reiff life SS13 WS13/14

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reiff life

umbruch



Vorwort -ke-

Umzug, Umnutzung, Umbau, Umkehr - alles Begriffe, die uns im letzten Jahr begleitet haben. Der Umzug aus der kollektiven Wohngemeinschaft in die ersten eigenen vier Wände, die Umnutzung als Semesteraufgabe, großmaßstäbliche Umbaumaßnahmen im Aachener Kerngebiet, exotische Umgebungswechsel und die Umkehr zu altem Format waren Themen, die uns durch den Sommer 2013 getrieben haben. Ohne Zeit zum Innehalten, Nachdenken und Zusammenkommen; doch genau dessen bedarf es, um eine Zeitschrift wie die euch vorliegende zur Druckreife zu bringen. Unter dem Titel „Umbruch“ haben wir es nun, ein gutes Jahr nach der letzten Ausgabe endlich geschafft. Das auf bereits vergilbten Blättern geschriebene Sammelsurium, der in anfänglicher Schaffenseuphorie entstandenen Texte, wurde mit frischen Ideen erweitert. Wir haben recherchiert, diskutiert, geschrieben, verworfen, gefragt und hinterfragt. Wie schon bei den letzten Ausgaben sind wir sehr frei mit dem, uns selbst gestellten, Arbeitsauftrag umgegangen - dabei herausgekommen ist eine vielschichtige Zusammenstellung von aktuellen Themen aus dem Reiff und der Bau- und Weltgeschichte, eng verknüpft mit ganz persönlichen Fragestellungen. Auf den Sonderseiten „Architektur“ widmen wir uns in diesem Zusammenhang besonders der Position der Architektur, und den Architekten selbst.


Fachschaft

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上海市虹口区东沙虹港路278弄7号 E

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laut nachgedacht

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No.7, 278 lane, Dongshahonggang Road, Hongkou district, Shanghai, China

waiting for distruction Seite 8

mitgemacht Die Schnecke Seite 10 Adaptive Pavilion Seite 12 Transfer Seite 14

Titelthema

Michel Kleinbrahm // M2 - Transfer // WS 2012/2013 // Dipl.-Ing. Anna Weber, M. Arch. Bruno Röver // Lehrstuhl für Gebäudelehre und Grundlagen des Entwerfens // Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Anne-Julchen Bernhardt // RWTH Aachen

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Umbruch vs. Umwälzung Seite 18 Architektur . Umbruch Seite 20 Gebrauchsanleitung zum Reiff Seite 22 Rollenbild Seite 24

reiff life umbruch

Inhalt

Fo to e ssa y m a d e b y Gi n a R a u s


ausgekramt gemein gef채hrlich Seite 26

zuletzt Kalender Seite 28 Bilder der Woche Seite 30

Sonderaktion Exkurs Seite 32 why do architects wear black Seite 34 umdenken Seite 36 zwischen Hochbau und Satzbau Seite 38 RenderThat Seite 39

Impressum

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Inhalt


Fachschaft Sprechzeiten im SS 14 Montag Dienstag

Berichterstattung -ap15:00-16:00 Uhr (Elisa) 13:00-14:00 Uhr (Tobias) 16:00-18:00 Uhr (Gesine)

Mittwoch Donnerstag

Umbruch im Fachschaftskeller

13:00-14:00 Uhr (Moritz) 14:00-17:00 Uhr (Verena,Dena)

13:00-14:00 Uhr (Michaela)

in der Fachschaft könnt ihr euch Hilfsmittel zum Modellbau ausleihen, weitere Hilfe und Hilfsmittel findet ihr in den Modellbauwerkstätten Öffnungszeiten der Modellbauwerkstätten Modellbauwerkstatt Rochusstraße 12:00-13:00 Montag bis Donnerstag

Modellbauwerkstatt am Baumhaus 10:00-18:00 Montag bis Freitag

Er ist vollgestopft bis oben hin. Von wem die Rede ist? Von unserem Fachschaftskeller. Dabei handelt es sich um das Sitzungszimmer des Fachschaftsrates. Diese Funktion droht aber im allgemeinen Müll unterzugehen und ist durch die Vernichtung aller Stühle tatsächlich zum Erliegen gebracht worden, sodass der Fachschaftsrat jetzt im Fakultätsratssitzungszimmer tagt. Neben-, über-,unter- hintereinander versuchen eine Küchenzeile, Spülmaschine, zwei Sofas, Beistelltisch, Regale, Arbeitstische und ein paar größtenteils kaputte Stühle Platz zu finden. Unterstützt werden sie, in ihrem Versuch jegliche Luft zum Atmen auszumerzen, von jeder Menge Zeug. Bei Büromaterial zum Verwalten der Fachschaft, Modelle, Styrocuts, Getränkekästen, Drucker fällt es schwer einen Unterschied zwischen Müll und Nicht-Müll zu erkennen.

Das schreit geradezu nach einem Um bruch, nach Ausmisten und Neustart.

Der Versuch für eine radikale Änderung wird auch alle zwei Monate mal wieder gestartet. Dann werden die Müllcontainer vollgemacht und für zwei Tage herrscht Ordnung im Chaos. Radikal ist diese Änderung aber nie, denn während die Nutzer des Raumes über die Semester hin wechseln, bleibt das alte Inventar erhalten, wächst sogar und wird von den neuen Nutzer lediglich hin und her geschoben. Jetzt wird der Versuch gestartet auch mal

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die Möbel auszutauschen. Vielleicht ist das radikal genug um eine wirkliche Änderung zu bewirken. Schau vorbei, im Fachschaftskeller gibt es Probeklausuren (aller Pflichtklausuren), Kaffee, allgemeinen Rat und Hilfe

Erfahrungsberichte Praktikum Wir wollen euch die Suche nach einem Praktikum erleichtern! Du hast schon mal ein oder mehrere Praktika gemacht? Dann wäre es toll, wenn du dir 5 min Zeit nehmen könntest, um uns und anderen Studenten über deine Erfahrungen zu berichten. Fülle dazu einfach unser PDF-Formular auf der Homepage aus und schicke es uns zu. Wir, die Fachschaft, wollen die Suche für ein hilfreiches und schönes Praktikum (für euch und die kommenden Semester) erleichtern! Somit erfahren alle Studierenden, in welchem Büro ein Praktikum zu empfehlen ist, wie und ob bezahlt wird, ob ihr 24 Stunden abrufbereit sein müsst, den ganzen Tag nur schöne Modelle baut oder tatsächlich etwas lernt.

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In der Fachschaft mitarbeiten Du bist engagiert oder möchstest dich engagieren? Die Fachschaft sucht Helfer, die Fachschaft sucht dich! Um sich für uns Architekturstudenten einsetzen zu können braucht es Mitdenker und Mitmacher. Jeder kann ein bisschen zum Leben hier am Reiff beitragen und es auch besser machen. Die Fachschaft ist die Vertretung von uns Studenten und sorgt für den Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden. Es werden Vorschläge für eine sinnvolle Förderung unterschiedlicher Projekte besprochen und eingebracht. So kommen zum Beispiel neue Styrocuts in Umlauf... Komm einfach zum Treffen: Donnerstag 18:00 im Fachschaftskeller


The headline is nese girl that place. She gave come really clo their appartmen say presents th destiny of the behind the faca segments that te ters history lines of someone the collage tech a corner in the bers live there, constantly. I spo 25 years old) wh her some questio my parents have a new appartmen to them that i home. This was them. Their home has that no high ris The details show quarter very val But the habitan somewhere else, they will end up of loneliness an The poem full of shows my impres of the quarter Shanghai. It wa sentences.

laut nachgedacht

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上海市虹口区东沙虹港路278弄7号 No.7, 278 lane, Dongshahonggang Road, Hongkou district, Shanghai, China

the address of a chii got to know at this me the opportunity to ose to the people and nts there. My photoeshe beauty and also the quarter - by looking ade and showing texture ell you about the quarjust like reading the es hand. To do so i used hnique. It always shows e appartment. The mem, thinking about moving, oke with the girl (Emma, ho lives there and asked ons. „Since i was born, been looking forward to nt.“ I tried to explain am interested in their hard to understand for

so much individuality ise building could have. w identity and make this luable. nts really want to live , without knowing that p in another space full nd constrasts. f words, standing alone, ssion ofw the situation and in general about as impossible to build

waiting for distruction -ra-

Moved, mutated, disturbed identities, europe, asia, reality, movement, geographic, displacement, force, distance, itinerarym gaps, interruption, confrontation, face of culture, moral codes, association of identity, mutation, hybrid concept, buidling of new identity, communication, threshold, inner and outer world, subject and object, representation and reality, disturbance, INSTANCE OF THE INEXPRESSIBILITY, development of identities, social and political changes, identity-shaping, psychological sense, disorder, relationship, complexity, facade, boundary, negotiation, change, infiltration, segmentation, transformation, alientation, discovery, re-appropriation, movement, mutation, individuals, groups, communities, citizens, cities, states, fake identities, multiple identities, lost identities, split identities, refuted identities, hidden identities, repressed identities

