ForestFinest, Ausgabe 1/2009

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4,00 竄ャ ISSN 1866-7325

ForestFinest Ausgabe 12009

D a s M a g a z i n f テシ r w e l t w e i t e Wa l d w i r t s c h a f t

テ僕industrie

Tod unter Palmen Waldeslust

Forest Love oder Fuck for Forest Wald versus Weltkrise

Nachhaltige Investments, Forste und Finanzen


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Ohne Inhalt

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Editorial

Von (Holz-)wegen! Der Forderungswert aller Finanzderivate der Banken weltweit lag bei über 400 Billionen US Dollar. Das Siebenfache des Welt(!)-Bruttosozialproduktes. Phantasiegeld. Staaten übernehmen Garantien und Schulden, die USA haben mächtig die Dollarpresse angeworfen und so erwarten Experten eine Superinflation. Also: Nichts wie in Sachwerte investieren, in Gold, Immobilien und auch Wald. Aber boomt der Immobilienmarkt? Wenigstens der Holzmarkt? Nein! Wer potenziellen Forstinvestoren in diesen unseren Krisenzeiten erzählt, der Holzmarkt boomt, leidet entweder unter Realitätsverlust oder möchte Kunden aufs scheinbar rettende Glatteis führen, um Vertriebsprovisionen zu generieren. Weltweit sind Holzpreis und -handel drastisch eingebrochen. Kein Wunder, ist doch der Holzbedarf in den letzten Jahren stark abhängig gewesen von den heiß gelaufenen Baukonjunkturen in China und den USA. Niemand kann sagen, wie lange die Krise andauern wird. Besonders schwer trifft es Besitzer reiner Teak-Monokulturplantagen. Mit sinkender Nachfrage geht ein momentanes Überangebot an Teak einher. Langfristig sind die Aussichten für wirklichen Wald aber nicht so schlecht. Wohl dem, der vielleicht auch andere „Nischenprodukte“ wie heimische Arten im Programm hat oder gar Wald mit Agroprodukten wie Kakao koppelt. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Auch ForestFinance-Wälder und deren Produkte wären von dieser Absatzkrise und künftigen betroffen. Aber durch die Diversifizierung der Baumarten und die viel längere Umtriebszeit: 25 statt 17 bis 20 Jahre wie bei den meisten Teakplantagen, sind wir flexibler und haben mehr Möglichkeiten, der Krise auszuweichen und sie auszusitzen. Auch in der größten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten gilt wie in Boomzeiten: Forstinvestments – insbesondere ökologische – sind keine Garantie auf Renditen von zehn oder zwölf Prozent. Sie sind aber eine gute Chance auf ein nachhaltiges Ergebnis, basierend auf Grund und Boden und einem nachwachsenden Rohstoff. Ich wünsche Ihnen und uns, aber vor allem den ärmsten Ländern dieser Welt, einen möglichst guten Ausgang dieser Krise und einen friedlichen Übergang in ein nachhaltiges Wirtschaftssystem. In diesen Ländern haben die Menschen nicht nur ihr Investment zu verlieren, sondern oft ihr Leben. Uns geht es gut.

Wald versus Weltkrise Inhalt 4 An uns Die Seite für Leser · Impressum

5 Die phänomenale Fünf Das Geschäft mit der Natur

6 Buschtrommel Meldungen zu Wald und Welt

8 Titel Wald versus Weltkrise – Von nachhaltigen Investments, Forsten und Finanzen

24 Waldwirtschaft Starkholz in deutschen Wäldern Riesenkonzerne und Waldmanagement Holzkohle als Klimaschützer?

28 Reportage Katastrophen unter Palmen – das Geschäft mit Palmöl

30 World of ForestFinance – WFF Auszahlungen · Menschen · Aussichten Nachpflanzgarantie und Jahresrückblick

38 BaumFreund & BaumSchule Von Menschen und Bäumen

40 iForest Waldeslust: Forest Love & Fuck for Forest

Harry Assenmacher, Geschäftsführer ForestFinance Herausgeber ForestFinest

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42 Für Waldläufer durchforstet Bücher · Links · Termine

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An uns …

… die Seite für Leser & Meinungen

Liebe Leserinnen und Leser, vielen Dank für Ihre Briefe und vor allem Mails! Die meisten waren voll des Lobes, andere mit kritischen Nachfragen und wertvollen Hinweisen. Hier eine kleine Auswahl für Sie:

Sebastian Richter schreibt: Mit großem Interesse habe ich Ihre nun zweite Ausgabe gelesen und ich bin beeindruckt von dem Weg, den Sie gehen. Ich möchte Ihnen hiermit meinen tiefen Respekt übermitteln. Weiter so! FF: Vielen Dank!

Birthe Hesebeck von OroVerde – Die Tropenwaldstiftung schreibt: Vielen Dank für Ihr sehr gelungenes Magazin. Und vielen Dank, dass Sie auf unsere Internetseite hingewiesen haben. (in der Rubrik iForest stellten wir die WaldSeiten im Internet vor; Anm. der Red.). Derzeit ist unsere Kinder- und Jugendseite „Die Dschungelforscher“ in Arbeit. FF: Vielen Dank für diesen Hinweis. Wir haben uns die neue Seite schon mal angesehen und können sie unseren Lesern nur empfehlen. Klicken Sie auch mal mit Ihren Kindern auf www.oroverde.de/kids.html

Reiner Mecherlein hinterfragt „Die Phänomenale 5“, die sich dem „Ökologischen Rucksack“ widmete: Ich muss leider feststellen, dass der Text bei der Fragestellung, wo man den ökologischen Rucksack verkleinern kann, in die Lächerlichkeit abdriftet. Da wird doch allen Ernstes Online-Banking und Musikdownloaden als ressourcensparend vermittelt. De facto mag das ja stimmen, aber bleiben wir doch mal beim Bild des Rucksacks. Wenn ich meinen zu schweren Rucksack leichter machen will, nützt es nichts, wenn ich ihn öffne, durchforste und dann ein Lutschbonbon herausnehme. Danach wird er noch fast genauso schwer sein. Wenn er leichter werden soll, dann muss der schwere Ballast raus, die Schwergewichte. Da kommt an allererster Stelle der Flugverkehr, der immer

4 FF

noch zunimmt. Dann sind das solch liebgewonnene „Marmorsteine“ wie übermäßiger Fleischkonsum, denn Vieh braucht ein Vielvielfaches Mehr an Naturressourcen als Überweisungsbelege. Die Liste lässt sich mit dem IndividualStraßenverkehr weiterführen. Wenn wir ökologisches Handeln so vermitteln wie in dem Text, dann verstricken wir uns in Details und Kleinigkeiten. Ich sehe gar die Gefahr, dass wir echtes Umweltbewusstsein und Handeln damit verwässern. Wer betreibt heute noch kein Online-Banking? Viele Menschen laden bereits Musik aus dem Internet. Verhält man sich denn dann schon umweltfreundlich? Ich bin bemüht, Ressourcen und Treibhausgase einzusparen, wo es geht. Ich muss aber da ansetzen, wo es nötig ist und etwas bringt. Drum werde ich morgen das Auto stehen lassen, werde ich dieses Jahr keine Flugreise unternehmen, etc. Das sind schmerzliche Einschränkungen, keine Erleichterungen wie OnlineBanking, womit ich mir locker die Selbstabsolution erteilen kann.

Impressum ForestFinest – Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft Nr. 1/2009 ISSN 1866-7325 Herausgeber und V.i.S.d.P.: Forest Finance Service GmbH, Harry Assenmacher, Geschäftsführer HRB 13610, Amtsgericht Bonn Eifelstraße 20, 53119 Bonn Redaktion: Christine Sommer-Guist, Harry Assenmacher MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Michael van Allen, Carola Paul, Nicolas Rieger, Kristin Steffan, Alexander Watson, Feifei Yu Gestaltung & Produktion: SOKO-Layout, Petra Nyenhuis-Grafik, Bonn Titelfoto: www.digitalstock.de/Montage SOKO-Layout

Im Januar 2009 stellten unsere Förster in Panama fest, dass auf der Fläche eines WoodStockInvest-Kunden etwa vier Prozent der aufgeforsteten Bäume abgestorben waren. Sie gingen der Sache nach und setzten die Fünfjahres-Garantie um: Sie suchten nach Bäumen, die besser zum Boden vor Ort passen und forsteten die Fläche neu auf. Lesen Sie auf Seite 30 mehr dazu.

Kontakt Redaktion: redaktion@forestfinance.de ForestFinance Service GmbH, Eifelstr. 20, 53119 Bonn, Fon: 0228/943 778 0, Fax: 0228/ 943 778 20 Druck: 17.000 Exemplare, Möller Druck und Verlag GmbH, Berlin, auf 100% Recycling-Papier. Für ForestFinanceKunden ist der Bezug kostenlos. Preis: € (D) 4,00 Bestellungen für Jahresabonnements: 4 Ausgaben – 12 Euro, schriftlich an: ForestFinance Service GmbH (Anschrift siehe oben)

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Die phänomenale 5

Das Geschäft mit der Natur

Die Wurzeln der Nachhatigkeit Man mag mutmaßen, warum ausgerechnet dieses Wort Einzug in einen Trend von Fonds- und sonstigen Investmentgeschäften gehalten hat. Ursprünglich kommt der Begriff aus der Forstwirtschaft und besagt, dass man nicht mehr Holz schlagen sollte, als nachwachsen kann. Möglicherweise, weil das so umweltfreundlich klingt, aber auch, weil es als Metapher für eine pragmatische ökonomische Leitlinie herhalten kann, betitelt der Markt Fonds und sonstige Investments als nachhaltig, wenn sie dazu beitragen sollen, die Erde in Zukunft ein bisschen besser zu machen. Das kann, muss aber nicht, auch ökologisch heißen. Und der Markt wächst So haben Anleger insgesamt bereits 30 Milliarden Euro in Nachhaltigkeitsfonds investiert, die in Deutschland zugelassen sind. Allein im ersten Halbjahr 2008 sind 45 neue Fonds auf den Markt gekommen, bis zum dritten Quartal 2008 macht das eine Summe von 254 zugelassenen nachhaltigen Fonds. Ein großer Teil davon ist stark themenorientiert und beteiligt sich beispielsweise an Windkraft- oder Solaranlagen. So sind von diesen 254 Fonds immerhin 167 Aktienfonds mit einem Volumen von rund 23 Milliarden Euro. Ohne diese Investments wäre die Branche für alternative Energien wahrscheinlich nicht so gewachsen, wie sie es in den letzten Jahren getan hat. Allein in Deutschland gibt es mittlerweile 20.000 Windräder, die so viel Strom erzeugen wie die drei größten deutschen Atommeiler. Und es finden rund 90.000 Menschen Arbeit bei den entsprechenden Unternehmen.

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Zahlenspiele von Nicolas Rieger (22), studiert Technik-Journalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und ist Master des ForestFinance IT-Netzwerkes.

Foto: aboutpixel.de / Holger Hecklau

Es ist schon so eine Sache mit der Nachhaltigkeit. Dirk Althaus* sieht in ihr eine „Worthure“, einen Begriff, den jeder mit allem füllen kann. So führt Benutzerfreundlichkeit einer Website zu nachhaltiger Bekanntheit derselben. Jugendarbeit ist nachhaltig, denn irgendwie hat man ja in Zukunft was davon. Und wenn ein Freund einem etwas nachträgt, ist man ebenfalls – zumindest umgangssprachlich – ganz nah an Nachhaltigkeit.

Auswüchse und Auswirkungen Dennoch sind einige nachhaltige Investments zumindest vom ökologischen Standpunkt her kritisch zu sehen. Wer zum Beispiel in den weltgrößten Fonds für neue Energien investiert, den Blackrock Global Fund New Energy mit einem Volumen von sieben Milliarden Dollar, beteiligt sich indirekt an einem großen Händler für Gensoja, weil dieser unter anderem auch Biosprit herstellt. Derlei für den rein ökologisch orientierten Anleger bedenkliche Faktoren will der Natur-Aktien-Index vermeiden. Dieser umfasst derzeit 30 internationale Unternehmen, die als Vorreiter in Bezug auf ökologisches Wirtschaften angesehen werden. Die Liste der indizierten Unternehmen kann eine Entscheidungshilfe sein. Ebenfalls eine Hilfe ist das Siegel des European Social Investment Forums, das strenge Kriterien in Bezug auf soziale und ökologische Aktivitäten anlegt. Die Klassiker – in Holz Und natürlich gibt es neben den Investments in alternative Energien und Umwelttechnologie auch klassische Invest-

ments ins Holzgeschäft. Die mit Abstand meisten Fonds liegen auf Wäldern in den USA – immerhin gibt es hier mit 57 Millionen Hektar Waldfläche genug zu bewirtschaften. Die Campbell Group etwa hat einen Fonds aufgelegt, der mittlerweile 625.000 Hektar Wald in vier Bundesstaaten umfasst. Die Wells Timberland Reit besitzt immerhin 131.000 Hektar. Inwieweit hier der Wald tatsächlich ökologisch und umweltfreundlich verwaltet wird, ist mangels unabhängiger Zertifikate bei den großen Fonds und Investmentgesellschaften nicht immer ganz eindeutig. Aber dass sich etwa die Campbell Group selbst Regeln auferlegt, die verantwortungsbewusste Waldwirtschaft und soziales Engagement beinhalten, weckt Vertrauen. Kontrolle wäre besser …

*Prof. Dr. Althaus ist Autor des Buches „Zeitenwende: Die postfossile Epoche. Weiterleben auf dem Blauen Planeten“, erschienen im Mankau-Verlag, 2007

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Buschtrommel

Foto: Osram-Pressebild

Meldungen zu Wald und Welt – Von Fledermäusen, Forschern und Forsten. Fledermäuse können bei der Wiederaufforstung tropischer Wälder helfen, indem sie Samen verbreiten. Forscher vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin (IZW) und der Universität Erlangen-Nürnberg unterstützten diesen Prozess in Costa Rica. Sie bauten künstliche Tagesquartiere, die sie auf gerodeten Flächen anbrachten. Die Tiere nahmen die Quartiere in Besitz, verteilten mit ihren Ausscheidungen Samen von mehr als 60 Pflanzenarten rund um die Quartiere und legten damit die Grundlage für einen neuen Wald. In den letzten Jahren ist der Bestand der tropischen Wälder stark zurückgegangen. Die intensive Nutzung ehemaliger Wälder als Ackerland macht den Boden unfruchtbar, viele gerodete Flächen liegen brach. Da diese keinerlei Schutz für Vögel und Kleintiere als Samenausbreiter bieten, verbreiten sich Pflanzensamen nur schleppend. Die künstliche Aufforstung tropischer Wälder ist wiederum sehr kostspielig und oft fehlt die Kenntnis, wie man den Wald schnell wieder in einen möglichst natürlichen Zustand versetzen kann. „Hier können die Fledermäuse Abhilfe schaffen, denn sie scheuen die offenen Flächen nicht und haben einen großen Aktionsradius“, erklärt Detlev Kelm vom IZW. Die Tiere fressen viele Früchte und trinken Nektar, wodurch ihnen eine Schlüsselrolle in der Samenausbreitung und Pflanzenbestäubung zukommt. Die Forscher fanden heraus, dass um die künstlichen Quartiere Samen von zahlreichen Pflanzenarten eingetragen wurden, darunter besonders viele Pionierarten. Diese Pflanzen bilden das erste Stadium der Wiederbewaldung und setzen somit die natürliche Wiederaufforstung in Gang. Mehr dazu finden Sie auf der Website des Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), www.izw-berlin.de.

Foto: pixelio/Dieter Haugk

Panama verschenkt sechs Millionen Energiesparlampen. Mit der kostenlosen Verteilung will die Regierung den durch ineffi ziente Klimaanlagen explodierenden Strombedarf des Landes drosseln und EUHilfen kassieren. Die Lampen werden an etwa 600.000 Haushalte im Land verteilt. Laut ANAM, Panamas nationaler Umweltbehörde, ermöglicht die Austauschaktion, wegen der dadurch erzielten Verringerung des CO2-Ausstoßes, EUHilfen zwischen einer und 2,8 Millionen Euro zu bekommen. Da es in Panama kein geregeltes Recycling gibt, bleibt abzuwarten, ob die mit Schwermetallen belasteten Lampen, die in Deutschland als Sondermüll deklariert sind, nicht schon mittelfristig zu einer hochgiftigen Belastung der weit verbreiteten wilden Müllkippen und damit des Grundwassers werden.

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Wirtschaftsförderung und Naturschutz sind keine Gegensätze. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Deutsche Jagdschutz-Verband (DJV) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) haben die Bundesregierung aufgefordert, die im Konjunkturpaket zugesagten Gelder für eine wildtierfreundliche Verkehrswegeplanung zu nutzen. „Die Förderung der Wirtschaft durch Infrastrukturmaßnahmen steht nicht im Gegensatz zu Arten- und Naturschutz“, betonten der BUND-Vorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger sowie die Verbandspräsidenten Jochen Borchert (DJV) und Olaf Tschimpke (NABU) in einem gemeinsamen Schreiben an die Politik. Arten wie Wolf, Luchs, Wildkatze und sogar der Hirsch seien darauf angewiesen, dass die letzten verbliebenen unzerschnittenen und verkehrsarmen Lebensräume in Deutsch-

land wieder vernetzt würden. Nur so könne Deutschland seinen internationalen Verpflichtungen zum Erhalt der Arten- und Lebensraumvielfalt gerecht werden und gleichzeitig Arbeitsplätze sichern. „In Deutschland besteht geradezu ein Investitionsstau, was die wildtierfreundliche Raumplanung betrifft“, erklärten die Umweltschützer. So gäbe es lediglich 35 Grünbrücken, die das über 230.000 Kilometer umfassende Straßennetz für Tiere passierbar machten. Damit ist Deutschland Schlusslicht im europäischen Vergleich. Nun gelte es, so die drei Verbände, das vorhandene Wissen in der Praxis umzusetzen und gleichzeitig ein nationales Programm für die Vernetzung von Lebensräumen und den Biotopverbund aufzulegen.

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Foto: Haus der Zukunft

Buschtrommel

für Sie aufgelesen

Foto: sxc.hu/Jack Horst

Neue Fahne der Vereinten Natur gehisst. Auf den Tag genau, 60 Jahre nach der Erklärung der Menschenrechte durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen, demonstrierten vier deutsche Umweltzentren für die Anerkennung des Lebensrechtes aller Lebewesen. Sie hissten die Fahne der Vereinten Natur. Beteiligt an der Aktion sind unter anderem das Haus der Zukunft, das Zukunftszentrum Mensch-NaturTechnik-Wissenschaft sowie die Botschaft der Wildtiere der Deutschen Wildtierstiftung. Die „Flag of United Nature“, wie sie in Anspielung auf die „Flag of United Nations“ heißt, symbolisiert mit blauer Kreisfläche

auf weißem Grund den Frieden mit unserer Erde. Weiße Sterne stellen die Lebewesen in ihrer Artenvielfalt dar. Der Mensch, symbolisiert durch einen gelben Stern, fügt sich in die Gemeinschaft aller Lebewesen ein. Dr. Georg Winter, Gründer des Hauses der Zukunft, ist überzeugt: „Weltweit wächst das Bewusstsein, dass der Mensch eigene Rechte der Natur respektieren und durchsetzen muss, wenn er langfristig überleben will. Die Schweizer Bundesverfassung verlangt bereits Berücksichtigung der Würde der Kreatur. In der neuen Verfassung von Ecuador werden sogar bestimmte Rechte der Natur garantiert.“ Mehr dazu erfahren Sie unter www.haus-der-zukunft-hamburg.de

Frage: Was wären Sie bereit für die Stadt der Zukunft zu tun?

