HSR Magazin 1-2020

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EINE VORSCHAU AUF DIE OST - OSTSCHWEIZER FACHHOCHSCHULE FINDEN SIE AUF DER RÜCKSEITE

AUSGABE 1 / 2020

AUS DREI WIRD EINS ­Am 1. September wird die HSR Teil der OST - Ostschweizer Fachhochschule. Mit der FHS St. Gallen und der NTB Buchs positioniert sich die OST als zukunftsorientierte Hochschule in der Ostschweiz.

ROBOTICLAB: HIGHTECH-AUSBILDUNG An der HSR wurde ein einzigartiges Labor aufgebaut, in dem Studierende an modernsten Robotiksystemen lernen, Cobots, mobile Roboter und autonome Maschinen nutzbar zu machen.

48 JAHRE HSR GESCHICHTE WERDEN TEIL DER OST Seit ihrer Gründung im Jahre 1972 hat die HSR eine rasende Entwicklung hinter sich. Die Erfolgsgeschichte soll in der OST Ostschweizer Fachhochschule fortgesetzt werden.

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16.01.20 10:


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Die drei Fachhochschulen HSR Rapperswil, FHS St.Gallen und NTB Buchs schliessen sich per 1. September 2020 zur OST - Ostschweizer Fachhochschule zusammen.

Mit rund 3700 Bachelorund Masterstudierenden an 6 Departementen, 2200 Fach­ leuten in der Weiterbildung und über 1000 aktuellen Forschungsprojekten in 30 Instituten ist die OST zentrales ­Bildungsdrehkreuz und Forschungsstandort in einem.

Falls Sie das neue OST Magazin lieber digital lesen oder nicht erhalten möchten, schreiben Sie bitte eine Mail an: magazin-rj@ost.ch

Ab 2021 wird ein gemeinsames Hochschulmagazin die bis­herigen Magazine ablösen. Wir würden uns freuen, Sie weiterhin zu unseren Leserinnen und Lesern zählen zu dürfen!

FOKUS

THEMEN

AKTUELLES

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48 Jahre HSR Geschichte werden 2020 Teil der OST

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RoboticLab: Studierende machen die Smartfactory zur Realität

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Preise und Auszeichnungen

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Neue Bücher

«Alle wollen ihre Stärken in die OST einbringen»

Naturnaher Campus der HSR ausgezeichnet

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ZuriHac, Neue Professuren

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Die Coronakrise als Digitalisierungsturbo für die OST

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Hochpräzisions-Surffinnen aus der Schweiz

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Bachelorarbeit, neue Professuren

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Solarhäuser, die sich selbst heizen und zudem mit Strom versorgen

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Dem Klimawandel mit angewandter Forschung begegnen

28 Sprungbrett 29

Stellenbörse, Impressum


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DIE HSR WIRD TEIL DER OST Nach 48 Jahren rasanter Entwicklung wird die HSR ab 1. September Teil der OST - Ostschweizer Fachhochschule. Die neue Hochschule wird an den drei Standorten Rapperswil, St. Gallen und Buchs aktiv sein und baut auf den Stärken der HSR, der FHS in St. Gallen und der NTB in Buchs auf.

LIEBE MAGAZINLESERINNEN, LIEBE MAGAZINLESER Geht eine Epoche zu Ende, zieht frau gerne Bilanz und wertet das Vergangene aus. Doch im Falle der HSR bedeutet die Zäsur eine Fortführung ihrer erfolgreichen Geschichte. Die neue Geschichte wird sie in einem neuen Kleid und mit neuen und alten Weggefährten weiterschreiben. Unsere Hochschule hat sich ein überregio­ nales, teils internationales Renommee in vielen Gebieten der Technik, Informatik ­ ­sowie in den planerischen Disziplinen auf­ gebaut und gilt als kompetente, innovative und gut vernetzte Ausbildungs-, Weiter­ bildungs- und Forschungsstätte. Traf bisher die Beschreibung «klein aber fein» zu, wird man in Zukunft zusammen mit den neuen Kolleginnen und Kollegen der FHS St.Gallen und NTB Buchs als eine kräftigere Bildungsgrösse operieren können. Eine Zäsur bescherte uns vielmehr die Corona-Krise. Sie löste einen gewaltigen ­ Schub an Engagement, Kreativität, Tatendrang und Hingabe aus, den Unterricht in digitaler Form weiterzuführen. Nach nur ­ rund einer Woche haben wir auf Fernunterricht umgestellt. Sicher, eine Hochschule verfügt diesbezüglich über eine bessere ­

Ausgangslage als manch ein anderer Betrieb. Die Dozierenden sind im Umgang mit Video, Online-Präsentationen, MOOCs und wei­ teren e-Teaching-Methoden gut vertraut und die Hochschule besitzt eine stabile, ­moderne IT-Infrastruktur. Doch nicht alleine die technischen Fertigkeiten waren für den Erfolg massgeblich. Auch habe ich ein so­ ziales ­Zusammenrücken unter den HSR Mitarbeitenden gespürt, Erfahrungen wurden spontan getauscht, Hilfe angeboten. Für das erste Semester als OST hoffen wir auf den Präsenzunterricht und haben zahlreiche Massnahmen vorbereitet, um das Studium am Campus durchführen zu können. Je nach Entwicklung wird auch die Maskenpflicht gelten. Im Hochschulbetrieb eher ungewohnt, doch in zahlreichen anderen Berufen unabdingbar als Teil der Tagesroutine. Schutzkleidung gehört zum Alltag in Laboren mit biologischen, delikaten oder gefährlichen Arbeitsstoffen, in vielen Medizinbereichen aber auch Maler und Lackiererinnen oder Künstler, die mit Stein, Gips, Sprays, Metall oder Glas arbeiten, tragen Masken und weiteren Schutz. Somit sind unsere

­ ygiene- und Schutzvorkehrungen nur ein H kleiner aber wichtiger Eingriff in den Tagesablauf. Die Zäsur bedeutet also nur ein klein wenig Abschiednehmen nach 48 Jahren. Sie ist vielmehr eine Chance, eine neue Geschichte der Fachhochschulbildung zu schreiben. Ich würde mich sehr freuen, wenn unsere Leserinnen und Leser ihre Treue dem künftigen OST-Magazin halten würden. Herzlichen Dank und bis bald,

Eva Tschudi Chefredaktorin


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48 Jahre HSR Geschichte werden 2020 Teil der OST 2019 1578 Studierende

1990 638 Studierende

1972 133 Studierende

1990 Die erste Stellenbörse an der HSR: 500 Stellenangebote für 114 Absolvierende.

2003 888 Studierende

Rahmenregelung Technologietransfer: Der Grundstein für die anwendungsorientierte ­Forschung & Entwicklung aF&E ist gelegt.

1972 Die HSR startet als ITR Interkantonales Technikum Rapperswil mit fünf Studiengängen, getragen von den Kantonen Zürich, St.Gallen, Schwyz und Glarus. 1973 Fertigstellung der Gebäude 1, 2, 3 und 4. Die Bauten werden später als schützenswerte Objekte inventarisiert. 1978 Microsoft beschäftigt 13 Mitarbeiter. Ein Jahr zuvor gründen Steve Jobs und Steve Wozniak Apple.

1970er

1980er 1981 Einweihung der Solarenergie Forschungsund Prüfstelle. Die HSR forscht im Auftrag des Bundesamts für Energiewirtschaft. 1982 Die Compact Disc läutet das digitale Zeitalter in der Tonaufzeichnung ein. 1984 An der HSR studieren nun über 500 Personen. 1987 Die HSR erhält ihr erstes Computernetzwerk. 1989 Erste Computerviren, die sich selbst tarnen, ­infizieren Computer.

1995 Aus der Elektrotechnik spaltet sich der ­Studiengang Informatik ab. 1997 Aus dem ITR entsteht die HSR Hochschule für ­Technik Rapperswil, die Teil der FHO Fachhochschule Ostschweiz wird. 1999 Erklärung von Bologna zur Schaffung eines ­europäischen Hochschulraumes. Bezug der neuen Gebäude 5 und 6.

1990er


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Die HSR wurde 1972 noch unter anderem Namen gegründet und hat sich seitdem ständig gewandelt und als technischplanerische Hochschule immer wieder an die teils rasenden Entwicklungen im technischen Fortschritt angepasst.

2019 1578 Studierende Wirtschaftsingenieurwesen Erneuerbare Energien und Umwelttechnik Master of Science in Engineering

1989 601 Studierende

Informatik

Elektrotechnik 1979 407 Studierende

Heute prägt die HSR die Forschungslandschaft in vielen technischen Disziplinen schweizweit, bildet hochgefragte Ingenieurinnen und Inge­nieure sowie Planer und Planerinnen aus und geniesst auch international einen guten Ruf. In der OST sollen diese Stärken noch weiter ausgebaut werden.

Maschinentechnik | Innovation Elektrotechnik Bauingenieurwesen

Maschinentechnik

Stadt-, Verkehrs- und Raumplanung

Bauingenieurwesen Raumplanung

Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

2010 Der Bachelorstudiengang Erneuerbare Energien und Umwelttechnik startet erfolgreich mit über 100 Studierenden. 2012 Jubiläum 40 Jahre HSR. Google und Apple verbuchen je etwa 1 Milliarde App-Downloads pro Monat. 2013 Der Umsatz im Technologietransfer / aF&E übersteigt ­ 30 Millionen Franken. 2014 Eröffnung des ersten Studentenwohnheimes mit 100 Zimmern. Der Bachelorstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen startet. 2016 Eröffnung Gebäude 8, das Forschungszentrum. 2018 Eröffnung des zweiten Studentenwohnheimes mit zusätzlichen 88 Zimmern.

2000er 2002 Die ersten HSR Studierenden beginnen ihr Studium im europäisch harmonisierten ­Bachelorsystem. 2007 Das iPhone läutet den Siegeszug der ­Smartphones und des mobilen Internets ein. 2008 Start des Masterstudiengangs MSE. 2009 Erstmals studieren über 1000 künftige ­Ingenieure, Planerinnen und Ingenieurinnen an der HSR.

2010er

2020er 2020 Das neue Coronavirus COVID-19 legt die Welt für Monate lahm und befeuert gleichzeitig das digitale Büro. Die HSR stellt binnen einer Woche auf digitalen Fernunterrricht um. Im September 2020 fusionieren die drei Hochschulen HSR, FHS und NTB zur OST - Ostschweizer Fachhochschule.


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«Wir profitieren von einer grösseren Ausstrahlung» Nach 48 Jahren wird die HSR am 1.9.2020 Teil der OST. Wie waren die letzten drei Jahre als HSR Rektorin? Margit Mönnecke: Die Führung der HSR mit ihren zahlreichen Facetten war ohnehin schon eine sehr spannende Aufgabe. Durch die gleichzeitige Vorbereitung auf die Fusion mit den Hochschulen in St.Gallen und Buchs wurden die Aufgaben noch vielseitiger. Ich freue mich, die HSR in dieser entscheidenden Phase begleiten zu dürfen. Wird die HSR gebührend verabschiedet? Abschied hört sich sehr nach Beendigung an. Es wird jedoch alles bestehen bleiben, was die HSR heute ausmacht: Die engagierten Mit­ arbeitenden, der wunderschöne Campus und die vielen Angebote werden ein Teil der OST - Ostschweizer Fachhochschule. Die HSR wird lediglich in einen grösseren, stärkeren Verbund integriert und das gilt es eigentlich zu feiern. Mit ihrem engen, persönlichen Austausch zwischen Dozierenden und Studierenden hat sich die HSR einen guten Ruf erarbeitet. Wird das in der grösseren OST erhalten bleiben können? Ja. Es gibt keinen Grund, etwas anderes anzunehmen. Die OST wird die drei Fachhochschulen in St.Gallen, Buchs und Rapperswil vereinen. Welche Mitgift bringt der Campus Rapperswil in die Fusion ein? Alles, was die HSR auszeichnet. Beginnend beim persönlichen Kontakt, der sehr guten Lehre sowie ausgezeichneten Forschung zusammen mit engagierten Mitarbeitenden, einem grossen Netzwerk in Industrie, Forschung und Lehre sowie ein guter Ruf. Ich würde sogar sagen, dass das nicht nur künftig so bleibt, sondern auch bereits bei der Vor­ bereitung der Fusion seine Wirkung entfaltet hat.

