Buch des Jahres 2014 Leseprobe

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Buch des Jahres

2014

swiss professional media AG


Buch des Jahres

2014


Was die Welt bewegte Bei mehreren Grossanlässen bewiesen Schweizer Sportler 2014 Weltklasse: An den XXII. Olympischen Winterspielen im russischen Sotschi gewann die Schweizer Delegation sechsmal Gold, dreimal Silber sowie zweimal Bronze und landete im Medaillenspiegel auf dem hervorragenden siebten Rang. Bei der Fussball-WM in Brasilien musste sich die Nationalmannschaft um Trainer Ottmar Hitzfeld erst im Achtelfinal vom späteren Vizeweltmeister Argentinien geschlagen geben. Und im Davis Cup schrieb das Schweizer Tennisteam unter Captain Severin Lüthi im November mit dem Finalsieg gegen Frankreich Sportgeschichte. Im Inland war das politische Leben 2014 geprägt durch zahlreiche wichtige Abstimmungen: Im Februar sprach sich das Stimmvolk mit einem hauchdünnen Ja zur Masseneinwanderungsinitiative für eine drastische Beschränkung der Zuwanderung aus. Die Ecopop-Initiative, über die Ende November abgestimmt wurde, ging dem Souverän dann aber doch zu weit – sie wurde mit grossem Mehr verworfen. Ein wuchtiges Nein gab es auch zur geplanten Beschaffung der 22 Gripen-Kampfflugzeuge, zur Gold-Initiative der SVP und gegen die Vorlage zur Abschaffung der Pauschalbesteuerung. Die Schlagzeilen im Ausland waren leider auch 2014 von zahlreichen Konflikten geprägt: Die Ukraine kam nach dem Sturz des ungeliebten Präsidenten Wiktor Janukowitsch nicht zur Ruhe. Die Halbinsel Krim spaltete sich ab, und um die Ostgebiete des Landes entbrannte ein blutiger Krieg zwischen Sezessionisten und Regierungstruppen. In Syrien ging der Bürgerkrieg ins vierte Jahr – ein Ende ist weiterhin nicht in Sicht. Als neuer Akteur trat die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) auf, die bis Ende Jahr rund ein Drittel des Landes unter ihre Kontrolle brachte und auch weite Teile des Irak in Angst und Schrecken versetzte. Der seit Jahrzehnten andauernde Konflikt zwischen Israel und militanten Palästinenserorganisationen eskalierte einmal mehr zu einem offenen Krieg, der im Gazastreifen Hunderte von Todesopfern forderte. Lichtblicke im Auslandgeschehen waren etwa die – trotz Terrorangst – erfolgreich durchgeführten Präsidentschaftswahlen in Afghanistan oder das Referendum um die Abspaltung Schottlands vom Vereinigten Königreich, das zu einem beeindruckenden Beweis für echte Demokratie wurde. Was die Welt 2014 bewegte, finden Sie auf den folgenden Seiten noch einmal in Wort und Bild zusammengefasst. Wir danken Ihnen für Ihr Interesse am Buch des Jahres und wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

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SCHWEIZ

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Crash führt zu Verkehrschaos..........32 Hoher Besuch aus Südkorea...........34 Masseneinwanderungsinitiative: Die Schweiz schottet sich ab............36 Platz geräumt – Platzproblem der Fahrenden bleibt........................38 Blochers letztes Gefecht...................40 Maurers Gripen stürzt an der Urne ab..................................42

AUSLAND

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Afghanistan trotzt dem Terror.........102

Syrien leidet weiter............................70

Krieg im Gazastreifen.....................106

Vergebliche Suche nach Flug MH 370...................................... 74 Ein Pool für die Zürcher Elefanten...........................................44

