18. Ausgabe

Page 1

Ausgabe 18 | Oktober 2015

Bremens freies Unimagazin

Tschüss Bremen Hallo Europa! Hintergrund und Fakten zum europäischen Bildungsprogramm ERASMUS

Von Bremen nach Stockholm

Refugees welcome!

Ein Roadtrip

Aktuelles zur Flüchtlingspolitik


Inhalt

Kurzmeldungen

4

Hochschulpolitik SR & AS Das Schweigen der Ämter Die Campusdebatte Studium? - Bitte familienfreundlich! Die Welt muss gläsern werden 8

Studium? - Bitte familienfreundlich

5 6 7 8 10

Campusleben Hochschulgruppen in Irland 12 Die Student Union in Irland 13 Survival Guide für Erstsemester 14 Bachelor of Life 17 Tschüss Bremen - Hallo Europa! 18 Psychotest 20

Bremen

24

Eine kleine Kinogeschichte Bremens

Flüchtlingen helfen in Bremen Eine kleine Kinogeschichte ScheinWerfer - Interview Tiere haben keine Stimme

22 24 26 27

Feuilleton Ennio Morricone 28 Von Bremen nach Stockholm 30 Belarus und seine Literatur 32 Lautsprecher 34 Lesetipps 35

28 2

Ennio Morricone

Impressum

36


Editorial

Liebe Kommilitoninnen, liebe Kommilitonen! das neue Semester hat bereits begonnen und während die alten Hasen längst wissen, wo es lang geht, sind viele von Euch zum ersten Mal an der Universität Bremen. Damit der Anfang etwas leichter fällt, haben wir einen Survival Guide mit allen wichtigen Tipps und Tricks für Euch zusammengestellt. Für diejenigen, die auch in Bremen ganz neu sind, gibt es zahlreiche Informationen darüber, was Bremen und Umzu so zu bieten hat. Von einer florierenden und außergewöhnlichen Kinoszene bis hin zu Tierpatenschaften im örtlichen Tierheim ist alles dabei! Wer in der aktuellen Flüchtlingskrise helfen möchte, der ist bei der Flüchtlingshilfe in Bremen momentan an der richtigen Adresse. Jede Art von Unterstützung, sei es Kleiderspenden oder Nachhilfeunterricht in Deutsch, ist dort gerne gesehen. Damit wir alle nicht sofort dem Lernstress unterliegen haben

wir reichlich Schmökermaterial mitgebracht, das uns die Semesterferien wieder in Erinnerung bringt. Ein Roadtrip durch Skandinavien lässt einen die bevorstehende Vorlesung fast vergessen. Vielleicht ist die Lebensgeschichte des berühmten Filmkomponisten Ennio Morricone genau das Richtige, um die Fahrt in der überfüllten Linie 6 zu genießen. Wir vom Scheinwerfer wünschen Euch einen schönen Start ins neue Semester und heißen alle Erstsemester herzlich Willkommen! In eigener Sache: Neben Facebook ist der Scheinwerfer auch nun wieder mit einer Website vertreten. Unter scheinwerfer. uni-bremen.de findet ihr aktuelle Artikel, nützliche Informationen und unterhaltsame Kolumnen. Passend dazu sind wir nun auch in 140 Zeichen auf Twitter vertreten (@schein_werfer). Schaut doch mal vorbei!

Lina Schwarz

Annika Papenbrock

Bei Fragen, Anregungen oder Kritik erreicht Ihr uns unter:

- scheinwerfer@uni-bremen.de - www.facebook.com/scheinwerfer.bremens

Weitere Artikel und aktuelle Themen findet Ihr zukünftig auch hier: Scheinwerfer.uni-bremen.de

3


Kurzmeldungen

Kurzmeldungen Refugees Welcome!

IN-Touch: Chancen für Geflüchtete mit akademischem Hintergrund

Im Zuge der aktuellen Entwicklungen sind Geflüchtete auch auf dem Gelände der Universität Bremen untergebracht. Die Zelte befinden sich unter anderem hinter dem Fallturm. Bereits frühzeitig hat sich in diesem Zusammenhang eine studentische Initiative gegründet, die dort ehrenamtliche Unterstützung leistet. Dabei wird großer Wert auf Transparenz und ein menschliches Miteinander gelegt. Unterdessen mangelt es in vielerlei Hinsicht an weiterer Hilfe. Für Männer und Kinder sind Kleiderspenden rar. Auf dieses Problem weisen bereits einige Geflüchteteninitiativen hin. Außerdem fehlen Hygieneartikel. Nicht zuletzt braucht es weitere und neue Unterstützerinnen und Unterstützer. Die dort engagierten Studierenden verbringen viel Zeit damit, Deutschkurse abzuhalten, ermöglichen Freizeitangebote und sind in der Organisation tätig. Dabei stoßen sie irgendwann an ihre Grenzen. Ganz gleich, ob über Sachspenden oder persönliches Engagement: Wer über die entsprechende Zeit und Möglichkeiten verfügt, die Geflüchteten willkommen zu heißen und die Studierenden zu unterstützen, ist gern gesehen.

Mit Beginn des Sommersemesters 2014 bietet die Universität Bremen Geflüchteten mit akademischer Vorbildung die Möglichkeit, an universitären Veranstaltungen teilzunehmen. Auf diese Weise könnten sie vom akademischen Umfeld profitieren und ihre Kenntnisse aufrechterhalten und weiterentwickeln. Nach Aussage der Pressestelle handelt es sich um ein deutschlandweit einzigartiges Projekt. Von der Europäischen Kommission wurde es nun indirekt ausgezeichnet, indem es dort auf eine Liste mit „Good Practice - Beispielen“ gesetzt wurde. Zur Begründung heißt es: „Das Bremer Projekt hat Vorbildcharakter für andere Institutionen. Als Leuchtturmbeispiel soll es nun europaweit bekannt gemacht werden.“ Innerhalb des ersten Jahres haben sich nach Angaben der Universität 76 Menschen für das Projekt beworben. Beinahe zwei Dutzend von Ihnen haben über die Teilnahme ein Zertifikat erhalten – bis jetzt. Die Konrektorin für Internationalität und Diversität, Professorin Yasemin Karakaşoğlu, sagte dazu: „Menschen, die geflüchtet sind, brauchen nicht nur eine Unterkunft und Essen, sondern auch Anerkennung und geistige Nahrung.“

Informationen für Bremen:

Informationen: https://www.uni-bremen.de/de/international/wege-an-die-universitaet-bremen/uni-fuer-gefluechtete

AG Refugees Welcome https://www.facebook.com/RefugeesWelcomeUniBremen Flüchtlingshilfe Bremen https://www.facebook.com/fluechtlingshilfe.bremen Arbeiter-Samariter-Bund http://www.asb-bremen.de/unsere-dienstleistungen/zuwandererbetreuung Uni Bremen für Geflüchtete http://www.uni-bremen.de/fluechtlinge.html Weitere Informationen und Unterstützungsmöglichkeiten: Bildungsangebote für Geflüchtete http://kiron.university/ Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung stellen: http://www.fluechtlinge-willkommen.de/

4


Hochschulpolitik

Die Gremien der studentischen Selbstverwaltung

Studierendenrat (SR)

D

er Studierendenrat (SR) wird alljährlich gewählt und ist das höchste ständige beschlussfähige Organ der Studierendenschaft. Wahlberechtigt sind alle Studierenden der Universität Bremen. Im Fokus des SR stehen die Wahl und Kontrolle des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), und der Beschluss von Richtlinien und Vorgaben für den AStA. Im SR sind derzeit zwölf Listen vertreten. Die 25 zu besetzenden SR-Plätze sind wie folgt verteilt: AStA für Alle 5 Die Monarchisten 2 Fachbereichsliste Geistes- und Sozialwissenschaften 1 Grün-Alternative Liste 3 Herms, Herms! 1 Liste der Studiengangsaktiven 4 MINT 3 Ring Christlich Demokratischer Studenten 3 Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband 1 StuZu Jura 1 Vielfalt im Studierendenausschuss 1 Mehr Informationen unter: http://sr.uni-bremen.de

Akademischer Senat (AS)

I

m AS werden zentrale Entscheidungen getroffen, die die gesamte Universität betreffen. Hierzu zählen vor allem die Entscheidungen bezüglich der Mittelzuweisungen und -beschaffung, des Hochschulentwicklungsplans und die Wahl des Rektors beziehungsweise der Rektorin. Aktuell ist dies Professor Doktor-Ingenieur Bernd Scholz-Reiter, der während der Sitzungen auch den Vorsitz inne hat. Des Weiteren wird hierin beispielsweise auch darüber entschieden, ob bestimmte Studiengänge aufgelöst oder finanziell beschnitten werden. Nicht zuletzt beschließt der AS auch über die Grundordnung und nimmt den jährlichen Rechenschaftsbericht des Rektorats entgegen. Somit sind viele der getroffenen AS-Entscheidungen für uns Studierende unmittelbar bemerkbar. Darum sind in diesem Gremium auch Vertreter der Studierendenschaft repräsentiert, jedoch lediglich mit vier von 22 Plätzen. Insgesamt setzt sich der AS nun wie folgt zusammen: - 7 Professoren & Professorinnen - 5 Dekane & Dekaninnen - 4 Akademische Mitarbeiter & Mitarbeiterinnen - 4 Studierende (AfA, GaL, LiSA, RCDS) - 2 Sonstige Mitarbeiter & Mitarbeiterinnen Mehr Informationen unter: http://www.uni-bremen.de/as

Text: Zusammengestellt von Björn Knutzen & Yannik Roscher Grafik: Katrin Pleus, Quelle: AStA Uni Bremen/ Bremen HG 5


Hochschulpolitik

Das Schweigen der Ämter Noch vor wenigen Monaten hingen überall Wahlplakate. Hochschulpolitische Listen warben um studentische Stimmen und die Kontrolle über eine Menge studentisches Geld. Jetzt wird geschwiegen. Im Zuge der vergangenen Wahlen zum Akademischen Senat (AS) und zum Studierendenrat (SR) zeigt sich ein auffälliges Missverhältnis innerhalb der hochschulpolitischen Kommunikation. Die Wahl ist nicht unbedingt weniger präsent gewesen als in den vorherigen Jahren. Erneut gab es viele Plakate. Auch die Anzahl der Listen ist recht stattlich gewesen. Natürlich war die PARTEI diesmal nicht mit dabei und hat sich so manchen Megafonruf gespart. Außerdem sind die Plakate anderer Listen diesmal vielleicht nicht ganz so militant-aggressiv abgerissen worden wie noch die Jahre zuvor. Doch selbst wenn: Die Listen wussten sich präventiv zu helfen, plakatierten im absoluten Großformat oder stellten sich mit Parteibanner in Blickrichtung der Straßenbahn. So ist es einerseits bei der Liste der StudiengangsAktiven (LiSA) sowie den Monarchisten und andererseits beim Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) gewesen. Lautstärke hat diese Wahl aber jedenfalls nicht ausgezeichnet, sichtbar war sie zweifellos trotzdem. Gedankt wurde es mit einer Wahlbeteiligung an der Schwelle zur Einstelligkeit, die nur eben so noch als Ehrenrettung der Bremer Studierenden gelten kann. Dies wird von einigen freilich etwas anders gesehen (s. Kommentar in dieser Ausgabe). Aufseiten der offiziellen Studierendenvertretung herrscht nun jedoch Schweigen. Sitzung im Schatten des Semesters So hat die konstituierende Sitzung etwa eine Woche nach Ende des Sommersemesters stattgefunden. Eingeladen wurden die designierten Listenvertretungen. Die Einladung erfolgte der Satzung entsprechend korrekt. Weiterhin sieht die Satzung vor, universitätsüblich an geeignetem Ort auf die Sitzung hinzuweisen. Für die Wahlkommission und offenbar alle Beteiligten hieß das, ein Aushang auf der AStA-Etage würde genügen. Es ist wahrscheinlich, dass auch das formal korrekt abgelaufen ist. Nichtsdestotrotz ist dies ein Bruch mit der Kommunikationspraxis vorheriger Legislaturen. Damals wurden nicht bloß die designierten 6

Listenvertretungen, sondern auch sämtliche Studierende mehrfach per Email über Ergebnisse und Termine unterrichtet. Manchmal erreichte die universitären Medien sogar so etwas wie eine Pressemitteilung des neu gewählten Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA). „Unverändert stetig erreichbar“ Auf Anfrage des ScheinWerfers reagierte ein Mitglied des künftigen AStAs verschnupft. Es wurde – berechtigterweise - auf entsprechende Zuständigkeiten hingewiesen und das Fehlen von Ansprechpersonen auf der AStA-Homepage wurde durchaus nachvollziehbar erklärt: „Der AStA ist frisch im Amt und ist zunächst mit wichtigeren Anliegen beschäftigt“, heißt es in der bisher einzigen Antwort seitens der studentischen Vertretung. Außerdem heißt es dort: „Wir sind unverändert stetig erreichbar.“ Auf eine weitere


Hochschulpolitik

Anfrage ist bis zum Redaktionsschluss aber nicht reagiert worden. Details zu den neukonstituierten Referaten liegen somit kaum vor. Nach Begutachtung der AStA-Homepage ist anzunehmen, dass es ein Exzellenzreferat gibt, das sich wohl kritisch der entsprechenden Initiative zuwendet. Außerdem ist dort neben ansonsten zumeist bekannten Referaten eines zu Universität und Wissenschaft im gesellschaftlichen Diskurs zu finden. Der AStA und auch das Präsidium sind ebenso wenig erreichbar wie die Wahlkommission, wobei die Emailadresse der letztgenannten Instanz wohl ohnehin erst wieder zur nächsten Wahl reaktiviert wird. Nicht auszuschließen ist, dass sich das Gros der AStA-Studierenden für die Geflüchteten auf dem Campus einsetzt. Die entsprechenden Personen hätten dafür, wie alle dort Beteiligten, den höchsten Respekt verdient. Eine entsprechende Nachfrage wurde jedoch ebenfalls nicht beantwortet. Auf den letzten Metern erreichte den ScheinWerfer dann jedoch noch eine Mail aus dem Referat für politische Bildung und Soziales. Als Konsequenz aus der niedrigen Wahlbeteiligung streben die Verantwortlichen eine verstärkte Vernetzung universitärer Gruppen an. Neben kulturellen und politischen Gruppen ist unter anderem der ScheinWerfer eingeladen worden, sich zu beteiligen. Gut möglich, dass die Kommunikation auf diese Weise dann besser gelingt.

RCDS schafft Öffentlichkeit Ungewöhnlich bleibt, dass lange Zeit weder im SR-Wiki, das formal in der Zuständigkeit des SR-Präsidiums liegt, noch auf der AStA-Seite die Namen des neuen Präsidiums zu finden waren. Die verwaiste Facebook-Seite des Studierendenrates lädt noch immer zu einer Sitzung Mitte Mai 2015 ein. Neben dem ScheinWerfer schien es so auch anderen studentischen Medien quasi verunmöglicht, die studentische Öffentlichkeit über genauere Ergebnisse der vergangenen Wahl und der konstituierenden Sitzung zu informieren. Nach jener Sitzung ist es somit der RCDS gewesen, der per Foto und Facebook-Eintrag mit den dortigen Ergebnissen nach außen getreten ist. Deutliche Kritik an der Einladepraxis hat es indes wohl durch keine der anwesenden Listen gegeben. Die entsprechenden Internetpräsenzen geben dazu ihr stillschweigendes Zeugnis ab. Öffentlichkeit und Transparenz, wozu es einst sogar ein eigenes Referat gegeben hat, sehen anders aus. Autor: Björn Knutzen Illustration: Samira Kleinschmidt

Die Campusdebatte Warum die antretenden Listen bei Studierendenrats-Wahlen sich selbst überlassen werden und welche Konsequenzen das hat.

R

und zehn Prozent der wahlberechtigten Studierenden der Universität Bremen haben es bei den diesjährigen Wahlen des Studierendenrates zu den Urnen geschafft. Ein Armutszeugnis, so könnte man meinen, war die Wahlbeteiligung dieses Jahr doch so gering wie seit vier Jahren nicht mehr. Blickt man jedoch auf die Wahlbeteiligung der Jahre vor 2011 zurück, wird es mithin noch düsterer. 2008, so das SR-Wiki, konnten sich gerade einmal 6,70 Prozent der Studierenden motivieren, die Stimme für eine der antretenden Listen abzugeben. In puncto Wahlbeteiligung bei Studienratswahlen gehört Bremen bundesweit tatsächlich zu den Schlusslichtern. Die viel diskutierte Frage der Legitimation der Studierendenvertretung ist vor diesem Hintergrund nichts Verwunderliches, sie trifft, ganz im Gegenteil, den Kern der Sache. Die sich aufdrängende Schlussfolgerung, dem Studierendenrat seine Legitimation vollends abzusprechen, dürfte die Sache wohl nur noch komplizierter machen. Das bisschen Vertretung, das es noch gibt, sollte dazu genutzt werden, den Diskurs um die hochschulpolitischen Belange der Studierenden aufrechtzuerhalten,

selbst wenn sie sich nicht immer besonders großer Aufmerksamkeit erfreuen. Sieht man über diese Frage also zunächst hinweg, bleibt diejenige nach den Gründen für die offensichtliche Abstinenz der Studierendenschaft. Diese drängt sich vor allem vor dem Hintergrund eines nach wie vor brandaktuellen Politikums an der Universität Bremen (Stichwort Kürzungen) auf. Fest steht: Stärker als bei den verschiedensten Protestaktionen der vergangenen Monate dürften die meisten Listen in jüngster Vergangenheit wohl kaum für die Studierenden in Erscheinung getreten sein. Im Kampf gegen die Kürzungen zeigten sich diese von ihrer politischsten Seite und schufen damit die besten Voraussetzungen, die Studierenden für die SR-Wahlen zu politisieren und zu mobilisieren. Die erneut niedrige Wahlbeteiligung bei den diesjährigen SR-Wahlen war in diesem Zusammenhang jedoch ein echter Dämpfer für solche Hoffnungen. Politikverdrossenheit der Studierenden als Ursache? Der nächstliegende Gedanke für den bedauerlichen Leerstand an den Wahlurnen darf damit nicht unausgesprochen bleiben: Das Problem, so auch Vertreter 7


