Best od Basel 5

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BEST OF BASEL

LEBENSART LEIDENSCHAFT MENSCHEN NR. 05 herbst/winter 2011/2012

ARCHITEKTUR GOURMET INVEST MODE WOHNEN GARTEN IMMOBILIEN AUTO KUNST genuss HANDWERK


Der Audi Q3. Entwickelt aus neuen Ansprüchen. Der sportlich-progressive SUV für eine aktive und moderne Lebenswelt: der Audi Q3. Für beeindruckendes, agiles Fahrverhalten sorgen drehmomentstarke TDI- und TFSI-Motoren sowie der permanente Allradantrieb quattro. Mit zahlreichen Individualisierungsmöglichkeiten, modernen Connectivity-Lösungen und einer überzeugenden Alltagstauglichkeit ist der Audi Q3 wie für Sie gemacht. Erleben Sie ihn jetzt auf der Strasse.

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Liebe Leserin, lieber Leser BEST OF BASEL. Die fünfte Ausgabe. Heute mit zwei, drei Neuerungen, die Ihnen hoffentlich gefallen werden. Unseren beiden Kolumnisten Dr. Ludwig Hasler und Dr. Kathy Zarnegin haben wir ein Thema vorgeschlagen: Architektur, im weitesten Sinne. Anspruchsvoll und inspirierend, wie sich die beiden dem Begriff annähern und sich geradezu darin festgesetzt haben. Ludwig Hasler ruft die Architekten auf: «Nehmen Sie Ihren Architektur-Job erotisch. Erotik ist was anderes als Bedürfnisbewirtschaftung. Nicht bloss abchecken: Wie viele Quadratmeter braucht so ein Idiot zum Schlafen, Essen, Fernsehen? Sondern: Was braucht so ein Idiot, um vielleicht keiner mehr zu sein? Das wäre erotische Baukunst.» Geschichten. Anstelle der gewohnten dritten Kolumne lassen wir die Autorin Ana Vaage zwei Geschichten erzählen, menschliche Geschichten. Sensitiv im Ton, mit einfachen, schönen Worten geschrieben. «Lebensliebe» und «Herbstliebe» werden Sie – je nach persönlicher Situation – ganz besonders berühren. Leidenschaft und Menschen. Die Unternehmerinnen und Unternehmer, die wir Ihnen in diesem Magazin vorstellen, die Geschäftskonzepte, Dienstleistungen und Produkte sollen Ihnen Eindrücke über Menschen geben, die Sie heute vielleicht noch nicht kennen, aber nach dem Lesen von BEST OF BASEL hoffentlich kennen lernen möchten. Unsere Reportagen, Texte und Interviews möchten Ideen liefern, um Ihre persönliche Lebensart, Ihren Lebensstil mit neuen ganz kleinen oder grösseren Highlights zu bereichern. Mit Highlights jeder Art. Gelingt dies unseren Autorinnen und Autoren, unseren Fotografinnen und Fotografen? Ihr Urteil, Ihre Kommentare freuen uns. Das grosse Interview. Heute als Rückblick auf das Jahr 2011. So, wie Basels bekanntester Blogger, der Kommunikationsfachmann Manfred Messmer, nicht ganz unumstritten, das zu Ende gehende Jahr Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat erlebt und mit den Einträgen in seinem Blog kommentiert hat. Wikipedia klärt uns auf: «Der Blog bildet ein für Autor und Leser einfach zu handhabendes Medium zur Darstellung von Aspekten des eigenen Lebens und von Meinungen zu spezifischen Themen. Meist sind aber auch Kommentare oder Diskussionen der Leser über einen Artikel zulässig. Damit kann das Medium sowohl dem Ablegen von Notizen in einem Zettelkasten, dem Austausch von Informationen, Gedanken und Erfahrungen als auch der Kommunikation dienen. Insofern ähnelt es einem Internetforum, je nach Inhalt aber auch einer Internet-Zeitung.» Und das passt doch irgendwie, so ein Forum, finden wir. Jetzt, wo in Basel das Thema «Medienvielfalt» wieder eines ist.

Wir wünschen Ihnen wiederum informative und lustvolle Unterhaltung.

Christoph Hablützel Herausgeber

Markus Zimmermann Konzeption

«Maman» (1999), Spinnenskulptur von Louise Bourgeois (1911–2010) im Berower Park der Fondation Beyeler in Riehen. editorial

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Inhalt 03 EDITORIAL 08 Boutique Danoise skandinavische 12 max mara keine

wohnkultur

exzesse

16 atlantis restaurant, lounge, bar & club the 24 Ami Wieland & Katharina Haag oase 28 asag Audi Zentrum vier

des stils

ringe, eine passion

30 Banque cic (Suisse) das

herz der bank ist in basel

36 rückblick manfred

messmer: der blogger und sein jahr 2011

50 restaurant st. alban-stübli charlotte 52 smeyers immobilien

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inhalt

legend goes on

ad optimum


56 käfer schweiz nun

auch swiss made

64 emil frey Autowelt & Autocenter vielfalt 68 Paul Pfirter Pratteln, PPP treiben

sie’s bunt

72 schneider gartengestaltung einer 76 art gallery 106 der

als anreiz

zurück, zwei vor

berlinbasler

80 alinea/Werner Abt loyalität 06 | 60 KOLUMNEN Dr. kathy

zArnegin/dr. ludwig hasler

20 | 84 Ana Vaage geschichten 88 VORSCHAU/IMPRESSUM

inhalt

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Kathy Zarnegin Alles Raum oder was?

Wohl kaum eine Vorstellung dominiert das zeitgenössische Denken dermassen wie der Raumbegriff. Vom Philosophen Kant als Kategorie des Denkens diagnostiziert (nebst «Zeit»), war die Auseinandersetzung mit dem Raum lange Zeit einzelnen Disziplinen wie Physik, Architektur und verwandten Künsten vorbehalten, die naturgemäss mit diesem Begriff zu tun hatten. Doch seit etwa zwanzig Jahren hat der Raumbegriff auch in die Kulturwissenschaften Einzug gehalten und kann hier bereits auf eine erstaunliche Karriere zurückblicken: «Topographical Turn» markiert einen Paradigmenwechsel in den Kultur- und Sozialwissenschaften und misst dem Raumbegriff als kulturelle Grösse eine substanzielle Bedeutung bei. Die inflationäre Metaphorisierung räumlicher Sachverhalte hat nebenbei sogar zur Genese von neuen Fächern wie «Wirtschaftsgeografie» verholfen. Diese Entwicklung ist nachvollziehbar, wenn man der Tatsache Rechnung trägt, dass selbst Disziplinen wie die Architektur in ihren Erzeugnissen zunehmend auf die relevanten gesellschaftlichen und kulturellen Fragen Bezug nehmen. Die zeitgenössische Architektur will 06

KOLUMNE


nicht nur die Ökonomie einer städtebaulichen Ästhetik bewahrheiten, sondern beansprucht, Orte zu schaffen, die auf soziale Fragen eine Antwort liefern. Die Architektur will Räume der Kommunikation kreieren, kein Wunder also, dass sich die traditionellen Biotope der Kommunikation, Wissenschaften und die Literatur, dieses neue Konzept unter ihre Fittiche genommen haben. Der Raumbegriff ist also eine vielschichtige Schnittstelle geworden. Dazu kommt ein sprachlicher Aspekt: Das Deutsche hat die leichtfüssige Veranlagung, durch Komposita neue Begriffe zu schaffen. Worte wie Strafraum oder Allzweckraum mögen banal klingen, Kompositablüten wie Klangraum oder Farbraum – als weniger bekannte Beispiele – dokumentieren jedoch die beeindruckende Osmosefähigkeit des Wortes Raum und dessen Neigung zu abstrakten Vermählungen. Der Raumbegriff scheint also auch aus semantischen Gründen interessant zu sein. Er wirkt wie ein no man’s land, welches je nach Fantasie eine neue Besetzung findet –, wundert es einen noch, dass die Dichtung Raum und Traum oft als Reimpaar einsetzt? Oder dass Rilke auffallend oft das Wort Raum in seinen Sonnetten an Orpheus verwendet, diese als «Raum der Rühmung» paraphrasiert und an einer Stelle sogar von «Raumgewinn» spricht?

Das «Haus» als die beste konkrete Umsetzung des Raumes in unseren Fantasien verweist auf weitere Elemente, die unsere Affinität für das Räumliche erhellen könnten. Auch hier lohnt es sich, die metaphorische Spur aufzunehmen: Der menschliche Körper als Sitz der Seele wurde früher schon mit einem Haus verglichen. Und dass «ein altes Haus» mindestens zwei Bedeutungen hat, bedarf keiner weiteren Erklärung. Im Unbewussten, meinte Freud, sei das Ich nicht Herr im eigenen Haus, und er verglich das Unbewusste mit einem Lagerhaus mit hochexplosivem Material. Doch die aufschlussreichste Bedeutung des Hauses erlaubt der etymologische Blick: Die Verwandtschaft des Wortes Haus mit Kleidung, Haut, Leder vergegenwärtigt, dass das Wort Haus den allgemeinsten Sinn eines Mittels zum Bergen inkarniert. Während also die theoretischen Auseinandersetzungen hauptsächlich um die unerschlossenen Dimensionen des Raumbegriffs kreisen, agiert im wörtlichen Kern dieses Begriffs etwas völlig Entgegengesetztes, etwas, das stets die Grenze zum Aussen finalisiert. Eines ist sicher: Der Raumbegriff hat den der Zeit längst überholt. Doch was wäre die Zeit, wenn alles Raum wäre?

«Die zeitgenössische Architekt beansprucht, Orte zu schaffen, die auf soziale Fragen eine Antwort liefern.» Die allgegenwärtige «Topophilie» – oder wäre es angemessener, von einer Topofolie zu reden? – dürfte auch mit dem Umstand zusammenhängen, dass die Idee vom Raum eng mit unseren Fantasien zum «Haus» in Zusammenhang steht. Der Philosoph Gaston Bachelard beginnt wohl nicht grundlos in seiner Poetik des Raumes als Erstes mit seinen Überlegungen zum Haus als einem privilegierten Raum der Intimität. Das dürfte die andere Seite der kommunikativen, mit multiplen Diskursen kompatiblen Eigenschaft des Raumbegriffs kennzeichnen: Ein Raum lebt nicht zuletzt auch davon, die Vorstellung (und/oder auch die Realisierung) eines geschützten, nach innen gewandten Ortes zu sein. Mit anderen Worten: Welches Gewand auch immer die Raumfantasien in den soziokulturellen Diskursoperationen tragen, sie beinhalten stets Verweise auf Intimität und Geschlossenheit. Den Raum, in dem wir diese Intimität leben dürfen, nennen wir das Zuhause.

Kathy Zarnegin ist in Teheran/Iran geboren und lebt seit ihrer Jugend in Basel. Sie hat in Basel Philosophie studiert und in Zürich in Vergleichender Literaturwissenschaft promoviert. Sie ist ausgebildete Psychoanalytikerin, Lyrikerin und Autorin von zahlreichen Essays und wissenschaftlichen Publikationen. Sie ist Lehrbeauftragte für die Psychoanalytische Theorie am Soziologischen Institut der Universität Basel. KOLUMNE

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1. Mit viel Herzblut dabei: Inhaber und Geschäftsleiter Thomas Bachmann.

Skandinavische Wohnkultur Vielleicht liegt es am kühlen Klima, vielleicht an der rauen Landschaft oder schlicht am ungekünstelten Charakter der Nordländer: Die Skandinavier haben eine einzigartige Wohnkultur mit einer unverwechselbaren Formsprache. Die Basler Boutique Danoise ist Experte dafür.

Klare Formen, natürliche Materialien mit dem Fokus der Nachhaltigkeit – skandinavisches Wohnen ist designorientiert, aber ebenso heimelig und lauschig. In Dänemark gibt es sogar ein eigenes Wort dafür, das sich so in keine andere Sprache übersetzen lässt: Hyggelig. Es steht für gemütliches Zusammensein, für Geborgenheit und trautes Heim. Boutique Danoise hat sich darauf spezialisiert. Fokussiert auf nordische Wohn- und Arbeitskultur, zeigt die Boutique an der Basler Aeschenvorstadt ein spannendes Möbel- und Accessoire-Sortiment auf 600 m2 und drei Stockwerken. Die Grundphilosophie; «Wir bieten Geschichten, Handwerk, Qualität – ein nordisches Lebensgefühl», erklärt Thomas Bachmann. Vor gut neun Jahren hat er das Geschäft übernommen und vertritt die skandinavische Lebenseinstellung mit Herzblut. Es geht nicht um umsatzgetriebene Verkaufsbemühungen, sondern um ehrliches Interesse und gemeinsame Begeisterung mit dem Kunden. «Unser Ziel ist es nicht, möglichst viel zu verkaufen, sondern Bedürfnisse zu erkennen, gute Lösungen zu finden und Begeisterung für das nordische Design zu wecken», erklärt der Besitzer. Der Rest ergibt sich von selbst. 08

wohnen

Thomas Bachmann, was kennzeichnet skandinavisches Design? Thomas Bachmann: Die Skandinavier haben einen stark ausgeprägten Sinn für Design. Schon in der Schule lernen die Kinder, was gutes Design kennzeichnet. Klare, schlichte und zeitlose Formen verbunden mit hoher Funktionalität. Gutem Design gelingt der Dialog mit Mensch und Raum über Jahrzehnte. Der Schwan von Arne Jacobsen, die Vasen von Alvar Aalto oder die Leuchten von Poul Henningsen – eindrücklich legen diese Werke davon Zeugnis ab. Unterscheiden sich die einzelnen Länder? Charakterlich erlebe ich die Menschen unterschiedlich. Die Finnen haben etwas Herbes und doch Freundliches an sich, während die Norweger sehr erdverbunden sind. Bezüglich Möbelproduktion aber sind die Dänen Spitzenreiter. Sie haben im Verhältnis zur Einwohnerzahl die weltweit grösste Möbelproduktion. Allen Skandinaviern gemeinsam sind ihre Naturverbundenheit, Bodenständigkeit und ein gewisses Understatement. Werte, mit denen ich mich auch persönlich sehr identifiziere.


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wohnen

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2. Ikone trifft Shooting Star: Stühle und Leuchte von Panton; der Esstisch von Cecilie Manz. 3. Elegantes im Wohnraum: Le-Klint-Leuchten, das Sofa von Henning Jensen, der Tisch von Karl Andersson.

Skandinavisches Design ist ja gerade sehr en vogue – sind Ihre Kunden Ikea ist eine Erfolgsgeschichte – aber nicht in die typischen Design-Freaks? Skandinavien. Getrieben durch den Preisdruck wird das Sortiment heute fast durchwegs in Asien produNicht nur. Unsere Klientel umfasst auch Leute ziert – oft auf Kosten der Qualität und Nachhaltigohne grosse Design-Affinität, die aber Wert legen auf keit. Die modische Massenware verursacht durch die Qualität und persönliche Beratung. Andere suchen kurze Haltbarkeit eine enorme Verschleuderung der nach einem speziellen Stück, z. B. von Wegner, oder Ressourcen. Das widerspricht der oben beschriebehaben durch ihre Skandinavienreise die Schönheiten nen, skandinavischen Philosophie. der nordischen Wohnkultur entdeckt. Welches sind die neuen Shooting Stars unter den nordischen Designern? Wie wählen Sie Ihre Kollektionen aus? Uns interessiert nebst dem Design vor allem die Qualität der Verarbeitung und die verwendeten Materialien. Wir bevorzugen die Zusammenarbeit mit Partnern, welche auf die Produktion in Europa und insbesondere in Skandinavien Wert legen. Dass die skandinavischen Länder in Bezug auf Umweltschutz, Arbeitsgesetze, Ergonomie und Gemeinschaftlichkeit zu den fortschrittlichsten auf diesem Planeten gehören, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Viele unserer Partner verfügen über entsprechende Qualitäts-Zertifizierungen. Kriegt man skandinavisches Design nicht auch bei Ikea?

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Im Sog der Design-Ikonen wie Alvar Aalto, Verner Panton oder Arne Jacobsen, deren Entwürfe 50 Jahre und älter sind, stossen immer wieder neue Designer nach – wie Cecilie Manz, Kaspar Salto, Monica Förster oder Busk+Hertzog. Die kreative und pionierhafte Atmosphäre im Norden und die Neugier der jungen Wikinger wird diesen Fluss nicht versiegen lassen.

www.boutiquedanoise.ch Boutique Danoise AG Aeschenvorstadt 36 4010 Basel T 061 271 20 20 / F 061 271 20 21


Auffallend anders: die Backofen-Serie 200 in Anthrazit. Wie auffallend, entscheiden Sie.

Die Edition Anthrazit der Backofen-Serie 200. Ob Understatement oder Design-Statement, die Edition Anthrazit sagt viel über Sie aus. Mal dezent und stilsicher eingepasst, mal als ausdrucksstarker Mittelpunkt – immer verleiht sie Ihrer Küche jede Menge Geschmack. Dafür sorgt neben dem Design vor allem die Technik im Inneren. Denn mit Backofen, Dampfbackofen und Wärmeschublade gelingen selbst die anspruchsvollsten Gerichte. Wie anspruchsvoll, entscheiden ebenfalls Sie. Der Unterschied heisst Gaggenau. Informieren Sie sich unter Telefon 0848 888 500 oder unter www.gaggenau.ch.


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1. Claudia Bezzola: «Max Mara vereint Knowhow, Bodenständigkeit und Kreativität.»

KEINE EXZESSE

Max Mara umgibt ein in der Glanz und Glamour-Branche unüblicher, aber sehr wohltuender Nimbus. Der Nimbus der Unaufgeregtheit. Für modische Exzesse ist das Unternehmen aus der Reggio Emilia nämlich nicht zu haben.

Luigi Maramotti, der Sohn des Firmengründers, bringt diese Haltung auf den Punkt: «Wir sind keine Trendsetter. Wir wollen Bedürfnisse erfüllen, nicht wecken. Und wir haben keinen Anspruch darauf, die Modewelt neu zu erfinden.» Diese klaren und ungewöhnlichen Aussagen in einer Branche, in der es oft mehr um die Selbstverwirklichung eines Designers geht und «… in der viele Leute auf Marketing-Lügen hereinfallen», wie Luigi Maramotti sagt, lassen aufhorchen. BEST OF BASEL geht der spannenden FashionGeschichte nach und besucht die langjährige Filialleiterin von Max Mara an der Freien Strasse, Claudia Bezzola. «Ja, es stimmt natürlich, was Maramotti sagt», bekräftigt die mit einer fröhlich frischen Aura aus-

gestattete Frau, die sich als Teamcoach sieht. Sie hat ihre Mitarbeitenden nach Kriterien zusammengestellt, die zur Philosophie von Max Mara passen. «Sie müssen ein gutes Auge für die individuellen Ansprüche unserer Kundinnen und zu diesen eine grundsätzlich positive Einstellung haben. Aber auch ehrlich sein, wenn eine Kundin den falschen Mode-Weg begehen will. Dann müssen sie eine Affinität zum schlichten, reduzierten Stil von Max Mara zeigen sowie perfekte Qualität und Konstanz schätzen. Wenn dann noch ein ausgeprägter Teamgedanke dazukommt, ist sie die ideale Max-Mara-Repräsentantin,» lacht Claudia Bezzola und führt uns zu den Ikonen der 1951 im italienischen Reggio Emilia gegründeten Firma, zu den Mänteln. mode

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Der Autor ist nun nicht gerade einer aus der Gilde der nähenden und strickenden Männer, trotzdem erahnt er sofort die Qualität der Mantelstoffe, fühlt, wie weich sie sind, die Wollfasern, wie sie schwingen und leben. Und wie die Mäntel sitzen. So wie an der Kundin, die sich gerade vor dem Spiegel dreht und dreht und dreht und freut. Bei dieser Gelegenheit: Das legendäre Modell «101801», dieser kamelfarbene, doppelreihige Cashmere-Mantel, zeitlos, schlicht und 1981 von der französischen Designerin Anne Marie Beretta entworfen, ist heute der berühmteste Mantel der Welt. Noch heute ist er Teil jeder Modeschau von Max Mara und wird bis heute von den Chefredaktorinnen von Modemagazinen genauso getragen wie von Film- und Musikstars. Hätten Sie’s gewusst? «Qualität ist ein One Way Ticket», sagte Luigi Marmotti dazu, «und wenn Sie etwas aus Cashmere besessen haben, wollen Sie lieber nichts Neues als etwas von schlechterer Qualität.» Ob das jedes Budget genauso sieht? «Wissen Sie, dass ist exakt der Punkt», argumentiert Claudia Bezzola, «bei Max Mara kaufen Sie nicht einfach Einzelteile, sondern Mode, die lange ver14

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schiedene Kombinationsmöglichkeiten zulässt. Kurz: Sie kaufen zwar teurer ein, dafür aber weniger und immer beste Materialien und ein Design, das sich nicht innert Wochen verbraucht, sondern Bestand hat mit Blick auf Qualität und Zeitgeist.» Wir schlendern durch den stilvoll eingerichteten Laden. Claudia Bezzola erklärt, dass zweimal pro Monat das Präsentationskonzept gewechselt, der Laden umdekoriert wird. Die Kundin soll bei jedem Besuch Neues sehen, soll Tiefe und Breite des Sortiments neu erkunden, soll sich bewusst sein, dass frau sich durchaus in allen Lebens- situationen in Max-Mara-Kleidung hüllen kann. Stolz und Begeisterung sind spürbar, wenn Claudia Bezzola erzählt, dass jedes Jahr 60 verschiedene Kollektionen auf den Markt kommen und dass deshalb die Lust an der Mode nie stagniert im schönen Geschäft an der Freien Strasse. «Leider können wir platzbedingt nicht alles zeigen, was Max Mara zu bieten hat und was die moderne, anspruchsvolle Frau auch hier in Basel tragen könnte. Manchmal bin ich deshalb ein bisschen neidisch auf die Flagship Stores in den Metropolen», erklärt sie augenzwinkernd, um gleich im Detail aufzuklären:


2. Stilvoll: Der Max-Mara-Laden in der Basler Innenstadt. 3. Repräsentieren das italienische Top-Label in Basel: Claudia Bezzola und ihr Team.

