Kärnten Journal Villach

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"VILLACHER RUNDE" - SPORT 63

September 2012

sum unter Jugendlichen nehmen ständig zu. Ist Fußball eine geeignete Sportart, um die Jugend davon abzuhalten und auf einen guten Weg zu führen? Schmölzer: Selbstverständlich ist der Fußball ein Katalysator für positive Werte. Man muss Leistung bringen, Eigenverantwortung zeigen, Ehrgeiz entwickeln, sich Ziele setzen. Werte, die ich im Leben brauche, werden durch den Sport vermittelt. Im Mannschaftssport muss ich mich in einer Gruppe ein- und unterordnen. Weil der Fußball populär ist, ist das Stadion die Bühne für soziale und gesellschaftliche Themen. Gewalt ist aber in jedem Fall abzulehnen. Hrstic: Grundsätzlich ist jede Art von sportlicher Betätigung positiv. Es ist erschreckend mit anzuschauen, wenn sich Kinder und Jugendliche auf Veranstaltungen ohne Maß und Ziel betrinken. Sind die Kinder sportlich aktiv, dann haben sie eine andere Aufgabe. Mehr Turnstunden in den Schulen wären wichtig. Ich war acht Monate in England, habe dort viele Spiele gesehen. So diszipliniert, wie es da von Statten geht – davon können wir hier nur träumen. Wenn sich in England ein Zuschauer aggressiv verhält, dann ist sein Abo, seine Eintrittskarte weg. Durch undisziplinierte Fans – siehe aktuell Rapid gegen Saloniki – gehen dem Verein viele Gelder verloren. Solche „Fans“ haben am Fußballplatz nichts zu suchen. Fußball sollte ein Fest für alle sein. Lippitz: Fußball ist ein Sport für alle Schichten, egal ob arm oder reich. Der Nachwuchs ist das Um und Auf. Wir sind auch sehr um die rasche Integration von Sportlern mit Migrationshintergrund bemüht. Es ist auch wichtig, dass viele Spieler in der Mannschaft spielen, die vom eigenen Klub kommen. Da kommt Villach Stadt & Land

Fußball ist für mich persönliche Leidenschaft und Beruf!“

Fußball ist für mich Faszination, Leidenschaft und ein großer Wirtschaftsfaktor!“

Christoph Schmölzer, Leiter Fußballakademie Kärnten

Werner Lippitz, Präsident des Kärntner Fußballverbandes

Peter Hrstic, Sportlicher Leiter, VSV

dann die ganze Familie, um zuzusehen. Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als der VSV eine Akademie – damals BNZ – gehabt hat. Da haben alle anderen Vereine in Villach von dieser Akademie des VSV „gelebt“.

werden, in Ordnung, angesichts tausender Profifußballer, die arbeitslos sind? Schmölzer: Natürlich sind die Gehälter von Spitzenprofis wie Messi oder Ronaldo nicht mehr mit vernünftigen Maßstäben zu messen. Offensichtlich gibt es aber Leute, die das zahlen. Genauso, wie es Leute gibt, die für einen Picasso 30 Millionen zahlen. Jeder muss es mit sich selbst ausmachen, ob er neidisch ist, es versteht, oder ungerecht fi ndet. Ich akzeptiere es. Die Welt ist kein gerechter Platz. Die Besseren setzen sich durch.

Andererseits: Von wie vielen reden wir hier? Es ist nur eine Hand voll. Und diese Fußballer bezahlen sich selbst, weil sie Massen in die Stadien bringen. Zum Thema Profi fußballer: Die Schuld muss man auch bei Vereinen suchen, die zu viel zahlen. Dass es auch anders geht, beweist z. B. Wr. Neustadt. Die bezahlen weniger als 80 Prozent der Gagen der Erste-LigaKlubs.

Hrstic: Das geht aber nur bis zu einer gewissen Klasse. Natürlich braucht es eigene Spieler. Aber wenn sich ein Verein das Ziel setzt, Berufsfußball zu spielen, wird er das mit 15 eigenen Spielern nicht schaffen. Schmölzer: Im Profisport spielen regionale Kriterien keine Rolle mehr. Finden Sie jene Beträge, die heute an Ablösen und Gagen für sogenannte „Weltfußballer“ bezahlt

Hrstic: Ja, es ist nachvollziehbar, dass gewisse Spieler eine Faszination ausüben. Aber, nein, ich glaube nicht, dass irgendwer 120 Millionen wert ist.

Fußball ist für mich Faszination pur!“

Lippitz: Ich habe einen Beitrag im deutschen Fernsehen gesehen. Da meinte der ehemalige Weltklasse-Fußballer Paul Breitner: Messi, Ronaldo, Xavi, Iniesta, sind 50, 60, 70 Millionen wert. Alle anderen nicht. Auch nicht ein Martinez, der jetzt um 40 Millionen zum FC Bayern kommt.

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