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Konrad Willeit August Wachter wird Apostolischer Präfekt

Eine markante Persönlichkeit betritt die Bühne Konrad Willeit, Vinzentinum, Brixen

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Blick auf den zerklüfteten Mount Kinabalu. Die einheimischen Volkstämme glauben, dass auf dem 4.095 m hohen Berg, dem höchsten Südostasiens, die Götter und die Seelen der Vorfahren wohnen. Im Frühjahr 2015 ist ein beträchtlicher Teil der Bergspitze abgebrochen. Äußerst beeindruckend war sie gewesen, die Weihe der Kirche zum Heiligsten Herzen Jesu in Jesselton. Für Britisch Nordborneo und vor allem für die einheimische Bevölkerung hatte dieses noch nie dagewesene, staunenswerte Ereignis sogar die Feierlichkeiten des Krönungstages überlagert.

Denn am selben Tag, dem 22. Juni 1911, hatte im fernen London in Westminster Abby die Krönung von Georg V. und seiner Frau Mary zum König von England stattgefunden. Nun steht die neue Kirche da – für alle sichtbar als Symbol und Ergebnis harter Arbeit der Missionare. Sie ist ein markantes Zeichen, dass die katholische Gemeinde wächst und in der Gesellschaft von Britisch Nordborneo einen anerkannten Platz einnimmt.

Von außen betrachtet, gewinnt man den Eindruck, dass nach diesem Großereignis das Schiff der Kirche sich in ruhigerem Fahrwasser bewegt. Aber der Eindruck täuscht. Es gibt plausible Gründe, warum von etwa 1910 bis in die 1920er Jahre verlässliche Aufzeichnungen über die Entwicklung der Missionen in Nordborneo Mangelware sind. Einer davon ist der Ausbruch des Ersten Weltkrieges in Europa, ein anderer die damit verbundene Skepsis der britischen Kolonialregierung den deutschsprachigen Missionaren gegenüber. 1910 hatte das 4. Regionalkapitel der Mill Hiller in Kuching stattgefunden. Nach üblichem, vierjährigem Rhythmus hätte das nächste 1914 stattfinden sollen, konnte aber erst 1916 abgehalten werden. Der Apostolische Präfekt, Msgr. Dunn, war nämlich 1914 zum Generalkapitel in Mill Hill nach London gereist. Dort wird er im August vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges überrascht, was seine Rückkehr verzögert.

Mit zweijähriger Verspätung findet 1916 das 5. Regionalkapitel in Kuching statt. Die Verbindung zum Mutterhaus in London ist faktisch unterbunden. Äußere Umstände lassen es auch nicht zu, dass die Missionare aus Nordborneo am Regionalkapitel im etwa tausend Kilometer

entfernten Kuching teilnehmen. Das verstärkt ihr Gefühl, im Norden isoliert zu sein. Ein schon öfters nur im privaten Umfeld geäußerter Wunsch, Britisch Nordborneo als eigene, unabhängige Apostolische Präfektur neben Sarawak zu etablieren, erhält durch das erzwungene Fernbleiben vom Regionalkapitel neuen Auftrieb, aber bei der Versammlung selbst wenig Gehör.

Die Missionare in Britisch Nordborneo hatten auch öfters beklagt, dass ihr Vorgesetzter, der Apostolische Präfekt Msgr. Dunn, so weit weg und für sie nur schwer erreichbar sei. Ein Antrag, die Frage beim 5. Regionalkapitel auf die Tagesordnung zu setzen, wird abgelehnt. Man würde dieses Thema sicherlich nicht in Anwesenheit des Präfekten diskutieren, hieß es. Sehr wohl wird aber der Vorschlag protokolliert, einen Antrag an den Vatikan zu stellen, die Präfektur Borneo zu einem Vikariat unter der Führung eines Bischofs zu erheben. Dadurch hoffte man, den drohenden Bruch zwischen Nord und Süd zu verhindern. Dazu kommt es aber nicht. Andererseits wird der Vorschlag einer Teilung vom Generaloberen in London, Father Henry, abgelehnt. Angeblich, weil das Mutterhaus im Vorfeld nicht konsultiert und die damit verbundenen finanziellen und personellen Probleme nicht geklärt worden seien. „Ich habe keinen, den ich als Apostolischen Präfekten nach Nordborneo schicken könnte“, hatte Father Henry gemeint.

