Grossauflage unihockey.ch: Vorschau auf die Frauen-WM 2023

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DAS SCHWEIZER UNIHOCKEYMAGAZIN

Corin Rüttimann Die Rekordfrau vor ihrer achten WM 20 Jonathan Nilsson Hungrig auf Titel mit dem HCR 26 Veera Kauppi Ein Gespräch mit der Besten der Welt 40

VOM TALENT ZUM IDOL

Mit 19 Jahren bestreitet ANJA WYSS in Singapur bereits ihre zweite A-WM. Sie ist das Gesicht einer neuen Generation im Schweizer Frauen-Unihockey. 10

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ANMELDEFRIST BIS 12. DEZEMBER 2023 (Beschränkte Teilnehmerzahl)

Verein

Anmeldung schicken an: (wenn via Internet nicht möglich) unihockey.ch, Schauenbergstrasse 1, 8400 Winterthur

Telefon

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INFOS & ANMELDUNG: WWW.UNIHOCKEY.CH/TRAINING-DAYS


EDITORIAL

Eine heisse WM in Asien Würde statt der Unihockey-WM der Frauen im Dezember eine Fussball-WM in Singapur stattfinden, wären in den letzten Monaten hitzige Debatten bezüglich Menschenrechten unausweichlich gewesen. Erst seit einem Jahr sind im Stadtstaat homosexuelle Beziehungen nicht mehr strafbar, dafür wurden wieder Hinrichtungen vollstreckt. Im Juli wurde erstmals seit 20 Jahren wieder eine Frau gehängt – wegen des Besitzes von 31 Gramm Heroin. Wer öffentlich dagegen demonstriert oder die Regierung anderweitig kritisiert, riskiert schnell ein Time-Out im Gefängnis. Wir sind (zum Glück?) nur Unihockey. An der WM geht es um ZweiminutenStrafen und die hitzigen Debatten beschränken sich auf die klimatischen Bedingungen. Ja, in Singapur ist es heiss und feucht. Ich weiss noch, wie ich während der WM 2005 in klimatisierten Räumen schlotterte und instinktiv zu einer Jacke greifen wollte, wenn es an der Zeit war, den Raum zu verlassen. Nach zwei Schritten an der «frischen Luft» wusste ich wieder, warum ich keine Jacke dabei hatte. 2005 holte die Schweizer Frauen-Nati WM-Gold. Ein unvergesslicher Moment. Ich gebe zu: An Menschenrechte dachte ich am Spielfeldrand keine Sekunde. Bei der hoffentlich spannenden Lektüre dieser Ausgabe wünsche ich Ihnen wie immer viel Vergnügen. Damian Keller Chefredaktor unihockey.ch

206 Ausgabe

40

20

06 Kurznews

26

32 Skorer Graber

Vitamin B, Endstation Halbfinal, Kellers Hattrick, Retro. Dazu wird gut gebrüllt. 10

Vom Talent zum Idol Anja Wyss (19) bestreitet bereits ihre zweite A-WM und ist eines der prägenden Gesichter einer neuen Generation.

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Der einzige Schweizer in der Top Ten der NLB-Skorerliste. 36 Africa Floorball Cup Wenn Wille und Motivation die finanziellen Mittel übertreffen. 38 Französische Premiere Für die Lausannerin Marine Klopfenstein geht mit der WM in Singapur ein Traum in Erfüllung.

Auf nach Asien Die Nati reist mit neun WM-Debütantinnen an den Ort des grössten Erfolgs der Schweizer Geschichte.

40 Kauppi will das Ding Ein Gespräch in Zug mit der besten Spielerin der Welt.

20 Rekordfrau Corin Rüttimann wird an ihrer achten WM mit 136 Einsätzen für die Nati alleinige Rekordhalterin. 23 Pingpong unihockey.ch nimmt es mit Laila Ediz (Jets) und Noël Seiler (GC) kurz persönlich. 26 Richtig angekommen Jonathan Nilsson ist in seiner zweiten Saison in der Schweiz hungrig auf Titel mit dem HCR. 29 Kolumne Ernste Männer. 30 Keine Ausreden Wieso Goalies zu coachen viel einfacher ist als viele meinen.

42 Revanchegelüste Das schwedische WM-Aufgebot hat Überraschungen zu bieten. 46 Traumhochzeit Wenn 233 Länderspiele heiraten. 47

Abos und Impressum Schlusspunkt: In den Mund gelegt.

DAS SCHWEIZER UNIHOCKEYMAGAZIN

Nr. 206 • 12 / 2023 • Fr. 8.90

Corin Rüttimann Die Rekordfrau vor ihrer achten WM 20 Jonathan Nilsson Hungrig auf Titel mit dem HCR 26 Veera Kauppi Ein Gespräch mit der Besten der Welt 40

Anja Wyss nahm sich vor der Abreise nach Singapur für unihockey.ch viel Zeit.

VOM TALENT ZUM IDOL

Mit 19 Jahren bestreitet ANJA WYSS in Singapur bereits ihre zweite A-WM. Sie ist das Gesicht einer neuen Generation im Schweizer Frauen-Unihockey. 10

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Kurznews

Wie alles begann National: Vor 40 Jahren, im Oktober 1983, wurde in der Schweiz erstmals um einen Unihockey-Meisterpokal gekämpft. Drei Pioniere blicken auf die Ursprünge zurück – es ist eine Geschichte mit Banden auf Traktoren, ärmellosen Shirts, mit Zeitungspapier gefüllten Stöcken, skeptischen Hauswarten und viel Enthusiasmus für einen noch weitgehend unbekannten Sport. Freuen Sie sich auf die lesenswerte Reportage in der Januar-Ausgabe dieses Print-Magazins.

Als Grün-Weiss Zürich 1983 den ersten Titel holte, waren die Bilder noch schwarzweiss. Wir blicken mit Dani Meier und anderen Pionieren zurück.

Endstation Halbfinal International: Im Champions Cup der Frauen waren im Halbfinal die Hürden für die Jets und Zug zu hoch. Zug wurde von Thorengruppen schon im Heimspiel überfahren, verlor vor 400 Fans mit 3:16 und blieb auch in Umea chancenlos – der schwedische Meister führte nach elf Minuten 5:1 und gewann erneut deutlich 15:2. Die Jets verloren das Hinspiel bei Pixbo mit 2:6, zu Hause folgte ein 5:10. Bei den Männern hat Wiler-Ersigen gegen Tatran Stresovice noch die Chance, für eine Schweizer Finalbeteiligung zu sorgen, während Falun und Storvreta den zweiten Finalisten erküren.

Veera Kauppi trifft in Zug.

6 • DEZEMBER 2023

Martin Östholm zierte das Cover der Novemberausgabe. Simon Laubscher

«Es gibt bessere Ausgangslagen als einen 2:8Rückstand zehn Minuten vor Schluss.» Simon Laubscher (Wiler) zur Aufholjagd seines Teams gegen den HCR mit fünf Toren bei 6-gegen-5, was trotzdem nicht ganz zu einem Punkt reichte.

Warum nicht immer? unihockey.ch: Wenn Sie diese Zeilen lesen, sind Sie Abonnent dieses Magazins – oder aber Sie erhalten es im Rahmen der Dezember-Grossauflage, die unihockey.ch vielen Lizenzierten von swiss unihockey schenkt. Wenn Sie zur zweiten Gruppe gehören und das Magazin monatlich in ihrem Briefkasten vorfinden wollen, finden Sie auf der letzten Seite die entsprechende Bestellmöglichkeit. Dass ein Jahresabo von unihockey.ch auch ein cooles Weihnachtsgeschenk für Unihockeyfreunde jeden Alters ist, versteht sich von selbst.


Vor zehn

Jahren

Hoffnungsträgerin Flurina Marti zierte in der DezemberAusgabe vor zehn Jahren das Cover. Wir stellten die junge Bündnerin als spielstarke Powerfrau vor, die auf verschiedenen Hochzeiten tanzt. Das ist bis heute der Fall (siehe Seiten 17 und 46 in dieser Ausgabe). Wiedergutmachung Nach der verpassten Medaille an der Heim-WM 2011 reiste die FrauenNati mit neun Neulingen an die WM nach Tschechien. In der Vorbereitung ging es viermal zur Musikhochschule, um zu zeigen, dass ein Team wie ein Orchester funktioniert. So kann es nur eine erste Geige geben. Und ein Musiker wärmt eine halbe Stunde lang seinen Triangel auf, nur um im richtigen Moment entscheidend zuschlagen zu können. Hat geklappt, die Schweizerinnen holten in Tschechien Bronze. Starker Aufsteiger

«Martin Östholm kostete fünf Stunden Arbeit – anderen sagen nach 30 Stunden ab.» Sascha Eichelberger

Churs Sportchef Sascha Eichelberger über die oft schwierigen Verhandlungen mit in- und ausländischen Verstärkungen.

In der ersten Zwischenbilanz der Saison 2013/14 lobten die Spitzenteams der Frauen die Skorps aus Zollbrück. Endlich mal ein Aufsteiger, der nicht nur mauern wolle, kamen aus Chur, Dietlikon und Winterthur nach knappen Siegen grosszügige Komplimente. Da war ja noch nicht absehbar, dass die Emmentalerinnen mit ihrem Stil bis ganz an die Spitze durchmarschieren würden. grossauflage swiss unihockey

Das schweizer UNihockeymagaziN · meDieNpartNer voN swiss UNihockey

Nr. 86 · Dezember 2013 · Fr. 7.90

Keller in Torlaune Tschechien: In der tschechischen Superliga buchte Daniel Keller (24) Anfang November beim Sieg gegen Ostrava seinen ersten Hattrick. Mit 14 Skorerpunkten aus 11 Partien trägt der ehemalige HCR-Stürmer dazu bei, dass sein Prager Verein TJ Sokol Kralovske Vinohrady bei Hälfte der Qualifikation überraschend einen gesicherten Playoffrang belegt.

Mit Beethovens hilfe die frauen-nati will eine wm-medaille 16 tigers langnau flache hierarchie, hohe erwartungen 31 gipfeltreffen der president's day 42

Flurina

marti

Daniel Keller in Prager Diensten.

Die VerteiDigerin gehört bei Piranha Chur und in der nati zu den teamstützen. an der Wm in tschechien will sie hoch hinaus. 10

Highlights aus unihockey.ch Nr. 86, Dezember 2013 WWW.UNIHOCKEY.CH • 7


Kurznews

Die Ende Saison abtretende Riders-Sportchefin Sarah Altwegg.

Basel Regio suchte und fand Valtteri Koskinen bei TPS.

Mit Vitamin B aus der Krise? National: Was können Vereine tun, die sich im November im Tabellenkeller befinden? Im Fussball kann eine Liste mit arbeitslosen Profis Alternativen bieten und mit genug Geld lassen sich Verstärkungen finden. Im Unihockey ist das gar nicht so leicht. Floorball Köniz entschied sich für den «Klassiker» Trainerentlassung und trennte sich von Coach Etienne Güngerich. Basel Regio vermeldete den Zuzug von Valtteri Koskinen. Der 20-Jährige kam beim finnischen Meister TPS Turku nicht wie gewünscht zum Zug, die Finnen in der sportlichen Leitung der Basler kannten den ehemaligen Nachwuchsinternationalen von früher. Die optimale Konstellation – Kontakte sind da und ein Spieler sucht eine grössere Rolle. Im Budget ist noch Luft, nachdem sich im Sommer gewünschte Transfers nicht realisieren liessen. Auf

eine solche Trouvaille hofft auch Churs Sportchef, Sascha Eichelberger, der dringend Torschützen braucht. SCHWEIZER ZIEHEN UNGERN UM «Für uns sind Spieler der dritten oder vierten Linie bei ausländischen TopClubs interessant, die Spielpraxis suchen – oder aber Topshots, die finanziell klamme Vereine gerne per sofort von der Lohnliste streichen würden», sagt Eichelberger und spricht damit das erfolgreiche Beispiel Aaro Helin (kam als No-Name von Classic, ging als Star zurück) und die finanziellen Probleme Faluns an. «Dass einer kommt, glaube ich aber erst, wenn ein Vertrag unterschrieben ist», sagt Eichelberger bezüglich der oft langwierigen Verhandlungen. In der Frauen UPL sondiert Riders-Sportchefin Sarah Altwegg den

«Der ökologische Fussabdruck leidet etwas.» Leonie Wieland ist auf Achse.

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Leonie Wieland (Jets) zum neuen Modus im Champions Cup und Flügen zu einzelnen Spielen nach Tschechien und Schweden. Die WM in Asien macht den Abdruck auch nicht besser.

Markt. «Wir diskutieren mit dem Staff, was wir machen wollen und können. Man schielt immer zu den Jets oder Zug und hat Spielerinnen auf dem Radar, die dort nicht die gewünschte Rolle bekommen.» Eichelberger, Altwegg und Patrick Mendelin (Basel) sind sich einig: Der Schweizer Markt ist schwierig, Spielerinnen und Spieler ziehen sehr ungern um – während der Saison schon gar nicht. Und interessante NLB-Spieler scheinen mögliche Aufstiegsspiele spannender zu finden als Abstiegskampf in der UPL. Agenturen sind teuer oder haben kurzfristig kaum was Passendes «auf Lager». Am besten hilft das berühmte Vitamin B – über eigene Kontakte und viele Gespräche lässt sich etwas machen. Manchmal. Deadline für Transfers ist der 15. Januar 2024. Wir sind gespannt.

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So viele Fans sahen im November das Derby zwischen den Red Ants und den Riders. Rekordwert für ein Quali-Spiel der Frauen UPL.


