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Hotel Haarhuis in Arnheim

Ein Garten im ersten Stock

Eigenständige F & B-Konzepte entscheiden zunehmend über den Erfolg eines Hotels. So etwa im Hotel Haarhuis im niederländischen Arnheim, das seit diesem Jahr mit seinem nachhaltigen Restaurantkonzept Locals für Aufsehen sorgt. Von Peter Erik Hillenbach

„Whoef Whoef“ ist ein freundlicher Brief überschrieben, der im Zimmer auf uns wartet und sich direkt an unseren Hund Otto wendet. Das Hotelteam zählt auf, wo überall er im Hotel willkommen ist – an der Leine selbstredend – und was er nicht darf, nämlich es sich auf Sofas und Hotelbetten gemütlich machen. Als Tipp für Ausflüge empfiehlt ihm das Team den nahen Sonsbeek Park, und obendrein gibt es noch einen Kauknochen und ein Kuscheltier für Otto. Ist das ein Empfang?! Zweibeinern ergeht es wahrlich nicht schlechter. Das Haarhuis hat immerhin eine gut 100jährige Expertise in Sachen Gastfreundschaft. Gegründet wurde es als Café im Jahre 1918 direkt gegenüber dem Hauptbahnhof von Arnheim. Dem süßen Metier ist man treu geblieben, denn auch das hoteleigene Eckcafé Hoek mit einer fantastischen Auswahl knallbunter Macarons und anderer lokaler Spezialitäten lockt die Gäste an. Vor allem Menschen aus der eigenen Stadt – die City mit ihrem belebten Einkaufsviertel „7straatjes“ liegt gleich nebenan.

Das Wohnzimmer der Stadt

Das Haarhuis gehört einfach zu Arnheim und wird als Wohnzimmer der Stadt wahrgenommen und frequentiert. Davon zeugt nicht nur die Beliebtheit der Rooftop Bar Blou, in der es an einem Freitagabend bei entsprechendem Wetter ein Glückstreffer ist, einen Platz zu bekommen. Die starke Verbundenheit der Arnheimer mit ihrem Haarhuis hat Hoteldirektor Wouter Dekker jüngst zum Anlass genommen, das Profil seines Hauses noch einmal ordentlich zu schärfen. An zwei Stellen setzt er an und hat dem Hotel neben einer umfangreichen Zimmerrenovierung vor allem ein neues Restaurantkonzept verpasst. Bei unserem Besuch im April sind die Renovierungsarbeiten auf manchen Etagen noch im vollen Gange. Erneuert werden auch die Bäder, und die 127 Zimmer (darunter auch LongstayZimmer mit Küche) nehmen in der Designtonalität die stilistischen Einflüsse auf, die das Haus in seiner 104jährigen Geschichte bereits miterlebt hat. Ein bisschen Roaring Twenties, ein bisschen Op Art, dazu eine freistehende Badewanne im Raum oder auch ein großzügiger Schreibtisch; vor allem aber wirken die Zimmer wohnzimmerhaft gemütlich und lassen den Gast sich sofort heimisch fühlen. Wouter Dekker sagt, dass er eine FünfSterneKlassifizierung anstrebt – was strategisch sehr klug ist, denn es gibt nur vier FünfSterneHotels außerhalb Amsterdams in den Niederlanden; das Verhältnis beträgt 29 zu vier! Als Fünfsterner hätte das Haarhuis im weiten Umkreis ein Alleinstellungsmerkmal bis nach Deutschland hinein. Die andere große Neuigkeit ist die Neukonzeptionierung des Restaurants Locals, das im Winter eröffnete. Mit seinem Parkettboden und den Grünpflanzen, den ArtDecoFlügeltüren und tiefhängenden Korblampen, mit den bequemen Sesseln und halbrunden Sitznischen wirkt es wie ein Mix aus postkolonialem Zitat und gediegenem USamerikanischen Lokal. Man sitzt ganz ausgezeichnet hier, der Raum macht richtig Spaß. Und er ist vom Frühstück bis in den Abend hinein ein lebendiger Ort der Begegnung.

Alles sehr stilvoll und durchdacht: Restaurant Locals (oben), Suite und MaisonetteLoft (zweite Reihe), gemüseverliebte Küchencrew (dritte Reihe), Rooftop Bar Blou, prämierte Toilette, Meetingraum mit Mooswänden (vierte Reihe) und der vertikale Garten im ersten Stock (unten)

