ForestFinance, Ausgabe 1/11

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4,00 € ISSN 1866-7325

ForestFinest Ausgabe 1 2011

D a s M a g a z i n f ü r w e l t w e i t e Wa l d w i r t s c h a f t

Portugal: Korkeichen statt Eukalyptus Panama: Wald statt Kupfermine

Ohne Wald geht gar nix Seite 9 bis 28

Wald & Wirtschaft In Deutschland wichtiger als Maschinenbau


Die Wildkatze

Unser nachhaltiges Angebot zum Jahr der Wälder: das B.A.U.M.-Waldreservat

„Wilde Buche” Der Schwarzstorch

ForestFinance bietet zusammen mit dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management, B.A.U.M. e.V., Unternehmern die Möglichkeit, einen der seltenen alten Buchenwälder Deutschlands zu schützen. Und das für mindestens ein halbes Jahrhundert! Der Wald ist es wert: seinen ehrfürchtigen 190 Jahren verdanken unzählige Tiere und Pflanzen ein Zuhause. Wenn Sie als Unternehmer das Reservat unterstützen wollen, erfahren Sie auf der Seite 34 mehr – über Schwarzspechte, Wildkatzen, Störche und uralte Buchen, aber auch, warum der Wald und sein Leben auch für Ihr Unternehmen ein Gewinn sind.

Lebendiger Buchenwald

www.WildeBuche.de

Wie Sie sich beteiligen können, lesen Sie auf Seite 34.

Fotos: Schwarzspecht/Alastair Rae/Wikipedia,Wildkatze/Andy Gehring/iStockphoto, Schwarzstorch/Till NiermannIWikipedia, Hintergrundbild und Pilzbild/Peter Wohlleben

Familie Schwarzspecht


Fotos: Horst Jegen · gettyimages.com (r.)

Editorial

Das Ja des Waldes zum Rhythmus „In der Wirtschaft geht es darum, Zeit zu gewinnen, in der Pädagogik geht es darum, Zeit intelligent zu verlieren.“ Ich bin nicht sicher, ob Karlheinz Geißler* bei Pädagogik auch an eine Baumschule gedacht hat. Könnte aber sein. Denn dort nehmen sich Baumsamen und -setzlinge viel Zeit, damit sie später in Ruhe als produktive Mitglieder eines Waldes weiterwachsen können. Natürlich gelassen und langsam, denn nur dann entwickelt sich ein gesundes Wurzelwerk – die Basis für einen erstklassigen Baum und für erstklassiges Holz. Intelligentes Verlieren von Zeit ist so die Sache unseres Finanzsystemes nicht. Die in Vierteljahres-Berichten durchgetaktete Hochgeschwindigkeit unseres Gesellschaftssystems hat nicht nur Banken, Börsen und Fonds in die Krise gefahren, sondern auch wir Menschen bleiben zurück. Biologisch-natürlich ist es nicht, wie wir so vor uns hinleben und -wirtschaften.

Jahr des Waldes Inhalt 4 An uns

Der Wald und das Jahr des Waldes könnten ein guter Anlass sein für eine Pause. Eine Pause, die wir produktiv nutzen könnten: Lernen, warum Wald einen Biorhythmus hat und nicht im Takt der Börsen und Aktienkurse wächst. „Takt ist die Wiederholung ohne Abweichung. Rhythmus ist Wiederholung mit Abweichung.“ Natur und Wald sind rhythmisch. Sie wiederholen sich, aber eben nicht so mechanisch getaktet wie unsere Finanz- und Digitalwelt, die das so gern gleichförmig hätten. Das ist keineswegs graue philosophische Theorie. Immer wieder bitten uns Kunden, doch die Rendite für ihr Waldinvestment ganz genau zu berechnen. Wenn wir dann sagen „von – bis“ und „je nachdem wie gut der Wald wächst“, dann entspricht das nicht den gewohnten Investoren-Erwartungen nach berechenbaren ZinsTakten der Geldvermehrung. Wir alle haben uns an die digital-virtuelle Berechnung von Geldvermehrung gewöhnt und betrachten sie als die reale Welt. Selbst wenn diese Erwartung immer wieder enttäuscht wird. Das Jahr des Waldes bietet also Gelegenheit über uns und die Welt nachzudenken. Denn Wald ist wie wir Menschen: Je mehr Zeit wir uns nehmen in Ruhe zu wachsen, desto schöner und dauerhafter wird der Menschenwald (vulgo Gesellschaft), den wir so standortgerecht aufbauen. Die Gesellschaft der Bäume ist genauso bunt und vielfältig wie unsere Gesellschaft. Vielleicht bereiten Ihnen die vielen bunten Artikel über Wald weltweit deswegen auch Vergnügen und verleiten Sie im Jahr des Waldes dazu,„Ja“ zu sagen zum intelligenten Verlieren von Zeit.

Die Seite für Leser · Impressum

5 Die phänomenale Fünf Kampagnen und Katastrophen zum Jahr

6 Buschtrommel Meldungen zu Wald und Welt

8 Titel Jahr der Wälder – Wunder und Wende?

23 Waldwirtschaft Stauseehölzer · Forstwirtschaft in Deutschland · Wie Wald Vietnam verändert

28 Reportage Revolten gegen Kupferminen-Gesetz in Panama

30 World of ForestFinance – WFF Unser Büro in Hanoi · Menschen · Professor Graßl im Gespräch · Die Dreifach-Auszeichnung unseres Waldes · CO2OLe Events

Harry Assenmacher, Geschäftsführer ForestFinance Herausgeber ForestFinest

38 BaumFreund & BaumSchule Von Menschen und Bäumen

40 iForest *Empfehlenswert: „Lob der Pause – Warum unproduktive Zeiten ein Gewinn sind“ von Prof. Karlheinz Geißler, Oekom Verlag www.timesandmore.de

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urgewald – für Menschen, gegen Umweltzerstörung

42 Für Waldläufer durchforstet Bücher · Links · Termine

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An uns …

… die Seite für Leser und Meinungen Liebe Leserinnen und Leser, diese Seite gehört Ihnen. Wenn auch, wie wir finden, Sie sie selten nutzen. Uns erreichen leider nur wenige Zuschriften, die uns hinterfragen oder kritisieren. Wir freuen uns aber über jede von ihnen. Denn sie helfen uns, noch besser mit Ihnen zu kommunizieren. Hier nun eine Auswahl Ihrer Fragen und Anregungen.

Nach der ForestFinance-Kunden-Spendenaktion zu Weihnachten bedankte sich der Stella Bildung Bewegt e.V.: Wir möchten uns für Eure Unterstützung mit kleinen Bildern aus dem Himalaja bedanken. Wie wird Weihnachten wohl in Deutschland gefeiert? Unsere Bergkinder haben ihre Fantasie spielen lassen – aber seht selbst.

Bilder aus dem Himalaja von

Ein Interessent aus München fragt: Einen Punkt, den ich bei ForestFinance beeindruckend finde, ist die Ökologie des Investments. Ein Satz im ForestFinest-Magazin, obwohl sicher gut gemeint, stimmt mich jedoch nachdenklich. Dazu muss ich sagen, dass ich Vegetarier bin und die aktuell betriebene Nutztierhaltung (was für ein Unwort) sehr kritisch sehe. Also, Sie schreiben in Ihren in ForestFinest vorgestellten Guidelines: „Es werden organische Düngemittel aus eigener Produktion eingesetzt“. Heißt das: ForestFinance ist in die „Nutztierwirtschaft“ (noch so ein Unwort) involviert und betreibt ein Nebengeschäft oder unterstützt indirekt die Schlachtung von Tieren? Oder wird Ihr Dünger auf rein pflanzlicher Basis hergestellt? Es ist wirklich erstaunlich, wo überall Leid von Tieren versteckt wird. ForestFinance antwortet: Der von uns verwendete organische Dünger besteht aus nährstoffreicher Erde aus Flussauen, Reisschalen zur Auflockerung und gelegentlich geringen Mengen Hühnerexkremente. Diese werden in der Region bei Bauern ge-

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sammelt. Ob diese ihre Hühner auch als Schlachttier „nutzen“, vermögen wir nicht zu beurteilen. Angesichts der panamaischen Ernährungsweise, gehen wir davon aus. Aber: Wir unterhalten kein „Nebengeschäft“ zur Zucht oder Schlachtung von Tieren und wir glauben auch nicht, dass die Nutzung des Hühnerdungs als Beimischung zum Naturdünger einen anheizenden Effekt auf die Haltung von Tieren hat. Generell ist es schwierig, unsere nachhaltige Forstwirtschaft allen wünschenswerten Erfordernissen anzupassen. Wir erleben oft Notwendigkeiten, die wir abwägen müssen. Die Alternative auf Kunstdünger umzusteigen, halten wir jedoch für noch schädlicher. Rita Pitsch hatte ein Erlebnis der besonderen Art – unser Briefumschlag half der Atomkraftgegnerin beim Protest in Gorleben: Der Direktrecycling-Briefumschlag Ihrer Postsendung war mir sofort aufgefallen, als ich den Briefkasten öffnete. Im Bus nach Dannenberg versuchte ich herauszufinden, welcher Kartenausschnitt Deutschlands mir auf diesem Weg zur Verfügung gestellt wurde. Es dauerte einige Zeit, bis ich einen mir bekannten Ort fand. Als ich „Salzwedel“ las, glaubte ich zu träumen. Die Elbe und auch Dannenberg waren verzeichnet. Nur Hitzacker und Umgebung fehlte durch den Fensterausschnitt des Briefumschlags. So verfügte ich über eine Karte, die sonst niemand hatte. Das war sehr hilfreich für uns! Unsere Schienenblockadestrecke und die vielen kleinen Waldwege waren auf der Karte genauestens verzeichnet.

ForestFinest Ausgabe 2 2010

D a s M a g a z i n f ü r w e l t w e i t e Wa l d w i r t s c h a f t

CSR Unternehmen übernehmen Verantwortung

Mischwald gewinnt gegen Teak-Monokultur Erste Ernten Erste Auszahlungen an Kunden

Wenn Kapital auf Grün schaltet

Reportage: Kakaoanbau auf Borneo

ForestFinance gewinnt

FSC-Award

Impressum ForestFinest – Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft Nr. 1/2011 ISSN 1866-7325 Herausgeber und V.i.S.d.P.: Forest Finance Service GmbH, Harry Assenmacher, Geschäftsführer, HRB 13610, Amtsgericht Bonn, Eifelstraße 20, 53119 Bonn Redaktion: Christine Sommer-Guist, Harry Assenmacher MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Silke Berger, Janina Mai, Mira Nürnberg, Nicolas Rieger, Andreas Schnall, Kristin Steffan Gestaltung und Produktion: SOKO-Layout, Marc Venner Titelfoto: Hirsch: Horst Jegen, Wald: photos.com Kontakt Redaktion: redaktion@forestfinance.de Forest Finance Service GmbH, Eifelstr. 20, 53119 Bonn, Fon: 0228/943 778 0, Fax: 0228/ 943 778 20 Druck: 20 000 Exemplare, Z.B.! Kunstdruck mbH, Köln, auf 100 % Recycling-Papier. Für ForestFinance-Kunden ist der Bezug kostenlos. Preis: 4 Euro (D) Bestellungen für Jahresabonnements: 2 Ausgaben – 6 Euro, schriftlich an: Forest Finance Service GmbH, (Anschrift siehe oben)

So sehen die ForestFinance-Umschläge aus, die aus alten Karten recycelt werden, aber als solche noch nützlich sein können – wie unsere Kundin berichtet.

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Die phänomenale 5

Wir machen Wald – immer

Fotos: istockphoto.com

Seit 1959 ruft die UNO regelmäßig internationale Jahre aus. Was mit dem Weltflüchtlingsjahr begann, ist zu einer festen Institution geworden, um mit Kampagnen und Veranstaltungen auf weltweit bedeutende Themen aufmerksam zu machen. 2011 ist nun das Jahr der Wälder. Bei ForestFinance ist es das natürlich jedes Jahr. Aber wir nehmen dieses gerne zum Anlass, ein paar aktuelle Zahlen vorzustellen.

Jahr der Wälder – national in Zahlen In Deutschland hat das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz das hohe Amt übernommen, das Jahr der Wälder zu organisieren. Folglich steht die Kampagne auch unter dem wenig erregenden Motto „Unser Waldkulturerbe“. Damit dieser ministeriell vorgegebene Rahmen nicht zum Schweigen im Walde führt, sind bisher bundesweit über 3400 Veranstaltungen angekündigt – Tendenz steigend, über 5000 werden erwartet. Allerdings:Viele davon sind Waldführungen, die auch ohne die Kampagne stattfinden würden. Kulinarische Kleinode wie etwa eine Veranstaltung namens „Des Freiherrn von Goethes Grüne Soße“ sind in dem Kalender eher rar gesät. Man muss sich schon ein wenig Zeit zum Suchen nehmen, wenn man den kulturellen Wert des Waldes erleben will. Über das Kulturelle hinaus soll die Kampagne jedoch auch das Bewusstsein für den Wald als Wirtschaftsfaktor stärken. Die ministerialen Zahlen dazu: Rund eine Million Menschen sind in Deutschland im Forstsektor beschäftigt, rund 160 Milliarden Euro Umsatz werden generiert. Dabei wissen auch die Beamten:Vieles, was der Wald leistet, ist unbezahlbar. Aber rein wirtschaftlich gesehen erbringt jeder Hektar Wald Dienstleistungen und Rohstoffe im

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Wert von 750 Euro im Jahr. Sehr schön kommt auch eine weitere Zahl aus den oberen Etagen der Politik daher: Der Waldbestand in Deutschland hat in den letzten 40 Jahren um rund eine Million Hektar zugenommen. Allerdings ist bei Weitem nicht alles Wald, was grünt (siehe Seiten 12 – 13 in diesem Heft). Deutschlands elf Millionen bewaldete Hektar sind überwiegend Forste. Schutzflächen und natürliche Wälder gibt es kaum. Daher muss neben der nachhaltigen wirtschaftlichen Nutzung auch ein Ausbau von Waldreservaten und Biotopen gefordert und gefördert werden. Jahre der Katastrophen – international Ebenso wie Deutschland organisieren viele Länder Aktionen zum Jahr des Waldes. Alles in allem haben sie sich aber bislang mit dessen Schutz wenig hervorgetan. Das führte zwar zum guten Versuch der UN, diese Problematik ins Bewusstsein der Menschen zu rücken, aber tragischerweise auch dazu, dass der weltweite Waldbestand derzeit nur noch 64 Prozent des ursprünglichen beträgt. Er ist von rund sechs Milliarden auf vier Milliarden Hektar geschrumpft. Geradezu katastrophal mutet die Zerstörung der Tropenwälder an: 78 Prozent sind vernichtet worden, jährlich verschwinden sechs Millionen Hektar. Um die oft angeführten Fußballfelder nicht noch mehr in Verruf zu bringen:

Das ist jeden Tag fast neunmal so viel wie die gesamte Fläche, die ForestFinance in Panama bewirtschaftet. Speziell die tropischen Urwälder bedecken zwar nur sieben Prozent der Erdoberfläche, beherbergen aber rund die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten. Darüber hinaus hängen auch Einkunft und Überleben von mehr als anderthalb Milliarden Menschen – also rund eines Viertels der gesamten Menschheit – direkt oder indirekt vom Wald ab. Daher hat die UNO alle Mitgliedsländer aufgefordert, durch Kampagnen,Veranstaltungen und Aktionen das Bewusstsein für denWald lokal und global zu stärken.Was Sie davon erleben, aber auch mitgestalten können, erfahren Sie hier: www.wald2011.de, http://waelder.dgvn.de/ und www.un.org/ forests.

Zahlenspiele von Nicolas Rieger (24); der studierte Technik-Journalist ist Master des ForestFinance IT-Netzwerkes.

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Buschtrommel

Meldungen zu Wald und Welt – Klima killte Neandertaler

So freundlich sehen Neandertaler im gleichnamigen Museum in Mettmann aus, wo Forscher nun das Klima als den Killer dieser Urmenschenart identifizierten. Foto: Neanderthal Museum/H. Neumann

Starke Klimaschwankungen waren das Aus für Neandertaler. Eine Forschergruppe um Professor Gerd-Christian Weniger, Leiter des Mettmanner Neanderthal Museums, erklärt sich das Verschwinden des Neandertalers mit extremen Klimaschwankungen. Die Wissenschaftler fügen bisher widersprüchliche Ergebnisse aus Archäologie, Paläoanthropologie und Paläogenetik zusammen und kommen zum Ergebnis, dass die Jäger- und Sammlerpopulationen in Europa die meisten Kälteschwankungen der Eiszeit überlebt haben. Das war möglich, weil es im nördlichen Mittelmeergebiet Rückzugsmöglichkeiten für die Populationen gab. Auf diese Weise ergab sich ein Jojo-Effekt: Die Besiedlungsgrenze des Menschen bewegte sich in Europa zwischen dem 53. und 45. Breitengrad auf und ab. Diese Klimaschwankungen, die im Abstand von 1000 Jahren auftraten, wurden dann aber verstärkt durch sechs sogenannte Heinrich-Events. Während dieser Kältephasen trieben große Eisschilde von Nordamerika aus über den Atlantik und sorgten neben einem weiteren Temperaturabfall für eine extreme Trockenphase. Diese Trockenheit zerstörte kurzfristig die Lebensgrundlagen der Jäger und Sammler in den Rückzugsgebieten und führte zum Zusammenbruch der Population. Danach kamen die ersten anatomisch modernen Menschen aus Westasien nach Europa. Vor etwa 30000 Jahren erlitten diese dann dasselbe Schicksal wie die Neandertaler und starben aus. Sie wurden durch neue Gruppen des modernen Menschen aus Westasien abgelöst. Nach dieser Geschichte liegt nun die Frage auf der Hand: Wer oder was kommt nach uns und unserem Klimawandel? Nachzulesen auf www.neanderthal.de/de/presse-bilder/pressemitteilungen-einzelan sicht/archive/2010/de cember/article/forschergruppe-stellt-modell-vor/index.html?tx_ttnews[day] =08&cHash=7c10a9bc4f.

Schneeballeffekt beim Artensterben. Forscher der Universitäten Göttingen und Jena haben die Auswirkungen von Artensterben auf ein komplettes Ökosystem untersucht. In aufwändigen Freilandexperimenten über einen Zeitraum von acht Jahren zeigten die Wissenschaftler, dass sich der Artenverlust „von unten nach oben“ in der Nahrungskette fortsetzt. So zieht der Verlust einer Pflanzenart schneeballartig das Aussterben weiterer Arten nach sich.Wenn Pflanzen aussterben, dann sterben als nächstes diejenigen Organismen aus, die direkt auf Pflanzennahrung angewiesen sind. Danach trifft es Organismen, die weiter oben in der Nahrungskette stehen, wie zum Beispiel räuberische Käfer.„Wenn auch nur eine einzige Pflanzenart ausstirbt, dann gehen mit ihr oft eine ganze Menge weiterer Arten verloren“, erläutert der Göttinger Agrarökologe Dr. Christoph Scherber. „Die Studie ermöglicht auch, Artensterben vorherzusagen und abzuschätzen, welche Tiergruppen am empfindlichsten darauf reagieren.“ www.the-jena-experiment.de Die Felder des Jena-Experiments. Foto: Weigelt/Voigt/Scherber/Jena-Experiment

Kühe sind am Klimawandel nicht schuld! Es wird ja gern alle Schuld in den Stall geschoben – da leben Viecher, deren Gase die Welt bedrohen. In der Tat ist das im Kuhrülpser enthaltene Methan 25 Mal klimaschädlicher als Kohlendioxid. Aber dieser Fakt wird ins Feld geführt, um von den wahren Klimakillern abzulenken, meint die Berliner Tierärztin Anita Idel. Sie weist in ihrem Buch „Die Kuh ist kein Klimakiller!“ der industrialisierten Landwirtschaft diese Schuld zu. Wie die Kuh wiederum – und deren tierfreundliche Haltung – das Klima sogar retten könnte, lesen Sie im Buch „Die Kuh ist kein Klimakiller”, Metropolis Verlag, Marburg, ISBN 978-3-89518-820-6, 200 Seiten, 18 Euro.

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für Sie aufgelesen Von Tigern, Wäldern, WWF und Filmstars Es gab einen Star in Petersburg. Einst starb er für Kate Winslet auf der Titanic, jetzt setzt er sich zusammen mit dem WWF für den Schutz der Tiger ein. Und das macht Sinn. Auf dem Tigergipfel in St. Petersbrug traf sich 2010 auf Einladung Vladimir Putins die internationale Staatengemeinschaft, um Schutzmaßnahmen für den Tiger und seinen Lebensraum zu konkretisieren. Der WWF hatte im Vorfeld zusammen mit Leonardo DiCaprio rund um den Globus Aktionen zum Schutz der Tiger gestartet. In Russland beschlossen dann die politischen Würdenträger der Verbreitungsstaaten des Tigers einen erweiterten Rettungsplan. Das war dringend nötig, denn weltweit leben nur

noch knapp 3200 Tiger in freier Wildbahn. Sie sind akut vom Aussterben bedroht. Dafür sind Wilderei und vor allem die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums verantwortlich. Tiger bewohnen heute nur noch sieben Prozent ihres historischen Verbreitungsgebietes. Die Abholzung von Wäldern verursacht aber nicht nur einen Verlust der Biodiversität sowie der natürlichen Lebensräume bedrohter Arten, sondern ist auch klimapolitisch ein Problem. Wahrscheinlich sind das die Gründe, warum die deutsche Bundesregierung auf dem Tigergipfel zusätzlich vier Millionen Euro für den Waldschutz im Tigerverbreitungsgebiet zusicherte.

Leoanardo DiCaprio beim Aufstellen einer Fotofalle im Bardia Natioanlpark (Nepal).

Ob Bäume auch in Deutschland vor Einbrechern schützen, muss noch überprüft werden.