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Frauen UPL / WM-Vorschau • Anja Wyss

VOM TALENT

ZUM IDOL

Im Alter von 19 Jahren bestreitet Anja Wyss bereits ihre zweite A-WM. Die ehrgeizige Wizards-Stürmerin hat sich auf höchstem Niveau etabliert und ist eines der prägenden Gesichter einer neuen Generation im Frauen-Unihockey. TEXT CONSTANTIN STREITER • FOTOS FABIAN MEIERHANS, DIETER MEIERHANS

K

eine drei Jahre ist es her, da hatte Anja Wyss noch nie in der höchsten Liga gespielt. Am 7. Januar 2021 gab sie ihr NLA-Debüt für die Wizards, auch weil der Spielbetrieb in der U21-A wegen der Corona-Pandemie aussetzen musste. Die Rechtsauslegerin schlug ein wie eine Bombe, zwölf Tore schoss sie allein in den ersten neun Auftritten mit dem Fanionteam. Seither ging alles sehr schnell in der Karriere der Sportgymnasiastin, die Mitte Oktober 19 Jahre jung wurde. Auf die beiden Weltmeisterschaften im Herbst 2021 in Uppsala mit dem U19- und A-Nationalteam folgte letztes Jahr in Polen eine zweite U19-WM – und nun steht das Abenteuer Singapur an. Als Jüngste der Schweizer Auswahl bestreitet sie also bereits ihre zweite A-WM – im Gegensatz zur Hälfte des Teams, das aus WM-Neulingen besteht. Die Bekanntgabe des Kaders wurde bei den Wizards mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis genommen. Tanja Kyburz, an beiden EFT-Turnieren im September und Oktober im Einsatz, schaffte den letzten Cut nicht. Und Lisa von Arx fasste die undankbare Rolle, als Pikett-Spielerin nach Singapur zu fliegen. Sie sticht durch ihre Vielseitigkeit hervor und könnte bei einer Verletzung für eine Verteidigerin oder Stürmerin nachrücken. Ist dies der Fall, würde sie Anja Wyss als jüngste Schweizerin ablösen. 10 • DEZEMBER 2023

LIGABETRIEB HARZT NOCH Bei den Wizards war in der Hinrunde noch Sand im Getriebe. Genau in der Paradedisziplin von Anja Wyss, der Torproduktion, haperte es noch. Selber liefert sie ein Tor pro Partie ab, insgesamt läuft in der Offensive aber zu wenig. «Es ist zu spüren, dass es im Sommer einen Trainerwechsel gab – wir probierten in den ersten Ligaspielen noch viel aus. Aber dass wir gegen die Jets einen Punkt holten und es in Zug bis kurz vor Schluss nur

Gerüchte besagen, dass Anja Wyss eigentlich die Rückennummer 84 hätte.

Dynamisch und torgefährlich.


ANJA WYSS Geburtsdatum: 17.10.2004 • Wohnort: Trimbach • Ausbildung: Sportgymnasiastin • Position: Stürmerin • Stockseite: Rechtsauslegerin • Bisherige Teams: UHC Trimbach 2012–2019 (Kids, Junior/innen D, C und B, U17B, U21B), Wizards Bern-Burgdorf seit 2019 (U21-A, UPL) • Statistik UPL: 68 Spiele, 71 Tore, 30 Assists • Statistik international: 22 Länderspiele, 9 Tore, 5 Assists mit dem A-Nationalteam

Seit ihrer Ankunft in der höchsten Liga liefert Anja Wyss mehr als ein Tor pro Begegnung ab.

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Frauen UPL / WM-Vorschau • Anja Wyss

In ihrer ersten kompletten UPL-Saison war Anja Wyss fast an der Hälfte aller Wizards-Treffer beteiligt.

DIE NÄCHSTE REKRUTIN? Seit wir Anja Wyss im Frühling 2021 erstmals in diesem Magazin porträtiert haben, ist viel passiert. Eines ist noch gleich: Die Trimbacherin absolviert das Sportgymnasium in Solothurn, nächsten Sommer macht sie die Matura. «Was ich danach für eine Ausbildung angehen will, weiss ich noch nicht. Zwischen Sommer 2024 und Frühling 2025 werde ich einige Praktika absolvieren, um herauszufinden, was mir gefallen könnte», sagt die 19-Jährige. Der Frühling 2025 ist ein wichtiger Fixpunkt in ihrer Karriereplanung. «Dann möchte ich die Unihockey-RS machen. Ich hörte von Seraina Fitzi viel Gutes darüber. Klar, erst muss ich

12 • DEZEMBER 2023

mich bewerben und auch aufgenommen werden, aber diese RS ist aktuell mein nächstes grosses Ziel.» Die Trainings in der RS unterscheiden sich von den Teamtrainings im Verein oder in der Nati und sind eher wie RLZ-Trainings aufgebaut. «Durch das RLZ hat sich mein Spiel in den letzten fünf Jahren extrem weiterentwickelt. Ich bin unberechenbarer geworden und konnte mich technisch sowie im Zweikampfverhalten verbessern. So kann ich vermehrt aus «schlechten» Positionen oder unter Druck Gefahr kreieren.» Auch die Physis ist ein wichtiger Aspekt in ihrer jüngsten Entwicklung. «Ich konnte

durch einen hohen Aufwand im Krafttraining grosse Fortschritte erzielen, so etwa im Bereich Schnelligkeit», sagt Anja Wyss. Üblicherweise besucht sie pro Woche drei Trainings mit dem UPL-Team der Wizards und zwei im RLZ. Zusätzlich fährt sie zweimal zu ihrer Physiotherapeutin nach Olten: Am Mittwoch zum individuellen Krafttraining, am Freitag zur Regeneration und Behandlung. In ihrer Maturaarbeit zum Thema Atemtraining schrieb Wyss, dass sie die Regeneration als wichtigen Aspekt entdeckt habe. «Meine Physio hat die Arbeit vor der Abgabe durchgelesen und musste an dieser Stelle laut lachen», erzählt sie.


«Anja Wyss weiss schon, wie eine WM funktioniert, obwohl sie die Jüngste ist. In Singapur lasten mehr Erwartungen auf ihren Schultern, aber dafür ist sie bereit.» Nationaltrainer Oscar Lundin bei Bekanntgabe des Aufgebots

In Uppsala gewann Wyss 2021 mit Nadia Cattaneo und Lea Hanimann Bronze.

Arx und mir liefen nach dem Saisonende des Fanionteams drei UPL-Spielerinnen auf – wegen uns mussten andere, die die ganze Saison in der U21 trainiert hatten, auf die Ersatzbank oder gar die Tribüne. Trotzdem wurden wir herzlich aufgenommen, was nicht selbstverständlich ist», blickt sie zurück.

1:2 stand, stimmt mich zuversichtlich», sagt Wyss trotz dem unerwarteten achten Rang im November. Dem jungen Team fehlen mit Jolanda Maurer (noch kein Einsatz) und Nadia Cattaneo (seit Anfang Oktober verletzt) zwei der wenigen, erfahrenen Spielerinnen. «Im Gegensatz zu anderen Vereinen können wir diese Ausfälle nicht mit Nationalspielerinnen aus Top-Nationen kompensieren, das entspricht auch nicht der Philosophie des Vereins oder des Trainers Andi Seiler. Doch solche Routiniers sind wichtig. Als ich neu dabei war, hatte ich viele wertvolle Stützen um mich herum – ich konnte frei aufspielen und es war mir niemand böse, wenn ich Fehler beging», sagt Wyss. Im Frühling feierte sie mit den U21-Juniorinnen der Wizards ihren ersten Titel. «Mit Noelle Weis, Lisa von

DIE FLÜGELZANGE MIT FITZI Bezüglich der WM in Singapur zeigt sich die Flügelspielerin zuversichtlich: «Die Fortschritte zwischen der EFT Anfang September und den Spielen gegen die gleichen drei Teams Ende Oktober waren offensichtlich.» Kurz vor Saisonbeginn habe das Team mit dem Tempo Mühe gehabt. «Es waren die ersten Länderspiele gegen die Top-Nationen nach fast einem Jahr und die ersten offiziellen Spiele nach der Sommerpause.» Ihr Aufgebot kam für Wyss nicht überraschend, da sie zuletzt stets in der zweiten oder dritten Linie spielte. Immer mit dabei: Seraina Fitzi am rechten Flügel. «Wir ergänzen uns super und können im Pressing Bälle erobern. Mit Laila Ediz werden wir wohl die dritte Sturmlinie bilden. Fitzi und Ediz sind beide sehr schnell, das gibt eine echte Power-Linie! Wenn sich die Paradeformationen neutralisieren, können auch wir einmal für den Unterschied gegen die dritte Linie des Gegners sorgen», zeigt sich Wyss angriffslustig. Ihre Rolle hat sich seit Uppsala 2021 verändert. «Nur schon dabei zu sein und im Training gegen Spielerinnen wie Michelle Wiki oder Flurina Marti zu spielen, war beeindruckend», erinnert sie sich. Wie bei den Wizards wuchs sie danach Schritt für Schritt in eine grössere Rolle. «Der Umbruch im Nationalteam wurde gut gemanagt. Es ist nicht so, dass es starre Hierarchien gibt und sich nur die Neuen anpassen. Es ist ein WWW.UNIHOCKEY.CH • 13


Frauen UPL / WM-Vorschau • Anja Wyss

DIE «WYSSARDS» AUF ACHSE

Mirjam Wyss

Das ganze Pensum mit Schule in Solothurn, Physio in Olten und Training in Burgdorf absolviert Anja Wyss von ihrem Wohnort Trimbach aus per ÖV. «Ein kritisches Thema», sagt sie lachend, als wir sie auf den Führerschein ansprechen. Das Reisen mit Zug und Bus bringe aber auch Vorteile: «Ich kann unterwegs etwas für die Schule erledigen. Zudem ist die Achse Olten-Bern zu den Zeiten, in denen ich ins Training fahren müsste, sowieso völlig verstopft.»

Zusammenwachsen, die erfahreneren Spielerinnen gehen auf die jüngeren zu. Für mich sind Corin Rüttimann, Lara Heini oder Monika Schmid aber nach wie vor sehr beeindruckende Persönlichkeiten», sagt Anja Wyss. AUF RÜTTIMANNS SPUREN Zur Rekordinternationalen Corin Rüttimann gibt es Parallelen. Die Bündnerin war die letzte Spielerin, die vor ihrem 20. Geburtstag je zwei U19- und A-Weltmeisterschaften bestritt. Anja Wyss staunt über diese Zahlen. Und wie Rüttimann entwickelt sich auch die WizardsStürmerin allmählich zu einem Idol für Fans und Nachwuchsathletinnen. «Es ist schön, wenn gute Leistungen gewürdigt werden, und sei es nur durch Reaktionen auf Instagram. Ich hebe deswegen aber nicht ab. Die Juniorinnen wollen ja auch einmal ins Fanionteam und werden dann zu ganz normalen Teamkolleginnen.»

Keine trifft bei den Wizards häufiger.

14 • DEZEMBER 2023

jam in der U21-A Liga-Topskorerin (28 Spiele, 44 Punkte), trug einen wesentlichen Teil zum Meistertitel der jungen Zauberinnen bei. Dieses Jahr schaffte sie den Sprung ins Fanionteam der Wizards. «Ich freute mich sehr für Mirjam und finde den Entscheid absolut richtig. Es wäre schade gewesen, wenn sie es «nur» ins Förderkader geschafft hätte. Im April sind wir im U21-Final gemeinsam aufgelaufen – das klappte super und machte den Titelgewinn noch schöner.»

Sie erinnert sich daran, wie sie 2019 mit Namensvetterin Simone Wyss die WM in Neuchâtel besuchte. «Sie hatte den Cut knapp nicht geschafft, für mich war sie bei den Wizards aber ein riesiges Idol. Das Nationalteam schien damals für mich noch sehr, sehr weit weg.» Und doch stand Wyss 24 Monate später in Uppsala im WM-Kader. «Ich wurde bisher von Verletzungen verschont und durfte in allen Teams, in denen ich spielte, Schritt für Schritt in grössere Rollen hineinwachsen», zeigt sie sich dankbar. Zum Rekord von 135 Länderspielen, den Rüttimann an der letzten EFT erreichte, meint sie schlicht: «Solange es mir Spass macht, werde ich Unihockey spielen. Es ist für mich – trotz bis zu zwölf Trainingsstunden pro Woche – immer noch ein Dürfen, nie ein Müssen. Dies ist sicher ein Grund, warum ich heute da stehe, wo ich bin.»

Anja Wyss bastelt zur Vorbereitung Singapurs Skyline. Wyss und von Arx vertreten die Wizards an der WM.

Immer öfter bei den Fahrten dabei ist Anjas kleine Schwester Mirjam, die ebenfalls das Sportgymnasium absolviert. Sie ist knapp zwei Jahre jünger und wandelt buchstäblich in Anjas Fussstapfen. «Auf dem Feld ergänzen wir uns ausgezeichnet. Sie ist auch Flügel, aber Linksauslegerin. Das Steuerspiel ist ihre grosse Stärke und sie macht einen tollen Job als «Top», was ich für mein Spiel brauche.» Die Parallelen zu Seraina Fitzi in der Nati liegen auf der Hand. Letzte Saison war Mir-



WM-Vorschau • Ab nach Asien

Ab nach Asien Die Schweizer Frauen-Nati reist mit neun WM-Debütantinnen und dem Ziel einer Medaille nach Singapur. An den Ort des grössten Erfolgs der Schweizer Unihockey-Geschichte. TEXT DAMIAN KELLER • FOTOS DIETER MEIERHANS, DAMIAN KELLER

M

it dem Selbstvertrauen in der Grösse eines Möbelwagens flog die Frauen-Nati im Sommer 2005 nach Singapur. Die Red Ants, die in den Monaten zuvor den Europacup, den Cup und die Meisterschaft gewonnen hatten, stellten die Hälfte des Teams. Dazu kam ein ganzer Block von Erzrivale Dietlikon, angeführt von Captain Simone Berner. Gemeinsam wurde kurz vor der WM erstmals Schweden bezwungen. «Wir fühlten uns unschlagbar und reisten mit dem Ziel ab, alle Spiele zu gewinnen», erinnert sich Petra Kundert, die acht Tore zum Titel beisteuern sollte. Die Schweizerinnen waren enorm im Strumpf. Sieg im Auftaktspiel gegen Finnland, Shutouts gegen Lettland und Tschechien. Sieg im Halbfinal gegen Norwegen und ein zweiter Sieg (4:3) im Final gegen Finnland. Der erste und bis heute einzige Weltmeistertitel einer Schweizer A-Nati war Tatsache. Torhüterin Laura Tomatis, Verteidigerin Berner und Stürmerin Kundert (zwei Treffer im Final) wurden ins Allstar-Team gewählt, Kundert als MVP. Schweden musste mit Rang 3 vorliebnehmen, reagierte auf den Schock aber vehement. Ganze sieben Spielerinnen der Singapur-Truppe standen an der nächsten WM noch im Aufgebot. Und seither heisst

Isabelle Gerigs Linie soll für Punkte sorgen.