Welche Erwartungen muss der Campus Rapperswil erfüllen? Rapperswil-Jona ist immerhin die zweitgrösste Stadt des Kantons und unser Campus ist und bleibt ein wichtiger Arbeitgeber sowie ein überregionales Aushängeschild. Wir werden dazu beitragen, dass Rapperswil-Jona eine attraktive Bildungsstadt bleibt. Die Mitarbeitenden und Studierenden der HSR werden auch Teil der OST sein. Was können sie vom Zusammenschluss erwarten? Der Austausch mit den zusätzlichen Disziplinen und den damit verbundenen neuen Kolleginnen «Die engagierten Mitarbeitenden, und Kollegen wird uns sicher be- der wunderschöne Campus und die reichern können und auch neue vielen Angebote werden ein Teil der Impulse geben. Ich denke, fachlich und menschlich wird uns der OST - Ostschweizer Fachhochschule.» Zusammenschluss insgesamt stärken. Wir profitieren von neuen Forschungs- Als Departementsleiterin sind Sie wieder themen und -feldern, einem grösseren An­ näher an Ihrem fachlichen Hintergrund. gebot in der Lehre und Weiterbildung sowie Wie erleben Sie die Fusion persönlich? einer allgemein grösseren Ausstrahlung. Das Nach neun erlebnisreichen Jahren in der Hochbedingt jedoch, dass sich einige Dinge än- schulleitung freue ich mich auf eine Aufgabe, dern, weil sich alle Standorte in die OST ein- die mich wieder näher an meinen Fachbereich bringen wollen. Änderungen bei den heuti- bringt. Es muss sich zeigen, wie viel Raum gen Reglementen und Prozessen werden meine Leitungsaufgaben für fachliche Aufganötig sein, um eine beständige neue Hoch- ben lassen werden. schule zu formen. Bisher hatte die HSR drei Trägerkantone. Sie selbst werden das Departement Archi- Fokussiert die neue Trägerschaft den tektur, Bau, Landschaft und Raum über- Blickwinkel auf die Ostschweiz? nehmen. Haben Sie schon konkrete Pläne? Unsere Ausstrahlung ist nicht auf unsere TräZuallererst bin ich momentan noch mit mei- gerkantone beschränkt. Die HSR hatte schon ner Aufgabe als Rektorin der HSR beschäftigt. immer eine schweizweite Orientierung, was Mit den Kolleginnen und Kollegen fanden die auch ihre deutlich überregionale Attraktivität ersten Gespräche statt, um die Grundlagen erklärt. Ich werde mich dafür einsetzen, dass für Pläne und Konzepte zu schaffen. Wir ar- die gute Zusammenarbeit mit allen Trägerbeiten miteinander am Aufbau des neuen De- kantonen auch in Zukunft weitergeführt partements. Mein Ziel für unser Departement wird. (MEW) ist eine stärkere, interdisziplinäre Zusammen- — arbeit. Alle sollen von den Synergien des ge- Prof. Dr. Margit Mönnecke meinsamen Know-hows und den einzelnen HSR Rektorin Kontakt-Netzwerken profitieren können.


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Die Coronakrise als Digitalisierungsturbo für die OST Not macht erfinderisch. Als Mitte März die Coronakrise alles auf den Kopf stellte, zeigte sich das umso eindrücklicher. In Rekordzeit mussten sich Hochschulen weltweit komplett neu einrichten: Fernunterricht, Fernforschung, ­Homeoffice. Rückblickend war das zum Teil ein Glücksfall – die Coronakrise hat die digitale Transformation so weit beschleunigt, dass der neue «digitale» ­Alltag bereits heute schon Normalität ist. Eine gute Grundlage für die neue OST - Ostschweizer Fachhochschule, die sich zum 1. September über drei Standorte organisieren muss.

Es gibt Dinge, die kann man an der HSR nicht digitalisieren. Praktische Arbeiten im Labor zum Beispiel, Wartung und Reinigung in den Gebäuden oder ein geselliges ­Feierabendbier an der einmaligen Lage am Zürichsee. Die Coronakrise hat jedoch gezeigt, wie flexibel Mit­ arbeitende, Studierende und IT-Abteilung reagieren können, wenn es darauf ankommt. Die Studierenden mussten dem Campus fernbleiben, der komplette

Professor Dr. Andreas Müller erklärte aus dem Homeoffice mittels Differenzialgleichungen, wie man sich in der Coronakrise verhalten sollte – das Meme erreichte in den sozialen Medien Tausende.

Maschinentechnik-Studentin Cindy Allenspach entwickelte für ihre Bachelorarbeit aus dem Homeoffice einen Kakaoernter, der die Früchte pflückt und öffnet.

Vorlesungs­betrieb wurde auf Fernunterricht umgestellt und der Grossteil des Personals arbeitete während fast drei Monaten im Homeoffice. Und all das hatte keinen direkten, substanziellen Einfluss auf den Betrieb. Mit ausserordentlichem Engagement haben die mehr als 200 Dozierenden ihre Vorlesungen für eine unbestimmt lange Zeit auf Fernunterricht um­ gebaut. Nach nur einer Woche Umstellungszeit lief der


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11 Unterricht laut Stundenplan wie gewohnt weiter. Nur die leeren Gebäude der HSR illustrierten, dass etwas Aussergewöhnliches passiert. Tools zur Verfügung gestellt und in Rekordzeit eingearbeitet Rückblickend hatte sich bewährt, dass in den letzten ­Jahren in die IT-Infrastruktur investiert wurde und eine breite Palette an Online-Tools in unterschiedlicher Intensität in der Lehre und der Forschung genutzt wird. In ­Rekordzeit konnte die IT-Abteilung der HSR die Kapa­zi­täten für diese Tools hochskalieren und die nötigen ­Ressourcen zur Verfügung stellen, um die neue «OnlineRealität» stabil zu betreiben. Ebenso schnell nutzten die Mitarbeitenden und Studierenden alle zur Verfügung stehenden, digitalen Möglichkeiten. Forschende und Dozierende vernetzten sich und teilten ihr Wissen zu ­Unterrichts- und Forschungstools. Der Umgang mit den digitalen Werkzeugen wurde selbstverständlich – wie sehr zeigt etwa die Beobachtung, dass der Telefonhörer selbst bei den Zurückgekehrten aus dem Homeoffice ­neben dem «Teams-Headset» ein Schattendasein fristet.

Der Grundstein der OST ist deshalb, auch wegen des Coronavirus, ein digitaler: Studien- und Prüfungs­ ­ reglemente der einzelnen Schulen berücksichtigen den Fernunterricht heute als gleichwertigen, ergänzenden Partner des P­ räsenzunterrichts. Der Unterricht vor Ort wird unter anderem wegen den für die technischen ­Studiengänge unverzichtbaren Labor­arbeiten und Praktika nie ganz verschwinden. Doch mit den digitalen Ergänzungen wird das Studium flexibler und kann mehr Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse der Studierenden und Dozierenden nehmen. Industriepartner wie Forschende konnten trotz aller Einschränkungen Forschungs- und Entwicklungsprojekte vorantreiben und tun dies weiterhin. Die Vorbereitungsarbeiten für die Fusion über die drei Standorte in Rapperswil, St.Gallen und Buchs hinweg wurden in den letzten Monaten ebenfalls vornehmlich digital erledigt. Die digitale Transformation ist damit noch nicht ab­ geschlossen. Doch mit den Erfahrungen der letzten ­Monate hat die OST noch vor ihrer Gründung bereits riesige Schritte Richtung Ziel erfolgreich bewältigt. ­ (MEW)

Den «Online-Schatz» für die Zukunft nutzen In wenigen Monaten hat die HSR einen Schatz an­ gehäuft, der sich nur schwer bemessen lässt. Das breit gestreute ­ Digital-Know-how bei Studierenden und ­Mitarbeitenden und die unzähligen, digitalisierten Vorlesungen, F­orschungsarbeiten und Prozesse werden bleiben. Diesen Schatz kann die HSR zusammen mit der FHS in St.Gallen und der NTB in Buchs in die OST - Ostschweizer Fachhochschule überführen, die ab 1. September die neue Heimat der bisher eigenständigen Hochschulen ­bildet. Dr. Michael Schueller schaltete einen Industriepartner für Versuche im HSR Hochspannungslabor per Video zu. Informatik-Studentin Eliane Schmidli entwickelte zusammen mit anderen Studierenden eine App, um Lern- und Nachhilfegruppen für den Fernunterricht zu organisieren.

Das Team VarilegEnhanced passte sich der Coronakrise an und entwickelte das Exoskelett mit reduzierter physischer Anwesenheit im Labor per Videocall weiter.


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RoboticLab: Studierende machen die Smartfactory zur Realität Cobots sind Roboter, die direkt mit Menschen zusammenarbeiten. In den letzten Jahren haben sie ihren Weg von der Forschung in die Industrie gefunden. Damit die in Rapperswil ausgebildeten Ingenieurinnen und Ingenieure ihren künftigen Unternehmen die Vorteile von Cobots, mobilen Robotern und autonomen Maschinen nutzbar machen können, hat die HSR ein schweizweit einzigartiges RoboticLab für die Ausbildung aufgebaut. Die Studierenden arbeiten hier mit allen aktuellen Modellen verschiedenster Hersteller sowie der neuesten Software und lernen so, die Smartfactory Wirklichkeit werden zu lassen.

Die Smartfactory ist ein lang gehegter Traum der Industrie, der Schritt für Schritt Wirklichkeit wird. Autonome Maschinen, Sensoren, Roboter und Software arbeiten in der Smartfactory reibungslos zusammen und kommunizieren ständig miteinander. Optimal automatisiert geplante Wartungen und sich selbst optimierende Produktionsprozesse sollen damit genauso möglich werden, wie datenbasierte Qualitätskontrollen der Produkte, noch bevor sie die Produktion verlassen haben. Durch digitale Zwillinge aller physischen und digitalen Komponenten einer Smartfactory können ganze Produktionsprozesse virtuell erprobt und optimiert werden können, bevor auch nur eine einzige Maschine physisch aufgestellt wird. Den Stand der Technik in die Praxis bringen Wie schnell die Vorteile des Smartfactory-Konzepts in der Praxis nicht nur für Grosskonzerne, sondern auch für kleine und mittlere Unternehmen nutzbar werden, hängt direkt davon ab, ob es genügend Ingenieurinnen und Ingenieure mit dem entsprechenden Know-how gibt. Hier will der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen an«Nur durch den tiefen Einblick in setzen und hat zusammen mit die gesamte zur Verfügung stedem ILT Institut für Laborautohende Palette an Lösungsmöglichmation und Mechatronik das keiten können die Studierenden RoboticLab aufgebaut. später in ihrem Unternehmen Kon- Als schweizweit erste Hochschule kann die HSR ihren Stuzepte umsetzen, welche die hohen dierenden eine Infrastruktur Anforderungen erfüllen können.» anbieten, die praktisches ArbeiManuel Altmeyer, Dozent Smartfactory ten im Studium mit aktuellen Robotics Industrie-Robotern und Cobots der grössten Hersteller wie ABB, Kuka, Universal Robots, Stäubli, Precise Automation oder Fanuc erlaubt. Weil die Roboter jedoch nur die «Frontseite» der Smartfactory sind, setzt die HSR

auch eine ebenso breite Palette von Software, Greifern und – mit am wichtigsten – Bildverarbeitungssoftware ein. Denn ohne Sensoren für die Umgebungswahr­ nehmung und die Verarbeitung der aufgenommenen Daten mittels Bildverarbeitung, kann auch der beste Roboter nichts tun. OpenCV, TensorFlow und Halcon stehen den Studierenden genauso zur Verfügung wie Cognex und Matrox. Breite Palette für optimale Lösungen So unübersichtlich die breite Palette klingt, so wichtig ist sie für die angehenden Ingenieurinnen und Inge­ nieure. «Nur durch den tiefen Einblick in die gesamte zur Verfügung stehende Palette an Lösungsmöglichkeiten können die Studierenden später in ihrem Unternehmen Konzepte umsetzen, welche die hohen An­ forderungen erfüllen können», sagt Dozent und ILT Forschungsprojektleiter Manuel Altmeyer. Für Stateof-the-Art-Robotik ist heute interdisziplinäres Wissen aus verschiedensten Bereichen der Maschinentechnik und Informatik gefragt. Studierende zu technischen Vorreitern machen Mit der Bereitstellung des RoboticLab für den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen in einem ersten und für den Studiengang Maschinentechnik|Innovation in einem zweiten Schritt, will die HSR dieses Problem für ihre Studierenden lösen. Ziel ist es, den Studierenden ein echtes Hands-on-Studium zu ermöglichen, das sich auf das für die Smartfactory nötige Know-how fokussiert. «Damit möchten wir unsere Studierenden zu echten Vorreitern machen, die den frischen Wind in die Industrie bringen, der von ihnen erwartet wird», sagt Altmeyer. Deshalb wurde das RoboticLab nach der Philosophie aufgebaut, dass nur Technologie verwendet wird, welche die Studierenden nach ihrem Studium in der Praxis antreffen, bestellen und einrichten können»,


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13 erklärt Altmeyer. Damit werde sichergestellt, dass das Cobot- und Smartfactory-Know-how rasch in die Industrie transferiert wird und die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft unterstützt werden kann.

