Jahresbericht 2019

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Bergkloster Stiftung SMMP Friedensplatz 6 37308 Heilbad Heiligenstadt Tel.: +49 3606 673-134 Fax: +49 3606 673-205 kontakt@smmp.de www.smmp.de Bankverbindungen: DKM Darlehnskasse Münster eG IBAN: DE59 4006 0265 0000 1003 00 BIC: GENODEM1DKM Sozialbank Köln IBAN: DE17 3702 0500 0001 1000 00 BIC: BFSWDE33XXX

JAHRESBERICHT 2019

Bergkloster Stiftung Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel


Inhalt 2 5 6 10 13 16 18 19 20 23

Ihre Ansprechpartnerinnen und -partner

Inhalt, Impressum, Ansprechpartnerinnen und -partner Gruß der Generaloberin Option für die Armen Hilfe, die ankommt Erziehung und Bildung Die Bergkloster Stiftung SMMP in Zeiten niedriger Zinsen Einnahmen, Verwendung, Verwaltungskosten Mittelverwendung 2019 Obdachlose können nicht zu Hause bleiben Quarantäne, eine Meditation

„Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue.“ (Gal 5,22)

Schwester Adelgundis Pastusiak E-Mail: sr.adelgundis@smmp.de Tel.: +49 3606 673-134

Impressum Erscheinungsdatum: Mai 2020; Auflage: 13.500 Herausgeber: Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel Bergkloster Stiftung SMMP Friedensplatz 6, 37308 Heilbad Heiligenstadt Tel.: +49 3606 673-134 Fax: +49 3606 673-205 E-Mail: kontakt@smmp.de Internet: www.smmp.de www.bergklosterstiftung.de V. i. S. d. P.: Christian Uhl, Geschäftsführer der Bergkloster Stiftung SMMP

Wir sind Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen und unsere Arbeit orientiert sich an den „Grundsätzen für gute kirchliche Stiftungspraxis“ des Bundesverbandes.

Gemäß der Initiative Transparente Zivilgesellschaft verpflichten wir uns, die Informationen unseres Jahresberichtes der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, indem wir sie leicht auffindbar auf unsere Website stellen oder auf Anfrage elektronisch bzw. postalisch versenden.

Heike Schmidt-Teige E-Mail: h.schmidt-teige@smmp.de Tel.: +49 3606 673-259

Konzept und Gestaltung: GFS Fundraising Solutions GmbH Redaktion: Sr. Adelgundis Pastusiak, Heike Schmidt-Teige, Winfried Meilwes, Dr. Ulrich Bock Fotos: SMMP, iStock.com/momnoi

Winfried Meilwes E-Mail: w.meilwes@smmp.de Tel.: +49 2904 808-241


Liebe Leserin, lieber Leser!

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ch schreibe diese Zeilen mitten in der Corona-Krise. Die Schulen haben geschlossen. Ebenso viele Geschäfte, alle Kinos und Theater. Die meisten von uns können nicht mehr gemeinsam Gottesdienst feiern. Am 27. März 2020 hat Papst Franziskus den Segen „urbi et orbi“ auf einem menschenleeren Petersplatz in Rom erteilt. Es sind Bilder, die mich, die uns alle im Innersten berühren.

rin entdecken wir Gott, wie das Papst Franziskus vor Kurzem in einer per Video übertragenen Generalaudienz gesagt hat: „Gott zu sehen, bedeutet seine Gegenwart in unseren Brüdern und Schwestern, besonders in den Armen und Leidenden, zu erkennen.“ Unsere Gründerin, die heilige Maria Magdalena Postel, hat die Menschen aus genau dieser Perspektive betrachtet. Es gibt den wunderbaren Satz von ihr: „Die Armen und Kranken sind meine Freunde.“ Wir Schwestern versuchen, ihr auf diesem Weg zu folgen.

Viele von uns haben Sorge, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen sollen. Hunderttausende sind in Kurzarbeit. Das Geld wird knapp. Kleine Betriebe wissen nicht, wie sie die nächsten Wochen ohne Umsatz überstehen sollen. Vor allem aber fürchten wir in diesen Tagen um die Gesundheit unserer Lieben und um unsere eigene. Sehr viele Menschen sind schon an Covid-19 gestorben und es steht zu befürchten, dass es noch viel mehr werden. Wir fühlen mit den trauernden Angehörigen und erbitten den Verstorbenen Frieden und die ewige Freude bei Gott.

In diesem Jahresbericht legen wir Rechenschaft ab, wie wir das auch in den vergangenen Jahren getan haben. Das Leitthema unseres Berichts ist diesmal die Armut, die viele Gesichter hat. Wir erkennen sie vielleicht nicht immer auf den ersten Blick, aber es hilft, die Perspektive zu wechseln und neu zu sehen. Auf diesem Weg und in diesem Bemühen haben Sie uns Schwestern im Gebet und mit Ihren Spenden begleitet. Für dieses Vertrauen bedanke ich mich im Namen aller meiner Mitschwestern und unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ganzem Herzen. Denn Sie machen damit unsere Arbeit erst möglich. Gott segne Sie dafür und schütze Sie. Viel Freude bei der Lektüre dieses Jahresberichtes und liebe Grüße

