Programmheft "Rio Reiser - Mein Name ist Mensch"

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RIO  REISER Mein Name ist Mensch

Schauspielmusical von Frank Leo Schröder und Gert C. Möbius


Name ist RIO Mein Mensch  REISER

von Frank Leo Schröder und Gert C. Möbius

Regie Regie-Assistenz

Frank Leo Schröder

Regie-Hospitanz

Christian Hilpert / Julie Sandberg

Musikalischer Leiter Bühne/ Kostümbild Kostüm Choreographie

Marie Ronniger

Juan Garcia Matthias Müller Claudia Töpritz Marita Erxleben

Rio Reiser. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frédéric Brossier / Philip Butz Kai Sichtermann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Splitt Funky Götzner. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Tetzlaff Angie, Anne, Studentin, Tuti, Marianne, Manager (Gesang), Assistentin, Sabeck . . . . . . Katrin Hauptmann R.P.S. Lanrue, Reporter 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Gurbig Benno Ohnesorg, Dutschke, Horst . . . . . . . . . . . . . . Fabian Hentschel Lehrer, Kurras, „Nikel“ Pallat, George Glück Frederic Böhle Schlotterer, Elser, Jan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frédéric Brossier / Philip Butz Polizist, Raymond, Student 2, Lutz, Reporter 2, Niels. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedemann Petter Mutter, Sabine, Reporterin 1, Gabriele, Claudia Roth, Christine, Freundin, Dr. von Bremen, Manager (Gesang), Reporterin 2 . . . Antonia Jonas Jacob, Müller, Student 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kai Dannowski Wir bedanken uns bei der Freibad Kiebitzberge GmbH für die Unterstützung eines Videodrehs. Spieldauer: 2 Stunden 20 Minuten, eine Pause | Aufführungsrechte: Degalaxis Premiere am 6. Oktober 2019 in der Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater Spielzeit 2019/2020

DIREKTION WOELFFER

IMPRESSUM Redaktion: Katrin Reichardt Anja Schubert, Brigitta Valentin Gestaltung: Victoria Muhle Fotos: Victoria Muhle u. a.

Rio Reiser und seine Band „Ton Steine Scherben“ zeigten noch vor Udo Lindenberg, dass Rockmusik auch deutsch sein kann. Reiser schrieb keine Schlagertexte, die in Dieter Thomas Hecks „Hitparade“ landeten, seine Songs hatten gesellschaftliche Sprengkraft und lieferten den Soundtrack für den Aufbruch einer ganzen Generation. „Keine Macht für Niemand“ beispielsweise wurde lange Zeit nicht in westdeutschen Sendern gespielt, auch nicht so poetische Liebeslieder wie „Komm schlaf bei mir“ aus dem Jahre 1972. Frank Leo Schröder und Gert C. Möbius, der Bruder Rio Reisers, haben nun ein Musiktheaterstück für das Schiller Theater entwickelt, das ein sehr poetisches – auch im Sinne Rio Reisers – aufklärerisches Bild dieses Ausnahmekünstlers zeigt: Berlin 1970. Hausbesetzungen, Kommune 1, LSD, die Gründung der RAF – West-Berlin ist das Zentrum des subversiven Untergrunds. In dieser Zeit des Aufbruchs und der Rebellion schließt sich um Rio Reiser die legendäre Band „Ton Steine Scherben“ zusammen. Als die Band auseinaderfällt, startet Rio Reiser eine Solo-Karriere.


