bzw. billige Arbeitskraft soll sie für die Kinder ihres Gatten sorgen, die jedoch nicht viel jünger sind als sie selbst und sich nichts von Celie sagen lassen. Als „Mister“ sie jedoch aus dem Haus wirft, bricht für Celie eine ganze Welt zusammen, nur ein heimlicher Briefkontakt zu Nettie gibt ihr Kraft. Trotz andauernder Demütigungen und Schikanen bleibt Celie ihrem Mann treu ergeben. Erst die Bluessängerin Shug Avery, die jahrelange Geliebte ihres gehassten Gatten, kann Celie aus ihrem Käfig befreien und sie sogar zur Rebellion ermutigen. Für Erfolgsregisseur Steven Spielberg war „Die Farbe Lila“ der erste ernsthafte Film, mit dem er seine Zuschauer und Kritiker begeisterte. Anhand Celie erzählt der Film von der doppelten Unterdrückung: als Schwarze und als Frau. Obwohl oder gerade weil der Film wenig an Dialog aufweist, schafft es Spielberg durch

einfühlsame Schauspieler, bewegende Musik und eindrucksvolle Bilder seine Zuschauer zu fesseln. Kerstin Schickendanz

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Versuchsgebiet

Angezockt: Spiele SceneIt Mit Scene It erobert ein völlig neuartiges Gesellschaftsspielkonzept nun auch den deutschen Markt. Dem Spielehersteller Mattel gelingt damit erstmals die interaktive Verknüpfung zwischen klassischem Brettspiel und einem DVD-Quiz. Dank einer Lizenzierung internationaler Filmstudios wie 20th Century Fox, Dream Works oder MGM verspricht Scene It Kinofans größten Spielspaß. Zwei bis vier Spieler (bei mehr Personen kann auch in Teams gespielt werden) stellen sich in fünf verschiedenen Kategorien den insgesamt tausend Fragen rund um das Thema Film. Gespielt wird klassisch auf einem Spielbrett, auf dem die Spieler mittels eines Zahlenwürfels vorwärts rücken. Ein zweiter Würfel mit acht Seiten entscheidet über die Art der zu beantwortenden Frage. Dieser macht auch die Multimedialität des

Starship Troopers Der Science-Fiction-Film Starship Troopers hat bei den meisten Zockern Kult-Status. Basierend auf dem Buch von Robert Heinlein inszenierte Paul Verhoeven eine aufwändige Kriegs-Satire, die eine 3D-animierte TV-Serie und mit Starship Troopers 2 einen (enttäuschenden) B-Movie nach sich zog. Doch das Original ist durch Szenen, in denen Hunderte Außerirdischer, von den Soldaten schlicht Bugs genannt, über menschliche Stellungen herfallen, noch heute unverwechselbar. Kein Wunder, dass bereits 2001 eine Spielumsetzung in die Läden kam. Doch die Massenschlachten des Films wirkten darin eher wie kleine Scharmützel, so dass die packende Kriegsatmosphäre nicht so richtig herüber kam. Der britische Publisher Empire geht mit der Lizenz nun einen anderen Weg: Beim Newcomer-Studio Strangelite entstand ein grafisch aufwändiger Ego-Shooter, der Szenarien und Gegner aus Buch, TV-Serie und den beiden Filmen für eine neue Kampagne kombiniert. Vor allem aber

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Spieles deutlich: Neben den Kategorien „Wissenswertes“ (z.B. „Wie heißt der Hauptdarsteller aus der Pate?“), „Zitate/Soundtracks“ (z.B. „Wie heißt der Titelsong aus Doktor Schiwago?“) und „drei Hinweise“ (z.B. „in welchem Film komme vier Steine, ein Raumkreuzschiff und Major Korben Dallas vor?“) bietet das Spiel durch den Einsatz der DVD zusätzlich die beiden interaktiv gestalteten Kategorien „alleine spielen“ und „alle spielen“. Auf dem Fernseher wird bei diesen beiden Kategorien einer der insgesamt 150 Filmclips gezeigt, zu dem knifflige Fragen beantwortet werden müssen. Alternativ werden auch Fragen nach dem gesuchten Star auf einem Kinderfoto oder einem Mosaikbild gestellt. An der Buchstabenwand müssen Filmtitel innerhalb weniger Sekunden erraten werden. Die Auswahl der Aufgabenstellungen ist vielfältig, Dynamik und Temporeichtum garantiert.

haben die Entwickler die Kriegsatmosphäre des Films eingefangen: Wenn mehrere hundert Bugs auf den Spieler zustürmen, Gegner aus der Luft Feuer speien und schließlich ein riesiger Plasma-Bug durch die Wand bricht, kommt Spannung auf. Schade nur, dass das junge Team an anderer Stelle geschlampt hat. Wer bei Starship Troopers in erster Linie an Massenschlachten denkt und bei den bis zu 300 gleichzeitig agierenden Gegnern eine simple Ballerorgie wie Serious Sam vermutet, der wird positiv überrascht sein. Zwar bilden die frontalen Großangriffe der insektoiden Aliens den Kern des Spiels, um diesen herum haben die Designer jedoch noch eine Reihe weiterer Missionsziele und Herausforderungen gebastelt, die verhindern, dass die Action eintönig wird. Mal treiben wir mit anderen Truppen eine groß angelegte Offensive voran, mal werden wir allein in eine Basis eingeschleust, um einen vermissten Kameraden zu suchen. Doch gerade bei den Massenschlachten werden die technischen und spie-

Einziges Manko: Nach mehrmaligem Spielen wiederholen sich die Filmszenen schnell. In den USA gibt es daher bereits Zusatzpakete, z.B. mit Fragen rund um Sex and the City oder Classic Films. Damit der Spielspaß auch in Deutschland kein Ende nimmt, bringt Mattel pünktlich zum Weihnachtsgeschäft und Kinostart eine Scene It „Harry Potter Edition“ auf den Markt. Auch eine „James Bond 007-Version“ ist bereits im Fachhandel erhältlich. Linda Konter

lerischen Schwächen von Starship Troopers deutlich: Wenn Dut zende Bugs über den Spieler herfallen, ist der Bildschirm voll von ruckelhaft animierten Tentakeln, und wir schießen auf alles, was sich bewegt. Dabei sind die meisten Bugs ohnehin wenig detailliert und eher rudimentär animiert: Anstatt wie im Film Gegner aufzuspießen und durch die Luft zu werfen, „hacken“ sie einfach auf oder nahe ihrer Feinde ein, die schließlich unspektakulär zu Boden gehen. Unterm Strich ist Starship Troopers also ein atmosphärischer Shooter mit technischen Mängeln, der ohne Lizenz völlig im spielerischen Mittelmaß verschwinden würde. Patrick Streppel