Aber wir erleben in diesen schwierigen Zeiten auch eine ganz neue und wunderbare Solidarität und Mitmenschlichkeit. Nachbarn unterstützen einander, Eltern wechseln sich in der Betreuung der Kinder ab, damit alle möglichst regelmäßig arbeiten können, und fast alle beachten das so dringend nötige Abstandhalten voneinander, damit wir uns möglichst nicht gegenseitig anstecken. Es ist, als hätten wir plötzlich die Perspektive gewechselt. Wir sehen den anderen in seiner Schönheit und in seiner Verletzlichkeit. Und da-

Ihre Schwester Maria Thoma Dikow Generaloberin 5


Option für die Armen Arbeit gebracht werden oder ihr Lebensumfeld durch Ausbeutung und Zerstörung natürlicher Ressourcen verlieren. Dies hat zur Folge, dass in allen sozialen und pastoralen Projekten der Schwestern darauf ein besonderes Augenmerk liegt und der Leitgedanke „Armut durch Bildung überwinden“ ihre Aktivitäten verbindet; national wie international. In unserem diesjährigen Jahresbericht möchten wir darauf besonders eingehen.

Teufelskreis Armut Wir erleben in unseren Projekten Armut als ein Bündel von Symptomen, Ursachen und Folgen, aus dem sich im Alltag der sogenannte „Teufelskreis“ der Armut entwickelt. Als Ordensschwestern sehen wir dabei, dass in ganz besonderer Weise Frauen und Kinder davon betroffen sind und man daher sagen kann: Armut ist weiblich.

Deutschland: Das Team des Julie-Postel-Hauses in Bestwig.

Seit der Gründung unserer Ordensgemeinschaft sind wir als Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel (SMMP) einem besonderen Auftrag unserer Ordensgründerin verpflichtet: „Die Jugend unterrichten, die Armen unterstützen und nach Kräften Not lindern“. Wenngleich der Begriff der Armut kulturell, politisch sowie zeitgeschichtlich interpretiert wird, darf die Dimension für das Sein des Menschen nicht verkannt werden. So haben wir in unserem 2019 neu gefassten Missionsverständnis die „vorrangige Option für die Armen“ als einen besonderen christlichen Auftrag für das Handeln der Ordensgemeinschaft festgeschrieben. Armut hat ferner strukturelle Ursachen, zum Beispiel dort, wo Menschen um gerechten Lohn für ihre

Auch vor diesem Hintergrund bieten wir in vielen unserer Projekte in Bolivien, Brasilien, Mosambik, Rumänien und in Deutschland gezielt Projekte für sozial benachteiligte Mädchen und Frauen sowie Hilfen für Schwangere und junge Mütter an. Denn unsere Überzeugung ist es, an den Wurzeln anzusetzen und dies geschieht nur durch Erziehung, Bildung, Beratung und Aufklärung. Beispiele aus unserer Arbeit sind das Julie-Postel-Haus auf dem Gelände des Bergklosters Bestwig im Sauerland, wo wir insbesondere für minderjährige Mütter bzw. Väter aus ganz 6

Deutschland ein Mutter-, Vater- und Kind-Wohnen anbieten. Im Jahr 2019 erhielten hier 31 Mütter mit ihren 34 Kindern die Möglichkeit, für ihr Zusammenleben einen neuen Weg zu finden. Ein anderes Beispiel ist die 24-Stunden-Bereitschaft in unserem Jugendsozialarbeit-Projekt „Manege“ in Berlin-Marzahn. Denn „akute Not kennt keine Öffnungszeiten“, wie unsere Berliner Ordensschwester und Sozialarbeiterin Margareta Kühn immer wieder betont. In diesem Projekt arbeiten wir Schwestern mit den Salesianern Don Boscos zusammen und konnten im vergangenen Jahr 200 Jugendlichen täglich Hilfen und manchmal auch eine Krisenunterkunft anbieten.

ten, bekommt eine Tochter in vielen (afrikanischen) Ländern der Welt von allem weniger als ihre Brüder: weniger Nahrung, weniger Pflege, weniger Bildung. Als Jugendliche muss sie länger arbeiten und wird dafür auch noch schlechter bezahlt. Von der Familie als finanzielle Bürde betrachtet, wird sie nicht selten schon als Kind verheiratet, so wie wir es an unseren vier Standorten im afrikanischen Mosambik hautnah erleben. Hier sind die Mädchen in der Regel schon mit 15 Jahren verheiratet. So kommt es zu der traurigen Entwicklung, dass in vielen Kulturen Mädchen zu sein bedeutet: Weniger Chancen haben auf Bildung und damit weniger Chancen zum Leben sowie zum Überleben. Hier beziehen wir Stellung und bieten Alternativen an. Insbesondere Erziehung und Bildung liegen uns am Herzen.

Mit der Begründung, dass Mädchen ohnehin in eine andere Familie einheiraten würden und daher wenig zum Broterwerb der eigenen Familie beitragen könn-

Deutschland: Schwester Margareta Kühn im Gespräch mit einem Jugendlichen in der Manege, Berlin.

Mosambik: Kinderglück beim Milchprojekt in Metarica.

