ForestFinest, Ausgabe 1/12

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ISSN 1866-7325

4,00 €

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ForestFinest Ausgabe 1 2012

D a s M a g a z i n f ü r w e l t w e i t e Wa l d w i r t s c h a f t

Biodiversität oder: Ich bin dann mal weg!


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Mein Baum

Foto: Marita Speen

sorgt für Arbeitsplätze und sauberes Grundwasser

Julia Daniel, Teamleiterin CO2OL und Baumstifterin

Mein Haus, mein Pferd, mein Boot ist nicht ihr Ding. Aber Natur, Mensch und Tier liegen ihr am Herzen. Darum ist Julia Daniel Baumstifterin bei der Deutschen Umweltstiftung. Das sichert der Welt den Regenwald und vielen Menschen dort gute Wald-Arbeit. Ganz nebenbei hilft der neue Stifterwald dann auch dem Klima, dem Wasser sowie vielen Tieren und Pflanzen, die dort ein Zuhause finden. Mit 33 Euro sind Sie dabei – wie Julia. Einfach online baumstiften gehen. Danke.

www.baumstifter.de

Deutsche Umweltstiftung


FF 01 12_03 RZ_ForestFinest 05/04/2012 08:37 Seite 3

Editorial

Foto: Mark Kostich/www.photos.com

Wald & Vielfalt Ware Biodiversität gegen wahre Biodiversität

Inhalt

Die Werbewirtschaft hat den Wert der Ware Biodiversität längst erkannt. So reichen Essig, Zitronensäure, Seife und Spiritus aus, um alles sauber zu bekommen, was man gern rein hätte. Die über 55000 „verschiedenen“ Turbo- und Blitzreinigungsmittel, die in deutschen Supermarktregalen stehen, sind meist nur industriell aufgemotzte Abwandlungen dieser Grundsubstanzen. Überhaupt sind Supermärkte ein Hort der Pseudobiodiversität. Am Kühlregal strahlen uns dutzende von „verschiedenen“ Joghurtsorten an – alle im Wesen gleich. Den Unterschied macht vor allem das Marketing, das uns verschlankende, entschlackende oder gar gesundmachende Inhalte suggeriert. Und darüber hinaus den Eindruck vermittelt, im Erdbeerjoghurt seien die Erdbeeren das geschmackgebende Element und nicht „naturidentische“ Aromastoffe.

4 An uns

Die industrielle Einöde unserer Nahrungsmittel (von Lebensmitteln mag man gar nicht schreiben) ist dabei nur das logische Ende der industriellen Wüste, die die konventionelle Land- und Forstwirtschaft erzeugt. Endlose Monokulturen zur Soja-, Orangen-, Bananen-, Mango-, Apfel- oder auch Kartoffelproduktion. Die Monokulturwüsten, die wahlweise Rohstoffproduktion für Energie (Mais, Weizen, Zuckerrohr) darstellen oder Benzin (Ethanol), haben Millionen Hektar von Landschaften – vor allem Wald –, die reich waren an wahrlich verschiedenen Arten – Pflanzen wie Tieren – verdrängt.

Die Seite für Leser · Impressum

5 Die phänomenale Fünf Streiflichter in Zahlen zu Biodiversität

6 Buschtrommel Meldungen zu Wald und Welt

8 Titel Menschliche Einfalt gefährdet Artenvielfalt

22 Waldwirtschaft Deutsche Waldwirtschaft · Holzfasern · Banken und Biodiversität · Meldungen

26 Reportage Auch hier spielen Werbung und Medien die Rolle des Biodiversitätsstifters und Greenwashers. Anzeigen gaukeln mindestens klimaneutrale Palmölplantagen vor. Sanft wiegen sich Maisfelder in norddeutschen Landen für „Öko“Strom – da haben Kornblume und Igel wenig zu suchen. Meist reichen auch eine glücklich strahlende Mutter oder kerngesunde Kinder im TV-Spot(t), um aus gesüßtem Frischkäse ein kleines Steak und heile Welt zu zaubern. Und wenn Foodschützer „die Ampel“ fordern (grün nur für wenig Zucker und Fett), dann wird mehr Wasser zugesetzt, der Calciumanteil erhöht und Vitamin D zugesetzt. Und das, obwohl bekannt ist, das der Zusatz von künstlichen „Nähr“stoffen (wie Vitaminen) nicht nutzt, sondern eher krank macht. Wirkliche Lebensmittel kommen eben aus lebendigen, vielfältigen, biodiversen Landschaften und land-/forstwirtschaftlichen Betrieben – nicht aus der Landschafts-Fabrik. Die tausenden Inhaltsstoffe einer Frucht wirken anders als einzelne isolierte Vitamine. Das Zusammenspiel von millionen Pflanzen- und Tierarten ist Ursprung unserer Gesundheit. Deswegen ist Biodiversität auch kein Luxusgut für den Zoo. Wir brauchen sie von der Erzeugung in Feld und Wald bis in die Küche. Achja, Pseudobiodiversität ist auch noch teuer: Für Haushaltspflegemittel geben die Deutschen im Jahr über 4,2 Milliarden Euro aus. Das ist fast zehn Mal so viel wie sie für Umwelt- und Tierschutz spenden. Neue Werte braucht das Land.

Aufforstungsprojekt in Tadschikistan

28 Forest Finance Fonds und Waldinvestments

32 LandPartie Problematik Landraub · Meldungen und Hintergründe

36 World of ForestFinance – WFF Bald 10000 Kunden · Menschen · Neue Kakaoflächen in Peru · Schulungsprogramm in Vietnam · Unser Vertriebspartner Truscon

46 BaumFreund & BaumSchule Von Menschen und Bäumen

48 iForest Umweltaktivisten im Netz

Harry Assenmacher, Geschäftsführer ForestFinance Herausgeber ForestFinest

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50 Für Waldläufer durchforstet Bücher · Links · Termine

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An und über uns …

… die Seite für Leser und Meinungen Liebe Leserinnen und Leser, diese Seite gehört Ihnen. Und dieses Mal haben Sie uns mit Ihrer Post sogar beschenkt! Eine E-Mail bescherte der ForestFinance Weihnachtsspenden-Aktion nämlich 200 Euro. Herzlichen Dank dafür. Was wir damit gemacht haben? Lesen Sie selbst. Auch die Fragen und Anregungen, die andere ForestFinance Kunden hatten.

Mira Nürnberg, ForestFinance antwortet: Herzlichen Dank für die wiederholte und außerordentliche Unterstützung unserer Aktion! Wir freuen uns sehr darüber! Bis zum 31. Dezember wurden rund 500 Stimmen auf dem ForestFinance FacebookProfil zugunsten dreier ausgewählter Projekte (der Stiftung Nuestra Señora del Camino aus Panama, des B.A.U.M.-Waldreservats „Wilde Buche“ in Deutschland und der in Vietnam tätigen Deutschen Jugend- und Bürgerhilfe e.V. ) abgegeben. Dank Ihnen konnten wir die Spendensumme auf 1200 Euro erhöhen und an die Projekte verteilen. Mit 37 Prozent aller Stimmen lag die Stiftung Nuestra Señora del Camino aus Panama ganz weit vorne. Die Stiftung unterstützt sozial benachteiligte Menschen in der Gemeinde Las Lajas, in Panama – dort, wo auch viele Ihrer ForestFinance Wälder wachsen. (Mehr über die Spendenaktion erfahren Sie im ForestFinance-Newsletterarchiv auf www.forest finance.de/go/newsletter-spendenaktion) Viele Kunden fragten: Wieso ist die ForestFinestSchokolade, die im TreeShop angeboten wird, nicht Fairtrade-zertifiziert? Harry Assenmacher, Geschäftsführer der ForestFinance Gruppe, antwortet: Da die frisch etablierten ForestFinance Plantagen bisher noch nicht ausreichend Rohkakao produzieren, stammt die Kakaomasse der ForestFinance Schokolade von der benachbarten Kooperative Cocabo Panama. Der verwendete Rohkakao ist über das Unternehmen Biosuisse EU-Bio-, NOP (National Organic Program – ein Zertifizierungsprogramm für Lebensmittel) sowie Fairtrade zertifiziert. Das Handelsunternehmen Pronatec exportiert den CocaboRohkakao in die Schweiz und lässt ihn dort zusam-

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men mit weiteren zertifizierten Inhaltsstoffen zu feinster Edelbitterschokolade mit 80 Prozent Kakaoanteil verarbeiten. So auch die bisherige ForestFinest Schokolade. Sie besteht demnach zu 100 Prozent aus fair gehandelten Zutaten. Dennoch verzichtet ForestFinance bewusst auf die explizite Verwendung des Siegels, da dies nur mit zusätzlichen kosten- und zeitaufwändigen Auflagen verknüpft wäre und der Vertrieb von Schokolade für das Unternehmen keine kommerzielle Bedeutung besitzt. Zudem halten wir „FairTrade“ für eine vielleicht wichtige, aber gerade was ökologische Standards anbelangt nur eine Facette abdeckende Zertifizierung. Für unsere eigenen Kakaoflächen streben wir eine Zertifizierung nach umfassenderen Standards an. Das UTZ-Siegel z. B. garantiert faire Arbeitsbedingungen nach den Standards der ILO (International Labour Organization) sowie gleichzeitig nachhaltig und umweltschonend produzierten Kakao. Wir planen daher eine Kombination des UTZ-Siegels mit dem EU-Biosiegel, das den höchsten gesetzlich gesicherten lebensmittelrechtlichen Standard gewährleistet, indem mindestens 95 Prozent der Inhaltsstoffe aus ökologischem Anbau kommen müssen.Weitere Informationen finden Sie unter www.forestfinance.de, www.cocabo.org Im Robin Wood Magazin Nr. 111/4.11 fanden wir einen Brief, der nicht an uns adressiert war, uns aber dennoch freut. Andreas Fremerey schreibt da: „Ich bin ja schon viele Jahre (Robin Wood-)Mitglied und hatte oft trotz schlechter Wirtschaftslage 1–2 Zusatzspenden gemacht. Es waren die Inhalte der letzten Kampagnen, mit denen ich mich nicht mehr so gut identifizieren konnte und die mich nicht motiviert haben, Zusatzspenden zu leisten. (…) Ich weiß nicht, ob es aureichend ist, dass Robin Wood weiterhin so defensiv agiert. www.ForestFinance.de ist in meinen Augen ein Positivbeispiel um offensiv tätig zu werden. Ich würde es begrüßen, wenn Robin Wood offensiver wird. Die Zeit ist reif, um zu agieren!“

Impressum ForestFinest – Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft Nr. 1/2012 ISSN 1866-7325 Herausgeber und V.i.S.d.P.: Forest Finance Service GmbH, Harry Assenmacher, Geschäftsführer, HRB 13610, AG Bonn, Eifelstraße 20, 53119 Bonn Redaktion: Christine Sommer-Guist, Harry Assenmacher MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Silke Berger, Jan Fockele, Janina Mai, Mira Nürnberg, Nicolas Rieger, Andreas Schnall, Kristin Steffan Gestaltung und Produktion: SOKO-Layout, Marc Venner Titelfoto: photos.com Kontakt Redaktion: redaktion@forestfinance.de Forest Finance Service GmbH, Eifelstr. 20, 53119 Bonn, Fon: 0228/ 943 778 0 Druck: 25 000 Exemplare, Z.B.! Kunstdruck mbH, Köln, auf 100 % Recycling-Papier. Für ForestFinance-Kunden ist der Bezug kostenlos. Preis: 4 Euro (D) Bestellungen für Jahresabonnements: Zwei Ausgaben – 6 Euro, schriftlich an: Forest Finance Service GmbH (Anschrift siehe oben)

COB-41335/2012

Thomas Schabert mailte im Dezember 2011: Wir würden auch dieses Jahr gerne die ForestFinance Spendenaktion um 200 Euro aufstocken. Bitte teilen Sie uns einfach mit, wohin wir den Betrag dieses Jahr spenden sollen.

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Die phänomenale 5

Arten, Fakten und Vielfalt in Zahlen Wir leben in einer Welt voller Unbekannter. Hier ein paar Streiflichter in Zahlen über das, was wir wissen und vor allem nicht wissen, wenn wir über Biodiversität sprechen:

Bislang gibt es bezüglich der weltweit existierenden Arten keine konkreten Angaben. So sollen auf der Erde zwischen 3 und 100 Millionen Tier- und Pflanzenarten leben, nur 2 Millionen davon sind uns bekannt. Einige Forscher werden ein bisschen genauer, bis zu 10 Millionen Arten weltweit sollen es sein, davon etwa 3/4 an Land und 1/4 im Wasser. Die meisten dieser Arten sind allerdings noch gar nicht entdeckt oder beschrieben worden. So fehlen uns bei geschätzten 86 Prozent der Land- und ganzen 91 Prozent der Meereslebewesen genauere Angaben. Biodiversität bezieht sich aber nicht nur auf das Tier- und Pflanzenreich, sondern

Bis 2100 ist mit einer Erderwärmung von 1,1 bis 6,4 Grad zu rechnen. Von den Zahlen zwischen den Graden hängt das Überleben vieler Arten ab. Momentan schreitet das Artensterben bis zu 1 000 Mal schneller voran als in Zeiten, zu denen der Mensch nicht in die Natur eingegriffen hat.

Die Gesamtfläche der Korallenriffe, welche wichtige Zentren der Biodiversität sind, wird auf 60 Millionen Hektar beziffert. 1/5 aller Fischbestände gelten als überfischt.

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meint auch die Vielfalt der Lebensräume mit all ihren komplexen ökologischen Prozessen und Wechselwirkungen. Unsere Wälder spielen hier eine tragende Rolle. Mit einer Gesamtgröße von knapp 4 Milliarden Hektar machen die etwa ein Drittel der Erdoberfläche aus und bieten wichtigen Lebensraum für geschätzte 75 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten. Und auch für uns Menschen sind Wälder von schier unschätzbarem Wert: sie liefern Sauerstoff und Ressourcen, speichern Wasser und regulieren unser Klima. Dennoch werden jedes Jahr weltweit knapp 13 Millionen Hektar Wald vernichtet. Insgesamt entspricht das einer Fläche von 35 Fußball-

In der EU existieren etwa 160 Millionen Hektar Waldfläche, das entspricht der Größe von Deutschland, Frankreich und Spanien zusammen – auf die Welt betrachtet macht dieses Gebiet jedoch nur 4 Prozent des weltweiten Waldes aus.

Das waldreichste Land der Erde ist Russland mit knapp einem Viertel aller Wälder weltweit.

feldern, die pro Minute abgeholzt werden. Nur mit energischen und international abgestimmten Maßnahmen kann es uns gelingen, dies zu verhindern.

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Der Zahlendreier (fast) ohne Worte

1. Deutschland verteilte 2010 insgesamt 164 Milliarden Euro an Subventionsgeldern. 2. 217 Millionen Euro davon wurden in den Artenschutz investiert. (Um die Biodiversität weltweit zu erhalten, hätte die Welt bis 2010 jährlich 37 Milliarden Euro investieren müssen.) 3. Deutschland subventioniert Steinkohle mit 1,5 Milliarden Euro im Jahr.

Was es sonst noch Interessantes zu berichten gibt:

Immerhin 13 Prozent der gesamten Erdoberfläche wurden als Schutzgebiete deklariert – aber lediglich 22 Prozent davon werden angemessen verwaltet – 10 Prozent sind bereits von Degradation betroffen.

Von ehemals 1,6 Milliarden Hektar Regenwald, sind heute noch knapp 1 Milliarde übrig. Schätzungsweise bis zu 90 Prozent aller bekannten Tier- und Pflanzenarten sind in unseren Regenwäldern zu finden. (Quelle: www.joytopia.net/ regenwald.html)

Zahlenspiele von Jan Fockele, Geschäftsführer und Inhaber der ForestFinance PR-Agentur Laub & Partner. Der Mitgesellschafter begleitet ForestFinance seit Sommer 2004.

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Buschtrommel

Meldungen zu Wald und Welt – Neue Sommer-Olympiade und Resteverwertung

Englische Künstler bauten dieses Boot aus Holzresten. Über 1200 Menschen brachten ihnen Hölzernes vorbei, damit sie daraus ein Boot für Olympia 2012 „puzzeln“. Foto: The boat project

2012 ist das UN-Jahr für „Nachhaltige Energie für alle“. Es ist in der Tat nicht leicht, sich alle Widmungen der UNO zu merken. 2011 war das Jahr der Wälder und der Chemie, 2012 ist nun das der Genossenschaften, der Fledermäuse und eben der Nachhaltigen Energien für alle. Sinn dieser Jahre ist, mit Kampagnen und Veranstaltungen auf weltweit bedeutende Themen aufmerksam zu machen. So hat die UN zu Beginn des Jahres das Budget der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) auf 28,4 Millionen Dollar erhöht und will bis zum Jahr 2030 neben einem Zugang zu modernen, nachhaltigen Energiedienstleistungen für alle Menschen dieser Welt eine Verdopplung des Anteils der erneuerbaren Energien im globalen Energiemix erreichen. Besondere Bedeutung erhält dabei die Ankündigug Chinas, IRENA beitreten zu wollen. Bislang hat das mächtige Land aber noch kein einziges Abkommen unterschrieben. Informationen zum UNJahr finden Sie hier: www.forestfinance.de/ go/dgvn-nachhaltigkeit

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In wenigen Wochen ist Sommer und Olympiade in London. Das haben die Bewohner der Insel schon länger im Blick und einige gründeten rechtzeitig die Arbeitsgruppe: The boat project. Sie hatten eine Idee, konnten den Art Council England als Sponsor gewinnen und brauchten nun nur noch sachdienliche Spenden in Form von Spielzeug, Instrumenten, Kleiderbügeln, Hockeyschläger und Nippes. Einzige Voraussetzung: Aus Holz musste alles sein. Denn die Künstler und Handwerker der Gruppe wollten ein Boot bauen. Nicht irgendeines, sondern aus alten Holzsachen. Das ist ihnen gelungen! Gregg Whelann und Gary Winters, die Initiatoren des Projekts, haben ein fast zehn Meter langes Boot erschaffen, dessen Basis ein mit Zedernholz beplanktes Gerüst bildet. Obendrauf fügt sich ein Ding zum anderen – von einer Spielzeugeisenbahn über die nun stolzen Reste eines Walnuss-Armaturenbrettes bis hin zu einem Holzspan von Jimi Hendrix’ Gitarre aus dem Jahr 1960 – laut Angaben der Bootsbauer. Im Mai 2012 geht das Boot, das die Daily Mail „HMS brica-brac“ nennt – also „Segeljacht Schnickschnack“ – auf große Fahrt. Es wird mit Zwischenstopps in Brighton, Portsmouth, Hastings und Margate während der Olympischen Sommerspiele entlang von Großbritanniens Südostküste segeln. Alles über Boot, Menschen und Fahrten erfahren Sie hier: www.theboatproject.com

Menschen auf dem Weg zur Arbeit – von jenen, die dafür das wenigste Geld bekommen, nehmen die Ökosteuern das meiste weg. Foto: photos.com

Umweltsteuern belasten ärmere Bevölkerungsgruppen stärker als reichere. Eine Literaturstudie des Ecologic Instituts befasste sich mit den Auswirkungen ökologischer Steuerreformen in Europa auf die Verteilung von Wohlstand zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Die Untersuchung war Teil einer Studie für die Europäische Umweltagentur und kam zum Schluss, dass auch Kompensationsmechanismen und die Rückverteilung des Steueraufkommens diese Wirkung nicht vollständig aufheben können. Dennoch plä-

dieren die Autoren der Studie nicht für niedrige Preise für Energie und andere Umweltgüter, sondern fordern grundlegende Energie- und Transportdienstleistungen für alle Teile der Bevölkerung sicherzustellen. Die Ergebnisse zeigen nämlich, dass Ökosteuern ein wirksames Mittel zur Erreichung von Umweltzielen sein können und deswegen geeignete Wege des Ausgleichs gefunden werden müssen. Der Bericht ist keine leichte Kost, aber sehr informativ. Er kann unter www.forestfinance.de/go/ umweltsteuern heruntergeladen werden.

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Buschtrommel

für Sie aufgelesen CCS am Ende – oder noch mehr Schrecken? „CCS-Technologie ist für die Energiewende gestorben“, schreibt das DIW Berlin. Hinter der Abkürzung CCS (Carbon Capture, Transport and Storage) steht ein Verfahren, mit dem CO2 aus Abgasen verflüssigt, transportiert und unterirdisch gespeichert werden sollte. Das größte deutsche Wirtschaftsforschungsinstitut, DIW, kommt nun in einer Studie zum Schluss: Die Umsetzung der CCS-Technologie entpuppt sich als Flop. Lange Zeit galt sie als Hoffnungsträger für die Energiewende in Deutschland und Europa. 15 bis 55 Prozent der globalen CO2Einsparungen hoffte man damit zu erreichen. Nun sind Pilotprojekte verschoben

oder abgebrochen. Bis heute existiert kein einziges abgeschlossenes CCS-Projekt mit nennenswerter Leistung. „Es hat sich herausgestellt, dass die Umsetzung technologisch zu anspruchsvoll und sehr teuer ist“, so Christian von Hirschhausen, Autor der Studie. „Die Bundesregierung muss ihr Energiekonzept revidieren. Strategien, die auf die Verfügbarkeit von CCS in den kommenden 10 bis 20 Jahren setzen, sind hinfällig und weder ökonomisch noch energiepolitisch sinnvoll.“ Mehr dazu auf www.forestfinance.de/go/ ccs-gestorben

Stand der durch das EERP geförderten prioritären CCS-Projekte innerhalb der EU Projekt

Känschwalde

Porto Tolle

Maasvlakte

Belchatow

Compostilla

Don Valley Power Proj. 1

Land

Deutschland

Italien

Niederlande

Polen

Spanien

Großbritannien

Speicherung

Aquifer onshore

Aquifer offshore

Enhanced Gas Recovery

Aquifer onshore

Aquifer onshore

Enhanced Oil Recovery

Größe/MW

250 + 50

660

250

250 + 858

323

900

EU-Förderung Mio. EUR

180

100

180

180

180

180

Erwartete Fertigstellung

2011 abgesagt

2011 gestoppt

2015

unklar

unklar

2010 gestoppt

Die Grafik zeigt nicht nur, wie problematisch die CCS-Projekte innerhalb der EU sind, sondern verdeutlicht auch, wie viel Geld dafür verloren geht. Quelle: sequestration/DIW Berlin

Der Name „Spessart“ bedeutet Spechtswald. Hier leben aber nicht nur Schwarzspechte, wie einer mit seinen Jungen auf dem Bild zu sehen ist, sondern auch viele andere Tiere, für deren Schutz sich GreenpeaceAktivisten im unterfränkischen Spessart einsetzen. Foto: Wikipedia/Alastair Rae

Greenpeace-Waldcamp gegen Abholzung. Im Spessart wollen die Umweltschützer den Bestand der über 140 Jahre alten Buchen und Eichen dokumentieren. Als einzige Landesregierung gibt Bayern keine Auskunft über seine öffentlichen Waldflächen. Damit ist nicht erkennbar, welche Gebiete unter Schutz stehen und wo eingeschlagen wird. „Wir brauchen dringend Auskunft, wo sich die besonders wertvollen Bestände befinden. Nur so können wir sicher gehen, dass diese Wälder ausreichend geschützt werden können", sagt Martin Kaiser, Waldexperte von Greenpeace und fordert einen sofortigen Einschlagstopp. Die aktuellen Nachrichten dazu finden Sie auf blog.greenpeace.de.

+GTST +++ Gute Trommel +++ Schlechte Trommel +++ GTST ++ Zuerst die gute Nachricht: Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) berechnet, dass 2011 durch den Ausbau erneuerbarer Energien der Ausstoß von 127 Millionen Tonnen Kohlendioxid in Deutschland vermieden wurde. Durch mehr Energie aus Sonne, Wind und Biomasse zahlte das Land für den Import von Brennstoffen 3,6 Milliarden Euro weniger als 2010. BEE beziffert den Anteil grüner Energie hierzulande im Strombereich mit 20,1 Prozent, was eine Steigerung um vier Prozent zum Vorjahr bedeutet. Und jetzt die schlechte: Der Bundesverband stellt fest, dass der Anteil erneuerbarer Energien im Wärmesektor gefallen ist. Nicht dramatisch – von 9,6 Prozent 2010 auf 9,4 Prozent in 2011 – aber dennoch verdeutlichen diese Zahlen das niedrige Niveau, das in diesem Bereich herrscht. Auch die Zunahme der Wärmepumpen, Pelletheizungen und Solarthermieanlagen ist kaum nennenswert. Deswegen kommt BEE-Präsident Dietmar Schütz zum Schluss: „Diese schwachen Zahlen belegen erneut die Dringlichkeit für ein verlässliches und haushaltsunabhängiges Förderinstrument für den Ausbau regenerativer Energien im Wärmesektor.“

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Foto: Wikipedia/Markus Bergmann

Die Begutachtung eines Windrades geschieht im Kleinen wie im Großen – mit guten Ergebnissen.

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FF 01 12_08-21 RZ_ForestFinest 05/04/2012 08:42 Seite 8

Viel ist mehr

Ein Rotaugenlaubfrosch (Agalychnis callidryas) ist eine farbenfrohe Erscheinung. Er kommt natürlich nur in Mittelamerika vor, ist da aber gefährdet. Nicht nur das Abholzen der Regenwälder macht ihm zu schaffen, sondern auch ein Pilz, der wahrscheinlich aus Südafrika eingeschleppt wurde. (Wir berichteten in der ForestFinest 2-2011). Immer mehr Arten verschwinden – oder stehen kurz davor – weil wir Menschen in natürliche Kreisläufe eingreifen. Fotos (Shutterstock): Auf den folgenden Seiten finden Sie Fotos von Tieren, die in Regenwäldern – viele von ihnen auch in ForestFinance-Wädern – zuhause sind. „Freigestellt“, so nennen Grafiker und Fotodesigner diesen Stil, verdeutlichen sie die Vereinsamung und Verletztlichkeit der Natur.

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FF 01 12_08-21 RZ_ForestFinest 05/04/2012 08:42 Seite 9

Titel

Weniger ist mehr, heißt es oft. Aber nur, wenn mehr schlecht ist. Im Falle von Arten und Vielfalt ist ein mehr davon mit Sicherheit gut und vor allem besser, als das momentan immer weniger Werden: Allein 2011 ist die Rote Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten um 1219 Namen länger geworden. Von den insgesamt 61914 aufgelisteten Arten ist rund ein Drittel vom Aussterben bedroht. Und dabei kennen wir noch nicht einmal alle Arten, die diese Welt hervorgebracht hat. Wir können nur schätzen und fürchten, dass Millionen Arten aufhören werden zu existieren, bevor wir sie überhaupt entdeckt haben. ForestFinest-Redakteurin Christine Sommer-Guist fasst den Status Quo der politischen Einfalt versus natürlicher Vielfalt zusammen.

