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Mit viel Gefühl für jeden Anlass

Tatiana Wolf kam vom Kabarett zu Trauerreden

„Mirist nichts anderes übrig geblieben, als ihm zu glauben“, so die Regisseurin Marie Kreutzer über Florian Teichtmeister und dessen Kinder-Foto-PornoSucht. Der tiefe „Fall“ des heimischen Superstars schockte das Land und brachte die Kulturbranche in Erklärungsnot. Der Film „Corsage“ sollte Österreichs Wettbewerbsbeitrag zum Oscar werden. Die gebürtige Gleisdorferin Marie Kreutzer war am Höhepunkt ihrer Karriere.

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Der Film hatte bei internationalen Festspielen für Aufsehen gesorgt, gewann Preise in Cannes, in San Sebastián, London, Chicago. Alles glänzte – bis zum 13. Jänner, als aus dem feministischen Historiendrama um das Leben von Sisi, Österreichs berühmtester Kaiserin, plötzlich ein Skandalfilm wurde.

Trotz der Enthüllungen wurde er als österreichischer Beitrag dann nach

Und viele kennen sich mit den gesetzlichen Vorschriften schlicht nicht aus. „Erlernte Hilflosigkeit, wohin man blickt“, heißt es in einem Bericht in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Bis heute ringt die Branche um einen Kulturwandel. Die Schweigekultur müsse ein Ende haben, fordern Regisseure und Produzenten.

Florian Teichtmeister gestand, dass er zehntausende Darstellungen von Kindesmissbrauch besessen habe. Das war das Todesurteil für seine Karriere. Nur wenn er aus irgendeinem Grunde nicht mehr im hiesigen Leben gestanden wäre, hätte es möglicherweise Nachsicht mit ihm gegeben.

Beim Österreichischen Filmpreis im Juni freute sich Marie Kreutzer über vier Ehrungen – Hauptdarstellerin, Kamera, Kostüm- und Maskenbild. Aber auch der Abend gab keine Antwort auf die Frage: Die künstlerische Qualität des Films ist dieselbe geblieben. Was hat diese mit dem Wissen über Florian Teichtmeister zu tun?

Medienleute „steigern“ in Leoben den Bierumsatz

„Ichhabe einen Teil meiner Ausbildung in einer kleinen Brauerei im Süden von Graz gemacht“, so leicht spöttelnd Michael Zotter, der neue Braumeister in Göss. Gemeint war natürlich „Puntigamer“.

Unter dem Motto „Ohne Block und ohne Schreiber“ hatten die Brauerei und der Bürgermeister von Leoben

Dass sie reden kann und es gewohnt ist, vor Publikum zu reden, kann ich am Telefon förmlich spüren. „Texte und Wörter faszinieren mich“, so Tatiana Wolf im KLIPPGespräch. Ausführlich erzählt uns die Steirerin über ihre „Berufung“ als Trauerrednerin.

Nach der Matura hat die gebürtige Leobnerin – jetzt wohnt sie in Peggau – in Graz Germanistik sowie in Wien Schauspiel studiert. Als junge Schauspielerin wurde ihre Leistung dann sogar mit dem Wiener Kabarettpreis „Kleinkunstnagel“ gewürdigt. In Graz war sie zwei Jahre Ensemblemitglied bei den erfolgreichen „Grazbürsten“, spielte in verschiedenen Theaterproduktionen mit und schrieb schlussendlich auch ihre eigenen Texte.

„Nach der Karenz habe ich mir überlegt, wie ich meine zwei Berufungen – nämlich das Schreiben und Vortragen, sprich reden, unter einen Hut bringe“, blickt sie zurück. Wobei anzumerken ist, dass ihr Mann Bestatter von Beruf ist.

Die beiden haben erkannt, dass Trauerreden immer mehr gefragt sind – vor allem in den Jahren von Corona.

Und so ist die 34-Jährige seit gut eineinhalb Jahren Trauerrednerin.

Als Schauspielerin, Sprecherin und

Germanistin gestaltet sie die Verabschiedung individuell, persönlich und authentisch, wie sie sagt. „Mir war es von Anfang an wichtig, den verstorbenen Menschen und sein Leben ganz in den Mittelpunkt zu stellen.“ Und so dürfe auch manchmal ein bisschen geschmunzelt werden, wenn sie die eine oder andere Anekdote aus dem Leben des Verstorbenen erzählt. „Mein Alleinstellungsmerkmal ist eben auch der künstlerische Aspekt, ich ergänze die Zeremonie mit individuellen Texten, Gedichten und Musikstücken, die der Verstorbene liebte oder die bei den Hinterbliebenen für tröstende Gefühle sorgen“, kommt sie auf ihr eigenes Lied zu sprechen.

