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Konrad Willeit: Valentin Weber und die Herz Jesu Kirche

Präfektur werden? Und was aus mir? Es gebe viele Geeignetere für die Leitung und viele Würdigere. Warum ist das wertloseste Werkzeug von Gott auserwählt? Ist es nicht Gott, der das Werk tun muss? Dein Wille geschehe! – „Die Barmherzigkeit Christi drängt mich!“ Wird er nicht bei mir sein? Kann ich die Last ausschlagen? 13. Juli: „Die Barmherzigkeit Christi drängt mich!“ Das ist mein Motto. Nach der Messe habe ich angenommen und ein Antworttelegramm geschickt. Die Würfel sind gefallen! Mein Leben wird eines des Kreuztragens sein. Ich will zu Fuß auf den Berg Kinabalu gehen, um Zeit zu gewinnen und meine aufgewühlte Seele etwas zu beruhigen.

27. Juli: Am 18. startete ich zum Kinabalu und bin am 27. zurückgekehrt. Ich habe Tampassuk gesehen. Dort könnte eine Missionsstation entstehen, aber in nächster Zeit wird das wohl nicht Wirklichkeit werden. Meine erste Erkundungsreise. Father P. Groot hat mich begleitet. 31. Juli: Die Arbeiten an der Kapelle in Limbanak sind abgeschlossen, außer der betonierte Fußboden und die Möbel. Vom 7. bis 10. August werde ich in Papar Exerzitien machen und mich auf die neue Aufgabe vorbereiten. Die Gnade Christi ist mild, wohltuend und universal! 12. August: Die Papiere aus Rom sind eingetroffen! Schneller, als ich erwartet hatte.

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Eine neue Kirche Konrad Willeit, Vinzentinum, Brixen für Jesselton

War das ein freudvolles Ereignis für die noch junge katholische Gemeinde von Jesselton! Bereits ein Jahr, nachdem Valentin Weber die Leitung der Mission übertragen worden war, kann er seinen langegehegten Plan umsetzen: Eine eigene, größere Kirche, die den wachsenden Bedürfnissen seiner Gemeinde entspricht.

Es ist dringend notwendig geworden, aus dem beengten Raum im Pfarrhaus herauszukommen und einen würdigeren Ort für die Feier der Eucharistie und die Aufbewahrung des Allerheiligsten zu finden.

Manche haben Valentin Weber aus Virgen in Osttirol, der seit 1906 in der Mission Jesselton arbeitet, mangeln-

Innenansicht der Kathedrale zum Heiligsten Herzen Jesu von Jesselton, heute Kota Kinabalu. Es ist dies der vierte Kirchenbau nach der von Valentin Weber erbauten, ersten Herz Jesu Kirche. Vor Corona besuchten bis zu 12.000 Gläubige den Sonntaggottesdienst, an hohen Festtagen konnten es an die 15.000 sein.

Links:

Die von Valentin Weber geplante und aus dem Holz vom Kampferbaum erbaute Kirche. Geweiht und eröffnet wird die Kirche am 22. Juli 1911.

Rechts:

1938 wird unter Johann Unterberger aus Stans eine neue Kirche gebaut, welche im 2. Weltkrieg von den japanischen Besatzungssoldaten niedergebrannt wird. Die erste von Weber erbaute dient einige Jahre als Schule. 1949 wird an derselben Stelle eine dritte Herz Jesu Kirche errichtet. des Organisationstalent unterstellt. Seine Werke beweisen das Gegenteil. Er arbeitet unaufgeregt und ohne viel Aufhebens um seine Person, organisiert mit großer Umsicht die Schule und das Heim für die Buben, versorgt seine Zöglinge mit Kleidung und Nahrung, besucht regelmäßig die Familien in der Umgebung, hält Gottesdienste und ist Ansprechpartner in allen Notlangen. 1910 überträgt ihm das Regionalkapitel der Mill Hiller offiziell die Verantwortung für die Mission in Jesselton. Das gibt ihm die Möglichkeit, die Initiative zu ergreifen und den Bau einer neuen Kirche voranzutreiben. „Beinahe sieben Jahre lang hatten wir statt einer Kirche bloß ein ärmliches Zimmer gehabt, das für den Zweck überdies viel zu klein war; an Sonntagen konnte man sich darin kaum umdrehen. Zieht man noch die Hitze in einer Tropengegend in Betracht, so lässt sich beiläufig ausdenken, wie ‚angenehm’ es beim Gottesdienst in Jesselton gewesen sein muss!“ So äußert sich Valentin Weber in der Novemberausgabe des Missionsboten von 1911. Kein Wunder, dass der Bau einer größeren Kirche für ihn Vorrang hat.