Die Wälder – unendliche Weiten, unberechenbare Zahlen … Beherbergen sie nun 40, 60 oder gar 90 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten? Die Wissenschaft ist sich dahingehend uneins. Einig ist aber die Einsicht: wahre Vielfalt findet sich im Regenwald. Unsere deutschen Wälder müssen sich aber nicht verstecken – immerhin wachsen hier auf einem Hektar im Schnitt etwa 40 heimische Baumarten. In Europa sind es insgesamt etwa 100. Aber im Regenwald, zum Beispiel im ecuadorianischen Nationalpark Yasuní, zählte der Biologe Nigel Pitman von der US-Duke Universität zirka 1 200 Baumarten. Sein Kollege Dr. Matt Finer, der im selben Gebiet forscht, schwärmt von der Gegend: „Dank seiner einmaligen Lage

am Äquator im Nordwesten Amazoniens liegt Yasuní im Zentrum der reichsten biologischen Zone der westlichen Hemisphäre. Es ist die einzige Stelle, wo sich maximale Vielfalt der Amphibien, Vögel, Säugetiere und Pflanzen überschneiden“, erklärt der Forscher im Magazin Regenwald Report 3/2011. Maximale Vielfalt – egal wie hoch bemessen oder geschätzt – findet sich in den Wäldern rund um den Äquator. Und genau diese Welt ist bedroht: Jedes Jahr verschwinden rund 13 Millionen Hektar Wald und mit ihnen so viele Arten, wie wir sie in unseren kühnsten Albträumen nicht zu beziffern wagen. Und so gibt es schon den einen oder an-

deren Vergleich wie: Artensterben ist schlimmer als Klimawandel. Mag sein. Aber der Vergleich ist überflüssig. Wir alle müssen was tun, um unserer Welt inklusive Arten und lebensfreundlichem Klima eine Chance zu geben. Die Vereinten Nationen haben das erkannt und die UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen.

Das ist das Logo der UN-Dekade Biologische Vielfalt. Sie begann 2011 und währt bist 2020. Was genau dahinter steht und noch vor uns liegt finden Sie auf: www.un-dekade-biologische-vielfalt.de

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FF 01 12_08-21 RZ_ForestFinest 05/04/2012 09:13 Seite 10

Titel

Namen – bald nur Schall und Rauch? Biologische Vielfalt hat eine Definition, zu ihr gehören aber unzählige Namen – von allem und jedem, der sie ausmacht. Denn sie ist alles, was zur Vielfalt der belebten Natur beiträgt: Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen – einschließlich der Wechselwirkungen zur unbelebten Umwelt, innerhalb der Arten und zwischen den Arten – sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt der Lebensräume. Zu der biologischen Vielfalt gehören wildlebende Arten ebenso wie Nutztierrassen und Kulturpflanzensorten. Dabei spielen alle eine so wichtige Rolle, dass niemand es wagen kann, eine als zentral zu definieren. So fanden Wissenschaftler der Universitäten Bern, Leipzig, Halle, München und Oldenburg sowie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) heraus, dass ein Ökosystem umso stabiler und dauerhafter funktioniert, je mehr Pflanzenarten es enthält. Die Ökologen deckten auf, dass diese Stabilität durch Wandel zustande kommt: Pflanzen, die in einem Jahr völlig unnütz für das Ökosystem erschienen, waren in anderen Jahren ausschlaggebend für sein langfristiges Funktionieren. Demnach kann es durch den momentan weltweit zu beobachtenden Artenverlust zu großen Problemen kommen. Biologische Vielfalt ist die Grundlage unserer Existenz. Für ihre Erhaltung gibt es also gute Gründe. Oder wie die UN-Dekaden-Verantwortlichen auf ihrer Homepage sehr korrekt, fast schon im feinsten Amtsdeutsch schreiben: „Für ihre Erhaltung gibt es vielfältige ökologische, ökonomische, soziale, kulturelle und ethische Gründe: Eine intakte biologische Vielfalt kann sich besser an sich verändernde Umweltbedingungen anpassen

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– eine wichtige Voraussetzung angesichts des weltweiten Klimawandels.“ Ökonomisierung der Ökologie Unser aller Leben hängt also in allen Facetten von der biologischen Vielfalt ab. Wir könnten kein einziges Produkt ohne sie herstellen, keinen Tag überleben. Selbst die Leistungen, die die meisten von uns wie selbstverständlich hinnehmen, sind wirtschaftlich bedeutsam. Naturleistungen sind beispielsweise die Selbstreinigungskraft von Gewässern, die Luftreinigung über die Filterleistungen von Bäumen (siehe Seite 11) oder die natürliche Bodenfruchtbarkeit. Viele bedeutsame Wirtschaftszweige und zahllose Arbeitsplätze in Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Tourismus und Gesundheitswesen hängen direkt und indirekt von einer intakten und vielfältigen Natur ab. Das haben nicht nur die Vereinten Nationen, sondern auch einige Unternehmer erkannt (siehe Seite 14). Aber wie realistisch ist es, die vom Menschen verursachte Naturkatastrophe Artensterben noch aufzuhalten? Die hohen Tiere und ihre Politik Eine Studie des EU-Projektes ALARM, des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) sowie des Finnish Environment Institute SYKE zeigt, dass zukünftiges Wirtschaftswachstum und die gleichzeitige Erhaltung der biologischen Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen keine Gegensätze sein müssen. Voraussetzung dafür müsse aber sein, dass die Politik ihre Prioritäten auf eine nachhaltige Entwicklung setzt und den Erhalt der Biodiversität gezielt fördert. Genau das haben Laien

schon lange geahnt, aber nun haben es die Wissenschaftler nachgewiesen. Sie kombinierten und integrierten sozioökonomische, Landnutzungs- und Klimamodelle, die auf drei unterschiedlichen Zukunftsszenarien für Europa basieren, und untersuchten die vielfältigen Auswirkungen dieser Faktoren auf die biologische Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen in diesem Jahrhundert. Die Szenarien zeigen, dass eine Fortsetzung der aktuell beschlossenen EU-Politiken den Verlust der Biodiversität in vielen Fällen zwar bremsen, aber nicht stoppen kann. Eine Politik, die Wirtschaftswachstum zum zentralen Ziel erhebt, würde – mit wenigen Ausnahmen – sogar zu einem beschleunigten Verlust der biologischen Vielfalt auf der ganzen Linie führen. Joachim Spangenberg vom UFZ fasst die Studienergebnisse zusammen: „Die aktuelle Politik zum Schutz der Biodiversität reicht nicht, um das EU-Ziel zu erreichen, anhaltende Verluste zu stoppen, den Trend umzukehren und verlorene biologische Vielfalt zu restaurieren. Kohärente Nachhaltigkeitsstrategien sind unverzichtbar, um die biologische Vielfalt zu erhalten. Doch um Verluste endgültig zu stoppen und den Trend umzukehren brauchen wir eine neue Agrar-, Forst-, Fischerei-, Chemie-, Verkehrs-, Siedlungs- und Landnutzungspolitik.“ Macht Macht ohnmächtig? Betrachtet man nun die Spezies der großen und kleinen Staatenlenker und -lenkerinnen, beschleicht einen das Gefühl, dass sie angesichts der Probleme sich nur auf Weniges und leider nicht auf (Arten-)Vielfältiges konzentrieren können. Wirtschaft und Arbeit, Einkommen und Kosten sind die Themen, die sie prägen. Und

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Titel

Hätten Sie das geahnt? Regenwald ist die globale Reinigungskraft Der Pflanzenduft Isopren puffert die Selbstreinigungskraft der Atmosphäre. Die Atmosphäre verdankt ihre robuste Selbstreinigungskraft dem konsequenten Recycling ihres Reinigungsmittels. Wie Hydroxylradikale, die organische Verbindungen in der Luft zersetzen, wiederverwertet werden, haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz nun im Detail geklärt. Demnach können die reaktiven Moleküle beim Abbau von Isopren entstehen. Isopren entweicht aus Pflanzen in die Atmosphäre und war bislang nur dafür bekannt, bei seiner chemischen Entsorgung Hydroxylradikale zu verbrauchen. Bei niedrigen Hydroxylkonzentrationen wird aber offenbar mehr von dem atmosphärischen Reinigungsmittel produziert als entfernt. Isopren übt somit eine Pufferwirkung aus, die einen Zuwachs von Treibhausgasen und anderen Luftschadstoffen abschwächen kann. Somit ist jede einzelne Pflanzenart uns Menschen sehr nützlich. Denn in der Erdatmosphäre landen jedes Jahr Milliarden Tonnen natürlicher und anthropogener Gase. Würden sie nicht durch chemische Reaktionen wieder entfernt, wäre die Erderwärmung wesentlich größer und die Luftqualität deutlich schlechter. Das wichtigste Reinigungsmittel der Atmosphäre sind Hydroxylradikale (OHRadikale), die flüchtige organische Verbindungen wie Methan und Isopren oxidieren. Und so zeigt sich mal wieder: Wald ist unser aller Leben. Den wissenschaftlichen Aufsatz finden Sie in der Nature Geoscience Onlineveröffentlichung, vom 26. Februar 2012; eine Zusammenfassung hier: www.forestfinance.de/go/isopren

was richten da so gewaltige Aussagen wie: „Zwischen einem Maus-großen Säugetier und einem Elefanten liegen mindestens 24 Millionen Generationen der Evolution“ an? Was kann da eine Generation Mensch retten? Das, was er verbockt hat? Dass wir im Zeitalter des Massensterbens leben, ist selbstgemacht. Carsten Rahbek, Direktor des Zentrums für Makroökologie, Evolution und Klima der Universität Kopenhagen, stellt fest, dass das Artensterben derzeit um das 100- bis 1000Fache schneller als die natürliche Rate verläuft und spricht vom „Sechsten Massensterben“ (Quelle: Pressetext 2012).

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Das letzte derartige Ereignis habe vor 65 Millionen Jahren stattgefunden und da seien die Dinosaurier und viele andere Arten verschwunden. Schuld daran waren damals wahrscheinlich Änderungen des Klimas und der Atmosphäre. „Das jetzige Massensterben ist Ergebnis des Wettkampfes um Ressourcen einer Spezies des Planeten – des Menschen – gegen alle anderen“, analysiert Rahbek. Hauptmotor sei diesmal die Verschlechterung der Lebensräume, deren Folgen durch den menschenverursachten Klimawandel noch verschlimmert werden. Der dänische Wissenschaftler vertritt sogar die These: „Wahrscheinlich gefährdet die Biodiversitäts-Krise die Menschheit mehr als der Klimawandel. Wissenschaft und Politik müssen eng kooperieren, um das Problem zu lösen.“ Gelingen soll dies künftig durch den UNBiodiversitätsrat IPBES, der voraussichtlich im April 2012 (nach Redaktionsschluss dieses Magazins) in Panama von allen UN-Gremien bestätigt werden soll. Er soll wie der Weltklimarat IPCC funktionieren und ähnlich große Bedeutung erlangen. (Siehe dazu Interview Seite 13.)

Diese Waldinsel in Panama gehört zu einem ForestFinanceWaldschutzgebiet. Wissenschaftler haben nun bewiesen, dass auch kleine Wälder für das Ökosystem sehr wertvoll sind. Foto: ForestFinance/Silke Berger

Regenwald-Inseln Auch Regenwaldinseln erfüllen ihre ökologischen Funktionen. Wissenschaftler legen die Ergebnisse einer großangelegten Studie in Kenia vor, die belegt, dass Fragmente von Regenwäldern, die von der Bevölkerung genutzt werden, ihre ökologische Funktion weiterhin erfüllen können. Das Autorenteam um Dr. Matthias Schleuning (Biodiversität und Klima Forschungszentrum, BiK-F) wurde von den Studienergebnissen überrascht: „Was wir nicht erwartet haben ist, dass in fragmentierten Wäldern, in denen zudem einzelne Bäume abgeholzt werden, die Intensität von Ökosystemfunktionen wie Streuabbau, Bestäubung oder Samenausbreitung stabil bleibt und in einigen Fällen sogar gestiegen ist. Das bedeutet, dass die Funktionalität dieser Wälder im Gesamtbild trotz moderater menschlicher Störung erhalten geblieben ist“, so Dr. Schleuning. Die Resultate könnten ein Umdenken im Naturschutz tropischer Wälder anregen. „Der klassische Ansatz ist, große intakte Waldgebiete, wie beispielsweise im Amazonas- oder Kongobecken, zu bewahren. Unsere Studie zeigt, dass es auch sinnvoll sein kann, die vielen verinselten und vom Menschen überprägten Regenwälder zu schützen“, erläutert der Wissenschaftler. Ort der Untersuchung war der Kakamega-Regenwald im Westen Kenias. Er beherbergt eine hohe biologische Vielfalt. So gibt es hier mehr als 400 Vogel- und mehr als 320 Ameisenarten. Doch der Lebensraum ist bedroht, denn die Fläche des Waldgebiets ist im letzten Jahrhundert um mehr als die Hälfte der früheren Ausdehnung geschrumpft. Aus dem einst geschlossenen Waldgebiet sind größere Waldinseln geworden, umgeben von einer Agrarlandschaft, in der vor allem Zuckerrohr und Mais angebaut wird. Der verbliebene Wald wird von der Bevölkerung genutzt und trotz Schutzmaßnahmen werden immer wieder einzelne Bäume gefällt. Die Studie finden Sie in der englischsprachigen Zeitschirft PLoS One auf www.forestfinance.de/go/forest-fragmentation

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Klima- und Artenschutz gleich wichtig Rahbeks radikale These ist vielleicht ganz hilfreich, um die Menschen aufzurütteln und ihnen die Dringlichkeit des Problems zu vergegenwärtigen. Aber die Biodiversitäts- mit der Klimakrise konkurrieren zu lassen, macht wenig Sinn. Das sieht Christoph Görg, Leiter des Departments für Umweltpolitik am Zentrum für Umweltforschung, ähnlich: „Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Artenverlustes sind enorm und werden fast immer unterschätzt“, erklärt er in einem pressetext-Interview. Aber: „Klima und Biodiversität sind eng miteinander verwoben. Wo Ökosysteme degradiert sind, ist die Klimaverletzbarkeit viel größer, was sich etwa auf die Armut oder Ernährungssicherheit einer Region auswirkt.“ Was kostet die Welt? Es ist mit Sicherheit nicht leicht, die Frage zu beantworten, wie die Steuergelder am sinnvollsten eingesetzt werden sollen. In Transferleistungen für sozial Schwache? Subventionierungen von Industrien und Firmen? Es gibt viele Ausgaben, die Existenzen sichern und wichtig sind. Aber wichtig ist eben auch die Einsicht, dass Gelder für den Umweltschutz dazuzählen.

Viele deutsche und internationale Umweltverbände fordern mehr Geld für Artenschutz. So müsse zum Beispiel das EU-Umweltförderprogramm LIFE wesentlich mehr Unterstützung erhalten. Während der allergrößte Teil des EU-Haushalts – insgesamt über eine Billion Euro für die Jahre 20142020 – auch weiterhin in die Agrar-, Wirtschafts- und Infrastrukturförderung fließen soll, wird LIFE nur ein Anteil von 0,3 Prozent des EU-Budgets zugestanden, beklagt der NABU-Referent für Internationale Biodiversitätspolitik. Eine Erhöhung dieses Anteils auf mindestens ein Prozent, auf etwa 1,5 Milliarden Euro jährlich, wäre nötig um zum Beispiel in den deutschen Bundesländern endlich die nötige Anschubfinanzierung für das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 zur Verfügung zu stellen. Andernfalls bliebe es eine Illusion, das Artensterben in Europa bis 2020 stoppen zu wollen, so wie es die Staats- und Regierungschefs der EU beschlossen haben. „Man kann die Finanzen Europas nicht dauerhaft sanieren, wenn man Milliarden für Agrarfabriken und Autobahnen ausgibt und es dabei versäumt, einen Rettungsschirm für die biologische Vielfalt, die Lebensgrundlage des Menschen, aufzuspannen. Mit vergleichbar geringem Einsatz könnte hier

Großes bewirkt werden“, so NABUBundesgeschäftsführer Leif Miller. Wenn wir schon bei Kosten sind: Um die Abholzung des Regenwaldes bis 2030 zu halbieren, müsste man jedes Jahr bis zu 33 Milliarden US-Dollar ausgeben. Doch eingespart hätte man damit langfristig bis zu 3,7 Billionen US-Dollar! Das sind hauptsächlich Kosten, die durch den Klimawandel verursacht werden, rechnet die TEEBStudie (The Economics of Ecosystems and Biodiversity) vor. Und weiter: Um einen Hektar Wald zu schützen, müsste man rund 2400 US-Dollar investieren, gespart hätte man innerhalb der nächsten 40 Jahre damit aber rund 26300 US-Dollar pro Hektar. Es würde sich also lohnen. Für den Hotspot Regenwald, aber auch für den Heißsporn Mensch. Dennoch – es gehört mehr dazu die Welt zu retten als Geld – es ist wohl eher die Einsicht, dass jedes Lebewesen, jede Art einzigartig und schützenswert ist.

„Grenzgänger, Überflieger, Gipfelstürmer: Wie Tiere und Pflanzen sich verbreiten” Unter diesem Motto ruft GEO am 16.6.2012 zum 14. GEO-Tag der Artenvielfalt auf. Rund 100 Experten werden sich dabei Fragen widmen wie: Welche Wege gehen Tiere und Pflanzen und an welche Grenzen stoßen sie dabei? Oder: Wie ist es um die Vernetzung von Lebensräumen bestellt? Mit diesem Fokus werden die Zoologen und Botaniker im Biosphärenreservat Pfälzerwald – Vosges du Nord eine 24-StundenNaturinventur durchführen und die dort lebende Vielfalt der Tiere und Pflanzen erfassen. Der GEO-Tag der Artenvielfalt ist die größte Feldforschungsaktion Europas. Im vergangenen Jahr beteiligten sich rund 25000 Naturfreunde an über 600 Aktionen in ganz Deutschland und in den Nachbarländern. Bei den Aktionen werden regelmäßig verschollen geglaubte Arten wiederentdeckt und damit wertvolle Beiträge zur Dokumentation und zum Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt geleistet. Ziel des GEO-Tags der Artenvielfalt ist es, das Bewusstsein für die Bedeutung der Biodiversität auch in der unmittelbaren Umwelt zu schärfen.

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Machen Sie mit! Infos gibt es auf www.geo.de/artenvielfalt

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Es gipfelt wieder: Rio und die Artenvielfalt Der Grundstein für die heute wichtigsten internationalen Umweltabkommen wurde 1992 in Rio de Janeiro beim ersten „Erdgipfel” der Vereinten Nationen gelegt. Zwei Nachfolgekonferenzen fanden 1997 in New York und 2002 in Johannesburg statt. Im Sommer 2012 ist es wieder soweit: Rio+20 soll sich mit Umwelt und einer grüneren Wirtschaft befassen. ForestFinest-Redakteurin Kristin Steffan fragte Günter Mitlacher vom WWF (World Wide Fund For Nature) was der Erdgipfel mit Artenvielfalt zu tun hat und was es mit dem Weltbiodiversitätsrat auf sich hat.

In Sachen Biodiversität ist die Agenda für den Rio+20-Gipfel bislang noch vage. Was sollte unbedingt beschlossen werden? Auf dem Rio+20-Gipfel soll es ja um Wege in eine Grüne Wirtschaft (Green Economy) gehen, damit die Übernutzung der natürlichen Ressourcen nicht zu einem Kollaps der Erde führt. Der WWF stellte in seinem letzten „Living Planet Report“ 2010 fest, dass die Menschheit mit ihrem Konsum die Biokapazität der Erde schon überschritten hat. Wir verbrauchen weltweit heute bereits 1,5 Planeten. Rio+20 muss hier eine Trendwende einleiten hin zu einer Wirtschaftsweise, die Ökosysteme nicht weiter plündert, sondern biologische Vielfalt erhält und fördert. Es müssen umweltschädliche Subventionen beseitigt und positive Anreize für nachhaltiges Wirtschaften beschlossen werden. Ein neues Indikatorensystem zur Wohlstandsmessung muss auch die Messung des „ökologischen Fußabdrucks“ mit einbeziehen. Rio+20 soll bilanzieren, inwieweit die Biodiversitätskonvention seit dem letzten Erdgipfel von 1992 umgesetzt wurde. Was wurde hier bereits erreicht und wo herrscht noch Nachholbedarf? Die Konvention zur biologischen Vielfalt (CBD) war eines der drei Abkommen, die auf dem ersten Erdgipfel beschlossen wurde. Anfänglich konzentrierte man sich auf das Schutzziel der CBD und entwickelte Arbeitsprogramme zu Schutzgebieten, Wald-, Meeres-, Gebirgs-, Gewässer- und Inselschutz. Mittlerweile sind Aktivitäten für das zweite Konventionsziel, das heißt zur nachhaltigen Nutzung biologischer Vielfalt stärker betont worden, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Bioenergieproduktion. Erst 18 Jahre nach Rio ist das dritte Ziel auf gutem Wege, umgesetzt zu werden. Im Jahr 2010 wurde nämlich das Nagoya-Protokoll verabschiedet, das den Zugang zu genetischen Ressourcen und den fairen Ausgleich für deren Nutzung regelt. Die CBD steht vor gewaltigen Herausforderungen, den neuen Strategischen Plan bis 2020 konsequent umzusetzen, unter anderem die Steigerung der Schutzgebietsfläche an Land von circa 10

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Prozent heute auf 17 Prozent, auf den Meeren von circa 1 Prozent auf 10 Prozent; alle land- und forstwirtschaftlichen Flächen sollen nachhaltig bewirtschaftet werden, die Verlustrate von natürlichen Gebieten, insbesondere Naturwälder, soll halbiert und 15 Prozent degradierter Gebiete, darunter vor allem Waldflächen, sollen wieder renaturiert werden. Das hört sich in der Tat nach einer großen Herausforderung an. In welchen Regionen der Welt muss am dringendsten gehandelt werden, um dem Artensterben Einhalt zu gebieten? Besonders wichtig zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und zur Minderung der Erderwärmung sind die großen Regenwaldgebiete im Amazonas, in Zentralafrika und in Hinterindien. Auch die großen Flüsse Amazonas und Mekong sind durch Staudammprojekte in ihrer natürlichen Dynamik und Vielfalt gefährdet. Die Küstengebiete mit Korallenriffen sowie Hohe See stehen auch ganz oben auf der Prioritätenliste. Was erwartet der WWF dabei vom UN-Biodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services), der im April 2012 gegründet werden soll? Die Einrichtung des Weltrats für Biodiversität wird vom WWF sehr unterstützt, weil damit im Wesentlichen zwei wichtige Aufgaben erfüllt werden sollen: Einerseits soll die heterogene Wissenschaftsgemeinschaft intensiver und enger zusammenarbeiten, um die Staaten mit regionalen und globalen Zustandsbewertungen zu beraten, um bessere politische Entscheidungen zu treffen. Andererseits soll erreicht werden, dass Biodiversitätsschutz in Öffentlichkeit und Politik stärker beachtet wird, wie dies durch die Berichte des Weltklimarates zu beobachten ist. Wie stehen Sie zu der Aussage von Carsten Rahbek, Direktor des Zentrums für Makroökologie, Evolution und Klima der Universität Kopenhagen, dass die Bewahrung der Artenvielfalt eine größere Herausforderung sei als der Klimawandel?

Ich würde sagen, dass die Bewahrung der Artenvielfalt und die bislang kostenfrei gelieferten Ökosystemleistungen vergleichsweise schwieriger politisch zu organisieren und durchzusetzen sind, denn es geht ja nicht nur um Schutzgebiete. Selbst mit 50 Prozent Schutzgebietsfläche würde man den Artenverlust kaum aufhalten können. Wir leben ja wie selbstverständlich von unserem „Naturkapital“, das heißt den Leistungen der Ökosysteme mit ihrer jeweiligen Artenzusammensetzung: sei es die Bestäubungsleistung von Insekten oder Vögeln, sei es die Trinkwasserversorgung durch Flüsse oder Gletscher, sei es die Klimaregulierung durch Wälder. Klimawandel und Ökosystemnutzung hängen räumlich und zeitlich eng zusammen und müssen als zwei Seiten einer Medaille betrachtet werden. Was raten Sie Verbrauchern fernab der großen Umweltpolitik, die selbst etwas zur Bewahrung der Artenvielfalt beitragen möchten? Jeder Einzelne kann durch sein Verhalten einen Beitrag leisten, in seiner Wohnumgebung, in seiner Freizeit oder beim Konsum. Wer ein Haus hat, kann im Garten eine Blumenwiese, eine Natursteinmauer oder einen Teich anlegen. Bei sportlichen Aktivitäten in der freien Landschaft soll man Schutzgebiete respektieren und nicht mutwillig Natur zerstören. Beim Einkaufen sollte man darauf achten, Lebensmittel aus dem Ökolandbau, Fisch und Meeresfrüchte aus nachhaltigem Fang oder Holz aus nachhaltiger Produktion mit dem FSC-Siegel zu kaufen. Günter Mitlacher ist Leiter Biologische Vielfalt beim WWF

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Wirtschaft mobilisieren: „Biodiversity in Good Company” Initiative Die Wertschöpfung jedes Unternehmens hängt von der Natur ab. Es ist an der Zeit, dass die Wirtschaft sich des Naturkapitals annimmt und es stärker in Wert setzt als heute. Carolin Boßmeyer, Geschäftsführerin Biodiversity in Good Company, stellt Ihnen ihre Initiative vor, die daran arbeitet und zusammen mit vielen Unternehmen diesen Weg ausbaut und beschreitet.

In der Forst-, Land- und Fischereiwirtschaft sowie nachgelagerten Branchen liegt es auf der Hand: Sie haben einen immensen Einfluss auf die Biodiversität und sind gleichzeitig abhängig von einer „funktionierenden“ Natur. Doch die Wertschöpfung jedes Unternehmens hängt von den Leistungen der Natur ab – direkt oder indirekt durch schlummernde Risiken etwa in der Lieferkette, sofort oder langfristig. Dabei wirkt auch jedes Unternehmen auf Natur und Ökosysteme ein – zu ihrem Wohl oder Schaden. Es ist an der Zeit, dass die Wirtschaft insgesamt, über alle Branchen hinweg, sich des Naturkapitals annimmt und es stärker in Wert setzt als heute. Energieeffizienz und Klimaschutz haben es auf einem langen Weg in die Vorstandsetagen und Managementsysteme geschafft. Der Schutz der Biodiversität tritt diesen Marsch erst an, und leichter wird er es aller Voraussicht nach nicht haben. Im Zweifel Biodiversität bewahren Immer mehr Experten gehen davon aus, dass der weltweite rasante Verlust der biologischen Vielfalt eine noch größere Bedrohung darstellt als der Klimawandel. Gleichzeitig ringen Unternehmen genau wie politische Entscheider und Wissenschaft mit der ungeheuren Komplexität der Fragestellungen. Wie wichtig, belastbar, flexibel oder ersetzbar einzelne Ökosysteme mit ihren Biotopen und Habitaten sind, welche Bedeutung einer einzelnen Art zukommt oder als wie „wertvoll“ wir sie ansehen sollten – darüber gibt es auch unter den Naturwissenschaftlern ganz erhebliche Unsicherheiten. Gepaart mit hinderlichen kurzfristigen Marktsignalen, macht es die-

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se Unsicherheit für Unternehmen zur Herausforderung, auf der betriebswirtschaftlichen Ebene ihre Verantwortung, Chancen und Risiken zu analysieren, Instrumente und Maßnahmen zu entwickeln und mit Weitblick zu handeln. Bei allen offenen Fragen wissen wir genug, um das Vorsorgeprinzip als Handlungsimperativ anzuerkennen: im Zweifel Biodiversität bewahren. Keine Öko-Nische Ein erfolgreiches Biodiversitätsmanagement wird sich zu einer strategischen Schlüsselfrage für Unternehmen entwickeln, wenn auch sicherlich in unterschiedlichem Maße. Und nur mit der Innovationskraft und -bereitschaft der Wirtschaft lassen sich die Ziele der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) erreichen. Diese Überzeugungen sind der gemeinsame Nenner der Vorreiterunternehmen, die sich in der „Biodiversity in Good Company“ Initiative zusammengeschlossen haben – vom kleinen Mittelständer bis zum Großkonzern. Auch ForestFinance ist dabei. Die branchenübergreifende Initiative ist eine der ersten Unternehmensplattformen weltweit, die sich als Stimme der Wirtschaft gezielt der Herausforderung Biodiversität zuwendet. Bereits 2008 hatte das Bundesumweltministerium die Initiative im Rahmen der deutschen Präsidentschaft über die 9. CBD-Vertragsstaatenkonferenz gegründet: ein Pionierprojekt, um das Thema in die Wirtschaft zu tragen. Mit ihren Wurzeln und ihrem Sitz in Deutschland steht sie auch Mitgliedern aus anderen Ländern offen. Die Investition hat sich als nachhaltig erwiesen: In 2011 gaben die Mitglieder der Plattform eine langfristige Zukunftsper-

spektive und tragen sie nun, mit einem siebenköpfigen Vorstand an der Spitze, als gemeinnützigen Verein aus eigener Kraft. Dieser Schritt hat große internationale Anerkennung erfahren, sollen doch in allen Vertragsstaaten solche Initiativen gefördert werden. Richtungsweisende Wirkungsweisen Die gemeinsame Arbeit fußt auf den Überzeugungen und Zielen, die die Unternehmen in einem „Mission Statement“ und in einer „Leadership-Erklärung“ zum Ausdruck bringen. Jedes einzelne Unternehmen verpflichtet sich dazu, Schritt für Schritt ein Biodiversitätsmanagement zu entwickeln, und berichtet alle zwei Jahre über seine Fortschritte. Zu den bisher wichtigsten Projekten zählt das stark nachgefragte „Handbuch Biodiversitätsmanagement – Ein Leitfaden für die betriebliche Praxis“, eine übersichtliche Einstiegslektüre für alle Unternehmen, die Unternehmenserfolg und Erhalt der biologischen Vielfalt vereinen wollen. Als nationale „Business & Biodiversity“-Initiative Deutschlands bringt sich das Unternehmensnetzwerk in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Bundesumweltministerium intensiv in den Umsetzungsprozess der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt ein. Auch die internationale Zusammenarbeit wird groß geschrieben: Es gibt eine enge Kooperation mit dem Sekretariat der CBD, um ein globales Netzwerk zu schaffen, und die Initiative präsentiert sich auf den alle zwei Jahre stattfindenden Vertragsstaatenkonferenzen zur Biodiversitäts-Konvention.