«Zur Arbeit trägt die schicke Dame die Hauptlinie ‹Max Mara›, ein Look, der sophisticated und raffiniert ist und doch für jede Tageszeit passend, praktisch und hochwertig. Zum Shopping und Flanieren mit dem Partner ist ‹Sportmax› angesagt, eine Linie, die 1969 von Firmengründer Achille Maramotti lanciert wurde, inspiriert durch die damalige Atmosphäre von ‹Swinging London›, und die auch heute noch fast unverändert jene Züge der Einzigartigkeit repräsentiert. Am Wochenende dann, tagsüber, setzt frau auf ‹Weekend›, eine funktionelle Mode für einen dynamischen, femininen Stil. Und wenn man nach Zürich oder nach Mailand in die Oper geht, an Glamourpartys und Zeremonien, macht die Linie ’S Max Mara jede Dame zur Diva. Sie sehen, Max Mara ist sehr lebendig und kommunikativ, wenn man dies von einem Label überhaupt so sagen kann», sagt Claudia Bezzola und ist dabei bestes Beispiel für eine Modeberaterin, die man nicht mit einem ‹Danke,

ich finde mich schon zurecht› abweist, sondern der man so gerne wie aufmerksam zuhört. Und ihr glaubt. Schnell noch ein Blick zurück nach Reggio Emilia: In 60 Jahren wurde aus der kleinen Modemanufaktur ein Modeimperium mit mehr als 4500 Angestellten und über 200 Boutiquen in 105 Ländern. Noch heute arbeiten viele Familienmitglieder der Maramottis im Betrieb mit und garantieren damit für eine Symbiose von Tradition und Zukunft. «Das ist das, was mir so gefällt», sagt Claudia Bezzola, bevor wir uns verabschieden, «bei Max Mara gibt’s keine heisse Mode-Luft, sondern einfach eine wunderbare Kombination von Knowhow, Bodenständigkeit und Kreativität.»

www.maxmara.com Max Mara Boutique Freie Strasse 72 4051 Basel T 061 272 60 00 / F 061 272 60 03

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1. Jürg Wartmann, Gastgeber im ’tis: «Mich reizen Aufgaben, die auch schiefgehen können.»

THE LEGEND GOES ON

«Ich möchte mehr leben und mich nicht immer erinnern.» Schöner Songtext. Jürg Wartmann, Gastgeber und Besitzer des ’tis, des legendären Piano-, dann Jazz-, dann Rock-, dann (ja, kann man so sagen) LifestyleLokals, hat ihn sich zu eigen gemacht. Und rigoros aufgeräumt mit den Traditionen.

«Von jetzt an», – wir zitieren Jürg Wartmann, den erfahrenen Gastronomen, der seine Worte mit bestimmter Mimik unterstreicht – «steht das Atlantis für eine gepflegte Lounge, gediegene Apéros, speditiv servierte Business-Lunchs und lukullisches Dinieren. Die legendären Club Nights am

Das Atlantis-Haus am Klosterberg wird bereits 1459 das erste Mal dokumentarisch erwähnt. Freitag und am Samstag behalten wir selbstverständlich bei, angepasst an den jeweiligen Zeitgeist.» Mit Jürg Wartmann als Spiritus rector? «Nein, mich unterstützt ein junges Team, gibt Tipps, sichtet Trends, realisiert angesagte Ideen, nicht 16

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zuletzt weil ich selber unserem WeekendnachtZielpublikum nicht mehr ganz entspreche …» DJ’s aus aller Welt verwöhnen unser doch recht anspruchsvolles Publikum von 23.00 bis 4.00 Uhr mit House, R’n’B, Soul, Oldies und einer breiten Palette anderer Rhythmen.» Seine Selbstironie und seinen zuweilen sarkastischen Humor pflegt Jürg Wartmann sorgfältig, seine Dialoge mit den Gästen über Gott, die Welt und Basels Psyche könnten oft Teil eines Unterhaltungsprogramms sein. Im Einklang mit seiner stattlichen Postur, seiner wohltuend spürbaren Präsenz als Gastgeber und der sehr aufmerksamen und persönlich verbindlichen Art seines Teams – bildet sich eine Stimmung und Atmosphäre, die fürs ’tis so typisch wie einzigartig ist. Den Stammgästen – einer grossen, heterogenen, selbstbewussten Schar – ja, es gibt ihn, den typischen ’tis-Gast – gefällts. Schnell ist man Teil des Gesamtkunstwerks «Atlantis» und möchte es bleiben. Das war schon immer so und ist jetzt


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vielleicht der letzten Funken ’tis-Mystik, der sich ins Heute, ins Jahr 2011, hinübergerettet hat. «Löcher in der Sohle können nicht ewig geflickt werden, irgendeinmal braucht es einen neuen Schuh», sagt Jürg Wartmann dazu und meint dabei Infrastruktur und Konzept, Materialien und Ausrichtung. Er sei es leid gewesen, sein Lokal für die Unannehmlichkeiten des Alters zu entschuldigen, «Patina hin, Ewiggestrige her».

Viele Jahre lang hatte das Atlantis einen arabischen Türsteher, der in traditioneller Kleidung vor dem Lokal stand. Saoud wurde zu einem wichtigen Teil der Atlantis-Legende. Jetzt, nach der dreiwöchigen so turbulenten wie erfolgreichen Totalrenovation (Wartmann, lachend: «Mich reizen eben Aufgaben, die auch schiefgehen können»), zeigt sich das neue ’tis nun in neuem Styling. Grau- und Brauntöne in vielen Nuancen sind die Maincolours des neuen ’tis; auf den Punkt passend dazu sind das Mobiliar, das Licht, die Spiegel sorgfältig ausgesucht und gefertigt worden. Man spürt Handarbeit und 18

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Die Atlantis-Gründer, die Gebrüder Seiler, waren zwei Stadtoriginale. Paul Seiler zum Beispiel hatte beim Autofahren gerne seine Schimpansin Jeannette auf dem Beifahrersitz. Wertigkeit im alten Gemäuer und das ist gut so. Der besondere, nun aber von topmoderner Technik begleitete Charme des Atlantis verleiht jedem Anlass eine ganz spezielle Note. Egal, ob ein exklusives Geschäftsessen für 20 Personen, ein festliches Dinner für 50 Personen, ein Bankett für 150 Personen oder ein Apéro Dînatoire für 300 Personen zu planen ist. Jürg Wartmann: «Wir sind bekannt dafür, dass wir jeden Wunsch realisieren können und wollen. Er darf durchaus auch etwas Verrücktes sein. Ich denke, dass auch deshalb das Atlantis ein Garant für aussergewöhnliche Events und die angesagtesten Partys der Stadt geworden ist.» Da stellt sich zum Schluss eigentlich «nur» noch die Frage, wie’s denn so ist mit dem Kernpunkt, dem Herz eines Gastrobetriebs, mit der Küche, jetzt im neuen ’tis?


2./3. Die Lounge im Parterre, das Restaurant im 1. Stock: Das neue ’tis hat seinen Charme, seine Attraktivität behalten. 4. Jürg Wartmann und sein Geschäftsführer Timo Rüsch führen das ’tis in eine spannende Zukunft.

«… und deren Journalistin das Essen comme il faut bezahlte», wie Jürg Wartmann grinsend erzählt. Na dann, the legend goes on. Und Basel hat seine alte, neue Attraktion.

Hector, das hauseigene Krokodil, soll sich einmal aus seinem Terrarium befreit haben und die Treppe hinunterspaziert sein, worauf alle Gäste in Panik auf die Strasse rannten. Das Ansinnen ist rhetorisch, zugegeben, der Dramaturgie gewidmet, denn gut steht’s jetzt um die Küche. Das weiss der Schreibende, regelmäs­ sig kritischer und trotzdem verwöhnter Gast im ’tis. Und das weiss seit kurzem auch die Basler Zeitung, die «Das grosse Schlemmen» titelte, begeistert die einzelnen Gänge kommentierte,

www. atlan-tis.ch Atlantis Restaurant, Lounge, Bar & Club Alligator-tis AG Klosterberg 13 4051 Basel T 061 228 96 96 / F 061 228 96 97 info@atlan-tis.ch

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ANA VAAGE LEBENSLIEBE

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GESCHICHTEN


Es ist wohltuend, aus der Mode gekommene Kleider und Accessoires auszusortieren, Schränke zu entrümpeln. Zwei Schachteln lassen ihn aber heute innehalten, meinen Drang nach Ballastabwurf. Zwei Schachteln mit Kinderfotos. Ich öffne sie, beginne sie durchzusehen, zuerst stehend, dann setze ich mich. In den Bann gezogen. Die Fotos stammen aus der Zeit der reinen Analog-Fotografie, in der man vom gleichen Sujet mindestens zwei Aufnahmen knipste. Diese Fotos, ich erinnere mich, haben keinen Platz mehr gefunden in den Kinderalben, sind aber immer noch chronologisch geordnet, umfassen eine Zeitspanne von über 20 Jahren. Die Geschichte beginnt mit den ersten Bildern nach Deiner Geburt, mein lieber Sohn. Es machte den Anschein, als wolltest Du dieser Welt da draussen gar nicht ausgesetzt werden. Nach einer anstrengenden Geburt mussten wir anfangs trotz der riesigen Freude über Dich mit vielem Neuen, Ungewohnten, Ängsten und Sorgen umgehen. Dies gelang uns nicht immer im allerbesten Sinne. Aus unserer bisherigen Paarbeziehung wurden wir durch Dich zu Eltern und zur Familie – eine ungeahnte, einschneidende Veränderung. Wir haben durch Dich viel über uns und unseren eigenen Charakter, unsere Fähigkeiten, Stärken und Defizite, gelernt. Die vielen kleinen Schritte zu beobachten, mitzuprägen und zu unterstützen, war ein Geschenk, Tag für Tag. Das Foto im Spitalbettchen, nach Deiner Operation, drückt mir noch heute das Herz zusammen: Lange hast Du danach nicht mehr ruhig geschlafen, so lange nicht, bis ich Dich zu mir ins Bett nahm. Du brauchtest Sicherheit, Schutz und unsere körperliche Nähe, bis hin in Deine Schulzeit. Immer musstest Du wissen, wo ich war, wann ich zurückkomme, vom Einkaufen, vom Arbeiten. Du warst voller Ängste, jedoch ausgelassen und in einem hohen Masse kreativ, wenn Du Dich aufgehoben gefühlt hast.

Deine Spiele habe ich oft mit der Kamera festgehalten, Deine aussergewöhnliche Fantasie hat uns immer wieder fasziniert. Jetzt halte ich Fotos aus Deiner Schulzeit in den Händen, die ohne Probleme verlief. Mit einem minimalen Aufwand und Deiner gewinnenden Art konntest Du Dich mit Leichtigkeit behaupten. Die Aufnahmen zeigen die Wandlung vom unbekümmerten Schuljungen zum pubertierenden jungen Mann, der seine Grenzen ausloten will. Eine wichtige und intensive Zeit, auch für mich als Mutter. Es hätte auch anders herauskommen können. Ich hab Dir vertraut, zwar Grenzen gesetzt, Dir aber viel Freiheit gelassen. Du hast Dich ausgetobt, nichts, gar nichts ausgelassen und viele Erfahrungen gemacht. Auch schlechte. Mein Vertrauen aber hast Du nie missbraucht. Vor kurzem haben wir darüber gelacht, wie gut es ist, dass ich nicht alles aus Deiner Sturm- und Drangzeit wusste, damals, und wohl auch heute. Die letzten Fotos zeigen einen attraktiven, selbstbewussten, gross gewachsenen jungen Mann mit einem charmanten Lächeln – unglaublich, Deine Ausstrahlung. Ich bin stolz auf Dich.

Ich hab Dir vertraut, zwar Grenzen gesetzt, Dir aber viel Freiheit gelassen. Nun tauchen auch die ersten Bilder Deiner kleinen Schwester auf. Wie hast Du, mein unerwartetes kleines Mädchen, mein Glück komplett gemacht! Du bist das Gegenteil Deines aktiven Bruders: in Dir ruhend, genügsam, pflegeleicht. Die Fotos zeigen alle Stadien eines liebenswerten, kleinen, blonden Mädchens, das so gar keine Ähnlichkeit mit mir zu haben schien. Mit Deinem Bruder hattest Du die besondere Begabung gemeinsam,

GESCHICHTEN

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ANA VAAGE LEBENSLIEBE

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GESCHICHTEN


Dich mit Dir selbst zu verweilen, mit Spielen und vor allem mit Zeichnen und Malen. Dein Bildgedächtnis und Deine Umsetzungsfähigkeit waren schon damals herausragend. Die Fotos zeigen, dass Du für mich nicht nur emotional, sondern auch äusserlich meine kleine Prinzessin warst. Du hast es genossen, wenn ich Dich in wunderschöne Kleidchen steckte, farblich abgestimmt, mit Schleifchen und Accessoires. Heute findest Du, ich hätte es damit etwas übertrieben. Vielleicht hast Du Recht. Es folgen Fotos aus Deiner unbeschwerten Schulzeit. Deine Bewegungen, Deine Gestik waren immer etwas langsamer als bei den anderen Kindern. Deine reflektierende, besonnene Art hat Dir aber schon damals einen ganz speziellen Ausdruck verliehen. Du warst schon damals hochoriginell, eigenständig und authentisch. Die Aufnahmen aus Deiner Pubertät lassen viele und intensive Erinnerungen hochkommen: Du tatest Dich sehr schwer mit Deiner Selbstfindung. In der Phase, in der sich auch unsere Familie neu orientiert hat, spiegeln die Fotos Deine körperliche, seelische und geistige Entwicklung eindrücklich. Ich reflektiere, wie schon so oft, ob ich Dir manchmal zu viel zugemutet habe. Wir hatten viele Kämpfe als Mutter und Tochter, ungleiche Kämpfe. Du hattest Dich vom lieben Mädchen in einen rotzigen Teenager verwandelt, der mich mit seiner Ablehnung, seinen Ängsten und seinen Ausbrüchen oft an Grenzen führte. Doch wir haben schliesslich den Weg gefunden, diese Gratwanderung erfolgreich abgeschlossen, eine Nähe entwickelt, die heute das grösste Geschenk überhaupt ist. Du lässt mich teilhaben an Deinem Glück, Deinen Sorgen, Deinem Leben. Wir sind uns – auch äusserlich – viel ähnlicher, als es früher schien. Schon schnell hatte ich realisiert, dass unsere Aufgabe als Eltern darauf beschränkt ist, Euch zu begleiten und behilflich zu sein, die Hürden zu erkennen und sie zu bewältigen. Dass es vermessen ist, Euch nach unseren eigenen Vorstellungen formen zu wollen. Das Bewusstsein, Euch loslassen zu müssen, kam früh. Zum ersten Mal,

als ich Euch als kleine Kinder alleine über eine stark befahrene Strasse gehen lassen musste. Wir konnten Euch nicht vor jeder Gefahr schützen und alle nur denkbaren Schwierigkeiten entschärfen. Aber: Euch ein Netz zu bieten, in das ihr Euch – auch jetzt, als Erwachsene – fallen lassen und Hilfe erwarten dürft, ist unsere Aufgabe. Die Fotos spiegeln es mit aller Deutlichkeit: Ihr beide seid starke Individuen, jeder für sich eine Persönlichkeit. Es macht mich glücklich zu realisieren, dass wir als Eltern unseren Teil dazu beigetragen haben – nicht immer perfekt zwar, aber immer in liebender Absicht. Ich schliesse die Foto-Schachteln, Lust nach Ballastabwerfen habe ich keine mehr. Ich fühle mich in diesem Moment vollkommen ballastfrei. Die eigenen Kinder – eben erst noch Babys und Schulkinder – sind erwachsen geworden, prägen ihren eigenen Weg und das Leben ihnen nahestehender Menschen mit. Eine innige, wärmende Dankbarkeit erfüllt mich. Dafür, dass ich Euch durch diese Zeit begleiten durfte, verschont von schweren Schicksalsschlägen. Dafür, dass Ihr heute als authentische, selbstständige Persönlichkeiten Euer Leben (fast – so viel Nichtvollkommenheit darf schon sein …) allein bewältigt. Verantwortungsbewusst, Euch selbst und das Leben stets in positiver Absicht hinterfragend. Ihr habt mein Leben reich gemacht und mit Liebe gefüllt.

Ana Vaage ist Schweizerin mit nordischen Wurzeln, lebte an verschiedenen Orten und nun in Zürich. «Ich schreibe über mich und über Menschen», sagt sie. «Weil so jede Geschichte, die ich erfinde, wahr ist.»

GESCHICHTEN

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lebensart


1. Katharina Haag und Ami Wieland (in einem Kleid von Windsor): Erfahrung, Charme und eine neue Idee für Basel.

OASE DES STiLS

Seien wir ehrlich – die Basler City überfordert uns nicht, wenn wir auf der Suche sind nach innovativen Ladenkonzepten, nach Räumen mit individuellem Ambiente, nach Schmuckstücken in den Reihen der Detailgeschäfte. Sie sind rar.

Im gleichen Masse, wie sich Basel in dieser Hinsicht zurückentwickelte, hat Zürich in den letzten Jahren Akzente gesetzt, im Niederdorf, am Limmatquai, im Seefeldquartier, fast überall. Doch es regt sich seit einiger Zeit Widerstand in unserer Stadt gegen die Öde der Kettengeschäfte, gegen die Uniformität des Mainstreams. Und dies ganz besonders im Kirschgartenquartier, gelegen zwischen der Aeschenvorstadt und dem Bahnhof SBB. Hier haben seit einem Jahr die Unternehmerinnen Ami Wieland und Katharina Haag zwei Geschäftsideen zu einer einzigen neuen verbunden und gleichzeitig jugendliche Passion mit reicher Lebens- und Berufserfahrung fusioniert; entstanden ist eine Oase des Stils.

Wie bei allem, was einfach tönt, ist die Umsetzung dann aber diffizil? A.W: Deshalb habe ich meinen Stil genau definiert und auf die Frau 40+ ausgerichtet. Vor allem Windsor mit seinen fantastischen Passformen, aber auch Scapa, Van Laack und Chloé sind dabei prädestiniert für mich und meine Kundinnen. Fehlen mir aber dennoch Teile, um den Look perfekt zu machen, lasse ich sie produzieren. Alles wird aufeinander abgestimmt, alles soll über mehrere Saisons harmonieren und eine komplette Garderobe ergeben. Welche Grössen führen Sie?

Wie das? Ami Wieland zeigt einen trendigen, gezielt ausgesuchte Look für Frauen, in Kombination mit zeitlosen Basics; Katharina Haag präsentiert exklusive Einrichtungen und Wohnaccessoires, alles mit sicherem Gefühl und anregend zusammengestellt. Elegante, schlichte Outfits in einer perfekt abgestimmten Wohlfühlatmosphäre kreieren für den Besucher in dieser Konstellation ein in Basel einmaliges und faszinierendes Kauferlebnis. Ein Kauf­ erlebnis, das durch die Persönlichkeit der beiden Frauen – attraktiv, spannend und oft mit einem Augenzwinkern argumentierend – noch getoppt wird. Ami Wieland, was trifft die Kundin an in Ihrer Boutique, was findet sie? Ami Wieland: Eine einfach aufgebaute, sportlich elegante Mode mit Klasse, für jeden Tag und leicht zum Kombinieren. Viele Frauen – ich höre die Klagen immer wieder – geben viel Geld für Mode aus und trotzdem passt dann kaum etwas zusammen. Das gibt’s bei mir nicht!