F.E.A.R. Es geht um Alma. Ein Kind, welches allein durch seine Präsenz zu töten vermag. The Ring dient hier nicht nur optisch als Vorlage, auch das Schicksal des kleinen Mädchens mit den langen dunklen Haaren, die meist vor dem Gesicht hängen, entpuppt sich als mindestens genauso grausam. Sie ist der rote Faden, an dem sich der Spieler durch das Spiel und seine verschiedenen Intervalle schießt. Der Hauptplot des Spiels ist die Infiltrierung eines Rüstungskonzerngebäudes, in das eine unbekannte Eliteeinheit eingedrungen ist. Die komplexe Story, die sich im Laufe des Spiels immer weiterentwickelt, ist durchdacht und sorgt für einige Überraschungsmomente. Der wahrscheinlich am sehnlichsten erwartete Shooter seit Half-Life ² aus dem Hause Monolith ist optisch ein echter Leckerbissen. Die empfohlenen Systemvoraussetzungen von 3 GHz CPU, 1 GB RAM und einer Grafikkarte ab 6800er Serie von NVIDIA sind dringendst zu empfehlen, vor

allem die Anforderungen an die Grafikkarte sind enorm. So ausgestattet bekommt man die wohl beste Grafik, die zurzeit auf dem Markt zu sehen ist, vor allem die Explosionen und das Feuer sind Meisterwerke der Programmierer. Ein Meisterwerk ist auch die Atmosphäre, wer bei DOOM 3 bereits angespannt war und den ein oder anderen Schockermoment für besonders raffiniert gehalten hat, wird bei F.E.A.R. eines Besseren belehrt. Neben der Optik sorgt auch immer wieder die geniale Soundkulisse für das Aufstellen der Nackenhaare. Ebenso ist die Physikengine ausgefeilt, die künstliche Intelligenz der Gegner ist ein Meilenstein; selbst im Vergleich zu Half-Life². Das umfangreiche Waffenarsenal sowie die sog. Melee-Angriffe (Nahkampftritte und Schläge) runden das stimmige Gesamtbild ab. In brenzligen Situationen hilft einem die Zeitlupe (Bullet Time), bekannt aus Titeln wie Max Payne“ und Enter The Matrix, die mit der paranormalen Fähigkeit des Charakters erklärt wird. Neben dem Singleplayermodus, der bei geübten Spielern für

einen Spielspaß von 8 bis 10 Stunden sorgen dürfte, steht ein umfangreicher Mult iplayermodus zur Verfügung, in dem mehrere Modi wie Deathmatch, Teamdeathmatch oder Last Man Standing gespielt werden können. Auch die Zeitlupe wurde hier zum allerersten Mal in einem Multiplayerspiel umgesetzt. Mit auf der DVD sind noch eine Dokumentation zur Entstehung von F.E.A.R., ein Pre-Quel Movie sowie ein Video mit Kommentaren der Entwickler und eine Machinima Movie Serie. Wer zurzeit ca. 45 € übrig hat, mit dem ständigen Gefühl von Angst beim Spielen leben kann und über einen Hig-End-Rechner verfügt, dem kann ich nur empfehlen: kaufen! Malte Witt

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Aufstieg

Praktikum im Reich der Mitte Silke Franz ist eine der ersten BiTS-Studentinnen, die im Sommer dieses Jahres ein zweimonatiges Praktikum in Wuhan, Zentralchina, absolvierte. Zurück in Iserlohn hat sie BiTSLicht Rede und Antwort gestanden. Die 22-Jährige gehörte zu den zehn mutigen Studenten, die im letzten Sommersemester den von der BiTS neu angebotenen Chinesischkurs belegten. Zu allererst wurde die Aussprache geübt, und später folgten die respekteinflössenden Schriftzeichen. Mit in diesem Kurs saß Prof. Dr. rer. nat. Klaus Spicher, der im Rahmen seiner Tätigkeiten an der Fachhochschule Lippe schon oft dienstlich in China zu tun hatte und drei Studenten ein Praktikum dort vermittelte. Silke Franz, die im siebten Semester Medienmanagement studiert, gehörte dazu und stieg Anfang Juli in den Flieger nach Wuhan. Jedoch war zu diesem Zeitpunkt noch nicht alles mit den Chinesen geklärt. Silke lacht: „Als ich am Flughafen ankam, wusste ich nicht, ob mein Chef mich wirklich abholt“. Zum Glück ist alles glatt gelaufen, und sie konnte ihr Praktikum bei der Firma „BluePoint Development Pty. Ltd.“ beginnen. Silke führte Workshops in so genannten Softskills durch, in denen Kreativitätstechniken, Stärkung des Selbstbewusstseins und Präsentationstechniken geübt wurden. Nach den Erfahrungen von Silke Franz sind gerade soziale Kompetenz und der Umgang mit Fehlern und Schwächen Bereiche, die den Chinesen Probleme bereiten. Andererseits, um westliche Verbundenheit zu zeigen, nannten sich einige ihrer Arbeitskollegen der Einfachheit halber „Basketball“ oder „Stone“. Das Praktikum habe ihr sehr viel Spaß gemacht und sie sei um viele Erfahrungen reicher geworden. Silke war während der zwei Monate bei einer Englischlehrerin und deren fünfjährigem Sohn untergebracht, die ihr täglich eine halbe Stunde Chinesischunterricht gaben. So trainiert konnte sie schon nach kurzer Zeit im Rahmen ihres Praktikums für „BluePoint Development Pty. Ltd.“ Zeitungen auf offener Straße an Einheimische verkaufen. Eine weitere ungewöhnliche Erfahrung

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Silke Franz in China: „Man ist dort nirgendwo allein!“

der 1,80 Meter großen BiTS- Studentin war der Größenunterschied: „Alle Chinesen waren kleiner als ich!“ Aber nicht nur diese Tatsache, sondern auch ihre für China so untypischen roten Haare machten sie zu einem begehrten Foto- und Filmobjekt. Aber daran hatte sie sich schnell gewöhnt, genauso wie an die in der Provinz Hubei gelegene Metropole Wuhan mit ihren neun Millionen Einwohnern. „Man ist dort nirgendwo allein!“ erinnert sie sich. Auf das

chinesische Essen war Silke besonders neugierig: „Ich wollte kennen lernen, was es dort so gibt!“ Schließlich fand sie trotz anfänglicher Skepsis Frösche sehr schmackhaft. Zurück in Iserlohn berichtete die Studentin Familie und Freunden, welche ihr sehr gefehlt haben, von all diesen fremden und aufregenden Eindrücken. Der Kontakt zur Gastfamilie bleibt weiterhin bestehen. Es sind bereits Pläne geschmiedet worden für einen erneuten Besuch im Reich der Mitte - vor ihrer Diplomarbeit. Silke Franz kann ein Praktikum in China jedem nur empfehlen, denn: „Ich bin anpassungsfähiger und flexibler geworden“. Was die Zukunft betrifft, könnte sie sich vorstellen, für einen begrenzten Zeitraum in China zu arbeiten. Für immer dort zu leben, kommt für sie jedoch nicht in Frage.