Hochschulpolitik

der Listen selbst erklärend, ist nicht zuletzt eine zutiefst unpolitische Studierendenschaft. Oder polemischer formuliert: Solange es in der Mensa die Tagessuppe mit Geschnetzeltem von der Pute „Züricher Art“ mit Champignons und Zwiebeln (dazu Butterspätzle) für nur 2,30 Euro gibt, kann es nicht so schlecht um die Uni und uns Studierende stehen. Selbst ein ständig steigender Semesterbeitrag scheint kein triftiger Grund, den kurzen Umweg der Stimmabgabe zu nehmen, bevor man in der Bahn verschwindet. Dabei boten sich in diesem Jahr sogar 11 verschiedene Listen an - und damit ein auf den ersten Blick abwechslungsreiches Listenspektrum. Neben den üblichen Verdächtigen fehlte es auch 2015 nicht am Witzabteil (Die Monarchisten). Doch auch dieser Umstand schuf wenig Abhilfe. Gemessen an der Gesamtzahl der Wahlberechtigten herrschte während der Wahl in der Glashalle gähnende Stille. Teilt man nun die unterstellte These, bleibt die Frage nach der Konsequenz für die jährlich antretenden Listen. Eben diese, so bekommt man derweil gar zu hören, scheren sich wenig um die Wahlbeteiligung, die seit Jahren im Zustand nahe des politischen Exitus verharrt. Egal ob fünf oder fünfzig Prozent wählen, die Höhe der zur Verfügung stehenden Mittel bleibt ebenso wie die Befugnisse der Studierendenvertretung unbeeinflusst. Der Aufschrei über das erneute Tief bei der Wahlbeteiligung hielt sich entsprechend in Grenzen. Auch die Inhalte der Listen sind, bis auf wenige Ausnahmen, wenig polarisierend und laden kaum zur Diskussion ein. Beim Thema Rüstungsklausel dürfte der Ring Christlich-De-

mokratischer Studenten (RCDS) ein Alleinstellungsmerkmal haben. Hier ist eine Abgrenzung zwischen den politischen Lagern durchaus möglich. Mit guten Studienbedingungen, guter Lehre, gutem Mensa-Essen und dem „richtigen“ Einsatz finanzieller Mittel zu werben, lässt die Listen während jedes Wahlkampfes allerdings im Sumpf gut gemeinter, doch letztlich phrasenhafter Versprechungen zurück, der bei Studierenden nur den Eindruck von „Ist doch alles das Gleiche!“ hinterlässt. Wahlen dürfen keine Unannehmlichkeit sein Grund für die Listen, sich beruhigend auf die eigenen Schulter zu klopfen, gibt es daher mit Sicherheit nicht. Die niedrige Wahlbeteiligung sollte von den Listen vielmehr als Herausforderung wahrgenommen werden. Eine Studierendenschaft, deren politische Affinität sich für die Hochschulpolitik in Grenzen hält, ist wohl nicht von heute auf morgen von der Wichtigkeit der Studierendenratswahlen zu überzeugen. Auch die Wahlbeteiligung bei der nächsten SR-Wahl wird so sicherlich keine ungeahnte Erfolgsgeschichte einleiten. Das zu verlangen, wäre unrealistisch. Die im Raum stehende Frage nach der Legitimität des Studierendenrates und die simple Tatsache, dass über nichts anderes als über die Verwendung des Geldes der Studierenden entschieden wird, schreit jedoch förmlich nach einer Beteiligung sozial verträglichen Niveaus. Sie würde nicht zuletzt der politischen Historie der Universität Bremen selbst Rechnung tragen. Kommentar von: Lukas Henseler

Studium? – Ja, aber bitte familienfreundlich! Studieren mit Kind ist anders als ohne, man muss mehr als bloß den Studiengang recherchieren, es geht um Zeit und Finanzierung und Betreuung. Ich selber habe durch das General Studies Projekt der Unikrümel einen Blick hinter die Kulissen werfen dürfen und werde euch im Folgenden einiges über das Studieren mit Kind erzählen. Es gibt Fragen über Fragen zu diesem Thema, aus denen die Arbeitsgruppe Familienfreundliches Studium im Jahr 2007 entstanden ist. Eine Petition half einigen Studentinnen dabei, eine Organisation auf die Beine zu stellen mit dem Ziel, familienfreundlichere Einrichtungen auf dem Campus zu errichten. Durch die Förderung von Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Familie und Studium soll es Familien erleichtert werden, sich über ein Studium mit Kind zu informieren. Zu Beginn und Ende jedes Semesters finden dazu Treffen mit Studierenden statt. Hierbei können Kontakte geknüpft und Erfahrungen und Informationen ausgetauscht werden. Diese Treffen machen viel Spaß, es gibt etwas zum Knabbern und zu trinken und jeder hat die Möglichkeit, etwas einzubringen und zu erzählen. 8

Aber was ist nun eigentlich mit den Kindern, während sich Mama und/oder Papa fortbilden? Muss man sich für viel Geld eine Nanny suchen? – Nein, nicht notwendigerweise. Die Universität Bremen nimmt beim Audit Familiengerechte Hochschule der berufundfamilie GmbH teil und hat bereits 2007 und 2010 ein Zertifikat erhalten. Das bedeutet, dass sie dafür ausgezeichnet wurde, familiengerechte Arbeitsbedingungen zu haben und auch die Förderung der Studierenden familienfreundlich und mit Gleichstellung der Geschlechter zu gestalten. Der Prozess der (Re-)Auditierung ist kontinuierlich und wird jährlich geprüft. Dabei werden auch alle drei Jahre die von der Uni vorgenommenen Ziele auf ihre Erreichung hin überprüft.


Hochschulpolitik

© AG Familienfreundliches Studium

Die Unikrümel Im Jahr 2011 gründete die AG Familienfreundliches Studium die Unikrümel. Die Unikrümel sind eine rein von Studierenden organisierte Institution, die den an der Universität Bremen studierenden Eltern die Möglichkeit eröffnet, Kinder im Alter von 1 bis 4 Jahren für maximal 9 Wochenstunden kostenlos betreuen zu lassen. Angepasst an die Seminarzeiten sind die Betreuungszeiten in 2 Stunden Blöcke eingerichtet. Die Betreuung wird täglich von 8:00 bis 20:00 Uhr während der Vorlesungszeit angeboten, jedoch auf Anfrage mit den Eltern abgestimmt. Für die Betreuer und mich war der Anfang des Semesters eine aufregende Zeit, denn der Betreuungsplan hat sich noch häufig geändert, bis alle Betreuungszeiten abgedeckt und die Eltern zufrieden waren. Zudem ist die Kennenlernphase der Kinder untereinander und mit den Betreuern sehr spannend. Einige Kinder waren noch nie in einer Betreuung und mussten erst einmal verstehen, was da gerade eigentlich passiert und dass es gar nicht schlimm ist, wenn Mama und Papa auf einmal für ein paar Stunden weg sind. Das hat alles ganz prima geklappt und die paar Tränchen, die dann doch am Anfang gerollt sind, wurden schnell durch Gelächter ersetzt. AG familienfreundliches Studium Die Kindereinrichtung Unikrümel ist jedoch nur eine von vier Betreuungsstätten auf dem Campus. Dazu zählen noch die Unikita, die Wuselhöhle und das Kinderland. Alle vier sind unabhängig voneinander und haben unterschiedliche Ausrichtungen und Profile. Während die Unikrümel komplett von Studierenden organisiert und geleitet werden, haben die anderen Einrichtungen unter anderem auch voll ausgebildete ErzieherInnen und LeiterInnen. Auch die Betreuungszeiten und Altersgrenzen sind unterschiedlich, sodass sich Eltern die Kindereinrichtung aussuchen können, die am besten zu ihnen passt. Auch wenn die Einrichtungen organisatorisch nicht aneinander gebunden sind, so besteht jedoch ein enger Kontakt. Das Wohl der Kinder und der Eltern steht dabei an vorderster Stelle. Die AG organisiert deshalb mehrmals im Jahr verschiedene Aktivitäten, um eine fortwährende Kommunikation zwischen den Eltern, den Betreuern und den OrganisatorInnen der unterschiedlichen Institutionen aufrechtzuerhalten. So hat im Mai zum Beispiel ein alljährli-

ches Kinderfest mit Spiel und Musik stattgefunden, zu dem sich Studierende mit Kind und Familie oder Interessierte getroffen haben. Auch hier gab es wieder Kleinigkeiten zum Naschen, z.B. Obst und Muffins, sowie Säfte, Wasser und Kaffee. Nachdem fast alle Kinder wie Prinzessinnen, Piraten oder Löwen geschminkt waren, sie sich ausgetobt und Musik gemacht haben, gab es zum Abschied einen mit Helium gefüllten Luftballon für jedes Kind. Das war das Highlight und der krönende Abschluss des Nachmittages. Erfahrungen sammeln Aber auch wenn man keine eigenen Kinder hat, hat man die Möglichkeit, mit Kindern zu arbeiten und sie zu betreuen. Bei den Unikrümeln kann man beispielsweise als studentische Aushilfe bei der Kinderbetreuung helfen oder sich über das General Studies Projekt (für FB 8-11) ins Team einbringen. Diese Stellen bieten eine große Bandbreite an Aufgaben und Projekten. Die Kinderbetreuung steht natürlich an erster Stelle. Darüber hinaus arbeitet man als GSler sehr eng mit dem Orga-Team zusammen. Es werden Treffen organisiert, im Sommer ein kleines Fest und im Winter ein Weihnachtstreffen. Dazu gehört auch das Übernehmen gewisser administrativer Aufgaben. Da ich selber vergangenes Semester bei den Unikrümeln als GSlerin gearbeitet habe, durfte ich feststellen, dass die Arbeit mit den Kindern und dem Team und die vielseitigen Arbeitsbereiche sehr viel Spaß gemacht haben. Ich habe sehr schnell viele Leute kennengelernt und durfte einen Blick hinter die spannenden Kulissen dieser Organisation werfen. Wer gerne mit Kindern arbeitet, sollte also auf jeden Fall mal bei den Unikrümeln vorbei schauen. Ich kann es nur empfehlen. Wie ihr seht, gibt es unglaublich vieles zum Thema Studium mit Kind zu erfahren. Wenn also euer Interesse geweckt ist, schaut einfach auf der Website der Universität unter den Stichpunkten Familienfreundliches Studium / Kinderbetreuung oder bei der entsprechenden Kindereinrichtung (Unikrümel, Unikita, Kinderland, Wuselhöhle) vorbei. Autorin: Sarah Jauer

9


Hochschulpolitik

Die Welt muss gläsern werden Ein streitbarer Essay über die Angst vor Transparenz Vor Kurzem noch ist Transparenz das politische Schlagwort schlechthin gewesen. Die Menschen wollten der Undurchschaubarkeit vor allem im Politischen ein Ende setzen. Das gilt bis heute, doch der Begriff ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Und mit dem Wort stirbt womöglich eine Vision.

V

ielleicht ist alles in Ordnung. Die Menschen setzen sich in Massen für Geflüchtete ein, öffnen sich und damit die Gesellschaft, in der wir leben. Woanders wird das Freihandelsabkommen TTIP bekämpft, gerade weil die Verhandlungen nicht offen sind und allen Studien zum Trotz undurchsichtig bleibt, welche Folgen das Abkommen realiter hätte. Wikileaks ist trotz aller berechtigten Kritik nach wie vor aktiv, wenngleich viele Medien heute seltener auf diese Quelle verweisen. Zwischen all dem und noch vielem mehr gibt es einen Zusammenhang und der besteht im Streben nach gesellschaftlicher Offenheit. Transparenz ist nicht bloß politisch, sondern auch sozial. Trotzdem wird sie an allen Ecken und Enden bekämpft. Gefeierte Antihelden Am 5. April 2010 veröffentlichte die Enthüllungsplattform Wikileaks das Video mit dem sprechenden Titel „Collateral Murder“. Darin zu sehen waren US-Luftangriffe auf irakische Zivilisten und Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters. Zuvor hatten Medien kritiklos die Version des Militärs übernommen, es habe sich um Aufständische gehandelt. Tatsächlich wurde damit militärische Intransparenz verhindert. Einen Monat später wurde Chelsea Manning verhaftet. Das Gericht verurteilte die ehemalige Angehörige der US-Streitkräfte aufgrund der Weitergabe des entsprechenden Materials zu 35 Jahren Haft. Etwa eineinhalb Jahre später reüssierte in Deutschland die Piratenpartei. Die Partei wurde für mehr als ein halbes Jahr zumindest derart gewürdigt, dass der Einzug in gleich vier Landesparlamente gelang. Viele applaudierten angesichts ihrer Forderungen nach öffentlichen Informationen. Ein gutes Jahr nach dieser Einzugswelle betrat dann der ehemalige NSA-Analyst Edward Snowden die Weltbühne und brüskierte nicht bloß seine ehemalige Arbeitgeberin. Im Zuge seiner Tätigkeit sammelte er ausreichend Material, um die Existenz eines globalen Überwachungs- und Spionagesystems bekannt zu machen. Bis heute sitzt er dafür im russischen Exil. Doch der Aufschrei einer breiten Öffentlichkeit bleibt aus. Transparenz der Regierung? Die ist nicht mehr gewünscht oder die Menschen haben den Glauben verloren, dass sich noch etwas verändert. Nur noch selten wird indes auf die Erfolge von Wikileaks verwiesen. Die PIRATEN haben sich unterdessen ein Stück weit selbst zerlegt und Snowden wird unter anderem vonseiten des populistischen Axel Springer Verlages zum Landesverräter erklärt. Apropos Landesverrat: Die Aktiven des Blogs Netzpolitik.org wur10

den juristisch mit genau diesem Vorwurf konfrontiert. Erst ein peinliches Hin und Her der entsprechenden Behörden konnte Schlimmeres verhindern. Auch in diesem Fall dürften es hauptsächlich netzpolitisch Aktive gewesen sein, die kritisierten und auf die Straße gingen. Freie Informationen genügen nicht Nachdem wir es heute mit zwielichtigem Justizgebaren, journalistisch-politischer Kumpanei à la Springer und politischen Entwicklungen wie dem Freihandelsabkommen zu tun haben, stehen zwei Dinge außer Frage. Erstens: Regierende und viel zu viele Medien, deren Auftrag das „Öffentlichmachen“ sein sollte, haben nichts gelernt. Informationen werden unter Verschluss gehalten und Menschen bloß unzureichend informiert. Unser Problem heißt nicht „Lügenpresse“. Das Problem sind Kreise, die Herrschaftswissen bewahren wollen, und Medien, die ihnen darin ähnlich sind - oder zumindest nicht ehrlich genug mit ihrem Publikum. Die Satiresendung Die Anstalt hat in einer sehenswerten Folge beispielsweise auf die organisatorischen Verwicklungen der deutschen Presse hingewiesen. Josef Joffe, Mitherausgeber der ZEIT, hat noch versucht, das Team per einstweiliger Verfügung von weiteren Äußerungen abzuhalten, und musste daran scheitern. Doch es braucht gar nicht so groß gemacht zu werden. Für eine gute Story schreibt die Presse Menschen groß und bei Nichtgefallen lässt man sie abstürzen. So haben viele Presseerzeugnisse ihre Berichterstattung im Fall von Christian Wulff und Guttenberg hinterher selbstkritisch aufarbeiten müssen. Das geschah nirgendwo wirklich vollständig. Trotzdem verdient es auch Respekt. Natürlich ist es auch schwer, relevante Themen mit allen entsprechenden Informationen zu flankieren, wenn Journalismus mitunter ein prekäres Leben bedeutet. Doch das darf die Kritik am unselbstständigen Abdruck von Agenturmeldungen nicht verhindern. Es muss auch kritisiert werden, dass vielfach blumige Reportagen geschrieben und monothematische Skandalpossen aufgeführt werden, statt sich durch Datenberge zu wühlen und Präsenz zu zeigen. Was ist denn mit der Schweinegrippe, dem Dioxin im Frühstücksei einerseits - und was ist andererseits mit laufenden Kriegen oder den Geflüchtetenlagern, die es nicht erst seit zwei Monaten gibt? Zweitens nun genügt es auch gar nicht, einfach nur die Veröffentlichung bisher geheimer Informationen oder eine breitere Berichterstattung zu fordern. Was es braucht, ist eine soziale und politische Vision von Transparenz


Hochschulpolitik

Zeit für Visionen Helmut Schmidt äußerte einst den fragwürdigen Rat: „Wer Visionen hat, der soll zum Arzt gehen.“ Die Zivilgesellschaft hangelt sich seitdem doch von einem Protest zum nächsten, entwickelt jedoch nur selten große Pläne, Geschichten und Visionen. Dabei scheinen alle Zeichen auf Widerstand zu stehen. Einerseits werden die Forderungen immer lauter, Verträge offenzulegen, Quellen und persönliche Verwicklungen zu benennen. Tatsächlich wäre die gesamte Presse zu verpflichten, ihr Involviertsein in jegliche Interessensphäre zu dokumentierten. Gleiches gilt für die Politik. Und andererseits drängt die Wirklichkeit ohnehin mehr und mehr zu sich selbst; die Welt wird transparent. Wer all die Geflüchteten auf Booten und an Grenzen sieht, kann die auch westlich verursachten Umstände, den Hunger, Kriege und das Leid nicht mehr übersehen. Überall in der Welt ist das Problem all der menschlichen Tragödien keine Frage des TV-Programms mehr. Früher galt: Was nicht in der Tagesschau lief, das gab es nicht. Heute können wir uns alle selbstständig informieren, und selbst wer das nicht tut, wird irgendwann mit dem sichtbaren Leid konfrontiert. Denn wie gesagt, bleibt der heftige Aufschrei noch aus. Kritik an der Transparenz Jüngst haben sich nun zwei Autoren am Diskurs beteiligt, deren Haltung undifferenzierter nicht sein könnte. Der viel beachtete und häufig mit Wohlwollen bedachte Philosoph Byung-Chul Han schrieb ein kleines Buch mit dem großen Titel „Transparenzgesellschaft“. Eigentlich handelt es sich dabei eher um ein Pamphlet, das gegen jegliche Transparenz wettert, den Verlust von Intimität befürchtet und die Gesellschaft von Pornografie, Facebook und Piratenpartei zur Kontrollgesellschaft stilisiert. Der Ruf aus der Hackerszene: „Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen.“ verhallt scheinbar ungehört. Da wettert er, die transparente sei eine „gleichgeschaltete“ Gesellschaft. Han nivelliert alles unter seiner Radikalkritik – auch absolut berechtigte demokratische Forderungen. Er behauptet, Transparenz stabilisiere das System, und übersieht, dass erst das öffentlich Bekannte einer Kritik unterzogen werden kann und jede ungerichtete Kritik ins Leere laufen muss und per se populistisch ist. Dass er auch noch mehrfach andeutet, der Zwang zur Transparenz sei besonders in sozialen Medien ersichtlich, da sich die Massen dort präsentierten, niemand mehr Masken trüge oder sich verstellen könnte, ist in diesem Sinne bloß noch eine kritische Randnotiz wert, offenbart aber, dass es womöglich nicht hohe Philosophie, sondern Hadern mit der Gegenwart ist, die hier den Stift geführt hat. Der Germanist Manfred Schneider setzt mit seinem „Transparenztraum“ aufs gleiche Pferd, begibt sich auf die hohen Türme von „Literatur, Politik, Medien und das Unmögliche“, hangelt sich dann über Descartes, Rousseau, Bentham, Fourier und weitere vom Transparenztraum zum

