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Toni Amort: Von der Miete befreit

wusste katholische Maori-Gemeinde aufbauen, die sich achtet und auf das kulturelle Erbe ihres Volkes stolz ist. – Und so kam 1907 auch ein junger Missionar aus Tirol, Andreas Zangerl aus Zams, nach Neuseeland.

Maria, Rebecca und Hans Hofer präsentieren im Versammlungshaus von Pawarenga Bilder von Andreas Zangerl und der Schulschwester Mary Oisin. Andreas Zangerl liegt in Pawarenga begraben. Ihm wurde die Ehre zuteil, dass ihn die Maori in ihre Ahnenreihe aufgenommen haben.

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Toni Amort, Herberthaus, Brixen Von der Miete befreit

Freude im Gesicht eines Familienvaters über die Befreiung von der erdrückenden Last der Miete. „Ich konnte sie doch nicht auf der Straße lassen!“, erzählte mir eine Frau, die mit ihren zwei Töchtern in einem Haus wohnte, das aus einem einzigen Raum bestand. Vor Kurzem war nämlich eine Mutter mit fünf Kindern auf ihrer Straße gestanden und suchte Unterkunft. Weil sie ihre Miete nicht mehr bezahlen konnte, war sie aus dem Haus geschmissen worden. Da stand sie nun unter freiem Himmel und mit wenig Aussicht, eine Unter-

kunft zu finden – mit so vielen Kindern und ohne Geld. Da war es also, als die Frau dieses Elend nicht mehr ansehen konnte und kurzerhand diese Mutter samt fünf Kindern einlud, in ihr Haus zu kommen, ins kleinste Haus auf dieser Straße! Ein Dach über dem Kopf und vier schützende Wände – dazu ein Herz, in dem alle Platz hatten.

Was Miete alles kosten kann

Weit über hundert Familien oder Einzelpersonen sind in dieser Stadt obdachlos, weil sie sich keine Miete leisten können. Sie leben unter freiem Himmel, in der Tropenhitze im Schatten eines Baumes oder einer Mauer; in der Nacht und bei Regen und Kälte unter einem Vordach oder in einem Schuppen. Ihr Leben ist völlig „abnormal“ und sie fühlen sich von der Gesellschaft ausgeschlossen, zutiefst gedemütigt.

Gut 80.000 Personen, davon etwa 22.000 Familien, leben heute in Governador Valadares mit seinen 280.000 Einwohnern in Miete. Für die meisten von ihnen ist es die größte Auslage, ein Albtraum. Nur für einen ganz geringen Prozentsatz ist es gar kein Problem. Für die allermeisten jedoch bedeutet es ständige Angst, nicht mehr bezahlen zu können. Immer wieder habe ich verzweifelte Menschen getroffen, die Möbelstücke verkauften, auch Kleider (natürlich nur die wertvollsten!), Musikgeräte, Gasherde, Schmuckstücke, nur um die Miete bezahlen zu können. Für so manche von ihnen ist sogar eine Miete von umgerechnet 20 Euro, für eine kleine Bretterhütte mit Blechdach, unerschwinglich. Man stelle sich solche Familienväter oder Mütter vor, die auf dem Supermarkt einkaufen

Die Seele des ganzen Projekts und der Freund aller Hilfesuchenden: Wellington Moreira.

Die große Spannung steht in den Gesichtern von Menschen, die sehnlichst auf die Befreiung von der Miete, auf ihr eigenes Heim warten.

Oben/Unten:

Zwei Welten: Die Behausung bisher – für so manche war nicht einmal für sowas die Miete erschwinglich! Und jetzt das neue Heim! gehen und der Reihe nach sogar auf dringende Dinge verzichten müssen! Und wie viele schlaflose Nächte und wieviel Elend nur wegen der Miete!

Der Weg zur Befreiung

Hier nun beginnt die Geschichte von meinem persönlichen Freund Wellington Moreira, der als Gemeindesekretär für Planung in den sieben Jahren zwischen 2010 und 2016 ganze 5012 Volkswohnhäuser gebaut und verteilt, also so viele bedürftige Familien von der Miete befreit hat! Um die gewaltige Flut von Gesuchen zu meistern, hatte er eine ungewöhnliche, hoch interessante Idee. Er teilte die Suchenden, je nach ihrem Wohnort, in 14 Gruppen auf. Während sie auf ihr eigenes Haus warteten, mussten sie regelmäßig an Zusammenkünften in ihrer Nachbarschaft teilnehmen, sich kennen lernen, Tipps für Familie und Hauswirtschaft bekommen und zu einer Gemeinschaft zusammen wachsen. Sogar gebetet und gesungen wurde, ganz ökumenisch. Der Innenhof im Pfarrzentrum von Turmalina, zum Beispiel, war so ein Treffpunkt. Die Pfarre hatte sich nicht darum beworben, sie wurde gebeten. In kirchlicher Umgebung fühlen sich besonders die Armen in Brasilien wohler. Das ganze Projekt aber war eine rein öffentliche Sache, ein Abkommen zwischen Staat, Gemeinde und Banken.

Wenn dann wieder einmal mehrere Hundert Häuser oder Wohnungen zur Verteilung bereitstanden, wurde jede Gruppe informiert, wie viele von ihnen ein Haus bekommen würden. Wer nun diesmal sein Haus oder seine Wohnung erhalten durfte, musste die Gruppe unter sich entscheiden, und zwar nach der Losung: Wer von uns braucht es am dringendsten? Leicht fiel so eine Entscheidung natürlich nicht. Aber es war weitaus der beste Weg: Mitmenschlichkeit anstatt kaltherziger Bürokratie; und keine Vetternwirtschaft und Schmiergelder, wie sonst üblich.

Der Tag, an dem den Auserwählten die Hausschlüssel überreicht wurden, war verständlicherweise ein riesiges Fest. Hunderte von vollständigen Familien, samt Verwandten und Freunden sind da, eine unzählbare Menge. Es werden große Reden von wichtigen Leuten gehalten; dazu sorgt eine Band für Stimmung. Erst ganz am Ende, nach endloser, zappeliger Wartezeit, kommt der große Moment. Jede Fa-

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