Graubünden Magazin Ausgabe 36

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MARLA GLEN Goran Bregovic ALOE BLACC James Gruntz Trio CHICK COREA Ladysmith Black Mambazo OMARA PORTUONDO Paquito D’Rivera Septet NIGEL KENNEDY Iiro Rantala HELGE SCHNEIDER Raul Midón GILBERTO GIL Ron Carter Quartet Michael von der Heide OTHELLA DALLAS and many more … 4. JULI – 4. AUGUST 2019

FESTIVALDAJAZZ.CH

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I N H A LT S V E R Z E I C H N I S

6 EDITORIAL

8 FREIZEIT BOGN ENGIADINA SCUOL BERG UND MINER ALWASSER : EINE LIEBESERKL ÄRUNG AN DIE REGION

14 HANDWERK KLINGENDE LEGENDEN : DIE GITARREN VON CL AUDIO UND CL AUDIA PAGELLI

20 GASTGEWERBE L A TERR ASSE DU SUISSE

28 GLACE G L AT S C H B A L N OT, P R E M I U M G L AC E AU S G R AU B Ü N D E N

34 MUSIK LEJ DA JA Z Z – DAS FESTIVAL DA JA Z Z GRÜSST DAS OBERENGADIN

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Karl Heini / Fotostiftung Graubünden

Sonntagsfahrer haben halt auch Tradition!

Jetzt testen : .– 5 2 F H C r ü f n e h c o W 6 Wer sich mal wieder über den Verkehr nervt, liest am besten das «Bündner Tagblatt». Hier steht nicht einfach drin, wo es Stau gibt und was Strassen so kosten. Hier wird über alles Erfahrenswerte in Graubünden berichtet. Unaufgeregt, aber fundiert.

abo.somedia.ch 0844 226 226

Mehr vom Hier.


41 B E R G W E LT PIZ TERRI – EINE PYR AMIDE IN SCHWAR Z

48 SNACK ALPINE BEEF JERKY – AUS DER SCHWEIZ

54 MOTORRAD D I E E I N Z I G A R T I G E V E S PA U N D P I A G G I O - S A M M L U N G

60 KUNST BERÜHMTE KOPFFÜSSLER – IM FORUM WÜRTH IN CHUR

I M PR E S S U M HERAUSGEBER MARC GANTENBEIN, DIEBUENDNER.COM

INSERATE SOMEDIA PRODUCTION, SOMMERAUSTRASSE 32,

70 07 CH U R T EL: 081 255 50 65 W W W.SO M EDIA-PRO DU CT I O N.CH H E R S T E L LU N G SO M EDIA PRO DU CT I O N AG, CH-7007 CHUR

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LIE BE LE S E R IN N E N, I M VO R L I EG EN D EN M AG A Z I N I ST I M EI N EN O D ER A N D ER N B ­ EI T R AG N U R I N M Ä N N L I C H ER FO R M D I E R ED E. S EL BST V ER STÄ N D L I C H I ST I N SO LC H EN FÄ L L EN I M M ER AU C H D I E W EI B L I C H E FO R M G EM EI N T, AU S G R Ü N D EN D ER ­L ES EFR EU N D L I C H K EI T J EDO C H N I C H T E X PL I Z I T ERWÄ H N T. W I R DA N K EN FÜ R I H R V ER STÄ N D N I S.

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EDITORIAL

Liebe Leser

Herzliche Gastfreundschaft im südlichen Puschlav im Hause Triacca oder ein entspannender Badetag im Unterengadin? Die verschiedenen Talschaften des Kantons bieten das perfekte Erlebnis für Einheimische und Gäste. Wer wissen will, wie man vom heissen Eisen zum erfrischenden Eis kommt, der kostet am besten selbst: Das Glatsch Balnot aus Surava versüsst einen jeden Hitzetag. Wer es lieber salzig mag: Das Beef Jerky aus dem Safiental muss probiert sein. Heiss zu und her geht es auch am Festival da Jazz im Oberengadin, während in Chur mehr schöne Italienerinnen zu Hause sind, als wir eigentlich gedacht hätten. Für die Kunstliebhaber unter uns hält das Forum Würth in diesem Sommer eine besondere Überraschung bereit und lüftet das Geheimnis der Kopffüssler. Apropos Kunst: Weil wir wissen, dass unser Kanton nicht nur in Sachen Handwerk, Gastfreundschaft und Landschaft so einiges auf Lager hat, bricht das «Graubünden Magazin» in der Winterausgabe zu neuen Ufern auf: Freuen Sie sich auf ein erfrischendes Layout, die gewohnten «heissen Tipps», aber auch auf Berichte rund um die vielfältige

Kultur,

Kunst

und

Musik

in

unserem

Graubünden!

Graubünden – Für Sie immer wieder neu entdeckt

Ihr Marc Gantenbein

schönen



BÄDERLANDSCHAFT, SOLEBECKEN

BOGN ENGIADINA SCUOL

BERG UND MINERALWASSER : EINE LIEBESERKLÄRUNG AN DIE REGION TE X T BOGN ENGIADINA | FOT OS BOGN ENGIADINA | JOHANNES FREDHEIM

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Was würde die Region des Unterengadins wohl ohne das Bogn Engiadina in Scuol tun? Oder was würde das Bad ohne die Region tun? Vor 25 Jahren ist es diesbezüglich in Scuol zu einer Traumhochzeit gekommen. Seither bietet das Bogn Engiadina Scuol (BES) Erholung und Entspannung inmitten der traumhaften und einzigartigen Unterengadiner Bergwelt. Das Mineralwasser, welches den Tiefen der Region entspringt, verwöhnt in warmer, prickelnder Form den Körper. Die urchig-reine Natur hingegen, lässt das Herz höher schlagen. Wie schön, dass es dieses Zusammenspiel gibt. Wie schön, dass es das Bogn Engiadina gibt.

Baden in reinem Mineralwasser Gebadet wird in reinem Mineralwasser. Zur Auswahl stehen fünf Innenbäder, davon ein Solebad, sowie ein Aussenbad mit Strömungskanal. Ein vielseitiges Wellness- und Therapieangebot ergänzt das Vergnügen und sorgt für zusätzliches Wohlbefinden. Abschalten, loslassen und träumen heisst es hier. Sei es auf der Liegewiese im Freien oder drinnen im Ruheraum, wo ein Kaminfeuer für eine warme und heimelige Atmosphäre sorgt.


RÖMISCH-IRISCHES BAD


SAUNALANDSCHAFT, KAMINSAUNA

Das Mineralbad überzeugt aber durch eine grosszügige Saunalandschaf t mit vier verschiedenen Saunen und einem Dampfbad. Eine grosse Liegewiese, ein eigenes Ruhehaus, ein Wandelgang mit Quellwässern, verschiedene Fussbäder und Tauchbecken sowie auch eine Teestation runden das Erlebnis ab. Für die weiblichen Gäste steht ebenfalls ein eigenes Saunahaus zur Verfügung, und jeweils am Donnerstagmorgen ist die ganze Saunalandschaf t den Damen vorbehalten.

Ein ganz exklusives Erlebnis ist das Römisch-Irische Bad. Hier verbinden sich zwei traditionsreiche Badekulturen zu einem entspannenden Ritual. Das irische Element ist das Baden in warmtrockener Luf t und das römische umfasst dasjenige in feuchtwarmer Luf t. Was für eine gelungene Kombination! Eine Wohltat für Körper und Seele und regeneriert wie einige Tage Ferien. Der Organismus wird langsam erwärmt, zum Schwitzen und Entschlacken angeregt, sanf t wieder abgekühlt und in tiefe Entspannung gebracht.