Grafik: Quelle: obs/Bilfinger Berger AG

Energiesparende Haushaltsgeräte kaufen

81 %

Konsequent Müll trennen und vermeiden

79 %

Sich in sozialen Pro- Auf ein eigenes jekten engagieren / Auto verzichten Höhere Steuern für Umweltschutz zahlen

45 %

Umweltschutz und soziales Miteinander stehen bei Großstadtbewohnern ganz oben auf der Wunschliste. Eine noch stärker technisierte Lebenswelt ist dagegen für die meisten Großstädter kein erstrebens-

44 %

Höhere Steuern zum Ausgleich des sozialen Ungleichgewichts zahlen

35 %

wertes Ziel. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie, die Prognos im Auftrag von Bilfinger Berger durchgeführt hat. Die überwiegende Mehrheit der Befragten wünscht sich, dass in dreißig Jahren

Familien, Singles, Einkommensschwache, Besserverdienende und Migranten in durchmischten Stadtvierteln wohnen. Sie stellen sich vor, dass Häuser und Bürogebäude dann mindestens so viel Energie produzieren, wie sie verbrauchen. Außerdem wünschen sich viele, alle Wege in der Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen zu können. Um diese Ziele zu erreichen, sind die Befragten bereit, selbst einen Beitrag zu leisten – besonders im Umweltschutz. Rund 80 Prozent der Städter wollen im Haushalt energiesparende Geräte verwenden sowie Müll konsequent trennen oder vermeiden. Fast jeder Zweite würde in der Stadt sogar auf das eigene Auto verzichten oder sich ehrenamtlich in sozialen Projekten engagieren.

Foto: pixelio.de / Dirk Suhm

GTST +++ Gute Trommel +++ Schlechte Trommel +++ Schlechte Nachrichten gibt es derzeit genug: Weltwirtschaftskrise und Börsencrash treffen jeden. Ebenso die Klimaerwärmung. Bei der rechnen Umweltschützer wie der WWF vor, dass sie schneller voranschreitet als bislang angenommen. Beide Krisen können aber auch zu etwas Gutem führen, und zwar mit dem weltweiten Verzicht auf Atomkraft und einem Ausstieg aus Kohlekraftwerken. Zu dem Schluss kommt die Greenpeace-Studie „energy (r)evolution“. Viele Probleme lösen können Einsparungen beim Verbrauch von Strom, Heizenergie und Kraftstoffen sowie ein Umstieg von der Öl- und Gas- in eine Öko-Energiewirtschaft. Die dazu nötigen hohen Investitionen von rund 9 Billionen Dollar bis 2030 müssten nur vorfinanziert werden: Mit

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dem schrittweisen Schließen der Kohle-Kraftwerke sparten die Unternehmen Brennstoff-Kosten in Höhe von 18 Billionen Dollar. In neue Öko-Energiekapazitäten wurden 2007 rund 71 Milliarden Dollar investiert. „In den nächsten Jahrzehnten ist ein Wachstum auf über 350 Milliarden Dollar pro Jahr möglich“, heißt es in der Studie, die Sie auf www.greenpeace.de finden.

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Wälder versus Weltkrise Oder: Welche Rolle spielen Öko-Investments bei der Rettung der Welt?

„Geldleute lesen gründlicher als Bücherliebhaber – sie wissen besser, was für Nachteile aus flüchtiger Lektüre entstehen.“ Davon war Bertolt Brecht, der vor 111 Jahren geboren wurde, überzeugt. Die Zeiten haben sich geändert. Nur wenige Geldleute lesen und denken gründlich, erst recht nicht die, die uns die weltweite Wirtschaftskrise beschert haben. Lesen Sie bei uns, was Sie besser oder anders machen können.

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Titel

Von grünen Wundern

Foto: links: www.sxc.hu/Ryan Tamayo, oben: www.sxc.hu/Mateusz Stachowski

und sicheren Werten Die Ratlosigkeit war Ende 2008 fast so groß wie das Entsetzen. Viel Geld ging für immer verloren, viele Hoffnungen auf Sicherheit und einen ruhigen Lebensabend im eigenen Heim wurden verschüttet. Aber worauf gründeten diese Hoffnungen? Oft auf faulen Krediten, Leerverkäufen und anderen riskanten Spekulationen. Versprechungen, die bei genauer Betrachtung schon immer leer waren. Nur hat leider kaum jemand bei den großen Banken dieser Welt genau hingesehen. Die Gier war zu groß. Nun gibt es wieder viele neue Versprechen: „Rendite ohne Reue“ oder „Gewinne mit gutem Gewissen“. Sie alle werben für Geldanlagen, die in natur- und sozialverträgliche Produkte und Unternehmen investieren. Und wieder glauben ihnen viele: Allein in Europa wurden bis heute gut 2,6 Billionen Euro in Investments mit ethischen und ökologischen Kriterien angelegt. Und immer mehr Menschen sind bereit, ihr Geld in nachhaltige Fonds und ähnliche Angebote zu investieren. Ganz neu sind diese nicht. Seit Klimaerwärmung und Umweltzerstörung immer mehr Menschen bewusst wurden, haben viele von ihnen nach Alternativen gesucht. Sie investierten schon im 20. Jahrhundert Millionen in Windräder und Solaranlagen und setzten damit auch ein Zeichen gegen Atom- und Kohlekraftwerke. Dieser Öko-Nischenmarkt wuchs und gedieh. So wurden Ende der 1990er weltweit knapp 20 Indizes für diesen im Vergleich kleinen aber feinen Markt entwickelt. Am bekanntesten sind der New Yorker Dow Jones Sustainability Index und der FTS4Good aus London sowie der deutsche Natur-AktienIndex, NAI. Heute gibt es weltweit 30 ÖkoIndizes. Ein Index fasst die Entwicklung mehrerer Aktien zusammen. Wenn man die nachhaltigen mit den altbekannten vergleicht,

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Der Bär ist ein Symbol für fallende Kurse an der Börse, einer Baisse, die so viel wie Bärenmarkt bedeutet. Der lässt seit einiger Zeit viele Anleger an den Bankensystemen zweifeln, einige sogar verzweifeln. Dabei warf der Börsencrash 2008 nicht nur ein Licht auf skrupellose und gierige Investoren, sondern auch viele Fragen auf. Wie realistisch und vor allem verantwortungsvoll waren die Erwartungen der Anleger an ihre Investments? Können und müssen diese grenzenlos wachsen? Auf welchem Boden? Auf wessen Kosten?

stellt man fest, dass sich die Renditen der ökologisch und sozial verträglichen Aktienfonds sehen lassen können. Sie waren sogar in den Krisenzeiten, die den DAX abstürzen ließen, stabil. Die Bundesstiftung Umwelt fand in einer Studie heraus, dass der Erfolg der Fonds von der Strenge der Nachhaltigkeitskriterien abhing. Je stärker ein Fond auf Ökologie und soziale Faktoren achtete, desto erfolgreicher schnitt er ab. In Europa gibt es zurzeit etwa 400 nach-

haltig orientierte Publikumsfonds mit einem Volumen von etwa 30 Milliarden Euro. Es gibt unzählige Anlagemöglichkeiten – von der ökologisch ausgerichteten Riester-Rente bis zu Wertpapieren und riskanten Aktien. Wer daran verdienen will, muss ein gründlicher Leser werden. Er muss genau prüfen, ob das Angebot zu seinem Anliegen passt und zu seinem Budget. Er sollte Verantwortung übernehmen – für sich selbst und die Umwelt. Das ist Nachhaltigkeit.

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Titel

Nachhaltigkeit gewinnt! „Nachhaltiges Investment kostet“ – So lautet ein hartnäckiges Vorurteil. Eine neue Studie beweist jedoch das Gegenteil. Statistische Berechnungen des Center for Corporate Responsibility and Sustainability der Universität Zürich (CCRS) in Kooperation mit der ETH Zürich und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim zeigen anhand von Daten der Bank Sarasin, dass nachhaltiges Investieren eine Strategie für Gewinner ist. Sie untersuchten den Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und finanzieller Performance und kamen zum Schluss, dass Nachhaltigkeit die Aktienrendite positiv beeinflusst. Im Finanzjargon liest sich das

so: „ Resultate der ökonometrischen Einzeltitelanalysen zeigen einen signifikant positiven Einfluss des Unternehmensratings auf die durchschnittliche monatliche Aktienrendite zwischen 2003 und 2006.“ Die Experten vom ZEW und CCRS sind sich sicher, dass sich die Wechselbeziehung zwischen finanzieller Performance und Nachhaltigkeit in Zukunft weiter positiv entwickeln wird. Denn ökologische und soziale Themen wie Klimawandel oder Globalisierung und die damit verbundenen Risiken werden der Öffentlichkeit und auch den Finanzmärkten zunehmend bewusster. Mehr dazu finden Sie unter www.zew.de und www.ccrs.unizh.ch

Markt für nachhaltige Fonds wächst Anzahl der Fonds

Volumen der Fonds (Milliarden Euro)

250

35

33,6

223 30,0

30

181

25

137

20

18,2

124 109

112

15 100

10

8,6

50 5

4,2

2003 2004 2005 2006 2007 2008*

2003 2004 2005 2006 2007 2008*

* Erstes Halbjahr 2008

Der Markt für nachhaltige Gelder wuchs 2008 rasant. Im ersten Halbjahr 2008 kamen in Deutschland 45 solcher Fonds auf den Markt und ließen somit die Gesamtzahl auf 223 steigen. Das meldet das Sustainable Business Institute, SBI. Grafik: Marc A. Venner, Quelle: www.nachhaltiges-investment.org

10 FF

www.test.de · Unter „Geldanlagen + Banken“ finden Sie sehr nützliche Tipps zu Geldanlagen. Allerdings liegt der Schwerpunt hier mehr auf Sicherheit als Nachhaltigkeit. www.oekom-research.de · Die oekom rese-

www.forum-ng.de · Dahinter verbirgt sich das Forum Nachhaltige Geldanlagen, ein Zusammenschluss von 80 Unternehmen und Organisationen, die sich für nachhaltige Geldanlagen einsetzen. www.oekotest.de · Hier finden Sie unter „Geld und Versicherungen“ Testberichte und Empfehlungen – zum Beispiel zu der populären Riesterrente.

5,3

0

0

Was passiert, wenn meine Bank pleite geht? Bieten Tagesgeld oder Festgeld die höheren Ertragschancen? Wie steht es um meine Altersvorsorge? Fragen, die durch die Finanzkrise allgegenwärtig geworden sind. Anleger fürchten um ihre Rücklagen und suchen nach zukunftsfähigen Geldanlagen. Das Buch der Stiftung Warentest präsentiert Informationen für Sparer und Anleger, die Probleme der Finanzkrise zu bewältigen. „Sicher anlegen in der Krise“ Stiftung Warentest, Dezember 2008, ISBN: 978-3-868513-07-3, Euro 12,80

arch AG ist eine der weltweit führenden RatingAgenturen im nachhaltigen Anlagesegment. Hier finden Sie Informationen zu Investments, deren Rendite ebenso streng geprüft wurde wie ihre ökologischen beziehungsweise sozialen Werte.

200

150

Zum Nachlesen und Prüfen:

www.bafin.de · Auf den Seiten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) finden Sie die Broschüre „Geldanlage – Wie Sie unseriöse Anbieter erkennen“ und darin wie Sie die guten von den bösen Anbietern unterscheiden können. Mit den hier vorgestellten Kriterien können Sie Anbieter überprüfen, auch die, die Nachhaltigkeit versprechen.

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Titel

Grüne Banken, gute Ideen Banken, die nachhaltig wirtschaften: (in alphabetischer Reihenfolge)

Die EthikBank, eine Tochter der Volksbank Eisenberg, bedient Kunden in Deutschland und Österreich. Sie kauft nur Wertpapiere von Firmen, die ökologisch und sozial verträglich arbeiten. Bei Staatsanleihen achtet sie darauf, dass die emittierenden Länder die Menschen- und Bürgerrechte beachten. www.ethikbank.de

Die GLS Bank startete in das Jahr 2009 als Milliardenbank. Sie veröffentlicht alle vergebenen Kredite in ihrer Kundenzeitschrift und legt auch ihre Eigenanlagen offen. So viel Transparenz bringt Gewinn. www.gls.de

Die Steyler Bank gründeten 1964 die Steyler Missionare. Sie ist die einzige Missionsbank Europas und verzeichnet ein kontinuierliches Wachstum. Jahr für Jahr fließen mehrere Millionen Euro Missionshilfe in größere und kleinere Projekte in der ganzen Welt. www.steyler-bank.de

Die Frankfurter Triodos Finanz GmbH GmbH ist eine Agentur der Triodos Bank NV in Zeist, Niederlande. Sie hat ein europäisches Netzwerk aufgebaut, mit Standorten in den Niederlanden, in Großbritannien, Belgien und Spanien. www.triodos.de

Die Umweltbank: „Das Konzept hat sich bewährt. Die UmweltBank zeigt, dass ökologisches Profil und Profit zusammenpassen.“, schreibt die Boerse.ard. de. Leider bietet sie keine Girokonten, nur Geldanlagen. www.umweltbank.de

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Greenpeace fordert eine „grüne Revolution“ der Weltwirtschaft „Die Industrieländer helfen den Banken mit mehr als drei Billionen Euro aus ihrer selbst verschuldeten Misere. Dafür muss die Finanzwirtschaft jetzt eine Gegenleistung für die Rettung des Planeten erbringen“, sagt Greenpeace-Geschäftsführerin Brigitte Behrens. Greenpeace fordert neben staatlichen Kontrollen und mehr Transparenz an den Finanzmärkten die Besteuerung von Finanztransaktionen, um Maßnahmen gegen die Klima- und Umweltkrise zu finanzieren. „Mit Spekulationen hat die Finanzwirtschaft bisher den Wettlauf um natürliche Ressourcen angeheizt und vom Raubbau an der Natur profitiert. Die Konferenz in Washington muss Regeln dagegen setzen und die Finanzwirtschaft zum Motor für eine grüne Revolution der Weltwirtschaft

machen. Wenn die Rettung der Banken wichtig ist, dann muss die Rettung des Planeten noch wichtiger sein“, so Behrens. Die Finanz- und Wirtschaftskrise ist eine gewaltige Chance, Maßnahmen gegen die viel bedrohlichere Klima- und Umweltkrise zu ergreifen. Denn wenn nicht sofort Investitionen gegen den Klimawandel erfolgen, werden die Schäden Experten zufolge bis zu 20 Prozent des Weltsozialprodukts (GDP) kosten – das wären derzeit rund 7,5 Billionen Euro jährlich. „Nichtstun beim Klimaschutz wird uns in wenigen Jahren eine Dauerfinanzkrise bescheren“, warnt Brigitte Behrens. Mit sofortigen Investitionen in den Klimaschutz von nur einem Prozent des GDP – derzeit rund 410 Milliarden Euro pro Jahr – könnten die schlimmsten Folgen noch vermieden werden.

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Titel

Vier Fragen, fünf Köpfe, ein Thema:

ForestFinest fragt:

Gerrit Steinert,

Binita Maurmann

Deutscher Sparkassen und Giroverband

Versiko AG

Wie definieren Sie Nachhaltigkeit?

Wir sehen darin ein Konzept, um ökonomische, soziale und umweltorientierte Ziele miteinander zu harmonisieren. Dies dient dazu, die natürlichen Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen zu erhalten, durch Innovationen den Wohlstand gerade auch in ärmeren Regionen zu heben und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.

Welche Rolle spielen nachhaltige Investments für Ihre Institution?

Wer bei Sparkassen Geld anlegt, kann sicher sein, dass es in die Heimatregion investiert wird. Auch das sehen wir als Beitrag zur Regionalität und Nachhaltigkeit. Nachhaltige Investments wie Investmentfonds sind für uns noch ein kleiner, aber dynamischer Markt.

Die ÖKOWORLD Lux S.A. ist die erste und einzige Kapitalanlagegesellschaft, die ausschließlich Fonds auflegt und managt, die ökologischen, ethischen und sozialen Kriterien folgen. Im Retail-Vertrieb, der Nachhaltigen Vermögensberatung, verbinden wir seit über 30 Jahren konventionelle Versicherungen und Kapitalanlagen mit ökologischem Investment.

Sind nachhaltige Anlageformen ein Vorbild für zukünftige Finanzsysteme – oder nur Marketinginstrument?

Wir gehen davon aus, dass die Beachtung ökologischer Gesichtspunkte an den Finanzmärkten künftig eher zu- als abnimmt. Soziale und ethische Aspekte werden bei Finanzprodukten eine stärkere Aufmerksamkeit erfahren.

Nachhaltiges Investment ist längst kein Mode-Thema mehr. Es hat sich in den Finanzetagen fest etabliert, nicht zuletzt, weil sich qualitativ hochwertige Finanzprodukte aus diesem Segment recht solide am Markt behaupten konnten. Bei einer globalen Finanzkrise folgen zwar auch nachhaltige Investments den gegebenen Marktzyklen. Aber: Unternehmen mit nachhaltigen Strategien sind auf längere Sicht denjenigen überlegen, die ökologische und soziale Aspekte ignorieren.

Was empfehlen Sie Anlegern mit einem nachhaltigen Anliegen, wenn Sie es nicht nur guten Gewissens, sondern auch sicher anlegen wollen?

Das kommt auf die Anlageziele, die Möglichkeiten einer Streuung der Anlagen sowie die Risikoneigung der Kunden an. Das Sicherheitsargument spricht für einen Grundstock an klassischen Sparprodukten und einer privaten oder betrieblichen Altersvorsorge. Wer darüber hinaus den Kapitalmarkt nutzen und die ökologischen und sozialen Faktoren betonen möchte, kann z. B. Investmentfonds ins Depot nehmen, die breit gestreut in solche Unternehmen investieren, die sich durch besonderes Umwelt- und / oder Sozialengagement auszeichnen.

Denen empfehle ich natürlich unsere Fonds. So investiert der Fond „Ökoworld Ökovision Garant 20“nur in Unternehmen, die nach strengen ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien ausgewählt wurden und gleichzeitig über großes Renditepotential verfügen. Zusätzlich zum investierten Kapital werden auch die Kursgewinne des Fonds abgesichert. Damit erhöht sich das garantiert an die Anleger auszubezahlende Kapital noch einmal.

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Im Mittelpunkt steht immer der Mensch. Das schließt eine lebenswerte Umwelt ein. Gleichzeitig dürfen wir nicht auf Kosten nachfolgender Generationen leben! Nachhaltige Investments tragen zu einer zukunftsfähigen Entwicklung bei, indem sie in Unternehmen investieren, die die Bedürfnisse der eigenen Generation befriedigen, ohne die Chancen zukünftiger Generationen einzuschränken.