Bäume gegen Einbrecher. Das funktioniert. Im Schatten hoher Bäume werden in Wohngebieten weniger Straftaten begangen. Diesen kurios klingenden Zusammenhang haben US-amerikanische Wissenschaftler entdeckt, als sie die Kriminalitätsrate in Portland im US-Bundestaat Oregon untersuchten. Demnach verringern Bäume am Straßenrand generell die Häufigkeit von Eigentumsdelikten und Gewalttaten. Bei Bäumen in Gärten ist der Effekt allerdings von der Größe abhängig: Große Bäume mit langem Stamm und hoher Krone reduzieren auch hier die Kriminalitätsrate, kleinere

Bäume erhöhen sie jedoch. Hinter diesem Zusammenhang vermuten die Wissenschaftler zwei Effekte: Eine Wohngegend mit gepflegten Straßen- oder Gartenbäumen könnte Kriminellen signalisieren, dass sie intensiv überwacht wird. Bei kleinen Bäumen überwiege hingegen der Effekt des Sichtschutzes, durch den sich die üblen Aktivitäten besser verbergen lassen, schreiben die Forscher um Geoffrey Donovan vom U.S. Forest Service in Portland. Mehr dazu (englisch): http://actrees.org/site/re sources/research/the_effect_of_trees_on_cri me_in_portland_oreg.php

Foto: Claudia Gunkel

+GTST +++ Gute Trommel +++ Schlechte Trommel +++ GTST ++ Zuerst die gute Nachricht: Das Parlament stimmte im Juli 2010 einem Verbot des Verkaufs von illegal geschlagenem Holz und Maßnahmen zur Rückverfolgbarkeit sowie Sanktionen bei Nichteinhaltung zu. Ziel des Gesetzes ist die Reduzierung der illegalen Abholzung. Es soll Verbrauchern Gewissheit über die legale Herkunft der gekauften Produkte geben. Und jetzt die schlechte: Viele Unternehmer interessiert es nicht, woher íhr Tropenholz stammt. Das ist das Ergebnis einer WWF-Unternehmensbefragung. Bei Stichproben fand der WWF bei etlichen Unternehmen Tropenholzprodukte ohne FSC-Zertifikat, das illegalen Holzeinschlag ausschließt. Besonders erschreckend: Mehrere Unternehmen machten falsche Angaben oder konnten nichts zur Herkunft oder Holzart ihrer Produkte sagen.„Die Firmen kaufen munter Holz und Holzprodukte, ohne eine Ahnung zu haben, ob sie damit Wälder zerstören“, sagt WWF-Experte Johannes Zahnen.„Das ist skandalös. Die Einkaufspolitik deutscher Unternehmen muss sich radikal ändern.“ Fit für das neue EU-Gesetz, das ab 2013 die Einfuhr von illegalen Holzwaren verbietet, ist laut WWF bislang kaum ein deutsches Unternehmen.

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Foto: ForestFinance/Sebastian Gräfe

Foto: sxc.hu/Hans Thoursie

Foto: Jan Vertefeuille/WWF

Buschtrommel

Nicht immer stammt das Holz – wie hier aus den ForestFinance-Forsten – aus zertifizierten Wäldern. Viele Unternehmer fragen zu wenig danach.

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So schön kann Wald sein – kräftige Buchen, Vogelgezwitscher, wilde Romantik, Freiheit und Frieden. Das entspricht den Assoziationen vieler Menschen, wenn sie an Wald denken. Dabei ist Wald viel mehr als Naherholungsgebiet. Er ist Heimat für Tiere, Vorratskammer für Holzwirtschaft und lebensnotwendiger Klimaregulator. Das klingt viel nüchterner als es im wahren Leben ist: Denn ohne Wald wären wir nichts. Unser Leben wäre ohne Bäume nicht nur weniger lebenswert, es wäre ganz und gar unmöglich. Foto: Thomas Stephan

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Titel

Jahr der Wälder – Wunder und Wendung inklusive? 2011 ist das Internationale Jahr der Wälder. Die UN hat es dazu gemacht und will damit allen Menschen die Bedeutung des Waldes für unser Leben näherbringen. Aber was bedeuten Wald und Bäume nun wirklich für die Welt? Sind sie Klimaretter, Wellness-Oasen oder die berühmte Grüne Lunge? Sind sie Wirtschaftsfaktor, Energielieferant, Ressource? Ja, sind sie. Von allem etwas und gleichzeitig noch viel mehr. Wunder des Lebens – mit unglaublichen Facetten. Einige wollen wir hier beleuchten.

Fangen wir mal bei einem Baum an. Einem 100-jährigen. Die sind in Deutschland selten genug, aber hier stehen nur einige der unzähligen Gründe, warum wir uns mehr davon leisten sollten: Hat ein Baum ein Jahrhundert auf der Rinde, dann trägt er im Sommer etwa eine Million Blätter. Diese produzieren pro Jahr 4500 Kilo Sauerstoff. Das entspricht 3,2 Millionen Liter oder 3200 Kubikmeter lebenswichtigem O2. Für die optisch orientierten Leser: Man bräuchte 200 Milchtankwagen, um den Sauerstoff abzutransportieren. Wohlgemerkt: Wir beschreiben hier immer noch einen einzigen Baum und seine Einjahresleistung. Um diesen Sauerstoff herzustellen, benötigt der Baum rund 106 Kilo Kohlenstoffdioxid. Das heißt, ein Baum erlöst im Jahr einen Deutschen von seiner CO2-Schuld, die er an drei Tagen anhäuft. Ach, hätten wir doch mehr davon! Aber auf zu weiteren Jahresbestleistungen eines 100-Jährigen: Der Baum filtert eine Tonne Staub und Abgase aus der Luft, er hält mit seinen Wurzeln den Boden in Form und verhindert, dass er vom Wasser weggeschwemmt oder vom Winde verweht wird. Der Baum speichert um die 30 Kubikmeter Wasser im Jahr. Die restlichen 70 Kubikmeter Regen, die von Frühling bis Winter auf ihn niederprasseln, nimmt er zeitweise auf. Und wenn er das große Glück hat, in einem Wald zu stehen, dann speichert und reinigt er das Wasser mithilfe von Moosen. Sie geben das Wasser nur langsam wieder ab. Es fließt gleichmäßig aus den Wäldern heraus oder sickert ins Grundwasser und ersetzt uns somit aufwändige technische Reinigungs-

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maßnahmen. Es wäre also alles in allem sehr wünschenswert, wenn wir noch viel mehr Bäume hätten, die zu ganzen Wälder wachsen dürften. Aber was genau macht einen Wald aus? Ist er mehr als die Summe seiner Bäume? Wann ist ein Wald ein Wald? „Ein Wald ist eine Pflanzenformation, die im Wesentlichen aus Bäumen aufgebaut ist und eine so große Fläche bedeckt, dass sich darauf ein charakteristisches Waldklima entwickeln kann“, schreiben die Autoren des Lehrbuchs „Grundriss des Waldbaus“. Ja, so kann man das auch sagen. Oder: Wald ist „eine Vergesellschaftung von Bäumen, die stammförmig eine Mindesthöhe von drei bis fünf Meter haben und eine physiognomische Einheit bilden.“ So steht es im „Kosmos Wald- und Forst-Lexikon“ (siehe LiteraturTipps, Seite 21). Aber besonders deutlich wird diese Vergesellschaftung, Physiognomie und Charakteristik, wenn ein Förster davon erzählt. Einer wie Peter Wohlleben, den wir Ihnen in diesem Heft auf den Seiten 12 bis 13 vorstellen. Er sagt:„Bäume passen in einem Wald aufeinander auf. Sie merken, wenn es einem Baum schlecht geht und sie versorgen ihn dann über ihre eigenen Wurzeln mit den wichtigsten Nährstoffen.“ Das können Wälder dann am besten, wenn sie in Ruhe gelassen werden.Wenn es keine Maschinen gibt, die schwerfällig und zerstörerisch Bäume aus dem Wald holen und dabei den Boden samt Wurzelwerk so quetschen, dass hier nichts mehr wachsen oder versorgen kann.

Primärwälder schwinden Naturnaher Wald 7,1 %

Holzplantage 3,0 %

Schutzforst 0,8 % Primärwald 36,4 %

Wald mit menschlichen Eingriffen 52,7 %

Wälder, in die Menschen eingreifen, sind mittlerweile weiter verbreitet als die urwüchsigen Primärwälder. Die Daten für diese Grafik stammen aus dem Bericht der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) aus dem Jahr 2005. Der neue Bericht über den Zustand der Wälder der FAO aus dem Jahr 2011 unterscheidet nicht mehr zwischen Urwald oder ursprünglichem Wald auf der einen und nachgewachsenen oder forstwirtschaftlich gepflegten Waldbeständen auf der anderen Seite. Bäume sollten stärker für ein grüneres Wirtschaften eingesetzt werden, fordert die FAO. Den neuen Bericht finden Sie hier: www.fao.org/docrep/013/i2000e/i2000e00.htm. Und hier den alten: www.greenfacts.org/en/forests /index.htm

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Titel Aber bleiben wir noch ein Weilchen bei den schönen Seiten: Wälder stecken voller Wunder. Sie werden von Wesen bewohnt, von denen wir sehr viele noch gar nicht kennen. Von denen, die wir kennen, lebt ein Drittel im Wald. „Insgesamt werden sogar 9,5 Millionen Spezies in Wäldern vermutet, die bislang unentdeckt zwischen Wurzel und Wipfel leben“, schreibt der WWF anlässlich des Tag des Waldes, am 21. März 2011. Wenn Wälder Wälder bedrohen … … stecken Manager dahinter. Sie holzen Wälder ab, um neue zu pflanzen. In Plantagen wachsen dann schnellwüchsige Hölzer für die Industrie oder Ölpalmen, um den rasant steigenden Palmölbedarf zu decken. Für Plantagenwälder werden oft Primärwälder geopfert. Nur:„Viele Bäume machen noch keinen Wald“, bringt es Brigit Trinks von Pro Wildlife auf den Punkt. „Ausgerechnet die Plantagenwirtschaft gefährdet die Urwälder – und damit den Lebensraum vieler Tierarten. (…) Pestizide, Düngemittel und transgene Bäume machen Plantagen zu Wüsten der Biodiversität“, erklärt die Umweltschützerin. Für Jaguare, Orang Utans und andere Waldbewohner bieten sie keinen Lebensraum. Leider zählen die für Mensch und Wirtschaft weniger als die Einträge in Auftragsbüchern und Bilanzen. Wirtschaftsmacht Wald Die Macht, die von Wäldern ausgeht, nehmen Menschen als selbstverständlich hin. Kaum jemand ist momentan bereit, etwas dafür zu zahlen: für das Speichern und Reinigen von Wasser, für den Sauerstoff und Bodenschutz, die Regulation des Klimas. Erst wenn es um nackte Zahlen wie Werte des geernteten Holzes und um Gewinnmargen geht, horchen Menschen auf. „Das im Jahr 2005 weltweit industriell geschlagene Holz hatte einen Wert von annähernd 77 Milliarden Euro. Der Wert weiterer Waldprodukte wird für das Jahr 2005 auf etwa 14 Milliarden Euro geschätzt“, rechnet der WWF vor. Und so versuchen viele Industrien, sich von diesem Milliarden-Kuchen ein Stück abzusägen. Jede Minute roden sie eine Waldfläche von rund 35 Fußballfeldern – macht im Jahr 13 Millionen Hektar. Und das nicht erst heute. Seit den 1960er Jahren wurden Tropenwälder in der Größe von halb Europa vernichtet. Ganze 645 Millionen Hektar, hat der WWF berechnet. Für Deutschland rechnet die Bundesregierung bis zum Jahr 2020 mit einem zusätzlichen Bedarf an Holz von bis zu 35 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Deswegen sollen einheimische Wälder, so die derzeitige Land-

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Wälder der Welt

Wald Andere bewaldete Flächen

Andere Flächen Wasser

9,3 Milliarden Hektar Wald gibt es heute noch auf der Welt. Aber sehen Sie die Löcher in dem grünen Gürtel? Noch vor wenigen Jahren gab es Regenwälder, die sich wie ein Band rund um den Äquator zogen. Jetzt gibt es immer mehr Lichtungen und „ungrüne“ Flecken. Und was in Asien noch so schön grün und nach Wald aussieht, sind genau betrachtet Plantagen und nur sehr wenige Wälder. Grafik: FAO

wirtschaftsministerin Aigner, verstärkt wirtschaftlich genutzt werden. Mit diesem wirtschaftlichen Druck wächst natürlich auch die Bedrohung für die biologische Vielfalt in unseren Wäldern. „Geplant ist unter anderem, Bäume immer jünger zu ernten (‘Verkürzung der Umtriebszeiten’), die Holzvorräte im Privatwald stärker zu nutzen und vermehrt nicht-heimische Baumarten wie die nordamerikanischen Arten Douglasie oder Roteiche anzupflanzen. Damit verschärft sich die Situation insbesondere für hoch spezialisierte und sehr selten gewordene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten, die auf strukturreiche Waldökosysteme, Strukturen alter oder abgestorbener einheimischer Bäume oder große unzerschnittene Waldgebiete angewiesen sind“, warnt László Maráz von der Deutschen Umwelthilfe. Zwar begrüßt er, dass die Bundesregierung das Ziel, fünf Prozent der gesamten Waldfläche bis zum Jahr 2020 als „Urwald von morgen“ einer natürlichen Entwicklung zu überlassen, ebenfalls in die geplante Waldstrategie aufnehmen will. Aber:„Diese Naturwaldflächen bedürfen dann auch eines gesetzlichen Schutzes, der über eine Legislaturperiode hinausreicht", so Maráz. „Wald entwickelt sich über Jahrhunderte. Unverbindliche Ziele allein sind nicht ausreichend.“

Jahr der Wendung? Lippenbekenntnisse oder konkrete Maßnahmen zum Schutz der Wälder: Was wird das Internationale Jahr bringen? „Ich habe keine großen Erwartungen, dass Bundesregierung und Co. jetzt zu WaldschützerInnen konvertieren. Aber vielleicht gibt uns das Waldjahr in manchen Dingen etwas mehr Rückenwind“, schreibt Peter Gerhard von Robin Wood dazu. Christoph Wildburger,der an der bisher größten Studie zur Waldwirtschaft mitgeschrieben hat (www.iufro.org/science/gfep/forest-regime-panel/report), ist auch wenig optimistisch. „Mit derzeitigen Maßnahmen lässt sich die Entwaldung nicht stoppen“, ist er überzeugt. Auch das REDDAbkommen, das Zahlungen an Waldbewohner in Entwicklungsländer vorsieht, sei nicht genug. Waldschutz funktioniere erst dann, wenn alle Akteure berücksichtigt werden: auch Nahrungsmittelproduzenten, die Energiewirtschaft, aber noch viel mehr die Menschen, die von und mit dem Wald leben. „Profitieren werden die Wälder und infolge auch das Klima erst dann, wenn die Maßnahmen nicht mehr von oben nach unten aufgesetzt werden. Internationale Regelungen sind zwar notwendig, doch sie müssen mit lokalen und regionalen Maßnahmen verknüpft werden“, so Wildburger.

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Titel Zeit zu handeln Wir müssen also selbst – jeder für sich und alle für einen – Wälder schützen. Mit allem, was wir dafür tun können. Und das ist eine ganze Menge! Zum Beispiel rechnet der WWF vor, dass alleine über den vernünftigen Umgang mit Papier Bäume gerettet werden können. „Wir Deutschen verbrauchen jedes Jahr allein 20 Millionen Tonnen Papier“, sagt Philipp Göltenboth, Leiter des Waldprogramms beim WWF Deutschland. „Pro Kopf sind das im Durchschnitt 235 Kilo pro Jahr für Küchenrollen, Pappbecher, Werbeprospekte, Druckerpapier und Taschentücher. Damit liegt Deutschland EUweit an der Spitze.“ Dabei sind Lösungen oft so einfach wie das Problem dekadent. Ein Beispiel: Vor fünf Jahren war der„Coffee to Go“ höchstens aus hippen TV-Serien bekannt. Heute läuft fast jeder mit einem bunten Pappbecher samt Heißgetränk von Termin zu Termin. Es darf gerne weiterhin gerannt werden, aber eben nicht mit Pappe: „Wir könnten bundesweit jedes Jahr sechs Milliarden Pappbecher sparen, wenn wir unseren Kaffee unterwegs aus einer Tasse trinken würden. Das sind rund eine halbe Million Bäume, die nicht gefällt werden müssten.“ So einfach kann jeder von uns das Wunder des Lebens, die Wälder, retten.

Wussten Sie, dass … … der älteste Baum der Welt eine Fichte ist und aus der Zeit stammt, in der die Menschen langsam den Ackerbau entdeckten und die ersten Keramiktöpfchen formten? Er durchstieß die Erde als zartes Pflänzchen im Jahr 7 539 vor unserer Zeitrechnung und steht heute im stolzen Alter von 9 550 Jahren im schwedischen Dalurna. … der dickste Baum der Welt ein Mexikaner ist? Die Mexikanische Sumpfzypresse (Taxodium mucronatum) in Santa María del Tule im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca trägt den Titel des dicksten Baumes der Welt mit beeindruckenden 14,05 Metern Durchmesser. … Menschen nicht nur das Alter, die Höhe und Dicke von Bäumen messen und für die Ewigkeit notieren? Sie führen auch über das Volumen ganze Bücher. Und so gilt als voluminösester Baum der Welt der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) im Sequoia-Nationalpark in Kalifornien mit 1489 Kubikmetern. Sein Gewicht wird auf 1385 Tonnen geschätzt, sein Alter auf 2500 Jahre. … welcher Baum eiskalt Kälte erträgt? Das können gleich zwei Bäume der Welt ausgezeichnet gut. In die Kategorie des winterhärtesten Baumes der Welt gehören die Dahurische Lärche (Larix gmelinii) und die Ostasiatische Zwergkiefer (Pinus pumila). Beide widerstehen Temperaturen bis zu 70 Grad Celsius unter Null.

Funktionen der Wälder

Mehrere Funktionen 33,8 %

Soziale Zwecke 3,7 %

Keine oder unbekannte Funtion 7,8 % Holzproduktion 34,1 %

Artenschutz 11,2 %

Boden- und Wasserschutz 9,3 %

Wäldern verdanken wir nicht nur die „Produktion“ von Holz, sondern auch die von Nahrungsmitteln wie Beeren oder Pilzen und von Medizinpflanzen. Sie versorgen uns mit Arbeit und echten Wellness-Oasen. Sie sind wertvoller Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen und schützen unser Wasser, Klima und unsere Böden. Grafiken: Marc Venner, Quelle: FAO Global Forest Resources Assessment 2005, Progress towards sustainable forest

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… die Zerstörung der Wälder rund 80 Prozent der gefährdeten Säugetier- und Vogelarten bedroht? Sie haben kein anderes Zuhause als den Wald.

Die Mammutbäume Amerikas sind die höchsten der Welt. Konkurrenz macht ihnen nur der australische Rieseneukalyptus. Beide können eine Höhe von mehr als 100 Metern erreichen. Der Mammutbaum kann, wenn man ihn lässt, nicht nur groß, sondern auch bis zu 1500 Jahre alt werden. Eine weitere beeindruckende Leistung: Er kann jedes Jahr einen Meter zulegen! Wen diese Rekordbäume faszinieren, sollte das Buch „Die roten Riesen“ lesen. Richard Preston beschreibt darin das Leben in den mächtigen Kronen der kalifornischen Küstenmammutbäume, deren Verzweigungen sich zu einem Kosmos fügen, in dem viele noch unerforschte Pflanzen und seltene Tierarten leben. Richard Preston: Die roten Riesen, Rogner & Bernhard, ISBN 978-3-8077-1056-3, 22,90 Euro

… in Deutschland acht Milliarden Bäume wachsen? Das hat das Johann Heinrich von ThünenInstitut (vTI) ausgerechnet. Dabei wurden nur Bäume gezählt, deren Stamm mehr als sieben Zentimeter Durchmesser hatten. … Deutschland mit 11,1 Millionen Hektar Wald zu den waldreichsten Ländern der EU gehört? Bayern ist dabei mit 2,5 Millionen Hektar Wald der Spitzenreiter. … der stehende Holzvorrat in Deutschland rund 320 Kubikmeter je Hektar beträgt? Das reicht aus, so die Wissenscchaftler vom vTI, um einen massiven Turm mit drei mal drei Meter Grundfläche von der Erde bis zum Mond zu bauen. Quellen: WWF und vTI

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Titel

Deutsche Wälder und ein Förster aus Leidenschaft Er kündigte die sichere Beamtenstelle bei der Forstverwaltung seines Traumreviers – nicht aus Frust, sondern aus Überzeugung. Peter Wohlleben wollte als freier Mann und Förster für Wald und Mensch arbeiten. Er schützt und pflegt ein mittlerweile sehr wertvolles wie einzigartiges Stück Deutschland. Mit Erfolg und Courage. ForestFinest-Redakteurin Christine Sommer-Guist wollte von ihm wissen, wie es um den Wald in Deutschland steht, im Jahr der Wälder und auch sonst.