A.W: Auf den Laufstegen sehen Sie ja nur die Grössen 34 –36. Aber in meiner Boutique findet das reale Leben statt. Deshalb führe ich Grössen ab 34 und bis 46/48. Mode soll nicht einschränken, sondern den Genuss am eigenen, für sich kreierten Lebensstil steigern. Denn Kleidergrössen spielen keine Rolle, um eine Frau attraktiv aussehen zu lassen. Es ist der Stil. Dann gilt die erste Priorität eigentlich der Silhouette und nicht den Mustern und Farben? A.W: Ja, zweifellos. Eine schlichte Silhouette unterstreicht die Persönlichkeit, lässt sie entspannt erscheinen. Je mehr Ausdruck das Gesicht hat, umso wichtiger sind zeitlose Basics, gute Qualität, die richtigen Farbtöne. Zu viele Muster und Farben sind störend. Welchen Part ordnen Sie Schuhen, Taschen, Gürteln, Schmuck und Accessoires zu? A.W: Sie sind natürlich das A und O bei uns lebensart

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Frauen, Labsal für unsere Seelen. Mal überwiegt das Schuhe-Gen, mal das Taschen-Gen, mal das Schmuck-Gen. Ich kaufe diese Teile mit genauen Vorstellungen an diversen europäischen Messen ein. Mann weiss das (spätestens seit jetzt, beim Lesen) und muss am Geburtstag der Liebsten oder vor Weihnachten einfach zu uns kommen. Wir beraten auch ihn, den vielleicht Hilflosen, sehr gerne (lacht).

Wie definieren Sie denn Ihre ganz persönliche Philosophie des Wohnens? K.H.: Wichtig ist mir das Ankommen, das SichWohlfühlen. Lebensräume müssen emotional sein, lebbar sein. Ich habe dies am eigenen Leib immer wieder verspürt, durch die vielen Orts- und Wohnungswechsel mit meiner Familie. Je schneller es mir gelang, ein gemütliches, geschmackvolles Zuhause zu kreieren, desto stimmiger wurde unsere jeweilige Lebenssituation.

Was einem sofort auffällt, wenn man Ihr Geschäft betritt, ist die Harmonie in allen Bereichen, von der Einrichtung bis hin zum Farbkonzept, zur Aura schlechthin. Die Handschrift beider? Dabei spielen Design und Qualität der Materialien natürlich eine wesentliche Rolle. Katharina Haag; Das Stichwort «Harmonie» hat bei der Umsetzung unseres Konzepts tatsächK.H.: Ich vertrete eine kleine, exklusive, italieni­ lich eine ganz wichtige Rolle gespielt. Ami und ich sche Möbelmanufaktur – «Promemoria». Sie bildet haben vom ersten Moment an gespürt, dass es das Kernstück meiner Kollektion. In ihr widerspieeinfach passt, dass sich unser Geschmack ideal gelt sich Romeo Sozzi’s – der Gründer von «Proergänzt. Es braucht keine grossen Diskussionen memoria» – Affinität zu Reisen, Geschichte und zwischen uns. Was jede von uns persönlich ein- Schönheit. In Anlehnung an seine Philosophie «Rebringt, gefällt der anderen, passt zur Materie des member the past to improve the future» richte ich anderen. auch meinen Einrichtungsstil aus. 26

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statt, in seinem persönlichen «Revier» sozusagen. Ich zeige dabei oft verschiedene Alternativen auf. Eine komplette Renovierung und Umgestaltung der Wohn- und Arbeitssituation zum Beispiel. Manchmal genügt aber auch schon ein neues Farbkonzept, um dem Kunden eine neue Wohlfühlsituation zu ermöglichen. Die Beratung richtet sich natürlich immer an den persönlichen Budgets aus. Die AcDann sehen wir mit Überraschung einen belgischen Produzenten, cessoires schliesslich, die ich führe, geben dem in«Sempre»? dividuellen Stil eine klarere Ausrichtung und eine sehr persönliche Note. K.H.: Nein, ich führe sogar zwei Belgier! «XVL» beispielsweise produziert sehr zeitgenössische Möbel, puristisch, mit klaren Linien, «Sempre» hingegen steht für einen eher rustikalen, aber dennoch sehr trendorientierten Chic. Beide runden mein Sortiment wunderbar ab und ergänzen sich im Dreiklang mit «Promemoria» so überraschend wie klar. Ami Wieland Mode 2. Ami Wieland: «Eine schlichte Silhouette unterstreicht die Persönlichkeit.» 3. Der Sessel und das Sofa von «Promemoria» und Katharina Haag, die sagt : «Wohlfühlsituationen zu schaffen, ist mein Credo.»

Wo liegt der Schwerpunkt Ihrer Arbeit? K.H.: Der Fokus meiner Arbeit liegt in der Beratung. Diese findet immer bei dem Kunden zuhause

Katharina Haag Home Interiors Henric Petri-Strasse 26 4051 Basel T 061 271 80 40 info@ami-wieland.ch info@homeinteriors.ch

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VIER RINGE, EINE PASSION

Dank stupender Technologie und Leistung sowie einem festgeschriebenen Bekenntnis zur Ökologie und zur nach­ haltigen Mobilität steht Audi heute mit an der Spitze der Automobilhersteller weltweit. Die ASAG führt die deutsche Marke mit Image-Bestnoten exklusiv in der Region im grosszügigen, hellen Showroom im Gellert.

«Was, Sie haben kein Auto, wollen aber darüber schrei­ben?», entsetzt sich Manfred Eymann thea­ tralisch über den geständigen Journalisten und lacht kopfschüttelnd. Für den 43-jährigen Geschäftsführer des Audi Zentrums Basel beim St. Alban-Tor wäre ein autofreies Leben kaum vorstellbar. Seinen ersten Wagen, einen gebrauchten, kaufte er sich bereits als Sechzehnjähriger. Während der folgenden zwei Jahre bis zur Fahrprüfung investierte er seine Freizeit in die Renovation des Sportwagens und absolvierte dazu – seinen Genen chancenlos ausgeliefert – eine Lehre als Automechaniker. Geradlinig führte ihn seine berufliche Karriere danach durch sämtliche Funktionen und Hierarchien im Autohandel.

In meinem Beruf ist der Kontakt zur Basis unabdingbar, den kann und will man auch nicht verlieren. Sie sehen mich deshalb fast jeden Tag in der Werkstatt. Die Mitarbeitenden schätzen es zudem, sich mit mir in technischen Belangen austauschen zu können. Und selbstverständlich macht es mir grössten Spass, einem Kunden einen tollen Audi persönlich ausliefern zu können. Sind Sie ein eher sportlicher Fahrer? Ich habe mir die Hörner in der Jugend abgestos­ sen. Mich faszinierten komfortable Limousinen bald mehr als sportliche Zweisitzer. Ich zähle mich eher zu den vernünftigen Genussfahrern.

Manfred Eymann, was entflammte Ihre Passion für Autos? Manfred Eymann: Auf Ausflügen mit den Eltern konnte ich es immer kaum erwarten, dass wir endlich auf die Autobahn kamen, da mir Geschwindigkeit enormen Spass machte. Als Teenager bastelte ich natürlich gern an Mopeds herum und mit 16 kaufte ich mir mein erstes Auto von meinem Ersparten. … und dann gings schnurstracks in die Automechanikerlehre? Ich schnupperte zuerst in der Garage meines Heimatortes Huttwil. Da der Garagist sehr zufrieden war, konnte ich während meiner Ferien stets dort arbeiten. Dass ich dort meine Lehre als Mechaniker absolvieren würde, lag auf der Hand. Als Geschäftsführer sind Sie eher ökonomisch tätig. Verliert man dabei etwas den Kontakt zur Basis, zur Autotechnik, zum Kunden? Mit Autos zu handeln, also im Verkauf engagiert meinen ‹Mann› zu stehen war schon früh Teil meiner Passion. Deshalb verkaufte ich meinen ersten Wagen schon bald wieder, um mir nach der Fahrprüfung einen Wagen mit mehr Leistung kaufen zu können.

Welches Modell ist ihr persönlicher Favorit? Mein Liebling ist der RS6, und zwar die viertürige Limousine. Es muss ja nicht gleich immer der R8 sein. Ein Leben rund ums Auto ist sicher gespickt mit Erlebnissen und Anekdoten? Dazu fällt mir die folgende ein: In Huttwil hatten wir einen türkischen Diplomaten als Kunden. Ich bekam vom Chef den Auftrag, dessen Neuwagen nach Instanbul zu fahren, dort ein altes Auto in Empfang zu nehmen und dieses zur Reparatur in die Schweiz zu überführen. Die Fahrt durch Istanbul war ein Fiasko, so ganz ohne Sprachkenntnisse und Navigationsgerät. Endlich, bei einer Autobahnausfahrt, erwarte mich dann meine Kontaktperson, mein Guide. Er stellte sich als Mister Erdöl vor … , ehrlich. Das vergrösserte mein Vertrauen in die Sache aber nicht sonderlich. Immerhin schaffte ich es aber dann mit der Reparaturschüssel noch knapp in die Schweiz. Zuhause war den Motor dann hin. Und ich um ein Abenteuer reicher.

www.asag.ch ASAG Gellert Audi Zentrum Basel

1. ASAG Gellert-Geschäftsührer Manfed Eymann ist mit dem Auto-Gen zur Welt gekommen und führt heute mit entsprech ender Verve das Audi Zentrum Basel.

St. Alban-Anlage 72 4052 Basel T 061 317 85 85 / F 061 317 85 86

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1. Mario Geniale (Anlagechef), Thomas Müller (CEO) und Markus Allemann (Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung), v.l.: «Die Banque CIC (Suisse) ist der drittgrösste Bankenarbeit geber mit Hauptsitz in Basel.»

«Das Herz der Bank ist in Basel» Die Geschichte der Banque CIC (Suisse) ist eng mit der Geschichte Basels verknüpft. Sie wurde von Baslern gegründet und liegt seit bald 100 Jahren im historischen Kern der Stadt. Heute zählt sie zu den drei grössten Bankenarbeitgebern mit Hauptsitz am Platz.

Im Zunfthaus zu Weinleuten, direkt am Marktplatz neben dem Rathaus gelegen, arbeiten seit über hundert Jahren Bankiers. Früher prangte dort der Schriftzug Cial, seit über vier Jahren tritt das Institut unter dem Namen Banque CIC (Suisse) auf. Nicht nur das Logo, auch das Renaissance-Gebäude mit hohen Decken und Stuckaturen wurde zum 100-jährigen Jubiläum erneuert und mit moderner Kunst und elegantem Mobiliar aufgefrischt. Hier arbeiten 170 der annähernd 300 Mitarbeitenden der Bank, was sie zum drittgrössten Bankenarbeitgeber mit Hauptsitz in Basel macht. Trotz der überschaubaren Grösse bietet das Geldhaus alle Dienstleistungen, die zu einer Universalbank gehören. Mit der Eigentümerin Crédit Mutuel-CIC im Rücken, einer der grössten französischen Finanzgruppen, fährt die CIC seit einigen Jahren einen strammen Wachstumskurs und ist mittlerweile mit neun Sitzen in allen Schweizer Sprachregionen vertreten. Nach einigen Führungswechseln sorgt Thomas Müller (47) seit Ende 2010 wieder für Kontinuität. Er ist in Binningen aufgewachsen und studierte an den Universitäten von Genf, Seattle und St. Gallen

Ökonomie mit Vertiefung Bankwirtschaft. Danach durchlief er verschiedene Stationen in der Finanzbranche und arbeitete zuletzt in der Geschäftsleitung der Migros Bank. Müller interessiert sich für Kunst und Kultur und ist Fan des FC Basel. Herr Müller, Sie stehen seit über einem Jahr an der Spitze der Banque CIC (Suisse). Was reizte Sie an der Funktion? Th. Müller: Als Basler freue ich mich natürlich, die Geschicke einer Basler Traditionsbank leiten zu dürfen. Die CIC ist eine äusserst interessante Bank, denn sie gehört zu den wenigen national tätigen Universalbanken. Von Finanzierungen über Anlageberatung, Vermögensverwaltung bis hin zu Vorsorgelösungen bieten wir sämtliche Dienstleistungen für kommerzielle, private und institutionelle Kunden an. Gleichzeitig hat die Bank eine überschaubare Grösse mit kurzen Entscheidungswegen und vielen langjährigen Kundenbeziehungen. Ganz wichtig für mich ist aber auch, dass die Bank in der Lage ist, einen nachhaltigen Wachstumskurs zu verfolgen. invest/banking

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2. Am Marktplatz, neben dem Rathaus, residiert die Banque CIC (Suisse). Hier sind rund 170 Mitarbeitende tätig. 3. CEO Thomas Müller: «Der natürliche Dreh- und Angelpunkt der Bank ist und bleibt Basel.»

Welches war die vordringlichste Aufgabe seit Ihrem Amtsantritt? Das war sicherlich der Start unseres neuen Informatiksystems Anfang 2011. Meine Aufgabe bestand darin, die Bank auf Basis dieser modernen Plattform neu zu organisieren. Da das Projekt von der Technik getrieben war, galt es, die Kunden verstärkt ins Zentrum unserer Handlungen zu stellen. Wir bieten ein hohes Mass an Erreichbarkeit und an Proaktivität. Unsere Kunden stehen nicht nur mit ihrem persönlichen Kundenberater in Kontakt, sie können sich auch je nach Bedarf mit unseren Spezialisten aus den verschiedensten Bereichen wie Steuern, Devisen oder dem Art Banking austauschen. An welche Kunden richtet sich die Bank CIC konkret?

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Unser Angebot ist stark auf die Bedürfnisse von Unternehmen und Unternehmern ausgerichtet. Es handelt sich vor allem um mittelgrosse Unternehmen, also von einer Arztpraxis bis zum Indus­ triebetrieb mit ein paar hundert Millionen Franken Umsatz. Exportorientierte Unternehmen können zusätzlich vom Netzwerk unserer Muttergesellschaft Crédit Mutuel-CIC profitieren, die in über 100 Ländern der Welt präsent ist. Welche Bedeutung hat die Basler Herkunft für die Bank? Eine entscheidende. Das Herz der Bank ist in Basel. Sie wurde von Baslern gegründet, in Basel liegt unsere natürliche Kundenbasis. Als drittgrösster Bankenarbeitgeber mit Hauptsitz Basel sind wir sehr wichtig für den hiesigen Finanzplatz. Alle zentralen Funktionen und damit auch unser Know-how sind hier. Ausserhalb der Stadt ist die Bank stark gewachsen und führt mittlerweile neun Niederlassungen in der ganzen Schweiz. Verliert der Standort Basel allmählich an Bedeutung?


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Wir haben in den letzten Jahrzehnten vor allem in der Westschweiz expandiert, wo wir Banken übernommen oder Filialen von Grund auf aufgebaut haben. Der natürliche Dreh- und Angelpunkt der Bank ist und bleibt Basel. Aufgrund der Internationalität im Dreiländereck und der Verfügbarkeit von qualifizierten Mitarbeitenden hat dies bisher stets problemlos funktioniert. Die Bedeutung des Standorts ist immer noch zentral. Das wird auch so bleiben. Welche Schwerpunkte setzen Sie in der weiteren geografischen Expansion?

rin Crédit Mutuel-CIC gesteuert, einer der grössten Bankengruppen Frankreichs? Es mag pathetisch klingen, aber ich bin überzeugt, dass wir uns in der besten aller Welten befinden. Wir sind eine nach Schweizer Recht organisierte und überwachte Bank und funktionieren als solche absolut selbstständig. Tradition, Management, Hauptkunden, Hauptgeschäft – alles ist schweizerisch. Gleichzeitig profitieren wir vom weltweiten Netzwerk der Gruppe und deren speziellem Know-how. Ich denke etwa an das Geschäft mit Flugzeugfinanzierungen, mit dem wir uns in der Schweiz eine starke Stellung erarbeitet haben. Die Gruppe unterstützt uns auch gezielt in der Finanzierung unserer Wachstumsstrategie mit dem Ausbau des Filialnetzes.

In der Nordwestschweiz könnte ich mir den Aufbau eines Standorts in Solothurn oder Aarau vorstellen. Weitere Ausbaumöglichkeiten gibt es in der Ostschweiz. Zunächst aber möchte ich unser Potenzial in Zürich besser ausschöpfen. Wir haben dort noch nicht die Bekanntheit erreicht, die wir in Basel Und umgekehrt – was bringt die Schweizer CIC dem französischen haben. Dies möchte ich ändern. Wir versuchen, mit Mutterhaus? zusätzlichen Mitarbeitenden und guten Leistungen für unsere Kunden die Entwicklung voranzutreiben. Als genossenschaftlich organisierte Bank entwickelt sich Crédit Mutuel-CIC nachhaltig und staWie stark wird die Bank CIC von der französischen Eigentüme- bil. Die konservative Grundhaltung zeigt sich auch invest/banking

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4. Thomas Müller rät den Anlegern, Risiken durch Diversifikation zu minimieren.

dadurch, dass sie kaum in Griechenland investiert ist. Deshalb gehört die Gruppe zu den am besten kapitalisierten Banken der Welt und kann eine klare Wachstumsstrategie verfolgen, was die jüngsten Expansionen in Deutschland, Belgien, Luxemburg und Spanien beweisen. Es ist ein klarer Wille erkennbar, langfristig eine starke und stabile europäische Bankengruppe aufzubauen. In dem Verbund ist die Schweiz ein zentrales Element, das neben einer anderen Währung und einem wichtigen Finanzplatz einen wichtigen Markt abdeckt. An der Börse herrscht Krisenstimmung. Viele Anleger haben Geld verloren und sind ratlos. Was empfehlen Sie ihnen? Die Situation ist tatsächlich ernst. Einerseits bestehen beträchtliche Finanzmarktrisiken, ande-

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rerseits ist die Inflationsgefahr hoch. Ich rate den Anlegern, Risiken durch Diversifikation zu minimieren. Weder sollte man alles Geld bei einer Bank haben noch alles auf einen oder wenige Titel setzen. Es ist noch nicht lange her, da steckten Leute, auch Banker, sehr viel Geld in griechische Staatsanleihen, weil die ein paar Promille mehr Zinsen zahlten! Die Schweiz bietet mit soliden und fassbaren Unternehmen wie Nestlé gute Anlagemöglichkeiten. Gegen die Inflation kann man sich durch Sachwertanlagen wie Edelmetalle und Immobilien schützen. Aber auch hier bleibt eine breite Diversifikation das oberste Gebot.

www.cic.ch Bank CIC (Schweiz) AG Marktplatz 11 –13 Postfach 216 4001 Basel T 061 264 12 00 / F 061 264 12 01


Miele – führend bei Geniessern Die Küche ist heute ein Ausgangspunkt für kulinarische Reisen und entspannte Lebensfreude. Wenn marktfrische Zutaten die Sinne anregen, köstliche Düfte und Aromen helle Vorfreude auslösen und Kochkünstler ihre Kreationen zaubern, dann wird die Küche zu einem besonderen Ort. Mit hochwertigen Materialien und einem zeitlosen, klaren Design passen Miele Geräte in jede Küche. Leicht verständlich im Gebrauch, sicher in der Funktion und qualitativ hochstehend sind sie für jeden Konsumenten eine lohnende Investition.

Miele AG, Limmatstrasse 4, 8957 Spreitenbach, 056 417 20 00, www.miele.ch


Manfred messmer DER BLOGGER UND SEIN JAHR 2011

Die Idee, das grosse BEST OF BASEL-Interview mit einem Rückblick auf das Jahr 2011 zu koppeln, kam so spät wie spontan. Eine gute Idee? Zweifel waren angesagt. Jahresrückblicke – zumindest die, welche uns von TV-Sendern und den Prints in der grossen Regel aufgetischt werden – sind öde, gleichförmig, humorlos, auch dort, wo Ironie oder Satire geradezu parat stehen, umgesetzt zu werden. Menschen erinnern sich, werden befragt und sagen, was die Frage schon vorwegnimmt, Fotos und Filme aus dem laufenden Jahre werden im Dezember einfach gedoppelt, Moderatoren leiten über – so kennen wir das. Hier machen wir’s mal anders und lassen – dem Zeitgeist sei dank für diese Eingebung – einen Blogger ran. Nicht mit seiner Erinnerung an das zu Ende gehende Jahr, sondern mit einer Auswahl seiner Ansichten zu Themen, die er praktisch täglich (und dann nicht selten mehrmals täglich), aber vor allem im deutschsprachigen Raum vielgelesen auf arlesheimreloaded.ch bloggte. Dass er, Manfred Messmer, dabei nicht zur Gilde der Sanften und Lieblichen gehört, sondern mit immer glasklaren, manchmal boshaften, oft intel-

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lektuellen, vielfach humorvollen, nicht selten mit einer Ich-weiss-es-halt-besser-Attitüde versehenen Statements gleichermassen geschätzt wie abgelehnt wird, macht irgendwie Sinn in unserem Land. Kritische Attacken und süffisant Ironisches über seine Person (auch schon in diesem Magazin kolportiert) steckt er sportlich ein, im Wissen, dass er in gleichem Masse austeilen kann. Wenn er denn will. Und er will, manchmal. Und können tut er’s sowieso, vor allem deshalb, weil er unabhängig ist und trefflich schreibt. Was eine schöne, aber seltene Kombination ist und deshalb oft Neid erzeugt. Manfred Messmer hat ausgewählt. Von ihm publizierte Blog-Themen und Meinungen aus den Monaten des Jahres 2011. Eins zu eins. Die Beurteilung aus heutiger Sicht, ein Rückblick also, obliegt nun Ihnen, den Leserinnen und Lesern. Wo hatte Manfred Messmer recht aus heutiger Sicht, wo lag er falsch? Und, wo stimuliert er heute Ihre Lachmuskeln?


