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EDITORIAL

Editorial. Die FH JOANNEUM hat ein Problem. Sie ist zu teuer. Präziser, die Betriebskosten des Standorts Bad Gleichenberg sind zu kostspielig um weiter von dem Kurort getragen zu werden. Das bleibt natürlich auch den Studierenden nicht verborgen. joe bringt das Thema jetzt zur Sprache. Was ist dran an den Gerüchten um eine Schließung der Standorte, welche Alternativen gibt es und wie könnte ein gemeinsamer Campus in Graz aussehen? Auch die Studierenden der Standorte haben sich mit ihrer Meinung zu Wort gemeldet. Abgesehen davon stellen wir euch in dieser Ausgabe die neue Rubrik 24h vor. Leben und leben lassen! Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten. Werkbericht. Das Redaktionsteam ist während der Arbeit an dieser Ausgabe beeindruckend angewachsen. ­ Anzeigen werden jetzt von unserem Sponsoren­beauftragten lukriert, inhaltlichen Input gibt es von der neugegründeten joe AG. Und auch einige Journalistinnen und Texter aus JPR11 sind dazu gestoßen. Während sich unser Magazin langsam zu einem richtigen, kleinen Unternehmen aufplustert, machen wir uns am Tag der offenen Tür und als Partner des Springfestivals bemerkbar. Apropos Frühling – Dieses Mal gibt es wieder ein prächtiges Gewinnspiel, dessen Preise du dir nicht entgegen lassen solltest! Einladung zum Mitmachen. joe lebt von Menschen, die dieses Magazin tragen. Menschen, die sich für das Magazin engagieren, die sich damit auseinandersetzen. Das kann auf ganz verschiedenen Wegen passieren. Ob du gerne schreibst, fotografierst, Reportagen und Beiträge gestaltest oder auch einfach deine Ideen einbringen möchtest. Wie auch immer deine Interessen aussehen: MACH MIT! Schick uns deinen Text, ruf an, schreib ‘ne Mail oder such joe auf Facebook.

joe auch auf Facebook. facebook.com/joemagazin Hubertus J. Schwarz, Chefredakteur

... oder per Mail joe@fh-joanneum.at

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INHALT

Liebe Studierende,

wir befinden uns nun schon mitten im neuen Semester - einem Semester, welches Änderungen für jeden von uns mit sich bringt! Für manche ist es das letzte Semester, manche gehen ins Ausland oder absolvieren ihr Praktikum. Doch die größte Änderung für uns alle ist das neue Fachhochschul-Studiengesetz. Auch wenn es nicht gleich ersichtlich ist, so kommen doch einige Änderungen auf uns zu. Und so haben wir uns von JOIN in den letzten Wochen und Monaten dafür eingesetzt, dass es bei der Umsetzung zu keinen Nachteilen für die Studierenden kommt. Natürlich werden wir uns auch in Zukunft dafür einsetzen, dass die Studierenden nicht unter den Entscheidungen anderer leiden müssen - egal ob es dabei um die Prüfungsordnung, Regelungen für das Auslandssemester oder um den Studienstandort geht! In diesem Sinne wünschen wir euch ein schönes Semester, Christoph, Theresia, Christian, Max und Christina

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SPRINGfestival

Das joe Gewinnspiel.

Freier Hochschulzugang? Fehlinterpretation!

Diätologie

Die schlanken Götter in Weiß.

Raus aus der Box

Neuer Bolide wird enthüllt.

Wie Läuft‘s

Kontinzler gewinnen PR-Preis.

Eine Absolventin erzählt

Von der Idee zum Unternehmen.

Nerdolution

Grazer Barcamp 2012. Servicecenter MO 9-14 Uhr | MI 14-18 Uhr | FR 12-16 Uhr Urban Box, 8020 Graz mail: join@fh-joanneum.at web: join.fh-joanneum.at skype: join-oeh www.facebook.com/join.oeh

Quo vadis, lieber Standort?

Die Standortfrage.

Pro Kapfenberg Contra Kapfenberg

Pro Bad Gleichenberg Contra Bad Gleichenberg Utopia

Von Wünschen und Träumen.

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INHALT

2 Inhalt 622 842 062 272 382 403 513 633 943 063 83

Ein bisschen Star für ein Jahr Was Bandcontests bringen.

24h

Make my day.

Sinnlos, sinnvoll Internet

Kultwert!

„Das bin doch ich.“

Grenzgänger Bon Appetit!

Campusmythen Gerücheküche

Schraubt die Stöpsel von den Flaschen!

Nein vermisst! Finderlohn. Ein Selbstversuch

Lasst mich doch alle NICHT in Ruhe! Ein Selbstversuch

Study Abroad - Finnland Saunieren und Studieren

Standortkolumnen Bad Gleichenberg | Kapfenberg

IMPRESSUM joe06 Autoren: Denise Hruby, Doris Müllner, Hanna Gödl, Katrin Nussmayr, Cedric Vogel, Lisa Knoll, Birgit Gödl, Elisabeth Winterheller, Markus Krauß, Andreas Leitner, Sebastian Marchler, Michael Potocsneyk, Katja Winkler, Hubertus J. Schwarz, Gregor Krenker, Sophie-Kristin Hausberger, Susanne Kraft, Sarah Koller, Natanja C. Reitner, Simone Steurer, Kevin Recher, Elisabeth Mörz, Florian Sereinigg Fotografen: Thomas Schuller, Rene Kaiser, Wolfgang Schnuderl, Elisabeth Kessler, Elisabeth Mörz, Boris Böttger, Sebastian Patter, Sarah Koller, Julia Slamanig, Illustratoren: Matthias Niggl, Anna Spindler, Michael Schitnig Chefredakteur: Hubertus J. Schwarz Art Director: Christopher Eder Lektorat: Susanna Finker Herausgeber: Hubertus J. Schwarz Sponsorenbeauftragter: Rupert Rehor Medieninhaber: Österreichische HochschülerInnenschaft, Taubstummengasse 7-9, 1040 Wien Druck: druckhaus scharmer GmbH www.scharmer.at Hinweis: Sämtliche personenbezogene Beschreibungen gelten sinngemäß für beiderlei Geschlecht. Amtlich gegengezeichnete Beiträge müssen inhaltlich nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

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AKTUELLES

Freier Hochschulzugang?

Fehlinterpretation! Text: Denise Hruby Fotos: Thomas Schuller

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Der freie Hochschulzugang. Noch immer klammern sich Studierendenvertreter an diesen Eckpfeiler des sozial gerechten Bildungssystems. Frei, was heiĂ&#x;t das eigentlich? Gedanken zu einer Fehlinterpretation.


AKTUELLES

www.freie-bildung.at

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um vierten Mal werden sich Professoren und Lehrende verschiedener Hochschulen im Mai auf den Grazer Hauptplatz stellen, um ihr Wissen unter die breite Masse der Herrengassenflanierer zu bringen. „Die Woche der freien Bildung“ soll den Grazern die Hochschulen näher bringen. Einzelne Vor­lesungen, von den Studierenden gewählt, werden zwischen 22. und 25. Mai auf öffentlichen Plätzen gehalten. Ein Spaß für alle, und jeder soll mal mit­machen. Vielleicht kann man damit dem ein oder anderen bildungsfernen Individuum zeigen, wie das abläuft, so eine Vorlesung. Aber nur die interessanten bitte, und partizipativer natürlich. Nebenbei will die Studierendenvertretung bewusst fördern und die „große Gefahr“, in der sich der freie Hochschulzugang schon wieder befindet, verdeutlichen. Grund zu jammern, zu demonstrieren und zu besetzen gab es bei den Studenten und ihren Vertretern ja deshalb schon seit Kreisky. Mit dem Sonnenkanzler und seiner ambitionierten Bildungsreform fing das ganze Dilemma nämlich erst an. Kreisky, wie alle großen Staatsmänner, hatte seine Träume. In denen schüttelte er nicht nur Schulbücher aus den Wolken, wurden nicht nur Kinder in Bussen ins schulische Schlaraffenland gebracht, nein, auch die Älteren sollten profitieren. Schwupps, die Studiengebühren abgeschafft, als Alleinherrscher lässt sich‘s ja ungestört regieren, und schon ist der Zugang zu Hochschulen FREI. Gut 30 Jahre später wurde Kreiskys sozialer Traum von schwarz-blau-orange ausgeträumt. Die Universitäten, die seien ja nicht mehr leistbar. Von 70.000 war die Zahl der Studierenden laut Statistik Austria auf 182.000 angewachsen. Ein gescheitertes System sei das, infiltriert von arbeitsfaulen Halbstarken, den deitschn Bildungsschmarotzern und den bekifften Bummel­ studenten. Sicher, die Frauen, die kommen jetzt auch mehr dazu. Aber so geht’s ja nicht weiter. 363,36€ sollten

es sein. Das Ende des freien Hochschulzugangs war heraufbeschworen, sozial schwächer Gestellten würde das Studium nun versagt bleiben. Trotzdem stieg die Zahl der Studierenden: Vor Einführung der Gebühren waren es 182.000, 2010 über 340.000. Vielleicht zog es ganz plötzlich alle Reichen an die Universitäten, jetzt, wo sie sich nicht mehr mit dem Pöbel abgeben mussten. Seit Oktober kämpfen die Studierenden und ihre Vertreter nun gegen die Studieneingangs- und Orientierungs­phase. Obwohl STEOPs nicht viel mehr als institutionalisierte Knock-out-Prüfungen sind, die sich die meisten Universitäten zuvor schon selbst verordnet hatten, wird erneut der Untergang des freien Hochschulzugangs prophezeit. In „großer Gefahr“ befinde er sich. Dabei wird Kreiskys Idee vom „freien Zugang“ fehlinter­pretiert. Seit Jahrzehnten sind nur 6 Prozent der Studierenden aus Familien, in denen beide Elternteile keine Matura haben. Bildung wird immer auf die eine oder andere Art beschränkt sein. Nur weil es keine STEOPs oder Studiengebühren gibt, repräsentieren Studierende einer sozialen Schicht nicht ihren Gesamtanteil an der Bevölkerung. Natürlich, in einer utopischen Gesellschaft hätte das Kind der denkbar bildungsfernsten Schicht genauso hohe Chancen, Professor an einer Universität zu werden, wie jeder andere auch. Aber fragt mal nach, was die Eltern eurer Lehrenden so gemacht haben. Freier Hochschulzugang war in den 70ern nicht mit absoluter sozialer Gerechtigkeit gleichgesetzt. Auch unter Kreisky galt, beispielsweise, die Matura als Grundvoraussetzung. Heute besuchen nur 12% der Kinder von Eltern mit Pflichtschulabschluss die AHS-Unterstufe. Kreisky mag vieles reformiert haben, aber er war kein Fantast. Der FREIE Hochschulzugang, der nach heutiger Interpretation oft mit absoluter sozialer Gerechtigkeit gleichgesetzt wird, schwebt keinesfalls in großer Gefahr. Es hat ihn nie gegeben.