Heimat im neuen Techpark Die ersten Studierenden werden im Herbstsemester 2020 im RoboticLab arbeiten können, das im neuen Techpark in Rapperswil seinen Standort gefunden hat – eingebettet in weitere Maschinenparks der HSR, mit denen es in den nächsten Monaten vernetzt werden soll. (MEW) — Kontakt zum Projektverantwortlichen: Manuel Altmeyer, ILT Institut für Laborautomation und Mechatronik, manuel.altmeyer@ost.ch

Das neue RoboticLab, hier im Testaufbau im Forschungszentrum der HSR, wird ab Herbst 2020 den Studierenden im neuen Techpark zur Verfügung stehen.


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Naturnaher Campus der HSR ausgezeichnet Dass der grüne Campus direkt am Zürichsee eine Perle ist, wussten Studierende, Mitarbeitende und alle, die der HSR einen Besuch abstatten, schon lange. Nun wurde der Campus von der Stiftung Natur und Wirtschaft ausgezeichnet: als «hervorragendes Beispiel, wie die Werte der Natur auf einem Campus integriert und gefördert werden kann».


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Wer sich auf dem Campus der HSR in Rapperswil bewegt, kennt das Bild. Ab und zu laufen Gruppen von ­Studierenden von einer Grünfläche zur nächsten – sie studieren «Mehr als 60 Prozent der Umgebotanische Pflanzennamen und bungsfläche ist naturnah gelenkt. erfahren von Dozierenden viel Das Gelände des HSR Campus ist über das vielfältige Grün. Der ein Freiraumlabor, in dem die Initiator des sogenannten Frei­ raumlabors, Prof. Mark Krieger, ­Studierenden und Dozierenden schwärmt: «Das Freiraumlabor ­beobachten und experimentieren Campus Rapperswil ist eine können – unter anderem mit so ­Riesenchance für die Tier und ­genannten Klimabäumen und Pflanzenwelt und natürlich für uns». Die grossen naturnah ­Zukunftspflanzen, die dem sich bewirtschafteten Flächen sind wandelnden Klima angepasst auch der Stiftung Natur und sind.» Wirtschaft aufgefallen. «Mehr Stiftung Natur und Wirtschaft als 60 Prozent der Umgebungsfläche ist naturnah gelenkt. Das Gelände des HSR Campus ist ein Freiraumlabor, in dem die Studierenden und Dozierenden beobachten und ­experimentieren können – unter anderem mit so genannten Klimabäumen und Zukunftspflanzen, die dem sich wandelnden Klima angepasst sind», schreibt die Stiftung in ihrer Würdigung. Anregungen für Alle Das Pflanzenwissen auf dem gesamten Campus, ins­ besondere mit seinen naturnahen Flächen ist nicht nur der HSR vorbehalten. Der Campus ist öffentlich zugänglich, was es auch der Bevölkerung ermöglicht, sich neue Ideen und Anregungen für den eigenen Garten zu holen. Etwa vom «Zentrum und Prunkstück» des Areals,

wie es die Stiftung Natur und Wirtschaft bezeichnet: Eine feuchte Fromentalwiese mit einer kaum überschaubaren Vielfalt an einheimischen Blumen und Gräsern, die einen hohen Beitrag an die Biodiversität leistet. Doch damit nicht genug, der Campus bietet laut der ­Stiftung mit vielen alten Bäumen, Ruderalflächen, Wildstaudenbeeten, Totholz, einem Wildbienenhotel sowie Dachbegrünungen «wertvolle Lebensräume und Nahrungsgrundlage für viele Tier- und Pflanzenarten». Auf einem der Dächer lief ein ambitionierter Anlockversuch für Flussseeschwalben, die hier einen neuen Brutplatz gefunden haben. 40 Millionen Quadratmeter zertifiziert Mit ihren 12000 Quadratmetern zertifizierter, natur­ naher Fläche reiht sich die HSR in eine von mehr als 470 Institutionen ein, die gesamthaft rund 40 Millionen Quadratmeter zertifizierte Naturfläche vereinen. Die Stiftung Natur und Wirtschaft will damit die naturnahe Planung und Gestaltung von Firmenarealen, Wohnsiedlungen, Schulanlagen, Kiesabbaustellen und Privatgärten fördern. Passend, dass nun auch die HSR ausgezeichnet ist – werden hier doch jedes Jahr neue Landschaftsarchitektinnen und Landschafts­architekten ausgebildet, die das Wissen aus ihrem grünen «Freiraumlabor» in die Praxis tragen. (MEW) — Kontakt Freiraumlabor Campus Rapperswil: Prof. Mark Krieger, mark.krieger@ost.ch


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Hochpräzisions-Surffinnen aus der Schweiz Die Finnen unter einem Surfbrett machen für Surfer beim Wellenreiten oft den feinen Unterschied. Sie entscheiden, wie sich ein Brett verhält und wie viel­ Kontrolle die Fahrerinnen und Fahrer bei hohen Geschwindigkeiten haben. ­Zusammen mit dem Rheintaler Kunststoffspezialisten Svismold hat die HSR die Produktion dieser Finnen revolutioniert, sodass mit Kohlefaser-Tapes verstärkte Surffinnen neu vollautomatisiert in der Schweiz produziert werden können.

Der Surf-Equipment-Hersteller FCS verspricht Surferinnen und Surfern auf der ganzen Welt mit seiner neuen Surffinne H4 «ein beispielloses Mass an Kontrolle und Berechenbarkeit bei hohen Geschwindigkeiten». Möglich gemacht hat das die Firma Svismold aus dem Rheintal, die zusammen mit dem IWK Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung ein neuartiges, integriertes Spritzgussverfahren für die Produktion der Finnen entwickelt hat. Bisher wurden tapeverstärkte Finnen in aufwendiger Handarbeit in Asien hergestellt. Seit diesem Frühjahr

produziert Svismold die Finnen in grosser Stückzahl im St.Galler Rheintal. Ein Roboter verbindet dabei die Kunststoffrahmen der Finnen vollautomatisch mit den Kohlefaser-Tapes. «Weil der neue Prozess automatisch stattfindet und keine Handarbeit mehr erfordert, konnte die Fehlerquote in der Produktion gesenkt werden», sagt Prof. Dr. Gion Andrea Barandun, der das Projekt seitens IWK geführt hat. Hohe Qualitätsanforderungen Auf die niedrige Fehlerquote, die durch eine visuelle


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17 F­ehlerkontrolle direkt während der Produktion sicher­ gestellt wird, ist Svismold stolz. «Der Kunde wollte eine hohe Qualitätskonsistenz im Vergleich zu den bisherigen Verfahren. Aufgrund der hohen Genauigkeitsanforderungen war unser Ziel deshalb ein vollautomatisch hergestelltes Hightech-Produkt», sagt Svismold-Geschäftsführer Martin Rudolph.

«Der Kunde wollte eine hohe Qualitätskonsistenz im Vergleich zu den bisherigen Verfahren. Aufgrund der hohen Genauigkeitsanforderungen war unser Ziel deshalb ein vollautomatisch hergestelltes Hightech-Produkt.»

0,2 Millimeter für höchste Stabilität Die Basis für das neue Produktionsverfahren lieferte ein von der Innosuisse gefördertes Projekt, das Svismold und das IWK 2017/2018 zusammen durchgeführt haben. Die darauf basierende, weitere Forschung hat Martin Rudolph, Svismold-Geschäftsführer das für die neue Finne verwendete Verfahren hervorgebracht. Jeweils zwei hauchdünne, nur 0,2 Millimeter dicke Kohlefaser-Tapes werden in Buchs von einem Roboter unzertrennlich mit den Kunststoffrahmen einer Finne verbunden. Diese dünnen Tapes erhöhen die Steifigkeit der Finnen um das Vier- bis Fünffache im Vergleich zu reinen Kunststoff-Finnen, was die Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten deutlich ­erhöht. Arbeitsplätze schaffen und erhalten Das neu entwickelte Verfahren bietet jedoch noch mehr Potenzial. «Mit der neuen Technologie können wir viele Eigenschaften bei tapeverstärkten Kunststoffbauteilen direkt einstellen und so die Produkteigenschaften an die Kundenbedürfnisse anpassen», sagt Martin Rudolph. Im Rückblick bewertet er das gemeinsame Projekt mit dem

IWK als vollen Erfolg: «Ohne die Unterstützung der Innosuisse und des IWK hätten wir das Produkt und das Verfahren nicht in dieser Geschwindigkeit entwickeln können.» Diese zielgerichtete Zusammenarbeit sei es auch, die sich Svismold beim Start des Projekts erhofft habe, so Rudolph weiter. Mit solchem Support für Entwicklung von Verfahren und Produkten, werde es der Schweizer Wirtschaft möglich, den Weltmarkt wettbewerbsfähig zu bedienen und Arbeitsplätze in der Schweiz zu schaffen und zu erhalten. (MEW) — Kontakte zu den Projektverantwortlichen: Prof. Dr. Gion Andrea Barandun, Institutspartner IWK Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung, gionandrea.barandun@ost.ch Martin Rudolph, Geschäftsführer Svismold, m.rudolph@svismold.ch


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Solarhäuser, die sich selbst heizen und zudem mit Strom versorgen Wenn die Energiewende gelingen soll, müssen vor allem Gebäude ihren Energiehunger reduzieren und mit erneuerbaren Energiequellen decken. Dass das heute bereits funktioniert, beweisen Mehrfamilienhäuser der Jenni Energietechnik AG. Diese Häuser werden ganzjährig ausschliesslich solar beheizt. Zusammen mit dem SPF Institut für Solartechnik der HSR Hochschule für Technik und der Hochschule Luzern werden diese in einem laufenden Projekt weiterentwickelt mit dem Ziel, einerseits die Investitionskosten zu reduzieren, und andererseits künftig auch einen Teil des Haushaltsstroms zu liefern.

Überbauung in Huttwil. Quelle: Jenni Liegenschaften AG

Ein grosser Teil des jährlichen Endenergieverbrauchs der Schweiz wird für die Bereitstellung von Raumwärme (31%) sowie Warmwasser (6%) verwendet. Für mehr als zwei Drittel des Raumwärmebedarfs wird immer noch Heizöl und Erdgas verbrannt. Gerade in Wohngebäuden könnte aufgrund der solar nutzbaren Dachfläche diese Wärme jedoch durch Sonnenenergie bereitgestellt werden. Zusammen mit einem saisonalen Wärmespeicher kann sogar die hauptsächlich im Winterhalbjahr benötigte Raumwärme vollständig mit Solarwärme gedeckt werden, welche mehrheitlich im Sommer verfügbar ist. Die Standardlösung zur saisonalen Wärmespeicherung für einzelne Ein- und Mehrfamilienhäuser sind grosse WasserWärmespeicher. Diese erhöhen jedoch die Investitionskosten und brauchen viel Platz.

speicher ist dabei zentral in der Mitte jedes Gebäudes angeordnet, womit die Speicherwärmeverluste im Winter direkt dem Gebäude zugutekommen. Weiter verfügt das Gebäude über einen sehr hohen Dämmstandard, um den Wärmebedarf möglichst gering zu halten. Um durch den Winter zu kommen, nutzt das Gebäude einen grossen Speicher sowie eine grosszügig ausgelegte Solarthermieanlage. Diese liefert selbst im Winter bei gutem Wetter einen wichtigen Teil der Wärme. Nach dem Winter, wenn der Speicher praktisch leer ist, heizt die Solarthermie­ anlage diesen wieder auf. Bereits im April ist der Speicher wieder vollständig geladen. Bald ziehen die ersten Eigentümerinnen und Eigentümer in ihre solar beheizten Wohnungen ein und können selbst erleben, dass die Energiewende in der Praxis angekommen ist.

