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getAlife getA life Vorfreude auf einen heissen Festivalsommer

Olympiatraum wird wahr: Alex Wilson im Sprint nach London

Weltuntergang ist laut Erich von D채niken Schwachsinn




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Daniel Mahrer d.mahrer@lifemedien.ch


editorial

Liebe Lebenslustige getAlife – Komm zurück auf den Boden der Tatsachen, werde lebendig, LEBE!

S

ocial Life, soziales Leben steht heute nicht mehr für persönliche Beziehungen, Privatsphäre und Abendessen unter Freunden. Social Life steht für Facebook, Twitter, Google+ und Co. Die Verlockung ist gross: Im Internet lässt es sich einfacher Freunde finden als auf der Strasse, dem Fremdflirten steht kein kritischer Blick im Weg. Facebook fragt uns Tag für Tag, wie es uns geht, was in unseren Köpfen vorgeht. Mal ehrlich: Wer interessiert sich sonst noch so brennend für uns? Wir tauschen Musik, treffen uns zu mitternächtlichen Gamesessions mit Gleichgesinnten, verschicken PMs in die ganze Welt, teilen sowohl unseren Chefs als auch unseren Müttern mit, wie es um unser Sexleben steht, wie kompliziert unsere Beziehungen grad sind, wie beschissen wir unseren Job doch finden, und wundern uns am nächsten Tag über die fristlose Kündigung. Und doch: Den meisten «gefällt’s». Das Ziel von getAlife ist es, euch zum Leben ausserhalb der virtuellen Wände zu animieren. Sport bedeutet für uns nicht nur Fussball und Tennis. Angesehen sind bei uns nicht nur Hollywoodgrössen, sondern vor allem auch junge Schweizer Talente, deren Namen bisher eher verborgen blieben. Ihr zeigt uns, was fancy ist, definiert die lesenswerten Themen der Zeit, formt Kultur.

Wohin führt der nächste Städtetrip? Wo steigen die angesagtesten Partys? Was kann ich für meine Work-Life-Balance tun? Wie sehen die neuen Trends der Modewelt aus? Was gibt es Neues aus der Musik- und der Multimediabranche? – getAlife liefert nicht nur Antworten zu alltäglichen Fragen, sondern versucht, eure Bedürfnisse in jeglicher Hinsicht zu stillen. Wir sind der Ansicht, dass Lifestyle nicht bloss ein Trendwort ist, sondern mit viel Leidenschaft GELEBT werden sollte.

Eure Redakteurin

Valérie Ziegler

Umso wichtiger ist es uns, dass ihr euch in unsere Medien einbringen könnt – ganz nach dem Motto «texts are made by their readers». Der New Yorker Rapper Fabolous meint in seinem Hit Gangsta Don’t Play: «If life’s a bitch, better make every day your wife.» Uns «gefällt’s» – wir freuen uns, das Leben mit euch zu teilen.

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content � volume 01 // 2012

daniL 02 editorial 03 introducing 05 got skills

06

be fancy

12

haute couture

14

off the hook

24

culture fag

32

health nut

42

styleosophy

14

openairs 2012 im überblick

bäckstage

sweat-soaked

cosmopolitan 56 destination london

42

roving reporter

58

killer food

62

die schweiz is(s)t rustikal

gossip 67 say what?!

business babble

74

history buff

75

mrs. right

58

back in the wild seventies

wonderland 79

zum cover: bild jennifer d. ries of lila21.ch // model sara ganz of option-model.com

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I N T R O

D U C I N G

22 artzband , Jennifer H ork New Y text � valérie ziegler

Wo bist du aufgewachsen? In Chappaqua, Westchester County – ungefähr 30 Minuten nördlich von New York City. Wo lebst du heute? Ich besuche die Delaware Universität in Newark und lebe in einem Haus mit drei anderen Mädchen. Die Ferien verbringe ich zu Hause bei meinen Eltern in Chappaqua. Wie viele Geschwister hast du? Drei. Wo arbeitest du? Ich arbeite in Teilzeit in einem Spital in Newark. Diesen Mai werde ich meinen Abschluss im Studiengang Gesundheits- und Krankenpflege machen. Wie bewegst du dich fort? Die Schule besuche ich mit meinem Auto, einem Jeep Cherokee. Auch nach New York fahre ich in meinem Jeep. Wie sieht dein Tagesablauf aus? Unter der Woche stehe ich früh auf. Ich besuche zweimal drei Stunden Vorlesungen am Tag. Den Rest des Tages verbringe ich mit Sport oder Lernen. Ich gehe früh zu Bett. Davor schaue ich TV – meine Lieblingsshow ist Sex and the City. Die Wochenenden sehen komplett anders aus: Ich liebe es, auszuschlafen. Gegen Mittag treffe ich mich meist mit Freunden zum Lunch. Wir gehen Shoppen oder ins Kino. Abends besuchen wir Bars, bis diese schliessen – was in Delaware leider bereits um ein Uhr früh der Fall ist. Welche Länder hast du bereits besucht? Als ich noch jünger war, besuchte ich mit meiner Familie die Bahamas und Jamaika. Wir Amerikaner sind ja nicht gerade bekannt dafür, zu realisieren, dass es auch ausserhalb der USA noch Leben gibt. Welches ist deine Lieblingsstadt? Da ich nicht viele andere Städte kenne, würde ich eindeutig NYC zu meiner Lieblingsstadt ernennen: Es gibt immer was Aufregendes zu tun. Die Liste der Sehenswürdigkeiten ist endlos – langweilig wird es nie! Die Stadt ist voller Leben. Ich möchte unbedingt mal dort leben, am liebsten direkt nach dem College, um als Krankenschwester zu arbeiten. Wie viel Geld gibst du monatlich aus? Glücklicherweise kommen meine Eltern für die Studiengebühren, die Lebensmittel und meine Rechnungen auf. Mein eigenes Geld gebe ich nur für Shopping und Ausgang aus – ich würde sagen, dies beläuft sich auf circa CHF 300 im Monat. Wo shoppst du am liebsten? Meine zwei Lieblingseinkaufszentren sind die Christiana Mall in Newark und die Westchester Mall in New York. Ich mag den

Style von Urban Outfitters und Anthropologie. Wenn es etwas ausgefallener sein soll, gehe ich zu Express. Sephora ist definitiv mein Lieblingsladen in puncto Make-up. Wer ist dein Lieblingsmusiker? Ich mag verschiedene Stilrichtungen: Rock, Country, Charts. Die einzigen Musikrichtungen, die ich hasse, sind Metal und Hardrock. Was war das letzte Geschenk, das du erhalten hast? Meine Mom hat mir das «silver heart necklace» von Tiffany gekauft – als ein sehr, sehr frühes Absolventengeschenk –, ich liebe es! Welches ist deine Lieblingsmahlzeit? Ich liebe italienisches Essen: Auberginen mit Parmesan, Chicken mit Parmesan, alles mit Parmesan. Ich bin ein ziemliches Schleckmaul und stehe auf Schokolade, Brownies, Cookies. Wie sah dein verrücktestes Erlebnis aus? Als im letzten Jahr meine Eltern für ein Wochenende verreist waren, beschloss ich, einige Freunde einzuladen. Gegen elf Uhr waren gut 100 Leute in meinem Haus. Plötzlich standen zwei Polizisten vor der Tür und kamen herein. Die leeren Alkoholflaschen und die Tatsache, dass noch nicht alle Gäste 21 Jahre alt waren, führten dazu, dass ich verhaftet wurde. Sie banden mir Handschellen um und führten mich zum Polizeiauto – ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass ich dabei ununterbrochen weinte. Sie steckten mich ins Gefängnis, glücklicherweise nicht für lange: Meine Eltern kamen, um die Kaution zu bezahlen. Ich erhielt eine Geldstrafe und musste viele Stunden Zivildienst leisten. Das war das letzte Mal, dass ich Leute zum Trinken eingeladen habe! Was ist dein grösster Traum? Ich möchte eine erfolgreiche Karriere durchleben, glücklich verheiratet sein und zwei oder drei Kinder grossziehen. Mein Wunsch ist es, weiterhin als Krankenschwester zu arbeiten und möglichst vielen Menschen helfen zu können – und dies hoffentlich immer so sehr zu lieben, wie ich es momentan tue. Wie sieht die Welt in 30 Jahren aus? Ich hoffe, dass die Medizin in 30 Jahren weitere Fortschritte gemacht hat – dass es Heilmittel gegen Krebs und Aids gibt. Die Welt wird hoffentlich ein nicht durch eine Wirtschaftskrise geschwächter Ort sein. Natürlich wünsche ich mir auch, dass wir friedvoll zusammenleben können – auf der ganzen Welt.

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got skills � ellin anderegg

text � valérie ziegler // bild � ellin anderegg

Ellin Anderegg Fashion Photographer 26, Zürich

Unser Talent: Ellin Anderegg 6 � 00/12 � getAlife

Bekannteste Persönlichkeiten vor der Linse: Coco Sumner (Tochter von Sting), Amanda Ammann, Kerstin Cook, Linda Fäh, Philipp und David Degen, Ronja Furrer, Stress und Zazou Mall. Wie bist du zur Fotografie gekommen? Ich habe eine Ausbildung als Polygrafin absolviert, mein Interesse für die Fotografie war jedoch schon immer gross. Meine Eltern haben mir vor knapp vier Jahren eine Kamera geschenkt – das Fieber hat mich sofort gepackt. Nachdem ich das Fotografieren lange Zeit nebenberuflich ausgeübt habe, beschloss ich letzen September, mich nur noch aufs Fotografieren zu konzentrieren und gründete meine eigene Firma. Ich arbeite nun als selbständig erwerbende Fotografin in Zürich. Bisheriger grösster Erfolg: Vor einem Jahr durfte ich die schweizweite Metro-Kampagne gestalten.


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Eindrücklichster Moment im Zusammenhang mit der Fotografie: Oh, da gibt es viele lustige und verrückte Momente, die ich erleben durfte. Das Spektrum reicht von einem Angriff eines Rottweilers auf meine Kamera, über Seekrankheit bei einem Shooting auf dem Wasser. Einmal ging sogar eine Blitzanlage in Flammen auf. Auch sind schon Models in Ohnmacht gefallen während meiner Shoots.

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Was fasziniert dich an der Fotografie, worin siehst du deine Herausforderung? Ich bleibe da realistisch: Ich will mit meiner Fotografie weder die Welt verändern, noch tiefgründige Kunst schaffen. Ich will ästhetisch schöne Bilder kreieren. Die grösste Herausforderung sehe ich darin, einen einzigartigen Stil zu entwickeln, der mich von den anderen Fotografen abhebt. Gleichzeitig möchte ich mich aber immer weiterentwickeln und neue Wege einschlagen. Wie sieht dein grösster Traum aus? Einer meiner grössten Wünsche wurde bereits wahr: Ich kann von der Fotografie leben. Nach vorne schauend, würde ich wahnsinnig gerne mal eine Fotostrecke für ein grosses Modemagazin wie beispielsweise die Vogue fotografieren dürfen.

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hair & make-up: fabienne pauli (make-it-up.ch) styling: amanda holzer model: ronja furrer of option-Model.com

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got skills � ellin anderegg

Zur Fotostrecke: Die Serie mit Ronja Furrer ist für mich etwas Besonderes. Ich kenne Ronja eigentlich schon von ganz klein auf, wir kommen beide aus Solothurn und haben als kleine Kinder zusammen im Sandkasten gespielt, nur wussten wir das lange gar nicht. Über Facebook und gemeinsame Freunde (die Szene in der Schweiz ist relativ klein) kamen wir Jahre später wieder in Kontakt und entdeckten diese «gemeinsame» Vergangenheit. Fabienne Pauli, die Visagistin dieser Fotostrecke, organisierte schliesslich das Shooting. Es war ein lustiger Shoot mit einem kleinen, aber sehr engagierten Team bei mir im Studio. Ronja war eines der besten Models, das ich je fotografieren durfte, ich war hin und weg. ellin.ch

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S T Y L E

O S O P H Y

Wie macht ihr es euch über die regnerischen Apriltage gemütlich? Mit Marshmallows und Chai Tea Latte am Feuer text & bild � valérie ziegler

Dominique (21, mit Buch): Wenn es regnet und der Himmel grau ist, bin ich am liebsten zu Hause. Meine Tante Susy und meine Cousine Camila kommen jedes Jahr aus Mallorca zu uns, um die Festtage in der Schweiz zu verbringen. Sie bleiben immer für mindestens zwei Wochen hier. Ich geniesse die Zeit mit Cami sehr: Gemeinsam mit Freunden gehen wir in Strasbourg shoppen, spielen SingStar oder machen es uns vor dem Ofen mit Marshmallows gemütlich. Ich liebe es, mich in kuschelige, warme Klamotten zu werfen und dabei nicht auf mein Aussehen achten zu müssen. Eine heisse Schokolade, ein gutes Buch dazu und der Abend ist perfekt. Zurzeit lese ich «Jane Eyre» von Charlotte Brontë. Die passende Musik darf natürlich auch nicht

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fehlen: Momentan hören wir hauptsächlich Coldplay und Lenny Kravitz. Den Frosch habe ich von meinem Freund gekriegt. Er ist nicht nur süss, sondern eignet sich auch ganz gut als Kissen. Camila (16): Ich bin sehr gerne in der Schweiz. Die Schweizer Trams faszinieren mich. Ich habe vorher noch nie welche gesehen. Ich finde es cool, dass man während der Fahrt etwas von der Stadt sieht – was in unterirdischen Metros ja nicht der Fall ist. Ich freue mich immer sehr, meine Familie zu treffen. Vor allem Domi – sie ist meine Lieblingscousine. Auch wenn sie älter ist als ich, verstehen wir uns sehr gut. Mit ihr erlebe ich die verrücktesten Sachen.


be fancy � je coeur la mode

show us what you got je coeur la mode

Shoppingtipp #1: Shari’s Cyber Flohmi on Facebook

Shoppingtipp #2: eastbay.com – amerikanischer Sportstyle hautnah

Sharons Lieblingslook Fransenoberteil von Vero Moda, sexy DieselShorts von meiner Mama (Vintage), Sonnenbrille von meiner Mama (Vintage), Sandalen von Zign (auf zalando.ch), Halskette von H&M, Armschmuck von Bijou Brigitte, Ohrringfederli von sweet to the soul.

Yarilizas Lieblingslook Halskette von Aldo, Top von Zara, Hose von Zara, Schuhe von Mango Mehr von meinen Styles findest du auf lizamoreene.blogspot.com

Robertos Lieblingslook Hemd von H&M, Hose von H&M, Schuhe von Zara

show us what you got Bereichere auch du uns mit deinen persönlichen Shoppingtipps und Lieblingslooks. Trete noch heute der FacebookGruppe «je coeur la mode» bei und poste uns deine Styles und Tipps auf der Facebookseite von getAlife. Mit etwas Glück erscheint dein Look in der nächsten Ausgabe.

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HALSKETTE: CRYSTELLE SILVER / CHF 109 SILBERNE MESSING-HALSKETTE MIT GEOMETRISCHEN ACRYLKRISTALLEN (Hals und rechter arm)

Choeny Wagma Jewelry Designer, 27 Zürich/New York 14 � 01/12 � getAlife


be fancy �rubrik haute couture � rubrik

UNSERE JUNGDESIGNERIN: CHOENY WAGMA IN JERSEY CITY, NEW YORK

text � valérie ziegler // bild � jennifer d. ries of lila21.ch

Wie bist du zum Design gekommen? Ich habe bereits in jungem Alter angefangen, Schmuck zu entwerfen. Meine Skills verfeinerten sich jedoch so richtig, als ich für ein international tätiges Modeunternehmen in Bombay arbeitete, das Designs für grosse Designer entwarf. Ich habe unter anderem Schmuck, Accessoires und Stickereien entworfen, neue Materialien gesourct, die Workshops mitgeleitet und Tag für Tag unsere Kunden wie beispielsweise Lanvin, Chloé, Matthew Williamson, Issa und Stella McCartney beliefert. Meine Chefin und Mentorin war ein richtiger Guru, wessen Kreationen Jahr für Jahr zu den angesagtesten Fashiontrends wurden. Mit dem bei ihr erlangten Fachwissen und dank Kontakten zu verschiedensten Märkten in Indien habe ich 2009 meine eigene Firma «495DM» gegründet, um meine Kollektionen mit der Welt zu teilen.Heute arbeite ich mit verschieden Young Designern aus Indien und Boutiquen aus der ganzen Welt zusammen.

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HALSKETTE: AMÉRIE / chf 69 HANDGEMACHTE HALSKETTE AUS MESSING IM SILBER-/GOLDTON, KETTEN MIT EINER FACETTIERTEN VERZIERUNG AUS ACRYLKRISTALLEN (Linker ARM)

Bisheriger grösster Erfolg: Mein bisheriger grösster Erfolg war es, mein eigenes Unternehmen zu gründen. Eindrücklichster Moment im Zusammenhang mit dem Design: Ich habe zahlreiche unvergessliche Momente in Erinnerung, vor allem was meine Zeit in Indien betrifft. Durch die vielen Reisen bin ich immer wieder mit verschiedensten neuen Materialien, Styles und Kulturen in Kontakt gekommen, was mich natürlich sehr bereichert hat. Was fasziniert dich am Schmuckdesign, worin siehst du deine Herausforderung? Ich liebe es, die versteckten Märkte wunderschöner exotischer Materialien und VintageProdukte zu entdecken – fernab vom Mainstream. Meine Inspiration hole ich mir auf den verschiedenen Materialmärkten. Ich mache mir nie wirklich ein Bild einer Kette, sondern kaufe das Material und lasse meiner Kreativität anschliessend freien Lauf. Wie sieht dein grösster Traum aus? Mein grösster Traum ist es, für den Rest meines Lebens designen zu können. 495dm.com Alle Ketten sind in der Tatort Boutique, Kernstrasse 31, 8004-Zürich erhätlich.

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be fancy �rubrik haute couture � rubrik

alle Preise unverbindlich

HALSKETTE: CINTHIA / CHF 251 HANDBESTICKTE HALSKETTE MIT VERSCHIEDEN GROSSEN GEOMETRISCHEN ACRYLKRISTALLEN, SWAROVSKI-STEINEN UND KETTEN

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WATCH out

#1 #2

Vom 8. bis 15. März ging in Basel einmal mehr die weltweit grösste Uhren- und Schmuckmesse Baselworld über die Bühne. Wir stellen euch hier die Lieblingsuhren der Redaktion vor.

#4 #3

#5

#1 Fendi «Crazy Carats» Die «Crazy Carats» ist eine einzigartige Luxusuhr, die zu jedem Styling und zu jeder Laune passt. Ob bunt wie ein Regenbogen, oder elegant in rot: Mit nur einem Dreh wechselt die Crazy Carats ihr Gesicht. Ein revolutionäres patentiertes System erlaubt dem Träger, die insgesamt 33 Edelsteine drehen zu lassen. Die Uhr existiert in den verschiedensten Variationen und Farben – neu auch mit Lederarmband anstelle von Edelstahl. Die Zahlen und der Index auf 12 Uhr sind mit echten Diamanten bestückt. ab CHF 2’400

#2 Calvin Klein «ck air» Sie sieht schön aus und zeigt die Zeit an. Was will man mehr? Die «ck air» besticht durch ein 30 Millimeter-Gehäuse aus poliertem Edelstahl, ein Schweizer Quarzuhrwerk und eine Abdeckung aus Kristallglas. Die elegante Uhr mit dem organisch geformten Armreif mit dekorativer Schnellschliesse ist bis zu 30 Meter Tiefe wasserdicht. Eine frische Uhr für einen sportlich-eleganten Look. circa CHF 265

#3 ELLE «Girl» Modern, interaktiv, cool, witzig, süss und jung im Herz: Mit der neuen Kollektion «Girl» erlaubt sich ELLE einen modischen Streich. Auf den ersten Blick mag die Uhr vielleicht kindlich wirken, doch ist sie durchaus auch für die ältere Fashionista gedacht – schliesslich hat Mode ja kein Alter. Verspielte Zeichnungen, dekorative Elemente und kreative Armbänder mit Accessoires wie beispielsweise Knöpfen lassen jedes Modell einzigartig wirken. Das Beste zum Schluss: Sie kostet so gut wie nichts. circa CHF 30

Die «Heritage PR 516» von Tissot ist eine Wiederauflage des Klassikers von 1968. Angelehnt an den Motorsport, glänzt die Uhr mit einem Schweizer Automatikwerk und einem 40 Millimeter-Edelstahlgehäuse. Das lochgestanzte Armband spielt mit der Struktur alter Lenkräder. circa CHF 695

#5 Rado «D-Star 200 Automatic Blue XL» Klassische Elleganz vermischt sich mit sportlicher Dynamik. Das elliptische Gehäuse der «D-Star 200 Automatic Blue XL» ist aus poliertem Stahl. Eine drehende Stahllünette mit Keramikeinsätzen und metallisierenden Ziffern, ein gewölbtes Saphirglas mit Lupe, ein ETA-Automatikwerk und ein Armband aus seidenmatt gebürstetem, poliertem Stahl machen die Uhr zu einem Hingucker. circa CHF 1’850

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alle Preise unverbindlich

#4 Tissot «Heritage PR 516»


be fancy � kurzhaar-pixie

Kurzhaar-Pixie

E

text � angelo gallina

igentlich wollte ich meiner Tischnachbarin, mit der ich zu einem pfiffigen, mit Rindfleisch gefüllten Fleischvogelessen im Restaurant Hirscheneck (schöne Tieraneinanderreihung) verabredet war, mit ein paar gescheiten Rückfragen mein Einfühlungsvermögen in Sachen Frisurenprobleme beweisen. Fehlanzeige! Mir wurde sekundenschnell bewusst, dass ich in Sachen Haarkultur und Trends wirklich keine Ahnung habe. In ihrem Kurzvortrag habe ich mehr über Haarkult erfahren als mir lieb war. Ich konnte sie weder stoppen, noch nahm sie Rücksicht auf meine Glatze. Also gab ich mich mit voller Konzentration der Thematik. Immer schön nickend und ja nicht vergessend: Wenn der Mann von heute nicht gut, schnell und geschickt nachfragt, wird ihm von der Frau von heute umgehend Desinteresse suggeriert und das Stimmungsbarometer sinkt unaufhaltsam Richtung «fertig lustig». Also schön lieb weiter nicken und im richtigen Zeitpunkt ein «mhm» einsetzen, dem Gegenüber dabei tief in die Augen schauen und langsam ausatmen. Und nicht vergessen, stets die lockere, unverkrampfte, leicht nach hinten geneigte Haltung einzunehmen! Wusstest du, dass Frauen mit geraden Haaren diese teilweise jeden Morgen bewusst kaputtstrecken, damit am Ende ein schlanker Kopf resultiert? – Ne, oder!? – Dass die lieben Damen frühmorgens in nur einer einzigen Stunde, inklusive Frühstück, ihre Mähne auf ihren wichtigsten Tagesmoment anrichten bevor sie aus dem Haus gehen? – Ist mir bisher nicht aufgefallen, schlafe gerne bis zur Endstation. Diesen Aufwand könnte ich mir allein schon aus Zeit- und Ressourcengründen nicht leisten. Mein Morgenrekord liegt bei acht Minuten, inklusive Frühstück. In meinem morgendlichen Quartierkaffe mit italienischem Namen, wo ich mich einmal wöchentlich mit meinen drei Copains über tiefgründige innerbaslerische Themen unterhalte, sind mir solche Frisurendetails bisher nicht speziell aufgefallen. Kürzlich schlief eine Frau am Nachbartisch so fest, dass sie der Kellner auch mit nachhaltigem Rütteln nicht wach kriegte. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte sie die Haare nicht gestreckt und nicht gezöpfelt. Sie trug sie ganz locker offen. Eine andere, welche ich nun seit langer Zeit nicht mehr gesehen habe, trug ihre ehemals blaumelierten Haare frech querfeldein offen, den Bademantel auch. War voll okay für mich. Ist ja nicht das wichtigste. Es muss einfach passen.

