Marwick Januar/Februar 2017

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JANUAR/FEBRUAR 2017

eine Zeitschrift für Mandanten und Geschäftsfreunde der KPMG Česká republika

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Industrie 4.0

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Ein Quäntchen mehr vom Wirtschaftsprüfer Haben Sie genug Geld zur Finanzierung erfolgloser Projekte Zu Besuch bei einem Knoblauchwissenschaftler


Damit der Handel in Tschechien für Sie kein Böhmisches Dorf wird Wir helfen Ihnen sich zurechtzufinden.

Als die größte Beratungsfirma Tschechiens verfügen wir über ein umfangreiches Team von deutschsprechenden Spezialisten. kpmg.cz

Anticipate tomorrow. Deliver today.

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3 — Leitartikel

Deutsche und Tschechische Unternehmen Deutschland ist als Handelspartner für Tschechien heutzutage nicht mehr wegzudenken. Während Tschechien im Jahr 2014 rund ein Viertel seiner Einfuhren aus Deutschland bezog, gingen über ein Drittel des tschechischen Exportvolumens an das westliche Nachbarland. Somit ist Deutschland der wichtigste Handelspartner für Tschechien. Darüber hinaus stieg die Anzahl deutscher Unternehmen in Tschechien seit der Wende 1989 und nicht zuletzt durch den EUBeitritt 2004 massiv an. Investoren schätzen dabei vor allem die niedrigen Kosten für Arbeiter sowie deren hohe Motivation. Im Vergleich zu den übrigen osteuropäischen Mitgliedsstaaten weist Tschechien zudem eine höhere Qualität der Ausbildung seiner Arbeitskräfte auf. Somit sind die umsatzstärksten Unternehmen in Tschechien deutschen Ursprungs. Beispiele hierfür sind der Automobilhersteller Škoda (der Volkswagen Gruppe angehörig), RWE Supply & Trading CZ und E.ON Energie. Eine umfangreichere Unternehmensliste dazu liefert die Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer (www.dtihk.cz). Durch eine stabile Wirtschaft und gute Aussichten für die kommenden Jahre herrscht des Weiteren eine extreme Zufriedenheit jener Unternehmen vor. Eine Befragung deutscher Investoren aus dem letzten Jahr ergab, dass 92% erneut in tschechische Gebiete investieren würden. Die tschechische Regierung dagegen sieht eine zu starke Abhängigkeit von der deutschen Wirtschaft und strebt mehr Vielfalt in der Außenwirtschaft an. Diese erstaunliche Entwicklung ist jedoch auf umgekehrter Seite (noch) nicht zu erkennen, wohl auch aus dem Grund, dass für Deutschland die Exporte nach Tschechien lediglich etwa 3% und die Importe rund 4% darstellen. Jüngste Ereignisse

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zeigen, dass tschechische Unternehmen in den deutschen Markt investieren. Somit nehmen die Tschechen auch in Deutschland eine größere Bedeutung ein: Zum einen erwarb der tschechische Energiekonzern EPH Ende September 2016 die ostdeutsche Vattenfall-Braunkohlesparte und zeigte großes Interesse an Gruben und Kohlekraftwerken in Brandenburg und Sachsen. Zum anderen verkaufte der BarillaKonzern 2013 die Großbäckerei Lieken AG (bekannt für seine Marken Golden Toast und Lieken Urkorn) an den tschechischen Agrar- und Lebensmittelkonzern Agrofert. Dieser ist in Deutschland bereits mit über einer Milliarde Euro Umsatz aus Agrarprodukten, wie Düngemitteln, bekannt und baute mit dem Kauf seinen Einfluss auf die deutsche Wirtschaft weiterhin aus. Zusammenfassend ergeben sich aus meiner Sicht für die Zukunft folgende drei Tendenzen für die deutsch-tschechischen Wirtschaftsbeziehungen: Erstens werden zukünftig noch mehr tschechische Firmen in Deutschland investieren, da globale Kontakte in Tschechien sehr oft über Deutschland entstanden sind und mit deutschen Unternehmen bereits hervorragende Kontakte zu Kunden und Märkten bestehen. Zweitens wird sich der Trend fortsetzen, dass deutsche Unternehmen Forschungs- und Entwicklungsprojekte in Tschechien realisieren; auch wenn Tschechien in diesem Bereich kein Billiglohnland mehr ist und schon jetzt ein Fachkräftemangel zu spüren ist. Drittens wird die verbesserte Infrastruktur (Autobahnen, Zugverbindungen) nach Deutschland und Österreich die wirtschaftlichen Beziehungen nochmals intensivieren. Andreas Schwarzhuber (Wirtschaftsprüfer, Steuerberater) ist Senior Manager bei KPMG in Deutschland im Bereich Wirtschaftsprüfung. Des Weiteren betreut er am German Desk bei KPMG in Tschechien seit 2013 deutsche Unternehmen. Kontakt: andreasschwarzhuber@kpmg.cz

von KPMG Česká republika, Pobrežní 1a, Praha 8 herausgegeben. MK CR E 22213. On-line-Abonnement auf www.marwick.cz. Chefredakteurin: Michaela Raková. Art Director: Štepán Prokop. Bildredakteurin: Barbora Mráčková. Korrektorin: Edita Bláhová. Illustrationen der Titelseite: Václav Havlícek. Zweigstellen der KPMG Česká republika finden Sie in Prag, Brno, Ostrava und České Budějovice. www.kpmg.cz

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5 — Thema

Industrie 4.0: Mehr Kopf und weniger Hände

Die tschechisch-deutschen Beziehungen erleben eine Blütezeit. Die neue Chance für das Wachstum heißt Industrie 4.0. Welche Vorteile birgt sie und warum sollten wir den Zukunftsweg gerade mit deutschen Unternehmen beschreiten?

Text: Pavla Francová

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Digitale Ökosysteme Einen immer wichtigeren Stellenwert nehmen somit Themen wie Forschung, Entwicklung und Innovationen ein. Diese Bereiche bündeln sich unter dem Begriff Industrie 4.0 – einer Wortverbindung, die bei uns noch vor einigen wenigen Jahren kaum jemand kannte, Hinter ihr verbergen sich hingegen heute nach Meinung der Experten die künftige Wettbewerbsfähigkeit und ein mögliches Wachstumspotenzial. „Die Vision der Industrie 4.0 bringt Hoffnung auf eine Reindustrialisierung Europas. Die Digitalisierung der Produktion lässt den Lohnaspekt und das damit verbundene Offshoring, Outsourcing sowie die Produktionsverlagerung in Niedriglohnländer in den Hintergrund treten. Logistische Aspekte wie Flexibilität, schnelles Agieren und Frachtkosten gewinnen an Bedeutung. Dank der Digitalisierung tritt der Kunde mit seinen Bedürfnissen und somit der ganze Kundenmarkt in den Vordergrund. Die Produktion befindet sich (geographisch) näher an den Kundenmärkten“, erklärt Harald von Heynitz, Head of Industrial Manufacturing KPMG Deutschland,

6 — Thema

Aus wirtschaftlicher Sicht sind wir mit unserem westlichen Nachbarn sehr eng verbunden. Deutschland ist langfristig unser größter Wirtschaftspartner. Die wechselseitigen Beziehungen können sich allerdings mit dem Beginn der neuen Industrierevolution wandeln. Deutschland will selbstverständlich den erreichten Wohlstand halten und mehren. Hierzu sollte ihm künftig eben die intensive Nutzung der Industrie 4.0 verhelfen. Schauen wir uns zunächst einige Zahlen an. Die wechselseitige Handelsbilanz hat 2015 ein Rekordhoch von zwei Billionen Kronen überschritten. Für das Vorjahr können wir wohl mit einem weiteren Rekordhoch rechnen. Der tschechische Export hat im vorletzten Jahr 46 Mrd. Euro betragen (etwa ein Drittel unseres gesamten Exports), der Import aus Deutschland nach Tschechien hat die Grenze von 33 Mrd. Euro überschritten. Zum Vergleich: der Export nach Russland beläuft sich auf rund 3 Mrd. Euro, nach China nur auf 1,6 Mrd. Euro. Deutschland ist mit knapp 20 Mrd. Euro in Form von Investitionen seit 1993 der größte ausländische Investor in Tschechien. Und wenn Sie der Zahlen immer noch nicht satt sind: Deutsche Unternehmen schaffen in Tschechien etwa 150.000 Arbeitsplätze. Tut sich also in einem Land Potenzial für Geschäfte und Zusammenarbeit auf, dann ist es Deutschland. Auch für deutsche Unternehmen gilt gerade der tschechische Markt als die Nummer Eins in der Region Mittel- und Osteuropa. „Es ist ein attraktives Land für Investitionen, 92 Prozent der Unternehmen, die hier bereits Investitionen getätigt haben, würden diesen Schritt wiederholen“, sagt Bernard Bauer von der TschechischDeutschen Industrie- und Handelskammer. Es sind bei Weitem nicht mehr nur die Niedriglöhne, die deutsche Investoren anlocken, wie es vor Jahren der Fall war.

und ergänzt, dass die einzelnen Partner aus Tschechien und Deutschland dank der sog. digitalen Ökosysteme ihre Verbindung und Zusammenarbeit noch weiter vertiefen könnten. Das Konzept der Industrie 4.0 stellt eine neue industrielle Revolution dar, die zur Zeit ihren Anlauf nimmt und folglich eine einzigartige Gelegenheit für alle bietet, die bei diesem Trend mitmachen bzw. ihn aktiv mitgestalten wollen. Das Ziel, das diese Modernisierung anstrebt, führt logischerweise zur Stärkung der globalen Wettbewerbsfähigkeit. Es geht daher nicht nur um die Region Europa, wovon auch die allmählich weltweite Etablierung dieses Begriffes zeugt. „Wenn in China über Digitalisierung der Industrie und Produktionsketten die Rede ist, spricht man dort von der Industrie 4.0, und zwar mit ‚ie‘ am Ende“, zitierte neulich die Frankfurter Allgemeine Zeitung den Präsidenten der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften Acatech Henning Kagermann. Die Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen und Forschungsinstituten bietet somit auch für tschechische Unternehmen und andere Subjekte, die sich mit der Digitalisierung, Automatisierung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit allgemein beschäftigen, eine interessante Chance. In diesem Fall ergibt es nämlich keinen Sinn, vollends eigenständige Wege zu suchen. Eine der größten Herausforderungen der erfolgreichen Implementierung der Industrie 4.0 besteht nämlich darin, dass die Standards und Automatisierungseinstellung eine Übertragbarkeit ermöglichen. Im Endeffekt werden zwar individuell maßgeschneiderte Kundenlösungen und zur Echtzeit erledigte

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7 — Thema

seiner Meinung nach neben der kompletten Digitalisierung aller Unternehmensprozesse die neu festzulegenden Produktionsketten, das Qualitätsmanagement, die Basissicherheit im Bereich Kybernetik und die Anpassung der Geschäftsmodelle. Die Anzahl der Aufgaben ist so hoch, dass es den deutschen Investoren gemäß, höchste Zeit ist, sich mit all diesen Aspekten intensiv auseinanderzusetzen.

Bestellungen angestrebt, die festgelegten Standards müssen aber universell gültig sein. Die tschechischen Unternehmen haben gute Voraussetzungen, von dieser Chance zu profitieren. „Deutschland hat mit Tschechien einen Vertrag über die Zusammenarbeit im Bereich der Digitalisierung abgeschlossen. Es ist ein gemeinsames Projekt, das Deutschland mit keinem anderen Land der Europäischen Union abgeschlossen hat und das einen wichtigen Schritt in Richtung künftige Zusammenarbeit an einer rasanten Weiterentwicklung der Digitalisierung darstellt“, merkt Bernard Bauer an und fügt hinzu, dass auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem letzten Besuch in Prag Ende August die strategische Zusammenarbeit im Bereich der Industrie 4.0 bekräftigt hat. Im Moment steht die Kooperation erst am Anfang, die vorgenannte Vereinbarung legt aber schon jetzt einen Grundstein für die ersten gemeinsamen Projekte sowie den gegenseitigen Austausch von Kontakten zwischen beiden Parteien. Auf der tschechischen Seite hat die ČVUT die Schirmherrschaft über die Vereinbarung übernommen, auf der deutschen Seite das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Mit dem Anlauf und der sukzessiven Implementierung der Industrie 4.0 sind natürlich auch zahlreiche Herausforderungen verbunden. Harald von Heynitz weist beispielsweise darauf hin, dass eine umfassende Vernetzung aller Produktionsteile, Maschinen und Systeme per Internet hohe Investitionskosten nach sich ziehen wird. Zu den weiteren wesentlichen Herausforderungen gehören

Menschenleere Fabriken? Ein selbständiges und in Zusammenhang mit der Industrie 4.0 viel diskutiertes Kapitel ist die Angst vor dem Mitarbeiterabbau, den die steigende Automatisierung und Digitalisierung vom Bann brechen wird. Schon heute ist es klar, dass viele Arbeiterjobs Geschichte werden. Es werden jedoch neue Positionen entstehen, oft in bislang unbekannten Bereichen. Gerade hier müssen die tschechischen und deutschen Unternehmen und Institutionen zusammenarbeiten und sich für die unumgänglichen Änderungen auf dem Arbeitsmarkt rüsten. Deutschland wird vor der grundsätzlichen Entscheidung stehen, wohin es in Zukunft „die menschenleeren“ Fabriken verlegt und ob Tschechien auch in der neuen Ära ein attraktives Investitionsland bleibt. Schon jetzt vermelden Unternehmen einen Mangel an inländischen Arbeitskräften, der es verhindert, eine weitere Produktion auszuweiten und zu investieren. „Die Situation ließe sich auch nicht durch eventuelle Zuwanderung neuer Arbeitskräfte aus anderen Ländern lösen. Ihre Hilfe wäre nämlich nur zeitweilig und sie würden ihre Jobs höchstwahrscheinlich mit der fortschreitenden Produktionsautomatisierung verlieren. Überdies müsste das Land neue Stellen für lokale Arbeitskräfte schaffen. Werden die Stellen für Arbeiter fernerhin vornehmlich durch Maschinen ersetzt, wird unsere Stellung schwächer“, merkt Milan Bláha an, Partner der KPMG Česká republika, der Familienunternehmen und Investoren aus deutschsprachigen Ländern berät. Wie können wir also unsere Position behaupten? „Den aktuellen Mangel an Arbeitskräften sollten die Firmen mehr mit dem Kopf und weniger mit den Händen anpacken, d.h. durch Automatisierung der Produktion als Vorstufe vollrobotisierter Produktionswerke“, ergänzt Bláha. „Der einzige Ausweg besteht schon jetzt darin, in die Ausbildung unserer Jugend und in die Förderung von technischen und auf Informationstechnologien ausgerichteten Lehr- und Studienprogrammen zu investieren. Dadurch haben unsere Kinder keine Scheu vor Mathematik, Physik und Programmierung. Dies alles strebt danach, eine adäquat ausgebildete Generation zur rechten Zeit präsent zu haben. Nur so können wir in Tschechien die Investoren halten und ein Absinken unseres Lebensniveaus verhindern“, schlussfolgert Bláha. �

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Industrielle Revolutionen

Opinions

Industrielle Revolution: Von der Handarbeit in Manufakturen ging man ab Ende des 18. Jahrhunderts zur fabrikmäßigen Groß-produktion über. Von grundsätzlicher Bedeutung waren die neu erfundenen Industriemaschinen wie z.B. die mechanische Webmaschine oder v.a. die Dampfmaschine. Diese gilt traditionell als Symbol der ersten industriellen Revolution, deren Auswirkung auf die Gesellschaft und den Lebensstil von enormer Trag-weite war.

Im Produktionsbereich wird sich die Industrie 4.0 zuerst in solchen Branchen durchsetzen, in denen ein hoher Druck auf Innovationen besteht, die über enorme Basiskompetenzen verfügen und in denen hohe Qualitätsanforderungen selbstverständlich sind. Neben der Automobilindustrie (samt ihrer Zulieferer) und dem Maschinenbau wird es sich auch um die Pro-duzenten der Kommunikations- und Vergnügungselektronik sowie der Verbrauchsartikel und um enorm anspruchsvolle Bereiche wie Luftverkehr, Verteidigung oder Gesundheitstechnik handeln.

Industrielle Revolution: Wird in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts datiert und hängt mit der Entwicklung von Computern, Informationstechnologien und der allmählichen Automatisierung der Massenproduktion zusammen. Industrielle Revolution: Die absolute Verbreitung von Informationstechnologien in alle Industrie- und Dienstleistungsbereiche geht auf die rasante Verbreitung des Internets zurück. In der Wirtschaft etabliert sich der Begriff Industrie 4.0, hinter dem sich eine weitere Stufe der Automatisierung und Digitalisierung aller Teile der Produktionskette verbirgt. Die Massenproduktion für einen unifizierten Kunden wird durch eine Epoche abgelöst, in der Firmen dank zur Echtzeit übertragenen Daten auf konkrete Wünsche der einzelnen Kunden einge-hen können.

Harald von Heynitz Head of Industrial Manufacturing KPMG Deutschland Es ist kein Zufall, dass der Begriff Industrie 4.0 gerade in Deutschland entstanden ist und mit einem Abstand von fünf Jahren nun auch in der Tschechischen Republik „angekommen“ ist. Jede Produktionsgesellschaft, die Spitzenreiter in ihrer Branche sein will, ist bestrebt, ihre Tätigkeiten mit Hilfe aller verfügbaren Kenntnisse und Verfahren zu optimieren. Dabei geht sie – im Unterschied zu einer Vielzahl von Einzelprojekten, die in Vergangenheit umgesetzt wurden und nur teilweise Verbesserungen mit sich brachten – organisiert und zielorientiert vor. Es ist daher keine Überraschung, dass wir von dem Begriff Lean Management fließend zur Industrie 4.0 übergegangen sind. Der aktuelle Mangel an qualifizierten Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkt beschleunigt darüber hinaus die Implementierung der Industrie 4.0 und macht diesen Begriff viel attraktiver als früher. Pavel Rochowanski Partner KPMG Česká republika, German Desk

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8 — Thema

Industrielle Revolution: Diese ist mit der Erfindung der Glühbirne Ende des 19. Jahrhunderts und der Stromverbreitung verbun-den. In neuen Fabriken wurde die Arbeit weiter effizienter gestaltet, wozu neben Maschinen auch die neu eingeführten Montagelinien verholfen haben. Die Produktion konnte daher eine Massenverbreitung fin-den.