Die Ukraine hat genug...................... 76

Grosser Bahnhof für Zürich..............46

Krieg in der Ostukraine.....................80

Aufmarsch der Jodler in Davos........48

Strassenkampf in Caracas...............82

Schweizerischer Nationalpark: 100 Jahre echt wild..........................50

Die Todesfahrt der Fähre Sewol.......................................84

Fatale Zugunglücke...........................52

Indiens neuer Premier heisst Narendra Modi.......................86

Die Krim wird russisch......................78

Der Terror von Boko Haram..............88 Militärputsch in Thailand..................90 Sieg für Ägyptens alte Garde............92 70 Jahre nach dem D-Day................94 Mammutaufgabe im Riesending....................................96

Air14: Riesenshow für die Luftwaffe......................................56

KULTUR

Erdogans Triumph...........................108 Ebola tötet in Westafrika............... 110 Die Welt kämpft gegen den Islamischen Staat................... 112 Schottland bleibt im Königreich.... 114 Kim Jong-un ganz unten................ 116 Massenmord in Mexiko................. 118 Der Held von Ottawa...................... 120 Zittersieg für Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff........... 122 Regenschirm-Revolution in Hongkong.................................... 124 Die Mauer ist weg – seit 25 Jahren................................ 126 Krawalle nach Polizeigewalt in den USA...................................... 128 Terror und Trauer in Pakistan........ 130

And the Oscar goes to …................ 134 Der Kran des Anstosses................ 136

OSZE-Ministertreffen: Die Welt zu Gast in Basel.................60

Conchita Wurst: Österreichs neue Kaiserin................................. 138

Lorenzo Vinciguerras Flucht aus der Geiselhaft.............................62

Richtig viel Gerhard Richter........... 140

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Europa rutscht nach rechts............104

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Keine Chance für Ecopop.................58

Zürich: Randale in der Adventszeit..................................64

Hindernisreicher Weg nach Europa....................................100

Marihuana-Legalisierung in Colorado und Washington............68 Matteo Renzis frecher Coup.............72

Nur Verlierer bei «Gerigate»..............54

Felipe VI. folgt auf Juan Carlos I.......98

Rolling Stones: The show must go on...................................... 142 Kunst von Louis Vuitton................. 144

Bern beerbt Cornelius Gurlitt........ 146 Wetten, dass jetzt Schluss ist?.................................... 148


LEUTE

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UMWELT

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Bangen um Michael Schumacher..................... 152

Vulkan Sinabung rumpelt weiter...............................................208

Odyssee mit Happyend.................. 154

Nordamerika erstarrt......................210

Uli Hoeness muss hinter Gitter.................................... 156

Überflutetes Königreich................. 212

Hollywood gewährt tiefe Einblicke......................................... 158

Todbringende Tornados..................216

Der Prozess gegen Oscar Pistorius geht weiter.............160 George Clooney heiratet Amal Alamuddin..............................162 Friedensnobelpreis für Malala Yousafzai und Kailash Satyarthi.............................164 Mit Urs Widmer stirbt ein genialer Fabulierer..........................166

Erdbebenserie vor Chile.................214 Massengrab im Schlamm.............. 218 Kalifornien brennt...........................220 Der Balkan ertrinkt.........................222 Geier wandern in die Freiheit.........224 Kuriose Krater im Permafrost........226 Dreifaches Glück im Tierpark.........228 Drama am Vulkan Ontake..............230

Abschied von HR Giger – dem Vater der «Aliens»....................168 Robin Williams – der traurige Clown...........................170 Merci, Udo Jürgens!........................172 Sie starben 2014............................ 174

SPORT

Katastrophaler Dauerregen im Tessin..........................................232 Nordamerika: Früher Winter mit viel Schnee................................234 Taifun Hagupit: Pech für die Philippinen.................................236

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Stan Wawrinka spielt sich nach oben........................................240 Russische Träume in Sotschi.........242

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WIRTSCHAFT WISSENSCHAFT TECHNIK