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Titel

Nachhaltigkeit und Geld

Walter Kahlenborn

Kristin Gerber

Christof Lützel

Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V.

Germanwatch e.V.

GLS Gemeinschaftsbank eG

Nachhaltigkeit bedeutet, langfristig zu denken und so zu handeln, dass die Bedürfnisse der Gegenwart gedeckt werden können, ohne damit den zukünftigen Generationen die Möglichkeit, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, zu rauben. Für Investments bedeutet dies, dass nachhaltige Geldanlagen über ökonomische Faktoren hinaus auch soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen.

Die Definition der Brundtland-Kommission zu Nachhaltigkeit trägt nach wie vor den Kern der Botschaft: „Nachhaltige Entwicklung bedeutet wirtschaftliches Handeln, das die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse einzuschränken.“

Grundsätzlich gilt, dass wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Entwicklungen dann als nachhaltig erachtet werden, wenn sie die Bedürfnisse der heutigen Generation berücksichtigen, ohne die Lebenschancen künftiger Generationen aufs Spiel zu setzen. Darüber hinaus hat die GLS Bank seit Jahrzehnten spezifische Nachhaltigkeitskriterien entwickelt – zu Zeiten, in denen der Begriff Nachhaltigkeit kaum bekannt war.

Das Forum Nachhaltige Geldanlagen ist der zentrale Verband all derer in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die an der Entwicklung und dem Ausbau des Marktes für nachhaltige Geldanlagen interessiert sind. Nachhaltige Investments bekannter zu machen und die Rahmenbedingungen für nachhaltige Geldanlagen zu fördern, sind zentrale Anliegen unserer Organisation.

Germanwatch setzt sich schon lange für nachhaltige Investments ein, da dies unserer Meinung nach ein wirkungsvolles Instrument ist, um Umweltschutz, zukunftsorientierte Entwicklung, soziale Gerechtigkeit und eine verantwortungsvolle Wirtschaftspolitik zu fördern.

Nachhaltigkeit in dreifacher Hinsicht – sozial, ökologisch und ökonomisch – ist seit Gründung der GLS Bank vor über 30 Jahren oberster Maßstab für alle Bankgeschäfte. Es werden keine Investitionen getätigt, die unseren Positivkriterien nicht entsprechen bzw. unsere Ausschlusskriterien tangieren.

Aus der aktuellen Krise können wir lernen, dass allein der Blick auf kurzfristige hohe Renditen nicht zielführend ist. Was ein Finanzsystem braucht, ist Transparenz und die Ausrichtung auf langfristige Werte sowie ein besseres Risikomanagement und die Beachtung der Rahmenbedingungen von Investitionen. All das sind Charakteristiken, die nachhaltige Geldanlagen bereits heute vorweisen.

Der bewusste Kauf von Aktien, die im Nachhaltigkeitsindex notiert sind, kann sehr große Wirkung bei der Einhaltung von Menschenrechten und Sozialund Umweltstandards entfalten. So kann die direkte Beteiligung an einem bestimmten Unternehmen oder Projekt beispielsweise den Ausbau von erneuerbaren Energien fördern und dabei maßgeblich zum Klimaschutz beitragen.

Die GLS Bank bietet ausschließlich nachhaltige Anlageangebote. So ist das Angebot folglich nicht nur eine Sparte zu Marketingzwecken. Welche zentrale wirtschaftliche Bedeutung die Integration von Nachhaltigkeitskriterien neben der Prüfung von wirtschaftlichen Gegebenheiten von Unternehmen hat, zeigt die derzeitige Finanzmarktkrise. Sie beweist, dass das alleinige Ziel der Gewinnmaximierung langfristig auch ökonomisch nicht mehr tragfähig ist – sozial und ökologisch schon lange nicht mehr.

Anleger sollten sich gründlich und eingehend mit einer Anlage beschäftigen, ehe sie investieren – das gilt für konventionelle wie auch für nachhaltige Investments.

Wichtig ist das Wissen, was angelegtes Geld macht, dafür Verantwortung zu tragen und die Gesellschaft mitzugestalten. Jedes konventionelle Finanzprodukt ist heute auch als nachhaltige Variante zu haben. Zukunftsfähige Finanzprodukte gibt es auch mit marktüblichen Renditen.

Vor einer Geldanlage sollte sich der Kunde umfassend informieren und dabei neben ökonomischen Gesichtspunkten auch Aspekte wie Transparenz berücksichtigen. Sicherheit bedeutet immer auch Durchschaubarkeit von möglichen Risiken und Überprüfbarkeit von Geschäftsmodellen und Arbeitsweisen. Die GLS Bank veröffentlicht daher neben allen vergebenen Krediten, die in der Kundenzeitschrift „Bankspiegel“ nachzulesen sind, auch ihre Eigenanlagen.

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Titel

Bäume in der Krise? Wie Holzinvestments ganze Regionen verwüsten und aus großen Vermögen kleinere machen können. Autor Michael van Allen führt durch den Angebotsdschungel

Erzeugerpreise für Holz Preisindex für Holz aus Staatsforsten in Deutschland auf der Basis 2000 = 100 Euro 180

■ Industrieholz

160

In guten, wie in wirtschaftlich schlechten Zeiten gilt: Wald erhält Vermögen. Mehr noch: Das biologische Wachstum sorgt selbst in Krisenzeiten für Zuwachs. Denn die Bäume wachsen weiter, egal ob es an den Börsen rauf oder runter geht. Selbst in Zeiten von Weltwirtschaftskrisen und schrumpfenden Renditen – die Holzqualität verbessert sich tendenziell bei den meisten Baumarten durch das biologische Wachstum von Jahr zu Jahr, solange der Baum nicht „zu“ alt wird. Bis dahin kann ein Waldinvestment viele Jahre anwachsen – an Menge und Wert. Ob nicht nur der Baum an Höhe und Umfang gewinnt, sondern auch der Wertzuwachs des Wald-Investments, hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Die Aussichten für Baumeigentümer sind auf jeden Fall gut, vor allem auf lange Sicht gesehen. Denn wer sich Zeit nimmt und sie seinem Forst gibt, der gewinnt. Das Baum-Mengenwachstum ist für den größten Teil der Rendite verantwortlich. So ist ein zehn Jahre junger Teakbaum aus einer Plantage vielleicht 150 US-Dollar wert. Ein Qualitätsbaum von 25 bis 30 Jahren kann schon 800 US-Dollar oder mehr erzielen. Dabei stammt nur ein geringerer Teil der Rendite aus dem – ebenfalls langfristig gesehen – stetigen Zuwachs der Holzpreise. Die Entdeckung der Langsamkeit In Zeiten sinkender Holzpreise, wie in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise, kann ein vorübergehender Verzicht auf Holzerlöse ratsam sein. Zwar verringert dieser kurzfristig die liquiden Einnahmen, langfristig jedoch bedeutet er einen deutlichen Gewinn. Denn die Wartezeit führt zu höheren Holzpreisen – dank des Holzwachstums. Wald ist sozusagen eine Aktie deren zwischenzeitlichen „Buchverlust“ man nicht gezwungen ist zu realisieren und deren Realwert gleichzeitig im „Hintergrund“ der Krise weiter wächst – bis bessere Zeiten kommen und man diesen Wert dann auch realisieren kann. Da Wald und Forst aber auf natürlichen Prozessen beruhen und keine industrielle Produktion sind, gilt diese Aussage als Tendenz, aber nicht als Garantie. So ist eine 60-jährige Buche vermutlich kostbarer als eine 30-jährige. Aber ob eine 100-jährige Buche kostbarer

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174,6

■ Stammholz

140 123,2

116,3

120

107,6 100

100 94,3

80

? ?

2009

1989

1990 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Jan.–Sep.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Die Preise für Holz stiegen in Deutschland kontinuierlich an. Noch fehlen die Zahlen für die aktuelle Entwicklung, die in Folge der Wirtschaftskrise zu stark sinkenden Holzpreisen führen wird.

als eine 60-jährige ist, hängt stark von der Qualität des Holzes ab. Die Gleichung „alter Baum gleich besser und rentabler als jüngerer Baum“ ist also nicht immer zutreffend. Gleichwohl ist dies aber unter gutem Forstmanagement meistens zutreffend. Die negativen wie positiven Konsequenzen daraus sind für Investoren spürbar. Als negativ empfinden viele die langen Wartezeiten bis zur „Ernte“. Investoren müssen in der Tat warten können, denn Waldinvestments sind keine Kurzzeit-Turboinvestments. Und dabei gilt zusätzlich: Je ökologischer, desto langsamer wächst der Wald und damit auch das Waldinvestment. Positiv daran ist aber die Beständigkeit: Extreme Wertschwankungen, wie bei Aktien, gibt es nicht, denn der Wert hat eine reale Basis. Er ist werthaltig, über Bilanzen und Finanzinstrumente hinaus. Wald in Deutschland – vor allem was für Liebhaber In Deutschland ist Wald überwiegend in Besitz von Kommunen, Ländern, Kirchen, Adel oder großen Privatinvestoren. Die Preise für Wald variieren dabei innerhalb der Bundesländer statistisch um rund

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Titel

Nichts grünt so grün wie Waldinvestments. Fast monatlich poppt ein neues Waldinvestment-Angebot aus dem fruchtbaren Boden der Finanzbranche oder findet sich ein neuer Plantagenanbieter. Mal mit dem Zusatz „ökologisch“ oder „nachhaltig“, aber immer renditestark und neuerdings sogar „sicher“.

Gesamtbestand an Pelletsheizungen in Deutschland 140 000

140 000

Energiepreisentwicklung in Deutschland in Cent/kWh 9

120 000

■ Erdgas

8

■ Heizöl

105000

100 000

■ Pellets

7 83000

80 000

70 000

6

60 000 44 000

5

40 000 27 000 13 000 8000 3000

0

4

19 000

20 000

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Quelle: BAFA-Zahlen, geförderte Heizkessel und wassergeführte Öfen

3 2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

Quelle: Solar Promotion GmbH/Brennstoffspiegel

In den letzten zehn Jahren stieg die Anzahl der Pelletsheizungen in Deutschland um mehr als das Fünfzigfache. Ihre Beliebtheit steigt mit den Energie- und letztendlich auch mit den Holzpreisen in Deutschland. Grafiken: Marc Alexander Venner

mehrere hundert Prozent. Das liegt daran, dass sie nicht das Spiegelbild ihrer jeweiligen Wirtschaftlichkeit sind, sondern sogenannte Knappheitspreise. Preistreibend wirkt zum Beispiel der Faktor „Eigenjagdbezirk“. Das heißt ein Wald ist ein Jagdbezirk, in dem der Eigentümer das alleinige Jagdausübungsrecht besitzt. Nach Bundesjagdgesetz werden hierfür mindestens 75 Hektar benötigt, was für entsprechende Liebhaberpreise sorgt. Eine Untersuchung der Universität Hamburg zu Waldpreisen und -renditen ergab eine langjährige Waldrendite deutscher Wälder von durchschnittlich weniger als einem Prozent. Das aber ändert sich seit einigen Jahren. Die Rendite stieg und steigt, nicht nur weil die Rationalisierung der Forstwirtschaft voranschritt und damit auch die Gewinne daraus, sondern auch, weil viele Forste in Staats- und Kommunalbesitz privatisiert wurden. Hauptverantwortlich für das Wachstum sind aber die gestiegenen Holzpreise. Diese steigen dank der starken Nachfrage durch den asiatisch-chinesischen Wirtschaftsboom und dank der zunehmenden energetischen Nutzung europäischer Wälder.

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Allein die Anzahl der Pelletsheizungen in Deutschland ist binnen eines Jahrzehnts um mehr als das Fünfzigfache gestiegen. Weiter angeheizt wird der drastische Zuwachs der Pelletsheizungen durch attraktive staatliche Förderung und die, im Vergleich zu anderen Energieträger,n immer noch niedrigen Energiepreise der Pellets. Diese Entwicklung hat zu einer Preissteigerungswelle quer durch alle Holzqualitäten geführt. War vor zehn Jahren Brennholz beim Förster noch fast kostenlos zu haben, zahlen Kaminbesitzer heute 50 Euro und mehr pro Festmeter. Haben Spanplattenwerke früher noch Holzabfälle fast kostenfrei gegen Abholung bekommen, müssen sie heute für diesen Rohstoff teuer zahlen, sie stehen in Konkurrenz zu Herstellern von Pellets und Holzbriketts, die inzwischen mit über 300 Euro pro Tonne im Endverbraucherpreis gehandelt werden. Autor Michael van Allen, Ökonom und Consultant bei Forest Finance

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Titel

Immer grün gleich gut? Von wegen … Wald international: Krisensicher und renditestark International und in den Tropen, wo die Waldumtriebszeiten weniger als ein Viertel derer von mitteleuropäischen Bäumen betragen, sind zweistellige Renditen möglich. In den USA investieren deshalb langfristig denkende Finanzinvestoren, wie Stiftungen oder Pensionsfonds, bereits seit Jahrzehnten in Wald. Rückblickend war dies ein herausragend gutes Investment: Der entsprechende Waldbesitzerindex „NCREIF Timberland Property Index“ erzielte von 1987 bis 2007 einen durchschnittlichen Wertzuwachs von rund 15 Prozent jährlich. Mehr noch: Verglichen mit den Schwankungen der Aktienindizes waren die Schwankungen minimal. Gerade einmal ein Verlustjahr, mit nur fünf Prozent Wertverlust, verzeichnete der NCREIF-Index. Geringe Schwankungen, von denen Fondsund Aktienbesitzer nur träumen können. So verlor der DAX-Index alleine im vergangenen Jahrzehnt zwei Mal über 60 Prozent seines Wertes.

NCREIF-Timberland (Wald)-Index vs. Aktienindizes

■ Eurostoxx 50-Index

1600

■ MSCI-Index 1400

■ NCREIF-Timberland-Index

Veränderung in %

1200 1000 800

Eukalyptusbäume sind immergrüne Bäume und Sträucher, die in Australien und Indonesien heimisch sind. Werden sie in riesigen südamerikanischen Plantagen als Monokultur angebaut, zerstören sie alles ursprüngliche Grün und Lebensraum vieler Arten. Foto: www.sxc.hu/Benjamin Earwicker

600 400 200

0 1986

1990

1994

1998

2002

2006

Quelle: Bloomberg, National Council of Real Estate Investment Fiduciaries (NCREIF)

Der NCREIF-Timberland-Index ist der Benchmark für Waldinvestments. Im Vergleich zu dem MSCI-World-Index, einem der wichtigsten Aktienindizes der Welt, und dem europäischen Eurostoxx entwickeln sich seine Werte prächtig. Grafik: Marc A. Venner

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Wald ist nicht per se „öko“. Mit Bäumen kann man ganze Regionen verwüsten. Das Problem mit den boomenden, riesigen Monokulturen von Eukalyptus- und Ölpalmplantagen ist mittlerweile allseits bekannt – dank der jahrelangen mühsamen und völlig unterschätzten Aufklärungsarbeit der Umweltschutzorganisationen wie Robin Wood, Greenpeace, OroVerde oder Regenwald e.V. Wenn dann noch für diese Industrie-Plantagen kostbarer Urwald unwiederbringlich gerodet und zerstört wird, ist jede Ökobilanz ruiniert. Ökologisch gesehen ist jede Holzplantage im Vergleich zu natürlich gewachsenem und gealtertem Regenwald arm. Selbst die umweltfreundlich bewirtschafteten Mischwaldforste der ForestFinance erreichen beim Artenreichtum nur einen Bruchteil

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Titel

derer des ursprünglichen Urwalds (siehe hierzu auch Artikel „Bestanden: Unser Wald lebt, Seite 31). Und dennoch bedeuten sie einen wesentlichen Unterschied, den zwischen konventionell und ökologisch bewirtschafteten Flächen. Diesen gravierenden Unterschied – „bio“ versus „konventionell“ – kennen wir in Deutschland bereits aus der Landwirtschaft. Für Waldwirtschaft gilt er ebenso. Mit den gleichen fatalen Folgen in der industriell-konventionellen Forstwirtschaft, vor allem in den Tropen. Konventionelle Forstwirtschaft Schnelles Wachstum, koste es was es wolle, ist das Motto der konventionellen Forstwirtschaft. Es soll den als Nachteil geltenden Faktor „Langfristigkeit“ eliminieren. Denn Waldinvestoren, die auf schnelles Geld setzen, können und wollen nicht lange warten. Für kurzfristige Renditen wird hier mit schnellwüchsigen Bäumen aufgeforstet. So werden beispielsweise riesige Eukalyptuswälder gepflanzt. Doch deren Monokulturen bieten kaum Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten, laugen die Böden aus und verbrauchen sehr viel Wasser. Ihre Verwendung in der „ökologischen“ Forstwirtschaft ist deswegen von Umweltverbänden nicht gern gesehen und weitgehend obsolet. Ökologische-nachhaltige Forstwirtschaft „Bio-Wälder“ zeichnen sich dadurch aus, dass hier mehrere und vor allem einheimische Baumarten wachsen. Bei einer Monokultur kann man kaum von Forst und schon gar nicht von Wald sprechen, sondern es handelt sich um eine Plantage. Ein – egal ob ökologisch oder konventionell bewirtschaftetes – Blumenkohlfeld würde man auch nicht als Wiese bezeichen. Ökologische Misch-Forste haben die Chance, sich zu einem Wald hin zu entwickeln. Es sind Mischwälder, in der die Natur auch Förster sein darf, wenn auch nur nebenberuflich. Denn in der ersten Umtriebszeit, die im Grunde wie eine Baumschule beginnt, steht die Forstwirtschaft noch im Vordergrund. Bewirtschaftet werden diese ökologischen Forste jedoch von Beginn an nachhaltig. Das heißt, es wird nur das geerntet, was auch nachwächst

beziehungsweise nachgepflanzt wird oder aber notwendigerweise entnommen werden muss, um das Wachstum des Gesamtsystems Wald zu fördern. Dabei werden weitgehend keine chemischen Mittel verwendet und auch keine Großmaschinen, die dem Waldboden schaden. Die Einbindung in lokale und regionale Strukturen zur Schaffung von dauerhaften Arbeitsplätzen für die heimische Bevölkerung gehört dazu. FSC–Siegel – zertifizierte Sicherheit? Ein weltweit anerkanntes Gütesiegel für nachhaltige Waldwirtschaft ist das FSC-Siegel. Es berücksichtigt ökologische und soziale Faktoren. Hierzu wurde ein einheitlicher Standard entwickelt, deren Prinzipien und Indikatoren an Gegebenheiten vor Ort angepasst werden. So ist es international möglich, selbst für größere Monokulturen das FSC-Siegel zu erhalten. Es kann sogar passieren, dass langjährig konventionell betriebene Forste nach einer Umstellungszeit sich erst am Ende von Umtriebszeiten größere Waldbestände vom FSC zertifizieren lassen. Diese Politik der Zertifikatsvergabe beruht auf der Annahme, dass man konventionelle Betriebe „abholen“ muss, dort wo sie sind, um sie in eine bessere, ökologischere Richtung zu entwickeln. Es gibt durchaus zweifelnde Stimmen von Forstexperten und Umweltschutzorganisationen, die diese Art der Zertifizierung für nicht hinreichend halten und für strengere Maßstäbe zumindest in den Tropen plädieren. Auch innerhalb des FSC gibt es um diese Fragen eine rege Diskussion. Ökologisch bewusste Investoren sollten also genau prüfen, in welche Art FSC-zertifizierter Projekte sie investieren. Das FSCZertifikat ist für tropische Forste ein guter Anfang, aber vielleicht noch nicht umfassend aussagefähig, um konsequente ökologische Forstwirtschaft in den Tropen zu definieren. Inzwischen gibt es sogar Forst-Projekte, die die FSC-Zertifizierung als nicht hinreichend zur Unterscheidung von „öko“ und „nicht öko“ betrachten und deswegen mit dem Gedanken spielen, auf das Siegel zu verzichten. Hinter solchen Argumenten könnten aber natürlich auch schlicht wirtschaftliche Überlegungen stehen, denn auch die FSC-Zertifizierung kostet.