Langfristige Entwicklungsperspektiven «In den Anfängen war das BES so einzigartig, dass zahlreiche Gäste nur wegen des Mineralbads von weither reisten», erinnert sich Gerhard Hauser, Direk tor des Bogn Engiadina. Heute ist es ruhiger geworden. Während Badehungrige vielerorts Platz und Ruhe in den Bädern suchen, finden sie dies in Scuol ganz bestimmt. Im Mineralwasser geht zudem vieles leichter: daher auch die verschiedenen Wassertherapien, welche exklusiv im BES angeboten werden. Aber nicht nur das BES vollbringt kleine Wunder: Vor 25 Jahren hat sich mit dem BES ein Zukunf tsprojek t realisiert, welches der Region


BÄDERLANDSCHAFT, PANORAMABECKEN

neue, langfristige Entwicklungsperspek tiven eröf fnet hat. Heute gilt das Bogn Engiadina schweizweit als Musterbeispiel eines weitsichtigen regionalwirtschaf tlichen Werkes, welches den hohen Ansprüchen einer qualitätsorientierten Tourismuspolitik vollumfänglich gerecht wird. «Das Angebot, in dessen Zentrum das Mineralwasser und die Gesundheit stehen, ist authentisch auf die hohen Qualitäten und Einzigartigkeiten unserer Nationalparkregion – Gesundheitsregion abgestimmt», so der Direk tor. Im Jahre 2007 wurden zudem alle wichtigen regionalen Anbieter in den Bereichen der Gesundheitsversorgung unter dem Dach des «Center da sandà Engiadina Bassa / Gesundheitszentrum Unterengadin» zusammengeführt. Die Idee dahinter ist bestechend einfach und doch sehr innovativ. «Diese enge Zusammenarbeit kommt der Bevölkerung und unseren Gästen zugute», lobt Hauser.

Wasser in vielen Variationen Die bereits im Jahre 1369 erstmals erwähnten Mineralquellen prägen bis heute die Fe-

650 Jahre nach der ersten Erwähnung

rienregion rund um Scuol. Im BES, an den Dorfbrunnen und in den historischen Trinkhal-

der Mineralwasserquellen in der Region

len sowie entlang des Inns, auf einer Strecke von nur sechs Kilometern, entspringen auf

wird nun diesem Wasserreichtum und

beiden Seiten des Flusses über 20 Mineralquellen, welche seit alters her den Grundstein

dem einzigartigen geologischen Fenster

für den Bädertourismus im Unterengadin legen. Ihre Entstehung verdanken sie dem Phä-

gedacht und es wird gefeiert. Ein ganzes

nomen des geologischen «Engadiner Fensters» zwischen Giarsun und Pfunds. Neben den

Jahr lang kommen Einheimische und

Mineralquellen treten auch reine Kohlendioxidquellen, sogenannte Mofet ten, aus, die man

Gäste in den Genuss verschiedenster

teilweise sehr gut an ihren jeweiligen Farbablagerungen rund um deren Öf fnung erkennen

Veranstaltungen zum Thema Wasser.

kann. Und hier zeigt sich: Wasser ist nicht gleich Wasser. Einige Wasser riechen nicht nur

«Ob kulturell, informativ, sportlich oder

«anders», sondern schmecken auch ganz unterschiedlich. Erlebbar wird Mineralwasser im

einfach gesellig – es ist für jeden etwas

Bogn Engiadina in Scuol.

dabei», betont Hauser.

Weitere Auskünfte: www.bognengiadina.ch

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BADEHOTEL BELVAIR ***S Einen kürzeren Weg vom Zimmer ins Mineralbad Engadin Bad Scuol gibt es kaum: Das Badehotel Belvair ist direkt durch eine kurze Passarelle mit den grosszügigen 13 000 m2 Bäder- und Saunalandschaft mit sechs Innen- und Aussenpools verbunden. Das ganze Hotel wurde gerade sehr stilvoll renoviert, die Zimmer erstrahlen in warmen Farben und mit modernen Elementen.

Angebot Wellness & Genuss • 2 Übernachtungen • Alpine Schlemmerfrühstückbuffets mit regionalen Produkten • 1 Nachtessen im Rahmen der Halbpension • 1 Römisch-Irisches Bad im Engadin Bad Scuol: 210 Verwöhnminuten • Engadin Bad Scuol, unbeschränkter Eintritt auch am An- und Abreisetag, im Bademantel erreichbar • PostAuto in der ganzen Region inkl. Samnaun • Dreiländerfahrt Scuol – Nauders – Mals – Scuol • Rhätische Bahn bis nach Zernez • Bergbahn Motta Naluns und Ftan (gemäss Betriebszeiten)

Pro Person ab CHF 330.–, gültig bis 21. Dezember 2019


KLINGENDE LEGENDEN: DIE GITARREN VON CLAUDIO UND CLAUDIA PAGELLI TEXT ANDRIN SCHÃœTZ | FOTOS PAGELLI GITARRENBAU

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Spricht Claudio Pagelli, der sein erstes Instrument im zarten Alter von 13 Jahren konstruiert hatte, über seine Gitarrenbaukunst, klingt das recht bescheiden: «Erfahrung, etwas Talent und viel Hingabe.» Dies sei es, was man als Gitarrenbauer dazu beitragen könne, ein hervorragendes Instrument zu konstruieren. Auch die richtige Wahl der Materialien und die optimale Abstimmung der ausgesuchten Komponenten sei von grösster Relevanz, berichtet Pagelli. Was er dabei zu erwähnen vergisst: Die Instrumente aus seinem Atelier an der Sägenstrasse in Chur sind veritable, klingende Legenden und geniessen weltweit einen Ruf, der seinesgleichen sucht.


Warum dies so ist: Pagellis Talent ist riesig, seine Hingabe ist kompromisslos und die Ansprüche ans Material rigoros. Dazu gesellt sich eine faszinierende Portion Kreativität. So hat in den letzten 40 Jahren so manche Gitarre das Haus Pagelli verlassen, die nicht nur in klanglicher Hinsicht weit über die Landesgrenzen hinaus Furore gemacht hat, sondern vielmehr auch durch ihre einzigartige Formensprache und ihre bestechende ästhetische Umsetzung in der Szene zu reden gab. Zusammen mit seiner Frau Claudia entwirft der Bündner Gitarrenbauer stets neue Formen, die einerseits mit der Tradition brechen und andererseits Traditionen zu begründen vermögen. «Wurden wir anfänglich zuweilen skeptisch beäugt, wenn wir ein neues und etwas ungewöhnliches Modell entwarfen, sind einige unserer Entwürfe inzwischen in den Kanon des weltweiten Formenrepertoires des Gitarrenbaus eingegangen», berichtet Pagelli. Das Design aber, so Pagelli komme immer erst an dritter Stelle: Denn damit man ein Instrument in seiner einzigartigen klanglichen Dimension und in seinem unverwechselbaren Charakter aus allen anderen heraushören könne, brauche es wochenlange Konzentration und eine intensive Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Material, damit

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HANDWERK

die Symbiose von Form, handwerklicher Umsetzung und beseeltem Klang möglich werde, erzählt Pagelli, der auch nach 40 Jahren und trotz Weltruhm noch immer darum bemüht ist, die Grenzen des Instrumentenbaus stets neu auszuloten, weiter.

Les Petites Naives – Eine magische Symbiose von Klang und bildender Kunst So beispielweise mit der auf insgesamt neun Instrumente limitierten Serie «Les Petites Naives». Die in schlichter und dennoch aussergewöhnlicher Formensprache gehaltene Gitarre referiert auf die intensive Auseinandersetzung mit der afrikanischen Volkskunst, der Arte Povera und der Art Brut. Ist auch bei der «Petite Naive» das oberste Gebot die klangliche Brillanz und die optimale Bespielbarkeit, so soll das Instrument dennoch etwas «Magie» in sich tragen. Ähnlich der afrikanischen Kultgegenstände, die nebst ihren ästhetischen Qualitäten zumeist der Heilung, dem Schutz oder der Steigerung der Fruchtbarkeit dienen. Die «Petite Naive» soll, so Claudio Pagelli, «durch ihre klangliche Magie die inneren Saiten jenes Menschen zum Erklingen bringen, der sie gerade bespielt.»


