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Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir wollen wissen, was der schnellste Weg zum Ziel ist, ist uns langweilig, wollen wir irgendeine Beschäftigung, wir wollen wissen was in der Welt und noch viel wichtiger was auf unserem Facebook-Account passiert - und das alles am liebsten überall. Kein Problem: Schliesslich gibt heute es für alles ein App. Ja, Apple hat schon Einige in ihren Bann gezogen und treibt die Innovationen in der Technologie rasend schnell voran. Wie die Technik unseren Alltag von morgen verändert, ist auch unser Titelthema. Geht überhaupt ein Leben ohne Technik? Wie können moderne Innovationen dem Studenten das Lernen und Leben erleichtern? Nachdem wir uns in der letzten Ausgabe ausgiebig mit dem Thema Studentenleben heute beschäftigt haben, wagen wir nun einmal den Blick nach vorn. Auch wenn vielen die Umweltproblematik aus den Ohren raushängt, kommen wir nicht darum herum.: Denn unsere Generation muss es nun mal richten - ob wir wollen oder nicht. Dazu haben wir uns Gedanken gemacht, woran es eigentlich liegt, dass wir alle keine Lust haben jeden Tag die Umwelt zu retten und dass es im Endeffekt wohl auf die Technik hinaus laufen wird. Auch im Fußball hat sich durch die Technik einiges verändert: Es gibt einen Chip im Ball, 3D-

Impressum BiTSLicht-Ausgabe 17, Juni 2010 Herausgeber: BiTSLicht e.V. Reiterweg 26 58636 Iserlohn Telefon: 02371 - 776 301 Fax: 02371 - 776 503 E-Mail: chefredaktion@bitslicht.de Internet: www.bitslicht.de

Haben ihren Auftakt als neue Chefredaktuere bestanden: Michael Kleppi (links) und Carolin Dennersmann (rechts)

Fernsehen und vor allem immer mehr Public Viewing Plätze. Wir haben uns einmal umgehört, wo man in der Umgebung am besten im Rudel Fußball gucken kann. Aber wir haben diesmal auch wieder praktisch getestet: Zum einen sind wir den Tücken der sozialen Netzwerke auf den Grund gegangen und haben mit einem fiktiven Account in kurzer Zeit einen Haufen „Freunde“ gesammelt. Unser zweiter praktischer Test war dagegen etwas aktiver: Und zwar wollten wir uns unsere eigene Meinung über den in der Öffentlich immer wieder harsch kritisierten Funsport Paintball machen. Und wer

hätte das gedacht? Es gibt tatsächlich eine Paintball-Halle in Iserlohn. Ursprünglich sollte das auch zum Teamfindungsprozess beitragen. Naja, das sah zwischendurch nicht nach Erfolg aus. Aber im Endeffekt würden wir es jederzeit wieder machen. Außerdem haben wir noch die Geschichte und das neue Album der deutschen Hip-HopBand Blumentopf für Euch. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen der neuesten BiSTLicht-Ausgabe. Bei Anregungen oder Kritik: Meldet Euch per Mail an chefredaktion@bitslicht.de!

Vorstand: Carolin Becker, Sarah Gottschalk und Tom Steller

Lektorat: Christoph Schneider (Teamleiter), Anne Welkener

Anzeigen & Marketing: Marvin Artelt (Teamleiter), Tom Steller

Themenmanagement: Lara Behrens

Layout: Alexander Gerstmann (Teamleiter), Carolin Dennersmann, Julian Jaursch, Jenny Probst, Sue Nicole Susenburger und Yasemin Yilmaz

Auflage: 3.000 Stück

Fotos: Sue Nicole Susenburger, Agenturbilder: Pixelio.dev

Chefredakteure: Carolin Dennersmann und Michael Kleppi

Titelbildgestaltung: Alexander Gerstmann

Euer BiTSLicht-Team

Redaktion: Joern Armonat, Marvin Artelt, Laura Beutel, Eva Book, Carolin Dennersmann, Pauline Dobek, Mareike Dübel, Christian Ferreira, Marit Filger, Alexander Gerstmann, Adrienne Hattingen, Julian Jaursch, Michael Kleppi, Senta Kühlmann, David Lucas, Caroline Marchot, Christoph Schneider, Lisa Senftleben, Anne Welkener und Lena Wouters, Yasemin Yilmaz und Lina Zaraket

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Inhaltsverzeichnis

Titelthema

20 iPad

Verführung Apple oder die Neuerfindung der Schiefertafel

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Die Anderen machen es doch auch nicht

Der Mensch im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie

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Umweltschutz als Studienfach

Zwei Studenten im Interview

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Beyond Petroleum

Die Zukunft der Automobilindustrie

29

Der neue Elektro-VW

Das Auto zum Aufladen

30

Zwei Tage ohne Technik

Der Versuch des Selbsttests

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Bauernhöfen gehört Berlin

Wie in der Bundeshauptstadt urbane Landwirtschaft entsteht

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Inhaltsverzeichnis

Heimatkunde 6 8 10 12 14 17 18

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Team in Gefahr: Paintball

Was geht an der BiTS? Rubicon Wir buchen Form an BiTS Team in Gefahr: Paintball Neues Ressort: IRIS Campus Symposium BiTS-Überlebenstips

Über Leben 34 38 40

Musikmäßige Nerds Fußball-WM 2010 Alles Gute zum 50sten, Facebook!

Aufstieg 42 43 44

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Shopping Test: Dortmund vs. Iserlohn

Nervosität vor Präsentationen „Ich möchte die Nr. 1 sein.“ „Nehmt alles mit, was ihr könnt.“

Versuchsgebiet 46 48

Shopping-Test Fakebook: Lass uns Freunde sein

Ansichtssache 51 54 56 58 60

Glossen Rezensionen „Wir denken immer noch in Rollen“ Image privater Hochschulen: Volker Busch im Interview Geschäftsprinzip von Festredner

Geistesblitz 34

„Musikmäßige Nerds“: Blumentopf

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Das BiTSLicht-Rätsel

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Heimatkunde

Was geht an der BiTS? Alles, was bis zur nächsten Ausgabe an der BiTS los sein wird.

Geboren um zu Unterhalten

BiTS.fm bietet euch also auch in den folgenden Semestern jede Menge Unterhaltung. Aber seit diesem Semester können auch alle Leute, die unsere Uni oder unser Radio interessiert einfach den Stream anklicken und reinhören. Denn BiTS.fm ist jetzt ein öffentliches Stream-Radio und für alle da. Wir wurden geboren um zu unterhalten.

Hilfe jetzt auch international Spenden sammeln. Projekte betreuen. Sich für die gute Sache engagieren. Das alles kennen wir bereits aus dem Ressort BiTS2Society. Das alles Drei Sendungen, neue Inhalte, eine aktuelle Homepage und ein neuer Stream - Bei Bits.fm hat sich einiges getan. Die besten und interessantesten Infos rund um die BiTS sind garantiert - und das jede Woche. Bereits seit dem letzten Semester bekommt ihr drei Sendungen aufs Ohr, die euch alles bieten was einen Studenten interessiert: Jeden Dienstagabend von 18-20 Uhr informiert euch der BiTS.fm Heimatabend über die neuesten Infos rund um die Uni gepaart mit der neuesten Musik, einigen Partytipps und einer Menge Comedy. Am Donnerstagabend von 18-20 Uhr geht es weiter mit der B-Saite: Saitirsche Beiträge treffen auf Popkultur. Alle wichtigen Ereignisse des Showgeschäfts werden genauso kommentiert wie alles andere was in der BiTSLicht.de Welt vor sich geht. Auch die Musik Schreibt steht hier im Vordergrund, alles was uns an chefsich vom Mainstream abhebt, findet redaktion@ bitslicht.de, hier Gehör. Und natürlich unsere Erfolgskonwas an der BiTS los ist - zepte an den berüchtigten Mittob Ressorts, wochabenden: Vor jeder B7-Party wird euch von unseren Vorglüh-MoSport oder andere deratoren ordentlich eingeheizt - mit VeranstalVor- und Nachberichten zu den Feitungen. ern und mit dem ein oder anderen Gewinnspiel. Besonderes Highlight auch in diesem Semester: Ein Radiokonzert mit den Stars von morgen.

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jetzt nicht nur auf lokale Projekte zu beschränken, sondern auf die gesamte Welt zu erweitern, hat sich BiTSVision zur Aufgabe gemacht. Neu gegründet, hat sich das Ressort vor allen Dingen zum Ziel gesetzt, soziale Projekte und Aktionen zur nachhaltigen Entwicklung von Regionen mit gesellschaftlichen, poltischen oder sozialen Defiziten zu unterstützen. Konkret bedeutet dies: Sponsorenläufe (etwa um den Seilersee), Filmnächte oder auch Verpflegungsstände bei BiTS-Events sollen. Ein Startprojekt ist schon gefunden: in Trujillo, Peru, soll eine Schule gebaut werden. Was dafür neben Geld möglich ist? Viel freiwilliges Engagement aus den Kreisen von BiTS-Studenten und damit der Ausbau eines Hilfsnetzwerkes. Helfende Hände werden immer gesucht, egal ob beim Weih-

nachts- oder dem Bachelorball – tut auch ihr etwas Gutes und helft aktiv mit, die Welt zu verbessern!

Die BiTS zwitschert sich einen In den Vorlesungen gepredigt, von der Wirtschaft gefordert und nun auch endlich von der BiTS selbst umgesetzt: Unsere Hochschule zwitschert jetzt nicht nur unter www.twitter.com/BiTS_Iserlohn, sie ist auch bei Facebook und MySpace engagierter als bisher vertreten. Lesen kann man nicht nur aktuelle News aus den Ressorts, dem International Office und dem Career Center – auch die besten Fotos von Events oder Partys gibt’s hier zu sehen. Außerdem bieten die Kurznachrichten aktuelle Artikel zum Thema Hochschule und interessante Linktipps zu Unternehmen, Stellenausschreibungen und den Studiengängen. Besonders praktisch ist das Angebot natürlich auch für die Studierenden, welche die BiTS bald verlassen oder besuchen wollen – authentische Gespräche und Vorab-Informationen, eine Übersicht über die B7-Parties oder BiTSBrunch und ein immenser Erfahrungsaustausch ermöglich es ganz leicht, Kontakt zu halten. Einfach Follower, Fan oder Freund werden und die wichtigsten Events gefiltert auf ’s Handy oder den Laptop bekommen. Marvin Artelt & David Lucas


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Heimatkunde

Sich selbst übertreffen: Rubicon Contest 2010 Nachdenken über Nachhaltigkeit und internationale Freundschaften finden

Der Rubicon Contest ist nicht allen an der BiTS ein Begriff, und doch schreiben selbst die Zeitungen in Dänemark, der Türkei oder Jordanien über den Wirtschaftscontest. Im März hat er alle Erwartungen übertroffen – sowohl die der Teilnehmer als auch die der Veranstalter - und präsentierte sich mit 35 teilnehmenden Nationen größer und internationaler als jemals zuvor. Denn

35 teilnehmende Nationen

beim Rubicon Contest 2010 waren Universitäten wie die Princeton University aus den USA, die Universität von St. Gallen aus der Schweiz, die Jönköping International Business School aus Schweden, die University of British Columbia aus Kanada,

Überall wurde mit Hochdruck an den besten Ideen gefeilt

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die Turku School of Economics aus Finnland oder die Universidad Interamericana DCR aus Costa Rica mit dabei. Darüber hinaus nahmen auch Studenten aus Spanien, Malaysia, der Türkei, der Ukraine, Deutschland, Großbritannien, Lettland, Dänemark, Pakistan, Ägypten und Singapur teil. Die Bewerbungen übertrafen 2010 nicht nur an der Zahl sondern auch an ihrer Qualität alle Hoffnungen und so entschied das sechzehnköpfige Rubicon Team, nicht wie bei den letzten drei Wettbewerben 20, sondern 25 Teams einzuladen und nach endlosen E-Mails und Botschaftstelefonaten kamen rund 100 Studenten am 8. März nach Iserlohn. Das Thema 2010: Nachhaltigkeit. Das Konzept von Nachhaltigkeit ist schwer fassbar. Der Ausdruck wird immer öfter in den Medien verwendet, Unternehmen werden „grüner“

Alle Erwartungen übertroffen

und in der politischen Diskussion kann das Thema auch nicht länger ignoriert werden. Doch wenn man ehrlich ist: Wem ist schon wirklich klar, was Nachhaltigkeit bedeutet? Spricht man von Nachhaltigkeit, sollte man drei Aspekte betrachten. Ökologische Nachhaltigkeit begründet sich im Umweltschutz und umfasst so den Klimaschutz, die CO2Emission oder Recycling. In der ökonomischen Nachhaltigkeit liegt es in der Verantwortung von Politik und den Unternehmen umzudenken und neue Wege zu finden, die eine transparentes Handeln für Umwelt (Corporate Environmental Responsibility - CER) und die Gesellschaft (Corporate Social Responsibility -


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CSR) garantieren. Denn in der sozialen Nachhaltigkeit, die auch die Wirtschaft betrifft, werden Werte und ihr Wandel immer entscheidender. Das individuelle Interesse steht hier der globalen Notwendigkeit von Nachhaltigkeit gegenüber. Beim Rubicon Contest 2010 ging es unter anderem im Planspiel OPEX darum, nachhaltig ein Unternehmen zu führen, mit Konkurrenzunternehmen effektiv und effizient zusammen zu arbeiten und auch in Krisen im Markt zu bestehen. Die Teams, die sich bei OPEX behaupten konnten, durften dann in den Case Studies ihre Ideen für nachhaltige Konzepte vorstellen und am Ende stand am 10. März für die Mitglieder der Academic Jury, der Business Jury und der Young Pro-

fessional Jury das Bremer Team „The JacoBeans“ als Gewinner fest. Neben dem Wettstreit der Teams bei OPEX und den Case Studies kam aber auch der internationale Austausch beim gemeinsamen Frühstück, dem Casinoabend oder der B7-Party nicht zu

Gemeinsame Ausflüge nach Köln und Dortmund kurz. Auch die Ausflüge nach Köln oder Dortmund für alle, die es nicht in die Case Studies geschafft hatten, und der Gala-Abend am 10. März brachten Freundschaften hervor, die dank Facebook seit März anhalten. Nicht nur die Teilnehmer und das

Rubicon Team, auch die vielen Volunteers und Fahrer waren mehr als überwältigt von den Erfahrungen die man in drei Tagen machen kann. Und wenn man drei Monate nach dem Rubicon Contest 2010 auf Facebook mit einem Teilnehmer aus Ägypten, Schweden oder Kanada schreibt, stellt man fest, dass es internationaler und nachhaltiger nicht geht. Marit Filger

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Heimatkunde

Wir buchen: Form an BiTS In dieser Ausgabe stellt sich BiTS-Dozent Stephan Form vor

Der Guru des Rechnungswesens erzählt BiTSLicht von seinem Weg zur BiTS, seinen Hobbies und warum er immer einen Baseballschläger im Kofferraum hat. BiTSLicht: Was wollten Sie als Kind werden? Stephan Form: Als Kind wollte ich das gleiche wie meine Vater werden: Bauingenieur. Später hat sich das ein bisschen gewandelt. Da hatte ich mal ein Traum: Fahrradkurier in San Fransisco werden. Kann man allerdings nicht bis ins Rentneralter betreiben.

Stephan Form: So ein Lebenslauf ist ja nicht immer ausschließlich planmäßig und dann so wie geplant vollzogen. Es ergeben sich Gelegenheiten z.B. nach der Schule eine Ausbildung oder ein Studium zu beginnen oder während des Studiums Nebentätigkeiten aufzunehmen. Nach dem Studienende ergibt sich die Gelegenheit für einen ersten Beruf. Und so war das dann immer so, dass sich mir viele glückbringende Gelegenheiten geboten haben. So auch im letzten Sommer als sich mir die Gelegenheit bot, an der BiTS eine Lehrtätigkeit anzunehmen. Gelegenheiten oder auch Zufälle muss man sich allerdings aktiv schaffen. Sich aufs Sofa zusetzen und darauf zu warten, dass das große Glück kommt ist nicht der richtige Weg.

Foto: Pauline Dobek

BiTSLicht: Und warum haben Sie einen anderen Weg gewählt? as machen Sie mit einem überraschenden freien Tag?

Thomas Burgartz‘ drei Wünsche: Gesundheit, Freundschaft und Erfolg.

Stephan Form: Zur Zeit der Wirtschaftswunderjahre (1950er/60er Jahre), wegen der Stimmung von der ich

„Ich wünschte Bilanzierung wär so attraktiv wie Marketing.“

BiTSLicht: Was machen Sie mit einem überraschenden freien Tag?

vermute, dass sie von Aufbau, Entwicklung und einer unglaublichen Motivation bestimmt war. Heute ist die Zeit eher durch Unzufriedenheit und Überdruss geprägt.

Stephan Form: Ich gehe viel an die frische Luft. Und nutze ihn für Bewegung-Abwechslung-Gesellschaft.

BiTSLicht: Mit welchem Politiker würden Sie für einen Monat tauschen?

BiTSLicht: In welcher Zeit hätten Sie gerne gelebt und warum?

Stephan Form: Mit gar keinem. Politik ist ein Geschäft, in dem ich mich

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nicht betätigen möchte. Nicht weil ich es irgendwie schlimm finde, sondern weil ich glaube, dass die Menschen, die dort tätig sind, einiges erleiden müssen. BiTSLicht: Wo leben Sie und wo würden Sie am liebsten leben? Stephan Form: Ich lebe in Bochum, im Herzen des Ruhrgebiets. Und genau da würde ich auch am liebsten leben. Das Ruhrgebiet ist eine fantastische Ecke. Die Menschen sind vielleicht nicht ganz so wie sie so klischeehaft jetzt im Zuge der RUHR2010 beschrieben werden, aber sie sind herzlich. Man hat hier eine große Vielfalt und Abwechslung. Alles kann in gleicher Zeit und Distanz erreicht werden. Das ist un-


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schlagbar, meiner Meinung nach.

Steckbrief: Stephan Form

BiTSLicht: Worauf sind Sie in Ihrem Leben besonders stolz?

Geburtsdatum: 19.02.1968 Größe: 1,78m Sternzeichen: Wassermann Familienstand und Kinder: ledig, keine Kinder, gebunden Beruf: Dozent an der BiTS An der BiTS seit: 2007 als Gastdozent; seit SS 2009 hauptamtlich Lehrveranstaltungen: Management Accounting Lieblingsmusik: Foo Fighters, U2, Coldplay (Adult Rock) Lieblingsserien: Tatort (Münster &Leipzig) Lieblingsbuch: „Wer bin ich und wenn ja wie viele?“ (Richard David Precht) Lieblingsfarbe: schwarz Lieblingsspeise und -getränk: Schokolade & Rotwein

Stephan Form: Dass ich es bis hier her geschafft habe. Der Weg bis hin in so eine Lehrtätigkeit ist bestimmt kein einfacher, mit Hindernissen gesät. Das finde ich schon ganz klasse, dass das funktioniert hat. BiTSLicht: Wem würden Sie aus welchen Gründen einen Orden verleihen? Stephan Form: Meinen Eltern habe ich bereits meine Dissertationsschrift gewidmet. Ich denke wahrscheinlich Bono oder Obama, auch wenn diese beiden Herren schon genügend Orden verliehen bekommen haben. Mir gefällt die Art und Weise wie Obama auftritt. Personen, die in der Lage sind Menschen emotional zu bewegen, einen Wandel herbeiführen, in ihren Herzen und Seelen zu berühren, haben einen Orden verdient. BiTSLicht: Worauf achten Sie bei Menschen als erstes?

Stephan Form: Ich glaube, ich lasse mich durch Äußerlichkeiten beeinflussen. Im zweiten Schritt ist mir dann schon wichtig, dass Menschen ihrem Gegenüber mit Respekt entgegentreten. regt

Sie

BiTSLicht: Wie würden Sie sich selbst beschreiben? Stephan Form: Ich bin nicht ganz so kompliziert, wie es scheint. Außerdem bin ich genügsam und anspruchslos. BiTSLicht: Was würden Studenten von Ihnen gar nicht erwarten? Stephan Form: Wenn es das gäbe, würde ich es sicherlich nicht sagen. BiTSLicht: Haben Sie eine musische Ader?

„Ich bin stolz, dass ich es hier her geschafft habe.“

BiTSLicht: Was schnellsten auf?

Stephan Form: Meine Freundin auf meinem Motorrad.

am

Stephan Form: Wenn ich an der Ampel stehe, es gerade grün wird und der Hintermann schon direkt anfängt zu hupen. Für diese Fälle hatte ich immer einen Baseballschläger im Kofferraum. Ich habe ihn aber noch nie genutzt. Ich habe mir mehrmals vorgestellt, wie ich aus dem Auto steige, dem Hintermann mit dem Schläger an seine Scheibe klopfe und frage: „Ist was?“ BiTSLicht: Sie dürfen nur eine einzige Sache mit auf eine einsame Insel nehmen. Welche?

Stephan Form: Überhaupt nicht. Ich bedaure das zutiefst. Ich würde gerne Klavierspielen lernen – das wurde mir als Kind leider nicht mitgegeben. Meine Eltern haben mich in die Musikschule geschickt. Dort sollte ich Blockflöte im ersten Schritt versuchen. Das hat mich dann dermaßen frustriert, dass ich alles weiter rangegeben habe. Ich würde gerne Klavierspielen können, um einen Kontrapunkt zu setzten. Meinen Ausgleich schaffe ich mir dann eher durch Sport. BiTSLicht: Aus welcher Lebenserfahrung konnten Sie am meisten zehren? Stephan Form: Die Zeit nach dem Studium hat mich sehr geprägt. Insbesondere meine ich die ersten Berufsjahre. Die Zusammenarbeit mit exponierten Persönlichkeiten, wie z.B. mit meinem Doktorvater, hat mich sehr beeindruckt. Ich hatte Gelegenheit, verschiedene Führungs-

kräfte aus der Wirtschaftkennen zu lernen und sie aus der Distanz und Nähe zu beobachten. Es ist interessant zu sehen wie sie agieren, wie die Atmospähre sich verändert, wenn eine solche Persönlichkeit den Raum betritt.Das fasziniert mich. Letztendlich habe ich sehr viel über das Verhalten von Menschen gelernt. Wie sie wirken, wie Menschen auch aufeinander reagieren. Ich erhalte es für wichtig, insbesondere auch für Studenten, in mancher Hinsicht Vorbilder zu haben. Sich möglicherweise auch von diesen Vorbildern fordern und fördern zu lassen. BiTSLicht: Angenommen, Sie finden eine Wunderlampe und reiben daran. Würden Sie sie immer wieder reiben oder wären Sie mit drei Wünschen zufrieden? Stephan Form: Ein Wunsch würde

„Ich habe immer einen BaseballSchläger im Auto.“ reichen: Ich würde mir wünschen, dass das Rechnungswesen von den Studierenden als so attraktiv empfunden wird wie Marketing. BiTSLicht: Wem sollten wir diese Fragen als nächstes stellen? Stephan Form: Meinem Büro-Mitbewohner Professor Doktor Erpenbach. Pauline Dobek & Adrienne Hattingen

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Das BiTSLich-Team in Gefahr

Foto: Stangel-Meseke

Paintball – Action und Adrenalin in Iserlohn

Die einen halten es für eine gefährliche Gewaltverherrlichung, die anderen für die ultimative Funsportart: Kaum eine andere Freizeitbeschäftigung polarisiert so sehr wie Paintball. Aber jeder, der es einmal ausprobiert hat, will es unbedingt nochmal spielen. Das BiTSLicht-Team hat den Test gemacht. Tatbestand: Paintball spielen. Ort: Iserlohn. Klingt komisch, funktioniert aber tatsächlich: In der Hombrucher Straße bietet der „City Indoor Paintball“ auf zwei 800 m² Feldern viel Platz in diese Sportart hineinzuschnuppern. In den Katakomben der Indoor Paintball Anlage befindet sich unser Schlachtfeld. Wild über die Halle verteilt stehen Deckungsmöglichkeiten in Form von Pappwänden verschiedener Höhen. Aber zunächst gilt es, die Regeln erklärt zu bekommen. Denn es gilt: Safety first!

