BiTSLicht 4

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Dezember 2003

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• Business Psychology - der neue Studiengang an der BiTS • Vorgestellt: b.one, Interactive Entertainment, Neil Postman • Im Interview: D. Sheffer, O. Lindemann sowie K. Hollstein

www.bitslicht.de


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Liebe Leserinnen, liebe Leser, rund um die BiTS hat sich in den letzten Wochen vieles getan! Am deutlichsten wird dies vermutlich, wenn man einmal aufmerksam durch das Gebäude geht. Das vierte und fünfte Semester ist verschwunden. Sie absolvieren ihr Auslandssemester, sind über den ganzen Globus verteilt und hinterlassen die bereits befürchtete Lücke. So auch in unserer Redaktion. Das „Stammteam“ zu ersetzen, würde sicher nicht einfach. Doch zu unserer Freude erblickten wir gleich zu Beginn des Semesters zehn neue Gesichter, die uns zur Seite stehen wollten. Dass sie dazu auch gleich jede Menge neuer Ideen und Talente mitbrachten, lies uns weitere Pläne schmieden. Und daher können wir euch heute nicht nur die neue Ausgabe vom BiTSLicht vorstellen, sondern gleichzeitig auch unser neues Logo und die komplett überarbeitete Homepage.

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Vorreiter oder Versuchskaninchen? Tagesablauf eines typischen BP-Studenten b.one - die Studentische Unternehmensberatung Interactive Entertainment an der BiTS Gespräch mit Daniel Sheffer, dem Vorstandsvorsitzenden der VDN EuroCoin AG Die „Wehrmachtsausstellung“ in Dortmund Auslandsbericht aus Kapstadt, Südafrika Iserlohner Eishockey im Wandel? Otto Lindemann, Vorstandsvorsitzender der Beate Uhse AG, im Interview Event Guide und Kulturkalender Interview: Dr. Kristina Hollstein vom ZDF Stirbt mit Neil Postman auch die Medienkritik? letzte Seite: Interviews nur unter Zensur!?

Aber nicht nur in unserem Ressort hat sich einiges getan. So ist BiTS.fm längst nicht mehr nur über das Internet zu empfangen, sondern dank der Kooperation mit Radio MK wird es nunmehr von bis zu 120.000 Menschen gehört.

Die aber wohl interessanteste Neuerung in diesem Semester ist die Einführung des Studienganges „Business Psychology“: 22 junge Menschen entschieden sich Vorreiter für einen in Deutschland einmaligen Studiengang zu sein. Sie gewähren uns ab Seite 6 einen interessanten Einblick in ihren Tagesablauf und die Inhalte des Studiengangs. Viel Spaß mit diesem Heft und viele Grüße an alle im Ausland wünscht das komplette

P.S.: Links noch ein Screenshot von unserer neuen, komplett überarbeiteten Webseite! Es lohnt sich auf jeden Fall immer mal wieder einen Blick darauf zu werfen, um zum Beispiel an aktuellen Aktionen teilzunehmen. Als erstes suchen wir derzeit einen Namen für den großen Adler auf unserem Campus. Also:

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BiTS.fm ist zurück - im Bürgerfunk von Radio MK Nach der durch die Semesterferien bedingten langen Sommerpause strahlt das Campus-Radio der BiTS jetzt endlich wieder in neuem Glanz. Seit dem 3. November senden die BiTSStudenten alle zwei Wochen im Bürgerfunk von Radio MK ihr, im eignen Studio vorproduziertes, Programm. BiTS.fm kann so nicht mehr nur per Internet empfangen werden, sondern hat endlich den ersten Sprung in den UKWBereich geschafft. Mit dem weiterhin aktiven Internet-Stream, der vor allem von den Kommilitonen im Auslandssemester genutzt wird, und über die Frequenzen des Iserlohner Regionalsenders können die Studenten eine weitaus größere Hörerschaft erreichen als bisher. Die Reichweiten-Spitze von Radio MK liegt bei 120 000 Hörern. Dass so viele Menschen BiTS.fm einschalten ist noch lange nicht der Fall. Doch erhofft sich das junge Team aus vornehmlich Medienmanagement-Studenten, durch die Verbreitung per UKW, auch eine Hörerschaft anzusprechen, die nicht nur auf die BiTS limitiert ist, um sich langfristig als junges und informatives Radio für Iserlohn zu etablieren.

Neben beitragswürdigen Iserlohner Nachrichten und Kinonews überwiegen in der Sendung aber natürlich immer noch die Informationen rund um den Campus Seilersee. Als hörenswerten Zusatz zu den aktuellen Neuigkeiten aus dem Uni-Leben gibt es bei BiTS.fm die neue Rubrik „Dozentenvorstellung“. Bis jetzt durften Dozenten wie zum Beispiel Prof. Dr. Schade (ehemals Geschäftsführer der UBS Warburg) oder Prof. Dr. Friske (ehemals Redakteur der Westfälischen Nachrichten) aus ihrem Leben berichten. Weitere interessante Lebenswege werden in den nächten Sendungen folgen. Am 17. Dezember 2003 und am 5. Januar 2004 laufen erst einmal die beiden letzten BiTS.fm Sendungen für dieses Wintersemester; ab Ende April 2004 wird BiTS.fm dann wieder mit dem BiTS Radio-Guru Christoph Kruse, der frisch aus Sydney zurückkehrt, alle zwei Wochen im Bürgerfunk von Radio MK zu hören sein. Dann allerdings auf einem neuen Sendeplatz: jeden ersten und dritten Montag des Monats um 21 Uhr!

Um immer auf dem Laufenden zu sein, einfach in den Newsletter auf http://www.BiTS.fm eintragen!

Der BiTS-Messestand setzt neue Maßstäbe „Ab der nächsten Messe wird sich die BiTS mit einem neuen und weitaus besseren Messestand präsentieren“, setzte sich Ulrich Freitag, Geschäftsführer der Iserlohner Privathochschule, Ende September auf der Bildungsmesse „Einstieg Abi“ in Berlin zum Ziel. Eine Herausforderung, wie sie größer kaum hätte sein können, zumal Anfang November die nächste Messe in Essen bereits vor der Tür stand. Doch die Geschäftsführung und das Marketing- & PR-Ressort waren sich einig: Die Art und Weise, wie sich die BiTS in Berlin den angehenden Studenten Deutschlands präsentiert hatte, entsprach in keinster Weise dem Anspruch und Selbstverständnis der Hochschule. Der Wettlauf mit der Zeit hatte begonnen. In zahlreichen, oftmals bis tief in die Nacht andauernden Meetings zwischen der Geschäftsführung, der Iserlohner Werbeagentur Headline, der studentischen Multimediaagentur f@r-out web marketing sowie Vertretern des Marketing- & PR-Ressorts wurde innerhalb von vier Wochen mit vereinten Kräften ein Messestand auf die Beine gestellt, der auf den Essener „Azubi- und Studientagen“ die Wettbewerber der BiTS vor Neid erblassen ließ.

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Highlights des sehr offen, hell und modern gestalteten neuen Stands sind ein auf Leinwand zu bestaunender 3D-Rundflug über den Campus Seilersee sowie zwei von f@r-out web marketing entwickelte interaktive Multimedia-Terminals, an denen sich die potenziellen Studenten durch die Institutionen und Ressorts der BiTS klicken können.


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Besonderer Beliebtheit erfreute sich hierbei die in das Terminal integrierte Möglichkeit, eine Zusammenstellung vergangener BiTS.fm Sendungen Probe zu hören. Die Anstrengungen haben sich ohne Zweifel gelohnt: Auf der Messe in Essen konnten mehrere viel versprechende Kontakte zu Oberstufenschülern geknüpft werden, von denen wir sicherlich einige schon bald auf einem der nächsten Infotage wiedersehen werden. Und auch Prof. Dr. Georg Friedrich Schade, Geschäftsführer der BiTS, zeigte sich in Essen mit dem Ergebnis der intensiven und erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Geschäftsfüh-

rung, Agenturen und Studenten höchst zufrieden: „Dies ist ein Messestand, der neue Maßstäbe setzt und einen weiteren wichtigen Schritt in der Verbesserung der externen Kommunikation unserer Hochschule darstellt. In der nächsten Phase werden wir den Internetauftritt und die Broschüre der BiTS ins Auge fassen.“

BiTS-Stipendiat an der Harvard University angenommen Als Thomas Kotulla, 22-jähriger BWL-Student im dritten Semester und Stipendiat an der BiTS, Anfang Dezember zum Telefonhörer griff, um aus dem International Office der BiTS bei der Harvard University in Boston anzurufen und nach dem Stand seiner Bewerbung zu fragen, ahnte er noch nicht, dass das „Committee on Visiting Undergraduate Admissions“ seine Entscheidung zu diesem Zeitpunkt bereits gefällt hatte. Umso größer war die Freude, als Herr Kotulla davon erfuhr, dass er sich unter den über 20.000 Bewerbungen, die pro Semester in Harvard eingehen, zu der elitären Minderheit zählen darf, der die einmalige Chance eingeräumt wird, an der renommiertesten, reichsten und wahrscheinlich besten Universität der Welt zu studieren. Neben dem exzellenten Studium, das Herrn Kotulla an der BiTS ermöglicht wird, halfen ihm bei seiner Bewerbung vor allem zahlreiche hochkarätige Praktika, die er im Vorfeld und im Rahmen seines Studiums absolviert hatte; besonders hervorzuheben sind hierbei die internationale Werbeagentur TBWA, die Unternehmensberatung BBDO Consulting, sowie der weltweit zweitgrößte Lebensmittelkonzern Kraft Foods. Des Weiteren eröffnete sich ihm im Rahmen seines bereits abgeschlossenen Studiums der Marketing-Kommunikationswirtschaft in Köln die Möglichkeit, ein preisgekröntes, internationales MarketingKonzept für Bayer zu entwickeln und an einem Studentenaustausch nach Nantes, Frankreich, teilzunehmen.

Die Geschäftsführer der BiTS, Ulrich Freitag und Prof. Dr. Georg Friedrich Schade, sehen die Entscheidung von Harvard als erneute Bestätigung für die akademische Qualität der BiTS auf konstant hohem internationalen Niveau: „Wir sind sehr stolz, Herrn Kotulla durch das Studium an der BiTS eine Plattform zu bieten, die es ihm ermöglicht, sein Auslandssemester in Harvard zu absolvieren. Außerdem fühlen wir uns voll und ganz in unserer Entscheidung des letzten Semesters bestätigt, Herrn Kotulla auf Grund seiner sehr guten Studienleistungen und seines hohen außeruniversitären Engagements das Stipendium des Jahres verliehen zu haben.“ Christine Müller, Leiterin des International Office an der BiTS, hatte Herrn Kotulla maßgeblich bei seiner Bewerbung unterstützt: „Dank der bisherigen Leistungen von Herrn Kotulla hatte ich von Beginn an die Hoffnung, dass seine Bewerbung von Erfolg gekrönt sein könnte.“ Kurz nach seinen letzten Vordiplomsklausuren Mitte Januar wird Herr Kotulla nun nach Boston fliegen, um dort ab Ende Januar unterschiedliche Kurse aus dem Bereich „Economics“ zu studieren, die Luft der berühmtesten Universität der Welt zu schnuppern und nebenbei auch noch die schöne Landschaft Neuenglands zu genießen. Und auch für die Zeit nach Harvard existieren bereits erste Pläne: Herr Kotulla strebt im Anschluss an sein BWL-Studium eine Promotion an, welche in Form einer Kooperation zwischen der BiTS und einer weiteren Universität verwirklicht werden könnte.

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Vorreiter oder Versuchskaninchen?

Zum aktuellen Wintersemester startete an der BiTS der neue Studiengang Business Psychology. Er führt die Studenten nach sechs Semestern zum Bachelor-Abschluss und qualifiziert somit für den Beruf. Auch dieser neue Studiengang an der BiTS ist inzwischen akkreditiert. Agenda: Theoretische Grundlagen des Versuchs, Versuchsbeschreibung, Versuchsaufbau, Dauer des Experiments, Versuchspersonen - ein Feldversuch diplomierter Psychologen!

Grundannahme: Ist es möglich, innerhalb von nur drei Jahren aus einer mehr oder weniger akademisch ungeschulten Gruppe beiderlei Geschlechts mit unterschiedlichen Bildungsstand, Alter, Interessen, sozialer Herkunft eine homogene Gemeinschaft engagierter Wirtschaftspsychologen zu formen?

