Heilsame Antwort auf Abschied

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WEGBEGLEITUNG 15 Die Südtiroler Frau, 1. 9. 2014/Nr. 17

Tr a u e r

Heilsame Antwort auf Abschied Trauer ist eine ganz normale Reaktion auf einen bedeutenden Verlust, mit dem man unter Umständen nicht gerechnet hat. Sie ist ein Bestandteil im Leben eines jeden Menschen. Die Ausdrucksmöglichkeiten der Trauer können sich von Mensch zu Mensch verschieden zeigen. Während man früher die verschiedenen Gefühle der Trauer in Phasen eingeteilt hat, wird Trauer heute auch als eine „Verwandlungskünstlerin“ bezeichnet. Trauer besteht aus einem Gemisch an Gefühlen wie Schmerz, Angst, Schuld, Hilf losigkeit, Einsamkeit, Nicht-Wa h rha ben-Wol len, Entsetzen und Wut, die den Trauernden über einen unbestimmten Zeitraum abwechselnd begleiten. Trauernde Menschen beschreiben diesen Zustand mit Worten wie „Ich fühle mich wie in einer Achterbahn oder einem Karussell von Gefühlen“.

Wie können wir unsere Lieben unterstützen und begleiten? Einem Trauernden beistehen, heißt vor allem, auf dessen Reaktionen und Wünsche zu achten. Es gibt keine feste Anleitung im Umgang und zur Unterstützung von trauernden Menschen. Bestimmte Hilfsangebote können einige mit Dank annehmen, wohingegen andere mit Aggression reagieren oder sich noch weiter zurückziehen. Die folgenden Tipps sind deshalb als Orientierungshilfen oder Ansätze zu verstehen, mit deren Hilfe gemeinsame Trauerarbeit gelingen kann. Geduld: Lassen Sie dem Trauernden Zeit, bieten Sie sich immer wieder an, ohne dabei eine bestimmte Erwartungshaltung einzunehmen. Kritiklosigkeit: Bewerten Sie die Trauer nicht. Auch ein Vergleich mit anderen, die es noch härter getroffen hat,

ist nicht angebracht. Jeder Mensch trauert anders. Was gefragt ist, ist Ihr Mitgefühl und die kritiklose Anerkennung der Trauer. Zuhören: Seien Sie für den Trauernden da, und hören Sie ihm zu – auch wenn er immer wieder um dieselben Themen kreist. Behelligen Sie den Trauernden nicht mit den eigenen Trauererfahrungen, denn Trauer lässt sich nicht vergleichen, auch unter engen Verwandten nicht. Es gibt keine Worte, die den Verlust leichter machen. Zeigen Sie Ihr Mitgefühl besser durch eine Umarmung. Stille: Bereits die eigene Anwesenheit reicht aus, um dem Trauernden zu helfen. Lassen Sie Stille und Schweigephasen zu. Da sein: Zulassen von Trauer und heilsamem Weinen. Wenn Sie es möchten, zeigen Sie und sagen Sie der betroffenen Person, dass Sie jederzeit für sie da sind.

Dr. Carmen Willeit Psychologin und Hebamme www.praxis-wegbegleitung.it

Erinnerungen: Lassen Sie Gespräche über den Verstorbenen zu. Machen Sie auf Positives aufmerksam. Rituale: Sie bestimmen von jeher unseren Alltag. Durch Rituale erfahren wir eine gewisse Sicherheit. Sie helfen, Trauer zuzulassen und zu bewältigen (Kerze anzünden). Haushalt: Bringen Sie selbst gekochte Mahlzeiten mit, und bieten Sie Hilfe bei der Haus- und Gartenarbeit an. Erledigen Sie Einkäufe und Besorgungen. Bereits kleine, scheinbar bedeutungslose Hilfestellungen können große Linderung beim Gegenüber bewirken. Während der Trauerarbeit nimmt der Trauerschmerz allmählich ab. Jeder Mensch braucht u ntersch iedl ich lang Zeit, um einen solchen Schmerz und Verlust zu bewältigen. Dieser Prozess verlangt nach

Zeit

Zeit, um den erlittenen Verlust zu begreifen; Zeit, um den Schmerz und die Trauer zu spüren und zu durchleben; Zeit, um loszulassen und um Abschied zu nehmen; Zeit, sich wieder neuen Lebenszielen und den Mitmenschen zu öffnen. Foto: Shutterstock


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