HSR Magazin 2-2019

Page 1

HSR Magazin 2 / 2019

1

Br e

%

n

3 6%

El e k t ri z it ä

ffe to

t2

ns

5

AUSGABE 2 / 2019

UMWELTZUKUNFT Der Umbau des Energie- und Ressourcensystems in Richtung Nachhaltigkeit erfordert rasches Handeln. Die Experten der HSR sehen die Schweiz in einer Vorreiterrolle.

Tre i

bsto

ffe 35 %

ZWEI KÖPFE FÜR DIE ZUKUNFT AM BAU 3D-gedruckte Bauteile könnten die Baubranche revolutionieren. Für Tests an der ETH Zürich hat die HSR einen neuen 3D-Drucker mit mehreren Köpfen entwickelt.

MIT WASSER GEGEN UNKRAUT Zwei Absolventen der HSR haben einen Golfwagen zu einem automatisierbaren Unkrautvernichter mit Heisswasser-Düsen aufgerüstet.

www.hsr.ch


for IT Software Engineering User Experience Design Testing Security Engineering Consulting

Du stehst für technologische Leidenschaft und willst anspruchsvolle Aufgaben für ambitionierte Kunden lösen? Dann kontaktiere uns! Wir vereinen die fähigsten und engagiertesten Mitarbeiter der Schweiz. Wir freuen uns, von dir zu hören: ich@ergon.ch


«Jetzt als Software Engineer durchstarten!» Fabian, Software Engineer

Möchtest du ein NOSER werden und die Zukunft mitgestalten? Dann bewirb dich bei uns. Ein Ort, an dem echte Wertschätzung gelebt wird. Als führendes und etabliertes Schweizer Software-Unternehmen entwickeln unsere rund 170 Consultants und Ingenieure erfolgreich individuelle digitale Lösungen – we know how. Bei uns arbeitest du in einem agilen Unternehmen mit attraktiver Arbeitsplatzkultur. Es erwarten dich herausfordernde Projekte in einem dynamischen Team. Der menschliche Umgang, Freiraum und Eigenverantwortung sind uns wichtig. Wir bieten dir interessante Karrieremöglichkeiten sowie ein hervorragendes Ausbildungskonzept für deine fachliche und persönliche Weiterentwicklung. Überleg nicht lang, komm zu uns. Wir freuen uns auf dich.

90819Inserat_HSR_216x303.indd 1

/ m o c . r e s no karriere NOSER ENGINEERING AG

WINTERTHUR I LUZERN I BERN I MÜNCHEN

19.08.19 1


HSR Magazin 2 / 2019

4

INHALT

10

12

14

32

18

20

30

42

FOKUS

THEMEN

AKTUELLES

8

Die zukünftige Energieversorgung der Schweiz

30

HSR Absolventen starten mit eigenem Unternehmen durch

39

Preise und Auszeichnungen

10

32

40

«Die Schweiz hat die Mittel, um die Energiewende zu verwirklichen»

Der Fellbach wird im Modellversuch unter die Lupe genommen

Preise und Auszeichnungen, Cybathlon

12

34

41

Zwei Köpfe drucken schneller als einer

Biodiversität und Ökologie in der Lehre

Preise und Auszeichnungen, Weiterentwicklung

14

Mit heissem Wasser gegen Unkraut

36

16

«Fehler erlaubt, solange man etwas daraus lernt»

MedTech Lab: Produktentwicklung ohne Hürden

17

Neues Kompetenzzentrum BIM

18

Ein Kompetenzzentrum für das Wasser

20

3000 Menschen langfristig mit sauberem Trinkwasser versorgen

22

Konstruktion via Cloud-CAD: Ein neuer Standard?

24

Schweissnähte auf Knopfdruck prüfen

42 Swisscleantech 43

Mit Machine Learning Wartungen planen, Preis für den Studiengang Informatik

44

Neues Buch, Neue Professur, Pensionierungen

45

HSR Agenda, Impressum

46 Sprungbrett


HSR Magazin 2 / 2019

UMWELTZUKUNFT

5

Umweltzukunft: Für eine erfolgreiche Energie- und Ressourcenwende muss die Erde auf erdölbasierte und atomare Energienutzung verzichten und ihren Energiehunger durch erneuerbare Energien decken.

LIEBE MAGAZINLESERINNEN, LIEBE MAGAZINLESER Wie wichtig ist es, sich an Fakten zu halten, mit Fakten zu arbeiten, Fakten zu produzieren und sie zu respektieren? Vielleicht denken Sie jetzt, was für überflüssige Fragen sind das? Wenn ich in die Sucheingabe «Fakt» tippe, spuckt die Suchmaschine z­ uoberst neben der Definition aus dem ­Duden die Kurzbeschreibung einer polnischen Boulevard­ zeitung gleichen Namens. Sofort läuten bei mir die Glocken in mahnender Erinnerung an die irreführende Bezeichnung der Putschistenminderheit im Herbst 1917 als der Schuss von der Aurora in Russland losging, die selbsternannten Bolscheviken, also Mehrheitlinge, die keine waren. Sie beschworen die Kraft der Suggestion, um den Sachverhalt zu ihren Gunsten darzustellen. Heute stehen mir ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung, die Sachverhalte zu prüfen, und obwohl ich des Polnischen nicht mächtig bin, versehe ich die Verbindung «Fakt» und Boulevard mit einem Fragezeichen. Oder einem müden Lächeln. Die Sache sieht jedoch nicht mehr so eindeutig aus, wenn ich einem angesehenen und

engagierten Befürworter des Klimawandels zusammen mit Tausenden anderer im blauen Tagebuch folge, seine Posts respektiere und manchmal teile. Doch sind es Fakten oder bloss seine Ansichten? Helfe ich durch das Teilen, Meinungen und falsche Interpretationen als Fakten zu zementieren? Alternative Tatsachen gibt es nicht. Gerade in unserer 24/7-vernetzten Zeit, wo die Informationsflut uns zu erfassen droht, sollten wir Sorgfalt im Umgang mit Informationen walten lassen und unsere Über­ legungen, Folgerungen und Handlungen nach Fakten auslegen. Dazu mahnt auch Hans Rosling in seinem Buch «Factfulness» und beschreibt Fallen, in die wir durch falsche Interpretationen zu tappen drohen. Zum Beispiel die «Generalisierungsfalle». Bilder und Berichte über Naturkatastrophen in Südwestasien lassen uns glauben, dass sich das Risikomanagement in den letzten 20 Jahren nicht verbessert hat, obwohl ein Hochwasser-Warnsystem auf mehreren Ebenen installiert wurde und eine öffentliche Website vorzeitig die Menschen über die drohende Gefahr informiert.

Die Anzahl der Opfer ist dadurch merklich gesunken, doch die Nachrichten suggerieren uns das stereotypische Bangladesch wie vor 30 Jahren. Für die Hochschule ist ein korrekter Umgang mit Fakten und Daten essentiell. Die Lehre basiert auf korrekten Tatsachen und Zahlen, die Forschung produziert neue Fakten. Ich freue mich, dass wir eine Auswahl an Innovationen in der Lehre und in der ­Forschung in dieser Magazinausgabe mit Ihnen teilen können. Viel Spass beim Lesen!

Eva Tschudi Chefredaktorin


HSR Magazin 2 / 2019

6

Technik neu erfinden. Heute die Lösungen für morgen entwickeln. Mit dir. Wir sind thyssenkrupp Presta. Als Innovations- und Weltmarktführer im Bereich Lenksysteme bringen wir die Zukunft auf die Strasse. Weltweit und immer ganz nah an unseren Kunden, den Automobilherstellern. Autonomes Fahren, Industrie 4.0, E-Mobility – das sind Themen, die dich bei uns erwarten. Klingt spannend? Dann bringe mit uns deine Ideen auf die Strasse. karriere.thyssenkrupp-presta.com


HSR Magazin 2 / 2019

7

Beitrag zur Umwelt der Zukunft sammen rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Studierende sind dabei stets durch Projekt- und Studienarbeiten involviert. In diesem Heft erfahren Sie beispielsweise, wie zwei Bachelor-Absolventen des Studiengangs Maschinenechnik | Innovation mithilfe eines umgerüsteten Golfcars einen viel­ versprechenden Beitrag zur ­umweltfreundlichen Unkrautbekämpfung geleistet haben oder mit welchen innovativen Technologien das neue Kompetenz­ zentrum Wasser aufwartet. Planerische und gestalterische Lösungen Wie können gestalterische und planerische Massnahmen das Stadtklima positiv beeinflussen? «Von unseren acht Studiengängen Was ist bei Starkregen-Ereignisführen mehr als die Hälfte explizit energiesen zu tun oder wie kann das und umweltrelevante Themen in ihrem Wasser für die Kühlung der Curriculum.» Städte genutzt werden? Solche wichtigen Fragen stellen sich Die Zukunft der Umwelt, Energieeffizienz, Forschende, Lehrende und Studierende der sorgsamer und nachhaltiger Umgang mit Landschaftsarchitektur sowie der Stadt-, unseren Ressourcen – all diese Themen be- Verkehrs- und Raumplanung. Ebenso tragen schäftigen die HSR als Bildungsinstitution bauplanerische und -technische Lösungen intensiv und sind schon lange in ihr veran- wie Schutzmassnahmen bei Murgängen zu kert. Von unseren acht Studiengängen füh- einer sicheren Umwelt bei. Mehr zum ren mehr als die Hälfte explizit energie- und ­Fellbach-Projekt des IBU Instituts für Bau umweltrelevante Themen in ihrem Curricu- und Umwelt lesen Sie ebenfalls in diesem lum. In der Forschung sind im Bereich Ener- Magazin. gie und Umwelt rund 200 wissenschaftliche Mitarbeitende und ProfessorInnen aktiv. Einfluss auf das Umwelthandeln Eine Hochschule kann tatsächlich einiges Nicht zuletzt versucht die HSR durch spezifizum Thema «Umweltzukunft» beitragen. sche, für alle Hochschulangehörigen offene An der HSR geschieht dies vor allem in drei Vorträge und Veranstaltungen Einfluss auf Bereichen. das Umwelthandeln der Menschen zu nehmen. Das Interesse an der Thematik ist gross: Technologische Lösungen Mit beachtlichem Erfolg wurde an der HSR Verschiedene Forschungsinstitute engagie- zum zweiten Mal die Schweizer Nachhaltigren sich für die Entwicklung von zukunfts- keitswoche durchgeführt. Ein weiterer spanträchtigen technologischen Lösungen. Al- nender Anlass an unserer Hochschule ist die lein im SPF Institut für Solartechnik und im Prämierung innovativer Klimaschutzprojekte IET Institut für Energietechnik forschen zu- von Lernenden. Der Wettbewerb der Stif-

tung myclimate hat wie die HSR das Ziel, junge Menschen für Energie- und Umwelttechnik zu begeistern. Der HSR liegt die Umweltzukunft am Herzen. Auch an der OST – Ostschweizer Fachhochschule werden wir uns in der Lehre und Forschung weiter intensiv diesen Themen widmen. Zum 1. September 2020 fusioniert die HSR mit den Hochschulen FHS in­ St. Gallen und NTB in Buchs zur OST. — Prof. Dr. Margit Mönnecke HSR Rektorin


HSR Magazin 2 / 2019

8

Die zukünftige Energieversorgung der Schweiz Derzeit beruht die Energieversorgung der Schweiz noch zu rund 70 Prozent auf fossilen Energiequellen, die den grössten Teil der Schweizer Treibhausgas­ emissionen verursachen. HSR Energieforscher Prof. Dr. Markus Friedl zeigt, wie und welche Energie heute verbraucht wird und welche Lösungen dabei helfen können, die Energiewende hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung zu meistern.

Umweltwärme 2,0% Sonne 0,3% Fernwärme 2,3% aus fossilen Quellen 0,1% 15% Erdölbrennstoffe

aus neuen Erneuerbaren 1,8%

t2 El e k t ri z it ä

3 6%

Wasserkraft 15%

n ffe to

Kernkraft 3,7%

Br e

%

ns

nicht überprüfbar 4,0%

5

aus Abfall 0,2%

13,9% Erdgas als Brennstoff

Erdgas/Biogas als Treibstoff 0,1% Flüssige biologische Treibstoffe 0,6%

0,3% Biogas als Brennstoff 4,8% Holz 1,3% Industrieabfälle

Erdölprodukte 34,1%

Das Kuchendiagramm zeigt die Aufteilung des Endenergieverbrauchs der Schweiz im Jahr 2017.

Tre i

bsto

ffe 35 %

0,5% Kohle


HSR Magazin 2 / 2019

9 Im Jahr 2017 hat die Schweiz insgesamt 236 Terrawattstunden Endenergie bezogen – für Strom, für Wärme und für Mobilität. Endenergie bezeichnet die Energie, die beim Endverbraucher ankommt. Um bis 2050 netto keine Treibhausgase mehr auszu­ stossen, müsste diese Energiemenge zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden. Wo das nur sehr schwer möglich ist, wie beim Kerosin für den Flug­ verkehr, müssten die verbleibenden Emissionen durch Massnahmen wie Aufforsten oder Projekte im Ausland kompensiert werden. Vor dem Hintergrund der aktuellen Energieversorgung eine echte Herkules-­ Aufgabe. Das Kuchendiagramm zeigt die Verteilung der Endenergie des Jahres 2017 auf verschiedene Energieformen. Es ist zu sehen, dass die Schweiz ihren Energiekonsum zu etwa 70 Prozent auf nicht erneuerbare Quellen abstützt. Deswegen stösst die Schweiz jedes Jahr zirka 50 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre aus. Das sind rund 80 Prozent des Schweizer Beitrags zur Klima­erwärmung.

Szenario für die Schweizer Energieversorgung berechnen lassen kann. Die Schweiz kann sich die Energiewende nicht nur leisten, sie kann sie auch als Investition in die Zukunft ver­stehen. In der Box unten finden Sie die Handlungsfelder für eine erfolgreiche Energiewende. Diese Massnahmen fördern die lokale Wirtschaft und schaffen Arbeitsplätze, weil nicht mehr Milliarden Franken für den Import von fossilen Energien ins Ausland überwiesen werden, sondern das Geld für die Installation und den Betrieb von Anlagen zur Produktion von erneuerbarer Energie oder zur effizienten Energienutzung in der Schweiz verwendet werden kann. (FMA) — Kontakt zum Autor: Prof. Dr. Markus Friedl, IET Institut für Energietechnik, markus.friedl@hsr.ch

Die Lösungen stehen bereit Wie die Wende geschehen kann, haben Forschungs­ institutionen wie die HSR, die beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Zürich und in Lausanne, das Paul Scherrer Institut und die EMPA mit Modellen und Studien berechnet. Die verschiedenen Untersuchungen setzen unterschiedliche Schwerpunkte und basieren auf unterschiedlichen Annahmen. Sie zeigen aber alle, dass eine nachhaltige Energieversorgung der Schweiz möglich und bezahlbar ist. Sie zeigen auch, dass wir alle Energieformen gemeinsam betrachten (Sektorkopp­ lung) und rasch Massnahmen ergreifen müssen. Boris Meier vom IET Institut für Energietechnik der HSR arbeitet an einer öffentlichen Website, wo jeder sein eigenes

MASSNAHMEN FÜR EINE ERFOLGREICHE ENERGIEWENDE Mobilität In der Mobilität müssen alle fossilen Treibstoffe ersetzt werden. Das geht nur mit neuen Technologien für Autos, Lieferwagen, Lastwagen und Busse, die mit erneuerbarer Energie in Form von erneuerbarer Elektrizität, Biogas oder den erneuerbaren Gasen Wasserstoff und Methan aus ­Power-to-Gas-Anlagen betankt werden können.

und schweizweit in 150 bestehenden Tankstellen getankt werden.

Energetische Sanierungen Ein weiterer, sehr wichtiger Hebel sind energetische Sanierungen unserer Gebäude, die für ungefähr die Hälfte unseres Energiebedarfs verantwortlich sind. Für das Heizen können Abwärme, Umgebungswärme, gespeicherte Wärme vom Sommer, Biogas und Kombinationen davon genutzt werden. Dazu braucht es Fernwärmenetze, Wärmepum-

Energiespeicher Wegen der volatilen Energieproduktion vieler erneuerbarer Energiequellen ist ein Ausbau der Energiespeicher wie ­Batterien, Wärmespeicher und Power-to-Gas erforderlich. Unser Überschussstrom soll in Power-to-Gas-Anlagen in besser speicherbaren Wasserstoff und Methan umgewandelt werden.

pen, Sonnenkollektoren, Wärmespeicher und stromerzeugende Heizungen. Biomasse Biomasse muss in Form von Biogas und Holz genutzt werden. Biogas kann wie Methan auch aus Power-to-Gas-­ Anlagen in der bestehenden Gasinfrastruktur transportiert

Produktion von Elektrizität Die Produktion von erneuerbarer Elektrizität muss massiv ausgebaut werden, vor allem mit Sonnenenergie auf ­Dächern und an Fassaden, aber auch mit Windrädern.