Wärmeverlust als Heizung nutzen Die Jenni Energietechnik AG ist führend in Europa, wenn es darum geht, Häuser ganzjährig solar zu beheizen. Sie baut in Huttwil drei solar beheizte Mehrfamilienhäuser mit je acht Wohneinheiten, saisonalem Wärmespeicher und grossem Kollektorfeld, wobei das erste Gebäude ab diesem Herbst bezugsbereit ist. Ein saisonaler Wärme­

Weiterentwicklung im laufenden Projekt In einem vom Bundesamt für Energie geförderten Projekt arbeitet das Institut für Solartechnik SPF der HSR mit der Hochschule Luzern und der Jenni Energietechnik AG schon an der Weiterentwicklung des Konzepts der vollständig solar beheizten Mehrfamilienhäuser. Die Grösse und Kosten für den Wärmespeicher sollen dabei reduziert werden


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19 durch Solarenergie gedeckt werden kann, und der Rest der solaren Stromerzeugung ins Netz eingespeist wird.

Mehrfamilienhaus in Huttwil. Quelle: Jenni Liegenschaften AG

und Solarenergie soll nicht mehr nur Wärme, sondern auch einen Teil des elektrischen Energiebedarfs decken. 100 Prozent solare Wärme plus Stromversorgung Untersucht wird deshalb auch die Ergänzung der bestehenden Technologie der Solarthermie um Photovoltaik und Wärmepumpe. Die Wärmepumpe kann in Kombination mit Photovoltaik im Winter bei schwacher Einstrahlung gleich viel oder mehr Wärme liefern als die Solarthermie. Trotzdem braucht es die Solarthermie nach wie vor, um einerseits den Speicher im Sommer auf höhere Temperaturen zu laden, als die Wärmepumpe erreichen könnte, und andererseits an schönen Wintertagen ebenfalls Wärme auf hohem Temperaturniveau beizusteuern. In diesem erweiterten Ansatz wird die Wärmepumpe ­ausschliesslich mit Strom aus der Photovoltaik-Anlage (PV) betrieben, damit das Mehrfamilienhaus weiterhin als 100 Prozent solar beheizt gelten kann. Anders als die ­solarthermische Überschusswärme im Sommer kann der nicht für die Wärmeerzeugung genutzte Strom der Photovoltaik im Sommer zur Deckung des Haushaltsstroms genutzt oder ins Stromnetz eingespeist werden. Das Institut SPF der Hochschule für Technik Rapperswil analysiert im laufenden Forschungsprojekt das Optimierungspotenzial der vollständig solar beheizten Mehrfamilienhäuser anhand von Systemsimulationen. Erste Resultate haben gezeigt, dass bereits durch eine Optimierung der Regelung der solarthermischen Anlage das Speichervolumen um 20 Prozent reduziert werden kann. Nach einem Ersatz von fast 50 Prozent der Kollektorfläche durch PV-Module, kann in Kombination mit einer leistungsgeregelten LuftWasser-Wärmepumpe immer noch der gesamte Wärmebedarf gedeckt werden. Die Installationskosten sind dabei ähnlich wie beim rein solarthermischen System, wobei so auch ein Teil des Haushaltsstrombedarfs im Sommer Bisheriges System, nur mit Solarthermie

Messungen zur Bestätigung der Simulationen Zudem wird eines der neuen Mehrfamilienhäuser in Huttwil durch die Hochschule Luzern umfangreich vermessen. Im weiteren Verlauf des Projekts werden die Simulationen mit den Messdaten abgeglichen und die verwendeten Modelle anhand der Feldmessdaten validiert. Darauf wird das System aus Solarthermie, Photovoltaik, Wärmepumpe und Wärmespeicher weiter optimiert, und es werden unterschiedliche Quellen für die Wärmepumpe miteinander verglichen. Diese optimierten Systeme werden für den Bau der weiteren Mehrfamilienhäuser in Huttwil gemeinsam mit dem Projektpartner Jenni Liegenschaften AG in Betracht gezogen. (MEW/SPF) — Kontakt zu den Projektverantwortlichen: Jenni Energietechnik und Jenni Liegenschaften AG Lochbachstrasse 22, Postfach, CH-3414 Oberburg bei Burgdorf, T + 41 34 420 30 00, info@jenni.ch, www.jenni.ch SPF Institut für Solartechnik, Florian Ruesch, florian.ruesch@ost.ch HSLU Hochschule Luzern, Willy Villasmil, willy.villasmil@hslu.ch

DIE BEIDEN SYSTEME IM DIREKTEN VERGLEICH Die beiden Grafiken zeigen die simulierten Speichertem­ peraturen während eines Jahres: links für das bisherige ­System nur mit Solarthermie und rechts für das um eine Wärme­pumpe und PV erweiterte System (20 kW WP mit 80 m2 PV und 80 m2 Solarthermie). Beide Systeme decken denselben Wärmebedarf ausschliesslich auf der Basis von Solarenergie. Weil die Wärmepumpe ab 60 °C nicht mehr betrieben werden kann, wird der Speicher in dieser Variante (rechts) ab April nur noch mit dem kleineren Solar­ thermiefeld und somit deutlich langsamer erwärmt. Der von der PV-Anlage erzeugte Strom kann in dieser Zeit zur Deckung des Haushaltsstromes eingesetzt oder ins Netz eingespeist werden. Die Abbildung zeigt auch deutlich, dass das grosse Solarthemiefeld des Standardsystems (links) den Speicher bereits gegen Ende April vollständig erwärmt hat. Während der fünf folgenden Sommer­monate kann der Speicher fast keine Energie mehr aufnehmen, womit das immense Wärmeerzeugungspotenzial der ­ ­Kollektoranlage weit­gehend ungenutzt bleibt.

Um Wärmepumpe und Photovoltaik erweitertes System


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Dem Klimawandel mit angewandter Forschung begegnen Die Klimakrise verschärft sich und damit auch die Herausforderungen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Mit der Initiierung des Klimaclusters bündelt die HSR Hochschule für Technik ihre planerischen und technischen Kompetenzen und ermöglicht es, hierdurch praxisnahe und umsetzbare Lösungsansätze für Firmen, Regionen und Gemeinden zu entwickeln. Seit Jahrzehnten warnen Forschende und Fachleute vor den Auswirkungen des Klimawandels. Nicht nur durch die Klimabewegung, sondern auch vermehrt durch die direkt spürbaren Auswirkungen des Klimawandels in der Schweiz, ist die Öffentlichkeit für das Thema sen­ sibilisiert. Politik, Forschung und Wirtschaft sind gefordert, Lösungen aufzuzeigen.

Gefragt sind ganzheitliche Klimastrategien, um relevante Kompetenzen zu bündeln und der Praxis zur Verfügung zu stellen. Die HSR baut gegenwärtig den Klimacluster auf, er dient als Wissensplattform für d ­ ie Erarbeitung von angewandten Klimastrategien auf planerischer, technischer und gesellschaftlicher Ebene.

HSR Fachwissen Kompetenzen / Institute

Klimacluster 1 Ansprechperson

Herausforderung / Fragestellung Kundschaft

Produkt Strategie / Konzept / Prototyp


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21 Diese Kombination von praxisorientiertem, planerischem und technischem Wissen ist schweizweit einzigartig. Pionierleistungen in die Breite tragen Die HSR hat viel Erfahrung mit Klimalösungen und kann eine grosse Bandbreite von Themenfeldern abdecken. In den technischen Bereichen ist die HSR spezialisiert auf zukunftsorientierte Gebiete wie zum Beispiel erneuerbare Energien, Sektorkopplung und Digitalisierung. In der Planung verfügt die HSR über langjährige Erfahrungen u.a. in den Bereichen Stadt-, Landschafts-, Raum- und Verkehrsplanung, Hitzeminderung und Naturgefahren. Abgerundet wird das planerische und technische W ­ issen durch die Kompetenzen in den Bereichen Kommunikation und Strategieentwicklung. Mit dem Klimacluster bringt die HSR die drei Bereiche Technik, Planung und Gesellschaft zusammen, damit die Klimaproblematik mit vereintem Wissen angegangen werden kann. Somit können wirtschaftlich tragbare Lösungen für ­Regionen, Gemeinden und Firmen gefunden werden. Lösungsansätze gibt es bereits in vielen Fachdisziplinen – sowohl zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels wie auch zur Verminderung der Treibhausgasemissionen. Bislang werden allerdings klimarelevante Projekte noch zu selten interdisziplinär angegangen, sodass konkrete und ganzheitliche Lösungsansätze entstehen. Die HSR will das mit ihrem neuen Klimacluster ändern.

Direkte Klimagas-Reduktion: Was heisst dies konkret für interessierte Regionen, G ­ emeinden und Firmen? Der Klimacluster unterstützt sie bei der Formulierung von Zielen, bei der Umsetzung der Ziele auf konkrete Massnahmen und der Erarbeitung von Handlungs­ optionen. Dafür kann das Wissen von 12 Forschungs­ insti­tuten zur Entwicklung von umsetzbaren, realistischen und individuellen Lösungen gebündelt eingesetzt werden. Dabei begleitet eine Ansprechperson die Kundinnen und Kunden von der Planung bis zur Umsetzung. Konzepte bleiben hier kein Papier, sondern werden iterativ von konkreten Lösungsansätzen bis hin zu Versuchs­ reihen und Pilotanlagen weiterentwickelt. (MEW) — Ansprechpartnerinnen im Klimacluster: Zoe Stadler, IET Institut für Energietechnik Susanne Schellenberger, ILF Institut für Landschaft und Freiraum rj-klimacluster@ost.ch, Webseite: www.klimacluster.ch

FACHGEBIETE DES KLIMACLUSTERS

SO IST DER KLIMACLUSTER AUFGEBAUT

• Erneuerbare Energien • Energiespeicher • Energiesysteme • Energielandschaften • Klimafreundliches Bauen • Klimaverträgliche Mobilität • Produktentwicklung • Kreislaufwirtschaft • Saubere Industrie und Prozesse • Direkte Klimagas-Reduktion • Raumentwicklung • Hitze in Städten • Klimawandel und Biodiversität • Naturgefahren • Klimafreundliche Landwirtschaft • Klimakommunikation • Informatik, ICT und Klima • Klimadaten

Unter der strategischen Leitung von Prof. Dr. Markus Friedl und Prof. Dr. Dominik Siegrist koordinieren die operativen Leiterinnen Zoe Stadler und Susanne Schellenberger die Zusammenarbeit von insgesamt 12 Forschungs- und Entwicklungsinstituten:

Die Fachexpertise der beteiligten Forschungs- und Entwicklungsinstitute werden individuell je nach Projektziel einbezogen. Die zuständige Projektleitung seitens Klimacluster koordiniert dabei abhängig vom Projektstatus die nötigen Kompetenzen, um das Projektziel mit einem effizienten Einsatz der Forschungs- und Entwicklungsressourcen der HSR zu erreichen. Die Kundin und der Kunde begleiten das Projekt eng und tragen mit integral eingesetztem Know-how oder Ressourcen zum Projekterfolg entscheidend bei.

• IBU Institut für Bau und Umwelt • IET Institut für Energietechnik • IFS Institut für Software • IKIK Institut für Kommunikation und interkulturelle Kompetenz • ILF Institut für Landschaft und Freiraum • IRAP Institut für Raumentwicklung • IPEK Institut für Produktdesign, Entwicklung und Konstruktion • IWK Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung • Mathematiker der HSR • SPF Institut für Solartechnik • UMTEC Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik • WERZ Institut für Wissen, Energie und Rohstoffe Zug


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AKTUELLES PREISE UND AUSZEICHNUNGEN

«Die Qualität unserer Forschung erreicht in bestimmten Fachgebieten universitäres Niveau.»

Ivan Markovic (links) und Alexander Kagermanov.