© Rio Reiser Archiv

RIO  REISER Als ich geboren wurde, dachte ich an nichts böses. Rio Reiser

… wurde als Ralph Möbius am 9.1.1950 in Berlin geboren. Mit seinen Eltern zog er oft um: Oberbayern – Nürnberg – Mannheim – Stuttgart. Schließlich ließ sich die Familie im Frankfurter Raum nieder. Rio brach die Schulausbildung und die angefangene Fotografenlehre ab, ging kurzzeitig nach Liverpool und 1967 nach Berlin, zusammen mit dem Hoffmanns Comic Teater (HCT), das seine beiden Brüder Peter und Gert C. Möbius gegründet hatten. In dieser Zeit änderte er seinen Namen in Rio Reiser, eine Anlehnung an den mehr als 200 Jahre alten Roman „Anton Reiser“ von Karl Philipp Moritz.

damals gab es die Überlegungen, dass es auch möglich sein müsste, deutschsprachige Lieder zu spielen. In Hoffmanns Comic Teater, das „magisches Theater“ machte, wurden Rio Reiser und Lanrue die Hauskomponisten und ausführenden Musiker. Im Sog der APO-Zeit entstand ein Ableger, das Lehrlingstheater „Rote Steine“, in dem zum großen Teil Arbeiterjugendliche mitspielten. Rio fand schnell den Draht zu ihnen und trennte sich kurzzeitig von HCT, kehrte jedoch im Sommer 1970 wieder dorthin zurück. Zur gleichen Zeit nahm er zusammen mit Rio war mit 14 Jahren „tödlicher BeatlesLanrue, Kai Sichtermann Fan“, später auch Rolling Stones-Fan. Er und Wolfgang Seidel in erlernte Klavier, brachte sich selbst das einem Tonstudio am Gitarrespielen bei und bekam Cello-Unterricht Kottbusser Damm im Offenbacher Konservatorium. 1965/66 die Single „Macht machte er die Bekanntschaft mit Ralph kaputt, was Peter Steitz, der sich später R.P.S. Lanrue euch kaputt nannte und zu einem seiner engsten Freunde macht / Wir wurde. Zusammen gründeten sie eine Band streiken“ und coverten englische Lieder. Doch schon auf.


Dies war gleichzeitig der Beginn der Solo-Karriere von Rio Reiser. Vorher war er als SoloAkteur kaum in Erscheinung getreten, außer als Schauspieler in der Rolle des Johnny West in dem gleichnamigen Film (1977, Regie: Roald Koller), für die er mit dem Bundesfilmpreis in Gold ausgezeichnet wurde. Später folgten weitere Filmrollen, u. a. in „Die Nacht mit Chandler“ und „Total vereist“. Nach anfänglichen Misserfolgen, wie etwa mit der 1984 erschienenen Single „Dr. Sommer“,

© Gert Möbius

© Rio Reiser Archiv

Im September desselben Jahres hatte die Band, die sich nach einem Zitat des TrojaEntdeckers Heinrich Schliemann benannte („Was ich fand, waren Ton, Steine, Scherben“), ihren ersten Auftritt auf der Insel Fehmarn beim „Festival der Liebe“. Zudem produzierten die Scherben ihre erste LP „Warum geht es mir so dreckig?“. Es folgten die Alben „Keine Macht für Niemand“ (1972) und „Wenn die Nacht am tiefsten ist“ (1974). Zunächst sehr deutlich an die Tradition des Lehrlingstheaters angelehnt, mit kompromissloser Rockmusik und radikalen, anarchistischen Parolen, wurden sowohl Musik als auch Text von 1974/75 an immer subtiler. Im Juni 1975 zog die „Scherben-Family“ nach Fresenhagen auf einen alten Bauernhof, wo auch ein eigenes Tonstudio eingerichtet wurde. Dort produzierte die Band die vierte „schwarze“ Doppel-LP. Diese war, laut Kritik, „die bislang beste deutschsprachige Rockplatte“. Es wurden Themen wie allgemeinmenschliche Entfremdung behandelt, und aus der ehemals skandalträchtigen Politband wurde eine fast „normale“ Rockgruppe. 1985 waren die Scherben finanziell am Ende und trennten sich.

