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Juni 2007

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Kampf der Geschlechter

vs.



Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser, Männer sind das starke Geschlecht und Frauen das schöne. Doch kann man Männer und Frauen so einfach auf zwei Eigenschaften reduzieren? Kann man generell Schubladen aufmachen und alle Frauen und Männer in jeweils eine stecken? Mit einem zwinkernden Auge wollten wir ein für alle mal Vorurteile aufarbeiten und endlich Fakten schaffen: Sind Männer die besseren Autofahrer? Kochen Frauen besser als Männer? Wie denken Frauen, wenn sie sich auf das erste Date vorbereiten? Was hat ein Porsche, was eine Frau nicht hat? Und wieso schaffen es Frauen einfach nicht, zielstrebig einzukaufen? Lesen Sie in dieser Ausgabe, was die BiTSLicht-Redaktion herausgefunden hat und was die Potenzkompetenz schlechthin, Atze Schröder, zum Thema zu sagen hat.

in ebendiesem Land handelt, sind ein weiteres großes Thema dieser Ausgabe. Hintergrundinformationen zu dem Land und ein Gespräch mit dem Filmemacher Ali Samadi Ahadi, der mehrere Monate in Uganda war, um den Film zu drehen, schaffen einen Einblick in dieses sehr ernste Thema. Die BiTS und alles zur Heimatkunde wurden natürlich auch wieder in der gleichnamigen Kategorie auf Papier gebracht, damit Sie immer auf dem neuesten Stand sind. Des Weiteren erwarten Sie Film- und Buchrezensionen, interessante Meinungen der BiTSLicht-Macher und die Leiterin des Career Centers an der BiTS, Frau Hacke, im Fragebogen. Ein abwechslungsreiches Magazin zum Schmunzeln, Mitfühlen und Nachdenken liegt vor Ihnen.

Eine andere Kompetenz hat augenscheinlich Franz Müntefering, seines Zeichens aktueller Vizekanzler Deutschlands. Er stand BiTSLicht Frage und Antwort und erzählt von seinem Werdegang aus dem beschaulichen Sauerland in die Manegen dieser Welt.

Wir hoffen, Sie mit dieser Ausgabe in den ein oder anderen dieser Gemütszustände versetzen zu können und wünschen Ihnen viel Spaß und eine interessante Zeit beim Lesen.

Uganda und der Film „Lost Children“, der über Kindersoldaten

BiTSLicht.

Impressum

Malte Witt und Ihr Team von

Chefredaktion: Malte Witt

BiTSLicht Ausgabe 11, Juni 2007

Katharina Schultz, Annika Sellmann, AnnKristin Vehling, Malte Witt

Redaktionsmanagement: Florian Hintze Herausgeber: BiTSLicht e.V. Reiterweg 26, 58636 Iserlohn Fax: 01212 / 588 762 718 E-Mail: team@bitslicht.de Internet: www.bitslicht.de Auflage: 2000 Stück

Redaktion: Karo Bialon, Kristin Borlinghaus, Pinar Brosig, Simon Engels, Jonas Grürmann, Sven Heimes, Florian Hintze, Jennifer Jung, Juliane Koch, Gerrit Meißler, Marcel Näpel, Gina Rademacher, André Regulin, Simone Rotthaus, Tim Schneider,

Vorstand: Janni Deitenbach, Gerrit Meißler, Ronny Sachse Anzeigen & Marketing: Ronny Sachse, Tim Schneider Layout: Marli Greszik, Gerrit Meißler, Andrea Scheffler

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Inhaltsverzeichnis

Titelthema 16 Fragen von Frauen und Männern 17 “Liebes Tagebuch...” 18 Als die A-Klasse vom Elch gebissen wurde... 20 Vor dem ersten Date – Mann vs. Frau 22 Frau und Mann gehen shoppen 24 Atze Schröder im Interview 30 Das große Kochduell

Heimatkunde 6

Neues aus den BiTS Ressorts

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Master an der BiTS

10 Von Iserlohn nach Wittenberg 12 Kann es ein deutsches Harvard geben? 14 Sportmöglichkeiten in Iserlohn und der näheren Umgebung

Über Leben 26 Bioart 28 Sport macht schlau! 36

Ausnahmezustand in Barcelona

38 Für den Krieg missbraucht 40 Lost Children 44 “Wenn der Frieden lukrativer wäre als der Krieg...” 46 „Ihr seid selbst schuld, dass das jetzt auf DVD erscheint!“

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Inhaltsverzeichnis

Versuchsgebiet 48 Wii(r) spielen rum ... 50 Angelesen: Bücher 52 Angehört: CDs 54

Angeschaut: Filme

Aufstieg 8

Interview mit Franz Müntefering

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Musik aus Leidenschaft

58 Gruschel mich!

Ansichtssache 47 Grindhouse Filme - der neue Tarantino 60 BiTSLicht meint... 62 Fragebogen: Stefanie Hacke

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Neues aus den BiTS Ressorts BiTS Connect - Networking People “Jeder kennt jeden über 6 Ecken”, sagt der Volksmund. Dass diese durchaus zutreffende Aussage auch bei den Studenten der BiTS in den Mittelpunkt gerückt ist, wird momentan sehr deutlich: Das neue Ressort “bits - connect” möchte aktiv Kontaktmanagement betreiben. Den Studenten soll so geholfen werden, an die Kontaktdaten der geeigneten Praktika- und Arbeitsstellen in der Wirtschaft zu gelangen. Um dies zu

erreichen, steht die Kommunikation unter den Studenten stark im Vordergrund. Eine erste Online-Plattform zum gegenseitigen Austausch wurde bereits erstellt. Positiver Nebeneffekt des Ressorts: Eine engere Zusammenarbeit der Studenten untereinander. Das Ressort freut sich, neue Mitglieder aus allen Semestern bei sich aufzunehmen.

Unternehmenserfolg im 21. Jahrhundert Das Campus Symposium geht in diesem Jahr in die dritte Runde: Am 27. und 28. September 2007 ist unter dem Titel „Future Needs Competence – Unternehmenserfolg im 21. Jahrhundert“ der ehemalige UN-Generalsekretär und Friedensnobelpreisträger Kofi Annan auf dem Campus Seilersee zu Gast. Darüber hinaus werden mit Dr. Uwe Franke (Deutsche BP AG), Arnold Schroven (DPD GmbH & Co. KG) oder Peter M. Endres (KarstadtQuelle Versicherungen) weitere Top-Manager aus der deutschen Wirtschaft über interessante Themen referieren. Die Vorbereitungen für das von BiTS-Studenten organisierte Networking-Event laufen bereits seit Anfang des Jahres

auf Hochtouren. Das 15-köpfige Organisations-Team um Projektleiter Matthias Thelen steht momentan mit weiteren prominenten Referenten aus dem In- und Ausland in Kontakt – damit das Symposium auch in diesem Jahr wieder zu einem unvergesslichen Erlebnis wird. Über die Kompetenzen des Kernteams hinaus sollen auch die Volunteers erneut dafür sorgen, dass ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden kann. Im letzten Jahr erwiesen sich die engagierten Helfer als unverzichtbare und kompetente Stützen des Events. Hierzu sind noch Bewerbungen unter www.campus-symposium.de möglich.

BiTS-TV Neben einigen kleinen und spontanen Projekten wie dem Bierkastenund Bobbycarrennen hat BiTS-TV auch in diesem Semester eine interessante Auftragsproduktion aquirieren können. Der Erstligist Iserlohn Roosters wird in der Saison 2007/2008 von Studenten der BiTS mit der Kamera begleitet. Von Spielszenen, über Interviews bis zum Blick in die Kabine - die Roosters ganz nah erleben. Am Ende steht die Veröffentlichung einer Jahres-DVD, für alle Fans und Interessierten.

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Des Weiteren entwickelt BiTS-TV einen Imagefilm für die Hochschule. Dabei sollen Einblicke in alle relevanten Themenbereiche der BiTS gegeben und der Studienalltag bebildert werden. Der Film soll sowohl auf Messen als auch auf Infotagen und im Internet ab Anfang nächsten Semesters zu sehen sein. Wir freuen uns über viele neue Gesichter bei BiTS-TV und möchten alle TV- und Filminteressierten auch für das nächste Semester einladen, bei BiTS-TV mitzuwirken.


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Aufstieg

Runter von der Tribüne – rein in die Manege Interview mit Bundesminister Franz Müntefering (SPD) Der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Franz Müntefering, sprach mit BiTSLicht über die Chancen von zukünftigen Hochschul-Absolventen, die Verbundenheit zu seiner Heimat und den Mangel an politischem Nachwuchs. Der Vizekanzler war zwischen 2002 und 2005 Vorsitzender der SPDBundestagsfraktion. 2004 und 2005 vertrat der gebürtige Sauerländer die SPD außerdem als Bundesvorsitzender.

sen sich einmischen wollen, müssen gestalten wollen, müssen die Welt machen wollen, wie sie sie sich wünschen. Platz zum Mitmachen gibt es jede Menge. Zum Beispiel in der SPD. Also: Runter von der Tribüne. Rein in die Manege. Sie sollen sich einen Gefallen tun, nicht mir.

Hochmut ist lächerlich – auf beiden Seiten. Politiker haben jedoch gerade bei jungen Leuten einen schweren Stand. Viele meinen, man könne sie nicht mehr ernst nehmen. Was kann ein Politiker generell tun, um die Kritiker vom Gegenteil zu überzeugen? Ich weiß nicht, ob das pauschal wirklich so ist. Aber generell gilt: Politik überzeugt durch Taten. Die Erwartungen der Menschen an die Politik sind konkret. Deshalb müssen es die Antworten auch sein. Politische Gestaltung ist möglich. Wenn wir die Gelegenheit dazu nutzen, dann können wir auch überzeugen. Im Übrigen ist das aber eine Sache auf Gegenseitigkeit. Dialog braucht beide Seiten. Hochmut ist lächerlich – auf beiden Seiten.

Franz Müntefering (SPD)

Herr Minister Müntefering, Sie kehren öfter im Jahr in Ihre Heimat – das Sauerland – zurück. Was reizt Sie nach wie vor an dieser Region? Da habe ich 52 Jahre gelebt – Sauerland bleibt Sauerland. Das hat mich geprägt. Ich bin immer wieder gerne hier. Sie gelten nicht zuletzt deshalb als Mann der Basis. Der Politik mangelt es bereits in den Kommunen an Nachwuchs. Wie könnte man junge Leute für die politische Arbeit besser motivieren? Was für eine Frage. Die Jungen müs-

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Globalisierung ist ein großes Thema, jetzt und auch in der Zukunft. Welche weiteren Chancen lassen sich Ihrer Meinung nach für Deutschland daraus generieren? Globalisierung kann eine Chance für ganz viele Menschen auf der Welt sein – wenn sie sozial gestaltet wird. Da sind wir noch nicht, aber daran arbeiten wir. Deutschland profitiert bisher vom europäischen Markt und von der Globalisierung. Wir sind Exportweltmeister. Wir haben in den vergangenen Jahren Anteile am Weltmarkt hinzugewonnen. Aber das ist kein Grund, sich auszuruhen. Wir müssen sehr gut sein und preiswert. Die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer. Man befürch-

tet, dass es in Zukunft keine Mittelschicht mehr geben wird. Lässt sich diese These so formulieren? Ich will hier nicht in soziologische Analysen einsteigen. Politisch ist wichtig, dass wir den Anspruch nicht aufgeben, eine Gesellschaft zu sein. Und dass wir jedem helfen, der in Not gerät und Hilfe braucht. Ich halte nichts davon, Menschen politisch in Schichten einzuteilen. Jede Einzelne und jeder Einzelne ist wichtig. Die Ziele sind Wohlstand und Arbeit für alle. Möglich ist das, wenn wir die richtigen Entscheidungen treffen. Und wenn alle zum Gelingen beitragen. Auch die zukünftigen Generationen sollen von Wohlstand und Sicherheit profitieren können. Wir haben alle Chancen, das zu schaffen. 2,7 Prozent Wachstum in 2006, 2,3 Prozent erwarten wir in diesem Jahr. Dazu über 820.000 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr – Tendenz weiter sinkend. Die wachsende wirtschaftliche Kraft auch auf dem Binnenmarkt müssen wir jetzt verstetigen. Mit Investitionen in Infrastruktur, in Bildung, in Forschung und Entwicklung. Wer morgen ernten will, der muss heute säen. Auf dem Arbeitsmarkt sieht es derzeit wieder positiver aus. Wie stehen die Chancen für ambitionierte Hochschul-Absolventen in den nächsten fünf Jahren? Die Zahl der Jobs, die hohe Qualifikationen brauchen, wird weiter steigen. Und durch den demografischen Wandel werden Fachkräfte ohnehin eher knapper. Deshalb kann ich nur sagen: Dranbleiben. Bildung lohnt sich. Gute Bildung erst recht. Garantien gibt es nicht, aber viele Chancen. Herr Müntefering, vielen Dank für das Interview. Simon Engels Foto: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung


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Master an der BiTS Coporate Management Im Ausland werden sie an fast jeder Hochschule angeboten, und auch in Deutschland sind sie auf dem Vormarsch. Die Rede ist von einem Master-Studiengang. Nach der Akkreditierung durch die FIBAA, einer Art TÜV für Hochschulprogramme, und Überprüfung durch das nordrhein-westfälische Bildungsministerium, ist er an der BiTS realisiert. Im Oktober 2007, pünktlich zum Beginn des Wintersemesters, wird der Master-Studiengang mit dem Namen „Corporate Management“, übersetzt Unternehmensführung, auf dem Campus am Seilersee starten. Dann können Studierende in 21 Monaten ihr Diplom oder ihren Bachelor-Abschluss mit einem Master of Arts aufwerten.

Interdisziplinäre Ausbildung zur Führungskraft

Master of Arts und Corporate Management – das klingt für viele wie böhmische Dörfer. Vor allem um den Begriff des Masters ranken sich viele verschiedene Definitionen. Der Master an der BiTS ist ein Studiengang, der auf einem abgeschlossenen Diplom- oder Bachelor-Studiengang aufbaut. Ob dieser Abschluss in Iserlohn oder an einem anderen Ort gemacht wurde, spielt dabei keine Rolle. Zugangsbeschränkungen bleiben nur noch eine gute Note des vorhergehenden Abschlusses und vor allem ein Eignungstest. Hat man den Studiengang erfolgreich absolviert, bekommt man den Titel „Master of Arts“ verliehen, der in der Wertigkeit über dem Diplom oder dem Bachelor steht. Im Anschluss steht obendrein die Möglichkeit der Promotion offen. Doch es geht nicht darum, einen tollen Titel auf der Visitenkarte zu

tragen. Hinter dem Studiengang „Corporate Management“ steckt eine weitere Vertiefung der Lehrinhalte der vorangehenden Studiengänge, wie BWL (bzw. Business and Management Studies), Medienmanagement (bzw. Communication & Media Management) und Business Psychology der BiTS und soll den Führungskräftebedarf der Zukunft stillen. Der künftige Master-Student wird dabei bewusst zum Generalisten und nicht zum Fachspezialisten ausgebildet, der sich nur in einem bestimmten Bereich auskennt.

Der Master – Auch in Deutschland auf dem Vormarsch

Ein klarer betriebswirtschaftlicher Ansatz steht wie bei allen Studiengängen der BiTS im Vordergrund. Eine Auswahl der Schwerpunkte ist trotzdem möglich. Drei Gebiete stehen dem künftigen Studenten offen. Der betriebswirtschaftliche Bereich „Business Administration“, die Marketing- und Public Relationsnahe „Business Communication“ und die personalführungsorientierte „Business Psychology“.

werden weitere entscheidende Fähigkeiten für das Berufsleben gelehrt. Der Studiengang soll es ermöglichen schon in den Beruf einzusteigen, während man noch die Vorlesungen besucht. Montags und Dienstags werden deswegen keine Vorlesungen stattfinden. Bei knallharter Theorie soll es nicht bleiben. Eine Kombination aus berufsbegleitendem und Vollzeitstudium; die Priorität liegt dabei immer noch auf dem Studium. Ein potenzieller Arbeitgeber muss auf den Studenten auch mal für längere Zeit komplett verzichten. Im engen Studienablauf hat die Hochschule sogar ein Auslandssemester unterbringen können. Zwischen dem zweiten und dritten Semester geht es in eine sogenannte „International Summer School“. Das Ziel heißt Hawaii, genauer Hawaii Pacific University in Honolulu. Hier wird nicht nur vor sich hin studiert, um nur seine Fremdsprachenkenntnisse weiter zu festigen. Ein echtes Studienprogramm wird belegt und bei Erfolg auch gesondert bescheinigt. Ein Mini-Abschluss, der vor allem in den USA anerkannt ist, ist also inklusive.

Hier wird nicht nur vor sich hin studiert Eine Auswahl der Schwerpunkte wird trotzdem möglich

Aus diesem Katalog wird ein Bereich als fester Schwerpunkt über den ganzen Studienverlauf hinaus gewählt. Aus den anderen beiden Bereichen wählt man sich jedes Semester seinen persönlichen Favoriten. Pflicht für alle ist der Bereich „Leadership Management“. In den Modulen „Personal Skills“, „Planning & Reporting“ und „International Corporate Skills“

Am Ende des Studiengangs im vierten Semester steht nach einem Betriebs- oder Forschungspraktikum eine abschließende Master Thesis, vergleichbar mit einer Diplomarbeit. Nach bestandenener Master Thesis wird der Studierende mit einem neuen Abschluss in das Berufsleben vom Campus Seilersee verabschiedet, um in der weiten Welt jenseits des Sauerlandes die Karrieretreppe zu erklimmen. Florian Hintze

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Von Iserlohn nach Wittenberg BiTS Campus Wittenberg Von Wittenberg hat jeder sicher schon einmal gehört – im Zusammenhang mit Martin Luther, seinen Thesen und der Reformation. Demnächst wird Wittenberg vor allem aber auch mit Iserlohn in Zusammenhang gebracht werden. Zum Wintersemester 2007/08 wird wohl in der Lutherstadt Wittenberg die BiTS Iserlohn ihre erste Zweigstelle eröffnen. Mit einem Bachelor-Studiengang „Business Information Management“ (Wirtschaftsinformatik) soll der Lehrbetrieb starten und später durch einen Wirtschaftsingenieur für Umwelttechnik und erneuerbare Energie, ebenfalls mit Abschluss Bachelor of Science, komplettiert werden. Bis zu 360 Studenten sollen am Ende auf dem BiTS Campus in Wittenberg studieren. Unterstützt werden die Iserlohner vor Ort von Professor Dr. Wolf D. Hartmann, ein gebür-

tiger Sachsen-Anhaltiner, als wissenschaftlicher Leiter des BiTS-Campus Wittenberg. Doch die Expansion nach Wittenberg war kein Zufall: Bei der Jahresveranstaltung des Arbeitgeberverbands Ruhr Lenne 2005 saß der Ministerpräsident von SachsenAnhalt Dr. Wolfgang Böhmer neben dem Präsidenten der BiTS Dietrich Walther. Im Gespräch zwischen den beiden Präsidenten kam heraus, dass Herr Walther schon immer die Idee hatte, in den neuen Bundesländern eine Filiale der BiTS zu etablieren. Ministerpräsident Böhmer, mit der Universität Halle-Wittenberg verbunden und selbst Wittenberger, fing an, sich für diese Idee zu interessieren, da er Wittenberg nicht nur als Hochschulname, sondern auch als Standort für eine Hochschule wieder aufleben lassen möchte. Die Geschichte von Wittenberg als

Umbauentwurf für das alte Gesundheitsamt zum BiTS Campus Wittenberg

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Universitätsstadt ist traditionsreich. 1502 wurde durch Friedrich den Weisen das erste Mal eine Universität in Wittenberg gegründet und bald zu einem theologischen Zentrum im Europa des 16. Jahrhunderts. Napoleon beendete 1813 den Lehrbetrieb in Wittenberg und schloss die Universität.

Dietrich Walther hatte schon immer die Idee, in den neuen Bundesländern eine Filiale der BiTS zu etablieren. Wittenberg fiel nach dem Wiener Kongress an Preußen, und die Universität Wittenberg wurde nach Halle verlegt. Fast zwei Jahrhunderte sollte es dauern, bis wieder ein Hochschulbetrieb in Wittenberg einzog. Nach der Wende entstand mit der Leu-


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Blick auf die Gebäude des zukünftigen BiTS Campus

corea eine Stiftung zur Förderung des Studienbetriebs. Dort unterhält auch die Universität Halle-Wittenberg eine Zweigstelle. Nun wurde mit der Leucorea eine Kooperation vereinbart, um den Studienbetrieb einer BiTS-Zweigstelle zu starten. Die Kapazitäten der Leucorea werden aber nicht reichen, deshalb macht man sich schon Gedanken über weitere Gebäude. Entwürfe für den Umbau, die Gebäude des alten wittenberger Gesundheitsamts und der alten Musikschule wurden schon erstellt bzw. gesichert.

Wir wollen uns dort in Richtung Ingenieurwissenschaften erweitern.

Vorerst wird es sich bei der BiTS in Wittenberg auch um keine eigenständige Hochschule handeln. Der Grund liegt im Verwaltungsaufwand, da für eine neue Hochschule eine Vielzahl an Genehmigungsverfahren nötig ist. Auf dem Papier sind die wittenberger BiTS-Studenten in Iserlohn eingeschrieben und werden nach dem Recht des Landes Nordrhein-Westfalen unterrichtet. Das bedeutet nicht, dass Dozenten

sich zweiteilen werden müssen und zwischen Wittenberg und Iserlohn pendeln. Wenn es Sinn hat, wird es dazu kommen, aber in Wittenberg werden neue Dozenten eingestellt. Mit dem für Iserlohn bereits akkreditierten Studiengang Wirtschaftsinformatik („Business Information Management“, kurz BIM) wird begonnen. Ein Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Kern auf Umweltschutztechnik kommt nach der Akkreditierung hinzu. „Das ist das, was die Wirtschaft dort braucht“, meint Ulrich Freitag, Geschäftsführer BiTS Iserlohn. Die in der Region um Wittenberg ansässigen Firmen haben viel investiert und betreiben moderne Anlagen. Hierfür brauchen sie wenig Personal in der Produktion, die wenigen Mitarbeiter benötigen aber eine hohe Qualifikation. Deswegen hofft man bei der Finanzierung auch auf die Unterstützung der lokalen Wirtschaft, nicht nur um Praktika und später Stellen für Studenten zu bekommen, sondern auch um die Finanzierung sicherzustellen. Der BiTS Unternehmerclub Mitteldeutschland wurde eigens für diese Zwecke gegründet. Besonders wichtig ist dabei die Anschubfinanzierung, denn es vergehen einige Semester, bis eine private Hochschule sich aus den Studienentgelten trägt.

Eine Investition von Studiengebühren aus Iserlohn wird es nicht geben, da die vor Ort erzielten Überschüsse auch wieder den Studenten zugute kommen sollen.

Wir versprechen uns einen höheren Bekanntheitsgrad

Mit Wittenberg beginnt nicht nur die überregionale Bekanntheit des Namens BiTS zu wachsen, von der die Studenten beider Campi durch sich ergebende Netzwerkeffekte profitieren und sich ein Austausch zwischen Ost und West entwickelt. Bei wissenschaftlichen Projekten können sich auch Synergien durch interdisziplinäre Aufgaben ergeben und bei einigen studentischen Ressorts in Iserlohn wird schon darüber diskutiert, wie man die Wittenberger einbindet. Durchweg positive Aussichten für die BiTS, auch wenn es für Studenten der „alten“ BiTS in Iserlohn – einige erfuhren erst aus der örtlichen Zeitung von dem neuen Campus – überraschend kam. Florian Hintze Fotos: bc Architekten + Ingenieure GmbH

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Kann es ein deutsches Harvard geben? Interview mit Dietrich Walther (Präsident der BiTS Iserlohn) Präsident Dietrich Walther blickt auf sieben Jahre Business and Information Technology School zurück. BiTSLicht sprach mit ihm über die Hochschule, die Studenten, über die Bedeutung von Professuren aber auch über die Einführung von Studiengebühren an öffentlichen Bildungseinrichtungen.