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„Die Armen und Kranken sind meine Freunde.“ Hl. Maria Magdalena Postel

Ein nachhaltiger Ansatz

Wir möchten es verdeutlichen: Ein älterer Mensch oder eine Familie in Rumänien, die in einer ganz einfachen und baufälligen Hütte leben, mit ihren Lebensmitteln und ihrem Lohn bzw. der Rente nur ganz knapp über den Monat kommen, aber Nachbarn und andere Menschen haben, die sie besuchen, würden sich unmittelbar nicht als arm ansehen, obwohl sie sich mehr Sicherheiten im Leben wünschen. Armut wird immer empfunden aus der eigenen Lebensbiografie heraus. Wer bisher nur sehr wenig hat, wird sich freuen über das wenige, was er mehr geschenkt bekommen oder verdient hat.

All unser Wirken, nicht nur in den Projekten 2019, ist dabei von folgenden Überzeugungen getragen: • Nur wenn ich etwas zu essen und zu trinken sowie ein Dach über dem Kopf habe, kann ich lernen. Nur eine qualifizierte Schul- und Berufsausbildung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ich aus der Spirale von Armut und Not herauskommen kann. • Nur werteorientierte Erziehung und Bildung wirken langfristig in die Gesellschaft hinein und führen zu mehr Solidarität und Gerechtigkeit. • Nur wenn wir Stigmatisierungen durchbrechen, ärmere und finanziell bessergestellte Menschen in Kontakt bringen, wächst das Verständnis untereinander und kommen Entwicklungen in Fluss. Denn Veränderung beginnt im Herzen. • Als Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel gehen wir von einem breiteren Armutsbegriff aus. Armut ist für uns nicht nur Mangel an Nahrung und einem Schlafplatz, sondern auch der Mangel an Zuwendung, an Pflege sowie Menschen an der Seite. Oder anders formuliert: Verarmung ist die Summe von materieller und sozialer Armut. Verlieren beide Ebenen das Gleichgewicht, ist der Mensch in seiner Würde bedroht.

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Rumänien: Schwester Carmen Tereza Rusu zu Besuch bei einer alten Dame und deren Tochter in Schineni.

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Hilfe, die ankommt Die Ausführungen auf den vorhergehenden Seiten vermitteln ebenso wie die Zahlen auf dieser Seite einen Eindruck davon, was wir im Jahr 2019 dank Ihrer Spendengelder im Bereich der Armutsbekämpfung alles bewirken konnten.

Lebensmittel wird durch die Ernte auf dem Feld und aus dem Garten sowie seit wenigen Jahren durch Viehzucht (Schweine, Ziegen) in einem eigenen SMMP-Projekt erwirtschaftet.

• 32 Kinder bekamen in unserem Sozialen Zentrum im rumänischen Siretu regelmäßig ein Mittagessen und 20 Kinder vor der Schule ein Frühstück. Hierfür haben wir 2.600 Euro eingesetzt.

• In Metarica haben wir im Jahr 2019 die Möglichkeit, Wasser zu gewinnen, erweitert. Inzwischen gibt es drei Reservoire mit je 60.000 Litern Fassungsvermögen, insgesamt also 180.000 Liter. Die sind aber auf dem großen Klostergelände auch notwendig, da dort täglich 600 Menschen zusammenkommen und versorgt werden müssen.

• 20 alte und kranke Menschen im rumänischen Siretu wurden durch die Krankenschwester und Sozialarbeiterin des Sozialen Zentrums in ihren Hütten gepflegt und mit Grundnahrungsmitteln versorgt.

• In Nametória haben wir zwei Alphabetisierungskurse für Erwachsene auf den Weg gebracht. Diese beiden Kurse werden von derzeit 45 Frauen besucht.

Mosambik:

Brasilien:

• 66.000 Euro haben wir für die Opfer der Überschwemmungen in Mosambik, ausgelöst durch die beiden Zyklone, zur Verfügung gestellt. Insbesondere für den Wiederaufbau von Häusern und Hütten sowie für Saatgut. 85 Familien in Metarica haben wir im Jahr 2019 in ein Soforthilfeprogramm aufgenommen.

• Im brasilianischen Leme besuchten im Jahr 2019 durchschnittlich 250 Kinder im Alter von vier Mo-

Rumänien:

naten bis zum zehnten Lebensjahr das pädagogische Zentrum „Sagrada Familia“. Die im Jahr 2015 integrierte Primarschule befindet sich weiterhin im Aufbau. Die siebte Klasse kommt 2020 dazu. Das neue Schulgebäude befindet sich noch im Bau und soll im Frühjahr 2020 eingeweiht werden. • In unserer Sozialsprechstunde für Menschen in Notlagen am Stadtrand von Leme (Brasilien) wurden im Jahr 2019 Soforthilfen in Höhe von 22.200 Euro zur Verfügung gestellt. Hierbei handelt es sich um Lebensmittelkörbe sowie andere Soforthilfen. Bolivien: • Für unseren Speisesaal für alte Menschen in Vallegrande sowie die Unterstützung von drei Speisesälen in Cochabamba haben wir im Jahr 2019 eine Summe von 9.830 Euro zur Verfügung gestellt. • Die psychosoziale Begleitung unserer Mädchen im Kinderdorf Cuatro Esquinas in Cochabamba durch Tias (Hausmütter) in den Wohngruppen haben wir im Jahr 2019 mit 16.000 Euro gefördert. Länderübergreifend:

• 500 Kinder werden in unserem Bildungszentrum in Metarica (Mosambik) täglich mit einer warmen Mahlzeit als Schulspeisung versorgt. Ein Teil der

Rumänien: Schwester Dorothea Brylak beim Mittagessen mit Kindern im Sozialen Zentrum von Siretu.