Ohne Maske kommt keiner aufs Feld! Heißt: Jeder Spieler bekommt eine Maske, die Augen und Gesicht

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schützt und ohne die keiner aufs Feld darf. Die Frauen tragen zusätzlich einen Brustschutz, womit sie jetzt irgendwie an eine Kreuzung von Sido mit einem Turtle erinnern. Die „Männer“ kriegen unterdessen Panik. Wo ist unser Extra-Schutz? Fehlanzeige. Martialisch wird es daraufhin mit den Waffen…äh…Markierern. Diese werden mit Druckluft und Munition geladen. Die Munition besteht beim Paintball aus mit Lebensmittelfarbe gefüllten, Kaugummi-großen Kugeln, die mit einer Geschwindigkeit von über 230 km/h aus dem Lauf geschossen werden.

„Schüsse aus nächster Nähe sind strengstens verboten!“, werden wir aufgeklärt. Außerdem wird sofort aufgehört zu schießen, sobald man getroffen ist. Um dies außerhalb des Feldes zu verhindern, wird der Lauf mit einer Lederkappe gesichert. Alles klar – es kann losgehen! War man vorher doch ganz ruhig

und entspannt, ändert sich dieser Zu-

Adrenalin pur stand schlagartig, nachdem wir uns in zwei Teams aufgeteilen und auf den beiden Seiten der Halle Position beziehen. 3-2-1-Go! – So schnell wie möglich sucht jeder von uns Schutz hinter einer der Wände. Das Herz pocht. Ohne Ende Adrenalin wird in die Adern gepumpt. Man lauert. Schwitzt. Der Atem geht stoßweise. Einige Mutige schießen. Die Augen suchen in Windeseile das Gelände ab. Vorsichtig späht man hinter seinem Versteck hervor, gibt ein paar Schüsse ab und schnellt zurück in Deckung. Der Puls schnellt in die Höhe. Man geht alle Möglichkeiten durch. Verständigt sich mit seinem Team, sucht die Nische. Die ersten sind getroffen, verlassen das Feld. Wir müssen in Bewegung bleiben. Der Weg scheint sicher. Los, Vorstoß. Der Adrenalinspiegel bleibt beständig auf ultimativem Level, der reine Nervenkitzel. Es wird weiter geschossen. Hinter Verschlägen und Hindernissen warten Spieler aus dem anderen Team. Sie lauern, warten auf den richtigen Augenblick. Und da


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ist der Moment, eine Sekunde nicht aufgepasst und man ist getroffen. So eine Kugel tut schon weh, stellt man fest, aber das motiviert uns nur noch mehr in der nächsten Runde eine bessere Taktik zu fahren um nicht getroffen zu werden.

Taktik und Strategie Beim Paintball geht es also um Teamwork, Konzentration, Kondition und jede Menge Spaß – nicht um Krieg oder Gewalt. Im Gegenteil – jeder der einmal Paintball gespielt hat, weiß wohl, wie hoch das Risiko ist, selbst getroffen zu werden. Geschossen wird auch beim Biathlon, eine Sportart, die es zu Olympia geschafft hat - Paintball dagegen bleibt Reizthema. Nach dem Amoklauf von Winnenden wollte die Politik diesen Sport sogar verbieten, obwohl Zusammenhänge nie festgestellt werden konnten. Das wäre auch kaum möglich, denn es gibt unter Paintball-Begeisterten keine Stereotypen, hier ist jede Gesellschaftsschicht vertreten. Paintball, oder auch Gotcha (aus dem englischen got you - hab dich) ist - wie könnte es auch anders sein - aus den Staaten zu uns rübergekommen. Dort ist Paintball schon so populär wie Football oder Baseball und es hat sich ein ganzer Industriezweig gebildet. Wichtige Paintballturniere werden sogar im TV übertragen. Auch in Deutschland gibt es Paintball-Ligen aller Altersklassen. Ab 18 Jahren darf jeder, der möchte spielen. Unser Fazit: Der perfekte Kick für alle, die auf Action und Adrenalin abfahren!

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IRIS – International Relations for Incomming Students Seit dem Wintersemester `09 gibt es ein neues Ressort: IRIS- „International Relations for Incoming Students“. IRIS hat es sich zur Aufgabe gemacht Austausch-Studenten, die es aus aller Welt an die BiTS verschlagen hat, zu betreuen.

Gegründet wurde das Ressort aus der Idee heraus ausländischen Studenten die Integration in die BiTS Studentengemeinschaft zu erleichtern. Als im Sommer 2009 zum ersten mal türkische Studenten im Rahmen der Summer School an die BiTS kamen, hatten Eugenia Ekhardt und AnneCarolin Lambert die Idee zur Gründung des Ressorts. Beide kamen gerade selbst von ihrem Auslandssemester zurück und konnten sich in die Situation der Gast Studenten gut hineinversetzten. So enstand zum Wintersemester das IRIS Ressort.

Iris and BiTS were gracious hosts and good partiers that will always make me want to go back for more. (Nick, Student from Chicago) In dem Gründungssemester gab es allerdings noch nicht sehr viel zu betreuen. Außer dem Spanier „Juan Miguel“ (BiTS Licht berichtete), wagte sich noch kein Ausländer an die BiTS. So kam es dass, Juanmi als einziger Klient des Ressorts eine intensive Be-

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treuung genießen konnte und so bei wirklich jeder Alltagsaktivität umfassend betreut wurde. Er musste sich zwar durch den Dschungel der deutschen Angewohnheiten kämpfen, wie zum Beispiel beim Einkaufen und oder beim Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel; und das alles ohne die geringsten Deutschkenntnisse. Dank des IRIS Ressorts verlief sein Semester an der BiTS trotz kleiner Schwierigkeiten sehr gut und er hatte auch eine Menge Spaß. Die „ Feuertaufe“ des Ressorts stellten eine Gruppe Spanier und eine Gruppe von Studenten aus Chicago dar, um die sich IRIS Ressortmitglieder mehr als eine Woche kümmerten; sozusagen eine Rund-umd ie -U h r B e t r e uung. Die Aufgaben von IRIS reichen von der Abholung am Flughafen, über Spa zierg ä nge durch Düsseldorf, diversen Führungen in der Iserlohner Umgebung, Übersetzungstätigkeiten, gemeinsamen Mittagessen in der BiTS Mensa, FeiStudentin aus Chicago entdeckt die Landesgarten Schau - Hemer

ern und, und, und..! Nicht nur für die Spanier war die Betreuung von Vorteil, auch für die Mitglieder des Ressorts. Diese können viel über die jeweilige Kultur der Austausch-Studenten lernen und ihre Spanisch- oder Englischkenntnisse aufpolieren. Um einmal zu erfahren, wie Spanier über die Deutschen und Deutschland im Allgemeinen denken, wurden ihnen einige Fragen gestellt. Unteranderem welcher der größte Unterschied zwischen Deutschland und Spanien sei. Dass von den meisten das „Wetter“ angegeben wurde, und die deutschen Tugenden, wie zum Beispiel Pünktlichkeit, dürfte wohl kaum v e r w u nd e rlich sein. Ü ber ra schend hingegen war, dass viele auf die Frage, wie die Mentalität der Deutschen sei, mit „offen“ und „freundlich“ antworteten. Wir empfinden uns ja selbst meist als relativ unhöflich und verschlossen- aber vielleicht hat die Freundlichkeit von den IRISMitgliedern diesen durchaus posiFotos: Sue Nicole Susenburger


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tiven Eindruck hinterlassen ;-) ! Das „Bier“ ist natürlich der Renner unter den meisten Austausch-Studenten.

The guides definitely made this trip worth while. (Ashley, Student from Chicago)

Die Spanier, die Amis und auch die Mexikaner, um die sich IRIS im Mai kümmerte, waren von der BiTS und den offenen, herzlichen Studenten begeistert. Das dürfte auch nicht zuletzt an den ausgelassenen B7 Partynächten gelegen haben… Caroline Marchot

Studenten aus Chicago April 2010

„Wie in einem Traum, aus dem ich nicht erwache.“ Santos aus Mexiko im Interview.

Zum ersten Mal haben sich Mexikaner auf die Reise nach Iserlohn gemacht und die BiTS besucht. Tapia Carrera ist einer der mexikanischen Austauschschüler, die ihm Juni bei uns zu Gast waren. Wir haben ihn gefragt, was er von Deutschland hält. BiTSLicht: Was hat dich bzw. euch dazu gebracht, den weiten Weg von Mexiko nach Iserlohn und an die BiTS, aufzunehmen? Santos: Da wir ja, wie ihr auch, im Laureate-Netzwerk sind, bot man uns im Februar dieses Jahres an, im Rahmen eines interkulturellen Austausches nach Deutschland zu gehen. In erster Linie, um neue Leu-

te kennenzulernen, um einmal in einer völlig anderen Kultur zu Leben, und um Spaß zu haben. Das Akademische steht dabei eher im Hintergrund, denn ich studiere in Mexiko zum Beispiel Medizin, was es an der BiTS nicht gibt. BiTSLicht: „Eine völlig andere Kultur kennenzulernen“? Worin liegen denn die größten Unterschiede? Santos: Der größte Unterschied ist vor allem die Organisation der Deutschen. Jeder hat einen Plan und ist nicht so chaotisch wie bei uns. Auch an die Pünktlichkeit musste ich mich erst gewöhnen. Denn wenn der Deutsche sagt: „Um 12 Uhr fährt

Santos

der Bus nach Köln“, dann muss man auch wirklich um 12 Uhr da sein. Bei uns in Mexiko würde es auch noch ausreichen, wenn um 13 Uhr alle da

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sind. Das Essen stellt einen weiteren Unterschied dar: In Mexiko essen wir sehr fettig, scharf und ölig. In Deutschland dagegen isst man sehr gesund und viel Gemüse.

ist, ist das Verhalten der Herren. Bei uns in Mexiko ist es üblich, Drei Worte für Deutschland: Freundlich, organisiert, unglaublich.

BiTSLicht: Was sagst Du zu der Mentalität der Deutschen? Wir bezeichnen uns ja selbst meist als ziemlich unhöf lich und verschlossen. Was hast Du davon mitbekommen?

Iris and BiTS were gracious hosts and good partiers that will always make me want to go back for more.

Santos: Nein, also ich habe das absolute Gegenteil mitbekommen. Alle begegnen uns sehr offen, freundlich und auch hilfsbereit. Obwohl sie uns nicht kennen, empfangen sie uns mit offenen Armen. Das ist sehr schön. Das IRIS-Ressort kümmert sich auch sehr gut um uns. Sie organisieren alle Programmpunkte, beantworten alle neugierigen Fragen unsererseits, und nehmen die Zeiten, wann zum Beispiel der Bus abfährt, sehr ernst. Das ist auch gut so, denn sonst wären wir bestimmt immer unpünktlich. Der einzige Kritikpunkt an der Mentalität, der mit aufgefallen

Santos und die anderen Mexicaner

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(Nick, Student from Chicago)

dass der Herr der Dame die Tür aufhält, ihr den Stuhl an den Tisch schiebt oder ihr die Jacke abnimmt. Dieser höfliche, respektvolle Umgang mit den Frauen scheint in Deutschland verloren gegangen zu sein. BiTSLicht: Gibt es etwas in Deutschland, was Du besser findest, als in deiner Heimat? Santos: Die Organisation der Deutschen. Das braucht es, um ein Land auf internationaler Ebene nach vor-

ne zu bringen. Da sollten wir uns eigentlich mal eine Scheibe von abschneiden. Außerdem habe ich mich in das deutsche Bier verliebt. In Mexiko trinke ich es nicht, weil es einfach nicht schmeckt. Hier ist es ein unglaublicher Genuss - wir trinken viel zu viel Bier . BiTSLicht: Welche drei Wörter assoziierst du mit Deutschland? Santos: Freundlich, organisiert, unglaublich. Freundlich, weil mich die Leute super nett behandeln, obwohl sie mich nicht kennen. Organisiert, weil es genau das Gegenteil von uns Mexikanern ist. Unglaublich, weil es so unterschiedlich zu meinem Land ist! Wir waren in Köln, einer traumhaften Stadt und es scheint alles so unwirklich zu sein. Ich fühle mich seit neun Tagen wie in einem Traum, aus dem ich nicht erwache. Caroline Marchot


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Nachhaltigkeit mal anders Wie das Campus Symposium den Begriff anders deutet.

Beim aktuellen Thema des Campus Symposiums werden sich viele denken – das hatten wir doch schon. Und in der Tat, der Titel „Nachhaltigkeit – gesellschaftliche Realität oder grüne Fiktion?“ erinnert ganz stark an die „Green Business Conference“ aus dem Jahr 2009. Dennoch: das Team aus Studierenden der BiTS will diesmal definitiv andere Schwerpunkte setzen beziehungsweise die Aspekte der letzten Konferenz vertiefen. Am 2. und 3. September kommen unter anderem Al Gore und Erich Sixt als Gäste zur Veranstaltung, um – wie könnte es anders sein? – den unternehmerischen Erfolg bei ökologisch-nachhaltiger Handlungsweise zu erklären. Diese erste Säule soll also ökologische Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellen. Hierbei geht es viel mehr als bisher um zukunftsgerichtete Ideen – so wird etwa RWE als Sponsor einen Tesla Roadster, den elektrisch betriebenen, zweisitzigen Sportwagen, als Beispiel grünenUnternehmenserfolges zur Verfügung stellen. Auch der Vorstandsvorsitzende des Mobilitätsdienstleisters Sixt AG, Erich Sixt, sieht eine besondere Fo-

thematische Säule der Veranstaltung dienen. Hierauf sind die Workshops im Hochschulgebäude ausgerichtet, die sich insbesondere mit Work-LifeBalance, Burn-Out-Syndrom und Schaffung eines angenehmen Betriebsklimas beschäftigen. Hans-Otto Franz, geschäftsführender Gesellschafter der lokal ansässigen Carl Bechem GmbH, die HighTech-Schmierstoffe herstellt, wird ebenfalls als Referent auftreten und sagt zum Thema CSR: „In unserem Betrieb ist der Mensch das Wichtigste.“ Ein Verständnis für den Mitarbeiter ist oftmals ein Thema von Mittelständlern, weil sie eine viel engere Beziehung zu ihren Mitarbeitern pflegen können – der HumanResources-Manager eines großen Unternehmens kann hier viel vom regionalen Mittelständler lernen.

CS In diesem Jahr zweigleisig Die große Wirtschaftskonferenz wird in diesem Jahr also zwei Aspekte in den Vordergrund stellen und somit als eine der wenigen Wirtschaftskonferenzen nicht nur die ökologische Fragestellung ins Zentrum der Betrachtung rücken, sondern vielmehr auch den Menschen dahinter betrachten. Des Weiteren lässt die Fragestellung zumindest darauf hoffen, dass in den Podiumsdiskussionen kritisch hinterfragt wird, wie viel bei einer nachhaltigen Philosophie Wahrheit und wie viel Image ist. David Lucas

Fortführung der Green Business Conference kussierung auf den ökologischen Teil: „Ökologische Nachhaltigkeit wird immer bedeutsamer“, erklärt der Großaktionär. Aus diesem Grunde müsse man – insbesondere auch im Bereich der Automobile – auf eine grüne Ausrichtung achten. Corporate Social Responsibility wird die zweite Säule. Jeder an der BiTS kennt es aus den Vorlesungen und jetzt wird es Thema beim Campus Symposium: Corporate Social Responsibility, kurz CSR, mit besonderer Betrachtung der Verantwortung für die eigenen Mitarbeiter, soll als zweite

Das Campus Symposium wird auch diesmal von freiwilligen Studenten organisiert.

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BiTS - Überlebenstips t zu werden? stalkohol erwisch nehmen Re it m ch no y rt auftreiben kann n nach einer Pa Angst am Morges ramponierteste Auto das man-Studenten! Dann einfach da nen niemanden für einen BiTS und schon hält ei

Total müde und Angst in Den besten Kaffee an de der nächsten Vorlesung wegzupennen? Seinen Mittagsschlaf hä r BiTS gibt es bei unserem Chefredakteur Mich lt er immer von 14:27 Uh r bis 17:14. Tür ist offen. ael Kleppi.

hen Rumknutsc nd s e d il w r e d ße Liebe u ht Stand o ein One Nig eteiligte Partei die gro r e d ie w l a ndere b vorher m ung Am Abend jetzt erhofft sich die anner angerufen? Kopfverletz kann d r la n e p U g in e in t? n d b e d e g e rl e hr erinnern Amnesie we Frank den W hat bereits : Einfach spontan eine n sich nicht einmal me a m Kein Problen und behaupten das m t! is e r h e g sc ä u chtstr vortä ks- oder Re ob man Lin

Keinen Fahrer beziehung sweise keinen Schlafplatz Alter, komm mal klar! gefunden und jetzt nüch tern im B7? …. Du gehst doch auch nic ht mit blutigen Steaks um den Hals mit Haien schwi mmen!

Fotos & Design: Sue Nicole Susenburger

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Heimatkunde

Eine Präsen (Käsekästchtation ist fällig, aber Nicht verza en, Häkeln, die eigenman war mit den wic hti ge e Dann einen n: Einfach sagen, der Space-Rock Band) be gen Dingen im Lebe n schäftig H fr u e n ie d n h Vortrag ha und ähnlic lten, Begriff ätte den Laptop gefr t gewesen? h e s e in s tr essen. e wie „Rank euen. Nach Das klingt d in einen Lena irekt wichtiger, bringMöglichkeit noch auf g“, „Internationalität“ euren Fähig-haften falschen Ak z t eventuell Extrapun Englisch halten. ent kte, keiten, Germ any 12 poinaufsetzt, ist der Doze und wenn man dann nt so wegg ts! eblasen vo noch n

Wie sorgt man für genügend Parkplä Millenia altes Geheimnis. Indem jed tze? Bits Licht enthüllt hier jetzt mal ein er ZWISCHEN den weißen Linien par kt. DUUUUH! end? eit. n Türen stehet nur 10 Minuten ArbHehe. e n e ss lo h c vers kost en“. Ab Acht vor eundin im Wohnheimgt für ein „Hintertürch fr n it a e rl e w v Z iel Eine hl nicht zu v Das ist ja wo

Man mu BiTS fes ss dringend in Hoffnunt, und eure Far s Internet, sitzt m gen fall en, die a villeschweine aber im schwar dro ze rmen Vie cher ge hen zu verhunn W-Lan-Loch hen dra d uf. DU Mgern. Lass alle er ONSTER !!! nn xander Gerstma Christian Fereirra und Ale Fotos & Design: Sue Nicole Susenburger

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Die Neuerfindung der Schiefertafel Wie das Apple iPad die Art des Lernens verändern kann

Die Schiefertafel als Inspiration für das iPad?

Optisch ähneln sich das iPad und eine Schiefertafel verblüffend stark. Beide haben in etwa die Größe einer DIN A4 Seite und sind nur wenige Millimeter dick, in der Mitte befindet sich jeweils ein rechteckiges Bedienfeld, welches in einem verhältnismäßig dicken Rahmen mit abgerundeten Ecken eingefasst ist. Ließ sich Apple etwa vom historischen Lerngegenstand inspirieren?

vielfältiger, als die einer Tafel. Doch trotzdem bleibt die Bedienung dabei ähnlich simpel. Kaum ein Unternehmen versteht es vermutlich besser, komplizierte Technik mit einer solch einfachen und intuitiven Bedienbarkeit auszustatten, wie Apple. Sie erinnert stark an der des iPhones, nur dass der Touchscreen allein aufgrund seiner etwa vierfachen Größe erst beim iPad seine ganzen Stärken zeigen kann.

Foto: Sue Nicole Susenburger

Bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts gehörten Schiefertafeln zur Ausstattung zahlreicher Grundschüler. Das iPad hat das Potential, ebenfalls eine wichtige Rolle im Bildungssektor zu spielen. Dabei ist es auf keine Alters- oder Bildungsstufe be-

I-Pad durch die Schiefertafel inspiriert?

schränkt, denn die Möglichkeiten, die ein Tablet-Computer bieten kann, sind naturgemäß deutlich

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Es macht geradezu Spaß zu sehen,

spielend durch ein virtuelles Buch blättern wie das iPad den eigenen Fingern gehorcht, wenn man beispielsweise durch ein virtuelles Buch oder durch seinen Kalender blättert. Und dies gefällt, so belegen einige YouTubeVideos, dem 2 Jahre alten Nachwuchs genauso wie der 100-jährigen, etwas zittrigen Großmutter. Oftmals wird das iPad als Konkurrenz zu den populärer werdenden eBooks gesehen (die wir in der

letzten BiTSLicht-Ausgabe vorgestellt haben). Dabei ist die eBookFunktion nur ein kleiner Teil der

ein eBook mit mehr Fähigkeiten die Apples neuestes Produkt zu bieten hat. Es ist gleichzeitig ein mobiles Musikund Videoabspielgerät, Navigationsgerät, E-Ma ilProgramm, Webbrowser, Kalender und noch vieles mehr. Aber selbst die eBookFunktion des iPads bietet mehr Möglichkeiten, als die der auf dem Markt befindlichen Konkurrenzgeräte. Denn sie verstehen das eBook oftmals lediglich als ein elektronisches Abbild des Buches, und bieten so nur eine statische Leseerfahrung, vergleichbar mit der einer PDF-Datei. Lehrbücher, die Spaß machen Einige für das iPad angepasste eBooks geben schon jetzt einen Vorgeschmack wie elektronische Bücher, insbesondere Lehrbücher, zukünftig aussehen könnten. Vorbildlich ist in dieser Beziehung zum Beispiel das Chemie-Lehr-


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buch „The Elements“, welches anschaulich das Periodensystems erläutert. Neben klassischem Text finden sich u.a. Abbildungen der verschiedenen Elemente, die man spielend leicht per Finger in alle Richtungen drehen kann. Da macht das Lernen Spaß und erinnert nur noch wenig an das staubtrockene

Studentisches Organisationstalent der Vorlesung das Wichtigste zu protokollieren oder liest das Skript, welches der Professor kurz zuvor verschickt hat.

Chemie-Lehrbuch “The Elements” als Vorreiter

Und nach Vorlesungsschluss lässt sich das 680 Gramm leichte Gerät schnell in der Tasche verstauen. Eine angenehme Alternative zu den mehrere Kilogramm schweren Notebooks. Was dem iPad derzeit jedoch noch zum großen Teil fehlt, um im Bildungsbereich erfolgreich zu sein, sind die Inhalte. Es ist nicht die berühmte eierlegende Wollmilchsau, es kann nur die notwendige Basis für viele weitere Produkte darstellen. Gerade im europäischen Raum stehen Lehrbücher und Fachliteratur nur unzureichend für Geräte wie dem iPad zur Verfügung. Doch Apple hat mit dem iPhone schon einmal gezeigt, dass man durch ein neues innovatives Gerät externe Entwickler motivieren kann, Inhalte zur Verfügung zu stellen. Erst wenn dies Apple mit dem iPad

Chemiebuch aus der Schulzeit. Doch nicht nur die klassischen Naturwissenschaften können durch die Interaktivität an Anschaulichkeit gewinnen. Gerade der medienwissenschaftliche und journalistische Bereich, in dem Bewegtbilder immer wichtiger werden, kann profitieren. Der Journalismus der Zukunft wird immer weniger im klassischen Printprodukt stattfinden. Tablet-Compu-

Der Journalismus der Zukunft ter werden ein elementares Standbein der Medien darstellen. Davon gehen beispielsweise die Eigentümer der englischen Zeitung „Financial Times“ aus, die überzeugt sind, dass in fünf Jahren die gedruckte Zeitung nur noch eine untergeordnete Rolle spielen wird. Und so beeilen sich nationale wie internationale Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, interaktive Ausgaben ihrer Produkte für das iPad zur Verfügung zu stellen. Es wäre dahingehend absurd, wenn die Wissenschaft, die sich mit der Zukunft der Medien befasst, diese nur anhand von veralteten Medien zu erklären versucht. Hilfreich ist das iPad vor allem, wenn es um die studentische Selbstorganisation geht. Das iPad bietet viele Funktionen, die zwar ein Notebook auch bietet, konzentriert sich jedoch dabei auf das Wesentliche. Mit nur einem Fingertipp gelangt man so zu seinem Kalender, in dem idealerweise der automatisch aktualisierte Vorlesungsplan zu finden ist, öffnet man das Notizenprogramm, um während

Inhalte gesucht wieder hinreichend gelingt, hätte die Schiefertafel einen würdigen Nachfolger. Michael Kleppi

Fotos: Sue Nicole Susenburger

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Die Anderen machen es auch nicht Der Mensch im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie

Alle Welt redet von „Sustainability“ oder neudeutsch „Nachhaltigkeit“. Und den meisten hängen diese Apokalypse Drohungen aus den Ohren heraus – ja es macht sich gerade zu eine Umweltschutzverdrossenheit breit. Man tut nur das Nötigste um sein Gewissen zu beruhigen.