16 • DEZEMBER 2023

der Weltmeister immer Schweden. Acht Mal in Serie holten die Skandinavierinnen Gold, wobei es in Penaltyschiessen und Verlängerungen auch Glück brauchte. KLASSISCHE AUSGANGSLAGE 18 Jahre später sind die Verhältnisse etwas anders. Im Champions Cup haben die Schweizer Vertretungen Jets und Zug gegen die schwedischen Teams Pixbo und Thorenguppen in vier Partien total 12:47 verloren. Seit 2005 ist kein zweiter Sieg gegen Schweden dazu gekommen.

Medaille anstreben», sagt Flurina Marti, die Leiterin der Nationalteams. UNGEWOHNTE BEDINGUNGEN Was sich im Vergleich zu 2005 nicht verändert hat, sind die klimatischen Bedingungen. Die Hitze (bis 30 Grad) und Luftfeuch-

«Angesichts der Geschichte ist es selbstverständlich, dass wir eine Medaille wollen.» Flurina Marti Medaillen sammelte die A-Auswahl der Frauen aber so regelmässig wie sonst kein Schweizer Nationalteam. Zweimal Silber und fünfmal Bronze wurden seit Singapur errungen, einzig bei der Heim-WM 2011 gingen die Schweizerinnen leer aus. Die damalige WM in St. Gallen liess Tschechien bis heute zum einzigen Mal eine WM-Medaille bejubeln. Für die Schweizerinnen gilt bei der zweiten WM in Asien damit das übliche Prozedere. Erfolge gegen Norwegen und Lettland sind Pflicht. Ein Sieg im Gruppenspiel gegen Finnland wäre hilfreich, um – wie in Neuenburg 2019 – im Halbfinal Schweden aus dem Weg zu gehen und den Finaleinzug wahrscheinlicher zu machen. Die Duelle mit Finnland und Tschechien waren zuletzt enge Kisten. «Ein konkretes Rangziel gibt es nicht. Aber angesichts der Geschichte ist es selbstverständlich, dass wir eine

Schweden-Legionärin Chiara Gredig bringt die Erfahrung von zwei Weltmeisterschaften mit nach Singapur.


Flurina Marti, Leiterin Nationalteams Frauen. Für Nina Metzger und Coach Oscar Lundin ist Singapur die erste A-WM.

tigkeit (87 %) im Stadtstaat sind bei allen europäischen Teams ein grosses Thema. Erst einmal gilt es die Zeitverschiebung von sieben Stunden zu verkraften. Die wissenschaftliche Regel lautet: Pro Stunde braucht es einen Tag, um den Körper anzupassen. So lautet auch die Empfehlung von

Verbandsarzt Dr. Walter Frey, der schon 2005 dabei war. Die Nati flog daher bereits am 24. November ins Pre-Camp ab. «Wir entschieden uns für diese Variante und gegen ein Camp auf Schweizer Boden, um uns akklimatisieren zu können», sagt Marti. So haben die Schweizerinnen rund

Wie logiert die Nati an der WM? Flurina Marti: Im Pre-Camp sind wir etwas ausserhalb im Swiss Club einquartiert, wo wir die Halle der nahe gelegenen deutschen Schule benützen können. Für die WM ziehen wir um, näher an den Austragungsort, damit die Wege kürzer sind und mehr Zeit für die Regeneration bleibt. Du hast bis 2021 selber sechs Weltmeisterschaften bestritten. Was kann in den letzten Tagen vor Turnierbeginn noch herausgeholt werden? Die Basis muss natürlich bereits stimmen, aber als Team kann man sich ein gutes Gefühl holen und an den letzten Details schleifen, was etwa für die Special Teams wichtig ist. Wurden in der Vorbereitung WMHeldinnen von 2005 zu Motivationszwecken eingebunden? Nein, das war kein Thema. Es ist uns aber bewusst, dass wir ein grosses Erbe antreten. Wie hast du die Unterschiede zwischen deiner ersten und letzten WM wahrgenommen? In jungen Jahren spielt man ohne Druck und frisch drauflos, es ist einem noch nicht bewusst, was eine WM bedeutet. Das ist ein Vorteil. Dann wird man älter (lacht). Mit mehr Erfahrung kann mehr Verantwortung getragen und auch ein Turnierverlauf besser eingeschätzt werden. Wie nahe wirst du während der WM beim Team sein? Was sind deine Aufgaben vor Ort? Ich bin vor allem da, um internationale Kontakte zu knüpfen. So suchen wir noch Gegnerinnen für unsere neue U23 nächstes Jahr, dazu kommen repräsentative Aufgaben, etwa beim Schweizer Botschafter. Um das Team herum sehe ich mich als Joker für unvorhergesehene Fälle, die hoffentlich nicht eintreffen. Im Fall einer Verletzung könntest du nochmals selber zum Stock greifen. Du bist erst 32. Notfalls springe ich mal in einem Training ein (lacht). Aber es muss sich niemand Sorgen machen, ich stehe nicht auf der 30 Spielerinnen umfassenden IFF-Liste.

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WM-Vorschau • Ab nach Asien

Laila Ediz, eine von gleich neun WM-Neulingen.

Schmid und Heini dürften sich wie gewohnt abwechseln.

eine Woche Zeit, um vor dem ersten Auftritt gegen Norwegen mit den Umständen klar zu kommen. Wie viel Zeit soll draussen verbracht werden, wie gefährlich sind zu kalt eingestellte Klimaanlagen im Innern des Hotels oder anderer Gebäude? Wer sich an die Fussball-WM in Katar erinnert, weiss, dass Erkältungen schnell eingefangen sind. «Wir müssen sicher viel trinken und werden dieses Thema im Auge behalten, indem wir uns vor und nach jedem Training wiegen und die Differenz mit Flüssigkeit ausgleichen», sagt Stürmerin Anja Wyss. «Auch mögliche Erkältungen haben wir angesprochen. Da können Schals hilfreich sein, aber auch Desinfektionsmittel.» Eine WM in

Singapur bietet andere Herausforderungen als eine in Europa. Zumindest, bis es dann auf dem Feld losgeht. VORNE UND HINTEN ALLES KLAR Oscar Lundin nominierte gleich neun WMDebütantinnen. Dies nicht aufgrund einer missratenen letzten WM, sondern aufgrund der bekannten Rücktritte langjähriger Teamstützen wie Michelle Wiki oder Tanja Stella. So sind rund 700 (!) Länderspiele an Erfahrung verloren gegangen, was durch die unbeschwerte Spielfreude der Neulinge aufgefangen werden soll. Mit Corin Rüttimann, Isabelle Gerig und Nathalie Spichiger stellt die Schweiz noch

immer eine sehr erfahrene erste Sturmformation, die für die Tore sorgen soll. Der zweite Block um Center Andrea Gämperli, Nina Metzger und Lea Hanimann dürfte den Job fassen, die Paradelinie des Gegners zu neutralisieren. Dann kommt die junge dritte Linie mit Anja Wyss, Laila Ediz und FinnlandLegionärin Seraina Fitzi sowie Jokern wie Leonie Wieland ins Spiel. Die Verteidigungspaare liefen an den letzten EFT-Turnieren noch in unterschiedlichen Zusammensetzungen auf. Dahinter steht mit Lara Heini und Monika Schmid zum vierten Mal in Folge das gleiche GoalieDuo im Einsatz. Für Västeras-Schlussfrau Schmid ist es gar die bereits siebte WM.

FRAUEN-WM IN SINGAPUR 2. BIS 10. DEZEMBER 2023 GRUPPEN GRUPPE A: Finnland (Weltnummer 2), Schweiz (3), Norwegen (7), Lettland (8) GRUPPE B: Schweden (1), Tschechien (4), Polen (5), Slowakei (6) GRUPPE C: Deutschland (9), Australien (11), Singapur (13), Frankreich (27) GRUPPE D: Dänemark (10), Japan (12), Estland (14), USA (15) DAS SCHWEIZER KADER TORHÜTERINNEN: Lara Heini (Pixbo Wallenstam), Monika Schmid (Västeras Rönnby) FELDSPIELERINNEN: Doris Berger, Luana Rensch* (Piranha Chur), Selma Bergmann*, Lea Hanimann, Nathalie Spichiger, Marylin Thomi* (UHV Skorpion Emmental), Chiara Bertini*, Laila Ediz*, Andrea Gämperli,

18 • DEZEMBER 2023

Linn Larsson*, Nina Metzger*, Céline Stettler, Leonie Wieland* (KlotenDietlikon Jets), Seraina Fitzi* (TPS), Isabelle Gerig, Corin Rüttimann (Zug United), Chiara Gredig (Endre IF), Anja Wyss (Wizards Bern Burgdorf) PIKETT: Helen Bircher (Torhüterin, UHV Skorpion Emmental), Lisa von Arx (Verteidigerin/Stürmerin, Wizards Bern Burgdorf) DIE GRUPPENSPIELE DER SCHWEIZ (CH-ZEIT) 2.12.2023, 10 UHR: Schweiz – Norwegen 3.12.2023, 10 UHR: Finnland – Schweiz 4.12.2023, 13 UHR: Lettland - Schweiz

* Debütantinnen

So jubelte die Frauen-Nati 2005 in Singapur nach dem Gewinn des Titels.


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WM-Vorschau • Rekordfrau Rüttimann

REKORD

FRAU Im ersten Spiel der WM in Singapur wird Corin Rüttimann mit 136 Einsätzen fürs Schweizer Nationalteam alleinige Rekordhalterin. Die Bündnerin bestreitet ihre achten Titelkämpfe.

TEXT ETIENNE GÜNGERICH • FOTOS DIETER MEIERHANS, ERWIN KELLER

M

it dem 135. Länderspiel im Rahmen der Euro Floorball Tour im Oktober gegen Tschechien zog Corin Rüttimann mit der bisherigen Rekordhalterin Tanja Stella gleich. Mit 209 Skorerpunkten (132 Tore, 77 Assists) ist die 31-jährige Stürmerin schon längst die erfolgreichste Schweizer Skorerin aller Zeiten. Sieben Mal hat Rüttimann für die Schweiz an einer WM teilgenommen. Auch in Singapur wird es massgeblich von ihrer Leistung abhängen, ob die Nati eine Medaille gewinnt. Ihr unbändiger Wille und Ehrgeiz, ihre Emotionen, Technik und Athletik sowie ihr aussergewöhnliches Spielverständnis machen sie zu einer der besten

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Spielerinnen der Welt. Wir blicken mit der Ausnahme-Athletin auf eine lange Karriere im internationalen Geschäft zurück. Wie sehr hat dich das Knacken des Länderspiel-Rekords berührt? Corin Rüttimann: Die Zahl an sich bedeutet mir nicht so viel, es sind mehr die emotionalen und schönen Momente, die ich mit so vielen Mitspielerinnen teilen durfte. Berührt haben mich die zahlreichen Nachrichten und Videobotschaften, die ich von Freunden und der Familie erhalten habe. Hat sich Tanja Stella gemeldet und über ihre Ablösung beschwert? Ihre Videobotschaft freute mich sehr und war äusserst herzlich (lacht).

Was sagt dir der 24. April 2009, wenige Tage nach deinem 17. Geburtstag? Wahrscheinlich habe ich damals mein erstes Länderspiel bestritten? Genau. Welche Erinnerungen hast du daran? Ans Spiel selber nur vage. Speziell war, dass die EFT-Partie in der Churer Heimhalle stattfand. Und früher war es so, dass wir in der U19-Nati die Aufgebote für den nächsten Trainingslehrgang direkt am Zusammenzug erhielten. Ich mag mich noch gut daran erinnern, dass mir der damalige U19Trainer Beno Nussbaum beim Einzelgespräch mitteilte, dass er mich für den nächsten Zusammenzug nicht aufbieten werde. Auf meine verdutzte Frage, warum


CORIN RÜTTIMANN Geburtsdatum: 18.4.1992 • Wohnort: Chur • Position: Center • Vereine als Spielerin: Piranha Chur, Endre IF (SWE), IKSU (SWE), Zug United • Nati-Statistik: 135 Spiele, 132 Tore, 77 Assists • Weltmeisterschaften: 7 Teilnahmen, 2 x Silber, 4 x Bronze • Lieblingssportler: Peter Forsberg • Beste Unihockeyspielerin: Veera Kauppi

WM-Premiere 2009 in Västeras (SWE).

Die Entladung nach dem Treffer im Final der WM in Neuenburg.

das so sei, antwortete er, dass mich Felix Coray in die A-Nati holen möchte. Wie war die Hierarchie in dem Team, das noch voller Weltmeisterinnen war? Wenn es im Training eine neue Übung gab, wurden die Jungen vorausgeschickt. Als die Übung nach wenigen Sekunden aufgrund von falscher Ausführung wieder abgebrochen wurde, hörte ich oft meinen Namen (lacht). Ich freute mich immer sehr auf den folgenden Spielteil. Gibt es ein Spiel für die Nati, das dir bis heute besonders geblieben ist? Nicht ein einziges Spiel, sondern meine erste WM von 2009 in Västeras. Ich war die Junge im Team und konnte völlig unbe-

schwert auflaufen. Im Final gegen Schweden spielte ich zuerst als Verteidigerin mit Silvana Nötzli und danach als Center. Du hast als 17-Jährige in diesem Final gleich einen Treffer erzielt. Andere grosse Erinnerungen? Ich durfte die folgenden Weltmeisterschaften an der Seite meiner langjährigen Teamkolleginnen Flurina Marti und Seraina Hofbauer bestreiten. Wir verstanden uns quasi blind, womit manchmal unsere Linien-Besprechungen überflüssig wurden. Wir sagten uns jeweils: «So wie immer, oder?» Da war noch die Heim-WM 2019 mit dem «Wunder von Neuenburg».