Auffallend sind die Frisuren während der Uhren- und Schmuckmesse. Da verirrt sich die eine oder andere Hochsteckfrisur mit Mandelförmigen Augen im Kaffee. Zur Freude der nicht rasierten Möbelpacker und Malermeister, welche dann kurz den Atem anhalten und durch ihre Minutenzeitung spionieren. Ja, wir haben auch noch über anderes gesprochen bei diesem Nachtessen, aber das Thema liess mich nicht mehr los. Als ich nach Mitternacht nach Hause kam, griff ich in die Tasten und begann umgehend mit meiner persönlichen Internetweiterbildung. Es gibt scheinbar an die 18’000 Damenfrisuren. Ein paar hundert habe ich mir dann auf einer Frauenhaarberatungswebseite genauer angeschaut. Hier meine Lieblingsfrisuren: Betonter Hinterkopf zum vollen Pony Blau-schwarzer Bob mit gerundeten Konturen Femininer Pixie in Rehbraun Betonte Strähnen im Pilzkopfnacken Klassische Banane mit viel Volumen am Oberkopf Kurzer Bubikopf mit exakten Konturen Pilzkopf im Out of Bed-Look Romantischer Chignon mit eingeflochtenen Bändern Ich musste lange scrollen bis ich den passenden Namen für meine eigene Frisur gefunden hatte. Ich konnte mich nicht ganz klar entscheiden zwischen dem «Rasierter Oberkopf mit seitlichem Shortcut und betonter Hinterkopfpartie» und dem «Out of Bed-Look für den Kurzhaar-Pixie». Ist wohl eine Mischung aus beidem.

Angelo Gallina ist Trainer des Boxclub Basel, Nationaltrainer der Schweizer Boxerinnen und in Basel eine bekannte Persönlichkeit.

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Lolly-POP

American Vintage text � valérie ziegler // bild � jennifer d. ries of lila21.ch

Retro ist zurzeit total angesagt. Mixt man diesen Style dann noch mit Einflüssen aus der Gothic- und Raverszene, sieht man aus, als wäre man direkt dem amerikanischen Outback entsprungen, weg von der Wohnung an der Tankstelle und vom Job im Burgerimbiss der Mutter.

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Top von Baghdadi (Vintage) grüne Shorts von Diesel (Vintage) Sonnenbrille von Ray Ban (Vintage) Bandana von Yes or No

Badeanzug und Shorts von American Apparel

. .

Jeansjacke von Only Regenbogen-Bikini von Beyond (Vintage) getAlife � 01/12 � 21


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PHOTOGRAPHY: JENNIFER D. RIES OF LILA21.ch hair & Make-up: TAMARA CVIJIC STYLIng: SHARON DOMINIQUE ANNE REIBER MODEL: Sara Ganz of OPTION-MODEL.COM

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Dress von Animale Brasil Schuhe von Jeffrey Campbell, Modell «Stinger Creeper» Choker aus Shari’s Cyber Flohmi auf Facebook (Vintage)

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etalife k .com/g o o b e c fa

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gen i G u n z 3 0. J u n – 2 9.

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Festival Greenfield en Interlak . Juni 15. – 17

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Wirft man de n Begriff Ro texte � miky ck in die Rund me rz wie «lange Ha e, kommen St are», «Leder ichworte jacke» und «K gartig zurück onzerte» bu . Was haben meranRevolten mit Openairs am Hut? Ein Openair st eht, Hippies w ürden sagen, Leuchten der im Zeichen de alternativen Sz r Liebe. ene würden be se stehen nach haupten, solc wie vor in eine he Anläsm Dunst der Re zer Multioptio nsgesellschaf volution. Die Sc t versteht seit hweiStudio rocken ein paar Jahren », siehe beispi eher «ein elsweise «Sou Letztendlich, ndsofa» auf Ra so der Ansche dio Virus. in, landen wir zontalen, seie doch alle in ei n es biologisch ner Horie, querulantis che oder drög e Gründe. Die Alternativ e Im Gegensatz zu verfläzt eing erichteten Stud «Music Night», ios, siehe beisp zu al ielsweise vetische Wohnz lzu nüchternen Worthülsen, die samstäglic immer flattern h in hel, su ripherie heisse chen Verbünde Live Gigs (gig; te aus der Ro englisch: Kuts ckperung). Auch he che, Wirbelwin ute treffen sich d, Auffüharglose Fans, oder ihres Alte un geachtet ihrer rs, um seeligm Herkunft achenden Konz erten zu fröne n.


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das festival Schaffhausen 08. - 11. August

o a rn u li Loc 15. J . 5 0

Bei den gut 35 0 Openairs, die von März bis Ok der Schweiz sta tober in ttfinden, findet sich mindestens ternative, wo da eine Als kleinbürgerlic he Hirschentum sonst mediale Se und die ndehoheit auf de r Strecke bleibe darf man beim n. Somit eigenständigen Festivalbesuch überliefer ten Re von einem voluz zerakt spre chen, auch wenn nur eine Wande der eine rvogelidylle, die andere nur einen schen Kontrapu akustink t zum jüngste n Botellón such t. Solidarität Bereits in den Dr eissigern des let zten Jahrhunder terten Jugendbe ts geiswegungen durc h europäische schaften. Bis zu Landden vorindustriel len Zeiten hatte Rhythmisierung der Gesellschaf die t kaum einen po Bezug. Blueser, litischen Ja zzer und Rock ’n’Roller leiteten was wie eine Pr so etotestbewegung ein, die vor einer Dekade mit de halben r Einführung de r ersten Bürger Afroamerikaner rechte für oder der Pille lan ciert wurde.

Radio, als illegalen gerinnichts übrig än b S lie b ze ar nd hen Juge e und schw sc ss äi ei p ings» w ro en eu ch p si Der , wo eime «Hap zu lauschen irier ten. Geh Gitarre gehörten sp in tig sendungen ei d einer iker gegens nem Joint un sen, spür ten die Junen und Mus storradio, ei üs si m an rliTr zu n m mit eine eine, bürge informiere sich lange elt sind das W e n hn O se lo u. st az ra d r Ideale in eine andere. gendlichen: das en ng llu te rs n sich entche Moralvo entwickelte n te usik ch si in uen E Die Rockm n hippie-esq Get No Satisfaction». itshe ei Fr er Unter diese f und Ohr d wie «I Can’t op K its , he H ib e uc le ra nd er fessel es, als b os im Unt edingungsl lang schien für k en lic b ng en su ei ug legte sich b rauchsanw er. Einen A eb ed G ni rs. ai e en in en d p ke lieben egeln, nnten O olitischen R mel, sogena älle haben jeim H em es keine p ei fr e Reinf ngen unter npsychotisch athische Veranstaltu dere masse ne homöop ei an f d au un k en ng tu ie b ar Woodstoc rd limitier t. tige Openai Popsounds doch zukünf definierten ar kl n svo Dosierung einer Beatle ehr mittels m , t gt ch lin ni ch an rs enen m nnend ve Zeiten, in d e Alben bre dem nz it m ga en ch In heutigen ng no entdecku lernt, selten alische Neu ist es wirkLP Englisch viele musik sbezüglich ie ch D si n k. re tic ie its he en, DSDSkt präsent un üc rr zä er zu um otischen Ve ed eex Li , e en ch ig tis ht ric en, Gleichg ssis r denn je, ra s sein Quartier zu rock lich einfache tlo al Openair. itieren, gew favorisierten Hypes zu irr – am heiss en d fin zu sinnte en Seiten en folgend d f u a h c u ellt e enair s vor. getAlife st als und Op iv st e F e n e verschied getAlife � 01/12 � 25


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29.06. bis 14

.07.2012

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Montreux Jaz z Festival am Lac Léman D

as Montreu x Jazz Fest ival steht fü überrasche r Le nde Talente. Mathieu Jato genden und kretär, über n, Festivalse die Passion , mit dabei zu sein. Inzwischen lä uf t das Festiv al schon seit üb Kennen eure er vier Jahrze Leute noch di hnten. e ursprünglic Jazzfestival zu hen Beweggr etablieren? Ei ünde, ein n paar von uns Einige star teten sind permanen als einfache Staf t dabei. fmitglieder. Heut grat des Festiva e stellen sie das ls. Die Leute, di Rücke heute in der Fe waren bereits im stivalleitung tätig alten Casino, al sind, s David Bowie un sure» für das m d Queen «Under ystische Mount Presain Studio eins viel Abwechs pi elten, dabei. Ih lung. Was kom r bietet mt 2012 Neues eine Rückbesi hinzu, oder gi nnung auf eh bt es emalige Klub 1967 erstmals tage? Als das abgehalten wur Festival de, konzentrier den Ja zz. Seith te es sich exkl er wuchs Montre usiv auf ux in ein eklekt wird nicht viel an isches Spek take ders sein. Einers l. 2012 eits werden wir willkommen he alte, bekannte Fr issen, anderers eunde eits geht es au Montreux bege ch um neue Ta ben sich Legend lente. In en an neue stilis dass viele Un tische Ecken. M terkünfte scho öglich, n ausgebucht sich Festival besucher de sind. Wo könn nnoch unterb ten Arealen. Es gibt ringen? In um viele Angebote liegenden an Hotels in un fentliche Transp d um Montreux or t und spezie . Der öflle Shut tles sin Festivals gratis. d übrigens währ Wir bieten spez end des iell auch Züge an, die rund um die Uhr

eigentlich noch dte anfahren. Sucht ihr Stä r ize we Sch re sse grö ng? Wo könnte er für die Veranstaltu Helfer und Helfershelf nd des Sommers n? Das Festival ist währe man sich dafür melde 1’200 Staffmitca Cir r. ionalen Arbeitgebe einer der grössten reg ossen Maschine» die Funktion dieser «gr glieder sind gesucht, um sich auf unserer n line-Formular kann ma zu gewährleisten. Via On Montreux eine ist le vie Für llen bewerben. Website um offene Ste am Jazzfestival? Was ist einzigartig einzigartige Erfahrung. nicht als Dienstleis, isten als «good friend» Art den n hte rac bet Wir ver weilen und spieohne Einschränkungen ter. Sie können bei uns ausgestalten. zigartige Projek te mit uns len. Sie können auch ein für magische Sessorgen am Lac Léman Internationale Künstler Welterbegebiet liegt in einem UNESCO sions. Das Jazzfestival über Lavaux d Lie ein h hat erst kür zlic namens Lavaux. Prince 2012 in Windeseile n Acts dür fte Montreux komponiert. Bei solche d (exklusiv in einem bestätigt sind Radiohea ausverkauft sein. Bisher llagher. Steinbruch) und Noel Ga Details zum Programm

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unter: montreuxjazz.com


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text � miky merz

2012

05.07. bis 15.07.

Moon & Stars m a s ct A te ck e Wiederentd

ch. Mitunabe hat es in si sg Au sar St & n y Kravitz und Die neunte Moo a Pausini, Lenn ur La , arc ol Id lly os Himmel. M ter spielen Bi e unter Locarn st litb Gä e ch ll Li ie ar ez pa mit ein weitere sp AG s w Ne od Go der Reinhardt von . en ck Ausführung? nter der Tessiner hi ee Id ws he lic ng rü Fleck. Die Good Ne Was war die ursp hnisch ein weisser ec s alt ard tiv tth fes Go 03 s 20 de gend südlich Das Tessin war bis wir ser idyllischen Ge en die rd in wu llte de wo an Gr AG a Productions ren. Mit der Pia zz Rock live präsentie biente unter den unbedingt Pop und ein einzigar tiges Am r wi en nn kö s ar ix von Idol, St & diesjährigen Stilm fündig. Mit Moon n de f au e Si en ie kam end eine ma ximale Himmel zaubern. W ben pro Konzer tab ha ir W .? a aufCo d un abendlich die Pia zz Pausini, Kravitz sikbegeister ten, die GeMu ne 0 de ’00 hie 12 rsc n ve vo s Moon & Star Besucher zahl am h sic n t: ffe tre efr s sgemäs haben herumg ag suchen. Er fahrung versifizierung. Wir Di d e en ch tis ien lis rd sti tve gu die alt, sie sind nerationen, daher n 25 und 49 Jahre eishe m isc zw am d hl sin wo er ch hr Unsere Besu ziehen diese Ja elche Konzer te nzer t mit Gotthard und sehr of fen. W n, dass das erste Ko ge sa e rd wü John oder Ich ? an Namen, siehe Elton ten Zuschauer haben aber grosse ir die noch W d, en ht. Ab zie o er pr ed und Nic Ma ere ak tuelle Acts hr me ren sein tie en uc äs pr eise ausgeb ht Laura Pausini. Wir wird möglicherw st carlb Lo se ist o h rn lic ca ch Lo rnativen? Tatsä verfügbar sind. lte sa ng tu s ch isc na n Über stival kein typ he im Juli. Existiere so, dass unser Fe er s ab au ist le Es vie s ht. en uc cher, übrig no ziemlich ausgeb Ereignis. Die Besu ein ern nd so , ist al Campingfestiv

Italien und der Deuts chschweiz anreise nd, schätzen roma zeiten im Tessin. Am ntische Aus11., 12. und 13. Ju li organisieren wir sive Sonder verbind eine exkluung mit dem Orien texpress ab Zürich retour. Wie finde und wieder n sie überhaup t Rockklassiker und Special Gu wie Kravitz ests, kontak tiere n sie noch Plat Weil wir verschiede tenfirmen? ne Veranstaltungen wie etwa im Hallens ordinieren, haben tadion kowir einen direk ten Kontakt zu Agentur viel Programmieru en, was uns ngsspielraum gibt. Zudem hat sich da den Ar tisten herumg s Festival bei esprochen. Wir ha ben auch immer Ra entdeckungen: Tro um für Neumbone Shor ty, vorer st einigen Ja zzhörer verleiht dem Kravitz n bekannt, -Gig sicherlich farbig e, musikalische Tu & Stars Locarno pfer. Moon in einem Satz be schrieben? Live Konzer te in ein em südländischen Umfeld, nicht zulet Grande, sind prädes zt die Pia zza tinier t für sommerl iche Höhepunk te. Mitten in der ein maligen und stimm ungsvollen Kulisse Grande in Locarno der Pia zza findet das Festival Moon & Stars diese 5. bis 15. Juli 2012 s Jahr vom statt. Mit dabei ist auch Lenny Kravitz mitreissende Melod , der wieder ien schreiben kann . Auch der Ausnah Trombone Shor ty, mekünstler der im Ja zz wie im Hip-Hop verankert Or t sein. Weitere Sp ist, wird vor ezialgäste sind nic ht ausgeschlossen. Details zum Program m unter: moonands tarslocarno.ch

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08.08. bis 11.08.2012

«das festival» im Herrenacker Schaffhausen text � miky merz

Seit 2010 wird ein Festival mitten im Zentrum Schaffhausens durchgeführt. Im August gehen abermals vier Konzertabende über die Bühne. OK-Mitglied Thomas Hauser im Interview über «das festival».

20.07. bis 28.07.2012

Blue Balls am schönen Vierwaldstättersee text � miky merz

Das Blue Balls Festival in Luzern gehört inzwischen zu den grössten Festivals der Schweiz. Der Festivalinitiator Urs Leierer über den stilistischen Kurs seit 1992. Was ist die ursprüngliche Idee hinter Blue Balls? Die ursprüngliche Idee war eine gemeinsame Session mit 40 Musikern auf dem Dampfschiff namens «Stadt Luzern». Das war einmalig. Ich glaube diesen Spirit versprüht das Festival heute, nach 20 Jahren, noch. Welche Beweggründe trieben Sie immer wieder an, dieses Festival weiterzuführen? Die Passion, einerseits verschiedenen Künstlern eine Plattform zu bieten, andererseits für die Besucher ein Fest der Sinne zu kreieren. Solange das geht, werde ich das weitermachen. Ihr bietet inzwischen viele kulturelle Häppchen. Was würden Sie noch hinzuwünschen? Wir bieten nach wie vor viel Live Musik rund um das Luzerner Seebecken. Zusätzlich gibt es Streetart und Kunst mittels Video-, Fotografie-, und Filmpräsentationen. Vor den Gigs im KKL gibt es jeweils auch eine originelle Talkshow – das ist mehr als nichts. Was ist Ihr persönliches Programmhighlight 2012? Antony and the Johnsons mit 40-köpfigem Sinfonieorchester im Konzertsaal des KKL Luzern, der übrigens einer der besten Konzertsäle Europas ist. Aber es gibt bei uns so viele weitere Highlights! Wie werden Sie ihr Festival weiter profilieren? Wir versuchen, ein Programm mit Künstlern zu präsentieren, die nicht x-mal an anderen Orten auftreten. Nicht zuletzt haben wir eine wunderschöne Location mit dem Seebecken, mit dem KKL, Pavillon und dem Hotel Schweizerhof Luzern. Das Blue Balls beschrieben in einem Satz? Das Blue Balls Festival verwandelt das Luzerner Seebecken jeden Juli in ein Biotop des kreativen Schaffens.

Das Blue Balls ist schon längst die Plattform für nationale und internationale Talente. Auf dem programmatorischen Armaturenbrett stehen beispielsweise Paulo Nutini, The Heavy und auch immer mehr Musikerinnen. 2012 beispielsweise Esmeralda Spalding, Regina Spektor und eine mystische, an Adele erinnernde Ren Harvieu. Die Aura der Stars und Sternchen ist übrigens greifbar in «Meet the Artists», einem Talk, der an allen acht Festivaltagen stattfindet. Mehr Programmdetails unter: blueballs.ch

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Wie entstand die Idee, ein Grossprojekt nach Schaffhausen zu bringen? Unser Organisationskomitee, eine Handvoll musikbegeisterter Freunde, begann, kleinere Konzerte in Schaffhausen zu organisieren. Wir sahen in der Innenstadt eine Lücke, im Sommer junge Leute mit internationalen Bands zu begeistern. Inzwischen buchen wir grosse Acts, wir schreiben aber auch nach wie vor Schweizer Interpreten auf unsere Fahne. Wie habt ihr es geschafft, die Stadtbehörde dafür zu gewinnen? Eigentlich war es keine grosse Hürde. Wir mussten unser Projekt fundiert skizzieren. So konnten wir innerhalb von zwei Jahren den Stadtrat mit unserer Begeisterung anstecken. Nicht zuletzt sind wir ein Austragungsort, welcher Recyclinggedanken integriert und regionale Nachhaltigkeit im Foodbereich hat. Schwierig war es eher, Sponsoren zu finden. Wieso habt ihr das alte Stadtzentrum als Location? Der Herrenacker ist ein grosser, schöner Platz, und: leicht geneigt – wie gemacht für eine Konzertbühne. Existieren bereits unvergessliche Festival-Highlights? Viele! Ein Highlight: die grandiose Band Simple Minds. Ich war wirklich stolz darauf, dass sie am ersten Festival 2010 auftraten. Speziell waren auch Stephan Eicher mit Sophie Hunger gemeinsam auf der Bühne. Oder die grossartigen Shows von Mika, Skunk Anansie oder Milow. Dieses Jahr könnte Bligg mit der Youngblood Brass Band für grössere Festivalakzente sorgen. Inwiefern spielen regionale Sponsoren bei euch mit? Ehrlich gesagt, haben wir vor allem einen Hauptsponsor gesucht, der uns mit einem namhaften Betrag unterstützt. Ein bekannter Schweizer Grossist sagte gleich zu, als das Festival real wurde. Danach sind Anfragen von Schaffhauser Firmen im Dienstleistungs- und Warensponsoring gekommen. Euer Festival in einem Satz beschrieben? Wir rechnen auch dieses Jahr mit Gästen aus der ganzen Schweiz, auf jeden Fall mit all den Exil-Schaffhausern, deren Eltern noch hier wohnen! Das Warten hat sich gelohnt: Die musikbegeisterten Organisatoren konnten mit Mando Diao weltberühmte Acts auf den Herrenacker holen. Auch von der Schweizer Seite her liessen die Schaffhauser sich nicht lumpen: So tritt Bligg mit einer sagenhaften funky Blaskapelle namens Youngblood Brass Band auf. Weitere Acts wie Bastian Baker und The Bianca Story sind ebenfalls bestätigt. Mehr Programmdetails unter: das-festival.ch


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29.06. bis 30.06.2012

Motion! Der Dancefloor bewegt sich nach Gunzgen text � miky merz

Motion!, ein legendäres Openair-Rave, erhält wieder Frischluft. Es scheint, dass Acts wie Snoop Dogg oder David Guetta das solothurnische Gunzgen in einen Elektrostern verwandeln. Elektro-Aficionados juckt es allmählich wieder in den Knien, doch sie haben die Qual der Wahl: Ob etablierte Festivals oder neuere Partywiegen wie das Electron in Genf oder das Touch The Air in Wohlen, es geht wieder hoch hinaus. Auch wenn Hip-House, Vocoder-House und technoidere Klänge wie Trance in den Nullerjahren ins Jenseits gespielt wurden, meinen Dance-Kritiker. Zurzeit setzen helvetische Promotoren auf Elektrogrössen, auf sogenannte Headliner wie an der Motion! in Gunzgen. Wie kam Co-Veranstalter Arnold Meyer, in den Medien bekannt unter dem Nicknamen «Technopast», speziell auf Gunzgen? «Gunzgens Bahnhof liegt nahe bei Olten und Olten ist der Mittelpunkt der Schweiz, hierher finden die Welschen und die Zürcher.» Who is Who 2012 Irgendwie passt die Location nahe der Raststätte Gunzgen Nord, diese angenehm moderne, mittelländischen Atmosphäre so gut in die Technolandschaft, dass 1999 bis 2003 jeweils an die 14’000 Besucher über die A1 oder mit den SBB hierher rollten. Tatsächlich hatten sich Raves an solch dezentralen Stätten organisiert, erstmals Ende der Achtziger in englischen Vororten. Inzwischen equipieren aber DJs und Elektrotüftler Festivals nahe von Genf oder St. Gallen. Meyer: «Ein Rave unter freiem Himmel und in magischen Zelten macht doch den Unterschied.» Diesen Juni stehen total 120 Produzenten, Headliner und DJs auf der solothurnischen Allmend: Mit David Guetta konnte der zurzeit berühmteste DJ verpflichtet werden. Auch kommt mit Tiësto der seit Jahren weltweit grösste Trance-DJ nach Gunzgen – «2003 kostete er noch einen Bruch-

teil für seinen ersten Schweizer Gig bei uns», so Meyer. Mit aufgelistet sind auch formidable Dancefloor-Meister wie: Axwell, Chris Liebing, Infected Mushroom, Monika Kruse, Felix Kröcher, und sehr spannend: Maya Jane Coles, welche sowohl das englische Mixmag als auch das deutsche Groove aufs Titelblatt hievten. Wie kam es zu diesem Who is Who? Meyer: «Ich besuche Musikkonferenzen in Miami oder in Amsterdam, doch ich setze auch auf schweizerische Pioniere. David Guetta kostete uns bereits sehr viel für die Energy. Seine Offenheit gegenüber anderen Genres wie Hip-Hop imponiert Menschen internationaler Herkunft. Deshalb versuchten wir bei über 100 Anfragen auch diesen Starproduzenten für uns zu gewinnen.» Gute Vibes Elektro prägt die Popmusik allgegenwärtig. Ist Elektro gleich Hip-Hop, gleich House? «Der Dancefloor hat den Hip-Hop, einst Jugendkultur Nummer eins, verdrängt», meint das OK-Mitglied der Motion!. Die Szene und der Mainstream würden sich so schnell wie noch nie überschneiden, doch auch stilistische Hybridformen wie Deadmau5 (Anm. d. Red.: er spielt in St. Gallen) zeugten von Qualität. Solche Elektrorocker dürften den Grund dafür liefern, dass auch nicht alltägliche Performances wieder an Openairs funktionieren. Nebst nostalgischen Augenblicken spielen an Raves wie der Motion! auch modisch-visuelle Komponenten eine Rolle. Das Festival feiert am 29. und 30. Juni 2012 sein Comeback. Gelistet sind bekannte Acts wie Flo Rida, Taboo von den Black Eyed Peas, aber auch Schweizer Pioniere wie Djaimin oder Willow. motion-openair.ch glamourama.ch