In diesem Jahr wird die BiTS sieben Jahre alt. Welche Gefühle haben Sie, wenn Sie zurück blicken? Ich freue mich natürlich, dass sich das so positiv entwickelt hat. Man sieht es ja auch an der Anzahl und der Motivation der Studenten. Man sieht es gleichzeitig auch an dem guten Ruf, der sich wiederum in den guten Rankings ausdrückt, sowie an den vielen Aktivitäten. Wir sehen jetzt, dass aus einem Brachland etwas sehr Prosperierendes entstanden ist. An der BiTS wurden alle Studiengänge auf die neuen Abschlüsse Bachelor und Master umgestellt. Sind mit diesen Abschlüssen die Chancen der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt gestiegen? Die Bachelorabschlüsse haben den Vorteil, dass die Studenten noch jünger sind, wenn sie fertig sind mit ihrem Studium; aber das muss nicht unbedingt ein Vorteil sein, weil viele Unternehmen sich noch nicht daran gewöhnt haben, dass die jungen Menschen dann so schnell fertig werden. Man kann teilweise schon mit 22 oder im glücklichsten Fall bereits schon mit 21 Jahren fertig sein. Auf der anderen Seite muss man natürlich sehen, dass es in meinen Augen kein so hoch intensives Studium ist, wie es der Diplomstudiengang war, weil bei den Bachelorstudiengängen letztlich zwei Semester fehlen. Ein Jahr Studium macht schon viel aus, deshalb halte ich es auch für sehr wichtig, dass man, wenn man wirklich ein Interesse am Studieren hat, noch einen Masterstudiengang anschließt. In der Kombination heraus halte

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ich es dann wiederum für wertvoller, einen Masterabschluss zu haben. Bachelor und Master sind nun einmal Titel, die in vielen Ländern der Welt gelten und allgemein bekannt sind. Wir leben in einer international globalisierten Welt und da ist es viel leichter zu sagen: „Ich bin Bachelor“ als „Ich bin Diplom-Kaufmann“, wo man in Frankreich oder Spanien nicht weiß, was das bedeutet. Ist das auch der Grund dafür, dass die BiTS ihre Abschlüsse umgestellt hat? Nein, es wurde im Rahmen des „Bologna-Prozesses“ vereinbart, dass die Hochschulen alle auf dieses System umstellen sollten; auch um internationale Studierbarkeit zu erleichtern. Eben durch das Punktesystem kann man leichter zu anderen Hochschulen wechseln. Insofern ist das sicherlich sehr sinnvoll, dass man alles relativ vergleichbar macht. Wie stehen Sie zu der Einführung von Studiengebühren an öffentlichen Bildungseinrichtungen? Also ich persönlich finde das nur richtig, denn im Endeffekt ist das Studium an öffentlichen Hochschulen ein steuerfinanziertes Studium. Das wird letztlich damit begründet, dass diejenigen, die dann studiert haben, möglicherweise irgendwann bessere Positionen in der Wirtschaft haben. Auch dadurch werden sie bessere Steuerzahler, und durch ein höheres Einkommen und das höhere Steueraufkommen ist eine Rückzahlung der aus Steuern investierten Kosten möglich. Es gibt den alten Spruch: „Wenn etwas nichts kostet, dann ist es nichts wert“. Man muss zwangsläufig sehen, dass nur ein Prozent aller Studierenden an öffentlichen Hochschulen im Rahmen der Regelstudienzeit fertig werden. Wenn man davon ausgeht, dass etwa ein Drittel der Kosten für Studien, die nicht mehr im Rahmen der Regelstudienzeit liegen, ausgegeben werden, dann, glaube ich, wäre an dieser Stelle ein erhebliches

Einsparungspotenzial gegeben. Die Studiengebühren können meiner Meinung nach dazu führen, eine andere Disziplin einzuführen, wobei ich auch sehe, dass natürlich jeder die Möglichkeit haben sollte, zu studieren. Deshalb plädiere ich mehr für ein Projekt, dass man, wenn man die Regelstudienzeit verlässt, relativ hohe Studiengebühren zahlen sollte. Ich denke schon, dass die Einführung von Studiengebühren an öffentlichen Hochschulen das Interesse an privaten Hochschulen erhöht. Des Weiteren denke ich, dass die Studiengebühren an den öffentlichen Hochschulen noch steigen werden. Im Endeffekt kostet unser Studium bei einer Studiendauer von 6 Semestern zwar ungefähr 21.000 Euro; auf der anderen Seite ist man eineinhalb bis zwei Jahre schneller fertig als vergleichbare Kommilitonen an staatlichen Hochschulen. In der Zeit kann man natürlich schon Geld verdienen, und man hat auch schon länger Praxiserfahrung. Neben den Studiengebühren wurde in der Politik auch über so genannte „Eliteuniversitäten“ diskutiert. Brauchen wir in Deutschland überhaupt so etwas, oder ist es nur “Gerede”? Mit der Frage habe ich mich schon viel befasst. Eine Eliteuniversität wird man durch die Absolventen und natürlich auch durch die Lehrkörper. Man braucht viele, viele Jahre, um zu sehen, was aus den Absolventen geworden ist. Die Absolventen sind die beste Einschätzung einer Hochschule: Wenn die alle eine tolle Karriere gemacht haben und wenn viele sich selbstständig gemacht haben, und erfolgreiche Unternehmer geworden sind, dann entstehen entsprechende Netzwerke. Das führt dann dazu, dass eine Hochschule ein bestimmtes Image bekommt – das Image des Erfolges. Des Weiteren ist es natürlich wichtig, dass man sehr gute Lehrkräfte hat. Auch wichtig sind Studienprogramme, die tatsächlich auch eine


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Marktnachfrage bedienen. All das ist eine Sache von mehreren Jahrzehnten. Als ich mal in Harvard war, habe ich gefragt, ob es ein “deutsches Harvard” geben kann. Da sagte der Leiter von Harvard, dass es überhaupt kein Problem sei - aber man braucht halt 300 Jahre. Es gab Kritik, dass fast alle Teilnehmer des Auswahlverfahrens an der BiTS angenommen würden. Das Besondere der BiTS würde dadurch verloren gehen, meinen einige Studenten. Was sagen Sie dazu?

nigen ist, die die Professur verliehen bekommen. Es ist ein Teil der Gesamtausbildung, dass man entsprechende Vorbilder braucht, die aus der Wissensvermittlung kommen. In Ihrem letzten Interview mit BiTSLicht sagten Sie, Sie seien stolz zu sehen, wie der Campus lebt. Wird es in nächster Zeit ein zweites Studentenwohnheim geben, um den Campus noch lebendiger zu machen?

Möchten Sie abschließend Ihren Studenten auf diesem Wege noch etwas mitteilen?

Also ich glaube nicht, dass das Auswahlverfahren so einzuschätzen ist. Ich habe schon gehört, dass sehr viele abgelehnt worden sind. Man muss natürlich auch sehen, dass man nicht nur nach Schulnoten gehen darf, sondern man die Persönlichkeit der jungen Menschen anschaut und guckt, ob die Bewerber auch in den Korps der BiTS hinein passen.

Ich habe jetzt 45 Berufsjahre hinter mir, und ich stelle mir immer die Frage: Was kommt auf meine Studenten in den nächsten 45 Jahren zu? Wie schaffen die das, was müssen die wissen? Wir haben eine Welt, die total zusammengewachsen ist. Wir haben Technologien, von denen man in meiner Jugend noch keine Vorstellung haben konnte. Wir haben so viele Produkte, die heute weltweit hergestellt werden.

Ich muss auch gestehen, dass ich in der Schule auch nicht der Beste war und es trotzdem geschafft habe, etwas aufzubauen. Es gab halt Leute, die an mich geglaubt und erkannt haben, dass aus mir mal etwas werden könnte. Das versuchen wir Dietrich Walther, Präsident der BiTS natürlich auch in den Gesprächen, die die Bewerber mit Da gehe ich im Moment von aus. den Dozenten führen, herauszu- Wenn alles gut geht, zu Beginn des finden. Wintersemesters. Wie wichtig sind Professuren für die Hochschule? Ich glaube, dass Professoren eine sehr große Leitfunktion haben. In anderen Sprachen hat das Wort Professor eine andere Bedeutung. Im Spanischen bedeutet Professor „der Lehrer“, hat also nicht die gleiche gesellschaftliche Bedeutung wie bei uns. Wenn wir „Professor“ sagen, dann ist das schon etwas Besonders. Ich glaube auch, dass das ein Ansporn für dieje-

einzelnen Ressorts aktiv beteiligt und dadurch auch eine gewisse soziale Komponente schafft; und drittens auch die Zeit im Ausland nutzt und Auslandspraktika absolviert. Was ich ein bisschen schade finde ist, dass zu wenige die Chance nutzen, relativ schnell eine zweite Fremdsprache zu lernen, obwohl das Angebot da ist. Denn in einer globalisierten Welt ist die Sprache ganz wichtig. Wenn man sich in einer anderen Sprache unterhalten kann, dann hat man natürlich zusätzliche Möglichkeiten.

Auch weitere Ressorts sind seit unserem letzten Gespräch gegründet worden. Sind Sie stolz auf Ihre engagierten Studenten? Da bin ich außerordentlich stolz, das ist ja das Fantastische. Ich sage immer, hier sollte jeder die Chance nutzen, etwas neben seinem Studium zu tun. Ich sehe bei uns das Studium dreigeteilt: Einmal, dass man sich wirklich ein theoretisches Wissen anschafft; sich dazu noch in den

Ich glaube, dass sich die jungen Menschen international ausrichten und dass sie auch ein sehr offenes Sozialverhalten haben müssen. Ich glaube, dass wir große soziale Probleme in den nächsten zwanzig bis dreißig Jahren bekommen werden; allein wenn ich daran denke, wie die Alterspyramide sich entwickelt. Dieses Problem muss durch die jungen Menschen getragen werden. Als junger Mensch sollte man eines immer beachten: So viel wie möglich lernen und auch laufend lernen, weil das, was man selber weiß, was man selber kann und die eigene Energie sind die einzigen Dinge, die einem weiterhelfen werden, die kommenden 45 Jahre zu bewältigen. Denn die werden sicherlich ganz anders aussehen als meine vergangenen 45 Jahre. Vielen Dank für das Interview, Herr Walther. Ronny Sachse

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Sportmöglichkeiten in Iserlohn und der näheren Umgebung Dies ist der zweite Teil unserer Reihe der Sportmöglichkeiten rund um den Campus am Seilersee. Für die neu hinzugezogenen und sportinteressierten Studenten soll dies ein erleichternder Einstieg in den Sport sein. Die Interviews sollen euch einen kleinen Einblick in die Sportart geben, und die Kontaktdaten der Vereine bieten wir euch natürlich gleich dazu. Falls diese Sportmöglichkeiten noch nicht ausreichend sind, kann sich jeder bei der Stadt Iserlohn und den benachbarten Städten über das komplette Angebot informieren. In einer Broschüre und im Internet sind die in Iserlohn vertretenen Sportvereine verzeichnet.

:: Eiskunstlauf

Was ist das Besondere an dieser Sportart? Eiskunstlaufen verbindet Athletik und Eleganz. Sowohl Ausdauer als auch Körperspannung bzw. – beherrschung werden gefördert. Darüber hinaus spricht es die Beweglichkeit, also Gelenkigkeit an und fördert die Motorik.

Jeder kann damit anfangen. Wann und wie bist du zum Eiskunstlaufen gekommen? Etwa im Alter von 7 Jahren, was beim Eiskunstlaufen eigentlich schon recht spät ist. Meine Mutter ist durch eine Anzeige in der Zeitung auf den Sport aufmerksam geworden. Ich bin dann zu einem „Probetraining“, um erst mal zu sehen, ob mir das überhaupt Spaß macht. Das hat mir allerdings dann so gut gefallen, dass ich 13 Jahre diesen Sport betrieben habe. Kann generell jeder anfangen, Eis zu laufen? Im Prinzip schon. Allerdings ist es sinnvoll, dies so früh wie möglich anzufangen. Das Erlernen verschiedenster Sprünge und Pirouetten dauert seine Zeit und geht, wenn man jünger ist, leichter und schneller.

Name: Melanie Pellatz (mitte) Alter: 22 Sportart: Eiskunstlauf Erfolge: 2000 Vize-Landessiegerin in der Kategorie „Anfänger“ bei den Landesjugendmeisterschaften in NRW und einige Treppchenpositionen bei verschiedenen Wettbewerben

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:: Leichtathletik

Sofern man auch etwas „professioneller“ laufen möchte, nimmt man auch an Wettbewerben teil und dort sind die ätesten LäuferInnen in den höheren Klassen maximal 19. Kontaktdaten: ERG Iserlohn Abteilung Eiskunstlauf Eissporthalle Iserlohn Seeuferstr. 25 58636 Iserlohn www.erg-iserlohn.de

Name: Sophie Leitmont Alter: 18 Sportart: Leichtathletik Erfolge: - Teilnahme bei den Landesmeisterschaften - mehrfache Siege bei den Stadt- bzw. Kreismeisterschaften Was ist das Besondere an dieser Sportart? Leichtathletik ist sehr vielfältig. Es wird eine gute Ausdauer/ Kondition, aber auch Technik und Körperbeherrschung gefordert. Wann und wie bist du zur Leichtathletik gekommen? Ich trainiere seit gut zehn Jahren bei der LG MTV/St. Rahmede. Auf den MTV bin ich durch eine Freundin aufmerksam geworden, die mich einmal mit zum Training genommen hat. Ein paar Jahre später habe ich dann angefangen, auch bei dem Partnerverein St. Rahmede zu trainieren. Kann generell jeder anfangen, Leichtathletik zu machen? Meiner Meinung nach kann prinzipiell jeder anfangen, Leichtathletik


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zu machen, der gern hart trainiert und den Ehrgeiz hat, auch einmal seine Grenzen auszutesten. Wie schon gesagt, Leichtathletik ist sehr vielfältig; jeder kann also eine Disziplin finden, die ihr/ihm liegt. Kontaktdaten: MTV von 1860 Altena e.V. Abteilung LG MTV / STR Lennestraße 51 58762 Altena www.mtv-altena.de

:: Reiten

hoch, da Männer klar in der Unterzahl im Reitsport sind, weil es oft als ,,Frauensportart“ tituliert wird, schon wegen des ungewöhnlichen Sportdress, aber die Faszination an diesem Sport macht da natürlich keine Unterscheidungen. Kann generell jeder anfangen zu reiten? Ja, Jeder. Aber: Reiten ist anstrengender, als es aussehen mag, gerade am Anfang. Es verlangt viel Selbstdisziplin. Selbst Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen können über das therapeutische Reiten den Einstieg schaffen.

Kontaktdaten: Reitverein Iserlohn-Dahlsen e.V. Marcus Eckey Dahlsener Str. 37 58644 Iserlohn Marcus_Eckey@web.de

Name: Marcus Eckey Alter: 25 Sportart: Reiten Erfolge:

:: Volleyball

Meine erste Reitstunde hatte ich 2001 in Dahlsen, aus einem ,,das kann doch nicht so schwer sein“ heraus. Die Hemmschwelle war sicher

Wann und wie bist du zum Volleyball gekommen? Als ich zum ersten Mal Volleyball gespielt habe, war ich etwa 8 Jahre alt. Mein Interesse daran wurde zum Teil durch den Freundeskreis geweckt, aber hauptsächlich eigentlich durch die damals sehr beliebte Serie „Mila Superstar“, von der ich niemals eine Folge verpasst habe und die mir lange als Vorbild gedient hat bzw. sogar heute noch manchmal tut.

Ich bin durch “Mila Superstar” auf die Sportart aufmerksam geworden

Im Prinzip kann jeder anfangen, Volleyball zu spielen. Allerdings sollte man Spaß am Mannschaftssport haben, Teamfähigkeit beweisen und ein gewisses Ballgefühl mitbringen. Auch gute koordinative Fähigkeiten sind durchaus von Vorteil. Wichtig ist auch die Bereitschaft, sich für das Team einzusetzen und dadurch selbst auch mal zurückzustecken.

Was ist das Besondere an dieser Sportart?

Wann und wie bist du zum Reiten gekommen?

Das Besondere am Volleyball ist, dass es mal nicht darum geht, einen Ball in ein Tor oder einen Korb zu befördern. Außerdem werden beim Volleyball viele verschiedene Fähigkeiten trainiert, wodurch es eigentlich nie einseitig wird. Und natürlich macht Volleyball einfach nur Spaß, besonders wenn man im Sommer bei Sonnenschein und blauem Himmel im Sand trainieren kann.

Kann generell jeder anfangen, Volleyball zu spielen?

Diverse

An erster Stelle das Miteinander mit dem Pferd. Pferde sind im Reitsportjargon Partner und nicht Sportgeräte. Wie bei allen Tieren bekommt man ein positives Feedback (z.B. Dankbarkeit oder Zufriedenheit) oder auch Kritik am eigenen Verhalten (Ungehorsam oder Verweigerung). Dieses Miteinander gibt der Langeweile keine Chance und, egal wie gut man ist, es gibt immer noch was zu lernen.

Was ist das Besondere am Volleyball?

Kontaktdaten:

Name: Alter:

Stefanie Dänner 21

Sportart: Volleyball Erfolge: - Aufstieg in die Bezirksklasse - Zweimalige Teilnahme an den Westdeutschen BeachvolleyballJugendmeisterschaften

TUS Iserlohn 1846 e.V. Steinstraße 1 58636 Iserlohn Fon: 0 23 71 / 43 73 90 Fax: 0 23 71 / 43 73 91 eMail: info@tusiserlohn.de web: www.tusiserlohn.de

Simone Rotthaus und Gina Rademacher

BiTSLicht 11

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Titelthema

Fragen von Frauen und Männern So sehr man sich auch bemüht: Einige Stereotypen sind im Geschlechterkampf für viele immer noch unergründlich. BiTSLicht gab den wissbegierigen Studenten nun die Möglichkeit, ein für alle mal mit festgefahrenen Vorurteilen aufzuräumen und brisante Fragen in die Runde zu werfen...

?

Was SIE immer schon mal wissen wollte: Marli (26):

Stefan (27): Ganz einfach: Weil es geht!

Lydia (23):

Warum denken Männer immer, sie müssten eine Antwort bzw. Lösung auf Fragen

bzw. Probleme geben, wenn es der Frau doch nur um die Kommunikation an sich geht?

Marcus (29) Klassisches S-R Schema. Kommunikation kann nur stattfinden, wenn sie beiderseitig erfolgt.

Doris (22):

Warum müssen sich Männer gleiche Fußballspiele immer mehrmals anschauen?

Reicht ein Mal nicht?

Philipp (21): Gegenfrage: Warum müssen Frauen „Dirty Dancing“ mindestens zehn Mal in ihrem Leben

?

Wie kann man(n) auf seitenlange SMS-Fragen nur mit „yo“ oder „ja“ antworten?

gesehen haben?

Was ER immer schon mal wissen wollte: Martin (20):

Catharina (20): Ich hab das mal ausprobiert: Klappt auch mit geschlossenem Mund.

Sven (22):

Warum können Frauen sich Wimperntusche nur mit offenem Mund auftragen?

Was finden Frauen an Schuhen so unglaublich toll, ja geradezu sexuell stimulierend?

Janni (20): Ganz einfach, Sven: Die passen immer, egal ob man zehn Kilo zunimmt oder fünf ab – es sei

denn, man ist schwanger.

Tim (20):

Warum haben Frauen immer eine beste Freundin, wo es doch viel lustiger ist, viele beste

Freunde zu haben?

Ann-Kristin (20): Weil es zu anstrengend ist, deine Probleme immer wieder anderen Freundinnen zu

erzählen. Eine Bezugsperson ist da besser.

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Simon Engels


Titelthema

“Liebes Tagebuch...” Ihr Tagebuch:

Sein Tagebuch:

von Gerrit Meißler

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Titelthema

Als die A-Klasse vom Elch gebissen wurde... Der ultimative BiTSLicht-Fahrvergleich zwischen Frauen und

Es ist ein ewig währendes Thema: Wer kann besser Auto fahren – Männer oder Frauen? Keiner hat sich bisher erfolgreich an einen glaubwürdigen Test zwischen weiblichen und männlichen Probanden der BiTS Iserlohn gewagt... Bis sich die BiTSLicht-Redaktion, passend zum neuen Titelthema, ein Herz nahm und prompt das Dach des schmucken Parkhauses am Reiterweg räumen ließ – für den ultimativen BiTSLicht Mann vs. Frau-Fahrvergleich. Die Ausgangslage war schnell geklärt: Jeweils ein dreiköpfiges Männer- und Frauenteam gingen in drei verschiedenen Gefährten und in Zweierpärchen an den Start. HindernisParcours und rückwärts einparken hießen die Aufgaben, denen sich

die Teilnehmer stellen mussten. Doch genug der warmen Worte, nun sollten Taten folgen. Die ersten Runden wurden quietschend auf dem Rund des Parkhauses absolviert, ganz wie die Großen aus der Formel 1 – schließlich müssen die Reifen ja auf Temperatur kommen. Hier konnte es Malte nicht lassen, und es übermannten ihn gleich seine männlichen Urtriebe: Im Ferrariroten „Safety-Car“, einem Nissan Micra Automatik-Boliden, testete er qualmend die Grenzen des Parcours aus. Nach dem großen Auftritt des Chefredakteurs konnte das eigentliche Spektakel auch endlich losgehen... Jeder wartete gespannt an der Startlinie, wo sich bereits die Grid-Girls

in Position gebracht hatten, um den Teilnehmern den obligatorischen Satz „Gentlemen, start your engines“ zuzurufen. Das klappte jedoch nicht bei allen auf Anhieb: Ann-Kristin, sonst passionierte AutomatikFahrerin, würgte den losknurrenden BMW-Diesel mit Schaltgetriebe gleich einmal galant ab. Dafür gab es zwar Szenenapplaus vom begeisterten Publikum – das half ihr im Endeffekt jedoch bei der Zeitmessung nicht wirklich weiter. Im Gegenteil: Da mussten andere für sie die Kohlen wieder aus dem Feuer holen... Das ließ sich Andrea nicht zwei Mal sagen. Wie vom Elch gebissen jagte

Die Testwagen im Vergleich: BMW X3 2,0d Vorzüge: Traktion durch Allradantrieb, kräftiges Diesel-Herz Nachteile: trägeres Handling, schlecht beim Einparken Team: Ann-Kristin und Simon Mercedes A 140 Vorzüge: solide Technik, flottes Handling Nachteile: ...man erinnere sich an den Elch-Test! Team: Andrea und Florian Golf IV 1.6 Vorzüge: 30-jährige Automobilerfahrung! Nachteile: Bitte? Team: Kathi und Malte

v. l. n. r.: Malte, Kathi, Ann-Kristin, Simon, Andrea und Florian

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Titelthema

gigen Fahrschulwagen auf Deutschlands Straßen gesehen. Wesentlich besser klappte das Ganze bei den übrigen BiTSLicht-Testern: Ohne viel Mühe wurden die kompakten Mittelklasse-Vehikel von Männlein und Weiblein in die markierte Parklücke manövriert. Steht, passt und hat Luft! Fazit 2: Die Männer gewannen, weil die Frauen sich halt immer etwas mehr Zeit nehmen. Letzendlich bleibt zu sagen: Die Männer haben gewonnen – ob man (Frau) es hören will oder nicht. Für

Ann-Kristin beweist Multitaskingfähigkeit

sie Florians A-Klasse über den Slalom-Parcours, als gäbe es kein Morgen. Mit einer fabelhaften Rundenzeit von 56 Sekunden rangierte sie sich im Vergleich ganz oben ein. Der weitere Verlauf verwunderte nicht unbedingt: Malte belegte im wendigen Golf Platz 1 (50,6 Sek.), dahinter folgte Simon mit 53,5 Sekunden im BMW. Die Plätze 3 und 4 gingen an Andrea (56,0) und Kathi (56,2). Fazit Test 1: Klarer Punktsieg für die Männer!

Ohne zuviel vorweg nehmen zu wollen: Bei Test 2 ging es zwischen den Teams etwas enger zu. Rückwärts einparken hieß die Aufgabe. Hierbei wurde die Zeit des Einparkvorganges bis zum Stillstand in der Parklücke gemessen. Eine Jury bewertete die Leistung des Akteurs und gab gegebenenfalls Strafsekunden für Schönheitsfehler. Gleich zu Anfang musste jedoch festgestellt werden: Der X3 eignet sich für diese Disziplin nicht. Tipp an BMW: Einfach mal eine Taste einbauen, die den Wagen bei Bedarf um 50 Zentimeter nach unten absenkt. So verwunderte es nicht, dass AnnKristin und Simon trotz elektronischer Einparkhilfe abgeschlagen auf den letzten Plätzen landeten. Mit solch einer Leistung hätte der Fahrprüfer seine Unterschrift zumindest nicht unter das Formular gesetzt – aber ich habe auch noch keinen geländegän-

viele ist und bleibt es jedoch das subjektive Empfinden, das letztendlich den Unterschied ausmacht. Nach „Stiftung Wagentest“ sind die Männer aber eben doch die besseren Autofahrer! Simon Engels

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Titelthema

Vor dem ersten Date – Frau vs. Mann Frauen und Männer sind sehr unterschiedlich, vor allem wenn es um Beziehungen geht. Ich habe einige Männer und Frauen befragt, wie sie sich vor dem ersten Date verhalten.