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Ziele der Initiative: Die Mitglieder haben sich der Initiative

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angeschlossen, um den „Business Case” von Biodiversität und die Handlungsmöglichkeiten der Wirtschaft praxisnah mit zu entwickeln,

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ihr Biodiversitätsmanagement zu verbessern und „in good company” voneinander zu lernen,

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mit gutem Beispiel voranzugehen und durch Öffentlichkeitsarbeit die Innovationskräfte der Wirtschaft zu mobilisieren,

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national und international den Dialog mit Gesellschaft und Politik zu pflegen und neue Allianzen zu schmieden.

„Unternehmen können biologische Vielfalt schützen!” Das „Handbuch Biodiversitätsmanagement – Ein Leitfaden für die betriebliche Praxis“, ist eine übersichtliche Einstiegslektüre für Unternehmen, die Unternehmenserfolg und Erhalt der biologischen Vielfalt vereinen wollen. (Erhältlich ist es über die Initiative oder das Bundesumweltministerium.)

Fragen an ein Mitglied der Initiative Warum hat sich BIONADE der Initiative angeschlossen? Als junges Unternehmen hat es uns gereizt, ein gänzlich unberücksichtigtes Thema auf dem Gebiet des Nachhaltigkeitsmanagements anzugehen und uns an einem umfassenden gesellschaftlichen Dialog zu beteiligen. Außerdem ist der fachliche Austausch mit den Verantwortlichen aus Unternehmen anderer Branchen sehr fruchtbar und hilfreich.

Auf www.business-and-biodiversity.de/ mitglieder.html können Sie alle Unternehmen kennenlernen, die sich für Biodiversität engagieren. Wenn auch Sie Mitglied werden wollen: Pionierunternehmen jeder Größe sind zur Mitwirkung in der „Biodiversity in Good Company“ Initiative herzlich eingeladen. Melden Sie sich bei: Carolin Boßmeyer, Geschäftsführerin, „Biodiversity in Good Company” Initiative e.V., Potsdamer Platz 10, 10785 Berlin, Telefon +49.(0)30.40 81 90-271, carolin.bossmeyer@business-and-biodiversity.de, www.business-and-biodiversity.de

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Was konkret kann eine solche Unternehmensplattform tun, um Biodiversität zu schützen? Es gilt, weltweit den dramatischen Verlust biologischer Vielfalt zu stoppen. Unternehmen können und müssen zu dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe einen wichtigen Beitrag leisten. Verbindliche gesetzliche Rahmenbedingungen braucht es genauso wie freiwilliges Engagement. Die Mitglieder der Initiative wollen mit gutem Beispiel vorangehen und haben sich freiwillig verpflichtet, ein Biodiversitätsmanagement in ihren Unternehmen einzuführen. Hierfür wurde das „Handbuch Biodiversitätsmanagement“ erstellt, das nun in den einzelnen Firmen zur Anwendung kommen soll. Wir erhoffen uns davon, anderen zeigen zu können, welche Möglichkeiten es gibt, um unternehmerisch die biologische Vielfalt zu schützen. Unsere Erfahrungen wollen wir an Neumitglieder weitergeben und uns mit ihnen austauschen. Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie für BIONADE als Unternehmen? Als ganz wichtig erachten wir es, die Landwirte, die für uns Rohstoffe anbauen, aktiv mit in den Management-Prozess einzubinden. Wir wollen sie generell sensibilisieren und zum Beispiel auch überzeugen, an wissenschaftlichen Fragestellungen mitzuarbeiten. Aus Produktsicht macht es für BIONADE keinen Sinn, die Grenze vor den eigenen Betriebstoren zu ziehen. Für sehr viele Branchen gilt, dass entscheidende Hebel in der Lieferkette liegen.

Was kann die Politik in Deutschland machen, um die biologische Vielfalt zu schützen? Deutschland hat seit 2007 eine nationale Strategie zur biologischen Vielfalt – ein ganzheitlicher Ansatz, der alle Akteure anspricht und fordert. Und natürlich haben wir eine vergleichsweise ausgereifte Naturschutzgesetzgebung. Die Strategie kann dann erfolgreich sein, wenn innerhalb der Bundesregierung die Ministerien gut zusammenarbeiten und vor allem auch Bund und Länder. Wir als Initiative freuen uns, dass der Dialog- und Umsetzungsprozess mit allen Akteuren immer intensiver und lebendiger wird. Hier bringen wir uns tatkräftig ein, denn es ist noch viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit zu leisten. Was würden Sie ganz persönlich sich – im Namen der Biodiversität – wünschen, wenn Sie drei Wünsche frei hätten? Erstens, dass sich möglichst viele Unternehmen der Initiative anschließen, die – und zwar jedes auf seine Weise und nach seinen Möglichkeiten – das Thema angehen. Als Hersteller von Biolebensmitteln und aus persönlicher Überzeugung gehöre ich zweitens zu denjenigen, die sich ein weltweites Verbot von Agrogentechnik wünschen. Im Vergleich zu Wunsch Nummer zwei ist mein dritter Wunsch realistischer: Unternehmen sollen Themen wie Biodiversitätsschutz und nachhaltige Entwicklung nicht als Marketinginstrument missbrauchen, sondern erkennen, dass es hierbei um Haltung und Handlung geht und somit um einen Bewusstseinswandel. Michael Garvs ist Leiter Nachhaltige Entwicklung des Getränkeherstellers BIONADE GmbH. Er gehört dem siebenköpfigen Vorstand der „Biodiversity in Good Company“ Initiative an.

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Einstellungssache – unsere Partner Es wächst zusammen, was zusammen gehört. Dieser Satz Willy Brandts bezog sich nicht auf Wirtschaftsunternehmen, passt aber in unserem Falle sehr gut. Denn ForestFinance arbeitet mit vielen Menschen und Unternehmen zusammen – aber nicht mit jedem oder gar allen. Sie müssen zu uns passen und das heißt, sie müssen unsere Werte teilen. Wir haben einige von ihnen gebeten, ihre Einstellungen zu Biodiversität zu definieren. Die passen zu uns.

Rainer Kant ist Projektleiter beim Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e.V., der größten Umweltinitiative der Wirtschaft in Europa.

Trotz internationaler Bemühungen und vorbildlichen Verhaltens einiger Nationen drehen wir Menschen unvermindert an dem großen Rad, das in der Vergangenheit nur von Vulkanausbrüchen, Eiszeiten oder Meteoriteneinschlägen bewegt werden konnte. Dem atemberaubenden Anstieg von CO2-Emissionen steht die Vernichtung der Biodiversität in nichts nach: Allein die Waldökosysteme, die die größte Artenfülle enthalten, schwinden mit 13 Millionen Hektar pro Jahr (Experten schätzen die Dunkelziffer auf 20 Millionen Hektar). Ich gewinne mehr und mehr die Überzeugung, dass ohne einen radikalen Politikwechsel, der den nachhaltigen Umgang mit der Biodiversität auf allen politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich relevanten Ebenen verankert, die freiwilligen Maßnahmen nicht genügen werden, dem globalen Verlust an biologischer Vielfalt Einhalt zu gebieten. Seit 2010 informiert der B.A.U.M. e.V. verstärkt Unternehmen und die Öffentlichkeit über den Wert der biologischen Vielfalt und Möglichkeiten, sie zu schützen. Um ein Wirtschaften analog zur Zielsetzung der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ zu erreichen, beteiligt sich B.A.U.M. mit der Organisation von Dialogforen und Expertengespräche aktiv an dem BfN-Projekt „Biodiversität und Unternehmen“. Auch der Schutz besonders wertvoller Ökosysteme spielt eine wichtige Rolle. Daher freut sich B.A.U.M. über das mit ForestFinance entwickelte Waldschutz-Projekt „Wilde Buche“. Die Beteiligung von Unternehmen wie edding und Avery Zweckform zeigt, dass die Wirtschaft daran interessiert ist, sich für ein Waldprojekt als Urwald von morgen einzusetzen.

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Andreas Viebrock, Vorstandsvorsitzender Viebrockhaus, baut nicht nur Häuser, sondern auch auf eine nachhaltige Wirtschaftsund Lebensweise

Ein verantwortungsvoller Umgang mit unserer Umwelt und die Erhaltung ihrer Vielfalt ist mir ein persönliches Anliegen. Jeder von uns hat im Großen wie im Kleinen Möglichkeiten, entsprechend zu handeln. So haben wir bei Viebrockhaus schon seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts Wärmepumpensysteme für unsere Häuser eingeführt, die ausschließlich auf erneuerbare Energien setzen. Seit 2007 verzichten wir bei unseren mehr als 1000 pro Jahr verkauften Eigenheimen konsequent auf den Einsatz von Öl und Gas für die Beheizung der Häuser. Als weiteren Schritt unseres Umweltengagements und Beitrag zur Erhaltung der Lebens- und Artenvielfalt haben wir 2012 zusammen mit ForestFinance den Viebrockhaus-Schutzwald in Bocas del Toro im Nordwesten Panamas ins Leben gerufen. Jeder Bauherr, der sich in diesem Jahr für unser energetisches Premiumprodukt – ein Aktiv Energieplus-Haus mit hocheffizienter Photovoltaikanlage und neu entwickelter Varta-Hausbatterie – entscheidet, erhält von uns für 50 Jahre jeweils 500 Quadratmeter unseres Schutzwaldes in Panama. Damit schafft er nicht nur einen Ausgleich für die mit seinem neuen Haus versiegelte Fläche, sondern trägt auch zum Emissionsausgleich für sein neues Eigenheim bei. Unser Viebrockhaus-Schutzwald dient aber nicht nur der Bindung von CO2 sowie dem Boden- und Wasserschutz. Durch den Erhalt dieses Regenwalds wird auch der Lebensraum seltener, teilweise vom Aussterben bedrohter Pflanzen- und Tierarten bewahrt. Nicht zuletzt fungieren diese Wälder als Trittsteinbiotope, die es wandernden Tieren ermöglichen, neue Lebensräume für sich zu erschließen. Auch wenn dieses für den globalen Umweltschutz nur ein ganz kleiner Schritt ist, ist es sicherlich besser, als keinen zu machen.

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Detlev Siebold, Geschäftsführer Siebold/Hamburg Messebau GmbH; verbindet ökologisch nachhaltigen Messebau mit ökonomisch innovativen Designkonzepten

Messe- und Innenausbau – das heißt temporäre Architektur – ist unser Kerngeschäft. Durch gezielte Auswahl von umweltbewussten Lieferanten, die nachgewiesen nachhaltige Werkstoffe liefern, sowie modulare Designkonzepte mit einem Höchstmaß an Wiederverwendbarkeit und Mehrfachnutzung reduzieren wir die Umweltwirkungen unserer Messestände auf ein Minimum. Der nicht vermeidbare Rest wird mit UMBERTO for Carbon Footprint professionell bilanziert und kann kompensiert werden. Dieses Jahr haben wir im Rahmen unserer Weihnachtsaktion für unsere Kunden, eine Patenschaft beim Waldreservat „Wilde Buche“ übernommen, ein toller Ansatz und wichtiges Signal für den Erhalt naturschutzgerechter Ökosysteme. Im Jahr davor haben wir Pflanzpakete für Schwarzerlen-Bäumchen versandt, die mittlerweile hoffentlich bestens gedeihen. Das ist unser Beitrag zum Umwelt- und Artenschutz.

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Die biologische Vielfalt, wie wir sie leider nur noch zum Teil vorfinden, ist nicht nur ein unbeschreiblicher Reichtum unseres Planeten, sondern auch die Grundvoraussetzung dafür, dass das Raumschiff Erde überhaupt funktioniert. Jedes Wesen, jede Pflanze hat seine Aufgabe in diesem äußerst komplexen, nur zum Teil erforschten System. Leider schwindet diese Vielfalt täglich auf rasante Art und Weise und zwar vor allem durch den massiven und radikalen Eingriff des Menschen in die verschiedenen Ökosysteme. Die Folgen sind heute schon katastrophal und wir müssen schnellstens von der „Nach-mir-die-Sintflut-Mentalität“ wegkommen. Es geht um ein ökologisches Gleichgewicht, das aber nur erreicht werden kann, wenn auch ein soziales Gleichgewicht global geschaffen wird – das eine ist mit dem anderen engstens verbunden. Unsere Aufgabe ist es mehr denn je, sich aktiv für diese überlebenswichtigen und gleichzeitig äußerst komplexen Belange einzusetzen und somit den geringstmöglichen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen – wir Menschen Bernhard Winkler, müssen verstehen, dass wir nur ein kleiGeschäftsführer der Firma Euroner Baustein auf dem Planeten Erde sind form, fasst den Grundgedanken seines und nicht, wie es oft den Anschein hat, Unternehmens zusammen: „Wirtschaften im Einklang mit dem sogenannten Dreisäu- über dem Ganzen stehen und dirigieren können. Wir sollten mit einer gewissen lenprinzip (Umwelt, Soziales und ÖkonoDemut und Respekt leben und möglichst mie) empfinden wir als ethisch/moralischnell versuchen diese extreme Schieflasche Verpflichtung.“ ge, in der wir uns heute befinden, wieder zurechtzurücken, denn schlussendlich geht es auch um das Überleben der Spezies Mensch – dies sollte wohl Ansporn genug sein.

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Dr. Elke Mannigel, koordiniert die internationale Projektarbeit der Tropenwaldstiftung OroVerde, die sich weltweit für die Erhaltung eines der artenreichsten Ökosysteme einsetzt.

Zu meinen Aufgaben bei der Tropenwaldstiftung OroVerde gehören auch regelmäßige Reisen in die Tropenländer, wo ich – wie gerade hier in Guatemala – immer wieder vor Ort erfahren kann, wie wichtig die biologische Vielfalt ist. Guatemala gehört zu den Ländern unserer Erde, die mit am anfälligsten für den Klimawandel sind. Zunehmende Hurrikane sowie stärkere Regenfälle und längere Dürren haben schon jetzt spürbare Auswirkungen. Intakte und artenreiche Wälder tragen nicht nur zum Klimaschutz bei, sie haben auch die Fähigkeit sich an Veränderungen anzupassen. So bleiben ihre wichtigen Umweltdienstleistungen, wie die Bereitstellung von Wasser oder die Verhinderung von Erdrutschen, erhalten. Biologische Vielfalt bedeutet aber noch mehr – in unserem Projekt „Lacandón – Wälder sind Leben“ (www.bosques-lacandon.org/de) suchen wir zusammen mit den lokalen Gemeinden nach Alternativen zum Brandwanderfeldbau und zur Viehzucht. Dazu gehören nachhaltig angebaute Waldprodukte, wie die Xaté-Palmen, die im Unterstock der Bäume waldschonend gepflanzt werden und einen intakten, dichten Wald benötigen. Für die Xaté-Blätter gibt es einen internationalen Markt in der Floristik und das damit erwirtschaftete Einkommen macht die ansässigen Familien unabhängiger von waldzerstörenden Praktiken. So trägt die Artenvielfalt auch zu einer Vielfalt an lokalen Möglichkeiten bei. Der Erhalt der Biodiversität ist nicht immer einfach – für die Wiederaufforstungen im Projektgebiet nutzen wir einheimische Arten und es ist eine große Herausforderung, ausreichend Samen der unterschiedlichsten Arten zu finden. Gemeinsam mit der Schutzgebietsbehörde und den Menschen vor Ort arbeiten wir an Lösungen, damit wieder artenreiche und widerstandsfähige Wälder entstehen.

Thomas Röttgermann, Geschäftsführer VfL Wolfsburg-Fußball GmbH, mag den Wolf – den im Namen seines Vereins ebenso wie den in freier Wildbahn.

VfL unterstützt Rückkehr freilebender Wölfe Innerhalb seines gesellschaftlichen Engagements im Rahmen der CSR-Initiative „Gemeinsam bewegen“ setzt sich der VfL Wolfsburg vielfältig im Bereich Umwelt ein. Biodiversität ist für alle Bereiche der menschlichen Existenz von großer Bedeutung und deswegen liegt es in der Verantwortung eines Jeden etwas für den Erhalt zu tun. Durch die jahrelange Partnerschaft mit dem Naturschutzbund (NABU) setzt sich der VfL Wolfsburg für die Artenvielfalt ein und unterstützt vor allem die Rückkehr freilebender Wölfe nach Deutschland. Seit zehn Jahren leben wieder Wölfe in Deutschlands freier Wildbahn – oftmals unbemerkt, denn wilde Wölfe sind vorsichtig und gehen den Menschen aus dem Weg. Aktuell leben rund 12 Wolfsrudel in Deutschland, vor allem in der sächsisch-brandenburgischen Lausitz. Nach Niedersachsen gelangte eine in Sachsen-Anhalt geborene und mit einem Senderhalsband versehene Wölfin im März letzten Jahres. „Ich finde es klasse, dass es, auch durch die Unterstützung des NABU gelungen ist, das Wissen über freilebende Wölfe zu verbessern. Man kann nur schützen was man kennt. Es ist beeindruckend, dass Wölfe mittlerweile sogar bis nach Niedersachsen wandern", so VfL-Torwart und Wolfspate Diego Benaglio. Gemeinsam mit dem NABU leistet der VfL Aufklärungsarbeit. In diesem Jahr möchten wir mit einem Weltrekord darauf aufmerksam machen, dass sich freilebende Wölfe wieder in ganz Deutschland verbreiten – mit dem längsten simulierten Wolfsgeheul der Welt. Wölfe heulen zum Beispiel, wenn sie ihre Zusammengehörigkeit dokumentieren möchten. Mehr Informationen unter www.vfl-wolfsburg.de/soziales.

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(Hot)Spot an für die ForestFinance-Vielfalt Wir machen Wald – und schaffen damit neue Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere. Unsere Arbeit ist per se biodivers. ForestFinest-Redakteurin Kristin Steffan fasst Details und Hintergründe zum spannenden Thema Biodiversity goes Business zusammen.

Ein junger Ameisenbär klettert auf eine Bananenstaude im ForestFinance-Kakao-Wald Quebrada Limon. Foto: ForestFinance/Silke Berger

Eine Computersimulation beweist das bessere Wachstum von Mischwäldern und bestätigt: Vielfalt tut dem Wald gut. Was ForestFinance und alle anderen Waldliebhaber schon lange wussten, wurde nun wissenschaftlich überprüft und nachgewiesen. Eine aktuelle Studie der ETH Zürich und der Universität Freiburg untersuchte die Produktivität von Mischwäldern und kam zu dem Schluss, dass sie höher als die von Monokulturen ist. Wie Spiegel online berichtet, wiesen der Wissenschaftler Harald Burgmann und seine Kollegen mit Hilfe einer Computersimulation nach, dass Wälder mit vielen verschiedenen Baumarten besser gedeihen als Monokulturen und damit auch eine renta-

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Dieser Mangrovereiher lebt auf der Schutzfläche der ForestFinance-Finca Los Monos. Diese Fläche erfüllt die Kriterien der World Wildlife Foundation (WWF), um als „high conservation value forest“ eingestuft zu werden. Eine Studie der Universität UNACHI, David, belegte, dass einige gefährdete Arten in die Aufforstungen einwandern. Foto: Daniel Hoops

Das ist kein gutes Bild von einem Brüllaffen – aber wir sind froh, dass wir es haben. Denn Brüllaffen zählen zu den bedrohten Arten und dieser hier kann sich in unseren Wäldern sicher fühlen.

blere Holzernte erbringen. Darüber hinaus sind Mischwälder widerstandsfähiger gegen Stürme und Schädlinge. Das liegt unter anderem an der größeren Anzahl unterschiedlicher Pflanzen, die zum Beispiel durch Stürme entstandene Lücken schnell wieder schließen können. Auch der Boden wird in einem Mischwald durch das komplexere Wurzelwerk stabiler. Das kann ForestFinance nur bestätigen: In unseren Mischwäldern gab es in mehr als 15 Jahren keine ernsthaften Feuer- oder Sturmschäden. Die hohe Artenvielfalt macht diese außerdem weitaus weniger anfällig für Schädlingsbefall und Krankheiten als Monokulturen und Chemieeinsätze damit weitestgehend überflüssig. Gut für die Natur und

unsere Investoren, die auch bei ForestFinance auf ertragreiche Holzernten hoffen können.

Foto: ForestFinance/Yaels Camacho

Vielfalt statt Einfalt: Mischwälder bei ForestFinance Forstwirtschaft und Artenvielfalt müssen kein Widerspruch sein – im Gegenteil: bewirtschaftete Wälder können sogar zum Artenschutz beitragen. Insbesondere wiederaufgeforsteten Weideflächen kommt beim Artenschutz eine besondere Bedeutung zu, denn unter normalen Umständen wäre auf den ausgelaugten Böden kein Wachstum mehr möglich. Die neu angelegten Forste schaffen Rückzugsgebiete für viele Arten und ermöglichen Wanderungen zwischen den Naturwäldern.

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Titel

ForestFinance ist Gründungsmitglied von Biodiversity Partnership Mesoamerica

Petra Kollmannsberger, ForestFinance Geschäftsführerin in Panama, hier bei der Eröffnung des ForestFinanceNaturlehrpfades, vertrat das Unternehmen auch bei der Gründung der neuen Initiative für Biodiversität.

Selbst in den Kakao-Wäldern von ForestFinance leben viele Tiere – wie dieses putzige Faultier. Es ist noch jung, fühlt sich aber bei uns offensichtlich sehr wohl und zeigt zu unserem Mitarbeiter Nicolas Faran Zutrauen. Foto: ForestFinance/Silke Berger

Inwieweit Plantagen die Biodiversität unterstützen, hängt allerdings stark von ihrer Bewirtschaftung ab. Daher haben eine Reihe von internationalen Organisationen wie die FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) Richtlinien für den Schutz der Biodiversität in Holzplantagen formuliert. Dazu gehört zum Beispiel, dass vorwiegend einheimische Baumarten in Mischstatt Monokultur angebaut werden. Das Rezept für mehr Leben Den Erfolg dieses Konzepts beweist die hohe Artenvielfalt in den ForestFinance Mischwäldern, die aus bis zu sieben verschiedenen Edelholzarten und einer Auswahl aus 50 verschiedenen weiteren heimischen Arten bestehen. Mehr als 15 Prozent der ForestFinance Flächen dienen dem Naturschutz und bilden zusammen mit den wiederaufgeforsteten Brachflächen Trittsteinbiotope für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. So beobachteten Wissenschaftler der Universität von Panama in der Finca Los Monos, einem der ältesten ForestFinance Forste, 15 Arten der Roten Liste bedrohter Tier-

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Foto: Rafael Lau

arten, darunter Brüllaffen, Tukane und vom Aussterben bedrohte Kapuzineräffchen. Auch eine Untersuchung der TU München belegt die hohe Biodiversität in den ForestFinance Forsten. Sowohl die Pflanzenvielfalt als auch die Akzeptanz der Tiere ist dank des Mischwaldkonzeptes größer als in konventionellen Plantagen. „Dank ihrer vorbildlichen Bewirtschaftung boten sich die ForestFinance Forste in Panama dazu an, die praktische Umsetzung und Wirkung ökologischer Richtlinien zu erforschen“, erklärt Forstingenieurin Dr. Carola Paul, die für ihre Studie mit dem Förderpreis der Münchner Forstwissenschaftlichen Gesellschaft e. V. ausgezeichnet wurde. „Holzplantagen bieten vielfältige Möglichkeiten zum Schutz von Biodiversität. Das Beispiel von ForestFinance zeigt, dass solche Managementmaßnahmen praktisch umsetzbar sind und sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile liefern können“, resümiert Paul. Das freut uns und spornt uns an, noch besser zu werden – ein Grund, warum wir noch in diesem Jahr ein Biodiversitätsmonitoring-Projekt in unseren Forsten planen.

Im Februar 2012 trafen sich Vertreter renommierter mittelamerikanischer Institutionen in Costa Rica, um eine Vereinigung zur gründen, die sich für die Erhaltung der Biodiversität einsetzen will. Die Mitglieder wollen Projekte in der Region inititiieren, entwickeln und finanzieren helfen sowie allen engagierten Institutionen – aus Wirtschaft, Forschung und Umweltschutz – eine Plattform bieten, auf der sie sich vernetzen können. Unter den Initiatoren sind ForestFinance, das Forschungsinstitut CATIE, die Stiftung Neotropica aus Costa Rica sowie die internationalen Organisationen Rainforest Alliance und RUTA – eine Initiative zentralamerikanischer Staaten und internationaler Entwicklungsorganisationen, die nachhaltige Entwicklung und Armutsreduzierung in ländlichen Regionen Zentralamerikas fördern. Sie und andere Institutionen der Initiative wollen jährlich mindestens drei Projekte starten – insbesondere aus den Bereichen Agroforst und Klimaschutz –, Schutzwälder schaffen und sind offen für neue Ideen, die dem Artenschutz und der Biodiversität dienen. Momentan setzt sich noch ein Komitee mit den juristischen Hintergründen auseinander, sodass wir erst mit dem offiziellen Start der neuen Partnerschaft Ende April rechnen können – leider nach Redaktionsschluss dieses Magazins. Wir halten Sie aber über Projekte und deren Wirkung auf dem Laufenden.