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off the hook � barkeeping

Dem Dry Martini ist es egal, ob du eine Krawatte trägst oder nicht text � christian hausmann

Jeder kennt sie: die Gastronomie. Es gibt sie in vielen verschiedenen Facetten und Formen. Gerade weil sie so alltäglich scheint, weil sich hier jeden Tag unzählige Menschen treffen, ist sie auch permanent in aller Munde. Eine Form, die immer populärer wird, ist die Barkultur. Aber was bedeutet Barkultur? Das Design, die Menschen, die Lage? Für viele Leute endet die Beurteilung einer Bar vor dem Tresen. Hauptsache, das Bier stimmt. Es ist dann meist egal, was für Wein ausgeschenkt wird, welche Drinks auf der Karte stehen oder wie der Typ hinter dem Tresen drauf ist: Hauptsache, man bekommt das, was man will und kennt. Schade eigentlich. Man dürfte ruhig etwas mutiger sein, mal einen genaueren Blick hinter den Tresen wagen. Schliesslich stehen die Flaschen im Regal nicht nur zur Dekoration da. Durch das Internet und dem daraus entstandenen Informationsfluss sowie den vielen leicht verständlichen Büchern ist die Cocktailkultur um einiges reichhaltiger geworden. Auch das Angebot an hochwertigen Produkten ist gestiegen und trägt zum Wachstum und zur Verbreitung der Barkultur bei. Das kann natürlich dazu führen, dass man als Konsument leicht den Überblick verliert. Deshalb sollte man hin und wieder über die Stammbar hinausschauen, etwas Neues ausprobieren. Wie wäre es beispielsweise, die Karte beim nächsten Besuch mal genauer zu studieren oder den Barkeeper zu fragen, ob er was Passendes oder Neues im Angebot hat? Zudem gilt: Kleider machen nicht immer Leute, sie sollten vielmehr zu Ort und Atmosphäre passen. Dem Dry Martini ist es schliesslich egal, ob du eine Krawatte trägst oder nicht. Entscheidend sind die saubere Arbeit und die Qualität. Cocktails sind heute nicht mehr Getränke, die man unbedingt mit «Schicki Micki» assoziieren muss, im Gegenteil: Sie sind wieder zu einem Klassiker geworden. Es geht um Geschmack und Gaumenfreude, und nicht darum, wie bunt das Getränk im Glas ist.

Christian Hausmann i ist Barkeeper in der Hinterhof Bar. hinterhof.ch

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Musizierende Touristen aus der Schweizer Hauptstadt text � linda von euw

Goodbye Fairbanks – das sind die vier Berner Jungs Ricardo (26), Michael (30), David (24) und Benjamin (25), die international Erfolge feiern. Im März ist ihr zweites selbstbetiteltes Album erschienen, das die Schweizer in Amerika aufgenommen haben. Bäckstage: Euch gibt es seit 2005. Was waren bislang die Highlights? Ricardo: Wir haben einige coole Sachen gemacht. 2007 spielten wir hier in Zürich im «Rohstofflager» als Support für «Fall Out Boy». Im gleichen Jahr hatten wir einen Auftritt an der Fashionweek in Berlin. 2009 erschien unser erstes Album, verbunden mit einer Tour durch die Schweiz und Deutschland. 2010 spielten wir am «Greenfield». Benjamin: Für uns ist es immer ein Highlight, wenn wir mit Bands spielen dürfen, die wir selber gerne hören. Das neue Album ist sicher auch ein Meilenstein. Und natürlich freuen wir uns, dass wir im März Best Talent bei DRS 3 wurden. (Anm. d. Red.: Förderpreis von DRS 3) Bäckstage: Gab es auch Tiefpunkte? David: Immer wenn wir nach Deutschland fahren, wird unser Bandbus mit Anhänger mindestens einmal abgeschleppt. Wir kriegen auch meistens eine Parkbusse, zum Beispiel heute Morgen vor dem Studio des Schweizer Fernsehens. Benjamin: Der bisher grösste Tiefpunkt war, als letztes Jahr unser Bassist Olivier Weiss die Band verlassen hat. Olivier ist ein langjähriger Freund und Gründungsmitglied. Es ist immer traurig, wenn eine Ära zu Ende geht und einen die Realität einholt. Olivier hat sich für ein aufwendiges Studium in Luzern entschieden und sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Wir sind aber immer noch gute Freunde. Mit Michael haben wir einen neuen Bassisten gefunden, der sehr gut zur Band passt und sogar neue musikalische Inputs liefern konnte. Bäckstage: Ihr macht Indierock. Was ist euer Anspruch an eure Musik? Einstimmig: Sie muss ehrlich sein. David: Ja, und unverfälscht, uns entsprechen und uns repräsentieren – als Musiker wie auch als Menschen. Benjamin: Wir sind einfach uns selbst. Eine Gruppe guter Freunde, die aus Leidenschaft Musik macht. Was aber

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nicht heisst, dass wir keinen hohen Anspruch an unsere Musik haben. Wir arbeiten unablässig, proben viel, schliessen uns tagelang im Bandraum ein – so lange, bis wir 100 Prozent hinter den Songs stehen und stolz darauf sein können. Bäckstage: Ihr seid erfolgreich im Ausland, das können nicht viele Schweizer Musiker behaupten. Was denkt ihr, macht euren Erfolg aus? Ricardo: Viele Bands versuchen es vielleicht gar nicht erst. Deutschland, Italien und Frankreich haben einen hart umkämpften Musikmarkt. Das merkt man beim Booking. Da rollt keiner den roten Teppich aus, wenn wir kommen. Wir sind aber immer dran geblieben, haben uns nie entmutigen lassen. David: Es ging uns nie darum, wie viele Leute da sind. Hauptsache wir haben Spass an der Musik und können das rüberbringen. Im Lauf der Zeit haben wir viele gute Leute kennen gelernt, die uns bis heute unterstützen. Das hilft natürlich auch. Michael: Obwohl, USA war die Ausnahme: Unsere Shows waren von Anfang an gut besucht und wir bekamen super Feedback. Das ging irgendwie alles reibungslos. Bäckstage: Wie unterscheidet sich die amerikanische Musikszene von der schweizerischen? David: In der Schweiz wird man als Musiker erst mit kommerziellem Erfolg ernst genommen, während man sich in anderen Ländern durchaus auch «nur» mit künstlerischer Integrität Respekt verschaffen kann. Die grossen Veranstalter buchen halt oft internationale Headliner. In den USA stehen einheimische Bands viel stärker im Vordergrund. Wir haben in den USA natürlich so etwas wie Exotenstatus, was sicherlich ein Plus ist. Benjamin: Dabei haben wir in der Schweiz unglaublich viele grossartige Bands. Manchmal wissen die Leute gar nicht, dass das Schweizer sind. Michael: Ja, «gut für eine Schweizer Band», hört man oft. Der internationale Mainstream sollte viel weniger von der Schweizer Musik abgegrenzt werden. Denn gute Musik bleibt immer gute Musik – egal wer sie macht. Bäckstage: Euer neues Album kommt am Freitag raus. Könnt ihr drei Stichworte dazu nennen? Benjamin: Breites Spektrum. David: Das waren schon zwei … Ricardo: Amerika. Benjamin: Ja, und sicher auch Produzent Matt Gold-


man, der einen positiven Einfluss auf unser Album hatte. David: Der Inhalt ist leidenschaftlich, was nichts mit Romantik oder Kitsch zu tun hat. Ich meine damit viel mehr, dass wir viel Zeit, Energie und Aufwand investiert haben. Ricardo: Dafür wurden wir mit dem Ergebnis belohnt. Auf dieser CD sind 100 Prozent WIR. Noch nie konnten wir unsere Musik so stark nach unseren Vorstellungen und Wünschen umsetzen. Bäckstage: Was ist für euch selbst der grösste Unterschied von diesem zum letzten Album? Ricardo: Wir sind drei Jahre älter und haben uns individuell weiterentwickelt. Früher waren wir vielleicht etwas flippiger. Wir machen jetzt beispielsweise mehr Tourneen und weniger einzelne Shows. Bevor wir letztes Jahr ins Studio gingen, waren wir zweieinhalb Wochen auf Tour. Diesen TourVibe konnten wir ins Studio mitnehmen. Michael: Wir haben während der Aufnahmen auch im Studio gewohnt, also im Appartement direkt darüber. Das war super, wir konnten jederzeit schnell hinunter und Musik machen. Wir hatten so viel Zeit wie nie zuvor. Jeder von uns konnte seine Bestform ausspielen. Benjamin: Songwriting ist ja immer ein kreativer Prozess. Wir arbeiten heute viel mehr zusammen. Ich mache meistens das Grundgerüst zu einem neuen Stück. Danach bringt jeder seinen Stil mit ein. Wenn die Jungs mit dem Song durch sind, klingt er oft ganz anders als ich es am Anfang erwartet habe. Unser neues Album ist eine Mischung aus Melancholie und Hoffnung, wobei letzteres klar überwiegt. Die Musik ist auf jeden Fall lebensfroher als auf dem vorherigen Album. Bäckstage: Was ist euer musikalisches Ziel für dieses Jahr? David: Erfolgreiche Konzerte spielen, viele Leute begeistern. Die Menschen sollen sehen, dass wir coole Schweizer Musik machen. Benjamin: Wir hoffen, dass die CD-Kritiken dem entsprechen werden, was wir selber in unserer Musik sehen. Das schöne am Musikerleben ist unter anderem, dass wir in der Welt rumkommen. Michael: Genau, wir sind sozusagen musizierende Touristen. Bäckstage: Was hört ihr privat für Musik? Ricardo: Breit gemischt! Von Country bis Classic Rock. Das kann Willie Nelson, Motley Crue, aber auch mal Katy Perry oder Kelly Clarkson sein.

Americana als Grundingredienz text � patrick holenstein

In der Schweizer Musikszene herrscht gegenwärtig Goldgräberstimmung. Es gibt unzählige sehr gute Bands, die sich abseits der breiten Öffentlichkeit eine Persönlichkeit erarbeiten. Diese Bands gilt es, zu entdecken. Eine davon ist Rita Hey. Das Duo Rita Hey sind die Sängerin und Gitarristin Rita Peter sowie Tiziano Marinello, der sich nicht nur mit Saiteninstrumenten auskennt, sondern ein Multiinstrumentalist ist. Für die zweite CD «In The End You Will Find That We Are Right» hat das Duo eine Handvoll versierter Musiker um sich versammelt. Gerade in den ruhigen Momenten, etwa dem bluesigen «White And Clear» leisten sowohl die Stimme von Rita als auch die herrlich rumpelnden, aber zurückhaltend agierenden Musiker Toparbeit und bringen die Americana, welche die Platte als Grundingredienz nutzt, wunderbar auf den Punkt. Die meisten Songs schreiben Peter und Marinello. Nur «Gimme A Bullet» stammt von AC/DC, passt in der reduzierten Version aber bestens dazu. Wenn Rita Peter mit klarer und voluminöser Stimme von leeren Herzen (In My Chest) singt, dann würde man sich am liebsten in ihrer warmen Stimme verlieren. Die Musik ist ideal auf die Stimme abgestimmt und klingt durch die sauberen Arrangements nie überladen oder unterwürfig. Rita Hey besitzen viel Gespür für wunderschöne Melodien und wissen genau, was sie tun. Denn sie verknüpfen so mühelos Blues, Folk und Americana, als ob sie nie etwas anderes getan hätten. Den Namen Rita Hey sollte man sich also merken. bäckstage.ch

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Rapper sind keine Musiker? 500 Gründe, die dagegen sprechen text � jelena perovanovic // bild � j-ski

Er produzierte unter anderem für Snoop Dogg, Sean Kingston und Richie Rich. Er ist einer von vielen und doch speziell: Der in den Ghettos von Oakland, Kalifornien, geborene Joshua Durham aka Five-Hunnet kennt sowohl das Leben auf der Strasse als auch den Bling Bling der grossen Bühnen. Sein Rap-Titel «Bubble Gum Pack» verkaufte sich nicht schlecht. Und doch: Sein Herz gehört dem Jazz.

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ls ich in seine blockhüttenähnliche Behausung hineintrete, begegne ich einer auf dem Sofa sitzenden, schwartexterschrecke � jelena perovanovic zen Person mit Waffe in der Hand. Zuerst ich und schreie auf. Dann aber erkenne ich, dass es sich um eine Körpergrosse Puppe handelt. «Keine Angst», ruft Joshua auf dem Weg zur Küche über seine Schulter, «der ist nur da, um Einbrecher abzuschrecken.» Ob die Waffe echt sei, frage ich. «Ja klar», antwortet er. Der einstöckige Bungalow ist stickig, düster und schmuddelig, laut dröhnt Sade aus dem Wohnzimmer. Ich trete in den zugemüllten Garten hinaus, um mich zu setzen und eine Zigarette anzuzünden. Einer der zwei Kampfhunde rennt auf mich los, kratzt mich aggressiv am Bein, bis ich ihn streichle, dann legt er sich hin und schnauft friedlich aus.

Joshua Durham, alias Five-Hunnet (500), hat nicht immer so gelebt. Nach seinem tausendfach verkauften Rap-Titel «Bubble Gum Pack» wohnte er in einem neuen, schönen Haus in einer besseren Gegend, veranstaltete Partys und unterstützte seine Familie finanziell. Jetzt, da er wieder zu Hause wohnt, weiss er noch viel mehr zu schätzen, was er hatte. «Nach der Wirtschaftskrise verlor mein Stiefvater seinen Job. Meine Mutter arbeitete zwar, konnte sich die Hypothek jedoch nicht mehr leisten. Also zog ich nach sieben Jahren wieder zurück, um sie zu unterstützen. Zwei Häuser konnte ich mir nicht leisten, aber ich verdiene genug, um zu überleben und ich bin stolz darauf, dass wir nicht dahin zurück gesunken sind, wo wir einmal waren: im Ghetto von Oakland.» Dort sei er immer als «white boy» beschimpft worden. Obwohl seine Mutter pure Afroamerikanerin und somit dunkelhäutig ist, waren die Gene seines portugiesischen Vaters stärker. Er kennt seinen Erzeuger nicht: «Verschwand wohl nach einem One-Night-Stand», erklärt der heute 26-Jährige mit einem Schulterzucken. Five – so nennt ihn auch seine Mutter. Ob er das nicht als distanzierend empfinde, von der eigenen Mutter beim Künstlernamen genannt zu werden? «Es lässt mich ihre Anerkennung fühlen. Sie zeigt mir, dass sie mich und meine Musik ernst nimmt», antwortet er mit einem Lächeln im Gesicht. Im «Jammen» war er der Beste In Oakland, umgeben von Gewalt, Waffen, Drogen, Totschlag, Mördern und verwahrlosten Kindern, zeigte auch Joshua auffällige Verhaltensweisen. Man sagte ihm, er sei hyperaktiv. Der Grossvater meinte, musikalisches Potential in ihm zu erkennen und schenkte ihm ein Klavier – ein grosser Wunsch des damals Zehnjährigen. «Das war der schönste Moment meines

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Five-Hunnet auf iTunes, youtube oder cduniverse.com probehören und downloaden. Lebens. Ich erinnere mich noch genau daran, wie sie plötzlich im Wohnzimmer stand, als ich zur Tür hinein trat, die alte, braune Kiste. So glücklich war ich nicht oft», erzählt der Musiker nachdenklich, mit leiser Stimme. Joshua spielte stets ohne Noten, brachte sich alles selbst bei. Seiner Grossmutter gefiel es. Noch immer steht das Piano in seiner Garage. Auch die ist voller, teils undefinierbarer, Gegenstände. Und doch: Offensichtlich konnte er sich ein wenig Platz fürs Spielen freischaufeln.

Er setzt sich hin und beginnt, etwas Jazziges zu improvisieren. Melancholie macht sich breit. Ich bin fasziniert von seiner Hingabe, der Leidenschaft, die ich hier beobachte. Kurz darauf lacht er mich wieder an, als er mir von seinem Stanford Diplom erzählt. Er sei als 14-Jähriger auserkoren worden, an einem Sommer-Jazz-Diplomkurs für musikalisch begabte Kinder an der Stanford Universität teilzunehmen. Mit Stipendium! Grosse Musiker unterrichteten die Kinder. Er sei ein Aussenseiter gewesen, der einzige, der Slang gesprochen habe. Alle anderen Kinder seien aus guten Elternhäusern und Gegenden gekommen und hätten ihn anfangs nicht akzeptieren wollen. Einige Male wurde Five aus dem Unterricht geschmissen, weil man mit seiner Ungezogenheit und seinem Temperament nicht umgehen konnte. Er sei kurz vor dem Aufgeben gewesen, fühlte sich minderwertig. Theorie sagte ihm nichts, er wollte nur «Jammen», und darin war er der Beste. «Was macht dieser Motherfucker hier?» 500 produzierte für Snoop Dogg, tha East Sidaz, Sean Kingston und Richie Rich, um nur einige Grössen zu nennen. Auch

hat er mit Tyga und Gucci Mane auf einem Song gerappt. «Oft rufen mich die populären Musiker aus der Gegend an, damit ich vorbeikomme und ihnen einen Songtext auf die Beats schreibe. Leider bin ich noch einer von vielen, ein ‹no-name›, sodass sie mir einen Scheiss bezahlen», erklärt Joshua. Als wir über seine aktuellen Ziele sprechen, zeigt er mir sein selbst erbautes Studio. Ein kleines Holzhäuschen im Garten, welches er von Grund auf selbst errichtet hat. Da stecke viel Herzblut drin, sagt er. Es sei zwar nicht besonders gut isoliert, doch ist es sein eigenes Studio, das ihm ständiges Arbeiten ermöglicht. Es ist bereits dunkel, als ich erneut eine Zigarette anzünde und die Pitbull-Hündin namens Diamond streichle. Seine Musik töne nach Drake, kommentiere ich. Er erzählt mir, wie er vor kurzem Backstage-Pässe hatte und darauf brannte, ein paar Worte mit Drake zu wechseln. Er sei hingegangen, hätte seinen Namen genannt und seine Bewunderung für ihn ausgesprochen. «Drake wandte sich an seine Bodyguards: ‹Was macht dieser Motherfucker hier? Nehmt diesen Pisser aus meiner Sichtweite!› Ich bin dann ruhig weggelaufen. Schade, dass er nach kurzer Zeit im Rampenlicht bereits so abgehoben ist. Schade. Aber weisst du was? Ich habe das Gefühl, dass er mir noch einmal begegnen wird.»

Jelena Perovanovic ist Journalismusstudentin an der SAL Zürich.

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culture fag � für die sinne

Wenn die mich nicht hätten

Die Geheimnisse der Chefs

Online zur Traumfrau

Der Hausmann wird durchgeschleudert

So bekommen Sie Ihren Vorgesetzten in den Griff

Von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Date

Zweieinhalb Millionen Fans kennen jede Ecke seines Haushalts und all seine Sorgen. Bänz Friedlis Kolumnen aus dem «Migros Magazin» sind Kult. Nun ist der «Desperate Househusband» zurück: Mit neuen Texten zu bestens vertrauten familiären Nöten erheitert Friedli seine Leserinnen und Leser.

Der Vorgesetzte ist ein unbekanntes Wesen, das man wie eine unbewohnte Insel erkunden und erforschen muss. Versteht man, wie der Chef tickt, hat man leichtes Spiel: Zwischenmenschliche Krisen gehören der Vergangenheit an, der eigenen Karriere steht nichts mehr im Weg.

Greifbar nah und doch so fern – die Traumfrau im Internet. Männer, die sich online auf die Suche nach einer Partnerin begeben, sollten die Spielregeln des Datings im Internet kennen.

Was hat ein Regenwaldalbum mit einem Panini-Sammelheftchen gemein? Weshalb gehen Adoptionsschnäppchen gar nicht? Und wieso isst seine Tochter Couscous nur, wenn er «Sugus» heisst? Der «Hausfrauenflüsterer», wie ihn Margrit Sprecher im «Folio» nannte, weiss, wo der Schuh drückt. Nichts entgeht ihm, weder das winzige Legoteilchen, das im Staubsauger verschwindet, noch die neuste Sprachmarotte der Jugendlichen. Er schildert die ganz kleine Welt und meint damit die grosse. Zusammengefasst ergeben Friedlis Kolumnen ein Journal der laufenden Ereignisse. Familie ganz nah, zum Schmunzeln und sich wiedererkennen.

Wenn die mich nicht hätten Der Hausmann wird durchgeschleudert Bänz Friedli Orell Füssli, 2011

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Martin Wehrle ist Deutschlands bekanntester Karrierecoach. In diesem Buch plaudert er all das aus, was Vorgesetzte ihren Mitarbeitenden nie verraten würden: Wie man elegant zu einer Gehaltserhöhung kommt, den Chef für die eigenen Ziele einspannt, taktische Manöver erkennt, Fettnäpfchen vermeidet. Jede Enthüllung geht mit ganz konkreten Ratschlägen sowie taktischen und rhetorischen Kniffen einher, die das Leben erleichtern. Wer das Buch liest, der lernt: Mein Chef führt mich, aber ich führe ihn besser! Mit einer unentbehrlichen Cheftypologie und einem witzigen Test zur Einschätzung des Vorgesetzten: Ist er Superstar, Nichtskönner, Bremsklotz, kreativer Chaot oder Big Daddy? – Für jeden hält der Autor eine kreative Lösung bereit. Die Geheimnisse der Chefs So bekommen Sie Ihren Vorgesetzten in den Griff Martin Wehrle Orell Füssli, 2012

Das Internet macht es möglich! Noch nie war es für Single-Männer so einfach, endlich die richtige Frau fürs Leben zu finden. Doch Vorsicht! Auch die Suche nach der grossen Liebe im Internet kann Gefahren bergen. Wer nicht genau weiss, wie und wo er suchen soll, gerät schnell in die Fänge von Abzockerinnen und zweifelhaften Agenturen. Felicitas Heyne und Marcel Heyne-Guillén begleiten Männer mit ernsthaften Absichten Schritt für Schritt durch den spannenden Suchprozess, helfen beim Erstellen des Persönlichkeitsprofils und zeigen, wie man stressfrei und effektiv mit IHR kommuniziert. Damit der Mann zum erfolgreichen Internetjäger wird.