landete er 1986/87 den ersten großen Hit mit „König von Deutschland“, zu finden auf dem ersten Solo-Album „Rio I.“. Der Erfolg lag sicherlich auch an der verbesserten Technik, der professionellen Promotion und nicht zuletzt in Rios Kreativität. Ihm gelang es, Elemente des Schlagers zu integrieren, ohne seine Qualität als Texter und Sänger zu verlieren. Die meisten seiner Songs schrieb und komponierte er selbst, oft half ihm aber auch sein Freund R.P.S. Lanrue. Der Trend zum Zeitlosen wurde bereits auf der zweiten LP „Blinder Passagier“ (1987) deutlich und ist auch auf der dritten LP „Rio***“ (1990) zu hören. So gibt es einen zweiten Teil des alten Scherben-Songs „Mein Name ist Mensch“. Seine Songs wollte Rio als Gesamtwerk verstanden wissen. Dabei war er immer der politische Mensch, der mit beiden Beinen auf der Erde stand. An den Erfolg der ersten Solo-LP konnte Rio jedoch nicht anknüpfen. 1990 wurde er mit dem „Fred Jay Preis“ für die besten Schlagertexte ausgezeichnet, die er für Marianne Rosenberg geschrieben hatte. Rio suchte die Nähe des Schlagers, denn der Schlager ist auch eine Form der Volksmusik. In der Frankfurter Rundschau war anlässlich der LP „Rio***“ zu lesen: „Mal allen Ernstes: Dem wahren und dem echten Heino zum Trotz ist Rio Reiser der einzige wirkliche deutsche Volkssänger unserer Zeit.“ Rio reagierte darauf: „Danke, finde ich auch, will ich auch sein. Ein Volkssänger ist im besten Fall einer fürs Volk und aus dem Volk.“ (FR 19.5.1990) Diese dritte LP „Rio***“ versammelte 4x3 Songs zu einem für ihn bis dato eher ungewöhnlichen synthetischen Klangteppich. Das Lied „Zauberland“ (… ist abgebrannt und brennt noch lichterloh) wurde 1990 für seine DDR-Tournee quasi zum Motto. Zur DDR fühlte sich Rio auch politisch-privat hingezogen. „Zauberland“ waren für ihn auch die


sozialistischen (nicht realsozialistischen) Utopien, die es zu retten galt. 1990 wurde er, nach Gregor Gysi, das zweitprominenteste Mitglied der PDS und spielte im Wahlkampf für die Partei.

begegnet. Gemeinsam hatten sie einen Banküberfall verübt, bei dem es einen Toten gab. Regie führte Hans Noever, der schon früher mit Rio als Darsteller zusammengearbeitet hatte, und auch die „Tatort“-Musik mit dem Titel „Träume verwehn“ stammte diesmal von Rio Reiser. Gleichzeitig mit dem Film kam auch seine neue CD heraus: „Himmel und Hölle“, die auch den „Tatort“-Titel enthielt. Die CD knüpfte an die Scherben-Platten an: Die Auflistung der Titel erinnert an die Anfänge der Graffiti-Kunst, das Cover ein wenig an die Stones-LP „Their Satanic Majesties Request“. Neben versponnenen Balladen sind auf dieser CD auch härtere Sounds zu hören.

1991 erschien seine vierte LP „Durch die Wand“. Statt des synthetischen Teppichs waren jetzt wieder Rocktöne zu hören. Die Fachpresse sprach ein großes Lob aus, doch keiner der Titel setzte sich beim Publikum durch. 1993 erschien das von Annette Humpe produzierte Album „Über alles“. Die Platte ist insgesamt eine gelungene Mischung aus Kitsch und Genialität, vorgetragen mit einfachen Mitteln und mit einer Stimme, über die schon 1987 ein Kritiker schrieb: „Mit Rio Reiser erübrigt sich … zum ersten Mal die in den 70er-Jahren beliebte Diskussion, ob die deutsche Sprache zu Rockmusik geeignet sei. Was Rio Reiser sang, war deutsch und gleichzeitig auch wieder nicht. Mit anderen Worten, es fiel nicht weiter auf, dass er deutsch sang, weil es so selbstverständlich daherkam, als stammten die musikalischen Wurzeln des ScherbenRock´n´Roll aus Berlin und nicht aus Übersee. Rios Ruf als Sänger war sprichwörtlich; wenn es einen Konsens in der Szene gab, dann, dass er der erste und für lange Zeit auch der einzige begnadete deutschsprachige Sänger sei.“ (Albert Koch: Angriff auf´s Schlaraffenland, 1987)