„Wälder sind vor deutschen Banken nicht sicher“ Das schrieb der WWF 2003 und veröffentlichte eine Studie, die elf Banken auf den Öko-Prüfstand gestellt hatte. Die Umweltschützer beauftragten die Oekom Reasearch Agentur, die Existenz, Anwendung und Transparenz von Umwelt- und Sozialstandards bei der Finanzierung von Projekten im Bereich Waldumwandlung und Waldwirtschaft zu untersuchen. Bis heute ist es die aktuellste Untersuchung zum Thema Wald, Nachhaltigkeit und Banken. Auf einer Notenskala von A + bis D erhielten ABN AMRO (Niederlande), die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft sowie die HypoVereinsbank ein B +, die UBS (Schweiz) ein B -. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau und die Dresdner Bank wurden mit C +, die Westdeutsche Landesbank mit C bewertet. Das Schlusslicht des Ratings, die Commerzbank, erreichte nur ein C -. Die Deutsche Bank, die Norddeutsche Landesbank und die Industriekreditbank hatten ihre Teilnahme an dem Rating verweigert und konnten nicht bewertet werden. Alle genannten Banken sind weltweit in Projekten engagiert, für die in großem Stil ursprüngliche Wälder gerodet wurden.

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Titel

Keine Monokultur Investmentformen für Wald, Holz und Forst

Das Angebot, in Wälder zu investieren, hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Das Spektrum reicht von Direktinvestments, wie bei ForestFinance und anderen Anbietern, über Waldaktien, Waldaktienfonds, Waldzertifikate bis zu geschlossenen Waldfonds. Was aber steckt dahinter? Welche Ökonomie und Ökologie verbirgt sich hinter dem Investment? Wir geben Ihnen einen Einblick.

Wald-Direktinvestments Sie waren in Deutschland – neben dem unmittelbaren Erwerb eigenen Waldes – die ersten Investitionsmöglichkeiten in Wald. Die ältesten ForestFinance-Flächen, die deutsche Investoren haben aufforsten lassen, sind bereits über zwölf Jahre alt. Inzwischen gibt es allein im deutschsprachigen Raum sieben Anbieter. Einige bieten lediglich Bäume zum Kauf und kein Grundstück und sichern damit genaugenommen nur das Recht auf Einschlag und Vermarktung der Bäume. Andere, wie Forest Finance, bieten Wald nur in Kombination mit einem Grundstück an – entweder zur Pacht oder als Grundeigentum. Im Gegensatz zu Waldfonds, wo eine Mindestsumme von mindestens zehntausend Dollar oder Euro erforderlich ist, liegen bei WaldDirektinvestments die Einstiegssummen ausnahmslos niedriger. Die finanzielle Ausgestaltung der Angebote ist wenig einheitlich und so lohnt sich für den Interessenten durchaus eine genauere Betrachtung. Auf scheinbar niedrige Einstiegspreise folgen komplexe Zahlungsvarianten mit langjährigen, teils sogar noch flexiblen im Voraus noch gar nicht zu berechnenden Raten oder Verwaltungsgebühren. Das alles macht es dem Verbraucher nicht leicht, die realen Gesamtkosten eines Direktinvestments zu berechnen. Selbst wenn ein „All-inclusive“-Preis angeboten wird, wie beispielsweise bei ForestFinance, kann der Direktwald-Käufer das „Preis-Leistungsverhältnis“ nur schwer ermitteln. Denn er muss die von unterschiedlichen Anbietern genannten Angebotspreise wie

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etwa pro Hektar, ins Verhältnis zur prognostizierten Rendite setzen. Letztere kann aber wiederum völlig unterschiedlich errechnet worden sein (Siehe Artikel Seite 21–22). Unter ökologischen Gesichtspunkten läuft – ganz grob gesprochen – die Trennlinie zwischen Monokulturen und Mischwaldkonzepten. Beide können entweder FSCzertifiziert sein oder sich im Zertifizierungsprozess befinden. ForestFinance hält Monokulturen generell nicht für ökologisch – ob zertifiziert oder nicht. Unterhalb der Schwelle FSC-Zertifizierung bezeichnet kaum jemand Wald- oder Forstwirtschaft als nachhaltig oder ökologisch.

Öko?

Waldfonds Bei geschlossenen Waldfonds kann in der Regel, anders als bei Waldaktienfonds, nur während eines begrenzten Zeitraumes, dem Platzierungszeitraum, oder bis zur Erreichung einer Mindestsumme investiert werden. Die Investoren werden dabei rechtlich oft selbst zu Unternehmern, da die meisten Waldfonds als GmbH & Co KG konzipiert sind. Die Investoren tragen damit alle Risiken – aber natürlich auch die Chancen auf Gewinne. Im Unterschied zu Direktinvestments – bei denen der Investor ebenfalls unternehmerisch tätig wird – haben die Anleger bei Fonds nur einen ideellen Anteil am Unternehmen und kein direktes, individuelles Eigentum – schon gar nicht an Grund und Boden. Im Falle der Insolvenz des

Anbieters macht dies durchaus einen Unterschied. Geht ein Direktinvestmentanbieter in Konkurs und der Investor hat ein eigenes Grundstück, so ist dieses und der darauf befindliche Wald für den Investor nicht verloren. Geht ein Fonds in Insolvenz oder Konkurs, kann der Investor nur wie alle anderen Gläubiger auch versuchen Teile der Konkursmasse zu erlagen. Aktuell liegt die Mindestbeteiligungssumme der Waldfonds in der Regel bei 10.000 Dollar oder Euro. Hinzu kommt ein Aufschlag, „Agio“, in Höhe von 5 bis 14 Prozent. Die Anlagedauer beträgt meistens über zehn Jahre. Will der Investor vorzeitig aussteigen und verkaufen ist das sehr kompliziert und bisweilen kaum möglich. Ein Vorteil der Fonds: Die Kostenstruktur ist zumeist standardisiert dargestellt und damit gut vergleichbar für den Investor. Ob die im Fondsprospekt prognostizierte Rendite allerdings eintritt, ist natürlich auch hier nicht garantiert. Ökologisch sind Waldfonds sehr unterschiedlich ausgerichtet. Kaum ein Waldfonds kauft ausschließlich zertifizierte Wälder. Häufig werden existierende Forste oder Plantagen gekauft, so dass hierfür auch keine Neuaufforstung von Brach- oder Weideflächen erfolgt. Der Schwerpunkt liegt hier klar auf Holzerzeugung für die Industrie. Es gibt aber auch ökologisch sehr engagierte Waldfonds wie beispielsweise BaumInvest.

Öko?

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Titel

Precious Woods Aktienkurs 2005 – 2009 (in Schweizer Franken) 154

CHF 140 120 100

Waldaktienfonds Waldaktienfonds sammeln Geld der Anleger, bündeln es und investieren dieses wiederum in börsennotierte Aktien von Wald-, Forst- sowie Holzunternehmen und werden ihrerseits ebenfalls an der Börse gehandelt. Ihr Vorteil besteht in der Verteilung des Risikos auf viele Aktien und in der jederzeitigen Handelbarkeit. Bei ihrem Kauf fallen fünf Prozent Ausgabeaufschlag an, zusätzlich entstehen Verwaltungsgebühren. Uns bekannt ist nur der „F(LUX)-Timber“Waldaktienfonds der Schweizer Firma Pictet. Der Investitionsschwerpunkt wird auf Unternehmen gelegt, die selbst Wälder besitzen und/oder verwalten. Trotzdem hat der Fonds in den vergangenen Monaten über 20 Prozent Kursverlust erlitten. Denn auch bei diesem Fonds wird mehr als die Hälfte des Kapitals in nordamerikanische Aktien investiert. Waldaktienfonds legen keinen erkennbaren Schwerpunkt auf umweltfreundliche Unternehmen. FSC-zertifizierte Wälder sind nicht oder nur selten vertreten.

Öko?

Fotos: www.photocase.com/complize

Waldaktien Bei Waldaktien sind die zugrundeliegenden Wälder Eigentum einer Aktiengesellschaft. Mit Ausnahme der Liebhaber- und Exotenaktie „Forst Ebnath AG“ gibt es keine börsennotierte deutsche Waldaktiengesellschaft. In Europa gibt es insbesondere im skandinavischen Raum einige Waldaktien. Die Gesellschaften betreiben jedoch überwiegend Holzverarbeitung und so erlitten die Aktien in der derzeitig schlechten Konjunktur starke Kursrückgänge.

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80 60 40 25

20 2004

2005

2006

2007

2008

2009

Grafik: Marc Alexander Venner, Quelle: www.boerse.t-online.de

Auch hier gilt für die Ökologie: Kaum eine Waldaktie besitzt ausschließlich zertifizierte Wälder. Häufig werden existierende Wälder gekauft, so dass hierfür auch keine Neuaufforstung erfolgt. Eine lobenswerte Ausnahme ist die Schweizer Precious Woods AG, die jedoch wegen ihres wenig glücklich verlaufenden Brasilien- und Kongo-Engagements starke Kursverluste erlitt. Die AG hat vor allem Wälder erworben oder gepachtet und nur in geringerem Umfang aufgeforstet. Die Wälder werden jedoch allesamt ökologisch-nachhaltig bewirtschaftet. (Siehe Grafik oben.)

Öko?

Waldzertifikate Zertifikate sind von Banken herausgegebene Wertpapiere. Aufgrund ihrer Rechtsnatur als Schuldverschreibung besteht bei Zahlungsunfähigkeit des Herausgebers, des sogenannten „Emittenten“, ein Totalverlustrisiko. Dies mussten zehntausende Deutsche unlängst erfahren, die in Zertifikate der mittlerweile insolventen US-Großbank „Lehman Brothers“ investiert hatten. Geht also der Herausgeber eines Waldzertifikates, die

Bank, in Konkurs, verliert der Waldinvestor – vereinfacht gesagt – sein Geld. Waldzertifikate gibt es in Form von Indexzertifikaten, die weit überwiegend in börsennotierte Unternehmen aus der Holzindustrie anlegen. Die Zertifikate basieren auf der Börsenentwicklung von Aktiengesellschaften, die Wald besitzen und bewirtschaften. Deutsche Unternehmen sind hier selten vertreten. Größtenteils findet man nordamerikanische Aktien, wie Plum Creek Timber und Timber West Forest Corporation. Der Vorteil von Zertifikaten ist ihre jederzeitige Handelbarkeit – sofern der Handel stattfindet. Die Kursentwicklungen in der letzten Zeit folgten jedoch den dramatischen Kursrückgängen nordamerikanischer Waldaktien. Wohl auch, weil diese Aktien eigentlich keine Wald, sondern Holzaktien sind – oder vielmehr Aktien in holzverarbeitende Industrie.

Öko?

Auch hier achteten die Banken – wenig verwunderlich – nicht explizit auf ökologische oder nachhaltige Aspekte.

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Titel

Fazit: Genau hinschauen! All diese Investments, allen voran die Waldfonds entwickelten sich im Rückblick der letzten Jahre günstig, denn Investoren suchten nach Alternativen zu, Schiffs-, Immobilien- oder Lebensversicherungsfonds. Da boten sich Waldfonds als nachhaltig rentabel und mit geringen Wertschwankungen förmlich an. Für den Anleger ist erfreulich, dass er mittlerweile eine große Auswahl an Invest-

mentangeboten auch für tropische Waldinvestments hat. Grundsätzlich beachten sollte er aber, dass zumindest ökologischer Wald ein Langfristinvestment ist. Wer auch noch der Umwelt etwas besonders Gutes tun will, muss ganz genau hinsehen. Denn bedauerlicherweise sind nicht alle Waldinvestment-Angebote zertifiziert – und selbst die unterschiedlichen Zertifizierungen bieten bei tropischer Forstwirtschaft keine Garantie für Ökolo-

gie. Monokulturen und hohe Einstandspreise bei gleichzeitigen vorgeschwärmten Traumrenditen sprechen jedenfalls nicht für nachhaltige Forstwirtschaft, sondern sorgen für Munition nervig-nachhaltig aktiver Call-Center-Verkaufstruppen. Im Dschungel-Camp der Angebote, Preise und Renditen ist die Orientierung für den Verbraucher durchaus schwierig. Dabei ist der Investor der Star. Man sollte ihn da rausholen!

Fälschlicherweise werden die Gütesiegel FSC oder PEFC oft als „Waldzertifikate“ bezeichnet. Diese haben jedoch nichts mit Schuldverschreibungen von Emitttenten zu tun, sondern sind ökologische Gütesiegel für zertifizierte Wälder. Dabei gilt das PEFC-Siegel als die deutlich laschere Zertifizierung und hat den Ruf, der industriellen Forstwirtschaft nahezustehen. Aber auch das FSC-Siegel wird kritisch diskutiert. So kündigte im März 2009 die Umweltschutzorganisation Robin Wood ihre Mitgliedschaft bei FSC International. Als Begründung gab sie vor allem Bedenken bei der Zertifizierung von Plantagen in Ländern des globalen Südens an. Dieses Thema diskutieren seit vielen Jahren Experten weltweit. Es gibt kontroverse Ansichten über die Größe vieler Plantagen, die Regeln für die Verwendung exotischer Arten oder genetisch veränderter Bäume, die Verwendung von Pestiziden oder Anforderungen zur Biodiversität und zum Umgang mit Naturwaldrelikten bis hin zum kompletten Aussetzen von Plantagenwirtschaft. Auch die FSC Arbeitsgruppe Deutschland setzt sich kritisch mit dem Thema der Zertifizierung von Plantagen auseinander. Im Unterschied zu Robin Wood vertritt sie jedoch die Ansicht, dass die FSC-Zertifizierung von Plantagen weltweit ein Instrument ist, um nicht nur in Naturwäldern, sondern auch in Plantagen verantwortungsvolle Bewirtschaftungsmethoden einzuführen und langfristig umzusetzen.

Waldfonds Emissionshaus

DWS

Aquila Capital

Querdenker GmbH

Jamestown

KGAL

Nordcapital

Fondsname

Access Global Timber

Waldinvest III

BaumInvest

Timber 1

Timber Class 1

Waldfonds 1

Investiert in

Zertifikate einer Luxemburger Gesellschaft, die Aktien einer Londoner Waldfirma erwirbt

Eukalyptus & KiefernPlantagen plus Blindpool in Brasilien

Aufforstung von Mischwälder

Bestehenden Wald in den USA

Bestehenden Wald in den USA

Bestehenden Wald in Rumänien

Laufzeit

30 Jahre geplant

12 bis 15 Jahre geplant

22 Jahre

15 Jahre

11 Jahre

12 Jahre

FSC-zertifizierte Wälder

Bei Waldfirma zum Teil

Nein

Nein

Nein

Nein

Nein

Mindestbeteiligung

10.000 $

20.000 $

5.000 Euro

20.000 $

15.000 $

10.000 Euro

Aufschlag hierauf (Agio)

5 Prozent

5 Prozent

14 Prozent

5 Prozent

5 Prozent

5 Prozent

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Titel

Von Menschen und Mäusen Prognosen und Horoskope in Finanz- und Forstbranche

Der Holzmarkt boomt – auch nicht mehr! Und bevor das alle Anleger merken, gilt es noch schnell das Geschäft zu machen. Bestens geschäftsfördernd sind hohe Renditeprognosen und scheinbar logische Sicherheit. Wir versuchen einen Einblick zu geben in die Grundlagen, Tricks und Täuschungen der Renditeversprechen in und um Waldinvestments.

Berechnungsmethoden und Darstellung Dass zwölf Prozent nicht immer die gleiche Summe bedeuten, weiß fast jeder. Aber, dass zwölf Prozent auch eine gänzlich unterschiedliche Rendite darstellen können? Ja, das geht! Zum Teil liegt das an den möglichen Formen der Darstellungen. Hier die Wichtigsten: IRR (Internal Rate of Return – interner Zinsfluss): In der Finanzund Versicherungswelt beliebte und brauchbare Berechnungsmethode, die in Prozenten den Ertrag einer Kapitalanlage ausdrückt. IRR ist dabei besonders gut geeignet, eine realistische Verzinsung, einer Kapitalanlage wiederzugeben, wenn bei dieser das gebundene Kapital häufig und sprunghaft wechselt. Wird ein (Zins)Ertrag ausgeschüttet, der höher ist als die angenommene Verzinsung, sinkt das gebundene Kapital, die ausgewiesene Verzinsung steigt. Kommt es während der geplanten Laufzeit einer Anlage zur Auszahlung, sinkt das gebundene Kapital. Der ausgezahlte Betrag hingegen kann „intern“ verzinst werden. Legt also jemand 25.000 Euro an und erhält – wie bei vielen Forstinvestments – in unregelmäßigen Abständen Ausschüttungen, so wird sozusagen im Hintergrund berechnet „was wäre wenn dieser Betrag nicht ausgeschüttet worden wäre?“ und „wie viel Zinsen hätte es auf diesen Betrag bis zum Ende der Laufzeit gegeben?“. In Prozenten ausgedrückt kann dies zu einer deutlich höheren prozentualen Darstellung führen, als bei einer „normalen“ Zinseszinsberechnung.