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24 TUNDEN SO S SIND WIR

Diätologie

Die schlanken Götter in Weiß. Stellt euch vor, ihr würdet euch den ganzen Tag nur mit essen beschäftigen. Manche würde es wahnsinnig machen, uns macht es besonders scharf. Text: Doris Müllner, Hanna Gödl Illustration: Matthias Niggl

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24 TUNDEN SOSSIND WIR

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amstagabend. Party. Bargespräch. „Und was studierst du?“ – „Diätologie.“ – „Theologie?“ – „Nein, Diätologie. Da geht’s um Ernährung.“ – „Ah, Ernährungswissenschaften! Ihr sagt den Leuten, was sie essen sollen und was nicht.“ – „Ja, so in etwa.“ Das tägliche Smalltalk-Brot eines Diätologie-Studenten. Man könnte das Gegenüber zwar ausführlich darüber aufklären, dass Diätologie und Ernährungswissenschaften ungefähr so viel gemeinsam haben wie Jacke und Hose und, dass Diätologen nicht alle Menschen auf Rohkost setzen, aber wer will das schon? Zeit ist schließlich Geld - der Diätologe genießt und schweigt. Um zu Beginn gleich mal die meist gestellte Frage aus dem Weg zu räumen: Diätologen verbieten den Menschen nicht immer die Süßigkeiten. Neben der Gewichtsregulation, oder vielmehr ‚Gewichtsnormalisierung‘, stehen das Beheben von Essstörungen, Einstellen von Sondennahrung, die Ernährung bei Krankheiten wie Diabetes oder Krebs und Sporter­ nährung auf unserem Programm, um nur ein paar Auszüge zu nennen. Wir wollen die Leute doch nur gesund machen und erhalten. Ist das so schwer zu verstehen? Macht uns das zum größten Übel auf der Welt neben Parkwächtern? Besonders spannend ist, wie unser enges Umfeld damit umgeht. Anscheinend kommen sich unsere Liebsten manchmal verurteilt vor, wenn es um das Thema Ernährung geht. Es scheint, dass sie oft nicht damit umgehen können, neben jemandem zu schmausen, der genau weiß, was sich da den Weg in ihren Magen bahnt. Manche wollen vor dem Aufgabeln der Pasta noch unser OK haben, andere werfen uns grimmige Blicke über ihre Pizza hinweg zu, und wieder andere stopfen sich heimlich unter dem Tisch ein Croissant hinein. Wir selbst kümmern uns nicht darum und bestellen ein Dessert. Woraufhin alle große Augen machen und die Münder auf und zu klappen: „Sowas darf man essen?!“ Bemüht, nicht die Augen zu ver­ drehen, nicken wir meist. Ja, ab und zu gönnen wir uns sogar einen Krümel Kuchen zu unserem Käsewürfel. Fettarm, versteht sich. Der mittlerweile überholte Terminus „Diätassistent“ wurde noch immer nicht aus dem Wortschatz der medizinischen Fachkräfte verbannt. Und jetzt mal ehrlich – wer möchte schon als Assistent bezeichnet werden? Als „Diätologe“ fühlt man sich dann doch ein Stück weit wissenschaftlicher, insbesondere wenn man im weißen Kittel, leicht wie eine Feder, durch die Krankenhausflure schwebt. Besonders diese ganzen Hollywood-Diäten machen uns das Leben schwer. „Ich esse keine Kohlehydrate.“ Zum ersten heißt es KohleNhydrate und zum zweiten ist das

purer Schwachsinn. Aber um Energie zu sparen, lächeln die meisten Diätologen nur milde. Warum auch nicht? Man kann schließlich nicht alle missionieren - schon gar nicht die, die nicht missioniert werden wollen. Unser idyllischer Studienstandort Bad Gleichenberg ist zwar lieb und nett, trotzdem fühlt man sich manchmal wie im Exil. Was ironischerweise zeitweise zu un­ kontrolliertem Frustessen in Form von reinster Zartbitter­schokolade führt.

Keiner weiß was wir tun, keiner will mit uns essen gehen, keiner hört uns zu – und das Ganze auch noch in Bad Gleichenberg. Als Diätologe hat man‘s nicht leicht.

Zum Glück gibt es genügend Möglichkeiten die überschüssige Energie (two seconds on your lips, two years on your hips) so rasch es geht wieder abzutrainieren. Schließlich wollen wir nicht riskieren, dass unsere weißen Götterkittel gesprengt werden und wir eher dem Michelinmännchen ähneln als Heidi Klum.

In Conclusio: Keiner weiß was wir tun, keiner will mit uns essen gehen, keiner hört uns zu – und das Ganze auch noch in Bad Gleichenberg. Als Diätologe hat man‘s nicht leicht.

Eine poetische Empfehlung: Zum Frühstück gibt’s nur Tee, der tut meinem Körper nicht weh. Was Festes gibt’s erst später, vielleicht ein bisschen Tomate mit Feta? Am Vormittag ein fettarmes Joghurt, weil das schmeckt einfach sou guat. Um Punkt Eins essen wir Nudeln aus Vollkorn, weil das Weißmehl, das is‘ nur Schmoarn. Gott bewahre vor Süßigkeiten, darüber wollen wir gar nicht streiten. Um vier Uhr knurrt wieder der Magen, den Hunger muss man aber auf später vertagen. Wenn es dann dunkel ist, dann haben wir eine List. Kühlschrank auf, Augen zu, und der Inhalt ist weg im Nu.

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FH LIVE

Raus aus der Box Seit 2003 bauen die Weasels von joanneum racing graz jedes Jahr einen Rennwagen. Beim Rollout im Dom im Berg wird der heurige Bolide enthüllt. Text: Katrin Nussmayr

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eißer Asphalt. Motorenge­ räusche. Der Duft nach Benzin. Was für die meisten Menschen wie der weit entfernte Traum vom Rennfahren klingt, wird für das Team um joanneum racing graz Jahr für Jahr zur Realität. Denn jährlich entwickeln, bauen und vermarkten die Weasels einen einsitzigen Rennwagen und treten damit beim internationalen Konstruktionswettbewerb „Formula Student“ an. Vom Konzept bis zur Fertigstellung, von den Felgen bis zur Elektronik, von der Sponsorensuche bis hin zum Design legen die 35 Studierenden aus dem Rennstall der FH JOANNEUM selbst Hand an. Täglich tüfteln und werkeln die Teammitglieder an ihrem Boliden, oft bis spät in die Nacht. Am Racing Team beteiligt sind Studierende der Studiengänge „Fahrzeugtechnik“, „Elektronik & Technologiemanagement“, „Management internationaler Geschäftsprozesse“, „Journalismus & Public Relations (PR)“, „Physiotherapie“, „Industrial Design“, „Produktions­ technik & Organisation“ „Informationsdesign“, „Industrie­wirt­ schaft“, und „Physiotherapie“. In der Box. Im Moment arbeiten die Weasels fleißig an der Konstruktion des

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Fotos: Wolfgang Schnuderl

heurigen Boliden jr12. Einzelteile werden geschweißt, Formen gefräst, die Fahrerkabine mit Carbon handlaminiert. Zum ersten Mal wird der Motor von Studierenden der Fahrzeugtechnik selbst, in Zusammenarbeit mit dem Sportwagenhersteller Mercedes-AMG entworfen und gebaut. Der ReihenZweizylinder mit Turboaufladung und Direktein­spritzung wird Benzin in lautes Dröhnen und viel PS verwandeln – und das bei sehr kompakter Bauweise. Wie der neue Rennwagen genau aussehen wird, ist noch streng geheim. In die Garage, in der der jr12 gefertigt wird, hat die Kamera keinen Zutritt. Nur eines kann uns Teamleiter Stefan Maier verraten: „Das unbestrittene Highlight dieses Jahres ist definitiv der nagelneu entwickelte „Formula Student“ Motor. Zudem bekommt der heurige Bolide ein völlig neues Design. Der jr12 wird ein Blickfang, auf höchstem technischen Niveau.“ Im Mai wird der jr12 dann endlich aus der Box gerollt. Beim Rollout im Dom im Berg erblickt er offiziell das Licht der Welt – und das will natürlich gefeiert werden. Nach der Präsentation des

Boliden steigt eine Party, zu der das Racing Team auch alle Studierenden der FH herzlich einlädt. Am Ring. Doch einen Rennwagen zu konstruieren, ist nicht alles. Er muss sich auch auf der Rennstrecke beweisen können. Bei der „Formula Student“ kommt der fertige Bolide zum Einsatz und tritt in mehreren Disziplinen gegen Racing Teams aus der ganzen Welt an. Dann kommt richtig Rennsportfeeling auf. Inklusive Boxenstopp, Reifengequietsche und Gummigeruch. Silverstone, Hockenheim und Spielberg waren einige der Rennstrecken, an denen das Racing Team seine Stärken schon beweisen konnte. Formel-1-Ringe in Österreich, Deutschland, Italien und Ungarn werden heuer befahren. Flink, dynamisch, nachtaktiv und mit einer gesunden Dosis Aggressivität ausgestattet – mit diesen Eigenschaften sind die Weasels auch heuer wieder gut aufgestellt. In der kommenden Rennsaison wollen sie die Erfolge der vergangenen Jahre noch einmal toppen – noch schneller sein, noch innovativer. Ganz nach dem Motto: Beat the limits.


FH LIVE

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Rollout Freitag, 4. Mai 2012 Dom im Berg Pr채sentation: 17.00 Uhr Party: 21.00

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FH LIVE

Wie läuft‘s

Kontinenzler gewinnen PR-Preis. Das hat den Schambereich der Gesellschaft voll erwischt: Mit ihrem Projekt “Wie läuft’s” haben es fünf Studenten geschafft, das Thema Inkontinenz zurück in die positive Berichterstattung zu bringen. Für die spritzige Originalität der Kampagne verlieh ihnen der PRVA (Public Relations Verband Austria) nun einen eigens für sie geschaffenen Sonderpreis. Text: Hubertus J. Schwarz Foto: Boris Böttger

Die Idee hinter „Wie läuft‘s“ ist es, ein Bewusstsein für Inkontinenz in der Öffentlichkeit zu schaffen. Dem Thema soll ein höherer Stellenwert gegeben werden, um besser informieren und aufklären zu können. Anlass für die PR-Kampagne war die Kontingenztagung 2011 der MKÖ (Medizinischen Kontinenzgesellschaft Österreichs) in Graz. Im Vorfeld der Veranstaltung gestalteten die Studierenden eine Plakat- und Flyerserie. Darauf zu sehen ist ein idyllisches Almklo, das synonym für einen offenen Umgang mit dem Tabuthema steht. Passend zum Anlass fand die Pressekonferenz vor den

Toilettenanlagen Österreichs größter Blase, dem Grazer Kunsthaus, statt. Die Fachtagung der MKÖ wurde am Campus der FH JOANNEUM in Graz abgehalten. Im Rahmen dieses Ereignisses schufen die Studierenden auch noch eine Audioinstallation zum Thema Inkontinenz in den Klos der Hochschule. Zum neunzehnten Mal verlieh der PRVA seinen BEST PRactice Award an die innovativsten und hervorragendsten PR-Projekte des Jahres. Wie auch 2011 fand die Preisverleihung im Penthouse des Wiener Ringturms statt. Um die besondere Gestaltung des „Wie Läuft‘s“Projektes zu würdigen, vergab die PRVA zum ersten Mal einen Sonderpreis – den Young PRofessionals Award. Die Jurybegründung fasst die Leistung der fünf Journalismus- und PR Studenten folgendermaßen zusammen: „Fünf junge, in Ausbildung befindliche Menschen haben sich für einen echten Kunden mit all ihrer Kreativität ins Zeug gelegt und dabei einen frischen PR-Zugang - der auf den Inhalt und die Botschaft fokussiert und nicht auf das Medium - an den Tag gelegt. Das Gesamtprojekt wurde originell und sauber umgesetzt. Dafür verdienen sie den Sonderpreis für Young PRofessionals.“ Im Rahmen der feierlichen Preisvergabe gratulierten Sigrid Krupica, PRVA-Vizepräsidentin, Sebastian Loudon, Chefredakteur des HORIZONT und die Juryvorsitzende Bettina Gneisz-Al-Ani den Preisträgern. Alexander Jedlicka, Public Relations-Leiter der VIG Konzernkommunikation, begrüßte als Gastgeber die Anwesenden.