Wuhan in Zentralchina

Sabrina Staks


Aufstieg

Berufseinstieg – leicht gemacht?! Ob als freier Mitarbeiter, Praktikant, Direkteinsteiger oder als Trainee – Möglichkeiten, nach dem Studium in einen Job zu kommen, gibt es viele. Arbeitsverträge, Kündigungsfristen oder die Gehaltsvorstellung – wo bleibt da der Durchblick? Die Einstiegsmodelle Den richtigen Weg zum Traumjob muss jeder individuell für sich finden. Die beliebtesten Modelle für Absolventen sind der Direkteinstieg oder ein Trainee-Programm. Trainee-Programme dauern durchschnittlich 14 Monate. Während dieser Zeit durchläuft man vier bis sechs verschiedene Unternehmensbereiche, in denen man strategische Aufgaben übernimmt. Der Vorteil eines Trainees liegt eindeutig in der Vielseitigkeit. Hier lernt man nicht nur abteilungsübergreifend zu handeln, sondern auch die Unternehmensstruktur samt Entscheidungsträgern kennen. Dadurch ist dieses Programm eine gute Chance, ein Kontaktnetz aufzubauen und sich in eigenen Projekten zu profilieren. Direkteinsteiger sind dagegen schon von Anfang an allein für ein Arbeitsfeld verantwortlich und üben sich in Learning-by-doing. Oftmals ebnen Einführungsveranstaltungen und Seminare den Weg in die Berufswelt. Das durchschnittliche Gehalt von Direkteinsteigern liegt etwas über dem von Trainees. Auch hat man die Möglichkeit, sich durch freie Mitarbeit oder ein Praktikum dem Betrieb zu empfehlen. Freie Mitarbeiter haben als Selbstständige ein Dienstleistungsverhältnis mit dem Unternehmen, müssen sich jedoch um Dinge wie Versicherung oder Altersvorsorge selbst kümmern, da sie keinen festen Arbeitsvertrag besitzen. Noch ein Tipp: Wer seine Abschlussarbeit in Zusammenarbeit mit einem Betrieb erstellt, hat ebenso gute Chancen, später übernommen zu werden.

Der Arbeitsvertrag Kaum unterschrieben, schon im Schrank verschwunden – so sieht das

Verhältnis der meisten jungen Menschen zum „Papierkram” aus. Doch beim Arbeitsvertrag sollte das anders aussehen. Schließlich ist für ein langfristiges Arbeitsverhältnis ein schriftlicher Vertrag die gesündeste Basis, denn im Streitfall mit dem Arbeitgeber ist er mit den vereinbarten Regelungen der Fels in der Brandung. Um also auch vor den stärksten Stürmen gefeit zu sein, hier einige Punkte, die ihr beachten solltet:

Auch bei sogenannten Wettbewerbsklauseln ist Vorsicht geboten: So mancher Arbeitgeber möchte seinen Mitarbeitern verbieten, in einem anderen Unternehmen der gleichen Branche oder einer anderen eine Nebentätigkeit anzunehmen. Dieses Branchenverbot kann sogar noch mehrere Jahre nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses greifen und steht dann einem beruflichen Weiterkommen im Wege.

In Zeiten von Massenentlassungen und hoher Arbeitslosigkeit stellt die Kündigungsfrist einen wichtigen Bestandteil des Arbeitsvertrags dar. Zunächst sollte man natürlich versuchen, einen unbefristeten Vertrag zu bekommen – auch wenn die Chancen darauf heutzutage sehr gering sind. Befristete Verträge können bis zu zwei Jahre dauern, es sei denn man einigt sich auf einen neuen Vertrag. Bei einem unbefristeten Arbeitsverhältnis gilt grundsätzlich die gesetzliche Kündigungsfrist von vier Wochen. Auch die Länge der Probezeit sollte nicht außer Acht gelassen werden. Gesetzlich vorgeschrieben sind bis jetzt drei Monate, aber die Bundesregierung möchte diese Frist auf zwei Jahre verlängern.

Die Gehaltsverhandlungen

Gerade bei Berufseinsteigern ist es wichtig, zukünftige Aufgaben im Unternehmen möglichst genau im Arbeitsvertrag festzuhalten, denn damit sinkt die Gefahr vom Chef unliebsame Aufgaben aufgezwungen zu bekommen. Weitere wichtige Bestandteile eines Vertrages sind neben dem Gehalt die Zusatzleistungen, wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld, unternehmensübliche Arbeitsstunden oder Mehrarbeit. Da man als Neuling selten gegen interne oder tarifliche Regelungen ankommt, raten wir, sich schon vor dem Vorstellungsgespräch über die Arbeitszeiten des Betriebs zu informieren. Urlaubstage sind im Vergleich dazu besser zu verhandeln, sie liegen nach Gesetz bei 24 Tagen.

Spätestens beim Gehaltsgespräch wird jeder noch so zuvorkommende Chef knickerig. Zusätzliche Qualifikationen wie Praktika oder spezifische Branchenkenntnisse können den Anspruch auf ein höheres Gehalt steigern. Bei seinen Gehaltsvorstellungen sollte man dennoch nicht übertreiben, aber sich auch nicht unter Wert vekaufen. Lasst euch hier einfach von eurem Gefühl leiten.

Die Probezeit Feuchte Hände, Schweißausbrüche und wackelige Knie. Geht das nicht allen Neulingen vor ihrem ersten Arbeitstag so? Dabei ist es gerade in der Probezeit wichtig, sich nicht zu verschließen oder zu lange zu zögern. Schließlich soll man zeigen was man kann und sich am besten schon von Anfang an engagieren. Man sollte allerdings darauf achten, nicht überheblich oder zu eifrig zu erscheinen, denn solche Charakterzüge provozieren oft die Missgunst der Kollegen. Statistisch gesehen enden ein Drittel aller Arbeitsverhältnisse vor Ablauf der meist sechsmonatigen Probezeit. Häufig beendet nicht der Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis vor Ende der Frist, sondern der Einsteiger, da er sich im sozialen Umfeld des Betriebs nicht integrieren konnte. Wer jedoch natürlich auftritt und seinen guten Willen zeigt, wird damit keine Probleme haben. Alisa Kannapin