„Nachhaltigkeits“-Begriff kommt ursprünglich aus der Forstwirtschaft, dort bedeutet er Bäume zu fällen und ebenso viele aufzuforsten, damit das ökologische Gleichgewicht gehalten wird. Heute umfasst der Begriff die ganze Umwelt – ja man möchte sagen unser ganzes Leben. Das kurzfristige Denken hat uns viele Krisen beschert: ökologisch und wirtschaftlich. Mit langfristigen Strategien – so sagt man heute – wäre uns eine Weltwirtschaftskrise wohl erspart geblieben. Und auch die Horrormeldungen aus Kreisen von Umweltschützern, die prophezeien eine Umweltkatastrophe sei nicht mehr abzuwenden. Und was ist Schuld an dem Desaster? Der Mensch. Denn schwebt ihm die Möglichkeit eines kurzfristigen Erfolges vor, blendet er seine Umwelt und die Risiken aus. Hört er, dass

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die Schäden erst in ein paar Jahren sichtbar werden, ändert er nichts. Und soll er mehr Geld bezahlen nur um etwas Gutes zu tun, wird er sich wohl für die günstige Variante entscheiden. Wirklich Opfer bringt dagegen keiner gerne. Aber ein bisschen Umweltschutz für das gute Gewissen muss sein: Ein bisschen Mülltrennung, ein

Lifestyle of Health and Sustainability paar Einkäufe im Bio-Supermarkt und Eier von glücklichen Hühnern kaufen – für diesen neuen Lebensstil, in dem Gesundheit und Nachhaltigkeit in alltäglichen Entscheidungen Einzug finden, hat die Soziologie sogar einen Namen gefunden: LOHAS – Lifestyle of Health and Sustainability. Allerdings ist der Antrieb wie so oft der persönliche Nutzen: BioTomaten schmecken einfach besser als genmanipulierte und Erdgas als Autoantrieb ist nun mal günstiger als Benzin. „Aus reiner Moral seinen Lebensstil zu ändern ist leider nicht unbedingt menschlich“, bedenkt auch Prof. Dr.

Thomas Meuser. Er ist Prodekan an der BiTS und leitet den zwei Jahre jungen Studiengang Green Business, weltweit der erste dieser Art. „Die Menschen werden erst dann im gemeinnützig etwas ändern wenn sie einen persönlichen wirtschaftlichen Nutzen daraus ziehen.“

Der Mensch denkt zuerst ökonomisch, dann ökologisch Und genau an dieser Schnittstelle von Ökonomie und Ökologie greift dieser Studiengang oder diese neue Wissenschaft des Eco Managements an. „Allein die aktuellen Preisentwicklungen auf dem Energiesektor verdeutlichen die zunehmende Verknüpfung beider Seiten: Wer Kosten sparen will, kann dies am besten durch eine schnelle Umstellung auf energie- und ressourcenschonende Vorgehen erreichen“, ist sich Thomas Meuser sicher. Die Ressourcen der konventionellen Energie (Kohle, Gas, Öl, Uran etc.) sind auf der Welt ungleichmäßig verteilt. Das Paradoxe: 80% der Länder, die Energie (ver-)brauchen haben kaum eigene Rohstoffquellen. Bislang war der Preis zum Kauf der Rohstoffe für


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diese Nationen bezahlbar. Aber auch die Schwellenländer werden mehr und mehr Rohstoffe brauchen „Die Ressourcen werden immer knapper und wie wir aus der Wirtschaft wissen steigt der Preis bei sinkendem Angebot.“ Wer also früh umstellt, kommt nicht in die Situation langfristig auf knappe – und teure – Ressourcen angewiesen zu sein. Und bekommt zusätzlich Subventionen. Was zum Teufel spricht dagegen? Warum nutzen dann nicht alle erneuerbare Energien? Für den Privatmann zunächst nichts. Eine eigene Windkraftanlage würde sich langfristig auszahlen, zumal sich der Preis für ihn persönlich nicht ausschlägt: Energiekonzerne sind verpflichtet erneuerbare Energien einzuspeisen und verteilen den Preis auf alle am Netz Beteiligten. Genauso eingespeist kann auch Strom aus einer Photovoltaikanlage werden. Diese nutzen das Sonnenlicht, um es in Strom umzuwandeln. Dennoch dauert es mindestens 20

Erneuerbare Energien sind nicht kalkulierbar Jahre, bis sich eine Anlage auf Privathäusern rentiert. Wer sich nicht an das große Netz ran traut, kann sich aber auch auf dem eigenen Dach mit Solarenergie unabhängig von fossilen Rohstoffen machen. Mehr als eine Million Gebäude in Deutschland sind bereits mit Solarkollektoren ausgestattet. Sie werden auf dem Hausdach oder an der Fassade montiert und nutzen die Sonnenenergie, um Wasser zu erwärmen. Dabei sind sie nicht nur energiesparend, sondern absolut klimaneutral. Und damit man nicht nur dann duschen kann, wenn die Sonne scheint, gibt es einen Speicher. Wem das alles nicht genug ist, kann ein Niedrigenergie- oder Passivhaus bauen. Der Bau verteuert sich zwar um acht Prozent, aber ein Passivhaus kommt ohne Heizung im herkömmlichen Sinn aus. Es muss mit weniger als 1,5 Litern Öl pro Quadratmeter und Jahr auskommen. Erreicht wird das durch eine besonders gute Wärmedämmung, großen Fenstern, die nach Süden ausgerichtet sind und Wärmerückgewinnung aus der ver-

brauchten Abluft. Dennoch gibt es in Deutschland derzeit nur etwa 8.000 Passivhäuser. Dabei sind die Rahmenbedingungen für die Wärmedämmung sind zurzeit sehr gut. Unter anderem wegen der staatlichen Förderung und dem transparenten und verbraucherfreundlichen Antragsverfahren. Ob Kredit mit Fremdkapital oder Zuschuss zu eigenen Finanzmitteln: beide Finanzierungs-Varianten sind für Immobilienbesitzer wirtschaftlich sehr interessant. Nicht umsonst stellt der deutsche Staat Milliarden an Fördergeldern zur Verfügung.

stoff umwandelt, den man dann zu einem geeigneten Zeitpunkt wieder nutzen könnte. Das wurde zumeist mit Wasserspeichern erreicht. Da die Standorte für Pumpspeicherkraftwerke allerdings fast schon alle genutzt sind müssen hier neue Wege gegangen werden. Erste Ansätze für den großen Stil sind Druckluftspeicher. Wer weiß vielleicht schwebt Deutschland demnächst auf einer riesigen Wolke Druckluft? Übrigens: Das große Aushängeschild für einen Ort in Deutschland, der komplett auf erneuerbare Energien umgestiegen ist, ist das niedersächsische Dorf Jühnde. benötigte Energie (Strom und Wärme) erzeugt das Dorf selbst auf der Basis von Biomasse. Und das sehr effektiv: Denn eigentlich braucht das Dorf nur die Hälfte der regenerativ erzeugten Energie. Die Energieanlage besteht aus einer Biogasanlage und einem Biomasse-Heizwerk. Ein Nahwärmenetz bringt die Energie zu den Haushalten.

Knappe Ressourcen steigern den Preis Ein großes Stromnetz mit Solarenergie aus dem Süden und Windkraft aus dem Norden stellt die

Forschen nach Alternativen Stromindustrie weiter vor Herausforderungen: „Das Problem liegt in der Unbeständigkeit: Erneuerbare Energien, also Wind-, Wasser- und Sonnenenergie, sind nicht vorhersehbar und damit können wir nicht mit ihnen kalkulieren“, gibt Thomas Aundrup, Vertriebsleiter des größten Energiekonzerns in Deutschland zu bedenken. „Ob eine weitere Vernetzung der Stromnetze die Energieausnutzung verbessert ist fraglich, weil in Europa schon ein gleichmäßiges Klima herrscht.“

Das besondere an diesem Vorhaben: Das ganze Dorf macht mit. Ca 70% der Häuser werden angeschlossen und stellen Energieversorgung auf umweltschonende Technik um. Landwirte, Gemeinde und Verbraucher haben sich in einer Genossenschaft organisiert und ihre Energieversorgung selbst in die Hand genommen. Zudem sind sie nun zu einem Pilgerstätte für erneuerbare Elektrotechnik geworden. Und hoffentlich ein Exempel für andere Orte. Aber sie machen es uns vor und geben uns Hoffnung für die Zukunft: Leben mit erneuerbaren Energien funktioniert tatsächlich. CAROLIN DENNERSMANN

Die große Chance liegt klar in der Unabhängigkeit von den heutigen Rohstoffländern und somit erhalten wir Energie zu bezahlbaren Preisen, aber nur wenn wir es schaffen die Energie kalkulierbar zu machen. Mit Hochdruck wird also an einem System gearbeitet, dass die zuviel gewonnene Energie in einen Zwischen-

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Alles Öko oder was? Zwei Studenten über ihre Motivation, Ökologie zu studieren.

Laura Mervelskamper studiert im zweiten Semester Green Business an der BiTS. Wir wollten wissen, warum sie sich mit ihrem Studium der Umwelt widmet und wo sie die Gefahren und Chancen der Zukunft sieht. BiTSLicht: Warum hast du dich für diesen Studiengang entschieden? Laura: Ich war von Anfang an begeistert von den innovativen Inhalten des Studiengangs. Ökonomie und Ökologie sind zwei Bereiche, die jahrelang getrennt voneinander betrachtet wurden, obwohl sie unmittelbar zusammenhängen. In Zeiten des Klimawandels und zunehmender globaler Herausforderungen im ökologischen Bereich (Bevölkerungsexplosion bei gleichzeitiger Verknappung der Ressourcen) müssen wir endlich anfangen, nachhaltig zu wirtschaften. Man muss umweltfreundliches Handeln mit wirtschaftlichen Vorteilen verknüpfen, um gerade in

der Wirtschaft Anreize für den Umweltschutz zu schaffen. BiTSLicht: Was denkst du sind die größten Gefahren der heutigen Zeit? Und wie kann man ihnen entgegen wirken? Laura: Neben den globalen Herausforderungen Klimawandel und Bevölkerungsexplosion bei gleichzeitiger Ressourcenverknappung liegt eine der größten Gefahren meiner Meinung nach momentan in der

„Ökologie und Ökonomie waren immer getrennt.“ kurzfristigen Sichtweise vieler Menschen. Es müsste heute schon vielmehr in Umwelt investiert werden, sonst steigen die Ausgaben in 40 Jahren auf das 25-fache. Aber der Wert der Umwelt keinen Preis und damit in der Gesellschaft keinen angemessenen Stellenwert. Das Naturkapital

bräuchte einen Preis, damit wir bewusster damit umgehen. Genauso müssten Umweltschäden als Kosten in jede Kalkulation mit aufgenommen werden, um einen Anreiz zu schaffen, diese zu vermeiden. Eine weitere Gefahr besteht darin, dass wir den Klimawandel nicht als Gefahr oder Bedrohung wahrnehmen. Dafür läuft er zu schleichend und zu sehr „im Hintergrund“ ab, und gerade dies birgt die große Gefahr. Denn unser Ökosystem ist sensibel und es kann sehr gut sein, dass bis zu einem gewissen Grad alles gut geht, doch plötzlich ist der Kipppunkt erreicht. Wenn erstmal die Permafrostböden in Alaska, Kanada oder Sibirien auftauen und ungeheure Mengen des „Klimakillers“ Methan freisetzen, wird der Klimawandel ganz von selber mit rasantem Tempo weitergehen und unbeherrschbar sein. Außerdem weiß man auch nicht, ob Systeme wie der Golfstrom ab einem gewissen Grad der Erderwärmung noch funk-

„Die Natur braucht einen Wert“ tionieren. So wird aus dem harmlos klingenden Klimawandel schnell eine Klimakatastrophe. Um diesen Gefahren entgegenzuwirken, müssen wir es schaffen, die Erderwärmung auf 2°C zu begrenzen – und jedes weitere Zehntel Grad kann dabei das entscheidende sein.

Das Naturkapital hat in unserer Gesellschaft keinen Wert, deswegen wird es kaum geachtet.

BiTSLicht: Was sind die Chancen? Was hat sich bis jetzt getan, wo muss sich dringend was tun? Laura: Ich denke im Bereich des vorhandenen Wissens und der Technik sind wir bereits sehr weit fortgeschritten. Wir hätten theoretisch das notwendige Know-How und einen ausreichenden Stand der Technik, um schon viel im Umweltschutz zu erreichen. Doch die Prioritäten der mei-

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sten Unternehmen und Konzerne liegen immer noch auf kurzfristigem ökonomischen Erfolg, der den Umweltschutz leider ignoriert – auch wenn dieser für langfristigen Erfolg eine große Rolle spielt. In diesem Bereich muss sich demnach schnellstens etwas ändern; es muss deutlicher werden, dass Umweltschutz

Auch Taylan Oezduer hat sich bewusst für einen Studiengang mit Schwerpunkt auf Umwelt entschieden: Der 26-jährige Herdecker macht aktuell seinen Master in „erneuerbare Energien“ an der Fernuni in Hagen. Zuvor hat er Verfahrenstechnik studiert, er möchte später im Bereich Windkraft tätig sein.

„Umweltrelevantes Wissen muss ausgebaut werden.“ für langfristigen Unternehmenserfolg notwendig ist und Engagement in diesem Bereich auch jetzt schon einen deutlichen Wettbewerbsvorteil darstellt. Dies haben wir einer großen Anzahl von Konsumenten zu verdanken, die schon jetzt immer deutlicher macht, dass sie Wert auf nachhaltig hergestellte Produkte legt. Der gesellschaftliche Druck auf die Unternehmen hat großes Potenzial und muss daher weiter zunehmen, so dass Umweltschutz einen höheren Stellenwert einnimmt und weiter ausgebaut wird.

BiTSLicht: Warum hast du dich für diesen Studiengang entschieden? Taylan: Durch mein Diplomstudium in der Verfahrenstechnik an der Fachhochschule habe ich Interesse an dem Themenkomplex „Energietechnik“ bekommen. Regenerative Energien, weil die Ressourcen für konventionelle Energiesysteme, wie z.B. Kohle, Gas denke etc. begrenzt und diese Systeme somit immer

BiTSLicht: Warum kommt das Thema Umweltschutz noch nicht wirklich bei den Menschen an? Was müsste da anders laufen?

BiTSLicht: In welchem Bereich möchtest du später tätig sein? Taylan: Ich will nach dem Studium im Bereich Wasser-, und Windkraft tätig sein. Optimierung der Verfahren, Verbesserung der Wirkungsgrade sind Themen die mich interessieren würden. Auch eine Doktorarbeit in dieser Thematik ist durchaus für mich vorstellbar.

BiTSLicht: Wo muss sich deiner Meinung ganz schnell im Bewusstsein der Menschen etwas ändern?

Laura: Einerseits müssen wir natürlich versuchen, das umweltrelevante Wissen der Menschen weiter auszubauen. Allerdings muss man auch festhalten, dass das notwendige Wis-

Taylan: Es ist wichtig dass der Ottomotor so schnell wie möglich durch den Elektromotor ersetzt bzw. kombiniert wird. Im Bereich Elektromotor bin ich sehr zuversichtlich, dass in Zukunft effizientere Motoren gebaut werden. Die Brennstoffzelle als Ersatz zur Verbrennungsmaschine wird sich nicht durchsetzen können, da der Energieverlust bei der Erzeugung von Wasserstoff ist viel zu hoch.

„Mehr Handlungsanreize“ sen bei vielen Menschen zu einem großen Teil bereits vorhanden ist, jedoch in Form von inertem (trägen) Wissen, das nicht in Handlungen umgesetzt wird. Diese Lücke müssen wir durch das Schaffen von Handlungsanreize, die Verankerung des Umweltschutzes auf der Werte-/ Bedürfnisebene und die Sichtbarmachung der Konsequenzen des eigenen Verhaltens überwinden. Dies muss sowohl im Bereich der Privatpersonen, als auch im Wirtschaftssektor stattfinden.

mehr an Bedeutung verlieren.

Carolin Dennersmann

Taylan möchte später in der Optimierung der Verfahren und Verbesserung der Wirkungsgrade von WIndkraft tätig sein

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Foto: Pixie Pixelmann

Beyond Petroleum

Die Zeiten, in denen ein Blick auf den Benzinpreis noch schmerzfrei möglich war, sind lange vorbei – die Ölreserven sind endlich. Das ist soweit nichts Neues. Doch wie genau geht es eigentlich weiter mit der Mobilität, was gibt es für Alternativen zu Benzin- und Dieselkraftstoff? 1973 drosselten die OPEC-Staaten die Fördermenge an Rohöl, der daraus resultierende Preisanstieg führte zur ersten Ölkrise. Die Folge: Eine Preissteigerung um rund 70 Prozent – von drei auf fünf Dollar pro Barrel Öl nämlich, die Benzinpreise schossen in die Höhe – in Höhen, über die wir heute nur müde lächeln können. Aktuell liegt der Rohölpreis zwischen 70 und 80 Dollar pro Barrel, die Entwicklung ist eindeutig: Es geht relativ beständig bergauf, korrelierend zu den abnehmenden Ölvorkommen. Über kurz oder lang muss also eine Alternative her, unsere mobilitätsverwöhnte Gesellschaft würde sonst wohl sehr schnell kollabieren. Gewiss, eine dramatische Vorstellung, doch – heureka! Es gibt ja zum Glück schon Alternativen. Einige mehr, andere weniger ausgereift und von unterschiedlichsten Populari-

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tätsgraden. Hier nun stellt BiTSLicht einige alternative Kraftstoffe vor. Wo liegen die Stärken, Schwächen, Risiken? Wie sieht es mit der Effizienz und der Umweltverträglichkeit aus? Und: wie zukunftssicher ist die jeweilige Technik überhaupt? „Ist das nicht total gefährlich? Was, wenn das explodiert?“ so lauten meistens die leider sehr weit verbreiteten

Erdgas (CNG) Vorurteile und Bedenken, wenn von Erdgas als alternativem Kraftstoff die Rede ist. Dabei besteht absolut kein Grund zur Beunruhigung, die Erdgastanks in Autos sind Crashtest-sicher und höchsten Strapazen gewachsen, um die Sicherheit muss man sich also keine Gedanken machen.Die Idee, ein Erdgasfahrzeug zu entwickeln, ist nicht erst gestern entstanden, schon Anfang der 90er Jahre bot BMW seine Mittelklasselimousine als 518g an – ein Verkaufserfolg wurde der Wagen mangels flächendeckender Versorgung mit Tankstellen jedoch nicht. Die Technik ist im Prinzip dieselbe wie beim Benzinmotor, es handelt sich also um einen klassischen Ver-

brennungsmotor – mit dem Unterschied, dass Erdgas als Kraftstoff genutzt wird. Mitgeführt wird das Gas in Tanks, die meist im Unterboden oder unter dem Kofferraum liegen und ein Fassungsvermögen von zehn bis 30 Kilogramm haben – Erdgas wird nämlich, anders als Benzin, in Kilogramm bemessen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen monovalenten und bivalenten Fahrzeugen. Bivalente Modelle sind auf den Betrieb mit Erdgas und Benzin ausgelegt, haben also meist noch einen Benzintank mit normalem Fassungsvermögen. Monovalente Fahrzeuge hingegen sind speziell auf den Betrieb mit Erdgas optimiert, sie besitzen nur einen Benzin-Nottank, um die nächste Erdgastankstelle zu erreichen – womit wir auch schon bei der momentan noch größten Schwäche von Erdgasfahrzeugen wären: Zurzeit gibt es in Deutschland rund 800 Tankstellen für Erdgas, wer also quer durch die Lande fährt, muss hie und da schon kleine Umwege in Kauf nehmen. Die Reichweite moderner Erdgasfahrzeuge liegt zwischen 300 und 400 Kilometern. Und wie sieht es mit den Kosten aus? Im Gegensatz zum vergleichbaren Benziner liegt der Anschaffungs-


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preis etwa 3.000 bis 4.000 Euro höher. Ein Kilogramm Erdgas kostet je nach Region aktuell zwischen 80 und 90 Cent (Stand: Juni 2010). Auf 100 Kilometer verbraucht ein Erdgasfahrzeug (modellabhängig) zwischen fünf und sechs Kilogramm, so dass man auf Kraftstoffkosten von vier bis sechs Euro kommt.

Fazit: Insgesamt ist die Technik schon sehr ausgereift, empfiehlt sich allerdings eher für Strecken kurzer bis mittlerer Länge, da die Reichweite und das Tankstellennetz einfach noch nicht allzu langstreckentauglich sind.

Flüssiggas (LPG) Im Grunde genommen ähnlich wie Erdgas, jedoch steht Flüssiggas unter weit geringerem Druck, die Lagerung ist in technisch weniger aufwändigen Tanks möglich. Zu beachten ist deswegen, dass man mit solchen Fahrzeugen keine Tiefgaragen befahren darf, da sich das Gas im Falle eines Lecks nicht verflüchtigt, sondern zu Boden sinkt – im Grunde genommen aber eine verschmerzbare Einschränkung.Größter Nachteil von Flüssiggas: die geringere Leistungsausbeute des Motors und ein um etwa 20% erhöhter Verbrauch – der jedoch durch den geringen Preis von ca. 65 Cent pro Liter (6.2010) amortisiert wird. Größter Vorteil: Allein in Deutschland bieten fast 6.000 Tankstellen auch eine LPG-Zapfsäule – also mehr als ein Drittel aller rund 15.000 Stationen. Hinzu kommt, dass unsere Nachbarn in Frankreich, Italien und Co ein nahezu flächendeckendes LPG-Netz besitzen, so dass auch längere Urlaubsfahrten vollständig „grün und günstig“ zurückgelegt werden können. Fazit: Ähnlich wie Erdgas, Vorteil natürlich die höhere Tankstellendichte, wer jedoch lange Strecken fährt, muss alle 200 bis 300 Kilometer einen Tankstopp einlegen.

das Allheilmittel gegen Klimawandel, Benzinpreise und Ölknappheit zu sein. Doch was genau bedeutet Hybrid eigentlich? Ein Hybridauto kombiniert einen klassischen Verbrennungsmotor mit einem Elektromotor von je nach Modell unterschiedlicher Größe. Die Spanne reicht dabei von sogenannten MildHybriden, deren Elektromotor nur zu Unterstützung der großen Maschine dient, bis zum Voll-Hybriden, dessen E-Motor so ausgelegt ist, dass er auf eine bestimmte Distanz auch alleine den Vortrieb übernehmen kann. Seine Energie bezieht der Elektromotor dabei aus Akkus – sind diese erschöpft, übernimmt der Benzinmotor den Antrieb. Währenddessen werden die Akkus wieder geladen, durch Energierückgewinnung beispielsweise beim Bremsen. Was sich in der Theorie clever anhört, ist beim Fahren jedoch nur bedingt von Nutzen. Rein elektrisch – und damit emissionsfrei – fährt man nur in der Stadt bei langsamen Geschwindigkeiten oder im Stop-and-Go-Verkehr, sobald es Außerorts oder auf die Autobahn geht, ist das Sparpotential dahin, man fährt wie mit einem gewöhnlichen Verbrennungsmotor mit entsprechendem Verbrauch. So gesehen handelt es sich also nicht

wirklich um einen vollkommen alternativen Antrieb, der E-Motor dient lediglich der Reduzierung des Gesamtverbrauchs. Bekanntester Vertreter dieser Art ist wohl der Toyota Prius, der seit nunmehr 13 Jahren gebaut wird, inzwischen haben auch die deutschen Hersteller Hybridmodelle in ihrem Portfolio, vorwiegend in der Oberund Luxusklasse. Jüngste Sprosse sind beispielsweise der S 400 BlueHybrid oder der von Porsche angekündigte Cayenne Hybrid. Fazit: Was kann der Hybridantrieb also, langfristig gesehen? Mittelfristig wird sich hier sicher noch einiges tun. Bisher nur in überschaubaren Stückzahlen und – zumindest bei den deutschen Herstellern – verstärkt im exklusiveren Preissegment vorhanden, werden mit sinkenden Produktionskosten auch Volumenmodelle in einer Hybridvariante angeboten werden. Langfristig betrachtet ist der Hybridantrieb jedoch nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum rein elektrischen Fahren. Die Defizite der heutigen Akkus in punkto Reichweite sind noch stärkstes Argument für die Hybridlösung, ändert sich das, stirbt auch das Konzept Hybrid.