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JANUAR 2011 Die gut aussehenden, sprachgewandten Jungstars An den SwissAwards sass Frau Bruderer ein paar Stühle weiter weg. Als sie hinter dem Mikrofon stand und sich für den Preis als Schweizerin des Jahres in der Kategorie Politik bedankte, tat sie das nicht wie eine dieser überraschten Hollywoodstars an der Oscarverleihung. Sie hielt eine Rede, sprachgewandt, inhaltsreich, mit einer Botschaft. Ohne Manuskript, quasi aus dem Stegreif. Und dabei sah die Frau auch noch verdammt gut aus. Ich hatte nur ein Problem, ich konnte partout nicht auf Anhieb sagen, welcher Partei denn die Frau Bruderer angehört. Und dabei sind wir bei einem neuen Phänomen. Es gibt einen neuen Politikertypus, der nicht mehr auf Anhieb durch Aussehen und Rede einer bestimmten Partei zuzuordnen ist. Der Unterschied zwischen Frau Wyss und Frau Markwalder ist selbst in Grundsatzfragen minimal. Bei beiden sitzt die Frisur und ist das Outfit nicht einfach mal schnell von der Stange gegriffen. Frau Bruderer könnte bei der FDP sein oder eine weitere Nachwuchshoffnung der CVP aus dem Aargau. Fest steht nur, sie möchte Ständerätin aller Aargauer werden. Da ist eine Partei nur lästig. Zwischen den rechten Morgensternschwingern und den linken Weltrevolutionären scheint sich eine dritte politische Kraft zu etablieren, die der gut aussehenden und sprachgewandten Jungstars. PS: Es gibt auch Männer, die dieser Kategorie zuzurechnen sind. Nein, Herr Malama, Sie gehören nicht dazu.

februar 2011 Abschied von der SVP Ich kenne einige Führungskräfte, die in den Wahlen der letzten Jahre – wie ich – SVP gewählt haben. Das waren – wie ich – Wähler, die als bürgerlich denkende Unternehmer und Führungskräfte «natürlicherweise» der FDP nahe standen oder gar der Partei angehörten. Denn als die FDP auch in Wirtschaftsfragen nach links schwenkte und damit der SVP das Feld überliess (die überdies mit einer geschickten Filzkampagne die Freisinnigen in tiefe Selbstzweifel stürzte), lag die Wahl der SVP auf der Hand. Gewählt wurden jedoch nicht dieser oder jener Kandidat der Partei, sondern lediglich ein Mann und sein Programm: Christoph Blocher. Die nationalen Wahlen, ja selbst kantonale wurden zur Grundsatzfrage über die künftige politische Gewichtung. Herr Blocher bekundete keine Mühe damit, sich als Vertreter der Wirtschaft darzustellen. Herr Ospel applaudierte. Das war vor der Finanzkrise. Mit anderen Worten: Wer genau in den kantonalen Parlamenten für die SVP einen Stuhl eroberte, war keine Überlegung wert. Selbst bei den Nationalratswahlen spielte die Persönlichkeit der einzelnen Kandidaten keine Rolle. Sie interessierte schlichtweg nicht. Die SVP zog aus ihrem Erfolg in vielen Kantonen die falschen Schlüsse. So meinte sie beispielsweise im Kanton Baselland in einem Anfall von dreister Überheblichkeit, sie könne auch mit «der Unfähigkeit in Person» den einzigen Ständeratssitz erobern oder glaubte in anderen Kantonen, allein mit forschem Auftreten in die jeweilige Regierung zu gelangen. Ein Irrtum. Die SVP ist Blocher. Blocher ist das Programm. Das Programm ist das, was interessiert. Wenn ich mich umhöre, dann findet ein Umdenken statt. Zum einen ist der einstige Glanz des Herrn Blocher am Verblassen. Übrig bleibt ein Mann, der in seiner Tonspur hängen geblieben

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märz 2011 Isaac Reber – der Protestwählerregierungsrat

ist; Number Nine, Number Nine, Number Nine, Number Nine (berühmteste Endlosschlaufe der Popmusik). Zum anderen rückt das Interesse an der Qualifikation des Personals bei einer Partei, welche 30 oder gar 40 Prozent Wähleranteil anstrebt, nun stärker ins Zentrum. Und man stellt fest: Nur ganz wenige in der SVP verfügen über die Qualitäten eines Peter Spuhler. Im Kanton BaselLandschaft beispielsweise stehen ein paar sehr schwierige parlamentarische Diskussionen bevor, wo, anders als in Abstimmungskämpfen, Sachverstand kein Hindernis darstellt. Jeder Unternehmer weiss, dass bei einem stürmischen Wachstum das Rekrutieren von qualifiziertem Personal ab einem bestimmten Punkt der Unternehmensentwicklung zum zentralen Problem wird. Was die SVP nicht tun kann, jedoch jedes Unternehmen tut: Man rekrutiert die fehlenden Spezialisten im Ausland. Und das ist ein Stichwort, das ins Gewicht fällt. Kürzlich hat mir ein Unternehmer erklärt, er habe jegliche Unterstützung für die SVP eingestellt, weil er inzwischen einige Ausländer im Kader habe. Man darf also gespannt sein, ob es der SVP gelingt, die vereinigte Unzufriedenheit tatsächlich zu mobilisieren. Zumal das Prekariat die Wahlurnen meidet. Trotz Umfragehoch: Ich sage voraus, dass die SVP ihren Siegeszug nicht wird fortsetzen können. Sie wird weder im Kanton Basel-Landschaft noch in den nationalen Wahlen 30% erreichen.

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Ich muss jetzt doch nochmals auf die Regierungsratswahlen zurückkommen, weil unglaublicher Mist herumgeboten wird. Von Journalisten, aber vor allem auch von den politischen Akteuren. Der Mist, der herumgeboten wird, ist die Kommentierung zur Wahl von Isaac Reber. Weder die Grünen noch der frisch Gewählte sollten sich auf das Ergebnis etwas einbilden. Die Wahl von Isaac Reber ist kein Schwenker hin zu den Grünen. Von einem Fukushima-Effekt kann keine Rede sein. Ausschlaggebend für dessen Wahl war einzig eine besondere Konstellation: Im bürgerlichen Lager hatte sich ein noch selten festgestellter Unmut gegenüber den amtierenden Regierungsräten aufgestaut (und zwar gegenüber allen, wobei Frau Pegoraro als Leichtgewicht nicht so von Belang ist), sodass Reber ein willkommener Kandidat war, um dicke Denkzettel zu verteilen. Das Kartell der Arroganten, orchestriert von Uraltstrippenzieher Hansruedi Gysin, musste abgestraft werden. Aus verschiedenen Motiven, wie Verweigerung der Finanzdebatte, die Theaterabstimmung, die Selbstverständlichkeit des eigenen Seins usw. und so fort. Auch wenn die beiden jetzt nicht schlecht dastehen: Peter Zwick hat 2000 Stimmen Miese gemacht und Urs Wüthrich (hört, hört) gar 4000 Stimmen. Getäuscht haben wir uns hingegen bei Herrn Ballmer, der hat sage und schreibe 13 500 Stimmen verloren. Dass er von den Wählern als arrogant und übellaunig eingeschätzt wird, darüber haben wir schon früher geschrieben. Dass er hingegen derart gestrichen wird, damit war nun tatsächlich nicht zu rechnen gewesen. In meiner Einschätzung lag er so um die 30 000 Stimmen und damit etwa dort, wo seine Amtskollegin Pegoraro nun steht. Sie hat nur 200 Stimmen eingebüsst und damit ihr endgültiges Wahlpotenzial erreicht. Die wirklich bemerkenswerte Zahl ist nicht das Isaac-Reber-Resultat, sondern die Protestreserve «Diverse», von über 22 000 Stimmen, die für irgendwelche wählbaren Männer und Frauen des Kantons abgegeben wurden. Das sind die Stimmen, die allen Bisherigen ein besseres Abschneiden versaut haben und die den Isaac Reber verhindert hätten. Es war mit anderen Worten nicht die niedrigere Wahlbeteiligung, die zu den schlechten Resultaten und gar zur Abwahl geführt haben, sondern die Tatsache, dass die Leute zur Urne gingen und als Protestaktion nicht einen Bisherigen, sondern ihren Nachbarn in die Regierung wählten. Nein, die Wahl von Isaac Reber ist kein Rutsch hin zu den Grünen. Der eine Sitz, den die Grünen im Landrat gut gemacht haben, ist nun wirklich nicht der Rede wert. Heute hat eine typische Isaac-Reber-Wählerin (FDP, 50+) im Dorf die Frage gestellt: «Was macht dieser Reber eigentlich beruflich, kennst du den?» Noch Fragen?


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April 2011 Harmonie ist eine in Watte gepackte Diktatur Parteien lieben es gerne chinesisch. Bei der FDP hätte man es gerne gesehen, wenn der Theaterkonflikt nicht öffentlich, sondern intern ausgetragen worden wäre. Vor Wahlen ist Harmonie angesagt. Der SVP geht es ähnlich. Da hat sich gestern alt Regierungsrat Straumann in einem Interview in der BZ als BDP-Fan geoutet. Wir haben schon darüber geschrieben, dass sich im oberen Baselbiet zur Unterstützung der BDP-Kandidaten ein «Paul-Manz-Kreis» aus aktiven SVP-Parteimitgliedern gebildet hat, darunter ein «ehemaliger Regierungsrat». Wer wie Straumann öffentlich sagt, der Sitzverlust der SVP im Baselbiet sei auch selbst verschuldet, weil ausgegrenzt werde, wer die polarisierende Gangart der Parteispitze nicht goutiert. Denn es gilt die Parteimeinung: Immer die anderen sind an der Misere schuld. Ob FDP oder SVP – der Standardsatz lautet immer gleich: Statt Kritik an der Politik der Partei öffentlich zu äussern, solle man sich intern aussprechen, ohne Öffentlichkeit. Wer anders handelt, schadet der Partei. Was nun ist daran «chinesisch»? In China hat Präsident Hu Jintao (Hu ist übrigens der Familienname und Jintao der Vorname; ist wie im Lau­ fental, da heissen sie auch Cueni Thomas oder so), der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas, kürzlich das Prinzip der «harmonischen Gesellschaft» proklamiert. Das schliesst Kritik, zumal die öffentlich gemachte, an der Partei aus. Wer anderer Meinung ist, wird an den Rand gedrängt. Mit allen Mitteln. Merke: Wenn Politik ohne Öffentlichkeit Harmonie bedeutet, dann ist Harmonie eine in Watte gepackte Diktatur.

Mai 2011 Offener Blogpost an Guy Morin Lieber Herr Morin Möglich, dass Sie sich an meinen Kommentar erinnern, den ich seinerzeit zu Ihren ersten 100 Tagen im Amt als Regierungsrat geschrieben habe. Analog in der Basler Zeitung. Wenn nicht – ist auch egal. Ich habe mich damals darüber mokiert, dass Sie auch bei offiziellen Anlässen keine Krawatte tragen. Schliesslich, so meine Argumentation, seien Sie jetzt keine Privatperson mehr, sondern ein Repräsentant des Kantons. (Ich habe auch noch ein paar politische Dinge erwähnt.) Wie wir alle vor ein paar Monaten lesen konnten, holen Sie sich inzwischen Rat bei einer Stilberaterin und lassen sich, wie Sie mir unlängst gesagt haben, von Basler Schneidern einkleiden. Ich behaupte nicht, dass Sie das wegen meines Kommentars tun, trotz der hohen Wellen, den dieser damals geschlagen hat. Wie kürzlich bei einem Ihrer Kollegen auf der Landschaft die Grösse des Hemdenkragens, interessierte bei Ihnen eine Weile die Frage: Trägt er nun eine Krawatte oder nicht? Doch jetzt ist es mir eine Freude, Ihnen mitzuteilen, dass Sie wieder zu Ihren krawattenlosen Anfangszeiten zurückkehren können. Die Krawatte ist tot. Nur noch Banker und Subalterne bilden die Ausnahme der neuen Regel. Top Führungskräfte der neuen Unternehmen verzichten schlicht auf den Binder. Weisses Hemd – es darf tatsächlich ein Button down sein – und grauer Anzug ist Business genug. Am WEF wurde in den letzten Jahren die neue krawattenlose Ära gemeinsam eingeübt. Was Sie freuen wird: Nicht mal Herr Obama trägt zur Arbeit Krawatte. Wie wir diese Woche mitbekommen haben. Ich wünsche Ihnen noch viel Spass an Ihrem Amt. Herzlichst M.M.

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august 2011 Chaotische Systeme kann man nicht beherrschen

juni 2011 Frau Calmy-Rey – eine Vorreiterin Nein, dass muss man Frau Calmy-Rey lassen – in Sachen Mode erreicht die Frau Kultstatus. Heute wieder, dieses Bild von der Frauenstimmrechtfeier. Frau Calmy-Rey trägt einen türkisfarbenen Blazer, knallblaue Hosen und dazu hellbraune Wildlederstifeletten. Den Mut muss man erstmal haben, als Bundesrätin und als immerhin 66-jährige Frau. Das ist ganz grosse Klasse. Frau Calmy-Rey scheint irgendwie alterslos zu sein. Sie biedert sich modisch nicht bei der Jugend an und grenzt sich vom üblichen Altenbild ab. Ich würde mal behaupten, dass die Sozialdemokratin im Bundesrat jenen neuen Typ von 60-Jährigen plus verkörpert, der in den nächsten Jahren das Bild der neuen Alten prägen wird. In dieser Hinsicht ist Frau Calmy-Rey eine Vorreiterin. juli 2011 Kaufen wir doch mit dem teuren Franken Europa Die Idee stammt nicht von mir. Sie ist trotzdem gut. Weshalb, so meinte heute Morgen jemand am Telefon zu mir, kaufen wir mit unserem teuren Franken nicht im grossen Stil in Europa ein? Einkaufstour mit den Euro-Milliarden der Natio­ nalbank – wäre doch nicht schlecht. Konkret, meinte der Finanzmann, könnte die Schweiz einen milliardenschweren Staatsfonds in Schweizer Franken auflegen, um damit beispielsweise in Deutschland im grossem Stil Immobilien aufzukaufen oder Autobahnen in Italien, Frankreich oder Spanien. Man könnte so mit, sagen wir, einem 100-Mia.-Staatsfonds zu 1,5% den Euromarkt mit Schweizer Franken fluten. Alle wollen schliesslich ihre Euros und Dollars in Franken wechseln. Toll, macht das, kauft unsere Staatsbonds. Der Franken ginge hoch und wir würden alleine dadurch schon Geld verdienen Wir tauschen teure Franken gegen Zinsen-generierende Anlagen in ganz Europa ein. So billig wie heute war Europa schon lange nicht mehr zu haben. Und wenn wir Nachschub brauchen, drucken wir einfach neue Schweizer Franken. 44

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Die Nationalbank kämpft heute erneut verzweifelt gegen den teuren Franken an. Im Moment liegt er bei 1.04, das sind 0.01 Rappen mehr als bei der Eröffnung. Sollte es der Franken so um 15.00 Uhr herum nicht auf 1.06 schaffen, dann nämlich, wenn die Amerikaner wieder im Geschäft sind, fällt er heute möglicherweise gar unter 1:1. Dagegen gibt es keine Rezepte, weder politisch noch finanztechnisch. Es gibt nur rituelle Handlungen wie runde Tische. Bei der internationalen Finanz­ industrie handelt es sich um ein chaotisches System, dessen Verhalten sich nicht voraussagen lässt. Wer wissen will, wie dieses chaotische System gesteuert wird, soll einfach jede einzelne Meldung lesen, welche das weltweite Mediensystem heute absondert – übrigens auch ein chaotisches System. Ist das bewältigbar? Nein. Die Summe dieser Meldungen reflektiert die Gedankenlage in der Noosphäre, dem «kosmischen Membran, das sich durch die elektrische Erweiterung unserer verschiedenen Sinne rund um den Globus gelegt hat, ein technisches Gehirn für die Welt» (Marshall McLuhan). Es gibt Leute, die in chaotischen Systemen Muster zu erkennen glauben. Die geben beispielsweise gescheite Börsentypen. Gemessen an jenen, die an den Börsen in den letzten Jahren heftige Verluste eingefahren haben, sind die Gewinner der Kategorie Zufall zuzurechnen, das heisst «dem Zusammentreffen von mehreren Ereignissen, für die keine kausale Erklärung gegeben werden kann». Interpretationen nach der Gewinnmitnahme ist nichts als Gockeln. Wenn also beim Devisen- oder Börsenhandel nach all den vielen Jahrzehnten des täglichen Tuns und Analysierens noch immer kein garantiert gewinnbringendes System entwickelt werden konnte, wie will dann die Politik oder die Notenbank der Schweiz aus der gegenwärtigen Finanzkrise einen kontrollierten Ausweg finden?


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september 2011 Genderschwachsinn der Frau Professorin Gut, wir und unsere vier Kinder sind fein raus. Wir haben die Schulzeit hinter uns. Erstaunlicherweise haben sich die drei Mädchen zu tollen Frauen entwickelt, die keine Probleme damit haben, dass sie Frauen sind. Der Jüngste ist eben erst Unteroffizier der Schweizer Armee geworden und auch er hat mit seiner Rolle als Mann keine Probleme. Männer und Frauen sind verschieden. Nach einer Diskussion in der ETH, wo es um den niedrigen Anteil von Frauen im Ingenieurstudium ging, habe ich in der Bahnhofstrasse bei Franz Carl Weber einen der grössten Baukästen Stokys gekauft, den sie im Angebot hatten. Damit die Girls, statt mit Barbies Müeterlis zu spielen, auch mal einen richtigen Kran bauen. Sie schraubten sich dann Babybettli. Die Girls amüsieren sich noch heute darüber. Klar – sie haben auch jede Menge Spielzeugautos unter die Puppenstuben gemischt bekommen. Als der Jüngste drei war (das ist auch so eine Szene, die sich ins kollektive Gedächtnis unserer Familie eingeprägt hat), wurde erstmals sichtbar, wie viele dieser kleinen Spielzeugautos sich in der grossen Spielzeugkiste angesammelt hatten, versteckt unter all der Babywäsche, Barbiepuppen, Pferdchen und sonstigem Müeterliund Verkaufsladenuntensilien. Er hatte zielgerichtet alle Autos herausgeklaubt und in seinem Zimmer zu einem ziemlich grossen Parkplatz aufgereiht. Wir alle hatten bis dahin nicht gewusst, wie viele Spielzeugautos unsere Mädchen im Verlaufe der Jahre tatsächlich geschenkt bekommen hatten. Als er in den Kindergarten ging, fragte er mich, ob er sich mal den Motor unseres Autos anschauen dürfe. Mädchen stellen nun mal keine solchen Fragen. Ist das denn schlecht? Nun, wenn es nach Geschlechterforscherin Andrea Maihofer geht, dann schon. Sie sagt, liest man heute im Lokalblatt, allen Ernstes: Viele Buben werden noch sehr nach traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit erzogen. Sie werden beispielsweise bestärkt, sich zu bewegen, aktiv zu sein und weniger etwa eine gerade Linie zu ziehen oder sich still sitzend auf eine Sache zu konzentrieren. Mit dieser Erziehung werden Buben im Gegensatz zu Mädchen schlecht auf die Schule vorbereitet. Das passt für das Schulsystem nicht.

Ach ja? Nun, weder haben wir unsere Mädchen aufs Stillsitzen getrimmt, noch haben wir den Jüngsten zum Fussballspielen animiert. Die taten das einfach von sich aus. Selbst die erdrückende Frauenmehrheit im Haushalt hat ihn nicht dazu gebracht, mit Barbiepuppen zu spielen. Allerdings, da gebe ich der Geschlechterforscherin der Uni Basel recht, hätten wir die Girls zwangsweise zum Fussballspielen geschickt und ihn zum Verkäuferlisspielen verdonnert, wären alle ziemlich frustriert gewesen. So frustriert, wie es offensichtlich viele Buben in der schon seit Jahren von Frauen dominierten Primarschule sind. Vor allem in der Primar- und Sekundarschule zeigen sich Probleme bei den Buben: Sie kommen öfter in Sonderschulen, Therapieprogramme und Kleinklassen, sie zeigen mehr Auffälligkeiten im Verhalten und machen öfters schlechtere Noten. Das ist aus der Perspektive vieler Buben ein ziemlicher Hammer: Sie stellen fest, dass sie dem weiblichen Geschlecht gar nicht überlegen sind, wie viele von ihnen erstaunlicherweise immer noch oft glauben. Die offensichtlichen Probleme der Buben in der Schule kann man nicht mit Stillsitzübungen im frühesten Kindesalter ändern, sondern damit, dass wieder mehr Männer Primarlehrer werden. Und zwar nicht in Teilzeitpensen, wie dies heute bei den Primarlehrerinnen die Regel ist, sondern 100 Prozent und in engagiertem Einsatz. Unser Jüngster wird Primarlehrer und das ist nun wirklich gut.

