HSR Magazine 2-2018

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HSR Magazin 2 / 2018

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AUSGABE 2 / 2018

STUDIERENDE SCHAFFEN WERTE Die Studierenden der HSR leisten wertvolle Arbeit für Unternehmen und sammeln dabei wichtige Erfahrungen für den Karrierestart. FLIEGENDER RETTUNGSHUND Für die Suche nach Vermissten in alpinen Gebieten haben HSR Studierende eine Drohnen-Steuerung

Ebene: Haustechnik in Ein- oder Mehrfamilienhäusern

Ebene: Regionale Energieversorgung

entwickelt. Der fliegende Rettungshund wird getestet.

liefert elektrische Energie

Erneuerbarer Strom wandelt Aluminiumhydroxid wieder in Aluminium um

Stromnetz

ALUMINIUM STATT HEIZÖL Elektrische Energie Wärme

Aluminium

Aluminium ist der perfekte Energiespeicher Aluminiumhydroxid

Wärmepumpe: Energie aus Erdsonden oder Umgebungsluft

für erneuerbare Energie. Die HSR will dem liefert Aluminium

Umgebungsluft oder Wärme aus Erdsonden

Leichtmetall nun zum Durchbruch verhelfen. retourniert Aluminiumhydroxid

liefert elektrische Energie PhotovoltaikAnlage

Haustechnik: Strom- und Wärmeverteilung. Hier wird Strom und Wärme aus der Umwandlung von Aluminium in Aluminiumhydroxid gewonnen Gebäude

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INHALT

10 22

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24

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FOKUS

THEMEN

AKTUELLES

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HSR Studierende machen Drohne zum fliegenden Rettungshund

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Neues Laufbahnangebot für MINT-Studierende

40 Informatik

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Mit dem Ziel der Titelverteidigung: Cybathlon 2020

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HSR Automat verwandelt Stoffe in smarte und leuchtende Textilien

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Modulunterricht auf der Überholspur

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Studierende schaffen Werte

16 Maschinentechnik-Entwicklungs­

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Agenda, Informatik

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HSR Galerie Textilaltro

Aluminium als Heizöl-Ersatz – eine innovative EnergiespeicherLösung

43

Neue Bücher

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Preise und Auszeichnungen

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Entwicklung eines effizienten Transformators für Dosenschweiss­ anlagen

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Preise und Auszeichnungen, Impressum

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Gesellschaft der Zukunft: HSR investiert in neue Forschungsprojekte

projekte der HSR

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StudentQuiz der HSR erobert die Hochschulen

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Stadt-, Verkehrs- und Raumplanung stellt sich neu auf

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Schönheit und Wahnsinn

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Das letzte Puzzleteil zum günstigen, erneuerbaren Treibstoff

46 Sprungbrett


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ERFOLGSGESCHICHTEN MIT STUDIENARBEITEN

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2015 war der Hightech-Rollstuhl der HSR eine Konzeptzeichnung und eine Sammlung von Studienarbeiten – 2016 gewann er Gold beim Cybathlon der ETH Zürich. Aktuell gönnen HSR Ingenieurinnen und Ingenieure dem Rollstuhl für den Cybathlon 2020 ein vielversprechendes Upgrade. Grafik: Tobias Leuenberger

LIEBE MAGAZINLESERINNEN LIEBE MAGAZINLESER Studierende schaffen Werte. In Ihren Händen öffnet sich ein Magazin voller Zukunftsgeschichten, an deren An­ fang eine studentische Arbeit stand. Zufall? Nicht an der HSR. Unsere Studierenden sollen von Tag eins an von einem günstigen ­Myzel umgeben werden, das sie zu herausragenden Leistungen anspornt und heranführt. Ein Myzel auf dem quasi Trüffel ge­ deihen. So stehen im Fokus der Ausbildung nicht nur fachspezifische Grundkompe­ tenzen, technische Grundkenntnisse unabhängig vom Stand der Technik sowie das Wissen über neuste technische Entwicklungen, sondern weitere Fähigkeiten. Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenzen gehören dazu. Das Studium soll auf die Herausforderungen einer globalisierten Berufswelt vorbereiten. Die Absolventinnen und Absolventen werden vermehrt in Unternehmen mit internationalem Fussabdruck tätig sein, das heisst in international agierenden Teams arbeiten. Viele Studierende absolvieren vorausschauend ein Semester im Austauschprogramm in

einem anderen europäischen Land oder in Übersee. Erfahrungen mit verschiedenen Kulturen und Sprachen sind dabei genauso wichtig wie die Erweiterung fachlicher Kenntnisse. Und dann wäre da das feine Fadengeflecht, das das Myzel wie eine tragende Struktur durchdringt: die Praxisorientierung. Die verschiedenen Studiengänge verfolgen verschiedene Erfolgsrezepte des Praxisbezugs: Die Maschinentechnik führt im dritten und vierten Semester «Das Entwicklungsprojekt» in enger Zusammenarbeit mit einem Industriepartner durch, wobei die Studierenden in Teams an smarten Lösungen bis zur Prototypkonstruktion arbeiten. Die Stadt-, Verkehrs- und Raumplanung arbeitet jedes Jahr mit einer Partnergemeinde an raumplanerischen Herausforderungen zusammen, wobei die Studierenden vom ersten Semester bis zu den Bacheloraspirantinnen und -aspiranten sich an der Konzepterarbeitung entsprechend ihrem Ausbildungsstand beteiligen. In allen Studiengängen erhalten die angehenden Ingenieure und Planerinnen

viele Gelegenheiten, sich mit Lösungen zu aktuellen Fragestellungen der Wirtschaft einzubringen. Und oft geben diese Arbeiten Impulse für eine weitere Vertiefung als Forschungsprojekte mit dem Unternehmen an unseren Instituten. Viel Spass beim Lesen!

Eva Tschudi Chefredaktorin P.S. Ich bin froh, dass Sie lesen. Wurden vor ein paar Jahren Leute nach ihrer aktuellen Lektüre gefragt, suchten sie verlegen und mit gesenkten Blick nach Ausreden, weshalb sie gerade jetzt kein Buch lesen. Und heute? Heute schauen sie Ihnen direkt in die Augen und leugnen ihre intellektuelle Trägheit nicht.


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Wegbereiter für Innovation

«Bachelor- und Masterarbeiten sind ein ­hoher Motivationsfaktor für Studierende. Sie führen zu nachhaltigen Erfolgserlebnissen, weil sie verbunden sind mit Ergebnissen, durch die Mehrwerte geschaffen werden.» Studentische Arbeiten als Wegbereiter für Innovationen in Industrie- und Dienstleistungssektor sowie in der öffentlichen Hand – an der HSR ein Programm. Ob Semester-, Bachelor- oder Masterarbeiten – die Praxisnähe wird durch konkrete Fragestellungen aus Wirtschaft und Gesellschaft hergestellt. Ende September 2018 haben wir 274 Bachelor- und Masterabsolventinnen und -absolventen zu ihrem erfolgreichen Abschluss gratuliert. Die Themen ihrer Abschlussarbeiten sind mannigfaltig, doch eines verbindet sie: die Ausrichtung an den Praxisbedürfnissen. Dadurch sind die Arbeiten hochaktuell und befassen sich mit den Herausforderungen in der Industrie und im Bau- und Planungswesen.

Die Diplomandinnen und Diplomanden stellten sich Aufgaben, wie zum Beispiel der Entwicklung einer neuartigen Medikamentenausschüttung für Insulin-Pen, der mechanischen und mechatronischen Konstruktion eines Drohnenabfangjägers, der Entwicklung eines funktionstüchtigen 3-D-Druckers für Schokolade oder der Konzeption energetisch optimierter Gewächshäuser. Andere Arbeiten befassten sich mit intelligentem Schienenrollmaterial, einem Big Data Collector & Dashboard für batteriebetriebene Baumaschinen, Kanban in der Lieferkette, Zerlege- und ­Dekontaminationstechnik beim Rückbau eines Kernreaktors, der Umgebungsgestaltung des Campus der Berner Fachhochschule in Biel oder einem Verkehrskonzept für die Innenstadt St.Gallen.

Diese Beispiele stehen stellver­ tretend für über 200 innovative Lösungen, die in den Abschlussarbeiten in Einzelarbeit oder in Zweierteams entwickelt worden sind. Insgesamt 36 Absolventinnen und Absolventen wurden mit Preisen von Unternehmen oder Verbänden für ihre herausragenden Leistungen ausgezeichnet. Bachelor- und Masterarbeiten sind ein hoher Motivationsfaktor für Studierende. Sie führen zu nachhaltigen Erfolgserlebnissen, weil sie verbunden sind mit Ergebnissen, durch die Mehrwerte geschaffen werden. Studierende vertiefen teilweise im Rahmen einer Abschlussarbeit eine vorangegangene Semesterarbeit. Sie profilieren sich dadurch oder mit der Bearbeitung einer neuen Aufgabenstellung für ihre berufliche Zukunft. So sind ihre Leistungen häufig das Sprungbrett zu Forschungs- und Entwicklungs­ projekten mit Unternehmen an unseren Instituten.

Ich freue mich, Ihnen einige Einblicke in solche Projekte in der Robotik, der Informatik, der Maschinentechnik, der Landschaftsarchitektur und der Energietechnik in diesem Heft anzukündigen. Die Zeit der Diplomabschlüsse ist gleichzeitig der Beginn für neue Studierende an unserer Hochschule. In den acht Bachelorstudiengängen verzeichnen wir konstant hohe Anmeldezahlen. Im Masterstudium haben wir einen neuen Rekord an Neueintretenden. Deshalb freut es mich besonders, dass wir unseren Studierenden eine weitere campusnahe Unterkunft anbieten können. Im Sommer eröffneten wir das zweite Studentenwohnheim in Rapperswil-Jona mit rund 90 Zimmern, welches von der Stiftung zur Förderung der HSR erbaut wurde. So schaffen wir mit unserem Leistungsan­ gebot und einer zeitgemässen Infrastruktur ideale Voraussetzungen für unsere Studierenden, damit sie hier an der HSR ihren Grundstein für eine erfolgsversprechende Berufskarriere legen können und ihnen die Studienzeit über die Diplomfeier hinaus in guter Erinnerung bleiben wird. — Prof. Dr. Margit Mönnecke HSR Rektorin


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BACHELORSTUDIENGÄNGE AN DER HSR Bauingenieurwesen  Elektrotechnik  Erneuerbare Energien und Umwelttechnik  Informatik  Landschaftsarchitektur  Maschinentechnik | Innovation  Stadt-, Verkehrs- und Raumplanung  Wirtschaftsingenieurwesen 

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DER MASTER FÜR ANSPRUCHSVOLLE INGENIEURINNEN UND INGENIEURE Civil Engineering  Energy and Environment  Innovation in Products, Processes and Materials  Plastics Technology  Raumentwicklung und Landschaftsarchitektur  Sensor, Actuator and Communication Systems  Software and Systems 

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Master-Infoabend: 19. März 2019 hsr.ch/master

Bachelor-Infotag: 16. März 2019 hsr.ch/ infotag


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HSR Studierende machen Drohne zum fliegenden Rettungshund Bei alpinen Rettungseinsätzen können Drohnen eine hilfreiche Ergänzung zu menschlichen Rettern oder Suchhunden sein: in Situationen, in denen Helikopter nicht fliegen können, oder an Stellen, wo es für Menschen und Hunde zu gefährlich ist. Studierende der HSR haben für die alpine Rettungsstation ­Schwägalp-Säntis eine intuitive Steuerungssoftware für ­Drohnen entwickelt.

Bei einem Testflug mit Vertretern der Rettungsstation Schwäg­ alp-Säntis und der Kantonspolizei Appenzell-Innerrhoden testen HSR Studierende ihre Drohnen-Steuerung.

Ein paar Bewegungen auf dem Tablet und schon startet die Drohne, um ein vorgegebenes Suchraster abzu­ fliegen. Virtuell an Bord ist dabei Rettungschef Heinz Beutler, der im Gebiet um die Rettungsstation Schwäg­ alp-Säntis immer wieder Rettungseinsätze für Vermisste und Verletzte koordiniert. Deshalb wandte sich der Rettungschef an die HSR. Zusammen mit Prof. Dr. Farhad Mehta aus dem ­Stu­diengang Informatik der HSR entwickelten Heinz Beutler und Beat Helfenberger, beide hauptberuflich bei der Digital-Agentur Namics tätig, die Aufgaben­ stellung für eine Bachelorarbeit. Das Ziel war eine intuitive Steuerung, die eine Drohne dazu befähigt, autonom ein definiertes Gebiet abzu­ suchen und Videoaufnahmen für die Auswertung zu sammeln.

Spannende Aufgabe für zwei Studierende Daraufhin haben sich zwei Studierende an die Entwicklung einer Applikation für Smartphone oder Tablet gemacht. «Der Einsatzleiter zeichnet den Flugplan der Drohne per Touchscreen oder Mausgesten in einer Webapplikation auf einer Karte ein. Der Pilot packt die Drohne aus, wählt den zuvor vom Einsatzleiter erstellten Suchauftrag aus, definiert Startparameter wie initiale Höhe und Fluggeschwindigkeit, drückt Start und die Drohne fliegt dann selbstständig das definierte Gebiet ab», erklärt David Riederer, ebenfalls HSR InformatikStudent, die Bedienung der Software. Mit Hilfe der Ko­ ordinaten der geplanten Flugroute und des digitalen Höhenmodells berechnen die Studenten in der MobileApp durch einen Algorithmus weitere Koordinaten mitsamt ihrer Höhe und übertragen diese auf die Drohne,


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«Die Drohne ist ein zusätzliches Hilfsmittel, vor allem bei Wetterlagen, in denen Helikopter nicht fliegen können, oder an ausgesetzten Stellen, die für Hunde zu gefährlich sind.»

damit ein autonomer Flug stattfinden kann. Sobald die Drohne das Gebiet überflogen hat, kann der Rettungsleiter innert kürzester Zeit a­ktuelle VideoaufnahRettungschef Heinz Beutler men des Suchgebiets auswerten und den Rettungseinsatz auf Gebiete konzentrieren, in denen die Videobilder der Drohne etwas Per Touchscreen kann Auffälliges wie beispielsweise eine am ­Boden liegende die Rettungsmannschaft das Suchareal der Drohne Person zeigen. bestimmen (oben). Den Flug absolviert die Drohne autonom, also ohne menschliche Steuerung (unten).

Ergänzung statt Ersatz Haben menschliche Retter und Suchhunde bei alpinen Rettungseinsätzen also bald ausgedient? Nicht wenn

man Rettungschef Heinz Beutler fragt: «Die Drohne ist ein zusätzliches Hilfsmittel, vor allem bei Wetterlagen, in denen Helikopter nicht fliegen können, oder an ausgesetzten Stellen, die für Hunde zu gefährlich sind.» In solchen Situationen könnten Drohnen bei geringem Risiko die menschlichen Retter bei der Suche unterstützen. Diese wiederum können sich auf ihre Aufgaben konzentrieren, während die Drohne selbstständig das Suchgebiet abfliegt. Weitere Massnahmen wie die Bergung von Verletzten oder die medizinische Versorgung müssten aber weiterhin menschliche Retter durchführen. Erfolgreiche Testflüge Am Projekt interessiert zeigte sich auch die Kantons­ polizei Appenzell-Innerrhoden. Kapo-Drohnenspezialist Thomas Zimmermann rechnet vor allem bei «grossflächigen Tatbestandsaufnahmen sowie für die Abschätzung von Schäden bei Naturereignissen» oder bei Suchaktionen nach Vermissten künftig mit der Unterstützung durch fliegende Drohnen. Die ersten Testflüge der Drohne lieferten bereits gute ­Ergebnisse und zeigten auch das weitere Entwicklungspotenzial für die Drohnensteuerung auf. Während die beiden Studenten mit dem Drohnen-Projekt ihren Bachelor in Informatik erfolgreich abschliessen konnten, plant Prof. Dr. Farhad Mehta bereits weitere Studienarbeiten, um die Drohnensteuerung in den nächsten Semestern weiterzuentwickeln. Läuft alles nach Plan, könnten alpine Rettungseinsätze künftig vermehrt mit autonomer Unterstützung aus der Luft stattfinden. (MEW) — Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Farhad Mehta, Professor für Informatik, farhad.mehta@hsr.ch


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Das neue Treppensteiger-Modul wird unter dem Rollstuhl montiert und kann beliebig lange Treppen überwinden. Es basiert auf einem Funktionsmuster eines HSR Studenten und wurde anschliessend von Ingenieuren der HSR zur Wettkampftauglichkeit weiterentwickelt.

