Blickpunkt Mensch 2018-1

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Magazin für Mitarbeiter, Freunde und Förderer der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel

blickpunkt. Mensch 1 / 2018

Sozialarbeit der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in Leme/ Brasilien:

Grundsteine legen für eine bessere Zukunft Katholikentag: Seniorenhilfe SMMP: Bergkindergarten: „In den Köpfen was verändern“ Rückenwind bindet, bildet und bewegt Spaß beim Statuen-Tanz 1


Thema

Zwei brasilianische Missionare auf Zeit bringen südamerikanisches Flair in den Bergkindergarten. Siehe Bericht Seite 12.

Editorial

Raus aus der Armut

Seite 3 Sozialarbeit in Leme / Brasilien: Grundsteine legen für eine bessere Zukunft Seite 6 Märchen am Berufskolleg in Bestwig: Aus der Aula wird ein Märchenschloss Seite 8 Diskussion auf dem Katholikentag: „In den Köpfen etwas verändern“ Seite 10 Projekt „Binden. Bilden. Bewegen.“: „Hübschen wir uns auf wie eine Braut“ Seite 11 Pflegedienstleiterin Svenja Rae: Veränderungen optimieren Seite 12 Bergkindergarten Heiligenstadt: Kinder erstarren beim Statuentanz Seite 13 Zehn Jahre Bergkloster Stiftung SMMP: Schon 15,6 Millionen Euro weitergeleitet Seite 14: Nachrichten Stipendien an SMMP-Schulen Seite 15: Menschen Abschied von Dieter Sommer Seite 16: Auch das noch Mitarbeitertage im Bergkloster

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Kostenloses Backseminar im sozialen Zentrum des Stadtteils Quaglia. Die beiden Leiterinnen sind ehemalige Kursteilnehmerinnen.

Grundsteine legen für eine bessere Zukunft Deutlich machen, wie wichtig Bildung ist: Das ist das Anliegen der Ordensgemeinschaft in Leme/Brasilien

blickpunkt mensch

Theodoras Blick wirkt verträumt, aber nicht vergrämt. Dabei hätte sie Gründe, mit ihrem Leben zu hadern. Die achtfache Mutter und Großmutter von 20 Enkeln ist 67 Jahre alt. Ihr Mann war Alkoholiker, hatte sie geschlagen und misshandelt. Dann hatte er einfach das Haus verkauft, als sie mit den Kindern noch darin lebte. Da war das Jüngste ein Baby. Theodora lebte zunächst auf der Straße und versuchte unter schwierigsten Bedingungen, sich und ihre Kinder zu versorgen. Heute wohnt sie bei ihrer Tochter Lucycleia am Stadtrand von Leme. Hier hat sie die Entwicklungshelferin Sabine Stephan kennengelernt. Die kann sich noch gut an die erste Begegnung erinnern: „Ich kam mit dem Fahrrad an einem Haus vorbei, auf dessen kleinem Hof eine Horde Kinder spielte. Im Vorbeifahren fiel mir die krasse Armut auf. Am nächsten Tag hatte ich diese Adresse auf meiner Besuchsliste.“

Magazin für Mitarbeiter, Freunde und Förderer der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel Redaktion und Layout: Dr. Ulrich Bock (verantw.), Andreas Beer Druck: Schützdruck, Recklinghausen Kontakt: Redaktion blickpunkt mensch Bergkloster 1 59909 Bestwig Tel.: 02904 808 - 243 E-Mail: u.bock@smmp.de Redaktionsschluss: 08. August 2018 www.smmp.de

Immer neue Schicksalsschläge Seit Anfang 2016 ist die Sozialarbeiterin aus Heiligenstadt im Auftrag der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in der aufsuchenden Sozialarbeit an den Stadträndern von Leme unterwegs. Theodoras Schicksal ist eins von vielen, die ihr begegnen: „Man hat oft den Eindruck, dass da, wo die Not ohnehin am Größten ist, immer wieder neue, gravierende Schicksalsschläge dazu kommen.“ Im Stadtteil Empyreo sind im Rah-

Viel Freude beim Lesen wünscht

impressum.

inhalt.

Als der Fotograf Florian Kopp die 21-jährige Janete nach dem Interview bittet, für ein paar Schnittbilder noch einmal etwas zu erzählen, reißt die 21-Jährige ihre Augen weit auf und sagt: „Es ist schön, Menschen wie Euch kennenzulernen, die unserer Familie Beachtung schenken.“ Ein bewegender Augenblick. Janete lebt in einem der Viertel am Stadtrand von Leme in Brasilien, 300 Kilometer nordwestlich von São Paulo. Hier leisten die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel und die Entwicklungshelferin Sabine Stephan Sozialarbeit (siehe Seite 3-5). Die Kluft zwischen Arm und Reich ist in diesem Land groß. Die Armen können sich noch nicht einmal einen Besuch beim Facharzt leisten. Und die Reichen organisieren eigene Wachdienste, um die mit hohen Mauern umschlossenen Villen mit ihren Gärten zu bewachen. „Aber allmählich setzt sich hier ein neuer Geist durch“, äußert sich Schwester Aurora Tenfen im Interview optimistisch. In Brasilien sieht man, wohin es führt, wenn sich Arm und Reich immer weiter voneinander entfernen. Auch in Deutschland ist diese Entwicklung unübersehbar. Auf dem Katholikentag in Münster haben die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel bei einem prominent besetzten Podium darauf hingewiesen (siehe Seite 8 - 9). Dort beschäftigten sich die Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey, der Sozialpolitiker Karl Schiewerling, der Armutsforscher Prof. Dr. Christoph Butterwegge, die BDKJ-Bundesvorsitzende Lisi Maier und die Geschäftsführerin der Manege in Berlin-Marzahn, Schwester Margareta Kühn, mit der Situation sozial benachteiligter Jugendlicher in Deutschland. Und es wurde deutlich, dass der Zugang zu einem guten Bildungsweg der Schlüssel ist, der Armut zu entkommen. Deshalb investiert auch die Bergkloster Stiftung SMMP seit zehn Jahren vor allem in Projekte, bei denen es genau darum geht (siehe Seite 13). Und dass auch der interkulturelle Austausch wichtig ist, um Grenzen zu überwinden und neu zu denken, zeigen die Berichte über die beiden brasilianischen Missionare auf Zeit – kurz MaZ – im Bergkindergarten Heiligenstadt (siehe Seite 12) oder die regen Bemühungen, die ERASMUS-Praktika im Ausland an den SMMP-Schulen zu erweitern und neue MaZ für die Projekte in Bolivien, Brasilien, Rumänien und Mosambik zu gewinnen (siehe Seite 14).

men des sozialen Wohnungsbaus hunderte kleiner Häuser entstanden. Hier leben vor allem sozial benachteiligte Familien. Viele sind auf der Suche nach Arbeit und einer besseren Zukunft aus dem ärmeren Norden Brasiliens nach Leme gekommen. Die meisten ohne Schulabschluss und erst recht ohne Berufsausbildung. Was ihnen bleibt, sind Gelegenheitsjobs, Straßenverkauf, die Arbeit als Müllsammler oder auf den Orangenplantagen. Aber auch die Arbeit als Erntehelfer ist auf die Saison beschränkt. Das, was diese Menschen verdienen, reicht nicht zum Leben. Die daraus resultierenden Probleme sind im Empyreo sichtbar: Drogenkonsum, Alkoholmissbrauch und Gewalt. Theodora kennt diese Probleme alle. Sie hat sie am eigenen Leib erfahren. Als Sabine Stephan sie an diesem noch recht Theodora hat schon viel erlebt.

kühlen Herbstmorgen im Mai besucht, erzählt die 67-Jährige, was sie gerade beschäftigt: Einer ihrer Söhne liegt mit Magenbluten im Krankenhaus. Er hat sechs Kinder. Sie Sorge, dass er Krebs hat, ist groß. Schon seit längerem klagte er über Schmerzen, aber der Besuch bei einem Facharzt war nicht finanzierbar. Erst vor einiger Zeit wurde einer von Theodoras Töchtern ein Fuß amputiert. Sie leidet an Lepra. Eine weitere Tochter hat sich vor einigen Jahren das Leben genommen. Theodora kümmert sich um ihren Sohn. Auch drei Enkel wachsen bei der 67-Jährigen auf. Das Gesundheitssystem versagt Auf dem kleinen Grundstück der Tochter Lucycleia, die selbst vier Kinder hat, leben jetzt alle zusammen. Die Tochter war drogenabhängig und hat sich mit Hepatitis B infiziert. Auch ist ungewiss, wie es dem schizophrenen jungen Mann – einem weiteren Verwandten – geht, der auf der Straße lebt. Theodora hat lange nichts mehr von ihm gehört. Im Haus hatten sie ihn nicht unter Kontrolle. Er war jähzornig und neigte zu Gewaltausbrüchen. Aber Menschen aus dem Empyreo bekommen keinen Platz in einer psychiatrischen Klinik. „Das staatliche Gesundheitssystem ist völlig unzureichend“, weiß Sabine Stephan. Manchmal begleitet sie Kinder und Jugendliche zu den Ärzten dieses Versorgungssystems. Sie schleusen ihre Patienten im Minutentakt durch.

