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RAVIOLI FÜR 23 EURO

Waldcafé am Thalersee: unglaubliche Preise

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Für die gelungene völlige Neugestaltung des Thalersee-Ausflugsrestaurants und das angenehme Ambiente des Waldcafés gab es auch im KLIPP viel Vorschusslorbeeren.

An dieser Beurteilung hat sich nichts geändert. Aber sehr wohl an der Erfahrung, was die Gastronomie betrifft. Denn, salopp formuliert, beim Durchblick der Speisekarte kommt man ins Staunen.

Auslöser für die Hoffnung auf einige erholsame Stunden dort waren Wiener Gäste, die diese noch junge, neue Attraktion in Graz auch erleben wollten. Versprachen doch die Pächter Manuel Köpf und Andreas Knünz im Vorjahr: „Wir haben das ,Waldcafé Thalersee’ als Ausflugsgastronomie, aber auch als Ort für Veranstaltungen aller Art konzipiert. Es war uns wichtig, dass wir jeden willkommen heißen können. Die Frühstücksgäste genauso wie alle, die am Abend bei uns einen Aperitif genießen und aber auch schön essen wollen. Und auch jene, die nur auf einen Kaffee vorbeischauen.“ Auf der Speisekarte werden sich laut Köpf Klassiker der Hausmannskost genauso finden wie vegane Gerichte.

Davon spürt der Gast heute wenig bis nichts. Aber ein Grundversprechen hielten die Pächter: Dass jeder Spaziergänger oder Wanderer seinen Durst gratis beim Trinkbrunnen im Restaurant löschen, stillen und sich ohne Konsumzwang im Freibereich aufhalten und ausruhen kann.

Auch wir haben anfangs vom „gratis Drink“ Gebrauch gemacht, bevor wir in der Speisekarte gustierten. Und deren Preise überraschten dann doch. Hier einige Preis-Highlights daraus:

Ravioli 23 Euro

Risotto 20 Euro

Gnocchi 16 Euro

Antipasti-Salat 16 Euro

Fleisch-Gerichte: von 24 bis 34 Euro (Lammkronen)

Fischsuppe 8 Euro

Für Kinder und NUR für diese bis 12 Jahre (braucht es einen Personalausweis?):

Wiener Schnitzel und Pommes, Ketchup 13 Euro

Maishendlbrust 14 Euro

Unser Starter waren die Fischsuppe und Karfiolsuppe (beide ausgezeichnet!). Danach servierte der Kellner eine „Spezialität der Woche“, nämlich Gnocchi auf roter Bete mit Spinat, Kresse und Röstzwiebel. Und da verschwand das Wohlbefinden. Denn der Spinat war versalzen, die Gnocchi geschmacklos und auch der geröstete Zwiebel änderte nichts daran.

Nach zwei Löffeln Spinat und zwei Gnocchi baten wir den Kellner, das Gericht zurück in die Küche zu bringen – Spinat total versalzen. Er kam zurück und teilte uns in gutem Deutsch mit: „Geht nicht, Sie haben schon davon gegessen.“ Meine Reaktion: „Wie hätte ich das sonst feststellen können?“ Er: „Tut mir leid, eine zweite Portion gibt’s nicht. Sie können sich dafür aber eine Mehlspeise auswählen und einen Kaffee dazu. Die Gnocchi sind allerdings zu zahlen.“ Was der Gast aus Wien, der letztendlich die Rechnung übernehmen wollte, zur Kenntnis nahm. Dieser meinte, dass die Preise selbst für Wiener Verhältnisse in der obersten Kategorie wären und bemängelte stärker noch das wenig aufmerksame Serviceteam. Es gab kein Bedauern und schon gar keine Entschuldigung. Auch ein Restaurantleiter oder Verantwortlicher trat nicht in Erscheinung.

Über unser Erlebnis am Thalersee informierten wir Bgm. Elke Kahr und Vize-Bgm. Judith Schwentner im Grazer Rathaus. Diese leiteten die „Beschwerde“ an Michael Krainer, Geschäftsführer der Freizeitbetriebe in der Holding Graz weiter. Eigentümer des Waldcafé am Thalersee ist die Holding Graz. Diese ist bekanntlich eine 100-Prozent-Tochtergesellschaft der Stadt. Vorstandsvorsitzender Wolfgang Malik, deren Chef, in einer telefonischen Reaktion: Er habe in den letzten Monaten wiederholt von unzufriedenen Gäste-Reaktionen

Kenntnis erlangt und man werde – gerade, weil es um ein Ausflugsrestaurant geht – sich aus diesen aktuellen Anlässen heraus mit den Pächtern zusammensetzen. Denn letztlich will ja niemand unzufriedene Gäste.

Auch ein Blick in die Bewertungen des Waldcafés im Internet zeigt (wie auch Mundpropaganda), dass die Zufriedenheit mit dem Preis-Leistungsverhältnis und dem Service noch sehr, sehr viel Potential nach oben hat, um es vornehm auszudrücken.