Online zur Traumfrau Von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Date Felicitas Heyne und Marcel Heyne-Guillén Orell Füssli, 2012


culture fag � für die sinne

Warrior

Killer Elite

Kleine wahre Lügen

seit 26. Januar 2012 auf Blu-Ray und DVD

seit 15. März 2012 auf Blu-Ray und DVD

jetzt auf Blu-Ray und DVD

Jahre nachdem er seinen gewalttätigen Vater verlassen hat, kehrt Tommy nach Pittsburgh zurück. Er hat die Mutter bis zu ihrem Tod gepflegt, war danach Soldat im Irak und steht nun wieder zu Hause vor der Tür und lässt den Vater seine Verachtung spüren. Tommys älterer Bruder Brendan ist damals daheim geblieben. Auch er hat dem Vater den Rücken zugekehrt, eine Familie gegründet und sich eine Existenz als Lehrer aufgebaut. Als die Banken ihm auf den Pelz rücken, sieht er seine einzige Chance darin, wieder in den Mixed Martial Arts-Ring zu steigen. Bei einem grossen Turnier steht er Tommy erneut gegenüber.

Ex-Auftragskiller Danny Bryce kehrt aus dem Ruhestand zurück, als sein Mentor Hunter von einem arabischen Ölmagnaten entführt wird. Der Scheich droht, seinen väterlichen Freund zu töten, wenn Bryce nicht jene drei britischen SAS-Männer eliminiert, die der Beduinenfürst für den Tod seiner drei Söhne verantwortlich macht. Ein gefährlicher Job, werden die doch von einem Spezialagenten namens Spike bewacht. Erschwert wird die Mission durch die Tatsache, dass die Morde wie Unfälle aussehen sollen.

Sonne, Strand, gutes Essen mit Freunden und ein Gläschen Rotwein. Eine Clique Ende 30 macht Ferien in Cap Ferrat – wenn auch mit etwas schlechtem Gewissen, denn ein Freund liegt gerade im Krankenhaus. Trotzdem lassen sie es im Haus von Max krachen. Dabei gibt es auch Streitereien. So etwa weil Familienvater Vincent heimlich in Max verliebt ist. Oder weil Frauenheld Eric jede anmacht, Antoine mit dem Gerede von seiner Ex alle nervt und die sexuell sehr aktive Marie sich vor hartnäckigen Verehrern verstecken muss.

Ein packender, emotional überwältigender Kampfsportfilm.

Furios, stilsicher und mit einem guten Auge für das Setting inszeniertes Spielfilmdebüt von Gary McKendry, dessen Actioner auf Ranulph Fiennes Roman «The Feather Men» basiert.

mit Joel Edgerton, Tom Hardy, Jennifer Morrison, Frank Grillo und Nick Nolte

mit Jason Statham, Clive Owen, Yvonne Strahovski, Dominic Purcell, Robert De Niro und Adewale Akinnuoye-Agbaje

auf cede.ch erhältlich

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Züri West – Göteborg

Sommerliche Tragikomödie, die ähnlich wie die Klassiker «Der grosse Frust» oder «Peter's Friends» eine Gruppe von Freunden unter die Lupe nimmt, allerdings weniger tiefschürfend und weniger bissig. mit Marion Cotillard, François Cluzet, Benoît Magimel und Gilles Lellouche auf cede.ch erhältlich

Madonna – MDNA

Nach vier Jahren gibt es wieder gute News aus der Bundeshauptstadt Bern: Züri West veröffentlichen ihr neues Studioalbum «Göteborg». Einen Vorgeschmack auf das Album lieferten Kuno Lauener und Co. mit dem Titelsong «Göteborg». Damit nicht genug mit guten Nachrichten aus Bern: Züri West werden dieses Jahr auch am Gurtenfestival halt machen.

Nach dem Hitalbum «Hard Candy» aus dem Jahr 2008 kommt nun das lang erwartete, zwölfte Studiowerk von Madonna. Auch für diese Produktion arbeitete die Künstlerin wieder mit William Orbit, der schon das Album «Ray Of Light» produzierte. Weitere Mitwirkende bei «MDNA» waren unter anderem Marco «Benny» Benassi, Michael Malih und Martin Solveig.

auf cede.ch erhältlich

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culture fag � artastic

Artastic text � valérie ziegler

Die Redaktion von getAlife besuchte die diesjährige Grafik 12 in Zürich und stellt euch im Folgenden ihre zwei Favoriten vor.

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Mit der Dose an der Wand Linus von Moos, 25, Luzern Als Kind war es stets Linus von Moos aka Rips1’ Ziel, den perfekten Superhelden zu zeichnen. Somit wurden Stift und Papier schon früh zum täglichen Begleiter in seinem Leben. Durch Breakdance kam Rips1 mit 13 Jahren erstmals mit Graffiti in Kontakt und fing kurz darauf an, selbst zu sprayen. Mit dem Beginn seiner Lehre als Dekorationsgestalter bekam er ein Gefühl für andere Materialien und Technicken – sein Drang, Neues auszuprobieren, stieg stetig an. «Ich teste gerne neue Materialien und neue Techniken aus. Jedoch zieht es mich immer wieder mit der Dose an die Wand. Dort liegt mein Ursprung und dies soll man auch sehen», so Rips1. Die hier publizierten Bilder zeigen diverse freie Arbeiten, die in den letzten Monaten entstanden sind. Aus einer Skizze entstand ein digital ausgearbeitetes Kunstwerk. Die Arbeiten wurden auf verschiedene Materialien wie Holz, Dibond (Gold) und Papier gedruckt. rips1.ch

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culture fag � artastic

Im Dunkeln der Illegalität Patrick Redl Wehrli, 43, Zürich Redl aka Lord ist ein wahres Urgestein in der Zürcher Graffitiszene. Seine ersten Bilder datieren aus dem Jahr 1983. Er ist Mitbegründer der «Revolution Painters» und fiel besonders wegen seiner gewagten und witzigen Solo-Bilder auf. Ab 1990 gab es nur eine Mission für ihn: «Ich bemale die Welt.» – Graffitis und ganze Konzeptbilder auf Wänden und Zugwagons in der Schweiz, halb Europa, den USA, Brasilien und Ecuador: Mit aufwändigen Arbeiten erschufen sich Redl und seine Crew einen beachtlichen Namen in der internationalen Graffitiszene. Heute ist Redl ein etablierter Grafikdesigner, Illustrator und Graffitikünstler mit einem breiten Kundenstamm. Nicht nur im Zusammenhang mit der Spraydose hat sich der Zürcher einen Namen gemacht. Als Rapper von den «Primitive Lyrics» tourte er von 1991 bis 1998 durch die Schweiz und das angrenzende Ausland und gehörte zu den Pionieren des Mundart-Rap. Seit 2003 rappt er in der Formation «Radio 200’000». Die Band veröffentlichte drei Alben, tourte durch die Schweiz und Mittelamerika und erfreut sich einer eingefleischten Fangemeinde. Redl ist stets auf der Suche nach den interessantesten visuellen Delikatessen. Das Design: überraschend und treffend. Jeder Strich ist mit Leben gefüllt, weil «ich bis heute zum Pinsel greife, das leise Rascheln auf dem Skizzenpapier geniesse und immer wieder die Spraydose in die Hand nehme. So trocknet die Farbe nie ganz aus in unserer Pixelwelt», begründet er. redl.ch

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Grafik12 Mit der Werkschau Grafik12 sollen die momentanen Tendenzen in Grafikdesign aufgezeigt und die vielseitigen, neuen Ausdrucksformen dieser traditionsreichen Disziplin in ihrem Wandel einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Die Grafik12 soll gleichsam Werkschau sein und eine Plattform bieten, die es Gestaltern erlaubt, Anerkennung für ihre Arbeit wie auch Aufträge zu bekommen. Gleichzeitig soll die Werkschau Impulsgeber und Netzwerk für den Austausch zwischen Grafikdesignern, Auftraggebern, Konsumenten, Vermittlern und Publikum sein. grafik12.ch

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» t s a e b a m ' I « Im Training mit Alex Wilson


health nut � sweat-soaked

text � valérie ziegler // bild � tobias merz

Wenn man ihn nur sprechen hört, könnte man ihn für arrogant halten. Blickt man jedoch in seine funkelnden Augen und hört man sein fröhliches Lachen, wird schnell klar: Das ist nicht Arroganz, sondern Liebe. Liebe für sich selbst, Liebe für das, was er tut. «Kannst du dir vorstellen, in zehn Sekunden von hier ans Ziel zu gelangen? Findest du das nicht verrückt? Ich finde es verrückt», vor einer halben Stunde lag Alex Wilson noch im Bett und schlief. Nun – um 17 Uhr – steht er bereits wieder voller Power auf der Bahn, möchte losrennen, doch er darf nicht. Auch die Ruhephase gehört zum Training und es gilt, diese strikt einzuhalten. In drei Monaten ist es soweit: Mit der Lockerheit aus Jamaika und schweizerischer Disziplin startet der 22-jährige Sprinter Wilson zum ersten Mal an den Olympischen Spielen. getAlife: Letztes Jahr konntest du in Genf einen neuen Schweizer U23-Rekord aufstellen: 200 Meter in nur 20,51 Sekunden. Was war das für ein Gefühl? Alex Wilson: Das war ein geiles Gefühl! Ich hatte nicht gedacht, dass ich so schnell war. Völlig kaputt bin ich am Ziel angelangt. Das Stadion tobte wie verrückt – da wusste ich, dass etwas Spezielles passiert war. Leider verstehe ich kein Französisch, doch dann sah ich auf der Anzeigetafel meine Zeit und dachte: Shiiit, ein neuer Rekord! Richtig realisiert habe ich es jedoch erst eine Woche später, als ich erneut eine Zeit von 20,56 lief. Da wusste ich: Du bist wirklich so schnell, Alex – das war kein Zufall. getAlife: In ein paar Monaten fliegst du nach London an die Olympischen Spiele. Bist du nervös? Alex Wilson: 2008 fasste ich mir das Ziel, 2012 in London zu starten. Viele Leute meinten, dies sei unrealistisch, was mich jedoch nicht davon abhielt, daran zu glauben. Ich habe lange dafür gearbeitet und freue mich jetzt brutal darauf. Nervös bin ich (noch) nicht. London ist ja nicht «the end of alles», nachher geht es weiter. Es ist einfach geil, dass ich jetzt schon teilnehmen kann. Ich wünsche mir, es wäre bereits Sommer – ich fühle mich top fit. getAlife: Wie sieht dein momentaner Trainingsalltag aus? Bereitest du dich speziell auf London vor? Alex Wilson: Nein, ich steigere mein Training konstant. In letzter Zeit habe ich sehr hart trainiert – vor allem auch im Trainingslager in Südafrika. Da musste ich sogar erbrechen vor Überanstrengung.

getAlife: Kaum ein anderes Land ist so bekannt für seine Sprinter wie Jamaika. Was bedeutet es dir als Doppelbürger, für die Schweiz zu starten? Alex Wilson: Ich wohne seit 2005 in der Schweiz, ich trainiere in der Schweiz, ich habe einen Schweizer Trainer und einen Schweizer Pass – ich liebe die Schweiz. Doch bin ich in Jamaika aufgewachsen – mein Herz gehört Jamaika. Die Stimmung in Jamaika ist einfach geiler. Wenn Jamaika auf deinem Rücken steht, bist du der Boss – egal wie langsam du bist. Wie bei vielen anderen Sportarten auch, geniesst der Sprint in Jamaika einen viel höheren Stellenwert als in der Schweiz. Nichts desto trotz: Ich habe mich riesig darüber gefreut, als ich 2010 mein Schweizer Nati-Trikot erhalten habe. «I don't have a regret» – ich freue mich sehr, für die Schweiz zu starten! getAlife: Kannst du uns deinen Tagesablauf schildern? Alex Wilson: Wenn ich Schule habe, stehe ich um 6:30 Uhr auf. Zum Frühstück mache ich mir einen Shake und esse scrambled eggs. Danach habe ich bis 11 Uhr Schule, wonach es direkt ins Training geht – bis 13:15 Uhr. Mein Mittagessen esse ich nach dem Training auf dem Weg zurück in die Schule. Am Nachmittag habe ich bis 17 Uhr Unterricht, bevor ich dann um 18 Uhr nochmals trainiere. Meist arbeite ich mit meinem Personaltrainer zusammen – er pusht mich sehr hart. Das Training endet um 20:30 Uhr. Danach bin ich kaputt – gehe nach Hause, um zu essen und zu schlafen. Ich mache eine Lehre als Landschaftsgartendesigner und habe eineinhalb Tage Schule die Woche. getAlife: Das hört sich nach wenig Freizeit an. Alex Wilson: Freizeit habe ich praktisch keine. Ich habe weder Zeit, noch die Musse, in meiner Freizeit gross was zu unternehmen. Ich trinke keinen Alkohol, rauche nicht. Ausgang ist für mich streng verboten, lieber bleibe ich zu Hause, um zu gamen: FiFa oder Call of Duty (lacht). Ansonsten mache ich nichts. Ich bin ein glücklicher Mensch. Ich finde mein Leben geil. Eigentlich vermisse ich nichts ... eigentlich vermisse ich gar nichts! Was soll ich vermissen? Ich sehe meine Kollegen oft; sie kommen zu mir, ich gehe zu ihnen. Sie unterstützen mich brutal, mega sogar! Sie pushen mich auch, sind streng zu mir, was mir extrem viel bedeutet. getAlife: McDonald's und Burger King sind wohl auch tabu? Alex Wilson: Ich arbeite mit einem Ernährungsberater. Ja, Fast Food wurde mir strikt verboten. Glücklicherweise bringt mir meine Mama oft was zu Essen vorbei. Wenn immer möglich, koche ich jedoch selbst. Kochen ist die wichtigste Sache in meinem Leben – ich liebe es, zu kochen, ich kann alles kochen (lacht).

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«Viele Leute lieben nicht mich – sie lieben meine schnellen Beine.» getAlife: Was geht kurz vor einem Lauf in deinem Kopf vor? Alex Wilson: Eine Million Dinge. Wenn ein wichtiger Wettkampf ansteht, bin ich bereits vier Tage davor nervös. Am Freitag vor dem Wettkampf schaue ich immer Comedy, um mich abzulenken. Dann vergesse ich die ganze Nervosität, gehe schlafen. Am nächsten Morgen höre ich Musik und bin meist locker drauf. Auch wenn ich angespannt bin, bin ich immer positiv eingestellt, und doch stets bereit für Negatives. getAlife: Arbeitest du mit einem Mentalcoach zusammen? Alex Wilson: Nein, ich habe keinen Mentalcoach. Mein Trainer sagt, mein Kopf sei genug stark. Glücklicherweise bin ich nie wirklich nervös. Ich glaube, ich habe diese Lockerheit aus Jamaika. Ich fühle mich immer im Gleichgewicht zwischen Nervosität und Fokussierung. Ich kann aus Nichts etwas Gutes machen – ich bin ein Kämpfer, ein Tier, ich gebe nie auf – «I'm a beast!» getAlife: Wie bist du zum Sprint gekommen? Alex Wilson: Es begann während meiner Schulzeit hier in der Schweiz, an einem Sporttag. Meinem Lehrer fiel auf, wie schnell ich war. Er schickte mich ins Leichtathletiktraining. Ich wollte jedoch nie hingehen – du weisst ja sicher auch, wie das während der Jugend so ist, da hat man Bock auf andere Dinge. Ging ich nicht ins Training, bekam ich Arrest – jeden Dienstagmorgen musste ich nachsitzen. Irgendwann begann dies, mir zu stinken. Also ging ich ins Training. Bereits beim ersten Wettkampf habe ich die anderen – ohne Spezialausrüstung, in normalen Turnschuhen – geschlagen. Von da an ging ich regelmässig ins Training, war jedoch noch immer faul. An der Schweizermeisterschaft 2006 habe ich dann voll abgeloost, was mich gekränkt hat. Ich ging zum Trainer und sagte ihm,

dass ich härter trainieren, gewinnen wolle. Ein Jahr später wurde ich Schweizermeister. Seither möchte ich immer mehr und mehr. getAlife: Du hast in relativ kurzer Zeit viel erreicht ... Alex Wilson: Das stimmt, manchmal geht es mir fast zu schnell: Die Medien und Sponsoren, die sich plötzlich für einen interessieren. Viele Leute träumen davon, ein Star zu sein. Ich nicht. Ich möchte einfach rennen – mehr nicht. Auch ist es schwieriger, rauszukriegen, wer sich wirklich für mich, Alex, interessiert, von den Frauen ganz zu schweigen. Viele Leute lieben nicht mich – sie lieben meine schnellen Beine. getAlife: Was in den USA bereits zum Sportleralltag gehört, hält auch in Europa immer mehr Einzug: Dein Kollege Pascal Mancini wurde vor kurzem wieder positiv auf Doping getestet. Auch du hattest in den letzten Tagen Besuch von Antidoping Schweiz. Häufig können die Sportler mit dem Druck von Aussen nicht umgehen. Wie gehst du damit um? Ist die Verlockung, nach Doping zu greifen da? Alex Wilson: Ich denke nicht mal daran, zu dopen. In der Schweiz hast du sowieso keine Chance – du fliegst in jedem Fall auf! Wenn du positiv getestet wirst, bist du weg vom Fenster. Dies ist für mich jedoch alles irrelevant, da ich Leute, die dopen, lächerlich finde. Wie können sie noch stolz sein auf ihre Leistung? – Sie tun ja nichts mehr dafür. getAlife: Wie sieht dein grösster Traum aus? Alex Wilson: Mein grösster Traum ist es, 2016 an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro im Finale zu stehen. Nein, stopp: 2014, EM Zürich – da möchte ich auf dem Podest stehen. Das ist mein grösster Traum!

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H ter! run

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Es gibt wohl kaum eine Sportart, die so viel Raum bietet, die ungesunden Aspekte des Sports aufzuzeigen wie das Boxen. Jeder harte Schlag ins Gesicht hinterlässt seine Spur im Gehirn. Trotzdem gibt es immer mehr Frauen in der Schweiz, die dieses Risiko auf sich nehmen. VizeSchweizermeisterin Evelyne Ziegler erklärt uns wieso.

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health nut � hau sie runter!

text � valérie ziegler

Es ist heiss. Zumindest kommt es mir so vor. Die zweite Runde wurde soeben eingeläutet. Vollgepumpte Körper stolzieren durch die Menge, bereiten sich auf ihren Auftritt vor. Die Atmosphäre ist testosterongeschwängert. Das Publikum tobt: «Mach sie fertig, hau sie runter!» Je härter der Kampf, desto begeisterter die Zuschauer. So muss es sich wohl bei den Gladiatoren abgespielt haben, geht es mir durch den Kopf.

«Boxen ist f ucking hart»

Die Zeit steht still, vier mal zwei Minuten. Ich komme mir vor wie auf einer endlosen Achterbahn. Ich möchte schreien: «Hört auf, holt mich hier runter!» Jeder Schlag wird begleitet von einem Stöhnen, schmerzvoller klingend als das beim Tennis. In einer Sekunde drei Schläge. Direkt ins Gesicht. Fadengerade. Muss das sein? Schläge ins Gesicht geben nicht mal mehr Punkte als andere. Endlich ist es soweit, die vierte Runde ist zu Ende. Ein harter Kampf, ziemlich ausgeglichen. Für einen Sieg hat es jedoch nicht gereicht.

ner Runde brach der Ringrichter den Kampf ab: technisches KO. Evelyne nutzte die Zeit in Rotterdam jedoch, um mit anderen internationalen Athletinnen zu trainieren. «Rotterdam war eine sehr wertvolle Erfahrung. Ich erhielt einen Einblick in das hohe Niveau des internationalen Frauenboxens und durfte gleichzeitig feststellen, dass es durchaus Gegnerinnen gegeben hätte, die in meiner Reichweite waren. Mir fehlt halt noch die Erfahrung, die Routine. Umso härter trainiere ich nun weiter.»

Kampfgeist muss sein Ich treffe Evelyne direkt nach dem Kampf: «Alles okay, mir geht es gut, ich komme gleich zur Tribüne.» Nach einer halben Stunde steht sie wieder vor mir. Frisch geduscht, in Jeans und blauem Shirt gekleidet, die Haare nach oben gesteckt. Wie eine normale 23-jährige hübsche Frau eben. Bei genauerem Hinsehen fällt die Schürfung unter dem rechten Auge auf. Auch die Nase hat was abbekommen. Trotz Niederlage scheint die junge Boxerin sichtlich erfreut über ihre Leistung zu sein: «Es war ein ziemlich ausgeglichener Kampf, vor allem in der dritten Runde konnte ich Gas geben und meine Leistung vom Training abrufen.» Die Schweizerin boxt nun seit bald vier Jahren. Zuvor war sie Kickboxerin im Kun Tai Ko Frenkendorf (BL). Ein Freund – selbst Boxtrainer – hat sie Ende 2007 in den Ring geholt. Angefangen hat es mit einem spontanen Kampf. Die Begeisterung war schnell entfacht. Heute trainiert die Baslerin vier Mal wöchentlich. Sowohl für Noble Art Boxing Frenkendorf als auch für den Boxclub Basel. Letzten Herbst nahm die Vize-Schweizermeisterin im Leichtgewicht zum ersten Mal an einer Europameisterschaft teil. Evelyne hatte jedoch schnell ausgekämpft. Natascha Jonas hiess ihre erste Gegnerin – zweifache Europameisterin. Nach ei-

Ob diese Schläge ins Gesicht nicht schmerzten? «Nein. Das Gesicht ist die Partie am Körper, welche am schlechtesten gedeckt werden kann, deshalb schlägt man häufig auf den Kopf. Um die Gegnerin unterhalb des Kopfes zu treffen, braucht es nicht nur mehr Präzision, sondern auch eine viel schnellere Reaktion.» Schläge unterhalb der Gürtellinie sind nicht erlaubt. Dies erklärt auch die lächerlich weit oben getragene Hose. Beim Profiboxen ist ein Knockout (KO) – meist verursacht durch einen Schlag an die Schläfe – das Ziel. Beim Amateurboxen sei dies jedoch nicht der Fall. Überhaupt sei es nicht Evelynes Ziel, ihr Gegenüber niederzuschlagen: «Ich möchte meine Gegnerin durch Schläge und Technik ausboxen.» Mit Aggression sei man bei der Kämpferin fehl am Platz. «Kampfgeist muss sein. Wenn mich aber jemand auf den Kampf vorbereiten will, indem er mich aggressiv stimmt, geht bei mir der Laden sofort runter. Ich denke dann nur noch: Was willst du von mir, du Idiot!?» Sie habe jedoch auch schon beobachtet, dass sowohl im Publikum als auch im Ring selbst plötzlich der Moment kommt, in dem der menschliche Instinkt, sein Gegenüber kaltzumachen, jeglichen sportlichen Aspekt übertrifft. Als seien wir Menschen dazu geboren – zu schlachten, zu töten. Schlimmer noch: Es scheint viele zu befriedigen. «Ich glaube dies hängt zu einem

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grossen Teil mit dem Testosteron im Blut zusammen. Bei Männern drehen die Hormone schneller durch.» Ein gewaltiger Unterschied zwischen dem Männer-Amateurboxen und den Frauen. Vom Profiboxen ganz zu schweigen. Im Clinch zwischen Zweifel und Faszination Es ist wohl keine Sportart so umstritten wie das Boxen. Zu Beginn ihrer Karriere als Boxerin war auch die 23-Jährige Evelyne Ziegler häufig von Zweifel gepackt: «Ich fragte mich jeweils vor meinen Kämpfen, wieso ich dies tat. Wollte ich wirklich kämpfen, Schläge ins Gesicht bekommen, riskieren, meine Nase zu brechen?» Sie hatte stets nur das Ende des Kampfes im Kopf, konnte es kaum erwarten. Wieso dann als intelligente Frau eine Sportart ausführen, von der man weiss, dass jeder Schlag ins Gesicht

Evelyne Ziegler (links) gegen die dänin camilla iversen, 2012 in schweden. Bild Angelo gallina

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Spuren am Gehirn hinterlässt? «Der Ehrgeiz ist immer da. Man möchte gut boxen, zeigen, was man kann. Hat man Angst, hat man bereits verloren.» Ehrgeiz brauche es doch in jedem Sport, eine gute Leistung fühle sich auch beim Schwimmen toll an. Wieso dann Boxen, wenn doch so viele negative Gedanken mitspielen? «Das Training macht mir grossen Spass. Ich liebe es, meine eigenen Grenzen auszutesten. Mir gefällt dieser Sport!» Sie empfinde das Risiko beim Frauenboxen nicht als hoch: «Ich habe nicht das Gefühl, dass mein Hirn beziehungsweise meine Gesundheit darunter leiden würden.» Immerhin sind die Athleten im Amateurboxen durch Handschuhe und Kopfschutz geschützt. Die Kraftverhältnisse beim Frauenboxen sind auch nicht mit denen vom Profiboxen zu vergleichen. Trotzdem, sehen das Familie und der Freund auch so entspannt?


health nut � hau sie runter!