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Fo to e ssa y ma d e


mitgemacht

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Die Schnecke Lehrstuhl für Plastik -lu-

Kreuz und quer läuft man einzeln oder in Gruppen von Seminar zu Vorlesung, Mensa, Übung, Bibliothek, Coffee2go, Lerngruppe. Alles bewegt sich hin, her, drüber, drunter. Bei der ersten öffentlichen Vorstellung des Projektes „Shared Space“ wurde ein schön gepflasterter Platz vorgestellt, der keine Sitzgelegenheiten kennt. Ein Platz ohne Aufenthaltsqualität, wenig Schatten zum ausruhen - nur eine schöne Leere - und das ausgerechnet im Herzstück eines belebten Campus! Obendrein vergaß man den Hauptnutzer - die Studenten & Mitarbeiter der RWTH - zu ihrer Meinung zu befragen. Bei der Auswertung einer von uns erstellten Umfrage wurde klar, dass für die Studenten neben anderen wichtigen Wünschen die Beruhigung des Verkehrs und die Schaffung von Aufenthaltsmöglichkeiten interessant sind. Der Bau des nun bald Nicht-Mehr-Shared Space zog sich durch Streitigkeiten mit dem Bauunternehmen über Tragfähigkeit und Anderes so in die Länge, dass wir nicht mehr - oder noch nicht - in den Bauprozess eingreifen konnten. Zusammen mit Herrn Prof. Schulze begannen wir unsere Ideen und Vorschlägen aus der Umfrage an unserer Fakultät umzusetzen. Wir hatten uns auf die Erstellung eines Sitzmöbels verständigt, das wir Dank der Unterstützung der RWTH in Ihrem „Vorgarten“ aufstellen konnten. Und so entstand in zwei Wahlkursen die allen bekannte „Sitzschnecke“ vor dem Hauptgebäude. Sie besticht durch ihre Einfachheit und durch die Wahl des Standortes. Den Baum umschlingend bietet sie Schutz vor Sonne, vielleicht auch ein bisschen Aachener Regen und vermittelt eine gewisse Geborgenheit neben der lärmenden Baustelle. Seite 11


Das Bestreben hinter unserem adaptiven Pavillon ist die Erschaffung einer voll agilen Hülle, die in sich alle gebäudetechnologischen Aspekte optimal vereint. Durch integrales Energiemanagement soll eine Autonomie ausgebildet werden, die das Zuführen von Wärme und Elektrizität obsolet macht. Die übergeordnete Struktur besteht aus einem flexiblen Rippengeflecht, das unter der Gewährleistung seiner statischen Tragfähigkeit dazu in der Lage ist sich in allen Richtungen zu krümmen und sich seiner Umgebung anzupassen. Nicht nur kann man auf den akuten Raumbedarf reagieren, vor Allem nimmt die Struktur Rücksicht auf die Einwirkungen des Wetters. Durch die von uns erprobte Anordnung der tragenden Strukturelemente ist es möglich zweifach gekrümmte Oberflächen abzubilden und eine in Echtzeit voll transformierbare Architektur zu erzeugen. Dabei gibt es keinerlei Verkürzungen von Bauteilen, die Beweglichkeit wird lediglich über Spreizen bewerkstelligt. Die systematisch aufblasbaren, pneumatisch aktiven Kammern, die der strukturellen Tesselierung untergeordnet wurden, bilden die Aktuatoren und zugleich die thermische hülle, dessen Wärmedurchlass-Koeffizient aktiv gesteuert werden kann. Das Projekt beherbergt ein reiches Spektrum integraler Systeme. Über eine umfassende,

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Adaptive Pavilion

Masterprojekte Lehrstuhl für Tragkonstruktionen M1 - B.Sc. Patrick Pack M2 - B.Sc. Henri Buffart -bu / pa-

dezentralisierte Sensorik werden Informationen über statische Belastung, Sonnenstand, lokale Außentemperaturen oder Rauminhalt in Form der Echtzeitanalyse bereitgestellt. Das Gebilde kann sich daraufhin sofort mittels generativer Algorithmen neu berechnen und einstellen. Bedarf es zum Beispiel an Strom, wird eine optimale Ausrichtung der Außenhaut zur Sonne hin ermittelt. in dieser Ladeposition werden in der Haut verwobene, photovoltaische Fasern optimal bestrahlt und laden die ebenfalls verwobenen Batterie- Fasern. Bewegt sich das Konstrukt, findet eine Rekuperation über weitere, piezoelektrische Fasern statt. Für die Frisch- und Fortluft wird die Hülle so positioniert, dass sie sich den Venturi-Effekt zunutze machen kann. Durch die dauerhafte Transformierbarkeit eröffnen sich in gebäudetechnologischer Hinsicht eine Reihe von zukunftsweisenden Möglichkeiten, die insbesondere auf dem Gebiet der Bionik eine bedeutende Rolle spielen können. Unser Projekt soll zeigen, dass mittels der Leistungsfähigkeit neuer Technologien, insbesondere die der Parametrisierung von Informationen als intelligentes Werkzeug und der Wandelbarkeit als reaktives Werkzeug, ein Fortschritt gemacht ist. Wir sind der Überzeugung, dass die Integration und das Zusammenspiel aller Aktionen und Reaktionen in und um Gebäuden der wichtigste Schritt in Richtung der energetischen Autonomie ist. Seite 13


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Michel Kleinbrahm // M2 - Transfer // WS 2012/2013 // Dipl.-Ing. Anna Weber, M. Arch. Bruno Röver // Lehrstuhl für Gebäudelehre und Grundlagen des Entwerfens // Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Anne-Julchen Bernhardt // RWTH Aachen

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Transfer

Shisha-Bar als sozialer Raum

Masterprojekt M2 Lehrstuhl für Gebäudelehre- B.Sc. Michel Kleinbrahm 2. Preiskategorie Wettbewerb „Out of Balance - Kritik der Gegenwart“ -kl-

Migration erzeugt Architektur. Die Geschichte der Architektur ist eine Geschichte des Transfers. Architektur ist ohne Migration nicht denkbar. Mit dem Menschen bewegen sich nicht nur seine Bedürfniswelt und Lebensweise sondern auch seine räumliche Kultur an den neuen Ort. Am neuen Ort versammelt sich durch die Vielzahl unterschiedlicher Biografien ein enormer Fundus mitgebrachter beziehungsweise erinnerter Architektur. Migranten bringen Typologien mit. Ebenso wie die Menschen werden auch diese Typologien mit den örtlichen Gegebenheiten, den lokalen Regeln und Grenzen konfrontiert. Jenseits der etablierten Wahrnehmung von Raumaneignung findet ein leiser Prozess der Verhandlung räumlicher Regeln statt, der schließlich zu neuen räumlichen Manifestationen führt. Die Typologien werden im neuen Kontext transformiert. Die so geschaffenen neuen Räume sind translokal und multikontextuell. Sie reagieren auf den Kontext der Erinnerung ebenso wie auf den des physischen Ortes. Abhängig von den Akteuren und deren Anforderungen und Möglichkeiten werden Erinnerungen und Ideen, Materialien und Bauelemente, Fachwissen und Fertigkeiten, Klima und Vegetation, Gebrauch und Ritus Objekte des Transfers. Es entstehen kulturell höchst aufgeladene Räume als Einheit von Altem und Neuem, Entferntem und Nahem, Gemeinschaftlichem und Allgemeinem, Regeln und Aneignung. Diese Räume werden im Alltag von Vielen genutzt. Die Arbeiten des Projektes TRANSFER liefern eine Beschreibung dieser neuen Typologien. Kritik ist zuvorderst eine genaue Beschreibung der Gegenwart. Werkzeug der Beschreibung ist hier die Zeichnung: Zeichnen ist ein analytischer Prozess. Der Beschreibung liegt eine wohlwollende Distanz zum Untersuchungsobjekt zugrunde, das

Ergebnis ist die Verdichtung des Erforschten in einer Zeichnung. Die Zeichnungen sind bewusst offen formuliert, der Betrachter ist am Machen des Werkes beteiligt. Ein erneutes Lesen erfordert keine Wiederholung. Der Diskurs kann jenseits wortsprachlicher Barrieren stattfinden, was beim vorliegenden Thema von offensichtlicher Bedeutung ist. TRANSFER ist eine Sammlung, sie zeigt einen architektonischer Reichtum in Deutschland, der bis dato so weder erfasst noch dargestellt ist.