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Thema „Oft, ohne sie anzusehen“, hat die Entwicklungshelferin erfahren. Theodora nickt. So war es auch ihrem Sohn ergangen, der jetzt vielleicht sterben muss. Dennoch macht die 67-jährige den Eindruck, nichts könne sie aus der Ruhe bringen. Sie hat eine Wollmütze auf. Doch bis zum Mittag wird die Temperatur auch an diesem Herbsttag bis auf 28 Grad ansteigen. Einen Winter wie in Deutschland gibt es hier nicht. Hinter ihr auf dem Hof des Hauses türmen sich Müllberge auf. Lucycleia und ihr Mann verdienen sich so ein bisschen Geld. Mit etwas Glück bringt ein Sack Aluminium zum Beispiel zehn Real, das sind umgerechnet 2,50 Euro. Mittendrin gackert ein Huhn: „Oh“, sagt Theodora. „Das hat ja noch ein Ei gelegt“. Sie lächelt wieder, wendet sich ab und geht ein paar Schritte. Dann beugt sie sich nach dem Ei. Man sieht ihr an, wie schwer ihr das fällt. Sozialarbeit im Sabbatjahr kennengelernt „Vielleicht ist die Geschichte dieser Familie wirklich extrem, aber in den anderen Häusern dieses Stadtteils sieht es nicht viel besser aus“, sagt Sabine Stephan. Die 58-Jährige hatte die Sozialarbeit der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in Leme während eines Sabbatjahres kennengelernt. Zuvor leitete die ausgebildete Religionspädagogin und Sozialarbeiterin das Familienzentrum Kerbscher Berg in Dingel-

Capoeira-Unterricht auf dem Hof des Gemeindezentrums im Stadtteil Quaglia.

städt. Doch nachdem sie einige Monate lang in Leme mitgearbeitet hatte, wollte sie das für einen längeren Zeitraum tun. „Ich wusste, dass ich nur dann dazu beitragen kann, hier etwas zu verändern.“ Bis dahin lag die aufsuchende Sozialarbeit hier vor allem in Verantwortung

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Die Missionarin auf Zeit Charlotte Brosig besucht in Leme nachmittags kinderreiche Familien am Stadtrand.

von Schwester Maria Ludwigis Bilo. Die Missionarin, die seit 60 Jahren in Brasilien lebt, ist inzwischen 92 Jahre alt, öffnet aber immer noch zweimal wöchentlich ihr kleines Büro, wo Menschen Hilfen anfragen und von ihren Problemen erzählen. „Früher ist Schwester Ludwigis selbst hinausgefahren, hat die Familien besucht und sich ihre Häuser angesehen. Das fällt ihr wegen des Alters natürlich immer schwerer“, sagt Sabine Stephan. Vor zwei Jahren wurde mit Schwester Aurora Tenfen aber auch eine neue Provinzoberin für die Ordensgemeinschaft in Brasilien gewählt. Sie leitete bis dahin eine Schule in Pomerode und zog nun ins Provinzhaus nach Leme. Schwester Aurora will die Sozialarbeit an den Stadträndern voranbringen. „Deshalb ist seitdem eine Menge passiert. Und es war schön, diesen Neuanfang mitzugestalten“, sagt die Entwicklungshelferin. Schon vier Stadtteilzentren Inzwischen sind an den Rändern von Leme vier Stadtteilzentren entstanden. „Hier machen wir niederschwellige Bildungsangebote“, erklärt Sabine Stephan. Die reichen vom Gitarrenkurs, Gymnastik und Capoeira-Tanz über Maniküre- und Backkurse bis hin zu Alphabetisierungskursen am Abend und kleinen beruflichen Ausbildungen wie die zur Sekretärin oder zur Hotelfachkraft. „Diese Miniausbildungen haben einen Umfang von 50 oder 60 Stunden, und man darf sie sich deshalb nicht vorstellen wie

rige Berufsausbildungen oder ein Studium verwehrt bleibt. „Eine Hauptaufgabe liegt darin, ihnen immer wieder klarzumachen, dass sie ihre Familien nur durch Bildung voranbringen können“, sagt Sabine Stephan. Umso trauriger sei es, wenn die Anmeldung zu einer weiterführenden Schule schon aus finanziellen Gründen scheitert. Wie sehr die Familien sparen müssen, zeigt sich auch im Haushalt von Mizael Querino de Olivera und Luiza Carmo dos Santos ein paar Häuser weiter. Zusammen haben sie sieben Kinder. Fünf hatte Mizael schon, bevor er Olivera kennenlernte. Zurzeit hat Mizael keine Arbeit. Er wartet noch auf den Beginn der Orangenernte. Zwischen den Ernteperioden gibt es nur Gelegenheitsjobs. Der 36-Jährige erzählt Sabine Stephan stolz, dass sein 16-jähriger Sohn bald die Schule abschließt. Gerne würde er die Escola Tecnica besuchen. Aber noch weiß das Ehepaar nicht, wie es die 30 Real Anmeldegebühr aufbringen soll. „Gut, dass die Bergkloster Stiftung SMMP für die Unterstützung benachteiligter Familien Geld bereitstellt“, sagt Sabine Stephan. eine Berufsausbildung in Deutschland. In Brasilien ist es eher üblich, dass man mehrere solcher Module besucht und abschließt, um sich überhaupt für irgendeine Festanstellung zu empfehlen und zu qualifizieren“, erläutert die Entwicklungshelferin.

Wir müssen den Menschen klarmachen, dass sie ihre Familien nur durch Bildung voranbringen. Sabine Stephan

Dies sei vor allem für Menschen wichtig, die keinen höheren Schulabschluss haben und denen der Weg in mehrjähDie Entwicklungshelferin Sabine Stephan spricht mit Mizael Querino de Oliviera über die Situation seiner Familie.

Missionare auf Zeit besuchen Familien Niklas Wenker und Charlotte Brosig sind auch gerade bei Familie de Oliviera. Die beiden Missionare auf Zeit arbeiten ein Jahr lang vormittags im Kindergarten Sagrada Familia in der Innenstadt und suchen nachmittags immer zu zweit Familien auf, wo sie sich vor allem ein paar Stunden lang um die Kinder kümmern. „Die freuen sich total, wenn wir kommen. Weil wir einfach Zeit für sie haben und uns nicht um die Probleme des Alltags kümmern müssen“, sagt Niklas. Jetzt sitzen sie mit dem zehnjährigen Kauani und der achtjährigen Ana Luysa auf der kleinen

Couch vor der leuchtend blau verputzten Wand und spielen Karten. Mutter Luiza steht daneben und hat ihr viermonatiges Baby auf dem Arm. Sie muss sich um das jüngste Kind kümmern und kann deshalb nicht arbeiten gehen. Etwas zögerlich fragt sie die Entwicklungshelferin: „Haben Sie vielleicht auch ein paar Decken?“ Maurerkurse machten den Anfang Sabine Stephan will gucken, was möglich ist. Sie weiß: Diese Eltern sind ehrlich und Mizael ist fleißig. Er hatte vor einigen Jahren schon einen von Schwester Maria Ludwigis organisierten Maurerkurs besucht. So fing das Kursprogramm an den Stadträndern an. Rund 80 Eltern haben teilgenommen und sich mit gegenseitiger Hilfe eigene Häuser gebaut. Auch Mizael war dabei. Erst am Vortag hat er auf dem kleinen Hof vor dem Haus eine Stufe angelegt. Der Beton ist noch frisch. „Das ist der Sinn dieser Kurse“, erklärt Sabine Stephan – „dass man sich mit diesem Wissen und diesen Fertigkeiten einerseits etwas Geld verdient und sie andererseits zu Hause einsetzt. Dort können ein Maurerkurs oder ein Brotbackkurs helfen, Geld zu sparen.“ Vor allem aber sollen sie auch Selbstvertrauen vermitteln und den Menschen zeigen, dass sie etwas erreichen können. „Damit sie sich nicht mit einer schlecht bezahlten Tätigkeit zufrieden geben, sondern motiviert sind, eine weiterführende Schule zu besuchen der sogar ein Studium anzustreben“, sagt Sabine Stephan – und verweist auf Mizaels Sohn, der auf die Escola Tecnica will. Auf diese Weise hätten die Kurse schon so manchem geholfen, den Grundstein für eine bessere Zukunft zu legen. Berichte zur Visitationsreise der Generalleitung in Brasilien gibt es auf smmp.de

Film über Janetes Traum Zusammen mit diesem Bericht und einer Reportage für das kontinente-Magazin, die noch erscheinen wird, ist in Leme ein Film über die sozialen Projekte der Ordensschwestern entstanden. Am Beispiel der Familie der 21-jährigen Janete Eleolerio zeigt er, wie die Angebote den Menschen an den Stadträndern helfen, Selbstbewusstsein zu entwickeln und das Bedürfnis nach Bildung zu wecken. Siehe www.youtube.com/bergkloster Video: Janetes Traum Für Smartphone-Benutzer: Bildcode scannen, z.B. mit der App „Scanlife“

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Thema

„Ein neuer Geist“ Fragen an Sr. Aurora Tenfen

Wie können Sie den Menschen in Leme nachhaltig helfen? Sr. Aurora: Wir haben die Gruppe Mut gegründet. Dazu gehören eine Richterin, die Polizei, das Sozialamt, Unternehmer, Lehrer aus der Escola Tecnica, Vertreter der Kirchen und unserer Ordensgemeinschaft. Die Gruppe will armen Menschen helfen. Wir Schwestern genießen das Vertrauen der Unternehmer. Sie wissen, dass ihre Spenden bei den Menschen ankommen. Gemeinsam lässt sich etwas bewegen. Ein Beispiel sind unsere Pläne im Stadtteil Empyreo. Dort wurde uns ein Grundstück gestiftet. Aus Deutschland kommen Mittel für die Bauarbeiten. Wir errichten Räume für Alphabetisierungskurse, die Nachmittagsbetreuung von Kindern und Ausbildungskurse für Familien. Auch wollen wir eine alternative Bäckerei einrichten, in der wir ausbilden und für den Arbeitsmarkt vorbereiten. In der Stadt unterhalten wir mittlerweile vier soziale Zentren mit 32 Projekten und 60 Kursen. Psychologinnen bieten kostenlose Therapien an.

? Wo setzen Sie pädagogisch an? Sr. Aurora: Bei unserer gesamten Arbeit gehen wir von der spezifischen Situation der Menschen aus. Wir beginnen also mit dem, was sie bereits wissen und tasten uns von dort aus mit ihnen weiter. Viele träumen davon zu studieren oder wenigstens vom Abitur. Oft fehlt es ihnen aber an Selbstvertrauen. ? Wie finanzieren Sie das Angebot? Sr. Aurora: Wir suchen auf vielen Wegen Mittel. Wir organisieren Veranstaltungen, sprechen Unternehmen an. Aus Deutschland erhalten wir Zuwendungen. Außerdem unterhalten wir zwei Second-HandLäden und einen für Kunsthandwerk, für den wir Sachspenden oder eigens hergestellte Produkte erhalten. Wichtig sind auch die vielen ehrenamtlichen Helfer. Sie leiten Kurse in Informatik, für Handarbeiten, Musik oder Tanz. ? Wie gewinnen Sie die Freiwilligen? Sr. Aurora: Leme ändert sich. Allmählich entsteht ein neuer Geist der Solidarität. Er lässt die Hoffnung aufkeimen, dass die Menschen aus den strukturschwachen Gegenden in das Leben der Stadt integriert werden können. 5


Um das Schloss der bösen Zauberin zu bauen, werden die Auszubildenden erfinderisch. Natürlich lassen sich in der Aula keine echten Mauern hochziehen. „Aber die Verpackungsteile unserer neuen elektronischen Tafeln sind perfekt dafür“, sagt Denise Bunse. Diese Tafeln wurden erst einige Tage vorher angeliefert. Die Verpackungsteile aus Hartschaum hatten sich die Auszubildenden schnell gesichert.