Der neue Rollstuhl hat keine Lenk­stangen: Jedes Rad wird einzeln durch zwei Elektro­motoren ­angetrieben und gelenkt. So erhält der Pilot völlige Bewegungsfreiheit. Die neue ­Lenkung wurde von Studierenden ent­wickelt.

Der Roboter-Arm wird zum Öffnen von Türen und zum Drücken einer Türklinke benutzt. Bedienungs­ konzept und Steuerung wurden von HSR ­Studierenden entwickelt.


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Mit dem Ziel der Titelverteidigung: Cybathlon 2020 2016 holte das Team HSR Enhanced die Goldmedaille beim Cybathlon – dem Wettbewerb der ETH Zürich, bei dem Menschen mit Behinderungen mit modern­sten Assistenzsystemen neue Rekorde aufstellen. Das HSR Team hat den Renn-Rollstuhl konsequent weiterentwickelt und geht jetzt mit Roboter-Arm, Endlos-Treppensteige-System und völliger Bewegungsfreiheit durch EinzelradLenkung in die Trainingsphase.

Zwei Semester-, zwei Bachelorarbeiten und eine Masterarbeit von HSR Studierenden sollen den Grundstein für eine weitere Topplatzierung des Teams HSR Enhanced ­legen. Das ­Team gewann 2016 in der Rollstuhl-Disziplin des ETH-Wett­bewerbs Cybathlon. Der querschnittgelähmte HSR Pilot Florian «Dank der Arbeit der Studierenden haben Hauser konnte sich damals in e ­ inem atembedie Ingenieure des ILT Instituts für Mecharaubenden Final­rennen tronik und Laborautomation eine optimale gegen die internatioAusgangslage, um unseren Rollstuhl bis nale Konkurrenz durchsetzen. Er überquerte 2020 wettkampfreif weiterzuentwickeln» nach einem Kopf-anProf. Dr. Christian Bermes, Professor für Mechatronik Kopf-Rennen nur wenige Sekunden vor seiner Konkurrentin aus Hongkong als Erster die Ziellinie und holte damit die Goldmedaille. Upgrades für den Gold-Rollstuhl 2020 will das Team HSR Enhanced an den Erfolg von 2016 anknüpfen und entwickelt deshalb den ZED genannten Rollstuhl zum ZED Evolution weiter: mit Roboter-Arm zum Türenöffnen und Raupe zum Bezwingen von beliebig langen Treppen. Die Grundlage dafür schaffen die Studierenden Kevin Bürgi (Endlostreppensteiger), Philipp Weber (Konzeptstudie und Entwicklung Roboter-Arm) und Raphael Schröder (Integration des robotischen Arms), Thierry Zimmermann und Samuel Stähli (Lenkung). «Dank der ­Arbeit der Studierenden haben die ­Ingenieure des ILT Institut für Mechatronik und Labor­ automation eine optimale Ausgangslage, um unseren Rollstuhl bis 2020 wettkampfreif weiterzuentwickeln», sagt Teamleiter Prof. Dr. Christian Bermes. Darüber hinaus hat das Team noch ein Upgrade installiert. Statt mit herkömmlichen Lenkstangen zu lenken, kann der ZED

Evo­lution jedes Rad einzeln drehen und antreiben. So kann Pilot Florian Hauser beliebige Richtungswechsel vollziehen, seitwärts fahren oder präzise Korrekturen an der Ausrichtung und Position des Rollstuhls vornehmen. Beim ersten Training im Forschungszentrum der HSR funktionierte das bereits sehr gut. Auch der Roboterarm hat seine ersten Tests bei einer Live-­Demonstration auf der Rollstuhlfahrer-Messe Rollivision im Paraplegiker­ zentrum Nottwil und am Digital Festival in Zürich erfolgreich bestanden. Das neue Endlos-Treppensteige-System wurde Mitte Oktober 2018 an der Cybathlon E­ xperience in Tokio im Rahmen des World Robot Summit erfolgreich mit dem neuen Treppen-Hindernis über sechs Stufen getestet. Teamleiter Bermes zeigt sich optimistisch: «Vor dem Cybathlon 2016 mussten wir in wenigen Monaten von der ersten Idee über den Prototyp mit Holz-Fahrgestell bis zu einem konkurrenzfähigen Wettkampf-Rollstuhl entwickeln – diesmal haben wir fast zwei Jahre Entwicklungszeit zur Verfügung.» Ob der HSR Rollstuhl die ­hohen Erwartungen erfüllen kann, zeigt sich spätestens beim nächsten Cybathlon 2020 in der Schweiz. So lange haben die Ingenieurinnen und Ingenieure des Teams HSR Enhanced noch Zeit, den Rollstuhl optimal auf die Fähigkeiten des Piloten abzustimmen. Denn wenn das Rennen läuft, liegt alles in den Händen von Florian ­Hauser. (MEW) Weitere Informationen zum Cybathlon 2020 gibt es auf www.cybathlon.ch — Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Christian Bermes, Professor für Mechatronik und cyberphysische Systeme, christian.bermes@hsr.ch


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Der erste Prototyp: 2016 bildete noch ein weiss lackiertes Holz-Chassis den Kern des Cybathlon-Rollstuhls. Ursprünglich als Montagedummy geplant, diente er auch für wichtige Fahrversuche und war mit erfolgsentscheidend, bis das Aluminiumguss-Chassis fertig produziert war.

Oben der letzte Testlauf an der HSR vor dem Cybathlon-Wettkampf, unten überwindet Pilot Florian Hauser das finale Treppenhindernis als Erster...

Hard- und Software: In nur zehn Monaten entwickelte das Team HSR Enhanced den Rollstuhl mit allen Einzelkomponenten von Grund auf. Die SteuerungsSoftware wurde parallel zu Testfahrten weiterentwickelt.

...und holt damit die Goldmedaille für die HSR in der Rollstuhl-Disziplin des Cybathlon 2016.

Völlig frei: Für den Cybathlon 2020 bekommt der Rollstuhl neue Antriebe – hier testet Pilot Florian Hauser gerade das Seitwärtsfahren. Der Rollstuhl kann sich auch auf der Stelle drehen oder einzelne Räder können sich unabhängig voneinander bewegen.

Flexibel: Der neue Roboter-Arm kann Türen öffnen – hier beim ersten erfolgreichen Test im Paraplegiker-Zentrum Nottwil auf der Rollstuhlfahrermesse Rollivision 2018.


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Modulunterricht auf der Überholspur Vor einigen Wochen startete das neue Semester und mit ihm mehrere hundert neue Studierende auf dem HSR Campus. Die ersten Wochen sind mit Kennen­ lernen der Campus-Infrastruktur, der IT-Plattformen, der Skriptablage und dem Studienablauf sehr intensiv. Damit die individuelle Stundenplanwahl gut ­getroffen wird, erhalten die Studierenden nach der Grundlagenphase im ersten Jahr einen soliden Überblick über mögliche Modulkombinationen. Denn Freiheit bedeutet Verantwortung.

Am Puls der Wirtschaft Der modularisierte Studienaufbau ermöglicht es, rasch Neuerungen sowohl aus der Wissenschaft als auch aus der Wirtschaft aufzunehmen. Module können schnell ergänzt, angepasst oder ersetzt werden, sodass das Studium immer aktuell ist. Nicht zuletzt fördert der ­Modulunterricht die Mobilität der Studierenden, da die Leistungen an anderen Hochschulen angerechnet ­werden. In den vergangenen fünf Jahren haben an der HSR rund 100 Studierende ein Austauschsemester ab­ solviert. Umgekehrt haben sich rund 100 HSR Studierende entschieden, ins Ausland zu gehen, um wertvolle Erfahrungen für ihren Beruf zu sammeln. (TSE) Weitere Informationen auf www.hsr.ch/studium/ bachelor/zeitmodelle

Die an der HSR entwickelte Adunis Applikation unterstützt die Mechanismen der Modularisierung für Studierende und Dozierende transparent.

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Optimale Gruppengrösse Flexibilität und Qualität werden auch durch eine optimale Teilnehmendengrösse gewährleistet. Sollte die Anmeldezahl in einem Modul zu hoch sein, wird ein zweites durchgeführt. Die Module bestehen aus Kursen, die eine Vorlesung, eine Übung, eine Studien­arbeit, eine Exkursion oder ein Seminar sein können. Je nach Modul und Kursart werden die Höchstzahlen bestimmt und im Einsatzplansystem festgehalten, sodass die Qualität der Interaktion gewährleistet bleibt. In den Vorlesungen liegt die Grenze naturgemäss höher als in den Praktika oder in den Seminaren mit Gruppen­ präsentationen. Auch die Dozierenden schätzen die

Planungssicherheit, da so ihre Auslastung optimiert ­gesteuert werden kann.

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Die Berufsmittelschul- und Gymnasialabgängerinnen und -abgänger absolvierten ihren Unterricht in Schulklassen nach einem fixen Plan. Der Hochschulunterricht an der HSR wird hingegen in Modulen angeboten. Die Studierenden können also, nachdem sie sich das Grundlagenwissen im ersten Jahr angeeignet haben, den Studieninhalt nach ihrem Interesse zusammenstellen. Die Pflichtmodule und eine inhaltliche Kohärenz gemäss dem gewählten Schwerpunkt sichern die Tiefe und die Qualität der Ausbildung. So werden sinnvolle ModulKombinationen zu jeder gewählten Profilierung empfohlen, damit ein Bachelorabschluss auch für die späteren Arbeitgeberinnen und -geber attraktiv ist. Der Modulunterricht hat sich sowohl für die Studierenden wie auch für die Dozierenden bewährt, weil er eine grosse Flexibilität ermöglicht. Da Module immer wieder angeboten werden, können die Studierenden länger­ fristig planen. Sollten sie in Teilzeit oder einige Semester mit einem kleineren Pensum studieren wollen, können sie sich die Studienzeit selbst individuell einteilen. Zurzeit belegt jeder vierte Student an der HSR das Studium in Teilzeit. Das zeigt, dass die Studierenden heute flexible Strukturen erwarten und ihr Studium möglichst nach ­Bedarf eigenständig planen und einteilen wollen.

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Studierende schaffen Werte Studierende an der HSR investieren viel Zeit und Mühe in ihre Projekte. Dabei zielen sie nicht allein auf gute Noten ab. Die Studiengänge Maschinentechnik|Innovation und Wirtschaftsingenieurwesen arbeiten in Praxis-Projekten eng mit der Wirtschaft zusammen. Von der Idee zum fertigen Produkt durchlaufen die Studierenden alle Phasen. Der Lerneffekt ist hoch und die Ergebnisse führen nicht selten zu Patentanmeldungen und neuen Produktelinien. Ein Gewinn für beide Seiten.

Der Höhepunkt im Studiengang Maschinentechnik  |­­  Innovation (M|I) sind die Entwicklungsprojekte im 3. und 4. Semester: «Die Idee ist, dass der ganze Studiengang während zwei Semestern in Teams an der gleichen Aufgabenstellung arbeitet», erklärt Theodor Wüst, ­ HSR Professor für Produktentwicklung und «Was zählt, ist die Idee und der Aufwand, den die Studierenden in ihr Projekt stecken. Konstruktion im Stu­ diengang MaschinenFür uns geht es am Ende nicht darum, technik | Innovation. ob eine Entwicklung Erfolg auf dem Markt «Ich suche jeweils eine Firma, die neue Impulse hat, sondern um den Lernerfolg der braucht, ein Projekt zu Stu­dierenden. Es ist beein­druckend zu gestalten. Die ­ Firmen beobachten, mit welcher Motivation sie formulieren das Thema an der Aufgabe arbeiten.» und finanzieren den Bau der Objekte bzw. Prof. Theodor Wüst, Professor für Maschinentechnik das Material. Die HSR liefert die immaterielle, also die geistige Arbeit: die Leistung der Studierenden und der betreuenden Do­ ­ zierenden und Assistierenden der Institute. Den Zusammenbau der Prototypen übernehmen die Studierenden. Das ist etwas sehr Wertvolles für die Firmen. Und ich kann sagen, Alle, die mitgemacht haben, sind begeistert.» Patentanmeldungen und eine neue Produktlinie «Ein grosser Erfolg war zum Beispiel das Entwicklungsprojekt für die Rega: der Patiententransportwagen», so Wüst. Für den Transport von Verletzten oder Kranken zwischen dem Helikopter und dem Spitalbett bzw. dem OP-Tisch braucht es ein Transportfahrzeug. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine gute Lösung dafür. Unsere Studierenden haben 14 verschiedene P­ rototypen gebaut. Gemeinsam mit der Rega haben wir verschiedene Lösungen kombiniert, am IPEK zwei Exemplare gebaut und am Unispital Zürich bzw. am Inselspital Bern

getestet. Die Prototypen stiessen auf Begeisterung: Die Rega produzierte die Transportwagen in Serie. Neben drei Patent-Anmeldungen auf Grundlage der Projekte entwickelte die Firma record Türautomation AG eine der Lösungen zu einer ganz neuen Produktelinie weiter: «Das Studierenden-Team hatte ein Grundprinzip der Drehmomentübertragung auf den Türmechanismus, der ganz raffiniert war und eigentlich bis jetzt unbekannt», erzählt Wüst und weiter: «Ich kann mich noch gut erinnern, wie die Studenten anfangs fast Angst hatten, mir ihre Idee zu zeigen, weil sie so revolutionär war. Sie fragten mich: Kann denn das überhaupt funktionieren? Ich war beeindruckt und riet ihnen, die Idee weiterzuverfolgen. Am Ende machte record daraus eine eigene Produkte­ linie. Für die Firma war das ein irrsinniger Gewinn.» Im neusten Projekt konzipierten und bauten M | I Studierende Prototypen eines Roboter-Trägersystems für GlasSchleifmaschinen. Ziel war es, beschädigte Glasfassaden von autonomen Maschinen reparieren zu lassen: «Für diesen Industriepartner haben wir sehr interessante ­ ­Lösungen», sagt Wüst. «Wir werden einen Inno­suisse-


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15 Ein HSR StudierendenTeam des Entwicklungsprojekts für die Rega präsentiert seinen Patienten-Tansport­ wagen.

Antrag stellen und das System weiterentwickeln. Es wird eine Kombination aus mehreren Lösungen geben; welche, ist noch offen.» Für die Note ist der industrielle Erfolg eines Projekts aber nicht relevant: «Was zählt, sind die Idee und der Aufwand, den sie in ihr Projekt stecken. Für uns geht es am Ende nicht darum, ob eine Entwicklung Erfolg auf dem Markt hat, sondern um den Lernerfolg der Studierenden. Es ist beeindruckend zu beobachten, mit welcher Motivation sie an der Aufgabe arbeiten», so Wüst. Studierende demonstrieren vor Publikum an der HSR ihr Konzept eines Fassaden-Kletter­ roboters, der Glasschleif-Maschinen transportieren soll.

