Wahlausgabe

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Sonderausgabe, Juni 2014

Bremens freies Unimagazin

Gremien Wahlen 23.

Vorstellung der antretenden Listen

bis

27. Juni

Wahlreportage: Ein Meinungsbild zu den Hochschulwahlen


Inhalt

Die Gremien Der AStA Fachbereichsräte Studierendenrat Akademischer Se nat

4 5 6 7

Die Listen AfA CG Hopis Die PARTEI RCDS SDS

Die Listen

9 10 11 12 13 14

Die Hochschulpolitik ab Seite 8

Anwesenheitspflicht im Parlament? AS-Bericht Aktive in der Hochschulpolitik

15 18 22

Die Wahlen Wählen? Nein, danke! Go for it! Wichtige Infos zu Wahl

Impressum Die Wahlen

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ab Seite 24

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Editorial

Liebe KommilitonInnen, liebe LeserInnen! Sind euch auch schon die neuerdings wieder überall Flyer verteilenden Listenleute aufgefallen? Nein?! Dann aber mal die Augen, Ohren und sonstige Sinne offen halten und sich bewusst in das Getümmel jährlicher Gremienwahlen stürzen. Die Listen werben mit allem: kommenden Vorhaben, fantastischen Erfolgen, Wahrheiten, unwahreren Wahrheiten und vielleicht auch mit Süßigkeiten. Da der Scheinwerfer sich als ein Medium aller Studierenden versteht und die Wahlen zum Studierendenrat (SR), den Fachbereichsräten und dem Akademischen Senat (AS) uns alle an der Uni betreffen, geben wir euch einen Überblick. Welche Listen nahmen wie ihr bisheriges Mandat wahr, welche Entscheidungen wurden gefällt, welche – auch neuen - Listen treten mit welchen Zielen an? Aber was uns als hochschulpolitisches Magazin besonders wichtig ist: LEUTE – GEHT WÄHLEN!!! Nehmt euer verdammt noch einmal wichtiges Recht des Wählens wahr! Bestimmt mit, was und wie in Zukunft an dieser – unserer – Uni entschieden wird. „Opfert“ drei Minuten eurer wertvollen Zeit in der Woche vom 23. bis 27. Juni und gebt eure Stimme ab! Ihr braucht dazu bloß euren Studierendenausweis. Nur so gibt es Legitimation für die Studierendenvertreter, nur so gibt es eine starke Stimme der Studierendenschaft gegen Kürzungen und Co. und nur so gibt es eine wirklich gemeinsam gestaltete Universität Bremen! Yannik Roscher und Björn Knutzen

Ihr erreicht uns bei Fragen, Anregungen oder Kritik entweder persönlich auf dem Campus oder unter scheinwerfer@uni-bremen.de. Facebook-Seite: https://www.facebook.com/scheinwerfer.bremen 3


Die Gremien In seiner Funktion als Studierendenmagazin stellt der Scheinwerfer Euch hier die zentralen Gremien sowie ihre Aufgaben vor.

Der AStA

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(Allgemeiner Studierendenausschuss)

eim AStA handelt es sich um die direkte studentische Vertretung. Häufig setzt er sich aus Koalitionen verschiedener Listen zusammen, die gemeinsam nach einer Mehrheit im SR suchen. Seine Kompetenzen bestehen unter anderem darin, die Studierenden gegenüber der Uni und anderen Statusgruppen zu vertreten. Darüber hinaus kontrolliert er den studentischen Haushalt, der sich aus den AStA-Beiträgen zusammensetzt, die die Studierenden jedes Semester entrichten. Aus diesen Geldern wird beispielsweise die AStA-Druckerei ebenso betrieben wie das derzeit in Umstrukturierung befindliche KFZReferat. Auch an der Aushandlung des Semestertickets, seiner Kosten und Reichweite ist der AStA beteiligt. Er führt Veranstaltungen durch, finanziert studentische Arbeits- und Hochschulgruppen sowie Initiativen und Projekte. Der amtierende AStA setzt sich aus AStA für Alle (AfA), der PARTEI und den Hochschulpiraten zusammen.

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Die Fachbereichsräte (FBR)

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eim FBR handelt es sich um ein fachbereichsinternes Gremium. Laut §87 des Bremischen Hochschulgesetzes (BremHG) kann er Vorschläge für die Einführung, Änderung und Aufhebung von Studiengängen wie auch von Studienplänen, Prüfungs- und Promotionsordnungen machen. Auch obliegt ihm die Abfassung von Grundsätzen für die Maßnahmen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. In diesen Gremien wird außerdem über die Grundsätze des Qualitätsmanagements der Lehre entschieden und es werden Beschlüsse über die Grundsätze zur Mittelbewirtschaftung gefasst. Die FBR setzen sich zumeist wie folgt zusammen: - 7 Professorinnen und Professoren - 2 Akademische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - 2 Studierende und - 2 sonstige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

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Studierendenrat (SR)

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er Studierendenrat (SR) wird alljährlich gewählt und ist das höchste ständige beschlussfähige Organ der Studierendenschaft. Wahlberechtigt sind alle Studierenden der Universität Bremen. Im Fokus des SR stehen die Wahl und Kontrolle des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), und der Beschluss von Richtlinien und Vorgaben für den AStA. Im SR sind derzeit sieben Listen vertreten. Diese sind: - AStA für Alle (AfA) - Campus Grün (CG) - Hochschulpiraten - Liste der StudiengangsAktiven (LiSA) - Die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (Die PARTEI) - Ring Cristlich-Demokratischer Studenten (RCDS) - Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband (SDS) Die 25 zu besetzenden SR-Plätze sind wie folgt verteilt: - AfA 7 - CG 5 - Hochschulpiraten 1 - LiSA 4 - Die PARTEI 3 - RCDS 4 - SDS 1

Mehr Informationen unter: http://sr.uni-bremen.de/wiki/ Hauptseite 6

Die öffentlichen Sitzungen finden in der Regel am ersten Mittwoch des Monats um 18 Uhr statt. Da die Räume sich ändern können, ist es sinnvoll sich für aktuelle Informationen in den Mailverteiler aufnehmen zu lassen. Unter: https://mailman.zfn.unibremen.de/cgi-bin/mailman/ listinfo/sr-info ist dies möglich.


