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Husum

Früher war Husum weit vom Wattenmeer entfernt, aber das änderte eine der schlimmsten Sturmfluten. Heute ist Husum eine hübsche Handelsstadt, unter anderem mit dem Museum Nissenhaus.

Sturmflutsäule in Husum Foto: Wasabi Film

Es war eine Katastrophe, die die Entwicklung von Husum in Gang setzte. Im Jahr 1362 tobte im Wattenmeer in Nordfriesland drei Tage lang eine Sturmflut. Tausende Menschen kamen ums Leben, Marschgebiete und große Teile von Inseln verschwanden im Meer. Als der Wind nachließ, konnten die Bewohner von Husum feststellen, dass das Meer bis zur Geest (Anhöhe) vorgedrungen war, auf der Husum lag. Damit erhielt die Stadt plötzlich direkten Zugang zur Nordsee, und es wurde ein Hafen gebaut.

Husum wird 1252 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und hieß dann Husumbro, ein Ort, an dem die Viehtreiber auf dem Ochsenweg vorbeikamen. Nach dem Bau des Hafens erhielt die Stadt einen großen Viehmarkt, der für Husum und das Umland eine große Bedeutung erhielt. Von Husum aus wurde Getreide aus Nordfriesland verschifft, hauptsächlich in die Niederlande. Der Verkehr durch Husum wurde auch von dem dänischen König Christian I. unterstützt, der Amsterdam 1461 das Recht auf eine

Nissenhaus, NordfrieslandMuseum Foto: Husum-tourismus.de

Handelsroute von Husum nach Flensburg und von dort weiter in die Ostsee gewährte.

Die Stadt wuchs und gedieh und wenn man heute auf dem großen Marktplatz der Stadt oder unten am Hafen steht, kann man noch einige der schönen Kaufmannshäuser aus der Blütezeit der Stadt vom 15. bis 17. Jahrhundert sehen.

Mitten auf dem Platz steht die Marienkirche. Hier gab es viele hundert Jahre lang eine Kirche, aber zwischen 1828 und 1833 wurde eine völlig neue Kirche gebaut, die von dem Architekten und königlichen Hofbaumeister Christian Frederik Hansen, C.F. Hansen, entworfen wurde. Sein Vater kam aus Husum. Er war der große Architekt klassizistischer Bauwerke im Norden. Von ihm stammen u. a. der Dom in Kopenhagen, die Schlosskirche in Christiansborg und die Vonsild-Kirche südlich von Kolding.

Viele Jahre lang wurde auf dem großen Marktplatz mitten in der Stadt der Viehhandel betrieben, der sich jedoch später nördlich der Stadt und des Schlosses etablierte. Der Viehmarkt war bis zu seiner Schließung 1970 von großer Bedeutung für die Stadt,

sowohl für den Hafen als auch für die Geschäfte und Gasthäuser der Stadt.

Nordfriesland Museum Nissenhaus

Es gab einmal im Wattenmeer eine Stadt namens Rungholt. Viele Jahre lang glaubte man tatsächlich, diese Stadt sei ein Mythos, aber Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass es die Stadt Rungholt tatsächlich 1362 in einer Nacht im Meer versank. Damals traf die gewaltige Sturmflut, die als Zweite Marcellusflut oder „Grote Mandränke“ in die Geschichte einging, Nordfriesland und zerriss die gesamte Landschaft des Wattenmeeres. Inseln verschwanden, andere wurden geteilt und die Stadt Rungholt und alle ihre Bewohner verschwanden im aufgewühlten Meer.

Diese Geschichte wird im Nordfriesland Museum Nissenhaus in Husum erzählt. Aber es gibt noch viele weitere Geschichten im Museum zu Sturmfluten, Küstenschutz, Deichbau und dem Leben am Wattenmeer zu entdecken.