Verhaltensänderungen Damit die Energiewende Realität werden kann, muss auch die Bevölkerung mitziehen und Energie besser nutzen. Das bedeutet: mehr zu Fuss, mehr Velo, mehr öffentlicher Verkehr, mehr Fahrgemeinschaften, kleinere Autos, weniger fliegen, sparsamer heizen und weniger Fleischkonsum.


HSR Magazin 2 / 2019

10

«Die Schweiz hat die Mittel, um die Energiewende zu verwirklichen» Um dem Klimawandel rechtzeitig Einhalt zu gebieten, wird häufig das Jahr 2050 genannt. Bis dahin muss die Menschheit weltweit nicht nur, aber vor allem ihre Energieversorgung klimaneutral realisieren. Im Interview geben Prof. Dr. Andreas Häberle, Leiter SPF Institut für Solartechnik, und Prof. Dr. Markus Friedl, Leiter IET Institut für Energietechnik, einen Einblick in ihre Lösungen zur Energiewende.

Wenn man Klimaziele wie die Energiestrategie 2050 der Schweiz ernst nimmt, haben wir ab heute noch rund 30 Jahre Zeit für die Umsetzung. Ist eine klimaneutrale Schweiz bis dahin realistisch? Andreas Häberle: (lacht) Wenn wir als Forschende in diesem Bereich das nicht für möglich halten würden – wer dann? Wir wissen, was die für den Umbau nötigen Technologien leisten können, und entwickeln sie stetig weiter. Deshalb sehe ich uns auch als Treiber in diesem Prozess. Die Schweiz hat die Mittel, um die Energiewende zu verwirklichen und als Vorreiterin auch anderen zu zeigen, dass es möglich ist. Die Schweiz als Vorbild für die ganze Welt? Häberle: Wir haben hier sehr gute Möglichkeiten durch die Wasserkraft und die starke Wirtschaftsleistung des Landes. Es ist genug Geld da und auch das Know-how, um allen eine Blaupause zu bieten, wie man eine Energiewende hinbekommen und davon auch noch wirtschaftlich profitieren kann. Markus Friedl: Alle Forschungsteams, die sich seriös mit den Herausforderungen beschäftigt haben, sind zu dem Schluss gekommen, dass die Energiewende technisch möglich, finanzierbar und mit wirtschaftlichen Interessen verträglich ist.

«Es ist genug Geld da und auch das Know-how, um allen eine Blaupause zu bieten, wie man eine Energiewende hinbekommen und davon auch noch wirtschaftlich profitieren kann.» Andreas Häberle, SPF Institut für Solartechnik

Was heisst «finanzierbar»? Wie viel kostet die Energiewende? Friedl: Der durchschnittliche Schweizer Privathaushalt verwendet 2,5 Prozent seiner Ausgaben direkt für Energie, also für Wohnen und Auto. Alle Schwei-

zer Endverbraucher von Energie bezahlen ca. 4 Prozent des Bruttoinlandprodukts für Energie. Anfang der 80er Jahre waren es 7 Prozent. Wenn wir mit den Energie­ preisen wieder in diese Richtung gehen, liesse sich die Energiewende bezahlen. Das kann sich ein Grossteil der Privatpersonen und Unternehmen sowie die öffentliche Hand in der Schweiz leisten. Angenommen, das Geld wäre jetzt vorhanden: Wie wird der Umbau konkret umgesetzt? Friedl: Grundsätzlich müsste man beim Konsum von Energie ansetzen. Ein System aus Anreizen für energiesparendes Verhalten, Lenkungsabgaben wie einer ­CO2-Steuer oder Verboten von klar klimaschädlichen Produkten und Prozessen erscheint am vielversprechendsten. Das ist auch bereits passiert – Beispiel Glühbirne: Die hat man auch gegen Widerstände verboten und heute trauert dieser alten Technologie niemand mehr nach. Wenn sich heute jemand entscheidet, die Energiewende für sich persönlich umzusetzen – vom Wohnen über die Mobilität bis zum Stromverbrauch – gibt es überhaupt schon die richtigen Technologien und Angebote dafür? Friedl: Viele der nötigen Technologien sind heute schon Mainstream. Den alten Ölkessel durch eine Wärmepumpenheizung zu ersetzen, die vom eigenen Solardach mit Energie versorgt wird, ist Standard. Wenn jemand heute ein Gebäude saniert, sollte es eigentlich nicht mehr passieren dürfen, dass man keine solargestützte Energie­ versorgung installiert. Häberle: Vieles ist heute bereits Stand der Technik. Aber es ist schon so, dass es auch noch Bedarf an anderen ­Stellen


HSR Magazin 2 / 2019

11 gibt. Beispielsweise für den Gebäudebereich: Dort fängt die Energiewende bei Architektur- und Ingenieurbüros, bei Bauunternehmen und bei Installateurbetrieben an. Hier muss man sicherstellen, dass die Ausbildung der dort ­tätigen Fachpersonen sie befähigt, den Stand der Technik umzusetzen. Hier sehe ich noch Potenzial, das Know-how in die Breite zu bringen. Ist hier der Gesetzgeber noch mehr gefordert? Häberle: Technische Entwicklungen sind nicht die einzige Voraussetzung für den Erfolg der Energiewende. Es gibt heute noch viele Regularien und Mechanismen, die verhindern, dass der Stand der Technik umgesetzt wird. Zum Teil fehlen heute die Anreize und die klaren Regeln, die dazu führen, dass bei einer Sanierung eines Gebäudes kompatibel zur Energiestrategie 2050 geplant wird. Das führt in der Praxis häufig dazu, dass dann eben doch wieder eine Ölheizung eingebaut wird. Zudem gibt es einen «Nur wenn wir erneuerbar erzeugte Energie bedarfsorientiert gewissen Investitionsstau im Gebäude­bestand. Mit der dererzeugen, speichern, umwandeln zeitigen Erneuerungsrate von und verteilen können, kann die rund einem Prozent würde es hundert Jahre dauern, um nur Energiewende gelingen.» schon den Gebäudesektor pasMarkus Friedl, IET Institut für Energietechnik send zur Energiestrategie 2050 umzurüsten. Das ist viel zu langsam. Hier brauchen wir dringend Mechanismen – Finanzierungsanreize wie Sanierungsfonds ­wären etwa eine Möglichkeit. Friedl: Es ist auch wichtig zu verstehen, dass Gebäude der einfachste Weg sind, mit der Energiewende zu beginnen. Das Gewicht von Installationen spielt keine Rolle. Die Technik für CO2-neutrale Gebäude ist vorhanden. Gebäude lassen sich an die öffentliche Infrastruktur anschliessen, was die Möglichkeit eröffnet, von Gross­ anbietern klimaneutrale Energie zu beziehen. Und Platz für die eigene, dezentrale Energiegewinnung etwa durch Solarzellen ist auf Dächern und Fassaden genügend ­vorhanden. Am Beispiel des HSR Campus zeigt sich, wie viel SolarenergiePotenzial noch auf den Dächern der Schweiz schlummert. Auf sonnendach.ch hat das Bundesamt für Energie ein Portal aufgeschaltet, mit dem sich das Solarpotenzial für jedes Dach der Schweiz ermitteln lässt.

Ist Solarenergie die wichtigste Energiequelle für die Energiewende? Häberle: Ja, und das hat verschiedene Gründe. Wasserkraft trägt schon einen Löwenanteil zu unserer Stromversorgung bei und hat kaum noch Ausbaupotenzial. Windkraft findet aktuell keine Akzeptanz. Solarenergie hat ein sehr grosses Potenzial und kann mit dem heutigen Stand der Technik bereits ohne Beeinträchtigung auf der bestehenden Infrastruktur stark ausgebaut werden. Ausserdem ist wichtig zu wissen: Solarkraft bietet die beste Möglichkeit, Wärmeenergie bereitzustellen, die fast die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs ausmacht. Strom macht lediglich einen Viertel des Energieverbrauchs aus, der Rest entfällt auf Treib- und Brennstoffe. Friedl: Aktuell ist die Sektorkopplung deswegen auch ein grosses Thema. Wir müssen Energie als Ganzes ­betrachten. Heute sind Strom, Wärme und Mobilität grösstenteils getrennt. Im Zuge der Energiewende müssen wir es schaffen, alle Sektoren zu verknüpfen. Ein ­Beispiel ist Power-to-X. Dabei wird solar produzierter Strom in Treib- und Brennstoffe umgewandelt und so auch der Mobilität zugänglich gemacht. Ausserdem lässt sich etwa mit Sonnenenergie produziertes Erdgas besser speichern als Strom oder Wärme. Es braucht aktuell noch eine engere Zusammenarbeit der verschiedenen Sektoren, um diese neuen Technologien in eine echte Sektorkopplung zu implementieren, die eine Voraus­setzung für eine erfolgreiche Energiewende sein wird. Nur wenn wir erneuerbar erzeugte Energie bedarfs­ orientiert erzeugen, speichern, umwandeln und verteilen können, kann die Energiewende gelingen. Es gibt offenbar noch einiges zu tun. Was tut die HSR für die Energiewende? Häberle: Wir, also sowohl das SPF Institut für Solartechnik als auch das IET Institut für Energietechnik forschen derzeit mit rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an ebenso vielen Projekten. Aber auch in anderen Instituten laufen viele Projekte, die einen direkten Beitrag leisten. (MEW)


HSR Magazin 2 / 2019

12

Zwei Köpfe drucken schneller als einer Die Digitalisierung bietet für die Architektur und Bauindustrie enormes Potenzial. Deshalb werden derzeit unter anderem im Nationalen Forschungsschwerpunkt (NFS) «Digitale Fabrikation» Methoden und Technologien für die digitale, teil­ automatisierte Bauwirtschaft erforscht. Für ein Projekt an der ETH Zürich hat die HSR einen 3D-Drucker mit mehreren Druckköpfen konstruiert. In den ETH-Labors wird damit getestet, welche Vorteile 3D-gedruckte Bauteile bringen können.

Als würden sie sich absprechen, arbeiten zwei 3DDruckköpfe am gleichen Kunststoffteil. Schicht für Schicht wächst auf der Druckplatte ein orange-weisses Bauteil in die Höhe. Projektleiter Marco Rossi vom ILT Institut für Laborautomation und Mechatronik der HSR zeigt sich zufrieden. Die kollaborativ arbeitenden 3DDruckköpfe arbeiten wie geplant. Damit ist der rund zwei Meter hohe 3D-Drucker bereit für die Auslieferung an die ETH Zürich. Dort wird das Institut für Technologie in der Architektur Versuche durchführen und unter anderem Schalungen für frische Betonbauteile drucken. Diese werden zum Beispiel für komplexe Betonkonstruktionen vor Ort ­direkt auf der

Baustelle als «Gussform» für Frischbeton benötigt. Heute werden die meisten Verschalungen in aufwendiger Handarbeit aus Holz gebaut. Rund 3,5 Mal schneller 3D-Drucker eignen sich vor allem, weil sie auch aufwendige Formen ohne menschliches Zutun beispielsweise über Nacht drucken können und allenfalls nötige Stützkonstruktionen gleich mitdrucken. Das spart, kumuliert auf die Bauzeit für ein ganzes Gebäude, ­ schnell mehrere Wochen. Die an der HSR konstruierte Maschine geht mit den beiden Druckköpfen noch ­einen Schritt weiter. «Aktuelle Geräte waren zu klein und zu


HSR Magazin 2 / 2019

13 Bild links: Zwei Druckköpfe arbeiten am ­gleichen Bauteil und bauen es gemeinsam Schicht für Schicht auf. Bild unten: Marco Rossi nimmt noch einige ­Einstellungen am 3D-Drucker vor, bevor er an die ETH Zürich ausgeliefert wird.

langsam», erklärt Rossi, der sich auch privat häufig mit 3D-Druck beschäftigt. Mit dem 3D-Drucker von der HSR sei man rund 3,5 Mal schneller als mit aktuell verfügbaren Lösungen. Zudem sei das Konzept sowohl in der Grösse als auch in der Anzahl der kollaborativ ­arbeitenden Druckköpfe skalierbar. Das heisst: Statt mit zwei Metern Höhe und mit zwei Druckköpfen könnte das Konzept auch in Form eines mehrere Meter langen 3D-Druckers mit mehreren Druckköpfen umgesetzt ­ werden. So werden auch Betonbauteile umsetzbar, die für grössere Gebäude nötig sind. In einer studentischen Arbeit im Studiengang Maschinentechnik | Innovation der HSR wurde die vertikale Achse entworfen. Anschliessend folgte eine Weiterentwicklung der Kine­ matik und des Druckkopfs durch das ILT. Kollaboration als Schlüsselelement Der Clou des 3D-Druckers liegt in der Steuerung der Druckköpfe. Rossi hat sie so konzipiert, dass sie sich auch bei komplexen Formen nie in die Quere kommen. Dies ermöglicht eine hohe Auftragsrate, wodurch Teile in kurzer Zeit gedruckt werden können. Bisher waren dafür mehrere Stunden oder Tage nötig. Hohe Produktivität bei hoher Druckqualität – das ist die Grund­ voraussetzung für den Einsatz der neuen Technologien auf dem Bau und in der Architektur. «Unsere Gruppe forscht daran, wie sich 3D-Druck-Verfahren auf den ­architektonischen Massstab skalieren lassen.

Der Drucker hilft beim Untersuchen von distributiven CNC-Technologien, bei denen mehrere Werkzeuge ­parallel an einem Werkstück arbeiten», sagt der ETHProjektverantwortliche Prof. Dr. Benjamin Dillenburger. Auch Rossi ist nach der Auslieferung der Maschine ­zufrieden: «Die Zusammenarbeit mit der ETH war sehr gut. Wir konnten ihre Erfahrung im Drucken grosser Teile und unsere Konstruktionskompetenzen bei der Entwicklung des neuen 3D-Druckers ideal kombinieren.» (MEW) — Kontakt zur Projektverantwortlichen: Prof. Dr. Agathe Koller-Hodac, agathe.koller@hsr.ch


HSR Magazin 2 / 2019

14

Mit heissem Wasser gegen Unkraut Zwei Absolventen der HSR haben ihre Bachelorarbeit der Bodenbewirtschaftung der Zukunft gewidmet. Gemeinsam haben sie einen Golfwagen in ­Zusammenarbeit mit Agroscope zu einem automatischen Unkraut-Vernichter aufgerüstet. Das Landwirtschafts-Forschungszentrum des Bundes verfolgt die Idee mit dem Prototyp der Studierenden nun weiter.

Ampfer ist unter Landwirten nicht besonders beliebt. Die Pflanze ist nicht nur wenig nahrhaft für beispielsweise ­Rinder, sondern gefährdet auch noch deren Gesundheit. Ausserdem verbreitet sich das Gewächs schnell, ist widerstandsfähig und verdrängt andere Futterpflanzen. Die Bekämpfung ist deshalb schwierig, insbesondere im ­Biolandbau, der keine chemischen Verfahren zulässt. Den Pflanzen mit dem Ampferstecher zu Leibe zu rücken, ist

anstrengend und personalintensiv. Was also tun? Das ­Zentrum für landwirtschaftliche Forschung des Bundes Agroscope hat dafür ein Konzept entwickelt, das die ­ Bütschwiler Firma Franz Bachmann AG vertreibt: heisses Wasser, mittels einer speziellen Düse direkt auf die Wurzel gesprüht. Mit dieser Düse und einem klaren Ziel für ihre erfolgreiche Bachelorarbeit haben die beiden Absolventen Florian Eisenring und Patrick Zellweger des Studiengangs

Das Testfahrzeug bringt eine Heisswasserdüse in Position, um den anvisierten Ampfer zu verbrühen.


HSR Magazin 2 / 2019

15 Maschinentechnik | Innovation einen Golfwagen so auf­ gerüstet, dass er eine Fläche systematisch abfahren kann und mit der Heisswasserdüse den Ampfer gezielt verbrüht. Hightech-Golfcar-Prototyp Das Ergebnis in Form eines funktionsfähigen Prototyps kann sich sehen lassen. Der mutmasslich meistaufgerüstete G ­ olfwagen der Schweiz wurde von Florian Eisenring mit ­einem autonomen Lenk- und Bremssystem, Sensoren und einem Trägersystem für die Ampferbehandlungs­ einheit sowie mit weiterer Ausrüstung wie zum Beispiel Kameras aufgerüstet. In rund 500 Stunden Entwick­ lungsarbeit hat Eisenring das Fahrzeug somit «hardwareseitig für die autonome Unkraut­bekämpfung vorberei«Wir haben nun ein flexibel tet», wie er sagt. Zusammen mit einsetzbares Testfahrzeug. Jetzt der nötigen Aktorik, Sensorik geht es darum, mittels Kameras, und Steuerungstechnik, die in ebenfalls rund 500 Stunden zudigitaler Bildanalyse und maschisammen mit einer Benutzernellen Lernens Unkraut zu erkenoberfläche für die ­ Steuerung nen und so die Voraussetzungen von Patrick Zellweger entwickelt für eine echte, autonome Unkrautwurden, kann der Prototyp mittels GPS-Navigation automatibekämpfung zu schaffen.» siert vorgegebene Wege abfahThomas Anken, Agroscope ren. Rückblickend bewertet Zellweger die gemeinsame ­Arbeit als vollen Erfolg: «Florian hat sich um die Mechanik gekümmert, ich mich um die ­Steuerung, und die E­ lektrik haben wir gemeinsam ein­ gebaut. Durch eine saubere Analyse zu Beginn sind wir bei der Entwicklung nie in einer Sackgasse gelandet.»

