AussenSpiegel Februar 2011

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AussenSpiegel

Februar 2011

AussenSpiegel Schutzgebühr 3,50 EUR

Aktiv im Aussendienst

Berufliche Mobilität

Vom Privileg zur Belastungsprobe?

Mobilität

Ständig auf Achse

» Seite 4

Gesundheitsreform

Kassen gerettet – Außendienst arbeitslos?

» Seite 6

Alles was Recht ist

Weniger Steuern auf Dienstwagen

» Seite 12


Ticker

Wir machen „Gute Arbeit‘‘ Unter diesem Motto hat die IG BCE im Januar eine arbeitspolitische Offensive gestartet. Die Kampagne thematisiert die aktuellen Herausforderungen der Arbeitswelt. Dabei geht es um wachsenden Arbeits- und Wir machen Leistungsdruck, die Entgrenzung von Gute Arbeit Arbeit und Leben sowie wachsende Unsicherheit bei den Beschäftigten durch die Liberalisierung der Arbeitswelt. Die Kampagne stellt die Sicht der Beschäftigten in den Fokus und vermittelt: „Die IG BCE setzt sich für Sie ein!“ Mit einem eigenen Blog lädt die IG BCE alle Interessierten, die den Gestaltungsanspruch der IG BCE für eine humane und demokratische Arbeitswelt teilen, zum Mitmachen ein. Natürlich finden sich dort auch Informationen rund um die Kampagne und ihre Themen sowie ein breites Spektrum an Materialien für Aktionen in den Betrieben und vor Ort. Weitere Informationen gibt es unter: www.gute-arbeit.igbce.de

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2011 – Internationales Jahr der Chemie Das Motto dieses Aktionsjahres lautet: „Chemie – unser Leben, unsere Zukunft“. Die deutsche Auftaktveranstaltung ist Anfang Februar 2011, im Berliner Radialsystem. Schülerwettbewerbe und Diskussionsrunden über die naturwissenschaftliche Ausbildung und Beiträge der Chemie für die Energieversorgung der Zukunft stehen auf dem Programm. Weitere zentrale Veranstaltungen in Deutschland werden das Wissenschaftsforum vom 4. bis zum 7. September 2011 im Congress Centrum Bremen und der bundesweite Tag der offenen Tür am 24. September 2011 sein. Daneben wird es vielfältige regionale und lokale Veranstaltungen geben, mit denen derzeit der Eventkalender der Internetseite www.ijc2011.de gefüllt wird. Was sich auf internationaler Ebene abspielt, verrät die Seite www.chemistry2011.org. Der dortige Eventkalender endet mit der Schlussveranstaltung zum Internationalen Jahr der Chemie am 1. Dezember 2011 in Brüssel.

Die Forderungsempfehlung des IG BCE-Hauptvorstands ist Grundlage für die jetzt beginnenden Diskussionen in den 1.900 Chemiebetrieben. Die Verhandlungen starten am 16. Februar im Tarifbezirk Nordrhein. Die Chemietarifverträge gelten für rund 550.000 Beschäftigte, die Laufzeiten enden regional unterschiedlich. In den Tarifbezirken Nordrhein, Rheinland-Pfalz und Hessen gelten die Verträge bis zum 28. Februar, in Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen/Bremen, Schleswig-Holstein/Hamburg und Berlin bis zum 31. März, im Saarland und in Nordost bis zum 30. April.

Konsequenzen aus dem Leiharbeitsurteil Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat im Dezember 2010 die Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit und Personalserviceagenturen (CGZP) für tarifunfähig erklärt. Damit sind die von der CGZP abgeschlossenen Tarifverträge unwirksam und das BAG hat endlich Klarheit geschaffen und im Sinne der jahrelangen Rechtsauffassung der IG BCE und der betroffenen Beschäftigten entschieden. Das Urteil hat weitreichende Konsequenz für rund 200.000 betroffene Leihbeschäftigte: Die Beschäftigten haben rückwirkend einen Anspruch auf Equal Pay, also gleiche Bezahlung wie Beschäftigte des Entleihbetriebes. Das heißt, sie können vom Verleiher den Differenzbetrag zwischen der unwirksamen Tarifvergütung und dem Arbeitsentgelt vergleichbarer Arbeitnehmer im Entleihunternehmen fordern und gegebenenfalls einklagen. Leihbeschäftigte können von dem Entleihbetrieb Auskunft über die wesentlichen Arbeitsbedingungen eines vergleichbaren Beschäftigten verlangen. Die IG BCE informiert ihre Mitglieder im Internet und bietet Musterschreiben zur Geltendmachung der Ansprüche an. Darüber hinaus haben alle IG BCE-Mitglieder bei Rechtsstreitigkeiten einen Anspruch auf Unterstützung.

Technologietrends und Innovationen: Chemische Industrie

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Chemietarifrunde 2011 – 7 Prozent mehr

Der Ende 2010 erschienene Technologiereport gibt Auskunft über aktuelle Trends und neue Entwicklungen in der Chemischen Industrie. Deutschland verfügt hier über ein imposantes und breit aufgestelltes Innovationspotenzial. Doch dem Chemieraum Mitteleuropa droht zugleich ein massiver „Innovationsstau“, mit gefährlichen Lücken in den sogenannten Wertschöpfungsketten. Unter anderem auf dieses Spannungsverhältnis weist der Technologiereport zur Chemieindustrie hin. Darüber hinaus gibt es Informationen zur Elektromobilität, zu Nano- und Gentechnologie. Außerdem geht der Report der Frage nach: Warum Basischemie Chemische Industrie wichtig ist. Weitere Informationen gibt es auf der website der IG BCE unter: www.igbce.de/portal/site/igbce/ technologietrends Informationen zur

Industriepolitik

Der Hauptvorstand der IG BCE hat Leitplanken für die Chemietarifrunde 2011 gesetzt und die Forderungsempfehlung beschlossen. Danach sollen die Entgelte um 7 Prozent steigen, bei einer Laufzeit des neuen Tarifvertrags von 12 Monaten. IG BCE-Vorsitzender Michael Vassiliadis: „Die gesamtwirtschaftliche Lage ist gut, die Chemie steht noch besser da. Auch die Prognosen sind erfreulich. Deutschland hat das Krisental schneller als andere Länder durchschritten, der Aufschwung ist da. Zu dieser positiven Entwicklung haben die Beschäftigten einen erheblichen Beitrag geleistet. Das muss sich jetzt auch in den Portemonnaies wiederfinden.“

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AussenSpiegel

Technologietrends und Innovationen

■ Die Kraft der Chemieparks

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■ Wertschöpfungsketten und Rohstoffnetze ■ Innovationsfaktor Katalyse

■ Warum die Basis-Chemie wichtig bleibt ■ Leuchtturmprojekt Elektromobilität ■ Organische Dioden und Solarzellen ■ Technologie-Cluster im Kommen

■ Nachhaltiger Umgang mit der Natur ■ Innovationsquelle Nanotechnik ■ Zukunftsfeld Gentechnik


Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser, Brisant sind die Rückmeldungen, die wir derzeit aus den Betrieben der Pharmabranche bekommen. Offensichtlich führen die politischen Veränderungen im Rahmen der Gesundheitsreform dazu, dass es zu einem Abbau von Stellen im Pharmaaußendienst kommt. Beunruhigende Nachrichten, an denen wir dran bleiben. Und die wiederum einmal deutNeu hinzugekommen ist die Rubrik Pro lich machen, dass es wichtig ist einen und Kontra, die wir in den kommenden starken Partner an seiner Seite zu haben Ausgaben gern mit kontroversen Mei- – auch und gerade im Außendienst. nungen füllen und damit auch eine Anregung für die betriebliche Diskussion Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und vor Ort bieten wollen. Wir starten mit freuen uns über Reaktionen. dem Thema betriebliche Fortbildung und haben dafür zwei „Bildungsprofis“ gewinnen können. Vielleicht gibt es dazu Anregungen aus der Leserschaft. der eine oder die andere wird sich möglicherweise verwundert die Augen gerieben haben. Aber keine Sorge, es ist nach wie vor der AussenSpiegel, den Sie/Ihr in den Händen haltet. Unsere Inhalte sind wie immer aktuell und spannend; unser Outfit ist neu, modernisiert und unserem IG BCE-Design angepasst.