Keine Gnade für Giraffe Marius................................ 184 Milliardenbusse für die Credit Suisse.................................. 186 Solar Impulse 2: Mit Sonnenkraft um die Welt............... 188 Kolossale Knochenfunde...............190 Viel Wirbel um Alstom.....................192

Dario Cologna ist nicht zu stoppen...................................... 244 Iouri Podlatchikovs vergoldeter Yolo-Flip........................246 Gold für Dominique Gisin und Sandro Viletta.................248 Die Schweizer Eisköniginnen.........250 Fabio Cancellara ganz gross..........252 Eishockey: Dominante Zürcher Löwen................................ 254 Fussball-WM der Frauen: Jubel in der Schweizer Nati............256 Schweizer Degenfechter: Titel-Hattrick mit Ansage................258

Google Mountain View....................194

Fussball-WM: Schweizer Aus im Achtelfinal..........260

Viel Geld für Alibaba.......................196

Brasilien am Boden.........................262

Rückschlag für Virgin Galactic.................................198

Triumph für Deutschland............... 264

Freispruch für Raoul Weil........................................200

Das Schweizer OL-Märchen geht weiter..................266

Viktor Röthlins letzter Marathonlauf...................................272 Ryder Cup: Europas Golf-Pros jubeln...............................274 Boxen: EM-Titel für Arnold «The Cobra» Gjergjaj............276 Schnelle Schweizer Triathletinnen..................................278 Die Schweiz gewinnt den Davis Cup.................................280 Formel 1: Champion Lewis Hamilton................................282 Schach: Magnus Carlsen bleibt Weltmeister.......................... 284 Starkes Schweizer Curling..............286

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Philae landet auf Tschury...............202

Leichtathletik-EM: Gold für Hürdenläufer Kariem Hussein........268

CHRONIK

Sauereien im Fleischhandel................................. 204

Rekorde und Tränen für Sprinterin Mujinga Kambundji.......270

Die wichtigsten Ereignisse von Tag zu Tag

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Monate


Juni In Brasilien kämpfen vom 12. Juni bis 13. Juli 32 Fussballnationalmannschaften um den WMTitel. Die 64 Partien des 20. FIFA World Cup werden an 12 Spielorten ausgetragen und bringen fast 3,5 Millionen Zuschauer in die Stadien. In der Gruppe E besiegt die Schweizer Nationalmannschaft zunächst Ecuador mit 2:1, bevor sie von Frankreich regelrecht vorgeführt wird und das zweite Spiel mit 2:5 verliert. Im Schlussspiel der Gruppenphase vom 25. Juni im Stadion von Manaus drehen die Spieler von Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld dann aber wieder auf und schlagen ihren Gegner Honduras verdient mit 3:0 (im Bild Gökhan Inler, Xherdan Shaqiri, Stephan Lichtsteiner und Admir Mehmedi beim Torjubel nach Shaqiris Führungstreffer). Als Gruppenzweite hinter Frankreich stossen die Schweizer im Achtelfinal auf Argentinien. Das Team um Captain Inler vermag dem zweifachen Weltmeister lange standzuhalten und muss sich erst in der Verlängerung mit 0:1 geschlagen geben. Die Leistung der Schweizer an der WM 2014 wird von den Medien als Achtungserfolg gewürdigt und von den Fans bei der Rückkehr der Spieler im Hallenstadion Zürich mit einem freudigen Empfang in Rot und Weiss gefeiert. Argentinien zieht weiter bis in den Final, wo das Team von Trainer Alejandro Sabella gegen Deutschland mit 0:1 unterliegt.