Survey 1. 2. 3.

Wie wird die Industrie 4.0 Ihre Geschäftsbranche beeinflussen? Worin liegen Ihrer Meinung nach die größten Chancen und Hürden in Zusammenhang mit den anstehenden Änderungen? Welchen Stellenwert und welche Bedeutung nehmen die Aktivitäten der tschechischen Niederlassung innerhalb der gesamten Gruppe ein?

9 — Thema

1. Das Konzept der Industrie 4.0 begegnet uns auf zwei Ebenen: als Lieferanten von Lösungen für Industrieunternehmen und als Betreiber von sieben Produktionswerken. Wir sind davon überzeugt, dass die tschechischen Firmen die mit der Digitalisierung einhergehenden Vorteile schnell zu nutzen beginnen und dass der Anteil solcher Lösungen am Umsatz von Siemens steigen wird. Gleichzeitig arbeiten wir daran, dass die tschechischen Betriebe in Bezug auf das Konzept der Industrie 4.0 als Beispiel guter Praxis gelten. 2. Für tschechische Unternehmen stellt das Konzept der Industrie 4.0 eine Gelegenheit zur Steigerung der Konkurrenzfähigkeit dar. Dank neuer Digitaltechnologien kann beispielsweise die Dauer der Markteinführung eines Produktes deutlich reduziert werden. Die Produktionsflexibilität und -effizienz steigen, und auch die Möglichkeit einer individuellen Gestaltung wird erweitert. Das Konzept der Industrie 4.0 betrifft bei weitem nicht nur die Industrieproduktion, die ihm innewohnenden Grundsätze wandeln auch viele damit zusammenhängende Bereiche – Logistik, Personalmanagement, Fortbildung, Dienstleistungen und zahlreiche andere Gebiete um. Eine solche Verzahnung muss von Anfang an mitberücksichtigt werden. 3. Im Rahmen der globalen Struktur der Siemens Gesellschaft behauptet die tschechische Niederlassung langfristig eine starke Position und gehört zu den 30 „Lead Countries“, den Ländern mit Vorreiterrolle. Enorm wichtig sind unsere Aktivitäten im Bereich der Firmenforschung und -entwicklung: in Tschechien betreiben wir acht Entwicklungszentren, die mehr als 600 Experten beschäftigen. Nicht weniger bedeutsam sind aus Konzernsicht auch unsere Produktionsunternehmen, deren Kapazität laufend steigt. Eduard Palíšek Generaldirektor von Siemens ČR 1. Mit der fortschreitenden Automatisierung wird Hand in Hand auch die Nachfrage nach Produktionsmaschinen steigen, was für unsere Geschäftstätigkeit sehr günstig ist. 2. Unsere Gruppe schreibt dem IT-Bereich einen hohen Stellenwert zu. Wir beschäftigen Menschen, die einen höheren Mehrwert schaffen – eben solche Fachleute werden künftig auf dem Markt gefragt sein. Die höchste Herausforderung sehe ich deswegen darin, dass unsere Firma solche Mitarbeiter halten kann. 3. In der Tschechischen Republik sind wir seit 2002 präsent. Die wechselseitigen Beziehungen mit unserer Muttergesellschaft

sind sehr eng und intensiv. Aus Sicht unserer Muttergesellschaft gilt unsere Niederlassung als erfolgreich. Michael Roth Geschäftsführer von IKB Leasing ČR 1. Die Industrie 4.0 kann als Prozess der Änderungen im Rahmen der Industrieproduktion charakterisiert werden, dem technologischer Fortschritt in den Bereichen Robotik, Internet der Dinge, Internet der Dienstleistungen oder Big Data (Massendaten) zu Grunde liegt. Die größten Änderungen nehmen wir insbesondere in Produktions- und Logistikprozessen wahr, wo uns die Methoden der Industrie 4.0 bei effizienterer Gestaltung unserer Verfahren helfen. In den Produktionsbetrieben unserer Organisation Central Electronic Plants, die weltweit insgesamt 28 auf die Produktion der Autoelektronik orientierte Werke umfasst, führen wir schon heute die Technologien der Industrie 4.0 ein – angefangen bei kollaborativen Robotern über automatisch gesteuerte Wagen bis zu Big Data Verarbeitungssystemen. 2. Alle großen Änderungen bringen Chancen und Hürden mit sich. Bei der Industrie 4.0 sehen wir zahlreiche Vorteile. Wir werden die Kosten für automatisierte Produktionssysteme signifikant senken können. Dank Technologien, die intelligente Sensoren nutzen, sowie kollaborativer Roboter werden unsere Produktionslinien wesentlich flächeneffizienter sein. Des Weiteren wird für unsere Mitarbeiter die Industrie 4.0 eine Flexibilitätssteigerung im Bereich Arbeitsorganisation bedeuten. Einen Teil von RoutineArbeitsschritten, die oft ermüdend sind, werden darüber hinaus kollaborative Roboter übernehmen. 3. Bei der Einführung neuer Technologien und Verfahren der Industrie 4.0 gehen wir in unseren Werken holistisch vor. Wir suchen weder isolierte lokale Lösungen noch implementieren wir eine zentrale Lösung, sondern teilen die erworbenen Erfahrungen innerhalb der gesamten Organisationsstruktur. Die tschechischen Produktionswerke machen so von den gemeinsamen Kenntnissen der ganzen Continental Gruppe Gebrauch und tragen hierzu auch selbst bei. In der Tschechischen Republik werden wir in unseren Werken schon jetzt von einigen kollaborativen Robotern unterstützt, deren Anzahl bald weiter zunehmen wird. Jiří Černý Plant Controller Continental Automotive Czech Republic s.r.o.

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Eins ist klar: Bayern und Tschechien sind durch weit mehr als nur die Vorliebe für ein ausgezeichnetes Bier verbunden. Die erfolgreiche Industrie- und Ingenieurtradition sollte von beiden Ländern weiterhin ausgebaut werden. „Die größten Chancen für wirtschaftliches Wachstum liegen in der Digitalisierung“, sagt Ilse Aigner, die bayrische Staatsministerin für Wirtschaft, im Interview und erklärt, was sich für die Unternehmen dahinter verbirgt und wie die Digitalisierung vom Freistaat Bayern gefördert wird. Dabei sind bei weitem nicht bloß die Industriegiganten im Spiel. Die Digitalisierung trifft auch mittelständische Unternehmen existentiell. →

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Text: Andreas Schwarzhuber, Pavla Francová, Foto: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien

Unsere Chance heißt Digitalisierung


Ilse Aigner – bayrische Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie Ilse Aigner ist seit 2013 bayrische Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie. Ihr Ressort fördert die Industriemodernisierung und Nutzung moderner Technologien in der bayrischen Wirtschaft. Zwischen 2008 und 2013 hatte Aigner als Politikerin der konservativen CSU das Amt der Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft inne.

Wie würden Sie die aktuelle Lage der tschechisch-bayrischen Wirtschaftsbeziehungen beschreiben? Die Tschechische Republik ist unter allen mittel- und osteuropäischen Ländern einer der wichtigsten Handelspartner Bayerns. Bezogen auf das Handelsvolumen im ersten Halbjahr 2016 steht Tschechien mit 9,6 Milliarden Euro im weltweiten Vergleich an sechster, bei den Importen sogar an dritter Stelle. Die bayrisch-tschechischen Beziehungen haben sich seit dem Beitritt der Tschechischen Republik zur Europäischen Union im Jahre 2004 und der Arbeitnehmerfreizügigkeit zwischen der Tschechischen Republik und Deutschland ab dem Jahr 2011 sehr positiv entwickelt. Das bayrisch-tschechische Handelsvolumen hat sich seither mehr als verdoppelt und lag im Vorjahr bei einem neuen Höchststand von über 17,4 Milliarden Euro. Mehr als 3 000 bayerische Unternehmen pflegen Geschäftsbeziehungen nach Tschechien, 350 bayrische Firmen sind mit Niederlassungen vertreten. Welche Branchen haben künftig das größte Potential für eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern? Welche Branchen werden die Zukunft von Wirtschaft und Industrie am meisten beeinflussen? Bayern und Tschechien haben ähnliche Industriestrukturen und hohe Ingenieurkompetenz, verfügen aber über keine nennenswerten Rohstoffe. Deshalb sind vor allem Forschung und Innovation zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und

Es sind Produktivitätssteigerungen von bis zu 30 Prozent denkbar.

Wohlstandssicherung sowie für die weitere Entwicklung unserer Zusammenarbeit entscheidend. Die meisten Innovationen entstehen in der IKT-Branche. Die Digitalisierung entfaltet bereits heute eine große Dynamik. Nanotechnologie, neue Werkstoffe oder Biotechnologie sind weitere Schlüsseltechnologien. Doch Innovationen werden künftig nicht mehr nur innerhalb einer Disziplin erreicht. Gerade die Vernetzung zwischen Technologiefeldern sowie nationalen und internationalen Akteuren eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Worin liegen die größten Chancen für die beiden Länder? Die größten Chancen für wirtschaftliches Wachstum liegen – nicht nur in Tschechien und Deutschland, sondern weltweit – in der Digitalisierung. Sie wird zahlreiche Innovationen, neue Produkte und Dienstleistungen hervorbringen und Motor für Wachstum und Wohlstand sein. Bayern hat sich zum Ziel gesetzt, Leitregion des digitalen Aufbruchs zu werden. Dafür haben wir die Strategie Bayern Digital entwickelt. Sie basiert auf drei Handlungsfeldern: Forschung mit dem Zentrum Digitalisierung. Bayern (ZD.B) als Nukleus, Unterstützung etablierter Unternehmern, um den digitalen Mittelstand voranzubringen und Belebung der Gründerkultur mit Gründerzentren für digitale Startups in allen Regionen. Auch in Tschechien rückt das Thema immer mehr in den Fokus. Die tschechische Regierung hat die „Nationale Initiative Industrie 4.0“ ins Leben gerufen und arbeitet an einer Strategie.

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Die DTIHK und die Delegation der bayrischen Wirtschaft wollen aufbauend auf das AHK Jahresthema 2015 Industrie 4.0 im Bereich Konnektivität das Potenzial von tschechischen und deutschen Startups nutzbar machen für etablierte Unternehmen aus Industrie, IKT, Energie und Logistik. Unter dem Motto „CONNECT VISIONS to SOLUTIONS“ findet derzeit ein Wettbewerb mit Matchmaking rund um die Zusammenarbeit mit jungen, dynamischen Startups aus Tschechien und Deutschland mit besonderem Fokus auf Bayern statt. Von diesen Initiativen und Entwicklungen verspreche ich mir viel. Ich bin überzeugt, dass dies für den weiteren Ausbau unserer Zusammenarbeit viel Potenzial bereithält. Wo sehen Sie demgegenüber die größten Hürden? Um dieses Potenzial jedoch tatsächlich in Zukunft nutzen zu können, müssen wir bereits heute verlässliche Rahmenbedingungen schaffen. Dabei reicht es in meinen Augen nicht, sich nur auf die nationalen Grenzen zu konzentrieren. Gerade im IT-Bereich brauchen wir europäische Lösungen. Das ist wichtig, um der Wirtschaft Planungssicherheit zu geben. Nur dann können Unternehmen Investitionen tätigen. Zudem müssen wir sicherstellen, dass die konkrete Umsetzung der Digitalisierung auch tatsächlich vom Unternehmen geleistet werden kann. Ein wichtiger Baustein ist daher der Digitalbonus, den wir vor kurzem gestartet haben. Mit ihm haben wir nun in Bayern ein

Förderinstrument, das Tausende von Mittelständlern im Freistaat beim digitalen Wandel im eigenen Betrieb unterstützt. Eine zentrale Rolle spielt auch die IT-Sicherheit, gerade im grenzübergreifenden Kontext. Das Thema birgt große Risiken, nicht nur für Unternehmen, sondern für die Gesellschaft insgesamt. Hier müssen wir schnellstens vorankommen und die noch offenen Fragen auch auf internationaler Ebene klären. � Welche Rolle spielt dabei die Industrie 4.0? Die Digitalisierung eröffnet auch in der Produktion enorme Chancen. Die Verzahnung von IKT-, Automatisierungs- und Produktionstechnologien ermöglicht eine effizientere, schnellere und individualisierte Produktion. Industrie 4.0 beinhaltet dabei mehr als die Optimierung von Produktionsprozessen. Industrieunternehmen verkaufen in Zukunft auch Dienstleistungen. Und mit zunehmender digitaler Vernetzung entstehen immer mehr Daten. Deren Nutzung schafft neue Geschäftsmodelle. Und es sind Produktivitätssteigerungen von bis zu 30 Prozent denkbar. Die Digitalisierung der Produktion und Dienstleistung ist somit eine wichtige Wettbewerbsfrage. Die bayrische Staatsregierung hat daher die digitale Transformation zu einem Schwerpunkt ihrer Politik gemacht. �

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14 — Thema

Die Infrastruktur, die Organisation der Firmen, die Qualifikationen der Mitarbeiter und auch der Rechtsrahmen müssen sich an die neue Zeit anpassen.

Welche sind die größten Risiken und Herausforderungen, die mit Industrie 4.0 einhergehen? Durch die immer schnelleren Produktionszyklen und die zunehmende Komplexität und Flexibilität der Prozesse besteht das Risiko, dass heutige Wettbewerbsvorteile und traditionelle Wertschöpfungsketten entwertet und ersetzt werden. Die Infrastruktur, die Organisation der Firmen, die Qualifikationen der Mitarbeiter und auch der Rechtsrahmen müssen sich anpassen. Das erfordert Investitionen und den Einsatz aller Akteure. Eine große Herausforderung ist auch der Schutz der IKT-Systeme. Daher müssen sich alle Unternehmen – vom Großunternehmen bis zum Handwerksbetrieb – diesen Herausforderungen stellen. Das ist eine zentrale strategische Aufgabe. Besteht in Zusammenhang mit der Industrie 4.0 Angst vor „Firmen ohne Mitarbeiter“? Könnte dies die deutschen Firmen, die auf dem tschechischen Markt agieren, negativ beeinflussen? Vernetzung und Automatisierung bedeuten nicht automatisch eine menschenleere Fabrik. Die Digitalisierung der Produktion ermöglicht auch eine verbesserte Mensch-Maschine-Kooperation, was gerade in einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft vorteilhaft sein kann. Um die Chancen einer digitalen Arbeitswelt zu nutzen, kommt der Weiterbildung eine entscheidende Rolle zu. Hierbei geht es nicht nur um die Möglichkeiten der Teilhabe für alle an der digitalen Arbeitswelt, sondern auch um die Herausforderungen des zunehmenden Fachkräftebedarfs

für die Unternehmen. Deshalb investiert das bayrische Wirtschaftsministerium in Ausbildungszentren und gestaltet wichtige Zukunftsprojekte. Kann sich der deutsch-tschechische bzw. der bayrischtschechische Markt als eine Art europäische Marke auf dem globalen Markt entwickeln? Die bayrisch-tschechischen Beziehungen sind eng und freundschaftlich. Durch zahlreiche Projekte (grenzüberschreitende Verkehrs- und Energieprojekte, INTERREG-Projekte) ist Bayern mit Tschechien stark verflochten. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Regierungsbezirken, Landkreisen, Kommunen und Euregios floriert. Dadurch entwickelt sich zwischen Ostbayern und Westböhmen immer mehr ein gut funktionierender gemeinsamer Wirtschafts- und Arbeitsraum. Ob daraus eine Art europäische Marke entsteht, muss sich zeigen. Wie unterstützt Bayern die Etablierung der Industrie 4.0? Mit Industrie 4.0 ist es gelungen, einen deutschen Begriff für die Digitalisierung der Produktion zu prägen. Die bayrische Staatsregierung hat mit Strategie Bayern Digital ein umfassendes Konzept, bei dem Industrie 4.0 bzw. Digitale Produktion eine prominente Rolle spielen. Ziel ist es, Bayern als Leitanbieter und Leitmarkt für Industrie 4.0 zu etablieren. Mit der Plattform Digitale Produktion im Zentrum Digitalisierung.Bayern stellt der Freistaat Instrumente zur Vernetzung und zum Know-

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15 — Thema

Vernetzung und Automatisierung bedeuten nicht automatisch eine menschenleere Fabrik.

how-Aufbau in der digitalen Produktion bereit. Im Fokus stehen Fragen der Entwicklung, Implementierung und Nutzung von Digitalisierungstechnologien im Produktionsumfeld. Die bayrischen Cluster begleiten und stärken durch zahlreiche Informationsveranstaltungen und Netzwerktätigkeiten das Thema Industrie 4.0. Zudem wurde für die Zielgruppe mittelständische Unternehmen die Informationskampagne zu diesem Thema gestartet. Für die konkrete Umsetzung steht den einzelnen Unternehmen im Bereich Industrie 4.0 der oben bereits erwähnte Digitalbonus zur Verfügung. Was sollte man im Hinblick auf Automatisierung und Digitalisierung tun, damit die Mitarbeiter und der Arbeitsmarkt den neuen Bedürfnissen der Unternehmen schneller und besser gerecht werden können? Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren alles, was digitalisiert werden kann, auch digitalisiert werden wird. Dieser Prozess ist bereits in vollem Gang, daher müssen sich Unternehmen ebenso wie die Arbeitnehmer darauf einstellen. Bislang hat sich dies positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt, denn seit der Jahrtausendwende sind deutschlandweit laut einer Studie des BITKOM über 1,5 Millionen Arbeitsplätze neu entstanden. Wenn wir in den nächsten Jahren für die nötigen Qualifizierungen von neuen Berufs- und Tätigkeitsprofilen und für einen passenden arbeitszeitrechtlichen Rahmen sorgen, wird auch die Transformation auf dem Arbeitsmarkt gelingen. Die europäische Idee wird durch EU-Gegner derzeit in Frage gestellt. Was würden sie deutschen und tschechischen Politikern im Hinblick auf den gemeinsamen Umgang raten? Was würden Sie den Unternehmern raten? Nie wieder Krieg, Wohlstand für alle, Einheit in Vielfalt – das waren die Motive zur Gründung der europäischen Gemeinschaft nach dem zweiten Weltkrieg. Auf dem bisherigen Weg haben wir viel erreicht: Seit siebzig Jahren haben die Staaten der

Europäischen Union keine Kriege mehr gegeneinander geführt – die längste Friedensphase in der Geschichte des europäischen Kontinents. Auch der Wohlstand ist seither in allen Ländern spürbar gestiegen. Gerade Bayern als Exportland profitiert erheblich von offenen Grenzen, dem Binnenmarkt und der gemeinsamen Währung. Was die kulturelle Vielfalt betrifft, stellt sie uns täglich vor die Frage, wie wir mit unterschiedlichen Wertvorstellungen in Europa umgehen. Gerade bei zukünftigen Beitrittsverhandlungen oder bei der Frage einer Vertiefung der Europäischen Union wird diese Frage entscheidend sein. Europa ist mehr als eine Wirtschaftsunion. Es ist auch eine Wertegemeinschaft. Deshalb brauchen wir eine Verständigung auf gemeinsam gelebte Werte, jenseits der Verankerung von Grundrechten und -freiheiten. Die grundsätzliche europäische Idee wird aber niemand ernsthaft in Frage stellen wollen, selbst wenn es bei der konkreten Ausgestaltung unterschiedliche Ansichten und Ansätze gibt. Die derzeitigen Probleme und Herausforderungen müssen wir in einem offenen und ehrlichen Dialog klar benennen. Zudem dürfen wir auch bei Lösungen nicht vergessen, die Menschen und ihre Vorstellungen einzubeziehen. Und es wird wichtig sein, dass sich die europäischen Staaten in der Flüchtlingskrise solidarisch zeigen und eine gemeinsame Antwort finden. Die Flüchtlingskrise ist durchaus so etwas wie eine Bewährungsprobe für die EU. Und was die Wirtschaft betrifft: Eine enge wirtschaftliche Verflechtung der Länder mit gleichen Spielregeln für alle ist das beste Mittel für ein erfolgreiches Europa. Die Menschen erkennen so am besten, dass gemeinsamer Handel Wohlstand bringt und damit auch das friedliche Miteinander der Völker fördert. Gerade die Beziehung zwischen Deutschland bzw. Bayern und Tschechien belegt das.