Voraussetzungen: Ausreichende Intelligenz, Motivation, Leistungswille, sprachliche sowie soziale Kompetenz und Bereitschaft zur finanziellen Unterstützung des Projekts auf Seiten der Probanden.

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Versuchsbeschreibung: Nachdem Projektleiter Professor Dr. Klauk die Genehmigung für sein neuestes und wohl ehrgeizigstes Experiment bei den zuständigen staatlichen Stellen eingeholt hatte, machte er sich unverzüglich an die Vorbereitung und stellte ein hervorragendes Team erfahrener Forscher zusammen, die ihn bei diesem außergewöhnlichen Feldversuch zur Seite stehen sollten. Gemeinsam erarbeiteten sie einen Versuchsaufbau, der didaktisch und strukturell den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Methoden Rechnung trägt. Aber selbst das reichte dem ehrgeizigen Wissenschaftler nicht als Bestätigung seines Vorhabens; bevor es in die Tat umgesetzt werden konnte, wollte er sich noch des Wohlwollens einiger unabhängiger Fachkollegen versichern und legte ihnen eine Versuchsbeschreibung zur Prüfung vor. Doch auch diese selbstgesetzte Hürde wurde mit Leichtigkeit genommen, und die Kollegen bescheinigten ihm mit einhelliger Begeisterung

die Durchführbarbeit des Experiments. Wenngleich sie auch anmerkten, dass die Arbeitsbelastung der Probanden am Rande der Zumutbarkeit liegen würde. Daher wurde im ersten Teil (= erstes Semester) des Experiments besonderer Wert auf die Vermittlung von akademischen Arbeits-, Lern- und Präsentationstechniken gelegt; sie sollten durch geschickte Verknüpfung des Unterrichtsstoffes der einzelnen Teilbereiche von den Probanden verinnerlicht werden. Von Anfang an sollten die Testpersonen voll in das Experiment mit einbezogen werden. Das gründete sich auf folgende Annahme: Testpersonen, denen eine theoretische Grundlage zur Erreichung bestmöglicher Ergebnisse im Versuchsablauf vermittelt wird, sollten viel eher in der Lage sein, den hohen Anforderungen des Experiments zu genügen. Nicht von ungefähr stehen daher Inhalte wie Wahrnehmung, Erkenntnistheorie, Lernverhalten, Motivation, Gedächtnis und wissenschaftliche Methodenlehre ganz am Anfang des Versuchs.


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die zur Auflockerung des anspruchsvollen Versuchsaufbaus beitragen, sind ein gern verwendetes Mittel, die Probanden bei der Stange zu halten. In einzelnen Bereichen, wie im Testbereich Rhetorik und Präsentation, wurden die Probanden sogar selbst gefilmt, um ihnen unmissverständlich vor Augen zu führen, welch langer Allgemeine Informationen zu Business Psychology: Weg zwischen der ersten und letzten Zeile dieses Zum Wintersemester 2003 wurde an der BiTS der bundesweit psychologischen Enterste staatlich anerkannte und akkreditierte Bachelor-Studiwicklungsromans (Verengang für Business Psychology in Deutschland eingeführt. suchs) liegt. Seit November ist auch das Master-Programm akkreditiert. Damit ist für die bereits immatrikulierten Bachelor-StudenEinen deutlichen Index ten sichergestellt, dass sie auch den mit einem Uni-Diplom für die Akzeptanz des gleichzusetzenden Master-Abschlussgrad nach drei weiteren Experiments durch die Semestern an der BiTS erwerben können - entweder direkt Gruppe ergab eine Umim Anschluss an den sechssemestrigen Bachelor-Studienfrage, in welcher sich ein gang oder nach einiger Zeit der Berufserfahrung. Großteil bereit erklärte, das Experiment um drei Entsprechend den persönlichen Interessen und Neigungen weitere Semester zu verkönnen drei von folgenden vier Schwerpunkten gewählt längern (Umfang des gewerden: rade akkreditierten Master-Studiengangs), um • Marketing und Marktforschung noch tiefer in die Materie der Wirtschaftspsycho• Human Resource Management logie einzudringen und am Ende vielleicht sogar • Arbeit, Technik und Gesundheit selbst als begnadete Feldforscher zu wirken. • Individuum / Consulting

Um der Versuchsgruppe eine möglichst genaue Rückmeldung über ihre Fortschritte im Rahmen des Experiments zu geben, werden sie am Ende des ersten Teilabschnitts in den verschiedenen Teilbereichen einer Reihe von umfangreichen mündlichen und schriftlichen Tests unterzogen. Um den Probanden den Einstieg in diesen Langzeitfeldversuch zu erleichtern, sollte dieser in der bestmöglichen Atmosphäre und unter Zuhilfenahme der dem neuesten Stand der Forschung entsprechenden Lehrmittel ablaufen. Die Größe der Versuchsgruppe (22 Personen) sollte nach Auffassung von Professor Klauk ein ideales Arbeitsumfeld, ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und andauerndem Interesse gewährleisten. Auch die Vielfältigkeit der Arbeitsmaterialien und Lehrmittel trägt hierzu bei.

So werden der Versuchsgruppe zu jedem Teilabschnitt (Fach) umfangreiche Skripte zur Verfügung gestellt, um die Aufarbeitung des Stoffs zu erleichtern; zudem wird die Internetrecherche gefördert, und multimediale Präsentationstechniken werden häufig eingesetzt. Auch Filme,

Von Chritian Janssen.

Tagesablauf eines typischen BP-Studenten Um Ihnen einen kleinen Einblick in den Alltag im Rahmen dieses Experiments zu gewähren, beachten Sie bitte folgende Beschreibung des Tagesablaufs eines Probanden: 07:00 Uhr: Der Radiowecker springt an. Und ich aus dem Bett. Die teilweise sehr ausgeprägte BP‘ler-Tendenz zum Zuspätkommen hat mich auch heute morgen nicht eingeholt. Glück gehabt. Schnell duschen, nicht, dass ich das in der Pause machen muss, ein Frühstück einwerfen... oder auch nicht... wie jeden Morgen! 08:10 Uhr: Die Suchtmittel schnell in der Tasche verstaut. Alibi-Wasserflasche, Redbull, Koffeinbonbons, Nerven-

nahrung und, da ja selbst bei BP nicht jeder ein Nichtraucher sein kann und die Konfrontation mit Süchtigen für andere BPler bestimmt ganz interessant sein kann: die Zigaretten - ja, ich hab alles! Nun die Aktentasche und die PsychoBibel Zimbardo unter den Arm und auf zur Vorlesung. Muss man sich eigentlich über Aktien Gedanken machen? Das erste Seminar: Einführung in die Mikroökonomik.

08:30 Uhr: Auch der letzte BP‘ler trifft ein. Kann ja mal passieren, hat nach unseren Erfahrungen nichts mit VWL zu tun. Fachbegriffe, Graphen und Beispiele von Fischen und Bier (bad combination) fliegen uns um die Ohren - „and once again, it was so much fun...“ - VWL mal klasse aufgearbeitet. Von Herr Frielinghausen und auf Englisch. Jaja, die volkswirtschaftlichen Grundlagen müssen schon sein!

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10:00 Uhr: Und damit die Fachbegriffe besser sitzen, gibt es eine Portion Business Englisch mit Frau Sewali obendrauf... (Begonnen wird ohne die Raucher und Duscher, die brauchen immer ein bisschen länger.) 11:45 Uhr: Zum Dritten wartet das Soft Skill - Modul mit Präsentation und Rhetorik auf - am Lebendobjekt Schicha (ungeschlagen im Schnellsprechen) und mit Hilfe von zahlreichen Film- and Dokumentationsausschnitten (wieso sehen wir nie das Ende???) lernen wir, wie man´s nicht machen soll und erhalten Tipps, wie man´s besser macht... Falls man mal wieder wie Schröder und Stoiber in die Verlegenheit kommen sollte, ein TV-Duell bestreiten zu müssen...

13.15 Uhr: Mittagspause. Von unserer BP-Ikone Klauk weiß ein aufmerksamer BPler um den verheerenden Effekt von schwerem Essen - Suppenkoma. Die Konzentrationsschwäche des vollen Magens. Eine Krankheit, auch für einen BP‘ler, die er sich trotzdem holt... egal wo! Dies beginnt mit dem harmlos erscheinenden alltäglichen Ritual: Mit verzerrtem Gesicht wird gefragt: „Kennt irgendjemand ‘ne Alternative zur Mensa?“ Diese Frage wird, wie wir später bemerken, immense Auswirkungen haben, auch auf Wege, Strecen, Längen, Geschwindigkeiten und vor allem Uhren...

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14:30 Uhr: Auf zur Königsdisziplin: Psychologie. Das Einführungsseminar hält der King of BP persönlich! Mit stets ungebrochen guter Laune lauscht er den Stimmen seiner Schützlinge und legt ihnen phänomenale Mengen Material vor. Aber da ist man ja schon ganz andere Sachen gewöhnt (im Reader - und in welchem von den vielen - wo sind die Seitenzahlen - Blattsalat). Bis dahin sind dann auch die Verfahrer und alle anderen mit mehr oder weniger kreativen Entschuldigungen angekommen. Und weil ein jeder Psychologe seine eigenen Methoden selbst schon erfahren haben sollte, üben wir Selbstexperimente

durch: diesmal eine Hirnhemisphärenübung. Als Sahnehäubchen noch ein paar Arbeits-, Lern- und Gedächtnistipps plus ein kleiner PsychoWitz als Bonbon. Die Köpfe vollgepowert (Input nennt man das) werden wir entlassen. 16:00 Uhr: Jetzt aber schnell nach Hause... Zeit (?), sich ein Tässchen Tee zu gönnen und ein bisschen in der Psychologie-Bibel Zimbardo zu „schmökern“, die Reader zu ordnen, nachzuarbeiten und sich durch Fallstudien und andere lustige Dozentenideen zu kämpfen. 18.30 Uhr: Zwei BP‘ler finden sich noch mal zusammen, um die Präsentation für das Referat in Allgemeiner Psychologie II

bei Frau Sölla vorzubereiten (oder eines der 1000 anderen Referate, wer weiß das schon). Dank Herrn Schicha können wir das ja jetzt! Bzw. wir sollten es können... Irgendwann: Abendessen. Danach wird noch mal schnell die TV-Kiste angeschmissen, um die Nachrichten zu studieren. Darauf folgt wieder der verbissene Kampf mit den Materialien. Tipp: Nie eine ToDo-List machen, das deprimiert nur bei der späteren Kontrolle dessen, was

man geschafft hat! Zur Abwechslung wurde uns ein kleines Tagesresumée für das Ego empfohlen, im Idealfall so: „Liebes Akademisches Tagebuch. Heute habe ich gelernt... Und der Dozent hatte eine interessante Krawatte an - senfgelb mit blauen Streifen...“ Als kleine Gute-Nacht-Lektüre: ein Kapitel aus der BWL-Thora Wöhe (Bezeichnung hat nicht nur etwas mit der Bedeutung, sondern auch etwas mit dem fremdsprachlichen Eindruck - Spanisch?zu tun), für süße Träume und den richtigen Wissenskick für die BWL-Vorlesung am nächsten Morgen. 0:30 Uhr: Klick, Licht aus! Der total erschlagene BP‘ler freut sich schon, was es morgen so alles zu lernen gibt... Von Nina Scherer.