erläutert. Über die Rolle eines Stadthotels in der Stadtgesellschaft hat er sich ausgiebig Gedanken gemacht; er sieht sein Hotel als Hotspot der Einheimischen und hat ausdrücklich etwaige Hemmschwellen abgebaut und dem Restaurant einen eigenen Eingang gewidmet. „Eigenständige F & BKonzepte werden immer wichtiger“, meint Dekker. „Sie entscheiden zunehmend über den Erfolg eines Hotels.“ Im Falle des Locals ist dies ein hoteleigener, von außen sichtbarer vertikaler Garten im ersten Stockwerk, dessen Erzeugnisse auf der überwiegend vegetarischen, jedenfalls gemüseorientierten Speisekarte mit Flexitariern als Zielgruppe eingesetzt werden. Geboten werden nachhaltig erzeugte und produzierte regionale Speisen, die aber in Zubereitung und Präsentation klar „Haute Cuisine“ oder auch „Dutch Cuisine“ sein wollen. Das Konzept funktioniert erstaunlich gut, selbst wenn man bedenkt, dass sich das Locals in der Aussage bewusst vom Hotel abgrenzt. Während das Haarhuis auf seine Tradition setzt und mit dem Claim „House of Heritage“ (also „Erbe“) wirbt, ist das Locals klar zukunftsorientiert und beschäftigt sich mit der Zukunft des Essens. Oder vielmehr: Wie Essen künftig produziert, zubereitet und konsumiert wird. Der Gast mag also seine helle Freude daran haben, wie schön die mit Spinat gefüllten Cannelloni mit gereiftem Käse aus Driel auf RucolaVinaigrette präsentiert werden, wie niederländischcool so ein Kingfish aus Zeeland mit Gurke, Krabben und Sour Cream ist und wie umamigesättigt gegrillte Auberginen mit lokalem Ziegenkäse und altem Balsamico schmecken. Er wird auch zumindest erstaunt sein, wenn er die RieslingWeißburgunderCuvée aus der Arnheim umgebenden Landschaft ZuidVeluwe probiert oder zum Dessert heimischen Amaretto und Orangenlikör genießt.

Tagungen im Grünen

Im Locals ist es zusätzlich die zugrundeliegende Philosophie, die das Restaurant attraktiv für Besseresser macht. Denn ein gehöriger Teil der Kräuter, Salate und Gemüse stammt aus dem eigens angelegten Treibhaus im ersten Stockwerk – das zudem als Ruhe und Lunchzone für Tagungsgäste genutzt wird. Deren Tagungs und Meetingräume blicken auf den vertikalen Garten und in den Pausen kann man dort sitzen und einen Snack nehmen, das entschleunigt schön im Grünen. Einige Meetingräume haben sogar Wände aus Moos. Was das Hotel selbst nicht anbauen kann, kommt aus der direkten Umgebung: Spargel, Gurken, Erdbeeren; Austernpilze werden per Fahrrad aus Arnheim geliefert. Aus den nahen Wäldern kommt auch das Wild. Fisch, Austern und Muscheln stammen aus Zeeland, die Rinder fürs Tatar stehen auf den Rheinwiesen fast in Sichtweite. Und im Restaurant gibt es ein Bier namens Blond Breud, das aus den Brotresten des Hotels gebraut wird. Ob die Mitarbeiter das neue LocalsKonzept mittragen? „Wir haben langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, teilweise über 20 Jahre im Betrieb. Eine dieser Damen hat sich für die Arbeit in unserem Garten entschieden und geht darin auf“, weiß Wouter Dekker. Apropos Fachkräfte – wie sieht das in den Niederlanden aus, bekommt man Hotelfachleute und auch Auszubildende? Da gibt sich der Hoteldirektor selbstbewusst: „Wir arbeiten mit Festangestellten und haben in der Coronazeit alle behalten. Wegen des guten Hotelkonzepts bleiben alle und wollen mitmachen; sie treffen sich auch außerhalb der Arbeit und machen viele Aktivitäten gemeinsam.“ Vielleicht gehört ja auch ein gemeinsamer Besuch der Rooftop Bar Blou dazu – hier gibt es nämlich einen guten Premium Gin, natürlich im eigenen Hause von der Barmannschaft kreiert.

PROFILE

nDas Hotel Haarhuis liegt gegenüber der Station Arnheim Centraal. Es wurde 1918 als Café gegründet und befindet sich heute im Besitz der EHM Group.

Auch die Brauerei Grolsch war früher einmal Besitzerin n 127 Zimmer, darunter auch Longstay-Angebote mit Küche sowie Zimmer mit privater Sauna & Jacuzzi n Restaurant Locals (eröffnet 2022) mit streng regionalem Konzept und eigenem Treibhaus im ersten Stockwerk n Auf der Speisekarte spielt Gemüse die Hauptrolle, Fleisch und Fisch werden als Beilagen gesehen. Die Küche orientiert sich an der Dutch Cuisine n Eckcafé Hoek mit Macarons und Patisserie-Spezialitäten n Rooftop Bar Blou mit Blick über die Stadt und einer mit Awards ausgezeichneten Toilette mit gläsernem Boden über einem 18 Meter tiefen illuminierten Schacht n Weinkeller The Storage mit Ledersofas und Kamin in Vorkriegskatakomben n City Spa mit Saunalandschaft und Außenterrasse im vierten Stock n Zielgruppen: City Travellers sowie (deutsche) Touristen mit E-Bikes, die durch das Naturschutzgebiet Hoge Veluwe radeln n Für Businessgäste gibt es elf Meetingräume für bis zu 440 Personen n Hotelvereinigungen: BWH Hotel Group – WorldHotels Collection;

WorldHotels Crafted n www.hotelhaarhuis.nl

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