In dieser LP spiegeln sich mehrere Trends, die sich überlappen und verstärken. So hat der Hörer den Eindruck, dass der ewig junge Rio Reiser alt wird, die Zeiten der gesellschaftlichen Utopien tatsächlich passé sind. Ein taz-Interviewer sagte an einer Stelle: „Mir tut der Mensch, der da singt, leid.“ Rios Antwort war: „Das kannste dir sparen, so schlimm ist es nicht. (lacht) Na gut, das ist die Frage, wo bleibt der Himmel, wo bleibt die gute Laune. Aber es ist ja nun auch kein finsterer Grunge. Ich singe düstere Inhalte ja mit einem Lächeln. Es gibt ja – wenn auch nur in geringem Maße – den Ausblick auf ein Happy End.“ Rio Reiser starb am 20. August 1996 im Alter von 46 Jahren in Fresenhagen.

1994 kam die CD „Das Beste von Rio Reiser“ heraus – eine Art Zäsur. Auf ihr waren die besten Songs aus den letzten fünf Alben versammelt, ergänzt durch eine Akustik-Version von „König von Deutschland“ mit neuem, aktualisiertem Text. Außerdem gab es eine CD-Single-Auskopplung mit zwei Akustik-Stücken: „Der König von Deutschland“ und „Übers Meer“. Im gleichen Jahr erschien seine Autobiographie „König von Deutschland“, schriftstellerisch unterstützt von Hannes Eyber, der die poetischsten Texte zur legendären schwarzen Scherben-LP geschrieben hatte. 1994 gab es keine Tournee, nur ein wenig Wahlkampf für die PDS: „ Wenn Gysi Kanzler wird, trete ich aus“, so Rio in einem Interview für Der Spiegel (43-1994). Die PDS schaffte den Einzug ins Parlament. Am Vorabend der Wahl, am 15.10.1994, wurde im Chemnitzer Schauspielhaus das Musical „Knock out Deutschland“ uraufgeführt. Buch, Regie und Bühnenbild waren von Armin Petras und Philipp Stölzl, die Songs kamen von Rio Reiser. Am 16.2.1995 folgte eine weitere Uraufführung eines Reiser-Musicals, „Die Braut der Brüder“, in der alten Synagoge in Essen. © Gert Möbius

Am 2.5.1995 wurde der „Tatort“ des BR „Im Herzen Eiszeit“ ausgestrahlt. Rio spielte in dem Film den Alt-Anarchisten Kammermeier, der nach 11 Jahren Knast seinen alten Genossen

(Biographie aus dem Programmheft „Rio Reiser“ Hans Otto Theater Potsdam)


WARUM RIO REISERS MUSIK UNBEQUEM

Die Musik Rio Reisers zu hören, ist mit dem Essen von Schwarzbrot vergleichbar: Man muss Schwarzbrot länger kauen, dafür hält der Sättigungseffekt deutlich länger. Der Erstkontakt mit seiner Musik war unbequem. Es ging mir darum, mehrere Dekaden musikalischer Entwicklung nachzuhören und Klangwelten zwischen Garagen-Protest-Rock und HochglanzSynthi-Pop zu erfassen. Beim Durchhören des Gesamtwerks wurde mir deutlich: Weder der linksgerichtete Krawallsound der 70er/80er noch der Klang von ambitionierten Digitalklängen der 90er liegen mir im Blut. Was aber viel wesentlicher ist – keine dieser Klangwelten füllt meines Erachtens einen Abend für sich alleine. Brüll-Rock nervt auf Dauer (soll er ja) und Synthesizer bewegen nicht so wie „echte“ Instrumente. Einen Eins-zu-eins-Cover-Abend konnte es für mich nicht geben. Also stand nach dem ersten Kauvorgang ein zweiter an: die Suche nach Songs, die aus Sicht eines ehemaligen Singer-Songwriters wie mir wertvoll erscheinen. Songs, die wandelbar sind und bequem in ein neues Musikgewand passen. Songs, bei denen abzüglich des Arrangements in ihrer Melodie- und Harmoniestruktur viel Substanzielles übrigbleibt. Klar, schießt in Gedanken „Junimond“ sofort nach oben, aber auch dieses Lied füllt keinen Abend. Um die Songs aus der Perspektive eines Songschreibers zu erfassen, musste ich sie selber spielen. Auf der Gitarre, auf dem Klavier … Hierbei fiel mir auf, dass einige harmonische Wendungen reizvoll und ungewöhnlich waren. Ich kannte derlei Wendungen eher von den Beatles, die ganz frei von stufenharmonischer Theorie einen Welthit nach dem anderen schrieben. Nach dem Prinzip „schöner Klang an schönen Klang“ kommen, bei Außerachtlassen von musiktheoretischen Überlegungen, Harmoniefortschreitungen zustande, wie sie nur Autodidakten schreiben. Wie sympathisch: Rio Reiser hat die gleiche Abneigung zum formellen Musiklernen wie ich einst? Schon wird

