ForestFinest, Ausgabe 1/2010

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ISSN 1866-7325

4,00 €

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09.06.2010

14:37 Uhr

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ForestFinest Ausgabe 1 2010

D a s M a g a z i n f ü r w e l t w e i t e Wa l d w i r t s c h a f t

Regenwald, REDD & Reportagen Forstwirtschaft im Zeichen von Biodiversität

CO2OL-News Alles für den Klimaschutz

ForestFinance in Vietnam

Asiens

NEU

Wälder, Wirtschaft & fremde Welten


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10.06.2010

9:03 Uhr

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BUNDladen.de Aktion bis zum 31. 07. 2010: Bei Angabe des Codes 95016 liefern wir Ihre Bestellung ab 50 Euro versandkostenfrei.

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Alles was ausgefuchste Fährtenleser interessiert: Tierspuren, Naturexpeditionen, Zeltlager, Sommercamp, Nachtwanderungen, Dschungel, gefährliche Tiere und fantastische Naturphänomene. 50 Spielkarten mit abenteuerlichen Rätsel aus wilden Wäldern. Für 2 Spieler oder mehr, ab 8 Jahren. Best.-Nr. 21.646 8,95 7

Mach mit! Dieses Buch verrät Kindern, was es mit Ökologie, Ozonschicht und Co. auf sich hat. 85 kleine Tipps zur schrittweisen Weltverbesserung! 128 S., ab 8 Jahren. Best.-Nr. 39.300 9,95 7

Mit dem Kauf unserer Produkte unterstützen Sie die Arbeit des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.


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10.06.2010

10:09 Uhr

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Foto: Michael Dingle, Jeffrey van Rossum/sxc.hu

Editorial

Wissen, wo Werte wachsen. Liebe Leser, das Elend der Welt rührt aus dem Doppelcharakter. So meinte jedenfalls ein bekannter deutscher Philosoph und Ökonom. Gemeint waren nicht wir, sondern Waren. Die hätten doppelten Charakter oder auch Wert: Einen Gebrauchs- und einen Tauschwert. Kennen wir alle. Mit einem Auto kann man fahren, darum zahlen wir dafür. Ein Auto das nicht fährt, das ist nichts wert. Gebrauchswert weg, Tauschwert weg. Doch selbst ein Gebrauchtwagen kostet, weil noch zu gebrauchen. Das kann man vom Euro und jeder anderen Währung nicht unbedingt sagen. Können wir mit einer Währung nicht mehr zahlen, ist sie für uns wertlos – in jeder Hinsicht. Wer also reichlich Vermögen in Form von Geld auf der hohen Kante hat, lebt gerade heute in der ständigen Furcht, dass der einzige Gebrauchswert seines Reichtums schwindet – die Kaufkraft. Gut wer dann noch andere Werte hat, die noch (Tausch)Wert haben. Gold zum Beispiel kann man immer brauchen. Sein Geld-Wert schwankt aber mächtig und ein Goldbarren im Tresor wird durch rumliegen nicht größer. Besser hat es da der Waldbesitzer. Seine Bäume wachsen (hoffentlich) Jahr für Jahr und werden durchs „Rumstehen“ nicht schlecht, wenn man sie stehen lassen will oder muss. Biologischen Zins nennt man das. Aber natürlich gibt es auch bei Waldinvestments Risiken. Politische, geographische oder biologische. Besser man verteilt diese. ForestFinance arbeitet jetzt nach Panama auch in Vietnam. Ein zweiter Kontinent, ein zweites Standbein und auch für Investoren mehr Stabilität und neue Chancen auf wirklich wachsende Werte. Wir berichten in diesem Heft über das asiatische Wald-Umfeld, besonders über Vietnam und unsere Aktivitäten dort in Sachen biodiverser Mischwald zur CO2-Bindung. Und wir berichten über die vielen Menschen dort, die nachhaltige Forstwirtschaft unterstützen – vom Landarbeiter bis zum Forstminister. Unschätzbare Werte.

Asien

boomt und grünt? Inhalt 4 An uns Die Seite für Leser · Impressum

5 Die phänomenale Fünf Asien – der unterschätzte Kontinent

6 Buschtrommel Meldungen zu Wald und Welt

8 Titel Asien – Mehr als Bambus, Buddha und Wirtschaftsboom

23 Waldwirtschaft Grüne Aussichten mit REDD – Der WWF und seine revidierte Haltung zu Forstprojekten

Harry Assenmacher P.S.: Dass wir überhaupt in Vietnam Wurzeln schlagen konnten, verdanken wir maßgeblich der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ). Ohne die begeisterte und fast selbstlose Unterstützung der GTZ-Experten aus dem deutsch-vietnamesischen Forstprogramm wären die vergangenen zwei Jahre nicht in so wundervolle Waldprojekte gemündet. Ein Prachtbeispiel für erfolgreiche deutsche Entwicklungszusammenarbeit.

26 Reportage Indonesiens Wälder – im Zeichen von REDD aber leider auch Raubbau

28 World of ForestFinance – WFF Auszahlungen · Menschen · Aussichten Agroforstprojekte und CO2OLe Events

38 BaumFreund & BaumSchule Von Menschen und Bäumen

40 iForest Wikiwoods.org – die Internetplattform für Baumfreunde

Harry Assenmacher, Geschäftsführer ForestFinance Herausgeber ForestFinest

www.forestfinance.de

42 Für Waldläufer durchforstet Bücher · Links · Termine

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09.06.2010

16:27 Uhr

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An uns …

… die Seite für Leser und Meinungen

Liebe Leserinnen und Leser, in der letzten Ausgabe haben wir Sie gebeten, uns auch mal schlecht zu schreiben. Unsere Bitte um kritische Leserbriefe wurde genau drei Mal ernst genommen. Beim Thema Palmkernöl. Natürlich gab es auch wieder Streicheleinheiten. Schön. Siegfried Gürtler, Baumsparer, schreibt: Ich habe Ihre Zeitschrift immer gerne gelesen und fand sie im Vergleich zu anderen Magazinen erfrischend und informativ. Mit Befremdung habe ich aber den Artikel „Zertifikate für Palmkernöl …” und die Verlosung „Gewinnende Öko-Saubermänner” gelesen. (…) Mir ist klar, dass die von Ihnen produzierte Zeitung Geld kostet, aber Sie benutzen diese Zeitung als Werbung für Ihr Unternehmen. Und Ihr Unternehmen steht doch für naturnahe Waldwirtschaft, keine Monokulturen (…). Ich finde es nicht gut, dass Firmen wie Henkel Werbung in Ihrem Hausmagazin kaufen können. Petra Hemptenmacher schickte uns zum selben Thema einen kritischen Artikel von Greenpeace (aus dem Jahr 2008): Darin steht u. a. „Für eine glaubwürdige Zertifizierung von nachhaltigem Palmöl muss RSPO zuerst die weitere Vernichtung von Regenwald für Plantagen stoppen. Erst dann können die Beteiligten sich auf eine Nutzung der bestehenden Flächen verständigen und ökologische und soziale Kriterien für eine Zertifizierung entwickeln. Greenpeace fordert daher vom RSPO, ein Moratorium für die Umwandlung von Regenwald in Plantagen zu erlassen und das Zertifikat für United Plantations zurückzuziehen.” Harry Assenmacher, Geschäftsführer ForestFinance, antwortete beiden engagierten Lesern: Wir können Ihre Bedenken nachvollziehen. Auch wir haben das Thema kontrovers diskutiert. Letztlich sind wir jedoch zu dem Schluss gekommen, dass der Ansatz von Henkel zum Thema „nachwachsende Rohstoffe” zumindest ein Ansatz in die richtige Richtung ist. Das hat auch zum Beispiel der WWF in verschiedenen Veröffentlichungen festgestellt. Gegenwärtig scheint es uns vielmehr bedauerlich, dass Zertifikate für nachhaltiges Palmöl bei anderen

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deutschen Unternehmen bisher auf wenig Anklang stoßen und stattdessen weiterhin auf nicht zertifiziertes, weil billigeres, noch viel umweltschädlicheres Palmöl zurückgegriffen wird. Wir selbst sind mit Henkel über dieses Thema „ins Gespräch” gekommen – wie Sie sich vorstellen können, verlaufen auch diese höchst kontrovers. Besonders was Monokulturen und tropische Forstwirtschaft angeht. Aber auch bei Henkel gibt es intern heftige Debatten und Entscheidungsfindungen über den weiteren (Umwelt)Weg. Wir halten unsere Argumente für nachhaltige Forst- und tropische AgroWirtschaft für so gut, dass wir die interne Diskussion dort weiter anregen wollen. Entlang der oben geschilderten Diskussion entscheiden wir auch, ob und welche Werbung wir in unsere ForestFinest aufnehmen. Diese ist keineswegs „frei” für alle Werbung. Wir prüfen Anzeigen immer im Einzelfall und diskutieren, ob wir sie annehmen oder ablehnen. Klaus Weber mailt: Ich wollte mich zunächst nur über die Anlagemöglichkeit „Wald” informieren und vor allem sehen, ob es seriös ist. Von letzterem bin ich nun überzeugt. Dazu hat auch Ihr gnadenlos ehrliches Magazin „ForestFinest” beigetragen. Uwe Nebel schreibt: Seit mehr als drei Jahren können wir das Wachstum unserer ForestFinance-Investments nicht nur aus der Ferne, sondern hautnah verfolgen. Denn bei unserem „Kontrollbesuch” in Panama wurden wir von diesem wunderschönen Land „infiziert”. Nach knapp einjähriger Bauzeit haben wir 2010 unser kleines Hotel hier, in Las Lajas, eröffnet.

Mehr über das Hotel erfahren Sie in unserem nächsten Newsletter und im Blog auf www.forestfinance.de

Impressum ForestFinest – Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft Nr. 1/2010 ISSN 1866-7325 Herausgeber und V.i.S.d.P.: Forest Finance Service GmbH, Harry Assenmacher, Geschäftsführer, HRB 13610, Amtsgericht Bonn, Eifelstraße 20, 53119 Bonn Redaktion: Christine Sommer-Guist, Harry Assenmacher MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Silke Berger, Mira Nürnberg, Carola Paul, Nicolas Rieger, Fabian Schmidt, Andreas Schnall, Kristin Steffan, Alexander Watson Gestaltung und Produktion: SOKO-Layout, Claudia Gunkel, Marc Venner Titelfoto: iStockphoto.com/OtmarW, sxc.hu/J. Kratochvil Kontakt Redaktion: redaktion@forestfinance.de Forest Finance Service GmbH, Eifelstr. 20, 53119 Bonn, Fon: 02 28/ 943 778 0, Fax: 02 28/ 943 778 20 Druck: 20000 Exemplare, Z.B.! Kunstdruck mbH, Köln, auf 100 % Recycling-Papier. Für ForestFinance-Kunden ist der Bezug kostenlos. Preis: 4 Euro (D) Bestellungen für Jahresabonnements: 2 Ausgaben – 6 Euro, schriftlich an: Forest Finance Service GmbH (Anschrift siehe oben)

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09.06.2010

16:27 Uhr

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Die phänomenale 5

Asien – der unterschätzte Kontinent

Asien ist viel mehr als Bambus, Regenwald und Palmöl. Auch die kargen Wälder Sibiriens gehören dazu. Was noch und was das alles für die Welt bedeutet, fand ForestFinance-Mitarbeiter, Nicolas Rieger, für Sie heraus.

Wenn man einen Artikel schreibt, der mit den Themen Holz und Asien zu tun hat, dann schießt einem natürlich direkt Bambus in den Kopf. Die Pflanze, die – je nach Art – bis zu einem Meter pro Tag wächst und bis zu 38 Meter hoch werden kann, hat allerdings in dieser Hinsicht ein Manko: Sie ist gar kein Baum, sondern gehört zur Familie der Süßgräser. Dennoch beschert dem Bambus seine holzige Beschaffenheit und Größe eine durchaus sehr ernstzunehmende Rolle in der Wirtschaft Asiens. Bambus ist die Lebensgrundlage für 1,5 Milliarden Menschen und allein in China und Indien bewächst er eine Fläche von rund 15 Millionen Hektar. Der Regenwald und die Schweiz Eine andere tragende Rolle spielt in Asien natürlich der Regenwald. Und auch hier ist er gefährdet. Gerade in Malaysia und Indonesien fällt er der weltweiten Nachfrage nach Palmöl zum Opfer, das unter anderem für die Herstellung von Agrarkraftstoffen, vulgo Biosprit verwendet wird. Ganze 83 Prozent des weltweit gehandelten Palmöls kommen aus diesen Ländern. Im Zeitraum von 1985 bis 2008 hat sich die mit Ölpalmen bewirtschaftete Fläche in Indonesien von 0,6 Millionen Hektar auf über 8 Millionen vergrößert – der Löwenanteil davon durch Abrodung tropischen Regenwaldes. Und nicht zuletzt sind dort schon Anträge auf die Umwandlung von weiteren 20 Millionen Hektar Tropenwald gestellt. Das entspricht der Gesamtfläche des restlichen indonesischen Regenwaldes oder etwa der fünffachen Fläche der Schweiz. Obendrein gehen etwa 18 Prozent des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes auf Brandrodung zurück. Indonesien allein ist für etwa ein Drittel davon verantwortlich.

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Die Tiefen Sibiriens Wenig beachtet hingegen ist die Tatsache, dass die Urwälder unserer Erde nicht nur aus tropischem Regenwald bestehen, sondern beispielsweise auch aus dem borealen Nadelwald Sibiriens. Das karge Land im Norden beherbergt dann auch gleich ein Viertel der gesamten Holzreserven der Welt, die Waldfläche ist rund doppelt so groß wie der Amazonas-Regenwald. Und hier wird mächtig abgeholzt: Jährlich verliert der Wald rund 20000 Quadratkilometer Fläche. Obendrein gehen in der völlig ineffizienten russischen Holzindustrie von circa 400 Millionen Kubikmetern Holz fast ein Viertel einfach verloren, mehr als der gesamte jährliche Holzeinschlag in Finnland oder Schweden. Kein Wunder, dass dieser Raubbau auch die letzten Raubtiere dort bedroht. Nur noch etwa 400 Exemplare des sibirischen Tigers leben dort in freier Wildbahn, Tendenz sinkend. Die Hoffnungsschimmer Ein Lichtblick kommt ausgerechnet aus dem kommunistischen China. Dort hat die Regierung ein absolutes Einschlagverbot für Naturwälder in 17 Provinzen erlassen. Und mit dem Projekt „Grüne Mauer“ will das Land das größte Aufforstungsprojekt der Menschheitsgeschichte durchführen. Hierbei sollen 350 000 Quadratkilometer Land mit Bäumen bepflanzt werden. Allerdings weitgehend mit Monokulturen. Dennoch: Der Schutz bestehender Waldgebiete – und das ist eben nicht nur der tropische Regenwald – muss oberste Priorität haben. Ideen wie REDD (Reduced Emissions from Deforestation and Degradation) können in Zukunft dazu beitragen. Wie die funktioniert, lesen Sie auf Seite 25.

Foto: wikipedia/ArtMechanic

Zahlenspiele von Nicolas Rieger (23), studiert Technik-Journalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und ist Master des Forest-Finance IT-Netzwerkes.

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09.06.2010

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Buschtrommel

Meldungen zu Wald und Welt –

Forschung im Jahr der Biodiversität hat in Deutschland einen Namen: DIVERSITAS. Kopenhagen hat die Hoffnungen vieler auf einen effektiveren Naturschutz enttäuscht. Dabei ist der Klimawandel nur ein Aspekt der Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlage. Die Zahl funktionierender Ökosysteme, die uns sauberes Wasser, Nahrung und Lebensraum liefern, nimmt dramatisch ab. Und so werden 2010 bei der UN-Vertragsstaatenkonferenz die Weichen für mehr Umweltschutz gestellt. Unter dem Dach von DIVERSITAS Deutschland schließt sich die Biodiversitätsforschung auf breiter Basis zusammen, um die Debatte in Schwung zu bringen. Eine neue Plattform dafür bietet das „Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung“, kurz NeFo. „Es ist die Forschung, die das Wissen für politische Entscheidungen liefert“, sind die Wissenschaftler überzeugt, die sich im NeFo zusammengeschlossen haben. Sie kommen aus unterschiedlichen Disziplinen, verfolgen aber ein Ziel: die bessere Vernetzung der Biodiversitätsforschung mit Politik und Öffentlichkeit. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, UFZ, geleitet.

Erfahren Sie mehr über DIVERSITAS und über Biodiversität – auf www.biodiversity.de Hier können Sie auch den Global Biodiversity Outlook, 2. Bericht zur Lage der biologi schen Vielfalt herunterladen.

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Foto: Henning Steinicke/UFZ

Flott, aber vor allem gut gemacht und informativ kommt die Forschung auf www.biodiversity.de daher.

Zerstörter Tropenwald speichert langfristig weniger Biomasse und Kohlendioxid. Die Abholzung der tropischen Regenwälder könnte noch größeren Einfluss auf den Klimawandel haben als bislang gedacht. Die Gesamtbiomasse von kleinen, nach einer Landschaftszerschneidung entstandenen Waldstücken, kann im Vergleich zu einem zusammenhängenden Wald gleicher Gesamtfläche um bis zu 40 Prozent geringer sein. Zu diesem Ergebnis kommen deutsche und brasilianische Forscher durch Modellrechnungen anhand von Daten aus dem bereits zu circa 88 Prozent abgeholzten Küstentropenwald Mata Atlântica im brasilianischen Bundesstaat São Paulo. Die übrig gebliebenen Waldfragmente sind kleiner und haben deshalb ein ungünstigeres Verhältnis zwischen Fläche und Rand. Ursache für den Rückgang an Biomasse sei die höhere Sterblichkeit von Bäumen an Waldrändern von Waldfragmenten und damit eine Verringerung großer alter Bäume, die überproportional viel Biomasse enthalten, schreiben die Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ). Mehr zu Klima, Biomasse und Wald finden Sie hier: www.ufz.de/index.php?de=10690

Die Mata Atlântica wurde wie hier im Bundesstaat São Paulo bereits seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts großflächig abgeholzt, um Bauholz, Holzkohle, Weideland und Ackerflächen zu gewinnen.

Waldschutz ist Klimaschutz. Doch der funktioniert in Deutschland schlechter als je zuvor. Im deutschen Wald wird immer weniger klimaschädliches CO2 gespeichert. Hauptursache dafür ist nach Angaben des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) der drastisch gestiegene Holzeinschlag. In den letzten 20 Jahren sank die jährliche Kohlenstoffbindung von 17 Millionen Tonnen Kohlenstoff auf 4,7 Millionen Tonnen. Das geht aus der offiziellen Inventurstudie der Bundesregierung zur Ermittlung der CO2-Speicherung im deutschen Wald hervor. In Westdeutschland

nimmt der Wald bereits überhaupt kein weiteres klimaschädliches CO2 mehr auf. Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: „In deutschen Industrieanlagen, Haushalten, der Landwirtschaft und im Verkehr entstehen bei der Verbrennung fossiler Rohstoffe jährlich rund 830 Millionen Tonnen CO2. Davon werden nur zwei Prozent von wachsenden Waldbäumen gespeichert. Wesentlich mehr wäre möglich. Derzeit werden 93 Prozent des nachwachsenden Holzes genutzt. Das schadet nicht nur dem Klima, sondern bedroht auch die biologische Vielfalt.“

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09.06.2010

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Buschtrommel

für Sie aufgelesen

Foto: Alexander Knatz

Bäume sind mit Menschen verwandt … … und sehr weiblich. Das haben Wissenschaftler mit Staunen erkannt. Sie fanden in Blättern des Walnussbaumes Progesteron. Der auch Gelbkörperhormon genannte Botenstoff wird bei Menschen und Säugetieren in den Eierstöcken produziert und bereitet unter anderem die Gebärmutter auf eine Schwangerschaft vor. Weshalb nun Walnussbäume dieses Hormon herstellen, stellt die Forscher vor ein Rätsel. Die Entdeckung deutet aber darauf hin, dass höhere Pflanzen und Säugetiere näher miteinander verwandt sein könnten

als bisher angenommen. Guido Pauli von der University of Illinois und seine Kollegen spürten die progesteronähnlichen Substanzen auf, indem sie mit Magnetresonanzspektroskopie und Massenspektroskopie die Blätter von Walnussbäumen untersuchten. Die Forscher vermuten, dass Progesteron ein sehr ursprünglicher Bioregulator sein könnte, der vor Milliarden von Jahren in Ur-Pflanzen entstanden ist. Stimmt diese Annahme, ist das Hormon wohl früher in der Evolution aufgetaucht als Tiere und moderne Pflanzen.