Klären, konzipieren, entwerfen, ausarbeiten Auch der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen (WING) ermöglicht den Studierenden ein Praxisprojekt. Was WING-Studierende im 2. Semester über Entwickeln und Konstruieren lernen, üben sie ab dem 3. Semester im

Industrieprojekt. Industrieprojekt heisst, gemeinsam mit einem Partner aus der Industrie ein industriell gefertigtes Produkt zu entwickeln – von ersten Konzeptideen bis zum getesteten Prototyp. «In der Theorie haben die Studierenden einen vierstufigen Prozess gelernt: Klären, konzipieren, entwerfen, ausarbeiten», erzählt Prof. Dr. Albert Loichinger, betreuender Professor im Industrieprojekt. «Im Projekt sollen die Studierenden erleben, wie dieser Prozess funktioniert und in der Realität abläuft.» Die Aufgabenstellung in diesem Jahr: Es sollte ein innovatives System entwickelt werden, das Strom kabellos vom Boden zu einem Tisch leitet, wo Geräte wie Smartphones oder Laptops angeschlossen werden können. Wichtige Kriterien waren dabei die ­Flexibilität der Tische, die Produktionskosten und die unabdingbare Personensicherheit. Das Ziel: Das Kabel-Wirrwarr reduzieren, das in vielen Konferenzräumen herrscht. Ein Anwendungsbeispiel sind Seminarräume, wo Tische häufig umgestellt werden und die Stromversorgung der einzelnen Tische jedes Mal neu organisiert werden muss. Mit einem «Wireless power table system» würden Verlängerungskabel, ­ ­Verteilstecker und Co. wegfallen. Das spart Zeit und Nerven. Sechs verschiedene Prototypen entsprangen ­ diesem Prozess – von rein elektromechanischen bis hin zu komplexen elektronischen Lösungen. Als Schnittstelle zum angeschlossenen Gerät wurden auch verfügbare Standard-Komponenten eingesetzt, die ein nahezu beliebiges Umstellen der Tische zulassen. «Die Kunst ist es, ein Konzept zu entwickeln, das kostengünstig in der ­Produktion ist und auf dem Markt funktioniert», erklärt Loichinger. Ob und welcher Prototyp es am Ende in die Produktion schafft, wird sich erst noch zeigen. (SUS) — Projektverantwortlicher: Prof. Theodor Wüst, Professor für Maschinentechnik, theodor.wuest@hsr.ch


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MaschinentechnikEntwicklungsprojekte der HSR Im grossen Entwicklungsprojekt greifen Studierende des Studiengangs Maschinentechnik|Innovation nach Skizzierblock und Computer auch zu Schraubenzieher und Gabelschlüssel. Sie bauen zusammen, was sie zuvor über Monate geplant und entwickelt haben.

2017: STELLANTRIE BE, SIEMENS Stellantriebe betätigen Luftklappen und Ventile in Lüftungssystemen und dienen damit als Aktoren zum Steuern und Regeln der Luft­ massenströme beim Heizen und Klimatisieren von Gebäuden und An­lagen. Zwei Semester lang entwickelten die Studierenden in Teams 11 verschiedene Stellantriebe für Klappen und Ventile für die zu ­SIEMENS gehörende Division Building Technologies. Eindrückliches Resultat: SIEMENS prüfte die Anmeldung von 6 Patenten auf die ­gefundenen Lösungen.

2018: FASSADEN-ROBOTER, VETROX Bisher wurden beschädigte Glaselemente in Gebäudefassaden im Rahmen von Reparatur- und Sanierungsaufträgen oft sehr kosten­ intensiv ausgetauscht. Zwei Semester lang entwickelten die Studierenden in Teamarbeit 10 Geräte, die als «Fassadenkletterer» ein Schleifgerät der Firma VETROX autonom zu defekten Fensterstellen bringen können. Zum Abschluss demonstrierten die Studierenden ihre Fassadenkletterer an einer Demo-Wand vor Vertretern des Auftraggebers.

2016: REINIGUNGSSTATION, WETROK Zwei Semester lang entwickelten die Studierenden in Teams total vier unterschiedliche Waschstationen für Reinigungsmaschinen. Die vier entwickelten Gesamtlösungen zeigten der Firma Wetrok interessante neue Lösungen auf, sodass das Unternehmen auf dieser Basis die Markteinführung einer branchenweiten Neuheit plante.


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In den Praxisprojekten spielen Projektmanagement und Teamarbeit eine ebenso wichtige Rolle wie Kreativität und Konzeption. Die Abschluss­präsentation bildet den Höhepunkt im Modul Innovation innerhalb des Bachelorstudiengangs Maschinentechnik | Innovation. Seit 2012 konnten HSR Studierende so für einige namhafte Firmen Entwicklungsprojekte abschliessen und wertvolle Erfahrungen für ihren Berufseinstieg als Ingenieurinnen und Ingenieure sammeln.

2015: TÜRANTRIEBE, RECORD Ein Antrieb für Drehflügeltüren besteht heute aus einem kleinen Elektromotor mit Getriebe. Ein mechanischer Kraftspeicher sorgt für das selbsttätige Schliessen der Türe für den Fall, dass die Stromversorgung ausfällt. Die Studierenden machten sich mit Begeisterung daran, verbesserte oder alternative Konzepte zu entwickeln. Als ­Resultat konnten der Firma record 14 grundverschiedene funktionsfähige Prototypen präsentiert werden.

2014: LENKGETRIEBE, THYSSENKRUPP PRESTA Bachelorstudierende der Maschinentechnik | Innovation arbeiteten zwei Semester lang an der Entwicklung neuer Lenkgetriebe für den Automobilzulieferer ThyssenKrupp Presta. Zum Schluss bauten sie ihre Prototypen in einen Personenwagen ein und prüften sie auf der Teststrecke.

2012: HYDRO POWER PACK In unzugänglichen Gebirgsregionen ist oft eine ökologisch saubere Stromversorgung gefragt. Als Alternative zu aktuell verwendeten Benzin-Notstromaggregaten haben die Studierenden ein auf der archimedischen Schraube basierendes Miniwasserkraftwerk ent­ ­ wickelt: das Hydro Power Pack. Es weist für den autonomen Betrieb eine höhere Betriebstüchtigkeit auf.

2013: PATIENTENWAGEN, REGA HSR Studierende haben im Auftrag der Schweizerischen Rettungsflugwacht Rega moderne Patientenwagen für den optimierten Transport zum und vom Helikopter entwickelt. Das IPEK Institut für Produktdesign, Entwicklung und Konstruktion und die Werkstatt der HSR haben die Studierenden bei der Realisierung der 14 Objekte tatkräftig unterstützt.


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StudentQuiz der HSR erobert die Hochschulen Der Moodle-Server der HSR hatte im Frühling 2018 viel zu tun. Das an der HSR entwickelte «StudentQuiz» verzeichnete ein Vielfaches üblicher Zugriffszahlen. Auch ausserhalb der HSR laufen die Server heiss, denn an bereits über 300 Schulen arbeiten Studierende mit der HSR Lernhilfe.

Studierende schätzen Trainingsfragen zur Vorbereitung auf Prüfungen. Der Bedarf für solche Fragen ist gross und nicht immer ist es möglich, eine ausreichende Menge ­guter Fragen für all die Selbsttests und Prüfungen bereitzustellen. Genau hier setzte Prof. Frank Koch, Dozent für Wirtschaftsinformatik, an und entwickelte mit Studierenden das kollaborative und crowd-sourced Moodle Plugin StudentQuiz, mit dem Studierende eigene Fragen erstellen und in einem Pool miteinander teilen können. Auch wenn der Beitrag einzelner Studierender klein ist, entstehen bei grösseren Gruppen schnell beachtliche FragenSammlungen. Den Überblick über Lernfortschritte behalten Die gesammelten Fragen können nach einer Vielzahl von Kriterien zu einem Quiz gebündelt werden. Beim Durchspielen der Quizzes können Studierende die Fragen kommentieren und bewerten. Aus diesen Nutzungsdaten ermittelt StudentQuiz die Qualität der Fragen und honoriert Studierenden mit Punkten für die Qualität ihrer Beiträge und für richtige Antworten. Auch in grössten Fragensammlungen behalten die Studierenden den Überblick,

denn eine Personal Learning Assistance visualisiert den individuellen Lern-Fortschritt. Zudem können Studierende ihre Leistung mit den statistischen Werten ihrer Lerngruppe vergleichen, was ein zusätzliches Feedback liefert. «Ich freue mich oft über die guten Ideen hinter den studentischen Fragen», erklärt Koch. Die Fragen können auch in anderen Lernsystemen wiederverwendet werden. Stetige Weiterentwicklung StudentQuiz startete als Entwicklungsprojekt im Studiengang Informatik und wird seit Frühjahr 2016 kontinuierlich weiterentwickelt. Dass die Richtung stimmt, zeigt ein Blick in die weltweite Verbreitung des digitalen Lernassistenten. Seit April 2017 stiegen die Nutzungszahlen rasant an. Auch das Moodle Headquarter wurde auf diesen Erfolg aufmerksam und die Chancen stehen nicht schlecht, dass StudentQuiz in den Moodle-Core aufgenommen wird, womit die Software aus Rapperswil dann 130 Millionen Nutzern in über 230 Ländern zur Verfügung steht. «Aber dazu müssen wir noch einiges leisten», meint Prof. Koch und macht sich mit der nächsten Studierendengruppe an die Arbeit. (MEW)

ZWEI FRAGEN AN DEN KOPF HINTER STUDENTQUIZ, FRANK KOCH

Prof. Frank Koch, Dozent für Wirtschaftsinformatik

Herr Koch, StudentQuiz war nicht nur Ihre Idee, Sie setzen es auch selbst in Ihrer Lehre ein. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Ich staune öfters über die vielfältigen Nutzungsformen von StudentQuiz. Einige Studierende z.B. nutzen StudentQuiz nach der Flash-Card-Methode, wobei schwere Fragen häufiger wiederholt werden als bereits gut gefestigte Fragen. Aber

Sie haben Kontakt zu vielen anderen Institutionen, die StudentQuiz einsetzen. Was hören Sie von dort? Von unseren Nutzern bekommen wir viele Anregungen und Requests. Ich hatte einmal Bedenken, als die University of Otago, Neuseeland, StudentQuiz in der wohl heiklen medizinischen Fakultät einsetzte. Aber die Erfahrungen mit den 1800 angehenden Ärzten waren so gut, dass StudentQuiz

es ist ja nur ein Tool und entscheidend ist der Nutzen. Im FS18 konnte ich eine Korrelation von 0,46 zwischen der im StudentQuiz erbrachten Leistung und dem Prüfungsergebnis messen. Das ist doch beachtlich. Ausserdem lernen Studierende bei der aktiven Konstruktion einer Frage weit mehr, als wenn sie nur passiv antworten.

nun allen 20 000 Studierenden in Otago zur Verfügung steht. Besonders froh bin ich, dass die Open University UK, mit 174 000 Studierenden eine der weltweit grössten Universitäten, nach langer Testphase StudentQuiz im März 2018 formal für den campusweiten Einsatz freigegeben hat. Die grosse Moodle-Community hilft zudem kräftig mit und StudentQuiz wurde bereits in eine Vielzahl von Sprachen übersetzt.


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Die Idee ist gut, doch… wie sehen es die Nutzer – also die Studierenden, die das StudentQuiz der HSR als Lernhilfe benutzen? Wir haben bei drei Studierenden an der HSR nachgefragt. Pascal Largey, Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen:

Simon Schaefer, Studiengang Informatik:

Matteo Kamm, Studiengang Informatik:

Wie nutzen Sie StudentQuiz? Unter dem Semester nutze ich das StudentQuiz bisher lediglich für die Erstellung meiner eigenen Fragen. Erst während der Lernphase nutze ich das StudentQuiz vollumfänglich; vorwiegend als Orientierungs- und Lernhilfe.

Wie nutzen Sie StudentQuiz? Ich nutze StudentQuiz, um mir während des Semesters einen Überblick über mein Verständnis des Stoffes zu verschaffen und Fragetypen und -themen zu identifizieren, die ich in der Prüfungsvorbereitung bewusst üben möchte.

Wie hat Ihnen StudentQuiz konkret für Ihr Studium genützt? Das Beisteuern vielfältiger Fragen durch die Studenten selbst verhalf mir zu einem guten Überblick über den Stoff. So wurden diverse Perspektiven der Themen beleuchtet und es unterstützte die Erkennung eigener Defizite in der Prüfungsvorbereitung.

Wie hat Ihnen StudentQuiz konkret für Ihr Studium genützt? Ich konnte in kürzerer Zeit einen breiteren Lernstoff durcharbeiten und habe gleichzeitig eine Priorisierung für meine Prüfungsvorbereitung generiert.

Wie nutzen Sie StudentQuiz? StudentQuiz nutzte ich vor allem während der Prüfungsvorbereitung. Während des Semesters löste ich nur sporadisch ein paar Fragen meiner Kommilitonen. Ich habe vor allem mit der Filtrierung des Student­Quiz gearbeitet. Sie erlaubte mir, ähnlich wie mit Karteikarten, den Stoff zu repetieren und die Fragen nach Schwierigkeit zu kategorisieren.

Pascal Largey

Simon Schaefer

Ein Blick auf den Sieges­zug des StudentQuiz: Seit Mai 2017 ist die Zahl der Hoch­ schulen, die das HSR StudentQuiz nutzen, förmlich explodiert.

Wie bewerten Sie StudentQuiz allgemein als Lern-Instrument? Es ist auf jeden Fall ein nützliches Tool und kann das Lernen sowie das aktive Einbinden von Studenten in die Vorlesung unterstützen. Die Usability muss stellenweise noch verbessert werden, jedoch tut dies dem Nutzen des StudentQuiz keinen Abbruch.

Wie bewerten Sie StudentQuiz allgemein als Lern-Instrument? Die Beteiligung am Fragepool durch die Studierenden kenne ich von und schätze ich auch in Sprachkursen. StudentQuiz hat gegenüber etablierten Lösungen noch einiges aufzuholen. Die Moderation und die Beteiligung der Teilnehmer hat starken Einfluss auf die Qualität und die Nachhaltigkeit als Lerninstrument.

Wie hat Ihnen StudentQuiz konkret für Ihr Studium genützt? Konkret hat mich das StudentQuiz als zusätzliches Mittel, neben den Vorlesungsfolien und den Übungsunterlagen, als Lernhilfe unterstützt. Ich konnte ohne grossen Aufwand täglich ein paar Fragen zum Lernstoff beantworten und wusste somit immer, wo ich mir noch Wissen aneignen musste. Wie bewerten Sie StudentQuiz allgemein als Lern-Instrument? Das Grundkonzept finde ich persönlich sehr gut. Die Plattform ist natürlich noch nicht voll ausgereift und braucht noch einen Feinschliff. Bei der Qualität der Fragen gab es während unserer Durchführung teilweise noch Verbesserungspotential.

400 2018 350 300 250 200 150 2017 100 50 2016 0

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Stadt-, Verkehrs- und Raumplanung stellt sich neu auf Stadt-, Verkehrs- und Raumplanung: Das Bachelorstudium hat 2017 bereits drei neue Studienschwerpunkte lanciert und startete mit dazu passendem Namen ins neue Herbstsemester. Die Reform des Studiengangs ist damit abgeschlossen.

