Querschnitt x – Typografie in drei Teilen

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weiterhin in Gebrochenen Schriften gedruckt und geschrieben, lateinischer Text in Antiqua. Bei gemischtsprachigen Texten wurden auch die Schriften gemischt: Fraktur, für den Druck deutschsprachiger Wörter, Antiqua für fremdsprachige Wörter. Diese Regel hat sich im Frakursatz bis heute noch gehalten, und diese Unterscheidung im Satz hat sich umgangssprachlich auch in den Begriffen »Deutsche Schrift« und »Lateinische Schrift« verfestigt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wuchs durch die Aufklärung und die Französische Revolution das Interesse in Deutschland an Literatur aus Frankreich und der griechischen und der römischen Antike. Dieses Interesse förderte die Verbreitung der Antiqua auch in Deutschland. Ab den 20er revolutionierte die moderne Kunst die Typographie, besonders der Futurismus und Dadaismus. Junge typographische Gestalter distanzierten sich von der Typographie der Verlagshäuser und Druckereien, deren typographische Kultur sich mehrheitlich an Gebrochenen Schriften orientierte. Im Zuge der vom Weimarer Bauhaus eingeführten »Neuen Typographie« setzte sich immer mehr die Antiqua durch, wie die Futura und die Bauhaus. Die Frakturschrift wurde allmählich abgelöst.

SCHWABACHER SCHRIFT FRAKTUR IST AUCH EINE NAZI-SCHRIFT Die Fraktur wird oft leichtfertig als »alte Schrift« bezeichnet, obwohl die tatsächlich antiken, lateinischen Buchstaben sehr viel älter sind. Im Mittelalter benutzten alle europäischen Länder die gotische Schriften wie die Textura oder die Rotunda – diese Gebrochene Schriften wurden aber bis zum Ende der Renaissance von der wiederentdeckten Antiqua verdrängt. Das deutschsprachige Volk blieb jedoch bei den Gebrochenen Schriften, sie waren die meist gedruckten Schriften von Mitte des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Dies lag vor allem am Siegeszug des Protestantismus: Luther ließ seine deutsche Übersetzung der Heiligen Schrift in der Gebrochenen Schrift seiner Zeit drucken, der Schwabacher. Mit dieser Bibel erlernte das Volk das Lesen und so bildete sich am Anfang des 16. Jahrhunderts die deutsche Eigenheit heraus, zwei Schriften zu pflegen: Deutschsprachiger Text wurde 52


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