Enge Zusammenarbeit mit Gian Häne Auf diese Weise entfaltet das Instrument eine Kraft und eine Aura, der sich auch der bekannte, 1979 in Davos geborene Bündner Künstler Gian Häne nicht entziehen konnte: Als Claudio Pagelli, der sich schon über viele Jahre hinweg mit den archaischen und meditativen Landschaftsrelief-Arbeiten Hänes beschäftigt, den Künstler anfragte, ob dieser sich vorstellen könne, sich künstlerisch mit der Thematik der Gitarre auseinanderzusetzen, war dieser sofort Feuer und Flamme für das ebenso gewagte wie einzigartige Unterfangen. Gewagt deshalb, weil es nicht nur darum gehen sollte, ein Instrument zu bemalen, sondern vielmehr darum, den millimeterdünnen Gitarrenkörper mit einem Relief zu versehen, das die klanglichen Eigenschaf ten und die Verwurzelung der Form in der afrikanischen Volkskunst künstlerisch reflektiert. «Die Herausforderung, auf einer solch filigranen Struktur ein Relief anzubringen, das berühr- und bespielbar ist, hat mich von Anbeginn an fasziniert. Ebenso die Vereinigung des Aspektes der bildenden Kunst mit jenen der Klangkunst. Im Objekt selbst, aber auch in der Möglichkeit, dass diese Symbiose, wenn immer die Gitarre gespielt wird, zu stets neuem Leben erwacht», berichtet Häne.

Nach einer Phase intensiver Planung und der Erstellung diverser Entwürfe gelingt es Claudio und Claudia Pagelli in der Zusammenarbeit mit Gian Häne, nicht nur die Grenzen des im Instrumentenbau technisch Möglichen erneut auszuloten, sondern im Rahmen einer künstlerischen Intervention eine noch nie dagewesene ästhetische Umsetzung auf dem Instrumentenkörper zu realisieren. Die streng limitierten «Petites Naives» begeistern ebenso sehr durch ihre klangliche Magie wie durch ihre Schönheit und sind dazu bereit, die inneren Saiten ihrer stolzen Besitzer zum Erklingen zu bringen. www.pagelli.com | www.gianhaene.com

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Eine grosse Premiere: Die einzigartigen Gitarren von Claudio und Claudia Pagelli werden zur Kunst erklärt Eine Ehre, die noch keinem Gitarrenbauer und wohl auch noch kaum einem Bündner Künstler zuTeil wurde: Eine vom Davoser Gian Häne künstlerisch mitgestaltete Gitarre der virtuosen Gitarrenbauer Claudio und Claudia Pagelli aus Chur wurde an der diesjährigen «Tokyo Art Fair» einem begeisterten Publikum präsentiert!


L A TERRASSE DU SUISSE TE X T DOMENICA FLÜT SCH | FOTOS ANDRE A BASCI

Fratelli Triacca, das Weinhaus. So kennt man den Traditionsbetrieb aus dem Puschlav. Aber in das Gefüge des Familienunternehmens gehört seit jeher auch die Gastlichkeit, seit Beginn an war sie Teil der Firmenphilosophie.

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Triacca vor mehr als 120 Jahren vom Weinhändler zum Weinproduzenten wurde, hatte er sich auch bald dazu entschlossen, im Puschlav einen eigenen Weinausschank zu betreiben. Man kann also getrost sagen, dass nicht nur das Gespür für feinste Traubensäf te der Familie Triacca im Blut liegt, sondern auch das Gastgebersein, sie sind in jeder Hinsicht Gaumenexperten.

Seit den 1970er-Jahren gehört auch das weitum bekannte Hotel Suisse zum Firmenbesitz und sorgt für Beherbergung und kulinarisches Wohl der Gäste. Das schöne Hotel liegt mitten im Borgo, dem historischen Dorfkern von Poschiavo, der malerische Dorfplatz mit den Palazzi und dem Kirchturm ist nur wenige Schritte entfernt, genauso wie das bekannte Spaniolenviertel. Seit vielen Jahren sind Orsola und Livio Tuena-Triacca im Suisse Gastgeber mit Leidenschaf t und Herzblut und haben das Haus zu einem der besten Adressen des Tales gemacht. Seit 2013 ist auch Sohn Massimo mit an Bord und sorgt für neue Ideen und frischen


Wind, als Geschäf tsführer hat er sich um das vis-à-vis gelegene Caffè Flora gekümmert, das als ungezwungene Ergänzung zum renommierten Restaurant betrieben wurde.

Letzten Herbst hat Massimo Tuena sich gemeinsam mit seinem Geschäf tspartner Gioele Gianoncelli daran gewagt, die Gastronomiebetriebe durchzuwirbeln: Das Caffè Flora ist jetzt La Terrasse du Suisse. Der ruhige Puschlaver Winter wurde zum Umbau genutzt und Anfang Juni wurde das ganze Dorf eingeladen, das neue Lokal in Augenschein zu nehmen. Der modern und schön gestaltete Gastronomiebetrieb ist eine geglückte Mischung, die für jeden Gast das Passende bietet, Ristorante, Pizzeria und Apéro Bar in einem. Dafür wurde das Restaurant des Hotels mit seiner feinen Küche mitsamt Spezialitäten, Küchenbrigade und Serviceteam flugs nach vis-à-vis verlegt und bietet seine gehobene Küche in gewohnter Qualität im La Terrasse an. Neu dazu kommen hier aber auch ofenfrische Pizzas auf den Tisch, aus frischen Zutaten vom Pizzaiolo kreiert. Eine kleine Cocktailkarte, verschiedene Spezialitätenbiere und eine ausgesuchte Weinkarte mit rund 60 Positionen sorgen für das perfekte Apéro-Feeling und runden das vielseitige Angebot ab.

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Das Hotel Suisse wird als Garnibetrieb weitergeführt und die Gasträume sind für Events und geschlossene Gesellschaf ten zu mieten. La Terrasse du Suisse macht klar: Die gewohnte Qualität des bekannten Hotels wird weitergepflegt, in frischer und ungezwungener Atmosphäre. Die grosszügige Terrasse lockt zum gemütlichen Apéro, zum unkomplizierten Pizzagenuss oder einem feinen Glas Wein. Und wer die gehobene Karte des Restaurants geniessen möchte, kommt ebenfalls auf seine Kosten. Auch La Terrasse verzaubert die Gäste mit Köstlichkeiten aus dem Puschlav oder aus der weiten Welt. Herzhaf te Capunet und Pizzoccheri zieren die Karte genauso wie der legendäre lauwarme Salat aus einheimischem Hirschfleisch. Die Gastgeber schöpfen aus dem Vollen, denn sie sind selbst Geniesser und empfehlen nur weiter, was sie selber lieben. Wenn man es sich also auf dem schönen Platz gemütlich gemacht hat, einen Ferien- oder Ausflugstag mit einem guten Glas Wein und einem feinen Essen beschliesst und den Blick über die Steindächer hoch zum nahen Sassalbo schweifen lässt, dann ist der hektische Alltag ganz weit weg. Dann will man einfach nur noch sitzen bleiben und geniessen, auf der Terrasse du


GASTGEWERBE

Suisse, mitten in diesem schönen Fleckchen Graubünden, das so wunderbar abgeschieden und leicht verschlafen hinter dem Berninapass liegt.