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Steve Jobs – ein Babyboomer

Die «Bionadebourgeoisie»

Das ist wohl die Meldung dieser Nacht: Steve Jobs ist im Alter von gerade mal 56 Jahren gestorben. «Gerade mal» ist deshalb treffend, weil wir Baby­ boomer inzwischen auf eine Lebenserwartung von weit über 80 Jahre hoffen können. Und jeden Tag werden es sechs Stunden mehr. Für mich war Steve Jobs DER Babyboomer schlechthin. Zum einen haben wir das Privileg, in einer der prosperierendsten und friedlichsten Zeiten zu leben, die unser Kulturkreis je erlebt hat. Und zum anderen ist ein zentraler Impuls dieser Generation, sich das Leben so komfortabel wie möglich einzurichten, mit schier unbegrenzten, individuellen Gestaltungsfreiheiten. Design your life – was nicht gleichzusetzen ist mit protziger Völlerei. Vielmehr ist die Freiheit gemeint, sich sein Leben «reduced to the max», wie ein anderer Babyboomer dieses Lebensgefühl auf den Punkt getextet hat, zu gestalten. Steve Jobs ist das Exempel. Ein wesentliches Element im Leben der Babyboomer ist die Musik, die überall und ständig verfügbare Musik. Ich hatte einen ersten Plattenspieler gerade zu der Zeit geschenkt bekommen, als die Single ein Verkaufsschlager wurde und die Beatles ihre ersten Alben veröffentlichten. Zwei Jahre später kaufte ich mir von meinem Lehrlingslohn ein Kofferradio, mit dem unter dem Kopfkissen ich dann jeden Abend eingeschlafen bin. Mit Radio Luxemburg. Nur die spielten bis spät in die Nacht und nicht nur einmal die Woche «unsere» Musik. Mit dem 2CV kam der Kassettenrekorder und dieser ewige Bandsalat. Mit der Citroen GS der CD-Player und mit dem Saab 900 der Kassettenwechsler. Doch war man dann unterwegs nach Marokko oder nach Griechenland, war es halt immer so, dass man die falsche Musik dabei hatte. Oder der Musikvorrat zu klein. Steve Jobs hat uns von dieser objektiv vorhandenen Not erlöst. Als er den iPod lancierte, war ich einer der ersten Käufer. Die dreiwöchige Autofahrt durch Polen bleibt mir auch deshalb in Erinnerung, weil wir erstmals unsere gesamte Musiksammlung mit dabei hatten. Das iPhone war auch so ein Gerät, auf das ich schon länger gewartet hatte: Nokia plus Palm plus Garmin plus iPod waren bis zu dem Zeitpunkt eine die Hosen- und Sakkotaschen ausbeulende Schlepperei. Mit dem iPad hat er dann die kühnsten Träume eines aktiven und passiven Newsjunkies wie mich übertroffen. Ich verneige mich. Dankbar.

Der Star der Baselbieter Nationalratswahlen ist ohne Zweifel Maya Graf. Die Frau ohne Stimme, die es in vier Jahren auch spielend in den Ständerat schaffen wird, erwähne ich hier nur, weil in der FAZ diese PolitikerInnen mit dem Begriff «Bionadebourgeoisie» umschrieben werden. «Bionadebourgeoisie» – finde ich originell und treffend. «Die Grünen sind eine Partei der Satten, Saturierten und Abgesicherten, die sich einen Lebensstil leisten können, der vorrangig auf Fragen des ‹guten Lebens› abzielt: Authentizität, Selbstverwirklichung, kulturelle Reichhaltigkeit, unbedingter Schutz der Natur und der Lebenswelt.» Wir haben früher mal geschrieben, dass sich das grüne Ideal in Arlesheim erfüllt hat: Das Dorf ist Öko-, Energie-, Wollsocken-, Komposthaufen-, Kinder- und auch noch Nähkursgemeinde. Tempo 30 flächendeckend und Tempo 20 im Dorfkern, na klar doch. Und das Wasser im Schwimmbad wird nur mit Quellwasser erneuert, der WiFi-Sender des Bademeisters wird nach Protesten auf der Gemeinde von wegen Strahlensmog sofort abgeschaltet. Das ist so, weil sich hier die besten Steuerzahler der Region angesiedelt haben und sie sich all diese Selbstverständlichkeiten der Habenden selbst finanzieren. Entsprechend hoch sind die Grundstückpreise und Mieten, was selektiv wirkt. Als wäre er also in Arlesheim gewesen, trifft der Politologe und CDU-Abgeordneter in der FAZ ins Schwarze: Mittlerweile jedoch sei daraus ein eigener Lebensstil geworden. «Auf der Basis geregelter und gesättigter Lebensentwürfe wird die grüne Lebensweise zu einem Luxuslifestyle.» So falle es nur dort leicht, auf Motorisierung zu verzichten, wo es ein gutes Netz des öffentlichen Nahverkehrs gebe. Und der «demonstrative Gebrauch des Fahrrads» sei nur dort einfach, wo sich genug Geschäfte in Wohnungsnähe fänden. Und die Präferenz für gesunde Öko-Kost «ist der Lebensstil eines Milieus, das dafür auch das notwendige Kleingeld hat.» Das sind die WählerInnen, welche die (steuergeldsubventionierte) Biobäuerin aus dem Baselbiet wählen, diese Projektionsfläche der High-EndBiogemüse-KäuferInnen. Mit den Grünliberalen ist die grüne Bourgeoisie um einen bürgerlichen Ableger reicher geworden.


november 2011 Theater ohne Zukunft? Gestern waren wir im Ballett. Ziemlich spontan. Kino oder Theater, lautete die Frage. Die Plätze waren gut. Die Preise auf Berliner Niveau. Dazu noch das wenig schlechte Gewissen, dass die andere Hälfte von Basel-Stadt und noch ein klein wenig von Baselland bezahlt wird.Ich brauch’s ja nicht selbst zu schreiben, sondern kann getrost copy-pasten: Ballettchef Richard Wherlock wagt mit «3(x)» eine mutige Mischung: Er kombiniert drei Choreografien, die unterschiedlicher nicht sein könnten – gemeinsam ist ihnen, dass sie den Tänzern und Tänzerinnen Höchstleistungen abverlangen und vom begeisterten Publikum viel Applaus ernten. So war’s. Unglaublich, diese Leistung. Das ist ein Tanzabend, den man nicht nur empfehlen kann, sondern wo man feststellen muss: Wer da nicht hingeht, verpasst nun wirklich etwas. Was mich am Theater immer wieder berührt, ist dieser Luxus, dass da auf der Bühne richtige Menschen stehen. Da ist jeder Abend Premiere. Nicht wiederholbar. Auch wenn sie dasselbe Stück geben. Wir leben in dieser gesegneten Ecke des Landes, haben dieses Theater und das hat nun mal ein Niveau, das mit den Weltstadtbühnen ohne weiteres mithalten kann (wir waren kürzlich in Berlin). Die vom Theater Basel sind also noch besser als der FCB, weil die Theaterleute auch in der Endausscheidung noch mit dabei sind. Obwohl das halt ein Provinztheater ist, wo man nicht wie in Berlin so ganz für sich hingehen kann, sondern in den Pausen dauernd Leute trifft, die man kennt. Was nervt. Das wäre denn auch der Punkt zum Titel: Das Publikum. Ich würde mal locker behaupten, dass dieses, über den Daumen gepeilt, das Durchschnittsalter der Zuschauer beim Musikantenstadel erreicht, also ungefähr Mitte sechzig. Die paar wenigen unter dreissig fielen richtig auf. Und ich dachte mir, wenn das so weitergeht, dann hat das Theater wohl keine Zukunft.

Manfred Messmer gründete 1986 messmerpartner Public Relations, eine Agentur für strategische Kommunikationsberatung. Er berät Führungskräfte und Verwaltungsratspräsidenten von natio­ nal und international tätigen Unternehmen und Institutionen. Zuvor war er während Jahren als Journalist tätig, u.a. als Korrespondent in New York und als Chefredaktor zweier Wochenzeitungen. Er bloggt auf www.arlesheimreloaded.ch.

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CHARLOTTE

Oder: … und die besten Jahre kommen noch! Gehobene französische Küche, hervorragende Basler Traditionsgerichte, ein heimeliges Holzambiente – das alles hat Tradition im Restaurant St. Alban-Stübli, seit bald 100 Jahren.

In den letzten 20 Jahren untrennbar mit dem St. AlbanStübli und der geschichts- und kulturreichen St. AlbanVorstadt verbunden ist Charlotte Bleile. Die charismatische Wirtin ist mit ihrer rauen Herzlichkeit, ihrem Talent als Gastgeberin und ihren hohen Ansprüchen an sich selbst und an die eigene Küche bekannt geworden. In der Stadt, in der Region, im In- und ja, im Ausland.

Welche Ideen haben Sie in letzter Zeit umgesetzt?

Zum Beispiel Gerichte aus der Erinnerung unserer Gäste neu kreiert. Sebastien Thiebaud, mein exzellenter Koch, nimmt die Ideen auf, kocht und zelebriert sie neu. Spannend. Dann haben wir natürlich unsere speziellen Highlights wie den Spargelschmaus à discretion, den italienischen Abend oder die Edelsäulimetzgete. Und im Advent sind wir ja bekannt für unsere wunderCharlotte Bleile, das St. Alban-Stübli feiert bald seinen 100. Geburts- schöne Weihnachtsdekoration. tag, Sie wirten schon seit fast 20 Jahren in diesem stimmungsvollen Altbau und vor allem: Sie tun dies erfolgreich! Wird das 100-jährige Bestehen des Restaurants St. Alban-Stübli Charlotte Bleile: Ja, danke, das ist so und dieser gefeiert? Erfolg ist für mich und mein Team ein verdientes Geschenk, hart, aber lustvoll erarbeitet mit Leidenschaft Sicher doch! Wer im ersten Quartal des Jubiläumsund stetem Qualitätsdenken. jahres 2012 für ein gediegenes Nachtessen zu uns kommt, dem offerieren wir zum Apéro ein Glas Laurent-Perrier. Aber eigentlich bin ich ja immer in guter … auf der Grundlage Ihrer Philosophie, die sagt «Wer klein ist, muss Stimmung, meine Gäste wissen das, auch jetzt, im 99. doppelt so viel leisten, um im Markt bestehen zu können»? Jahr des St. Alban-Stübli…

Genau. Und deshalb ist es mein Ziel, unser gemütliches Ambiente, die gute Gastronomie und eine warmherzige Gastfreundschaft permanent im Einklang zu halten. Ich bin ein Mensch, der immer offene Augen, offene Ohren und ein feines Sensorium für neue Inspirationen hat. Stillstand ist das Schlimmste was einem Unternehmen passieren kann, aber da müssen Sie bei Charlotte keine Angst haben.

Und wie sehen die nächsten 100 Jahre aus? Prima. Grossartig. Kürzlich lasen an einem privaten Anlass in unserem Restaurant zwei Handanalytikerinnen den Gästen und mir aus der Hand. Seit diesem Tag mache ich mir erst recht keine Sorgen mehr, weder um das St. Alban-Stübli noch um mich.

Ihr in Basel – nein, was schreib’ ich – ihr weltweit beIch warte auf das Bleile-Lachen. Und da kommt es kanntes heiser-herzliches Lachen erfüllt die Gaststube. schon. Einfach zu Herzen gehend.

1. Laurent-Perrier, Sébastien Thiebaud, Charlotte Bleile, Frédéric Marcon, Marc Stocker, Christiane Flemming, Thurai, Mathias Nydegger (v.l.).

www.st-alban-stuebli.ch Restaurant St. Alban-Stübli Charlotte Bleile St. Alban-Vorstadt 74 4052 Basel T 061 272 54 15 / F 061 274 04 88

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1. Thomas Schneeberger und Sonja Cecere haben aufgrund ihrer beruflichen Erfahrung eine ganzheitliche Ansicht über den Immobilienmarkt.

Immobilien ad Optimum

Immobilienmanagement ist gerade für KMU häufig undurchsichtig, komplex und teuer. Bei smeyers übernehmen Profis sämtliche Disziplinen von der Recherche bis zum Verkauf und steuern Immobilienprojekte zielgerichtet. Der Gewinn: Zeit und Geld.

Dass Immobilien nicht mobil sind, erklärt sich im Namen, der Markt bewegt sich jedoch rasant. Eine Dynamik, die nicht nur Erfahrung und gut vernetztes Profiwissen erfordert, sondern auch nach optimierten Prozessen verlangt, um Kosten und Ressourcen effizient zu bewirtschaften. Es ist wie in jeder Disziplin: Wer untrainiert einen Marathon laufen will, wird kaum als Erster das Ziel erreichen, nur Profis schaffen es ganz nach vorne. Das Immobilienmanagement-Unternehmen smeyers, mit Filialen in Basel, Luzern und Zürich, deckt sämtliche Disziplinen ab, bietet Lösungen von der Recherche bis zum Verkauf aus einem Guss und hat mit smasters ein innovatives System entwickelt, das Immobilien-Portefeuilles schnell analysiert und Varianten zu Werterhalt und -steigerung aufzeigt. Durchgängige, individuelle Lösungen von der Idee bis zum Abschluss – Sonja Cecere und Thomas Schneeberger von der Basler Dependance erklären für Best of Basel, worauf es im Immo-

bilienmanagement ankommt. Beide haben ihre Wurzeln in der Architektur und haben deshalb eine ganzheitliche Sicht auf den Markt und seine Anforderungen. Was umfasst das Immobilienmanagement, wie es smeyers anbietet? Thomas Schneeberger: Immobilienmanagement wird nicht überall gleich verstanden. Bei smeyers legen wir Wert darauf, generalistisch alles abzudecken: Wir vermieten, verkaufen, kaufen, vermarkten, vermitteln und bewerten. Mit einem Verkaufsinserat ist es ja nicht getan – wir machen auch Machbarkeitsstudien, führen Kaufprüfungen durch oder machen Situations- und Marktanalysen für geplante Projekte und arbeiten die recherchierten Daten für den Kunden so auf, dass er eine gut strukturierte, klare Entscheidungsgrundlage hat. immobilien

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Welche Vorteile ergeben sich durch eine Gesamtlösung für den Kun- um Projekte sinnvoll im Markt zu positionieren. den? T.S.: Lösungen aus einem Guss sind effizienter, was Prozesse und somit letztlich auch Kosten optimiert. Der Immobilienmarkt ist gross, komplex und entwickelt sich stetig, das kann schnell zu Intransparenz und unnötigen Umwegen führen. Gerade Privatpersonen und kleinere Unternehmen stehen schnell vor grossen Hürden, die sie selbst gar nicht beseitigen können. Es wichtig, dass man das Ziel im Visier hat und weiss, wo und wie ein Objekt positioniert ist. Aber dafür muss man den Markt kennen. Was meinen Sie damit? T.S.: Wenn wir ein Projekt übernehmen, stellen wir nicht nur die Frage nach dem Problem, das es zu lösen gibt, sondern auch nach dem Ziel, das es zu erreichen gilt – eine bestimmte Kaufklientel anzusprechen beispielsweise einen bestimmten Verkaufstermin zu erreichen oder einen vordefinierten Gewinn zu erzielen. Ein Immobilienprojekt kann ganz verschiedene Ziele haben und wir steuern es bewusst dorthin, wo es der Kunde wünscht, setzen unsere Erfahrung aber auch beratend ein,

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Sind Sie spezialisiert? Beispielsweise auf Privat- oder Firmen­ objekte? Sonja Cecere: Nein, das Spektrum umfasst die ganze Palette des Immobilienmarktes für Projekte jeder Grösse und Art. Beispielsweise werden wir mit der Aufgabe betreut, eine neue Wohnüberbauung zu vermarkten und die einzelnen Privatwohnungen zu verkaufen. Oder eine Firma hat ein grosses Büro-Neubaukonzept im Sinn und möchte von uns eine Analyse, ob und wie dies realisierbar ist. Aber wir verkaufen auch bestehende Mehrfamilienhäuser oder Privathäuser, vermitteln Gewerbeobjekte oder bewerten und verkaufen Bauland. Das klingt, als hätten Sie ein riesiges Team aus Spezialisten. Wie schaffen Sie es, in allen Sparten so kompetent aufzutreten? S.C.: Wir haben den Vorteil, dass smeyers aus verschiedenen Immobiliendienstleistern hervorgegangen ist, deshalb können wir auf einen sehr breiten, umfassenden Erfahrungsschatz zurückgreifen. Unser Team hat zusammengerechnet 100 Jahre Erfahrung in sämtlichen Bereichen der


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2. Sonja Cecere und Thomas Schneeberger: «Wir beherrschen und bieten sämtliche Disziplinen des Immobilienmanagements an.» 3. Geschäftshaus im Paulusquartier. 4. Anwesen mit Baulandreserve in Aarau. 5. Wohnüberbauung in Allschwil. 6. Neubauprojekt in Binningen.

aufgezeigt und man erkennt sofort, wenn Handlungsbedarf besteht. Verschiedene Kriterien?

T.S.: Merkmale wie Lage, Alter, Zustand oder Mietertrag einer Immobilie, aber auch Marktmietenkonformität oder Wertsteigerungspotenzial Branche. Wir haben für jedes Problem einen Spe- werden analysiert. Die Ergebnisse sind nicht nur zialisten, sind ein eingespieltes, motiviertes Team für die eigene Bilanz von Bedeutung, sondern auch bei Kreditbeschaf­fungen, Kooperationen, Unterund gut vernetzt in der Branche. nehmenskäufen oder -verkäufen und privaten Erbfragen sehr hilfreich. Und speziell für KMU haben Sie das Konzept smasters entwickelt? T.S.: smasters ist ein Analysesystem zur strategischen Entwicklung des Liegenschaftsbestandes. Klingt gut, aber was steckt genau dahinter? T.S.: Liegenschaften sind ja letztlich Finanzwerte, deren Wert und Ertrag möglichst hoch gehalten werden soll. Ein Aktienportfolio lässt man auch nicht einfach links liegen und wundert sich dann, wenn man Geld verliert. smasters analysiert den Immobilienbesitz mittlerer bis grosser KMU nach verschiedenen Kriterien und zeigt je eine risiko-, eine rendite- und eine liquiditätsoptimierte Variante auf. Damit werden Chancen und Gefahren

www.smeyers.ch info@smeyers.ch smeyers AG Dornacherstrasse 230 4053 Basel T 058 322 88 60 immobilien

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1. Karl Brüggemann, Geschäftsleiter der Käfer Schweiz AG: «Die neue Produktionsküche ist das Herz unseres Engagements in Basel.»

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«Wir übernehmen ab 2012 die Gastronomie im Messezentrum Basel», freute sich der Gastronom Michael Käfer Ende 2010 im Magazin BEST OF MÜNCHEN. Inzwischen hat Karl Brüggemann, der Geschäftsführer der in Basel gegründeten Käfer Schweiz AG, mit hohem baulichem und organisatorischem Tempo die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Markteintritt geschaffen.