Shisha-Bar als sozialer Raum Am späten Nachmittag füllt sich der Raum langsam. Immer mehr Gruppen meist männlicher Jugendlicher treten ein, begrüßen ihre Bekannten und nehmen auf den Sofareihen Platz. Sie trinken Tee, rauchen Shisha, spielen Backgammon, unterhalten sich und beobachten die anderen Gäste. Im Fenster leuchtet in Neonfarben der Umriss einer Wasserpfeife. Die Shisha-Bar hat sich in den letzten Jahren rasant im städtischen Raum Deutschlands verbreitet. Neben orientalischem Angebot und Ornament ist es vor allem der Raum, der diesen Typus ausmacht. Die Anordnung von niedrigen Sofas, Tischen und Hockern lässt sich auf das traditionelle arabische Wohnhaus zurückführen: im zentralen repräsentativen Empfangsbereich des Hauses, der Qa‘a, waren viele einzelne Tischchen von Sofas und Divanen entlang der Wände umgeben. Auch in zeitgenössischen Tee- und Shisha-Stuben im arabischen Raum findet man dieses Grundprinzip heute wieder. Die Organisation des architektonischen Raumes prägt den sozialen Raum. Begrüßung aller Anwesenden, Blickbeziehungen im ganzen Raum und vielfältige Gesprächsmöglichkeiten sind fester Bestandteil des Prinzips Shisha-Bar. Der Raum schafft aus einzelnen Gästen eine Gruppe.

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Titelhema

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Umbruch Was bedeutet es I Ist es ein Moment oder eine Entwicklung I Umbruch=Aufbruch I Hat es was mit dem Bruch zu tun I Ist Umbruch ein Prozess oder ein Moment I offensichtlicher Umbruch I ist es überhaupt ein Schritt I wann spricht man von Umbruch I Entscheide ich Umbruch I Erlebe ich Umbruch (bewusst) I Zerstört Umbruch I Ändert Umbruch I Passiert Umbruch I Ist Umbruch immer ein Schritt nach vorne oder auch mal zurück I guter Umbruch I schlechter Umbruch I umkehrbarer Umbruch I Umbruch-Abbruch I glatter Bruch oder Splitterbruch I Ist das Gegenteil von Umbruch Kontinuität I Umbruch-Stimmung

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Titelhema

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Umbruch vs. Umwälzung eine Gedankensammlung -fr-

Was fange ich eigentlich mit dem Wort Umbruch an? Brechen kennt als Architekt jeder, von verschiedenen Werkstoffen, am schönsten eigentlich von Holz. Da biegt es sich ein bisschen durch, knackst etwas, dann sehr stark, und schon ist das Ganze vorbei. Das entstandene Produkt ist eine Splitterlandschaft, die in den meisten Zusammenhängen zu nichts zu gebrauchen ist. Letzteres klingt ganz schön, denke ich mir, und behalte es im Hinterkopf. Aber die Sache an sich, das Plötzliche, das Brechen, taugt nicht, um Prozesse in der realen Welt zu beschreiben. Also nehme ich mir das Wort Umwälzung. Da schieben sich Massen übereinander, was oben war, ist jetzt unten, oder andersherum, oder auch unauffindbar verteilt zwischendrin. Wälzen ist langsam, es braucht seine Zeit, die Masse ist träge und widerwillig. Gleichzeitig ist es mächtig, ein Teil des Ganzen kann sich dem Prozess nicht widersetzen. So habe ich nun zwei große Worte gefühlsmäßig durchdekliniert, bin mit verbalem Rüstzeug ausgestattet. Bei dem einen, Umwälzung, gefällt mir alles. Bei dem anderen, Umbruch, gibt wenn überhaupt das Resultat gelegentlich ein adäquates Bild wieder. Natürlich können aber auch viele kleine Umbrüche zu einer großen Umwälzung beitragen. Nun schaue ich mich nach Umwälzungen in der Welt um. Schnell fällt auf, das sich aktuell so einiges signifikantes passiert. Was schon aus den Ohren rauskommt: Die 2008 begonnene Wirtschaftskrise ist nach wie vor zu spüren und stellt nachhaltig das Wirtschaftssystem, vor allem westlicher Demokratien, in Frage. Die Jugend des südlichen Europas machte ihrer Frustration in den letzten Jahren immer wieder auch großformatig auf der Straße Luft. Eher was für die Theoretiker: Seit geraumer Zeit schon bewegen sich Staaten wie Brasilien, Indien, China und Russland in der globalen Hierarchie mehr oder weniger nach oben – mit ungewissem Ausgang.

Was vergessen wurde: Der Arabische Frühling ist zwar nahezu vollständig aus den Medien verschwunden, dennoch ist die Situation für die Bevölkerung in Syrien hochaktuell, eine andauernde Krise, für die meine bisher gefundenen Worte eigentlich schon verharmlosend klingen. Das Neueste: Die als Krim-Krise begonnene Ukraine-Krise, welche im Wesentlichen ein spätes Beispiel der Umverteilungen nach dem Umbruch um 1990 im ehemaligen Ostblock ist. Das äußerst zögerliche Verhalten des Westens gegenüber Putin kann hier auch als ein Zeichen der oben erwähnten Verschiebung der globalen Hierarchien verstanden werden. Auch schon lange ein Thema: Der Klimawandel beschäftigt seit den 2000ern auch endlich die ganz breite Masse – und immer noch passiert nicht genug. Katastrophen wie Fukushima, Haiti oder Sumatra haben hierbei das Potenzial, die Debatte nachhaltig zu beeinflussen, wie zum Beispiel mit der Abschaltung der Atomkraftwerke in Deutschland geschehen. Leider nicht bedeutend genug: Lampedusa hat kürzlich noch in Erinnerung gerufen, was seit langem ein Problem ist – die Flüchtlingsströme aus Afrika nach Europa. Als einzige Reaktion darauf schottet sich die EU bisher immer mehr ab. Ein schleichendes Thema: Verschiedene Ausformungen von Nationalismus, Populismus und Extremismus werden in Europa langsam wieder salonfähig. Die Niederlande, Ungarn oder Frankreich fallen ein, aber auch für die Entwicklung in der Ukraine ist dies absolut relevant. Oder Deutschland: Sarrazin und der NSU sind hier prominente Beispiele, die ich natürlich keinesfalls in einen Topf werfen möchte. Etwas ganz kleines: Die Wogen um Bologna glätten sich langsam. Dennoch muss jeder für sich selbst beantworten, ob diese Wesensänderung des europäischen Bildungssystems einen Umbruch bedeutet.

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Architektur . Umbruch frei zusammengestellt nach einem Gespräch mit Mirko Baum am 02.08.2013 im Restaurant Frascati in Aachen und nach einem Gespräch mit Prof. Dr. Christian Raabe, Professor für Denkmalpflege an der RWTH Aachen, am 21.08.2013 im Cafe Orient Expresso -ke-

Große historische Umbrüche in der Architektur gehen immer einher mit umwälzenden gesellschaftlichen, vor allem aber auch technischen Errungenschaften. Fließend sind dabei Übergänge die aber dennoch immer deutlich erkennbar durch Schlüsselbauten ihrer Zeit markiert sind. Zweifelsohne eine der wohl spannendsten Umbruchzeiten in der Baukunst ist der Übergang vom Klassizismus zur Industrialisierung. Mit dem Aufstreben der großen Ingenieurswissenschaften gehen monumentale Gebäude wie die Bahnhöfe in Köln, Paris und London hervor, gleichzeitig aber wird mit dem Weiterbau des im 13. Jahrhundert angefangenen Kölner Domes begonnen. Die stilistische und soziale Unsicherheit jener Zeit, das Chaos und die Freiheit sind typische Begleiterscheinungen einer solch bedeutenden Umbruchphase. Doch was genau ändert sich, wenn sich eine neue Architektursprache formuliert? Ist es nur der Baustil selbst, der sich aufgrund von neuen technischen Möglichkeiten und Innovationen ändert und anpasst? Muss sich nicht auch etwas in den Köpfen der Menschen ändern? Wie sonst kann eine solch neue Architektursprache zur Nachahmung anleiten und zu gesellschaftlicher Akzeptanz kommen. In diesem Zusammenhang lässt sich der Begriff der Schönheit einführen. Im allgemeinen Sinn ist eine gesellschaftliche Akzeptanz Grundbedingung für die Definition von Schönheit. Doch muss Schönheit eigentlich noch mehr sein. Und wer oder was bestimmt was wir wann und wie schön finden? Darüber und über ihre persönlichen Umbruch-Erfahrungen und Einschätzungen haben wir uns sowohl mit Mirko Baum als auch mit Christian Raabe unterhalten.