Nächstes Ziel: Autonome Unkrautbekämpfung Ihre Bachelorarbeit haben die beiden mit Bravour auf ­jeden Fall bestanden. «Die Studierenden haben überdurchschnittlich viel Zeit investiert und eine sehr gute, durchdachte und fachlich einwandfreie Lösung ab­ geliefert», sagt Prof. Dr. Dejan Šeatović, der die Studierenden seitens der HSR betreut hat. Auch Thomas Anken vom Projektpartner Agroscope zeigt sich mit dem Prototyp der beiden HSR Absolventen zufrieden: «Wir haben nun ein flexibel einsetzbares Testfahrzeug. Jetzt geht es darum, mittels Kameras, digitaler Bildanalyse und maschinellen Lernens Unkraut zu erkennen und so die Voraussetzungen für eine echte, autonome Unkrautbekämpfung zu schaffen.» Agroscope verfolgt mit diesem und weiteren Projekten das Ziel, die Transformation der Landwirtschaft in der Schweiz hin zum «Smart Farming» zu unterstützen – die Effizienzgewinne und die Automationsmöglichkeiten der Digitalisierung sollen so ihren Weg aufs Feld und in den Stall finden können. (MEW) — Kontakt zum Projektverantwortlichen: Prof. Dr. Dejan Šeatović, Professor für mechatronische Systeme, dejan.seatovic@hsr.ch

Noch nicht schön, aber funktionsfähig: Das Testfahrzeug für die autonome Unkrautbekämpfung braucht genug Platz, um alle benötigten Systeme zu transportieren.


HSR Magazin 2 / 2019

16

MedTech Lab: Produktentwicklung ohne Hürden Die HSR verfügt bereits über breite Erfahrung in der Medizintechnik aus erfolgreichen Forschungs- und Entwicklungs-Projekten. Um diese Kompetenzen stärker zu bündeln, medizinisches Know-how von Forschungspartnern mit den technischen Kompetenzen an der HSR zu kombinieren und damit marktgerechte medizinische Innovationen zu entwickeln, hat die HSR das neue MedTech Lab aufgebaut.

Produkte für die medizinische Anwendung zu entwickeln, ist anspruchsvoll. Auf dem Weg zu einem kommerziellen Produkt lauern Hürden, die andere Industrien nicht kennen. Klinische Tests, Prüfungen durch eine Ethikkommission, ein stark regulierter Normen- und Gesetzesdschungel und endlose Dokumentationspflichten sind nur einige davon. Das MedTech Lab der HSR will sein Wissen aus Forschungs- und Entwicklungsprojekten vor allem KMUs und Start-ups zugänglich machen, um den Weg zum erfolgreichen Markteintritt zu erleichtern. Lange Durststrecke bis zum Markteintritt Ein KMU hat eine gute Idee für ein neues Produkt und einen Prototyp bereits mit vielversprechenden Ergebnissen aus klinischen Tests weiterentwickelt. Doch weil während der Entwicklung eine von unzähligen Prozess- und Dokumentationsnormen nicht erfüllt wurde, geht dem jungen Unternehmen das Geld für die Weiterentwicklung aus und das Produkt kommt nie auf den Markt. Das Szenario beschreibt ein Problem, das viele Unternehmen in der Branche kennen. «Es gibt für jedes Produkt Normen, Anforderungen an die Bedienung, Ansprüche von Ärzten, Pflegekräften, Behörden und Patienten sowie gesetzliche Vorschriften zur Dokumentation – jedes Produkt braucht einen sehr, sehr umfangreichen Dokumentenkomplex, um nur schon getestet werden zu dürfen – und wenn Software eingesetzt wird, vervielfacht sich die Dokumentationspflicht noch», erklärt die stv. Leiterin des MedTech Lab Silvia Rohner und ergänzt: «In den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Medizintechnik-Start-ups und KMUs gibt es oft viele schlaue Köpfe, die in der Entwicklung herausragend arbeiten, aber an den Dokumentationspflichten scheitern.» Das MedTech Lab will hier als Kompetenzzentrum, Schnittstelle und erfahrener Partner in der Entwicklung von ­Medizinprodukten Starthilfe für den Markteintritt geben. Technisch-wissenschaftliche Unterstützung Wer einen langen, schwierigen Weg bis zum Markteintritt vor Augen hat, investiert nur nach reiflicher Überlegung

Zeit und Geld in die Entwicklung neuer medizinischer ­Lösungen, was auch bedeutet: Produkte, die Lösungen für medizinische Probleme versprechen, haben es sehr schwer, überhaupt erst zum Patienten zu kommen. Hier will die HSR mit dem MedTech Lab ansetzen und eine zentrale Anlaufstelle für Anwender und Hersteller bieten, um Projekte zu initiieren, neue Produkte marktgerecht zu entwickeln und aktuelle Technologien für die Medizintechnik praxisorientiert nutzbar zu machen. Prof. Dr. ­Agathe Koller, Leiterin des MedTech Lab und Professorin für Mechatronik und Automation an der HSR, erklärt: «Das MedTech Lab bietet ein Kompetenzzentrum für ­Kunden und Partner aus der Medizintechnik. Wir stellen sicher, dass bestehende, interdisziplinäre Kompetenzen an der HSR optimal gebündelt und projektbasiert zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich vertiefen und ergänzen wir diese Kompetenzen durch branchenspezifisches Knowhow.» Das MedTech Lab unterstützt Partner dabei, klinische Herausforderungen mit technisch-wissenschaft­ lichen Ansätzen zu kommerziell erfolgreichen Lösungen zu bringen. Silvia Rohner erläutert weiter: «Konkret können wir bei Technologietransfer, Networking und regulatorischer Beratung Unterstützung bieten.» Das MedTech Lab versteht sich nicht als Hersteller, sondern will es mit seinem Know-how den Entwicklern und Ingenieurinnen in Unternehmen erst möglich machen, ein Produkt bewilligungsfähig zu entwickeln. Dabei arbeitet es bereits heute mit den Instituten des künftigen Departements Gesundheit der OST Ostschweizer Fachhochschule zusammen. Die HSR wird per 1. September 2020 zusammen mit der FHS St. Gallen und der NTB Buchs Teil der OST. (MEW) — Kontakte für Rückfragen: Prof. Dr. Agathe Koller oder Silvia Rohner, MedTech Lab, medtechlab@hsr.ch

Weitere Informationen zum MedTech Lab der HSR: www.medtechlab.ch


HSR Magazin 2 / 2019

17

Neues Kompetenzzentrum BIM Die Schweiz hinkt in Sachen Building Information Modeling (BIM) in Bau und Planung dem europäischen Ausland hinterher. Die digitale Transformation in der Baubranche hat in den letzten Jahren an Tempo zugelegt. Mit einem neuen Kompetenzzentrum an der HSR soll das vorhandene Know-how gebündelt und der Wissenstransfer in die Wirtschaft forciert werden.

Auch in Bau und Planung hält die digitale Transformation Einzug. Gerade in der Planung wird die digitale Planungsmethode Building Information Modeling (BIM) immer wichtiger. Mit BIM können digitale Bauwerksmodelle für alle Bereiche des Arbeitsprozesses im Bauwesen genutzt werden – angefangen bei der Planung über die Aus­ führung und den Betrieb bis hin zum Abriss. In der Schweiz steckt BIM im Bauwesen und in der Landschaftsarchitektur aber noch in den Kinderschuhen. «Das europäische Ausland ist hier zum Teil schon viel weiter», sagt Christian Graf, Professor für Projektierung und BIM im Studiengang Landschaftsarchitektur. In einigen Ländern seien Schweizer Büros sogar von Ausschreibungen ausgeschlossen, weil sie keine BIM-Planungen anbieten können, so Graf.

Mit einem neuen Kompetenzzentrum will die HSR die Forschung und Entwicklung von BIM im Bauwesen und in der Landschaftsarchitektur in der Schweiz vorantreiben. Das Kompetenzzentrum BIM der HSR wird Firmen, Schulen und Privatpersonen im digitalen Transformationsprozess beratend zur Seite stehen und Planungen anbieten. Mit der Leitung betreut ist Prof. Christian Graf, der zudem seit Herbst 2019 Projektierung und BIM in der Landschaftsarchitektur an der HSR unterrichtet. (SUS) — Kontakt zum Projektverantwortlichen: Prof. Christian Graf, Professor für Projektierung und BIM in der Landschaftsarchitektur


HSR Magazin 2 / 2019

18

Ein Kompetenzzentrum für das Wasser Pestizidrückstände, Fassaden-Biozide, Mikroplastik. Unser Wasser wird auf dem Weg von Siedlungsgebieten zurück in die Gewässer mit allerlei Schadstoffen belastet. Der Klimawandel macht das Wassermanagement zwischen Hoch­ wasser und extremer Dürre zunehmend unberechenbar und in Entwicklungsländern wird die Wasseraufbereitung wichtiger. Die Digitalisierung ermöglicht, Prozesse im Kanalnetz online zu erfassen. Ein neues Kompetenzzentrum der HSR widmet sich all diesen Entwicklungen.

Was den Umgang mit Wasser so schwierig macht, lässt sich nicht ändern. Die Physik erlaubt es ihm, zu fliessen, zu ­verdunsten, zu versickern, zu gefrieren und wieder auf­ zutauen. Und vom Himmel fällt es auch noch – manchmal in zu grossen Mengen, manchmal zu selten. Der zunehmende Einfluss des Menschen auf die Qualität des W ­ assers und die Wege, die es zu nehmen gezwungen wird, machen es nötig, den Umgang mit Wasser weiter zu verbessern. Kompetenzträger zusammenbringen Deshalb bündelt die HSR ihre Forschungskompetenzen im neuen Kompetenzzentrum Wasser. Über das Kom­ Digitale Kompetenz im Untergrund: In Kombi­ nation mit pneumatischen Abflussreglern können intelligente Abwassersysteme durch intelligente Steuerung die Gefahr minimieren, dass ungeklärte Abwässer in die Umwelt gelangen.

petenzzentrum Wasser bieten die Institute der HSR ihre Kompetenzen externen Interessengruppen wie Firmen, Behörden und Verbänden gemeinsam an. Schon heute ist die HSR mit rund 1000 jährlichen Besucherinnen und Besuchern aus Industrie, Forschung und Politik an Wasser-Fachtagungen ein Ort, der die Vernetzung ­ fördert und mit Wasser-Forschungsprojekten neue ­ ­Erkenntnisse und Technologien beiträgt. Die wesentlichen Ziele sind der Technologie- und Wissenstransfer aus interdisziplinären Forschungs­ ­ projekten in die Wirtschaft und die Gesellschaft sowie die Vernetzung der für das Schweizer Wassermanagement


HSR Magazin 2 / 2019

19

Bild links: Im Wasser­ labor des IBU Institut für Bau und Umwelt werden die Schutzmassnahmen für hochwassergefährdete ­Gebiete mit physischen Modellen untersucht und optimiert.

«Fast die Hälfte der Menschheit wird 2030 in Wassermangel-Gebieten leben und auch in der Schweiz gibt es genügend Herausforderungen. So ist die Bewirtschaftung von Regenwasser in Siedlungs­ gebieten zur Vermeidung von Hitze­stress und Überflutungen eine grosse Zukunftsaufgabe, für deren Umsetzung neben Grün auch smarte Technologien benötigt werden.»

Bild rechts: UVC-LEDs können ­wie hier im ­Beispiel Flüssigkeiten von Bakterien, Viren und weiteren Organismen befreien – ganz ohne Chemie, nur mit Licht.

Erfolgreiche Projekte in den Schwerpunktbereichen kann das Wasser-Zentrum heute schon vorweisen. So wurde etwa in einem Projekt in Liberia eine Trink­wasserAufbereitungsanlage konstruiert (siehe Artikel auf den Seiten 20/21). Weiter wurden eine Software zur Einschätzung der Auswirkungen von Baumaterialien auf die Wasserqualität entwickelt (www.comleam.ch) und eine mobile Trinkwasser-Desinfektion mit UVC-LED-Lampen untersucht sowie geeignete Schutzmassnahmen in Vier Schwerpunkte Seine Schwerpunkte wird das Wildbächen entwickelt. Aktuell läuft laut Burkhardt e­ in Kompetenzzentrum auf die Projekt, das Pflanzenschutzmittel aus den Spritzbrüh­ Be­reiche Wasser 4.0 (technik-­ resten der Landwirtschaft entfernt, um damit den Einbasierte, digitale L­ösungen), trag in die Gewässer zu reduzieren. wassersensible Siedlungsent- Potenzial für ­weitere Projekte sieht Burkhardt genug: Prof. Dr. Michael Burkhardt, UMTEC wicklung (blau-grüne Infra- «Fast die Hälfte der Menschheit wird 2030 in Wasserstrukturen), Gewässerentwick- mangel-Gebieten l­eben und auch in der Schweiz gibt es lung (Revitalisierung und Wasserbau) und Technologien genügend Herausfor­derungen. So ist die Bewirtschaffür Entwicklungsländer legen. Zur ­ Veranschaulichung tung von Regenwasser in Siedlungsgebieten zur Vermeieines zukunftsweisenden Umgangs mit Regenwasser dung von Hitzestress und Überflutungen eine grosse soll der HSR Campus mit ­diversen Showcase-Projekten Zukunftsaufgabe, für deren Umsetzung neben Grün ­ enötigt werden.» (MEW) erweitert werden. «Wir denken etwa an wasserdurch- auch smarte Techno­logien b lässige oder verdunstungsaktive B ­ eläge auf Wegen und — Plätzen, an solar­getriebene W ­ asserbehandlungsanlagen Kontakt: oder an begrünte Dächer und Fassaden zur Beeinflus- Prof. Dr. Michael Burkhardt, UMTEC Institut für Umweltsung des Mikro­klimas», sagt Prof. Dr. Michael Burkhardt, und Verfahrenstechnik, michael.burkhardt@hsr.ch der das neue Kompetenzzentrum leiten wird. Der Campus soll innovative Technologien auf einzigartige Weise erlebbar machen. relevanten Expertinnen und Experten. Durch die Be­ra­tung von Unternehmen, Behörden und Verbänden ­sollen die künf­ tigen Herausforderungen im Umgang mit Wasser bewältigt werden.


HSR Magazin 2 / 2019

20

3000 Menschen langfristig mit sauberem Trinkwasser versorgen Rias Stalder reiste kurz vor seinem Abschluss im Studiengang Erneuerbare Energien und Umwelttechnik nach Liberia, Westafrika, um eine energieautarke Wasserfilter-Anlage zu installieren. Künftig soll sie bis zu 3000 Menschen mit sauberem Wasser versorgen.

Das saubere Wasser fliesst: Die GDM-­ Anlage wurde in einen bereits vorhandenen Grundwasserspeicherturm eingebaut.

Angefangen hat alles mit einer Studienarbeit. Rias Stalder, HSR Student des Studiengangs Erneuerbare ­ Energien und Umwelttechnik, entwickelte ein Konzept für den Bau und den Betrieb einer Filteranlage, die dezentral, ohne Strom und kostengünstig Rohwasser aufbereitet. Möglich macht das die schwerkraftgetriebene Membrantechnik (gravity driven membrane filtration, GDM). Die eingesetzten Ultrafiltrationsmembrane filtern gefährliche Bakterien und pathogene Keime heraus, die in v­ ielen Regionen der Erde im Grund- und Trinkwasser ­vorhanden sind – dies ohne zusätzlichen Druck. «Dabei versiegt unter optimalen Bedingungen der Durchfluss nie und der Filter muss selten gereinigt werden», erklärt

Stalder. Organismen an der Oberfläche der Membran sorgen dafür, dass die Deckschicht porös, also durchlässig bleibt. Trinkwasser kann so kostengünstig für den lokalen Gebrauch aufbereitet werden. Eine a­utarke Technologie, simpel, aber effektiv. Wasserprojekte in der Heimat realisieren Parallel zu Stalders Semesterarbeit machte ein Student des Stella-Maris-Polytechnikums Monrovia, Liberia, ein Praktikum an der HSR. Ziel des Aufenthalts war es, dass Laryee Sannor – oder Bob, wie er genannt wird – sich das nötige Know-how aneignet, um in Zukunft Wasser­ projekte in seiner Heimat Liberia zu realisieren. So sollte


HSR Magazin 2 / 2019

21 Innerhalb rund einer Woche bauten Rias Stalder und ­Laryee Sannor zusammen mit Studierenden des StellaMaris-Polytechnikums die GDM-Anlage erfolgreich auf und nahmen sie in Betrieb. Nach dem Einbau der Filteranlage waren im ­gereinigten Wasser keine Kolibakterien mehr nach­weisbar. «Das Projekt war ein voller Erfolg. Und die B ­ eteiligten vor Ort und ich haben viel voneinander gelernt», schliesst Stalder. Sauberes Wasser für 3000 Menschen Geplant ist, dass der Wasserturm mit der neuen Filter­ anlage langfristig bis zu 3000 Menschen versorgt. Die Pumpe, die Grundwasser aus 40 Metern Tiefe zur Filteranlage leitet, soll in einem zweiten Schritt durch eine ­solarbetriebene Pumpe ersetzt werden. Die Anwohner werden für einen sorgsamen Umgang mit dem hochwertigen Wasser sensibilisiert und der Zugang zum ­Wasser wird organisiert. «Ein dauerhafter Betrieb und regelmässige Qualitätskontrollen sollen sichergestellt werden», so Stalder. Sannor führt regelmässig Wasseranalysen durch, sendet die Resultate ans UMTEC und ergreift selbstständig oder in Abstimmung mit dem UMTEC Massnahmen, sollte die Anlage nicht wie gewünscht funktionieren. (SUS) — Kontakt zum Projektverantwortlichen: Prof. Dr. Michael Burkhardt, Institutsleiter UMTEC, Professor für Erneuerbare Energien und Umwelttechnik, michael.burkhardt@hsr.ch­

Laryee Sannor (links vorne) und Rias Stalder (rechts) beim Testen der Wasser­proben.

der Ingenieurstudent insbesondere die GDM-Technologie zur Aufbereitung von Grundwasser aus bestehenden Brunnen implementieren. «Das brachte uns zusammen», erzählt Stalder.