In einem Artikel des British North Borneo Herald vom 1. Juni 1911, der örtlichen Wochenzeitung, ist folgendes zu lesen: „In den vergangenen Jahren hat sich die gemischte Gemeinde aus Chinesen, Dusun, Indern, Philippinos und einigen Dayaken zur Messe an den Sonn- und Feiertagen in einem kleinen Raum versammelt, der in einem der Missionsgebäude untergebracht ist. Durch die beharrliche Arbeit der Mill Hill Missionare ist die Zahl der Gläubigen so angewachsen, dass es nicht einmal Stehplätze für alle gibt. Viele müssen an der Tür stehen bleiben und über die Köpfe der anderen hinweg in den Raum hineinschauen, während andere im Außenbereich auf einem Taschentuch kniend dem Gottesdienst folgen.“

Besagte Wochenzeitung kündigt den Tag der Kirchweihe am 22. Juli 1911 um 9 Uhr mit folgenden Worten an: „Ein bemerkenswertes Ereignis am Tage der Krönungsfeierlichkeiten wird die Weihe der Herz-Jesu-Kirche in Jesselton sein. Sie hat sich innerhalb weniger Monate aus einem Skelett aus hölzernen Pfosten zu einem ansehnlichen, geräumigen Gebäude entwickelt. Es steht auf einer leichten Anhöhe und blickt über die Karamusing Bucht hinaus.“ Der Berichterstatter schreibt weiter, dass die Kirche das Ergebnis harter Arbeit der Missionare und der katholischen Laien sei. Auch viele Nicht-Katholiken hätten finanziell und materiell zu ihrer Errichtung beigetragen. Sogar die Regierung habe den Wert einer

gut funktionierenden Bildungsstätte, wie die Herz-Jesu-Knabenschule eine ist, erkannt. Sie habe durch regelmäßige Geldspenden und die großzügige Breitstellung des Bauplatzes für die neue Kirche den wertvollen Beitrag der katholischen Gemeinde für das Land wertgeschätzt. „Unbestritten ist diese Kirche ein Schmuckstück am Südende der Stadt; Gratulation und Glückwünsche gebühren aber dem Rektor, Valentin Weber, der in den letzten fünf Jahren das von Henry van der Heyden begonnene Missionswerk geduldig und diskret fortgesetzt hat, trotz zahlloser Hindernisse und Enttäuschungen.“

Einige Wochen später berichtet dieselbe Zeitung in der Ausgabe vom 11. Juli 1911: „Am Krönungstag wurde auch die Kirche zum Heiligsten Herzen Jesu feierlich eingeweiht und übergeben. Drei stille Messen wurden um 6 Uhr gefeiert und zwei um 6.30 Uhr. (Anmerkung der Redaktion: Das erinnert an die alte Praxis, wo Konzelebration noch nicht üblich war und jeder Priester separat an einem Altar zelebrieren musste.) Danach strömten die Gläubigen in großer Zahl herbei und versammelten sich im Außenbereich der Kirche.“ „Um 8 Uhr versammeln sich die Priester und Akolythen am Westtor der noch leeren Kirche. Ein kurzes, lateinische Gebet wird zur Einstimmung auf die Feier rezitiert. Danach setzt sich die Prozession rund um die Kirche herum in Bewegung. Voraus die Rauchfass-, Kreuz- und Kerzenträger.“ Dann der Rektor Valentin Weber und die Geistlichkeit, alle in weiße Rauchmäntel gekleidet. Dahinter die Kinder der Pfarre, geordnet und begleitet von zwei Franziskaner Schwestern aus Papar, und schließlich das gläubige Volk. Den Missionaren war es sogar gelungen, einen Chor zusammenzustellen und mit ihm das erste in Britisch Nordborneo gesungene Hochamt einzustudieren.