Die Armen tragen der Reichen Last. Das ist der Titel einer Studie zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Weltbevölkerung und gleichzeitig deren Fazit. Eingeleitet wird die Publikation mit einem Zitat von Desmond Tutu, dem ehemaligen Erzbischof von Kapstadt und Friedensnobelpreisträger: „Es ist moralisch falsch, die Armen der Welt angesichts der Bedrohung durch den Klimawandel ihrem Schicksal zu überlassen, entweder unterzugehen oder mit ihren eigenen spärlichen Ressourcen zu schwimmen. Leider passiert zurzeit genau dies [...]. Wir treiben in eine Welt der »Anpassungs-Apartheid«.“ Dabei ist der Klimawandel Industriemensch-gemacht, hat aber in den schwach industrialisierten Ländern des Südens gravierendere Folgen. Überschwemmungen oder Dürreperioden sind hier oft existenzbedrohend. Die Broschüre will den Menschen, die sich der globalen Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd verpflichtet fühlen, den Aspekt der Klimagerechtigkeit näher bringen. Sie verdeutlicht die Auswirkungen des Klimawandels in den armen Ländern, zeigt aber auch, wie das globale Gerechtigkeitsproblem angegangen werden kann. Sie steht jedem als DownDie Armen tragen der Reichen Last? load zur Verfügung unter: www.suedwind-institut.de/0dt _sw-start-fs.htm

Auswirkungen des Klimawandels auf die Entwicklungsländer

Grafik: Bundeszentrale für politische Bildung/Marc Venner

+GTST +++ Gute Trommel +++ Schlechte Trommel +++ GTST ++ Zuerst die gute Nachricht: Waldflächen werden mehr. Von 2000 bis 2005 hat die Waldfläche in Ostasien um durchschnittlich 3,84 Millionen Hektar pro Jahr zugenommen, mehr als in jeder anderen Region. Auch in Europa hat sich im selben Zeitraum der Waldbestand erhöht, um 0,66 Millionen Hektar. Und jetzt die schlechte: Die neuen Wälder Asiens sind meist Plantagen und keine gesunden Wälder. Zudem schreiten weltweit die Waldverluste voran. Zwar langsamer als bisher, aber kontinuierlich. Während zwischen 1990 und 2000 im Schnitt 0,22 Prozent des Waldbestandes verloren gingen, waren es in den Jahren 2000 bis 2005 0,18 Prozent. Südamerika, Afrika sowie Süd- und Südostasien erlitten die größten Verluste. Brasilien, Indonesien und Sudan waren bis 2005 für fast die Hälfte der weltweiten Waldzerstörung verantwortlich. Allein hier verlor die Welt 5,56 Millionen Hektar Wald im Jahr. Das entspricht der mehr als 62-fachen Fläche Berlins.

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Jährliche Änderung der Waldbestände in absoluten Zahlen und in Prozent des Gesamtbestandes Durchschnitt 2000 bis 2005 Waldverluste Ostasien

Waldzuwächse 3840 (1,65 %) 1003 (0,18 %)

Asien insgesamt

661 (0,07 %)

Europa

54 (0,92 %) Karibik West- + Zentralasien 14 (0,03 %) 101 (0,01 %)

Nordamerika

285 (1,23 %)

Zentralamerika

356 (0,17 %)

Ozeanien

2851 (0,98 %)

Süd- + Südostasien Afrika

4040 (0,62 %) 4251 (0,5 %) 4000 3000 2000 1000

Südamerika 0

in Tsd. Hektar

0

1000 2000 3000 4000

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Irene Knoke


09.06.2010

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Wussten Sie, dass alle Weltreligionen asiatische Wurzeln haben? Der Hinduismus, eine der ältesten Religionen der Welt, entwickelte sich in Indien. Die Richter und die Erzväter, die als früheste Überlieferungen der jüdischen Geschichte gelten, hatten ihren Ursprung in Mesopotamien, wo die Vorfahren der Hebräer als Nomadenvolk lebten. Jesus wurde in Asien geboren und Jerusalem ist bis heute die heilige Stadt der Juden, Christen und Moslems. Auch wenn wir also mit Asien eher Hinduismus und Buddhismus verbinden – dieser Kontinent ist die Wiege aller fünf großen Weltreligionen.

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Foto: sxc.hu_Marcus Dukes

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09.06.2010

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Titel

Asien – mehr als Bambus, Buddha und Wirtschaftsboom

Renminbi – ein Wort stiftet Verwirrung. Zumindest in unserer Redaktion und deren Umfeld. Im Büro, Freundeskreis und Familie, zugegeben allesamt keine bekennenden Financial-Times-Leser, ist das Wort fast unbekannt. Dabei ist es die Bezeichnung für die wohl stärkste Währung zurzeit, die chinesische. Selbst die Asienkrise überstand der Renminbi ohne Abwertung. Das Wort geht zurück auf „renmin“ – das heißt Volk – und „bi“, Geld. Renminbi heißt also Volksgeld. Und obwohl sich das Wort so volksnah gibt, sagen die Chinesen „Gib mir mal einen Yuan“, wenn sie „einen Renminbi“ meinen. Yuan ist eine Währungseinheit des Renminbi, wie bei uns Euro und Cent. Diese chinesischen Schriftzeichen ⼈⺠幣 und ⼈⺠币 stehen für Renminbi und sind den Menschen Asiens vertraut, ebenso wie allen anderen Erdenbewohnern, die sich mit Globalisierung und Weltwirtschaft beschäftigen. Der Renminbi ist die Währung, die dem Dollar verbunden ist und diesen in der Krise stützt. Mit Renminbi konnte China 2009 über zwei Billionen US-Dollar an Devisenreserven – sprich US-Staatsanleihen – kaufen, eine Ablösung des US-Dollars als Leitwährung fordern und dem IWF Kredite anbieten. Damit verhindert China einen Totalabsturz des Dollars und befeuert ein 500 Milliarden Dollar Konjunkturprogramm,

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das direkt auch den deutschen Export stärkt. Trotz dieser Stärke gibt sich der Renminbi gerne schwach. China will das so, denn die unterbewertete Währung sichert Exportvorteile. Für andere Länder in Asien bedeutet der künstlich schwach gehaltene Renminbi aber einen Nachteil auf dem hart umkämpften US-Markt. Sie können mit den günstigen Angeboten Chinas kaum mithalten. Dennoch ist die Bereitschaft in Asien das mächtige China unter Druck zu setzen gering. Denn viele Länder profitieren von Chinas Aufstieg, meint die Financial Times Deutschland: „Die Wirtschaft der Volksrepublik wächst schnell, auch für dieses Jahr werden fast zehn Prozent Plus erwartet. Dadurch ist eine neue, wichtige Nachfragequelle innerhalb der Region entstanden.“ „Die Region“ – wie das klingt, wenn man von dem mächtigsten Kontinent der Erde spricht. So fand die Standard Chartered Bank in Singapur heraus, dass Thailand und Malaysia von Chinas Exporten in den Westen profitieren, während Südkorea und Taiwan, aber auch Indonesien und Vietnam deutlich weniger bis gar keine Auswirkungen der chinesischen Exportstärke spüren. All diese Länder machen zusammen eine Region von drei Mal Europa aus.

Asien – der grüne Kontinent? Auf der Satellitenaufnahme der NASA sieht man viel Grün. In der Tat viele Wälder – Regenwald, borealer Nadelwald, Urwälder. Aber wenn man genau hinsieht auch immer mehr Plantagenwald. Wälder, die für Palmöl und Zellstoff und Papier wachsen, aber nicht alt werden. Die Abholzung der Wälder Asiens für Papier und Palmöl ist eine der dramatischsten Geschehnisse unserer Zeit. Sie verändert die Welt. Nicht zum Besseren, nur furchterregend konsequent. (Mehr dazu finden Sie auf den Seiten 12 – 13.)

Foto: NASA, Satellitenbild

Foto: sxc.hu_Marcus Dukes

Asien ist der größte Kontinent unserer Erde. Hier leben sechzig Prozent der gesamten Weltbevölkerung. In Asien liegt der größte See der Welt, das Kaspische Meer, und der höchste Berg, der Mount Everest. Was noch? Genau – die Chinesische Mauer, das Bauwerk, das man sogar aus dem Weltall sehen kann. Aber was wissen wir in Europa über die Menschen dieses Super-Kontinents? Ihre Kultur scheint uns wie ihre gesamte Umwelt oft merkwürdig fremd. Und dabei ist unsere Kultur von Asien abhängig – von seinem Erdöl und Erdgas, Reis, Baumwolle, Tee und seinen Wäldern.

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09.06.2010

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Titel

Umweltschützer aber auch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Environment Programme, UNEP) warnen: Wenn der illegale Holzeinschlag nicht gestoppt wird, werden bald die letzten Wald-Menschen verschwunden sein. Foto: TMAX – Fotolia.com

Blutige Bande und Rosenholz Reporter des Magazins Geo haben sich in den Dschungel Madagaskars gewagt. Zusammen mit dem Umweltschützer und EIA-Chef (Environmental Investigation Agency), Alexander von Bismarck, ermittelten sie verdeckt gegen die dort operierende Holzmafia und stellten schockiert fest, dass selbst Nationalparks geplündert werden: „Auf Madagaskar wird so viel Holz gefällt wie nie zuvor. Oft wird es als Sturmbruchholz oder alter Lagerbestand deklariert, für deren Verkauf es begrenzte Ausnahmegenehmigungen gibt. … Inzwischen laufen Bestellungen für bedrohte Hölzer sogar im Lokalradio: Zwischen zwei Musiktiteln verkündet der Moderator, wer wie viel Rosenholz oder Ebenholz benötigt und wo es übergeben werden soll.“ Beide Hölzer gelten als bestandsgefährdet. Die Bilder in der Geo berühren – wenn ein Waldarbeiter mit der Axt auf einen Rosenholzstamm einschlägt und das Kernholz dunkelrot wie Blut auf die Erde spritzt, und der abgeschlagene Baum beim Umfallen andere mit sich ins Verderben zieht. Das lässt nicht kalt. Und doch – wir sind es,

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die die Wälder Madagaskars bluten lassen. „Allein Deutschland importiert jährlich sogenanntes Raubholz aus den Tropen im Wert von einer Milliarde Euro.“, fanden die Geo-Reporter heraus. In Europa stammen Schätzungen der EU-Kommission zufolge 20 Prozent des importierten Holzes aus illegalen Quellen. In den USA sind es schätzungsweise zehn Prozent. Der WWF fand in einer Studie zu illegalen Holzimporten* heraus: „Der Anteil des illegalen Holzeinschlags an der globalen Holzproduktion wird auf 20 bis 40 Prozent geschätzt, der wirtschaftliche Schaden durch entgangene Einnahmen für Staat, Industrie und Waldbesitzer auf 15 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Illegaler Holzeinschlag drückt durch seine Billigangebote (ermöglicht zum Beispiel durch nicht gezahlte Steuern und verhinderte Abgaben, indem die Hölzer als minderwertig deklariert werden) den Holzpreis weltweit um schätzungsweise sieben bis 16 Prozent.“ Transsibirische Tragik Die bei weitem größte illegale Holzmenge, die nach Deutschland und in die EU gelangt,

stammt aus Russland. China spielt dabei eine immer größere Rolle – als Transitland. Der WWF hat 2008 die Holzimporte analysiert. Die Studie* bezog alle Produkte mit ein, zu deren Herstellung der Rohstoff Holz verwendet wurde. Als Basis dienten die Außenhandelsdaten der Europäischen Union vom Jahr 2006, zurückgerechnet auf die Menge an Rohholz, die zur Herstellung der importierten Produkte benötigt wurde (Rohholzäquivalent). Danach haben sich die Exporte von Holz- und Papierprodukten aus der Volksrepublik zwischen 2003 und 2006 fast verdreifacht, sowohl nach Deutschland als auch in die gesamte EU. Den Großteil des Holzes, aus dem diese Produkte hergestellt wurden, importiert China aus sogenannten Hoch-Risiko-Regionen wie dem fernen Osten Russlands, Südostasien und Afrika. „Es wurde mit überdurchschnittlich hoher Wahrscheinlichkeit illegal gefällt“, ist der WWF überzeugt. Der illegale Holzeinschlag geht mit Waldbränden einher, der Ausweitung der Ölpalmplantagen sowie Plantagen für die Zellstoff- und Papierindustrie. Aber damit hört das Elend nicht auf – die Holzfäller und nachrückenden Siedler wildern und töten Tiere, um ihren Hunger zu stillen. Für die seltenen Wildtiere wie Sumatra-Tiger, Elefanten und Orang-Utan bleibt immer weniger Raum zum Leben. „In den letzten Jahren drangen Holzfirmen vermehrt in die letzten Rückzugsgebiete der Orang-Utans, die Nationalparks ein“, berichtet der WWF und bezieht sich auf die UNEP (United Nations Environment Programme), wenn er behauptet, dass in den meisten indonesi-

„So operiert die Holzmafia” heißt die Titelgeschichte in der GEO im April 2010. In beeindruckenden Bildern und einer ergreifenden Reportage erzählen die Reporter die tragische Geschichte der Wälder Madagaskars.

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Titel

Gesetze, die die Welt verändern – Illegale Holzimporte aus Südostasien und China

könnten

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m (RWE) 4 500000 4 000 000 3 500 000 3 000 000 2 500 000 2 000 000 1 500 000 1 000 000 500 000 0 Indonesien China

Malaysia Vietnam Thailand

übriges Südostasien

Wenn asiatische Länder Holz nach Europa liefern, stammt es zu fast 90 Prozent aus illegalen Quellen. Auf dieser Grafik können Sie sehen, woher genau. Grafik: ForestFinest, Quelle: WWF 2008

schen Nationalparks illegal eingeschlagen wird. Satellitenbilder zeigten 2006 zweifelsfrei, dass wichtige Orang-Utan-Schutzgebiete entwaldet wurden. Korruption und den Einsatz bewaffneter Milizen durch die Holzfirmen scheinen an der Tagesordnung zu sein. Wenn sich das nicht ändert, werden nach Einschätzung der UNEP im nächsten Jahrzehnt die meisten indonesischen Nationalparks schwer geschädigt, da sich hierdie letzen verbliebenen Reserven an wertvollen Tropenhölzern befinden. (Mehr zu Indonesien und seinem Raubbau können Sie auf den Seiten 26 – 27 lesen.) Sumatra- und Borneo-Orang-Utan könnten dann für immer von dieser Welt verschwinden. Die Rolle Chinas China hat in den letzten Jahren eine führende Rolle im globalen Holzhandel eingenommen und ist weltweit das größte Importland für Holzprodukte. Der WWF schätzt, dass etwa die Hälfte der chinesischen Holzimporte aus illegalem Holzeinschlag stammt. Die Umweltschützer fanden heraus, dass China 2006 der weltführende Importeur von illegalem Holz war, und

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gleichzeitig einer der größten Exporteure von illegalem Holz. Denn China ist der größte Holzverarbeiter weltweit, der mit Möbeln, Sperrholz, Parkett und anderen fertig verarbeiteten Holzprodukten die Nachfrage in den westlichen Industrienationen deckt. Das Land mit der Volkswährung Renminbi hat seine Lieferungen von Tropenholzprodukten in die USA und in die EU in den letzten zehn Jahren um fast 1000 Prozent – nein, da ist keine Null zu viel – gesteigert. Wo diese Hölzer einst wuchsen, ist China egal, solange der Einschlag nicht den eigenen Volkswald schröpft. Für den gelten Einschlagverbote in mehr als 17 Provinzen. Und da wären wir wieder beim Renminbi – denn wäre dieser und vor allem das, was ihn so stark macht, bei uns nicht so furchterregend unbekannt, würden wir alle vielleicht mehr darauf achten, was wir von wem kaufen. * Die WWF-Studie zu Holzeinschlägen und -importen können Sie herunterladen unter:

In der EU – CITES Das CITES-Abkommen beschränkt den zwischenstaatlichen Handel mit Tieren und Pflanzen. 175 Staaten haben dieses Abkommen unterzeichnet, sich aber leider nur auf wenige Baumarten einigen können, die geschützt werden sollen. Somit sind lediglich 0,5 Prozent des weltweiten Holzmarktes von den CITES-Beschränkungen betroffen. Die meisten, obwohl stark gefährdet – wie zum Beispiel Rosenholz – werden davon nicht geschützt. Ein Problem, das CITES leider ebenfalls nicht löst, ist das sogenannte Waschen. Nach internationalem Recht wird der Handel mit illegal gefälltem Holz legal, wenn das Holz sein Ursprungsland verlassen hat. Holz aus Madagaskar wird also wenn es über China nach Deutschland kommt automatisch zur legalen Ware.

In der USA – Lacey Act Das US-amerikanische Bundesgesetz ist seit 2008 in Kraft. Ein Zusatz darin verbietet in den USA den „Import, Export, Kauf, Verkauf, Erwerb und Zukauf“ von Holz oder Holzprodukten, inklusive Papier, wenn das Holz illegal geschlagen wurde. Somit macht sich – und das ist das einzigartige an diesem Gesetz – auch der Käufer schuldig, wenn er ein Produkt kauft, von dem er weiß, dass es aus dubiosen Quellen stammt. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Gefängnisstrafe. Die U.S. Animal and Plant Health Inspection Agency (APHIS) wacht über die Einhaltung dieses Gesetzes, hinter dem sogar Holzfirmen, Sägewerke und Industriekonzerne stehen. Denn sie haben erkannt, dass illegal geschlagenes Holz auf dem Markt günstiger angeboten wird und somit den Preis für legales Holz verdirbt.

www.wwf.de/themen/waelder/illegaler-holz einschlag/

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Das große P – Wälder sterben für Papier und P Wie hier in Sumatra werden täglich Wälder gerodet und zerstört, um Platz für Plantagen zu machen – für schnell wachsende Baumarten, die zu Zellstoff und Papier verarbeitet werden,

„Kitkat: Süßes mit bitterem Beigeschmack“ schreibt Greenpeace in einer Presseerklärung und enthüllt, wie Nestlé zum Aussterben der Orang-Utans beiträgt, weil Nestlé Verträge mit Lieferanten abschließt, die den Urwald zerstören. Palmöl – schmierige Geschäfte Im Bericht von Greenpeace steht, dass Nestlé Rohstoffe vom indonesischen Hersteller Sinar Mas kauft: „Dieser Lieferant verletzt internationale Standards und indonesisches Recht, ist an Landkonflikten beteiligt, rodet wertvolle Regenwälder in Orang-Utan-Gebieten und hat massive Expansionspläne. Auf den gerodeten Urwaldflächen werden Ölpalmplantagen in Monokulturen angelegt. Allein Nestlé, der größte Nahrungsmittel- und Getränkehersteller der Welt, hat seinen Bedarf an Palmöl in den letzten drei Jahren auf 320 000 Tonnen verdoppelt.“ Greenpeace fordert Nestlé auf, seine Verträge mit Sinar Mas zu kündigen und legt Beweise vor, dass Sinar Mas trotz gegenteiliger Behauptungen weiterhin Urwald rodet. „Als Reaktion auf die Urwaldzerstörung und die illegalen Machenschaften von Sinar

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Mas haben die Firmen Unilever und Kraft bereits ihre Verträge mit der Firmengruppe gekündigt.“, schreibt Greenpeace. Robin Wood wiederum schreibt in seinem Magazin Nr. 104/1.2010 „Schmierige Profite bei Unilever“: „Der Konzern, der so bekannte Markenprodukte wie Langnese, Knorr und Rama herstellt, inszeniert sich als verantwortungsvolles Mitglied unserer Gesellschaft. … Die Unilever-Manager reagierten dementsprechend verschnupft, als sie … ungebetenen Besuch von Robin Wood bekamen.“ Die Umweltschützer protestierten gegen den Palmöl-Einkauf des Konzerns. „Ein wichtiger Palmöl-Lieferant für Unilever ist Wilmar International“, behauptet Robin Wood. Und weiter: „Wilmar ist verstrickt in zahlreiche Landkonflikte mit der lokalen Bevölkerung, bereits beim Brandroden erwischt worden und verfolgt für neue Plantagenflächen in Indonesien einen aggressiven Expansionskurs.“ Diese Anschuldigungen sind, wenn sie stimmen, eine Katastrophe – im wahrsten Sinne des Wortes eine Klimakatastrophe. Denn Unilever ist weltweit der größte Verbraucher von Palmöl.

Auf dem anderen Blatt Im selben Heft nimmt Robin Wood Papier unter die Lupe. Kaum ein Blatt davon stammt aus deutschen Wäldern. „Über neunzig Prozent der Primärfasern in unserem Papier sind importiert, entweder als Zellstoff, um dann hier zu Papier weiter verarbeitet zu werden, oder bereits als fertiges Papier. Der Rohstoff stammt aus Wäldern beinahe der ganzen Welt. Seine Gewinnung ist oft genug mit Missachtung von Menschenrechten, Waldzerstörung und Verlust an natürlicher Vielfalt verbunden.“, schreibt Robin Wood. Auch wenn das Papier wie in Deutschland zu knapp 50 Prozent aus Skandinavien stammt, kann das das Gewissen nur wenig beruhigen. Denn auch hier wird dafür Natur geopfert. Stammt das Papier aber aus Asien, müsste es eigentlich verboten werden. So wurde Indonesien innerhalb weniger Jahre zu einem der größten Zellstoffproduzenten der Welt. Auf Kosten der Umwelt. „Insbesondere auf Sumatra schlagen die Papierkonzerne, allen voran die beiden größten Produzenten APP und APRIL, Hunderttausende von Hektar Regenwald kahl und wandeln sie in industrielle Plantagen um.“, schreibt Robin Wood.