Nähere Informationen Hotel Suisse Via da Mez 151, CH-7742 Poschiavo Tel. +41 81 844 07 88, Fax: +41 81 844 19 67 hotel@suisse-poschiavo.ch, www.suisse-poschiavo.ch

Jubiläumsfeier 50 Jahre La Gatta Seit 50 Jahren ist das historische Anwesen und Weingut La Gatta im Veltlin im Besitz der Fratelli Triacca. Das wird mit einem grossen Tag der offenen Tür gebührend gefeiert. Am Sonntag, 29. September 2019 zeigt sich das ehemalige Kloster von seiner schönsten Seite und lädt zum Flanieren, Geniessen und Degustieren. Weitere Informationen: www.triacca.ch



GL ATSCH BALNOT, PREMIUM GL ACE AUS GRAUBÃœNDEN T E X T M U R I E L S T I L L H A R D | F O T O S J O H A N N E S F R E D H E I M, PA R PA N

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Bei Glatsch, Romanisch für Glace, klingt bereits im Namen eine erfrischende Versprechung mit. Genuss steht bei den Machern von Glatsch BALNOT an oberster Stelle. «Wir lieben Glace, das nach dem schmeckt, was drinsteckt», verrät Heike, die zusammen mit ihrem Partner Holger hinter der Bündner Marke steht. In der kleinen Produktion in Surava verarbeiten die beiden deshalb hauptsächlich lokale Bio-Zutaten. Die Milch liefert der Bio-Landwirt Andri Devonas aus Surava täglich frisch in traditionellen Milchtansen an und der Rahm kommt vom Puracenter aus der Lenzerheide. Wenn immer möglich beziehen sie auch die Früchte von Schweizer Produzenten. Die Erdbeeren beispielsweise kommen vom Biohof der Familie Abt in Tomils oder vom Obstbau der Familie Rellstab in Wädenswil bei Zürich. Im Spätsommer verarbeitet Holger selbst gepflückte Holunderbeeren aus der Umgebung zu feinstem Holundersorbet.


Die Frische dieser Zutaten ist für den Geschmack der Glace ausschlaggebend. Doch nicht nur die Zutaten tragen zur PremiumQualität bei. Im Gegensatz zu industriell gefertigten Produkten wird beim handgemachten Glace aus Surava viel weniger Luft eingeschlagen. Das führt zu der einzigartig feinen und cremigen Konsistenz. Der Erfolg gibt den beiden leidenschaftlichen Glacemachern recht. Glatsch BALNOT erfreut sich einer wachsenden Beliebtheit, vom Engadin bis nach Zürich haben verschiedene Trendlokale den einzigartigen Geschmack entdeckt und servieren aus Überzeugung nur noch Glace aus dem kleinen Dorf im Naturpark Ela.

Vom heissen Eisen zum kühlen Eis Doch nochmals zurück zum Anfang. Wie kommt es, dass der ausgebildete Bäckermeister Holger Schmidt vor sechs Jahren den heissen Ofen gegen die kühlende Glacemaschine eingetauscht hat? Die Idee zum Glace-Unternehmen hatte ursprünglich der Bündner Balser Derungs vor über 20 Jahren. Bereits damals setzte der Visionär auf regionale Zutaten und fand in einem Bio-Bauern einen Gleichgesinnten. Als der Engadiner im Jahr 2013 für die Firma eine Nachfolge suchte, waren auch Holger und seine Par tnerin Heike auf der Suche: «Wir wollten den Traum einer eigenen Bäckerei ver wirklichen», erzählt Holger. Als Holger und Heike durch einen Zufall erfuhren, dass Balser einen Nachfolger für seine Glaceproduktion sucht, war Holger sofor t faszinier t von der Idee, lokales und natürliches Glace zu produzieren. Er hat sich in seiner Karriere schon oft mit der Glaceproduktion befasst. Heike und Holger wagten den Sprung ins kalte Wasser und gründeten zusammen mit weiteren Beteiligten die heutige Glatsch BALNOT AG. Sie bauten die neue Produktionsstätte in Surava auf, was durch den zentraleren Standor t die Lieferung in die ganze Deutschschweiz vereinfachte.

Ausgefallene Geschmackserlebnisse Die Möglichkeiten sind beinahe unbegrenzt, wenn man eine Leidenschaft für das Tüfteln und Ausprobieren hat. So wagt sich Holger mit viel Herzblut und einem feinen Gespür für Lebensmittel immer wieder an neuartige Geschmacksrichtungen. Ideen für Spezialsorten kommen oft auch aus der Gastronomie. Für die Noerdkantine, das von den Firmen Freitag und Aroma gegründete Trendlokal in Zürich, entwickelte Holger gemeinsam mit dem Küchenchef Alexander Henrich das Arvenholz-Glace, dessen Geschmack von Arvenholzspänen aus regionalen Schreinereien stammt. Die Idee zum «Goldenen Milch-Glace» kam ebenfalls von Alexander Henrich. Nach einigen




Versuchen schöpfte der Glacemeister die erste Portion der goldgelben Köstlichkeit aus der Glacemaschine. «Die Goldene Milch enthält nebst Bio-Milch und Rahm frische Kurkumawurzel, Ingwer, Zimt und Muskatnuss. Es schmeckt einfach richtig gut», schwärmt Heike, die zwischen dem Abwickeln der Bestellungen auch für die Erst-Degustation zuständig ist.

Für das Hotel Madrisajoch in St. Antönien entwickelte Holger gemeinsam mit dem Küchenchef Heiko Taubert die neuen veganen Gemüsesorbets aus Gurken, Randen oder Sellerie. Auch für alle, die Glace aus Kuhmilch nicht vertragen, ist gesorgt. Nebst diversen veganen Sorten gibt es auch Glace aus Schafmilch und Geissenmilch. Aktuell ist Vanille, Pistazie und Mocca erhältlich. «Auf Nachfrage ist aber fast alles möglich», verspricht Holger.

Das Traumpaar für diesen Sommer Bei dieser Vielzahl an Geschmackserlebnissen könnte man vor der Glacetheke leicht in Entscheidungsnot geraten. Deshalb haben Holger und Heike für dieses Jahr eine Empfehlung für heisse Sommertage kreiert. Die sogenannte Sommer-Edition 2019 besteht aus dem erfrischenden Ingwer-Limetten-Sorbet, die Lieblingssorte von Heike, und dem fruchtigen Erdbeersorbet. Die beiden Sorten harmonieren nicht nur im Geschmack hervorragend, sie lassen sich auch optisch als «Traumpaar zum Anbeissen» sehen.

Die Ferien verlängern Für alle, die Familie und Gäste verwöhnen oder das Feriengefühl aus Graubünden mit ins Unterland nehmen möchten: Im Direktverkauf der Produktion in Surava können Schleckmäuler bei Heike und Holger persönlich den eigenen Lieblingsgeschmack in 100mloder 500ml-Behältern beziehen. Nebst dem Manor Chur, dem Spar Lenzerheide und Davos verkaufen auch verschiedene Hofläden und Spezialgeschäfte den köstlichen Genuss. Handgeschöpft wird Glatsch BALNOT vom Griechen in der Oberen Gasse 3 in Chur sowie im Tearoom in der Steinberggasse 21 in Winterthur. In Zürich verkaufen John Baker am Stadelhofen sowie die Bäckerei Jung am Klusplatz verschiedene Bio-Sorten.

Die Liste mit den kompletten Verkaufsstellen ist auf der Website www.balnot.ch ersichtlich. Am Genussmarkt in Schauenstein, am 8. September 2019, gibt es die Gelegenheit für eine Degustation am Glacestand.

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LEJ DA JA Z Z DAS FESTIVAL DA JA Z Z GRÜSST DAS OBERENGADIN TE X T ANDRIN SCHÜT Z | FOT OS IBE XMEDIA UND FOT OSWISS

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Das Festival da Jazz glänzt mit einem stimmigen Mix von Spielorten und Bühnen. Die «grosse Kiste» wird auch 2019 am Lej da Staz präsentiert: das Open Air «Lej da Jazz» mit Ladysmith Black Mambazo.

Es gibt immer viel zu sehen, zu hören und zu entdecken am Festival da Jazz. Auch 2019 werden in 30 Tagen über 60 Konzerte dargeboten. Die gepflegten «Main Concerts» finden zu einem Grossteil im Dracula Club statt. Hier gibt es reichlich WeltklasseJazz im intimen Club-Setting. Norah Jones, Diana Krall, Nigel Kennedy, Helge Schneider und viele andere haben hier schon den Charme und die Nähe des Dracula Clubs schätzen und lieben gelernt.

