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Froh, in Österreich zu leben

Kommt nach der Gier die Armut?

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Helene Schuberth war wirtschaftliche Beraterin eines Bundespräsidenten und eines Bundeskanzlers, Leiterin der Auslandsanalyseabteilung in der Österreichischen Nationalbank und lehrte an mehreren Universitäten. Die neue Leiterin des volkswirtschaftlichen Referats des ÖGB ist eine der Top-Expert:innen für Verteilungspolitik, Infl ation und Teuerung. Ob wir weiterhin machtlos zuschauen müssen, wie sich einige wenige auf unsere Kosten bereichern, erklärt sie im Interview.

In den vergangenen Monaten sind unsere Energiepreise explodiert. Schuld daran sind unter anderem Börsenspekulationen, die viele arm und einige wenige reich machen. Für ÖGB-Expertin Helene Schuberth ist klar: Der Staat muss in dieses System eingreifen.

Täglich hören wir, dass wir alle ärmer werden. Stimmt das?

Wir befi nden uns in einer außergewöhnlichen Situation, das kann man nicht schönreden. Die stark gestiegenen Preise für die Energie, die wir importieren, führen sicherlich dazu, dass Österreich ärmer wird. Denn es fl ießt mehr Geld ins Ausland, um die höheren Preise der importierten Energie zu bezahlen. Was aber noch wichtiger ist: Sehr viel Geld wandert von den Konsument:innen zu den Unternehmen. Dass wir alle ärmer werden, stimmt so nicht – einige wenige werden unvorstellbar reich. Grundsätzlich gilt: Die Preiserhöhungen bei der Energie übertragen sich auf Güter und Dienstleistungen. Aber es gibt auch Unternehmen, die ihre Preise weitaus stärker ansteigen lassen, als das durch die gestiegenen Kosten gerechtfertigt wäre. Es handelt sich auch um hausgemachte Infl ation, die man schon längst hätte stoppen müssen. Man nennt es „Gier“-Infl ation. Käse, Joghurt, Eiern. Die 64 am meisten konsumierten Lebensmittel sind durchschnittlich um 150 Prozent teurer geworden. Verständlich, dass für Erdoğ an ein Weizen-Deal zwischen der Ukraine und Russland wichtig ist, denn auch die Mehlpreise haben sich vervierfacht innerhalb eines Jahres. Die Wohnungsmieten in Istanbul sind zum Teil um 70 Prozent hinauf gegangen.

Froh, in Österreich zu leben

Zwei Seiten einer Medaille: 83 Prozent Infl ation machen die Türken ärmer. Für Urlauber wird’s günstig.

Wir in Österreich kämpfen bei den kommenden Minustemperaturen mit der Explosion der Energiekosten, durch die vielen Familien Armut droht. Die Türken wiederum macht die Infl ation arm.

Im Jahr 2021 entschieden sich 197.040 Landsleute, die schönsten Wochen des Jahres, sprich den Urlaub, in der Türkei an den Stränden der Ägäis zu verbringen. Ein zusätzliches Zuckerl, in das Land des Autokraten Recep Erdoğan zu reisen – in Österreich ist er ja bekanntlich nicht sonderlich beliebt –, sind die günstigen Preise. In den letzten beiden Jahren hat sich der Wert der Türkischen Lira gegenüber dem Euro mehr als halbiert. Für 1 Euro gibt’s 18 Türkische Lira. Für die Türken eine Katastrophe!

Und die Urlauber? Sie kaufen wie wild ein. Von Jänner 2021 bis Juni dieses Jahres betrug in der Türkei die Preisexplosion 50 Prozent, bis September ist die Infl ation auf 83,5 Prozent gestiegen (bei uns sind es 11 Prozent). Das ist die Version der Regierung. Nach anderen Berechnungen – mit einem anderen Warenkorb – soll sie sogar bei 180 Prozent liegen. Die Menschen sparen schon beim Essen. Ein Kilo Fleisch kostet drei Mal so viel wie vor einem Jahr. Ähnlich ist es bei Erdogan versucht seinen Bürgern zu erklären, dass er für die Infl ation nichts kann, die ganze Welt mit der Infl ation kämpfe, dass es der Türkei nicht anders gehe als Europa. Was so nicht stimmt. Die 11 Prozent Infl ation bei uns sind nichts dagegen. Da überlegt man sogar LangzeitUrlaub innerhalb des Jahres in der wärmeren Türkei zu machen, in den fast leeren Touristen-Hotels. Und freut sich, wenn beim Türken um die Ecke Obst, Gemüse noch immer billiger sind als bei uns in den Diskont-Läden.

Das 60 Millionen Einwohner starke Land hat riesige Regionen, wo die Landwirtschaft noch immer dominiert, in der die Industrie noch nicht angekommen ist. Die zigtausenden Kleinbauern spüren zum Glück wenig von der Infl ation. Alles, was der Mensch zum Leben braucht, bauen die Bauern selbst an oder tauschen es untereinander.

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