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Die große Hoffnung – Umdenken für die Umwelt

d Palmöl und für Ölpalmen.

Foto: Reneé Miller

In beiden Fällen – Palmöl und Papier – kann die Umsicht der Verbraucher helfen. So findet sich in Bio-Produkten in der Regel nachhaltig erzeugtes Palmöl, und in Altpapier wenigstens kein Zellstoff, der aus frisch geschlagenem Holz hergestellt wurde.

Links zu mehr Informationen: Greenpeace zu Papier www.greenpeace.de/themen/waelder/papier/ Greenpeace zu Palmöl www.greenpeace.de/themen/waelder/urwaelder_suedostasiens/artikel/cooking_the_ climate_greenpeace_studie_ueber_die_ palmoelindustrie/ Robin Wood zu Papier: www.paperwatch.info Robin Wood zu Palmöl: www.robinwood.de/Palmoel.64.0.html WWF zu Papier www.wwf.de/themen/waelder/papier/ WWF zu Palmöl www.wwf.de/themen/landwirtschaft/agrarrohstoffe-und-weltmaerkte/palmoel/

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In Singapur werden grüne Wolkenkratzer geplant, in China Ökosiedlungen, in Vietnam ausländische Firmen eingeladen, Wälder zu pflanzen – findet in den Reichen des fernen Ostens ein Umdenken statt? Ökologie statt Ökonomie? Pessimisten meinen nein. So schreibt DieWelt-Journalistin Sophie Mühlmann, die in Singapur lebt: „… der grüne Gedanke ist weit davon entfernt, in den Köpfen und Taten der Menschen verwurzelt zu sein. Die wenigsten Asiaten zerbrechen sich den Kopf über Treibhausgase, Mülltrennung oder auch nur Unrat in den Straßenecken. Öko ist kein Qualitätssiegel, weder schick noch politisch korrekt.“ Optimisten wiederum meinen – Asien wird ökologischer werden, weil es muss. Hier liegen die größten Städte der Welt und die Hälfte der ländlichen Bevölkerung wird bis 2030 in Städte ziehen. So schätzt die Weltbank allein für China, dass bis 2015 ungefähr die Hälfte aller Neubauten der Welt in China gebaut werden. Würde das in der traditionellen Ziegelbauweise geschehen, würden sämtliche chinesischen Vorräte an Kohle und Lehm dafür aufgebraucht. Deswegen haben Politiker in Peking die Kehrtwende beschlossen: Sie haben neue Vorschriften zur Gebäudeeffizienz erlassen und treiben Öko-Stadt-Projekte voran. Wie die aussehen, können Sie in dem sehr empfehlenswerten Buch vom Knesebeck Verlag „World Changing. Das Handbuch der Ideen für eine bessere Welt” sehen und darüber hinaus viel Interessantes erfahren. ISBN 978-389660-599-3, € 39,95

Ein Panda sieht grün Die p0ssierlichen Bären leben nur dort, wo Bambus wächst. Doch die Heimat der Pandas, die Bergwälder Chinas und Burmas, wurden größtenteils abgeholzt und in Felder umgewandelt. Nur noch etwa 1600 Tiere leben in letzten, kleinen Waldinseln inmitten von Äckern, Straßen und Siedlungen. Die chinesische Regierung hat der Abholzung der Bambuswälder 1998 ein Ende gesetzt. Damit steigen die Chancen, die seltenen Bären doch noch vor dem Aussterben zu bewahren. Allerdings sind die verbliebenen Gebiete bereits sehr fragmentiert. Allein in der dicht besiedelten Provinz Sichuan wurde in den 1970er und 1980er Jahren die Hälfte des Lebensraumes des Pandas zerstört. Die letzten Rückzugsgebiete des Großbären sollen jetzt durch die Schaffung grüner Korridore verbunden werden. Das ist besonders wichtig, damit die Pandas wieder zu ihren Futterquellen wandern können und der genetische Austausch zwischen den verschiedenen Populationen möglich ist. Mehr als 25 Jahre WWF-Einsatz in China haben mitgeholfen, die wichtigsten Voraussetzungen für das langfristige Überleben der Pandas in freier Wildbahn zu schaffen. Der WWF, als erste internationale Umweltschutzorganisation in China, arbeitet mit der lokalen Regierung und der Verwaltung der Naturschutzgebiete zusammen. Die Umweltstiftung hilft nicht nur beim Park-Management und der Organisation von Anti-WildererPatrouillen, sondern unterstützt die lokale Bevölkerung in der Erschließung alternativer EinkomFoto: Anatoly Kolodey – Fotolia.com mensquellen.

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Good morning, Vietnaaaaaaaaam! Diesen Satz brüllte der Radiomoderator Adrian Cronauer jeden Morgen ins Mikro. Er sollte die amerikanischen Truppen während des Vietnamkriegs (1965 bis 1975) bei Laune halten und das tat er mit viel Witz und Rock ’n’ Roll. Er machte seine Sache so gut, dass seine Geschichte 1987 verfilmt wurde. Das alles ist lange her. Vietnam lebt heute in Frieden und leitet gerade seine sozialistische Planwirtschaft in eine Marktwirtschaft über. Mit bemerkenswertem Erfolg und hohen Wachstumsraten. ForestFinance-Mitarbeiter Alexander Watson schildert seine Eindrücke von dem dank Krieg und Hollywood weltberühmten Land.

Nun sitze ich im Flugzeug nach Vietnam und habe von dem Land, das ich besuche noch gar keine Vorstellung. Dem Reiseführer entnehme ich: Vietnam ist etwa so groß wie Deutschland. Auch die Einwohnerzahl ist mit 85 Millionen Bürgern Deutschlands 81 Millionen sehr nah. Dann ist aber auch schon Schluss mit den Gemeinsamkeiten: Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (IWF 2008) liegt in Deutschland bei 44660 US-Dollar, das vietnamesische gerade einmal bei 1040 US-Dollar. Durchschnittlich stehen demnach jedem Vietnamesen pro Monat 87 US-Dollar zur Verfügung. Während des Anflugs auf Hanoi, die altehrwürdige Hauptstadt Vietnams, erhasche ich einen Blick auf Berge in der Ferne bevor das grelle Sonnenlicht verschwindet und von dicken Wolken geschluckt wird. Einige hundert Meter über der Erde durchbrechen wir die Wolken und befinden uns im Morgendunst. Mein erster Tag in Vietnam. Das Flughafentaxi bringt mich in die Innenstadt von Hanoi. Tausende Mopeds und Fahrräder verstopfen die Straßen. Ein geordnetes Verkehrssystem scheint nicht zu existieren. Statt Regeln gibt es Motorroller-Hupen. Das Auto, in dem ich unterwegs bin, scheint fast das einzige seiner Art im hier üblichen Zweiradverkehr zu sein. Es ist für Vietnamesen ein echtes Luxusobjekt, hat doch die Regierung um Verkehr und Abgase zu bändigen, eine erhebliche Steuer auf Autoimporte verhängt. ForestFinance und der vietnamesische Klimawandel Nach einer kurzen Pause in Hanoi geht es weiter in die Provinz Kon Tum, die im Süd-Westen Vietnams liegt. Hier befinden sich die Flächen, die ForestFinance aufforsten wird. Das Besondere an den geplanten Forsten: Die zukünftigen Mischwälder dienen nicht der Holzerzeugung für Investoren, sondern vor allem der Bindung von Kohlenstoff. CO2OL wird die CO2-Zertifikate aus diesen Projekten verkaufen. Die ForestFinance-Wälder in Vietnam sind prädestiniert, Naturschutzgebiete für Tiere und Pflanzen zu werden. Es handelt sich häufig um Flächen, die während des Vietnamkriegs durch das Herbizid Agent Orange entlaubt und anschließend entwaldet wurden. Bis heute konnte sich der Wald davon nicht selbstständig erholen.

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Wir wandern zwei Stunden lang durch Reisfelder bevor wir zu der Fläche gelangen, die wir aufforsten wollen. Auch dieses Gebiet wurde vor langer Zeit entwaldet. Es handelt sich um ein ausgedehntes Tal, in dem sich das Wasser der umliegenden Berge sammelt und die Pflanzen auch während der Trockenzeit mit Wasser versorgt. Feldarbeiter des staatlichen Forstbetriebes Kon Tum haben mit der Arbeit begonnen und mit der Machete Schneisen in die Vegetation geschnitten. Vorhandene Bäumchen bleiben dabei bestehen, um die Artenvielfalt in der Mischaufforstung weiter zu erhöhen. Mit einer Hacke legen die Arbeiter nun Pflanzlöcher an und verpflanzen sorgfältig die Setzlinge. Damit die Wurzeln gut anwachsen drücken sie die Erde um die kleinen Bäumchen fest zusammen. Ich bin als Förster fachlich sehr zufrieden: Die zertifizierten Setzlinge sind allesamt qualitativ hochwertig und die Arbeit geht gut voran. Die Leute verstehen ihr Handwerk. Ein Blick in die Zukunft Im tropischen Klima Vietnams wachsen die Pflanzen sehr rasch. Schon in fünf Jahren werden die jetzt noch 30 Zentimeter messenden Setzlinge eine Größe von bis zu fünf Metern erreichen. In 50 Jahren werden je Hektar voraussichtlich 500 Tonnen des klimaschädlichen CO2 in dem Holz der Bäume gebunden sein. Auf einer Aufforstungsfläche von 3000 Hektar entspricht das einer CO2Reduktion von insgesamt 1,5 Millionen Tonnen. Damit werden die lebenslangen CO2-Emissionen von über 1700 deutschen Durchschnittsbürgern auf diesen Aufforstungsflächen gebunden. Und plötzlich ist Vietnam doch nicht mehr so weit weg.

Alexander Watson arbeitet seit seinem Studium der Forstwissenschaften an der TU Dresden bei ForestFinance. Seine Aufgaben umfassen klassische forstwirtschaftliche Tätigkeiten, aber auch die Entwicklung neuer Produkte und Projekte.

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Vietnams Regierung versucht die Umweltbelastung, wie sie unter anderem durch den Verkehr entsteht, durch Gesetze und Wiederaufforstung zu reduzieren. Sie holt ausländische Organisationen ins Land, die ihr dabei helfen sollen. So auch die GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit), die die Zusammenarbeit mit ForestFinance in die Wege leitete. Seit 2009 werden nun im Süd-Westen des Landes Bäume gepflanzt. Innerhalb der nächsten 50 Jahre werden auf diesen Flächen über 1,5 Mio. Tonnen des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 gebunden. Fotos: Harry Assenmacher, Alexander Watson

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Ein deutsch-vietnamesisches Waldmärchen Als erstes deutsches Forstunternehmen hat ForestFinance mit dem vietnamesischen Staat ein Kooperationsabkommen zur Aufforstung von ökologischen Mischwäldern geschlossen. Dank der Begleitung durch die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) startet damit ein bisher einmaliges Projekt zur CO2-Bindung zwischen einem privaten deutschen Unternehmen und einem asiatischen Staat.

Ein wichtiger Tag im Herbst 2009: Der vietnamesische Forstminister Nguyen Ngoc Binh (rechts im Bild) pflanzt mit Harry Assenmacher, Geschäftsführer ForestFinance (2.v.r.) und örtlichen Forstangestellten die ersten Bäume in Kon Tum. Foto: A. Watson

Das Abkommen sieht die Wiederaufforstung von über 1500 Hektar Waldfläche in der Provinz Kon Tum vor und soll in den nächsten Jahren auf 12000 Hektar ausgedehnt werden. Das Aufforstungsprojekt gilt als international vorbildlich und wird sowohl vom vietnamesischen Land- und Forstministerium als auch durch das Büro des vietnamesischen Ministerpräsidenten gefördert. ForestFinance Geschäftsführer Harry Assenmacher ist stolz auf das neue Projekt: „Wir freuen uns sehr, dass der internationale Handel mit seriös erzeugten CO2-Zertifikaten solch ökologisch sinnvolle Projekte ermöglicht. Wir forsten artenreichen, tropischen Mischwald auf und schaffen parallel dauerhafte Arbeitsplätze in einer ländlichen Region Vietnams.“ Technischer Dienstleister für die operative Durchführung ist das örtliche staatliche Forstunternehmen SFE (State Forestry Enterprise). Wiederaufforstung als Win-Win-Situation Die ForestFinance Gruppe pachtet den neu geschaffenen Mischwald nun für 50 Jahre und kann hieraus CO2-Zertifikate erzeugen 16 FF

und vermarkten. Im Gegenzug übernimmt das Unternehmen die Aufforstungskosten. Der vietnamesische Staat garantiert nach Rücknahme der Fläche ab dem 51. Jahr, dass der Wald dauerhaft als reine Naturschutzfläche und Kohlenstoffsenke nach internationalen Standards erhalten bleibt. „Es ist ein großer Durchbruch, dass hier erstmalig durch eine Partnerschaft eines deutschen Forstunternehmens und Vietnam in ländlichen Gebieten wie Kon Tum eine nachhaltige Wiederaufforstung stattfindet”, so Dr. Laszlo Pancel, Leiter des Deutsch-Vietnamesischen Forstprogramms der GTZ bis September 2009, der maßgeblich am Zustandekommen der Kooperation beteiligt war. „Schließlich muss man bedenken, dass Vietnam erst 2007 in die WTO eingetreten ist und eine Zusammenarbeit mit ausländischen Firmen keineswegs einfach für vietnamesische Behörden ist – vor allem was sensible Bereiche wie Wald- und Landnutzung betrifft. Das besonders ökologische und nachhaltige Forstkonzept der ForestFinance war deshalb ein wichtiger Faktor beim Zustandekommen dieser Kooperation.” Harry Assenmacher sieht in dieser Vereinbarung ein sehr gutes Beispiel für die gelungene Projektbegleitung und Beratung der GTZ und Laszlo Pancel bestätigt: „Wir von der GTZ haben uns immer solche Kooperationen gewünscht und dieses Projekt deswegen auch besonders gern begleitet und beraten, zumal hier ein biodiverser Wald aus heimischen Arten entsteht und eben keine Monokultur zur Holz-, Kautschuk- oder Celluloseproduktion.” Sein Nachfolger, der neue Leiter des Deutsch-Vietnamesischen Forstprogramms, Dr. Jürgen Hess, wird ForestFinance weiter begleiten. Die ersten Bäume sind gepflanzt und die Planungen sowie weitere Flächenvorbereitungen laufen bereits. Die Nachfrage ist groß – die ersten Optionen auf Zertifikate wurden bereits unter dem ForestFinance Markenprodukt „CO2OL“ geordert. Harry Assenmacher: „Wir streben an, die Forstflächen in Vietnam auf mehrere tausend, vielleicht sogar mehrere zehntausend Hektar auszudehnen. Auch für ökologisch und nachhaltig bewirtschaftete Investitionswälder, wie Energieforste, Forste zur Holzerzeugung oder zur Rückwandlung von Monokulturplantagen in Mischwälder.“

Auf Einladung des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und des Ministry for Agriculture and Rural Development Vietnams hält ForestFinance auf der Forstkonferenz am 7. September 2010 einen Vortrag über den freiwilligen CO2-Markt.

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˜ Ngoc Mr. Nguyên . Bình Deputy Director General, Directorate of Forestry (MARD) Das ist die offizielle Schreibweise des Namens und Amtes des Mannes, der ForestFinance bei den Unternehmungen in Vietnam so aktiv unterstützt. Wir haben ihn gefragt, warum.

die Aufforstungsprojekte der KfW in den nordöstlichen und Zentralregionen bis hin zu technischen Hilfsprojekten in Verbindung mit der Bewirtschaftung des unteren Mekongs, Projekten zur nachhaltigen Forstbewirtschaftung und Forstprodukt-Marketing in Vietnam und die Bereitstellung von Beratern und Experten für andere Forstprojekte. Neben dem direkten Beitrag zur Verbesserung der Managementkapazitäten und der Lebensbedingungen der Menschen in den Projektregionen hat die GTZ auch technische Erfahrungen sowie Erfahrungen im Management zur Entwicklung der makroökonomischen Politik und technische Beratung auf dem Gebiet des Waldschutzes und der Waldentwicklung beigesteuert. Was ist das Besondere an dem Aufforstungsprojekt in Kooperation mit ForestFinance?

Was tut Vietnam für seine Wälder?

Die Regierung verfolgt mit einer nationalen Forststrategie eine Anlagepolitik zum Schutz und zur Entwicklung geschützter Wälder zur Sondernutzung; diese Anlagepolitik ist zuständig für die Vergabe von Land- sowie natürlichen und forstwirtschaftlich genutzten Waldflächen. Zu dieser Strategie gehört, dass Vietnam sich um Auslandsinvestitionen aus ODADarlehensprojekten bemüht (ODA steht für Official Development Assistance oder Öffentliche Entwicklungszusammenarbeit, umfasst die Bereitstellung finanzieller, technischer und personeller Leistungen im Rahmen der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit; Anm. d. Red.), sowohl von multilateralen als auch bilateralen Organisationen und ichtregierungsorganisationen wie auch Banken zur Kapazitätserweiterung in der Entwicklung, Umsetzung und Verbesserung. Die von Auslandsinvestitionen getragenen Projekte haben sehr zu Waldschutz und -entwicklung in Vietnam beigetragen. Um die nationale Forststrategie effektiv umzusetzen wurden verschiedene Maßnahmen ausgearbeitet und in Angriff genommen wie zum Beispiel: die Umsetzung einer Land- und Waldvergabe-Politik, der zufolge die Wälder tatsächlich ihren Besitzern gehören und die Schaffung von Anreizen für die Teilnahme derselben an Waldschutz- und Waldentwicklungsmaßnahmen.

Das Thema CO2-Zertifikate und Umweltdienstleistungen ist neu für Vietnam. Aber auch hier besteht große Sorge in Bezug auf den Klimawandel, die globale Erwärmung, den Anstieg des Meeresspiegels usw., da Vietnam als eines der am schlimmsten betroffenen Länder vorhergesagt wurde. Somit ist das Projekt in Kooperation mit ForestFinance ein erster Schritt die Aufforstungen in Vietnam finanziell zu ermöglichen. Das hilft, Emissionen zu reduzieren, Wasserressourcen zu erhalten, landwirtschaftliche Produktionen zu schützen und Arbeitsplätze für die Einwohner in den Projektregionen zu schaffen. Das Projekt wird dann für den Eintritt in den CO2-Zertifikate-Markt weiterentwickelt. Was erhoffen Sie sich für die Zukunft der vietnamesischen Wälder?

In dem Jahrzehnt nach dem Abschluss der nationalen Forststrategie wird Vietnam seine Forstwirtschaft stabilisieren: Ziel ist eine maßgebliche und stabile Waldbedeckung. Wald schafft für Vietnam ökologische Mehrwerte und leistet einen Beitrag für die Region. Gleichzeitig hat er auf die Wirtschaft im Allgemeinen einen praktischen Effekt und verbessert die Lebensbedingungen der Menschen, die vom Wald abhängig sind und in den Pufferzonen leben, insbesondere in abgelegenen Regionen.

Was war die bisherige Rolle der GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) in Zusammenhang mit vietnamesischen Aufforstungsprojekten?

Die GTZ hat über viele Jahre technische Unterstützung für den Waldschutz und die Waldentwicklung in Vietnam gewährt. Von der Beratung bei dem Großprojekt „Soziale Forstentwicklung in Da River (1993 – 2004)“ über

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Das Interview führte und übersetzte aus dem Englischen: Kristin Steffan, Online-Redakteurin bei ForestFinance

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Lesens- und Sehenwertes … … aus den Ländern des Lächelns, der Erleuchtung, des Big-Business und der unglaublichen Not. Es ist alles andere als leicht die „beste” Literatur oder „den” Film zu finden, der Asien gerecht wird. Die Facetten des Lebens sind ebenso überwältigend vielschichtig wie die riesigen Ausmaße des Kontinents. Wir bieten Ihnen entsprechend eine kleine, feine und sehr persönliche Auswahl.