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Titel

Lesens-, Sehens- und Wissenswertes Auch die Medienlandschaft ändert sich – gab es früher hauptsächlich Buchempfehlungen zu Themen, gibt es heute fast zu jedem Thema auch passende Filme oder Apps. Viele von ihnen sind richtig gut und alle sind viel leichter zu haben als früher. Jedes Buch und jede App kann online gekauft werden und die Filme können Sie ebenda sehen oder bestellen. Es scheint, als ob die Medienlandschaft immer üppigere Blüten treibt – während vieles, was sie beschreibt, ums Überleben kämpft. Wir haben drei Empfehlungen für Sie ausgesucht …

… eine klassische – ein Buch

… eine postmoderne – eine DVD

… drei nützliche – in einer App

„Jedes Auffinden eines Wesens, das als ausgestorben galt, jede Wiederentdeckung eines vergessen geglaubten Wortes ist wie die Entdeckung eines weiteren Pinselstrichs auf der Leinwand eines stark beschädigten Gemäldes, ein Satz aus einer vergessenen Geschichte, der Erinnerungen weckt“, schreibt Marcel Robischon in seinem neuen Buch. Der studierte Forstwirtschaftler und promovierte Biologe ist weit gereist – auf den Spuren großer Entdecker hat er Mensch und Natur beobachtet, hat Mythen und Legenden erforscht und nimmt die Leser mit auf eine faszinierende Reise voller Abenteuer, Wunder und Erkenntnis. Er schärft unsere Sinne und weckt unser Mitgefühl etwa für den grünen Papagei, der arglos in seinen menschengemachten Tod fliegt. Robischon öffnet uns die Augen für die Schönheit und wir ahnen, wie die wilde Musik der verlorenen Vögel einmal geklungen hat – und warum es überlebenswichtig ist, uns an all das zu erinnern und so zu verhindern, dass alles immer gleicher wird und wir in der Natur keine Antworten mehr für die Zukunft finden. Ein kluges und poetisches Buch. Lesenswert!

Was genau hat Schokoladeneis mit Orang-Utans zu tun? Oder Tiefkühlpizza mit Regenwald? Das sind Fragen, die sich Kinder – und die meisten Erwachsenen – viel zu selten stellen. Rettet den Regenwald e.V. stellt sie in dem Film „Die Orang-Utans sollen leben“ und beantwortet sie kindgerecht. Der Film nimmt Kinder mit in den Dschungel von Borneo, wo die Geschwister Pia und Mogi leben und erzählt von dem Wald, der einst ihr Dorf umgab und den es nun nicht mehr gibt. Er wurde abgeholzt für Palmölplantagen, weil in Deutschland und Europa immer mehr Palmöl für Jogurt, Nougatcreme, Chips, Kekse und eben Schokoladeneis und Tiefkühlpizza gebraucht wird. Mit den Bäumen verschwinden die Orang-Utans, die den Wald zum Überleben brauchen. Der Film ist für Kinder ab der vierten Klasse geeignet und sehr eindrücklich gedreht. Die DVD enthält ein Booklet mit ausführlichem Unterrichtsmaterial sowie einen weiteren Kurzfilm, der allerdings erst für Kinder ab der neunten Klasse gut verständlich ist.

Wenn Sie nicht jeden Baum und jede Muschel kennen oder jede Schnecke am Wegesrand beim Namen nennen können, dann sind diese Apps genau das richtige für Sie. Der Umweltverband NABU baut nämlich gemeinsam mit „iKosmos“ das interaktive Internetportal iKosmos.org weiter aus und hilft Ihnen unter dem Motto „Erforschen, Erleben und Bewahren“ mit der App Lebewesen zu bestimmen. Sie können sogar Ihre Beobachtungen auf Karten verorten und sich mit anderen Naturbegeisterten austauschen. Das Prinzip der App funktioniert nach einem Ausschlussverfahren. Damit ist „iKosmos“ nach Angaben seiner Erfinder wesentlich fehlertoleranter als andere Bestimmungsprogramme und stellt eine Premiere dar. Um einen Baum zu bestimmen, werden beispielsweise die Fragen „Wie lang ist ein Blatt?“ und „Wie ist ein einzelnes Blatt aufgebaut?“ gestellt. Dazu gibt es jeweils mehrere grafisch dargestellte Antworten zur Auswahl. Kommt das Programm zum Ergebnis, erfahren Sie viel Wissenswertes über die jeweilige Art. Und das aus verlässlicher Quelle. Denn die Inhalte stammen alle von Wissenschaftlern der Leibniz Universität Hannover.

Vom Verstummen der Welt. Wie uns der Verlust der Artenvielfalt kulturell verarmen lässt Marcel Robischon, Oekom Verlag, München, ISBN 978-3-86581-182-0, 19,95 € (D)

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Die Orang-Utans sollen leben Altemeier & Hornung Filmproduktion für Rettet den Regenwald e. V. und Solifonds Zu bestellen auf www.regenwald.org/shop für 5 € (D)

iKOSMOS – nature Unterstützte Geräte: iPhone, iPad, iPod touch, Sprache: Deutsch, Englisch Download bei iTunes für 7,99 € (D)

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Links

sed five fountains, although umpteen sheep bought one trailer. Two quixotic tickets laughed. The cats grew up, and Pluto ran away, although two Klingons perused one putrid pawnbroker, and five angst-ridden lampstands gossips cleverly. One television drunkenly marries umpteen Jabberwockies. Two very obese dwarves fights five dogs. One botulism grew up noisily. The irascible orificeFive dogs auctioned off schizophrenic chrysanthemums, yet Quark drunkenly abused umpteen televisions. The bourgeois cats bought one television, and the subways sacrificed two trailers. Umpteen putrid dwarves com

Die Kleinen im Großen Ganzen

Hier sollte das Auge mal Halt machne können

Wer kennt sie nicht, die großen Grünen: Greenpeace, WWF, BUND oder NABU? Wir wollen Ihnen aber auch mal die Kleinen vorstellen, die sich für Artenvielfalt und Biodiversität stark machen. Denn viele von ihnen leisten mit viel Engagement und Aufwand Bemerkenswertes für unsere Welt. Und so werben wir für sie – für mehr Artenvielfalt in der NGO-Welt. Janina Mai, Online-Redakteurin bei ForestFinance, hat sie für Sie ausgesucht.

Zoologische Gesellschaft für Arten und Populationsschutz e.V. Der Orangenhaubenkakadu hat’s schwer: Im Gegensatz zu Tigern, Pandas und Delfinen kennt ihn so gut wie keiner – und das, obwohl er vom Aussterben bedroht ist. Tausende hochbedrohter Arten leiden an diesem Unwissen und sterben, unbeachtet von der Öffentlichkeit, jährlich aus. Die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e. V. will das ändern: Sie hat sich den Schutz insbesondere wenig bekannter, bedrohter Arten auf die Fahnen geschrieben. Seit 1982 initiiert der gemeinnützige Verein Projekte in Äthiopien, Russland, Brasilien und vielen weiteren Ländern. Bald können vielleicht auch der Borkenkletterer, der Buschmannhase und das Visayas-Mähnenschwein aufatmen. www.zgap.de SAVE Foundation Erdbeerminze und gelbe Beete – lange wuchsen sie auf deutschem Boden, heute sind sie fast gänzlich verschwunden. Der Erhalt der „Agrobiodiversität“, das heißt, der Vielfalt aller Arten und Ökosysteme, die landwirtschaftlich genutzt werden, ist essentiell für uns Menschen. Beim Klimawandel und der Anpassung der Landwirtschaft an Umweltveränderungen spielt die genetische Vielfalt eine entscheidende Rolle, aber auch für die Ernährungssicherung ist sie ungemein wichtig. Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft wird diese wertvolle Biodiversität allerdings zunehmend bedroht. Die SAVE Foundation will das verhindern: „SAVE“ steht für „Sicherung der landwirtschaftlichen Arten Vielfalt in Europa“ und versteht sich als europäische Dachorganisation für Projekte aller Art, die den Erhalt verschiedener Nutztierrassen und Kulturpflanzensorten zum Ziel haben. www.save-foundation.net Aktionsgemeinschaft Artenschutz Seit über 25 Jahren ist die Aktionsgemeinschaft Artenschutz auf der ganzen Welt tätig. Sie richtet Nationalparks ein, siedelt gefährdete Arten um und bringt illegale Fell- und Tierhändler zur Strecke – kurzum, sie macht sich stark für die Durchführung von Schutzprojekten aller Art, für die Erhaltung bedrohter Arten und ihrer Lebensräume. Die „AgA“ hieß ursprünglich „Aktion Rettet die Schildkröten“, doch den Gründern wurde bald klar, dass allerhand

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andere wildlebende Tiere und Pflanzen mindestens genauso ihre Hilfe benötigen. Deshalb ist das Spektrum der Organisation deutlich gewachsen. Neben Schutzprojekten in aller Welt gibt es zahlreiche Aktionen, um auch die deutsche Öffentlichkeit mehr für das dringende Thema Artenschutz zu begeistern. www.aga-international.de Diversitas Deutschland e.V. Um die Artenvielfalt unserer Erde richtig schützen zu können, müssen wir sie auch gut kennen. Deshalb haben sich die Mitglieder der „Diversitas Deutschland“ auf das Gebiet Biodiversitätsforschung spezialisiert. Welche Vielfalt an Genen, Arten und Ökosystemen gibt es überhaupt? Welche Voraussetzungen im Hinblick auf Klima und Landwirtschaft existieren? Und natürlich: Welche Methoden lassen sich entwickeln, diese Vielfalt nachhaltig zu schützen? Diversitas Deutschland sieht sich als Forum und Netzwerk für Forschung und Wissenschaft zur Biodiversität in Deutschland und versucht zwischen Wissenschaft, Politik und der Öffentlichkeit zu vermitteln. In diesem Rahmen wurde das „NeFo“ gegründet: Das Netzwerkforum zur Biodiversitätsforschung in Deutschland. www.diversitas-deutschland.de Naturefund e.V. Land kaufen um es zu schützen – das ist die Devise des Naturefund e. V. Die Idee von Naturefund ist verblüffend einfach: Der Verein sammelt Spenden und setzt diese Einnahmen direkt in den Erwerb von Grundstücken ein, die dann der Natur zurückgegeben werden. Das Team um Gründerin Katja Wiese arbeitet international mit ortsansässigen Naturschutzorganisationen zusammen, ganz gleich ob Feuchtwiesen in Rheinland-Pfalz oder Regenwald in Honduras. Um ihr großes Ziel zu erreichen, muss jedoch noch Einiges passieren: Die große Vision von Naturefund ist es, weltweit 3,5 Millionen Quadratkilometer für die Natur zu kaufen und zu schützen, so dass in jedem Land mindestens zehn Prozent Fläche für die Artenvielfalt „in Ruhe gelassen“ werden können. www.naturefund.de

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Waldwirtschaft

Blick 2007 vom Osthang des Maschbergs im Wiehengebirge, Nordrhein-Westfalen: so sahen hier die Sturmschäden durch den Orkan Kyrill aus.

Foto: wikimedia.org/TUBS

Stürmische Zeiten – Kyrill und der deutsche Wald „Waldbesitzer haben zu wenig aus Kyrill-Katastrophe gelernt. Kurzfristige Profite bestimmen immer noch die Waldbewirtschaftung“, zieht der NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) Bilanz: „Die große Chance für eine naturnahe Wiederbewaldung wurde weitgehend vertan“, bedauert NABU-Präsident Olaf Tschimpke fünf Jahre nach den verheerenden Schäden durch den Orkan Kyrill. „Wie damals befürchtet haben die privaten Waldbesitzer aus rein wirtschaftlichen Gründen erneut auf die Fichte, oder die nicht heimische Douglasie gesetzt", kritisiert Tschimpke die Wiederaufforstungsmaßnahmen in den vom Sturm betroffenen Wäldern Deutschlands. Dies gelte – trotz offizieller Bekenntnisse zum naturnahen Waldbau – auch im Staats- und Kommunalwald. Die staatlichen Förderprogramme hätten die falschen Anreize für die Wiederaufforstung gesetzt, kritisiert der NABU. Statt die Aufforstung von Mischwäldern mit überwiegend Laubbäumen attraktiver zu machen, sind derzeit immer noch Bestandsbegrün-

Banken & Biodiversität Prof. Dr. Thomas Koellner, Professor für Ecological Services an der Universität Bayreuth, und Ivo Mulder, der in Genf für das internationale Umweltprogramm „UN Environment Programme – Finance Initiative (UNEP FI)“ arbeitet, haben Banken die Gretchen-Frage gestellt: Wie halten Sie es mit Artenschutz und Biodiversität? Für ihr Forschungsprojekt untersuchten die Wissenschaftler 50 weltweit agierende Banken. Dabei haben sie öffentlich zugängliche Informationsquellen ausgewertet. Die so ermittelten Daten haben sie in einen Fragebogen eingetragen, der anschließend von den Banken ergänzt und wo nötig korrigiert wurde. Telefonate mit Führungskräften vervollständigten die Angaben. So wurde im Verlauf der Untersuchung immer deutlicher, inwieweit die Banken sich der Herausforderung stellen, zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen. Von den Banken, die an der Studie teil-

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dungen mit einem Nadelholzanteil von bis zu 70 Prozent zugelassen. Zudem sei in Nordrhein-Westfalen die dramatische Zunahme der Weihnachtsbaumkulturen auf den vom Orkan verwüsteten Waldflächen erschreckend. Auf diesen Flächen komme auch noch hinzu, dass problematische Pestizide wie Glyphosat versprüht werden, die bislang im Wald nicht eingesetzt wurden. Das Land müsse die Ausmaße der entstandenen Weihnachtsbaumkulturen genau beziffern und dafür sorgen, dass dieser faktische Verlust von Waldflächen rückgängig gemacht wird und künftig eine Umwandlung von Wald in Sonderkulturen nicht mehr möglich sei. Grundsätzlich müssten endlich klare Anreize für den Umbau der Forstbestände in Dauermischwälder geschaffen werden, denn sie sind stabiler, ökologisch wertvoller und widerstandsfähiger gegen Stürme und Klimaveränderungen, fordert der NABU zusammen mit den anderen Umweltschutzorganisationen. Genaue Zahlen dazu finden Sie auf www.forestfinance.de/go/orkanschaeden

genommen haben, sind gut die Hälfte (51 Prozent) der Auffassung, dass ihre Geschäftsstrategie einen indirekten Einfluss auf Biodiversität hat. Fast ein Drittel (31 Prozent) erklären, dass es für diese Thematik eine definierte Zuständigkeit auf der Managementebene gibt. Aber sobald es um konkrete Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt geht, sinken die Zahlen deutlich. Nur 21 Prozent der befragten Banken sind der Meinung, dass ihnen hinreichende Instrumente zur Verfügung stehen, um Kreditnachfragen oder Investitionsvorhaben unter dem Aspekt der Biodiversität zu überprüfen. Und nur acht Prozent setzen derartige Instrumente tatsächlich ein. „Diese Ergebnisse können einerseits als Indizien dafür gewertet werden, dass weltweit agierende Banken zunehmend für ökologische Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit sensibilisiert sind“, erklärt Koellner. „Andererseits wird deutlich, dass die meisten Banken erst allmählich beginnen, aus dieser Einsicht praktische Konsequenzen zu

ziehen. Es wird voraussichtlich noch eine Weile dauern, bis sie geeignete Verfahren entwickelt haben, die es ihnen ermöglichen, den Schutz der Artenvielfalt auf systematische Weise in Entscheidungen über Kredite und Investitionen einzubeziehen.“ Die Studie finden Sie im Journal of Sustainable Finance and Investment 1, 2011, eine usammenfassung auf www.forestfinance.de /go/banken-biodiversitaet

Prof. Dr. Thomas Koellner ist Professor für Ecological Services und Mitglied im Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung an der Universität Bayreuth. Foto: Christian Wißler

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Waldwirtschaft

Dieser Sumatra-Tiger lebt im Berliner Zoo – und das sicherer als in seiner Heimat. Denn für Akazien-Plantagen rodet der Papierkonzern APP Wälder, die zu den letzten Rückzugsorten für bedrohte Arten gehören. Foto: Captain Herbert/wikipedia

APP-Konzern verliert – nicht nur auf dem Papier

Holzfaserpreise erreichen Höchststand

Der indonesische Papierkonzern Asia Pulp and Paper (APP) verliert durch seine umweltzerstörende Geschäftspraxis Kunden rund um den Globus. „In Deutschland verzichten Tchibo und Montblanc nach Gesprächen mit der unabhängigen Umweltschutzorganisation Greenpeace auf den Kauf von APP-Papier“, schreibt Greenpeace in einer Pressemitteilung. Die beiden Firmen schließen sich Unilever, Kraft, Lego und weiteren Unternehmen an, die APP bereits aus ihrer Lieferkette ausgeschlossen haben. Der Grund: APP zerstört Regenwälder auf der indonesischen Insel Sumatra für die Produktion von Papier. „Regenwälder sind von unschätzbarem Wert für den Klima- und Artenschutz“, sagt Gesche Jürgens, Wald-Expertin von Greenpeace. Greenpeace fordert von APP und der indonesischen Regierung, die wertvollen Regenwälder dauerhaft zu schützen. „Den indonesischen Regenwald kann man auch in Deutschland schützen, wenn auf bestimmte Papierquellen verzichtet wird", sagt Gesche Jürgens. „Dazu müssen Firmen ihre Lieferketten regelmäßig überprüfen.“ www.greenpeace.de/themen/waelder/papier

Im zweiten Quartal 2011 sind die Holzfaserpreise in der globalen Zellstoffindustrie weiter gestiegen und setzen damit ihren seit 2009 bestehenden Aufwärtstrend fort, berichtet Wood Resource Quarterly (WRQ). Der Softwood Wood Fiber Price Index (SFPI) erreichte 109,52 USDollar pro Tonne Trockenholzfaser, was einem Anstieg von 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal und einem 23-prozentigen Anstieg im Vergleich zu zwei Jahren zuvor gleichkommt. Besonders von dem Preisanstieg betroffen sind der Nordwesten der USA, Westkanada, Russland und Finnland. Der Hardwood Wood Fiber Price (HFPI) erreichte im zweiten Quartal einen neuen Spitzenwert von 116,44 US-Dollar pro Tonne Trockenholzfaser – 5,5 Prozent mehr ist als im ersten Quartal 2011 und fast 27 Prozent mehr als Anfang 2009. Die Hartholzfaser-Preise sind zuletzt vor allem in Indonesien, Finnland, Russland und Brasilien gestiegen. Verwendung finden Holzfasern vor allem in der Zell- und Holzstoffproduktion. So wurden laut dem Verband Deutscher Papierfabriken e. V. zwischen Januar und Juli 2011 allein in Deutschland ganze 930.000 Tonnen Papierzellstoff und 683000 Tonnen Holzstoff produziert. Die Weltzellstoffproduktion betrug 2010 geschätzte 208009 000 Tonnen (Quelle: FAO).

Edler Holzschutz Jahrelang wurden Edelhölzer wie Palisander und Ebenholz illegal aus den Wäldern geholt. So oft und massenhaft, dass beide vom Aussterben bedroht sind. Dem wollen die Regierung Panamas und Madagaskars ein Ende bereiten: Sie ließen 91 Tropenhölzer auf das Washingtoner Artenschutzabkommen (WA) setzen. Der internationale Vertrag stellt den Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten unter Kontrolle und wurde von 175 Ländern unterzeichnet. Besonders für Madagaskar sind das gute Nachrichten. „Skrupellose Holzhändler plündern sogar die Nationalsparks der afrikanischen Inselrepublik, um mit den seltenen Edelhölzern Kasse zu machen“, schreibt Robin Wood.

Globaler Zellstoffverbrauch 1965–2009 450 400 350

Recycletes Papier

300 250

Andere Fasern

200 150 100

Zellstoff aus Holz

50

Foto: http://gibsonhummingbird.blogspot.com

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2005

2000

1995

1990

1985

1980

1075

1970

1965

0 Ist diese Gibson Hummingbird aus illegalem Holz gearbeitet? Die Gibson Guitar Corporation (kurz Gibson) verwendet laut „Rettet den Regenwald” Holz aus Raubbau.

Seit 1965 hat sich der Zellstoffverbrauch weltweit mehr als verdreifacht. Holzfasern spielen dabei eine wichtige Rolle, obwohl seit 2006 etwa die Hälfte aus Altpapier gewonnen. Quelle: FAOSTAT-ForesSTAT, 2011

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Waldwirtschaft

Deutschland zählt zu den waldreichen Ländern innerhalb der EU. Knapp ein Drittel der Gesamtfläche ist mit Wald bedeckt. Und die Fläche wird jährlich größer. In den letzten 40 Jahren nahm sie um rund eine Million Hektar zu. Wie gut ist dieser Wald – für Tiere, Pflanzen, Artenvielfalt? ForestFinest-Redakteurin Christine Sommer-Guist fragt Dr. Lutz Fähser, einen Experten für Wald und Nachhaltigkeit.

Dr. Lutz Fähser Dr. Lutz Fähser war bis 2009 Leitender Forstdirektor des in Deutschland und international bekannten „Stadtwald Lübeck”. Seit mehr als 15 Jahren wird hier Wald auf rund 5000 Hektar naturnah genutzt. Das Lübecker Waldkonzept wurde mehrfach ausgezeichnet und ist von Naturland und FSC zertifiziert. Das hier entwickelte und angewandte „ProzessSchutz-Konzept“ gilt als Pionier im Hinblick auf eine zugleich ökologische und ökonomische Wirtschaftsweise. Es gründet auf den Beschlüssen der internationalen Umweltkonferenz von Rio, speziell auf der Biodiversitätskonvention (CBD), der Walderklärung und der Agenda 21.

türlichen Artenfülle gibt es nicht mehr. Die größere Fläche ist kein Indiz für bessere Qualität. Aber das gesellschaftlich gewachsene Bewusstsein hat bewirkt, dass in den vergangenen drei Jahrzehnten mehr naturnähere Laubmischwälder angelegt wurden. Mehr Natur- und Artenschutz wurde flächenrelevant erst in den letzten Jahren mit dem Programm „Natura 2000“ von der EU erzwungen. Der deutsche Wald ist durch künstliche Baumarten-Zusammensetzung, Immissionen, Zerschneidungen, Grundwasserveränderungen und Klimawandel nicht gesund, sondern permanent unter Anpassungsstress.

Wie würden Sie den Zustand des deutschen Waldes beschreiben? Ist er „gesund” und sein Wachsen um eine Million Hektar in den letzten vier Jahrzehnten ein gutes Zeichen für mehr Naturschutz und Artenvielfalt? Der deutsche Wald ist im Wesentlichen ein menschengeformter Forst. „Urwälder“ mit ihrer kompletten na-

Würden Sie die deutsche Forstwirtschaft als nachhaltig bezeichnen? Nachhaltige Bewirtschaftung bedeutet, dass die Wälder so behandelt werden, dass sie sich den jeweiligen Lebensbedingungen anpassen und sich immer wieder regenerieren können. Das ist zur Zeit nur auf etwa 20 Prozent der Waldfläche der Fall. 80 Prozent der Wälder sind künstlich strukturierte Forste mit einem sehr geringen Vorrat an Bäumen/Holz (circa 50 Prozent der Menge des „Urwaldes“), die mit viel Aufwand gegen die natürlichen Prozesse durchgebracht werden.

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Außerdem wird zur Zeit der jährliche Holzzuwachs fast völlig genutzt, so dass die Forste weit weg sind von einer nachhaltigen, naturnahen Waldentwicklung. Kann Forstwirtschaft der Natur und der Wirtschaft gleichzeitig gerecht werden? Forstwirtschaft bedeutet unvermeidbar Störung und Schwächung der (Wald-)Natur. Es kommt darauf an, die gesellschaftlichen Forderungen an den Wald und die technischen Eingriffe so zu gestalten, dass die Strukturen und Lebensvorgänge der natürlichen WaldÖkosysteme nicht wesentlich gestört werden. Die Gesellschaft muss ihre Anforderungen also qualitativ und quantitativ auf das von Wäldern natürlich Leistbare anpassen (Suffizienz). Die Forstwirtschaft muss die Wirtschaftswälder nahe an die ursprünglichen naturnahen Waldgesellschaften heran entwickeln und die technischen Maßnahmen so gestalten, dass sie ein Minimum an (Zer-)Störungen bewirken (VorsorgePrinzip). Dann kann Ur-Produktion funktionieren, wenn die Natur beinahe ungestört den Produktionsprozess selbst gestaltet, was übrigens auch ökonomisch durch Kostenminimierung vorteilhaft ist. In Deutschland wurde so ein Konzept der „Naturnahen

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Foto: Jennifer Scheffler/pixelio

Machtverhältnisse im deutschen Wald


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Waldwirtschaft

Waldnutzung“ 1994 im Stadtwald von Lübeck begonnen, das sich seitdem sehr bewährt hat. Die beiden ökologisch-sozialen Zertifikate für Wälder, „Naturland“ und „Forest Stewardship Council“ (FSC) , fußen auf diesen Prinzipien. Etwa fünf Prozent der deutschen Waldfläche ist in dieser Weise zertifiziert. Die Umweltverbände Greenpeace, BUND, NABU, WWF und Robin Wood fordern diese Wirtschaftsweise von den öffentlichen Waldbesitzern.

ForestFinance- Buchenwaldreservat „Wilde Buche” – ein „Ausgewählter Ort” ForestFinance schützt schon heute den Urwald von morgen – auch in Deutschland, denn hier sind nicht nur Wildkatze und Schwarzstorch zuhause: Deutschlands letzte Buchenwälder beherbergen eine ganze Reihe bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Anfang 2011 riefen ForestFinance und B.A.U.M. e. V. daher ein Schutzprojekt für das Waldreservat „Wilde Buche“ in Hümmel/Rheinland-Pfalz ins Leben. Gemeinsam bieten die Projektpartner engagierten Unternehmen die Möglichkeit, sich für den Erhalt dieses besonders alten und seltenen Buchenbestands in Deutschland einzusetzen, das von unschätzbarem Wert für die heimische Artenvielfalt ist. Das Waldreservat „Wilde Buche“ besteht aus Flächen mit über 190 Jahre alten Buchen. Es gilt als eines der wenigen seiner Art in Deutschland, denn vor allem Buchenwälder mit derart alten Beständen haben mit unter einem Prozent nur noch einen extrem geringen Anteil an der Waldfläche Deutschlands. Durch die Speicherung und Fixierung von CO2 im Holz der Bäume sowie im Waldboden, leistet das Reservat „Wilde Buche“ über Biodiversitäts- und Waldschutz hinaus auch einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz.

Was muss sich in Deutschland ändern, um Forstwirtschaft und Biodiversität unter einen Hut zu bringen? Biodiversität an sich hat ökologisch keinen funktionalen Wert. Ein botanischer Garten ist sicher höchst biodivers, ist aber kein funktionierendes, selbständig lebensfähiges Ökosystem. Biodiversität in der Forstwirtschaft muss also diejenige Ausstattung mit Tierund Pflanzenarten sein, die typisch ist für die natürliche Waldgesellschaft, die sich auf dem jeweiligen Erdboden und mit dem dortigen Klima ohne Veränderung durch Menschen gebildet hätte. Diese Ausstattung ist das Ergebnis langer Auswahl- und Optimierungsprozesse in der Evolution. In diesem Sinne kann Forstwirtschaft durch naturnahes nachhaltig orientiertes Handeln bzw. Unterlassen (Minimum-Prinzip) mit den heimischen Baumarten langfristig zu der natürlichen und damit funktionalen Biodiversität zurückkehren.

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Ausgezeichnet! Zu Beginn des Jahres 2012 wurde das Projekt Waldreservat „Wilde Buche“ von einer unabhängigen Jury aus über 2000 Bewerbungen als einer der herausragenden „365 Orte im Land der Ideen“ im Deutschland-Wettbewerb ausgezeichnet. „Wilde Buche“ ist damit einer von 365 Preisträgern, die jedes Jahr von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten prämiert werden Die Preisverleihung findet am 13. Juni 2012 in der Gemeinde Hümmel statt.