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Sonderpreis Young PRofessionals Projekt: Wie läuft‘s? - Kampagne Preisträger: Katja Winkler, Matthias Alber, Sophie-Kristin Hausberger, Mathias Pascottini, Hubertus J. Schwarz

PRVA - Preisverleihung in Wien


FH LIVE

Eine Absolventin erzählt

Von der Idee zum eigenen Unternehmen Text und Fotos: Elisabeth Winterheller

Erste Station. LV Entrepreneurship – die Idee wird geboren, wir sind zu fünft, guten Mutes und voller Tatendrang. Das Unternehmen „mea IT Group“ wird für den Businessplan zum IT-Dienstleistungsunternehmen und startet mit dem Produkt „Zeiterfassungs- und Kundenterminbuchungstool“. Zweite Station. Businessplan erstellen – immer neue Ideen sprudeln aus uns heraus: „Man könnte das noch machen und dies oder doch vielleicht besser so etwas…“ und werden wieder verworfen. Der Businessplan nimmt langsam Formen an, Marketingmaßnahmen und Finanzierungsbedarf werden geplant. Dritte Station. Präsentation des Businessplans und Feedback – Unser Produkt kommt beim Publikum gut an, jedoch sollen wir unseren USP (=unique selling proposition, Alleinstellungsmerkmal schärfen. Vierte Station. Teilnahme am Best of Tech 2011 – Da wir unser Produkt am Markt nicht in dieser Form positionieren können, entwickeln wir ein neues Produkt, das den Sprung auf den Markt schaffen könnte: den „IT-Check“. Mit dieser Produktidee nehmen wir auch beim Best of Tech-Wettbewerb teil.

Fünfte Station. Es wird ernst! Wir setzen den Gesellschaftsvertrag auf… doch es machen nicht alle mit Es folgt eine Krisensitzung, drei Personen springen ab. Diese drei Personen haben die berufliche Situation abgewogen und wollten den Schritt in die Selbstständigkeit nicht wagen, da sie eher in ihren jetzigen Unternehmen Potential für sich sehen. Sie unterstützen uns jedoch weiterhin mit freundschaftlichem Rat. Sechste Station. Jetzt packen wir es aber wirklich an! Zwei wagen sich ins Unternehmertum. Schlussendlich sind nur mehr wir beide übrig geblieben, um den Sprung ins Unternehmertum wagen. Siebente Station. Zu Besuch beim Amt – ein kleiner Hürdenlauf: Zuerst zur WKO, Auskunft holen wo man wie was machen muss, dann nochmal zur WKO NeuFög-Antrag stellen, dann zum Bezirksgericht (wie gut, dass das gleich nebenan ist) den Antrag zur Firmenbucheintragung beglaubigen lassen, dann warten auf eine Antwort… Achte Station. Brief vom Landesgericht Leoben: Die Angaben zur Firmenbucheintragung sind unvollständig. Unvollständig? Wir haben alles ausgefüllt! Oder? Nachfragen. Wollen die Gesell-

schafter die Gesellschaft gemeinsam oder selbstständig vertreten? Diesen Teil haben wir überlesen, kann passieren. Also nochmal ausfüllen und alles beglaubigen lassen, nochmal zahlen und nochmal wegsenden. Nun wird unser Unternehmen „mea IT Services OG“ in das Firmenbuch eingetragen. Neunte Station. Teilnahme am Businessplanwettbewerb Best of Tech 2012 um unsere Idee, den „IT-Check“, weiterzuentwickeln. Wir planen und führen außerdem erste Marketingmaßnahmen durch und bekommen unseren ersten Kundenauftrag. Zehnte Station. Wir nutzen unterschiedliche Kommunikationskanäle, um Kunden auf uns aufmerksam zu machen und arbeiten mit unseren Partnern eng zusammen, um größere Kundenprojekte abwickeln zu können. Unsere Vision der Zukunft ist mea Zeit und mea Erfolg zu haben durch mea IT Services.

www.mea.it.com

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FH H LIVE LIVE

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Nerdolution Nicht nur Computerjunkies und „Nerds“ sollten sich das 19. Kalenderwochenende frei halten, denn auch normale Medienund Technologiefans kommen hier voll auf ihre Rechnung: beim Grazer Barcamp 2012. Text: Markus Krauß Foto: Rene Kaiser

www.barcamp-graz.at

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uch heuer wird Graz wieder für drei Tage das Herz der österreichischen Web-Szene sein. Von 11. bis 13. Mai kommen rund 250 Experten und Web-Enthusiasten ein ganzes Wochenende lang zusammen, um ihr Wissen auszutauschen. Das Konzept hinter dem Barcamp, auch „Unkonferenz“ genannt, ist simpel: Alle, die mitmachen, tragen auch etwas bei – indem sie präsentieren, diskutieren oder im Web über das Barcamp berichten. Durch diese offene Form kann man sich schnell und unkompliziert austauschen. Diese Art von Veranstaltung hat sich weltweit und auch in Österreich in den vergangenen Jahren vor allem zu einem Treffen der erweiterten Web-Szene entwickelt. Der Fokus liegt vor allem auf dem Einfluss des Webs auf verschiedene gesellschaftliche Bereiche. Deswegen unterteilt sich das Barcamp in fünf Schwerpunkte, die sich mit verschiedenen Themen auseinandersetzen: „wissenscamp“, „politcamp“, „icamp“, „designcamp“ und „geocamp“. Die Teilnahme am Barcamp Graz 2012 ist kostenlos und nach der Anmeldung (http://barcamp-graz. at/anmeldung/) kann man an einem der fünf Camps teilnehmen und sich über den Stand der Entwicklung informieren, aber auch eigenes Wissen einbringen – das fordert die Kultur des Barcamps! Teilnehmer können auch zwischen verschiedenen Camps hin- und her­wandern und sich so auf verschiedenen Gebieten vernetzen. Wichtig ist nur: Es gibt keine Zuschauer – Anwesende sind Vortragende, Teilnehmer und Mitveranstalter. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, sollte sich schnellstmöglich auf http://barcamp-graz.at/ anmelden. Ihr findet dort auch weitere Informationen zum Barcamp Graz 2012. Und ein kleiner Tipp am Rande: das Essen soll jedes Jahr der Hammer sein!


Titelthema

Quo vadis, lieber Standort.

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Klein aber fein

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...jetzt mal ehrlich!

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Pro / Contra Kapfenberg

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Utopia

Pro Bad Gleichenberg Contra Bad Gleichenberg

Von W체nschen und Tr채umen

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Titelthema

Klein, aber fein

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ad Gleichenberg – bekannt als der Kurund Erholungsort im südoststeirischen Hügelland. Und mitten im Grünen, direkt am idyllischen Kurpark, liegt das moderne Gebäude der FH JOANNEUM. Welcher Standort für ein Gesundheitsstudium würde sich auch besser eignen als jener, der als zweiten Vornamen „Wohlbefinden“ trägt? Wir sind der kleinste Studienstandort Europas. Klein, ja, aber zu klein und deshalb ohne Existenzberechtigung? Keineswegs! Gerade aufgrund der Größe sind die Studiengänge hier so effizient. Wo sonst hat man schon die Gelegenheit in einer derartig ruhigen und entspannten Umgebung zu lernen? Auch die so oft genannte „familiäre Atmosphäre“ an der FH ist keine Erfindung der Studiengangsleiterinnen um neue Studierende anzulocken: sie existiert wirklich! Man kennt sich untereinander, begegnet einander beinahe tagtäglich und jederzeit kann man sich von allen Seiten Hilfe erwarten. Gerade für einen Neuling im ersten Semester eine unglaublich erleichternde Tatsache! Klar, Bad Gleichenberg ist nicht gerade eine Metropole oder ein Zentrum der Unterhaltungsindustrie, aber unter den Studierenden finden sich immer wieder kreative Köpfe und Organisationstalente, die die FH in eine Partyzone oder zum beliebten Treffpunkt für gemeinsame sportliche Aktivitäten wie Jiu Jitsu, Gymstick oder Volleyball werden lassen. Es mag vielleicht ein etwas ungewöhn­licher Ort für einen FH-Standort sein. Ungewöhnlich aber schön. Klein, aber fein. Und nirgends sonst wird man so herzlich aufgenommen! Text: Lisa Maria Knoll

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Quo vadis, lieber Standort?

Die FH JOANNEUM hat Sorgen. In der Kritik steht die Wirtschaftslage der Standorte im Allgemeinen und die der FH Bad Gleichenberg im Speziellen. Aber wie sehen die Probleme nun wirklich aus und was ist der aktuelle Status quo? Ein Stimmungsbild. Text: Cedric Vogel

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an könnte es schon fast in eine neue Werbe­ broschüre hineinschreiben: „FH JOANNEUM: Wir vermitteln nicht nur Wissen und bilden aus, nein, wir retten jetzt auch bankrotte Gemeinden!“ Absurder Gedanke, oder? Man stelle sich eben eine solche Gemeinde vor, einen Kurort, der deshalb hauptsächlich vom Tourismus lebt. Genau dieser Ort könnte bald pleite sein, wenn nicht schnellstens etwas passiert. Die Wirtschaftslage ist generell schon schlecht, und jetzt bleiben auch noch die Gäste weg. Es muss Geld her, so bald wie möglich. Da kommt es der Gemeinde Bad Gleichenberg mit ihren 2.249 Einwohnern gerade recht, dass es im Ort eine Fachhochschule gibt. Um genau zu sein, dort ist einer von drei Standorten der FH JOANNEUM angesiedelt. Und diese könnte nun zum Retter der Gemeinde aufsteigen. Als die Verträge zwischen der FH JOANNEUM und den Gemeinden Graz, Kapfenberg und Bad Gleichenberg abgeschlossen wurden, wurde festgesetzt, dass die Städte oder Gemeinden die Miete für die jeweiligen Gebäude übernehmen würden. Es kann angenommen werden, dass die Reputation der Standorte durch eine Hochschule enorm steigt und mehr Leute in diese Region angezogen werden. Die FH kann sich aufgrund dieser Regelung finanziell stärker auf das konzentrieren, was ihr vornehmlich ein Anliegen ist: Forschung und Entwicklung. Wie nun aber die Kleine Zeitung am 31.01.2012 berichtete, will die FH der Gemeinde Bad Gleichenberg die Hälfte des Gebäudes für drei Millionen


Titelthema

… jetzt mal ehrlich!