Wir treffen Karl Brüggemann in den imposanten Räumlichkeiten der Produktionsküche von Käfer, dem Herz des Unternehmens, welche zurzeit am Ort des ehemaligen Restaurant L’Entrée, in der Messe Schweiz eingerichtet wird. Von hier aus passiert alles: Bestellungen, Anlieferungen, Produktion und Auslieferung für alle Bereiche, die Käfer in grosser Vielfalt und mit seiner enormen Erfahrung anbieten wird. Das Investment von Käfer ist gross, alle Geräte auf dem neuesten technischen Stand und die Planung mit Blick auf die höchsten Qualitäts- und Hygienestandards ausgerichtet. Karl Brüggemann, der von München nach Basel («saugerne») versetzte Familienvater mit langjähriger Hotelerfahrung als Resident Manager im «Vier Jahreszeiten» und als Geschäftsführer der Käfer Service GmbH in München, erklärt ruhig und für den Laien verständlich die einzelnen Abläufe. Man spürt sofort den internationalen Touch, das Selbstbewusstsein, das Knowhow des KäferStatthalters, ohne dabei auch nur einen kleinen Anflug von Arroganz zu erkennen. «Wir wissen, was wir können, aber wir wissen auch, dass wir hier niemandem etwas zu erklären haben und schon gar nicht erklären müssen. Die GastronomieStandards in der Schweiz sind hoch und deshalb sehen wir uns auch nicht als inskünftigen Domi-

nator, sondern als optimale Ergänzung im Bereich der Feinkost und Gastronomie, um dem neuen Gesamtbild der Messe Basel und dem hiesigen Cateringwesen einen Feinschliff zu verleihen. Keine Angst, als deutscher Eindringling in einem gesättigten Markt wahrgenommen zu werden? Karl Brüggemann: Nein, aus einigen Gründen. Erstens (und er schmunzelt) spüre und weiss ich, dass man als Bayer, als Münchner erst recht, in Basel ganz gerne gesehen und aufgenommen wird. Wir haben einen ähnlichen Humor und Charme, eine mediterrane Ader und eine gewisse Leichtigkeit, die sich vom sonst hier gängigen Image des etwas sturen Deutschen abheben. Ich denke, diese Sympathie ist beidseitig. München und Basel – das passt einfach. Zweitens bringen wir unser Knowhow zwar aus München mit, die Käfer Schweiz AG ist aber ein Schweizer Unternehmen mit dem Basler Verwaltungsratspräsidenten Peter A. Zahn an der Spitze und mit hier in Basel rekrutierten Mitarbeitenden. Bis 2013 werden dies rund 150 Leute sein, dazu kommen je nach Bedarf 200 bis 300 Projekt- und Event-bezogene Aushilfskräfte. Wir sind also auch ein respektabler Arbeitgeber und dazu bekannterGOURMET

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2.– 5. Käfer Catering. Oder: wenn Bilder für sich selbst sprechen.

se Zusammenarbeit liegt uns, liegt mir sehr am Herzen. Ich bin überzeugt, dass wir zusammen ein wunderbares Niveau in den Bereichen Service und Qualität erreichen werden. Und dann kommt ja bald auch das Restaurant zur Realisation, mit dem Sie die Basler am ehesten und vor allem tagtäglich berühren und bestenfalls begeistern können?

massen ein sehr verlässlicher. Die Verantwortlichen der Messe Schweiz haben uns natürlich über Ja, das Käfer-Restaurant! Hier wird sich ab die Jahre beobachtet und wissen, was sie an uns 2013 die Philosophie von Käfer täglich widerhaben werden. spiegeln. Das Restaurant wird unsere Visitenkarte sein im Alltag der Menschen hier. Man wird die kulinarische Vielfalt und den Qualitätsanspruch Und drittens? hautnah verfolgen können. Ich denke, dass wir auch mit der unterverpachteten Gastronomie in der Messe Halle 2 Sympathie generieren werden. Hier möchten wir demonstrieren, wie sehr wir die regionalen Anbieter und Gastronomen schätzen. Sie werden eingebunden in unser übergreifendes Gastronomie-Konzept, können aber ihre individuellen Stärken beweisen und unser Angebot hervorragend ergänzen. Die58

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Wie darf man sich das vorstellen? In einem Satz: eine authentische Küche der Region, gepaart mit Gaumenfreude aus der ganzen Welt, eine ‹Cuisine des Alpes›! Die Einrichtung werden wir wie in unserem Stammhaus in München kreieren; einen alpenländischen Stil, durch-


6. Das Käfer-Stammhaus und seine Gourmetküche in der Prinzregentenstrasse gelten seit Jahrzehnten als Treffpunkt Nummer eins in München.

setzt mit modernen Wohlfühl-Akzenten, die Behaglichkeit schaffen. Selbstverständlich werden wir uns nach den Wünschen und Bedürfnissen der Gäste und hiesigen Mentalität richten. Es wäre ein Fehler, hier dem Gast etwas aufzudrücken, was er nicht haben will. Wir haben ja bereits Erfahrungen gemacht als Caterer der Swiss Indoors und sind nun ständig daran, unserer Konzepte zu verfeinern, auch für die Swissbau, die Baselworld, die ART und das Basel Tattoo, die wir ja alle neu zu unseren Kunden zählen dürfen. Konzepte wie an der Fussballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland, als sie 174 000 VIP-Gäste verpflegen durften, oder die 40 000 Gäste der 15. Asian Games in Doha, wo Sie das Equipment mit zwei Boeing-747-Frachtern hinfliegen mussten?

(lacht) Nein, das waren ganz andere Sphären und übertreffen alles Sonstige. Umso schöner ist aber, dass wir uns immer darauf besinnen, dass Käfer 1930 ein kleines Kolonialwarengeschäft war und dass wir auch heute noch im kleinen Delikatessenshop in Einkaufszentren, an gediegenen Events oder in einem vier Quadratmeter grossen mobilen Nischenstand an einer Messe beweisen wollen, dass der Erfolg nicht auf Umsatzahlen und Gigantismus beruht, sondern auf kleinen Details, unserer Maxime «Qualität aus Leidenschaft» sowie vor allem auf jedem einzelnen Mitarbeitenden, der diese Philosophie mitträgt.

www.kaefer-schweiz.ch Käfer Schweiz AG Riehenring 118 4059 Basel T 058 206 38 01 / F 058 206 38 99 info@kaefer-schweiz.ch

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LUDWIG HASLER

Die Kulisse ist das halbe Theater. Wie Architektur Menschen formt.

Zum Beispiel «Stuttgart 21». Massenhaft Menschenseelen überhitzen sich gegen ein Bahnhofprojekt, obwohl das architektonisch allerlei zu bieten hat (die wunderbar lichtdurchflutete Halle), auch städteplanerisch (den vitalen öffentlichen Bezirk). Was also nervt die Leute? Nicht die Ästhetik, nein, sie glauben vielmehr, dass hier komplett an ihren Bedürfnissen (aber auf ihre Kosten) vorbeigeplant werde. Ein technischer Selbstzweck. Ein architektonischer Ölgötz. «Stuttgart 21» ist nur der aktuellste Fall für moralische Aufladung der Debatte um Architektur. Diese Aufladung hat ihren guten Grund: Sie diskutiert Architektur gar nicht architektonisch, für sie ist Architektur – ähnlich wie Schule – ein Objekt, an dem Weltbilder aufeinanderprallen. Das heisst, es geht in Architekturdebatten dann nicht um den ästhetischen Dissens, eher um den Streit gesellschaftlicher Selbstverständnisse. Architektur drückt (wie Schule) öffentlich aus, wie eine Gesellschaft sich versteht. Wie wir bauen, zeigt, was uns wichtig ist und was wir wollen. Und was nicht. Es geht ums weltanschaulich Eingemachte. In der gebauten Form werden die konkurrierenden Vorstellungen viel greifbarer als in rein abstrakten Argumenten. 60

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Man glaubt gar nicht, was Architektur mit Menschen anstellt. Ich habe vor Monaten die oberste Etage unseres Hause renoviert, neue Holzböden, diese wunderbare helle Eiche – das genügte, mein Leben zu verändern. Ich latsche nicht durch die Räume, ich betrete sie elegant, beschwingt, ich fühle mich verwöhnt, bin gleich inspiriert, arbeite fantasiereicher, auch ausdauernder, weil ich praktisch nie mehr fernsehe, der Schrott am Bildschirm passt einfach nicht zum Stil der Böden. Neue Böden, neues Leben. Besseres Leben. Intensiver, produktiver, vergnügter.

«Wir brauchen ein Bauprogramm. Ein Bauprogramm zur Belebung der Sinne.» Nun stellen Sie sich vor: Alle Menschen in und um Basel fänden sich ähnlich verwöhnt – mit anregenden Wohnungen, Arbeitsplätzen, Flanierräumen. Was würde passieren? Der Aufschwung. Sie wissen, aus der Krise schaffen wir es nicht allein mit aberwitzigen Konjunkturprogrammen. Dazu brauchen wir Menschen, Typen, helle, wache, vife, starke, ideenreiche, zupackende. Wie kriegen wir die? Via bundesrätlichen Appell? Über die hochethische Aufforderung, fürs Gemeinwohl in die Hände zu spucken? Vergessen Sie es. Funktionieren Menschen vielleicht über den Verstand? Wäre mir neu. Wir brauchen ein Bauprogramm zur Belebung der Sinne. Zu teuer? Mag sein. Aber man muss schon wissen, was man will: prosperieren – oder sparen. Von Architekten wie Handwerkern höre ich: Bauherren, Investoren wollen das Bauen partout billiger, anspruchsloser. Nach dem Motto: Warum soll man auch noch Architekten fürs Denken bezahlen, wo doch Stahl und Zement schon teuer genug sind? Solch ein Banausentum wirkt sich nicht nur auf Architekten verheerend aus, auch auf den Zustand der Gesellschaft. Es ist anderswo schlimmer, siehe Deutschland, Italien, in der Schweiz entwickelt sich seit Jahren eine erstaunliche Baukultur, gerade in der Region Basel. Doch immer noch bestellt man Rendite statt Baukultur. Springt nebenher, zum selben Preis, noch Kultur heraus, auch gut, ist aber nicht direkt beabsichtigt.

Schlecht für Architekten. Schlecht für die Gesellschaft. Denn: Bauhüllen machen Menschen. Wie Menschen wohnen, arbeiten, sich vergnügen, das bestimmt ihre Haltung, ihre Aufmerksamkeiten, ihre Bereitschaften. Wer somit an aufgeschlossenen, willigen, engagierten Leuten interessiert ist, stellt ihnen lichte, befreiende Hüllen hin. Und wer kann daran nicht interessiert sein? Investoren, Kommunen, Unternehmen? Die sind doch darauf angewiesen, dass es vorwärtsgeht. Vorwärts geht es nicht mit miesepetrigen, eingehäuselten, verspiesserten Leuten. Sehen Sie die Logik? Sie läuft auf das hinaus, was ich den «reziproken Egoismus» nenne: Es geht mir glänzend, wenn es allen um mich herum gut geht. Also versuche ich die anderen in Form zu bringen, dann laufe ich in Hochform auf – nicht aus schierer Menschenliebe, sondern aus wohlverstandenem Eigennutzen. Genau so läuft Wirtschaft. Sie wollen doch alle mit Vergnügten, Produktiven, Gutverdienenden ins Geschäft kommen. Also schaffen Sie den Leuten die Bedingungen dazu. Machen Sie sie nicht klein, nicht muffig, nicht stumpfsinnig. Das richtet sich am Ende nur gegen Sie selber. Meine Titelmelodie: Die Erotik der Kulisse. Wie Architekten Menschen formen. Kennen Sie Oscar Wilde? Kein Architekt, ein Intellektueller bloss, ein exzentrischer Ästhet. Der wurde mal gefragt: Was glauben Sie, Mister Wilde, warum ist Amerika ein derart gewalttätiges Land? Darauf er: Weil die Amerikaner so hässliche Tapeten haben. Genial. Der Mensch ist nicht von Natur aggressiv oder charmant oder klug oder doof. Nein, Menschen entwickeln sich durch Anpassung an Aussenreize. Sagen sogar Psychologinnen. Wir richten uns nach den Aussenreizen. Nach den Tapeten, den Kulissen. Wirken die Tapeten animierend, laufen wir in Hochform auf. Wirken sie sinntötend, schrumpfen wir – oder rasten aus. Schliesslich sind wir keine reinen Geister, sondern Sinneswesen. Also kommt alles drauf an, wie unsere Sinne gefüttert, gelenkt, im besten Fall verzaubert werden. Sie glauben es nicht? Dann schauen Sie sich dieses Beispiel an: Martina Hingis, das ist ein paar Jahre her, experimentierte erotisch erst mit Männern der eigenen Branche, bis sie auf Sergio Garcia fiel – und fand: Golfspieler sind bessere Liebhaber als Tennisspieler. Das hätte ihr meine Tapeten-Theorie gleich sagen können. Denn: Tennisspielern fehlt das erotische Training. Dreschen im KOLUMNE

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stets gleichförmigen Geviert mit dem immer selben Schläger den Ball mal in die eine, dann in die andere Ecke, entwickeln so null Anschmiegsamkeit an landschaftskörperliche Unebenheiten. Tennisspieler kämpfen stur gegen den Gegner, Golfer mit dem Gelände, sie umspielen die kapriziöse Hügeligkeit eines Landschaftskörpers. Da hat plumpe männliche Direktheit keine Chance, da ist Eleganz gefragt, die sich – zwischen Erhebungen und Feuchtgebieten – geschmeidig bewegt. Golfspieler brauchen ein untrügliches Auge für Distanzen. Natürlich träfen auch sie am liebsten auf Anhieb ins Ziel, doch sie wissen definitiv, es ist nur in Etappen zu erreichen. Etc. Das Beispiel gefällt mir, man kann sich die Sache so kinderleicht vorstellen. Auch wenn sie auf Martina Hingis gar nicht zutrifft. Wechselte sie doch nach dem Golfer Garcia schnurstracks zum Tennisspieler Stepanek. Aber spricht das gegen meine Theorie? Hingis spielt Tennis. Jetzt zu Ihnen, Architekten, Baufrauen, Bauher- ren, Kreditbankern. Sie sind die Kulissenbauer unseres Lebens, des privaten wie öffentlichen. Und weil die Kulisse schon das halbe Theater ist, entscheiden Sie weitgehend, in welchem Theater wir spielen: in einem stickigen Trauerspiel, in einem spiesserhaften Schwank – oder in einem animierenden Lustspiel.

«Architektur: Das ist schiere Nötigung. Türmt sich vor uns auf. Streckt sich vor uns hin.» Ob Bauunternehmer, Bauherrin, Architekt, Stadt- planerin: Ihre Kunst ist mit keiner anderen vergleichbar. Schon weil Baukunst die aufdringlichste aller Künste ist. Wer Pipilottis sensationelle Videos nicht mag, muss nicht ins Museum. Wer Brahms nicht liebt, braucht nicht hinzuhören. Wer meine Texte nicht schätzt, kann sie ignorieren. Lauter Angebote, nichts als Offerten, à prendre ou à laisser. Architektur dagegen: Das ist schiere Nötigung. Türmt sich vor uns auf. Streckt sich vor uns hin. Versperrt den Weg, verwehrt die Sicht. Ödet uns an – oder öffnet uns die Augen. Stumpft uns ab – oder lässt uns tanzen. Nun können Sie natürlich sagen: Sorry, der Boden 62

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gehört mir, also kann ich darauf bauen, was ich will. Sollten Sie besser nicht sagen. Der Boden mag Ihnen gehören, aber nicht der Raum. Sie bewirtschaften ja nicht bloss den Boden, Sie verbauen die Luft. Und die gehört uns allen. Sie fassen den Raum – und er umfasst uns alle: als Lebensraum, Arbeitsraum, Erholungsraum. Wir fixieren heute zu sehr Prestigebauten, die Stars der Branche. Man will unverwechselbare Bauten, die einen krachenden Auftritt hinlegen. Das BMW-Werk in Leipzig, Zaha Hadid, schon gesehen? Das Porsche Museum in Stuttgart? Waghalsige Plastiken, mächtig schwebend, verschachtelt dekonstruktiv, elektrisierend schön auch, wie Herzog & De Meurons Konzertschiff in Hamburg. Architektur mit dem «Wow!»-Faktor. «Ikonisches Bauen», «Signet-Architekturen» sollen so identitätsstiftend und unvergleichlich sein wie eine persönliche, charaktervolle Unterschrift. Der Bau ist das Ereignis, die Baukultur ist die der Eventgesellschaft. Wow eben. Wann immer ich so einen Paradiesriesenvogel sehe, denke ich an die Statiker; die kamen sicher an den Rand des Nervenzusammenbruchs. Das Problem aber ist ein anderes: Was machen wir mit den Kolossen, wenn Renditeverfall, Zukunftsangst und Identitätskrise weiter ineinanderfallen? Die extrem teuren Vorzeigebauten sind zumeist autistischer Natur, sie fühlen sich keiner Geschichte und keinem Ort verpflichtet. Sie können selten in Würde altern und sind wegen ihrer hochspezifischen, möglichst skulptural wirkenden Architektur auch nicht umfunktionierbar. Es sind Dinosaurier – vom Aussterben bedroht. Ist vielleicht gar nicht schlecht. So kapieren wir wieder: Baukultur ist alltägliches Bauen. Und alltägliches Bauen heisst: Menschen formen. Die Art, wie Architektur Räume fasst (drinnen wie draus­ sen), diese Art bestimmt auch unser aller Form, die private wie gesellschaftliche; bringt uns in Form oder ausser Fassung, macht Individuen und Gesellschaft gefasst (also zivilisiert) oder haltlos (also barbarisch). Das Gebaute ist nicht bloss Raumhülle, worin jeder und jede nach eigener Façon selig werden kann, oder stupid. Das hiesse die Kommunika- tionskraft ausgebauter Räume sträflich verkennen. In Wirklichkeit steckt jeder Raum voller Botschaften. Diese Botschaften leiten bewusstlos die, die sich ständig darin und darum herumbewegen. Wie


sollten wir in öden öffentlichen Räumen gesellige Stadtbürger werden? Wie sollten wir in der muffigen Enge von Mietwohnungen, denen man die Kosten ansieht, die beim Bauen gespart wurden, offene Zeitgenossen werden? Menschen sind, wie gesagt, keine souveränen Geister. Wir spuren. Umso wichtiger sind die Vorspurer. Sie, die Bauprofis, verantworten die Spuren. Ob Sie wollen oder nicht: Sie formen stets mit am Selbstverständnis menschlicher Existenz. Sie formen mit am Verständnis demokratischer Gesellschaft. Sie formen, ob Sie wollen oder nicht, ein Treibhaus für Fantasie und Begegnung – oder ein Krankenhaus für Verkümmertheit und Einsamkeit. Kurz: Sie basteln dauernd am Gehäuse humaner Lebensart. Wissen Sie das? Reizt Sie das? Es ist nicht damit getan, irgendwo im Leitbild den Satz fallen zu lassen: Im Mittelpunkt steht der Mensch. Ein hübscher Satz. Leider auch ziemlich hohl. Der Mensch im Mittelpunkt – und nicht die Rendite. Und nicht die Technik. Und nicht die Mode. Okay. Nur: Erstens glaubt das eh keiner. Zweitens: Wie stellen Sie sich den Menschen vor, der da im Mittelpunkt steht? Darum mein Vorschlag: Nehmen Sie Ihren Architektur-Job erotisch. Erotik ist was anderes als Bedürfnisbewirtschaftung. Nicht bloss abchecken: Wie viele Quadratmeter braucht so ein Idiot zum Schlafen, Essen, Fernsehen? Sondern: Was braucht so ein Idiot, um vielleicht keiner mehr zu sein? Das wäre erotische Baukunst. Früher sagte man: Wer gut Klavier spielt, hat Glück bei den Frauen. Glaube es auf Anhieb, ich spielte nur Geige. Warum hat der Pianist Glück bei den Frauen? Er entlockt ihnen Töne, auf die sie von selbst nie kämen, es sind ihre Töne, nur halt verstummt, verschüttet, klanglos. Der Pianist rührt daran, weckt in ihnen den Glauben ans eigene, bessere, intensivere Leben. Dafür lieben ihn die Frauen. Sie lieben nicht ihn, sie lieben ihr eigenes, in der Musik entdecktes Leben. Könnten Sie sich so etwas für sich vorstellen? Bauleute als Pianisten? Der Bau wie Musik, nicht bloss als Unterkunft für primäre Lebensbedürfnisse. Eher als Animierbetrieb für schlummernde Höhenflüge. Die Wohnung, der Arbeitsplatz als Stimulanz. Als Anreiz, endlich mal was zu tun statt zu glotzen, zu denken, selber zu denken, zu handeln. Architektur nicht nur als Dienstleistung für elementare Bedürfnisse. Eher als Lebensleistung: den

Leuten ein paar Möglichkeiten herauskitzeln, sie an ihre verschlafenen Träume erinnern. Wäre das ein Job. Mehr als ein Job: Sinn-Handwerk. Professionelle Verführung. A la mittelalterliche Legende von den drei Steinmetzen: Jeder wird gefragt, was er da tue. Der Erste: Ich haue Steine. Der Zweite: Ich verdiene da mein Geld. Der Dritte aber: Ich baue mit an der wunderbaren neuen Kathedrale unserer Stadt. Ich muss Ihnen nicht sagen, welcher von den Dreien der tüchtigste Steinmetz war – und der glücklichste Mensch. Keiner wird glücklich, der sich nur um seine eigene Bilanz kümmert. Banaler noch: Wer sich nur um seine eigene Bilanz kümmert, kümmert sich miserabel um seine eigene Bilanz. Der «reziproke Egoismus»! Nur wer andere bereichert, wird selber reich. Manchmal sogar pekuniär. In jeder anderen Hinsicht sowieso: Ich lebe doch klar intensiver und angeregter, wenn die um mich herum vergnügt und wach und interessiert leben.

Dr. Ludwig Hasler, Publizist und Philosoph, lebt zwar nicht in Basel, aber immerhin in Zollikon. KOLUMNE

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1. Zwei Autoliebhaber: Die beiden Geschäftsführer der Emil Frey AG in der Region Basel, Heinz Grüninger (Autowelt Basel-Dreispitz) und Steven Schenk (v.l.) (Autocenter Münchenstein).

VIELFALT ALS ANREIZ

Die Emil Frey AG ist im Raum Basel mit zwei Autohäusern vertreten. Die Synergien zwischen den beiden Standorten sind optimal, wird doch in grosszügigen und in feinen, stilvollen Räumen eine faszinierend breite Palette attraktiver Marken präsentiert.