Akademischer Senat (AS)

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Die öffentlichen Sitzungen finden jeweils von 8:3013:00 Uhr im Raum B 3009 im GW 2 statt. Kommende Termine sind: 18. Juni 2014 16. Juli 2014 22. Oktober 2014 19. November 2014

Text: Björn Knutzen, Yannik Roscher Grafik: Katrin Pleus

m AS werden zentrale Entscheidungen getroffen, die die gesamte Universität betreffen. Hierzu zählen vor allem die Entscheidungen bezüglich der Mittelzuweisungen und -beschaffung, des Hochschulentwicklungsplans und die Wahl des Rektors beziehungsweise der Rektorin. Aktuell ist dies Professor Doktor-Ingenieur Bernd Scholz-Reiter, der während der Sitzungen auch den Vorsitz inne hat. Des Weiteren wird hierin beispielsweise auch darüber entschieden, ob bestimmte Studiengänge aufgelöst oder finanziell beschnitten werden. Nicht zuletzt beschließt der AS auch über die Grundordnung und nimmt den jährlichen Rechenschaftsbericht des Rektorats entgegen. Somit sind viele der getroffenen ASEntscheidungen für uns Studenten unmittelbar bemerkbar. Darum sind in diesem Gremium auch Vertreter der Studentenschaft repräsentiert, jedoch lediglich mit vier von 22 Plätzen. Insgesamt setzt sich der AS nun wie folgt zusammen: - 7 Professoren und Professorinnen - 5 Dekane und Dekaninnen - 4 Akademische Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen - 4 Studierenden - 2 Sonstige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Mehr Informationen unter: http://www.uni-bremen.de/as Quellen: www.uni-bremen.de/as sr.uni-bremen.de/wiki/Hauptseite www.asta.uni-bremen.de 7


Vorstellung der Hochschullisten

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uf den folgenden Seiten haben wir den zur Wahl antretenden hochschulpolitischen Listen die Möglichkeit eröffnet, sich selbst in Form eines Steckbriefes darzustellen. Wir haben versucht, mit allen in Kontakt zu treten. Listen, die sich bis zum Redaktionsschluss nicht gemeldet haben, konnten von uns leider nicht berücksichtigt werden. Wir erheben dementsprechend keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 8


Wie heißt ihr? AStA für Alle (AfA) Was läuft eurer Meinung nach schief an der Uni Bremen? Es gibt zu wenig Geld für die Lehre. Drohende Schließungen und Kürzungen machen uns Angst vor der Zukunft unserer Uni! Außerdem haben wir zu wenig Räume, die größtenteils in einem desolaten Zustand sind! Die Studentische Mitbestimmung wird zurückgedrängt und blockiert. Wir haben erhebliche Probleme in der Verwaltungsstruktur, z.B. im Zentralen Prüfungsamt. Die Uni wird zu einem Ort, an dem man nur noch zum Lernen ist. Es gibt keinen Platz für Kultur und Freiräume. Wenn man euch wählt, dann... ...setzen wir uns für eine soziale und solidarische Uni ein, an der auch wir Studierende endlich was zu sagen haben! Wir kämpfen für mehr Geld, damit Schluss ist mit Kürzungen und tropfenden Decken! Und das heißt konkret... • Wir werden in den universitären Gremien, allen voran dem akademischen Senat, für mehr Studentische Mitbestimmung eintreten. Es kann nicht sein, dass Studis im Akademischen Senat grade mal 4 von 22 Stimmen haben! • Wir kämpfen für mehr Raum! Wir brauchen Hörsäle statt private Wohnheime an der Uni. • Wir werden uns weiterhin für preisgünstigen Wohnraum für Studierende einsetzen. • Wir möchten mehr kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte auf dem Campus organisieren. Auch in der Stadt sollte Kultur für Studierende groß geschrieben werden! Wir werden uns z.B. für günstige Theater- und Kinokarten einsetzen. • Wir setzen uns ein für günstiges und gutes Essen in der Mensa und den Ausbau eines vegetarischen und veganen Angebots, von dem man auch satt wird. • Wir sind für ein freies, selbst organisiertes Studium, das keine Anwesenheitspflicht braucht. • Wir setzen uns für ein besser organisiertes Prüfungswesen ein. • Insgesamt fordern wir gegenüber Rektorat und Politik die Ausfinanzierung der Uni und kämpfen gegen jegliche Kürzungen und besonders die Schließung von Studiengängen. Wo gibt’s mehr Infos? http://facebook.com/astafüralle www.asta-fuer-alle.info Quelle: AStA für Alle 9


Wie heißt ihr? campus grün Was läuft eurer Meinung nach schief an der Uni Bremen? Ein sehr aktuelles Thema sind natürlich die Stellenstreichungen, die Schließung des Studiengangs Psychologie und die allgemeine Unterfinanzierung der Uni. Außerdem sind die Grundlagen für eine friedliche Uni durch Brüche der „Zivilklausel“ immer noch nicht gegeben. Hinzu kommt, dass die allgemeinen Studienbedingungen schwer erträglich sind und Ideale wie Bildung, Selbstfindung und -verwirklichung im Lebensraum Universität viel zu kurz kommen. Wenn man euch wählt, dann … ... haben wir das Ziel, Teil eines linken und starken AStA zu werden. Wir würden auch weiterhin als kritische Opposition im SR vertreten sein: In jedem Fall werden wir weiterhin aktiv an der Uni mitarbeiten! Und das heißt konkret … ... Arbeit und Protest gegen den Wissenschaftsplan und die weitere Verbesserung des veganen und vegetarischen Essenangebots an der Uni. Verstärkt wollen wir uns mit dem Thema Zivilklausel und mit feministischen Themen beschäftigen und zur politischen Bildung der Studierendenschaft beitragen. Natürlich sind wir auch offen gegenüber neuen Ideen. Wo gibt’s mehr Infos? Vorbeikommen: jeden Donnerstag um 19.30 Uhr im Wiener Hof Café im Viertel. https://www.facebook.com/campusgruenbremen, http://campusgruen.blogsport.eu/, cg.unibremen@gmail.com