Siebte WM 2021 in Uppsala (SWE).

Natürlich bleibt das unvergessen. Ich stand im Halbfinal gegen Tschechien die letzten vier Minuten auf dem Feld und es war unglaublich, was da passierte. Was ging dir bei der Aufholjagd mit vier Toren in 79 Sekunden durch den Kopf? Nicht viel, ich konzentrierte mich einfach auf den nächsten Torerfolg. Plötzlich kamen wir in den Flow. Schade, hat es im Final dann nicht ganz gereicht. Wir hätten in der Verlängerung etwas geduldiger bleiben sollen. Der Druck lag ja bei den Schwedinnen. Was macht für dich nach sieben Teilnahmen weiter die «Faszination WM» aus? Der Event an sich, die engen Spiele und sich mit den besten der Welt messen zu könWWW.UNIHOCKEY.CH • 21


WM-Vorschau • Rekordfrau Rüttimann

Dafür musstest du Piranha Chur, deinen Herzensverein, verlassen. Den Teamkolleginnen diesen Entscheid mitzuteilen war sicher hart? Ja, es war eine emotionale Geschichte. Den Kern des Teams informierte ich bei einem Nachtessen, danach teilte ich allen anderen den Entscheid persönlich mit. Es war mir wichtig, jede Einzelne über meine Beweggründe zu informieren. Du hast in Zug nur für ein Jahr unterschrieben. Ist das Ausland noch einmal ein Thema? Ich unterschreibe Verträge generell nur für ein Jahr, weil ich mich nicht gerne längerfristig binde. Das Kapitel Ausland ist jedoch definitiv abgeschlossen. Im Moment weiss ich noch nicht, wie es nach der Saison weitergeht und habe als nächstes Highlight nur die WM im Kopf.

Rüttimann mit ihrer Zuger Teamkollegin Martina Repkova.

nen. Und natürlich das ganze Teamleben mit den Achterbahnfahrten an Emotionen. Eine Woche lang liegt der Fokus nur auf dem Unihockey – und darauf, mit Céline Stettler gegen Isabelle Gerig und Nathalie Spichiger im Brändi Dog zu gewinnen. Du bist 31 Jahre alt. Inwiefern hat sich dein Leben punkto Training, Erholung und Führungsqualitäten verändert? Die Anzahl an Trainings hat sich erhöht, die Einheiten wurden intensiver. Ich versuchte immer mehr zu investieren als vorgegeben wurde. Den jüngeren Spielerinnen möchte ich mit meiner Erfahrung helfen, bin aber auch immer offen, wenn ich Inputs erhalte. Bezüglich Erholung treffe ich Dehnübungen nach wie vor eher selten in meinem Trainingsprogramm an (schmunzelt).

Mein wichtigstes Länderspieltor: Im WM-Final 2019 gegen Schweden, als wir mit einer sechsten Feldspielerin ein paar Sekunden vor Schluss den Ausgleich erzielten. Mein emotionalster Jubel: Geschah gleich nach diesem Treffer. Ich schmiss den Stock mit voller Wucht auf den Boden. Trainer Rolf Kern machte sich zurecht Sorgen, dass ich dafür eine Strafe kassiere.

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Deinen unbändigen Ehrgeiz hast du in all den Jahren nie verloren. Es gibt Momente, in denen ich viel ruhiger geworden bin, aber grundsätzlich bin ich keine gute Verliererin. Und wenn ich mir ein Ziel setze, will ich dieses auch erreichen. Im letzten Frühling kam der Wechsel zu Zug United. Natürlich des Geldes wegen, dürften einige vermuten. Dann sollte ich mal meine Bank fragen, wohin dieses Geld überwiesen wurde (lacht). Nein, ich wollte schon immer im HR-Bereich arbeiten und diese Jobmöglichkeit konnte mir Zug bieten. Zusammen mit dem OYM, wo die athletische Betreuung hervorragend ist, empfand ich die Rahmenbedingungen für einen Wechsel als optimal.

Corin Rüttimann Der schönste Sieg: «Das Wunder von Neuenburg» im WM-Halbfinal gegen Tschechien. Meine dümmste Strafe: An einer EFT lief es gegen Tschechien überhaupt nicht. Ich war frustriert und rannte auf dem Weg zur Bank eine

Mit dem Austragungsort Singapur wird es eine spezielle – vielleicht deine letzte – WM sein. Die Umstände sind aussergewöhnlich und ich bin gespannt, wie die Teams mit den klimatischen Umständen klar kommen. Zum ersten Mal in meiner Karriere werden keine Leute aus meinem Umfeld anreisen, was sehr schade, aber verständlich ist. Was liegt für die Schweiz mit dem verjüngten Team drin? Wir sind ein Top-4-Team, dementsprechend ist alles möglich. Das Gruppenspiel gegen Finnland wird vermutlich die Schlüsselpartie. Ich halte sehr viel von unserem Team sowie vom Staff und bin sicher, dass wir gut vorbereitet sein werden.

Tschechin grundlos über den Haufen. Dafür kassierte ich zu Recht eine 5-Minutenstrafe. Ich erzählte diese Geschichte im Training einer Spielerin von Zug United. Martina Repkova hörte zu und sagte: «Ich trage jetzt noch die Narbe im Gesicht!» Dass es sich um sie handelte, war mir bis zu diesem Moment nicht bewusst. Witzigste Mitspielerin: Seraina Hofbauer. Es gab fast kein Training, in dem

wir nicht wegen irgendeinem Missgeschick von ihr lachen mussten. Härteste Gegenspielerin: Brigitte Mischler. Die beeindruckendste Spielerin: Simone Berner. Sie war als Captain in der Nati eine absolute Leaderin und fand immer die Balance, von den Spielerinnen zu fordern, aber auch sicherzustellen, dass sich alle im Team wohl fühlen.


#7

#40

Laila Ediz Kloten-Dietlikon Jets

Noël Seiler GC Unihockey

PERSÖNLICH Geburtsdatum: 24.9.2002 Beruf: Studentin an der PHZH Position: Center Motto: Gut ist nicht gut, wenn man Besseres erwartet. Das habe ich mal geklaut: Unihockeybälle Letzte Busse: falscher Eingang im Gym benutzt (10 Franken) Das koche ich gern: Raclette (muss nicht viel gemacht werden)

FAVORITEN Lieblingsbuch: Attack your dreams (Andri Ragettli) Lieblingsgegenstand: Kühlschrank Heimlicher Schwarm: Marco Odermatt Die schönsten Augen hat: Leonie Wieland Schönster Ort der Welt: Bündner Berge Mein nächstes Reiseziel: Singapur

SPORT Mein erster Verein: UHC Felsberg Vorbild zu Juniorenzeiten: Anna Wijk Beste Auswärtshalle: GBC, Chur Schlechtester Hallenboden: BOE, Zollbrück Meine Beschäftigung auf Carfahrten: Skirennen verfolgen Im Car sitze ich: am liebsten alleine Ins Training fahre ich: mit meinen WG-Gspönlis Meine Sternstunde: Meistertitel mit den Jets Peinlichster Moment: im 2. NLA-Spiel den Einsatz mit drei Weltklassespielerinnen verpasst, da ich mit Marcia Wick Znachtwünsche diskutierte Bester Spieler: Emil Johansson Beste Spielerin: Maja Viström Lieber mit als gegen: Ida Sundberg Sollte ihr Comeback geben: Flurina Marti Kann ich besser als andere: stolpern

DEIN UNIHOCKEYPROFI

PERSÖNLICH Nickname: Sese Geburtsdatum: 8.8.2001 Beruf: Sportler, Schüler, Schulassistent Position: linker Flügel Das habe ich mal geklaut: Snacks Letzte Busse: Hoody vergessen (5 Franken) Das koche ich gern: Pizza

FAVORITEN Lieblingsbuch: Game Time (Patrick Fischer) Lieblingsgegenstand: Airpods Lieblingsfilm: Cars 1 Lieblingslied: Anxiety (Sleepy Hallow) Die schönsten Augen hat: Iris Brünn Schönster Ort der Welt: Schöftland Mein nächstes Reiseziel: Schweden

UNIHOCKEY.CH NIMMT ES KURZ PERSÖNLICH

SPORT Mein erster Verein: Unihockey Mittelland Vorbild zu Juniorenzeiten: Christoph Meier Beste Auswärtshalle: Axa Arena Schlechtester Hallenboden: Tal der Demut Meine Beschäftigung auf Carfahrten: Sudoku, Musik und Podcasts hören Im Car sitze ich: am Fenster Ins Training fahre ich: mit dem Zug Peinlichster Moment: beim Einmarsch an der EFT an den falschen Ort gelaufen Bester Spieler: Alpo Laitila Beste Spielerin: Corin Rüttimann Lieber mit als gegen: Elia Seiler Sollten ihr Comeback geben: Tobias Heller, Christoph Meier Kann ich besser als andere: Spaghetti Bolognese

Gewählt: Ediz wählt Amos Coppe (Nati-Trainer U19 Frauen), Seiler wählt Lisa von Arx (Wizards)

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Männer UPL • Jonathan Nilsson

Jonathan Nilsson hat seine Skorerwerte im Vergleich zur Vorsaison verdoppelt.

JONATHAN NILSSON Nickname: Jonte • Geburtsdatum: 3.7.1995 • Zivilstand: vergeben an Anne • Wohnort: Winterthur • Stationen: Willands IBK, FC Helsingborg (2 Jahre Nachwuchs, 9 Jahre SSL), HC Rychenberg (seit 2022) • Position: Stürmer • Rückennummer: 20 • Statistik SSL: 247 Spiele, 212 Tore, 78 Assists • Statistik UPL: 40 Spiele, 21 Tore, 31 Assists

RICHTIG ANGEKOMMEN Vom ersten Kontakt bis zum Wechsel vergingen fünf Jahre. Letzte Saison kam noch eine Verletzung in die Quere. Aber jetzt ist Jonathan Nilsson im Saft und hungrig auf Titel mit dem HCR. TEXT DAMIAN KELLER • FOTOS DIETER MEIERHANS, DAMIAN KELLER

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N

ach der Teilnahme Helsingborgs am Champy Cup 2017 in Maienfeld erreichte Jonathan Nilsson die erste Anfrage vom HC Rychenberg. Sein ehemaliger Teamkollege Jukka Kinnunen versuchte ihn nach Winterthur zu lotsen, als er beim HCR den Trainerposten übernahm. Der Finne erhielt eine Absage – wie auch Philipp Krebs, als dieser Kinnunen ablöste. Aber der Kontakt brach nie ab und im Sommer 2022 machte sich Nilsson mit seiner Partnerin Anne auf den Weg in die Schweiz. «Es war für uns beide der richtige Moment, um etwas Neues anzufangen. Sie hatte ihr Studium abgeschlossen und ich brauchte nach neun Saisons in der SSL mit Helsingborg neue Impulse», blickt der nun 28-jährige Stürmer zurück. Die beiden bezogen mitten in der Altstadt die möblierte Wohnung von HCR-Goalie Nick Schüpbach, der den umgekehrten Weg ging und für eine Saison nach Schweden wechselte. Nilsson fing einen 50-Prozent-Job im Industriebetrieb eines Sponsors an, Anne als Lehrerin in der internationalen Schule im Win4Komplex und in einer schwedischen Schule in Zürich. Neben dem Platz verlief alles wie am Schnürchen. TITEL SOLL ETWAS BEDEUTEN Auf dem Feld brauchte Nilsson, der in der SSL pro Partie ein Tor pro Partie erzielte, etwas Angewöhnungszeit. «Neue Sprache, andere Schiedsrichter, ein neues Team – ich bin quasi in Helsingborg aufgewachsen und kannte nichts anderes», sagt er. Und kaum in Fahrt gekommen, bremste ihn Ende Oktober eine Schulterverletzung aus, die eine Operation erforderte. «Wenn du fast drei Monate ausfallen musst, dann ist von Okto-

«Ich will dazu beitragen, dass ein Verein Titel holt, die wirklich viel bedeuten.» Jonathan Nilsson

ber bis Januar die beste Zeit», kann er heute – quasi mit einem Schulterzucken – darüber schmunzeln. Mit dem genesenen Schweden erreichte der HCR den Playoff-Halbfinal und lieferte sich dort mit Floorball Köniz ein heisses Duell. Sieben Spiele, sieben Heimsiege – die Berner zogen in den Superfinal ein. «Wir hatten mit neuen Spielern und Verletzungen insgesamt zu viele Auf und Abs, dazu liessen wir zu viele einfache Gegentore zu. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass am Schluss alle vier Halbfinalisten hätten Meister werden können», sagt Nilsson. Gewonnen hat «Jonte» Nilsson noch nichts. Mit Helsingborg erreichte er einmal den Halbfinal, weiter ging es auch mit Mitspielern wie (dem alternden) Mika Kohonen oder Juha Kivilehto nie. Er wollte aber nicht zu einem Team wie Wiler oder GC wechseln, um eine möglichst hohe Chance auf Edelmetall zu haben. «Ich möchte dazu beitragen, dass ein Verein Titel holt, die wirklich viel bedeuten», sagt er. Beim HCR wäre das der Fall – die Winterthurer spielen als einziges Team seit der Gründung ohne Namensänderung in der NLA, einen Meistertitel gab es in 40 Jahren noch nie.