Hybrid Hybrid ist in. In aller Munde nämlich. Was mit dem Toyota Prius seinen Anfang nahm, scheint zurzeit

Gute Aussicht für die Zukunfr: Potenzieller Antriebsstoff - soweit das Auge reicht

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Etwas umzustellen, was immer gut funktioniert hat, ist nicht leicht - aber die ersten haben den Schritt gewagt und tanken alternativ.

Bioethanol & E85 Bei Bioethanol handelt es sich um Alkohol, der aus Pflanzen, Holzabfällen oder sonstiger Biomasse gewonnen wird, E85 ist die Bezeichnung für einen Kraftstoff, der zu 85% aus Bioethanol und zu 15% aus Superbenzin besteht. Als Basis dient auch hier der gewöhnliche Verbrennungsmotor, für den Betrieb mit E85 sind nur geringe Modifikationen nötig, die kraftstoffführenden Teile etwa müssen robuster ausgelegt werden.Vorteil von Bioethanol ist die im Idealfall neutrale CO2-Bilanz. Denn das freigesetzte CO2 wurde zuvor von den verarbeiteten Pflanzen der Atmosphäre entnommen. Aufgrund des im Vergleich zu Benzin etwas geringeren Heizwertes muss bei der Verwendung von Bioethanol in nicht modifizierten Motoren mit einem etwas höheren Verbrauch gerechnet werden. Für den Kraftstoff ausgelegte Motoren weisen dagegen quasi identische Verbräuche zu Ottomotoren auf – erfreulicher Nebeneffekt jedoch ist die höhere Leistungsausbeute aufgrund der höheren Klopffestigkeit (als „klopfen“ wird die ungewollte Selbstzündung

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im Motorraum bezeichnet – je höher der Wert, desto besser) In Brasilien ist Bioethanol schon seit den 80er Jahren sehr verbreitet, inzwischen wird dort dem normalen Benzin ein 20-25 prozentiger Anteil von Bioethanol beigemischt. Darüber hinaus sind dort nahezu alle Fahrzeuge in der Lage, auch E100 – also reines Bioethanol – zu tanken. Seit 2009 wird auch dem Benzin in Deutschland Bioethanol beigemischt, allerdings nur zu einem Anteil von fünf Prozent – mehr verkraften ältere Fahrzeuge ohne Modifikationen auf Dauer nicht. Inzwischen bieten jedoch einige Hersteller sogenannte Flexible-Fuel-Varianten ihrer Modelle an, die ab Werk für den Betrieb mit E85 ausgelegt sind. Vorteil dieser Varianten ist, dass Bioethanol und Benzin in beliebigem Verhältnis gemischt werden können, beides wird zusammen in einem Tank gelagert, somit ist man auch außerhalb des Einzugskreises der momentan rund 190 Tankstellen mit E85 in Deutschland mobil. Fazit: Insgesamt eine vielversprechende Sache – wenn man den Aspekt ausblendet, dass der Anbau von Pflanzen für die Herstellung von Bioethanol in Teilen zur Ver-

teuerung der Nahrungsmittel gerade in Schwellenländern beiträgt. Rein umwelttechnisch betrachtet ist Bioethanol allerdings eine durchaus gangbare Alternative. Es gibt sie also, die Alternativen zu Benzin und Konsorten, doch wird es noch lange dauern, bis man davon sprechen kann, dass die Verwendung von fossilen Kraftstoffen der Vergangenheit angehört. Zu gering ist der Druck, Neues zu entwickeln, noch sprudelt es schließlich munter aus der Erde, das schwarze Gold. Und so lange das der Fall ist, wird sich die Automobilindustrie darauf beschränken, das bekannte Konzept des benzinbetriebenen Verbrennungsmotors zu perfektionieren und versuchen, den Wirkungsgrad zu maximieren. Christoph Schneider


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E-Up: Das Auto zum Aufladen Nächstes Jahr ist es soweit: VW springt auf den Elektro-Zug auf und stellt sein Modell vor

Elektrofahrzeuge sind die Fahrzeuge der Zukunft. Viele der Unternehmen stellen sich auf die zunehmende Zeitenwendung des Automobils ein. Der E-Up von wird das erste Elektrofahrzeug von Volkswagen sein, das 2013 auf den Markt kommen wird. Damit macht VW einen wichtigen Schritt in die Zukunft. Doch der E-Up ist nur der Anfang von der Elektro-Familie. Der E-Up wurde erstmals auf der 63. Internationalen Automobil Ausstellung vorgestellt. Der kleine Stadt-Flitzer erinnert stark an eine moderne Version des Käfers und wurde unter der Leitung von VW-Chefdesigner Walter de Silva entworfen. Das Elektroauto lässt sich an der Steckdose oder an öffentlichen Ladestationen aufladen, deren Netz weiterhin ausgebaut werden muss. Allerdings beträgt die Ladezeit an der heimischen Stromquelle mindestens fünf Stunden. Der E-Up kommt nach dem Strom-tanken hundert Kilometer weit. Die Höchstgeschwindigkeit des Wagens liegt laut einer Studie bei 135 km/h. Neben einem Elekromotor, der mit einer Dauerleistung von 40 KW die Vorderräder antreibt, sorgen Solarzellen auf dem Dach für Lüftung und Kühlung des Innenraums. Aufgeladen wird übrigens an dem aufklappbaren VW-Logo auf der Motorhaube. Der Preis ist noch unklar, doch der Benziner-Up kostet ca. 8500 Euro.

„Wir wollen ja nicht nur Hardcore-Ökos begeistern.“ VW macht deutlich, dass das Auto nicht nur ein Stadtfahrzeug ist, sondern alle Menschen anspricht, die ihr Auto täglich nutzen. „Ziel von VW ist es nicht nur HardcoreÖkos, sondern auch gutsituierte Familien anzusprechen, die schon mit dem Kleinwagenkonzept vertraut sind“, so Karl-Thomas Neumann, der Konzernbeauftragter für die Elektro-Fraktion. Trotzdem ist der E-Up ideal für Stadtbewohner, da der Elektrantrieb gerade im Stop-and Go Betrieb sehr wirtschaftlich ist. Ziel sei es nun, möglichst facettenreiche Zielgruppen für das Elektro-Konzept zu begeistern. Gerade junge Menschen, darunter natürlich auch die Studenten sollen von dem Konzept profitieren. Der E-Up ist soll Spaß machen und gleichzeitig auch das Umweltbewusstsein der Menschen wecken.

Die Zukunft des ZukunftsAutos ist ungewiss Obwohl der Erfolg der Elektro-Serie noch ungewiss ist, ist klar, dass Diesel- und Benzinmotoren zunächst

die Oberhand behalten werden. Laut Auto- Motor- Sport werden die Produktionszahlen eines Elektroautos jene des Polos erst im Jahre 2020 erreichen. Ob der E-Up ein Verkaufsschlager wird, weiß heute niemand so genau.

Hier arbeitet VW vermutlich nach seiner erfolgreichen Strategie zu sehen was die Konkurrenz macht um es dann anschließend besser zu machen, denn auch Renault und Opel erhoffen sich Erfolg durch eigene Elektroautos. Neben dem E-Up werden auch noch der E-Golf und der E-Jetta die der Reihe nach auf den Markt kommen werden, die ebenfalls reine Elektrowagen sind. Strategisch wichtig ist auch die Elektrifizierung der GolfPlattform, da sie viel mehr Freiheiten bietet und es eine starke Aussage ist, wenn VW den Supervolkswagen schlechthin, elektrifiziert.

Bald auch Elektrifizierung des Golf Zusammengefasst bietet der E-Up alles, was auch ein normales Benzinauto bietet. Der Unterschied liegt in dem Zukunftstrend in dem sich die Automobilhersteller befinden und wir als Studenten können nur davon profitieren. Mareike Dübel

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Der Selbsttest: 2 Tage ohne Technik Wie ist das wohl, so ganz ohne Laptop, Handy, Radio und Fernseher?

An dieser Stelle hätte eigentlich ein Selbstversuch stehen sollen. Ein Test, frei nach dem Motto: Wie kommt man heutzutage ohne Radio, ohne PC, ohne Handy und ohne Fernseher klar. Leider hat sich innerhalb der Redaktion niemand als Versuchskaninchen opfern wollen. „Eine Woche ohne den ganzen Kram? Da überlebt man doch den Unialltag gar nicht!“, war unsere einstimmige Meinung. Das mag zwar übertrieben klingen, aber vielleicht zeigt euch der folgende Gedankenversuch, was für Probleme auf das Versuchskaninchen zugekommen wären.

Der erste Tag Der Tag beginnt mit einem hässlichen Piepen. Es ist halb 8. Sonst vibriert auf dem Nachtisch das Handy, zwar durchdringend aber wenigstens etwas sanfter. Ich hasse Wecker. Ein Tag, der mit so einem Ton anfängt kann doch gar nicht gut werden. Ein gezielter Fausthieb bringt den Mörder meiner schönen Träume zum Verstummen. Triumphierende schlafe ich wieder ein. Von dieser blöden Aktion hätte mich normalerweise die Schlummerfunktion des Handys abgehalten. Aber wer im wahrsten Sinne des Wortes nicht hören will, muss fühlen: Eine Stunde später bleibt mir wegen Zeitmangel nichts anderes übrig, als zig Dinge gleichzeitig zu machen. Unter anderem: Wach werden, geschockt auf die Uhr schauen, fluchen und ins Bad hechten. Schon nach einer Laufzeit von wenigen Stunden verfluche ich diesen dämlichen Selbsttest. Trotz Rekordzeit unter der Dusche und einem titelverdächtigen Sprint zum Bus komme ich natürlich zu spät. Der nächste Bus kommt erst in einer ¾ Stunde. Hoch lebe der Iserlohner Nahverkehr! Reflexartig

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greife ich in die linke Hosentasche und bekomme den zweiten Schock des Tages: Wo ist das Handy? Aber natürlich: Das liegt mit Laptop und Radio auf dem Fernseher und hat einige Tage Pause. Ich verfluche diesen dämlichen Selbsttest und frage mich, wie ich jetzt pünktlich zur Uni komme. Mit dem Handy hätte ich jemanden anrufen können, wäre wahrscheinlich mit dem Auto eingesammelt worden und alles wäre gut. Diese Alternative ist leider raus. Die spärlich gesäten Telefonzellen nehmen kein Münzgeld. Früher war alles besser. Was bleibt also übrig? Brieftaube, Rauchzeichen oder zur Uni laufen. In Ermangelung an Taube und Lagerfeuer entscheide ich mich für letzteres. Es erstaunt mich selbst, aber ich schaffe es pünktlich. Das liegt wohl daran, dass ich mit dem Bus immer eine halbe Stunde vor Vorlesungsbeginn ankomme. Hoch lebe der Iserlohner Nahver… ach das hatten wir schon.

Allein auf weiter Flur Nass geschwitzt (das Sauerland ist irgendwie zu Fuß bergiger als mit dem Auto) und komplett entnervt lasse ich mich auf einen Stuhl fallen und wundere mich erst im zweiten Moment, warum sonst niemand im Raum ist. 20 Minuten später bin ich immer noch die einzige. Ein Blick auf die aushängenden Stundenpläne verrät mir, dass die Stunde ausfällt. Na prima, den Stress hätte mir mein Laptop oder eine SMS der anderen ersparen können. Dämlicher Selbsttest! Die späteren Vorlesungen verlaufen reibungslos. Zwischendurch kann ich zwar nicht mal schnell eine SMS schreiben oder den Laptop anmachen und kurz surfen, aber darauf lässt sich leichter verzichten als auf die Schlummerfunktion des Handys. Zurück in meiner Wohnung setze ich mich nicht an den PC. Deshalb che-

cke ich nicht meine Mails, bin nicht bei icq on, kann nicht mal was abtippen. Darum schreibe ich den Essay für morgen mit der Hand. Das nervt auf Dauer. Vor allem, weil wir nicht mehr als 400 Wörter schreiben sollen und ich ständig am zählen bin. Anschließend überkommt mich die Langeweile. Ich rufe nicht die

Ohne das Internet ist der Alltag so langweilig Mädels an, um mit ihnen was zu unternehmen (bin aber auch zu faul hinzulaufen), mache nicht den Fernseher an, skype nicht, gucke mir nicht die neuesten Bilder bei studi und facebook an, spiele nicht im Netz, mache so ungefähr nichts. Der Fernseher grinst mir entgegen, aber ich bleibe hart! Eigentlich müsste ich heute unbedingt die Nachrichten gucken, hören oder lesen. Morgen ist nämlich Dienstag. Dienstag ist der Tag, an dem alle BiTS-Journalisten ab dem zweiten Semester den Nachmittag halb in der Lehrredaktion und halb mit dem Schreiben schöner Artikel beschäftigt sind. Weil wir tagesaktuell produzieren müssen, ist es wichtig auf dem allerneuesten Stand zu sein, was die aktuellen Nachrichten angeht. Das ist mir im Moment leider nicht ganz so gut möglich. Ich nehme mir fest vor, morgen auf dem Weg zur Uni eine Zeitung zu kaufen, sonst wären gewisse Professoren „not amused“.

Tag 2 wird noch schlimmer Der nächste Tag beginnt ähnlich stressig. Ich renne zum Bus, erwische ihn aber noch und denke leider erst wieder in der Uni an die Tageszei-


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netrecherche geht da nichts. Wenn der Artikel dann fertig ist, muss ich ihn per Mail zur Korrektur schicken und im Internet hochladen. Da schätzt man was man hat Also mache ich mich an die Arbeit, genieße es den Artikel nicht per Hand schreiben zu müssen und schicke ihn weg. Mein E-Mail Postfach ist ziemlich überladen und zeigt mir, wie viel ich in den letzten Tagen verpasst habe. Da fragt man sich doch, wie manche Menschen es komplett ohne Technik aushalten. Das gibt es übrigens auch hier in Deutschland: 560 Kilometer von Iserlohn entfernt wohnt Anne Donath. In Steinhausen in Oberschwaben hat sie sich eine Blockhütte gebaut und wohnt dort auf etwas Ohne Laptop und Internet ist der Unialltag nicht mehr vorstellbar

tung, die ich mir besorgen wollte. Dafür ist es also zu spät. Heute komme ich nicht verschwitzt, sondern durchnässt in der Uni an, dank diesem dämlichen Selbsttest. Ohne Internet und Fernsehen bekommt man nämlich den Wetterbericht nur schlecht mit. Meine Kommilitoninnen haben sich gestern noch spontan getroffen. Sie konnten mich nur komischerweise nicht erreichen (woran das wohl liegt?) und waren auch zu faul einfach vorbeizukommen.

wirklich gut folgen. Mein Gesichtsausdruck spiegelt eine einzige große Entschuldigung, weil ich mehrfach darauf angesprochen werde, warum ich denn meine Mails nicht beantworte. Die anschließende Redaktionssitzung mit allen BiTS-Journalisten läuft eher mies. Für www.bitsnews. de, die Homepage auf der wir unsere Artikel veröffentlichen, muss ich jetzt ein tagesaktuelles Thema bearbeiten. Der Punkt ist erreicht, an dem ich diesen dämlichen Selbsttest abbreche. Ohne Telefon- und Inter-

Es gibt sogar Menschen, die bewusst so leben

mehr als 16 Quadratmetern. Kein Auto, kein Telefon, kein Internet, keine Waschmaschine, nicht einmal Lampen. Sie schläft auf Fell, benutzt Kerzen, pflanzt ihr Essen im Garten an, wärmt sich an einem kleinen Ofen und fühlt sich pudel wohl dort. Jedem das seine … und mir Latop, Handy, Radio und Fernseher. Anne Welkener

Kein Fernsehen - kein Wetterbericht Heute laufen die Vorlesungen eher mies. Die anderen haben vom Prof eine Mail mit wichtigen Infos bekommen. Uninformiert und demotiviert überlebe ich die erste Vorlesung. In der zweiten geht es um ein Computerprogramm, mit dem wir Fragebögen erstellen sollen. Unnötig zu erwähnen, dass ich den Selbsttest dämlich finde, weil ich jetzt die Hausarbeit nicht gebacken bekomme. Endlich Mittagspause. Dienstags in der Mittagspause trifft sich das Team vom Campus Symposium. Man muss wissen, dass unsere Truppe aus Freunden des regen E-Mail-Verkehrs besteht. Deshalb bin ich auch hier nicht mehr auf dem Laufenden und kann der Unterhaltung nicht

Ständig benutzen wir technische Geräte - viel öfter als uns bewusst ist

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Bauernhöfen gehört Berlin Wie in der Bundeshauptstadt urbane Landwirtschaft entsteht

Karg sieht’s aus – und ein bisschen unheimlich. Der erste Schritt fällt schwer, trotzdem: neben einer rosa Schlosskulisse und einigen rostigen Containern finden sich auch kleine, rote Kisten, immer zwei übereinander und akkurat nebeneinander aufgestellt. Bei näherer Betrachtung entdeckt man in diesen Kisten, die mitten auf einem freien Grundstück in der Prinzessinnenstraße in Berlin stehen, einige kleine grüne und zarte Pflänzchen. Kaum zu glauben, dass es sich hierbei um ein revolutionäres grünes Projekt handelt, dass nicht nur der Verschönerung von Berlin dienen soll, sondern auch einem grüneren Lebensstil im Allgemeinen.

Städten gehört die Zukunft

Aber tatsächlich: dieses Projekt, der Prinzessinnengarten, ein Versuch urbaner Landwirtschaft mitten in Berlin, ist der Anfang einer vielleicht ganz anderen Welt. Was zunächst

pathetisch und unwirklich erscheint, nimmt dann Gestalt an, wenn man einem der beiden Geschäftsführer von der Nomadisch Grün gGmbH

zuhört. Marco Clausen bekommt feurige Augen, wenn er von dem Projekt erzählt, das er zusammen mit seinem Freund Robert Shaw im Sommer 2009 in Berlin-Kreuzberg gegründet hat. Der große Vorteil dieses Projektes: die Kästen, in denen die Pflanzen gezüchtet werden, sind transportabel. „Die Idee stammt aus Kuba“, erklärt Marco. Nachdem der Kalte Krieg beendet war, sei man auf alternative Anbaumethoden umgestiegen. Die Idee der urbanen Landwirtschaft war geboren. Auf gut 600 Quadratmetern haben die beiden mit vielen freiwilligen Helfern und

Sponsoren eine Landschaft geschaffen, auf der viele verschiedene Gemüsesorten in Bio-Qualität angebaut werden können. Bio-zertifiziert und entgegen dem Trend vor allen Dingen professioneller Bauern, verwenden der Historiker und sein Freund, der gelernter Filmemacher ist, alte und seltene Sorten. „Unser urbanes Projekt ist nicht nur grün, sondern auch gut für die Gesellschaft“, erläutert Marco. Gemeinsame Gartenarbeitstage, Besuche von Grundschulklassen und weitere Aktionen sind Zeichen eines ganzheitlichen Ansatzes.

Mehr als utopische Spinnerei

Was nach utopischer und grüner Spinnerei klingt, wird mehr und mehr zur Wirklichkeit modernen Städtebaus. Denn schon seit Langem fordern nicht nur die Grünen die so genannte „Grüne Stadt“ beziehungsweise das „Grüne Haus“, sondern auch viele Organisationen aus Wirtschaft und Umwelt. Sie schließen sich in Stiftungen, etwa „Die Grüne Stadt“, zusammen und versuchen, einzelne Projekte zu fördern und umzusetzen.

Auf lokalen Anbau angewiesen

Der Prinzessinnengarten zum Beispiel hat nicht nur den Vorteil, Berlin insgesamt grüner und damit attraktiver zu gestalten. „Die Kosten für die Anlieferung werden in Zukunft immer höher – wir sind auf regionalen und lokalen Anbau angewiesen“, prognostiziert Marco. Das ehrgeizige Projekt der beiden indes sorgt nicht nur für eine grünere Stadt, sondern auch für ein besseres und nachhaltigeres Miteinander. David Lucas

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Über Leben

„Musikmäßig sind wir alle Nerds.“ 18 Jahre Bandhistorie, 500 Shows, ein neues Album und wieder die aktuellen Songs zur WM: Grund genug für BiTSLicht, die Rapcrew von Blumentopf mal vorzustellen.

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Das Großraumtaxi fährt rasant in die Einfahrt des Hessischen Rundfunks in Frankfurt und hält direkt vor dem Haupteingang. Nach und nach steigen mehrere Leute aus. Schnell durchzählen: Zuerst geht Roger an den Kofferraum und holt seinen Rucksack heraus, dann folgen Cajus und Sepalot, der sein DJ-Set für den Radioauftritt später am Abend mitgebracht hat. Zum Schluss kommen noch Flo und Wunder aus dem Auto. Volltreffer: Alle fünf Bandmitglieder sind am Start. Blumentopf ist komplett. Sogar überkomplett, denn sie haben noch ihren Gitarristen Dirk mitgebracht. In der abendlichen Radioshow wird die Rapgruppe ein paar ihrer Lieder den Hörern also auch unplugged präsentieren. Eine Zigarettenpause nach der Ankunft gibt’s nicht, auch keinen Smalltalk. Cajus geht nur kurz den Tagesablauf durch und dann macht

sich die Band schon auf den Weg zum Studio. Die Musiker wirken entspannt und machen einen lockeren Eindruck. Durch eine riesige, hohe Vorhalle geht es auf eine ausladende Treppe zu, deren Geländer hell glänzt. Roger zeigt sich beeindruckt von der imposanten öffentlich-rechtlichen Anstalt: „So alte Radiogebäude haben schon was.“ Vor dem Studio gibt es eine gemütliche Sofaecke. Nein, halt. Eine Lounge. Die Bandmitglieder machen es sich auf der Couch bequem und strecken nach der langen Fahrt erst mal die Beine aus, bevor es zu den Aufnahmen geht.

Mai noch in Südafrika. „Für unsere Raportagen haben wir Bilder für den Chorus gedreht“, erzählt Flo. Schon 2006 und 2008 hatte Blumentopf die Spiele der deutschen Nationalmannschaft bei der WM und EM kommentiert: Nach dem Spiel ins Studio, die wichtigsten Momente auf den Punkt gebracht - und

Sie sind aus München angereist, dort gab es schon am Vortag einen Radioauftritt. Die Töpfe sind auf Promotour durch die Republik, denn ihr sechstes Album steht kurz vor der Veröffentlichung. Das bedeutet: Interviews, Liveshows, Festivals im Sommer, eine Tour im Herbst und die Teilnahme am Bundesvisionsongcontest im Oktober. Achja, und die musikalische Berichterstattung für die ARD zur Fußballweltmeisterschaft gibt es auch wieder. Dafür war der Topf im

nur wenige Stunden nach Abpfiff kam der Song dann im Fernsehen. Die Fußballfans vom Topf verbinden so zwei ihrer Leidenschaften. „Ich bin schon ein großer Fußballfan“, sagt Flo. „Es kann mir schon passieren, dass ich glücklich lächle, wenn ich im Internet sehe, dass Augsburg gegen Paderborn spielt“, berichtet Flo. „Wenn ich dann gerade von einem anstrengenden Tag nach Hause komme, denke ich schon: ‚Ach, ist das schön!‘“ Auch zu Amateurspielen geht er öfter - aber der

Du liest GQ-Artikel über Heidis Sexträume/ Ich les von Kalle Rummenigge in der Elf Freunde - Mein Dein feat. Janna

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Foto: B. Tagemose/Virgin/EMI

Reservier dir ein Ticket für die Show, wenn wir kommen/ Dich wird der Wir-Virus infizieren, du kommst nicht davon - Wir

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stellt, es ist gar nicht so einfach, wie es im Fernsehen aussah.“ So wird Blumentopf also nicht mit wehender Fahne ins Londoner Olympiastadion einlaufen, kann sich dafür aber weiter auf die Musik konzentrieren. Auch die Reise nach Südafrika drehte sich nicht allein um Fußball, sondern ebenso um Musik. „Wir haben einen Song aufgenommen mit Rappern aus Kapstadt und den dann auch am Abend im Club performt“, fährt Flo fort. Mit Rap mal um die Welt zu reisen, mehrere Alben zu veröffentlichen und über 500 Shows

auf Umweltschutz fokussiert war. Zumal zu diesem Zeitpunkt auch schon die Blumentopfgeschichte an Fahrt Und ich hab heute noch kein Plan, was ich in ein paar Jahren mach/ Doch Angst habe ich nur vorm Finanzamt und vorm Zahnarzt - Taschen voller Sonnenschein gewann. Was klein anfing - anfangs rappte die Gruppe vor einer Handvoll Leuten in schummrigen Münchner Kellerclubs - ist immer weiter gewachsen. „Es ist ein langer, stetiger

Foto: B. Zecher/Virgin/EMI

Topf besteht nicht nur aus Sportkonsumenten. Wunder ist langjähriger Skater, Cajus begeistert sich unter anderem für Snooker und gemeinsam vernichtet die Band pro Albumproduktion eine Dartscheibe. Denn wenn einer seinen Text einrappt, wollen die anderen Bandmitglieder im Studio ja auch etwas zu tun haben. Inspiration liefert immer wieder das Fernsehen - so kamen die Töpfe auch zum Curling. „Im Studio läuft halt immer Eurosport und da haben wir des Öfteren Curling gesehen, das hat uns begeistert“, sagt Flo. Als die Band bei einem Auftritt in der

Die Töpfe (von links nach rechts): Wunder, Cajus, Flo, Roger und Sepalot.