Das sind spannende Erfahrungen. Dabei lerne ich mich auch selbst besser kennen.

Jaqueline Cabrilha, Schülerin

Vorhang auf: Jorinde und Joringel betreten in der Aula des Berufskollegs Bergkloster Bestwig vor 200 Zuschauern die Bühne.

Aus der Aula wird ein Märchenschloss 200 Mitwirkende beim 25. Märchenprojekt am Berufskolleg Bergkloster Bestwig Die angehende Erzieherin Denise Bunse kniet am zweiten Tag der Projektwoche auf dem Boden der Schulaula und bemalt Hartschaumteile mit brauner Farbe. Fünf Tage bleiben ihr und dem Team der Kulissenbauer, das Bühnenbild für die Märchenaufführung von „Joringel und Jorinde“ fertigzustellen. Die 20-jährige ist optimistisch: „Das schaffen wir schon. In den vergangenen 25 Jahren hat es ja offenbar auch immer geklappt“. Idee stammte von einer Fortbildung Tatsächlich: Bereits zum 25. Mal fand in diesem Frühjahr am Berufskolleg Bergkloster Bestwig die Inszenierung eines Märchens statt. „Mit rund 200 Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen und über 1500 Besuchern ist das wahrscheinlich die größte regelmäßige Theateraufführung im Sauerland“, sagt Fachlehrerin Anke Martini. Sie hatte die Idee dazu auf einer Fortbildung vor 26 Jahren kennengelernt – und sie ab dem Folgejahr immer wieder neu mit vielen Aktiven umgesetzt. Diesmal, anlässlich des Jubiläums, mit einem ganz besonderen Höhepunkt: „Da haben wir das Märchen nicht nur sieben Mal in unserer Aula, sondern auch noch einmal in der Stadthalle Schmallenberg aufgeführt“. Auch wenn die Lehrerin zugibt, sich und ihre Auszubildenden damit an ihre Grenzen gebracht zu haben, ist sie doch glücklich: „Denn die Halle war rappelvoll. Und das war schon ein ganz besonderes Gefühl.“ Am zweiten Tag der Projektwoche war der Erfolg noch nicht absehbar. Es

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Anke Martini in ihrem Element.

gab doch einige Probleme: Als die Verantwortlichen aus den verschiedenen Untergruppen um 12 Uhr beim täglichen „Fixpunkt“ zusammenkommen, werden die zusammengetragen: „Mit dem Nähen der Kostüme für die Schafe fangen wir morgen erst an. Aber die Ohren sind schon fertig“, verrät Vanessa Biemelt aus der Kostüm-Gruppe. Und beim Kulissenbau nehmen die vielen Vogelkäfige mehr Zeit in Anspruch als gedacht. Denn die böse Zauberin hat in dem Märchen nicht nur Jorinde in einen Vogel verwandelt. Ganz viele verzauberte Mädchen sitzen da in Käfigen, um für die Schlossherrin zu singen. „Wenn also noch jemand Langeweile hat, kann er uns gerne helfen“, sagt Viviana Bastert, die Sprecherin der Kulissengruppe.

Doch damit nicht genug: Die Kulissenbauer benötigen mehr Farbe. Im Orchester fällt der Schlagzeuger aus. Und die Marketing-Gruppe braucht Zahlen. „Wir haben jetzt schon 30 Papageien-Spardosen fertig. Wieviele brauchen wir denn?“, fragt Lukas in die Runde. „Höchstens 70. Was weg ist, ist weg“, entgegnet Caroline. Lukas findet das etwas wenig: „Mal gucken, wieviele wir schaffen.“ Andererseits müssen auch noch die Jorinde- und Joringel-Antistress-Bälle mit Haaren beklebt werden. Ideen für solche Gimmicks gibt es genug. Aber sie laden auch ein, sich zu verzetteln. „Das Beste, was passieren kann“ Das regeln die 15 Leiterinnen und Leiter aber selbst. Ein Lehrer ist beim Fixpunkt nicht dabei. Auch das gehört zum Lerneffekt dieser Woche. Kunstlehrerin Stephanie Schulte, die ihre Schüler beim Kulissenbau unterstützt, kann nur staunen: „Es ist wichtig, die bisherigen Prozesse zu reflektieren. Im Unterricht muss ich die Schüler dazu immer ermahnen. Hier machen sie das von allein. Das ist doch das Beste, was passieren kann.“ Denise Bunse, die noch immer eine ganze Reihe Hartschaumteile vor sich liegen hat, weiß: Das ganze Vorgehen muss in den fünf Tagen der Projektwoche akribisch geplant sein. „Erst hatten wir überlegt, was wir für die verschiedenen Bühnenteile brauchen: Vorbühne, Hauptbühne, Rahmen. Dann haben wir uns auf Untergruppen aufgeteilt“, erklärt die angehende Erzieherin.

Zwei Räume weiter treffen gerade 26 Erst- und Zweitklässler aus umliegenden Grundschulen zur ersten Tanzprobe ein. Jedes Jahr schreibt Anke Martini die Kindergärten und Schulen in der Nachbarschaft an und lädt zum Mitmachen ein. Die Erst- und Zweitklässler aus den Grundschulen haben sich für die Tänze der Schafe und der Raben gemeldet. „Ich habe ja schon ein paar Praktika gemacht. Aber mit so vielen Kindern in zwei Stunden eine Choreografie einzustudieren, ist etwas ganz Neues“, gesteht die angehende Erzieherin Jaqueline Cabrilha.

Tricks kennenlernen Zwei Mitschülerinnen helfen ihr, als sie in dem leer geräumten Klassenraum mit den Anweisungen beginnt: „Wir gehen erst einmal nebeneinander in zwei Reihen auf die Bühne. Und da bilden wir zwei Kreise.“ Anschließend zeigt die 20-Jährige den Kindern, wie sie laufen sollen. Die meisten sind vor Aufregung noch ganz unruhig und bekommen nicht alles mit. Die erste muss schon aufs Klo. Geduldig wiederholt Jaqueline ihre Erklärungen. Und sie wendet einen Trick an: Im Hintergrund lässt sie leise Musik laufen. Auf einmal werden die Siebenbis Neunjährigen ruhiger und hören aufmerksam zu. „Das sind schon spannende Erfahrungen. Denn dabei lerne ich mich ja auch selbst besser kennen“, erläutert die Oberstufenschülerin, die nach den Sommerferien ins praktische Jahr geht. Drei Tage später ist Entspannung anDie Zauberin hat Jorinde in einen Vogel verwandelt.

gesagt. Auf der Bühne hängen unzählige Vogelkäfige. Daneben steht ein Schloss. Und die Musiklehrerinnen Elke Schroeder und Jorinde Jelen, deren Name Anlass für die Wahl dieses Märchens war, treffen mit den Musikern und dem Chor die richtigen Töne. Die Mescheder Windband hat einen Soundtrack für die Aufführung produziert. Später in der Stadthalle Schmallenberg spielt sie sogar live. Auch die Spardosen sind fertig. Die Premiere kann kommen. Und sie kam. Wie in den vergangenen Jahren fanden sich bei allen sieben Vorstellungen rund 200 Zuschauer ein. Und in der Stadthalle Schmallenberg ein paar Wochen später kamen noch einmal 600. Für alle Mitwirkenden war das ein riesiger Erfolg. Offen ist, wie es weitergeht. Denn die Initiatorin

Bildung & Erziehung des Projektes geht allmählich in den wohlverdienten Ruhestand. Im neuen Schuljahr bleibt sie noch in kleinerem Umfang an der Schule beschäftigt. Ideen für das nächste Märchen hätte sie schon: Zum Beispiel Hans Christian Andersens Erzählung „Die Prinzessin auf der Erbse“. Aber vielleicht entsteht ja auch etwas ganz Neues, das nicht weniger märchenhaft ist. berufskolleg-bergkloster-bestwig.de Das Fertigstellen der Vogelkäfige ist aufwändig: Streifen aus Pappe zuschneiden, zusammentackern, mit Luftballons füllen, mit Kleister verstärken, anmalen, aufhängen.

Drama, Unterwasserwelt und Präsident Theateraufführungen spielen an allen Schulen der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel eine große Rolle. Hier einige Beispiele: Das Oberstufen-Theater des Engelsburg-Gymnasiums führte im Juni das Stück „Die Diener zweier Herren“ des italienischen Dramatikers Carlo Goldoni auf. Die dortige Musical-AG brachte das selbst geschriebene Stück „Zapped“ auf die Bühne. Darin geht es um den Präsidenten „Ronald Brump“, der Musicals verbieten will und dann selbst durch einen technischen Defekt in diese bunte Welt hineingezogen wird. Die Theaterwerkstatt der Unter- und Mittelstufe inszenierte bereits im Februar eine eigene Bühnenfassung des Romans Krabat nach Otfried Preußler. Am Walburgisgymnasium in Menden führte die „Creativity in English“-AG aus dem sechsten Jahrgang im Januar das Stück „Goldie Locks and the three Bears“ in Englisch für Mendener Grundschüler auf. 25 Mädchen und Jungen aus den drei Gymnasialklassen sowie der sechsten Realschulklasse hatten daran ein Jahr gearbeitet. Der Literaturkurs der Stufe Q1 brachte kurz vor den Sommerferien

Foto: Kath. Berufsb. Bergschule St. Elisabeth

Bildung & Erziehung

das Kriminalstück „Tod auf dem Nil“ von Agatha Christie auf die Bühne. Und an der Katholischen Berufsbildenden Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt machte sich der Kurs im Rahmen des Wahlpflichtmoduls Kunst daran, ein eigenes Marionettenstück zu schreiben. Dabei ging es um den kunterbunten Fisch Bruno, der verzweifelt versucht, einfarbig wie seine anderen Freunde des Meeres zu sein (Foto). Aus Styropor, Folien und Stoffen entstand im Februar eine Unterwasserwelt. Der Parallelkurs wagte sich an das Thema Handpuppentheater und führte mit den selbstgenähten Figuren Kasperle, Gretel, Hexe und Rabe das Stück „Die Hexe vertauscht die Jahreszeiten“ auf.