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Euro abkaufen, da es sich diese nicht mehr leisten kann, die Miete zu übernehmen. In diesem Teil des Gebäudes befinden sich die Gesundheitsstudiengänge Diätologie und Ergotherapie. Diese wurden bis jetzt laut Bericht der Kleinen Zeitung fast ausschließlich von der Gemeinde finanziert. Nun soll die Hälfte des Gebäudes eben gekauft werden, und Bad Gleichenberg kann finanziell durchatmen – vorerst. Der mögliche Kauf wirft nun aber vor allem eine grundsätzliche Frage auf: Ist es überhaupt sinnvoll, weiterhin auf drei separate Standorte zu setzen? Wäre es nicht einfacher und wirtschaftlich rentabler, alle Studiengänge an einem zentralen Standort Graz kompakt zu bündeln? Es muss zuerst einmal festgehalten werden, dass sich viele der Studierenden derzeit besonders in den kleineren Nebenstandorten Kapfenberg und Bad Gleichenberg sehr wohlfühlen. Es kommt dort viel mehr echtes Campus­ gefühl auf und viele Studierende kennen sich auch außerhalb des eigenen Studiengangs. Viele Studis sehen die kleine Größe der Standorte nicht als negativen Punkt an, sondern preisen die Ruhe und Abgeschiedenheit an: sie sind sehr effizient zum Lernen. „Die vielfach beschriebene Familienatmosphäre am Standort Bad Gleichenberg existiert wirklich! Man kennt sich untereinander, begegnet einander beinahe tagtäglich und jederzeit kann man sich von allen Seiten Hilfe erwarten. Gerade für einen Neuling im ersten Semester eine unglaublich erleichternde Tatsache!“, sagt eine

tudieren am kleinsten Campus Europas“ - Was nach Einzigartigkeit und Idylle klingt, verliert bei genauerer Betrachtung doch etwas von seinem Charme. Bei allem was unseren Ministandort ausmacht, wie das familiäre Klima und die erholsame Natur rundherum, die Abgeschiedenheit birgt auch so einige Tücken. Die mangelhafte öffentliche Verkehrsanbindung macht die Anfahrt ohne Auto schwer, was zwar einerseits dazu führt, dass sich Studierende zu Fahrgemeinschaften verbünden und Kontakte zwischen den verschiedenen Studiengängen geknüpft werden, andererseits erschwert es auch die Suche nach Vortragenden und die Anreise zu Lehrveranstaltungen in Graz, was fast jeden Jahrgang zumindest einmal pro Semester betrifft. Der Austausch zwischen den Gesundheitsstudiengängen, die später im beruflichen Leben als interdisziplinäres Team zusammenarbeiten sollen (Diätologen, Ergo­ therapeuten, Logopäden und Physiotherapeuten) wird durch das Exildasein ebenfalls erschwert. Gemeinsame Projekte, die ohnehin noch viel zu wenig forciert werden, wären durch einen gemeinsamen Standort einfacher zu planen. Da viele der unterrichteten Grundlagen ähnlich sind, könnten sogar gewisse Lehrveranstaltungen gemeinsam abgehalten werden. Nähe zur medizinischen Universität, dem LKH und vielen anderen medizinischen Einrichtungen, würde nicht nur die Organisation der Praktika vereinfachen, sondern außerdem zu verstärkter Kooperation anregen und eine Möglichkeit zur Aufwertung der Studiengänge bieten. Fazit: Welche Gründe auch immer zur Auslagerung einzelner Studiengänge geführt haben mögen, es wäre wünschenswert gewesen die Folgen für diese Studienrichtungen und (vor allem) für die Studierenden im Vorhinein ehrlich und kritisch zu be­ denken. Text: Hanna Magdalena Gödl

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Titelthema

Studierende. Durch die Kompaktheit kommt daher auch ein größeres Zusammengehörigkeitsgefühl auf. Für viele Studierende könnte die Standortfrage aber auch in Zukunft große Unsicherheit auslösen, denn seit 2008 ist in den Ausbildungsverträgen der Standort nicht mehr klar verankert. Das heißt, dass jederzeit ein Studiengang von einem an den anderen Standort verlegt werden könnte. Auch wenn es zum jetzigen Zeitpunkt sehr unwahrscheinlich erscheint, könnte dieser Un­sicherheitsfaktor bei manchen Studierenden Zweifel hervorrufen, ob die FH JOANNEUM wirklich die richtige Institution für sie ist. Ein weiterer Punkt, der angeführt werden muss, ist, dass drei Standorte für die FH JOANNEUM wirtschaftlich nicht rentabel sind. Das ist deshalb so, weil es faktisch alles dreimal geben muss. Drei Standorte bedeuten beispielsweise an allen drei Orten eine Bibliothek zu haben und überall muss auch eine Mensa vorhanden sein. Aus ÖH-Kreisen ist nun zu hören, dass sich selbst Personen aus der Führungsebene der FH JOANNEUM Gedanken darüber machen, ob sich drei Standorte überhaupt noch auszahlen, oder ob das Konzept nun doch einmal überdacht werden müsste.

Man kennt sich unter­einander, begegnet einander beinahe tagtäglich und jederzeit kann man sich von allen Seiten Hilfe erwarten.

Da entsteht natürlich automatisch die Frage, was passieren würde, wenn tatsächlich die beiden Neben­ standorte Kapfenberg und Bad Gleichenberg aufgelöst werden würden? Wie könnte in Graz mit der neuen Situation umgegangen werden? Klar ist, die bestehenden Gebäude würden nicht mehr ausreichen, um alle Studiengänge und Studierenden aufzunehmen. Platz für eine Erweiterung und/oder einen Neubau gäbe es, auf der freien Fläche zwischen blauem Gebäude in der Alten Poststraße und Gebäude in der Eggenberger Allee wäre ein solcher Neubau durchaus denkbar. Dies gibt Spekulationen oder sogar Träumereien neue Nahrung – eine gebündelte, starke und nach außen hin gut re­präsentierte FH JOANNEUM im Herzen von Eggenberg. Und damit auch ein starker Fachhochschulstandort in Graz. Tja, so könnte es werden – aber nur dann, wenn nicht gerade wieder eine Gemeinde vor dem finanziellen Ruin gerettet werden muss!

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Titelthema

Der Studienstandort Kapfenberg wurde schon oft von Studierenden im JOE beschrieben. Diesmal wollten wir aber keinen faden Text verfassen, sondern Vor- und Nachteile gegenüberstellen, damit auch Studierende von anderen Standorten eine kleine Ahnung von Kapfenberg bekommen. Eins vorneweg, Kapfenberg ist, objektiv betrachtet, natürlich der beste und attraktivste Standort der Fachhochschule JOANNEUM.

Pro

Kontra

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L

ls erster Punkt ist die ideale Verkehrsanbindung hervorzuheben. Direkt neben der Autobahnabfahrt gelegen, findet man immer einen Parkplatz für sein Auto, dank eigener Bahnhaltestelle werden auch Nicht-Autofahrer gut versorgt, weiters gibt es auch noch eine Bushaltestelle und überdachte Radabstellplätze. Der Studienbetrieb fällt durch ein sehr familiäres Klima mit umgänglichen Vortragenden und sehr netten Sekretärinnen positiv auf. Dank guter Kontakte zur lokalen Wirtschaft kommt es öfters zu gemeinsamen Projekten und Bachelorarbeiten.

Am Campus selbst ist die gemütliche und lockere Atmosphäre mit Hollywoodschaukeln, Volleyballnetz und Kunstobjekten zum Sitzen zu erwähnen. Bei un­ inter­ es­ santenVorlesungen genießt man den grandiosen Ausblick auf Burg Kapfenberg und den Zugverkehr. Die gesellschaftlichen Höhepunkte bestanden 2011/12 aus der einen oder anderen Party, Nachtrodeln am Semmering und dem Skiausflug aufs Stuhleck. Text: Sebastian Marchler

eider gibt es nicht nur positive Aspekte von Kapfenberg. Der abgelegene Standort inmitten eines Industriegebietes ermöglicht keinerlei Ablenkung durch etwaige Partyatmosphäre. Wer nette Lokale zum Essen, Kaffee trinken, gemütlichen Zusammensitzen oder Fortgehen sucht, wird enttäuscht. Außer der Mensa gibt es nicht viel. Man sollte schon mindestens ein Auto haben, um in die nahe gelegene Stadt Kapfenberg zu fahren, bei bekannten Fastfoodrestaurants vorbeizuschauen oder man begnügt sich mit dem sehr eingeschränkten Angebot der Mensa. Weiters sollte man immer genug Bargeld dabei haben, weil es weit und breit keinen Bankomaten gibt. Am Schluss ist noch die depressive Stimmung in Herbst und Winter wegen des Nebels und des Industrieschnees zu erwähnen. Wir hoffen, euch den Studienstandort Kapfenberg näher gebracht und eure kostbare Zeit nicht zu sehr verschwendet zu haben. Text: Michael Potocsneyk

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Titelthema

Utopia Von Wünschen und Träumen 40 Studiengänge. Etwa 4000 Studierende verteilen sich auf die drei Standorte Graz, Bad Gleichenberg und Kapfenberg. Was aber, wenn es nun keine Standorte mehr gäbe? Dafür eine einzige, große FH JOANNEUM in Graz. Ein vielleicht gar nicht so abwegiger Gedanke. Wie aber könnte solch ein Campus für das JOANNEUM aussehen? Ein Luftschloss. Text: Katja Winkler, Hubertus J. Schwarz Illustration: Michael Schitnig

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ie Sonnenstrahlen brechen sich in den Scheiben der Kuppel und zeichnen weit unten auf dem Boden der Halle einen hellen Kreis. Sie steht am Rand des perfekten Lichtkegels und streckt nur eine ihrer Stiefelspitzen in das helle Rund. Gedankenverloren sieht das Mädchen auf die Statue des Erzherzogs. Johann schaut gütig lächelnd zurück. Ihr Blick wandert weiter. Vorbei an den Säulen der großen Halle, die vier Stockwerke empor bis zum gläsernen Dach reichen. Vorbei an den Regalen voll unzähliger Bücher und Folianten. Vorbei auch an den Studenten, die, in Grüppchen verteilt, den gewaltigen Eingangsbereich des Campus bevölkern. Nur das Mädchen steht alleine. Es ist ihr erster Tag an der FH JOANNEUM. Sie beginnt in ihrer Tasche zu kramen. Die schokoladenbraunen Haare fallen ihr dabei ins Gesicht. Beiläufig wird die Strähne wieder hinter das Ohr gestrichen, dann holt das Mädchen einen zerknitterten Zettel hervor und sieht unsicher darauf. „Der Studiengang

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Journalismus und Public Relations (PR) begrüßt Sie recht herzlich als Studienanfängerin im Wintersemester 2025. Ihre Einführungsvorlesung findet um 13 Uhr im Auditorium des blauen Flügels im neuen Campusgebäude statt.“. Vier verschiedenfarbige Gänge treffen sich in der großen Halle. Gelb, grün, orange. Und blau. Das Mädchen wendet sich nun in den Letzten, den Blauen. Gerahmte Arbeiten junger Journalisten, PR-Texter und anderer Studiengänge zieren die Wände. Die Türen am Ende des Ganges aber sind noch verschlossen. Der kleine Zeiger ihrer Armbanduhr springt auf elf. Aus den vier Gängen dringt lautes Stimmengewirr. Studierende strömen aus den Hörsälen, vorbei an dem einsamen Mädchen. Sie wendet sich

um, folgt den Leuten hinaus in den gleißenden Sonnenschein. Der Rasen des Campus ist von einem üppigen Grün. Das Mädchen schließt die Augen, atmet tief ein. Es duftet nach frisch gemähtem Gras. Wuchtige Ahornbäume spenden Schatten an diesem heißen Oktobertag. Die farbenprächtigen Knospen der Magnolienbäume und tiefrote Rosensträucher verwandeln das Areal rund um die Hochschule in ein blühendes Paradies. Inmitten des Parks erhebt sich ein Judasbäumchen, seine leuchtend grünen Blätter glänzen silbrig im strahlenden Sonnenlicht. Die junge Studentin schlendert quer über den Rasen und mustert die pinken Blüten, die den Stamm des Bäumchens hinaufwandern.