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Als weiteren Beitrag auf dem Weg aus der Armut verstehen wir unser länderübergreifendes Programm der Familienpatenschaften. Dabei bemühen wir uns seit knapp dreizehn Jahren, in Deutschland Familien, 11


Erziehung und Bildung – unabhängig von der Herkunft

Rumänien: Spender*innen und Paten*innen zu Besuch in Schineni.

Einzelpersonen oder auch Gruppen zu gewinnen, die bereit sind, durch einen monatlichen Solidarbeitrag von durchschnittlich 30 Euro eine ganz konkrete, sozial benachteiligte Familie zu unterstützen.

Aus unserer Sicht sollen und dürfen Familienpatenschaften nur eine unterstützende Funktion haben und Hilfe zur Selbsthilfe sein. Die Familien werden nicht aus ihrer Verantwortung für das eigene Leben und das ihrer Kinder entlassen. Unser Patenschaftsgedanke setzt auf die Kraft und Stärken einer Familie und hat dadurch auch eine sozialpolitische Funktion. Bei alledem geht es uns nicht um die rein finanzielle Zuwendung, sondern um die Begleitung der Betroffenen. Überall werden die von uns unterstützten Familien durch Schwestern oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen besucht. In Mosambik ist es sogar so, dass sich alle Familien gegenseitig unterstützen und regelmäßig treffen.

Unser Patenschaftsprogramm verfolgt dabei folgende Zielsetzungen: • das Überleben einer Familie zu sichern; • die ausreichende Ernährung der Familie zu gewährleisten; • den Familienmitgliedern eine medizinische Grundversorgung zu ermöglichen;

367 Familienpatenschaften konnten wir bis heute vermitteln. Die Erfahrungen mit dieser Art von Hilfe bestärken uns in unserem Anliegen. Auf die Projektländer verteilt waren es: in Bolivien 66 Familien, in Brasilien 91, in Mosambik 105, in Rumänien 103 sowie in Indonesien 2. Insgesamt haben deutsche Familien dafür im Jahr 2019 die Summe von 144.620 Euro zur Verfügung gestellt.

• die regelmäßige Erziehung und Bildung der Kinder zu fördern; • das soziale Umfeld in einer durch Armut und Not geprägten Region zu verändern.

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In allen unseren Projektländern betreiben wir Kinderhäuser sowie Schulen und weitere Fördereinrichtungen. Sie gehören zu einem integrativen Modell, bei dem die Förderung bereits im jungen Alter beginnt, sich in einem ganzheitlichen Unterrichtskonzept an unseren Schulen fortsetzt und bei Hilfen auf dem Weg in die Selbstständigkeit endet. Unsere Einrichtungen und Dienste sind ein Beitrag für mehr Chancengerechtigkeit im jeweiligen Projektland, aber auch für einen Dialog, der auf alle Gesellschaftsschichten übergreifen soll.

Im inhaltlichen Schulprogramm spielt die Werteerziehung eine besondere Rolle. Nur so kann eine Gesellschaft langfristig und nachhaltig verändert werden. An unseren Schulen sollen durch unterschiedliche Projekte sowie Lernformen Solidarität, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit etc. erlebt und eingeübt werden. Lehrerinnen und Lehrer sollen dabei immer ein besonderes Vorbild sein. Unsere Schulen an den internationalen Standorten werden von zahlreichen Schülern besucht: • Cochabamba, Bolivien: Kindergarten und Gymnasium bis zum Abitur sowie Berufsschule, 1.240 Schüler*innen

• So nehmen wir bewusst und gezielt Kinder aus allen sozialen Schichten auf.

• Santa Cruz, Bolivien: Kindergarten und Gymnasium bis Abitur, 1.959 Schüler*innen

• In unseren Schulen wird eine Schulkleidung getragen, um Armuts- und Reichtumsunterschiede nicht nach außen zu dokumentieren.

• Oruro, Bolivien: ebenfalls Kindergarten und Gymnasium, 723 Schüler*innen

• In unseren Schulen gehört die aktive Einbeziehung der Eltern ausdrücklich zum Erziehungs- und Schulprogramm.

• Vallegrande, Bolivien: Berufsschule, 179 Schüler*innen

• Zum integrativen Bestandteil des Schullebens gehören begleitende Hilfen wie Schulsozialarbeit und Schulseelsorge.

• La Paz , Bolivien: Kindergarten 478 Schüler*innen • Leme, Brasilien: Pädagogisches Zentrum: Kindergarten bis Klasse 9 (z. Z. Kl. 7), 444 Schüler*innen

• Auch ein gesundes Mittagessen hat in unseren Schulen einen hohen Stellenwert.