Ostasiatische Kunst Ein Schatzhaus für die Kunst Chinas, Koreas und Japans

Buddha’s Lost Children Eine wahre Geschichte über Hingabe und Mitgefühl aus den Bergen Thailands und Myanmars Im Herzen des Goldenen Dreiecks zwischen Thailand und Myanmar, einer unzugänglichen, von Armut geprägten Bergregion, ist der buddhistische Mönch Phra Khru Bah eine Berühmtheit. Im „Tempel des Goldenen Pferdes“ nimmt der ehemalige Thai-Boxer verlassene Kinder auf, die von Rauschgifthändlern zum Drogenschmuggel missbraucht wurden und die Verfolgung durch die Junta in Myanmar überlebt haben. Phra Khru Bahs einzige Waffen im Kampf gegen

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die Drogenmafia sind dabei sein Charisma, sein Glaube und der Kampfsport. Durch sein Mitgefühl, Meditation aber auch seine Martial-Arts-Übungen finden die Novizen im Alter von sieben bis sechzehn neuen Halt und werden zu selbstsicheren und tatkräftigen Menschen. In überwältigenden, zugleich einfühlsamen Bildern ist Buddha’s Lost Children das intime Porträt einer ungewöhnlichen Tempelgemeinschaft und eine Reise in eine verborgene Welt. Für diese mehrfach preisgekrönte Dokumentation lebte der Autor und Regisseur Mark Verkerk über ein Jahr lang in dieser von Elend und Gewalt geprägten Region. Sie können auf www.buddhaslostchildren.de erfahren, wo Sie den Film sehen können oder sich die DVD bestellen.

Kunst aus China, Korea und Japan beherbergt das Museum für Ostasiatische Kunst in Köln. Es wurde 1913 als erstes Spezialmuseum seiner Art in Deutschland eröffnet. Grundstock der Bestände ist die JapanSammlung des Museumsgründers Adolf Fischer (1857 – 1914) und seiner Frau Frieda Bartdorff (1874 – 1945). Ihre Kollektion mit buddhistischer Malerei und Holzskulptur, japanischer Stellschirmmalerei, Farbholzschnitten und Lackkunst gilt als eine der bedeutendsten innerhalb Europas. Ein weiterer Schwerpunkt der Museumsbestände liegt bei den chinesischen Sakralbronzen sowie Keramik aus China, Korea und Japan, vor allem der koreanischen Seladone der Koryô-Dynastie des 10.– 14. Jahrhunderts mit ihrer einzigartigen Glasur. Universitätsstraße 100, 50674 Köln www.museenkoeln.de/museum-fuerostasiatische-kunst/

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Mythos Seidenstraße

Bliefe von dlüben

Asien für Kinder erzählt

Ein Film über eine zehn Jahre dauernde Expedition auf den Spuren Marco Polos

Der China-Crashkurs

Das etwas andere Bilderbuch

Der Journalist und Satiriker Christian Y. Schmidt kennt sich in China bestens aus, ist er doch mit einer Chinesin verheiratet und lebt in Peking. Jetzt hat er das Handbuch geschrieben – mit viel Charme und zuweilen grellem Witz erzählt Schmidt wie er sich unerschrocken durch den chinesischen Alltag manövriert: Im Restaurant bekommt er lebenden Fisch serviert, und die Raubkopie von „Bridget Jones“, auf die er sich so freute, hat „Piano“-Untertitel. Außerdem kennen Taxifahrer hier keine Anschriften; sie orientieren sich grob am Stand der Sonne, dem Vogelflug und den Gezeiten. Bliefe von dlüben. Der China-Crashkurs, Christian Y. Schmidt, Rowohlt Verlag, 14,90 €, ISBN 978-3-498-658-3

Auf nach Asien heißt es in dem Buch, das fundierte Asienkenner eigentlich für Kinder geschrieben haben. Aber auch Erwachsene, die einen unvoreingenommenen Blick in die Länder Asiens werfen wollen, können darin viel entdecken. So viele Länder und Menschen wie in diesem Buch lernt man auf kaum einer Reise kennen, und auf junge wie ältere Abenteurer warten aufregende Erlebnisse. Sie sehen, wie an Chinas Jangtse-Fluss der umstrittene Drei-Schluchten-Staudamm gebaut wird. In Indien lernen sie eine Bank kennen, die nur armen Menschen Kredite gewährt. Und während die Bewohner von Java und Bali beim Theaterspiel mit unsichtbaren Geistern in Kontakt treten, jagt ein verhüllter Mongole zu Pferde haarscharf an allen vorbei. Asien für Kinder erzählt, Philippe Godard und Alexandre Messager, Knesebeck Verlag, 14,95 €, ISBN 978-386873-101-9

Die Seidenstraße schlängelt sich über Tausende von Meilen zwischen China und Europa. Sie ermöglichte den Austausch von Gütern und Ideen zwischen Menschen, die praktisch nichts voneinander wussten. Im Jahre 1250 wurden Gewürze, Textilien und Seide bereits über ein Jahrtausend lang zwischen Europa und China ausgetauscht. Im 13. Jahrhundert kehrte ein venezianischer Händler von einem 20-jährigen Aufenthalt im Fernen Osten zurück – Marco Polo. Sechshundert Jahre später entdeckte der schwedische Forscher Sven Hedin das weite Niemandsland in Zentralasien wieder. Im Verlauf von zehn Jahren legte er eine Strecke zurück, die mehr als ein Drittel des Erdumfangs ausmacht. So gelang es ihm, ein Gebiet zu kartographieren, das zweimal so breit ist wie die Vereinigten Staaten. Mythos Seidenstraße, DVD und Blu-ray (ohne Altersbeschränkung), National Geographic, 9,95 €

Asiatische Absencen Asien hautnah „Schönere literarische Reiseberichte werden Sie in der Gegenwartsliteratur nicht finden“, ist der Deutschlandfunk überzeugt. Zu recht. Wolfgang Büscher schreibt für viele renommierte Medien und wurde vielfach dafür ausgezeichnet. Wiederum zu recht. Denn seine Reiseberichte entführen in eine fremde Welt. Wenn in Indien ein Yogapriester den Fremden rekrutieren und zur Erleuchtung bringen will, oder wenn Büscher mit einem nepalesischen Schamanen deren heiligen Berg besteigt, ist man als Leser so hautnah dabei, dass man die ganze fremde Welt, Asien, fühlen, riechen und schmecken kann. Asiatische Absencen, Wolfgang Büscher, rororo-Verlag, 8,95 €, ISBN 978-499-24816-0

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Allein unter 1,3 Milliarden Eine chinesische Reise von Shanghai bis Kathmandu Um China und die Chinesen zu verstehen, begibt sich Christian Y. Schmidt auf eine ungewöhnliche Reise. Er folgt der Nationalstraße 318, die das Riesenreich auf einer Länge von 5386 Kilometern vom Gelben Meer im Osten bis zu den westlichen Rändern des Himalaya durchquert. Es ist eine Zeitreise vom glitzernden 21. Jahrhundert Shanghais bis nach Tibet, wo Yak züchtende Nomaden und Bauern noch immer halb im Mittelalter leben. Der Autor war drei Monate unterwegs und hat Massagen chinesischer Ringerinnen und Erdrutsche überlebt, mit Kakerlaken Freundschaft geschlossen und sich mit Soldaten Tortenschlachten geliefert. Allein unter 1,3 Milliarden, Christian Y. Schmidt, Rowohlt Verlag, 8,95 €, ISBN 978-3-499-62363-9

Der Preis der Leichtigkeit Eine Reise durch Thailand, Kambodscha und Vietnam Mit leichtem Gepäck Reisen ist für Andreas Altmann eine Daseinsform. Sein Ziel dieses Mal: Südostasien. Thailand – mit einem Abstecher nach Myanmar –, Kambodscha, Vietnam. Er meidet die Touristenströme, begegnet Bettelmönchen und Schuhputzern, Zivilisationsmüden und Gestrandeten, einem alten Schriftsteller und einer exzentrischen Architektin. Sein Bericht strotzt vor Momenten praller Sinnlichkeit, ein wilder Road Movie und eine Reflexion über das Fremde und das eigene, reisende Selbst. „Altmann beobachtet scharf und protokolliert in teils ergreifenden Aufzeichnungen, wie westliche und buddhistische Lebenswelten aufeinander prallen. Er durchlebt die Härten wie auch den Zauber hinter der Fassade fernöstlicher Leichtigkeit.“, schwärmt „Die Zeit“. Der Preis der Leichtigkeit, Piper Verlag/National Geographic, 11,95 €, ISBN 978-3492403108

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Titel

Von heiligen Bäumen, Geistern und Asien … … berichtet die Baumsachverständige und ausgewiesene Baumliebhaberin Heike Unger. Ihr Credo: Reisen bildet. Und der Blick über den eigenen Tellerrand schadet bekanntlich nicht. Sie erzählt von Begegnungen mit Bäumen und Baumgeschichten aus Asien. Asien, ein Kontinent, der nicht nur kulturell eine unglaubliche Vielfalt aufzuweisen hat, sondern auch in Sachen Bäume so manche Überraschung bereithält.

Thailand, Land des Lächelns und der mystischen Welt von Baumgeistern. In Thailand sind Bäume nicht einfach nur Bäume, sondern mit Geschichten und Symbolik beseelte Wesen, die Schicksale bestimmen können. Wen wundert es da, dass die thailändische Variante für Baumschutz von der uns bekannten Form von Baumschutzsatzungen und -verordnungen abweicht? Da braucht es nämlich ganz andere Kräfte als auf Papier geschriebene Gesetze. In einer Welt, die reich an Spiritualität und Geistern ist, können buddhistische Mönche einem Baum – oder ganzen Wäldern – das Leben retten. Denn sie entscheiden über die Anwesenheit von Geistern in Bäumen. Finden sie welche, kann dieser nicht ohne weiteres gefällt werden. „Phi ton mai“ heißen die Geister, die in Bäumen wohnen.

An bunten Tüchern, die den Baum umschlingen, erkennt man, dass ein Geist im Inneren haust. Selbstverständlich wird ein derartiger Baum nicht gefällt ohne vorher den Geist zu warnen, damit er Gelegenheit hat, sich einen anderen Baum beziehungsweise ein anderes Zuhause zu suchen. Es gibt Beispiele, bei denen ganze Straßenbau-Projekte lahmgelegt wurden oder sogar eine Überplanung um den Baum herum erzwungen werden konnte. Äußerliches Zeichen für die Unantastbarkeit des Baumes sind die erwähnten Tücher um den Stamm, die in Thailand traditionell orangefarben sind. Auch finden sich um den Baum herum allerlei Tempelhäuschen und Opferschalen. Clevere Umweltschützer haben die Kraft der Geister in Bäumen für ihren Kampf um

Überall in Thailand findet man Bäume, die mit bunten Tüchern umwickelt sind. Foto: Heike Unger

Das sind die Blätter des in Indien heiligen Pipal-Baumes (Ficus religiosa), der auf Deutsch auch Pappelfeige, Buddha-Baum oder Bo-Baum heißt. Foto: Challiyil Eswaramangalath Vipin/Chalakudy, India

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die Erhaltung der Natur entdeckt. Wenn sie mit einem Planungsprojekt nicht einverstanden sind, setzen sie alle Hebel in Bewegung, dass der Geist in dem gefährdeten Baum auch davon erfährt und „sein Veto“ in Form von bunten Tüchern und entsprechender Zeremonien einlegt. Indien und der Bo-Baum Sowohl in der buddhistischen Religion als auch im Hinduismus Indiens spielt ein bestimmter Baum, nämlich der Bo-Baum Pipal oder Bo (Ficus religiosa) eine zentrale Rolle. Es ist der heiligste Baum Indiens und Heimat der Hindu-Dreifaltigkeit Brahm, Vishnu und Mahesh. Es ist der Baum der Schöpfung schlechthin. Ein Bo-Baum ist unsterblich und seine Blätter bewegen sich ständig, fast so wie bei der uns bekannten

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Zitterpappel. Bo-Bäume sind besonders langlebig. Die ältesten dieser Art wachsen bei Aiiuradhpur auf Ceylon. Man glaubt, sie wurden 288 v. Chr. gepflanzt. Für Hindus ist es streng verboten, Teile des Baumes als Brennstoff zu verwenden, geschweige denn, den Baum zu fällen. Wenn es jemand dennoch wagt und die Götter damit verärgert, kann er sich sicher sein, dass Unglück über ihn selber und über seine Familie kommen wird. Es war unter einem Bo-Baum, dass Buddha während des Meditierens das innere Licht und die Weisheit erlangte und so dem ewigen Kreis der Wiedergeburt entrinnen konnte und ins Nirvana aufstieg. Und so wächst in jedem indischen Dorf in unmittelbarer Nähe von buddhistischen oder hinduistischen Tempeln ein Bo-Baum. Er ist von Lehm-Plattformen umgeben, die für Sitzungen und Meditationen der Dorfbewohner benutzt werden. Die Formen der Anbetung des Baumes sind so vielfältig wie das indische Volk selber. In Nordindien erfährt der Bo-Baum zum Beispiel an bestimmten Tagen des Monats nur von Frauen eine Huldigung. Sie gießen dann Wasser und Milch auf seine Wurzeln und bieten Sandelpaste, Klebreis und Blumen als Opfergaben. Sie umrunden den Baum 108mal mit gefalteten Händen; in jeder Runde wird ein Bonbon oder eine andere Süßigkeit als Zähler auf den Boden gelegt. Mit jeder Runde wird außerdem ein buntes Tuch um den Stamm gewickelt, insgesamt also 108 Stück. Währenddessen rezitiert eine alte Frau die Geschichte von Raja Nikunjali und seiner Frau, die durch die Anbetung des Bo-Baumes die Liebe und das Vertrauen ihres Mannes gewinnen konnte. Für die Frauen in Nordindien verkörpert der Bo-Baum eheliches Glück und Liebe. Dieses Glück der Wertschätzung erfahren leider nicht alle Bäume Indiens. Verfolgt man die indische Presse im Internet, dann findet man immer öfter Artikel über Baumfrevel, illegale Baumfällaktionen und Verschlechterung der Lebensumstände für Bäume. Kambodschas berühmte Tempelbäume Vielen von uns ist Kambodscha vor allem wegen der barbarischen Diktatur der Roten Khmer bekannt. Doch das Land bietet so viel mehr. Versteckt im Dschungel befindet sich eines der beeindruckendsten Bauwerke der Welt. Nun, besser: eine der beeindruckendsten Tempelanlagen der Welt – Angkor Wat (khmer: Angkor: Stadt, Wat: Tempelanlage). Dort findet man eine nicht nur für Arboristen sowohl interessante als auch beeindruckende Symbiose zwischen Baum und Bauwerk. Angkor Wat erkundet man am besten mit dem Fahrrad, weil es eine ziemlich große Anlage ist. Außerdem hört man so die Geräusche des Dschungels und entdeckt durch die langsame Fortbewegung vielleicht einen Tempel, der einem in einem klimatisierten Reisebus verloren gegangen wäre. In Angkor Wat sind die Ruinen der Tempel nämlich nicht immer gleich erkennbar. Sehr oft sind sie unter dicken, sehnigen Wurzeln versteckt. Diese Wurzeln gehören einer Ficus-Art (Tetrameles nudiflora), die 100 bis 200 Jahre alt und über 50 Meter hoch werden kann. Dabei sind Bäume und Mauern so miteinander verwoben, dass man gar nicht weiß, wer wen hält: Die Wurzeln die Mauern oder die Mauern die Bäume. Nach

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Buddhistische Mönche vor dem berühmten Baum über dem Eingang des Preah Khan in Angkor Wat. Foto: wikipedia/Markalexander100

all den Jahrhunderten können die Bäume nicht einfach entfernt werden, ohne den Zusammensturz ganzer Tempelanlagen zu riskieren. Außerdem machen die Bäume einen Großteil der Romantik aus und die zahllosen Touristen zahlen stolze Eintrittspreise, um gerade diese Liaison zwischen Baum und Bauwerk zu fotografieren. So ist ein riesiger Baum, der fast vollständig auf einem freistehenden zerbrechlichen Mauerbogen über dem Eingang zur Bibliothek des Preah Khan thront, eine der beeindruckendsten und am häufigsten fotografierten Szenen des gesamten Tempelkomplexes. Ehrlich gesagt, ich möchte nicht für die Sicherheit dieses Baumes verantwortlich sein, denn jeden Moment kann dieses fragile Gebilde in sich zusammenbrechen. Das Tourismusministerium pocht jedoch auf der Erhaltung des Baumes und so wird jeden Morgen vor dem Ansturm der Massen eine gründliche Inspektion des Baumes und des Mauerwerks durchgeführt. Sicher der am besten überwachte Baum der ganzen Welt.

Die Autorin Heike Unger ist freiberufliche Baumsachverständige. Die Geschichten um Bäume in Asien sind auf einer Radtour, die sie durch viele Teile der Welt geführt hat, entstanden.

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Ja, ich rette beides!

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Auch im Klimawald: GZSZ = Gute Zertifikate, schlechte Zertifikate Der WWF und seine Haltung zu Forstprojekten

Wie „gute” CO2-Zertifikate aus Aufforstung von „schlechten”, den Markt überschwemmenden billigen unterscheiden? Für viele Unternehmen ein Dschungel, in dem es keinen Durchblick gibt. Foto: ForestFinance

Einen eindeutigen und weltweit akzeptierten nationalen oder internationalen Prozess für die Bewertung von Forstprojekten zur CO2-Bindung gibt es für den freiwilligen CO2-Markt, den Voluntary Carbon Market, bislang nicht. Was existiert, sind Initiativen nicht staatlicher Organisationen, von NGOs und Verbänden, die versuchen durch die Einführung von Standards die Spreu vom Weizen zu trennen. ForestFinance CO2OL Zertifikate erfüllen bereits die derzeit höchsten Ansprüche. Wir wollen aber noch mehr. Standards wie der VCS (Voluntary Carbon Standard) oder CarbonFix Standard fokussieren und belegen vor allem die tatsächliche CO2-Bindung eines ForstProjekts. Andere Standards – wie zum Beispiel der CCB Standard – zielen fast ausschließlich auf die zusätzlichen sozialen und ökologischen Vorteile der Projekte ab. (Siehe dazu auch Seite 36.) Für CO2Zertifikate aus den ForestFinance und CO2OL-Wäldern gilt seit je her: Klimaschutzprojekte durch Aufforstung müssen nicht nur durch einen transparenten Zertifizierungsprozess gehen, sondern neben dem nachweislichen Beitrag für

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das Klima auch zusätzliche Nutzen, so genannte „Co-Benefits“ erfüllen. Dazu zählen nicht nur flankierende Sozialprogramme und die Integration der lokalen Bevölkerung, sondern auch die Sicherstellung weiterer Umweltvorteile wie beispielsweise Biodiversität oder Bodenund Wasserschutz. Bislang kann leider nur ein Ensemble verschiedener Standards gewährleisten, dass all diese wichtigen Kriterien erfüllt sind. Denn kein Standard allein bildet alle Anforderungen gleichzeitig zufriedenstellend ab. Die CO2OL und ForestFinance Projektflächen zur CO2-Bindung durch Aufforstung sind in Kürze mit dem CarbonFix Standard, CCB Standard sowie FSC mehrfach zertifiziert. So stellen wir sicher, dass alle Kriterien für ein qualitativ hochwertiges sowie sozial und ökologisch sinnvolles CO2-Forstprojekt erfüllt und nachweislich erbracht werden. Schon seit Längerem engagiert sich auch der WWF (World Wildlife Fund) mit seiner Green Carbon Initiative für die Entwicklung eines glaubwürdigen und umfassenden Standardsystems für waldbezogene Klimaschutzprojekte. Der „Forest

Carbon Standards Assessment Guide“, der anlässlich der Messe „Carbon Expo“ im Mai 2010 in Köln vorgestellt wurde, soll interessierten Unternehmen dabei helfen, gute Zertifikate von schlechten zu trennen. Ein ins Leben gerufenes WWF Experten-Gremium, das sogenannte „Forest Carbon Standards Advisory Committee“, nimmt fortan seine Arbeit auf und soll Projektentwicklern, Investoren und anderen Akteuren helfen, qualitativ hochwertige waldbezogene Klimaschutzaktivitäten zu identifizieren. Der WWF unterstützt seit 2008 mit Veröffentlichung seines „Green Carbon Guidebook“ ein solches „Multi Standard Framework“, den Ansatz eines „Meta Standards”, aus den erfolgreichsten Verfahren existierender Standards zur präzisen Berechnung der CO2-Bindung (durch Standards wie VCS oder CarbonFix) sowie sozialer und ökologischer Standards (zum Beispiel CCB Standard). Der WWF „Forest Carbon Standards Assessment Guide“ ist downloadbar unter: http://assets.panda.org/downloads/ forest_carbon_assessment_guide.pdf

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Waldwirtschaft

Fast 100 000 Menschen arbeiten in Deutschland, um aus der Biomasse Holz Energie zu machen. Foto: Rainer Sturm/pixelio.de

Brennholz sichert Arbeitsplätze Deutschland ist zu 31 Prozent mit Wald bedeckt. Das entspricht einer Fläche von 11 Millionen Hektar – und Jahr für Jahr nimmt der Waldbestand um weitere 3500 Hektar zu. Mit einem Gesamtvolumen von 3,4 Milliarden Kubikmeter verfügt die Bundesrepublik gleichzeitig über die größten Holzvorräte in Europa, noch vor Schweden und Frankreich. Die bei der Durchforstung und Verarbeitung anfallenden Resthölzer werden dabei – in Form von Holzscheiten, Hackschnitzeln und Pellets – teilweise als Brennmaterial für die Energieversorgung genutzt. Das sichert im Bereich Biomasse, die sich zu vier Fünfteln aus Holz zusammensetzt, knapp 100000 Arbeitsplätze. Die Vorteile für das Klima: „Nach Angaben des Bundesumweltministeriums“, so Frank Kienle, Geschäftsführer des HKI

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Forscher entnehmen Proben an den Bäumen der ForestFinance-Forste in Panama.