Von Stararchitekten und Musikkomponisten Im Gespräch mit Mirko Baum - dem emeritiert Professor für Konstruktives Entwerfen an unsere Fakultät - über Schönheit, Musik, Geometrie und natürlich über Architektur.

„Edle Vielfalt und stille Größe“ Das die Aussage von Johann Joachim Winkelmann 1770 über die Architektur der Antike auch knapp dreihundert Jahre später noch uneingeschränkt zutrifft, ist wohl ein Indiz dafür, das Schönheit oder das was wir allgemein hin als Schönheit definieren würden nicht nur eine rein subjekti ve Einschätzung sein kann.

Nach Mirko Baum hat Schönheit nur in kleinstem Maße etwas mit Geschmackssache zu tun. Schönheit bildet Geschmack, nicht umgekehrt und ist eine Frage der Erziehung. Schönheit muss man suchen und finden können, da sie nicht immer greifbar ist. Mit dem eher subjektiven Part der Schönheit geht auch immer ein rationalerer Part – die Wahrheit – einher, die in unserer Definition von Schönheit miteinander verschmelzen. Daher kann man sich Schönheit und Geschmack in gewissem Maße auch aneignen. Es geht darum das Regelwerk kennen zu lernen, ohne das die Freiheit des Entwurfes nicht funktionieren kann. Ähnlich wie in der Musik, in der die Noten die Grundstruktur bilden. Beschäftigt man sich mit der Geschichte, gewinnt man daraus ein Bewusstsein für Qualität und Wahrheit mit dem man diese Schönheit dann auch erkennen kann. Betrachtet man die unterschiedlichen historischen Stationen der Definition unseres Schönheitsbegriffes, so tauchen immer wieder bestimmte, vor allem geometrische Muster auf. Sei es in der Antike, mit ausgeprägtem Bewusstsein für die menschliche Schönheit, oder aber die Gotik und das Mittelalter, in der das Oval als Symbol für die Herrlichkeit Gottes in alle Elemente transferiert wurde. Die Schönheit der „höheren Ordnung“, die Wahrheit im Sinne von Notwendigkeit, Mathematik und Denken ist der gemeinsame Nenner all dieser unterschiedlichen Stile.

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Schönheit kommt nicht nur aus dem Bauch heraus, Schönheit ist auch Kopfsache. Mit dem Blick auf die Geschichte der Schönheit wird gleichzeitig die Frage nach unserer heutigen Schönheit aufgeworfen. Auf welchen Nenner lässt sich die Architektur von Zaha Hadid, Frank O. Gehry und Co zusammen bringen? Gibt es überhaupt einen solchen Nenner oder ist das Vogelnest von Herzog und De Meuron in Peking etwa nichts weiter als eine Beleidigung für den Vogel, der sich aller größte Mühe gibt sein Behausungen filigran und schwebend auszuführen, was den schweizer Architekten nur bedingt gelungen ist?! Befinden wir uns heute eher im Manierismus der Neuen Sachlichkeit? Einem Zeitalter, in dem man einen bereits bekannten Stil adaptiert, auf der Suche nach einer neuen, eigenen Richtung? Ob man dafür, im übertragenen Sinne natürlich, einen Brief mit einer Banane öffnen muss, wie etwa Hadid, bleibt fragwürdig. Nach Peter Zumthor ist „Architektur (...) gut und schön, wenn sie das ist, was sie sein soll“, nicht mehr und nicht weniger. Sind wir nicht heute schon so weit, dass Architektur viel mehr sein will, als sie muss und kann und sollte man nicht besser versuchen einen anderen, eventuell sogar den entgegengesetzten Weg zu gehen?! Heute ist die Kunst normal zu bleiben! Christian Raabe definiert Schönheit ähnlich wie Mirko Baum. Er geht aber noch einen Schritt weiter. Schönheit ist eigentlich keine belastbare Kategorie. Was man gemeinhin unter Schönheit versteht, definiert er als künstlerischen Wert, eine Eigenart, deren Definition sich im Laufe der Zeit entwickelt hat und die viel besser formuliert, was die Begriffe Schönheit oder gar Kreativität (vollkommen unbrauchbar!) nur sehr ungenau beschreiben.

Der künstlerische Wert oder Gehalt

Und Goethe schrieb nach dem Studium des Straßburger Münsters: „… laß [teurer Jüngling] die weiche Lehre neuerer Schönheitelei, dich für das bedeutende Rau he nicht verzärteln, daß nicht zuletzt deine kränkelnde Empfindung, nur eine unbedeutende Glätte ertragen könne. Sie wollen euch glauben machen, die schönen Künste seien entstanden aus dem Hang, den wir haben sollen, die Dinge rings um uns zu verschönern. Das ist nicht wahr!“ (Goethe: Von deutscher Baukunst, 1773)

Der künstlerische Wert oder Gehalt ist die innere Gesetzmäßigkeit, der innere Kanon, der eine Architektur zeit- und epochenunabhängig formt. Architekten sollten diese Eigen-Gesetzmäßigkeit immer wieder neu erfinden und ausformulieren. Die Mittel des architektonischen Ausdrucks ändern sich mit den neuen technischen Entwicklungen, neuen Materialien, den gesellschaftlichen Moden, den veränderten Bedingungen und Anforderungen und den neuen Werkzeugen. Durch ein permanentes Hinterfragen und Überdenken wird die Entwicklung der Architektur angetrieben und in vielen Fällen erkennt man Umbrüche nicht als solche, sondern man wächst mitunter einfach in sie hinein. Das computergestützte Entwerfen und Planen zum Beispiel, das es ermöglicht, gewagteste und extravaganteste Formen zu generieren, oder technische Innovationen und Forschungsfelder wie etwa das der Bionik generieren aus sich heraus nichts Neues, treiben aber die Entwicklung natürlich mittelbar an, da sie den tradierten Kanon in Frage stellen und zum Experiment sowie zum Spiel anregen. Zu lernen, mit diesen Veränderungen permanent umzugehen und damit immer einen Schritt in eine neue unbekannte Richtung weitergehen zu können, ist ein wichtiges Ziel unserer Architekturausbildung. Das war schon früher so und hat sich auch nicht durch den Bologna-Prozess geändert. Der einzige Unterschied ist der gestiegene Druck. Damals boten sich noch Möglichkeiten und Freiheiten, für die man sich heute verteidigen muss. Auch in diesem Zusammenhang gilt es das System immer wieder zu hinterfragen; auch an einer Universität braucht es ab und an eine Generalrevision und Umbrüche um weiter Vor-Denken zu können. Wie sieht eigentlich ein gutes, zeitgemäßes Architekturstudium aus?

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the rooftop: be careful, whatch your step and be calm; hochschulwache is watching you.

AT take a workout at the Steinhof or rest in between the library of Axel Sowa

the endatagonist: Den Schlüssel zu dieser Türe musst du dir mit dem Besiegen des Endgegeners erspielen. Es wurde noch nieman gesichtet, der die Türe von außen zu öffnen vermochte, dennoch ist ein Lesegerät angebracht. Mögest du furcht- und schmerzlos sein.