Nilsson ist auch in der Kabine eine wichtige Stimme.

Der HCR überzeugte in der ersten Hälfte der Qualifikation.

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Männer UPL • Jonathan Nilsson

4 FRAGEN AN JONATHAN NILSSON

Jonathan Nilsson fokussiert sich auf den HCR, mit der Nati hat er abgeschlossen.

Verletzungen sind für alle Spieler schwierig. Für einen neuen Ausländer, der noch nicht lange da ist, noch viel mehr? Ich konnte es nicht ändern. Ich ging zur Arbeit und legte den Fokus auf die Reha sowie eine baldige Rückkehr auf den Platz. Ich besuchte immer die Teamtrainings, um die Jungs besser kennenzulernen.

Luca Locher. Er hätte aus meiner Sicht ein Nati-Aufgebot verdient. In den Trainings veralbert er mich ständig, wenn ich gegen ihn nicht treffe.

Warum holt der HCR – im Cup steht ihr im Halbfinal, in der Liga weit oben in der Tabelle – diesmal einen Titel? Der «letzte Schritt» ist bekanntlich oft der schwierigste. Letzte Saison fehlte uns im PlayoffHalbfinal tatsächlich noch die Erfahrung im Gewinnen. Aber ich denke, wir haben unsere Lektion gelernt. Wenn eine der beiden ersten Linien einen schwächeren Tag einzieht, trifft die dritte mit den Youngsters. Und defensiv stehen wir sehr gut – angefangen bei Torhüter

Wie steht es um deine eigenen Nati-Ambitionen? Du hast zwei WMQuali-Turniere mit Schweden bestritten, aber keine WM. Die WM 2024 findet in Malmö statt, eine Stunde von Helsingborg entfernt. Ich bestritt 16 Länderspiele und war in den zwei Jahren vor der WM 2021 in Helsinki «in und out» – seither habe ich aber nichts mehr gehört. Nationaltrainer Niklas Nordén war eine Weile mein Coach bei den Junioren, er hätte also meine Nummer. Nein, ich rechne nicht

SKORERWERTE VERDOPPELT Klappt es diese Saison? «Wir haben aus den Fehlern der letzten Saison gelernt. Defensiv wurden wir stabiler und der Hunger auf Titel ist noch grösser geworden», ist Nilsson überzeugt. Persönlich hat er – eingelebt und fit – im Vergleich zum Vorjahr seine Skorerwerte verdoppelt und liefert fast zwei Punkte pro Partie ab. «Etwas verwirrend ist nur, dass es mehr Assists als Tore sind – in Helsingborg hatte ich die klare Aufgabe, Treffer zu erzielen», sagt er schmunzelnd. Er fühlt sich wohl in Winterthur, einer Stadt, die mit über 100 000 Einwohnern ähnlich gross ist wie Helsingborg. Nur das Meer fehlt. Gespräche über eine Vertrags-

Nilsson ist von Luca Locher beeindruckt.

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«Es ist etwas verwirrend, dass ich mehr Assists als Tore buche.» Jonathan Nilsson verlängerung laufen bereits. «In Schweden finden solche Verhandlungen praktisch nie vor Weihnachten statt. Aber es macht Sinn, dass sowohl der Verein als auch ich bald Klarheit haben, wie es nächste Saison weitergeht», sagt der Stürmer.

Freundin Anne fand zwei Jobs als Lehrerin.

mehr mit einem Aufgebot. Jetzt werden jüngere Spieler nachgezogen, um mit diesen etwas aufzubauen. Der HCR empfing gegen Floorball Thurgau fast 1800 Fans, gegen Wiler über 1500. Motiviert dich das Publikum? Ja, und ich wusste davon, bevor ich unterschrieb. Im Vergleich zu Helsingborg, wo sich meistens um die 600 Fans in einer zu grossen Arena mit fast 5000 Plätzen etwas verloren, geniesse ich den lauten Hexenkessel bei Heimspielen. Schade ist nur, dass es auswärts meistens viel ruhiger ist. In der SSL sind die Fanaufmärsche ausgeglichener, hier liegt der HCR einsam an der Spitze.

Umziehen muss er im kommenden Frühling ohnehin, unabhängig vom Entscheid. Nach Nick Schüpbachs Rückkehr aus Schweden fanden Nilsson und seine Partnerin eine andere möblierte Wohnung im Winterthurer Stadtzentrum. «Viel mehr als unsere Kleider haben wir nicht, seit wir in der Schweiz sind», sagt er lachend. Ende April 2024 wird die Besitzerin der Wohnung nach einer neunmonatigen Reise durch Asien zurückkehren. Dann läuft Nilssons aktueller Vertrag aus. Ob er im Sommer Möbel für eine neue Wohnung anschaffen muss und ob er bei den IKEA-Besuchen eine Medaille um den Hals trägt, wird sich in wenigen Monaten herausstellen.

Jonathan Nilsson steigerte seine Punkteausbeute.


Kolumne • Ernste Männer

Ernste Männer Das Gegenteil von gut ist oft gut gemeint, insbesondere dann, wenn man sich von seiner professionellsten Seite zeigen will.

In der vorletzten Kolumne ging es um die Professionalisierung im Unihockey. Ich habe mich darin unter anderem dafür ausgesprochen, dass doch an jedem Match ein lustiges Maskottchen rund ums Spielfeld rennen möge. Jetzt ist aber Schluss mit lustig und wir richten den Blick auf ein paar Aspekte der eher ernsteren Art, wie Sie vermutlich schon anhand des Titels gemerkt haben: Alles, was im Namen der Professionalisierung geschieht, ist gut gemeint. Und wie so oft: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Trainer mit Kristallkugel Besonders interessant finde ich, wenn Professionalisierung oder das, was dafür gehalten wird, im Juniorenbereich zelebriert wird. Da werden schon für Unihockeyschüler sogenannte «Sichtungstrainings» abgehalten. Aufgrund derer wird dann entschieden, wer von den sechsjährigen Jungs in der Mannschaft mitmachen darf und wer nicht. Wahrscheinlich verfügen die Experten am Spielfeldrand über eine Kristallkugel oder zumindest prophetische Fähigkeiten und können mit fachmännischem Blick eruieren, wer von den Dreikäsehochs in 15 Jahren das Zeug für die höchste Liga haben wird. Vielleicht geht es ja auch einfach nur darum, eine möglichst kompetitive Mannschaft zusammenzustellen – das macht die Sache nicht viel besser. Da verwundert es auch nicht, dass schon E-Junioren-Trainer Match-Statistiken führen, die sie dann in achtspaltigen Excel-Files zusammenfassen. Ich bin mir sicher: Beim Anblick dieser Tabellen würde jeder NHLScout vor Neid erblassen. Ab dieser Stufe gibt es auch schon ein sogenanntes «Förderkader» – was für ein bedeutungsschwangeres Wort! Ab U14 werden Ernährungspläne verschickt und es wird klar gemacht, dass das Training dem Geburtstagsfest des besten Freundes vorgezogen werden muss. Und mehr als zwei

Wochen Ferien am Stück ohne Mannschaftstraining geht gar nicht. Ob man diese Dinge noch als Streben nach Professionalität bezeichnen kann, überlasse ich dem fachkundigen Urteil der Leserin und des Lesers. Vielleicht sind da ein paar Leute einfach ein kleines bisschen übermotiviert. Spektakel für die Galerie Kürzlich konnte ich aus der Ferne einer U14-Selektion beiwohnen, wo sich zwölf (!) erwachsene Männer mit ernsten Mienen Notizen machten, während eine Horde Jungs in Endlosschlaufe zwei gegen zwei spielte. Ich hätte den Experten am liebsten «Lacht mal» zugerufen, aber das habe ich ja schon im Rahmen der August-Kolumne gemacht. Auf jeden Fall würde ich wetten, dass bei über 95 Prozent der Buben schon vor diesem Spektakel klar war, ob sie in die U14-A oder U14-B kommen. Weiter würde ich wetten, dass am Schluss nicht zwölf, sondern einer entschieden hat: Daumen hoch oder runter. Nebenbei bemerkt, werden auch in diesem Verein immer wieder verzweifelt Leute für Helfereinsätze gesucht. Es wird also nicht so sein, dass es diesen zwölf Experten einfach langweilig war. Dass dann jemand vergass – wahrscheinlich vor lauter zelebrierter Professionalität – für die neuen U14-Mannschaften die Dreifachturnhallen zu reservieren, ist eine Ironie des Schicksals.

Samuel Wullschleger hat vor langer Zeit das MAZ gemacht und als Lokaljournalist gearbeitet. Seit über 20 Jahren ist er als Berufsschullehrer im Bereich Wirtschaft und Recht tätig. Pascal Kern vom HC Rychenberg war einer der Schüler und brachte ihn dazu, seinen ersten Unihockey-Match zu besuchen. WWW.UNIHOCKEY.CH • 29


Background • Keine Ausreden

Nicht alle Goalies werden von Experten trainiert. Trotzdem können sie unterstützt werden.

SERIE

TEIL 3

Keine Ausreden Wieso Goalies zu coachen viel einfacher ist als viele meinen. Ex-Natigoalie Jonas Wittwer klärt auf. TEXT JONAS WITTWER • FOTOS ZVG

T

rainerinnen und Trainer, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für euch. Die schlechte zuerst. Die Ausrede, «ich kenne mich mit Goalies nicht aus», gilt nicht als Entschuldigung, nichts für die Goalies zu tun. Die gute Nachricht: Um Goalies zu coachen, braucht ihr keine Fachkenntnis. PROZESSBEGLEITUNG Versteht mich nicht falsch. Ich finde die Haltung, einem Goalie keine Tipps geben zu wollen, wenn keine Fachkenntnis vorhanden ist, nicht falsch. Sie zeugt von einem gesunden Respekt vor der Position des Torhüters. Trotzdem ist die Annahme falsch, dass nur Fachkenntnisse einen Goalie weiterbringen. Die aktuellen Rahmenbedingungen im Bereich Torhüterentwicklung wird von Goalies auch in den kommenden Jahren abver30 • DEZEMBER 2023

langen, dass sie selbstständig, mit viel Disziplin und Eigenantrieb an sich arbeiten. Neben der relevanten Fachkenntnis benötigen Goalies auf diesem Weg vor allem Hilfe zur Selbsthilfe. Coaching ist per Definition keine reine Wissensvermittlung, sondern eine interaktive und personenzentrierte Form der Prozessberatung. Als Trainerinnen und Trainer könnt ihr grossen Einfluss auf die Entwicklung eurer Goalies nehmen. Auch ohne spezifische Fachkenntnisse könnt ihr eure Torhüter weiterbringen. Ich möchte dies anhand der folgenden vier Beispiele aufzeigen. TIPP 1: ZUR SELBSTSTÄNDIGKEIT ERZIEHEN Goalies haben in Trainings oft ungenutzte Pausen, in die sie kleine Trainingsequenzen einbauen können. Ihr kennt keine Koordina-

tionsübungen für Torhüter? Kein Problem, aber bringt ihnen bei, sich selbst, zum Beispiel via Youtube, Inspiration zu suchen. Ihr müsst ihnen quasi nicht Französisch beibringen, sondern das Wissen, wie man eine Sprache lernt. Und ungemütlich sein, die Goalies ständig neu herausfordern. TIPP 2: TAKTIK-FÜCHSE FORMEN Erzieht eure Torhüter zu Taktikfüchsen und tut euch damit selbst einen Gefallen. Torhüter mit taktischem Verständnis können das Spiel besser lesen, sehen Lücken im eigenen System, können Spieler und damit das Team enorm weiterbringen. Fehlt dieses Wissen, kann ein Goalie auch nicht im zweiten Schritt sein Spiel auf die Schwachstellen der Defensivtaktik ausrichten. Bindet eure Torhüter also in Taktiksitzungen ein, nehmt sie zu Linienbesprechungen dazu.


Jonas Wittwer

GOALIERUUM.CH Jonas Wittwer war Goalie bei Alligator Malans und der Schweizer Nationalmannschaft, heute wirkt er als Torhütertrainer bei GC. 2023 gründete er die Plattform Goalieruum.ch, um ein unkompliziertes Angebot zu schaffen, durch das Torhüter, Coaches und Vereine nützliche Antworten und persönliche Beratung in Goaliefragen erhalten. Einfaches Online-Coaching, individuelle Goalietrainings oder Weiterbildung und Workshops für Coaches und Vereine – alles, um langfristig das Goalie-Wissen und -Verständnis im Schweizer Unihockeysport zu fördern. www.goalieruum.ch.

TIPP 3: ZU DIRIGENTEN ERNENNEN Fordert eure Torhüter auf zu kommunizieren. Auch «ruhigeren» Typen darf das abverlangt werden. Eine unglaublich effektive Übung: Steht bei einem Spielteil hinter das Tor und lasst euch vom Goalie ständig sagen, wer aktuell der gefährlichste Gegner ist. Ganz gleich ob der Ball beim Gegner oder in den eigenen Reihen ist. So lernen sie das Spiel zu lesen, laut zu sein und – gepaart mit taktischem Wissen – die Vorderleute zu dirigieren. Alles, was es von den Coaches dafür braucht, ist etwas Zeit. TIPP 4: SPIEGEL VORHALTEN Filmt eure Goalies. Regelmässig! Das braucht nicht mehr als zwei bis drei Mal pro Training 30 Sekunden mit dem Smartphone oder eine Hinter-dem-Tor-Kamera während des Spiels. Ich erlebe es oft, dass Goalies ein Problem spüren, aber den Finger nicht draufhalten können. Ein kurze Videosequenz kann reichen, damit Goalies das Problem erkennen und Lösungen verstehen. 80-20-REGEL Stülpen wir das Pareto-Prinzip – bekannt als die 80-20-Regel – über diese Tipps, bin ich überzeugt, dass mit 20 Prozent Input bereits 80 Prozent Ertrag resultieren. Auch ohne Goalie-Fachkenntnis kann viel gewonnen werden. Und wo immer diese einfachen Mittel bei hartnäckigen Problemen an ihre Grenzen stossen, können jederzeit Profis hinzugezogen werden. Angebote dazu sind immer mehr vorhanden.