Monate

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November Am 23. November feiert die Schweiz eine der bisher grössten sportlichen Sternstunden: In Lille schlägt das Davis-Cup-Team im Final der Weltgruppe Frankreich überraschend deutlich mit 3:1. Der Gewinn der «Salatschüssel» ist der erste Sieg einer Schweizer Mannschaft in einer derart populären, weltweit verbreiteten Sportart und macht die Schweiz zur 14. Siegernation im Davis Cup. In der 103. Austragung hatten sich im Titelkampf der Weltgruppe 16 Mannschaften gemessen. Auf dem Weg in den Final bezwang das Schweizer Team zunächst Serbien, das allerdings ohne seinen grossen Star Novak Djocovic angetreten war. Die Siege gegen die deutlich schwächeren Gegner Kasachstan im Viertel- und Italien im Halbfinal mussten sich die Schweizer hart erkämpfen. Den Grundstein für den Erfolg im Final legt Stanislas Wawrinka, der im Startspiel Jo-Wilfried Tsonga mit 3:1 Sätzen schlägt. Roger Federer verliert zwar sein erstes Einzel gegen Gaël Monfils, dreht dann aber auf: Gemeinsam mit Wawrinka schlägt er im Doppel Julien Bennetau und Richard Gasquet mit 3:0 Sätzen. Nach Federers 6:4, 6:2, 6:2 gegen Richard Gasquet wird die letzte Partie nicht mehr ausgetragen, und das Schweizer Team mit Federer, Wawrinka, Marco Chiudelli Michael Lammer und Captain Severin Lüthi darf sich im Stade Pierre Mauroy bejubeln lassen.

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Monate


Monate

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Maurers Gripen stürzt an der Urne ab Gegen die geplante Beschaffung von 22 Kampfflugzeugen des Typs Saab JAS 39 Gripen hatte die Gruppe Schweiz ohne Armee (GSoA) gemeinsam mit linken Parteien und Organisationen Anfang Oktober 2013 das Refe-

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Schweiz

rendum ergriffen. Dieses wurde schon bald von einem bürgerlichen Komitee unterstützt, das die Kampfflugzeuge vor allem wegen der hohen Kosten ablehnte. Die Gripen-Gegner rechneten vor, Beschaffung, Un-

terhalt und Nachrüstung würden während der gesamten Betriebsdauer mit mindestens zehn Milliarden Franken zu Buche schlagen. Im Abstimmungskampf versucht Bundesrat Ueli Maurer (im Bild neben Testpilot Martin


Hess beim Versuch, die Kosten für die Luftverteidigung in Relation zum Gesamtbudget der Eidgenossenschaft zu setzen) die Gripen-Beschaffung zu einem Grundsatzentscheid für oder gegen die Armee umzudeuten. Das Nein-Komitee unterläuft diese Absicht geschickt: Die GSoA

hält sich bei allen wichtigen Veranstaltungen im Hintergrund, streut gezielt kritische Informationen und lässt bei öffentlichen Veranstaltungen – beispielsweise in der TV-Sendung «Arena» – bekennende Armeebefürworter gegen den Gripen argumentieren. Und so erleidet die Armee

am 18. Mai an der Urne zum ersten Mal überhaupt eine echte Niederlage: Die Beschaffung der Kampfjets wird von 53,4 Prozent der Abstimmenden abgelehnt. Auf die Frage eines Journalisten gibt Ueli Maurer zu, dass der dieses Debakel «durchaus etwas persönlich» nimmt.

Schweiz

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Ausland


Die Ukraine hat genug Die Opposition in der Ukraine fordert in den ersten Wochen des Jahres weiterhin den Rücktritt von Präsident Wiktor Janukowitsch. Trotz brutalen Polizeieinsätzen bleibt der Platz der Unabhängigkeit in der Hauptstadt Kiew (Bild) von der Opposition besetzt. Fast täglich kommt es am Majdan Nesaleschnosti zu schweren Strassenschlachten, die im Januar erste Todesopfer fordern. Am 28. Januar tritt das gesamte Kabinett von Ministerpräsident Mykola Asarow zurück. Als auf beiden Seiten immer häufiger Schusswaffen eingesetzt werden, eskaliert die Gewalt vollends: Allein am 20. Februar kommen bei den heftigen Auseinandersetzungen mehr als 60 Menschen ums Leben. Obwohl Janukowitsch vorgezogene Präsidentschaftswahlen ankündigt, gehen die Proteste weiter und fordern am Folgetag noch einmal viele Todesopfer. Nach Vermittlung der Aussenminister Deutschlands und Polens unterzeichnet der Präsident mit der Opposition einen Vertrag zur Beilegung der Krise. Sein Amt kann er damit nicht mehr retten: Am 22. Februar wird Janukowitsch vom Parlament abgesetzt; er flüchtet nach Russland. Oppositionsführerin Julija Timoschenko wird noch am gleichen Tag aus der Haft entlassen. Zum Übergangspräsidenten wird Alexander Turtschinow gewählt.