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16 — Wirtschaftsprüfung

Ein Quäntchen mehr vom Wirtschaftsprüfer

Aufgabe des Wirtschaftsprüfers ist es zu überprüfen, ob Unternehmen in ihrem Jahresabschluss nicht tricksen. Jetzt erwartet den Wirtschaftsprüfer eine große Änderung im grundlegenden Ergebnis seiner Arbeit: nach mehr als zwanzig Jahren wird das Format des Berichtes des Abschlussprüfers eine grundsätzliche Änderung erfahren. ↗ © 2017 KPMG Česká republika, s.r.o., a Czech limited liability company and a member firm of the KPMG network of independent member firms affiliated with KPMG International Cooperative (“KPMG International”), a Swiss entity. All rights reserved.


17 — Wirtschaftsprüfung

Im Zuge der Novellierung des Wirtschaftsprüfergesetzes wird der Bericht bei ausgewählten Unternehmen um den Teil „Wichtige Prüfungsbereiche“ erweitert. In diesem sind einige untersuchte Bereiche darzustellen und die Gründe anzuführen, die den Wirtschaftsprüfer zu ihrer Wahl geführt haben. Anders gesagt: der Autor des Berichtes wird uns erklären, welche Bereiche seines Erachtens wichtig sind und wie er sie geprüft hat. Die ausführlicheren Berichte sollten neben Investoren und Gläubigern auch die Geschäftspartner der geprüften Unternehmen zu schätzen wissen. Die Länder, in denen die Berichtserweiterung bei ausgewählten Unternehmen bereits seit zwei Jahren gesetzlich vorgeschrieben ist (z.B. Großbritannien, Australien), vermelden lauter Positives. Aus den Statistiken geht hervor, dass die Bereiche Anlagevermögen, Steuern und Erträge am häufigsten ins Visier der Wirtschaftsprüfer geraten. Die britischen Erfahrungen zeigen, dass sich die Investoren neuerdings intensiver für die Berichte der Unternehmen aus ähnlichen Branchen interessieren. Die Wirtschaftsprüfer erfahren von den Investoren gleichzeitig, welche Bereiche sie bei ihren Kunden für bedeutsam halten oder welche Informationen sie zu lesen wünschten, um beispielsweise die gegenseitige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu beurteilen. Schluss mit langweiliger Lektüre Bis jetzt war die Lektüre der Berichte des Abschlussprüfers nicht besonders unterhaltsam. Stand die Gesellschaft nicht unbedingt am Rande des Abgrunds oder hat der Wirtschaftsprüfer in ihrem Jahresabschluss keine grundsätzlichen Mängel aufgedeckt, konnte man dem Bericht kaum etwas Wesentliches entnehmen. Die Änderung der Wirtschaftsprüfungsstandards, die in mehr als hundert Ländern der Welt genutzt werden, hat es also zum Ziel, die Anwender der Finanzabschlüsse besser zu informieren. Die Arbeit des Wirtschaftsprüfers sollte ebenso transparenter werden. Wie einfach es auch immer klingen mag, die Vorbereitungen haben sich über Jahre hingezogen. Erst die Ereignisse, die der Finanzkrise folgten, haben den ersten theoretischen Bemühungen eine festere Grundlage gegeben, sodass die Berichtserweiterung bei börsennotierten Gesellschaften bereits für das Jahr 2016 in Kraft treten konnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Wirtschaftsprüfer in seinem Bericht darauf verzichtet, die wichtigen Prüfungsbereiche anzuführen, ist verschwindend gering. Es könnte nun sogar Verdachtsmomente wecken. Einem Wertpapieremittenten mitzuteilen, dass er aus Sicht des Wirtschaftsprüfers im Grunde uninteressant ist, wird dem Letzteren eine gehörige Portion Mut abverlangen. Neue Möglichkeiten Dem Wirtschaftsprüfer eröffnen die neuen Vorschriften gewissermaßen erstmals den Freiraum für die Gestaltung des Berichtstextes, dessen Wortlaut bislang stark an die internationalen bzw. lokalen Vorschriften gebunden war. Die allgemeinen Regeln zur Vertraulichkeit von Informationen werden allerdings weiterhin in Kraft bleiben, da der Bericht des Wirtschaftsprüfers in der Tat nicht der erste öffentlich zugängliche Text sein sollte, in dem die anstehende Akquisition erwähnt wird.

Der Bericht muss weiterhin auf Tatsachen basieren, verständlich und frei von Fachjargon sein. Er kann allerdings fernab einer trockenen Beschreibung sein, vielmehr auch Bewertung, subjektive Ausdrücke, eine tabellarische oder sonstige grafische Darstellung der Sachverhalte enthalten – kurzum etwas, was die Berichtsanwender bislang nicht gewohnt waren. Die neuen Möglichkeiten werden die Wirtschaftsprüfer in ihrer Bemühung unterstützen, sich von ihrer Konkurrenz abzugrenzen, was Form und Inhalt der Darstellung ihrer Arbeit angeht. Einige Assoziationen auf den Britischen Inseln, die Investoren vereinen, sind sogar schon so weit gegangen, dass sie Preise für die innovativsten Wirtschaftsprüfertexte ausschreiben. Mit einer Schärpe für den Autor. Schwungnehmen mit Anker Dass die schöpferische Ader des Wirtschaftsprüfers in einen Bericht fließen kann und mit neuen Informationen aufwartet, dürfte den Lesern in und außerhalb von Unternehmen neu erscheinen. Damit der Wirtschaftsprüfer außer der Öffentlichkeit nicht auch die Gesellschaft selbst überrascht, sehen es die internationalen Standards vor, dass Fachkundige in der Gesellschaft mit dem Wortlaut im Voraus bekannt gemacht werden. Die absolute Mehrheit der börsennotierten Gesellschaften errichtet zu diesem Zweck einen sog. Prüfungssauschuss, dessen Mitglieder vorab über die Themen zu informieren sind, die in wichtige Prüfungsbereiche aufgenommen werden. Die Punkte, die dann tatsächlich ausformuliert werden, sind entsprechend zu begründen. Der Prüfungsausschuss ist jedoch nicht berechtigt, ein Veto gegen den Beschluss des Abschlussprüfers einzulegen. Die Organe der EU sind in ihrer parallelen Bemühung, den Mehrwert der Wirtschaftsprüfung zu steigern, nicht bei einer einfachen Rezeption globaler Änderungen geblieben. Die EU hat beschlossen, dass die Änderungen auch auf die national definierten Subjekte des öffentlichen Interesses anzuwenden sind. In Tschechien betrifft dies insbesondere Banken, Versicherungsunternehmen und Pensionsgesellschaften. Etwa ab Mitte 2017 wird der Wirtschaftsprüfer neben den vorgenannten wichtigen Prüfungsbereichen auch die Informationen über die Vertragsdauer, nicht prüfungsrelevante Gebühren und die angewandte Wesentlichkeitsgrenze veröffentlichen. Dieser Betrag oder die Vorgehensweise bei seiner Festlegung werden den Berichtsanwendern Auskunft darüber geben, mit welchem Maß an Genauigkeit der Wirtschaftsprüfer verfahren ist. In Tschechien werden die neuen Pflichten mehr als 140 Gesellschaften betreffen. Mehrere dutzend ihrer Wirtschaftsprüfer bereiten sich schon jetzt darauf vor und stimmen geeignete Rahmenthemen ab. Sie besprechen sie mit ihren Mandanten und suchen nach adäquatem Wortschatz. Es wird interessant sein, zu verfolgen, inwiefern sich die Erwartungen erfüllen, die Transparenz zu steigern und einen besseren Einblick in die Tätigkeit des Wirtschaftsprüfers zu erhalten. � Karel Charvát KPMG Audit Partner kcharvat@kpmg.cz

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Wie kann ein solcher Bericht des Abschlussprüfers aussehen? Lesen Sie, wie ein erweiterter Bericht des Abschlussprüfers aussehen kann. Erwähnt wird hierin mitunter auch der Brand in einem der firmeneigenen Betriebe, der Einfluss auf die Buchhaltung des Berichtsjahres hatte. Key audit matter In August 2014, an accident occurred at the production plant in southern Bohemia, Czech Republic. The accident resulted in substantial damage and forced a complete halt to production at the facility. An impairment loss of CZK 254 million was recognized in the consolidated financial statements in respect of the damaged assets. The Group’s entities are protected by insurance policies with the coverage including inter alia the replacement cost of the damaged plant and compensation for lost profits. The Group expects the insurance to cover the costs of rebuilding the installation, estimated at CZK 989 million, as well as lost profits and other accident-related costs through the end of 2014 in the estimated amounts of CZK 950 million and CZK 97 million, respectively. The total amount of the expected insurance proceeds was disclosed as a contingent asset as at 31 December 2014. Under the relevant IFRSs, compensation for insurance recoveries is recognized in profit or loss when receivable, i.e. when the entity has an unconditional contractual right to receive the compensation. The assessment of the above recognition criteria involves significant judgment. When the receipt of compensation has been assessed as probable but the right to insurance payment is not unconditional, a contingent asset is disclosed. Our response Our audit procedures included, among others: reading the external loss adjustor’s report to assess the scope of the insurance coverage; analysing the memorandum prepared for the Group by an external attorney discussing certain aspect of the insurance proceedings; ǫǫsending letters of inquiry to the Group’s legal department and its management and assessing the responses received; ǫǫevaluating the insurers' ability to provide compensation by assessing their ratings and financial standing; ǫǫcritically evaluating the estimate of the amount of expected compensation and the related assumptions; ǫǫevaluating the appropriateness of the Group’s accounting for the estimated insurance recoveries in the consolidated financial statements; ǫǫevaluating the completeness and adequacy of the related disclosures.

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18 — Wirtschaftsprüfung

Was ist der Bericht des Abschlussprüfers Der Bericht ist das zentrale Ergebnis einer Jahresabschlussprüfung bei börsennotierten Gesellschaften. Die Neuerung bezieht sich auf die Subjekte des öffentlichen Interesses und börsennotierte Gesellschaften in der Tschechischen Republik sowie in der ganzen Europäischen Union. Die Subjekte des öffentlichen Interesses legt das Buchführungsgesetz fest. Es handelt sich beispielsweise um Banken, Pensionsgesellschaften, Versicherungsunternehmen oder Krankenkassen sowie um alle Unternehmen, deren Wertpapiere innerhalb der EU öffentlich gehandelt werden.


Man glaubt nur, was man sieht Ein Grund mehr, ganz genau hinzuschauen

Dank der Nutzung fortschrittlicher Technologien und jeder Menge Erfahrung identifizieren wir Besonderheiten Ihres Unternehmens und verhelfen Ihnen zu neuen Erkenntnissen. Erfahren Sie mehr unter www.kpmg.de/audit Find out more about KPMG Audit at kpmg.cz Anticipate tomorrow. Deliver today.

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Man muss nicht nur auf Batterien setzen

Forschung und Entwicklung

Vorführung und Verbesserung

Pumpspeicherwasserkraftwerke

Bleiakkumulator

unterirdische Hohlräume

Speicherung in kaltem Wasser

unterirdische Wärmespeicherung

Druckluft-Akkumulationskraftwerk

häusliche Wärmegeneratoren

Natrium-Schwefel-Batterie

Niedergeschwindigkeitsschwungrad

Speicherung in Eis

kommerzielle Nutzung Gegenwärtiger Entwicklungsstand

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20 — Energie

Das älteste heimische, heute nicht mehr genutzte Pumpspeicherkraftwert Černé jezero war bereits 1930 in Betrieb. Die Zukunft der Energetik liegt in ihrer Dezentralisierung. Die Frage lautet, wie schnell und in welchem Maße sie umgesetzt wird. Batterien sind vor allem deshalb in den Vordergrund gerückt, weil ihre Verwendung als Energiequelle in vielen Applikationen, allen voran in Automobilen, bewährt und unkompliziert ist. Neben den bereits erwähnten riesigen Pumpspeicherkraftwerken oder dem Pressen von Luft in ehemaligen Bergwerken möchten wir andere Technologien in unserer Diskussion nicht zu kurz kommen lassen – beginnend mit der Speicherung in Wasserstoff bis hin zur Speicherung in Eis oder Schwungrädern. Bei KPMG haben wir zusammen mit der Gesellschaft Kinstellar Speichertechnologien unter die Lupe genommen. Aus der Publikation „Electricity Storage Insight 2016“ haben wir das folgende Diagramm ausgewählt, das den Kenntnisund Entwicklungsstand im Bereich der Energiespeicherung zusammenfasst. Speicherung in Wasserstoff elektrochemische Speicherung Speicherung in Form von Wärme Pumpstationen kryogene Energiespeicherung elektromechanische Speicherung geschmolzenes Salz

Lithiumbatterie

Speicherung durch Luftverflüssigung

Redox-Flow-Batterien (Flüssigbatterien)

Hochgeschwindigkeitsschwungrad

fühlbare/latente Wärme

adiabatisches Druckluftspeicherkraftwerk

Wasserstoff

synthetisches Erdgas

thermochemische Speicherung

Anforderung an Quellen und Technologien

Der Tenor der aktuellen Diskussion über die Zukunft der Energetik bzw. über Technologien der Energiespeicherung sind Batterien. Strom speichern können Menschen dabei aber schon sehr lange. Blättern wir nur in der tschechischen Geschichte nach: →

Petr Bučík Partner, Management Consulting mbarany@kpmg.cz @PetrBucik


1

Speicherung in Wasserstoff (HES) � Wirksamkeit: 25–45%

21 — Energie

Mit Hilfe der Elektrolyse wird die elektrische Energie in Niedertarifzeiten in Wasserstoff umgewandelt. Zurück in elektrische Energie umgewandelt werden kann der Wasserstoff mit Hilfe von Brennstoffzellen, in Dampfgaskraftwerken oder durch Umwandlung in Methan.

3

Speicherung in Form von Wärme (TES) � Wirksamkeit: 80–90%

2 4

Diese Technologie nutzt Gas oder eine Flüssigkeit unter Druck zum Aufwärmen eines Mediums (Steinschotter, geschmolzenes Salz), die Energie bewahrt sie in Form von Wärme. Sie setzt diese mittels einer Wärmepumpe frei, die Strom generiert.

5

Kryogene Lagerung von Energie (CES) � Wirksamkeit: 60% Verflüssigte Luft oder flüssiger Stickstoff wird unter atmosphärischem Druck gelagert. Die Verflüssigung erfolgt während der Niedertarifzone. Soll die Energie freigesetzt werden, wird der Druck erhöht und die Flüssigkeit erhitzt. Das hierbei entstehende Gas setzt eine Turbine in Gang.

6

Elektrochemische Batterien � Wirksamkeit: 60–98% Ein Marktsegment, das schnell wächst – es gibt sie in vielen Größen und sie eignen sich für vielfältige Nutzungsarten. Es handelt sich beispielsweise um Blei-, Lithium, Natrium-Schwefel-Batterien und andere. Die Verbraucher kennen sie sehr wohl als kleine wiederaufladbare Batterien, z. B. in Handys. Potenzial für ihre Verwendung besteht jedoch auch im Verkehrswesen – in Elektrofahrzeugen oder hybriden Fahrzeugen.

Pumpstation (PHS) � Wirksamkeit: 70–85% Sie bewahrt das Wasser an einem höher gelegenen Lagerort auf, wohin es in der Niedertarifzone von einem weiter unten liegenden Reservoir hinaufgepumpt wird. Es gelangt über ein System von Turbinen zurück, welche den geforderten Strom generieren. Diese Technologie dominiert in der Branche.