Quelle: Campus Grün

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Wie heißt ihr? Unsere Liste heißt Hochschulpiraten, kurz Hopis oder auch „PIRATEN“. Was läuft eurer Meinung nach schief an der Uni Bremen? Was schief läuft, sieht man derzeit sehr gut an der drohenden Schließung des Studienganges Psychologie: Die Lehre wird in einigen Bereichen massiv abgebaut, während sich die Uni versucht als „exzellent“ nach außen zu verkaufen, obwohl das Geld aus der Exzellenzinitiative ausschließlich in die Forschung fließt. Das muss anders werden. Ansonsten sehen wir z. B. Verbesserungsbedarf in Sachen E-Learning-Angebot (wir wollen, dass mehr Vorlesungen aufgezeichnet und online gestellt werden) und setzen uns für eine Abschaffung der Kameraüberwachung an der Uni ein. Wenn man euch wählt, dann … ...wählt man eine Liste, die sich für eine nachvollziehbare und partizipative Hochschulpolitik einsetzt. Dafür, dass wir in der letzten Legislaturperiode nur einen Sitz im SR hatten, konnten wir im AStA mit drei Referaten schon sehr viel Verantwortung übernehmen. Mit unserer Arbeit haben wir z. B. die Transparenz der Finanzen noch einmal deutlich verbessert und Gremien wie die Stugen autonomer und handlungsfähiger gemacht. Und das heißt konkret ... Dieses Jahr vom 23. bis zum 27. Juni Hopis wählen! :) Wo gibt’s mehr Infos? www.hopis.de, Twitter: @hopisbremen, www.facebook.com/Hochschulpiraten.Uni.Bremen

Quelle: Hochschulpiraten

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Wie heißt ihr? Die Partei Uni Bremen Was läuft eurer Meinung nach an der Uni Bremen schief? Hochschulpolitik an der Uni ist ein bisschen wie der König ohne Volk: Die meisten Studierenden wissen kaum etwas über die Struktur und die Inhalte der Hochschulpolitik. Der AStA legitimiert sich durch die Wahl, aber eigentlich ist es eher ein Stammtischtreffen. Wenn ihr in den AStA kommt, was würdet ihr verändern? Wir würden den Campus zum Lebensraum machen! Studierende sollen sich mit ihrer Uni identifizieren können. Und das heißt konkret … Auf dem Campus muss es mehr kostenlose Veranstaltungen geben, von denen die Studierenden auch wissen. Wir planen zum Beispiel, den Biologen Richard Dawkins einzuladen, der Amüsantes über die Evolution und die entsprechenden Ansichten religiöser Spinner erzählen kann. Wir haben auch schon Jürgen Domian und Jan Böhmermann angefragt. Wo gibt’s mehr Infos? www.facebook.com/DieParteiUniBremen

Quelle: Die Partei

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Wie heißt ihr? Wir sind der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) Was läuft eurer Meinung nach schief an der Uni Bremen? 1. Zwar ist die Uni exzellent, jedoch noch lange nicht die Lern- und Arbeitsbedingungen. Hinzu kommen inakzeptable Stellenkürzungen. 2. Der aktuelle AStA ist überfordert und hilflos. Er verpulvert das Geld der Studierenden mit hoch vergüteten AStA-Stellen und Referaten, die sich weigern, Rechenschaft über ihre Tätigkeiten abzulegen. Wenn man euch wählt, dann … Könnt Ihr Euch auf eine pragmatische Hochschulpolitik für ALLE Studierenden, auf den sinnvollen und verantwortungsvollen Einsatz Eurer AStA-Beiträge und auf ein Ende des aktuellen Chaos-AStA, des ideologischen Meinungsdiktats und der linken Selbstversorgung verlassen Und das heißt konkret ... 1. Der Kampf für exzellente Lern- und Arbeitsbedingungen in allen Fachbereichen, u.a. durch die Sonntagsöffnung der Bibliotheken 2. Die uneingeschränkte Überprüfung aller AStA-Stellen und sofortiger Austritt aus dem fzs 3. Die Garantie der Forschungs- und Lehrfreiheit sowie die Unterstützung von Stiftungsprofessuren 4. Der Kampf für die Anerkennung von Leistung und echte Gleichberechtigung: CPs fürs Ehrenamt, Einführung eines Landes-Stipendiums, Mentoring-Programme für Frauen in MINT-Fächern und Männern im Grundschullehramt Wo gibt’s mehr Infos? Facebook, Twitter, www.rcds-bremen.de, uni-gruppe@rcds-bremen.de

Quelle: Ring Christlich-Demokratischer Studenten

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Wie heißt ihr? Sozialistisch Demokratischer Studierendenverband (SDS) Was läuft eurer Meinung nach schief an der Uni Bremen? Einiges. Zum Beispiel hält sich die Universität Bremen nicht an die bestehende Zivilklausel, indem sie für die Rüstungsindustrie forscht. Ein großes Problem besteht weiterhin in der finanziellen Situation. Weniger Verwaltungspersonal führt zu (noch) längeren Schlangen im Prüfungsamt, weniger Dozierende führen zu weniger Seminaren. Gerade steht zur Debatte, mit Psychologie einen kompletten Studiengang zu schließen. Wenn man euch wählt, dann … ...trägt man dazu bei, kritische Stimmen in Uni-Gremien zu wählen. Wir verstehen dies als Teil einer umfassenden gesellschaftlichen Auseinandersetzung gegen Sparpolitik und Sozialabbau, gegen Ausgrenzung und Diskriminierung aller Art, gegen Krieg und Umweltzerstörung. Und das heißt konkret ... ... im Falle einer AStA-Beteiligung das Anstoßen politischer Diskussionen durch von uns organisierte Veranstaltungen, politische Bildung durch kritische Lesekreise oder die Beteiligung an außerparlamentarischen Bewegungen. Wir würden Gewerkschaften verstärkt an die Uni bringen und eine Initiative für Tarifverträge für studentische Hilfskräfte initiieren. Wir würden uns für mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten der Studierenden einsetzen: Ein Veto-Recht muss auch im Institutsrat und Fachbereichsrat durchgesetzt werden. Wo gibt’s mehr Infos? Facebook, sds.bremen@web.de, www.sdsbremen.blogsport.de

Quelle: Sozialistisch Demokratischer Studierendenverband 14


Anwesenheitspflicht im Parlament? Die Medien beklagen gern das leere Parlament und die angeblich faulen Volksvertreterinnen und Volksvertreter. Wie halten es unsere gewählten Studierendenvertreterinnen und -vertreter mit der Anwesenheit in den Gremien? Ein überwiegend positives Bild und manche Überraschung.