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Orden

zu sein. Und zwar rund um die Uhr. Denn akute Not hält sich nicht an Öffnungszeiten“, erklärt Schwester Margareta Kühn. Mit einem Team von 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versucht sie diese Jugendlichen wieder in die Spur zu bringen, sie in einen geregelten Alltag zu führen. Erst viel später kämen die Anstrengungen, die Jugendlichen zu einem Schulabschluss zu motivieren oder sie gar in eine Ausbildung zu bringen. Manchmal gelinge das, so die Ordensfrau. Deshalb lohne das Engagement. Aber man brauche Geduld: „Und deshalb zündet die Manege nicht jeden Tag ein pädagogisches Feuerwerk.“

Vor der Podiumsdiskussion (v.l.): Sr. Theresita Maria Müller, Sr. Margareta Kühn, Moderator Dr. Udo Marquardt, Sr. Gratia Feldmann, Karl Schiewerling, Lisi Maier, Prof. Dr. Christoph Butterwegge, Bundesministerin Dr. Franziska Giffey, Mitorganisator Winfried Meilwes und Sr. Maria Thoma Dikow.

„In den Köpfen etwas verändern“ SMMP lud auf dem Katholikentag zur Podiumsdiskussion über sozial benachteiligte Jugendliche ein Fehlt es Hartz-IV-Empfängern an Geld, um die Situation ihrer Familie zu verbessern? Oder gibt man ihnen nur das Geld, wenn sie sich gut um ihre Familie kümmern? Eine knappe Stunde diskutierte das Podium der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel unter der Überschrift „Vergessen, chancenlos und unbequem“ auf dem Katholikentag in Münster schon über die Situation sozial benachteiligter Jugendlicher, da trommelte der Armutsforscher Prof. Dr. Christoph Butterwegge auf einmal erregt mit der Faust auf seine Knie und fuhr das Publikum an: „Versetzen Sie sich doch einmal in die Lage eines Vaters, die seit 15 Jahren Hartz IV bezieht: Der hat psychosoziale Probleme, der hat Suchtprobleme, und der soll dann morgens auch noch das Butterbrot schmieren?“ Das Podium war prominent besetzt: Neben der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Franziska Giffey (SPD) nahmen daran der langjährige Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Arbeit und Soziales, Karl Schiewerling (CDU), die Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Lisi Maier, Schwester Margareta Kühn als Geschäftsführerin der Jugendsozialeinrichtung Manege in Berlin-Marzahn und Christoph Butterwegge teil. „Klatschen Sie nicht einfach“ Schiewerling, der sich gut mit der Situation benachteiligter Jugendlicher in Deutschland auskennt und die „Manege“ seit Jahren politisch unterstützt, hatte erklärt, dass es unsinnig sei, Eltern mehr

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Geld zu geben, die morgens nicht mit ihren Kindern aufstehen, ihnen kein Vorbild sind und ihnen auch kein Butterbrot für die Schule schmieren: „Da können Sie Milliarden in das System pumpen. Wenn Sie da nichts in den Köpfen verändern, werden Sie diesen Kindern auch keine Perspektiven geben.“ Die 200 Zuschauer applaudierten. Zu plausibel schien diese Argumentation. Aber der Armutsforscher regte sich auf: „Klatschen Sie nicht einfach. Stellen Sie sich doch einmal vor, wie schwer das für diese Menschen ist.“ Der Armut müsse man zunächst finanziell begegnen. Auch das verstehe er unter christlicher Nächstenliebe.

Wenn Sie nichts in den Köpfen verändern, werden Sie diesen Kindern keine Perspektiven geben. Karl Schiewerling

Die Situation der Menschen am Rande der Gesellschaft – vor allem der Jugendlichen, die unter diesen Bedingungen groß werden und keinen Anschluss mehr finden – „wollten wir auf dem Ka-

Nach der Podiumsrunde gab es auch viele Fragen aus dem Publikum.

tholikentag wieder ins Bewusstsein bringen“, unterstrich Schwester Maria Thoma Dikow in ihrem Eingangsstatement. Und hatten die Politiker, der Armutsforscher und die Jugendvertreterin auf dem Podium zunächst brav ihre Argumente ausgetauscht, nahm die Diskussion nach Butterwegges Einwurf Fahrt auf. Auch durch Nachfragen und Kommentare aus dem Publikum. Butterwegge solle die Zuhörer nicht beleidigen, sagte ein Jugendrichter. Endlich mache gegen die übliche politische Rhetorik mal einer den Mund auf, meinte ein SPD-Mitglied. Manege betreut 200 Jugendliche Die von den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel und den Salesianern Don Boscos gemeinsam betriebene „Manege“ in Berlin Marzahn betreut und begleitet über 200 Jugendliche und junge Erwachsene, die für die Jobcenter als Systemsprenger gelten und keinerlei Förderung mehr erhalten. Von ihnen ist ein Großteil in Familien aufgewachsen, deren Eltern arbeitslos sind. Viele kennen noch nicht einmal beide Eltern. Und die wenigsten von ihnen bekamen morgens auf dem Weg zur Schule wahrscheinlich ein Butterbrot geschmiert. Wie Schwester Margareta weiß, kümmere es viele Eltern noch nicht einmal, dass ihre Kinder irgendwann nicht mehr zur Schule gehen. Ähnliche Biografien haben die jungen Alleinerziehenden, die das Jugendamt an die Eltern-Kind-Einrichtung Julie-Postel-Haus im Bergkloster Bestwig verweist. „Deshalb ist es für uns erst einmal wichtig, für diese jungen Menschen da

Hier sprechen wir von einem Kernthema für die Zukunft unseres Landes.

Dr. Franziska Giffey

Bundesministerin Franziska Giffey machte im Hinblick auf die Armut vieler Familien in Problembezirken wie BerlinMarzahn auf einen weiteren Faktor aufmerksam: Es seien vor allem Alleinerziehende, die in Armut geraten. Auch, weil sie in Berufen arbeiten, in denen sie zu schlecht verdienten – wie in der Pflege oder Kindererziehung: „Wir sprechen bei sozialer Armut von Kindern und Ju-

Thema ins Bewusstsein gebracht Moderator Dr. Udo Marquardt bedankte sich zum Abschluss für die engagierte Diskussion: „Sie hat die Situation dieser Menschen wieder stärker ins Bewusstsein gebracht.“ Die Bundesministerin versicherte, dass sie wichtige Impulse für ihre Arbeit ins Ministerium mitnehme. Und wie eine Botschafterin des Katholikentages betonte Schwester Margareta zum Abschluss: „Ich wünsche mir auch, dass wir als Christen stärker politisch motiviert sind. Da geht in der Kirche noch was.“ Ausführliche Berichte unter smmp.de sowie im Magazin kontinente.

Am SMMP-Stand auf der Kirchenmeile war an allen drei Tagen viel los.

Viel Betrieb auf der Kirchenmeile „Ich bin überwältigt, wieviele Menschen uns besuchen und dass es gelingt, mit ihnen ins Gespräch zu kommen“, sagte Schwester Theresia Maria Kösters auf dem Stand der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel beim Katholikentag in Münster. Sie gehörte zu dem Team von 15 Schwestern und jungen Frauen, die das Zelt auf der Kirchenmeile vom 9. bis zum 13. Mai betreuten. Über 70.000 Besucher wurden beim Katholikentag gezählt. Und bei dem guten Wetter schlenderten die meisten von ih-

Orden

gendlichen nicht von einem Randthema. Wir sprechen von einem Kernthema für die Zukunft unseres Landes.“ Umso schlimmer sei es, diesen Jugendlichen noch mit bürokratischen Hindernissen zu begegnen, wie die BDKJ-Vorsitzende Lisi Maier kritisiert: „Wenn Jugendliche und junge Erwachsene vom Jobcenter Sanktionen erfahren, dann geht das in 76 Prozent der Fälle auf Meldeversäumnisse zurück. Dabei wissen viele von ihnen gar nicht, wie man mit behördlichen Briefen umgeht. Oder sie erhalten sie gar nicht, weil sie bei dem Freund oder der Freundin wohnen.“

nen auch einmal über die Kirchenmeile, wo kirchliche Organisationen, Verbände, Bistümer und christliche Gemeinschaften die Vielfalt ihrer Arbeit präsentierten. Am SMMP-Stand warteten die Schwestern an einer „Ansprechbar“ auf Interessierte und informierten über ihre weltweite Arbeit. Ehemalige Missionare auf Zeit berichteten über ihre Erfahrungen im Ausland. Schwester Laetitia Müller bot die Gestaltung kleiner Friedensschafe an. Und Schülergruppen mehrerer SMMPSchulen stellten ihre Projekte vor.

Den Armutsforscher Prof. Dr. Christoph Butterwegge ärgerte die Reaktion des Publikums.

Kommentar:

Frieden heißt nicht einfach Amen sagen Auch wenn der Armutsforscher Christoph Butterwegge angesichts seiner Kritik in Richtung Publikum von einem Zuschauer auf das Motto des Katholikentages verwiesen wurde, das „Suche Frieden“ lautet, hat er aus seiner Sicht natürlich recht: Zu schnell folgt man den Automatismen der politischen Argumentation. Der Wissenschaftler brach sie auf. Und das tat der Diskussion gut. Frieden heißt auch auf dem Katholikentag nicht nur, zu allem Amen zu sagen. Karl Schiewerling argumentierte aus der Perspektive des Politikers nachvollziehbar: dass man nur funktionierende Systeme mit Geld unterstützen sollte. Doch Butterwegges Argument muss jedem spätestens beim zweiten Nachdenken genauso einsichtig sein: Erst mit einer finanziellen Grundausstattung kann ein System funktionieren. Der Politiker meint eher das Sozialsystem, der Forscher eher die Familie. Tatsächlich widersprechen sich der Politiker und der Wissenschaftler nicht: Auch Butterwegge hält es für wichtig, dass die Eltern ihrem Kind morgens ein Butterbrot schmieren. Und Schiewerling weiß natürlich, dass man ohne Perspektive jegliche Motivation verliert. Die Probleme der Jugendlichen in der Manege kennt er dafür zu gut. Aber das eine geht mit dem anderen einher. Deshalb ist es wichtig, nicht zu polarisieren oder zu vereinfachen, sondern den richtigen Weg unter Einbeziehung aller Argumente zu finden. Wenn das deutlich wurde, hat die Diskussion sicher auch einen Beitrag für diesen Weg geleistet.