«Mein Freund unterstützt mich voll und ganz, obwohl er Angst um mich hat und jeweils sehr nervös ist vor den Kämpfen. Für ihn ist es sicherlich eine Erleichterung, wenn ich aufhöre.» Die Eltern hätten mehr Mühe damit. «Mein Vater findet, Boxen sei kein Sport für Frauen – was ich in gewisser Weise auch nachvollziehen kann. Meine Mutter hat einfach Angst. Ich verstehe das gut, die Mutterinstinkte sind nun mal stärker. Deshalb erwarte ich auch nicht, dass sie an meine Kämpfe kommt und sich quält. Ich habe mich damit abgefunden.» «Boxen ist fucking hart» «Nicht schmusen vor dem Training!» – Wieder befinde ich mich in einem stickigen Raum. An den Wänden kleben Bilder von Muhammad Ali, Zeitungsberichte und Fotografien der Basler Athleten. Es stinkt nach feuchten Socken. Gut 50 Leute in komplett durchnässten T-Shirts sind an diesem Montagabend im Basler Boxclub vereint. Während einige bereits am Schattenboxen sind, werden andere durch die Halle gejagt oder sind mit Seilspringen beschäftigt – Ausdauertraining. Im Hintergrund läuft Cypress Hill: «Coming up in the world don’t trust nobody. Gotta look over your shoulder constantly» – stets bereit sein, konzentriert, die Augen offen halten. Auch wenn jeder für sich trainiert, herrscht eine fast schon magische, anspornende Stimmung im Raum. Geradezu ansteckend, kämpferisch. Evelyne Ziegler und Schweizermeisterin Sandra Brügger stehen bereits wieder im Ring. «Du bist der Rammbock, Evelyne. Ihr seid gleich schwer – sie kann dich nicht einfach umhauen», für Nationaltrainer Angelo Gallina ist

Boxen mehr als ein Sport. Blickt man in seine Augen, entdeckt man die tief verborgene Leidenschaft. «Du bist zu langsam! Nicht wackeln! Gewicht nach hinten! Du musst sie tänzerisch kaputt machen!» Nach circa einer Stunde ist das heutige Training für die beiden jungen Boxerinnen bereits zu Ende. Es gilt, den Kampf vom letzten Wochenende zu analysieren: «Während der Vorbereitung war ich mit dem Kopf viel aktiver bei der Sache als bisher, ich war von Anfang an voll im Kampf. Ich kam auch mehr zum Schlagen als auch schon», fasst Evelyne ihre Fortschritte zusammen. «Boxen ist fucking hart. Die Konsequenz eines Fehlers zeigt sich unmittelbar danach, in Form eines Schlages. Du musst darauf vorbereitet sein, in einer Sekunde sechs Schläge zu kassieren.» – Auch der Trainer ist der Ansicht, dass Boxen ungesund ist, die Gefahr für Gehirnschädigung bestehe durchaus. Jedoch sei dies auch beim Fussball so. «Beim Boxen geht es um Duelle – für mich ein menschlicher Grundantrieb. Eine aggressive Spannung ist nötig, in jedem Sport.» Deshalb verlange Boxen enorm viel Professionalität. Gallina fokussiert sehr stark auf die individuelle Mentalität des einzelnen Athleten. Mit jedem müsse anders gearbeitet werden: «Gewisse müssen angeschrien werden, andere brauchen Zückerchen.» Evelyne müsse noch vertiefter an ihrer mentalen Stärke arbeiten. «Ich führe viele Selbstgespräche, konzentriere mich auf meine Stärken und im Vorfeld nicht auf meine Gegnerin», verrät die 23-Jährige. Studiere man an der Gegnerin herum, ordne man sich automatisch unter – was sich dann auch im Kampf zeige. «Ich bin stark. Ich bin besser als sie. Ich gehe vorwärts, bestimme den Kampf» – so müsse es tönen. Wer sich den Kopf über eine gebrochene Nase zerbricht, ist im Ring fehl am Platz.

� Frauenboxen In der Schweiz hat sich das Frauenboxen in den letzten Jahren enorm entwickelt. Am 1. März 1996 wurde das Amateurboxen für Frauen vom Schweizerischen Boxverband bewilligt. Heute nehmen an einer Schweizermeisterschaft durchschnittlich 20 Frauen teil. Auch in ihrer Freizeit steigen immer mehr Frauen in den Ring – beim Boxen von Unisport Basel bestehen beispielsweise circa 70 Prozent aller Teilnehmenden aus Frauen. 2012 wird Frauenboxen in London erstmals als olympische Disziplin ausgeführt.

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health nut � wenn sport zu mord wird

Wenn Sport

zu Mord wird R

text � valérie ziegler

egelmässige Bewegung stärkt nicht nur das Immunsystem und hält das Herz-Kreislauf-System in Schwung – nein, wer häufig Sport treibt, fühlt sich vitaler, erhöht seine Lebenserwartung und tut darüber hinaus auch noch etwas für seine Figur. In diesen Punkten sind sich sowohl Medizinmänner als auch Sportwissenschaftler einig.

sondern muss sich teilweise ernsthafte Gedanken über neue Perspektiven machen, da beispielsweise ein schulischer Abschluss fehlt. Leistungssportler schulden dem Land und den Sponsoren den Sieg, rassenbedingte Unterschiede fordern einen Ausgleich, Chancengleichheit wird gewünscht – Gründe, nach Doping zu greifen, gibt es viele.

Doch wie sieht es mit Spitzensport aus? Dort, wo meist Hundertstel über Sieg oder Niederlage entscheiden: Ist es gesund, wenn sich ein Boxer jeweils vor einem Kampf zwei Kilo runterhungern muss, um sich nicht von einem Athleten der nächst schwereren Kategorie den Kopf einschlagen zu lassen?

Die Dopingdiskussion existiert seit mehr als 50 Jahren. 1999 gründete man die Welt Anti Doping Agentur (WADA) mit dem Ziel, regelmässige Kontrollen durchzuführen, dem Doping den Kampf anzusagen. Schön und recht. Doch was bringt dies, wenn gewisse Verbände nach ihren eigenen Regeln tanzen? Was, wenn diese Verbände Sportarten beinhalten, die zu den meistverfolgten gehören? American Football – Amerikas beliebteste Sportart. Dass gedopt wird, ist offensichtlich. Weder NBA, noch NFL, noch MLB gehören der WADA an. Nach einer einleuchtenden Begründung dafür muss wohl nicht gesucht werden.

Der sportliche Aspekt steht – so wird es uns zumindest meist verkauft – immer und überall im Vordergrund, sei es im Fussball oder im Boxen. Fair Play, Spass, Solidarität – Worte, die in der Sportwelt gross geschrieben werden. Doch was bedeutet das heutzutage, wo Doping teilweise nicht mehr wegzudenken ist und Athleten sich vor den Zug werfen, da sie dem Druck von aussen nicht mehr standhalten? Im Leistungssport geht es – wie der Name schon sagt – um Leistung. Wer erfolgreich ist, verschafft sich Medienpräsenz und somit auch Sponsoren, wenn auch nicht in allen Sportarten. Ein Kanufahrer kann zweifacher Olympiasieger und dreifacher Weltmeister sein – ein Shaqiri bleibt, zumindest in der Schweiz, trotzdem interessanter. Gewinner kassieren das Geld. Gewinner werden geliebt. Gewinner sind die Grössten. Doch im Rampenlicht zu stehen, Erfolg zu haben, bringt nicht nur Ruhm mit sich. Je besser man ist, desto höher ist der Druck, der auf einem lastet. Je näher an der SPITZE, desto mehr Anforderungen müssen erfüllt werden. Nicht nur Sponsoren gilt es glücklich zu stimmen, sondern auch das Publikum möchte durch eine gute Leistung befriedigt werden. Die Konkurrenz schläft nicht. Was, wenn diese Anforderungen nicht mehr erfüllt werden können? Wer unfallbedingt mehrere Monate aussetzen muss, ist meist nicht nur weg vom Fenster,

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Doch nicht nur in Amerika gehört Doping zum Sportgeschehen wie ein guter Wein zu einem Essen: In der Schweiz ist das Thema Doping seit 1960 präsent. Ausschlaggebend waren verschiedene Todesfälle im Radrennsport und die Gerüchte, dass praktisch keine Spitzenradrennfahrer ungedopt zu einem Wettkampf antreten würden. Doping ist nicht nur Betrug an sich selbst, sondern auch am Gegner und am Zuschauer. Welchen Reiz bietet der Sport noch, wenn es nicht mehr möglich ist, die eigenen Grenzen kennenzulernen? Wer dopt, kann unmöglich stolz sein auf seine Leistung. Ideale wie Gesundheit, Fairness, Solidarität und Ehrlichkeit werden in den Dreck gezogen. Doch wie damit umgehen? Schauen wir weiter zu, trinken – «sportlich und gesund» – unser Bier, ziehen uns Spiel für Spiel rein und ignorieren das Problem? Oder nehmen wir die Gefahr auf uns, dass der Sport eines Tages vielleicht wieder zu dem wird, wofür er eigentlich steht: Unterhaltung, Spass, Solidarität, Fairness und Gesundheit. Schön wäre es auf jeden Fall.



rubrik � rubrik

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health nut � leistung und erfolg gehen durch den magen

Leistung und Erfolg gehen durch den Magen Die richtige Ernährung für Sportler und Gesundheitsbewusste

text � prof. dr. michael hamm

Jeder, der etwas für seine Fitness, Figur und Gesundheit tun möchte, profitiert von der Abstimmung von Ernährung und Training auf seine ganz persönlichen Leistungsziele. Die Ernährungsplanung im Sport ist eine physiologische Massnahme zur Steigerung der Leistungsfähigkeit. Seitdem Menschen Sport treiben, versuchen sie, ihre Leistungsfähigkeit neben geeigneten Trainingsmethoden durch spezielle Ernährungsmassnahmen zu verbessern. Auf keinem Teilgebiet der angewandten Ernährungslehre spielen Mythen und Aberglaube eine so grosse Rolle wie im Bereich der Sportlerernährung. Dabei sind die wissenschaftlich begründeten Ernährungsempfehlungen für Leistungssportler keinesfalls spektakulär. Vielmehr geht es darum, gesichertes Ernährungswissen im Trainingsalltag umzusetzen und bestimmte Spielregeln für Essen und Trinken in der Wettkampfsituation den jeweiligen spezifischen Anforderungen entsprechend anzuwenden. Im Spitzensport kann man sich auf keinen Fall erlauben, die Ernährung als leistungsbeeinflussenden Faktor zu vernachlässigen. Ernährungsfahrpläne, die die Fitness von innen fördern, sind jedoch nicht nur für Leistungssportler gedacht. Oft werden sportliche Aktivitäten ja auch genutzt, um Bewegungsmangel im Beruf und Folgen einer Überernährung auszugleichen beziehungsweise dem vorzubeugen. Doch auch hier gilt: Sport und Spiel in der Freizeit machen mehr Spass, wenn man sich entsprechend gesund und ausgewogen ernährt.

Die meisten Fehler werden immer noch beim Trinkverhalten gemacht. Wir trinken oft zu spät, gar nichts oder das Falsche: Zuckerreiche Getränke verweilen lange im Magen und ersetzen die Flüssigkeit nicht zeitgerecht. Dies führt in der Alltagsernährung häufig zum Problem eines Missverhältnisses von zu viel Fett und zu wenig Kohlenhydraten. Ernährung vor dem Wettkampf Im Leistungssport gilt es, bei Ausdauerbelastungen wie beispielsweise Marathonläufen die Kohlenhydratreserven, sprich Glykogenspeicher der Muskeln, durch eine kohlenhydratreiche Ernährung in der Vorbereitungsphase bis zu einer Woche vor dem Event zu füllen. Eine bekannte Massnahme ist die Nudelparty am Vorabend eines Marathonlaufes. Doch auch für das für die Muskelfunktion wichtige Magnesium gilt, dieses Mineral lieber in den Tagen vor einem Wettkampf ausreichend aufzunehmen (neben Gemüse und Vollkorn vor allem auch über magnesiumreiches Mineralwasser) und nicht erst am Wettkampftag daran zu denken und dann auf Tabletten zurückzugreifen. Differenzierte Ernährungsempfehlungen In der Ernährungslehre ist stets von sportarten- und sportphasenspezifischer Ernährung die Rede. Kugelstossen ist ein Kraftsport – im Training spielt die entsprechende Eiweissakzentuierung eine wichtige Rolle. Im Ausdauerbereich ist die Anlage der Kohlenhydratspeicher besonders wichtig. Aber auch im Spielsport mit ständigen Intensitäts-, Tempo- und Richtungswechseln – also einer in-

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tervallartigen Belastung – ist eine kohlenhydratbetonte Ernährung Pflicht. Allerdings brauchen alle Sportler sowohl Kohlenhydrate für die Energiebereitstellung als auch Proteine für den Aufbau und Erhalt ihrer Muskeln. Mit sportphasenspezifischer Ernährung sind die unterschiedlichen Anforderungen des Trainings in der Wettkampfvorbereitung, während des Wettkampfs und schliesslich nach erbrachter Leistung gemeint. Das richtige Verhältnis von Kohlenhydraten, Eiweiss und Fett Die Grundformel für alle sportlich Aktiven heisst: Mindestens 50 Prozent der Energie sollen aus Kohlenhydraten, zwischen 25 und 35 Prozent aus Fetten und 15 bis 20 Prozent aus Eiweiss stammen. Im Ausdauer- und Spielsport kann die Kohlenhydrataufnahme bei Vorbereitung auf einen Wettkampf auf 55 bis 60 Prozent steigen. Der höhere Fettanteil von 35 Prozent ist bei Kraftausdauersportlern mit hohem Energieumsatz (zum Beispiel Ruderer) manchmal deshalb schon erforderlich, weil Fett die höchste Energiedichte hat und so vor einem zu hohen, beim Sport belastenden Nahrungsvolumen kohlenhydratreicher Lebensmittel schützt. Allerdings ist dann auf eine gesunde Fettauswahl wie in der Mittelmeerländerküche zu achten: Oliven- oder Rapsöl, Nüsse und Ölsaaten, Omega-3-reiche Meeresfische. Auf die Qualität achten Bei Kohlenhydraten sollten wir auf zwei Dinge achten: Einerseits geht es um die Blutzuckerwirksamkeit, den sogenannten glykämischen Index, andererseits um die natürlichen Begleitstoffe von Kohlenhydraten in Lebensmitteln, das heisst deren gleichzeitigen Vitamin-, Mineralstoff- und Ballaststoffgehalt. Eine günstige Beeinflussung des Blutzuckers, das heisst langanhaltender gleichmässiger Blutzuckerspiegel – Sportler sprechen von Langzeitenergie –, und eine gute Versorgung mit den genannten Begleitnährstoffen erreichen Aktive beispielsweise durch Vollkornhafergetreide, wasserreiche Obstsorten (zum Beispiel Beerenfrüchte), praktisch alle Gemüse, grobkörniges Vollkornbrot und mit Biss gegarte Nudeln oder Basmatireis. Allerdings muss in der Wettkampfsituation auch an das «gute Gefühl um den Magen herum» gedacht werden und allzu schwer Verdauliches gemieden werden. Bekömmlich sind aber in jedem Fall ein Hafermüsli mit Joghurt und Erdbeeren, ein Nudelgericht mit einer fettarmen Tomaten-Gemüsesauce oder Basmatireis mit Wokgemüse und Fisch.

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Bodybuilder Eiweiss Eiweiss dient primär nicht der Energiegewinnung, sondern ist das Baumaterial für alle Zellen – also auch unserer Muskeln – und für viele körpereigene Wirkstoffe wie Enzyme und manche Hormone wie beispielsweise Insulin. Sportlich Aktive benötigen im Leistungsbereich zwischen 1.2 bis 1.7 Gramm Eiweiss pro Kilogramm Körpergewicht. Neben Fleisch, Fisch, Milch, Käse und Ei sind Hülsenfrüchte, Sojalebensmittel und Vollkornprodukte (insbesondere aus Hafer) ebenfalls gute pflanzliche Eiweisslieferanten. Auch Kraftsportler sollten nicht vergessen, dass die Energie für ein Trainingspensum vorzugsweise durch Kohlenhydrate gedeckt werden soll, damit auch der Bedarf am Aufbaunährstoff Eiweiss (gleich Protein) auf ein vernünftiges Mass sinkt. Während einer Gewichtsreduktion sollte die Ernährung in jedem Fall proteinbetont gestaltet werden und der Anteil der Kohlenhydrate zugunsten der Eiweissaufnahme zurückgenommen werden. Das trägt zur besseren Sättigung bei und wirkt sich in Verbindung mit dem Training günstig auf die Körperzusammensetzung aus. Optimale Energie für maximale Leistung Der Hauptunterschied in der Ernährung eines Aktiven im Vergleich zu einem Nichtsportler ist der höhere Energieumsatz. Genaue Energieumsatzermittlungen sind aufwändig, die Orientierung an Tabellenwerten oft problematisch. Zur groben Abschätzung des Energiebedarfs für eine Sportart rechnet man lieber realistisch: 300 Kilokalorien pro Stunde für mässig bis mittelmässig anstrengende Aktivitäten und maximal 600 Kilokalorien für höhere Anstrengungen und Intensitäten. Im Freizeitbereich ist man ohnehin besser dran, wenn man seinen Energiebedarf nicht überschätzt und dann – mit gutem Gewissen – zuviel isst! Ein besonderes Problem im Leistungssport mit entsprechenden Folgen für die Leistungsfähigkeit können dagegen Nährstoffdefizite bei kalorienarmer Ernährung in sogenannten ästhetischen und Gewichtsklassensportarten sein. Davon sind insbesondere Sportarten wie Kunstturnen, Rhythmische Sportgymnastik, Eiskunstlauf, Tanzsport, Skispringen und Kampfsportarten wie Boxen, Judo und Ringen betroffen.


Das Buch zum Thema Mikronährstoffe für die Leistung Vitamine und Mineralstoffe – der Oberbegriff für Mengen- und Spurenelemente – sind alle Mikronährstoffe. Mit circa 30 Einzelsubstanzen bilden sie die grösste Nährstoffgruppe. Durch eine vielseitige Mischkost, die zudem noch dem erhöhten Energiebedarf angepasst ist, fällt es am leichtesten, alle Mikronährstoffe in zufriedenstellender Menge aufzunehmen. Wer sich mehr bewegt, darf mehr essen und stellt dadurch – bei ausgewogener Ernährung – die Vitamin- und Mineralstoffversorgung sicher. Gefährdet sind sportlich Aktive wie beispielsweise Kunstturner, Eiskunstläufer und Jockeys, die aus Gewichtsgründen zu wenig essen. Die kalorienarme Ernährung kann zu einem Mikronährstoffmangel führen – ähnlich wie bei strengen Diäten. Eine bekannte Strategie, die Vitamin- und Mineralstoffversorgung sicherzustellen, ist die tägliche Zufuhr von mindestens fünf Portionen Gemüse und Obst. Zusätzlich gilt es, Vollkorn gegenüber Weissmehl zu bevorzugen und die pflanzlichen Fitmacher durch Milch und Käse (fettarm) sowie Fleisch und Fisch abwechslungsreich zu ergänzen. Hochdosierte isolierte Vitaminpräparate sind dagegen eher kontraproduktiv und kommen einem gesunden Speiseplan nicht gleich. Neben Vitaminen und Mineralstoffen sind vor allem auch die bioaktiven Pflanzenstoffe aus Gemüse, Obst und Vollkorn ausschlaggebend. Nahrungsergänzungsmittel sollen das Bemühen um eine vollwertige Ernährung nicht ersetzen, sondern sie dienen vielmehr dazu, gewisse Versorgungslücken zu schliessen, Bedarfsspitzen zu decken und eine komplette Nährstoffzufuhr sicherzustellen. Mahlzeitenrhythmus bei hohem Energieumsatz Nichtsportler sollten sich eher auf drei feste und regelmässige Mahlzeiten beschränken und sich bei einem kleinen zwischendurch aufkommenden Hunger fragen, ob sie nicht einfach nur Durst haben. Ein grosses Glas (Mineral-)Wasser kann in diesem Fall Wunder bewirken. Leistungssportler mit Energieumsätzen von täglich 3’000 Kilokalorien oder mehr müssen dagegen ihre Energiezufuhr auf fünf und manchmal noch mehr Portionen aufteilen, um den Verdauungstrakt nicht zu überlasten. Fitnessernährung praxisnah Für eine gesunde Ernährung spielen Nahrungsmittel wie Hafer, Omega-3-haltiger Meeresfisch, fettarme Milchprodukte oder Sojalebensmittel sowie viel Gemüse, Salate, Kräuter und Früchte eine ausschlaggebende Rolle. Für die Flüssigkeitszufuhr gilt: Ab einer Belastungsdauer von einer Stunde sollte alle 15 bis 20 Minuten Flüssigkeit zugeführt werden. Nicht zu vergessen ist, dass bei allen Getränke- und Lebensmittelempfehlungen auf die persönliche Verträglichkeit zu achten ist.