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Die studentische Unternehmensberatung an der BiTS Vier Jahre zusammen Theorien und fiktive Fallstudien durchzuarbeiten und zu pauken - das war einer Gruppe von Studenten der BiTS nicht genug. Wieso nicht die theoretischen Inhalte in echten Projekten anwenden? Wieso den umfassenden und zeitraubenden Studienarbeiten keinen echten ökonomischen Sinn geben und in einem Unternehmen Erkenntnisse anwenden? Ist man nicht besser auf einen Job vorbereitet, wenn man Projekte schon praxisnah angewendet hat und nicht nur alte Schmöker wälzt? Aus dieser Überlegung heraus ist die Idee von b.one entstanden. Ziel war es, die Studenten in die Unternehmen zu bringen und reale Projekte für ihre Studien und Arbeiten zu gewinnen. Um dies zu erreichen, wurde b.one als eingetragener Verein gegründet, der es sich zu Aufgabe gemacht hat, die Verbindung vom Unternehmen zum Studenten herzustellen. Kernpunkt des Schaffens ist der Gedanke der studentischen Unternehmensberatung. Nach dem Vorbild der großen Unternehmensberatungen wie Roland Berger oder BCG kontaktieren Unternehmen b.one und definieren eine Problemstellung. b.one erörtert dieses Projekt nun und sucht in der Studentenschaft interessierte Kommilitonen, die sich dann in einer Projektgruppe organisieren und die Aufgabe bearbeiten. Oft werden die Problemstellungen dann simultan auch im Unterricht bearbeitet und verwertet. Dabei steht b.one allen Studenten offen, egal welcher Fachrichtung und welchen

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Semesters. Anders als von einzelnen Studenten privat gegründete Initiativen verfolgt b.one auch keine monetären Ziele, ist eine dauerhafte Institution der BiTS und stellt das Lernen und Erfahren in den Vordergrund. Um die Qualität zu sichern und professionelle, verwertbare Lösungen sicherzustellen, hat b.one Kompetenzbereiche geordnet, über die Dozenten und Wirtschaftsvertreter Schirmherrschaften übernehmen. Auch Partnerfirmen konnten gewonnen werden, die in einzelnen Bereichen Kompetenzen stellen und denen b.one zuarbeitet.

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Dieses Konzept birgt immense Synergieeffeke und verbindet die Kreativität und Schaffensfreude der Studenten mit der Erfahrung und Kompetenz der Dozenten und Partner. So entstehen innovative und abstrakte Lösungen, die aber gleichzeitig auf einer fundierten theoretischen Basis stehen.

http://www.b.one-consulting.de Neben diesen Beratungstätigkeiten bietet b.one die Vermittlung von Praktika, Studien- und Diplomarbeiten und verwaltet eine Datenbank, mit der sich Unternehmen über den Lebenslauf und die praktische Erfahrung von Studenten und Absolventen informieren können. Dieses Gesamtkonzept bietet allen Akteuren einen umfassenden Nutzen: Die Studenten erhalten Einblick in die betrieblichen Abläufe, deren Tiefe ein Praktikum nie erreicht, können diese Erkenntnisse in ihren Studien anwenden und lernen Branchen und Betriebe kennen, was später für eine gezielte Berufswahl von essenzieller Wichtigkeit ist. Die Unternehmen bekommen Zugriff auf das Wissensnetzwerk der BiTS und ihrer Akteure, können praxisnahe und innovative Beratung erhalten und dabei potenzielle Nachwuchskräfte schon frühzeitig kennen lernen. b.one sucht für sein Schaffen immer Studenten und Unternehmen, die an diesem Konzept teilnehmen möchten. Von Sebastian Heinz.


BiTS wird Sieger der Herzen beim Hallenmasters

Auch dieses Jahr fand in der Dortmunder Soccerworld wieder das Hallenmasters der ISM statt. Nach dem großartigen Erfolg unserer Mannschaft und des Fanteams zogen auch dieses Jahr wieder zahlreiche BiTS`ler los, um unsere Hochschule angemessen zu vertreten. Schon seit Semesterbeginn trainierten montags und mittwochs, unter der Leitung von Stephan Macke, bis zu 25 Spieler, um sich auf das Turnier vorzubereiten. Neun von ihnen wurden schließlich per Mehrheitsentscheid ausgewählt, um als Team gegen Mannschaften aus Rotterdam, Maastricht und der ganzen Bundesrepublik anzutreten. Ausgestattet wurde unser Team dann noch mit einem professionellen Trikotsatz, der durch die Studentenschaft und eine großzügige Spende der MLP Dortmund finanziert wurde. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank! Am 15.11 ging es dann mit zwei Teambussen, Trommeln, Bannern, Luftballons und Fahnen los nach Dortmund, wo die BiTS Fans mit einem grandiosen Einmarsch sofort ihre stimmliche Überlegenheit demonstrierten. Eine solche Überlegenheit konnten die Spieler auf dem Feld leider zunächst nicht zeigen. Sie spielten anfangs zu nervös und so gingen die ersten beiden Spiele leider verloren. Danach fanden sie zu ihrem System und konnten sich, aufgepeitscht durch die Fangesänge, gegen die IBS Lippstadt mit 6:1 klar durchsetzen. Nun stand ein Spiel gegen die 1. Mannschaft der Gastgeber an, das zum Entscheidungsspiel wurde. Nachdem unsere

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Jungs durch zwei schnelle Gegentore zunächst hinten lagen, zeigten sie ihre spielerische Überlegenheit und konnten durch Tore von Philipp Klages und Leo Storck ausgleichen. Nun kam es zur Schlüsselszene als der Schiedsrichter (ISM`ler!) völlig überzogen, nach einem leichten Foul einen unserer Spieler vom Platz stellte. Zwar entschuldigte er sich im Nachhinein dafür, aber unsere Mannschaft war stark im Nachteil und konnte nur durch eisernen Kampf und die Unterstützung der Fans dann noch ein Unentschieden halten. Dadurch war ein Ausscheiden nicht mehr zu verhindern. Auch die überragende Leistung in der Torgala des letzten Spiels (8:1) konnte daran nichts mehr ändern. Der guten Stimmung tat das keinen Abbruch, unsere Fans machten im Sinne eines freundschaftlichen Turniers weiter und feuerten die Damenmannschaften an, die vorher ohne jegliche Unterstützung spielten. Leider wurde diese Einstellung des freundlichen Miteinanders nicht von allen geteilt und es kam zu mehreren Kollisionen zwischen anderen Hochschulen. Die Fans der BiTS zeigten im Gegensatz dazu echten Sportsgeist, hielten bis zum Schluss fast alleine die Stimmung hoch und weiteten dieses Engagement auch auf die abschließende Party in der Mensa der Uni Dortmund aus. Alles in allem haben wir die wirklich wichtigen Werte einer solchen Begegnung verkörpert: Zusammenhalt, Fairness und freundschaftliches Auftreten hat die BiTS in Dortmund mal wieder allen anderen vorgemacht.

e-mail: inchcape@sunbeach.net

...ENDLOSER SONNENSCHEIN... ...WEISSE SANDSTRÄNDE...

...AUF BARBADOS, IM HERZEN DER K ARIBIK... Wo l f g a n g L a n g e - F o n : + 1 - 2 4 6 - 4 2 8 - 7 0 0 6 - F a x : + 1 - 2 4 6 - 4 2 0 - 4 7 4 8 I n c h c a p e S e a s i d e V i l l a s - S i l v e r S a n d s - C h r i s t C h u r c h - B a r b a d o s , W. I .


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Neuer Studienschwerpunkt: Interactive Entertainment Mit einem Studienschwerpunkt für die Spielebranche schließt die BiTS im Hochschulbereich erneut eine Marktlücke - ab dem Wintersemester 2004/2005 werden im Hauptstudium Inhalte der Spieleentwicklung und -vermarktung gelehrt. Management-Know-how für eine wachstumsorientierte Branche.

für diese junge Branche. Der IHK-zertifizierte Game-Designer-Kurs an der IT-Academy Ostwestfalen kam beim zweiten Durchlauf nicht mehr zustande, Universitäten in Deutschland nehmen sich der interaktiven Unterhaltung dagegen nur zögerlich und allenfalls im Bereich Design an.

Am Anfang steht immer die Idee: Patrick Streppel, Medienmanagement-Student an der BiTS und seit Jahren freier Redakteur im Computer- und Videospiele-Segment, besuchte Ende Januar das Branchen-Forum „Quo Vadis“ in Oberhausen. Der Name war zugleich das Motto der Veranstaltung: Quo Vadis wohin gehst du, deutsche Spielebranche? In den vorangegangenen Monaten waren eine Vielzahl von deutschen Entwicklern und Publishern in die Insolvenz oder nur knapp daran vorbei geschlittert - und das, obwohl sich die Branche noch immer im Aufschwung befand und dabei Umsat zzahlen vorlegte, welche die Einspielergebnisse Holly woods hinter sich ließen.

Doch wenn die Diskussionsrunde eines zeigte, dann die Notwendigkeit einer fundierten Management-Ausbildung sowohl auf Seiten der Entwickler als auch der Publisher, die - so der mehrmals aufkommende Vorwurf - zu wenig von den Turbulenzen des Entwickleralltags verstehen. Die Vertreter der zumeist weltweit operierenden Unternehmen spielten den Ball zurück: Den hiesigen Teams fehle es schlichtweg an Professionalität im Bereich Präsentation, Projektmanagement und Marketing. Denn Spiele werden längst nicht mehr für eine kleine, lokale Fan-Schar, sondern für einen internationalen Markt produziert, wenn sie wirtschaftlich erfolgreich sein sollen.

In einer Reihe von Vo r t r ä g e n und Diskussionsrunden stellten die Ve r a n s t a l ter, Christian Kaufmann und Stephan Reichart von den Aruba Studios, die Frage nach den Gründen. Neben konjunkturellen Ursachen wurde ein Problem schnell ausgemacht: In Deutschland existierte bis dato keine fundierte Ausbildung, geschweige denn ein Studium

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Die Idee für einen Studienschwerpunkt Interactive Entertainment war eine logische Konsequenz: Eingebettet in die Studiengänge Wirtschaftsinformatik, Medienmanagement und Betriebswirtschaftslehre könnten Studenten das Know-How für diese Branche erwerben und dennoch breit gefächert auf eine Vielzahl anderer Aufgaben vorbereitet werden. Das Konzept fand bei Geschäftsführung und Professoren Anklang, und in den folgenden Monaten entwickelten Prof. Dr. Hans-Werner Graf und Prof. Dr. Jens Müller unter Mitwirkung von Patrick Streppel die Inhalte dieses neuen, einzigartigen Studienschwerpunktes. Streppel war es auch, der auf der weltgrößten Spiele-Messe E3 in Los Angeles Anfang Mai nach Unterstützung aus der Branche suchte. Das Feedback, das er dabei sowohl von deutschen als auch

von internationalen Konzernen bekam, war durchweg positiv und führte zu einigen intensiven Gesprächen sowohl mit Vertretern der Entwickler- als auch der Publisherseite. Eine Reihe von Unternehmen stellt sich direkt hinter die Initiative der BiTS: „Ich freue mich sehr darüber, dass es nun auch in Deutschland ein derartiges Ausbildungsangebot gibt“, kommentiert Markus Malti, Marketing Director der BigBen Interactive Deutschland GmbH. „Einen so speziell auf unsere Branche zugeschnittenen Studienschwerpunkt gilt es zu fördern, da eine derartige Institution für die weitere Entwicklung der gesamten interaktiven Unterhaltungsbranche unerlässlich ist.“ Auch Kim Shon von Dreamcatcher Europe ist überzeugt, „dass die Initiative der BiTS - wie auch in anderen Ländern - einen wichtigen Beitrag für die zukünftige Entwicklung der Branche leisten wird.“ Hermann Achilles, Geschäftsführer des Verbands der Unterhaltungssoftware Deutschland e.V. (VUD) stellt fest: „Ohne Kenntnisse in Medienmanagement, Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik ist eine Spieleentwicklerfirma heute nicht mehr denkbar.“ Dem Ausbildungskonzept der BiTS bescheinigt er „den Charme von großer Flexibilität hinsichtlich wechselnder Anforderungen einerseits und hoher Beanspruchung und damit Lernintensität andererseits.“ Und Eric Standop, Marketing & Public Relations Director der CDV Software Entertainment AG, bestätigt: „Vom Grundtenor muss ich sagen, dass es sich hierbei um ein aufwendiges Projekt handelt, welches mit viel Sinn umgesetzt scheint. Hierzu bereits vorab Gratulation.“ Nach Einbeziehung der zahlreichen Anregungen wurde das Konzept des Studienschwerpunktes auf einer Pressekonferenz Anfang August schließlich der Öffentlichkeit präsentiert. Auch auf


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der Games Convention, Deutschlands großer Unterhaltungs-Messe, die vom 21. bis 24. August in Leipzig stattfand, war die BiTS mit einem eigenen Stand vertreten. Sowohl Mitglieder des studentischen Gaming Ressorts als auch Professoren der Hochschule sprachen mit Branchenvertretern, Interessenten und Eltern. Neben einer Reihe von Meetings hielten Prof. Dr. Jens Müller und Prof. Dr. Hans-Werner Graf im Cinema of Games Development Vorträge zum Thema Ausbildung. Prof. Dr. Jens Müller, Studiengangsleiter Medienmanagement, ging auf das Zusammenspiel der Medien und die Perspektiven des Studiengangs für die Spielebranche ein: „Enter the Matrix hat gezeigt, wie Film und Spiel gemeinsam erfolgreich produziert und vermarktet werden können - künftige Medienmanager sollten sich also auch in der Unterhaltungss of t wa r ebr a nc he z u r e c h t f i n d e n .“ Hans-Werner Graf, Studiengangsleiter Wirtschaftsinformatik, erläuterte hingegen die Bedeutung der Wirtschaftsinformatik für die Spielproduktion - Projektmanagement als Schlüssel zum Erfolg. Mit dem Semesterbeginn im Oktober schrieben sich auch die ersten Interessenten für Interactive Entertainment ein, das voraussichtlich im Wintersemester 2004/05 als Hauptstudiumsschwerpunkt

der drei Diplom-Studiengänge der BiTS startet. Unterteilt in sechs Teilfächer wird den Studenten im Zusammenspiel mit anderen Vertiefungsgebieten der Entwicklungs- und Vermarktungsprozess der interaktiven Unterhaltungsbrache nahe gebracht. Dozenten aus der Bran-

che, Partnerschaften mit Unternehmen für Praktika und Seminararbeiten sowie ein großes Praxisprojekt sollen ab dem nächsten Jahr die Anwendbarkeit des Erlernten sicherstellen. Das frisch gegründete Gaming-Ressort, dessen Webseite ebenfalls im August unter www.bits-gaming.de online ging, hat sich bis dahin einiges vorgenommen.