Die Sunny Bar im Kulm Hotel ist von Donnerstag bis Samstag Schauplatz der wilden «’Round Midnight Concerts». In der traditionellen Sports-Bar laden ausschweifende und wild swingende Konzerte zum mitternächtlichen Tanzen ein. Die Hauser-Terrasse


MUSIK

wiederum bietet Apérokonzerte und den sonntäglichen Jazz-Brunch. Hier erhallt die Musik durchs Dorfzentrum und zieht neugierige Passanten wie auch zielgerichtete Festivalgäste, zum gemütlichen Jazz-Happening unter freiem Himmel, an.

Doch das Festival da Jazz ist Jahr für Jahr bemüht, noch weitere spannende Orte zu bespielen. Den zauberhaf ten Taiswald bei Pontresina etwa. Oder die Alp Grüm, welche dieses Jahr mit einem Mondscheinkonzert beehrt wird.

Einen besonderen Platz im Festivalkalender nimmt jeweils das grosse Open Air ein. Während vier Jahren wurde dies auf Muottas Muragl erfolgreich durchgeführt. Stars wie Jamie Cullum oder Mother’s Finest verzückten die Massen auf dem Oberengadiner Hausberg. 2018 folgte der grosse Umzug. Das Open Air, welches nicht nur ein Konzert, sondern auch ein kostenfreies Dankeschön an die Anwohnerinnen und Anwohner ist, fand zum ersten Mal am Lej da Staz statt – unter dem sinnigen Titel «Lej da Jazz ».

Über den unendlichen Charme des Stazersees könnte man eigens ganze Bücher verfassen. Oder man kreiert dafür einen sprachlich leicht wackligen Superlativ und nennt den See den «bilderbuchigsten Flecken» in der ganzen Region. Lauschiger geht eigentlich nicht. Und wie es zu lauschen gab: 2018 stimmte der grosse Filmkomponist und Pianist Ludovico Einaudi mit seinem leichtfüssigen Trio seine atmosphärische, minimale Klaviermusik an und sorgt für eine bezaubernde, beinahe andächtige Stimmung unter den gut 4000 glücklichen Zuhörerinnen und Zuhörern. Ein filigranes, aber trotzdem sehr dickes Ausrufezeichen hinter dem St. Moritzer Sommer.




Das «Lej da Jazz » darf als Glücksfall für die Region angesehen werden. Mit der Unterstützung der Anrainergemeinden St. Moritz, Celerina und Pontresina sowie der Kantonalen Kulturförderung gelingt dem Festival da Jazz der schwierige Spagat zwischen grossem musikalischem Kunsthandwerk für Geniesser und einem gemütlichen Happening für Anwohnende, Familien, für Alt und Jung, für wohlhabende Hotelgäste und Angestellte gleichermassen.

Organisatorisch ist das «Lej da Jazz » eine Herausforderung. Die Festival-Crew, welche sonst eher auf Konzerte im kleineren Rahmen spezialisiert ist, muss für diesen einen Tag einiges umkrempeln. Plötzlich muss man sich um Wegweiser kümmern, um mobile Toiletten. Wie wird die Bühne auf den sandigen Ufer fixiert ? Welche Fahrzeuge dürfen das Fahrverbot ignorieren? Bis wann kommen die Gäste noch vernünf tig nach Hause? Immerhin wird das kulinarische Angebot durch das «Restorant Lej da Staz » bestens gestaltet, sodass die Festival-Crew immerhin weiss: Auch wenn alle anderen Stricke reissen, verhungern muss niemand.

2019 darf man sich auf ein weiteres «Lej da Jazz » freuen. Am 28. Juni beehren «Ladysmith Black Mambazo» das Festival da Jazz. Die neun Sänger umfassene A-Cappella-Band aus Südafrika wurde in den 80er-Jahren mittels Aufnahmen mit Paul Simon ins Scheinwerferlicht katapultiert. Tatsächlich schaut die Gruppe heute auf eine über 50-jährige Geschichte zurück. Pure, feinjustierte Stimmgewalt, der Stazersee, die untergehende Sonne: Einem weiteren Festival da Jazz-Highlight steht eigentlich nichts im Wege.

Weitere Informationen www.festivaldajazz.ch

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«So bleibe ich weiter bestens informiert, was in der Politik läuft.» Sebastian Patt, Abonnent und ehemaliger Landwirt / Politiker, Calfreisen

Jetzt testen:

6 Wochen / CHF 25.– Tel. 0844 226 226 abo.somedia.ch


PIZ TERRI EINE PYRAMIDE IN SCHWARZ TE X T ANDRIN SCHÜT Z | FOT OS ARNO MAINE T TI

3149 Meter schwarzer Schiefer ragen in den Grenzhimmel zwischen Graubünden und dem Tessin, zwischen der romanischen, romantischen Val Lumnezia und der Valle di Güida, der nordöstlichen Ecke unserer Sonnenstube, dem Ticino. Eigenartig, dass der

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B E R G W E LT

Name der stolzen, spitzen Doppelpyramide vom dürren Gras der Lugnezer Alpweiden herrühren soll. Dürres Gras? Beinahe eine Beleidigung für den stolzen 3000er! Denn der Piz Terri in seiner kantigen Form ein Zeichen, das einem jeden schon von Weitem ins Auge sticht. So sind es nicht nur Freunde des steilen Grates, sondern auch Nicht-Bergsteiger, die unser heutiger Protagonist in seinen Bann zu ziehen vermag.

So geschehen auch im Jahre 1801, als dem berühmten Benediktiner-Pater Placidus a Spescha – mit bürgerlichem Namen Giuli Battesta Spescha – der Piz Terri in die Augen stach. Placidus a Spescha schickte sich an, mit einem Jüngling die Erstbesteigung zu wagen. Er kreierte den Anstieg über die Westschulter, und damit über die heutige Normalroute. Ausgerüstet mit Lederschuhen, Hanfstrick und selbst gebastelten Steigeisen war dies in damaligen Zeiten ein nahezu wahnwitziger Höllenritt. Sein Begleiter soll mit zitternden Knien am Vorgipfel um Bleibe gebeten haben. Die Erstbesteigung des Piz Terri fand nun den feierlichen Eintrag in die alpine Geschichtslektüre. Spescha, ein Gottgesandter, war einer der Ersten, der immer wieder versuchte, die Welt von oben, um nicht zu sagen vom Himmel herab, zu betrachten.




Heute, mehr als 200 Jahre später, gestaltet sich das Unternehmen Terri einfacher. Die Anstiege der Nordseite führen ab der Surselva via Val Sumvitg und Val Lumnezia zur Terri-Hütte, während der Weg vom Süden ab Blenio die Motterascio-Hütte erreicht. Diese beiden Hütten dienen als Startorte des Anstiegs zum Piz Terri. Vrin, zu Füssen des Piz Terri, zuhinterst in der Val Lumnezia, soll für uns heute der klassische Start zum Berg der Berge sein. Man fühlt sich als ein kleiner Placidus a Spescha, man kennt den Weg vom Hörensagen – man kennt ihn also nicht.