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Für Forstinvestments bietet der IRR zahlreiche „Darstellungsmöglichkeiten“. Laufzeit, anfangs eingesetztes Kapital, intern angenommener Zinssatz, sowie Höhe und Zeitpunkt angenommener Auszahlungen sind dabei für den Investor nicht sichtbare Stellschrauben, um Renditeprognosen leicht um vier Prozent oder mehr nach oben oder unten zu rechnen. Und alle Darstellungen sind rechnerisch korrekt! Zinseszinsrechnung: Die einfache, „normale“ Zinsrechnung. Zinsen werden jährlich gutgeschrieben und wiederum im Folgejahr (oder anderen Zeiträumen) verzinst. Der reale Vorgang ist den meisten Menschen bekannt: Ich lege einen Betrag von beispielsweise 25.000 auf ein Sparbuch, als Festgeld oder ähnliches an und nach x Jahren erhält der Sparer einen Betrag, der sich aus angelegtem Kapital sowie Zins und Zinseszins zusammensetzt. Daraus errechnet sich der durchschnittliche Zinssatz über die Laufzeit. „X“ Prozent des Einzahlungsbetrages: Eine relativ neue, in Marketingkreisen sehr beliebte Methode der Darstellung. Wenn 25.000 Euro investiert und 150.000 Euro Auszahlung prognostiziert werden, so lässt sich das mit 600 Prozent des Einzahlungsbetrages darstellen. Das sieht klasse aus – weil im Kopf des Kunden hängenbleibt: „Wow, ich bekomme das Sechsfache des eingesetzten Kapitals wieder!“

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Titel

Die Magie der Zahl, die in unserem Kopf arbeitet, wirkt hier abschlussfördernd. Über die realitätsnahe Rendite sagt diese Zahl aber noch nichts, denn das Verhältnis zwischen dem eingesetzten, dem eingezahlten Kapital und dem Ertrag wird nur dann aussagekräftig, wenn auch der Zeitraum berücksichtigt wird, der zwischen Einzahlung und Auszahlung liegt. Dennoch ist diese Darstellungsmethode bei Verkäufern sehr beliebt und auch bei vielen Käufern wirksam. Zwei Faktoren – große Hebel Die beiden entscheidenden Faktoren für die Berechnung des Erfolges eines Forstinvestments sind der Holzpreis und die Holzmenge. Beides ist diskutabel. Beides

hat enorme Auswirkungen auf die Renditeberechnung. „Der“ Holzpreis: Anders als bei vielen anderen Rohstoffen, wie Öl oder auch Weizen, gibt es keinen standardisierten Holzpreis. Das liegt nicht nur an den völlig unterschiedlichen Hölzern. Ein jeder weiß, dass Eiche teurer als Fichte ist, platt gesagt, weil härter, dauerhafter und meist älter. Aber ist Teak teurer als Mahagoni, oder als Meranti oder als Zapatero? Der Preis von sogenannten edlen, harten Tropenhölzern, die häufig ähnlich gute physikalische Eigenschaften haben, hängt oft vom Bekanntheitsgrad oder auch von Äußerlichkeiten, wie einer interessanten Maserung, ab. Aber auch innerhalb einer Holzart gibt es keinesfalls einen einheitlichen Preis. Ein Festmeter Teak kann 200 Dollar Kosten oder 2.000 – beides ist mög-

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lich. Abhängig ist der real erzielbare Preis von Qualität und Nachfrage. Qualität bedeutet dabei zum Beispiel für Plantagenteak: Je größer der Durchmesser, länger, gerader und astfreier der Mittelteil des Stammes desto teurer. Extrem hohe Preise werden für alte aus Naturbeständen und meist gewilderte Teakstämme – aber auch für andere Baumarten – gezahlt. Die Holzmenge: Forstwirtschaft – auch in den Tropen – ist nichts Neues. Sie wird seit Jahrhunderten betrieben. Forstwirtschaft ist Studienschwerpunkt an zahlreichen Hochschulen weltweit und entsprechend gut dokumentiert. Für diverse Baumarten existieren zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen. Es existieren Wachs-

tumskurven, welche den normalen oder zu erwartenden Zuwachs eines Baumbestandes festhalten. Anhand dieser Werte kann man beispielsweise die Entwicklung einer Edelholzforstung gut beurteilen. Sowohl Standorte, als auch Hölzer werden dabei in unterschiedliche Qualitätsstufen eingeteilt. Gesamterträge bis 200 Kubikmeter gelten für Teak dabei als niedrig bis durchschnittlich. Erträge über 300 Kubikmeter lassen sich wohl nur auf besseren Standorten und bei gutem Forstmanagement erzielen. Ebenso verhält es sich mit den Holzqualitäten. Dementsprechend ist es kaum wahrscheinlich, dass eine Monokulturplantage zu 90 Prozent die gefragten „1 a“-Qualitäten erzeugen kann. Preis mal Menge = Ertrag Die hohe mögliche Spannbreite von Preis und Menge macht deutlich, warum auch

die Renditeprognosen für Forstinvestments rechnerisch so unterschiedlich sein können. 300 Dollar pro Festmeter multipliziert mit 200 Kubikmeter Ertrag ergeben 60.000 Dollar pro Hektar. 500 Dollar pro Kubikmeter mal 300 Kubikmeter Ertrag multiplizieren sich zu 150.000 Dollar Erlös. Wenn man jetzt noch über die lange Laufzeit eine Preissteigerungsrate von zum Beispiel sechs Prozent für Teakholz annimmt, so kann man mit bis zu 500.000 Dollar Erlös errechnen. Ertrag zu eingesetztem Kapital = Rendite Mit den oben genannten Parametern kann man die Rendite steuern. Hinten ein wenig die Erträge hochgerechnet und schon kann man den Verkaufspreis pro Hektar anheben und gleichzeitig eine ködernde hohe Rendite prognostizieren. Hier beginnt die Betriebswirtschaft nicht beim Produkt und den Gestehungskosten – also: Was kostet es, das Produkt „ein Hektar Wald“ herzustellen, inklusive Vertriebskosten, Marketing und Overhead bis ein Endverkaufpreis steht? Hier beginnt die sogenannte Kalkulation am Ende mit dem maximal möglichen Vertriebserlös. Von dort wird zurückgerechnet auf eine angenehm den Verkauf fördernde Rendite und den so maximal darstellbaren Verkaufspreis. Moral von der Geschicht’ Es gibt keine. Die Renditeberechnungen im Forstsektor sind so dehnbar, wie die einzelnen Parameter aus denen sie errechnet werden. Ob sie mit der Realität übereinstimmen oder auch nur eine realistische Chance darauf haben einzutreffen, ist eine Frage der Risikoabwägung und der Ernsthaftigkeit des Anbieters. Die Annahme von maximalen Holzerträgen bei maximaler Qualität und maximaler Preissteigerung der Holzart ist nicht unmöglich, aber sehr unwahrscheinlich und unnatürlich. Ob allerdings ein Anbieter solche Betrachtungen anstellen muss, um noch zu prozentual attraktiven Renditen zu kommen, hängt auch vom Einstandspreis ab – oder den Vertriebsprovisionen. Einer dieser beiden Faktoren ist hinlänglich bekannt. Für einen Hektar Teak in der Monokultur liegen derzeit die Gestehungskosten bei circa 12.000 Euro. Autor: Harry Assenmacher, Geschäftsführer ForestFinance Gruppe

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Waldwirtschaft

Dick, rund und alt – Starkholz Es gibt zu viele starke Bäume in deutschen Wäldern. Weil sie früher begehrt und deshalb teurer waren als dünnere, hat sich die holzverarbeitende Industrie auf schwächere und mittlere Stämme konzentriert. Inzwischen laufen dünnere Stämme dem Starkholz deutlich den Rang ab. So gibt es nun ein im wahrsten Sinne des Wortes wachsendes Problem: Einen großen Vorrat an starken Bäumen und nicht genügend Kapazitäten, sie effektiv und ihrem Potential entsprechend zu verwerten.

Schwimmhalle in Bad Dürrheim: Astfreies Starkholz und neuartige Klebstoffe ermöglichen hölzerne Konstruktionen, von denen man früher kaum zu träumen wagte. Foto: Burgbacher Holztechnologie GmbH, Trossingen

Heute macht das sogenannte Starkholz ein Fünftel des gesamten Vorrates aus. Dazu zählen Bäume mit mehr als 50 Zentimeter Durchmesser in Brusthöhe. Sein Anteil dürfte noch weiter steigen. In dieser Entwicklung liegt eine doppelte Gefahr. Zum einen bleiben die ökologisch wünschenswerten naturnahen Wälder mit gut gemischter Altersstruktur nur über längere Zeiträume bestehen, wenn alte Bäume immer wieder Platz für jüngere machen. Zum anderen wird es in Zukunft kaum noch alte Bäume geben können, wenn schon die jüngeren intensiv genutzt werden. Verwendung des Starkholzes Bei Starkholz ist die Qualität des Holzes auf der Ebene des Bestandes wie auch des einzelnen Stammes recht ungleichmäßig verteilt. So kann ein vergleichsweise kurzes Stück des Endstammes durchaus Furnierqualität bieten, während das anschließende Stück lediglich eine Transportlänge niedriger Güte aufweist. Innerhalb der einzelnen Stammabschnitte jedoch ist die Holzstruktur von hoher Homogenität und Qualität. Aus Nadelholz beispielsweise lassen sich fehlerfreie Lamellen, Kanthölzer, Friese und Latten fertigen, die mit einem gleichmäßigen und dichten Aufbau der Jahresringe nicht nur eine ansprechende Optik, sondern ebenso eine hohe Festigkeit aufweisen. Allerdings zeigen Umfragen, die bei Kunden und Herstellern geführt wurden, dass das Wissen um die Potenziale von Starkholz noch recht gering ist und folglich die Zurückhaltung bei der Anwendung derartiger Produkte auch noch recht groß ist.

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Ein Verbund sucht nach Lösungen Tatsächlich können oder wollen viele moderne Sägewerke starke Bäume gar nicht mehr verarbeiten. Ein Ausweg aus diesem Dilemma lässt sich nur im Zusammenspiel von Waldbau und Holztechnik, Wissenschaft und Praxis finden. Der Forschungsverbund „Starkholz – Aktivierung von Wertschöpfungspotenzialen zur nachhaltigen Nutzung und Verwendung von Nadel- und Laubstarkholz“, verankert an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt BadenWürttemberg, greift deshalb auf die Zusammenarbeit von Forstmann und Ingenieur zurück. Hinzu kommen holzverarbeitende Unternehmen sowie regionale Organisationen des Holzmarketings, denen wiederum Sägewerker, Zimmerleute, Architekten, Möbelhersteller und andere Berufsgruppen angehören. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert den Verbund mit rund 30 Millionen Euro. Das HelmholtzZentrum für Umweltforschung koordiniert das Projekt wissenschaftlich. Alle zusammen wollen auf nationaler und europäischer Ebene ein Netzwerk für Wissenschaft und Praxis schaffen und vor allem die drei Fragen klären: Wie kann die Wertschöpfungskette Forst-Holz sowohl gewinnorientiert als auch ökologisch verträglich und sozial gerecht optimiert werden? Wie können Waldlandschaften so genutzt werden, dass die Lebensqualität der Menschen verbessert wird und gleichzeitig die Ressourcen langfristig gewährleistet sind? Wie sieht der Wald der Zukunft aus? Einige Antworten auf diese Fragen finden Sie auf www.starkholzforschung.de.

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Foto: Sven Schreyer/pixelio.de

Von Trieben und Treiben in Wäldern Kurzumtriebsplantagen Noch gibt es sie bei uns kaum, doch sie könnten zu einem wichtigen Standbein der Energieversorgung werden: Kurzumtriebsplantagen mit schnellwachsenden Baumarten wie Pappeln oder Weiden. Darüber hinaus haben sie das Potenzial, sich auch zu einem ökologischen Plus für die Landschaft zu entwickeln. Das zeigt eine Literaturstudie im Auftrag des Naturschutzbundes Deutschland (NABU). Er sieht in dieser Landnutzungsform Chancen, da sie im Vergleich zum konventionellen Ackerbau als weitgehend extensive Form der Landbewirtschaftung betrachtet werden kann. Neben Vorteilen für Boden und Klima bieten diese Flächen besonders in stark ackerbaulich geprägten Gebieten eine strukturelle Bereicherung. Deutliche Vorteile ergeben sich beim Klimaschutz: Mit Kurzumtriebsplantagen lassen sich unter günstigen Bedingungen deutlich über zehn Tonnen Trockenmasse pro Jahr und Hektar erzeugen. Dies entspricht dem Heizwert von bis zu 5.000 l Heizöl. So ergeben sich kostengünstig hohe Treibhausgas-Einsparungen. Mehr dazu unter www.nabu.de/themen/landwirt schaft/biomasse/10268.html

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Riesenkonzerne und Waldmanagement Die nachhaltige und umweltvertragliche Bewirtschaftung von Wä ¨ldern ist in Kambodscha, Laos und Vietnam bislang wenig verbreitet. Das soll sich nun mit Hilfe des schwedischen Möbelkonzerns IKEA, des World Wildlife Fund for Nature (WWF) und der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH ändern. IKEA stellt für das Vorhaben rund 800.000 Euro bereit. Die DEG ergänzt diesen privaten Beitrag um 200.000 Euro aus dem PublicPrivate-Partnership (PPP)-Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die Regenwälder Südostasiens beherbergen einen Rohstoff, der unter anderem zur Herstellung von Korbmöbeln verwendet wird: Rattan. Diese Kletterpalme wird direkt im Urwald von den Bäumen geerntet. In den ländlichen Gebieten erzielen die Menschen fast die Hälfte ihres Einkommens aus dem Verkauf des Naturproduktes Rattan. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach Rattan stetig gestiegen, was dazu geführt hat, dass die natürlichen Wälder übermäßig abgeerntet werden. Diese Entwicklung gefährdet sowohl die Rattan-Res-

sourcen als auch das Ökosystem des Regenwaldes. Hier setzt das PPP-Projekt an: Die Ernte von Rattan auf 5.000 Hektar Wald soll nach ökologischen und nachhaltigen Grundsätzen durchgeführt werden, ebenso die spätere Verarbeitung. In Zusammenarbeit mit dem WWF wird eine Zertifizierung nach international gültigen Standards entwickelt. Es werden Produktionsgruppen in 70 Dörfern gegründet und Schulungen für Erntearbeiter, Händler sowie Verarbeitungsbetriebe durchgeführt. Durch Informationsbroschüren und Lehrfilme soll den Menschen Wissen über den ökologischen Anbau von Rattan vermittelt werden. Das Projekt stärkt den gesamten Rattan-Sektor in Kambodscha, Laos und Vietnam durch eine Ausweitung der Kapazitäten und die Schaffung von Arbeitsplätzen. IKEA, einer der größten Möbelkonzerne der Welt, initiierte dieses Projekt. Durch die Zusammenarbeit mit dem WWF und der DEG, einem der größten europäischen Entwicklungsfinanzierer, soll der Erfolg des Projektes gesichert werden. Mehr dazu finden Sie unter www.deginvest.de.

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Waldwirtschaft

Urwälder in Entwicklungsländern fallen nicht nur dem Holzbedarf der Industrieländer zum Opfer. Auch die lokale Bevölkerung benötigt das Material, um Holzkohle zu gewinnen. Neben der Waldzerstörung kommt es dabei zum Ausstoß von klimaschädlichen Schwelgasen bei der Holzkohle-Produktion. Alleine Kenia und Sambia haben zusammen einen jährlichen Holzkohleverbrauch von circa drei Millionen Tonnen – eine enorme Umweltbelastung. Doch auch, wenn den Menschen die negativen Folgen des Kahlschlags wie Dürre und Bodenaustrocknung bewusst sind, gibt es für viele keine Alternative: Solarenergie oder auch nur Kerosin bleiben für sie unerschwinglich. Um ihr Überleben zu sichern, müssen sie auf den Wald zurückgreifen. Der Einsatz von Holzkohle in Entwicklungsländern lässt sich noch nicht vermeiden, aber effizienter und umweltfreundlicher gestalten. Dieser Aufgabe widmet sich der deutsche Industrie-Designer und ehemalige Entwicklungshelfer Chris Adam. Während bei den üblichen Öfen aus 100 Kilo Holz gerade einmal 15 bis 20 Kilo Holzkohle entstehen, entwarf Adam einen Ofen, der dabei die doppelte Menge, also 30 bis 40 Kilo Holzkohle produziert. Dieser „Low-CostRetortenmeiler“ erzeugt gleichzeitig 75 Prozent weniger Schwelgase – insbesondere weniger Methan – als übliche Meiler und ist damit weitaus klimaschonender. Die Reduktion der Schwelgase ermöglicht der Retortenmeiler mittels einer Düse, über die der Rauch kontrolliert abgelassen, umgelenkt

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Energy ausgezeichnete Retortenmeiler unter anderem bereits erfolgreich in Kenia, Namibia und Peru eingesetzt. Weitere Projekte in Uganda, Brasilien, Peru und Tansania sind in Planung. Für die Zukunft wünscht sich Chris Adam vor allem eines: „Dass eine bedeutende Organisation, die entwicklungspolitisch tätig ist, die Verbreitung der ,adam-retort‘ aufgreift.“ Mehr zu dem Projekt finden Sie unter www.biocoal.org

und umweltfreundlich verbrannt wird. Der Name „Low-Cost“ rührt daher, dass die Anlage nicht industriell hergestellt werden muss, sondern in Selbstbauweise von zwei geschulten Personen mit Material im Wert von nur 300 Euro errichtet werden kann. Damit ist der Holzkohleofen auch in ärmeren Regionen realisierbar. Ebenso genügt eine Person, um die Anlage zu bedienen. Innerhalb eines Tages kann diese erledigen, woran bei einem herkömmlichen Erdmeiler drei bis vier Personen eine Woche lang arbeiten müssen. „Viele schätzen den 1-Tages-Ablauf der Produktion. Traditionelle Verkohlung erfordert bis zu einer Woche und mehr um einen einzigen Meiler fertigzustellen“, so Adam. Trotz geringer Resonanz erste Erfolge Ungeachtet des viel versprechenden Ansatzes fand Adams Erfindung bei Umweltund Entwicklungsorganisationen bislang meist wenig Anklang – Holzkohle sei nicht umweltfreundlich. Dabei wird übersehen, dass in den Entwicklungsländern oft eine Alternative fehlt. „Bis vor fünf Jahren war die Standardmeinung der Verantwortlichen in vielen Entwicklungshilfeprojekten, dass die Verwendung von Flüssiggas-Kochern die Lösung für die Haushalte der ‘South Countries’ sein würde. Holzkohle war verpönt“, bedauert Adam. Dennoch verzeichnet Adam durch viel Eigeninitiative bereits erste Erfolge, indem er Kontakt zu den Einheimischen und Unternehmen vor Ort sucht. So wird der 2006 mit dem Internationalen Designpreis Focus

Die „Low-Cost-Retortenmeiler“ von Chris Adam finden bislang nur bei der Bevölkerung aber nicht bei großen Institutionen Anklang, obwohl sie doppelt so viel Kohle wie die üblichen Öfen produzieren und klimaschonender sind.

Foto: Chris Adam

Foto: www.sxc.hu/Dennis Taufenbach

Warum Chris Adam Holzkohleöfen baut, um das Klima zu schützen. Auch wenn er von Umwelt- und Entwicklungshilfeorganisationen hören muss, Holzkohle sei nicht umweltfreundlich.

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Waldwirtschaft

Katastrophen unter Palmen – für Öl Verschleppungen, Folter, gewaltsame Umsiedlungen, Tierquälerei und sogar Mord – das alle geschieht im Namen von Umweltschutz. Palmöl gilt als nachwachsender Rohstoff und der Anbau von Ölpalmen wird sogar durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert. Doch mit Ökologie hat das alles nichts zu tun.