Raumplanerinnen und Raumplaner sind Generalisten, die in ihrer abwechslungsreichen Tätigkeit sowohl analytische Fähigkeiten als auch Kreativität einsetzen. Je nach persönlichen Stärken und Interessen spezialisieren sich Planerinnen und Planer im Lauf ihres Berufslebens in konkreten Fachgebieten wie der kommunalen Raumplanung, der Stadtentwicklung oder in Verkehrsplanung und Mobilität. Der Tendenz zur Spezialisierung in der Raumplanung will der Studiengang nun bereits in der Ausbildung gerecht werden. Er fasst die fachliche Profilbildung deshalb seit 2017 in drei neue Schwerpunkte und änderte kürzlich seinen Namen: Das Bachelorstudium Stadt-, Verkehrs- und Raumplanung umfasst Vertiefungen für die fachlichen Studienschwerpunkte Raumentwicklung, Verkehrsplanung und Städtebau. Langfristige Strategien einer räumlichen Bündelung finden «Der Schwerpunkt der Raumentwicklung betrifft vor ­allem die lokale Planungsebene. Die Studierenden lernen dort die Instrumente der räumlichen Entwicklung kennen und beherr­ «Der Städtebau hat heute vor allem die schen. Das sind z.B. die Richtplanung und die Stadtentwicklung im Blick. Das heisst, Nutzungsplanung, aber den Umgang mit Arealen, wo höhere Bauauch räumliche Entund Wohndichten angestrebt werden wicklungskonzepte», eroder Konversionen von Flächen, die indus- klärt Prof. Dr. Joachim Schöffel, Studiengantriell-gewerblich waren hin zu anderen gleiter Stadt-, VerkehrsNutzungen. Oder die Entwicklung innerund Raumplanung an städtischer Bereiche, die den heutigen der HSR. Was letzteres Anforderungen nicht mehr entsprechen» in der Praxis bedeutet, zeigt ein Projekt des Prof. Dr. Joachim Schöffel, Studiengangleiter IRAP ­Institut für Raumentwicklung im Kanton Uri. Die Schweizerische Post ­kündigte 2016 an, die Strategie für das Poststellennetz 2020 voranzu­treiben und in diesem Rahmen schweiz-

weit zahlreiche Poststellen in Postagenturen umzuwandeln. Die drohenden Schliessungen stiessen in Uri auf Widerstand. Der Gemeindeverband reagierte mit der Forderung nach einer Gesamtbetrachtung der Versorgungsqualität und hat beim IRAP eine Forschungsarbeit in Auftrag gegeben: «Die Versorgungsinfrastruktur im ländlichen Raum droht mangels Nutzungsintensität oder Kaufkraft zusammenzubrechen. Hier gilt es, langfristige Strategien einer räumlichen Bündelung zu finden», erklärt Schöffel. «Versorger wie Volg oder die Post sind wesentliche Akteure, mit denen gemeinsam Akteursstrategien ausgehandelt werden müssen. Hier geht es zu einem grossen Teil darum, dass kooperative Prozesse entstehen und begleitet werden.» Verkehrsplanung: Das Zusammenspiel aller ­Verkehrsträger im Lebensraum Im Schwerpunkt Verkehrsplanung befassen sich die ­Studierenden mit dem Gesamtverkehrssystem. Sie betrachten das Zusammenspiel zwischen öffentlichem und motorisiertem Verkehr, dem Fuss- und Veloverkehr und dem Raum, in dem das alles stattfindet: «Das unterscheidet uns vom Studiengang Verkehrssysteme der ZHAW Winterthur, wo es eher um technische Fragen wie das Programmieren von Ampelschaltungen geht», so Prof. Schöffel. «Bei uns geht es um das Zusammenspiel aller Verkehrsträger im Lebensraum. Wichtig ist der Bezug zur Raumqualität in Städten und Gemeinden.» So sind Verkehrsplanerinnen und Verkehrsplaner häufig in beratenden Positionen zu finden. Städtebau: Konzepte und Vorschläge erarbeiten Wo Planerinnen und Planer in der Raumentwicklung rechtliche Planwerke wie Nutzungs- und Richtpläne schaffen, erarbeiten sie im Städtebau Konzepte und Vorschläge: «Der Städtebau hat heute vor allem die Stadtentwicklung im Blick. Das heisst, den Umgang mit Arealen, wo höhere Bau- und Wohndichten angestrebt


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werden, oder Konversionen von Flächen, die industriellgewerblich waren, hin zu anderen Nutzungen. Oder die Entwicklung innerstädtischer Bereiche, die den heutigen Anforderungen nicht mehr entsprechen», so Schöffel. Genau so ein Fall eines innerstädtischen Bereichs, der den heutigen Anforderungen nicht mehr entspricht, findet man in Langenthal. Die Berner Gemeinde dient den Studierenden in diesem Semester als Lehrstück in einem Städtebauprojekt. «Die Stadt muss ihren Richtplan «Siedlung» umsetzen. Das heisst in diesem Fall: Verschiedene städtische Entwicklungsgebiete, die historisch gewachsen sind, müssen neu durchdacht werden», sagt Joachim Schöffel. «Die Stadt hat einen alten Siedlungskern und in etwas Entfernung ist im 19. Jahrhundert der Bahnhof dazugekommen. 1. Studienjahr

2. Studienjahr

3. Studienjahr

Raumentwicklung

Verkehrsplanung

Städtebau

Unterstützendes Studienangebot

Profilbildung

Dazwischen befindet sich ein Villenviertel, in heute innerstädtischer Lage, das passt natürlich nicht zusammen.» Die Studierenden werden in diesem Semester Konzeptvorschläge für Langenthal ausarbeiten. So arbeiten sie an einer realen Fragestellung und die Stadt profitiert von der Innovationskraft der Studierenden. Die Möglichkeit zur Vertiefung bieten «Wir haben den Auftrag, Generalisten auszubilden, aber da Raumplanerinnen und Raumplaner sich im ­Berufsleben häufig spezialisieren, haben wir die drei Profile gebildet», so Schöffel. Die Möglichkeit, sich bereits im Studium zu spezialisieren soll vor allem jenen Studierenden Vorteile bringen, die bereits wissen, in welchem Fachbereich sie sich profilieren möchten: «Es ist nach wie vor so, dass die Studierenden in allen drei Schwerpunkten Module belegen müssen. Sie können einen oder zwei Schwerpunkte vertiefen oder auch weiterhin Generalisten bleiben. Es ist also ein Angebot und kein Zwang.» (SUS)


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Schönheit und Wahnsinn Am Anfang war ein Ideenwettbewerb. HSR Studierende im Studiengang ­Landschaftsarchitektur entwarfen 21 Konzepte zur Gestaltung des Festival-­ Zentrums auf dem Münsterhof in Zürich. Das Rennen gemacht hat «Jungle Cube» von Nadine Jost und Regula Luder. Das Konzept wurde in Kooperation mit den Festspielen ­Zürich zur Installation «Future Forest» weiterentwickelt.

Gibt man die Hashtags #pink#pinkcarpet#münsterhof#installation#Zürich# im Internet ein, ahnt man, welcher Publikumsmagnet das Projekt «Future Forest» im Sommer in Zürich war. Die Bilderflut reichte bis in den arabischen Raum. Der Münsterhof im Herzen der Altstadt von Zürich war drei Wochen lang im Juni in grell leuchtendes Pink getaucht. Die Festspiele Zürich standen unter dem Motto «Schönheit und Wahnsinn». Ein Ideenwettbewerb an der HSR suchte hierfür vorab Konzepte zur Gestaltung des Festspielzentrums. Die Zürcher Festspielstiftung, das Tonhalle Orchester Zürich und die Direktorin der Stadtentwicklung prämierten zusammen mit unabhängigen Landschaftsarchitekten einen Beitrag zweier Studentinnen der Landschaftsarchitektur bei Prof. Mark Krieger, der die Grundlage für das ausge-

führte Projekt bildete. Die Kuratorin der diesjährigen Festspiele, Belén Montoliú, und Viola Thiel, Landschaftsarchitektin am ILF Institut für Landschaft und Freiraum, entwickelten die Idee zum ausführungsreifen Projekt weiter. Die Anforderungen waren von vornherein klar: Die Installation sollte als starkes Bühnenbild funktionieren, in den städtischen Kontext integriert werden und eine hohe Aufenthaltsqualität bieten. Das Festspielzentrum Die HSR realisierte in Kooperation mit den Festspielen Zürich das Projekt an der Schnittstelle zwischen Landschaftsarchitektur und Kunst. «Future Forest» war eine temporäre Installation im öffentlichen Raum. Nebst Anlaufstelle für rund 120 000 Besucherinnen und Besucher


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Die Installation auf dem Münsterhof in Zürich besuchten 120 000 Besucherinnen und Besucher.

war sie das Herzstück für Veranstaltungen wie Klassikkonzerte, Lesungen oder für den Beauty Campus. Der schreiend pinke Kunstrasen folgte der ellipsenförmigen Gestalt des Münsterhofs. Auf ihm thronte ein 5 x 5 x 5 Meter grosser, begehbarer Kubus. Aussen waren dessen Wände pink lackiert, innen matt und schwarz. Dass sich hinter dem knalligen Glanzlackwürfel ein Stück kühle Natur versteckte, war die eigentliche Überraschung. «Future Forest» – Natur und Künstlichkeit Durch zwei schmale, deckenhohe Schlitze gelangten die Besucherinnen und Besucher in eine andere Welt. Das Innere barg ein Waldzitat – eine überquellende N ­ atur aus Kirschen, Kiefern, Eichen, Farnen, Stauden, Moosen und Laub. Auf 25m² befand sich ein Miniaturwald: dunkel, duftend, neblig und ein wenig eng. Durch die Öffnung in der Decke gelangte nur wenig Licht hinein. Und doch

war der Gegensatz zu dem im Sommer aufgeheizten Kunstrasenplatz aussen deutlich spürbar. Eine Versinnbildlichung des Leitbilds von Schönheit und Wahnsinn, von Natur und Künstlichkeit. Trotz verschiedener Kauf­ interessenten für die Installation kam es am Ende zur Freude vieler zur Teppich-Metzgete. Wer heute durch die Strassen Zürichs bummelt, findet immer wieder ein Stück pinken Kunstrasen auf Balkonen und in Schau­ fenstern. Die Gehölze haben im Innenhof des neuen ­Studentenwohnheims der HSR in Rapperswil-Jona einen Platz gefunden. (THV) — Projektverantwortliche: Viola Thiel, Landschaftsarchitektin am ILF Institut für Landschaft und Freiraum, viola.thiel@hsr.ch Prof. Mark Krieger, Studiengang Landschaftsarchitektur, mark.krieger@hsr.ch

DIE JURY Die Jury im Ideenwettbewerb zur Gestaltung des FestivalZentrums bestand aus Prof. Mark Krieger, Landschafts­ architekt am ILF Institut für Landschaft und Freiraum, Viola Thiel, Landschaftsarchitektin am ILF, Ilona Schmiel, Intendantin Tonhalle Orchester Zürich, Dr. Ursula Gut-Winterberger, Präsidentin Zürcher Festspielstiftung, Anna Schindler, Direktorin Stadtentwicklung Zürich, Stefan Rotzler (Juryvorsitz), Landschaftsarchitekt BSLA, und Alexander Keil, Geschäftsführer Zürcher Festspielstiftung.


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Das letzte Puzzleteil zum günstigen, erneuerbaren Treibstoff Aus erneuerbarem Strom Methangas produzieren und ins Erdgasnetz ­ein­speisen oder damit Erdgas-Fahrzeuge antreiben – das geht heute schon. Der Wirkungsgrad der Power-to-Methane-Technologie reicht aber noch nicht für eine wirtschaftliche industrielle Produktion als umweltfreundlicher Treibstoff und Energie­speicher. Das IET Institut für Energietechnik der HSR hat eine neue Forschungsanlage eröffnet, die den Wirkungsgrad so stark erhöhen soll, dass die Technologie Investoren für eine umweltfreundliche Energieträger-­ Produktion anzieht.

Mit neuer Technologie und Geschäftsmodellen ist das so eine Sache. Unternehmen greifen neue Technologien nur auf, wenn sich ihre Anwendung finanziell spürbar lohnt und vorhersagbar mehr einbringt als der Status quo. Deshalb reicht es nicht, dass bereits heute zuverlässig erneuerbare Energie in die chemischen Energieträger Methangas und Methanol umgewandelt werden kann. Es muss auch günstig sein, damit die Industrie in grosse Anlagen investiert. «Nur Grossanlagen erlauben einen wirtschaftlich sinnvollen Einsatz der Power-to-X-Technologie für ­einen substanziellen Beitrag zur Energiestrategie 2050», ist IET-Leiter Prof. Dr. Markus Friedl überzeugt.

Das Potenzial ist riesig, weil das Power-to-X-Verfahren eine ideale Lösung für das ungelöste Langzeit-Speicherproblem der unregelmässigen erneuerbaren Energieproduktion darstellen könnte. Überschüssige Energie kann via Power-to-X zusammen mit Wasser und Kohlenstoffdioxid in verschiedene Energieträger gewandelt werden. Das X kann dabei etwa für Wasserstoff, Erdgas, Methanol oder andere Kohlenwasserstoffe stehen. Kommen Energie und Kohlenstoffdioxid aus erneuerbaren Quellen, zum Beispiel aus der Luft entnommenes CO2 und Strom aus Solar- oder Windanlagen, ist auch der produzierte Treibstoff erneuerbar. Bei der späteren Nutzung

HOCHTEMPERATUR-ELEKTROLYSE Die Hochtemperatur-Elektrolyse wird auch Solid Oxide Electrolyser (SOE) genannt. Bei der Hochtemperatur-Elektrolyse wird Wasserdampf (H2O) mit einer Temperatur von 600 bis 800°C in Wasserstoff (H2 ) und Sauerstoff (O2 ) aufgespalten. Wasserstoff ist einer der Rohstoffe für die Produktion von synthetischem Methangas. Der Vorteil der Hochtemperatur-Elektrolyse ist ein höherer Wirkungsgrad als bei der herkömmlichen Elektrolyse, wodurch die Gesamteffizienz von zum Beispiel einer Power-to-Methane-Anlage steigt. Die Technologie befindet sich noch in der Entwicklung und wird derzeit von einigen wenigen Firmen und Forschungsinstitutionen in Europa vorangetrieben.


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10 PROJEKTPARTNER UND EIN EU-PROJEKT Die neue Anlage wird von einer breiten Trägerschaft unterstützt. Zwischen Ende 2018 und 2020 läuft der Forschungsbetrieb. Die Forschungsergebnisse werden publiziert und fliessen in das EU-Projekt Pentagon (www.pentagon-­ project.eu) ein, an dem Institutionen aus Bildung und In­ dustrie aus fünf europäischen Ländern beteiligt sind. Konkret an der Forschungsanlage in Rapperswil beteiligt sind die Projektpartner Audi AG, Elektrizitätswerke Jona-Rapperswil EWJR, Energie Zürichsee Linth AG, Erdgas Obersee Linth Transport AG, Erdgas Regio AG, St. Galler Stadtwerke, Verband der Schweizerischen Gasindustrie VSG, Stadt ­Rapperswil-Jona, Energie 360°, GasDirekt AG, SCCER HaE Heat and Elictricity Storage, Bundesamt für Umwelt BAFU, Innosuisse und die Europäische Union im Rahmen des Programms Horizon 2020 und des Projekts Pentagon. Darüber hinaus profitiert das Projekt von den Entwicklungspartnern EPFL Lausanne, apex, ZHAW Zürcher Hochschule für An­ gewandte Wissenschaften, MEMS, Hitachi Zosen Inova AG, h-CPE, EMERSON sowie Swagelok.