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eer Steinbrück hat es eine Weile getan, Peter Gauweiler kennt sich ebenfalls gut damit aus und auch Silvana KochMehrin arbeitet wahrscheinlich gern von zu Hause aus. Diese Namen sind auf jeder Liste der vergangenen Jahre zu finden, wenn es darum gegangen ist, Abgeordneten ihre geringe parlamentarische Tätigkeit vorzuhalten. Wenngleich der Scheinwerfer sich in einer kommenden Ausgabe tiefergehend mit diesem Thema auseinandersetzt, soll den Studierenden an dieser Stelle ein Überblick über die parlamentarische Aktivität der hochschulpolitischen Listen an die Hand gegeben werden. Wir sind uns bewusst, dass Anwesenheit keinen politischen Wert für sich darstellt.* Im Sinne der Transparenz

und da der Studierendenrat durchaus auch Charakteristika eines Redeparlaments aufweist, halten wir die entsprechende Kennziffer aber zumindest für eine erwähnenswerte Größe. Tatsächlich sind die Zahlen bei nahezu sämtlichen Listen des Studierendenrates sehr ähnlich. Überraschend ist allenfalls, dass auch die größeren Listen fast immer in voller Stärke vertreten sind, und bloß eine Liste an weniger als der Hälfte der Sitzungen teilnimmt, was mit nur einem Mitglied jedoch schwer auszugleichen ist. Eine andere Liste wiederum, die in der Hochschulpolitik intern häufig für ihre Abwesenheit kritisiert wird, erscheint fast immer komplett, sofern sie denn teilnimmt.

Die politischen Aktivitäten der studentischen Vertreterinnen und Vertreter Im Folgenden erfahrt Ihr, wie sich die einzelnen Listen in der vergangenen Legislaturperiode eingebracht haben. Die Listen sind der Fairness halber alphabetisch geordnet. Das erste Diagramm zeigt Euch einen errechneten Wert, der anzeigt, wie aktiv, d.h. wie häufig anwesend, die Listen jeweils gemessen an ihrer eigenen Stärke im Studierendenrat gewesen sind. Der Wert ergibt sich dabei aus der Summe der pro Sitzung** anwesenden Studierenden dividiert durch die Anzahl der Sitzungen und prozentual ins Verhältnis zur jeweiligen Personenstärke der Listen gesetzt.

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In der nächsten Grafik ist zu sehen, an wie vielen Sitzungen mindestens eine Person einer Liste teilgenommen hat. Daraus lässt sich wiederum die Anzahl jener Sitzungen ablesen, an denen sich eine Liste ßberhaupt nicht beteiligen wollte oder konnte.

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Anträge durch einzelne Listen Zur Aktivität im Studierendenrat gehört selbstverständlich die Erarbeitung von Anträgen. Naturgemäß ist der AStA selbst Spitzenreiter im Stellen von Anträgen, wobei es häufig um Beauftragungen und Aufwandsentschädigungen ging. Im Folgenden eine Darstellung der Antragstellenden und der Antragsanzahl:

Man mag die reine Aufzählung von Anträgen kritisch sehen. Aus Platzgründen und um auf die Aktivitätsunterschiede zwischen den genannten Antragsstellenden und jenen hinzuweisen, die gar keine Anträge eingebracht haben, haben wir uns für dieses Format entschieden. Auch fehlt der Hinweis bei zurückgezogenen Anträgen wie auch der Abstimmungsstatus. Für genauere Informationen: http://sr.uni-bremen.de/wiki/Drucksachen * Es gilt zu bedenken, dass Krankheit, Studium oder Job es gerade den kleineren Listen schwierig macht, ständig teilzunehmen. Wiederum dauern die meisten Sitzungen jedoch deutlich weniger als drei Stunden und finden zumeist erst gegen 18 Uhr abends und bloß einmal monatlich statt.

** Bei vier der hinzugezogenen Sitzungen handelt es sich um außerordentliche Termine, an deren drei die Vertreterinnen und Vertreter sich mit dem wichtigen Haushaltsplan beschäftigten. Bei einer weiteren handelt es sich um die konstituierende Sitzung, der naturgemäß und traditionell nahezu alle Listen vollständig beiwohnen. Die letzte Sitzung vor der Wahl wurde nicht einbezogen.

Text: Björn Knutzen Diagramm: Ulrike Bausch Grafik: Katrin Pleus

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B E R I C H T E A U S D E M

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ine der hochschulpolitischen Listen, die in der vergangenen Legislaturperiode mit einem Sitz im AS vertreten war, ist so freundlich gewesen, dem Scheinwerfer ihre eigenen Sitzungsprotokolle zur Verfügung zu stellen. Dies ist u.a. deshalb dankenswert, da die senatseigenen Protokolle oft bloß verspätet online gestellt werden. An dieser Stelle herrscht ein Versäumnis vor, das dringend behoben werden müsste. Darüber hinaus sind die Texte speziell aus studentischer Sicht geschrieben. Der Scheinwerfer druckt diese Protokolle ab, distanziert sich jedoch von eventuellen politischen Positionierungen innerhalb der Berichte. Da die betreffende Liste (LiMINT – Liste der MINT-Studierenden) nicht erneut antritt, vermeiden wir auch die Gefahr einer indirekten Wahlkampfunterstützung. Im Zuge dessen haben wir mit Erlaubnis der Liste auch kleinere inhaltliche sowie formale Veränderungen vorgenommen. SITZUNG: 03.07.2013 ANWESENDE LISTEN: AfA, CG, LiMINT PROTOKOLL: Berichte Die Förderung von Frauen in den Wissenschaften geht weiter mit viel Erfolg voran. Der Open Campus Day wurde gut aufgenommen und soll künftig alle zwei Jahre stattfinden. Es wird ein AK für die Strategiediskussion zur allgemeinen Zukunft der Universität gebildet. Daran sollen Vertreter aller Statusgruppen mitarbeiten. Bremer Hochschulgesetz Um bei der nächsten Neufassung besser mitwirken zu können, soll es mehrere Treffen mit Experten aus dem Bereich geben. Nach Möglichkeit sollte die Diskussion mit der Politik zu dem Thema öffentlich stattfinden. SITZUNG: 23.10.2013 ANWESENDE LISTEN: AfA, CG, LiMINT PROTOKOLL: Dialogorientierte Aufnahmeverfahren: Das Dialogorientierte Aufnahmeverfahren wurde erstmals angewandt und war ein großer Erfolg. Auf kleinere Probleme wurde entsprechend reagiert. Die Problematik der geringen Auslastung in den Naturwissenschaften hat sich auch durch die Exzellenzinitiative nicht geändert. Rechenschaftsbericht des Rektorates: Am Rechenschaftsbericht wurde der starke Fokus auf die Forschung kritisiert. In Zukunft soll die Lehre mehr Raum bekommen. SITZUNG: 20.11.2013 ANWESENDE LISTEN: AfA, CG, LiMINT, LiSA*