In einer «Blind Prediction» des internationalen Beton-Verbandes (fib) erzielte Alexander Kagermanov vom IBU Institut für Bau und Umwelt den ersten Platz. Für seine Vorhersage des Tragverhaltens von Balken aus Stahlfaser­ beton mithilfe einer selbst entwickelten Software setzte er sich gegen 34 Universitäten aus der ganzen Welt durch. Die Freude bei Kagermanov ist gross: «Das ist ein grosser Erfolg für das IBU Institut für Bau und Umwelt und auch für die ganze HSR, weil wir genau auf diese Weise zeigen, dass die Qualität unserer Forschung in bestimmten Fachgebieten universitäres Niveau erreicht. Ausserdem ist dies eine Bestätigung, dass unsere eigene Software

für numerische Berechnungen korrekte Resultate liefert und zuverlässig bei komplexen numerischen Berechnungen verwendet werden kann.» Die verwendete Software basiert auf der Finite-Elemente-Methode (FEM) und wird zusammen mit IBU-Institutpartner Prof. Dr. Ivan Markovic immer weiterentwickelt. Die Software dient natürlich nicht nur dem Gewinnen von Wettbewerben, sondern wird in verschiedenen Industrie- und Forschungsprojekten eingesetzt – beispielsweise für die Nachrechnung von korrodierten Brücken, die Verankerung von CFK-Lamellen, die Verstärkung von Brücken mit Ultra-Hoch­ leistungs-Faserbeton (UHFB) oder die dynamische Berechnung von Brücken.

Prix Acier Student Award für HSR BauingenieurwesensStudent Patrick Hasler, HSR Absolvent des Studiengangs Bauingenieurwesen, wurde im Rahmen der Baumesse Swissbau Mitte Januar 2020 für seine Bachelorarbeit mit dem Anerkennungspreis des Prix Acier Student Award geehrt. «Er erhält die Anerkennung des Prix Acier Student Award für seinen schönen Tragwerksentwurf, vor allem aber für seine Sensibilität für Ingenieurbaukunst, für seine Lust, Neues zu testen und für seine gesamtheitliche Arbeitsweise», so die Laudatio des Preisstifters Stahlbau Zentrum Schweiz (SZS). Hasler untersuchte in seiner Bachelorarbeit «Fussgängerbrücke Grüningen» unter anderem den Prozess zur Erstellung eines 3D-Modells. Er sei sich bewusst, dass der Entwurf einem Wechselspiel von gestalterischen,

konstruktiven und nutzungsspezifischen Anforderungen ausgesetzt ist, lobte die Jury. Überzeugt habe vor allem, dass sich Hasler für seine Arbeit intensiv mit Disziplinen ausserhalb des klassischen Tragwerksentwurfs eines Bauingenieurs auseinandersetzte. So erstellte der angehende Bauingenieur ein Geländemodell aus den Daten ­eines Drohnenflugs und zeigte seinen gekonnten Umgang mit BIM (Building Information Modeling) bei einer sehr realistischen Darstellung der ­Brücke. Mit dem Prix Acier Student Award würdigt das Stahlbauzentrum Schweiz Master- und Bachelorarbeiten, bei denen Stahl für das Tragwerk oder einen massgeblichen Teil des Bauwerks in überzeugender Weise eingesetzt wird.

Visualisierung der Fussgängerbrücke Grüningen in der Bachelorarbeit.

Plastik-Recycling-Projekt der HSR ausgezeichnet Ein Verfahren für das Recycling von Plastikabfall aus dem Meer, dass das Basler Start-up Tide Ocean SA zusammen mit der HSR entwickelt hat, wurde ausgezeichnet. Damit ging der erstmals verliehene Swiss Plastics Expo Award in der Kategorie Nachhaltigkeit an die HSR. Wir gratulieren unserem IWK Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung herzlich. Ausgewählt wurde das Projekt als eines von 151 Showcase-Projekten der Aussteller an der Kunststoff-Messe

Swiss Plastics Expo, die im Januar in Luzern rund 4000 Besucherinnen und Besucher angezogen hat. Messeleiter René Ziswiler zeigte sich über die Wahl der fünfköpfigen Jury erfreut: «Die Gewinner veranschaulichen die Vielfalt und die Innovationskraft der Schweizer Kunststoffindustrie.» Zweiter Preis für das Projekt Der Swiss Plastics Expo Award ist ­damit bereits der zweite von der Fachwelt verliehene Preis für das Projekt nach dem Materialica Design

Das Team der HSR und Vertreter von Tide Ocean bei der Preisverleihung.

and Technology Award, der ebenfalls an die HSR und Tide Ocean SA ging. Die HSR freut sich insbesondere darüber, weil die Preise zeigen,

dass das Engagement für Nachhaltigkeit durch die Forschungsprojekte der 16 HSR Institute auch national und international beachtet wird.


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AKTUELLES NEUE BÜCHER

Ein Buch über die Flüsse der Alpen

Die Alpen und ihre Flüsse prägen das Leben von mehr als 13 Mil­ lionen Menschen in 8 Ländern. Mehr als 120 Millionen Touristen zieht es jedes Jahr in die Alpen. Diesem Lebensraum und seinen Flüssen wurde nun ein Buch ge-

widmet. Zusammen mit drei weiteren Herausgebern war ­ Prof. Dr. Dominik Siegrist, Leiter des Instituts für Landschaft und Freiraum der HSR, führend bei der Erstellung des neuen Buches «Flüsse der Alpen» beteiligt. Das Buch ist ein vielseitiges, reich bebildertes Werk, das das Fachwissen von mehr als 140 Autorinnen und Autoren aus sechs der acht Alpenländer bündelt. 34 Kapitel ­ ­beschreiben Entstehung und Funktionen von Flüssen, ihren öko­ logischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stellenwert in Geschichte und Gegenwart, das Ausmass und die Folgewirkungen menschlicher Nutzungen, sowie den Abstimmungsbedarf von Schutz- und Nutzungsinteressen.

Detaillierte Portraits von über 50 Flüssen bieten einen raschen Überblick und präsentieren die jeweiligen Besonderheiten. Unter ­ den portraitierten Flüssen zu finden sind auch die wichtigsten der Ostschweiz, darunter die Linth mit dem Jahrhundertbauwerk Linthwerk sowie der Alpen-, Vorder- und Hinterrhein. Nicht nur für Fachleute interessant Bereits nach den ersten Seiten ist klar, dass dieses Buch nicht nur für Fachleute und Studierende geschrieben wurde, sondern alle an den Alpen interessierten Leserinnen und Leser abholen möchte. «Wir ­haben uns bewusst entschieden, ein Buch zu machen, das auch

Nicht-Fachleute gerne lesen wollen», sagt HSR Professor Dominik Siegrist. Das sieht man dem rund 500 Seiten starken Werk auch an. Viele Fotos machen die Flussräume der Alpen spürbar, spannende Karten und Grafiken bieten nützliche Zusatz­ informationen. Spätestens bei den Flusportraits wird die Neugier geweckt. Besondere Geschichten, ­bedeutende Revitalisierungsprojekte oder historische Ereignisse wurden von Autoren aufbereitet, die etwas über die einzelnen Flüsse zu erzählen haben. Sie fassen fachliche Hintergründe und subjektive Eindrücke für jeden Fluss eindrücklich zusammen. (MEW) ISBN: 978-3-258-08114-4

So geht Tief- und Strassenbau Im Verlag FachWissenBau FWB ist ein praxisnahes Fachbuch und Nachschlagewerk zum Thema Tief- und Strassenbau erschienen. Das aufwendig gestaltete und reich illustrierte Werk der beiden erfahrenen Bauingenieure und HSR Dozenten Rolf Steiner und Tobias Frick liefert eine umfassende Auslegeordnung über Planung und Ausführung von Infrastrukturprojekten. Was als Bieridee auf einer Serviette begann und anfänglich auf 150 Buchseiten limitiert war, reifte im Verlauf der letzten zwei Jahre zu einem umfangreichen Standardwerk in zwei Bänden von nicht weniger als 536 Seiten. Es füllt als Lehrmittel und Fachbuch eine Lücke und liefert umfassende Grundlagen für alle relevanten und ausführungsspezifischen Themen im Tief- und Strassenbau.

tung, die Ausführung, den Bauablauf oder die Terminplanung. Neues ist auch über zukunftsorientierte Technologien oder mögliche Beschleunigungsmassnahmen zu erfahren.

Das in zwei Bänden erschienene Werk bietet viel Wissenswertes über die Bauwirtschaft Schweiz, die Berufe des Bauhauptgewerbes, die rechtlichen Grundlagen und Normen, das Beschaffungswesen, die technische und kaufmännische Arbeitsvorberei-

nen sich Prozesse vereinfachen und beschleunigen lassen. Das Buch macht aber auch klar, dass trotz all dieser Fortschritte der Mensch noch lange der wichtigste und unverzichtbare Faktor auf der Baustelle ist und bleiben wird.

Der Mensch bleibt wichtigster Faktor Das Buch enthält wertvolle Tipps, wie Defizite vermieden oder Holprigkeiten gleich einem Strassenloch mit Inhalten und Fachwissen aufgefüllt ­ werden können. Es fängt an mit den Fragen: Wie richte ich eine Baustelle ein? Was benötige ich an Inventar wie Maschinen, Spezialgeräten, Transportmitteln, Mulden usw.? Der Mechanisierungsgrad auf den Baustellen ist hoch und steigt mit der fortlaufenden Digitalisierung weiter an. Die digitale Transformation gibt den Planern und Unternehmerinnen neue Werkzeuge in die Hand, mit de-

Lehrbuch für Studierende und Handbuch für die Praxis Das Fachbuch, in dem auch zahlreiche Experten aus der Industrie, dem Gewerbe und den Bildungsinstitutionen zu Wort kommen, ist vorab auf Studierende von Hochschulen und ­ anderen Ausbildungsstätten ausgerichtet, die noch Erfahrung im Bereich der Ausführung sammeln müssen. Erfahrenen leistet das Fachbuch einen wertvollen Dienst als Nachschlagewerk und zur Auffrischung und Ausdehnung der eigenen Fachkompetenz. Auch den Bauherren, Planerinnen und Bauleitern, die sich

den täglichen Herausforderungen ­eines Bauprojektes stellen müssen, kann das ausführliche und mit modernen Erkenntnissen angereicherte Standardwerk eine willkommene ­Hilfestellung bieten. Für die beiden Autoren und HSR ­Dozenten, die zusammen über mehr als 40 Jahre Berufserfahrung in der Planung und Ausführung von Infrastrukturprojekten verfügen, soll das Buch nicht zuletzt bei allen am Bau Beteiligten die Leidenschaft, Begeisterung aber auch den Stolz für die Materie wecken und fördern. (MEW)


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AKTUELLES ONLINE-ANSTURM

NEUE PROFESSUREN

ZuriHac 2020 feiert Online-Besucherrekord

Michael Schueller, Professor für elektrische Energietechnik

Die Coronapandemie hat viele Veranstaltungen platzen lassen. ­ Der ZuriHac 2020, eine der grössten Haskell-Veranstaltungen weltweit, ergriff die Flucht nach vorn und führte vom 12. bis 14. Juni alles online durch. Eine gute Wahl: Der letztjährige Besucherrekord von 500 Teilnehmenden wurde mit mehr als 900 Teilnehmenden deutlich übertroffen. Der Organisator, HSR InformatikProfessor Farhad Mehta, war froh über den Entscheid, den ZuriHac 2020 online durchzuführen: «Ich freue mich ausserordentlich, dass der Event auch online auf reges Interesse gestossen ist!» Insgesamt 937 Personen haben live aus aller Welt teilgenommen. Rund die Hälfte aller Teilnehmenden kamen aus der Schweiz (10%) und Europa (42%) – die übrigen Teilnehmenden schalteten sich aus Nordamerika, Asien, Südamerika, dem mittleren Osten sowie den ozeanischen Inselstaaten zu.

Die jährlich stattfindende Konferenz inklusive einem Hackathon richtet sich sowohl an ausgewiesene Expertinnen und Experten der Programmiersprache Haskell wie auch an interessierte Einsteigerinnen und Einsteiger. Dieses Jahr mit dabei waren auch wieder prominente Referenten, etwa Phillip Wadler und Robert Rix. Doch nicht nur alte Haskell-Hasen haben teilgenommen. «Der ZuriHac stösst auch bei Software- und ProgrammiersprachenEntwicklern ausserhalb der HaskellCommunity auf grosses Interesse», sagt Mehta. Auch wer nicht teilnehmen konnte, hat nichts verpasst – in der Playlist «ZuriHac 2020» werden alle Talks auf Youtube dauerhaft zur Verfügung gestellt.