Der kompakte Containerpark wird über das lokale Wassernetz und eine Solaranlage auf einem Nachbargebäude versorgt. An der Gastankstelle (blau) können Erdgasautos ihren Tank füllen.

dieses erneuerbaren Gases entsteht kein zusätzliches CO2, weil bei der Verbrennung genauso viel CO2 frei wird, wir bei der Produktion eingesetzt wurde – so wird ein geschlossener Kohlenstoffkreislauf möglich. Die Herstellung von erneuerbarem Methangas sowie die ­ Einspeisung ins Schweizer Erdgasnetz wurden in der ­ersten Forschungsanlage der HSR untersucht.

Die Mini-Power-to-GasAnlage im Testbetrieb.

Neue Forschungsanlage für höhere Effizienz Ein Hindernis für eine grossindustrielle Verbreitung des Verfahrens ist derzeit noch der Wirkungsgrad, also das Verhältnis zwischen eingebrachter elektrischer Energie in den Prozess und der chemisch gespeicherten Energie im Endprodukt. Bevor Unternehmen im grossen Stil in Power-to-X-Anlagen investieren, muss die Produktion so effizient sein, dass sich das Produkt als Treibstoff oder als Energiespeicher-Dienstleistung mit Gewinn verkaufen lässt. Genau hier will die neue Forschungsanlage der HSR ansetzen, die bis 2020 in Betrieb sein wird. Den grössten Effizienz-Hebel sehen die IET Ingenieure bei der Elektro-

lyse, also dem Prozess, bei dem der erneuerbare Strom dazu genutzt wird, Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten. Deshalb wird in der neuen Power-toMethane-Anlage in Rapperswil, aufbauend aus den ­Erfahrungen aus dem Vorprojekt, das Konzept neu aufgestellt: «Mit einer Hochtemperatur-Elektrolyse und einem integrierten Wärme-Management wollen wir den Wirkungsgrad der Anlage signifikant steigern», sagt ­Projektleiter Dr. Luiz de Sousa. Stand der Technik plus HSR Know-how Viele der IET Forschenden, die in die neue Power-to-­ Methane-Anlage der HSR involviert sind, haben ihre ­Bachelor- oder Masterausbildung im Bereich Erneuerbare Energien und Umwelttechnik an der HSR abgeschlossen und im Rahmen ihres Studiums bereits mit der ersten Forschungsanlage der HSR gearbeitet. Von diesem langjährigen Wissensvorsprung profitiert derzeit auch die neue Forschungsanlage. So wurde beispielsweise der Methanisierungs-Reaktor einer Mini-­ Power-to-Gas-Anlage durch den damaligen Studenten und heutigen IET Ingenieur Christoph Steiner im Rahmen von Studien- und Bachelorarbeit von null auf entwickelt. Das von Steiner erarbeitete Wissen liess IET Forscher ­Jonas Walker in die Designstudie des Reaktors einfliessen, welcher in der neuen Power-to-Gas-Forschungs­ anlage eingesetzt wird. Neben den Forschungszielen bis 2020 sollen auch im Umfeld der neuen Anlage wieder Möglichkeiten für ­ ­Studierende geboten werden, verschiedene Fragestellungen im Bereich der Power-to-X-Verfahren mit Studien­ arbeiten zu untersuchen. (MEW) — Projektverantwortlicher: Dr. Luiz Carlos Reichenbach de Sousa, Sektorleiter International Projects, IET Institut für Energietechnik, luiz.desousa@hsr.ch


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Neues Laufbahnangebot für MINT-Studierende Mit «Stepping into», einem neuen Laufbahnprogramm, wollen die FHO Fachhochschule Ostschweiz und FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz sowie die ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften dem Fach­kräfte­ mangel in den MINT-­Berufen entgegenwirken. Workshops und Unter­nehmens­ besuche sollen ­sowohl Firmen als auch Studierende für ein modernes und ­attraktives Vers­tändnis von Work-Life-Balance sensibilisieren.

Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik – kurz: MINT. In Berufen mit diesen Schwerpunkten zeichnet sich schon länger ein gravierender Fachkräftemangel in der Schweiz ab. Die Gründe dafür liegen in den Augen der Chancengleichheits-Verantwortlichen von FHO, FHNW und ZHAW sowohl bei den Firmen als auch bei den frisch ausgebildeten Fachkräften. «Während MINT-­ Firmen immer noch zu stark auf die männliche Normalbiografie ohne Arbeitsunterbrüche und Vollzeit «Es geht darum, dass die MINT-Studierenausgerichtet sind, fällt es den bereits während ihres Studiums eine jungen Fachpersonen persönliche und realistische Vision für ihr schwer, ihre persönliLeben entwickeln können, um mit konchen Bedürfnisse im bekreten Vorstellungen ihr künftiges Berufs- ruflichen Umfeld wirksam einzufordern», sagt leben planen zu können, ohne dabei die die Chancengleichheitsprivaten Bedürfnisse zu vernachlässigen.» koordinatorin der FHO, Beatrice Cipriano, Leiterin Fachstelle Chancengleicheit Beatrice Cipriano. Das

Das neue Laufbahnprogramm soll angehende MINT-Fachkräfte bereits während des Studiums unterstützen.

stelle nicht nur für Frauen ein Problem dar, sondern auch für Männer, die vermehrt präsente Väter sein und in Teilzeitpensen arbeiten möchten. Mit dem neuen MINTLaufbahnprogramm wollen die Hochschulen aktiv auf Studierende und Unternehmen zugehen – mit dem Ziel, die Studierenden bei der Laufbahnplanung zu unter­ stützen und gleichzeitig einen Beitrag zu attraktiveren Arbeitsbedingungen in MINT-Berufen zu leisten. Laufbahnberatung und Firmenbesuche Unter dem Namen «Stepping into: My Plans for Career & Life» soll das Laufbahnprogramm Studierende qualifizieren, ihre Karriereplanung und -entwicklung zielgerichtet anzugehen und dabei von Beginn an alle Lebensbereiche mit zu berücksichtigen. «Es geht darum, dass die MINT-Studierenden bereits während ihres Studiums eine persönliche und realistische Vision für ihr ­Leben entwickeln können, um mit konkreten Vorstellungen ihr künftiges Berufsleben planen zu können, ohne dabei die privaten Bedürfnisse zu vernach­ lässigen», erklärt Cipriano. Denn genau diese Vernachlässigung der privaten Bedürfnisse durch die Arbeitgeber und die Arbeitnehmenden selbst könne dazu führen, dass MINT-Karrieren zugunsten des Privatlebens frühzeitig abgebrochen würden. ­Dabei liessen sich mit flexibleren Arbeitsmodellen solche Verluste für den Arbeitsmarkt reduzieren, ist Cipriano überzeugt. Neben den Studierenden zielt das MINT-Laufbahnprogramm auch auf Entscheidungsträger/innen und Führungspersonen von MINT-Unternehmen. Mit mo­ derierten Firmenbesuchen wollen die Hochschulen den ­Unternehmen Denkanstösse geben, die helfen, Karriere­ hemmnisse für Frauen abzubauen und Rahmenbedin­ gungen und Laufbahnperspektiven von MINT-Fach­ kräften so zu gestalten, dass sie für beide Geschlechter attraktiver werden. (MEW) Weitere Informationen zum Laufbahnprogramm gibt es online auf www.steppinginto.ch


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HSR Automat verwandelt Stoffe in smarte und leuchtende Textilien Mit einem durch die Innosuisse geförderten Forschungsprojekt hat die HSR für die St. Galler Firma Forster Rohner einen Automaten entwickelt, der elektronische Bauteile vollautomatisch in Stoffe integrieren kann. Vorhänge werden so zu programmierbar leuchtenden Raumteilern und auch für medizinische Anwendungen wie Langzeit-Herzmessungen gibt es bereits Prototypen. Wenn Elektronik in Stoffen zum Einsatz kommt, passiert das meistens als Einlage zwischen zwei Stoffschichten oder darunter – zum Beispiel bei Sitzheizungen im Auto oder bei aufgenähten LED-Lichtern auf Schuhen. Ein ­patentiertes Verfahren der St. Galler Firma Forster Rohner kann elektrische Leitungen nun direkt in den Stoff einsticken und elektronische Bauteile integrieren. Dank der Anlagen, die das ILT Institut für Mechatronik und ­Laborautomation der HSR entwickelt hat, ist es nun möglich, diese Prozesse partiell oder vollständig zu automatisieren. «So wird es möglich, mit stromleitfähigen Garnen und Bauteilen wie zum Beispiel LEDs oder Sensoren neue Funktionen in nur einer Stoffschicht zu realisieren», er-

klärt Adis Causevic, Entwicklungsleiter bei Forster Rohner Textile Innovations, einer Geschäftseinheit der Forster Rohner Gruppe. Eine grosse Nachfrage nach dem Verfahren kommt laut Causevic von Unternehmen, die beispielsweise ein Highlight für eine Messe oder ein besonderes Ambiente in der Gastronomie bieten wollen – etwa durch LED-bestückte Raumtrenner oder Vorhänge. Stoff-Scheinwerfer und textile Herz-Messgeräte Die Vielfalt, wie sich das Verfahren noch einsetzen lässt, ist jedoch weit grösser, wie Causevic ausführt. Besondere Fashion-Linien von Modemarken wie Chanel und Louis Vuitton wurden in Zusammenarbeit mit Forster Rohner gestaltet. Textilpads mit Heizfunktion machen


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33 spezielle Winterjacken möglich, die dünner und modischer geschnitten sein können, obwohl sie so warm sind wie die dicksten Daunenjacken. Die Hamburger Firma CarpetLight lässt Stoff-Scheinwerfer von ForsterRohner mit LEDs bestücken. Das Endprodukt sind professionelle Beleuchtungslösungen zum Beispiel für die Filmindustrie mit einem Bruchteil des Gewichts, was beim häufigen Transport von professioneller Beleuchtung sowohl Gewicht als auch Platz und damit Geld sparen kann. Medizinische Anwendungen Auch interessante technische Lösungen sind möglich. So wurde mit der EMPA St. Gallen ein Prototyp für ein textiles Langzeit-EKG entwickelt. Statt während 24 Stunden Elektroden zur Aufzeichnung der Herzfunktion herumschleppen zu müssen, können Patienten einfach einen Stoffgurt tragen, in dem bereits Sensoren eingestickt sind. Das ist komfortabler und auch weniger fehler­­an­ fällig. Eine andere spannende A ­ nwendung wurde zusammen mit dem ­ «… Um Wunden aufgrund von Druckstellen ETH-startup sensomazu vermeiden, wurde unser Verfahren des- tive e­rforscht. Sitzkissen wurden in diesem halb genutzt, um die Sensorik direkt in ein Projekt mit gestickten Rollstuhl-Sitzkissen einzuarbeiten – wird zu Drucksensoren versehen. Ziel war es, Drucklange Druck auf die selbe Stelle ausgeübt, stellen bei Rollstuhlfahwird der Patient gewarnt.» renden zu vermeiden. Adis Causevic, Forster Rohner Textile Innovations «Normalerweise wechselt man einfach die ­Position, wenn man zu lange auf derselben Stelle sitzt. Wer jedoch kein Gespür mehr in den Beinen hat, bemerkt das nicht. Um Wunden aufgrund von Druckstellen zu vermeiden, wurde unser Verfahren deshalb genutzt, um die Sensorik direkt in ein Rollstuhl-Sitzkissen einzuarbeiten – wird zu lange Druck auf die selbe Stelle ausgeübt, wird der Patient gewarnt», erklärt Causevic.

Vom Semi- zum Vollautomat Möglich wurden diese Anwendungen mitunter durch das patentierte Verfahren der Firma Forster Rohner, das eine nahtlose Integration von Elektronik in eine Stoffschicht ermöglicht. Mithilfe der Ingenieurinnen und ­Ingenieure des ILT Institut für Mechatronik und Labor­ automation der HSR wurden zwei Maschinen mit unterschiedlichem Automatisierungsgrad entwickelt. Auch Studierende der HSR gaben spannende Impulse für die Entwicklung des Vollautomaten – so lieferte ein Maschinentechnik-Student eine Idee, die die Versorgung des Automaten mit losen LEDs ermöglicht. Statt die Elektronik in Handarbeit auf dem Stoff anzu­ bringen, automatisieren die von der HSR entwickelten Maschinen diesen qualitätskritischen Schritt. «Mit dem ­Vollautomaten ist es nun möglich, intelligente Textilien im industriellen Massstab zu produzieren», fügt Prof. Dr. Agathe Koller, ILT Institutsleiterin hinzu. Die Maschinen prüfen dabei jeweils die Funktionsfähigkeit jedes einzelnen Bauteils und die Ausrichtung der einzelnen Stoffstücke, bevor die Elektronik auf den Stoff auf­ gebracht wird. Möglich macht dies ein ausgeklügelter Einsatz von Bildverarbeitungsalgorithmen, die von ILT in enger Zusammenarbeit mit Forster Rohner entwickelt wurden. «Das Ergebnis sind Stoffprodukte, die gefaltet oder bei bis zu 40 Grad gewaschen werden können und danach trotzdem noch ohne Einschränkungen funktionieren», sagt Causevic. Im Rahmen des Geschäfts­ bereichs Textile Innovations will Forster Rohner diese ­Fähigkeit künftig als festen Bestandteil der Produktion einsetzen. (MEW) — Projektverantwortliche: Prof. Dr. Agathe Koller-Hodac, Institutsleiterin ILT, agathe.koller@hsr.ch Adis Causevic betrachtet ein Stück Test-Stoff, das mit dem Vollautomaten der HSR ohne menschliches Zutun mit elektronischen Bauteilen bestückt wurde.


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Aluminium als Heizöl-Ersatz – eine innovative EnergiespeicherLösung Statt jedes Jahr Tausende Liter Heizöl zu verbrennen, könnten Ein- und Mehrfamilienhäuser sowohl ihren Heizwärmebedarf als auch ihren Stromverbrauch im Winter mit einem solaren Energiespeicher in Form von Aluminium decken. Was abenteuerlich klingt, ist die praktische Anwendung neuer Ansätze für die saisonale Energiespeicherung. diesen Zweck sind kostenintensiv und benötigten sehr grosse Speichervolumen. Forscher der HSR unter­ suchen deshalb nun ein neues Konzept, mit dem in ­Zukunft zeitweise überschüssige Solarenergie in Aluminium gespeichert werden kann. Dieses hat, bezogen auf das Volumen, eine doppelt so hohe Speicherdichte wie Erdöl.

Jahresverteilung Strombedarf in %

Jahresverteilung Wärmebedarf in %

Etwa die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs in der Schweiz entfällt auf Wärme.

