Intro #229

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SLEATER-KINNEY  DAVID GUETTA  FEINE SAHNE FISCHFILET  CHARLI XCX  OLLI SCHULZ

# 229 Februar 2015 Gratis www.intro.de

SO NE MUSIK MUSS BRENNEN!

DEICHKIND VS. ZUGEZOGEN MASKULIN


The Wireless HiFi System

Sonos Your Home


JETZT

JETZT #229 LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, wir müssen uns dieser Tage ja fast schon zwingen, auf die bunt schillernde Popwelt zu schauen, wenn es überall auf der Welt zu brennen scheint. Der Anschlag auf Charlie Hebdo und dessen Folgen, das Todenhöfer-Gespräch mit dem kleinen dicken Dschihadisten-Kind Abu Qatadah und seinem »ja, nee«-Tick, die Boko-HaramMassaker, zu denen der deutschen Presse leider nicht so viel einfällt wie zur Lage in Paris, und natürlich diese fürchterlichen Aufmärsche von Spießbürgern und ihren Nazifreunden, deren Namen uns irgendwie an Krätze denken lassen – ach, es ist aber auch einfach manchmal alles scheiße. Oft steht man dem Weltgeschehen machtlos gegenüber, aber zumindest gegen die Pe-Bär-Kö-Legidas dieser Welt kann man ja auf die Straße gehen – und immerhin das gibt uns mal kurz das Gefühl, doch etwas bewegen zu können. Worauf wir hinauswollen: Den meisten von uns geht’s schon ziemlich gut. Und dieser Tatsache muss man sich hin und wieder schließlich auch bewusst werden, zum Beispiel, wenn Deichkind in ihrem Song »Mehr als lebensgefährlich« all die unfreiwillig komischen Wehwehchen von uns Wohlstandskindern aufzählen. Für unsere Titelstory setzten wir Deichkind mit Zugezogen Maskulin an einen Tisch, einer jüngeren Band, die auf ihrem Album »Alles brennt« ebenso wie Deichkind eine gut abgeschmeckte Mischung aus Humor und Haltung kultiviert hat und ebenfalls eingesehen hat, dass eben nicht alles »Remmidemmi« ist. Gleiches gilt für Sleater-Kinney und Feine Sahne Fischfilet, die wir ebenfalls zum Interview trafen. Und jetzt: Angenehme Weltflucht mit dieser Ausgabe! Liebe Grüße aus der Intro-Redaktion

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INHALT

GESTERN HEUTE WO WIR WAREN & WAS WIR SAHEN

WAS UNS BEWEGT & WER DAFÜR STEHT

009 Grenzerfahrung aus Kapstadt: Die Antwoord

025 Schwarzer Messias: D’Angelo

010 Protest: Je suis Charlie

026 Wer zum Teufel ist …? David Guetta

012 Die berühmteste Glitzerkrake: Lady Gaga

028 Latente Übermüdung: All We Are

013 Eben noch da: Street-Art von Blu

030 Ein kurzes Gespräch über die Liebe: Father John Misty

014 Der Dom bleibt dunkel: Pegida – nein Danke!

032 Introducing mit: Roosevelt, DELS, Fickle Friends

015 Künstliche Sterne mit: Låpsley

034 Auftakt mit: Pollyester, Tennis, Carl Barât, And The Golden Choir, Asif Avidan, Kitty, Daisy & Lewis

016 Frisuren: David Bowie 018 Eure Lieblingsalben 2014: Leserpoll 020 Mein Song: Frankie Goes To Hollywood »Relax«

046 Titelstory: Deichkind vs. Zugezogen Maskulin 052 Fährt den Mittelfinger aus: Charli XCX 054 Ein Besuch bei: Feine Sahne Fischfilet 058 Cover-Welten: Ausgeschnittene Köpfe 060 Endlich zurück: Sleater-Kinney 064 Schluss mit lustig: Olli Schulz 068 Belle And Sebastian: Nostalgie als Therapie

005 Impressum 006 Dein Intro 007 Aboseite 130 Katz & Goldt / Demnächst

070 Fotostrecke: The NX Scene in Hamburg


INHALT

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IMPRESSUM VERLAG

Intro GmbH & Co. KG, Oppenheimstraße 7, 50668 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de

HERAUSGEBER & GESCHÄFTSFÜHRER Matthias Hörstmann CHEFREDAKTEUR Daniel Koch (V.i.S.d.P.) STELLVERTRETENDER CHEFREDAKTEUR Wolfgang Frömberg ARTDIRECTOR Holger Risse PROJEKTLEITUNG Martin Lippert REDAKTION Senta Best, Christian Steinbrink (Rezensionen), Kristina Engel (Lektorat), Alexandra Heckel & Jenny Weser (Mode), Frederike Wetzels (Foto), Sermin Usta (Volontärin)

LIVE-REDAKTION Carsten Schumacher, Julia Brummert, Thomas Lorber LAYOUT Jörn C. Osenberg (osi), Vanessa Weber ONLINE- & NEWS-REDAKTION (news@intro.de) Philip Fassing, Bastian Küllenberg