Titelhema

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The Doors just open by door opener Ein Handwerker machte lautstark darauf aufmerksam, dass ein Öffenen der Türen per Hand zu Ausfällen der Motoren führt. Arbeitsräume searching for a working plug socket / dont get freezed by the broken window-system and missing anti-fall-guard

Männertoilette Beim Pinkeln auf dem Männerklo nicht zu weit nach vorn neigen um den Wasserverbrauch durch unnützes spühlen des Pissoires zu reduzieren >bei schwarzen/ grauen klamotten löst es nicht aus Dont burn Plakate auf brandsicherem Papier mit brandsicherer Tinte und ebensolcher Aufhängung produzieren auf das die weißen Wände bunter werden und die Vorträge voller

Dont hang Am besten gar keine Plakate aufhängen!ausgenommen sind die überaus schön gestalteten Verbotsschilder (Plakate aufhängen verboten!-nur in Absprache mit dem Hausmeister)

Dauerbaustelle Templergraben dont even think of using this door- it might be closed und vergehe nicht auf der Suche nach dem Aschenbecher, er ist nicht mehr da

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Rollenbild Die diversen Umbrüche in der Architektur - ändert sich das Bild der Architekten mit diesen oder denken wir einfach nur zu sehr nach und sind melancholische Träumer -tr-

„Wenn ich groß bin, werde ich Polizist“- Kindliche Vorstellungen von Berufen, wie man sie z.B. bei diversen Plastik-Spielfiguren findet, sind stereotypisch aufgebaut. Es gibt immer eine Uniform, Werkzeuge, gutes Gehalt und soziale Anerkennung. Der Polizist, der Feuerwehrmann, der Gärtner, der Jäger, und viele weitere Berufe mit langer Tradition, werden gerne in dem verklärten Bilderbuchblick der hoffnungsvollen Kinder gesehen, die es nicht erwarten können ein Teil der Erwachsenenwelt zu werden. Auch das Berufsbild des Architekten ist darunter einzuordnen, Häuser bauen gehört schließlich elementar zum Erwachsenwerden dazu. Fangen wir doch schon im Kleinkindalter mit dem zusammensetzen von ganzen Fantasiestädten aus genormten Bauklötzen an; lernen zunehmend mehr von Mauerwerksverbindungen und bilden, durch den Vergleich mit der realen Umwelt, ein ästhetisches Verständnis aus. Bauen das Elternhaus nach oder kopieren es unterbewusst. Computerspiele folgen, vielleicht hat der ein oder andere auch aus Katalogen die Möbel zu Zimmercollagen

Titelhema

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zusammengestellt, erste Grundrisse zum einDoch zurück zu Herrn van de Felde. Ein Rolrichten des Zimmers gezeichnet, oder eine lenbild im Umbruch und heute immernoch auf Puppenstube besessen. Das eigene Heim, als der Suche nach dem Status Quo. Sichtbare großes Ziel. Das Bauen ist fest verwurUmbrüche im Auftreten und spürbare Umbrüzelt in den Menschen. Der Architekt ist der che im Umgang, wie auch an unserer Fakultät Vermittler in diesem Gedanken, sich selbst belegen dies. [Prof. Pieper ist nicht mehr einen Raum zu schaffen. an der Lehre beteiligt, genauso wie Prof. In Weimar sehe ich eine Karte. Henry van Baum - beide sehr etablierte und präsente de Felde ist darauf zu sehen. Er steht im Persönlichkeiten am Reiff] Präsenz, ähnlich Anzug an seinem Zeichentisch. Ich fragder Überzeugungsfähigkeit, ist wichtig, te mich, wie eine Karte von einem zeitwenn ich an die Postkarte denke. Legendär genössischen Architekten aussehen möge. fiel das Lehrstuhljubiläum von Prof. Russel Den Zeichentisch haben wir längst durch aus, eine andere Art von Präsenz. den Desktop eingetauscht, der Anzug ist wohl weniger Alles ist Architektur Stereotyp Architekturstudent förmlich, aber möglicherund alles andere ist geht zu Konzerten und bewundert hauptsächlich weise noch vorhanden. Die Er nicht Architektur. den ganzen Abend lang die Deckenkonstruktion digitalisierten Werkzeuge Bereits Czech und Er weiß, dass Wochenende ist, weil die Leute der Architektur haben es abends anders aussehen als unter der Woche und Hollein diskutierten nicht der einzige ist der mitten in der Nacht den Architekten einfacher er über das Dilemma, mit in die Kneipe kommt. gemacht zu replizieren und Er bevölkert mit seinen Freunden - alles Architek- dem, besonders wir genauer zu planen– aber ten - immer dieselbe Kneipe und die Wahrschein- Architekten, uns gerdass auch alle anderen Gäste Architekdennoch ist eine große Me- lichkeit, ne die Zeit vertreiturstudenten sind, ist sehr hoch. lancholie zu spüren. Die Ihm fällt die Kaffeetasse runter und er denkt ben. Computerblindheit greift „Strg+Z“ Viele Umbrüche wird um sich. Es gibt Thesen, „Drucken“ gibt es in seinem Wortschatz nicht, es es noch geben, bewurde durch das „plotten“ ersetzt dass sich bald jeder Baudingt durch die Verherr mit seiner Software Er ersetze auch „Etage“ durch „Geschoss“ netzung, die Ratioan den heimischen PC setzt Er wird mit zunehmender Schlaflosigkeit sei- nalisierung und den nem Äußeren gegenüber immer resignierter, und ganz wie in einem Com- was aber auch sonst niemanden in der Uni in- Fortschritt des computerspiel sein Traumhaus teressiert, da es allen andern genau so geht. puter-aided-design, packt Geburtstagsgeschenke nur noch in Skizzur baureife bringt. Der Er bzw. des building inzenpapier oder alte Pläne ein. Umbau wird zu einer Aufformation modelling. Er steht eigentlich pausenlos unter dem Einfluss gabe für die Familie und psychotroper Substanzen, sei es Kaffee, Schokola- Renderings gehören Freunde. Handwerker sind de oder Zigaretten. seit wenigen Semesläuft mit seiner Digitalkamera den Bürgersteig Bekannte. Der Bauherr Er tern zu einer Abgabe entlang, fotografiert diesen, und hängt sich die Bilder an die Wand. bündelt das Organisieren einfach dazu. Modelle an den Samstagen: Was ist Er geht mit seinem Date erst in eine Ausstellung, da- werden gelasert oder nach zur Baustellenbesichtigung, die an Weg liegt. bisher passiert und was gar dreidimensional scheint alleine im Urlaub gewesen zu sein, da soll nächste Woche passie- Er aus Kunststoff geauf seinen Bildern nur Gebäude zu sehen sind. ren. Der Architekt zuckt Er regt sich nach vier Stunden Schlaf auf, weil er druckt. Manche Ummit den Schultern: Das so lange gepennt hat. brüche bringen etwas Bauen im Kleinen ist mög- Er fängt in fremden Wohnungen an, gegen die Wände Neues, manche können zu klopfen und von Tektonik zu reden. licherweise keine dankwieder zurückführen fragt sich beim Biss in ein Brötchen, welche bare Aufgabe. Vielleicht Er zum Ursprung. EigentSchraffuren Käse, Wurst und Brot haben würden, war es auch noch nie so. wenn man das Brot als Detail darstellen müsste. lich ist es die VielFrank Lloyd Wright ver- Er geht ohne Laptop und Zeichenrolle aus dem Haus, falt, die den Archistand sich blendend dar- bis ihm auffällt dass irgendetwas nicht stimmt. tekten ausmacht und kommt nach vielen arbeitsintensiven Tagen aus auf, mit Werbeanzeigen in Er es gehört zu seinem der Uni und fragt sich verzweifelt, ob sein FahrFrauenmagazinen, die po- rad geklaut worden ist, weil er es nicht wieder Handwerk, die geeigfindet. tentiellen Kunden auf sich (sinngemäß nach http://www.neon.de/artikel/wissen/ausbildung/du-stu- neten Werkzeuge und dierst-architektur/; Stand 21.05.2014) aufmerksam zu machen. Es notwendigen Abläufe muss überzeugt werden. Die zu kennen, die ans Überzeugungskraft ist eine Konstante in der Ziel führen. Geschichte des Metiers. Weiter denken, Möglichkeiten aufzeigen und auf der Basis unOb wir uns selbst auf Postkarten sehen sei serer erlernten Herangehensweise eine gute dahingestellt. Antwort zu finden. Seite 25