Männer unterteilen die Frauen, mit denen sie sich treffen wollen, in drei Gruppen: 1.: Es ist ihre Traumfrau, und sie wollen beim ersten Date romantisch essen gehen. 2.: Es ist eine Bekannte, sie wollen sie besser kennen lernen und gehen mit ihr etwas trinken. 3.: Es ist eine Frau, die sie gern im Bett hätten und sie treffen sich zu einem Videoabend. Denn eine bessere Gelegenheit könnte sich nicht anbieten. Gleiches gilt natürlich auch für Frauen; nur würden sie es meist nicht zugeben.

Männer beschrieben mir die Gedanken vor dem ersten Date wie folgt: Es ist soweit. Heute treffe ich mich mit ihr. Bin morgens aufgewacht und habe meine Augen im Fitnessstudio geöffnet - schließlich muss mein Hemd ja richtig an meinem Körper sitzen. Nachdem ich geduscht hatte, und die Spuren vom harten Trai-ning weg waren, bin ich nach

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Hause gefahren. Habe keinen Hunger verspürt. Entweder wegen der Aufregung oder wegen des EiweißShakes, den ich nach dem Training zur Stärkung getrunken hatte.

Es ist soweit. Heute treffe ich mich mit ihr.

Es ist viertel nach eins. Ich entschließe mich, etwas einkaufen zu gehen. Morgen ist Sonntag und ich hab kaum etwas zu essen zu Hause. Auf dem Rückweg fahre ich an einem Blumengeschäft vorbei, ein kleiner Blumenstrauß wäre doch ganz toll. Schließlich stehen alle Frauen auf Blumen. Leider bin ich schon vorbei gefahren. Ich stehe nun vor dem Spiegel. Soll ich mich rasieren, oder steht mir mein Drei-Tage-Bart gut? Ich entschließe mich für babypopoglatt und rasiere mich. Puh - zum Glück nicht geschnitten. Nachdem ich mich angezogen habe, ein prüfender Blick in den Spiegel. Ich sehe ja gar nicht so schlecht aus heute. Nein, ich sehe sogar richtig gut aus. Fünf Spritzer meines Parfums aufgetragen, und los geht’s. Habe ja immerhin noch mehr als eine Stunde Zeit.

Also entschloss ich mich, zu einem Kumpel zu fahren. Ein paar Bier gehoben, und weiter ging es zum Date. Ich saß im Wagen vor ihrer Tür und merkte, wie mein Herz anfing, fester zu schlagen. Lässig schlenderte ich zu ihrer Haustür. Meine Finger suchten langsam die richtige Klingel, und als sie dann vor mir steht, denke ich: Ist DIE heiß!

Und die Frauen? Wie ergeht es denen? Sie beschrieben mir ihre Gedanken folgendermaßen: Mein Gott, endlich trifft man sich mit dem Mann der Träume. Nein, was soll man denn anziehen? Ich muss gut aussehen, muss ihn beeindrucken. Sofort erst mal meine Freundin angerufen: „Weißt du was, er hat mich gefragt ob wir uns am Wochenende treffen! Kannst du das glauben?“ Meine Freundin stellte eine Frage nach der anderen: „Erzähl mal, wie kam es denn dazu? Wo habt ihr euch denn gesehen? Was hat er denn gesagt?“ Solche und weitere Fragen waren aber kein Problem für mich, jedoch stellte sich immer noch die Frage: WAS SOLL ICH ANZIEHEN???


Titelthema

Nach einer halben Stunde kam meine Freundin und fand mich zwischen einem Berg von Klamotten. Ich war deprimiert. Ich habe so viele Sachen, doch davon kann ich nichts zu dem Date anziehen. Meine Freundin hat mich geschnappt, und schließlich fanden wir uns in einer Boutique wieder. Das war natürlich erst der Auftakt für einen ganzen ShoppingMarathon. Nach etwa drei Stunden hatte ich endlich das passende Outfit für den Abend gefunden. Es sind noch drei Tage bis zum Date. Oh Gott, wie sollte ich die Tage überstehen? Endlich ist es soweit. Nur noch wenige Stunden... Ich sollte mich so langsam aber sicher fertig machen. Erst einmal habe ich geduscht, mich dann eingecremt (mit fünf verschiedenen Cremes) und meine Augenbrauen gezupft. Dann waren meine Fingernägel dran. Maniküre, lackieren, das volle Programm. Es musste schließlich alles perfekt sein. Selbst nach dem zehnten Versuch saßen meine Haare immer noch

nicht so, wie ich sie haben wollte. Verdammt - Ich war mit meinen Nerven völlig am Ende. Oh nein! Nur noch anderthalb Stunden, und ich muss mich noch schminken. Meine Freundin machte sich die ganze Zeit über mich lustig: ich sei zu aufgeregt. „Hör auf, dich über mich lustig zu machen und hilf mir doch mal ein bisschen. Wenn du nicht helfen willst, setzt dich hin und sei ruhig!“

schaffst das schon“, sagte ich mir zur Beruhigung. Mein Herz klopfte wie verrückt. Tief eingeatmet und die Tür aufgemacht. Er sieht so gut aus, dachte ich mir. Er fragte mich, ob ich bereit sei, ich nickte, und es konnte losgehen. Pinar Brosig

Nachdem meine Haare endlich ordentlich lagen, musste mein Lidstrich auch perfekt gezogen werden. Endlich bin ich fertig! Es sind noch 20 Minuten, bis er kommt. Wie konnte das passieren? Ich trage nicht die zu meinem Outfit passenden Ohrringe. Eine aufwändige und nervenaufreibende Suche beginnt. Grade als es schellt, mache ich den mir so wichtigen Fund. „Nein was soll ich machen? Er ist da! Gott, Wie sehe ich aus?“ Ich zittere; der Mann meiner Träume. „Du siehst super aus. Jetzt beruhige dich und mach die Tür endlich auf. Du

KLOSINSKI

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Titelthema

Frau und Mann gehen shoppen Mein Ziel: eine weiße Hose, die nicht dick macht, nicht durchsichtig ist, die perfekte Länge hat und die in meinem Preisrahmen liegt. Sein Ziel: Irgendeine Hose, die seine Beine bedeckt. Wir stürmen die Stadt. Sehr auffällig ist allein die Tatsache, dass es dreimal mehr Damengeschäfte gibt als Geschäfte für Männer. Da ist es doch kein Wunder, dass wir Frauen ein wenig länger brauchen. Der erste Laden. Ohh, das ist aber ein schönes Top - und die Schuhe erst. Mein Freund ruft von hinten „Schatz hast du nicht eine weiße Hose gesucht?“ Da höre ich doch schon einen leicht genervten Unterton heraus. Also wirklich. Erstens darf man ja wohl mal gucken - ist ja quasi Weiterbildung - und zweitens sind wir doch gerade erst im ersten Geschäft angekommen. Man sollte uns Frauen nicht so drängen. Unter Druck kann ich nicht arbeiten. In diesem Geschäft lasse ich mich noch auf einen Kompromiss ein. Ich stelle fest, hier gibt es gar keine weißen Hosen - also raus aus dem Laden und weg von den wunderschönen Schuhen. Die ich mir dann morgen allein kaufe. Die erste Männer-Boutique. Wir werden von einem großen Stapel Jeans empfangen. Er nimmt jetzt nicht wirklich die Erstbeste von oben, oder? Ich traue meinen Augen nicht

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– doch, er tut es wirklich. Hysterisch nehme ich seine Hand, um ein Unglück zu verhindern und zerre ihn in Richtung Regale. Er versteht nicht ganz, denn für ihn ist Jeans ja gleich Jeans. Ich versuche erst gar nicht, die Unterschiede zu erklären, sondern drücke ihm zwei heiße Modelle in die Hand. Mit einem etwas verdatterten Blick (ist wohl überrascht, dass ich seine Größe kenne) guckt er mich an und trottet in die Umkleidekabine. Ich fasse es nicht! Die erste sitzt wie angegossen. Die Zweite ebenfalls. Das darf doch nicht wahr sein! Ich habe im ersten Laden noch nicht einmal eine Hose gefunden!

Super, er hat schon alles, was er wollte und ich fange gerade erst an. Na, das kann ja was werden. Ich stelle fest, dass ich noch maximal drei Geschäfte anlaufen kann, bevor seine Laune rapide abnimmt. Schnell scanne ich in meinem Kopf die Einkaufsstraße und lege mir drei Favoriten in meinem Kopf zurecht. Mit großen Erwartungen stürme ich den ersten Laden. Wow, gleich drei weiße Hosen. Das muss mein Glückstag sein! Auf in die Kabine.

Auf in die Kabine! Unter Druck kann ich nicht arbeiten.

Auf der andern Seite macht es mich glücklich, denn jetzt können wir endlich seine fünfzehn Jahre alte „Levis 501“ in den Müll schmeißen. Das mache ich kurzerhand zur Bedingung, falls er beide kaufen möchte. Etwas schmollend nimmt er dies zu Kenntnis.

Nummer eins: schön, leider etwas zu weit. Eine Nummer kleiner ist mir dann leider etwas zu eng. War ja klar. Warum gibt es eigentlich keine Zwischengrößen? Gibt es doch auch bei Schuhen! Zweite Hose. Hmm, nicht schlecht. Taschen gefallen mir. Der Stoff von der ersten Hose war allerdings schöner.


Titelthema

Dritte Hose. Ohhh je. Nee, die geht wirklich gar nicht. Ich stelle fest: Zweite Hose mit dem Stoff der Ersten = perfekt. In der Realität leider etwas schwierig umsetzbar. Auf in den zweiten Laden. Naja, immerhin gibt es hier eine Hose, die ich in Betracht ziehe. Ich versuche mein Glück. Die 32er Länge ist zu kurz. Die 34er zu lang. Ich sag nur: Zwischengrößen!

Liebe Kathi, wer soll nun dein Herzblatt werden?

Ich komme aus der Kabine raus und schaue in zwei leicht genervte Augen, die sich wild drehen. Der Gesichtsausdruck sagt alles: „Was war denn jetzt an der schon wieder nicht gut?“ Ich denke mir nur, dass er keine Ahnung hat und ihm in Gedanken wohl gerade sein Steak vor den Augen herumschwirrt, das wir nach dem Shoppen essen gehen wollten. Schnell scanne ich in Gedanken noch einmal die Einkaufsmeile. Ist Favorit drei wirklich die beste Adresse? Mir fällt keine Alternative ein, also ab in Geschäft Nummer drei. Zwei weiße Hosen. Das lässt doch schon mal hoffen. Nummer eins: Irgendwie zu normal. Mein Freund findet sie natürlich wunderschön. Kein Wunder, das Steak wartet ja auch schon förmlich auf dem Tel-

ler. Nummer zwei: Immer diese Modelschnitte! Leider bin ich keine 1,80m und wiege nicht 40 kg. Es folgt die große Entscheidungsphase. Ich stelle mir Susi von „Dein Herzblatt“ vor: Liebe Kathi, wer soll nun dein Herzblatt werden: Hose Nummer drei, weil dein Freund sie wunderschön findet - allerdings unter Einfluss der Vorstellung eines saftigen Steaks. Oder doch Nummer zwei, die zwar eigentlich zu lang ist, aber man könnte sie ja umnähen lassen. Oder Hose Nummer eins: Die perfekt saß, aber leider nicht den perfekten Stoff hatte. Ich lasse mir noch einmal Susis Zusammenfassung durch den Kopf gehen und entscheide mich für Kandidat (Trommelwirbel!) Hose Nummer eins. War ja klar, was jetzt kommt: „Na toll, dann hätten wir die ja auch sofort kaufen können“. Zur Strafe gehe ich noch einmal in den allerersten Laden und kaufe mir die Schuhe. Natürlich in der Zwischengröße 39 1/2. Später beim Steakessen schaue ich meinem Freund in sein strahlendes Gesicht und ziehe ein Fazit: Männer haben es beim Shoppen sicherlich einfacher, aber dafür habe ich zu meiner fast perfekten weißen Hose noch Schuhe in einer Zwischengröße! Katharina Schultz

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Titelthema

Atze Schröder im Interview Warum müssen sich Männer - sobald sie auch nur zu ihrer Haustür reingekommen sind - sofort ausziehen und den Rest des Tages in Boxershorts verbringen? Müssen Sie das? Ich glaube, das kann man auf eine Person reduzieren, die sowas macht und die heißt Al Bundy! Warum beziehen Frauen Aussagen/Witze über Gewicht/Alter immer direkt auf sich? Gute Frage, wir Männer haben das Problem ja nicht! Letztens war ich bei meinem Schwager Klötzchen Werner, als seine Freundin ihm leicht verliebt von hinten ins Ohr säuselte: Speck ma ab Du fette Sau! Da dreht

sich Werner zu mir um und fragt: Hömma Atze, weißt Du wat die will? Sowas blättert an uns ab wie Fensterlack auf nem Reibeplätzchen! Warum fangen Frauen sofort an zu lästern, sobald eine andere gut aussehende Frau den Raum betritt? Is doch klar, weil die alle mich haben wollen und ich immer nur das Beste nehme! Warum graben Männer immer Frauen an, die definitiv außerhalb ihrer Reichweite sind? Mangelnde Selbsteinschätzung. Man sollte schon auf Augenhöhe suchen und seinen Marktwert realistisch einschätzen, dann klappts auch. Ich mein, du fährst ja auch nicht mit nem Reisebus inne Tiefgarage, es gibt halt ein paar Sachen, die nicht passen! Warum tragen Männer gerne weiße Tennissocken? Da musst du, glaube ich, Sascha Hehn fragen. Ich krieg bei weißen Socken Pickel an ne Sitzbank!

Du fährst ja auch nicht mit nem Reisebus inne Tiefgarage, es gibt halt ein paar Sachen, die nicht passen!

Was finden Männer an 20 cm dicken Auspuffrohren und AutoKnattergeräuschen cool? Wenns um einen gepimpten Opel Corsa Steffi Kombi 1,2 N geht, weiß ich das auch nicht, aber n Porsche GT3 mit Rennauspuffanlage hat schon was von einem Säbelzahntiger - und den gilt es zu erlegen!

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Was hat ein Porsche, was Frauen nicht haben? Einen Boxermotor, Heckantrieb und ESP, falls er mal so „auskeilen“ will wie eine temperamentvolle Frau! Warum bekommen Männer keine Cellulitis? Weil der liebe Gott ein Mann ist! Spaß beiseite, dafür kriegen wirs mit der Prostata! Warum sind Männer immer die „Checker“ und Frauen immer die „Schlampen“? Ihr guckt zuviel MTV! Warum können Frauen nicht offen sagen, was sie denken? Weil die dreimal so viele Komunikationsträger haben als wir, und die müssen sie ja irgendwie den ganz Tag über los werden. Also wird geplappert wie Mutter Beimer bei der Beichte!

Ihr guckt zu viel MTV!

Warum haben Frauen immer 5 Hosen, 10 Tops, 5 Paar Unterwäsche in der Tüte, wenn sie doch eigentlich „nur mal schauen“ wollten? Früher waren es die Beeren von Sträuchern, heute sind es die Früchte des Wühltisches. Sie müssen halt sammeln. Warum finden manche Frauen, dass Kuscheln nach dem Sex meist besser ist, als der Akt an sich?

Warum sind Männer die besseren Menschen?

Dat hör ich ja zum ersten Mal, bei mir können die danach meistens nicht mal mehr ihren Namen stotterfrei aussprechen, geschweige denn kuscheln.

Weil wir das Auto und somit auch Porsche erfunden haben, is doch klar!

Interview von Jonas Grürmann Foto: Heiko Neumann Public Relations



Über Leben

Bioart

- die Verbindung von digitalen und biologischen Zellen

Nicht nur Produktions- und Redaktionsmanagement, sondern auch der Bereich der elektronischen Kunst, kombiniert mit Wissenschaft, stellt für Kunst- und Medien- Interessierte eine spannende Alternative dar. Die neueste Erfindung nennt sich Bioart. Seit einiger Zeit geistert dieser Begriff durch Kultur-, Wissenschafts- und Tagespresse, fordert Kunsthistoriker, Philosophen und Medientheoretiker heraus und stößt beim Publikum zumeist auf Unverständnis. Ein Gespräch mit der Medienkünstlerin Tanja Visosevic über ihr laufendes Projekt „The Living Screen“ versucht, aufzuklären.

links: Bruce Murphy ; mitte: Tanja Visosevic; rechts: Guy Ben- Ary

“Whoever runs with monsters, beware lest he becomes one; for when you peer into the abyss, the abyss peers into you.” (Nietzsche) Was geschieht, wenn eine Filmleinwand zum Leben erwacht, sich verändert, transformiert, reagiert oder sogar stirbt? Tanja Visosevic, Film und Video Dozentin an der Edith Cowan University in Perth, Australien, hat zusammen mit Guy Ben Ary, Leiter der Image Analysis and Acquisition Facility am Institut für Anatomie und Humanbiologie der University of Western Australia, und Bruce Murphy, Spezialgebiet biomedizinische Diagnos-

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tik, das Projekt „The Living Screen“ ins Leben gerufen.

Whoever runs with monsters, beware lest he becomes one Dabei handelt es sich um ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt, das zeigen soll, was passiert, wenn der Zuschauer Kino mit einer lebendigen Leinwand erfasst. Hierbei wird ein Nano-Film mithilfe eines Projektors durch ein Mikroskop auf eine Leinwand projiziert, wobei die Leinwand aus verschiedenen

Gewebeschichten besteht, wie etwa gezüchtete Hautzellen, Blutzellen oder Sperma. Diese Form der Kunst wird als Bio-Art bezeichnet und ist eine der modernsten Entwicklungen in der zeitgenössischen Kunst. Die Biotechnologie wird hier als Medium angewandt, um technologische, ethische und soziale Fragen aufzuwerfen. „Bei diesem Projekt geht es darum, die Rolle der BioTechnologie zu ergründen“, erklärt die Künstlerin. „Sie verlängert unser Leben - doch bedeutet das zugleich, dass unser Leben besser verläuft?“


Durch das Übereinanderlegen von digitalen und biologischen Pixeln wird die Spannung zwischen dem Toten und Lebendigen, dem Digitalen, im Vergleich zum Biologischen erforscht. Das Projekt zieht die rohe, fleischige und unverarbeitete Ästhetik gegenüber dem hyperrealen Digitalen vor. Bei der Bio-Installation handelt es sich um eine LivePerformance, es gilt, den Zuschauer in eine neue Welt zu entführen.

Kino auf Gewebeschichten! Dabei ist die Mise-en-scène (Gestaltung und Einrichtung des Vorführraums, Gebrauch von Requisiten) genauso ausschlaggebend wie der Auftritt der drei Künstler. Das Konzept beinhaltet weiterhin die Einbindung einer außenstehenden Person, die ihre Zellen zur Verfügung stellt. Mit bereits drei Feature Shows war das Trio schon in Perth zu sehen. Im Moment sammeln die Künstler Geld, um die Show auch außerhalb Australiens aufzuführen. Der nächste Termin wird voraussichtlich in New York stattfinden. „Wir stehen in Kontakt mit dem kanadischen Regisseur David Cronenberg (Crash, A History of Violence), der als Gast unserer Show vielleicht seine Zellen auf die Leinwand projizieren wird“, freut sich die Medienkünstlerin.

Der nächste Termin wird voraussichtlich in New York stattfinden

Das Interesse für Kunst und Film entwickelte sich bei Tanja Visosevic schon in jungem Alter. „Ich bin aufgewachsen in Bouldern, einer alten Goldgräberstadt, ca. 600 km östlich von Perth gelegen. In dem Ort war nicht viel los, die Leute kamen nur vorbei, um für einige Zeit in den Minen zu arbeiten, sie blieben für drei Monate und verließen anschließend wieder die Stadt. Ich versuchte, meine ge-

malten Werke im Restaurant meiner Eltern für fünf Cent an die Gäste zu verkaufen. Doch das sahen meine Eltern ungern, und den Gästen gefiel es auch nicht besonders“, erinnert sich die heute 35-Jährige. „Es gab wirklich nicht viel zu sehen, oft saß ich stundenlang vor dem Fernseher, habe Decken vor die Fenster gehängt, um der intensiven Outback- Sonne den Weg zu versperren und habe mir Filme wieder und wieder angesehen, sie nachgespielt, bis ich sie auswendig konnte. Ich konnte es gar nicht erwarten, endlich die Stadt zu verlassen.“ Nach dem High School-Abschluss erfüllte sie sich ihren Wunsch und zog nach Perth, um dort zu studieren. Die Künstlerin startete an der Murdoch University, wo sie in diesem Jahr ihren „Doctor of Philosophy in the Arts and Sciences“ beendet.

Die Stadt vibriert!

In Perth lebt Tanja Visosevic gern, denn hier finden sich gute Möglichkeiten für Künstler: „Es gibt viele gut ausgebildete Leute, von Fashion Designern über Musiker, Photographen bis hin zu Schauspielern. Gerade weil Perth eine der isoliertesten Großstädte der Welt ist, hat man das Gefühl, dass die Künstler hier enger zusammenrücken, um Projekte zu verwirklichen. Man fühlt förmlich, wie die Stadt vibriert, Ideen entstehen und Projekte umgesetzt werden“. Wenn das Trio „BIO-Kino“, wie sie sich gern nennen, in der Lage ist, genug Spenden zu sammeln, um sein Programm in der Welt aufzuführen, ist es gar nicht so unrealistisch, dass sie auch in Deutschland vorbeischauen werden. Kristin Borlinghaus

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Über Leben

Sport macht schlau!

Für alle zum Nachmachen...

Anfang hier! Übungen (drei Durchgänge mit jeweils 15-20 Wiederholungen) 1. Obere Bauchmuskulatur: Fußspitzen zeigen zum Körper; Becken zum Bauchnabel ziehen, um dem Hohlkreuz vorzubeugen; Hände an den Kopf und den Daumen zum Kinn, damit ihr nicht in die Versuchung kommt, den Kopf hochzuziehen; Ellbogen nach außen; beim Hochkommen ausatmen und beim Runtergehen einatmen; den Körper nicht ablegen. Wenn ihr Halswirbelprobleme habt, macht ihr die gleiche Übung und legt den Kopf in ein Handtuch und haltet euch an den Enden fest, sodass der Kopf gestützt ist.

2. Untere Bauchmuskulatur: Hände entspannt hinter den Kopf; Beine um 90° anwinkeln.

Beine langsam zum Körper ziehen und den Po anheben.

3. Schräge Bauchmuskulatur: Ausgangsposition wie in Übung 2; rechter Ellbogen zum linken Knie und rechtes Bein ausstrecken;

Immer wieder im Wechsel!