Titelthema

Der Wind trägt den Geruch von Curry und Kokosnuss über den Campus. Am anderen Ende der Wiese entdeckt das Mädchen eine Fülle an kleinen Restaurants aus allen Ecken der Welt. Die breite Auswahl reicht von der würzig-exotischen indischen Küche, über frisches Sushi, chinesisches Hühnchen süßsauer, mediterrane Fischgerichte bis hin zur traditionellen österreichischen Kochkunst. Studenten bevölkern die vielen Cafés und Patisserien, die quer über das Areal verstreut sind. Hier gibt es frisch gemahlenen Kaffee, Crêpes, Marzipantorten und Schokoladenkuchen. Um das Mädchen und den Park im Herzen der Hochschule schmiegt sich der weitläufige Gebäudekomplex. Im Licht

der Sonne wirken die Mauern aus Sandstein weiß und beinahe zu sauber. Durch die hohen Fenster dringen all die Ein­ drücke ins Innere. Füllen die Hörsäle mit einer Symphonie aus Klang, Farbe und Duft. Das stolz aufragende Bauwerk wirkt auf den ersten Blick nicht modern. Die Symmetrie erinnert mehr an einen gestrengen, großen Bruder von Schloss Schönbrunn, denn an die neue FH JOANNEUM. Die gleichförmige Architektur wird durch gläserne Erker und beinahe willkürlich wirkende Fenster­flächen durchbrochen. Verspielte Ornamente und Figuren zieren die Säulen rund um das Gebäude. Kobolde, Wassermänner, Fische, kleine Musen sehen aus steinernen Augen auf den Campus hinab. Das Zentrum der Anlage bildet

die Kuppel über der Bibliothek und der großen Halle. Unter ihr treffen sich Tag für Tag die Professoren und Studenten aller Fachrichtungen. Es ist ein Ort der Begegnung. Die Architektur vereint Ideale aus dem Zeitalter der Aufklärung mit moderner Kreativität und Technik. In dieser Form manifestiert sich der Wunsch nach Gemeinschaft, einem Zusammenge­ hörigkeitsgefühl. Auch wenn sich die unterschiedlichen Studienzweige auf die vier Flügel verteilen, so sind sie doch alle durch das Gebäude an sich geeint. Die kommenden drei Jahre wird auch das braunhaarige Mädchen unzählige Sekunden in den neuen Gemäuern der Hochschule verbringen. Und so zu einem Teil des Ganzen werden.

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KOMMENTAR

Ein bisschen Star für ein Jahr Was Bandcontests bringen. Bandcontests gibt es in Österreich zuhauf. Sie sind unüberschaubar. Jedes Jahr gibt es neue Gewinner. Und jedes Jahr verschwinden diese Gewinner im Erdboden. Einer dieser Halbstars erzählt, was Bandcontests bringen und warum es fast nie funktioniert. Text: Gregor Krenker Foto: Sebastian Patter

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enn wir das gewinnen, schmeiß’ ich das Studium“, habe ich kurz vor dem Finale des Local Heroes Bandwettbewerb in der Wiener Arena zu meinem Studienkollegen gesagt. Darin steckte einerseits ein großer Teil Ironie, andererseits auch ein Fünkchen Wahrheit. Zu einem gewissen Grad bildet man es sich ein: Wenn man den größten Bandwettbewerb Österreichs gewinnt, wird man gleich mal zum Superstar. Ohne Aufwand, ohne Konsequenzen. Das ist natürlich Blödsinn. Wirklich mit dem Studium aufgehört hätte ich deswegen nie. Und ganz ehrlich: Wer kennt die letzten sieben Gewinner des Local Heroes, des größten Bandwettbewerbs Österreichs? Wer kennt die letzten paar „Newcomer“ Gewinner? Wer kennt einen Sieger des „forward.st“? Wer sofort ein paar von ihnen aufzählen

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KOMMENTAR

kann, muss sich sehr intensiv mit der heimischen Musikszene beschäftigen. Otto Normalhörer hat davon keine Ahnung, weil es ihm zu viel Arbeit ist, zwischen hunderten Bands aus hunderten Band­ contests zu selektieren. Er will ein Silbertablett mit den Bands aus einem ihm angenehmen Genre aufgetischt bekommen. Doch dieses Silbertablett bieten nur wenige Band­contests. Woran das liegt? Es kann mehrere Gründe haben. Vielleicht war manchen dieser Kommerz-Stumpfsinn zu blöd. Vielleicht haben die Preise doch nicht für einen richtigen Durchbruch gereicht. Vielleicht hat sich die Besetzung verändert – das kostet haufenweise Zeit. Oder vielleicht haben einige wirklich so gedacht, wie ich es kurzfristig in meinem kleinen Köpfchen tat. Nach dem Motto: „Wenn wir das gewonnen haben, brauchen wir gar nichts mehr zu machen. Wir bekommen ein gratis Album und noch einiges mehr, um richtig durchzustarten.“ Was diejenigen nicht bedenken: In genau einem Jahr gibt es die nächsten Local Heroes oder die nächsten Newcomer. Und die nachfolgende Band wird mindestens gleich gut oder besser sein. Wenn man nicht im Sumpf der tausenden mehr oder weniger guten, österreichischen Bands untergehen will, darf man sich nicht aufs Sitzfleischtraining konzentrieren und hoffen, dass alles wie von selbst geht. Dahinter steckt Arbeit. Was noch immer das einfachste an diesem Job ist: Die Musik, weil die ja eigentlich der Grund für das Ganze ist. Genau darum dreht sich alles. Lieder schreiben, Jammen, konsequentes Proben, Auftritte spielen, Aufnehmen. Und dann kommen noch die ganzen Dinge dazu, die man eher in den Hintergrund gestellt hätte, die aber oft mehr Zeit verlangen als alles andere: Auftritte organisieren, Verträge aufsetzen, sich nicht über den Tisch ziehen lassen, Designs sowie Promotionkonzepte überlegen und ausarbeiten, Finanzielles, Merchandise, Fotoshootings und Videodrehs, Interviews, und noch vieles mehr. Das soll nicht heißen, dass man das alles ungern macht. Sonst ist man in diesem Bereich sowieso falsch. Es sind aber alles Arbeitsprozesse, mit denen man anfangs nicht rechnet und die mehr Zeit in Anspruch nehmen, als man sich jemals hätte träumen lassen. Ein Sieg bei einem Bandcontest bringt einen nicht von Null auf Hundert, sondern ist nur eine kleine Starthilfe, die man ausnützen muss. Ab 26. Mai gibt es wieder neue Local Heroes. Dann ist der Hype vorbei. Dann ist der Titel vor dem Bandnamen weg.

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24 STUNDEN

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Atelier Stadtrad

09:00 Uhr

Im „Atelier Stadtrad“ – dem Grazer Fahrradhimmel – in der Klosterwiesgasse werden alte Drahtesel wieder fahrtauglich gemacht oder auch zu neuen, einzigartigen Schmuck­stücken zusammengeschraubt. Borg‘ dir das braune „Rostrad“ aus und nutz‘ den Morgen für eine kleine Radtour durch die Grazer Innenstadt.

Stunden

Zeit ist das Einzige, was gerecht verteilt ist. Jeder Mensch hat 24 Stunden täglich. Keine lange Zeit, besonders nicht in Graz. Denn in einer Stadt, die vor junger Kunst, angesagten Szene-Lokalen und außergewöhnlichen Partylocations nur so strotzt, fällt es schwer, sich auf einige wenige „Hot-Spots“ zu beschränken. Hier findest du die aktuell besten Adressen, die unbedingt einen Besuch wert sind. Eine 24-Stunden-Anleitung. Text und Fotos: Sarah Koller, Susanne Kraft

Le Schnurrbart

10:30 Uhr

Leg’ einen Zwischenstopp im „Le Schnurrbart“ beim Paulustor ein und probiere den „Maronicreme“Crêpe – fabriziert aus Heidenmehl, Weizenmehl und Sojamilch. Plane hier jedoch viel Zeit ein, denn das Lokal mit Wohnzimmeratmosphäre ist meist gut besucht und die süße Speise aus Frankreich lässt in weiterer Folge sehr lange auf sich warten. Übrigens: Die Blumendeko auf dem Crêpe sieht nicht nur nett aus, sondern ist auch gut verdaulich.

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24 STUNDEN

zerum

13.00 Uhr CunTra la Kunsthure

Die Motive stammen von unabhängigen Künstlerinnen und Künstlern. Die Veredelungstechnik ist Siebdruck in Handarbeit. Editionen sind auf hundert Stück pro Motiv limitiert. Hol‘ dir beim Modelabel „zerum“ in der Mariahilferstraße hinter dem Kunsthaus das T-Shirt mit dem schrägsten Design und lass‘ dich dabei nicht vom Preis irritieren.

Milk‘n‘Twist

20.00 Uhr

Die „Kunsthure“ in der Jakoministraße ist das neue Szenelokal für Kunst und Kultur und bietet das perfekte Ambiente für ein spannendes Vorabendprogramm. Nach einem Drink unter kreativen Kunstschaffenden heißt es, sich mit Edding im Klo zu verewigen und später mittels Facebook-Voting den einfallsreichsten Spruch zu küren.

15.00 Uhr

Begib dich in die Schönaugasse. Dort haben Charly und seine Freundin Kessi eine Milchbar namens „Milk ‘n’ Twist“, ganz im Stil der 50er Jahre, eröffnet. Wähle aus über 200 Milkshakevarianten, wie etwa Mandel, Erdbeere oder Gurke. Lass‘ dich von der quirligen Bedienung beraten. Tipp: An der Bar sitzend, lässt sich einer der vielen leckeren Milchshakes am besten genießen.