Sehr geehrte Damen und Herren, aufgrund einer Meldung des zuständigen Hausmeisters (Herr C.) über vorhandene Farbschmierereien / Parolen an den Objekten "Reiff - Museum" und "Baumhaus" wurde die Firma DsF diesseits um Abgabe eines Angebotes hinsichtlich einer entsprechenden Entfernungsmaßnahme aufgefordert. Mit beigefügtem Schreiben vom 26.06.2013 teilt Herr G. (Fa. DsF) mit, bei einer Ortsbesichtigung am "Baumhaus" von einem dort hausenden Obdachlosen in übelster Weise beschimpft und tätlich angegriffen worden zu sein, so dass er zur Vermeidung einer weiteren Eskalation die Polizei hinzugezogen hat. Nach Auskunft der Polizei vor Ort ist der Person zunächst ein Platzverweis durch die Hochschulwache zu erteilen, da es sich um Hochschulgelände handelt. Erst bei dessen Nichtbefolgung kann die Polizei zwecks Durchsetzung hinzugezogen werden. Abschließend warnt Herr Gorges deutlich vor der hohen Gewaltbereitschaft der Person. Nachfolgend teilte der Leiter der Hochschulwache (Herr E.) auf fernmündliche Anfrage mit, bereits in der Vergangenheit mehrere Platzverweise gegenüber diesem Obdachlosen ausgesprochen und auch die Polizei beteiligt zu haben. In diesem Zusammenhang verwundert die aktuelle Aussage der Polizei hinsichtlich eines Platzverweises durch Hochschulwache, da diese bereits die Polizei zur Durchsetzung hinzugezogen hat. Darüber hinaus bestätigte Herr Eisenhuth vollumfänglich die Gewaltbereitschaft des Obdachlosen und bezeichnete ihn als "G E M E I N G E F Ä H R L I C H". Nach Einschätzung von Herrn Eisenhuth kann bei einem (Polizei-)Einsatz gegen den Mann mit mehreren Verletzten gerechnet werden.

ausgekramt

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Aus den beigefügten Photos ist das Ausmaß der Verunstaltungen ersichtlich, die durch den Mann verursacht wurden; die Kosten einer Beseitigung betragen lt. Angebot der Fa. DsF mindestens 1.232,20 € zzgl. 19 % MWSt. Unabhängig von der Einholung von Vergleichsangeboten kann aufgrund des dargelegten Sachverhaltes eine Entfernungsmaßnahme nach hiesiger Einschätzung nicht störungsfrei und ordnungsgemäß ausgeführt werden, so lange sich der Obdachlose dort aufhält. Im Hinblick auf das weitere Vorgehen bitte ich um Klärung der rechtlichen Möglichkeiten sowie ggf. um Abstimmung mit der zuständigen Polizeibehörde. Abschließend teile ich Ihnen mit, dass die betroffenen Mitarbeiter der ZHV wie auch das Dekanat der Fakultät für Architektur über den Sachverhalt schriftlich informiert und um entsprechende Vorsicht in dem benannten Bereich gebeten wurden. Mit freundlichen Grüßen Christian O. Verwaltungsfachwirt RWTH Aachen Abteilung 10.5 Infrastrukturelles Gebäudemanagement Süsterfeldstraße 65 52072 Aachen Tel.: 0241/80-94237 Fax: 0241/80-92242 mailto: h..rwth-aachen.de Web-Info RWTH: http://www.rwth-aachen.de

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Kalender Karl der Grosse - Macht Kunst Schätze 20.06.-21.09.21014 Im Karlsjahr 2014 drei Teilausstellungen an ausgewählten Orten der Aachener Pfalz – dem Rathaus, dem Centre Charlemagne und der Domschatzkammer. Verkaufsoffene Sonntage 28. September 2. November 7. Dezember

Theater Aachen

Zusammen! 10. Mai bis 12. Juli 2014 Kollektive Wohnformen der 68er-Generation neu und persönlich verarbeitet. Alcina 12. April bis 20. Juni 2014 Eine Oper von Georg Friedrich Händel. In der Reihe „Orlando furioso: Die Paladine Karls des Großen in Händels Opern“.

Ludwig Forum

Kinderkönigreich 01. Juni bis 21. September 2014 Paweł Althamer und Freunde laden ein. Eine Horde Kinder, viele Workshops, Kino und weiteres Rahmenprogramm. NICHT NUR FÜR KINDER! Modern Icons ab 13. April 2014 Die Ausstellung Modern Icons zeigt am Beispiel der Malerei in der Sammlung Ludwig, wie vielfältig Künstler sich bis heute an der Idee der Ikone abarbeiten. Elektronische Bilder malen ab 13. April 2014 Die Ausstellung zeigt Positionen aus der ersten Videokunstdekade, die das Wechselverhältnis zwischen Video und Malerei erproben. Ellen Gronemeyer - Watchever 13. April bis 22. Juni 2014 Expressiv, oft in grotesken Unformen, formuliert Gronemeyer malend Porträts von katzenartigen Künstlern, kopflosen Krawattenträgern oder spitznasigen Damen.

Neuer Aachner Kunstverein

Josephine Meckseper -2X(I)ST 30. März bis 25. Mai 2014 Skulptur und Malerei in Auseinandersetzung mit Moderne und Kommerz.

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Wissenschaftstag der Fakultät 26. Juni 2014

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„Wat is‘n Dampfmaschin‘?“ Wöchentlich Donnerstags 16:15Uhr Ringvorlesung zu Technikphänomenen in den Ingenieurwissenschaften Hörsaal LU, Gebäude Luft- und Raumfahrt, Wüllnerstr. 7 RWTH Aachen Campus - Die Vision nimmt Gestalt an 15 Mai bis 4. Juni 2014 Eine Ausstellung zu den aktuellen Entwicklungen rund um die RWTH. Kundenhalle der Sparkasse am Friedrich-Wilhelm-Platz, Aachen

Blau für Afrika presents LANGA PANGA 07. Juni 2014, Hotel Europa, 22 Uhr Eine Benefizparty zugunsten des Cultural Center Langa Capetown

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Bilder der Woche


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Sonderaktion Architektur. Wozu und warum? Da wir nun schon außerordentlich lange an der Reiff Life tüfteln und durch die architektonischen Aufgaben im Rahmen unseres Studiums hier und da aufgehalten wurden, gibt es nun eine neumodische Doppelausgabe. Wir hatten viel Zeit zum Nachdenken und Auseinandernehmen der Aussagen. Es gab Schwierigkeiten, den Begriff Umbruch anzuwenden, da er zeitlich schwer zu fassen ist. Wir haben es versucht. Ebenso verhielt es sich mit der immer wiederkehrenden Frage nach der Anwendung auf unsere Fakultät und auf uns- angehende Architekten und Stadtplaner. Auch hier erfolgt der Versuch einer Definition. Wir fragen uns, was überhaupt die Ausgangssituation sei: Was sind Architekten und was können wir? Wie viel Stereotyp haftet dem Metier an? Wird alles schwärzer, inwiefern können wir uns weiter austauschen und das Potential, das wir mitbringen weiter vorantreiben und verbreiten? Mögliche Antworten findest du auf den nachfolgenden Seiten. -tr-

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Why do architects wear black? Prof. Ing.

Arch. Mirko Baum musste sich entscheiden: Rabe oder Papagei? REIFF LIVE 11/2011, Aachen 2011, S. 30-31 -ba-

In Fragen der Kleidung bin ich denkbar inkompetent. Bis in die Gymnasialzeit hatte für meine Garderobe meine Mutter gesorgt und zwar auf eine sehr eigenwillige Art. Sie ignorierte die realsozialistische Gegenwart, blieb ihr Leben lang ein Prager Mädchen der Dreißiger und da sie dazu noch anglophil war, musste ich maßgeschneiderte Tweedanzüge mit Knickerbockern tragen und habe sehr darunter gelitten. Sie hielt es für „sportliche“, meine Kommilitonen für affig und haben mich hin und wieder verprügelt. Nur ein einziges Mal habe ich mir selbst einen Anzug gekauft. Er ist von Hugo Boss, hängt immer noch fast unbenutzt im Schrank, war sündhaft teuer und ist steingrau. Da meine Hausärztin behauptet, dass ich für mein Gewicht ein wenig zu klein bin, ist er vermutlich auch nicht mehr breit genug. Es war ein Notkauf, denn eines Tages wurden mein Chef Josef Paul Kleihues und ich zum regierenden Bürgermeister von West-Berlin, Herrn Eberhard Diepken zum Levitenlesen zitiert. Der Grund für die Unannehmlichkeit war eine von mir verursachte diplomatische Ost/West-Verwicklung. Es ging um eine winzige Verschiebung der DDR Grenze zu Gunsten der Bundesrepublik, die ich in unserem Masterplan für West-Berlin aus graphischen Gründen vorgenommen hatte und die während der Ausstellung im Gropiusbau der scharfäugigen DDR-Vertretung nicht entging. Ob es an meinem Anzug lag, weiß ich nicht, jedenfalls ist es uns bekanntlich gelungen, den Ausbruch des dritten Weltkrieges zu verhindern. Wenn’s um „schwarz“ geht, taucht in meinem müden Gehirn eine Erinnerung auf: Es war die Einweihung des Einfamilienhauses eines Architektenfreundes, der sich laut eigener Aussage sehr zu Mies van der Rohe hingezogen fühlte und in der Einladung darum bat – wie originell! – im schlichten Architektenschwarz a la Mies zu erscheinen. In der Zeit kam mein ältester Sohn gerade von einem einjährigen Aufenthalt in Phoenix/Arizona zurück und als ich ihn am