Transparenzwahn, streift den Transparenzterrorismus und schreibt der kritischen Zivilgesellschaft letztlich den Abgesang auf den Transparenztraum ins Stammbuch. Dabei pathologisiert er den Wunsch nach Transparenz mehrfach, bevor er selbst die Intransparenz von Wikileaks kritisiert, jedoch nicht in der Lage ist, die politische Kritik an der Intransparenz wirklich zu verstehen. In ihren Ausführungen wird außerdem immerzu der Teufel des drohenden Verlusts aller persönlichen Privatheit an die Wand gemalt. Dabei geht es nicht um die Auflösung persönlicher Privatsphäre. Es geht um den gläsernen Staat, nicht die gläserne Bevölkerung. Und mehr noch: Wahrhaft subversiv wäre es, die Angst endlich abzulegen. Wer bei jeder politischen Forderung nach Transparenz um die eigene Intimsphäre fürchtet, unterstützt ein gesellschaftliches System, dass von Unwissenheit lebt. Dann erst liegt Han richtig, der konstatiert, dass heute keine Revolution mehr möglich sei, dies jedoch vulgär-theoretisch zu begründen versucht. Eine Vision Eine Vision von Transparenz fordert indes die offene Interaktion von Regierungen und Organisationen, Verwaltungen und der Bevölkerung – und natürlich wettert die Politik dagegen, denn ohne jeden Zweifel wäre das der Anfang vom Ende einer Herrschaft, wie wir sie kennen. Schon heute können wir wissen, dass überteuerte Großprojekte bei entsprechender Offenlegung von Daten und Informationen und unter Beteiligung der Menschen wahrscheinlich nicht zustande gekommen wären. Eine Vision nicht bloß impliziter Transparenz kann sich zu einem expliziten Bewusstsein davon entwickeln, wie alle gläsernen Decken zerschmettert werden können. Und wenn die Medien sich der gegenwärtigen historischen Situation bewusst werden, wird dies noch viel weiter gehen. Wenn Öffentlichkeit nicht mehr bloß temporär ist, wenn wissenschaftlich und politisch fundiert aufgezeigt wird, woran die Welt krankt, wenn alle Fehler offen zutage treten und statt über Katzenbabys und Dackelaufzucht zu berichten endlich die richtigen Fragen gestellt werden und umfassend informiert wird, ist auch die Zukunft transparent und Geschichte ganz bewusst machbar. Autor: Björn Knutzen Grafik: Iaroslav Neliubov/Shutterstock.com

Diesen Artikel findest du auch auf unserem Blog scheinwerfer.uni-bremen.de. 11


Campusleben

Clubs & Societies - Hochschulgruppen in Irland

M

ittagszeit an einer Universität in Irland, Studierende schlendern gemütlich über den Campus. Wenn man genau hinschaut, merkt man, dass die meisten in eine Richtung gehen: Zur großen Sporthalle. Heute findet dort nämlich der alljährliche „Clubs & Socs Fair“ statt, an der sich Studierende für verschiedene Hochschulgruppen, sogenannten Clubs und Societies, anmelden können. Als Neuling an der Uni weiß ich nicht, was auf mich zukommt, aber da während der Orientierungswochen jedem empfohlen wurde, sich für Clubs einzuschreiben, laufe ich natürlich hinterher. An den zahlreichen Ständen wird für eine Vielfalt an Gruppen geworben: von sportlichen Aktivitäten wie Aikido, Bogenschießen, Kickboxen zu Hobbys wie Debattieren, Zirkus, Comics oder studiengangbezogenen Gruppen wie z.B Politik, Informatik, Kunst ist alles dabei. Interessant sind auch Clubs, die soziale Interessen vertreten – wie Pride, die die LGBTQ+ Gemeinde an der Uni bilden oder Mental Health, die sich um das psychische Wohl der Studierendenschaft sorgt. Als frisch gebackene Erasmus Studentin bin ich erstmal dem Int Soc beigetreten, der Gruppe der internationalen Studierenden. Offiziell beigetreten bin ich außerdem noch der Lit & Deb Society, die sich stark auf die Kunst des Wortes konzentriert – sei es durchs Debattieren, kreatives Schreiben oder auch einfach nur lesen – und der Hogwarts Society, die allen Harry Potter Fans offen steht. Inoffiziell besuchte ich, wie die meisten anderen Studenten, allerlei Veranstaltungen von verschiedenen Societies: Mental Health, Pride, Games, Zirkus und alles was gerade interessant klingt. Zu Clubs, die alle einen sportlichen Schwerpunkt haben und vergleichbar mit HoSpo Kursen in Bremen sind, schlich ich mich ebenfalls hin: Bogenschießen, Tischtennis oder Kickboxen – doch obwohl die Komitees und Mitglieder es genau wussten, freuten sie sich immer über neue und bekannte Gesichter. Clubs & Societies ist ein Konzept, das in Irland und Großbritannien allgemein bekannt und an jeder Universität vertreten ist. Diese Hochschulgruppen werden von Studierenden für Studierende organisiert. Jedes Jahr zahlen die Mitglieder einen kleinen Mitgliedsbeitrag (meistens 2-3€) und der Rest wird von der Studierendenvereinigung, der Student Union, finanziert. Anders als an den deutschen Universitäten sind diese Gruppen überall im Alltag präsent – jede Woche gibt es ein bis zwei Gruppentreffen für alle Mitglieder, gruppeneigene Pullover werden häufig getragen und Plakate der Gruppen hängen überall auf dem Campus. Jede Gruppe hat ein eigenes Komitee und dieses organisiert Veranstaltungen und auch Kooperationen mit anderen Hochschulgruppen. Hochschulintern herrscht ein kleiner Konkurrenzkampf zwischen den Gruppen: Durch verschiedene Aktivitäten können Clubs & Socs Punkte sammeln, die am Ende des

12

Jahres zusammengezählt werden. Die Gewinner werden auf dem „Club & Socs Ball“ ausgezeichnet – eine Blacktie-Veranstaltung*, zu der alle eingeladen sind - und können sich wiederum mit den Gewinnern aus anderen Universitäten messen – so lernt man schließlich Studierende aus allen Universitäten des Landes kennen. Zu groß darf der freundschaftliche Konkurrenzkampf allerdings auch nicht sein, Kooperationen und gemeinsame Veranstaltungen mit anderen Hochschulgruppen bringen nämlich die meisten Punkte. So entsteht ein nettes Gleichgewicht zwischen dem individuellen Gruppenzusammenhalt und Freundschaft zu Mitgliedern aus anderen Gruppen. Hinzu kommt noch, dass die meisten Mitglied mehrerer Clubs sind. Schaut man als Mitglied der Omega Society, die als Schwerpunkt Anime-, Sci-Fi- & Fantasy-Filme hat, bei der Games Society vorbei, erkennt man mindestens die Hälfte wieder. Auch sind dort viele Informatiker aus MINDS zu finden. Einen hohen Schnitt an gemeinsamen Mitgliedern haben zum Beispiel auch Lit&Deb mit Pride und Drama, Pride Soc hat wiederum viele Mitglieder aus Mental Health und Fem Soc (Feminist Society), Media Soc teilt sich die Mitglieder mit Mars FM, dem unieigenen Radiosender, der ebenfalls eine Society ist. So lernt man über mehrere Ecken und nach einiger Zeit die meisten Leute kennen. Natürlich ist dieses Konzept schwer in Deutschland umzusetzen – Hochschulgruppen gibt es auch auf dem Bremer Unicampus, doch nicht annähernd so präsent wie auf den britischen und irischen Inseln. Finanziell gestaltet es sich auch nicht ganz einfach, der AStA kann keine 200 verschiedenen Gruppen unterstützen. Doch vielleicht kann man sich in Deutschland von der Idee eine Scheibe abschneiden. Die meisten Hochschulgruppen in deutschen Universitäten sind hochschulpolitisch oder politisch ausgerichtet, doch obwohl Politik ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft ist, steht es nicht unbedingt bei allen Studierenden ganz oben auf der Prioritätenliste. Manche wollen sich nach einem langen Tag voller Vorlesungen und Seminaren vielleicht einfach mal in einem Lesezirkel entspannen, oder neue Fertigkeiten erlernen. Andere wiederum interessieren vielleicht mehr Themen bezüglich der LGBT Gemeinde oder psychischen Gesundheit. Mehr Hochschulgruppen, die diese Vielfalt an Interessen vertreten, sind daher gar keine schlechte Idee. *Bei einer Blacktie-Veranstaltung tragen die Gäste Anzüge, schicke Kleider oder Ähnliches. Der Dresscode ist in etwa vergleichbar mit dem vom Abiball. Text: Tram Tran Thanh


Campusleben

Universitäre Organisation in Irland: Die Student Union Wie an deutschen Universitäten üblich haben auch irische Universitäten eine Studierendenvertretung. Hierzulande kennen wir sie als den AstA, in Irland wird sie „Student Union“, oder auch kurz „SU“, genannt.

D

ie SU handelt unStudiengang hat zwei Repräabhängig von der sentanten, die die Studieuniversitären Verrenden des jeweiligen Faches waltung und wird jedes Jahr und deren spezielle Interessen von der Studierendenschaft vertreten. Zur Prüfungsphagewählt. se kümmert er sich mit dem Insgesamt arbeiten dort vier Welfare Officer zusammen Vollzeitreferenten, sowie dium das Wohl der Studierenverse Exekutive- und Teilzeitden: aufmunternde Plakate, arbeiter. Letztere schließen Deos und kleine Schokoriegel beispielsweise den Chefredakin der Uni-Bibliothek, Lernteur der Studierendenzeitung tipps und kleine nützliche Saund diverse Repräsentanten chen zum Pauken inbegriffen. (für Erstsemester, Master StuDer Clubs & Socs Officer hilft denten, GeisteswissenschaftStudenten bei der Organisatiler, Naturwissenschaftler etc.) Die aktuellen vollwertigen SU-Mitarbeiter in der Maynoo- on von Hochschulgruppen ein. th Universität - (v.l.) Welfare Officer Síona Cahill, Education und bietet Trainings an, die An erster Stelle steht der Prä- Officer Dillon Grace, President Matt O’Boyle, Clubs & Socs dem Komitee dieser Gruppen sident der SU, der die Allge- Officer Eric Lawless - vor der SU Bar. Juli 2015 weiterhelfen: Schatzmeistermeinverantwortung hat und training oder regelmäßige die Arbeiten der anderen drei Treffen der Präsidenten der Vize-Präsidenten (VP) koordiniert. Dann gibt es die VP: eiHochschulgruppen gehören beispielsweise dazu. nen für das Wohlbefinden der Studierendenschaft (Welfare Zu aktuellen Geschehnissen trägt die SU natürlich auch Officer), einen für Bildung (Education Officer) und einen kräftig bei. Im Mai dieses Jahres war in Irland eine Volksfür Hochschulgruppen und Studentenengagement (Clubs abstimmung zur Legalisierung der gleichgeschlechtlichen & Socs Officer). Ehe – mit dem Motto „Make Grá The Law“ („Grá“ ist das Die SU und ihre Mitarbeiter spielen für das alltägliche Stuirische Wort für „Liebe“, somit lautet der Spruch übersetzt: dentenleben eine große Rolle: anders als in Deutschland „Legalisiert die Liebe“ oder „Macht Liebe zum Gesetz“). werden O-Wochen nicht etwa von Stugen (die es in Irland Mit Gummi-Armbändchen und Wahlregistrierungen auf schon mal gar nicht gibt) organisiert, sondern von der SU dem Campus engagierten sich alle SU an irischen Universials eine große, 2-wöchentliche Veranstaltung. Dabei sind täten gemeinsam und solidarisch für mehr Ja-Stimmen zum zwar alle Studenten der Uni eingeladen, aber die Erstis steTag des Referendums. hen dennoch im Vordergrund. Auch hochschulpolitische Anliegen werden dabei natürWährend des Semesters hat der Welfare Officer immer ein lich nicht vernachlässigt: die SU verhandelt regelmäßig offenes Ohr für Probleme der Studierenden: seien es perim Namen der Studierendenschaft mit der universitären sönliche oder familiäre. Er organisiert Mottowochen, die Verwaltung über niedrigere Hochschulgebühren und besfür Studierende persönlich interessante Themen behandeln, sere Lernbedingungen. Auch werden Hochschulaktivitäten wie etwa sexuelle Aufklärung, Studieren trotz körperlicher weiter unterstützt: auf den meisten Campussen sind von Behinderungen oder die psychische Gesundheit der Studieder SU gestellte Einrichtungen für studentische Benutzung, renden. Er scheint unter Studenten besonders beliebt, nicht wie etwa Aufenthaltsräume, Sporthallen und, wie nicht anzuletzt weil man zu den Sprechstunden kostenlose Kondoders von Irland zu erwarten, eine eigene Kneipe. me abgreifen kann. Der Education Officer bietet ein offenes Ohr für universiAutorin: Tram Tran Thanh täre Probleme an: Fragen und Anliegen bezüglich des StunFoto: Maynooth Students‘ Union denplans oder der Dozenten sind bei ihm bestens aufgehoben. Zudem organisiert er das repräsentative System: jeder 13


Campusleben

Survival Guide für Erstsemester Gerade das erste Mal von zu Hause ausgezogen und auf in die große weite Welt des Studiums? Du hast keine Ahnung, wie das mit der Bibliothek oder der Mensa genau funktioniert? Du bist nicht allein, genau wie du haben tausende Erstsemester genauso wenig Ahnung.

I

n der Schule gab es mündliche Noten und Hausaufgaben. Und das Schulgebäude kanntest du wie deine Westentasche. An der Uni sucht man jeden Tag aufs Neue den richtigen Raum und im Grunde kümmert es den Professor nicht, ob du aktiv in der Vorlesung mitarbeitest oder stillschweigend zuhörst. Insbesondere in kleineren Gruppen schadet mündliche Beteiligung aber nie. Auch Hausaufgaben sind an der Universität eher fremd, Eigeninitiative und Selbstmotivation ist gefragt. Für so manchen klingt das Studium äußerst verführerisch: Keine Hausaufgaben, keine Anwesenheitspflicht, wenig mündliche Beteiligung und jeden Tag sturmfreie Bude und WG-Partys. Je länger du jedoch an der Uni verweilst, desto mehr wirst du feststellen, dass Selbstmotivation und alleine zu wohnen manchmal doch nicht so einfach sind wie gedacht. Stundenplan erstellen

14

Bevor du auch nur an die Vorlesungen denkst, solltest du herausfinden, wann die Orientierungswoche deines Studienganges stattfindet. Viele wichtige und überlebensnotwenige Informationen erhältst du dort von den älteren Studenten. So manche Information geht aber bei den ganzen Veranstaltungen, Partys und dem Kennenlernen neuer Leute verloren. Wie war das noch gleich mit dem Stundenplan? Das Veranstaltungsverzeichnis der Uni Bremen gibt dir die Zeiten der aktuellen Vorlesungen für jeden Fachbereich. Bei Stud.IP, dem Portal der Uni, kannst du dich dann für die jeweiligen Veranstaltungen eintragen. Dort werden auch immer wichtige Informationen bekannt gegeben, zum Beispiel wann eine Vorlesung ausfällt. Am besten lässt du dir die Mails von Stud.IP auf dein Handy weiterleiten, so verpasst du nie eine wichtige Meldung und weißt morgens schon, ob du im Bett bleiben kannst. Nachdem der Stundenplan steht, rückt der erste Vorlesungstag immer näher. Laut Vorlesungsverzeichnis findet die erste Veranstaltung im Raum GW2 A3030 statt. Scheint ja nicht so schwer zu sein, oder? Doch jeder, der einmal im GW2 einen Raum gesucht hat, der weiß, dass es eine wahre Tortur werden kann. Nicht umsonst wird das GW2 auch gerne „das verrückte Labyrinth“ genannt, ein Gebäude in dem sich nachts die Wände verschieben, damit sich die Studenten niemals zurechtfinden. Also macht euch keine Sorgen, wenn ihr auch nach mehreren Wochen immer noch nicht wisst, wo ihr im GW2 links abbiegen müsst, um zum Raum zu kommen. Selbst nach sechs Semestern bleibt das GW2 ein Ort, an dem keiner so recht weiß, wo er eigentlich hin muss.