Schweiz in der Nähe einer Curlinghalle war, war klar: „Es musste einfach mal sein. Das, was wir auf dem großen Bildschirm gesehen haben, müssen wir einfach mal selbst aus-

Olympische Ambitionen liegen vorerst auf Eis

probieren.“ Und es gab große Pläne, wie Sepalot ergänzt: „Wir hatten darauf spekuliert, dass wir mal als Team bei Olympia mitmachen. Nach der Musik. Aber wir haben leider festge-

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zu spielen - das hätte sich die Band vor 18 Jahren nicht erträumt. Keiner der Töpfe hatte sich als Kind in den Kopf gesetzt, ganz groß rauszukommen. Flo hatte nach der Schule keinen Plan, dass es für ihn mit Musik weitergehen würde. Roger arbeitete eine Zeit lang als Grafiker und Sepalot hat eine Lehre zum Schreiner angefangen. „Mein Masterplan war eigentlich, Innenarchitektur zu studieren. Das habe ich dann irgendwie über Bord geworfen“, grinst er. Sein Studium in physikalischer Umwelttechnik hat er abgeschlossen, obwohl er den Gefallen an diesem Studiengang verloren hatte, weil er zu wenig

Weg gewesen. Es hat sich eine ganze Menge getan von damals bis jetzt“, meint Flo. Logisch - wenn man mit 18 anfängt und mit über 30 immer noch dabei ist, meint Roger. Früher Super Nintendo, heute Playstation 3, lacht er: „Viel hat sich in meinem Leben getan.“ Musik ist für die fünf Münchner zum Beruf geworden. „Wenn wir uns heute treffen, hängen wir nicht einfach nur rum und schauen mal, ob uns was einfällt, sondern wir arbeiten schon zielgerichteter“, berichtet Roger. Streckenweise sei es ein zeitaufwändiger Fulltime-Job,


Über Leben

meint Flo, und dann gebe es auch Phasen, in denen man mehr Zeit für sich selbst habe. Er kann sich auch vorstellen, irgendwann mal als Angestellter zu arbeiten: „Das kommt ganz auf den Chef und das Unternehmen an.“ Aber heute sieht er die Töpfe als Selbstständige, als „kleine Firma“: „Wir sind fünf Chefs, die

Zweck der GbR: Dope Rhymes zu kicken auch gleichzeitig ihre eigenen Angestellten sind.“ Eine Blumentopf GbR gibt es tatsächlich, mit Gesellschaftsvertrag und allem Drum und Dran. Schriftlich festgehaltener Zweck der Gesellschaft ist es, fette Scheiße zu produzieren, dope Rhymes zu kicken und live zu rocken. „Das ist der Vertrag, der dem Finanzamt vorliegt“, sagt Sepalot. „Auf Grundlage dessen werden wir da ernst genommen“, schmunzelt Flo. Auch falls das Finanzamt den Topf oder zumindest ihren Gesellschaftsvertrag - nicht ernst nehmen sollte: Dass Blumentopf live rocken möchte, steht fest. „Für uns als Band ist das Livespielen schon immer etwas sehr, sehr Wichtiges gewesen, was uns viel Spaß macht“, sagt Flo. Klar, mit Tausenden Menschen zu feiern, sei immer ein schöner Moment. „Aber wir machen die Musik auch, weil uns das Machen Spaß macht. Der Prozess, etwas zu schaffen und es sich dann anhören zu können, ist schon MoIhr seid für uns nur die Laien, wir sind für euch nur die Fachidioten/ Was für uns ein Brillenglas ist, ist für euch ein Flaschenboden - Nerds tivation genug.“ Die Bandmitglieder schrauben an jeder Textzeile, jedem Beat und jedem Sample hingebungsvoll herum. Wenn sie mal jemanden featuren, muss das schon ein guter Freund der Band sein - wie sonst sollte man jemanden dazu bringen, sich bis früh morgens ins Studio einzuschließen und gemeinsam an Strophen oder Hooks zu feilen? Stundenlange Diskussionen über die Positionierung von winzigen Soundschnipseln, musikalischen Kleinstpartikeln sozusagen, sind durchaus

Blumentopf: Wir Blumentopfs sechstes Album „Wir“ steht ganz im Zeichen der simplen, scheppernden, rockigen Sounds. Wenig melodische Klänge und wenig elektronische Einflüsse sind zu hören: Meistens gibt es Schlagzeug- und Gitarrensounds und die Texte - das war‘s. Vergleiche zu den Alben der Beastie Boys aus den Achtzigern wurden bereits gezogen - die Parallelen sind aber völlig unbeabsichtigt, obwohl die Töpfe Fans der New Yorker Rapcrew sind. Wie bereits auf den früheren Alben bestechen die Töpfe mit witzigen Wortspielen, Vergleichen und Text- und Soundkonzepten. Ein Beispiel: Für „Fenster zum Berg“ hat Wunder verschiedene Textschnipsel aus dem Klassiker „Fenster zum Hof“ von den Stieber Twins zusammengeschnitten. Das Lied behandelt Wunders Wanderausflüge in die Alpen als Kind mit seinem Vater - Sepalots Beat basiert daher auf einem bayrischen Defiliermarsch. Außerdem erzählen die Töpfe von ihrer großen Liebe, Problemen beim frühen Aufstehen und sie schaffen es, die Begriffe Börsenumsatzsteuer, Socken, Warenlager, Pomade und Pacman in einem Song unterzubringen. Das Album ist seit Anfang Juni in einer Basisversion und einer erweiterten Edition mit mehr Songs erhältlich. möglich. „Wir sind Soundnerds“, fasst Flo zusammen. Ach deshalb gibt es also auch den Song „Nerds“ auf dem Album? „Wir sind da auch in eine Rolle geschlüpft der Nerds, wie man sie kennt“, relativiert Flo. Aber in jedem Freundeskreis müsse es eben jemanden geben, der sich mit einer bestimmten Sache extrem gut auskenne - „sonst läuft da gar nichts mehr.“ Flo sagt weiter: „Wie wir an die Musik rangehen, was für ein großer Teil in unserem Leben sie ist, wie sehr wir uns damit beschäftigen - das hat schon etwas Nerdhaftes an sich.“ Noch sind es ein paar Minuten bis zum Radioauftritt. Vorher muss Sepalot noch sein Set aufbauen, das in der Ecke hinter dem Sofa steht. Roger holt sich eine Cola aus dem Kühlschrank, Cajus blättert weiter in den Broschüren des hr. Währenddessen berichtet Wunder vom Stand seiner Dissertation: „Dieses Jahr werde

Rappen mit Diss

ich meine Promotion noch fertig machen.“ Der Physiker promoviert über Mikrofluidik: „Wir untersuchen das Flüssigkeitsverhalten von komplexen Flüssigkeiten in kleinen Kanälen.“ „Es geht um Flows“, unterbricht Sepalot erklärend. „Im weitesten Sinne geht es um Flow“, bestätigt Wunder.

„Wie in der Musik auch.“ Sein Physikstudium hat er schon seit einigen Jahren abgeschlossen. Mit dem Fach konnte er schon zu Schulzeiten viel anfangen. „Klar, es gibt auch andere Fächer, die ich cool finde. MathemaWie war die Yogatrainierin jetzt eigentlich im Bett/ Solala, solala/ Und sag, wie läuft‘s in deinem Scheidungsprozess/ Solala, solala/ - Solala tik hat mir auch sehr gefallen. Physik hat mich einfach gereizt, weil es so grundlegend ist.“ Später in der Wissenschaft und Forschung zu arbeiten, kann sich Wunder gut vorstellen. Die Forschung muss allerdings noch etwas warten, denn dieses Jahr steht zunächst noch das Projekt „Wir“ im Raum. Neben den Festivals und der Tour nehmen die Töpfe mit dem Song „Solala“ auch noch am Bundesvisionsongcontest teil. Und dann ist da ja noch dieses Radiointerview für den Jugendsender des hr. Also erheben sich die Töpfe nun aus den Sofas und begeben sich ins Studio. Ob sie denn die Jacken in der Lounge liegen lassen könnten, fragt Wunder. Und ob er bitte einen Kaffee bekommen könnte. Julian Jaursch

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Technik meets Fußball Die größte Feier der Welt - noch größer, noch besser und noch spektakulärer.

Am 9. Juni ist es wieder soweit. In Südafrika trifft sich die Welt zum größten Wettbewerb der Welt. Und in jedem Land wird es zu Feiern rund um den Fußball kommen. Auch hier in Deutschland werden Tausende von Fußballverrückten erneut zum Public Viewing strömen. In den letzten Jahren hat sich viel getan: Besonders die Diskussion um neue Technologien hat ihren Teil dazu beigetragen. Ein Chip im Ball? Eine Torkamera? Videobeweis? Was sollte man zulassen damit Fußball immer noch Fußball bleibt? Die Diskussion um die Technik lässt nicht nach. Viele Vereinsverantwortliche und Fans schreien nach der Technik - der DFB stemmt sich dagegen. Der Fußball muss weiter Stoff zum streiten bieten. Das macht auch einen Teil des Reizes dieses Spiels aus. Dennoch führte der Streit zu Ergebnissen: Die Fifa führte in der Europa League zu Testzwecken Torrichter ein, die dem Schiedsrichter helfen sollen, Torentscheidungen zu treffen. Diese waren aber bereits großer

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Kritik ausgesetzt, weil sie keine Entscheidungsmacht haben sollten. Und auch die Torkamera oder der Chip im Ball sollen bis zur nächsten WM in internationalen Wettbewerben getestet werden. Doch abgesehen von der Technikdiskussion auf dem Platz gibt es bei der

Fußball ist so scharf wie nie in HD. WM 2010 auch neben dem Platz einige Neuerungen: Um es offiziellen Public Viewing Partnern einfacher zu machen einen Antrag bei der Fifa zu stellen, wird dieser Vorgang nun auch online möglich sein. Die Videotechnik hat sich bei vielen Veranstaltern zudem verbessert, ist nun in HD verfügbar. Manche entfernen sich hier ganz von der Großleinwand und setzen auf mehrere Großbildfehrnseher. Auch in Sachen Infrastruktur hat man aus den letzten Jahren gelernt: Mehr Ordner,

mehr Essen und mehr Getränke. Allerdings mussten einige Anbieter jetzt Eintrittsgebühren erheben. Eines steht aber bereits jetzt fest: Je weiter Deutschland bei der WM kommt, desto ausschweifender werden die Fanfeiern. Und damit ihr dabei sein könnt, wollen wir euch fünf ganz besondere Public Viewing Orte vorstellen:

Schillerplatz Iserlohn Wie 2006 bietet auch die Stadt Iserlohn auf dem Schillerplatz in der Innenstadt wieder ein Public-ViewingFest an. Durch die geographische Nähe für viele Iserlohner die am nächsten gelegene Lösung bietet der Platz ca. 2500 Zuschauern die Möglichkeit ihre Nationalmannschaft anzufeuern. Unter freiem Himmel können sich die Besucher außerdem an den umliegenden Bratwurst- und Getränkeständen versorgen. Für eine Eintrittsgebühr von einem Euro erhält jeder Fan am Eingang ein ver-


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schiedenfarbiges Eintrittsband. Der Euro wird auf das erste Getränk gutgeschrieben. Die Farbe der Bänder unterscheidet sich dagegen bei Minderjährigen und Erwachsenen, so dass die Abgabe von Alkohol an Jugendliche verhindert werden soll.

das Angebot von zahlreichen Sitzmöglichkeiten. Die Veranstalter erhoffen sich vor allem durch die Wettersicherheit einen Vorteil gegenüber anderen Mitkonkurrenten der Umgebung. Doch damit büßen sie vor allem bei gutem Wetter viel von der typischen Fußballatmosphäre ein.

B7 in Iserlohn

Esprit-Arena Auch bei der EM und der WM im Düsseldorf eigenen Land bot das B7 bereits eine Übertragung der Deutschlandspiele an. Über den hauseigenen Beamer können alle BiTS – Studenten zusammen fiebern und feiern. Auch Getränke werden wieder angeboten und so wird das Fußballerlebnis für etwa 100 Studenten zu einem feuchtfröhlichen Spaß. Besonders zur Klausurzeit bietet das B7 eine gute Alternative zu anderen Fan-Feiern.

Aus Iserlohner Sicht weiter entfernt als die anderen Möglichkeiten, doch die zum Public-Viewing 30.000 Zu-

schauer fassende Arena verspricht optimale Fußballatmosphäre. Für 9 Euro können Fußballfans hier Karten für die Tribünenränge erwerben. Die 6 Euro teuren Tickets bieten dagegen nur Einlass zum Innenraum. Für die Verpflegung sorgen wie immer die Catering-Agentur der Arena und Kioske im Innenbereich. Ein großer Vorteil dieser Option ist außerdem das bewegliche Dach der Arena in Düsseldorf. So sind je nach Wetterlage trockene und sonnige Fußballtage garantiert. Jörn Armonat & Marvin Artelt

Elbershallen Hagen Im Gegensatz zur Heim-WM 2006 findet Public-Viewing in Hagen diesmal an den Elbershallen anstatt wie zuvor im Volkspark statt. Finanziell war das Projekt dort nicht mehr stemmbar. Viele einzelne FernsehGroßbildschirme, die auf dem ganzen Gelände verteilt werden, lassen euch keine Situation verpassen. Die Gastronomie der Anlage ist in die Veranstaltung integriert, so dass Bars und Restaurants die Spiele ebenfalls übertragen und die Zuschauer kulinarisch versorgen. Vor allem Fußballfans, die noch nicht vom Public-Viewing-Wahn erfasst wurden, finden hier also eine interessante Alternative.

Westfalenhallen Dortmund Wo sonst als in den Dortmunder Westfalenhallen würde man regional pünktlich zur Weltmeisterschaft in Südafrika wieder eine besondere Möglichkeit zum Fußballgucken finden? 10.000 Zuschauer bejubelten bereits vor vier Jahren jeden Sieg der deutschen Mannschaft. Anders als 2006 wird nun eine Eintrittsgebühr von 5 Euro verlangt, der Preis enthält aber bereits ein Bier (0,5 l) oder ein alkoholfreies Getränk (ebenfalls 0,5 l). Ein weiterer Vorteil der Halle ist

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Alles Gute zum 50sten, Facebook! Was wäre die Welt ohne das soziale Netzwerk? Lieber nicht zu lange darüber nachdenken…

2004: Hot or not? Alles begann, als Präsident Zuckerberg (damals nur Mark, der 20-jährige Harvardstudent) sich mit drei seiner Mitbewohner zusammentat und nicht nur einen Webseitencode, sondern Computergeschichte schrieb. Zwar waren die Anfänge von Facebook eher trivial – eine Seite, auf der Harvardstudenten das Aussehen ihrer Kommilitonen bewerten konnten. Aber wen kümmert’s? Immerhin sollte hier der Grundstein für die Totalreform der Vereinten Nationen gelegt werden… 2008-2011: Wachstumsschmerzen Facebook wächst und wächst: 2010 gibt es bereits 400 Millionen Facebooker. Außerdem kauft sich Microsoft (heute Facebook Systems) 2007 in das Unternehmen ein. Doch es ist nicht alles eitel Sonnenschein in Palo Alto: Facebook wird vorgeworfen, Datenschutzrechte zu verletzen, Werbung überflutet die Seite, die ersten Farmville-Abhängigen werden in psychiatrische Einrichtungen eingeliefert und richtig Geld macht die Seite auch noch nicht. Zu allem Überfluss erscheint 2010 ein Film, in dem Präsident Zuckerberg nicht gerade positiv dargestellt wird – er soll die Idee für Facebook angeblich geklaut haben und auch nicht der Gutmensch sein, als den wir ihn heute kennen. Einer der Hauptdarsteller, der in den 2000er Jahren bekannte Sänger Justin Timberlake („Cry me a river“ u.a.), verschwand ein Jahr nach Erscheinen des Films spurlos.

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Foto: Brian Solis; Collage: Julian Jaursch

Facebook wird 50 – im Jahre 2004 ging die Social-Networking-Site an den Start. Was sich heute niemand mehr vorstellen kann: Das Unternehmen war nicht immer der sanfte Riese, als das es heute wahrgenommen wird. Die Anfangsjahre waren geprägt von Kontroversen, weil die Welt nicht wusste, wie sie mit so vielen Freunden umgehen sollte. Grund genug für BiTSLicht, einen Rückblick zu wagen.

Kaum gealtert: Mark Zuckerberg kurz vor der Geburtstagspartyparty im UN-Gebäude.

2013: J/\, 1(h w1ll! Es ist soweit: Die erste über Facebook durchgeführte Hochzeit vermählt Adam E. aus Mexiko mit Haruka L. aus Japan. Die Ehe hält immerhin viereinhalb Jahre.

Facebooks Börsengang: Ein Desaster! 2016-2020: Rückschläge Facebooks Börsengang wird zum Desaster. Das Unternehmen scheint völlig überbewertet. Ein Facebookmitarbeiter soll angeblich gesagt haben, dass die Klickzahlen den Börsenkurs bestimmen sollten: „Niemand geht auf die Seite von Exxon! Oder WalMart! Alle gehen nur auf Facebook! Wir sind der Leitindex!“ Außerdem feiern Datenschützer einen Erfolg gegen Facebook: Nur die 100 wichtigsten Nutzerdaten dürfen von Unternehmen gespeichert und verwendet werden. Informationen wie die Blutgruppe, Lieblingsunterwäsche oder das Datum der letzten Bargeldzahlung bei Lidl bleiben vorerst privat. 2022: Bello hat 437 Freunde Nun haben auch Haustiere ihre eigenen Pinnwände: Herrchen oder Frau-

chen kann mit Facebook Pets eine Seite für Hund, Katze, Frettchen und illegal geschmuggelte Schildkröte einrichten. 2025-45: Ohne Konkurrenz Klar ist doch: Das Internet braucht nur eine Seite. Und das ist Facebook. Mit der 2030 geschlossenen Allianz des Unternehmens mit Google wird das Internet so übersichtlich wie nie. Selbst die letzten Skeptiker geben nach. Die Möglichkeiten, seine Ex zu verfolgen, sind einfach zu groß. 2041: Blackout Der größte Skandal für Facebook ereignet sich 2041: Am 4. November brechen alle Facebookserver zusammen. Für über 27 Stunden geht gar nichts mehr – Regierungsgeschäfte liegen auf Eis, die Produktion in Fabriken auf der ganzen Welt kommt zum Erliegen, Piloten verlieren ihre Facebookverbindung mit dem Kontrollzentrum und müssen notlanden und alle, die am 4. November Geburtstag haben, bekommen keine Glückwünsche. Nur einen Monat später stellt sich heraus, dass der Serverzusammenbruch absichtlich von einem ehemaligen Mitarbeiter verursacht wurde. Die zuständige Richterin entscheidet, dass sein Facebookaccount auf Lebenszeit gesperrt wird.


Über Leben

2048: Der „Big Shift“ Der „Big Shift“ markierte einen Schnitt in der Altersstruktur bei Facebook: Während 2010 das Durchschnittsalter 38,4 Jahre war, beträgt es nun 59,8. Die zweitbeliebteste Facebook-Unterseite ist mittlerweile Facebook Pension Home, ein weltweites Netzwerk aus Altersheimen. Das Angebot geht speziell auf die Vorlieben der Über-60-Jährigen ein: Old-School-Computerspiele wie Die Sims stehen ebenso zur Verfügung wie Musikvideos von Altstars wie Lady Gaga oder Rihanna. Außerdem bietet die Plattform den Senioren die Möglichkeit, über die alten Zeiten zu sprechen. Als Social Media noch als Zukunftstechnik in den Unis unterrichtet wurde. 2049: Endlich! Der fünfte Golfkrieg zeigt es nur allzu deutlich: Die UN hat wieder einmal versagt. Zerstrittene Staatspräsidenten, zahnlose Sanktionen und nur mickrige 2.506 Fans. Da kommt der „Savior from Silicon Valley“: Zuckerberg schlägt vor, die gesamte

Facebook in Zahlen Nichtmitglieder: 400 Millionen Freundesanzahl (Ø): 65,7 Freundesanzahl (Ø, persönlich bekannt): 3,1 Beliebteste Applikation: „The World in 1999“ (Simulationsspiel; Ziel: möglichst viele Freunde finden – in einer Welt ohne Facebook) Organisation der Vereinten Nationen in seine Seite zu integrieren. „Wir brauchen keine Weltregierung“, sagte Zuckerberg auf der Cebit. „Wir brauchen Menschen, die sich untereinander kennen lernen und Freunde werden. Im Gazastreifen und in Israel. Im Iran und in Amerika. In Deutschland und in Bayern.“ Die Menschheit würde doch eh viel lieber vor dem PC sitzen und „Cute Puppies 3D“ zocken als in den Krieg zu ziehen. Zuckerbergs Facebookwandeintrag mit dem Vorschlag zur virtuellen UN wird einer der meistkommentierten aller Zeiten. Nach drei Tagen Non-Stop-Verhandlungen der UN-Generalversammlung im

Facebook-Chat der Durchbruch: Einstimmig kommentieren alle 231 Staatschefs Zuckerbergs Vorschlag mit „Gefällt mir“. Heute: Facebook rules Das ikonische Bild des kleinen Jungen in Gabon, der stolz auf einem Uralt-iPhone (nur 3G!?!) seine erste Freundeseinladung in die Kamera hält (Foto des Jahres 2052), sagt alles aus: Nachdem die UN-Generalversammlung nur noch über Facebook arbeitet, herrscht Ordnung und Ruhe und Frieden. Resolutionen bekommen ein „Daumen hoch“ oder „Daumen runter“ und der Sicherheitsrat wird von den 500 Leuten und Unternehmen mit den meisten Fans jährlich neu gewählt, sodass eine enorme Identifizierung der Weltbevölkerung mit der UN erreicht wird. Ehrenhalber ist Zuckerberg seit 2050 ihr Präsident. Getrübt wird das Bild nur durch kleinere Sekten, die Kommunikation ausschließlich über e-Mail oder sogar Telefon propagieren. Julian Jaursch

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Illustration von: Yasemin Yilmaz

Ansichtssache

Nur Kopfsache! Nervosität bei Präsentationen

Oh Gott, nur noch ein paar Minuten…Eigentlich ist man so gut vorbereitet – doch kaum steht man allein vorne und muss über ein Thema referieren, wird man hibbelig, fängt an zu schwitzen. Warum auch immer. Denn was kann schon Schlimmes passieren? Warum und wovor hat man Angst? Wir haben uns mal umgehört und euch ein paar Tipps zusammengestellt. Stefanie Hacke ist sich sicher, dass, wenn man weiß, wieso und wovor man sich fürchtet, man gegen die Nervosität auch leichter gegensteuern kann. Denn Angst basiert auf Erfahrung und Nervosität ist Kopfsache. Deswegen ist Übung wichtig, denn wer oft präsentiert, wird souveräner und gelassener. Allein wenn man sich vorstellt, was passieren könnte, reagiert das Gehirn. Denn unabhängig ob Realität oder Vorstellung, Nervosität und Angst sind natürliche Reaktionen, um sich vor einer möglichen, unangenehmen Situation zu schützen. Wenn man dann das Gefühl hat keine Luft zu bekommen steigert man sich schnell in hektisches Atmen und die Stressreaktion hinein. Doch auch wenn es gegen das natürliche Verhalten ist, sollte man versuchen das Herzklopfen und die zitternden Hände zu ignorieren. Bewusstes Atmen und sich auf schöne Erinnerungen und dann wieder auf die Präsentation zu fokussieren, verringert die Stressreaktionen von selbst. Wenn man daran denkt, dass die Zuhörer die Situation kennen und dem Redner gegenüber

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positiv eingestellt sind, beruhigt das zusätzlich. Oft bekommen die anderen überhaupt nicht mit, dass man nervös ist und Nervosität verunsichert nicht nur, sondern ist auch wichtig. Denn sie ruft den Körper in den Wachzustand und so kann man konzentriert und fokussiert arbeiten. „Aber es gibt auch Fälle, wo es über Prüfungsangst hinaus geht. Denn wenn die Angst einen steuert, braucht man professionelle Unterstützung“, gibt Karola Graf-Szczuka

Beruhigungsübungen vor einer Präsentation zu Bedenken. Von den Extremfällen abgesehen, haben wir hier ein paar Übungen und Tipps von Frau Stefanie Hacke und Prof. Dr. Karola Graf-Szczuka für euch zusammengestellt.