Das Museum ist auch bekannt als Nissenhaus, benannt nach Ludwig Nissen (1855-1924), der sein Vermögen und seine Kunstsammlung seiner Heimatstadt Husum schenkte. Als junger Mann wanderte er 1872 nach New York aus, und trotz eines schwierigen Anfangs in der großen Einwandererstadt gelang es ihm, eine Karriere im Perlen- und Diamantenhandel aufzubauen. Er wurde ein sehr angesehener Geschäftsmann, und war bei verschiedenen Gelegenheiten Berater von Präsident Roosevelt, ebenso wie Jacob Riis, Auswanderer aus Ribe (Seiten Zahl! Seite 14). 1937 wurde das Nissenhaus als Museum eingeweiht, in dem auch Platz für die Geschichte des Namensgebers ist.

Herzog Adolfl Strasse 25 museumsverbundnordfriesland.de

Schiffahrtsmuseum

Es gab eine Zeit, in der Husum im norddeutschen Hinterland lag, aber mehrere heftige Sturmfluten, nicht zuletzt die Sturmfluten von 1362 und 1634, veränderten die Landschaft vollständig. Damals wurden große Gebiete und Inseln weggespült und schließlich erhielt Husum direkten Zugang zum Meer. Die dramatischen Veränderungen in der Landschaft von Husum aus sind im Schifffahrtsmuseum am Hafen von Husum dokumentiert.

Die Sammlung des Museums umfasst alte Schiffswracks, u. a. einen kleinen holländischen Frachtsegler, der vor 400 Jahren vor Husum unterging. Die Besatzung bestand aus zwei Mann, die Getreide transportierten. Das Schiff wurde 1994 gefunden und ist heute Teil der Ausstellung, zu der auch Gallionsfiguren, Schiffskarten, Schiffsmodelle und vieles mehr gehören.

Zingel 15 schiffahrtsmuseum-nf.de

Nationalpark-Haus Husum

Direkt neben dem inneren Hafen von Husum befindet sich das Nationalpark-Haus Husum, ein Besucherzentrum mit vielen Informationen über das Wattenmeer, über Natur und Vogelwelt sowie darüber, wie man zu Wattwanderungen oder Ausflügen ins Wattenmeer kommt. Im Besucherzentrum gibt es auch einen Weltladen, in dem Fairtrade-Waren aus weiten Teilen der Welt verkauft werden.

Hafenstrasse 3 nationalpark-wattenmeer.de

Theodor-Storm-Haus

Theodor Storm wurde Anwalt wie sein Vater. Er wurde in Husum geboren und wuchs dort auf und kehrte nach Abschluss des Jurastudiums in Kiel in seine Heimatstadt zurück. Neben seinem Studium und seiner Arbeit schrieb er zahlreiche Gedichte und Kurzgeschichten. 1853 ging er nach Berlin ins Exil, als er sich nach der Niederlage SchleswigHolsteins gegen Dänemark im Ersten Schleswig-Holsteinischen Krieg weigerte, eine Treueerklärung gegenüber dem dänischen König zu unterzeichnen. Als er 1866 nach Husum zurückkehrte, zogen er und seine Frau in die große Kaufmannsvilla mit 14 Zimmern in der Wasserreihe im Zentrum von Husum, ein. Hier lebte er 14 Jahre und war zunächst als Landvogt und dann als Richter tätig. 1888 vollendete er seine wohl berühmteste Novelle „Der Schimmelreiter“, in der es um einen Deichgrafen geht. Er starb später im selben Jahr. Sein Haus ist heute als Museum eingerichtet, wo man in den schönen Räumen u. a. den Schreibtisch sehen kann, an dem er den Schimmelreiter geschrieben hat.

AUSERDEM

Schloss Husum

Wenn Sie das Schloss vor Husum etwas an das Schloss Frederiksborg in Hillerød erinnert, dann aus gutem Grund, denn das dänische Schloss in Nord-Seeland war das Vorbild, als das Schloss in Husum in den Jahren 1577-1582 erbaut wurde. Das dreiflügelige Schloss wurde im niederländischen Renaissancestil erbaut und diente im 17. Jahrhundert als Witwensitz für Herzoginnen von Gottorp u. a. Herzogin Augusta, Tochter Friedrichs II. Als sie in dem Schloss lebte, wurde es zu einem kulturellen Zentrum. Nach dem Großen Nordischen Krieg wurde Schleswig-Holstein 1721 dänisch – ebenso das Schloss von Husum.