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Die Deutschen sind die dicksten EUBürger. Wir haben es geschafft! In Europa Platz eins. Wir sind sogar gleichauf mit der bisher unangefochtenen Spitze, dem Land des Fastfoods, den USA. Das ergab eine Studie der International Association for the Study of Obesity (IASO). Nach diesem doch eher unrühmlichen Titel verwundert es nicht, dass der gesamte Fitness- und Wellness-Bereich einen immer höheren Stellenwert einnimmt. Kaum noch ein Hotel, das nicht ein „Rundum-schönWellness-Wochenende“ anbietet. Kaum noch Produkte im Supermarkt, die nicht fettoder zumindest zuckerreduziert sind. Die Wellness-Center sind überfüllt. Denn wer lässt sich nicht gern mal ein Wochenende von kompetenten Kosmetiker/innen verwöhnen, um sich danach porentief rein und entspannt zu fühlen? Auch Wellness für zu Hause wird immer beliebter. Die großen Kosmetikkonzerne verzeichnen jedes Jahr aufs Neue Rekordgewinne. Der Wellness-Boom in Deutschland lässt sich also noch einigermaßen plausibel erklären, man muss schließlich selbst nicht viel tun und fühlt sich nach einem Rundumerneuerungs-Tag, mit Massagen, Peelings, Packungen und Bädern wie neugeboren. Aber ein Fitnesstrend in Deutschland? Haben wir Deutschen, die, seien wir ehrlich, überwiegend die bequeme Couch der Bewegung vorziehen, uns tatsächlich geändert? Dabei würde sich der sportliche Ausgleich auch auf eure Lernleistungen auswirken, denn „Sport macht schlau“, wie jüngst Forscher der Deutschen Sporthochschule in Köln herausfanden. Körperliches Training hat demzufolge einen großen Einfluss auf unsere Gehirnfunktion. Unter anderem wird nämlich die Anzahl der Synapsen – die Verbindungen der Nervenzellen untereinander – erhöht, die das Lernen und Merken überhaupt erst ermöglichen. Grund genug, sich jeden Tag ein wenig Zeit für den eigenen Körper zu nehmen. Gerade jetzt in der anstrengenden Prüfungsphase ist der körperliche Ausgleich besonders wichtig, um das Beste aus euch herauszuholen. Sport hat also viele Vorteile. Fragt sich nur, warum ihn nur so wenige regelmäßig betreiben. Fakt ist: nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung sind Kunden in einem Fitnesscenter, obwohl nach einer aktuellen, repräsentativen Studie des Meinungsforschungsinstituts


Über Leben

polis/USUMA etwa 24 Prozent abnehmen wollen. Der Wille ist also da. Weshalb wohl auch die Anzahl neuer Abnehmpillen genauso wie die Neuanmeldungen bei Weightwatchers kontinuierlich steigen. Der Deutsche bevorzugt anscheinend noch immer den bequemen Weg des geringsten Widerstandes. Schließlich sollte es ja wohl reichen, jeden Tag mit irgendeinem probiotischen Joghurt-Drink zu beginnen oder zumindest auf Gummibärchen mit null Prozent Fett umzusteigen. Auch die Experten auf der FIBO 2007, die internationale Leitmesse für Fitness und Wellness, sind sich weitestgehend einig, dass der Wellness-Trend zwar eindeutig steigt, die Fitnessbegeisterung sich jedoch in Grenzen hält. Nichtsdestotrotz lässt die Besucherzahl von knapp 50 000 Besuchern innerhalb von vier Tagen hoffen, dass nicht alle so denken. Es gibt also noch Deutsche, die ihren Körper fit halten wollen und die neusten Trainingsgeräte testeten sowie nützliche Fitnesstipps mit nach Hause nahmen. Und genau diese Sport-Begeisterung möchte ich, zumindest ansatzweise, auf euch übertragen. Jetzt fragt ihr euch sicher: Wo soll ich die Zeit neben Vorlesungen, Lernstress, Haushalt etc. hernehmen, um auch noch Sport zu treiben? Diese Frage ist äußerst berechtigt und deshalb habe ich euch zusammen mit dem Trainingsleiter der Fitness-Company in Iserlohn, Frank Schöne, ein kleines 30-Minuten-Workout zusammengestellt. Dieses könnt ihr bequem in der Mittagspause, aber auch vor oder nach den Vorlesungen durchführen. Zeit, die sich jeder nehmen sollte. Nicht nur um im Sommer selbstbewusst ins Freibad zu gehen, sondern auch um alltäglichen Verspannungen, vor allem im Nackenbereich, hervorgerufen durch stundenlanges Arbeiten und Spielen am Computer, vorzubeugen. Euer Körper wird es euch mit der Ausschüttung von Glückshormonen danken, und ihr fühlt euch trotz Lernstress und Erfolgsdruck besser. Ganz zu schweigen von dem guten Gefühl, das sich einstellt, wenn man das Workout hinter sich und die Gewissheit hat, für sich und seinen Körper etwas getan zu haben. Also weg vom Computer, hoch von der Couch! Die nächste Bikini- und Badehosen-Saison steht vor der Tür.

3. Schräge Bauchmuskulatur: Seitlich auf den Boden legen; unteres Bein ca. 45° nach vorn; obere Fußspitze nach außen drehen;

in Halbkreisen vor und hinter dem unteren Bein leicht auf den Boden tippen.

Vordere und hintere Oberschenkelmuskulatur: Ausgangsposition: stehend; Arme angewinkelt; Po langsam nach hinten schieben.

Gewicht auf die Fersen verlagern; langsam runter; Arme nach vorn ausstrecken; Wichtig: Knie dürfen nicht über die Fußspitzen gehen.

Obere Rückenmuskulatur: Brustkorb stabil auf dem Oberschenkel ablegen; Arme leicht anwinkeln und langsam nach oben bewegen.

Arme bis zu 90° heben und danach wieder langsam runter; anstelle von Gewichten könnt ihr natürlich auch 0,5 – 1 LiterFlaschen verwenden.

Jennifer Jung

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Titelthema

Das große Kochduell – Teil 1 Das Kräftemessen am Herd: Frau vs. Mann, wer überzeugt die Jury? Im Fernsehen sind die Männer überrepräsentiert: Tim Mälzer, Ralf Zacherl und wie sie alle heißen, von Beruf: Koch, Fernsehkoch. Doch trotzdem präsentieren auf den HomeshoppingKanälen Frauen die neusten und besten Kochtöpfe, Pfannen und Zubereitungshilfen. Das Image der Frau, der man in der Küchenumgebung vertrauen kann und die weiß, was am besten ist, hat sich noch nicht geändert. Nun stellt sich aber trotzdem die Frage: Sind Fernsehköche nur so beliebt, weil die Zielgruppe von Kochsendungen weiblich sind? Oder stehen sie für eine höhere Qualität hinter dem Herd? Wer kann besser kochen? Sind es die Frauen, die in ihrer historisch-bedingten Paradedisziplin die Nase vorn haben oder die Männer, die immer öfter sich die Kochschürze umbinden und ihrer Geliebten ein Festmahl kredenzen? BiTSLicht will diese Frage ein für alle mal beantworten und bat zum BiTSLicht Kochduell – Frauen gegen Männer. Als Veranstaltungsort konnten wir auf unseren langjährigen Partner, das Hotel Campus Garden, zurückgreifen. Geschäftsführer Herr Mulaku erklärte sich sofort bereit, uns die Küche und seinen Küchenchef plus Assistenten für mehrere Stunden zur Verfügung zu stellen, um professionelle Rahmenbedingungen für das Duell zu schaffen.

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links: Speisekarte Frauenteam; rechts: Speisekarte Männerteam

Die Aufgabenstellung: Die Teams, bestehend aus jeweils fünf Teilnehmern, müssen mit dem Budget von 30 Euro ein Drei-Gänge Menu für vier Personen zaubern. Zubereitungszeit: zwei Stunden! Das Getränk muss im Preis inbegriffen sein. Jedes Team muss eine Tischkarte, welche das Menu näherbringt, anfertigen und soll auch den Tisch dekorieren. Eine Jury, bestehend aus vier Feinschmeckern, wird anhand einer Checkliste die Menus

Männerteam: Max J.F. Clostermann, Andreas Kiefer, Sven Rohkamm, Sebastian Schotte, Uli Büttner; Frauenteam: Ariane Harder, Kathrin Hupperich, Lina Blankenagel, Nicola Michaelis, Martina Klier; Jury

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werten und so am Ende den Sieger finden. Gesagt, getan. Am 9. Mai gab Herr Tabel, Küchechef des Campus Garden, den Startschuss um 15 Uhr. Beide Teams fingen an, ihre Mahlzeiten zuzubereiten. Bei den Frauen war die erste Erkenntnis des Tages, dass Knoblauch stinkt. Hier waren die Aufgaben bereits vorher klar verteilt und es wurde in Teams gearbeitet. Kathrin musste feststellen, dass man vom Eiweißschlagen schnell mal einen Tennisarm bekommen kann, und Nicola fügte hinzu, sie komme sich schon vor wie in einer Kochschule. Bei den Männern übernahm Sven nun die Koordination und sprach weise: „Der Teig für die Ravioli muss richtig sämig und seidig werden“. Sebastian dagegen befand, dass Oliven entkernen sehr nervig sei. Da er ein Kochprofi ist, hatte er sich vorbereitet und mit dem Schweißband in weiser Voraussicht der aufkommenden Hitze und dem damit verbundenem Schweiß getrotzt. Inz-


Titelthema

wischen versuchten sich Max, Uli und Andreas an der selbst gemachten Mayonnaise; aufkommende Probleme in der Konsistenz wussten Herr Tabel und sein Assistent Herr Ruppel per Ratschlag zu beseitigen, was aber schon am Anfang zu einem Zeitverzug bei dem Männerteam führte.

Das Frauenteam, das auch privat öfter zusammen kocht und sowieso „fast alles zusammen macht, außer ein bis zwei Sachen“ (Lina), kann sich als eingespieltes Team beweisen und Katrin gibt sich sehr optimistisch. Sie hatte in der Zwischenzeit zusammen mit Ariane Zeit, den Tisch zu dekorieren und ist siegesgewiss.

Sebastian hat sein eigenes Messerset ausgebreitet und begibt sich nun in chirurgisch genauer Arbeit an die weiteren Zutaten für die Raviolifüllung. Punktgenau 30 Euro habe man investiert, gab er zu Protokoll. Wegen des Zeitverzuges wird die Nachspeise nun erst einmal unbeachtet gelassen.

Von Zeitverzug kann bei den Frauen keine Rede sein. Man liege perfekt im Zeitplan, wird festgestellt. Sorgenfalten kann man hier also nicht erkennen – Zeit, sich etwas Spargelschälnachhilfe vom Chefkoch höchstpersönlich geben zu lassen.

Die Vorspeise reißt die Männer rein. „Der Teig ist übel“ hört man durch die Küche schallen. Viel zu zäh und dick sei er, sodass eine Andünnung mit Wasser (unter Hilfestellung von Herrn Ruppel) stattfinden muss. Sven hingegen begibt sich nun endlich an den Hauptgang, witzigerweise genau wie bei den Frauen Risotto.

Die Zeit wird knapp. Nur noch eine halbe Stunde bleibt den Teams bis zum Servieren. Zeit, ein Zwischenfazit zu ziehen: Herr Tabel sieht die Frauen konzentrierter und organisierter, ein gutes Teamwork ist auszumachen. Die Männer hingegen haben eindeutig mehr Spaß an der Sache und nehmen die Aufgabe lockerer, und im Gegensatz zu den Mädchen gibt Sven ganz klar den Ton an.

Aufgrund des Zeitverzuges bei beiden Teams wird eine Verlängerung um 15 Minuten bekanntgegeben. Nur drei Vorspeisen bei den Frauen: Herr Ruppel eilt zur Hilfe und teilt eine Vorspeise in zwei Hälften, sodass alle Jurymitglieder eine Vorspeise bekommen. Der Hauptgang geht weitaus leichter von der Hand, im Gegensatz zu den Frauen bietet das Männerteam sogar zwei Arten von Spargel in dem Risotto.

Punktlandung, 17.15 Uhr und die Frauen sind bereit zum Servieren. Die Jury hat sich bereits an die gedeckten Tische gesetzt und wartet hungrig auf die Mahlzeiten. Für Zeitverzögerungen soll es Punktabzüge geben. Die Frauen haben bereits einen Aperetif gereicht und warten darauf, ihren ersten Gang reichen zu dürfen. Während die Frauen ihren ersten Gang heraustragen, ist das Risotto bei den Männern fertig. Ganz im Gegenteil zu deren Vorspeise. Die Ravioli köcheln vor sich hin, während die Jury bereits den ersten Gang der Frauen verkostet. Endlich haben es auch die Ravioli geschafft, und alle Gänge können nacheinander der Jury präsentiert werden. Wer das Duell gewonnen hat, wie die Jury abgestimmt hat und welcher Gang wie geschmeckt hat, erfahren Sie auf der übernächsten Seite!

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Das große Kochduell – Fotostory

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Fotos: Marcel N채pel

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Das große Kochduell – Teil 2 Die Entscheidung Die Jury: Christina Muzzu, Dozentin und Mitarbeiterin im International Office der BiTS, Herr Tabel, Küchenchef des Campus Garden, Herr Ruppel, stellvertretender Küchenchef des Campus Garden, Malte Witt, Chefredakteur von BiTSLicht. Der erste Eindruck zählt. Ein lapidarer Spruch, aber etwas Wahres ist dran. Die Tischdekoration der Frauen ist sehr liebevoll und frühlingshaft. Kleine Blumen, eine tolle Tischkarte und ein stimmiges Gesamtbild begeistern. Die Männer haben sich auf das Einfachste beschränkt und den Tisch klassisch gedeckt, ohne weitere Dekorationselemente. Der erste Gang der Frauen, gereicht nach einer Waldmeisterbowle als Aperitif: Quarkkugeln, die von blanchiertem Spinat umhüllt werden… Die Vorspeise bekommt nur mittlere Punktzahlen, weil der Quark ein bisschen zu lasch ist, dafür der Spinat zu doll gewürzt und deshalb im Abgang einen zu pfeffrigen Geschmack im Hals hinterlässt. Die Optik ist in Ordnung, aber nicht so besonders frühlingshaft, wie man es von der Tischkarte erwartet hätte. Da jedes Jurymitglied für sich selbst entscheidet, und die Jury auch noch in zwei Gruppen geteilt ist, ist eine Gruppendynamik unwahrscheinlicher. Der erste Gang der Herren kommt 15 Minuten zu spät. Die „Selbstgemachten Ricotta-Ravioli an Tomaten-Basilikum-Soße“ sind optisch perfekt aufbereitet. Der Ravioliteig ist trotz der Verspätung viel zu hart und noch nicht richtig durch, was das Geschmackserlebnis leider trübt. Die selbst gemachte Füllung aus Tomaten, Oliven und anderen Zutaten schmeckt super, und deshalb schaffen es auch die Männer auf eine mittlere Punktzahl. Die Verspätung wird gegen die fehlende vierte Vorspeise der Frauen verrechnet. Der Hauptgang der Frauen: „RaukeRisotto mit rohgebratenem Spargel (grün & weiß) mit Parmesan. Ein vegetarisches Gericht soll die Jury

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begeistern. Dazu gibt es einen 2005er „Badischer Auggener Schäf “, trokken. Der Weißwein ist gut gewählt, ist er doch spritzig und würzig. Das Risotto ist sehr schmackhaft, und die beiden Sorten Spargel bringen etwas Pepp in das Menu. Leider fehlt ein wenig die Abwechslung; ein Stück Fleisch hätte hier Wunder gewirkt. Also wieder mittlere bis hohe Punktzahlen.

hohe Punktzahlen. Der finale Gang der Männer: „Exotischer Obstteller an Prosecco-Zabaglione“ verspricht eine leichte und schmackhafte Abrundung des Menus. Die optische Aufmachung des Desserts ist ein Augenschmaus, und hier Punkten die Männer noch einmal richtig. Auch die Auswahl der Früchte ist exotisch und die Zabaglione durch den Prosecco prickelnd und köstlich. Hier werden hohe Punktzahlen von der Jury vergeben.

Wird das Dessert alles entscheiden?

Die Jury steckt ein letztes Mal die Köpfe zusammen und vergibt die Punkte. Bewertungskriterien waren neben den drei Gängen die Weinauswahl, die Dekoration, die Tischkarte und die Präsentation durch die Gruppen.

Die Männer wollen mit folgendem Hauptgericht die Gunst der Jury erwerben: „Pangasiusröllchen im Speckmantel mit selbstgemachter Limonen-Mayonnaise und Spargel-Minz-Risotto“. Ist bei dem Männerteam, welches genau wie die Frauen Risotto als Hauptgericht zubereitet hat, durch den Fisch im Speckmantel die Abwechselung gegeben, die bei den Frauen fehlte? Leider ist das Risotto nicht so bissfest wie bei den Frauen, etwas zu viel Rosmarien ist dran. Punkten können die Männer mit ihrer Weinauswahl, welche laut Herrn Tabel und Herrn Ruppel „exzellent“ sei. Ein „2006er Chenin Blanc“ aus Südafrika trumpft groß auf. Auch hier wieder einmal: mittlere bis hohe Punktzahlen für den Hauptgang. Das Dessert der Frauen klingt vielversprechend: „Käsekuchenherz in leichter Erdbeer-Orangen Sauce“. Optisch macht der Teller richtig was her und das Dessert passt super in das selbst gewählte Frühlingsmotto. Dass es zum zweiten Mal Quark gibt in einem 3-Gänge Menu ist ein Kritikpunkt, der von Herr Tabel eingebracht wird. Leider fehlt auch ein Bisquit oder ein Keks, denn unter einem Käsekuchenherz erwartet man ja auch etwas Kuchenartiges. Leider schmeckt man aus der Orangen-Erdbeer Sauce auch die Orange nicht heraus, und Orangen sind bei der Dekoration des Tellers auch nicht zu finden. Also, wieder einmal mittlere bis

And the Winner is: Das Frauenteam gewinnt knapp. Ausschlaggebend waren letztendlich die Dekoration, die Mühe mit dem Aperitif sowie das gute Drei-Gänge Menu. Die Männer haben einen höheren Schwierigkeitsgrad gekocht, und das wurde auch honoriert. Wären die Ravioli durch gewesen, hätte der Sieger vielleicht anders ausgesehen. Jedoch haben die Frauen sehr gute Arbeit geleistet und ein schmackhaftes, rundes Menu angefertigt. Deshalb sind sie die verdienten Sieger des BiTSLicht Kochduells geworden! Malte Witt


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Ja-Stimme gegen Lachshäppchen Hauptversammlungstourismus in Deutschland

Mit leeren Tüten verlassen viele enttäuschte Touristen die Stadthalle Düsseldorf. Einen Kurztrip ins Schlemmerparadies hatten sie sich ausgemalt, eine zünftige 2-SterneVerpflegung erhalten. Die erhofften Souvenirs blieben - bis auf einen schmucken Geschäftsbericht der Henkel KGaA - ebenfalls aus. Es ist 10 Uhr im Congress Center Düsseldorf. Die ordentliche Hauptversammlung der Henkel Kommanditgesellschaft auf Aktien beginnt äußerst positiv. Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Dr. Ulrich Lehner, verkündet den zahlreich erschienenen Aktionären einen erfreulichen Jahresüberschuss von 13,1 % auf 871 Mio. Euro. Die Dividendenerhöhung um 14 Cent erhellt die Mienen um ein Weiteres.

Exklusivbehandlung? Die Vorstellung der Ergebnisse der einzelnen Geschäftsbereiche bekommt ein Großteil der Anwesenden dann nicht mehr mit. Das Buffet hat soeben eröffnet. Im Foyer gibt es Eintopf mit Würstchen, Baguette und gefüllte Käse-Schinken-Croissants. Man wird satt, es schmeckt, mehr nicht. Man schaut sich nach etwaigen Werbegeschenken und sonstigen Pruduktpröbchen um. Geschäftsbericht, Nachhaltigkeitsbericht, Bericht zur Forschung und Entwicklung, sogar die Gehälter des Vorstands sind erstmals detailliert offen gelegt – alle Informationen sind so umfassend erhältlich, dass es jedem Finanzanalysten und Börsenmakler vor Begeisterung warm ums Herz würde… Werbegeschenke sucht man jedoch vergebens. So sind einige Aktionäre dennoch unzufrieden, da die mitgebrachten Tüten für Geschenke und Verpflegung weitestgehend ungefüllt bleiben. „Letztes Jahr“, bemerkt ein Aktionär, „da gab es hier aber noch deutlich besseres Essen“. Ob

er 2008 wiederkommt, ist ungewiss. Nun, ein „Tourist“ weniger kann doch nur positiv für die Aktionäre sein, die wirklich an der eigentlichen Hauptversammlung, als Informationsveranstaltung, interessiert sind. Auch der Kostenvorteil in der Or-

Statt Werbegeschenke “nur” Dividendenerhöhung ... ganisation eines solchen Megaevents bei Ausbleiben einer großen Zahl von Anlegern kann für das Unternehmen ein erheblicher Faktor sein – könnte man meinen. Doch wenn die „HVTouristen“ ausbleiben, kann dies direkte negative Folgen für das Unternehmen haben. „Ich besitze 100 Aktien von Henkel, wenn ich für die Hauptversammlung extra nach Düsseldorf komme, erwarte ich auch eine gewisse Exklusivbehandlung“ bemerkt ein älterer Herr. Die meisten anwesenden Aktionäre sind Rentner, zum Teil jahrzehntelange Aktionäre. Kein Wunder, an einem Montag Vormittag haben wohl nur Ruheständler die Zeit und Muße, mehrere Stunden im Congress Center zu verbringen. Sie sind ein reichhaltiges Menü aus vorangegangenen Jahren gewohnt. Bei launischen Gemütern können zwei schlechte HV-Erfahrungen bereits den Verkauf der Aktien bedeuten. Daher ist es für das Unternehmen unverzichtbar den Kosten-NutzenFaktor der Veranstaltung abzuwägen. Noch deutlicher wird der Wert eines Touristen bei den Wahlentscheidungen am Ende jeder Hauptversammlung. Jeder anwesende „Tourist“ der nicht aktiv an den Wahlen teilnimmt, stellt automatisch eine Ja-Stimme für den Vorschlag der Unternehmensleitung dar. Wenn diese Ja-Stimmen, samt ihren Repräsentanten - den Aktionären also – ausbleiben, kann die Hebelwirkung präsenter Minderheiten ein gravierendes Ausmaß annehmen. Dass dies theoretisch denkbar ist, zeigt das Beispiel

der Deutschen Bank, sie versammelte im Jahr 2005 lediglich 25% des Gesamtkapitals. Da dies keine Unternehmensführung gutheißen kann – ein möglichst einstimmiges Ja der Aktionäre stellt schließlich auch eine wichtige PR-Botschaft dar – wird der „Hauptversammlungstourismus“ auch in Zukunft Bestand haben. Die Unternehmensleitung der Henkel KGaA scheint sich damit auch abgefunden zu haben. Keine Reaktion als sich die Nachricht der Buffeteröffnung herumgesprochen hat und die Mehrheit der Aktionäre blitzartig den Raum verlässt. Mit einer zerknirschten Miene kommentiert Dr. Lehner das Geschehen. Man hat sich daran gewöhnt. Um die Zahl der HV-Touristen einzuschränken könnte ein Modell aus Spanien in Zukunft auch in Deutschland Anwendung finden. Dort werden Präsenzboni in Form einiger Cent pro gehaltene Aktie für alle Teilnehmer der Hauptversammlung ausgegeben. Doch ist dies eine bessere Lösung? Geld statt Essen auszugeben, um die Präsenz zu erhöhen? Das Interesse an der eigentlichen Hauptversammlung wird auch diese Maßnahme nicht verstärken.

Geld statt Essen? Die Frage wird wohl dann lauten: Wie lange muss ich ausharren, um meinen Bonus zu erhalten? Bis jedoch andere HV-Konzepte in Deutschland Einzug halten, kann noch viel Zeit vergehen. So kann sich der leidenschaftliche, saarländische HV-Tourist weiterhin mit einem unverzichtbaren und absolut verlässlichen Portfolio-Ratgeber behelfen: Aktien á la Carte. Ausgewählte bundesdeutsche und alle saarländischen Hauptversammlungen führt er gekonnt durch den jährlichen Angebotsdschungel reichhaltiger Aktienmenüs. André Regulin

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Ausnahmezustand in Barcelona Preis von Spanien zieht Deutsche in Gaudis Stadt - Ein Reisebericht von Katharina Schultz.

Ausnahmslos besetzte Taxis, überfüllte Innenstadt, restlos ausgebuchte Hotels und ganz „Motorsport“-Europa in einer Stadt. Der Große Preis von Spanien bedeutete Ausnahmezustand für Barcelona.