Dieses heißt „Auf Wiedersehen“ und hat Tatiana Wolf mit dem Bärnbacher Allround-Talent Martin Maier aufgenommen, der das Lied geschrieben und komponiert hat. „Wir haben auch ein Video dazu an der Schwarzen Sulm gedreht. Wobei es uns darum gegangen ist, Hoffnung zu geben.“

Damit’s der 34-Jährigen nicht zu „einsilbig“ist: „Ich rede auch auf Hochzeiten, Taufen, Geburtstagsfeiern, Firmenfeiern, mache Lesungen und Moderationen.“

„Wennwir durch unseren Beitrag auf der CD einen Emmy gewinnen, dann gibt’s von mir auf der Bühne einen kurzen, steirischen Jodler.“ Die Vergabe der Emmy Awards zählt in den USA neben dem Oscar zu den großen Highlights der mächtigen Entertainment-Branche. Und so – versprochen und gehalten – geschah es dann auch. Stefan Maier aus Bärnbach „jodelte“ auf der Bühne bei der Übergabe des Award seine Freude mit dem steirischen Urschrei ins Publikum – das ob des völlig exotisch klingenden „Solisten-Auftritts“ staunend applaudierte. Er komme aus den Bergen Austrias und dort sei das so üblich, klärte der Produzent das Saalpublikum auf. „For Outstanding Arrangement and Composition“, begründete die Jury ihre Entscheidung.

Ohne Jauchzer, aber mit gleich viel Freude vernahm Bruder Martin zu Hause in Bärnbach die Nachricht. Und natürlich auch Vater Toni Maier, Mutter und der Nachwuchs im Hause der Maiers. Ist doch Martin Maier der Komponist des Arrangements. Die Einspielung dafür musste im Studio mm project in Bärnbach aus Zeitnot in einer Nachtschicht erfolgen. „In den frühen Morgenstunden haben wir dann das Ganze in die USA überspielt“, so Martin. Und worüber er zufrieden ist: Dass ein Drittel der Tantiemen an ein Kinderspital geht.

Bio-Lady Ulli Retters Mission: enkerltaugliche Zukunft

in die Malztenne von Göss zum schon traditionellen Netzwerk-Treffen geladen – dem ersten nach Corona. Dabei gewürdigt wurde auch Alt-Braumeister Andreas Werner, der in Pension geht. Bürgermeister und Bierbotschafter Kurt Wallner: „Wenn eine Ära endet, gilt es, danke zu sagen. Das trifft nun nicht immer zu. Beim Abschied von Braumeister Andreas Werner ist dies aber unbestritten der Fall. Was er für Göss und den Brauereistandort Leoben geleistet hat – dafür danke. Andreas Werner hat mit seinem Team in den letzten Jahren bewiesen, warum Gösser die Nummer1-Marke in Österreich ist.“

Und einer, der als Marketingleiter mit seinen kreativen Ideen schon vor mehr als 20 Jahren für den

Höhenflug von Göss mitverantwortlich war, ist Gerhard Valeskini. Heute Geschäftsführer der Kronen Zeitung und Mediaprint. Der „Medienmanager des Jahres 2022“ analysierte in seinem Impulsvortrag, logischerweise aus seiner Sicht, das „drohende Verschwinden des unabhängigen Journalismus“. Als Hauptdarsteller nannte er die Social-Media-Riesen Facebook, Twitter, Amazon und Co. mit ihren

Fakenews. Aber auch die Künstliche Intelligenz werde verstärkt ihren Beitrag für den Niedergang des unabhängigen Journalismus leisten.

Apropos fake: Die Biergenießer auf dem Foto sind echt. Auch die „Grüße aus dem Gösserland“. Nur die unberührte Natur mit Wald, Wiesen und Bergen im Hintergrund ist eine Deko – also fake. Also man sieht –so leicht geht Manipulation.