TERMINREDAKTION termine@intro.de TEXTE Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Emanuel Bergmann, Kristof Beuthner, Jan Bojaryn, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Cay Clasen, Manuel Czauderna, Alexander Dahas, Doc Intro, Christoph Dorner, Lars Fleischmann, Marco Fuchs, Mihaela Gladovic, Steffen Greiner, Claudius Grigat, Julian Gupta, Elisabeth Haefs, Henrik Hamelmann, Mark Heywinkel, Moritz Honert, Christian Ihle, Ulf Imwiehe, Sebastian Jegorow, Madleen Kamrath, Dennis Kogel, Matthias Korte, Kerstin Kratochwill, Katja Krüger, Astrid Kusser, Mario Lasar, Konstantin Maier, Miriam Mentz, Nadja Neqqache, Denise Oemcke, Katja Peglow, Kerstin Petermann, Verena Reygers, Philipp Rhenius, Henje Richter, Martin Riemann, Benedikt Ruess, Thorsten Schaar, Simone Schlosser, David Schumann, Frank Schuster, Roman Sobota, Marcus Staiger, Hanno Stecher, Till Stoppenhagen, Gabriele Summen, Klaas Tigchelaar, Jan Tölva, Nisaar Ulama, Daniel Voigt, Benjamin Walter, Timo Weber, Jan Wehn, Liz Weidinger, Michael Weiland, Holger Wendt, Anke van de Weyer, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Sebastian Witte, Peter Wittkamp, Fabian Wolff, Marius Wurth

MORGEN WAS UNS ERWARTET & WAS ES TAUGT 077 Cover des Monats: Distance, Light & Sky »Casting Nets« 078 Platten vor Gericht: Zehn Prominente & zehn Alben 082 Platten: Reviews 102 Heimspiel: Neue Demos & deine Band 104 Neue Filme: Im Kino & zu Hause 112 Neue Games: Video- & Brettspiele 114 Steil: Modestrecke »Hände hoch!« 119 Steil: Die »Seek«-Macher im Interview 120 Neue Tourdaten: Präsentationen & Termine

FOTOS

Marcus Becker, Alex De Mora, Patrick Desbrosses, Alice Epp, Phillip Himburg, Robin Hinsch, Jim Rakete, Jenny Schäfer, Jan Philip Welchering, Getty Images, fotolia, picture alliance und Pressebildfreigaben

COVERFOTO Jan Philip Welchering; Postproduction: Eugen Litwinow / Ellery Images

PERSONAL & ORGANISATION Rebecca Wast (Leitung), Christina Deutsch PRAKTIKANTINNEN Marcus Becker, Carlotta Eisele, Dennis Engel, Valentin Erning, Pia Grote, Lisa Münzenberger, Tabea Debora Pringal, Selina Sutter

VERTRIEB Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41), Christian Heidrich ABO Chris Heidrich (abo@intro.de) BRANDMANAGEMENT Eike Wohlgemuth PUBLIC & MEDIA RELATION Claudia Trede (claudia.trede@gemeinsame-sache.net), Michael Gwiozdzik

ANZEIGEN & ADMINISTRATION

Eva Sieger (Leitung – Fon +49 221 94993-12, Fax +49 221 94993-88), Florian Schuster, Sonja Reitemeier

DIRECTOR MARKETING & SALES Oliver Bresch (Fon +49 221 94993-13) MARKETING & SALES Büro Köln Fon +49 221 94993-Durchwahl: Martin Lippert -17 (Head of Sales Intro – Tonträger, Film, Kultur, Marken), David Winter -63 (Head of Digital Sales – Marken, Media), Laura Heinrichs -82 (Marken, Media), Backoffice & Digital Ad Management: Sonja Reitemeier -40 & Sabrina Esser -33 Büro Berlin Sebastian Siegmund +49 30 403 670 511 (Konzertagenturen & regionale Kunden), Frank Straessner +49 30 403 670 520 (Marken, Media, Musik)

AKTUELLE ANZEIGENPREISLISTE Mediadaten 2015 (Nr. 25 aus 12/14) BANKVERBINDUNG Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900 TERMINE Nr. 230 / März 2015. Redaktionsschluss: 06.02.2015; Termin- & Anzeigenschluss: 13.02.2015; Druckunterlagenschluss: 17.02.2015; Erscheinungstermin: 02.03.2015

INTRO IM NETZ www.intro.de/tv – Popkultur in bewegten Bildern. Interviews, Kurzer Prozess, Platten vor Gericht und mehr. www.intro.de/tag/plattenkritik – Alle aktuellen Plattenkritiken auf einen Blick www.intro.de/termine – Unsere neue Termindatenbank. Kein Konzert mehr verpassen!

DRUCK Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-GEPRÜFTE AUFLAGE & VERBREITUNG IV. Quartal 2014 Druckauflage: 122.534 / verbreitete Auflage: 120.534 (Durchschnittszahlen)

BEZUGSQUELLEN Erhältlich an 1.507 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos! Proud member of Hōrstmann Unternehmensgruppe (HUG). www.hoerstmann.de


MITARBEITER DES MONATS ANDREJ BISKUP Nach dem Umzug in unsere wunderschöne alte Villa in Köln war schnell klar, wer sich den ehrenwertesten aller Plätze dieser Ausgabe wirklich verdient hat: Andrej Biskup! Egal, zu welcher Zeit man die Villa betritt – er ist mindestens schon seit Stunden fleißig. Schon ein halbes Jahr vor unserem Umzug schwang er Spachtel, Pinsel, Lackierrollen und so manch anderes Gerät. Einsetzbar ist Andrej Biskup einfach überall im Haus – wenn es hart auf hart käme, würde der gelernte Kunststoffformgeber sicher sogar unseren nicht vorhandenen 3D-Drucker ersetzen. Da verzeiht man ihm schnell, dass er Intro erst kennt, seitdem er hier arbeitet. Wir verneigen uns und sagen: Danke für alles!