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Ansichtssache

„Schluss mit Lustig“ … war zu lesen, als Peter Lustig seinen Ausstieg bei „Löwenzahn“ bekannt gab. Dieses naheliegende Wortspiel, so in der Frankfurter Rundschau zu bewundern, war der Titel eines Artikels über den Latzhosenträger und sein bewegtes Leben. „Schluss mit lustig“, ebenso ein gern gesagter Satz entnervter Eltern oder Erzieher, die strengere Maßnahmen ankündigen, wenn die Kleinen ihre Grenzen ausloten. Ein Zusammenhang besteht zwar nicht unmittelbar, für mich persönlich aber doch. Denn der Kleine ist nun groß, kennt seine Grenzen zumindest meistens, und der „Ernst des Lebens“ hat schon begonnen. Als Kind bin ich ohne den ganzen technischen Schnickschnack aufgewachsen, der meiner Meinung nach (mal vom Handy abgesehen)

keinen weiteren Nutzen hat, als die Jugend zu verdummen. Was zum Teufel sollen NintenDogs, außer bei einer 12-jährigen Muttergefühle zu wecken! So waren es neben den Büchern und den Comics die halbstündige sonntägliche „Sendung mit der Maus“ sowie „Löwenzahn“, die meine Eltern uns als Kinder gerne haben gucken lassen. Und so wurde Peter Lustig einer meiner Helden der Kindheit. Mensch, war das Klasse, als er mir erklärt hat, wie die Maulwürfe unterirdisch leben, die Löcher in den Käse kommen und warum Hein Blöd nicht ohne seinen Käpt’n kann. Ach ne, letzteres war ja die Sendung mit der Maus. Wie der den Paschulke immer hat alt aussehen lassen, das war schon ne Klasse für sich. Jetzt ist also Schluss damit, Schluss mit Bauwagen, Bärstadt und seinen blauen Latzhosen. „Fritz Fuchs“ mit seinem Hund „Keks“ sollen ihn ersetzen.

Aber sorry, ZDF: Ich bin nicht mehr für einen Neuen bei Löwenzahn zu begeistern. Für mich ist Peter Lustig Löwenzahn und umgekehrt. Mit ihm geht einer der letzten Helden meiner Kindheit – Armin von der Sendung mit der Maus ist ja noch da –, aber trotzdem muss ich festhalten: Schluss mit Lustig. Meine Kindheit ist endgültig vorbei. Ein weiterer Schritt zum Erwachsenen, ein weiterer Schritt weg von sorgenfreien und risikolosen Leben, hinein in den „Ernst des Lebens“. Ich weiß ja nicht, wer von euch gerade genauso fühlt, aber einen Tipp kann ich euch geben (auch wenn das jetzt altklug klingt): Behaltet euch eure Erinnerungen an diese Zeit, an eure Helden der Kindheit in eurem Herzen, dann werdet ihr immer ein Stück weit Kind bleiben. Und da wir nun alle, tief in uns drin, Kinder sind, sage ich es voller Demut: Jetzt aber abschalten! Malte Witt

Law and Order Dem Angeklagten, Saddam Hussein, ehemaliger Regierungschef des Irak, geboren am 28. April 1937, wird nach geltendem amerikanischen Gesetz Folgendes zur Last gelegt: In der Nacht vom 12. Juli 2003 auf den 13. Juli 2003 wurde der Angeklagte beobachtet, wie er gegen 20.30 Uhr Ortszeit, mit einem langen Zottelbart maskiert, ein Kino in Bagdad besuchte. Die Kinobesucher rannten von Panik getrieben auf die Straße, denn der Angeklagte war im Begriff, sich nicht alleine einen Film anzusehen, sondern er betrat die Filmanstalt in Begleitung eines Löwen. Da es gegen das amerikanische Gesetz verstößt, einen Löwen mit ins Kino zu nehmen, liegt hier nach § 1902 die erste Rechtswidrigkeit seitens des Angeklagten vor. Des Weiteren wurde er 24 Stunden später und in gleicher Maskierung gesichtet, als er einen original ame-

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rikanischen Hamburger aß und sich dabei illegaler Weise in einer Rückwärtsbewegung befand. Auch dieses Verhalten ist rechtswidrig gemäß § 1945.08.06, da niemand einen Hamburger essen darf, während er rückwärts geht. Danach besaß der Angeklagte auch noch die Dreistigkeit, seinen Esel in seiner Badewanne schlafen zu lassen. Hierbei ist zu beachten, dass es nicht nur verboten ist, § 1945.06.09, einen Esel in seiner Badewanne schlafen zu lassen, sondern es auch rechtswidrig ist, eine Badewanne überhaupt einzubauen, was bei diesem Fall vorausgesetzt werden muss. Strafbar gemäß § 1950. Der nächste Anklagepunkt beinhaltet, dass der Angeklagte, von Zeugen beobachtet, in seinem Swimmingpool eine weitere Straftat beging, die als nichts minderes als widerlich bezeichnet werden darf: er fuhr Fahrrad in seinem Swimmingpool und ignorierte somit das amerikanische Gesetz: Fahrradfahren im Swimmingpool ist laut § 1970 für jedermann verboten!

Als der Angeklagte nun schließlich von der amerikanischen Army am 13. Dezember 2003 heldenhaft in seinem abseitsgelegenen Erdloch gefunden wurde, besaß er die Dreistigkeit, seine amerikanischen Retter zu begrüßen, indem er sich den Daumen in die Nase steckte und mit den Fingern wackelte. Dieses Verhalten verstößt gegen § 1986 - und somit hat der Angeklagte eine weitere Straftat begangen. Außerdem wurde eine Biene, die er offensichtlich mit sich führte, in seinem Hut sichergestellt. Auch dies stellt nach § 2003.20.03. ein strafbares Verhalten dar und wird geahndet werden müssen, da es nicht erlaubt ist, eine Biene in seinem Hut zu tragen. Und irgendwo hört die Legalität ja schließlich auf! Vielen Dank. Obwohl, bei einem Blick zum Angeklagten möchte ich eine weitere Straftat anfügen: Im Zeugenstand zu heulen ist ebenfalls verboten, § 2006. Dankeschön. Natascha Wegelin


