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Das Interview mit der Zukunft

Was fasziniert euch an eurem Beruf, an eurer Branche?

François: Ich sehe und kann anfassen, was ich tue, egal, ob Aushub, Wegbau oder Abbruch. Ich bin be teiligt, wenn etwas Neues entsteht, und ich arbeite in «meiner» Region.

Reinhold jun.: Wir sitzen bestimmt einmal pro Woche auf einer Maschine oder in einem Lastwagen, das ist Action! Oft übernehmen wir anspruchsvolle Einsätze selber und werden unserer Rolle als Verantwortlichegerecht. Den Ausbau unseres Beziehungsnetzes pflege ich ebenfalls sehr gerne.

Welche Werte habt ihr von eurem Vater mitbekommen?

R + F: Das Schaffen. Punkt. Natürlich gehören auch Mitgefühl und Freundschaft dazu, wie auch Loyalität und Dankbarkeit. Schliesslich der respektvolle Umgang mit unseren Mitarbeitenden, die für uns das höchste Gut des Unternehmens sind.

R: Wir arbeiteten ja immer schon im Betrieb mit, als Kinder vielleicht eher spielerisch, aber schon damals waren wir mit Begeisterung auf den Baustellen unterwegs! Als Teenager dann auch neben der Schule und Lehre so wie es die Zeit erlaubte. Am Freitagabend z.B. im Restaurant Rumpel servieren, am Samstag in der Werkstatt hantieren oder mitten in der Nacht zum Schneeräumen aufstehen. Wir fuhren mit unseren OldtimerAutos – der älteste von 1934 – auch Hochzeitsgesellschaften aus oder sassen am Oltner Fasnachtsumzug im Zugfahrzeug der AltstadtZunft, in der unser Vater langjähriges Mitglied ist.

F: Wir arbeiteten wirklich viel und es machte uns immer Freude – ausser das Stapeln der Biberschwanzziegel (lacht)! Dadurch hatten wir immer etwas Geld in der Tasche und finanzierten unserere Freizeit und Sportaktivitäten selber.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Vater und Söhnen?

F: Meistens sehr gut, bei allen Vorund Nachteilen, die der Generationenwechsel in einem Familienbetrieb mit sich bringt. Aber seit gut zehn Jahren sind wir beide bei allen massgeblichen Entscheidungen involviert. Das sagt eigentlich alles. Wir haben auch keinen Grund, irgendetwas grundlegend anders zu machen. Wir wissen, dass der Senior viel Vertrauen in uns hat. Unser Einstieg ins Unternehmen hat ihm viel Energie und Zuversicht für die Zukunft gegeben.

Wir haben praktisch identische Ausbildungen, die Bauführerschule besuchten wir während eines Jahres sogar gemeinsam. Unsere Tätigkeitsschwerpunkte sind offiziell getrennt und daher unterschiedlich, aber Überschneidungen gibt es regelmässig. Jeder von uns könnte per sofort die Aufgaben des anderen übernehmen, lückenlos und ohne Auswirkungen auf das Tagesgeschäft. Dehalb sind wir praktisch nie gleichzeitig abwesend, auch nicht für wenige Stunden.

Was habt ihr gemeinsam, was unterscheidet euch?

F: Wir haben die gleichen Eltern (lacht), äusserlich sind wir hingegen schon verschieden.

R: Ich bin wohl etwa 30 Kilo schwerer! Wir betrachten uns selber aber nicht als so unterschiedlich, was den Charakter angeht, wie das Aussenstehende wohl tun. Wir vertrauen uns blind und ergänzen uns optimal.

F: Wir denken ähnlich und können Leerläufe und Ineffizienz nicht ausstehen. Deshalb funktionieren wir so gut zusammen. Wir gehen jeden Nachmittag die Einsatzlisten von jedem einzelnen Mitarbeiter und jeder Maschine durch. Es sind aber gerade die Unterschiede, die Diskussionen, die uns weiterbringen! Das war bei unserem Vater und Roland Bänniger – unserem Onkel, Geschäftsführer und VRMitglied – ja auch so.

Was gibt zwischen euch vor allem zu reden?

R: Wir können unsere Arbeit nicht ohne Maschinen und Fahrzeuge machen. Der Betrieb, Unterhalt, Kauf von neuen und Verkauf von alten Maschinen ist deshalb eine permanente und überlebenswichtige Tätigkeit. Das langfristige Management unserer Gerätschaften ist ein Dauerthema, bei dem wir uns sehr eng absprechen.

F: Als Grössenordnung: In den letzten 10 Jahren haben wir 80 % unseres Maschinenparks ersetzt. Das sind hohe, zum Teil risikoreiche Investitionen, die jedoch für die Effizienz, Sicherheit und Leistungsfähigkeit der Firma unerlässlich sind.

Wie hat sich die Branche in den letzten 10 Jahren verändert?

R: Der Wettbewerb ist härter geworden, ohne Zweifel. Wir schreiben heute mehr Offerten, um einen Auftrag zu gewinnen. Der technologische Wandel bringt immer neue Produkte und Arbeitsmethoden auf den Markt, die wiederum neue Vorschriften nach sich ziehen. Was uns aber am meisten zu schaffen macht, ist die Bürokratie! Wir beschäftigen regelmässig Juristen mit der Prüfung und Interpretation des Klein und Kleinstgedruckten.

F: Wir müssen sehr flexibel bleiben, zeitlich wie auch personell, und unsere Fachkompetenz weiter steigern, um die Ansprüche unserer Kunden erfüllen zu können. Gleichzeitig am Puls bleiben, was die bautechnischen, gesellschaftlichen und ökologischen Rahmenbedingungen betrifft. Wie sieht die Zukunft der Dörfliger-Gruppe aus?

R: Wir wollen sicher die Nummer 1 in der Region sein für Abbruch, Aushub und Tiefbau. Wir wollen uns analog zu den Kundenwünschen und zum technischen Fortschritt weiterentwickeln und bei Bedarf die eine oder andere Sparte ausbauen. Unabhängigkeit schreiben wir sehr gross, z.B. von Geldgebern oder Drittpersonen. Wir denken auch bereits an die nächste Generation, unsere Kinder, ohne sie unter Druck zu setzen. Im Moment freut mich die Absicht meiner jüngeren Tochter, eine Lehre als Hochbauzeichnerin machen zu wollen. Wer weiss…

F: Wir wollen die starke Grundlage und den Fortbestand der Gruppe sichern. Ohne zu heucheln: Ich stehe am Morgen auf, weil ich mich für über 150 Leute verantwortlich fühle, deren Arbeitsplatz und folglich für deren Existenz. Das ist mir wichtiger als meine persönlichen Erfolge und gibt mir auch mehr Befriedigung.