Ausland

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Der Kran des Anstosses Ein Kunstprojekt spaltet 2014 die grösste Stadt der Schweiz: Als Höhepunkt der Aktion «zürich transit maritim» soll im Frühling an der Limmat ein alter Hafenkran aus der ehemaligen DDR aufgestellt werden. Das mehr als 30 Meter hohe und 90 Tonnen schwere Ungetüm wäre das grösste von zahlreichen hafentypischen Objekten, die seit 2009 von einem Künstlerquartett am Limmatquai platziert wurden. Die «Kunst-Intervention» erzählt die fiktive, 2000-jährige Geschichte einer Hafenstadt und soll daran erinnern, dass die Region Zürich vor rund 16 Millionen Jahren an einem Meer lag. Als kurz vor der Installation bekannt wird, dass das Budget in

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Kultur

der Höhe von 600 000 Franken nicht ausreichen wird, gehen die Emotionen hoch: In einer Umfrage der Gratiszeitung 20 Minuten lehnen 78 Prozent der Befragten den Hafenkran ab. Moniert werden nicht nur die Kosten, sondern auch die Tatsache, dass der Kranausleger fast alle Altstadthäuser überragen wird. Mitte April wird der Hafenkran dennoch aufgebaut. Stadtrat Martin Waser hatte zuvor mit 120 000 Franken aus seinem Privatvermögen für allfällige Mehrkosten gebürgt – und alle politischen Vorstösse gegen das Projekt waren gescheitet. Im Frühling 2015 soll der 52 Jahre alte Koloss aus Rostock definitiv verschrottet werden.


Kultur

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Merci, Udo! Als 16-Jähriger gewann der am 30. September 1934 im österreichischen Klagenfurt geborene Udo Jürgen Bockelmann einen Kompositionswettbewerb; das Klavierspielen hatte er sich bereits als Kind selbst beigebracht. In den 60er-Jahren startete er für Österreich dreimal am Grand Prix Eurovision de la Chanson – 1966 gewann der den Schlagerwettbewerb mit «Merci, Chérie» und wurde über Nacht zu einem Star. Was folgte, ist eine der erfolgreichsten Musikund Entertainmentkarrieren im deutschsprachigen Raum: Udo Jürgens schrieb für sich selbst und zahlreiche andere Künstler

– darunter Shirley Bassey oder Frank Sinatra – mehr als 1000 Lieder, veröffentlichte über 50 Alben und verkaufte mehr als 105 Millionen Tonträger. Zu seinen grössten Hits gehören Gassenhauer wie «17 Jahr’, blondes Haar …», «Griechischer Wein», «Aber bitte mit Sahne» oder die Titelmelodie für die deutsche Fassung der Trickfilmserie Tom und Jerry, «Vielen Dank für die Blumen». 1982 ging er erstmals mit Pepe Lienhard und dessen Orchester auf Tournee; die Partnerschaft sollte während Jahrzehnten Bestand haben. Der begnadete Pianist, der seit den 70er-Jahren in der Schweiz wohnte und 2007 auch die Schweizer Staatsbürgerschaft erlangte, war aber auch als klassischer Komponist erfolgreich. So nahm Jürgens mit den Berliner Philharmonikern gleich mehrere symphonische Werke auf. Sein Musical «Ich war noch niemals in New York» wird seit 2007 in verschiedenen europäischen Städten aufgeführt. Berühmt war Udo Jürgens für mehrstündige Konzertauftritte, bei denen er seine zahlreichen Zugaben stets in einem weissen Bademantel gab. Seinen letzten Auftritt im vollbesetzten Zürcher Hallenstadion hatte er im Rahmen seiner Tournee «Mitten im Leben» am 7. Dezember. Zwei Wochen später wurde Udo Jürgens jäh aus dem Leben gerissen. Er starb am 21. Dezember im Alter von 80 Jahren an einem Herzversagen.