Als sich der Mechaniker und Rennfahrer Emil Frey im Jahr 1924 im jungen Alter von 26 Jahren mit einer Autogarage selbstständig machte, hätte er sich wohl niemals träumen lassen, was sich dereinst aus seinem Unternehmen entwickeln würde. Die Emil Frey-Gruppe besteht mittlerweile aus 32 Garagen in der ganzen Schweiz sowie Importbetrieben, Finanzierungsgesellschaften und Unternehmen im Dienstleistungssektor. Ein 1935 von Emil Frey verfasster Kundenbrief stellt auch heute noch das Credo des Unternehmens dar: Qualität und Service zu fairen Preisen sowie prompte und gewissenhafte Betreuung der Kunden. In der Region ergänzen sich die beiden Autohäuser der Emil Frey AG in idealer Weise durch einen Markenmix, der mit Blick auf Design, Typus, Motorisierung und Budget keinen Wunsch offen lässt. Geführt werden die beiden Unternehmen von zwei Persönlichkeiten und Autoliebhabern, deren Anspruch es in erster Linie ist, ihren Kunden das richtige, das passende, das für den Kunden authentische Auto zu verkaufen. Wir haben uns mit Heinz Grüninger von der Autowelt Basel-Dreispitz und mit Steven Schenk vom Autocenter Münchenstein unterhalten:

konkurrenzieren wir uns in keinster Weise, da wir unterschiedliche Automarken führen. Steven Schenk: Verglichen mit der Autowelt sind wir in Münchenstein klein und fein. Das kommt edlen Marken wie Jaguar und Range Rover zugute. Dazu passt auch, dass wir für unsere Kunden stets einen Mehrwert kreieren wollen, über den Autokauf hinaus. Sei es mit Inhouse-Anlässen, GolfTurnier, Fahrtrainings oder Werksbesichtigungen. Welche Automarken liegen Ihnen besonders am Herzen? H.G.: Die Marke, die bei uns die meiste Fläche belegt und für den grössten Umsatz sorgt, ist eindeutig BMW. MINI wiederum ist sehr beliebt bei Kundinnen und einer jungen Klientel. Ich persönlich bin angetan von den neuen, recht kantigen Modellen von Cadillac und der ultimativen Corvette. Diese Amerikaner spielen technologisch ganz vorne mit und können durchaus mit der europäischen Konkurrenz mithalten. Sehr wichtig sind auch die japanischen Marken Toyota und Lexus. Und gespannt sind wir alle auf den Fisker Karma, der demnächst ausgeliefert werden soll.

Herr Grüninger, worin unterscheidet sich Ihre Autowelt in Basel … Fisker Karma? von Steven Schenks Autocenter in Münchenstein? H.G.: Die Marke Fisker wurde in den USA Heinz Grüninger: Die Autowelt Basel-Dreispitz gegründet. Der Fisker Karma ist ein viertüriger macht ihrem Namen alle Ehre – sie ist viel grösser Sportwagen mit hybridem Antrieb. Er verfügt und beschäftigt mehr Mitarbeitende. Trotzdem über einen sogenannten Range Extender, einen 64

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2. Der neue Range Rover Evoque. 3. Der erste rein elektrisch angetriebene Sportwagen: Fisker Karma.

Verbrennungsmotor, der den Elektromotor speist offizielle Servicestelle. 48 Mitarbeitende sind bei und die Reichweite auf über 480 Kilometer uns angestellt. verlängert. Er dürfte unser Bild vom Sportwagen auf den Kopf stellen. Welche Bedeutung hat das Auto für Sie privat? Steven Schenk, haben Sie auch einen solchen Joker? St.S.: Ja, bei uns ist soeben der neue Range Rover Evoque eingetroffen. Der erste Range Rover kam 1970 auf den Markt und war der erste Vertreter dessen, was man heute SUV nennt. Der Evoque könnte das Bild des modernen Stadtvehikels revolutionieren. Er ist kompakt, jung und dynamisch und hat trotzdem den Style und die Klasse eines echten Range Rovers.

H.G.: Meine Frau und ich sind begeisterte Reiter. Um den Pferdeanhänger zu ziehen, benötigen wir natürlich ein kräftiges Auto. Deshalb fahre ich privat einen BMW X5. St.S.: Wir fahren den erwähnten Range Rover Evoque. Da hat die ganze Familie inklusive Kinderwagen genug Platz – und er gefällt meiner Frau besonders gut.

www.emilfrey.ch Emil Frey AG

Welche Marken vertreten Sie in Ihren Häusern? H.G.: Wir vertreten hier neun Marken, die alle sauber voneinander getrennt sind: BMW, Cadillac, Chevrolet, Corvette, Daihatsu, Lexus, MINI, Toyota und Fisker. Insgesamt beschäftigen wir 120 Mitarbeiter. St.S.: Wir führen Fahrzeuge der Marken Jaguar, Jeep, Kia, Land Rover, Range Rover, Subaru und Suzuki. Für Chrysler, Dodge und MG/Rover sind wir

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Autowelt Basel Dreispitz Brüglingerstrasse 2 4002 Basel T 061 335 61 11 / info-basel@emilfrey.ch Autocenter Münchenstein Grabenackerstrasse 10 4142 Münchenstein T 061 416 45 45 / muenchenstein@emilfrey.ch


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1. Stephan Hess und Daniel Pfirter: «Mann und Frau treiben’s wieder bunter und setzen mit Farben Akzente beim Wohnen und im Leben.»

TREIBEN SIE’S BUNT

Paul Pfirter, der 1914 in Pratteln ein Maleratelier gründete, hätte seine Freude dran: «Seine» Firma, die PPP (Paul Pfirter Pratteln), präsentiert sich heute als eines der führenden Malerunternehmen in der Region. Die Firma mit ihren 70 Mitarbeitenden bietet das gesamte Repertoire der Malerei an, vom industriellen Korrosionsschutz bis zur hochwertigen Wandgestaltung im privaten Wohnbereich.

Eigentlich ist alles ziemlich bunt bei der Paul Pfirter & Co. AG. Das stimmt den Besucher vergnügt, obwohl Montag ist, 8 Uhr. Das Ambiente ist einladend und der Geschäftsleiter sieht nicht aus, wie wir uns den Malermeister per se vorstellen. Tempora mutantur, nos et mutamur in illis. Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen. Die weisse Malermeisterschürze ist passé, der Farbklecks im Haar und auf der Stirn mit ihr. Die Malerei – im und am Bau – ist mittlerweile eine Branche mit Charme, die Farben sind zu Kompositionen geworden.

Stephan Hess, PPP feiert in drei Jahren das Hundertjährige. Hat Tradition in Ihrer Branche überhaupt noch einen Stellenwert? Stephan Hess: Natürlich hilft uns die Tradition ganz entscheidend mit Blick auf die das ganze Team durchdringende Geschäftsphilosophie, auf Referenzen und Netzwerk, auf Kundenstamm und Verlässlichkeit, auf Erfahrung und Kompetenz.

Daniel Pfirter, Sie sind familiär «vorbelastet», im Baunebengewerbe aufgewachsen, haben die guten, aber auch schlechten Perioden in Stephan Hess, der smarte Geschäftsinhaber, ist seit Architektur und Ausführung erlebt. Wie schwierig ist es, Schritt zu 1999 bei PPP. Seine Wanderjahre brachten ihn nach halten im heutigen Verdrängungsmarkt? Pratteln, hier wollte er – soeben als Malermeister Daniel Pfirter: Für uns gilt bei jedem Auftrag: Leisbrevetiert – sein Wissen vertiefen, Erfahrungen sammeln vor dem nächsten Karriereziel, anderswo. Doch te nur das Bestmögliche. Mittelmass verliert für undie starken Bande zu den damaligen Inhabern Felix sere Kundschaft zum Glück an Stellenwert. Gefragt und Thomas Pfirter, deren Firmenphilosophie und sind marktaktuelle Kompetenz und Präzision. Aufs darin gelebten Werte wie Vertrauen und Freundschaft Objekt gehen, Farbe X streichen, Rechnung stellen waren stärker; viel stärker als der seinerzeitige Plan. und basta – diese Zeiten sind definitiv vorbei. Und so wurde ihm 2008 mittels eines MBO die Leitung der Firma übertragen. Stephan Hess, seit 2008 damit in der operativen Verantwortung, und Daniel Sondern man kauft sich Farbe und Farbqualität heute so, wie man Pfirter, Vertreter der Pfirter-Generation 3 und VR- Mode kauft? Präsident, stehen heute ein für das, was die Firma erfolgreich macht im umkämpften Markt der Farben: S.H.: (lacht) Kann man sagen, ja. In der Malerei im Qualität auf höchstem Niveau, Termintreue und In- und am Bau ist heute eine differenzierte Beratung unter Berücksichtigung aller individuellen Ansprünovation.

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2. Das Pfirter-Team, die Kuh von Samuel Buri und das von den Lehrlingen gemalte Bild nach Keith Haring. 3. Farbkonzept in der Wellness-Oase des aquabasilea. 4. Badezimmerrenovation mit Naturofloor. 5. Sitzungszimmer werner sutter architekt ag, muttenz. 6. Kunst in Symbiose mit Le Corbusier-Farben, privat.

che unumgänglich. Im kommerziellen, aber ganz speziell im privaten Bereich, in Wohn-, Arbeits- und Schlafräumen. Die heutigen Farbkompositionen, ich denke dabei an die Le Corbusier-Farbpalette, wirken nicht nur aufs Auge, sondern wecken Emotionen und erzeugen für Bewohner und Besucher eine Atmosphäre des Wohlseins – wenn man sie denn bewusst und richtig auswählt. Heute zelebrieren wir Farberlebnisse mit wohlklingenden Namen wie Champagnersilber und Korallenrot.

cierte. Diese Pigmente, eingebettet im richtigen Malmittel, verleihen den Oberflächen einen Hauch von Glamour. Mal sind die Farbkompositionen schillernd, matt oder glänzend – eines aber haben sie alle gemeinsam: Die Oberflächen erzählen eine Geschichte. Wenn ich die Farben so betrachte, denke ich an «edel» und «zurückhaltend».

D.P.: Ja, aber man muss sie sehen, fühlen, wirken lassen. Dafür sind wir da und wollen diesen privaten Wie soll sich der Laie da zurechtfinden? individuellen, anspruchsvollen Bereich weiter ausbauen. In ihm sehen wir eine unserer Stärken. DieS.H.: Das ist nicht ganz einfach, allein mit der Vor- se widerspiegeln sich in unserem stimmungsvollen stellungskraft. Unter matten Farben kann sich jeder Showroom. etwas vorstellen, unter schreienden Farben auch. Die von uns gezielt eingesetzten Dekorationsfarben werden jedoch sorgfältig von Hand in einer kleinen Farb- Mir fällt auf, dass sich Einrichter und Innenarchitekten immer mehr fabrik in der Schweiz hergestellt. Eine rote Farbkom- auch dominante Wandfarben als Teil ihres Konzepts, ihres Designs position besteht dabei nicht selten aus bis zu acht zu eigen machen. Bis vor kurzem galt doch: Streichen wir die Wände verschiedenen Rottönen. Sie verströmen innerhalb weiss, damit sie sich nicht mit dem Einrichtungsstil balgen … ihres Farbtons eine bestimmte Aura, eine fein nuan-

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D.P.: … exakt; aber heute sind Farben, dort wo Stil gefragt ist, markanter Teil des Wohnens und seiner Konzepte geworden. Wir folgen dabei zwar oft einem Farbtrend, kreieren aber auch immer wieder selbst neue. Wir verbinden Architektur, Räume und Einrichtung zu einem Ganzen. Mann und Frau treiben’s wieder bunter und setzen mit Farben Akzente beim Wohnen und im Leben. Auch mit der grossen Palette an verschiedenen Maltechniken?

gilt auch für Wände und Böden in Badezimmern, Duschen und Küchen etc. Das Beste daran aber ist: Wir überglätten die alten Platten, ohne lästiges Abspitzen. Alles bleibt staubfrei, das Resultat ist glatt und grenzenlos fugenlos. Eindrücklich sind Ihre grossen Referenzobjekte: Das Innere des neuen Kinderspitals beider Basel, die Fassade des Grand Hotel Les Trois Rois, der Anstrich des Restaurants Stucki Bruderholz, die Aufstockung des St. Jakob-Stadions, der Messeturm, die blaue Wand am RocheBau 92 und aktuell die Klinik Altea Aesthetica in Rheinfelden …

S.H.: Ja, wobei hier nicht nur die neuen Techniken S.H.: Diese Aufträge sind natürlich die Folge unund Farben, sondern auch immer mehr historische Maltechniken und Zutaten Einzug halten. Diese ha- seres jahrzehntelangen Schaffens hier in der Region ben den schönen Nebeneffekt, dass sie ökologischer und machen uns stolz. Es bereitet immer wieder Freude, an solch repräsentativen Objekten mitgesind als industrielle Produkte. wirkt zu haben, sie zu sehen. Sie sind die öffentliche Visitenkarte unseres Unternehmens. Denn die privaGanz neu scheint «Naturofloor» zu sein, ein Produkt, mit dem alte ten Objekte sind eben privat  … Fliesen direkt überarbeitet werden können? S.H.: Naturofloor ist eine Masse, die in allen Farbtönen eingefärbt werden kann. Faszinierend ist Naturofloor, weil unsere Fachleute dem Produkt durch die manuelle Arbeit eine ganz eigene Note geben können, eine individuelle Krönung sozusagen. Das

www.pppmaler.ch Paul Pfirter & Co. AG Im Wannenboden 2 4133 Pratteln T 061 826 21 21 / F 061 826 21 00 Handwerk

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1. Raphael Kleinmann und Markus Winter sind die beiden neuen, jungen Geschäftsleiter, Jean-Claude Kleinmann der Inhaber, tritt einen Schritt zurück (v.l.).

EINER ZURÜCK, ZWEI VOR

Nach vielen Jahren als Inhaber und Geschäftsführer der Schneider Gartenbau AG und 40 Jahren Erfahrung im Gartenbau hat Jean-Claude Kleinmann die operative Leitung der im vergangenen Sommer neu gegründeten Schneider Gartengestaltung AG an junge, kompetente Kräfte abgegeben. Doch der Pionier tritt noch nicht ganz ab …

Markus Winter und Raphael Kleinmann (ja, natürlich, der Sohn), die beiden neuen Geschäftsführer des Gartenbauunternehmens, freuen sich, dass ihnen Jean-Claude Kleinmann als Delegierter des Verwaltungsrates weiterhin zur Seite steht und seine immense Branchenerfahrung einbringt in einen Markt, der sehr arbeitsintensiv ist und von den meisten Mitarbeitenden vor allem physischen Einsatz erwartet. «Nicht zu stark einbringt, nicht zu absolutistisch einbringt?», fragt der Autor lachend nach, denn wer Jean-Claude Kleinmann kennt, den dominanten Patriarchen alter Schule, dem man alles nachsagen kann, nur nicht leise Töne, dem dürfen Zweifel aufkommen, ob denn diese Stabsübergabe bisher nicht nur de iure, sondern auch de facto stattfand. Jean-Claude Kleinmann schmunzelt: «Sie können sicher sein, dass mir dieser Schritt, der einem persönlich im Innersten natürlich zuerst als Rück72

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schritt vorkommt, schwerfiel und dass ich mich vorab einige Zeit mit dem Gedanken anfreunden musste. Doch je länger ich die Situation mit Blick auf die mittel- und langfristige Firmenzukunft bedachte, wurde mir bewusst, dass ich diesen Entscheid ja heute in bester Gesundheit treffen kann und dass er in der Konsequenz einen Fortschritt bedeutet.» Weil …? Jean-Claude Kleinmann: … nun meine Erfahrung und die neuen Ideen der jüngeren Genera­ tion in idealer Weise ineinanderfliessen und nicht konträr aufeinanderstossen, wie es bei abrupten Wechseln in einer Geschäftsleitung oft vorkommt. Vom Moment an meines Entschlusse gabs dann kein Zurück mehr. Und ich hatte mich ja auch lange mit unserem Coach und Verwaltungsratspräsident


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Urs Baumann beraten, dessen Intentionen uns Markus Winter, wie fühlt sie sich an, diese Zusammenarbeit mit ebenfalls in diese Richtung führten. Und nun ist es Vater und Sohn Kleinmann? très bien, so wie es ist, vraiment très bien! Markus Winter: Auf den ersten Blick könnte man selbstverständlich Konfliktpotenzial oder Keine Vater/Sohn-Problematik? eine 2:1-Situation vermuten. Das Gegenteil ist aber der Fall. Raphael und ich harmonieren prima, kenJ.K.: (In seiner typischen, rustikalen, aber sehr nen die Schwächen des anderen, lassen uns aber einnehmenden Art breitet Jean-Claude Kleinmann vor allen unsere individuellen Stärken ausleben. die Arme aus und lacht) «Pas du tout, nicht im Ge- Ich denke, dass diese aktuelle Lösung mit einer schäft. Aber sonst wie in jeder Familie.» Im Ernst: Co-Geschäftsleitung und dem Senior als RatgeRaphael ist eidgenössisch diplomierter Land- ber sowohl für unsere Kunden, aber auch ganz beschaftsgärtner, führt als Obergärtner seit einiger sonders für unsere rund 30 Mitarbeitenden ideal Zeit alle Gärtner bei uns, leitet Projekte allein und ist. Mein weiss, dass die Kompetenz so gebündelt hat mittlerweile ebenfalls eine grosse Erfahrung in in der Geschäftsleitung sitzt. Und zweitens, dass der Branche. für die nächsten Jahre eine solide, nachhaltige Firmenstrategie entwickelt wurde und nun umgeRaphael Kleinmann, ein Bär von Mann, mit setzt wird. seinem ruhigen Auftreten, mit seiner bedachten Gestik das Gegenteil seines Vaters, nickt zustimmend und ergänzt, dass er mit dem neuen Co-Ge- Ihr Kundenkreis beinhaltet vor allem Private? schäftsleiter Markus Winter einen idealen Partner hat: «Markus Winter ist Landschaftsarchitekt und M.W.: Nein, unsere Auftraggeber sind natürlich damit natürlich der kreativere von uns beiden. Er viele Private, aber auch Klein- und Grossfirmen, plant, zusammen mit Irene Lindenmann vom ro- institutionelle Investoren, Generalunternehmen, mantischen Rosenbeet, über die verspielte Blu- viele Architekten und immer mehr die öffentliche menwiese bis hin zum mediterranen Garten alles, Hand. liebt das Gespräch mit den Kunden und setzt deren Wünsche schliesslich aufs Papier um. Mein Team und ich realisieren dann, was zwischen ihm Wie müssen wir uns all die Tätigkeitsgebiete der Schneider Garund dem Kunden entstanden ist. Diese Zusam- tengestaltung AG vorstellen? Über die Planung eines Gartens, seine menarbeit ist hochinteressant und für uns beide Gestaltung und seine Realisation haben wir uns unterhalten. Aber lehrreich, weil das Spannungsfeld zwischen Idee sonst? und Umsetzung immer wieder besondere Aufgabenstellungen kreiert. Raphael Kleinmann: Nach der Realisation eines Gartens folgt ja die permanente Pflege und allenfalls auch immer wieder Erweiterungen oder Ver-

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2. Jean-Claude Kleinmann, Patron alter Schule: «Und nun ist es ‹très bien›, so wie es ist, ‹vraiment très bien›!» 3. Eine schöne Referenz: Der Park (hier eine Teilansicht) des Alters- und Pflegewohnheims Adullam in Basel.

änderungen. Man lebt ja auch nicht ein Leben lang in denselben Möbeln. Baumschnitte oder Fällungen sind ebenso Teil unseres grossen Leistungspaketes wie Tiefbauarbeiten – zum Beispiel der Aushub eines Schwimmteichs oder eines Biotops. Unser Maschinenpark ist technisch hervorragend, modern und kann sehr variabel, man denke auch an Schneeräumungen, eingesetzt werden.

Die Referenzen, die Raphael Kleinmann erwähnt, sind tatsächlich eindrücklich, für alle Bereiche der Geschäftstätigkeiten. Wir finden Stichworte wie «Adullam», die Überbauungen «Haus zum Goldenen Löwen» in der Basler Altstadt, «Ziegelei» in Allschwil, «Römergarten» in Kaiseraugst, aber auch jede Menge kleiner, feiner Bauprojekte in der Region. Jean-Claude Kleinmann bittet zum Café, seine Stimme verheisst nur Gutes und er beendet das Gespräch mit einem herzhaften: «Ich freue mich auf die Zukunft, freue mich für die beiden ‹Jungen› und vor allem, dass ich nun endlich nach all den Jahren meinen eigenen Garten zuhause gebührend pflegen kann …!»

Hier sehe ich ein Foto einer Pflästerung? R.K.: Das war schon immer eine Spezialität unseres Hauses, die akkurate Pflästerung. Schöne Auffahrten zu Einfamilienhäusern und Villen, Treppen mit seitlichen Stellplatten und Rampen, um den Niveaunterschied eines Weges auszugleichen, oder Bodenplatten am Rand eines Pools – damit haben wir uns eine schöne Referenzliste erarbeitet.

www.schneider-gartenbau.ch Schneider Gartengestaltung AG Feldstrasse 49 4104 Oberwil T 061 401 42 00 / F 061 401 42 61 GARTENGESTALTUNG

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1. Fernando Keller ist der Hausherr der Art Gallery 106. Und Musiker. Und Maler. Und Menschenfreund.

DER BERLINBASLER Tritt man über die Schwelle des klassizistischen kleinen Hauses an der St. Johanns-Vorstadt 106, 1807 direkt neben dem St. Johanns-Tor erbaut, früher Polizeiposten, dann Antiquitätengeschäft und seit 1996 Galerie, ergreift einen sofort die Aura des Interieurs, die Persönlichkeit des Galeristen, der aber vor allem eines ist: Maler.