Schlechte Wasserqualität und Wassermangel Mit 90 kg Material im Gepäck reiste Rias Stalder Mitte Mai 2019 ins westafrikanische Liberia. Ziel war es, die GDM-Anlage in einen bereits vorhandenen Grundwasserspeicherturm auf einem Schul- und Kirchengelände in Monrovia einzubauen. Stalder und Sannor testeten Wasser, das aus handpumpenbetrie«In zehn Metern Tiefe war die benen Brunnen gewonnen worden war. «In zehn Metern Tiefe ­Verschmutzung so stark, dass die war die Verschmutzung so stark, Kolibakterien ohne Verdünnung dass die Kolibakterien ohne Verin den Petrischalen gar nicht mehr dünnung in den Petrischalen gar auszählbar waren.» nicht mehr auszählbar waren», erzählt Stalder. Die HandbrunRias Stalder, HSR Absolvent nen würden in der Trockenzeit oft austrocknen, sagt er. Dann würden «die Menschen zusätzlich zur schlechten Wasserqualität auch noch mit Wassermangel kämpfen».

EIN PARTNERSCHAFTLICHES PROJEKT Besitzerin des Grundstücks, auf dem die Anlage steht, ist die Immanuel Christian Academy ICA, eine Kirche, die eine Schule mit rund 320 Kindern betreibt. Wissenstransfer und technische Unterstützung erhielt die Installation vom Studiengang Erneuerbare Energien und Umwelttechnik, vom UMTEC Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik und vom IBU Institut für Bau und Umwelt der HSR. Die ­Stiftung BTFS unterstützte als Initiantin des Aufenthalts die Arbeit in koordinativer und logistischer Hinsicht.


HSR Magazin 2 / 2019

22

Konstruktion via Cloud-CAD: Ein neuer Standard? Die HSR testet in einem Pilotprojekt im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen ein vollständig in der Cloud laufendes CAD-System. Die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure sollen damit bereits im Studium das orts- und plattform­ unabhängige sowie kollaborative, parallele Arbeiten am gleichen Projekt lernen – ein in der Praxis zunehmender, neuer Ansatz für effiziente Projekte.

Urs Egger, IPEK Institut für Produktdesign, Entwicklung und Konstruktion

Praktisch jedes industriell gefertigte Produkt wird mittels digitaler Konstruktionssoftware (CAD) geplant. Weil Produkte immer komplexer werden und teils mehrere Konstrukteurinnen und Konstrukteure parallel am ­gleichen Produkt arbeiten müssen, finden Cloud-CAD-­ Anwendungen nach und nach mehr Verbreitung. Mit einem Pilotprojekt testet die HSR nun, ob die Cloud-Software fest in die Ausbildungs-Infrastruktur für alle ­tech­nischen Studiengänge und die Forschungsinstitute der HSR aufgenommen werden soll. Im Interview erklärt Projektleiter Urs Egger, worin die Vorteile liegen. Die HSR arbeitet seit vielen Jahren mit dem CADProgramm Siemens NX. Weshalb braucht es nun plötzlich ein neues CAD via Cloud? Bei Siemens NX handelt es sich um ein hervorragendes CAD-Tool, das wir auch nicht ablösen möchten. Ergänzend möchten wir jedoch unseren Studierenden die Möglichkeit bieten, mit Onshape ein CAD-System zu nutzen, das vollständig in der Cloud läuft. Das heisst, die Software und die Daten werden nicht mehr lokal verwaltet, sondern als Service aus dem Internet genutzt (SaaS). Die Studierenden haben damit die Möglichkeit, Vor- und Nachteile beider Systeme kennenzulernen. So sind sie nach ihrem Studium auf verschiedene Arbeitsumgebungen vorbereitet. Wie genau profitieren die HSR Studierenden von der Möglichkeit, im Studium mit einem CloudCAD zu arbeiten? Onshape ist von Grund auf neu programmiert. Die Tools sind modern und haben eine sehr gute Usability. Der Einstieg in das neue CAD-System wird dadurch erheblich erleichtert. Überall, wo Internet vorhanden ist, hat man Zugriff auf das CAD, die Daten und auch die Schulungs-

videos – notfalls sogar per Smartphone. Damit entsteht eine völlig neue Flexibilität. Wem genau steht das Cloud-CAD an der HSR zur Verfügung? Wir haben im Herbstsemester 2019 den Pilot mit dem Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen erfolgreich ­gestartet. Wir können das Tool nun guten Gewissens auch für andere Studiengänge und Institute nach Bedarf für Projektarbeiten zur Verfügung stellen. Und grundsätzlich: Welche Vorteile bietet ein Cloud-CAD, verglichen mit lokalen Lösungen? Der CAD-Funktionsumfang ist vergleichbar, aber in der Datenverwaltung und in der kollaborativen Konstruktion mit mehreren Benutzern zur gleichen Zeit öffnen sich neue Möglichkeiten. Onshape verfolgt konsequent den «Single Source of Truth»-Ansatz. Also können alle Beteiligten sicher sein, dass jeweils nur dir aktuelle Version eines Projekts bearbeitet wird? Ja, alle Daten bleiben in der Cloud-Datenbank und ­kommen nur ein einziges Mal im Original vor. Zur Be­ arbeitung braucht man die Daten nicht erst vom Server auf seinen Arbeitsplatz runterzuladen. Man arbeitet ­direkt in der Cloud und Änderungen an den Daten sind in Echtzeit für alle sichtbar und können sogar gleichzeitig von mehreren Personen bearbeitet werden. Ganz ähnlich, wie man das von Google Docs her kennt. Wie sieht es mit der Datensicherheit aus? Immerhin sind alle Daten online. Tatsächlich gibt man seine Daten in fremde Obhut. Das erfordert viel Vertrauen. Andererseits heisst es aber nicht


HSR Magazin 2 / 2019

23 automatisch, dass die Daten sicherer sind, wenn sie im eigenen Haus verwaltet werden. In Projekten gibt es häufig Datenaustausch mit externen Partnern (z.B. für Produktion). Nicht selten werden CAD-Daten per E-Mail oder Filesharing-Plattformen ausgetauscht. Damit geht die Kontrolle über diese Datenkopien verloren. CloudCAD bietet hingegen ein umfangreiches Zugriffs- und Berechtigungsmanagement an. Es kann exakt bestimmt werden, wer die Daten einsehen oder verändern darf. Selbst Exporte sind nur dann möglich, wenn dies der Inhaber der Daten zulässt. Insofern könnte man das ­ ­Datenmanagement in der Cloud sogar als sicherer betrachten als im sonst heute üblichen Projektumfeld. Konstruieren wir ein Beispiel: Ein Unternehmen, diverse Zulieferer des Unternehmens und eine ­ Hochschule entwickeln gemeinsam einen neuen Prototyp. Welchen Unterschied macht die Verwendung von einem Cloud-CAD durch alle Beteiligten ver­glichen mit dem bisher üblichen «Jeder arbeitet ­lokal mit CAD-Daten»? Genau in diesem Bereich liegt der grosse Vorteil. Weder muss jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin die Installation der gleichen Version sicherstellen noch müssen sie sich um die Versionierung von Daten kümmern. Die ­Projektleitung kann einfach Logins und Berechtigungen zuweisen und alle können sofort zu arbeiten beginnen.

Alle arbeiten in Echtzeit mit dem exakt gleichen CADTool an den ori­ginalen Daten. Als CAD-Profi erschrickt man fast, wie einfach plötzlich alles geht. Wieso ist das dann noch nicht der neue Standard? Ein Unternehmen kann nicht einfach ein CAD-System wechseln. Die bestehenden Daten sind sehr kostbar und den aufwendigen Transfer auf ein anderes System macht niemand ohne triftigen Grund. Für viele Unternehmen wäre aber ein Side-by-Side-Betrieb von einem CloudCAD und einem traditionellen CAD interessant. Für neue Projekte, an denen viele externe Partner beteiligt sind, ist das durchaus ein denkbarer Weg. Ist ein Cloud-CAD teurer als lokal installierte Software? Die Kosten für ein Jahresabonnement sind wohl etwa im ähnlichen Rahmen wie bei anderen Mid-Range-CADSystemen. Berücksichtigt man allerdings auch den Aufwand für Server- und Softwareadministration, dürfte sich mit dem SaaS-Modell sogar ein Kostenvorteil ergeben. (MEW) — Kontakt für Rückfragen:

Urs Egger, Projektleiter am IPEK Institut für Produktdesign, Entwicklung und Konstruktion, urs.egger@hsr.ch

Kollaborativ: Im CloudCAD arbeiten alle ­Projektpartner mit den gleichen Daten – auch die parallele Bearbeitung ist möglich.

Projektpartner

Cloud-CAD Projektpartner

Projektpartner

Projektpartner


HSR Magazin 2 / 2019

24

Schweissnähte auf Knopfdruck prüfen In Reinräumen in der Industrie oder in chemischen Anlagen können Lecks in Rohrleitungen rasch teuer werden oder fatale Folgen nach sich ziehen. Deshalb müssen alle Schweissnähte geprüft und die Resultate protokolliert werden. An der HSR wurde zusammen mit Georg Fischer Piping Systems ein preisgekröntes Gerät entwickelt, das Schweissnähte von Kunststoffrohr­ leitungen mittels digitaler Bildverarbeitung zuverlässig automatisch prüft und so mehr Sicherheit bietet.

Wasserschäden durch leckende Rohre in einer Wohnung sind teuer und mühsam. Wenn aber ein Rohr im Reinraum eines grossen Computerchip-Herstellers Flüssigkeit verliert oder in einer chemischen Anlage Flüssigkeiten austreten, fällt rasch eine ganze Produk­ tionslinie aus und der Schaden geht innert kürzester Zeit in die Millionen. Mit den heutigen, automatisierten Schweissprozessen sind Lecks an Schweissnähten selten. Um das Risiko der mit hohem Schadenspotenzial verbundenen Ausfälle zu verringern oder gar auf null zu reduzieren, schult Georg Fischer Piping Systems (GF) speziell ausgebildete

Experten, die jede Schweissnaht visuell prüfen. Weil diese Fachkräfte jedoch immer rarer werden, hat sich GF zusammen mit der HSR auf die Suche nach einer teilautomatisierten Alternative gemacht. Ein Greifer, der jeden Fehler sieht GF hat in der Folge an der HSR ein Projekt mit den ­beiden Instituten ICOM Institut für Kommunikations­ systeme und IMES Institut für Mikroelektronik und Embedded Systems gestartet. Das Ergebnis ist ein ­ smarter Adapter, der von Hand auf jede Schweissnaht auf­gesetzt wird, aber die Prüfung und Protokollierung


HSR Magazin 2 / 2019

25

j­eder Naht automatisiert durchführt. «An verschiedenen Messpunkten am gesamten Rohrumfang nimmt das Gerät die Schweissnähte auf und erkennt mittels Bildaufnahme und Bildverarbeitung, ob die Naht innerhalb definierter Vorgaben alle Parameter erfüllt», erklärt Prof. Dr. Paul Zbinden. Die optische Untersuchung Bild rechts: Das Messgerät wird auf eine reicht aus, weil sich so die Form der Schweissnaht opSchweissnaht aufgetisch exakt bewerten lässt. Aus Erfahrung weiss GF: setzt – auf dem Tablet Entsprechen die optischen Messwerte den Vorgaben, lässt sich der automatische Messvorgang kann eine Schweissnaht als weitgehend sicher ange­ live mitverfolgen. sehen werden. Für die Entwicklung des Messgeräts haben die beiden HSR Institute ihr Know-how im Bereich Hardware-Entwicklung und Bildverarbeitungs-Algorithmen gebündelt. Das kaum faustgrosse Messgerät ist mit optischen Sensoren ausgestattet und kann mittels moderner ­Bildverarbeitungsverfahren zuverlässig Schweissnähte ­prüfen. Der Prüfer kann das Ergebnis jeder Prüfung auf einem Tablet ablesen und auch «Statt der bisher langwierigen nachsehen, ob alles richtig dokumentiert wurde. und teils subjektiven Prüfungen Bild links: Das gesamte System passt in zwei Koffer, verschiedene Aufsätze für unterschiedliche Rohrtypen inklusive.

durch Experten sind mit dem neuen Gerät objektive, schnelle Prüfungen mit sehr geringen Fehlerquoten möglich – die Dokumentation wird dabei gleich automatisiert mit erledigt.»

Objektiv und weniger Fehler GF ist zufrieden mit dem Prototyp. «Statt der bisher langwierigen und teils subjektiven Prüfungen durch ­Experten sind mit dem neuen Gerät objektive, schnelle Prüfungen mit sehr gePeter Wäfler, Georg Fischer Piping Systems AG ringen Fehlerquoten möglich – die Dokumentation wird dabei gleich automatisiert mit erledigt», sagt Peter Wäfler, Product Manager bei GF. In einer vom Fachkräftemangel betroffenen Branche sei das neue Gerät wichtig, um den Mangel an erfahrenen und qualifizierten Schweiss-Fachkräften abfedern

und trotzdem höchste Qualitätsstandards garantieren zu können. Weil Innovationen wie diese ganze Branchenzweige – in diesem Fall Hersteller mit hohen Reinheits- und ­Sicherheitsanforderungen – betreffen, wurde das Projekt mit dem IVS Innovationspreis 2019 der Schaffhauser Platzbanken ausgezeichnet. (MEW) —

Kontakt zum Projektverantwortlichen: Prof. Dr. Paul Zbinden, IMES Institut für Mikroelektronik und Embedded Systems, pzbinden@hsr.ch


HSR Magazin 2 / 2019

Entwickle die Zukunft. Mit uns.

26

Als weltweit führender Hersteller von innovativen Optosensor-Lösungen will CEDES stetig neue Grenzen sprengen. Dies verlangt eine unkonventionelle Denkweise, Leidenschaft und Freude an der Arbeit. Wir bieten spannende Herausforderungen in den Bereichen:

CEDES AG Science Park Kantonsstrasse 14 7302 Landquart +41 81 307 26 43 hr@cedes.com www.cedes.com

– Hardware-Entwicklung

– Software-Entwicklung

– Bildverarbeitung

– Optik-Design

– Prüfmittelbau

– Automation


HSR Magazin 2 / 2019

27

Konventionen brechen, statt weiter so. Das ist für mich Industrie 4.0.

Andreas Schumacher Softwareentwickler mit Weitsicht: Lokalisiert in der Produktion selbst kleinste Objekte mit einem innovativen Kennzeichnungssystem.

Wie mutig sind Sie? Visionäre Softwareentwickler (w/m) gesucht. Wir suchen Softwareentwickler (w/m) mit mutigen Ideen. Als Hochtechnologieunternehmen und Anbieter von Lösungen in den Bereichen Werkzeugmaschinen und Lasertechnik definieren wir die Grenzen des Machbaren immer wieder neu. www.trumpf.com/s/software-developers

Trusting in brave ideas.


unabhängig «Meine Unabhängigkeit möchte ich auch in Zukunft behalten. Deshalb ist mir wichtig, dass auch mein Altersguthaben möglichst unabhängig bleibt.» Corinne L’Epée Verantwortliche Finanz-Controlling, Ingenieurbüro

Pensionskasse der Technischen Verbände SIA STV BSA FSAI USIC 3000 Bern 14 T 031 380 79 60 www.ptv.ch

aufmerksam · unabhängig · verantwortungsbewusst

ptv_ins_hsr_magazin_U_192x133mm_SS_de.indd 1

14.04.16 15:51

Gestalte Deine Zukunft mit uns! Die SFS Group ist ein international tätiger Konzern mit über 80 Vertriebs- und Produktionsstandorten in 26 Ländern Europas, Nordamerikas und Asiens. Weltweit beschäftigen wir über 10’000 Mitarbeitende – bald auch Dich? Was wir Dir bieten – ein inspirierendes Arbeitsumfeld, spannende Aufgaben, Verantwortung, hervorragende Entwicklungschancen, ein umfangreiches Leistungsangebot, 6 Wochen Ferien und viele weitere interessante Benefits! Starte Deine Karriere mit SFS

www.sfs.biz


ENT D ECK E N SIE EN DE S AL S AR BEITG EBER:

karriere.endes.net

Als MaschineningenieurIn finden den Sie bei uns einen sicheren Einstieg in die Entwicklung und Konstruktion. EnDes als Arbeitgeber

Perspektiven

Die EnDes ist Engineering-Partner bei technologisch anspruchsvollen Innovationsprojekten.