Morgendliche Stille und der Geiz der Glocke Vrin im Tal des Lichts – in dunkler Nacht – nur vom Piz Terri bewacht. Die Kirchturmuhr geizt mit dem Stundenschlag – viermal hallt es in die Stille. Vereinzelte Lichtlein wagen es, den Tag anzukünden, während der Sternenhimmel bereits ein wenig verblasst. Vrin ab, um dann die Weiler Cons, Sogn Giusep hinter sich zu lassen und den Fussmarsch ab Buzzatsch zu wagen. Der wütende Wildbach, die Aua da Diesrut, berauscht kräf tig den Weg nach oben. Der Piz Terri zeichnet bereits seine mächtige Kontur in den erbleichenden Lugnezer Himmel. – Alp Diesrut – da hat man sich an das Naturschauspiel längst gewöhnt. Die grossen Kulleraugen der Kühe sind noch unter ihren Lidern verborgen und lassen die romantische Morgenveranstaltung unbesehen über sich ergehen. – Katerstimmung in der Viehherde – der Titel der Matinee – so sinnt der Mensch. Ob die Sennerin ihre schönen Augen auch noch in morgendlicher Ruhe verbirgt, bleibt uns verschwiegen. Die klassische Bach-Musik der Aua da Diesrut spielt leiser und geht über ins Pianissimo. Der Aufstieg aber verlangt « fortissimo». So hämmert auch der Puls, das Anfangstempo war wohl zu ambitioniert. Szenenwechsel: Die Nacht übergibt das Zepter dem Tag, wir tauschen die Stirnlampe gegen die Sonnenbrille. Die Herbstsonne malt ihre kraf tvollen Farben in die Landschaf t, lässt Piz Greina, Piz Vial, Piz Aul und unseren Piz Terri in ihrem hellen Glanz aufleuchten. Auch uns hat sie neues Leben eingehaucht

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B E R G W E LT

Diesrut: Gebrochener Rücken Die Beschreibung triff t wahrlich exakt auf den Übergang in die Greina zu, der einem eingebrochenen Rücken gleich die Landschaf t prägt. Von hier, vom Pass Diesrut wäre im Normalfall der Ausblick in die Greina-Welt endlos. Heute aber hat sich die berühmte Greinaebene, in der einst ein umstrittener Stausee entstehen sollte, statt mit Wasser mit Nebel gefüllt.

Gab es einst ebenso grosse wie auch berechtigte Proteste und Demonstrationen gegen einen Stausee, haben wir heute ein ganzes Nebelmeer zu dulden. Unser Weg führt durch das kühle Meer, kein Schiff, keine Fische, nur feuchte Nebelschwaden begleiten uns. Kein Leuchtturm, es ist nur die Sonne, die sich endlich dazu aufmacht, mit einem fahlen Lichtstrahl den Spuk zu beenden. Das Nebelbecken wird aufgetrocknet und die Greinaebene fällt wieder in ihre biblische Urform zurück. Auch der Rein da Sumvitg muss sich seinen Weg durch die Weite suchen und hat damit zauberhaf te Flussläufe in die Ebene gefressen. Von der Greina ins wahre Paradies: die Val Canal. Übermütige Bächlein umtanzen einander und vereinen sich, Flora und Fauna überbieten sich in ihrer Vielfalt und die ganze Szenerie wird von den imposanten Berggipfeln Piz Zamuor, Piz Canal und Piz Ner schützend umsäumt. Hiesse das Unternehmen nicht Piz Terri, wäre hier das Ziel erreicht, wäre hier die Bleibe. Denn der Weg ist das Ziel, heisst es doch so schön. Aber wir inhalieren den Weg ja geradezu! Wo vor 40 Jahren der mächtige Terrigletscher Eisgeschichte schrieb, spiegelt sich heute, ein Wimpernschlag der Erdgeschichte später, ein riesiger Gletschersee, Name: Laghet la Greina. Kaum geboren und schon zwingt er die Terri-Aspiranten zu seiner Umgehung. Der Piz Terri schickt auch schon die ersten Geröllmassen seiner Schultern nach unten und macht ernste Miene zum Aufstiegsspiel. Erst führten die Pfade durch samtweiche Alpweiden, um später dann über raue Geröllhalden dem Gipfelgrat zuzustreben. Hier stellt sie sich auf, die stolze schwarze Gipfelpyramide – spitz und splittrig – typisch Piz Terri. Höhenangst ist hier fehl am Platz. Die Westschulter, die schon Pater Placidus a Spescha als Anstiegsmöglichkeit erspähte, ladet zum finalen Rendez-vous. Über die schiefrige Himmelsleiter – rechts Ticino, links Grischun – führt nur ein Weg – der direkte – zum Zenit.

3148 Meter das Gipfelmass, tausendfach das Gipfelglück Der obgenannte und gottgesandte Terri-Erstbesteiger Spescha musste wohl nebst den himmlischen auch irdische Wünsche gehegt haben! Dieser Weg führte ihn und mehr denn zwei Jahrhunderte später auch mich in den Vorhof des Himmels, zum Dach des Piz Terri. Uneingeschränkter Rundblick, Piz um Piz reiht sich auf am Horizont. Täler mit ihren Bächen und Flüssen weisen in alle Himmelsrichtungen und verlieren sich in ferne Weiten. Die Gedanken und die Blicke, die kreisen, die Zeit steht still, der Abstieg in die die Unterwelt muss warten.


Weidmannsheil am Piz Terri Weidmannsheil – wünschen sich die Jäger, landauf, landab!

Ein seltsamer Ruf, beschwört er doch den Tod. Aber wir alle lieben ja das köstliche Wildbret. Der Abend naht und die Kandidaten – die Gämsen – machen sich auf, die Asylgrenze zu überschreiten. Das zarte Grün jenseits der Todeslinie scheint schmackhaf ter.

Die Grünröcke aber kennen die Angewohnheiten des Gamswilds und bringen sich in bereits Stellung. Weiter oben setzt ein Alphornbläser zum Abendkonzert an. Die Gämsen aber drehen taktvoll ab, die Gefahrenzone hinter sich lassend. Die Nimrode erröten, wähnen sich der Hölle nah, trauen ihren Sinnen nicht. Die Jäger sind verstimmt und das Konzert verstummt. Das hochmoderne Teleskophorn wird eingefahren, 60 Zentimeter Carbon sind im Rucksack verstaut. Später treffen sie sich – zufällig –, Jäger und Musikus. Die lautstarke Beschwerde: Hornen über Gebühr vermiest die Jagdidylle! Keiner der Beschwerdeführer ahnt, dass im Rucksack des Gegenübers ein Alphorn versteckt sein könnte. Und so lästert man gemeinsam über Störenfriede im heiligen Jagdgebiet und verspricht schreckliche Vergeltung!

Die Gämsen äsen, sie grasen drüben, unweit der menschgemachten Todesgrenze. Sie wissen Bescheid! Aber wie war das mit dem Wildbret ? Ist nicht – das Alphornspielen gar kräf tezehrend?


ALPINE BEEF JERKY AUS DER SCHWEIZ T E X T L I S A M A R I A S T E U R E R | F O T O S A L P I N E 4 810 U N D G R A U B Ü N D E N F E R I E N/ S T E FA N S C H L U M P F

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In Graubünden ist es unter dem klingenden Namen Bündnerfleisch bekannt, die Appenzeller nennen es Mostbröckli. Die einen essen es als Snack, die anderen als Genusshappen: das Trockenfleisch.

Schon vor Jahrhunderten war es eine nahrhafte Wegzehrung der Bergbauern und eine einfache Methode, den wertvollen Rohstoff Fleisch länger haltbar zu machen. Trockenfleisch in seiner ursprünglichen Form ist gesund, aber vor allem ist es, wenn richtig hergestellt, eine natürliche Proteinquelle für unseren Körper. Wenn internationale Gewürzideen auf eine traditionelle Herstellung und Schweizer Werte treffen, dann wird aus dem Trockenfleisch Beef Jerky – so geschehen bei den Gründern von Alpine 4810.


SNACK

Als berufsbedingte Weltenbummler waren die Gründer ständig auf der Suche nach gesunden Snacks in handlichem Format – gesundes Fast Food könnte man sagen. Trockenfleisch in den verschiedensten Formen kreuzte dabei immer wieder ihren Weg. Egal, ob als Biltong in Südafrika, Beef Jerky in den USA oder südamerikanisches Charqui, kein Produkt konnte deren hohen Ansprüche erfüllen. Insbesondere an den Zutaten scheiterte es immer wieder. Geschmacksverstärker, Zucker und künstliche Aromen zieren die Inhaltsstoffe und Nährwerte auf vielen Verpackungen. Geschmack geht auch anders, dachte sich das Team, und so entstand die Idee, eine Schweizer Beef-Jerky-Marke zu gründen. Immer im Hinterkopf behielten sie sich jedoch die hochgesteckten Qualitätskriterien an das Beef Jerky: Natürlichkeit, Regionalität und Nachhaltigkeit.