• Pomerode, Brasilien: Kindergarten und Schule bis Klasse 9, 210 Schüler*innen

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• Manoel Ribas, Brasilien: Kindergarten und Schule bis Klasse 9, 320 Schüler*innen • Balsas, Brasilien: Pädagogisches Zentrum, Kindergarten und Vorschule: 145 Schüler*innen • Metarica, Mosambik: Vorschule und Schule bis Klasse 7, 540 Schüler*innen

Auf dem Weg in die Selbstständigkeit

Keine neuen Abhängigkeiten

de und Santa Cruz. Die jungen Leute müssen halbjährlich den Schwestern durch Zeugnisse oder andere Zertifikate belegen, dass sie das Studium ernst nehmen und dadurch einen Abschluss erreichen. Parallel dazu müssen sie nebenbei eine „Halbtagsbeschäftigung“ ausüben. Denn die Höhe des Stipendiums ist bewusst so gewählt, dass sie dadurch allein nicht leben können. Es sollen keine neuen Abhängigkeiten entstehen.

Im Jahr 2019 befanden sich 31 junge Frauen und Männer im Förderprogramm. Dabei haben wir Spendengelder in Höhe von 14.640 Euro eingesetzt. Einmal im Monat treffen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in diesen Gruppen, tauschen ihre Erfahrungen aus und geben einander Tipps für das Leben. Regionalgruppen gibt es derzeit in Cochabamba, Vallegran-

Ein weiterer Baustein in unserem sozialen und pastoralen Handeln ist das Projekt „Wege in die Selbstständigkeit“. Hierzu unterhalten wir Projekte in Bolivien, Rumänien und auch in Berlin. Bei allen Projekten geht es darum, benachteiligte Jugendliche, insbesondere ab 18 Jahren, auf dem Weg in ein eigenes, selbstbestimmtes Leben zu unterstützen. Als Beispiel möchten wir hier unser Projekt in Bolivien vorstellen. Seit dem Jahr 2009 unterstützen wir dort Jugendliche, die mit 18 Jahren eines unserer Kinderheime verlassen und noch ein Studium oder eine Berufsausbildung anstreben. Auf diesem Weg in die Selbstständigkeit werden sie durch ein monatliches Stipendium in Höhe von 40 Euro unterstützt. Neben der finanziellen Unterstützung erfahren sie aber auch eine Begleitung durch eine Ordensschwester in sogenannten Regionalgruppen. Bolivien: Konzentration im Computerkurs.

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Die Bergkloster Stiftung SMMP in Zeiten niedriger Zinsen

E

ine Stiftung zu führen und die damit verbundene Zweckerfüllung sicherzustellen in Zeiten, in denen Geld keine Zinsen „erntet“, sondern Geld bezahlt werden muss, damit man es überhaupt anlegen darf! Ergibt das noch Sinn? Eine Stiftung bewirkt Gutes mit den Zinserträgen aus dem Stiftungskapital, aber was ist, wenn keine Erträgnisse mehr erzielt werden können?

chen Projekte nicht so nachhaltig weiterführen. Ein wesentlicher Baustein der Hilfe, die wir vor allem jungen und alten Menschen durch unsere Arbeit zukommen lassen, sind die zahlreichen Spenden, die SIE uns zur Verfügung stellen. Sei es die Einzelspende oder die Dauerspende, eine Projekt- oder Familienpatenschaft als monatliche Dauerunterstützung, die Geschenkspende zu einem besonderen Anlass (Geburtstag, Jubiläum und andere schöne Dinge) oder einfach Ihre Zeitspende, beispielsweise bei der Durchführung von Basaren für eines unserer Projekte. Jede Hilfe ist uns herzlich willkommen. DANKE für Ihre treue Begleitung und all Ihre Unterstützung unserer Arbeit.

Grundsätzlich trägt eine Stiftung immer den sogenannten Ewigkeitsgedanken mit sich. Das bedeutet, dass sie mit ihrem Kapital dauerhaft wirken soll. Entsprechend kann man auch das Gründungskapital, Zustiftungen und Stifterdarlehen, die uns von unseren Unterstützern zur Verfügung gestellt werden, auf lange Frist anlegen. Die Entwicklung der Erträgnisse ist seit Jahren eher ernüchternd, aber es gibt sie wahrhaftig noch, selbst wenn man das Stiftungsvermögen als kirchliche Stiftung eher konservativ und nachhaltig anlegt, wie die Bergkloster Stiftung dies tut.

Es ergibt nach wie vor Sinn, eine Stiftung zu führen. Die Lage ist ernst, aber bei Weitem nicht hoffnungslos. Die vergangenen Wochen des Jahres 2020 haben uns geerdet, und vieles, was für uns bisher selbstverständlich war oder uns vor scheinbar unlösbare Probleme gestellt hat, relativiert sich. Wir sehen uns momentan deutlich tief greifenderen Problemen ausgesetzt. Geben Sie daher alle gut auf sich acht und bleiben Sie gesund. Möge Gottes Segen Ihnen immer gegenwärtig sein.

Uns ist gesundes und nachhaltiges Wachstum wichtiger als eine kurzfristig zu erzielende hohe Rendite, wobei auch die wirtschaftliche Komponente einen hohen Stellenwert hat. Natürlich befinden wir uns in einer (schon lange anhaltenden) Niedrigzinsphase, aber das ist im Vergleich zur Ewigkeit von Stiftungen eine Momentaufnahme.