Inhalt Titelthema

4-5

Ständig auf Achse – berufliche Mobilität

Politik

6-7

Peter Stolte – Außendienstler, der Grenzen überschreitet

Alles was Recht ist

12-13

Privatnutzung des Dienstwagens und vieles mehr.

8

Finanzierungsreform der gesetzlichen Krankenversicherung

Portrait

10-11

Pro und Kontra: Fortbildung und Schulung

Kassen gerettet – Pharmareferent(inn)en arbeitslos?

Politik

Meinung

Berufsportrait

14

Thomas Majer – Außendienstler in der Dentalbranche

9 Service

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„Arbeitsplatz Außendienst“, Termine, Kontakte

Februar 2011

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Titelthema

Ständig auf Achse – Berufliche Mobilität Interview mit Sebastian Brandl

„Was die Arbeit von Betriebsräten betrifft, so ist es an der Zeit, dass sie die Alt- und Neumobilen besser in den Blick nehmen.“ Sebastian Brandl

AussenSpiegel: Jetzt liegen die Ergebnisse des von der Hans-Böckler-Stiftung unterstützten Forschungsprojektes „Betriebliche Mobilitätsregime“ in Buchform vor*. Die Autoren sprechen von einem tiefgreifenden Strukturwandel der Arbeit. Wie muss man sich das vorstellen?

Dr. Sebastian Brandl

Bis Ende des Jahres 2010 war Dr. Sebastian Brandl in der Abteilung Forschungsförderung bei der Hans-Böckler-Stiftung beschäftigt. Inzwischen ist er an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit beschäftigt.

ne abgearbeitet werden. Die Dauer der Dienstreisen ist insgesamt kürzer geworden – es wird versucht, bei den Reisekosten zu sparen. Der Außendienstler muss zwar nicht im Polo zum Kunden fahren, aber geflogen wird inzwischen vielfach in der Economy Class und übernachtet in aufgrund der zeitlichen und räumlichen Hotels ohne großen Komfort. Vielleicht Abwesenheit noch weniger Chancen, Dr. Sebastian Brandl: Die Gruppe der ändert sich jetzt nach der Krise etwas. Karriere zu machen. Menschen, die beruflich unterwegs ist, Denn wer unterwegs E-Mails bearbeiten ist größer geworden – und und Berichte schreiben Arbeitsnomaden bleibt wenig Zeit für Faheterogener. Auf allen muss, braucht akzeptable milie, Freunde und regelmäßige Teilnahme Papierloses Büro, Hierarchiestufen und in Licht- und Sitzverhältnis- an Sport- und Kulturveranstaltungen. StuBerufen, die nie mobil wase. Dienstreisen galten dien zufolge haben sie ein höheres BurnVideokonferenzen, ren, wird von unterwegs früher als Privileg. Inter- Out-Risiko als ihre sesshaften Kolleginnen Fernwartung könnten gearbeitet. Laborkräfte essant ist, so die Autoren und Kollegen. Ist das nicht ein Fall für Beso manche Dienstreise fahren zu Kunden, um der Studie, dass die Be- triebsräte? den Vertrieb zu unterstütschäftigten dies weiterüberflüssig machen. zen, Facharbeiter werden hin so wahrnehmen. Sie Ein Ergebnis des Forschungsprojektes vom Arbeitgeber ins Ausversuchen sogar, dem ist, dass vielen Belegschaften die sozialen land geschickt, um Anlagen in Betrieb gerecht zu werden und reisen möglichst Kosten mobiler Arbeit nicht ausreichend zu nehmen oder aber von einem Ange- effektiv und effizient. klar sind. Was die Arbeit von Betriebsstellten wird permanente Erreichbarkeit räten betrifft, so ist es an der Zeit, dass erwartet. Inzwischen ist jeder fünfte BeFür viele junge Menschen hat Mobilität sie die Alt- und Neumobilen besser in schäftigte in Deutschland gelegentlich einen Reiz und wird als Chance gesehen, den Blick nehmen. Sie sollten die mobioder häufiger beruflich unterwegs. Mo- aufzusteigen. Wie realistisch ist das? len Kolleginnen und Kollegen befragen: bilitätskompetenz wird zur allgemeinen Was wird als belastend erlebt, wo muss Leistungsanforderung. Hermann Kotthoff (2008) hat in seiner für Abhilfe gesorgt werden? Stimmen Follow-up-Studie zu Hochqualifizierten die Rahmenbedingungen noch? Gibt es Ein Vorteil des Reisens ist, dass man an- beschrieben, dass neben dem hohen Ar- die Möglichkeit, Überstunden abzubumdere Standorte kennenlernt und bei den beitsengagement und der persönlichen meln oder nach einer längeren Reise die Kundenbesuchen viel lernen kann. Wo se- Verfügbarkeit die Nähe zum direkten elf Stunden Ruhezeit einzuhalten, bevor hen Sie die Probleme der verstärkten beruf- Vorgesetzten und zum oberen Manage- es wieder in das Büro geht? Außerdem lichen Mobilität? ment bedeutsam ist. Berufliche Mobili- sollten Alt- und Neumobile verstärkt in tätsbereitschaft führt folglich nicht au- die Betriebsratsarbeit eingebunden werWer täglich unterwegs ist und dicht tomatisch zum Karrieresprung. Es gibt den. Mobiles Arbeiten ist kein Randphägelegte Termine hat, spürt die steigende auch hier eine „gläserne Decke“. Und, wo nomen mehr. Die Hans-Böckler-Stiftung Belastung. Viele Unternehmen drängen Mobilität zur normalen Anforderung wird sich mit dem Thema der beruflichen zudem auf eine Verdichtung der mobi- wird, verliert sie ihren besonderen Sta- Mobilität auch weiterhin beschäftigen. len Arbeit. Es müssen weitere Strecken tus. Wer aus familiären Gründen als Mozurückgelegt und zugleich mehr Termi- biler noch die Arbeitszeit reduziert, hat Das Interview führte Renate Giesler

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Mobile Arbeit ist individualisierte Arbeit

*Buchtipp Kesselring, Sven / Vogl, Gerlinde

Betriebliche Mobilitätsregime Einst waren Dienstreisen ein Privileg von Führungskräften und eine Domäne der Vertriebsmitarbeiter – inzwischen ist gut jeder fünfte Angestellte und Arbeiter beruflich unterwegs. Die mobilen Beschäftigten leiden zunehmend unter Zeitmangel und Stress. Rechnungsprüfer halten sich wochenwei- Arbeit nutzen. Zugleich büßen Dienstreise in anderen Unternehmen auf, IT-Ex- sen an Komfort ein. Nach dem Konjunkperten schauen regelmäßig beim Kunden tureinbruch kündigten etliche Firmen vorbei, PR-Berater stellen ihre Konzepte eine Senkung der Reiseetats an, ohne das mal in Nord-, mal Süddeutschland vor: Reisevolumen einzuschränken. DienstInsgesamt werden in Deutschland jähr- reisen werden wegen der günstigen lich etwa 166 Millionen Geschäftsreisen Flugkosten aufs Wochenende gelegt oder unternommen. Jeder fünfte Beschäftigte das Unternehmen bucht zeitraubende ist inzwischen gelegentlich oder häufig Umwege. Beschäftigte müssen statt in beruflich unterwegs – und die Quote der Innenstadt in einem schmucklosen der mobilen Beschäftigten wird sich in Hotel im Industriegebiet übernachten den kommenden Jahren noch weiter er- oder noch am selben Tag nach Hause höhen, prognostizieren Sven Kesselring fahren. Ein Techniker erklärt: „Wenn ich und Gerlinde Vogl von der TU München.* mehrere Tage unterwegs bin und man Weil zunehmend größere Teile der Be- dazwischen ein bisschen Luft hat, dann legschaften reisen, bekommt das Thema macht es noch Spaß. Aber wenn die Ter„Mobile Arbeit“ eine immer wichtigere mine so dicht sind, dass ich in zwei Tagen Rolle für Betriebsräte und den betrieb­ möglichst drei Standorte besuchen kann, lichen Gesundheitsschutz. „Ein tief grei- dann ist es nur Stress.“ fender Strukturwandel der Arbeit“ habe sich vollzogen, schreiben die Wissen- Die Forscher beobachten eine „massive schaftler. Die Wertschöpfungsketten der Selbstrationalisierung der Beschäftigten“. Produkte und Dienstleistungen wurden Vielen Belegschaften seien die sozialen in den vergangenen Jahrzehnten auf Kosten mobiler Arbeit nicht ausreichend entfernte Standorte verteilt – und um klar, sagen die Studienautoren. Um mehr die räumlich verstreuten Tätigkeiten Aufmerksamkeit für diese Probleme zu zu organisieren, müssen mehr Beschäf- schaffen, regen sie Bildungsangebote an. Zudem solle sich der betriebliche Gesundheitsschutz verstärkt der Regulierung widmen. Die Frage, wie jemand reist, ist in den Unternehmen nach wie vor eine Frage von sozialem Status; gesundheitliche Erfordernisse spielen hingegen so gut wie keine Rolle. Die Wissenschaftler schlagen vor, die mobilen Kollegen verstärkt in die Betigte reisen. Die Unternehmen drängen triebsratsarbeit einzubeziehen. „Mobile zusätzlich auf eine Verdichtung der mo- Arbeit ist individualisierte Arbeit“, so die bilen Arbeit, berichten Kesselring und Studie, diese Vereinzelung sollte aufgeVogl. Die Beschäftigten sollen unterwegs brochen werden. Es sei nötig, auch die so effizient arbeiten wie am Unterneh- Gestaltungs- und Verhandlungsmacht menssitz. Um das einhalten zu können, derer zu stärken, die nicht ständig am Firmüssen Beschäftigte den Aufenthalt in mensitz tätig sind. Denn längst ist mobider Bahnhofshalle oder am Flughafen zur les Arbeiten kein Randphänomen mehr.