Foto: Renate Tröße/pixelio

Was kann jeder einzelne von uns tun, um den Wald in Deutschland sowie seine Bewohner zu schützen? Forstwirtschaft ist in Deutschland im Wesentlichen durch die politischen Kräfte in den Staatswäldern und durch die kommerzielle Nachfrage nach Holz bestimmt. Als Korrektiv und Stimme für die Natur treten Aktionen der Umweltverbände hinzu. Jeder Einzelne kann diese drei großen Machtfaktoren beeinflussen. Wald und Biodiversität werden von ökologisch ausgerichteten politischen Parteien gefördert. Der schnellste Einfluss geschieht durch Regierungswechsel, der direkt auf die staatliche Forstwirtschaft durchschlägt. Aktuelle Beispiele finden wir in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, wo die Beteiligung der B'90/Grünen an den neuen Regierungen gerade zu Neu-Konzepten und zur ökologisch-sozialen Zertifizierung der Staatswälder führt. Aber auch die Nachfrage nach Holzprodukten kann von uns Einzelnen beeinflusst werden. Wir sollten zum Beispiel den Verbrauch von Papier und Brennholz (CO²-Emission) reduzieren und nur Naturland- oder FSC-zertifizierte Produkte kaufen. Schließlich brauchen die Umweltverbände mehr Unterstützung – finanziell und personell. Sie setzen sich unermüdlich für uns alle ein, auch für die sprachlose Natur, ehrenamtlich und gegen die etablierten Gewalten, die nicht selten im eigenen Interesse und nicht im Interesse eines nachhaltigen würdigen Lebens von Menschen und Natur handeln.

Ein uriges Stück Deutschland Seit vielen Jahren ist die Gemeinde Hümmel darauf bedacht, den Wald konsequent zu schützen und setzt auch bei den benachbarten bewirtschafteten Flächen seit jeher auf beispielhafte und besonders schonende Methoden für Boden und Bäume. So werden Pferdezüge eingesetzt, um Bäume aus dem Wald zu schaffen und somit den Boden zu schonen. Der Verzicht auf schwere Erntemaschinen ist selbstverständlich. Rückenwind erhielt das Projekt auch von Greenpeace, dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Naturschutzbund Deutschland (NABU) sowie dem Forum Umwelt und Entwicklung: Anlässlich der Berliner Messe „Grüne Woche“ forderten diese vier großen Umweltverbände nachdrücklich den langfristigen Schutz deutscher Buchenwaldbestände. Dies soll die Grundlage für eine Umsetzung der 2007 von der Bundesregierung beschlossenen „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ sein. Bereits Mitte 2011 wurden fünf deutsche Buchenwaldgebiete von der UNESCO mit dem Weltnaturerbe-Status versehen.

Wenn auch Sie uralten Buchenwald schützen wollen – für Ihr Unternehmen und eine bessere Zukunft – finden Sie alle nötigen Informationen und Möglichkeiten dazu auf www.wildebuche.de

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Reportage

Durchs wilde Tadschikistan Andreas Schnall leitet die ForestFinance-Forstabteilung. Der studierte Forstwirt ist aber mehr als Bayer, Baumfreund und Waldmensch – er ist ein Abenteurer und Bergsteiger. So genießt er seine Auslandsaufenthalte, bei denen er für ForestFinance Wälder rund um den Globus besucht, und lebt diese Leidenschaft auch in seiner Freizeit. Natürlich interessierte ihn da ein Waldprojekt in Tadschikistan, einer Region, die noch frei von Touristen ist. Für ForestFinest schreibt er darüber eine Reportage. Authentisch, abenteuerlich und mächtig interessant.

Ben Neusel in den Ishkashim Bergen (links). Der ehemalige ForestFinance-Mitarbeiter lud Andreas Schnall nach Tadschikistan ein, um ihm die Berge und „sein Waldprojekt“ zu zeigen. Die Mitarbeiter des Joint Forest Management-Projekts (Mitte), das von internationalen Entwicklungshilfeorganisationen gefördert wird, pflanzen in den Bergen der Region Pamir Bäume, um den hier lebenden Menschen ein besseres und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Am 20.08.2011 ging der Flieger von Frankfurt am Main nach Duschanbe. Wohin bitte? Diese Frage stellte ich mir vor gar nicht zu langer Zeit auch noch. Nun weiß ich mehr. Aber kurz mal die Uhr zurückgedreht und die Frage „Warum Tadschikistan?“ beantwortet. Ben Neusel, ein ehemaliger ForestFinance-Mitarbeiter, ist seit 2010 in Khorog, Tadschikistan, wo er als Förster im CIM Programm (Centrum für internationale Migration und Entwicklung) tätig ist. Er brachte mich auf die Idee, meinen Urlaub in diesem weitgehend unbekannten Teil der Erde zu verbringen und das Hochgebirgs-Land angrenzend an China, Usbekistan, Kirgistan und Afghanistan zu bereisen. Wir planten, einen Berg zu besteigen und Ben wollte mir das Aufforstungsprojekt in der Provinz Badakhshan zeigen. Das interessierte mich sehr. Denn es verfolgt einen ähn-

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lichen Ansatz wie ForestFinance – Mischwälder naturnah anzulegen. Nur können die Voraussetzungen für gleiche Projekte unterschiedlicher kaum sein! Die Forste in Panama liegen nah am Äquator und eine ganzjährige Vegetationsperiode sowie Temperaturen von meist über 27 Grad Celsius ermöglichen ein kontinuierliches Wachstum. Tadschikistan hingegen hat im Sommer Temperaturen von über 40 Grad und im Winter kann das Quecksilber auch unter minus 30 fallen. Niederschläge gibt es kaum und die steinkarge Landschaft ist das krasse Gegenteil zu der immergrünen Tropenvegetation Panamas. Als ich nach sechs Stunden Flug in Duschanbe, der Hauptstad Tadschikistans, landete, begrüßten mich heiße 42 Grad. Die Fahrt nach Khorog, meinem eigentlichen Ziel, stellte sich nicht nur wegen der Hitze als kleines Abenteuer heraus. 508 Kilometer la-

gen vor mir, für die man laut Bens Auskunft auch schon mal zwei Tage brauchen kann. Glücklicherweise fand ich eine Mitfahrgelegenheit und so saß ich bald in einem voll bepackten Jeep. Jeeps sind die Busse Tadschikistans und wichtigstes Transportmittel für Touristen, um über die holprigen Straßen zu fahren. Schätzungsweise kommen jedes Jahr 2 000 Touristen ins Land – größtenteils abenteuerlustige Individualreisende sowie Bergsteiger und Rucksacktouristen. Das Forstkonzept im Meer von Steinen Die Waldflächen des „Joint Forest Management – A multidimensional approach for sustainable rehabilitation of forests“ (JFM) befinden sich in der Bergregion Pamir und werden gemeinsam von der Forstberhörde und der lokalen Bevölkerung bewirtschaftet. Das Projekt „Nachhaltige Nutzung

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Reportage

natürlicher Resourcen in Gorno-Badakhshan“ wird von einheimischen Förstern in Zusammenarbeit mit Fachkräften der GIZ (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GmbH) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie des CIM Programms geleitet. Ein wichtiger Grundsatz ist, Vertrauen bei der lokalen Bevölkerung aufzubauen, um die Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Es werden Nutzungsrechte in Kombination mit individuellen Bewirtschaftungsplänen an die lokalen Bauern vergeben. Sogenannte Mobilizer leisten Überzeugungsarbeit bei der Bevöl-

der Sowjetzeit weitgehend verloren und viele Kanäle sind in marodem Zustand. Das Projekt unterstützt die Wiederinstandsetzung von Kanälen. Finanzielle Subventionen spielen dabei jedoch eine zweitrangige Rolle. Vielmehr wird darauf hingearbeitet, dass die Bevölkerung selbst die Kanäle baut und wartet. Nur so kann eine neu geschaffene Infrastruktur über die Projektdauer hinaus erhalten bleiben. Durch die Pflanzung von nachhaltig bewirtschafteten Wäldern soll der Waldanteil, derzeit bei unter zwei Prozent, wieder angehoben werden. Holz und Biomasse sind für die ländliche Bevölkerung, neben dem Trocknen von tierischen Exkrementen, die wichtigste Energiequelle. Alte Aufzeich-

So sieht die SavingBooks-Anpflanzung in den tadschikischen Bergen aus (links). Über Kanäle (rechts) werden die Bäume bewässert. Fotos: Andreas Schnall

kerung, besuchen regelmäßig die Projektteilnehmer und schulen die Bauern in den Belangen nachhaltiger Forstwirtschaft. Ein wichtiger Punkt bei diesem Aufforstungsprojekt ist die Wasserversorgung. Es bestimmt das Wachstum und ist ein rares Gut. Denn Niederschlag fällt fast nur im Winter. Standorte mit guter Grundwasserversorgung kommen mit den geringen Niederschlägen zurecht. Schwieriger haben es Gebiete, die weiter von den Flussläufen entfernt sind. Dennoch werden auch diese Flächen bewaldet, indem Wasser aus natürlichen, ganzjährigen Schmelzwasserflüssen in Kanäle umgeleitet wird, um die Bewässerung sicherzustellen. Diese Technik wird hierzulande seit hunderten von Jahren genutzt, um landwirtschaftlich nutzbare Flächen zu erschließen. Das tradierte System zur Anlage und Pflege dieser Kanäle ging aber leider während

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nungen belegen, dass vor circa 100 Jahren das Land noch zu 25 Prozent mit Wald bedeckt war. Zum Vergleich: in Deutschland sind es 30 Prozent. Hauptgrund für die Abholzung war der vermehrte Baumwollanbau. Mit 439 Beteiligten implementierte das Projekt bisher 1900 Hektar unter JFM. Dabei erhält jeder Waldnutzer/-Pächter für 20 Jahre das Recht, den Wald auf seiner Fläche nachhaltig zu nutzen und verpflichtet sich einen festgeschriebenen Anteil erzielter Einnahmen an die Forstbehörde abzugeben. Er geht zugleich die Verpflichtung ein, degradierte Flächen aufzuforsten und den Wald vor Vieh und illegalem Brennholzeinschlag zu schützen. Inzwischen ist der Ansatz von Waldnutzern und Forstbehörde akzeptiert und wird immer selbstständiger von der Forstbehörde durchgeführt. Auf völlig degradierten Flächen kommt der

Sparbuchansatz (SavingsBookApproach) pilotweise zum Einsatz. Der Pächter/Waldnutzer verpflichtet sich, die Fläche schrittweise aufzuforsten, kann dort aber nicht wie beim JFM sofort Einnahmen aus nachhaltiger Waldwirtschaft erzielen. Um diesen Zeitraum zu überbrücken, bekommt er Zahlungen auf ein persönliches Sparbuch gutgeschrieben. Über diese kann er erst dann verfügen, wenn er im folgenden Jahr belegt, dass seine Pflanzarbeit nachhaltig erfolgreich war. Land und Leute Die Lebensweise der Pamiri hat mich beeindruckt. Trotz einfacher Verhältnisse sind die Menschen sehr gastfreundlich. Ich durfte immer den besten Schlafplatz beziehen und wurde reichlich mit Tee, Brot, Butter und Obst bewirtet. Spannend war ein Besuch der Zentralasiatischen Universität in Khorog. Nicole Angermann, die hier Deutsch lehrt, lud mich zu einer Unterrichtsstunde zum Thema Dialekte ein. Der Bitte, meinen bayrischen Ursprung in Khorog sprachlich unter Beweis zu stellen, kam ich natürlich gerne nach. Die Studenten sind ausgebildete Lehrer und gehen mit den neu erlernten Kenntnissen zurück in ihre Dörfer oder qualifizieren sich damit für ein Studium in Deutschland . Schon wieder Wasser … Wasser ist in diesem Land extrem selten und wichtig. Das wurde mir auf der Rückfahrt nach Duschanbe wieder bewusst. Ein Steinrutsch blockierte die Fahrbahn, und meine Weiterfahrt verzögerte sich um etwa drei Stunden. Bei sengender Hitze hatten wir Reisenden kaum Wasser. Erst am nächsten Grenzposten wurde eine Wasserflasche aufgefüllt und machte ganz selbstverständlich im Auto für alle die Runde. Das Wenige mit vielen teilen, vieles für viele besser machen – ich glaube, das ist das, was ich in diesem Land kennen und am meisten schätzen gelernt habe.

Die Region Tadschikistan hat unseren Autor Andreas Schnall so fasziniert, dass er eine Expedition ins benachbarte Afghanistan plant – inklusive Bergsteigen und Paragliden. Mehr dazu finden Sie auf http://wakhanexpedition2012.jimdo.com

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Forest Finance

Waldfonds: PureForest der Erste Was lange währt, wird richtig gut. ForestFinance erweitert im Laufe des Jahres die Produktpalette um einen Waldfonds. Mit „PureForest I” bleiben wir unseren Wurzeln treu und schaffen gemeinsam mit unserem Partner, dem Emissionshaus „Pure Blue”. Ein Finanz-Produkt, das Maßstäbe für Transparenz und Verbraucherschutz im Fondsbereich setzen soll: Neben der Prospektgenehmigung durch das Bundesaufsichtsamt für Finanzdienstleistungen (BaFin) wird auch der strenge Prospektierungsstandard des IDW (Institut der Wirtschaftsprüfer) eingehalten. Und dies kombiniert mit nachhaltig ökologischer Forstwirtschaft. Hier die Eckdaten.

Mit der Markteinführung des „PureForest I“Fonds erweitert ForestFinance das AngebotsPortfolio um ein genehmigtes und zertifiziertes Fondsprodukt. Knapp 10000 Kunden haben sich in den vergangenen Jahren bereits für die ForestFinance Direktinvestments in Panama und Vietnam entschieden. Immer wieder wurde die Anfrage an das Unternehmen gestellt, ein Fondsprodukt anzubieten. Wir halten die ForestFinance Direktinvestment-Produkte nach wie vor für „charmant“ und für den einzelnen Investor klar und gut nachvollziehbar. Dennoch sind Fonds eingeführte Finanzprodukte und gerade hier gibt es aus unserer Sicht am deutschen Markt wenige bis kein ökologischnachhaltiges Waldfonds-Produkt. Denn nahezu alle bestehenden Fonds-Angebote haben mit nachhaltiger Forstwirtschaft nichts zu tun, erhalten meist nicht einmal eine FSCZertifizierung. Dem möchte ForestFinance etwas Beispielhaftes entgegensetzen. Neben der forstlichen Qualifikation wird ein Partner für den Fondsvertrieb und die Prospektierung benötigt. Denn in Deutschland sind nur solche Fondsprodukte zugelassen, die die Überprüfung durch die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstlei-

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stungsaufsicht) passieren. Diese Partnersuche erwies sich in den vergangenen Jahren als äußerst schwierig. Bestehende Anbieter, ihre ökologischen Konzepte und wirtschaftlichen Vorgehensweisen – auch zum Beispiel Vertriebskosten – waren einfach nicht mit der ForestFinance Philosophie in Übereinstimmung zu bringen. Pure Blue ergänzt das Forstkonzept Mit „Pure Blue“ wurde nun ein Wunschpartner gefunden, der das nachhaltige Forstkonzept von ForestFinance perfekt ergänzt: Die Zielsetzung von „Pure Blue“ unterscheidet sich von allen anderen Angeboten durch die Gleichschaltung von Anleger- und Investoren-Interessen. Der Fonds Manager erhält während der Laufzeit lediglich eine kostendeckende Vergütung. Er gewinnt jedoch erst, nachdem die Anleger mindestens acht Prozent Rendite erreicht haben. Hinter PureForest steckt uneingeschränkt die ForestFinance Philosophie mit allen qualitativen Merkmalen der bekannten Produkte. Das gesamte Forstkonzept, die Durchführung und Vermarktung der Ernte verantwortet ForestFinance, während Pure Blue den Fondsprospekt auflegt und den Vertrieb organisiert.

Nur 14 Jahre Laufzeit – schnelle Rückflüsse! PureForest I wird eine circa 400 Hektar große Teakplantage in Panama, Chiriqui erwerben, auf der bereits Teak-Monokultur aufgeforstet wurde. Die Bäume sind heute bereits zwischen fünf und 17 Jahre alt. Dadurch ergibt sich im Bereich der Laufzeit ein herausragender Wettbewerbsvorteil: Der Verkauf der ältesten Bäume kann bereits 2016 erfolgen. Somit kommt es nach vier Jahren bereits zu deutlich früheren Rückflüssen als bei vergleichbaren Investitionen in Edelhölzer. Monokultur bei ForestFinance – passt das zusammen? Ja, denn im Gesellschaftsvertrag ist ein nachhaltiger Forstplan verankert. Demnach findet neben der Bewirtschaftung und Ernte des Teakholzes zunächst eine natürliche, nährstoffanreichernde Rekultivierung des Bodens durch Akazienbäume statt. Im Anschluss wird eine nachhaltige, artenreiche Mischwaldaufforstung für tropische einheimische Edelhölzer umgesetzt, die eine hohe Umweltrendite verspricht. Am Ende verbleibt also ein typischer ForestFinance Mischwald. Kein Kahlschlag und keine gerodeten Flächen.

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Forest Finance

Das Finanz-Produkt für Menschen, die dreifach attraktiven Ertrag suchen: ökonomisch, ökologisch und sozial. Die Eckdaten von PureForest I: • Geplante Laufzeit: 14 Jahre mit Verlängerungsoption • Das vorläufige Fonds Volumen beträgt 8,2 Mio. Euro • Erwartete Rendite bis 10 Prozent • Sicherheit durch 100 Prozent Eigenkapitalfinanzierung • Rückkaufgarantie für den Forst nach Ablauf der Fondslaufzeit Haben wir Ihr Interesse geweckt? Vertragsunterlagen erhalten Sie hier: Forest Finance Service GmbH, Olaf van Meegen, Eifelstraße 20, 53119 Bonn. Oder schicken Sie eine E-Mail an: olaf.vanmeegen@forestfinance.de Stichwort: PureForest

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ForestFinance-Forstingenieur Roger Almengor González (re) diskutiert mit Carsten Dujesiefken, Pure Blue-Geschäftsführer, bei dessen Vor-Ort-Besuch im Februar in Panama. Foto: Jan Fockele

Die Pure Blue GmbH ist ein Anbieter von innovativen Investmentprodukten mit Sitz in Hamburg. Die beiden Gründer und Geschäftsführer Carsten Dujesiefken und Richard Focken verfügen über langjährige Erfahrung im Finanzsektor und bieten interessierten Anlegern ausschließlich Anlageprodukte, die auf nachhaltigen Geschäftsideen basieren. Darüber hinaus unterscheidet sich Pure Blue von anderen Anbietern durch maximale Transparenz und echte Risikoteilung. Pure Blue profitiert erst dann, wenn das Projekt erfolgreich abgeschlossen ist. Über die kostendeckende Vergütung während der Laufzeit hinaus, erzielt das Unternehmen nur dann einen Gewinn, wenn die Investoren bereits eine Rendite erzielt haben. ForestFinance hat eine kleine Minderheitenbeteiligung an PureBlue erworben, um auch so die strategische Verbundenheit zu unserem neuen Partner zu bekunden. www.pure-blue.de Auf der Website finden Sie einen Blog von Carsten Dujesiefken, der die ForestFinance Wälder in Panama besucht und seine Eindrücke niedergeschrieben hat.

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Junge Pappeln vor malerischem Hintergrund – ihre Existenz verdanken sie dem menschlichen Hunger nach Energie, nicht der Schönheit. Sie gehören zu den Bäumen, die auf den sogenannten Kurzumtriebsplantagen gepflanzt werden. Foto: Angelika Ströbel/pixelio

Forest Finance

Feld- und Waldenergie: Kann gut, grün nachhaltig sein Energieholz wird in den nächsten Jahren immer wichtiger werden. Bereits heute ist es nach Erdöl und Erdgas der drittwichtigste Rohstoff der Erde. Diese Entwicklung birgt Risiken für den Wald und die Umwelt aber auch Chancen. ForestFinance erarbeitet ein nachhaltiges Bewirtschaftungskonzept für Kurzumtriebsplantagen – viele Bäume, die doch kein Wald sind. Für Investoren in Energieholz ist der „Wald:Energie I” die richtige Wahl.

Die Vorteile der Biomasse Holz Holz ist viel mehr als Biomasse: Die Bäume binden CO2 und filtern Feinstaub aus der Luft. Sie verbessern das lokale Klima und – immer vorausgesetzt, die Forste werden ökologisch bewirtschaftet – fördern sie die Humusbildung und erhöhen die Grundwasserqualität. Für Investoren in Biomasse ist zudem interessant, dass die bereits heute hohe Nachfrage zu ansehnlichen Erträgen führt. EnergieHolz steigt seit Jahren im Preis, weil es grundlastfähig ist, hohe Vergütungen nach dem (EEG) erzielt, und weil immer mehr private Haushalte es nutzen.

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Pelletproduktion und Inlandsbedarf in Deutschland Tonnen

3.000.000

500.000

2005

2.500.000

2007

2009

1.800.000 1.400.000

1.000.000

1.600.000 1.100.000

2.000.000 1.500.000

2.700.000

2.500.000

2.000.000

So kann es gehen ForestFinance bietet nun zusammen mit dem Unternehmen Wald:Energie die Chance, in ein deutsches Projekt zu investieren. Wald: Energie kauft Wald, Land und Boden und bewirtschaftet die Kurzumtriebsplantagen nach den Regeln des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND). Investoren können Laufzeiten bis zum Jahr 2025 oder maximal 35 wählen und profitieren vom Verkauf des Rohstoffs Holz sowie von der Wertsteigerung des Bodens. Jedes zweite bis vierte Jahr wird Holz „gemäht“ und verkauft. Wald:Energie rechnet mit einer Rendite von im Schnitt ca. sieben Prozent jährlich bis 2025 oder ca. neun Prozent bis 2035. Die Wertsteigerung des Bodens bringt zusätzliche Ausschüttungen. Wenn er nach der Liquidation verkauft wird, liegen diese 2025 voraussichtlich bei ca. 26 Prozent der Beteiligungssumme und 2035 sogar bei 80 Prozent. ForestFinance geht in diese Kooperation, weil Energieholz eine immer wichtigere Energiequelle wird. Das darf nicht zu Lasten der Umwelt gehen – auch hier wollen wir nachhaltige Anbaukonzepte umsetzen. Wald:Energie hat sich verpflichtet, die Erzeugung nach den Leitlinien des BUND durchzuführen. Diese zeigen den Weg, wie das ökologisch sinnvoll gehen kann. Nur so können Bäume in Energie“wäldern“ ökologisch angebaut werden. Und auch so, dass der „richtige“ Wald keinen Schaden nimmt. Denn: Allein in der EU fehlen bis 2020 geschätzte 100 Millionen Kubikmeter Holz. Baut man es auf Feldern an, wächst es schneller als im Wald, kann für Energie sowie als Stammholz genutzt werden und hilft so den Wald zu entlasten und zu schützen.

1.100.000 600.000

Energieholz kann ein Baustein in der Zukunft nachhaltiger Energieerzeugung sein. Denn es ist im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen nahezu klimaneutral – allerdings nur dann, wenn nicht erst Wald gerodet wird, um Platz für Energieholzplantagen zu schaffen. Nur wenn Energieforste nachhaltig in Mischkultur bewirtschaftet werden, sind sie eine nachhaltige „Energiequelle“, und tragen auch noch zum Erosions- und Wasserschutz bei. (Wir berichteten in ForestFinest 2/2011 ausführlich zum Thema Biomasse.) Laut der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) wurden 2010 ca. 1 860 Millionen Kubikmeter Energieholz produziert. Dabei steigt der Energieholzbedarf weltweit rasant und führt dazu, dass allerortens neue Plantagen aus dem Boden schießen. Meist handelt es sich dabei um ökologisch fragwürdige Monokulturen, die zudem dem Boden extrem viel Wasser entziehen. So entsteht kein Wald, sondern Wüste.

2011 Prognose

Kapazitäten

Produktion

Verbrauch

Der Verbrauch sowie die Produktion von Holzpellets steigen in Deutschland kontinuierlich. Deutschland ist europaweit der größte Pelletproduzent und könnte sogar noch mehr, aber die Holzpreise sind sehr hoch. Die Nachfrage nach dem Rohstoff Holz wird entsprechend auch in diesem Bereich stärker werden. Grafik: ForestFinance, Quelle: DEPV

Vertragsunterlagen können Sie hier anfordern: info@forestfinance.de, Stichwort Wald:Energie.

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Forest Finance

Investieren in Wald- und Klimaschutz – aber wie? „Bäume pflanzen, um das Klima zu schützen” – ein augenscheinlich einfacher Ansatz für Wald-Klimaprojekte und ein Appell, der sicherlich jedem schon einmal begegnet ist. Doch was steckt hinter diesen Projekten? Die gemeinsam von OroVerde und dem Global Nature Fund herausgegebenen Veröffentlichungen geben eine Orientierungshilfe für Unternehmen und private Investoren im Dschungel der verschiedenen Projekttypen und Qualitätsstandards. Dr. Elke Mannigel von OroVerde stellt sie Ihnen vor. Maßnahmen gegen den globalen Klimawandel müssen zuallererst „vor der eigenen Haustür“ beginnen, das heißt eigene Treibhausgasemissionen müssen vermieden oder vermindert werden. Für alle Emissionen, die (noch) nicht einzusparen sind, bietet sich darüber hinaus eine Kompensation durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten an. Hierbei gewinnen Projekte im Waldbereich immer mehr Relevanz. Waldklimaprojekte werden durch eine stetig zunehmende Anzahl von Unternehmen unterstützt, aber häufig mangelt es an Informationen über die konkreten Auswirkungen der Aktivitäten in den jeweiligen Projektländern.

Die Leitlinie, die online jedem Interessierten zur Verfügung steht, umfasst 32 Seiten – und stellt Waldklimaprojekte-Typen ebenso vor wie Standards, die sie erfüllen sollten, um Umwelt- und Klimaschutz gerecht zu werden.

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Ein Überblick für mehr Durchblick Die Broschüre „Investieren in Waldklimaprojekte – Leitlinien für Unternehmen und private Investoren“ liefert einen Überblick über die verschiedenen Typen von Waldklimaprojekten, stellt den Kohlenstoffmarkt und die gängigen Standards vor und geht der Frage nach, welche Aspekte die Qualitätsstandards unbedingt beachten sollten. Dafür wurden die im deutschsprachigen Raum gängigen Standards analysiert und bewertet. Die Schlussfolgerungen der Leitlinien für Waldklimaprojekte beziehen sich auf drei Bereiche, die relevant sind und wichtige Kriterien für eine Qualitätsanalyse darstellen: 1. Berechnungsmethoden der Emissionsbilanzen: wichtig sind hier anspruchsvolle Kriterien, ganzheitliche Risikovermeidungs- und Absicherungsstrategien;

2. sozio-ökonomische Aspekte wie die Klärung von Land- und Nutzungsrechten, aktive Partizipationsmöglichkeiten und die kontinuierliche Überprüfung von deren Wirkungen; sowie 3. ökologische Auswirkungen einschließlich einer Umweltverträglichkeitsprüfung und Erhebungen zur Artenvielfalt. Hintergrund für die Erarbeitung der Leitlinien war eine Fallstudie zu einem aktuellen Projekt aus Paraguay, welches die Partnerorganisation „Fundación Moisés Bertoni“ durchführte. Die Veröffentlichung „Chancen und Herausforderungen von Wald- und Klimaschutzprojekten – Ein Pionierprojekt in Paraguay“ beschreibt anschaulich wie über 60 000 Hektar Atlantischer Regenwald in Paraguay erfolgreich vor der Zerstörung bewahrt werden konnten. Dies geschah mit Hilfe einer methodischen Berechnungsgrundlage zur Kohlenstoffspeicherung des Regenwaldes und unter der Berücksichtigung wichtiger ökologischer, sozialer und sozio ökonomischer Faktoren. Die Leitlinien und die Fallstudie sind Teil des Projekts „Klima- und Waldschutz für den privaten Sektor“, das OroVerde und der Global Nature Fund zusammen durchführen, und können auf den Homepages der beiden Organisationen kostenlos heruntergeladen werden: www.globalnature.org/waldklima und www. oroverde.de/projekte-national/wald-und-kli ma.html. Das Projekt wird vom Umweltbundesamt (UBA) und dem Bundesumweltministerium (BMU) gefördert.