DEIN INTRO FEEDBACK Betreff: Facebook-Kommentar zur Meldung auf intro.de: »Die Donots singen jetzt auf Deutsch.« Liebe Donots, danke! Dafür, dass ihr Vergleiche und überflüssige Witze toleriert, Turbostaat supportet und auf unserer Facebook-Seite für Diskussionsstoff sorgt – bitte weiter so! Euer Intro

MEIN STAR

MEIN TIER

Keine Ausgabe ohne Helene Fischer. Die Begegnung zwischen dem Team des Melt! Festivals und dem geliebtgehassten Schlagerbot Fischer fand zwar schon auf dem »Fest der Besten« im vergangenen Jahr statt, aber jetzt hatten wir die Kollegen endlich so weit, dass sie das Bild mit unserer Leserschaft teilen wollen.

Der kleins..., äh, strengste Türsteher Kölns bewacht mit seiner Besitzerin Britta die Garderobe des King Georgs . Nur Fressi-Fressi und die brandheiße Ausgabe von Intro locken ihn aus seiner pupsgemütlichen Handtasche heraus. Neben Popkultur mag der bekennende Von-Spar-Fan außerdem frische Chappi-Vollkorn-Happen mit Huhn und Gemüse.

Mitmachen! Du hast auch ein poppiges Tier oder zuletzt einen Star belästigt? Schick das jpg an bilderflut@intro.de. Bei einem Abdruck gibt es das Intro-Hörbuch. Und Leserbriefe an feedback@intro.de

Schlagzeilen des Monats +++ Boxlegende Max Schmeling gestorben +++ Prinz Charles gibt Verlobung mit Camilla bekannt +++ Papst Johannes Paul II. vergleicht Abtreibung mit Holocaust +++ Schlagzeilen des Monat

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UND WO WARST DU? IM FEBRUAR 2005 INTRO #124

COVERGESCHICHTE Auch damals gab es zwei Acts auf dem Cover: Bloc Party hängen im Einkaufswagen während die alten Hasen Tocotronic an der Kasse daneben stehen. Es ist das Debütjahr von »Silent Alarm«, dem »großartigsten Rock-Debüt seit Langem (sic)«, und das Jahr von Tocotronics »Pure Vernunft darf niemals siegen«.

STORYS The Wedding Present,

Charlotte Hatherley, Maximilian Hecker, Lou Barlow, A Guy Called Gerald, Adam Green, Mercury Rev, Mando Diao, Trail Of Dead, LCD Soundsystem, Laurent Garnier

WICHTIGE ALBEN A Guy

Called Gerald »To All Things What They Need«, Bright Eyes »I’m Wide Awake, It’s Morning«, Bright Eyes »Digital Ash In A Digital Urn«, Bloc Party »Silent Alarm«, Ian Broudie »Tales Told«, The Donnas »Gold Metal«, Chemical Brothers »Push The Button«, Sage Francis »A Healthy Distrust«, Hiltmeyer Inc. »Sendling 70«, Ja König Ja »Ebba«, Justus Köhnke »Doppelleben«, Roots Manuva »Awfully Deep«

PLATTEN VOR GERICHT Sieger: The Wedding Present »Take Fountain« – 7,57; Letzter: Blood Brothers »Crimes« – 3,78

BESONDERE VORKOMMNISSE Wehklagen in der Redaktion: Bei der inoffiziellen Hallenmeisterschaft »Grand Hotel Van Cleef Cup« zum Kettcar-Album »Von Spatzen und Tauben« verliert das Team von Intro/11Freunde im Halbfinale beim Siebenmeterschießen gegen die »sympathischen Jungs von Viva«.


008 JANNIK B., TISCHLERGESELLE AUS KÖLN

»ICH LESE INTRO, WEIL DIE SO TUN ALS WÜRDEN SIE DAS POP-HANDWERK BEHERRSCHEN.«

JETZT ABER SCHNELL INTRO ABONNIEREN.

10 × INTRO, 1 × FESTIVALGUIDE UND EINE PRÄMIE VON DER NÄCHSTEN SEITE. FÜR NUR 30,– EURO.* *Abo-Preise: Inland € 30 (inkl. Prämie), Ausland € 35 (exkl. Prämie), Ausland € 42 (inkl. Prämie). Abo-Dauer: ein Jahr, keine automatische Verlängerung. Das Prämien-Kontingent ist begrenzt – keine garantierte Lieferung der Wunschprämie. Prämienversand erst nach VÖ-Termin der Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigt nicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwiderruf bis zehn Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: siehe intro.de/abo.