1. Belebendes Atmen Du hast wenig Schlaf gehabt? Oder fühlst dich völlig gerädert? Dann suche dir einen ungestörten Ort, wo du diese Übung durchziehen kannst. Stell dich hüftbreit hin und atme die Luft durch die Nase so energisch und kräftig ein, dass du merkst wie deine Nasenflügel sich leicht an deine Nasenscheidewand ziehen. Sobald sich ein großes Luftvolumen in den Lungenspitzen aufgebaut hat, öffne deinen Mund und

stoße die Luft mit einem hörbaren, kräftigen „Ha“ aus. Ziehe dabei deinen Bauch ein und beuge dich leicht nach vorne. Wiederhole diese Übung ca. zehn Mal.

2. Verbrauchte Energie zurück gewinnen Du bist ausgelaugt? Oder dir fehlt Energie? Dann stelle deine Beine hüftbreit auseinander, gebe etwas in den Knien nach und hebe deine Fersen vom Boden ab. Jetzt balle deine Hände zu Fäusten und neige dich nach vorne. Dann atme so lange weiter bis dein Körper zittert. Um die Übung zu beenden, lockere deine Haltung und schüttel dich aus.

3. Nervosität abbauen Es ist kurz vor deiner Präsentation? Und du fühlst dich noch nicht bereit? Oder bist total nervös? Dann stelle deine Beine wieder hüftbreit auseinander und gebe etwas in deinen Knien nach. Nun stütze deine Ellenbogen auf deine Knie und lege die Stirn in deine Hände. Versuche deinen Bauch auf die Oberschenkel sinken zu lassen. Wenn du ein vibrieren in deinen Knien spürst, intensiviert es deine Entspannung. Dann komme langsam wieder hoch. Yasemin Yilmaz & Marit Filger


Aufstieg

„Ich möchte die Nr. 1 sein.“ Rollhockey-Nationaltorhüter Patrick Glowka über die Europameisterschaft im eigenen Land

Rollhockey ist eine der schnellsten Sportarten überhaupt, die auf den klassischen Rollschuhen gespielt wird. Der Iserlohner Verein spielt erfolgreich in der 1. Bundesliga. Torhüter Patrick Glowka möchte auch bei der EM zwischen den Pfosten stehen. Mit BiTSLicht sprach der 22-Jährige über die Randsportart Rollhockey.

ist eine umso stärkeren Zusammenhalt haben muss, was vielleicht beim Fußball nicht so wäre. Dort sind es mehrer Spieler, die nebenher auch andere Interessen haben. Beim Rollhockey ist es einfach so, dass die Leute das nur aus Spaß spielen, auch in den höheren Ligen.

BiTSLicht: Warum hast du dich für Rollhockey entschieden?

Patrick Glowka: Iserlohn ist ein gut geführter Verein, mit dem man national viel erfolgreicher spielen kann als in anderen Vereinen. Es macht sehr viel Spaß mit guten Spielern auch aus anderen Nationen zusammen zu spielen. Aber auch international kann man in diesem Verein erfolgreicher sein als in meinem alten Verein in Hamm.

Patrick Glowka: Mein Bruder hat früher Rollhockey gespielt, wir haben gegenüber der Halle gewohnt, wo Rollhockey gespielt wurde. Da hat es mir einfach gefallen und dann habe ich angefangen. BiTSLicht: Was zeichnet den Sport Rollhockey aus und was unterscheidet Rollhockey von anderen Teamsportarten? Patrick Glowka: Rollhockey ist ein sehr schneller, spannender Sport. Zwar sind die Zuschauer nicht so zahlreich wie zum Beispiel beim Fußball, aber ich denke, dass Rollhockey sehr interessant ist, da man auch ein Spiel drehen kann, wenn man kurz vor Schluss zurück liegt. So kann man auch mal gegen kleine Mannschaften verlieren. Das zeich-

„Dass sich die Teammitglieder verstehen ist super wichtig“ net den Sport aus. Zudem ist er sehr familiär im Gegensatz zum Fußball. Man kennt schnell sehr viele Leute auch aus anderen Ländern. Das ist toll.

BiTSLicht: Warum ERG Iserlohn?

BiTSLicht: Du kommst also nicht aus Iserlohn? Patrick Glowka: Nein, ich bin gebürtiger Dortmunder und wohne jetzt in Hamm. BiTSLicht: Was bedeutet die EM 2010 für dich?

Patrick Glowka: Die haben in der Tat schon begonnen. Wir machen regelmäßig Leistungsdiagnostiken in der UNI Wuppertal, das sehr hart ist. Dann haben wir im Sommer ein Trainingslager und fliegen zur Vorbereitung ein Wochenende nach Spanien. Kurz vor der EM trainieren wir dann fünf Mal die Woche. BiTSLicht: Was hast du für Erwartungen an dich und deine Mannschaft und eure Leistung in Hinsicht auf die EM? Patrick Glowka: Ich möchte natürlich die Nummer Eins sein (als Torhüter). Dafür arbeite ich sehr hart. Mit der Mannschaft ist das Ziel natürlich eine Medaille.

„Ich möchte eventuell vom Rollhockey leben können“ BiTSLicht: Was versprichst du dir für die Zukunft?

Patrick Glowka: Die EM, im eigenen Land ist natürlich etwas besonderes, wobei ich schon eine JuniorenEuropameisterschaft in Deutschland hatte. Zudem hoffe ich, dass es vor allem den Sport an sich bekannter macht.

Patrick Glowka: Ich möchte auch international erfolgreich sein, ein Spiel in der Champions League gewinnen, was uns dieses Jahr zum ersten Mal gelungen ist. Wenn es klappt, würde ich gerne mal bei einem großen Verein im Ausland spielen und dann eventuell vom Rollhockeyspielen leben können.

BiTSLicht: Wie laufen die Vorbereitungen?

Laura Beutel

BiTSLicht: Liegt das auch daran, dass nur fünf Spieler einer Mannschaft am Spiel beteiligt sind? Patrick Glowka: Ja, bestimmt. Ich denke, dass ein Team, das so klein

Rollhockey ist eine rasante Teamsportart, aber kaum einer kennt sie. Patrick Glowka (r.)

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Aufstieg

„Nehmt alles mit, was ihr könnt.“

Fotos:

Marie Ting stellt sich im Interview den Fragen zu ihrem Werdegang und ihrem Zukunftsplan.

Marie Ting mit Gerhard Schröder auf dem Campus Symposium.

Von der BiTS an die BiTS: Marie Ting studierte bis 2005 CMM und ist mittlerweile als Mediendozentin an der Hochschule tätig. Außerdem arbeitet sie in ihrem eigenen Unternehmen Weiße Q Consulting. BiTSLicht: Was war für dich der entscheidende Grund, die BiTS als Hochschule auszusuchen? Marie Ting: Zum einen war die Auswahl zu dem Zeitpunkt nicht so wahnsinnig groß - gut „gerankte“ Medien- und Wirtschaftsstudiengänge in Kombination waren eher selten. Wirklich entscheidend war letztlich das Aufnahmegespräch hier an der BiTS, bei dem ich mich mit damaligen Studenten unterhalten habe, die alle durch die Bank begeis-

„BiTS-Erfahrungen öffnen Türen.“

tert waren und mir sehr überzeugend geraten haben, dass ich unbedingt hierher kommen soll. Das gab’s weder an anderen öffentlichen noch an

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privaten Hochschulen, bei denen ich mich zeitgleich beworben hatte. BiTSLicht: Welches Angebot, welche Erfahrung des Studiums hat dir auch für dein Berufsleben am meisten gebracht? Marie Ting: Zwei Dinge waren sicherlich ganz prägend: die Praxisnähe und die Ausbildung der Präsentationsfertigkeiten. Man bekommt Feedback, arbeitet viel mit Fallstudien, entwickelt seine eigenen Ideen - das hilft mir jetzt im Berufsleben ganz ungemein und gibt mir viel Sicherheit. Meine Bachelor-Arbeit zum Beispiel habe ich bei der WAZ geschrieben. Den Kontakt habe ich bei einem Unternehmertag bekommen. Auch mein Auslandssemester in Argentinien, die Möglichkeit, „Horizonte“ als Projekt neu zu gründen oder die Moderation des Campus Symposiums - all das sind sehr BiTSspezifischen Erfahrungen, die mir heute noch „Türen öffnen“ und die woanders so wahrscheinlich nicht möglich gewesen wären. BiTSLicht: Wie bist du denn nach deinem Bachelor Dozentin hier an

der BiTS geworden? Marie Ting: Ganz einfach: Ich wurde gefragt, ob ich mir einen Einsatz als Lehrkraft vorstellen könnte. Ich war begeistert und habe das dann erst mal im kleinen Kreis bei einer Summer School hier probiert. Das hat gut funktioniert und dann war es nur eine logische Konsequenz, als Dozentin anzufangen und das, was ich eben in der Praxis erlebe, auch wieder in die Lehre zurückzutragen. Und natürlich macht es mir auch eine ganze Menge Spaß. BiTSLicht: Dein zweites Standbein ist das Unternehmen „Weiße Q Consulting“ - wie ist es dazu gekommen? Marie Ting: Bereits während des Studiums habe ich mit drei Kommilitonen gemerkt, dass wir effektiv und harmonisch zusammenarbeiten und uns gut vorstellen können, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen. Zusammen mit meinem Kollegen Prof. Schröder, ebenfalls Dozent hier an der BiTS, haben wir dann „unsere“ Marktnische aufgetan: nämlich Forschung, Beratung und Schulungen


Aufstieg

für Tageszeitungen. Das funktioniert ja bisher sehr gut. BiTSLicht: Du hast ein eigenes Unternehmen gegründet, bist also den Schritt von der Uni direkt in die Selbständigkeit gegangen: Gab es ein besonderes Erlebnis, etwas, das dich geprägt hat? Marie Ting: Was ich als bemerkenswerte Herausforderung wahrgenommen habe, war und ist es, sich in einer Männerdomäne wie eben diesem Verlagswesen zu behaupten. Ich bin ja nicht nur außergewöhnlich jung in diesem Beruf - noch dazu bin ich eine Frau. Man hat oft sehr deutlich gemerkt, wie sich die Stimmung in einem Gespräch weg von anfänglicher Skepsis hin zu Kooperationsbereitschaft und Vertrauen entwickelt hat.

Falle - rät und schult. Andererseits muss man das auf sympathische Art und Weise tun: Dem Menschen, dem man gegenüber sitzt, jederzeit Respekt zollen und mit ihm, seinen Einstellungen und Erfahrungen arbeiten. BiTSLicht: Abiturientin, BiTS-Studentin, BiTS-Absolventin, Unternehmerin, Dozentin, – wo siehst du dich denn in zehn Jahren? Marie Ting (lacht): Eine schwierige Frage. Es gibt ja viele Leute, die einen sehr konkreten Plan für ihre nähere und auch fernere Zukunft haben, was mit Sicherheit eine gewisse Orientierung mit sich bringt. Ich habe definitiv keinen. Aktuell mache ich meinen Master in Philosophie im

teriellen Erfolg ausgerichtet ist. Ich fühle eine große Verantwortung, vor Ungerechtigkeiten und Missständen nicht zu kapitulieren, sondern aktiv zu handeln. Aber auch wenn ich den konkreten Lebensstatus nicht voraussagen will: Ich sehe mich in zehn Jahren vor allem als positive und lebensbejahende Person. Außerdem ist es mir wichtig, inmitten von Menschen zu sein, die ich liebe und auf die ich mich verlassen kann. BiTSLicht: Und jetzt, ganz zum Abschluss: Dein Tipp für unsere Studenten! Marie Ting: Nehmt aus dieser Uni mit, was ihr könnt - die Einrichtung nur als Schule zu verstehen, ist

BiTSLicht: Dann doch gleich mal eine inhaltliche Frage: Wird angenommen, was ihr vorschlagt? Ist der Print-Bereich besonders verstaubt? Marie Ting: Im Regelfall wissen die Verlage selbst, dass sie Neuerungen und Änderungen brauchen und sind gesprächsinteressiert. Meist ist es jedoch so, dass die Strukturen, in welche die Verlage gewachsen sind, eher starr sind. Dort sitzen eben immer

Durchsetzungsvermögen in einer Männerbranche noch viele Chefredakteure, die mit diesen alten Strukturen Erfolge hatten und aufgewachsen sind. Sie erkennen zwar, dass einiges im Argen liegt - eine Änderung oder Modernisierung erfordern aber meistens sehr viel Energie und Zeit. BiTSLicht: Die Branche ist heiß umkämpft. Es gibt eine hohe Stellennachfrage - was sind deine Tipps, um in der Branche zu arbeiten, welche Fertigkeiten sollte man mitbringen? Marie Ting: Ich glaube, dass die Antwort auf alle Branchen zutrifft: Man muss einerseits inhaltlich von dem überzeugt sein, was man tut, was man vertritt und - in unserem

„Man muss überzeugt sein, von dem, was man tut und was man vertritt.“

Fernstudium, habe einfach das Gefühl, dass das gerade das Richtige für mich ist. Eine Promotion fände ich auf jeden Fall auch interessant. Ob ich vielleicht Mutter von drei Kin-

„Jederzeit den Menschen Respekt zollen.“ dern bin, im sozialen Bereich tätig bin, weiter im eigenen Unternehmen arbeite, in einem großen Konzern im Management oder eher im künstlerischen Bereich - ich kann mir viel vorstellen, denke aber nicht ständig über die Zukunft nach. Wahrscheinlich arbeite ich irgendwo daran, positive Impulse zu geben und etwas zu schaffen, das nicht auf allein auf ma-

falsch. Die BiTS bietet jede Menge Möglichkeiten, es liegt jedoch allein in Eurer Verantwortung, diese wertbringend zu nutzen: Mit den Ressorts, Services wie dem International Office oder dem Career Center, den Unternehmertagen und vielen Kontaktmöglichkeiten... Guckt Euch auch mittelständische Unternehmen genau an: Hier gibt es so viele interessante Positionen zu besetzen! Jedes Unternehmen verfügt über eine Marketingabteilung, denkt über Strategie und Innovation nach. Es wundert mich, dass der Karrieretag an der BiTS so wenig studentischen Zulauf hat - kommt das daher, weil nur „Big Player“ attraktive Arbeitgeber zu sein scheinen? Marvin Artelt & David Lucas

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Versuchsgebiet

Shoppen in Dortmund vs. Shoppen in Iserlohn Zwei Studentinnen nehmen die Einkaufsmeilen unter die Lupe

Fotos: Sue Nicole Susenburger

Für drei Jahre sesshaft in Iserlohn. So geht es uns und bestimmt auch vielen von euch. Es stellt sich die Frage: Wo können wir einkaufen gehen? Angefangen mit Einkaufsmöglichkeiten im beschaulichen Iserlohn sind wir anschließend für euch nach Dortmund gefahren. Mit Vorurteilen belastet, stellen sich beide Städte besser dar als man es anehmen würde...

Tag 1: Iserlohn Angesichts der Tatsache, dass Iserlohn keine Großstadt ist, sollten wir die Ansprüche ein wenig runterfahren und uns der Stadt vorurteilsfrei widmen. So glänzt die Einkaufsstraße durch viele individuelle und schöne Altbauhäuser. Immerhin haben wir uns in Iserlohn keine Blasen gelaufen, denn in gut einer halben Stunde hat man alle Läden inspiziert. Ein weiterer großer Vorteil der Iserlohner Innenstadt ist definitiv, dass man nicht von großen Menschenmassen überrumpelt wird und entspannt durch die Einkaufspassage schreiten kann. Für jede Altersgruppe hat das Einkaufshaus B&U etwas zu bieten,

Die Menschemassen blieben aus wobei hier nicht das Besondere, sondern eher Standardware vorzufinden ist. Next! Auf dem Weg zu den für uns interessanteren Läden, kommen wir noch an Bugatti, Esprit und Berkenhoff vorbei. Gestärkt mit einem Veggie Burger freuen wir uns schon auf Only, wo wir nach ein paar Jeans stöbern. Die Auswahl ist zwar begrenzt, dennoch treffen wir auf schöne Einzelteile. Bevor wir uns jedoch für eine Hose entscheiden, wollen wir noch einen Abstecher zu

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Iserlohn oder Dortmund? Der Kampf um den Begertesten

Leo´s wagen. In Sachen Jeans ist und bleibt Leo´s Anlaufstelle für junge Modebewusste. Auf der Suche nach einem schicken Oberteil führt es uns zu Vero Moda. Wobei wir Schwierigkeiten haben, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, da wir durch Accessoires abgelenkt werden. Bei Accessoires fällt natürlich das Stichwort: Bijou Brigitte. Vom Armreif über Ohrringe bis zur Halskette reicht das Sortiment. Frei nach dem Motto: Glitzer, glitzer. Wer´s mag... Zeit für einen Kaffee: Auf geht´s zu Fuchs und Hase. Von dort aus haben wir das Warehouse im Blick und machen uns schnell auf den Weg. Der

Bei Fuchs und Hase trifft Genuss auf kleinen Preis letzte Laden für heute. Kaum haben wir die Türschwelle überschritten, werden wir schon auf Schritt und Tritt verfolgt. Wohlfühlatmosphäre: Fehlanzeige. Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass die angebotene Ware durchaus gehobene Ansprüche befriedigt und mit Marken wie Bluefire, Lacoste und Guess


Versuchsgebiet

Lücken im Iserlohner Sortiment geschlossen werden. Ein anstrengender Tag geht zu Ende – mal sehen, ob Dortmund mithalten kann...

Tag 2: Dortmund Dortmund kommt einer shoppingfreundlichen Großstadt da schon näher. Um ehrlich zu sein, hatten wir vor unserer Shoppingtour kein besonders gutes Bild von dieser Stadt. Angekommen im Galeria Kaufhof Parkhaus, sind wir schon mitten im Geschehen. Appelrath & Cüpper springt uns sofort ins Auge. Beim Inspizieren des Schaufensters entdecken wir eine wirklich schöne Lederjacke. Dann wandern unsere Blicke gen Preisschild und….schnell wird uns klar, die hängt so bald nicht an unserer Garderobe. Wer hier qualitativ hochwertige Kleidung ergattern möchte, muss tief in die Tasche greifen.Raus aus Appelrath & Cüpper stehen wir vor einer schwerwiegenden Entscheidu n g . Rechts oder links? Klarer Fall. Die Reise führt uns nach links. Dort erwarten uns Mango, Zara (leider in Iserlohn nicht vorhanden) und Promod. Zwischen Douglas und Promod stoßen wir auf die

play, G-Star und Hilfiger. Aber wir sind ja nicht zum Spaß hier. Okay, nicht nur. Nachdem wir uns wieder auf unsere eigentliche Mission besinnt haben, nehmen wir das Obergeschoss in Angriff. Vom Gefühl her ist es, als wären wir in einem anderen Geschäft. Hier trifft Spießigkeit auf Omastyle, abgesehen von ein paar Ausnahmen. Zeit für die nächste Location! Wir schlendern und schlen-

Dortmund: shoppen für das große Portmoinee dern und treffen eigentlich nur noch auf Läden, die schon fast in jeder Kleinstadt vorhanden sind. So viel Neugier macht ganz schön hungrig, aber erst mal das Vapiano finden... Nicht gerade zentral, aber schnell erreichbar in einer Seitenstraße entdecken wir den roten Schriftzug und lassen es uns schmecken. Mit vollem Magen wollen wir uns schließlich auf den Nachhauseweg begeben. Star-

bucks geht immer, coffee to go in die Hand und ab ins Auto.

Unser Fazit: Die Iserlohner Innenstadt bietet mehr als man auf den ersten Blick vermutet. Insbesondere im Sommer lädt der Marktplatz zum Verweilen und Entspannen ein. Bei Fuchs und Hase trifft Genuss auf kleinen Preis, wobei ein durchaus schönes Ambiente das ganze unterstreicht. Wenn ihr allerdings eher Großstadtflair bevorzugt, dann setzt euch ins Auto und fahrt nach Dortmund. Dort trefft ihr auf ein breiteres Angebot und könnt euch nach einem ausgedehnten Shoppingtag den Kaffee bei Starbucks gleich doppelt schmecken lassen, denn Iserlohn hat diese amerikanische Kette noch nicht auf ihrer Weltkarte markiert. Senta Kühlmann & Lisa Senftleben

Krügerpassage, die durch die Jugendstilarchitektur besticht. Plötzlich, unerwartet und völlig unvorbereitet lächelt uns das P&C Logo an und wir wissen, die Fahrt hat sich gelohnt! Als alte Hasen steuern wir direkt auf die Rolltreppe zu, die uns nach unten in die Boutique führt. Hier kommen wir in den Genuss von fetzigen Marken wie Diesel, Re-

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Versuchsgebiet

Fakebook: Lass uns Freunde sein Wie lange dauert es wohl auf Facebook Freunde zu sammeln, die mich gar nicht kennen?

Heutzutage ist jeder ein Freund - auch wenn man sich nur einmal getroffen hat und dann im Internet wiederfindet.