Ansichtssache

Hommage an Heinz Erhardt „Viele wollen glänzen, obwohl sie keinen blassen Schimmer haben“, sagte schon Heinz Erhardt, ein herausragender Künstler seiner Zeit. Dies kann man heutzutage leicht annehmen, wenn man einmal seinen Blick über die deutsche Comedy-Szene schweifen lässt. 1909 geboren, bewahrheitete sich schnell seine Aussage „Jeder hat einmal klein angefangen. Ich zum Beispiel als Baby“. Heinz Erhardt wuchs größtenteils bei seinen Großeltern in Riga auf, schloss eine kaufmännische Ausbildung ab und heiratete 1935 die Konsulstochter Gilda Zanetti. Im Jahre 1938 stand er das erste Mal als Kabarettist in Berlin auf der Bühne. Im Zweiten Weltkrieg wurde er nach zweimaliger Ausmusterung – er war Brillenträger und Nichtschwimmer – zur Marine nach Stralsund berufen, wo er als Klavierspieler dem Orchester beitrat. Dann kam der Durchbruch: 1946 moderierte er die Unterhaltungssendung „So was Dummes“

im nordwestdeutschen Rundfunk und trat auch wieder im Theater auf. In weiteren 15 Jahren entstanden zahlreiche Kinoproduktionen und in TV-Auftritten wurde er als mopsfideler Entertainer gefeiert. In den 50er-Jahren erlebte seine Karriere ihren Höhepunkt. Er verkörperte den deutschen Bürger in Zeiten des Wirtschaftswunders. Sein Humor, bis dahin einzigartig, baute auf Redewendungen und Wortspielen auf. Er wirkte weder beleidigend, noch witzelte er auf Kosten anderer. Seine sorgfältige Vorbereitung befreite ihn jedoch nicht von seinem Lampenfieber. Um dem Publikum nicht in die Augen sehen zu müssen, setze er sich Fenstergläser in seine Brille ein, was sein Lampenfieber, jedoch ebenso seine Sehkraft stark reduzierte. Eine hochkonzentrierte Ausarbeitung seines künstlerischen Programms wurde ihm nachgesagt. Frei nach dem Motto: „Lieber ´ne Stumme im Bett als ´ne Taube auf dem Dach.“ Das Jahr 1971 stellte eine Zäsur in seinem Leben und in seiner Karriere dar; er erlitt einen Schlaganfall.

Sein Sprachzentrum im Hirn wurde zerstört, unfähig zu sprechen und zu schreiben zog er sich zurück. 1979 erhielt er das Bundesverdienstkreuz für seine besondere Leistung als Entertainer und Komiker. Vier Tage später verstarb er. Doch die zeitlose Qualität seines Humors bescherte ihm in den 80er-Jahren einen Jugendboom: Seine Filme kamen wieder in die Kinos, und seine Plattenträger wurden neu verbreitet. Heinz Erhardt gilt als Vorreiter vieler Komödianten. Mit einer gehörigen Portion Selbstironie und dem Herumexperimentieren mit der deutschen Sprache hat er sich in die Herzen der Menschen gedichtet. „Und ich sagte, im Hinblick auf meine etwas feuchten Windeln: Och, liebe Tante, ich möcht’ gern Dichter werden.“ Er selbst, im Gegensatz zu den Pessimisten, die „mit Sonnenbrillen in die Zukunft sehen“, gibt uns mit auf den Weg: „Manchmal hilft nur noch Zähne hoch und den Kopf zusammenbeißen!“ Kristin Borlinghaus

Sie haben Post Jeder hat es heutzutage und keiner will es mehr missen, das Postfach im World Wide Web. Billiger und schneller kann man anscheinend kaum noch Botschaften empfangen. Das schönste aber an dieser Form der Kommunikation ist: Man lernt immer wieder neue Freunde kennen. So schrieb mich vor kurzem eine Catherine an und beschwerte sich in englischen Wortfetzen, dass ich mich nicht melden würde und auch noch nichts zu ihrer neuen Homepage gesagt habe. Mein schlechtes Gewissen nötigte mich, sofort ihre Homepage zu besuchen. Ich traute meinen Augen nicht, denn Catherine zeigte dort Einblicke auf ihre Unterwäsche betitelt mit Worten, die man sonst nur in den Talkshows zur Mittagszeit hört. Und warum wollte sie, damit ich ihr schreiben konnte, unbedingt Geld von mir haben?

John E. war sehr viel direkter. Er schrieb mir, dass alle Männer Probleme mit ihrer Potenz hätten und sowieso nur Stress ausgesetzt wären. Für beides hatte er jedoch eine Lösung. Im Sortiment hatte er ein „zu 100% wirksames Mittel“ gegen den Stress. Für das andere Problem bietet er an, „V-I-A-G-R-A“ zu „ganz ganz günstigen Preisen“ verkaufen zu können. Wenn das mal nicht ein Geschäftsmann ist, der die Preisvorteile an seine Kunden weitergibt. Mit der Vermutung, dass ich die Anti-Stress-Pille wohl bald bräuchte, öffnete ich die E-Mail meiner Bank. In der Mail erklärte mir meine Bank in einem äußerst merkwürdigen Deutsch, dass sie ein großes technisches Problem habe. Um es zu beheben bräuchte sie die Unterstützung der Kunden. Ich möge doch bitte meine Kontonummer, den PIN und

die nächste TAN in ihr Webformular eingeben, sie würde sich dann um alles kümmern. Ich war zwar etwas misstrauisch wegen der schlechten Rechtschreibung, aber wenn man gerade technische Probleme hat, hat man auch keine Zeit, sich um unwichtige Dinge zu kümmern. Also sicher keine Fälschung, vor denen immer gewarnt wird. Da dachte ich falsch. Das Konto wurde mir einen Tag später leer geräumt, die Pillen sind noch nicht angekommen und diese untreue Nudel von Catherine hat sich nicht gemeldet. Schade, aber was würde ich nur ohne E-Mail machen? Florian Hintze

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Foto: Marcel N채pel


Ansichtssache

Deutschstunde Bastian Sick ist der Zwiebelfisch bei Spiegel Online. In seiner Kolumne geht es um die Wunder der Grammatik, vor allem um die blauen Wunder. Mit BiTSLicht sprach der Zwiebelfisch über unsere Sprache. Sind Sie der Retter der deutschen Sprache?

Gedanken über guten Stil und richtige Grammatik zu machen.

Nein, ich bin sicherlich nicht der Retter der deutschen Sprache. Erstensmal muss die deutsche Sprache gar nicht gerettet werden, denn es geht ihr doch ganz gut. Aber ich bin jemand, der zum nachdenken anregt und der im Grunde schon bekanntes Wissen noch mal neu, auf humorvolle Art und Weise vermittelt. Viele Probleme, mit denen wir uns auseinandersetzen, sind gar nicht neu, sondern beschäftigten schon Generationen vor uns. Gerade eine Frage wie: „Heißt es gewinkt oder gewunken?”, „Schreibt man eine Postkarte aus oder von Mallorca?” – all solche Kleinigkeiten, solche Feinheiten der deutschen Sprache haben schon andere Menschen vor uns beschäftigt. Jetzt aber ist die Diskussion besonders stark. Vielleicht ist die Zeit dazu reif. Vielleicht geht es inzwischen den meisten Menschen einfach zu sehr an die Nieren, was sie im Fernsehen, in den Nachmittagsendungen, in den ganzen Krawall-Talkshows hören müssen, die bescheidenes Deutsch unter das Volk bringen und sich an den Jargon der Unterschicht anbie-

Unsere letzte BiTSLicht Ausgabe hatte viele Rechtschreibfehler. Warum können wir keine Grammatik mehr? Sind die Schulen daran schuld?

