Graubünden Magazin Ausgabe 22

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r Re u ibtre i n k

In Davos

treffen sich einmal im Jahr «echte» Cowboys und Cowgirls mit ihren leichtfüssigen Pferden.

Quarterhorses, Paints, Appaloosas, Araber, aber auch gewöhnliche Freizeitpferde sind auszumachen. Die Gangart der Westernpferde ist leicht, federnd, fast tänzelnd. Westernreiten verlangt vom Pferd Feinfühligkeit, Intelligenz, Konzentration und Wendigkeit. Muskelprotze gibts hier keine. Bestimmt aber Muskel-Schönheiten. Und die haben auf die kleinste Anweisung ihres Reiters blitzschnell zu reagieren. Am SWRA-Turnier (SWRA: Swiss Western Riding Association) in Davos sind vom Anfänger bis zum Profi alle anwesend. Und alle messen sie sich in freundschaftlicher Manier auf dem gleichen Platz. Unter den Augen der gleichen Richterinnen, aber in unterschiedlichen Stärkeklassen. Hier ist jemand auffälliger herausgeputzt als dort. Hier blinkts ein bisschen üppiger als dort. «Blingbling» für Pferd und Reiter oder lieber «old fashioned» – grad so, wie man es sich aus einem guten alten Western-Klassiker gewohnt ist. Individualität ist erlaubt, ja gefragt. Frauen geben den Ton an, je höher aber die Stärkeklasse, umso mehr müssen sie mit männlicher Konkurrenz rechnen. Atmosphäre und Bergpanorama in Davos Frauenkirch, gleich beim Eingang ins wildromantische Sertigertal, sind perfekt. Dieser Auffassung sind auch die aus Deutschland angereisten Richterinnen. Von 45 Western-Disziplinen standen im Sommer 2011 deren 41 auf dem Programm. Die Disziplinen nennen sich: Reining, Trail, Pleasure, Horsemanship, Lope Over, Barrel Race, Western Riding, Super Horse, Hunter under Saddle usw. Das Turnier vom vergangenen Jahr, das zweite SWRA-Turnier in Davos überhaupt, verzeichnete mit 320 Starts gleich doppelt so viele wie jenes von 2010. Doch was macht diese in der Schweiz noch junge Sportart so faszinierend? Es ist wohl das Zusammenspiel zwischen Pferd und Reiter, das aussieht, als wäre es ein Kinderspiel und gleichzeitig Harmonie pur und höchstes Können voraussetzt. In dieser disziplinierten Interaktion zwischen Mensch und Tier dürfte die Herausforderung liegen, nach der sich junge wie ältere Reiterinnen und Reiter sehnen. Ein Verschnitt zwischen Wettkampf und Spiel. Sport im ureigentlichen Sinne. Aber Achtung! «In der nach aussen sichtbaren Leichtigkeit steckt jahrelanges, intensives Training. Ein Westernpferd ist darauf trainiert, auf kleinste Gewichts- und Schenkelhilfen zu reagieren, damit es eigenständig arbeitet», erläutert Carmen Spinas (32) vom Reitstall Davos ihre Passion als Western-Reittrainerin.

Western Feeling – Seit gut zehn Jahren übt Carmen Spinas den Western-Reitsport aus. Aus ihrem Hobby machte sie, die ehemalige Primarlehrerin, die in Tinizong (GR) aufwuchs, kurzerhand ihren Beruf. Denn Passion will gelebt werden. Und pädagogisches Geschick braucht es nicht nur in der Schulstube, auch im Umgang mit Pferd und Reiter. Geritten ist die umtriebige Bündnerin, die regelmässig auf Turnierplätzen in der Schweiz anzutreffen ist, schon als kleines Mädchen. Seit Herbst 2010 ist sie offiziell anerkannte Westerntrainerin B. Manchmal werden Mädchenträume eben doch wahr! Besonders dann, wenn man gewillt ist, auch hart genug dafür zu arbeiten. Pikantes Detail eines Mädchentraums: Die Wahl-Davoserin schloss die Prüfung zur Westerntrainerin B gleich als Beste mit der Note 5.4 ab. Wer so vom Pferde-Virus beseelt ist wie Carmen Spinas, der schafft es, aus dem Lebenspartner den Reit- und Geschäftspartner zu machen. Seit Sommer 2008 betreibt Carmen Spinas zusammen mit Ehemann Claudio Spinas (35) den Reit- und Pensionsstall in Davos Frauenkirch mit 11 Pensionspferden und 15 eigenen Pferden. Claudio Spinas, der gelernte Kaufmann, führt den Stall als Betriebsleiter, daneben erteilt er Reitunterricht, trainiert Pferde und absolviert die Ausbildung zum Westerntrainer C. Er resümiert: «Seit über zehn Jahren begleite ich Carmen bei allen Turnieren und Ausbildungen im Inund Ausland. Deshalb bot sich mir schon von Beginn weg die Möglichkeit, auf Spitzenpferden trainieren zu können.» Im Mai 2012 kam Söhnchen Marco zur Welt. Bereits hat er seine ersten Reitstunden in der Halle hinter sich – natürlich im wohlig-warmen Tragetuch ganz nahe bei Mama oder Papa.

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