Erstmal in die Mensa Nach der ersten Vorlesung knurrt der Magen. In der Mensa ist für jeden etwas dabei: Vegan, vegetarisch, Bio oder ganz klassische Hausmannskost. Wer ganz schlau ist, der schaut sich das Angebot der Uni bereits vorher an. Auf der Seite des Studentenwerk Bremens kannst du den Speiseplan aller Mensen bereits einige Tage im Voraus einsehen. Die beste Zeit, um in der Hauptmensa zu essen, ist entweder direkt zur Öffnung um 11:30 Uhr, da ist das Essen auch noch ganz frisch, oder kurz vor Schließung um 14 Uhr. Mittendrin sind die Wartezeiten lang, zudem ist dann die Platzauswahl eher bescheiden. Mit mehr als zwei Leuten schafft man es dann selten, gemeinsam sein Essen zu genießen. Jeder, dem das Essen in der Mensa nicht zusagt, kann immer noch auf das Café Central zurückgreifen, welches direkt an der Hauptmensa gelegen ist. Deren Speisekarte besteht immer aus Burger, Pommes, Currywurst und weiteren Snacks. Auch die Cafeteria im GW2 ist eine gute Alternative, zwar etwas teurer, aber immer auch ausgefallener. Damit ihr euer Essen auch bezahlen könnt, besorgt euch eine Mensakarte. Ihr nutzt sie nicht nur, um in der Mensa zu bezahlen, sie dient auch als Kopiergeld und wird von den


Campusleben

Alle wichtigen Infos für deinen Studienstart: Stud.IP: www.elearning.uni-bremen.de Vorlesungsverzeichnisse: www.uni-bremen.de/studium/lehrveranstaltungen/ veranstaltungsverzeichnis.html Speisepläne: www.stw-bremen.de/de/essen-trinken/uni-mensa Öffnungszeiten Uni Mensa: Montag bis Freitag: 11.30 bis 14.15 Uhr Bibliotheksausweis beantragen: www.suub.uni-bremen.de/infos/registrieren/ Zentrales Prüfungsamt (ZPA): www.uni-bremen.de/zentrales-pruefungsamt-zpa.html Hochschulsport: www.hospo.uni-bremen.de Semesterbeitrag/Rückmeldung: www.uni-bremen.de/studium/studien-pruefungsverwaltung/formalitaeten-im-studienverlauf/rueckmeldung-und-semesterbeitrag.html Getränkeautomaten angenommen. Sie ist die Uni-Währung, mit der es an den Kassen kürzere Wartezeiten gibt und das Kopieren günstiger ist. Am Servicepoint in der Hauptmensa könnt ihr so eine Karte für fünf Euro erwerben, geöffnet ist der Servicepoint ebenfalls ab 11:30 Uhr, genau wie die Mensa. Dazu benötigt ihr nur einen Studentenausweis und schon kann es losgehen. Aufladen könnt ihr die Karte an vielen Stellen: im Glaskasten, in der Mensa, in der GW2 Cafeteria und auch in der Bibliothek unten im Foyer. Bibliotheksausweis beantragen Es soll ja so manch einen Studenten geben, der die Bibliothek für seine Bachelorarbeit zum ersten Mal betritt. Doch irgendwann braucht ihn jeder Student: den Bibliotheksausweis. Auf der Homepage der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen kannst du den Ausweis per Online-Formular

beantragen. Direkt danach kannst du diesen am Schalter abholen. Für Studenten ist der Ausweis natürlich kostenlos. Wenn dir die WG-Partys einmal zu viel werden und du wirklich endlich mit dem Lernen anfangen musst, ist die Bibliothek ein guter und vor allem ruhiger Ort dafür. In der Zentralbibliothek gibt es eigentlich genügend blaue Körbe, doch im Laufe der Semester scheinen manche davon auf magische Art und Weise zu verschwinden. Frühaufsteher haben kein Problem, einen Korb und Platz zum „Abbibben“ zu finden. Zur Mittagszeit sind wieder viele Plätze frei, nur mit dem Korb könnte es dann schwierig werden. Doch es muss ja auch nicht immer die Zentralbibliothek sein. Die Uni hat viele Bereichsbibliotheken, in denen es sich gut lernen lässt und die teilweise sogar genauso lange geöffnet haben wie die Zentralbibliothek. Wer es ganz ruhig mag, der kann sich auch einen Lernraum über Stud.IP buchen; im Obergeschoss der Bibliothek gibt es sowohl Lernräume für dich allein oder aber für eine ganze Gruppe. Wenn du eine Präsentation vorbereiten musst, dann sind die Lerninseln im Erdgeschoss dein bester Freund. Auch diese kannst du über Stud.IP buchen. Dort gibt es alles an Technik. was du für eine multimediale Präsentation so brauchst. Um das Lernen etwas zu erleichtern, bieten viele Studiengänge zusätzlich den klassischen Vorlesungen auch noch Übungen und Tutorien an. In so manchem Studiengang sind einige davon so überlaufen, dass man sich für diese anmelden muss. All das geschieht auch über Stud.IP. Doch keine Panik, wenn du nicht die passende Zeit bekommen hast, die meisten Dozenten und Tutoren lassen mit sich reden und nehmen noch den ein oder anderen Studenten mehr auf. Für die Prüfungen anmelden Die Vorlesungswochen schreiten vor sich hin und die Klausurenphase rückt immer näher. Jedes Semester aufs Neue musst du dich für die Klausuren anmelden. Für die meisten Studiengänge läuft dies über das „flexnow“-Portal des Prüfungsamtes der Uni. Dafür hast du bei deiner Immatrikulation Zugangsdaten bekommen. Dazu benötigst du noch deine TAN-Nummern. Diese wurden dir im Normalfall ebenfalls zugeschickt, sonst musst du diese bei der Servicestelle des Prüfungsamtes abholen. Die Anmeldephase der Klausuren ist immer etwas unterschiedlich, findet im Wintersemester aber in der Zeit von Anfang Dezember bis Anfang Januar und im Sommersemester in der Zeit von Anfang Mai bis Ende Juni statt. Wenn du dich für eine Prü15


Campusleben

fung angemeldet hast und du es dir dann kurz vorher doch noch anders überlegt, kannst du dich auch wieder über das „flexnow-Portal“ abmelden. Auch dafür gibt es eine Frist, die im Wintersemester zwei Wochen nach Ablauf der Anmeldefrist endet. Im Sommersemester kannst du dich leider nur so lange von einer Klausur abmelden, wie du dich für diese auch anmelden kannst. Solltest du die Frist zum An- oder Abmelden verpasst haben, dann kannst du immer noch einen formlosen Antrag an das Prüfungsamt stellen.

Hochschulsport Eine weitere Frist, die vor allem die sportbegeisterten Studenten nicht verpassen sollten, ist die Anmeldephase beim Hochschulsport. Im Programm gibt es dort alles, was das Herz begehrt: Von Aerobic über Fußball bis hin zu Zumba ist für jeden etwas dabei. Damit ihr beim Programmstart dabei sein könnt, müsst ihr die Fristen gut im Blick haben, denn die Plätze sind sehr beliebt und meist wenige Minuten nach Anmeldebeginn bereits ausgebucht. Für den Programmstart in diesem Semester (12. Oktober) begann die Anmeldephase bereits am 28. September um 7 Uhr. (Die Termine für das Sommersemester standen bei Redaktionsschluss leider noch nicht fest, weitere Infos siehe Infokasten.) Semesterbeitrag bezahlen Irgendwann ist das erste Semester vorbei und das zweite Semester beginnt schneller als gedacht. Damit die Uni Bremen dir auch dein Semesterticket zuschickt und du im zweiten Semester immatrikuliert bist, musst du daran denken, dich zurückzumelden. Zum Sommersemester musst du bis zum 15. Februar den Semesterbeitrag überwiesen

haben, zum Wintersemester bis zum 15. August. Da sich die Beiträge gerne mal kurz vorher ändern, schaue immer nochmal auf der Homepage der Uni nach. Dort findest du auch genau beschrieben wie du deine Überweisung auszufüllen hast, denn bereits bei dem kleinsten Zahlendreher kann es sein, dass dein Betrag nicht dir zugerechnet wird. Autorin und Infokästen: Annika Papenbrock Illustrationen: Samira Kleinschmidt

Wichtige Anlaufstellen: Sekretariat für Studierende: www.uni-bremen.de/sfs.html Öffnungszeiten: Montag, Dienstag und Donnerstag: 9:00 bis 12:00 Uhr Mittwoch: 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr Öffnungszeiten Servicestelle des ZPA: Dienstag und Donnerstag: 09:00 bis 12.00 Uhr 16

BAföG-Amt: www.stw-bremen.de/de/studienfinanzierung Im Glaskasten (rechts) Persönliche Sprechstunden: Montag: 10.00 bis 13.00 Uhr Mittwoch: 14.00 bis 17.30 Uhr


Campusleben

Heute: In guten und in schlechten Zeiten

N

eulich erwähnte ich im Kreise akademisch gebildeter, gleichaltriger Menschen, dass ich nun nach Hause müsse - GZSZ fange an. Ungläubige Blicke, offene Münder. Als hätte ich gerade gestanden, CDU zu wählen. Es ist ja nicht so, dass mich das überrascht. Auf einer Coolnessskala von 1 bis 10 liegt GZSZ Gucken ungefähr bei minus 50. Die Reaktionen fallen immer unterschiedlich abwertend aus, je nachdem wie gut ich die Menschen kenne. Eher fremde Menschen lächeln verstört, schlucken ihre Verachtung herunter und erzählen dann schnell, dass sie das mit 14 auch geguckt hätten. „Ist denn dieser Jo Gerner noch dabei?“. Menschen, mit denen ich in einem Ehrlichkeitsverhältnis stehe, schütteln verächtlich den Kopf und sagen mitleidig: „Das du dir den Scheiß wirklich anguckst.“ Sie alle wissen nicht, was sie verpassen. Es gibt Geschichten über gute Zeiten und über schlechte Zeiten und diese Geschichten sind keineswegs neu. Im Gegenteil – die meisten Probleme, mit denen sich die GZSZ-Welt herumschlägt, gab es schon in der griechischen Mythologie. Eine der zeitlosen Emotionen ist zum Beispiel Eifersucht. Die Geschichte über die romantische Zweierbeziehung, der nichts Schlimmeres passieren kann, als dass Einem von den Zweien ganz unromantisch langweilig wird und er deswegen fremd geht, ist nicht tot zu kriegen. Fremdgehen, meistens aus Versehen, meistens heimlich. In der griechischen Mythologie passiert das und bei GZSZ ebenfalls. Und zwar immer wieder, einigen besonders oft. Zeus, der höchste olympische Gott, verwandelt sich sogar in einen Kuckuck oder einen Stier, um seine Affären vor seiner Frau Hera geheim zu halten. Jo Gerner aus GZSZ verwandelt sich zwar nicht in Tiere, hatte aber quasi mit jeder weiblichen Protagonistin schon mal was, mit der Hälfte von ihnen sogar Kinder. Bei so viel sexueller Vernetzung verliert man schnell die Übersicht. Und upps, aus Versehen verliebt man sich dann in die eigenen Familienangehörigen. Das kam noch nie gut an. Für das Haus des Königs Laios ist

es die schlimmste Tragödie, als Ödipus unwissentlich seine eigene Mutter Iokaste heiratet. Auch die GZSZ-Welt geriet in eine tiefe Krise, als Amelie sich in ihren Halbbruder John verliebte. Ein erzählerischer Dauerbrenner ist der moralische aber meist aussichtslose Kampf gegen die herrschenden Gesetze. Die kleine Antigone, die entgegen der Gesetze der Stadt Theben und deren König Kreon ihren Bruder beerdigen will, wiederholt sich als „Why“ in GZSZ, der als Aktivist gegen hohe Mieten, die Gentrifizierung in Berlin und vor allem gegen Jo Gerner kämpft. Beiden würde ich gerne sofort zur Seite springen und beim Beerdigen bzw. Transpis rollen helfen aber dann bin ich doch ganz froh, dass nur Antigone und „Why“ scheitern und nicht ich selbst. Was mich aber wirklich fesselt ist der Umfang. Die griechische Mythologie erstreckt sich von Zeus über die Götterwelt des Olymps bis zu Generationen von Kindern, die zwischen den Göttern und den Menschen entstanden sind. Und GZSZ hält sich seit 23 Jahren ungebrochen im Vorabendprogramm. Zwar sind die Dialoge so künstlich wie Jelly Beans (die seltenen Ausnahmen weiß ich dafür umso mehr zu schätzen) und die Mimikleistung der Schauspieler*innen ist ungefähr so bewegungsstark wie eine Felswand – aber GZSZ erzählt seine Geschichten. Montag bis Freitag, jeden Tag. Pünktlich um 19.40 Uhr. Egal, ob es ein guter oder ein schlechter Tag war. Ich bin geduldig. Das Feuilleton hat Haftbefehl entdeckt – das Feuilleton wird auch noch GZSZ entdecken. Text: Lina Schwarz Grafik: Elise Schwarz

17


Campusleben

Tschüss Bremen – Hallo Europa! Von Jahr zu Jahr gehen immer mehr Studierende für ein oder mehrere Semester ins Ausland. Eine sehr beliebte Möglichkeit ist dafür das Erasmus-Programm. Gefördert durch die Europäische Union, bietet es Studierenden einen möglichst kostengünstigen und unkomplizierten Aufenthalt an einer europäischen Partneruniversität. Europa entdecken 1987 entstand das Mobilitätsprogramm Erasmus nach Beschluss des Rats der Europäischen Union. Seitdem haben Studierende innerhalb der Europäischen Union die Chance, während ihres Studiums eine Zeit lang an einer ausländischen Universität zu studieren. Waren es damals noch 3000 Studierende, nutzten 2012-2013 rund 270.000 EU-BürgerInnen die Möglichkeit des Auslandsaufenthaltes. Alle 28 Mitgliedstaaten der Union sowie Norwegen, Island, Liechtenstein und die Türkei stehen als Zielländer zur Verfügung. Während jedes Studienabschnitts, also während des Bachelor- und Master-Studiums und als Doktorand kann man jeweils bis zu zwölf Monaten am Programm teilnehmen. Mit seinem Namen erinnert das Programm an den europäischen Humanisten Erasmus von Rotterdam. Gleichzeitig handelt es sich um ein Akronym von European community action scheme for the mobility of university students. Unterstützungsmöglichkeiten Die Rahmenbedingungen sind vom Programm gesetzt, die Details liegen bei den Hochschulen. Vorab ist es also als Studierender der Uni Bremen notwendig zu klären, mit welchen Hochschulen Kooperationsverträge vorliegen. Gegliedert nach Fachbereichen und Studienfächern, finden sich aktuelle Informationen zu der Anzahl der jeweiligen Plätze auf den Seiten des „International Office“. Ist die Entscheidung getroffen, wohin es gehen soll, heißt es: Bewerbungen schreiben. Diese gehen an die ausgeschriebene zuständige Person im jeweiligen Studiengang, die auch über die Platzverteilung entscheidet. Die Teilnahmebedingungen sind für alle gleich: eine Immatrikulation an der Uni Bremen und mindestens ein abgeschlossenes Studienjahr vor Antritt des Aufenthaltes, Kenntnisse der Unterrichtssprache auf dem Niveau B2 und wenn möglich Grundkenntnisse der Landessprache. Abhängig vom jeweiligen Studiengang sind dann die weiteren benötigten Weitere Informationen zum Erasmus-Angebot der Uni Bremen gibt es unter: http://www.uni-bremen.de/international/wege-ins-ausland/studieren-im-ausland/erasmus.html Dort lässt sich alles Wissenswerte zur den Kooperationsverträgen und Zielländern der jeweiligen Fachbereiche finden. 18

Der „typische“ Erasmus-Student ist … • … im Grunde genommen eine Studentin, denn 61% aller Teilnehmenden sind weiblich • … 22 Jahre alt • … im Bachelor-Studium • … bleibt für sechs Monate im Ausland (Quelle: Europäische Kommission) Bewerbungsunterlagen einzureichen: dazu zählen Motivationsschreiben und Leistungsbescheinigungen. Sobald eine Zusage für einen Platz vorliegt, sind noch einige Formalitäten zu erledigen und Fristen einzuhalten. So müssen Studierende, die auf Englisch, Französisch oder Spanisch studieren, zum Beispiel vorab online einen Sprachtest absolvieren, der in die Statistiken des Erasmus-Programms aufgenommen wird. Weiterhin empfiehlt es sich auch, bereits vor Abreise das sogenannte „Learning Agreement“ auszufüllen und sich zu über legen, welche Kurse man im Ausland belegen möchte und ggf. welche Kurse sie im Curriculum an der Heimatuni ersetzen müssen. Das alles erfolgt über das Portal „Mobility-Online“. Dies wird aber Schritt für Schritt vom International Office begleitet und auch die nötigen Informationen werden bereitgestellt. Dazu lohnt es sich auch, die im Sommer stattfindende Info-Veranstaltung zu besuchen und etwaige Fragen zu klären. Kurz bevor es ernst wird, wird dann auch die Reisekasse aufgefüllt: die erste Rate des Mobilitätszuschuss wird ausbezahlt. Abhängig von der Länderkategorie erhalten Studierende im Erasmus-Programm eine monatliche Unterstützung zwischen 150€ und 250€. Die ersten 70% werden vor Antritt des Aufenthaltes ausbezahlt, der Rest nach erfolgreicher Beendigung des Auslandsstudiums. Sobald die Zeit im Ausland begonnen hat und die Kursauswahl eingereicht ist, ist die Arbeit der Uni Bremen zunächst erst einmal getan. Bis zur Rückkehr: Dann wird es Zeit, seine Aufenthaltsbestätigung einzureichen und sich die Kurse anrechnen zu lassen, die an der Partnerhochschule belegt wurden. Erasmus+ – Mehr als nur Studieren Möglichkeiten ins Ausland zu gehen, gibt es viele. Das Erasmus-Programm zeichnet sich vor allem durch seine finanzielle Unterstützung und eine gute Organisation aus. Seit 2014 ist das Austausch-Pro-


Campusleben

Deine Erasmus-Checkliste

gramm für europäische Studierende mit anderen Auslandsprogrammen der EU zu Erasmus+ verschmolzen. Dazu zählen zum Beispiel Auslandspraktika im Rahmen des Studiums von bis zu zwölf Monaten. Auch hier findet eine finanzielle Förderung statt. Also, man sieht sich in Europa! Text: Lisa Urlbauer Infokasten: Annika Papenbrock Grafik: Ulrike Bausch / Zahlen: Europäische Kommission

• Partneruniversität deines Fachbereiches suchen • Kursangebot checken • Unterlagen zusammensuchen: • Motivationsschreiben verfassen (meist auf Englisch) • Lebenslauf • Transcript of Records (bei PABO auf Englisch anfordern) • Sprachnachweis über die Unterrichtssprache • Online-Bewerbung bei „Mobility–Online“ einreichen • Learning Agreement zusammenstellen (von beiden Universitäten unterschreiben lassen) • Regelmäßig „Mobility-Online“ checken • Info-Veranstaltung besuchen • Grant-Agreement durchlesen und unterschrieben beim International Office einreichen • Wohnung untervermieten oder kündigen • Kreditkarte beantragen • Über Krankenversicherungen informieren • Flug/Anreise planen • Taschen packen

und los geht’s!

In eigener Sache: Die Erasmus-Kolumne im ScheinWerfer!

Wenn ihr wissen wollt, wie das Leben als Erasmus-Student so aussieht, dann schaut doch bei unserer Erasmus-Kolumne vorbei: www.scheinwerfer. uni-bremen.de. Wir berichten über alles, was man als deutscher Student in Stockholm oder Valencia so erlebt. Wenn ihr selbst gerade im Ausland seid, dann schreibt uns unter scheinwerfer@uni-bremen.de und werdet Teil unserer Erasmus-Kolumne. Diesen Artikel findest du auch auf unserem Blog scheinwerfer.uni-bremen.de. 19


Campusleben

Psychotest – Welcher Jahreszeitentyp bist du? Januar, Februar, März, April, die Jahresuhr steht niemals still. Mai, Juni, Juli, August, weckt in uns allen die Lebenslust. September, Oktober, November, Dezember, und dann und dann, fängt das Ganze schon wieder von vorne an. Was sagst du dazu? Fühlst du dich überfordert vom Wechsel zwischen warm und kalt oder genießt du die Jahreszeiten? Der große Scheinwerferpsychotest verrät dir, welcher Jahreszeitentyp du bist! Es wird früh dunkel, die Tage werden kürzer, es wird Herbst. A Überall liegen gelb und rot strahlende Blätter! Tolle Farben!