Peter Wohlleben liebt seinen Buchenwald in der Eifel. Er führt das Revier konsequent den ganzen Weg zurück in uralte Zeiten, zu einem urwaldähnlichen Laubwald. Fotos: Peter Wohlleben/privat

„Diese Buche ist vorsichtig. Gleich daneben steht ein richtig mutiges Exemplar“, sagt Peter Wohlleben und klopft der ängstlichen Buche beruhigend den Stamm. Mutig, ängstlich? Gibt es Charakterschwächen und -stärken bei Bäumen? „Na klar!“, klärt Peter Wohlleben auf.„Es gibt Bäume, die setzen im späten Herbst noch auf warme Tage, an denen ihre Blätter Sonne tanken können. Sie behalten mutig ihre Blätter bis zum ersten Frost. Gleich daneben entschließen sich vorsichtige Bäume dazu, nach der ersten kühlen Nacht die Blätter abzuwerfen, und sie nicht dem Risiko auszusetzen, Frostschäden zu erleiden.“ Bäume sind also kluge, planende Geschöpfe? Klingt das nicht allzu sehr nach Tolkiens märchenhaftem Baumbart, nach Wildnis-Romantik und esoterisch-abenteuerlicher Verklärung? Schon. Aber wenn man Peter Wohlleben forschend, um nicht zu sagen skeptisch ins Gesicht schaut, dann entdeckt man neben Lachfältchen, Offenheit und Neugier auch ganz viel Ernsthaftigkeit und Kompetenz. Er ist der Herr der Wälder – in der Eifel, aber auch bundesweit. Immer mehr Waldbewirtschafter suchen seinen Rat und immer mehr Menschen lesen seine Bücher. Er kennt sich aus in Deutschlands Wäldern und Holzwirtschaft wie wenige seiner Art. Sein Blick auf Bäume und Wälder ist dabei stets achtsam, eigenwillig und – im wahrsten Sinne des gern missbrauchten Wortes – nachhaltig. Blick zurück nach vorn Peter Wohlleben verbrachte seine ersten Lebensjahre in der Innenstadt von Bonn. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen hatte er sich schon als Sechsjähriger vor-

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genommen, Naturschützer zu werden. Er studierte Forstwirtschaft und arbeitete anschließend als Staatsdiener in der Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz. Bald bekam der junge Förster dann sein Traumrevier: die Wälder der Eifelgemeinde Hümmel. Schon bald musste der leidenschaftliche Naturschützer aber feststellen, dass die klassische Forstwirtschaft unsere Wälder nicht schützt, sondern ausbeutet. Gemeinsam mit den Waldbesitzern machte er sich auf die Suche nach neuen, sanften Wegen. Auf Exkursionen im In- und Ausland lernte er, dass es durchaus einige Forstbetriebe gibt, die Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen. Die Gemeinde Hümmel ließ sich überzeugen und beschloss, mit ihm neue, nachhaltige Wege einzuschlagen. Das klingt viel leichtfüßiger, als es in der bundesdeutschen Realität war. Vor Gemeinde und Förster lagen 15 Jahre eines steinigen Weges, gepflastert mit Widerständen der Jagdlobby und Forstverwaltung. Der Weg führte aber zum Erfolg: das Eifeler Revier ist heute eines der wenigen, die konsequent auf dem Weg zurück zu urwaldähnlichen Laubwäldern sind. Das geht mit Pferden statt mit schweren Holzerntemaschinen, Buchen statt Fichten, mit dem völligen Verzicht auf Chemieeinsatz und Kahlschläge. Die Natur rund um Hümmel atmet auf. Tut sie das auch im Rest der Republik? Wie geht es dem deutschen Wald? Auf diese Frage antwortet Peter Wohlleben mit einem müden Lächeln: „Wie problematisch der Begriff ‘Wald’ ist, können wir jeden Tag vor der eigenen Tür nachvollziehen: Ursprünglich standen überall in Mitteleuropa Buchenurwälder. Nach völliger Ab-

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holzung im Mittelalter ist Deutschland wieder zu 30 Prozent von Bäumen bestanden, allerdings überwiegend in Reih und Glied“, erzählt der Förster und meint, was sich heute Wald nennt, bestehe in Wirklichkeit zum größten Teil aus Plantagen nicht-heimischer Nadelhölzer.„Ökologisch unterscheiden sich diese Pflanzungen mit Fichten und Kiefern kaum von einem Acker. Die kostbaren alten Laubwälder schrumpfen dagegen ständig weiter, weil deren Stämme höchsten Profit versprechen“, ärgert sich Wohlleben.„Jüngster Coup der Forstindustrie: Kahlschläge werden mit Stecklingen bepflanzt, die alle sieben Jahre mittels Maschinen geerntet, geschreddert und in Kraftwerken verfeuert werden. Nordrhein-Westfalen hat hier eine Vorreiterolle übernommen und lässt die Waldbesitzer unbürokratisch gewähren. Die hinterlassenen Mondlandschaften gelten übrigens weiterhin als ‘Wald’. Von den ursprünglich rund 6 000 Arten des Urwalds ist zwar kaum noch eine zu finden, aber dem Gesetz ist damit Genüge getan.“ Mag da jemand den Zeigefinger gen Indonesien heben, welches Urwald auf Borneo abfackelt und durch Ölpalmen ersetzt? Auch diese zählen als Bäume, die Flächen mithin ebenfalls als Wald.„Der globale Zuwachs des Waldes geht vielfach auf das Konto solcher Anpflanzungen. Echter Wald im Sinne von Natur schrumpft hingegen weiter“, weiß Wohlleben und mahnt:„Bevor also Jubel ausbricht angesichts einer sich begrünenden Wüste in Afrika, und die Rück-

kehr des Waldes schon gefeiert wird, sollten wir genau aufpassen, welche Wölfe im Schafspelz unter den vermeintlich intakten Wäldern sind.“ Auch Nachhaltigkeit, ein ebenso urdeutsches Wort wie Waldsterben, hat für den engagierten Förster einen faden Beigeschmack: „Zwar schreibt sich die deutsche Forstwirtschaft auf die Fahnen, den Begriff der ‘Nachhaltigkeit’ geprägt zu haben, immer öfter aber stellt sich ihre klassische Waldbewirtschaftung als Irrweg heraus. So ist zum Beispiel die ursprünglichste Baumart, die Buche, in Deutschland nur noch auf 14 Prozent der Waldfläche vorhanden. Stattdessen prägen nicht-heimische Nadelbäume das Bild des deutschen Waldes. In Fachkreisen beinahe schon legendär ist eine Anekdote aus der Amtszeit von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (1987-1994). Mit einem Kollegen aus dem südost-asiatischen Raum im Hubschrauber zu einem Termin unterwegs, musste er sich, als unter ihnen die schachbrettartigen Nadelbaumplantagen hinwegzogen, die Frage gefallen lassen, warum Deutschland die Naturschutz-Ratschläge, die anderen gerne erteilt werden, selbst so wenig befolge.“ Gegen diese Bigotterie der deutschen Forstwirtschaft arbeitet und schreibt Peter Wohlleben seit Jahren. In seinen Büchern zeigt er Wege aus der Waldzerstörung, die nicht nur Deutschland aus dem zerstörererischen Dickicht führen könnten. Mehr über den Förster und seine Bücher erfahren Sie auf www.peter-wohlleben.de.

Lesenswert: Bücher von Peter Wohlleben

In Kürze erscheint auch das Buch Holzrausch in einer neuen und erweiterten Auflage (ebenfalls im Adatia Verlag). Darin beantwortet Wohlleben die Frage, welche Folgen die stetig steigenden Nachfrage nach Bioenergie für Wälder, Felder, Wiesen hat? Wie positiv ist die Klimabilanz wirklich und welche Auswirkungen sind für Artenvielfalt und Naturschutz zu befürchten? Schon lange beobachtet der Förster die Veränderungen, die die mitteleuropäischen Wälder angesichts einer Branche im Holzrausch erleben und schlägt für uns eine Schneise in das Dickicht von Für und Wider der Bioenergie.

„Jedes Jahr nehmen rund 1 300 Personen an Waldführungen durch mein Revier teil. Immer wieder tauchte die Frage auf, wo man denn all die spannenden Sachen über das Leben der Buchen und über ihre Gefährdung durch Jagd und Forstwirtschaft nachlesen könne“, schreibt Peter Wohlleben zu einem seiner Bücher. Und weiter: „2007 gab ich mir einen Ruck und begann, eine solche Waldführung zu Papier zu bringen.“ Herausgekommen ist dabei sein erstes Buch, das im Sommer 2011 in der fünften Auflage erscheint und von BUND bis Greenpeace gelobt und empfohlen wird: „Wald ohne Hüter. Im Würgegriff von Jagdinteressen und Forstwirtschaft” Adatia Verlag, ISBN: 978394061018, 12,90 Euro (D)

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Alle Bücher des sympathischen Försters und Autors finden Sie auf www.peter-wohlleben.de/ buecher.html


Titel

Solange der Korken knallt Korkeichenwälder – geschälte Natur

So sehen Korkeichenwälder in Portugal aus. Wunderschöne Kulturlandschaften, die für viele Tiere und Pflanzen lebenswichtig sind.

Korkeichenwälder schützen vor der Ausbreitung der Wüste und bieten bedrohten Tieren einen Lebensraum. Doch ihre Zukunft ist eng mit der wirtschaftlichen Bedeutung für den Menschen verknüpft. Von Oliver Ristau

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Mit weiten Schwingen gleitet ein Adler über die Baumwipfel. Als sich von Ferne Motorbrummen nähert, landet er in der schützenden Krone einer Korkeiche. Die dicken Reifen des Nissan-Pick-Ups wirbeln Sand auf. Eine schlanke Frau in Jeans und schwarzer Strickjacke steigt aus. Conceicao Santos Silva ist Fortwissenschaftlerin und inspiziert im Auftrag lokaler Waldeigentümer die Baumbestände. Den Adler hat sie auch gesehen. Fast nichts Besonderes hier im Korkeichenwald von Coruche, eine knappe Autostunde südöstlich von Lissabon. „Mehr als einhundert verschiedene Spezies leben auf jedem Hektar Korkeichenwald“, erklärt sie.„Tiere, für die die Wälder ein letztes Refugium sind. Bedrohte Arten, die hier einen sicheren Lebensraum finden.“

Wie der Iberische Luchs, eine vom Aussterben stark bedrohte Wildkatzenart. Auf nur noch 150 Exemplare wird sein Bestand weltweit geschätzt. Dass sich der geschmeidige Jäger mit den spitzen Ohren zwischen portugiesischen Korkeichen ebenso wohl fühlt wie die zwei Dutzend Reptilien- und Amphibienarten, die mehr als 160 Vogelarten und die über 30 Säuger hat viele Gründe. Santos Silva breitet zur Erklärung die Arme aus. Weiträumig recken sich die knorrigen Eichen mit ihren immergrünen Wipfeln in die Höhe. 80 bis 100 Exemplare stehen auf einem Hektar. In einem deutschen Mischwald finden sich fünfmal so viele Bäume. Auf den sandigen Böden sprießen exotische Büsche und Sträucher wie die Zistrose oder der Erdbeerbaum.

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Titel

Plantagen düngen wir den Boden regelmäßig mit Mineralstoffen wie Kalium und Phosphor“, erklärt die Waldexpertin. Damit beugen sie Nahrungsknappheit bei den knorrigen Riesen vor.

Greifvögel lieben Korkeichenwälder. Mehr als einhundert verschiedene Spezies leben auf jedem Hektar.

Fotos: Portugiesischer Korkverband APCOR (Associacao Portuguesa de Cortica)

Im Frühjahr blühen Meere von Wildblumen und locken Bienen an Montado nennt sich die vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft, in der die Bauern zwischen den Korkeichen ihre Kühe und Schafe weiden lassen.„Der Montado ist ein Ort extensiver Waldwirtschaft, wo die frei lebenden Tiere viel Raum finden: die Wildkaninchen, um ihre Höhlen zu bauen und die Jagdtiere für die Pirsch.“ Das ist wichtig, denn die possierlichen Nager stehen bei Raubvögeln und dem Luchs ganz oben auf der Speisekarte. Auch in natürlichen Korkeichenwäldern herrscht kaum mehr Gedränge. Denn die Wurzeln der bis zu vier Meter hohen Bäume brauchen viel Platz, um die Nährstoffe aus den kargen Böden zu ziehen. „In den

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Korkeichen sind älter als die Menschheit Auf rund 30 Millionen Jahre schätzen Forscher ihre Art. Heute leben sie vor allem rund um das Mittelmeer auf einer Fläche von 2,3 Millionen Hektar. Mit rund 60 Millionen Exemplaren stehen nirgendwo mehr Korkeichen als in Portugal, das ein Drittel dieser Fläche beherbergt. Früher,erzählt Santos Silva,dienten die Eicheln des Korkbaums auch den Menschen als Nahrung.Ihr Geschmack sei besser als der der meisten anderen Eichelarten, und so hätten die Alentejos aus ihrem Mehl eine Art Brot gebacken. Im späten Mittelalter war es deshalb verboten,die Bäume zu fällen.Auch heute steht die Eiche unter staatlichem Schutz. „Das Fällen ist genauso verboten wie eine zu frühe Ernte“, sagt sie. Nur alle neun Jahre und erst ab einem Alter von 25 Jahren darf Hand an den Baum gelegt werden, um Rinde für den Kork von Weinflaschen oder Fußbodenbelägen zu gewinnen. Die Rinde wächst immer wieder nach und kann so über einen Zeitraum von 150 Jahren geerntet werden. Die Bäume werden bis zu 250 Jahre alt.„Jeder Erntearbeiter muss intensiv geschult werden, damit er den Baum beim Schneiden nicht verletzt“, sagt Santos Silva. Mit scharfen Äxten wird eine fünf bis sechs Zentimeter dicke Korkschicht abgeschält – immer im Frühjahr, wenn die Bäume genug Feuchtigkeit bekommen und neue Wachstumszellen für neue Rinde bilden. Die Saisonarbeiter stammen fast alle aus der Region. „Manche Familien ernten in der dritten Generation.“ Seit dem 18. Jahrhundert leben die Menschen in Koexistenz mit den Wäldern. Die Korkwirtschaft im Alentejo ist wie der Fischfang an der Küste ein Teil der portugiesischen Identität. Santos Silva klopft gegen einen Stamm. Alle Korkeichen tragen eine Ziffer von eins bis neun.„Sie kennzeichnen das Jahr der letzten Ernte.“

Naht das Ende der Korkeichwälder? Früher, als für Kork noch höhere Preise gezahlt wurden, hat es in den offenen Plantagen Raubbau gegeben. Jetzt lohnt sich der widerrechtliche Einschlag nicht mehr.Wurden vor zehn Jahren noch weltweit 1,7 Milliarden Flaschenverschlüsse aus Naturkork hergestellt, sind es heute nur noch zwei Drittel. Kunststoff und Aluminium haben das Naturprodukt zurückgedrängt. Für Portugal ist die Korkwirtschaft dennoch von hoher Bedeutung. Sie erbringt ein Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung und sorgt für rund 20000 feste Jobs. Das könnte sich ändern, wenn der Rückgang des Korkbedarfs weiter anhält. „Wenn der Montado den Menschen keine wirtschaftliche Zukunft mehr bietet, sind die Wälder bedroht“, prophezeit Forstwissenschaftlerin Santos Silva. Denn sie könnten versucht sein, Eukalyptus für die Papierproduktion anzubauen. Die robusten und schnell wachsenden Bäume verdrängen die Korkeichen auch ohne politische Genehmigung. In Nordportugal sind sie schon verschwunden. „Dort wurden sie im Mittelalter für den Schiffbau abgeholzt“, erzählt Paulo Magalhaes von Portugals Umweltschutzorganisation„Quercus“ – dem lateinischen Wort für Eiche. „Die Folgen sind Erosion und Überschwemmungen.“ Und dort wo Pinien und Eukalyptusbäume die Eichenvegetationen abgelöst haben, lodern heute während der Sommerhitze Waldbrände. „Korkwälder können nicht abbrennen; die Rinde, also der Kork, ist resistent gegen Flammen.“ Er zieht ein großes Foto aus seiner ledernen Umhängetasche, das einen Streifen grünen Waldes zeigt,hinter dem sich eine endlose Sandwüste bis zum Horizont erstreckt.„Das sind Korkeichen in Tunesien und sie stoppen die Ausbreitung der Wüste.“ Als Santos Silva und ihre Mitstreiter den Korkeichenwald von Coruche wieder verlassen, dauert es nur wenige Minuten, bis sich auch der Adler wieder erhebt. So lange der Korken noch knallt, wird er auch in Zukunft seine Kreise unter dem blassblauen Himmel des Alentejo ziehen können.

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Titel

Japans Wald: Strahlender Filter Wer bislang an Japan dachte, dachte meist an die Millionenstadt Tokio, Wolkenkratzer und High-Tech. Seit dem 11. März 2011 kommen Atomkraftwerke und Reaktorkatastrophen dazu. Doch Japan hat auch eine andere Seite. Ganze 70 Prozent des 377835 Quadratkilometer großen Inselstaates sind bewaldet – immerhin 39 Prozent mehr als in Deutschland. Und genau dieser Wald kann Japan helfen, die Folgen der radioaktiven Strahlung zu mildern.

Sicher ist nur: Der Unfall, der sich vor genau 25 Jahren im April 1986 im Atomkraftwerk Tschernobyl ereignete, hat bis heute Auswirkungen auf den Wald – auch bei uns in Deutschland. Immer noch sind hierzulande viele Wildtiere und Pilze stärker radioaktiv belastet als landwirtschaftliche Produkte. Das gilt vor allem für den Bayerischen Wald, der aufgrund starken Regens damals deutlich stärker kontaminiert wurde als die Wälder im Norden.

Diese Pinie steht am Towada-See, im Nordosten Japans, der Region, die vom Erdbeben und Tsunami am stärksten betroffen ist. Foto: Joka2000/Wikipedia

Japans Wälder hatten bislang Glück. Sie blieben stehen, weil einerseits große Teile des Landes gebirgig und wenig besiedelt sind und andererseits die Grundfläche Japans nicht ausreicht, um großflächig Viehzucht und Futterproduktion zu betreiben. Das führte dazu, dass Japaner sich seit jeher überwiegend von der Fischerei ernähren. Und so wachsen dort, wo andernorts Flächen der Viehzucht geopfert wurden, heute dichte Wälder. Zudem ist Japanern ihr Wald wertvoll: Für fast jeden Baum, der gefällt wird, steht dafür bald ein neuer an seiner Stelle. Jetzt ist Japan, tragischerweise zum zweiten Mal in seiner Geschichte, mit einer nuklearen Katastrophe konfrontiert, wieder mit dramatischen Folgen für die Menschen, vor allem in und rund um Fukushima. Auch ins Meer ist kontaminiertes Wasser geflossen. Aber wie wirkt sich die radioaktive Strahlung eigentlich auf den Wald im Norden Japans, um Fukushima aus?

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Wald bewahrt – auch die Strahlung Generell bindet Wald Stoffe aus der Atmosphäre – gute und schlechte. Das eigentlich ungiftige Treibhausgas Kohlendioxid ebenso wie radioaktive Teilchen. Dass Waldbeeren und Wildschwein stärker kontaminiert sind als Kartoffeln und andere Feldfrüchte, liegt auch an der Beschaffenheit des Bodens. Im Vergleich zu Ackerböden sind Waldböden sauer und werden nicht mechanisch bearbeitet. Radioaktives Cäsium wird hier rascher über die Wurzeln der Bäume und Pflanzen aufgenommen und gelangt dann durch herabfallendes Laub wieder zurück in die oberen Bodenschichten. Damit verbleibt es im Waldkreislauf, statt in tiefere mineralische Schichten zu wandern – und das für sehr lange Zeit. Noch heute rät das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) darum Pilzesammlern zur Vorsicht. „Wenn Wildbret oder wild wachsende Speisepilze in üblichen Mengen verzehrt werden, ist die zusätzliche Strahlenbelastung zwar vergleichsweise gering, aber vermeidbar. Wer seine persönliche Belastung verringern möchte, sollte auf den Genuss selbst erlegten Wildes und selbst gesammelter Pilze verzichten”, so das BfS auf seiner Website. Diese Schadstoffbindung des Waldes hat aber auch sein Gutes: Wäre die Region um Tschernobyl nicht so stark bewaldet gewesen, hätte der GAU noch schlimmere Konsequenzen haben können. Denn als radioaktive Senke verhindert er eine Ausbreitung der Strahlung. Wie stark dieser Effekt in Japan zum Tragen kommt, werden wir erst in einigen Jahren erfahren. Noch wagen Experten kaum, eine Vorhersage zu treffen, wie der Wald sich nach der Katastrophe entwickeln wird und welche Rolle er bei deren Bewältigung spielt. Orientieren können sie sich nur an den Erfahrungen in und mit Tschernobyl. Welche das sind, können Sie in einem ausführlichen Artikel mit dem Titel „25 Jahre Tschernobyl – was ist geblieben?“ lesen. Er erschien im aktuellen ForschungsReport, dem Wissenschaftsmagazin des Senats der Bundesforschungsinstitute, das Sie hier www.bmelv-forschung.de/index.php?id=1078 herunterladen können. Kristin Steffan, ForestFinance-Redakteurin, recherchierte zum Thema Radioaktivität und Wälder.

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Wälder Wald & Klima und Klima – Erst – Helden, Opfer dann Opfer, Ursache? Täter?

So schön können Wälder in den Tropen sein – hier ForestFinance Wälder in der Nähe von Las Lajas, im Osten Panamas. Aber Wälder können mehr als nur „schön“ sein: Sie können zur Stabilisierung des Klimas beitragen. Fotos: ForestFinance

Sir Nicolas Stern beschrieb bereits 2006 in seinem Stern-Report, dass die Entwaldung für fast ein Fünftel der CO2-Emissionen verantwortlich ist. Sie setzt mehr klimabelastende Gase frei als Flugzeuge, Autos, Schiffe und Züge zusammen. Insgesamt gilt die Vernichtung der Wälder als weltweit zweitgrößte Ursache für den Klimawandel. Und die Entwaldung kann die Aufheizung der Atmosphäre gar aktiv beschleunigen. Fakt ist, dass Bäume zunehmend an den unterschiedlichsten Emissionen leiden, dass viele daran sterben und dadurch CO2 freigesetzt wird. Fakt ist auch, dass der Klimawandel zu Dürren führt und diese den Wald massiv bedrohen. Wissenschafler der Universität Leeds haben zusammen mit brasilianischen Kollegen des Forschungsinstitutes IPAM herausgefunden, dass die Dürre im Jahr 2010 ein massives Baumsterben im Amazonas-Regenwald auslöste. Sie schätzen, dass dadurch mehr als fünf Milliarden Tonnen Kohlendioxid freigesetzt wurden. Zum Vergleich: ein Spitzen-CO2Verursacher wie die USA setzte 2009 diesselbe Menge CO2 durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas frei. Die Dürre von 2010 war nicht die erste. Fünf Jahre zuvor spielte sich das gleiche Drama ab. Und beide Dürren werden sehr wahrscheinlich nicht die letzten sein:„Dass zwei so gewaltige Ereignisse in so kurzer Abfolge eintreten, ist extrem ungewöhnlich, stimmt aber leider mit den Klimamodellen überein, die dem Amazonas eine düstere Zukunft voraussagen“, schreibt Simon Lewis, der die Untersuchung leitete. Er ist überzeugt, dass Dürren wie 2005 und 2010 als Folge des Klimawandels sich häufen werden. (Sie können seinen Bericht hier http://planetforward.ca/blog/tag/simon-lewis-uni versity-of-leeds lesen.) In den meisten Jahren jedoch absorbiert der Regenwald am Amazonas das klimaschädliche Kohlendioxid. Umso besorgter waren die

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Forscher aus Großbritannien und Brasilien, dass sich dieser Prozess nach der Dürre ins genaue Gegenteil verkehrte und die abgestorbenen Bäume CO2 in solchen Mengen freisetzten. Dieser„neue“ Prozess hat das Potenzial zum wahrhaft heißen Teufelskreis: Denn die Kohlendioxid-Emissionen trocknen über die Verstärkung des Klimawandels den Regenwald immer mehr aus, sodass die Wissenschaftler mit häufigeren und intensiveren Dürren rechnen, die wiederum zu noch mehr CO2-Ausst0ß durch den Dschungel führen. Inwieweit dieser Prozess durch z.B. stärkeres Wachstum nach einer Dürre oder höheren CO2-Gehalt in der Atmospähre (durch den Pflanzen schneller wachsen) ausgeglichen wird ist noch ungeklärt. Die Forschung geht weiter. Jedoch: Klimawandel, Entwaldung und Feuer hält Thomas Lovejoy, Wissenschaftler am Washingtoner Heinz Centre for Science, Economics and the Environment für eine teuflische Kombination. Er befürchtet, dass Wälder infolge von Bränden, menschlicher Armut, rückläufiger Artenvielfalt und der Zunahme an CO2-Emissionen zu savannenähnlichen Gebieten werden könnten. Diese Befürchtungen teilt der IPAM-Tropenbiologe Daniel Nepstad. Die Niederschläge seien, so seine Beobachtung, in den vergangenen vier Jahren im Südosten des Amazonasgebietes um 25 Prozent zurückgegangen. Dadurch hätten sich Waldbrände auf bis zu 10000 Quadratkilometer ausbreiten können. Der dabei entstandene Qualm trocknete die Wälder noch mehr aus. Weltweites Hoffen und Bangen Auch den Wäldern der Nordhalbkugel droht Gefahr. „Seuchen, Insektenplagen und Brände sorgen dafür, dass die Region ihr Grün einbüßt“, warnt Nepstadt. Das Waldsterben – obwohl kaum noch in Medien als Schlagzeile präsent – findet statt. Mehr denn je und überall auf der Welt. Die Schlussfolgerung der Wissenschaft, namentlich von Nepstad: „Die meisten Indikatoren lassen vermuten, dass sich der Klimawandel schneller als erwartet vollzieht. Hingegen haben sich die Gegenmaßnahmen verlangsamt.“ Dabei könnte der Wald Wunder wirken. Nicht nur als Kohlenstoffspeicher – Wälder speichern etwa die Hälfte des auf der Erde gebundenen Kohlenstoffs in ihrer Vegetation, sondern auch als Klimaanlage. Das gilt vor allem für Tropenwälder: Sie setzen die auf ihre Kronen einstrahlende Sonnenenergie in Wasserdampf um, der dabei hilft die Atmosphäre abzukühlen. Bleibt zu hoffen, dass Waldschutzprogramme wie REDD, die Gelder für den Waldschutz zahlen, immer besser wirken. Aber auch, dass immer mehr Wälder aufgeforstet werden – am besten in Mischwaldkulturen und so naturnah wie möglich. Da sind sich Klimaexperten einig.