Neben dem Aufbau von Kontakten in die Branche wurden bereits im Wintersemester 03/04 verschiedene Vorträge organisiert: Carsten van Husen, Managing Director der Tiscali Games GmbH, sprach über die Entwicklung von Online-Spielen in Europa, Tom Putzki von der Phenomedia AG erläuterte in „Creating a Hype“ den Aufbau von GamesMarken und Bernhard Ewers, Schöpfer der Battle Isle-Serie, stellte Konzepte für interaktives Fernsehen vor. Weitere Vorträge sind geplant. Und dabei soll es beim bloßen Zuhören nicht bleiben: Zum Unter r icht sbeginn möchte man auch eigene Spiele entwickeln. Mit dem bisherigen Feedback aus der Branche und dem Interesse der Studenten sieht Interactive Enter t a i n ment an der BiTS einer positiven Zukunft entgegen. Nach jetzigen Planungen wird der Schwerpunkt auch in den neuen Bachelor- und Masterstudiengängen eine feste Größe werden und durch zahlreiche Zusatzveranstaltungen, wie Workshops und Kongresse, ergänzt. Klemens Kundratitz, Geschäftsführer Koch Media Deutschland GmbH ist sich sicher: „Ein derartiges Studium für die Spielebranche wird einen positiven Beitrag für unsere Industrie leisten.“

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Daniel Sheffer im Interview:

„Was möglich ist, entscheiden wir. Nicht andere.“ ein Möchtegern-Besserwisser sein muss, wenn er einen Anzug trägt und ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen hat. BiTSLicht: Herr Sheffer, sagen Sie doch einmal ein paar Worte zu Ihrer Person. Sheffer: Ich bin in Tel Aviv geboren, meine Mutter ist Mailänderin, mein Vater ist Wiener. Mit fünf Jahren kam ich nach Deutschland, bin hier zur Schule gegangen, habe dann später in Hamburg studiert, mit Auslandsaufenthalten in Frankreich und Italien. Meine Studienschwerpunkte waren Betriebswirtschaftslehre und Journalistik. Ja, und direkt nach der Uni habe ich dann den Job als Assistent der Geschäftsführung bekommen. BiTSLicht: Sie haben also nie im journalistischen Bereich gearbeitet? Sheffer: Doch, und ich habe eigentlich auch immer davon geträumt, Journalist zu werden. Während meines Studiums habe ich für die TAZ geschrieben und einige Sachen im Bereich Rundfunk und TV gemacht. Da man mir während meines Studiums die Möglichkeit gab, einige wirklich tolle Projekte zu machen, war ich mir auch relativ sicher, dass ich nach dem Studium einen Job in einem Verlagshaus bekommen würde. Aber... es kam ganz anders. BiTSLicht: Was Sie nie bereut haben?! Sheffer: Journalismus ist ein toller Bereich. Man bekommt die Möglichkeit zu informieren, Menschen auf Themen zu stoßen und Meinungen zu bilden. Dazu hat man leider im Wirtschaftsleben viel zu wenig Gelegenheit. Gern würde ich

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zum Beispiel einmal die Story des Euro aufschreiben. Es ist eine äußert ulkige Geschichte, wenn man sich anschaut, wie 12 sehr unterschiedliche Nationalitäten versucht haben, eine gemeinsame Währung zu erstellen. Wie der Italiener gegen den Franzosen gekämpft hat, wie sich der Deutsche mit dem Finnen in den Haaren hatte, ob die Farben der Münzen in Gold oder in Kupfer sein sollten. Beeindruckend, wie diese Fragestellungen die ganze Unterschiedlichkeit unserer Kulturen und unseres Zusammenlebens eigentlich verdeutlicht haben. Um den Euro und die Euroeinführung gibt es insofern einige Geschichten zu erzählen. Nur hätte ich vermutlich den Job als Münzhersteller nicht mehr, wenn ich all diese Geschichten erzählen würde... BiTSLicht: Bereits mit 29 Jahren wurden Sie Vorstand der EuroCoin AG. Sie waren somit einer der jüngsten Vorstände Deutschlands. Dies war sicher nicht immer einfach. Hatten Sie nicht manchmal das Gefühl, in diesem Alter noch nicht ernst genommen zu werden? Sheffer: Tatsächlich begegnete ich, und begegne noch heute, vielen Vorurteilen, die mir entgegengebracht werden. Weil ich einfach jünger bin als meine Gesprächspartner. Tatsächlich hat man die Erwartung, dass ein junger Mensch automatisch ein Unternehmenshai oder

BiTSLicht: Auch unsere Absolventen werden vermutlich mit diesen Problemen zu kämpfen haben. Was können Sie Ihnen mit auf den Weg geben? Sheffer: Eine der Weisheiten, die ich in meinem kurzen Berufsleben gesammelt habe, ist eine einfache Rechnung: Sie haben 10 Prozent Leute, die Ihren Ideen gegenüber kritisch, zweifelnd und ablehnend entgegenstehen. Sie haben die große Mehrheit von 70 oder 80 Prozent von Menschen, die relativ gleichgültig und indifferent sind. Und Sie haben wieder eine Gruppe von 10 Prozent, die Ihre Ideen toll finden, die motiviert sind. Kümmern Sie sich lediglich um die Leute, die Ihre Idee gut finden, und um die, die Ihrer Idee gegenüber noch gleichgültig entgegen stehen. Und lassen sie die 10 Prozent Zweifler außer acht. Die halten einen nur auf bei dem, was man bewegen kann. Wichtig ist auch, einfach den Mut zu haben, sich und seine Ideen zu verwirklichen. Und darauf sollte ein junger Mensch bauen. Versuchen, sich möglichst wenig von seinen Träumen weglotsen zu lassen. Realisieren! BiTSLicht: Das klingt einfacher, als es manchmal ist... Sheffer: Sehen Sie, wir hätten nichts von dem erreicht, wären nicht Weltmarktführer, wenn wir nicht eine verrückte

Allgemeine Informationen zur VDN EuroCoin: • Weltmarktführer bei Münzen und Münzrohlingen (25% Marktanteil) • Beliefert über 84 Länder, durch 12 internationale Niederlassungen • Umsatz 2002: ca. 150 Mio. Euro


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Idee gehabt hätten. Aus unserer Unternehmensgruppe wäre nicht jeder zweite Euro entstanden, obwohl wir über 15 Mitbewerber haben, wenn wir nicht überzeugt gewesen wären, wir könnten es besser und wir werden es auch besser machen! Wenn jemand vor fünf Jahren gesagt hätte, in Schwerte wird einmal jeder zweite Euro produziert, dann hätte man ihn ausgelacht. Wenn jemand vor drei Jahren gesagt hätte, die EuroCoin wird auch ein Unternehmen, das Kreditkarten herstellt, hätten die Leute gesagt: völlig unmöglich. Doch was möglich ist, entscheiden wir. Nicht andere. BiTSLicht: Auch Sie haben für einige Zeit im Ausland studiert. Was denken Sie heute über diese Zeit? Sheffer: Jetzt muss ich erst mal überlegen... Antworte ich ehrlich? Dann würde ich sagen, ich hatte zunächst einmal unheimlich viel Spaß gehabt. Es war ein neues Land, eine neue Kultur. Und meistens besseres Essen. Das Studieren in einem anderen Land macht einem ein wenig deutlich, dass die staatliche akademische Ausbildung in Deutschland nicht mehr europäische Spitzenklasse ist. Von daher ist es für jeden Studenten von Vorteil, auch einen Anteil seines akademischen Werdeganges im Ausland verbracht zu haben, um auch an anderen und auch gegebenenfalls deutlich bessere Universitäten zu studieren. Zweitens bedeutet die Globalisierung der Produkte, die Globalisierung der Märkte zwangsläufig auch, dass sich die Ausbildung der Studenten und das Wissen globalisiert. Das heißt, dass man Erfahrungen und Kenntnisse sammelt, über die Absatzmärkte, über die Menschen, über ihre Kulturen, über ihre Identität. Es ist auch mal ganz gut zu wissen wie das ist, wenn man nicht ausreichend Geld hat und man somit zusätzlich ein bisschen jobben muss. BiTSLicht: Was denken Sie, sind die Schlüsselqualifikationen, die ein Hochschulabsolvent heutzutage mitbringen sollte?

Sheffer: Keine, die man in einem Ausbildungsfach erlernen kann. Kreativität, Ausdauer, Mut... Ideen haben ist gut. Den Mut haben, diese auch umzusetzen, ein persönliches Risiko einzugehen, ist notwendig. Und zusätzlich braucht man dann auch wirklich diese Ausdauer, um den Erfolg für sein eigenes Projekt einzufahren. Wenn man damit ausgestattet ist, dann kommt man immer und überall durchs Leben. Wichtig ist außerdem, aufgeschlossen zu sein, Lust zu haben auf andere Menschen zuzugehen, auf Kommunikation, neugierig zu sein und sich begeistern zu lassen, um auch andere Leute begeistern zu können. BiTSLicht: Sie sind Vorsitzender des Vereins „Wissen schaffen“. Können Sie kurz erläutern, was dieser Verein macht? Sheffer: Lassen Sie es mich so erklären: Während meiner Studienzeit kamen auf ein notwendiges Buch - zum Beispiel für eine Seminararbeit - ungefähr 27 Studierende. Das heißt, man kam eigentlich nie wirklich in die Gelegenheit, dieses Buch zu lesen und somit das Seminar vorzubereiten. Es sei denn, man kaufte es sich. Das ging bei mir nun mal nicht. Und ich glaube, das geht auch bei vielen anderen nicht. Ich habe mir damals vorgenommen, dass ich dann, wenn ich einmal mit meinem Studium fertig bin, ein Stück weit von dem wiedergeben möchte, was ich selbst bekommen habe. Der Verein „Wissen schaffen

e.V.“ sammelt Gelder, um Universitäten und Schulen mit Büchern und Computern auszustatten. Das taten wir schon lange vor der Pisa-Studie, weil ich davon überzeugt bin, die Investition in Bildung ist die beste und wichtigste für Deutschland. Deshalb habe ich mich da engagiert. Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft von Johannes Rau; und wir haben ein Kuratorium mit Persönlichkeiten von Reich-Ranicki bis Lord Dahrendorf, die dazu beitragen, Gelder für Universitäten zu organisieren. BiTSLicht: Sie waren schon einmal hier, haben sich herumführen lassen und einen ersten Eindruck gewonnen. Was denken Sie über die BiTS? Sheffer: Erst mal finde ich diese Transparenz im Gebäude Wahnsinn. Ich glaube, dass sie eine ganz besondere Offenheit zwischen den Studierenden und den Lehrenden repräsentiert. Meine Universität

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sah jedenfalls definitiv ganz anders aus. Des weiteren bietet der starke Praxisanteil in Kombination mit dem Auslandsaufenthalt eigentlich die besten Möglichkeiten, Qualitäten zu entwickeln, mit denen man nicht nur erfolgreich durch das Berufleben, sondern auch einfach durch sein eigenes Leben kommt. Da scheint d ie BiTS optimale Voraussetzungen z u bieten.