Mit individuellen Weiterbildungen fördern wir konsequent die Qualifikation unserer Mitarbeiter.

Interessante Projekte

Firmenkultur

Breite Erfahrung durch abwechslungsreiche Projekte in unterschiedlichen Branchen.

Wir prägen eine Philosophie, die auf Fairness und Verantwortungsbewusstsein beruht.


HSR Magazin 2 / 2019

30

HSR Absolventen starten mit eigenem Unternehmen durch Christian Fässler schloss 2014 sein Informatikstudium an der HSR erfolgreich ab. Zwei Jahre später gründete er sein eigenes Unternehmen, welches unterdessen sechs Mitarbeitende beschäftigt. Demnächst wird ein weiterer HSR Absolvent dazustossen. Die Geschichte von adnexo begann mit einem Pilotprojekt im Bereich des Kuh-Trackings für den Kanton Glarus. Heute werden ihre Produkte weltweit eingesetzt.

Auf seinem Laptop sieht Christian Fässler das Internet der Dinge (Deutsch für Internet of Things, IoT) live. Mehrere Tausend Objekte werden in der Schweiz sowie in den umliegenden Ländern durch die Soft- und Hardware seiner Firma adnexo getrackt. So können Positionen von Tieren, E-Scootern, Abfallcontainern, Fahrzeugen und anderen Dingen auf einer interaktiven Karte verfolgt werden. Vor drei Jahren begann der Erfolgskurs des Informatik­ absolventen der HSR mit einem Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit dem Kanton Glarus. Dieser wollte herausSprechende Daten: Die Auswertung der Trackingdaten kann ­genutzt werden, um neben dem Standort auch Rückschlüsse aus dem Bewegungsprofil von gechippten Tieren zu ziehen.

finden, ob und wie sich Herden-Tracking auf den Alpweiden einsetzen lässt und welche Vorteile sich ­daraus ergeben. «Das Produkt entwickeln wir heute noch weiter», sagt Fässler. Aktuell arbeiten sie daran, aus den Daten ein Erkennungssystem für Wolfsangriffe zu entwickeln. «Wenn ein Wolf in der Nähe der Herde ist, kann man das an den Bewegungsmustern der Tiere erkennen und zum Beispiel sofort eine Alarmierung an das Smartphone des Landwirts senden», erklärt Fässler. Im Sommer 2018 konnte ihr Trackingsystem sogar kleinste Veränderun-


HSR Magazin 2 / 2019

31

gen im Bewegungsmuster der Tiere erkennen und interpretieren – etwa, wenn der Hirte zur Fütterung in die Herde kam. Mehr als Tracking Bis heute ist adnexo ohne Investoren von zwei auf sechs Mitarbeitende gewachsen und hat sein Portfolio und den Kundenstamm erweitert. Ausserdem schloss man sich beim Herden-Tracking mit dem ehemaligen Kon­ kurrenten Alptracker zusammen. «Wir haben heraus­ gefunden, dass wir sehr gute Software und sie sehr gute Hardware haben, deshalb lag eine Kooperation auf der Hand», sagt «Klassischerweise gibt es gute Elektroingenieurfirmen oder gute Fässler. Unter anderem haben Fässler und Softwarefirmen. Unser Ziel ist es sein Team E-Scooter für die Swissaber, das gesamte Engineering com-Tochtergesellschaft cablex ­getrackt, Abfallcontainer mit Füllbei uns in Zürich für unsere ­Kunden anzubieten – ‹vom Sensor stands-Sensoren ausgerüstet und die zugehörigen Transportfahrbis zum Dashboard›. Deshalb zeuge mit einer automatisierten ­beschäftigen wir nicht nur InforRoutenplanung versorgt. Zusätzlich wurden sie von einem New matikingenieure.» Yorker Kunden mit einer SoftChristian Fässler warelösung für Werbedisplays beauftragt, die unterdessen von mehreren US-Bundesstaaten in U-Bahnen und an rund 80 Flughäfen eingesetzt wird. Innerhalb von nur zwei Jahren hat sich adnexo vom reinen Trackinganbieter zu einem vielseitigen IoT-Dienstleister entwickelt. Diese Vielseitigkeit will Fässler weiter vorantreiben. «Klassischerweise gibt es gute Elektroingenieurfirmen oder gute Softwarefirmen. Unser Ziel ist es aber, das gesamte Engineering bei uns in Zürich für unsere Kunden Übersicht behalten: Ein Smartphone reicht, um alle Tiere auf der Alp auch im schwierigen, alpinen Gelände immer digital im Blick zu haben.

anzubieten – ‹vom Sensor bis zum Dashboard›. Deshalb beschäftigen wir nicht nur Informatikingenieure», sagt er. Regelmässiger Kontakt mit der HSR Den Kontakt zur HSR pflegt adnexo auch weiterhin zum gegenseitigen Vorteil. Fässler arbeitete nach seinem ­Abschluss an der HSR noch einige Zeit am INS (Institut für vernetzte Systeme) und ist heute Dozent in Infor­ matik-Weiterbildungen, welche von seinen praxisorientierten Aufgabenstellungen profitieren. Regelmässig ist adnexo als Projektpartner an Semester- und Bachelor­ arbeiten mit Studierenden des Studiengangs Informatik in Kontakt und auch Masterarbeiten sind durch gegenseitige Anregung entstanden. Ausserdem arbeiten mit Timo Klingler und Matthias Dunkel zwei Informatik-­ Studenten der HSR bei adnexo. (MEW) —

Kontakt für Rückfragen: Christian Fässler, Geschäftsführer adnexo GmbH, christian.faessler@adnexo.ch



HSR Magazin 2 / 2019

33

Der Fellbach wird im Modellversuch unter die Lupe genommen Die rund 150 Meter hohe Fellbach-Wasserfall-Kaskade im Walliser Dorf SaasBalen ist nicht nur eindrücklich, sondern auch gefährlich. Seit 1741 sind zahlreiche Lawinen, Murgänge und Überschwemmungen dokumentiert, welche dem Dorf Schaden zugefügt haben. Im Modellversuch wird der Fellbach an der HSR untersucht, um wirksame Schutzmassnahmen planen zu können.

Bild links: Mit der Hilfe von Vermessungs- und Drohnendaten wurde der Fellbach im Labor im Massstab 1 : 50 exakt nachgebaut. Nun können am Modell verschiedene Naturereignisse getestet werden. Bild unten: Im Höhenprofil des Fellbachs zeigt sich, dass im etwa fünf Meter ­hohen ­Modell die in der Realität insgesamt fast 240 Meter kaskaden­ artiges Gefälle ab­ge­bildet wurden.

Das Modell in einem Labor der HSR ist imposant: Rund fünf Meter hoch ragt es empor. Im Massstab 1:50 bildet das in Handarbeit errichtete Modell 240 Höhenmeter des Fellbachs nach. In diesen 240 Metern sind drei Kaskaden mit einem Höhenunterschied von 70, 25 und 55 Metern enthalten. Ebenso sind eine Zubringerstrasse in eine abgelegene Siedlung inklusive Brücke und der oberste Teil des Dorfes Saas-Balen im Modellperimeter ersichtlich. Das IBU Institut für Bau und Umwelt will mit dem grossen Modell untersuchen, wie Murgänge und Schlammlawinen im Zaum gehalten werden können. Denn das Siedlungsgebiet von Saas-Balen reicht bis nahe an den Fuss des untersten Wasserfalls. Der Fellbach fliesst anschliessend durch das Siedlungsgebiet, in welchem sich mehrere Häuser in unmittelbarer Nähe der Bachschale be­ finden. Letztmals kam es 1970 zu einem grossen Murgangereignis. Eine Gedenktafel erinnert an Ver­ storbene, weggeschwemmte Häuser und gravierende Kulturschäden von 1741 bis heute. Auf der aktuellen Gefahrenkarte sind grosse Teile des Siedlungsgebiets als erheblich gefährdet gekennzeichnet. Beste Schutzmassnahmen finden Die Kapazität der Fellbachschale im Siedlungsbereich reicht nicht aus, um die Murgangmassen im Fall

eines grösseren Ereignisses abzuleiten. Deshalb planen ­Gemeinde und Kanton bauliche Massnahmen, um das Siedlungsgebiet vor grossen Wasser- und Murgang­ ereignissen zu schützen. Im Labor untersucht Projektleiterin Andrea-Kristin Bachmann deshalb, wie sich der Fellbach bei ver­ schieden grossen Schlammlawinen und Murgängen verhält. Aufgrund dieser Daten können Schutzmassnahmen abgeklärt und auf ihre Schutzwirkung hin untersucht werden. «Unterhalb des Grüebugletschers im Einzugsgebiet des Fellbachs gibt es mehrere Gletscherseen und sehr viel Geschiebematerial. Das Wasser aus den Gletscherseen, zusammen mit Niederschlägen und den enormen Geschiebemengen, zeigt eine grosse Dynamik und birgt bei einem Ereignis eine entsprechend grosse ­Gefahr», erklärt Bachmann. Wenn die Geschiebemobilisierung durch starke Regenfälle oder einen Gletscherseeausbruch erfolgt, können sich im Fellbach in kürzester Zeit grosse Murgänge ereignen. «Indem wir unterschiedlich zusammengesetzte Murgänge im Labor nachbilden, können wir Schutzbauwerke testen und Empfehlungen für die Gemeinde erarbeiten», sagt Bachmann. Die Daten für den Modellbau wurden unter anderem mit Drohnen und GPS direkt vor Ort aufgenommen, im Computer in Pläne verwandelt und schliesslich im ­Labor möglichst exakt nachgebaut. Dieser hohe Detailgrad erlaubt Versuche, bei welchen vorhergesagt ­werden kann, wie sich der Fellbach bei verschiedenen Murgangzusammensetzungen verhält. (MEW) —

Kontakt zur Projektverantwortlichen: Andrea-Kristin Bachmann, IBU Institut für Bau und Umwelt, andrea-kristin.bachmann@hsr.ch


HSR Magazin 2 / 2019

34

Biodiversität und Ökologie in der Lehre Die Themen Biodiversität und Ökologie wurden in den letzten Jahren im Studien­gang Landschaftsarchitektur der HSR Rapperswil weiterentwickelt und gestärkt. Mit einer Studiengangreform reagiert die HSR auf die wachsende ­Bedeutung ökologischer Themen wie Artensterben, Nachhaltigkeit und Klimakrise im Berufsalltag der Landschaftsarchitektinnen.

Vielseitig: Die Bepflanzung auf dem HSR Campus ist nicht nur schön, sondern dient dem Studiengang Landschaftsarchitektur auch als wichtiges ­Lehrmittel für die­ Studierenden.

Im Anthropozän, also dem Zeitalter der Menschen, ist die ökologische Perspektive zentral für alle Arbeitsbereiche der Landschaftsarchitektur: Landschafts- und Freiraumplanung, Entwurf sowie Garten- und Landschaftsbau. Die Grenzen zwischen natürlichen und vom Menschen beeinflussten Räumen verschwinden. Damit wird jede gestalterische Aufgabe auch zu einer ökologischen und jede ökologische Aufgabe auch zu einer gestalterischen. Solide naturwissenschaftliche Grundkenntnisse Ohne Fachwissen in Bodenkunde, Botanik, Ökologie, Vegetationskunde und Tierökologie ist keine gute Landschaftsarchitektur möglich. Deshalb verbringen

die Dozierenden der HSR viel Zeit im Feld mit den ­Studierenden: im Hochmoor, im Stadt-Ökosystem sowie in den Alpen und auf dem Gelände des HSR Campus in Rapperswil. Dieses wurde in ein Freiraumlabor ver­wandelt. Zierpflanzen und Wildpflanzen wachsen gemeinsam in Pflanzengemeinschaften. Totholz, Sand­ flächen und ein Wildbienenhotel bieten Tieren einen Lebensraum. Auf das Dach eines HSR Gebäudes wurden brütende Flussseeschwalben angelockt. Draussen vernetzen die Studierenden ihr Wissen und skizzieren. So lernen sie, die Landschaft zu lesen. Die Prinzipien des ökologischen Designs werden dann bei gemein­ samen Projekten angewandt: Stadtklima kühlen,


HSR Magazin 2 / 2019

35 ­ asserkreisläufe schliessen, Böden erhalten und Bio­ W diversität fördern.

Unterricht in der ­Realität: Exkursionen wie hier im Engadin ­regen Kopf und Sinne an und geben den ­Dozierenden und den Studierenden die perfekte Kulisse für eine praxisnahe Ausbildung in der realen Natur.

Vernetztes Denken Ein Beispiel für das Lehren von vernetztem Denken stellt eine Arbeitswoche des Studiengangs Landschaftsarchitektur im Engadin dar, die Dozierende aus Ökologie und Pflanzenverwendung gemeinsam unterrichten. In den traditionellen Terrassenlandschaften des Unterengadins sucht die Gruppe Arkadien, im Morteratschtal drängt sich die Frage auf, was von der sinnlichen Erfahrung des einst dominanten Gletschers noch geblieben ist. In den Schotterfeldern des Gletschervorfelds diskutieren die Studierenden die gekonnte Anordnung von Gesteinen im Steingarten, während anhand der Alpenpflanzen die Bedeutung von standortgerechter Pflanzung, Konkurrenz, Ökotypen und Sorten für stabile Staudenmisch-

pflanzungen erarbeitet wird. Im Alpinum auf der Schatzalp lässt sich die globale Vielfalt der Alpenpflanzen entdecken. Diskussionen darüber, wie Klimazonen und Biogeografie eine Orientierungshilfe für die Pflanzenverwendung bieten, runden die Exkursion ab. Die Summe dieser Erfahrungen und Diskussionen in der ­Natur übertrifft die Lehre im Vorlesungssaal bei weitem. Biodiversität als Gestaltungsprinzip Das Abschlussmodul des Ökologieunterrichts ist nach den Prinzipien des Design Thinking organisiert. Während eines Besuchs auf einem Permakulturhof arbeiten die ­ ­Studierenden mit Expertinnen und Experten des sozialen Designs der Zürcher Hochschule der Künste zusammen. So lernen die Studierenden Innovationstechniken, die der Natur ebenso wie der Landschaftsarchitektur eigen sind. Das Potenzial eines konkreten, ökologischen und sozialen Ortes für die Selbstversorgung wird so vor Ort erlebbar. Gesellschaftliche Veränderungsprozesse werden ebenso diskutiert wie mögliche Lösungen, die auf den Prinzipien der Biodiversität basieren: Bricolage, Experiment, Vielfalt, Kooperation und Systemdenken. Die so weiterentwickelte Ausbildung der Landschafts­ architektinnen und Landschaftsarchitekten an der HSR soll sicherstellen, dass die Absolvierenden nach ihrem ­Abschluss mit einem Blick für ökologische Zusammenhänge Projekte planen und vorantreiben können. Es geht um Projekte, die teilweise über Jahrzehnte das Leben und Erleben in und um menschliche Siedlungsräume prägen werden. (KUC/MEW) — Kontakt zu den Modul-Verantwortlichen: Prof. Dr. Christoph Küffer, Professor für Siedlungsökologie, christoph.kueffer@hsr.ch Prof. Dr. Jasmin Joshi, Professorin für Landschaftsökologie, jasmin.joshi@hsr.ch Prof. Mark Krieger, Professor für Pflanzenverwendung in der Landschaftsarchitektur, mark.krieger@hsr.ch

WAS IST BIODIVERSITÄT? Biodiversität umfasst die Vielfalt der Gene, Arten, ökolo­ gischen Interaktionen, Lebensräume und Natur-Mensch-­ Beziehungen. Hinter jeder dieser fünf Komponenten steht eine Frage: • Wie kann die Evolution als natürlicher Innovationsprozess gesichert werden? • Mit wie vielen anderen Arten gelingt uns ein langfristiges Zusammenleben? • Wie können wir die Innovationen und Designprinzipien der Natur nutzen, um eine nachhaltige Landnutzung zu sichern? • Wie integrieren wir ökologische Prozesse und Muster in die Gestaltung von attraktiven Landschaften? • Durch welche Nutzungen, Geschichten, Werthaltungen und subjektivn Empfindungen bauen wir mit anderen ­Lebewesen und der Ökologie eines Ortes eine Beziehung auf? Studierende der Landschaftsarchitektur lernen an der HSR, diese fünf Fragen kompetent und kreativ in ihren Planungsund Entwurfsprojekten zu bearbeiten.