Die Ölpalme ist die weltweit ertragreichste fettliefernde Pflanze. Auf einem Hektar angebaut liefert sie einen jährlichen Ertrag von vier bis sechs Tonnen Palmöl. Zum Vergleich: Die gleiche Fläche Raps ergibt nur 1,5 bis 2,5 Tonnen Öl pro Jahr. Zu Gute kommt der Ölpalme zudem ihr Ruf als ökologischer Energielieferant. Der ist so gut, dass Palmöl durch das EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) subventioniert wird. Da wundert es nicht, dass sich die Weltproduktion an Palmöl seit 1995 mehr als verdoppelt hat. Doch wo Bio drauf steht, ist nicht zwangsläufig auch Bio drin. Zur Palmölproduktion werden Regenwälder zerstört und an deren Stelle riesige Monokultur-Plantagen geschaffen. Umweltschäden, Verschleppungen, Folter, gewaltsame Umsiedlungen, Urkundenfälschung und sogar Mord – all das geschieht für das Geschäft mit dem Öl. Tod und Vertreibung im Regenwald Besonders schwer wirkt sich der PalmölBoom auf die Regenwälder Asiens aus. In den Hauptproduktionsländern Indonesien und Malaysia wird mit Palmölplantagen den ohnehin bedrohten Orang-Utans der knappe Lebensraum entzogen. Laut „Rettet den Regenwald“ werden zahllose Menschenaffen getötet, weil sie aus Nahrungsmangel die Palmsetzlinge fressen. Und auch gegen die Bevölkerung gehen die Palmölkonzerne mit brachialen Mitteln vor. Kleinbauern verlieren ihr Land und werden vertrieben. Wer sich das nicht gefallen lässt, muss mit Schikanen rechnen. So ist der der Umweltschützer und Bürgermeister Muhammad Rusdi seit dem 28. Januar 2009 inhaftiert, wie „Rettet den Regenwald“ berichtet. Dahinter soll der berüchtigte Palmölkonzern Sinar Mas stecken. Grund:Rusdi besetzte im August 2008 eine Ölpalmplantage und forderte gemeinsam mit den Bauern ihr Land zurück.

Die Früchte der Ölpalmen versprechen schnelles Geld – auf Kosten der Umwelt. Foto: wikipedia

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Waldwirtschaft

rückgezogen. Dort hinein gelangen externe Personen, egal ob Zivilisten oder Militärs, nur mit Erlaubnis der dort lebenden Menschen. Der Eintritt mit Waffen ist verboten. Seit einiger Zeit versuchen die vertriebenen Menschen mit Hilfe von Menschenrechtsorganisationen in ihre Heimatorte zurückzukehren, die mittlerweile zu riesigen Palmöl-Plantagen geworden sind. Die enteigneten Menschen wehren sich, einerseits mit juristischen Mitteln, andererseits indem sie zum Beispiel selbst die Ölpalmen von ihrem Land entfernen. Diese Arbeit ist gefährlich und mühselig. 20 Personen schaffen es pro Tag, Ölpalmen auf etwa zwei Hektar Land zu beseitigen.

Die Menschenaffen Asiens verlieren die Wälder, die sie zum Überleben brauchen. Für Margarine, Kosmetika und Kerzen. Foto: www.istockphoto.com/Eric Gevaert

Schmierige Geschäfte in Amerika Auch in Lateinamerika fällt der Regenwald den Ölpalmen zum Opfer. Erschreckendes berichtete Robin Wood kürzlich über Palmöl-Plantagen in Kolumbien. In der Region Chocó haben die illegal angebauten Ölpalmen ein ökologisches Desaster angerichtet. In den Flusstälern des Curvaradó und des Jiguamiando sind bereits 50 Tierund Pflanzenarten ausgestorben, 100 weitere Arten stehen kurz vor dem Verschwinden. Damit wird eines der artenreichsten Waldgebiete der Welt der globalen Nachfrage nach Agrokraftstoffen geopfert – und das, obwohl die gesamte Region nach kolumbianischem Recht unter Schutz steht. Besonders schwer haben es die afrikanisch-stämmigen Einwohner der Region. Ihre Landrechte in den Tälern des Jiguamiando und Curvaradó wurden vom kolumbianischen Staat durch das INCORA, dem kolumbianischen Institut für die Agrarreform, anerkannt und in der Nationalen Verfassung von 1993 und 1995 festgeschrieben. Doch trotz aller Schutzvorschriften sind diese Menschen weiterhin Opfer systematischer Diskriminierung. So wurde die Chocó-Region 1996 und 1997 zum Schauplatz massiver Zwangsumsiedlungen. Mehr als 20.000 Menschen wurden brutal von ihrem Land vertrieben. Die verbliebenen Familien leiden seitdem unter zahlreichen Repressionen durch die neuen Besitzer’.

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Bis heute wachsen die Palmölplantagen weiter und die lokale Bevölkerung muss weichen. Mit Hilfe illegaler Methoden und juristischer Tricks wie Scheinverträgen reißen die Palmölkonzerne neue Anbauflächen an sich – vor allem Land, das bislang von den Dörfern gemeinschaftlich genutzt wurde. Strohmänner verhandeln mit der Dorfgemeinschaft, um anschließend mit Pseudodorfverträgen den angeblichen Landverkauf zu besiegeln. Am 24. Mai 2004 wechselten im Dörfchen Curvaradó auf diese Weise 46.000 Hektar die Besitzer. Unter welch dubiosen Umständen Palmölkonzerne wie Urapalma S.A. an ihr Land kommen, zeigt der Fall von Lino Antonio Diaz in der Gemeinde Curvaradó, über den Robin Wood 2008 berichtete. Urapalma hat seinen Besitzurkunden zufolge im Jahr 2000 von Lino Diaz 9.000 Hektar Land erworben. Leider mit dem Schönheitsfehler, dass Herr Diaz im Jahr des angeblichen Verkaufs schon fünf Jahre tot war und er auch keine 9.000, sondern lediglich 34 Hektar besaß. Die Liste ließe sich fortsetzen, denn laut Incoder, der in Kolumbien zuständigen Behörde für die Landreform, befindet sich 95 Prozent der Palmanbaufläche auf illegal angeeignetem Gemeindeland.

Ungerechtigkeit – tonnenweise Trotz der Widrigkeiten und der Repressionen setzen die zurückgekehrten Gemeinden ihren Wiederaufbau und die Besetzung ihrer zerstörten Gebiete fort. Sie wollen ein selbstbestimmtes Leben führen und zwar ohne die für sie nutzlosen Ölpalmen-Monokulturen. Das zu ermöglichen liegt nicht zuletzt an Industrienationen wie Deutschland. Laut Greenpeace importiert Deutschland jedes Jahr ungefähr 950.000 Tonnen Palmöl zur Weiterverarbeitung und Energiegewinnung und ist damit hinter Holland der zweitgrößte Palmöl-Importeur der EU. Das weiterverarbeitete Öl findet sich praktisch überall: in Lebensmitteln, Kosmetika und Kerzen. Auf Palmöl aktiv zu verzichten, ist damit für Verbraucher fast unmöglich. Meistens ist nicht erkennbar, welche Produkte Palmöl enthalten. Da hilft nur die direkte Nachfrage beim Hersteller. Versuche, den nachhaltigen Anbau der Ölpalmen sicherzustellen und damit ein ökologisch vertretbares Alternativangebot zu schaffen, schlugen bislang fehl. Der Palmölkonzern United Plantations ließ seine Plantagen in Malaysia mit einem freiwillig eingeführten Nachhaltigkeitszertifikat auszeichnen. Nur auf den ersten Blick ein begrüßenswerter Schritt, wie Greenpeace im November 2008 aufdeckte: Während das Unternehmen seine malaysischen Plantagen zertifizieren ließ, zerstörte es zeitgleich illegal Regenwald in Indonesien.

Sie können Umweltschützer in ihrem Kampf gegen

Schutz in humanitären Zonen Aus Angst vor erneuten Übergriffen haben sich die ehemaligen Bewohner dieser Gebiete in so genannte humanitäre Zonen zu-

die schmierigen Geschäfte unterstützen: www.robinwood.de, www.wwf.de, www.greenpeace.de, www.bos-deutschland.de

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WFF – World of ForestFinance

Fehler im Forst – garantiert Wenn ein Forst so aussieht wie unten auf dem Bild, stimmt etwas nicht. Dann kommen unsere Förster ins Spiel – und unsere fünfjährige Nachpflanzgarantie.

Das Anpflanzen junger Setzlinge ist eine höchst anspruchsvolle Aufgabe. Denn ökologisch bedingt gibt es immer kleinräumige Schwankungen und Unterschiede in der Bodenbeschaffenheit – trotz intensivster Untersuchungen. Diese Schwankungen können sich dann sowohl positiv als auch negativ auf das Wachstum einzelner Bäume auswirken und bis hin zum Absterben einer bestimmten Art führen. Damit unseren Kunden aus diesem natürlich-ökologischen Sachverhalt kein Nachteil erwächst, sichern wir alle Investitionen mit einer fünfjährigen Nachpflanzgarantie.

ForestFinance-Förster Alexander Watson und ein Mitarbeiter unseres Forstdienstleisters BARCA prüfen die Pflanzungen. Fotos (3): ForestFinance

Diese Garantie hat kürzlich ein ForestFinance-Kunde in Anspruch genommen: Bei einer Visite wurde festgestellt, dass auf seiner Fläche etwa vier Prozent der aufgeforsteten Pflanzen nicht richtig angewachsen und Bäume abgestorben waren.

Zur Ursachenklärung entsandten wir zwei unserer Förster auf die betroffene Finca Las Palmeras. Sie trafen vor Ort den Forsttechniker unseres neuen Dienstleisters Barca, mit dem sie die ausgefallene Fläche begutachteten. Ihre Erkenntnis: Alle abgestorbenen Bäume waren Zapateros; die anderen Baumarten der Finca wachsen ausnahmslos vorbildlich. Da die ZapateroArt empfindlich auf zu feuchte Böden reagiert, gingen die Forstexperten davon aus, dass der Boden von Las Palmeras für diese Baumart einfach zu feucht ist. Für die Nachpflanzungen, die sofort veranlasst wurden, verwenden wir fortan Amarillo. Diese Baumart hat eine so genannte breite Standortamplitude und ist somit unterschiedlichsten Bodenbedingungen gegenüber sehr resistent. Darüber hinaus überflügelt Amarillo nach einigen Jahren sogar das Wachstum von Teak und gilt damit als sehr schnellwüchsig. Bei Fragen zur Nachpflanzgarantie: info@forestfinance.de

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Bestanden: Unser Wald lebt! Die Forstingenieurin Carola Paul wurde für ihre Diplomarbeit mit dem Förderpreis der Münchner Forstwissenschaftlichen Gesellschaft ausgezeichnet. Sie untersuchte auch die ForestFinance-Forste.

Studien belegen: kommerzielle Holzplantagen unterstützen die biologische Vielfalt. Einerseits, weil der Holzbedarf nicht mehr aus den verbleibenden Naturwäldern gedeckt werden muss. Und andererseits, weil eine Holzplantage die Wiederherstellung eines Waldökosystems beschleunigen kann. Die Bedingungen für eine natürliche Wiederansiedlung von Pflanzen sind auf ehemaligen Weideflächen nämlich denkbar schlecht. Es herrscht eine hohe Sonneneinstrahlung, der Boden ist oft nährstoffarm und erosionsanfällig. Neu gepflanzte Bäume stabilisieren die ausgelaugte Erde mit ihrem Wurzelwerk und reichern sie mit Nährstoffen aus dem abgefallenen Laub an. Holzplantagen und Artenschutz Eine besondere Bedeutung kommt Holzplantagen beim Artenschutz zu. Sie schaffen Rückzugsgebiete für viele Arten und ermöglichen Wanderungen zwischen den Naturwäldern. Inwieweit Plantagen die Biodiversität unterstützen, hängt aber stark von ihrer Bewirtschaftung ab. Daher haben eine Reihe von internationalen Organisationen wie die FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) und die ITTO (International Tropical Timber Organization) Richtlinien für den Schutz der Biodiversität in Holzplantagen formuliert. Zu diesen gehört, dass einheimische statt exotische Arten nicht in Monokultur, sondern in Mischkultur angebaut werden und bestehende Waldreste erhalten bleiben. Diese Richtlinien standen Pate für die FSCStandards für Holzplantagen. Die ForestFinance-Forste erfüllen diese Kriterien und sind FSC-zertifiziert. Dank ihrer vorbildlichen Bewirtschaftung sind sie ideal, um die praktische Umsetzung und Wirkung der Richtlinien zu erforschen. So entstand in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Waldbau an der TU München eine Diplomarbeit, welche die Pflanzen-

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diversität in den ForestFinance- Forsten in Las Lajas erforschte. Gegenstand der Untersuchung war die natürlich gewachsene Bodenvegetation in den ForestFinance Wäldern. Solch ein Unterwuchs wird in vielen kommerziellen Plantagen nicht geduldet, da er mit dem Wertholz um Wasser, Licht und Nährstoffe konkurriert. Eine Kernfrage der Arbeit war, ob die Diversität der Pflanzen unter der Baumart Teak genauso hoch ist wie unter Beständen aus einheimischen Baumarten. Der aus Indonesien stammende Teakbaum wird von ForestFinance als einzige nicht einheimische Art angepflanzt. Er ist bei herausragenden Holzeigenschaften sehr schnellwüchsig, bietet vielfältige Verwendungsmöglichkeiten und verfügt über einen hohen Absatzmarkt. Die stabil hohen Holzpreise bedeuten eine Versicherung für die Investoren. In Holzplantagen wurde für Teak jedoch eine geringe Pflanzendiversität festgestellt. Auch im Rahmen der Diplomarbeit wurden unter den ForestFinance-Teakbeständen tendenziell weniger Arten als in den Mischforsten – aber mehr als in anderen Teakplantagen festgestellt. Das liegt vermutlich an der kleinflächigen Anlage der Bestände. Die negativen Effekte von Teak kommen durch die Mischung mit einheimischen Baumarten weniger stark zum Tragen als in Monokulturen, in denen die meisten vergleichbaren Studien stattfanden. Neuer Lebensraum für Tiere Untersuchungen zu den Verbreitungsmechanismen der Pflanzenarten ergaben, dass 90 Prozent der gefundenen Arten durch Tiere verbreitet werden. Dies entspricht der Verbreitungsstruktur natürlicher Ökosysteme und zeigt, dass die ForestFinanceBestände ein akzeptiertes Habitat für Tiere darstellen. Dieser Erfolg beruht auch darauf, dass ForestFinance bei der Anlage

Carola Paul (24) promoviert zurzeit an der Technischen Universität München. Ihre Promotion wird sie auch wieder in die ForestFinance-Forste führen. Foto: Carola Paul

der Bestände bestehende Einzelbäume und Waldreste in die Plantagen integriert hat. Insgesamt zeigte die Untersuchung eine positive Auswirkung der von ForestFinance angewandten Managementmaßnahmen auf die Pflanzendiversität. Das ist eine wichtige Erkenntnis, denn Teak wird auch in Zukunft eine bedeutende Wirtschaftsbaumart bleiben, die maßgeblich zum finanziellen Erfolg einer Plantage beiträgt.

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Fotos: Petra Kollmansberger

Menschen, Partner, Ein- und Aussichten

ForestFinance bringt einen kleinen, aber feinen Panama-Reiseführer heraus

Petra Kollmannsberger – unsere Frau in Panama

Projekt „Hife zur Selbsthilfe“ bei den Embera-Indianern

Unsere Mitarbeiterinnen in Panama City hat einen Reiseführer geschrieben. Sie kennt das Land zwischen den Kontinenten und Ozeanen fast wie ihre Westentasche und hat in dem kleinen Reiseführer viel Wissen festgehalten. Neben vielen praktischen Hinweisen für eine sehenswerte, aber auch sichere Reise finden Sie darin echte Geheimtipps. Die erzählen Ihnen von grünen Bergen, kilometerlangen Stränden, einer lebendigen Kultur und nicht zuletzt von einem der beeindruckendsten Bauwerke der Welt, dem Panamakanal. Natürlich finden Sie in unserem Reiseführer auch alle wichtigen Adressen – angefangen bei Botschaften und Krankenhäusern bis zu unserem Büro in Las Lajas. Sie finden den Reiseführer unter www.forestfinance.de. Einfach „Download“ anklicken. Schon sind Sie da.

Sie leitet die Forest Finance Panama S.A. und ist somit für den gesamten administrativen Bereich in Panama zuständig: Kundenbetreuung, Koordinierung der Grundstückstitel, Finanzen, Landkauf, Marketing und Verkauf Amerika und Koordination Forstdienstleister. Petra Kollmannsberger lebt seit 2003 in Panama. Sie leitete für eine PR-Agentur eine Kampagne in Panama und verliebte sich auf einer Inspektionsreise so in das Land, dass sie kündigte und erstmal da blieb. Aus ein paar geplanten Monaten wurden schnell Jahre. Neben dem Geschäft und dem Land hat unsere Repräsentantin in Panama noch zwei große Lieben: die Kunst – sie malt selber für ihr Leben gern – und die Kinder der Embera-Indianer. Sie kümmert sich um ein Schulprojekt in den Chagres-Gemeinden und ist immer auf der Suche nach Helfern und Sponsoren.

Seit Petra Kollmannsberger sich in das Land verliebte, setzt sie sich auch für dessen Ureinwohner ein. Mit Hilfe einer Schule in ihrer ehemaligen Heimat, Mindelheim im Unterallgäu, schaffte sie es, fünf jungen Männern aus Embera Drua den Besuch einer kostenpflichtigen höheren Schule in Panama-City zu ermöglichen. Diesen Erfolg will sie unbedingt fortsetzen. Denn eine gute Schulbildung ist für die Ureinwohner nur schwer bezahlbar und dennoch ihre große Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Deswegen engagiert sich Petra Kollmannsberger seit vielen Jahren für die Embera. „Ich suche auch immer nach Paten, die vier bis sechs Jahre lang junge Erwachsene fördern möchten. 35 Euro im Monat helfen ihnen, ihren Schulabschluss nachzuholen.“

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Wenn Sie helfen wollen, melden Sie sich bei Petra.Kollmannsberger@forestfinance.de

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unterstützt das Team „SAP Nano Giants“

„Fury in the Slaughterhouse“ war nur eine von vielen Bands, die 2008 klimaneutral durch die Republik tourten. Foto: A.S.S.

Über 1 Million klimaneutrale Konzerttickets!

November 2008 fand der Ausscheidungswettkampf der „First Lego League“ statt. Unterstützt wurde dieser Wettbewerb unter anderem von der Firma SAP, die hierfür ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellte. Die First Lego League ist ein Wettbewerb, der Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 16 Jahren in einer sportlichen Atmosphäre für Wissenschaft und Technologie begeistern möchte. Insbesondere sollen kreative Lösungen für komplexe Aufgaben gefunden sowie Nachforschungen zum diesjährigen Thema „Climate Connections“ an-

Forstbericht 2008 Wenn Sie genau wissen wollen, was wir letztes Jahr getan haben, können Sie das in unserem „Forst-Tätigkeitsbericht 2008“ nachlesen. Wir stellen Ihnen darin unseren neuen Forstdienstleister Barca vor, geben Ihnen eine Übersicht über die Aufforstungsregionen und bieten Ihnen detallierte Einblicke in unsere Tätigketen im alten und Ausblicke für das jetzt schon gar nicht mehr so neue Jahr. Sie finden den Bericht auf www.forestfinance.de/Downloads.197.0.html ?&ftu=9b7c63c1da.