BiTSLicht: Schön, diese Worte von jemandem aus der Wirtschaft zu hören. Können Sie sich denn eine Zusammenarbeit zwischen der EuroCoin AG und der BiTS vorstellen? Gibt es vielleicht sogar schon konkrete Pläne? Sheffer: Die EuroCoin lebt davon, dass sie mit Ideen, mit Neugier und mit Umsetzungswillen Marktanteile gewinnt, neue Produkte entwickelt und mit sich und dem Markennamen den Unternehmenswert steigert. Hierfür braucht man immer wieder frische Ideen. Damit meine ich eben diese Begeisterung, von der ich vorhin schon sprach, die ansteckend sein soll. Genau diese Begeisterung spürt man ganz stark bei Studierenden. So einen Input braucht ein Mittelständler wie die EuroCoin. Wir wünschen uns, ihn über Praktikanten zu be-

kommen. In diesem Bereich wünsche ich mir eigentlich viel mehr Zusammenarbeit, um jungen Leuten die Möglichkeit zu bieten, akademisches Wissen praktisch zu testen. BiTSLicht: Und dabei unterstützen Sie Ihre Praktikanten persönlich. Warum ist Ihnen dies so wichtig? Sheffer: Zunächst ist meine Studienzeit ja nicht so lange her. Daher weiß ich, woran es bei Praktika oftmals mangelt. Ich hatte mir immer vorgenommen, wenn du einmal in diese Position kommst, dann wirst du das alles anders machen. Außerdem möchte ich die Ideen wahrnehmen, die von außen in das Unternehmen hereingetragen werden. Ich möchte sie hören, sehen und mich damit auseinandersetzen. Ein Unternehmen lebt nicht davon, dass es große Hierarchien aufbaut. Es lebt auch nicht davon, dass es Vorstandsparkplätze gibt. Ein Unternehmen lebt einfach davon, dass man sich mit seinem Geschäft auseinandersetzt. Und mit den Menschen, die an diesem Geschäft beteiligt sind. Wenn diese Menschen junge Menschen sind, die begeistert von ihren Ideen durch unsere Tür kommen, dann sind sie allemal wert, von uns wahrgenommen zu werden. Denn darin liegt ja immer wieder die Chance eines Unternehmens. Ein Mittelständler definiert sich jeden Tag neu. Und dabei helfen mir die Studenten mindestens so sehr, wie ich ihnen vielleicht dabei helfen kann, dass das Praktikum gelingt, dass man etwas gelernt hat und dass man ein Stückchen weiter darauf vorbereitet ist, was einen im Berufleben erwartet. BiTSLicht: Vielen Dank für das interessante Gespräch.

Interesse an einem Praktikum bei der VDN EuroCoin? Bereiche: Vertrieb, Marketing, Rechnungswesen / Controlling, Human Ressources, IT-Strategie Praktikumsdauer: zwischen 6 Wochen und 3 Monaten - Einsatz sowohl im In- als auch Ausland Kontakt: EuroCoin AG; Personalwesen; Frau Sabine Kirstein; Rosenweg 15; 58239 Schwerte e-mail: kirstein@eurocoin.de

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Bad Boy for life? Vor ein paar Wochen besuchten die Studenten des 2. Semesters im Rahmen des Soft-Skill Kurses „Journalistisches Grundwissen“ das Dortmunder Museum und sahen sich dort die nicht unumstrittene Ausstellung „Verbrechen der deutschen Wehrmacht“ an. Ich komme an am Dortmunder Museum, bezahle und gehe rein in die Ausstellung. Es ist die Wehrmachtsausstellung, die schon seit mehreren Jahren durch Deutschland zieht. Deutschland - genau darum geht es in dieser Ausstellung. Die Vergangenheit, betrachtet von mehreren Generation unter den jeweiligen Gesichtspunkten. Ich fange sofort an, die Texte durchzulesen, stoppe jedoch ziemlich bald wieder und verschaffe mir erstmal einen groben Überblick. Bald merke ich, dass mich die Besucher mehr interessieren als die, ohne Frage, beeindruckende oder vielleicht auch eher erdrückende Ausstellung. Ich frage mich, was das für Leute sind, die sich gerade in dieser Ausstellung befinden. Es ist Dienstag Vormittag. Wer hat da überhaupt Zeit? Normalerweise würde man nun arbeiten, studieren oder die Schulbank drücken. Mir fallen sofort zwei Frauen auf, die einen intellektuellen Eindruck quasi zwanghaft ausstrahlen. Seht her, wir bilden uns, würden sie am liebsten jeder Besucherin und jedem Besucher sagen. Vielleicht auch nur ein Vorurteil, denke ich mir und stelle mich dezent neben sie um ein wenig zu lauschen. „Ein Bekannter von mir hat früher auch mal Heil Hitler geschrien...“ Ganz so intellektuell scheinen sie nun doch nicht zu sein, weswegen ich mich auf den Weg zur Besinnungsecke mache. Dort entdecke ich eine Art Tagebuch und eine Wand, an der viele Besucher ihre Gedanken mit einem Zettel befestigt haben. Ich nehme mir einen Becher Wasser aus dem Wasserspender, der in einer Ecke steht, und beginne direkt das Tagebuch durchzublättern. Die ersten Einträge sind von Frauen. Schätze mittleren Alters. „Bestürzend, unglaublich, Verarbeitung fällt schwer“,

das sind die Worte, mit denen man die Niederschriften kurz fassen kann. Nicht gerade überraschend; ist man doch in einer Ausstellung über Kriegsverbrechen, und dies auch noch unterlegt und verstärkt durch Fotos. Doch dann folgt ein Eintrag, der sofort heraussticht. Eine Männerschrift. Es ist ein Berufssoldat. „Nicht alle Soldaten im Dritten Reich waren Mörder“ - genauso wenig könne man unsere heutigen Bundeswehrler als Mörder beschimpfen. Stimmt, denke ich mir, und finde es gut, dass auch eine andere Meinung dargestellt ist. Doch nun blättere ich weiter, und mir bleibt der Atem stehen. Die Schrift sieht aus wie von einem kleinen Kind. Ist es aber nicht - wobei eigentlich doch, aber dazu gleich mehr. Es ist eine 9. oder 10. Schulklasse, die hier im Besinnungseck ihre Gedanken niedergeschrieben hat. Ich lese die Kommentare und stelle mir das Ganze bildlich vor. Es ist eine Realschulabschlussklasse. Ein Lehrer hat sich erbarmt, mit ihnen dorthin zu gehen. Sein Übel, dass er die Klasse in Geschichte unterrichten darf, denn das Interesse ist mehr oder weniger gleich Null. Sie bekommen zur Begeisterung auch noch eine alte Museumsführerin, die genau so alt ist wie die Wehrmacht selber. Keinen interessiert ihre Führung. Der Lehrer würde am liebsten eine Zigarette rauchen, genau wie die Coolen aus der Klasse. „Rauchen ist cool, damit kann man eigentlich gar nicht früh genug anfangen...“ Einige wenige bemühen sich, wenigstens einen Teil der Informationen aufzunehmen, auch wenn sie kaum verarbeitet werden können, denn dazu bräuchte man eine traute Runde mit dem Lehrer, der inzwischen auch in Gedanken bei einer Tasse Kaffee angekommen zu sein scheint.

Gegen Ende kommen sie dann an dieser Besinnungsecke an und auch zu diesem Tagebuch, an dem ich gerade stehe. Der erste Eintrag wird geschrieben. „Die Ausstellung ist langweilig“, schreibt er. Ist ja okay, denke ich mir da noch, lese dann aber weiter. „Mehr Bilder wären schön gewesen“. Mehr Bilder? Es hängen viele Bilder dort, und an den PCs kann man noch viel mehr Fotos anschauen. Doch vielleicht auch besser nicht, denke ich mir dann gleich. Wer so eine Ausstellung langweilig findet und nur Bilder sehen möchte, der ist auch nicht in der Lage, das alles zu verarbeiten. Wobei, vielleicht doch. Vielleicht haben diese Jugendlichen schon mehr Gewalt gesehen als ich. Sei es in Filmen oder in Videospielen. Eine Seite weiter: „Hip Hop 4 ever“, „Usherboy“, „Mess with the best or die with the rest“, „Mehmmet“ und es folgt eine Mobilnummer... Ich fange an, mich zu ärgern. Ärgern? Nein ich empfinde tiefe Abneigung und ein kleines Hassgefühl. Haben diese Schüler denn gar nichts verstanden? Ich hole mir erst einmal ein neues Wasser und stürze mich wieder auf das Tagebuch. Überfliege die nächsten Einträge, doch bin ich nun zu abgelenkt. Durchstreife noch einmal einen Teil der Ausstellung und gehe dann ins Museumscafé und stecke mir eine Zigarette an. Nach einem Kaffee verlasse ich dann das Museum, und auf dem Weg zum Parkhaus, in dem ich mein Auto geparkt habe, fange ich an, mich selber mit der Ausstellung auseinander zu setzen. Abends in meiner Wohnung schalte ich den Fernseher ein. Onyx-TV. Und es läuft Hip-Hop - Bad Boy for life. Von Tobias Harttung.

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Mein Auslandssemester in Kapstadt Drei BiTS-Studenten absolvieren derzeit ihr Auslandssemester in Südafrika. Eine von ihnen, Julia Büttner, schickte von dort einen sehr persönlichen Erlebnisbericht: Die Menschen sind sehr aufgeschlossen und an anderen Kulturen interessiert. Leider sitzt die Apartheid immer noch in den Köpfen der Bevölkerung. Nur selten sieht man Gruppen, in denen Schwarz und Weiß gemischt sind.

Kapstadt - Die „Mother City“, die alle Türen offen lässt. Türen, die Wege in alle Richtungen ermöglichen. Zwischen Bergkulisse und weißen Sandstränden gibt es jeden Tag etwas Neues zu entdecken. Das Auslandssemester in Südafrika ist schon eine Erfahrung wert. Obwohl die Stadt mittlerweile ein wenig europäisch geprägt ist, hat sie dennoch afrikanisches Flair. Die Bevölkerung ist sehr, sehr gastfreundlich - unser Taxifahrer stellt sein Haus oft für Feten zur Verfügung und freut sich immer über Studenten, die seine Familie besuchen. Super war die Abschlussfete einiger Araber: Gekocht wurde von acht bis elf Uhr - Speisen in großer Vielfalt. Fast ein ganzes Lamm haben sie verarbeitet und dann zusammen gegessen. Unter anderem gab es „Braai“ - in Afrika eine Art Grillen und total beliebt. Getanzt wurde bis spät in die Nacht - natürlich zu arabischer Musik. Gastfreundlichkeit wird auch in Restaurants großgeschrieben.

Die Stadt selbst ist wunderschön. Schön in vielerlei Hinsicht. Zum einen erstrahlt die Natur im Sommer in wunderbarer Blütenpracht. Zum anderen gibt es jede Menge Sehenswürdigkeiten - historische Gebäude, Museen und Denkmäler zu entdecken. Nicht oft bietet eine Großstadt mit vier Millionen Einwohnern eine Vielfalt von Ausflugsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe und einen Stadtkern, der von so viel Grün umgeben ist. Die weißen Sandstrände von Camps Bay oder Clifton liegen direkt an der Küste, ein paar Autominuten vom Stadtkern entfernt. Für Surfer, Wellenreiter oder schlichte Genießer gibt es wunderschöne Buchten zum Relaxen. Muizenberg - der perfekte Strand für Surfer - ist etwas außerhalb gelegen. Eine Tour mit dem Motorboot „High Speed Rib Ride“ entlang der Küste hinterlässt atemberaubende Erinnerungen. Fest angeschnallt, mit einer Schwimmweste - so kreuzt man mit dem Boot im Sauseschritt den Ozean. Zuerst habe ich mit der Angst gekämpft, dann aber die Stunde einfach nur genossen. Um wirklich im Meer schwimmen zu können - dazu muss man schon ein wenig fahren. Der Atlantik ist sehr kalt.