*Die betreffende Liste ist nur während des Besuchs der Bildungssenatorin anwesend.

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PROTOKOLL: Gutachten des Wissenschaftsrates: Das Rektorat berichtet vom Gutachten des Wissenschaftsrates. Forschungsstärke wird gelobt, Mängel in der Lehre werden aufgezeigt. Das Rektorat möchte uniintern zunächst Veränderungen daraus ziehen und anschließend mit anderen Hochschulen diskutieren, wo durch engere Kooperationen wirkliche Verbesserungen für die Lehre zu erreichen sind. Anfrage bezüglich Rüstungsforschung im Fachbereich 1: Das beanstandete Projekt betrifft die Fernerkundung von Spuren von Meteoriten in der Erdatmosphäre, wo kein militärischer Nutzen gesehen wird. Besuch der Bildungssenatorin: Bis 2018 sollen keine Studienplätze abgebaut werden, die Bildungssenatorin möchte auch mittel- bis langfristig Mittel zur Verfügung stellen, um entsprechende Planungen zu ermöglichen. Zur aktuellen Kürzungsdebatte hofft die Senatorin auf weise Entscheidung der Unileitung, aktuell sei die durchschnittliche Betreuung besser als Bundesdurchschnitt; zusätzliche Mittel zur Gebäudesanierung werden bereitgestellt. Während dieses Punktes macht sehr kreativer Protest auf die prekäre Situation an der Uni aufmerksam. SITZUNG: 18.12.2013 ANWESENDE LISTEN: AfA, CG, LiMINT PROTOKOLL: Meldung von Lehrveranstaltungen für (WiSe14/15?): Es sind 3500 Lehrveranstaltungen gemeldet, gerechnet wird mit 5500, obwohl alle schon eingereicht sein sollten. Das späte Melden führt zu Problemen bei der Raumplanung, die zu Lasten der Studierenden gehen kann. Konzept zur Internationalisierung; Es wurde ein Konzept zur Internationalisierung vorgestellt, das eine stärkere Förderung von Austauschprogrammen sowie vermehrte englischsprachige Studiengänge vorsieht. Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention: Eine Vorlage zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention wurde auf Antrag von Seiten der Dekane nicht als Konzept des AS verabschiedet. Der AS befürwortet die Vorlage lediglich, die Abstimmung war jedoch äußerst knapp. (Die fehlende Stimme von LiSA hätte zu einem anderen Abstimmungsergebnis geführt.) Dieses Konzept unter Finanzierungsvorbehalt zu stellen wurde abgelehnt. Systemakkreditierung: Die Systemakkreditierung soll zunächst noch einmal mit den Dekanen diskutiert werden, ehe ein Arbeitskreis sich damit befasst. SITZUNG: 22.01.2014 ANWESENDE LISTEN: AfA, CG, LiMINT

A K A D E M I S C H E N S E N A T 19


PROTOKOLL: Berichte Ein Drittel der Lehrveranstaltungen haben nicht rechtzeitig Räume für das SoSe 14 angemeldet, dadurch entstehen große Probleme bei der Zuteilung der Räume. Die Diskussion über eine Zukunftsstrategie der Universität wird ausgesetzt, da nach der letzten Klausurtagung zu große Differenzen in der Zielsetzung der Diskussion offensichtlich wurden. Auslastung der Studiengänge wurde in den Medien falsch dargestellt. Dadurch entstehen Unterauslastungen, die so nicht gegeben sind. In Zukunft sollen solche Zahlen nur nach Rücksprache mit den Fachbereichen weitergegeben werden. SITZUNG: 19.02.2014 ANWESENDE LISTEN: AfA, CG, LiMINT PROTOKOLL: Berichte Bekanntgabe, dass der Antrag der Universität für das Projekt „MINTernational“ erfolgreich war. In den kommenden Jahren stehen 250.000 € für die internationalere Ausgestaltung der Studiengänge zur Verfügung (mehr englischsprachige Veranstaltungen, Betreuung von ausländischen Studierenden, Anpassung der Curricula, etc.) Studienkontengelder werden zu 50% den Fachbereichen und zu je 25% für Infrastrukturmaßnahmen zur Verbesserung der Lehre und fachübergreifende Projekte zur Verfügung gestellt. (Bisher jeweils 1/3) Rektorat äußert sich zu Befürchtungen zur Schließung der Psychologie. Diese sind nicht von der Hand zu weisen, allerdings ist noch keine Entscheidung gefallen. Probleme beim Übergang vom Bachelor zum Master: Die Kommission für Studium und Lehre hat den Auftrag bekommen, zu erarbeiten, inwiefern der Übergang zwischen Bachelor und Master besser, d.h. durchlässiger gestaltet werden kann. Dazu sollen zuerst schnell umsetzbare Maßnahmen gefunden werden, aber auch große Änderungen (bspw. im BremHG) angedacht werden. Wahl der Kommission für Studium und Lehre: Die Plätze der Studierenden konnten mangels Interessierten nur zur Hälfte besetzt werden. SITZUNG: 23.04.2014 ANWESENDE LISTEN: AfA, CG, LiMINT PROTOKOLL: Berichte: Stellungnahme des Rektors zu den Anzeigen in verschiedenen Zeitungen bezüglich der Versuche mit Makaken: Rückendeckung für Prof. Kreiter durch offenen Brief an die Zeitungen und gemeinsame Strafanzeige. Hinweis auf die zweite Säule von ForstA, die Tagung „Teaching is Touching 20