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Titel

Länder, Menschen, Wald und Werte

Wie sehen Menschen aus aller Welt den Wald? Silke Berger stellte in Panama, Mai Dung in Vietnam und Christine Sommer-Guist in Deutschland Fragen wie diese: Was ist für Sie Wald? Welche Beziehung haben Sie zu ihm? Welche Bedeutung hat er für die Welt? Dabei haben wir Menschen aus dem näheren Umfeld befragt – Freunde, Nachbarn, Kollegen – und somit keinen repräsentativen aber doch sehr interessanten Einblick erhalten. Multikulturell: An- und Einsichten Die deutsche Sicht der Dinge auf Wald und Welt scheint abgeklärt und vor allem sehr aufgeklärt. Kaum ein Interviewter stellte den Wert des Waldes infrage und jeder war sich klar, dass er selbst viel zu wenig für den Schutz der Wälder tue. Viel schlechtes Gewissen und ein Haufen romantischer, sehnsüchtiger Gefühle – zwischen dieses Polen liegen die Emotionen der Deutschen, die wir befragten. Eine davon war Corina Strenzl, aus dem idyllischen Allgäu. Sie sagt:„Im Wald kann ich die Stille genießen, dem Wind in den Bäumen zuhören, Pflanzen und Tiere beobachten und bestaunen. Hier fühle ich mich geborgen.Wald ist in gewisser Weise mein Rückzugsort vor der Zivilisation.“ Diese Antwort hören wir mehrmals.Wir haben jeweils fünf Menschen aus Deutschland, Panama und Vietnam – zufällig, aber aus unserem näheren Umfeld – ausgesucht und ihnen die gleichen Fragen gestellt. Dabei fiel uns ein wesentlicher Unterschied schnell auf: Für Deutsche ist der Wald das Erholungsgebiet schlechthin. Sie lieben die Frische, die Ruhe, klare Luft und erleben das alles als Gegensatz zum technisierten, beruflichen Alltag. Den meisten ist sehr wohl bewusst, welche anderen Funktionen Wälder erfüllen: „Ohne Wälder könnten wir auf diesem Planeten nicht leben. Er ist fürs Klima, für die Atmosphäre unerlässlich“, ist Martina Kellermann überzeugt. In Panama und Vietnam sahen die von uns Befragten den Wald mehr von der praktischen Seite:„Es gibt hier viel Arbeit“, meint Don José aus Panama. „Der Wald wächst und gedeiht ständig.“ Sein Kollege José Ballestero ergänzt:„Die Arbeit im Wald, für ForestFinance, ist ein Teil von uns.Wir versuchen auf die bestmögliche Art mit dem Wald zusammenzuleben.“ Diese praktische Seite des Waldes zu sehen, liegt bei den Wald-Arbeitern auf der

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Hand. Und alle kennen seine ökologische Bedeutung sehr genau – für das Wasser, den Boden, die Luft vor Ort und für die ganze Welt. Die wenigsten sehen im Wald aber einen Ort, an dem sie ihre Freizeit verbringen. Da unterscheiden sich Europäer von Amerikanern, aber auch von Asiaten. „Nein, ich gehe nicht oft im Wald spazieren, weil sich keiner in der Nähe befindet und ich bislang keine Zeit dazu hatte“, sagt ào Xuân Hoàng aus Vietnam. Es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten zwischen Mesoamerikanern und Südostasiaten: Sowohl in Vietnam als auch in Panama sehen die Menschen im Wald eine wertvolle Quelle für Rohstoffe wie Holz, aber auch Nahrung und Medizinpflanzen. Diese Aspekte nannte keiner der deutschen Befragten. Auch scheint den Deutschen, mit denen wir geredet haben, wenig bewusst zu sein, welche Rolle die Wälder für den Boden und Wasserhaushalt spielen. Das liegt allerdings auch an der Auswahl der Interviewpartner. In Panama und Vietnam befragten wir Menschen, die im und mit Wald arbeiten. Gemeinsam: Alle für den Waldschutz Auch wenn unsere Interviewpartner von unterschiedlichen Berufen und auf weitentfernten Kontinenten leben, haben sie alle eine Gemeinsamkeit, von der man sich wünschte, sie wäre noch weiter verbreitet.„Was kann jeder für den Schutz des Waldes tun?“ haben wir sie alle gefragt. Und die Anworten könnten nicht einstimmiger sein. Zusammengefasst: Nicht genug! „Ich würde gerne noch so viel mehr tun, als Recycling-Produkte zu kaufen und auf einen ökologischen Lebenstil zu achten, aber leider fehlen mir die finanziellen Mittel, um beispielsweise in Regenwaldschutzprojekte zu investieren“, meint Martina Kellermann. „Ich achte auf die Herkunft aller Holz- und Papierprodukte“, sagt uns Corina

Strenzl. „Aber mehr kann ich im Alltag nicht tun.“ Andi Castillo aus Panama meint dazu: „Die Kinder müssen in der Schule lernen, dass der Dschungel wertvoll ist. Wir müssen ihnen bewusst machen, was uns der Wald schenkt und gibt.“ In Vietnam sieht man das ähnlich. Phùng Văn Hiển sagt:„Um den Wald richtig zu schützen, müssen die Menschen ausreichend Wissen über den Wald haben. Sobald sie sich der Bedeutung des Waldes bewusst sind, werden die Menschen ihn schützen.“ Im Land, das im 20. Jahrhundert von Krieg und Armut zerstört wurde, ist den Menschen schmerzlich bewusst, wie zerstörerisch Wind und Wasser an Böden wirken, wenn es keine Wälder gibt, die sie schützen. Und so waren sich alle einig, dass Wälder wieder aufgeforstet werden müssen und alle Pflanzen und Tiere, die darin leben, menschlichen Schutz brauchen. Einzigartig: Magie im Wald Zwar verbinden auch viele Deutsche mit Wald Märchen und fantasievolle Geschichten. Die haben aber meist einen unangenehmen pädagogischen Beigeschmack – siehe Rotkäppchen oder Hänsel und Gretel. In Panama hingegen erzählt man sich Geschichten von Gespenstern und Zwergen, die in Wäldern leben. „Ich habe noch keine persönlich gesehen, aber es wird gesagt, dass es kleine Personen sind, mit langen Beinen, Kleidung, Schuhen aus Gold und langen Fingernägeln. Sie sind Millionäre, holen das Geld aus der Bank, ohne dass jemand es bemerkt, weil man sie ja nicht sehen kann. Sie sind nur ein Geist“, erzählt uns Belisario Rodriquez. Wie gerne würden wir sie mal sehen, die Millionäre aus dem Regenwald! Vieleicht könnten sie ihre Schuhe aus Gold und ihr Geld dem Wald und dessen Schutz spendieren. Im Märchenwald wär’s möglich.

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Titel

> Martina Kellermann singt an der Oper Bonn, hat zwei Kinder und musste früher mit ihren Eltern viel durch die Alpen wandern: „Da mochte ich den Wald nicht so gerne, inzwischen mag ich ihn sehr.“ Foto: privat

> ào Xuân Hoàng sieht vor allem die nützlichen Seiten des Waldes: „Der Wald beeinflusst mein Leben in vieler Hinsicht. Die Wälder sind essentiell für uns – ohne sie hätte die Industrie kein Holz zur Weiterverarbeitung“. Foto: Mai Dung

> Andi Castillo arbeitet für ForestFinance. „Für mich ist der Dschungel wie ein Ort aus einer anderen Welt, in der wir das Zusammenleben nicht verstehen; eine Welt die wir nicht kennen, die voller Überraschungen steckt und etwas Magisches hat.“ Foto: Silke Berger

> Phùng Văn Hiển lebt im Norden Vietnams und bringt die Bedeutung des Waldes auf den Punkt: „Wir brauchen den Wald, weil wir Sauerstoff zum Atmen brauchen. Wir können ein bis drei Tage ohne Nahrung überleben, aber nur ein paar Minuten ohne Luft zum Atmen.“ Foto: Mai Dung

> Corina Strenzl lebt in Kaufbeuren und arbeitet als Übersetzerin in einem Industrieunternehmen. „Ich bin jede freie Minute draußen, in den Bergen. Im Wald erhole ich mich am besten.“ Foto: privat

> Belisario Rodriquez arbeitet seit 2007 für ForestFinance in Panama. Er hat zwei Kinder und rät ihnen, im Wald stets wachsam zu sein. „Es gibt viele gefährliche Dinge im Wald, wie Raubtiere und Schlangen.“ Foto: Silke Berger

„In Südamerika sterben Menschen für den Wald!“

Roberto Ruiz hat seine große Liebe zum Beruf gemacht: Als Förster kann er jeden Tag im Wald sein, dem Ort, der für ihn der sicherste und schönste der Welt ist. Er macht bei ForestFinance ein Praktikum im Rahmen eines Trainee-Programms bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, DLG. Foto: privat

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Es ist Leidenschaft pur: Roberto Ruiz liebt den Wald und das zeigt er auch. Deswegen heben wir das Interview mit ihm heraus. Er hat viel zu erzählen, der Sohn eines Indios aus Paraguay und einer Mutter aus Peru. „Wir haben, bis ich sechs Jahre alt war, im Hoch-Urwald gelebt. Der liegt bis 3000 Meter über dem Meeresspiegel. Dann wurden wir vertrieben, weil mein Vater Indianer war. Aber die Liebe zur Natur, zum Wald war geweckt. Ich wollte nur noch Bücher über die Natur lesen. Meinen Vater bat ich, mir Geschichten zu erzählen. Er berichtete von 30 Meter langen Schlangen, von geheimnisvollen Wesen und Zauberei. Ich beschloss nach der Schule Forstwirtschaft zu studieren. Für mich ist Wald ein sehr komplexes Ökosystem, das man nie ganz verstehen kann. So wachsen zum Beispiel im Urwald Bäume, die nicht wachsen. Innerhalb von 30 Jahren sind sie keinen Zentimeter gewachsen. Wie kann das sein? Es gibt keine Erklärung. Diese Komplexität fasziniert mich.“ Es gab im Gespräch noch unzählige Beispiele für Waldwunder jedweder Art. Wir haben hier noch Platz für eines: „Vor fünf Jahren war ich mit 32 Studenten im Urwald und wir haben einen mehr als 1000 Jahre alten Baum umarmt. Wir mussten uns dafür alle an den Händen fassen, und konnten den Stamm doch nur mit Mühe umarmen. Als der Baum gefällt wurde, entdeckte man in seiner Krone drei neue Orchideenarten.“ Ruiz kann nicht verstehen, dass sein Heimatland so wenig für den Waldschutz tut. „Perus Umweltministerium wurde vor drei Jahren mit Hilfe aus Deutschland ins Leben gerufen. Aber die Probleme bekommen sie nicht in den Griff. Firmen in Peru halten Menschen wie Sklaven und zerstören die Umwelt. Sie lassen Menschen in Kohleminen unter so schlechten Bedingungen arbeiten, dass sie eine Lebenserwartung von 30 Jahren haben. Wenn den Unternehmern ein Menschenleben so wenig bedeutet, kann man sich vorstellen, welchen Stellenwert Natur für sie hat. Nur die indigene Bevölkerung versteht, wie wertvoll Wald ist, denn sie lebt von ihr. Wald ist ihre Heimat.“ Und welcher Wald der Welt ist Ihr Lieblingswald, Herr Ruiz? „Der Wald im größten Naturschutzgebiet Perus, in Pacaya-Samiria. Da würde ich am liebsten leben, Tag und Nacht.“ Haben Sie denn keine Angst? „Nie. Der Wald ist der sicherste Ort der Welt.“

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Titel

Lesens-, Sehens- und Wissenswertes

Foto: NDR/Nautilus Film 2008/NDR Naturfilm

Wunderbare Welten tun sich da auf – es gibt zurzeit unglaublich viele Bücher, Filme und unheimlich gute Websites zum Thema Wald. Hier können wir Ihnen davon eine kleine wie feine Auswahl bieten. Aber Lese- und Linktipps finden Sie auch immer in unserem Newsletter – in allen kommenden wie in den archivierten auf www.forestfinance.de

Tierfilmer Jan Haft filmt eine Bache bei der Futtersuche auf einer Waldlichtung.

Wissen neu erleben: Bäume

Tony Rodd & Jennifer Srackhouse, München, blv, 2009, ISBN: 379-3-8354-0273-7, 12,95 € (D)

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Hier können Sie den Wald dank lauter Bäumen sehen und verstehen. Das Buch behandelt alle ihre Aspekte: Biologie, Verbreitung, Nutzung, ihre Gefährdung bis hin zu den notwendigen Schutzmaßnahmen. Sie erfahren vieles über die Formen und Funktionen des Stammes, der Zweige, Blätter und Blüten und sehen sie zusammen mit ihren tierischen Bewohnern in Bildern und Farben, wie man sie nur selten zu Gesicht bekommt. Im Kapitel „Lebensgemeinschaften“ lernen Sie sogar, wie aus Bäumen Wälder werden, wo sie wie heißen und anschließend, wie sie die Geschichte der Menschheit prägten.

Drei Jahre Produktionszeit, 50 Drehorte in Deutschland, Österreich und Dänemark, 150 Stunden Rohmaterial, 150 Zeitlupen mit speziellen HD-Zeitlupen-Kameras, 350 Zeitraffer mit vier digitalen Fotoapparaten, 400 Drehtage – haben sich gelohnt. Herausgekommen ist dabei ein Naturfilm, an dem man sich nicht satt sehen kann. „Mythos Wald“ erzählt die Geschichte von Wäldern, wie sie noch nie zuvor erzählt wurde. Zwar haben wir mit der Ausrottung der großen Pflanzenfresser wie Bison und Auerochse ein Biotop verloren, das artenreicher war als jedes andere in Mitteleuropa, aber der Film zeigt uns, wir wir das Paradies, das wir einst verloren, zurückgewinnen können. Denn noch immer ist der Wald der Lebensraum für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten, die Bühne für die großen und kleinen Dramen der Natur: Sie können zusehen, wenn im Frühjahr die Füchse unter der Erde ihre Jungen bekommen und wie die verspielten Welpen der Füchse ihren Bau verlassen oder einer Wildschweinrotte folgen. „Mythos Wald“ dokumentiert aber nicht nur erstaunliches Tierverhalten, sondern macht das Unsichtbare sichtbar: sehr lange Zeitraffer, extreme Zeitlupen und neue Makrooptiken zeigen Phänomene, die dem menschlichen Auge sonst verschlossen bleiben. So sieht man den Tanz der Lebermoose oder wie der Blütenstaub der Haselnuss durch den Wald weht. Den Film „Mythos Wald. Ein Paradies für Pflanzen und Tiere” können Sie im NDR-Shop bestellen. Sie finden ihn auf www.ndrshop.de/dvd/4017 oder auf www.polyband.de. Die DVD mit der Laufzeit von ca. 90 Minuten, kostet 16,45 Euro und als Blu-Ray 19,95 Euro.

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Links

Urwälder Deutschlands. Nationalparks, Naturwaldreservate und andere Schutzgebiete Georg Sperber und Stephan Thierfelder ist mit diesem Buch etwas Außergewöhnliches gelungen: Sie stellen uns Wälder vor, die vor unserer Haustür liegen, die aber die wenigsten kennen, weil wir sie gar nicht hier vermuten. So urwüchsig und wild – das passt nicht zum sonst so aufgeräumten Deutschland. Aber dieses Buch beweist es: In Deutschland gibt es 600 Naturwaldreservate und hier können Sie sie kennenlernen – vom Buchen-Nationalpark auf Rügen bis zu den Zirbenwäldern im Alpen-National-Park in Berchtesgaden. BLV Verlag, ISBN: 978-3-8354-0399-4, € (D) 29,90

Das Kosmos Wald- und Forst-Lexikon. Das Standardwerk mit über 16 000 Stichworten Das sind 1 022 Seiten geballtes Wissen, das in vielen Jahren von Mitgliedern der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) gesammelt wurde. Sie haben eine kompakte Zusammenstellung der Bedeutung des Waldes in unserer Zeit, die biologischen, wirtschaftlichen, ökologischen, historischen Grundlagen und Vernetzungen akribisch erarbeitet und alphabetisch geordnet. So finden Sie unter A Erklärungen zur Aalbeere, zum Abbiss aber auch Begriffe wie „Abdrohmen“. Das ist ein „alter forsttechnischer Ausdruck aus dem 17. Jh. für das Abhauen der Baumgipfel und Zweige.“ Sie sehen: Bis zum Z finden Sie hier alles, was mit Wald zu tun hat. Stinglwagner, Haseder, Erlbeck, Kosmos Verlag, ISBN 978-3-440-12160-3, € (D) 49,90

Ab in den Wald 88 mal den Wald entdecken und erleben Die Autorin Bärbel Oftring hat mit Kopf und Herz Biologie studiert. Sie liebt Wälder und Natur und kann immer noch über die Wunder da draußen staunen. Diese Begeisterung spürt man auf jeder Seite ihre Buches, in dem sie Kinder und Erwachsene durch deutsche Wälder führt. Sie erklärt Tierspuren, erzählt von Bäumen und deren Bewohnern, so dass alle Leser – ob groß oder klein – bald die Lust verspüren, auf ihren Spuren durch den Wald zu wandeln. Kosmos Verlag, ISBN 9-783-440-125861, € (D) 9,95

Tierstimmen im Wald Dieses Buch ist zusammen mit der dazugehörigen CD ein toller Naturführer. Denn viele Tiere sind im Wald für uns Menschen unsichtbar. Aber wir können sie hören und ihre Spuren entdecken. Über 110 Fotos und 80 Tierstimmen helfen uns, diese richtig ein- und zuzuordnen. So lernen Sie den Wald und seine Bewohner kennen. Kosmos Verlag, ISBN 9-783-440-100912, € (D) 9,95

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sed five fountains, although umpteen sheep bought one trailer. Two quixotic tickets laughed. The cats grew up, and Pluto ran away, although two Klingons perused one putrid pawnbroker, and five angst-ridden lampAufregend – Das ZDF hat eine stands gossips cleverly. sehr Wald-Website One gute television drun- gebaut. Sie können hier online eine jahkenly marries umpteen reszeitliche ReiseTwo durch den Jabberwockies. deutschen Wald unternehmen very obese dwarves und viele Antworten auf Fragen fights five dogs. One finden – grew etwa up nach botulism noi-dem Zustand des komplexen sily. The irascible orifi- Ökosystems, verändert sich ceFiveoder: dogsWie auctioned der durch Stürme und off Wald schizophrenic Trockenperioden? finden die neuesten von der Borchrysanthemums, yetSie Quark drunkenly abusedErkenntnisse umpteen televisikenkäferplage biscats zurbought Baumkronenforschung, aber einen wunons. The bourgeois one television, and theauch subways derbaren Film über Luchse. sacrificed two trailers. Umpteen putrid dwarves com http://abenteuerwissen.zdf.de/ZDFde/inhalt/25/0,1872,8212473,00.html Hier sollte das Auge Informativ – AlskönLand- und mal Halt machne Hauswirtschaftlicher Auswernen tungs- und Informationsdienst wurde der „aid infodienst“ im Mai 1950 aus Mitteln des Marshallplans gegründet. Bis heute erstellt er wichtige und interessante Informationen zu den Themen Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Ernährung – immer von Experten ihres Faches geschrieben. Zum Jahr der Wälder hat der aid ein Dossier zusammengestellt, mit Publikationen rund um Wald und Holz. www.aid.de/landwirt schaft/internationales_jahr_der_waelder.php

Lehrreich – Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ist ein Naturschutzverband, der davon überzeugt ist, dass Umwelt- und Waldschutz am effektivsten mit Umweltbildung erreicht werden kann. Je mehr Menschen den Wald kennen, desto eher wissen sie ihn zu schätzen. Und so bietet der SDW viel Interessantes und Fundiertes auf seinen Seiten. Besonders spannend: der interaktive Streifzug durch den deutschen Wald, auf dem Sie das Ökosystem, seine Bewirtschaftung und Hölzer erleben können. www.sdw.de Immer aktuell – RegenwaldMeldungen gibt es von OroVerde. Der Name, übersetzt in „Grünes Gold“, verdeutlicht die Bedeutung, die die Stiftung dem Regenwald beimisst. OroVerde wurde von renommierten Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Naturwissenschaften gegründet, unter anderem von Prof. Dr. Wolfgang Engelhardt, Ehren-Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), des Dachverbandes der Natur- und Umweltschutzverbände. Auf der Internetseite können Sie sich über die Arbeit der Stiftung informieren, aber auch stets aktuelles Material für Vorträge www.oroverde.de oder Unterricht bestellen.