Gut, dass das Land von zwei Ozeanen umgeben ist: Der Indische Ozean ist nämlich um einiges wärmer. Das Wetter ist im Sommer fast wie im Bilderbuch - die warmen Tage werden durch einen leichten Seewind abgekühlt. Im Winter ist es durchwachsen - mal Sonne, mal Regen. Da es in Kapstadt keine Heizungen in den Häusern gibt, kann man auf eine warme Decke nicht verzichten. Dass viele Deutsche hier ihr Domizil gefunden haben, ist verständlich. Es gibt jeden Tag etwas Neues zu entdecken Langeweile ist hier ein Fremdwort. Leider reicht ein Semester gar nicht aus, um das echte Afrika voll und ganz zu erforschen. Ob Jackass-Pinguine am Bolders Beach in Simon`s Town oder Springbok, Strauss und Co. am Straßenrand - auf dem Weg zur Weinprobe. Die Tierwelt ist einmalig - genau wie Flora und Fauna. Eine Weinprobe in Stellenbosch, Paarl, oder Franschhoek darf in Südafrika nicht vergessen werden - sieben verschiedene Arten werden ausführlich erklärt und sorgen für gute Laune. Die Farmen sind auf Touristen eingestellt: Amphitheater, Hotel und Ponyreiten - alles in einem Komplex. Unvergesslich ist für mich der Moment, als ich einen Geparden streicheln durfte - ich wollte ihn gleich mitnehmen. Tiere gibt es genug: Im „Lions Park“ zeigt sich der „König der Tiere“ von seiner besten Seite.


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Auf jeden Fall sollte man auch einmal einen Wal gesehen haben. In Hermanus, dem kleinen Fischerstädtchen an der Walküste, kann man stundenlang flanieren - man sollte allerdings die Augen offen halten. Denn die Wale schwimmen dicht vor der Küste, majestätisch ruhig. Die gesamte Unterwasserwelt gibt es im „Two Oceans Aquarium“ zu bestaunen. Hier leben nicht nur Schildkröten, sondern auch Haie. Nicht weit entfernt von Kapstadt bietet sich sogar eine Chance, mit dem Hai zu tauchen - natürlich im Käfig. Wasserratten haben unendlich viele Möglichkeiten, den Tag am Meer zu verbringen. Auch „Robben Island“ ist sehr interessant. Nelson Mandela verbrachte hier 18 Jahre seiner insgesamt 27-jährigen Gefangenschaft. Die Zelle ist unvorstellbar klein. Einmal für längere Zeit in Südafrika: Klar, dann darf der Trip zur südlichsten Spitze der Kaphalbinsel nicht ausbleiben.

Der südlichste Zipfel wird vom „Cape of Good Hope Nature Reserve“ umschlossen - ein Traum.

Leider gibt es immer zwei Seiten: Die Kriminalität im Lande ist sehr hoch. Fast täglich sieht man Kinder, die auf der Strasse leben und sich um eine Tüte Klebstoffe streiten. Auch die zahlreichen Townships am Rande der Autobahn nehmen kein Ende. Tagtäglich steht man diesem Dilemma hilflos gegenüber...

Das Nachtleben ist mit ein wenig Vorsicht - immer in Gruppen - super. Jeden Abend ist etwas los. Ob Tanzen im Club oder Karaoke im Pub, irgendwo findet sich immer eine Fete. Zur „CityVarsity“ führen alle Wege. Die Uni liegt direkt im Kern der Stadt. Hier wird in kleinen Gruppen studiert. Das Fach Multimedia basiert zum einen auf Computerkenntnissen, zum anderen setzt es eine gewisse Kreativität voraus. Wöchentliche Deadlines regen zur Arbeit an. Am Ende des Terms, der je acht Wochen lang ist, werden Klausuren geschrieben. Zwischendurch arbeitet man an Projekten oder befasst sich mit Hausarbeiten. Ein Auslandssemester in Kapstadt, ist eine unvergessliche Erfahrung für Christiane, Jonna, Philipp und mich. Dazu kann ich jedem raten. Für mich war es die richtige Wahl.


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Iserlohner Eishockey im Wandel? „Wie soll man Stärken nennen, wenn man am Ende der Tabelle steht. Es wird dann doch eh nur gefragt, warum wir die nicht einsetzen...“ - Ja, es ist wahr, die Iserlohn Roosters sind Vorletzter der Tabelle, sie haben Defensivschwächen, doch Schnelligkeit, Ausdauer und Kampfgeist sind unverkennbar, sie werden nur im Moment nicht optimal umgesetzt. Das war schon anders. Als sich 1958 die Jungs vom ECD in der Deilinghofener Eishalle ihrem ersten Spiel gegen kanadische Militärs stellten, überzeugten sie durch Mut, Kampfgeist, Engagement und Enthusiasmus; sie verloren trotzdem. Doch mit ungebrochener Leidenschaft starteten sie in der Saison nach der Vereinsgründung am 28. Februar 1959 als Eishockey Club Deilinghofen durch. Die Spieler, durchschnittlich 15 bis 16 Jahre alt, belegten auf Anhieb Platz zwei in der Jugendmeisterschaft NRW. Mit lediglich acht Spielern, Die von denen nur sechs auf dem Eis standen, griffen sie in der Saison 1960/61 als Außenseiter an. Läuferisch und an Erfahrung unterlegen, als Bauern verhöhnt, aber mit starker Kampfbereitschaft, Wille und Ehrgeiz spielten sie sich ungeschlagen ins Finale der deutschen Jugendmeisterschaften und kehrten als glorreiche Vizemeister in das Sauerland zurück. Eine Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf: 1961/62 unangefochtener Gruppenmeister der Gruppenliga Nord bei den Senioren; 1962/63 wieder Gruppenmeister ohne Punktverlust; 1963/64 wieder Gruppenmeister, und 1964/65 endlich der ersehnte Aufstieg in die Oberliga. 1969/70 gewannen sie die

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Oberliga-Meisterschaft. Eine Gruppe von idealistischen Jungen hatte das Sauerland in eine Eishockey-Hochburg verwandelt, die weit über die Grenzen hinaus bekannt war. Die Spieler wurden schon lange nicht mehr belächelt, sondern für ihr Spiel und vor allem den gefürchteten Schauhoff-Angriff bewundert. Die Brüder Schauhoff waren seit der Gründung fester Bestandteil der Mannschaft, sie standen für die alten Werte des Eishockeys und verkörperten einen kreativen und spontanen Stil des Spiels, den heute viele Zuschauer vermissen. So sieht Jörg Schauhoff in dem heutigen Sport sehr deutlichen „den Wandel vom Idealismus zum Kapitalismus“, vom Teamgeist zum Profilierungsversuch des

sich bis in die 90er-Jahre durchzogen. Der Tiefpunkt war letztendlich am 8. April 1994 mit dem endgültigen Konkurs des ECD erreicht. Nur wenige Tage später, am 25. April 1994, wurde der heute bestehende Eishockey Club unter seinem damaligen Namen Iserlohner Eishockey Club gegründet - und verlor damit wieder ein großes Stück seiner Historie. Der endgültige Wandel war vollzogen, der Charakter des Sports, der Mannschaft und des Publikums hatte sich grundlegend geändert.

Ob der Sport aggressiver geworden ist, darüber spalten sich die Meinungen. Sicher ist jedoch, dass Emotionen sichtbarer sind und das Spiel mehr bestimmen. „Emotionen Foto: Derian / Stadtspiegel braucht man, um Höchstleistungen zu zeigen und ans Äußerste zu gehen, wichtig ist, sie unter Kontrolle zu halten und eine hohe Disziplin zu haben. 95 Prozent der Angriffe sind gewollt und haben einen Hintergrund, doch gibt es besondere ungeak tuelle Mannschaf t der Iserlohner Roosters schriebene Regeln Einzelnen, von einer Mannschaft von beim Eishockey, so Lars Brüggemann, acht Freunden zu einer Mannschaft, in heutiger Kapitän der Roosters. Gerade als Kapitän muss man mehr Disziplin haben der jeder nur für seine Position kämpft. als jeder andere und sein eigenes TempeBereits mit dem Umzug in die Eissport- rament gegenüber den Interessen der halle Iserlohn am 9. Januar 1971 verlor Mannschaft zurückstellen, um besonnen die Mannschaft nicht nur ihre Spielstät- reagieren zu können, so Jörg Schauhoff, te des frühen Erfolges, sondern auch ein der in mehr als zehn Saisons sein Team Stück ihrer idealistischen Welt außerhalb anführte. Im Gegensatz zu früher wird des üblichen Kommerzes. Zwar hielten in dem Spiel außerdem weniger improdie Erfolge mit Einstieg in die zweite visiert, heutige Taktiken bewirken ein (1973) und erste Bundesliga (1977) an, statischeres Spiel, kreative Spielzüge sind doch mit dem zu frühen Aufstieg eines selten geworden. Aber klare Strukturen Teams, in dem keiner der Gründer mehr sind in ständig wechselnden Mannspielte, begann die Talfahrt. 1978 wurde schaftszusammenstellungen notwendig, die Klasse nur knapp durch die Erwei- auch zum Ausgleich von abnehmendem terung der Liga erhalten, es folgten der Teamgeist, fehlender Intuition auf dem Abstieg und Finanzierungsprobleme, die Eis und häufigen Trainerwechseln.


Es ist allerdings nicht verwunderlich, dass die Fans noch heute als eine der größten Stärken des Teams gelten. Zwar wurde das Expertenpublikum weitestgehend von Jugendlichen und Spaßbegeisterten abgelöst, die auf Sensationen harren, doch stehen sie immer wie ein siebter Mann mit auf dem Eis. Die Eissporthalle ist verstärkt zu einer wöchentlichen Attraktion in Iserlohn geworden, die Eishockeyspieler zu umschwärmten Stars. Aber egal, wie sehr die aus Iserlohn stammenden Spieler wie Lars Brüggemann und Christian Hommel den Heimatverein schätzen und den Fans für den größten Zuspruch seit der Jugend-

mannschaft danken mögen, es ihnen ein schönes Gefühl gibt, in ihrer Heimat zu spielen, so gibt es doch für einen Profi-Eishockeyspieler kein Zuhause. Bei einem besseren Angebot, einem längeren Vertrag, einer größeren Chance würde wohl jeder gehen. Das Spiel, auch wenn es mit Leidenschaft gespielt wird, muss unter ökonomischen Gesichtspunkten gesehen werden, Kommerzialisierung drängt Idealismus zurück. Das ist wohl der Grund für die Distanz zwischen der alteingesessenen Mannschaft von 1958 und den heutigen Iserlohn Roosters, es existiert kaum noch

ein Verbindung zu der alten Spielerkultur und dem Stolz auf alles, was aus eigener Kraft aufgebaut wurde. Doch in einem sind sich wohl alle Generationen einig: Eishockey ist eine Lebenseinstellung und ohne Leidenschaft und Liebe zum Sport nicht durchzuhalten. Wenn man in diesem Sport wirklich etwas erreichen will, muss man all seine Kräfte einsetzen, Willen und Ehrgeiz beweisen und alles geben. Denn Eishockey ist kein Sport und auch kein Beruf, Eishockey ist eine Berufung. Von Stefanie Gerdes und Nicola Seitz.


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Ein schlüpfriges Geschäft? Es gilt jedenfalls: „Sex sells“... BiTSLicht: Herr Lindemann, vor kurzem wurde das komplette Design der Marke „Beate Uhse“ umgestellt. Welche Ziele verfolgen Sie damit? Lindemann: Wir wollen zwei Ziele mit der Neupositionierung unserer Dachmarke Beate Uhse erreichen. Zum einen versuchen wir frischer, jünger und moderner zu werden. Unser neuer Slogan „Sex up your life“ zielt genau in diese Richtung. Auch unsere neue Farbwelt und unser neues Logo tragen ihren Teil hierzu bei. Wenn sie sich mal das Logo genauer ansehen: Das „ea“ von Beate Uhse ist die Zahl 69, wenn sie die Buchstaben drehen. Und was damit gemeint ist, weiß wohl jeder! Das zweite Ziel unserer Neupositionierung: Die Frauen. Frauen wurden unserer Meinung nach bisher zu wenig als relevante Zielgruppe angesehen. Daher versuchen wir nun gezielter Frauen anzusprechen. BiTSLicht: Gibt es denn große Unterschiede in der Art und Weise wie Männer und Frauen beworben werden oder im Konsumverhalten? Lindemann: Auf jeden Fall! Frauen und Männer sind sehr unterschiedliche Kunden. Männer kaufen in erster Linie Filme und sehen „den Rest“, also Wäsche, Toys etc. als Nebenprodukte an. Frauen hingegen wollen „Verführung“, „Romantik“, und „Lifestyle“. Und genau da werden unsere neuen Shops ansetzen. Die kommenden, neuen Beate Uhse Shops werden vor allem Wäsche führen und wie eine Boutique angelegt sein. Wahrscheinlich wird es auch einen neuen Namen geben, da die Hemmschwelle in einen Laden, der „Beate Uhse“ heisst, zu gehen gerade bei Frauen immer noch ziemlich groß ist.