Die sozialen Kosten mobiler Arbeit. Reihe: Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung, Bd. 117.

Berlin: edition sigma 2010 ISBN: 978-3-8360-8717-9 211 Seiten

„Sei mobil!“ – so lautet der neue Imperativ der entgrenzten und flexibilisierten Arbeitsregime. Dienstreisen und Auslandsaufenthalte sind nicht mehr Privilegien der Führungseliten. In den Alltag von immer mehr Beschäftigten – auf allen Hierarchiestufen und in Jobs, die nie mobil waren – zieht Hypermobilität ein. Mobilitätskompetenz wird zur allgemeinen Leistungsanforderung; die neuen Belastungen sozial nachhaltig zu meistern wird zur Gestaltungsaufgabe. Um kompetent zu agieren und eine sozial verträgliche Balance von Arbeit und Leben zu halten, brauchen mobile Mitarbeiter aber gute Rahmenbedingungen. In der arbeitswissenschaftlichen Debatte taucht die räumliche Mobilisierung der Arbeitswelt freilich bisher kaum auf. Die Diskussion um mobile Arbeit vergisst, dass Märkte nur erschlossen werden können, wenn die geografischen Räume mit Autos, Zügen und Flugzeugen auch wirklich bereist werden. Kesselring und Vogl analysieren in diesem Band erstmals die Auswirkungen betrieblicher Mobilitätsregime. Sie identifizieren die sozialen, gesundheitlichen und betrieblich-organisatorischen Kosten räumlicher Mobilität für die Beschäftigten und diskutieren Gestaltungsansätze für betriebliche Akteure.

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Politik

Kassen gerettet – Pharmareferent(inn)en arbeitslos? Interview mit Manfred Lock

AussenSpiegel: Künftig sollen Krankenkassen weniger für Medikamente ausgeben. Das ist ein erklärtes Ziel von Gesundheitsminister Rösler. Welche Auswirkungen hat das für Pharmareferentinnen und Pharma­ berater? Manfred Lock: Die Zeiten sind – gelinde gesagt – nicht rosig. Man könnte den Verdacht haben, dass die Politik die Vertriebsstrukturen in dieser Branche in Kürze – bis auf wenige Ausnahmen – ganz überflüssig machen will. Ärzte sollen im Zuge der Gesundheitsreform ihren Patienten möglichst preiswerte Wirkstoffe und nur wenige spezielle innovative Medikamente verschreiben. Das bedeutet, die meisten Pharmaunternehmen werden sich von einem Großteil ihres Außendienstes trennen, beziehungsweise trennen müssen. Ganz klar, die Leidtragenden der Gesundheitsreform sind die Kolleginnen und Kollegen im Vertrieb – und wir als Betriebsräte haben das mit auszubaden. 120.000 Beschäftigte arbeiten noch in der deutschen Pharmaindustrie. Für das Jahr 2011 ermittelte der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) jedoch eine getrübte Stimmung hinsichtlich der wirtschaftlichen Erwartungen. Die Zahl der Außendienstler in der Branche wird sich deutlich reduzieren. Waren es 1989 noch circa 20.000 Pharmareferentinnen und –referenten, so arbeiten 1999 rund 17.000 Männer und Frauen in diesem Beruf. Nach Schätzungen waren im Jahr 2010 in Deutschland noch 12.000 Beraterinnen und Referenten im Auftrag der Arzneimittelbranche unterwegs. Arbeitgeber sind gut 200 Pharmaunternehmen.

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AussenSpiegel

Können Sie das bitte konkretisieren? Das Image der Branche ist alles andere als gut, sie ist zum Buhmann der Nation geworden. Das geht an den Referent(inn)en und Berater/-innen nicht spurlos vorüber. Da fehlt jede Wertschätzung für den Beruf – und das gesamte wirtschaftliche Umfeld. Die Medien kritisieren, dass die Pharmaindustrie in Deutschland besonders hohe Preise durchsetzt, wir werden in Talkshows als Abzocker vorgeführt, aber dass Deutschland auch in anderen Bereichen ein Hochpreisland ist, zum Beispiel bei Autos, wird verschwiegen. Konkret auf die aktuelle Situation 2011 bezogen gibt es für Betriebsräte viel zu tun. Zum einen den erhöhten Beratungsbedarf, zum anderen nenne ich nur das Stichwort Interessensausgleichs- und Sozialplanverhandlungen. Haben Sie Zahlen, in welcher Höhe Arbeitsplätze in der Pharmabranche auf dem Spiel stehen?

Manfred Lock

Manfred Lock ist Vorsitzender des Betriebsrats der Takeda Pharma GmbH

Natürlich werden die Unternehmen weiterhin versuchen, das Feld zu beackern und wollen, dass ihre Botschaften gut vermittelt werden. Auch die Ärzteschaft wird zukünftig interessiert sein, kompetente Ansprechpartner/-innen in diesem Bereich zu haben. Zahlenmäßig jedoch werden insgesamt weniger Referent(inn)en und Berater/-innen gebraucht. Wo sehen Sie Bedarf, wo gibt es Nischen?