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Seniorenhilfe

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„Hübschen wir uns auf wie eine Braut“ Das Programm „Binden. Bilden. Bewegen.“ fordert zum Umdenken auf „Schnell! Ihr seht doch, was das werden soll“, winkt Gisela Gerlach-Wiegmann auf dem Boden hockend den anderen Mitstreitern ihrer Gruppe zu. Die sortiert Puzzleteile. Und als die ersten aneinander liegen, ist schon zu erkennen, was darauf steht: „Binden. Bilden. Bewegen.“ So lautet das auf drei Jahre angelegte Programm in der Seniorenhilfe SMMP. Verschiedene Maßnahmen zur Bindung der vorhandenen Schlüsselkräfte, zur Einarbeitung neuer Fachkräfte und zur Werbung und Begleitung von Auszubildenden sollen sich bis 2020 wie an diesem Donnerstagmorgen in einem Kamener Hotel zu einem Puzzle zusammenfügen. Dort haben sich 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Seniorenhilfe SMMP versammelt, um das weitere Vorgehen dieses „Rückenwind“Programms kennenzulernen. Darunter nicht nur Führungskräfte, sondern auch viele Anleiterinnen und Anleiter.

„Rückenwind“ dient der Stärkung der Sozialwirtschaft. In diesem Rahmen wird das Projekt „Binden. Bilden. Bewegen.“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und dem Europäischen Sozialfonds mit 380.000 Euro gefördert. Denselben Betrag steuert die Seniorenhilfe SMMP noch einmal bei. „Wenn wir auch künftig genügend Auszubildende und Bewerber haben wollen, müssen wir die Perspektive ändern“, ermunterte Personalleiterin und Projektleiterin Daniela Kaminski zum Umdenken. Das bedeute: „Nicht die Azubis bewerben sich bei uns. Sondern wir bewerben uns als Arbeitgeber bei Ihnen.“ In Vorstellungsgesprächen nach neuem Muster haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Seniorenhilfe in Kamen gleich mal eingeübt, wie das gehen kann. „Was würden Sie sich noch bei uns wünschen?“, wird da zum Beispiel gefragt. Die Verschiebung der Sichtweise gilt aber für alle drei Bereiche von „Binden. Bilden. Bewegen.“ Den Auszubildenden soll ein Pate an die Seite gestellt werden, der ihnen drei Jahre lang als Ansprechpartner zur Verfügung steht. „Wichtig ist es, eine Willkommenskultur zu schaffen und den neuen Auszubildenden in den ersten beiden Wochen Zeit zu geben, alles kennen-

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Svenja Rae im Gespräch mit einer Bewohnerin im Seniorenzentrum Am Eichendorffpark.

Veränderungen optimieren Pflegedienstleiterin Svenja Rae erfährt „Rückenwind“ Binden, bilden, bewegen: In Kamen kamen die Mitarbeiter der Seniorenhilfe ins Schwitzen.

zulernen“, so die Leiterin der Stabstelle Unternehmensentwicklung, Carina Rothfeld. Darüber hinaus soll es regelmäßige Sondierungsgespräche geben – „und spätestens ein Jahr vor der Prüfung müssen wir den Auszubildenden Perspektiven aufzeigen, wenn wir sie halten wollen.“ Diese Maßnahmen gingen auch auf Rückmeldungen von Auszubildenden zurück.

Nicht die Azubis bewerben sich bei uns. Wir bewerben uns als Arbeitgeber bei ihnen.

Daniela Kaminski

Zudem will die Seniorenhilfe SMMP neue Fachkräfte mit Berufserfahrung gewinnen. Für sie soll es mehr Einarbeitungszeit geben. „Denn in den ersten Tagen wird der wichtigste Eindruck vermittelt: Wie arbeitet man hier, wie sind die Kollegen, wie sind die Bewohner oder Patienten? Es geht darum, jedem die Zeit zu

geben, die er braucht, um anzukommen“, so Daniela Kaminski. Nach sechs bis acht Wochen und dem Ende der Probezeit würden die neuen Kolleginnen und Kollegen zu Feedback-Gesprächen eingeladen, führt sie aus. Hospitationstage in anderen Arbeitsbereichen sollen den Blick zusätzlich weiten. Gleichzeitig hätten viele langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Weiterqualifikationen verdient: etwa zur Persönlichkeitsentwicklung. Das alles diene auch dazu, die Seniorenhilfe SMMP aufzuhübschen wie eine Braut, sagt Daniela Kaminski: „Wir müssen zeigen, wo unsere Stärken liegen.“ Angefangen von der tariflichen Bezahlung über die guten Aufstiegs- und Fortbildungsmöglichketen bis zum christlichen Leitbild, „das uns von vielen Mitbewerbern unterscheidet.“

Neun Auszubis blieben 2017 gab es bei der Seniorenhilfe SMMP 17 Examenskandidatinnen und -kandidaten. 14 hatten bestanden, immerhin neun wurden übernommen. „Wir brauchen aber noch mehr Auszubildende und mehr Übernahmen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen“, sagt Carina Rothfeld. Bis 2025 werden bundesweit rund 200 000 Pflegefachkräfte fehlen. Das spiegele sich auch in den Einrichtungen und Diensten der Seniorenhilfe SMMP wider: „In den nächsten 15 Jahren geht fast die Hälfte unserer Beschäftigten in den Ruhestand.“ Daher sei es an der Zeit, dem Trend entgegenzuwirken.

Die Puzzleteile fügen sich zusammen.

Der Geschäftsführer der Seniorenhilfe SMMP, Frank Pfeffer, sieht nach dem ersten Rückenwind-Jahr schon gute Ergebnisse: „Die Arbeitsgruppen haben eine Menge PS eingebracht. Jetzt gilt es, die auf die Straße zu bringen.“ Oder anders gesagt: Die neuen Puzzleteile müssen sich noch zu einem Ganzen fügen. Ausführliche Berichte auf smmp.de

Manchmal wundert sich Svenja Rae selbst, wie schnell alles ging. 2007 hatte sie als Absolventin eines Freiwilligen Sozialen Jahres das Haus Maria in Geseke kennengelernt und entschieden, eine Ausbildung zur Altenpflegerin zu machen. Die absolvierte sie am Fachseminar für Altenpflege und am Haus Maria in Geseke. Jetzt ist sie Pflegedienstleiterin im Seniorenzentrum Am Eichendorffpark in Oelde-Stromberg. Als neues Mitglied der Betriebsleitung besucht sie zurzeit die Weiterbildungs-Module des Programms „Binden. Bilden. Bewegen“, mit dem die Seniorenhilfe SMMP motivierte Schlüsselkräfte wie sie langfristig binden will. Aufstiege und Entwicklungen wie die von Svenja Rae sind durchaus typisch für die Seniorenhilfe SMMP. Und die will das „Rückenwind“-Programm nicht nur herausstellen, sondern auch fördern. Svenja Rae freut sich, dass alles so gut gelaufen ist. Schnell konnte sie sich in Geseke zur Praxisanleiterin weiterqualifizieren: „Als sich dann der Wechsel nach Stromberg anbot, habe ich Ja gesagt. Ohne zu wissen, dass mich dort mein früherer Wohnbereichsleiter Fritz Wolk als Heimleiter empfangen würde.“ Eigene Vorstellungen deutlich gemacht Svenja Rae arbeitete sich ein, bekam ein Kind, nahm ein Jahr Elternzeit und machte nach ihrer Rückkehr im Personalentwicklungsgespräch deutlich, dass sie sich zur Pflegedienstleiterin weiterqualifizieren will. „Das passte genau. Denn Fritz Wolk ging dann in den Ruhestand“, sagt Svenja Rae. Die bisherige Pflegedienstleiterin Karin Gerdes sollte die Nachfolgerin sein. Und damit wurde eine Unterstützung in der Pflegedienstleitung gesucht. Svenja Rae stand bereit. Im Februar schloss sie ihre Weiterbildung ab.

Parallel nahm sie da schon an den ersten Modulen der Weiterbildungen im Rahmen von „Binden. Bilden. Bewegen.“ teil. „Das ist für mich eine große Hilfe“, sagt die 30-Jährige – „zum einen, weil man so mit anderen teilnehmenden Führungskräften im regelmäßigem Austausch ist. Zum anderen, weil ich die Inhalte im Alltag auch anwenden kann.“

Auf das Modul KonfliktManagement bin ich besonders gespannt. Dabei geht es nicht nur um Streit. Svenja Rae

Zum Beispiel die des Moduls Veränderungsmanagement. „Da ging es darum, wie man Veränderungen schafft, wie man sie kommuniziert, die Abläufe plant und mit Kritik umgeht“, beschreibt Svenja Rae. Auch sie selbst hat an ihrem Arbeitsplatz in Stromberg schon gravierende Veränderungen erlebt: „Zum Beispiel die Umstellung auf ein neues Pflegedokumentations-System: „Als ich in die Erziehungszeit ging, arbeiteten wir noch nach Monika Krohwinkel, als ich zurückkam, nach der sogenannten strukturellen Informationssammlung, abgekürzt SIS. Da erkannte ich auf meinem Computerbildschirm gar nichts wieder.“ Natürlich wurde Svenja Rae eingearbeitet. „Aber in ‚Binden Bilden. Be wegen.‘ geht es

Svenja Rae bespricht den Dienstplan mit Altenpflegerin Anja Raatgers.

