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Tønder

Die Stadt ist bekannt für ihr Festival, ihre Spitzen und ihre Sammlung von Wegner-Möbeln, lädt aber auch zu einem Spaziergang ein, unter anderem auf der Uldgade, der Straße mit den vielen Erkern.

Kostbare Spitze, die Tønders Wohlstand sicherte, im Drøhses Hus Foto: Museum Sønderjylland

Wenn man heute Tønder sagt, denken viele Leute gleich an das Tønder-Festival. Die Stadt ist weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus bekannt dafür, dass sie Ende August Gastgeber eines großen Festivals für traditionelle und moderne Volksmusik ist. Andere denken an die TønderSpitze, die in der Geschichte eine wichtige Quelle für Export und Wohlstand war.

1253 erhielt Tønder das Stadtrecht. Straßennamen wie Skibbroen (Schiffskai) und Skibbrogade (Kaistraße) zeugen noch heute davon, dass die Stadt damals eine wichtige Hafenstadt am Vidåen war, die Handel mit Deutschland und den Niederlanden betrieb. 1532 wurden die Stadt und das Umland von einer heftigen Sturmflut heimgesucht, bei der das Wasser 5,3 m über dem normalen Wasserstand erreichte. In der Kirche von Tønder stand es fast 2 m hoch. Um so etwas in Zukunft zu vermeiden, begann man mit dem Bau von Deichen. Der Preis für den Deichbau war allerdings, dass der Fluss Vidå im 16. Jahrhundert nicht mehr bis nach Tønder schiffbar

war. Zunächst übernahm Rudbøl die Hafenfunktion, aber auch hier war es schließlich nicht mehr möglich, direkt bis nach Rudbøl zu fahren. Daher übernahm Højer die Funktion der Hafenstadt der Region.

Zu dieser Zeit hatte Tønder eine umfangreiche Produktion und einen Export von feiner Spitze, was im 18. und bis hinein ins 19. Jahrhundert ein wirklich gutes Geschäft für die Stadt wurde.

1864 wurde Tønder deutsch und die Stadt gewann jetzt ein großes Hinterland im Süden hinzu. Um 1900 wurde Sylt zu einer beliebten Insel für den Strandurlaub, und sowohl Tønder als auch insbesondere Højer profitierten von den vielen Touristen, die von Højer nach Sylt fuhren. Nach der Abtretung Nordschleswigs an Dänemark 1920 kam dieser Verkehr jedoch zum Erliegen. Bis in das 20. Jahrhundert hinein erfolgte die Entwässerung der Tøndermarsch, die aufgrund der umfassenden Tøndermarsch-Initiative (siehe Kasten Seite 31) jetzt viel Aufmerksamkeit erhält. Heute zieht Tønder viele Touristen an, die die vielen Häuser in den Straßen der Stadt bewundern, z. B. die bekannten Häuser mit den Erkern.

Kulturgeschichte in Tønder

Von Tønders altem Schloss Tønderhus ist nicht viel übrig geblieben, aber zum Glück blieb das Torgebäude erhalten. Hier kann man einen bedeutenden Teil der Geschichte der Stadt und der Region kennenlernen, wenn man bereit ist, eine Wendeltreppe hinaufzugehen und einige Male den Kopf einzuziehen. Das Haus erzählt von der Zeit, als die Wattenmeerstadt Tønder und

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Tønder-Festival

Es ist schwierig, über Kultur und Tønder zu sprechen, ohne das weithin bekannte Tønder-Festival zu erwähnen.

Es begann 1974 mit einem Johannisfest in einer Mühle am Fluss Vidå. Drei Tage lang wurde dort Musik gespielt, gesungen und gefeiert. Im darauffolgenden Jahr gab es erneut ein Fest, diesmal drei Tage lang Ende August, und seitdem ist das letzte Augustwochenende gleichbedeutend mit dem Tønder-Festival, das alljährlich 7.000-8.000 Teilnehmer anzieht. Heute kommen Bands und Musiker aus vielen Teilen der Welt hierher und spielen alte und neue Volksmusik. Das Festivalgelände befindet sich westlich des Museums.

Festivalpladsen ligger vest for museet tf.dk

Ein Abend auf dem Tønder-Festival Foto: Madeleine Glindorf

Ein Grenzstein mitten auf der Straße in Rudbøl. Hier kann man mit einem Bein in jedem Land stehen Foto: Wasabi Film

große Teile Westschleswigs eine wohlhabende Gegend mit einem lebhaften Handel mit den Niederlanden, dem heutigen Belgien und Holland war. Ein Reichtum, der durch die Schifffahrt, den Viehhandel und die Spitzenindustrie geschaffen wurde.

In einem Raum oben unter dem Dach sind holländische Kacheln ausgestellt, die sowohl als Dekoration als auch als Brandschutz dienten und die Wärme vom Kachelofen in den Raum leiteten. Große Schränke und

Hübsche Häuser in der Uldgade Foto: Wasabi Film

andere Möbel zeigen, wie die Möbelhersteller von der niederländischen Renaissance inspiriert wurden, während die Spitzenindustrie in mehreren Räumen dargestellt wird.