Enorme Speicherkapazität für Energie Der hohe Energiebedarf für die Produktion von Alu­ minium wird meist als Nachteil betrachtet. Wenn man jedoch, wie die Forscherinnen und Forscher des SPF Institut für Solartechnik an der HSR, Aluminium als Speichermedium für Solarenergie betrachtet, wird dieser vermeintliche Nachteil zu einem Vorteil: Kann die zur Herstellung von Aluminium benötigte Energie danach auch wieder freigesetzt werden, so entspricht dies einem Energiespeicher. Tatsächlich kann die im Aluminium gebundene chemische Energie mithilfe einer Hydrolyse-Reaktion mit ­einem hohen Wirkungsgrad wieder entzogen werden. Dabei entstehen grosse Mengen an Wärme sowie Wasserstoff. Die Wärme kann direkt genutzt werden,

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% des Jahres-Totals

Erneuerbare Energien sind neben einer Steigerung der Energieeffizienz der Schlüssel für das Erreichen der ­Klimaziele und die Beschränkung der Erderwärmung. Ein Problem, das dabei gelöst werden muss, ist der zeitliche Ausgleich zwischen dem Angebot an erneuerbaren Energiequellen und dem Bedarf an Energie. Weil Energie-Angebot und Energie-Nachfrage stark auseinanderklaffen, brauchen wir effiziente und bezahlbare Energiespeicher. Wichtig hierbei: Etwa die Hälfte des gesamten Energiebedarfs der Schweiz wird für Wärme in Privathaushalten und in der Industrie benötigt, etwa 30% wird für die Mobilität verwendet und nur gerade 20–25% des Bedarfs fällt in Form von elektrischer Energie an. Dem gegenüber steht die Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien wie hier am Beispiel der Solarenergie. In den Sommermonaten gibt es im Vergleich zum Bedarf hohe Überschüsse. Um vor diesem Hintergrund die Vision eines Energiesystems zu realisieren, das zu 100 Prozent auf erneuerbaren Energien basiert, muss die im Sommer im Überfluss vorhandene Energie bis in den Winter gespeichert werden können. Bisher verfügbare Technologien für

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Ebene: Haustechnik in Ein- oder Mehrfamilienhäusern

Ebene: Regionale Energieversorgung

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Stromnetz

liefert elektrische Energie

Elektrische Energie

Erneuerbarer Strom wandelt Aluminiumhydroxid wieder in Aluminium um

Wärme Aluminium Aluminiumhydroxid Wärmepumpe: Energie aus Erdsonden oder Umgebungsluft

Umgebungsluft oder Wärme aus Erdsonden

liefert Aluminium

retourniert Aluminiumhydroxid Haustechnik: Strom- und Wärmeverteilung. Hier wird Strom und Wärme aus der Umwandlung von Aluminium in Aluminiumhydroxid gewonnen

liefert elektrische Energie PhotovoltaikAnlage

Die Grafik oben visualisiert die Energieflüsse und den AluminiumKreislauf. Auf diese Art könnte Aluminium als vollwertiger Ersatz für Heizöl fungieren.

Gebäude

während der frei werdende Wasserstoff mittels einer Brennstoffzelle für die Produktion von Strom eingesetzt werden kann. Diese elektrische Energie deckt im Winter den Haushaltsstrombedarf, und kann über eine Wärmepumpe auch wieder zur Erzeugung von Wärme genutzt werden. Die Forschenden der HSR haben berechnet, dass ein Aluminiumspeicher mit deutlich weniger als einem halben Kubikmeter Raumvolumen – also etwa so gross wie eine Waschmaschine – reichen würde, um ein Einfamilienhaus nach heutigem Baustandard und Energiebedarf über einen Winter hindurch sowohl mit Strom als auch mit Wärme zu versorgen. Das «Abfallprodukt», das beim Entziehen der Energie aus dem Aluminium übrig bleibt, ist Aluminiumhydroxid. Dieses kann gesammelt und anschliessend in Zusammenarbeit mit regionalen Energieversorgern für die Speicherung von neuer Energie mittels Schmelzflusselektrolyse wieder in Aluminium umgewandelt werden.

Statt also jedes Jahr Tausende Liter Heizöl in den Keller zu pumpen, würde künftig eine «WaschmaschinenLadung» voll Aluminium als «Brennstoff» ausreichen. Forschungsprojekt gestartet Das SPF Institut für Solartechnik entwickelt nun in einem vom Bundesamt für Energie geförderten Projekt das Konzept eines saisonalen Energiespeicherzyklus mit Aluminium. Aus der chemisch gespeicherten Energie sollen Wärme und Strom für das Beheizen und die Stromversorgung von Gebäuden gewonnen werden. Untersucht wird nicht nur die Umwandlung von Aluminium in Wasserstoff und Wärme sowie die Verwertung des Wasserstoffs in einer Brennstoffzelle, sondern auch die Rückwandlung des dabei entstehenden «Abfallprodukts» Aluminiumhydroxid in reines Aluminium mittels solarstrombetriebener Schmelzflusselektrolyse. (MEW) — Projektverantwortlicher: Dr. Michel Haller, Leiter Forschung SPF Institut für Solartechnik, michel.haller@hsr.ch

Speicherlücke: Überschuss im Sommer, Bedarf im Winter

Wärmebedarf

Solarstrahlung (45° Süd)

Im Sommer gibt es viel Solarenergie, die aber erst im Winter benötigt wird – die Lösung könnte Alu­ minium als Energie­ speicher sein.

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Entwicklung eines effizienten Transformators für Dosenschweissanlagen Im Rahmen eines KTI-Projekts hat die Gruppe für angewandte Elektromagnetik des IET zusammen mit der Firma Soudronic einen neuen, verlustoptimierten Transformator für Dosenschweissanlagen entwickelt. Mit dem neuen Transformator der HSR können die Soudronic-Maschinen künftig 60 000 Dosen pro Stunde schweissen und verbrauchen dabei nur noch fast halb so viel Energie. Die Soudronic Holding AG mit Sitz in Bergdietikon ist eine international tätige Schweizer Unternehmensgruppe, die auf industrielle Schweisstechnologien ­spezialisiert ist. Das Unternehmen entwickelt, produziert und installiert Widerstandsschweissmaschinen und Gesamtanlagen für die Herstellung von Dosen, Deckeln sowie grösseren Metallbehältern wie Eimern und Fässern. Soudronic stellt sämtliche Komponenten für die Fertigung von 2-Teil- und 3-Teil-Dosen her, wobei Letztere das Kerngeschäft darstellen. In den Produktbereich fallen Spraydosen, normale Konservendosen und Fässer. Dafür werden komplette Produktionsstrassen von der Station für den Zuschnitt der Bleche bis zur Verschliess-Maschine angeboten. In den DosenschweissAutomaten der Soudronic AG werden 60 000 Dosen pro Stunde geschweisst.

Schweissen braucht am meisten Strom Das Herzstück jeder Produktionslinie ist die Schweiss­ maschine für die Längsnaht der Dosenkörper. Auf den

Soudronic-Maschinen wird mit leicht überlappender Naht geschweisst. Dabei wird das Material nicht verflüssigt, sondern lediglich weich gemacht und durch Kraftaufwand und hohen Strom verschweisst. Durch die Anwendung von Wechselstrom handelt es sich um ein Punktschweissen. Zur Erzeugung der hohen Ströme wird ein Transformator benötigt. Um einen ­hohen Durchsatz an Dosen zu erzielen, wird mit einem Strom mit hoher Frequenz von bis zu 1500 Hz geschweisst, was eine Produktion von rund 1000 Dosen pro Minute ergibt. Das Schweissen ist der energieintensivste Prozess in der Dosenfertigung. Dabei wird aber ein grosser Teil der Leistung nur in Verluste und Wärme umgewandelt. ­Allein im Schweiss-Transformator werden im 3-SchichtBetrieb über ein Jahr rund 50 000 kWh Strom verheizt. Das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von 10 durchschnittlichen Schweizer Einfamilienhäusern mit 4 Bewohnern.


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37 Ziel: Mehr Dosen, weniger Stromverbrauch Das Ziel des KTI-Projekts mit der HSR war die Reduktion der Verluste im Trafo um mindestens die Hälfte. Ein weiteres Ziel bestand in der Erhöhung der Schweissfrequenz auf 2000 Hz, um moderne Materialien mit noch engerem Punktabstand schweissen zu können. Da es keinen solchen Transformator auf dem Markt gibt, musste er neu entwickelt werden. Die Gruppe für angewandte Elektromagnetik des IET hat langjährige Erfahrung im Bereich der Transformatoren. Zur Auslegung des neuen Transformators wurden moderne Simulationsprogramme verwendet, um die Verluste in den einzelnen Komponenten des Trafos wie Kupferwicklung und Eisenkern zu minimieren. Dank der heutigen Simulationstechnik ist es möglich, Ströme, Spannungen und Temperaturen realitätsgetreu zu simulieren und somit ohne grossen

Aufwand eine Vielzahl möglicher Designs zu testen. Dabei waren die Hauptherausforderungen die relativ hohe Frequenz, die 40 Mal grösser ist als die Netzfrequenz aus der Steckdose, und der sehr hohe Strom von 7500 A für die Verschweissung der Dosennaht. Dies entspricht der Stromaufnahme von rund 860 Haartrocknern. Fast zwei Drittel eingespart Nach der simulationsbasierten Optimierung des neuen Transformators wurde ein realer Prototyp zusammen­ gebaut. Dabei wurde fast jeder Schritt der Herstellung an der HSR durchgeführt. Um die Primärspule aus dicken Metallfolien zu wickeln, wurde zum Beispiel eine eigene Wickelmaschine aufgebaut. Infolge des hohen Stroms entsteht viel Wärme im Transformator. Darum wurde die Sekundärspule als doppelwandiger, wasserdichter Kupferzylinder angefertigt, durch den direkt das Kühlwasser fliesst und die Wärme abführt. Der fertige Prototyp wurde danach auf Herz und Nieren geprüft. Die Messungen ergaben, dass der am IET entwickelte Trafo trotz gesteigerter Schweissfrequenz 62% weniger Verluste aufweist als der alte Trafo. Das entspricht einer jährlichen Energieeinsparung von fast 30 000 kWh oder so viel Strom, wie 6 Einfamilienhäuser im Jahr verbrauchen. (MBU) — Projektverantwortlicher: Dr. Matthias Bucher, Gruppenleiter Computational and Applied Electromagnetics, matthias.bucher@hsr.ch

Oben: Der Transfor­ mator-Prototyp des IET im Labor. Unten rechts: Die Spulen für den neuen Transformator wurden auf einer massgeschneiderten WickelMaschine an der HSR produziert.


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Gesellschaft der Zukunft: HSR investiert in neue Forschungsprojekte Ob Digitalisierung, Nutzungsdruck oder Klimaveränderung: Unser gesellschaftliches Zusammenleben verändert sich und damit auch unsere Ansprüche an Raum und Landschaft. Diese Ansprüche zu analysieren und zu planen ist die Aufgabe von Landschaftsarchitektinnen sowie Stadt-, Verkehrs und Raumplanern. Für eine zukunftsfähige und praxisnahe Forschung und Ausbildung in diesen Bereichen investiert die HSR in ein sechsjähriges Forschungsprogramm.

Die vier nachfolgend beschriebenen Projekte widmen sich Themen der Naherholung, Ökologie und der Digitalisierung: «Ökologische und soziale Potenziale und Grenzen verdichteter Freiräume»

Unten links: Sind selbstfahrende Busse die­ ­Lösung? Unten rechts: Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf die Arbeit in der Stadt-, Verkehrs- und Landschaftsplanung?

(Projektverantwortliche: Prof. Dr. Susanne Karn, Prof. Dr. Christoph Küffer, Projektbeteiligte: Prof. Heidi Berger)

«Freiraumplanung ist eine soziale und eine ökologische Aufgabe. Freiraumplanung heisst, Raum zu schaffen, wo Menschen sich begegnen und draussen sein können. Das ist wichtig für das gesellschaftliche Zusammenleben», erklärt Co-Projektleiterin Dr. Susanne Karn. Freiraum heisst Platz in städtischen Gebieten, nicht kom-

merzialisierte und privatisierte Räume, z.B. eine Badi oder ein Park. Städtische Freiräume sind aber auch ökologisch wertvoll. Mit dem Projekt wollen wir herausfinden, wie man die Ökologie und die sozialen Aspekte in der Freiraumplanung zusammenbringt und interdisziplinäre Ansätze mit der Raumplanung entwickelt werden können», so Susanne Karn. Den aktuellen Herausforderungen der Freiraumplanung wie Starkregenereignisse, Hitzewellen, schwindende Biodiversität und Fragen des Zusammenlebens in der Stadt begegnet das Projekt mit Literaturrecherchen, Bestandsanalysen in Referenzquartieren und Testentwürfen im Sinn des HSR-Reallabors. Das Handbuch «Dichte Frei-Räume» soll die daraus entstehenden Ansätze vorstellen.


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Die Bevölkerung wächst – welche Auswirkungen hat das auf das Naherholungs­ gebiet in urbanen ­Gebieten?

«Chancen des Einsatzes selbstfahrender Busse in Agglomerationen» (Projektverantwortlicher: Prof. Claudio Büchel)

Ein Bus ohne Fahrer: eine unrealistische Vorstellung? Schon lange nicht mehr. In Sion zum Beispiel wird bereits ein selbstfahrender Bus im Probebetrieb eingesetzt. Ab 2018 wird der Bus auch über stark befahrene Strassen und über eine lichtsignalgesteuerte Kreuzung geführt. Es ist vorstellbar, dass in 10 Jahren autonom fahrende Busse eingesetzt werden können. Ziel des Projekts ist es, Einspar- und Ausbaumöglich­ keiten des ÖV-Angebots aufzuzeigen. Ein Leitfaden für Agglomerationen soll einerseits die Chancen des Einsatzes autonomer Busse, andererseits die nötigen Entscheide dazu aufzeigen sowie helfen, geeignete Einsatzbereiche zu evaluieren. «Recreafutur – Zukünftige Ansprüche der Nah­er­ho­lung bezüglich Raum und Landschaft» (Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Dominik Siegrist. Beteiligter Professor: Prof. Dr. Olaf Tietje)

Unsere Bevölkerung wächst und mit ihr der Nutzungsdruck in Naherholungsgebieten. «Es entstehen Konflikte zwischen verschiedenen Erholungsaktivitäten. Die ­Klassiker sind zum Beispiel Nutzungskonflikte zwischen Fahrradfahrern und Fussgängern, Mountainbikern und ­Wanderern oder Hündelern und Joggern», erklärt der Projektverantwortliche Prof. Dr. Dominik Siegrist. Das Projekt Recreafutur will mehrere unterschiedliche Szenarien und Zukunftsbilder der Naherholungsnutzung in der Deutschschweiz erarbeiten. Durch Methoden der qualitativen Systemanalyse und der Szenariotechnik werden Zukunftsbilder ermittelt und im Rahmen von Fokusgruppen und Workshops in drei Pilotgebieten vertieft. «Vor dem Hintergrund dreier unterschiedlicher Gebiete versucht man mit einer Reihe von Fragen herauszufinden, wie sich die Naherholungsgebiete in Zukunft ent­ wickeln werden. Wie stark wächst die Bevölkerung? Ändern sich die Aktivitäten? Gibt es Trendsportarten? Ist der Klimawandel bzw. die Hitze ein Thema, also geht man mehr in den Wald? Die Idee ist, dass wir am Ende verschiedene Varianten von Naherholungsgebieten haben.» Analysiert

werden der Jurapark Aargau, eine weitläufige Waldlandschaft, ein Seeufer in der Gemeinde Schmerikon SG und das Zürcher Quartier Katzenbach. «NUDIG – Nutzung der Digitalisierung für eine nachhaltige Landschafts- und Raumentwicklung» (Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Dirk Engelke. Beteiligte Professoren: Prof. Claudio Büchel, Prof. Carsten Hagedorn, Prof. Hans-Michael Schmitt)

Wie werden unsere Stadtzentren in Zukunft aussehen, wenn der Online-Handel weiter zunimmt? Was bedeutet die zunehmende Automatisierung im Verkehr für Strassenräume, Verkehrsaufkommen, Landschaft und Nah­ erholung? Und führt die Industrie 4.0 zu einer Nutzungsmischung von Arbeiten und Wohnen? «NUDIG» will die Chancen identifizieren, die sich aus der Digitalisierung ergeben, um die räumliche Entwicklung in Richtung der demokratisch legitimierten Ziele der Nachhaltigkeit zu lenken. Beispielhafte räumliche Anwendungen der Digitalisierung werden in der Agglo Obersee und in weiteren Modellregionen planerisch durchdacht und in Zukunftsbilder übertragen. «Das Forschungsprojekt NUDIG gibt Antworten auf diese Fragen zuhanden der Gemeinden und Regionen der Schweiz. Es erläutert, was Digitalisierung konkret für die Planung bedeutet. Es geht also darum, den abstrakten Megatrend Digitalisierung auf konkrete Hilfe­ stellungen für die Entscheidungsträger in der Praxis ­herunterzubrechen», so Siegrist. (SUS)

AKTUELLE ENTWICKLUNGEN IM FOKUS Im Rahmen des Kompetenzzentrums «Infrastruktur und ­Lebensraum» startete die HSR diesen Juni das Forschungsprogramm «HSR-Reallabor Raum und Landschaft Schweiz». Im Fokus steht die Anreicherung bestehenden Know-hows durch neue Erkenntnisse in den drei prioritären Themenfeldern «Raumentwicklung & Verkehr», «Städtebau & Freiraum» sowie «Landschaft der Zukunft». Die HSR will mit diesem Engagement sicherstellen, dass die Forschung und Ausbildung in den Bereichen Stadt-, Verkehrs- und Raumplanung sowie Landschaftsarchitektur am Puls der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen erfolgen können.