Die Pharmaunternehmen, die forExakte Zahlen habe ich keine. Fakt ist schend tätig sind, werden auf den Auaber, dass die Pharmafirmen bereits in ßendienst nicht verzichten können. den letzten Jahren Personal reduziert Allerdings werden das wohl eher Spezihaben – vor allem im Außendienst. Ich alaußendienste sein, und kleinere Strukerinnere nur an die Schlagzeilen in den turen beinhalten, mit PharmareferentinMedien, die für Unruhe sorgten: “Gene- nen und -referenten für ganz spezielle rikafirmen kappen Vertrieb“, titelte das Aufgaben. Zum Beispiel für die für DiabeHandelsblatt, eine andere Zeitung mel- tologie/Onkologie; möglicherweise auch dete: „Sandoz/Hexal: Kompletter Außen- im Bereich freiverkäuflicher Arzneimittel dienst entlassen“. Über den Trend zur (OTC). Die Strukturen werden zahlreicher Leiharbeit hatte der AussenSpiegel bereits aber auch kleiner. Unter dem Strich werin der letzten Ausgabe berichtet. den das aber weniger Arbeitsplätze im Vertrieb sein als bislang. Sind die Pharmareferent(inn)en ein Auslaufmodell? Oder anders gefragt: Wozu Wie erleben Sie als Betriebsrat die Situabrauchen wir noch Pharmareferent(inn)en tion vor Ort? und Berater/-innen, wenn die Krankenkassen Rabattverträge abschließen, die KranAktuell gibt es in unserem Unternehkenhäuser sich zu Einkaufsgenossenschaf- men noch keine Entlassungswelle. Aber ten zusammenschließen – und die Ärzte ja allgemein beobachte ich (nicht nur in letztlich keine Entscheider mehr sind? unserem Unternehmen), dass die Kolleginnen und Kollegen verunsichert


sind. Hoch qualifizierte und erfahrene bestimmt nicht. Vielfach sind von den Mitarbeiter/-innen haben Angst, dass Ängsten und Sorgen auch deren Familisie eine Kündigung bekommen. Es quä- en mit betroffen. Hinzu kommt, dass die len sie Existenzsorgen, einige sind in Unternehmen den Ball flach halten und der Ohnmacht gefangen, hinzu kommt, nicht rechtzeitig und ausreichend über dass viele Außendienstler/-innen Ein- die Zukunftsperspektiven und Personalzelkämpfer sind. Für all die, die sich vor planungen informieren. Jahren als Akademiker bewusst für den Pharmaaußendienst entschieden haben, Was tun Sie, um die Kolleginnen und Kolist die aktuelle Entwicklung schon bit- legen zu unterstützen? ter. Wo soll ein promovierter Biologe, der zehn Jahre Ärzte besucht hat, heute noch Es gibt seit einiger Zeit ein Pharmanetzeine qualifizierte neue Stelle finden? In werk. Wir Betriebsräte der Pharmabrander IT-Branche oder im Verlagswesen che haben uns zu einer Arbeitsgemein-

„Wir müssen Strategien mit den Betriebsräten entwickeln, Außendienstler qualifizieren und das Image der Pharmareferent(inn)en verbessern.“ Oliver Hecker

schaft zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Strategie zu entwickeln. Wir sind in Kontakt mit der IG BCE. Konkret können wir jetzt schon etwas tun, wenn Kollegen arbeitslos werden. Wir starten Anfragen in den anderen Unternehmen, ob es dort freie Stellen gibt und versuchen zu vermitteln.

Das Interview führte Renate Giesler

Oliver Hecker

IG BCE Gewerkschaftssekretär, betreut Pharmabetriebsräte in Freiburg und Umgebung.

Auswirkungen der Gesundheitsreform auf den Außendienst Bald wird es an vielen Stellen für die Ärzte keine Berater in pharmakologischen Fragen mehr geben. Es ist noch nicht abzusehen, was das für die Qualität der Medikation durch die Ärzte – und damit auch für die Patienten – bedeutet. Oftmals sind gerade Pharmareferenten und Pharmaberaterinnen die geheimen Helfer des Arztes. In der Öffentlichkeit und in der politischen Debatte spielt diese Funktion nur selten eine Rolle. Der Arzt wählt weiterhin den Wirkstoff aus und der ebenfalls qualifizierte Apotheker kennt oftmals nicht alle Rahmenbedingungen einer Verschreibung und kann deshalb sein Wissen über Wirkweise, Nebenwirkungen und Zusammenwirken mit anderen Medikamenten nicht bewerten. Diese Entwicklung ist sehr problematisch. Der Personalabbau ist in vollem Gange. Wir beobachten die Schließung von Linien in fast allen Unternehmen der Pharmaindustrie. Die Zeitpunkte verschieben sich allerdings je nach Produktpipeline und Spezialisierungsgrad. Fatal ist, dass die Informationen an die Belegschaften zu spät – fast immer ganz plötzlich – erfolgen. Den Mitarbeitenden bleibt kaum Zeit, sich weiterzuspezialisieren und sich auf dem Arbeitsmarkt umzusehen. Für die Unternehmen hat dies den Vorteil, dass die Außendienstler/innen möglichst lange motiviert arbeiten können und sich nicht auf andere Dinge konzentrieren. Es gilt zu erkennen, dass die Kolleginnen und

Kollegen, die bisher nur als klassische Pharmareferent(inn)en tätig waren, zur Fort- und Weiterbildung in den Spezialaußendienst zu motivieren. Ansonsten sieht ihre Zukunft düster aus, wir benötigen die Plätze im OTC-Bereich und in den wenigen klassischen Außendienstlinien. Dies ist auch eine Herausforderung für uns als Gewerkschaft. Wir müssen Angebote machen und mit den Betriebsräten Strategien entwickeln, um Arbeitslosigkeit zu verhindern – und nicht nur die Höhe der Abfindungen verhandeln. Zugleich müssen wir die Arbeitsbedingungen für die verbleibenden Außendienstler sichern. Über PerformanceManagement-Systeme wurde an vielen Stellen Mitarbeiterentwicklung versprochen und Selektion gelebt. Hier wird aktuell massiv über Aufhebungsverträge und Leistungsdruck ausgesiebt. Das dürfen wir in der Fläche nicht zulassen. Es gilt mit den Betriebsräten Erfahrungen auszutauschen und einheitliche Leitplanken in der Branche zu diskutieren. Dies geschieht auf Eigeninitiative der Betriebsräte schon an vielen Stellen, jedoch müssen wir dies zu einer strategischen und politischen Diskussion weiterentwickeln. Ich kann nur an alle Betriebsräte appellieren, mit uns als IG BCE zusammenzuarbeiten, und proaktiv zu handeln. Gleichzeitig gilt es den Pharmareferenten als den darzustellen, der er ist. Ein Berater der Ärzte und wichtiger Teil des Gesundheitssystems.

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Politik

Finanzierungsreform der gesetzlichen Krankenversicherung Von Eckehard Linnemann

Bislang vermutete der Schätzerkreis des Bundesversicherungsamtes, dass dem Gesundheitsfonds 2011 für die gesetzlichen Krankenkassen 9 Milliarden Euro fehlen würden. Die Bundesregierung will das erwartete Defizit insbesondere durch eine Mehrbelastung der Versicherten schließen. So sollen 6 Milliarden Euro durch eine Erhöhung des Beitragssatzes ab 01.01.2011 von 14,9 auf 15,5 Prozentpunkte zusammenkommen. Die übrigen 5 Milliarden Euro sollen durch viele kleine Beiträge unterschiedlicher Gruppen im Gesundheitswesen erbracht werden. Davon wird aber allein die Pharmaindustrie mehr als 2 Milliarden Euro zu schultern haben. Pharmaindustrie und Versicherte tragen die Lasten der Reform fast allein.

“Gesundheitsreformen eignen sich nicht für ideologische Spielchen und sollten von den großen Volksparteien gemeinsam getragen werden.“ Eckehard Linnemann IG BCE, Leiter der Abteilung Sozialpolitik geben. Geschehen soll dies über Zusatzbeiträge, die die Versicherten allein zu zahlen haben. Immer dann, wenn eine Krankenkasse mit den Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds nicht mehr auskommt, wird sie gezwungen sein, solche Zusatzbeiträge zu nehmen. Experten gehen davon aus, dass spätestens 2013/2014 alle Krankenkassen von den Versicherten monatliche Zusatzbeiträge in Höhe von 10 bis 16 Euro erheben werden.

Aus Sicht der IG BCE ist die Reform einseitig und sozial ungerecht. Mit der Bei- Die IG BCE lehnt Zusatzbeiträge generell tragserhöhung bleibt die Mehrbelastung ab. Sie sind ein Fremdkörper außerhalb der Mitglieder der gesetzlichen Kranken- der solidarischen Finanzierung und letztversicherung durch den Arbeitnehmer- lich der Einstieg in die Kopfpauschale. sonderbeitrag in Höhe von 0,9 Prozentpunkten erhalten. Der Arbeitgeberbeitrag Auch das Einfrieren des Arbeitgeberzur gesetzlichen Krankenversicherung beitrages lehnt die IG BCE ab. Es ist zu soll nach 2011 bei 7,3 Prozentpunkten befürchten, dass die Verantwortung der eingefroren werden. Damit tragen die Arbeitgeber für die Entwicklung gesunVersicherten zukünftig allein alle Mehr- der Arbeitsbedingungen nachlässt und kosten des Gesundheitswesens, die sich sie sich Schritt für Schritt aus der Veraus der alternden Gesellschaft und dem antwortung für das Gesundheitswesen medizinisch-technischen Fortschritt er- zurückziehen.