WWW.INTRO.DE/ABO


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ABO

UNSERE LIEBLINGE IM FEBRUAR. AUCH ALS ABOPRÄMIE ERHÄLTLICH. SIEHE SEITE 7. NAT EN! O M N E D T JE R A B O NNENT Z T E J O . B Ü A F O M ÄRZ E K ER R S C T T G I C T N A I A S L DAS KLUSIVER BEI EN M ASKULIN" U«-NSERES TITEL MIT E X AR: »ZUGEZOG«-STICKER + 7 IND B RU IM FE E IC H K D » : Z R IM M Ä

BILDERBUCH »SCHICK SCHOCK«

GHOST CULTURE »GHOST CULTURE«

POLLYESTER »CITY OF O.«

CD – MASCHIN / VIRGIN / UNIVERSAL

CD/LP – PHANTASY / BECAUSE / AL!VE

CD – DISKO B / SCHAMONI / INDIGO

CHARLOTTE GAINSBOURG »5:55 – DELUXE RE-ISSUE«

HELENE CATTET & BRUNO FORZANI »DER TOD WEINT ROTE TRÄNEN«*

QUENTIN DUPIEUX »WRONG«

2LP+CD – BECAUSE / AL!VE

DVD/BD – TIBERIUS FILM

DVD/BD – KOCH MEDIA

CHARLOTTE GAINSBOURG »IRM – DELUXE RE-ISSUE«

KELLY REICHARDT »NIGHT MOVES« DVD/BD – MFA+ / ASCOT ELITE

DVD/BD – TIBERIUS FILM

2LP+CD – BECAUSE / AL!VE

DEICHKIND »NIVEAU WESHALB WARUM«

MIKE MYERS »SUPERMENSCH – WER IST SHEP GORDON?«

LP – SULTAN GÜNTHER / UNIVERSAL

DVD – RAPID EYE MOVIES / AL!VE

FLIGHT FACILITIES »DOWN TO EARTH«

NÖRD »NA UND? WIR KENNEN EUCH DOCH AUCH NICHT!«

CD/LP – FUTURE CLASSICS / AL!VE

QUENTIN DUPIEUX »WRONG COPS – VON BULLEN UND BIESTERN«

STUART MURDOCH »GOD HELP THE GIRL« DVD/BD – CAPELIGHT / AL!VE

ZUGEZOGEN MASKULIN »ALLES BRENNT« CD/LP – BUBACK / INDIGO

CD – BRING ME HOME / ROUGH TRADE

AUCH AUF VINYL!

* FSK 18 – PRÄMIENVERSAND NUR GEGEN AUSWEISVORLAGE


GESTERN

009

GESTERN WO WIR WAREN & WAS WIR SAHEN

— Die Antwoord, Palladium, Köln, 19. Januar 2015, 22:33 Uhr: Grenzerfahrung? Nein: Die Antwoord aus Kapstadt. Bei der eineinhalbstündigen Kunstperformance verstörte das Duo das bis auf den letzten Platz ausverkaufte Palladium nicht nur mit brandgefährlichen Blicken und Outfits, sondern auch mit seinen harten Ravebeats und ohrenzerfetzenden Bässen. Foto: Marcus Becker


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GESTERN


GESTERN

— Place de la République, Paris, 11. Januar 2015, 18:04 Uhr: In vielen Städten gingen an diesem Tag wie hier in Paris Menschen auf die Straße. Sie protestierten für die Freiheit und gegen die brutale Anschlagserie, die in den Redaktionsräumen des Satiremagazins Charlie Hebdo begonnen hatte. 17 Menschen wurden durch islamistische Attentäter getötet, bevor diese selbst starben. Man kann es nicht oft genug sagen: #jesuischarlie #jesuisahmed #jesuisjuif ... Foto: Loic Venance / AFP / Getty Images

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GESTERN GESTERN

— Lady Gaga, VIP Room, Paris, 25. November 2014, 02:56 Uhr: Gerade, wenn man denkt: »Die Gaga, die schafft’s nie wieder auf unsere Fotoseiten«, tja, gerade dann kommt sie mit einer Glitzerkrake aus dem Auto gestiegen, die sich zu diesem Outfit aufbläst. Es war dann wohl ein einsamer Abend an der Theke für sie – aber vermutlich sollte das »Kleid« genau das bewirken. Foto: Marc Piasecki / Getty Images


GESTERN

— Cuvry-Brache, Berlin, 17. Dezember 2014, 13:54 Uhr: Die zwei riesigen Murals von Blu an der ehemaligen Cuvry-Brache in Berlin waren wohl die bekanntesten Street-Art-Motive der Stadt. Freunde des Künstlers entfernten sie auf sein Geheiß, bevor dort Eigentumswohnungen mit Spree- und Street-ArtBlick entstehen. Tja, Kreuzberg, war’s das jetzt mit dir? Foto: Alice Epp

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GESTERN GESTERN

— Gestoppter Pegida-Marsch, Dom, Köln, 5. Januar 2015, 21:26 Uhr: Um ein Zeichen gegen Kögida zu setzen, knipste Köln während einer an­ gekündigten Demonstration die Lichter aus. Die Innenstadt blieb ebenso dunkel wie die Außenbeleuch­tung des Doms. Mit Erfolg: Den Kögi­das wurde dank der vielen Gegen­­demonstranten der Weg versperrt – die Demo fand nicht statt. Foto: Christoph Hardt / picture alliance


GESTERN

015

— Låpsley, Eurosonic Noorder slag, Infoversum, Groningen, 16. Januar 2015, 21:53 Uhr: »17 Jahr, blondes Haar«, so stand sie vor uns: Holly Lapsley Fletcher, Produzentin und Musikerin aus London. Auf dem Newcomerfestival Eurosonic Noorderslag lud sie unter einen künstlichen Sternenhimmel, der nur halb so schön strahlte wie ihr zarter elektronischer Folk. Mehr über sie im März-Intro! Foto: Frederike Wetzels