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AKTUELLES INFORMATIK

400 Informatiker aus der ganzen Welt am ZuriHac 2018 an der HSR Gemeinsam eine Programmiersprache weiterentwickeln: Studierende der HSR, der ETH und weiterer Hochschulen sowie Software Engineers aus der Privatwirtschaft tauchten am ZuriHac im Juni in die Haskell Community ein. Die HSR begrüsste diesen Sommer zusammen mit Google, Adjoint, Digital Asset, DFINITY und TWEAG rund 400 Informatikerinnen und Informatiker aus der ganzen Welt zum 7. Haskell Hackathon. Die jährlich stattfindende Konferenz knackte zum ersten Mal die 400er-Teilnehmergrenze. Die Programmiersprache Haskell gilt als elegante, kompakte und übersichtliche Sprache. Deshalb wird sie häufig als erste Programmiersprache

vermittelt. An der HSR unterrichtet Prof. Dr. Farhad Mehta jedes Jahr knapp 100 Studierende in Haskell. Die Open-Source-Sprache wird durch die Haskell Community weiterentwickelt und der ZuriHac gilt als das grösste internationale Treffen für den Austausch zwischen Expertinnen und Experten aus Universitäten, Entwicklern und Anwenderinnen aus der Industrie. Ein Highlight war der diesjährige Austausch mit C++ Expertinnen und Experten, die zur gleichen Zeit am HSR Symposium zur Weiterentwicklung der Programmiersprache C++ teilnahmen. Nach 2010 und 2014 trafen sich über 120 internationale Experten und Expertinnen der Programmiersprache C++ zum dritten Mal an der

HSR, um nach C++11 und C++14 am nächsten C++20 Sprachstandard zu arbeiten. (SUS)

Informatik-Studierende befassen sich mit Trendthemen: Ein Screenshot aus einem Virtual-Reality-Game.

Erstes Sommerseminar «Informatik Trendthemen» Bei der Game-Entwicklung mit Virtual und Augmented Reality die eigenen Programmierfähigkeiten vertiefen – das liessen sich 24 Informatik-Studierende der

dent im vierten Semester an der HSR. Er spricht über sein und Patrik Pengs Abschlussprojekt für das Sommerseminar «Informatik Trendthemen». Das Thema des erstmalig durchge-

mieren. Die Game-Programmierung unterscheidet sich aber von dem, was wir bisher kannten. Games haben ihre eigene Programmierlogik. Gerade das Programmieren von Objek-

HSR diesen Sommer nicht entgehen. Raphael Hämmerli und Patrik Peng erzählen. «In den vorgegebenen 16 Stunden hätten wir die Aufgabe lösen können, aber wir wollten sie nicht nur lösen, wir wollten sie gut machen», sagt Raphael Hämmerli, Informatik-Stu­

führten Seminars: Virtual und Augmented Reality. Die Studierenden setzten sich vertieft mit den Technologien auseinander. «Die meisten beschäftigten sich in ihrem Projekt mit irgendeiner Form eines Games», erzählt Peng. «Wir konnten alle schon vor dem Sommerseminar program-

ten, die sich im 3D-Raum bewegen, ist eine Herausforderung.» Im Verlauf des Seminars stellten sich die Studierenden zwei Aufgaben, die sie in Gruppen lösten und am Ende präsentierten. Im diesem ersten ­Sommerseminar waren Projekte zum Thema Virtual bzw. Augmented oder

HSR Professor und Mitinitiator Prof. Dr. Farhad Mehta begrüsst Teilnehmer des ZuriHac 2018.

Mixed Reality gefragt. Ihr Projekt wählten die Studierenden selber. Die Präsentationen am Ende machten deutlich: Die Studierenden investierten viel Zeit in ihre Projekte und sind hoch motiviert. «Du arbeitest dich ein und merkst mit der Zeit, was du verbessern könntest, und dann machst du immer weiter», erzählt Hämmerli. Er hat zusammen mit Peng ein Tower Defense Game programmiert, das man mit einer Virtual-Reality-Brille spielt. «Das Ziel ist, den heiligen Gral vor Angreifern zu verteidigen. Dazu hast du anfangs Pfeil und Bogen zur Verfügung. Mit der Zeit kannst du dir bessere Waffen kaufen, wenn du gut bist», erklärt er. Das Sommerseminar im Studiengang Informatik fand dieses Jahr zum ersten Mal statt. Zielgruppe des zweiwöchigen Kurses sind In­ formatik-Studierende, die sich am Semesterende mit einem aktuellen ­ Trendthema der Informatik intensiv beschäftigen wollen. Im Sommerseminar haben die Stu­ dierenden die Möglichkeit, frei an selbstgewählten Projekten zu einem aktuellen Thema zu arbeiten und von Personen mit ausgewiesener Praxis­ erfahrung zu lernen. (SUS)


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AKTUELLES AGENDA 29.11.2018 Wie kann ein robotisches Rehabilitationsprodukt erfolgreich auf dem Markt positioniert werden? Welche klinischen Anforderungen sind dabei entscheidend? Mit solchen Fragen befasst sich der Workshop «Robotik in der Rehabilitation». Er findet am 29. November 2018 an der HSR Hochschule für Technik statt und bildet eine Networking-Plattform für die MedTechBranche. In zwei Sessions entwickeln die Teilnehmenden mögliche Lösungsansätze für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Industrie, Forschung und Kliniken. www.ilt.hsr.ch

17.12.2018 Im Klimaabkommen von Paris haben die Staaten vor vier Jahren vereinbart, bis 2050 aus den fossilen Energien auszusteigen. Damit wollen sie die Erderwärmung bis Ende dieses Jahrhunderts auf deutlich unter zwei Grad Celsius begrenzen. Marcel Hänggi zeigt in seinem Vortrag auf, wie wir dieses ambitiöse Ziel erreichen können. Marcel Hänggi, geboren 1969, ist Wissenschafsjournalist und Buchautor in Zürich. Er wurde mit dem Zürcher Journalistenpreis und dem ConradMatschoss-Preis für Technikgeschichte ausgezeichnet. 2013 wählte ihn die Zeitschrift Schweizer Journalist zum Wissenschaftsjournalisten des Jahres. Marcel Hänggi ist Mit­ initiant der Gletscher-Initiative. Sie

verlangt, dass die Schweiz ab 2050 vollkommen klimaneutral wird. Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenlos – es ist keine Anmeldung notwendig. Montag, 17. Dezember 2018 17.15 – 19.00 Uhr HSR Rapperswil, Aula 14.3.2019 Das ILT Institut für Laborautomation und Mechatronik lädt jährlich zum Swiss Symposium on Lab Automation mit Fachreferaten von und für Branchenexperten aus dem Gebiet der Automation und Instrumentation im Medizinal- und LifescienceSektor. Das Schwerpunktthema 2019 lautet: «Digital Transformation in the Laboratory». www.ilt.hsr.ch

16.3.2019 Infotag zu allen acht BachelorStudiengängen Wie ist es, an der HSR zu studieren? Lernen Sie die Studiengänge kennen und machen Sie sich vor Ort selbst ein Bild von unserem Campus direkt am Zürichsee. Unsere Studierenden und Dozierenden zeigen Ihnen die Unterrichtsräume, Labors und Studios und erzählen Ihnen vom Stu­dienalltag. Lassen Sie sich die Studien-Arbeiten unserer Studierenden zeigen oder schauen Sie ihnen beim Entwerfen über die Schulter. Die Studierenden beantworten Ihre Fragen aus erster Hand. hsr.ch/infotag

HSR Studierende gewinnen Siemens Excellence Award Mit ihrem Projekt «Happy Social Robot» gewannen die HSR Studierenden Tomo Bogdanovic, Roberto Fortunato, Florin Tobler, Patrick Ulbl, Joel Meloni und Dario Niggli den mit 4000 Franken dotierten regionalen Siemens Excellence Award. Im Rahmen ihres Studiums in Elektrotechnik und Maschinentechnik | Innovation an der HSR Hochschule für Technik Rapperswil entwarfen die sechs Jungforscher einen autonom agierenden Roboter. Ihr «Happy Social Robot» wurde für die Teilnahme am Swisseurobot, einem Wettbewerb für autonome Roboter, konzipiert. Die Teilnehmer mussten einen Roboter bauen, der verschiedene Aufgaben innerhalb von 90 Sekunden löst. Die diesjährige Ausgabe stand unter dem Motto «Robot Cities». Dabei ging es darum, dass autonome Roboter eine Stadt für künftige Bewohner der Erde erbauen. Der Roboter sollte beispielsweise Wasser in Form von Bällen sammeln, nach sauberem und schmutzigem Wasser trennen und in die Kläranlage oder den Wasserturm

Die HSR Studierenden freuen sich über den verdienten Siemens Excellence Award.

befördern. Auch Häuser wurden nach einem Bauplan (Farbcode) auf farbigen Holzwürfeln gebaut und ­Roboterbienen zur Bestäubung von

lence Award. Die Preisträger sind damit für den mit 10 000 Franken dotierten nationalen Siemens Excellence Award 2019 nominiert.

neben der wissenschaftlichen Leistung der Innovationsgrad, die gesellschaftliche Relevanz und die praktische Umsetzbarkeit. Der Excellence

Pflanzen eingesetzt. Dank der engen interdisziplinären Zusammenarbeit der sechs Diplomanden gewann der «Happy Social Robot» die Schweizer Meisterschaften. Aufgrund der erfolgreichen Umsetzung des Roboters gewinnen die Absolventen ausserdem den regionalen Siemens Excel-

Für Siegfried Gerlach, CEO von Siemens Schweiz, nimmt die Förderung von jungen Talenten eine wichtige Stellung ein: «Mit dem Excellence Award möchten wir junge Menschen motivieren, sich mit wissenschaftlichen Themen zu beschäftigen.» Bei der Bewertung der Arbeiten zählen

Award ist Teil des Bildungsprogramms «Generation21», mit welchem Siemens junge Talente im Bereich Naturwissenschaft und Technik fördert. (MEW/siemens.ch)


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AKTUELLES HSR GALERIE TEXTILALTRO (IN DER BIBLIOTHEK)

Catherine Labhart – Tapisserien, Ausstellung bis 14. Dezember 2018 Das Tapisserie-Weben ist eine jahrhundertealte Technik. In einer langsamen und ruhigen Arbeitsweise am Hochwebstuhl wachsen die Bilder nur langsam, Zeile um Zeile, von einer Bildkante zur gegenüberliegenden hin.

Die Technik erlaubt keinerlei nachträgliche Korrekturen, jede neu gewebte Fläche oder Farbnuance muss im Hinblick auf das fertige Bild gewichtet und beurteilt werden, lange bevor dieses als Ganzes sichtbar ist. Jede noch so kleine Entscheidung

muss bereits gewebte Bildelemente ausbalancieren und gleichzeitig eine ausgewogene Basis schaffen für die noch ungewebten Bereiche des Bildes. Catherine Labhart gestaltet seit 1987 Tapisserien am Hochwebstuhl und hat sich das Rüstzeug dazu weitgehend autodidaktisch angeeignet. Sie verwendet immer mehrfache, farblich meist gemischte Schussfäden und erreicht mit traditionellen Webtechniken und pointillistischer Farbwirkung äusserst feine Farbübergänge. Entgegen überkommener Tradition verwendet sie nur Seidengarn. Seide reagiert mit ihrem Glanz stärker auf wechselnden Lichteinfall und ist weniger elastisch als die traditionell verwendete Wolle, was die unterschiedlichen Gewebestrukturen betont und die Bildoberfläche zusätzlich belebt. Die vergleichsweise kleinformatigen Tapisserien werden auf Rahmen gespannt und erhalten so mehr Körper,

Stabilität und Gewicht. Ab dem 26. Oktober zeigt die HSR Galerie Textilaltro die aussergewöhnlichen Tapisserien von Catherine Labhart zum ersten Mal in einer Einzelausstellung. (PFL)

dentisches Wohnen sei, da viele Studierende nicht aus der Region kämen und ein Zimmer im Studentenwohnheim deshalb sehr schätzten. Das neue Gebäude bietet 6 Wohngruppen mit jeweils 6 Zimmern und 1 Wohngruppe mit 8 Zimmern. Das

entspricht einem Total von 88 Zimmern. Die Wohnbereiche sind konsequent gegen innen ausgerichtet und sie sollen das Gemeinschaftsgefühl der Studierenden fördern. (TSE)

Dauer der Ausstellung: bis 14. Dezember 2018 Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 8.30 bis 17.30 Uhr Samstag, 10. November, 13 bis 16 Uhr Feiertage geschlossen. Weitere Informationen auf: www.textilaltro.hsr.ch

Eröffnung des zweiten Studentenwohnheims der HSR Zum Beginn des Herbstsemesters werden knapp 90 Stu­dierende ihr neues Zuhause im modernen Wohnheim unweit des Campus beziehen. Ende August fand die feierliche Eröffnung statt. Im August 2014 eröffnete die HSR das erste Studentenwohnheim an der Oberseestrasse 99 in Rapperswil-Jona. Vier Jahre später folgte nun das zweite Wohnhaus in unmittel­ barer Nachbarschaft an der Oberseestrasse 101. An den Feierlichkeiten zeigte sich der Präsident der Bauherrin, der Stiftung zur Förderung der HSR, anerkennend gegenüber allen am Bau Beteiligten und lobte die ­ reibungslose und zielgerichtete Zusammen­arbeit der evangelischen Kirchgemeinde, des Generalunternehmers, der Architekten, der städtischen Behörden, der Bank und des Gewerbes. Stadtpräsident Martin Stöckling drückte seinen Stolz auf die Leistungen der Hochschule aus, indem er

das Studentenwohnheim als «eine weitere Perle in der Perlenkette zwischen dem Campus Oberseestrasse und den Laboren in der Eichwies» bezeichnete. HSR Rektorin Prof. Dr. ­Margit Mönnecke strich hervor, wie wichtig das neue Angebot für stu-

Das neue Studentenwohnheim der HSR bietet 88 Zimmer, insgesamt kann die HSR damit 188 Studierenden Platz bieten.


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AKTUELLES NEUE BÜCHER

Migge. Die originalen Gartenpläne 1910–1920 Vor genau drei Jahren fanden Prof. Hansjörg Gadient, Dr. Sophie von Schwerin und Simon Orga im Nachlass des Zürcher Gartenarchitekten Walter Leder 320 Pläne von Leberecht Migge. Dieser gehört zu den bedeutendsten Landschaftsarchitekten des 20. Jh. und ist als Weg­ bereiter des Reformgartens bekannt geworden. Der Fund war eine Sensation, weil sein Nachlass als zerstört galt. Man kannte seine Arbeiten nur aus kleinen Reproduktionen in zeitgenössischen Publikationen. In den Originalplänen lassen sich nun sehr viel mehr Details erkennen. Zudem sind sehr viele der entdeckten Projekte völlig neu, zu manchen bekannten kamen zusätzliche unbekannte Blätter zum Vorschein. Einzelne Werkgruppen erlauben eine detaillierte

Sicht auf den Entwurfsprozess. Nachdem die Pläne restauriert und erschlossen waren, wurde es mög-

lich, sie in einer integral englisch und deutsch verfassten Publikation im Birkhäuser-Verlag zu publizieren.