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gestellt werden. Diese werden im Anschluss von einer Jury begutachtet. Aufgabenstellung ist jedes Jahr der Bau eines Roboters, der sich auf dem Spielfeld verschiedenen Herausforderungen stellen muss. Unter den 25 Teams waren auch die „SAP Nano Giants“, die, passend zum Thema, alle CO2-Emissionen, die das Team während des Vorbereitung freigesetzt hat, von CO2OL errechnen und kompensieren ließen. Wir gratulieren den „SAP Nano Giants“ zu einem hervorragenden dritten Platz!

„Fury in the Slaughterhouse“, „Juli“ und „Texas Lightning“ haben es bereits getan und viele Künstler tun es auch in diesem Jahr wieder: klimaneutral touren und damit ein Zeichen für den Umweltschutz setzen. Mit über 170.000 klimaneutralen Tickets blicken der Konzertveranstalter A.S.S. Concert & Promotion und der Lösungsanbieter für klimafreundliche Produkte und Veranstaltungen CO2OL auf ein erfolgreiches Jahr 2008 zurück. Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit in Sachen Klimaschutz ist für die Partner daher in 2009 selbstverständlich. Besonders Großveranstaltungen wie Konzerte erzeugen durch Mobilität und Energieverbrauch viele umweltschädliche CO2-Emissionen. „Wir erhalten eine sehr positive Resonanz der Künstler auf die Möglichkeit, ihre Konzerte klimafreundlich umsetzen zu können“, stellt Dieter Schubert, Geschäftsführer von A.S.S. Concert & Promotion, fest. „Über 90 Prozent unserer Künstler touren bereits klimafreundlich. Eine tolle Quote, die die hohe Bereitschaft der Stars zeigt, sich aktiv für die Umwelt einzusetzen.“ Diesen Trend bestätigt auch Dirk Walterspacher, Bereichsleiter CO2OL: „Immer mehr Veranstalter suchen nach Möglichkeiten, CO2-Emissionen bei ihren Events zu vermeiden und unvermeidbare Ausstöße zu neutralisieren. Das macht deutlich, welch hohen Stellenwert das Thema Klimaschutz gerade in diesem Bereich gewonnen hat.“

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Aufforstung macht Schule Neuntklässler der Realschule Weinsberg pflanzen Bäume in Ecuador. Wir von CO2OL stellten die Flugreise klimaneutral.

„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“ Was schon Goethe wusste, setzte die Realschule Weinsberg 2008 mit einem außergewöhnlichen Projekt in die Realität um. 26 Neuntklässler flogen gemeinsam mit ihrem Lehrer Mario-Thomas Born nach Ecuador, um dort Bäume aufzuforsten. Damit bot Born den Schülern ein Projekt, das ebenso außergewöhnlich wie sinnvoll ist. „Junge Menschen erleben sich in einem fremden natürlichen und kulturellen Umfeld und werden in realen Situationen mit ungewohnten Herausforderungen konfrontiert“, erklärt der Lehrer. „Ecuador bietet dabei alle Möglichkeiten, Neues zu entdecken und eine Mitverantwortung durch Mitarbeit unmittelbar zu spüren.“ Damit der Flug nach Ecuador die Umwelt nicht unnötig belastet, wurden die dabei entstehenden Treibhausgase von CO2OL mit Hilfe von Aufforstungen in Panama kompensiert: „Wir kennen die Emissionen eines so langen Fluges. Dankend haben wir das Angebot des Solartechnik-Unternehmens KACO Neckarsulm angenommen, unsere Flüge mit CO2OL klimaneutral zu gestalten.“ Im Mai 2009 soll die Reise mit den diesjährigen Neuntklässlern erneut stattfinden. Im Mittelpunkt der dreiwöchigen Expedition steht die Teilnahme der Schüler an einem Aufforstungsprojekt im SumacoNationalpark, Provinz Napo. Das Biosphärenreservat umfasst eine Fläche von circa 206.000 Hektar und ist als Weltnaturerbe der UNESCO deklariert. In Zusammenarbeit mit den dort lebenden Quichua-Indianern pflanzen die Schüler auf ehemaligen Weideflächen Bäume, um eine Pufferzone zum

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Schutz des Primärwaldes anzulegen – harte Arbeit in tropischer Hitze. Mit Hacke, Spaten und Schubkarren legen die 15-Jährigen Parzellen an und befestigen Wege. Heftige tropische Regenfälle spülen so manches Arbeitsergebnis einfach weg. Diese Belastungen auszuhalten und weiterzumachen – darin sieht Born eine Möglichkeit der Persönlichkeitsentwicklung: „ Im Mai starten wir wieder nach Ecuador. Ich wünsche mir für die Schüler wieder das große Abenteuer, das lange nachwirkt. Für die ganz persönlichen Lebensentwürfe.“ Wenn Sie das Projekt der Realschule Weinsberg unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto. Jeder Euro kommt gut an:

Jeder hatte auf der Reise mal ein kleines Tief. Das Arbeiten bei tropischen Temperaturen machte den Jugendlichen oft zu schaffen. Dafür erinnerten die Unterkünfte an Sommer, Sonne, Ferienzeit. Fotos (2): Mario-Thomas Born

Förderverein Realschule Weinsberg Kreissparkasse Heilbronn Konto : 123981247 BLZ: 62050000

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Süße Überraschung

Im März fand eine der wichtigsten und größten Fachmessen des Klimaschutzsektors statt. Im Bonner World Conferece Center trafen sich Experten für umweltbewusste Veranstaltungen und Maßnahmen, um zuammen einen einheitlichen Standard umweltfreundlicher Veranstaltungen zu entwickeln. CO2OL sorgte für die Klimaneutralität der Messe, war aber auch vor Ort, um alle Teilnehmer über ihren ganz persönlichen ökologischen Fußabdruck zu informieren – und ihn auf Wunsch zu verkleinern. Aber auch inhaltlich leistete CO2OL einen Beitrag zur Messe: Neben dem Messestand auf der Ausstellung moderierte ForestFinance-Geschäftsführer Harry Assenmacher einen der zahlreichen Themenworkshops. Unter dem Motto „Umweltfaktor Mobilität – ein Blick in die Zukunft“ führte er durch eine Diskussion, an der unter anderem Experten der Deutschen Bahn AG und der Deutschen Lufthansa AG teilnahmen.

Wasser für Panama

Die „Ingenieure ohne Grenzen“ (IngOG) bauen in Panama Anlagen zur Wasseraufbereitung. Foto: Ingenieure ohne Grenzen

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Wir suchten nach dem Zufallsprinzip 1.000 Adressen aus unserer Datenbank und schickten den glücklich Ausgelosten jeweils eine Tafel Bio-Schokolade von Vivani. Dazu bekamen alle eine Karte mit drei Fragen zum Thema Schokolade und Vorlieben sowie einem Versprechen: Unter den zurückgeschickten Postkarten verlosen wir eine Reise nach Panama. Am 3. März war es dann soweit. Unsere Mitarbeiterin Miriam Becker spielte die Glücksfee, mischte gründlich alle Karten und zog die Gewinnerin: Gertrud Berlin aus Korb bei Stuttgart darf nun eine Woche Sonne tanken. Unsere herzlichen Glückwünsche und Einladung nach Panama bekam sie schon mit der Post! All den anderen wünschen wir weiterhin vollkommenen Schokoladengenuss. Denn eines haben wir aus unserer Schokoladen-

Foto: ForestFinance

Kurz vor Weihnachten wollten wir einige unserer Kunden beschenken. Mit unserem damals neuen Produkt CacaoInvest, lag die Idee nahe, dass wir uns für Bio-Schokolade als süße Weihnachtsüberraschung entscheiden.

„And the winner is …“ hört man nicht nur in Hollyood. Im März war es auch in Bonn zu vernehmen. Unsere Mitarbeiterin Miriam Becker zog unter all den Einsendungen eine Gewinnerin. Zu gewinnen gab es in der Tat Beachtliches: eine Reise nach Panama.

Postkartenaktion gelernt: Jeder liebt anders aber immer mit Leib und Seele. Unsere Einblicke in die lukulischen Tiefen geben wir Ihnen gerne weiter. In der nächsten ForestFinest-Ausgabe widmen wir eine Seite feinster Schokolade, Bio-Kakao und welche Rolle sie beide für den Regenwald spielen.

Das Weihnachtsfest 2008 verbrachten die „Ingenieure ohne Grenzen“, Jan Reher, Carola Bettinger, Moritz Scharnke, Jutta Plückers nicht mit ihrer Familien in Deutschland, sondern in einem abgelegenen Dorf namens Potrero de Olla in Panama. Ihr Ziel: für die Dorfbewohner Anlagen zu bauen, die aus Regenwasser sauberes Trinkwasser aufbereiten. Bisher war jede Beschaffung von Trinkwasser eine gefährliche und anstrengende Angelegenheit, da die nächste Quelle viele Kilometer entfernt liegt. ForestFinance hat das Projekt finanziell ermöglicht und ist sehr froh über die Entwicklungen vor Ort. Auch die Mitarbeiter von dem Hamburger Verein „Puente del Mundo“ arbeiten mit den IngOG an diesem Projekt zusammen. Sie haben den Einwohnern geholfen, die Zufahrtswege auszubessern und Materialien zu besorgen. Durch die tatkräftige Unterstützung der Dorfbewohner kommt die Arbeit an dem Wasserprojekt gut voran. Jetzt haben wir die Nachricht erhalten, dass bereits zwei Anlagen fertiggestellt worden sind. Wir freuen uns sehr, mit unserer Spende ein nachhaltiges Wasserprojekt unterstützen zu können und somit das tägliche Leben der Bewohner erheblich zu erleichtern. Wir halten alle ForestFinance-Freunde auf dem Laufenden und berichten über weitere Entwicklungen. Text: Feifei Yu

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Wald-Wettbewerber Die Zahl der Anbieter von Wald-, Holzund Forstinvestments steigt. Nicht nur ein Indiz für die Güte dieser Anlageklasse, sondern auch eines dafür, dass hier „gutes“ Geld verdient werden kann. Skandale der Vergangenheit, wie um die schweizerische Prime Forestry Teak AG, diverse niederländische Teakinvestment-Anbieter oder aggressive Call-Center-Werbung, haben den Ruf der Branche nicht gerade verbessert. Einige Unternehmen wollen unseriösen „Wild-West-Auswüchsen“ vorbeugen und im kollegialen Gespräch Standarts setzen. ForestFinest stellt vor.

Immer wieder fragen uns Kunden nach Mitbewerbern oder deren Angeboten. Grundsätzlich äußern wir uns nicht negativ über Mitbewerber. Wir erteilen entweder gar keine Auskünfte oder allenfalls solche, die von den Mitbewerbern selbst publiziert werden und deren Angebot sachlich darstellen. Wir stehen zu diesem und anderen Themen auch mit einigen Unternehmen im kollegialen Dialog. Es sind dies „BaumInvest Fond“, „Lignum AG“ und „Miller Forst Invest AG“.

Er wird unterstützt von einigen großen Unternehmen der ökologischen Szene in Deutschland (Globetrotter, Schrot und Korn). Die forstlichen Aktivitäten sind auf Mischwälder unter Beimengung von Teak ausgerichtet und sollten künftig denen der ForestFinance sehr ähneln. Nach unserer Meinung, eine gute Wahl für Kunden, die ihr ökologisches Waldinvestment auf verschiedene Länder auch außerhalb Panamas diversifizieren wollen. Auch wenn BaumInvest derzeit (noch?) nicht FSC-zertifiziert ist.

BaumInvest: Rechtsform: Geschlossener Fonds. Investmentform: Anteilserwerb.

Lignum AG: Rechtsform: Nicht börsennotierte AG. Investmentform: Warentermingeschäft.

Gegründet von Leo Pröstler – einem der „Granden“ der Ökobewegung der 80er. Vormals Chef des Waschbärversandes und des Ökoinstitutes Freiburg. Sein junger BaumInvest-Fond (seit Ende 2007, erste Aufforstungen in 2008) arbeitet in CostaRica mit hohem ökologischem und sozialen Anspruch.

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Die Lignum AG vertreibt Anlagen in osteuropäische Robinienplantagen. Das Unternehmen ist seit einigen Jahren erfolgreich am Markt und setzt auf die sehr gute Qualität seiner Robinienplantagen und deren Hölzer. Der Kunde erwirbt hier eine be-

stimmte Menge Holz. Sicher ein Tipp für Anleger, deren Schwerpunkt eher auf Holzpreisentwicklung und Sicherheit durch die Lage innerhalb Europas liegt.

Miller Forstinvest AG: Rechtsform: Nicht börsennotierte AG. Investform: Pacht und Kauf von Forsten ggf. mit jährlichen PflegeService-Gebühren. Gegründet vom Reiseveranstalter und Agronom Josef Miller. Miller-Reisen veranstaltet seit Jahren erfolgreich Reisen nach Mittel- und Südamerika. Auf Basis der Kenntnisse vor Ort und guter Einbindung gründete Josef Miller dann 2006 eine Forstgesellschaft, die in Paraguay Aufforstungen vornimmt und die ersten Flächen in 2007 aufforstete. Nach unserer Ansicht und Kenntnis ein engagiertes junges Projekt, das professionell geführt wird, gestützt auf die langjährige Erfahrung des Initiators.

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BaumFreunde

Foto: Rainforest Alliance

Chris Wille – Ethical Leader 2008

In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen jemanden vor, der sich um Bäume oder sogar ganze Wälder verdient gemacht hat. Diesmal haben wir einen neulich Ausgezeichneten: Chris Wille, 61, Chef der Landwirtschaftssparte der Rainforest Alliance, wurde vom Magazin Ethical Corporation zum Ethical Leader 2008 ernannt.

Chris Wille ist Mitbegründer der Rainforest Alliance und eine von zehn Persönlichkeiten, die die Zeitschrift Ethical Corporation in London zum „Ethical Leader“ des Jahres 2008 ernannt hat. Neben ihm wurden unter anderem ausgezeichnet: Barack Obama, Präsident der USA, Bill Gates, Microsoft-Gründer, sowie der UNSonderberichterstatter für Menschenrechte und Unternehmen, John Ruggie. Anerkennung für konsequentes Engagement

Der Biologe Wille wurde ausgewählt, weil er „sich konsequent dafür engagiert, nachhaltig und unter ethisch einwandfreien Bedingungen erzeugte Lebensmittel und Getränke aus der Nische auf die Bühne der breiten Verbrauchermärkte zu heben“, schreibt das britische Magazin. Unter seiner Leitung haben bis heute über 34.000 landwirtschaftliche Betriebe, Familienfarmen, bäuerliche Farmgemeinschaften oder Kooperativen in 22 Ländern nachhaltige Agrarmethoden eingeführt und wurden dafür mit dem Zertifikat „Rainforest Alliance Certified“ ausgezeichnet . Das dahinter stehende Programm für nachhaltige Landwirtschaft mit seinem umfassenden Kriterienkatalog wurde 1992 nach dem Vorbild

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des weltweit anerkannten Forest Stewardship Council (FSC) für nachhaltige Forst- und Waldwirtschaft entwickelt. Die Rainforest Alliance ist heute mit ihrem SmartWood-Programm der weltweit größte FSC-Zertifizierer für nachhaltig erzeugte Holz- und Papierprodukte. Unternehmen wie Unilever, Kraft Foods und Tchibo hat Wille dabei unterstützt, Rohstoffe von nachhaltig wirtschaftenden Farmen zu beziehen, und so auch dazu beigetragen, die Nachfrage für verantwortungsvoll hergestellte Waren deutlich zu vergrößern. Eine Frage der Ehre

„Für mich ist es eine große Ehre, von Ethical Corporation zusammen mit solch herausragenden Persönlichkeiten wie Barack Obama anerkannt zu werden“, sagt Wille. „Das gesamte Team der Rainforest Alliance verdient diese Anerkennung, für unsere Errungenschaften für mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und den Schutz der tropischen Wälder. Ich bin überzeugt, dass nur das Bemühen aller gesellschaftlichen Kräfte entlang der Wertschöpfungskette, Bauern, Händler, Verarbeiter und Markenkonzerne, Verbraucher, Politik und Nichtregierungsorganisationen, Erfolge zeitigen kann.“ Nur

wenn alle, auch die großen Marktteilnehmer, an einer dauerhaften Umgestaltung der landwirtschaftlichen Praxis, des Handels und der Vermarktung mitwirkten, könne auch das Konsumverhalten in der Breite wirklich nachhaltig verändert werden, meint Wille. Kritische Stimmen

Die Arbeit sowie das Siegel der Rainforest Alliance sind aber auch umstritten. „Das Zertifikat steht weder für Bio noch für faires Wirtschaften", sagt Claudia Brück von Transfair. Sie bezeichnet die Organisation als industrienah und wirft ihr vor, sich nicht an international ausgehandelte Kriterien zu halten, sondern nur an eigene, nicht transparente. So garantiere Rainforest Alliance seinen Kaffeebauern weder Mindestabnahmepreise noch Mindestlöhne. Zudem gebe es das Rainforest-Siegel schon für Produkte, wenn 30 Prozent der Inhaltsstoffe von zertifizierten Betrieben stammen. Transfair fordere dagegen 100 Prozent fair produzierte Inhaltsstoffe. Wenn Sie sich selbst eine Meinung bilden wollen, klicken Sie auf www.rainforest-alliance.org und www.transfair.org

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BaumSchule

Die Ölpalme (Elaeis guineensis) In letzter Zeit berichten Medien und Umweltorganisationen immer wieder über die negativen Auswirkungen von Palmölplantagen. Doch ist die Ölpalme wirklich so schädlich wie ihr Ruf? Die Frage könnte genauso gut lauten: Ist ein Messer böse? In der Küche ist ein Messer zum Schneiden von Brot und Gemüse gut aufgehoben. In den Händen eines Mörders eher nicht. Es sei denn, er will sich ein Butterbrot schmieren …

Jede Pflanze hat ihren natürlichen Lebensraum. Das heißt, jede Pflanze lebt dort, wo sie existieren kann. Sie ist auf bestimmte klimatische, Boden- und Lichtbedingungen spezialisiert. Nur, wenn diese Voraussetzungen stimmen, kann sie sich gegen die Konkurrenz durchsetzen. In Afrika, wo die Ölpalme heimisch ist, gibt es natürliche Ölpalmenwälder mit einer Ausdehnung von bis zu 100 Hektar. Diese Bestände schaden der Umwelt nicht. Unter den bis zu 30 Meter hohen Palmen finden viele andere Pflanzen und Tiere ihren natürlichen Lebensraum. In einem geschlossenen, ursprünglichen Regenwald kommt die Ölpalme jedoch kaum vor. In die amerikanischen und südostasiatischen Tropen wurde sie erst vom Menschen gebracht und dort kultiviert.

erschließen, massiv Regenwald vernichtet. Die Ressourcen, die hierbei verloren gehen, sind nicht ersetzbar. Der Regenwald ist die Heimat vieler Pflanzen und Tiere. Er reguliert den Wasserhaushalt und wirkt sich mäßigend auf das Klima aus. Palmölmonokulturen können das alles nicht. Sie sind zudem sehr anfällig für Schädlinge und Krankheiten und es werden viele umweltbelastende Pestizide eingesetzt, um eine sogenannte stabile Bewirtschaftung zu gewährleisten.

