Vereinbarung zum Umgang miteiander

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Placida-Viel-Berufskolleg Vereinbarungen zum Umgang miteinander

verabschiedet durch die Schulkonferenz am 28.05.2018

Placida-Viel-Berufskolleg Dechant-RĂśper-StraĂ&#x;e 47 58706 Menden Tel: 02373-9311-0


Vereinbarungen zum Umgang miteinander

„Das Placida-Viel-Berufskolleg ist ein Ort des Lernens, des Lebens und der Begegnung auf der Basis des christlichen Glaubens und Menschenbildes.“ Dieses Zitat aus dem Leitbild des Placida-VielBerufskollegs soll durch die Vereinbarung zum Umgang miteinander konkret mit Leben gefüllt werden. Die im Folgenden formulierten Vereinbarungen stellen einen Rahmen dar, in dem die eigenverantwortliche Entfaltung aller am Schulleben Beteiligten gewährleistet werden soll und sind als verbindliche Grundlage für das Miteinander am Placida-Viel-Berufskolleg zu verstehen.

1. Grundlage zum Umgang miteinander „Wert▪schät▪zung (Substantiv [die]) Der

Sachverhalt,

dass

Menschen

jmdm.

Achtung,

Bewunderung

und

Respekt

entgegenbringen“(Wörterbuch) „Wertschätzung bezeichnet die positive Bewertung eines anderen Menschen. Sie gründet auf eine innere allgemeine Haltung anderen gegenüber. Wertschätzung betrifft einen Menschen als Ganzes, sein Wesen.“ (Wikipedia) Die bedingungslose positive Bewertung eines jeden beflügelt, macht mutig, lässt Raum für Wachstum und Entwicklung. Ein Mensch, der sich geschätzt fühlt, wird immer mehr tun als erwartet. Wir am Placida-Viel-Berufskolleg verstehen uns als ein Ort des Lebens und des Lernens, dessen Aufgabe und Ziel es ist, einen jeden zu stärken, zu Wachstum und Entwicklung beizutragen und dazu herauszufordern, dass jeder den Mut bekommt und behält, ständig über sich selbst hinauszuwachsen. Deshalb begegnen wir am Placida-Viel-Berufskolleg einander in bedingungsloser Wertschätzung und mit Achtung voreinander. 2. „Entängstigung“ bzw. Umgang mit schulbiografischen Aspekten „Das Leben beginnt dort, wo die Angst endet“ (Osho) Angst bindet die Ressourcen der Menschen, indem es Energien an Stellen bündelt, die subjektiv als ängstigend eingeschätzt werden. In der Konsequenz können von 100% Leistungskapazität eines jeden abhängig zur Größe und Schwere seiner Ängste nur reduzierte Leistungen gebracht werden. Jeder, der in seinem Leben mit Ängsten zu tun hat, weiß, wie sich Angst auf Lernen, Selbstwert, Mut und Leistungsbereitschaft auswirkt. Sie hemmt, macht zögerlich, stiftet Selbstzweifel und flüstert scheinbar berechtigte Sorgen ein. In einer Schule gibt es viele potentiell „gefährliche“ Alltags-Aspekte. Leistungsbewertung, Gruppendynamik in Klassen, Scheitern an Herausforderungen, das Klassengespräch im Unterricht, Beziehungen auf dem Schulhof, Beziehungen zu Lehrkräften, um nur einige zu nennen. Placida-Viel-Berufskolleg

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Vereinbarungen zum Umgang miteinander

Wir am Placida-Viel-Berufskolleg kennen die möglichen „Angst-Macher“ und gehen mit ihnen um. Wir geben einander Raum, der es ermöglicht, mit Zuversicht, Offenheit und Akzeptanz aus Ängsten herauszuwachsen. Hier wird jeder immer ein Ohr für seine Ängste finden und gegenseitiges „Mut machen“ durch ehrliche und aufrichtige Beziehungsarbeit ist unser Ziel.