Das Kind setzt sich also zuerst mal vor die Glotze und wird dann mit diesem Deutsch des Nachmittagfernsehens berieselt. dern, um eine höhere Quote zu erzielen. Das sind heute viele Menschen nicht mehr bereit hinzunehmen. Sie rebellieren und sagen: „Das ist doch eine Verschandelung unserer Kulturlandschaft, was da präsentiert wird.“ Auch in den Zeitungen wird immer schlechteres Deutsch geschrieben, die Ausbildung lässt insgesamt nach und insofern ist es sicherlich berechtigt, sich in unseren Zeiten verstärkt

Der Unterricht hat sich geändert. Unsere Gesellschaft hat sich verändert. Die Lehrer von heute sehen sich mit ganz anderen Problemen konfrontiert als noch vor 20 oder 30 Jahren. Heute gibt es viel mehr sozialen Brennstoff an den Schulen, d.h. viele Kinder wachsen nicht mehr in Familien auf, wie das früher noch selbstverständlich war, sondern es sind Kinder allein erziehender Eltern und die haben dann auch keine Zeit mehr sich z.B. um die Hausaufgaben der Kinder zu kümmern. Oft ist das Fernsehen der einzige Ansprechpartner für das von der Schule nach Hause kommende Kind. Es setzt sich also zuerst mal vor die Glotze und wird dann mit diesem Deutsch des Nachmittagfernsehens berieselt. Zusätzlich gibt es in vielen Städten oder gerade in Randgebieten einen sehr hohen Ausländeranteil, der zum Teil bei über 50% liegt. Da geht es dann um ganz andere Fragen. Es geht darum, wie man diesen Kindern überhaupt unsere deutsche Sprache vermitteln kann, nicht nur die Feinheiten der Grammatik und der Orthographie. Die Diskussion über alte und neue Rechtschreibung ist geradezu ein Luxus angesichts der Probleme, die in vielen Gebieten und Schulen heute herrschen. Es ist nicht der Lehrer schuld, aber es ist vielleicht eine Folge der Entwicklung unseres Bildungssystems, das den Grammatikunterricht abgewertet und verpönt hat. Es galt irgendwann mal als viel zu konservativ, sich über Grammatik Gedanken zu machen. Und heute stellt man fest, dass dadurch erhebliche Mängel entstanden sind.

Die Rettung des Genitivs liegt Ihnen besonders am Herzen. Warum? Es geht doch auch ohne … Es geht ohne den Genitiv. Das wäre ein schmerzlicher Verlust. Die deutsche Sprache leistet sich immerhin noch den Luxus, vier Fälle zu haben. Der Genitiv ist der am wenigsten gebrauchte Fall, dennoch hat er seine Berechtigung und vor allen Dingen auch seine Bedeutung. Er erfüllt eine Funktion, so wie die anderen Fälle auch; stellt also eine Beziehung zwischen Subjekt und Objekt her. Unsere Grammatik ist ein sehr wichtiges Stück Kulturgut. Jeder Verzicht auf ein Stückchen Grammatik, einen Fall oder eine Präposition, eine Konjunktion, auf ein Stück Syntax ist etwas Bedauernswertes; denn warum sollten wir es aufgeben, wenn wir es doch halten könnten.

Schreibt man eine Postkarte aus oder von Mallorca?

Aber Sprache braucht doch auch Freiraum zur Entwicklung … Die Sprache tut sowieso, was sie will. Sie findet immer ihren Weg. Sehr viel entwickelt sich natürlich auch in den Dialekten, zum Teil ganz anders, als es in der hochdeutschen Grammatik steht. Die Dialekte haben selbstverständlich ihre Berechtigung. Was in meinen Augen kritisch ist, ob man die Entwicklung der Sprache den Unterschichten oder den Unwissenden überlassen sollte. Heute nehmen schon sehr viele Menschen, die mit dem Internet zu tun haben, Suchmaschinen als Wörterbuch. Also wenn sie in einer Schreibweise unsicher sind, geben sie einfach beide Möglichkeiten ein und richten sich dann nach dem, was die meisten Treffer angezeigt hat. Da gibt es eine neue

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Ansichtssache

Demokratisierung der Sprache, d.h. vielleicht entscheidet das Internet bei uns über die Schreibweisen der Zukunft. Das ist dann ein durchaus demokratischer Prozess. Ich finde es allerdings kritisch, wenn Unterschichtenfernsehen zur besten Sendezeit gemacht wird und das auf unsere Schüler einwirkt. Die jungen Menschen brauchen Orientierung und Vorbilder, bekommen dann aber nur so ein Gelaber präsentiert.

Ich habe das Gefühl, dass die Sensibilität für sprachliche Probleme im Moment wieder sehr stark ansteigt.

Ist die deutsche Sprache zu kompliziert? Englisch ist doch einfacher. Nein, das ist ein Trugschluss. Englisch ist komplizierter als Deutsch. Das scheint zwar auf den ersten Blick für uns nicht so zu sein, aber Englisch ist eine Sprache, die einen sehr viel größeren und komplexeren Wortschatz hat, als die deutsche. Englisch nährt sich aus zwei großen Quellen: Dem Germanischen und aus dem Romanischen. Durch die Normannen ist auch sehr viel Lateinisches in die englische Sprache eingeflossen, so dass es dort sehr oft zwei Begriffe für ein und dieselbe Sache gibt. Auch die Strukturen sind im Englischen längst nicht so ganz einfach, wie man das glauben möchte. Nur weil sie eine feste Syntax (SPO) haben, die es im Deutschen nicht gibt, heißt das noch lange nicht, dass das Englische tatsächlich einfacher wäre. Kommen wir zu Ihnen. Wie kam es zur Zwiebelfisch Kolumne? Zu der Kolumne ist es aus meiner Tätigkeit als Schlussredakteur heraus gekommen. Ich habe also gar nicht als Kolumnist bei Spiegel Online angefangen, sondern war zunächst einer der Menschen, die die Texte der Kollegen korrigieren. Meine Beobachtungen habe ich im Laufe der Zeit notiert und in Form von kleinen Rundmails in der Redaktion verschickt. Damit habe ich einen Prozess innerhalb der Redaktion in Gang gebracht. Es wurde dann sehr