Niesenberger

22.00 Uhr

Steig‘ die Treppen hinunter und tanz‘ dir die Füße wund zu Elektro, Drum & Bass oder Dubstep-Beats im Club „Niesenberger“ in der Niesen­ bergerstraße. Denn dort ist die Nacht ein ständiger und un­­ sichtbarer Gast. Important fact: Die „Niese“ wurde vor kurzem erst zum coolsten Club Österreichs gewählt. Vorbeischauen lohnt sich also!

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SINNVOLL – SINNLOS

Sinnvoll& Sinnlos

Sinnvoll, sinnlos – Internet. Vier Webpages, auf die entweder das eine oder das andere Adjektiv passt. Vielleicht sogar beide.

Text: Andreas Leitner Illustration: Anna Spindler

Catch the Ohrwurm

Worum geht’s? Ich bin dagegen!

Selbst bei den schlechtesten Werbungen läuft manchmal ein guter Song im Hintergrund. Unter www.werbesongs.at findest du heraus, wie er heißt. Seit 2005 hat die Website alle Werbespots, die im deutschsprachigen TV liefen, protokolliert. Hast du dir also in der Werbepause wieder ein Ohrwurm eingefangen, kannst du dort ganz einfach nachlesen, wessen Werk dir gerade durch den Kopf geht.

Wer sich auf großen Demos wie zuhause fühlt, der möge sich kurz auf www.occupyinter.net umsehen. Nicht nur moderne Wutbürger können demonstrieren, mit diesem Addon können das auch Firefox, Chrome und Safari. Per Mausklick wählst du aus wie sehr du einen Unmut kundtun willst, und schon tauchen Batman, Captain Picard und Konsorten auf und schwingen ihre Transparente.

>>> www.werbesongs.at

>>> www.occupyinter.net

Simplify your life

Ein bisschen Wut muss sein...

Früher speicherte man noch auf Disketten, heute hat man USB-Sticks. Morgen braucht man all das nicht mehr und verwendet einfach „Dropbox“! Einmal heruntergeladen, erstellt die Software einen neuen Ordner und verknüpft diesen mit einem zentralen Server, auf dem dir ein Speicherplatz von 2 GB zur Verfügung gestellt wird. Auf diesen Speicher kannst du dann von überall mit Handy, Laptop etc. zugreifen. Und das völlig kostenlos!

Computer stürzt ab, Daten sind weg, und du kochst vor Wut? Die Lösung: Desktop-Destroyer!! Mit diesem gewaltvollen, sinnfreien, dabei aber absolut hilfreichen Therapeuten kannst du deine Wut auf dem Bildschirm mit Hammer, Flammenwerfer oder Kettensäge ausleben. Einziger Nachteil: Er läuft nur unter Windows. Andererseits, wie oft lassen dich denn andere Systeme im Stich?

>>> www.dropbox.com

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>>> www.mystressmanagement.net/downloadstress-reducer-desktop-destroyer.html


KULTWERT!

Kultwert! „Ich will nicht behaupten. Ich will erzählen – ich will beschreiben.“ Zehn Bücher, neun Auszeichnungen: der gebürtige Grazer Thomas Glavinic rüttelt seit Jahren die deutschsprachige Literaturszene auf. Nur in seiner Heimat, der Steiermark, wurde sein Talent noch nicht ausreichend gerühmt. Text: Sophie-Kristin Hausberger Illustraton: Lukas Nöckler

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rwartungsvolles Gemurmel raunt durch die Reihen der Besucher, während sie den ihnen gegenüber sitzenden 40-jährigen Mann mit den sanften, dunklen Augen mustern. Seine blank polierte Glatze spiegelt die warmen Lichter der Scheinwerfer wider. In Gedanken verloren nimmt er seine silberne Uhr vom Handgelenk, stellt sie links vor sich ab. Einige Sekunden verharrt sein Blick auf dem Ziffernblatt. Dann beginnt er zu lesen.

Beifall. Der neue Pilgerroman „Unterwegs im Namen des Herren“ kommt gut an. Das Buch überzeugt durch seine Eloquenz und den schwarzen Humor. Das einzige, was Glavinic bisher in keinem seiner Werke zustande gebracht hat: ein gutes, knackiges Ende.

„Ich bin ganz schlecht, wenn es darum geht, meine Romane zu verstehen – und noch schlechter im Erklären.“ Thomas Glavinics Leser dürften sich daran nicht stoßen, übersetzte man seine Werke immerhin in 14 Sprachen. In seinen Arbeiten verknüpft der Autor das Extreme mit den Banalitäten des Alltags. Da kommt es schon vor, dass sein Protagonist plötzlich ganz alleine auf der Welt ist, eiskalt Morde plant oder vom Taxifahrer zum Star wird. Letzteres hat Glavinic selbst erlebt. Pointiert und zugespitzt formuliert er im Ratgeber „Wie man leben soll“ seinen eigenen Werdegang. Doch auch im Roman „Das bin doch ich“ steckt viel von Thomas Glavinic selbst. „Als Autor habe ich mich in den letzten Jahren nicht so stark verändert wie als Mensch. Ich versuche aber, mit jedem Buch etwas anderes zu machen“. Trotz der Wienermelodie ist dem gebürtigen Steirer seine Herkunft anzuhören.

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GRENZGÄNGER

Bon Appetit Text: Hubertus J. Schwarz Foto: Wolfgang Schnuderl

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Wer sagt eigentlich, wann etwas zu Müll wird? Und wer, dass man sich das, was andere für Müll halten, nicht noch einmal ganz genau ansehen kann? Vom Wühlen im Abfall und Essen aus Containern.


GRENZGÄNGER

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s ist Nacht. Im Hinterhof des Supermarktes stehen die Müllcontainer im Dunklen. Erst als der Schein einer Taschenlampe fahrig über die aufgereihten Tonnen streift, kann man die Aufschrift lesen. Papier. Bio. Restabfall. Plastik. Der Lichtkegel schwenkt zurück zur braunen Biomülltonne und verharrt. Eine Gestalt in dunklem Kapuzen­ pullover, ausgestattet mit Stirnlampe und Arbeitshandschuhen, macht sich am Inhalt des braunen Behälters zu schaffen. Karfiol, Bananen, vier noch ungeöffnete Chipstüten. Alles frisch und genießbar. Wer nicht weiß, dass die Nahrungsmittel aus dem Abfall kommen, würde von alleine nicht darauf kommen. Wer es weiß, nun, der lebt damit. Die Person unter dem Hoddie ist weder Bettler noch mittelloser Herumtreiber. Ein Student, wie es Tausende in Graz gibt. Allerdings einer, der sich über die dekadente Verschwendungslust unserer Gesellschaft hinweg zu setzen versucht. Vielleicht also doch nicht einer, wie es Tausende gibt. Trotzdem, er ist kein Einzelkämpfer. Allein in Graz hat sich in den letzten Jahren eine lose Truppe von etwa fünfzig Leuten vernetzt, die regelmäßig im Abfall der Supermärkte nach Essbarem suchen. Containern nennt man das, oder internationaler dumpster diving – Container tauchen. In der Hauptstadt hat sich das Containern mittlerweile organisiert. Etwa fünfhundert Menschen teilen die Wiener Bezirke untereinander auf. Gehen für eine, vielleicht eineinhalb Stunden auf Beutesuche und tragen danach alles zusammen, um es gerecht aufzuteilen. Von einigen Supermärkten haben die Containerer sogar ganz offiziell Schlüssel und Erlaubnis bekommen, den Abfall zu durchsuchen. Im Gegensatz zu Deutschland ist es in Österreich grundsätzlich legal, Dinge aus dem Müll zu nehmen. Denn alles,

was erst einmal weggeworfen ist, gilt hier als herrenloses Gut und steht somit der Öffentlichkeit zur freien Verfügung. Verboten ist es nur, sich unerlaubt auf fremdem Grundstück aufzuhalten. Der Beutezug geht weiter. Nach Zielpunkt sind Spar und Billa an der Reihe. Abgesehen von eingeschweißten Pack­ ungen mit Kohl, Tomaten, Gurken, Paprika und Lauch gibt es nichts zu holen. Nahrung mit einem geschätzten Verkaufspreis von 20 Euro findet mal eben so einen neuen Besitzer. Das potenzielle Salatbüfett wird aus dem Müll errettet und bedankt sich artig. In Österreich werden von einem Super­ markt durchschnittlich 45 Kilo pro Tag an noch genießbaren Lebensmitteln weggeworfen. Dazu reichen angekratzte Verpackungen oder ein abgelaufenes Haltbarkeitsdatum schon aus. Und das Obwohl dieses Datum lediglich den „Erhalt optischer Eigenschaften“ garantiert und dabei nichts über die Genießbarkeit aussagt. Generell herrscht am europäischen Nahrungsmittelmarkt eine beeindruckende Überproduktion. Etwa die Hälfte aller Lebensmittel landet unverbraucht im Müll. Davor fallen allein ein Drittel aller überhaupt produzierten Kartoffeln, Gurken, etc. durch die strengen Richtlinien der europäischen Handelskasse. Diese Institution ist für Kontrolle und Bewertung aller Lebensmittel und der damit verbundenen Dienstleistungen zuständig. Konkret sieht das dann so aus: Ein Computer misst die Krümmung der Banane. Ist sie auch nur einige Millimeter zu krumm, schrillt der Alarm los. Militär und Einsatzkommando Cobra rücken an. Der Strahlenschutz verteilt gratis Geigerzähler. Das Gebiet wird weiträumig abgesperrt. Dann gehen alle gemeinsam auf die mutierte Banane los. Es folgen Lynchjustiz und am Ende will es dann wieder keiner gewesen sein... Das, was der Endverbraucher schließlich aus den Regalen fischt – die Models

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GRENZGÄNGER

unter den Lebensmitteln – landet zu Hause dann viel zu oft auch wieder ungebraucht im Mistkübel. Es kommt zu schrägen Begegnungen, wenn man in der Nacht durch die Hinter­ höfe der Supermärkte streift. Während der Dumpsterer sich an einem großen Container von Billa zu schaffen macht, warten zwei dunkel gewandete Herren, offensichtlich nicht von hier, neben ihrer schwarzen Limousine ungeduldig darauf, wieder ungestört zu sein. Wo die Liebe hinfällt... Im Abfall des nächsten Geschäftes, einem Zielpunkt, warten Dutzende Chipstüten. Alle aufgerissen. Zufall oder böse Absicht der Filialleitung? Die Chips liegen am Boden des Containers verstreut und sind nun damit wirklich ungenießbar. Auch wenn der Begriff ­„Genießbarkeit„ im Laufe der bisherigen

Nacht eine radikale Neubewertung erfahren hat. Aus der im ersten Moment erhofften Chips & Dips Orgie wird wohl doch nichts.