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Waldwirtschaft

+ + + Holz – gut für die Wirtschaft, zu schade für Biomasse + + + Meldungen zu Ökonomie und Ökologie + + +

Grünes Geld auf Rekordstand

Deutsche Forst- und Holzwirtschaft macht mehr Umsatz als Maschinenbau

2010 haben die nachhaltigen Fonds in Deutschland ein neues Rekordvolumen erreicht: Insgesamt 32,42 Milliarden Euro hatten Anleger zum Jahreswechsel hier investiert. Ein Jahr zuvor hatte das gesamte Fondsvolumen noch bei 30,08 Milliarden Euro gelegen. Mittlerweile können die Anleger zwischen 304 in Deutschland zugelassenen Fonds aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Ethik und Erneuerbare Energie auswählen. Ende 2009 waren es erst 279. Zu den Fonds zählen Aktien-, Renten-, Misch- und Dachfonds, Mikrofinanzfonds und ETFs (börsengehandelte Fonds). Der beste aller nachhaltigen Fonds war 2010 ein Aktienfonds, der ein Plus von 38,2 Prozent verbuchte. Konventionelle Aktienfonds legten 2010 ebenfalls stark zu. Die deutsche Fondsbranche feierte sogar eines der besten Jahre ihrer Geschichte, schreibt das Handelsblatt. Knapp 90 Milliarden Euro investierten die Anleger. Nachhaltige Geldanlagen müssen sich also fast verdreifachen, um dieses Niveau zu erreichen. Dafür müsste aber ein schnelleres und gründlicheres Umdenken stattfinden, als es momentan der Fall ist.

Der Cluster Forst und Holz Deutschland war 2010 insgesamt durch rund zwei Millionen Waldbesitzer, circa 185000 Betriebe, über 1,3 Millionen Beschäftigte und einen Umsatz von ungefähr 181 Milliarden Euro gekennzeichnet. Somit weist die deutsche Forst- und Holzwirtschaft eine deutlich größere arbeitsmarktpolitische und volkswirtschaftliche Bedeutung auf als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Wald-Zentrums in Kooperation mit dem Hauptverband der Deutschen Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie und verwandter Industriezweige e.V. Sie führen seit 2004 die sogenannte Clusterstudie Forst- und Holzwirtschaft für die Bundesrepublik Deutschland durch. Zu dem Cluster Forst und Holz gehören Holz be- und verarbeitende Industrie, Holzhandel und -transport ebenso wie alle Zulieferer. Hinzu kommen Forst- und Papierwirtschaft, Verlags und Druckeigewerbe. Ihre herausragende sozioökonomische Bedeutung wird besonders im Vergleich mit anderen Wirtschaftsbereichen deutlich, welche in Deutschland landläufig als besonders wichtig erachtet werden. So weist der Cluster Forst und Holz mehr Beschäftigte und einen größeren Umsatz auf als zum Beispiel im Maschinenbau (etwa 870000 Beschäftigte, 142,7 Mrd. Euro Umsatz), in der Elektroindustrie (etwa 810000 Beschäftigte, 162,8 Mrd. Euro Umsatz) oder in der chemischen Industrie (etwa 460 000 Beschäftigte, 135,8 Mrd. Euro Umsatz). Die neuen Erkenntnisse können wesentlich dazu beitragen, das bisherige Selbstverständnis der Branche zu revidieren, neue und effektivere Formen der Selbstorganisation zu finden sowie die eigenen Positionen erfolgreicher in der Außendarstellung gegenüber Politik, Medien und Gesellschaft zu vertreten. Ein Clustermanagement könnte wesentlich dazu beitragen, diesen wichtigen Wirtschaftsbereich mit seinen vielfältigen gesellschaftlichen Leistungen nachhaltig zu erhalten sowie konkurrenz- und damit zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Die Studie finden Sie hier: www.wald-zentrum.de/index_innen.php?unav=projekte&subnav =aktuelle&seite=clusterstudie_deutschland.html

Cluster Forst und Holz

1997

Maschinen- und Anlagebau

1998 Nachhaltige Geldanlagen

1999

Elektroindustrie Automobilindustrie

2000 2001

Ernährung und Tabak

2002

Chemie und Pharmazie

2003

Kunststoff und Gummi

2004

Textil und Kleidung

2005

IT und Telekommunkation

2006

Stahl und Metall

2007

Bio- und Gentechnologie

2008 Beschäftigte in Mio:

2009

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0,2

0,4

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0,8

1,0

1,2

1,4

2010 Mrd € 0

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5

10

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25

30 35

Beschäftigte im Cluster Forst und Holz Deutschland im Vergleich mit ausgewählten Branchen (Cluster Forst und Holz hier ohne Zuliefererindustrie, verschiedene Bezugsjahre und Quellen; Vergleichsbranchen; Bezugsjahr 2004, Quelle Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, 2005).

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Foto: vTI/HTB

Foto: ForestFinance

Waldwirtschaft

Hölzer der Welt in der Hamburger Xylothek

ForestFinance-Mitarbeiter Andreas Schnall testet bei Forstarbeiten in Panama das Solarladegerät von Sunload.

Wenn Sie nicht wissen, was eine Xylothek ist, denken Sie einfach an eine Bibliothek und statt der Bücher nehmen Sie Holz. Denn in einer Xylothek stehen in den Regalen Holzproben aus aller Welt. Eine solche wissenschaftliche Holzsammlung mit mehr als 26000 gelisteten Holzmustern ist die Xylothek im Hamburger vTI-Institut für Holztechnologie und Holzbiologie. Sie ist eine der größten der Welt. Die Muster dienen als Referenz, wenn es darum geht, unbekannte Hölzer oder Holzprodukte zu bestimmen. Die nahezu täglichen Anfragen stammen aus allen Bereichen des Holzhandels, der Holzverwendung und Warenkontrolle: so zum Beispiel Zoll- und Naturschutzbehörden (Kontrolle illegal eingeschlagener Hölzer), Holzhandelsunternehmen (Aufklärung von Falschdeklarationen) bis hin zum privaten Verbraucher, der sichergehen möchte, ob das von ihm bestellte Meranti-Fenster auch tatsächlich aus Meranti besteht. Die Experten am vTI können mithilfe der Referenzhölzer aus ihrer Xylothek zweifelsfrei aufklären, um welche Holzart es sich handelt. Sie finden die Spezialisten hier: www.vti.bund.de.

Hab Sonne im Herzen, Wald und Rucksack

Holzwerkstoffindustrie gegen Holzverbrennung zur Energiegewinnung

Einsatzbereiche: Die Haupteinsatzmöglichkeit sieht Andreas Schnall bei längeren Touren beziehungsweise Expeditionen in Regionen, wo man kaum Stromquellen findet. Vor allem in sehr sonnigen Gebieten sind Solarladegeräte als eine Notstromversorgung eine gute Lösung. In Ländern mit einer guten Stromversorgung ist der Einsatz eher umständlich.

Immer mehr industriell nutzbares Holz verschwindet in Biomassekraftwerken sowie gewerblichen und privaten Feuerungsanlagen. Jetzt warnen Holzwerkstoffproduzenten vor der Gefährdung von Arbeitsplätzen und Klimazielen durch das unkontrollierte Verheizen des wertvollen Werk- und Baustoffes. Der Europäische Holzwerkstoffverband EPF mit dem Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI) fordert von der Politik faire Wettbewerbsbedingungen zwischen stofflicher und energetischer Holzverwendung. VHI-Geschäftsführer Dr. Peter Sauerwein: „Die staatlichen Subventionen und Steuererleichterungen für das Verheizen von Holz unter dem Modebegriff ‘Biomasse’ sind verantwortungslos. Sie gefährden die Rohstoffversorgung von Holzhandwerk und Holzindustrie und bedrohen florierende Standorte und Arbeitsplätze.“ Nach Szenarien der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO droht Europa ab 2020 eine dramatische Holzverknappung. Sie schätzt die jährliche Unterversorgung auf 430 Millionen Kubikmeter Holz. Diese Fehlmenge entspräche rund 17 Millionen Güterwagen mit Holzstämmen; ein Zug, der viermal um die Erde reichte. EPF und VHI plädieren daher für eine Kaskadennutzung: Holz und Holzabfälle sollen über möglichst viele Verwertungsstufen stofflich genutzt werden. Am Ende der Verarbeitungs-, Recycling- und Verwertungskette könne Holz dann verbrannt werden. Mehr Informationen erhalten Sie auf www.holz-verantwortung.de

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In Panama hatte der ForestFinanceForstingenieur Andreas Schnall zwei Solar Module der Fima Sunload im Gepäck. Er wollte das Sunload Solar Pack Smart Power 6Wp sowie das Sunload Solar Pack Notebook Power 62Wp bezüglich ihrer Anwendungsmöglichkeiten im Forst testen. Solarzellen bieten die Möglichkeit, Energie ohne CO2-Ausstoß zu erzeugen und diese auch überall einsetzen zu können. Hier nun die Testergebnisse im Überblick:

Verarbeitung: Sehr gut verarbeitet; alle Anschlüsse sind stabil, was eine Verwendung im Wald und bei widrigen Bedingungen ermöglicht. Preis: Mit 249 Euro (Sunload Solar Pack Smart Power 6Wp) sowie 998 Euro (Sunload Solar Pack Notebook Power 62Wp) sind die beiden Geräte im Vergleich zu ähnlichen Objekten in der oberen Preisklasse anzusiedeln. Beziehen können Sie die Geräte über www.sunload.de

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Waldwirtschaft

Das Holz, das aus dem Wasser kam Hölzer aus Stauseen haben ganz besondere Eigenschaften – vor allem haben viele mehr Stehvermögen

Spektakuläre Bilder von Bäumen, die aus Stauseen ragen oder aus den Tiefen der Gewässer geholt werden, gab es in den letzten Jahren immer wieder. Tatsächlich lohnt es sich, das Holz zu bergen und zu nutzen. Denn wie die Stauseehölzer aus Panama und Surinam beweisen: Die Wasserlagerung hat ihnen nicht geschadet. Im Gegenteil.

Im Brokoponomeer-Stausee in Surinam stehen seit mehr als 50 Jahren Bäume unter und über Wasser. Foto: F. W. Barth & Co. GmbH

Im internationalen Holzhandel hat seit den letzten Jahren ein neues Sortiment „Stauseeholz“ große Schlagzeilen gemacht. Durch die Entwicklung von neuen Techniken ist es möglich geworden, große Holzvorräte in Stauseen zu erschließen und zu ernten, die seit mehreren Jahrzehnten unter Sauerstoffabschluss im Wasser lagern. Im Fachhandel sind bereits erste Kontingente an Werthölzern aus dem Brokopondomeer-Stausee (Surinam) erhältlich, die mit unveränderten Holzeigenschaften beworben werden. Dieser See wurde vor 50 Jahren aufgestaut. Mit einer Fläche von 1 500 Quadratkilometern hat er etwa die dreifache Größe des Bodensees. Da vor der Flutung der Urwald nicht gerodet wurde, stehen heute nahezu zehn Millionen Kubikmeter Holz im See. Die Ernte dieses wertvollen Rohstoffreservoirs führt die kostbaren Hölzer einer langfristigen und sinnvollen Verwendung zu. Holz mit guten Eigenschaften Erste praktische Erfahrungen zeigen, dass sich die Holzeigenschaften, insbesondere das Stehvermögen der Hölzer, verbessert haben, was mit einem Abbau der wuchsbedingten Spannungen im Holzgewebe erklärt wird. Um die Qualität wassergelagerter Hölzer mit wissenschaftlichen Kennwerten zu belegen, unter-

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suchte das vTI-Institut für Holztechnologie und Holzbiologie im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsvorhabens die Holzeigenschaften und die natürliche Dauerhaftigkeit der Holzarten Andiroba, Cumarú und Pakoeli/Bacuri. Die ausgewählten Hölzer wurden nach über 40 Jahren „Unterwasserlagerung“ aus dem Gatúnsee (Panama) und BrokopondomeerStausee (Surinam) „geerntet“ und analysiert. Die genauen Ergebnisse finden Sie auf www.vti.bund.de/de/ startseite/institute/htb/projekt-desmonats/stauseehoelzer/ergebnisse.html. Unternehmer wie Christopher Godsall, Präsident der kanadischen Firma Triton Logging, profitieren aber schon lange von dem Stauseeholz. Weltweit gibt es mehr als 45 000 Stauseen, die mindestens 15 Meter tief sind. In vielen stehen nahezu ganze Wälder. Godsall schätzt die Fläche auf 35 000 Quadratkilometer. Er hat die Erfahrung gemacht, dass das Bäumefällen nicht mehr als der Einsatz vergleichbarer Waldmaschinen an Land kostet und dass sich das Unterwasserholz gut verkaufen lässt. Denn am Grund der Seen sind die Bäume über Jahrzehnte hinweg intakt geblieben, gut abgeschirmt vor Borkenkäfern und Luftsauerstoff, ohne den Fäulnisbakterien das Holz nicht angreifen können. „Unser Holz hat eine außergewöhnliche Qualität“, wirbt Godsall. Denn selbst wenn es schlagfrisch aus dem See zum Sägewerk geliefert wird, ist es schon gut abgelagert. Möbelfirmen schätzen das Holz, weil es fester ist und Farben und Lacke besser annimmt als vergleichbare Hölzer. Kritik am Unterwasser-Kahlschlag gibt es bislang nicht. Umweltschutzverbände sehen darin vielmehr eine Möglichkeit, die negativen Auswirkungen der herkömmlichen Holzwirtschaft zu mindern. Denn für jeden Baum, der aus seiner feuchten Versenkung geholt wird, muss an Land ein Baum weniger fallen.

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Waldwirtschaft

Wald und Wohlstand Wie die Holzwirtschaft in Vietnam eine ganze Region verändert

Wald ist Gold wert? In diesem Fall schon: Aufforstungsprojekte und Holzwirtschaft verwandelten die von Armut geprägte Region Ba Che˜ zu einem aufstrebenden Wirtschaftsstandort. Inzwischen kommen viele Menschen hierher, um sich ein Beispiel an nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung zu nehmen.

Der District Ba Chẽ galt lange Zeit als eine der ärmsten Regionen in der vietnamesischen Provinz Quang Ninh. Für die Menschen hier bedeutete die Isolation der ländlichen Region ein schier unlösbares Problem. Schlechte Straßen erschwerten der Bevölkerung den Zugang zu Märkten oder zu Gesundheitsdiensten. Die Armut hatte aber auch zerstörerische Auswirkungen auf die Umwelt: Da die Bauern kaum von der Landwirtschaft leben konnten, holzten sie bestehende Urwälder ab, was ihnen allerdings nur kurzfristig aus der Misere half. Ihr jährliches Einkommen pro Kopf entsprach rund 160 Dollar und war damit halb so hoch wie der des Landesdurchschnitts. Die Rettung kam aus dem Wald Was für viele vor ein paar Jahren bloße Utopie war, ist heute Realität: Ba Chẽ hat sich verändert – und ist zum blühenden Paradebeispiel nachhaltiger und wirtschaftlicher Entwicklung geworden. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl mehrstöckiger Wohnhäuser, was eine Besonderheit für die Region darstellt. Marktneue Autos fahren auf modernen Straßen, die Arbeitslosigkeit ist stark zurückgegangen und sogar die Ernten der Reisbauern sind durch den dank der Wälder verbesserten Wasserhaushalt ertragreicher geworden. Aber nicht nur das: Die Bäume brachten auch Wohlstand. àm Minh Sơn, Leiter der Abteilung für Agrarwirtschaft und Ländliche Entwicklung in Ba Chẽ, ist überzeugt: „Allein die Aufforstung hat Ba Chẽ so verändert.“ Die Entscheidung des vietnamesischen Staates, stärker in Aufforstungsprojekte zu investieren, war der Schlüssel zum Glück, erklärt er. In staatstreuem und landestypischem Duktus klingt das so: „Alles hat sich geändert, als der Beschluss 1602, die Forstwirtschaft mit Setzlingen zu unterstützen, sowie der Beschluss 4162, pro Hektar wiederaufgeforsteten Wald

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Waldarbeiter verladen in Ba Che entrindete Akazien-Stämme auf einen Laster, um sie in ein Sägewerk zur Holzhackschnitzel-Produktion zu bringen. Foto: ForestFinance/Andreas Schnall

ein bis zwei Millionen Vietnamesische Dong (VND) zu zahlen, in Kraft traten.“ Mit den laufenden und geplanten Aufforstungen gehen Klimaschutz, Armutsbekämpfung und Biodiversitätserhalt Hand in Hand. Doch genauso wenig, wie alles Gold ist, was glänzt, ist alles gut, was mit Wäldern passiert. Es kommt, wie so oft, auf die Art und Weise an. Um die Erfolgsgeschichte fortzusetzen, ist es auch heute noch besonders wichtig, die Armut zu bekämpfen. Denn sie ist die größte Bedrohung für die langfristige und ökologische Bewirtschaftung der Wälder. Wenn aus Not Bäume zu früh oder zu häufig gefällt werden, zerstört das nicht nur die Umwelt, sondern birgt auch die Gefahr, dass die Armut, die Zeit ohne Wald und wertvolle Ressourcen zurückkehrt. Ein gutes Beispiel Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit star-

tete ForestFinance Aufforstungsprojekte in Ba Chẽ und schloss ein Kooperationsabkommen zur Aufforstung von ökologischen Mischwäldern mit dem vietnamesischen Staat und staatseigenen Forstbetrieben ab. Allein im Jahr 2009 wurden 3300 Hektar Wald aufgeforstet, der Gesamtwert der forstwirtschaftlichen Produktion erreichte fast 400 Milliarden VND. Durch ökologische Mischwaldaufforstung wird die Umwelt geschont und gleichzeitig werden Arbeitsplätze geschaffen – mit langfristigen Erfolgen für die Region.

Janina Mai studiert an der Universität Bonn Germanistik und arbeitet in der Online-Redaktion von ForestFinance. Foto: privat

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Reportage

Lieber Wald als Kupfer Panama. Provinz Chiriquí. Eines der größten Kupfer- und Goldvorkommen der Welt lagert hier unter wasserreichen, bewaldeten Hügeln und Bergen. Das Land gehört den Ngöbe-Buglé Indianern und die wollen lieber Wald als eine giftige Kupfermine. Getrieben vom steigenden Kupferpreis sollte ein neues Minengesetz jetzt endlich den Rohstoffkonzernen die Ausbeutung ermöglichen. Der Plan ist am Widerstand (vorerst) gescheitert.

Der Plan war gut, weil bereits in Nordamerika mehrfach erfolgreich durchgezogen: Das Land, das den Indianern gehört, wird einfach in „über und unter der Erde“ eingeteilt. Das, was sich auf und über der Erde befindet, gehört den Indianern, aber das Recht auf ihr Land – eigentlich in der Verfassung verbürgt – umfasst eben nicht, was unter der Erde ist. Mit diesem juristischen Kunstgriff haben bereits US- und kanadische Rohstoffkonzerne Schürfrechte auf Indianerland durchgesetzt. Ganz legal versteht sich. Rechtlich muss so eine Argumentations-„Krücke“ her, da die verschiedenen indigenen Volksgruppen in Panama vergleichweise groß an Zahl sind. So leben allein über 120 000 Ngöbe-Buglé Indiander in ihrer Comarca auf über 6500 Quadratkilometern. Zudem sind ihre traditionell bewohnten Gebiete einer Provinz gleichgesetzt und unterliegen intern sogar einer eigenen Gerichtsbarkeit. Der Zugang für ausländische Investoren ist ohne Zustimmung der Einwohner nicht möglich. Unter der konservativen Regierung des panamaischen Präsidenten Ricardo Martinelli sollte nun im neuen Minengesetz „gemeinschaftlich bessenes Land“ praktisch als

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Die Ngöbe-Buglé, auch Guaymí genannt, leisteten einen gut organisierten Widerstand. Sie leben im Norden Panamas von Ackerbau, Viehhaltung, Jagd und Fischerei und sind von einer gesunden Umwelt abhängig. Dafür sind sie bereit zu kämpfen.

herrenlos bezeichnet werden – der Gemeinschaftsbesitz der Indianer an ihrem Land also zur Verteilung freigegeben werden. So sollte der Regierung das Recht zufallen, zumindest Schürf- und Wasserrechte auch an nichtpanamaische Unternehmen zu verkaufen. Unter dem Wald giftiger Reichtum Die landschaftlich reizvolle Region mit zahlreichen Flüssen, die wichtig sind für die Süßwasserversorgung von fast 30 Prozent der Landfläche Panamas, ist nicht nur noch relativ stark bewaldet, sondern unter der Erde liegt eines der größten Kupfer- und Goldvorkommen der Welt (siehe Kasten rechts). Nun sollte nach Jahrzehnten des Hin- und Hers endlich der Weg freigemacht werden, für die Bagger der Minenkonzerne. Der Elan wurde sicher beflügelt durch die rasant steigenden Preise für mineralische Rohstoffe wie Gold und Kupfer. So hat sich der Kupferpreis nach einem Tief in den Krisenjahren 2008/2009 fast vervierfacht und historische Höchststände um die 10 000 Dollar pro Tonne erreicht. Ähnliches gilt für Gold und andere Metalle. Gold und Kupfer werden zumeist im kostengünstigen Tagebau gefördert. Sprich:

es werden gigantische Löcher gegraben. Kein Wunder, dass die gesamte geplante Abbaufläche in Chiriqui jetzt fast 1000 Quadratkilometer umfassen sollte und sogar Berge von über 1200 Meter Höhe abgetragen werden sollten. Kupfertagebau bedeutet für diese Fläche und die umliegenden tausenden Quadratkilometer aber ein hohes Risiko der totalen Vergiftung. Kupfer, Gold und andere Metalle werden im Tagebau nämlich mittels hochgiftiger Lösungen (zum Beispiel Zyanid) aus dem Gestein gelöst. In einer regenreichen Region wie Panama ist es fast sicher, dass große Teile dieser giftigen Brühen dann in das Wassersystem gelangen. Kein Wunder, dass die hauptsächlich von landwirtschaftlicher Subsistenzwirtschaft lebenden Indianer von den Minenplänen nicht begeistert waren und heftigen Widerstand ankündigten. Tunesien, Ägypten, Panama? Bis auf Ausnahmen haben Indianer in Panama nicht viel zu melden. Das Land ist fest in der Hand der weißen Bevölkerung und vor allem einer handvoll alteingessener Familien europäischer Herkunft, die fast das gesamte Wirtschaftsleben beherrschen. Ob

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Reportage

Kupfer, Gold, Molybdän Daten und Zahlen aus Panama

Die beiden Mädchen tragen die traditionelle Kleidung der Ngöbe-Buglé. Fotos: ForestFinance/Sebastian Gräfe

So sieht die größte Kupfermine der Welt aus. Sie befindet sich in Chile, heißt Chuquicamata und ist mehr als vier Kilometer lang, drei Kilometer breit und bald 1000 Meter tief. Foto: Wikipedia/Chuqui001

Banken, Fluglinien, Nahrungsmittelerzeugung oder Handel – überall stößt man auf die gleichen Finanzgruppen in panamaischem Familienbesitz, die ihre Interessen im Parlament auch gut vertreten wissen. Dennoch war Panama immer ein Hort des „Konsenses“. Größere Streikaktionen oder gar gewalttätige Auseinandersetzungen waren weitgehend unbekannt. Das Land lebte friedlich von intern heftig geführter Diskussion und dann schlichter Umsetzung dessen, was die „Senatoren“ des Landes eben beschlossen haben. Einwände gar der Indianer wurden kaum gehört, weil diese auch keine Organisation hatten, um erfolgreich Widerstand zu gestalten. Umso erstaunlicher, dass jetzt nach monatelangem wohl strukturiertem Widerstand an vielen Stellen im Lande der ganze Kupfer-Plan inklusive Minengesetz auf Eis gelegt wurde. Vor wenigen Wochen verkündete Präsident Martinelli, dass die Politik auf das Volk hören müsse und die nationalen Interessen keine Umweltzerstörung erlaubten. Patriarchen an der Seite der Indianer? Tatsächlich machte das Volk und hier besonders die Ngöbe-Buglé der Regierung

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sehr deutlich, was sie von ihrer De-factoEnteignung halten. Demonstrationen und sogar immer wieder Sperrungen der lebenswichtigen Panamericana-Autobahn hielten die Polizei in Atem. Dem zuständigen Innenminster, der sich auf eine Demonstration traute, wurde eine Folter nach alter Ngöbe-Buglé Art angekündigt. Das war noch scherzhaft gemeint, dennoch gab es Verletzte und sogar Tote auf Seiten der Demonstranten durch Tränengaseinsatz. Über Mobilfunk und Internet wurden die Aktionen landesweit über die Grenzen der einzelnen Indianerstämme hinweg koordiniert. Zur Überraschung der Polizei, die derartige Organisation des Widerstandes nicht gewohnt war. Vermutlich war dies der entscheidende Punkt, warum die Regierung letztlich von ihren Plänen Abstand nahm. Anscheinend haben aber auch umweltbewusste einflussreiche Oligarchen aus der panamaischen Oberschicht interveniert. Nicht nur, dass eine der reichsten Familien des Landes viele Tausende Hektar Land in Chiriqui besitzt. Nein, das junge Oberhaupt der Familie gilt als „Grüner“. Gerade hat er die Fluglinie des Hauses „klimaneutral“ gestellt. Schwarz-Rote Koalition allerorten.