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LandPartie

Neue Rubrik – alte Spielregeln Wir haben der neuen Rubrik einen Namen gegeben, der auf den ersten Blick zu heimelig klingt – LandPartie. Das riecht nach Sonntagsausflug, -braten und bunten Wiesen. Aber hinter Landpartien verbirgt sich mehr: Geld, Macht und Einfluss. Es waren die gut Betuchten, die sich Freizeit und Ausflüge aufs Land leisten konnten. Und heute sind es die Reichen und Mächtigen, die mit Investitionen in Grund und Boden, ins Leben vieler Menschen eingreifen – und rücksichtslos damit spielen.

Don José, seit 1995 Mitarbeiter bei ForestFinance, weihte im August 2010 den Naturlehrpfad auf der Finca Los Monos in Las Lajas, Chiriqui ein. Es gehört zur Firmenphilosophie das Interesse – und vielleicht darüber auch die Liebe – zum Land und Wald in den Menschen zu wecken und zu verstärken. Foto: Rafael Lau

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Weltweit werden Menschen von ihrem Land vertrieben. Je ärmer diese Menschen sind, desto rechtloser sind sie häufig – doch es sind keineswegs nur große internationale Rohstoffkonzerne, die sie ihrer Lebensgrundlagen berauben. Auch unter dem Deckmantel „grüner“ Investitionen – wie zum Beispiel in Aufforstung – finden immer häufiger solche Vertreibungen statt (siehe Seite 33). Häufiger deswegen, weil Holz- und Palmölproduktion, aber auch der Handel mit CO2-Verschmutzungszertifikaten zunehmend Profit versprechen und damit als Investition für Kapitalgruppen reizvoller werden. Fairplay bei ForestFinance ForestFinance hat von Anfang an auf das Risiko dieser Entwicklungen hingewiesen und verfolgt bewusst einen anderen Kurs, denn nur in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung ist es möglich, langfristig und erfolgreich echten Wald mit ökologischem Mehrwert zu schaffen, der mehr ist als eine raschen Profit versprechende Schnellumtriebsplantage. Das fängt bei der Flächenauswahl an, die nicht nur von biologischen, klimatischen oder hydrologischen Fakten bestimmt wird, sondern auch von sozialen, hört dort aber noch lange nicht auf. Ebenso wichtig ist es, dass ForestFinance dazu beiträgt, die Arbeitsund Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung zu verbessern – durch die Schaffung langfristiger und sozial gesicherter Arbeitsplätze, flankierende Sozialprogrammen und mit einer engen Einbindung der Bevölkerung. Die Menschen vor Ort leben von und mit dem Wald, den sie selbst erschaffen haben, identifizieren sich mit ihm und haben darum ein erhebliches Interesse daran, ihn zu schützen und zu bewahren. Dies ist ein in vielerlei Hinsicht wertvolles Gut, das mit Geld allein nicht aufgewogen werden kann. Doch auch Nachhaltigkeit hat ihren Preis – das gilt für Bio-Lebensmittel ebenso wie für Aufforstung. Waldinvestments zu Discountpreisen sind daher mit Vorsicht zu genießen – oder sollten zumindest zum Nachfragen anregen. ForestFinance lehnt es grundsätzlich ab, den Gewinn seiner Kunden durch die Ausbeutung von Zulieferern, Mitarbeitern oder der Natur zu erwirtschaften. Das hat seinen Preis – und den müssen nachhaltig denkende und handelnde Investoren auch zahlen. Für Land und Leute Rund 150 Menschen werden aktuell in ForestFinance Aufforstungsprojekten in Panama beschäftigt. Ein Großteil der Angestellten sind Angehörige der lokalen indigenen Bevölkerung (Ngöbe-Buglé). Die Gehälter und Arbeitsbedingungen der panamaischen Mitarbeiter liegen über dem gesetzlichen Mindestlohn. Neben den landesüblichen Sozialleistungen schließt ForestFinance für jeden Angestellten eine zusätzliche Unfall- sowie eine Lebensversicherung zur Absicherung der Familie ab. Ist ein Mitarbeiter in einer Notsituation, hilft ForestFinance mit Privatkrediten, die zinsfrei zurückgezahlt werden können. Das sichert den Menschen ihre Lebensgrundlage und damit langfristig auch das Land.

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LandPartie Anzeige

Falsches Spiel beim Landkauf Wenn Menschen Bäumen weichen müssen

Weltweit werden Menschen von ihrem Land vertrieben – auch unter dem Deckmantel „grüner“ Investitionen, wie zum Beispiel in Aufforstung. Ein solcher Fall ist der Landraub an tausenden Kleinbauern in Uganda. So schön und „Jenseits-von-Afrika“sieht es in Uganda am Mount Khadam aus. Foto: Ed Wright/en.wikipedia

Mindestens 22500 Menschen wurden laut der Menschenrechtsorganisation Oxfam in Uganda gezwungen, ihr Land in den Provinzen Mubende und Kiboga zu verlassen, weil sie dem britischen Unternehmen New Forests Company (NFC) im Weg waren – ohne Entschädigung. „Niemand hat das Land freiwillig verlassen. Wir wurden alle vertrieben“, sagt einer der betroffenen Kleinbauern Oxfam. Wie viele andere hat er alles verloren: sein Haus, seine kleine Kaffee- und Bananenplantage, das regelmäßige Einkommen, mit dem er seine sechs Kinder ernährt hat. Da, wo früher sein Zuhause war, steht jetzt eine Pinien- und Eukalyptus-Plantage von monströsem Ausmaß. Entschieden hat darüber nicht er, sondern seine Regierung. Die Nationale Waldbehörde NFA erteilte dem ausländischen Unternehmen eine Lizenz zur Errichtung der Plantage, ohne die Bevölkerung in die Entscheidung mit einzubeziehen. Während sich das Unternehmen NFC mit seiner „sozial orientierten und zukunftsfähigen Forstwirtschaft“ schmückte, kam es in Uganda zu brutalen Übergriffen auf die Einwohner, die ihr Land nicht verlassen wollten. Geschichten wie diese gibt es viele. In Afrika, aber auch in Asien und Lateinamerika. Die Preisexplosion bei Lebensmitteln hat die Investition in Land lohnenswert gemacht. Die Leidtragenden sind immer jene, die ohnehin schon in Armut leben: Kleinbauern, Landlose, Nomade und Indigene. Den ausführlichen Bericht „Land and Power“ zum Thema Landnahme finden Sie auf der Website der Menschrechtsorganisation Oxfam unter www.forestfinance.de/go/land-and-power

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LandPartie

Deutsche Bank gehört zu den „Hungermachern”

Der aktuelle foodwatch-Report „Die Hungermacher“ beschäftigt sich mit der Spekulation mit Agrar-Rohstoffen. Sie finden ihn auf http://foodwatch.de

„Josef Ackermann bricht sein Versprechen: Keine Entscheidung über den Ausstieg aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln“ – meldet foodwatch und fordert das Ende der Spekulationsgeschäfte. Der Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann hatte ursprünglich mitgeteilt, bis Januar 2012 über den Ausstieg aus der Nahrungsmittel-Spekulation zu entscheiden. Nun will er mehr Zeit: „Wir stehen erst am Anfang der von mir zugesagten Überprüfung unseres Geschäfts mit Agrar-Rohstoffen“, so Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann in einem Brief an foodwatch. Per E-Mail

teilte seine für Nachhaltigkeit zuständige Mitarbeiterin foodwatch mit, die Deutsche Bank werde nun „in den kommenden Monaten eine umfassende Studie zum Thema“ erarbeiten. Einen konkreten Zeitpunkt für die Entscheidung nannte sie nicht mehr. Das Versprechen gab die Deutsche Bank Mitte Oktober 2011, als Reaktion auf den foodwatch-Report „Die Hungermacher“. Darin dokumentiert foodwatch, dass die Spekulation mit AgrarRohstoffen die Nahrungsmittelpreise nach oben und Menschen in den Hunger treibt. Bis heute haben mehr als 60 000 Menschen die Deutsche Bank daraufhin per E-Mail und per Post zum Ausstieg aufgefordert. „Während die Deutsche Bank angeblich prüft und Studien erarbeitet, sterben Menschen in den ärmsten Ländern an Hunger – auch wegen der Spekulationsgeschäfte der Deutschen Bank“, so Thilo Bode. Er forderte die Deutsche Bank auf, die Entscheidung nicht länger hinauszuzögern. „Die Tatsachen liegen auf dem Tisch, die Belege für die schädlichen Auswirkungen der Spekulation sind überwältigend. Josef Ackermann muss die Spekulationsgeschäfte mit Nahrungsmitteln jetzt unverzüglich stoppen!“

Aus dem Leben gegriffen

Allmende – alte Weisheit, neue Idee

Wenn Menschen, die rund um den Globus für Entwicklungszusammenarbeit und Umweltschutz Erfahrungen austauschen, entstehen Synergien, von denen alle profitieren. Die Initiative „Landscapes for People, Food and Nature“ hat genau das vor. Sie Hier erfahren Sie mehr über die Initiative, die wird von den Großen sich für Land, Nahrungsmitel und Natur einsetzt, der Branche unterallerdings ausschließlich auf Englisch: stützt – UNEP, FAO, www.landscapes.ecoagriculture.org Weltbank aber auch dem Earth Institute der Columbia Universität, dem Internationalen Zentrum für BioLebensmittelforschung (ICROFS) sowie vielen anderen – und will einen Dialog fördern, um voneinander zu lernen und miteinander zu handeln. Die wichtigsten Themen dabei sind die ökologische und soziale Produktion von Lebensmitteln. Neu ist ein Blog, in dem Entwicklungshelfer von ihren Erfahrungen berichten. Es ist auch für Außenstehende sehr interessant von ihren Projekten, von fremden Ländern und Menschenleben zu lesen. Jeder Text bringt die Welt da draußen näher, weist auf Probleme und Lösungen hin, von denen in den landläufigen Medien wenig berichtet wird.

Der Begriff ist nicht mehr geläufig, das System, das dahinter steckt, leider auch nicht. Dabei könnte es – so die Wirtschaftsnobelpreisträgering Elinor Ostrom – die Lösung vieler Probleme sein. Die Politikwissenschaftlerin ist überzeugt, dass bei einer gemeinsamen Nutzung von Gütern wirtschaftliches Wachstum weniger wird und dass das der Welt gut tun. Es überrascht, dass diese Frau aus den USA kommt. Aber geforscht hat sie dazu auch nicht in ihrer Heimat. Sie hat die Wirtschaftssysteme indigener Völker Lateinamerikas und Asiens untersucht, die sich Gebiete und Ressourcen teilen. Ostrom hat gezeigt, dass diese Wirtschaft effektiv und umweltfreundlich ist. Das wäre überall möglich. Die Menschen müssten nur lernen, sich über die gemeinsame Nutzung zu vertsändigen, sich auf Regeln zu einigen, sodass es nicht zu einer Übernutzung des Landes kommt. Mittlerweile gibt es viele Anhänger der Allmende, die davon überzeugt sind, dass sie eine intelligente Alternative zu aktuellen Systemen sein kann. Mehr dazu finden Sie auf www.commonsblog.de. Den von der Heinrich-Böll-Stiftung herausgegebenen Report „Gemeingüter – Wohlstand durch Teilen” können Sie ebenfalls hier herunterladen.

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„Palmöl ist unser grünes Erdöl” Ursprünglich stammt die Ölpalme (lat.: Elaeis guineensis) aus Afrika. Dort gibt es natürliche Ölpalmenwälder mit einer Ausdehnung von bis zu 100 Hektar. In die amerikanischen und südostasiatischen Tropen wurde sie dagegen erst vom Menschen gebracht und kultiviert. Und hier wird sie aufgrund der explosiven Nachfrage zum Problem: Wurden 2001 noch 25,6 Millionen Tonnen Palmöl produziert, waren es 2009 schon 46 Millionen Tonnen – ein Anstieg von teilweise mehr als 15 Prozent pro Jahr. Indonesien liegt bei der Palmölproduktion mit 25400 Tonnen pro Jahr weit vorne (Stand 2011, Quelle: Index Mundi), gefolgt von Malaysia mit 18700 Tonnen. Erst weit dahinter rangiert Thailand mit 1450 Tonnen auf Platz drei. Indonesien und Malaysia machen damit 85 Prozent der Weltproduktion aus. Gleichzeitig sind diese Länder die Heimat von Elefanten, Tigern und Orang-Utans, die aufgrund ihres Habitatverlustes kurz vor dem Aussterben steht. Ebenso wenig profitieren die Menschen vor Ort von den Auslandsinvestitionen, stattdessen verdingen sie sich als Tagelöhner auf den Plantagen. Der immense Kahlschlag wurde von der FAO bestätigt, laut der zwischen 1990 und 2005 1,87 Millionen Hektar Palmölplantagen in Malaysia und über drei Millionen Hektar in Indonesien enstanden – mehr als die Hälfte davon auf Regenwaldflächen, die dem Palmölboom weichen mussten. Wagen sich die Menschenaffen dann auf die Palmölplantagen, die stehen, wo früher ihr Zuhause war, werden sie nicht selten erschossen oder verstümmelt. Wie BBC berichtete, wurden so alleine zwischen 2008 und 2009 über 750 Orang-Utans in Indonesien getötet.

Oder: Warum Orang-Utans für Europa sterben müssen

Orang-Utan in dem Touristendorf Bukit Lawang in Nord Sumatra. Bald sind Orang-Utans vielleicht nur noch in Zoos zu finden – sie verlieren durch Palmölplantagen ihren Lebensraum. Foto: Tbachner/Wikipedia

Fast alles für Europa Während der Regenwald in Südostasien derart rasant schrumpft, geht der Raubbau an der Natur untedessen in Südamerika weiter. Vor allem Kolumbien holt mit neuen Palmölplantagen auf und wiederum fällt tropische Artenvielfalt dem Palmöldurst aus dem Westen zum Opfer. Über 90 Prozent des Palmöls wandern in die Europäische Union, allein die Firma Unilever verbraucht 1,5 Millionen Tonnen Palmöl im Jahr. Doch auch die Nachfrage aus China und Indien steigt rapide. „Palmöl ist unser grünes Erdöl“, brachte es der brasilianische Senator Flexa Ribeiro auf den

Punkt – ein Politiker, der in seinem eigenen Land Änderungen des Waldschutzgesetzes vorantrieb, die den Anbau der Ölpalme erleichtern sollen. Mit einem Marktanteil von 30 Prozent ist Palmöl noch vor Sojaöl das wichtigste Pflanzenöl der Welt. Palmöl ist billig – und es versteckt sich überall: in der Pizza, im Shampoo, in Kerzen, im Autotank. In Lebensmitteln muss es nicht einmal deklariert werden. Die Borneo-Urang-Utan-Hilfe hat darum eine „Weiße Liste“ mit Herstellern und Produkten veröffentlicht, die ganz ohne Palmöl auskommen. Sie finden Sie unter http://weisse-liste-palmoel.npage.de

Wachstumsrate der jährlichen Palmölproduktionen Kolumbien

14,9 %

Thailand

12,58 %

Ecuador

7,8 %

Indonesien Papua Neuguinea

7,63 % 6,0 %

Brasilien

3,77 %

Malaysia

2,66 %

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Kolumbien wies 2011 die höchste Zuwachsrate bei der Palmölprodukltion auf – und ist damit auf Platz vier der Weltrangliste der Palmölproduzierenden Länder. Thailand rangiert da auf Platz zwei – bei den Zuwachsraten holen beide Länder aber mächtig auf und den Tabellenführer Indonesien vielleicht bald ein. Grafik: ForestFinance, Quelle: United States Department of Agriculture/Index Mundi

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WFF – World of ForestFinance Der 10 000-ste gewinnt

Genau auf den Punkt 10000 …

Regenwald u nd Karibik inklu sive

In dieser alten Bonner Fabrikhalle (links) fing alles an. Aber ohne Panama – und unser super Team in der Stadt und im Wald – wäre der Erfolg von ForestFinance nicht denkbar. So ist er aber wahr geworden: Wer in Deutschland in Regenwald investiert, tut der Natur und dem Klima was Gutes und kann sich auf Gewinne freuen. Unser 10000ster Kunde kann sogar von jetzt auf gleich, von hier nach Panama. Zwei Wochen Urlaub und den eigenen Wald kennenlernen. Viel Glück!

Momentan hat ForestFinance fast 9600 Kunden. Doch in diesem Jahr schon wird der 10 000-ste Kunde einen Vertrag mit uns abschließen. Das wollen wir feiern! Mit einem Geschenk: Der 10 000-ste Kunde gewinnt eine Reise nach Panama. Wir fliegen ihn oder sie für zwei Wochen aus, präsentieren die aufregende Stadt am Kanal, führen durch Regen- und Mangrovenwälder, ins Herz der Karibik – natürlich alles klimaneutral und spannend. Ach ja – und für die 9600 „Alt”kunden haben wir natürlich auch eine „Danke Schön”-Überraschung. 1997 investierte Harry Assenmacher in sein eigenes zur privaten Altersvorsorge gedachtes Wäldchen in Panama. Er war von der Idee und Möglichkeit so begeistert, dass er in Bonn das Partnerbüro des panamaischen Forstunternehmens gründete. Das waren die Geburtsjahre von ForestFinance. 2005 gründete Harry Assenmacher die Forest Finance Service GmbH und heutige ForestFinance Gruppe für nachhaltige Waldinvestments. Drei Jahre später übernahm die Gruppe den technischen Forstdienstleister, um auch in Feld und Wald konsequent auf Nachhaltigkeit zu setzen. Was als grüne Idee in Bonn begann, ist zu einem kleinen, gesunden, internationalen Unternehmen herangewachsen, das mehrere Investment-Produkte anbietet. Alle beruhen auf ökologisch-nachhaltiger Waldwirtschaft und der Grundidee, dass

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ökologische Investments für alle Beteiligten – Natur und Mensch – profitabel sein können. Speziell mit dem BaumSparVertrag ist es gelungen, ein Investment zu entwickeln, das auch Anlegern mit kleinem Budget eine nachhaltige Investition mit lukrativer Rendite in einen ökologisch nachwachsenden Rohstoff ermöglicht. Dieses Angebot kam von Anfang an bei den Kunden sehr gut an. Kunden, Wachstum und Verantwortung Auf die Investment-Produkte der ForestFinance Gruppe vertrauen inzwischen – allein in Deutschland – bald 10 000 Kunden. Die Unternehmensgruppe verwaltete mittlerweile Forstinvestments im Wert von fast 45 Millionen Euro und managt über 14000 Hektar Forst und Kakao in Panama, Peru, Kolumbien und Vietnam.

Diesen Erfolg und das beeindruckend gesunde Wachstum wollen wir mit Ihnen, den Kunden, die das alles möglich gemacht haben, feiern. Wir verschenken an den 10 000sten Neukunden eine Reise nach Panama, das Land, in dem die ersten Bäume für deutsche Investoren gepflanzt wurden und die zu richtig großen Wäldern herangewachsen sind. Sie werden die Baumschulen sehen, die Fincas besuchen, in denen die jungen Bäume stehen und durch Regenwäldern wandern, die wir in Panama schützen. Wir wünschen Ihnen viel Glück, dass es Ihre Unterschrift sein wird, die Ihnen einen ökologischen Traumurlaub beschert. Für unsere Altkunden halten wir natürlich in 2012 auch ein kleines Dankeschön bereit.

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Fotos (v.l.n.r): Nicoals Rieger, ForestFinance

Foto: Petra Nyenhuis, Daniel Ho/fotilia

… haben wir noch nicht erreicht. Aber sehr, sehr bald.

2 Wochen Panama!


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World of ForestFinance – WFF

Menschen, Partner, Ein- und Aussichten

Fotos (v.l.n.r): Nicoals Rieger, ForestFinance

Vertraute Gesichter, neue Aufgaben, tiefe Einblicke

Julian Ekelhof ist begeisterter Basketballer. Leider bleibt ihm dafür wenig Zeit – er muss täglich das Klima retten.

Auf YouTube finden Sie Filme von und über Forest Finance – zum Beispiel aus der Reihe 99 seconds.

Julian Ekelhof – arbeitet für CO2OL und leitet da alle Projekte, die mit Sport zu tun haben. Dabei liegt sein Fokus auf der Förderung des Klimaschutzengagements im Sportsektor. Zudem betreut er weitere Kundenprojekte und führt CO2-Bilanzierungen durch. Schon während des Studiums an der Deutschen Sporthochschule Köln hat sich der Sportökonom mit der Verbindung wirtschaftlicher Zielgrößen mit der sozialen und ökologischen Verantwortung von Unternehmen und Sportorganisationen befasst. Er freut sich, dass er bei CO2OL all das einbringen kann. „In meiner wissenschaftlichen und aktiven Arbeit an der Schnittstelle Wirtschaft-Ökologie-Soziales wurde mir die Bedeutung konkreter Zusatznutzen für alle Beteiligten immer wieder bewusst. Richtig durchgeführter Klimaschutz ist sowohl für die Wirtschaft als auch für die lokale Bevölkerung am Projektstandort ein Gewinn“, ist der sportliche Klimaberater überzeugt. „CO2OL schafft mit seinen nachhaltigen, qualitativ hochwertigen Klimaschutzprojekten bestmögliche Voraussetzungen für deren dauerhafte Integration in eine erfolgsversprechende Unternehmenspolitik bei den Kunden.“

ForestFinance in bewegten Bildern. Bilder sagen mehr als 1000 Worte heißt es. Und auch wenn das nicht für jeden gelten mag – mit Bildern kann man in 99 Sekunden viel erzählen – in der Tat mehr, als man in 99 Sekunden schreiben oder lesen kann. Auf Youtube können Sie sich diese 99 Sekunden ansehen, in denen Harry Assenmacher kurz und bündig erklärt, was ForestFinance macht und welche Idee ihn und seine Mitarbeiter leitet. Sie finden hier aber auch Filme, die Sie einen Waldausflug durch Panamas Dschungel erleben lassen – als Spaziergang auf einem Naturlehrpfad oder ganz gemütlich von einem Boot aus. Sogar fliegen können Sie und Luftaufnahmen der ForestFinanceWälder genießen. Wir haben in diesem Bereich noch viel vor, denn wir wollen allen Interessenten und Kunden so viel wie möglich über uns und unsere Arbeit zeigen. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, dann können Sie über www.youtube.com/ForestFinance nicht nur alle Filme sehen, die ForestFinance bereits online gestellt hat, sondern sich auch benachrichtigen lassen, wenn wir einen neuen hochladen.

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2012 veröffentlichte ForestFinance einen Forstbericht für Panama und einen Projektbericht für Vietnam.

Mehr Transparenz für unsere Investoren. ForestFinance veröffentlicht seit 2004 Tätigkeits- und Forstberichte – immer im jährlichen Wechsel. In den Berichten werden Wachstum und Wirtschaftsmethoden ebenso detailliert vorgestellt wie Mitarbeiter, Bäume und Waldbewohner. Geschrieben werden die Berichte von unsere Mitarbeiter, die vor Ort arbeiten und Daten sammeln. Sie fassen zusammen, was sie in den Forsten pflanzen und pflegen. Sie halten fest, was und wie sie mit den Waldarbeitern gearbeitet haben, welche Schulungen diese erhalten, um im Wald und bei der Arbeit mit allen Werkzeugen sicher zu sein. Auch das Thema Artenschutz und Biodiversität wird hier festgehalten, ebenso wie Informationen zu den Standorten, deren Charakteristika und Zukunftsplänen. 2012 erscheinen nun der Forstbericht Panama, rückblickend und zusammenfassend für 2011 sowie der Projektbericht Vietnam für 2010-2012. In diesem Jahr erschien auch der zweite Projektbericht CacaoInvest, der die Jahre 2010 bis 2011 zusammenfasst. Sie finden die Berichte unter www.forestfinance.de/go/forstbericht2011 www.forestfinance.de/go/projektbericht-viet nam, www.forestfinance.de/go/cci-bericht-2011 FF 37


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WFF – World of ForestFinance

Neue Kakaoflächen in Peru Wir haben Peru für uns entdeckt – und ebenso lang wie gründlich erforscht. Was wir gefunden haben, hat uns so gefallen, dass wir jetzt Kakao in Peru anbauen. Das neue CacaoInvest-Produkt findet fortan in Mittel- und Südamarika statt – edlen Kakao gibt es in Peru, edle Hölzer in Panama. Warum genau? Lesen Sie hier.

Dr. Silke Elwers, die ForestFinance-Kakaoexpertin, bereiste Peru und ließ sich von Forstingenieuren und Landscouts viele Kakaowälder zeigen.

Ein Arbeiter wendet die Kakaobohnen, die nach dem Fermentieren in der Sonne trocknen, um ihr volles Aroma zu entwickeln. Fotos: Achim Berger

In Peru steht die genetische Wiege des Edelkakaos. Theobroma cacao L., der Kakaobaum aus dessen Samen Kakao gemacht wird, ist vor vielen Millionen Jahren hier entstanden – genaugenommen im oberen Amazonasbecken in einen Gebiet, das heute zu Peru, aber auch Brasilien, Kolumbien und Ecuador zählt und von den großen Flussläufen des Rio Nanay, Rio Morona, Rio Marañón, und des Rio Ucayali durchzogen wird. Peru ist eines der Länder mit der größten Biodiversität weltweit und auch die genetische Vielfalt des wild wachsenden Kakaos ist nirgendwo größer. Und so wird Kakao seit Jahrhunderten in verschiedenen Regionen Perus angebaut. ForestFinance hat sich viele Plantagen und Regionen angesehen und sich letztendlich für die Region San Martin entschieden, um Kakao für das Produkt CacaoInvest anzubauen. Mit vielen nährstoffreichen Flusstalauen und vergleichsweise moderaten Jahresniederschlägen von oftmals unter 1500 Millimetern bietet sie ideale Bedingungen für den Kakaoanbau. So bil-

den die tiefen, fruchtbaren Böden eine wichtige Voraussetzung für die Gesundheit und den hohen Ertrag der Kakaoplantagen. Verhältnismäßig geringe Niederschläge sorgen für eine niedrigere Luftfeuchtigkeit. Dies hemmt die Ausbreitung von Pilzkrankheiten, welche weltweit die Kakaoernten am stärksten gefährden. Wie auch in anderen Ländern wird Kakao ökologisch und sozial verträglich in Peru hauptsächlich von Kleinbauern angebaut, die aus der regelmäßigen Kakaoernte ihr Einkommen beziehen. In den letzten zehn Jahren hat der Kakao-Anbau in Peru um 400 Prozent zugenommen. Mit einer Jahresproduktion von inzwischen 40 000 Tonnen steht Peru kurz davor, in die Top Ten der Erzeugerländer aufzusteigen. Derzeit rangiert Peru als Kakaoexporteur an 13. Stelle und nimmt einen zunehmend wichtigen Platz im Weltkakaohandel ein. Beim Bio-Kakao steht Peru jetzt schon als der weltweit zweitgrößte Exporteur an der Spitze. Genau dazu wollen wir beitragen.

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Panama +++ Meldungen aus Panama

Fotos: Silke Berger

Fotobosque – Unser Fotowettbewerb zum Internationalen Jahr der Wälder: ForestFinance veranstaltete mit dem Kulturzentrum Espacio Panama und ANARAP (Vereinigung Nationaler Aufforstungsunternehmen) die „Baumwochen“ in Panama City, mit Themen rund um den Wald. Um den Wald visuell in den Vordergrund zu rücken, wurde ein Fotowettbewerb ausgeschrieben und viele Fotografen reichten ihre Werke ein – die acht Besten wurden schließlich großformatig auf Leinwand gedruckt und in der Galerie Espacio Panama ausgestellt. (Mehr dazu finden Sie in unserem Dezember 2011-Newsletter).