Ganze Gruppen in Ferrari-Outfits, kleine Jungs mit Mercedes-Kappen und fast überall Deutsche. Wären die Häuser von Gaudí oder „Las Ramblas“ nicht gewesen , hätte man glatt vergessen können, dass man in Barcelona, Spanien, und gar nicht irgendwo in Deutschland war. Wobei es natürlich beinahe unmöglich scheint, ein so schönes Fleckchen Erde wie Barcelona in Deutschland zu finden. Nachdem man sich dann doch an den Zustand gewöhnt hatte, mit vielen Landsleuten in Barcelona zu sein, ging es los zur obligatorischen Shoppingtour, die wir erfolgreich und mit Blasen an den Füßen überstanden haben. In unserem „Hostal“ angekommen, stellten wir zu unserer Überraschung fest, im Bar- und Kneipenviertel Barcelonas abgestiegen zu sein. Deshalb war es quasi ein Muss, noch an diesem Abend durch

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Ein Blick in die Boxengasse!

die Straßen zu ziehen. Von einer Bar in die andere landeten wir dann im „Universal“, was, ziemlich überfüllt, immer noch hielt, was es versprach. Nicht nur die Temperaturen, sondern auch die allgemeine Anspannung stieg, einmal an der Rennstrecke „Circuit de Catalunya“ angekommen. Es war Samstag, Tag des Qualifying. Vor uns tat sich die Boxengasse auf. Selbstverständlich erst, nachdem wir mit unserem sehr wichtigen Ausweisen durch die Eingangskontrolle gelassen wurden. Nach strengem Reglement aufgebaut, kamen wir an den einzelnen Rennställen vorbei, in denen es sich mehr als gut aushalten ließ. Für Verpflegung und ständige Informationen über die Qualifikation war stets gesorgt.


Über Leben

Massa, Räikkönen und Hamilton kreuzten unsere Wege, und nachdem wir auch noch Schumi und Kai Ebel zu Gesicht bekommen hatten, dachten wir, der Tag könne nicht mehr besser werden. Da wussten wir auch noch nicht, dass wir am selben Abend mit zwei netten Mädels aus Kerpen und Norbert Haug einen Cocktail trinken gehen würden.

Den Zauber Barcelonas ein letztes Mal aufsaugen ... Noch immer fasziniert von allen Eindrücken, ließen wir an unserem letzten Tag noch einmal Barcelona auf uns wirken. Vom „Placa Catalunya“ schoben wir uns mit Freunden aus halb Europa die „Ramblas“ Richtung Hafen hinunter, um uns noch Sonnenbrillen, Taschen und „Espana Barcelona“ T-Shirts zu einem ultimativen „nice price for nice girl“ andrehen zu lassen. Fern ab der Touristenmeilen entdeckten wir typisch katalonische Ecken und Gas-

Da kommen sogar die Älteren auf Trab. Ausgelassene Stimmung in Bacelona zum Großen Preis von Spanien.

sen, die einen alles andere vergessen ließen. So gut es ging, versuchte man den ganzen Zauber Barcelonas ein letztes Mal aufzusaugen, um dann schweren Herzens mit dem Bus Richtung Girona Airport zu fahren. Dort an-

gekommen, begrüßte uns noch einmal der ganze Formel 1-Zirkus, da die verschiedensten Teams ebenfalls auf dem Nachhause-Weg waren. Am Ende bleibt nur noch eins zu sagen: Barcelona, wir kommen wieder. Katharina Schultz

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Für den Krieg missbraucht

Kindersoldaten in Uganda

In Norduganda findet seit 20 Jahren der längste Krieg Afrikas unter den Augen der Weltöffentlichkeit statt. Kinder werden aus ihren Dörfern systematisch geraubt. Schätzungen nach wurden in den letzten 15 Jahren 22.000 Kinder entführt. Die Dokumentation “Lost Children” von Ali Samadi Ahadi und Oliver Stoltz thematisiert den grausamen Konflikt auf einzigartige Weise, nämlich aus Sicht der Kinder. Die ehemaligen Kindersoldaten selbst erzählen von ihren Familien, ihrer Entführung, ihrer Zeit bei den Rebellen. Zitate aus der Dokumentation “Lost Children” sollen das Schicksal der Kindersoldaten an dieser Stelle verdeutlichen.

„Sie gaben uns Macheten und sagten: Geht und schneidet sie in kleine Stücke. So klein, dass sie sogar die Fliegen tragen könnten. Also gingen wir los und zerhackten sie.“ Francis ist 12 Jahre alt. Er war ein Jahr lang bei der Lord`s Resistance Army (LRA) in Uganda. Die Lord`s Resistance Army, Widerstandsarmee des Herrn, ist eine Rebellenbewegung in Norduganda. Sie unterscheidet sich von anderen Rebellenbewegungen, weil sie auch nach 20 Jahren Krieg kein zusammenhängendes Territorium kontrolliert, ja nicht einmal den Anspruch auf ein solches erhebt. Ihre Führung hat kein politisches Programm. Die LRA kennzeichnet sich dadurch, dass Krieg, Terror und Beutezüge als Selbstzweck dienen. Seit 1986 töteten Angehörige der LRA Schätzungen zufolge mehr als 100.000 Menschen. Fast zwei Millionen Menschen waren gezwungen in Flüchtlingslagern zu leben. Rund 90 Prozent der Soldaten der LRA sind Kinder - Jungen und Mädchen zwischen sieben und sechzehn Jahren. Sie werden systematisch aus den Dörfern Norduagndas geraubt. Nach der Entführung erwarten die Kinder grausame Aufnahmerituale. „Mein Boss entführte einen Mann, dann gab er ihn uns zum Töten. Ich schlug ihn mit meiner Waffe, dann drehte sich der Mann um und trat

Andrea Scheffler

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Francis, Jennifer, Opio und Kilama sind die vier Protagonisten der Dokumentation „Lost Children“. Sie wurden alle von der Lord`s Resistance Army geraubt und als Soldaten eingesetzt. Foto: David Baltzer

mich. Ich fiel hin. Er versuchte meine Waffe zu nehmen. Ich schoss. Ich zerschlug ihn dann, bis sein Kopf platzte. Ich musste den neu entführten Kindern befehlen, das ganze Gehirn aufzuessen. Sie mussten alles aufessen – Roh! Ihre Gesichter waren voller Blut. Sie mussten alles aufessen und sich die Hände ablecken.“ Opio ist 8 Jahre alt. Er war Kindersoldat bei der LRA. Kinder haben noch nie einen Krieg begonnen. Trotzdem werden sie als Mordinstrumente missbraucht.

An diesem Schicksal trägt auch der Waffenexport aus den Industrieländern einen Anteil. Durch den technologischen Fortschritt ist ein siebenjähriges Kind in der Lage eine Kalaschnikow, die meistproduzierteste Waffe der Welt, zu bedienen. Die Waffen werden immer leichter, sind weniger kompliziert und einfacher zu bedienen. Kinder werden grundsätzlich an der Front eingesetzt - ohne militärische Ausbildung. Fluchtversuche werden bestraft: Oft werden die Kinder geschlagen oder getötet.


Über Leben

„Es waren ein Mädchen und ein Junge. Sie liefen weg, aber wir schnappten sie. Sie haben den Jungen gefesselt und dem Mädchen eine Machete gegeben… dann sollte sie den Jungen zerhacken. Sie fing an ihn zu zerschneiden, aber sie war zu schwach. Dann sagten sie, die Älteren sollten kommen, … die Großen. Also kamen sie und schnitten hier und schnitten hier und schnitten und schnitten. Sie sagten immer wieder: Seht ihr, wenn ihr versucht zu fliehen, wird euch das auch passieren. Sie sagten: Wir töten euch und eure Familie. Ich zitterte vor Angst. Das Mädchen sollte den Kopf des Jungen tragen. Sollte sie den Kopf verlieren, würde auch sie getötet werden. Aber zuerst sollte sie den Kopf hochwerfen und fangen. Viermal. Sollte er den Boden berühren, würde man sie zerstückeln. Also warf sie ihn hoch und fing ihn, immer und immer wieder.“ Auch Francis war bei der LRA. Er konnte fliehen und ist mittlerweile zu seiner Familie zurückgekehrt. Kinder haben noch nie einen Krieg begonnen. Aber sie werden immer wieder für Kriege missbraucht. Warum? Kinder sind beliebig austauschbar. Kinder sind kontrollierbar. Vor allem aber haben Kinder, Psychologen nach, weniger Hemmungen zu töten. Sie sind leichter in der Lage sich von der Realität loszulösen. Ein Kind kann im Busch viele andere Kinder unter sich haben, sie anführen. Es ist jemand. Die Waffe in der Hand verleiht dem Kind Macht. Integration ist ein schwieriges Thema. Die Kinder, einst selbst Anführer, müssen auf einmal lernen, sich unterzuordnen. Unterordnen in eine Gesellschaft, die zusammengepfercht in Flüchtlingslagern lebt. In Flüchtlingslagern wo alle alten Traditionen verschwinden, ehemalige

In Norduganda versuchen viele Dörfer sich durch Holzwälle vor Überfällen zu schützen. Foto: A. Scheffler

Strukturen ausgelöscht sind. Wo die eigenen Väter sich aus Angst vor den Rebellen nicht auf die Felder trauen. Aus Angst vor Rebellen, zu denen die Kinder selbst gehörten, ja die sie zum Teil selber angeführt haben. Unterordnen unter Erwachsene, die ihre Verzweiflung, ihre fehlende Perspektive teilweise im Alkohol ersaufen. Opio: „Mama, trinkt er immer noch?“ Mutter: „Wer, dein Vater? Ja, zu viel.“ Opio: „Wie ist es zuhause?“ Mutter: „Die Rebellen haben uns alles genommen, wir haben nichts mehr. Diese Rebellen, die töten doch nur.“ Opio: „Erst rauben sie und dann töten sie.“ Mutter: „Musstest du auch töten?“ Einige der Eltern können oder wollen ihre Kinder nicht mehr bei sich aufnehmen. Ein Esser mehr bedeutet eine hohe zusätzliche Belastung für die Familien. Hinzu kommt die Angst vor den Rebellen. „Als sie dich verschleppten, haben sie zu uns gesagt: Eure Kinder gehören jetzt uns. Wenn sie weglaufen und zu

euch zurückkommen, werden wir euch alle töten. Also wenn du hier im Center bleiben darfst, dann bleib hier. Denk nicht daran, zurückzukommen, sie werden sonst dich wieder entführen und uns umbringen.“ Opio kehrte zu seiner Familie zurück. Sein Dorf wurde abermals überfallen. Seitdem fehlt von ihm jede Spur. Viele Eltern, die ihre Kinder wieder aufnehmen, schicken sie über Nacht in die näher gelegenen Städte. Sie hoffen, dass die Kinder dort vor Überfällen sicherer sind als in den abgelegenen Dörfern. Solche Kinder bezeichnet man als „Nachtpendler“. In einigen Städten werden soziale Einrichtungen über Nacht zu Schlafplätzen für viele ehemalige Kindersoldaten. Kinder haben noch nie einen Krieg begonnen. Trotzdem werden sie zum Kampf gezwungen. Weltweit gibt es 300.000 Kindersoldaten in über 20 Ländern. Andrea Scheffler

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Über Leben

Lost Children Rehabilitierung ehemaliger Kindersoldaten “Lost Children” ist eine Dokumentation über die gemeinste Form des Krieges, den Einsatz von Kindern als Soldaten. Ali Samadi Ahadi war zwischen September 2003 und August 2004 vier Mal in Uganda, um “Lost Children” zu drehen. Er selbst ist im Iran groß geworden und musste den Iran-Irakischen Krieg hautnah miterleben. Als er 12 Jahre alt war, wurde die Altersgrenze für den Militärdienst von 18 auf 15 runtergesetzt, weil der iranischen Armee die Soldaten ausgingen. Mit 13 Jahren floh Ali Samadi Ahadi. Sein Kollege Oliver Stoltz und er beschlossen einen Film über ehemalige Kindersoldaten aus der Perspektive der Kinder zu erzählen und diese Kinder nicht als Opfer oder Killermaschinen, sondern als Helden darzustellen. Warum haben Sie sich entschlossen die Dokumentation in Uganda zu drehen? Uganda spielt eine ganze besondere Rolle in dem Phänomen Kindersoldaten. Keines der Kinder geht freiwillig in den Krieg, sondern die systematische Entführung und der Zwang ist es, was diese Kinder zu Kombattanten macht. Das ist einzigartig auf der Welt. Man kann also nicht freiwillig zu der Rebellengruppe LRA gehen, da wird man getötet. „Man kann nur durch den Raub Mitglied in der LRA werden .“ Was erwartet die Kinder, wenn sie als Kindersoldaten eingesetzt werden? Kinder ab sieben Jahren sind in der Lage einen AK47, eine Kalaschnikow, zu tragen und deswegen werden sie auch ab sieben Jahren geraubt und können als Kombattanten benutzt werden. Es gibt aber auch Kinder, die zum Beispiel als Träger eingesetzt werden. Es gibt Kinder, die dafür geraubt werden, dass andere Kinder sie zerstückeln, damit diese Kinder abgehärtet werden. Mädchen werden nicht nur als Kombattanten, sondern auch als Sexsklaven be-

nutzt. Das sind Dinge, die Kinder erwarten, wenn sie geraubt werden. Werden ausschließlich Kinder geraubt? Auch Erwachsene können geraubt werden, aber nur für kurze Zeit. Sie müssen Güter, die die Rebellen aus den Dörfern geplündert haben, irgendwohin tragen und dann werden sie entweder freigelassen oder den Kindern als Übungsmaterial zur Verfügung gestellt, damit sie zerstückelt, oft zerbissen oder zerhackt, werden. Das, was pervers oder was übel ist, ist dass viele Kinder bei diesen Gräueltaten, die sie begehen müssen, selber so einen Schock erleiden, dass sie dabei sterben. Und die, die nicht sterben, sind genau die, die die LRA braucht, um diesen brutalen Krieg fortzuführen. Aber so etwas sind doch Ausnahmen, das ist doch nicht alltäglich, oder? Naja, alltäglich ist ein dehnbarer Begriff. Ich glaube schon, dass Leid, Elend, Tod, Folter und Knechtung in diesem Land alltäglich sind. „Es verging kein Tag, an dem wir da waren, wo es nicht um Angriffe, Tötung, um Zerschneidung und Zer-

hackung von Menschen ging.“ Aber das sind Dinge die passieren und die gehören zu diesem Leben dazu. Was die Kinder erlebt haben ist kaum vorstellbar, absolut brutal. Warum haben Sie in der Dokumentation auf die Darstellung der Brutalität fast völlig verzichtet? Wir haben unseren Fokus auf die Kinder gesetzt und auf deren Schicksale. Es geht um Kinder, die aus den Händen der Rebellen weggelaufen sind und wieder zurück in die Arme der Gesellschaft wollen. Allerdings haben wir am Anfang und am Ende der Dokumentation vielleicht maximal 30 Sekunden Bilder, die die Brutalität dieses Krieges zeigen. Diese 30 Sekunden sind deshalb notwendig, damit wir ein Gefühl für das, was die Kinder erzählen, bekommen! „Und um zu zeigen, dass das, was die Kinder erzählen, keine Märchen sind.“ Fiel es den Kindern nicht sehr schwer über ihre Erlebnisse zu sprechen? Ja, es fällt ihnen sehr schwer. Kinder die lange bei den Rebellen waren und zurückkommen, haben erstmal Angst dass sie bestraft werden, und deshalb erzählen sie auch am Anfang nicht die Wahrheit. Die Sozialarbeiter stellen den Kindern eigentlich jeden Tag dieselben Fragen, und jeden Tag bekommen sie mehr Wahrheit von den Kindern. Gab es denn Unterschiede zu den anderen Kindern? Im Busch wurden viele Signale durch Pfeifen unterschiedlicher Art gegeben und deshalb wurden die Kinder sofort nervös, wenn jemand gepfiffen hat. Die anderen Kinder aus den Dörfern sind auch frech und laut, sie rebellieren. Diese Kinder sind eher ruhiger,

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die im Grunde genommen wissen, dass sie auf sich alleine gestellt sind.

leiser und sie folgen aufs Wort. Das hat natürlich damit zu tun, dass jeder kleine Fehler im Busch bestraft wurde. Wenn man laut wurde, wurde man bestraft, wenn man Freunde hatte, wurde man bestraft. „Wenn die Rebellenführer rausbekommen haben, dass zwei sich befreundet haben, hat man sie gegeneinander kämpfen lassen, bis der eine den anderen getötet hat.“ Was bleibt an den Kindern hängen, wenn sie aus dem Busch zurückkommen? Die meisten Kinder haben Alpträume. Alpträume sind aber deshalb wichtig, weil man darin Dinge die man gesehen, erlebt, durchlebt hat, verarbeitet. Es ist also ein gutes Zeichen. Das bedeutet, dass man auf dem Wege der Genesung ist. Aber Opio, einer der Kindersoldaten aus der Dokumentation, war der einzige von den vieren, die wir gezeigt haben, der keine Alpträume hatte. Opio ist der jüngste gewesen und zugleich der brutalste, den wir interviewt haben. Er hat nicht das Alter gehabt, um tatsächlich die Dimension seiner Taten, die er im Busch begangen hat, zu begreifen. Er hat im Busch funktioniert. Sind ehemalige Kindersoldaten eigentlich überhaupt noch Kinder? Es sind Erwachsene in Kinderkörpern. Diese Kinder sind Menschen, die Dinge durchlebt haben, die wir uns nicht mal in unseren Phantasien vorstellen können. Deren Erfahrungen letzten Endes Erfahrungen sind, für die wir überhaupt keine Übersetzung haben. Und das sind Menschen,

Wie meinen Sie das, warum sind die Kinder auf sich allein gestellt? Eine Familie, die am Rande der Existenz lebt hat keinen Puffer, um noch mehr Belastung auf sich zu nehmen - und ein Esser mehr bedeutet ein Mehrfaches an Belastung. Norduganda ist eine gebeutelte Region, in der knapp zwei Millionen Menschen in Flüchtlingslager zusammengepfercht wurden. Sie dürfen nicht arbeiten, haben kein Einkommen, wurden von der Regierung verlassen. Von den NGOs werden sie nur verwaltet, warten eigentlich nur noch darauf, dass Hilfelieferungen kommen. In den Flüchtlingslagern, in denen wir gearbeitet haben, gab es fast 75 Prozent HIV-Infizierte und Null Komma Null medizinische Versorgung. Ich bin in vielen afrikanischen Ländern gewesen, aber so etwas habe ich kaum gesehen. Diese Familien in diesen Regionen müssen sich die Frage stellen: Setze ich mein Leben oder das Leben meiner Verwandten in Gefahr, wenn ich dieses Kind aufnehme? „Und man soll sich mal selber die Frage stellen: Würde ich denn einen mehrfachen Mörder so ohne weiteres in meine Familie aufnehmen und mit ihm in der Nacht dasselbe Zimmer teilen?“ - Und könnte ich dabei ruhig schlafen? Wie gehen Kinder damit um, wenn sie von der Familie ausgestoßen, als Mörder angesehen werden? Ja, wie gehen sie damit um? Sie sind natürlich enttäuscht und entsetzt. Sie wollen natürlich zurück zur Familie - nur dass die Familie sie nicht haben will. Aber es gibt eine andere Familie, große Familie, die sie sehr herzlich aufnimmt und sich das, was sie im Busch gelernt haben, sehr gerne zunutze macht. Und das ist die ugandische Armee. „Die ugandische Armee benutzt Kindersoldaten sehr gern, ...“ ... weil keiner sie vermisst, weil sie wenig essen, weil sie extrem gehorsam sind, weil sie wissen, dass sie, wenn sie aus der Armee hinausgeschmissen werden, nirgendwohin gehen können.

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Die ugandische Armee benutzt Kindersoldaten? Nicht offiziell. Offiziell haben sie keine Kindersoldaten in ihren Reihen. Aber das Phänomen Kindersoldaten ist ja auch nicht von den Rebellen eingeführt worden. Der erste, der Kindersoldaten in Uganda eingesetzt hat, ist der heutige Präsident Museveni. Er hat sich mithilfe von Kindersoldaten an die Macht geputscht. Was hat sie während der Dreharbeiten im meisten schockiert? Mich hat es schockiert, dass eine Gesellschaft mit großer alter Kultur und Tradition, wie die Acholis es sind, so in die Enge getrieben werden, dass sie selber nicht mehr im Stande sind, großzügig zu sein, obwohl Großzügigkeit zu ihrer Kultur und Tradition gehört. Wie so ein großes Volk plötzlich mit Kindern konfrontiert ist, die entwurzelt sind und nicht mehr wissen, wohin sie gehören... „... und wie dieses Volk den Kindern nicht vergeben kann, weil die alten Traditionen fast nur noch als leere Hülsen übrig sind.“ Wie erklären Sie sich das? Das hat auch was damit zu tun, dass diese Menschen nicht mehr in ihren Dörfern und alten Strukturen leben dürfen. Sie leben in Auffanglagern, in denen sie nicht mehr ihre Kultur leben können. Ein Clanchef, der eigentlich durch seinen Reichtum, seine Weisheit und Kraft, was zu sagen hat, kann dadurch, dass er in einem Flüchtlingslager zusammengepfercht ist, nicht mehr die Position ausfüllen, die er eigentlich füllen muss, um den Clan zusammenzuhalten. Und plötzlich kommen Kinder aus dem Busch zurück, die sagen: Der Clanchef, mein Vater, meine Mutter, das sind alles Trinker und warum soll ich denn gehorchen, wenn ich doch selber im Busch 100 Leute unter mir hatte. Welchen Grund habe ich? Das sind alles Penner. „Ich will meine eigene Waffe haben, dann bin ich jemand.“ Wie reagieren die Sozialarbeiter darauf? Im Grund genommen ist das Verhalten der Kinder doch nachvollziehbar… Die Sozialarbeiter können nur sagen: Hör mal zu, wenn du akzeptiert werden willst, musst du dich

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unterordnen. Das ist das einzige, was sie sagen können. Und ob dieses Kind tatsächlich nach seinen Erfahrungen im Busch in der Lage ist, sich unterzuordnen oder nicht, dass ist wirklich eine ganz, ganz andere Geschichte. Diese Aufgabe ist von den Sozialarbeiten auch nicht zu füllen, glaube ich. Das kann nur die Gesellschaft, das Land, die Regierung, die großen Hilfen aus dem Ausland, indem sie Frieden schaffen, sodass die Menschen ohne Angst wieder in ihre Dörfer zurück und ihre alte Kultur leben können. Die politische Seite spielt also auch eine wichtige Rolle. Wieso wird sie in der Dokumentation nicht thematisiert? Wenn man die Politik einbindet, dann begibt man sich in eine Situation, wo man plötzlich anfangen muss zu diskutieren. Was ist echt und was ist nicht echt? Man muss Position beziehen zu Dingen, die eigentlich nicht relevant sind. Relevant ist zum Beispiel die Menschenwürde. Egal welche Ideologie ich habe, für was ich kämpfe - ich darf keine Kinder als Kombattanten benutzen. Ich darf sie nicht rauben, ich darf sie nicht töten und ich darf sie nicht zum Töten zwingen. Das sind Dinge, die klar sind und das sind Dinge, worüber wir nicht diskutieren müssen. Es geht nicht darum zu sagen, wer böse und wer gut ist. Es spielt keine Rolle, ob Rebellenführer Kony oder Museveni Recht haben mit ihren Ideologien. Kinder als Kombattanten zu benutzen ist falsch, es ist ungerecht, es ist menschenunwürdig und das ist das Thema unserer Dokumentation.