Ihr

Aber ohne Ihre finanzielle Unterstützung, liebe Spenderinnen und Spender, könnten wir unsere zahlrei-

Christian Uhl Geschäftsführer 16

„Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Sea Mehl verbarg, bis das Ganze durchsäuert war.“ (Mt 13,33)


Einnahmen, Verwendung, Verwaltungskosten

Mittelverwendung 2019

Einnahmen und Ausgaben einschließlich der Ergebnisse der von der Bergkloster Stiftung SMMP treuhänderisch verwalteten, rechtlich unselbstständigen Stiftungen, deren Stiftungszwecke den Stiftungszwecken der Bergkloster Stiftung SMMP entsprechen. Der Jahresabschluss wird jedes Jahr durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft und testiert.

Mittelverwendung nach Ländern Bolivien 11 %

Einnahmen 2019 2018 Spenden und ähnliche Einnahmen • Einzel- und Anlassspenden/Familien-, Projekt- und Firmenpatenschaften, 2.188.874 € 1.930.022 € Erlöse aus Basaren, Gemeindeaktivitäten, Schulinitiativen etc. • Zuwendungen von Hilfswerken 29.360 € 13.342 € • Erbschaften/Vermächtnisse 224.457 € 24.621 € Stifterdarlehen und Zustiftungen

37.630 €

241.232 €

Zinsen und Kapitalerträge

144.929 €

149.577 €

Gesamteinnahmen 2.625.250 € Zuzüglich im Vorjahr noch nicht verwendeter Mittel 915.576 €

2.358.794 € 764.830 €

Verwendung

2019

Stifterdarlehen und Zuführung der Zustiftungen zum Kapitalstock, Zuführung zu den Rücklagen

Länderübergreifende Projekte 12 %

Brasilien 15 %

575.745 €

276.113 €

Allg. Werbe- und Verwaltungsausgaben* • Werbung und allg. Öffentlichkeitsarbeit 61.751 € • Verwaltung 85.322 €

55.823 € 83.139 €

Gesamtausgaben 2.701.663 € Noch nicht verwendete, aber verplante Mittel per 31.12. 839.164 €

2.208.048 € 915.576 €

Mosambik & sonst. Afrika/Asien 21 %

Deutschland 18 %

2018

Projektausgaben • Projektförderung (eingesetzte Mittel) 1.840.602 € 1.594.603 € • Projektbegleitung/-betreuung 30.307 € 28.321 € • Projektkampagnen, Bewusstseinsförderung etc. 107.936 € 170.049 €

Rumänien 23 %

Mittelverwendung nach Zwecken Einsatz junger Erwachsener in Entwicklungshilfe- und Missionsprojekten 3% Verbesserung der persönlichen, beruflichen oder familiären Lebenssituation 10 %

Pastorale und missionarische Arbeit in den Provinzen und Projekten des Ordens 26 %

Hilfe für Menschen in sozialen, leiblichen und seelischen Notlagen 15 %

Förderung der Bildung und von Einrichtungen zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen 22 %

Diverse Fördermaßnahmen (Brunnenbau, pädagogische Materialien, Musikinstrumente usw.) 23 %

* Bezogen auf die Gesamtausgaben belaufen sich unsere allgemeinen Werbe- und Verwaltungskosten auf 5,5 % (i. Vj. 6,3 %).

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Ausbildung Ordensnachwuchs, Weiterbildung Ordensschwestern 1%

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Obdachlose können nicht zu Hause bleiben

Schwester Klara Maria Breuer und Schwester Maria Elisabeth Goldmann erleben in ihren Einsatzbereichen die breiter werdenden Ränder der Gesellschaft „Schon seit 42 Jahren gibt es in Münster den Treffpunkt ‚An der Clemenskirche‘, eine Essens- und Anlaufstelle für Menschen in sozialer Not, heute in Trägerschaft der Alexianer Misericordia GmbH. Doch solche Tage wie die der Corona-Pandemie 2020 hat die Einrichtung noch nicht erlebt“, erklärt Schwester Klara Maria Breuer, die schon 14 Jahre in dieser Einrichtung mitarbeitet.

Gesellschaft tätig sind. Die Menschen, deren Schicksale sie in Münster kennenlernt, sind wohnungslos, haben nur ein geringes Einkommen, sind einsam, leiden unter einer psychischen Erkrankung oder leben nur von einer kleinen Rente. Es werden mehr. Auch 2019 vergrößerte sich der Kreis derer, die hier Hilfe suchen oder eine warme Mahlzeit in Anspruch nehmen. „Jeder und jede bringt seine eigene Geschichte in den Treffpunkt mit, prägt die Gemeinschaft, die an den Tischen entsteht und gehört dazu“, erklärt Schwester Klara Maria. Neben den Mahlzeiten gibt es das Angebot der Kleiderkammer und der Sozialberatung. Der Obolus für Frühstück und Mittagessen ist eher symbolischer Art: 50 Cent für reich belegte Brötchen und Kaffee, ein Euro für ein warmes Essen einschließlich Nachtisch und einer Tasse Kaffee nach dem Essen. Für Gäste, die mit anpacken, die Wärmebehälter mit dem Essen abholen oder beim Reinigen der Räume helfen, ist die Mahlzeit kostenlos. Geld- und Sachspenden tragen dazu bei, das Angebot aufrechtzuerhalten. In Münsters Bevölkerung sei der Treffpunkt gut bekannt, berichtet Schwester Klara Maria: „Eine Dame bringt schon Spenden, seit es ihn gibt. Sie erinnert sich noch gut an die Clemensschwester Eveline, mit deren Sorge um obdachlose Männer, die zu ihr an die Klosterpforte kamen, alles begann.“