Waldräubern auf der Spur

Rekord bei nachhaltigen Fonds

Speichelproben sammeln und auswerten, um die DNA des Täters zu ermitteln und ihn damit zu überführen, kennen wir schon lange. Jetzt geht es aber weiter – an die Säfte der Bäume. Auch sie können eindeutig über eine DNA-Analyse bestimmt werden. Das wird natürlich nicht eingesetzt, um ihnen üble Machenschaften nachzuweisen, sondern zu ihrem Schutz. Denn wenn Bäumen Übles widerfährt und Diebe sie aus den Wäldern rauben, kann das nur schwer nachgewiesen werden. Die Schäden für die Umwelt sowie die Wirtschaft sind aber enorm. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert nun ein Forschungsprojekt des WWF, bei dem Forscher Proben aus den Wäldern dieser Welt entnehmen. Sie entwickeln eine Methode, mit der man mit Hilfe stabiler Isotopen – also Atomen desselben Elements, aber mit unterschiedlichen Massezahlen – die Identität und die Herkunft eines Baumes ganz genau bestimmen kann. Sie wollen das Holz eines Baumes so weit identifizieren, dass sie mit Bestimmtheit sagen können: Dieses Holz stammt von einem Baum aus der Region X oder Y. Damit wäre es ein Leichtes festzustellen, ob der Baum legal geerntet oder illegal abgeholzt wurde. Mehr zu dieser Methode erfahren Sie hier: www.wwf.de/themen/waelder/illegalerholzeinschlag/isotopenmethode/

Mit 34,7 Milliarden Euro haben die nachhaltigen Fonds im deutschsprachigen Raum 2009 ein neues Rekordvolumen erreicht. Ein Jahr zuvor hatte das Volumen noch bei 21,5 Milliarden Euro gelegen. Die Anzahl der Fonds aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Ethik und Erneuerbare Energie stieg im Gesamtjahr 2009 von 279 auf 331. Das hat eine Untersuchung des Dortmunder Branchendienstes ECOreporter.de ergeben, der den Markt der nachhaltigen Geldanlagen seit 1997 kontinuierlich analysiert. Die Anleger der nachhaltigen Fonds konnten sich 2009 über erhebliche Kursgewinne freuen: Um fast 22 Prozent stiegen die Fondskurse laut ECOreporter.de im Durchschnitt. „Der Wertzuwachs der Fonds bleibt hinter dem Anstieg des Gesamtvolumens zurück. Das zeigt, dass Anleger 2009 frisches Geld in nachhaltige Fonds investiert haben“, erläutert ECOreporter.de-Chefredakteur Jörg Weber. Am besten schnitten die 198 Aktienfonds ab, die im Schnitt 28 Prozent zulegten. Der beste aller nachhaltigen Fonds kommt aus der Kategorie Aktien, er legte 122,4 Prozent zu. Zum Vergleich: Der WeltAktienindex MSCI World lag 2009 mit 25,9 Prozent im Plus. Informationen über nachhaltige Fonds finden Sie auf www.ecoreporter.de

Foto: ForestFinance

Industrieverbandes Haus-, Heiz- und Küchentechnik e.V., „wurden im Jahr 2007 durch Holzheizungen 13,4 Millionen Tonnen des Treibhausgases vermieden. Hinzu kamen weitere 3,1 Millionen Tonnen in der Industrie sowie in Heizkraftwerken.“ Auch die kurzen Transportwege lassen die Gesamtenergiebilanz von Holz gut aussehen. Wer als Besitzer einer modernen Feuerstätte mit Holz heizt, sorgt also nicht nur für eine angenehme Atmosphäre in den eigenen vier Wänden. Er leistet auch einen Beitrag zur Umweltentlastung und sichert Arbeitsplätze.

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Grüne Aussichten mit REDD Wälder auf dem politischen Parkett

Der WWF schreibt „Die Grundidee von REDD ist relativ einfach. Sie basiert auf der Funktion der Wälder als Kohlenstoffspeicher. Indem dem in den Wäldern gespeicherten Kohlenstoff ein wirtschaftlicher Wert beigemessen wird, kann der Erhalt von Wäldern in wirtschaftliche Entscheidungsprozesse einbezogen werden.” Wir schreiben über die Hintergründe von Reduced Emissions from Deforestation and Degradation. Kurz REDD.

Vor rund zwei Jahrzehnten hielt das Thema der nachhaltigen Entwicklung Einzug in die internationale Politik. 1992 beschlossen 178 Staaten in Rio, dass die Industrieländer als Hauptverursacher der globalen ökologischen Probleme, eine besondere Verantwortung für die nachhaltige Entwicklung unserer Erde übernehmen müssen. Infolge dessen wurde die Klimapolitik institutionalisiert, woraus 1997 das Kyoto Protokoll hervorging. Darin wurden erstmals Emissionsreduktionsziele vorgeschrieben, die allerdings nur von den Industrieländern erfüllt werden müssen. Doch was haben Wälder mit Klimawandel und internationaler Politik zutun? Wenn Bäume wachsen, entziehen sie der Atmosphäre durch den Prozess der Photosynthese CO2 und speichern es in Form von Kohlenstoff. Sobald der Baum verrottet oder verbrennt, wird der Kohlenstoff wieder freigesetzt. Wälder spielen somit in der Klimawandel-Debatte eine Doppelrolle, denn einerseits sind sie CO2-Speicher mit positivem Einfluss auf das Klima, andererseits verursacht ihre Zerstörung klimaschädliche Treibhausgasemissionen. Das Kyoto Protokoll förderte erstmalig Aufforstungen in Entwicklungsländern. Die bürokratischen Hürden für Aufforstungsprojekte wie beispielsweise für den Clean Development Mechanism (CDM) waren jedoch so groß, dass bis heute weniger als zehn dieser CDM-Aufforstungsprojekte diesen „Hürdenlauf“ erfolgreich bestanden haben. Trotz beachtlicher Aufforstungen vor allem in China mit zwei bis vier Millionen Hektar jährlich gingen insbesondere in den tropischen Ländern mit jährlich 13 Millionen Hektar weiterhin große Waldflächen

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verloren. Meist wurden die Wälder für ihr wertvolles Tropenholz geplündert oder in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt – für die Rinderzucht, den Anbau von Soja als Futtermittel oder vermehrt Palmöl. Dies führte zu einem besorgniserregenden Wachstum von Emissionen aus dem Waldbereich, die das Kyoto Protokoll nicht abdeckte. Denn das Kyoto Protokoll gab nur Anreize für Aufforstungen, doch Anreize für „vermiedene Entwaldung“ waren aus verschiedensten Gründen ausgeschlossen. Inzwischen weiß man, dass circa 18 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen aus dem Forstsektor stammen und so belegt dieser Sektor Platz drei, direkt hinter dem Energie- und dem Industriesektor, den Wirtschaftsbereichen, die für den Hauptanteil der menschengemachten Emissionen verantwortlich sind. Die Abholzung von Wäldern führt weltweit sogar zu mehr Emissionen als der gesamte Transportsektor. Klimapolitik nach Kyoto und Kopenhagen Für einen effektiven Klimaschutz müssen Industrie- und Schwellenländer gemeinsam Verantwortung übernehmen. So stammt beispielsweise der Großteil der Emissionen Brasiliens und Indonesiens aus dem Forstsektor. In diesen Ländern ist „nachhaltige Waldwirtschaft“ im Vergleich zu anderen Landnutzungsformen wenig lukrativ, denn der monetäre Wert des Waldes bezieht sich lediglich auf das Holz, das sich vermarkten lässt. Waldflächen werden in tropischen Ländern oft als „ungenutztes“ Land betrachtet und eine totale Ausbeutung der Holzressourcen mit nachfolgender Umwandlung in andere Landnutzungsformen ist oft ein konsequenter Schritt in der nationalen Entwicklung.

Was ist REDD? Die internationale Gemeinschaft plant waldreiche Entwicklungs- und Schwellenländer für den Erhalt der Wälder zu belohnen und für den Verzicht auf anderweitige Nutzung zu entschädigen. International hat sich für einen solchen Mechanismus das Kürzel REDD eingebürgert, zu Deutsch „Verminderte Emissionen aus Entwaldung und Walddegradierung“. In tropischen Ländern wird erprobt, wie dieser Ansatz umgesetzt werden kann. Wie der Name verrät, werden Zahlungen für verminderte Emissionen aus diesem Mechanismus nur generiert, wenn die Entwaldung und Walddegradierung verringert werden kann. Idealerweise sollten REDD Projekte intakte Naturwälder erhalten, Degradierung verhindern beziehungsweise degradierte Wälder aufwerten und dabei die Lebensbedingung der lokalen Bevölkerung verbessern. Währenddessen muss dargelegt werden, wie und wie viele Emissionen gegenüber einer vorher vereinbarten „Messlatte“ (Referenzlevel) vermieden wurden. Diese Messlatte richtet sich danach, wie die Waldentwicklung ohne Intervention des Projektes verlaufen würde. Ferner müssen Maßnahmen ergriffen werden, die verhindern, dass die Entwaldung sich nicht einfach in andere Gebiete verlagert. Besorgte Beobachter warnen, dass Finanzjongleure und Industrieländer einen Markt für Emissionsrechte aus REDD Projekten für ihre eigenen Zwecke instrumentalisieren könnten. REDD kann aber erfolgreich sein, wenn es zu keinem Ablasshandel mit CO2-Zertifikaten kommt und indigene Völker den REDD-Mechanismus aktiv mitgestalten dürfen.

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Indonesiens Wälder

Endlose Lkw-Kolonnen prägen das Bild Indonesiens. Sie sind entweder wie hier mit Holz von schnellwachsenden Bäumen auf dem Weg zu einer Zellstoff- oder Papierfabrik. Andere haben junge Ölpalmen, Ölpalmfrüchte oder wertvolles Holz für den internationalen Markt geladen.

Indonesien landete 2008 im Guinness-Buch der Rekorde: als „Abholzungsweltmeister”. Das Land zählt wegen der enormen Waldzerstörung von fast zwei Millionen Hektar jährlich zu den größten Treibhausgas-Emittenten der Welt. Fabian Schmidt arbeitet vor Ort, um diese Zerstörung zu stoppen – mit Hilfe von REDD.

Fabian Schmidt (29) arbeitet im Rahmen des Forest and Climate Change Programme (FORCLIME) der GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) an der Implementierung von REDD Demonstrationsaktivitäten in Indonesien. Bis 2009 war er für ForestFinance im Bereich „Carbon Forestry“ aktiv, hat bei der CO2-Zertifizie rung mitgearbeitet und die Wälder in Panama betreut. Foto: privat

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Als Fabian Schmidt beschloss Förster zu werden, wollte er mit Wäldern, Bäumen und Holz arbeiten. Doch im Zeitalter des Klimawandels haben Forstwissenschaftler auch politische Aufgaben: Welt und Wälder im Namen des Klimaschutzes zu retten. Dabei erleben die Klimaretter – wie in jedem anständigen Helden-Weltenretter-Epos – Situationen, die sie erschüttern. Nur sind diese Szenen ganz real und nicht für die Bühne oder Lektüre geschrieben. Hier ist zum Beispiel eine, die das Leben schrieb. Fabian Schmidt lebt seit 2010 in Indonesien, wo er für die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im Forstministerium und den Provinzen arbeitet. Vor kurzem bekam er Besuch von einer befreundeten australischen Fotografin, die Naturaufnahmen eines Urwaldes auf Sumatra machen sollte. Ein ortskundiger Führer sollte sie zu diesem Wald bringen, den er erst vor wenigen Wochen das letzte Mal besucht hatte. Als aber Fotografin und Führer dort ankamen, war von dem Wald nichts mehr übrig. Nur noch verbrannte Erde. Vereinzelt sah man schon das frische Grün der neugepflanzten Ölpalmen. So schnell verschwinden in Indonesien Wälder, Welten für Tiere und Menschen. Die intakten Wälder mit ihrer atemberaubenden Schönheit, den Baumriesen, der Vielzahl an Geräuschen, der alles um-

schlingenden Vegetation, befinden sich in einem stetigen Kreislauf und brauchen keinerlei Input von außen. Alles scheint perfekt aufeinander abgestimmt zu sein. Diese seit Jahrtausenden gelebte Perfektion wird in Indonesien hauptsächlich für die Anlage von neuen Palmölplantagen zerstört. Nach ihrer Rückkehr beschrieb die Fotografin ihre schockierenden Eindrücke: „Man fährt Stunden um Stunden durch Plantagen und sieht nur noch eine Ölpalme neben der anderen stehen. Man schläft ein auf diesen staubigen, unendlich scheinenden Straßen und wenn man wieder aufwacht, sieht man dasselbe Bild. Es ist, als hätte man gar nicht geschlafen.“ Hintergründige Zahlen der Zerstörung Rund 85 Prozent der indonesischen CO2Emissionen stammen aus Regenwaldzerstörung und Walddegradierung. Das ist enorm. Ebenso wie die indonesische Besonderheit, dass von den insgesamt 120 Millionen Hektar der indonesischen Wälder etwa 14 Prozent Torfwälder sind, die auf Moorböden wachsen. (Nur zum Vergleich: Deutschland hat insgesamt circa elf Millionen Hektar Wald.) Gerade die Torfwälder Indonesiens sind mächtige Treibhausgasspeicher, da sie außergewöhnlich viel Biomasse und damit Kohlenstoff speichern. Die Vernichtung dieser Wälder, durch Ro-

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Im Zeichen von Raubbau und bald mehr REDD

Für Holz- oder Palmöl-Plantagen werden intakte Wälder kahlgeschlagen. Die Einnahmen aus dem Holzverkauf der wertvollen, gerodeten Bäume dienen als Anschubsfinanzierung für die Plantagen. Fotos: Reneé Miller

dung oder Feuer, setzt Unmengen an CO2 und anderen Treibhausgasen wie Methan und Lachgas frei, die sogar noch weitaus klimaschädlicher sind als das Kohlendioxid. Allein durch die Umwandlung von Torfwäldern verursacht Indonesien fünf Prozent der jährlichen globalen Emissionen. Die Räuber im Walde Die Gründe für die Vernichtung der Wälder in Indonesien sind vielfältig. Im Vordergrund stehen die großflächigen Anlagen von Palmölplantagen, die Ausbreitung des Bergbaus und der übermäßige Holzeinschlag, der zu mehr als 50 Prozent illegal erfolgt. Möglich wird das durch Landnutzungskonflikte zwischen Lokal- und Zentralregierungen. Letztere verwaltet sämtliche Forstflächen. Wandelt man nun Wald in Plantagen um, wird die Lokalregierung Herrin der Region. Solche Interessenskonflikte führen vermehrt zu einer unkoordinierten Entwicklung der Landnutzung und damit auch der Waldzerstörung, was ein zentrales Problem darstellt. Zwar wird in Indonesien im großen Stil aufgeforstet, doch dabei handelt es sich oft um riesige Monokulturen schnell wachsender Baumarten, welche erst zu Zellstoff und später zu Papier verarbeitet werden. Für Holz- oder Palmöl-Plantagen werden existierende Wälder kahlgeschlagen. Die Einnahmen aus dem Holzverkauf der gero-

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deten wertvollen Baumarten wie zum Beispiel Meranti werden direkt als Anschubsfinanzierung für die Plantagen genutzt. Der Effekt dieser Aufforstungen ist für das Klima negativ, da die neugepflanzten Bäume oder Ölpalmen die durch die vorherige Zerstörung der Wälder verursachten Treibhausgasemissionen bei weitem nicht kompensieren können.

Mehr zum Thema: > www.dw-world.de/dw/article/ 0,,5171385,00.html > http://blogs.dw-world.de/ideasforacooler world_ de/torfwald/1.8765.html > www.spektrum.de/artikel/ 840321&_z=798888

Die indonesische Politik Indirekt wird die Entwaldung in Indonesien durch politische Faktoren erleichtert. Eine Dezentralisierungs- und Verwaltungsreform hat vielerorts die Zusammenarbeit zwischen nationaler und regionaler Politik erschwert, insbesondere bei Landnutzungsfragen. Oftmals wissen die Ministerien in der Hauptstadt Jakarta nicht, was in den einzelnen Regionen des Landes vor sich geht. Eine Landnutzungsplanung existiert nur selten und durch fehlende Kontrollen sowie einen undurchsichtigen Rechtsapparat kommt es teilweise sogar dazu, dass Nationalparke trotz ihres Schutzstatus einfach in Palmölplantagen umgewandelt werden. Zusätzlich erschwert die weitverbreitete Korruption die Durchsetzung von Gesetzen.

sonderen Bedeutung für das weltweite Klima eine Vielzahl von Ländern im Klimaschutzbereich, darunter auch Deutschland. In einzelnen Projekten soll auf Distrikt- und Provinzebene demonstriert werden, wie ein REDD Mechanismus funktionieren kann, denn bei REDD spielt die Klärung von Landnutzungskonflikten eine zentrale Rolle (Hintergründe zu REDD finden Sie auf Seite 25). Die gesammelten Erfahrungen sollen in die nationale und internationale Klimapolitik einfließen. Aus Brasilien liegen bereits erste positive Erfahrungen aus einzelnen REDD Projekten vor und es hat sich gezeigt, dass REDD sowohl zum Klima- und Naturschutz beitragen kann als auch die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung verbessern vermag. Es besteht also Grund zur Hoffnung – auch in Indonesien. Wenn die Welt jetzt zusammenhält und mit REDD für mehr Grün sorgt, bekommt Klimagerechtigkeit vielleicht eine Chance.