016

GESTERN

— David Bowie, dollychops.tumblr.com, 8. Januar 2015, 00:01 Uhr: Das englische Wort für Geschenk ist bekanntlich »Gift«. Zum 68. Geburtstag bekam David Bowie allerdings ein animiertes Gif (!) der britischen Künstlerin Helen Green. Es zeigt die vielen Gesichter und Frisuren des alten Pop-Chamäleons im Schnelldurchlauf. Auch auf Papier ein Hingucker. Illustration: Helen Green


JESSIE WARE

02.02. München, Ampere 03.02. Hamburg, Mojo Club 06.02. Berlin, Astra Kulturhaus

ZOLA JESUS

ZOOT WOMAN

THE UNDERACHIEVERS & FLATBUSH ZOMBIES ARE

02.02. Frankfurt, Zoom 03.02. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld

KIESZA

07.02. Frankfurt, Gibson (Sold Out) 09.02. München, Theaterfabrik

TEN WALLS LIVE

13.02. München, Rote Sonne 14.02. Berlin, Stattbad

INTRODUCING

ROOSEVELT, DELS, FICKLE FRIENDS 19.02. Berlin, Bi Nuu

SYLVAN ESSO

21.02. Berlin, Prince Charles (Sold Out) 22.02. München, Milla 23.02. Frankfurt, Zoom 24.02. Köln, Gebäude 9 02.03. Hamburg, Mojo Club

EMILIE NICOLAS KEØMA

25.02. Berghain, Kantine

ALL WE ARE

25.02. Hamburg, Prinzenbar 26.02. Berlin, Prince Charles 27.02. Köln, Studio 672 28.02. München, Strom

CERTAIN PEOPLE

PANDA BEAR, JIB KIDDER, GALA DROP 10.03. Berlin, Berghain

meltbooking.com facebook.com/wearemeltbooking

10.03. Berlin, SchwuZ

CLOCKWORK INDIGO

ELECTRIC KOLLADE EXPERIENCE

03.03. München, Muffathalle 04.03. Köln, Stollwerck 13.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich 28.03. Stuttgart, Schräglage 29.03. Berlin, Lido 03.04. Frankfurt, Zoom

GLASS ANIMALS

25.03. Hamburg, Molotow 26.03. Berlin, Bang Bang Club 27.03. Nürnberg, Club Sterio

UNDERWORLD

IBEYI

18.04. Köln, King Georg 19.04. Hamburg, Prinzenbar 20.04. Berlin, Grüner Salon

JOY WELLBOY

18.04. Dresden, Altes Wettbüro 29.04. Hamburg, Turmzimmer @ U&G 01.05. Leipzig, Clubzimmer @ Täubchenthal 02.05. München, Starmelt Club @ Muffath. 03.05. Stuttgart, Keller Klub 04.05. Nürnberg, Club Stereo 06.05. Berlin, Berghain Kantine 07.05. Augsburg, Soho Stage 16.05. Hannover, Faust 28.05. Köln, Blue Shell 29.05. Freiburg, Jazzhaus 02.06. Mainz, Schon Schön 03.06. Würzburg, Cairo 05.06. Chemnitz, Weltecho 12.06. Magdeburg, Moritzhof 13.06. Rostock, Helgas Stadtpalast

28.03. Köln, E-Werk

LOGIC

30.03. München, Ampere 31.03. Frankfurt, Zoom 01.04. Berlin, Lido 02.04. Hamburg, Mojo

PURITY RING

12.04. Köln, Gebäude 9 13.04. Berlin, Postbahnhof 21.04. Hamburg, Gruenspan 22.04. München, Strom

POOL

20.04. Berlin, Berghain Kantine 21.04. Frankfurt, Ponyhof 22.04. München, Milla 23.04. Köln, Blue Shell 24.04. Haldern, Haldern Pop Bar 25.04. Hamburg, Prinzenbar 27.04. Dresden, Bärenzwinger 28.04. Leipzig, Werk 2

INTRODUCING

YEARS & YEARS, FORMATION, TBA 22.04. Köln, Gebäude 9 23.04. Berlin, Bi Nuu

SAN FERMIN

02.05. Hamburg, Prinzenbar

HOWLING

27.5. Hamburg, Uebel & Gefährlich

RÓISÍN MURPHY

30.05. Hamburg, Grosse Freiheit 36


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GESTERN

EURE JAHRESCHARTS

ALBEN

Nachdem wir vorgelegt haben, schlägt nun eure Stunde in Sachen Charts. Wir freuen uns derweil, dass fünf unserer Titelacts auch den Weg in eure Top Ten gefunden haben. Das zeigt doch irgendwie: Wir verstehen uns!