Petra Espinoza (Arbeiterin Baumschule) Sara Medina (Reinigungskraft)

Maryuri Rosario (Baumschule)

Frauenfragen und Antworten in und aus Panama Silke Berger von ForestFinance wollte wissen, was ihre Kolleginnen aus Panama City und Las Lajas über Arbeit und Gleichstellung denken. Die Antworten haben für deutsche Frauen und Männer einiges Vertrautes … Welche sind die gewöhnlichen Arbeiten einer Frau in Panama? Petra: Mein Mann und ich teilen uns die Arbeiten im Haus und treffen gemeinsame Entscheidungen. Normalerweise übernimmt aber der Mann die Entscheidungen und will nicht, dass die Frau außerhalb des Hauses arbeitet, sondern daheim bleibt. Sara: Frauen waschen, bügeln, kochen, fegen, putzen und in ländlichen Gegenden säen sie noch. Gibt es einen Unterschied im Berufsleben zwischen dem was Frauen und Männer machen? Maryuri: Frauen arbeiten in Fabriken, als Hausangestellte, Hausfrauen. Generell sind die Arbeiten körperlich leichter. Sara: Nein, es gibt keinen Unterschied. Mein Ehemann kocht, wäscht, kehrt etc. Wir arbeiten beide und man muss einfach teilen. Früher war die Rolle der Frau in der Gesellschaft eine andere, stimmt das, warum? Petra: Heute ist die Frau modern, das hat sich in Panama sehr geändert. Früher durfte die Frau nicht mal studieren. Heute haben die modernen Frauen in Pan-

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ama – die, die arbeiten –, eine Hausangestellte, die alles macht, sogar die Mutter ersetzt. Die modernen Frauen bezahlen sie, um keine Verantwortung zu haben. Da fehlt das Gleichgewicht, denn die Angestellten haben keine Zeit für ihre eigenen Kinder. Bei mir zuhause passt meine Mutter auf die Kinder auf. Sara: Es ist so viel passiert mit uns Frauen, aber heute lassen wir uns nicht mehr vom Mann bestimmen. Leider können das nicht alle Männer akzeptieren. Maryuri: Die Frau in Panama ist dem Mann gegenüber eher zurückhaltend und mischt sich nicht ein. Heute gibt es Gesetze zugunsten der Frauen, um die Männer zum Beispiel bei Misshandlungen anzuzeigen. (Anmerkung der Redaktion: In Panama ist die Rate der misshandelten Frauen schwer feststellbar, weil die Frauen damit nicht an die Öffentlichkeit gehen, aus Angst die Ehre der Familie zu verletzen. Man geht davon aus, dass die Anzahl sehr hoch ist.) In Europa gibt es die Tendenz, dass Männer als „Hausmann” zuhause bleiben. Was hältst du davon? Sara: Das ist nicht gut. Mütter sollten den Haushalt führen. Es ist nicht die gleiche Liebe, die ein Vater für ein Baby aufbringt. Geht die Mutter, fühlen sich die Kinder mehr verlassen, als wenn der Vater geht. Petra: Das sollte nicht so sein. Hier gibt es aber auch solche Fälle. Maryuri: Das ist eine Frage der Kultur. Man kann das tolerieren.

„Der Embera-Mann und der Baumstamm“ – das Foto von Víctor Santamaría Gonzale hat den Fotowettbewerb im Internationalen Jahr der Wälder 2011 gewonnen.

Baumpflanzaktion: „Reforestando Centroamérica“ Zusammen mit Mitarbeitern des Landwirtschaftsministeriums MIDA, Studenten der Universidad de Panama und Jugendlichen aus benachbarten Dörfern unterstützte ForestFinance die Kampagne des Grupo AFAT. ForestFinance-Mitarbeiter sowie die von uns geförderte Umweltgruppe ALFA wirkten tatkräftig mit und halfen 200 Bäume auf ehemaligem Weideland zu pflanzen.

So sieht eine Weihnachtsfeier am Strand von Las Lajas aus. 2011 war auch Harry Assenmacher (2.v.l., kniend) mit von der Partie. Fotos: Silke Berger

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WFF – World of ForestFinance

Nutzen für alle ForestFinance-Produkte in guten Händen – Wir stellen Ihnen unsere Vertriebspartner vor

Der unabhängige Finanzdienstleister Truscon GmbH mit Hauptsitz in Hamburg hat eine branchenuntypische Philosophie. ForestFinance fand im Gespräch mit dem Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens, Frank Sadowsky, heraus, welche das ist.

Herr Sadowsky, was unterscheidet Sie von anderen Finanzdienstleistern? Die Unternehmungsgründung der Truscon vor 17 Jahren entstand aus einer klaren Position heraus: Wir wollten – und das ist immer noch unser Auftrag – Kunden über den Finanzmarkt aufklären. Das grundsätzliche Thema, wenn es um Finanzen geht, ist immer dasselbe: Sicherheit. Es ist recht einfach, jemandem das Gefühl zu geben, dass er mit bestimmten Produkten auf der sicheren Seite stehe. Wir lehnen es aber ab, mit diesem Bedürfnis zu spielen. Sicherheit ist unserer Meinung nach nur dann zu finden, wenn man sich tiefer mit den Dingen auseinandersetzt. Dafür nehmen wir uns sehr viel Zeit. Jeder hat bestimmte Erfahrungen gemacht. Unsere Aufgabe sehen wir darin, die Finanz-Historie des Kunden mit ihm zusammen aufzuarbeiten. Wir möchten das Verständnis übergeordneter Zusammenhänge vermitteln und den gesunden Menschenverstand wecken. So bilden sich ganz von selbst die Prinzipien des Marktes ab. Erst im nächsten Schritt, wenn es darum geht, passende Produkte heraus‚zusuchen, stehen wir mit Detailwissen zur Seite. Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit in Ihrer Arbeit? Nachhaltigkeit ist eng mit dem Thema Sinn verknüpft – und hat damit einen sehr hohen Stellenwert für Truscon. Häufig werden Finanzprodukte auf Excel-Tabellen reduziert. Aber was steht dahinter? Oft nur das monetäre Interesse des Produktentwicklers. Eine Anlage ist nachhaltig, wenn man sie nicht als Momentaufnahme betrachtet, sondern

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Frank Sadowsky (rechts) mit Henning Opitz, Gesellschafter und Leiter des Organisationsteams bei Truscon, auf ihrer Reise durch Panama, während der sie auch die ForestFinance-Fincas besuchten. Sadowsky war von dem Land sehr beeindruckt:„Ich hatte den Eindruck, dass die meisten Menschen dort sehr zufrieden sind und nicht so viel Besitz anhäufen – vielleicht deshalb, weil sie näher an der Natur leben und mehr Vertrauen darin haben, dass sie ihnen alles gibt, was sie brauchen.“ Foto: privat

ganzheitlich. Wir glauben an den Erfolg eines Investments, wenn sein Inhalt eine Verbesserung für alle Teilnehmer darstellt und es gut und mit Leidenschaft geführt ist. Die Zusammenarbeit mit ForestFinance etwa hat uns von Anfang an gefallen, da wir hier einen langfristigen, sinnvollen Effekt für alle Beteiligten sehen – für die Natur, die Menschen vor Ort und auch den Kunden. Ich war gerade selbst in Panama und war beeindruckt von der Liebe fürs Detail, die mir bei den Forstarbeitern aufgefallen ist, aber auch dem hohen Maß an Professionalität und Wissen. In Ihrem Kundenmagazin KANT gehen Sie Themen auf den Grund, die auf den ersten Blick nicht mit dem Finanzmarkt in Verbindung stehen. Warum? Auch in KANT möchten wir Inhalte und die Führung von Inhalten beleuchten. Das ist ein Thema, das sich auf jeden Bereich übertragen lässt. Wir haben beispielsweise in der Ausgabe zum Thema Spaß über ein Beerdigungsinstitut berichtet, das Menschen in ihrer Trauer auf sehr unkonventionelle und hingebungsvolle Weise begleitet. Die Betreiber sagen, dass sie viel Freude an ihrer Arbeit haben. Hinter die-

ser Haltung finden sich universelle Werte, die auch unsere Arbeit widerspiegeln. Dienstleistung macht Spaß, wenn man sich für etwas einsetzt. Für KANT sind wir auf der Suche nach solchen Menschen. Menschen, die über den Tellerrand gucken – oft sind das Provokateure. Aufgabe von KANT ist, diese Einstellungen aufzuspüren, den Blick dafür zu schärfen und unsere Leser dazu anzuregen, den eigenen Weg neu zu überdenken. Neben der bereits vierjährigen Zusammenarbeit mit ForestFinance ist Truscon mit Hilfe von CO2OL auch klimaneutral.

Mehr Infos und KANT zum Herunterladen finden Sie unter www.truscon.de. Spezialist für nachhaltige Anlagen bei Truscon ist Jan Sadowsky, Telefon: 040/ 853 54-132, j.sadowsky@truscon.de

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Nachhaltigkeit macht Schule in Vietnam ForestFinance ist seit drei Jahren auf der Suche nach geeigneten Flächen und Wäldern für hauseigene Produkte. Das ist gar nicht so leicht, berichtet Mira Nürnberg, Referentin der ForestFinanceGeschäftsführung für ForestFinest, denn in Vietnam gibt es sehr wenige Forste, die unseren ökologischen Anforderungen entsprechen. Das wollen wir ändern. Um Vietnams Wälder ist es momentan schlecht bestellt: Im letzten Jahrhundert wurde im Laufe von 60 Jahren Krieg ein Großteil der ursprünglichen und vielfältigen Natur des Landes zerstört. Nun hat die vietnamesische Regierung reagiert: Sie stellte Waldflächen unter Schutz, richtete Aufforstungsprogramme ein und startete ehrgeizige Projekte. Eines davon ist das von ForestFinance initiierte Weiterbildungsprogramm zum Nachhaltigen Forstmanagement in Vietnam, das für mehr qualifiziertes Forstpersonal sorgen soll. Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit Vietnam (GIZ), der Provinzbehörde für ländliche Entwicklung Quang Tri, dem Forstunternehmen Ben Hai und der Nichtregierungsorganisation CORENARM (Consultative and Research Center on Natural Resource Management) bietet ForestFinance Forstarbeitern die Möglichkeit, an einer Trainingseinrichtung in der Provinz Quang Tri mehr über nachhaltige Forstwirtschaft und ökologisches Forstmanagement gemäß international anerkannter Standards wie bespielsweise dem FSC (Forest Stewardship Council) zu lernen. Dabei soll ein speziell an vietnamesische Verhältnisse und Wissensstand angepasster Lehrplan erarbeitet werden, sodass das Weiterbildungsangebot im zweiten Schritt zunächst auf weitere Provinzen und dann auf die nationale Ebene ausgedehnt werden kann.

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Nachholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit Die Ausbildung qualifizierter Forstfachkräfte soll langfristig nicht nur dafür sorgen, dass die vietnamesischen Wälder und Aufforstungsprojekte ökologisch nachhaltiger werden, sondern auch, dass mehr Wälder in Vietnam nach internationalen Forstmanagementstandards zertifiziert werden können. Das ist doppelt wichtig, denn auch in Sachen Rückverfolgbarkeit besteht noch Nachholbedarf bei der vietnamesischen Rohholzindustrie. Gängige Forstpraxis ist hier oft leider immer noch das veraltete „Slash and Burn“-Verfahren (also Kahlschlag – Abbrennen – Wiederaufforsten), welches nicht nur den Boden auslaugt, sondern auch keinen Raum für dauerhafte Artenvielfalt bietet. Ende 2010 waren lediglich fünf Plantagen in Vietnam durch den Forest Stewardship Council zertifiziert, was unter anderem auf das zu geringe Angebot an Fachkräften, die für nachhaltiges Forstmanagement qualifiziert sind, zurückzuführen ist. An dieser Stelle setzt das „Training of Trainer“-Projekt an, mit dem ForestFinance gemeinsam mit seinen Partnern dazu beitragen möchte, das vietnamesische Angebot von Fachkräften mit ForstmanagementKenntnissen zu verbessern und das Bewusstsein für eine sozial und ökologisch verbesserte Forstwirtschaft zu stärken. Konkret heißt das für die Teilnehmer am Trainingsprogramm, dass sie erst lernen und später

Das Weiterbildungsprogramm startete im Februar 2012 in Ho Xa, Provinz Quang Tri. Foto: www.Michaela-Kaiser.de

andere lehren, wie etwa das Vermessen und das Monitoring von Wäldern mit unterschiedlichen Instrumenten durchgeführt wird, wie Monitoringdaten auszuwerten sind und wie man einen Forstmanagementplan für eine konkrete Fläche aufbaut. Auch die Gründung von Baumschulen und deren Führung ist ein wichtiger Schritt Richtung gesunde Bäume für naturnahe Wälder. So stehen auch das Pfropfen von Edelhölzern auf dem Lehrplan, ebenso wie der waldschonende und sichere Umgang mit Motorsägen. Neben der Vermittlung von Forsttechniken steht dabei vor allem im Vordergrund, Bewusstsein zu schaffen für das Ökosystem Wald als Ganzes und den Mehrwert gesunder, biodiverser Wälder, der letztlich auch ein ökonomischer Vorteil ist. Das Trainingsprojekt startete offiziell am 23. Februar 2012 mit einem KickoffWorkshop, auf dem die Pfeiler des Curriculums im Dialog zwischen ForestFinance-Experten, den Partnern CORENARM und Ben Hai sowie den Teilnehmern herausgearbeitet wurde. Das erste Training findet Ende April statt.

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Der „deutsche Weg” bringt Hoffnung nach Vietnam

Im Februar 2012 herrschte in den Bonner ForestFinance-Räumen eine Stille, die hier selten und befremdlich ist. Der Grund: Vier Mitarbeiter waren gleichzeitig in Vietnam. Einer um Daten für seine MasterThesis zu erheben, eine um Daten für den Forstbericht zusammenzufassen, andere um neue Flächen zu finden und Schulungen durchzuführen. Begleitet wurden sie von der Hamburger Fotografin Michaela Kaiser. Sie dokumentierte unsere Arbeit vor Ort und fotografierte Menschen für ihre eigenen Projekte (siehe Kasten). Sie gibt damit Menschen, die für uns arbeiten, ein Gesicht und ermöglicht einen Einblick in das Leben in Vietnam, der ebenso selten ist wie die Stille in Bonner Büros.

Nguyen Huu Binh (77) und Nguyen Thi Ba (65) mit ihrem Sohn Tran-Duc Loc (51) und Enkelin Nguyen Tuong Vy (2). Tran-Duc Loc ist Forstarbeiter der Ben Hai Company, dem ForestFinance Partner und Forstdiensteister in Vietnam. Fotos: Michaela Kaiser

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Aus dem Leben eines vietnamesischen Waldarbeiters – Einblicke in eine Familie und Kultur, die nur auf den ersten Blick fremd erscheinen mag. Denn das Meiste, das Grundlegende ist offenbar allen Menschen rund um den Globus gemeinsam: Die Fürsorge und Liebe für die Familie. Aber wie sieht nun das Leben eines Waldarbeiters und seiner Familie in Vietnam aus? Michaela Kaiser hat Tran-Duc Loc und seinen Eltern viele Fragen gestellt und ausführliche Antworten bekommen. TranDuc Loc ist bei der Ben Hai Company angestellt und verdient da fünf bis sechs Millionen Dong im Monat. Das klingt nach viel, ist aber umgerechnet ein Lohn von rund 200 Euro. Zum Glück hat er noch einen eigenen

Wald, der ihm zusätzliche Einnahmen von monatlich 600 bis 800 Euro einbringt. Das meiste Geld bringt aber seine Frau nach Hause und so bezeichnet ihr Mann sie mit einem Schmunzeln als die Entscheiderin der Familie, die „Queen“. Tran-Duc Loc hat nach seinem Schulabschluss, der dem Abitur vergleichbar ist, bei Ben Hai angefangen und arbeitet dort nun seit 30 Jahren. Die Firma bezahlt Sozialleistungen wie Krankenkassen- und Rentenbeiträge. Und das scheint gut zu funktionieren. Denn Tran-Duc möchte in drei Jahren, mit 54, in Rente gehen. Von seinem Arbeitgeber hat er vor etwa zehn Jahren 50 Hektar Wald bekommen, von dessen Einnahmen und der gesetzlichen Rente wird er

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ForestFinance-Projekte in Vietnam

dann leben. Aber noch muss er täglich zur Arbeit gehen. Was er verrichtet hängt dabei von den Jahreszeiten ab. Meist pflanzt der Waldarbeiter Setzlinge und entfernt mit einer Machete Gras und Unkraut. „Was bedeutet Arbeit für Sie?“ fragt ihn Michaela Kaiser. „Waldwirtschaft!“ lautet die Antwort, „Waldwirtschaft ist in meinem Blut, in meinen Genen, sie ist alles für mich.“ Die Arbeit ist ihm seit Kindesbeinen an vertraut, denn auch seine Eltern waren schon Waldarbeiter. Heimatort und -gefühle Tran-Duc Loc lebt mit seiner Familie in der Nähe von Hue, in der Mitte Vietnams. Es zählt zu den am schwersten vom Krieg betroffenen Gebieten. Tran-Duc war damals noch ein Kind. „Wir hatten 1968 heftige Angriffe der US-Armee und ich erinnere mich noch genau an die Bombardierungen, an die vielen B52 Bomber, die über uns hinweg flogen. Alles war kaputt. Wir hatten nicht genug zu essen. Ich bin sehr glücklich, dass ich überlebt habe!“ Die Folgen sind bis heute für die Menschen spürbar. „Mit besserer Technologie könnten die Kriegsschäden besser überwunden werden, die Pflanzen würden größer wachsen“, ist Tran-Duc überzeugt und wünscht sich „bessere Straßen, damit mehr Leute kommen können sowie eine bessere Infrastruktur.“ Der Krieg hat in der Familie Spuren hinterlassen. So wünschen auch die Großeltern ihrer zweijähriger Enkeltochter nichts mehr, als dass sie nie einen so schrecklichen Krieg erleben muss, wie sie selbst. Sie freuen sich sehr darüber, dass Kinder im heutigen Vietnam eine bessere Bildung erhalten und hoffen, dass ihre Enkelin einmal im Wald arbeiten wird: „Wenn sich die Forstwirtschaft entsprechend dem ‘deutschen Weg’ entwickelt, wird auch unser kleines Mädchen eine Waldarbeiterin,“ erzählen sie Michaela Kaiser zuversichtlich. Das hoffen wir von ForestFinance auch und werden unser Möglichstes dafür tun.

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Seit 2009 arbeitet ForestFinance in Vietnam und bietet aus diesem Land das Produkt GreenAcacia an. Bereits 2010 entstand die Idee, Schulungen für Waldarbeiter anzubieten, die vor allem Idee und Praxis einer nachhaltigen Waldwirtschaft nach Vietnam bringen sollte, durchzuführen (siehe Seite 41). Aber auch wir können von und in dem Land noch viel lernen. Und so freuen wir uns über einen Forstwirtschaftler, der in Vietnam seine Studien abschließen möchte. Master-Thesis – Studien zu Wirtschaftlichkeit vietnamesischer Wälder Matthias Maier, Praktikant im ForestFinance Forst-Team, unterstützt Andreas Schnall, den Leiter unserer Forstabteilung, bei den Waldarbeiterschulungen und arbeitet zeitgleich an einem Projekt für seine MasterThesis. Hierbei geht es um die Wirtschaftlichkeit der Wälder in Vietnam. Um diese beurteilen zu können, beschäftigt er sich mit verschiedenen Methoden der Datenerhebung im Wald und deren Optimierung, zum Beispiel mit modernen Geoinformationssystemen. Von seinen Studien werden die ForestFinance-Wälder profitieren, aber auch das Trainingsprogramm, denn Matthias bietet darin die Kettensägekurse an.

Tiefe Einblicke, tolle Projekte

Michaela Kaiser kriegt sie alle – mit ihrer Kamera. Ob die entspannte und frech-fröhliche Grande Dame des Naturschutzes Jane Goodall (siehe Screenshot der Homepage) oder viele kraftvolle Kinder aus aller Welt. Sie befragt in ihren Projekten Menschen zu ihrem Leben, ihren Träumen, ihren Wünschen und ist wirklich interessiert an den Antworten. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum die Menschen bei ihr so offen und unverkrampft in die Kamera blicken. Michaela Kaiser nutzt diese Gabe und stellt über zwei Projekte ganz enge Verbindungen zu Menschen her. „Kinderkräfte“ und „Lebenslinien und Lebensweisheiten“ hat sie die beiden Arbeitsfelder genannt. „Ich frage Kinder, woran sie denken, wenn sie sich richtig gut fühlen. Sie erzählen dann von ihren Gedanken und von ganz besonderen Situationen. Dann spüren die Kinder Zufriedenheit, Kraft, Geborgenheit, Energie oder Glück, was ich dann fotografisch festhalte“, beschreibt Michaela Kaiser das Projekt Kinderkräfte. Faszinierend ist die Reaktion von Erwachsenen, wenn sie diese Bilder dann in einer Ausstellung sehen. Sofort kommen Überlegungen: wann habe ich mich als Kind so gefühlt? Kann ich das heute noch? Kann ich dieses Kindheitsgefühl reaktivieren? „Beim Projekt ‘Lebenslinien und Lebensweisheiten’ interessiert mich die im Alltag oft unsichtbare Brücke zwischen Großeltern und Enkeln, zwischen Urgroßeltern und Urenkeln. Über diese Brücke werden Weisheiten und Lebenskonzepte weitergegeben. Außerdem gibt es oft Lebenslinien über Generationen hinweg, wobei mich sowohl die roten Fäden als auch die Abzweigungen interessieren, die in jeder Generation neu entstehen”. Für die beiden Projekte sucht die Fotografin noch Menschen, die mitmachen wollen. Die Belohnung ist fürstlich: wunderbare Fotos. Schauen Sie diese mal an: www.michaela-kaiser.de

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Alles, was Sie jemals über Emissionszertifikate wissen wollten … … und sich nie zu fragen trauten, erfahren Sie im Buch: „Demystifying Carbon Markets“. Wüssten Sie zum Beispiel, wie man ein Klimaschutzprojekt plant, das nicht nur der Umwelt, dem Klima und der Gesellschaft zu Gute kommt, sondern vor allem auch Emissionszertifikate generiert? Um dazu etwas sagen zu können, müssten Sie sich im Markt für Emissionszertifikate auskennen. Leider ist dieser Bereich übersät von komplizierter Terminologie und abstrakten Erläuterungen. Umso besser, dass Julia Daniel, CO2OL-Teamleiterin, sowie Andreas Schnall, Forstbereichsleiter von ForestFinance, den holländischen Autoren, Michiel Arnoldus und Roger Bymolt, als Berater zur Seite standen. Das Buch gibt einen Überblick darüber, was Emissionszertifikate sind, wo und wie sie zu welchem Preis verkauft werden können, wie Projekte zertifiziert werden und was sie beeinflusst beziehungsweise unterscheidet. Als Praxisbeispiel diente unter anderem das CO2OL Schutzprojekt Tropical Mix – das weltweit erste und einzige Projekt, das mit drei Standards (FSC, CCBS und CFS) zertifizert und validiert wurde. Schlussendlich ziehen die Autoren das Resümee, dass Emissionszertifikate aus Klimaschutzprojekten im Hinblick auf Typ, Größe und Umstände stark variieren. Es gibt kein Grundschema in ihrer Handhabung, da Trends, Preisschwankungen und Standards den Markt stetig verändern. Das Buch ist relevant für Projektierer im Forst- und Agroforstbereich, im Bereich Erneuerbarer Energien sowie für Organisationen, die Projekte in Entwicklungsländern planen und unterstützen. Buchbestellung auf: www.kitpublishers.nl/carbon

Unter der Marke CO2OL bietet ForestFinance klimafre für Privat- und Geschäftskunden. Für Businesskunde individuelle Beratungen und Lösungen, wie sie ihre K unternehmerischen Verantwortung für Klima- und Um Der Weg zur Klimaneutralität erfolgt bei CO2OL in vie 1. validierte Ermittlung der CO2-Bilanz, 2. effiziente Reduktion der CO2-Emissionen und 3. Kompensation der restlichen CO2-Emissionen durc anerkannten Klimaschutzprojekten mit dokumenti ökologischen Vorteilen (CarbonFix Standard und C 4. Unterstützung der Kunden bei der internen und ex

Julia Daniel und Andreas Schnall halfen bei der Realisierung des Buches „Demystifying Carbon Markets“. Foto: Alexander Reinbothe

Hier stellen wir Möglic dem Klima mit CO2OL g

Ein Haus bauen und Regenwald schützen mit Viebrockhaus Kunden des Massivhausherstellers Viebrockhaus können ab sofort einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten: CO2OL stellt für jeden, der mit Viebrockhaus ein Haus baut, Waldflächen in Panama unter Schutz und überlässt die Ökosysteme ihrer Natürlichkeit. Ziel ist es, die artenreichen Waldflächen und die hohe vorherrschende Biodiversität der Landschaft dauerhaft zu erhalten und zu schützen. Jeder Bauherr eines Aktiv Energieplus-Hauses 2012 beteiligt sich aktiv am Schutz von jeweils 500 Quadratmetern artenreichen Regenwäldern in Panama. Damit leistet er einen Beitrag zum Ausgleich für die CO2-Emission, die beim Bau seines neuen Eigenheims anfällt. Die Bauherren übernehmen beim Vertragsabschluss automatisch die Patenschaft für ein konkretes Areal in Bocas del Toro im Nordosten Panamas und erhalten eine Grundstücksurkunde mit allen geografischen Koordinaten des jeweiligen geschützten Waldstücks. „Nachhaltigkeit ist für uns ein wichtiges Ziel – und für mich persönlich eine echte Herzensangelegenheit“, erklärt Andreas Viebrock, Vorstandsvorsitzender der Viebrockhaus AG, das Engagement seines Unternehmens. „Natürlich versiegeln wir Flächen, wenn wir Häuser bauen. Und leider wird beim Bau eines Hauses und der Produktion der dafür erforderlichen Baumaterialien sowie deren Transport zur Baustelle auch CO2 freigesetzt. Indem wir aber für jedes Aktiv Energieplus-Haus 500 Quadratmeter Regenwald bewahren, sorgen wir für einen Ausgleich.“ Und auch Harry Assenmacher, Geschäftsführer von ForestFinance, freut sich über die Zusammenarbeit: „Mit Viebrockhaus haben wir einen starken Partner gefunden, der den Schutz dieser hoch biodiversen Wälder dauerhaft ermöglicht. Gleichzeitig kann diese starke Marke das Bewusstsein für die Themen Klima- und Umweltschutz in der Branche weiter schärfen.“ www.viebrockhaus.de

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Andreas Viebrock plant Häuser für seine Kunden und bietet ihnen die Möglichkeit, nicht nur auf die eigene Zukunft, sondern auch auf die ihrer Kinder zu bauen. Foto: Viebrockhaus

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World of ForestFinance – WFF

rld +++ news +++ news klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen skunden bietet CO2OL praxisorientierte und ie ihre Klimabilanz verbessern und so ihrer Foto: Tim Hippman

- und Umweltschutz gerecht werden können. OL in vier Stufen: nd en durch Zertifikate aus international

Wildes Holz live in town!

kumentierten zusätzlichen sozialen und

Kennen Sie Blockflöten? Ja? Meinen Sie! Diese Blockflöte kennen Sie bestimmt nicht – so wild, rockig und voller Jazz! „Blockflöte mal anders“ – das ist das Motto der drei Musiker aus Recklinghausen. Mit Kontrabass, Gitarre und natürlich Blockflöte bewaffnet, rocken „Wildes Holz“ auch in diesem Jahr wieder auf deutschen Bühnen.Seit November 2011 werden die Konzerte in Zusammenarbeit mit CO2OL klimaneutral gestellt. Im Rahmen der Kooperation von ForestFinance und Wildes Holz verlost ForestFinance drei VIP-Karten für die folgenden Konzerte:

d und CCB Standard bzw. GoldStandard). n und externen Kommunikation der Maßnahmen.