HSR Magazin 2 / 2019

36

«Fehler sind erlaubt, solange man etwas daraus lernt» Nach seiner Lehre als Elektroniker in St. Gallen suchte Flurin Looser nach einer Möglichkeit, sein Wissen zu vertiefen. An der HSR absolvierte er ein Elektrotechnikstudium, arbeitete anschliessend drei Jahre als Forscher und schloss ein Masterstudium ab. Heute leitet er bei Sensirion ein Team in der Hardware-Entwicklung und blickt für das HSR Magazin auf seine bisherige Laufbahn zurück. Die erste Vorlesung an der HSR hat Flurin Looser bis heute nicht vergessen. Wegen des Militärdienstes stieg er drei Wochen zu spät ins Elektrotechnikstudium ein: «Gleich in der ersten Lektion war ich mit einer Situation konfrontiert, die ich aus der Schule nicht kannte. Ein ­Mathematik-Professor schrieb Formeln an die Tafel, ohne dabei viele Worte zu verlieren – da merkte ich, dass ich den Start total verpasst hatte», sagt Looser. Entmutigt hat ihn das aber nicht. Der Rückstand im Stoff war schnell aufgeholt und nach drei Jahren hatte Looser den Elektrotechnik-Bachelor in der Tasche. Heute treibt er als Teamleiter in der Hardware-Entwicklung beim Hersteller für digitale Umweltund Durchflusssensoren Sensirion die neuesten Sensor­ innovationen voran. HSR Absolvent Flurin Looser arbeitet heute als Teamleiter in der Hardware-Entwicklung bei Sensirion. Nach ­seinem HSR Bachelorstudium absolvierte er noch einen berufs­ begleitenden Master an der HSR.

Diplomarbeit über Hörgeräte in der digitalen Signal­verarbeitung Als persönliches Studiums-Highlight erinnert sich L­ ooser gern an sein drittes Studienjahr zurück. Durch die gewählte Vertiefung in der digitalen Signalverar­ beitung konnte er seine Diplomarbeit in Zusammen­arbeit mit dem Hörgerätehersteller Starkey in den USA schreiben. Gemeinsam mit Mitstudierenden arbeitete er dafür an einem Hörgeräteprojekt: Ein Hörgerät verschliesst den Gehörgang, was den unerwünschten Effekt mit sich bringt, dass der Körperschall nicht nach aussen entweicht. Dieser sogenannte Occlusion-Effekt sollte kompensiert werden, indem der Schall mit einem Mikrofon aufgenommen und eine Antiwelle mit einem Laut­ sprecher ausgesendet wird. Die dafür entwickelten


HSR Magazin 2 / 2019

37

­ lgo­rithmen funktionierten in der Simulation und wurA den schliesslich erfolgreich implementiert und getestet. Aus der Forschung in die Industrie Nach seinem Abschluss konnte Looser am ICOM Institut für Kommunikationssysteme der HSR als wissenschaft­ licher Mitarbeiter Ingenieurserfahrung sammeln und ­betreute verschiedene Forschungs- und Entwicklungsprojekte. In einem Projekt entstand dabei der erste Kontakt zu seinem heutigen Arbeitgeber Sensirion. Seine Laufbahn begann Looser in der Abteilung für Hardware- und Firmware-Entwicklung. Dabei konnte er seine technischen Fähigkeiten und Grundlagen aus dem Studium anwenden. Im Laufe der «Zu Beginn hat mich Sensirion Zeit war er an Projekten beteiligt, um Firmware zu schreiben oder aus technischer Sicht besonders Hardware für Testanlagen zu interessiert. Mittlerweile sind es ­designen. Solche Projekte erforandere Aspekte, die ich am Arbeits- dern die Zusammenarbeit von platz schätze – den Freiraum, das unterschiedlichen Gruppen wie der Software, ASIC (ChipentArbeitsklima und die Möglichkeit, wicklung) oder Produktion. Das zu gestalten.» Design von Testanlagen wird Flurin Looser, Sensirion schnell zu einer komplexen Aufgabe. Da die Entwicklung der Produktionsprozesse vielfach ­ parallel zur Entwicklung des Sensors verläuft, ist Flexibilität gefragt. Bereits eine kleine Änderung am Sensor kann grosse Auswirkungen auf die Testanlagen oder die Firmware haben. Die Fähigkeit aus dem Studium, mit der richtigen Methodik an eine Problemlösung heranzutreten, war Looser in solchen ­Situationen eine grosse Hilfe. Die Dynamik hin­gegen war neu. Das Ziel war nicht, das technische Maximum herauszu­ holen, sondern unter Zeitdruck und mit beschränkten Ressourcen flexible Lösungen zu entwickeln. Arbeitsplatz mit Perspektivwechsel Heute kann Looser als Teamleiter R&D Hardware auf die Entwicklung der nächsten Sensorgeneration Einfluss nehmen. Sein Fokus hat sich nach einigen Jahren als

E­ ntwickler verändert: «Zu Beginn hat mich Sensirion aus technischer Sicht besonders interessiert. Mittlerweile sind es andere Aspekte, die ich am Arbeitsplatz schätze: den Freiraum, das Arbeitsklima und die Möglichkeit, zu gestalten.» Als Teamleiter muss man zusätzlich zu den technischen Fähigkeiten auch Sozialkompetenzen besitzen. «Geht es bei Projekten nicht voran, liegt es oftmals an der Kommunikation, an falscher Prioritätensetzung oder mensch­ lichen Faktoren», sagt Looser. Um die Mitarbeitenden intrinsisch zu motivieren, versuche er jeweils, den Wert der Arbeit im grösseren Kontext aufzuzeigen oder einzelne Mitarbeitende individuell zu fördern. «Das Wichtigste ist, für alle eine Aufgabe zu finden, an der sie mit Herzblut arbeiten können.» Berufsbegleitende Weiterbildung Getrieben durch den Wunsch, sich auch ausserhalb der Firma weiterzuentwickeln, startete Looser vor zwei J­ahren ein Masterstudium und absolvierte berufsbegleitend den Master of Advanced Studies in Mikroelektronik und Sensorik. Das Sensorunternehmen unterstützt die Mitarbeitenden in der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung. Flurin Looser schätzt die Vorzüge seines Arbeitgebers: «Was mich persönlich bei der Arbeit motiviert, sind ­Herausforderungen. Ob diese nun technischer oder anderer Natur sind, ist mir persönlich nicht so wichtig. Bei Sensirion gibt es genau das, da die Firma stetig wächst und sich in neue Gebiete entwickelt. Die Firma ermutigt die Mitarbeitenden, etwas zu wagen und nach neuen ­Lösungen zu s­uchen. Fehler sind erlaubt, solange man etwas daraus lernt.» (ZVG)


"Bei BAUMANN kann ich viel bewegen." Stefan Huser

Product Engineering Bachelor of Science FHO in Mechanical Engineering

Problemlรถsung direkt an der Maschine

Internationale Kundenprojekte

Entwicklung

www.baumann-group.com

Inserat_HSR_BAUMANN_20170816.indd 1

16.08.2017 10:54:49

Wir such en: Business Specialis IT t


HSR Magazin 2 / 2019

39

AKTUELLES PREISE UND AUSZEICHNUNGEN

Gold, Silber und Bronze: HSR Studierende gewinnen Giardina-Wettbewerb Mit einem Projekt, das «den Zeitgeist trifft» gewinnen die beiden HSR Studierenden im Studiengang Landschaftsarchitektur Elisa Fomasi und Philipp Gassmann den Giardina-Wettbewerb 2019. Auch

Silber und Bronze gehen an HSR Studierende bzw. einen HSR Absolventen. Die Giardina verzaubert seit über 20 Jahren mit aussergewöhnlichen Pflanzenwelten. Die jährlich stattfin-

Elisa Fomasi und Philipp Gassmann gewinnen den Giardina-Wettbewerg 2019.

dende Gartenmesse zeigt Show­ gärten und Sonderschauen von unterschiedlichsten Spezialistinnen und Spezialisten der grünen Branche. Für die Giardina 2020 lässt der Veranstalter für einmal auch angehende Landschaftsarchitektinnen und -architekten mitreden. Die Siegerkonzepte des kürzlich ausgeschriebenen Ideenwettbewerbs werden voraussichtlich nächstes Jahr in der Messe Zürich in Oerlikon zu sehen sein. Eine achtköpfige Jury bewertete die 14 eingereichten Konzepte Ende Mai und entschied: Das Projekt «Alice in Wondercity» von den beiden HSR Landschaftsarchitektur-Studierenden Elisa Fomasi und Philipp Gassmann gewinnt den Wettbewerb. Das Projekt führe die Besucher in eine bunte, urbane Welt, so die Jury. «Das

Projekt trifft den Zeitgeist und nimmt einen realen Trend auf, der künftig der grünen Branche viel Know-how und Innovation abverlangt», schreibt sie in der Bewertung. Auch die beiden anderen Podestplätze sind von HSRlern besetzt. Über die Silbermedaille darf sich ein HSR Absolvent freuen: Mit dem Konzept «GARTEN haus – haus GARTEN» überzeugte Pascal Eberle, Landschaftsarchitekt BSLA, die Fachjury. Der dritte Rang geht an die HSR Studierenden Bettina Rogenmoser, Jonas Mörgeli und Felix Greuter mit dem Projekt «Parapluie», das den Umgang mit Niederschlag rund ums Haus ins Zentrum rückt. (SUS)

Podestplatz für HSR Studierende im Schlaun-Wettbewerb 2019 Felix Greuter, Jonas Mörgeli und Gina Studer, Bachelorstudierende im Studiengang Landschaftsarchitektur, gewinnen im diesjährigen Schlaun-Wettbewerb in der Kategorie Städtebau und Landschaftsplanung den 2. Preis. Wir gratulieren. Der Wettbewerbsbeitrag «Metamorph-Stadtentwicklung Paderborn Ost» der drei HSR Studierenden wurde für den prozesshaften Ansatz und die stimmige Anordnung der Quartiere durch markante Gebäude und jeweils zugehörige Quartiersplätze gewürdigt. Wichtige Nutzungen wie Universität, Verwaltung, Wohnen und Mobilität seien funk­ tional und harmonisch in das Konver­ sionsgebiet eingelegt, heisst es in der Bewertung. «Das Konzept lässt genügend Raum für zukünftige Entwicklungen und für die Integration sich verändernder Bedürfnisse. Ein Grüngürtel fasst das gesamte Gebiet und bietet damit ausreichend neuen Freiraum, Erholungsorte, Verflechtung und Erkennung», lobte das Preisgericht. Wir

gratulieren Felix Greuter, Jonas Mörgeli und Gina ­Studer herzlich. Aufgabe im diesjährigen 8. SchlaunWettbewerb war es, ein Areal im Bezirk Detmold, Nordrhein-Westfalen, zukunftsfähig und nachhaltig zu gestalten. Grosse Flächen der Region sind zuvor vom Militär genutzt worden und abgeschottet gewesen. Zudem ist der Bezirk geprägt durch Herausforde-

rungen wie demografischen Wandel, eine veränderte Sozialstruktur, ein verändertes Mobilitätsverhalten sowie mehr und mehr auch durch das Bewusstsein, mit der Umwelt schonend umzugehen. Die Wettbewerber sollten ein lebendiges Stadtquartier entwerfen, das diese Kriterien berücksichtigt, zur Verbesserung der Nutzungs- und ­Erlebnisvielfalt des urbanen Raums

Auf dem zweiten Platz im Schlaun-Wettbewerb 2019: Jonas Mörgeli, Felix Greuter und Gina Studer (v.l.n.r.).

beiträgt und die soziale Kommuni­ kation der Bewohnerinnen und Bewohner sowie der verschiedenen Nutzergruppen untereinander fördert. Der Wettbewerb Das Schlaun-Forum lobt seit 2011/ 2012 jährlich Schlaun-Wett­bewerbe als Ideenwettbewerbe in NordrheinWestfalen aus. Mit dieser Initiative beabsichtigt das Schlaun-Forum, die Infrastruktur in NRW zu fördern und der Bedrohung einer sich verstärkenden Unwirtlichkeit unseres Lebensraums zu begegnen. Gleichzeitig hat sich das Schlaun-­ Forum die Förderung junger Planerinnen und Planer in den Fachgebieten Städtebau, Landschaftsplanung, Architektur und Bauingenieurwesen zur Aufgabe gestellt. Für zukunftsorientierte Planungs­ aufgaben sollen die Teilnehmenden einerseits innovative, nachhaltige Lösungen aufzeigen sowie andererseits mit ihren Lösungen den Stadt- und Landschaftsraum in NRW weiterentwickeln und gestalten. (SUS)


HSR Magazin 2 / 2019

40

AKTUELLES PREISE UND AUSZEICHNUNGEN

CS Award für Best Teaching für Bernhard Zgraggen Prof. Dr. Bernhard Zgraggen wurde an der HSR für seine herausragenden Leistungen als Hochschullehrer mit dem Credit Suisse Award for Best Teaching ausgezeichnet. Der Mathematikdozent wurde von Studierenden des Studiengangs Elektrotechnik nominiert, die ihn insbesondere als «Aktivator und struktur­gebenden Regisseur» schätzten. In ihrer Laudatio lobte die Jury-Vor­ sitzende Prof. Dr. Annette Verhein Zgraggens Fähigkeit, die trockene Materie der Mathematik anschaulich unter intensiver Beteiligung von Studierenden in den Vorlesungen und Übungen motivierend zu vermitteln. Massgebend sei dabei seine grosse

Erfahrung in der Anwendung verschiedener Lehrmethoden, die eine fassbare Atmosphäre der Wissbegierde erzeugten. Unter anderem rief Zgraggen die sogenannten Math­ MagicsWorkshops an der HSR ins ­Leben, in denen Studierende spielerisch Kartentricks lernen, die auf mathematischen Prinzipien gründen. Die Rektorin Prof. Dr. Margit Mönnecke strich die Bedeutung einer «guten Lehre» an der HSR heraus. Die Hochschule sei in der Wirtschaft und in der Gesellschaf für ihre herausragende Forschung und die Kompetenzen ihrer Absolvierenden geschätzt. Für einen nachhaltigen Fachkräfte-Nachwuchs sei die stete Weiterentwicklung einer exzellenten Lehre sehr wichtig. (SUS)

Prof. Dr. Bernhard Zgraggen hat den Best Teaching Award 2019 gewonnen.

CYBATHLON

Team HSR Enhanced gewinnt CYBATHLON Powered Wheelchair Series in Japan Pilot Florian Hauser manövrierte den Rennrollstuhl des Teams HSR Enhanced auf den ersten Platz der CYBATHLON Powered Wheelchair Series 2019, einem Rennen im Vorfeld des CYBATHLON 2020 – des Wettbewerbs der ETH Zürich, bei dem Menschen mit Behinderungen mit modernsten Assistenzsystemen neue Rekorde aufstellen. Das Team ruht sich aber nicht auf den verdienten Lorbeeren aus. Man werde sich auf die Verbesserung von Geschwindigkeit und Usability für Hauser konzentrieren, so Teamleiter Christian Bermes. Zwei Qualifikationsläufe galt es für Rennrollstuhl-Pilot Florian Hauser zu meistern, um ins Finale der Powered Wheelchair Series in Kawasaki, Japan, zu gelangen. Die Strategie des Teams: Lieber Zeit einbüssen, dafür Fehler vermeiden. «Ziel war es, mit Sicherheit alle Punkte zu holen. Die Zeit war auch ein Faktor, aber wir wussten, wenn wir alle Punkte holen, sind wir sicher im Finale», erzählt Teamleiter Christian Bermes, Professor für Mechatronik und cyberphysische Systeme an der HSR. Und so war es dann

sagt er und lacht. Nach einem Blick auf die Anzeigetafel war dann aber ­alles klar und die Freude im ganzen Team gross. Das Team HSR Enhanced gewann zu-

Team HSR Enhanced (Mitte) als Sieger auf dem Podest mit den Zweit- und Drittplatzierten.

auch. Als aber klar wurde, dass der Finalgegner Russland in den Qualifikationsläufen ebenfalls alle Punkte geholt hatte, musste das Team alles auf eine Karte setzen: «Unsere Finaltaktik war volles Risiko und volle Geschwindigkeit», so Bermes. Knapp, aber siegreich Das Finalrennen schien dementsprechend knapp auszufallen. Bei den ersten Hindernissen waren die beiden Rollstuhl-Piloten noch fast gleichauf. Die Treppe schaffte der HSR Enhanced-Pilot Hauser deutlich schneller als sein Konkurrent. Das automatisierte

Türöffnen und -schliessen, ein neues Hindernis seit dem letzten CYBATHLON, verlangte, so schien es, beiden alles ab. Am Ende fuhr Team Russland als Erstes über die Ziellinie. «Was wir nicht mitbekommen haben, ist, dass die Russen im allerersten Hindernis einen Fehler gefahren haben», erzählt Bermes. Dafür gab es Punktabzug. «Weder unser Pilot Florian Hauser noch ich haben das mitbekommen, also sind wir bis zum Ende voll durchgebrettert. Wir dachten bis ins Ziel, dass wir den zweiten Platz gemacht haben», so Bermes. «Wir haben dem russischen Team schon gratuliert»,

sammen mit Pilot Florian Hauser den ersten CYBATHLON, 2016 in Zürich Kloten, und will den Titel 2020 verteidigen. Die CYBATHLON Wheelchair Series sind eine von mehreren im Vorfeld des CYBATHLON 2020 stattfindenden Veranstaltungen, die jeweils eine der sechs CYBATHLON-Disziplinen in den Fokus rücken. Nach der Goldmedaille in Japan geht das Team HSR Enhanced in die Vorbereitungen für den Hauptwettbewerb 2020. Es gäbe noch viel zu tun, so Bermes, denn an den Wheelchair Series hätten sie schon viel gelernt. Viel Potenzial sieht er bei der Geschwindigkeit ihres Systems und bei der Usability für Pilot Hauser: «Unser Pilot muss momentan noch sehr viel umschalten, auf dem Smartphone zum Beispiel. Ihm können wir die Arbeit sicher noch erleichtern», so Bermes. (SUS) Der CYBATHLON 2020 findet am 2. und 3. Mai 2020 in der SWISS Arena in Kloten statt.