KRAFTKLUB »IN SCHWARZ« 02 ALT-J »THIS IS ALL YOURS« 03 CARIBOU »OUR LOVE« 04 METRONOMY »LOVE LETTERS« 05 S O H N »TREMORS« 06 CHET FAKER »BUILT ON GLASS« 07 LANA DEL REY »ULTRAVIOLENCE« 08 THE NOTWIST »CLOSE TO THE GLASS« 09 THE WAR ON DRUGS »LOST IN THE DREAM« 10 JA, PANIK »LIBERTATIA«

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MARTERIA »ZUM GLÜCK IN DIE ZUKUNFT II« TEMPLES »SUN STRUCTURES« ED SHEERAN »X« ROYAL BLOOD »ROYAL BLOOD« INTERPOL »EL PINTOR« JUNGLE »JUNGLE« SPOON »THEY WANT MY SOUL« ANTILOPEN GANG »AVERSION« FOO FIGHTERS »SONIC HIGHWAYS« FUTURE ISLANDS »SINGLES«

21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

MAC DEMARCO »SALAD DAYS« ANTEMASQUE »ANTEMASQUE« APHEX TWIN »SYRO« BEATSTEAKS »BEATSTEAKS« DAMON ALBARN »EVERYDAY ROBOTS« DIE NERVEN »FUN« HAFTBEFEHL »RUSSISCH ROULETTE« ST. VINCENT »ST. VINCENT« THE ACID »LIMINAL« WANDA »AMORE«

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CLUESO »STADTRANDLICHTER« FLYING LOTUS »YOU’RE DEAD!« HEISSKALT »VOM STEHEN UND FALLEN« HERBERT GRÖNEMEYER »DAUERND JETZT« MICHAEL SCHULTE »THE ARISING« WILD BEASTS »PRESENT TENSE« BANKS »GODDESS« BECK »MORNING PHASE« BEN HOWARD »I FORGET WHERE WE WERE« BOMBAY BICYCLE CLUB »SO LONG, SEE YOU TOMORROW«

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CRO »MELODIE« DEATH FROM ABOVE 1979 »THE PHYSICAL WORLD« DIE LIGA DER GEWÖHNLICHEN GENTLEMEN »ALLE AMPELN AUF GELB« DIE STERNE »FLUCHT IN DIE FLUCHT« HUNDREDS »AFTERMATH« JACK WHITE »LAZARETTO« LIARS »MESS« MARCUS WIEBUSCH »KONFETTI« RUN THE JEWELS »RTJ2« SLEAFORD MODS »DIVIDE AND EXIT«


GESTERN

SCHLECHTESTES ALBUM 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

U2 »SONGS OF INNOCENCE« HELENE FISCHER »FARBENSPIEL« TOKIO HOTEL »KINGS OF SUBURBIA« COLDPLAY »GHOST STORIES« LADY GAGA »ART POP« CRO »MELODIE« HEINO »SCHWARZ BLÜHT DER ENZIAN« PINK FLOYD »THE ENDLESS RIVER« MANDO DIAO »AELITA« DAVID GUETTA »LISTEN«

BESTE BAND 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

KRAFTKLUB ALT-J METRONOMY BEATSTEAKS THE NOTWIST BILDERBUCH WANDA THE WAR ON DRUGS ARCADE FIRE FUTURE ISLANDS

BESTE KÜNSTLERIN 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

FKA TWIGS LANA DEL REY LORDE BANKS KATE TEMPEST ST. VINCENT LYKKE LI NENEH CHERRY TAYLOR SWIFT HELENE FISCHER

BESTER KÜNSTLER 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

CHET FAKER MARTERIA CARIBOU SOHN CASPER MAC DEMARCO BEN HOWARD MORRISSEY ERIC COHEN JENS FRIEBE

BESTES MUSIKVIDEO 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

OK GO »I WON’T LET YOU DOWN« MARCUS WIEBUSCH »DER TAG WIRD KOMMEN« KRAFTKLUB »UNSERE FANS« CHET FAKER »GOLD« KRAFTKLUB »WIE ICH« ALT-J »HUNGER OF THE PINE« SIA »CHANDELIER« DAFT PUNK FEAT. PHARRELL WILLIAMS »GET LUCKY« BILDERBUCH »MASCHIN« HOZIER »TAKE ME TO CHURCH«

BESTES LABEL 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

AUDIOLITH GRAND HOTEL VAN CLEEF UNIVERSAL FOUR MUSIC CHIMPERATOR ROUGH TRADE CITY SLANG STAATSAKT TAPETE WARP

BESTER FILM 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

GRAND BUDAPEST HOTEL INSTERSTELLAR BOYHOOD HER GUARDIANS OF THE GALAXY DER HOBBIT – DIE SCHLACHT DER FÜNF HEERE GONE GIRL MOMMY DAS SCHICKSAL IST EIN MIESER VERRÄTER THE WOLF OF WALL STREET

BESTE SERIE 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

TRUE DETECTIVE GAME OF THRONES NEO MAGAZIN THE WALKIND DEAD BREAKING BAD CIRCUS HALLIGALLI HOUSE OF CARDS FARGO SHERLOCK DIE SIMPSONS

BESTE SCHAUSPIELERIN 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

JENNIFER LAWRENCE SCARLETT JOHANSSON TILDA SWINTON NORA TSCHIRNER KEIRA KNIGHTLEY SANDRA BULLOCK ROSAMUNDE PIKE CATE BLANCHETT NATALIE PORTMAN EMMA STONE

BESTER SCHAUSPIELER 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

MATTHEW MCCONAUGHEY CHRISTOPH WALTZ LEONARDO DICAPRIO BENEDICT CUMBERBATCH JAKE GYLLENHAAL CHRISTIAN BALE PHILIP SEYMOUR HOFFMAN BILL MURRAY JOAQUIN PHOENIX RYAN GOSLING

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GESTERN

EURE JAHRESCHARTS

SONGS

Während die Intro-Redakion an dieser Stelle »Pisse« von Schnipo Schranke feierte, steht ihr für Amore aus »Bologna«, pardon Wien. Wanda als Barden der Herzen? Das unterschreiben wir nur zu gerne.