Leute

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Milliardenbusse für die Credit Suisse

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Wirtschaft

Die Credit Suisse (CS) versucht 2014, ihre Sünden abzuhaken: Im März einigt sich die Schweizer Grossbank in den USA mit der Federal Housing Finance Agency (FHFA) auf eine Vergleichszahlung in der Höhe von 885 Millionen US-Dollar. Die CS begleicht damit Ansprüche im Zusammenhang mit dem Verkauf von verbrieften Immobilienkrediten

in der Höhe von 16,6 Milliarden Dollar. Die FHFA hatte gegen das Finanzinstitut zwei Klagen eingereicht, weil die CS in den USA zwischen 2005 und 2007 mit Hypotheken unterlegte Wertpapiere verkauft hatte – angeblich ohne Offenlegung der entsprechenden Risiken. Als Folge der rückwirkend verbuchten Vergleichszahlung fällt bei der Credit


Suisse im letzten Quartal 2013 ein Verlust in der Höhe von 476 Millionen Franken an. Im Steuerstreit mit den Schweizer Banken erhöhen die USA den Druck auf die CS massiv. Weil Vertreter der Bank während der Untersuchung angeblich nur ungenügend mit den Behörden kooperiert hatten, fordert das US-Justizministerium nicht nur eine hohe Busse, son-

dern beharrt auch auf einem Schuldgeständnis (im Bild der CEO der Credit Suisse Group, Brady Dougan, rechts neben Romeo Cerutti, General Counsel und Mitglied der Geschäftsleitung, bei der Vereidigung vor einer Anhörung). Nach Wochen des Feilschens wird Ende Mai ein entsprechender Vergleich unterzeichnet: Die CS anerkennt

ihre jahrzehntelange Beihilfe zur Steuerflucht von Tausenden US-Kunden und wird mit einer Rekordbusse in der Höhe von 2,6 Milliarden US-Dollar bestraft. Obwohl das Schuldgeständnis schwer auf CEO Brady Dougan und Verwaltungsratspräsident Urs Rohner lastet, kommt es an der Spitze der CS zu keinen personellen Veränderungen.

Wirtschaft

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Katastrophaler Dauerregen Im Kanton Tessin fällt im November vier- bis fünfmal so viel Regen wie normalerweise in diesem Monat. Nach besonders heftigen Niederschlägen kommt es am Abend des 5. November im Malcantone, westlich von Lugano, zu einem tragischen Unglück: Oberhalb von Bombinasco, einem Ortsteil von Curio, donnern rund 1000 Kubikmeter Erdreich zu Tal und bringen ein rund 100 Jahre altes, vor kurzem renoviertes Rustico zum Einsturz. In den Trümmern kommen die 30-jährige Köchin der lokalen Primarschule und ihre dreijährige Tochter ums Leben. Zehn Tage später fordert ein weiterer Erdrutsch in einem Vorort von Lugano erneut zwei Todesopfer: Der Einsturz einer instabil gewordenen Stützmauer löst in Davesco-Soragno an einem steilen Hang eine Schlamm- und Gerölllawine aus, die ein mehrstöckiges Gebäude vollständig zerstört. Für zwei Frauen im Alter von 34 bzw. 38 Jahren kommt jede Hilfe zu spät. Zwei Personen können sich selbst aus den Trümmern befreien; zwei weitere werden von den Rettungskräften verletzt geborgen. In Locarno (Bild) steigt der Pegel des Lago Maggiore auf 196,19 Meter und liegt damit fast drei Meter über dem Jahresdurchschnitt. Sowohl am Langen- als auch am Luganersee gilt während Tagen die höchste Gefahrenstufe 5.