HSR Magazin 2 / 2019

41

AKTUELLES PREISE UND AUSZEICHNUNGEN

Goldmedaille für HSR Elektrotechnik-Student an den World Skills Das SwissSkills-Team gewinnt an den Berufsmeisterschaften in Kazan, Russland, 16 Medaillen und 5 Weltmeistertitel. HSR Student Florian Baumgartner er­ arbeitete sich Gold in der Kategorie Elektroniker. Zur Teilnahme an den SwissSkills habe ihn sein ehemaliger Lehr­ meister gebracht, berichtete uns Florian Baumgartner im vergangenen Herbst. Seine hervorragenden beruflichen Fähigkeiten brachten ihm danach tatsächlich den Sieg in der Kategorie Elektroniker ein. Mit dem Schweizer Meistertitel folgte die Einladung zu den Berufs-Weltmeisterschaften in Kazan und eine anspruchsvolle Vor-

Arbeiten schreiben und für Prüfungen lernen. Der Aufwand hat sich gelohnt. Florian Baumgartner wurde an den WorldSkills 2019 zum Weltmeister in der Kategorie Elektroniker gekürt. 1600 junge Berufsleute aus 63 Nationen hatten sich an den WorldSkills in 56 verschiedenen Berufen gemessen. Im gewichteten Nationenranking schaffte es die Schweiz als beste ­europäische Nation auf den dritten Platz, knapp hinter China und Korea. Florian Baumgartner hat Grund zur Freude: Er ist Elektroniker-Weltmeister 2019.

bereitungszeit mit dem SwissSkillsTeam. Zeitgleich startete Baumgartner sein Elektrotechnikstudium an

der HSR. Ein Jahr lang hiess es für ihn: üben, an Team-Weekends teilnehmen, Vorlesungen besuchen,

Wir gratulieren Florian Baumgartner und dem ganzen SwissSkills-Team herzlich. (SUS)

WEITERENTWICKLUNG

Mit Deep Learning die Bergrettung optimieren Ob bei Wander-, Ski- oder Kletter­ unfällen: In der alpinen Rettung können Minuten über Leben oder Tod entscheiden. Zwei HSR Informatikstudenten haben sich deshalb zum Ziel gesetzt, die Videoanalyse von Rettungsdrohnen zu automatisieren und damit Rettungseinsätze zu beschleunigen. In der alpinen Rettung kommt es zu Situationen, in denen die Retter mit den herkömmlichen Suchmethoden wie Hunden oder Helikoptern wetter- oder geländeabhängig an ihre Grenzen stossen. Die Bergretter erhalten deshalb neuerdings Unterstützung aus der Luft: Rettungsdrohnen zeichnen während des Flugs Videos auf, die anschliessend von mehreren Bergrettern auf einem Bildschirm angeschaut werden. Die Retter finden so Personen oder Objekte, die einen Hinweis auf das ­Verbleiben einer vermissten Person geben können. Dieser manuelle Prozess ist allerdings anstrengend und zeitaufwendig. In ihrer Bachelorarbeit im Studiengang Informatik versuchten Cyrill Hänni und Dominik Kessler heraus­ zufinden, ob dieser Prozess mit Soft-

ware unterstützt bzw. automatisiert werden kann. Live-Analyse beim Fliegen Dazu setzten sie das sogenannte «Deep Learning» ein, eine Methode des maschinellen Lernens. Basierend auf gestellten Videos, welche die ­beiden HSR Studenten mit Hilfe von Projektpartnern aufgenommen hatten, trainierten sie mit Deep Learning ein Modell, das auf die Erkennung der gesuchten Personen und Objekte spezialisiert ist. Dieses Modell kam nicht nur in der macOS-Applikation zum Einsatz, die beiden Studenten integrierten es zusätzlich in einer ­ iOS-App. So kann während des ­ ­Drohnen-Flugs der Live-Videostream analysiert werden und dem Piloten werden in Echtzeit Hinweise zu vermissten Personen angezeigt. «Wir konnten eine macOS-Applikation entwickeln, die die Objekte mit Hilfe von Deep Learning findet», ­schreiben die beiden Informatikstudenten im Abstract zu ihrer Arbeit. «Zusätzlich wurde die bestehende iOS Applikation, welche zur Kontrolle des Drohnenflugs eingesetzt wird, so erweitert, dass der Livestream der ­

Das Studierendenteam verfolgt den Drohnenflug auf dem Display.

Drohne in Echtzeit analysiert werden kann.» Die macOS-Anwendung durchsucht Videodateien und zeigt dem Benutzer übersichtlich an, wo im Video etwas erkannt wurde. Hänni und Kessler haben somit bewiesen,

überzeugt. Die Projektpartner und Betreuer Prof. Dr. Farhad Mehta ­arbeiten bereits an Ideen für weitere Arbeiten, die von Studierenden durchgeführt werden können. Projektpartner waren die Namics AG

dass es möglich ist, Objekte und ­Personen innerhalb einer nützlichen Frist in Videodateien zu finden.

und Beutler-Coaching. Das Projekt wurde von Prof. Dr. Farhad Mehta ­betreut und von den beiden HSR Informatikstudenten Cyrill Hänni und Dominik Kessler umgesetzt. (SUS)

Weiterentwicklung geplant «Diese Neuerungen werden den ­Einsatz der Rettungsdrohnen optimieren», sind die beiden Studenten


HSR Magazin 2 / 2019

42

AKTUELLES SWISSCLEANTECH

E-Fahrzeuge bringen nur etwas, wenn sie mit sauberem Strom fahren: Swisscleantech-Sommeranlass an der HSR «Die Zeit ist reif für Sonnenenergie»: Bundesrätin und UVEK-Vorsteherin Simonetta Sommaruga äusserte sich an der Fachveranstaltung im Juni 2019 an der HSR erstmals öffentlich zu Chancen und Herausforderungen im Klimaschutz für die Schweiz. Sie sieht eine Partnerschaft zwischen Bund, Wirtschaft und Forschung als Schlüssel für die Energiewende. Bis 2050 soll die Energieversorgung in der Schweiz vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Schlüsseltechnologien dafür werden an der HSR entwickelt. Drei Vorträge an der Veranstaltung «Energiezukunft jetzt!», die der Branchenverband Swisscleantech zusammen mit der HSR durchführte, lieferten Einsichten dazu, wie Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammen eine

s­ tärken den Werkplatz Schweiz», so Sommaruga. Milliarden von Franken würden heute in die Ölstaaten ge-

CO2-neutrale Energieversorgung voranbringen können. Simonetta Sommaruga sprach sich in der Aula der HSR aus für zusätzliche Investitionen in die Sonnen- wie auch in die Windenergie und in die Wasserkraft. «So erhöhen wir die Versorgungssicherheit, tun etwas für das Klima und

schickt, dabei sollten wir dieses Geld bei uns investieren, das löse Investitionen aus und schaffe Arbeitsplätze in der Schweiz, so die Bundesrätin. Gleichzeitig sende dies das richtige ­Signal aus an Unternehmerinnen und Unternehmer. Nämlich, dass die Schweiz auf ihr Know-how anstatt auf ausländisches Öl setzt. In Bezug auf die Versorgungssicherheit lägen die Antworten für sie auf der Hand, sagte sie. Mit dem Ja zur Energiestrategie 2050 habe die Bevölkerung dem Bundesrat den Auftrag gegeben, das riesige Potenzial der erneuerbaren Energien auszuschöpfen. Die Wasserkraft soll das Rückgrat unserer Versorgung sein, ­ergänzt durch Wind und Solar. Sie sei gespannt, welche Impulse von der

Stromwirtschaft kämen. Auch zur ­Klimapolitik äusserte sich die UVEKVorsteherin. Immer mehr Menschen würden auf E-Autos umsteigen und sich für Wasserstoff-Lastwagen interessieren. «Unter dem Strich bringt diese Entwicklung nur dann etwas, wenn die E-Fahrzeuge mit sauberem Strom fahren», so Sommaruga. «Wenn wir Wasserstoff-LKWs wollen, dann müssen wir genügend sauberen Strom produzieren. Ein Ja zu solchen Fahrzeugen ist deshalb auch ein Ja zur Förderung von erneuer­ baren Energien.» Swisscleantech ist ein branchenübergreifender Wirtschaftsverband, der Innovation fördert und sich für poli­ tische Regeln einsetzt, die eine nachhaltige Wirtschaft voranbringen. (SUS)

„Bei uns entstehen aus innovativen Ideen marktfähige Lösungen.“ Sara Olibet, R&D MEMS Engineer

Become Part of the Sensirion Success Story. Bei Sensirion haben innovative Persönlichkeiten die Chance, in einem menschlich geführten Unternehmen Spitzenleistungen zu erzielen. Wollen Sie sich neuen Herausforderungen stellen? Dann sind Sie hier richtig. Gestaltungsspielraum, Internationalität, Trends und neue Technologien – die Arbeit bei Sensirion ist vielseitig und abwechslungsreich und das Arbeitsum-

feld kreativ und interdisziplinär. Bei Sensirion arbeiten Sie an Innovationen von morgen. Sie realisieren verrückte Projekte, treiben neuartige Entwicklungen voran und leisten mit Ihrem Team Bedeutendes für die Welt. Schreiben Sie Ihre eigenen Kapitel der Sensirion Erfolgsgeschichte und übernehmen Sie von Beginn an Verantwortung in Projekten.

www.sensirion.com/career Sensirion_AZ_NTB Folio_quer_Girl_DEU_192x133_2019_10_RZ.indd 1

18.09.19 13:51


HSR Magazin 2 / 2019

43

AKTUELLES MIT MACHINE LEARNING WARTUNGEN PLANEN

Ein Laser sieht Schäden, bevor sie entstehen Gemeinsam mit der FHS St. Gallen und mehreren Wirtschaftspartnern hat die HSR für die Schweizerische Post ein System erforscht, das Wartungen in den Paketzentren organisiert, bevor es Ausfälle gibt. Ohne Kippschalen-Sorter läuft in den Paketzentren der Schweizerischen Post wenig. Die mechanischen Wagen transportieren die ankommenden ­Pakete und kippen sie voll­automatisiert in die richtigen Aus­gabestationen. Sie sind dafür v­ erantwortlich, dass jedes Paket in die richtige Postleitzahlenregion kommt. Fällt einer der Wagen aus, steht das ganze Paketzentrum still, bis der Schaden behoben ist. Damit das nicht mehr passieren kann, hat die Schweizerische Post eine Lösung gesucht. Zusammen mit dem ILT Institut für Laborautomation und ­ ­Mechatronik der HSR sowie der FHS,

LeanBI, der Küffer Elektro-Technik AG, der Automation + Controlsystem ACS AG sowie der Neratec Solutions AG wurde vor kurzem das gemeinsame Projekt abgeschlossen. Laser als beste Lösung Als beste Lösung hat sich die optische Analyse der Kippschalen-Sorter herausgestellt: Mit einem Lasersystem wird jeder Wagen bei jeder Umrundung im Paketzentrum gescannt. ­Andere Ansätze wie etwa die Überwachung durch Vibrationsmessung oder thermische Sensoren wurden im Projektverlauf zugunsten der besseren Aussagekraft der Laser-Daten ver­ worfen. «Mit den Laser-Daten k­ önnen kleinste geometrische Veränderungen optisch erkannt werden, etwa am Fahrwerk», erklärt Projekt­leiter Ben­ jamin Eggimann vom ILT. ­ Ergänzt ­werden die Daten durch akustische

Diese Kippschalen-Sorter transportieren Pakete in den Paketzentren und müssen regelmässig gewartet werden – ein Schaden kann das ganze Paketzentrum lahmlegen.

Messungen für Bereiche, die ­ via­ Laser unerreichbar sind. Die Daten aus der Laser-Triangulation und der Akustikmessung werden abgespeichert und mit Machine-Learning-­ Methoden analysiert. Das System schlägt dann aufgrund der Daten ­Wartungstermine für einzelne Wagen vor. So können in den meisten Fällen Schäden präventiv verhindert werden, bevor ein Ausfall die Auslieferung von

Paketen verzögert. Im Verlauf des ­Projekts habe sich g ­ ezeigt, dass das System immer weiter im Voraus er­ kennen könne, wann ein Teil oder ein gesamter ­ Wagen gewartet werden müsse, so Eggimann. Das Ziel eines derzeit in A ­ bklärung befindlichen Folgeprojekts ist es, die Daten live auszuwerten und so auch auf kurzfristige Veränderungen an einzelnen Wagen reagieren zu können. (MEW)

Das Ergebnis einer Informatik-­ Bachelorarbeit aus dem Jahr 2017 an der HSR wird heute beim Versandhändler Amazon eingesetzt. Nun revanchiert sich Amazon ­finanziell beim Stu­diengang. Das Geld soll für w ­ eitere Infor­ matik-Bachelor­arbeiten verwen­ det werden. Beim Programmieren behelfen sich Informatikingenieure gern mit sogenannten IDEs, Integrated Development Environment. Das sind Programmier-Oberflächen, die durch verschiedene Funktionen die Arbeit im Code strukturierter ermöglichen –   ähnlich, wie Text-Verarbeitungsprogramme das Schreiben erleichtern. Die beiden HSR Absolventen Rafael Krucker und Markus Schaden haben eine solche IDE für die Programmiersprache Dafny entwickelt. Dafny ist unter den Programmiersprachen eine Besonderheit, weil sie bereits während des Programmierens die Veri­fikation des Codes ermöglicht. «Bei den meisten anderen

Sprachen ist die Verifikation ein nachgelagerter Gedanke. Deshalb wird Dafny vor ­ allem dort eingesetzt, wo eine sehr hohe Korrektheit im Code notwendig ist», erklärt Prof. Dr. Farhad Mehta, der die Bachelorarbeit betreut hat. Unterdessen nutzen mehr als 40 Univer­ sitäten weltweilt die Software. Preisgeld für die Informatik Amazon setzt die IDE für seine Web Services wie die Cloud-Dienste ein. «In den Cloud Services passieren viele komplexe Prozesse, da will man sicher sein, dass keine Fehler passieren», sagt Mehta. Weil die Programmier-Oberfläche der HSR Studenten dieses Ziel unterstützt, hat Amazon den Studiengang Informatik mit einem Preis ausgezeichnet. Die rund 20 000 Franken werden laut Mehta in den kommenden Jahren zweckgebunden eingesetzt, um die Ausbildung im Bereich Software Engineering an der HSR kon­ tinuierlich zu verbessern. (MEW)

Entwicklungsingenieur

Studentenjob

Vollzeit

Neuer Job? Softwareingenieur Projektleiter

Semesterjob

Programmier-Cockpit für Amazon entwickelt

Elektroingenieur

PREIS FÜR DEN STUDIENGANG INFORMATIK

Ingenieur

Ferienjob

Teilzeit Temporärjob

techexperts4you ag · info@te4y.com www.te4y.com


HSR Magazin 2 / 2019

44

AKTUELLES NEUES BUCH

NEUE PROFESSUR

Lesewanderbuch «Alpenwanderer»

Gunnar Heipp, Professor für Verkehrsplanung

800 Kilometer, 119 Tage und zwei Paar Wanderschuhe – der Leiter des ILF wanderte im Sommer 2017 gemeinsam mit Fachleuten von Wien nach Nizza. Whatsalp, so der Name des Projekts, war aber deutlich mehr als eine Weitwanderung. So ging es bei der Reise darum, den Zustand der Alpen zu erkunden. Siegrist und seine Mitwandernden sprachen mit Alpenbewohnern, sie diskutierten mit ­ Umweltaktivistinnen, trafen Tourismusmanager und befragten Forscherkollegen. Immer wieder ging es um die Fragen: Müssen Natur und Tourismus Gegensätze sein? Wie lässt sich die Zerstörung des Alpenraums durch Verkehr und Klimawandel aufhalten? Haben junge Menschen noch eine Zukunft in ihrer Heimat? «Alpenwanderer» ist Ausdruck einer grossen Liebe, ein stilles Manifest für den Lebens- und Naturraum Alpen.

Per 1. August 2019 hat Prof. Gunnar Heipp die Nachfolge von Prof. Klaus Zweibrücken übernommen, der im Oktober 2019 in den verdienten Ruhestand verabschiedet wurde. Gunnar Heipp wird neben seiner Tätigkeit im Studiengang Stadt-, Verkehrs- und Raum­ planung als Institutspartner im IRAP Institut für Raumentwicklung der HSR in der angewandten Forschung und Entwicklung arbeiten. Zusätzlich zeichnet sich Heipp für einige Veranstaltungen im Studiengang Bauingenieurwesen verantwortlich und wird im Kompetenzzentrum Fuss- und Veloverkehr des IRAP als Partner tätig sein.