Elektromechanische Lagerung (EMS) � Wirksamkeit: 70–95% Das Schwungrad wird während der Niedertarifzone in hohe Umdrehungen versetzt, und die Energie wird auf diese Weise mechanisch gelagert. Wieder freigesetzt wird sie, indem die Schwungradgeschwindigkeit gedrosselt und das Schwungrad an einen Generator angeschlossen wird. Eine andere, allerdings weniger effiziente Form (40–75 %), nutzt zusammengepresste Luft in einem unterirdischen Hohlraum. Bei Strombedarf wird die zusammengepresste Luft über eine Turbine freigesetzt, die einen Generator antreibt.

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Text: Jiří Táborský

22 — IT-Advisory

Haben Sie genug Geld zur Finanzierung erfolgloser Projekte?

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Charles Darwin sagte einst: „Es überleben weder die Stärksten noch die Intelligentesten, sondern diejenigen, die am ehesten zum Wandel bereit sind.“ Clayton M. Christensen bewies mit seiner Forschung im ausgehenden 20. Jahrhundert, dass diese These auch für Unternehmen gelte. Die fortschreitende digitale Revolution führt nicht nur zum enormen Wandel des Unternehmensumfelds, sondern beschleunigt diesen auch beträchtlich.

23 — IT-Advisory

12 Prozent der Investitionen gehen verloren Die Anpassungsfähigkeit eines Unternehmens leitet sich von seiner Fähigkeit ab, ein Projekt erfolgreich umzusetzen. Nach Untersuchungen, die den Projekterfolg zum Thema hatten, enden die meisten Projekte erfolglos, wobei dieser Trend bereits seit mehr als 10 Jahren andauert. Gemäß der Forschung der renommierten Organisation Project Management Institute (PMI), die den gegenwärtigen Stand seit 2012 regelmäßig untersucht, haben fast 40 Prozent der Projekte ihre Ziele verfehlt. Etwa die Hälfte der Projekte konnte nicht rechtzeitig fertiggestellt werden und ca. 15 Prozent der Projekte wurden abgebrochen. Nach Schätzung der PMI gehen 12 Prozent der gesamten Projektinvestitionen automatisch verloren. Es bleibt allerdings fraglich, inwieweit diese Schätzung der Wirklichkeit entspricht. KPMG hat diese Problematik in ihrer Studie „Project and Programme Management Survey“ (2015) abermals untersucht. Dabei konnte festgestellt werden, dass die ursprünglich gesetzten Ziele bei realisierten Projekten in Wirklichkeit nur von 12 Prozent der Unternehmen ausgewertet wurden. Die erzielten Projekterfolgsquoten könnten somit noch weit pessimistischer ausfallen. Warum ist dem so? Worin besteht eigentlich das Problem und wieso ist es möglich, dass Unternehmen beim Projekterfolg so schlecht abschneiden? Nicht nur die vorgenannten Studien warten mit diversen Erklärungen auf. Zu den wichtigsten Gründen gehört die Diskrepanz zwischen der Zielsetzung einzelner Projekte und der Strategie eines Unternehmens als solchen. „Die meisten Unternehmen entscheiden sich für ein kurzfristiges Management von etwa einem Jahr. Großprojekte oder -programme sind allerdings eine Langzeitangelegenheit. In einigen Fällen kann sich deren Realisierung auch über mehrere Jahre hinweg erstrecken.

Nicht nur die Projektumsetzung, sondern hauptsächlich die Auswirkungen solcher Projekte auf den gesamten Unternehmensbetrieb dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Der Grund dafür ist, dass die Folgen erst mit mehrjährigem Verzug zum Vorschein kommen können. Ist die Motivation der Führungskräfte an Jahresziele geknüpft, ist ein erfolgreicher Projektabschluss kaum zu erwarten“, erklärt Martin Hladík, Leiter eines auf Projektumsetzung spezialisierten KPMG-Teams. Ein weiterer wesentlicher Grund besteht darin, dass das Management des Projektvolumens unterschätzt wird. „Es ist nicht außergewöhnlich, dass während der Projektumsetzung zusätzliche Anforderungen auftauchen. Die Auftraggeber nennen dabei hochplausible Gründe, weshalb diese Erfordernisse unverzichtbar sind. Der Projektmanager hat daraufhin weitere Mittel beim Management einzufordern. Als problematisch kann sich dabei einerseits erweisen, dass zusätzliche Projektanforderungen akzeptiert werden, ohne dass sie auf ihre Übereinstimmung mit den Projektzielen und ihren Nutzen für das Unternehmen untersucht würden. Zum Problem werden kann jedoch auch die Situation, wenn sich das Management das Projekt nicht ausreichend zu eigen macht und eine Aufstockung des Projektbudgets verweigert. In diesem Fall steigt das Risiko des Projektabbruchs auf Grund seines zunehmenden Umfangs“, beschreibt Hladík. Gemäß der KPMG-Studie wird der Projektnutzen paradoxerweise nur von 23 Prozent der Unternehmen in die Unternehmensplanung aufgenommen, obwohl die meisten Unternehmen über formale Prozessvorgaben für die Bearbeitung von Business-Case-Projekten verfügen. Und nur 12 Prozent der Unternehmen werten aus, ob die Projektziele bzw. der Projektnutzen erreicht wurden.

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Projektgebundenheit der Management-Benefits

Am er ic a AS s PA C

EM EA

EM EA

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EM EA

30 %

20 %

Am er ic as AS PA C

EM EA

Am er ic as

Am er ic a AS s PA C

40 %

0% Nie/selten

Manchmal

Meistens

Immer

Quelle: Global IT Project Management Survey, KPMG International

Die Kunst, eine Niederlage hinzunehmen Häufig wird der Abbruch eines problematischen Projektes hinausgezögert. Dies ist wohl auf die oben genannte Diskrepanz zwischen der Motivation des Managements und dem Projektnutzen zurückzuführen. Anders gesagt: Für das Management ist es einfacher, immer weitere Mittel in das Projekt zu investieren, als es für misslungen zu erklären. Im Hinblick auf seine Projektverantwortung würde es gewissermaßen seinen Bonus verlieren. Die Darstellung des problematischen Projektes in der Buchhaltung ist hierfür ebenso mitverantwortlich. Solange das Projekt umgesetzt wird, gehen die Projektkosten nicht in die Gewinn- und Verlustrechnung ein. Dazu kommt es erst nach einer erfolgreichen bzw. erfolglosen Projektbeendigung in Form von Abschreibungen. Gemäß der KPMG-Studie brechen lediglich 12 Prozent der Unternehmen ihre Projekte ab, sobald es klar wird, dass die ursprünglich gesetzten Ziele und Ansprüche verfehlt würden. „Solche Fälle sind uns auch aus dem tschechischen Umfeld bekannt. Als Beispiel können wir das Projekt zur Implementierung des Bankensystems nennen, dessen Fertigstellung abermals hinausgezögert wurde. Das Projekt wurde schließlich für misslungen erklärt, was aller Wahrscheinlichkeit nach eine schrittweise Ablösung des kompletten Managements zur Folge hatte. Angesichts dieser Tatsache erachte ich die Diskrepanz zwischen der Unternehmensstrategie und den persönlichen Interessen des Managements für den bei weitem wichtigsten Faktor für den Projekterfolg“, legt Hladík dar.

Was ist der Ausweg? Die Frage ist, wie man mit der Situation umgehen soll. Die Kunst, Projekte umzusetzen, ist dabei für das zukünftige Überleben von Unternehmen zweifellos fundamental. Von zentraler Bedeutung ist die unternehmensweite Zielabstimmung und intensive Projekteinbindung des Managements. Wesentlich ist ebenfalls die Bereitschaft der Aktionäre, bei der Lösung solcher Problemstellungen mitzuwirken. Empfehlenswert ist darüber hinaus, das Projektvolumen strikt zu steuern, insbesondere wenn über Projektanforderungen in Bezug auf den Projektnutzen abgestimmt wird. „Es ist ratsam, die Festlegung des Systems zur Zielsteuerung sowie die Auswertung des Projekterfolgs einem Dritten anzuvertrauen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass das Management ein solches System für sich objektiv festlegen würde. Welche Feststellung ebenfalls von Interesse ist: Wie fortschrittlich ein Unternehmen in Bezug auf sein Veränderungsmanagement ist, geht mit der Fähigkeit einher, ein problematisches Projekt zu stoppen“, fügt Hladík an.

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24 — IT-Advisory

10 %


Sie waren von Komplikationen und Verzögerungen begleitet.

Sie endeten zeitgerecht.

4-5

Sie haben das Plan-Budget überschritten.

30 %

20 %

Jah re

Ja hr

11 %

22

Sie endeten erfolglos.

10 % 4

25 — IT-Advisory

% 15

40 %

Kü rz er als 1

Das vorgesehene Budget reichte aus.

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50 %

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60 %

Sie haben die gesteckten Ziele/Geschäftsvorhaben erfüllt.

3-

%

e hr Ja

0% 2012

2013

2014

2015

Quelle: Project Management Institute’s Pulse of the Profession® – 8th Global Project Management Survey (2016)

%

70 %

Wie lange hat ihr Unternehmen ein formales PMO (Project Management Office)?

20

Wie fallen die Projekte in der Regel aus?

32

% 1-

2

Ja hr e

2016 Quelle: Global IT Project Management Survey, KPMG International

Erfolgreiche Projekte Was die künftigen Projekte betrifft, ist es von grundsätzlicher Bedeutung, die erfolgreich fertiggestellten Projekte unter die Lupe zu nehmen. Mit anderen Worten: sich anzusehen, wie es zu durchzuführen ist. Als Beispiel hierfür kann der Austausch des Core-Systems in der Českomoravská stavební spořitelna (ČMSS) genannt werden. „Meine erste und eigentlich auch die einzige wesentliche Bedingung bei der Projektübernahme bestand in der Abstimmung des KPI-Projektes mit dem KPI-Management“, sagt Petr Laštovka, der für die Projektleitung in der ČMSS verantwortlich war. In der Praxis hieß es, dass die Führungskräfte an einer erfolgreichen Projektumsetzung enorm materiell interessiert waren. „Das Maß der Beteiligung muss allerdings wirklich beachtlich sein. Zehn Prozent machen keinen Sinn. Soll eine solche Maßnahme sichtbare Effekte nach sich ziehen, muss sie sich auf die Vergütung etwa zur Hälfte auswirken“, ergänzt Laštovka. Bei Großkorporationen hat sich in Bezug auf KPI außerdem als problematisch erwiesen, dass zahlreiche Faktoren auf den Projekterfolg einwirken und das Management mithin nicht die Verantwortung für etwas übernehmen will, was es nicht zu hundert Prozent beeinflussen kann. „Ich für meinen Teil empfehle auf diese Argumentation nur teilweise einzugehen und den Großteil der KPI für alle gemeinsam aufrechtzuerhalten“, ergänzt er. In diesem konkreten Projekt wurden die KPI tatsächlich schwarzweiß festgelegt. Das Projekt konnte entweder termingerecht umgesetzt werden oder einfach scheitern. „Es hat den Teamgeist unheimlich gestärkt und zu einem erfolgreich realisierten Projekt geführt“, fügt Laštovka hinzu. © 2017 KPMG Česká republika, s.r.o., a Czech limited liability company and a member firm of the KPMG network of independent member firms affiliated with KPMG International Cooperative (“KPMG International”), a Swiss entity. All rights reserved.


Der tschechische Fußball stets im gleichen Trikot Wird der Fußball endlich für Entscheidungsmomente Videoaufnahmen hinzuziehen, wird die Zahl der attraktiven Wettspiele zunehmen oder gelingt es, mehr Fans auf die Tribünen zu locken? Die Fragen, die sich die Fußballöffentlichkeit in den letzten Jahren stellt, werden immer dringlicher. Auch die Ergebnisse der KPMG-Studie für den Ligafußballverband, die dem Fußball prüfend tief in die Tasche schaute und offenlegte, inwieweit sein Potenzial brach liegt, leisten hierzu ihren Beitrag.

Text: Richard Valoušek, Illustrationen: Barbora Töggl

Hätte das tschechische Fußballjahr ein paar Tage mehr, würde der Finanzgesamtverbrauch rund um die 1. und 2. Liga genau vier Milliarden Kronen betragen. Der Betrag, der im Staatshaushalt bereits ins Gewicht fällt, hat sich voriges Jahr auf 3 638 000 CZK eingependelt. Hierzu zählen wir sowohl den Verbrauch der Klubs, der den größten Anteil am Gesamtbetrag ausmacht, als auch die Einnahmen aus Wetten, Investitionen in Stadien, Fernsehübertragungen und den Verbrauch der Fans. Eben beim letzten Betrag ist das Potenzial für eine Preiserhöhung gemäß der Studie beträchtlich. Der tschechische Fußball kann es sich nämlich leisten. Im Vergleich mit Ländern gleichen Ranges, wie etwa Polen, Österreich, Belgien oder die Niederlande, sind bei uns die Besucherzahlen in der Tat wesentlich niedriger. Mit durchschnittlich 5000 Fans pro Spiel bleiben wir hinter unseren südlichen Nachbarn bereits mit mehr als Tausend Zuschauern zurück, hinter Polen mit über 4000 und bei Belgien und den Niederlanden sind die Zahlen noch höher. Dabei sind die Eintrittskartenpreise bei uns konkurrenzlos niedrig. Polen verkauft die Eintrittskarten doppelt, Österreich viermal, die Niederlande sogar sechsmal so teuer. Wenn wir nach den Ursachen forschen, finden wir gleich mehrere Anhaltspunkte. Die Beziehung zum Fußball als solche lässt sich nur schwer vergleichen. Darin werden wir die Einwohner der Niederlande oder Polens noch lange nicht einholen. Was sich jedoch anbietet, ist das Wettbewerbssystem an solches verlockender zu gestalten. Ein attraktiveres Wettbewerbssystem In allen erwähnten Ligen werden weit mehr interessante Spiele der besten Mannschaften ausgefochten. Bei viel mehr Spielen geht es um etwas, sei es um Pokalränge, den Meistertitel oder einen Rettungskampf. Als Lösung könnte das bestehende Modell um weitere Spiele zwischen Teams des gleichen Ranges erweitert werden, gleichgültig ob es sich um die ersten oder

letzten Tabellenstellen handelt. Eine Alternative wäre, das gesamte System umzukrempeln und die Teams viel früher leistungsgemäß zu sortieren. Ob es sich bereits um das Play-off handeln sollte oder nur um eine Teilung der Tabelle in mehrere Gruppen, wo die Teams wieder aufeinandertreffen sollten, bleibt den Fußballexperten überlassen. Aus der KPMG-Studie folgt jedoch, dass wir eben in diesem Punkt hinter anderen Fußballländern im Rückstand sind. Video-Schiedsrichter wie beim Eishockey Beim Eishockey eine gängige Praxis, beim Fußball immer noch ein Tabu, das jedoch langsam in den Mittelpunkt der Diskussion der Fußballfunktionäre rückt. Und die tschechischen bleiben da nicht aus – und sie haben wahrlich einen triftigen Grund. Eben der Mangel an Transparenz beim Fußball und bei Entscheidungen auf dem Fußballplatz gehört laut KPMG zu den größten Stolpersteinen, die den Zuschauer vom Stadion fernhalten. Er ist kurz und gut nicht gewillt, für eine Komödie zu zahlen, die seiner Meinung nach im Voraus abgemacht ist. Der Ligafußballverband hat so eine adäquate Entscheidung getroffen und wird ab nächstem Jahr testen, einen Videoschiedsrichter in die Spiele einzubeziehen. Er bleibt dabei nicht alleine, viele europäische Länder folgen schon jetzt seinem Beispiel oder haben es vor. In erster Linie wird es sich um Offline-Tests handeln, bei denen das Video nicht in die Spiele einbezogen wird. Erst im Laufe der nächsten zwei bis drei Jahre könnte es Form annehmen. Bis dahin werden Trainer professionell geschult sowie Test- und Probeläufe in vorbereitenden Spielen durchgeführt. Der Fußball ändert sich eben in aller Welt und der tschechische muss mithalten, zumindest wenn er überleben und respektiert weiterbestehen will. Er muss nur das Einzige tun: sein Potenzial nutzen.

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26 — Sport


27 — Sport

3 Lösungen, um Fans zu beschwichtigen Die KPMG-Studie hat Ondřej Špaček geleitet, der sich auf Beratungsleistungen in den Bereichen Sport und Freizeit spezialisiert. Aus seinen Befunden ergeben sich drei Empfehlungen, welche die Attraktivität des Fußballs in den Augen seiner Fans wesentlich erhöhen könnten.

1. Steigerung der Wettbewerbs-Attraktivität Hier könnten wir uns durch die umliegenden Staaten inspirieren, wo mehr attraktive Spiele zwischen den besten Teams der Liga ausgefochten werden. Wir spielen europaweit die wenigsten Wettspiele, und uns fehlen mehr schwierige und entscheidende Spiele. Gemäß dem Vorsitzenden der LFA Dušan Svoboda arbeitet der Verband bereits daran, und wenn die Klubs sich einigen, könnte sich das System ab der Saison 2018/2019 ändern.

2. Steigerung der Vertrauenswürdigkeit des Wettbewerbs Das Misstrauen der Öffentlichkeit in Fairness beim Sport ist schuld am flauen Interesse der Zuschauer und Sponsoren. Das Stigma eines korrumpierten Wettbewerbs, zu dem die Fußballliga in den letzten Jahren selbst beigetragen hat, zu beseitigen wird nicht einfach sein. Unterstützt werden müssen möglichst transparente Entscheidungen. Der Fußball muss ein offenes Spiel werden.

3. Kultivierung der Fußballwelt Zeichen von Extremismus und Gewalt direkt auf den Stadien werden ebenfalls nicht zu viele Zuschauer in den Kessel locken. Eine Modernisierung der Einrichtungen, bessere Dienstleistungen und mehr Sicherheit sind für die Entwicklung der Fußballkultur bei uns ausschlaggebend.