darum, solchen Veränderungen besser zu begegnen“, weiß die Pflegedienstleiterin. Das wird ihr nutzen, wenn sie selbst solche Prozesse steuern muss. Dabei hilft ihr natürlich, dass sie selbst aus der Pflege kommt und die Perspektive der Altenpflegerinnen und -pfleger kennt. „Die bewerten solche Veränderungen aus ihrer Sicht anders als eine Führungskraft“, weiß Svenja Rae. Und genau darum geht es im FortbildungsModul Persönlichkeitsentwicklung: „Da haben wir viel über Selbstreflexion gelernt: Auch dazu, wie das, was ich sage, bei meinem Gegenüber ankommt. Der Perspektivwechsel ist dafür sehr wichtig.“ Sie selbst ertappe sich immer wieder dabei, dass man mit festen Erwartungshaltungen in ein Gespräch geht. Für die Fortbildung zum Führen von Personalentwicklungsgesprächen ist sie ebenfalls dankbar: „Da wurden wir etwa darauf hingewiesen, Verrentungen stärker in den Blick zu nehmen: Wann will wer in den Ruhestand gehen? Und wie? Zum Beispiel über Teilzeitmodelle?“ Für die Personalplanung sei es wichtig, die Vorstellungen der älteren Beschäftigten früh zu kennen. Andererseits helfe der neu erarbeitete Fragenkatalog, Potenziale der Fachkräfte gezielter zu erfassen: „Dann wissen wir auch, wer künftig für die Übernahme einer Wohnbereichsleitung infrage kommt“, sagt Svenja Rae. Sie selbst hatte ihre Wünsche ja ebenfalls im Perspektivgespräch deutlich gemacht. Gewinn und Wertschätzung Ein Modul steht für sie noch im September an: „Und darauf bin ich besonders gespannt“, sagt die Lippstädterin. Das ist die Weiterbildung im Konfliktmanagement. Dabei bedeute Konflikt das Zusammenbringen unterschiedlicher Argumente und Sichtweisen. „Also geht es nicht gleich um Streit. Das können auch Konflikte sein, die man mit sich selbst ausmachen muss“, sagt Svenja Rae. Und die gebe es immer wieder. Die Fortbildungen innerhalb des Rückenwind-Programms „Binden. Bilden. Bewegen“ empfindet sie als Gewinn und Wertschätzung: „Ich habe viele hilfsbereite Kolleginnen und Kollegen aus anderen SMMP-Einrichtungen kennengelernt. Wir haben gute Referenten, die uns für Fragen zur Verfügung stehen und kompetent beantworten. Und sie helfen uns, fit zu werden für die Zukunft.“ Svenja Rae kann für sich bestätigen, dass sie das Programm bildet, mehr an SMMP bindet und auch bewegt.

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Beruf & Berufung

Stiftung

Brasilianer tanzen im Bergkindergarten Valdecir Rosa Junior und Felipe Ferreira Lima sind ein Jahr als Missionare auf Zeit in Heiligenstadt Valdecir Rosa Junior ist glücklich, aber noch außer Atem. Gerade hat er mit einer Gruppe von fünf- bis sechsjährigen Jungen und Mädchen im Eingangsbereich des Bergkindergartens den Statuen-Tanz geübt. „Juninho“ nennen sie den 21-jährigen Brasilianer, wenn sie mit ihm tanzen, ihn ansprechen und Fragen haben. Juninho verbringt mit Felipe Ferreira Lima ein Jahr als Missionar auf Zeit – kurz MaZ – in Heiligenstadt. Bereits seit 26 Jahren entsenden die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel junge Menschen von Deutschland aus für ein Jahr nach Bolivien, Brasilien, Mosambik und Rumänien. Die meisten von ihnen nutzen dafür das Jahr zwischen Abitur und Studium. Erst seit 2017 gibt es auch einen umgekehrten Austausch, der über das Programm „weltwärts“ vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mitfinanziert wird. 2018 sind insgesamt vier MaZ in Deutschland: Außer den beiden Brasilianern noch zwei junge Ordensschwestern aus Mosambik, die in der Montekita und in der Pflegestation des Bergklosters in Bestwig arbeiten. „Als wir von der Ordensgemeinschaft angefragt wurden, waren wir gerne bereit, die Praktikanten aufzunehmen“, sagt die Leiterin des Bergkindergartens, Andrea Pukatzki. „Und dass es zwei Männer sind, ist außergewöhnlich.“ Als Lehrer ausgebildet Seit April arbeiten die beiden MaZ im Bergkindergarten. Juninho ist examinierter Tanzlehrer, unterrichtet in Brasilien unter anderem Jazztanz, Ballett und Zumba. Jetzt, in Heiligenstadt, übt er abends an einer Tanzschule lateinamerikanische Standardtänze. „Schon witzig, dass ich die erst hier in Deutschland lerne“, gibt er zu. Felipe ist ausgebildeter Lehrer und in der Kindertagesstätte Sagrada Familia der Ordensgemeinschaft in Leme angestellt.

Felipe Ferreira Lima schaut sich mit Gino und Leni Bilderbücher an.

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Juninho und Felipe bringen den Kindern im Bergkindergarten Tänze bei. Besonders beliebt ist der StatuenTanz, bei dem Kinder zwischendurch erstarren.

Er kann gut singen und ist auch deshalb die optimale Ergänzung zu Juninho. „Die Kinder sind von den beiden ganz begeistert“, sagt Andrea Pukatzki.

Mit den kleinen Kindern sehe ich mir Bilderbücher an. So lernen wir zusammen Deutsch.

Felipe Ferreira Lima

Und da Musik und Tanz verbinden, spielten auch die Sprachschwierigkeiten anfangs keine so große Rolle. „Wir haben hier ja elf Gruppen in drei Abteilungen mit 200 Kindern. Drei Gruppen arbeiten nach der Montessori-Pädagogik, drei projektorientiert. Da gibt es genügend Einsatzmöglichkeiten“, so die Leiterin des größten Kindergartens in Thüringen, der Kinder ab vier Monaten aufnimmt. Das hat diese Einrichtung mit der Sagrada Familia in Brasilien gemein: Bis Ende 2019 ist die Anmeldeliste voll. Erst einmal helfen die beiden MaZ bei den zwei- bis dreijährigen Kindern mit. „Das ist gut. Mit ihnen gucke ich Bilderbücher an. So lernen wir zusammen Deutsch“, erklärt Felipe. Deutsch lerne er aber auch in der Villa Lampe, der Jugendeinrichtung der Salesianer Don Boscos, wo die Brasilianer wohnen: „Da sitzen wir abends gerne mit ein paar Leuten in der Bar zusammen.“ Juninho hat in Brasilien schon bei der Entwicklungshelferin Sabine Stephan Deutsch gelernt und ist Felipe ein wenig voraus. „Aber beide sind wirklich bemüht und können sich schon nach

wenigen Wochen gut verständigen“, lobt Andrea Pukatzki. Die Zeiten, in denen man sich vor allem mit der ÜbersetzungsApp des Smartphones helfen musste, sind vorbei. Die Brasilianer seien vielseitig einsetzbar und immer hilfsbereit: ob beim Essen reichen, Möbel rücken oder Basteln. Für die Verabschiedung der Schulanfänger, die jetzt den Kindergarten verließen, hatten sie zum Beispiel die Zuckertüten vorbereitet und die Tischdekorationen fertig gemacht. Juninho schätzt das gute Klima im Bergkindergarten. „Die Pädagogik ist anders als in Brasilien“, sagt er. So seien hier immer gleich zwei Erzieherinnen für eine Gruppe von 20 Kindern zuständig. Und ihm imponiert, dass die Kinder so gut zuhören. „Wenn die Erzieherin ‚Pssst‘ macht oder ganz leise wird, dann werden auch die Kinder leise. Sie zeigen hier gegenüber den Erwachsenen mehr Respekt“, sagt Felipe. Das sei in Brasilien anders. Dort seien die Kinder laut. Voller Energie und fröhlich – aber laut. Schon fest integriert Dagegen wird es im Bergkindergarten nach dem Statuen-Tanz im Foyer wieder ganz ruhig. Es ist kurz nach elf, die Mittagszeit naht. Die meisten Kinder werden von ihren Eltern früh morgens in die Tageseinrichtung gebracht. Deshalb gibt es schon vor zwölf Uhr Essen. Und fast alle halten dann Mittagsschlaf. Beim Essen werden Juninho und Felipe gebraucht. „Wir kommen“, winken die beiden ihren Gruppenleiterinnen zu. Die Brasilianer sind schon fest integriert. bergkindergarten.smmp.de

Schwester Aloisia Höing, Leiterin der Missionszentrale, berichtet vor den 80 Gästen über die rasanten Entwicklungen in Mosambik.

Schon 15,6 Millionen Euro weitergeleitet Bergkloster Stiftung SMMP feiert zehnjähriges Bestehen – eine Erfolgsgeschichte trotz Niedrigzins Mit 80 geladenen Gästen feierte die Bergkloster Stiftung SMMP am 10. Juni ihr zehnjähriges Bestehen. Gegründet zum 200. Geburtstag der Ordensgemeinschaft am 8. September 2007 übernahm sie ab dem Folgejahr das gesamte Spendenwesen der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in Deutschland. Seit dem konnte die Stiftung 15,6 Millionen Euro an Spenden weiterleiten. Und 1,1 Millionen Euro flossen als Zustiftungen in den Kapitalstock ein. „Das ist zweifellos eine Erfolgsgeschichte“, sagt Christian Uhl, Finanzvorstand der Ordensgemeinschaft und Geschäftsführer der Bergkloster Stiftung – obwohl die Erlöse aus den Geldanlagen aufgrund des niedrigen Zinsniveaus überschaubar blieben. Vor allem wurden unter dem Dach der Stiftung neue Möglichkeiten des Spendens und nachhaltiger Geldzuwendungen geschaffen: Dazu gehören Unterstiftungen, Projekt- und Familienpatenschaften, Stifterdarlehen, Anlass-Spenden oder die Möglichkeit, der Ordensgemeinschaft für bestimmte Aufgaben einen Geldbetrag zu vererben. Frage nach dauerhafter Unterstützung „Bis 2007 gingen viele Spenden noch persönlich an deutsche Schwestern, die früher selbst in Missionsländern tätig waren. Schon deshalb mussten neue Wege gefunden werden“, blickt Christian Uhl zurück. Auch hätten Freunde und Förderer der Ordensgemeinschaft immer häufiger nach Möglichkeiten gefragt, Projekte dauerhaft zu unterstützen, etwa als Pate oder mit eigenen Fonds – „daher lag die Gründung einer Stiftung nahe.“ Bereits 2004 hatte die Ordensgemeinschaft mit dem Fundraising begonnen, also mit der Suche nach langfristigen Partnern und Unterstützern der vielen

Ordensprojekte. Das geschieht beispielsweise über Mailings, die seitdem mehrmals jährlich an bis zu 200.000 Haushalte gehen. „Im Bereich der Ordensgemeinschaften gehörten wir in dieser Phase zu den ersten, die diesen Weg gingen“, sagt Stiftungsreferentin Heike SchmidtTeige. Eigentlich sei schon die französische Ordensgründerin, die heilige Maria Magdalena Postel, als Fundraiserin unterwegs gewesen: Sie trat im 19. Jahrhundert Reisen an, um Spenden für den Wiederaufbau der Abtei St. Sauveur-leVicomte in der Normandie zu sammeln. Die Stiftung unterstützt mittlerweile eine Reihe von Einrichtungen und Projekten in Bolivien, Brasilien, Rumänien, Mosambik und auch in Deutschland. Ein