Was bringt die Reform den Kassen? Das vom Schätzerkreis angenommene Defizit der Kassen wird es 2011 und vermutlich auch 2012 nicht geben. Im Gegenteil: Es ist damit zu rechnen, dass der Gesundheitsfonds 2011 über einen Überschuss von mehr als 6,3 Mrd. Euro verfügen kann. Die Beitragssatzerhöhung wäre also gar nicht notwendig gewesen. Die Bundesregierung will den Überschuss zum Aufbau einer Liquiditätsreserve im Gesundheitsfonds nutzen. Die Kassen sollen das zusätzliche Geld nicht erhalten. Die Finanzierungsreform nützt im Ergebnis niemandem. Mit

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AussenSpiegel

Der Wechsel in die private Krankenversicherung soll erleichtert werden. Bereits bei einmaligem Überschreiten der Versicherungspflichtgrenze (49.950 Euro im Jahr 2010) können sich Versicherte so aus der Solidargemeinschaft verabschieden. Bundesgesundheitsminister Rösler wird seinen öffentlichen Ankündigungen nicht gerecht, alle Beteiligten im Gesundheitswesen zur Deckung der Finanzierungslücke heranzuziehen. Die einseitige Belastung der Pharmaindustrie ist unangemessen und steht in keinem Verhältnis zu den Aussagen des Ministers. Andere Leitungserbringer hingegen, wie z.B. die Apotheker, leisten kaum einen Beitrag. Die Erhöhung des Herstellerrabatts für Arzneimittel von 6 auf 16 Prozent und das Preismoratorium vom 01.08.2009 bis Ende 2013 sind willkürliche und unangemessene Eingriffe in einer sozialen Marktwirtschaft.

den insbesondere von den Versicherten mehr zu leistenden Beiträgen wird die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds aufgebaut, aus der bei später notwendig werdenden Zusatzbeiträgen der Sozialausgleich finanziert wird. Der ursprünglich angekündigte Sozialausgleich aus Steuermitteln kann zunächst entfallen, der Staat spart für die Folgen der Krise. Die IG BCE ist angesichts dieser vermurksten Reform der Ansicht, das überschüssige Geld den Kassen zu geben, um ihre finanzielle Autonomie zu stärken und ihnen mehr Geld für Investitionen in Präventionsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen. Das käme allen zugute.


Portrait

Peter Stolte – Aussendienstler, der Grenzen überschreitet Von Renate Giesler

Peter Stolte ist fünf Tage in der Woche auf Achse. Er betreut Kunden in Deutschland, Österreich und Norditalien. Der Firmen­ standort befindet sich in Köln, der Wohnsitz im Schwäbischen. Im Schnitt ist der gelernte Kfz-Lackierermeister und Absolvent einer Abendschule 80.000 Kilometer im Jahr mit dem Auto unterwegs. Sein Thema ist Anwendungstechnik, Spezialgebiet Fertighaus und Hobelwerke. „Mein Job ist, herauszufinden woran es liegt, wenn die Farben von AkzoNobel nicht auf den Maschinen der Kunden laufen“, sagt er. Manchmal liege es an den Lackieranlage, mitunter gibt es Produktfehler. Entdeckt er auf der Lackschicht Fischaugen oder Blasen, dann muss nachgebessert werden. Stets gilt es, möglichst schnell den Fehler zu finden. Denn die Kunden wollen ohne großen Zeitverlust weiterarbeiten. Es ist eine Arbeit, die höchste Konzentration erfordert und stressig sein kann. Als Betriebsrat – ohne Freistellung – und IG BCE-Mitglied kennt Kollege Stolte das Thema Stress noch von einer anderen Seite. Von 1995 bis 2009 arbeitete er in Hannover. Das Unternehmen beschloss, den Standort aufzugeben. Keine gute Nachricht für die Belegschaft – und für den Betriebsrat. 270 Mitarbeitende mussten gehen. Es wurde ein Sozialplan erarbeitet, ein Teil konnte in Altersteilzeit gehen, für andere wurde es hart. „Ich habe davon profitiert, dass ich Betriebsrat war“, betont Peter Stolte. Der 54-Jährige hat sich bei der BR-Wahl 2010 wieder aufstellen lassen, auch damit die Interessen der Außendienstler besser im Gremium vertreten werden. Er wurde wieder gewählt – und nahm im Oktober teil an einer Fortbildung der IG BCE. „Wir haben viel gelernt in dem Seminar ‚Betriebsratsarbeit für Außendienstler‘ in Bad Münder“, sagt Peter Stolte. Bärbel Börke-Schwerzel habe gute Anregungen geliefert, vor allem wie

Konflikte um Arbeitszeiten und Mehrbelastung konstruktiv und kreativ gelöst werden können. Wie in vielen anderen Unternehmen sind auch bei AkzoNobel die Regionen, für die ein Kollege zuständig ist, größer und internationaler geworden. Zugleich wurde Personal abgebaut. „Der Außendienst besteht heute nur noch aus 21 Männern und einer Frau – und die kümmert sich um die Kunden in Osteuropa, China und Japan. Früher waren es 48 Leute.“ Nicht ohne Stolz betont Peter Stolte, dass „ohne uns die Aufträge fehlen und folglich der Umsatz einbrechen würde“. Er selbst, so sagt er, verkörpere eher den kommunikativen Rheinländer als den Typ einsamer Wolf, mit dem oft Außendienstler assoziiert werden. Selbstkritisch fügt er hinzu: „Ich rede gern Klartext und ecke schon mal an.“

Peter Stolte

• 5 Tage pro Woche auf Achse • Burn-Out war gestern • Freitag 17 Uhr: Handy aus

Fragt man ihn, was er zum Ausgleich in der Freizeit macht, dann lacht er und erzählt von seinem Hobby. In einer Scheu- nische Alltag von der Apartheid geprägt ne in dem 1.000 Seelen Ort Kirchardt war. „Das war auch der Grund, warum restauriert er Oldtimer und Wohnwa- ich wieder nach Deutschland zurückgen. „Da kann ich die Fähigkeiten und gegangen bin“, sagt der gewerkschaftKenntnisse, die ich einmal gelernt habe, lich aktive Weltenbummler. „Bis zum gut einsetzen.“ Es gibt noch eine andere Jahr 2000 war ich Workaholic“, bekennt Art von Ausgleich am Wochenende. Der er. Sechs, manchmal sogar sieben Tage Mann, der früher einmal Hunde gezüch- in der Woche war er beruflich aktiv. Als tet hat, läuft mit dem Schäferhund und dann noch im Urlaub das Handy ständig der Berner Sennhündin über Wiesen und klingelte, zeigte seine Frau die rote Karte. Feldwege und genießt die Natur. „Und „Und als ich sie dann noch eines Tages zu auf Trab halten mich auch die beiden Hause anschrie, merkte ich selbst, jetzt Söhne, die begeistert Fußball spielen.“ ist die Grenze überschritten.“ Peter Stolte zog aus, nahm sich ein Appartement und Bewegung kennzeichnet sein bisheriges versuchte mit sich selbst ins Reine zu Leben. Geboren in Detmold, aufgewach- kommen. Es klappte – ebenso die Versöhsen in Rheindalen und im Lipperland hat nung mit Frau und Söhnen. Heute stellt Peter Stolte als Berufstätiger Stationen in er am Freitag um 17 Uhr das Handy aus. den verschiedensten Städten und Ländern „Die Kunden wissen das und akzeptieren gemacht – von Bielefeld über Wuppertal es.“ Auch im Kreis der Interessenvertrebis Johannisburg in Südafrika. Letzteres ter redet Betriebsrat Stolte oft Klartext war noch zu den Zeiten, als Nelson Man- und plädiert für eine saubere Trennung dela im Gefängnis saß und der südafrika- zwischen Beruf und Privatleben.