UND WICHTIG

IST

die Musik nahbarer für mich, den Bearbeiter. Die Protestlaute unserer Band, die Musik habe „eckig“ zusammengestellte Formteile, kann ich verstehen, aber beim Hin- und Herschieben von Songteilen wird klar – je mehr ich einen Song Rios an eine gängige Songstruktur anpasse, desto langweiliger wird er. Und schon wird aus dem vermeintlichen Übel eine Qualität, die die Wirkung des Songs maßgeblich beeinflusst. „Wir werden viel lernen müssen“, so das Motto der Band und weiterer Kauvorgang. Denn bei diesem Programm kann sich niemand auf Gewohnheiten verlassen. Rio Reiser schiebt Takte ein, Taktwechsel, kombiniert mehrere Tonarten in einem Song, singt, brüllt, und legt Melodietöne über Harmonien, die einfach wehtun, und was roh, wild und manchmal ungepflegt wirkt, scheint in Wahrheit ein Abbild dessen, was Rio sein Publikum erreichen lässt – Rio selbst. Unverbildet, ehrlich, verträumt, idealistisch, unprätentiös, manchmal detailverliebt und vor allem unverwechselbar. Egal in welchen der von mir beleuchteten Dekaden, Rio bleibt seiner Songwriterschroffheit treu. Darüber täuscht auch kein gediegener instrumentaler Pop-Sound hinweg. Seine Songästhetik zeigt für mich stets sein bezauberndes Lächeln mit schiefen Zähnen. Rio Reisers Musik erinnert mich daran, dass eine gesunde Gesangstechnik alleine niemanden bewegt, dass die Regeln der Musiktheorie so oft gebrochen werden können, wie man mag. Sie erinnert daran, dass Musik nicht nur eine vergnügliche Wirkung haben muss. Musik kann, wie ein Mensch auch, ihre Message unbequem vortragen. Und so wie man nicht alle Menschen lieben muss, kann man doch Respekt vor Allen haben, die sich trauen, ehrlich mit ihrer Umwelt zu sein. Das Durchkauen der Musik hat nicht immer Spaß gemacht, aber am Ende all seiner Songs steht ein Gefühl im Raum, denn Rio Reisers Musik ist ehrlich. Davor ziehe ich den Hut. Zum Glück habe ich dieses Brot gegessen! Juan M. V. Garcia, musikalischer Leiter der Inszenierung