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Internationale Projekte: 27,1 % ch

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Bolivien: 8,3 %

Mosambik: 15,9 % Brasilien: 20,9 % Rumänien: 27,1 %

Im Jahresbericht informiert die Bergkloster Stiftung über die Entwicklung der internationalen Aufgaben und schlüsselt die Ausgaben auf. 2017 leitete sie 1.278.000 Euro an Ordensprojekte weiter. 80.000 Euro flossen in die Projektbegleitung und -betreuung. 379 000 Euro investierte sie in Kampagnen und bewusstseinsfördernde Maßnahmen. Grafik: SMMP Der Jahresbericht ist einsehbar unter bergklosterstiftung.smmp.de

Großteil der eingegangenen Spenden nach dem ersten Bergklosterbrief 2017 floss beispielsweise in Schülerstipendien. Die Schwerpunkte liegen aber in der internationalen Arbeit – und dort sind die Nothilfe, die Gesundheitsfürsorge und vor allem die Bildung am wichtigsten. „Denn Bildung ist die nachhaltigste Art und Weise, Armut zu überwinden“, betont Christian Uhl. Ein Beispiel für die Nothilfe sei die Unterstützung von kinderreichen Familien in Brasilien (siehe Seite 3-5). Ein Beispiel für die Gesundheitsfürsorge das sogenannte Milch-Projekt in Mosambik, über das junge Mütter mit Trockenmilch versorgt und zur richtigen Ernährung ihrer Babys angeleitet werden. „Außerdem unterhalten wir in diesen Ländern eine Reihe eigener Schulen, Kindertagesstätten und Wohnheime für Kinder und Jugendliche“, so Uhl. Persönliche Kontakte Mit Veranstaltungen wie denen am 10. Juni im Bergkloster halten die Stiftung und die Ordensschwestern persönliche Kontakte zu den Spendern. Der Tag begann mit einem beeindruckenden Konzert des Schulchores der bischöflichen Canisiusschule in Ahaus und endete mit einem internationalen Menü, garniert mit Informationen aus den Einsatzländern. „Alle zwei Jahre gibt es auch ein Treffen der Freunde und Förderer im Bergkloster Heiligenstadt“, sagt Heike Schmidt-Teige. Diesen persönlichen Kontakt zu Projektverantwortlichen könnten große Hilfsorganisationen nicht herstellen. Christian Uhl weiß: „Viele Menschen, die sich telefonisch bei uns melden, sind schon erstaunt, dass sie nicht in einem Callcenter landen, sondern bei einer Ordensschwester.“ Diesen Weg wolle die Stiftung weitergehen.

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Nachrichten

Menschen

Stipendien an den Schulen Ahaus/Bestwig/Kassel/Menden/Heiligenstadt. Die beiden Gymnasien und vier Berufskollegs der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel bieten künftig Stipendien bei der Hochschule für Berufstätige (FOM) an. „So wollen wir leistungsfähige und interessierte Schülerinnen und Schüler gezielt fördern und schon während der Schulzeit auf ein Studium vorbereiten – indem Sie parallel zum Regelunterricht Vorlesungen besuchen, Hochschulluft schnuppern und erste Prüfungsleistungen ablegen“, erklärt der Geschäftsführer Bildung und Erziehung SMMP, Stefan Burk. Die Ordensschulen kooperieren dabei mit der FOM und der Claussen-SimonStiftung, die 2008 das Förderprogramm „Begeistert für Wirtschaft & MINT“ ins Leben gerufen haben. Die Schülerinnen und Schüler der SMMP-Schulen können parallel zur Oberstufe einzelne Module

Die Erasmus-Auslandspraktikanten des Berufskollegs Bergkloster Bestwig. Foto: Ingo Seidel

aus den Bachelor-Studiengängen der FOM besuchen und dort Prüfungen ablegen. Ihnen entstehen dafür keine Kosten. Die erbrachten Leistungen können bei der Fortführung des Studiums ganz oder teilweise angerechnet werden. Zunächst gibt es für jedes Berufskolleg und jedes Gymnasien zwei Stipendien. Darüber hinaus erweitern die Berufskollegs das ERASMUS-Angebot. „Mittlerweile gibt es regelmäßig über 100 Jugendliche und junge Erwachsene, die an den Berufskollegs in Ahaus, Bestwig, Menden und Heiligenstadt über ERASMUS ein mehrwöchiges Praktikum im Europäischen Ausland absolvieren“, so Stefan Burk. In Einzelfällen seien sogar sechsmonatige ERASMUS-Praktika nach der Schullaufbahn möglich. Auslands-Angebot „Missionar auf Zeit“ Und um das Angebot außerschulischer Weiterbildung abzurunden, sichern die Ordensschulen ab 2019 jeweils zwei Schülern die Teilnahme am Auswahlverfahren für das Angebot Missionar auf Zeit zu, das die Absolventen nach ihrem Abschluss in Bolivien, Brasilien, Mosambik und Rumänien wahrnehmen können. Seit 26 Jahren senden die Schwestern bereits junge Menschen zu diesem freiwilligen Auslandsjahr an ihre Standorte aus. „Das Interesse ist groß. Und Auslandserfahrungen werden immer wichtiger“, weiß Stefan Burk.

Zu Ecksteinen für andere werden Bestwig. „Wie werden wir zu einem Eckstein für andere?“ Diese Frage stand im Mittelpunkt einer ungewöhnlichen Frühjahrstagung für die leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Einrichtungen und Diensten der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel. Referent und Seelsorger Pastor Thomas Thiesbrummel erinnerte daran, dass jeder als Stein zum Bau eines großen Ganzen beitrage. Und die Bergklöster und die 42 Ordenseinrichtungen seien so ein „Großes Ganzes“. In Workshops gab es dazu Gedankenexperimente: etwa beim Bau mit Legosteinen. Oder bei der Betrachtung von Schrifttexten und der Frage, wie man für sich die Arbeit in einer christlichen Einrichtung definiert. Ganz wichtig sei es aber auch, anderen Gutes zu tun. Und so durften sich die Führungskräfte von den Schülern der Bildungsakademie für Therapieberufe einfach mal eine Stunde massieren lassen. Die Idee

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dieser Frühjahrstagung ging auf die Arbeitsgemeinschaft Eirichtungen zurück, die im Auftrag der Provinzleitung Ideen entwickelt hat, wie sich das Profil der Ordensgemeinschaft als Träger in den Einrichtungen und unter ihren Mitarbeitern lebendig gestalten und erhalten lässt. Die Frühjahrstagung war in diesem Prozess selbst ein Baustein. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe hat Provinzoberin Schwester Johanna Guthoff im Juni entgegengenommen.

Frühjahrstagung mit Massage.

Kurz notiert: Gymnasien kooperieren

Menden. Das Walburgisgymnasium und das Gymnasium an der Hönne in Menden unterzeichneten im Juni einen Kooperationsvertrag. Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern an beiden Standorten ein größeres Angebot in der Wahl ihrer Leistungskurse zu ermöglichen. Im neuen Schuljahr 2018/2019 gibt es zum Beispiel einen gemeinsamen LK Biologie im Gymnasium an der Hönne und einen LK Physik am Walburgisgymnasium.

Daseinsberechtigung der Kirche

Heiligenstadt. „Als Kirche sind wir jene, die zum einen die Sorgen ernst nehmen müssen und gleichzeitig der Welt aufzeigen müssen, dass sie keine Scheibe ist, sondern rund, immer in Bewegung, so dass es stets auch neue und gute Dinge zu entdecken gibt“, so Pater Jean-Paul Muller (Foto), Generalökonom der Salesianer Don Boscos, beim Pladidaempfang im Bergkloster Heiligenstadt. Wer sich nicht vorstellen könne, wie ähnlich sich Menschen in ihrer Suche nach Glück, Anerkennung und Würde sind, sehe nur, was schon als Bild vorgefertigt sei. Diese minimalistisch begrenzten Bilder lieferten vermeintliche Gründe für eine Verletzung von Obdachlosen, Juden, Intellektuellen oder Roma: „Von dieser heutigen Situation leitet sich die Daseinsberechtigung der Kirche und ihrer Institutionen ab.“

GEZÄHLT

1000 junge Men

schen schließen 2018 ihre Schulla ufbahn oder ein e Berufsausbildung in ein er Bildungseinric htung der Schwestern de r heiligen Maria Magdalena Postel ab. Am Engelsburg-Gym nasium in Kassel und am Walburgisgymna sium in Menden gibt es insgesamt 197 Ab iturienten. Weitere 105 erreichten die al lg emeine Hochschulre ife über die be ru fli chen Gymnasien am Berufskolleg Be rgkloster Bestwig, am Pl acida-Viel-Berufsk olleg in Menden und am Berufskolleg Cani siusstift in Ahaus. 242 Sc hülerinnen und Schüler erlangten in Ahau s, Bestwig, Mende n und Heiligenstadt di e Fachhochschu lreife, 37 an der berufsb ildenden Bergsc hule den Real- und 19 den Hauptschulabsch luss. 220 junge Erwachsen e schließen an de n Berufskollegs eine Ausb ildung ab, weiter e 100 am Fachseminar für Altenpflege in Ge seke und in der Bildungs akademie für Th erapieberufe in Bestwig.