C Überall trinken Leute Tee. Ist das ein Gesetz? Habe ich da irgendeinen Teil in der Herbsthausordnung überlesen?

C Ähm, ich glaube, da müssen sich meine Eltern alleine vergnügen. Über dem Weihnachtsmarkt ist weder ein schützendes Dach im Fall von plötzlich einsetzendem Regen, noch eine auf 5 zu drehende Heizung. Warum noch mal sollte ich dahin gehen? Mama, Papa: Ich hab grad echt viel für die Uni zu tun.

Erdbeeren im Juni und Apfelsinen im Dezember: Mit den Jahreszeiten kommen und gehen auch Obst und Gemüse.

B Ich verstehe das ganze Tamtam um die Weihnachtszeit nicht. Für mich gibt es nur die Spekulatiuszeit und die beginnt im September.

C Gefällt mir gar nicht. Jedes Jahr aufs Neue verpass ich die Spargelsaison. Gleich mal ‘ne Petition auf change. org starten: Der Obst- und Gemüseanbau sollte im 21. Jahrhundert jahreszeitenunabhängig sein.

A Oh du fröhliche, oh du selige, … Ich liebe die Weihnachtszeit! Endlich kann ich meine neue Bärenfellmütze aufsetzen, weil es so schön kalt draußen ist.

B Überall liegt das scheiß Laub. Ich bin schon mindestens dreimal diese Woche in Hundescheiße getreten.

A In meinem Zimmer hängt ein Kalender im A2-Format, auf dem die Früchte der Saison im Jahresverlauf aufgelistet sind. Den kann ich auswendig. B So what? Spiegelei mit Barbecuesauce gibt es doch das ganze Jahr. Kein Wölkchen am strahlend blauen Himmel, die Sonne lacht. Deine Freunde freuen sich auf einen Tag am See. Und du?

Sommer heißt auch Hitze und Hitze macht Schweiß. Sich morgens ausversehen den Wollpullover anzuziehen, kann dir dann ganz schön den Tag versauen. Wie gehst du mit falscher Kleidung im Hochsommer um? A Dass ich zu warm angezogen bin, ist genauso unwahrscheinlich wie ein friedliches Werder-HSV-Spiel. Ich und mein bester Ratgeber, die Wetter-App, planen den Tag detailliert. Falls ich zufällig an einem See vorbeikommen sollte: Bikini trage ich immer drunter.

B Ich spiel grad League of Legends und muss noch in der Kluft der Beschwörer einen Vasallen und zwei Monster umbringen, dann könnte ich vielleicht … Oh, schon so spät?

C Ahh Mist, heute Morgen nach dem Aufwachen sah der Himmel von drinnen irgendwie grau aus. Jetzt schwitze ich – aber Coolness beginnt im Kopf. Auf die Nachfrage, warum ich so warm angezogen sei, erwähne ich einfach den letzten Urlaub in Marokko und dass ich mich jetzt so an die 35 Grad gewöhnt habe.

C Ich erinner mich an Pommes Schranke. Und an Flutschfinger. Vielleicht fahr ich mit. Aber in dieses von Algen durchsetze, mit Abwässern vergiftete Wasser kriegen mich auch keine 40 Grad rein.

B Jahrelanges Training hat mich absolut hitzeresistent gemacht. 30 Grad, 35 Grad, 40 Grad: Ich trage meine schwarze Leggings.

A Ich bin schon da! Von Mai bis Oktober schwimme ich jeden Morgen einmal über den Werdersee – normal. 20

Es ist soweit, deine Eltern kommen zu Besuch und der erste Ausflug des Jahres auf den Weihnachtsmarkt steht an. Mutti freut sich auf gebrannte Mandel, Vater auf den Glühwein.


Campusleben

Typ A Das Dreamteam Ob Sommer, Winter, Herbst oder Frühling – du und die Jahreszeiten ihr lebt als symbiotische Einheit. Niemals würde dir einfallen, dich über Hitze oder Kälte zu beschweren, denn du kannst genauso gut schwimmen wie Ski fahren. Mit Bergen von schweißabsorbierender Funktionskleidung und Strickjacken aus Schafwolle bist du für jegliche Temperaturschwankungen gewappnet. Für Menschen, die nach zwei warmen Tagen wegen der Hitze stöhnen und im Winter über die Kälte jammern, hast du keine Zeit: Du musst mit deiner Wetter-App besprechen, ob es schon Zeit für Thermounterwäsche ist.

Typ B War was? Du lässt die Jahreszeiten nicht an dich heran. Wofür gibt es Heizungen und Klimaanlagen? In deinem Jahresverlauf herrschen konstante 21 Grad, alles andere ignorierst du. Manchmal stört dich übermäßiger Tageslichteinfall beim Serien gucken oder Playstation spielen. Gut, das lichtdichte Jalousien erfunden wurden. Soweit kommt es noch, dass du dem Wetter Macht über dein Leben einräumst. Und diese Früchte der Saison, ist das eine Band?

Typ C It’s complicated Nun hast du schon so viele Jahre mitgemacht und doch bist du immer wieder überrascht. Huch, im Sommer wird es so heiß? Du hast gar keine luftigen Schuhe. Und der Winter, war der schon immer so eisig und nass? Aber dieses Jahr ist es besonders schlimm. Jahrhundertwinter. Trotz drei Wärmflaschen ist dir abends im Bett noch kalt. Im Frühling gibt es manchmal ein paar Tage, an denen das Wetter eigentlich perfekt sein könnte und du sogar richtig angezogen bist. Aber dann hast du mit Heuschnupfen zu kämpfen und deine Augen tränen so sehr, dass du nichts mehr merkst. Menschen, die dir zu säuseln, es gebe kein schlechtes Wetter, es gebe nur schlechte Kleidung, packst du mental in eine Rakete und 3, 2, 1, auf den Mond.

Text: Lina Schwarz Grafik: Gabi Manns

21


Bremen

Diesen Artikel findest du auch auf unserem Blog scheinwerfer.uni-bremen.de.

Flüchtlingen helfen in Bremen! Europäische und deutsche Flüchtlingspolitik

S

chaltet man derzeit das Radio oder das Fernsehgerät an, schlägt eine Tageszeitung auf oder surft Nachrichten lesend im Netz, stößt man unweigerlich auf das allgegenwärtige Thema Flüchtlinge. Man erfährt dabei sehr viel über die Unstimmigkeiten zwischen den Ländern der Europäischen Union und die gerade erneut verschärften deutsche Asylgesetzte. Nachdem Präsident Viktor Orban im vergangenen Monat die ungarisch-serbische Grenze abgeriegelt hatte, um damit zu verhindern, dass mehr Flüchtlinge in das Land gelangen können, haben Österreich und Deutschland entgegen den Vorgaben des Schengener Abkommens (Abschaffung innereuropäischer Grenzstationen) folgend Grenzkontrollen eingeführt, um, so zumindest die offizielle Begründung, einen kontrollierten „Zustrom“ der Flüchtlinge zu erzeugen, den die Länder dann auch vorbereitet und organisiert bewältigen können. Was mit den Menschen passiert, die nun drei Monate vor Winteranfang zwischen den neu errichteten Grenzzäunen festsitzen und weder vorwärts noch zurück in ihre Heimatländer gehen können oder wollen, darauf hat die Politik bislang keine Antwort. Auch lernt man derzeit etwas über die innerdeutschen Schwierigkeiten: Es geht dabei um die fehlenden Gelder der Kommunen für Flüchtlingshilfe, die unzureichende Kommunikation zwischen Institutionen des Bundes und der Bundesländer und um Komplikationen, die Geflüchteten gerecht und vor allem im Sinne der Betroffenen zeitnah auf die einzelnen Länder zu verteilen. Der sogenannte „Königsteiner Schlüssel“, der die Verteilung der Flüchtlinge auf die Länder regelt, soll dabei die Richtlinien vorgeben. Dieser richtet sich nach den Steuereinnahmen und der Bevölkerungszahl des jeweiligen Bundeslandes. Flüchtlinge in Bremen Bremen steht vor der Aufgabe, circa 1 Prozent (Königsteiner Schlüssel) von allen der nach Deutschland geflüchteten Menschen aufzunehmen, zu versorgen und gesellschaftlich zu integrieren. Das klingt erst einmal nicht viel, es handelt sich dabei aber immerhin um mehrere Tausend Menschen. Einige Tausend Geflüchtete, vor allem aus Syrien, befinden sich bereits in Bremen. Sie leben zumeist in (Übergangs-) Wohnheimen, aber auch in kürzlich errichteten Wohncontainern und Großzelten in unterschiedlichen Bremer Stadtteilen. Zurzeit sucht die Stadtverwaltung unter Zeitdruck nach mehr Wohnraum, da viele der Unterkünfte bereits jetzt überfüllt sind. Es wurde in den Medien schon viel Gutes über das Engagement der deutschen Bevölkerung berichtet – auch über

22

die Stadt Bremen. Dabei lernt man, dass die persönliche Betreuung und Unterstützung der Geflüchteten bislang maßgeblich durch ehrenamtliche Helfer und gemeinnützige Vereine gewährleistet wird, während staatliche Organisationsstrukturen eher mühsam entstehen. Neben größeren Verbänden wie z.B. der kirchlichen Caritas, Pro Asyl oder dem Deutschen Roten Kreuz, handelt es sich in Bremen vor allem um interessante und kreative Unterstützung durch Bremer und Bremerinnen, die als Privatpersonen in der Flüchtlingshilfe aktiv sind. Wenn man also selbst das Bedürfnis verspürt, helfen zu wollen, ist man damit in Bremen genau an der richtigen Stelle. Anschlussmöglichkeiten gibt es mehr als genug. Bei einer Suche im Netz wird man schnell fündig und geradezu mit einer Flut von HelferInnen und Projekten bekannt gemacht. Bei der erfreulichen Vielzahl an Angeboten, muss man sich jedoch zu allererst einen Überblick verschaffen. Worauf die Frage folgt: Was ist überhaupt für mich die richtige Form des Engagements? Zeit spenden Eines der Großraumzelte für Flüchtlinge steht auf dem Campusgelände der Universität Bremen (Otto-Hahn-Allee). Dort leben momentan etwa 420 junge Flüchtlinge. Diese sind vor allem minderjährig und kamen ohne Eltern oder Familien nach Deutschland. Für interessierte Studierende bietet es sich geradezu an, bei der „AG Refugees Welcome“ mitzumachen, die sich im wöchentlichen Turnus (immer montags, 14 Uhr) in der Glashalle/Studentenhaus trifft, um in Arbeitsgruppen über die aktuelle Lage der Flüchtlinge zu diskutieren und dabei hilfreiche Projekte anzustoßen (Deutschkurse, Sportangebote etc.). Hat man, wie ich, ein altes Fahrrad im Keller stehen, das einer Reparatur bedürfte und entbehrlich ist, könnte man sich damit auf den Weg nach Bremen Neustadt und zu „Fahrräder für Flüchtlinge“ aufmachen. Dort werden die Drahtesel gemeinsam mit Flüchtlingen wieder in Stand gesetzt. Es geht in diesem Projekt also nicht nur darum, Sachspenden zu leisten, sondern auch Zeit mit den Menschen zu verbringen, die diese Fahrräder dann später benutzen können (http://fahrraeder-fuer-fluechtlinge.de/). Menschen in eine Gesellschaft zu integrieren, braucht Bürger und Bürgerinnen, die Lust und Freude daran haben, den Angekommenen ein Stück ihrer eigenen Zeit zu geben, damit diese sich besser in ihrem neuen Alltag zurecht finden und so bald wie möglich hier zu Hause fühlen können. Das hat sich


Bremen

Fahrräder Fahrräder Fahrräder für Flüchtlinge

Flüchtlinge für für Flüchtlinge

www.fahrraeder-fuer-fluechtlinge.de www.fahrraeder-fuer-fluechtlinge.de

auch die Initiative „Flüchtlingshilfe in Bremen“ gedacht, die dabei auf ihrer Facebookseite extra eine Rubrik namens „Bremen spendet Zeit“ eingerichtet hat (https://www.facebook.com/fluechtlingshilfe.bremen). Wer sich persönlich einbringen möchte, jedoch keine Geld- oder Sachspenden abgeben kann, hat dazu eine Vielzahl alternativer Möglichkeiten: Neben der Begleitung von Flüchtlingen bei Behördengängen oder Arztbesuchen kann man Flüchtlingen in Huchting z.B. beim Einkaufen behilflich sein. Für die Bewirtschaftung des Gemeinschaftsgartens der AWO Soziale Dienste in Arbergen sind freitags zwischen 11 und 16 Uhr Leute willkommen, die Spaß an gemeinsamer Gartenarbeit haben. In Vegesack leben bereits Flüchtlingsfamilien in eigenem Wohnraum, brauchen jedoch nette Nachbarn, die ihnen gesellschaftlichen Anschluss im Viertel bieten. Auch die Flüchtlingsunterkunft im Viertel (Eduar-Grunow-Str30) freut sich immer über neue Ehrenamtliche, die Ideen für Projekte haben oder einfach nur Zeit mit den Bewohnern verbringen möchten. Wer Freude daran hat, mit Kindern und Jugendlichen seine Freizeit zu verbringen, findet dazu Möglichkeit im Übergangswohnheim in Vegesack. Möchte man mehr über das Schicksal der minderjährigen Flüchtlinge in Bremen erfahren, kann man sich am besten über den Verein Fluchtraum Bremen (http://www.fluchtraum-bremen.de/) informieren. Leider ist auch die Begleitung von Flüchtlingen zum Bahnhof immer wieder eine notwendige Aufgabe, die von Ehrenamtlichen geleistet wird. Montags bis freitags zwischen 10 und 18 Uhr werden Menschen gesucht, die helfen wollen, sich um jene zu kümmern, die Bremen wieder verlassen müssen, z.B. um in andere Erstaufnahmeeinrichtungen weiterzureisen (freiwillige.hauptbahnhof@gmail.com) oder gerade in der Stadt angekommen sind und den Weg zur Zentralen Erstaufnahmestelle noch nicht kennen. Spenden In den letzten Wochen sind bereits viele Sachspenden für Flüchtlinge abgegeben worden. Problematisch sind jedoch nach wie vor Punkte wie die Auswahl und die Logistik. Neben den bereits genannten Fahrrädern, die den Flüchtlingen Mobilität in der Stadt ermöglichen sollen, werden elektronische Geräte, wie Mobiltelefone und Computer (gebrauchte Laptops), aber auch Sportgeräte und Sportbekleidung gesucht. Auch Wörterbücher für den Sprachunterricht werden dringend benötigt. Weitere Informationen dazu findet man bei der städtischen Bürgerinitiative „Gemeinsam in Bremen“ (http://www.gemeinsam-in-bremen.de/), auf deren Seite es sowohl eine Rubrik für „Angebote“ als auch „Gesuche“ gibt. Wer sich in dem Dilemma befindet, Sachspenden abgeben zu wollen, aber keine Transportmöglichkeit dafür besitzt, kann

sich auf Facebookwww.fahrraeder-fuer-fluechtlinge.de über „Bremen Transportiert“ mit Leuten kurzschließen, die gern ihr Auto zur Verfügung stellen, um die Sachen in die Einrichtungen und Sammelstellen zu fahren. Geld spenden kann man vor allem bei all jenen Vereinen, die sich ausschließlich der Flüchtlingshilfe verschrieben haben (z.B. Help-Refugee, http://www.help-refugee.com/), oder auch beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) und auch dem Arbeiter Samariterbund. Wo anfangen? Aller Anfang ist bekanntlich schwer und zunächst gilt es, Hemmungen zu überwinden und einen Erstkontakt herzustellen. Dafür bieten sich die zurzeit zahlreich stattfindenden Willkommensfeste und Flüchtlingscafes in und um Bremen an. Dort kann man nicht nur mit den Flüchtlingen ins Gespräch kommen, sondern auch Kontakte zu Flüchtlingshelfern und Initiatoren knüpfen. Natürlich können bereits bestehenden Organisationen und Vereinen auch neue Projektideen vorgetragen werden oder man begründet ganz einfach eine Diskussionskultur im eigenen Freundeskreis zum Thema Flüchtlingshilfe und lotet gemeinsam aus, wo die eigenen Stärken und Fähigkeiten liegen, mit denen man etwas beitragen kann. Als Religionswissenschaftlerin stellt sich mir z.B. zunehmend die Frage nach der Gewährleistung von Räumen, in denen die Geflüchteten nicht nur Impulse zur Integration bekommen, sondern auch eigene kulturelle und religiöse Bedürfnisse ausleben können. Gerade muslimische Flüchtlinge würden einen Gebetsraum oder den Besuch einer benachbarten Moschee sicherlich begrüßen. Besonders Muslimen in vorläufigen und improvisierten Flüchtlingsunterkünften könnte der Kontakt zu lokalen muslimischen Gemeinden auch helfen, mit den psychischen Herausforderungen und Anstrengungen, die diese Situation für sie mit sich bringt, besser umzugehen. Gleichzeitig würde man mit der Förderung solcher Kontakte auch ein Zeichen für die Akzeptanz kultureller Vielfalt gegenüber Menschen mit anderer religiöser Herkunft aussenden und zeigen, dass Integration auch bedeutet, die kulturelle Identität des Ankommenden wertzuschätzen und verstehen zu wollen. Ein erfreuliches Zeichen in diese Richtung war die Organisation des islamischen Zuckerfestes, das auf dem Campusgelände bereits mit der Unterstützung der „AG Refugees Welcome“ und dem Islamischen Hochschulbund (IHB) mit muslimischen Flüchtlingen begangen werden konnte. Getreu dem Ausspruch „Lass Worten Taten folgen“ wird mein kaputtes Fahrrad noch heute den Weg aus seinem Kellerverlies finden und einem besseren Zweck zugeführt. Text: Manja Quakatz Bilder: Quellen sind die jeweiligen Einrichtungen/Initiativen 23


Bremen

Eine kleine Kinogeschichte Bremens Den neuen Blockbuster im Kino sehen – natürlich in 3D und mit Dolby Surround. So sieht Kino heute für viele aus. Aber wie waren die Ursprünge der Bremer Kinoszene? Wann wurde das erste Filmtheater der Stadt gegründet? Und wo können heute Filme gesehen werden? Ein Rundgang durch die Bremer Kinolandschaft.