Dann gehen alle gemeinsam auf die mutierte Banane los. Es folgen Lynchjustiz und am Ende will es dann wieder keiner gewesen sein... Das Dumpstern muss aber nicht nur für den eigenen Bedarf sein. Die Grazer Volxsküche organisiert wöchentlich ein großes Essen. Mitkochen oder auch nur mitessen kann jeder. Mit nur einem Kleinbus fahren die freiwilligen Helfer eine knappe Stunde durch Graz und holen aus den Mistkübeln der Stadt Lebensmittel für über hundert Personen

Campus Mythen D

ie Stärke einer Geruchsquelle wird in Olf gemessen, was vom lateinischen Ausdruck für den Ge­ruchssinn,Olfactus, abge­leitet wurde. Wertet man die Ausdünstungen von Menschen, Tieren, Pflanzen & Baustoffen auf einer Skala, so riecht etwa ein starker Raucher 25 olf, ein 12jähriges Kind 2 olf und Marmor

– 60min: 4 Freiwillige + 1 Kleinbus = 100x Essen – bisher ist die Rechnung jedes Mal aufgegangen. Das Wühlen geht weiter. Letzter Stopp des Abends: Billa. Hinterhof. Groß und bedrohlich ragt der Container vor dem Dumpsterer aus Graz. Und doch hantiert der Student geübt und sicher an den Verschlüssen herum. Man kennt sich halt mittlerweile. Bereitwillig lässt sich der Schlund des Müllcontainers öffnen. Der Schein der Stirnlampe fällt auf ein rotes Meer. Bergeweise saftigrote, köstlichfrische Erdbeeren schauen herauf und schreien ihr Stummes „iss uns, iss uns!“ in die Nacht.

www.freegan.at

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0,01 olf pro m2. Der Olfwert des Geruchs aber, der sein stinkendes Unwesen auf dem Campus der FH JOANNEUM in Graz treibt, liegt jenseits jeglicher Messwerte. Er sickert durch jede einzelne undichte Ritze der Campusgebäude und lässt die Nasenhaare der Studierenden und Lehrenden versengen. Dort wo es

eigentlich nach teen- und twenspirit riechen sollte, herrscht der garstige Duft des Moders. Doch wie merzt man das Problem des Odeurs aus, wenn man nicht weiß, woher er kommt? Sagen behaupten ja, dass es in der Nähe eine Tierfutterfabrik geben soll, die für den Nasenterror verantwortlich ist. Aber hat jemand diese Fabrik jemals mit eigenen Augen gesehen? Es könnte doch eine Fata Morgana sein, die hie und da auftaucht und das stinkende Aroma wie einen leisen, gemeinen Pfurz ausstößt. Arbeiter sind ja auch nie zu sehen. Würden Willy Wonkas OompaLoompas darin arbeit­ en – wundern würde es mich nicht. Und den Opfern der Geruchsbe­ lästigung bleibt nur wenig übrig: raus auf blühende Wiesen gehen oder auf die Alm, wo die Kuhfladen schmatzend auf die Erde fallen – und dort die frische Luft tief einatmen. Denn der Herd der ominösen Gerücheküche in Graz, kann nicht abgedreht werden. Text: Kevin Recher

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© Felicia Sonberger


REPORTAGE

Schraubt die Stöpsel von den Flaschen! Kranken Kindern helfen, indem man Plastikverschlüsse anstatt in die Müll­ tonne in einen Sammel­sack gibt: Der Verein Edinost recycelt für eine Benefizaktion, ganz Österreich sammelt mit. Text und Fotos: Julia Slamanig

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roße, eckige, blaue, grüne, runde, kleine Stöpsel ver­schließen Milchpackungen, Weinflaschen, Saft­ behälter. In ganz Österreich häufen Menschen diese Plastikverschlüsse an. Ausgelöst wurde die Sammel­flut vom Kulturverein SPD Edinost v Pliberku aus Kärnten. Seit zwei Jahren tragen Österreicher für die Benefizaktion „Nachbarschaftshilfe kennt keine Grenzen“ Stöpsel zusammen. „Eine Recyclingfirma zahlt 300 Euro pro Tonne“, so Boris Sturm, Obmann des slowenischen Kulturvereins. 13 Tonnen ist der aktuelle Sammelstand. Im Vorjahr wurde ein sechsjähriges Mädchen mit Gehirnlähmung unterstützt. Heuer wird für Lara Papp recycelt. Das 17 Monate alte Mädchen aus dem Kärntner Bezirk Völkermarkt hat einen Neuroblastom an der Wirbelsäule, eine Kinderkrebserkrankung.

Zusätzlich zur Chemotherapie werden auch andere Therapieformen in Anspruch genommen, die nicht in den Leistungsbereich der gesetzlichen Krankenver­ sicherung fallen und somit von den Eltern privat bezahlt werden. Durch die Aktion soll der Familie zumindest ein Teil der finanziellen Last abgenommen werden. Bis nach Niederösterreich häufen Menschen mittlerweile Plastikverschlüsse an. In Mistelbach hat eine Frau ein ganzes Zimmer voll Stöpsel. Einige Hundert Kilo tragen die Zwischenhändler, unter anderem eine Fleischhauerin, eine Gemischtwarenhändlerin und Pensionisten, in Wien wöchentlich zusammen. „Es geht leicht, man tut etwas Gutes und muss kein Geld ausgeben“, sagt Astrid Hobel, die gemeinsam mit ihrem Mann Werner Koudela in Wien die Sammlung

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REPORTAGE

organisiert, „vor allem Pensionisten beschäftigen sich damit. Die Leute sind richtig stolz, wenn sie die Säcke abliefern.“ Bis vor kurzem war die Stöpselflut in der Bundeshauptstadt logistisch aber kaum zu bewältigen. Die Säcke müssen schließlich nach Kärnten transportiert werden. „Wir haben aufgehört Werbung zu machen, weil weiterer Zuwachs logistisch nicht schaffbar wäre“, sagte Koudela noch vor wenigen Wochen. Nachdem Österreichische Medien aber kurz darauf über die Aktion berichtet hatten, löste sich das Problem von selbst: Die MHM Spedition verpflichtete sich einmal pro Monat zum Transport nach Kärnten. Nach den Medienberichten ist das große Sammeln ausgebrochen. Eine Lawine an Hilfsbereitschaft und Stöpseln wurde losgetreten. Auch in Graz, wo das Rote Kreuz in der Merangasse einen Teil seiner Garage als Zwischen­ lager zur Verfügung stellt, beteiligt sich unter anderem die Volksschule St. Andrä. „Die Schüler sind zum Teil in Eigeninitiative in ihren Siedlungen unterwegs, um bei Nachbarn und Freunden nach Stöpseln zu fragen“, erzählt Günther Kienzl, Initiator in Graz. Auf der Homepage stoepsel-sammeln.gnx.at sind alle Sammelstellen, Transportmöglichkeiten, Unterstützer und Spender aufgelistet. Obmann Boris Sturm ist von den zahlreichen Menschen überwältigt, die bedingungslos ihre Hilfe anbieten: „Ich bin zutiefst dankbar und berührt, dass die Menschen in Österreich so hilfsbereit sind.“

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REPORTAGE

NEIN vermisst! Finderlohn. Es ist groß und laut, hat spitze Krallen und hätte Hauptprotagonist in meinem Selbstversuch sein sollen. Also eigentlich. Text: Simone Steurer

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eute werde ich hart sein. Heute bleibe ich standhaft und bin dagegen. Denn heute werde ich Nein sagen. Dieses Nein wird kein leises, zurückhaltendes Nein sein. Ganz und gar nicht. Es wird laut und ungezügelt aus mir herausspringen, wird sich in euren Gesichtern festkrallen und nicht mehr loslassen, bis es alle verstanden haben: Heute bekommt ihr von mir bloß ein Nein. Das waren meine Gedanken vor dem Selbstversuch. Einen Tag sollte ich mit Nein antworten. Der ständigen Ja-Sagerei zum Trotz. Nein zu „Hilfst du mir, bitte?“, Nein zu „Sieht diese Hose gut an mir aus?“. Nein zu „Darf ich mir deinen Kulli ausborgen?“, und Nein zu „Hast du mich lieb?“. Aber leider auch: Nein zu „Soll ich dir dein Lieblingsgericht kochen?“ und Nein zu „Kommst du zur Party?“. Aber was soll‘s, gut oder schlecht, hin oder her. Ein Selbstversuch ist nicht immer eitel Wonne, nicht nur Zuckerschlecken. Es ist Abenteuer, kreatives Austesten der Umwelt und ein wenig Selbstpsychologie zum Kennen­ lernen. Dachte ich mir. Also: Eigentlich. Eigentlich kam aber leider alles ganz anders. Eigentlich machte sich mein Nein davon. Natanja und ich saßen beim morgendlichen Kaffee, die Augen schmal und müde, seelisch noch im Bett. „Heute ist Donnerstag.“ murmelte ich. Verständnisloser Antwortblick. „Donnerstag war ausgemacht.“ Die Augenbrauen hoben sich und: „Ich

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REPORTAGE

dachte Freitag?!“ „Nein, Donnerstag. Heute.“ Dann Nicken. Heute würden wir es also tun. Wir wollten es beide am selben Tag versuchen, damit wir ähnliche Tagesabläufe hatten. Damit wir ver­ gleichen konnten. Damit es noch spannender würde. Unser Selbstversuch. Die Regeln waren einfach: Sie würde Ja sagen, ich Nein. Einen ganzen Tag lang, ohne Ausnahme. Und so starteten wir in diesen scheinbar außergewöhnlichen Donnerstag. Nach etwa einer halben Stunde hatte ich es vergessen. Was vergessen? Alles. Den Selbstversuch, das Nein, alles. Es gab

einfach zu viele Dinge um mich herum, die mehr Aufmerksamkeit brauchten. Die meine Gedanken beanspruchten, die vom Gehirn bewältigt werden mussten. Ich lebte diesen besonderen Donnerstag einfach so, als wäre es ein normaler Tag. Und am Abend schoss es mir dann plötzlich wie ein Blitz durch den Kopf: Ups! Wäre es meiner Leidensgenossin Natanja nicht haargenau gleich ergangen, hätte es peinlich sein können. Aber so entschlossen wir uns: Also noch einmal. Freitag. Jetzt aber wirklich. Freitagabend. Ups. Ein weiterer Versuch

musste her. Jetzt musste es klappen. Endgültig. Mittwoch, unsere letzte Chance. Am Mittwoch gab ich auf. Ich hatte mir ein Zeichen auf meine Hand gemalt, das als „Knoten im Taschentuch“ fungieren und mich immer wieder erinnern sollte. Nicht einmal das half. Unser Selbstversuch war einfach nicht realisierbar. Vielleicht ist das Vergessen eine Selbstschutzfunktion des Gehirns, wenn man stumpfsinnige Ideen im Kopf hat. Oder das Nein wollte einfach nicht und hat sich aus dem Staub gemacht. Vielleicht war es ein schüchternes Nein. Ein schüchternes Nein mit Lampenfieber.