Heute haben mehrere kulturelle Einrichtungen ihren Sitz im Schloss. Zum einen ist das die Musikschule und zum anderen ein Puppentheater-Museum. Außerdem können Besucher im kulturhistorischen Teil des Schlosses sehen, wie die ehemaligen Bewohner ihre Salons und Schlafzimmer eingerichtet hatten. Dort hinterlassen nicht zuletzt große und reich verzierte Kamine einen großen Eindruck.

Das Schloss ist von einem Wallgraben umgeben auf der Schlossinsel befindet sich eine Garten- und Parkanlage, die für ihren Teppich aus violetten Krokussen im Frühjahr bekannt ist. Im Park steht eine Büste des großen Schriftstellers der Stadt, Theodor Storm.

König Friedrich V Allee museumsverbund-nordfriesland.de

Schloss Husum Foto: Wasabi Film

RUNDT UM HUSUM

Roter Haubarg

Wenn man mitten in einem Haubarg steht, muss man den Kopf weit nach hinten legen, um bis zur Dachspitze zu schauen. Der überdachte Innenhof ist überwältigend. Der Baustil Haubarg wurde im 17. Jahrhundert von den Holländern auf die Halbinsel Eiderstedt mitgebracht. Es lässt sich am besten als Vierseitenhof beschreiben, der insgesamt mit einem großen, spitzen Reetdach bedeckt ist. Mit anderen Worten, auch der Innenhof selbst ist mit dem Dach bedeckt. Das enorme Dach wird von vier oder sechs riesigen Ständern getragen. So konnten alle Arbeiten auf dem Hof im Trockenen und von Wind geschützt stattfinden. Sollte eine Sturmflut so heftig werden, dass sie die Mauern niederreißt, könnten die Bewohner des Haubargs nach oben auf den Heuboden klettern.

Dieser Baustil war mehr oder weniger auf die Halbinsel Eiderstedt beschränkt, wo es Mitte des 19. Jahrhunderts fast 500 Bauwerke dieser Art gab. Zu dieser Zeit verlor der Hoftyp jedoch an Bedeutung und wurde durch andere Baustile ersetzt. Heute gibt es noch ca. 45 Haubarg-Höfe in Eiderstedt, von denen der Rote Haubarg der einzige öffentlich zugängliche ist.

In der beeindruckenden Scheune erzählen Plakate vom Baustil und seiner Geschichte. Ergänzt wird die Ausstellung durch alte landwirtschaftliche Geräte.

Im ehemaligen Wohnbereich ist ein gemütliches Restaurant in kleinen Räumen mit alten Gemälden, Möbeln und Kacheln eingerichtet.

Im Roten Haubarg steht die Skulptur eines Teufels, die sich auf eine Legende über einen jungen armen Mann bezieht, der in einem kleinen Haus an der Stelle lebte, an der sich heu

te der Rote Haubarg befindet. Er hatte sich in die Tochter des Schmieds verliebt, die weiter oben lebte, und wollte in einer Nacht mit Hilfe des Teufels einen schönen Hof bauen, damit sich die Ablehnung des Schmieds in Wohlwollen für eine Ehe zwischen dem jungen Mann und der Tochter verwandeln sollte. Es fehlte zwar noch ein Fenster, bevor der Hahn krähte, aber der Schmied erlaubte dem jungen Mann trotzdem, seine Tochter zu heiraten.

Sand 5, Witzwort roterhaubarg.de

Roter Haubarg. Ein Haubarg ist ein beeindruckendes Bauwerk. Die Architektur wurde aus den Niederlanden importiert Foto: Wasabi Film

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