Breiter Forschungsrucksack Vor seiner Zeit an der HSR arbeitete Michael Schueller zuletzt als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Fachgruppe für Hochspannungstechnik an der ETH Zürich, wo er verschie-

Donato Acocella, Professor für Raumentwickung Im Studiengang Stadt-, Verkehrsund Raumplanung ergänzt Donato Acocella seit Februar die Profes­ sorenschaft und arbeitet als Institutspartner im IRAP Institut für Raumentwicklung, wo er Projekte in der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung betreut. Zuletzt arbeitete er als selbststän­ diger Gutachter im eigenen Büro Acocella Stadt- und Regionalentwicklung. Seit 2012 betreut er als Fachbegleiter das Sachplanverfahren zum atomaren Tiefenlager in der Region Nördlich Lägern.

Der Studiengang Erneuerbare Energien und Umwelttechnik erhält ab September Verstärkung durch den neuen Professor für elektrische Energietechnik, Michael Schueller. Neben seiner ­ Do­zententätigkeit im Studiengang wird er ausserdem im IET Institut für ­ Energietechnik Forschungsund ­Entwicklungsprojekte in der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung bearbeiten. Michael Schueller startet bereits mit fünf Jahren HSR Erfahrung als Dozent und Leiter des Hochspannungslabors der HSR in seine neue Position.

Lehrerfahrung Als Lehrbeauftragter für das Wahlfach Standortlehre sammelte er z wischen 2009 bis 2016 bereits ­ Lehrerfahrung an der Hochschule für Technik Stuttgart. Hinzu kommen Referententätig­ keiten, unter anderem für das Deutsche Institut für ­Urbanistik oder für das Institut für Städtebau Berlin sowie das Institut für Städtebau und Wohnungswesen München. Vor seiner Selbstständigkeit arbeitete Acocella unter anderem als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei ­ der AUCTOR Beratergruppe. Der ­diplomierte Raumplaner hat seine Dissertation mit dem Thema Märkte- und Zentrenkonzepte abgeschlossen.

dene Forschungsprojekte betreute und Masterstudierende unterrichtete. Davor sammelte er unter an­ derem als Projektmitarbeiter, Prüf­ ingenieur und wissenschaftlicher Angestellter R&D Erfahrung im Institut für Hochspannungstechnik an der TU Graz in Österreich, bei ABB Micafil in Zürich sowie bei der Isovolta AG in Werndorf, Österreich. Seine Ausbildungsstationen umfassen ein Diplomstudium für Elektrotechnik an der TU Graz in Österreich, wo er den Studienzweig elektrische Energietechnik mit Spezialisierung auf Hochspannungstechnik wählte. Sein Doktorat absolvierte Michael Schueller an der ETH Zürich wo er im Bereich von elektrischen Gasisola­ tionen für hohe Gleichspannungsanwendungen (HVDC) forschte. Ein Didaktik-Zertifikat der FHS St.Gallen rundet das Dozenten-Profil von ­Michael Schueller ab, der insgesamt 9 Jahre Lehrerfahrung vorweisen kann.

Hanspeter Keel, Professor für Produktentwicklung Ab August wird Hanspeter Keel als Professor für Produktentwicklung und Innovation den Studiengang Maschinentechnik | Innovation verstärken. Ausserdem wird er als Institutspartner im In­ stitut für Produktdesign, Entwicklung & Konstruktion IPEK in der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung arbeiten. Zuletzt arbeitete Keel als Business Unit ­Director bei Altran in Zürich, wo er die strategische und betriebliche Gesamtverantwortung in der Innovations- und Technologieberatung für die Region Deutschschweiz trug.

Methodenkompetenz in der Produktentwicklung Herr Keel startete seine Karriere nach dem Maschinenbaustudium in der Produktentwicklung bei der Firma Marenco AG und wechselte anschliessend in den internationalen Anlagenbau. Dabei baute er einen neuen Geschäftszweig für kataly­ tische Entstickung in Zementwerken der Firma ThyssenKrupp von der Schweiz und Deutschland in den USA auf. Berufsbegleitend absolvierte er das MAS Management & Technology der ETH und war für strategische ­Entwicklung am INSEAD in Paris. Mit seiner Methodenkompetenz legt er den Schwerpunkt seiner Forschung an der HSR auf die Innovation und Produktentwicklung für Schweizer KMU und Grossbetriebe.


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AKTUELLES NEUE PROFESSUREN

Martin Beth, Professor für BIM im Bauingenieurwesen Seit Juli verstärkt Martin Beth die Professorenschaft im Studiengang Bauingenieurwesen. Zudem engagiert er sich als Institutspartner im IBU Institut für Bau und Umwelt in der anwendungs­ orientierten Forschung und Entwicklung. Zuletzt arbeitete er als Leiter­ IT-Infrastruktur bei der Competec ­ Service AG sowie als Abteilungs­ leister BIM2Field bei der Cadwork Informatik CI AG.

Vielseitige Stationen Zuvor sammelte Beth bei der Implenia AG Erfahrung als Chief Digitalization Officer, arbeitete als Leiter IT bei der Marti Holding AG sowie als Systems Engineer bei Daimler Chrysler TSS. Vor dem Fokus auf IT-Stellen, verantwortete er als Bauführer zudem Projekte bei der Bernd Giebler GmbH, Geissler GmbH & Co. Bau KG sowie bei der Betonwerkstein Bayer GmbH. Beth hat sowohl ein Studium im Bauingenieurwesen abgeschlossen wie auch ein weiteres in Wirtschaftsinformatik. Zudem absolvierte er eine ­Weiterbildung in Betriebswirtschaft.

BACHELORARBEIT UNTER TAGE

Den CERN-Teilchenbeschleuniger unter der Lupe Die Bauingenieurin Melina Staub untersuchte in ihrer Bachelorarbeit an der HSR den Untertagebau am CERN bei Genf. Die engen Platzverhältnisse und speziellen Anforderungen an die Baumaschinen sind die grossen Herausforderungen des Projekts. Bauingenieurwesen an der HSR studieren heisst nicht bloss Theorie büffeln und Prüfungen schreiben. Schon ab dem ersten Semester sammeln unsere Studierenden Praxiserfahrung in Labor- und Feldübungen – und in ­Praxisprojekten mit Unternehmen. Für ihre Bachelorarbeit war die mittlerweile fertig ausgebildete Bau­ ingenieurin Melina Staub in Meyrin, Kanton Genf, und untersuchte den Schachtbau um den Ausbau des Teilchenbeschleunigers am CERN, den

die Marti Tunnel AG aktuell bestreitet. Ziel ist die Inbetriebnahme des neuen «High-Luminosity Large Hadron Collider» in sechs Jahren. Die Forscher am CERN erhoffen sich damit, in einen neuen Bereich der Teilchenphysik vorzudringen. Die Herausforderungen an das Gross­projekt sind enorm: Es werden eigens für dieses Projekt umgebaute, elektrisch angetriebene Bagger eingesetzt. Herkömmliche, diesel­ betriebene Bagger verursachen zu grosse Schwingungen, was die Forschungsarbeit ­ beeinflussen würde. Durch die begrenzten Platzverhältnisse stellt auch die Logistik kein einfaches Unterfangen dar. Sämtliches Material und Inventar muss durch ­einen engen Schacht in die Tiefe gelassen werden.

Hans-Ulrich Büse, Professor für Additive Fertigung / 3D Druck im Bereich Kunststoff Die Professorenschaft im Studiengang Maschinentechnik|Inno­vation wird seit Juni durch Hans-Ulrich Büse verstärkt. Darüber hinaus wird er am IWK Institut für Werkstofftechnik und Kunststoff­ verarbeitung als Institutspartner ­Projekte in der anwendungsorien­ tierten Forschung und Entwicklung be­arbeiten. Zuletzt arbeitete Büse als geschäftsführender Gesellschafter bei der Blue Production GmbH & Co. KG, die unter seiner Führung als weltweit erster Dienstleister im Bereich der additiven Fertigung von Kunststoff-Bauteilen TÜV AM zertifiziert wurde und sich unter anderem mit der Entwicklung von Prozessketten im Bereich der automatisierten Reinigung, Ober­ ­

­Additive-Manufacturing-Bauteilen beschäftigte. Kunststoff-Karriere Vor seiner Tätigkeit bei der Blue ­Production GmbH & Co. KG war Büse in verschiedenen Funktionen für die EOS GmbH Electro-Optical Systems tätig. Unter anderem leitete er als Product & Key Account Manager ­Entwicklungskooperationen mit Partnerunternehmen und war als ­Gebietsverkaufsleiter bzw. später Regionalmanager Zentraleuropa Nord mit verschiedenen Entwicklungs­ projekten sowie der Expansion in weltweit 8 Regionen betraut. Der Diplom-Ingenieur absolvierte sein ­ Maschinenbau-Studium an der Uni­ versität Paderborn mit dem Schwerpunkt Konstruktionstechnik.

Andre Heel, Professor für Umwelttechnik und Klimaschutz Im Studiengang Erneuerbare Energien und Umwelttechnik wirkt Dr.Ing. Andre Heel seit Februar 2020 als neuer Professor für Umwelttechnik und Klimaschutz. Darüber hinaus engagiert er sich als Institutspartner im UMTEC Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik in der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung. Heel ar­ beitete die letzten sieben Jahre als Dozent und Forschungsleiter am Institute of Materials & Process Engineering an der ZHAW in Winterthur. Erfahrung in Lehre und Forschung

Melina Staub auf der Baustelle.

flächenbehandlung, Färbung, Glättung und UV-Stabilisierung von

Heel bringt unter anderem Erfahrung in den Bereichen Emissionsminderung & Abgasnachbehandlung (Katalyse, Aerosole), Erneuerbare ­ Energieträger, Effizienzprozesse für Power-to-X, elektrochemische Energiewandler (Brennstoffzellen, Elektrolyse), Gas-Partikel-Systeme und

­ anotechnologie (Partikel, SchichN ten) mit. Vor seiner Zeit an der ZHAW hat er unter anderem im Public-­ Private-Partnership-Bereich sowie in der Abteilung Hochleistungskeramik bei der EMPA in Dübendorf gearbeitet und dabei mehrere national und international geförderte Forschungsprojekte begleitet. Seine Dissertation hat Heel an der Universität Karlsruhe absolviert, wo er auch seinen Abschluss als DiplomChemieingenieur erworben hat.


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SPRUNGBRETT SPRUNGBRETT-INTERVIEW MIT HOCHSCHULRÄTIN UND ABSOLVENTIN ANNINA MARTI CROSET

Alter: 37 Studienrichtung: Maschinentechnik Studienabschlussjahr: 2005 Heutige Funktion: Verwaltungsrätin, Mitinhaberin und Leiterin Logistik bei der marti engineering ag sowie OST Hochschulrätin für den Kanton Glarus

Sie haben Ihr Studium an der HSR absolviert. Wie ist das, jetzt als Hochschul­ rätin praktisch Ihre ehemalige Hochschule mitzuführen? Es ist wirklich ein etwas eigenartiges Gefühl, nun auf der anderen Seite der Hochschule zu sein. Aber ich freue mich sehr, beim Prozess vom Zusammenschluss der drei Standorte zu OST mitwirken zu können. Sie vertreten den Kanton Glarus im Hochschulrat der OST. Welche Erwartungen hat der Kanton an die OST? Die Industrie im Glarnerland soll durch solide ausgebildete OSTAbsolventinnen und -Absolventen gestärkt werden. Für ein Unternehmen ist es ein äusserst wichtiger Faktor, gut ausgebildete Fachkräfte verpflichten zu können, da sie stark zum Erfolg beitragen. Weiter ist es uns auch ein Anliegen, den Glarnerinnen und Glarnern gute Ausbildungsstätten in der näheren Umgebung bieten zu können. Mit dem Standort Rapperswil ist die Wahrscheinlichkeit für eine Rückkehr ins Glarnerland nach dem Studienabschluss hoch. Als Ingenieurin, Geschäftsleitungsmitglied und Hochschulrätin bewegen Sie sich in einem grossen Netzwerk. Werden Sie bereits auf die OST angesprochen? Ich werde von verschiedenen Seiten auf die OST angesprochen, sei dies von Kunden wie z.B. Bühler Druckguss, welche mit dem Standort St. Gallen verknüpft sind, oder auch Lieferanten wie z.B. Festo, welche bereits mit dem Standort Buchs ein grösseres Projekt durchgeführt haben. Ich glaube, es ist für alle Unternehmen ein wichtiger Aspekt, dass die OST mit ihren drei Standorten weiterhin eine qualitativ hochstehende Ausbildung bietet. Und ich habe auch keinerlei Zweifel, dass die OST dieser Anforderung gerecht werden wird. Ich gehe sogar davon aus, dass die OST mit den neu gewonnenen Synergien in der Lage sein wird, die Qualität und auch das Angebot noch zu steigern und somit ihre Marktposition zu stärken.