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Meinung

Fortbildung & Schulung

Pro

Lebensbegleitendes Lernen – unabdingbar für Unternehmen und Beschäftigte! Individuelle Weiterbildung und lebensbegleitendes Lernen sind wichtiger als je zuvor. Sie dient dem Werterhalt des Unternehmens und damit der Standortsicherung ebenso wie dem Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit der Menschen. Nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch der Freizeit sind wir mit stetigen Veränderungen der Arbeits- und Lebensbedingungen konfrontiert: Einsatz neuerer Technologien und Anlagen, veränderte Produktions- und Arbeitsabläufe, andere Formen der Arbeitsorganisationen bis hin zu gewandelten Medien- und Kommunikationsverhalten. Wir sind einem stetigem Wandel unterworfen. Diese Einflüsse führen dazu, dass Beschäftigte sich immer mehr auf dem Laufenden halten und am Ball bleiben müssen, um ihr Einund Fortkommen, ihren Lebensstandard sowie persönliche Erfüllung und Zufriedenheit zu sichern. Stetige Weiterbildung ist ein zentraler Schlüssel hierzu. Gerade im Außendienst sind Beschäftigte oft von den täglichen betrieblichen Veränderungen abgeschnitten, müssen sich mühevoll um die informellen „News“ kümmern. Optimierte Kommunikation ist auch eine Form von Weiterbildung.

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AussenSpiegel

Es geht nicht nur um Technologie- und Produktwissen, der Ausbau von sozialer Kompetenz, Gesprächstechniken, Kundenorientierung und internationaler Kompetenz gewinnen immer mehr an Bedeutung. Weiterbildung muss nicht immer nur in klassischer Lehrgangs- oder Seminarform stattfinden – anwendungsbezogene Weiterbildung im Prozess der Arbeit an lernförderlichen Arbeitsplätzen ist gleichermaßen von Bedeutung. Allerdings müssen auch solche Qualifizierungsmaßnahmen geplant, organisiert und dokumentiert werden. Für jede Form der Weiterbildung muss gelten: Kein Gießkannenprinzip, sondern individuelle Qualifizierungsbedarfsanalyse und Planung von Maßnahmen ist die Herausforderung an die Personalentwicklung. Gut geplante und regelmäßige Mitarbeitergespräche, auf die die Beschäftigten und die Vorgesetzen gleichermaßen vorbereitet werden müssen, sind ein wichtiges Instrument zur Ermittlung der individuellen Qualifizierungsbedarfe. Dem Betriebsrat fällt bei der Förderung der betrieblichen Weiterbildung eine wichtige Rolle zu. Es gilt nicht nur, die umfassenden Gestaltungs- und Mitbestimmungsrechte auszuüben, sondern auch mit der Personalabteilung und den

Frank Czichos

Leiter der Abteilung Berufliche Bildung/Weiterbildung der IG BCE

Führungskräften sinnvolle Qualifizierungsmaßnahmen zu entwickeln. Eine Befragung der Beschäftigten durch den Betriebsrat liefert wichtige Hinweise. Zur Unterstützung der Betriebsratsarbeit stellt die IG BCE-Weiterbildungsberaterinnen und -berater zur Verfügung, die bei Bedarf über uns angefordert werden können. Unser Tipp an die Beschäftigten, wenn im Unternehmen zu wenig Weiterbildung angeboten wird: Wenden Sie sich gleichermaßen an die unmittelbaren Vorgesetzten und an den Betriebsrat. Die guten Argumente für mehr Weiterbildung als Investition in das Unternehmen und in die Beschäftigten überwiegen gegenüber einer reinen Kostenbetrachtung.


Kontra

Lebenslanges Lernen – bitte nicht im Beschallungsformat Bärbel Börke-Schwerzel

Trainerin und Beraterin für Arbeitnehmer-Interessenvertretung

Weiterbildung ist eine gute Sache – im Prinzip. Informieren und die eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln, das ist für die Kolleginnen und Kollegen und das Unternehmen gut. Wir wollen doch alle am Ball bleiben und keine Entwicklungen verschlafen. Lebenslanges Lernen – wunderbar. Dumm nur, dass inzwischen alles Mögliche unter dieses Motto gepackt wird. Fast inflationär geistert der Begriff durch die Arbeitswelt. Nicht nur das, gebüffelt wird auf Anordnung von oben und im Beschallungsformat. Widerspruch unmöglich. Kolleginnen und Kollegen, die im Außendienst tätig sind, berichten von abenteuerlichen Maßnahmen. Zum Beispiel, wenn selbst die, die schon jahrelang erfolgreich den Job machen und alle Produkteinführungen miterlebt haben, wieder lernen sollen, wie sie die Produkte des Unternehmens endlich erfolgreich vermarkten können. In den firmeninternen Schulungen wird dann zum x-ten Mal in Verkaufstaktiken geschult. Ob die Lernenden mit dem Stil des oder der Lehrenden gut klarkommen, wen interessiert das schon.

Solche Schulungen sind kontraproduktiv, Also: Weiter- und Fortbildung ist gut. Aber wenn die Qualität der Produkte zu wün- sie darf nicht zu Stress und Frust bei den schen übrig lässt. Fort- und Weiterbil- Beschäftigten führen. Wer sich weiterbildung hat hier eine Alibifunktion. Da wird den möchte, braucht Zeit und manchmal von der Leitungsebene in Kauf genom- auch Mut, zum Beispiel, um bei den Inmen, dass es zu Qualitätseinbußen und halten ein Wörtchen mitzureden und bei Pannen kommt. Ganz nach dem Motto, gewissen Angeboten auch mal Nein zu der Außendienst wird es schon richten. sagen. Hier können Betriebsrätinnen und Die Referentinnen und Berater müssen Betriebsräte eine wichtige Rolle spielen die Kunden wieder gnädig stimmen. Sie – und sie sollten es auch tun. Schulungssollen das Qualitätsmanko mit geschick- zeit ist Arbeitszeit – sie darf dem Mitarter Verkaufstechnik und rhetorischem beiter keine Nachteile bringen, wenn er Geschick ausbügeln. Als ob das so ein- aufgrund der Schulung seine „Sollzahl“ fach wäre. nicht erfüllt. Auch hier gibt es ein Mitbestimmungsrecht. Der Betriebsrat hat Fakt ist doch, dass die Kunden sich für bei betrieblichen Schulungen MitbestimKonkurrenzprodukte entscheiden, wenn mungsrecht, er kann damit Einfluss nehdort das Preis-Leistungs-Verhältnis besser men, wer geschult wird und wann ein ist – da können noch so viele Schulungs- Mitarbeiter zur Schulung „muss“. GrundModule angeboten werden. Ärgerlich für sätzlich gilt, betriebliche Schulung sind die Kolleginnen und Kollegen ist zudem, nur dann erfolgreich, wenn bei der Kondass sie bei diesen Pflichtveranstaltung zeption auch Fähigkeiten, Fertigkeiten richtig viel Zeit absitzen – und nicht we- und der Wissensstand der Einzelnen benige fressen dabei viel Ärger in sich hin- rücksichtigt worden ist. Hilfreich ist, dass ein. Eine Kollegin berichtete, dass ihr pro der Betriebsrat an einem Bildungsplan Schulungstag acht Kundenbesuche verlo- für den Außendienst mitwirkt und somit ren gehen. Was das heißt, das wissen alle, die frustrierenden Elemente beseitigt. die in diesem Berufsfeld unterwegs sind. Mein Tipp für Betriebsräte: §§ 96, 97 98 Andere müssen abends länger sitzen, um BetrVG studieren und die IG BCE anrufen, noch Analysen und Statistiken zu erstel- wenn es Fragen gibt. len oder Kundenauswertungen zu machen. Das Tagesgeschäft läuft ja weiter.