Einer der Ansprüche war, dass das Fleisch aus der Schweiz stammen und regional hergestellt werden sollte, denn nur dadurch kann eine nachhaltige Wertschöpfung garantiert werden. Zudem sollen die Gewürzmischungen aus rein natürlichen Gewürzen und Zutaten bestehen, um so eine gewisse Natürlichkeit zu garantieren.

Wie so oft sind es die Zufälle im Leben, die verschiedene Menschen zusammenbringen. So entwickelte sich auch die Kooperation zwischen den Neugründern und dem Produzenten, die Metzgerei Safiental mit Betriebsleiter Stefan Buchli. Neben dem Metzgerhandwerk hat aber insbesondere die ausserordentliche Geschichte der Metzgerei und seines Gründers überzeugt und dieser, es scheint, so zeitlose Ort.



Schon die Strasse ins Safiental beweist sich als abenteuerlich. Das Tor zum abgelegenen Tal bildet die kurvige, mit Naturfelstunnel gespickte, einspurige Fahrbahn oberhalb der 400 Meter tiefen Rheinschlucht. Die Strecke führt in ein enges Tal, eingerahmt von auftürmenden Bergen und steilen Wiesenhängen. Die intakte Flora und Fauna ist eine Wohltat fürs Auge, die gesunde Alpenluft ein Geschenk für die Lungen.

Spätestens wenn Dschingis, das mongolische Kamel, den Besucher des Tals begrüsst und man mit Einheimischen ins Gespräch kommt, realisiert man, dass man in einem kleinen, aber durch und durch sehr innovativen Tal gelandet ist, welches mit Herz und Seele versucht, der immer mehr steigenden Landflucht entgegenzuwirken. So auch Stefan Buchli von der Genossenschaftsmetzgerei Safiental. Von einheimischen Landwirten und engagierten Personen ins Leben gerufen, verfolgt die Metzgerei das Ziel, kurze Wege in der Produktionskette zu ermöglichen, Arbeitsplätze zu schaffen und die Wertschätzung im Tal beizubehalten. Die regionale Metzgerei sieht sich als Dienstleistungsbetrieb für Selbstvermarkter und regionale Bauern. Die kurzen Transportwege kommen nicht nur dem Menschen, sondern auch dem Tier zugute, denn der Stresslevel des Tieres wird um ein Vielfaches minimiert. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Qualität des Fleisches aus.

Das Beef-Jerky-Know-how ist jedoch weniger ein Zufall. Die Herstellung von Beef Jerky ist eine Leidenschaft des gelernten Metzgermeisters. Der stolze Walser ist kein Landei, neun Monate liess er sich in den USA und Kanada, der Heimat des Beef Jerky, inspirieren. Heute produzieren er und sein vierköpfiges Team exklusiv das Alpine Beef Jerky. Hier im Tal wird das Fleisch noch traditionell mit frischer Alpenluft getrocknet. Acht Wochen lang wird dem Fleisch dadurch das Wasser entzogen, das Aroma verfeinert und die Haltbarkeit garantiert.

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SNACK

Hergestellt wird das Trockenfleisch aus der Oberschale, ein wertvolles Stßck vom Rind, das sich durch mageres, kurzfaseriges und zartes Fleisch auszeichnet. 100g des Alpine Beef Jerky enthalten stolze 45g Protein. Auch die Geschmacksrichtungen haben so international klingende Namen wie das Trockenfleisch selbst. Das Alpine Beef Jerky wird derzeit in den Geschmacksrichtungen Classic Delicious und Hot Chili hergestellt. Während das Classic Delicious mit Meersalz, Pfeffer und einem Hauch Koriander verfeinert wird, weist das Hot Chili eine dezent scharfe Note der Habanero Chili auf.

Die wichtigste Zutat des Alpine Beef Jerky ist und bleibt jedoch die Zeit.

Weitere Informationen www.alpine4810.ch


DIE EINZIGARTIGE VESPA UND PIAGGIO-SAMMLUNG TEXT ANDRIN SCHÜTZ | FOTOS NICOLA PITARO

Ein unbekanntes Stück Industriegeschichte in Chur? Aber ja: die einzigartige Vespa und Piaggio-Sammlung von Jörg Schlegel und Roman Kessler!

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LIFESTYLE



Wer die Räumlichkeiten der leidenschaftlichen Vespa-Sammler und Restaurateure Jörg Schlegel und Roman Kessler im Industriegebiet in Chur betritt, findet sich sogleich in einem nostalgischen Paradies wieder. In Reih und Glied stehen sie vor einem: die italienischen Träume auf zwei Rädern, die von den beiden leidenschaftlichen Vespisti in vielen langen Stunden akribisch und liebevoll restauriert wurden. Daneben bergen unzählige Schubladen seltene Motorenteile, die Schlegel und Kessler auf ihren vielen Italienreisen zusammengetragen haben. «Man weiss nie, welche Trouvaillen noch in unsere Sammlung kommen werden», so Schlegel. «Aber mit einem möglichst grossen Teilelager sind wir stets auf alles vorbereitet», berichtet Schlegel und streicht nahezu zärtlich über den Lenker einer silbernen Maschine.

Die Passion für eine schöne Italienerin, die beinahe ihr Leben ausgehaucht hätte «Beispielsweise diese Schönheit hier: Sie wurde vor einigen Jahren in Form eines verrosteten Rahmens mit Gabel bei Aufräumarbeiten in einem nahen Wald gefunden. Ansonsten war nicht mehr viel vom einstigen Glanz zu sehen. Ausser, dass es sich um ein äusserst seltenes, 1947 für den Schweizer Markt produziertes Modell handelt», berichtet Jörg Schlegel mit leuchtenden Augen. Unzählige Arbeitsstunden und rund 20 000 Franken später war klar: Die einstige Diva, die zu den ersten 5000 überhaupt gebauten Vespas gehört, ist gerettet und glänzt wieder wie am Tage ihrer Auslieferung vor mehr als 70 Jahren.

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Die Passion für eine schöne Italienerin, die beinahe ihr bewegtes Leben ausgehaucht hätte

Beispielsweise dies


Spürbar: Das Flair des alten Italien Alles allerdings ist nicht auf Hochglanz poliert in der Sammlung: Da und dort finden sich noch die neckischen Aufkleber von einst, hier und dort eine angerostete Plakette. Das hat seinen Grund: «Wir sammeln ja nicht nur alte Motorräder», erklärt Schlegel. «Vielmehr geht es auch darum, die Zeitgeschichte der Fortbewegung im Italien der Nachkriegsjahre sichtbar zu machen und die lebendige Geschichte über das bewegte Leben unserer Vespas am Leben zu erhalten und zu zeigen. Ein bisschen Patina ist also ebenso natürlich wie auch notwendig.»

Keine leeren Worte: Das Flair der 40er-, 50er- und 60er-Jahre ist in jeder Ecke spürbar, und man fühlt sich in mitten in die Szenerie der lauen Sommerabende hineinversetzt, an denen Ginger und Fred in ihren jungen Jahren durch die alten Gassen Roms tanzten. Nebst Charme, Passion und viel Arbeit stecken aber auch äusserst ernste Absichten hinter der Sammlung von Schlegel und Kessler: Kaum eine Modellserie der Vespas, Mofas und der unvergleichlichen Dreiräder von Piaggio, die in Chur nicht geschlossen vertreten ist. Schlegel: «Wir haben hier Stücke, die nicht einmal im Piaggio-Museum in Pontedera zu sehen sind. Es handelt sich also um eine Sammlung, die auch international gesehen von grosser Bedeutung ist.» Aber eben: Zu sehen? Zu sehen ist die einzigartige Kollektion derzeit nur, wenn man den Weg zu den verschiedenen Lokalitäten auf sich nimmt, an denen die geliebten Stücke auf engstem Raum untergebracht sind.