Ali Samadi Ahadi über die Arbeit als Medienschaffender Ihr seit ja demnächst Medienschaffende, und ich will etwas zu unserer Position als Medienschaffende in der Welt sagen. Medien machen bedeutet auch Dinge, die andere nicht sehen, oder Dinge, die andere anders sehen, so zu zeigen, wie ich sie sehe. Wenn ich wirklich etwas erzählen will, muss ich eine Position beziehen. Ich kann nicht verträumt, blind durchs Leben gehen und Medien machen. Ich kann nicht objektiv über etwas berichten. So etwas gibt es nicht, existiert nicht. Und ich glaube der Grund, warum das Vertrauen zu unseren Medien schwindet, hat damit etwas zu tun, dass wir nicht mehr in der Lage oder gewillt sind, Position zu beziehen, sondern mit einer verlogenen, trügerischen Objektivität die Dinge überziehen, die nicht real ist. Wenn man die Dinge erfolgreich thematisieren will, man ehrlich sein will, dann muss man Position beziehen und dann muss man die Dinge, die andere Leute nicht nennen wollen, beim Namen nennen. Das ist die größte Menschlichkeit, die ein Medienschaffender vollbringen kann. Deshalb ist es wichtig die Arbeiten, die wir machen, nicht mit Banalitäten zu füllen, sondern wirklich mit Dingen, die unser gemeinsames Leben und unsere Gesellschaft reicher und nicht ärmer machen. Text: Andrea Scheffler

Fotos: David Baltzer



Über Leben

“Wenn der Frieden lukrativer wäre als der Krieg...” Politische Hintergründe zum Krieg in Norduganda

Ali Samadi Ahadi über die politischen Hintergründe eines Stellvertreterkrieges in Uganda: Wie kommt es, dass in Norduganda seit 20 Jahren Krieg herrscht? Wie kommt es, dass wir nichts davon mitbekommen, der Krieg geradezu totgeschwiegen wird? Wie kommt es, dass eine angeblich halbe Million starke Armee sich nicht gegen 3000 Kindersoldaten behaupten kann? Und was haben der Sudan und Amerika damit zu tun? In Norduganda herrscht seit 20 Jahren Krieg. Warum bekommen wir davon nichts mit? Das liegt unter anderem daran, dass wir im Westen ein ganz merkwürdiges Bild von Afrika haben, nämlich das Bild, dass dieser Kontinent verloren ist, und dass wir eigentlich gar keine Lust mehr haben das Leiden und Elend ständig mitzuerleben. Liegt es also am reinen Desinteresse der westlichen Bevölkerung, dass wir von solchen Konflikten nichts mitbekommen? Nein, auf der einen Seite hat die ugandische Regierung bis jetzt kein Interesse daran gehabt, dass der Krieg im Westen thematisiert wird. Und auf der anderen Seite hat der Westen, vor allem auch Amerika, kein Interesse daran, diesen Konflikt zu thematisieren. Das verstehe ich nicht ganz, was hat Amerika mit dem Konflikt zutun? Die Amerikaner haben großes Interesse daran, außerhalb des Nahen Ostens auch Erdölfelder unter Kontrolle zu haben. Allerdings liegen die Erdölfelder nicht im Norden Ugandas, sondern in den benachbarten Regionen: Im Südsudan gibt es die größten Erdölvorkommen außerhalb des Nahen Ostens. Die sudanesische Regierung hat mit den Chinesen einen Vertrag für die Ausbeutung dieser Erdölvorkommen geschlossen. Deshalb haben die Amerikaner vor 20 Jahren angefangen, die südsudanesischen Rebellen gegen die sudanesische Regierung zu unterstützen. Das ist schon 20 Jahre her - haben sich die Bemühungen der Amerikaner inzwischen ausgezahlt? Also die Situation hat sich ein bisschen verändert. Die Südsudanesen dürfen demnächst selber wählen, ob sie Teil des sudanesischen Staates sein wollen oder sich unabhängig machen wollen.

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Erläuterung: Im Südsudan befinden sich große Erdölvorkommen. Die sudanesische Regierung hat den Chinesen erlaubt, diese Erdölvorkommen auszubeuten. Amerika hat großes Interesse an diesen Erdölvorkommen. Südsudanesische Rebellen kämpfen gegen die sudanesische Regierung und fordern ihre Unabhängigkeit. Amerika unterstützt die südsudanesischen Rebellen gegen ihre Regierung. Amerikas Hoffnung: Südsudan setzt sich gegen die Regierung durch, wird unabhängig, löst den Vertrag mit China auf und macht einen neuen Vertrag über die Erdölvorkommen - mit den USA. Der Zusammenhang mit dem Krieg in Norduganda: Die ugandische Regierung hat den südsudanesischen Rebellen erlaubt, ihre Rückzugs- und Trainingslager im Norden Ugandas aufzubauen.

Und welche Rolle spielen nun die ugandischen Rebellen der Lord`s Resistance Armee, die im Norden Ugandas wüten? Die sudanesische Regierung hat im Gegenzug gesagt: Ok, die Ugander und Amerikaner unterstützen die Rebellen bei uns zuhause, also unterstützen wir die Rebellen im Norden Ugandas. Und so entstand dieser Stellvertreterkrieg. Aber was ist mit der ugandischen Regierung? Warum unternimmt sie nichts gegen den Krieg? In dem Zusammenhang stellt sich die Frage, warum eine halbe Million Soldaten in Norduganda es nicht schaffen, einen militärischen Schlag gegen 3000 Kindersoldaten für sich zu entscheiden. Es hat damit zu tun, dass sie es nicht wollen. Warum nicht? Es geht auch immer um persönlichen Reichtum, Macht, Kontrolle und so weiter. Es gibt wahnsinnig viele Regierungs- und Militärmit-

Während der Dreharbeiten geriet Ali Samadi (zweiter von rechs) selbst in einen Hinterhalt der Kindersoldaten. Fotos: David Baltzer


Über Leben

glieder in der ugandischen Regierung, die sich mit dem Konflikt eine goldene Nase verdient haben. Die ugandische Armee hat keine Kampfhubschrauber, aber der Verteidigungsminister Ugandas hat fünf Kampfhubschrauber. Das ist sein persönliches Eigentum. Jedes Mal, wenn die Soldaten Einsätze gegen Kindersoldaten fliegen wollen, müssen die bei dem Verteidigungsminister die Kampfhubschrauber anmieten und dafür Gebühren zahlen. Aber wie kann die ugandische Regierung ihrem eigenen Volk so etwas antun? Uganda ist keine Nation, die im Laufe der Geschichte zusammengewachsen ist. Uganda ist ein Land, das wie fast alle afrikanischen Länder, von den Kolonialmächten per Lineal und an einem Reißbrett entstand. Wenn man sich dieses Land genauer anguckt, dann teilt der Fluss Nil das Land in zwei Teile und zwei Hauptstämme: Die Acholis nördlich vom Nil und die Luganda südlich vom Nil. Seit den 60er Jahren, der Entlassung Ugandas aus den Händen der Kolonialmächte, spielen die beiden großen Stämme immer wieder in den inneren Konflikten des Landes große Rollen. Das hat etwas damit zu tun, dass die Kolonialmächte die Völker jahrzehntelang gegeneinander aufgehetzt haben, um dieses Land zu regieren. Die Acholis aus den nördlichen Regionen waren vorher an der Macht, und jetzt lassen die südlichen Stämme, die jetzt an der Macht sind, die Acholis dafür bluten.

Ist das alles der aktuelle Stand der Dinge, oder hat sich inzwischen etwas verändert? Vor sieben Monaten gab es erstmals Friendensverhandlungen. Wie kam es dazu? Amerika möchte, dass die Erdölpipelines einen für sie kontrollierbaren Weg einnehmen - und der führt durch Norduganda. Deswegen sind sie gerade so erpicht darauf, dass Norduganda befriedet wird. Gab es denn auch von internationalen höheren Ebenen her Versuche, in den Krieg einzugreifen? Der Internationale Strafgerichtshof hat fünf Strafbefehle gegen Rebellenführer erlassen, was richtig ist – grundsätzlich – aber das gibt ein falsches Zeichen, so sagen viele Experten. Nämlich das Zeichen, dass nur die Rebellen die Gräueltaten begangen haben, dass Regierung und Armee gar keine Schuld trifft. Tatsache ist aber, dass die Regierung und die Armee extrem große Schuld daran haben, dass diese zwei Millionen Menschen so lang darunter gelitten haben, unter diesem Elend. Gibt es denn Ihrer Meinung nach eine Lösung? Was wäre ein wichtiger Schritt in Richtung Frieden? Der wichtigste Schritt wäre, den Druck von außen auf die ugandische Regierung und auf die Rebellen zu verstärken. Druck kann aber nur dann entstehen, wenn der Frieden lukrativer wird als der Krieg. Der

Frieden kann aber nur dann lukrativ werden, wenn wir zum Beispiel die Entwicklungsgelder, die nach Uganda fließen, mit Friedensgesprächen kombinieren. Zusammen haben wir tatsächlich im Bundestag erreicht, dass fraktionsübergreifend solch ein Beschluss gefasst wurde. Und das muss in allen Ländern geschehen, die Geberländer der ugandischen Regierung sind. Da die ugandische Regierung 70 Prozent ihres Haushaltes durch Entwicklungsgelder bestreitet, wird sie über kurz oder lang gezwungen sein, Position zu beziehen und Frieden zu schaffen. Andrea Scheffler

Andrea Scheffler Viele Nordugander fühlen sich von der Regierung verlassen: Von der Regierung eingerichtete „protected camps“ werden nicht beschützt und sind den Angriffen frei ausgesetzt. Die Menschen versuchen sich teilweise selbst zu organisieren, gründen eigene Schutzeinheiten (siehe Foto).

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Über Leben

„Ihr seid selbst schuld, dass das jetzt auf DVD erscheint!“ „Silbermond! Silbermond!“ Die begeisterten Schreie der Fans in Oberhausen wollten kein Ende nehmen. Schließlich hatten sie Wochen und Monate darauf gewartet, ihre geliebte Band endlich wieder live zu erleben. Mit ihrem zweiten Album „Laut gedacht“ beendete die Rockband Mitte Dezember ihre zweimonatige DeutschlandTournee. Fast 7000 erwartungsvolle Fans waren in die König-Pilsener Arena in Oberhausen gekommen, um ihre Helden zu feiern. Zunächst hieß es allerdings warten, denn um 20 Uhr betrat nicht Silbermond, sondern eine andere Rockband die Bühne: „Blind“ stand in großen Lettern auf dem Banner. Mit kreischenden Gitarren und einem tobenden Schlagzeug legten die fünf noch unbekannten RockNeulinge dann auch sofort los. Für den Sänger gab es kein Halten mehr, als die Menge zu dem Takt begeistert auf und ab sprang. Selbst eingefleischte Silbermond- Fans, die eher einen sanften Klang von ihrer Lieblingsband gewohnt sind, hielt nichts mehr auf den Plätzen. Als Blind dann auch noch Kuddel, den Gitarristen der berühmten Toten Hosen auf die Bühne bat, war die Stimmung in der Arena perfekt. Nach knapp einer Stunde mussten Blind allerdings die Bühne für die eigentlichen Stars des Abends räumen: Silbermond. Doch bevor es so weit war, wartete noch eine weitere Überraschung auf die Musikfans. Ein Sprecher der Band verkündete, dass der gesamte Auftritt für die neue Silbermond- DVD aufgezeichnet werden würde. Das Publikum reagierte mit tosendem Applaus auf diese Nachricht. „Silbermond- Laut gedacht in Oberhausen“ erschien plötzlich auf einer Leinwand. Im Publikum brach großer Jubel aus. Und dann waren sie endlich da, wenn auch zunächst nur als Schatten auf der Leinwand: Steffi, Thomas, Johannes und Andreas - zusammen Silbermond. Front-Sängerin Steffi war von den Fans überwältigt. „Mein Gott, ihr

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seid so viele!“, war das einzige, was sie hervorbrachte. Die Band präsentierte anfangs viele Hits aus ihrem aktuellen Album wie beispielsweise „Meer sein“ oder „Zeit für Optimisten“. Die Fans ließen es sich dabei nicht nehmen, die kompletten

“Mein Gott, ihr seid so viele!”

Texte mitzusingen und zu klatschen. Plötzlich wurde die sonst so übermütige Steffi mit einem Mal ganz ernst. „Wir haben eine Kampagne gegründet, die Menschen unterstützt, denen es nicht so gut geht wie uns. Sie heißt „Fans helfen“. Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr daran mitwirken würdet“, appellierte sie an die Fans. Bei dieser Aktion sammle die Band auf der gleichnamigen Internetseite Spenden für Bedürftige, erklärte Steffi weiter. Als anschließend die ersten Klänge von „Durch die Nacht“ durch die Arena hallten, blickte Silbermond in ein Meer aus Feuerzeugen, Wunderkerzen und Leuchtstäben. Dieses Lied, das für die vier Musiker der Durchbruch war, sorgte für eine ganz besondere Stimmung. Steffi war zu Tränen gerührt, als der tosende Applaus kein Ende nehmen wollte. „ Danke! Ich weiß gar nicht was ich jetzt noch sagen soll“, stammelte sie in das Mikrophon.

Bei dem Erfolgshit „Symphonie“ aus ihrem letzten Album war die Sängerin in einer ähnlichen Situation. Sie stand sprachlos vor dem Publikum, das sie feierte. Silbermond wollte den Oberhausernern aber nicht nur beweisen, dass sie in ihrer gewohnten Formation gute Musik machen können, sondern, dass jeder von ihnen viele verschiedene Talente hat. Steffis Kommentar dazu: „Kennt ihr auch so Leute, die meinen, alles zu können? In unserer Band gibt’s auch so welche.“ Damit übergab sie das Mikrophon an Schlagzeuger Andreas, der dem Publikum sein „Lied mit nur einem Akkord“ präsentierte. Dabei bewies er sowohl „Qualitäten“ an der Gitarre - obwohl er nur den einen Akkord spielte als auch gesangliche „Fähigkeiten“. Der Text, der nur aus zwei Zeilen bestand, war so simpel, dass die Zuhörer ihn ganz leicht mitsingen konnten. Diese waren sogar so begeistert von den „Fähigkeiten“ des Schlagzeugers, dass er eine Zugabe geben musste - natürlich mit dem gleichen Lied. Als Steffi endlich wieder das Mikrophon übernahm, beschwerte sie sich lachend: „Ihr seid selbst schuld, dass das jetzt auf DVD erscheint!“ Mit verschiedenen Soli bewiesen die einzelnen Bandmitglieder an den ihnen vertrauten Instrumenten nun ihre wahren Fähigkeiten. Einige Besucher hatten am Ende sogar das Glück, auf die Bühne geholt zu werden, wo sie mit Steffi und Co. Arm in Arm abrocken durften. Nach fast zwei Stunden Programm verabschiedete sich Silbermond den Fans dankend von der Bühne. Die hatten aber noch lange nicht genug und forderten einstimmig eine Zugabe. Diese gab es dann auch, unter anderem in Form ihres aktuellen Nummer-Eins-Hits „Das Beste“, was die Besucher erwartungsgemäß in erneute Euphorie versetzte. Mit „Ich wünsch dir was“ verabschiedete sich das Quintett dann endgültig von der Bühne und hinterließ 7000 begeisterte und vom Springen erschöpfte Fans, die sich alle einig waren: Das lange Warten hatte sich gelohnt.


Ansichtssache

Grindhouse Filme - der neue Tarantino Grindhouse: Doppelfeature Er ist immer für eine Überraschung gut. Er macht Filme, die nicht dem normalen Mainstreamkino entsprechen. Sein Name steht für Qualität - in gewisser Hinsicht. Jeder sollte wissen, was er bekommt, wenn er sich einen Tarantino-Film anguckt. Nun kommt Tarantino im Doppelpack in die Kinos. Man kann das so sagen, obwohl der eine Film des Doppelfeatures „Grindhouse“ von Robert Rodriguez ist. Aber ein Rodriguez-Film ist seit jeher dem Stil von Tarantino sehr ähnlich, und eine langjährige Zusammenarbeit beim Filmemachen hat diesen Eindruck noch verstärkt. Kein Wunder also, dass Tarantino und Rodriguez das Projekt Grindhouse zusammen realisiert haben. Hinter dem Begriff Grindhouse steht das Kino der 60er und 70er Jahre, welche in Doppelfeatures B-Movies zum Preis von einem gezeigt hat.

Grind House: Planet Terror Filmdaten Deutscher Titel: Grind House: Planet Terror Originaltitel: Grindhouse Produktionsland: USA Erscheinungsjahr: 2007 Länge (PAL-DVD): 80 Minuten Originalsprache: Englisch Im Kino: 26.07.2007

Diese meist eher schäbigen Filmhäuser erfreuten sich damals großer Beliebtheit; auch heute wird in einigen Filmen an diese Zeit erinnert (häufig Kung-Fu B-Movies).

Zombiemeute überfällt amerikanische Kleinstadt ... Tarantino und Rodriguez, die die Zeit des Grindhouse als Jugendliche noch miterlebt haben, haben mit ihrem Doppelfeature eine Hommage an diese Zeit geschrieben und realisiert. In den USA werden beide Filme (Planet Terror von Rodriguez und Death Proof von Tarantino) dann auch wirklich als Doppelvorführung gezeigt; angeführt von Filmtrailern zu nicht existierenden Filmen. Auch das ist natürlich wieder überraschend und eine klasse Idee: um die Stimmung der damaligen Zeit aufkommen zu lassen, wurden bekannte Regisseure wie Rob Zombie, Eli Roth oder Edgar Wright gefragt, die dann Vorschauen für Filme gedreht haben, die es gar nicht gibt. In den USA erfreut sich vor allem die Vorschau zu „Machete“ großer Beliebtheit, sodass Rodriguez darüber nachdenkt, den Film zu realisieren und auf DVD herauszubringen. Die Story ist schnell erzählt: eine Zombiemeute überfällt eine amerikanische Kleinstadt und scheint diese bald völlig in Beschlag zu nehmen. Cherry (Rose McGowan) und ihr Partner (Freddy Rodriguez) nehmen den Kampf an und wehren sich gegen die Infiltrierung mit ungewöhnlichen Mitteln. Die Handlung ist simpel und bewusst so gewählt. Der Star ist der Stil - die Gewalt und die humorreichen Dialoge. Das kennt man so von Tarantino, so ist es auch bei Rodriguez. Einen anspruchsvollen Film mit Tiefgründigkeit darf man nicht erwarten. In Tarantinos Teil des Doppelfeatures wird Kurt Russel zum psychopathischen Mörder, der als Waffe sein Auto benutzt und Frauen mit diesem

- Doppelfeature

zu Tode jagt. Klassisch wird die Figur des Stuntmans Mike im ersten Teil des Films entwickelt, bevor er dann im zweiten Teil auf eine Gruppe von Frauen trifft, die ihm nicht hilflos ausgeliefert sind. Auch hier stehen wieder die Gewalt, die aberwitzigen Dialoge der Hauptcharaktere sowie die Kameraführung Tarantinos im Vordergrund. Beide Filme kann man natürlich als B-Movies beurteilen; das ist auch gewollt von Tarantino und Rodriguez. Jedoch sind Produktionskosten von über 50 Millionen US Dollar und der Cast eindeutig Zeichen, dass beide einen gewissen Anspruch an ihre Werke gesetzt haben. Rodriguez hat sogar komplett digital auf HDCAM von Sony gefilmt, während Tarantino noch auf Film aufgenommen hat. Man könnte also von einem erstklassigem Tarantino-und Rodriguez-Film im B-Movie-Gewand sprechen. Malte Witt

Grind House: Death Proof Filmdaten Deutscher Titel: Quentin Tarantino’s Death Proof – Todsicher Originaltitel: Grindhouse Produktionsland: USA Erscheinungsjahr: 2007 Länge (PAL-DVD): 90 Minuten Originalsprache: Englisch Im Kino: 23.08.2007

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Versuchsgebiet

Wii(r) spielen rum ... „Vielfältige Spielmöglichkeiten und ein Höchstmaß an technischer Perfektion – das sind die Merkmale Ihres neuen Fernsehspielsystems.“ Mit diesem Satz beginnt die Bedienungsanleitung des VIDEO 2501 COLOR von 1978. In fast dreißig Jahren hat sich viel getan, und aus dem kleinen schwarzen Kasten mit ein paar Tasten und gerade mal drei Spielmodi des Klassikers „Pong“ sind Daddelkisten geworden, deren Rechenleistung und Anwendungen ins scheinbar Unendliche geschossen sind. Langsam scheinen sie auch das Image von Unterhaltungsgeräten für allein gelassene Menschen ohne Freunde abzuschütteln.

Die Produkte der letzten Jahre lässt einen Trend erkennen: Die „Sing Star“-Reihe für Karaokebegeisterte war nur ein Vorgeschmack darauf, wo es hingehen soll. Die Spielekonsolen reiten zum Sturm auf Gesell-

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Männer zeigen Emotionen!

schaftsspiele. Diese machen nämlich auch nur Spaß, wenn man in einer Gruppe ist. Das Testobjekt hört auf den Namen „Wii“, ist vom japanische Spielekonsolenhersteller Nintendo und soll klären, ob diese Konsolen wirklich in einer Runde mit Freunden einzusetzen sind, oder hinter diesem Versprechen nur ein taktischer Schachzug der Werbestrategen steht. Die Wii ist ein kleiner, weißer, unscheinbarer Kasten mit dem Aussehen eines externen PC-Laufwerkes, der am Fernseher seinen Dienst verrichten soll. Neben dem Stromanschluss, einem Kabel für Ton und Bild, ist noch eine Leiste am Gerät angeschlossen und wird dort die Bewegung der Wii-Fernbedienungen empfangen. Diese sehen, wie der Name schon sagt, wie Fernbedienungen aus und sind drahtlos mit der Konsole verbunden. Durch simples Bewegen der Wii-Fernbedienungen steuert man die Spiele. Damit in der Hitze des Gefechts nicht die Fernbedienung aus der Hand fliegt und zum unberechenbaren Geschoss wird, muss nur noch die Sicherungsschlaufe über das Handgelenk gezogen werden. F e r t i g , a l l e s b i s h e r recht simpel, der erste Test wäre damit bestanden. Jetzt kann es schon losgehen: Die DVD mit dem Spiel wird in die Konsole geschoben und aus dem Wii-

Menü ausgewählt. Ein kleiner Test kann mit vier BiTSLicht-Redakteuren beginnen. Sie entscheiden sich für das mit jeder Wii mitgelieferte Wii Sports. Mit vier Wii-Fernbedienungen können sogar alle miteinander unter anderem Tennis, Bowling oder Golf spielen. Während bei Golf und Bowling eher Geschicklichkeit gefragt ist, wird es beim Tennis schon eng, hier zählt Reaktion, und alle sind zum gleichen Zeitpunkt gefragt.

Du musst dich da mehr bücken!

Da wird es in einem normalen Zimmer schon mal recht eng, wenn man Bewegungen, wie mit einem Tennisschläger mit der Wii-Fernbedienung ausführt. Die Gefahr, aus Versehen mit dieser in der Hand jemanden oder die Blumenvase zu treffen, steigt enorm.


Versuchsgebiet

Golfen, Kuhrennen, Tennis spielen und Boxen! Wii machts im Wohnzimmer möglich ...