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Recht

Alles was Recht ist

Privatnutzung des Dienstwagens während lang dauernder Arbeitsunfähigkeit Räumt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer das Recht ein, den überlassenen Dienstwagen privat zu nutzen, stellt dies einen geldwerten Vorteil und Sachbezug dar. Der Arbeitnehmer kann nach § 275 Abs. 1 i.V.m. § 280 Abs. 1 Satz 1, § 283 Satz 1 BGB Nutzungsausfallentschädigung in Höhe der steuerlichen Bewertung der privaten Nutzungsmöglichkeit verlangen, wenn ihm der Arbeitgeber das Fahrzeug vertragswidrig entzieht.

ber 2008 zurück. Die Beklagte überließ dem Kläger erst nach Wiederaufnahme der Arbeit am 18. Dezember 2008 einen Dienstwagen auch zur privaten Nutzung. Der Kläger verlangt Nutzungsausfallentschädigung für die Zeit vom 13. November bis 15. Dezember 2008. Die Vorinstanzen haben die Klage abgewiesen.

Die Revision des Klägers war vor dem Neunten Senat ohne Erfolg. Die Gebrauchsüberlassung eines Pkw zur privaten Nutzung ist zusätzliche Gegenleistung für die geschuldete Arbeitsleistung. Sie ist steuer- und abgabenpflichtiger Teil des geschuldeten Arbeitsentgelts und damit Teil der Arbeitsvergütung. Damit ist sie regelmäßig nur so lange geschuldet, wie der Arbeitgeber überhaupt Der Kläger ist bei der Beklagten als Baulei- Arbeitsentgelt schuldet. Das ist für Zeiter beschäftigt. Die Beklagte stellt ihm ar- ten der Arbeitsunfähigkeit, für die keine beitsvertraglich für seine Tätigkeit einen Entgeltfortzahlungspflicht mehr nach § 3 Pkw „auch zur privaten Nutzung“ zur Ver- Abs. 1 EFZG besteht, nicht der Fall. fügung. In der Zeit vom 3. März 2008 bis einschließlich 14. Dezember 2008 war der § Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 14. Kläger arbeitsunfähig erkrankt. Sein Ent- Dezember 2010 - 9 AZR 631/09 - Vorinsgeltfortzahlungsanspruch endete zum tanz: Landesarbeitsgericht Baden-Würt13. April 2008. Auf Verlangen der Be- temberg, Urteil vom 27. Juli 2009 - 15 Sa klagten gab er den Pkw am 13. Novem- 25/09

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AussenSpiegel

Weniger Steuern auf Dienstwagen Der Bundesfinanzhof hat sich bei der Besteuerung von Dienstwagen großzügig gezeigt. Die obersten Steuerrichter entschieden in drei Parallelfällen: Arbeitnehmer, die ihren Dienstwagen auch privat nutzen dürfen und diesen Vorteil mit 1 Prozent monatlich vom Listenpreis versteuern, müssen nur für tatsächliche Fahrten damit zur Arbeitsstätten einen Zuschlag von 0,03 Prozent berappen. Das hatte der Bundesfinanzhof zwar schon vor fast drei Jahren festgelegt. Die Finanzverwaltung hatte jedoch verfügt, die damaligen Urteile nur zugunsten der beiden Kläger anzuwenden. Die Münchner Bundesrichter bekräftigen nun, dass die zusätzlichen 0,03 Prozent an Steuern „nur dann und insoweit“ anfallen, wie das Firmenfahrzeug tatsächlich für den Weg zur Arbeit verwendet wird. Denn dabei handele es sich nur um einen Korrekturposten für „abziehbare, aber nicht entstandene Erwerbsaufwendungen“, die


Tipp: Als IG BCE-Mitglied haben Sie Anspruch auf Rechtsberatung und – wenn es ernst wird – rechtlichen Beistand. Informieren Sie sich vorab: viele Arbeits- und Sozialrechtshinweise: www.igbce.de, linke Spalte: „Recht rund um den Job“. Ihr Zugang: www.mitgliedwerden.igbce.de

normalerweise mit der Entfernungspauschale ausgeglichen werden. Einer der jetzigen Kläger muss deshalb nur für 100 Tage den Aufschlag bezahlen, wohingegen ihm das Finanzamt 228 Tage in Rechnung gestellt hatte (Az.: VI R 57/09). Ein weiterer Fall betraf einen angestellten Bauleiter. Er hatte zwar ein Fahrtenbuch für den Firmenwagen geführt. Finanzamt und Finanzgericht vermissten darin aber ausreichende Angaben über den Zweck etlicher Fahrten und die aufgesuchten Personen oder Unternehmen, sodass auch für ihn die 1-Prozent-Regelung galt (Az.: VI R 55/09).

Pflegefall und Freistellung Wenn in einer akuten Notlage, etwa nach einem Schlaganfall der Mutter oder des Vaters, eine Pflege organisiert werden muss, ist der Arbeitgeber bei Vorlage einer ärztlichen Bescheinigung grundsätzlich verpflichtet, den Beschäftigten bis zu zehn Arbeitstage unentgeltlich freizustellen. Wenn ein Angehöriger längere Zeit zu Hause gepflegt werden soll, besteht Anspruch auf vollständige oder teilweise Freistellung für die Dauer von bis zu sechs Monaten. Mehr dazu: IG BCEFlyer „Pflegezeit“:

http://www.igbce.de/portal/binary/ ››com.epicentric.contentmanagement.

servlet.ContentDeliveryServlet/site_www. igbce.de/static_files/PDF- Dokumente/ ServiceCenter/a55783de8745995172623b10c5bf21ca.pdf

Jürgen Hielscher

IG BCE Leiter der Abteilung Arbeitsund Sozialrecht

Arbeitszimmer absetzbar Ein häusliches Arbeitszimmer, das der betrieblichen und beruflichen Nutzung dient, wird wieder vom Finanzamt anerkannt und kann mit maximal 1.250 Euro pro Jahr von der Steuer abgesetzt werden. Die Regelung gilt sogar rückwirkend zum 1. Januar 2007. Das Bundesverfassungsgericht hatte im Juli entschieden, dass das seit 2007 geltende Verbot der steuerlichen Absetzbarkeit von Arbeitszimmern nichtig ist. Außendienstler, die ihre Schreibtischarbeiten zu Hause erledigen müssen, können folglich für das Arbeitszimmer bis zu 1.250 Euro im Jahr als Werbungskosten geltend machen.

Lohnsteuerkarte & Freibeträge Die gelbe Karte des Jahres 2010 gilt auch noch 2011. An ihre Stelle tritt stufenweise ein elektronisches Verfahren namens ELStAM. Die Finanzämter übernehmen die volle Zuständigkeit für steuerrelevante Daten: Beispielsweise müssen alle Freibeträge oder die Änderung der Steuerklasse künftig beim zuständigen Finanzamt beantragt werden.

Februar 2011

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Berufsportrait

Thomas Majer – Aussendienstler in der Dentalbranche Von Renate Giesler

Wie vielfältig die Arbeit als Außendienstler sein kann zeigt das Beispiel von Thomas Majer. Er ist Experte rund um den Zahnersatz, kennt sich aus mit Legierungen und Keramiken und betreut eigenverantwortlich ein Gebiet. Er pflegt, sichert und baut Kundenbeziehungen aus, erarbeitet Marketingstrategien und sichtet Trends. „Die Materialvielfalt hat sich sehr erweitert. Früher gab es nur Edelmetalle oder Nicht-Edelmetalle, heute stehen Vollkeramiken zur Verfügung wie Cercon smart ceramics und verschiedenste Verblendkeramiken“, berichtet der Medizinprodukteberater. Wer sich beim Zahnarzt eine Krone machen lässt, kann sich von Fachkräften in einem Labor die exakt zu den Nachbarzähnen passende Zahnfarbe anpassen lassen. Seit 15 Jahren präsentiert Thomas Majer zahntechnische Produkte, neueste Techniken und Dienstleistungen von DeguDent. Der gelernte Zahntechniker war früher einmal mit Begeisterung im Implantatgeschäft tätig. Aufgrund von Umstrukturierungen im Unternehmen

Thomas Majer

• 250 Kilometer

pro Tag unterwegs

• 120 Übernachtungen

pro Jahr im Hotel

• 120 Mal Abendbrot

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plus Berichte schreiben im Hotelzimmer

AussenSpiegel

und einem Eigentümerwechsel musste er sich damals neu orientieren. Ideal für die Tätigkeit ist eine Zahntechnikerausbildung – und eine Meisterprüfung sei von Vorteil, betont Thomas Majer. Aber auch Dental-Kauffrauen mit Außendiensterfahrung bringen gute Voraussetzungen mit, um zahntechnische Produkte zu vertreiben. Die Arbeitgeber legen Wert auf Kompetenz, sicheres Auftreten, Verhandlungsgeschick und vor allem auf dienstleistungsorientiertes Denken und Handeln. Der Führerschein ist Pflicht, die Bereitschaft zu regelmäßiger Reisetätigkeit wird vorausgesetzt.