Die internationale Politik Trotz dieser schwierigen Bedingungen engagieren sich in Indonesien aufgrund der be-

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WFF – World of ForestFinance

Zwischen Bäumen und Bohnen, Maiskolben und Messgeräten ForestFinance im Jahr der Biodiversität – Carola Paul berichtet

„Agroforstliche Möglichkeiten zur Förderung von Wiederaufforstung in Panama” heißt Carola Pauls Forschungsprojekt das ForestFinance im Rahmen seiner Kooperation mit der TU München unterstützt. Klingt nicht nach leichter Kost – könnte es aber werden. Denn wenn es auf Forstflächen möglich ist auch Nahrungsmittel zu produzieren, verhilft das vielen Menschen zu einem besseren Leben. Land ist knapp. Gerade Land von dem Menschen leben können. Der Kampf um Ackerflächen zur Lebensmittelerzeugung ist weltweit entbrannt. Oft wird Wald gerodet für Landwirtschaft – gerade in den Tropen. Und so ist die Suche nach Landnutzungskonzepten, um die Entwaldung zu reduzieren und gleichzeitig die Sicherung des Lebensunterhaltes für die Bevölkerung zu gewährleisten, eine der größten Herausforderungen. Was überhaupt ist Agroforstwirtschaft? Um eine nachhaltige, dauerhafte Wiederbewaldung sogenannter degradierter Flächen, zu erreichen muss die Aufforstung als Landnutzungsoption sowohl für Kleinbauern als auch für Großgrundbesitzer attraktiv sein. Diesen Aspekt greift das aktuelle Forschungsprojekt des Lehrstuhls

für Waldbau der Technischen Universität München in Zusammenarbeit mit ForestFinance auf. Der Forschungsansatz des Projektes ist es, die Baumpflanzung um eine landwirtschaftliche Komponente wie Getreide-, Gemüse- oder Obstanbau mit kurzer Produktionszeit und damit raschen finanziellen Rückflüssen zu ergänzen. Eine solche Kombination aus Land- und Forstwirtschaft wird als „Agroforstwirtschaft“ bezeichnet. Ihre Kennzeichen: gleichzeitiger oder zeitlich aufeinanderfolgender Anbau von Bäumen und Feldfrüchten beziehungsweise Tierhaltung, Imkerei etc. Agroforstwirtschaft wird insbesondere für viele Bereiche der Tropen und Subtropen als bedeutende Möglichkeit angesehen, die Nachhaltigkeit der Landnutzung zu verbessern und sicher zu stellen. Agrarsysteme wiederum werden um die positiven ökolo-

gischen Eigenschaften von Bäumen ergänzt. Gleichzeitig wird die Produktion diversifiziert und so das Risiko des Ausfalls einer der Komponenten abgepuffert. Mögliche Probleme und Lösungen Agroforstwirtschaft könnte viele Probleme lösen. Andererseits konkurrieren die einzelnen Pflanzen um Nährstoffe, Licht und Wasser. Der Hauptfokus der hier ansetzenden „Agroforst-Forschung“ – einem noch verhältnismäßig jungen Forschungsbereich – liegt bisher meist in der Einbringung von Bäumen in Agrarsysteme. Die Datenlage zur Integration von landwirtschaftlichen Komponenten in Forstplantagen zur Erwirtschaftung eines früheren Cash-Flows und gegebenenfalls zur zusätzlichen Nahrungsmittelproduktion ist dagegen noch gering. Wir freuen uns daher, ForestFinance als

Erste Ergebnisse: Bohnen

Die Bohnen wurden zwischen sechs verschiedenen Baumarten angepflanzt, um zu testen, ob während der ersten J ahre die Wertholzplantagen gewinnbringend mit landwirtschaftlichen F eldfrüchten und damit Nahrungsmitteln angereichert werden können. Drei Monate nach der Bohnensaat zog „el

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equipo frijol“, das Bohnenteam, wie wir in Tortí getauft wurden, los, um einen Hektar Bohnen zu ernten. Das Team bestand aus zwei fleißigen Praktikanten aus Deutschland, Martin Müller und Katharina Messerer , fünf Arbeitern des F orstpartners BARCA und mir selbst. Die Ernte erfolgte händisch, um innerhalb von kleinen Parzellen sowohl den Boh-

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Die ökonomische Bewertung eines Landnutzungssystems sollte immer Hand in Hand mit der Berücksichtigung sozialer Aspekte gehen und die kulturellen Rahmenbedingungen – wie Nutzungsrechte, Einkünfte, verfügbare Zeit und Finanzmittel – sowie Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung berücksichtigen. Nur so kann die Akzeptanz alternativer Landnutzungsansätze erreicht werden. Der erste Schritt vor der Pflanzung der Versuchsanlage war daher das Erlernen der örtlichen Anbaumethoden und die Auswahl bekannter und akzeptierter Feldfrüchte. Dabei haben wir sehr von der offenen, hilfsbereiten Art der ForestFinance Mitarbeiter als auch der einheimischen Bevölkerung profitiert. Sie standen uns von Anfang an mit ihrer Erfahrung und ihren lokalen Kenntnissen zur Seite. Carola Paul (26) ist Doktorandin am Lehrstuhl für Waldbau an der TU München. Das Projekt der Forstingenieurin wird nicht nur von ForestFinance finanziert, sondern auch vom Bayerischen Elitenetzwerk und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Im Bioladen Orgánica in Panamá City werden die Bohnen aus ForestFinance-Produktion bereits verkauft. Fotos: ForestFinance

Partner gewonnen zu haben, um die Anreicherung von Forstplantagen mit verschiedenen Kulturpflanzen unter Realbedingungen testen zu können. ForestFinance stellte dem Lehrstuhl für Waldbau hierfür eine Fläche von drei Hektar im Osten Panamas zur Verfügung. Auf diesen Flächen wurden seit August 2009 sechs Wertholzarten (darunter Teak, Amarillo und Zapatero) in unterschiedlichen Pflanzabständen in Kombination mit Mais, Bohnen, Ingwer und Yuca (Maniok) angebaut. Untersuchungsaspekte sind vor allem die Entwicklung der Bäume in Abhängigkeit von der angebauten Feldfrucht sowie deren

Ertrag. Zudem werden Untersuchungen zur Konkurrenz zwischen den Pflanzen, zur Kohlenstoffspeicherung des Gesamtsystems und der Beleuchtungsverhältnisse im Laufe der Baumentwicklung durchgeführt.

nenertrag als auch die Biomasse zu wiegen und damit Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Baumarten und F eldfruchterträgen herleiten zu können. Nach der Ernte wurden die Bohnen in der Sonne getrocknet, gedroschen und schließlich von den Hülsen gereinigt. Der größte Teil des Ertrages wird hier in der Region verkauft, um den ök o-

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Ein essentieller Aspekt im Rahmen dieser Studie ist die ökonomische Evaluierung der verschiedenen Baum-Feldfrucht-Kombinationen. Denn nur wenn sich das Landnutzungssystem für den Grundbesitzer beziehungsweise Bauern rechnet, wird dieser den Anbau von Bäumen in Betracht ziehen und somit zur Wiederherstellung aller ökologischen Funktionen beitragen.

nomischen Nutzen einer solchen Mischung aus Bäumen und F eldfrüchten zu erheben. Jeweils 50 kg wurden an ein ortsansässiges Kinderheim der „Fundación pro niños de Darién“ und ein durch Spenden finanziertes Altenheim in Metetí geschenkt.

Zukunftspläne für Wald und Wiese Die nächsten zwei Jahre wollen wir verschiedene Baum-Feldfrucht-Kombinationen testen und hinsichtlich ökologischer, ökonomischer und sozialer Eignung bewerten. Die erste Maisernte hat bereits gezeigt, dass die Anreicherung von Wertholzplantagen mit Kulturpflanzen auf degradierten Standorten durchaus möglich ist. Die Aufmerksamkeit in Panama haben wir für unser Projekt auf jeden Fall erfolgreich geweckt. Und sei es nur wegen der Verwirrung um eine blonde Försterin, die Mais aus einer Forstplantage verkauft. Im Rahmen des Forschungsprojektes warten hoffentlich noch viele andere interessante Ergebnisse und Abenteuer auf uns – zwischen Bäumen und Bohnen, Maiskolben und Messgeräten und nicht zuletzt tropischen Regengüssen und gleißender Sonne.

Carola Paul verkauft nach der Ernte das Gemüse mit ihren Mitarbeitern, um vor Ort dessen Marktwert zu testen.

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Menschen, Partner, Ein- und Aussichten

Fotos: ForestFinance

Diesmal stellen wir Ihnen eine Mitarbeiterin und zwei Mitarbeiter vor, die in Panama und Bonn Zuhause sind. Silke Berger arbeitet im Büro in Panama City. Andreas Schnall und Stefan Haas mal hier, mal da.

Silke Berger betreut nicht nur die Kunden in Panama, sondern auch die Kollegen aus Deutschland.

Andreas Schnall führt in Panama Sicherheit-Lehrgänge für die Waldarbeiter durch.

Stefan Haas ist für Sie in den Wäldern unterwegs – er weiß, wo welcher Baum steht.

Silke Berger – verbrachte ihre Kindheit in Venezuela. Schon früh erwachte ihr Interesse an der Natur, und der große Garten ihres Elternhauses, mit Urwaldbäumen, Lianen und Bananenstauden, waren ihr ein Paradies. Ende der 70er Jahre zieht die Familie nach Deutschland um. Als begeisterte Drachenfliegerin ist Silke Berger viel unter freiem Himmel unterwegs, doch in den Wintermonaten sehnt sie sich zurück in den warmen Süden. 2001 wird ihr eine Stelle in Panama angeboten. Im Auftrag der Firma Eco Consulting Group und in Zusammenarbeit mit der panamaischen Umweltbehörde ANAM erstellt sie didaktisches Material für Umwelterziehung. Schon bald ist ihr klar, dass sie in Panama ihre Wahlheimat gefunden hat. Heute ist Silke Berger im ForestFinance Büro in Panama City tätig. Zu ihren Aufgaben gehören Berichterstattung, Datenbankpflege, Umwelterziehungsprojekte und Koordination mit den KollegInnen in der Zweigstelle Las Lajas im Westen des Landes.

Andreas Schnall – hat an der TU München Ingenieur-Forstwissenschaften studiert. Seit 2008 wendet er sein Wissen bei ForestFinance an – in der Zentrale in Bonn, ebenso wie in den Wäldern Panamas. Dabei kreisen seine Aufgaben meist um das Thema CO2. Das geht einher mit dem Management der Wälder nach herkömmlichen forstlichen Kriterien, um das bestmögliche Wachstum für die Wälder zu erzielen. „2010 war ich speziell für die Optimierung der Holzerntelogistik sowie der Vermittlung spezieller Holzerntetechniken in Panama.“, erklärt er. „Außerdem bin ich für die CO2-Zertifizierung unserer Wälder nach anerkannten Standards verantwortlich.“ Das Reisen mag Andreas Schnall besonders gern: Unterwegs sein, Land und Leute kennenlernen: „Die verschiedenen Kulturen, Sprachen, die Natur und Menschen in anderen Ländern, bringen viele Eindrücke und Erfahrungen fürs Leben.“ Ehrenamtlich widmet sich der FC Bayern Fan der Förderung des Forest Finance „Treestars“ Fussballteams in Las Lajas.

Stefan Haas – ist unser Mann für jeden Baum und ausgewiesener GIS Experte. Wenn sich unsere Kunden fragen, wo denn eigentlich ihre Parzellen liegen oder welche Baumarten wo gepflanzt werden, dann ist Stefan Haas der richtige Mann für diese Informationen. Seit Oktober 2009 ist er bei ForestFinance für das Geoinformationsmanagement (GIS) zuständig. Das heißt, er befasst sich mit allen räumlichen Informationen über die ForestFinance Forste in Panama. Sein neuestes Projekt ist die Aerofotografie (Luftbildaufnahme), mit der er den ForestFinance-Kunden einen besseren Überblick über die Wälder verschafft (siehe Seite 31, rechts). Seine Diplomarbeit hat er über Regenwald-Monitoring im Kongo-Becken am Joanneum-Research Institute für Digitale Bildbearbeitung in Graz, Österreich, geschrieben. Da verwundert es kaum, dass Stefan Haas seine Freizeit der Fotografie und Web-Kultur widmet. Sportlich fühlt er sich im Wasser am wohlsten.

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Über den Baumkronen Eine Kamera an einem Ballon zeigt, aus 800 Metern Höhe, was auf den Flächen von ForestFinance in Panama passiert. Sie können die Bilder auf unserer Homepage sehen. Wie sie entstanden sind, können Sie hier lesen.

Der Horizont erglüht. Rasch wird die Sonne die in den Tropen sehr kurze Dämmerung durchlaufen und in den Zenit schießen. Wir halten auf einer Weide am Rand von Madera Fina. Diese Finca wurde 1995 aufgeforstet und ist somit die älteste Mischwald-Plantage in Panama. Investoren der ersten Stunde kauften hier ein Stück frisch bestücktes Land. Bezeichnenderweise bedeutet „madera fina“ feines, edles Holz. Auf den ehemals brachliegenden Rinderweiden bilden nun 25 Meter hohe Bäume einen dichten Tropenwald. In den Ästen duellieren sich Brüllaffen, Papageien und Tukane – wer wohl am schönsten sänge.

Stefan Haas hat eine kostengünstige Variante gefunden, Luftaufnahmen der Fincas zu machen: Mit einer Kamera an einem Ballon dokumentiert er die einzelnen Parzellen.

Die Scheinwerfer des Pickup ziehen Schneisen in die tropische Nacht. In der Doppelkabine sitzen Stefan Haas, Experte für Geografische Informationssysteme von der ForestFinance Zentrale in Bonn, und ich, Silke Berger, Mitarbeiterin in Panama City. Auf der Ladefläche liegen diverse Ausrüstungsgegenstände: eine transparente, säuberlich gefaltete Plastikhülle, feste Schuhe, Strohhüte, zwei Flaschen mit je 2500 Litern komprimiertem Helium, Macheten, mehrere Rollen Schnur und ein grobmaschiges Fischernetz.

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Operation „Magisches Auge“ Wir beginnen mit den Vorbereitungen, falten die Plastikhülle auseinander und lassen das Helium einströmen. Langsam formt sich der Ballon. Wie von Geisterhand gezogen drückt das leichte Gas die Hülle nach oben. Als der elliptisch geformte Ballon seinen Durchmesser von fast zwei Metern erreicht hat, drehen wir den Gashahn ab. Die Drachenschnur wird befestigt, die Kamera montiert, sorgfältig die Knoten und Karabiner geprüft. Fertig. Fasziniert sehen wir zu, wie sich das Gebilde erhebt, geräuschlos aufsteigt, höher und höher in den kobaltblauen Himmel. Nach wenigen Minuten dann ein Klick. Gespannt schauen wir auf den Laptop. Das erste Bild erscheint: ein Meer aus Baumkronen in verschiedenen Grüntönen – wunderschön. Unser Auge in 400 Meter Höhe, das hat schon was Magisches. Die Bilder sind gestochen scharf. Auf dem Display können wir sogar die einzelnen Baumarten auseinander halten. Deutlich heben sich die grünen Aufforstungen von dürrebraunem Weideland ab. Wir testen alle Möglichkeiten, die das System bietet. Mit einer Lenkschnur verändern wir die Ausrichtung der Kamera, probieren verschiedene Einstellungen aus und

begutachten die Ergebnisse auf dem Laptop. Wir variieren die Höhe, unsere Köpfe gehen mit, auf und ab, wie bei einem Tennismatch, nur vertikal. Warum die Mühe? Über 2000 Hektar Land auf 39 Fincas hat ForestFinance als Investment oder CO2Senkenprojekte in Panama bisher aufgeforstet. Den Wald vom Boden aus bildlich festzuhalten ist nahezu unmöglich. Sobald die Bäume ein Alter von fünf Jahren erreicht haben, wird nach wenigen Metern der Blick von einer Mauer aus tropisch großen Blättern und Zweigen gebremst. So konnte bisher die Ausdehnung der ForestFinance Fincas nur abstrakt auf Plänen betrachtet werden. Die Google Earth Karten, die zur Verfügung stehen, sind in dieser Region veraltet und von schlechter Qualität. Nun bietet die Kamera unter dem Ballon die Möglichkeit, den Bestand des Waldes in seiner Umgebung von oben zu erfassen und zu beobachten. Aufnahmen der verschiedenen Fincas stellen wir ins Netz. Per Klick auf www. forestfinance.de können Investoren und andere Freunde von ForestFinance sehen, wie hier Kapital gedeiht. Wie aus ödem Weideland eine grüne Augenweide entsteht, die zum Eintauchen verlockt. Sie sehen, wie wohltuend sich die Aufforstungsparzellen abheben, die Übergänge zum Naturwald, die Flussläufe, Mangroven, die Nähe zum Meer. Nur die Geräusche aus dem Tropenwald liefern wir Ihnen noch nicht. Aber wer weiß? Vielleicht werden wir auch das mal möglich machen können.

Silke Berger betreut alle ForestFinance-Mitarbeiter, die in Panama unterwegs sind. Besondere Ereignisse hält sie in Bild und Wort fest.

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Big co2ol business B.A.U.M. e.V. – Europas größter Arbeitskreis umweltorientierter Unternehmen – empfiehlt CO2OL als Partner für Klimaschutz. Der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e . V. wurde 1984 als überparteiliche Umweltinitiative gegründet. Um den unternehmerischen Umweltschutz zu stärken, vermittelt B.A.U.M. seinen Firmenmitgliedern die klimaneutralen Dienstleistungen von CO2OL. „Wir hoffen, die von uns betreuten Unternehmen mithilfe unseres Kooperationspartners CO2OL weiter für die Probleme, aber auch Chancen des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung zu sensibilisieren“, erklärt Prof. Maximilian Gege, Vorsitzender von B.A.U.M. und ist davon überzeugt, dass der schonende Umgang mit den öffentlichen Gütern Wasser, Luft und Boden sowie Flora und Fauna mit marktwirtschaftlichen Instrumenten gesichert werden muss.

World Unter der Marke CO2OL bietet ForestFinance klimafre für Privat- und Geschäftskunden. Für Businesskunde individuelle Beratung und Lösungen, wie sie ihre Klim unternehmerischen Verantwortung für den Klima- un Der Weg zur Klimaneutralität erfolgt bei CO2OL in vie

Congstar – Seit 2010 erfasst der Kölner Telekommunikationsanbieter den sogenannten Carbon Footprint – Die ermittelte Menge an ausgestoßenem CO2 des Unternehmenssitzes im Kölner Rheinauhafen gleicht das Unternehmen zusammen mit CO2OL durch das Pflanzen von Bäumen in Entwicklungsgebieten aus . Damit ist congstar einer der ersten Mobilfunkdiscounter, der seinen Unternehmenssitz völlig auf CO2-neutrales Wirtschaften umstellt – und so etwa 3000 Tonnen CO2 pro Jahr neutralisiert. congstar wird diesen Weg konsequent weitergehen. „Verantwortung zu übernehmen ist für uns selbstverständlich – und für die Zukunftsfähigkeit nicht nur unseres Unternehmens elementar", so Dr. Alexander Lautz, Geschäftsführer der congstar GmbH. Das Unternehmen hofft, auch andere Firmen mit der grünen Str ategie anzustecken – Lieferanten und Dienstleister des Unternehmens werden in Zukunft verstärkt auf nachhaltiges Wirtschaften achten.

Leaseplan und CO 2OL verbindet eine Partnerschaft im Bereich der klimaneutralen M obilität – Als weltgrößter Leasinggeber von F ahrzeugflotten hat Leaseplan GreenPlan, ein innovatives Produkt zum „Grünen Flottenmanagement“ eingeführt. GreenPlan unterstützt und ermutigt Firmen, ihre F ahrzeugflotten effizienter und umweltfreundlicher zu betreiben. Mit der langfristig angelegten und konzernweiten Initiative GreenPlan startete LeasePlan ein „grünes“ Enga gement. GreenPlan ist ein Beratungsservice für Kunden, die sich mit „Corporate Social Responsibility“ befassen. Es ermuntert umweltfreundliche Fahrzeuge zu wählen und ökologisch zu fahren. In Deutschland, Österreich und Finnland fahren bereits die ersten Flotten klimaneutr al und es werden weitere Länder dazukommen. LeasePlan kooperiert hierzu mit CO2OL, um die Effekte der CO2Emission von F ahrzeugflotten durch Aufforstungsprojekte zu neutr alisieren. Foto: Leaseplan/Castano Philippe

Klimaneutrale Konzerttickets gibt es schon seit 2007– Die Konzertagentur A.S.S Concert & Promotion GmbH ist Partner von CO2OL und brachte Größen wie Juli, Peter Gabriel, Schiller, Fury, Kim Wilde und viele andere umweltfreundlich auf die Bühne. Zuletzt ging Babylon Circus (siehe Foto) auf Tour und neutralisierte die klimaschädlichen Gase, die leider auf jeder Veranstaltung mitschwingen. Seit zwei Jahren bietet CO2OL den Künstlern diese Möglichkeit. Und kommt offensichtlich gut an. Bereits 2009 hatte sich die Zahl der co2olen Konzerttickets auf eine stattliche Summe addiert – über 1,2 Millionen klimaneutrale Konzerttickets hat CO2OL bis heute ermöglicht. Wer in diesem Moment mit ASS unterwegs ist, erfahren Sie auf www.ass-concerts.de

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Foto: ass-concerts

1. validierte Ermittlung der CO2-Bilanz, 2. effiziente Reduktion der CO2-Emissionen und 3. Kompensation der restlichen CO2-Emissionen durc anerkannten Klimaschutzprojekten mit dokumenti ökologischen Vorteilen (CarbonFix Standard und C 4. Unterstützung der Kunden bei der internen und ex

Auf dieser Seite stelle Künstler und Unterneh fürs Klima stark mach

Die hohe Kunst Cassandra Steen – mehr als nur klimafreundlich Sie war lange die Stimme von Glashaus. Seit 2009 wandert sie auf Solo-Pfaden und das mit großem Erfolg. Ihre erste Single „Darum leben wir“ aus dem gleichnamigen Album beweist, dass hiesiger Soul mindestens ebenso innov ativ, frisch und ungewöhnlich klingen kann wie Amerikanischer. Als Bonus veredelt Cassandra Steen ihre Musik mit deutschem Tiefgang und viel Poesie. Unterstützt wurde sie bei diesem Album von keinen geringeren als Xavier Naidoo und Adel Tawil (Ich + Ich), die beide jeweils einen gemeinsamen Song mit der Sängerin beisteuerten. 2009 tourte Cassandr a Steen mit Unter stützung von CO2OL klimaneutral durch ganz Deutschland. 2010 bekam sie den Echo verliehen, der von der Phono-Akademie vergeben wird. Mehr über die Stuttgarter Soulsängerin erfahren Sie auf www.cassandra-steen.de

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CO2OL unterwegs

rld +++ news +++ news klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen skunden bietet CO2OL praxisorientierte und ihre Klimabilanz verbessern und so ihrer ima- und Umweltschutz gerecht werden können. OL in vier Stufen:

Deutsche Welle Klimareise „D360°” – Zehn Nachwuchsjournalisten der Deutschen Welle gingen 2010 auf Tour und recherchierten, wie klimafreundlich Deutschland wirklich ist. Vier Teams, in vier verschiedenen Fortbewegungsmitteln reisten so CO2-sparsam wie möglich durch Deutschland – mit dem Elektromobil, dem Hybridauto, im Zug oder auf dem Fahrrad. In ihrem Weblog „Deutschland 360°“ posteten die Teams täglich ihre neusten Erlebnisse und berichteten von ihrer aktuellen Klimabilanz. Als Partner der Deutschen Welle Akademie unterstützte CO2OL das Team auf seiner Klimareise. Hierzu sponserte CO2OL die CO2-Bilanzierung sowie die anschließende Kompensation des entstandenen CO2-Fußabdrucks der Reise. Insgesamt entstanden 1,7 Tonnen CO2, die mit Carbon Credits aus unserem Klimaschutzprojekt „CO2OL Biodiversity Reforestation Vietnam“ ausgeglichen wurden. Auf www.dw-world.de/dw/article/0,,5410916,00.html können Sie die Berichte der jungen Reporter lesen.

nd en durch Zertifikate aus international kumentierten zusätzlichen sozialen und d und CCB Standard bzw. GoldStandard). n und externen Kommunikation der Maßnahmen.

ellen wir Ihnen rnehmen vor, die sich achen. Mit CO2OL.