Was aber wichtiger ist: Der Spaßfaktor ist gegeben, dieser Punkt damit auch mehr als souverän geschafft. Ein letztes K.O.-Kriterium gibt es allerdings noch, um die Konsole in den direkten Vergleich zu Gesellschaftsspielen zu entlassen. Es gibt nichts Schlimmeres, als nicht mitspielen zu dürfen und zum Zuschauen verbannt zu werden. Bei der Wii ist es nur halb so schlimm, denn es gibt wirklich nichts Schöneres, als jemanden zu beobachten, wie er versucht bei dem kleinen Rennspiel „Wilde Kuh“ der Spielesammlung Wii Play zu gewinnen. Die Spielenden verrenken sich dabei mehr als notwendig und halten nicht nur die Fernbedienung wie Kuhhörner - für den perfekten Cowboy fehlt nur noch der Westernhut. Zuschauende

BiTSLicht-Redakteure ziehen ein gemeinsames Fazit durch ihr Lachen: Bestanden! In Zukunft wird es sicher schwerer werden für die GesellschaftsspieleHersteller, ihre Spiele an den Mann oder die Frau zu bringen. Die Konkurrenz aus dem elektronischen Bereich wächst. Die Kosten für den elektronischen Spielgenuss sind nicht ohne, für ein Konsolenspiel bekommt man ein gutes Gesellschaftsspiel und einen Kasten Bier. Dazu müssen die Kosten für die Konsole und die Peripherie selbst nochmal kräftig oben drauf geschlagen werden. Veraltet ein Brettspiel so gut wie nicht, nagt die technische Entwicklung schon jetzt an den modernen Spielkonsolen. Die Nintendo Wii ist im direkten Vergleich bei der Rechenleistung den Konkurrenten Microsoft Xbox360 und Sony Playstation 3 bereits unterlegen. Wobei die Technik kein Garant für Spaß ist: „Pong“ auf der Interton VIDEO 2501 von 1978 macht riesig Spaß. Florian Hintze

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Versuchsgebiet

Angelesen: Bücher Henning Mankell: Der Chronist der Winde „Niemand hatte ihm beigebracht, wie man sich verhält, wenn man stirbt. Gibt es eine größere Einsamkeit? Wenn ein Mensch erkennt, dass er sterben muss, und niemand in seiner Nähe ist, der ihm zeigt, wie das geht?“ Nelio - ein zehnjähriges Straßenkind - wird sterben, noch bevor der Leser die letzte Seite des Buches umblättert und das Buch in den Schrank stellt. Daran lässt Hennig Mankell keinen Zweifel. Aber bis es soweit ist, wird er uns seine Geschichte erzählen. Er nimmt uns mit in die Welt der Straßenkinder in den Straßenkinderländern. Nelio lässt uns in die Köpfe dieser Kinder blicken, die nicht wissen, wie alt sie sind, und „dieses Problem“ auf ihre Weise lösen: „Ich glaube, ich werde zehn sein, bis ich es irgendwann satt habe. Dann werde ich dreiundneunzig sein.“ Er wird uns seine

Freunde vorstellen, zum Beispiel Mendioca, der Zwiebeln in seinen großen Hosentaschen wachsen lässt und sie jeden Tag wässert, sodass es an ihm heruntertropft; Nicimento, der von seinen Monstern verfolgt wird und sich mit allem und jedem prügelt, mit verrosteten, kaputten Autos, Mülltonnen, Ratten, Katzen und Hunden; oder den einarmigen Alfredo Bomba, der nur dann hungrig aussehen kann, wenn er etwas gegessen hat, denn sonst kann er nur ärgerlich aussehen. Er nimmt uns mit in diese Welt und zeigt uns, was die Kinder wirklich wollen - nämlich nicht von uns Europäern innerhalb eines Projektes in ein Waisenhaus gesteckt werden. Das hatten sie schon des Öfteren, sie wurden schon öfters „projektiert“, wie sie sagen, haben sich aber immer ganz schnell wieder „herausprojektiert.“ Sie sind Straßenkinder, ein Dach

über dem Kopf ist wichtig, aber sie wollen das Recht behalten, auf der Straße zu leben und ihre Träume zu träumen, ihre Träume von dem einzigen, was ein Mensch ihrer Meinung nach wirklich braucht: einen Personalausweis. „Aber nicht, damit wir wissen wer wir sind. Das wissen, wir auch so. Sondern damit wir ein Papier besitzen, das uns das Recht gibt, der zu sein, der wir sind.“ „Man kann fliegen, ohne sichtbare Flügel zu haben.“ Und Nelio zeigt uns, wie das geht, noch bevor seine Geschichte zu Ende ist, noch bevor er sterben muss. Andrea Scheffler

Augustin Sanchez Vidal: Kryptum Es klingt wie ein Buch von Dan Brown - ein bißchen mystisch, spannend, eben ein prägnantes Wort. Kryptum. Kurz angelesen, und ich finde mich wieder in die Welt der Brownschen Bücher versetzt. Die Hauptcharaktere sind Wissenschaftler, eine Journalistin, Polizisten und Mitarbeiter der National Security Agency (NSA). Alle sind auf der Suche nach der Formel, die die Welt bedeutet. Oder erschuf. Oder die der Schlüssel zu allem Leben und damit der Unsterblichkeit ist. Vidal, seines Zeichens Uniprofessor und nicht von Haus aus Buchautor, hat seine Geschichte mit Sicherheit nicht ohne Grund nach dem

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Brownschen Schema aufgebaut, es ist ein Erfolgsrezept. Wichtig ist die Mischung aus gut recherchiertem, profundem Sachwissen, das die fiktive Story untermauert und der Story, die aufregend und vor allem neu ist. Hier gelingt Vidal der Spagat zwischen sachlich und mystisch, erklärend und geheimnisvoll sehr gut. Vor allem der Sprung zwischen zwei Geschichten, die anfangs scheinbar wenig miteinander zu tun haben, spielt die eine Geschichte doch im Spanien der Gegenwart und die andere zur Zeit Phillips des Zweiten im Mittelmeerraum, erstickt jede aufkommende Langatmigkeit im Ansatz. Wenn beide Geschichten immer näher zusammenfinden, die komplexen Stories immer mehr an

Klarheit gewinnen, steuert Kryptum auf ein furioses Finale zu, das dem Leser kaum Zeit zum Atmen lässt. Auch hier hat Vidal, Kunstprofessor an der Universität von Saragossa, seine Lehren aus den Büchern Browns gezogen und kann den Leser verzaubern. Wenn nicht schon jemand anderes dieser Sparte von Büchern seinen Stempel aufgedrückt hätte… Malte Witt


Versuchsgebiet

Ariane Barth: Im Rotlicht. Das explosive Leben des Stefan Hentschel „Komm Prinzessin, setz dich mal zu mir und ich erzähl dir eine wirkliche Geschichte“ Ungefähr so musste es Ariane Barth wohl ergangen sein, als sie sich mit dem Kultwirt Hanne Kleine in der „Ritze“ über die wohl bekannteste Meile Deutschlands unterhielt. Eigentlich wollte sie eine Spiegel-Reportage über das Hamburger Amüsementviertel schreiben, doch ihre Aufmerksamkeit richtete sich schnell auf einen großen und einnehmenden Mann, der gerade sein Boxtraining beendet hatte. Es war die Kiezlegende Stefan Hentschel. Viele kennen ihn von dem legendären Video, in dem er - ohne groß zu zögern - einem Passanten auf der großen Freiheit eine Ohrfeige verpasste. Er wurde zum Kultobjekt; aber das war Stefan Hentschel schon lange vorher.Er war einer DER Zuhälter auf dem Kiez, er herrschte auf dem Kiez, er prägte den Kiez.

Auch Ariane Barth war sofort klar, dass dieser ein ganz besonderer Mann sein musste. Sie setzte sich zu ihm und hörte seiner Lebensgeschichte zu. Eine Geschichte, die gar nicht anders hätte ablaufen können. Eine Geschichte, die von den Ereignissen hinter den Tourismusströmen auf der Reeperbahn erzählt. Eine Geschichte, die fasziniert - traurig, nachdenklich, stutzig und vor allem mitfühlend macht. In ihrem Buch „Im Rotlicht – Das explosive Leben des Stefan Hentschel“ erzählt sie packend und provokativ, wie ein so starker und doch so zerbrechlicher Mensch in diese Szene abrutschen konnte. Man versucht zu verstehen, was einen an dieser sündigen Meile fasziniert und fesselt. Betrachtet man seine Kindheit, war dieser Weg bereits vorprogrammiert. Ariane Barth beschreibt genau dies, den Einstieg in die Rotlicht-Szene und unzählige Frauengeschichten.

Sie berichtet über diverse Bordelle, die er managte, bis zu dem Zeitpunkt des Ausstiegs aus dem Rotlichtmilieu. Später leitete Hentschel ein Sportprojekt für arbeitslose Jugendliche auf der Reeperbahn. Stefan Hentschel erhängte sich am 18. Dezember 2006 im Boxkeller der Kiezkneipe „Ritze“. Vielleicht ist es nicht einer dieser Menschen, die wir uns zu Vorbildern machen sollten. Aber seine Geschichte ist einzigartig und öffnet uns die Augen für eine andere Welt. Eine Welt, vor der wir nicht einfach die Augen schließen dürfen, sondern die wir kritisch betrachten müssen. Katharina Schultz

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Angehört: CDs Danity Kane: Danity Kane Was haben Shannon, Aundrea, Aubrey, Dawn und Wanita „D.Woods“ gemeinsam? Sie sind die glücklichen Gewinnerinnen der von MTV ausgestrahlten und von Rapper-Mogul P.Diddy ausgerichteten Castingshow „Making the Band 3“. Aus ursprünglich 10.000 Bewerberinnen konnten sich die fünf Frauen durch gesangliches Talent und tänzerische Fähigkeiten hervorheben. So wurde am 8. Dezember 2005 die Band „Danity Kane“ gegründet. Der Name entwickelte sich aus einer fiktiven Animezeichnung des Bandmitgliedes Dawn. Das Debütalbum „Danity Kane“ erschien im August 2006 in den USA. Zu den Produzenten gehörten unter anderem Größen wie Timbaland, Scott Storch, Dark Child und Mario Winans. Weitere Unterstützung fand die US-amerikanische Girlgroup, die als Nachfolger von„Destiny’s Child“ gelten soll,

in der Choreographin Laurie Ann Gibson („Honey“), dem Sänger Doc Holiday und dem Talentmanager Johnny Wright. Das Album wurde in der ersten Veröffentlichungswoche bereits 230.000 Mal verkauft und erreichte damit Platz 1 in den USamerikanischen Albumcharts. Das R’n‘B Debütalbum „Danity Kane“ thematisiert in seinen 15 Songs Liebe, Leidenschaft und Emotionen. Mit der Debütsingle „Show Stopper“, die in den USA bislang Platz 1 in den iTunes Singlecharts erreichte, versetzen sich die fünf Sängerinnen in das Klischeeverhalten von Männern. Selbstbewusst und mit provokantem Auftreten fahren die Sängerinnen in dem Video zur Single in einem Cadillac durch die Straßen, um jungen Männern kräftig „einzuheizen“. In der Ballade „Right for you“ geht es um Beziehungsschwierigkeiten, die gemeinsam überwunden werden können. Auch die Single „Stay with

me“ ist eine gefühlvolle Ballade über eine verlorene Liebe, die wiedergewonnen werden möchte. Eine beinahe explodierende Leidenschaft und eine starke Anziehungskraft der Geschlechter werden mit „Right now“ besonders zum Ausdruck gebracht. In dem Lied wird die Situation beschrieben, jemandem verfallen zu sein, ohne etwas dagegen unternehmen zu können.

rechnet mit oberflächlichen „Tussis“ vom Kaliber Paris Hilton ab. Die weiteren Themen des Albums sind ebenfalls harter Tobak: Drogen („Who knew“), Einsamkeit („Nobody knows“) oder eine sehr scharfe Kritik an der Politik von US-Präsident George Bush („Dear Mr. President“) um nur einige zu nennen. Letzteres ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass Pink Lieder nicht mit einer Vielzahl von Instrumenten auf-werten muss. „I have seen the rain“, das zusammen mit ihrem Vater eingesungen wurde, unterstreicht dies. Wenn sich die CD im Spieler dreht, merkt man schnell, dass es sich um Popmusik handelt. Doch im Gegensatz zu vielen Werken dieser Ka-

tegorie wird man immer wieder aufs Neue überrascht. „I‘m not dead“ ist so facettenreich, dass man das Gefühl bekommt, irgendwer habe unbemerkt die CD gewechselt.

Danity Kane überzeugen mit ihren unverwechselbaren und starken Stimmen. P.Diddys Castingband hat sich zu einer R’n’B-Band entwickelt, die mit „Destiny’s Child“ und anderen Girlgroups mithalten kann. Karoline Bialon

Pink: I`m not dead Pink – I‘m not dead Fast schon wäre Pink in der gleichen Ecke gelandet wie Britney Spears und Konsorten. Pop aus der Konserve, ohne jeden Hintergrund und tieferen Sinn, Lieder, die die Welt schon mehrmals gehört hat. Mit ihrem vierten Album „I‘m not dead“ merkt man, dass sie sich endgültig vom 0815-Pop verabschiedet hat und in ihren Liedern Themen verarbeitet, die vielen fast schon zu kompliziert sind. Pinks frecher Stil, den man am besten aus einer Mischung aus Rock-, HipHop- und R&B-Elementen bezeichnen kann, zieht sich durch alle Lieder. Dabei spart sie nicht an Kritik. Das als erste Single ausgekoppelte „Stupid Girls“

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Das Album ist nicht für eine monotone Lebenssituation gedacht, dies ist auch der einzige Kritikpunkt an diesem eigentlich rundum gelungenen Album. Florian Hintze


Versuchsgebiet

Cascada: Everytime we touch Ein Mix aus Balladen und Discomusik- so könnte man das aktuelle Album „Everytime we touch –The Album (Re-Release)“ von Cascada, alias Natalie Horler beschreiben. Cascada (spanisch: Wasserfall) wurde 2002 von der deutsch-britischen Sängerin sowie ihrem Produzenten Yanou und DJ Manian, ins Leben gerufen. Erste Erfolge konnte das Trio zwei Jahre später mit ihrem Hit „Miracle“ feiern. Vor allem in den amerikanischen und britischen Charts konnte er sich wochenlang halten. In Deutschland dagegen begeisterte Cascada zunächst nur Partygänger in den Discotheken. Erst 2006 gelang der Gruppe, deren Musikstil als „Hands Up“ bezeichnet wird, mit der Single „Everytime we touch“ auch hier zu Lande der Durchbruch in den Charts. Der Song begeisterte die Deutschen sogar so sehr, dass er sich wochenlang in den Top 10 platzieren konnte. Das erste Album mit dem

gleichnamigen Titel erschien bereits 2006. Jetzt legen Cascada nach. Sie überarbeiteten das Album und brachten es in neuer Form heraus. Im Gegensatz zu vorherigen Titeln von Cascada finden sich auf diesem Album vermehrt Balladen. Die sonst üblichen, elektronischen Klänge verschwinden in manchen Titeln ganz oder treten in den Hintergrund. „Another you“ beispielsweise dominiert durch sanfte Klavierklänge und melancholische Texte. Ein Auszug: „So many times I was alone and couldn´t sleep, you left me drowning in my tears of memory”. Diese gefühlvollen Texte ziehen sich wie ein roter Faden durch das ganze Album. Der Albumtitel (Everytime we touch) und die gleichnamige Single kündigen dies an. Cascada zeigen damit ihren Fans, dass ihre Musik nicht nur für Parties und Discos geeignet ist, sondern dass sie durchaus auch Balladen schreiben können,

die zum Kuscheln für zu Hause geeignet sind. Die weiche und gefühlvolle Stimme von Natalie Horler scheint wie dafür geschaffen. Natürlich finden sich auf „Everytime we touch –The Album (Re-Release)“ trotzdem die typischen Cascada-Hands Up-Titel wieder. Einige davon zeigen fast schon House-Character. Bestes Beispiel hierfür ist der Song „Can´t stop the rain“. Nach einem balladenartigen Start gerät das Lied schnell in Fahrt und reißt auch noch den letzten Partymuffel vom Stuhl. Alles in allem ist „Everytime we touch –The Album (Re-Release)“ ein gelungenes zweites Album, mit dem Cascada ihren Fans eine neue, ruhigere Facette von sich zeigen. Annika Sellmann

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Versuchsgebiet

Angeschaut: Filme Das Leben ist schön Das Leben ist schön - das könnten sicherlich viele Menschen von ihrem selbigen behaupten. In Deutschland klagen wir momentan auf hohem Niveau und sollten uns lieber freuen, dass es uns im Grunde genommen doch ganz gut geht. Auch der jüdische Guido (Roberto Benigni) möchte am liebsten jeden Tag herausschreien, wie schön das Leben ist - und er hat allem Anschein nach auch jeden Grund dazu. Mit viel Humor und Lebensfreude lebt er im sonnigen Italien jeden Tag voll aus, verliebt sich in die schöne Dora (Nicoletta Braschi) und möchte einen großen Traum wahr machen: Die Eröffnung eines eigenen Buchladens. Wenig später geht jedoch alles ganz schnell: Dora und Guido sind mittlerweile verheiratet, haben ein gemeinsames Kind und Guidos Buchhandlung ist eröffnet worden. So schnell und abrupt sich der Zeitsprung im Film darstellt, so

abrupt und brutal wurden die Juden damals von den Nationalsozialisten aus ihren Häusern gezerrt und auf die Züge „verladen“. Ähnlich ergeht es auch Guido und seinem kleinen Sohn Giosué. Die trügerische „Dolce Vita“-Stimmung beginnt schnell zu kippen - dem Zuschauer ist sofort bewusst, wie der Film nun dramatisch umzuschwenken droht. Sie werden in ein Arbeitslager transportiert. Dora, die keine Jüdin ist, begleitet Guido und Giosué aus Liebe mit in das Lager, obwohl sie es nicht müsste.

Am Ende befindet sich der Zuschauer auch gleich in einer Zwickmühle: Soll er sich über sein eigenes „schönes Leben“ freuen und sich darüber glücklich schätzen - oder soll er sich die kleine Träne aus dem Augenwinkel wischen?

Immer wieder wird man von Guidos Humor angesteckt - in Anbetracht der Szenen, die den menschenunwürdigen Umgang im KZ thematisieren, fast schon pervers. Doch genau das möchte dieses Oskar-prämierte filmische Meisterwerk übermitteln: Eine sympathische Verbindung zum Protagonisten Guido, mit dem der Zuschauer zusammen fühlt, lacht, leidet, bangt und hofft.

Dieser Film dürfte auch Hartgesottenen an die Substanz gehen. Sicherlich eine Mischung aus beidem, denn eigentlich ist der Titel des Films zugleich auch das Fazit: Das Leben ist schön - es kommt nur darauf an, was man selber daraus macht.

Gedeck), jedoch von einem Oberstleutnant begehrt wird, sieht man so die Chance, Georg Dreymann mit Beweisen zu belasten und somit die Bahn für den Staatsmann „freizumachen“. Zuerst kann Spitzel Wiesler keine Auffälligkeiten feststellen. Einzig der etwas beschämende Aspekt, das Abhör-Opfer und seine Freundin beim

Geschlechtsverkehr zu belauschen, lässt sich als Höhepunkt ausmachen - und auch den Zuschauer ungläubig mit dem Kopf schütteln.

Simon Engels

Das Leben der Anderen Ostberlin im Jahre 1984: StasiHauptmann Gerd Wiesler (Ulrich Mühe) bekommt den Auftrag, den Theaterschriftsteller Georg Dreymann abzuhören. Dreymann (Sebastian Koch) hat sich bislang nichts zu Schulden kommen lassen, ist treuer und bekennender Bürger der DDR. Da seine Freundin, die Schauspielerin Christa-Maria Sieland (Martina

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Versuchsgebiet

Als jedoch eines Tages der Spiegel in der BRD einen hochexklusiven Artikel zum Thema „Vertuschung der Suizid-Zahlen in der DDR“ veröffentlicht, ist der Skandal perfekt. Für die Stasi-Offiziellen ist der Fall klar: Nur der gebildete und belesene Dreymann kann diesen regimekritischen Text verfasst haben. Wiesler weiß mehr - doch dieser hat im Verlauf der Bespitzelung eine solch intensive Verbindung zu Dreymanns

künstlerischem Lebensstil aufgebaut, dass er sich nicht in der Lage sieht, den Verdächtigen zu verraten. Dieser teilweise etwas überspitzt dargestellte Stasi-Fall regt in zahlreichen Passagen zum kritischen Nachdenken an und legt schonungslos die absurden Vorgehensweisen und AbhörMethoden in der ehemaligen DDR offen. Schade eigentlich, dass dieser Film erst einen Oskar gewinnen musste,

um in das Blickfeld deutscher Kinobesucher zu rücken - denn ob mit oder ohne goldene Statue: Der Kauf der 2006 erschienenen DVD ist nicht nur ein Muss für jeden bekennenden Kinofan - sie ist ein Stück Filmgeschichte in jedem heimischen DVD-Ständer.

führen. Leider hat das „Kampfkommando für ein freies Galiläa“ die gleiche Idee. Bei dem anschließenden Handgemenge bleibt nur einer unversehrt: Brian. Er wird zum Kaiser Pilatus geschleppt, kann aber während des Verhörs fliehen, als sich die anwesenden Wachsoldaten über den Namen von Pilatus‘ altem Jugendfreund Schwanzus Longus lustig machen und dadurch abgelenkt sind. Die Römer verfolgen ihn, und Brian tarnt sich als Prophet. Doch plötzlich halten ihn alle für den Messias, und aus dieser irrwitzigen Situation kommt er nicht mehr so einfach heraus...

Film „Das Leben des Brian“ eine Persiflage auf Bibel– Verfilmungen vorangangener Jahre. Der Film ist gespickt mit Wortwitzen und Situationskomik in bewährter Python – Tradition. Einige Sätze aus dem Film werden noch heute, fast 30 Jahre nach Produktion des Films, zitiert. Dieses cineastische Meisterwerk erspart einem zwar nicht die Sonntagsmesse, bietet aber dennoch mehr Spaß, als „Das Wort zum Sonntag“

Simon Engels

Das Leben des Brian Judäa im Jahre 33 nach Christus. Jesus hält seine berühmte Bergpredigt. Unter den Zuschauern ist auch Brian Cohen. Wie viele seiner Zeitgenossen hasst Brian die römischen Besatzer und schlägt sich als Imbissverkäufer im örtlichen Amphitheater durch. Dort verkauft er Lerchenzungen, Zaunköniglebern, Otternasen, Bauchfinkenhirne, Wolfzitzenchips und gefüllte Jaguarohrläppchen. Eines Tages lernt er hier die anti – römische Untergrundorganisation „Volksfront von Judäa“ kennen und schließt sich ihr an. Nach Brians bestandener Aufnahmeprüfung bricht die Untergrundorganisation in den Palast von Pontius Pilatus ein, um dessen Frau zu ent-

Der britischen Komikergruppe Monthy Python gelang 1979 mit dem

Jonas Grürmann

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Aufstieg

Musik aus Leidenschaft Interview mit Nils Ruzicka Was früher eine blühende Landschaft war, kann man heute getrost als Wüste bezeichnen. Die florierende Musikindustrie der 70er, 80er und 90er Jahre hat letztlich schwere Jahre durchgemacht und die Trends zum Digital Lifestyle, MP3s und dem Herunterladen von Musik aus dem Internet verschlafen. Was für die Labels große Folgen hatte, wirkte sich auch auf die Tonstudios aus. Auch hier konnte man noch bis vor ein paar Jahren von einem florierenden Markt sprechen – die großen

beitet er mit Stavros Ioannou, Gitarrist, Sänger und Songwriter, zusammen. In ihrer mittlerweile neun Jahre währenden Zusammenarbeit haben sie unter anderem bereits mit und für Simple Minds, Warren G., Missy Elliot, Tom Jones und Rosenstolz gearbeitet. In einem Kurzinterview gibt Nils einen Ausblick auf seinen Werdegang, zeigt auf, wo er seine Inspiration herholt und gibt Einsteigern Tipps, wie man es im Haifischbecken Musikbusiness nach oben schaffen kann.

Man muss nicht DJ Ötzi geil finden, aber man muss verstehen, warum die Produzenten diese Musik machen

Hallo Nils, stell dich doch mal kurz vor:

Tonstudios, die übrig geblieben sind, kann man mittlerweile an einer Hand abzählen. Eines dieser Studios liegt in Hannover und wird unter anderem von dem bekannten Produzenten und Künstler Mousse T. betrieben. Auf dem ehemaligen Gelände der Expo 2000 wurde der Belgische Pavillon in den Peppermint Park umgewandelt, das Tonstudio, das Plattenlabel und weitere Räumlichkeiten zum Feiern, Arbeiten und Übernachten bietet. Einer der Produzenten, die in den Peppermint Studios arbeiten, ist Nils Ruzicka. Der 34 jährige Künstler, Produzent und Remixer in Personalunion ist seit 13 Jahren im Musikbusiness und hat unter anderem 1997 Gold und Platin für seine Remixe von Bellinis „Samba de Janeiro“ erhalten. Unter dem Künstlernamen „SO PHAT!“ ar-

Ich bin 33 Jahre alt und in Hildesheim geboren. Ich höre alles, was mich irgendwie berührt. Also nicht stilfest, leidenschaftlich jedoch Nine Inch Nails. Was produzierst du? Auch hier eigentlich alles, was mich interessiert. Hauptsächlich momentan Dance/House/Electro, ich werde aber auch mehr im Bandbereich in Zukunft zu tun haben (Rock/Punk/ Alternative mit anderen Worten).

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Mousse T. / für Peppermint?

Wie kamst du in das Business?

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Ein Produzent bei der Arbeit im Tonstudio

Die Sache nahm dann einfach ihren Lauf, und ab einem bestimmten Zeitpunkt kam ich da aus der Nummer nicht mehr so wirklich raus.

Mischpult in einem der Tonstudios

Pepptermint Studios, Hannover

mit der Technomusik Anfang der 90er Jahre versuchte ich dann mit dem Computer und ein paar Synths (Yamaha SY99 und Roland Juno106) selber etwas zu kreieren. Am Silvestertag 1993 kam dann eine positive telefonische Rückmeldung von Jens Lissat von dem Label “No Respect Records”. In dem kommenden Jahr veröffentlichte ich unter dem Pseudonym “Mega’lo Mania” zusammen mit meinem Mentor Ramon Zenker (u.a. Bellini, Paffendorf, Hardfloor, etc.) meine erste Platte “The Finest”. Glücklicherweise wurde es eine Art Clubhit und daraufhin bekam ich einige Angebote, mit Leuten zusammenzuarbeiten und mit ihnen neue Produkte zu schaffen.