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Text: Eva Samšuková, Foto: Barbora Mráčková

Die Forschung auf dem Gebiet der Detergenzien brachte František Štěpánek dazu, eine Antwort auf die wachsende Resistenz der Bakterien gegen Arzneimittel zu suchen und führte ihn vor allem aus dem Ausland wieder nach Hause zurück. Möglich war dies, weil er in Tschechien eine angemessene Ergänzung der staatlichen Förderung für Forschung und Entwicklung aus der Privatsphäre fand. Die Aktivitäten in den Labors der Alma Mater des Professors der Hochschule für Chemie und Technologie (VŠCHT) fördert seit 2013 die Stiftung Neuron. Seine Mäzene haben sich Ende Oktober überhaupt zum ersten Mal zum „Tatort“ des geförderten Wissenschaftlers aufgemacht. →

28 — Wissenschaft

Zu Besuch bei einem Knoblauchwissenschaftler

Ich komme mir fast wieder wie an der Uni vor einem Fachseminar vor. Wir warten vor dem Eingang der Fakultät für Chemiewissenschaft im Prager Viertel Dejvice. Uns umflutet ein dichter Menschenstrom der Studierenden der Hochschule für Chemie und Technologie und der Tschechischen Technischen Hochschule und ich wiederhole im Geiste alles, was ich bei der Vorbereitung der Reportage über Allicin gelesen habe. Ich bin ganz offensichtlich nicht die einzige. Obwohl in der Gruppe, mit der wir bald in die Labors von Professor František Štěpánek hinuntersteigen werden, kein einziger Studierender dabei ist, sind die Teilnehmer sehr gut vorbereitet, was ihre fundierten Fragen bald zeigen werden. Wie denn auch nicht? Überhaupt das erste Mal in der Geschichte der 2010 von Karel Janeček gegründeten Stiftung Neuron wollen ihre Mäzene einem geförderten Wissenschaftler direkt unter die Hände sehen, wo auch ihre Finanzen angesprochen werden. Ein Wissenschaftler von Weltrang an der Hochschule für Chemie und Technologie (VŠCHT) „Die konkrete Forschung unserer Wissenschaftler spielt sich woanders ab, da wo wir es überhaupt nicht kennen“, eröffnet die amtierende Direktorin von Neuron Hana Křepelková Rezková das Treffen im Erdgeschoss der Fakultät. „Als Dankeschön für unsere Mäzene wollen wir ihnen die Möglichkeit geben, als Laien einen Blick auf das Resultat ihrer Förderung zu werfen

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29 — Wissenschaft

„Die Gründe, warum ich nach meinem Wirken in Frankreich und Großbritannien an der Hochschule für Chemie und Technologie Fuß gefasst habe, waren sowohl beruflich als auch persönlich. Aus familiären Gründen wollten wir mit meiner Frau und meinen Kindern nach mehreren Jahren, die wir im Ausland verbracht haben, wieder nach Tschechien zurückgehen. Gleichzeitig ist es mir gelungen, einen ERCGrant zu erhalten, der übertragbar ist und es mir ermöglichte, ein Labor an der Hochschule für Chemie und Technologie aufzubauen, der ich mich als ihr Absolvent verbunden fühle.“

und zu fragen, was bei der konkreten Forschung eigentlich vor sich geht“, fährt sie fort und ergänzt, dass Professor František Štěpánek der zweite Wissenschaftler war, dessen Antrag auf eine finanzielle Förderung in den Anfängen der Stiftung Neuron mit Erfolg gekrönt war. „In den Anfängen von Neuron meldeten sich bei uns Wissenschaftler, die ihr Projekt leider überhaupt nicht verkaufen konnten. František Štěpánek hat uns aber alle bezaubert und nachdem er seine Vorhaben selbstbewusst und perfekt vorgestellt hat, wussten wir gleich, dass sich jemand Besonderer mit Erfahrungen von Weltrang bei uns gemeldet hat“, erinnert sich die Verwaltungsratsvorsitzende Monika Vondráková an den Beginn der Zusammenarbeit zwischen dem Professor und Neuron. Obwohl František Štěpánek sowohl im wissenschaftlichen als auch im kommerziellen Bereich in Frankreich und Großbritannien tätig war, beschloss er auf den tschechischen akademischen Boden zurückzukehren. Dass diese Entscheidung für ihn möglich war, verdankt er nicht nur den übertragbaren ERC-Projektgeldern, sondern auch der Unterstützung von begeisterten Liebhabern der Wissenschaft in Tschechien. Am Treffen mit dem Forscher nehmen vier Mäzene teil, die Štěpánek während seines Erzählens über die Erforschung der Wirkungen und des Transportes von Allicin, eines Stoffes, der uns in der Küche – im Knoblauch – allen geläufig ist, mit Fragen überhäufen.

„Die Verantwortung für einen Fehltritt und die anvertrauten Finanzen ist selbstverständlich groß, aber andererseits ist das Budget, das ich nun verwalte, nicht von einem Tag auf den anderen entstanden. In diesem Punkt ist das wissenschaftliche Milieu relativ selektiv. Als frischer Absolvent fangen Sie mit einem kleineren Projekt an und die weiteren wickeln sich stets vom Erfolg der vorausgehenden ab. Sackgassen zu untersuchen ist dabei ein regulärer Bestandteil des Forschungsprozesses, und ich halte dies gewiss nicht für ein Versagen, natürlich wenn es nicht die Folge einer schlecht durchgeführten Literatur-Recherche ist. Wichtig ist es, die Sackgasse rechtzeitig zu erkennen und aus jedem Ergebnis eine Lehre zu ziehen, damit das Gesamtergebnis der erfolgreichen und erfolglosen Versuche eine Erweiterung des Erkenntnisstandes ist.“

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Worum handelt es sich tatsächlich? Über dem Konfokalmikroskop, das die Größe und Fluoreszenz von Partikeln misst, weiht Štěpánek die Mäzene in die verschiedenen Stufen seiner Forschung ein. Die erste Stufe besteht in der Schaffung strukturierter Mikropartikel, die den biologisch wirksamen Stoff „lagern“, ihn an die richtige Stelle transportieren und dort „abgeben“ sollen, damit er mit dem betroffenen Gewebe lokal reagieren kann und andere Körperstellen nicht belastet. Für Allizin, das bei der Verletzung der Knoblauchzellen entsteht, ist ein solches System am günstigsten, weil seine Wirksamkeit zeitlich sehr beschränkt ist. Wegen seiner Instabilität wirkt Knoblauch nur sehr kurz nach dem Zerkauen im Mund. Daher können Bakterien nicht resistent dagegen werden. Eben die Wirkung des Allizins erforscht Štěpánek in der nächsten Forschungsstufe. Auf das Problem der Resistenz gegen moderne synthetisierte Arzneimittel hat das Gesundheits¬ministerium Großbritanniens 2003 hingewiesen: Die Synthetika sind bis zu mehreren Monaten aktiv, so dass Bakterien Zeit haben, sich daran zu gewöhnen. Die Studie gab auch František Štěpánek den Anstoß für seine eigene Forschung in dieser Richtung. Er fand heraus, dass Allizin die Lösung ein großes Stück näher bringen könnte. Wenn wir nicht auf die Situation reagieren, können wir bald Probleme mit Tuberkulose oder Entzündungen durch den Erreger Staphylococcus aureus erleben. „In den Vereinigten Staaten wird die Anzahl der durch resistente Bakterienstämme verursachten Sterbefälle schon

Im Labor mit Karel Janeček Mit einer systematischen Förderung der Wissenschaft hat Karel Janeček 2010 begonnen, nachdem er die KarelJaneček-Stiftung gegründet hatte, die drei Jahre später in Neuron umfirmiert wurde. Die Forschung von František Štěpánek gehörte zu den ersten, der er seine Mittel anvertraute. Wie hat es ihm in seinen Labors gefallen? „Der Besuch hat bei mir einen sehr guten Eindruck hinterlassen, es ist offensichtlich, dass hier die Finanzmittel überaus effektiv genutzt werden. Eine interdisziplinäre Förderung ist eindeutig richtig“, meinte er unmittelbar danach.

heute auf circa 20 Tausend jährlich geschätzt“, warnt Štěpánek. Neben bakteriellen Erkrankungen widmet sich der Wissenschaftler auch dem Transport von Partikeln auf dem Gebiet der Onkologie und Neurochemie. Ein Patent dank Knoblauch František Štěpánek erklärt uns die Prinzipien seiner Forschung hinter den Wänden des Labors angenehm einfach. Wie er selbst sagt, hat er Erfahrung mit Vorträgen vor verschiedenen Zuhörertypen, denen er auch die Sprache anpassen muss, und es macht ihm überhaupt nichts aus, seine Entdeckungen in einfache Worte zu fassen. Im Gegenteil, er freut sich, dass die Forschung in verständlicher Form auch an die Öffentlichkeit gelangt. Bei der Präsentation hilft ihm auch ein animiertes Video, dass das Neuron-Team anlässlich der bevorstehenden Patentanmeldung erstellt hat, welches Štěpánek für das gesamte 30 Mitglieder zählende Team bald anmelden möchte. „Dass Knoblauch antibiotische Wirkungen hat, ist in der Literatur lange bekannt und diese Behauptung an sich kann nicht patentiert werden. Patentiert werden kann aber die chemische Zusammensetzung der Kapseln und die spezifischen Bedingungen für ihre Vorbereitung“, plant Štěpánek. Mit einer seiner Knoblauch-Nanowaffen möchte er sogar den Status eines intravenösen Arzneimittels erreichen: „Doch dazu werden noch viele Tests erforderlich sein“, gibt er auf die Fragen der Mäzene über seine weiteren Ziele zur Antwort. Hierzu gehört die Nutzung

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30 — Wissenschaft

„Unser Ziel bei der Allicin-Forschung ist es selbstverständlich, möglichst weit zu kommen, das heißt bis zur Genehmigung eines neuen Arzneimittels oder es wenigstens zu versuchen. Die Frage ist, welche Aktivitäten auf akademischem Boden noch real machbar sind. Wir wollen ganz sicher keine skalierbare Vorbereitungstechnologie entwickeln, die Wirkung an einer möglichst breiten Pathogen-Palette demonstrieren und sie mit handfesten Daten belegen oder den Schutz von geistigem Eigentum gewährleisten. Diese Schritte eignen sich eher für ein anderes Subjekt als eine Hochschule. Zum Beispiel für ein gemeinsames Start-up mit einem meiner Studierenden oder für eine bereits existierende größere Firma, die Interesse an einer Lizenz hat.“


31 — Wissenschaft

„Die eigene Arbeit in den Medien für die Laienöffentlichkeit wiedererzählt zu sehen ist witzig. Ich nehme selbst häufig an verschiedenen Veranstaltungen zur Popularisierung der Wissenschaft teil, halte Vorträge für die breitere Öffentlichkeit oder an Schulen mit Abiturabschluss und freue mich immer sehr, wenn es mir gelingt zu erklären, woran wir arbeiten und wozu es gut sein kann. Dass hierzu ein gewisses Maß an Vereinfachung gehört, ist verständlich.“

Stiftung Neuron Die Stiftung Neuron zur Förderung der Wissenschaft ist eine gemeinnützige Organisation, die sich die Entfaltung eines modernen Mäzenatentums auf dem Gebiet der Wissenschaft und der Forschung in Tschechien zur Aufgabe gemacht hat. Die Stiftung fördert von den Mitteln der Mäzene der Neuron wissenschaftliche Projekte in den Fächern Biologie, Physik, Chemie, Mathematik, Medizin und Sozialwissenschaften. Seit 2017 wird die Förderung auch auf das Fach Computerwissenschaft – Informatik erweitert.

der Enkapsulierung von Wirkstoffen und deren Transport zum betroffenen Gewebe im Rahmen der Behandlung onkologischer Erkrankungen. Somit kann das unkontrollierte Wuchern durch eine lokale Chemotherapie behandelt werden, die keine Wirkung auf den Rest des Organismus hat. Auch diese Idee geht auf die Erfahrungen von František Štěpánek aus der WaschpulverForschung in Großbritannien zurück. „Dort haben wir uns auch damit beschäftigt, wie wir den Wirkstoff an die verunreinigte Stelle bringen“, erzählt er schmunzelnd. Prof. Ing. František Štěpánek, Ph.D., 42 Jahre Er hat sein Studium an der Prager Hochschule für Chemie und Technologie (VŠCHT) absolviert und den Doktortitel in Paris erworben. Als Forscher war er mehrere Jahre in Großbritannien tätig, kehrte aber schließlich 2008 wieder zu seiner Alma Mater zurück. Er steht hinter der Entwicklung von Partikeln, die einen antibakteriellen Wirkstoff an den richtigen Bestimmungsort im menschlichen Körper transportieren können. In jüngster Zeit befasst er sich mit dem Transport von Allicin, einem Stoff, der aus Knoblauch isoliert wird und im Unterschied zu den gegenwärtigen Antibiotika keine Resistenzbildung der Mikroorganismen ermöglicht. 2013 wurde ihm für seine Forschung von der Stiftung Neuron eine Förderung zuerkannt.

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Europäische szene

Picasso-Giacometti Paris ǫǫMusée Picasso Paris ǫǫbis 5. Februar 2017 Das Picasso-Museum in Paris konfrontiert die Werke von Pablo Picasso und Albert Giacometti. Neben den berühmten Werken beider großen Künstler stellt das Museum auch bislang unveröffentlichte Dokumente aus, die Licht auf ihre gegenseitige Beziehung werfen. 1

2 Neujahrkonzert Wien ǫǫMusikverein, Goldener Musikvereinssaal ǫǫ1. Januar 2017 Das wohl global berühmteste Konzert der Wiener Philharmoniker. Die Eintrittskarten werden wegen des übergroßen Interesses verlost, dank der Fernsehübertragung erreicht das Konzert aber das Publikum in mehr als 90 Ländern. Auf dem Programm stehen traditionell unter anderem die Strauß-Melodien.

Eisskulpturen Hasselt ǫǫHasselt, Belgien ǫǫbis 8. Januar 2017 Die belgische Stadt Hasselt lockt zum Festival der Schnee- und Eisskulpturen. Die magische Welt der Eisskulpturen überträgt Sie bis in die ferne Antarktis. Zögern Sie den Besuch nicht lange hinaus, das Eiskönigtum zerschmilzt schon am 8. Januar. 3

4 LichtfestivalAmsterdam ǫǫAmsterdam ǫǫbis 22. Januar 2017 Die besten niederländischen und internationalen Lichtkünstler kommen im Winter nach Amsterdam, um hier in der Stadtmitte und auf den pittoresken Kanälen ihre flotten Lichtshows zu inszenieren. Das diesjährige Thema: die Wasserfarben.

Carnival of Venice Venedig ǫǫhistorisches Zentrum von Venedig ǫǫvom 11. bis 28. Februar 2017 Fantasievolle Maskenbälle, Wettbewerbe und exzentrische Paraden. Wie jeden Winter lebt Venedig durch das Fest der Farben, der Musik und Modekreativität auf. Der Carnevale di Venezia ist da…

Text: Anna Batistová

5

6 Fashion WeekMailand ǫǫMailand ǫǫvom 22. bis 28. Februar 2017 New York, London, Mailand oder Paris. Die Zeit im Februar und Anfang März gehört den berühmtesten Modeschauen der Welt. Die für uns erreichbarste Mailänder Modewoche ist für den 22. bis 28. Februar angesetzt.

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32 — Revue

Die Weihnachtsbescherung haben wir zwar bereits hinter uns, dies sollte uns allerdings nicht daran hindern, Ihnen mit etwas Verzug ein kleines Geschenk in Form eines Kulturerlebnisses zu bereiten. Fahren Sie im Januar mit ihren Kindern in die belgische Stadt Hasselt zum Festival der Eisskulpturen. Oder unternehmen Sie einen romantischen Ausflug zu zweit und bewundern Sie beispielsweise die belebten Kanäle beim Lichtfestival von Amsterdam.

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Marwick empfiehlt

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Únava materiálu (Materialermüdung) Literatur ǫǫMarek Šindelka Der neue Roman von Marek Šindelka, dem Magnesia-LiteraPreisträger, reagiert auf das aktuelle Thema der Migrationswelle. Wir verfolgen den schmerzvollen Weg zwei flüchtender Brüder und lesen dabei auch ein Buch über ein von außen gesehenes Europa. 1

2 Trainspotting 2 Film ǫǫRegie: Danny Boyle Anfang Februar kommt die Fortsetzung der 20 Jahre alten schwarzen Kultkomödie Trainspotting des britischen Regisseurs Danny Boyle in die tschechischen Kinos. Im Film werden wieder Ewan McGregor oder Jonny Lee Miller zu sehen sein.

I See You Musik ǫǫThe xx Die britische Indie-Pop-Rock-Band The xx veröffentlicht am 13. Januar ihr drittes Album „I See You“. Die Hits der neuen Platte hat die Band The xx während ihrer Tournee vorgestellt, in deren Rahmen sie im November des letzten Jahres auch ein Konzert im Prager Forum Karlín gab.

4 Kati (Hangmen) Theatre ǫǫKlicperovo divadlo (Klicpera-Theater) ǫǫRegie: Jan Frič Im Klicpera-Theater in Hradec Králové wird am 17. Februar das neueste Stück des beliebten irischen Dramatikers Martin McDonagh uraufgeführt. Die Regie übernahm der Theaterregisseur Jan Frič, der von der Kritik hoch geschätzt wird.

Illustrationenen von Jan Zrzavý Ausstellung ǫǫNárodní galerie (Nationalgalerie), Veletržní palác (Messepalast) Die Nationalgalerie stellt bis zum 5. März die Illustrationenen von Jan Zrzavý aus. Unter anderem können Sie seine berühmtesten Bilder zu Máchas Máj (Der Mai) und Erbens Kytice (Der Blumenstrauß) sowie die Zeichnungen zu Shakespeares Sonetten betrachten.

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6 Slečna Julie (Fräulein Julia) Tanz ǫǫDivadlo J. K. Tyla (J. K. Tyl-Theater in Pilsen) ǫǫRegie: Libor Vaculík Ständiger Gast des Pilsner Balletts, Choreograf und Regisseur Vaculík wird am 7. Januar unter dem Titel „Fräulein Julia“ eine vom berühmtesten Stück des schwedischen Autors August Strindberg inspirierte Ballettgeschichte uraufführen.