Die Anzahl der Freunde, die man in sozialen Netzwerken hat, ist heutzutage ein großer Indikator für Beliebtheit. Doch wie viele von ihren 400 Freunden bei Facebook kennen die Leute schon persönlich? Viele scheinen Freundschaftsanfragen wahllos anzunehmen. Wie schnell man virtuell Freunde gewinnt, hat BiTSLicht getestet.

beim besten Willen nicht kennt. Einige davon sind recht offensichtlich ebenfalls rein fiktiv und nur daraus aus, dem User, sagen wir mal, neue „Erwachsenenbekanntschaften“ oder ähnliches mit suspekten Webseiten näher zu bringen. Doch es gibt auch weniger eindeutige Fälle. Name, Gesicht, Profilinformation: Das ein oder andere Detail kommt einem

Kip Drodry hat keine Freunde. Wesentlich schlimmer: Kip Drodry hat 0 Freunde auf Facebook. Kip Drodry ist eine Figur aus einer der neuesten Episoden der satirischen Zeichentrickserie South Park, die sich mit dem Phänomen und den „Nebenwirkungen“ des sozialen Netzwerks auseinander setzt. Am Tag nach der Ausstrahlung besagter Folge (treffend betitel : „You Have 0 Friends), fand man auf Facebook ein Profil von Kip Drodry, das bis zum heutigen Tag über 200.000 Fans gefunden hat. Nun ist Kip eine fiktive Figur, bekam aber in Windeseile viele Anhänger. Und wer kennt das nicht: Die Liste der Freundschaftsanfrage quillt über mit Personen, die man

Dennis Schrödinger: Ein Mann mit Profil

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entfernt bekannt vor, ist man bereit, diesem Menschen Zugang zur wichtigsten Visitenkarte unserer Zeit zu geben? Die Frage die man sich stellen muss: Wie schnell nehmen Facebookuser Freundschaftsanfragen an? Dazu bedurfte es natürlich eins : Ein Profil. Die erste Entscheidung die logischerweise gefällt werden musste : Welchen Name soll das digitale Alter Ego tragen? Das ganze sollte ein Experiment darstellen. Denkt man nun

an berühmte Versuche der Menschheitsgeschichte, fällt einem vielleicht das Gedankenexperiment um Schrödingers Katze ein.In Anbetracht der ungesunden Besessenheit des Internets in Bezug auf Katzen, schien Schrödinger ein passender Name. Dazu noch ein Allerweltsvorname, und fertig war die Persönlichkeit, die bei BiTS-Studenten vor fühlen sollte, ob sie an einer virtuellen Bekanntschaft interessiert seien: Dennis Schrödinger. Dazu noch angegeben, dass man die BiTS Iserlohn besucht, sowie das man sich erhofft den Abschluss im Jahr 2013 zu erwerben - fertig ist das Profil. Mehr sollte es auch gar nicht sein, nicht mal ein Bild wurde hoch geladen, denn die Leute die reflexartig auf den „Bestätigen“- Button klicken, würden sich ohnehin nicht die Mühe machen, die Lebensgeschichte des Dennis S. zu lesen. Doch kaum hat er das Licht der Internetwelt erblickt, erfährt er den ersten Dämpfer. Gibt man bei Facebook an, die BiTS zu besuchen, tummeln sich unter den automatischen Freundschaftsvorschlägen Unmengen von Menschen, die eine gleichnamige


Versuchsgebiet

Universität in Pilani, Indien besuchen. Globales Dorf, verflucht seist du! Den ein oder anderen pickt sich Dennis aus der Masse der Vorschläge aus, richtig produktiv ist das Ganze nicht. Die zündende Idee: Wo findet man auf Facebook BiTS-Studenten? Unter den glühenden Anhängern von BiTSNews! Mit ein paar Mausklicks sind so nun über 30 Anfragen versendet. Nun zieht sich Dennis zurück und wartet. Um es kurz machen: Bei den Informationen, die die Leute über Den-

Jede zweite Anrage führte zum Erfolg nis einsehen (beziehungsweise nicht einsehen konnten) und denen, die man sie über sich selber damit preisgeben, ist das Resultat dieses kleinen Versuches schon ein wenig erschre-

ckend: Jede Zweite Anfrage führte zum Erfolg. Nur zweimal ging eine Nachricht ein, in der gefragt wurde „Kennen wir uns?“ Doch den Nutzern von sozialen Netzwerken muss klar sein, dass hier drin auch Gefahren liegen. Das angeblich Personaler das Internet nach peinlichen Fotos von Bewerbern durchforsten, dürfte jeder schon einmal gehört haben. Dass es nun sogar vorkommt, das die Polizei dasselbe tut, um mutmaßliche Straftäter zu finden, dürfte noch mehr zu denken geben. Darüber hinaus: Würde man durch die Fußgängerzone laufen und wahllos Passanten die Bilder der letzten Partynacht unter die Nase halten? Wenn man sich dies alles vor Augen hält, möchte man dann doch erfahren, was die Betroffenen dazu bewegt hat, die Anfrage anzunehmen oder abzulehnen. Lara Behrens, 2. Semester JBC meint dazu: „Ich habe nur

gesehen, dass wir viele Freunde gemeinsam haben und das er auch an der BiTS ist. Auf das Foto hab ich gar nicht geachtet.“ Im Gegenzug sagt ihr Kommilitone Sebastian Wolf: „Gerade aus Datenschutzgründen lass ich nur Leuten vollen Zugriff auf meine Seite, die ich auch kenne“. Größter „Fang“ der ganzen Aktion war aber sicherlich Prof. Dr. Roland Schröder, der scheinbar nicht lang zögerte: „Der Name Dennis Schrödinger kam mir irgendwie bekannt vor. Das liegt vermutlich daran das ein ehemaliger Student von mir ähnlich hieß. Und als ich dann noch gesehen habe, das er die BiTS als Hochschule eingetragen hatte, war für mich die Verbindung da.“ Später fügt er aber hinzu, dass er gelernt hat und nun besser aufpassen wird.

Christian Ferreira

Kommentar: Eltern bei Facebook Dieses Internet ist schon toll. Vereinfacht unser Leben wo wir gehen und stehen. In der heutigen Zeit geht es nur noch mit Vollgas über den Informationshighway - wir leben in Zeiten der globalen Vernetzung und machen mit Hilfe der Technologie das Erdenrund jeden Tag ein Stückchen besser. Das wir das Internet in erster Linie zur bloßen Selbstdarstellung und effektivsten Zeitverschwendung nutzen, kehren wir lieber mal elegant unter den Teppich. Gerade unserer Generation, die von allen Seiten davor gewarnt wird, dass man darauf achten möge, wie man sich online darstellt, droht nun eine weitaus dunklere Bedrohung als „Personaler“ und „Headhunter“. ELTERN. War StudiVZ noch jenes Kind des Internets, das zum, naja, Studieren weggezogen ist und von dem man nur sporadisch Notiz nahm als Erziehungsberechtigter, so war Myspace der Spross, aus dem nie was wurde, welcher mit „schlechtem Umgang“ verkehrte, auf dem Schulklo rauchte – kurz: von dessen Aktivitäten man nie etwas wissen wollte. Doch Face-

book ist ein ekelhafter Musterknabe. Bringt Blumen für die Mutter und Cognac für den Herrn Papa. Auf die Realität übertragen heißt das für die Generation „Irgendwas mit Medien“: Man gönnt sich eine Pause vom schweißtreibenden Bestellen

Panik macht sich breit seines virtuellen Ackers

(was na-

türlich alle Bekannten und Freunde interessiert – ehrlich!), frohlockt ob einer neuer Freundschaftsanfrage, doch nur einen Klick weiter durchfährt einen ein noch größerer Schock als nach der Verletzung von Michi Ballack: Die eigene Mutter hat einen im Dickicht des Internets aufgespürt. Panik macht sich breit. Theorien werden durchexerziert. Trug eine Discobekanntschaft ganz eventuell einfach denselben Namen wie Frau Mama? Erlauben sich Freunde

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einen üblen Scherz? Nein, das kann es auch nicht sein. Was für ein Unmensch will einem die Illusion aufzwingen, die einzig wahre Bastion der Unabhängigkeit sei gefallen, der einzige wahrhaftige Zufluchtsort, den ein junger Mensch hat um den Eltern zu entkommen? Bislang galt die Faustregel: Die Erzeuger sind in der Lage ein Telefon zu bedienen. Sie können sich in ein Auto setzen und Spontanbesuche abstatten. Es ist realistischer, dass sie sich auf einen Pferderücken schwingen, um sich über das Wohlempfinden ihres einst pausbäckigen Engels zu überzeugen, als eine Maus zu bedienen. Wenn einem die eigene Mutter nun eine Freundschaftsanfrage schickt, verpufft das Luftschloss von der eigenen Unabhängigkeit. Jahrelang hat man hart gekämpft, um sich von den Eltern abzugrenzen, die im Endeffekt alles besser wussten. Doch in Sachen Technologie haben sie immer hinterher gehinkt, und es war ein kleiner Moment des Triumphs, wenn man ihnen das Feuerzeug aus der Hand nahm und ihnen zeigen konnte, wie man eine CD brennt.

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Man war im Internet autonom, unabhängig. Und jetzt dringen sie ein in dieses letzte, heilige Areal der Privatsphäre, und das schlimmste daran: 98 % der Dinge, die sich in diesen sozialen Netzwerken abspielen, sind nicht für ihre Augen bestimmt. Wer würde denn bitte auf die Idee kommen, mit einem Fotoalbum der letzten durchzechten Nacht zu seinen Eltern zu gehen und ihnen selbiges offenkundig zu beschreiben: „Also, was der Franz und ich hier abgezogen haben, nicht mehr feierlich! Kratzt schon hart an der Grenze zur Kriminalität!“ oder sich in den

Button für „Enterben“

Hausflur zu stellen und seinen „Status“ offenkundig herauszubrüllen: „LETZTE NACHT HIEß ES AUCH NUR NOCH: BAM! BAM! BAM!“ Da kann Facebook direkt neben „Kommentieren“ und „Gefällt mir“ ja gleich einen Button für „Enterben“ einführen. Ganz zu schweigen von den in-

timen Web-Bekenntnissen – die nun beileibe nicht mehr ganz so intim ausfallen. Verstehen es die Erziehungsberechtigten es doch immer, aus jeder Fliege eine Elefantenstampede zu machen. Ein achtlos dahin geklatschtes „Wieder mal kein Brot im Haus! Will Nutella!“ kann in Windeseile zu einem Drama führen. „Mein Kind, hast du deinen Job verloren? Brauchst du Geld? Ich habe dir schon damals, als du mit Genitalwarzen vier Wochen nicht in die Schule gehen konntest, gesagt, dass Bildung das Wichtigste im Leben ist! Du solltest über‘s Wochenende heim kommen, und wieder mal bei uns im Bett schlafen. Das letzte Mal, dass du das gemacht hast, ist doch schon wieder zwei Jahre her!“ Man sieht, im Grunde ist nichts, was man selber ins Internet gestellt hat, so peinlich wie das, was die eigenen Eltern dazu beitragen könnten... Christian Fereirra


Ansichtssache

Wer Sprachen spricht, hat schon gewonnen.

Was, wenn in 2.500 Jahren Forscher die völlig veralteten, verrosteten, verstaubten Festplatten des Jahres 2010 ausgraben und sich daran machen, die unverständlichen Nachrichten jener Zeit zu entschlüsseln? So wie zahlreiche Schüler heute die Schriften Senecas oder Goethes lesen, werden die Schüler der Zukunft antike Tweets verstehen lernen. Wie lange hat es wohl gedauert, bis Forscher herausgefunden haben, was SVBEEV bedeutet? Und wie lange wird es dauern, bis Forscher herausfinden, was LOL bedeutet? Ich, für meinen Teil, freue mich über die Vorstellung, dass spätere Menschengenerationen unsere Blogeinträge, Tweets, Pinnwandnachrichten, E-Mail-Korrespondenz, ICQ-Mitteilungen, Skype-Protokolle und Leserkommentare werden lesen können. Aus drei Gründen. Erstens: Entlastung für zukünftige Schüler. Die literarische Form „Brief “ ist fast vollständig ausgemerzt, sogar Wissenschaftler schicken sich ihre Foto: Kornelia Jahn

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Julian untersucht: „greetz @futuregenerations!“

gefälschten Klimastatistiken lieber bequem per E-Mail zu als in Briefform. Zudem sind die Formalitäten von Briefen größtenteils abgeschafft. Bis auf wenige Ausnahmen sind Floskeln wie „Sehr geehrte Frau…“ oder „Lieber Herr Soundso“ ausgestorben. Anstatt halbseitige Briefköpfe und Begrüßungen übersetzen zu müssen, können die Schüler von morgen direkt zum Inhalt kommen. Und der beschränkt sich bei einem Großteil der schriftlichen Kommunikation auf 140 Zeichen – das schafft Entlastung bei Aufgaben wie „Übersetzen Sie die folgende SMS und ziehen Sie einen Vergleich zu den im Unterricht behandelten Tweets.“ Zweitens: Mehr Texte von mehr Leuten. Während Historiker heutzutage mühsam Fragmente aus Briefen und Erzählungen zu einem halbwegs stringenten Bild des antiken Alltags oder des Weimarer Hofes zusammensetzen müssen, sollten unsere ein Milliarden Facebooknachrichten pro Tag zukünftigen Archäologen eine Menge Informationen über unsere heutige Gesellschaftsstruktur geben. Und im Gegensatz zu den elitären Römern und Griechen mit ihrer zehnprozentigen Alphabetisierungsrate (aufgerundet) kann heute jeder veröffentlichen. So bekommen die Schüler von morgen ein umfassendes Bild vom Leben im Jahr 2010. Denn warum sollen nur die schreiben, die auch was zu sagen haben? Und das ist – drittens – der wichtigste Grund, warum ich begeistert bin, dass unsere Nachfahren unsere persönlich-öffentliche Kommunikation werden lesen können: Sie bekommen ein Bild vom echten Leben im 21. Jahrhundert. Nicht von den hochtrabenden Gedanken irgendwelcher Intellektueller wie in den Briefen von früher, als Cicero über Freundschaft schrieb, Schiller über die ästhetische Bildung des Menschen oder Einstein über Atombomben. Laaaang. Wei. Lig. Solche abstrakten Themen dürften den durchschnittlich motivierten Schüler im Jahr 4.500 weit weniger interessieren als die Twitter Trending Topics anno 2010. Heute im Angebot: #IHopeMyNext, Iron Man 2 oder We♥Cyrus. Viel Spaß beim Lesen!

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Ansichtssache

Blutdurst trifft auf Angst um das eigene Leben. Wenn du in einen feindlichen Markierer blickst, blickst du gleichzeitig auch in das kalte Auge des Todes, das dich mit bitterer Erbarmungslosigkeit anglotzt. Wenn du in solchen Momenten nicht auf deine Kameraden da draußen vertrauen kannst, zerbröselst du ganz schnell zu einer Fußnote der Menschheitsgeschichte. Die Fußnote einer Fußnote einer Fußnote. Dann werden sich so viele Leute an dich erinnern wie an einen Gottverdammten DSDSGewinner. Nach einer Runde Paintball, ist man in der Lage Vietnamveteranen offen ins Gesicht zu lachen. „The Hurt Locker“ erscheint einem auf einmal wie „Notting Hill“.

Doch wo Mensch aufhört und Tier beginnt, mischt sich Technologie ein. Arm und Markierer bilden eine perfekte Symbiose. Schon nach wenigen Runden lässt man das filigrane Spielgerät elegant durch die Finger gleiten. Für solche Spielereien bleiben dir aber im Grunde keine Zeit, jede Bewegung kann die letzte sein. Diese schreckliche Gewissheit nagt in deinem Hinterkopf, und begleitet jeden deiner Schritte. Die Grenze zwischen Freund und Feind verschwimmen. Nur noch schemenhaft nimmst du die Formen der anderen Krieger war, die ständig an dir vorbeihuschen. Jeder Schatten, den du erblickst, wird gleich zur Zielscheibe, jede Sekunde kann entscheiden, ob du siegreich aus der Runde hervorgehst oder zu Boden sinkst, wenn du volles Rohr in die Kronjuwelen markiert wurdest. Da draußen ist jeder für sich selbst verantwortlich.

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Fotos: Sue Nicole Susenburger, Compositing: Alexander Gerstmann

Auf der Suche nach der nächsten Deckung werden die Sinne vernebelt. Dein Herz pumpt mehr als Arnie zu seiner besten Zeit. Das anhaltende Geräusch des Schusswechsels wird nur von Zeit zu Zeit von Michael ‚La Boeuf ‘ Kleppis Kampf/Todesschrei „nein, nein, nein, nein neeein!“ durschnitten. Der gesunde Menschenverstand versucht gegen die animalischen Urinstinkte anzukämpfen. Und erleidet eine bittere Niederlage. Der Drang, seinen Gegner in die Steinzeit zurückzumarkieren und jeden Partikel seiner Existenz voll und ganz zu vernichten, ist schlichtweg zu groß.

Christian erkennt: „Jeder ist auf sich allein gestellt.“


Ansichtssache

Im Jahr 1896, genauer am 17. August, wurde Bridget Driscoll als erster Mensch der Geschichte durch einen Autounfall getötet. Sie wurde von einem Wagen, der sich laut Zeugenaussagen in einem „rücksichtslosen Tempo, fast wie ein Feuerwehrwagen“ – 6,4 km/h nämlich – bewegte, beim Überqueren einer Straße zu Boden gerissen und starb an ihren schweren Kopfverletzungen. Daraufhin verlangte man, dass einem jeden Automobil zur Warnung der Passanten eine Person mit roter Fahne voranschreite.

Christoph fordert: „Lasst den Fahrspaß nicht auf der Strecke!“

Im Jahr 2009 beschloss die Bundesregierung, dass bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen fahren sollen. Eine Unverantwortlichkeit von geradezu dramatischem Ausmaß! Man stelle sich das nur vor: ein kaum wahrnehmbar summendes Automobil nähert sich lautlos dem Zebrastreifen. Gedankenverloren geht Hans Guck-in-die-Luft über ebendiesen, es ist ja so idyllisch still, da wird schon nichts... und ZACK!

Wo ist der laut rufende Mensch mit der roten Fahne, wenn man ihn braucht? Einen blubbernden Big-Block Achtzylinder hätte Hans schon Kilometer vorher gehört, ganz zu schweigen von der ob Verbräuchen jenseits der 25 Liter benzingeschwängerten Luft. Mit einem kreischenden, markerschütternden 10-Zylindersound wäre das übrigens auch nicht passiert, ebenso wenig mit einem pfeifenden Turbolader oder schlangengleich zischenden Wastegate-Ventilen… Klimawandel hin oder her – wer denkt dabei eigentlich an mich? Ich mag Wastegate-Ventile. Saudische Scheichs sicher auch. Sebastian Vettel und Konsorten sowieso. Und das alles soll einem nähmaschinengleichen Schnarren und einer vollkommen linearen, ergo langweiligen Kraftentfaltung weichen? Hilfe! Aber Christoph, es gibt doch schon Soundgeneratoren, die dir auch in deine kleine putzige Elektrokiste den perfekt imitierten Klang des 4,3 Liter V8 aus dem Ferrari F430 zaubern... Sicher, es gibt auch Idioten, deren 50-PS Opel Corsa so klingt – cool, oder? Also, liebe Leute, bei aller Liebe zur Umwelt, beraubt mich nicht all jener schönen Fahrzeuge, die zwar als Klimakiller par excellence angeprangert werden, deren Anteil an der Gesamtheit aber großzügig geschätzt rund 0,5 Prozent beträgt. Auf dass Freude am Fahren nicht zum inhaltsleeren Slogan verkomme!

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Ansichtssache

Angeschaut: Artificial Intelligence

Wer hat sich nicht schon mal gefragt: Wohin soll die Technik noch führen? Steven Spielbergs Film „AIKünstliche Intelligenz“ verleiht einen Einblick in ferner Zukunft, wo das Unmögliche bereits möglich geworden ist. Mitte des 22. Jahrhunderts ist nichts mehr so, wie es einmal war. Die Polkappen sind aufgrund der Umweltverschmutzung geschmolzen und es werden Roboter, die fühlen und denken können, gebaut- so auch David (Haley Joel Osment), der aussieht wie ein echter Junge. Der so genannte „Mecha“ wird einer Mutter überlassen, dessen Sohn im Koma liegt. Um ihn tauglich zu machen, muss sie einen Code sprechen. Klar ist: Wenn der Code gesprochen ist, wird David sie für immer lieben. Maschinen sind ersetzbar, Menschen aber nicht.

Alles scheint perfekt: David verhält sich wie ein echtes Kind. Einmal möchte er wissen, ob Monica irgendwann sterben müsse. Als sie die Frage bejaht, guckt er seine „Mutti“ traurig an und sagt: „Dann bin ich allein.“ Doch das Glück hält nicht lange: Eines Tages erwacht Monikas leiblicher Sohn Martin aus dem Koma. David wird im Wald ausgesetzt. Er erinnert sich an das Märchen von Pinnochio und will unbedingt die blaue Fee suchen, damit sie ihn in einen richtigen Jungen verwandelt. Mit einem Unterwassergefährt taucht er unter Wasser und findet eine Figur die er für die blaue Fee hält. Immer wieder bittet er sie ihn in einen echten Jungen zu verwandeln. So vergehen 2000 Jahre. Es ist eine Zeit angebrochen, in der Menschen der Vergangenheit angehören. Es existieren unbekannte Wesen, die David einen Wunsch erfüllen: Sie lassen Monica für einen Tag auferstehen und David darf den ganzen Tag mit ihr verbringen, nur er und sie ganz allein. Bevor der Tag beendet ist, sagt sie ihm, dass sie ihn lieb habe. Ein gut besetzter utopischer und zugleich dramatischer Film mit authentischen Schauspielern wie Jude Law oder Robin Williams , der nachdenklich stimmt. Die Geschichte eines Jungen, der kein Junge ist,

Angehört: Kate Nash Während Lena gerade der Nation der Kopf verdreht, indem sie im Satellite um ihren Kopf schwirrt, kommt wie einst Helmut Rahn, die Frau aus dem Hintergrund, von der Frau Meyer-Landrut sich einiges abgeguckt hat. Politisch korrekt ausgedrückt: Kate Nashs zweites Album „My Best Friend Is You“ zeigt teilweise eine sehr wütende junge Dame. Diese Wut wird mal in süßen Melodien und mit Pianobegleitung in typischer Nash-Manier unterschwellig verpackt, wie in der ersten Single „Do-Wah-Doo“ oder auch mit

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„In-your-face“ -Attitüde im Pixiesesquen (ist das inzwischen eigentlich ein Wort ?) „I Just Love You More“. Der Track ist definitiv einer der herausragendsten des Albums - und ist ein gutes Beispiel, wie experimentierfreudig und vielseitig Kate sich zeigen will. Dass der gesamte Song im Grunde nur aus den Worten „I Just Love You More“ besteht, fällt gar nicht ins Gewicht, da Kate so wunderbar gegen den sturen Bass, die bockige Gitarre und das wütende Schlagzeug erst ansingt und dann anschreit, dass man sich fragt, wa-

der aber fühlen kann- geschaffen von Menschen, mit Hilfe von Technik, die keine Grenzen kennt. Eine tiefgründige Philosophie und eine traurig stimmende Melancholie, die sich durch den gesamten Film zieht, entführt den Zuschauer in eine dunkle Welt, in der Realität und Fiktion nicht mehr klar zu trennen sind. Ein einsamer Jungen, gefangen im Körper eines Roboters, der nur eines will: Er träumt davon so zu sein wie alle anderen, doch vor allen Dingen träumt er davon geliebt zu werden. Lina Zaraket


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rum die Retortensänger unserer Zeit überhaupt einen Songschreiber engagieren müssen. Was sich durch das ganze Album zieht, ist diese Experimentierfreudigkeit des Rotschopfes. Dem Folk fühlt sie sich in Songs wie „Take Me To A Higher Plane“ oder „You Were So Far Away“ verplichtet. Der „Mansion Song“ beginnt mit einer gesprochenen Hasstirade, in der die 24-jährige einmal mehr gegen eine andere Frau wettert, um dann in irgendwo zwischen afrikanischen Trommel und einer M.I.A.-Hommage zu enden. Ein Jahrhundertalbum hat die Engländerin nicht vorgelegt, aber sie demonstriert mit ihrer Weiterentwicklung gegenüber des Erstlings, dass

noch Einiges von ihr zu erwarten ist. Mit ihrer Mixtur aus verschiedenen Stilen, immer verankert in großen Pop-Melodien, schafft sie es, sich aus dem vorherrschenden Brei der britischen Singer/Songwriter-Mädels hervorzuheben. Und frei nach dem Motto es Campus Symposiums: Nachhaltigkeit ist bei diesem Album eher gegeben als bei den bisherigen Erzeugnisses der Lena M.-L. Anm. des Autors: Die vielleicht etwas spitzen Bemerkungen gegenüber unserer Eurovisiongewinnerin könnten daher rühren, das sie sich nie wieder gemeldet hat und der Ruhm sie kalt gemacht hat. Schnüff.