Ich habe nie geplant, in diesem Berufszweig zu arbeiten. Allerdings war ich schon immer überaus an Musik interessiert, was sich durch immensen Plattenkonsum schon seit Mitte der 80er Jahre zeigte. Ende der 80er komponierte ich dann Computerspiel-/Demomusik für kleinere Produkte auf dem Commodore Amiga. Durch meinen Zusammenstoß

In Hannover kennt man sich eigentlich untereinander in unserer Branche recht gut. Schon in den Zeiten, bevor “Horny” oder “Sexbomb” die Welt auf den Kopf stellten, arbeitete ich mit den Leuten zusammen. Der Peppermint Park hatte 1994 neben ihrem berühmten Houselabel “Peppermint Jam Records” ein Technolabel gegründet, das den Namen “LiTime Records” trug. Auf diesem Label produzierte ich die ersten drei Veröffentlichungen, unter anderem auch die erste DJ Timo Maas-Scheibe, die allerdings zu jenen Zeiten noch Lichtjahre von seinem heutigen Sound entfernt war.


Aufstieg

Ich lernte zu diesen Zeiten auch Wolfgang, Errol und Mousse T. kennen (Die Betreiber des Peppermint Parks, Anm. d. Red.). Als am Anfang des 21.Jahrhunderts die Musikszene begann, arg unter den verschiedenen negativen Entwicklungen zu kämpfen, war es auch für die Produzenten wichtig, Einigkeit zu schließen und sich gegenseitig zu unterstützen. Grade wenn man, wie ich und mein Produzentenpartner Stavros Ioannou, sich in unbekanntes Terrain vorkämpfen wollte. Heißt, wir wollten aus der Dance/Techno/ Houseszene ausbrechen und uns unseren persönlichen musikalischen Vorlieben hingeben und viele verschiedene Produkte schaffen. “Von Abba bis Zappa”, wie man so schön sagt. Nach einem Gespräch und einigen Versuchsproduktionen wurden wir uns dann mit Peppermint Jam einig und wollten zukünftig zusammenarbeiten. Welche Stars haben dich besonders beeindruckt? Nun, ganz oben bestimmt Andrew Roachford, mit dem wir an seinem letzten Album und an der Mousse T. Single “PopMuzak” zusammen arbeiten durften. Er ist ein musikalisches Energiebündel. Andrew ist 24/7 in seiner Musik. Hier spielt er am Piano und komponiert, dann sitzt er auf der Couch, spielt Gitarre und singt ein paar Zeilen und komponiert, dann am Wurlitzer und so weiter... Genauer: er singt und komponiert. Und neben der Tatsache, dass das dann meistens schon klingt wie eine fertige Produktion oder ein spontanes Livekonzert, ist er auch noch ein guter Freund und fantastischer Mensch. Unter dem Strich beeindrucken mich immer die Künstler, die total und in jeder Hinsicht auf dem Boden geblieben sind, selbst wenn sie sich es rausnehmen könnten, den Superstar raushängen zu lassen. Das beweist für mich, was einen tollen Menschen ausmacht. Da spreche ich selbstverständlich auch von Mousse T., der zu allem auch noch einer der witzigsten Zeitgenossen ist, die ich kenne. Welche Tipps kannst du Interessierten geben, die in das Business einsteigen wollen? Nun, da ist vor allem eines ganz wich-

tig: Macht zuerst eine vernünftige Ausbildung!!! Das erspart einem viel Stress und Ärger, nicht nur mit den Eltern. So viel kann ich dazu sagen, als gelernter Bürokaufmann! Dann ist es wichtig, zu wissen, was man will und was man kann! Darüber sollte man sich vielleicht als erstes klar werden... Achja, und nicht mit der Musik anfangen, um Geld zu machen. Das geht meistens gleich schon im Ansatz in die Hose! Es geht hier um Leidenschaft, Spaß und Kreativität. Lasst euch nicht von anderen Eure Ideen und Motivation vermiesen, seid aber offen für die Stimmen der Freunde um euch herum. Und es gilt: Leben und Leben lassen. Man muss nicht DJ Ötzi geil finden, aber man muss verstehen, warum die Produzenten diese Musik machen. Welche Zielgruppen sollen damit angesprochen werden? Kurzum, man sollte auch neben der Leidenschaft einem gewissen Geschäftssinn frönen. Immer auf Papa hören, wenn er euch erzählen möchte, wie ihr die finanzielle Seite halten solltet, z.B. Steuern usw. Die Väter sind einem da meistens schon einfach einen Schritt voraus!

Nils Ruzicka, Foto: Nils Ruzicka

Niemals aufgeben und niemals den Spaß aus den Augen verlieren, dadurch wird Musik erst, was sie unter dem Strich ist... eine Ansammlung von Gefühlen! Wie überlebt man 13 Jahre im Business? Wer hat das behauptet? Nunja, die Regeln oben befolgen und 24 Stunden grinsen, außer man hört Nine Inch Nails, dann ist das

aus Überzeugung schon verboten! Auf welche Remixe bist du besonders stolz? Natürlich ist es ein schönes Gefühl, wenn man für solch großartige Künstler wie Missy Elliot etwas remixen durfte. Das ist schon was! Dann selbstverständlich für eine meiner 80er Heros, die Band Simple Minds, arbeiten zu dürfen war auch riesig!!! Außerdem bin ich sehr stolz auf unsere Remixe für Songs der Band “Rosenstolz”. Die sind halt schon etwas Einzigartiges... Mit welchen Künstlern möchtest du noch Zusammenarbeiten? Mit jungen Talenten am liebsten. Gerade im Rock/Punk/AlternativeBereich. Das macht schon ne Menge Spaß, denke ich. Natürlich aber auch mit vielen anderen Produzenten, von denen ich viel lernen kann, die von Ihren Erfahrungen berichten und mir vielleicht sogar auch damit neue Perspektiven eröffnen. Eigentlich gibt es da niemanden ganz Spezielles. Welche Vorurteile über das Musik Business kannst du bestätigen / mit aufräumen? Meines Erachtens stimmt es, dass gerade einige der Major-Labels nur auf den schnellen Profit aus sind. Heute Top, morgen Flop... Egal, dann halt weg damit, was Neues holen. Oder durch Zeitdruck oder anderen Gründen, mangelnde Qualität der Albenproduktionen einige der Künstler. Ich habe es selber schon oft genug erlebt, dass ich wegen einer Single das Album gekauft habe und darauf dann nur belangloses Material gefunden habe. Kein Wunder, dass die Leute lieber mal vorher reinhören wollen oder sogar ganz das Album im Internet stehlen. Für mich ist es nämlich eben das! Qualität, Preis und Attraktivität fehlen bei den meisten Produkten heutzutage. Independant Labels tun viel für Aufbau von Künstlern und denken nicht in solch schnelllebigen Dimensionen, da geht es vielmehr um langfristiges, zielorientiertes Arbeiten im Sinne des Künstlers. Und das ist es, was wichtig ist! Und ich betone es immer wieder gerne: Musik ist Leidenschaft! Malte Witt

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Aufstieg

Gruschel mich! Andreas van de Castel im Gespräch Was wolltest du als Kind werden?

IT-Branche oder Internet anstreben.

Bis kurz vor dem Abitur hatte ich vor, Arzt zu werden. Es ergab sich dann allerdings, dass ich immer mehr mit Computern, IT und dem Internet zu tun hatte und sich meine Interessen stark in diese Richtung verlagerten. Obwohl es eine total andere Branche war, fand ich, dass man auch hier anderen Menschen helfen konnte – das war mir schon immer sehr wichtig.

Wie ging es nach dem Studium für dich weiter?

Wie bist du zur BiTS gekommen? Nachdem ich ein Auge auf ein Studium der Medieninformatik geworfen hatte, wurde ich von einem Schulfreund und späteren Kommilitonen über die BiTS und den damals neuen Studiengang Medienmanagement informiert. Beim Infotag konnte ich mich vom innovativen Konzept der Hochschule überzeugen. Der tolle Campus hatte es mir sofort angetan, was zur Folge hatte, dass ich zum Wintersemester 2001 in Iserlohn losgelegt habe.

Beim Infotag konnte ich mich vom innovativen Konzept der Hochschule überzeugen.

Würdest du dich heute noch einmal für die BiTS entscheiden? Auf jeden Fall, denn die umfangreichen Studieninhalte aus den unterschiedlichsten Bereichen haben mich gut auf das Berufsleben vorbereitet. Sehr dazu beigetragen haben auch die vielen Praktika und natürlich der Auslandsaufenthalt. Schade finde ich jedoch, dass der Studiengang Wirtschaftsinformatik eingestellt wurde und damit auch das Vertiefungsgebiet „Kommunikationssysteme für Medienmanager“ nicht mehr angeboten wird. Das dort vermittelte grundlegende technische Verständnis ist meines Erachtens überaus hilfreich für diejenigen, die eine Karriere in der

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Ich hatte großes Glück und bekam bereits nach zwei Monaten und vergleichsweise wenigen Bewerbungsversuchen eine Festanstellung bei einem mittelständischen Frankfurter Software-Beratungsunternehmen. Dort arbeitete ich ein Jahr als Projektmanager für Softwareprojekte in den Bereichen CRM, Finance und mobile Unternehmenslösungen. Ein sehr interessanter Job, der allerdings nicht das Entwicklungspotenzial offenbarte, das ich mir gewünscht hätte.

Dort arbeitete ich ein Jahr als Projektleiter für Softwareprojekte Name: Andreas van de Castel (26)

So kam es, dass ich damit begann, mich nach neuen Herausforderungen umzusehen. Zu diesem Zeitpunkt war mir studiVZ noch kein Begriff, weswegen ich überaus überrascht war, eines Tages im Sommer 2006 einen Anruf aus Berlin von eben dieser Firma zu bekommen. Durch eine Bewerbung, die ich an den Medienkonzern Holtzbrinck gerichtet hatte, der damals schon Anteile an studiVZ hielt, waren meine Unterlagen an das Studentenportal weitergeleitet worden.

Zu diesem Zeitpunkt war mir studiVZ noch kein Begriff

Aktuelle Beschäftigung: Head of Product Management, studiVZ Ltd. Abschluss: Medienmanagement (Diplom), 2005

etwas mehr als dreißig Mitarbeiter – mittlerweile sind es über hundert. studiVZ hat aktuell 2,2 Millionen registrierte Mitglieder und ist auf Platz zwölf der meistbesuchten deutschsprachigen Websites mit täglich mehr als 60 Millionen Page Impressions (vgl. alexa.com). Wie gestaltet sich dein typischer Tagesablauf? Es ist nicht gerade leicht, einen typischen Tag zu beschreiben.

Nach meinem Umzug nach Berlin startete ich dort Ende Oktober 2006 im Marketing und bekam bereits nach sechs Wochen die verantwortungsvolle Aufgabe, den Unternehmensbereich Produktmanagement aufzubauen. Die Firma hatte damals

Produktmanagement setzt sich aus zahlreichen Facetten zusammen, mal dominiert die eine, mal die andere. Generell kann man jedoch sagen, dass die Rolle des Produktmanagers sehr viel mit Kommunikation zu tun hat.


Aufstieg

Weitere Bestandteile sind Marktanalyse und letztendlich auch das Schreiben technischer Spezifikationen, die dann von unseren Entwicklern umgesetzt werden.

Nach außen ist studiVZ ein Lifestyleprodukt

Nach Außen ist studiVZ ein Lifestyle-Produkt, das den Marktanforderungen und den Wünschen seiner Nutzer gerecht werden muss. Das Produkt selbst ist ein Stück Software, das ununterbrochen weiterentwickelt wird. studiVZ, schuelerVZ und alle internationalen Webseiten (Polen, Frankreich, Spanien, Italien) werden auf einer Code-Basis entwickelt.

Bist du mit deinem Job zufrieden? Ich bin mehr als zufrieden mit meiner Tätigkeit und stolz darauf, Mitarbeiter bei Deutschlands erfolgreichstem Web 2.0 StartUp zu sein. Es ist wahnsinnig spannend, zusammen mit so vielen jungen Menschen ein Projekt voranzutreiben – das bedeutet mitunter sehr viel Arbeit, aber auch jede Menge Spaß. Das größtenteils positive Feedback unserer Nutzer spornt uns permanent an, mit derselben Motivation weiterzumachen, die uns dorthin gebracht hat, wo wir mittlerweile sind. Welche Tipps gibst du kommenden Absolventen? Versucht frühzeitig, eure Ausbildung entsprechend euren Interessen und Fähigkeiten auszurichten. Arbeitet daran, ein individuelles Profil zu

Versucht frühzeitig, eure Ausbildung entsprechend eurer Interessen und Fähigkeiten auszurichten. erlangen, das euch von der Masse an Absolventen abhebt. Seht euch selbst als Produkt an, das am (Arbeits-) Markt mit anderen konkurrieren muss. Dabei werdet ihr sehr schnell merken, wie viel Sinn es hat, sich in einer Nische zu positionieren. Weiterhin wichtig ist außeruniversitäres Engagement und Eigeninitiative. Mit welcher Note ihr abschließt, ist nur von sekundärer Relevanz. Um später voranzukommen, braucht ihr Ecken und Kanten – Einheitsbrei gibt es schon genug. Tim Schneider

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Ansichtssache

Chatten ist zum Standard geworden. Es ersetzt mitunter Briefe, EMails und das Telefon. Wie bringt man nun seine Gefühle schnell, unkompliziert und für jeden leicht verständlich in den kurzen Messages zum Ausdruck?

Gerrit sagt: “Das kleine gelbe bestimmt die Stimmung!”

Malte erklärt: “Warum Unisex sterben muss.”

Richtig, mit Smileys. Es gibt Smileys für alles: lachen, auslachen, grinsen, zwinkern, unwissend, prosten, daumen-hoch, daumen-runter, traurig-sein, weinen usw. Die Liste ließe sich noch um etliche Smileys oder Emoticons (wie man sie auch nennt) erweitern. Einige setzen Smileys zu intensiv ein. Smileyflooding nennt man diese Art der Kommunikation, bei der hinter jeder Nachricht mindestens ein Smiley folgt. Völlig übertrieben und sachdienlich ist das dann nicht

Irgendwo im Ruhrgebiet, spät abends oder des Nachts. Die Augen schweifen durch den Raum und erhaschen ein farbenfrohes Bild. Blitzende Lichter, fließende Bewegungen schöner Körper, enthemmt tanzend zu abwechslungsreicher Musik. Vielfältige Kostüme und Garderoben, Individualistendasein, gefühlte Freiheit - tief einatmen und genießen. Doch STOP - zurück in der Realität: beißender Rauch quält sich meine Lunge herunter. Eine Dame lächelt mich an, nachdem sie mir grade ihren Zigarettenrauch ins Gesicht geblasen hat. Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, verschwimmt vor mir das romantisierte Bild des Clubs. Farbenfroh ist maximal die Deko des Raumes - weiße Hemden und Shirts mit schwarzen Westen darüber bestimmen das Bild bei den Jungs. Dazu zerrissene Jeans, am besten ausgewaschen und abgeschlossen von Chucks-, Vans- oder Levisslippern. Oben rum gerne ein Halstuch und die typische Unisexfrisur - halb ins Gesicht geklatscht, halb hochgestylt, mit blonden oder grellfarbigen Elementen aufgepeppt. Dazu ganz gefährliche Symbole wie Totenköpfe als Ringe, Buttons oder auf Schuhen und Shirts. Die Mädchen stehen dem in nichts nach. Die Totenköpfe sind Sterne,

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mehr, aber jedem das Seine. Im Selbstversuch habe ich das Gegenteil versucht und mich 24 Stunden ohne Smileys im Chat ausgedrückt und... bin gnadenlos gescheitert. Es sind derart viele Missverständnisse entstanden, derart viele Nachfragen, wie denn das jetzt gemeint war, weil kein Smiley folgte, dass ich gemerkt habe, dass es im schriftlichen Dialog ohne Smileys nicht mehr geht. Kein Satz, keine Aussage, keine Meinung wird ohne Smileys auf Anhieb korrekt gedeutet oder verstanden. Das kleine Gelbe mit den Augen und dem Mund bestimmt die Stimmung. Sind wir im Web2.0 schon soweit, dass wir andere für uns lächeln lassen müssen?

die Jeans eine Hotpants mit Strumpfhose, die Slipper Stiefel und die Frisur einheitlich meist schwarz-blond. Farbenfroh bedeutet für mich nicht die Anzahl der verschiedenen Farben im Raum, sondern genauso Individualismus, Eigenart und eine persönliche Stilnote. Wo Elektro läuft, sind viele dieser beschriebenen Stereotypen zu beobachten. Wenn sie denn nur gleich aussehen wollten – nein, sie tanzen auch gleich. Egal ob Männchen oder Weibchen, die Hüfte wackelt im Takt von links nach rechts, die Beine stehen meist fest auf dem Boden und die Ellbogen rudern wie Scheibenwischer. Als diese ganze Chose aufkam, hab ich das mal liebevoll „Chickendance“ genannt. Der Chickendance hilft mittlerweile jedem Tanzparanoiker, den Weg auf die Tanzfläche zu finden und das zu tun, was alle tun - schwer ist es wahrlich nicht. Immer wenn Menschen sich uniform kleiden und abgestumpfte, gleiche Bewegungen machen kriege ich ein ganz laues Gefühl im Magen. Nichts ist geblieben von dem romantischen Bild eines guten Clubs. Aufgewacht und aufgeschlagen auf der harten Tanzfläche eines Elektroclubs. Deshalb muss Unisex für mich sterben. BITTE! Danke…


Ansichtssache

Ja – ich bin für die Emanzipation der Frau. Nicht umsonst gibt es heutzutage in jedem Betrieb so etwas wie einen Gleichstellungsbeauftragten. Doch die Gleichstellung der Frau hat auch ein paar sprachliche Besonderheiten aufzuweisen.

Jonas zum Titelthema: “Mann vs. Frau.”

Florian fragt: “Mobile Alleskönner?”

So wollen einige Emanzen das Wort „man“ schlicht und einfach durch „frau“ ersetzen. Man bzw. frau gönnt sich ja sonst nichts. Sehr beliebt ist die frauengerechte Ausdrucksweise auch in der Politik. Unser Altkanzler Gerhard Schröder legte beispielsweise sehr viel Wert darauf, seine Parteimitglieder korrekt anzusprechen: Liebe Genossinnen und Genossen... Schon der Altmeister der Komik, Loriot, erkannte vor 30 Jahren die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft: eine Frau soll schließlich heutzutage eine abgeschlossene Ausbildung haben und auf eigenen Füßen stehen. Ein Jodeldiplom war hier als Lösung für diese Situation nicht von der Hand zu weisen. Sexistische Ausdrucksweisen in unserer Alltagssprache sind heute immer noch vorhanden, und einige Frauen sind - um bei meiner Wortwahl zu bleiben - bei dem Wort

Das Mobiltelefon, oder kurz das Handy. Jeder hat es heute und es ist schon lange kein Statussymbol mehr für diejenigen, die mal schnell noch eine Aktie verkaufen wollen. Im Kino, Restaurant, und demnächst sicher auch in der Kirche – schämen muss sich keiner mehr. Schon gar nicht, wenn ein Klingelton aus einem Spar-Abo ein Gespräch ankündigt und man schneller als der Schatten das Plauderkästchen zückt. Das ist eigentlich verwunderlich, denn inzwischen hat der Apparat, der eigentlich zum mobilen Telefonieren gedacht war, nichts mehr mit dem ursprünglichen Zweck gemein. Wer telefoniert den heute noch damit? MP3-Player, Farbdisplay und Fotofunktion sind schon der unterste Standard. Die kleinen Geräte haben sich zu multimedialen Alleskönnern entwickelt. Sie besitzen Rechenkapazitäten, von denen die NASA beim ersten Flug zum Mond nur geträumt hätte. Die Werbung erzählt uns, wir müssen es haben – also sagt sich der

Emanzen (anstelle von Feministinnen) peinlich berührt. Weniger offensichtlich, ständig gebraucht, aber sehr fragwürdig sind Äußerungen wie: „Sie bekommt ein Kind von ihm.“ Dieser Ausdruck klingt wie „Sie bekommt eine Waschmaschine von ihm.“ Der Satz impliziert, dass der Mann der Frau ein fertiges Produkt übergibt, zu dem sie nichts beigesteuert hat. Haben Sie sich die Frauen einmal angeschaut, die mit erhobenem Zeigefinger die maskuline Sprache unserer Zeit in Frage stellen? Schon geistert ein Frauenzimmer wie Alice Schwarzer in unseren Köpfen umher. Mit ihrer Frauenbewegung brachte sie Anfang der 70er eine Horde von Frauen hinter sich, wie es heute nur die Jungs von Tokio Hotel bei pubertierenden Mädchen schaffen. Ein gewitzter Saarländer machte sich die Popularität dieser Frau zunutze und witzelte: Die soll in die Saar springen, da kann sie straffrei abtreiben. Erkenntnis: Die Frau steht dem Mann in nichts mehr nach! Aber der kleine Unterschied bleibt trotzdem....

Ottonormalverbraucher: „Es wird wohl auch nützlich sein, und der technische Fortschritt ist schließlich nicht aufzuhalten.“ Außerdem werden jedes Jahr immer mehr Funktionen integriert, sodass wir wohl nach Fernsehempfang in spätestens fünf Jahren endlich die integrierte Kaffeemaschine in unseren Mobiltelefonen erwarten können. Dabei würde ich mich gerade über so eine Eigenschaft freuen. Denn das wäre eine Innovation die endlich wieder Nutzen in das Handy bringen würde. Es kann aber auch sein, dass ich mich nicht genug mit den Innovationen auseinandergesetzt habe. Mir fehlte einfach die Zeit, mich durch knapp 200 Seiten Bedienungsanleitung hindurch zu kämpfen. Was mich zur Überzeugung bringt: Handys sind tolle Spielzeuge, aber telefonieren ist zu einer reinen Nebensächlichkeiten geworden. Deswegen wird mein nächstes Handy nicht mehr zum Telefonieren geeignet sein – wer braucht schon Nebensächlichkeiten.

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Ansichtssache

Stefanie Hacke Stefanie Hacke studierte an der Ruhr-Universität Bochum Pädagogik und Kunstgeschichte. Nach ihrem Abschluss 1989 arbeitete sie im Bereich Training und Personalentwicklung, bevor sie im Jahr 2005 von Herrn Freitag an die BiTS geholt wurde. Hier ist sie für das Career Center und die Veranstaltungsplanung zuständig. Tim Schneider befragte Stefanie Hacke für BiTSLicht.

Was gefällt Ihnen an sich besonders? Dass ich mit beiden Beinen im Leben stehe, nicht überheblich bin und mich freuen kann. Wem würden Sie aus welchen Gründen den einen Orden verleihen? Allen Menschen, die es schaffen, trotz widriger Umstände ihre Würde zu bewahren. Auf welche eigene Leistung sind Sie besonders stolz? Große Dinge fallen mir hier nicht ein. Es sind eher die kleinen Begebenheiten, über die ich mich freue oder für die ich dankbar bin. Stolz ist ein Begriff, der in meinem Selbstverständnis nicht so oft vorkommt. Was wollten Sie als Kind werden?

Was können Sie besonders gut kochen?

Schneiderin

Chili

Wie können Sie am besten entspannen?

Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?

Beim Sport oder der Gartenarbeit. Was ist für Sie eine Versuchung? Schokolade Was war Ihr schönster Lustkauf? Auch hier sind es eher die kleinen Dinge, über die ich mich besonders freue: Ein Armband im Urlaub, seltene Kräuter für den Garten oder ein schöner Bildband im Antiquariat. Wo hätten Sie gerne Ihren Zweitwohnsitz? In der Provence.

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Schokolade Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen? Mir geht es gut, und ich würde nicht tauschen wollen. Wenn ich aber doch tauschen müsste, dann möchte ich mal etwas ganz anderes machen. Zum Beispiel einen Monat lang ohne die Annehmlichkeiten der Zivilisation leben (aber wirklich nur für einen Monat!!).

Wenn Ihnen eine gute Fee alles Geld der Welt geben würde, was würden Sie damit tun? Damit wäre ich deutlich überfordert, da ich nicht davon ausgehe, dass ich das Geld wirklich gerecht und sinnvoll verteilen könnte. Wo bleiben Sie beim Zappen hängen? Bei Reisereportagen. Ihr Lieblingsschauspieler/-in ? Meryl Streep Was sagt man Ihnen nach? Sehr direkt zu sein.

Welche berufliche Aufgabe könnte Sie reizen?

Wem sollten wir diese Fragen als nächstes stellen?

Darüber mache ich mir erst Gedanken, wenn mich meine jetzige Arbeit langweilen sollte.

Peter Wolf . Tim Schneider


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