Eine Ihrer Aufgaben wird es sein, die fachlichen Leistungen der OST mit den Bedürfnissen der Wirtschaft in Einklang zu bringen. Wie gut sehen Sie dieses Verhältnis heute im Gleichgewicht? Ich kann von meiner Position her nur die fachlichen Leistungen der OST im Bereich Maschinentechnik beurteilen. Wir haben bei der marti engineering ag doch schon einige Absolventen der HSR verpflichtet, die im Bereich Konstruktion bei uns tätig sind. Das Ausbildungsniveau ist sehr solide und bietet eine Top-Ausgangslage, um das erlernte Wissen mit Praxiserfahrung im Unternehmen zu ergänzen. Denn in der Praxis läuft nicht immer alles nach «Lehrbuch» und es müssen auch sehr schwierige Situationen gemeistert werden. Wo sehen Sie noch Potenzial? Als Unternehmerin wünsche ich mir bei einigen Themen einen stärkeren Fokus. Es handelt sich aber eher um Spezialgebiete wie Maschinenrichtlinien, technische Dokumentationen und Export, wo sich dann auch die Frage stellt, wie tief solche Themen im Rahmen eines dreijährigen Maschinentechnik-Studiums betrachtet werden können. Den grössten Lernerfolg bei den Studierenden sehe ich immer noch bei allen Praxisprojekten, in denen industrienahe Themen bearbeitet werden oder z.B. zu meiner Studienzeit das Projekt «Eurobot». Sie sind bis 2024 gewählt, welche Ziele haben Sie persönlich für Ihre Arbeit im Hochschulrat? Mein Hauptziel ist es, mit viel persönlichem Einsatz mitzugestalten. Ich

hatte bisher neben meiner beruflichen Tätigkeit bei marti engineering nur Erfahrung aus Vereins- und Kommissionstätigkeiten im ­Mitwirken in einem Gremium. Ich war u.a. 13 Jahre Kassier beim UBS Squashclub Zürich und bin nun seit bald zwei Jahren in der Kommission der Kinderkrippe Glarus. Der Respekt vor dem Mitwirken in einem solch hochkarätigen Gremium wie dem Hochschulrat OST war riesig. Nach dem ersten Zusammentreffen mit den weiteren Hochschulratsmit­ gliedern und auch der Hochschulleitung im Januar bin ich überzeugt, dass der Start der OST gelingen wird. Ich freue mich jedenfalls auf die weitere Zusammenarbeit im Hochschulrat und auch mit der Hochschulleitung und hoffe, diese Tätigkeit mit meiner Familie und meiner beruflichen Tätigkeit bestmöglich vereinbaren zu können. Als Hochschulrätin werden Sie einige Sitzungen auf «Ihrem» Campus Rapperswil haben. Worauf freuen Sie sich, wenn Sie daran denken? Ich freue mich vor allem auf die tolle Umgebung. Die Lage direkt am Zürichsee bietet ein ganz besonderes Flair und trägt auch einen Teil der Attraktivität des Standorts Rapperswil bei. Gerne möchte ich auch die Studentenwohnungen besichtigen, weil es die zu meiner Zeit noch nicht gab. Und selbstverständlich bin ich gespannt, wie gross die Veränderungen über die Jahre innerhalb der Gebäude waren. Da ich vom Standortbeirat Rapperswil bereits eine Sitzung an der HSR hatte, kann ich sagen, dass doch ein paar «Heimatgefühle» hochgekommen sind. (MEW)


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AKTUELLES STELLENBÖRSE

Gute Alternative: Virtuelle Stellenbörse Wegen der Coronapandemie konnte die HSR Stellenbörse dieses Jahr nicht vor Ort durchgeführt werden. Das tat dem Erfolg aber keinen Abbruch. An der virtuellen Stellenbörse nahmen während 10 Tagen im Mai/Juni mehr als 700 Studierende teil. 37 Unternehmen aus allen Branchen nutzten ebenfalls die Gelegenheit, um sich den Studierenden als potenzielle Arbeitgeber zu präsentieren. Die Studierenden hatten die Möglichkeit, Livestreams mit den Unternehmen zu besuchen. Als Vorbereitung darauf wurden unter anderem CVChecks und Video-Bewerbungstrainings mit Personalprofis angeboten. Ausserdem konnten die Studierenden z.B. in Online-Workshops wie «Mein persönlicher USP» an ihren ­Bewerbungsskills feilen. Das Echo fiel auf beiden Seiten positiv aus. Auf Firmenseite wurde die Stellenbörse geschätzt. «Wir fanden

die Idee mit den Livestreams sehr ­gelungen und freuten uns, dass die HSR als eine von wenigen Hochschulen eine digitale Alternative zur physischen Messe angeboten hat», sagt Sandra Lugonjic von ABB Power Grids Switzerland. Die Stellenbörse vor Ort wird jedoch nach wie vor das Ziel für 2021 bleiben, auch weil die Unternehmen den persönlichen Kontakt vor Ort schätzen. «Für uns war die Online-Stellenbörse an der HSR eine sehr gute Alternative in der Coronazeit: Gut ­ ­organisiert, gute Feedbacks von den Teilnehmenden und die ersten Unterlagen von Interessenten haben wir auch bereits erhalten. Natürlich bevorzugen wir künftig wieder persönlichen Gespräche vor Ort und sind gerne am nächsten persönlichen Event wieder dabei», sagt Guido Jauch, Rekrutierungsspezialist bei M&S Software Engineering.

Ihre Kompetenzen

Unsere Kompetenzen

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In der Fertigung ermöglichen Digitalisierung und Automatisierung von Maschinen und Anlagen enorme Fortschritte – von der Datenerfassung zur Vorhersage der Lebensdauer kritischer Maschinenkomponenten bis hin zum automatisierten Lauf eines Werkstückes durch eine Fertigungsstrasse. Einiges wird in «Industrie4.0» bereits umgesetzt, vieles ist aber noch Zukunftsmusik. Deshalb:

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IMPRESSUM HSR MAGAZIN 1/2020 Herausgeberin: HSR Kommunikation HSR Hochschule für Technik Rapperswil Oberseestrasse 10, 8640 Rapperswil Telefon 055 222 49 82, magazin@hsr.ch www.hsr.ch/magazin Redaktion: (TSE): Eva Tschudi (Chefredaktion) (MEW): Willi Meissner (Projektleitung) (SUS): Sabrina Süzen (SPF): Michel Haller, Florian Ruesch, Fabio Lichtensteiger (MUL): Lea Müller (ZVG): zur Verfügung gestellt Anzeigenverkauf Schweiz: Somedia Promotion Zwinglistrasse 6, 8650 Glarus Telefon +41 55 645 38 88 glarus.inserate@somedia.ch, www.somedia.ch

Fotos/Bilder/Grafiken: Titelbild: Regula Baldinger, regulabaldinger.ch Illustration, S. 5: Regula Baldinger, regulabaldinger.ch S. 6/7: HSR / Urs Matter S. 9, 25, 26,: ZVG S. 10/11, 24, 27 : HSR/ZVG S. 13, 14, 15, : HSR S. 16, 17, 20, 28 : HSR / Urs Matter S. 18/19: Jenni Liegenschaften AG / HSR

Layout: Regula Baldinger, regulabaldinger.ch

S. 5, OST-Vorschau: OST S.6, OST-Vorschau: HSR / Urs Matter S. 8/9, OST-Vorschau: Regula Baldinger, regulabaldinger.ch

Externe Autoren: Copyright bei den Verfasserinnen und Verfassern.

Druck: Spälti Druck AG, Glarus Copyright: Nachdruck auf Anfrage und mit Angabe der Quelle gestattet. Text- und Bildmaterial auf Anfrage. Anfragen sowie Belegexemplar nach Abdruck erbeten an willi.meissner@ost.ch

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DAS HSR MAGAZIN FINDEN SIE AUF DER RÜCKSEITE

AUSGABE 1 / 2020

DIE OST AUF EINEN BLICK In der OST - Ostschweizer Fachhochschule spannen drei Buchs

erfolgreiche Fachhochschulen der Ostschweiz zusammen. Rapperswil

St.Gallen

Das Trio aus Rapperswil, St. Gallen und Buchs hat grosse Pläne.

INTERVIEW MIT OST REKTOR DANIEL SEELHOFER Daniel Seelhofer wird ab 1. September Rektor der OST - Ostschweizer Fachhochschule. Im Interview gibt er einen Einblick in seine Gedanken und Ziele für die Entwicklung der OST.

DIE STRUKTUR DER NEUEN FACHHOCHSCHULE Die OST wird von den Kantonen St.Gallen, Thurgau, Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden, Glarus und Schwyz sowie dem Fürstentums Liechtenstein getragen.

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Die drei Hochschulen HSR Rapperswil, FHS St.Gallen und NTB Buchs schliessen sich per 1. September 2020 zur OST - Ostschweizer Fachhochschule zusammen.

Mit rund 3700 Bachelorund Masterstudierenden an 6 Departementen, 2200 Teilnehmenden in der Weiterbildung und über 1000 aktuellen Forschungsprojekten in 30 Instituten ist die OST zentrales ­Bildungsdrehkreuz und Forschungsstandort in einem.

INHALT 4

Die OST auf einen Blick

6

«Wir starten von einer sehr starken Position aus»

8

Die Struktur der neuen Hochschule

Falls Sie das neue OST Magazin lieber digital lesen oder nicht erhalten möchten, schreiben Sie bitte eine Mail an: magazin-rj@ost.ch

Ab 2021 wird ein gemeinsames Hochschulmagazin die bis­herigen Magazine ablösen. Wir würden uns freuen, Sie weiterhin zu unseren Leserinnen und Lesern zählen zu dürfen!

Die OST auf einen Blick Per 1. September wird die OST - Ostschweizer Fachhochschule als neue Marke die HSR in Rapperswil, FHS in St. Gallen und NTB in Buchs ersetzen. An den drei Standorten wird das bestehende, vielseitige Studienangebot sowie eine starke Forschung angeboten sowie laufend erweitert.

Die OST-Standorte leisten bereits heute einen wesent­ lichen Beitrag zur gesellschaftlichen und wirtschaft­ lichen Entwicklung der Ostschweiz und darüber hinaus. Mit anwendungsbezogener und wissenschaftsbasierter Lehre und Forschung an den drei Standorten in ­Rapperswil, St.Gallen und Buchs fokussiert sich die OST auf bewährte Kernkompetenzen und baut diese aus. Ihren Studierenden bietet die OST individualisierte und vielschichtige Bildungswege, ihren Forschungspartnern offeriert die OST eine zeitgemässe, praxisorientierte Forschung und Entwicklung. In einzelnen Themenfeldern sind die Studiengänge und Forschungsinstitute schweizweit tonangebend.

Die OST versteht sich als offener Raum zur Entwicklung starker Persönlichkeiten, die sich neben ihren fachlichen Kompetenzen auch durch Kreativität, differenziertes Denken und überfachliche Kompetenzen auszeichnen. Die Fähigkeiten, welche die Studierenden entwickeln, sind grundlegend für eine moderne, zukunftsorientierte Gesellschaft.