• Kupfer, Gold sowie Zink, Molybdän und Silber finden sich in Panama. • Das Kupferlager in Chiriqui wird auf über 1,6 Milliarden Tonnen Kupfergestein geschätzt. Der Cerro Colorado (über 1 500 Meter hoch) müsste fast komplett abgetragen werden. Bereits seit den 70er Jahren gibt es Pläne zum Abbau. • Der Abbau umfasst auch die Quellgebiete der Flüsse San Felix und Rio Gricamola. • Das Wasser zum Abbau soll vor allem aus dem Rio Cuvibora und dem Stausee Changuinola kommen. Etwa 10 Milliarden Kubikmeter betragen die Wasserreserven des Gebietes. Der Wasserverbrauch für die Förderung wird auf 120 Millionen Liter pro Tag geschätzt. • So sollen knapp 200 000 Tonnen Kupfer, 800 000 Tonnen Schwefelsäure und über 26 Millionen Tonnen Abfall jährlich anfallen. • Über 120 000 Ngöbe Buglé leben hier. Etwa 300 000 Einwohner leben insgesamt in der Provinz, die betroffen wären. Haupteinnahme für Weiße wie Indianer ist die Landwirtschaft und Wassernutzung. • Fast 10 000 Quadratkilometer könnten betroffen sein von Umweltvergiftungen durch Kupfer-, Säure- oder Zyankalilösungen, die im Tagebau in Grundwasser und umliegende Areale austreten.

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Unser Büro in Vietnam

Seit 2009 arbeitet ForestFinance in Vietnam. Seit 2010 im eigenen Büro in Hanoi.

Chào Hanoi – heißt „Hallo, Hanoi” und das hören wir in Bonn häufig. Via Skype rufen wir Vietnam und erhalten Antwort von unseren Kolleginnen – zum allseits besseren Verständnis auf Englisch.

Hanoi ist die quirlige Hauptstadt Vietnams und zählt über sechs Millionen Einwohner. Zweiräder, auf denen kisten- und kastenweise Waren transportiert werden, sind hier keine Seltenheit. Foto: ForestFinance

Dang Mai Dung (rechts) mit ihrer Assistentin Duong Thi Thuy vor dem neuen Büro in Hanois Altstadt. Von hier aus sind alle wichtigen Ansprechpartner – Entwicklungshilfeorganisationen und Ministerien – schnell zu erreichen. Foto: ForestFinance/Olaf van Meegen

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Im Dezember 2009 schloss ForestFinance als erstes deutsches Forstunternehmen mit dem vietnamesischen Staat ein Kooperationsabkommen zur Aufforstung von ökologischen Mischwäldern. Knapp ein Jahr später beschloss das Peoples Party Commitee Hanoi, dass wir auch ein Büro eröffnen dürfen. Sie gaben uns die Lizenznummer 0101740. Diese Genehmigungen und Abläufe gehören zum Verwaltungsapparat einer „Sozialistischen Republik“ – und sind uns im Grunde vom deutschen Ordnungssinn und Bürokratieablauf recht vertraut. Das Büro in Hanoi ist unsere Basis für den Ausbau des Geschäftsbetriebs und vor allem ist es die Voraussetzung, um in Vietnam Personal einstellen zu können. Das haben wir getan:Wir beschäftigen seit 2010 neben Dang Mai Dung, die unsere Generalbevollmächtigte in Vietnam ist, auch eine Praktikantin sowie Forstberater. Sie unterstützen unsere Forstpartner im Feld aber auch vom Schreibtisch aus. Sie sichern unseren Quailtätsstandard und haben Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen. Das ForestFinance-Büro liegt im alten Hoan Kiem District, der zu den schönsten der Stadt zählt. Er grenzt unmittelbar an die Altstadt, die zu den Sehenswürdigkeiten Vietnams gehört. Ebenso wie der benachbarte und berühmte Hoan Kiem Lake.

Berühmt ist der See unter anderem wegen seiner Schildkröten, um die sich sogar Sagen ranken. Eine unglaubliche Schildkröte gab es da wirklich – sie war über zwei Meter lang und wahrscheinlich 400 Jahre alt. Seit ihrer Bergung liegt sie im Jadeberg-Tempel, auf einer Insel im See. Die andere Schildkröte gehört ins Reich der Mythen – sie war golden und schenkte einem Tapferen ein goldenes Schwert, um Gerechtigkeit und Freiheit zu erringen. Das ist über 500 Jahre her – aber den Schildkrötenturm, den der Tapfere ihr zu Ehren bauen ließ, gibt es immer noch. Er ist vom ForestFinance-Büro aus fußläufig zu erreichen. Aber so schön der Turm und seine Geschichte auch ist, den Standort haben wir deswegen gewählt, weil er zentral ist und damit in der Nähe der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Entwicklungsbank für die Transformations- und Entwicklungsländer KfW. Sogar M.A.R.D., das für Forstwirtschaft zuständige vietnamesische Ministerium, dürfen wir zu unseren Nachbarn zählen. Somit sind wir nah an Entscheidern der Politik und Wirtschaft. In Dang Mai Dung haben wir eine Mitarbeiterin gefunden, die gute Kontakte zu Ministerien, Institutionen aber auch möglichen Geschäftspartnern hat und diese erfolgreich pflegt.

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Menschen, Partner, Ein- und Aussichten

Fotos: privat

Das sind diesmal drei Frauen, aus drei Ländern, wobei zwei in Bonn arbeiten und die eine bald geht.

Dang Mai Dung organisiert den Geschäftsbetrieb in Vietnam, stellt Kontakte zu Geschäftspartnern, Institutionen, Behörden und Ministerien her.

Julia Daniel hat Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Öko-Tourismus studiert. Bei uns hat sie die Aufgabe, andere vom Klimaschutz zu überzeugen.

Asia Garieva ist überqualifiziert. Als frisch gebackene Chemikerin ist sie zwar noch für die Bonner Büropflege zuständig – aber wir fürchten, nicht mehr lang.

Dang Mai Dung – ist unsere Frau in Vietnam und kennt sich aus: Sie beriet, bevor sie zu ForestFinance kam, das Landwirtschaftsministerium Vietnams, das Internationale Rote Kreuz, Entwicklungshilfeinstitutionen der Schweiz und Norwegens zum Thema Ökologie, Aufforstung und Klimaschutz. Von der deutschen Arbeitsweise ist sie ebenfalls überzeugt:„Mir gefällt die Vernunft, Präzision und Verlässlichkeit in Deutschland. Aber das kalte Winterwetter mag ich gar nicht“, erzählt sie mit einem Schmunzeln. Wer kann ihr das verdenken? Wir nicht.Wir hören ihr auch gerne zu, wenn sie mit einem freundlichen Lächeln den Deutschen empfiehlt:„Ihr könntet von den Vietnamesen lernen, offener zu sein, einfühlsamer und verständnisvoller für andere Kulturen.“ Wir werden uns bemühen. Denn bei Dung beruht das Lernen auf Gegenseitigkeit:„Wir Vietnamesen können von den Deutschen lernen, wie man verantwortlich und im Team arbeitet, ebenso wie Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit, gegenseitiges Vertrauen und ‘high quality work’.“ In diesem Sinne: Auf eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit!

Julia Daniel – kann es eigentlich nicht mehr hören, aber: Sie ist co(2)ol. Und das seit bald zwei Jahren. Dieses oft strapazierte Wortspiel lässt sie mit einem freundlichen, aber leicht müden Lächeln über sich ergehen. Das muss sie auch in Zukunft, denn als Teamleiterin der ForestFinance Marke CO2OL ist sie verantwortlich für die Strategie und Koordination der Marke sowie Produktentwicklung und Betreuung von Großkunden. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Entwicklung ganzheitlicher Lösungsansätze für die Nachhaltigkeitsstrategie von Unternehmen und Organisationen. Diese Aufgaben passen sehr gut zu ihr: „Während meines Auslandssemesters in Costa Rica durfte ich erleben, wie kostbar und zugleich fragil unsere Natur ist. Zwar wird bereits viel – aber noch lange nicht genug zu ihrem Schutz getan. Deshalb bin ich froh, heute sowohl privat als auch beruflich meinen Beitrag für eine bessere Zukunft leisten zu können.“ Wir freuen uns auch, die gebürtige Thüringerin im Rheinland begrüßen zu dürfen – auch wenn sie häufig durch die Republik reist, um Unternehmer zu Klimaschützern zu machen.

Asia Garieva – fast ein Nachruf mit froher Kunde. Als Raumpflegerin tritt die Kirgisin seit sechs Jahren bei ForestFinance meist erst abends, nach Büroschluss zutage. Oder am Wochenende. Diese Zeiteinteilung zwang ihr das Studium auf. Sie schuftete an der Hochschule Rheinbach, um in Chemie mit Materialwissenschaften zu brillieren und in unseren Räumen, um die Studien zu bezahlen. Jetzt hat sich die Mühe ausgezahlt.Seit März 2011 ist sie Bachelor der Chemie (Abschlussarbeitsthema: Analyse porofizierten Siliziums für Solarwafer) zusätzlich zu ihrem russischen Diplom in Technologie von Gärungsprozessen und Weinherstellung. Passt also alles gut in die Zeit. Die ForestFinance Büroräume sind in guten Händen. Jetzt sucht sie nach einer Arbeit. Ein Winzerlabor wäre klasse oder eine Firma aus der Solarindustrie. Sie floh vor einigen Jahren aus Kirgistan vor zu konservativ-rigiden Familientraditionen. In Deutschland baute sie sich ein eigenes Leben auf, entschied sich fürs Studium, auch wenn sie dafür mehrere Jobs annehmen musste. Aber sie hat es geschafft. Wir freuen uns sehr mit ihr.

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Wilde Buche

Ein Projekt mit Bestand.

Zum Internationalen Jahr der Wälder starten ForestFinance und B.A.U.M. e.V. das einzigartige Waldschutzprojekt „Wilde Buche”. Es hilft Buchenwald als Heimat für seltene Tiere zu erhalten.

Wildkatzen sind selten. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) startete ein Schutzprojekt für die hübschen Tiere: www.bund.net/bundnet/ themen _und_projekte/wildkatze_netze_des_lebens Foto: Th.Stephan/BUND

So sieht ein Buchenwald aus, der seit mehr als 190 Jahren in Ruhe wachsen darf.

Bislang hatte ForestFinance Wälder in Panama und Vietnam im Angebot. Das hat sich geändert. ForestFinance bietet nun die Möglichkeit, ein deutsches Waldschutzprojekt zu unterstützen: das Waldreservat „Wilde Buche“. Es befindet sich in der Gemeinde Hümmel in Rheinland-Pfalz und zeichnet sich durch einen besonders alten Buchenbestand aus. Hier leben in Deutschland selten gewordene und daher sehr wertvolle Tiere und Pflanzen. Im Rahmen des Projektes sorgen wir dafür, dass das gewachsene Ökosystem auch zukünftig in seiner Natürlichkeit belassen wird.Wir wollen mit unseren Partnern ein beispielhaftes Konzept entwickeln und etablieren, das den Erhalt der Wälder sichert.

Die Unternehmer haben damit die Möglichkeit, einen Beitrag zum Schutz des Ur-Buchenwaldes zu leisten.„Die Buchen sind jetzt in einem Alter,wo es sich für viele Vogel-,Insekten- und Pilzarten erst lohnt, diesen reich strukturierten Wald mit dem höheren Totholzanteil zu besiedeln. Alt- und Totholz ist biologisches Gold, das für die Biodiversität erhalten werden muss. Unternehmen haben eine Mitverantwortung fürWaldschutz und für eine nachhaltige Forstwirtschaft. Bei diesem einzigartigen Projekt können sich Unternehmen für mehr Klimaschutz und Biodiversität in Deutschland einsetzen – in einem erlebbaren Projekt“, sagt Rainer Kant vom B.A.U.M. e.V.

B.A.U.M. e.V. macht seinem Namen Ehre Gemeinsam mit B.A.U.M. e.V. (Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management) bietet ForestFinance Unternehmen an, sich am Schutz dieser Flächen zu beteiligen. Die Mitglieder des B.A.U.M. e.V. können durch ihre Unterstützung den Erhalt des urwaldnahen Buchwaldes über einen Zeitraum von mindestens weiteren 50 Jahren ermöglichen. Die zur Verfügung gestellten Mittel kommen der Gemeinde Hümmel zugute, die im Gegenzug nicht nur für den dauerhaften Schutz der seltenen Flächen einsteht, sondern langfristig weitere angrenzende Waldgebiete erwirbt und in das ausgezeichnete ökologische Bewirtschaftungssystem aufnimmt. Die beteiligten Unternehmen werden offiziell als Partner des Schutzwaldes „Wilde Buche“ geführt und können umfangreiches Text-, Bild- und Videomaterial für ihre eigene Kommunikation nach außen nutzen.

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Foto: Peter Wohlleben

Das Reservat „Wilde Buche“ in Hümmel Das Waldreservat „Wilde Buche“ besteht aus Flächen mit über 190 Jahre alten Buchen. In Deutschland haben Buchenwälder mit derart alten Beständen einen Anteil von weniger als einem Prozent der Waldfläche. Durch die Speicherung von CO2 im Holz der Bäume sowie im Waldboden leistet das Reservat „Wilde Buche“ über Biodiversitäts- und Waldschutz hinaus auch einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Das Waldgebiet ist zudem Lebensraum für eine Vielzahl einheimischer Tier- und Pflanzenarten wie zum Beispiel Wildkatzen und Schwarzstörche. „Wir vergessen oft, dass es nicht nur in den Tropen ‘Urwälder’ gibt, die geschützt werden müssen, sondern auch hier vor unserer Haustür. Schön, dass wir jetzt einen ersten unglaublich schönen Wald mit diesem Projekt schützen können“, so Harry Assenmacher von ForestFinance. Wenn auch Sie sich am Waldreservat beteiligen wollen, erfahren Sie auf www.WildeBuche.de wie es geht.

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In guter Gesellschaft Wir suchen unsere Partner mit Bedacht aus. Nicht nach dem schönen Schein, sondern nach den inneren Werten. Ein Beispiel? Wer kennt denn hierzulande schon das CATIE, das Centro Agronómico Tropical de Investigación y Enseñanza aus Costa Rica? Aber in der Welt des Kakaos genießt es einen sehr guten Ruf und wir arbeiten mit dem Institut zusammen, um nachhaltige und produktive Kakao-Agroforstsysteme zu entwickeln. Davon profitieren unsere Investoren. Aber wir wollen mehr Gutes tun. Und so sind wir auch Mitglieder der Initiative Biodiversity in Good Company. Die Initiative des Umweltbundesministeriums und führender Unternehmen setzt sich zum Ziel, die Umsetzung des Übereinkommens über die „Biologischen Vielfalt“ zu realisieren. Wir sind dabei. Aber nicht nur da – auch bei den Ingenieuren Ohne Grenzen e. V., bei Robin Wood, dem Forum Nachhaltige Geldanlagen und vielen anderen Organisationen, die Verantwortung für Mensch und Umwelt übernehmen.

Wo wir uns noch engagieren – zum Wohle unseres Unternehmens, unserer Kunden und Umwelt erfahren Sie hier: www.forestfinance.de/Partner.1230.0. html?

ForestFinance – immer da und online Im Internet ist viel möglich. Und wir nutzen das gern – vor allem wenn es um bestmögliche Transparenz geht. Wir wollen, dass unsere Kunden wissen, was wir tun. Und so können sie online ihre Wälder erkunden und zahlreiche Servicefunktionen nutzen. Rund um die Uhr, im neuen Kundenbereich auf www.forestfinance.de/ Kundenbereich.meinwald.html Persönlicher und unterhaltsamer geht es auf Facebook zu. Hier posten wir Neuigkeiten aus der World of ForestFinance, schreiben bei welchen Events wir dabei sind und waren, zeigen Filme über uns und unsere Arbeit. www.facebook.com/ForestFinance

ForestFinance ist jetzt auch auf Facebook.

Aufruf aus Bonn Inga Meys arbeitet für ForestFinance im Kundenservice. Vielleicht haben Sie ja schon mal mit ihr telefoniert. Das können Sie wiederholen und sie um Flyer samt passenden Display – natürlich ökologisch schön von Werkhaus – bitten. Sie schickt sie Ihnen gerne zu.

Es ist das Jahr der Wälder und wenn Sie mithelfen wollen, dass auf dieser Welt mehr Bäume wachsen, können Sie das tun. Nicht nur mit einem eigenen BaumSparVertrag oder gar WoodStock-Investition – Sie können unser Produkt „Wald“ allen Menschen näherbringen. Dafür helfen wir Ihnen gerne und schicken Ihnen Broschüren, die Sie an Freunde, Bekannte oder Kunden verteilen können. Wir hätten da auch schöne, natürlich ökologische Thekenständer, in die Sie unsere BaumSpar-Flyer stellen können. Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns ein Fax oder eine Mail. Unter Fon: 0228/94 37 78-0, Fax: 0228/943778-20 und info@forestfinance.de erreichen Sie immer jemanden, der sich über Ihre Nachricht freut.

Panama +++ Meldungen aus Panama +++Meldungen Traurige Nachrichten: Ende 2010 und 2011 erreichten uns zwei Meldungen aus Panama, die uns alle innehalten ließen. Ein Waldarbeiter unseres Forstdienstleisters BARCA verunglückte Ende letzten Jahres auf dem Weg zur Arbeit tödlich. Eine weitere Unglücksbotschaft kam im März: „Gestern ist das Baby unseres Kollegen Leonardo Santos in Las Lajas bei der Geburt gestorben. Wir unterstützen die Familie mit Transport und Lebensmitteln für die Überführung in die Comarca“, schreibt Petra Kollmannsberger aus Panama City. Das sind die Anlässe, die Betriebsversammlungen auf beiden Seiten des Ozeans zu stillen Veranstaltungen werden lassen. Wir wollen an dieser Stelle den Familien unsere Trauer bekunden und sie wissen lassen, dass alle Kollegen von ForestFinance an sie denken und wir sie so gut wie möglich unterstützen.

Zur Aufmunterung: Es gibt auch immer wieder Mails aus Panama, die ein Lächeln auf die Gesichter der deutschen Büroarbeiter zaubern. Zum Beispiel wenn unsere Kollegen durch die ForestFinance-Fincas streifen und dabei junge Ameisenbären fotografieren. Da wären wir alle gerne dabei gewesen … Die Kleinen Ameisenbären sind in der Region nicht ungewöhnlich. Sie heißen tatsächlich so – um sich von ihren Verwandten, den Großen Ameisenbären zu unterscheiden. Mehr über diese possierlichen Tiere können Sie in unserem Newsletter lesen. Hier der Pfad ins Archiv: www.forestfinance.de/index.php?id=326

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Silke Berger fotografierte diesen Ameisenbären auf der KakaoFinca Quebrada Limón, wie er auf einer Kochbananen-Staude herumklettert.

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Professor Dr. Hartmut Graßl Deutschlands berühmter Klimaforscher im Gespräch mit ForestFinance

Dr. Hartmut Graßl ist einer der bekanntesten deutschen Klimaforscher. Als emeritierter Professor begleitet Hartmut Graßl auch heute noch die klimapolitischen Debatten (siehe Vita rechts). Graßl war aber auch einer der ersten Kunden bei ForestFinance und investierte im Jahre 2001 in WoodStockInvest. Seine Fragen zur Unternehmensentwicklung und zum Gedeihen seines Investments war Gegenstand eines Hintergrundgespräches mit ForestFinance Geschäftsführer Harry Assenmacher. Jan Fockele hat zugehört und gibt Teile des Gespräches für ForestFinest wieder.