Männer NLB • Reto Graber

ANTREIBER,

SKORER, GRABER Reto Graber ist der einzige Schweizer in der Top Ten der NLB-Skorerliste. Am Donnerstag vor Weihnachten lädt er mit dem UHC Thun zu einem EventSpiel gegen Floorball Fribourg. TEXT CONSTANTIN STREITER • FOTOS YANNICK ZIMMERMANN, NICOLA STRICKER, STEPHAN BERGER

S

chon in der NLA waren Reto Grabers Skorerwerte beachtlich. Mit 21 Punkten war er beim Thuner Abstieg im April 2022 der viertbeste Punktesammler seines Teams, hinter den heutigen Köniz-Akteuren Alexander Bühler und Nicolas Ammann (aktuell: kehrt mit Doppellizenz zurück) sowie dem inzwischen zurückgetretenen Tobias Baumann. Die zwei ersten kompletten Saisons in der höchsten Liga bestritt der heute 25-Jährige noch mit einer Juniorenlizenz, mit der U18 und U21 stieg er jeweils in die höchste Kategorie auf. «Ich kann mich gut an den Aufstieg der ersten Mannschaft in die NLA erinnern, da uns mit der U18 im gleichen Jahr die Promotion gelang. Mit vielen der damaligen Aufstiegshelden durfte ich später gemeinsam in der NLA auflaufen», sagt Graber, der im Sommer 2022 in der NLB die Captainbinde fasste. Aufgewachsen ist Graber in Sigriswil, er begann als kleiner Knirps beim UHC Meiersmaad. Später zog er nach Thun um und wohnt heute in Gunten. «Als ich noch 100 Prozent auf dem Bau arbeitete, war das Pensum schon streng. Deshalb reduzierte 32 • DEZEMBER 2023

ich es auf 80 Prozent, zudem bin ich heute weniger auf den Baustellen unterwegs und kann auf einen sehr verständnisvollen Arbeitgeber zählen.» Lustigerweise gewann Graber mit Meiersmaad die Derbys gegen Thun meistens, ehe er zum Lokalrivalen aufs Grossfeld wechselte. FEUER IM SPIEL Drei Schweden, fünf Finnen und ein Norweger belegen die vordersten Plätze der NLBSkorerliste – auf Rang 3 steht mit Graber der einzige Schweizer. In elf Partien traf er schon 19 Mal. Neben den Qualitäten als Skorer ist er auch als emotionaler Spielertyp bekannt. «Ich gehörte immer in die berüchtigte Kategorie ‹lieber mit als gegen›. Mit der Captain-Rolle muss ich besser aufpassen, fahre aber immer noch gerne auf der emotionalen Schiene», sagt er als Spieler, der den Gegnern unter die Haut geht. Aktuell kann er sich nicht vorstellen, irgendwo anders als in Thun zu spielen. «Natürlich ist der Abstieg keine schöne Erinnerung. Sportlich war er in dem Moment aber verdient und für den Verein wohl nicht das Schlechteste.» Der Verein ist ihm ans

Herz gewachsen: «Thun ist wie eine grosse Familie. Von ganz oben bis zu den Kleinsten sind die Wege kurz, jeder kennt jeden. Früher gab es im Fanionteam jeweils eine Lücke zwischen den Jungspunden und den Routiniers, jetzt wächst das Team besser zusammen. Mittelfristig wollen wir zurück in die höchste Liga.» Mit der bisherigen Saison und Rang 3 Mitte November ist der Captain durchaus zufrieden. «Wir hatten etwas Verletzungspech. Als Team konnten wir trotzdem noch einen Schritt vorwärts machen – dafür war es wichtig, dass es im Sommer endlich einmal nicht zu so vielen Wechseln kam.» Die NLB betrachtet Graber als ausgeglichen.


Reto Graber will mit Thun mittelfristig ins Oberhaus zurück.

RETO GRABER Seit Sommer 2022 führt Graber den UHC Thun als Captain an.

Geburtsdatum: 30.9.1998 • Beruf: Stromer Bisherige Teams: UHC Meiersmaad (ab 2004, bis und mit Junioren C), Berner U15-Kantonalauswahl, U17 Regionalauswahl West, UHC Thun (U16 bis NLA/NLB) • Statistik NLA: 138 Spiele, 48 Tore, 44 Assists von 2016 bis 2022, inkl. Barrage NLB/NLA • Statistik NLB: 46 Spiele, 66 Tore, 30 Assists • Position: Rechter Flügel • Rückennummer: 96 («zu Ehren meines Cousins, Sandro Habegger») Traumblock: Martin Menétrey; Yannick Bärtschi, Remo Graber; Sandro Habegger, Elia Garbely, Reto Graber

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Männer NLB • Reto Graber / Christmas Classic

Nach schwierigen Jahren in der höchsten Liga fand Thun in der NLB zum Siegen zurück.

«Jedes Team verfügt über eine Linie, die jedem Gegner wehtun kann. Die beiden Aufsteiger machen es ebenfalls super», analysiert er. Die Ambitionen der Berner Oberländer formuliert Graber klar: «Wir waren letzte Saison in den Aufstiegsspielen. Das Ziel muss sein, mindestens wieder so weit zu kommen.» EIN SPIEL, VIELE GESCHICHTEN Der Spitzenkampf der NLB zwischen Thun und Fribourg (Mitte November Leader) wurde vom 15. Oktober auf den Donnerstag, 21. Dezember verlegt – eine besondere Geschichte. Der UHC Thun lädt kurz vor den Festtagen zur «Christmas Classic» in die MUR-Halle. «Dann finden keine anderen wichtigen Sportanlässe in der Region statt», erklärt Luca Ritz. Für den 23-jährigen Walliser sind die Duelle zwischen Thun und Fribourg sowieso speziell. Er ist in einem Teilzeitpensum bei den Berner Oberländern als «Leiter Services» angestellt, wohnt und studiert aller-

Auch bei der Christmas Classic wird Reto Graber mit Einlauf-Kids auf dem Platz marschieren.

dings in Fribourg und bestreitet seine dritte Saison bei Floorball Fribourg in der NLB, nachdem er bei Thun die Juniorenstufen durchlaufen hatte. So gesehen kann Ritz in einem Spiel Thun gegen Fribourg gar nicht verlieren, doch Reto Graber hat bemerkt: «Es trifft ihn wirklich sehr, gegen uns zu verlieren – da ist mindestens kurzfristig die Spieler-Perspektive wesentlich stärker ausgeprägt.» Weitere Besonderheiten: Der Tscheche Viktor Kopecky spielte letzte Saison noch für Thun und trägt (mit stark verbesserten) Skorerwerten massgeblich zum Fribourger Höhenflug bei. Viele Akteure beider Teams spielten früher gemeinsam bei den Könizer Junioren, zum Beispiel die Thuner Luc Grunder, Philemon Hammer und Jon Würz sowie Fribourgs Lars Fasel, Nelio Rottaris und Dario Hediger. Dazu kommt das GoalieDuell zwischen Émilien Aubert (Thun) und Maxime Perroulaz (Fribourg) – die beiden Romands bildeten in der Könizer U18 ein Goalieduo. Und sollte statt Aubert der U19-

Vizeweltmeister Matthias Juon zum Einsatz gelangen, käme es zu einem «Walliser Derby» mit Luca Ritz.

MÖGLICHER SPITZENKAMPF Ein geradezu episches Duell lieferten sich die Teams im Frühling im Playoff-Halbfinal. Fribourg führte mit 2:0-Siegen, Thun gewann die Serie 3:2. «Das war eines meiner absoluten Karriere-Highlights», meint Reto Graber. «Fünf Spiele in vollen Hallen. In den ersten beiden Partien kamen wir etwas auf die Welt, Fribourg spielte extrem stark.» Es folgte der dritte Umgang – ebenfalls an einem Donnerstag, für die Thuner vielleicht ein gutes Omen für den 21. Dezember. «Josef Pluhar kam nach zweimonatiger Verletzungspause zurück und legte ein Bomben-Spiel hin», erinnert sich Graber. Thun gewann drei Spiele in vier Tagen und erreichte die Aufstiegsspiele. Diesmal geht es – je nach Verlauf der nächsten Wochen – immerhin um die aktuelle Tabellenführung. Eine festtägliche Affiche. MAWE_SCHWEIZ_AG - AS23-

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UGLY SWEATER FÜR SCHÖNEN EVENT Die «Christmas Classic» vom 21. Dezember bietet ein spezielles Rahmenprogramm. Zuerst spielen die Junioren D und E gegen ihre Eltern, danach kommen sie als Einklaufkids mit den NLB-Teams aufs Feld. Dazu laufen Thun und Fribourg in Spezialshirts auf, die im Anschluss verkauft wer-

den. Die Trikots im «UglyChristmas-Sweater-Stil» bekommt unihockey.ch schon vor den beiden Teams zu sehen. «Es hatte bei diesem Event schon 2022 gegen die Red Devils sehr viele Zuschauer. Dass das Spiel jetzt gegen Fribourg stattfindet, macht die Sache

noch spezieller», freut sich Reto Graber. Das Programm wird abgerundet von einem Promi-Penaltyschiessen, speziellen Angeboten in der Kantine und dem Verkauf von Weihnachtssocken. Die umliegenden Vereine profitieren beim Besuch der Partie von Spezialkonditionen.

Thuns Festtags-Tenü.

Fribourgs Festtags-Tenü.

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Background • Unihockey für Strassenkinder

Africa Floorball Cup 2023 Wille und Motivation, beim Africa Floorball Cup dabei zu sein und gut abzuschneiden, übertreffen die vorhandenen Mittel oft bei Weitem. Wie das Beispiel Kenia zeigt. TEXT SIMON KURT, PAUL MAINA MWANGI • FOTOS IFF

Die Refs kamen aus Europa.

Die Kenianerinnen holten Bronze.

W

er erinnert sich noch an die beiden Unihockey-Europameisterschaften in den Jahren 1994 und 1995 als Vorgängerturniere der seit 1996 stattfindenen Weltmeisterschaften? Ziemlich sicher sind es nur noch Unihockey-Nerds der älteren Generation, bei denen da etwas klingelt. Und wahrscheinlich sind es noch viel weniger Personen, denen bekannt ist, dass dieses Jahr bereits zum dritten Mal eine afrikanische Kontinentalmeisterschaft, also das Pendant zu einer EM, durchgeführt wurde,

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um bei den Männern und Frauen den Africa Floorball Champion zu erküren. Der erste Africa Floorball Cup fand 2018 in Abidjan in der Elfenbeinküste statt. Die Elfenbeinküste ist bis heute das einzige ordentliche Mitglied des Weltverbandes, während zwölf weitere afrikanische Verbände erst als vorläufige Mitglieder gelistet sind. VORBEREITUNG DES TITELVERTEIDIGERS Das zweite Turnier wurde 2019 in der kenianischen Landeshauptstadt Nairobi ausgetragen. Gastgeber Kenia sorgte dabei für ein Novum – gleich beide Titel blieben im ostafrikanischen Land. Mit entsprechend viel Elan und grossen Erwartungen bereiteten sich die beiden kenianischen Nationalteams auf den dritten Africa Floorball Cup vor, der vom 14. bis 17. September 2023 erneut in Abidjan ausgetragen wurde. Die Vorbereitungen begannen bereits fünf Monate vor dem Turnier und die Selektion der Nationalteams fand

im Mai 2023 statt. Die Spielerinnen und Spieler wurden aus der nationalen FloorballLiga und anderen offiziellen – vom Verband anerkannten – Turnieren aus dem ganzen Land ausgewählt. Die vorläufige Liste von anfangs je 35 Spielerinnen und Spielern wurde letztlich auf je zwölf Männer und Frauen reduziert. Dies auch deshalb, weil der Africa Floorball Cup nicht auf dem Grossfeld, sondern im Format drei gegen drei ausgetragen wird. DAS PROBLEM DER FINANZEN Der kenianische Unihockeyverband bat das nationale Ministerium für Sport und Kunst um finanzielle Unterstützung, damit die beiden Nationalteams ihre im Vorjahr errungenen Titel verteidigen konnten. Bereits der Flug von Nairobi in das per Luftlinie über 4500 Kilometer entfernte Abidjan kostete pro Person stolze 2000 US-Dollar und bildete somit einen für afrikanische Verhältnisse riesigen Ausgabeposten.


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Das Ministerium teilte jedoch mit, dass es nicht in der Lage sei, den kenianischen Unihockeyverband zu unterstützen. Durch die Mithilfe von Freunden, privaten Supportern und anderen Organisationen vermochte der Verband letztlich gerade so viele finanzielle Mittel aufzutreiben, um je fünf Spielerinnen und Spieler sowie zwei Trainer und zwei Verbandsvertreter in die Elfenbeinküste reisen zu lassen. Durch die kleine Delegation verfügten die beiden kenianischen Teams nur über einen einzigen Auswechselspieler, was gegenüber den in Vollbestand antretenden Gegnerinnen und Gegnern natürlich ein grosses Handicap war. BRONZE UND SILBER Abidjan bot als Gastgeber eine mittelgrosse Halle mit knapp 1000 Zuschauerplätzen. Unihockeybanden im eigentlichen Sinne fehlten jedoch – als Feldabgrenzungen dienten umgedrehte Sitzbänke und Sperrholz-

platten. Die Spieldauer betrug zweimal 15 Minuten, geleitet wurden die Begegnungen von zwei durch die IFF entsandte Schiedsrichter aus Europa. Bei den Männern erreichte das kenianische Team in der Gruppenphase den zweiten Rang und zog in den Halbfinal ein, wo es gegen die Elfenbeinküste mit 2:3 verlor. Im kleinen Final konnte sich Kenia mit einem Sieg gegen Kamerun den dritten Platz und damit die Bronzemedaille sichern, während der Titel an Burkina Faso ging. Bei den Frauen kämpfte sich Kenia ins Endspiel vor und traf dort auf Burkina Faso. Der Final ging zwar mit 0:1 nach Penaltyschiessen verloren, die Kenianerinnen stellten aber die beste Verteidigerin und auch die erfolgreichste Torschützin des gesamten Turniers. Die beiden Siegerteams aus Burkina Faso wurden derweil im November in Ouagadougou vom König des Landes empfangen und mit Holzstatuen beschenkt.