the Future“ und den Ars Legendi Preis. Ergebnis zur Untersuchung der Seminar- und Hörsaalräume: Lehrveranstaltungen im SoSe14: nun 5815 Auslastungsquote rund 90%, Platzauslastung rund 50% Erhöhung der Raumanzahl durch mögliche Nutzung des Technologieparks und Veränderungen bei Umbau und Sanierung vorhandener Räume Weiteres Jahresbericht ProUB wird zustimmend zur Kenntnis genommen, Änderungsordnung der Immatrikulationsordnung und Neufassung der Universitätszulassungsordnung werden einstimmig beschlossen SITZUNG: 20.05.2014 ANWESENDE LISTEN: AfA, CG, LiMINT PROTOKOLL: Berichte: Für die Anzeige(nkampagne) gegen Prof. Kreiter haben sich die veröffentlichenden Medien entschuldigt, nachdem mehrere Institutionen den offenen Brief des Rektors unterstützt haben. Prof. Dr. Schelhowe wird im Wintersemester in den Ruhestand gehen. Der momentane Kandidat für ihre Nachfolge als Konrektor für Studium und Lehre ist Prof. Hoffmeister. Die Förderung weiblicher Angestellter geht weiter voran, auch wenn einige wenige Stellen noch nicht völlig gesichert sind. Die Resolution der Stugenkonferenz zum CHE Ranking, die zum Boykott aufruft, bis sich die Durchführung des Rankings gebessert hat, wurde vorgelesen. Nach kurzer Diskussion wurde weitestgehend festgestellt, dass das Ranking Verbesserungen bedarf und das unterstützt werden sollte. Berninghausenpreis Zum Tag der Lehre wird wieder der Berninghausenpreis verliehen. Preisträger sind Dr. Hinkelbein für den Studierendenpreis, Dr. Jan Ulrich Büttner für das beste Seminar und Dr. Andra Thiel-Hoffmeister für das Praktikum. Um die Beteiligung der Studierenden zu erhöhen, soll in Zukunft eventuell bei Evaluationen auf den Preis aufmerksam gemacht werden. Wissenschaftsplan 2020 Es wird ein Arbeitskreis gebildet, der eine Stellungnahme zur Position der Universität zum Wissenschaftsplan verfasst. Dabei sind Prioritäten wie die Autonomie der Universität und der Erhalt der Psychologie (u.a.) abzuwägen, sowie die erarbeitete Zukunftsstrategie der Universität zu beachten. Außerdem wird sich vehement dagegen ausgesprochen, dass der Senat weitreichende strategische Entscheidungen für die Universität trifft. Dies betrifft vor allem die Schließungsabsicht für den Studiengang Psychologie. In einer ergebnisoffenen Strategiediskussion soll bis Dezember 2014 erarbeitet werden, an welchen Stellen an der Universität Einsparungen möglich sind, ohne dass es eine Vorfestlegung auf die Psychologie gibt.

LiMINT - Liste der MINT Studierenden

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Studieren und Mitgestalten – Über die Hochschulpolitik gestalten Studierende ihre Uni mit. Sie sind die Stimme der Studierenden im Dialog mit Uni-Leitung und der außeruniversitären Welt. Doch was steckt eigentlich hinter dem politischen Engagement?

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olitik erhöht den Adrenalin-Spiegel bei vielen von uns ungefähr so sehr wie eine Vorlesung morgens um acht – nämlich gar nicht. Politik, das klingt schon zäh wie Kaugummi, nach vollen Terminkalendern und leeren Worten und irgendwie findet Politik auch ganz woanders statt. Auf jeden Fall nicht im Uni-Leben. So scheinen viele Studierende der Universität Bremen zu denken, denn anders lässt sich die geringe Wahlbeteiligung bei den Wahlen für den Studierendenrat (SR) von circa 12 % in den letzten Jahren nicht erklären. Obwohl es in der Menschheitsgeschichte selten so einfach war wie hier und heute, politisch – zumindest passiv – teilzuhaben, war es wohl ebenso selten den Meisten so egal. Uni, Job, Freund*innen – gibt es noch Studierende, die darüber hinaus Zeit und Muße für den Gang zur Wahlurne oder sogar für aktives politisches Mitgestalten finden? Ja, die gibt es. Antje zum Beispiel. Jeden Tag kam sie zum Studieren auf den Campus, aber irgendwann war ihr das nicht mehr genug, denn Uni heißt ja nicht nur Lernen, sondern auch Leben. Sie wollte den Lernraum Uni, an dem sie so viel Zeit verbrachte, zum Lebensraum machen. Sie begann, sich politisch zu engagieren, um die Rahmenbedingungen dieses Lebensraums zu verändern und vor allem nicht nur für sich, sondern auch für andere zu verbessern. Die Hochschulpolitik lebt vom Engagement derer, die bereit sind, ihre Ideen politisch zu beleben. Nur ist es gar nicht so einfach, die 22

komplexe Struktur dahinter zu verstehen und aktiv mitzugestalten. Die verschiedenen Gremien, hier der AStA, dort der Studierendenrat, dazwischen die unterschiedlichen Listen mit ihren manchmal nicht ganz so unterschiedlichen Zielen. Antje hat erst durch Freunde von den Möglichkeiten, sich als Studierende in das Campusleben einzubringen, erfahren. Persönliche Kontakte sind oft eine wichtige Brücke auf die Insel der Hochschulpolitik. Ist der Einstieg geschafft, wird es allerdings nicht leichter: Gruppentreffen, Wahlkampfvorbereitung und Öffentlichkeitsarbeit stehen auf der Tagesordnung, ohne dafür einen einzigen Credit zu erhalten. Auch persönlich ist die politische Arbeit eine Herausforderung. Die Grenze zwischen politischer und privater Person ist fließend und als Person im öffentlichen Raum ist man leicht angreifbar. Der Druck ist hoch, denn Hochschulpolitiker*innen müssen sich sowohl gegenüber der Uni-Leitung als auch in der politischen Diskussion mit Vertreter*innen anderer Listen durchsetzen. Ist Bundeskanzlerin also keine Option für die Zukunft? Nein, für Antje eher nicht. In der Parteipolitik weht der Wind eben nochmal stärker und sie hat Angst, dass ihre inhaltlichen Ideale dann hinter persönlichen Machtkämpfen und bürokratischen Zwängen verschwinden. Aber zurück zur Uni: Reichen hier Ideale allein als Antrieb für ein so zeitaufwendiges Engagement? Natürlich geht es auch um


Aktive in der Hochschulpolitik Erfahrungen, die man im normalen UniAlltag nicht machen würde, und darum, das politische Leben mit allen seinen Herausforderungen und Überstunden kennenzulernen. Das ist nicht nur für einen selbst, sondern auch für den Lebenslauf von Vorteil. Ein gewisses Interesse an Macht gehört wohl ebenfalls zu den Beweggründen für politisches Engagement. Für Antje ist es eine besondere Motivation, zu sehen, dass sie gemeinsam mit anderen tatsächlich etwas bewirken kann.