«Die richtige Ernährung für Sportler» Prof. Dr. Michael Hamm, 3. Auflage, 2010, riva Verlag, München

bei Thalia für CHF 34.90 erhältlich

text � valérie ziegler

Nicht nur an Wettkampftagen gilt es als Sportler, sich bewusst und der Leistung angemessen zu ernähren. Die Wettkampfvorbereitung beginnt schon viel früher. Nudelpartys am Vorabend des Wettkampfes? Die Vorteile von kohlenhydratreichen Lebensmitteln stehen immer wieder zur Diskussion. Klar ist, dass wer im Sport erfolgreich sein will, nicht nur intensiv trainieren muss, sondern sich auch bewusst ernähren sollte. Michael Hamm, Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, gehört zu den angesehensten Ernährungswissenschaftlern Deutschlands. Auch Sportlern diene eine ausgewogene Mischkost als beste Basis. Laut Hamm sollte das Grundmuster kohlenhydratbetont, eiweisshochwertig und fettkontrolliert sein. Lebensmittel mit einer hohen Nährstoffdichte an B-Vitaminen, Magnesium, Eisen, Kalium und Zink seien zu bevorzugen. In seinem Buch «Die richtige Ernährung für Sportler» gibt er Spitzensportlern mit auf den Weg, wie sie sich sinnvollerweise zu ernähren haben. Aber auch fitnessbegeisterte oder abnehmwillige Freizeitsportler gelangen mit einem passenden Ernährungsprinzip wesentlich schneller an ihr Ziel. Im gut 200-seitigen Ratgeber stösst man nicht nur auf Ernährungspläne und Berechnungsmodelle für Spitzensportler. Der Wissenschaftler fasst den aktuellen Stand der Ernährungsforschung zusammen – sodass dieser auch für Laien verständlich ist. Welche Lebensmittel werden am besten mit welchen Nährstoffen kombiniert? Machen Nahrungsergänzungsmittel Sinn? Wenn ja, wann? – Das Handbuch liefert die Antworten. Konkrete Ernährungsanleitungen helfen den Sportlern, sich während Trainings-, Wettkampf- und Erholungsphasen richtig zu ernähren. Dabei wird hauptsächlich zwischen Kraft- und Ausdauersport unterschieden. Ein guter Rat von Hamm: «Probieren geht über Studieren! Immer auf die persönliche Verträglichkeit von Speisen und Getränken achten. Keine Experimente in der Wettkampfsituation! Im Training kann man am besten testen, was einem bekommt.» Wem die Ideen am Kochherd schnell ausgehen, der kann sich von passenden Rezepten des Ernährungswissenschaftlers und des früheren Radrennfahrers Achim Sam inspirieren lassen.

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D E S T I N AT I O N

LONDON «When a man is tired of London, he is tired of life» samuel johnson

London ist Leben – Leben in den verschiedensten Farben. Wer Einblick in dieses Leben erhalten möchte und die Highlights an einem Tag erkunden will, sollte früh aufstehen. Marktbesuche Eine der Lieblingsbeschäftigungen der Londoner am Wochenende ist der Besuch der vielen tollen Märkte. Zu den schönsten gehören sicherlich der Broadway Market samstags in Hackney und der Columbia Road Flower Market sonntags in Shoreditch. Ob es sich um Mode, Antiquitäten oder Delikatessen handelt: Es gibt immer einen passenden Markt für jeden Geschmack. Wer sich nicht entscheiden kann, sollte sich dem London Market Explorer anschliessen (ab CHF 57) und mit jemandem, der sich auskennt, einen Tag lang die Märkte der Stadt erkunden. Kunst für alle Der kulturellen Vielfalt Londons kann man sich einfach nicht verwehren. Erst recht nicht, wenn einem vieles davon offeriert wird. So ist der Eintritt zur Sammlung zahlreicher Museen der Stadt gratis, etwa in das Science Museum, in die Tate Modern oder die National Gallery. Sonderausstellungen, wie die des Star-Künstlers Damien Hirst in der Tate Modern (bis 9. September 2012), sind oft kostenpflichtig. Mit dem London Pass erhält man ab CHF 78 Eintritt zu 55 Museen, Attraktionen und historischen Gebäuden. Und das Beste: Kein Anstehen an der Kasse! Abendessen im Ivy Ein Abendessen im angesagten The Ivy (theivy.co.uk) ist ein Muss. Eine Reservation im Voraus lohnt sich. Tanzlokale im Osten Die absoluten Hotspots zum Ausgehen sind die Stadtteile Shoreditch, Dalston und Hoxton im East End. Getanzt wird hier bis in die Morgenstunden im The Nest (ilovethenest.com), im Dalston Superstore (dalstonsuperstore.com) und im The Alibi (thealibilondon.co.uk). Schlafen an bester Lage Das Wichtigste, um eine Stadt bestmöglich zu erkunden: die Ausgangslage! In diesem Fall ist von einem gut gelegenen Hotel wie etwa dem Hyde Park Hotel in Westbourne Grove ganz in der Nähe von Notting Hill die Rede. Von diesem Hotel aus lassen sich viele der zentral gelegenen Sehenswürdigkeiten, wie etwa Soho oder die Geschäfte der Oxford Street, zu Fuss oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Das ruhig gelegene Hotel verfügt über alle Annehmlichkeiten eines Stadthotels mit ausgezeichnetem Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein Doppelzimmer erhält man ab CHF 47 pro Person.

Come fly with me Wer von der Schweiz aus nach London fliegen will, hat jeden Tag zahlreiche Verbindungen zur Auswahl. Die Flugzeit beträgt gerade mal eindreiviertel Stunden. Swiss bietet Hin- und Rückflug (inklusive Taxen und Gebühren) ab etwa CHF 200. Gebucht werden können Flug, Hotel sowie weitere Reiseangebote zu London unter statravel.ch oder in einem der STA Travel Shops.

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cosmopolitan � roving reporter

Nevis

Der Weg ins Paradies

text � angelika meier

Die Karibik zählt zu den beliebtesten Reisezielen überhaupt. Inseln wie die Dominikanische Republik und St. Barth gehören mittlerweile zu den Topdestinationen. Die Massen an Touristen verdrängen jedoch die Kultur und somit die Einzigartigkeit der Inselstaaten. Wer heute nach dem echten Karibikflair sucht, wird auf der kleinen Insel Nevis fündig. Wer sucht es nicht, das Paradies? Und wem schiessen bei diesem Begriff nicht automatisch Bilder der Dominikanischen Republik oder St. Barth durch den Kopf? Doch leider lassen wir uns alle vom Katalogbild verführen. Die geläufige Annahme, der schönste Platz auf Erden bestehe aus weissen, von Palmen gesäumten Sandstränden mit türkisfarbenem Wasser und Sonnenschein, ist nur halb durchdacht. Denn wer einmal in Punta Cana oder Marigot war, weiss, dass einen selbst das «Picture Perfect» aus dem Katalog nicht entspannen lässt, wenn es von Touristen überrannt wird. Im Jahr 2011 waren es laut der «Caribbean Tourism Organisation» (CTO) über 23 Millionen. Oft sind es solche, die sich erst seit dem Aufkommen von Billigflügen eine Reise hierher leisten können. Mit dem Billigboom sind aber nicht nur Feriengäste, sondern auch deren Essen, Musik und Freizeitangebote auf die Inseln gekommen: So häufen sich auf den Menükarten der Lokalrestaurants nicht mehr Reis mit Bohnen, sondern Wraps und Club-Sandwiches. Am Strand wird von Promotoren für Jetski-Fahrten geworben, während Touristen in der Bar zu amerikanischer Musik tanzen. Nein, hier findet der neugierige Reisende das Paradies nicht. Ein ganz anderer Anblick bietet sich jener Sorte Touristen, die Hispañola, Kuba und Jamaika hinter sich lassen und in Richtung kleine Antillen fliegen. 20 Flugminuten von Puerto Rico entfernt liegt Saint Kitts und Nevis. Ein Staat, der aus zwei Inseln und

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mehreren darauf liegenden inaktiven Vulkanen besteht. Wer auf Nevis, der kleineren der beiden Inseln, landen will, kreist eine Weile über dem Meer, während sich ihm ein spektakulärer Ausblick über den Regenwald bietet. Kaum aus dem Flugzeug ausgestiegen, kann der Tourist seine Armbanduhr getrost ablegen. Hier herrscht karibische Gelassenheit: Der internationale Flughafen von Nevis verfügt über nur einen Zollbeamten, der sich beim Durchsehen der Reisepapiere Zeit lässt, einen schliesslich aber freundlich willkommen heisst. Ob man denn Four Seasons-Gast sei, will ein Flughafenarbeiter alsbald wissen. Dies nicht etwa aus Neugier, ist doch das Luxushotel die einzig grosse Pension auf der Insel. Wer hier residiert, muss sich am Zoll keine Sorgen um sein Gepäck machen, denn der nette Chauffeur des Hotels bringt die Koffer gleich persönlich durch die lockeren Kontrollen. Holperstrassen und freilebende Esel Nevis, das zusammen mit Saint Kitts bis 1983 zu Grossbritannien gehörte und seither unabhängig ist, zählt gerade einmal 11’000 Einwohner. Als Christopher Kolumbus die Insel 1493 entdeckte, sah er von weitem deren imposanten Vulkan mit seiner weissen Spitze. Der Name Nevis rührt daher vom spanischen «nieve» (Schnee). Kurz nach ihrer Ankunft erkannten die Seefahrer die weissen Wolken, die sie irrtümlich für Schnee gehalten hatten. Heute fragt sich so manch ein Neuankömmling, warum Kolumbus die Insel nicht einfach nach ihrer Schönheit benannte – ist sie doch das Erste, das ins Auge sticht. Wer auf der holprigen Hauptstrasse die einstündige Rundfahrt unternimmt, begibt sich zwar auf löchrige Wege und läuft Gefahr, einen der frei lebenden Esel oder Hunde zu überfahren, dafür wird er mit einsamen Buchten entschädigt, die in keinem Reiseführer aufgelistet sind. Fragt man die Einheimischen, erzählen sie einem in schwer verständlichem Englisch vom «Lover’s Beach», einem abgelegenen Strandabschnitt, der nur zu Fuss erreichbar ist. Nach einem zehnminütigen Marsch durch den Dschungel, vorbei an stache-


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Unberührte Strände wie der «Nisbet Beach» findet man auf Nevis zuhauf.

Bild: Angelika Meier

Karibikflair vom Feinsten – nichts als das Rauschen des Meeres ist zu hören.

Die Inselbewohner ziehen die karibische Küche der US-amerikanischen vor.

ligen Sträuchern und Bäumen, die giftige, apfel-ähnliche Früchte tragen, lichtet sich der Wald und das Meer schimmert türkis hervor. Obwohl der Name «Lover’s Beach» nach Pärchenurlaub schreit, trifft man hier selten Menschen an. Auch Bars, Restaurants oder Unterhaltung sucht man an diesem Strand vergebens – das einzige, was in dieser paradiesischen Bucht zu hören ist, ist das Rauschen des Meeres. Einsame Strände und freundliche Bewohner allein rechtfertigen jedoch noch nicht die Bezeichnung «Paradies». Es wäre auch schade, wenn ein Tourist hierher käme, um sich bloss zu sonnen. Auf Nevis findet man dank des mit Regenwald bewachsenen Vulkans eine atemberaubende Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren. Wer sich dies genauer ansehen möchte, organisiert am besten einen Guide, der einen auf den «Nevis Peak», den höchsten Punkt des Vulkans, begleitet. Die Organisation klingt nach einem einfachen Gang ins Touristenbüro. Nur gibt es dies hier nicht. So mischt man sich abends in einer der wenigen, kleinen Bars unters Volk, wo man mit etwas Glück einen Einheimischen findet, der sich zur Tour bereit erklärt. Die Wanderung auf den Peak besteht zum grössten Teil aus Klettern; gutes Schuhwerk ist im feuchten Regenwald unverzichtbar. So steigt man über riesige Baumwurzeln, zieht sich an Steinwänden hoch und nicht selten krallt man sich an einen Ast, um nicht den steilen Hang hinunterzufallen. Auf dem Weg nach oben erspäht man zwischen den dichten Bäumen immer wieder die Nachbarinsel Saint Kitts und die Booby Island, wo Taucher die besten Chancen auf Haie haben. Wer weniger Zeit hat oder schlicht nicht klettern mag, dem sei eine Rundfahrt auf dem prächtigen Golfareal des Four Seasons-Resorts ans Herz gelegt. Der 18-Loch-Golfplatz erstreckt sich über ein geschätztes Drittel der Insel, wobei sich der grösste Teil am Fusse des Vulkans befindet. Die geschickte Platzierung der Löcher ermöglicht einen solch weiten Blick über das Karibische Meer, dass die Erdwölbung am Horizont von blossem Auge erkennbar ist.

Lobster «pflücken» im Hotel Auf Nevis gibt es nicht viele, dafür gute und authentische Restaurants. Die meisten von ihnen werden von Briten oder Amerikanern geführt, die Menükarte wurde jedoch der lokalen Küche angepasst. Fisch und Hummer stehen täglich auf der Karte und landen vom Netz quasi direkt auf dem Teller. Die Wasserqualität des Karibischen Meeres ist so gut, dass es gar Gäste gibt, die am Hotelstrand mit einfachsten Mitteln Lobster «pflücken», wie sie es selbst nennen. Und dennoch: Nicht nur die optischen Reize machen die paradiesische Insel aus – auch wenn der Sternenhimmel hier dem Himmel wohl am nahsten ist. Obwohl die Kokosnüsse nirgends besser schmecken als im weissen Sand bei Nisbet. Trotz den kleinen Äffchen, die einen morgens auf dem Weg zum Markt keck beobachten. Es sind vielmehr die Lebensfreude, die kulturelle Vielfalt und die selbstbewusste Gelassenheit, die dem Touristen den Atem rauben. Die Einwohner von Nevis kennen zwar amerikanischen Hip Hop, hören aber lieber Reggae. Sie wissen, wie Pommes schmecken, essen jedoch Reis mit Bohnen. Auch merken die Menschen hier, dass das Leben abseits ihrer Insel irgendwie schneller läuft: Die Touristen beklagen sich beim Kellner, wenn sie lange aufs Essen warten müssen, sie besprechen nervös Geschäftssitzungen am Handy und schauen dabei auf die Uhr, doch die Inselbewohner bleiben unbeeindruckt – schliesslich sehen die Reisenden mit ihrem Gefuchtel nicht glücklicher aus als sie selbst. In Nevis tickt die Uhr anders. Wer sich hier verabredet, macht keine Zeit aus, sondern lediglich die Tatsache, dass man sich trifft. Begegnet man sich schliesslich, sitzt man zusammen vor das bunt bemalte Häuschen und schaut zufrieden aufs Meer hinaus. Angelika Meier ist dipl. Journalistin.

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text � linda von euw

Ayurveda hat nichts mit Aloe Vera zu tun und ist sehr viel mehr als einfach nur Wellness. Bekömmliches Essen, wohltuende Berührungen, Yoga und Meditation: Eine ideale Mischung für angeschlagene und gestresste Menschen sowie für alle, die Regeneration und Entspannung benötigen. Schlägt man sich den Kopf an, fasst man instinktiv mit der Hand an die schmerzende Stelle. Einem Kind, das sich das Knie aufschürft, pustet man auf die Wunde. Menschen wissen instinktiv, dass Berührungen Schmerzen lindern können. In unserer heutigen Gesellschaft wahrt man aber gerne Distanz. Der Leistungsdruck ist hoch. Wer erfolgreich sein will, muss Einsatz zeigen – so das allgemeine Credo. Wer sich erschöpft, ausgebrannt oder depressiv fühlt, hält diese Gefühle oft (viel zu) lange zurück. Schlimmstenfalls endet das in einem Burn-out.

A Yur Veda? Das Gesundheitskonzept aus Indien

Wie schön wäre es da, für zwei oder drei Wochen weit weg zu sein. In einem Land, das schon eine ganz andere Grundschwingung hat. Ja, eine leichte, entspannte und warme Atmosphäre ausstrahlt. Unter schattigen Kokospalmen liegen, die Seele während ausgedehnter Strandspaziergänge baumeln lassen, den Körper mit gesundem und schmackhaftem Essen und wohltuenden Massagen verwöhnen und liebevoll umsorgt werden. So sieht der Alltag einer Ayurveda-Kur in Indien oder Sri Lanka aus. Den Menschen wieder ins Gleichgewicht bringen Ayurveda ist nicht nur ein Trend und viel mehr als nur Wellness. Ayurveda ist das jahrhundertealte, bewährte und ganzheitliche Gesundheitskonzept aus Indien. «Ayur» bedeutet Leben und «Veda» Wissen. Ayurveda heisst also «das Wissen vom Leben». Bei der Geburt vereint jeder Mensch die drei Lebensenergien, die sogenannten Doshas in unterschiedlicher Ausprägung. Je nach Dosha-Typ sind wir kräftig gebaut oder zierlich. Auch im Geist spiegelt sich die Grundkonstitution wider: Ist jemand exakt im Arbeiten oder in seiner Art eher verträumt und sprunghaft, geduldig oder schnell zornig, träge oder sportlich? Mit zunehmendem Alter wächst häufig auch die Belastung im Alltag. Umweltfaktoren beeinflussen die Gesundheit und das Wohlbefinden. Ganz zu schweigen vom Druck, den viele am Arbeitsplatz spüren. Wenn das natürliche Gleichgewicht aus der Bahn gerät, wird der Mensch anfällig für Krankheiten. Ayurveda hat zum Ziel, die drei Doshas wieder in Einklang zu bringen und somit das Immunsystem zu stärken. Da der Mensch in seiner Ganzheit erfasst wird, spielt auch das seelische Befinden eine wichtige Rolle. Yoga und Meditation fördern die geistige Entspannung. Wie Ayurveda funktioniert und wirkt Das ayurvedische Gesundheitssystem wird in Indien und Sri Lanka an der Universität gelehrt. Nach zwölf Semestern kommen versierte Ayurveda-Ärzte heraus. Entweder arbeiten sie in

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cosmopolitan � ayurveda

lokalen Ayurveda-Kliniken oder sie gehen in ein auf Ayurveda spezialisiertes Ferienresort. In beiden Ländern gibt es mittlerweile einige solcher Resorts. Erholungsbedürftige Menschen von überall auf der Welt finden dort Zuflucht. Durch eingehende Untersuchungen jedes Kurgastes ermittelt der Arzt den jeweiligen Dosha-Typ und erstellt einen individuellen Behandlungsplan. Für jeden Dosha-Typ gibt es gute und ungeeignete Nahrungsmittel. Ayurveda reinigt und entgiftet den Körper aber nicht nur durch auf die Person abgestimmtes Essen, sondern auch dank ayurvedischer Anwendungen. Dabei hört man oft den Begriff «Panchakarma» – was so viel wie «fünf Verfahren» heisst. Diese umfassen unter anderem ausgiebige Ölmassagen und Schwitzbäder. Gerade die Ölmassagen machen das oberflächliche und tiefe Bindegewebe geschmeidiger. Sie können auch Verspannungen lösen und das Nervensystem beruhigen. Die Massagen führen speziell ausgebildete Ayurveda-Therapeuten durch, deren Eltern und Grosseltern meist selbst schon Ayurveda-Therapeuten waren. Die Familien pflegen diese Tradition und geben ihr Wissen an die nachfolgende Generation weiter. Eine Reise zu sich selbst Die Kur wird in drei Schritte unterteilt: Die Vorbereitung, die Reinigung und der Wiederaufbau beziehungsweise die Stärkung

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des Körpers. Die verabreichte ayurvedische Medizin ist rein pflanzlich und wird meist von den Ärzten persönlich hergestellt. In vielen Resorts wachsen die Kräuter und Pflanzen im eigenen Garten. Unter den erfahrenen Händen der Therapeuten lässt es sich wunderbar entspannen. Mit jedem Tag wird das Loslassen belastender Gedanken einfacher. Durch die Reinigung von Körper und Geist kann es in der ersten Zeit zu Kopfschmerzen oder auch zum Ausbruch lang unterdrückter Gefühle wie Trauer, Angst oder Wut kommen. Ayurveda ist für viele auch eine Reise zu sich selbst und sollte gut vorbereitet werden. Eine klassische Panchakarma-Kur dauert mindestens 30 Tage. So viel Zeit haben die Wenigsten, was jedoch nicht weiter schlimm ist. Die Initiative «Sechs Wochen Ferien für alle» wurde zwar abgelehnt, bei einer zweiwöchigen oder noch besser 21-tägigen Ayurveda-Kur erholt man sich aber schon so gut, dass auch diese Tatsache nicht weiter ins Gewicht fällt.

Linda von Euw ist Journalismusstudentin an der SAL Zürich und Mitgründerin von bäckstage.ch. Sie betreibt zusammen mit ihrer Schwester ein auf Ayurveda-Kurferien spezialisiertes Reisebüro in Zürich.

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DIE SCHWEIZ

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Grottino 1313

Der wohl romantischste Geheimtipp der Zentralschweiz: das Grottino 1313. Viel Kerzenschein und ein loderndes Feuer versprühen Charme und Wärme. Das mit viel Liebe zum Detail eingerichtete Grottino 1313 sorgt für Wohlfühlstimmung pur. Ein Lokal mit gelebter Gastfreundschaft. Das Grottino 1313 überrascht jeden Tag mit einem neuen Menü. Zu geniessen gibt es, was der Koch aus dem Topf zaubert. Das Essen wird in einer offenen Küche über dem Feuer zubereitet. Jeder Gang wird liebevoll, in grossen Schüsseln angerichtet und mit Freude serviert. Mittagsmenüs ab CHF 20, Abendmenüs ab CHF 58

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 11:00 bis 14:00 Uhr / Montag bis Samstag: 18:00 bis 24:00 Uhr / Sonntagsbrunch: 09:00 bis 14:00 Uhr Grottino 1313 Industriestrasse 7 CH-6005 Luzern +41 (0) 41 610 13 13 grottino1313.ch

Drei Stuben

Das Restaurant «Drei Stuben» gilt als die Quartierbeiz in Zürichs Unterstrass und befindet sich zehn Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt. Ob im gemütlich, rustikal eingerichteten Restaurant oder im idyllischen Garten: Verwöhnt wird man auf jeden Fall. Die beiden jungen Küchenchefs – Michael Bolliger und Thomas Gautschi – präsentieren eine exquisite Gourmetküche mit täglich verschiedenen Empfehlungen für die Vorspeisen oder Hauptspeisen. Weiter wird ein Monatsmenü mit saisonalen Gerichten zusammengestellt. Klassiker können à la carte bestellt werden. Mittagsmenüs ab CHF 20, Abendmenüs ab CHF 27

Öffnungszeiten: Drei Stuben

Montag bis Freitag: 11:00 bis 14:00 Uhr / Samstag: 17:00 bis 24:00 Uhr / Beckenhofstrasse 5 CH-8006 Zürich +41 (0) 44 350 33 00

Holzofenbäckerei

Bio Andreas

Sonntag: geschlossen dreistuben.ch

Mitten in Basels Altstadt lockt die Holzofenbäckerei Bio Andreas im Sommer mit ihrem traumhaften Innenhof, der die Mittagspause zu einem Kurzurlaub werden lässt. Aber auch in den zwei kleinen Cafés fühlt man sich direkt in eine warme, friedliche Stube versetzt. Bei Andreas gilt: stets frisch und bio. Spezialitäten wie beispielsweise der Gemüsestrudel werden am Mittag mit einem Salat oder einer Suppe serviert. Bei Andreas sind auch Leute mit einer Weizenunverträglichkeit gut aufgehoben, da sehr viele Produkte aus Dinkelmehl hergestellt werden. Egal ob man in ein saftiges Stück «Waie» oder in eine feine Apfelschnecke beisst, jeder Biss ist seinen Preis wert.