ERSTES BANDENSET DANK FLOORBALL4ALL Dass das wettkampforientierte Unihockey in Afrika aufgrund der fehlenden finanziellen Möglichkeiten keine rosige Zukunft hat, ist eine Realität. Reisen zwischen den Staaten sind teuer und meistens fehlt es an staatlicher Unterstützung. Auch deshalb bewirbt sich Kenia um die Ausrichtung des nächsten Africa Floorball Cups 2024. Trotzdem wächst die Bekanntheit der Sportart auf dem schwarzen Kontinent kontinuierlich. Von Kenia aus hat Unihockey durch Trainerkurse von Floorball4all in diesem und im letzten Jahr den Weg nach Uganda, Tansania, Burundi sowie Malawi gefunden und wird sich dort entwickeln. Zudem hat es Floorball4all Anfang November 2023 geschafft, durch Beziehungen kostengünstig ein Grossfeldbandenset nach Kenia liefern zu lassen. Ein Meilenstein, ist es doch das erste Grossfeldbandenset in Afrika überhaupt. WWW.UNIHOCKEY.CH • 37


Frankreich • Marine Klopfenstein

Les planètes s’alignent Frankreich nimmt zum ersten Mal an einer WM teil. Für Marine Klopfenstein geht mit der Reise nach Singapur ein Traum in Erfüllung. TEXT OLIVIA DOMEISEN • FOTOS IFF, ZVG

S

pielerinnen aus der Schweiz, Schweden, Österreich, Deutschland und der Slowakei kommen im Dezember zusammen, um Frankreich erstmals an einer WM zu vertreten. Darunter befindet sich die 23-jährige Lausannerin Marine Klopfenstein. Die Medizinstudentin stürmt nach den Stationen Yverdon (NLB) und Zurich Lioness (1. Liga) aktuell für Gurmels in der 1. Liga. Ihr Grossvater ist Franzose – so beantragte sie 2016 mit dem WM-Traum vor Augen den französischen Pass. Wie war der Moment als ihr euch im Februar in Italien definitiv für die WM qualifiziert habt? Marine Klopfenstein: Es war unglaublich. Nach dem Sieg Ungarns gegen Italien war es klar, dass wir es geschafft hatten. Alle hatten Tränen in den Augen. Wie habt ihr euch auf die WM in Singapur vorbereitet? Wir starteten im März ein Technik-Programm und hatten im Juli zwei Camps mit Testspielen gegen Basel Regio und die deutschen Meisterinnen. Im Sommer trainierte ich viel individuell. Zudem traf sich meine Linie immer wieder zum Training. Topnationen reisen früh an, um sich akklimatisieren zu können. 38 • DEZEMBER 2023

Marine Klopfensteins WM-Tagebuch gibt es in der Januar-Ausgabe des Magazins zu sehen.

«Als die WM-Qualifikation geschafft war, hatten wir alle Tränen in den Augen.» Wir fliegen am Dienstag, 28. November und bestreiten bereits am Samstag gegen Singapur das Eröffnungsspiel. Dazu haben wir einen Schlafplan – aufgrund der Zeitverschiebung von sieben Stunden fangen wir ab dem 25. November an, früher zu Bett zu gehen. Mit welchen Zielen reist ihr nach Asien? Wir können überraschen, weil sich die anderen Nationen nicht auf uns vorbereiten. Sie erwähnen uns nie in Interviews. Wir sind in der Defensive diszipliniert und haben uns physisch verbessert. Wir möchten den Event geniessen und unbedingt ein Spiel gewinnen. Vielleicht reicht es danach auch zu mehr. Singapur ist ein teures Pflaster – können sich alle Spielerinnen die WM leisten oder mussten manche verzichten? Dank Sponsoring und Crowdfunding sind alle Selektionierten dabei. Die Kosten belaufen sich auf rund 3000 Franken – rund

die Hälfte davon werden die Spielerinnen wohl selber bezahlen. Wie lautet euer Motto? «Les planètes s’alignent», zu Deutsch «Die Planeten richten sich nach uns aus». Wir schossen in der Qualifikation gegen Ungarn das entscheidende 1:0 erst drei Minuten vor Schluss. Wir spielten gut, hatten aber auch viel Glück. Habt ihr vor Partien besondere Rituale? Wir sind etwas verrückt und machen immer etwas Spezielles – mal tanzen wir, mal erzählt unser Coach eine Geschichte. Ich kann vor dem Spiel nicht in die Garderobe gehen, ohne dass ich ein schönes Tor geschossen habe. Danach berühre ich keinen anderen Ball mehr (lacht).

Die Feier nach der geglückten Qualifikation im Februar in Italien.


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Schnellstarter Diese Neulinge schlugen ein 16 Existenz-Kempf Wie dünn wird die Luft für Laupen? 30 Offenes Rennen Die 1. Liga der Männer im Fokus 36

HEIMISCH GEWORDEN

WELTMEISTER

Vor sechs Jahren verliess Robin Markström die Millionen-Stadt Stockholm. Mittlerweile ist Ad Astra Sarnens Teamstütze in Obwalden sesshaft geworden.

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Das Wiler-Trio TATU VÄÄNÄNEN, KRISTER SAVONEN UND JOONAS PYLSY muss die Titelverteidigung im eigenen Land um ein Jahr verschieben. 10

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Zorro-König Wie Michel Wöcke in die SSL fand Transferhammer Vorfreude auf Jan Zaugg und Alexander Rudd Endlich klappt es Vorschau auf die beiden U19Weltmeisterschaften

MEISTER! FLOORBALL KÖNIZ und die KLOTEN-DIETLIKON JETS triumphieren in den Superfinals. In Schweden besiegt Falun Storvreta und Corona.

LUST AUF MEHR LARA KIPF zeigte ihre beste Saison und stürmte mit Skorpion Emmental in den Superfinal. Und bei einem Final soll es für die 27-Jährige nicht bleiben.

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Bissiger Büezer Remo Buchli zeigt bekannte Tugenden 20 Junge Zauberinnen Noelle Weis und Lisa von Arx starten durch 26

Weit gereist Tomas Sladky ist zurück in Chur 14 Duo geht voran Die WaSa-Urgesteine Livia Resegatti und Lara Eschbach 32 Wahnsinn Galante Carlström auf Rekordjagd 44

THUNER TRUMPF

NICOLAS AMMANN ist an jedem zweiten Tor des UHC Thun beteiligt. Alleine wird der 24-Jährige seinen Verein aber nicht in der NLA halten können. 8

Der Pendler Luca Rizzi zwischen Sarnen und Davos 14 Allzweckwaffe Brigitte Mischler im Vorwärtsgang 26 Seitenwechsel Raphael Röthlin zieht es in die Frauen-NLA 32

AAAAACHTUNG! Sportsoldat NOAH PÜNTENER meldet sich zum Dienst bereit. Der 22-jährige HCR-Stürmer bezahlt die Spitzensportförderung der Armee mit Skorerpunkten zurück.

Grosse Fussstapfen

Ungleiche Stars Robin Nilsberth und Jonathan Nilsson 44

MARCO LOUIS trägt seit dieser Saison bei Wiler-Ersigen die Captainbinde und folgt prominenten Vorgängern 8

MEISTER! die Club Zürich und Der Grasshopper n Gewinner Jets sind die grosse 2. 10 Kloten-Dietlikon son 2021/2 der Comeback-Sai

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International • Veera Kauppi

Kauppi will das Ding Veera Kauppi ist der Star in Thorengruppens Starensemble und machte auf dem Weg nach Singapur einen Zwischenstopp in Zug. Ein Gespräch mit der wohl besten Spielerin der Welt. TEXT DAMIAN KELLER • FOTOS IFF, MICHAEL PETER, DIETER MEIERHANS

B

ei Weltmeisterschaften stürzen sich die finnischen Journalisten in der Mixed Zone nach jedem Spiel regelrecht auf Veera Kauppi. Weil sie wahrscheinlich die beste Spielerin der Welt ist, meistens Entscheidendes geleistet hat und weiss, dass die Medienarbeit zu ihrer Rolle als Superstar und Aushängeschild gehört. Entsprechend ausführlich und geduldig gibt sie Auskunft. Bis Kauppi auch noch an den internationalen Medienschaffenden vorbeigekommen ist, die lange genug ausgeharrt haben, verlassen ihre Teamkolleginnen oft schon umgezogen die Kabine.

Beim Gastspiel ihres schwedischen Vereins Thorengruppen in der Kantonsschule Zug, beim Hinspiel des Champions-CupHalbfinals gegen Zug United, hatte unihockey.ch die 26-jährige Stürmerin mangels Konkurrenz zur Abwechslung einmal ganz für sich.

über einen harten Schuss. Sie bietet mit all ihren Skills das komplette Paket und macht alle Mitspielerinnen in ihrem Block besser, das ist eine grosse Qualität. Leider war sie bei IKSU schon weg, als meine Schwester Oona und ich dort ankamen. Ich hätte sie sehr gerne als Teamkollegin erlebt.

Du hast gerade gegen Corin Rüttimann gespielt, die an der kommenden WM alleinige Schweizer Rekordinternationale wird. Was denkst du über sie? Veera Kauppi: Ich mag ihren Stil, ihre starke Technik. Sie ist schnell und verfügt

Wann hast du zuletzt Unihockey in einer klassischen Turnhalle mit Sprossenwänden gespielt wie hier in Zug? Das ist schon eine Weile her (lacht). Wobei auch in der SSL nicht nur in Top-Arenen gespielt wird. Wir hatten nach dem Video-

Bei Thorengruppen sind Veera Kauppi und Maja Viström LinienKolleginnen. An der WM gehts zur Sache.

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Der WeltmeisterTitel fehlt Veera Kauppi noch.

Thorengruppen genoss den Ausflug nach Zug.

studium im Vorfeld etwas Angst vor dem grünen Boden mit den vielen Linien und waren froh, als wir bei der Ankunft sahen, dass ein Sportboden verlegt wurde. Weltmeisterliche Balljungen wie Albin Sjögren oder Sami Johansson hast du dafür wohl nicht alle Tage? Das war wirklich lustig und ich weiss es zu schätzen, dass sie nach ihrem vorgängigen Ligaspiel gegen Basel Regio in der Halle geblieben sind und diesen Helfereinsatz geleistet haben. Wir machen das bei Heimspielen von Thorengruppen auch so. Das erzeugt ein Familien-Feeling und zeigt den Fans, dass man sich innerhalb des Vereins aushilft. Wie gefällt dir dieses neue ChampionsCup-Format mit Hin- und Rückspielen? Es ist cool, etwas Neues. Klar, mit den Reisen auch teuer – und für Spielerinnen, die sich mit ihren Nationalteams auf die WM vorbereiten, eine zusätzliche Belastung. Wir freuten uns aber auf die Reise in die Schweiz. Ein Halbfinalduell mit Pixbo wäre «langweilig» gewesen, so sahen wir ein neues Team mit einem anderen Stil. Ein Team, das ihr auswärts mit 16:3 geschlagen habt. Wir stellen drei starke Linien, die skoren können – und immer wollen. Das ist unsere

«Druck machen, Ballbesitz, Tore schiessen. Egal gegen wen und wir hören nie auf.» Veera Kauppi Mentalität. Druck machen, Ballbesitz, Tore schiessen. Egal gegen wen und wir hören nie auf. Als Zug im Schlussdrittel müde wurde, schlug es zehn Mal ein. Im finnischen Nationalteam verfolgt dein Block den gleichen Ballbesitz- und Pressingplan, einfach mit Sara Piispa von den Jets statt Maja Viström neben euch Kauppi-Schwestern. Wir rechnen an der WM wie immer mit viel Einsatzzeit. Aber dafür trainieren wir ja, wir halten das physisch durch. Und je mehr wir in Ballbesitz sind, desto mehr muss der Gegner laufen, nicht wir. Ihr habt Piispa am Tag vor dem Spiel in Zug auf einen Kaffee getroffen. Kennt ihr euch denn noch nicht in- und auswendig, gibt es vor der WM noch irgendwas zu besprechen?

Wir kennen uns wirklich gut – doch wir mögen uns einfach und treffen uns immer, wenn es möglich ist (lacht). Zudem war Sara diesmal unser Tourist-Guide und versorgte uns mit Tipps, zum Beispiel, ob man das Wasser hier trinken kann. Es war schön, etwas Zeit zu haben, um die Stadt und den See zu besuchen. Kommen wir zur WM. Sonnencreme schon gekauft, Sauna-Plan als Vorbereitung auf die Temperaturen steht? Sauna-Sessionen mit Oona dürfen nie fehlen (schmunzelt). Wie immer kommt eine zweijährige Phase zu einem Abschluss, das ist ein spannender Prozess. Im Kopf wird die WM grösser, je näher sie rückt – es war in diesem Herbst schon etwas schwierig, sich neben all den internationalen Terminen und Nati-Camps auf den Meisterschaftsbetrieb in der SSL zu konzentrieren. Wer verhindert Schwedens neunten Weltmeistertitel in Serie? Alle Teams der Top-4-Nationen können sich gegenseitig schlagen. Wir reisen nicht mit dem Gedanken nach Singapur, dass Schweden unschlagbar ist – schon gar nicht, da wir zuletzt zweimal in Folge gewonnen haben. Entsprechend gross ist unser Selbstvertrauen. Wir wollen das ganze Ding gewinnen!