Bei der Prozession wird der Psalm 51 eindrucksvoll gesungen, während Missionar Goosens die Wände der Kirche mit Weihwasser besprengt. Nach einem Segensgebet betreten alle die Kirche unter dem uralten, eindrucksvollen Gesang der Allerheiligen Litanei, der die besondere Bitte angefügt wird: „Dass du diese Kirche und den Altar zu deiner Ehre reinigen und segnen wollest.“ Dann legt Missionar Goosens seinen Rauchmantel ab und predigt zunächst auf Chinesisch, dann auf Malay. Er ermuntert die Gläubigen, weiterhin treu zur Kirche zu stehen und dieses schöne, für sie errichtete Gebäude voll zu nutzen.

Ohne Zweifel haben die aus Europas Kultur importierten Rituale im fernen, asiatischen Land riesengroßes Aufsehen erregt: Die bisher ungewohnte Anwesenheit mehrerer Geistlicher am Altar, ihre kostbaren, mit Goldfäden besetzten Gewänder, der stimmungsvolle Gesang des Chores, der unter der Leitung von August Wachter mit Valentin Weber am Harmonium die einfache, aber stim-

Nach dem beeindruckenden Kirchweihfest stellen sich die mitfeiernden Missionare dem Fotographen.

Vorne rechts, sitzend: Missionär Valentin Weber.

Unten:

1996 wird das Apostolische Vikariat Kota Kinabalu zur Diözese erhoben und die Kirche, 1980 als vierte Herz Jesu Kirche eröffnet, zur Kathedrale. Der Bau und der auffällige weithin sichtbare Turm ist ein selbstbewusstes Symbol. Der schwarze Marmorblock, links im Vordergrund, ist ein Gedenkstein an Valentin Weber, den ersten Rektor der Herz Jesu Mission von Jesselton. mungsvolle Messe von Schmidt singt. Dabei vermischen sich die Stimmen auf staunenswerte Weise. Staunen erregen die ehrfürchtig ausgeführten Zeremonien, das ergreifende Ave Maria zur Opferung und das Tantum Ergo am Schluss, wunderbar gesungen von einem Quartett. Besonders angetan ist man von den Ministranten, die mit ihrer dunklen Hautfarbe in den blutroten Talaren, mit schneeweißen Überhemden und roten, mit Goldborten umrandeten Kragentüchern ein beeindruckendes Bild abgeben. „Alles spricht für die exzellente Arbeit des Klerus von Jesselton, der, obwohl die Mission erst knapp acht Jahre alt ist, imstande war, eine Schar von weit über dreihundert Gläubigen für dieses Fest zu mobilisieren“, steht im British North Borneo Herald zu lesen. „In der Tat, das Schlüsselerlebnis ist aber, dass alles in höchster Ehrfurcht und Würde und mit unverhohlener Freude der Kirchengemeinde abgelaufen ist. Alle, von den höchsten Persönlichkeiten bis zum ärmsten, ungewaschenen Landarbeiter scheinen sich gewiss zu sein, dass es ihr Recht ist, hier zu sein, und alle spüren, dass die Kirche, die Priester, die Sakramente geradezu wie ihr Eigentum zu ihnen gehören und dass sie sich hier ‚daheim‘ wissen.“ „Die neue, zur Gänze von Valentin Weber entworfene und komplett aus Holz vom Kampferbaum erbaute Kirche ist 23 m lang und 9 m breit. Sie bietet drei- bis vierhundert Menschen Platz. Das Türmchen ist etwa 17 Meter hoch, hat eine Glockenstube und darunter einer Empore für den Chor. Im Altarraum sind beidseitig Fenster angebracht, und links und rechts vom Hochaltar führt eine schmale Tür in die kleine Sakristei. Natürlich fehlen nicht die Seitenaltäre des heiligen Josef und der seligen Jungfrau, was den Raum – nach katholischen Gesichtspunkten – erst richtig heimelig macht“, bemerkt der wahrscheinlich anglikanische Artikelschreiber mit einem leichten Seitenhieb.

Valentin Weber selbst ergänzt in einem Brief: „An Kircheneinrichtung fehlt noch so manches; am meisten vermisse ich ein Glöcklein, um die Christen zum Gottesdienst zu rufen.“ In einer Beschreibung der Kirchweihe fügt er humorvoll hinzu: „… worauf ein feierliches Hochamt mit Assistenz folgte, das erste in Jesselton. So etwas hatten meine Christen noch nie gesehen; wahrscheinlich waren sie der Ansicht, es werde schneller gehen, wenn drei Priester am Altare zusammenhelfen, mussten sich aber bald vom Gegenteil überzeugen“.

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