3. Fehlerkultur „Erfolg ist die Fähigkeit, von einem Misserfolg zum anderen zu gehen, ohne seine Begeisterung zu verlieren.“ (Winston Churchill) Eine Fehlerkultur, die den Menschen und den Fehler in Übereinstimmung zueinander deutet, wird immer zur Konsequenz haben, dass ein Fehler einen persönlichen Makel zur Folge hat. Mensch und Fehler sind dann identisch, und in der Summe unterschiedlicher Fehler wird im Ergebnis ein völlig fehlerhafter Mensch die unvermeidbare Konsequenz sein. In einer leistungsorientierten Gesellschaft, in der Schule den Auftrag hat, Lernende zu mündigen und kompetenten Teilen der Gesellschaft zu erziehen, muss es um einen konstruktiven Umgang mit Fehlern gehen. Konstruktiv meint in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, dass alle am Schulleben Beteiligten die Chance haben, Fehler nicht als Verurteilung oder gar Stigma zu betrachten, sondern als Indizien für mögliche Arbeitsaufträge, als Chancen zur kreativen Veränderung und Schlüssel zu ständigem Wachstum. Ein veränderter Umgang mit Fehlern ermöglicht ein hohes Maß an Kreativität und die Selbstwirksamkeit eines jeden bekommt einen völlig neuen Platz. Jeder kann und darf selbst für seine Entwicklungen Verantwortung tragen und entwickelt daran im Idealfall auch noch Spaß. „Eine falsche Note zu spielen ist unwichtig, aber ohne Leidenschaft zu spielen ist unverzeihlich.“ (Ludwig van Beethoven) Wir am Placida-Viel-Berufskolleg schätzen Fehler genauso hoch wie Erfolge und Stärken, da wir sie als wegweisend betrachten. Fehler gelten als nützliche Bausteine, die auf dem Weg aller am Schulleben Beteiligter „einfach“ dazugehören und mit denen kreativ gearbeitet werden darf. Wir haben keinen Raum für negative Beurteilungen wegen vermeintlicher Fehler, keinen Raum für Verurteilungen und erst recht keinen Raum für herabwürdigendes oder zerstörerisches Verhalten.

4. Selbstverantwortung „Some people dream of success while others wake up and work hard for it.“ Menschen, die ihr Leben in die Hand nehmen, Prozesse ihres Lebens steuern und Perspektiven für sich selbst entwickeln und diese in Form von Zielen im Blick behalten, erleben sich selbst als hoch wirksam. Je nachdem, welche Biografie Menschen haben, welche Erfahrungen sie gemacht haben und welche Bereiche ihres Lebens ihnen selbst überlassen wurden und werden, entwickeln Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Sich als „selbstwirksam“ zu erleben beziehungsweise eine hohe „Selbstwirksamkeitserwartung“ zu haben, bedeutet, Vertrauen in eigene Stärke und eigenes Leistungsvermögen zu haben. Menschen mit einer hohen Selbstwirksamkeitserwartung glauben, dass ihr Handeln etwas bewegen kann, dass auch schwierige Situationen bewältigt werden können und erleben sich so selten als hilflos oder gar ohnmächtig. Wer überzeugt ist, auf sich selbst und sein Leben Einfluss nehmen zu können, ist weniger ängstlich, verliert Placida-Viel-Berufskolleg

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seltener die Hoffnung, zeigt größeres Durchhaltevermögen und traut sich in der Konsequenz mehr zu, hat mehr Ausdauer und kann mehr erreichen. Schule vermittelt einem oft das Gefühl, Prozesse, in denen man steckt, wenig in der Hand zu haben und nicht gut steuern zu können. Schule ist stark institutionalisiert geprägt, hat ein großes Regelwerk aus gesetzlichen Vorgaben und Schulordnungen und suggeriert so ein hohes Maß der Fremdbestimmung mit oft nur einer geringen Selbstwirksamkeitserwartung. Diesem „Spagat“ stellt sich das Placida-Viel-Berufskolleg und wünscht sich für alle am Schulleben Beteiligten ein hohes Maß an Selbstwirksamkeitserwartung, viel Vertrauen in eigene Stärke und Leistungsvermögen zu entwickeln. Wir am Placida-Viel-Berufskolleg zeigen uns für unsere Prozesse, unsere Stärken und Schwächen und unser Leistungsvermögen verantwortlich. Wir geben zu jeder Zeit alles in der Zuversicht, dass wir gute Erfahrungen machen werden. Wenn uns Dinge schwer fallen oder es uns nicht möglich erscheint, Anforderungen gerecht zu werden, kümmern wir uns darum, dass wir bekommen, was wir brauchen. Wir empfinden uns nicht nur verantwortlich für die Dinge, die wir tun, sondern auch für die Dinge, die wir nicht tun. Das bedeutet, dass wir zu jedem Zeitpunkt immer für unser Leben die Verantwortung tragen dürfen und hierbei die Unterstützung aller bekommen können.