WANDA »BOLOGNA« 02 CARIBOU »CAN’T DO WITHOUT YOU« 03 HOZIER »TAKE ME TO CHURCH« 04 ALT-J »EVERY OTHER FRECKLE« 05 PHARRELL WILLIAMS »HAPPY« 06 KRAFTKLUB »SCHÜSSE IN DIE LUFT« 07 ANTILOPEN GANG »BEATE ZSCHÄPE HÖRT U2« 08 CARIBOU »OUR LOVE« 09 MARCUS WIEBUSCH »DER TAG WIRD KOMMEN« 10 FUTURE ISLANDS »SEASONS«

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KRAFTKLUB »WIE ICH« LANA DEL REY »WEST COAST« ALT-J »HUNGER OF THE PINES« METRONOMY »AQUARIUS« THE NOTWIST »KONG« SCHNIPO SCHRANKE »PISSE« ANNENMAYKANTEREIT »OFT GEFRAGT« PASSENGER »LET HER GO« MARTERIA »OMG« MARTERIA »KIDS (ZWEI FINGER AN DEN KOPF)«

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TRÜMMER »WO IST DIE EUPHORIE?« ALT-J »LEFT HAND FREE« GEORGE EZRA »BUDAPEST« SIA »CHANDELIER« KENDRICK LAMAR »I« JA, PANIK »LIBERTATIA« KRAFTKLUB »HAND IN HAND« WARPAINT »LOVE IS TO DIE« MEGHAN TRAINOR »ALL ABOUT THAT BASS« CHET FAKER »TALK IS CHEAP«

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CLUESO »STADTRANDLICHTER« RÖYKSOPP »DO IT AGAIN« ED SHEERAN »I SEE FIRE« FLYING LOTUS FEAT. KENDRICK LAMAR »NEVER CATCH ME« BEATSTEAKS »GENTLEMAN OF THE YEAR« TV ON THE RADIO »HAPPY IDIOT« INTERPOL »ALL THE RAGE BACK HOME« MARTERIA »WELT DER WUNDER« PERFUME GENIUS »QUEEN« MICHAEL SCHULTE »THE MAZE«

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THE WAR ON DRUGS »AN OCEAN IN BETWEEN THE WAVES« KASABIAN »STEVE« THE AFGHAN WHIGS »MATAMOROS« ANTEMASQUE »PEOPLE FORGET« ARCADE FIRE »REFLECTOR« HELENE FISCHER »ATEMLOS« FRIEDRICH LIECHTENSTEIN »BELGIQUE« BILDERBUCH »MASCHIN« BILDERBUCH »SPLIFF« BRETON »ENVY«


GESTERN

SCHLECHTESTER SONG 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

HELENE FISCHER »ATEMLOS« ANDREAS BOURANI »AUF UNS« BAND AID 30 »DO THEY KNOW IT’S CHRISTMAS« NICKI MINAJ »ANACONDA« PHARRELL WILLIAMS »HAPPY« TAYLOR SWIFT »SHAKE IT OFF« CRO »BAD CHICK« CRO »TRAUM« DAVID GUETTA »DANGEROUS« REVOLVERHELD »ICH LASS FÜR DICH DAS LICHT AN«

BESTES SPIEL 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

GRAND THEFT AUTO V FIFA 2015 DESTINY SIMS 4 ASSASSIN’S CREED UNITY FAR CRY 4 MARIO KART 8 DARK SOULS 2 THE LAST OF US: REMASTERED THE EVIL WITHIN

BESTER BLOG / BESTE WEBSITE 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

INTRO SPIEGEL ONLINE PITCHFORK TUMBLR FACEBOOK YOUTUBE DER POSTILLON PLATTENTESTS VICE SCHLECKYSILBERSTEIN

BESTES MODELABEL 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

CARHARRT ADIDAS H&M FRED PERRY COS BEN SHERMAN ARMED ANGEL NIKE SCOTCH & SODA BOSS

GRÖSSTER HYPE 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

ALS ICE BUCKET CHALLENGE SELFIE DEUTSCHE FUSSBALL-NATIONALMANNSCHAFT WELTMEISTERSCHAFT VOLLBART HELENE FISCHER HAFTBEFEHL TURNBEUTEL IPHONE 6 LOOM-ARMBÄNDER

BESTES BUCH 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

DAVE EGGERS »THE CIRCLE« HARUKI MARUKAMI »DIE PILGERJAHRE DES FARBLOSEN HERRN TAZAKI« HAPE KERKELING »DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT« DONNA TARTT »DER DISTELFINK« ROCKO SCHAMONI »FÜNF LÖCHER IM HIMMEL« JOHN GREEN »DAS SCHICKSAL IST EIN MIESER VERRÄTER« GIULIA ENDERS »DARM MIT CHARME« LENA DUNHAM »NOT THAT KIND OF GIRL« STEPHEN KING »MR. MERCEDES« WOLFGANG HERRNDORF »BILDER DEINER GROSSEN LIEBE«