Das erste Schloss in Tønder wurde um 1270 erbaut und dann schrittweise erweitert. 1750 wurde das Schloss jedoch abgerissen und nur das Torgebäude von 1543 blieb erhalten Der Umriss des alten Schlosses ist vom Turm aus zu erkennen, da er mit Hecken nachgebildet wurde.

In den neueren Anbauten des Museums gibt es ein Kunstmuseum mit wechselnden Ausstellungen, während im Turm dänische Möbelkunst von einem der großen dänischen Möbeldesignern, Hans J. Wegner, gezeigt wird.

Wegners Plads 1 kulturhistorie-tonder.dk

Drøhses Hus

Früher war das Spitzenklöppeln eine so wichtige Beschäftigung in der Gegend von Tønder, dass der König Frauen, die sich auf das Klöppeln verstanden, verbot, das Land zu verlassen und das Handwerk mitzunehmen. Das Klöppelhandwerk kam nach Tønder und Umgebung, ja, nach ganz Westschleswig, als im 16. und 17. Jahrhundert ein reger Handel mit den Niederlanden bestand. Spitze wurde als Kragen, Manschetten und Hauben sowie als Bordüre an Tischdecken und Bettwäsche sehr beliebt. Hunderte von Frauen saßen zu Hause und klöppelten die feinsten Muster mit einem besonders dünnen Leinenfaden. Die Spitzenhändler verdienten gutes Geld, während die Handwerker, die Klöpplerinnen, nur einen geringen Lohn erhielten. Im Laufe der Jahre wurde die Spitze mehr und mehr zum Allgemeingut.

Mitten in der Fußgängerzone von Tønder liegt das Drøhses Hus aus dem Jahr 1672, das mit seinem Erker und dem Barockstil besonders auffällt. Das Haus ist voller Spitzen und Geschichten über die Arbeit und den Handel mit dem feinen Handwerk. Das Haus selbst ist ebenfalls eine Sehenswürdigkeit, nicht zuletzt der Garten, der als Klöppelmuster angelegt ist.

Torvegade 14 droehses-hus.dk

Die Grenzstraße in Rudbøl

In der Grenzstadt Rudbøl, die am Rudbøl-See und am Fluss Vidåen liegt, gibt es eine besondere Straße. Im südlichen Teil der Stadt befindet sich die Grenzstraße Grænsegaden und teilt die Stadt zwischen zwei Ländern auf. Der Westteil der Straße liegt in Dänemark, während die Nachbarn auf der Ostseite der Straße in Deutschland leben. Dies ist mit Grenzsteinen markiert, die in die Fahrbahn eingelassen sind.

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Walfang

Obwohl es vom Wattenmeer aus sehr weit bis nach Spitzbergen und Grönland ist, war der Walfang einige hundert Jahre lang eine wichtige Einnahmequelle für die Wattenmeerinseln Mandø, Fanø, Rømø, Sylt und Föhr. Die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts war in vielerlei Hinsicht hart für die Bewohner des Wattenmeergebietes. Die Seeschlacht im Lister Tief, bei der die dänische Marine eine schwedisch-niederländische Marine besiegte, kostete ca. 800 Seeleuten das Leben. Schwedische Soldaten verwüsteten daraufhin Rømø und verbrannten 26 Schiffe der Insel. Die katastrophale Sturmflut im Jahr 1634 traf dieses Gebiet sehr hart, und der Heringsfang bei Helgoland war stark zurückgegangen. Daher wurde die Seefahrt für viele ein Ausweg aus der verzweifelten Lage und viele Männer von den genannten Inseln heuerten ab Mitte des 17. Jahrhunderts auf Walfangbooten an.

Im 16. Jahrhundert hatten Engländer und Holländer einen neuen Seeweg nach Asien gesucht. Sie versuchten es im Norden, aber die Route war durch Eis blockiert. Stattdessen erblickten sie die vielen Wale, und es begann ein umfassender Walfang, obwohl es eine lange, kalte und gefährliche Reise war, auf der Wale getötet werden mussten oder Schiffe im Eis steckenblieben und zerquetscht wurden.

Die Seeleute von den Wattenmeerinseln waren als Arbeitskräfte gefragt, und viele von ihnen wurden Kapitäne auf den Walfangbooten. Das Leben als Walfänger war hart, und zu Hause blieben die Frauen zurück, um sich um die Familie und vielleicht eine kleine Landwirtschaft zu kümmern. Die Walfänger, die das Glück hatten, wieder nach Hause zurückzukehren, hatten gutes Geld verdient, und ihr Wohlstand ist noch heute in vielen der erhaltenen Kapitänshäusern zu sehen.

Walskelett, das auf der Commander’s Farm in Rømø zu sehen ist Foto: Wasabi Film

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