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Text: Anna Batistová

33 — Revue

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Infrarotlampe Mikrolux (Design: Jozef Havlík, Zdenek Kovář)

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Design News Kunststoffspielzeugauto in einem Ausstellungsabschnitt

Die Ausstellung Farebná šeď (Buntes Grau) präsentiert das Design der ČSSR und DDR In Bratislava ist bis Ende Februar die Ausstellung Farebná šeď – Buntes Grau zu sehen, die das Beste aus dem Design der ČSSR und DDR der 60er und 70er Jahre zeigt. Eine umfangreiche Exposition bietet alles von Mode über Wohnungsaccessoires bis zu Spielzeug oder Fahrzeugen. Die Besucher werden sich mit Sicherheit dem Vergleich der Produkte aus der Tschechoslowakei und der DDR nicht entziehen können. 1

Josef Pleskot baute alte Hallen in Ostrava in eine „Dreihalle“ um Der hoch geschätzte Architekt Josef Pleskot und sein Atelier haben drei Hallen des ehemaligen Kraftwerks im Ostrauer Stadteil Karolina saniert. Das hierbei entstandene Multifunktionszentrum „Trojhalí Karolina“ (Dreihalle Karolina) ist ein Paradebeispiel für die Konversion des industriellen Erbes in Kultur-, Sport- und Vergnügungsobjekte, von denen noch eine Menge fehlt.

Extra Tipp: Besuchen Sie einen Ausstellungsraum mit exklusivem Design Design-Ikonen wie die Vitra-Stühle, der Artek-Lehnsessel, die Fatboy-Sitzsäcke oder die Glaskollektion von František Vízner für das tschechische Glaswerk Bomma bestehend aus Vasen, Schalen und Gläsern. Der neu eröffnete Design-Schauraum befindet sich in Prag in der Plzeňská-Straße und bietet das Beste aus dem tschechischen sowie dem globalen Design: Möbel, Leuchten, Wohnungsaccessoires, Dekorationen und Geschenke.

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Möbel der finnischen Marke Artek und Uhr der Marke Vitra

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Text: Ondřej Krynek, Chefredaktor des DesignMagazin.cz

3 Die Pilsner Ausstellung „Má plast“ macht mit Kunststoffkreationen bekannt Bis Ende Februar wartet in Pilsen die Ausstellung „Má plast“ (der Titel ist eine Anspielung an Smetanas symphonische Dichtung „Má vlast“) auf ihre Besucher. Eine die gesamte DEPO2015 einnehmende Exposition zeigt verschiedene Kunststoffkreationen, und dies gleich aus mehreren Perspektiven: erstens aus dem Blickwinkel der ökologischen Verwertbarkeit von wiederaufbereitetem Kunststoff in Kunst und Gestaltung. Zweitens zielt der Fokus darauf, aus dem Meer gefischte Kunststoffabfälle in funktionales Design zu verwandeln. Die Veranstalter der Ausstellung möchten hingegen auch auf die Nutzung von Kunststoffen und die Stimmen, die ihre Reduzierung fordern, aufmerksam machen.

34 — Revue

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TOP 3 neue Läden Der große Prager Donut Shop Ursprünglich sollte der Donut Shop auf dem Georg-vonPodiebrad-Platz seine ersten Kunden schon im Herbst des letzten Jahres begrüßen. Schließlich läuft aber alles erst auf eine Eröffnung im Februar hinaus. „Der bürokratische Apparat bremst uns“, beklagen sich die Inhaber des Ladens. Inzwischen versorgen sie mit ihren handgemachten Berlinern beispielsweise den Coffee Room in Vinohrady. In ihrem eigenen Laden möchten sie hauptsächlich eine breit gefächerte Auswahl an Donuts aus Hefeteig, veganen, gebackenen, aber auch an deftigen Varianten anbieten. Das Angebot werden selbstverständlich erlesene Kaffeesorten abrunden. Extra tipp Eines großen Erfolgs erfreuen sich den Inhabern nach die Matcha-Glasur-Donuts oder eine Kombination aus Karamell und Fenchel. Beliebt sind auch die Schokoladenganache-Glasur oder Erdnussbutter-Glasur. Konzertsaal, Restaurant und Café auf der Elbe Am Mittwoch, den 11. Januar wurde im Hamburger Stadtteil HafenCity feierlich das neue Konzerthaus eröffnet. Das einzigartige Werk der modernen Architektur aus der Werkstatt des Schweizer Studios Herzog & de Meuron bietet nur im Hauptsaal etwa 2 100 Sitzplätze an. Das als Elbphilharmonie bezeichnete Gebäude wurde auf dem Sockel des ehemaligen Kaiserspeichers errichtet. Hinter der angebauten Glasfassade verbergen sich insgesamt drei Konzertsäle, ein Hotel, 45 Appartements, ein Restaurant, ein Café sowie eine Aussichtsplattform mit Panorama-Ausblick auf den Hafen.

Kaffeelabor Sie kommen ins Café und statt der üblichen Frage „Was darf´s sein?” hören Sie von der Bedienung „Wie geht es Ihnen heute? Worauf hätten Sie Appetit?“. Je nach der Antwort bereiten Ihnen die Baristas ein spezielles Kaffeegetränk zu. Willkommen im Ostrauer Kaffeelabor Kofi Lab! „Ich mag es, Dinge anders zu machen. Ich liebe Kaffee wegen seiner Mannigfaltigkeit und die kann man am besten mit alternativen Zubereitungsmethoden austesten (Vacuum Pot, Aeropress oder Drip), die es einem ermöglichen, unbekannte Details im Kaffee zu entdecken“, erklärt Nikola Repaská. Die Stammkunden fangen das Gespräch nach Betreten des Ladens mit dem Aufruf an „Lassen Sie sich etwas für mich einfallen!“. „Und das macht mir Spaß“, fügt die Inhaberin hinzu. 2

Extra tipp Neben Kaffee können Sie auch den Ghana-Kakao, hausgebrautes Ingwer-Bier oder Extraschokotorte probieren. „Wir möchten auch unser eigenes Brot backen“, verspricht Frau Repaská.

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Beim Eröffnungskonzert am neuen Sitz der Elbphilharmonie ertönt Wagner, Beethoven oder Cavalieri.

Extra tipp Die Baukosten der Elbphilharmonie von knapp 866 Mil. Euro haben sich gegenüber den ursprünglichen Projektkosten verdreifacht. Der Bau ist 110 Meter hoch und birgt drei Konzertsäle für insgesamt 2 820 Besucher.

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Text: Lukáš Rozmajzl, Chefredaktor des CityBee.cz

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KPMG Finance Forum 27 Januar 2017

� Michaela Erbenová tschechische Betriebswirtin im Internationalen Währungsfonds

� Jack Stack Aufsichtsratsvorsitzender der Česká spořitelna

� Mojmír Hampl Vizepräsident der Tschechischen Nationalbank

� Dorel Blitz Head of Fintech, KPMG Israel

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und weitere… Die Veranstaltung ist nur für geladene Gäste. Die Einladungen finden Sie in Ihrer E-Mailbox.

Zdeněk Tůma verantwortlicher Partner der KPMG für den Finanzsektor

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Er lebt in Frankfurt am Main und wurde eben dort im Herbst des letzten Jahres anlässlich der Buchmesse mit 68 Jahren mit dem Deutschen Buchpreis geehrt, einem Prestigepreis und Entsprechung des englischsprachigen Man Booker Prize. Der Schriftsteller Bodo Kirchhoff hat die Jury mit seiner Novelle „Widerfahrnis“ begeistert, die das aktuelle Thema der Flüchtlingskrise berührt. Die tschechische Übersetzung wird bereits dieses Jahr der Akropolis Verlag auf den Markt bringen.

Leonie Palm hatte früher mal einen Hutladen und Julius Reither verdiente seinen Lebensunterhalt als Buchverleger. Jetzt arbeiten sie nicht mehr, und obwohl beide in einem Alter sind, in dem es von ihnen eigentlich keiner mehr erwartet, sehnen sie sich nach großer Liebe. Und auch nach Rotwein, Italien und spätem Abenteuer. Sie lernen sich kennen und obwohl sie kein genaues Ziel haben, wissen sie, dass es Richtung Süden gehen soll. Ihre „Road“-Liebesgeschichte wird erst auf Sizilien durch die Begegnung mit einem Flüchtlingsmädchen unterbrochen, das umgekehrt von Süden nach Norden flieht und die Reise des Paares direkt in die europäische Realität des Sommers 2015 lenkt. Das Flüchtlingsmädchen konfrontiert das betagte Liebespaar mit den elementaren Themen seiner Vergangenheit: Verlust, Elternsein, aber auch dem radikalen Neuanfang. Und sein Erzählen weckt in dem Paar die Sehnsucht, ein neues Leben anzufangen… So viel zum Inhalt der außerordentlichen Novelle „Widerfahrnis“ des frischgebackenen Gewinners des Deutschen Buchpreises, die in diesem Jahr ins Tschechische übersetzt wird. Interessehalber sei angemerkt, das etwas ungewöhnliche, fast archaisch anmutende Wort „Widerfahrnis“ im Titel des Buches, das ins Tschechische als „příhoda“ übersetzt wird, habe Bodo Kirchhoff erstmals vor fünf Jahren gehört. Bodo Kirchhoff hat zahlreiche Romane verfasst, zu den berühmtesten gehört beispielsweise „Infanta“ aus dem Jahr 1990. Ins Tschechische wurde nur der „Schundroman“ (Krvák) übersetzt und 2004 vom Mladá fronta Verlag herausgegeben. Kirchhoff hat sich den tschechischen Lesern schon vor neun Jahren während der Messe „Die Welt des Buches“ vorgestellt. Damals hat er die Novelle „Der Prinzipal“ präsentiert, die Geschichte eines Mannes, dessen Leben durch eine Liebesaffäre aus der Bahn geworfen wurde. Im Dezember des letzten Jahres hat er in Prag aus seinem neuen Buch „Widerfahrnis“ gelesen.

↗ „Kirchhoffs ,Widerfahrnis‘ ist ein vielschichtiger Text, der auf meisterhafte Weise existentielle Fragen des Privaten und des Politischen miteinander verwebt und den Leser ins Offene entlässt.“ – Begründung der Jury des Deutschen Buchpreises

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Text: Anna Batistová

37 — Revue

FOCUS: Bodo Kirchhoff


Setzen Sie auf Kunst

Text: Anna Batistová

Die Online-Kunst-Börse Artex500.com haben Sie etwa vor einem halben Jahr gestartet. Es scheint Ihnen gelungen zu sein, eine Revolution im Kunsthandel vom Bann zu brechen. Es ist ganz sicher eine Revolution. Wir ändern das gesamte Paradigma des Kunsthandels, das einige Jahrhunderte währte. Wir haben die Börse auf den Prinzipien der Kapitalmärkte aufgebaut. Wir holen Daten, unabhängige Analysen, das Rating und das automatisierte Ranking des Künstlers und der Werke ein. Der Handel selbst erfolgt zeitnah, transparent und liquide. Die Investoren können die Kunstwerke nicht nur kaufen, sondern auch lagern und umgehend verkaufen. Momentan handeln wir mit Start-up-Künstlern, aber nächstes Jahr eröffnen wir eine Börse für Sammler und Spitzenkünstler. Selbstverständlich wird es eine Weile dauern, bis der Kunstmarkt sich an den Übergang in die Online-Welt gewöhnt. Der Trend ist klar, das haben die jüngsten Zahlen gezeigt: der Online-Handel mit Kunst hat rasant zugelegt, 24 % gegenüber dem Vorjahr. Auf welchem Prinzip funktioniert das Rating-System? Der ganze Prozess beginnt damit, dass wir uns an unabhängige Kunst-Experten wenden, die das schöpferische Potential des Künstlers beurteilen. Sobald der Künstler in unsere Plattform aufgenommen wird, startet ein Algorithmus, der über siebzig Parameter wie etwa die Anzahl der Ausstellungen, Rezensionen, ästhetische Aspekte, Originalität der Werke usw. in Betracht zieht. Ein Investor, der diese Plattform besucht, sieht das Rating des Künstlers, seine Qualität und Reife sowie gleichzeitig den Marktwert seiner Werke. Er kann sich dann

danach orientieren, wie der Marktwert schwankt und ob es sich für ihn lohnt, in ein konkretes Bild zu investieren. Welchen Umfang hat das Geschäft? Der heutige Kunstmarkt ist mit 65 Milliarden Dollar jährlich beziffert, was aber nur Angaben aus offiziellen Auktionen sind. Wenn wir uns außerdem private Bankklienten mit guter Bonität ansehen, investieren lediglich 2 % von ihnen in Kunst als klassische Sammler. 98 % der Menschen mit sehr guter Bonität investieren aber gar nicht in Kunst. Sie haben Respekt vor dem Handel, denn der Markt ist nicht transparent, nicht reguliert, kaum liquide und die Datenbeschaffung ist zeitaufwendig. Gleichzeitig finden Sie hier jedoch unglaubliche Investitionsmöglichkeiten. Ziel der Artstaq ist es, neue Prinzipien für den globalen Handel zu schaffen, alle Daten offenzulegen, mit Hilfe eines neuen Börsenmodells diesen Respekt abzubauen und die Barriere abzureißen und als Fazit dann den gesamten Markt mit Leichtigkeit zu verdoppeln. Sie empfehlen Investoren, 5 % ihres Kapitals in Kunst zu investieren. Wie lauten die wichtigsten Argumente, warum sie das tun sollten? Viele Investitionsexperten empfehlen einen Teil des Portfolios, sagen wir ein Drittel, in alternativen Investitionen zu halten, etwa Gold, Diamanten, Immobilien, Münzen oder Kunst. Kunst hat vom Standpunkt des Investors eine Menge an positiven Attributen: sie ist gewissermaßen resistent gegen die Inflation und Schwankungen, in vielen Ländern wird sie außerdem als Erlös günstig besteuert.

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38 — Kunst

Zunächst ein Schock, dann Misstrauen, gefolgt von Hingabe und schließlich Leidenschaft. Als der Gründer der Gesellschaft Artstaq Roman Komárek dem Kunstsammler und langjährigen Chef der UniCredit Bank Slovakia Jozef Barta sein Konzept der Online-Kunst-Börse Artex500.com vorstellte, schüttelte Barta ungläubig den Kopf. Nun steht er dem Start-up schon das zweite Jahr vor. Und es macht ihm ungemein Spaß.


Lokale Kunst als Investitionsgelegenheit

Lassen Sie uns nun gemeinsam die lokalen Künstler mit dem besten Rating vorstellen, mit deren Werken die Artstaq.com heute bereits handelt. Die Online-Börse teilt einzelnen Künstlern ein AQ-Rating zu, das heißt einen künstlerischen Quotienten. Es handelt sich um einen Indikator, der zeitnah ununterbrochen die Investitionsstabilität, Integrität und Gesamtqualität des Künstlers bewertet. Der AQIndikator bewegt sich auf einer Skala von 0 (am niedrigsten) bis 10 (am höchsten).

1 Patrik Hábl * 1975 AQ 4,90 Eine der markantesten Persönlichkeiten der zeitgenössischen tschechischen Malerei. Er hat eine Ausbildung an der Kunstfachhochschule bei Prof. Pavel Nešleha absolviert und wirkt hier nun selbst als Lehrkraft. Sein Werk ist abstrakt, schwebt an der Grenze zwischen Malerei und Grafik. Mit seinen Werken bindet er an das Schaffen von Josef Šíma, Václav Boštík oder Vladimír Kokolia an. Angebotenes Werk: Chinese Mountains (Chinesische Berge) 2 Zdeněk Kučera * 1935 AQ 4,25 Tschechischer Maler, Bildhauer, Grafiker und Pädagoge (er ist Professor am Lehrstuhl für Kunsterziehung der Palacky-Universität in Olomouc). Seit Ende der 60er Jahre widmet er sich geometrischen und konstruktiven Werken. Er ist ein Top-Repräsentant der geometrischen Abstraktion in der Tschechischen Republik. Angebotenes Werk: Nostrume 3 Michal Macků * 1963 AQ 4,68 Absolvent des Kunstfotografie-Instituts in Prag (Institut umělecké fotografie). Seit 1989 schafft er mit einer eigenen Technik Gelagen, er nutzt dabei die Möglichkeit der Übertragung einer feuchten fotografischen Emulsion. Nach Jahren der Arbeit mit Gelagen hat er Möglichkeiten für den Kohledruck entdeckt. Die Begeisterung für diese Technik fand ihren Höhepunkt im Schaffen von Glasmodellen. Angebotenes Werk: Glass Gellage No.III

Jozef Barta ’s personal favourite, CEO Artstaq �

4 Matej Fabian * 1979 AQ 3,71 Der slowakische Künstler Matej Fabian ist Absolvent des Ateliers für Malerei der Hochschule für bildende Künste (Vysoká škola výtvarných umění) in Bratislava. Er versucht dem Medium Objekt durchgehend gerecht zu werden, die Malerei bleibt jedoch sein wichtigstes Ausdrucksmittel. „Es ist ein Künstler, den ich persönlich mag“, sagt Barta. Angebotenes Werk: Aurora

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Text: Anna Batistová

39 — Kunst

Was ist zu tun, wenn wir beschließen in Kunst zu investieren? „Es genügt, wenn Sie sich unter Artex500.com registrieren und Sie können sofort mit dem Handel beginnen. Der Handel ist intuitiv und einfach. Wenn Sie Rat suchen, haben Sie gleich mehrere Möglichkeiten: die automatische Empfehlung zu beherzigen, die für Sie eine vorläufige Auswahl von Werken trifft, den OnlineChat zu besuchen, oder sich direkt an die BusinessDevelopment-Managerin jitka.psejova@artstaq.com zu wenden“, sagt Jozef Bárta.