IMMER DRAMA Als 18-Jährige bestritt Veera Kauppi 2015 in Finnland ihre erste WM. Im Final gegen Schweden skorte sie einen Assist, Finnland verlor 4:5 nach Penaltyschiessen. Zwei Jahre später in Bratislava gelangen Kauppi im Final drei Tore – wieder jubelten die Schwedinnen,

6:7 nach Penaltyschiessen. Im kleinen Final der WM 2019 in Neuenburg schossen Veera und Oona Kauppi Finnland mit je zwei Toren gegen Tschechien zu Bronze (5:4 n.V.). Im Final 2021 in Uppsala gelangen Veera zwei Tore, Schweden gewann 4:3 nach Verlänge-

rung. An den Kauppis liegt es nicht, dass Finnland seit 22 Jahren auf den dritten Weltmeistertitel wartet. Vielleicht klappt es diesmal, denn mit Miisa Turunen reist als zusätzlicher offensiver Trumpf das nächste Wunderkind mit – 18-jährig, wie Kauppi damals.

Veera und Oona Kauppi mit Sara Piispa (v.l.) nach dem WM-Final 2021.

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Schweden • Revanchegelüste

REVANCHE

Emelie Wibron, Moa Tschöp und Amanda Delgado Johansson (v.l.) haben gemeinsam 15 WM-Goldmedaillen zu Hause.

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GELÜSTE

Eine 19-Jährige wird im Lebensmittelgeschäft vom Aufgebot überrascht, ein Star muss zu Hause bleiben. Das schwedische WM-Kader birgt Zündstoff.

TEXT ANDERS BORGSTRÖM • FOTOS DIETER MEIERHANS

S

ingapur 2005 war für Schweden mit Bronze eine grosse Enttäuschung – und gleichzeitig bis heute das letzte Mal, dass der WM-Titel nicht gewonnen wurde. Asa «Kotten» Karlsson war damals Assistentin der Cheftrainerin Kristina Landgren. Nun kehrt «Kotten» (zu Deutsch: Tannzapfen) als Chefin nach Asien zurück. Es wird ihre letzte WM als Nationaltrainerin sein. An der Pressekonferenz, an der das WM-Kader vorgestellt wurde, liess sie die Katze aus dem Sack und kündigte ihren Rücktritt an. «Schon als ich noch selber spielte, war dieses Amt mein Traumjob. Ich liebe diese Arbeit und kann mir im Unihockey keine bessere vorstellen. Aber es ist Zeit, dass jemand anders den Posten übernimmt – es kommt der Moment für eine neue Ära mit neuen Stimmen und Ideen. Das ist ein emotionaler Moment für mich und es wird bis ganz zum Schluss eine emotionale Sache bleiben. Es wird mich schmerzen, eine andere Person an der Bande zu sehen und ich werde eine grosse Leere verspüren. Aber alles hat einmal ein Ende», sagte sie. Die Spielerinnen wussten nichts von Karlssons Entschluss, fanden aber nur lobende Worte über die abtretende Übungsleiterin. «Sie machte einen tollen Job und es war eine grossartige Erfahrung, unter ihr zu spielen», sagte etwa Moa Tschöp.

Mal in Folge Weltmeisterin werden und hat noch nie – weder national noch international – ein grosses Endspiel verloren. «Fragt den Kühlbeutel auf meinem Knie, wie lange ich noch spielen werde», sagte sie, als sie von Journalisten auf ihre Zukunft im Nationalteam angesprochen wurde. «Spass beiseite – in meinem Kopf ist Singapur meine letzte WM. Aber man sollte bekanntlich niemals nie sagen.» Eine andere Schlüsselspielerin, die sich seit Saisonbeginn mit gesundheitlichen Problemen abmühte, ist Faluns Moa Gustafsson. Sie verletzte sich im August am Fuss und gab erst in der Woche vor Bekanntgabe des WM-Kaders ihr Comeback. Dass die 24-jährige Stürmerin aufgrund ihrer bekannten Skorerqualiäten trotzdem das WM-Ticket löste, stört niemanden. «Ihre Leistungen in grossen Spielen stimmen immer», begründete Asa Karlsson die Nomination. Alle grossen Namen stehen im Aufgebot. Emelie Wibron, Maja Viström, Ida Sundberg, Wilma Johansson. Alle Namen? Einer fehlte. Sofia Joelsson ist nicht dabei. Die 27-jährige Thorengruppen-Stürmerin, seit vielen Jahren Linienpartnerin von Emelie Wibron, muss zu Hause bleiben. Obwohl sie aktuell in der SSL im Schnitt zwei Tore pro Spiel schiesst und die zweitbeste Skorerin (95 Tore) des Nationalteams aller Zeiten ist. Hinter Wibron, die 130 Mal traf.

EIN NAME FEHLT Tschöp gehört mit 31 Jahren zu den Routiniers im Singapur-Aufgebot. Die Kalmarsund-Verteidigerin könnte zum sechsten

SCHOCKIERTE JOELSSON «Ich bin traurig, wütend und enttäuscht. Ich wählte einen Job, um alles dem Unihockey unterordnen zu können und habe

Für Asa Karlsson ist es eine Rückkehr nach Singapur.

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Schweden • Revanchegelüste

«Mich nicht aufzubieten, halte ich für einen Fehler. Ich bin mit dem Entscheid überhaupt nicht einverstanden.»

Die Jets-Söldnerinnen Ida Sundberg und Sara Piispa sind an der WM Gegnerinnen.

Sofia Joelsson

einen Verlobten, der oft hinten anstehen muss. Also ja, die Frustration ist riesig», äusserte sich Joelsson. Bis zur letzten Sekunde war sie sicher, zum vierten Mal in Serie an einer WM teilzunehmen, zumal sie an der Heim-WM vor zwei Jahren im Verlauf des Turniers eine Hirnerschütterung erlitt und die Medaillenspiele verpasste. Nach dem negativen Entscheid war sie wie paralysiert und kam im Spitzenspiel gegen Pixbo überhaupt nicht in die Gänge. «Ich glaube nicht, dass eine der aufgebotenen Spielerinnen seit der letzten WM mehr in den Sport investiert hat als ich. Wenn unser Team fünf bis sechs Mal pro Woche trainierte, waren es bei mir acht oder neun Einheiten. Ich stecke so viel Zeit in den Sport, um an dieser WM dabei zu sein. Das macht es speziell hart», sagt Joelsson, um dann noch klarer zu werden. «Mich nicht aufzubieten, ist ein Fehler. Ich bin mit dem Entscheid nicht einverstanden, weil ich weiss, dass ich in jedem einzelnen Spiel auf hohem Level agiert habe.» SHOOTING STAR NORDSTRAND Welche Spielerin Joelsson den Platz abgeluchst hat, lässt sich natürlich nicht genau sagen. Die Vermutung liegt aber nahe, dass es Hanna Nordstrand ist – wie Joelsson eine Rechtsauslegerin. Die 19-jährige Täby-Stürmerin ist neben den ThorengruppenYoungsters Lovisa Hedin (Torhüterin), Jonna Stenvall und Nellie Öhgren eine von vier WM-Debütantinnen. Nordstrand bestreitet ihre zweite SSLSaison und galt nach zwei Punkten pro Partie in ihrer Rookie-Saison früh als mögliche WMKandidatin. «Es ist verrückt, ich habe es noch nicht ganz wahrgenommen. Es ist eine Ehre, Schweden an einer WM zu vertreten. Ich hätte nie gedacht, dass ich das in meinem Alter bereits darf – ein unglaubliches Gefühl», sagte sie nach der Nomination. Nordstrand arbeitet in einem Lebensmittelgeschäft an der Kasse. Dort sass sie, als 44 • DEZEMBER 2023

sie den Anruf Asa Karlssons erhielt. «Mein Herz begann wie verrückt zu schlagen und ich rannte aus dem Laden, um sie zurückzurufen. Als sie mir sagte, ich sei dabei, dachte ich nur: Wie ist das möglich?», erzählt Nordstrand, die letztes Jahr das Aushängeschild der schwedischen U19-Weltmeisterauswahl war. Jetzt soll sie dazu beitragen, ihrem Land das neunte WM-Gold in Folge zu sichern. «Ich denke, dass mich die Coaches als Game-Changer einschätzen, als eine Spielerin, die wichtige Tore erzielen kann. Ich sehe mich selber als gefährliche Stürmerin, die schiessen oder die Mitspielerinnen gut einsetzen kann», sagt Hanna Nordstrand.

Moa Gustafsson wurde rechtzeitig wieder fit.

TOP-TORSCHÜTZINNEN 1. Emelie Wibron 130 2. Sofia Joelsson 95 3. Emelie Lindström 91 4. Amanda Delgado Johansson 85 5. Hermine Dahlerus 79 TORE PRO SPIEL IM NATIONALTEAM (MINDESTENS 30 SPIELE) 1. Wilma Johansson 2. Sofia Joelsson 3. Sara Wiksten 4. Moa Gustafsson 5. Emelie Lindström

1,79 1,66 1,41 1,23 1,12

Kann sie das besser als Joelsson, die zu Hause bleiben muss? Diese schoss für das Nationalteam 1,66 Tore pro Partie. HEIMISCHE GEWÜRZE Wer auf eine Spielerin wie Sofia Joelsson verzichten kann, muss über ein starkes Kader verfügen. Das sieht auch Cheftrainerin Asa Karlsson so. «Ich erinnere mich ungern an 2005. Jetzt nehmen wir einen neuen Anlauf, die Zeit der Revanche ist gekommen. Für uns geht es wie immer nur um Gold. Wir haben das beste Team der Welt und werden unglaublich stark sein», nimmt sie die Favoritenrolle mehr als nur an und sieht wie vor zwei Jahren Finnland als stärksten Herausforderer. Auch in Schweden sind die klimatischen Bedigungen in Singapur selbstverständlich ein viel diskutiertes Thema. Hitze, Zeitverschiebung und Essen werden wichtige Faktoren sein. «Es ist keine normale Weltmeisterschaft. Draussen ist es heiss, also werden wir uns nicht oft draussen aufhalten. Wir müssen im Hotel Aktivitäten finden, damit den Spielerinnen nicht langweilig wird – und gleichzeitig auf die Einstellung der Klimaanlagen achten, um keine Erkältungen zu riskieren. Es wird eine Herausforderung», sagt Karlsson. Bezüglich Essen fand der Staff in Singapur einen schwedischen Koch, der das Team mit heimischen Gewürzen und Produkten versorgen wird. «Die lokale Küche ist speziell. Die Spielerinnen bevorzugen Essen, das sie von zu Hause kennen. Unsere bekannten Fleischkügelchen zum Beispiel», sagt Karlsson schmunzelnd. Um solche Dinge dreht sich im Vorfeld der WM vieles. Den Spielerinnen sollen die besten Voraussetzungen geboten werden. Letztlich wird aber Unihockey gespielt, wie bei anderen Weltmeisterschaften auch. «Sobald du in die Halle kommst, fühlt es sich nicht anders an als in Europa. Und wie in Europa wollen wir die Spiele gewinnen», sagt Asa Karlsson, die mit Gold abtreten will.


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SOMMER CAMPS 7. bis 12. Juli 2024 Lenk I (Jahrgänge 2010 bis 2014) 14. bis 19. Juli 2024 Widnau (Jahrgänge 2010 bis 2014) Frutigen (Jahrgänge 2008 bis 2012) 21. bis 26. Juli 2024 Näfels (Jahrgänge 2008 bis 2012) 4. bis 9. August 2024 Lenk II (Jahrgänge 2010 bis 2014) Leitung: Erfahrene Trainer, NLA-SpielerInnen und Special Guests sorgen für ein abwechslungsreiches und lehrreiches Camp. Programm: Tägliches Unihockeytraining, polysportive Aktivitäten und Rahmenprogramm. Kosten: Fr. 495.–. Darin enthalten sind Kost und Logis sowie alle Trainingsangebote. An- und Abreise sowie Versicherungen erfolgen auf eigene Kosten. Ausrüstung: Alle Teilnehmer erhalten ein Camp-Shirt. Mehr: www.unihockey.ch/camps

ANMELDETALON 07.–12. 07. 2024: Lenk I 14.–19. 07. 2024: Widnau 14.–19. 07. 2024: Frutigen 21.–26. 07. 2024: Näfels 04. –09. 08. 2024: Lenk II Anmeldefrist: 31. Mai 2024 (Beschränkte Teilnehmerzahl) Anmeldung schicken an: unihockey.ch Schauenbergstrasse 1 8400 Winterthur

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Background • Traumhochzeit Hofbauers

Experten erkennen die Unihockey-Promis.

TRAUMHOCHZEIT Bunti und Chrischi haben sich getraut. Und wenn 233 Länderspiele heiraten, liest sich die Gästeliste wie das Who is Who des Schweizer Unihockeysports. TEXT UNIHOCKEY.CH • FOTOS ZVG

S

eraina «Bunti» Ulber (105 Länderspiele, 94 Punkte) und Christoph «Chrischi» Hofbauer (128 Länderspiele, 154 Punkte) gaben sich das Ja-Wort. Die langjährigen Aushängeschilder (nicht nur) des Schweizer Unihockeysports luden Ende August zum grossen Fest. Die etwas anderen «Teambilder» mit 52 aktuellen oder ehemaligen NLA-Stars wollen wir unserer Leserschaft nicht vorenthalten – zumal unihockey.ch Flurina Marti als Tätschmeisterin des Fests das Layout dieses Magazins zur Verfügung stellte, um für die Brautleute ein Hochzeitsmagazin «hofbauers.ch» zu gestalten.

Tätschmeister und Trauzeugen (v.l.): Philipp Fankhauser, Leandro Profico, Matthias Hofbauer, Christoph Hofbauer, Seraina Hofbauer (Ulber), Tamara Ulber, Flurina Marti, Lorena Girell, Manuela,Dominioni, Rahel Profico (Kaltenrieder).

Bute Gästeschar von nah und fern. 46 • DEZEMBER 2023


In den Mund gelegt • Impressum/Vorschau

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