Das Buch erschien am 4. Oktober 2018. Es enthält ausser den Plänen selbst einen Einführungstext zur Gartenkunst der Zeit, zu Migges Leben und Werk sowie zur Geschichte des Fundes und zu Walter Leder. Das Plankonvolut ist thematisch gegliedert; jedes Kapitel wird mit einer Fotografie einer heutigen Anlage ­ und einem Erläuterungstext eingeführt. Orts-, Personen- und Pflanzenregister erleichtern den Zugang zu den Inhalten. Zwei Pläne sind in Originalgrösse beigegeben. (ORS) Hansjörg Gadient, Sophie von Schwerin, Simon Orga. Migge. The original Landscape Designs. Die originalen Gartenpläne 1910 – 1920. Basel 2019. 288 Seiten, Leineneinband, Schuber. Fr. 127.–

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AKTUELLES PREISE UND AUSZEICHNUNGEN

Innovationspreis der Stiftung FUTUR geht an zwei HSR Projekte Die Stiftung zur Förderung und Unterstützung technologieorientierter Unternehmungen Rapperswil (kurz: FUTUR) hat zwei Forschungsprojekte der HSR mit einem Innovationspreis ausgezeichnet. Der Hauptpreis im Wert von 10 000 Franken ging an ein am IMES Institut für Mikroelektronik und Embedded Systems entwickeltes Projekt, das den Finanzplatz Schweiz besser vor physischen Hackerattacken schützt. Mit dem Verfahren hat das HSR Team um Prof. Dr. Paul Zbinden einen Beitrag zur Sicherheit des ­ ­Finanzplatzes Schweiz geleistet. Preisträger Zbinden freut sich besonders darüber, dass die erarbeitete Lösung bereits in aktuellen Hardware Security Modulen eingesetzt wird: «Wir sind stolz darauf, einen gewissen Anteil an der Sicherheit je-

Das Team des Instituts für Mikroelektronik und Embedded Systems erhält den FUTUR-Preis.

der einzelnen Transaktion in der Schweiz zu haben.» Der Anerkennungspreis im Wert von 6000 Franken ging an Prof. Dr. Jasmin Smajic, der mit einem Team des IET Institut für Energietechnik der HSR ein mathematisches Verfahren entwickelt hat, das die Berechnung von induzierten Wirbelströmen stark vereinfacht. Die Berechnung

dieses physikalischen Effekts ist zum Beispiel für Computer-Simulationen in der Entwicklung von sicheren Hochspannungskomponenten für Kernkraftwerke oder Stromnetze e­ssenziell. «Das bisherige Verfahren war sehr kompliziert, dabei mussten teils 20 bis 30 Millionen Gleichungssysteme gleichzeitig berechnet werden, was

enorme Anforderungen an die Computerinfrastruktur stellte», so Smajic. Mit dem neuen Verfahren können die Simulationen mit deutlich weniger Rechenaufwand durchgeführt werden, was die Anforderungen an die dafür nötigen Rechenzentren verringert und somit für Unternehmen Zeit und Kosten spart. (SUS)

FEB-Anerkennungspreis für HSR Masterstudent Lukas Berner, Masterstudent und Wissenschaftlicher Mitarbeiter, hat mit seiner Projektarbeit den Anerkennungspreis der SIA Fachgruppe für die Erhaltung von Bauwerken (FEB) erhalten. Wir gratulieren. Für seine Projektarbeit «Überführung Rikonerstrasse in Effretikon ZH» darf sich Lukas Berner über 500 Franken Preisgeld freuen. In seiner Arbeit befasste er sich im Rahmen des Masters Civil Engineering mit der Überprüfung einer Strassenbrücke hinsichtlich ihrer weiteren Nutzung für den Verkehr. Die Jury lobte vor allem die saubere Analyse und Dokumentation und hob die ressourcenschonende Empfehlung hervor: «Bei der Empfehlung der Instandsetzungsmass­nah­men wurde darauf geachtet, die ­heutigen Anforderungen an Strassenbrücken zu erfüllen und zugleich die bestehende Bausubstanz so weit als möglich zu erhalten.» Wir gratulieren Lukas Berner herzlich. Die FEB ist eine Fachgruppe des

Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA). Sie zeichnet Diplomarbeiten aus, welche sich vorbildlich mit bestehenden Bauwerken und deren Erhaltung sowie mit Neubauten befassen, bei welchen bereits die zukünftige Erhaltung berücksichtigt wird. (SUS)

Ausstellung der Bachelorarbeiten Elektrotechnik und Informatik 76 Absolventinnen und Absolventen der Studiengänge Elektrotechnik und Informatik haben Mitte Juni ihre Bachelorarbeiten

a­ ngehenden Ingenieurinnen und Ingenieure haben ihr erlerntes Wissen in die Praxis umgesetzt und sind bestens vorbereitet für den Einstieg ins

präsentiert. Die rund 300 interessierten Besucherinnen und Besucher erhielten Einblick in eine grosse Bandbreite innovativer und kreativer Lösungen für konkrete, grösstenteils aus der Industrie stammende Aufgabenstellungen. Es besteht kein Zweifel: Die

Berufsleben. Der Anlass fand gemeinsam mit dem «Alumni GrillTräff» statt. Informatik-Absolventinnen und -Absolventen vergangener Jahre besuchten die Ausstellung der Bachelorarbeiten und waren anschliessend zum ausgelassenen Grillplausch eingeladen. (SUS)


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AKTUELLES PREISE UND AUSZEICHNUNGEN

Electronics4you erhält die ETH-Ehrenmedaille Electronics4you, das Nachwuchsförderungsprogramm der HSR, hat am diesjährigen Schweizer Tag für den Informatikunterricht vom 5. September 2018 den Preis der Rektorin der ETH Zürich für besondere Beiträge zum Unterricht von MINT-Fächern gewonnen. Über 450 Kinder aus der ganzen Schweiz haben Electronics4you seit der Gründung absolviert. Die ETH würdigte das kürzlich zum 10. Mal durchgeführte, jährlich stattfindende Nachwuchsförderungsprogramm der HSR mit der Ehrenmedaille für ­besondere Beiträge zum Unterricht von MINT-Fächern. «Wir sind sehr stolz auf diese Auszeichnung und möchten gleichzeitig unseren Dank an alle aussprechen, die unser Programm über die Jahre unterstützt haben», sagt Prof. Dr. Heinz Mathis, HSR Professor und Institutsleiter des ICOM Institut für Kommunikations-

systeme. Electronics4you ist die HSR Werkstatt für Jugendliche, die ihre Playstations und Navigationsgeräte selbst «basteln» möchten. Durch spannende Projekte will das Programm Interesse an Technik und

technischen Anwendungen wecken und gleichzeitig die Perspektiven des Berufsbilds Elektronikerin, Elektroniker vermitteln. Mit dem Preis für besondere Beiträge zum Unterricht von MINT-Fächern

rückt die ETH Zürich Schulen ins ­Rampenlicht, die sich besonders engagieren, den MINT-Unterricht zu optimieren. (SUS)

Verleihung der ETH-Ehrenmedaille: Sara Springmann, Rektorin der ETH, Colin Burch, Lernender HSR, Marcel Freisch, Diplomand, Heinz Mathis, HSR Professor und Institutsleiter ICOM, Selina Malacarne, wissenschaftliche Mitarbeiterin am ICOM, Juraj Hromkovic, ETH-Professor (v.l.n.r)

IMPRESSUM HSR MAGAZIN 2/2018 Herausgeberin: HSR Kommunikation HSR Hochschule für Technik Rapperswil Oberseestrasse 10, 8640 Rapperswil Telefon 055 222 49 82, magazin@hsr.ch www.hsr.ch/magazin Redaktion (Red.): (TSE): Eva Tschudi (Chefredaktion) (MEW): Willi Meissner (Projektleitung) (SUS): Sabrina Süzen (PFL): Laura Pfenninger (MBU): Dr. Matthias Bucher (ORS): Simon Orga Anzeigenverkauf Schweiz: Somedia Promotion Zwinglistrasse 6, 8650 Glarus Telefon +41 55 645 38 88 glarus.inserate@somedia.ch, www.somedia.ch

S. 9, 18, 19, 45: zvg S. 10, 12: HSR/Willi Meissner S.10: ETH Zurich/Stefan Schneller S. 10, 14, 15, 16, 17, 23, 24, 25, 42, 44: HSR/Urs Matter S. 12: HSR/Claudia Troger S. 12: ETH Zurich/Nicola Pitaro S. 12: ETH Zurich/Alessandro Della Bella S. 15, 17, 21, 38: Kurzschuss/Damian Imhof S. 19, 34, 35: kommUnikate GmbH, Baden S. 21: Optivision/Jürg Neidhart S. 22: Giuseppe Micciché S. 23: Festspiele Zürich, Pierre de Senarclens S. 31: FHO S. 33: Forster Rohner Textile Innovations S. 36: Soudronic AG S. 37: HSR/Dr. Matthias Bucher S. 42: Catherine Labhart S. 46: Digitec Galaxus AG Layout: kommUnikate GmbH, Baden

Fotos/Bilder/Grafiken: Titelbild + S. 32, 33: HSR/Leonardo Domenico Cartoon, S. 4: Tobias Leuenberger S. 5, 13, 16, 17, 38, 39, 40, 41, 43, 44: HSR S. 8, 17, 25: HSR/Simon Vogel

Druck: Spälti Druck AG, Glarus

Copyright: Nachdruck auf Anfrage und mit Angabe der Quelle gestattet. Text- und Bildmaterial auf Anfrage. Belegexemplar nach Abdruck erbeten an magazin@hsr.ch per PDF. Externe Autoren: Copyright bei den Verfasserinnen und Verfassern. Erscheint zweimal jährlich. Auflage 9000 Exemplare. Das nächste HSR Magazin erscheint am 8. März 2019. Redaktionsschluss ist der 18. Januar 2019. Inserateschluss ist am 1. Februar 2019.


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SPRUNGBRETT FLORIAN TEUTEBERG, HSR ABSOLVENT IN MASCHINENTECHNIK|INNOVATION, HEUTE: CEO BEI DIGITEC GALAXUS

einer kleinen Lösung möglichst rasch live zu gehen und dann anhand des Kundenverhaltens zu lernen, welche Elemente des Angebots angenommen werden und wo es sich lohnt, weiter auszubauen. Dies birgt weniger Risiken und wir setzen die Ressourcen eher am richtigen Ort ein. Vernetzen oder verdrängen? Wir machen beides: Wir vernetzen unsere Kunden untereinander und geben externen Händlern die Möglichkeit, ihre Produkte auf unserem Marktplatz zu verkaufen. Als Marktführer im Schweizer Onlinehandel verdrängen wir aber auch die Konkurrenz, und zwar ­sowohl im stationären Handel als auch im ­E-Commerce. Der Schweizer Onlinehandel wird in 5 Jahren… mindestens doppelt so gross sein wie heute. Die Konsolidierung wird ­zudem weitergehen: Kleinere Onlineshops werden es schwer haben – ausser sie differenzieren sich klar über ihr Angebot oder das Erlebnis. Alter: 39 Studienrichtung: Maschinentechnik|Innovation Studienabschluss: 2003 Vorbildung: Gymnasium Heutige Funktion: CEO Digitec Galaxus

Als Chef des grössten Schweizer Onlinehändlers hilft Ihnen Ihr Maschinentechnik-Studium heute bei… der Lösung von analytischen und technischen Aufgaben. Ein wichtiger Bestandteil unseres Unternehmens ist die Software-Entwicklung. Hier hilft mir mein technisches Verständnis dabei, die Entwicklungswelt zu verstehen und realistische Anforderungen zu stellen. Noch direkter kann ich meine Erfahrung bei Lagerausbauten anwenden: Letztes Jahr haben wir eine grosse, teilautomatisierte Anlage in ­Betrieb genommen und planen gerade die elfte Erweiterung unseres Lagers in Form ­einer vollautomatisierten Anlage. Da geht mein Herz als Maschinenbauer auf! Beruflicher Erfolg ist… wenn Kunden begeistert sind. Es freut mich, wenn ich anhand persönlicher Feedbacks von Kunden, anhand von Kennzahlen oder in Umfragen sehe, dass Kunden mit uns nicht nur zufrieden, sondern begeistert sind. Das war immer

unser Ziel, denn nur so sichern wir uns den langfristigen Erfolg. Begeisterung wollen wir auslösen durch einen einmalig benutzerfreundlichen Shop, inspirierende, unterhaltende und informative Geschichten rund um die Produkte und mit einem hervorragenden Service in der Auslieferung, bei Retouren oder bei individuellen Anliegen. Teamplayer oder Chef? Ich sehe mich meist als Teamplayer. Es entsteht viel mehr Kraft aus der Organisation, wenn man sich auf Augenhöhe begegnet und den Mitarbeitenden Mitgestaltungsmöglichkeiten gibt. In Diskussionen zählt meine Meinung wie andere und wir tauschen Argumente aus. Ich bin stets an der besten Lösung interessiert, nicht daran, meine Idee durchzusetzen. Die Autoritäts-Keule packe ich dann aus, wenn das Team nicht in der Lage ist, in nützlicher Frist zu einer Entscheidung zu kommen. Einfach ausprobieren oder vorher analysieren? Ich probiere lieber zuerst aus, dann analysiere ich das Ergebnis. Mit den Erkenntnissen lässt sich der nächste Entwicklungsschritt planen. Die Iterationszyklen sind bei uns so klein wie möglich. Zum Beispiel bei unserem Schritt nach Deutschland mit der Marke Galaxus: Hier versuchen wir, mit

Online wird es niemals möglich sein… die Haptik eines Produkts zu erleben. Deshalb ist es auch so schwierig, Luxusprodukte im Internet zu verkaufen. Aber auch da wächst die Kaufbereitschaft mehr und mehr – wohl auch wegen der immer grosszügigeren Rückgaberichtlinien. Welchen neuen Studiengang würden Sie gründen? Ich glaube, es gibt schon genug Studiengänge. Ihr erster Arbeitsplatz nach dem Studium war… Digitec. Wir haben den Onlineshop während des Studiums aufgebaut. Als ich 2003 dann Vollzeit einsteigen konnte, hatte das Unternehmen schon rund 30 Mitarbeitende. Wenn Sie heute noch einmal frischer Absolvent wären… würde ich mich wieder mit gleichem Enthusiasmus ins Unternehmertum stürzen. (MEW)


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Unsere Software bewegt die Schweiz.

Am Anfang einer neuen Software steht meist eine Geschäftsidee. In enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden entwickeln wir diese Idee weiter und realisieren daraus eine massgeschneiderte Softwarelösung: für den Supermarkt, die Bank, die Fabrik, die Verkehrsbetriebe oder das Handgelenk. Als leidenschaftliche Softwareingenieure bringen wir unser Fachwissen, unsere Präzision und Kreativität in die tägliche Arbeit ein. Denn unseren Kunden wollen wir eine Arbeit abliefern, die ihnen Wettbewerbsvorteile bringt und auf die wir alle stolz sein können. Interessiert? Bewirb dich bei Claudia Zirn, Ergon Informatik AG, jobs@ergon.ch.

Ergon Informatik AG Merkurstrasse 43 CH–8032 Zürich

smart people – smart software +41 44 268 89 00 www.ergon.ch/jobs


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