Dominik Siegrist (2019). Alpenwanderer – Eine dokumentarische Fußreise von Wien nach Nizza. Haupt Verlag, Bern. 232 Seiten, durchgehend farbige Abbildungen. Erhältlich im Buchhandel für CHF 29.– ISBN 978-3-258-08122-9.

Ausbildung und Laufbahn Er studierte an den technischen Universitäten Karlsruhe (Deutschland) und Trondheim (Norwegen) Bau­

ingenieurwesen mit Schwerpunkt Raum- und Verkehrsplanung sowie Architektur, Regionalplanung und Verkehrsökonomie. Ausserdem absolvierte er an der St. Gallen Business School Weiterbildungen in General Management und Finanzen. Zuletzt arbeitete Heipp als selbstständiger Berater und führte unter anderem in Bordeaux, Berlin, Helsinki, München, Halle, Dresden, Basel und Paris verschiedene Beratungsmandate. Zuvor arbeitete Heipp zwischen 2002 und 2017 in verschiedenen Positionen bei der MVG Münchner Verkehrsgesellschaft mbH, wo er als letztes Grossprojekt ein 12 Millionen Euro schweres Forschungsprojekt zum autonomen Fahren und dessen Bedeutung für die Städte startete. Sein 50-köpfiges Team war unter anderem auch für die Forschungs- und Entwicklungsprojekte der MVG verantwortlich und in der Verantwortung für Infrastrukturplanung und Architektur.

PENSIONIERUNGEN

Prof. Dr. Peter Heinzmann, Professor für Informationssicherheit und Computernetze

Prof. Jürg Meier Professor für Anlagen- und Systemtechnik

Bereits als Assistent am Institut für Kommunikationstechnik an der ETHZ Mitte der 80er Jahre nimmt Peter Heinzmann Lehraufträge in der Elektrotechnik an der HSR an. Nach seiner Promotion und Forschungsarbeit am IBM Research Laboratory wechselt er 1991 zur HSR und unterrichtet ein neues Fach: Nachrichtentechnik mit Schwerpunkt Nachrichtensysteme und Computernetze. Peter Heinzmann setzt sich für eine zeitgemässe Ausbildung der Studie-

Jürg Meier trat am 1.10.1999 als Professor für Anlagenund Systemtechnik im Studiengang Maschinenbau, heute Maschinentechnik | Innovation, ein. 20 Jahre später verabschiedet die HSR ihn in den verdienten Ruhestand und wünscht ihm alles Gute. Meier kam 1999 mit einem breiten Erfahrungsschatz an die HSR. Er hatte sich bereits in Kanada und Zürich intensiv mit hydraulischen Maschinen und Wasserturbinen beschäftigt und diese etwa bei Sulzer weiterentwickelt sowie Seilbahnen und Spezialmaschi-

renden auf hohem Niveau ein und ­initiiert den Studiengang Informatik mit: Dieser startet 1996. Unter seiner Leitung wird das Kompetenzzentrum für Internet-Technologien und -Anwendungen etabliert, später bekannt

als ITA, heute INS Institute for Networked Solutions. Mit Peter Heinzmann verlässt eine Persönlichkeit die HSR, die sich sehr um den Ruf der HSR und v.a. des Studiengangs Informatik verdient gemacht hat. Er ist ein gefragter Experte in den Medien und wird in mehr als 30 Beiträgen im Fernsehen und Radio zu Themen wie Internet, Internetsicherheit oder Mobilfunk-Performance interviewt. Zu sehen und zu hören ist er in Sendungen wie «Kassensturz», «Einstein», «Frontal 21» oder «10 vor 10». Die über 100 Fachvorträge sowie über 70 Veröffentlichungen der letzten 20 Jahre zeigen seine beeindruckende Fachexpertise. Wir danken Peter Heinzmann für den dedizierten Einsatz der vergangenen 28 Jahre, der immer zum Renommee der HSR und des Studiengangs Informatik beigetragen hat. (TSE)

nen etwa für Kehrichtverbrennungsoder Fabrikationsanlagen realisiert. Mit dieser Vorgeschichte gründete er an der HSR das SITEC Institut für An­ lagen- und Sicherheitstechnik, wo er zusammen mit 5 Mitarbeitenden an

der Weiterentwicklung moderner Maschinen- und Kraftwerkstechnik ­ arbeitete. Auch seine Tätigkeit als Professor in der Ausbildung von ­ ­Maschinentechnik-Studierenden an der HSR hinterlässt Spuren. «Er hat mit seinen Studienarbeiten und Modulen auch das Profil Betrieb und Instandhaltung massgeblich geprägt. Ebenso haben zwei Generationen von Studierenden bei ihm die Grundlagen der Konstruktion im Maschinenbau lernen können – Meiers Sicht auf die Anlagentechnik und seine hohe Kompetenz in der Sicherheitstechnik hat die Ausbildung vieler Studierender geprägt», verabschiedet Hanspeter Gysin, Leiter Studiengang Maschinentechnik | Innovation Meier im Vorwort einer AbschiedsBroschüre, in der alle Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten unter Meiers Aufsicht zusammengefasst sind.


HSR Magazin 2 / 2019

45

AKTUELLES PENSIONIERUNG

HSR AGENDA

Prof. Klaus Zweibrücken, Professor für Verkehrsplanung

14.3.2020 HSR Infotag, Bachelorstudium Wie ist es, an der HSR zu studieren? Lernen Sie die Studiengänge kennen und machen Sie sich vor Ort selbst ein Bild von unserem Campus direkt am Zürichsee. Unsere Studierenden und Dozierenden zeigen Ihnen die Unterrichtsräume, Labors und Studios und erzählen Ihnen vom Studienalltag. Lassen Sie sich die Studien-Arbeiten unserer Studierenden zeigen oder schauen Sie ihnen beim Entwerfen über die Schulter. Die Studierenden beantworten Ihre Fragen aus erster Hand. www.hsr.ch/infotag

Nach 23 Jahren an der HSR verabschieden wir Klaus Zweibrücken. Er nahm seine ersten Lehraufträge ab Herbst 1996 noch am damaligen ITR Interkantonales Technikum Rapperswil wahr, bevor er per Oktober 1998 bei der Metron AG in Brugg ausschied und zum Professor für Verkehrsplanung gewählt wurde. In den letzten acht Jahren war er damit mit ­Abstand dienstältester Professor im Studiengang Stadt-, Verkehrs- und Raumplanung. Ganze Generation ausgebildet Die Anzahl an Lehrveranstaltungen und vor allem Diplom- und Bachelorarbeiten, die Klaus Zweibrücken in seinen Jahren an der HSR begleitet und betreut hat – und damit die Zahl junger Raumplanerinnen und Raum-

planer, deren fachliche wie auch ­ethische Haltung er geprägt hat, ist eindrücklich: Bezüglich der Anzahl Jahre kann man durchaus von einer ganzen Generation sprechen. Methodik bis heute aktuell Bis heute bewährt hat sich die Methodik, mit der Klaus Zweibrücken seit den 90er Jahren den Schwerpunkt der Verkehrsplanungs-Ausbildung massgeblich didaktisch aufgebaut hat. Sie wird von seinen jüngeren Kolleginnen und Kollegen im Bereich der Verkehrsplanung weiterentwickelt und damit weiterwirken. Es bleibt, Klaus vom gesamten Studiengang- und IRAP-Team alles Gute zu wünschen. Wir werden ihn als engagierten, hilfsbereiten und zuverlässigen Kollegen im Tagesgeschäft vermissen, aber ihn gern beim einen oder anderen IRAP oder HSR Anlass wieder begrüssen.

17.3.2020 MSE-Infoabend Die HSR präsentiert das vielfältige fachliche Angebot im Master of ­Science in Engineering (MSE). Interessierte erhalten Einblick in span-

nende Projekte und können in in­ dividuellen Gesprächen mehr über die Studienrichtungen im Master of ­Science in Engineering an der HSR erfahren. www.hsr.ch/mse 11.3.2020 bis 12.3.2020 Swiss Automation 2020 Die Swiss Automation 2020 bietet im Rahmen zweier Symposien praxisorientierte Fachvorträge, Ausstellungen innovativer Produkte ­sowie Networkinggelegenheiten innerhalb der Branche. Ausstelle und Sponsoren haben die Möglichkeit, sich für eines der beiden Symposien oder für beide zu registrieren. Detaillierte Daten: 11.3.2020: Symposium on Robotics and Industrial Automation 12.3.2020: Symposium on Lab Automation www.ilt.hsr.ch

IMPRESSUM HSR MAGAZIN 2/2019 Herausgeberin: HSR Kommunikation HSR Hochschule für Technik Rapperswil Oberseestrasse 10, 8640 Rapperswil Telefon 055 222 49 82, magazin@hsr.ch www.hsr.ch/magazin Redaktion: (TSE): Eva Tschudi (Chefredaktion) (MEW): Willi Meissner (Projektleitung) (SUS): Sabrina Süzen (FMA): Prof. Dr. Markus Friedl (KUC): Prof. Dr. Christoph Küffer (ZVG): zur Verfügung gestellt Anzeigenverkauf Schweiz: Somedia Promotion Zwinglistrasse 6, 8650 Glarus Telefon +41 55 645 38 88 glarus.inserate@somedia.ch, www.somedia.ch Fotos/Bilder/Grafiken: Titelbild: HSR / Urs Matter Cartoon, S. 5: Tobias Leuenberger S. 7: Annick Ramp

S. 8: Quellen: Endenergieverbrauch und die Verteilung auf die Energieträger aus BFE «Gesamt­ energiestatistik 2018», erschienen im Juli 2019, VSG-Jahresstatistik Ausgabe 2018, erschienen im November 2018, Zahlen zum Liefermix 2017 der Elektrizität aus Medienmitteilung BFE, 5. April 2019, Energieinhalt der chemischen Energie­ träger angegeben in Heizwert. Weil der Liefermix der Elektrizität für das Jahr 2018 noch nicht ver­öffentlich wurde, wurden hier Zahlen für das Jahr 2017 gezeigt. S. 10/11, 19: HSR S. 11: sonnendach.ch S. 12/13, 14/15, 19, 32, 40: HSR / Urs Matter S. 17: iStock / Sergey Nivens S. 18, 20/21, 22, 33, 34, 35, 39, 40, 43, 44, 45: ZVG S. 19, 34/35: HSR S. 8, 23, 31: Regula Baldinger, regulabaldinger.ch S. 24/25: Georg Fischer Piping Systems S. 30/31: adnexo S. 36/37: Sensirion S. 41: Michael Zanghellini S. 41: Heinz Beutler S. 42: Damian Imhof S. 46: HSR / Sabrina Süzen

Layout: kommUnikate GmbH, Baden Druck: Spälti Druck AG, Glarus Copyright: Nachdruck auf Anfrage und mit Angabe der Quelle gestattet. Text- und Bildmaterial auf Anfrage. Belegexemplar nach Abdruck erbeten an magazin@hsr.ch per PDF. Externe Autoren: Copyright bei den Verfasserinnen und Verfassern. Auflage 9000 Exemplare.


HSR Magazin 2 / 2019

46

SPRUNGBRETT WALTER VETSCH, GRÜNDER DER VETSCHPARTNER LANDSCHAFTSARCHITEKTEN AG

arbeit verschiedener Berufskollegen zurückzuführen ist. Heute ist der Landschaftsarchitekt nicht mehr bloss ein Fachplaner der Architekten, der etwas Grün in den grauen Beton bringt. Er ist ein ebenbürtiger Partner, der bereits beim Konzept wertvolle Beiträge einbringen kann. Ich kenne keine seriösen Bebauungen mehr, wo kein Landschafts­ architekt bzw. keine Landschaftsarchitektin von Beginn weg dabei ist. Was mich trotzdem ab und zu stört, ist, wenn die Beiträge mancher Berufskollegen zu lediglich banalem Design verkommen. Gestaltung heisst Auseinandersetzung mit einem Thema, Lösungen anbieten, die durch Reduktion und intelligente Intervention etwas Einmaliges, Unaustauschbares für den jeweiligen Ort schaffen.

Alter: 68 Studienrichtung: Landschaftsarchitektur Studienabschluss: 1975 Heutige Funktion: Senior Consultant, Landschaftsarchitektur

Sie waren und sind massgeblich an grossen Projekten beteiligt, etwa an der Gestaltung des Zürcher Sechse­ läutenplatzes. Was bedeuten solche Projekte für Sie? Walter Vetsch: In erster Linie bedeuten solche Mammutprojekte viel Aufwand, Einsatz und Durchhaltewillen. Insbesondere beim Sechseläutenplatz war ­ meine Hauptaufgabe gewonnen, nachdem die Wettbewerbsidee im dreistufigen Wettbewerb mit über 180 internationalen Teilnehmerteams von allen Gremien akzeptiert und bewilligt worden war. Vom Wettbewerbserfolg bis zur Einweihung des gebauten Platzes dauerte es 14 Jahre und es kostete sehr viel Kraft und Überzeugung, dass das Werk heute so dasteht. Der Sechseläutenplatz dürfte ein Jahrhundertbauwerk sein, womit wir auch auf internationaler Ebene viel Lob erhalten haben. Sehr erfreulich ist dabei, dass sich sowohl die Fachwelt, die Politik als auch die benutzende Bevölkerung einig sind, dass es für alle Beteiligten gelungen ist, etwas Einmaliges für Zürich

und die Schweiz zu schaffen. Ich bin darum sehr stolz auf diesen Stadtplatz. Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf? Ich denke, es ist die Fülle der Themen, vom Städte­bau bis zur Botanik. Insbesondere die vielen Herausforderungen auf verschiedensten Ebenen. Es beginnt bei grossen Planungen – vor allem beim Städtebau als Vertreter der Freiräume in interdisziplinären Teams – und führt durch viele Zwischenstufen runter bis zur Stufe Objektplanung. Der gesamte botanische Reichtum, den wir in unserem Beruf antreffen, überrascht mich immer ­wieder aufs Neue. Diese Disziplin müssen wir besser beherrschen als jeder andere ­Gestalter oder jedes andere Teammitglied in unserem Berufsumfeld. Daneben liebe ich das Wettbewerbs- und Studienauftrags­ wesen sowohl als Teilnehmer wie auch als Preisrichter. Wie erleben Sie die Landschaftsarchitektur in der Schweiz im Wandel der Zeit? Die Landschaftsarchitektur in der Schweiz ist auf einem sehr hohen Niveau. Dies sieht man immer wieder bei international prämierten Wettbewerben, wo bei Schweizer Beteiligung diese meist unter den Preisträgern sind. Die Landschaftsarchitektur hat sich in den letzten 40 Jahren stark etabliert, was auch auf stete Hintergrund­

Was erwartet die Landschaftsarchitektur-Absolventinnen und -Absolventen von heute? Die Herausforderung für die neue Generation der Landschaftsarchitektinnen und -architekten von heute wird sein, auf immer kleineren und verdichteteren Räumen hohe Qualität hervorzubringen – insbesondere mittels geschickter Bepflanzungs­ kompositionen. Die neue Generation wird weniger gestalten, eher behüten oder gar verhindern und die Biodiversität wieder fördern. Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Ihre Zeit an der HSR zurückdenken? Im Jahr 2022 ist es fünfzig Jahre her, seit ich damals am ITR mit dem Studium begann! Anfänglich waren wir sehr familiär, ca. zwölf Studenten im ersten und zweiten Semester. Auch aus anderen damaligen Studiengängen kannte man alle Studenten und Dozenten persönlich. Wir, die Studierenden der Landschaftsarchitektur, waren durchwegs froh über dieses Studienangebot, da bis zu dieser Zeit keine Möglichkeit zu einem Studium in der Schweiz bestanden hatte. Obwohl uns das Studium voll beanspruchte, hatten wir genügend Zeit, gemeinsame Skiweekends oder ITR-Skirennen usw. durchzuführen. Was ich während des Studiums alles gelernt habe, sind Grundlagen, die mir bis heute ­etwas nützen. Das Handwerk richtig gelernt hatte ich aber erst während meiner anschliessenden Praxisjahre und langjährigen Aufenthalte auf Studienreisen. Die Erfahrung und die notwendige Tiefe benötigen Zeit, Raum und Geduld. Die Ausbildung ist daher nie zu Ende. (SUS)


Innovation ist ein Teil der Zühlke DNA - Deiner auch? Wir bringen die Ideen unserer Kunden zum Fliegen – mit branchenübergreifender Business- und Technologiekompetenz und ganz viel Erfahrung. So denken wir immer wieder in neuen Bahnen und übernehmen Verantwortung für Produkte, Services und Geschäftsmodelle der digitalen Zukunft.

Deine Einstiegsmöglichkeiten in Zürich und Bern: • Junior Software Engineer • AR/VR Software Engineer • Embedded Software Engineer

Als Arbeitgeber unterstützt Zühlke deinen Erfolg. Wir stehen für Teamarbeit und Wertschätzung. Passt das zu dir? zuehlke-careers.com

Oder für: • Bachelor- oder Masterarbeit • Praktikum



Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.