ICT 03/2010

Page 43

ict management

Die Gleichgültigkeit, gar Apathie seitens der Konsumenten und der Öffentlichkeit gegenüber Versicherungsbetrügern ist diesbezüglich sicher das Hauptproblem. In der Öffentlichkeit muss sich die Einsicht entwickeln, dass alle Beteiligten von Versicherungsbetrügereien betroffen sind und dafür direkt über höhere Prämien zur Kasse gebeten werden. Jeder muss also seinen Teil dazu beitragen, damit Versicherungsbetrug verhindert werden kann.

Wie sehen Sie die Zukunft der Betrugsverhinderung, wenn man in Rechnung stellt, dass Betrüger immer ausgefeiltere Methoden entwickeln – vor allem auch im ICT-Umfeld? Der Schlüssel zum Erfolg liegt im gemeinsamen Informationsaustausch sowie in der ständigen und kontinuierlichen Ausbildung zwecks Verbesserung der menschlichen Fähigkeiten zum Aufspüren von Betrugsfällen.

Worin liegen für Sie die Hauptschwierigkeiten für ein Versicherungsunternehmen, wenn es darum geht, das operationelle Business und die ICT im Hinblick auf die Minimalisierung von Versicherungsbetrug zu harmonisieren? Sowohl Marketingabteilungen als auch die Regulatoren sind sehr konsumentenfreundlich eingestellt. Dies führt dazu, dass die Claim-Manager stark unter Druck kommen und Schadensfälle respektive Ansprüche immer schneller abwickeln müssen. ICT-Systeme für das Aufspüren von Betrügereien wiederum erfordern einige Anstrengungen mit Versuch/Irrtum-Szenarien, bevor sie wirklich fein abgestimmt werden können. Und nur die Feinabstimmung bietet die höchstmögliche Gewähr dafür, dass berechtigte Ansprüche vom ICT-System nicht fälschlicherweise als Betrug markiert werden. Hier ist unbedingt ein starkes Commitment des Managements vonnöten, so dass die längerfristigen Vorteile, die aus der präventiven Verhinderung von Versicherungsbetrug resultieren, auch tatsächlich realisiert werden können.

Was denken Sie über die Regulierungen bezüglich der Versicherungsbranche – sind sie notwendig oder doch eher kontraproduktiv? Regulierungen gibt es aus einem einzigen Grund – zum Schutz der Konsumenten. Oftmals aber verlieren wir diesen Fokus aus den Augen und verheddern uns in technischen Details und Solvency-Modellen und so weiter. Dies führt dann dazu, dass Regulierungen kontraproduktiv werden. Solange jede neue Regulierung dem klaren und erkennbaren Ziel dient, die Konsumenten zu schützen, sollten wir darin allerdings kein Problem sehen.

Welches sind die Haupterrungenschaften, die ISM selber bei der Betrugsverhinderung erzielt hat – respektive bei der Unterstützung von Drittfirmen in deren Bemühungen, Betrug zu entdecken und zu verhindern? Unsere Schlüsselrolle hat darin bestanden und besteht darin, Datenbanken für die Versicherungsindustrie und einen strukturierten Ansatz für die gemeinsame Nutzung von Informationen zu etablieren. Dies erlaubt es, Betrugsmuster zu erkennen und zwischen den Unternehmen der Branche auszutauschen.

Nochmals zur ICT – welche Kombination von Infrastruktur, Business Software und ICT-Management erachten Sie als notwendig, um bei der Entdeckung und Verhinderung von Betrug reüssieren zu können? Data Warehousing und Business Intelligence sind diesbezüglich matchentscheidend. Die richtige Information muss zum richtigen Zeitpunkt der richtigen Person zur Verfügung gestellt werden, damit gesichert ist, dass die richtige Entscheidung getroffen wird. Branchen-Datenbanken und ein reger Informationsaustausch sind unabdingbar für das Erreichen dieses Ziels. Welche neue Rolle respektive Dimension der Betrugsverhinderung sehen Sie angesichts der zunehmenden Verbreitung des Web 2.0, des Cloud Computing, des Mobile Computing etc.? ISM stellt eigentlich eine VersicherungsServices-Cloud zur Verfügung, denn unsere Kunden können durch die Anwendung von auf offenen Standards basierenden Web-Services eine breite Palette

von Informationen und Dienstleistungen anzapfen. Dadurch werden die Versicherer in die Lage versetzt, kosteneffizienter und agiler unsere Informationen und Services zu nutzen – sei es im Büro, in der Autoreparaturfirma, im Spital oder im Feld.

«Data Ware­housing und Business Intelligence sind bei der Betrugsverhinderung matchentscheidend.» Was würden Sie abschliessend als absolut wesentlich im Kampf gegen Versicherungsbetrug bezeichnen? Wie schon angetönt liegt die Schlüsselrolle für wirklich erfolgreich konzipierte, betriebene und genutzte Betrugsentdeckungs- und -verhinderungs-Systeme bei sehr gut ausgebildeten Leuten, die ihre Fähigkeiten kontinuierlich verfeinern und verbessern. Diese Leute sind dann auch in der Lage, die entsprechenden Informationen richtig zu interpretieren und die adä­ quaten Entscheidungen zwecks Betrugsverhinderung respektive Bekämpfung zu treffen. Anti-Betrugs-Ausbildung ist absolut entscheidend, damit die existierenden Betrugs-Erkennungs-Modelle und -Lösun­ gen verbessert werden können. *Beat Hochuli ist freischaffender ICT-Journalist und lebt in Kota Kinabalu, Malaysia

43 ict in ictfinance in finance I nr.I nr. 3 I September 2 I Juni 2010 2010


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.