5. Wertschätzend gelebte Hierarchien „Echten Respekt erlangen wir, wenn wir den Kontakt miteinander suchen und die gegenseitigen Wertvorstellungen verstehen und akzeptieren. So können wir Bewunderung und Wertschätzung füreinander entwickeln.“ (Dalai Lama) Respektvoll miteinander umzugehen hat in erster Linie mit einer Entscheidung zu tun, die jeder im Umgang mit Menschen immer wieder treffen muss. Naturgemäß gibt es Menschen, bei denen dies einfacher, fast ein Selbstläufer und bei denen es schwieriger, fast unmöglich, erscheint. Respektvoller Umgang fällt Menschen für gewöhnlich leicht, wenn sie Menschen mit ähnlichen Vorstellungen, Lebenskonzepten, Wesensarten begegnen. In Beziehungen, Freundschaften und Bekanntschaften ist respektvoller Umgang eine nicht so große Herausforderung. Im Umgang mit Menschen, die gegensätzlich denken, sprechen und handeln, ist die Forderung nach respektvollem Miteinander schon nicht mehr ganz so einfach. Auf dieses Phänomen weist der Dalai Lama im oben genannten Zitat hin. Sobald sich Menschen aber untereinander die Mühe machen, mit „den anderen“ in Kontakt zu treten und einander kennenzulernen, ist ein wichtiger Schritt Richtung Respekt bereits getan. Es fällt Menschen leichter, Achtung und Wertschätzung zu entwickeln, wenn sie einander kennen. Dieser Kontakt muss auf „Augenhöhe“ stattfinden und impliziert einen gleichberechtigten Umgang miteinander. Im Rahmen der Institution Schule gibt es unterschiedliche sogenannte hierarchische Beziehungstypen. Die Lehrer-Schüler-Beziehung oder die Schulleitung-Lehrer-Beziehung sind Beispiele hierfür. Diese Beziehungstypen sind stärker problembehaftet, da sie schnell den Eindruck eines Ungleichgewichts erwecken. Zum Beispiel an solchen Stellen wird aus der eigentlich einfachen und nachvollziehbaren Forderung nach Respekt ein herausforderndes Projekt, mit dem sich jeder immer wieder beschäftigen muss. Wir am Placida-Viel-Berufskolleg leben einen respektvollen Umgang miteinander. Wir treten miteinander in Kontakt und bemühen uns ständig um Verständnis und Akzeptanz Placida-Viel-Berufskolleg

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füreinander. Unser Alltag ist geprägt von wertschätzend gelebten Hierarien, wodurch wir einander Achtung und Wertschätzung schenken.

6. Zeit miteinander „Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt.“ (Ernst Ferstl) Alle Menschen haben „Zeit“ immer nur ein einziges Mal. Jede Stunde, jede Minute und jede Sekunde, die verstreicht, ist ab sofort Erinnerung oder Erfahrung und kann nie mehr rückgängig gemacht werden. Dieser Blick auf Zeit macht deutlich, welch kostbares Gut dem Menschen mit seiner Zeit zur Verfügung steht. Zeit verdoppelt und vervielfacht sich in dem Moment, wo Menschen sie gemeinsam verbringen und gestalten. Zeit kann aber auch verschwendet werden, wenn sie einfach verstreicht oder der Beliebigkeit ausgeliefert ist. Gemeinsame Zeit verbindet und stiftet Beziehung, da die Momente, in denen Menschen sich entscheiden, Zeit miteinander zu teilen, multiplizierte Zeit sind, die im Ergebnis mindestens zu einer gemeinsamen Erfahrung und Erinnerung werden. Wir am Placida-Viel-Berufskolleg nehmen uns füreinander Zeit. Jeder wird immer ein offenes Ohr, helfende Hände oder praktische Unterstützung finden. Wir vergeuden Zeit so wenig wie möglich, indem wir sowohl für persönliche Gespräche als auch für wissenschaftliche Arbeit in den einzelnen Arbeitsbereichen klare Strukturen schaffen. Lehrersprechstunden, offene Türen der Schulleitung, Daltonbänder und Beratungsangebot sind hierfür einige Beispiele. Auf diese Weise reduzieren wir die sogenannten „Zwischen Tür- und Angelgespräche“ auf ein Minimum und schaffen qualitative Beratungs- und Austauschzeiten, statt quantitativem Gesprächsaufwand.

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