Foto: ass-concerts

n s s e t r 0 f

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Viabono – der gute Weg in Richtung umwelt- und klimafreundlich Reisen – Viabono, die Dachmarke für den Umwelttourismus, vermittelt Hotels, Ferienwohnungen, Kanuanbieter, Restaurants, Pensionen, Jugendunterkünfte und Bauernhöfe, die mit der eigenen strengen Umweltschutz-Zertifizierung ausgezeichnet sind. Alle Viabono Hotels zeichnen sich durch einen hohen Qualitätsstandard sowie Naturnähe aus. Zusammen mit CO 2OL hat Viabono bereits vier Hotels klimaneutr al gestellt und bietet einen CO2-Hotelrechner an, mit dem Hotels ihren CO2-Fußabdruck, also den CO2-Emissionswert je nach Übernachtung eines Gastes ermitteln können. Mehr Informationen darüber, wo Sie sich reinen Gewissens einchecken und erholen können, finden Sie auf www.viabono.de

Deutsche Jugendherbergen – fernab von Mief und grantigem Herbergsvater – Die Jugendherberge Norderney, die auch das Prädikat Viabono-Unterkunft trägt, und somit ihr Engagement für Nachhaltigkeit und ölokogische Kriterien beweist, ist nun zusätzlich dank CO2OL für das Jahr 2010 komplett klimaneutral gestellt worden. CO2OL kompensierte die entstandenen CO 2-Emissionen durch Klimaschutzzertifikate aus dem eigenen Aufforstungsprojekt „CO2OL Native Tree Species Reforestation“ in Panama. Auch die jugendherbergseigene Akademie ist ein Vorreiter in Sachen Klimaschutz: Sie ist die erste CO2-neutrale Fortbildungs- und Managementeinrichtung in Deutschland. www.jugendherberge.de

mygreenmeeting.de – das Kompetenznetzwerk für grüne Events –Immer mehr Veranstalter setzen bei der Durchführung ihrer Events auf Umweltver träglichkeit und Energieeffizienz. Fortan finden sie Unterstützung. Beginnend bei der Beratung, über die Auswahl relevanter Teilbereiche bis hin zur Vermittlung passender Partner bietet mygreenmeeting.de Veranstaltern, Eventagenturen und Unternehmen k omplette Lösungen. Die Initiatoren sind namhafte Unternehmen, die alle eine langjährige Expertise in der Durchführung von Green Meetings aufweisen. Durch praxisbezogene Beratung und Unterstützung erleichtern sie den Zugang zur umweltbewussten Organisation und Umsetzung von Green Meetings . Zu den First Movern von mygreenmeeting.de gehören CO 2OL für den Bereich Carbon Solutions , ColorDruckLeimen GmbH für den Bereich Print, Deutsche Bahn für den Bereich Mobility und viele andere mehr. www.mygreenmeeting.de

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Erntezeit in Panama Von Samen, Hölzern und Gewinnern

2010 ist Erntezeit auf den ForestFinance-Fincas. Samen und Hölzer werden aus den Forsten geholt, um neue Bäume zum Leben zu erwecken und den alten dasselbe leichter zu machen.

Saatguternte Vor 15 Jahren haben die Waldarbeiter, die jetzt die Samen ernten, die Bäume gepflanzt, zum Beispiel Caoba-Samen (Caoba = Amerikanischer Mahagoni). Mit kräftigen Bewegungen schütteln sie die holzigen, birnenförmigen Früchte von den Ästen und knacken am Boden die harten Schalen. Daraus entnehmen sie die circa zehn Zentimeter langen, glänzend braunen Samen. Außerdem ziehen die Arbeiter die natürlich gewachsenen Caoba-Setzlinge aus dem Waldboden. In der Baumschule soll das Wuchsverhalten und die Entwicklung dieser Setzlinge mit dem der aus Samen gezogenen Keimlinge verglichen werden. Auch die Samen des Almendro (Mandelbaum, Dipteryx panamensis) und Zapatero (Hyeronima alchorneoides) werden geerntet. Als erster Anbieter im Markt der Forstdirektinvestments in Deutschland hat ForestFinance vorfristig Erlöse aus Samenverkäufen erzielt. Dies bietet gute Aussichten auf die Ausdehnung des Geschäftsfeldes über die reine Holzproduktion hinaus. ForestFinance-Chefforstwirtin Yaels Camacho, Panama, ist überzeugt: „Die Produktion von Samenmaterial für andere Baumschulen, aber auch die Produktion von Setzlingen in unserer eigenen Baumschule für den Verkauf an andere Aufforster, wird in den nächsten Jahren zunehmen und bietet eine gute Einnahmemöglichkeit.“

Krankheiten oder Schädlingsbefall haben, deren Stamm gerade und regelmäßig wächst und dessen Größe in einem stabilen Verhältnis zu der der Krone steht. Sie bleiben im Forst stehen. Die Bäume, die weichen müssen, werden schonend von den Waldarbeitern gefällt, um die bleibenden nicht zu beschädigen. Durch die entstandenen Freiräume können die verbliebenen Bäume ihre Assimilationsfläche ausdehnen und ihr Wachstum beschleunigen. Ihr Umfang und damit der relevante Wertzuwachs im astfreien Stamm nehmen zu. Mit einem Schlepper werden die Stämme zu einem Lagerplatz gerückt, wo siesofort nach „Hoppus-Methode“ vermessen und gekennzeichnet werden. Und die Globalisierung des Holzhandels erreicht auch unsere Forste in Las Lajas: Direkt am Waldrand werden sie verladen. Kaum in Container gehen die Stämme dann auf eine lange Schiffsreise nach Indien.

ForestFinance-Waldarbeiter Leonardo Santos steigt auf eine Caoba, Amerikanisches Mahagoni (oben), um Samen zu ernten. Seine Kollegen holen derweil Teak aus einem anderen Forst. Viele der Arbeiter haben diese Bäume gepflanzt und sie wachsen sehen. Nun ernten sie, was sie einst gesät haben. Investoren erhalten die ersten Erlöse aus Samenund Holzverkäufen.

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Fotos: ForestFinance/Stefan Haas

Durchforstung Motorsägen im Tropenwald – was dem nichts ahnenden Waldfreund Tränen in die Augen treibt, ist dem wissenden Investor bei ForestFinance Musik in den Ohren. Denn hier wird trotz Sägen und Motoren zukunftsweisende Forstwirtschaft betrieben. Lange bevor der erste Baum fällt, selektiert Forstingenieur Sebastian Gräfe mit Sorgfalt doe sogenannten Zukunftsbäume. dazu gehören Bäume, die große Kronen, keine

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Der Segelstuhl der jungen Designer überzeugt durch seine Schlichtheit und leichtfüßige Eleganz. Er erinnert an die Brücken Panamas, die Nord- mit Südamerika verbinden.

„Holz sucht Kopf” Der Segelstuhl ist der Gewinner des ForestFinance-Wettbewerbs „Holz sucht Kopf”. Er wird nun aus dem ersten ForestFinance-Durchforstungsholz gebaut. Holz sucht Kopf – so hieß der Wettbewerb, den ForestFinance veranstaltete, um Ideen zu sammeln, was Gutes aus dem ersten Durchforstungsholz gemacht werden kann. Zu gewinnen gab es eine Reise nach Panama, wo ForestFinance seit mehr als einem Jahrzehnt nachhaltige Forstwirtschaft betreibt. Eine hochkarätige Jury mit namhaften Experten wie Günter Horntrich, Professor für Ökologie und Design an der Köln International School of Design, und Dr. Uwe Sayer, Geschäftsführer Forest Stewardship Council Deutschland (FSC) prüfte alle Entwürfe und kürte nun die Gewinner: Zwei junge Design-Studenten von der Hochschule Pforzheim, David Laudert und Johannes Rave. Ihr Entwurf überzeugte den renommierten Design-Professor Günter Horntrich dank seiner Leichtigkeit und Schlichtheit: „Ein interessanter, charmanter Ent-

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wurf“, lobt der prominente Öko-Designer. Auch ForestFinance-Geschäftsführer, Harry Assenmacher, ist begeistert: „Dieser Stuhl erinnert mit seinen Bögen an die Brücken Panamas, die Nord- und Südamerika verbinden. Ich finde den Entwurf elegant, von einer beeindruckenden Leichtigkeit und voller Schwung. Einfach pfiffig. Wir freuen uns, dass ForestFinance so einen Entwurf prämieren kann und hoffen auch einen Produzenten für ihn zu finden. Danke an David Laudert und Johannes Rave.“ David Laudert (links im Bild) und Johannes Rave (rechts) sind die glücklichen Gewinner des Holz-suchtKopf-Wettbewerbs. Sie studieren im sechsten Semester Industrial Design an der Hochschule Pforzheim. Foto: privat

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Von Zertifikaten und freien CO2-Märkten Zugegeben – es ist ein weites Feld. Oder heiße Luft? Und nur wenige wissen, was sich dahinter verbirgt. Hinter dem „Markt für die freiwillige Kompensation von Treibhausgasemissionen”. Dabei ist das Prinzip relativ simpel: Wer CO2 verursacht, kann dafür bezahlen, dass die entsprechende Menge an anderer Stelle eingespart oder sogar der Atmophäre wieder entzogen wird.

Seit dem Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls gibt es einen Markt für den Handel mit Verschmutzungsrechten. Personen, Firmen und Regierungen bezahlen Dritte dafür, CO2-Emissionen einzusparen oder zu kompensieren und somit eigene Emissionen auszugleichen. Daneben gibt es einen freiwilligen Markt, auf dem zum Beispiel Unternehmen zusätzlich in Klimaschutzprojekte investieren können, um ihrer sozialen und ökologischen Verantwortng gerecht zu werden. Die Vielfalt der Angebote auf dem freiwilligen Markt ist aber verwirrend. Es gibt weltweit hunderte Firmen, die CO2-Kompensationen anbieten und das zu sehr unterschiedlichen Bedingungen und Preisen. Wie kann also die Qualität solcher Angebote beurteilt werden? Wie kann man sinnvollen Klimaschutz von leeren Versprechungen und schmierigen Geschäften unterscheiden? Mit Hilfe von hochwertigen und anerkannten Qualitätsstandards sowie unabhängigen Prüfern. Standards auf dem „Voluntary Market“ Es gibt mittlerweile drei international etablierte Standards auf dem freiwilligen Kompensationsmarkt. Sie stehen für Überwachung und Transparenz, für nachweislich dauerhafte CO2-Bindung, und darüber hinaus auch für zusätzliches soziales und öko logisches Engagement der Projekte.

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Der CarbonFix Standard Der CarbonFix Standard (CFS) ist weltweit führend im Bereich der Qualitätssicherung von Aufforstungen zum Klimaschutz (Baumpflanzungen, die CO2 absorbieren). Seit 1999 ist der Verein CarbonFix als akkreditiertes UN Mitglied im Bereich des Klimaschutzes aktiv. Ende 2007 entstand mit der Unterstützung des Vereins die Initiative des CarbonFix Standards. Die Aufforstungsprojekte mit CarbonFix Standard verfolgen außerdem das Ziel, Sozialleistungen in den AufforstungsLändern zu erbringen. Um die Nachhaltigkeit des Aufforstungsprojektes sicher zu stellen und die Menge an gebundenem CO2 zu garantieren, wird die Zertifizierung der Projekte von einer unabhängigen, anerkannten Stelle durchgeführt, beispielsweise von der Rainforest Alliance. Der CCB Standard Der CCBS – Climate, Community and Biodiversity Standard – bewertet Forstprojekte in frühen Entwicklungsstadien und fördert die Integration von Methodik und sozialen Vorteilen in das Projektdesign und dessen Entwicklung. Durch den CCB Standard werden Projekte identifiziert, die zugleich den Klimaschutz, die Unterstützung der lokalen Bevölkerung und die Erhaltung der Biodiversität zum Ziel haben. Die Vermarktung von Spitzenleistung und Innovation ist ein weiteres Kriterium. Außerdem sollen Risiken für Investoren abgeschwächt werden und Finanzierungsmöglichkeiten für Projekt

Designer aufgezeigt werden. Ein Projekt wird vom CCB Standard akkreditiert, wenn alle Kriterien des CCB Standards erfüllt sind. CFS + CCB + FSC = Metastandard Lange hatte der WWF (World Wide Fund For Nature) gezögert, Forstprojekte zur CO2-Bindung und damit als wirksamen Klimaschutz zu akzeptieren. 2008 hat er seine Meinung geändert und vertritt nun die Meinung, dass Forstprojekte, die von CFS, CCB und zusätzlich vom FSC (Forest Stewardship Council) zertifiziert wurden, ein Metastandard für Klimaschutz erreichen. Dieser ist vergleichbar mit dem mittlerweile bekannten GoldStandard für Erneuerbare Energien-Projekte. Ausgezeichnet: ForestFinance und CO2OL Die ForestFinance-Wälder in Panama haben alle das FSC-Zertifikat. CO2OL hat eines der beiden weltweit ersten erfolgreich validierten Projekte umgesetzt und den Gold Status Level des CCB für „Panama Native Species Reforestation“ erreicht. Dieses Projekt umschließt die Aufforstungsjahrgänge bis 2007. Die bis 2008 sind in einem weiteren Projekt, „CO 2 OL Tropical Mix Reforestation“, zusammengefasst. Beide Projekte finden Sie dokumentiert unter www.climate-standards.org/projects/index.html. Die Details zum CarbonFix-Zertifizierungsprozess des Projeks „CO2OL Tropical Mix“, finden Sie auf www.carbonfix.info/COI

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4. Auftragserteilung Ich beauftrage die NaturStromHandel GmbH mit der Lieferung von elektrischer Energie in Höhe meines Gesamtbedarfs für die oben bezeichnete Stromabnahmestelle. Ich beauftrage und bevollmächtige die NaturStromHandel GmbH, meinen gegenwärtigen, mit dem bisherigen Stromversorger bestehenden Stromversorgungsvertrag zu kündigen und, sofern notwendig, die erforderlichen Verträge mit dem örtlichen Netzbetreiber abzuschließen. Ich ermächtige die NaturStromHandel GmbH hiermit widerruflich, die fälligen Abschlags- und Rechnungsbeträge von folgendem Konto einzuziehen:

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09.06.2010

16:34 Uhr

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Zitterpappel. Bo-Bäume sind besonders langlebig. Die ältesten dieser Art wachsen bei Aiiuradhpur auf Ceylon. Man glaubt, sie wurden 288 v. Chr. gepflanzt. Für Hindus ist es streng verboten, Teile des Baumes als Brennstoff zu verwenden, geschweige denn, den Baum zu fällen. Wenn es jemand dennoch wagt und die Götter damit verärgert, kann er sich sicher sein, dass Unglück über ihn selber und über seine Familie kommen wird. Es war unter einem Bo-Baum, dass Buddha während des Meditierens das innere Licht und die Weisheit erlangte und so dem ewigen Kreis der Wiedergeburt entrinnen konnte und ins Nirvana aufstieg. Und so wächst in jedem indischen Dorf in unmittelbarer Nähe von buddhistischen oder hinduistischen Tempeln ein Bo-Baum. Er ist von Lehm-Plattformen umgeben, die für Sitzungen und Meditationen der Dorfbewohner benutzt werden. Die Formen der Anbetung des Baumes sind so vielfältig wie das indische Volk selber. In Nordindien erfährt der Bo-Baum zum Beispiel an bestimmten Tagen des Monats nur von Frauen eine Huldigung. Sie gießen dann Wasser und Milch auf seine Wurzeln und bieten Sandelpaste, Klebreis und Blumen als Opfergaben. Sie umrunden den Baum 108mal mit gefalteten Händen; in jeder Runde wird ein Bonbon oder eine andere Süßigkeit als Zähler auf den Boden gelegt. Mit jeder Runde wird außerdem ein buntes Tuch um den Stamm gewickelt, insgesamt also 108 Stück. Währenddessen rezitiert eine alte Frau die Geschichte von Raja Nikunjali und seiner Frau, die durch die Anbetung des Bo-Baumes die Liebe und das Vertrauen ihres Mannes gewinnen konnte. Für die Frauen in Nordindien verkörpert der Bo-Baum eheliches Glück und Liebe. Dieses Glück der Wertschätzung erfahren leider nicht alle Bäume Indiens. Verfolgt man die indische Presse im Internet, dann findet man immer öfter Artikel über Baumfrevel, illegale Baumfällaktionen und Verschlechterung der Lebensumstände für Bäume. Kambodschas berühmte Tempelbäume Vielen von uns ist Kambodscha vor allem wegen der barbarischen Diktatur der Roten Khmer bekannt. Doch das Land bietet so viel mehr. Versteckt im Dschungel befindet sich eines der beeindruckendsten Bauwerke der Welt. Nun, besser: eine der beeindruckendsten Tempelanlagen der Welt – Angkor Wat (khmer: Angkor: Stadt, Wat: Tempelanlage). Dort findet man eine nicht nur für Arboristen sowohl interessante als auch beeindruckende Symbiose zwischen Baum und Bauwerk. Angkor Wat erkundet man am besten mit dem Fahrrad, weil es eine ziemlich große Anlage ist. Außerdem hört man so die Geräusche des Dschungels und entdeckt durch die langsame Fortbewegung vielleicht einen Tempel, der einem in einem klimatisierten Reisebus verloren gegangen wäre. In Angkor Wat sind die Ruinen der Tempel nämlich nicht immer gleich erkennbar. Sehr oft sind sie unter dicken, sehnigen Wurzeln versteckt. Diese Wurzeln gehören einer Ficus-Art (Tetrameles nudiflora), die 100 bis 200 Jahre alt und über 50 Meter hoch werden kann. Dabei sind Bäume und Mauern so miteinander verwoben, dass man gar nicht weiß, wer wen hält: Die Wurzeln die Mauern oder die Mauern die Bäume. Nach

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Buddhistische Mönche vor dem berühmten Baum über dem Eingang des Preah Khan in Angkor Wat. Foto: wikipedia/Markalexander100

all den Jahrhunderten können die Bäume nicht einfach entfernt werden, ohne den Zusammensturz ganzer Tempelanlagen zu riskieren. Außerdem machen die Bäume einen Großteil der Romantik aus und die zahllosen Touristen zahlen stolze Eintrittspreise, um gerade diese Liaison zwischen Baum und Bauwerk zu fotografieren. So ist ein riesiger Baum, der fast vollständig auf einem freistehenden zerbrechlichen Mauerbogen über dem Eingang zur Bibliothek des Preah Khan thront, eine der beeindruckendsten und am häufigsten fotografierten Szenen des gesamten Tempelkomplexes. Ehrlich gesagt, ich möchte nicht für die Sicherheit dieses Baumes verantwortlich sein, denn jeden Moment kann dieses fragile Gebilde in sich zusammenbrechen. Das Tourismusministerium pocht jedoch auf der Erhaltung des Baumes und so wird jeden Morgen vor dem Ansturm der Massen eine gründliche Inspektion des Baumes und des Mauerwerks durchgeführt. Sicher der am besten überwachte Baum der ganzen Welt.

Die Autorin Heike Unger ist freiberufliche Baumsachverständige. Die Geschichten um Bäume in Asien sind auf einer Radtour, die sie durch viele Teile der Welt geführt hat, entstanden.

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09.06.2010

16:47 Uhr

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BaumFreunde

Bäume sind nicht nur zum Klettern da! In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen jemanden vor, der sich um Bäume verdient gemacht hat. Diesmal haben wir ganz viele. Darunter viele kleine und gleichzeitig auch große BaumFreunde. Im Rahmen des Projekts KITA21 – Die Zukunftsgestalter beschäftigen sich Kinder mit ihren Erzieherinnen über mehrere Monate mit dem Bildungsprojekt „Der Baum”.