A

us einer Reihe technischer und gesellschaftlicher Vorläufer entwickelten sich Ende des 19. Jahrhunderts die „bewegten Bilder“. Der 28. Dezember 1896 gilt vielen als Geburtsstunde des Kinos. Die Brüder Lumière führten erstmals den von ihnen entwickelten Cinématographe - Kamera und Projektor in einem – der Pariser Öffentlichkeit vor. Ihre einminütige Sequenz „Arbeiter verlassen die Lumière-Werk“ wird häufig als „erster Film“ bezeichnet, selbst wenn hierüber keine Einigung herrscht. Die Lumières gründeten auch das erste Kino: Im Grand Café in Paris liefen täglich die von ihnen gedrehten Kurzfilme. Wichtig für die Entwicklung des Spielfilms wurde George Méliès, dessen Werke sich durch eine narrative Dramaturgie und die Verwendung fantastischer Elemente auszeichneten. 1902 drehte er mit „Die Reise zum Mond“ den ersten Langfilm mit einer Dauer von etwa 15 Minuten. Charles Pathé machte den Film durch Normierung und Standardisierung in der Herstellung schließlich zur kommerziellen Massenware. Noch Ende des 19. Jahrhunderts veränderte sich die Distribution von stationären Angeboten zum Jahrmarkt- und Wanderkino. Eine breitere Öffentlichkeit fand so Zugang zum neuen Medium. 1896 eröffnete Oskar Messter das erste deutsche Kunstlichttheater für Filmaufnahmen in der Berliner Friedrichstraße. Der gelernte Optiker und Mechaniker gilt damit als Begründer der deutschen Kino- und Filmindustrie. Auch in Bremen wurden bereits am 15. August 1896 erstmals Filme der Brüder Lumière mit deren Cinématographen gezeigt. Es folgten weitere Aufführungen im Logenhaus am Herdentorsteinweg, auf diversen Gewerkschaftsveranstal-

© Jürgen Howaldt Wikimedia Commons

Cinema am Ostertor: Ältestes Programmkino Deutschlands 24

tungen sowie in Bremer Konzertsälen. Das Kino wird sesshaft Die ersten festinstallierten „Ladenkinos“ entstanden in Deutschland ab 1905. So auch in Bremen, wo Otto Frundt das Biophon-Theater in der Hutfilterstraße 6-8 in der Altstadt einrichtete. 1910 eröffnete in diesen Räumlichkeiten unter neuer Direktion das Reformtheater. Etwa zur selben Zeit wurden die Kurz- zunehmend durch Langfilme verdrängt, womit auch in Deutschland etwas verspätet der Kinoboom einsetzte: Wurden 1906 noch 578 Filme produziert, waren es zwei Jahre später bereits 1.986 und 1913 sogar 5.721 Filme. Dieser Boom lässt sich auch in der Gründungswelle neuer Kinos ablesen: Gab es 1910 deutschlandweit 1.000 ortsfeste Kinos, waren es 1914 schon 2.446. Die kleinen Ladenkinos wurden immer häufiger zu großen Lichtspieltheatern und Filmpalästen ausgebaut. Das Kino etablierte sich zunehmend als Alltagskultur. Auch in Bremen blühte die Kinoszene auf. Ab 1908 baute der Bremer Architekt Joseph Ostwald vor allem im Auftrag des Hamburger Kaufmanns Johannes Hagen zahlreiche Filmtheater. In der Ansgaritorstraße 20 installierte er das Metropoltheater, das am 05.04.1908 als „Bremens erster Kinosaal“ eröffnet wurde. Ab 1909 leitete Hagen das Kino persönlich. Im selben Jahr gründete er die Firma „Hagen & Sander GmbH“ und baute zahlreiche weitere Kinos. 1917 schlossen sie sich der neu gegründeten „Universum Film AG“ (UFA) an, die sich als Antwort auf die ausländische Filmkonkurrenz verstand. Seit 1926 hießen alle ihr angehörigen Kinos „Ufa-Vereinigte Theater“. 1919 erwarb das rheinländische Unternehmen „Luetge & Heiligers“ das Moderne Theater, das von 1919 bis 1986 existierte. Hier liefen ab 1924 auch die ersten Kurzfilme mit Ton. 1929 wurde mit dem Musical-Drama „The Singing Fool“ (1928) im Bremer Metropoltheater einer der ersten großen Tonfilme gezeigt. Ab Beginn der 1930er Jahre liefen auch in Bremen immer mehr bedeutsame Werke. Zu dieser Zeit erreichten die Kinos der Stadt ihre höchsten Besucherzahlen. Den Einflüssen der Nationalsozialisten konnten sich jedoch auch die Bremer Lichtspielhäuser nicht entziehen. Bereits vor 1933 hatten die Nationalsozialisten immer stärker auf den deutschen Filmmarkt eingewirkt. Nach der Machtübernahme Hitlers verstärkten sich diese Bemühungen in Form von Berufsverboten, Zensur und der Verstaatlichung der Filmindustrie, vor allem unter dem Aspekt von Propaganda und Gleichschaltung der Medien. Während


Bremen

Kinos in Bremen Atlantis Filmtheater - Böttcherstr. 4, 28195 Bremen Altstadt Cinema – Ostertorsteinweg 105 28203 Bremen Ostertor Gondel - Schwachhauser Heerstr. 207, 28211 Bremen Radio Bremen Schauburg - Vor dem Steintor 114, 28203 Bremen Steintor City 46 - Birkenstr. 1, 28195 Bremen Bahnhofsvorstadt Cinemaxx - Breitenweg 27, 28195 Bremen Bahnhofsvorstadt Cinespace Multiplex Kino - AG-Weser-Str. 1, 28237 Bremen Industriehäfen Cinestar Kristall-Palast - Hans-Bredow-Str. 9, 28307 Bremen Osterholz des Zweiten Weltkriegs wurden viele Bremer Kinobauten zerstört. Wieder aufgebaut wurde die Kinolandschaft nach 1945 durch den Architekten Ostwald, der unter anderem den Tivoli-Lichtspielen zu neuem Aufschwung verhalf. Heute ist in dem Gebäude in Bremen-Hemelingen die Aladin Music Hall als beliebte Konzertlocation zu finden. Fernsehen als Konkurrenz Die Konkurrenz des Fernsehens führte ab den 1950er Jahren zum Rückgang der Kinobesucherzahlen. In der Folge mussten viele Kinos schließen. Alternativ wurden sie zu „Schachtelkinos“ umgebaut. Die großen, oft bis zu tausend Sitzplätze beinhaltenden Kinosäle wurden in mehrere kleine Einheiten unterteilt, sodass mit relativ wenig Personalaufwand eine deutlich größere Menge an Filmen gezeigt werden konnte. Besonders die Ufa-Kinos folgten dieser Strategie. Aus einem ähnlichen Gedanken heraus entwickelten sich ab Mitte der 1980er die Multiplex-Kinos, zunächst vornehmlich an den Stadträndern und in ländlichen Gebieten. Im Oktober 1990 eröffnete United Cinemas International (UCI oder UCI Kinowelt) das erste Multiplex-Kino in Hürth bei Köln. Im darauffolgenden Jahr folgten weitere Großkinos in Bochum, Köln, Hannover und Essen. Marktführer der Multiplex-Kinos in Deutschland ist heute die Kette Cinestar. Bekannt sind außerdem Cinemaxx, UCI, Kinopolis oder Cineplex, das als Dachverband vieler mittelständischer Unternehmen fungiert. Multiplexkinos haben in Deutschland mittlerweile einen Marktanteil von über fünfzig Prozent. Auch die Bremer Kinolandschaft erfuhr seit den Nachkriegsjahren einige Veränderungen. Die in den USA bereits seit den 1920er Jahren verbreiteten „Programmkinos“ etablierten sich nun auch in Deutschland. Sie entwickelten sich häufig aus Filmklubs heraus, die ohne kommerzielle Absichten Vorführungen von Filmen organisierten, die sonst kaum Beachtung fanden. Dabei handelte es sich in der Regel um künstlerisch ehrgeizige Autoren- oder abstrakt-experimentelle Avantgardefilme. Die zumeist kleineren Kinos siedelten sich vornehmlich in Groß- oder Universitätsstädten an. Erstes Programmkino Deutschlands ist das 1969 in Bremen gegründete Cinema Ostertor, das bis heute besteht. Im einzigen Saal mit 134 Plätzen werden hier vor allem engagierte und künstlerisch anspruchsvolle Filme, sogenannte Arthouse-Filme, gezeigt. Das Haus wurde bislang mit 37 Preisen für sein anspruchsvolles Programm ausgezeichnet. Die seit 1929 bestehende Schauburg wandelte sich 1982

ebenfalls in ein Programmkino. Es folgten die 1951 gegründete Gondel in Schwachhausen sowie das seit 1949 als Lichtspieltheater existierende Atlantis. Zusammen mit dem Cinema am Ostertor sind sie heute als „Bremer Filmkunsttheater“ unter Manfred Brocki zusammengeschlossen. Ihr Programm beinhaltet Spiel-, Kunst- und Dokumentarfilme aus aller Welt. Neben den Programmkinos existiert seit 1973 das Kommunalkino Bremen e.V., das sich vor allem einem selbst gesetzten Bildungsauftrag verpflichtet fühlt. Zunächst teilte es sich die Location mit dem Cinema Ostertor, zeigte aber auch an anderen Orten in der Stadt Filme. Im Rahmen des Bezugs eigener Räumlichkeiten in Walle 1993 wurde der Name in Kino 46 geändert. 2011 wurden die Räume des ehemaligen City-Filmtheaters, das von 1957 bis Februar 2010 bestand, in der Bahnhofvorstadt bezogen. Mit dem Ortswechsel fand auch ein erneuter Namenswechsel statt. Das City 46 versteht sich als unabhängiges, nicht-kommerzielles Kino, das sich aus Eintrittsgeldern, Zuschüssen der Kommune und aus Drittmitteln finanziert. Es unterhält Partnerschaften zu diversen Institutionen der Stadt Bremen und richtet in Zusammenarbeit mit diesen regelmäßig Filmfestivals aus, von denen das jährliche „Queerfilm-Festival“ besonders hervorzuheben ist. Seit 1999 wird hier außerdem im Rahmen des jährlich stattfindenden „Symposium zum Film“ in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen der Bremer Filmpreis verliehen. Bremer Kinolandschaft heute In der Kinogeschichte der Stadt Bremen öffneten und schlossen viele Kinos ihre Pforten. Eine genaue Angabe ist schwierig, da viele Häuser nur kurze Zeit existierten bzw. Name, Leitung oder Adresse änderten. Von mindestens 114 Kinos weiß man, dass sie seit 1907 in der Stadt Bremen existiert haben. Heute gibt es in Bremen acht feste Kinos, die zusammen über 39 Säle mit insgesamt 10.312 Plätzen verfügen. Neben den vier Filmkunsttheatern und dem Kommunalkino sind derzeit drei große Multiplex-Kinos in Bremen ansässig, die zusammen 32 der 39 Säle stellen. Den größten Saal mit 674 Sitzplätzen hat dabei das Cinespace in der Waterfront. Mit insgesamt 3.074 Plätzen in 11 Sälen ist es auch das fünfzehnt-größte Kino Deutschlands. Außerdem stellte es als erstes norddeutsches Kino auf digitale Projektion und 3D-Projektion um. Text: Annette Bögelsack 25


Bremen

„Die Versorgung der Tiere ist kostenintensiv“ Zwischen 40 und 50 „Sorgenkinder“ und Gnadentiere im Tierheim Bremen suchen zur Zeit eine Patin oder einen Paten. Der ScheinWerfer hat mit Gaby Schwab gesprochen, der Pressesprecherin des Tierschutzvereins Bremen e.V.

Hallo Frau Schwab! Wie viele Tiere bei Ihnen im Tierheim haben denn bereits einen Paten gefunden? Schwab: Es sind ungeführ 80 Tiere. Für 40 – 50 Tiere suchen für jedoch noch Paten. Dabei handelt es sich größtenteils um Hunde und Katzen, die alt und krank sind und deshalb als schwer vermittelbar eingestuft werden. Bei ihnen ist die Versorgung meistens sehr kostenintensiv. Außerdem suchen wir immer wieder Patinnen und Paten für unsere Gnadentiere. Das sind Affen und Pferde, die nicht vermittelt werden. Wie hoch ist die Fördersumme und wer kann eine Tierpatenschaft übernehmen? Schwab: Grundsätzlich kann eine Patenschaft erst ab 18 Jahren übernommen werden, da ein Vertrag zwischen dem Tierheim und dem Paten aufgesetzt wird. Es ist aber möglich, dass Eltern die Patenschaft für ihre Kinder übernehmen. Die Fördersumme betreffend lohnt sich der Aufwand erst ab 25 Euro. Mehr ist natürlich gerne und immer möglich, unter 25 Euro jedoch leider nicht. Welche Möglichkeiten habe ich als Pate/Patin? Darf ich das Tier z.B. füttern? Schwab: Also füttern ist immer ein bisschen schwierig, da müssten Sie schon zu den Futterzeiten kommen. Ansonsten sind Besuche grundsätzlich nach Absprache mit den Tierpflegern möglich. Außerdem finden Patentreffen statt und der Pate wird regelmäßig über den Zustand des Tieres informiert.

Wie lange gilt die Patenschaft?

Schwab: Sie können die Patenschaft jederzeit kündigen, da gibt es keine Jahresfrist oder so etwas. Außerdem endet sie natürlich, wenn das Tier vermittelt werden kann oder leider verstirbt. Darf ich mir das Tier selber aussuchen, von dem ich Pate werde? Schwab: Ja, natürlich dürfen Sie das!

26

Wie kann ich denn als „armer“ Student helfen, der nicht jeden Monat 25 Euro für eine Patenschaft aufbringen kann? Schwab: Sie können Mitglied werden bei uns. Das kostet 25 Euro im Jahr. Sie werden dann über Aktionen informiert und bekommen unser Jahresmagazin. Für ganz engagierte Leute gibt es natürlich auch noch die Möglichkeit, ein Ehrenamt zu übernehmen. (Anm. d. Redaktion: Siehe dazu Artikel: „Tiere haben keine Stimme“)

Vielen Dank für das Interview!


Bremen

„Tiere haben keine Stimme “ Der Tierschutzverein Bremen kämpft seit vielen Jahren gegen die Tierversuche mit Affen an der Universität Bremen. Zudem setzt er sich für Aufklärung im Umgang mit Tieren ein und beherbergt selbst viele von ihnen im dazugehörigen Tierheim. Egal ob Katzen, Hunde oder Wildtiere: wer in Not ist, findet hier ein neues Zuhause.

S

eit über 100 Jahren gibt der Tierschutzverein Bremen notleidenden Tieren eine Stimme. Sie werden im Tierheim Bremen untergebracht und warten dort auf ein neues Zuhause. Knapp fünfhundert Hunde, Katzen und Kleintiere sind es zur Zeit, die sehnsüchtig auf jemanden warten, der sie abholt. Hinzu kommen sogenannte Sorgenkinder und Gnadentiere. Sorgenkinder sind meist alt und krank, aber theoretisch noch vermittelbar. Gnadentiere hingegen werden nicht vermittelt. Zu ihnen gehören vor allem Pferde und Affen. 26 Mitarbeiter hat der Tierschutzverein, von denen sich 16 im täglichen Einsatz um die Pflege und Vermittlung der Tiere kümmern. Hinzu kommen die vielen Ehrenamtlichen Helfer, die Hunde zum Gassigehen ausführen oder dafür sorgen, dass sich die Katzen im frisch geputzten Heim wohl fühlen - Streicheleinheiten inklusive. „Tiere brauchen Menschen – Kinder brauchen Tiere“ – das ist das Motto des Deutschen Tierschutzbundes, unter dem die Jugendprojekte des Bremer Tierschutzvereins stehen. Kinder zwischen 8 und 12 Jahren informieren sich über Tierschutzthemen und artgerechte Tierhaltung und basteln Spielzeug für die Heimtiere. Außerdem haben Schulklassen die Möglichkeit, das Bremer Tierheim zu besichtigen. Zudem bietet der Tierschutzverein Broschüren an, z.B. zu den Themen „Die Haltung von Hunden“, „Tierversuche“ oder „Tierschutz im Einkaufskorb.“ Diese können sich im Internet heruntergeladen, oder auf Anfrage in der Druckversion abgeholt werden.

Urlaubsservice, eine Hundeschule, einen Tierschutzshop, therapeutischem Reiten auf zwei geretteten Haflinger-Pferden bis zur Hilfe für „Underdogs“, den Hunden von Obdachlosen. „Tiere brauchen ein Stimme“ – jeder kann etwas tun, sich ehrenamtlich engagieren und dabei vielen Tieren helfen. Ob als Gassigeher, Katzenkuschler, Tierschutzberater, in der Öffentlichkeitsarbeit oder als Mitarbeiter beim Handwerk und im Garten – die Möglichkeiten sind vielfältig. Text und Interview: Christine Kellermann Fotos: Gaby Schwab

Auch der Service des Tierschutzvereins kann sich sehen lassen. Das Angebot reicht vom Tierfriedhof über einen

Tipp! Der Tierschutzverein Bremen hat regelmäßig Veranstaltungen run um den Tierschutz und der Unterstützung von Tierhaltern. Aktuell versucht der Tierschutzverein insbesondere schwer vermittelbaren Tieren ein zu Hause zu bieten. Wie du dich engagieren kannst und wo Hilfe notwenidg ist findest du auf der Internetseite des Tierschutzvereines Bremens: www.bremer-tierschutzverein.de 27


Feuilleton

Ennio Morricone – eine Legende der Filmmusik In der Geschichte der Filmmusik gibt es viele große Namen zu nennen: Bernhard Herrmann, Nino Rota, Miklós Rózsa, John Williams. Hans Zimmer – selbst sehr erfolgreich mit Musik zu Filmen wie „Der König der Löwen“ oder Nolans „Dark Knigth“-Trilogie – sagt jedoch nicht zu Unrecht: „Es gibt eine Handvoll großartiger Komponisten. Aber Ennio [Morricone] steht über allen.“

M

an erinnere sich an Sergio Leones Meisterwerk „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968) mit seiner prototypischen Dar-stellung des Wilden Westen: Staubige Prärie, weite Landschaften, Männer, die sich zum Duell gegenüberstehen. Unter-malt wird die Szenerie mit den leicht schiefen Tönen einer Mundharmonika, verwoben mit den Lauten einer elektrischen Gitarre. Darunter mischen sich die Klänge eines klassischen Orchesters. Zum Höhepunkt verstärkt ein wortloser Chor die Wirkung der Instrumente. Dann herrscht plötzlich absolute Stille. Die Männer ziehen ihre Pistolen, die Schüsse dröhnen laut in der weiten Prärie. Ein Mann geht getroffen zu Boden. Nur sein lautes Atmen und das leise Hämmern vom Eisenbahnbau in der Ferne sind zu hören. Der Todesschütze steckt seinem Gegenspieler die Mundharmonika in den Mund. Die abgehackten Atemstöße entlocken dem Instrument quietschende Laute. „Spiel mir das Lied vom Tod“ sind die letzten Worte, die der Sterbende zu hören bekommt.