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Flughafen abholte, habe ich meinen Augen nicht geglaubt. Ob es nun ein Ausdruck der allgemeinen Verblödung war – die in der Neuen Welt früher oder später von jedem Besitz ergreift – oder sein Wunsch, den Adrenalinspiegel des Vaters anzuheben, weiß ich bis heute nicht. Auf jeden Fall sah er so barbarisch aus, dass nicht mal Peter Russell mit seiner schrillen Garderobe dagegen ankommen würde. Da alles passte, zog ich es an und ging zu meinem Freund um sein Mies-Kleinod einzuweihen. Soweit ich weiß, wohnt er immer noch dort und trägt schwarz. Mein Sohn ging nach Wien um Architektur zu studieren. Er trägt meistens khaki und ist wieder ganz normal geworden. Was es mit dem Architektenschwarz auf sich hat? Irgendwo habe ich gelesen, dass es sich um den Ausdruck heller Lebensfreude handelt.

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Um sich Architekt zu nennen müssen viele Schritte gegangen werden. Einer nach dem anderen. Das Studium ist ein Hürdenlauf, wie wohl jedes andere, jedoch wenig vergleichbar in seiner Komplexität aus Logik, Ästhetik, Innovation, Soziologie und Selbstüberwindung. Praktische Fähigkeiten werden erwartet, parallel in Büros gearbeitet, Praktika absolviert, Auslandsaufenthalte und Reisen geplant. Mitarbeit, Ehrenamt, Engagement, offen sein, Beobachten, Kultur und Kunst, vielschichtig wird gedacht, gemacht und im Zeichen der Architektur verarbeitet. Referenzen sind wichtig. Lernen aus der Vergangenheit. Die Zukunft gestalten. Die Architektur, der Entwurf und die Umsetzung sind wohl nie ganz fertig und vollkommen. Ebenso wenig das Berufsbild des Architekten und damit der Architekt selbst. Ein Schritt folgt dem nächsten. Im besten Fall werden wir besser. Wenn wir das Studium hinter uns gebracht haben geht es um die Aufnahme in die Architektenkammer, eine weitere Hürde, die uns befähigt den Titel „Architekt“ zu tragen, an Schilder zu schreiben oder auf Visitenkarten drucken zu lassen. Neben dem Auftreten geht es um das ständige Dazulernen. Der nachzuweisende Teil sind Kostenermittlung, Genehmigungsplanung, Ausführungsplanung, Vorbereitung und Durchführung von Vergaben . Weiterführend geht es um die Zusammenarbeit in einer Bürostruktur, um Selbstständigkeit und Verantwortung. Die Verknüpfung von der Theorie mit der Praxis auf der Baustelle ist wohl bei jedem Bauvorhaben spannungsgeladen, der Umgang mit den Mitarbeitern, dem Vorgesetzen und den Gewerken ein weiterer Lernprozess. Apropos Prozess: Ein grundlegendes Verständnis von juristischen Zusammenhängen wird erwartet. Leistungsphasen werden abgefragt, neue Richtlinien und Baurechte eingeführt. Brandschutz, Baustelleneinrichtung, Arbeitsschutz und etliches mehr prasselt da weiter auf den Architekten ein – Hürde um Hürde. Immer weiter geht es immer höher in den Olymp der großen Architekten. Vergangene Probleme werden wohl weniger groß erscheinen, die Routine wird eingeübt, Arbeitsabläufe werden einfacher von der Hand gehen; Freiheiten werden ausgelotet. Der Architekt wird wieder Entwerfer, neben all den Regularien, erhaben irgendwie. Aber das ist Interpretationsspielraum. Seite 36

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umdenken Die These -Das stereotypische Bild des Architekten ist gesetzt und hält sich seit Jahren- als Stein des Anstoßes noch einmal nachzufragen, wie spontan befragte Mitmenschen mit den Begriffen Architekt / Architektur umgehen. -tr-

Neue Ideen müssen erarbeitet und umgesetzt werden. Streng mit sich selbst sollte man nie an einer Idee festhalten, sondern ständig weiter denken: ist das Konzept klar formuliert, wie kann alles optimiert werden und funktioniert die Umsetzung? Die vor-

Architektur!- die studierte Arbeitslosigkeit handene Form der Architektur wird ständig erneuert. Parallel zum aktuellen Stand der Technik muss ein Gebäude ebenso wie eine Maschine in seiner Entwicklung vorangetrieben werden. Der Architekt als Ingenieur mit dem besonderen künstlerischen Verständnis; Der Architekt als der König des Halbwissens.

Könige des Halbwissens Es muss viel bedacht und durchdacht werden, vom Konzept zum Detail. Das Halbwissen muss im Austausch mit Fachleuten zu Ganzwissen werden. Ein Puzzleteil muss zum nächsten passen und insgesamt ein Bild ergeben. Dabei ist das Puzzle eine flexible und adaptive Struktur, die sich nicht unbedingt nur in einer Weise zusammensetzen lässt. Der Architekt muss hinter jedem Teil das Gesamte sehen – das vollständige Bild bzw. Ziel. Architektur ist für den Fortschritt und die Innovation in der Bautechnik maßgebend. Das Rad kann nicht neu erfunden werden, aber die Fügung kann über den gegebenen Stand der Technik hinausgehen. Oftmals belächelt, weil die neue Idee nicht auf Anhieb umsetzbar scheint und „die Architekten unbaubare Dinge entwerfen“, entstehen neue Ansätze. Das Ziel ist somit auch ein künstlerisches, eine kreative Vision. Soweit das stereotypische Bild des Entwerfers. Die Realität sieht meist ein wenig anders aus. Wünsche und Vorstellungen des Bauherrn, bzw. des Investors engen die Freiheiten des Architekten ein. „Es gibt Künstler und es

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gibt Menschen die Räume denken“ sagt ein Handwerker, der zunächst auf die Frage, was er mit Architekten verbindet keine Antwort findet. Es gäbe sehr unterschiedliche Typen, die Kleidung spiele keine Rolle, jeder Architekt sei anders, jedoch mit einer Gemeinsamkeit: „alle Architekten, die ich kenne, planen und verlassen sich in der Umsetzung auf Fachleute und Handwerker- jeder Architekt ist nur so gut wie seine Handwerker.“ Es wäre auffällig, wie wenig der Planer über die Umsetzung wüsste.

außergewöhnlich Ein Maschinenbau-Student verbindet einen besonderen Lebensstil mit den Architekten. Er verbrachte in einem Auslandssemester seine Freizeit fast ausschließlich mit Architekturstudenten. „Wir waren segeln und picknicken, sind in Museen gegangen und haben generell eher außergewöhnliche Dinge unternommen, die Kreativität ist definitiv in allen Lebenslagen ausschlaggebend“. Oft war die Antwort auf die Frage welche Assoziationen „Architektur “ weckt: „Die müssen immer basteln“, ein Chemiestudent beschwerte sich in ironischer Weise, dass es eine Frechheit wäre, den selben Titel an die Architekten zu vergeben, wie an die Chemiker.

B.Sc / M.Sc Mitfühlende Antworten beinhalteten das Unverständnis, dass Architekten immer bis spät in die Nacht arbeiten würden. Es gibt sehr viele Bilder, die wir teilweise selbst produzieren und unterstützen. Einiges trifft auf viele zu, manches ist überholt und lässt uns schmunzeln. Festzuhalten ist, dass es sich um Klischees handelt, die selten im Ganzen passen. Dennoch ist es erschreckend, wie genau und zutreffend die Antworten sind, je mehr sich die Befragten mit Architekten auseinandersetzten.