Zum Beispiel ist es gelungen, zumindest vorläufig die Abschaffung des Studiengangs Psychologie zu verhindern. Obwohl es sich wohl einige schwer vorstellen können: In solchen Momenten macht Hochschulpolitik einfach Spaß.

Text: Lina Schwarz Grafik: Katrin Pleus

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Wählen? Nein, danke! Kommunalwahlen, Bundestagswahlen, Europawahlen. Regelmäßig wird in Deutschland gewünscht, dass man sich auf macht und seine Stimme abgibt. Einige sehen es als Privileg, andere finden es unnütz. Politikverdrossenheit schreit es aus allen Ecken, wenn man sich Statistiken zur schwindenden Wahlbeteiligung anschaut – und das auf allen Ebenen.

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ls Neuling an der Universität Bremen erfuhr ich erst vor Kurzem, dass es auch hier Wahlen gibt. Mit seinen drei Kreuzen entscheidet man nicht nur über den Akademischen Senat und die Fachbereichsräte, sondern auch über den Studierendenrat (SR). Dieser ist mit 25 Mitgliedern das höchste beschlussfassende Organ der Studierendenschaft. Wichtige Aufgaben bezüglich unseres Studiums sind dem SR zugeschrieben und dennoch ist die Wahlbeteiligung seit Jahren sehr gering; nicht einmal zwölf Prozent der Studenten gaben im vergangenen Jahr ihre Stimme ab. Woran liegt das? Informationsdefizite, Desinteresse oder schlicht Faulheit? Auf dem Boulevard habe ich mich einmal auf die Suche nach ein paar Antworten begeben: Benny, Student des Wirtschaftsingenieurswesens im 8. Semester erzählt mir, er habe die letzten Jahre nicht an der Wahl teilgenommen. Er wisse zu wenig über die Wahlmöglichkeiten, die Infos kämen nicht bei ihm an. Auf meine Nachfrage, ob man also die Informationsmöglichkeiten erhöhen müsse, wird ihm und seinen beiden Kommilitonen Chris und Heiko bewusst, dass sie durchaus genug Auskunft über die Wahlen erhielten. Man müsse sich nur dafür interessieren und die Informationen auch lesen. „Ich schaue bei Stud.IP nach in 24

welchen Kursen ich bin, und das war's. Was sonst im Semester passiert, läuft an mir vorbei“, erzählt mir Benny weiter. Eine ehrliche Antwort, der wohl viele Studentinnen und Studenten zustimmen könnten. Jessica sieht das anders. Sie studiert Kulturwissenschaften und war die letzten Jahre immer wählen. Ihrer Meinung nach sei die Wahlbeteiligung viel zu niedrig, obwohl man sich gerade angesichts der Stellenkürzungen mehr beteiligen müsse. „Wenn man schon nicht hochschulpolitisch aktiv ist, müsse man wenigstens schauen, wer einen vertritt und dieses Engagement auch zu schätzen wissen“, meint die Studentin. Auch Tom und Benedikt, BWL Studenten im 6. Semester, gehen wieder zur Wahl. Eigentlich seien sie aber nur grob informiert, was die zu wählenden Listen angeht. Es wird der Vorschlag gemacht, eine Internetseite als zusätzliche Informationsquelle einzurichten. Gibt es die nicht sogar schon? Tatsächlich, unter www.sr.uni-bremen.de findet man sehr übersichtlich aufgebaut alle Informationen zum Studierendenrat und den bevorstehenden sowie vergangenen Wahlen. Für jeden noch Uninformierten der ideale Anlaufpunkt, um die Wissenslücken zu schließen. Dass dafür Eigenverantwortung notwendig ist, bestätigt auch Lehramtsstudentin Ka-


Ein Meinungsbild zu den Hochschulwahlen thrin. Sie findet, es gebe durchaus genug Infomaterialien bezüglich der Wahlen. Als einen persönlichen Anreiz wählen zu gehen sehe sie, dass sie Leute kenne, die kandidieren. Niki hat Flyer gelesen, war aber bis jetzt noch nicht wählen. Als Grund gibt die Systems Engineering Studentin an, es hätte sie nichts wirklich angesprochen. Neben ihr sitzt Nico. Er studiert zwar an der Hochschule Bremen, aber er erzählt mir, dort hätte er in den letzten Jahren an der Wahl teilgenommen. Genau wie für mich, sind es auch für Geschichtsstudentin Tina die ersten Hochschulwahlen. „Ich bin ziemlich unpolitisch,

es interessiert mich nicht“, sagt sie, „aber über die Hochschulwahlen würde ich mich grundsätzlich schon informieren.“ Gründe dafür, nicht wählen zu gehen, scheint es viele zu geben – dennoch sind sie keine guten Ausreden. Dass kein Mangel an Informationen über die Wahlmöglichkeiten herrscht, habe ich nun vielfach gehört. Als Neu-Studentin werde ich mir also vor den Wahlen Zeit nehmen und mich darüber informieren, wer uns Studenten im kommenden Jahr vertreten soll. Tust du es auch? Text: Lisa Urlbauer Grafik: Katrin Pleus Bild: Hülya Yalcin

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Go for it!