Mittagsmenüs ab CHF 14.80 Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 07:00 bis 18:30 Uhr Holzofenbäckerei Bio Andreas Schneidergasse 27

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Samstag: 07:00 bis 17:00 Uhr / Sonntag und Montag: geschlossen Andreasplatz 14 CH-4051 Basel +41 (0) 61 261 84 86

Weitere Geheimtipps für rustikale Restaurants: Gifthüttli in Basel // Walliser Kanne in Basel und Zürich // Gasthof zum Hirschen in Gais (AR) // Grotto du Rii in Intragna (TI) // Café Maître Jaques in Nyon // Mohrenkopf in Zürich // Zeughauskeller in Zürich 62 � 01/12 � getAlife


Crevetten-Reistopf mit Safran

Leserin Sarina verrät uns ihr Lieblingsrezept im Frühling.

Wenn die Tage wieder länger werden und einen am Morgen die Vögel aus dem Schlaf holen, sieht es nicht nur draussen bald wieder bunter aus als im grauen Winter, sondern auch auf dem Teller.

Zutaten für 2 Personen: ½EL Olivenöl 1 kleine Zwiebel, fein gehackt 1 kleines Rüebli, in Würfeli 150 g Uncle Ben’s Langkornreis 10 Minuten 1 dl Weisswein 3 dl Bouillon Olive & Basilico 150 g Broccoli, in Röschen 200 g tiefgekühlte Crevetten, aufgetaut 1 Briefchen Safran ¼ TL Salz, wenig Pfeffer Zubereitung: 1. Öl warm werden lassen, Zwiebel und Rüebli andämpfen, Reis beigeben, glasig dünsten. 2.

Wein und Bouillon dazugiessen, aufkochen. Bei mittlerer Hitze circa 5 Minuten köcheln. Broccoli beigeben, circa 3 Minuten mitköcheln.

3.

Crevetten trocken tupfen, mit dem Safran beigeben, aufkochen, mit Salz und Pfeffer würzen.

Mein Geheimtipp: Als passendes Getränk empfehle ich dazu einen frischen Chardonnay. Vor- und Zubereitung: circa 30 Minuten

Energiewert pro Person: circa 1892 kJ/452 kcal, Rezept von Coop

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«das bleibt mein kleines geheimnis» Singlegesellschaft heute – bloss eine Modeströmung oder auch in Zukunft Realität?

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gossip � singlegesellschaft heute

text � valérie ziegler

Die Scheidungsrate steigt, es gibt immer mehr Leute, die alleine leben. Egal ob jung oder alt, viele Menschen geniessen «die Freiheit» und möchten sich nicht für immer an jemanden binden. – War früher, in Zeiten niedriger Scheidungsraten, wirklich alles besser? Im Folgenden berichten Singles, junge Leute in Beziehung, glückliche, aber auch geschiedene Ehepaare über ihre Ansichten und Erwartungen an eine Beziehung.

verwitwete Rentnerin. Sie wurde in ihrer 22-jährigen Ehe drei Mal betrogen, jeweils über längere Zeitabschnitte hinweg. Für sie war eine Scheidung schlicht und einfach unmöglich, sie wäre aufgeschmissen gewesen, mit vier Kindern, finanziell vom Mann abhängig. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als die «Fehltritte» ihres Partners zu akzeptieren. Durch Gespräche darüber sei man sich gegenseitig wieder nähergekommen. «Heute werden Konflikte weniger ausgetragen, man kommuniziert zu wenig», meint sie.

Deine Eltern sind geschieden? – Was für ein armes Kind! Vor 15 Jahren gehörten Kinder geschiedener Eltern noch zur Minderheit. «Ich kann mich noch gut an meine Primarschulzeit erinnern, da hatte man Mitleid mit den einzelnen Kindern, deren Eltern geschieden waren. Heute fragt man nicht mal mehr nach. Geschiedene Paare erregen keine Aufmerksamkeit mehr», erzählt Céline, 25.

Selbstverständlich sind nicht alle Scheidungen unüberdachte Handlungen. Viele Paare oder einzelne Personen leiden über mehrere Jahre hinweg, da ihr Partner zum Beispiel Drogenprobleme hat, nur noch arbeitet, sich keine Zeit für die Familie mehr nimmt. Eine Scheidung kann in diesem Fall eine Befreiung darstellen.

«Beziehungen werden heute oft sehr oberflächlich gelebt, das Materielle steht im Vordergrund. Durch die kurzfristigen Verlockungen, oder Vorteile, die man sieht, ist man schneller bereit dazu, die Beziehung aufzugeben. Die Leute sind egoistischer als früher, heute wird nicht mehr gerne gelitten, man ist nicht mehr gewillt, auch mal eine Durststrecke durchzuhalten», meint Susanna, 52.

Robert Boss, Scheidungsanwalt, beobachtet immer wieder, wie bei Paaren, die sich scheiden lassen wollen, eine Person den Grund dafür oft gar nicht kennt. «Manchmal fragt der Mann plötzlich während der Besprechung, warum sich die Frau eigentlich scheiden lassen wolle. Diese reagiert dann ganz empört, sie hätte ihm das doch die letzten zehn Jahre schon erklärt – er hätte ihr nie zugehört», so Boss. Das eigene Ich stünde oft im Vordergrund, und nicht die Beziehung. An einer Beziehung müsse man arbeiten, sich Zeit dafür nehmen und bewusst Energie darin investieren. Wenn man nicht mehr zusammen redet, würde man sich auseinander leben. «Es ist wichtig, dass man ehrlich ist und spricht – auch streitet. Lieber immer wieder Streit, als eine plötzliche Explosion», sagt Boss. Nicht zu vergessen sei, dass in einer Partnerschaft auch die schwierigeren Zeiten dazu gehörten.

Früher habe man das Leiden noch gewillter auf sich genommen. Eine Frau hatte vor 50 Jahren gar nicht die Möglichkeit, eine Ehe aufzulösen, da sie meist finanziell vom Mann abhängig war. «Nur Frauen mit beispielsweise einem akademischen Titel hatten die Möglichkeit, sich scheiden zu lassen», berichtet eine 82-jährige

Der Anwalt und Ehemann vergleicht eine Beziehung mit einem Fluss: «Man muss stets versuchen, auf die Welle zu gelangen, die einen treiben lässt. Den richtigen, perfekten Moment gibt es jedoch nie für immer – es muss jeweils wieder aufs Neue dafür gearbeitet werden.»

Als Grund, warum es zu immer mehr Scheidungen kommt, sehen viele Leute unter anderem die heutige materielle Gesellschaft. «Wir leben im Zap-Zeitalter. Man kann sich, wenn es unangenehm wird, immer und überall wegzappen», so die verheiratete Anita, 53.

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gossip � singlegesellschaft heute

heit Mühe, körperlichen Kontakt herzustellen – je intimer, desto schlimmer für ihn. Er hat ihr bereits am Anfang gesagt, dass er es unterstützen würde, wenn sie noch einen anderen Partner hätte. Trotzdem: Sylvia erzählte Daniel lange nichts vom zweiten Mann. Vom dritten würde sie nie was sagen. «Das bleibt mein kleines Geheimnis», meint sie. Vor 50 Jahren hatte man noch nicht die Verhütungsmittel, die man heute kennt. Kondome erhielt man in Apotheken, und dies nur durch Abgabe einer gewissen Karte, eines Rezepts. «Man war eine miese Frau, wenn man sich Kondome holte», erzählt die 82-jährige Witwe. Es gibt aber auch andere, für die Fremdgehen nicht in Frage kommt, schlicht und einfach nicht in eine Beziehung gehört. «Fremdgehen geht gar nicht! Einmal fremd gehen gleich Beziehungsaus!», so ein 21-jähriger Single. Seitensprünge werden als respektlose Handlungen angeschaut, zumindest von denen, welche an die Treue im Menschen glauben. «Die Verlockung kann immer mal da sein – ist jedoch etwas Kurzfristiges. Die Verletzung des Partners hingegen jedoch meist etwas Langfristiges, deshalb lohnt es sich nicht», glaubt ein seit 25 Jahren verheirateter Vater.

Ein Seitensprung ist schnell vorbei – das schlechte Gewissen bleibt.

«Fremdgehen gehört für mich zum natürlichen Leben» Für viele Menschen ist Fremdgehen nichts Abwegiges, zum Teil sogar voraussehbar. Es gehöre zum natürlichen Leben, mal vom Weg abzukommen, meint der 23-jährige Yannick. Er ist nicht alleine mit dieser Ansicht. Es gibt auch solche, die glauben, dass niemand treu sein könne, da jeder mal einen sogenannten «Moment der Schwäche» erleben würde. – Für viele kommt es nicht in Frage, ihrem Partner zu sagen, dass sie untreu waren. Oft wird vorgezogen, nichts zu sagen, aus Angst, den Partner zu verletzen, ihn zu verlieren. «Wenn man fremd geht, fehlt etwas!» Die 42-jährige geschiedene Sylvia ist überzeugt davon. Dies sei auch bei ihr so. Sie führt momentan drei Beziehungen. Zuerst hat sie ihrem ersten (offiziellen) Partner nichts über die anderen zwei Liebhaber erzählt. Auch sie hatte Angst, ihn zu verletzen, vielleicht auch zu verlieren. Seit mehreren Jahren ist Sylvia nun schon mit Daniel zusammen. Auf der intellektuellen Ebene verstehen sie sich ausgezeichnet. «Es stimmt alles, abgesehen vom Sex.» Daniel hat durch seine Kind-

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Was wird von einer Beziehung erwartet? Auch wenn es viele Leute gibt, die es vorziehen, alleine zu sein, haben auch diese meist bestimmte Vorstellungen einer Beziehung: Die äussere Anziehungskraft des potentiellen Partners spielt für die meisten eine grosse Rolle. Wenn es um die Kriterien geht, die eine Beziehung funktionieren lassen sollen, scheiden sich die Geister vermehrt. Für die einen ist es am wichtigsten, dass man ehrlich ist, dem Partner vertrauen kann. Andere setzen den Spassfaktor zuoberst, wünschen sich die nötige Freiheit, zum Teil auch im sexuellen Bereich. Wozu dann eine Beziehung, könnte man sich fragen. Es gibt Menschen, die Angst haben vor dem Alleinsein. Auch empfinden einige eine gewisse Abhängigkeit von ihrem Partner, da man schon so lange zusammen ist, sich nahe steht, sich kennt und versteht. Auffällig ist, dass die meisten sehr wohl – auch wenn sie selbst untreu waren – vom Partner erwarten, dass dieser treu ist. Doch wie und wo findet man den «perfekten Partner» überhaupt? Diskotheken und Bars sind Orte, die häufig von Singles aufgesucht werden, in der Hoffnung jemanden kennen zu lernen. Auch das Internet wurde zur Datingplattform. Es stellt sich die Frage, ob man durch diese eher oberflächlichen Hilfsmittel wirklich das findet, was einem entspricht. «Ich bin momentan noch nicht bereit dazu, meine Freiheiten aufzugeben. Ausserdem geniesse ich es, im Ausgang immer wieder den Kick des Flirtens zu erleben und mir dadurch eine gewisse Selbstbestätigung zu holen. Auch wenn das armselig klingen mag – es macht halt trotzdem Spass», verrät ein junger Single. Die Tatsache, dass seine Flirtpartnerin eventuell auf der Suche nach etwas Festem ist, scheint ihn nicht zu interessieren.


S «Auch negative Gefühle müssen besprochen werden» Noch gibt es sie ja – die Paare, bei denen es klappt, auch wenn es nicht immer einfach ist. Die Kommunikation scheint ein wichtiger Faktor zu sein, eine Beziehung langfristig funktionieren zu lassen. Die verschiedenen Meinungen sollten akzeptiert werden. Immer wieder zu streiten und sich auseinanderzusetzen, mit kleinen und grossen Dingen, scheinen fundamentale Punkte zu sein, um eine Beziehung nicht sterben zu lassen. «Wenn das nicht mehr passiert, ist einem plötzlich alles egal», so die 53-jährige Ehefrau Christina. Auch eine intakte Familie kann binden. Wichtig scheint immer zu sein, dass man die Bereitschaft, den anderen kennenzulernen, ihn zu verstehen, nie aufgibt. «Man muss sich gegenseitig ernst nehmen, nicht gleich aufgeben. Es muss immer wieder von vorne begonnen werden», glaubt Christina.

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WHAT?! urban dictionary klärt auf:

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Die Basis müsse stimmen, was nicht bedeuten muss, dass beide Partner die gleichen Vorlieben und Leidenschaften teilen müssen. «Wir haben immer wieder gemeinsame Projekte, suchen diese gemeinsamen Ziele und leben sie auch», erzählt ein 49-jähriger Ehemann.

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Wenn man die Wertschätzungen des Partners kennt, wenn man sich versteht, dann scheint man bereit zu sein, auch die schwierigen Zeiten einer Beziehung überstehen zu können. Natürlich spielt auch die Liebe eine grosse Rolle. «Auch negative Gefühle müssen besprochen werden können, nur so kann man sich wieder näherkommen», sind sich mehrere Stimmen einig. Beziehungen, egal ob in der Liebe oder im Geschäft, müssen gepflegt werden.

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Das Leben scheint heute viel freier zu sein, als noch vor 50 Jahren. Die Verlockungen, die Gelegenheiten, das Materielle – alles ist vorhanden. «Man wirft den Löffel schneller hin», meint die 87-jährige Marie. Viele ältere Leute haben Mühe mit der stetigen Modernisierung unserer Gesellschaft. In der momentanen Zeit nochmals zu heiraten, würde für einige alte Menschen nicht mehr in Frage kommen. «Es gibt so viele Paare, die sich schon nach nur ein paar Jahren scheiden lassen – schlimm!», so Marie weiter. Eine Ehe könne etwas Wunderschönes sein, jedoch müsse einem bewusst sein, welche Verantwortung man dabei trägt. Ob es nun die Singles sind, die die Mehrheit der zukünftigen Gesellschaft ausmachen werden, oder ob der eher konservative Sinn einer Ehe wieder an Wertschätzung gewinnt, bleibt in Frage gestellt. Anzunehmen ist, dass sich unsere, von etlichen äusseren Umständen bedingte, moderne Gesellschaft auch weiterhin in unterschiedliche Richtungen entwickeln wird.

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urban: A p erson who knows a lot ry, par ticula abo rly a lot reg arding a per ut histoperson or p iod of time, lace. zu Deutsc h: Eine Per son, die sich in Geschicht extrem gut e auskennt – speziell in spezifische Bezug auf Epochen, P ersonen od er Regionen.

Auf dass die Wege der Gleichgesinnten sich treffen mögen.

Alle Namen wurden von der Redaktion geändert.

urbandictionary.com

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rubrik � rubrik

Sie geht doch nicht unter Weshalb die Erde – auch nach dem 21. Dezember 2012 – weiterdreht text � pia krättli

Verschiedene esoterische Gruppen künden den Weltuntergang an. Basierend auf dem «Ende» des Maya-Kalenderzyklus’ prophezeien sie uns Schlimmes. Von diesen Aussagen distanzieren sich nicht nur die Mayas. Auch Erich von Däniken wehrt sich gegen solche Aussagen: «Die Weltuntergangprophezeiungen sind Blödsinn.» getAlife: Der Maya-Kalender und der kommende 21. Dezember sind ein grosses Thema in diesem Jahr. Bereiten Sie sich auf diesen «speziellen» Tag vor? Erich von Däniken: Überhaupt nicht – am 21. Dezember 2012 wird nichts passieren. Die Weltuntergangprophezeiungen sind Blödsinn. Der Maya-Kalender läuft aus, das ist richtig. Doch der 21. Dezember ist vergleichbar mit unserem 31. Dezember. Bei uns ist am nächsten Morgen 1. Januar, für die Mayas beginnt ein neuer Zyklus. getAlife: Maya-Forscher haben herausgefunden, dass der Kalender 5’125 Jahre umfasst und am 21. Dezember 2012 zu Ende geht. Kann es sein, dass die Berechnung, und somit der Beginn des Kalenders im August 3’114 vor Christus gar nicht stimmt? Erich von Däniken: Richtig! Die Berechnung stimmt tatsächlich nicht. Jedoch ist die Geschichte unglaublich kompliziert: Es waren Maya-Wissenschaftler, die den Maya-Kalender in den christlichen Kalender umgerechnet haben. Sie sind zur

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Überzeugung gelangt, dass der Kalender am 13. August 3’114 vor Christus beginnt. Nun hat man das Datum Christi Geburt als feste Grösse. Denn wir rechnen ja mit «nach Christus» oder «vor Christus». Allerdings ist das Datum Christi Geburt ein Schwamm, ein Gummiseil, weil es nicht stimmt. Das Datum der Geburt Christi ist erst Jahrhunderte nach der Geburt von Jesus festgelegt worden. Man hat sich damals auf ein noch älteres Datum bezogen, nämlich auf die Gründung der Stadt Rom, 753 vor Christus. Auf solch ein Datum kann man sich überhaupt nicht verlassen. Wir müssen mit einer Diskrepanz von 20 bis 30 Jahren rechnen. getAlife: Somit ist es auch möglich, dass das Ende erst in ein paar Jahren sein wird, oder dass der neue Zyklus schon begonnen hat? Erich von Däniken: Richtig – es muss ganz und gar nicht jetzt sein. getAlife: Man kann von einer seltenen Sternenkonstellation lesen, die am 21. Dezember 2012 zu beobachten sein wird. Diverse Astronomen dementieren dies jedoch. Was sagt der MayaKalender dazu? Erich von Däniken: Planeten, die in einer Reihe aufgereiht sind, stellen nichts Aussergewöhnliches dar. Das findet alle paar Jahrzehnte statt – ohne Katastrophen.


be nerdy � sie geht doch nicht unter

«Ich bin überzeugt davon, dass die Götter wiederkommen werden.» getAlife: Bedeutet die neue Zeitrechnung auch den Beginn eines neuen Sonnenzyklus’? Erich von Däniken: Ja. getAlife: Beim Beginn eines neuen Sonnenzyklus’ wird die Erde drei Tage ohne Sonnenlicht auskommen müssen. Können Sie erklären, warum es drei Tage dunkel sein wird und was in dieser Zeit geschehen wird? Erich von Däniken: Auch das stimmt nicht. In alten Maya-Überlieferungen, in den sogenannten Chilam Balam-Büchern, steht geschrieben, dass sich die Sonne für einige Tage verdunkelt hat. Menschen und Tiere haben gefroren, haben gezittert und sich aneinander geschmiegt. Sie haben zum Himmel gebetet und gehofft, dass die Sonne wiederkehren werde. Eines Tages ist sie tatsächlich wieder gekommen. Offenbar wurde hier ein kosmisches Ereignis beschrieben, welches sich vor mehreren Jahrtausenden abgespielt hat. Der griechische Philosoph Platon schrieb von der gleichen Finsternis, die sich vor 9’000 Jahren abgespielt hat – in Griechenland und nicht Südamerika! Die Sonne hat sich nach einer Meteoritenexplosion verdunkelt, was dazu führte, dass sich eine Staubschicht rund um die Erde gebildet hat. Dies hat sich aber in der Vergangenheit abgespielt und nicht in der Zukunft. getAlife: Auf Ihrer Homepage habe ich eine Mitteilung von Ihnen gefunden, die mit den folgenden Sätzen endet: «Ich empfehle den vernünftigen Menschen, sich mit einer Rückkehr der Götter wenigstens gedanklich zu befassen. Man erspart sich dann den Götterschock.» – Wie kann man sich auf so ein Ereignis vorbereiten? Was für Götter kommen auf uns zu? Erich von Däniken: Ich bin überzeugt davon, dass die Götter wiederkommen werden. Auch bei den Mayas – das haben sie uns auf einer Steintafel überliefert, die in Tortuguero, Mexiko, gefunden wurde. Dort ist Folgendes eingraviert: «Wird wiederkehren Gott Bolon Yookte.» Dieser Bolon Yookte ist laut den Maya-Überlieferungen schon bei der Erschaffung des Menschen

dabei gewesen. Alle antiken Kulturen, ob Maya, die alten Ägypter oder die Inkas, alle kannten sie die Wiederkunftserwartung. Die Wiederkunftserwartung ist keine christliche Erfindung. Das hat es schon weit vor dem Christentum gegeben. Wir heute glauben auch an die Wiederkunftserwartung. Ich bin katholisch aufgewachsen. Im Markus-Evangelium steht auch, dass Jesus wiederkehren wird. Die Muslime warten auf Mahdi. Die grosse jüdische Weltreligion wartet bereits seit 5’700 Jahren auf die Wiederkehrung ihres Messias. Es gibt antike Überlieferungen von jemandem, der entweder mit Feuer und Rauch oder in einem Lichterwagen verschwunden ist. Bevor er verschwunden ist, hat er den Menschen versprochen: «Ich werde wiederkehren.» Und tatsächlich, irgendwann werden die sogenannten Götter, die Ausserirdischen wiederkehren – nur den Zeitpunkt, das Datum kennt keiner. getAlife: Aber wie können wir uns vorbereiten? Erich von Däniken: Lesen sie Erich von Däniken! In meinem Buch «Götterdämmerung» steht alles geschrieben.

� «Götterdämmerung – die Rückkehr der Ausserirdischen. 2012 und darüber hinaus» Erich von Däniken, 1. Auflage, 2009 Kopp Verlag, Rottenburg bei Thalia für CHF 37.90 erhältlich

� Erich von Däniken ist ein Schriftsteller auf dem Themengebiet der Prä-Astronautik. Seine Bücher wurden in 32 Sprachen übersetzt und haben bei einer Gesamtauflage von 62 Millionen verkauften Exemplaren teilweise Bestsellerstatus erreicht. Zwei seiner Bücher wurden verfilmt, weitere Filme sind an Dänikens Ideen angelehnt. Die von Däniken stets aus archäologischen Funden und Befunden abgeleiteten Thesen werden von ihm nicht wissenschaftlich bewiesen, sondern lediglich im Stil «narrativer Sachbücher» präsentiert und daher auch als «phantastische Wissenschaft» bezeichnet.

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Wohnst du noch

oder arbeitest du schon? Die Vor- und Nachteile von Homeoffice Am Morgen eine Stunde länger schlafen, kaffeetrinkend meine Artikel schreiben, im Hintergrund läuft meine Lieblingsmusik, kein Mensch, der sich über meinen Out of Bed-Look lustig macht, kein ewiges Gejammer vom Kollegen am Pult nebenan. Ich gebe es zu: Wenn ich mir ein Arbeitsleben in meinem Homeoffice vorstelle, gelange ich durchaus ins Träumen. Doch bei allen Sonnenseiten soll man die schattigen bekanntlich ja nie ausser Acht lassen. Ich machte mich auf die Suche nach ihnen.