Formation „Nuova Con-sonanza“ an, um neue Klänge und Klangkombinationen auszuprobieren. „Wir verstanden, dass jede Art von Geräusch – die Klänge der Realität, so wie wir sie kennen – aus ihrem Entstehungskontext genommen, zu etwas anderem werden. Jeder Ton erhält so eine völlig neue Bedeutung.“ Dieses Prinzip erläuterte er Sergio Leone, der es gleich in seine Filme übernahm. Nicht nur das: Erste vertonte Passagen ließ Leone während des Drehs spielen, um die Schauspieler in die passende Stimmung zu versetzen. Wenn es nötig war, wurde die Szene in ihrer Länge an die Musik angepasst. Die enge Zusammenarbeit mit Morricone beschreibt Leone als „eine Ehe, so wie Katholiken verheiratet waren, bevor die Schei-dungsgesetze in Kraft traten.“ Gerne spricht er von seinem „musikalischen Drehbuchautor“. So ist es kaum verwunder-lich, dass Morricone vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Leone bekannt ist. Dabei stellt das Genre des Italo-Western mit ca. 30 Verfilmungen nicht einmal zehn Prozent seines Gesamtwerkes dar.

Leone: „Morricone ist mein musikalischer Drehbuchautor“

Ennio Morricone: Ein musikalisches Ausnahmetalent

Die Idee dieses Wechsels von Musik und Stille geht auf Leones Filmkomponisten Ennio Morricone zurück. Die beiden hatten bereits bei „Für eine Handvoll Dollar“ (1964), „Für ein paar Dollar mehr“ (1965) und „Zwei glorreiche Halun-ken“ (1966) zusammengearbeitet; „Todesmelodie“ (1971) und „Es war einmal in Amerika” (1984) sollten noch folgen. Neben der bewusst eingesetzten Stille und der Einbeziehung von Geräuschen innerhalb der Filmszenen zeichnen sich Morricones Kompositionen durch den Einsatz von äußerst ungewöhnlichen Instrumenten aus: Maultrommel, E-Gitarre, Synthesizer – oder eben die Mundharmonika. 1965 schloss er sich der experimentellen

© Polar Music Prize

28

Ennio Morricone, am 10. November 1928 in Rom geboren, kommt aus einem musikalischen Elternhaus. Der Vater Mario war ein bekannter Trompeter, dem das musikalische Talent seines Sohnes nicht verborgen blieb. 1940 schrieben ihn seine Eltern am prestigeträchtigen Santa Cecilia Konservatorium in Rom für ein Vierjahresprogramm zur Ausbildung in der Harmonielehre ein. Nachdem er dieses in nur sechs Monaten erfolgreich absolviert hatte, studierte Morricone unter anderem Trompete und Komposition. Mit 18 erhielt er sein Konzertdiplom als Trompeter, 1954 schließlich das Komponistendiplom. 1961 komponierte er die Filmmusik für Luciano Salces Kriegskomödie „Zwei in einem Stiefel“. Damit war der Grund-stein für eine bis heute erfolgreiche Karriere gelegt, in der Morricone sich durch Variabilität und Anpassungsfähigkeit gleichermaßen auszeichnete. Neben der Qualität ist auch die Quantität bemerkenswert. Die internationale Filmdatenbank (IMDb) listet ihn mit nicht weniger als 527 Werken, einschließlich einiger noch nicht erschienener Filme. Morricone selbst gibt sich eher bescheiden: „Der Durchschnitt liegt bei einem Film pro Monat. Das ist nicht sehr gut! Bach hat eine Messe pro Woche komponiert. Er war ein fruchtbarer Komponist. Verglichen mit ihm bin ich nur ein Kind! Im Ver-gleich zu Bach oder Mozart bin ich praktisch unbeschäftigt.“


Feuilleton

Diesen Artikel findest du auch auf unserem Blog scheinwerfer.uni-bremen.de.

Der „unbeschäftigte“ Morricone hat bisher weltweit über 70 Millionen Alben verkauft. Seine Arbeiten wurden mit diver-sen Preisen ausgezeichnet, darunter ein Goldener Löwe in Venedig, mehrere British Academy Television Awards (BAFTA), vier Golden Globes und zehn italienische David di Donatellos. Außerdem war er fünfmal für einen Oscar nominiert, erstmalig 1979 für „In der Glut des Südens“ (1978). 2007 wurde ihm „für seinen großartigen und vielfältigen Beitrag zur Kunst der Filmmusik“ der Ehren-Oscar für sein Lebenswerk verliehen. Seine Komposition zu „Mission“ (1986) steht auf der Liste der 25 wichtigsten Filmmusiken des American Film Instituts. Morricone: Meine Musik hat Ecken und Kanten Neben Bach nennt Morricone Anton Webern als sein großes Vorbild, der zu den Schöpfern der atonalen Musik gehört. Von ihm übernahm er die Idee, Töne ohne ein zugrundeliegendes harmonisches Bezugssystem miteinander zu verbin-den und im kompositorischen Prozess so völlig frei sein zu können. Diese Art der Komposition sollte sein Markenzei-chen werden. „Von Webern kam bei aller Melodiösität meiner Musik das etwas sperrige und außergewöhnliche Element in meine Soundtracks. Vielleicht macht diese Kombination meinen Erfolg aus, weil meine Musik nicht zu poliert auf Wohlklang getrimmt ist, sondern auch Ecken und Kanten hat.“ Im Rahmen seiner Arbeiten für Film und Fernsehen ließ sich diese Technik nur begrenzt umsetzen. Nicht zuletzt des-wegen unterscheidet Morricone zwischen der dort nötigen „angewandten Musik“ und seiner seit 1946 immerhin über 100 Stücke umfassenden „absoluten Musik“. „Die Musik, die ich für Fernsehen, Radio oder Theater komponiert habe, ist die eine Sache. Die Musik, die ich als Komponist komponiert habe, ist, was ich als absolute Musik bezeichne. Das ist es, wofür ich studiert habe.“ Dass den meisten Menschen diese avantgardistischen Werke weitestgehend unbekannt sind, ärgert ihn. Doch auch seine Arbeiten im Film sind für ihn von großer Bedeutung. Dabei schreibt Morricone alle Partituren selber – und das per Hand. Es scheint ihm um die Ehre zu gehen: Ein Filmmusikkomponist müsse alles selber machen und Kompositionen nicht, wie viele Kollegen, zum letztendlichen Arrangieren abgeben. „Heutzutage ist dieses Vorgehen für viele Komponisten zur Gewohnheit geworden, die viel Geld mit wenig Arbeit verdienen wollen.“, so Morricone. Die Entwicklung innerhalb der Filmmusik sieht er äußerst

kritisch: „Der Standard der Filmmusik hat sich deutlich ver-schlechtert. Aus diesem Grund leide ich sehr oft, wenn ich mir heute Filme ansehen.“ Dabei habe Musik einem Film so viel zu geben: „Man kann nichts mit einem 20-sekündigen Musikstück ausdrücken. Doch wenn man zulässt, dass sie sich entwickelt, kann Musik Dinge erzählen, die im Film nicht gesagt oder gezeigt werden.“ Große Namen und künstlerische Differenzen In seiner Karriere arbeitete Morricone mit bedeutenden Regisseuren zusammen: Neben Leone beispielweise mit Pier Paolo Pasolini, Bernardo Bertolucci, John Carpenter, Brian De Palma, Roman Polanski, Oliver Stone und Warren Beatty. Auch der bekennende Italo-Western-Fan Quentin Tarantino greift in seinen Filmen gerne auf Morricones Kompositio-nen zurück, so zum Beispiel in Kill Bill 1 und 2, Inglorious Basterds und Django Unchained. Für letzteren steuerte Mor-ricone mit „Ancora Qui“ sogar eine Original-Komposition bei. Zu Tarantinos neuem Film „The Hateful Eight“, der 2016 in die Kinos kommt, steuert Morricone die Musik bei. Damit kehrt er nach 40 Jahren wieder zum Italo-Western zurück. Für Tarantino wird es der erste Film mit Original-Soundtrack werden. Und was fehlt noch in dieser beeindruckenden Karriere? Gerne hätte Morricone mit Stanley Kubrik zusammengearbeitet. Anfang der Siebziger hätte er fast die Musik für dessen „Uhrwerk Orange“ (1971) geschrieben. Dieser Wunsch wird sich nicht mehr erfüllen lassen. Doch auch so kann Morricone auf eine imposante und äußerst erfolgreiche Laufbahn zurück-blicken. Die Freude am Dirigieren hat der mittlerweile 86-Jährige nicht verloren. Anfang nächsten Jahres wird er mit seinem Programm „My life in Music“ unterwegs sein. Dirigieren wird er das Tschechische National-Symphonieorchester und den ungarischen Kodály Chor. Am 18.02.2016 kommt das Ensemble nach Köln. Morricone spielt dabei eine Mi-schung aus seinen großen Hits und Stücken, die er dem Publikum näher bringen möchte. Hingehen lohnt sich. Wie Giuseppe Tornatore, für dessen oscar-prämierten Film „Cinema Paradiso“ (1988) Morricone gemeinsam mit seinem Sohn Andrea die Musik komponiert hat, so passend formuliert: „Er ist nicht nur ein großartiger Filmmusikkomponist, er ist ein großartiger Komponist.“ Text: Annette Bögelsack 29


Feuilleton

Von Bremen nach Stockholm – Ein Roadtrip Zelt, Schlafsack, Taschenlampe und Klamotten in den Kofferraum. Zündschlüssel umgedreht und los geht das Abenteuer. Eine Woche gen Norden, durch vier Bundesländer, über zwei Staatsgrenzen und zwei der längsten Brücken Europas.

S

o richtig geplant war die ganze Aktion eigentlich nicht. Wir hatten nichts reserviert, die Zwischenstopps waren nur grob geplant. Nur zwei Ziele waren sicher: Kopenhagen und Stockholm. Wir, zwei Masterstudentinnen aus Bremen, wollten uns auf dem Weg ins Auslandssemester alle Möglichkeiten offen halten. Wenn uns ein Ort gefällt, dann möchten wir ihn auch genießen können und nicht aufgrund von Reservierungsstress aufbrechen müssen. Am Dienstag in aller Früh ging es los. Schließlich wollten wir noch vor dem Berufsverkehr durch den Elbtunnel gefahren sein. Doch mit einem Kleinwagen etwas älteren Modells fährt es sich auf einer verregneten Autobahn nun mal nicht ganz so schnell. Von den großen Geländewagen und anderen gestressten Autofahrern waren wir dann doch schneller genervt als uns lieb war. Das ganze Hetzen nützte jedoch keinem was. Nicht ganz aus Bremen raus, standen wir auch schon im Stau, zwei Stunden lang. Etwas, was uns später in Skandinavien nicht mehr passiert ist.

Wo zwei Meere aufeinander treffen

Doch jeder Stau geht irgendwann vorüber und die Fahrt konnte weitergehen. Nach fünf Stunden überquerten wir etwas aufgeregt die dänische Grenze. Seit dem Schengener Abkommen ist so eine Grenzüberschreitung natürlich nicht mehr sonderlich spektakulär, doch es war der erste Stopp unseres Roadtrips. Stress beim Autofahren, drängelnde Sportwagen, volle Straßen? Das kennen die Dänen nicht. Noch nie war Autofahren so entspannt wie in Dänemark. Wir beschlossen, Richtung Skagen zu fahren, hoch in den Norden. Zwar ein weiter Weg, aber laut Reiseführer würden wir es nicht bereuen. Nach 14 Stunden erreichten wir endlich unser Ziel, die nördlichste Spitze Dänemarks.

30

Schnell den Campingplatz gesucht, Zelt aufgebaut, Kamera eingepackt und zum Strand spaziert. Mit beiden Füßen in zwei Weltmeeren stehen? Das sollte jeder einmal gemacht haben! In Skagen ist es möglich, hier treffen Nord- und Ostsee aufeinander.

Kopenhagen

Am nächsten Morgen weckte uns das Meeresrauschen. Nach dem ganzen Prüfungsstress an der Universität war dies die erholsamste Nacht unseres Lebens. Nach dem Frühstück ging es auch direkt weiter nach Kopenhagen. Die Stadt, die uns mit ihren kleinen Kanälen, Hausbooten und einer gelungenen Mischung aus alter und moderner Architektur bis zum Schluss am meisten begeistert hat. Zugegeben, die dänische Sprache ist sehr gewöhnungsbedürftig. So werden bei der Aussprache nämlich mehrere Buchstaben weggelassen oder gar ganze Wörter in einem Satz verschluckt. Und überhaupt konnten wir fast nie erahnen, wo wir uns gerade mit der S-Bahn befanden, wenn wir uns nur auf die Lautsprecherdurchsage verlassen haben. Doch in Kopenhagen kann man die Stadt einfach in einem Boot erkunden oder das Dinner an das Kanalufer verlegen. In der Abenddämmerung kommen immer mehr Menschen aus ihren Wohnungen und setzen sich an die Kanäle, die sich durch die Stadt schlängeln. Manch einer verlegt sogar sein gesamtes Esszimmer an das Ufer und genießt das frisch gekochte Essen. Die klassische Bootstour ist ein Muss in Kopenhagen. Vorbei am Schiff der Königlichen Familie bis hin zur kleinen Meerjungfrau, die ihren Titel als „meist fotografierte Statue in Dänemark“ verdient hat, aber am Ende, genau wie die Bremer Stadtmusikanten, etwas zu klein geraten ist. Ursprünglich hatten wir geplant, nur eine Nacht in Kopenhagen zu verbringen, doch eine Stadt, in der man auf einem Boot unter freiem Himmel zu Abend essen kann, die sollte genossen werden. Am Freitag ging es dann weiter Richtung Schweden, über


Feuilleton

nicht kennen. Auch eine Tankstelle findet sich oft nur alle 50 Kilometer, die Tanknadel sollte man also gut im Auge behalten. Nach etlichen Kilometern haben wir es dann auch endlich gesehen, das Straßenschild, auf das jeder Tourist wartet: Achtung Elchwechsel! Eines der Straßenschilder, das gerne mal von Touristen illegalerweise abmontiert und mitgenommen wird und wie kein anderes Straßenschild eine ganze Nation repräsentiert.

Für Pippi Langstrumpf ist man nie zu alt

die nächste Grenze und eine der längsten Brücken der Welt. Sieben Kilometer über das offene Meer. Malmö war die erste Stadt in Schweden, die wir besuchten. Allerdings nur für einen halben Tag, denn mehr braucht man für eine kleine Stadt wie diese nicht. Viel wichtiger war der nächste Stopp: Bjärred. Ein Freiluftbad mit einem Steg ins offene Meer. Wir wollten ein bisschen entspannen, nachdem wir die letzten drei Tage über 20 Stunden im Auto verbracht hatten, und wir wurden nicht enttäuscht. Das Zelt wurde direkt am Strand aufgebaut. Weicher Sand, klares Wasser und ein malerischer Sonnenuntergang. Auch wenn wir am nächsten Tag direkt zur Insel Öland, ganz im Osten des Landes, fahren wollten, waren die wenigen Stunden in Bjärred ihre Zeit definitiv wert. Nebenbei bemerkt: Das Autofahren in Schweden ist genauso entspannt wie in Dänemark. Wenig Verkehr und überhaupt auch wenige Autobahnen. Eine schwedische Autobahn wird oft einfach so zur Landstraße und in dichter besiedelten Gegenden plötzlich wieder zur zweispurigen Autobahn. Etwas, was wir aus Deutschland nun wirklich

Öland ist eine ruhige und ungewöhnlich mediterrane Insel für Schweden. Schöne Buchten und niedliche Hafenstädte machen sie zu einem Ort, an dem man einfach mal abschalten kann. In der Nebensaison haben jedoch viele Geschäfte bereits geschlossen, weswegen wir nach einer kurzen Nacht weiter gen Norden gefahren sind. Genauer gesagt ging es zu dem Ort, an dem Michel aus Lönneberga den Kopf in die Suppenschüssel steckte und Pippi Langstrumpf ihre Villa Kunterbunt putzte. Ein Besuch der Astrid-Lindgren-Welt in Vimmerby ist vielleicht eher für die etwas jüngeren Kinder gedacht, doch man ist nie zu alt, um seine Kindheit nochmals aufleben zu lassen. Übrigens, Michel aus Lönneberga heißt im Schwedischen nicht Michel, er heißt Emil. Wieso er im Deutschen umbenannt wurde, ist uns bis heute ein Rätsel. Da in Vimmerby wettertechnisch der Weltuntergang vorhergesagt wurde, beschlossen wir, uns für eine Nacht eine kleine Hütte zu mieten und auf das Zelt zu verzichten. Für einen unschlagbaren Preis hatten wir eine kleine rote Holzhütte mit Seeblick ganz für uns allein. Vollkommen ausgeruht ging es dann am Montag in Richtung Stockholm. Die Woche war schneller vorbeigegangen als gedacht, doch umso aufregender. Natürlich ist es mit dieser Woche und den gerade mal zwei Ländern nicht getan. In Stockholm, dem Venedig des Nordens, werden wir für ein halbes Jahr leben und jede Ecke erkunden. Auf dem Plan stehen auch noch Finnland und Norwegen. Doch nach einer Woche Reisen braucht man ein wenig Zeit, um die gesammelten Eindrücke wirken zu lassen und sich an die Kanäle Kopenhagens und die Ruhe Ölands zu erinnern. Wer wissen möchte, was wir in Stockholm gemacht haben und ob wir es wirklich noch bis nach Finnland und Norwegen geschafft haben, der kann einfach in unsere Erasmus-Kolumne reinschauen auf www.scheinwerfer.uni-bremen.de Text und Fotos: Annika Papenbrock Karte/Illustration: Hülya Yalcin 31


Feuilleton

Belarus und seine Literatur Es gibt zahlreiche russische Literaten und jeder kennt einen: Tolstoi, Dostojewski, Gogol – die Liste ist lang. Wie aber ist das mit Weißrussland?