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er sich Zahlen rund um die Wahlbeteiligung bei Studierendenrats-Wahlen an der Universität Bremen anschaut, kommt derweil zu einem ernüchternden Ergebnis: Von einer umfassenden Mobilisierung der Studierendenschaft kann keine Rede sein. Dabei gehen die Themen, die die beiden großen Gremien diskutieren, alle Studierenden etwas an. Auf der Agenda stehen nicht zuletzt die Preisgestaltung des Semestertickets, das Essensangebot in der Mensa und die Verwendung der Gelder, die wir mit unserem Semesterbeitrag bezahlen. Doch warum scheint die Wahlbeteiligung dann im Niedergang begriffen, ohne je richtig aufgestiegen zu sein? Warum nur das Minimum an Legitimation? Ist es schlicht das Informationsdefizit über Funktionsweise und Arbeit des SR und AStA, dass das Gros der Wählerschaft zur Abstinenz verleitet? Vielleicht ist Hochschulpolitik auch einfach zu unsexy und uncool geworden. Viele packt das Bashing der Listen nicht, die Hochschulpolitik nimmt die Leute nicht mit. Wahlplakate unterscheiden sich kaum von denen bei Wahlen außerhalb der Universität. Viele davon sind manchmal zugegebenermaßen fesselnder, nachdem der oder die Kandidat/in angemalt wurde. Außerdem ist die Universität für die meisten sowieso nur eine Zwischenstation im Leben. Betrifft mich die Entscheidung überhaupt noch? An sich keine unberechtigte Frage. 26

Aber worum geht es eigentlich bei solchen Wahlen? So fern die Arbeit von AS, SR und AStA unserem Studienalltag manchmal auch sein mag: Unsere Stimmabgabe ist entscheidend. Wir müssen nicht alle Gremien und deren Vertreter kennen, auch den AStA-Vorstand müssen wir nicht attraktiv finden. Ein explosives Politikum werden die meisten Themen wohl auch in Zukunft nicht sein. Alles interessant finden zu müssen, worüber diskutiert wird, wird auch nicht verlangt. Trotzdem läuft das alltägliche Geschäft von AS, SR und AStA weiter, trotzdem beraten, verhandeln und informieren alle als Repräsentanten der Studierenden. Mit unserer Stimmenabgabe zollen wir ein Minimum an Respekt und tragen dazu bei, dass alle Gremien auf einer breiten Legitimationsbasis arbeiten können. So hochtrabend es klingen mag, Wahlen sind ein hohes demokratisches und schützenswertes Gut. Damit allzu lax umzugehen, scheint – egal ob in der Uni oder außerhalb – zum Trend geworden zu sein. Too bad. In Belgien kann notorischen Stimmverweigerern unterdessen das Stimmrecht für bis zu 10 Jahre entzogen werden. Dort gilt: Use it or lose it! Wer dieser Analogie etwas abgewinnen kann, dürfte sich Wichtigkeit und Notwendigkeit von Wahlen vergegenwärtigen. Auch für die Wahlen an der Uni Bremen ist die studentische Partizipation unerlässlich. In diesem Sinne bleibt für den 23. bis 27. Juni nur zu sagen: Go for it! Text: Lukas Henseler Bild: Isabel Weiss


Infos und Sonstiges Worum geht’s? Die Wahlen zum Akademischen Senat, dem Studierendenrat und den Fachbereichsräten Wann finden die statt? Von Montag, den 23. Juni 2014, bis Freitag, den 27. Juni 2014 Wo kann ich wählen? In den angegebenen Wahllokalen: Glashalle Grazer Str. Café GW1 GW2 Mensa MZH NW1 SFG IW3

Montag bis Donnerstag Freitag Montag bis Freitag Montag bis Freitag Montag bis Donnerstag Freitag Montag bis Freitag Montag bis Freitag Montag bis Freitag Montag bis Freitag Montag bis Freitag

10-17 Uhr 10-15 Uhr 10-15 Uhr 10-15 Uhr 10-17 Uhr 10-15 Uhr 11:30-14 Uhr 10-15 Uhr 10-15 Uhr 10-15 Uhr 10-15 Uhr

Wie kann gewählt werden? Zur Wahl wird bloß ein gültiger Studierendenausweis aus dem aktuellen Semester benötigt. Sonderfälle? Briefwahl? Volllaminierter und deshalb nicht stempelbarer Studierendenausweis? Alles möglich. Weitere Informationen Laut Aussagen aus hochschulpolitischen Kreisen treten mit den Listen Campusgrün und LiSA in Verbindung stehende Personen zusätzlich als Listen „Wok&Pfanne“ sowie „Pragmatisch. Praktisch. Gut.“ zu den Wahlen an. Demnach gehe es wohl darum, Stimmen aus sonst nicht erschlossenen Wählerkreisen zu erhalten. Wir fühlen uns verpflichtet, darauf hinzuweisen, wem die Stimmen zukommen. Jedoch verweisen wir auch auf die Eigenverantwortung aller Wähler, sich im Zweifel selbst bei den Listen zu erkundigen. 27


Redaktion:

Scheinwerfer - Bremens freies Unimagazin c/o Allgemeiner Studierendenausschuss der Universität Bremen Bibliothekstraße 3/StH D-28359 Bremen scheinwerfer@uni-bremen.de

Verantwortliche: Björn Knutzen (V.i.S.d.P.), Yannik Roscher (V.i.S.d.P.; 01573/7616384)

Layout: Thanh Tram Tran

Grafik: Ulrike Bausch (Ressortleitung), Katrin Pleus, Isabel Weiss, Hülya Yalcin

Mitwirkende Redakteure: Lukas Henseler, Lina Schwarz, Lisa Urlbauer

Lektorat:

Neele Meyer, Merlin Pratsch, Jarmilla Rakowski, Dunja Rühl

Titelbild: Hülya Yalcin, Ulrike Bausch Druck: Druckerei Brüggemann Auflage: 1500 Für den Inhalt der einzelnen Artikel sind die Autoren verantwortlich. Die in Artikeln oder Kommentaren zum Ausdruck kommende Meinung spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider. Alle Angaben ohne Gewähr. Zur besseren Lesbarkeit werden in dieser Publikation häufig geschlechterspezifische Formulierungen auf die maskuline Form beschränkt. Die weibliche ist selbstverständlich mit implizert. Herausgeber dieser Zeitung ist die Studierendenschaft der Universität Bremen. Der Scheinwerfer finanziert sich durch die allgemeinen Studierendenbeiträge.


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