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business babble � homeoffice text � valérie ziegler

Länger schlafen liegt zwar drin, doch herrje – jeder weiss doch, wie schwierig es ist, aufzustehen, wenn niemand auf einen wartet. Noch fünf Minuten, noch zwei … das habe ich mir eindeutig einfacher vorgestellt. Ich stehe also auf, mache mich frisch, verzichte auf das Deux-Pièces, steige in meine kuscheligsten Wohlfühlsocken und geniesse mein Frühstück. Sogar fürs Zeitunglesen bleibt Zeit. Es ist acht Uhr. Den Kaffee noch in der Hand starte ich mein Notebook, checke meine E-Mails und werde langsam wach. Bevor ich mich an die Arbeit setze, gehe ich eine Runde joggen. Ich liebe es, am Morgen Sport zu treiben. Gegen halb zehn sitze ich dann frisch geduscht und konzentriert vor meinem Computer. Bis zum Mittag läuft es eigentlich ganz glatt, die Zeit vergeht wie im Flug. Ich redigiere Texte, tippe ein Interview ab, ohne auf die Uhr zu schauen. Mein weicher Bürostuhl und meine Lieblingsmusik sorgen für eine anregende Atmosphäre. Zum Zmittag gibt es einen leichten Lunch, sodass ich nachher voller Elan und nicht von einer Fressnarkose betäubt weiterarbeiten kann. So geht es bereits um viertel nach eins wieder weiter – nein, nicht im stickigen Büro, sondern auf dem sonnigen Balkon, im Bikini. Ein Sonnenbad während der Arbeit, das nenne ich mal ein Leben! Gegen halb fünf bin ich dann fertig mit meinen Aufgaben. Für allfällige Einkäufe und Hausarbeiten bleibt noch genügend Zeit. So stelle ich mir das Leben im Homeoffice vor. Doch wir kennen ihn alle – unseren inneren Schweinehund. Wer selbständig arbeitet, benötigt eine Menge Disziplin. Was, wenn ich am Morgen plötzlich eine Stunde länger liegen bleibe? Schliesslich habe ich mir ja gestern schon bewiesen, dass ich es schaffe, rechtzeitig aufzustehen. Damit nicht genug: Was, wenn mir am Mittag, nach gerade mal einer Stunde konzentrierter Arbeit, der Geruch von mexikanischer Burrito Bowl in die Nase steigt und ich nett an den im Nebenzimmer stehenden Tisch gerufen werde? Da könnte ich glaub nicht widerstehen. Nicht beim Geruch von Guacamole

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business babble � homeoffice

und Koriander! So darf auch die Mittagspause eine Stunde länger dauern als eigentlich geplant. Wieso auch nicht? Schliesslich teile ich mir ja meine Arbeitszeit selbst ein. Der Arbeitsplatz auf dem sonnigen Balkon wirkt plötzlich nicht mehr anregend, sondern lädt zur Siesta ein. Was ja weiter auch nicht tragisch ist, oder? Wenn andere sich täglich bis zu zehn Rauchpausen gönnen, darf ich doch auch mal die Beine strecken und in der Vogue versinken. Ja ich weiss, die Ausreden beginnen, sich zu häufen. Zusätzlich wäre da ja noch zu beachten, dass ich nicht dauernd im direkten Kontakt zu meinen Arbeitskollegen stehe. Was, wenn mich plötzlich der Produktionsleiter anruft, um mir mitzuteilen, dass soeben ein Interview verkauft wurde, welches unbedingt noch heute Nachmittag durchgeführt werden muss. Scheisse – ich dachte, ich könnte meine zwei Artikel in aller Ruhe fertig schreiben. Willkommen zurück in der Realität! Wenn ich bis zehn Uhr abends arbeiten muss, verfliegt die Freude über meinen gebräunten Bauch wohl schnell.

Trotzdem: Vorteile von Homeoffice gibt es bekanntlich noch weitere: Der wegfallende Arbeitsweg schont nicht nur das Portemonnaie sondern auch die Umwelt. Die im Zug oder im Stau verlorene Arbeitszeit kommt einem zuhause zugute – vorausgesetzt, man steht am Morgen rechtzeitig auf. Auch liegen die Nerven wegen idiotischen Autofahrern oder stinkenden und lauten Zugpassagieren weniger blank. Die Hausarbeit kann nach Lust und Laune verrichtet werden, kein Problem also, den Waschplan einzuhalten. Auch die nach dem individuellen Geschmack eingerichtete Umgebung sorgt für Motivation und dementsprechend für mehr Produktivität. Es bleibt mehr Zeit für die Familie. Der Feierabend wird selbst festgelegt. Zusätzlich kann auch an Kosten fürs Essen gespart werden: Selbstgekochter Curryreis ist um Längen günstiger als ein Zmittag bei Hiltl –

Hmm, da war doch noch diese Louis Vuitton, die ich unbedingt ersteigern wollte. – Im Homeoffice kann es schnell passieren, dass man «Wichtigeres» zu tun hat, als zu arbeiten.

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business babble � homeoffice

und meist auch noch leckerer! Doch wissen wir längst, dass es immer und überall auch Nachteile gibt. So müssen auch im Homeoffice der Kontakt und der Austausch mit Kollegen und Kunden stets gewährleistet sein. Wer sich also für einen externen Arbeitssitz, eventuell sogar im Ausland, entscheidet, muss gut vernetzt sein. Telefonkonferenzen per Skype sind kaum zu umgehen – es sei denn, man ist selbständig.

Das Buch zum Thema

Die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben droht zu verwischen. Wer nicht permanent erreichbar sein will, benötigt dringend zwei Telefonanschlüsse. Auch unerwartete Besucher können plötzlich vor der Matte stehen. «Kunden erwarten von dir, dass du jederzeit erreichbar bist. Ob du gerade aus der Dusche hüpfst oder eigentlich Besuch hast, interessiert sie nicht», erzählte mir einst eine selbständige Treuhänderin. Der Kunde bleibt König und ist gleichzeitig dein Gast. – Gott sei Dank, ist meine Stube meist aufgeräumt.

Homeoffice, Birgit Golms und Gudrun Sonnenberg, 2009, Orell Füssli, CHF 37.90

Homeoffice Erfolgreiches Heimspiel dank Zeit- und Selbstmanagement. Nirgends sonst lassen sich Berufs- und Privatleben optimaler verbinden als im Homeoffice. Ein jeder kann arbeiten, wann er will und wie er will. Doch das Arbeiten zu Hause birgt ja bekanntlich auch Fallstricke. In ihrem Ratgeber zeigen Birgit Golms und Gudrun Sonnenberg, wie der Spagat zwischen erfolgreichem Arbeiten im Homeoffice und dem Nutzen der individuellen Freiheiten dieser Arbeitsweise zu schaffen ist. Ob kreativer Chaot oder strukturierter Homeworker: Der Ratgeber hilft nicht nur, Privat- und Berufsleben unter einen Hut zu kriegen, sondern versorgt die Leser auch mit hilfreichen Tages- und Wochenplänen, Checklisten und Ausstattungstipps. Für alle, die schon heute die Vorzüge der Arbeitsweise von morgen kennenlernen wollen.

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MRS. RIGHT Mut zum Start-up

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text � lisa thieme

er hat nicht bereits daran gedacht, seine eigenen Ideen durch die Gründung eines Start-up-Unternehmens zu verwirklichen? Heutzutage ist es doch möglich, aus einer kleinen Idee ein riesiges Unternehmen aufzubauen. Neben Herzblut, dem nötigen Selbstvertrauen und Engagement muss man aber auch die richtige Wahl bei der Gesellschaftsform treffen – das ist essentiell. Es gibt zwar keine richtige oder falsche Wahl, doch sollte man sich den Umständen und Konsequenzen der einzelnen Rechtsformen bewusst sein, bevor man sich für eine entscheidet. – Weil ich so gerne mit Metaphern arbeite: Stell dir vor, du bist im Candyshop. Ob du dich jetzt für den grünen, rosafarbigen oder gelben Lolly entscheidest, bleibt dir überlassen. Eine gute Zucker(über)dosis erhält man von allen, aber ob es einem geschmacklich auch passt, ist individuell zu entscheiden. Man kann zwischen den vom Gesetzgeber fest vorgegebenen Rechtsformen wählen. Es hängt je nach Zielsetzung, Anzahl involvierter Personen, Höhe des Kapitalbedarfs, Anonymität, Unternehmensrisiko und der Trennung zwischen Geschäft und Privat ab. Die beliebtesten Rechtsformen als Kapitalgesellschaften in der Schweiz sind die GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) und die AG (Aktiengesellschaft). In der Regel fordert das Obligationenrecht (OR) für die Gründung einer Gesellschaft mindestens zwei Personen. Seit 1. Januar 2008, dem Inkrafttreten der GmbH-Revision mit der Folge einzelner Anpassungen im Aktienrecht, können neu eine GmbH und eine AG auch von nur einer einzelnen Person gegründet werden. Für die Gründung einer GmbH wird ein Stammkapital von mindestens CHF 20’000 benötigt. Normalerweise sind die Gesellschafter auch selbst als Geschäftsführer tätig. Im Handelsregister eingetragen werden müssen die Organe der GmbH, die Gesellschafter sowie ihre Stammeinlagen. Was die Haftung in einer GmbH anbelangt, haftet die GmbH als eigenständige juristische Person nur mit ihrem Stammkapital. Die Kosten der Gründung einer GmbH belaufen sich auf ungefähr CHF 2’000 bis CHF 4’000.

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Die Gründung einer AG ist kapitalintensiver. Die Person(en) müssen ein Kapital von mindestens CHF 100’000 einbringen, welches in Teilsummen (Aktien) zerlegt ist. Änderungen des Firmenbesitzes mit den Aktien sind im Gegensatz zur vorhin genannten GmbH leichter zu vollziehen und nicht meldepflichtig. Deshalb ist die AG eine interessante Gesellschaftsform für Investoren. Auch die AG haftet nur mit ihrem Kapital – dem Aktienkapital. Die Gründungskosten einer AG belaufen sich auf circa CHF 3’000 bis CHF 5’000. Für die GmbH und AG gilt für den Firmennamen: freie Wahl. Ob es sich um einen Personennamen, eine Tätigkeit oder einen Fantasienamen handelt – es ist alles erlaubt, solange der Name nicht irreführend und verfügbar ist (zefix.ch). Bei der Einzelfirma stellt der Inhaber oder die Inhaberin als natürliche Person das Unternehmen quasi allein dar. Sie führt es selbst, wobei sie auch weitere Personen anstellen kann. Haften tut diese Person aber alleine mit dem gesamten Privat- und Geschäftsvermögen. Die Anforderungen an die Gründung sind minimal. Möchte man später nicht mehr als Einzelfirma tätig sein, so kann diese ohne grossen Aufwand nachträglich in eine AG oder eine GmbH umgewandelt werden. Die Eintragung im Handelsregister ist bis zu einem Umsatz von CHF 100’000 freiwillig. – Was diesbezüglich den Firmennamen angeht, ist man nicht ganz frei in dessen Wahl, da der Familienname enthalten sein muss – mit oder ohne Vorname. Auch wenn hier nur eine kleine Übersicht über die beliebtesten Rechtsformen gegeben werden kann, sind die herausragenden Kriterien sofort ersichtlich und eine geschmackliche und zutreffende Entscheidung kann bereits aufgrund dieser Informationen getroffen werden. Schliesslich stellen sich doch vorallem die Fragen: Wieviel muss das Startkapital betragen und wo sind die Grenzen der Haftung, oder gibt es gar keine? startup.ch; ifj.ch; firmen-gründung.ch Lisa Thieme ist Juristin.


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BACK IN THE WILD SEVENTIES

Die Jeans als Kult- und Protestobjekt

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text � georg lutz

agen wir einen Zeitsprung in die Jugendkulturen der siebziger Jahre. Damals hatten es Youngsters einfacher und schwieriger zugleich. Warum? Die Antwort lässt sich mithilfe eines aus heutiger Sicht banalen Kleidungsstücks belegen: der Jeans. Die Jeans stand für jugendlichen Aufbruch gegen die alten Generationen – sprich alle, die damals mehr als 30 Jahre auf dem Buckel hatten.

Der Kulturkampf zwischen den Generationen wurde durch wenige äusserliche Merkmale bestimmt und erreichte immer wieder neue Höhepunkte in den Familien oder den Schulen. Für unsere Eltern und Lehrer war die Jeans der «Blaue Anton» – eine Hose, die höchstens für die Arbeitswelt auf Baustellen taugte. Mädchen hatten sich bitte an züchtige Röcke – damals waren «Glockenröcke» die Spitze der etablierten Moderichtung – zu halten und Buben mussten in Cordhosen, am liebsten in der Trendfarbe Kackbraun, schlüpfen. Darauf hatten beide jugendliche Geschlechter null Bock. So stolzierten wir jeweils in unseren Jeans an die sonntägliche Kaffeetafel, die wir so oder so als spiessiges Relikt aus alten Zeiten empfanden. Diese «Black’n’White»Situationen – jung gegen alt – waren anstrengend, boten aber ein klares Identifikationsmuster: Wir wussten uns klar von der Generation unserer Eltern abzugrenzen.

Mitte der Siebziger änderte sich die Modewelle: Die Jeans erweiterte sich im unteren Bereich. Sie mutierte zur Schlaghose. Das passte zu den aufkommenden Plateauschuhen. Zudem arbeiteten wir an individuelleren Ausführungen. Wenn die Jeans in die Jahre gekommen war, bedeckten wir die durchgescheuerten Stellen mit Flicken und stickten Zeichen und Muster in den Stoff. Heute würde man die Moderichtung als «stoned washed» kennzeichnen. Auch das war der Elterngeneration ein Graus. Trotzdem: Den Siegeszug der Jeans konnte niemand aufhalten. Bald gab es Jeansjacken und nach der Mini-Mode schwammen, im Zeichen der Maxiwelle, die langen Jeansröcke auf der Erfolgswelle. Spätestens Ende der siebziger Jahre erkannte der Letzte in der Textilbranche seine Chance: Neben Levi’s und Wrangler waren nun auch Marken wie Diesel und Jesus Jeans in. Eines war klar: Diesen Kulturkampf hatten wir eindeutig gewonnen, jedoch mit seinem Preis; bald waren wir Mainstream – irgendwie uncool. Zeit für den nächsten Streich.

Jeans war aber nicht gleich Jeans. Schon damals spielten Brands eine wichtige Identifikationsrolle. Man suchte in den Jeans-Stores entweder nach Levi’s oder nach Wrangler. Das waren die beiden wichtigen Fraktionen, zwischen denen man sich entscheiden musste. Billigjeans aus den Kaufhäusern waren ein No-Go. Lieber opferte man sein ganzes Taschengeld. Anfang der siebziger Jahre waren knallenge Röhrenjeans, die wir aus den Italowestern kannten, besonders cool. Um hier keinen Millimeter zwischen Haut und Stoff zu lassen, zwängten wir uns in der Umkleidekabine mit vielen Verrenkungen in das neue Kultstück. Daheim schlossen wir uns im elterlichen Badezimmer ein, füllten die Badewanne mit Wasser und legten uns mitsamt der Jeans hinein. Jetzt sass die Hose richtig und wir waren bereit für den Ausgang.

Georg Lutz war in den siebziger Jahren Teenager und ist heute Chefredaktor der Life Medien GmbH.

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history buff � die «terroristen» aus zürich

Die «Terroristen» aus Zürich Der Züriputsch von 1839: Die Herausbildung der direkten Demokratie in Zürich

text � nicolas ottenheimer

Am 6. September 1839 stürmen einige tausend ReligiösKonservative aus der Zürcher Landschaft die Stadt. Der Putschistenzug fordert diejenige Regierung zum Rücktritt auf, die die Zürcher Landschaft in den letzten Jahren nicht besonders berücksichtigt hat. Es kommt zu einer blutigen Auseinandersetzung – die Situation droht zu eskalieren. Vieles, was heute als selbstverständlich gilt, wurde durch eine blutige Geschichte geprägt. So auch durch das Ereignis vom 6. September 1839: Der sogenannte Züriputsch geht in die schweizerische Geschichtsschreibung ein und bereichert die Welt um ein Wort: Putsch. Das Wort stammt aus der Stadt Zürich und beschreibt im Schweizerischen Idiotikon «einen plötzlichen, aber nicht nachhaltigen Anstoss oder Anlauf zu einem Unternehmen». Ein plötzlicher Anstoss mit einer langen Anlaufszeit. Die Zürcher Restaurationszeit von 1814 bis 1830 Mit Restauration wird im Allgemeinen die Wiederherstellung eines politischen Zustands bezeichnet, im Besonderen die Zeit nach dem Ende der Revolutionszeit und der napoleonischen Hegemonie. Die Zürcher Regenerationszeit war geprägt von einem Stadt-Land-Konflikt. Die ländliche Bevölkerung war in der aristokratischen Regierung unterrepräsentiert. Zudem waren Freiheitsrechte wie Rechtsgleichheit, Religionsfreiheit und Pressefreiheit durch den Bundesvertrag von 1814 nicht garantiert. In Zürich setzte sich ein Milieu aus einflussreichen städtischen Familien zusammen. Es existierte eine herrschende Schicht, die sich zwar nicht rechtlich, gesellschaftlich aber stark von den an-

deren Ständen abhob und die politische Macht fast vollständig in ihren Händen hielt. Dieser Zustand erschwerte es ländlichen Vertretern zusätzlich, Einsitz in die Regierung zu bekommen und das herrschende System zu beeinflussen. Die ländliche Opposition hielt sich nach der neuen Verfassung bis 1830 in Grenzen. In der Regierung war man sich jedoch über die wirtschaftliche Bedeutung der Landschaft bewusst; so erliess man den Landbürgern wirtschaftliche Freiheiten, während die Politik weiterhin für die städtische Elite reserviert blieb. Doch mit dem Bau von Webmaschinen und den damit verbundenen gesellschaftlichen Problemen, vergrösserte sich allmählich die ländliche Opposition gegen die herrschende städtische Machtelite. Der Ustertag 1830 und die Regenerationszeit Der Konflikt zwischen Stadt und Land spitzte sich immer mehr zu – bis unzufriedene Landbürger, vor allem aus den Gebieten um den Zürichsee, die Landbevölkerung für eine Volksversammlung am 22. November 1830 in Uster aufforderten. Über 10’000 Personen der Zürcher Landbevölkerung fanden sich auf dem Zimiker Hügel in Uster zum sogenannten Uster Memorial ein. Die Versammlung demonstrierte gegen die städtische Übervertretung in der Regierung und forderte eine neue Verfassung, die Steuererleichterungen, mehr Bildung für die Landbevölkerung, die Herabsetzung des Zinsfusses und die Gewerbefreiheit garantieren sollte. Die Forderungen der Bevölkerung wurden erhört, die Versammlung verlief friedlich. Die Redner, die zum Volk sprachen, übergaben die Forderungen umgehend der Zürcher Regierung. Diese sah sich zunehmend unter Druck und fürchtete einen gewalttätigen Aufstand der Landbevölkerung. Schliesslich konnte sich die städtische Machtelite nicht widersetzen: 1831

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history buff � die «terroristen» aus zürich

trat eine neue Verfassung in Kraft, die den Forderungen des Uster Memorials entsprach. Von da an übernahmen liberale Kräfte gewaltlos die Herrschaft im Kanton Zürich – der Weg des Liberalismus war geebnet. Webmaschinen und der Straussenhandel Nach dem Ustertag hatte die neue liberale Regierung zum Ziel, die Neuerungen der Verfassung von 1831 radikal und schnell umzusetzen. Vor allem sollten das Schulwesen reformiert und der Strassenbau vorangetrieben werden. Die Massnahmen verliefen offensichtlich zu schnell. Im Zürcher Oberland wurden unterdessen die ersten Webmaschinen eingeführt. Die Technik aus England erreichte die Schweiz und förderte den Fabrikbau und die Massenproduktion. Viele Heimarbeiter der Zürcher Landschaft mussten ihre Arbeit aufgeben und ihr Dorf verlassen, um in Fabriken zu arbeiten. Die Arbeitsbedingungen waren schlecht und die Landbevölkerung forderte die Abschaffung der Webmaschinen. Die Unruhen erreichten 1839 ihren Höhepunkt. Dr. David Friedrich Strauss wurde vom Zürcher Erziehungsrat zum neuen Professor der theologischen Fakultät an der Universität Zürich gewählt. Strauss war bekannt durch sein Werk, in dem er Christus entmythologisierte und als Sohn Gottes anzweifelte. – Die Wahl von Strauss ging in die Geschichte als sogenannter Straussenhandel ein. – Die Landbevölkerung war über die Wahl geschockt und es mobilisierte sich umgehend eine Opposition. Neben der Regierung bildete sich ein Zentralkomitee, bestehend aus ländlichen Vertretern, mit dem Ziel, die Wahl von Strauss zu verhindern. Zusätzlich mobilisierten kirchliche Vertreter der ländlichen Gemeinden eine Opposition. Allen voran Pfarrer Bernhard Hirzel aus Pfäffikon. Dieser genoss in seiner Gemeinde grosses Ansehen und sah die Wahl von Strauss als Angriff auf den kirchlichen Glauben. So mobilisierte er seine Anhänger gegen die Zürcher Regierung. Die Regierung entliess Strauss daraufhin, bevor dieser überhaupt sein Amt antreten konnte. Der Züriputsch vom 6. September 1839 Die Regierung sah sich zunehmend unter Druck und fürchtete gar eine Revolution durch das unruhige Volk. Aus diesem Grund berieten sich die Politiker über einen militärischen Einsatz von ausserkantonalen Truppen, um die Stadt zu verteidigen. Auch wenn diese Option später nicht wahrgenommen wurde, blieb diese Nachricht dem Landvolk nicht verwehrt. So erteilte Pfarrer Bernhard Hirzel aus Pfäffikon am 5. September 1839 den Befehl zum Sturmläuten. Zwölf Gemeinden schlossen sich dem Befehl an. Es versammelten sich etwa 2’000 Leute, um gegen die Regierung in der Stadt Zürich vorzugehen und ihre Forderungen durchzusetzen. Am 6. September 1839 trafen sie in Zürich ein und stiessen beim Münsterhof auf kantonales Militär, das die Zeughäuser zu schützen versuchte. Dabei kam es zu Schiessereien, während derer 14 Personen verwundet wurden und weitere 14 ums Leben kamen. Die Regierung wurde abgesetzt und eine neue gewählt.

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Konflikt zwischen Stadt und Land Im Zusammenhang mit den Zürcher Putschisten kann man zwar nicht direkt von einer terroristischen Gruppe sprechen, doch eine Gemeinsamkeit zu heutigen radikalen Gruppierungen ist zu beobachten: Ausschlaggebend für den Züriputsch war der Straussenhandel, der sich aus der Sicht der Konservativen gegen den kirchlichen Glauben richtete. Vergleicht man dieses religiöse Motiv mit demjenigen von Fundamentalisten, so können durchaus Parallelen ausgemacht werden. Der Züriputsch ist ein historisches Ereignis in der Zürcher Geschichte, welches uns den Konflikt zwischen Stadt und Land wieder vor Augen führt. Die zunehmende Globalisierung wird die Politik und den Bürger immer wieder mit diesem Konflikt konfrontieren. Der Züriputsch soll uns vor gesellschaftlichen Auseinandersetzungen warnen, die sich durch politische, wirtschaftliche und letztendlich religiöse Krisen entwickeln können. Nicolas Ottenheimer ist Student am historischen Seminar der Universität Zürich.

Das Buch zum Thema

Schrot und Eis – als Zürichs Landvolk gegen die Regierung putschte Emil Zopfi, 2005, Limmat Verlag, CHF 38 Schrot und Eis Als Zürichs Landvolk gegen die Regierung putschte Das dramatische Geschehen rund um den «Züriputsch» von 1839 zeigt überraschende Parallelen zu aktuellen politischgesellschaftlichen Auseinandersetzungen: Der Konflikt zwischen Stadt und Land, zwischen rückwärts gewandter und fortschrittsorientierter Politik, der Widerspruch zwischen religiösem Fundamentalismus und dem wissenschaftlichen Denken der Aufklärung. Der Roman folgt möglichst getreu den historischen Fakten. Alle Personen, die auftreten, haben gelebt. Erzählende Passagen sind der Wirklichkeit nachempfunden, zum Teil frei gestaltet. Die kursiven Zitate stammen aus historischen Quellen, sind jedoch gelegentlich in einem andern Kontext verwendet.


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