Ein Vespa-Museum für Chur? Unbedingt! Dies soll sich gemäss Schlegel und Kessler aber ändern. Die beiden träumen den grossen Traum eines veritablen Museums im Raum Chur. Aber wie so oft in solchen Fällen: Entsprechende Räumlichkeiten sind rar und wenn dann vorhanden, kaum bezahlbar. Gesucht sind also auch Fans, Mäzene und Investoren, die bereit sind, diesem grossartigen Stück Industrie- und Kulturgeschichte unter die Arme zu greifen und damit zu einem angemessenen Rahmen zu verhelfen. Und wer weiss: Vielleicht kurven schon bald Tausende von Vespisti aus ganz Europa durch die Strassen von Chur, um die unzähligen Schätze von Schlegel und Kessler mit leuchtenden Augen zu bewundern.


BERÜHMTE KOPFFÜSSLER IM FORUM WÜRTH IN CHUR TE X T ANDRIN SCHÜT Z

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Es ist wohl das erste Mal überhaupt, dass in der Schweiz ein derart konzentriertes Konglomerat von rund 30 Werken des 1936 in Heppenheim (D) geborenen Künstlers Horst Antes gezeigt wird. Anhand der grossen Auswahl von Zeichnungen, Lithografien und Gemälden lassen sich der künstlerische Werdegang und die verschiedenen Schaffensphasen von Antes in einer eigens für die Räume in Chur konzipierten Ausstellung hervorragend nachvollziehen. Obwohl die unverkennbaren Arbeiten von Horst Antes, der beim Holzschneider HAP Grieshaber in Karlsruhe Malerei studierte, den meisten von uns schon begegnet sind, dürfte die Ausstellung viele Überraschungen bieten. Denn sie vermögen immer wieder erneut zu faszinieren, die in typisch klarer Kontur stilisierten und oft flächig gehaltenen «Kopffüssler».





Intensive Auseinandersetzung mit der indianischen Kultur Sind die Figuren, die Antes’ Schaffen nach einer frühen tachistischen Phase bereits in den frühen 60er-Jahren prägen, einerseits ein wesentlicher Ausdruck der europäischen Suche nach einer neuen figurativen Bildsprache in den Nachkriegsjahren, haben sie andererseits ihre Wurzeln in den archaischen Skulpturen der Pueblo-Kultur. Antes setzte sich vor Ort in Arizona und New Mexico intensiv mit der Kultur und den Ausdrucksweisen der Hopi-Indianer auseinander und legte sich selbst eine umfangreiche und bedeutende Studiensammlung an.

Wirkungsmächtige Sinnbilder des Menschlichen Oft mit kompaktem, gedungenem Körper und verkürzten Gliedmassen sind die indianischen Figuren in ihrer schlichten Schönheit zugleich ausdrucksstarke Träger menschlicher Befindlichkeiten sowie kultischer und gesellschaftlicher Kontexte. Aspekte, die wiederum in Antes Werk ihren Niederschlag finden: In seiner genuin eigenständigen und in ihrer Einfachheit monumental und auratisch wirkenden Bildsprache finden wir stets den Menschen: den Menschen als zärtlich liebendes, als einsames, als wartendes oder auch als spielendes Wesen. Antes Arbeiten werden so zur allgemein verständlichen Metapher des Menschlichen überhaupt. Bleibt das Motiv des Menschen bis in die 80er-Jahre vorherrschend, widmet sich Antes in der Folge zunehmend der Behausung.

Stilistisch erhalten bleiben die strikte Kontur und der motivisch-analytische Aspekt im gesellschaftlichen Sinne. So tritt das Haus als einzelnes und unbewohntes, aber auch als bewohntes Strichkonstrukt zutage. Ist dem belebten Haus hier eine Tasse oder ein Kleidungsstück beigestellt, verbleibt es dort wiederum als anonymer Teil eines grösseren Siedlungskonglomerates.


Nebst Werken von Horst Antes selbst sind in der eindrücklichen Ausstellung auch Arbeiten von HAP Grieshaber sowie von frühen Weggefährten, unter anderem von Heinz Schanz, Hans Baschang und Walter Stöhrer, zu sehen. Die Werkschau ist bis zum 20. Oktober im Forum Würth Chur zu sehen und wird durch ein breites Veranstaltungsprogramm erlebbar gemacht.

Nähere Informationen zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm: www.forum-wuerth.ch/chur

Öffnungszeiten Täglich von 11–17 Uhr Eintritt frei

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HORST ANTES Bilder und Skulpturen aus der Sammlung Würth

Horst Antes, The year of the Hopi, 1980/81 © 2019, ProLitteris, Zurich

22.2. – 20.10.2019

Begleitprogramm

GESTALTUNGSKURS FÜR ERWACHSENE Expressive Menschenbilder In einem expressiven Gestaltungsakt generierte Horst Antes seinen ”Kopffüssler”, welcher sich als archetypische und eigenständige Form des Menschenbildes manifestierte. An ausgewählten Exponaten in der Ausstellung wird der Bildfindungsprozess von Antes erläutert und anschliessend im Atelier praktisch umgesetzt. Wir gestalten einzigartige Menschenbilder, die malerisch mit Acrylfarben festgehalten werden – abstrakt, expressiv, archaisch, bunt und spontan. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich.

FÜHRUNGEN jeweils donnerstags von 18.30 bis 19.30 Uhr, CHF 8.Daten: 27. Juni, 25. Juli (AS), 29. August, 19. September und 17. Oktober 2019 (AS)

Kosten: CHF 150.- (inkl. Material) Zeit: 10 – 16 Uhr (individuelle Mittagspause)

THEMATISCHE FÜHRUNG Sonntag, 22. September, 14 bis 15 Uhr, CHF 10.Primitivismus in der Kunst des 20. Jahrhunderts – Ursprüngliches inspirierte die Moderne.

Datum: 14. September 2019 GESTALTUNGSKURS FÜR KINDER Holzpuppe Polimana aus Nordamerika Der Künstler Horst Antes sammelt alte magische Figuren der Pueblo-Indianer Nordamerikas. Im Atelier werden wir mit unterschiedlichen Materialien wie Holz, Federn oder Farbe lustige, freche und geheimnisvolle Freunde für die Holzpuppe Polimana gestalten.

SENIORENFÜHRUNGEN Altersgerechte Führung mit anschliessendem Ausklang im Forum Café. Das Angebot richtet sich an Gäste ab 60 Jahren. Die Führungen finden montags von 14.30 bis 15.30 Uhr statt und kosten inkl. Konsumation 15 Franken.

Alter: 1. – 6. Primarklasse Kosten: CHF 30.- (inkl. Material) Zeit: 13.30 – 16.30 Uhr

Daten: 1. Juli und 9. September 2019

Datum: 11. September 2019

Anmeldungen an chur@forum-wuerth.ch oder telefonisch unter 081 558 0 558. Alle Führungen finden unter der Leitung von Remo A. Alig oder Ariella Sonder (AS) statt. Die Gestaltungskurse leitet Remo A. Alig, Künstler und Kunstvermittler.

Forum Würth Chur Aspermontstrasse 1 7000 Chur ●

Tel. 081 558 0 558 www.forum-wuerth.ch Mo - So 11 - 17 Uhr ●

Alle Aktivitäten des Forum Würth Chur sind Projekte der Würth International AG.


DIE ERSTE UHR AUF DEM MOND

VER F Ăœ GBAR BEI :

#MOONWATCH

Zum 50. Jahrestag der Mondlandung besinnt sich OMEGA jener goldenen Momente, die diesen legendären Tag bestimmt haben. Niemand erinnert sich daran so gut wie Buzz Aldrin, der eine OMEGA Speedmaster trug, als er den staubigen Boden des Mondes betrat und seine Spuren in der Geschichte hinterliess.


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