Steht der Besuchstermin fest, packt der Berater entsprechend die Produktinfos und Broschüren in den Kofferraum des Dienstwagens. Es gibt Tage, an denen fährt Thomas Majer rund 300 Kilometer. „Nach der letzten Gebietsveränderung hat sich die Fläche verdoppelt, die Kunden sind jedoch zahlenmäßig gleich geblieben.“ Wer wenig bestellt, wird inzwischen vom Innendienst per Telefon betreut. Wer Beruf und Familie gut unter einen Hut bringen will, sollte bei Einstellungsgesprächen auf die Größe und die Verkehrsanbindung der Gebiete achten. Thomas Majer bleibt während der Woche in seinem Einsatzgebiet und übernachtet Etwa 90 Prozent der Gesprächspartner im Hotel. Allein schon um die Fahrzeiten in den Zahnarztpraxen und Laboratorien zu reduzieren. „Abends im Hotel erledige sind männlich, das ist die Erfahrung von ich die anfallenden Büroarbeiten am LapThomas Majer. Für DeguDent, das zu den top.“ Für den jüngeren Kollegen, für den er bedeutendsten Dentalunternehmen in eine Patenschaft übernommen hat – eine Deutschland und weltweit zählt, ist der Art Mentoring – ist er per Handy zu erreiBerater in Mittel- und Oberfranken, der chen. „Sohn und Tochter sind erwachsen, Oberpfalz und Teilen von Niederbayern meine Frau hat sich darauf eingestellt, im Einsatz. Normalerweise meldet er dass ich im Prinzip nur an den Wochensich bei den Laborleitern und Zahntech- enden zu Hause bin“, sagt der 52-Jährige. nikern telefonisch an – und zwar mit einem bestimmten Thema. Das kann eine Regelmäßig besucht er Fortbildungen, Neuentwicklung bei Verblendkeramiken zum Beispiel zum Thema „Bedürfnis­ sein oder eine neue Dienstleistung. „Wir orientiertes Verkaufen“, und ist mit den bieten jetzt technische Beratung durch- Kollegen auf regionalen Fachmessen gehend von 07:30 Uhr bis 20:00 Uhr an. präsent. „Wir bieten den Kunden auch Es gibt einen eigenen Service für die Ge- vor Ort Veranstaltungsformate an, ganz räte, unsere Techniker kommen auch zu nach deren Bedürfnissen.“ Das sei AbInhouseschulungen zu den Kunden“, er- wechslung und mache auch Spaß, so der läutert er die Angebotspalette. Außendienstler.


Kontakte & Infos

Termintipp

Buchtipp

Fachtagung für den Außendienst in Berlin

Arbeitsplatz Außendienst

Samstag, den 5. März 2011, von 10:00 bis 14:00 Uhr Landesbezirk Nordost, Inselstraße 6, 10179 Berlin Anmeldungen bitte unter: lb.nordost@igbce.de

Ratgeber zu arbeits-, sozial- und steuerrechtlichen Fragen Bestellung Ratgeber: IG BCE-Shop Artikel Nummer ist BWH-P13601

Kontakte Region Nordrhein-Westfalen IG BCE-Landesbezirk Nordrhein Sebastian Knieriem Telefon 0211 179376-621 E-Mail lb.nordrhein@igbce.de

Region Baden-Württemberg IG BCE-Landesbezirk Baden-Württemberg Uwe Bruchmüller Telefon 0711 22916-0 E-Mail lb.bawue@igbce.de

Region Nordost IG BCE-Landesbezirk Nordost Stephan Enzmann Telefon 030 278713-47 E-Mail lb.nordost@igbce.de

Region Bayern IG BCE-Landesbezirk Bayern Silke Pöllinger Telefon 089 51404-100 E-Mail lb.bayern@igbce.de

Region Nord IG BCE-Landesbezirk Nord Gerald Proß Telefon 0511 7631-502 E-Mail lb.nord@igbce.de Region Hessen/Thüringen IG BCE-Landesbezirk Hessen/Thüringen Karl-Heinz Hensel Telefon 069 238566-0 E-Mail lb.hessen@igbce.de

Tipps, Anregungen, Beiträge für den AussenSpiegel an: IG BCE-Hauptverwaltung Abt. Zielgruppen Kristin Marr Telefon 0511 7631-328/-385 E-Mail aussenspiegel@igbce.de

Region Rheinland-Pfalz/Saarland IG BCE-Landesbezirk Rheinland-Pfalz/ Saarland Matthias Hille Telefon 06131 28728-17 E-Mail lb.rps@igbce.de

Impressum

Herausgeber: Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Abteilung Zielgrupppen Redaktion: Petra Adolph (verantwortlich), Renate Giesler, Bärbel Börke-Schwerzel, Eva-Marie Fischer, Michael Görms, Karlheinz Hofmann

Service-Coupon

Mit der 5. Auflage von Arbeitsplatz Außendienst wollen wir den Betriebsrätinnen und Betriebsräten ein Instrument an die Hand geben, das sie bei der Bearbeitung der speziellen arbeits-, sozial- und steuerrechtlichen Fragestellungen dieser Zielgruppe unterstützt. Den Beschäftigten im Außendienst gibt dieser Ratgeber Rechtssicherheit in vielen Fragen ihrer Arbeitsplatzgestaltung.

Hier ausschneiden und an die angegebene Adresse schicken.

❍ Ich brauche spezielle Außendienst-Informationen zu folgendem Thema: ❍ Ich bitte um Rückruf eines/einer Kollegen/Kollegin aus meiner Region. Absender Name Anschrift

Druck und Versand: BWH GmbH; Fotos: istockphoto

Unternehmen

Erscheinungsweise: Der AussenSpiegel erscheint zweimal pro Jahr. Schutzgebühr 3,50 EUR. Für Mitglieder ist die Gebühr im Mitgliedsbeitrag enthalten.

Beschäftigte im Außendienst werden in ihrem Berufsalltag mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Zum einen brauchen sie ein hohes Maß an Identifikation mit dem Unternehmen und den Produkten, um glaubwürdig und authentisch vor Ort agieren zu können. Auf der anderen Seite sind sie aufgrund ihrer Mobilität gerade auch für die Interessenvertretungen schwer zu erreichen. Ihre Anbindung an das Unternehmen ist eine besondere.

❍ Ich möchte Mitglied der IG BCE werden. Bitte senden Sie mir die erforderlichen Unterlagen zu.

Layout: Falk Frede, silberland medienprojekte GmbH

Anschrift der Redaktion: IG BCE, Abteilung Zielgruppen, Redaktion AussenSpiegel, Kristin Marr, Königsworther Platz 6, 30167 Hannover, E-Mail: aussenspiegel@igbce.de

Preis für Mitglieder: 9,90 EUR inkl. Mwst. + Versand Preis für Nicht-Mitglieder: 14,90 EUR inkl. Mwst. + Versand

E-Mail Empfängerin: Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Abteilung Zielgruppen, Redaktion AussenSpiegel, Königsworther Platz 6, 30167 Hannover.


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Motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfahren Wertschätzung. Sie sind körperlich und fachlich fit und können gut von ihrer Arbeit leben. Motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein unschätzbar wertvolles Pfund für jedes Unternehmen. Wir wissen: der Druck in den Betrieben nimmt zu. Stresserkrankungen entwickeln sich zu Volkskrankheiten. Radikale Veränderungen in den betrieblichen Abläufen führen zu hoher Arbeitsintensität und Dauerbelastungen. Die Zunahme flexibler Arbeitsverhältnisse, wie Leiharbeit oder Befristungen schaffen ein Klima der Angst und Unverbindlichkeit.

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