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3 Standorte  Buchs  Rapperswil  St.Gallen

6 Departemente   Architektur, Bau, Landschaft und Raum  Gesundheit  Informatik   Soziale Arbeit  Technik  Wirtschaft

30 Forschungsinstitute 16 Bachelor-Studiengänge 6 Master-Studiengänge

3700

19 Weiterbildungslehrgänge

Studierende im Bacheloroder Master-Studium

2200 Teilnehmende in der Weiter­bildung

Buchs

Rapperswil

11%

der Studierenden kommen aus dem Ausland

St.Gallen

91%

der Absolventinnen und Absolventen haben bereits zum Zeitpunkt der Diplo­mierung eine Stelle


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«Wir starten von einer sehr starken Position aus» Daniel Seelhofer wird ab 1. September Rektor der OST - Ostschweizer Fachhochschule. Mit mehr als 3700 Bachelor- und Masterstudierenden, über 2200 Weiterbildungsteilnehmende und 2000 Mitarbeitenden an drei Standorten in Rapperswil, St. Gallen und Buchs definiert die OST die Fachhochschul­landschaft in sechs Ostschweizer Trägerkantonen sowie dem Fürstentum ­Liechtenstein neu. Im ­Interview gibt Daniel Seelhofer Einblick in seine Pläne.

Sie sind mit dem Ziel angetreten, jede Hand an der FHS, HSR und NTB mindestens einmal zu schütteln. Haben Sie es geschafft? Noch nicht ganz, leider. Ich habe bisher etwa 95% der zukünftigen OST Mitarbeitenden kennenlernen dürfen. Ob ich die restlichen Hände auch noch schütteln darf, wird sich zeigen, Händeschütteln ist ja aktuell etwas schwierig. Auf jeden Fall hat sich an meinem Anspruch nichts geändert, möglichst alle Mitarbeitenden persönlich zu kennen. Einerseits aus Respekt gegenüber der Person, und andererseits ist das Kennen der Personen auch Voraussetzung dafür, die geeigneten Leute für ­Aufgaben an der richtigen Stelle gewinnen zu können.

Welche Synergien und gegenseitigen «Verstärker» haben Sie bei Ihren Antrittsbesuchen in St.Gallen, Rapperswil und Buchs erkannt? An allen Standorten hat mich der ausgeprägte Berufsstolz auf allen Stufen sehr beeindruckt. Auch eine ausgesprochene Qualitäts- und Zielorientierung war ­ allgemein festzustellen. Dies stimmt mich positiv für die kommende, intensive Zeit des OST Starts. Die Standorte ergänzen sich exzellent. Durch den Zusammenschluss wird unser Leistungsportfolio abgerundeter und noch interessanter.


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7 Drei Standorte, eine Hochschule. Wie wird das in der Praxis funktionieren? Wir sind ja nicht die einzige Hochschule, die sich mit dieser Situation arrangieren muss. Wichtig wird der ­ ­departements- und standortübergreifende Austausch. Auf Stufe der Hochschulleitung rotieren wir für die ­Hochschulleitungssitzungen zum Beispiel zwischen den Standorten. Bei Projektsitzungen funktioniert dies schon fast selbstverständlich. Zukünftig werden wir auch vermehrt standortübergreifende Studiengänge haben. Wichtig sein wird auf jeden Fall, dass für die Mitarbeitenden die Spielregeln für standortübergreifendes Arbeiten fair sind. Jeder Standort wird innerhalb der grösseren OST Kultur, die sich mit «An allen Standorten hat mich der der Zeit entwickeln wird, wohl auch eine ausgeprägte Berufsstolz auf allen gewisse eigenständige Stufen sehr beeindruckt. Auch Kultur behalten. Das ist eine ausgesprochene Qualitätsnormal und macht das und Zielorientierung war allgemein standortübergreifende Arbeiten ja auch interfestzustellen. Dies stimmt mich essant.

positiv für die kommende, intensive Zeit des OST Starts.»

Wenn Sie die gesamte neue OST als eine OST Rektor Daniel Seelhofer Person beschreiben müssten – welche Eigenschaften hätte sie? Sie hat ein hohes Qualitätsbewusstsein, ist sehr pflichtbewusst gegenüber ihren Anspruchsgruppen und ­hochkompetent. Sie ist aber auch noch etwas scheu und unsicher und darf ruhig noch mehr Selbstvertrauen entwickeln und die eigenen Stärken noch proaktiver nach aussen kommunizieren. Was muss eine Fachhochschule wie die OST leisten? Welche Bedeutung hat sie für die Wirtschaft und die Gesellschaft? Eine Fachhochschule schafft Lösungen. Im Gegensatz zu einer Universität, die oft auch Grundlagenforschung betreibt, deren Nutzen möglicherweise erst in der Zukunft klar wird, ist eine Fachhochschule inhärent anwendungsorientiert. Dies zieht sich durch alle Leistungsbereiche hindurch. Sie befähigt Studierende, direkt in anspruchsvolle Berufe einzusteigen. Die hohe Quote an Studierenden der OST, die unmittelbar nach dem Studium eine Stelle finden, spricht Bände. Die anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung – der Name sagt es schon – sowie die Dienstleistungen stellen konkrete Problem­ lösungen in den Vordergrund. Somit schafft eine Fachhochschule einen sehr direkten Nutzen für die ­ ­Gesell­­schaft, Politik und Wirtschaft und hat eine dem­ entsprechend hohe Bedeutung, gerade auch für die ­Ostschweiz als eher strukturschwache Region. Die OST startet mit vielen Zielen. Sie will wachsen, internationaler werden und eine aktive Lösung für den Fachkräftemangel in der Ostschweiz sein. Was sind Ihre persönlichen Ziele als Rektor? Ich habe die Vision einer fairen, transparenten Fachhochschule, in der die Mitarbeitenden mit Herzblut und ­Professionalität bei der Sache sind, in der alle am gleichen Strang ziehen und sich gegenseitig Vertrauen und Verständnis entgegenbringen.

Studierende sollen im Nachhinein zurückblicken und ­sagen: «Das war es wirklich wert!» Und Kunden sowie Forschungspartner sollen so zufrieden sein, dass sie möglichst immer wieder mit uns zusammenarbeiten. Welche Rolle spielt das Studienangebot bei der Wachstumsstrategie? Eine sehr zentrale. Eine Hochschule lebt von starken Studiengängen und Instituten. Wachstum kann auf ­ mehrere Arten erfolgen: durch neue Studiengänge, durch das Anbieten von bestehenden Studiengängen an weiteren Standorten sowie durch das bessere Auslasten bestehender Studiengänge. Die OST hat hervorragende, teilweise schweizweit führende Studiengänge, die alle von hochkompetenten Studiengangleitungen geführt werden. Wenn es also eine einfache Lösung für die bessere Auslastung gäbe, wäre diese sicher schon gefunden worden. Eine bessere Auslastung bleibt natürlich weiterhin ein wichtiges Ziel, jedoch werden wir im Rahmen des Markterweiterungsprojekts insbesondere auch neue Einzugsgebiete zu erschliessen suchen. Die Forschung startet mit einem etablierten Partnernetzwerk und vielseitigen Kompetenzen. Wie soll sich die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und Gesellschaft weiterentwickeln? Wir starten von einer sehr starken Position aus. Die Institute der OST sind exzellent aufgestellt. Wichtig wird weiterhin ein sehr enger, kontinuierlicher Austausch mit der Politik und Wirtschaft, aber auch mit Exponenten der Gesellschaft als Ganzes sein. Hier wird es in der weiteren Entwicklung zentral sein, die Synergien und erweiterten Kompetenzen, die sich aus dem Zusammenschluss ergeben, zum Nutzen unserer Partner und Kunden einsetzen zu können. Die ersten OST Studierenden werden 2023 abschliessen. Wie wertvoll wird das OST Diplom sein? So wertvoll wie jedes Fachhochschuldiplom: Es ist eine starke Basis. Entscheidend ist aber, was die Studentin oder der Student danach daraus macht. Die OST startet als neue Marke und muss sehr gut arbeiten, um den ­exzellenten Ruf ihrer Vorgängerinstitutionen weiterentwickeln zu können. Den Wert des OST Diploms müssen wir unseren Anspruchsgruppen möglichst rasch und klar näherbringen. Wenn die Leute in 5 Jahren über die OST reden – woran erkennen Sie, dass wir gut gearbeitet haben? Man wird dann hoffentlich nicht über die Fusion, sondern über die glaubwürdig wahrgenommenen Stärken und Leistungen der OST sprechen. Dann haben wir alle unseren Job gut gemacht. Am Schluss stehen die Studierenden, Kundinnen und Partner sowie nach innen die Mitarbeitenden im Zentrum. (MEW/MUL)


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Die Struktur der neuen Hochschule Die Fusion der OST - Ostschweizer Fachhochschule ist ein Zusammenschluss dreier erfolgreicher Fachhochschulen in der Ostschweiz, die ihre Kompetenzen in insgesamt sieben Fachbereichen bündeln werden. Die Basis für die OST bildet die interstaatliche Trägerschaft der Kantone St.Gallen, Thurgau, Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden, Glarus und Schwyz sowie des Fürstentums Liechtenstein. Strategisch g ­ eführt wird die OST durch 15 Hochschulrätinnen und Hochschulräte aus den Trägerkantonen, die aufgrund ihres fachlichen und beruflichen Hintergrunds gewählt wurden.

APPENZELL AUSSERRHODEN Bisher Trägerkanton der FHS St.Gallen, neu Trägerkanton der OST. Gewählter Hochschulrat: Markus Bänziger (AR), Direktor Industrieund Handelskammer St.Gallen-Appenzell, Präsident Finanzausschuss

SCHWYZ Bisher Trägerkanton der HSR Rapperswil, neu Trägerkanton der OST.

GLARUS

APPENZELL INNERRHODEN

Bisher Trägerkanton der HSR Rapperswil, neu Trägerkanton der OST.

Bisher Trägerkanton der FHS St.Gallen, neu Trägerkanton der OST.

Gewählte Hochschulrätin: Annina Marti Croset (GL), Mitglied der Geschäftsleitung marti engineering AG, Mitglied Standortbeirat Rapperswil

Gewählter Hochschulrat: Silvio Breitenmoser (AI), Departementssekretär, Leiter Amt für Mittel- und Hochschulen, Mitglied Finanzausschuss

Gewählter Hochschulrat: Bernhard Merki (SZ), diverse Verwaltungsratsmandate, Präsident Standortbeirat Rapperswil, Mitglied Präsidial- und Strategieausschuss


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TG

1 1 FHS St. Gallen Hochschule für Angewandte Wissenschaften / OST Campus St.Gallen

2 HSR Hochschule für

AR

Technik Rapperswil / OST Campus Rapperswil

AI

2

3 NTB Interstaatliche Hochschule für Technik Buchs /OST Campus Buchs

SG

3

FL SZ ST.GALLEN

GL

Bisher Trägerkanton der FHS St.Gallen, der HSR der HSR Rapperswil Rapperswil und und der NTB der NTB Buchs, Buchs, neu Trägerkanton neu Trägerkanton der OST.der OST.

THURGAU Bisher Trägerkanton der FHS St.Gallen, neu Trägerkanton der OST. Gewählte Hochschulräte: Agnes König (TG), Pflegedirektorin am Kantonsspital Münsterlingen, Mitglied Standortbeirat St.Gallen Urs Schwager (TG), Amtschef des Amtes für Mittel- und Hochschulen des Kantons Thurgau, Mitglied Personalausschuss

FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN Bisher Trägerkanton NTB Buchs, neu Trägerkanton der OST. Gewählter Hochschulrat: Fabian Frick (FL), co-CEO, Hoval AG Mitglied Standortbeirat Buchs

Gewählte Hochschulräte: Präsident: Michael Auer (SG), Gründer und CEO der Parrtner AG, Präsidial- und Strategieausschuss Vize-Präsidentin: Luzia Truniger (SG), Inhaberin Hochschulconsulting, Personalausschuss, Mitglied Präsidial- und Strategieausschuss Markus Bollhalder (SG), Mitglied der Geschäftsleitung, Bollhalder Eberle Architektur Ruth Breu (SG), Professorin am Institut für Informatik, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Peter Kistler (SG), Country Manager, Bruker AXS Schweiz, Mitglied Personalausschuss Edith Rehli-Wolfinger (SG), Leitende Ärztin am Spital Grabs, Mitglied Finanzausschuss Claude Stadler (SG), Leiter Corporate Services, SFS Group, Präsident Standortbeirat Buchs, Mitglied Präsidial- und Strategieausschuss Hanspeter Thür (SG), Leiter Privatkunden Ostschweiz UBS AG, Präsident Standortbeirat St.Gallen, Mitglied Präsidial- und Strategie­ ausschuss


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