Familienunternehmen geht es gut in Tschechien und in Europa. Das schleppende Wirtschaftswachstum und die Unsicherheit, die die Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, ins Leben rief, tun ihrem Vertrauen und Optimismus im Großen und Ganzen keinen Abstrich. Ihre Umsätze steigen und sie betreten neue Märkte. Familienunternehmen westlich von unseren Grenzen professionalisieren ihr Management und formalisieren die betrieblichen Prozesse zunehmend, was für die tschechischen Unternehmen inspirativ ist und eine gute Gelegenheit darstellt. → Milan Bláha Partner für Dienstleistungen an Familienunternehmen KPMG Tschechien mblaha@kpmg.cz @BlahaMil

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40 — Studie

Du bekommst das halbe Königreich… oder lieber 60 %


Im Vorjahr hat Ihre Firma: Umsatz 2013

26 %

31 %

43 %

2014

16 %

30 %

54 %

2015

16 %

26 %

58 %

2016

16 %

30 %

54 %

2016 (ČR)

17 %

30 %

53 %

Personalstand 2013 2014 2016

42 %

10 %

2015

48 % 38 %

16 % 9%

2016 (ČR)

40 %

36 %

24 %

46 % 47 %

44 % 27 %

20 %

53 %

Präsenz im Ausland 41 — Studie

2013 2014 2015 2016 2016 (ČR)

5%

36 %

6% 7%

59 % 44 %

50 %

35 %

58 % 65 %

31 %

4% 8%

48 %

44 %

rückläufige Zahlen

eine Stagnation

Während der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften tschechische und europäische Unternehmen gleichermaßen beunruhigt, stehen die hiesigen Unternehmen zudem vor einer weiteren Herausforderung: Ein Vierteljahrhundert nach der Wende zieht sich die Generation der Gründerinnen und Gründer aus der Geschäftsführung vieler Familienunternehmen zurück und gibt die leitenden Funktionen an ihre Kinder ab. Die KPMG-Studie – European Family Business Barometer – fasst diese und weitere Feststellungen zusammen.

Umfasst Ihr strategischer Plan Investitionen oder Devestitionen? Ja, Investitionen 66 % Nein 27 % Ja, Devestitionen 7 %

Zahlen für Tschechien

einen Zuwachs verzeichnet

Zahlen für Tschechien

Wir sehen das positiv Sowohl europäische als auch tschechische Unternehmen blicken mit Zuversicht in die Zukunft: die wirtschaftliche Perspektive der Gesellschaft sehen 72 % positiv, etwa ein Fünftel vertritt einen neutralen Standpunkt und nur 7 % haben negative Erwartungen. Die Zuversicht in die Zukunft äußert sich darin, dass die Gesellschaften ein haltbares Wachstum und steigende Umsätze ausweisen. Diese wurden bei mehr als der Hälfte der Unternehmen verzeichnet, bei tschechischen Unternehmen waren es 53 %. Bei einem Drittel der Unternehmen ist der Umsatz stabil und bei 16 % rückläufig. Die Befragten, für die steigende Umsätze nicht die Priorität waren und denen Stabilität beim Umsatz genügte, führten als Hauptmotiv an, dass sie in ihrem Marktsegment an der Spitze bleiben und ihren Gewinn steigern wollen. Europäische wie tschechische Familienunternehmen erfreuen sich gemessen am gesamteuropäischen Wirtschaftswachstum einer hervorragenden Kondition. Letzteres lag unter 2 %, während drei Viertel der europäischen Familienunternehmen mehr als 5 % jährlich zulegen. Über vier Fünftel der befragten Unternehmen wollen ihre Umsätze auch im kommenden Jahr steigern. �

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In welchen Bereichen planen tschechische Firmen Investitionen?

47%, in Innovationen und neue Technologien

42%, in die Mitarbeiter (Werbung und Schulung) 21%, in die Präsenz im Ausland

Tschechien sucht Talente Europäischen Familienunternehmen fehlen qualifizierte Mitarbeiter. Dieses Problem macht in den letzten vier Jahren vielen Unternehmen immer mehr zu schaffen. Im Hinblick auf die Tendenz, Routineaufgaben zunehmend zu robotisieren, ist außerdem zu erwarten, dass die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften noch steigen wird, weil minderqualifizierte Arbeiten zunehmend von Maschinen übernommen werden. Europaweit haben 37 % der Unternehmen Probleme mit der Personalbeschaffung, in Tschechien schnellt die Zahl sogar auf 70 % hoch. An zweiter Stelle stehen Befürchtungen aufgrund der politischen Unsicherheit, die bis zu 37 % aller Familienunternehmen europaweit hegen. Schuld daran ist das überraschende Ergebnis des Referendums über den EU-Austritt Großbritanniens, seine schwer voraussagbaren Folgen für die europäische Wirtschaft beunruhigen auch Familienunternehmen. Der Brexit stellt viele andere Unannehmlichkeiten in den Schatten, die Familienunternehmen in Erhebungen zu nennen pflegen: stärkere Konkurrenz (36 %), hohe Lohnkosten (32 % europaweit, 43 % in Tschechien) oder legislative Änderungen (21 %). Worauf setzen Familienunternehmen bei diesem Hürdenlauf? Europäische wie tschechische Unternehmen sind sich einig, dass sie ihre Fähigkeit, Entscheidungen schnell und flexibel zu treffen (63 % der Unternehmen in Tschechien) und die langfristige Perspektive im Visier zu behalten (50 % der Unternehmen in Tschechien) stark macht. Die überhaupt größte Devise der tschechischen Familienunternehmen sind gemäß ihren Vertretern gemeinsame Werte und Unbescholtenheit (70%). Thronfolge Die Nuss, die am schwierigsten zu knacken ist, ist für Familienunternehmen die Übergabe des Zepters an die nächste Generation. Es ist noch ein Erbe der sanften Revolution, dass

21%, in die Diversifizierung

dies in Tschechien bei einem Drittel aller Unternehmen ansteht, bei weit mehr also, als in Europa, wo dieser Schritt etwa ein Fünftel der Unternehmen erwartet. Was ist bei diesem Prozess am wichtigsten? Tschechen betonen die finanzielle Bildung der Familienmitglieder, die Befragten aus Deutschland und anderen europäischen Staaten stellen eine gute Kommunikation zwischen den Generationen in den Vordergrund (92 % der Befragten).   Die Kommunikation zwischen Familienmitgliedern spielt in der Tat die zentrale Rolle, weil es reichlich Potential für Missverständnisse gibt. Die Vertreter der jüngeren Generation befürchten, dass sie gewaltsam in das Familiengeschäft integriert und Sklaven der Firma werden wie ihre Eltern. Die ältere Generation bekümmert wiederum das mangelnde Interesse der Jungen oder es fällt ihr schwer, ihren Einfluss auf das Familiengeschäft aufzugeben. Dass die Beziehungen in Familienunternehmen verzwickt sind, bestätigen auch die Daten aus der Studie, die besagen, dass nur 10 % der Vertreter der tschechischen Unternehmen überzeugt sind, dass der Rest der Familie ihre Begeisterung für die Sache teilt und nur 6,7 % meinen, dass die Zusammenarbeit mit der gesamten Familie glatt verläuft. Familienunternehmen sind sich europaweit zu 85 % einig, dass die langfristige Vorbereitung des Nachfolgers, noch bevor das Geschäft in seine Hand übergeht, für den Erfolg der Übergabe des Unternehmens bestimmend ist. Der Prozess ist jedoch zweigleisig: Wie Christophe Bernard, der bei KPMG Global Partner für Familienunternehmen ist, vor einiger Zeit in der Wochenzeitschrift The Economist angab: Die Firma muss dem abtretenden Chef ebenso viel Zuwendung schenken und ihn an das Leben „danach“ vorbereiten. Der Generationswechsel ist keine einfache Angelegenheit und es zahlt sich aus, einen professionellen Mediator hinzuzuladen, der der Diskussion die Richtung weist und Spannungen zwischen den Familienmitgliedern abbaut.

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42 — Studie

63 % in das Kerngeschäft


es nämlich gut die 50:50-Teilung zu vermeiden, zu der Eltern natürlich neigen, weil im Konfliktfall eine solche Konstellation die Fähigkeit der Firma, einen Ausweg zu finden, lähmt. Über die Studie Beim fünften Jahrgang des Europäischen Barometers der Familienunternehmen haben 959 Unternehmen aus 23 Ländern mitgemacht. Die Großzahl der angesprochenen Unternehmen hat bis zu 250 Mitarbeiter und fast drei Viertel davon werden zu 100 % von Mitgliedern einer Familie gehalten. Mehr als 80 % der an der Studie beteiligten Unternehmen sind über zwanzig Jahre auf dem Markt tätig, nicht ganz die Hälfte über fünfzig. Die European Family Businesses (EFB) ist eine europaweite Vereinigung, die mittelständische aber auch große Familienunternehmen vertritt. Die Organisation ist 1997 entstanden und der Umsatz ihrer Mitglieder übersteigt eine Billion Euro oder 9 % des europäischen BIP. Ihr Ziel ist es, Maßnahmen zu fördern, die der Schlüsselrolle von Familienunternehmen in der europäischen Wirtschaft Rechnung tragen und zu mehr Fairness im Unternehmensmilieu beisteuern. Die Studie finden sie unter www.kpmg.cz.

Hat Ihre Familie folgende Mechanismen und Prozesse eingeführt?

Regeln für die Auswahl, Entlohnung und Beförderung von Managern, die Familienmitglieder sind

20 %

Nachfolgerplan für weitere führende Positionen

30 %

Nachfolgerplan für den Generaldirektor

40 %

Familiensatzung oder ethischer Kodex

50 %

Klärung der Erbschaftsfragen bei Familienmitgliedern, die eine Beteiligung in der Firma halten

60 %

Familienrat

70 %

Aktionärsabkommen

80 %

Aktionärsabkommen

90 %

Regeln für die Auswahl, Entlohnung und Beförderung von Managern, die keine Familienmitglieder sind

100 % formeller Vorstand

43 — Studie

Die Firma brüderlich teilen oder halbieren? Eine wichtige Voraussetzung für die reibungslose Übergabe zwischen den Generationen ist neben einer funktionierenden Kommunikation auch die Formalisierung der Managementmechanismen und -prozesse. Einen formellen Vorstand haben 47 % der tschechischen Unternehmen, europaweit sind es jedoch 73 %. Ein Zeichen dieser Formalisierung ist die Vergabe von führenden Positionen außerhalb der Familie, wenn die Erbin oder der Erbe nicht hinreichend vorbereitet sind oder kein Interesse zeigen. Diese Strategie gewinnt europaweit von Jahr zu Jahr immer mehr Befürworter. Während in Tschechien die Nachfolgergeneration in zwei Dritteln der Familienunternehmen auf Managementpositionen vertreten ist, ist es europaweit nur noch die Hälfte. Allgemein gilt, dass formelle Prozesse der Firma strategisch günstigere Schritte ermöglichen, die weniger mit Emotionen behaftet sind. Immer mehr europäische Unternehmen haben einen formalisierten Vorstand, ein Aktionärsabkommen, feste Regeln für die Auswahl und Entlohnung der Mitarbeiter und verschiedene Formen von Beratungsorganen. Die Rationalisierung der Prozesse findet auch häufig Anwendung bei der Teilung des Unternehmens unter die Kinder. Hier ist

10 % 0% 2016

2015

ČR 2016

Zahlen für Tschechien

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Text: Anna Batistová, foto: Barbora Mráčková

„Ihr Thema sind nicht die Existenzfragen, sondern Arbeit, die Spaß macht und sinnvoll ist. Junge Leute der Generationen Y und Z, die heute in Unternehmen einsteigen, werden bis Ende 2010 30 % aller Beschäftigten ausmachen. Das Management wird sich evolutionär an die Bedürfnisse dieser Mitarbeiter anpassen“, sagt Stanislav Háša, Leiter des Lehrstuhls für Management an der Hochschule für Wirtschaft (VŠE), dessen Buch „Was gibt´s Neues im Management“ am 5. Dezember erschienen ist. ↗

Stanislav Háša (* 1974) ist Leiter des Lehrstuhls für Management der VŠE (Hochschule für Wirtschaft) in Prag, Gründer des Entwicklungs- und Therapiezentrums PoPoli und ist als Coach, Lektor und Therapeut tätig.

Wenn wir uns den Titel Ihres Buches ansehen, bietet sich die erste Frage geradezu an: Was gibt´s Neues im Management? Vor allen Dingen ist es die Rückkehr des ganzen Menschen in das Management. Die grundlegende Frage, um die wir heute nicht umhin kommen, lautet: Wie muss ein Unternehmen beschaffen sein, das für Menschen da ist? Das Management der letzten hundert Jahre hat nämlich keine besonderen Rücksichten auf den Menschen genommen. Jetzt kommt eine Wende und man denkt zunehmend daran, was der Mensch eigentlich braucht, damit er in einem Unternehmen gut arbeiten, aber auch leben kann. Die größte Änderung des Managements führt die Tatsache herbei, dass sich der heutige Mensch ändert und gleichzeitig auch die Welt um ihn herum. Die Frage nach dem Sinn der Arbeit wird heute immer aktueller. Uns liegt viel daran, ob uns unsere Arbeit Spaß macht und ob Unternehmen uns eine Chance geben, Freude an ihr zu haben. Auch Technologien wie etwa die Industrie 4.0 oder das Internet der Dinge ändern das Management selbstverständlich. Außerdem ist deutlich der Trend zu spüren, dass weniger professionelle Manager benötigt werden, weil die heutigen Menschen sich selbst leiten, motivieren und organisieren können. Ich fand Ihre These interessant, dass es im 21. Jahrtausend eben das Management ist, das die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens bremst. Wie soll ich das verstehen? Das Management ist einerseits – und das verdient Anerkennung – die Quelle des guten Lebensstandards der westlichen Zivilisation. Durch Druck auf Effektivität erzeugt es das globale Wachstum. Eine Voraussetzung für das traditionelle Management ist aber auch die, dass Sie Instrumente besitzen, um Menschen dazu zu bringen, intensiv zu arbeiten. Sie haben einen Manager, der Aufgaben verteilt, Ergebnisse kontrolliert und sagt, was Sie tun sollen. Wenn Sie das tun, wird Ihnen Anerkennung zuteil, wenn nicht, werden Sie entlassen. So gesehen schränkt das Management die Engagiertheit der

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44 — Generation XYZ

Menschen können sich selbst leiten und motivieren


45 — Generation XYZ

Wie sieht in unserer Zeit ein guter Manager aus? Ein guter Manager gibt seinen Mitarbeitern Entscheidungsfreiheit und versteht seine Rolle lediglich als eine von vielen im Team. Er bezeichnet die Menschen um sich herum nicht mehr als Untergebene oder Beschäftigte, sondern als Mitarbeiter oder Kollegen. Seine wichtigste Aufgabe ist es, Voraussetzungen zu schaffen, damit die Menschen um ihn herum erfolgreich sein können. Ein Manager im 2.0-Management ist mehr Vermittler als Supervisor, mehr Coach als Büttel. Er ermöglicht Menschen, ihre Arbeit selbst zu designieren, selbst über sich zu entscheiden und mit ihrer inneren Motivation zu arbeiten. Ein Manager ist jemand, der hinter seinem Team steht und Voraussetzungen schafft, damit dieses gut arbeiten kann, und nicht übermäßig eingreift.

Mitarbeiter ein. Es ist eine Bremse, weil es Menschen die Freiheit und die Entscheidungsmöglichkeiten nimmt, die äußere Motivation betont und Strafsysteme einschaltet. Das traditionelle Management kann erreichen, dass Menschen intensiv arbeiten, nicht aber mit Freude. Grenzen schaffen selbstverständlich nicht nur Manager, sondern auch die Menschen selbst, die es oft vorziehen, dass ihnen jemand sagt, was sie tun sollen. Was ist also zu tun, damit Menschen intensiv und gleichzeitig mit Freude arbeiten? Sie müssen Ihnen das Gefühl geben, dass sie ihre professionelle Karriere selbst gestalten. Sie bitten Sie, selbst eine Beschreibung ihrer Arbeitsaufgaben zu verfassen. Sie geben sie ihnen nicht vor. Dann rufen Sie das Team zusammen und alle versprechen den anderen, dass sie ihren Teil der Arbeit für das Team machen werden. Es gibt Unternehmen, wo Menschen laut sagen, welchen Lohn sie für ihre Arbeit bekommen möchten. Das Team trifft sich dann in regelmäßigen Abständen und wertet aus, wie die Arbeit gelingt. Dann brauchen Sie keine hierarchischen Systeme mehr und die Leute können in der Firma beschäftigt sein, weil es ihnen wirklich Spaß macht und sie können mit Freude arbeiten. Sie geben den Menschen Entscheidungsfreiheit. Manager wenden oft ein, dass dies bei ihnen nicht möglich ist, weil sie manuellen Arbeitern vorstehen. Was für ein furchtbarer Stereotyp! Wenn jemand Arbeiter ist, dann heißt es, dass er sich nicht in die Arbeit freuen kann? Dass ihm die Arbeit nicht Spaß machen kann? Es gibt Unternehmen, die Wunder bewirkt haben, als sie den Leuten an den Produktionslinien Raum gegeben haben.

Sie betonen die Wichtigkeit eines menschlichen Umgangs, ist dies aber vor allem in großen Unternehmen nicht häufig problematisch? Ich bin überzeugt, dass mit dem Top-Management des Unternehmens alles steht und fällt. Das erste, was ich mir in einer Firma immer ansehe, ist, wie es beim Generaldirektor zugeht. Sobald der Direktor im alten Management-Paradigma verankert ist, ist nicht viel Freiheit im Unternehmen zu erwarten. Die Verantwortung, für welches Management-Modell sich das Unternehmen entscheidet, liegt bei der Geschäftsführung. Es ist eine bewusste Wahl. Die Gesellschaft El Gore, die unter anderem das Gore-Tex herstellt und zu den innovativsten Unternehmen der Welt gehört, hat zehn tausend Mitarbeiter, agiert weltweit, gehört zu den freiheitlichsten Unternehmen und stellt eines der herausragenden Beispiele dar, wie das Management ganz anders gemacht werden kann. Sie hat kein Management, keine Organisationsstruktur, gearbeitet wird in Projektteams, die ihre Projektleiter wählen, und die Generaldirektorin wurde von den Mitarbeitern gewählt. Auch in großen Unternehmen kann also so gearbeitet werden. Die Frage lautet aber immer, auf welchen Prinzipien das Management die Firma leitet und wie es wirklich an die Menschen herangeht. Es ist nicht eine Frage der Größe. Haben Sie Beispiele aus tschechischen Unternehmen, wo die Prinzipien des neuen Managements bereits funktionieren? Wie haben sie das erreicht? Als Unternehmen, die versuchen, das Management anders zu machen, würde ich die Gesellschaften Linet, Plastia, Etnetera oder Avast bezeichnen. Und wieder wickelt sich alles davon ab, wie der Gründer oder das Top-Management die Firma leiten. Entweder sind diese Unternehmen bereits auf der grünen Wiese mit dem Gedanken entstanden, dass sie auf diesen Prinzipien funktionieren wollen, oder das Top-Management hat sich langsam dazu durchgearbeitet. Ein gutes Beispiel ist etwa die Brauerei Bernard mit ihrem Gründer Bernard oder die Firma LMC, die sich auch irgendwo auf dem Weg zum alternativen Management befindet.