BiTSLicht: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland und Europa macht allen Unternehmen das Leben schwer. Beate Uhse hingegen scheint es ziemlich gut zu gehen... Lindemann: Auch wir bekommen die generelle Konsumzurückhaltung zu spüren! Jedoch ist der Bereich Erotik wesentlich stabiler als andere Bereiche! Erotik und Sex sind nun mal Grundbedürfnisse des Menschen und weniger Luxusgegenstände oder Trends, die kommen und gehen... Zur Zeit läuft es wirklich sehr gut. Es ist ein neues vollautomatisches Zentrallager im Bau, dass eine Lagerfläche von 10.000 qm haben wird. Weiterhin läuft der Markteintritt in den USA, Frankreich, England, Skandinavien, Spanien und Italien auf Hochtouren. BiTSLicht: Wie muss man sich einen solchen Markteintritt vorstellen? Lindemann: Klassische Marktforschung in einem so „privaten“ Sektor ist nahezu unmöglich. Daher läuft der erste Schritt in einen neuen Markt für uns immer über den Katalog. So lernen wir dann durch die getätigten Bestellungen unsere Kunden kennen.

BiTSLicht: Gibt es denn deutliche „Vorlieben“ oder nationale Trends, die sich abzeichnen?

Lindemann: Ja. Sogar sehr deutliche! Ein Franzose sieht sich ganz andere Filme als ein Deutscher an. Genauso auch bei Wäsche! Die Mädels hier in Deutschland kaufen gerne einen knackigen, knappen Slip! Bei den Amerikanern sind dann Rüschen und Schleifchen dran... BiTSLicht: Neben dem Profit-Center „Versand“ ist Beate Uhse AG ja auch in den Bereich Entertainment, Online und im TV tätig. Wie schätzen sie die Entwicklung in diesen Bereichen in den nächsten Jahren ein?


Otto Christian Lindemann ist seit dem April 2000 bei Beate Uhse und hat dort die Funktion des Vorstandssprechers und Chief Financial Officers. Ausserdem verantwortet er die Bereiche Personal und Strategie, Investor Relations und Unternehmenskommunikation. Seine Karriere startete der in Meldorf geborene Wirtschaftswissenschaftler und Agrarökonom bei der Wirtschaftsprüfungs-und Unternehmensberatungsgesellschaft BDO in Hamburg, für die er auch in Luxemburg und Paris als Prüfungs- und Teamleiter tätig war. 1992 wechselte er als kaufmännischer Leiter zur FielmannTochter MPA GmbH. 1995 wurde er Finanzchef der Reederei Leonhardt & Blumberg und übernahm 1997 die Geschäftsführung der Hagenuk GmbH in Kiel.

Lindemann: Das Ergebnis einer Studie sagt aus, dass 50% aller Umsätze, die im Internet generiert werden dem Erotikbereich zuzuordnen sind. Dennoch ist der Bereich „Internet“ unser kleinster P r o f i t - C e n t e r. Wir sind allerdings der Meinung, dass sich dies schlagartig mit der Durchsetzung des Breitband-Internets ändern wird. Unserer Meinung nach wird sich der Filmkonsum vollständig in die digitalen Medien verlagern. Es ist schließlich wesentlich bequemer, privater und ruhiger sich zu Hause einen Film auszusuchen und herunter zu laden, als in eine Videothek zu gehen oder einen Film im Katalog zu bestellen. Wir bieten natürlich auch im Moment schon Filme und andere Dienste im Internet an. Allerdings gibt es in Deutschland bisher nur ca. eine Millionen DSL-Anschlüsse. Und die meisten hiervon sind in Firmen... Aber wer kann und will sich schon einen Film in seiner Firma anschauen!? Daher zusammengefasst: Wenn sich das Breitband-Internet durchsetzt, wird unserer Meinung nach der Bereich „Neue Medien“ einen zweiten Hype erleben.

BiTSLicht: Wahrscheinlich wurde ihnen diese Frage schon oft gestellt, aber dennoch: Wie sind sie zu Beate Uhse gekommen, und wie hat ihr Umfeld reagiert? Lindemann: Dazu gibt es natürlich eine kleine Geschichte: Es war Sonntagabend. Ich saß zusammen mit meiner Frau

vorm Fernseher, als das Telefon klingelte und mir ein Job in Flensburg angeboten wurde. Dazu fielen mir genau drei Möglichkeiten ein: das Bier, die Punktekartei und Beate Uhse... Eine Woche später fand auch schon das Bewerbungsgespräch statt, welches letztendlich auch die Begeisterung auf meiner Seite für das Unternehmen weckte. Als ich dann die Zusage bekam, wurde in meinem Freundeskreis natürlich sehr geschmunzelt. Dennoch haben es alle positiv aufgenommen – bis auf meine Mutter, die das erste halbe Jahr ein wenig Wortkarg war. Aber auch das ist natürlich mittlerweile alles in Ordnung. Generell kann ich zu diesem Thema sagen: Die, die sich am meisten aufregen, sind eigentlich unsere allerbesten Kunden!

BiTSLicht: Was ist ihrer Meinung nach der perfekte Berufseinstieg? Lindemann: Ich denke, dass das generell sehr stark von der Persönlichkeit abhängt. Empfehlenswert ist auf jeden Fall der Weg über einen Assistentenjob. Als Assistent lernt man sehr schnell wie entschieden wird und wie Prozesse ablaufen. An den normalen deutschen Hochschulen wird meiner Meinung nach viel zu theoretisch und abstrakt gelehrt. Daher kann ich das Konzept der BiTS nur unterstützen. BiTSLicht: Also hätten BiTS-Abgänger gute Chancen bei Beate Uhse? Lindemann: Wir sind am expandieren und stellen ständig neue Leute ein. Gerade in den Führungspositionen werden oft junge, motivierte Menschen ins Team geholt. Wir brauchen weiterhin Informatiker, Assistenten, Mathematiker, Diplomkaufleute etc. BiTSLicht: Vielen Dank für Ihre Zeit. Interviewt von Thomas Klingelschmitt, Florian Funk und Jürgen Bonne.

Jahresumsatz: ca. 260 Millionen € Mitarbeiter: 1250 in zehn Ländern Ladengeschäfte: weltweit über 200 • •

1946 1962 1969 1996 1999

Abdeckung der gesamten Wertschöpfungskette Organisation nach dem Unit-Prinzip: Shops, Versand Großhandel, Entertainment Gründung von Beate Uhse erster Sex-Shop in Flensburg Einweihung des Hauptsitzes 50-jähriges Jubiläum erfolgreicher Börsengang

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Andere Länder - andere Sitten? Wenigstens ein böser Blick. Oder eine aussagekräftige Handbewegung. Nein, nichts. Nichts in der Richtung. Eher klatschende Hände für die Anderen. Oder anerkennendes Kopfnicken für die starke Leistung der Gegner. Keine helmtragenden Polizisten am Zaun. Auch keine Absperrungen. Alles friedlich. Wo sind wir? Deutsche Fußball-Bundesliga? Oder vielleicht bei einem Heimspiel der „Iserlohn Roosters“? Nicht ganz. Die „Sydney Swans“ haben gerade ein wichtiges Heimspiel in der Australischen Football Liga gegen ein Team namens „Hawthorn“ verloren. Und ich als Laie habe mich bei meinem ersten Stadionbesuch „down under“ mehr geärgert als die gesamten 32.000 Zuschauer zusammen.

Dabei war ein Sieg doch so wichtig. Es musste gewonnen werden. Und nun. Saison gelaufen? Keine Playoffs? Für mich elitäre Fragen. Ich studiere das Stadionheft und rechne.

den geschossen. Mit den gegnerischen Fans. Ich schaue verstört auf den Boden. Eher ungläubig. Nach schlappen zwei Minuten sendet mir mein Gehirn die Lösung. Ich bin in Australien. Nicht in Deutschland. „Andere Mentalität“, geistert mir durch den Kopf. Wie wahr. Hier scheint alles einfacher zu sein. Sport ist Sport. Nicht mehr und nicht weniger. Hier gibt es keine pöbelnden Zuschauer, kein Ärger, kein Stress.

Aber nicht die Leute um mich rum. Sie nippen am Bier und bewegen sich gen Ausgang, um schnell zum nächsten Pub zu gelangen. Kein Gedanke über die bittere Schmach. Sie lachen und Fotos wer-

Die Leute wollen ein schönes Spiel sehen, das war‘s. „Ein Vorbild“, denke ich. Für Deutschland. Für mich. Von Moritz Tillmann.

KU LTURK ALE N D E R WANN?

WAS?

WO?

red dot award 2003: communication design ManMade Planet - Fotografien von W. Volz Video Installationen von Jan Verbeek Franz Gertsch - der Patty Smith Zyklus Veronika Witte - unexpected bodies J. Gramm - Engelsystem: 18-jwias/kh04

Essen, Design-Zentrum Oberhausen, Ludwig Galerie Marl, Glaskasten Essen, Folkwang Museum

Amadeus (Schauspiel mit Musik) Die Wahlverwandschaften von Goethe Der Hauptmann von Köpenik West Side Story (Musiktheater)

Dortmund, Theater Bochum, Kammerspiele Bochum, Schauspielhaus Dortmund, Theater

AIDA Starlight Express

Essen, Colosseum Bochum, S.E.-Theater

AUSSTELLUNGEN: bis zum 11.01.2004 bis zum 11.01.2004 bis zum 08.02.2004 bis zum 22.02.2004 24.01. - 22.02.2004

Essen, Kunsthaus

THEATERPREMIEREN: Samstag, 17.01.2004 Freitag, 30.01.2004 Samstag, 31.01.2004 Samstag, 31.01.2004

MUSICALS: fortlaufend

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Dr. Kristina Hollstein vom ZDF im Gespräch Dr. Kristina Hollstein war am 7. und 8. November als Dozentin zu Gast an der BiTS. Sie arbeitet in der Abteilung Internationale Koproduktionen bei ZDF Enterprises. Mit dem BiTSLicht sprach sie über ihren Beruf... BiTSLicht: Als MedienmanagementStudenten würden wir zuerst gerne etwas über Ihren beruflichen Werdegang erfahren. Hollstein: Studiert habe ich Sprachwissenschaften (Französisch und Spanisch); außerdem Wirtschafts- und Informationswissenschaften. Dann habe ich promoviert. Und schon während dieser Zeit habe ich berufliche Erfahrungen sammeln können - bei einer deutschfranzösischen Produktionsfirma in der Lizenzabteilung. BiTSLicht: Wollten Sie eigentlich schon immer bei den Öffentlich-Rechtlichen arbeiten? Hollstein: Die Öffentlich-Rechtlichen waren zu meiner Zeit die größten Rundfunkanstalten, und hinzu kam auch, dass die Privaten noch nicht so ein großes Ansehen hatten. Kurz nach meiner Promotion wurde ZDF Enterprises gegründet, und auf eine Stellenanzeige für die Abteilung internationale Koproduktionen habe ich mich dann sofort beworben - und ich bin angenommen worden. Das waren die Anfänge, mittlerweile besteht ZDF Enterprises aus etwa 90 Mitarbeitern.