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Zwischen Hochbau und Satzbau Architekten schreiben! Ein studentischer Beitrag, entstanden im Rahmen eines Stegreif-Moduls im Sommersemester 2013. Es handelt sich um einen Originalbeitrag, der redaktionell nicht überarbeitet wurde. Weitere Beiträge online bei PT-RWTH Aachen -st-

Der Beruf des Architekten wandelt sich. Dabei scheint die Sprache Einzug in die Architektur zu halten. „Der Architekt wirbt nur durch sein Werk“, so die Meinung der eher konventionellen und älteren Architektengeneration. Jahrlang war es undenkbar, dem Gebauten überhaupt noch etwas hinzuzufügen. Neuerdings findet jedoch ein Umdenken in der Architekturbranche statt: Schreiben wird zum Thema. Eine Branche, die bisher als verschwiegen galt, hat ein neues Wort für sich entdeckt: Kommunikation! Im klassischen Architekturstudium kommt dieses Umdenken jedoch zu spät. Seit Jahren wird Wert darauf gelegt, dass Architekturstudenten die Ideen, Konzepte und Entwurfe in Skizzen, Piktogrammen und Zeichnungen festhalten. Zu Beginn des Studiums werden stundenlang Zeichnungen von Gebäuden angefertigt. Immer geht es darum, die zeichnerischen Fähigkeiten zu erweitern; ob es das mühsame Erlernen von zahlreichen CAD-Programmen, Bildbearbeitungs- oder Layoutprogrammen ist: Alles zielt darauf ab, ein möglichst realisti sches Bild des Entwurfes zu erzeugen. Die Kommunikation durch Schrift wird aber in der Architekturausbildung bisher nicht oder nur am Rande thematisiert. Architekten denken und entwerfen dreidimensional und sind es gewohnt, dieses zweidimensional als Bild in Skizzen und Zeichnungen umzusetzen. Laut Duden meint Kommunikation jedoch den „Austausch oder die Übertragung von Informationen“. Das Schreiben ist demnach ein völlig anderes Medium des „Skizzierens“. So ist es nicht verwunderlich, dass diese Übertragung zum Schreiben, bei Architekten als unnötiger Umweg beim Entwurfsprozess wahrgenommen wird. Vom „Bild im Kopf“ – also der ersten Entwurfsidee – zum „Wort“ und zurück zum „Bild“ – also der ersten Skizze. Die Schrift als begleitendes Mittel im Entwurfsprozess kann zur Skizze werden oder sie zumindest entscheidend ergänzen. Sprache und Schrift geben uns die Möglichkeit, den Entwurf uns selbst gegenüber zu kon-

kretisieren. Denn Skizzen oder Bilder können interpretiert werden, doch ein Text wirkt präzisierend. Die Schrift ist schärfer: mit ihr können wir sehr viel deutlicher die Grundidee und die eigenen Interpretationsansätze festhalten. Unser Gedanken-Gebäude kann durch den vermeintlichen Umweg „Schrift“ an Aussagekraft gewinnen. Außerdem lassen sich weitere unkonventionelle Denkpfade erschließen, die ohne diesen Zwischenschritt nicht möglich wären. Die Schrift ermöglicht es, dem Architekten die Entwurfsidee nicht nur im Verlauf des Entwurfsprozesses zu kommunizieren, sondern auch gegenüber der Umwelt. Im Vordergrund steht dabei vor allem die Kommunikati on mit Nicht-Architekten. Durch richtige Kommunikation mit Bauherren können diese ein anderes Gespür für die Visionen entwickeln, die vor dem Entwurf stehen. Für die Zukunft ist vor allem der Begriff der „Nachhaltigkeit“ großes Thema. Doch bei all den Diskussionen um graue Energie, Umnutzung von Gebäuden, Recyclingfähigkeit der Baustoffe und Demontagevorsorge wird der elementarste Schritt noch nicht gedacht: Das Gebaute und die Theorie sind eine untrennbare Einheit. Ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Gedankengut des Architekten sollte ebenso wie für materielle Ressourcen gelten. Die individuelle Vorstellung von der Baukunst der Gegenwart kann durch die Schrift auch in Zukunft kommuniziert werden. Schreiben trägt zur Nachhaltigkeit des Gebauten in hohem Maße bei. Denn nur kommunizierte Entwürfe haben die Chance, die Theorie in den Vordergrund zu stellen und Missinterpretati on vorzubeugen. In Zukunft sollte es Aufgabe des Architekten werden, seine Entwurfsvisionen in Worte zu fassen. Das Schreiben über Architektur müsste in der Ausbildung des Architekten eine stärkere Rolle spielen. Denn die Schrift flankiert den Entwurf und präzisiert ihn bereits im Entwurfsprozess und gegenüber der Umwelt. Schreiben in der Architektur kann so Neues erschließen und dieses Neue kommunizieren.

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RenderThat

eine Platform zum Austausch von Fähigkeiten als Geschäftsmodell, erdacht von drei Kommilitonen aus dem Reiff -wi / pa / sto-

Als wir uns im ersten Semester im Baumhaus kennengelernt haben, wusste noch keiner von uns, was wir wirklich machen wollen, außer irgendwann mal Architekt zu werden. Jeder von uns hatte bereits die verschiedensten Erfahrungen in der Architektur und Gestaltung gesammelt. Während unserer Praktika realisierten, dass nur wenige Büros die Ressourcen und das Wissen haben, Visualisierungen eigenständig anzufertigen. Andererseits sahen wir jeden Tag talentierte Studenten, die sich schon früh mit Visualisierungen, sei es durch Skizzen, Collagen oder Computergrafiken wie Renderings, befassten. Es müsste doch eine Möglichkeit geben junge Studenten und Freiberufler an die Büros zu vermitteln, um somit allen Beteiligten einen Vorteil zu verschaffen. Eines Abends, während des dritten Bachelorjahres, stand die Idee bei einem Feierabendbierchen fest: Wir wollten das bekannte und bewehrte Konzept von Architekturwettbewerben verwenden, um dieses auf das genannte Problem zu übertragen; Zu Beginn gab es keine Marktstudien, große Recherchen oder viel Kapital. Das gesamte Konzept musste klar strukturiert werden. Wir suchten uns Fachkräfte, Informatiker, und Betriebswirtschaftler, die uns beim Aufbau einer belastbaren Online-Plattform sowie des dazu passenden Businessplanes unterstützen konnten.

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Bedingt durch Praktika waren wir plötzlich über verschiedene Länder verteilt, doch die Arbeit fing erst richtig an: Vor dem Start der Beta-Plattform im April 2013 haben wir Tag ein Tag aus, hinweg über mehrere Zeitzonen, mittels jeglicher Medien, kommuniziert, diskutiert und die neusten Ideen ausgetauscht. Seit ein paar Monaten hat RenderThat die Beta-Phase verlassen und ist somit die erste Wettbewerbs-Plattform für Visualisierungen, Animationen, Post-Processing und Modeling weltweit. Wir freuen uns sehr, Studenten und Freiberuflern weltweit die Möglichkeit bieten zu können, ortsungebunden und unabhängig zu arbeiten, Kontakte zu knüpfen und somit Netzwerke aufzubauen. Dabei reichen die Aufgabenbereiche je nach Wettbewerb von kleinen Photoshoparbeiten, über die Erstellung von 3D-Modellen bis hin zu umfangreichen Animationen. Es ist also für jeden Kenntnisstand und jeden noch so engen Studienplan etwas dabei. Weiterhin arbeiten wir an der Verbesserung der Plattform und freuen uns dabei über jeden neuen Nutzer!

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Impressum Die Redaktion übernimmt keine Verantwortung für die jeweiligen Artikel. Die Verfasser zeigen sich mit dem Einsenden ihres Artikels selbstverantwortlich. Alle Inhalte und Fotos ohne Quellenangaben wurden mit Einverständnis des Urhebers gedruckt. Herausgeber Fachschaft Architektur reiff life Schinkelstraße 1 52062 Aachen Redaktion und Layout Jan Fries -frStefanie Kerner -keRebecca Tritscher -trVielen Dank an Gesine Appel -apGina Rauschtenberger -raElisa Lublasser -luHenri Buffart/Patrick Pack -bu/paMichel Kleinbrahm -klDavid Wischniewski/Patrick Pack/Fabian Stolz -wi/pa/stoProf. Mirko Baum -baProf. Christian Raabe Carmen Stirmlinger -stdie Fachschaft AC Unicopy reiff life SS13/WS13-14 im Mai 2014 Ausgabe 04

http://issuu.com/reifflife


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