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viel über Sprache und Stil diskutiert und meinem Chef hat das so gefallen, dass er irgendwann gesagt hat: Könntest du dir nicht vorstellen, mal eine Kolumne zu schreiben? Das konnte ich und so wurde dann der Zwiebelfisch geboren. Und was ist ein Zwiebelfisch? Zwiebelfisch ist ein Ausdruck aus der Druckersprache und bezeichnet einen falsch gesetzten Buchstaben. Also einen Buchstab n in einer falschen Typografie. Sehen Sie die deutschen Sprachverwirrungen eher mit einem lachenden oder einem weinenden Auge? Wer meine Kolumnen liest, der merkt ganz schnell, dass das wichtigste Mittel, dessen ich mich bediene, der Humor ist. Was immer ich auch kritisiere, ich mache mich auch drüber lustig und versuche das Ganze zu entkrampfen. Ich bin kein bierernster Oberschulmeister oder Besserwisser, wie man mir oft nachsagt, sondern ich bin jemand, der nicht alles so hinnimmt, wie es ist und sich seine Gedanken macht. Gerne rege ich andere an, über ihren Ausdruck, über ihre Sprache nachzudenken. Das tue ich auf möglichst unterhaltsame Weise, denn das führt erfahrungsgemäß zu den besten Ergebnissen.

sibilität für deutsche Sprachkultur in der breiten Bevölkerung steigt oder sinkt? Ich habe das Gefühl, dass die Sensibilität für sprachliche Probleme im Moment wieder sehr stark ansteigt. Ich persönlich merke es natürlich, weil ich viele Zuschriften bekomme, Post von Menschen, die sich über alle möglichen sprachlichen Besonderheiten Gedanken machen. Ich stelle die starke Resonanz fest, die das Buch gefunden hat und die dazu führt, dass in Redaktionen viel mehr über Sprache nachgedacht wird. Ich bekomme häufig mit, dass einer einen ganzen Satz vom „Dativ“ für alle Mitarbeiter gekauft hat. Auch an den Schulen wird inzwischen der „Dativ“ verstärkt als Unterrichtsmittel eingesetzt. Im Saarland ist es sogar zur Schullektüre erklärt worden, gehört also zu den Pflichtbüchern beim Abitur. Darauf bin ich einerseits natürlich sehr stolz und andererseits freut es mich, dazu beitragen zu können, eine Diskussion über ein so wertvolles Kulturgut, wie nämlich unsere Sprache es darstellt, am Laufen zu halten. Danke für das Gespräch! Das Interview führte Sebastian Conradi

In Ihren Geschichten erzählen Sie öfters von Ihrem Freund Henry, der sich einen Spaß daraus macht, andere zu belehren. Gibt es ihn wirklich? Henry gibt es selbstverständlich wirklich. Er heißt im wahren Leben nicht Henry, aber es gibt ihn und es wird in der nächsten Zeit noch einige sehr komische Anekdoten mit ihm geben, denn mit Henry erlebt man so einiges. Henry ist einer, der es teilweise noch genauer nimmt als ich und der auch keine Scheu davor hat, Menschen darauf anzusprechen. Ich z.B. würde niemanden im Gespräch verbessern, es sei denn, er bittet mich darum. Es ist aber nicht meine Art, Menschen im Redefluss zu unterbrechen und zu sagen: “Übrigens, es muss so und so heißen.” Das empfinde ich als unhöflich. Henry hat damit weniger Probleme. Haben Sie das Gefühl, dass die Sen-

Bastian Sick Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Folge 2: Neues aus dem Irrgarten der deutschen Sprache Buch: 8,90 EUR – Hörbuch: 15,00 EUR


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sagen eine Idee, das kommt sowieso. Und das andere ist dann die Arbeit an der Idee: Daraus einen Song zu stricken. Das ist dann meistens der schwerere Part. Hört ihr privat eigentlich auch A Cappella?

Foto: BASTA

BASTA im Interview Nach einem Konzert in Dortmund traf BiTSLicht die Band und sprach mit den beiden Bandmitgliedern Werner Adelmann und William Wahl über Pop-Musik, Star-Tum und einem Leben auf der Autobahn. BiTSLicht: Warum habt ihr euch für den Namen BASTA entschieden? Wiliam: Es gibt schon so viele A Cappella Bands mit Wortspielen, die heißen dann Viertakt, Sechszylinder oder Hertzinfarkt. Da waren wir ganz froh, ein Wort zu haben, das sich nicht über Zahlenspielereien definiert, sondern einfach von sich aus kräftig ist. Werner: Ja, kurz und kräftig. Ein Name, den man sich merken kann. Warum singt ihr gerade A Cappella? Könntet ihr nicht vielleicht mit normaler Pop-Musik viel mehr Geld verdienen? William: Vielleicht! Das ist nämlich genau das richtige Wörtchen. Werner: Vielleicht. Ein Vorteil der A Cappella Musik ist es, dass du dich in einem Genre bewegst, was nicht so übervölkert ist wie der gesamte PopMusik-Bereich. Zum andern ist der Grund einfach in der Entstehungsgeschichte von BASTA zu sehen. Das A Cappella Projekt von Rene und William ist schon während ihrer Schulzeit ins Leben gerufen worden.

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A Cappella ist einfach eine relativ unkomplizierte Art und Weise, miteinander Musik zu machen, ohne unbedingt einen Proberaum haben zu müssen. Das kann man bei jedem zu Hause machen. Und es ist einfach schön, mit Leuten zusammen A Cappella zu singen. Es hört sich einfach gut an. Und das sind alles Gründe, die dafür sprechen, A Cappella Musik zu machen. Nun singt ihr Lieder über „Lauch“ oder „das hässlichste Mädchen der Welt“. Wie kommt man auf solche Texte? Sind sie etwa autobiografisch? William: Nein, autobiografisch ist da überhaupt gar nichts dran. Man kommt drauf, indem man seine Umwelt beobachtet und gut hinhorcht. Irgendwann bekommt man eine Routine darin zu wissen, wann sich etwas anbahnt und horcht dann noch genauer hin. Ich glaube, andere Leute nennen so etwas „Bierlaunen“, und wir halten das, was Leute als so was bezeichnen, schlichtweg fest und versuchen, etwas daraus zu entwickeln. Das eine ist dann sozu-