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Umwelt


Umwelt

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Sport


Cologna ist nicht zu stoppen Wenige Wochen vor dem Beginn der Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi muss Dario Cologna einen herben Rückschlag einstecken: Im November 2013 erleidet der Bündner Skilangläufer beim Joggen einen Bänderriss am Fussgelenk. Fünf Wochen nach der Operation steht er indessen bereits wieder auf seinen Skis. Schon im ersten Langlaufwettbewerb der Männer in Sotschi zeigt Cologna eine beeindruckende Leistung: Im Skiathlon, einem Verfolgungsrennen über 2 x 15 km, greift er im letzten Anstieg an und kann seine Verfolger – den Schweden Marcus Hellner und den Norweger Martin Johnsrud Sundby – bis zum Zieleinlauf auf Distanz halten. Cologna nennt die Goldmedaille von Sotschi seinen «grössten, süssesten Sieg» und schluchzt auf dem Siegerpodest hemmungslos. Im Sprint scheidet der Schweizer Ausnahmeathlet nach zwei Stürzen im Viertelfinal aus. Seine zweite Goldmedaille holt er sich im Rennen über 15 km im klassischen Stil (Bild). Den Team-Sprint beendet Dario Cologna gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Bruder Gianluca auf dem 5. Platz. Im abschliessenden Rennen über 50 km bricht einer von Colognas Skis – womit auch die Hoffnungen der Schweiz auf eine dritte Medaille in den Langlaufwettbewerben von Sotschi zerbrechen.

Sport

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Viktor Röthlins letzter Lauf

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Sport

Wegen hoher Ticketpreise und Wetterpech stossen die 22. Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich beim Publikum zunächst nur auf mässiges Interesse. Trotz hochstehender Wettkämpfe ist das LetzigrundStadion nie ausverkauft. Am letzten Wettkampftag wir die EM dann aber doch noch zu einer gefeierten Grossveranstaltung:

In der Zürcher Innenstadt säumen rund 100 000 Zuschauer die Marathonstrecke. Viele von ihnen sind gekommen, um Viktor Röthlin bei seinem letzten Wettkampf anzufeuern. Auf dem anspruchsvollen, stark coupierten Rundkurs liefert sich die europäische Marathon-Elite ein aufregendes Rennen. Obwohl Röthlin seine stärksten Gegner


nach 30 Kilometern ziehen lassen muss, bleibt der EM-Marathon spannend: Der Schweizer, der in seinen besten Zeiten viele Rennen auf den letzten Kilometern für sich entschieden hat, läuft noch lange mit Sichtkontakt zum Drittplatzierten. Schliesslich erreicht der 39-jährige Obwaldner das Ziel als Fünfter – hinter dem Italiener Daniele Meucci

(2:11:08 Stunden), dem Polen Yared Shegumo, dem Russen Alexei Reunkow und dem Spanier Javier Guerra. Röthlin stellt mit 2:13:07 Stunden eine Saisonbestzeit auf, die allerdings weiter über seiner persönlichen Bestmarke und dem Schweizer Rekord von 2:07:23 Stunden liegt. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Tadesse Abraham

und Christian Kreienbühl gewinnt er die Bronzemedaille im Mannschaftswettbewerb, die im offiziellen Medaillenspiegel indessen nicht berücksichtigt wird. Viktor Röthlin, der an der WM von Osaka 2007 Bronze, an der EM von 2006 in Göteborg Silber und 2010 in Barcelona EM-Gold gewann, will sich künftig ganz seiner Laufschule widmen.