Am Pöllauberg wird fleißig auf den 8. September hingearbeitet. Da will Ulli Retter mit ihrem Team zeigen, wie durch und mit Bio eine enkerltaugliche Zukunft in Österreich gelingen kann. „Wir wollen niemanden anschwärzen, sondern einfach nur, dass Bio uns als Gesellschaft hier autark macht, weil Bio regional ist. Man spürt es, man schmeckt es – da ist soviel Software drinnen. Unser Geldtascherl ist der Stimmzettel für unsere Zukunft“, so Initiatorin Ulli Retter für einen biologischen Naturpark Pöllauer Tal, die im klimaneutralen Naturressort Retter mit gutem Beispiel voran geht. Ähnlich umtriebig wie ihre Mutter ist Tochter Sophia. Ab Ende Juli betreut sie mit ihrem StartUp RETTER Sports aktive und erlebnishungrige Reise-Fans in Graz am Glockenspielplatz.

Kebab, Fanta & Unendlichkeit

Ich saß im Schanigarten eines Kebabladens. Garten ist eine Übertreibung, er bestand aus drei Biertischen und ein paar Bierbänken, zwei Sonnenschirme spendeten notdürftig Schatten. Rundherum brütete der Asphalt in der Mittagssonne. Vor mir das Einsermenü: Gegrilltes Huhn mit Zwiebelsauce, Tomaten und scharfer Sauce im Fladenbrot, dazu Ayran. Nach einiger Zeit kamen ein Bub und ein älterer Mann, vermutlich Großvater und Enkel. Der Großvater hatte kurzes, weißes Haar und ging schwer und langsam, er setzte sich gleich in den Schatten. Der vielleicht 11-jährige Bub ging in den Laden. Er war ein bisschen aufgeregt, es war wohl etwas Besonderes, mit dem Großvater essen zu gehen. Und er durfte bestellen. Er nahm eine Flasche Fanta aus dem Kühlschrank und zeigte sie seinem Großvater, der nickte. Dann kam er mit einem Kebab an den Tisch und dann mit noch einem. Er setzte sich und verzehrte mit sichtlichem Genuss sein Essen. Dazu trank er in großen Schlucken das Fanta aus der Flasche. Die beiden sprachen wenig, aber was ich hörte, schien bosnisch zu sein. Der Bub war mit Essen und Getränk fertig, der Großvater ohne Getränk gerade bei der Hälfte. Er gab dem Enkel Geld zum Bezahlen und verlangte eine Alufolie. In die packte er das restliche Kebab ein. Ich stellte mir vor, wie ein Großvater in der Ukraine, vielleicht in Odessa, mit seinem Enkel Borschtsch essen geht. Wie jederzeit eine Bombe in der Nähe einschlagen und die beiden töten kann. Oder wie möglicherweise ein Großvater in Dschenin in Palästina mit seinem Enkel Falafel isst und dabei von einer israelischen Rakete zerrissen wird. Wir leben in Österreich in einem Paradies, dachte ich. Das wird einem vermutlich erst so richtig bewusst, wenn man es verliert. Trotz Paradies sind viele hierzulande depressiv, vielleicht wegen der Waffengewalt überall auf dem Planeten, oder wegen dem Klima oder der Teuerung. Viele fühlen sich gedrückt, beengt und erschöpft. Gegen eine Depri helfen Sonne, Bewegung, Freunde treffen oder – Mathematik. Mir fiel im Schanigarten ein Zeitungsartikel ein, demzufolge in der Mathematik alles weit und unendlich ist. Es gibt in ihr unendlich viele Unendlichkeiten, wie z.B. die Unendlichkeiten der verschiedenen Zahlenarten. Die Österreicherin Sandra Müller spielt in dieser Mathematik eine maßgebliche Rolle, und sie plädiert für Unendlichkeiten als Antidepressivum. Man bewegt sich in Unendlichkeiten und vergisst die Wirklichkeit und seine Grenzen. Vielleicht sollten wir uns angesichts des Weltschlamassels in ein Mathematik- Studium stürzen. Fangen wir mit der Zahl Pi an, die kennen wir noch von der Schule. Wer viele Nachkommastellen von Pi berechnen kann, der ist König. Ein Computer hat 100 Billionen Nachkomma- stellen errechnet, für den Normalverbraucher sind aber schon 1000 Nachkommastellen super. Man fühlt sich dann schnell frei wie ein Vogel oder verrückt wie Putin, ist aber nicht mehr depressiv.

Reinhard Schuch

Der „Ziehvater“ des Terminators

„I’ll be back“ lautet der bekannteste Sager von Arnold Schwarzenegger. Die Netflix-Serie „Fubar“ und die dreiteilige Dokumentation über sein Leben verfolgten schon mehr als 100 Millionen Menschen. Ein eindrucksvolles „I’ll be back“.