Sie und Canisianerbruder Christoph Gerenkamp übernehmen für das Bistum Münster Aufgaben in der Wohnungslosenpastoral. Schwester Klara Maria tut dies mit ihrem Anteil im Treff an der Clemenskirche. Damit gehört sie zu jenen Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, die an den Rändern unserer

Notunterkünfte sind überfüllt In der Corona-Krise wurde Schwester Klara Maria die Situation dieser Menschen im März noch einmal ganz

Deutschland: Schwester Klara Maria Breuer arbeitet in Münster in der Wohnungslosenpastoral.

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besonders deutlich. „Denn scheinbar Selbstverständliches wird für Personen ohne Obdach zum Problem: Wo ein Handy aufladen, wo duschen, wo Sachen einschließen, wo zur Toilette gehen, wenn alle öffentlichen Einrichtungen geschlossen sind? Wie kann jemand ‚zu Hause bleiben‘, wenn er oder sie kein Zuhause hat? Wie kann der gebotene Abstand gewahrt bleiben, wenn Notunterkünfte überfüllt sind?“, fragt die 59-Jährige. Die Arbeit im Treffpunkt, sagt sie, verändere die Perspektive auf unsere Gesellschaft. Und dann blieben auch die Stühle im „Treff“ ab März auf einmal leer. Die Gäste durften nicht mehr in die Räume hinein. Dennoch: Als einzige Stelle in der Innenstadt gab diese Einrichtung weiterhin Frühstück und Mittagessen an der Tür aus. Viele Gäste nahmen die Mahlzeit im nahen Park ein. Die Freiwilligen an der Essensausgabe trugen Mundschutz. Der sonst übliche Small Talk musste entfallen. Aus den 30 Portionen wurden an manchen Tagen 60, nicht nur für Stammgäste, sondern auch für viele andere. Auch an vorübergehend neuen Ausgabestellen, in Versorgungszelten der Stadt, waren Treffpunkt-Mitarbeitende dabei. Und wer von den Gästen einfach mal jemand zum Reden brauchte, wusste: Zu festen Zeiten waren eine Hauptamtliche oder Schwester Klara Maria am Telefon für sie da. Eines empfindet die Theologin in solchen Krisenzeiten als besonderes Geschenk: Den großen Zusammenhalt im Treffpunkt-Team um dessen Leiter Matthias Eichbauer. Fielen auch Ehrenamtliche ab 60 Jahren als „Risikogruppe“ in der täglichen Essensausgabe

aus, so blieben die Verbundenheit, laufende Informationen sowie Mitdenken und auch Gebet fürs Ganze bestehen. Und spontan fanden sich neue Freiwillige, junge Erwachsene, Studierende. Schwester Klara Maria sagt: „In einem Lied heißt es ‚Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt‘. Das wird an diesem Ort wahr. Seit 42 Jahren. Auch in Krisenzeiten. Weil ein starkes Netz trägt.“

Wenn das Leben wie ein Kartenhaus zusammenfällt Dieselbe Erfahrung macht Schwester Maria Elisabeth Goldmann in der Caritas-Sozialberatung in Jena. Die Sozialarbeiterin berät dort seit vier Jahren Hilfesuchende. Ehrenamtliche helfen ihr, Einkäufe für Senioren zu erledigen oder sie zum Arzt zu bringen. „Als wir mit der aufkommenden Corona-Pandemie über die Zeitung und den lokalen Fernsehsender darauf hingewiesen haben, dass sich Senioren bei uns melden können, wenn sie solche Hilfen benötigen, meldeten sich auch sofort neue Freiwillige, die diese Dienste übernehmen wollten.“ Die Hilfsbereitschaft sei groß. Und das sei eine sehr positive Erfahrung: „Schließlich haben wir in der Beratung oft mit Menschen zu tun, die sich vergessen fühlen.“ Dazu gehören in der Sozialberatung – ähnlich wie in Münster – Wohnungslose, psychisch Kranke, Sucht21


Quarantäne

Von P. Richard Hendrick OFM Eine Meditation der internationalen Vereinigungen der Ordensoberinnen UISG zum weltweiten Solidaritäts- und Gebetstag für die Betroffenen der Corona-Virus-Pandemie tung für Mutter-Kind-Kuren dazugekommen. „Da ist der Bedarf enorm hoch“, hat sie inzwischen erfahren. Dabei seien es längst nicht nur Alleinerziehende, die danach fragten. Ihr Anteil liege bei etwa der Hälfte. Es gibt Mütter und Väter, die mit dem Antragsverfahren für solche Kuren überfordert sind. Schwester Maria Elisabeth hilft bei den Formalitäten für die Krankenkassen und versucht, in den Kurhäusern Plätze zu finden. Sie vermittelt in erster Linie in Einrichtungen des Müttergenesungswerkes. „Aber auch da sind die 70 eigenen Häuser in Deutschland bis Ende dieses Jahres schon voll. Und niemand kann uns sagen, ob die derzeit aufgrund der Corona-Situation abgesagten Kuren irgendwann nachgeholt werden.“