Christian Fernandes Ferreira

Angelesen: 200 Tricks für ein besseres Leben Mal ehrlich: Ist unsere moderne Gesellschaft etwa so kompliziert, dass der eigentlich ebenso moderne Mensch darin völlig verwirrt umherirrt, ohne eines der unzähligen Werke aus dem Genre „Ratgeber“ als persönliche Verhaltensbibel im Regal stehen zu haben? Naja, da vor uns auch schon andere einigermaßen erfolgreich durchs 21. Jahrhundert spaziert sind, dürfte einem dies im besten Fall auch ohne literarischen Guru möglich sein. Allerdings muss so ein Ratgeber sich ja auch nicht immer völlig humorlos und mit vor altbekannten Weisheiten triefend (Überraschung, wir wissen schon, dass Menü 3 in der Mensa nicht gerade Kleidergröße 34-freundlich ist, danke!) in die Riege der üblichen „Fett weg-“, „AntiAgeing-“ und „Große Liebe finden leicht gemacht-“ Kollegen einreihen. Wer die Zeitschrift Neon kennt, dem wird schnell klar sein, dass das Ziel eines von Marc Schürmann (Redakteur bei Neon) herausgegebenen Buches nicht die Wiederholung altbekannter Tricks à la „Ein Pickel – was tun??“ sein kann. Der Unterhaltungswert sowie der

Aha-Effekt sind beim Durchblättern von „200 Tricks für ein besseres Leben“ erfreulicherweise um einiges höher. 200 Fragen zu den Themen „Haushalt und Küche“, Aussehen und Ausgehen“, „Fremde, Freunde, Sex“, „Beruf, Büro, Geld“, „Gesundheit und Medizin“ sowie „Sport und Reise“ werden von Experten kurz und praktisch beantwortet und von kreativen Illustrationen begleitet. Besonders Studenten können die Tipps bei vielen mehr oder weniger existentiellen Alltagsproblemen helfen: Wer sich schon mal gefragt haben sollte, wie man trainieren kann, weniger zu schlafen (attraktives Wissen bei anstehender Klausurenphase!), unpeinlich den Namen des One-Night-Stands in Erfahrung zu bringen oder bei einer Massenwohnungsbesichtigung seine Chancen auf den Mietvertrag zu erhöhen, wird in dem kleinen gelben Büchlein eine Antwort finden. Und selbst weniger alltagstaugliche Ratschläge können - wenn schon keine Erleichterung des eigenen Lebens - doch wenigstens eine Rettung in öden Smalltalk-Situationen

sein. Denn die detaillierte Anleitung dazu, wie man gutes Kokain erkennt, geliefert von Ronald „Schneekönig“ Miehling (seit 2004 inhaftierter deutscher Kokainhändler), werden wohl die wenigsten schon vom vorherigen Gesprächspartner gehört haben. Die 200 Tricks können einen sowohl beim zwischendurch-mal-reinlesen als auch beim Durchstöbern mit mehreren zum Schmunzeln bringen und eignen sich hervorragend als von Geschlecht und Altersgruppe unabhängiges Geschenk. Eva Book

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Ansichtssache

„Wir denken immer noch in Rollen.“

Foto: Stangel-Meseke

Martina Stangel-Meseke über geschlechtliche Ungerechtigkeit und veraltete Frauenbilder.

Martina Stangel-Meseke im BiTSLicht-Gespräch: „Sehe vor allem die Unternehmen bei der Personalpolitik in der Pflicht.“

Sie studieren häufiger, haben bessere Noten, schaffen schneller ihren Abschluss und gelten als extrem ehrgeizig: Die Frauen von heute schaffen die perfekte Grundlage für eine steile Karriere. Und trotzdem sind es Männer, die in den Chefetagen sitzen. Sollte es dennoch einmal eine Frau bis dort geschafft haben, erledigt sie die gleiche Arbeit für rund 20 Prozent weniger Gehalt. Wie das sein kann und was dagegen unternommen werden muss erklärt BiTS-Dozentin und Gender-Expertin Prof. Dr. Martina Stangel-Meseke. BiTSLicht: Warum gibt es ihrer Meinung nach so wenige Frauen in Führungspositionen? Stangel-Meseke: Das ist ein sehr komplexes Gefüge aus verschiedenen

Traditionelles Rollenverständnis herrscht immer noch vor.

Komponenten. Da spielen die gesellschaftlichen Gegebenheiten, strukturelle Bedingungen in den Unternehmen, bestehende Stereotypen

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und Vorbehalte gegenüber dem weiblichen Führungspotenzial eine bedeutende Rolle. Hinzu kommen noch die individuellen Kompetenzzuschreibungen der Frauen selbst. Alle diese Aspekte bedingen und beeinflussen sich wechselseitig. BiTSLicht: Was heißt das genau? Stangel-Meseke: Schaut man sich beispielsweise die gesellschaftlichen Gegebenheiten an, herrscht in den Köpfen der meisten Menschen noch immer das traditionelle Frauenbild: Die Frauen übernehmen die Mutterrolle, die Männer dagegen die Rolle des Ernährers. BiTSLicht: Aber ist dieses Bild nicht sehr altmodisch? Wir leben doch in einer modernen Gesellschaft. Stangel-Meseke: Wie schwierig es ist selbst unter modernen gesellschaftlichen Bedingungen dieses Rollenbild zu durchbrechen, zeigen aktuelle Langzeitstudien zum Rollenwandel in der deutschen Gesellschaft. Diese verweisen darauf, dass sich das Rollenverständnis von Frau und Mann erst sehr langsam und zäh von einem traditionellen Rollenver-

ständnis zu einem teil-traditionellen Rollenverständnis hin entwickelt hat. BiTSLicht: Das gilt auch für die junge Generation? Stangel-Meseke: Interessanterweise, ja. Diese Befunde sind auch bei der jungen Generation im Alter zwischen 26 – 30 Jahren heute noch nachweisbar. BiTSLicht: Warum vollzieht sich dieser Wandel so schleppend? Stangel-Meseke: Der mühsame Wandel begründet sich darin, welchen Stellenwert Frauen lange in unserer Gesellschaft hatten: Frauen haben in Deutschland erst spät die Möglichkeit erhalten, an die Hochschulen zu gehen. Durch geltendes Recht ist ihnen erst spät die Geschäfts- und Prozessfähigkeit bestätigt worden und sie haben erst seit 90 Jahren ein Wahlrecht. BiTSLicht: Nun sieht es aber so aus, dass Frauen bessere Noten haben und zum Beispiel das Studium deutlich schneller absolvieren. Stangel-Meseke: Ja, das stimmt.


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Ansichtssache

Aktuell sind Frauen in der Situation, dass sie hoch qualifiziert sind und dem Arbeitsmarkt mit den erworbenen Qualifikationen zur Verfügung stehen. Aufgrund der gesellschaftlichen Rollenmanifestierung fehlen nach wie vor positive weibliche Rollenbilder, die vermitteln, wie Frauen in Führungspositionen erfolgreich sein können. BiTSLicht: Warum geben trotz der guten Qualifikationen nur so wenige deutsche Unternehmen Frauen die Chance in die Chefetage zu kommen? Stangel-Meseke: In der deutschen Wirtschaft sind Führungsetagen nach wie vor männerdominiert und hier wirkt insbesondere das wissenschaftlich beschriebene Stereotyp der homosexuellen Reproduktion so verstärkend, dass Männer auch in Führung bleiben. Es werden solche Personen für Führungspositionen vorgeschlagen, die am ehesten den Annahmen eines erfolgreichen Managers entsprechen. Da die Wirtschaft nach wie vor männlich dominiert ist, werden Männer bei der Besetzung von Führungskraftpositionen gegenüber Frauen vorgezogen und Frauen negativ diskriminiert. BiTSLicht: Gibt es hierfür ein anschauliches Beispiel? Stangel-Meseke: Hier ist vor allem das „think manager - think male stereotype“ zu nennen. Manager werden mit männlich dominierten Eigenschaften beschrieben, die den Frauen nicht zugeschrieben werden. Versuchen Frauen so zu agieren wie der „typische Manager“ werden sie negativ diskriminiert. Ferner gibt es eine Menge an Vorbehalten gegen-

Vorbehalten gegen Frauen in Managerpositionen über Frauen. Sie seien nicht weiterbildungsbereit, sie wären gerade mit Familie nicht so belastbar, sie wollten den Erfolg gar nicht. Die beiden ersten Vorbehalte sind schon lange durch empirische Studien widerlegt, halten sich aber vehement in den Köpfen einiger Personalverantwortlicher. Der letztgenannte Vorbehalt

ist auch unter der sogenannten gläsernen Decke bekannt. BiTSLicht: Wie beschreibt diese sich genau? Stangel-Meseke: Frauen schaffen es in den Unternehmen häufig nur bis zu einer Stufe in der Hierarchie, was wiederum in Stereotypen und Vorbehalten begründet ist. Widersetzt sich eine Frau hier nicht, wird sie als negatives Beispiel stigmatisiert, da sie den beruflichen Erfolg doch nicht so „ernsthaft“ wolle. Sie wird somit ein negatives Vorbild. In der Realität der

„Einführung einer Frauenquote ist sinnvoll.“ Unternehmen ist es aber oft so, dass Frauen so lange auf die hierarchisch höhere Stufe warten müssen, dass diese schon lange keine Anreiz mehr für ist oder aber der Anreiz dieser Stelle nicht mehr mit ihren privaten Verhältnissen kompatibel ist. BiTSLicht: Was kann konkret dagegen gemacht werden? Stangel-Meseke: Hier sehe ich vor allem die Unternehmen in der Pflicht spezielle Personalentwicklungsmaßnahmen zu implementieren. Maßnahmen wären hier Mentoring oder anforderungsbezogene Auswahl- und Beteiligungsprozesse, die ermöglichen, dass das Führungspotenzial der Frauen realistisch beurteilt werden kann. BiTSLicht: Wäre nicht die so genannte „Frauenquote“, wie sie beispielsweise in Norwegen schon existiert, auch eine Lösung? Stangel-Meseke: Ja, ich halte die Einführung einer Frauenquote für sehr sinnvoll. Momentan gibt es leider keine gesetzlichen Vorgaben. Da die Wirtschaft sich in dieser Richtung auch nicht bewegt, fordert der Deutsche Juristinnenverbund e.V. eine Frauenquote, z.B. für Aufsichtsräte. Derzeit sind deutsche Aufsichtsräte alle gleich alt und männlich und haben gleiche Lebensläufe. Es gilt zwar seit letzten Jahres, dass bei der Zusammensetzung des Vorstandes und bei der Wahl der Aufsichtsratsmitglieder auf Vielfalt zu achten ist,

doch sollte es auch verpflichtend sein, dass Unternehmen eine angemessene Anzahl von Frauen in Vorstände und Aufsichtsräte berufen. BiTSLicht: Ein weiteres Problem ist die immer noch vorhandene Gehaltslücke, die zwischen Männern und Frauen besteht. Wir sprechen da immerhin von rund 23 Prozent. Stangel-Meseke: Ich finde es bedauerlich und skandalös, dass wir in der heutigen Zeit immer noch über das Thema Lohndiskriminierung bei gleicher Qualifikation von Frau und Mann reden müssen. Dass dieser Unterschied gerechtfertigt sein soll, kann aus meiner Sicht keine ernst gemeinte Frage sein, dies hat schon die EU-Kommission kritisch herausgestellt und fordert zu Handlungen für Entgeltgleichheit auf. BiTSLicht: Wird da schon etwas konkret gemacht? Stangel-Meseke: Es geht eindeutig in die Richtung mit empirischen Verfahren Lohndiskriminierungen aufzudecken und die Unternehmen diesbezüglich zu verpflichten, eine Entgeltgleichheitspolitik zu realisieren. In der Schweiz ist es schon Praxis, dass die Zuschläge für öffentliche Aufträge an Unternehmen an ihre praktizierte Entgeltgleichheit im Unternehmen gekoppelt werden. BiTSLicht: Wie sind ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Thema Ungleichheit? Stangel-Meseke: Ich habe letztlich keine negativen Erfahrungen auf dem Weg meiner beruflichen Karriere gemacht. Meine Förderer waren und sind bis heute aber mit Abstand mehr Frauen als Männer. Die Männer, die mich zu weiteren beruflichen Schritten ermutigt haben, ordne ich in die Kategorie der Männer ein, die sich mit Frauen auf eine Stufe stellen, was die Bildung betrifft. Sie sehen vorrangig die intellektuelle Bereicherung und nicht die Konkurrenz. Mit Konkurrenz habe ich gelernt umzugehen. Dies ist mittlerweise leicht, weil ich mir meiner Kompetenzen sehr bewusst bin und diese dann auch gezielt einsetzen kann. Lena Wouters

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Ansichtssache

„Ich wünsche jedem ein Studium.“ Das Bildungssystem steht immer wieder in der Kritik - was sind die Altenativen?

Akademischer Leiter der BiTS, Prof. Dr. Volker Busch, über das Image von privaten Hochschulen, Bachelor- Studiengänge und das Schulsystem.. BiTSLicht: In der Öffentlichkeit müssen private Hochschulen oft mit dem Image kämpfen, Sammelbecken verzogener Gören zu sein. Was sagen Sie als akademischer Leiter einer privaten Hochschule diesen Menschen? Volker Busch: Für unsere Hochschule kann ich sagen, dass das sicherlich nicht so ist. Wir haben einen ausführlichen Aufnahmetest, der Intelligenz, Persönlichkeit und Motivation abfragt und das zusätzlich in einem persönlichen Gespräch. Klassische Hochschulen setzen auf eine Input-Orientierung, also wie gut die Studenten sind, die aufgenommen werden, uns dagegen interessiert eher der Output. Wo gehen unsere Studenten hin. Das wird das System der Zukunft sein, denn diese Studenten schaffen Reputation. BiTSLicht: Ein Bewerbungssystem, das nur den Numerus Clausus in Betracht zieht, halten Sie demnach für falsch? Volker Busch: Im Prinzip schon. Natürlich muss man hier auch sehen, dass die Hochschulen mit einer ganz anderen Bewerberzahl umzugehen hat. Bei 1000 Bewerbern ist es un-

„Die Studieninhalte werden nicht immer anerkannt - Transparenz und offensives Kommunizieren ist wichtig“

anschließend vermeintliche EliteStudiengänge wie Medizin besucht haben, machen heute etwas ganz anderes. Aber vielen, die das Talent und die Motivation mitgebracht haben, wurde die Chance gar nicht erst gegeben.

„Kaum Zeit neben der Uni“

BiTSLicht: Die verkürzten Bachelor-Studiengänge haben in den Unis Einzug gefunden, sind aber relativ schnell in die Kritik geraten. Die Inhalte seien zu komprimiert und zu oberf lächlich, hieß es. Wie bewerten Sie den Start des neuen Systems?

möglich, jeden zu interviewen und zu testen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass ihnen viele Talente verloren gehen. Ein NC ist nicht Spiegelbild der Leistungsfähigkeit. Das habe ich persönlich erlebt: Viele von den Überfliegern meines Jahrganges, die

Volker Busch: Nun, nach anfänglichen Umsetzungsschwierigkeiten denke ich, dass wir uns gut darauf eingestellt haben. Der Fehler war sicherlich, die Diplomstudiengänge zu nehmen und zu komprimieren. Dadurch war der Zeitaufwand, den viele Studenten hatten, unverhältnismäßig hoch, sie hatten kaum noch Freizeit neben der Uni…

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BiTSLicht: …und haben zu Recht protestiert? Volker Busch: Sicherlich. Aber es wurde einiges geändert, und persönlich halte ich die breiter gefächerten Bachelor-Studiengänge vor allem inhaltlich für sehr studentenfreundlich: Die Weichen werden viel später gelegt, und so ist der Student nicht sofort dazu gezwungen, sich zu entscheiden. BiTSLicht: Das nächste Problem schließt sich allerdings mit den Master-Programmen an. Es sollte Einheitlichkeit und Transparenz geschaffen werden. Viele Bachelor-Studenten haben dagegen Probleme, von anderen Unis angenommen zu werden. Woran liegt das? Volker Busch: Da gibt es zwei wesentliche Probleme: Zunächst liegt das Problem in dem Angebot der MasterProgramme. Das System sieht nur ein


Ansichtssache

Drittel der Bachelor-Absolventen für einen Master vor. Weiterhin stricken die öffentlichen Unis ihre Anforderungen zum Teil derart, dass sie zunächst ihre eigenen Studenten unterbringen, die Begründung ist oft, dass die anderen Bachelor-Studiengänge nicht wissenschaftlich genug seien. BiTSLicht: Besonders schwer wird es für Studenten von privaten Hochschulen, die ein MasterProgramm an einer öffentlichen Hochschule absolvieren möchten. Grund dafür sind auch die andauernden Diskrepanzen zwischen privaten und öffentlichen Hochschulen. Was tun Sie, um dem entgegenzuwirken? Volker Busch: Nun, es ist über die Jahre sicherlich besser geworden. Manche der alten Generation haben den Wandel leider noch nicht mitbekommen. Für uns gilt es, durchlässiger zu werden: die Inhalte erkennbar zu machen und offensiv zu kommunizieren. BiTSLicht: Sind die Diskrepanzen auch ein Problem des Bildungssystems in Nordrhein-Westfalen? Volker Busch: Das Bildungssystem

in Nordrhein-Westfalen und in ganz Deutschland ist sicherlich entwicklungsbedürftig. Mein persönlicher Vorschlag wäre, die Studenten für die Unis attraktiv zu machen: Dafür müsste jeder Student mit seiner Hochschulreife einen Bildungsgutschein vom Staat erhalten, der mit einer gewissen Summe - abhängig vom Studiengang - dotiert ist.

„Bildungsgutscheine fördern Innovation.“ Die Unis finanzieren sich dann also über ihre Studienplätze und wollen Bewerber. Sie würden sich demnach bemühen, im Wettbewerb gut aufgestellt zu sein, was wiederum permanente Innovation und Entwicklung vorantreibt. BiTSLicht: Die Voraussetzungen müssten trotzdem in der Schule gelehrt werde. Was ist Ihr Eindruck vom aktuellen Schulsystem? Kriegen die angehenden Studenten genügend Inhalte mit, um erfolgreich ins Studium zu starten? Könnte das neue System, das um ein Jahr verkürzt ist, Probleme für die optima-

le Vorbereitung darstellen? Volker Busch: Nein, meiner Meinung nach sind die Bewerber nicht schlechter oder besser als vor 20 Jahren. Die Schwerpunkte haben sich natürlich verschoben. Heute sind Internationalität und der Umgang mit Medien natürlich viel wichtiger.

„Jedem sollte die Chance auf ein Studium gewährleistet sein.“

Die verkürzte Form ist nicht das Problem des Schulsystems, viel mehr das dreigliedrige System an sich. Ich würde ein System wie die Gesamtschule bevorzugen, auch wenn dort noch Nachholbedarf besteht. Aber es kann nicht sein, dass jemand, der aufgrund von äußeren Umständen Probleme in der Schule hat, auf die Hauptschule abrutscht und dann keine Chance hat zu studieren. Viel zu früh wird hier über die Zukunft entschieden. Ich persönlich wünsche dagegen jedem Menschen, einmal im Leben die Möglichkeit zu bekommen zu studieren. Carolin Dennersmann

„Erfolgreiche Studenten schaffen Reputation - und das wird immer wichtiger für die Universitäten“

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Große Reden für großes Geld Wie große Staatsmänner nach ihrer aktiven Laufbahn ihr Geld verdienen

In diesem Sommer findet an der BiTS zum inzwischen sechsten Mal das von den Studenten organisierte Campus Symposium statt. Nicht zuletzt dank der hochkarätigen Gastredner, die alljährlich ins beschauliche Iserlohn kommen, hat es sich zu einem der größten und bedeutendsten Wirtschaftssymposien in Deutschland entwickelt. Stargast in diesem Jahr ist der amerikanische Politiker, Umweltschützer und Friedensnobelpreisträger Al Gore. Aus diesem Anlass hätte BiTSLicht in diesem Heft natürlich gerne vorab ein Interview mit dem ehemaligen Vizepräsidenten der USA abgedruckt. Doch trotz größter Bemühungen des Organisations-Teams des Campus Symposiums verweigerte sein Management jegliches Interview. Verwundern sollte diese rigorose Haltung keinen. Gore ist bekannt für seine strikten Vereinbarungen, die er vor seiner Rede vertraglich festlegen lässt.

Kein Interview mit Al Gore Jüngstes Beispiel: Als er im April dieses Jahres eine Rede an der Duke University im US-Bundesstaat North Carolina halten sollte, sollten sämtliche Medien verbannt werden. Lediglich die ersten fünf Minuten seines Auftritts sollten in Bild und Ton festgehalten werden dürfen, so wollte es der Vertrag, der zwischen Gore und der Universität geschlossen worden war. Wenn große Staatsmänner auf Konferenzen oder Symposien auftreten, tun sie dies schon lange nicht mehr aus reinem Wohlwollen. Es geht – für beide Seiten – nicht zuletzt ums Geschäft. Es ist ganz einfach: Der Referent verkauft in der Regel ein festes Paket. Meistens beinhaltet das einen einstündigen Auftritt, eingeteilt in den eigentlichen Vortrag und in eine kürzere Frage-Antwort-

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Der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan war 2007 in Iserlohn zu Gast

Runde. Alles andere sind Extras, die auch zusätzlich kosten. Dabei lassen sich die Persönlichkeiten ihre Reden stattlich bezahlen. Kofi Annan, Referent des Campus Symposiums 2007, gilt mit einer geschätzten Gage in Höhe von 100.000 Euro fast schon als Schnäppchen unter den weltweit bekannten Politikern. Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton gilt wiederum als einer der teuersten (siehe Tabelle). Die Veranstalter erhoffen im Gegenzug, dass der Glanz der Referenten möglichst positiv auf sie abstrahlt. Mindestens genauso wichtig, wie die eigentliche Rede ist dabei oftmals das Starpotential der Persönlichkeit. Dies spiegelt sich auch im Preis wieder: So sind deutsche Politiker, die oftmals nicht annähernd die Ausstrahlungskraft von anglo-amerikanischen Politikern erreichen, fast ausnahmslos für mittlere bis geringe fünfstellige Summen zu haben.

Deutsche Politiker billiger Ein Interview mit Al Gore war also schlicht und einfach nicht im Vertragspaket enthalten. Aber es bleibt eine kleine Hoffnung: Als Gore in North Carolina schließlich vor den Studenten sprach, wurde kurzfristig die Bedingungen für die Medien ein wenig gelockert. So sind die Refe-

renten oftmals großzügiger, wenn sie einmal vor Ort sind und keine Agentur mehr dazwischengeschaltet ist. Mit ein bisschen Glück findet man also in der nächsten BiTSLichtAusgabe an dieser Stelle ein paar Statements des Nobelpreisträgers. Michael Kleppi

Geschätzte Gagen bekannter Staatsmänner und -frauen: 1. Bill Clinton - 500.000 € 2. Tony Blair – 450.000 € 3. Alan Greenspan - 300.000 € 4. Al Gore – 200.000 € 5. Madeleine Albright – 150.000 € 6. Kofi Annan – 100.000 € 7. Gerhard Schröder – 100.000 € 8. Helmut Schmidt – 45.000 € 9. Friedrich Merz – 10.000 € Quellen: Cicero, Washington Speakers Bureau, New York Times, Guardian, Forbes


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Geistesblitz

Das BiTSLicht-Rätsel Es geht in die zweite Runde - und diesmal gibt‘s auch was zu gewinnen!

Senkrecht 1 Anzahl der Teams beim Rubiconwettbewerb 2010 3 wichtigste Erfindung eines Mainzers 4 ältester US-Ökoclub 7 Gründer eines Ökofeiertags (Vorname) 9 Kindlicher Berufswunsch von Peter Wolf 10 war bei Obame für grüne Jobs zuständig (Nachname) 11 Produzent von Elektroautos 2 13 gilt es zu retten

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Waagerecht

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1 Energie aus Sonnenlicht 2 Ort der UN-Klimakonferenz 2010 3 3 Begründer des Web 2.0 (Nachname) 5 Ort der größten Bibliothek der Welt 6 Quadratkilometer Regenwald, die jährlich abgeholzt werden (in Tausend) 8 lebt im Müll 12 Cyan plus Gelb 14 Gast beim Campus Symposium 2010 12

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Lösungswort: Schuhmodell, das Joschka Fischer zu einer Amtvereidigung trug Ordnet für das Lösungwort die rot hinterlegten Buchstaben in einer sinnvollen Reihenfolge an. BiTSLicht.de

Sendet eure Lösungsvorschläge an chefredaktion@bitslicht.de. Unter allen richtigen Antworten werden zwei Kinogutscheine verlost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Anmerkung:

Leer- oder Sonderzeichen in den Antworten ignorieren. Bitte alle Umlaute ausschreiben (Ä = AE, Ö = OE, Ü = UE).

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....das war‘s schon wieder!

18 Die nächste Ausgabe erscheint im Dezember 2010. Wenn ihr Lust habt mitzumachen oder Ideen für Artikel habt, könnt ihr euch gerne jederzeit bei uns melden: chefredaktion@bitslicht.de. Anzeige

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