Lasst mich doch alle NICHT in Ruhe! D

Mit voller Inbrunst und großer Freude stürzte ich mich in meinen Selbst­ versuch: einen Tag lang Jasager sein. Ich wollte meinen Mitmenschen was Gutes tun, ehrlich! Sie hätten alles von mir haben können. Blöd nur, dass die Nachfrage für mein „alles“ praktisch nicht vorhanden ist. Text: Natanja C. Reitner

u musst das länger als einen Tag machen, erklärten mir meine joe-Redaktionskollegen, „sonst passiert ja nix!“ – „Hast du eine Ahnung, wie oft Leute am Tag was von dir beziehungsweise mir wollen?“ antwortete ich von oben herab (die Leute, die mich an diesem Tag kennenlernten, halten mich jetzt bestimmt für eine arrogante, verzogene Göre... verständlicherweise). Ich war fest entschlossen, mich nur einen einzigen Tag von meinen Mitmenschen ohne Einschränkungen ausnutzen zu lassen. Klar, verraten durfte ich niemandem, wann mein Jasager Tag war. Leider hatte ich dieses Vorhaben nun so gut verdeckt, dass ich es auch prompt vergaß: Am ersten Tag meines Selbstversuchs fiel mir erst abends wieder ein, dass ich morgens doch eigentlich geplant hatte, alles zu bejahen. Neuer Tag, neues Glück. Ich war sogar so weit, meinem Freund zu verraten, dass mein Jasager Tag war. Er jedoch – als Gutmensch der er nun mal ist – verzichtete darauf, böses Spiel mit mir zu treiben, trotz meiner ausdrücklichen Erlaubnis. Sein Argument: Der Selbstversuch wäre doch bald wieder aus und als Drachen, der ich nun mal bin, würde ich ihn für seine Taten büßen lassen. Also schon wieder nix. Langsam dämmerte mir, dass meine Kollegen doch recht hatten: Ein Tag reichte nicht. Ich widmete mich die nächsten

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REPORTAGE

Tage meinem Selbstversuch und wartete gierig darauf, dass mich endlich jemand auf­ forderte, etwas für sie/ihn/es zu tun. Sonst passierte das doch auch immer, oder? Meine Chance kam am letzten Tag vor den Ferien: Durch geschickte Gesprächsführung schaffte ich es, dass mich eine Freundin fragte, ob ich für ihre Lerngruppe kochen würde. Endlich konnte ich es sagen, das Wort, das mir schon seit einer Woche auf der Zunge brannte: ja! Doch die Lerngruppe war demotiviert (erster Montag der Ferien und so) und inkonsequentes morgendliches Aufstehen (lag nicht an mir, ich schwör’s!) zerstörte meine erste und einzige Gelegenheit, mich als Gutmensch zu beweisen. Verdammt, verdammt, verdammt. Ich wollte sie verwöhnen, die lieben Mitmenschen. Ich wollte einen Teil ihrer Last tragen, ihre Wäsche aus der Putzerei holen, ihre Tanten zum Bahnhof bringen. Aber sie hatten andere Pläne. In meiner letzten Verzweiflung hätte ich mir fast noch ein Schild umgehängt, nur mit welcher Beschriftung? „Sage zu allem ja“ – zu billig. „Heute Ja­ sagen im Angebot!“ – zu Billa. „Mache heute, was du willst!“ – zu 0900-666 666. Mein Selbstversuch hat mir eines gezeigt: Wenn ich darauf achte, nicht in Ruhe gelassen zu werden, lassen die Leute mich in Ruhe. Ich bin wichtig und werde immer gebraucht, dachte ich vor dem Selbstversuch. Ich bin ein bisschen wichtig und werde eher selten gebraucht, weiß ich heute.

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STUDY ABROAD

Saunieren statt Studieren Finnland, Land der tausend Seen. Im Winter wohl eher Land der tausend Eislöcher. In welchen der Finne gerne mal ein erfrischendes Bad nimmt. Zelten im Schnee, Video­ projektionen auf Eiswänden und Barbecue am gefrorenen See. Die Nation im hohen Norden bietet im Winter Dinge, die man sonst nirgends findet.

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Text und Fotos: Lilly Mörz

auna ist allgemein ein sehr beliebtes Thema hier. Schon am Tag nach meiner Ankunft im finnischen Tampere, einer Universitätsstadt mit etwa 210.227 Einwohnern, gab es den ersten Aufruf zur Saunaparty. Bei einigen Erasmus Neulingen verursachte das direkt den ersten, massiven Kulturschock. Sich mit nackten Unbekannten Schulter an Schulter in ­einer viel zu heißen Holzbox die Seele aus dem Leib zu schwitzen ist eben gewöhnungsbedürftig. Ganz zu schweigen vom Springen in Eislöcher und im Schnee um die Wette kugeln. Jetzt, nach drei Monaten Kälte, Eis und Minusgraden steht stundenlanges Saunieren und Schwimmen im Eisloch bei mir auf dem Tagesprogramm.


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Natürlich vergesse ich, neben den regelmäßigen Sauna­ partys und Erasmusfeiern, nicht wozu ich eigentlich hier bin - zum Studieren. Bei dieser Uni ist es auch kaum möglich das Studieren zu vergessen. Es gibt so ziemlich alles, was das Designer Herz begehrt. Die Universität, eine stillgelegte Backsteinfabrik im Zentrum von Tampere, bietet eine ganze Menge. Neben drei Fotostudios, Darkroom, Holz Werkstätten, Zeichensaal, Malsaal, etc. gibt es den Avdb-Kiosk. In diesem kann man sich alles von Analog­kameras bis zur Canon 5d ausborgen. Auch sonst sind die Leute hier sehr bemüht Erasmus Studenten einen besonderen Aufenthalt zu bieten. Etwa durch das Ice Screen Project. Ice Screen Project. Dreizehn Studierende aus sieben verschiedenen Ländern eine Woche lang in Lappland für ein großartiges Projekt. Unser Ziel: einen drei Meter hohen Bildschirm aus Eis zu bauen. Mit Schutzausrüstung und Kettensägen bewaffnet, machten wir uns ans Schaffen und sägten gigantische Eispflöcke aus dem See. Trans­portiert wurden diese mit Schneermobilen. Nach sechs Tagen schweißtreibender Arbeit und mit vereinten Kräften war unser Werk vollbracht. Drei beeindruckende Eiswände ragten aus dem Boden auf die wir eigene Videos und Animationen projizierten. Ölen kotoisin Itävallasta. Auch wenn ich mich schon sehr mit finnischen Traditionen angefreundet habe, die Sprache ist, und bleibt mir ein Rätsel. Wer Ölen kotoisin Itävallasta – ich bin aus Österreich – einwandfrei aussprechen kann, bitte melden. Im Generellen kommt man hier auch sehr gut mit Englisch aus. Außer was Busfahrer betrifft, da ist man ohne Finnisch verloren. Und das meine ich wortwörtlich! Nimmt man nämlich den falschen Bus, dann ist es wirklich schwer sich zu orientieren. Unter einer massiven Schneedecke schaut einfach alles gleich aus. Erasmusfamilie. Doch langsam beginnen diese Massen an Schnee auch hier zu schmelzen.Tag für Tag lässt sich ein Stück mehr von Tampere erblicken und das kann sich wirklich gerne sehen lassen. Besonders ins Herz geschlossen habe ich die vielen alten Backsteingebäude, die von Fabriken zu Universitäten, Bars oder Klubs umfunktioniert wurden. Doch viel wichtiger als die Stadt, die Universität und die Wetterbedingungen sind die Leute. Was das betrifft, konnte mich das Glück kaum besser treffen. Erasmus ist wie eine große kunterbunte Familie und ich möchte nicht einen dieser Leute missen. Was die Finnen selber betrifft, das Klischee der ruhigen, verschlossenen und kühlen Finnen kann ich in keinster Weise unterstreichen. Und trifft man doch einmal auf einen ruhigen Finnen, dann beginnt dieser spätestens in der Sauna, bei einer Dose Bier, sein Herz auszuschütten.

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STANDORTKOLUMNEN

Frühling in Kapfenberg Kapfenberg

N Ein Standort, der nie schläft Bad Gleichenberg

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m Tag laufen die Studierenden der drei verschiedenen Studiengänge von einer Vorlesung zur nächsten und verbessern ihre Fähigkeiten in weiteren Übungen. Die Gesundheit steht bei uns allen natürlich sehr weit vorne, egal ob ein „Work-Life-Balance“ Projekt, ein neuer Ernährungsplan oder eine Therapiemaßnahme für Patienten. Nach harter Arbeit muss, hin und wieder, eine Pause bei unserer lieben Andrea – der guten Seele des Buffets –eingelegt werden. Der kurze Kaffeeplausch mit ihr ist immer ein erheiterndes und gegebenenfalls auch aufbauendes Erlebnis. Schon seit einiger Zeit genießen die ersten Studis die Sonnenstrahlen. Sie entspannen sich in Liegestühlen vor der FH unter den Palmen. Andere hingegen schwitzen noch bei Leistungstests im SpoWiLab. Doch verschwindet die Sonne hinter dem Horizont und die Kurgäste „walken“ zurück in ihre Quartiere, genau dann erwacht das wahre BG-Town. Grüppchen von Studierenden treffen sich und feiern, lachen und haben Spaß zusammen. In der nahegelegen Diskothek „Oasis“ treffen sich alle - Studierende, Mitarbeiter oder auch Lehrende – wieder, um gemeinsam den Spirit von BGTown zu erfahren. Besonders heiß geht es am 20. April beim „Wasser­kruglauf“ her. Und ein Event, das man auf gar keinen Fall verpassen darf, steigt am 16. Mai – die legendäre FH-Party. Dieses Jahr unter dem Motto „2012 – Wir feiern bis zum Ende“.

Text: Kathrin Heinrich & Florian Sereinigg

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ach einem sehr unerfreulichen, späten Wintereinbruch im Februar und viel zu kurzer vorlesungsfreier Zeit hat das Sommersemester auch in Kapfenberg begonnen. An dieser Stelle wünsche ich allen ein erfolgreiches Sommersemester 2012! Am 16. März war es dann wieder so weit: Open House Day in Kapfenberg. Bei strahlend blauem Himmel und sehr frühlingshaften Temperaturen durften die Studien­ gänge wieder viele interessierte Gäste begrüßen. Ob es bei diesem Open House Day einen neuen Besucherrekord gegeben hat, kann ich an dieser Stelle zwar nicht sagen, aber es wäre durchaus möglich, wenn man einen Blick in die Lounges der diversen Studiengänge geworfen hat. Dort gab es ein einheitliches Bild: Studieninteressierte haben sich bei Kaffee und Kuchen mit Studierenden bzw. Vortragenden das Studieren in Kapfenberg schmackhaft machen lassen. Hoffentlich hatten wir Erfolg und können viele der Interessierten nächsten Herbst als Studienanfänger begrüßen! Nach diesem erfolgreichen Open House Day und der vorhergehenden FH Party, die auch durchaus rauschend war, freuen wir uns auf weitere interessante Vorträge und erfolgreiche Projekte. So gibt es Ende März wieder einen Praxisinput des Studiengangs Industriewirtschaft, für alle, die schon immer wissen wollten, wie Controlling im Unternehmen funktioniert. Und für die Technik­ interessierten unter uns veranstalten die Kollegen von „Elektronik & Technologiemanagement“ einen Crazy Car Wettbewerb. Wer kann das verrückteste, aber gleichzeitiges fahrtüchtiges Auto konstruieren? Ich würde sagen: ran an die Werkzeuge! Text: Birgit Gödl


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Gewinnspiel

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