Links das Pult, die Arbeitsecke des Galeristen, so wie die eines Galeristen auszusehen hat aus der Sicht eines Romantikers: zugedeckt die Tischplatte mit Skizzen, Zeichnungen, Magazinen und Publikationen, alle selbstverständlich älterer Provenienz. Den letzten freien Platz besetzt die CaféTasse, dann Bleistifte, Notizpapier – der Rest ist der Fantasie des Lesers überlassen und er wird sich das Richtige vorstellen, den PC als Brücke ins Heute inklusive. Fernando Keller, der Hausherr, sein Leben lang Schwebender zwischen Musik und Malerei, zeigt in seiner Galerie afrikanische Kunst und zeigt Künstler ganz unterschiedlicher Stile, weil nicht diese, sondern Freundschaften, Zuneigungen und Lustprinzip das Programm, das eigentlich keines ist, bestimmen. Treue – kommerzieller Erfolg hin oder her – sind ihm wichtig. Und Freunde. Fred Spillmann, die Basler Couturier-Legende, war so einer. Doch dazu später. In den Sechziger-Jahren erlebte Fernando Keller Berlin; die Stadt zog ihn in den Bann. Er, der Maler, der sich als Autodidakt in seinen Teenagerjahren das Saxophonspielen beibrachte, er, der keine Noten las, nichts von Musiktheorie wissen

wollte, sondern mit seiner Begabung versuchte, Töne zu erfühlen, wiederzugeben und damit Geschichten erzählte, um sein Publikum (er liebte die Bühne, er war geschaffen dafür) zu begeistern, traf in der pulsierenden Stadt auf eine Jugendszene, die sich in den neu gegründeten Beatschuppen traf. Aus den Lautsprechern hämmerte der Beat, unaufhörlich. Fernando, der als Live-Musiker den direkten Dialog mit dem Publikum liebte, war zuerst irritiert. Doch schnell spürte er die Sinnlichkeit dieser intensiven Klangberieselung, fühlte sich frei, unbeschwert. Aus dieser Zeit begründete sich sein Wunsch nach «ewiger Jugend», nach der «Leichtigkeit des Seins» ein Leben lang, sein Leben lang. Nicht das Äussere, eh unaufhaltsam vergänglich, sondern die Dialogfähigkeit zu erhalten zwischen Alt und Jung, der befruchtende Konsens zwischen Tradition und den Ideen der Jugend, dem Zeitgeist, war dabei sein Antrieb, Pablo Picasso und Satchmo Armstrong, die bis in hohe Alter die Jugend begeistern konnten, seine Vorbilder. «In Berlin habe ich mein Leben neu definiert», sagt er. «Es herrschte eine befruchtende Atmosphäre, die mich stark prägte und die meine Kreativität neu formierte.»

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Original-Entwürfe vom legendären Basler Couturier Fred Spillmann: 2. «Baratin», 1957 3. «Anubis», 1964 4. «Minoche», 1965 5. Fernando Keller: «Rätselhafte Begegnung», Öl auf Leder, 16u26 cm

Und das war gut so. Denn Fernando Keller fand in Berlin zur Malerei zurück, wagte sich an Ölbilder, zeichnete im schmerzlichen Gefühl des Nichtkönnens ununterbrochen. Er, auch er verfiel dem nie aufhörenden Prozess, seine Hand so beherrschen zu wollen, dass sie das machte, was er sich vorstellte. Er erinnert sich: «Meine Basis war gut, ich hatte Talent, aber das allein genügte nicht. Ich verstand immer besser, was mir mein Vater beibringen wollte: die Motorik der Hände zu beherrschen, um dadurch Virtuosität zu erlangen. Ich war wie besessen, der Vollkommenheit näher zu kommen, ich war fasziniert von der Idee, einer leeren Fläche ein neues Gesicht zu geben.» Und dann? Wieder zurück in Basel? Zurück aus dem doch recht unbeschwerten Leben in Berlin? «Ich war glücklich, wieder zu Hause zu sein, merkte, dass ich im Begriff war, meine angestammte, von der Mutter mit Fürsorge und Grosszügigkeit geprägte Welt gegen eine sinnlose, frivole einzutauschen. Ich kam im richtigen Moment zurück», sinniert er, «lernte mich in Berlin selber kennen, wartete, bis ich wusste, was ich wirklich wollte, was mir nicht immer gelang. Auch jetzt noch nicht. Aber heute weiss ich genau, was ich nicht will.» Seine Formulierungen, seine Stimme, sein frisches Lachen, seine stoische Ruhe – Fernando Kellers Präsenz vermittelt einem ein gutes Gefühl, seine surrealistischen Bilder, die sein Refugium beseelen, berühren auf den zweiten Blick. Fred Spillmann kommentierte dies so: «Fernando Keller geht konsequent seinen eigenen Weg und fühlt sich völlig unabhängig von den modischen Kunstrichtungen. Seine Bilderwelt ist geprägt von einer persönlichen, optimistischen Empfindsamkeit. Jedes einzelne Bild ist ein Destillat seiner komplizierten bis skurrilen Innenwelt, in vibrierender aggressiver Zartheit. In all seinen Arbei-

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ten dringt die eigenwillige Persönlichkeit des Schaffenden durch. Zwischen mythologischen Gestalten und futuristischen Phantasmen schillert hintergründiger Humor: er lockt diese Wesen aus ihren Welten und lässt sie für den Betrachter aufleben. Keller ist ein malender Poet.» Die Beziehung zu Fred Spillmann interessiert den Autor, er fragt nach, erinnert an gemeinsame Bekannte, das alte (gute?) Basel – das Basel der Fünfziger und Sechziger wird humorvolles Thema, bis Fernando Keller aufsteht, eine Schublade öffnet, eine Skizzenmappe herausnimmt. Exakt die Skizzenmappe, die jeder von uns finden möchte in einem Estrich, auf einem Flohmarkt oder in einem patinierten Lederkoffer im Keller der Grossmutter. «Interessiert Euch das?» Wir blättern ungläubig, die Fotografin legt die Kamera beiseite, wir schweigen ehrfürchtig und sehen originale Entwürfe von Fred Spillmann, mit feinem Strich gezeichnet, koloriert, mit einem Modellnamen versehen, signiert. Mode aus den Fünfzigern und Sechzigern. Schätze. Zeitlos. Und zu verkaufen, Stück für Stück. Vergnügt verlassen wir die Galerie, dieses kleine Haus der Kunst, dieser Hort eines Mannes, der viele Türen zu den Herzen seiner Mitmenschen geöffnet haben muss.

www.artgallery106.ch artgallery106 St. Johanns-Vorstadt 106 4056 Basel T 061 321 75 43


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1. Werner Abt ist Verwaltungsratspräsident der Alinea, Werner Abt AG mit Showrooms an der Kirschgartenstrasse 5 und Zähringerstrasse 14.

LOYALITÄT

Sinken die Preise, sinkt auch der Wohlstand. Steigen die Preise, steigt der Wohlstand. Warum ist das so?

Werner Abt ist bekannt dafür, dass er sich Gedanken macht, die weit über den Tellerrand seiner Branche hinausgehen. Wir treffen ihn in den stimmungsvollen, grossen Räumlichkeiten von Alinea Basel an der Kirschgartenstrasse. Hier findet Wohnen statt. Authentisches Wohnen. Mit Schaufenster-Installationen, die Akzente setzen. Wir reden über Gott und die Welt, über Banken, Fusionen und Entlassungen, über die Region und Stadt Basel und über den hiesigen Detailhandel mit seinen Problemen rund um den immer grösser werdenden Einkaufstourismus im nahen Ausland. Die sonore Stimme des Wohnpioniers hallt im Loft: «Wo Preise steigen, weil die Begehrlichkeiten, die Nachfrage, die Wünsche von uns Menschen dies möglich machen, steigen auch die Kosten wie

Mieten, Löhne, Serviceleistungen, Steuern und Abgaben. Die Umkehr tritt ein, wenn die Preise sinken. Das Lohnniveau fällt, der Druck auf die Lieferanten und Hersteller steigt und führt dort zu kompensierenden Prozessen: Standorte beispielsweise werden in weniger attraktive, aber kostengünstigere Orte oder Länder verlegt. Wer seinen Markt, seine Kunden, seinen Erfolg mit der Philosophie sucht, eingeführte und wertige Produkte zu billigeren Preisen anzubieten, um Mitbewerber vom Markt zu verdrängen und dadurch selbst Marktmacht zu erlangen, lanciert einen Verdrängungskampf und treibt damit die Volkswirtschaft und in der Konsequenz darin lebende und arbeitende Menschen in die Armut. Er treibt sie langsam in die Armut, ja zuerst kaum spürbar, Wohnen

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aber – um den Ausdruck einmal in einem negativen Kontext zu erwähnen – er tut dies nachhaltig! Natürlich meinen wir dabei die westliche Armut und nicht die, welche wir aus der Dritten Welt kennen (und die uns kaum mehr zu interessieren scheint …); wir meinen nicht den Überlebenskampf um Wasser und Nahrung. Wir reden von den Working Poor, also arbeitstätigen Menschen, die aufgrund des tiefen Lohnniveaus hier, in unserem reichen Land, an der Armutsgrenze leben. Nicht vom Hunger bedroht, aber fern eines einfachen, aber würdigen Lebens, das sie aufgrund ihres Arbeitseinsatzes eigentlich verdient hätten. Wie das? Der Massenanbieter reduziert einerseits die Mitarbeiterzahl, andererseits die Löhne, weil, und das ist das Verwerfliche daran, die so provozierte Arbeitslosigkeit natürlich auf die Löhne drückt. Das führt zu Konzentrationen (oder unverblümt gesagt: zu Optimierungen auf der Anbieterseite zu Lasten der Arbeitstätigen) und verlagert – sollten jetzt nicht alle Politiker aufschreien, von links bis rechts? – die durch die Zerstörung der Arbeitsplätze entstehenden Sozialkosten auf die Gesellschaft. Durch die erzielte Marktmacht ist der Produzent in der Lage, seine Produktion dorthin zu verlagern, wo er günstigere Voraussetzungen erwarten kann. Damit hinterlässt er weitere Arbeitslose ohne reales Einkommen und übergibt sie den staatlichen Sozialnetzen. Aber: Der Staat kann auf Dauer die Bürde nicht mehr tragen und verschuldet sich. Die Rechnung kann also niemals aufgehen, wenn nur wenige Unternehmen den Markt beherrschen und die Schwäche der Menschen zu ihren Gunsten nutzen können. Aber auch der Konsument muss sich der Loyalität zu seinem Wirtschaftsraum bewusst werden. Er ist Teil dieses Wirtschaftskreises, der nur für alle Involvierten dann funktioniert, wenn er nicht durch Querschläger zerstört ist. Wenn der Mensch seine Bedürfnisse im selben Wirtschaftsraum eindeckt und bereit ist, die Preise zu bezahlen, welche darin gelten, schützt er gleichzeitig auch sein Einkommen, welches er aus diesem erwirtschaftet. Ob er nun Arbeitnehmer oder Arbeitgeber ist – in beiden Fällen gilt die Kaufkraft als ausschlaggebendes Moment. Wer nehmen will, muss auch zu geben bereit sein. Wer einen höheren Lohn erhält, muss sich im Klaren sein, dass er diesen nur zukünftig

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sichern kann, wenn er auch bereit ist, den daraus resultierenden höheren Preis für Produkte und Dienstleistungen zu bezahlen. Dieses Bewusstsein zu erlangen und danach zu leben, ist nicht immer einfach. Das kurzfristige Erfolgserlebnis eines Kaufs im fremden Wirtschaftsraum überlappt oft, in diesen Zeiten, zu oft, die weitsichtige Vernunft. Dass einem das eigene Portemonnaie mit der heute – von Grossanbietern, von wem sonst? – geschürten ‹Geiz ist Geil›-Mentalität noch näher ist, ist offensichtlich. Was dabei zu oft vergessen wird: Eine (gescheite, keine blinde) Loyalität zum eigenen Wirtschaftsraum ist die Grundlage für dessen Prosperität und Wohlstand. Ein Wertschätzen der Produkte und Dienstleistungen, die in diesem Wirtschaftsraum erarbeitet und erbracht werden und die damit zur Wertschöpfung in diesem Wirtschaftsraum erarbeitet werden, sollte gegeben sein. Wer aber in einem Wirtschaftsraum mit höherer Wertschöpfung sein respektables Einkommen erzielt und dieses Geld zur Befriedigung seiner Bedürfnisse in einem anderen Wirtschaftsraum mit niedrigerer Wertschöpfung einsetzt, ist gesellschaftlich illoyal und damit Mitverursacher des wirtschaftlichem Niedergangs.»

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ANA VAAGE HERBSTLIEBE

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Ohne Erwartungen, unbelastet und mit einer ehrlichen Vorfreude, treffen wir uns – spontan vereinbart – nach vielen Jahren wieder. Obwohl die Zeit nur für eine schnelle Dusche und ein MiniStyling gereicht hat, fühle ich mich beschwingt und selbstsicher. Deine Komplimente, jugendlich und attraktiv zu sein, von Dir – dem so viel jüngeren – stilvoll und charmant immer wieder eingeworfen, tun mir zusätzlich gut, verwöhnen mich. Unser spannendes Erzählen, unsere Diskussionen fast ohne Tabuthemen, alles durchsetzt mit einem selbstverständlichen Humor, dieses magische Vertrautsein von allem Anfang an, der offene Austausch von zwei erwachsenen Menschen, die sich um einiges länger zu kennen scheinen als die paar eher flüchtigen Begegnungen dies eigentlich möglich machen – das alles kumuliert zu einem Punkt, der als logische Konsequenz erscheint. Alles ist schwerelos. Wäre ich vorher gefragt worden, ich hätte diese emotionale Entwicklung – aus dem Nichts heraus und wie zufällig geboren – nicht für möglich gehalten. Es folgen intensive Tage, in denen ich meine Gedanken und Emotionen zu ordnen versuche, Tage voller Auseinandersetzungen mit mir selber. Das Formulieren von Gefühlen, von Tatsachen und Wünschen, Das Reflektieren, dazu Begehrlichkeiten: Das alles macht meine Gefühlslage mal transparenter, mal noch verwirrender. Und dann, endlich, die zweite Begegnung, die Klärung für mich selber bringen soll: Statt Nervosität fühle ich vollständige Ruhe, ein Wohlgefühl wie beim Nachhausekommen in meine Wohnung, etwas Vertrautes erwartet mich, Aufgehobenheit, Wärme, Herzlichkeit. Daraus resultiert schliesslich die Lust auf uneingeschränkte Nähe, auch diese vertraut, obwohl sie’s gar nicht sein kann, ohne Hemmungen, gleichzeitig wie altbekannt und trotzdem total neu, noch nie vorher gefühlt, noch nie erlebt, nie so genossen.

Aber: Wir sind uns zu einem Zeitpunkt (wieder) begegnet, wo das Leben vorgespurt ist, die Weichen gestellt sind und gesellschaftliche Konventionen hemmende Zwänge auferlegen. Müssen wir uns deshalb den Gefühlen verweigern, etwas zurückstossen, was drängt, bereichert, glücklich macht? Können wir unsere Liebe leben, sie zulassen oder ist sie exakt die Leidenschaft, die irgendwann abkühlen wird?

Alles ist schwerelos. Wäre ich vorher gefragt worden, ich hätte diese emotionale Entwicklung nicht für möglich gehalten. Wie haben wir uns dagegen gewehrt, hinterfragt, Pläne geschmiedet und verworfen, uns ausgetauscht, geliebt, gelacht, Turbulenzen von Frust, Versöhnung, Sehnsucht und Ängsten durchlitten, uns im Entlieben versucht, Konfrontationen ertragen, provoziert. Durch Höhen und Tiefen katapultiert, kam ich mir vor wie Ikarus, der zu hoch hinaus will, sich verbrennt und abstürzt, immer wieder aufgefangen durch diese verwandte Seele, die innige Zuneigung, geprägt von Vertrauen, unterlegt von Humor, der unweigerlich die Tränen trocknet. Immer wieder habe ich geschrieben, um mir über meine Gefühle klar zu werden, an mich, an Dich. Abschied, Loslassen in Raten, Optimismus im Kampf mit Resignation haben schliesslich in ein Einvernehmen gemündet, geschehen zu lassen, was nicht aufzuhalten ist. Und es folgten genau so viele Momente des Glücks, der innigen Vertrautheit, der Liebe, die nicht fordert. Unvollkommenheiten wurden angenommen, Begeiste-

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rung geteilt. Solange wir auf unserer Insel waren, bedeutete unsere Geschichte, unser Zusammensein, unser gemeinsames Realisieren von Ideen, das Diskutieren, die gegenseitige Auseinandersetzung, das Hinterfragen und Zusammenfinden, das Teilen von Glücksmomenten und Banalitäten, der Austausch von Sorgen, Freuden und Intimitäten das Spannendste und Beglückendste, was ich mir vorstellen und wünschen kann. So sehr ins Leben des Anderen zu gehören, dabei doch nicht wirklich frei zu sein, wirbelte uns, mich vor allem, immer wieder umher. Gefühle in dieser Intensität zuzulassen, zu geniessen, dabei zu versuchen, niemanden und auch uns gegenseitig nicht zu verletzen, bedeutete trotz all diesem Beschwingten und der nicht nachlassenden gegenseitigen Anziehung eine dauernde Herausforderung. Würden wir die Insel bewahren können oder würde sie irgendwann überflutet sein? Unterdessen ist viel Zeit vergangen und schon wieder ein Herbst ins Land gezogen. Wie beim Wechsel der Jahreszeiten war auch unsere Insel starken Fluten, Stürmen und extremsten Bedingungen ausgesetzt. Und schliesslich der unausweichlichen Kulmination von Ängsten, Verletzungen, Lügen und Frustrationen, die obwohl stets mit Respekt aufgearbeitet zur selbst auferlegten Distanz führten, zum Reflektieren, zum Ablösen.

Ich sitze auf einer Parkbank am Wasser und höre in mein Herz. Eine leise Melancholie vermischt sich mit einer warmen Zufriedenheit. Die Bäume verteilen ihre farbigen Blätter auf den Rasen. Wie wir beide, stehen auch sie zerzaust im Wind, lassen Altes los, um Neues zu ermöglichen. Bald werden sie als kahle Gerippe der Kälte trotzen, in ein paar Monaten aber wieder erwachen und erblühen. Trotz aller Turbulenzen haben wir Wunden geleckt, Narben behandelt, die Liebe in den nächsten Herbst gerettet. Sie fühlt sich richtig, unverrückbar, vertraut, alterslos und sicher an. Vibriert in ihrer Magie. Lassen wir sie uns den Winter erwärmen, mit Leichtigkeit, Vertrauen und Selbstverständnis – der nächste Frühling kommt bestimmt.

Ana Vaage ist Schweizerin mit nordischen Wurzeln, lebte an verschiedenen Orten und nun in Zürich. «Ich schreibe über mich und über Menschen», sagt sie. «Weil so jede Geschichte, die ich erfinde, wahr ist.»

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Nächste Ausgabe NR. 06 frühling/sommer 2012

BEST OF BASEL

LEBENSART LEIDENSCHAFT MENSCHEN NR. 06 fRühliNg/sommeR 2012

ARCHITEKTUR GOURMET INVEST MODE WOHNEN GARTEN IMMOBILIEN AUTO KUNST VERSICHERUNG HANDWERK

Impressum Verlag: BEST OF … Media GmbH, Leimgrubenweg 66, 4125 Riehen Gesellschafter: Christoph Hablützel, Riehen (Vorsitzender der Geschäftsführung), Frank Kampp, München (Geschäftsführer Deutschland), Markus Zimmermann, Basel Herausgeber: Christoph Hablützel Konzeption: Markus Zimmermann Layout: ipw Marketing AG ASW,Basel Redaktionsleitung: Christoph Hablützel Autoren: Werner Abt, Corinne Amacher, Timm Delfs, Christoph Hablützel, Nadja Knup, Raphael Suter, Ana Vaage Kolumnisten in dieser Ausgabe: Dr. Ludwig Hasler, Dr. Kathy Zarnegin Fotos: Maria Gambino, Peter Hauck, Dominik Plüss, Alexander Schreiber Palacios, Noemi Spielmann, Fabian Zimmermann Prepress/Druck: Schwabe AG, Muttenz Auflage: 20 000 Exemplare. BEST OF BASEL erscheint 2-mal jährlich. Distribution: über 11000 Exemplare persönlich adressiert an Premiumadressen in Basel und Region (WG 31); über 1000 Exem­plare an ausgewählte Institutionen, Arztpraxen, Basler Innerstadt-Geschäfte und Medien; rund 8000 Exem­plare zur Verfügung der präsentierten Unternehmen Nachdruck: nur gestattet mit schriftlicher Genehmigung des Verlags und mit genauer Quellenangabe Bestellungen: Einzelverkaufspreis CHF 15.–, inkl. Porto Kontakt: info@best-of-media. ch, T 079 674 33 02 Weitere Publikationen: BEST OF ZÜRICH, BEST OF BERN, BEST OF LUZERN, BEST OF MÜNCHEN. 88

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