Wie kleine Waldtrolle sitzen die Kinder in einem großen Kreis und singen lautstark Lieder von ihrem Freund, dem Baum. Vor ihnen stehen große Körbe mit Äpfeln, denn heute werden die Kinder der Hamburger Kindertagesstätte „Im Stadtwald“ selbst Apfelsaft herstellen. Die Erzieherinnen fragen die Kinder, woher die vielen Äpfel stammen. Die Antworten der Kinder sind unterschiedlich. „Aus dem Supermarkt!“, sagt Lenox. Andere Kinder haben die Äpfel auf dem Markt gekauft oder haben sie mit ihren Eltern selbst gepflückt. Seitdem die Kinder im Frühjahr im Kita-Garten einen eigenen Apfelbaum angepflanzt haben, wissen aber eigentlich alle, wo das Obst wächst und herkommt. Beim Anblick der großen Apfelpresse halten sich die Kinder zunächst schüchtern zurück. Die Presse ist so groß, dass die Kinder kaum die Drehstange zum Quetschen des Obstes bedienen können. Doch mit Hilfe der Erwachsenen machen bald alle vergnügt mit. Über das Schneiden der Äpfel, das Pressen der Apfelstücke und das Trinken des selbstgemachten Saftes erfahren die Kinder mit allen Sinnen, wie Apfelsaft hergestellt wird. Der fünfjährige Moritz schlürft glücklich und zufrieden „seinen“ Apfelsaft. „Ich wusste gar nicht, dass ich Apfelsaft selbermachen kann. Der ist richtig lecker!“ Die Kita befindet sich direkt im Hamburger Stadtpark, umgeben von prächtigen Bäumen und grünen Wiesen. „Unsere Kinder haben eine starke Affinität zu Bäumen und sind an allem interessiert, was mit diesem Thema zusammenhängt“, erläutert Ariane Schwartau, die Leiterin der Kita. In ihrem Bildungsprojekt, das im Rahmen von KITA21

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stattfindet, werden die vielen Fragen der Kinder aufgenommen sowie die ökologische und ökonomische, aber auch kulturelle Bedeutung des Baums beleuchtet. Durch das KITA21-Bildungsprojekt wissen die Kinder jetzt nicht nur, dass Äpfel auf Bäumen wachsen und wie man Apfelsaft herstellt, sie wissen auch, dass Bäume anderen Pflanzen und Tieren ein Zuhause geben und sauberes Wasser, sauberen Boden und saubere Luft zum Leben brauchen. Durch die Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Bäumen für Mensch und Tier begreifen sie, dass alle Menschen mit Wäldern verantwortungsvoll umgehen müssen. „Wir sind sehr motiviert, Bildungsprojekte im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu gestalten. Zum einen, weil wir denken, dass wir es den kommenden Generationen schuldig sind und zum anderen, weil auch wir Erwachsenen immer wieder Neues entdecken!“, sind die Erzieherinnen überzeugt. Bald machen sie sich mit

Moritz erfährt beim Pressen des Apfelsafts, wie viel Arbeit zur Herstellung eines Liters Apfelsaft notwendig ist. Foto: S.O.F.-Bildarchiv

den Kindern auf die Suche nach „Holzfressern“ und beantworten Fragen wie „Wie viel Papier steckt in einem Baumstamm?“ oder „Können Bäume weinen?“. Es sind diese Fragen und Antworten, die aus Kindern Baumfreundinnen und -freunde machen.

KITA21 – Die Zukunftsgestalter ist ein Projekt der S.O.F. Save Our Future-Umweltstiftung. Es unterstützt Kindertageseinrichtungen bei der Gestaltung von Bildungsprojekten für eine nachhaltige Entwicklung (BNE) und zeichnet sie für die Umsetzung aus. 2009 beteiligten sich fast 60 Einrichtungen in Hamburg und Umgebung mit verschiedenen Bildungsprojekten an dem Verfahren. KITA21 wird jährlich neu angeboten und ist für alle Kindertageseinrichtungen offen. Anmeldefrist für 2010 ist der 30. Juni. Informationen zu KITA21 und Anmeldung: www.kita21.de Informationen zur S.O.F.: www.save-our-future.de

S.O.F. Save Our Future – Umweltstiftung, Jürgensallee 51 – 53, 22609 Hamburg, Tel: 040/240600, E-Mail: info@save-our-future.de

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09.06.2010

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BaumSchule

Die Kiefer (Pinus) Kiefern heißen hierzulande auch Föhren und sind unter all den Nadelhölzern bekannt für ihre langen, eleganten Nadeln. Weniger bekannt ist unter Laien ihre Monözie. Das ist nichts Unanständiges, sondern bezeichnet lediglich das Vorhandensein von weiblichen und männlichen Blüten auf einer Pflanze.

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Das ist eine über 100 Jahre alte Zeichnung eines Pinus sylvestris; Familie:Pinaceae. Sie stammt aus dem Buch von Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz (1885 Gera, Deutschland). Foto: wikipedia.de/bearbeitet von floranet

immergrün, duften aromatisch und erreichen Wuchshöhen bis über 50 Meter. Einige von ihnen werden sogar bis zu 1000 Jahre alt. Kiefern sind vor allem auf der Nordhalbkugel heimisch und fühlen sich in kühl-feuchten Regionen am wohlsten. Es gibt aber auch viele Arten in den Tropen und Subtropen. Kiefern sind weltweit die wichtigsten Baumarten der Forstwirtschaft. Meist anspruchslos und gutwüchsig, werden sie oft für die effektive Wiederaufforstung nach Waldzerstörungen und Rodungen verwendet. Das macht ForestFinance auch in Vietnam, mit der Bergkiefer. In Asien, insbesondere in Korea und Japan, kommt den Kiefern eine besondere symbo-

lische Bedeutung zu: Sie stehen dort für Stärke, Langlebigkeit und beständige Geduld. Kiefern sind daher in diesen Ländern besonders oft in sorgfältig ausgestalteter Form bei Tempel- und Gartenanlagen zu finden.

de Foto: R by Bildpixel/pixelio.

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind ist der Freund aller monözischer Pflanzen und somit auch der Kiefern. Weltweit. Ohne ihn könnten sich die Bäume und Sträucher der Familie Pinoideae nicht fortpflanzen. Denn der Wind bestäubt die Blüten und sichert somit den Fortbestand der Kiefern. Und der Wind macht seine Arbeit offensichtlich gewissenhaft gut. Denn Kiefern gibt es rund um den Globus. Die meisten Kiefernarten haben männliche und weibliche Zapfen an einem Baum. Nur wenige Arten bilden da eine Ausnahme. Die männlichen Zapfen sind meist sehr zahlreich und stehen zu vielen zusammen. Weibliche Zapfen sind je Baum in geringerer Anzahl vorhanden und stehen einzeln oder nur zu wenigen zusammen. Die Zapfen benötigen bis zu zwei, seltener drei Jahre bis zur Reife. Wenn es dann soweit ist, öffnen sie sich und entlassen ihre Samen. Diese fallen zu Boden und zählen auf ihren Freund, den Wind. Denn die Samen sind oft ganz leicht und geflügelt. Der Wind kann sie geschwind erfassen und in die Welt tragen. Es gibt aber auch Kiefern mit schweren Samen, die von Tieren verbreitet werden. Die meisten Kiefern-Arten wachsen als Bäume, einige auch als Sträucher. Sie sind

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09.06.2010

18:29 Uhr

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Wiki goes Woods Ein PC, Spaten, Handschuhe, Setzlinge – und los geht’s. „Online vernetzen – offline aktiv werden”, lautet das Motto von WikiWoods. Ganz ohne einen Verein oder anderen Verbund schafft es die Internetplattform, Menschen im Netz zusammenzubringen.

Die nächsten Pflanzaktionen Bäume werden am besten im Frühjahr und im Herbst gepflanzt. Das gilt auch für WikiWoods. Und so liegen die nächsten Termine im Herbst: Dessau, im Biosphärenreservat Mittlere Elbe

04.–07.11.2010

Pflanzung in Stahlbrode, Nordvorpommern

Foto: iStockphoto/Montage: Marc Venner

23.–24.10.2010

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09.06.2010

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iForest

Oder: Wie eine Internetplattform zum Bäumepflanzen animiert

Das Ziel von WikiWoods: gemeinsam etwas für Klima und Umwelt zu tun. Damit spricht sie vor allem Online-Aktivisten an, die im Web 2.0-Zeitalter lieber in Eigenregie Hand anlegen, als Mitglied in etablierten Organisationen wie Greenpeace zu werden. Plattformen wie WikiWoods bieten ihnen die Möglichkeit dazu – ganz unkompliziert, vom ersten Kontakt bis zum letzten Spatenstich.

Foto: iStockphoto/Montage: Marc Venner

Das E-Vorbild: Wikipedia Wikipedia, die Mitmach-Enzyklopädie, hat es vorgemacht. Mittlerweile gibt es aber noch eine ganze Reihe weiterer Wikis, die alle nach dem gleichen Prinzip funktionieren. So auch WikiWoods: Jeder kann Texte editieren, neue Artikel anlegen, Erfahrungen austauschen und sich an Diskussionen beteiligen. Wer will, trägt sich in eine Freiwilligenliste ein und trifft sich anschließend mit Menschen, die er noch nie gesehen hat, um Bäume zu pflanzen und das Klima zu schützen. In der Einfachheit dieses Konzepts sieht Pressesprecherin Svenja Rubsch den Erfolg von WikiWoods begründet: „WikiWoods ermöglicht es Freiwilligen, sich ein- oder mehrmalig zu engagieren, ohne sich langfristig verpflichten zu müssen.“ Social Networking in Grün. Global denken, lokal handeln Die Idee dazu hatte Wissensmanager Ingo Frost, als er 2007 seine Diplomarbeit über Wikipedia schrieb. Warum das System nicht für einen anderen guten Zweck nutzen, dachte er sich und gründete zusammen mit einigen Berliner Freunden die Internetplattform. Aufs Bäumepflanzen fiel die Wahl, weil sich dabei auf sinnvolle Weise Umweltbildung mit Klimaschutz verbinden lässt: „Klimaschutz beginnt mit der massiven Reduzierung des CO2-Ausstoßes – gleichzeitig kann durch den Aufbau naturnaher Wälder Kohlendioxid aus der Luft wieder gebunden werden“, so Frost. Auf regionaler Ebene trägt die Aufforstung außerdem zum Artenschutz bei. Noch im gleichen Jahr fand die erste Baumpflanzaktion statt. Seitdem haben rund 390 WikiWoods-Freiwillige bereits

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mehr als 42000 Bäume in Naturschutzgebieten und FSC-zertifizierten Wäldern gepflanzt. Das fand auch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt preisverdächtig und verlieh WikiWoods 2008 gemeinsam mit dem ZDF den Umweltpreis „Mensch und Natur“ für freiwilliges Engagement im Naturschutz. „Die Pflanzungen fördern die regionale Biodiversität, da die Organisatoren speziell auf das Vorkommen regional verbreiteter Pflanzenarten achten. Vorbildlich an diesem Projekt ist, dass Naturschutz-Experten ihr praktisches Wissen durch die Wiki-Technik gemeinschaftlich aufbereiten und damit ihren Erfahrungsschatz an viele weitergeben“, lobte die Jury. 5000 Buchen für Brandenburg Die bislang 23 Projekte reichen von der Umwandlung von Monokulturforsten in Laubmischwälder über Waldrandbepflanzungen bis zur Anlage von Auwäldern und Obstwiesen. Damit das ökologisch Sinn macht, arbeitet WikiWoods dabei mit erfahrenen Partnern wie dem NABU (Naturschutzbund Deutschland e. V.) zusammen. Denn Aufforstungen können auch schaden – wenn es sich zum Beispiel um Monokulturen handelt oder Baumarten gepflanzt werden, die für Boden und Umweltbedingungen nicht geeignet sind. Noch finden die meisten Pflanzaktionen in den Regionen Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern statt. Alleine im März wurden rund 5.000 Buchen im Naturpark Stechlin, Brandenburg gepflanzt, zahlreiche weitere Projekte sind in Planung. Es ist aber auch möglich, neue Projekte in der eigenen Region über WikiWoods zu starten. Gesucht werden nicht nur tatkräftige Baumpflanzer, sondern auch Ehrenamtliche, die zum Beispiel Presseerfahrung, Organisationstalent oder Forstwissen mitbringen. Wer keine Zeit hat, selbst Hand anzulegen, kann die Projekte mit Spenden unterstützen. Geld gibt es dafür keines. Der einzige Lohn ist es, die eigene Arbeit wachsen zu sehen – und natürlich Bewegung an der frischen Luft, Naturerlebnis und die Chance auf einen Familienausflug der besonderen Art.

Lust bekommen, einen Baum zu pflanzen? Dann schauen Sie vorbei auf: www.WikiWoods.org

WikiWoods finden Sie auch auf YouTube. In einem kurzen Film erklären die engagierten Bäumepflanzer, wie ihr Projekt funktioniert und was sie antreibt. www.wikiwoods.org/doku.php/die_idee

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09.06.2010

14:21 Uhr

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… durchforstet

Ausstellungen – Termine – Events Es gibt viel zu entdecken und zu lernen – in Wäldern, Klimawerkstätten und Märchenwelten. Durch ein Märchenland können Sie sogar wandern. Hier unsere Reihe mit Veranstaltungstipps im ForestFinest Magazin

Foto: digi3 für kessler & Co. GmbH

Die Wanderausstellung „Klimawerkstatt – Umweltexperimente für Zukunftsforscher“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zeigt nicht nur Ursachen und Folgen des Klimawandels, sondern bietet auch konkrete Lösungsansätze zum Schutz von Klima und Umwelt. Das ist in Zeiten des Wandels nicht nur für junge Menschen zentral. An acht Stationen mit insgesamt 24 Experimenten können die Besucher auf Entdeckungstour gehen und die Zusammenhänge zwischen persönlichem Energieverbrauch, Kohlendioxid-Ausstoß und Klimawandel selbst erforschen. Denn wer das eigene Handeln mit den globalen Veränderungen in Zusammenhang bringen kann, erkennt die Notwendigkeit, selbst aktiv zu werden. Die Ausstellung ist bis August 2011 im Zentrum für Umweltkommunikation in Osnabrück zu sehen. Danach kann sie ausgeliehen werden. Zentrum für Umweltkommunikation/DBU, An der Bornau 2, 49090 Osnabrück, www.klimawerkstatt.net

Foto: regiowiki.hna.de, Wogner 2007

Foto: Christine Sommer-Guist

Das „Waldpädagogische Zentrum Eifel“ bietet Kindern und Erwachsenen Walderlebnisse als interaktive Naturerfahrungen. Es verbindet Umweltbildung mit dem spielerischen Erleben der Natur und zeigt die vielfältigen Beziehungen zwischen Wald und Menschen. Unter dem Motto „Steig dem Baum aufs Dach“ eröffnet das WPZ unter fachkundiger Anleitung allen Besuchen sogar die Möglichkeit, Bäume zu besteigen. Mit Seilsicherung und ein wenig Mut gelangen sie in die höchsten Wipfel der Bäume und können den Lebensraum von Specht und Waldkauz aus nächster Nähe betrachten. Das Freilichtmuseum bietet während der Sommermonate Schulklassen im Rahmen einer Unterrichtsreihe die Möglichkeit, im Museum zu leben und bei Landwirten, Hauswirtschafterinnen und Handwerkern mitzuarbeiten. Waldpädagogisches Zentrum Eifel, Im Rheinischen Freilichtmuseum, Auf dem Kahlenbusch, 53894 Kommern, www.kommern.lvr.de/waldpaedagogik_zentrum/

Der Märchenlandweg im Norden Hessens führt durch drei große Wälder, den Reinhardswald, Habichtswald und Kaufunger Wald, wo neben einem echten Wolf auch Dornröschen und Frau Holle gesichtet worden sein sollen. Der Weg bietet reizvolle Aussichten auf sanfte Hügellandschaften und in die offenen Flusstäler von Fulda, Weser und Diemel. Dabei gibt es Abschnitte für die unterschiedlichsten Vorlieben: Freunde der Brüder Grimm machen einen Stadtspaziergang durch die Grimm-Stadt Kassel, Märchenliebhaber erwandern sich das ein oder andere Märchenschloss und auf die Kinder warten verwunschene Kletterfelsen. Der Märchenlandweg ist ein Rundweg, der mit seinen 400 Kilometern jedoch aus dem Rahmen fällt und in Etappen erwandert werden will. Pauschalangebote zum Märchenlandweg und individuelle Tourentipps gibt es bei Region Kassel-Land e.V., weitere Infos zum Weg unter www.maerchenlandweg.de.

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09.06.2010

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Für Waldläufer

Mach mit! 85 Tipps für eine bessere Welt ForestFinest-Redakteurin Christine Sommer-Guist ist nicht nur in Sachen internationaler Waldwirtschaft unterwegs, sondern auch als überzeugte Weltverbessererin. Und wer könnte die Erde langfristig zu einem besseren Ort machen als unsere Kinder? Kaum jemand. Deswegen hat unsere engagierte Redakteurin ein Buch für Kinder geschrieben, in dem sie ihnen viele – um genau zu sein: 85 – Tipps gibt, die die Welt verbessern könnten. Dabei erklärt sie den Kindern fachlich kompetent und dennoch kindgerecht leicht verständlich, was hinter den Begriffen Ökologie, Artenschutz, Klimawandel, Fairtrade, Bio oder Erneuerbare Energie steckt. „Sei die Veränderung, die du dir für diese Welt wünschst“, zitiert die Autorin keinen geringeren als Mahatma Gandhi und fordert damit alle Kinder auf, mit pfiffigen Ideen der Welt, in der sie leben, etwas Gutes zu tun. Sie stellt ihnen selbst einige Ideen vor, die leicht von den Kleinen umzusetzen sind, und dennoch Großes bewirken können. Ein Buch für kleine und große Weltverbesserer: Christine Sommer-Guist, Wolfgang Hölker (Hg.): Mach mit! 85 Tipps für eine bessere Welt, 127 Seiten, 9,95 € (D), Coppenrath Verlag, ISBN 978-3-8157-9722-8

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Für Ihre Reisepläne, für die Natur und beiderseitige gute Erholung

Wir bleiben bei den Kleinen und zeigen ihnen die großen Abenteuer des Lebens

Der Flugverkehr ist weltweit für zehn Prozent des Klimawandels verantwortlich. Laut Umweltbundesamt sind es Geschäftsreisende, die ein Drittel der vom Flugverkehr produzierten klimawirksamen Emissionen erzeugen. Für die übrigen zwei Drittel sind private Flüge – Fernreisen, Urlaubsflüge, Shoppingtrips etc. – verantwortlich. „Es gibt eine ganz klare Tendenz beim Reisen“, sagt Regine Gwinner, Chefredakteurin der Zeitschrift Verträglich Reisen. „Die Reiseziele liegen immer weiter weg und die Zeit, die man dort verbringt, wird immer kürzer. Das erklärt auch, warum viele Reisende das Flugzeug als einzig zumutbares Transportmittel betrachten.“ Möglichst schnell, möglichst weit, möglichst oft? Ein unvergesslicher Urlaub sieht anders aus. Die Zeitschrift Verträglich Reisen hat es sich zur Aufgabe gemacht, zu zeigen, dass ein schöner erlebnisreicher Urlaub durchaus klima- und umweltverträglich sein kann. In der Jahresausgabe „Verträglich Reisen 2010“ finden Sie die Schwerpunkte zu Singlereisen, Nordspanien, Familienreisen und Aktivurlaub in den schönsten Naturregionen Europas. Hier können Sie das Heft bestellen:

Und die können in einer kleinen Schachtel von etwa neun mal dreizehn Zentimetern stecken. Denn in dieses handliche Format passen 50 Karten, auf denen Rätselgeschichten rund um Wald, seine Mythen und Rätsel stehen. Die Green-Stories-Box funktioniert so: Die Spieler müssen durch Fragen die rätselhaften Geschichten auf den Karten entschlüsseln. Ein Spieler nimmt dabei eine Karte auf, liest das Rätsel, das auf der Vorderseite steht, laut vor und zeigt seinen Mitspielern die Abbildung. Dann studiert er im Stillen die Kartenrückseite. Auf dieser steht fettgedruckt die richtige Lösung sowie zusätzliche Informationen, die dabei helfen, die Fragen der anderen Spieler zu beantworten. Die anderen Spieler versuchen nun, mit ihren Fragen dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Dabei müssen sie die Fragen so stellen, dass sie eindeutig mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Mit viel Fantasie und ein wenig Glück kommt das Ratevolk der Lösung des Rätsels schnell auf die Spur. Das Tolle an dieser Idee ist, dass man die Karten in den Wald mitnehmen und damit die Kinder motivieren kann mizukommen. Denn mit den Rätseln macht eine Waldwanderung auch den Kleinen Spaß, die nicht zum Waldläufer geboren wurden.

Verträglich Reisen 2010 www.vertraeglich-reisen.de fairkehr GmbH, Verlagsgesellschaft für Verkehr, Freizeit und Tourismus, Niebuhrstraße 16b, 53113 Bonn, 3,90 € (D) pro Heft inklusive Versand; im Ausland 3,90 € pro Heft zzgl. 5,- € Versandpauschale

Green Stories – 50 abenteuerliche Rätsel aus wilden Wäldern; 8,95 € (D), Moses Verlag, ISBN 978-3-89777-485-8, www.moses-verlag.de

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Sor Poung

Gabi Bauer

UNABHÄNGIGKEIT KANN MAN NICHT ANBAUEN. ABER ERNTEN. Ihre Spende macht’s möglich. Stichwort „Frauen stärken“, Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98, Konto 1115. Mehr unter www.welthungerhilfe.de/frauen Welthungerhilfe – Der Anfang einer guten Entwicklung


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