Deutschland: Schwester Maria Elisabeth Goldmann arbeitet in der Caritas-Sozialberatung in Jena.

kranke oder auch Arbeitslosengeld- oder Sozialhilfe-Empfänger, die überschuldet sind. „Ich erlebe immer wieder, dass Menschen gleich kiloweise Post mitbringen, teilweise noch ungeöffnet: unbezahlte Rechnungen, Mahnungen, Gerichtsbescheide. Sie sind damit völlig überfordert“, sagt Schwester Maria Elisabeth. Sie versucht mit diesen Menschen, Perspektiven zu finden und sie an andere Fachstellen wie die Schuldnerberatung weiterzuvermitteln. „Dann begleiten wir sie eine Zeit lang. Manchmal mit Erfolg. Aber manchmal bricht der Kontakt auf einmal auch wieder ab. Dann wissen wir: Ihr Leben fällt jetzt wieder wie ein Kartenhaus zusammen. Sie resignieren – und oft können wir sie nicht mehr erreichen.“

Fast nebenbei koordiniert die Ordensschwester auch noch rund 40 ehrenamtliche Unterstützerinnen und Unterstützer aus der Pfarrgemeinde. Diese engagierten Christen übernehmen vor allem Besuche und kleinere Haushaltshilfen für alte Menschen. Die Ehrenamtlichen, die sich über die Bekanntgabe der Angebote während der Corona-Pandemie gemeldet haben, kämen dagegen aus der Stadt – ohne religiös gebunden zu sein. „Die Wenigsten haben etwas mit Kirche zu tun. Aber sie wollen helfen“, freut sich Schwester Maria Elisabeth. Das sieht sie gerade in solch schwierigen Zeiten als Zeichen der Hoffnung. „Vielleicht gibt es in der Gesellschaft ja doch mehr Solidarität und Zusammenhalt, als wir denken. In dieser Krise wird sich das zeigen.“

Als neuer Arbeitsbereich ist für die ausgebildete Sozialpädagogin und Sozialarbeiterin 2019 die Bera22

Ja, es herrscht Angst.

Überall auf der Welt entdecken die Menschen eine neue Wirklichkeit:

Ja, es gibt Isolation.

Ihnen wird bewusst, wie wunderbar der Mensch ist.

Ja, es gibt Panikeinkäufe.

Ihnen wird bewusst,

Ja, unter uns ist viel Leiden.

wie wenig Kontrolle der Mensch über sein Leben hat.

Ja, unter uns ist sogar der Tod.

Ihnen wird bewusst, was wirklich zählt: zu lieben.

Aber, so heißt es in Wuhan, nach so vielen Jahren des Lärms

Vor diesem Hintergrund beten wir und vergessen nicht,

kann man wenigstens die Vögel hören.

dass es viel Angst gibt. Aber es darf keinen Hass geben.

Es heißt, dass der Himmel nach diesen Wochen des Stillstands

Ja, es gibt Isolation, aber die Menschen sollen nicht einsam werden.

nicht mehr voll Smog ist. Er ist blau, grau und hell.

Ja, es gibt Panikeinkäufe, aber die Menschen sollen nicht selbstsüchtig werden.

Man sagt, dass die Menschen singen

Ja, es gibt viel Leiden mitten unter uns,

auf den Straßen von Assisi, auf den leeren Plätzen.

aber Herz und Seele sollen gestärkt werden.

Sie lassen ihre Fenster offen, so dass diejenigen, die allein sind,

Ja, sogar der Tod ist mitten unter uns,

den Alltag der Familien in ihrer Nachbarschaft miterleben können.

aber er wird es nicht schaffen, die Liebe zu zerstören.

Man sagt, dass es im Westen Irlands ein Hotel gibt, das kostenlose Mahlzeiten anbietet

Du kannst entscheiden, wie Du heute lebst.

und sie an Menschen verteilt, die unter Quarantäne gestellt sind.

Nimm die Verantwortung für Dein Leben ernst. Du lebst und atmest heute.

Heute ist eine junge Frau, die ich kenne,

Und höre genau hin.

damit beschäftigt, Flugblätter mit ihrer Telefonnummer zu verteilen,

Hinter dem Lärm, den deine Ängste produzieren,

damit ältere Menschen sie anrufen können.

singen die Vögel wieder.

Heute bereiten sich Kirchen, Synagogen, Moscheen und Tempel

Der Himmel reißt auf, der Frühling kommt,

darauf vor, die Obdachlosen, Kranken und Erschöpften

und wir sind immer noch von der Liebe umgeben.

willkommen zu heißen und ihnen zu helfen.

Öffne die Fenster deiner Seele und sollte es dir nicht gelingen, dann akzeptiere die Leere

Überall auf der Welt

und singe in sie hinein.

werden die Menschen langsamer und nachdenklicher. Überall auf der Welt

Singe.

sehen die Menschen ihre Mitmenschen mit anderen Augen.

Übertragung aus dem Französischen: P. Bruno Robeck OCist


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