öglichkeiten vor, die OL gut tun.

• 1.05.12 Recklinghausen, Ruhrfestspielhaus • 25.05.2012 Hildesheim, Musikschule. Um an der Verlosung teilzunehmen, schreiben Sie bis zum 20.05.2012 eine Mail an info@forestfinance.de und geben Sie ihren Wunschtermin an. Weitere Konzerttermine finden Sie unter www.WildesHolz.de

„Gemeinsam Bewegen” Seit Januar 2012 bietet der VfL Wolfsburg seinen Fans und Besuchern die CO2OL Green Mobility Plattform zur Planung ihrer Anreise zum Stadion. Neben der Möglichkeit zur CO2-Berechnung und -Kompensation der Anfahrt stehen zahlreiche praktische Tipps und Umfeldinformationen zur Arena bereit. Eingebunden ist dieses Angebot in die Anfang 2012 gestartete CSR-Initiative „Gemeinsam Bewegen“ des Fußball-Bundesligisten, welche sich den Themenschwerpunkten Bildung, Integration, Gesundheit und Umwelt widmet. Außerdem berechnet CO2OL den detaillierten Carbon Footprint der VfL Wolfsburg-Fußball GmbH. Über einen Zeitraum mehrerer Monate wird in enger Zusammenarbeit mit dem VfL die CO2-Bilanz erstellt, deren Gegenstand neben der Volkswagen Arena und den dort durchgeführten Heimspielen u.a. die Geschäftsstelle, der Frauenfußball, das Nachwuchsleistungszentrum, das Merchandising oder die Mobilität von Mannschaft und Fans sein werden. Maßnahmen wie die Umstellung auf 100 Prozent Ökostrom oder die Teilnahme an Ökoprofit sollen durch die Untersuchung gefestigt und weitere Einsparpotentiale identifiziert werden. „Mit unserer Initiative ‘Gemeinsam bewegen’ fassen wir unser Engagement zu den Themenschwerpunkten Bildung, Integration, Gesundheit und Umwelt sinnvoll zusammen. Durch die Zusammenarbeit mit CO2OL können wir im Umwelt- und Klimaschutz wirksame Maßnahmen ergreifen, die zudem auch unseren Fans und Partnern echte Mehrwerte bieten“, so Thomas Röttgermann, Geschäftsführer der VfL Wolfsburg-Fußball GmbH. VfL-Geschäftsführer Thomas Röttgermann und Dirk Walterspacher bei der Trikotübergabe im Zeichen des Klimaschutzes. Foto: VfL

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CO2OL und pro event live-communication auf dem SpoBiS 2012: Auf der 16. Sports Business Summit (SpoBiS) informierten bedeutende Referenten aus den Bereichen Sport, Wirtschaft und Politik die Besucher über aktuelle Entwicklungen des Sportbusiness‘, dieses Jahr vor allem bezogen auf die Themen Nachhaltigkeit, Social Media und Fan-Aktivierung. Den Preis, der jedes Jahr im Rahmen des SpoBiS verliehen wird, präsentierte CO2OL, die Agentur pro event live-communication GmbH in Kooperation mit dem Initiator ESB Europäische Sponsoring-Börse. Den Sieg konnten der Nutzfahrzeughersteller MAN und die Juniper Group mit ihrer Sponsoring-Kampagne „Die Fußballbundesliga fährt MAN“ zur Bundesligasaison 2010/2011 nach Hause tragen.

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BaumFreundin

Mehr als Affenliebe In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen jemand vor, der sich um Bäume verdient gemacht hat. Diesmal haben wir für Sie eine Frau, die sich seit Jahrzehnten gegen die Entwaldung in Afrika und für den Artenschutz einsetzt: Jane Goodall.

Schon als Kind war Jane Goodall von Tieren fasziniert und verängstigte einmal ihre Eltern, weil sie stundenlang verschwunden war, um zu beobachten, wie eine Henne ein Ei legte. Ihr Name Jane passte also ausgezeichnet zu ihr – hätte sie doch allzu gerne Tarzan im Dschungel Gesellschaft geleistet. „Ich wollte wie Dr. Doolittle mit den Tieren sprechen“, erinnert sich die heute 78Jährige. Es war im Sommer 1960 als eben jene junge Britin ihren Traum wahr machte und in die Wälder Tansanias aufbrach, um Schimpansen zu erforschen – eine damals für Frauen äußerst unorthodoxe Beschäftigung. Als unausgebildete Assistentin des bekannten Anthropologen und Paläontologen Dr. Louis Leakey brachte sie mit neuen Sichtweisen frischen Wind in eine Wissenschaft, die nicht an Persönlichkeit und Gefühle der Tiere glaubte. Goodall gab ihren Schimpansen Namen statt Nummern. Nur langsam gewöhnten sich die Schimpansen an Goodalls Nähe, die sie anfangs nur durch Ferngläser beobachten konnte. Noch im Herbst 1960 machte sie dabei eine unglaubliche Entdeckung: Ein Männchen namens David streifte die Blätter von einem Zweig ab und benutzte ihn als Werkzeug, um nach Termiten zu angeln. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dass nur Menschen zur Herstellung von Werkzeug in der Lage seien. Sechs Jahre später machte Jane Goodall, ohne je ein College besucht zu haben, weil

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Carina Weber und Petra Kollmannsberger (v. l. n. r. – beide ForestFinance) nehmen Dr. Jane Goodall in die Mitte. Im November 2011 unterstütze ForestFinance die „Rainforest Leadership Conference“ in Panama. Es ging um das umweltpolitische und humanitäre Jugendprogramm „Roots & Shoots“ des Jane Goodall Institutes. Als besonderer Gast nahm Jane Goodall selbst an der Konferenz teil. Quelle: Allan Pitty (Avant Garde Photos Panama)

das Geld dafür gefehlt hatte, ihren Doktor in Verhaltensforschung an der Universität von Cambridge. Im Laufe der Zeit machte Goodall noch zahlreiche interessante Entdeckungen, die zeigen, wie ähnlich Schimpansen dem Menschen tatsächlich sind. Hautnah musste sie miterleben, wie zwei Schimpansengruppen über vier Jahre hinweg einen brutalen Krieg führten und sagt: „Wenn Schimpansen Gewehre und Messer hätten und wüssten, wie man mit ihnen umgeht – sie würden sie benutzen wie der Mensch.“ Ebenso beobachtete sie jedoch Küsse, Umarmungen und eine jugendliche Schimpansendame, die ganz uneigennützig ein Waisenkind adoptierte. „Schimpansen haben mir so viel gegeben. Die langen Stunden, die ich mit ihnen im Wald verbrachte, haben mein Leben über alle Maßen bereichert. Was ich von ihnen gelernt habe, hat mein Ver-

ständnis von menschlichem Verhalten und unserem Platz in der Natur geprägt“, so Goodall. Als die rasant fortschreitende Entwaldung in Afrika den Lebensraum ihrer Schützlinge bedrohte, erkannte Goodall, dass sie sich für ihren Schutz einsetzen musste. Das tut sie auch heute noch und reist durchschnittlich an 300 Tagen im Jahr herum, um Schulen zu besuchen oder Reden zu halten, in denen Sie auf Umweltprobleme aufmerksam macht – seit 2002 auch als UNFriedensbotschafterin. „Jeder Einzelne zählt“, erklärt sie ihren Einsatz. „Jeder Einzelne hat eine Rolle zu spielen.“ Wer mehr über Jane Goodall erfahren möchte, dem empfehlen wir die 2011 erschienene DVD „Jane’s Journey – die Lebensreise der Jane Goodall” und ihre Autobiografie „Grund zur Hoffnung”, erschienen im Riemann Verlag, 12,95 Euro, ISBN: 3570500799.

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BaumSchule

Der Cashewbaum (Anacardium occidentale) Den kleinen mondsichelförmigen Cashewkern kennt man auch bei uns – meistens gesalzen und geröstet als Knabberei für zwischendurch oder in exotischen Gerichten. Dass der Baum, an dem diese Leckerei wächst, an sich schon eine kleine Attraktion ist und noch viel mehr als nur Kerne liefert, wissen allerdings die wenigsten.

Das Heimatland des immergrünen „Caju“ ist Brasilien. Etwa im 16. Jahrhundert wurde er nach Indien und Mosambik eingeführt und breitete sich langsam in ganz Asien und Afrika aus, wo er auch heute noch angebaut wird. Der Cashewbaum ist zudem ein zäher Bursche – Erosion und Wind können ihm durch sein weitreichendes Seitenwurzelsystem sowie die hohe Toleranz gegenüber Nährstoffarmut kaum etwas anhaben. Der Cashewbaum trägt Früchte – auf den ersten Blick sogar zwei verschiedene: die bunten Cashew-Äpfel und die Cashewkerne, die unterhalb der Frucht wachsen. Der Saft der Äpfel war früher Hauptprodukt des Cashewbaums, denn die Gewinnung der Kerne war durch das giftige Öl in der Schale schwierig. Heute wird dieses Öl eigens gewonnen und für die Herstellung von Gummi, Bremsbelägen und sogar die Beschichtung von Betonböden verarbeitet. Aber auch der Kern, hierzulande als Cashewnuss bekannt, hat nicht weniger zu bieten: Sie enthält eine große Menge Tryptophan, ein Nährstoff, der unerlässlich ist für die Produktion von Serotonin, einem unserer „Glückshormone“. Zehn bis zwölf Meter kann so ein Cashewbaum in die Höhe wachsen. Es sei denn, er hat eine Anomalie wie der „Maior cajueiro do mundo“ bei Natal, der größte Cashewbaum der Welt – der wächst nämlich in die Breite statt in die Höhe und erstreckt sich mittlerweile über eine Fläche von 8500 Quadratmeter.

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So sehen Cashewfrüchte am Baum aus. Auf dem kleinen Bild sind sie noch nicht reif. Die essbaren Kerne werden von einer holzigen Schale geschützt. Fotos: ForestFinance/Silke Berger

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iForest

Der digitale Buschfunk

Die Bedeutung des Internets als weltweite gesellschaftliche und politische Plattform ist spätestens seit den Revolutionen in Nordafrika und dem Nahen Osten im allgemeinen Bewusstsein verankert. Was mancherorts vielleicht noch als bunter Schauplatz seichter Unterhaltung belächelt wird, hat sich in Wirklichkeit zu einem Netzwerk von Aktivisten jeglicher Couleur entwickelt, deren Ziel es ist – und das oft mit Erfolg –, die Bevölkerung zu informieren und zu aktivieren.

Gerade im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes, aber auch der Förderung der Transparenz in Gesellschaft und Politik haben sich in den letzten Jahren viele junge Nichtregierungsorganisationen (NROs oder auch aus dem Englischen als NGOs bezeichnet) gegründet, deren Informationsnetzwerk ausschließlich digital ist. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Infrastruktur ist günstig, die Reichweite groß, der Informationsfluss geschieht beinah in Echtzeit. Und so haben sich etwa neben den großen Umweltschutzverbänden viele kleine etabliert; alle mit dem gleichen Ziel, jedoch oft unterschiedlicher Herangehensweise. So gibt es zum Beispiel die deutsche Plattform WikiWoods, deren erklärtes Ziel es ist, Bäume zu pflanzen (wir berichteten in ForestFinest 1/2010). Interessierte und Aktive können das offene Wiki-Prinzip dazu nutzen, gemeinsame Pflanzaktionen zu starten und organisieren. Zum Redaktionsschluss zeigte der Zähler auf der Seite 66971 gepflanzte Bäume, circa 60 Projekte und fast 1300 Freiwillige an, die sich an den Projekten beteiligt haben. Digitale Internationale Andere Projekte versuchen, Transparenz

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im Bereich des alltäglichen Konsums zu schaffen. Das in den Niederlanden gegründete Portal Rank a Brand zum Beispiel bewertet Marken anhand eines Kriterienkatalogs in Hinsicht auf CO2-Emissionen, aktiven Einsatz im Umweltschutz und Arbeitsbedingungen. Freiwillige sogenannte Scouts nehmen Anfragen von Nutzern entgegen, untersuchen die Unternehmen und deren Marken anhand der aufgestellten Kriterien und vergeben eine Wertung auf einer Skala von 1 bis 16. Außerdem beobachten sie die bewerteten Marken regelmäßig und passen die Wertung bei Veränderungen an. Abseits von themenorientierten Organisationen gibt es aber auch solche, die sich ein breit gefächertes Themenspektrum auf die Fahnen geschrieben haben. Avaaz und Campact sind zwei prominente Vertreter dieser neuen Generation von NROs, die beinah ausschließlich über digitale Kommunikation versuchen, die Bevölkerung für verschiedenste kritische gesellschaftliche Themen zu sensibilisieren und zum Handeln zu motivieren. Ein Vergleich mit den großen, etablierten Netzwerken wie Attac liegt nahe – die Methoden sind jedoch interaktiver. Avaaz etwa befragt seine weltweit über acht Millionen Mitglieder regelmäßig,

welche Themen ihnen wichtig sind und rückt sie bei seinen Kampagnen in den Mittelpunkt. Campact hingegen setzt stark auf Petitionen und Unterschriften, der Themenfokus liegt auf Umwelt- und Klimaschutz. Junge Wilde und Altvordere Der Segen des offenen und freien Internets ist jedoch in dieser Hinsicht zugleich auch sein Fluch. Da jeder alles veröffentlichen kann, ist es für den Nutzer oft schwierig, die Spreu vom Weizen zu trennen: Wie glaubwürdig ist eine solche Organisation? Wie kann ich ihr Handeln überprüfen? Hierfür suchen die jungen NROs häufig die Kooperation mit den großen, etablierten Verbänden wie Attac, BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), NABU (Naturschutzbund Deutschland) und Greenpeace. Letztere schätzen die Reichweite und das Aktivierungspotential, das die „jungen Wilden“ haben, diese wiederum nutzen die Akzeptanz durch die Alteingesessenen als Vertrauensmerkmal. Gerade die jüngere Generation, so Christoph Bautz, der Gründer von Campact, wolle sich engagieren, aber „spontan und punktuell entscheiden, wann, wie und

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iForest

Campact Rank a Brand Avaaz WeGreen Greenaction WikiWoods

Carrotmob

Brandoscope

wofür sie aktiv werden wollen“. Themen sind hier wichtiger als die Identifikation mit der Organisation – aber nur, wenn der Urheber glaubwürdig ist. So hat sogar Greenpeace neben seiner klassischen Tätigkeit eine offene Internetplattform namens „Greenaction“ eröffnet, auf der jeder – seien es Einzelpersonen oder NROs – Projekte und Initiativen veröffentlichen, diskutieren und organisieren kann. Blühende Landschaften Die Früchte all dieser Aktivitäten sind zahlreich, und so hat sich mittlerweile ein kleiner, aber wachsender Wirtschaftszweig der sogenannten „Social Businesses“ entwickelt. Die Ziele sind oft ähnliche, jedoch auf Grundlage einer wirtschaftlichen Tätigkeit. Die in Deutschland gegründete Seite WeGreen zum Beispiel versteht sich in erster Instanz als grüne Suchmaschine. Zur Zeit ist es dort möglich, nach Marken und Unternehmen zu suchen. Die Suchergebnisse werden in Form einer Nachhaltigkeitsampel präsentiert. Als Bewertungsgrundlage hierfür dienen diverse, teils automatisch ausgewertete Kriterien anderer Bewertungsportale wie Rank a Brand, Brandoscope (sammelt die Zertifizierungen einer Mar-

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ke oder eines Unternehmens) und Companize (gibt Auskünfte über die Reputation eines Unternehmens). WeGreen-Gründer Maurice Stanszus erklärt, dass sich fast wöchentlich Unternehmen bei ihm melden und fragen, wieso sie gelb oder rot markiert sind – dann wird WeGreen beratend tätig. „Der Nachhaltigkeitsmanager von CocaCola Deutschland hat es so zum Beispiel geschafft, dass aus einem guten Gelb ein schlechtes Grün wurde.“ Aber Social Business ist nur ein Zweig, der am üppigen Baum der Aktivitäten im sozialen, ökologischen und ethischen Bereich wächst. Ein völlig anderer ist zum Beispiel die Aktionsform der so genannten Carrotmobs. Ähnlich den größtenteils unpolitischen Flashmobs wird hier über soziale Netzwerke – und eben auch die Portale der NROs – dazu aufgerufen, dass so viele Menschen wie möglich zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem ausgewählten Geschäft einkaufen, das bei Umweltschutzmaßnahmen weiter unterstützt werden soll. Oft sind dies etwa kleine Biomärkte, deren Finanzpolster die Carrotmob-Teilnehmer mit der Aktion stärken wollen. Ebenfalls häufig wird außerdem mit den Betreibern der Geschäfte vereinbart, einen Teil des Tagesum-

satzes an eine gemeinnützige Organisation zu spenden. So ist sie, die bunte, weite Welt der jungen NROs. Und sogar Angelika Zahrnt, Ehrenvorsitzende des alteingesessenen BUND hat positive Worte dafür übrig: Aktionen wie Carrotmobs seien „ein spannendes Experimentierfeld“, das „erkennbar mehr Lebendigkeit in die NRO-Szene“ bringe. Dies sei vor allem deshalb der Fall, weil die Aktivitäten spontaner, improvisierter und weniger bürokratisch seien. Sicherlich ist auch die herkömmliche Lobby- und Medienarbeit der großen Verbände richtig und wichtig – aber den „jungen Wilden“ sollte jegliche Chance gegeben werden, etwas zu bewegen.

Ökologie online von Nicolas Rieger; der studierte TechnikJournalist ist Master des ForestFinance IT-Netzwerkes.

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Für Waldläufer

Waldschnecken und Weisheiten

Mythos Amazonas

Klimaschutz, Jugendliche und Youtube

Ein Buch der wahrhaft leisen Töne – ein Buch, das über das große Glück im kleinen Ganzen berichtet. Der Inhalt ist schnell klar: Eine Krankheit fesselt die Autorin des Buches ans Bett und sie bekommt von einer Freundin eine Topfpflanze geschenkt, unter deren Blättern eine Schnecke sitzt. Elisabeth Bailey, ehemals erfolgreiche Journa listin, beginnt die Schnecke zu beobachten. Nachts wird ihr Haustier aktiv, fährt seine Fühler aus, frisst quadratische Löcher in Briefumschläge und Postkarten und vollführt auch sonst recht seltsame Rituale. Fasziniert beschäftigt sich Bailey mit der Biologie und Kulturgeschichte der sonst so unscheinbaren Molusken und erfährt Verblüffendes über ein unterschätztes Lebewesen. Das Buch ist aber viel mehr als eine Schrift über Schnecken in Schlafzimmern. Es erzählt von der besonderen Beziehung zwischen der Schriftstellerin und der Schnecke, beschreibt, die wachsende Nähe und das tiefe Verständnis für Leben und Natur. Im Grunde ist es die Entdeckung der Langsamkeit und des Großen in allem Kleinen.

Die dreiteilige Doku-Serie entführt den Zuschauer in die Welt des größten Regenwaldes der Erde. In eine Region, die den ersten Europäern, die sie betraten, Furcht einflößte. Für sie war der Amazonas eine „Grüne Hölle“, ein unheilvoller Ort voller giftiger Pflanzen und gefährlicher Tiere. Heute weiß man, wie artenreich und einmalig das Gebiet ist, welch wichtige Rolle es für das Weltklima spielt und, dass sich viele bislang unentdeckte Rohstoffe zum Beispiel für Arzneien in den Pflanzen verbergen. Drei Jahre verbrachte das Produktionsteam am Amazonas. Auf einer Fläche, etwa 20mal so groß wie Deutschland, legten sie tausende Kilometer zu Fuß, in Booten, in Flugzeugen oder Helikoptern zurück. Sie wagten sich in weit entlegene Regionen, erklommen die Wipfel von Urwaldriesen und tauchten zwischen überfluteten Baumkronen. Die Mühe lohnte sich – aufwändige Zeitlupen, stabilisierte Flugaufnahmen, Unterwasserund Makroshots sowie Kranfahrten lieferten 400 Stunden Naturfilmmaterial in HD Qualität, darunter einzigartige Aufnahmen und spektakuläres, nie zuvor gefilmtes Tierverhalten. Es lohnt sich, diese drei Filme anzusehen – und das am besten dreigeteilt. Denn die Bilder und Eindrücke sind so üppig, dass man sie kaum auf einmal aufnehmen und bewältigen kann.

Klimawandel, CO2, die Rolle der Wälder für den Klimaschutz, Bedrohungen und Handlungsmöglichkeiten sind Themen, für die Jugendliche eher schwer begeistert werden können. Und so fragten sich die Umweltschützer von OroVerde: Wie lässt sich dieses Themenfeld einfach verständlich und interessant vermitteln? Die Lösung: Sie nutzen ein jugendaffines Medium und produzierten einen Klima-Clip, der die Zusammenhänge erklärt und dazu motiviert, selber aktiv zu werden, um das Klima zu schützen. Den stellten sie auf Youtube und hatten innerhalb weniger Wochen mehr als 1000 Klicks. Die Animation wurde im Rahmen des Umweltbildungsprojekts „Weil wir es wert sind!“ entwickelt. Denn innerhalb des Projektes, das sich gezielt an Haupt- und Förderschulen wendet, zeigte sich, dass es bislang keine Medien gab, die den Klimawandel und die Möglichkeiten, selbst etwas gegen ihn zu unternehmen, in einfachen Bildern und Wörtern vermitteln. Der entstandene Clip steht Schulen und anderen Bildungseinrichtungen kostenfrei zur Verfügung, um das Thema Klimawandel im Unterricht aufzubereiten. Weitere neue Unterrichtsmaterialien rund um den Regenwald und das Thema Klimaschutz sind bei OroVerde zu beziehen, darunter auch eine komplette Unterrichtseinheit mit Arbeitsblättern und Versuchsanleitungen, die auf dem Klima-Clip aufbaut. Den Clip finden Sie auf www.forestfinance.de/go/co2-animation und weitere Informationen zu OroVerde hier: www.oroverde.de

Elisabeth Tova Bailey: Das Geräusch einer Schnecke beim Essen, übersetzt von Kathrin Razum, Nagel & Kimchey, fester Einband, 176 Seiten, 16,90 € (D), 23.90 sFR (CH), 17,40 € (A), ISBN 978-3-312-00498-0

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Mythos Amazonas, NDR Naturfilm, Label: Polyband, Spieldauer 135 (3 ¥ 45) Minuten, ASIN: B004TDIVMS, DVD und Blu-ray (unterschiedliche Preise)

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… durchforstet

Ausstellungen – Termine – Events

Foto: W. Volz

Es gibt viel zu entdecken und zu lernen – über Wälder und Klangbäume, Klimapfade und Kunstfestivals im Bayerischen Wald. Hier unsere Reihe mit Veranstaltungstipps im ForestFinest Magazin

Blick auf die Regenwaldbaumskulptur von Wolfgang Volz im Gasometer Oberhausen.

Sieben Weltwunder kannte die Antike, mehr als neunhundert Welterbestätten zählt heute die UNESCO: Meisterwerke der Baukunst des Menschen und gewaltige Monumente der Natur – dazu gehört auch der Regenwald. Die Ausstellung „Magische Orte“ im Oberhausener Gasometer zeigt die Wunder der Natur und Kultur in einer Ausstellung als gleichermaßen bedeutende Schöpfungen unseres Planeten. Sie nimmt uns mit auf eine Weltreise zu den Kultstätten der Natur- und Menschheitsentwicklung. Spektakuläre Fotografien, erstaunliche erdgeschichtliche Objekte und beeindruckende Kunstwerke führen durch Wüsten und Gebirge, durch Urwälder und verwunschene Gärten, in Tempel und Paläste. Im 100 Meter hohen Luftraum des Gasometers steht die 43 Meter hohe Skulptur „Regenwaldbaum“. Die Skulptur, ihre Licht– und Klanggestalt verdeutlichen die Schönheit und Fruchtbarkeit, aber auch die Verletzbarkeit der Natur. Wechselnde Farbimpressionen und eine atmosphärische Klanginstallation reflektieren die sich ständig verändernden Stimmungen. „Magische Orte: Natur- und Kulturmonumente der Welt” läuft bis Oktober 2012, im Gasometer, Arenastr. 11, Oberhausen, www.gasometer.de

Internationaler Kulturwald – mitten in Bayern.

Der Bayerische Wald ist geprägt durch eine besonders eigenständige Kultur. In allen Bereichen findet man Wertvolles, Überraschendes, Innovatives; weit über die Region hinaus Ausstrahlendes. Da liegt es nahe, den Blick auf das Ganze zu richten und zu zeigen, wie sich Kunst und Kultur im ländlichen Raum ideenreich entfalten können. Wie scheinbar Unverbundenes in einer Zusammenschau von Oper, Theater, konzertanter Musik und bildender Kunst zu neuer Wirkung kommt. Und so riefen die Musiker Thomas Bauer und Uta Hielscher ein Festival ins Leben. In der fünften Saison erkunden dieses nun die wildromantischen Areale des Bayernwaldes. Ob Kloster, Kirche oder Brauerei: Jedes Konzert findet in einem besonderen Ambiente statt – und das inmitten reizvoller Landschaften. Wenn Sie sich also von Mozart, Fado oder Vodoo in Bayern verzaubern lassen wollen, klicken Sie auf www.kulturwald.de.

Foto: screenshot

Foto: ZKM

Climate Walk in Berlin – gehen Sie mit.

Der „Climate Walk“ in Berlin startete im Winter 2011 zur Weltklimakonferenz in Südafrika und wird für ein ganzes Jahr – bis zum nächsten Klimagipfel – in der Passage der Akademie der Künste das Verhältnis von Kunst und Klima thematisieren. Er macht interdisziplinäre Wissensarchive im In- und Ausland zugänglich und lädt ein, sich mit eigenen Fragen und Kommentaren einzubringen. Kontext sind globale Krisen, der Klimawandel, notwendige gesellschaftliche Transformation im Sinne einer zukunftsfähigen „Kultur des Miteinander“ und neue Positionen gestalterisch forschender wie verantwortlich handelnder Kunst. Den „Climate Walk“ können Sie bis zum 30.11.2012 in der Akademie der Künste, Pariser Platz 4, in Berlin begehen. Der Eintritt ist frei. Infos auf www.boxingclimate.org/climatewalk

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Informieren.

Two Auswählen.

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Baum buchen.

Meinen Wald – den klick ich mir!

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Klicken Sie auf www.forestfinance.de/one-two-tree und erfahren Sie, wie Sie sich ein Fleckchen Erde in Panama aussuchen, das zu Ihnen passt. Wir pflanzen darauf Ihre Bäume und pflegen die Wälder.

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Hier finden Sie Fotos und Karten mit denen Sie sich Ihre Waldparzelle selbst aussuchen – per Mausklick! Klicken und kaufen können Sie online einen BaumSparVertrag – bei dem Sie Baum für Baum Rendite und Wald ansparen – oder ein WaldSparBuch, in das Sie mit 1000 Quadratmeter Wald einsteigen. Dann wird es Zeit, ganz genau hinzusehen: Suchen Sie sich Ihre Parzelle aus, auf der Sie Ihre Bäume pflanzen und wachsen lassen.

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Mit einem Klick treffen und bestätigen Sie Ihre Wahl. Genau hier werden Sie zum stolzen Waldbesitzer – der dritte und letzte Schritt sichert Ihnen grüne Gewinne und eine wahrhaft gute Tat für Natur und Umwelt. Nur so lange der Vorrat reicht. Noch Fragen? Unsere Mitarbeiter sind gerne für Sie da: Tel: (02 28) 943 778-0 ForestFinance Service GmbH Eifelstr. 20, 53119 Bonn


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