Erst als Bischof Biermans 1924 dem alternden Father Henry als Generaloberer nachfolgt, kommt Bewegung in die Sache. Zwar hatte das 6. Regionalkapitel von 1921 Msgr. Dunn aufgefordert, seinen Sitz weiter nach Norden, nach Labuan zu verlegen, um ein Auseinanderdriften der beiden Landesteile zu verhindern. Biermans erlaubt aber, diese Forderung fallen zu lassen. Ihm ist nämlich klar, dass Msgr. Dunn in Kuching bei „seinen“ Iban bleiben will. Und die Vorstellung von zwei eigenständigen Präfekturen, Sarawak und Britisch Nordborneo, hatte sich sowieso schon in alle Köpfe eingenistet. Auffallend ist, dass Father Henry zwischen 1919 und 1924 keinen einzigen neuen Missionar nach Nordborneo schickt. Sein Nachfolger, Bischof Biermans, hingegen stockt innerhalb weniger Jahre das Missionspersonal um 28 Personen auf. Dies ist wohl ein Beweis dafür, dass nach wechselvollen, unsicheren Jahren, gekennzeichnet von Krankheiten, Personal- und Geldmangel, durch wiederholtes Schließen und Öffnen von Missionsstationen, sich die Situation nach 40 Jahren Missionsarbeit stabilisiert hat. Als finanzielles Trostpflaster verspricht der Vatikan, die während der Kriegsjahre eingefrorenen Beitragszahlungen nachzureichen. Das

Statt eines Vikariates werden Nordborneo und Sarawak als eigenständige Präfekturen errichtet. Am 2. Juli 1927 ernennt der Vatikan August Wachter zum ersten Apostolischen Präfekten von Nordborneo.

1887 gründete Missionar Alexander Prenger die Mission Inobong, errichtete 1894 eine erste Kirche aus Holz und deckte sie mit Palmblättern. Wachter ist in Inobong tätig gewesen. Diese Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit wurde am 1. Oktober 2014 geweiht. erleichtert die Entscheidung, Sarawak und Nordborneo zu trennen.

Zunächst lässt Biermans in einer Umfrage die persönlichen Meinungen der Missionare erheben, mit eindeutigem Ergebnis. 1926 fordert Propaganda Fide in Rom eine detaillierte Landkarte der gesamten Präfektur an. Der Holländer, Father Staal, fertigt diese an. Er stellt die vier politischen Bereiche: Nordborneo, Labuan, Brunei und Sarawak in vier verschiedenen Farben dar. Mit dieser Zeichnung als Vorlage entscheidet der Vatikan am 7. Februar 1927, Nordborneo, Labuan und Brunei von Sarawak abzuspalten. Neben der Präfektur Sarawak, mit Sitz in Kuching, wird die neue Präfektur Nordborneo konstituiert. Am 2. Juli 1927 wird August Wachter aus Bludenz in Vorarlberg zum ersten Apostolischen Präfekten von Nordborneo ernannt. Sein Mitbruder, Father Arnold, schreibt dazu: „Mit großer Freude und Genugtuung haben wir die Ernennung von Father Wachter zu unserem neuen Apostolischen Präfekten zur Kenntnis genommen… Bisher hatte er seine liebe Not und Fürsorge nur mit einer einzigen Missionsstation. Jetzt muss er Pate und Fürsprecher für alle Pfarren der Präfektur sein.“

August Wachter schreibt ab dem 12. Juli 1927 ein Tagebuch, das bis in den Mai 1945 hinein, kurz vor seinem Tod, zahlreiche interessante Einträge enthält. Wachter schreibt auf Englisch. Die ersten hier unten übersetzten Einträge spiegeln seine Reaktion auf die Ernennung zum Apostolischen Präfekten von Nordborneo und geben Einblick in seine Gemütslage. Er spürt die Last der neuen Aufgabe. 12. Juli 1927: „Ein höchst ereignisreicher Tag, für mich selbst und für das Schicksal der Mission von Nordborneo. Ein Telegramm hat mir die Nachricht der Ernennung zum Ap. Präf. von N. Borneo gebracht. Ruhig und gelassen habe ich auf die Polizisten gewartet, die ich den Hügel heraufkommen sah, als ich auf dem Weg in die Kirche zum Mittagsgebet war. Ich dachte, sie würden mich zu einem Kranken nach Jesselton rufen. Im Telegramm stand: „Rom hat dich zum Apostolischen Präfekten ernannt.“ Das gab mir einen Schock, und sofort lief ich zum Altar. Ich schäme mich nicht einzugestehen, dass ich dort geweint habe. Es waren Tränen der Angst und der Verwirrung! Denn ich fühlte mich unfähig und unwürdig. Was wird aus der neuen

In der Mission Bundu Tuhan, am Fuße des Mount Kinabalu, führt die Diözese Kota Kinabalu ein Bildungs- und ein Waisenhaus. Knapp 60 Jahre hat der holländische Missionsbruder Ben Snoeren als letzter europäischer Josefs-Missionar hier bis 2014 gearbeitet.

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