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Text: Jana Samšuková

Gemeinnützigen Organisationen machen häufig zwei Probleme zu schaffen. Finanzielle Zuwendungen und Zuschüsse werden in der Regel für konkrete Projekte vergeben, sodass für den eigentlichen Betrieb der Organisation keine Mittel übrig bleiben. Oder aber die Organisationen besitzen nicht wirklich den Einblick, inwieweit ihre Aktivitäten erfolgreich sind bzw. waren. Die gemeinnützige Organisation Nadání a dovednosti, die Kinder und Jugendliche bei der Entfaltung ihrer Talente sowie ihrer Vorbereitung auf das Berufsleben betreut, kann nun allerdings auch auf Ressourcen aus dem sog. Klubprogramm zurückgreifen oder sich weitere Ideen zunutze machen, die aus der einjährigen Partnerschaft mit der KPMG im Rahmen des Programms „ROK společně – KROK dopředu“ (Ein JAHR gemeinsam – einen SCHRITT nach vorne) hervorgegangen sind.

Nadání a dovednosti, o. p. s. Wie schon der Name besagt, unterstützt die gemeinnützige Organisation Nadání a dovednosti, o. p. s., Kinder aus Pflegefamilien und Kinderheimen bei der Entfaltung ihrer Talente, bei der Auswahl eines geeigneten Studienfaches, beim Einstieg auf den Arbeitsmarkt sowie bei der Vorbereitung auf das Berufsleben. Die vorgenannten Tätigkeiten werden im Rahmen von Seminaren und Projekten wie „Rozhled“ oder „Roadshow“ abgedeckt. Für das anspruchsvolle Programm ist dabei nur ein kleines Team zuständig – am operativen Betrieb der NaD beteiligen sich sechs junge Frauen, die von der Direktorin Linda Hurdová geleitet werden.

Ein JAHR gemeinsam – einen SCHRITT nach vorne Im Rahmen ihres Programms Ein JAHR gemeinsam – einen SCHRITT nach vorne knüpft die KPMG Česká republika eine einjährige Zusammenarbeit mit einer gemeinnützigen Organisation an. Diese wählen die Mitarbeiter der Gesellschaft mit ihren Stimmen. Die gewählte Organisation wird anschließend von KPMG das ganze Jahr über mit Fachwissen, Expertendienstleistungen, Freiwilligenhilfe sowie mit dem erforderlichen Weiterbildungsangebot unterstützt.

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46 — Fallstudie

Customer Experience in einer gemeinnützigen Organisation


47 — Fallstudie

ausgearbeitet – von der eigentlichen Klubanmeldung über die Kommunikation mit Spendern bis hin zur eventuellen Vertiefung der gegenseitigen Beziehung. Gemäß Frau Denisa Fousová, der zuständigen Projektkoordinatorin der Nadání a dovednosti, solle das Programm in den kommenden Tagen gestartet werden.

Als Teil dieses Programms hat die KPMG die Organisation Nadání a dovednosti das ganze Jahr über mit ihrem Fachwissen und maßgeschneiderten Dienstleistungen – vorwiegend in den Bereichen Rechtsberatung, Beratung zu EU-Strukturfonds und zu internen Prozessen – begleitet. Das von Jan Klimeš geleitete Customer-Experience-Team aus unserer ManagementConsulting-Abteilung hat zwei Projekte auf den Weg gebracht – das oben genannte Klub- bzw. Spenderprogramm sowie ein weiteres System, das bei der Auswertung konkreter Projekte der gemeinnützigen Organisation hinsichtlich der gesteckten Ziele einsetzbar ist. „Die Organisation Nadání a dovednosti war mir von Anfang an sympathisch, weil ich als Pflegevater Bezug zu ihrer Tätigkeit habe und weiß, welch eine Last die in Kinderheimen und Pflegefamilien aufgewachsenen Kinder mit in das Leben nehmen. Ich habe mich mit Frau Hurdová, der Direktorin der NaD, in Verbindung gesetzt, um festzustellen, ob wir der Organisation mit unserer Methodologie behilflich sein können. Herausgekommen sind dabei die zwei vorgenannten Projekte“, sagt Jan Klimeš. Klubprogramm als Finanzierungsquelle Für gemeinnützige Organisationen ist es enorm wichtig, über ausreichende und stabile Mittel zur Finanzierung ihres Betriebs zu verfügen. „Gemeinnützige Organisationen erhalten oftmals einen hohen Zuschuss für ein konkretes Projekt. Sie stellen neue Mitarbeiter ein, um es umsetzen zu können, für die zusätzlichen Arbeitskräfte benötigen sie allerdings weitere Büroräumlichkeiten. Nach einem Jahr kann es dabei passieren, dass der Zuschuss für das Folgejahr ausbleibt, und die Organisation auf einmal vor der Frage steht, wie sie für ihre Mitarbeiter aufkommen soll“, erklärt Jan Klimeš. Und gerade in solchen Momenten kann das Klubprogramm von Nutzen sein, weil es eine gewisse Vorhersehbarkeit und Stabilität der Finanzierungsquellen garantiert, ohne dass Finanzmittel konkreten Projekten zugeordnet werden müssten. Im Gegenteil – die Organisation kann freie Hand bei der Planung weiterer Aktivitäten über den Hauptplan hinaus haben. Das Programm hilft außerdem dabei, die wechselseitigen Beziehungen zwischen der Organisation und dem Spender zu pflegen und aktiv zu entfalten. Essentielle Voraussetzung sind dabei kleine, regelmäßige Spenden der Klubmitglieder bzw. deren anderweitige Unterstützung – beispielsweise durch den eigenen Einsatz als Freiwilliger. Das Team von Jan Klimeš hat sich auf eigene Erfahrungen und Fachkenntnisse gestützt – das Model hat sich nämlich bei zahlreichen gemeinnützigen Organisationen in der Tschechischen Republik sowie im Ausland bewährt. Die KPMG hat schon beispielsweise eine Optimierung der Kundenwege für Spender der kanadischen Niederlassung der Heilsarmee entworfen. Dem Programmentwurf hat KPMG die Methode der Visualisierung von Kundenwegen (Spenderwegen), von der auch kommerzielle Subjekte Gebrauch machen, zugrunde gelegt. Anschließend hat sie die einzelnen Wegetappen detailliert

Sind unsere Projekte nützlich? Das Expertenteam von Jan Klimeš fokussierte sich ebenfalls darauf, wie man auswerten könnte, ob und wie die einzelnen Projekte der Organisation Nadání a dovednosti für die Hilfesuchenden nützlich waren. Ziel der Projekte „Rozhled“(Überblick) und „Roadshow“ ist es, die Fähigkeiten und Talente von jungen Menschen zu entfalten. Sie begleiten sie ebenfalls auf dem Weg zu ihrem Traumberuf und unterstützen sie mittels verschiedener Workshops, Seminare und weiterer Aktivitäten bei der Arbeitsplatzsuche. Die KPMG hat ein Fragebogen-Set samt Auswertungssystem entworfen, um festzustellen, in welcher Lebenssituation sich die jungen Menschen für die Programmteilnahme entscheiden und wie diese ihre Weiterentfaltung beeinflusst. „Die Absolventen der von der NaD veranstalteten Programme können ihr Feedback vor ihrer Teilnahme am Projekt, nach dessen Absolvierung sowie mit einigem Abstand abgeben“, erklärt Jan Klimeš. „Dank den hierbei eingeholten Daten kann die gemeinnützige Organisation ihre Programme weiterentwickeln sowie mit der Öffentlichkeit und den Spendern besser kommunizieren“, ergänzt er. Auswertung der Zusammenarbeit Der Organisation Nadání a dovednosti hat neben der Empfehlung bezüglich einer neuen Finanzierungsquelle Ratschläge und Tipps für die Auswahl ihrer Mitarbeiter sowie Fachwissen im Bereich Buchhaltung erhalten. „Von der Teilnahme am Programm haben wir uns insbesondere Professionalisierung unseres Teams versprochen. Das Projekt „Ein JAHR gemeinsam – einen SCHRITT nach vorne“ hat unsere Erwartungen sogar übertroffen“, erinnert sich Denisa Fousová. „Dank der Weihnachtskampagne konnten wir 22 Kindern aus Kinderheimen Ausbildungskurse vermitteln, die ihnen auf dem Weg zu ihrem Traumberuf geholfen haben. Darüber hinaus haben wir die für die nächste Runde des Projektes „Rozhled“ erforderlichen Finanzmittel erworben, mit denen weitere 25 Kinder unterstützt werden können. Sehr wertvoll war sowohl für uns als auch für die Kinder das von Jan Mühlfeit geleitete Seminar, das den Kindern bei der Aufdeckung ihrer Stärken half und sie motivierte. Das Spenderprogramm, das wir zusammen mit dem Team von Herrn Klimeš erarbeitet haben, möchten wir in wenigen Tage ins Leben rufen. Dank der Zusammenarbeit mit der KPMG haben wir auch Kontakte mit weiteren Gesellschaften, den Mandanten der KPMG, geknüpft. Unter anderem haben wir eine Zusammenarbeit mit Jan Mühlfeit angeknüpft, von dem bereits die Rede war. Die Teilnahme am Projekt würden wir auf jeden Fall auch anderen gemeinnützigen Organisationen empfehlen“, ergänzt sie. Auch Jan Klimeš hat die Zusammenarbeit in guter Erinnerung behalten: „Es war eine tolle Erfahrung und ich würde mich sehr freuen, wenn alle unsere Vorschläge erfolgreich umgesetzt werden könnten und der NaD ermöglichen würden, einen Schritt nach vorne zu machen und somit noch mehr junge Menschen auf dem Weg zur Erfüllung ihrer Träume zu unterstützen.“

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Die massiven Sandsteintürme der Böhmischen Schweiz sind ebenso wie die hiesigen legendenumwobenen kühlen Schluchten die Wiege des modernen Tourismus und Bergsteigens in Böhmen. Die Szenerie dieses Landstriches, deren Reichtum beim Blick von mannigfaltigen Aussichten überwältigt, ergänzen pittoreske Naturgebilde, wie etwa tropfsteinartige Eiszapfen, die im Winter unter den Überhängen entstehen. Die Böhmische Schweiz wurde 2000 zum Naturpark erklärt und über ihre Geschichte, Zukunft und die Rückkehr von Tier- und Pflanzenarten in die freie Natur sowie das Zusammenleben mit ihrer weiteren Umgebung haben wir uns mit dem Direktor dieses Naturparks Pavel Benda unterhalten.

Text: Ivo Půr, Foto: Václav Sojka

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48 — Reportage

Die Zukunft der BöhmischSächsischen Schweiz


49 — Reportage

Unser Ziel ist es, dass der Park auf tschechischer und deutscher Seite nach einigen Jahrzehnten gleich aussieht

Nahezu 60 % des Gebietes bedecken heute Fichtengewächse, die von menschlicher Hand angepflanzt wurden. „Mit Ausnahme der tiefen Schluchten, wo die Fichte als Überbleibsel der Eiszeit erhalten blieb, sollten sie nur etwa 5 % des Gebietes einnehmen“, sagt Benda. „Ziel des Parks ist nicht die Wiederherstellung der ursprünglichen Gestalt, wir möchten aber den Stand erreichen, wo die Fichte nur auf etwa 30 % des Gebietes verbreitet sein wird und den Rest ein ursprünglicher Buchen-Tannen-Bewuchs bedecken wird. Trotz der legislativen Unterschiede ist die Zusammenarbeit beider Parks gut synchronisiert, und obwohl der Stand des Waldes auf deutscher Seite historisch bedingt besser ist, wird die Natur auf beiden Seiten in einigen Jahrzehnten etwa gleich aussehen.“, ergänzt er. Vier Millionen Touristen Der Ausrufung des Naturparks folgte ein Tourismusboom. „Den böhmischen und sächsischen Teil zusammen haben in einer einzigen Saison insgesamt nahezu vier Millionen Menschen besucht, und zwar auf knapp zweihundert Quadratkilometern“, veranschaulicht Pavel Benda die Auslastung dieses Gebietes. Er erinnert auch daran, dass die Touristen heute überwiegend Tagesbesucher sind. Das heißt, dass sich der größte Teil der Ausflüge in den Randteilen des Parks abspielt, wo die Besucher starten und wohin sie wieder zurückkehren. Die Erschließung dieses Gebietes liegt so im eigenen Interesse des Parks. „Das gesamte Parkgebiet hat ja schließlich nur eine Fläche von 80 km2; sprechen wir allerdings von der touristischen Destination Böhmische Schweiz, ist bereits über ein Gebiet mit einer Fläche

von 400 km2 die Rede. Dabei handelt es sich oft um unentdeckte Gebiete, die ebenso schön sind, wie der Park selbst“, erklärt er. Rückkehr der Falken und Lachse Zu den bekanntesten Wiedereinführungsprogrammen, deren Ziel die Rückkehr verschwundener Arten in die Natur ist, gehören die unter dem Taktstock der Böhmischen Schweiz. Auf den hiesigen Felsen nisten alljährlich Wanderfalken, die auf unserem Gebiet in Vergangenheit ausgerottet wurden. Hier ist der Ort, von dem aus sich die Raubvogelpopulation weiter über das Gebiet Tschechiens verbreitet hat, und die in den Türmen der Prager Teynkirche nistenden Falken kommen eben von hier. Obwohl es sich bei den Falken um eine stabile Population handelt, bittet der Park die Besucher, das Verbot des Zugangs in die Nähe der Nester von März bis Ende Juni zu respektieren. Die Art gefährden kann nämlich schon ein einziger Besucher. Die Rückkehr der ursprünglichen Arten bleibt nicht nur auf Vertreter der Tierwelt beschränkt. „Manchmal erneuert sich die Natur von selbst, wo Tierarten zu uns zurückkehren, die in den Nachbarstaaten überlebt haben. Ein Beispiel ist etwa der Kolkrabe, der aus Polen und Deutschland nach Tschechien zurückkehrte und den wir heute in ganz Tschechien finden. Dann gibt es Rücksiedlungen, die wir selbst ins Leben rufen. Es handelt sich sowohl um Pflanzen als auch um Tiere. Aus dem Pflanzenreich ist es zum Beispiel die Schwarzpappel, ein sehr seltenes Holzgewächs, das früher in den Auen entlang der Flüsse zu finden war und von Menschen beinahe ausgemerzt wurde“, sagt Pavel Benda. „Die Weißtanne bedeckte in Vergangenheit �

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für Entdeckungsfreudige hat nach den Worten des Direktors die weitere Umgebung des Nationalparks. „Das Lausitzer Gebirge ist eine halbvergessene Gegend, sehr romantisch und wunderschön. Die Umgebung des Ortes Česká Kamenice birgt herrliche Aussichten. Im Laufe der letzten Jahre hat sich auch der Stand der hiesigen Ortschaften deutlich verbessert. Ich empfehle nicht nur die örtlichen Denkmalzonen zu besuchen. Arnoltice, Jiřetín, Kytlice, Stožec, um nur einige Ortschaften zu nennen, sagt Pavel Benda. Der Privatwunsch von Pavel Benda ist eine Böhmische Schweiz, aus der die nicht ursprüngliche Weymouth-Kiefer definitiv verschwindet und der Auerhahnruf wieder in freier Natur ertönt.

Im Frühjahr oder im Herbst in den Park Wenn Sie die Böhmische Schweiz noch nie besucht haben oder Sie die hiesige Natur so bezaubert hat, dass Sie hierher zurückkommen möchten und Sie keinen verbindlichen Termin haben, empfiehlt Pavel Benda die Hauptsaison zu meiden. Das Frühjahr und der Herbst können in dieser Landschaft Wunder bewirken. Besuchen können Sie auch weniger bekannte Orte, und zwar auf Wanderpfaden, deren Schönheit ganz sicher nicht hinter den touristischen Hauptpfaden zurückbleibt. Pavel Benda empfiehlt etwa die Aussicht von der Anhöhe Studený Vrch (Kaltenberg)und dann weiter zum unweit liegenden Gipfel Zlatý Vrch (Goldberg) mit der größten Steinorgel bei uns oder in das malerische Tal Pavlino údolí (Paulinengrund). Ein großes Potenzial © 2017 KPMG Česká republika, s.r.o., a Czech limited liability company and a member firm of the KPMG network of independent member firms affiliated with KPMG International Cooperative (“KPMG International”), a Swiss entity. All rights reserved.

50 — Reportage

20 % des Parkgebietes, heute ist es kaum ein Zehntel Prozent. Vom Rest der Tannen sammeln wir daher Zapfen und pflanzen die jungen Bäume dorthin zurück, wo sie hingehören“, meint Benda. Der Naturpark Böhmische Schweiz hat sich gleich nach seiner Entstehung auch dem Tschechischen Fischerverein angeschlossen und arbeitet an der Rückkehr des Atlantischen Lachses. Seit 2002 kommen die hiesigen „Pfleglinge“ regelmäßig in die Flüsse dieser Landschaft zum Laichen zurück. Nach den Worten Pavel Bendas besteht das Ziel darin, eine Population aufzubauen, die ohne ein alljährliches Auslassen eines künstlich gezüchteten Stammes auskommt. „Wir würden das Haselhuhn und das Auerhuhn gerne wieder in unseren Wäldern ansiedeln“, umreißt Pavel Benda seine Pläne.


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