Weißrussland – oder etwas moderner auch Belarus genannt – ist ein osteuropäisches Land, eingebettet zwischen Polen, Russland, der Ukraine, Lettland und Litauen. Als Teil der UdSSR wurde der Binnenstaat erst 1991 unabhängig und seit 1994 wird er autoritär durch den Präsidenten Aljaksandr Lukaschenko regiert. Westliche Kritiker bezeichnen Belarus häufig als „die letzte Diktatur Europas“ – und liegen damit gar nicht so falsch, wie ein Besuch des Landes eindrucksvoll zeigt. So viel zu den groben Fakten eines dennoch ziemlich unbekannten Landes. In Belarus sprechen etwa 75 Prozent Russisch und nur noch 12 Prozent Weißrussisch, die eigentliche Landessprache. Der Rest spricht das sogenannte Trassjanka, eine mündliche Mischform aus beiden Sprachen. Die großen Literaten des Landes stammen alle aus dem 20. Jahrhundert. Vielleicht hängt dies damit zusammen, dass sich erst zum Ende des 19., beziehungsweise zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine

Art weißrussische Identität bildete. Man spricht hier von einer „weißrussischen Wiedergeburt“. Wiedergeburt? Nationalisten und erste Prosaautoren versammelten sich um die in der litauischen Hauptstadt Vilnius – im Deutschen auch Wilna genannt – gegründeten Zeitschrift „Nascha Niwa“ (übersetzt: Unser Acker). Vilnius war damals das intellektuelle Zentrum der weißrussischen Intelligenz. Interessant ist, dass auch heute die ehemalige Minsker Universität, die Europäische Humanistische Universität, als Exiluniversität in Vilnius ausgelagert ist. Ein Großteil der Studierenden kommt aus Minsk, der Hauptstadt Weißrusslands, nach Vilnius/Litauen. Die großen Schriftsteller Belarus‘ Schriftstellerische Hauptfiguren der im 20. Jahrhundert stattfindenden Wiedergeburt waren vor allem Jakub Kolas, Janka Kupala und Maksim Bahdanowitsch. Sie alle schrieben in weißrussischer Sprache. Weitere große Namen sind Wassil Bykau, welcher ebenfalls weißrussisch schrieb, aber auch selber viel ins Russische übersetze, Ales Adamowitsch und Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch. Alle diese Literaten sind bereits verstorben, bis auf Swetlana Alexijewitsch. Diese, das wurde am 8. Oktober 2015 bekannt gegeben, erhält zudem den Literaturnobelpreis. Damit ist sie die 14. Frau, die den wichtigsten Literaturpreis der Welt erhält. Ein weiterer großer Name in Weißrussland ist Maxim Harezki, der ebenfalls für die Zeitung „Nascha niwa“ arbeitete. Im letzten Jahr wurde das Buch „Zwei Seelen“ von Maxim Harezki aus dem weißrussischen ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht. Man möge nun annehmen, dass das Buch gerade erst geschrieben und veröffentlicht wurde. Dem ist nicht so, denn Maxim Harezki starb 1938. Er wurde unter falschen Anschuldigungen inhaftiert und erschossen. Harezkis Buch ist ungewöhnlich und doch hat es 95 Jahre gedauert, bis sein 1919 erschienenes Buch „Zwei Seelen“ auch nach Deutschland kam und veröffentlicht wurde. Harezki war ein weißrussischer Patriot und schildert ein so häufig in der Geschichte übersehenes Kapitel auf eindrucksvolle Art. Wenn deine Seele sich zerreißt

© Guggolz Verlag

32

Ihnat Abdsiralowitsch wächst nach der Ermordung seiner Mutter als Halbwaise auf, von seinem schmerzerfüllten Vater fast vergessen und aufgezogen von einer Amme. Ihr eigener, gleichaltriger Sohn Wassil ist wie ein Bruder für den Sohn des Gutsbesitzers. Während Wassil Schäfer wird,


Feuilleton

kämpft Ihnat im Krieg und wird letztendlich wegen seiner Verletzungen wieder entlassen. Der Roman entsteht in den letzten Zügen des ersten Weltkrieges – die Wirren der Februar- und der Oktoberrevolution, sowie der Bürgerkrieg zwischen den „Weißen“ und der „Roten“ prägen die zerrissene Figur Ihnats. Sein Ziehbruder Wassil auf der Seite der Bolschewiken, Ihnat auf der der weißruthenischen Nationalbewegung. Es scheint eigentlich ganz einfach. Aber Harezki zeigt die Komplexität der Geschichte, die Komplexität der belarussischen Menschen Anfang des 20. Jahrhunderts und wartet mit der einen oder anderen unerwarteten Wendung auf. Eine schmucklose Sprache, die sich gut liest, obwohl man über die komplizierten, russischen Namen noch häufiger stolpert. Während Ihnat sich zwischen Vaterland und sozialer Herkunft hin- und hergerissen fühlt, erfahren die Leser aus erster Hand und ganz ohne eine Einordnung in die weitere Historie, wie es in Weißrussland um Land und Leute steht, beziehungsweise stand. Harezkis etwas eigenartiges, aber mitreißendes Werk wird bis heute in Weißrussland in Ehren gehalten. Zwischen den Kriegen und nach 1960 Im Jahre 1932 wurde der Sozialistische Realismus zur literarischen Doktrin. Nicht wenige Schriftsteller kamen um 1940 herum unter mysteriösen Umständen ums Leben oder wurden ganz offensichtlich hingerichtet. Der westliche Teil des Landes, der seit 1920 zu Polen gehörte, brachte in der Zwischenkriegszeit zahlreiche Lyriker hervor. Thematische gingen diese vor allem gegen die polnische Besetzung vor, was durchaus den Weg ins Gefängnis bedeuten konnte. Schlimmer traf es weißruthenische Schriftsteller, die in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts aus Vilnius Lust auf mehr? Hier alle Namen im Überblick: Ales Adamowitsch Ales Rasanau Artur Klinau Jakub Kolas Janka Kupala Maksim Bahdanowitsch Maxim Harezki Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch Wassil Bykau

oder auch vereinzelt aus Prag in die Belarussische Hauptstadt übersiedelten. Denn die anfangs noch geförderte kulturelle Autonomiebestrebung erschien Josef Stalin bald schon als gefährlich, weswegen übergesiedelte Schriftsteller unter ihm liquidiert wurden. Die Zeit um 1940 und 1950 stand ganz unter dem Einfluss der Ideologie. Themen wie der Krieg und die Nachkriegszeit standen im Vordergrund und die weißrussischen Autoren bewegten sich thematisch durchweg in diesem Feld. Erst nach 1960 kamen wieder eigenständige Beiträge vor. Aber auch in dieser Zeit kämpfen Schriftsteller gegen Zensur und Überwachung. Später, etwa zu Beginn der 1990er Jahre, startete eine richtiggehende Abrechnung mit der Vergangenheit. Themen wie der Zweite Weltkrieg bekamen nun einen anderen Beigeschmack. Die literarische Gegenwart Auch die Gegenwart sieht noch nicht so rosig aus, wie man es in dieser eigentlich so modernen Zeit annehmen könnte. Denn warum wird ein so altes Buch wie die „Zwei Seelen“ von Harzki ausgegraben und warum findet man sonst so wenig Weißrussisches im Regal des Buchladens um die Ecke? Da dürfte eine große Schuld bei der belarussischen Regierung liegen. Das literarische Produzieren und Diskutieren wurde erheblich eingeschränkt, seitdem 1995 immer mehr Publikationsorgane zensiert oder gar verboten wurden. Wenn heute jemand aus Belarus veröffentlicht wird, dann zumeist nur im Ausland als sogenannte Exilliteratur. Ales Rasanau oder Artur Klinau, um nur zwei Namen zu nennen, gelten als unabhängige Autoren. Aber auch die Werke als unabhängig anzusehenden Schriftsteller*innen, Lyriker*innen und Journalist*innen kämpfen mit Zensur in ihrem eigenen Land. Wer veröffentlicht werden will, schreibt in russischer Sprache (wie Swetlana Alexijewitsch). Und auch wenn es in Weißrussland Literaturfestivals wie das jährlich stattfindende „Netfarmat“ gibt, ist insgesamt das Internet zu dem wichtigsten Medium der Literaturverbreitung geworden. Private Verlage sind rar und Staatsverlage veröffentlichen nicht alles und lange nicht jeden. Es bleibt mit Sicherheit spannend zu beobachten, wie sich diese „letzte Diktatur Europas“ und seine Literatur in den kommenden Jahren entwickeln werden. Text: Pia Zarsteck Grafik: homoparadoksuma/Shutterstock.com

33


Feuilleton

Lautsprecher

Wolf Alice:

Wanda:

ie Geschichte der Märchenfigur Wolf Alice handelt von einem Mädchen, das von Wölfen großgezogen wird und schließlich einem vampirischen Herzog verfällt. Die Geschichte der Band Wolf Alice hingegen handelt von vier Freunden aus dem Norden Londons, die versuchen mit ihrer Musik die Welt zu erobern. Und das ist gar nicht mal so einfach, versuchen in der Hauptstadt Englands doch zahlreiche Bands den Schritt von den kleinen Pubs und Clubs auf die große Bühne. Wolf Alice scheint auf dem besten Weg zu sein dies zu schaffen. Die Band um Frontfrau Ellie Rowsell spielt schon seit 2010 gemeinsam, zunächst jedoch als Folk-Duo mit eher ruhigeren Tönen. Der Einstieg von Schlagzeuger Joel Amey und Bassist Theo Ellis zwei Jahre später vergrößerte nicht nur das Band-Gefüge, sondern sorgte auch für einen Richtungswechsel im Sound von Wolf Alice. Das im Juni diesen Jahres erschienene Debütalbum „My Love Is Cool“ schlägt eine Brücke zwischen Grunge und Folk-Pop und so ist es kein Wunder, dass die Musik von der Londoner Band in britischen Medien sowohl mit Courtney Loves 90er-Jahre Band Hole als auch mit den sphärischen Sounds von Bands wie The xx verglichen wird. Das erste Album des Quartetts stieg in ihrer britischen Heimat direkt auf Platz 2 der Charts ein und konnte nur knapp von Florence and the Machines neuem Werk von der Spitze abgehalten werden. Dieser Erfolg lässt sich wohl auch mit dem gut gefüllten Tour-Plan von Wolf Alice begründen. Nachdem sie namhafte Bands wie alt-J oder die Manic Street Preachers auf deren Europa-Tourneen begleiten durften, standen sie im vergangenen Sommer auf fast jeder großen Festivalbühne von Großbritannien bis in die USA und sogar Japan. Am 23. November kommt die Band im Rahmen einer Deutschlandtour auch noch einmal für ein Konzert nach Hamburg. Dort kann man sich dann ein eigenes Bild vom ‚next big thing‘ aus dem Vereinigten Königreich machen. Eins steht jedoch fest: Anders als das eher düstere Märchen der Wolf Alice sieht es ganz so aus, als hätte die Geschichte der Band ein Happy End. Weitere Infos: http://wolfalice.co.uk/

enn man gemeinsam mit mehreren hundert Menschen „Amore!“ in den Nachthimmel (beziehungsweise an die Club-Decke) schreit, dann kann man nur auf einem Konzert von Wanda sein. Die Band aus Wien hat in den vergangenen zwei Jahren weit über die Grenzen ihrer Heimat hinaus von sich reden gemacht und mit dem 2014 erschienenen Album „Amore“ mal eben ziemlich deutlich gemacht, dass man die österreichische Musikszene auch hierzulande auf dem Schirm haben sollte. Denn während viele immer noch ausschließlich Mozart oder Falco als musikalische Exporte aus Österreich kennen, wächst in Wien schon seit einiger Zeit eine vielfältige Mischung junger Bands heran (siehe auch die Band Bilderbuch), die die Kulturgeschichte auf ihre ganz eigene Art und Weise weiterschreiben und nach Größerem streben. Wanda lässt sich deshalb auch nicht mit dem Label „Austro-Pop“ versehen, vielmehr wird man an Rock‘n‘Roll à la The Clash erinnert – nur eben auf Österreichisch. Dazu kommt, dass Wandas Songs, allen voran der Hit „Bologna“ mit seinem Amore-Refrain, im Kopf bleiben und den Zuhörer so schnell nicht mehr in Ruhe lassen. Keine große Überraschung also, dass das Debütalbum in Österreich bereits Platin-Status erreicht hat und die Konzerte der Band trotz immer größer werdender Hallen regelmäßig ausverkauft sind. Ungeachtet ihres vollen Kalender haben Wanda es geschafft, nicht mal ein Jahr nach „Amore“ bereits das Nachfolgealbum aufzunehmen, das im Oktober veröffentlicht wird und den klangvollen Namen „Bussi“ trägt. Die erste Single „Bussi Baby“ klingt mit Ohrwurm-verdächtigem Refrain und dem markanten Gitarren-Riff auf jeden Fall vielversprechend. Am 2. Dezember machen Wanda in Bremen Halt, wo sie ihre „unerschrockene, bedingungslose Lust am Leben“ (so die Band über sich selbst) auch mit dem hiesigen Publikum im Modernes teilen werden. Denn so ein Abend voller Exzess und ungebändigter Euphorie hat doch noch niemanden geschadet, oder? Weitere Infos: http://wandamusik.com/

D

© Jordan Hughes

34

W

Texte: Kira Kettner

© Florian Senekowitsch


Feuilleton

Lesetipps John Niven

E.O. Plauen

Gott Bewahre

Vater und Sohn

G

ott liebt Schwule, raucht gerne Gras und trinkt Whiskey. Der Himmel ist eine einzige große Party. Leben und leben lassen, so Gottes Motto. Offensichtlich haben das seine irdischen Geschöpfe jedoch nicht ganz verstanden, wie er nach der Rückkehr aus seinem Urlaub schockiert feststellen muss. Während seiner einwöchigen Abwesenheit (450 Jahre irdischer Zeit) gerät da unten alles außer Kontrolle. Kriege, Umweltzerstörung und insbesondere religiöse Fanatiker treiben den großen Meister zur Verzweiflung. Sein teuflischer Gegenspieler reibt sich angesichts der vielen Neuzugänge in seinen Gefilden die Hände, während Gott und seine Jünger fieberhaft nach einer Lösung suchen. Gerade selbst erst zurückgekehrt, muss Jesus erneut herhalten. So kommt es, dass der Sohn Gottes in New York mit den alltäglichen Problemen eines mittellosen Musikers konfrontiert wird. Mit himmlischer Gelassenheit und einer grandiosen Stimme bahnt er sich seinen Weg zum Medienstar. Als Verrückter verspottet und angefeindet, versucht er den Menschen die einzig wahre Botschaft Gottes zu vermitteln: Seid lieb. John Niven überzeugt mit gewohnt bissigem Humor und gutem Gespür für die verschiedenen Charaktere. Die entwaffnende Ironie im Umgang mit religiösen Interpretationen offenbart die moralische Irrationalität vieler Fanatiker, wie sie auch im aufgeklärten Zeitalter immer noch zu finden ist. Gleichzeitig bewahrt Niven das Motto seiner eigenen Gottesfigur, und vermeidet es gekonnt, den Zeigefinger zu erheben. Die Story überzeugt mit durchgehend emotionaler Note, ohne ins Kitschige abzudriften. Am Ende von Jesus‘ neuerlicher Mission bleibt dennoch ein gewisses Klischee: Geschichte wiederholt sich. Und: Schlussendlich triumphiert das Gute.

N

un, wo die dunkle Jahreszeit näher rückt, fehlt einigen schon jetzt die Sonne. Alle, auf die diese Beschreibung zutrifft, sollten sich ein wenig von Wettergedanken ablenken. Lasst euch ein Lächeln ins Gesicht zaubern! Auch wenn die Lebensgeschichte des Autors und Zeichners E.O. Plauen, eigentlich Erich Ohser, gar nicht zum Lachen ist – um dem Todesurteil durch die Nationalsozialisten zu entgehen, beging er Selbstmord –, sind seine Comics über „Vater und Sohn“ voller Liebe und Humor. Mit wenigen Bildern und ganz ohne Worte erzählt Ohser von den Abenteuern (und Missgeschicken) eines Vaters mit seinem Sohn – oder auch umgekehrt; denn Alter schützt vor Torheit nicht. Und auch der Großvater und der Urgroßvater mischen immer mal mit. Die einzelnen Episoden können am Stück oder auch hin und wieder gelesen oder vielmehr betrachtet werden. Lange dauert es natürlich nicht, bis so eine Sammlung von Comics durchgeblättert ist. Aber ein Selbstversuch beweist, dass auch mehrfaches Lesen noch zu Lächel-, Grins- und Kicheranfällen führt. „Vater und Sohn“ ist nicht nur für Väter und Söhne. Auch Töchter und Mütter dürften ihren Spaß daran haben. Kinder und Eltern können sich bestimmt alle das eine oder andere Mal darin wiederfinden. Gemeinsames Lachen ist schließlich noch schöner. Eine bestimmte Ausgabe oder Sammlung der Geschichten von „Vater und Sohn“ möchte ich gar nicht empfehlen. Schließlich kommt es eigentlich bloß auf den Inhalt an und der bleibt immer bezaubernd. Ein einziger Rat nur: Schnapp sie dir alle. Text: Ronja Storck

Text: Felix Wendler

© dtv

© Heyne

© Fischer Taschenbuch Verlag

35


© Ulrike Bausch

Redaktion: Scheinwerfer - Bremens freies Unimagazin c/o Allgemeiner Studierendenausschuss der Universität Bremen Bibliothekstraße 3/StH D-28359 Bremen scheinwerfer@uni-bremen.de Chefredaktion: Lina Schwarz (V.i.S.d.P.; 01573/7614628), Annika Papenbrock (V.i.S.d.P.; 01573/7616384) Ressortleitung: Björn Knutzen (Hochschulpolitik), Annette Bögelsack (Campusleben) Melanie Otte (Bremen), Pia Zarsteck (Feuilleton) Layout: Eric Heide (Ressortleitung), Annika Papenbrock Grafik: Ulrike Bausch (Ressortleitung), Samira Kleinschmidt, Gabi Manns, Katrin Pleus, Elise Schwarz, Hülya Yalcin (Logo S.3, 17) Mitwirkende Redakteure: Lukas Henseler, Sarah Jauer, Christine Kellermann, Kira Kettner, Manja Quakatz, Ronja Storck, Tram Tran Thanh, Felix Wendler Öffentlichkeitsarbeit Jennifer Gätjen (Ressortleitung) Lektorat: Gerd Klingeberg Titelbild: sergign/Shutterstock.com Druck: Druckerei Brüggemann Auflage: 3000 Für den Inhalt der einzelnen Artikel sind die AutorInnen verantwortlich. Die in Artikeln oder Kommentaren zum Ausdruck kommende Meinung spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider. Alle Angaben ohne Gewähr. Es bleibt den AutorInnen freigestellt, welche geschlechtsbezogenen Formulierungen sie verwenden. Diesbezüglich sind Unterschiede möglich. Herausgeberin dieser Zeitung ist die Studierendenschaft der Universität Bremen. Der Scheinwerfer finanziert sich durch die allgemeinen Studierendenbeiträge.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.