BiTSLicht: Was ist genau Ihre Aufgabe im Bereich der Koproduktionen? Hollstein: Hauptsächlich machen wir in unserer Abteilung Projektmanagement in enger Abstimmung mit dem ZDF. Die geben uns Ideen vor, die wir dann umsetzen. Ich kaufe im Auftrag des ZDF Produktionen ein und kümmere mich um das Lizenzgeschäft. Unsere eigenen Ideen stehen im Hintergrund, und wir halten uns auch mit unserer eigenen Meinung doch recht stark zurück. BiTSLicht: Welche Aufgaben erfüllen Praktikanten bei Ihnen? Hollstein: Eigentlich werden unsere Praktikanten in den Alltag integriert und erfüllen kleinere Aufgaben. Zum Bespiel koordinieren sie Messetermine oder erstellen Präsentationen und Broschüren. Wie integriert sie dabei in das Unternehmen sind - ja, das hängt natürlich in erster Linie von den Praktikanten selbst ab. Manche würde ich nach der Praktikumszeit gerne mit Kusshand übernehmen. Und andere eben nicht. BiTSLicht: Denken Sie, dass das ZDF ein konservatives Unternehmen ist? Hollstein: Aus meiner Sicht ist das ZDF ein starker Sender mit hohem Innovationspotential. BiTSLicht: Lassen sich aus Ihrer Sicht Beruf und Familie vereinbaren? Hollstein: Bevor ich schwanger wurde, habe ich extrem viel gearbeitet und bin viel zu Messen in aller Welt gereist. Und auch in der Babypause stand ich immer mit meiner Übergangsvertretung

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in Kontakt. Heute arbeite ich vier Tage in der Woche, wobei ich mir die Zeit frei einteilen kann und viel zu Hause arbeite. Auch das ist ein positiver Aspekt der Öffentlich-Rechtlichen. Wenn man genug Engagement mitbringt, sind diese generell sicherlich eher dazu bereit, ihren

Mitarbeitern Hilfestellung zu leisten als die meisten Privaten. BiTSLicht: Was macht Ihnen an Ihrem Beruf am meisten Spaß? Hollstein: Hauptsächlich die Vielfältigkeit, da ja jedes Projekt anders ist und neue Ideen erfordert. Zeitgeschichtliche Dokumentationen und Tierfilme sind besonders interessant. Durch die vielen Reisen sieht man zwar einiges von der Welt, allerdings sind diese auch mit viel Stress verbunden und weniger glamourös, als sich das viele Menschen vielleicht vorstellen. Man trifft ständig auf die gleichen Leute. Auch deswegen plane ich heute meine Reisen gezielt, Cannes zum Beispiel ist ein Muss. Zu kleineren Veranstaltungen schicke ich mittlerweile auch meine Mitarbeiter. BiTSLicht: Welche Tipps geben Sie uns als zukünftigen Medienökonomen für den Berufseinstieg? Hollstein: Es ist wichtig, schon während des Studiums durch Praktika Kontakte bei den Branchenführern zu knüpfen, um möglichst viele Aspekte der Medienlandschaft kennen zu lernen.Dennoch sollte sich ein Roter Faden durch den Lebenslauf ziehen, und die Präferenzen des Einzelnen sollten klar zu erkennen sein. BiTSLicht: Vielen Dank für Ihre Zeit.



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Neil Postman ist tot. Stirbt mit ihm auch die Medienkritik? Am 5. Oktober starb Neil Postman, Amerikas wohl bekanntester Medienwissenschaftler und Medienkritiker, an Lungenkrebs. Er hatte drei Kinder und lebte in Flushing, in der Nähe von New York. Als Professor für „Communication, Arts and Science“ lehrte er zuletzt „Media Ecology“ an der New Yorker Universität.

1986 bekam Postman den „Georg Orwell Preis für Klarheit der Sprache“, aber auch in Deutschland war er bekannt für seine Kritik an dem modernen kommerziellen Mediensystem. Er hat unter anderem mit der Stiftung „Lesen in Mainz“ und mit dem Fischer Verlag zusammengearbeitet. Für Aufmerksamkeit sorgten Postmans 18 Bücher und unzählige weitere Veröffentlichungen vor allem durch ihre provozierenden Aussagen wie „Fernsehen wurde nicht für Idioten erschaffen - es erzeugt sie“, in denen er vor einer Trivialisierung, Boulevardisierung und Infantilisierung der Gesellschaft durch eine reine Unkultur des bewegten Bildes warnt. In „Teaching as a Conserving Activity“ (1982) schildert Postman eine Übermacht des Fernsehens im Bereich der Meinungsbildung. „Infotainment“

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gefährde nicht nur die Urteilsbildung der Bürger, sondern auch die Meinungsbildung in Demokratien. „Denken kommt auf dem Bildschirm nicht gut an. Es gibt dabei nicht viel zu sehen“, argumentierte Postman. Um diesem Einfluss entgegen zu wirken, sei es erforderlich, dass Schulen im Interesse der Kinder ein Gegengewicht zur Informationswelt bilden. In seinem Buch „The Disappearance of Childhood“ (1984) behauptete Postman darüber hinaus, dass die Kindheit kein biologisches, sondern ein kulturelles Phänomen sei. Elektronische Medien, vor allem das Fernsehen, relativierten die Fähigkeit zur intellektuellen und kritischen Analyse, so dass die Herrschaft des Bildes letztendlich zu einer Infantilisierung der Erwachsenen führe. 1996 fordert Postman mit seinem Buch „The End of Education“ kritische pädagogische Ansätze, um ein Überleben der demokratischen Gesellschaft zu sichern. Man kann ruhig behaupten, dass Postman kein Gegner von Innovationen im Medienbereich war. Aber seine Kritik richtete sich gegen die Bilderflut, die ohne Sinn und Verstand die Chance zerstöre, ein Publikum auf rationale Weise mit I n f or -

mationen und Inhalten zu erreichen. Problematisch am Fernsehen sei nicht, dass es unterhaltsame Themen präsentiere, problematisch sei vielmehr, dass es jedes Thema als Unterhaltung präsentiere. Dabei bilden gefilmte Interviews für Postman eine Ausnahme: Obwohl er eindeutig den sprachlichen Diskurs des geschriebenen Wortes vor dem öffentlichen Dialog bevorzugte, stellte sich Postman auf zahllosen Medienkongressen auf der ganzen Welt, um seine umstrittenen Thesen zu verbreiten. Dabei wurde er zur Leitfigur vieler Medienforscher, die eine kulturpolitische Gefahr in der audiovisuellen Ber ieselung sahen. Fernsehen als Sündenbock aller gesellschaftlicher Probleme?! Diese Behauptung ist heutzutage eher


als konservativ angesehen und daher rar, denn man entgegnet ihnen vor allem mit empirischen Befunden: Die Medienwirkungsforschung sei längst von der Mediennutzungsforschung abgelöst worden. Statt starken, linearen und eindeutigen Medienwirkungen gebe es höchstens multiple schwache Faktoren, d.h. dass nicht die Medien auf die wehr- und willenlosen Menschen Einfluss nehmen, sondern die Menschen die Medien formen, wie sie es für richtig halten. Anders als beim Fernsehen erkennt man bei der Literatur neuerdings eine zunehmende Kritiklust, da man tragischerweise auch eine Veränderung des Intellektuellen - zum Beispiel auf der Frankfur-

ter Buchmesse - erkennen kann. Wenn Neil Postmans Diktum „Zu Tode amüsiert“ mal aufgegriffen wird, ist hohes Niveau schon eine Seltenheit geworden. In einer Buchwelt, in der die von Ghostwritern verfassten „Klatsch-Kolumnen-Machwerke“ die Führungsrolle auf einem literarisch ausgedünnten Markt übernommen zu haben scheinen. Gerade hier ist Postmans These wieder nur die monomedial halbierte Wahrheit jener Unwahrheit, von der heute die Konzerne von Springer bis Bertelsmann das CrossSelling-Geschäft unter Ruinierung der Teilbranchen weiter nach vorne treiben wollen und können. Von Kerstin Schickendanz.

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Effe, Daniel und Olaf Kritische Medienöffentlichkeit im beidhändigen Würgegriff? Auf dem Boulevard verschwinden die Figuren meistens ebenso schnell, wie sie erschienen sind. Das Neueste von Veronas Baby? Schnee von gestern. Effe und Claudia Strunz? Von vorgestern - es sei denn, Effe fällt mal wieder aus der Rolle. Boris hat da ein deutlich längeres Haltbarkeitsdatum - Johannes B. Kerner sei das gedankt. Dieter Bohlen natürlich auch. Obschon: Eigentlich so richtig erst wieder, seit er sich von Thomas Anders getrennt hat. Privates hier, Banales dort; und Millionen schauen zu. Wir reden von Öffentlichkeit - von jenem hehren demokratischen Prinzip, das einmal geeignet schien, die Emanzipation einer mündig gewordenen Gesellschaft zu verbürgen. Öffentlichkeit als kritisches Korrektiv zum staatlichen Handeln - funktioniert das eigentlich noch? Auf jeden Fall lässt sich festhalten, dass diese klassische Funktion angesichts der zunehmenden Ökonomisierung der Medien in einen beidhändigen Würgegriff geraten ist. Die eine Seite hat Jürgen Habermas pointiert auf den Punkt gebracht: „Öffentlichkeit“, klagt er, werde immer mehr „zur Sphäre der Veröffentlichung privater Lebensgeschichten“. Entweder dadurch, „dass die zufälligen Schicksale des so genannten kleinen Mannes oder die planmäßig aufgebauter Stars Publizität erlangen.“ Oder aber dadurch, „dass die öffentlich relevanten Entwicklungen und Entscheidungen ins private Kostüm gekleidet und durch Personalisierung bis zur Unkenntlichkeit entstellt werden.“ So ist das, und deshalb erleiden wir die permanente Medienpräsenz der Daniel

Küblböcks oder anderer Superstars, aber auch die von vermutlich kranken Menschen, die - vor Gericht gestellt - als Kannibalen oder Schlächter eine zweifelhafte Medienkarriere erfahren. Oder wir lesen, wie ein bekanntes Magazin knallhart recherchiert und aufdeckt, wer Deutschlands bester Zahnarzt oder Rechtsanwalt ist... Das ist der eine Aspekt des Strukturwandels. Der andere, der eigentlich noch skeptischer stimmen sollte: Öffentlichkeit versinkt nicht nur im Trivialen; sie wird auch immer häufiger von interessierter Seite inszeniert. Die großen Tageszeitungen, diesmal angeführt von der alternativen „taz“, haben das Anfang Dezember endlich zum Thema gemacht: nämlich die immer weiter um sich greifende Unsitte, dass Zeitungs- oder Zeitschrifteninterviews im Nachhinein von Politikern nicht nur autorisiert, sondern massiv verändert werden. Und das betrifft inzwischen nicht nur ihre eigenen Antworten, sondern sogar die Fragen. Mit dieser nachträglichen Autorisierung stand der deutsche Journalismus bislang ohnehin so ziemlich einsam im Kreise der westlichen Mediensysteme da. In England und den USA zum Beispiel gilt seit jeher: Gesagt ist gesagt, auch

wenn Print-Interviews im Nachhinein stets noch redigiert werden müssen, weil Gesprochenes niemals eins zu eins in Schriftsprache zu übertragen ist. Öffentlichkeit als kritisches Korrektiv lebt von der Authentizität - auch in Deutschland. Und die ist nicht mehr gegeben, wenn beispielsweise ein Olaf Scholz (oder ein übereifriger Referent) ein fertiges Interview so zusammen streicht, dass vom ursprünglich Gesagten kaum mehr etwas übrig bleibt. Dem Leipziger Medienwissenschaftler Michael Haller ist zuzustimmen, wenn er festhält, dass „die Autorisierung vielen Interviewgebern als Instrument der Disziplinierung und des Missbrauchs“ dient, und dass letztlich „das Interview zum PR-Vehikel umgefummelt“ wird. In dieser Einschätzung sind sich die neun führenden Tageszeitungen von der „Welt“ über die „Financial Times“ bis zur „Frankfurter Rundschau“ einig. Zum Glück. Und deshalb bleiben wir optimistisch. Die Öffentlichkeit als kritisches Korrektiv ist zwar mannigfaltigen Beeinflussungen und Änderungen unterworfen - im Kern jedoch scheint das System noch zu funktionieren. Von Prof. Dr. Hans-Jürgen Friske.

Layout: Jürgen Bonne, Sebastian Conradi

Herausgeber: BiTS gGmbH, Reiterweg 26b, 58636 Iserlohn Fon: 02371 - 776-0 Fax: -503

Redaktion: Jürgen Bonne, Julia Büttner, Martin Duch, Christian Freitag, Prof. Dr. H.-J. Friske, Stefanie Gerdes, Chrisitan Janssen, Thomas Klingelschmitt, Thomas Kotulla, Nina Scherer, Kerstin Schickendanz, Philipp Schiedel, Nicola Seitz, Patrick Streppel, Moritz Tillmann

http://www.bitslicht.de

Chefredaktion: Desirée Gloede und Linda Konter

Ausgabe 04, Dezember 2003, 1500 Stück

Impressum:

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Geschäftsführer: Thomas Klingelschmitt Anzeigen: http://www.bitslicht.de/anzeigen


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