FRANK LEO SCHRÖDER

AUTOR & REGIE

… wurde 1961 in Lingen/Ems geboren. Von 1983 bis 1987 studierte er Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Hannover und ging anschließend als festes Ensemblemitglied an das Staatstheater Darmstadt (1987 bis 1991) und das Staatstheater Mainz (1991 bis 1995). Frank Leo Schröder spielte u. a. in der Tankred Dorst-Bearbeitung von Falladas „Kleiner Mann, was nun?“, in Fassbinders „Katzelmacher“ und Strindbergs „Fräulein Julie“ sowie in den Musicals „Der kleine Horrorladen“ und „Linie 1“. Seit 1995 arbeitet er freischaffend. 2001 übernahm er einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Sowohl dort als auch an Theater & Philharmonie Thüringen und der Musikalischen Komödie in Leipzig führte er Regie, u. a. bei „All you need is Beat“, „City of Angels“ und dem gemeinsam mit Edda Leesch geschriebenen Schauspiel mit Musik „Woodstock – Beautiful People“. 2017 inszenierte er „Rio Reiser“ am Potsdamer Hans Otto Theater und erhielt dafür viel positives Feedback von Presse und Zuschauern. Die Inszenierung wurde sogar für den Friedrich Luft Preis nominiert. Für die Berliner Inszenierung „Rio Reiser – Mein Name ist Mensch“ wird er gemeinsam mit dem Bruder Rio Reisers, Gert C. Möbius, die politischen Umstände der damaligen Zeit noch genauer sichtbar machen und dabei insbesondere auf die Geschehnisse in Berlin eingehen, denn „Rio und Berlin, das sind zwei Dinge, die man in einem Atemzug nennt“, findet er. Außerdem möchten die beiden eindringlicher und tiefer in Rios Privatleben eintauchen und insbesondere seine Liebesbeziehungen intimer erzählen.

JUAN GARCIA

MUSIKALISCHER LEITER

… ist diplomierter Jazzsänger und Musikpädagoge. Mit dem Pop-Jazz-Vokalquartett „Klangbezirk“ hat er alle international renommierten Preise gewonnen. Zum Gesangs- und Musikpädagogikstudium kam ein Arrangementstudium bei Prof. Ralf Schrabbe, das den Weg in die Welt der Notenwerte weiter ebnete. Als Vokalarrangeur arbeitet Garcia für Echo-Preisträger wie amarcord oder Calmus. Mit den Erkenntnissen aus seinem Lehrauftrag für „Chorleitung Jazz/Pop/Groove“ in der Abteilung für Schulmusik der Leipziger Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ entstanden die Buch-Ideen des „Head-Arrangement“ und „Warm-Up-Arrangement“. Als Vocal-Coach des BuJazzOs, musikalischer Leiter an diversen Theatern, Workshopleiter, Moderator, Autor, Sänger/Instrumentalist und Musikproduzent sammelte Juan M. V. Garcia auf unterschiedlichsten Betätigungsfeldern Erfahrungen. Inzwischen hat er eine Professur für Chor- und Ensembleleitung an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und gehört zum festen Dozententeam der Pop/Jazzchorleitungsausbildung an der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel.

Seit Mitte der 1990er Jahre ist Frank Leo Schröder in vielen Film- und TV-Produktionen zu erleben, etwa in „Tatort“, „Ranicki – Mein Leben“ und in Serien wie „SOKO Leipzig“ und „Großstadtrevier“. Besondere Popularität erlangte er als cholerischer Vorgesetzter von Anke Engelke in der Sitcom „Anke“.

GERT C. MÖBIUS

AUTOR

… wurde 1943 geboren. Nach seiner Kaufmannslehre studierte er Malerei an der Staatlichen Kunstakademie in Nürnberg. Mit seinen Brüdern Peter und Ralph (Rio Reiser) arbeitete er an zahlreichen gemeinsamen Theaterproduktionen (Hoffmanns Comic Teater). Er war Mitinitiator von Hausbesetzungen in Kreuzberg, Manager der Gruppe „Ton Steine Scherben“ und als Drehbuchautor tätig, u. a. für „Polizeiruf 110“. Zudem war er Mitbegründer des Berliner Tempodrom. Nach dem Tod von Rio Reiser im Jahr 1996 baute er das Rio Reiser Archiv auf.