Professor Graßl (links im Bild) im Gespräch mit Harry Assenmacher, ForestFinance-Geschäftsführer. Der Klimaforscher stellt als Kunde der ersten Stunde Fragen zur Unternehmenspoltik und -entwicklung. Fotos: Jan Fockele

Hartmut Graßl: Wie viele tausend Hektar verwaltet ForestFinance jetzt für seine Kunden? Harry Assenmacher: In Panama und Vietnam haben wir jetzt jeweils etwas über 2000 Hektar. Wir befinden uns damit nicht mehr in der Kategorie „Gartenbau“, aber für ein Forstunternehmen sind wir immer noch sehr, sehr klein. HG: Und wie viele Menschen wie ich existieren, die bei Ihnen investiert haben? HA: Wir haben etwa 7000 Kunden, davon sind allerdings der größte Teil Baumsparer, die im kleinen Rahmen um die 30 Euro im Monat sparen. Rund 700 Menschen haben in einen Hektar oder mehr investiert. HG: Was hat zur Veränderung des Namens geführt? Also wie kam es zum Übergang von Futuro Forestal zu ForestFinance? HA: Die Zusammenarbeit zwischen mir und Futuro Forestal begann ja schon vor langer Zeit – bereits Mitte der

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90er. Wir haben in Deutschland von 2005 an den Vertrieb unter dem Namen ForestFinance aufgebaut. Zum Zeitpunkt des Verkaufs stammte bereits der weitaus größte Teil der Kunden von ForestFinance. Als sich 2007 unser Geschäftspartner eher in das großvolumige Geschäft orientierte und das Geschäft mit Einzelkunden nicht fortsetzen wollte, standen wir vor der Entscheidung, wie wir das Geschäft mit unseren Kunden fortsetzen können. Und so haben wir das komplette Unternehmen Futuro Forestal inklusive aller Flächen und Forstingenieure übernommen. Nur den Namen nicht, unter dem die Alteigentümer jetzt Großinvestoren betreuen. HG: Und welche Mitarbeiter haben Sie jetzt in Panama? HA: In Chiriqui – der Region unserer ersten Pflanzungen – haben wir die Mitarbeiter komplett übernommen. Die kleinere Einheit, die im Darien tätig war, haben wir an einen unserer neuen Dienstleister überführt. Das ist ein Unternehmen, das von Kanada bis Argentinien Misch-

wälder forstet, das als Betrieb FSC-zertifiziert ist und unseren Anforderungen entspricht. HG: Und die Flächen in Panama und Vietnam, wie kann man die vergleichen? HA: Das kommt auf die Region an. Das ist in Vietnam wie auch in Panama nicht gleich. Nehmen wir Panama: In Chiriqui, der Region, in der wir die Aufforstung begonnen haben, sind die Böden und Niederschlagsverhältnisse im Durchschnitt nicht so gut wie im Darien, dieses Gebiet befindet sich im Süd-Osten, wo wir weitere Aufforstungsgebiete unterhalten. Unter forstwirtschaftlichen Aspekten – was die Holzproduktion angeht – lassen sich da ganz andere Ergebnisse erzielen. In Vietnam ist das genau so. Es gibt Flächen, die sehr günstig für die Holzproduktion sind, und es gibt Flächen, da kann man wunderbare Wälder erzeugen, aber sowohl von der Erreichbarkeit als auch sonst eignen die sich eher für CO2-Senkenprojekte.

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HG: Wie beurteilen Sie die Sicherheit der Länder? HA: Also, was da zum Beispiel Panama angeht: Es ist halt im US-amerikanischen Einflussbereich. Und so lange der Kanal da ist, werden die Amerikaner dort nichts zulassen. Aber unabhängig davon: Das Land ist 1903 gegründet worden. Und seit 1903 hat es dort keine Enteignung, Revolution oder sonst Vergleichbares gegeben. Da müssen Sie in Europa aber mal ganz, ganz weit gucken, um ein Land zu finden, indem es nicht zwischendurch Enteignungen, Vertreibungen, Kriege oder sonst was gegeben hat. Dennoch ist der Umgang mit den Behörden manchmal mühsam. Wenn wir 100 Hektar aufforsten und die in kleine Grundstücke aufteilen, werden wir in Panama behandelt, als ob wir Stadtentwicklung betreiben. Wir müssen jedes dieser Grundstücke mit einer zwölf Meter breiten Zuwegung erschließen. Das ist forstlich und ökologisch Blödsinn. Das macht uns manchmal die Arbeit schwer und es ist auch nicht immer leicht an die Kunden zu vermitteln, warum offizielle Dokumente sehr lange benötigen können. In Vietnam arbeiten wir auf höchster Ebene mit den Ministerien zusammen und erhalten exzellente Unterstützung durch die GTZ, nur mit deren Hilfe war die zügige Umsetzung aller Aktivitäten überhaupt möglich. Wir sind offensichtlich ein interessanter Partner für die Vietnamesen und unsere Aktivitäten werden sehr geschätzt, denn wir erhalten zunehmend weitere Angebote zur Zusammenarbeit auch aus anderen Provinzen. Da geht es um attraktive Projekte sowohl im Bereich der CO2-Senken als auch um die forstlich sinnvolle Nutzung bestehender Plantagen. So ist unser neues Produkt GreenAcacia entstanden. Wir unterstützen bei der forstlichen Nutzung, vermitteln Know-how, schaffen Erträge für die Investoren und wandeln so eine bestehende Monokultur in ein Mischwaldsystem mit einheimischen Arten. HG: Mischwald scheint ein wichtiges Stichwort bei Ihnen. HA: Es ist die Grundlage aller Produkte. Unser Ziel ist immer ein Mischwaldsystem. Wir halten überhaupt nichts von Monokulturen. Darüber hinaus bin ich sicher, es wird irgendwann Biodiversitäts-Zertifikate geben. Wir wollen uns darum kümmern, dass man damit handeln kann. Wir haben hier keine Monokulturen, sondern biodiverse Mischforste, und dafür bekommen wir in absehbarer Zeit etwas. Wenn unsere Prognose stimmt, erhalten unsere Investoren auch für die Schaffung von Biodiversität Erträge, neben dem Verkauf von Holz, zertifiziertem Saatgut und den CO2Zertifikaten.

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HG: Das habe ich immer auch für die Biobauern angesprochen. Deren Leistungen müssen anerkannt werden. Und ich bin derjenige unter den Klimatologen, der auch immer die Verklammerung mit der Biodiversität nennt. Das sind die zwei ganz großen globalen Umweltprobleme. Klimaänderungen – das Wort Klimawandel ist falsch gewählt – und der Verlust an biologischer Vielfalt. Beide sind stark miteinander gekoppelt. HA: Unser Konzept basiert darauf, biodiverse Mischforste zu erschaffen, die ökologisch einen Nutzen haben, und außerdem einen wirtschaftlichen Profit für den Investoren abwerfen soll. Ich habe mich ja bewusst gegen den x-ten Regenwaldschutz-Verein entschieden. Weil ich gesagt habe, das muss man wirtschaftlich sehen, so dass alle was davon haben. Sonst funktioniert das nicht. HG: Wenn Sie es nur auf Umweltherz abstellen, dann kriegen Sie zwei oder drei Promille der Bevölkerung. Wenn Sie aber etwas ändern wollen, dann sind zwar diejenigen, die am Anfang aus Idealismus begonnen haben, diejenigen gewesen, die die Hefe geliefert haben für das Ganze. Aber irgendwann muss es rentabel sein in so etwas zu investieren, sonst kriegen Sie die Mengen nicht, die Sie zum Verändern brauchen. HA: Wobei, daran soll nicht nur der Investor verdienen, wir wollen verdienen, die Leute vor Ort sollen verdienen. HG: Die müssen ja auch weiter ihre Gehälter bekommen … HA: Ja, natürlich. Ich persönlich sehe das so: diese Länder sind viele hundert Jahre im Rahmen des Kolonialismus wirklich fertig gemacht worden. Das merkt man heute noch, die Bevölkerungen sind traumatisiert, nach Jahrhunderten der Unterdrückung, indianische sowieso. HG: Ich war mal auf der anderen Seite in Costa Rica bei den Chiriqui-Indianern, die da noch am Rande zu Panama in ursprünglichen Verhältnissen leben. Da sind wir mit dem Einbaum einen Fluss hinaufgefahren, und hatten ein schönes Fest mit den Indianern. Und der Damm wurde durch eine Äußerung von mir gebrochen: Ich erzählte Ihnen, dass ich als junger Mensch bis zu meinem 20. Lebensjahr im Sommer auch in einem Reservat gewohnt habe. Nämlich im Naturschutzgebiet Königsee. Und dass ich mich von den Touristen immer missbraucht fühlte, weil da irgendein Preuße kam und sagte: Seppl, stell dich mal neben meine Frau. Und dann wurde ich abgelichtet. Das fand ich sehr erniedrigend, damals (lacht).

HA: Was hat Sie damals im Jahre 2001 bewegt, zu investieren? HG: Also, das war irgendeine Investition, bei der ich mich glücklich schätzen würde, wenn irgendwann mal was rauskommt, aber im Endeffekt war es damals wegen des Umweltherzens, dass ich investiert hab. HA: Aus diesem Motiv haben neben Ihnen viele weitere investiert. Inzwischen entscheiden sich viele unserer Kunden aber auch aufgrund der erwarteten Renditen. HG: Besteht ein Handel unter den Investoren? Gibt es welche, die ihren Anteil verkaufen wollen über Sie? HA: Ja, es gab Fälle von Kunden, die auch im Rahmen der Wirtschaftskrise in Not geraten sind und Geld brauchten. Da haben wir sofort die Flächen zurückgekauft, teilweise haben wir sogar eine Warteliste von Leuten, die gesagt haben, ich hätte gern noch was älteres. An die wurde dann weiterverkauft. HG: Und derjenige, der ausgestiegen ist, hat seine Investition zurückbekommen? HA: Ja, mindestens seinen Kapitaleinsatz mit einer geringen Verzinsung. HG: Dann habe ich keine weiteren Fragen mehr. Vielen Dank für die erhellenden Antworten. HA: Wir danken Ihnen für das Gespräch.

Prof. Graßl wurde 1940 in Salzberg bei Berchtesgaden geboren. Er studierte Physik und Meteorologie und promovierte 1970 in München. 1978 habilitierte er sich an der Universität Hamburg, an der er von 1989 bis 2005 als Professor im Meteorologischen Institut lehrte. In den Jahren1989 bis 2005 war er Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie. Von 1994 bis 1999 leitete Prof. Graßl darüber hinaus das Weltklimaforschungsprogramm der World Meteorological Organization (WMO) bei den Vereinten Nationen in Genf. Nach 1992 bis 1994 hatte er von 2001 bis 2004 erneut den Vorsitz des Wissenschaftlichen Beirates Globale Umweltveränderungen (WBGU) der Bundesregierung inne. Prof. Graßl ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gremien sowie Träger hoher Auszeichnungen.

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Das ist weltweit einmalig: CO2OL „Tropical Mix” erfüllt als erstes Aufforstungsprojekt den vom WWF empfohlenen Meta Standard

Unter der Marke CO2OL bietet ForestFinance klim

CO2OL „Tropical Mix“ hat als erstes Projekt seiner Art, worauf es laut WWF und der Tropenwaldstiftung OroVerde ankommt: Es hält die drei wichtigsten Qualitätsstandards für Wald-Klimaschutzprojekte ein und erreicht damit den von den Umweltorganisationen empfohlenen„Meta Standard“. „Angesichts der unterschiedlichen Stärken der verschiedenen Standards ist für Projekte zur Generierung von handelbaren Zertifikaten eine Doppel-Zertifizierung sinnvoll. Ein Standard zur Sicherstellung der Klimawirkung und ein weiterer zur Schaffung zusätzlicher Nutzen“, schreibt OroVerde in ihrem neu erschienenen Ratgeber „Investieren in Waldklimaprojekte“. Dieser Anforderung wird„Tropical Mix“ mehr als gerecht, denn es erfüllt sowohl den Forest Stewardship Council (FSC) Standard für ökologisch und sozial nachhaltige Forstwirtschaft als auch dem CarbonFIX Standard (CFS) für transparente und effektive CO2-Kompensation und den Climate, Community and Biodiversity Standard (CCBS) für positive Effekte auf Biodiversiät, Wasser- und Habitatschutz. Damit ist die Einbindung der lokalen Bevölkerung ebenfalls sichergestellt. Mit dem Klimaschutz-Projekt „Tropical Mix“ in Panama können CO2OL-Kunden Brachflächen in Panama zu einem Mischwald wiederaufforsten lassen. Da die Bäume beim Wachsen CO2 aufspalten, den Kohlenstoff speichern und binden, kompensieren sie CO2-Emissionen, die zum Beispiel durch Flugreisen verursacht werden. Die auf diese Weise entstehenden Forste sind sozusagen natürliche Deponien für nicht vermeidbare CO2-Emissionen. Dabei orientiert sich „Tropical Mix“ an den von der Green Carbon Initiative des WWF geforderten Kriterien für Waldklimaschutzprojekte und erfüllt die empfohlenen Standards. Das garantiert die CO2-Bindung, Dauerhaftigkeit und Additionalität des Klimaschutzprojektes. Additionalität heißt, dass CO2-Zertifikate nicht als bloßes Nebenprodukt generiert werden, sondern dass es bei der Aufforstung tatsächlich in erster Linie um CO2-Reduktion geht. Keine Selbstverständlichkeit, denn CO2-Zertifikate werden selbst für Monokulturplantagen ausgegeben, die ökologisch nicht sinnvoll sind. Doch im Dschungel der Klimaschutzprojekte ist es nicht immer leicht zu erkennen, welches Angebot effektiv Kohlendioxid kompensiert und unterstützenswert ist. Wir fragten Max Vöhringer von OroVerde, Mitautor des Ratgebers „Investieren in Waldklimaprojekte“, worauf es wirklich ankommt.

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individuelle Beratungen und Lösungen, wie sie ih unternehmerischen Verantwortung für Klima- un

Der Weg zur Klimaneutralität erfolgt bei CO2OL in 1. validierte Ermittlung der CO2-Bilanz, 2. effiziente Reduktion der CO2-Emissionen und

3. Kompensation der restlichen CO2-Emissionen d

anerkannten Klimaschutzprojekten mit dokum

ökologischen Vorteilen (CarbonFix Standard un

4. Unterstützung der Kunden bei der internen und

Hier stellen wir Mög dem Klima mit CO2OL

ForestFinest: Was macht für Sie Qualität bei Waldklimaprojekten aus? Max Vöhringer: Waldklimaprojekte haben immer vielfältige Wirkungen, denn Wälder sind mehr als nur Kohlenstoffspeicher. Sie sind Lebensgrundlage für Millionen von Menschen und Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Gute Waldklimaprojekte sollten daher immer auch positive sozio-ökonomische und ökologische Effekte haben. Waldklimaprojekte, bei denen lediglich die Methodik der CO2-Bilanzierung hohen Anforderungen entspricht, sind nicht nachhaltig, und bieten daher übrigens auch keine langfristige Investitionssicherheit und können schnell zu Imageschäden für die Investoren führen. Nicht erkannte und gelöste soziale und ökologische Risiken können diese Projekte schnell scheitern lassen. Qualitätsstandards sollten daher sowohl die Berechnungsmethoden als auch sozio-ökonomische und ökologische Kriterien überprüfen. Den Ratgeber von OroVerde „Investieren in Waldklimaprojekte“ finden Sie auf www.oroverde.de.

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Foto: ForestFinance

ForestFinest: Was hat sie dazu bewogen, die Studie und den Ratgeber zum Thema„Investieren in Waldklimaprojekte“ zu veröffentlichen? Max Vöhringer: In den letzten Jahren hat das Interesse von Unternehmen und auch Einzelpersonen, durch die Unterstützung von Waldprojekten einen freiwilligen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, stark zugenommen. Gleichzeitig mangelt es jedoch häufig an Wissen und Informationen darüber, was genau Max Vöhringer beant- in diesen Vorhaben passiert. Welche Projekte sind wirklich sozial, ökologisch wortete unsere Fraund ökonomisch nachhaltig, und woran kann man gute von weniger guten ungen. Foto: OroVerde terscheiden? Mit der Veröffentlichung unser Leitlinien und der dazugehörigen Fallstudie zu einem Pionierprojekt in Paraguay haben wir an dieser Stelle angesetzt. Die Leitlinien erklären die verschiedenen Typen von Waldklimaprojekten, stellen den freiwilligen Kohlenstoffmarkt und die im deutschsprachigen Raum gängigen Projekt-Standards vor und erläutern, welche Aspekte diese Standards unbedingt beachten sollten. Die Fallstudie vermittelt ein konkretes Beispiel, wie diese Empfehlungen umgesetzt werden können.

Wir haben diese beiden Siegel – CFS und CCBS –, ebenso wie das des FSC, der uns 2010 auch als Global Partner auszeichnete. Alle drei zusammen garantieren, dass wir die höchsten Ansprüche an Umweltschutz und sozialer Verantwortung erfüllen.

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World of ForestFinance – WFF

d +++ news +++ news Christoph Metzelder freut sich über den CSR-Preis und Auszeichnung seiner Arbeit.

mafreundliche Produkte und Dienstleistungen

Foto: ESB Europäische Sponsoring Börse

nden bietet CO2OL praxisorientierte und

hre Klimabilanz verbessern und so ihrer Christoph Metzelder erhält unseren CSRPreis des Sports. Corporate Social Responsibility und gesellschaftliche Verantwortung gewinnen auch im Sport immer mehr an Bedeutung. Im Rahmen der Sports Business Summit (SpoBiS) wurde 2011 deshalb erstmalig der CSR-Preis des Sports verliehen. Erster Preisträger dieses neuen Nachhaltigkeits-Preises ist der Schalke 04-Spieler Christoph Metzelder, der für sein Engagement für Kinderhilfsprojekte im Rahmen seiner Stiftung ausgezeichnet wurde. Dieser nahm den vom Bildhauer Ralf Schira als Einzelstück entworfenen Award im Rahmen einer feierlichen Ehrung im SpoBiS-Forum „Responsibility im Sport“ persönlich entgegen. Mit seiner Stiftung „Training fürs Leben“ unterstützt der Fußballer seit 2006 unterschiedliche Projekte, die Heranwachsenden bessere Zukunftsperspektiven bieten sollen. Die Stiftung begleitet Kinder und Jugendliche auf ihrem schulischen und persönlichen Lebensweg und setzt sich dafür ein, dass diese gleiche Ausgangschancen für den Start ins Berufsleben erhalten. Initiatoren des CSR-Preises sind CO2OL, deren Mitarbeiter über weit reichende Erfahrungen in der Umsetzung umweltfreundlicher Sport-Großveranstaltungen verfügen, sowie die Heidelberger Agentur pro event live-communication, die mit GREENCO2MM eine Marke für klimafreundliche Live-Kommunikation im Leistungsportfolio hat.

d Umweltschutz gerecht werden können.

n vier Stufen:

durch Zertifikate aus international entierten zusätzlichen sozialen und

nd CCB Standard bzw. GoldStandard).

d externen Kommunikation der Maßnahmen.

Foto: S. Di Giovanni/Fotolia

lichkeiten vor, die L gut tun.

Unter der alten Adresse www.co2ol.de finden Sie die neue Homepage.

Neues Logo, neue Broschüre, neue Homepage. Bei CO2OL war in den letzten Monaten viel los. Neben dem Tagesgeschäft Klimaretten entwickelten die Mitarbeiter nicht nur ein neues Corporate Design, sie setzten es auch konsequent um. Sie können es auf der relaunchten Homepage sehen, ebenso wie viele andere Neuigkeiten – über das CO2OL-Team, über unsere Klimaschutzprojekte und die Klimaschutztools. Wer gezielt sucht, der findet hier alle Angebote passgenau und schnell. Denn jeder Zielgruppe ist ein Button gewidmet, zum Beispiel „Events und Meetings“, „Hotels und Gaststätten“, „Messebau“, „Unternehmen“ bis hin zu „Privatkunden“. So muss sich keiner durch alle Seiten klicken, bis er weiß, was er in seinem Bereich tun kann, um das Klima zu schützen. Und wenn Sie sich einfach nur informieren wollen, warum Klimaschutz wichtig ist – unter „Klimawissen“ werden Sie es erfahren. Hier finden Sie die Argumente, die verdeutlichen, warum sich jeder daran beteiligen sollte und Möglichkeiten, das ohne großen Aufwand zu tun.

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Neues Siegel für klimaneutralen Wein-Versand. CO2OL und Wein-Plus, Europas führende Internetplattform zum Thema Wein, haben das Siegel „Wein-plus-Klimaschutz“ entwickelt, das an Weinlieferanten vergeben wird. Dieses Siegel garantiert den klimaneutralen Versand von Wein zum Kunden. Dazu erstellte CO2OL für jede Art von Weinpaket einen CO2-Fußabdruck. Wein-Plus will das Klimaschutz-Siegel in der Branche etablieren und ist auch selbst als Unternehmen geprüft und zertifiziert. Das WeinNetzwerk versendet alle seine Pakete CO2neutral und arbeitet so klimaschonend wie möglich. So bezieht Wein-Plus für das Rechenzentrum und den Bürobetrieb Strom aus erneuerbaren Energien und hat alle Abläufe für einen besseren Klimaschutz optimiert. Das verbleibende CO2-Aufkommen wird neutralisiert. Darin eingeschlossen sind auch Goowei.de, die von Wein-Plus betriebene Internet-Suchmaschine für Weinliebhaber, sowie die über 100 Plattformen für Weinhändler. Die Initiative will die gesamte Wertschöpfungskette von der Weinerzeugung über den Versand bis zum Konsumenten umfassen. Dazu arbeiten Wein-Plus und CO2OL an einem Fußabdruck und einer Kompensationsmaßnahme für die Weinproduktion. www.wein-plus-klimaschutz.de

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BaumFreunde

Der Steckbrief einer Expertin für Waldinventur und nachhaltige Nutzung In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen jemanden vor, der sich um Bäume verdient gemacht hat. Diesmal haben wir für Sie eine BraumFreundin gefunden. Verena Griess hat ihre Liebe zum Beruf gemacht und arbeitet an der Technischen Universität in München. Wenn sie nicht gerade in den Wäldern der Welt unterwegs ist.