William: Nein. Werner: Nein. Also, es kommt schon mal vor, dass wir das quasi aus beruflichen Zwecken mal tun. Um uns einfach zu orientieren: Was machen die anderen? Kann man es eventuell besser machen, oder wie kann man sich weiterentwickeln? Das sicherlich. Aber grundsätzlich kommen wir alle eher aus dem ganz normalen Pop-Rock-Musikumfeld. Wir sind keine Thomana, die vielleicht schon in ihrer Kindheit mit dem Thema konfrontiert wurden. Wir sind früher alle in die Disco gegangen und hören auch zu Hause von Prince bis Beatles eigentlich alles. Das ist bei jedem einzelnen von uns aber auch ganz unterschiedlich, wirklich. Gibt es irgendwen, mit dem ihr unbedingt mal auf der Bühne stehen würdet? William: Wir stehen mit ganz vielen verschiedenen Leuten auf der Bühne und sind darüber immer auf unterschiedliche Weise sehr glücklich. Auf unserem jährlichen Weihnachtsspecial sind wir 2004 mit Olli Dietrich aufgetreten. Mit ihm haben wir Schlager und Beatles-Songs performt. Auch dieses Jahr haben wir wieder einen Überraschungsgast dabei, mit dem wir zum Beispiel Weihnachtslieder singen werden. Und so was machen wir halt sehr viel. Dadurch haben wir immer wieder mit anderen Leuten zu tun. Insofern haben wir da gar keine besondere Wunschliste, sondern freuen uns jedes Mal über das, was realisierbar ist. Ihr habt ja einen wahnsinnigen Tourplan, seid bis Ende nächsten Jahres auf Tour. Habt ihr überhaupt noch Freizeit? Werner: Ja, das haben wir auf jeden Fall. Aber es stimmt schon: Gerade im Moment triffst du uns in einer Phase an, in der wir echt ganz wilde Touren machen. Jetzt sind wir zum Beispiel gerade aus Norddeutschland gekommen und waren somit den


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ganzen Tag auf der Autobahn. Sind jetzt heute hier und fahren morgen dann nach Garmisch-Partenkirchen und kommen dann zurück. Nächste Woche manchen wir dann definitiv die wildeste Strecke: Da fahren wir erst mal nach Wien und sind dann am nächsten Tag in Schönberg bei Kiel. Also, das wird schon eine ziemlich harte Tour. Wie sieht denn ein typischer Tourtag aus? Werner: Auto. Manchmal im Stau stehen. Essen bei Esso. William: Oh ja, Esso [Anm. d. Red.: Song von BASTA über die Auswirkungen des Raststättenessens] ist autobiografisch. Aber wir haben auch schöne Tage. Es ist nicht so, dass wir ständig nur Auto fahren. Wir sind durchaus auch mal mehrere Tage an einem Ort. Dann lässt man es sich gut gehen.

Eure Konzerte sind inzwischen auf Wochen ausverkauft. Fühlt ihr euch schon so ein bisschen wie Stars? William: Das eine hat mit dem anderen nicht so viel zu tun. Es läuft gut, viele Konzerte sind in der Tat inzwischen ausverkauft. Aber ein Star zu sein - das ist ein Begriff, den man selbst eigentlich nie benutzen würde. Werner: Das Leben hat sich nicht groß verändert. Und was wünscht ihr euch für die Zukunft? Werner: Noch mehr Platten. Also noch 50 Jahre Basta. William: Genau. Werner [lacht]: Naja, das weiß ich jetzt nicht so genau. William: Dass man weiter Spaß hat

an dem, was man macht. Denn wir sind alle froh, das tun zu können und es ist ein großes Privileg, mit so etwas sein Geld verdienen zu können. Und wenn das so weitergeht und wir alle weiter Lust daran haben, dann wäre das toll. Das wünschen wir der Band selbstverständlich und bedanken uns für das Gespräch. Das Interview führte Linda Konter

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Kerstin Eckardt Kerstin Eckardt wurde am 23.10.1962 in Schönebeck in Sachsen-Anhalt geboren. In der damaligen Deutschen Demokratischen Republik erlernte sie den Beruf der Verkäuferin. Zuletzt war Frau Eckardt elf Jahre lang an der International School of Management in Dortmund im Studiensekretariat beschäftigt. Im März 2000 kam Frau Eckardt schließlich zur BiTS, wo sie bis heute das Studiensekretariat leitet. Mit wem würden Sie gerne einen Monat lang tauschen? Mit Malcolm Douglas. Er dreht in Australien Abenteuersendungen und zeigt, wie man sich aus quasi nichts eine Angel baut und solche Sachen. So richtige Abenteuer, das wäre was für mich. Abgesehen von Ihrem aktuellen Job: Welche berufliche Aufgabe könnte Sie reizen?

Foto: Marcel Näpel

Was gefällt Ihnen an sich besonders?

Wie können Sie am besten entspannen?

Ich lache gerne.

Am besten kann ich beim Spazieren gehen mit meinem Hund entspannen. Oder wenn ich am Wasser sitze und einfach nichts tue.

Wem würden Sie aus welchen Gründen einen Orden verleihen? Leute, die sich für andere einsetzten und anderen helfen, die würden von mir alle einen Orden bekommen. Auf welche eigene Leistung sind Sie besonders stolz? Auf die beiden Neuanfänge in meinem Leben. Wir sind damals, als die Grenze geöffnet wurde, mit unseren Kindern in den Westen gegangen, ohne zu wissen, was uns dort erwarten würde. Wir standen damals vor dem Nichts. Als ich nach elf Jahren bei der ISM zur BiTS gewechselt habe, wusste ich auch nicht genau was hieraus werden würde. Es stand ja alles noch ganz am Anfang. Was wollten Sie als Kind werden? Lehrerin, aber ich glaube das ist eine allgemeine Kindersache.

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Was ist für Sie eine Versuchung? Joghurteis mit Erdbeeren – da kann ich schlecht widerstehen. Was war Ihr schönster Lustkauf? Unser Haus in Holland direkt am Ijsselmeer. Wo hätten Sie gerne Ihren Zweitwohnsitz? Am liebsten in Neuseeland oder in Norwegen. Was können Sie besonders gut kochen? Also, meine Familie isst am liebsten meine Kartoffelsuppe. Was wäre Ihre Henkersmahlzeit? Reibeplätzchen.

Was mich wirklich reizt, ist, auf einem richtig großen Frachtschiff zu arbeiten. Wenn Ihnen eine gute Fee alles Geld der Welt geben würde, was würden Sie damit tun? Erst mal würde ich eine Reise nach Neuseeland machen. Einen Teil würde ich spenden. Wo bleiben Sie beim Zappen hängen? Da interessieren mich Berichte wie die von Malcolm Douglas. Ansonsten mag ich Herzschmerzformate wie zum Beispiel Filme von Rosamunde Pilcher. Ihr Lieblingsschauspieler/-in? Richard Gere und Julia Roberts. Was sagt man Ihnen nach? Dass ich mir Namen merken kann und dass ich immer ein offenes Ohr für alle habe. Wem sollten wir diese Fragen als nächstes stellen? Herrn Frielinghausen.




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