UNSER THEATER-TEAM Marius Achilles, Susanne Adam, Hannelore Behrendt, Romy Beu, Sara Borris, Cornelia Brauer, Regina Brauneis, Andrea-Ioana David, Emrah Demir, Maria-Micaela Eichfeld, Stephan Emmerich, Julia Faßler, Boris Feist, Ursula Fisch, Michael Forner, Frank Hiller, Christopher Iwa, Gabriele Keye, Marie Sophie Knopf, Martin Köster-Rößling, Daniel Krauss, Lennart Losensky, Susanne Maier, Mathias Nitschke, Robert Perin, Katrin Reichardt, Alexander Rickmann, Christel Rohland, Bärbel Salomon, Astrid Schill, Charlene Schimek, Marita Schröter, Anja Schubert, Carsten Schultz, Kerstin Sielaff, João Gonzaga Silveira, Wolfgang Sitzmann, Philipp Sturm, Sanyo Thet, Claudia Töpritz, Brigitta Valentin, Stephanie Vatansever, Thomas Vorkastner, Ringo Wachtendorf, Birgitta Weber, Miriam Wehde, Hardy Wenz, Martin Woelffer, Jürgen Wölffer


MATTHIAS MÜLLER

BÜHNE / KOSTÜMBILD

... war von 1985 bis 2001 in verschiedenen technischen Positionen am Staatstheater Darmstadt tätig, zuletzt als Bühneninspektor der Oper und Stellvertretender Technischer Direktor. In dieser Zeit entstanden dort bereits erste eigene Bühnenbilder für zahlreiche Inszenierungen. Ab 2001 arbeitete er regelmäßig als freier Bühnenund Kostümbildner für Musiktheater, Tanztheater und Schauspiel an verschiedenen Theatern, darunter das Staatstheater Wiesbaden, Landestheater Linz, Theater Pforzheim und Theater Regensburg. Zu seinen Arbeiten zählen Ausstattungen für „Madame Butterfly“, „My Fair Lady“, „Mozarts Requiem“, „Carmen“, „Moses in Ägypten“, „Semiramide“, „Drei Schwestern“, „Romeo und Julia“ und „Endstation Sehnsucht“. Am Hans Otto Theater übernahm Matthias Müller 2009 zunächst die Leitung der Bühnentechnik und ist seit der Spielzeit 2011 Technischer Direktor. Von 2011 bis 2018 war er unter der Intendanz von Tobias Wellemeyer auch als Ausstattungsleiter künstlerisch tätig. In dieser Zeit entwickelte er Bühnenbilder für Produktionen wie „Drei Mal Leben“ und „Das Wintermärchen“, „Ein Sommernachtstraum“ sowie Bühne und Kostüm für Produktionen wie „Blauer als sonst“, „Der Junge auf dem Baum“, „Kaspar“, „Der Zauberer von Oz“, „Rio Reiser - König von Deutschland“ und „Europa“. In der vergangenen Spielzeit war Matthias Müller für das Bühnenbild „Theodora“ für die Winteroper Potsdam in der Friedenskirche verantwortlich.

MARITA ERXLEBEN

CHOREOGRAPHIE

... erhielt ihre Ausbildung als Tänzerin und Choreographin in Berlin und New York. Ihr Weg zur Regie führte über das Hans Otto Theater, wo sie seit 2009 erfolgreich Inszenierungen für junge Zuschauer verwirklicht. Als Choreographin hat sie sowohl für Film- und Fernsehprojekte (u. a. mit den Regisseuren Oskar Roehler, Simon Verhoeven und Thomas Nennstiel) als auch für Schauspiel und Oper gearbeitet. Sie gründete eine Dance Company aus professionellen Tänzern, Akrobaten und Nachwuchstalenten, mit denen sie u. a. Prokofjews „Romeo und Julia“ mit dem Filmorchester Babelsberg und die alljährlichen Kinderballette am Hans Otto Theater produzierte. Als Regisseurin leitete Marita Erxleben mehrfach die Education-Projekte der Kammerakademie Potsdam mit der Grundschule Am Priesterweg. 2015 führte sie Regie bei der Stunt-Show im Filmpark Babelsberg. 2017 erarbeitete sie die Märchenoper „Die arabische Prinzessin“ mit der Dresdner Philharmonie und dem Philharmonischen Kinderchor.



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