Was interessiert Sie an Bäumen? Wenn man sich Ihre Studie durchliest, in der Sie den wirtschaftlichen Wert bekannter und weniger bekannter Baumarten miteinander vergleichen*, liegt die Frage nahe: Ist es „nur” der ökonomische Nutzen? Der ökonomische Wert ist die treibende Kraft, die viele Menschen dazu bewegt in Bäume zu investieren. Mich fasziniert die Möglichkeit, durch Bäume sowohl ökonomische Erträge zu generieren, als auch gleichzeitig einen Beitrag zum Wohl der Umwelt zu leisten. Seit wann interessieren Sie sich für Bäume? Seit meinem ersten Baumhaus, denke ich. Das hat mein Vater für meine Schwester und mich an einer großen alten Kastanie im Garten meiner Oma gebaut, als wir noch etwas kleiner waren. Welches ist Ihr Lieblingsbaum? Und warum? Ich mag sie alle. Besonders Bäume mit Zusatznutzen, wie Jatropha oder Obstbäume faszinieren mich. Jatropha beispielweise ist eine außergewöhnliche Pflanze, die dort wächst, wo es sonst kaum eine Pflanze schafft. Beispielsweise auf Standorten mit nur geringer Wasserund Nährstoffverfügbarkeit. Neben Biomasse produziert sie ölhaltige Nüsse, die zur Treibstoffgewinnung genutzt werden können. Haben Sie einem Baum schon mal das Leben gerettet? Oder einem geholfen?

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Nein. Gepflanzt hingegen schon. Zum Beispiel im Norden Australiens, wo ich im Rahmen eines Aufforstungsprojektes zur Bekämpfung der Desertifikation tätig war (Desertifikation bedeutet die Ausbreitung wüstenähnlicher Verhältnisse in Gebiete hinein, in denen sie aufgrund der klimatischen Bedingungen eigentlich nicht existieren sollten. Anm. d. Red./Definition von scinexx.de). Was könnte das Leben für Wälder und Bäume verbessern? Was müssten wir Menschen dafür tun? Besonders in den Schwellen- und Entwicklungsländern müssten die Lebensbedingungen dahingehend verändert werden, dass die Menschen ihre Bedürfnisse befriedigen und ein angenehmes Leben führen können ohne Brandrodungen, Wanderfeldbau beziehungsweise Exploitationsnutzung durchzuführen – also ohne das Land in seiner Leistungsfähigkeit zu beeinflussen. Dies wäre mit einer umfassenden Änderung des Konsumverhaltens der Bürger westlicher Länder verbunden. Global betrachtet müsste man also anfangen über den Tellerrand der eigenen Wünsche hinauszublicken.

Kennen Sie ein gutes Buch, einen guten Film, Musik zum Thema Wald/Natur/Baum? Was können oder wollen Sie unseren Lesern empfehlen? Avatar – in diesem Film wird in Form eines Science Fiction-Films ein Szenario auf einem fremden Planeten dargestellt, das auf unserer Erde, in unserer Realität stattfindet. Dieser Film kann einem möglicherweise dafür die Augen öffnen.

Wenn Sie drei Wünsche für eine bessere Welt frei hätten – was würden Sie sich wünschen? 1. Dass die Menschheit erkennt, dass Wachstum Grenzen hat und Geld nicht immer das Wichtigste ist. 2. Eine globale Güterverteilung. 3. Ersatz nicht erneuerbarer Energien.

*Eine Zusammenfassung der Studie sowie ein Interview dazu finden Sie in der ForestFinest 2-2010, auf den Seiten 26– 27 oder auf www.forestfinance.de/Magazin.559.0.html?

Verena Griess in Vietnam.

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BaumSchule

Amarillo (Terminalia amazonia, Combretaceae)

Fotomontage: ForestFinance/Mira Nürnberg

Amarillo heißt auf Spanisch gelb und der Baum wiederum heißt so, weil sein Holz einen wunderschönen Gelbton hat. Fast golden. Dennoch hat der Baum noch viele andere Namen: Roble coral oder Amarillón. Der Handelsname lautet: Bullywood.

Wenn man im Januar durch einen Wald in Panama läuft und es raschelt unter den Füßen, dann ist es gut möglich, dass man sich unter einem Amarillo befindet. Er wirft in der Trockenzeit einen Großteil seiner für die Tropen vergleichsweise kleinen Blätter ab und beginnt zu blühen. Der Amarillo ist der ideale Plantagenbaum, weil er unkompliziert ist und nicht viel Pflege braucht. Er entwickelt in 12 bis 14 Jahren einen prächtigen Stamm. Den Namen verdankt er aber nicht nur seinem Holz, das geschnitten zum Teil dunkelgelb wird, auch seinen Samenhülsen. Die sind zwar winzig – zwei Millimeter klein – aber glänzen fast wie Gold. Ein einziger Baum produziert bis zu sechs Kilo Samen in einer Saison. Aus diesen goldgelben Samen wach-

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sen Amarillobäume bis zu 50 Meter hoch und erreichen einen Stammdurchmesser von circa 150 Zentimeter. Die sechs Millimeter kleinen, gelblich-weißen Blüten des Amarillo liegen eng an bis zu 50 Zentimeter langen Rispen. Sie sind in der hohen Baumkrone kaum zu erkennen. Blütezeit ist in der tropischen Trockenzeit, im Januar und Februar, wenn der Baum die meisten seiner Blätter abgeworfen hat. Die reifen Früchte haben zwei große und drei kleine Flügel, die – wie könnte es anders sein – goldig schimmern. Die Flügel helfen der Frucht des Amarillo, mit dem Wind zu segeln. Denn der sorgt für die Verbreitung des edlen Tropenbaumes, der vor allem im tropischem Tiefland – vom Golf von Mexiko bis nach Guyana im Norden Südamerikas wächst.

So sieht ein Amarillo auf der ForestFinanceFinca Madera Fina in Panama aus. Kaum zu glauben, dass aus den Samen mit den zarten Flügeln (links) und zierlichen Setzlingen (unten) ein so stolzer Baum erwächst. Fotos: ForestFinance

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„urgewald setzt sich mit großer Wirkung für den Schutz der Natur und sozialer Gerechtigkeit ein. Mit viel Courage und Chuzpe gelingt es ihr immer wieder, große Konzerne und Banken in die Schranken zu weisen“, erklärt Anne Solbach-Freise, Stifterin des Preises für Zivilcourage. „Im Vordergrund stehen dabei weniger symbolkräftige Aktionen als der hartnäckige Dialog in den Chefetagen von Politik, Banken und Unternehmen. Dort kommt die Wirkung ihres Namens inzwischen jener einer Urgewalt ziemlich nahe“, urteilte die utopia-Jury. Die Erfolge sprechen für sich – zum Beispiel, als urgewald 2006 vier deutsche Banken von der Finanzierung des Atomkraftwerks Belene in einem Erdbebengebiet in Bulgarien abgehalten hat. 2009 stieg auch der Energiekonzern RWE aus dem Projekt aus. Bis heute ist das Atomvorhaben damit dank der urgewald-Kampagne gescheitert – die bulgarische Regierung hat noch keinen neuen Investor gefunden.

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urgewald Es grünt so grün, wenn Deutschlands Banken blühen. Könnte man meinen, wenn man deren PR glaubt. Was wirklich hinter dem grünen Image steckt, nimmt die Nichtregierungsorganisation urgewald unter die Lupe – und hat dafür 2010 nicht nur als erste Organisation den Preis für Zivilcourage erhalten, sondern auch noch den utopia award in der Kategorie Vorbilder. Kristin Steffan ist beeindruckt und beschreibt die Umweltkämpfer.

Den aktualisierten Waldschadensbericht 2010 von urgewald, ARA und Forum Umwelt und Entwicklung finden Sie unter „Presse“ und „Publikationen“ auf www.urgewald.de

Wald und Papier, Öl, Gas und Bergbau sowie Atomkraft und Bau von Staudämmen. Egal, um welches Thema es sich dreht – urgewald fungiert als Anwalt für Umwelt- und Menschenrechte und „fordert von den Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft genau jenes Handeln ein, zu dem sie sich in ihren Geschäftsberichten und Regierungsprogrammen verpflichtet haben“, so die Organisation auf ihrer Website. Grüne Versprechen und strahlende Banken Jetzt hat urgewald eine neue Verbraucher-

Foto: Thomas Stephan

Auf Konfrontationskurs mit der Ignoranz in Chefetagen Usprünglich wurde urgewald 1992 von der Biologin und heutigen Geschäftsführerin Heffa Schücking mit dem Ziel gegründet, bedrohte Primaten zu schützen. Aus der Regenwaldschutzbewegung stammt auch der Name der Organisation. Doch längst geht es dem Verein mit Sitz im westfälischen Sassenberg nicht mehr nur um Wald. Die kleine Organisation macht sich ganzheitlich gegen umweltpolitische schwarze Schafe und die negativen Auswirkungen deutscher Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik stark – und das mit Nachdruck. Statt die Umweltsünder vor Ort zu stoppen, dreht urgewald ihnen einfach den Geldhahn ab, indem sie den Blick der Öffentlichkeit auf die gar nicht grünen Auslandsinvestitionen der hiesigen Banken und Firmen lenkt. Das funktioniert vor allem durch akribische Recherche vor Ort, denn oftmals kennen die Entscheidungsträger in den Chefetagen die Situation und die Auswirkungen des Engagements nicht einmal. Hier setzt urgewald an und konfrontiert die Manager mit ihrer Ignoranz. Meist in Form von Kampagnen, die es in sich haben – so wie die Kampagne gegen die Menschenrechtsverletzungen der Deutschen Bank unter dem Motto „Leistung, die Leiden“ schafft. Denn obgleich die größte Bank Deutschlands sich gerne den Anschein eines sozial und ökologisch eingestellten Instituts gibt, finanziert sie Atomunternehmen, Waffenproduzenten und Umweltzerstörung. Die Schwerpunkte urgewalds liegen jedoch nicht nur auf den Finanzsünden der Banken, sondern auch auf den Themen

Eine kleine Organisation deckt auf, wohin das große Geld wirklich fließt.

broschüre vorgestellt: „Wie radioaktiv ist meine Bank?“ Darin hat die Organisation die Finanzdienstleistungen deutscher Banken für die internationale Atomindustrie untersucht: die Kreditvergabe ebenso wie den Besitz von Anleihen und Aktien. „Während die Banken gerne und umfassend über ihr Engagement bei den Erneuerbaren reden, schweigen sie sich aus zu ihrer Finanzierung für die Atomindustrie. Dieses‘Atomgeheimnis’wollen wir mit unserer Studie lüften“, so Schücking. Platz Eins belegt dabei die Deutsche Bank, die von 2000 bis 2009 die Atomindustrie mit 7,8 Milliarden Euro unter-

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mer noch leidenschaftlich für den Schutz der Wälder ein. Der kann nur gelingen, wenn alle Menschen – sowohl die der armen als auch der reichen Länder – ihre Wirtschaft und ihren Konsum überdenken. So veröffentlichte urgewald 2006 den Alternativen Waldschadensbericht in Zusammenarbeit mit ARA (Arbeitsgemeinschaft Regewald- und Artenschutz) und dem Forum Umwelt und Entwicklung. Der Alternative Waldschadensbericht untersucht die Mitverantwortung Deutschlands an der Zerstörung der Wälder weltweit. Konkret wird die Verantwortung der Politik, der Banken, Unternehmen und der Verbraucher dargestellt und dokumentiert. Die Autoren beleuchten insbesondere den Papier- und Zellstoffsektor, die waldbezogene Entwicklungspolitik Deutschlands und die deutsche Waldpolitik. Der Alternative Waldschadensbericht ist eine wichtige Informationsquelle und wurde 2010 mit einem Update um neue Zahlen und aktuelle Entwicklungen ergänzt. Auch diese Broschüre können Sie auf www.urgewald.de/index.php?page=3-182606 für 8 Euro bestellen. Auf der Homepage der Organisation finden Sie noch mehr zum Thema. Klicken Sie auf„Kampagnen“ die Rubrik „Wald und Papier“ an. Sie enthält viel Wissenswertes über die Problemzone Wald ebenso wie Berichte von urgewald-Projekten. urgewald und seine Geschäftsführerin Heffa Schücking sind bei Banken im In- und Ausland für ihre Kompetenz im Finanzsektor bekannt „Man fragt schon einmal bei urgewald nach, welche Probleme ein Kredit für ein Großprojekt auslösen könnte“, schreibt Finanztest im Buch „Grüne Geldanlage“, das im November 2010 erschien. Heffa Schücking stellt darin Waldinvestments vor – und das mit viel Sachverstand und Fachwissen. Sie können das Buch für 16,90 Euro bestellen: www.test.de/shop/ buecher-spezialhefte/bau en-finanzieren/sp0239000/

stützt hat. Darauf folgen die Commerzbank mit 3,9 Milliarden Euro und die UniCredit/ Hypovereinsbank mit 2,3 Milliarden Euro. „Die Broschüre gibt Verbrauchern die Möglichkeit, gezielt zu prüfen, ob und welche Atomunternehmen ihre Bank finanziell unterstützt hat“, erklärt Regine Richter, Mit-Autorin der Studie. Mit der Broschüre stellt urgewald jedoch nicht nur schwarze Schafe an den Pranger, sondern zeigt auch grüne Alternativen für Bankkunden auf. Sie enthält daher auch Informationen zur Triodos Bank, der Umwelt- und Ethikbank und der GLS Bank, bei der auch ForestFinance

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Kunde ist – Institute, die Atomfinanzierungen explizit ausschließen. Denn nicht nur beim Strom haben Kunden die Wahl. „Wer nicht möchte, dass sein Geld in die Hände der Atomindustrie gerät, sollte mit seinem Konto und Geldanlagen zu einer der nicht-radioaktiven Banken wechseln“, so Schücking. Die Broschüre kann zum Preis von 4,50 Euro unter www.urgewald.de/ index.php?page=3-182-606 bestellt werden. Was vom Walde übrig blieb Die ehemalige Regenwald- und Primatenschutzorganisation urgewald setzt sich im-

Kristin Steffan machte sich ein Bild von urgewald. Sie arbeitet als Online-Redakteurin für ForestFinance.

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Für Waldläufer

Wölfe – New kids on the block Die Wälder Europas dehnen sich aus und mit ihnen kehren Beutetiere und ihre Jäger zurück – darunter auch Wölfe. Das lässt kaum jemanden kalt. Wölfe werden gehasst und geliebt, missachtet und mystifiziert – früher ebenso wie heute. Wie wenig wir alle aber von den scheuen Tieren wissen, macht das Buch von Olaf Schulz deutlich. Er liebt Wölfe seit er denken kann und nahm als Naturfotograf und Umweltjournalist sofort die Spuren der ersten Wolfsrudel in Deutschland auf, folgte ihnen und beobachtete sie monatelang. Dabei entstanden außergewöhnliche Bilder, Einblicke in eine verborgene, wunderbar wilde Welt. Aber im Buch finden Wolffans noch viel mehr: die Entwicklungsgeschichte der Tiere, aber auch die von Menschen und ihren Bildern von Wölfen. So sprachen die Kelten ihnen wundersame Heilkräfte zu, die Europäer des Mittelalters aber jagten Wölfe, bis sie fast ausgerottet waren. Erst Ende der 1990er kamen sie nach Deutschland zurück. „Wo der Wolf lebt, wächst der Wald“, sagt ein russisches Sprichwort. Wünschen wir beiden alles Gute und ein langes Leben! Bücher wie dieses tragen dazu bei: Wölfe. Ein Mythos kehrt zurück 160 Seiten, 170 Fotos, 29,95 € (D), BLV Buchverlag, München, ISBN 978-3-8354-0620-9

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Wo Mensch und Wildnis sich begegnen – heißt in modernen Zeiten Nationalpark

www.greenleaks.com – die grüne Antwort auf Wikileaks

Ebenso heißt die Zeitschrift des Oekom Verlages, Nationalpark, und wird vom Verein der Nationalpark-Freunde e.V. herausgegeben. Vier Mal im Jahr erscheint das 48 Seiten starke Heft mit Themen rund um Wildnis, Nationalparke, Naturschutz und Reisen in deutsche und europäische Naturlandschaften. In Nationalpark schreiben seit 1974 engagierte Tierfilmer, praxisgeprüfte Nationalparkleiter oder profilierte Naturschützerinnen. Sie nehmen die neuesten Entwicklungen mit unabhängiger Sachkenntnis unter die Lupe und berichten in spannenden Reisereportagen aus spektakulären Naturgebieten. Hervorragende Natur- und Tierfotografien sind ein Markenzeichen dieser Autorenzeitschrift, die vom Umweltjournalisten Horst Stern mitbegründet wurde. Zugegeben, in diesem Magazin schreiben nicht gerade die Edelfedern der journalistischen Zunft. Aber die Artikel sind allesamt gründlich recherchiert und wer sich für Naturschutz in Deutschland interessiert, findet hier mit Sicherheit fundierte Hintergrundinformationen. Und ganz nebenbei entdeckt man in diesem Magazin die schönsten Fleckchen Erde, und viele unserer Republik – Natur pur zum Hinfahren und Angucken.

Man mag ja vom Wikileaks-Gründer Julian Assange halten, was man will. Aber seine Idee, brisante Dokumente zu veröffentlichen und damit Zwielichtiges in die öffentliche Debatte zu bringen, hat was abgrundtief Demokratisches. In die öffentliche Debatte gehören aber auch lebenswichtige Themen wie Umwelt und deren Schutz.Wer sie gefährdet, soll an den Pranger der Öffentlichkeit. Auf GreenLeaks. GreenLeaks ging in Berlin ans Netz. Und wenn es auch Gemeinsamkeiten zur berühmt-berüchtigten Namenspatin gibt, so wollen die Initiatoren doch anders arbeiten als Wikileaks. Die Juristen, Umweltschützer und Journalisten hinter GreenLeaks konzentrieren sich auf die Bereiche Umwelt- sowie Verbraucherscchutz. Sie verstehen sich als Partner von Unternehmen und Regierungen. Diesen wollen sie helfen, indem sie rechtzeitig vor Gefahren warnen und früh auf mögliche Probleme hinweisen. Sogenannte Whistleblower, Menschen, die ihre Informationen meist intern beziehen um sie allen Externen zur Verfügung zu stellen, sind seit Wikileaks bekannt. Sie sollen auch für das grüne Pendant Material liefern. Dafür richtet die Plattform einen sicheren elektronischen Briefkasten, eine Dropbox, ein. Alles Wichtige kann aber auch ganz old school per Briefpost gesendet werden. Wollen Sie jemanden verpfeifen oder die Nachrichten der Whistleblower lesen? Dann klicken Sie auf: www.greenleaks.com.

Nationalpark. Zeitschrift des Vereins der Nationalpark-Freunde e. V., erscheint vier Mal pro Jahr, 6,90 € (24 € im Abo), oekom Verlag, München, ISSN: 0342-9806

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… durchforstet

Ausstellungen – Termine – Events

Foto: NABU/Tim Jelonnek

Es gibt viel zu entdecken und zu lernen – von begnadeten Literaturpreisträgern, Klimakisten, Kindergärten und Schulen und auf Wanderwegen zu Naturschutzprojekten. Hier unsere Reihe mit Veranstaltungstipps im ForestFinest Magazin

Foto: klima.bildungscent.de

Günter Grass im Gespräch mit NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Schüler tragen die Klimakiste des BildungsCent e.V.

„Wolken überm Wald“ heißt die Ausstellung vom NABU (Naturschutzbund Deutschland) und dem Günter-Grass-Haus. Die Ausstellung ist mit Grafiken von Günter Grass illustriert. Seine Gedanken zu der beunruhigenden Situation der Wälder drückte Grass bereits in den 1980er und 1990er Jahren in Kohlezeichnungen und Lithographien aus. „Ich bin ein begeisterter Waldgänger.Wenn ich die Möglichkeit habe, ziehe ich mich in den Wald zurück und zeichne Bäume“, erzählt der Literaturnobelpreisträger. In der Ausstellung stehen seine Bilder von damals Aufnahmen des heutigen Waldes gegenüber. Somit verbindet sie den künstlerischen Blick auf die damalige Situation mit der kritischen Einschätzung des NABU auf die heutige Sicht und zeigt auf, was gemeinsam getan werden muss, um dem Wald eine gute Zukunft zu geben. Wolken überm Wald ist bis Juni 2011 im Günter Grass-Haus, Glockengießerstraße 21, in Lübeck zu sehen und später in ganz Deutschland. Wo genau erfahren Sie auf www.nabu-sh.de

Die Klimakiste beschäftigt uns ja bereits eine ganze Weile. Jetzt können auch Kinder erfahren, was dahinter steckt und vor allem lernen, was sie besser machen können, um ihre Welt zu stabilisieren. Gefördert vom Bundesumweltministerium gibt der Verein BildungsCent seine Klimakisten an Kindertagesstätten, Grund- und weiterführende Schulen, prall gefüllt mit Lernstoff für den Klimaschutz. Dabei enthalten die Kisten für Kindertagesstätten nur wenige Messgeräte, dafür jedoch viele Materialien mit Tipps und Tricks, wie man mit Kindern im Kindergartenalter Klimaschutzprojekte durchführt. Die Grundschulkisten enthalten bereits eine Vielzahl an Messgeräten ergänzt durch passende Materialien. Die weiterführenden Kisten sind darüber hinaus mit Geräten mit Datenloggerfunktion ausgestattet und ermöglichen so eine Langzeitauswertung. Insgesamt stehen 1800 Klimakisten zur Verfügung, die hier kostenlos eingesehen und angefordert werden können: http://klima.bildungscent.de/klimakiste-und-mehr

Foto: Arminia/wikipedia.de

Wandern ist die gesündeste Art der Fortbewegung – für den Menschen wie für die Umwelt. Neben körperlicher Fitness regt es auch Geist und Seele an. Damit bietet es eine ideale Voraussetzung, Informationen und Eindrücke aufzunehmen und nachwirken zu lassen. Auf acht ein- und zweiwöchigen Wanderungen in Deutschland werden ab August 2010 ein Jahr lang beispielhafte umweltentlastende Projekte besucht, die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert wurden. Die Touren in ausgewählte Regionen Deutschlands leitet die wanderbegeisterte Biologin Dr. Heidi Lehmal, die 2008 den Verein „10000000 Schritte – fit durch Deutschland“ gegründet hat. Sie will vorbildhafte Umweltprojekte jeweils für bis zu 20 Mitwanderer erlebbar machen. Wo und wann Sie 2011 mitwandern können, erfahren Sie auf www.10000000schritte.de und auf www.dbu.de Der Dümmer See ist die letzte Station der Wanderer.

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