Michael Roth kommt nach Bestwig Bestwig. Michael Roth leitet ab dem neuen Schuljahr das Berufskolleg Bergkloster Bestwig. Sabine Wegener, die zuletzt kommissarische Schulleiterin war, wird nun offiziell seine Stellvertreterin. Roth wuchs in München auf, studierte in Regensburg Biologie und Chemie auf Lehramt und zog dann, um eine andere Schulform und ein anderes Bildungssystem kennenzulernen, nach Mönchengladbach. Dort lehrte er an einer Montessori-Schule. Vorübergehend arbeitete er auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Paderborn und bis 2010 als Hochschuldozent an der Alanus-Hochschule in Alfter. Von 2010 bis 2014 war er Studienleiter an der Akademie Remscheid für kulturelle Bildung und seit 2014 Schulleiter der Fachakademie für Sozialpädagogik der Inneren Mission München. Allerdings fand er in München keinen Wohnraum für seine vierköpfige Familie. Deshalb blickte er wieder nach Nordrhein-Westfalen – und fand die Stellenausschreibung des Berufskollegs Bergkloster Bestwig: „Auch diese Schule hat einen kirchlichen Träger. Auch sie legt einen Schwerpunkt auf Ausbildungen im Bereich Bildung und Erziehung. Und sie ist mit 650 Schülerinnen und Schülern im Vergleich zu anderen Berufskollegs familiär.“ Daher sei diese Stellenausschreibung diejenige gewesen, die ihn am meisten gereizt habe:

„Hier sind optimale Voraussetzungen für gute Bildungsarbeit gegeben. Da gelingt es schneller, Beziehungen aufzubauen und Vertrauen zu schaffen.“ Sabine Wegener wird an seiner Seite die Aufgabe der stellvertretenden Schulleiterin übernehmen. Seit Dezember 2016 leitete sie das Berufskolleg kommissarisch. Die 57-jährige ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und wohnt in Olsberg. Sie unterrichtet Sozialwissenschaften und Geschichte und koordiniert am Berufskolleg bereits seit 2005 das berufliche Gymnasium mit 140 Schülerinnen und Schülern. Zudem wird die Schulleitung in der Übergangsphase von Gaby Petry unterstützt. Die Schulleiterin des Placida-VielBerufskollegs in Menden half bereits die Vakanz in Bestwig zu überbrücken. berufskolleg-bergkloster-bestwig.de

Michael Roth und Sabine Wegener leiten künftig das Berufskolleg Bergkloster Bestwig.

Neue Gebietsleiterin Bestwig. Derya Schnathmann ist seit dem 1. Mai Gebietsleiterin für die ambulanten und teilstationären Dienste der Seniorenhilfe SMMP. Die 35-Jährige tritt die Nachfolge von Britta Schmidt an, die sich einer neuen beruflichen Herausforderung stellt. Derya Schnathmann stammt aus Rheda-Wiedenbrück, ist ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin und hat ein Studium im Gesundheits- und Pflegemanagement als DiplomPflegefachwirtin (FH) abgeschlossen. Sie hat mehrere Jahre als Pflegefachkraft für einen Derya kirchlichen Träger gearbeitet Schnathmann und war zuletzt Koordinatorin Foto: privat für teilstationäre Einrichtungen sowie ambulante Wohngemeinschaften. Zudem war sie im Vertrieb beschäftigt. „In der Vielseitigkeit ihres Erfahrungsschatzes sehen wir eine große Chance. Wir freuen uns sehr, Frau Schnathmann für unsere Seniorenhilfe gewonnen zu haben“, sagt die Personalleiterin der Seniorenhilfe SMMP, Daniela Kaminski.

Dieter Sommer an der Engelsburg feierlich verabschiedet Kassel. Mit einem feierlichen Gottesdienst in der Kasseler Martinskirche verabschiedete die Schulgemeinschaft des Engelsburg-Gymnasiums in Kassel Anfang Februar ihren langjährigen Schulleiter Dieter Sommer. Die Provinzoberin der Schwestern

Dieter Sommer nimmt Abschied - hier von Sr. Aloisia aus dem Vorstand des SMMP Europa e.V.

der heiligen Maria Magdalena Postel, Schwester Johanna Guthoff, betonte: „Auffallend ist Ihre große Gestaltungskraft. Das Wir-Gefühl war während des Jubiläumsjahres spürbar. Bis zu der Fahrt der gesamten Schule in die Normandie, bei der Sie alle auch mit dem Geist unserer Ordensgründerin, der heiligen Maria Magdalena Postel, in Berührung kamen. Das ist Ihr Vermächtnis, das Sie der Schule hinterlassen.“ Bei dem anschließenden Festakt in der Schulcafeteria zitierte Annette Knieling vom Schulamt der Stadt Kassel einen Vermerk aus seiner Personalakte, der von Dieter Sommers Vorgängerin Schwester Maria Ignatia Langela stammt: „Er ist entscheidungsfreudig und scheut sich nicht davor, selbst anzupacken.“ Und bei alledem, fügte Julia Metzger, Leiterin der Schulabteilung im Bistum Fulda hinzu, „beeindruckt Ihre Bescheidenheit.“ Dieter Sommer selbst betonte, er habe sich in den ver-

gangenen zwölf Jahren immer als „Kollege“ fühlen dürfen. Dafür bedankte er sich bei dem Kollegium und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Schule. Die Nachfolge in der Schulleitung tritt sein bisheriger Stellvertreter Thorsten Prinz an (siehe blickpunkt 2-2017). Zur neuen Stellvertreterin wurde Dr. Monika Rack ernannt. Die Monika Rack ist 46-Jährige unterrichtet seit 2001 stellvertretende an der Engelsburg Englisch, Re- Schulleiterin. ligion und Mathematik. Promoviert hat sie im Fach katholische Theologie. Darüber hinaus hat sie Anfang Dezember ihren Masterstudiengang „Bildungsmanagement“ abgeschlossen. Sie sagt: „Ich freue mich sehr, die Engelsburg zukünftig aus der Position der stellvertretenden Schulleiterin heraus mitgestalten zu dürfen.“ engelsburg.smmp.de

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Auch das noch Zum 200. Geburtstag der Ordensgemeinschaft 2007 gab es ebenfalls einen Mitarbeitertag.

Mitarbeitertage zum Klosterjubiläum Bestwig. Aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Bergklosters Bestwig laden die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel am Samstag, 1., und am Sonntag, 16. September, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu zwei Begegnungstagen ins Bergkloster ein. Bis Anfang Juli waren für beide Tage schon jeweils über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet. Nachmeldungen sind weiterhin möglich. Die Begegnung der Mitarbeiter aus den Einrichtungen und mit den Ordensschwestern steht dabei im Mittelpunkt. Dazu gibt es ein buntes Programm. So findet beispielsweise ein Menschenkicker-Turnier statt. Die Bildungsakademie für Therapieberufe baut einen Parcours auf. Das Gertrudis-Hospital in Herten-Westerholt präsentiert seinen Altersanzug GERT.

Anselm Wegener vom EngelsburgGymnasium lädt am 1. September zum offenen Singen ein, der Chor Our Voices aus Hannover macht am 16. einen Gospelworkshop. Das Seniorenheim Haus Sankt Martin stellt beim ersten Mitarbeitertag Kneipp-Anwendungen vor, Altenpflegerinnen aus Geseke beim zweiten Tag die Aromapflege. Außerdem gibt es an beiden Terminen viele Informationen über die Ordensgemeinschaft und eine spannende Diskussion zur Geschichte und Entwicklung des Bergklosters. Enden werden die Tage mit einem ökumenischen Gottesdienst. Die Teilnahme und die Verpflegung sind für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kostenlos. Wer sich noch anmelden will, kann das über die Einrichtungsleitungen oder bei Ulrich Bock in Bestwig: Tel. 02904 808-243, u.bock@smmp.de.

Zum Girls-Day in der Zentralverwaltung SMMP ist ein sehr familienfreundlicher Arbeitgeber. Mein Sohn war auch schon einmal mit.“ Was Janina später einmal machen will, weiß sie noch nicht: „Rechnen tue ich ja nicht so gerne“, sagt sie, „aber schreiben.“ In der Seniorenhilfe SMMP gibt es jedenfalls Platz für viele Talente. Foto: Burkhard Vogt

Marl. Erst zehn Jahre alt, und schon Praktikantin in der Zentralverwaltung der Seniorenhilfe SMMP in Marl: Janina Vogt wollte anlässlich des Girls-Days doch mal gucken, wo ihr Papa arbeitet. Burkhard Vogt ist hier im Controlling tätig. „Irgendwie habe ich mir das größer vorgestellt“, sagt Tochter Janina. Enttäuscht ist sie aber nicht. Denn die sieben Damen, die an diesem Tag in der Zentralverwaltung arbeiten, seien alle sehr nett zu ihr. Sie findet es zum Beispiel spannend, Rechnungen zu stempeln, einzusortieren und abzulegen. Der Vater freut sich, dass Janina diese Erfahrung machen darf: „Die Seniorenhilfe

SCHNAPPSCHUSS

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Janina Vogt hilft bei ihrem Praktikum in der Zentralverwaltung auch Mitarbeiterin Ida Marks.

Hän

de hoch! Seit diesem Frühjahr bietet die Akademie-Pr axis der Bildungsakadam ie für Therapieberufe in Bestwig in Kooperation m it dem Turn- und Sportv erein Velmede-Bestwig den Kurs „Move Yourself M ama“ an: Sport für junge M ütter mit Kinderwagen. Da bei geht es raus in die Nat ur. Die Fortsetzung im H erbst folgt. akademiepraxis.sm mp.de

termine. Meditieren bei Buddhisten

Bestwig/Arnsberg. Am Donnerstag, 13. September, laden die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel um 19 Uhr zur nächsten interreligiösen Meditation ein. Die findet an verschiedenen spirituellen Orten statt, diesmal im Buddhistischen Zentrum an der Sundener Straße 25 in 59821 Arnsberg.

Forum Weltkirche

Bestwig. Das diesjährige Forum Weltkirche der Missionszentrale der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel (SMMP) am Donnerstag, 4. Oktober, um 19 Uhr im Bergkloster Bestwig steht unter dem Thema „Die Welt und ihre Menschen suchen“. Die Veranstaltung möchte weltkirchliche Erfahrungen zur Zukunft der Pastoral vorstellen und ins Gespräch bringen. Hauptreferentin ist die Freiburger Pastoraltheologin Dr. Hadwig Müller. Weitere Gäste sind der emirierte Weihbischof Michael Wüstenberg aus dem Bistum Hildesheim und die Gemeindereferentin Schwester Sigrid Maria Hoves (SMMP) aus Essen.

Bibelerzählnacht

Bestwig. Am Samstag, 20. Oktober, endet die nächste Bibelerzähler-Ausbildung mit der Bibelerzählnacht in der Dreifaltigkeitskirche. Die Erzähler präsentieren Geschichten aus der Heiligen Schrift, so wie sie auch urkirchlich mündlich weitergegeben wurden. Beginn ist um 20 Uhr, der Eintritt ist frei.

Angebote für Familien

Bestwig. Vom 30. November bis zum 2. Dezember leitet Schwester Franziska Lennartz den Kurs „Weihnachten entgegengehen“. An dem besinnlichen Wochenende zum zweiten Advent will sie mit Familien dem Sinn der Weihnachtsbotschaft näherkommen. Weitere Informationen zum Kursangebot: Telefon: 02904 808-0 E-Mail: reservierung@smmp.de www.smmp.de/angebote


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