Sport

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Das war 2014 Die Schweiz schottet sich ab • Blochers letztes Gefecht • Maurers Gripen stürzt an der Urne ab • Aufmarsch der Jodler in Davos • Schweizerischer Nationalpark: 100 Jahre echt wild • Fatale Zugunglücke • Nur Verlierer bei «Gerigate» • Air14: Riesenshow für die Luftwaffe • Keine Chance für Ecopop • OSZE-Ministertreffen: Die Welt zu Gast in Basel • Zürich: Randale in der Adventszeit • Syrien leidet weiter • Matteo Renzis frecher Coup • Vergebliche Suche nach Flug MH 370 • Konflikt in der Ukraine • Die Todesfahrt der Fähre Sewol • Der Terror von Boko Haram • Militärputsch in Thailand • Sieg für Ägyptens alte Garde • Mammutaufgabe im Riesending • Felipe VI. folgt auf Juan Carlos I. • Afghanistan trotzt dem Terror • Europa rutscht nach rechts • Krieg im Gazastreifen • Ebola tötet in Westafrika • Die Welt kämpft gegen den Islamischen Staat • Schottland bleibt im Königreich • Massenmord in Mexiko • Regenschirm-Revolution in Hongkong • And the Oscar goes to … • Der Kran des Anstosses • Conchita Wurst: Österreichs neue Kaiserin • Richtig viel Gerhard Richter • Rolling Stones: The show must go on • Kunst von Louis Vuitton • Bern beerbt Cornelius Gurlitt • Wetten, dass jetzt Schluss ist? • Bangen um Michael Schumacher • Odyssee mit Happyend • Uli Hoeness muss hinter Gitter • Hollywood gewährt tiefe Einblicke • Der Prozess gegen Oscar Pistorius geht weiter • George Clooney heiratet Amal Alamuddin • Friedensnobelpreis für Malala Yousafzai und Kailash Satyarthi • Abschied von Urs Widmer, HR Giger, Robin Williams, Udo Jürgens, Ariel Sharon, Lauren Bacall, Peter Scholl-Latour und Siegfried Lenz • Keine Gnade für Giraffe Marius • Milliardenbusse für die Credit Suisse • Solar Impulse 2: Mit Sonnenkraft um die Welt • Kolossale Knochenfunde • Viel Wirbel um Alstom • Google Mountain View • Viel Geld für Alibaba • Rückschlag für Virgin Galactic • Freispruch für Raoul Weil • Philae landet auf Tschury • Sauereien im Fleischhandel • Vulkan Sinabung rumpelt weiter • Nordamerika erstarrt • Überflutetes Königreich • Erdbebenserie vor Chile • Todbringende Tornados • Massengrab im Schlamm • Kalifornien brennt • Der Balkan ertrinkt • Geier wandern in die Freiheit • Kuriose Krater im Permafrost • Dreifaches Glück im Tierpark • Drama am Vulkan Ontake • Taifun Hagupit: Pech für die Philippinen • Stan Wawrinka spielt sich nach oben • XXII. Olympische Winterspiele in Sotschi • Fabio Cancellara ganz gross • Fussball-WM in Brasilien • Das Schweizer OL-Märchen geht weiter • Leichtathletik-EM in Zürich • Boxen: EM-Titel für Arnold Gjergjaj • Die Schweiz gewinnt den Davis Cup • Formel 1: Champion Lewis Hamilton • Schach: Magnus Carlsen bleibt Weltmeister Diese und zahlreiche weitere Themen dokumentiert das Buch des Jahres 2014 in packenden Bildern und informativen Texten Ergänzt wird dieses einzigartige Werk der aktuellen Zeitgeschichte durch eine umfassende Tag-für-Tag-Chronik mit den wichtigsten Ereignissen des Jahres.


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