Vor dem Hintergrund der Regenwaldzerstörung ist die Ölpalme somit den Urwäldern zum Verhängnis geworden. In Mischkultur auf alten Viehweiden angebaut, könnte sie hingegen zu einem vielfältig nutzbaren und ökologisch wertvollem Ökosystem beitragen. Betrachten wir die Ölpalme unabhängig davon, was der Mensch aus ihr gemacht hat, dann sehen wir eine elegante große Palme, deren Wedel sich nach oben hin in einem Schopf öffnen.

Das Palmöl liefert das orangefarbene Fruchtfleisch der Steinkerne. Es ist das noch vor Sojaöl wirtschaftlich wichtigste Pflanzenöl und dient als Kraftstoff, aber auch als Rohstoff in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie. Das hochwertige, unraffinierte Palmöl ist ein wertvolles Lebensmittel, reichhaltig an Vitaminen und ausgezeichnet zum Braten geeignet. Die immer noch steigende Nachfrage und Produktion – für das Wirtschaftsjahr 2008/ 2009 wird eine Produktion von 42,9 Millionen Tonnen erwartet! – sowie die hohen Gewinne machen Palmölplantagen aus rein wirtschaftlicher Sicht sehr lukrativ. Und so wird, um mehr Flächen für die Bewirtschaftung mit Palmölplantagen zu

Text: Alexander Watson · Foto: wikipedia.de/Craig

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iForest

Love, love, love … Wer hätte das gedacht – die gute alte Zeit ist wieder hier und wir mitten drin. Immer noch und immer wieder gibt es Flowerpower, Make-Love-not-War. Diesmal sogar in Öko. Mal in pc, also politisch korrekt, und mal in bp – besonders pikant. Greenpeace startete pc und engagiert Forest Love – für Wälder und Gesetze, Fuck for Forest eine Aktion für die Natur und deren Triebe. ForestFinest Redakteurin Kristin Steffan befragte die Macher zu Sinn, Zweck und Erfolg der beiden Kampagnen.

Forest Love, Greenpeace

sphäre gelangt. In den Urwaldregionen wie Indonesien, Brasilien oder Afrika wird ein Großteil der Regenwälder illegal abgeholzt und gelangt dann als Parkett oder Gartenstuhl zu uns nach Europa. Handel mit illegalem Holz ist aber bis jetzt nicht strafbar. Das soll ein EU-Gesetz ändern. Wir wollten erreichen, dass die Leute empört über die Situation sind und sich an die EU wenden und ein solches Gesetz einfordern. Wie war die Resonanz auf den Aufruf?

Die Resonanz war sehr gut. Tausende Mitmacher schickten uns Fotos oder Videoclips von sich und ihren Freunden im Wald. In den britischen Medien gab es eine Debatte darum, ob das „Forest Love“ Video jetzt schon Pornographie sei. Wie haben Öffentlichkeit und Politiker auf „Forest Love“ reagiert?

Die Europäische Kommission hat viele E-Mails bekommen und dadurch Druck verspürt, den Gesetzesvorschlag endlich zu erarbeiten und zu veröffentlichen. Was war der größte Erfolg der Kampagne?

Das Video von Greenpeace zur „Forest Love“Kampagne finden Sie hier:

ForestFinest fragt Corinna Hoelzel, Mitarbeiterin von Greenpeace zu der liebevollen Kampagne:

www.youtube.com/watch?v=3AEZbWtELQI&hl=de

Wie entstand die Idee zur Kampagne „Forest Love“?

Den Zusammenschnitt der eingesandten Fotos und Videos:

Die Idee entstand auf einem internationalen Treffen. Greenpeace Waldcampaigner aus Europa überlegten, wie das an sich trockene Thema EU-Gesetzgebung zum Umgang mit illegal geschlagenem Holz etwas interessanter für die Öffentlichkeit gemacht werden kann. Fast jeder Mensch ist gern im Wald. Das war der Ausgangspunkt unserer kreativen Runde.

www.youtube.com/watch?v=sVwm_9VpJas

Was wollte Greenpeace mit dieser Aktion erreichen?

Wir wollten die Öffentlichkeit darüber informieren, dass jedes Jahr ungefähr 130.000 Quadratkilometer Wald vernichtet wird. Die letzten Urwälder der Erde sind eine Schatzkammer der Artenvielfalt und speichern gigantische Mengen Kohlenstoff, der bei der Zerstörung als klimaschädliches CO2 in die Atmo-

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Die EU-Kommission hat durch den öffentlichen Druck schließlich am 17. Oktober 2008 einen Gesetzesvorschlag veröffentlicht. Dieser geht leider nicht weit genug und muss jetzt von Parlament und Rat verbessert werden. Der Umweltausschuss im Parlament hat gerade über Änderungsanträge abgestimmt und sich für deutlich strengere Regeln ausgesprochen. Es gibt also noch Hoffnungen, dass das Gesetz nicht als Papiertiger endet. Was hätte Ihrer Ansicht nach besser laufen können?

Die Skala ist nach oben ja bekanntlich immer offen. Es hätten natürlich noch mehr Menschen mitmachen können und wir hätten uns über noch mehr Klicks auf das Video gefreut. Plant Greenpeace eine ähnliche Aktion noch mal?

Mit Sicherheit werden wir auch in Zukunft Kampagnen machen, an denen sich Menschen mit ihren eigenen Fotos und Videos beteiligen können.

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iForest

Fuck for Forest (FFF)

ForestFinest fragt Leona, Mitbetreiberin von FFF: Wie ist Ihnen die Idee zu Fuck for Forest gekommen?

Schwer zu sagen. Gott hat sie uns eingeflüstert! Inspiriert hat uns die Realität: Sex und Nacktheit werden unterdrückt, Menschen verlieren den Respekt für Pflanzen und Tieren. Es ist verboten, Menschen, die Sex haben, im Fernsehen zu zeigen, aber Menschen zu zeigen, die im Krieg getötet werden, ist okay. Wir missbrauchen die Erdressourcen für unseren eigenen Egotrip. Es gibt so viele Beispiele dafür, dass die Dinge ums uns herum nicht in Ordnung sind. Also macht es absolut Sinn, die Realität mit Liebe und Sexualität verändern zu wollen!

Aber wenn du etwas verändern willst, musst du für deine Ideen einstehen, auch wenn sie nicht jeder mag oder verstehen kann. Mit welchen Problemen hatten Sie zu kämpfen?

Es gab einige Konflikte mit so genannten Feministen, die uns erzählten, wir seien Sexisten, weil wir Pornos drehen. Aber in Wirklichkeit sind sie die Sexisten, wenn sie behaupten, dass alle Frauen, die mit Sex arbeiten, von Männern manipuliert wurden. Wir hatten auch Probleme mit ökologischen Projekten, denn sie hatten Angst davor, was die Öffentlichkeit denken würde, wenn ihre Organisation von FFF Spenden unterstützt würde.

Was wollen Sie mit Fuck for Forest erreichen?

Die Natur befreien! Wir glauben, dass die negative Einstellung der Menschheit zu Sexualität viel mit der Naturzerstörung zu tun hat. Sexualität zu unterdrücken, heißt, die Natur zu unterdrücken, denn Sexualität ist ein Teil der Natur. Wir möchten dieses Geschenk nutzen, um den Fokus darauf zu richten, was mit diesem Planeten geschieht und versuchen, ihn zu schützen. Unser Ziel ist es, ein Netzwerk von Liebhabern der Öko-Erotik zu schaffen. Und natürlich möchten wir Spenden sammeln, um die Natur zu retten. Überall um uns herum wird Sex dazu benutzt und missbraucht, alle möglichen dummen Produkte zu verkaufen. Wir wollen diese Energie sinnvoll nutzen. Was unterscheidet Sie abgesehen von dem Umwelt-

Wie viele Abonnenten haben Sie mittlerweile?

FFF hat zwischen 800 und 1.000 Abonnenten, die monatlich etwa zwölf Euro für den Naturschutz spenden. Dann erhalten sie als Bonus freien Zugang zu dem Mitgliedsbereich von FFF. Dort stellen wir unsere Fotos und Videos ein. Wie viel Geld haben Sie eingenommen und was genau fließt davon in den Umweltschutz?

Circa 300.000 Euro. Ungefähr 90 Prozent davon fließt in den Naturschutz. Wir arbeiten daran, dass 100 Prozent für den Naturschutz verwendet wird. Stellen Sie sich vor, dass 100 oder mehr Leute ihre Homevideos an FFF senden! Dann brauchen wir nicht mehr für die Website zu arbeiten. Sie würde von selbst laufen.

schutz-Gedanken von anderen Porno-Anbietern?

FFF zeigt reale Situationen und niemand wird dafür bezahlt, FFF zu helfen. Alles ist real, nichts wird gespielt! Wenn wir etwas machen, ist der Spaß zwischen den Leuten wichtig und nicht das „Produkt“. Welche Reaktionen haben Sie erhalten?

Wir haben Menschen getroffen, die begeistert und inspiriert von FFF waren. Wir haben auch große Gruppen mit FFF konfrontiert, was Diskussionen über sexuelle Freiheit und Natur sowie deren Verbindung hervorrief. Manchmal erzählen uns die Leute, dass wir übertreiben und sie es nicht nachvollziehen können.

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hen, die Samen von Pflanzen aus dem tieferen Dschungel mitbringen. Wir sind immer auf der Suche nach Projekten. Gerade sind zwei Mitarbeiter in Brasilien, um sich nach neuen Projekten umzusehen. Woher wissen Ihre Kunden, dass das Geld wirklich für den Regenwaldschutz eingesetzt wird?

Im Grunde kann man nie irgendetwas sicher wissen. Aber sie können jederzeit beide Projekte besuchen und mithelfen, die Flächen wiederaufzuforsten.

Welchen Projekten kommen die Einnahmen zu Gute?

Wir arbeiten an Projekten in Costa Rica und Ecuador. In Costa Rica geht es darum, Waldflächen mit einer hohen Biodiversität zu kaufen, um sie mit Teilen des Waldes zu verbinden und so eine größere Fläche zu schaffen, in der sich Tiere und Pflanzen bewegen können. Das Wiederaufforstungsprojekt Seedsdream in Ecuador initiierte das indianische Volk der Shuar zusammen mit einem Studenten aus den USA. Sie sammeln Samen von bedrohten Bäumen und Pflanzen und verteilen sie. Das Ziel ist, brachliegende Erde wieder zu beleben, um Vögel und Fledermäuse anzuzie-

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Aus der Welt einen grüneren und sexier Planeten zu machen! Wir planen, eine Kampagne zu starten, die darauf abzielt, Sex und Nacktheit wieder in der Gesellschaft zu etablieren. Wir möchten weitere Projekte unterstützen und so viele Bäume pflanzen, wie wir können. Jeder Baum zählt und bewirkt etwas! Die Seiten der etwas anderen Umweltschützer können Sie auf www.fuckforforest.com sehen. Wenn Sie mögen. Fotos: FFF

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Für Waldläufer

Bedeutende Linden. 400 Baumriesen Deutschlands Linden gehören zu den mächtigsten und ältesten Baumarten Europas. Es gibt Baumriesen mit Stammumfängen bis zu 15 Meter und sogar welche , die mehr als 1.000 Jahre alt sind. Leider sind Linden heute in ihrem Bestand bedroht. Dabei hat jedes einzelne Exemplar einen unschätzbaren ökologischen und auch kulturhistorischen Wert. In diesem repräsentativen Bildband forscht Michel Brunner der Existenz und Geschichte 400 deutscher Baumriesen nach und erstellt das erste Inventar der Lindenbäume Deutschlands. Er erzählt ihre Geschichte, weiß von den Legenden und Mythen, die sich um sie ranken. Er gibt aber auch wertvolle Tipps zum Thema Baumpflege und fachgerechte Sanierung. Die gründlich rechercherierte und stimmungsvoll bebilderte Lindenchronik vermittelt eindrucksvoll die Ausstrahlungskraft der majestätischen Bäume. Michel Brunner (Text und Fotos): Bedeutende Linden. 400 Baumriesen Deutschlands, 328 Seiten, € (D) 49,90, Haupt Verlag, ISBN 978-3-258-07248-7

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„Verträglich Reisen. Magazin für Reisen und Umwelt 2009“

BUND e. V. und visuamundo präsentieren Naturschutz-Projekt bei Google Earth

Wenn Sie Ihren Urlaub für dieses Jahr noch planen – in der einzigen Zeitschrift für klimaschonendes Reisen finden Sie dafür tolle Tipps. „Verträglich Reisen“ stellt Regionen vor, die sich dem Klimaziel verschrieben haben. Das Magazin zeigt in unterhaltsamen Reportagen, wie ökologisches Reisen mit dem Rad oder mit der Familie aussehen kann und gibt viele Servicetipps von der klimaschonenden Anreise bis zur schönsten Unterkunft vor Ort – gerne mit Bioküche, Ökokräutergarten und sonnengewärmtem Duschwasser. Schwerpunktthemen sind in diesem Jahr: Ungewöhnliche Unterkünfte wie Baumhaus, Jurte, Leuchtturm oder Zigeunerwagen, Frankreich – Naturerlebnis zwischen Atlantik und Mittelmeer. Aber auch für Familien-, Städte- und Gartenreisen finden Sie viele praktische und wunderschöne Anregungen. „Urlaub muss Spaß machen und die nötige Erholung bieten“, sagt Verträglich Reisen-Chefredakteurin Regine Gwinner. „Daher ist es uns wichtig, diese Aspekte in unseren Artikeln in den Vordergrund zu stellen. Wir wollen nicht moralisch argumentieren, sondern zeigen einfach die schönsten Lösungen für Urlaub und Klima.“

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) stellt ab sofort Europas größten Biotopverbund am früheren innerdeutschen Grenzstreifen, das Grüne Band, auf Google Earth vor. Damit können Millionen Menschen, die die kostenlose Geo-Software nutzen, die Faszination Naturschutz hautnah erleben. Gemeinsam mit den Google-Earth-Spezialisten der Oldenburger Medienagentur visuamundo entwickelte der BUND eine aufwändige Inszenierung. Auf einer virtuellen Rundtour können die Besucherinnen und Besucher das Grüne Band an vier Standorten kennenlernen. Eine interaktive Tour durch Landschaften und Lebensräume eröffnet einen einzigartigen Blick aus der Vogelperspektive auf wichtige Schutzprojekte des BUND. Diese können anhand von eingebettetem Bild- und Videomaterial, aber auch auf Rundflügen erkundet werden. Dr. Norbert Franck vom BUND ist überzeugt: „Wenn sich der Fall des Eisernen Vorhangs im nächsten Jahr zum zwanzigsten Mal jährt, zeigt die Inszenierung auf eindrückliche Weise, wie aus dem ehemaligen Todesstreifen eine Lebenslinie – das Grüne Band – wurde. Hier wächst im Wortsinn zusammen, was zusammen gehört und bietet Lebensraum für seltene Arten."

„Verträglich Reisen 2009“ € (D) 12,90 finden Sie im gut sortierten Zeitschriftenhandel. Sie können das Magazin aber auch bestellen. Online: www.vertraeglich-reisen.de oder per Post: fairkehr Verlag, Niebuhrstr. 16b, 53113 Bonn.

www.bund.net/gruenesband-auf-googleearth Die Google-Earth-Software können Sie auf http://earth.google.de herunterladen.

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… durchforstet

Ausstellungen – Termine – Events Es gibt viel zu entdecken! Auf sinnlichen Wegen, in künstlerisch, wilden Gärten und auch im Ruhrgebiet! Hier unsere Reihe mit Veranstaltungstipps im ForestFinest Magazin

Foto: Charles Duprat

Waldfrieden in Wuppertal . Tony Cragg, einer der bedeutendsten Bildhauer der Gegenwart, ist 2008 in das „Haus Waldfrieden“, eine ehemalige Villa des Lackfabrikanten Kurt Herberts, gezogen. Unweit der Wuppertaler Innenstadt ist das Ende der 1940er Jahre in anthroposophischer Baukunst errichtete Haus ein echtes Unikat: Es hat keinen einzigen rechten Winkel. Rund um das Haus erstreckt sich ein idyllischer Park mit einem prächtigen Baumbestand. Hier stellt Tony Cragg seine Arbeiten sowie die international bekannter Bildhauer aus. Diese Grünanlage hat seit vielen Jahrzehnten keinen Gärtner gesehen, so dass Sie hier eine verwunschene Atmosphäre empfängt, die herrlich mit Craggs Werken harmoniert. Erleben Sie den Waldfrieden in Wuppertal, Hirschstr. 12 oder auf www.skulpturenparkwaldfrieden.de

Foto: Tatonka

Weg der Sinne . Schon im Mittelalter waren Menschen auf dem Rothaarsteig unterwegs. Offiziell wurde er aber erst 2001 als Wanderweg eingerichtet. Große Teile führen durch den Naturpark Rothaargebirge. Wanderer können Höhen über 800 Meter erreichen. Dort erwartet sie eine einzigartige Heidelandschaft und grandiose Ausblicke ins Quellgebiet von Ruhr, Lahn und Sieg. Der Rothaarsteig bietet Freizeitwanderern und ambitionierten Outdoor-Fans viele Möglichkeiten. Auf den 154 Kilometern kann man es gemütlich angehen lassen. Sportliche Wanderer wählen den „Bergweg“, der alle Anstrengungen mit schönen Ausblicken über den Naturpark Rothaargebirge belohnt. Spannend ist auch der Gang über die Hängebrücke bei Kühhude. Hier ist Schwindelfreiheit gefragt. Die ersten Schritte können Sie online gehen: www.rothaarsteig.de

Foto: Waldkompetenzzentrum Heidhof

Waldkompetenzzentrum Heidhof . Mit Waldkino, Spielen und Infos – hier macht Lernen Spaß. In der Ausstellung „Wald-Baum-Holz“ des Regionalverbandes Ruhr erfahren Sie Wissenswertes über den Wald und seine Bewohner. Die moderne und anschauliche Präsentation spricht insbesondere Kinder an, hat aber auch einiges für Jugendliche und Erwachsene zu bieten. Der RVR Ruhr Grün hat die Ausstellung am Heidhof komplett überarbeitet und neu gestaltet. Sie gliedert sich in mehrere begehbare Bereiche, in denen Sie viel über den Lebensraum Waldboden, das Innenleben eines Baumes oder über die Ökosysteme Heide, Wald und Bachlauf erfahren. Anhand dieser Beispiele wird der Kreislauf des Lebens, das Werden und Vergehen in der Natur sowie die komplexen Zusammenhänge innerhalb und zwischen den Lebensräumen dargestellt. Schauen Sie mal vorbei: Waldkompetenzzentrum Heidhof, Zum Heidhof 25, 46244 Bottrop-Kirchhellen

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Ihr Geld sch체tzt.

Tausende von Tierarten sind weltweit vom Aussterben bedroht. Die Hauptursachen sind Jagd und Wilderei, Tierhandel sowie die Vernichtung des Lebensraums. Mit Artenschutzprojekten k채mpft Pro Wildlife global f체r den st채rkeren Schutz bedrohter Tiere. Ihre Spende hilft dabei:

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Spendenkonto: 888 5 200, BLZ: 700 205 00


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