BESTER CLUB 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

SCHLACHTHOF, WIESBADEN KARLSTORBAHNHOF, HEIDELBERG BERGHAIN, BERLIN MOLOTOW, HAMBURG GLEIS 22, MÜNSTER ATOMIC CAFE, MÜNCHEN GEBÄUDE 9, KÖLN UEBEL & GEFÄHRLICH, HAMBURG MOJO, HAMBURG ATOMINO, CHEMNITZ

BESTER DJ 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

DJ KOZE DAVID GUETTA AVICII JAMIE XX BOYS NOIZE ROBIN SCHULZ SVEN VÄTH DRUNKEN MASTERS RAMPUE DIXON

BESTES FESTIVAL 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

MELT! HURRICANE / SOUTHSIDE MS DOCKVILLE HALDERN POP FUSION ROCK AM RING / ROCK IM PARK SPLASH! IMMERGUT MAIFELD DERBY KOSMONAUT

BESTE TOUR 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

KRAFTKLUB ARCADE FIRE BEATSTEAKS METRONOMY THE NOTWIST CASPER FINK FUTURE ISLANDS KATE TEMPEST MARTERIA

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GESTERN

MEIN SONG UND SEINE GESCHICHTE

FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD »RELAX« Holly Johnson war einst Frontmann von Frankie Goes To Hollywood und schrieb mit »Relax« einen Song, der als BBC-verbannte Hymne der Schwulenbewegung begann und als »Superhit der 80er« endete. Zum Release seines Soloalbums »Europa« erzählt Johnson noch einmal, wie das Lied entstanden ist und warum es ohne die Feindbilder Wham! und Duran Duran nie dazu gekommen wäre.

»

Die Gründung von Frankie Goes To Hollywood war ein Ausdruck dessen, wer ich 1980 war: ein junger schwuler Mann, der Grenzen sprengen und gegen die Alten rebellieren wollte. Mein Ziel war, eine Popband in die Welt zu setzen, die gegen die Langeweile des Alltags ankämpft. Damals waren Duran Duran und Wham! fürchterlich in – süße, sexy Bands also. Ich wollte dem etwas entgegensetzen. Die Bande aufmischen. Anecken. ›Relax‹ ist allerdings gar nicht so vorsätzlich entstanden, wie viele Leute später angenommen haben. Obwohl wir eine poppige Protestband sein wollten, kam mir der Song über Sex unter Männern ganz spontan in den Sinn. Anfang der 80er-Jahre lebte ich mit wenig Geld in Liverpool in einem Rotlichtviertel. An den Wochenenden besuchte ich meine Mutter in der Penny Lane. Eines Tages bin ich von dort aus bis zur Bandprobe in die Duke Street gelaufen. In der Princess Avenue fing ich an, meinen Schritt zu beschleunigen und vor mich hin zu singen. Und plötzlich kam mir ›Relax, don’t do it / When you want to go to it / Relax, don’t do it / When you want to come‹ über die Lippen. Ich musste laut lachen und beschloss, es den anderen vorzusingen. Die fanden die Zeilen gut, also arbeiteten wir weiter daran. Bei den Aufnahmen des Frankie-Debüts war unser Produzent Trevor Horn nicht besonders zufrieden mit uns. Wir waren alle noch jung und unerfahren, er dagegen ein Perfektionist. Horn heuerte Ian Durys Band The Blockheads an, um ›Relax‹ für uns einzuspielen. Davon war ich wiederum nicht besonders begeistert. Die Jungs waren nett, aber ihre Version des Songs hatte nichts Neues und kaum elektronische Sounds. Sie ging einfach nicht an Grenzen, wie sie es hätte tun sollen. Also haben wir die BlockheadsVersion am Ende doch wieder verworfen. Wann ich ›Relax‹ zum ersten Mal im Radio gehört habe, weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich aber noch, dass er ziemlich häufig bei der BBC lief, bis sie ihn auf den Index setzten. Dass

darin ein Mann stöhnte, war schon sehr krass für den damals noch konservativen Sender – dass im Musikvideo von Bernard Rose dann später Männer in Latexklamotten tanzten, ging ihnen endgültig zu weit. Ich habe mich nicht übermäßig darüber gefreut, dass wir von der BBC verbannt wurden, aber ein wenig stolz drauf war ich dennoch. Immerhin ging es mir bei Frankie Goes To Hollywood ja genau darum: Wir wollten an den Vorbehalten der Konservativen kratzen. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von ›Relax‹Covers. Die Blondie-Version mag ich sehr gerne. Ich war früher ein großer Fan von Debbie und finde, dass sie ›Relax‹ sehr respektvoll behandelt hat. Außerdem mag ich den Einsatz des Songs in ›Zoolander‹ mit Ben Stiller. Die Filmidee, jemanden mit ›Relax‹ einer Gehirnwäsche zu unterziehen, damit er den König von Malaysia tötet, ist allein schon herrlich durchgedreht. Außerdem hält der Film den Song für die nächste Generation am Leben, was ich sehr schön finde. Zumal ich selbst gar nicht mehr so sehr dafür sorge: Einerseits stand ich in den vergangenen 15 Jahren nicht mehr so oft auf der Bühne, andererseits spiele ich bei Konzerten lieber ›Two Tribes‹ oder ›The Power Of Love‹.« Aufgezeichnet von Mark Heywinkel — HOLLY JOHNSON »EUROPA« (PLEASUREDO)

Frankie Goes To Hollywood »Relax« Maha-hiya Give it to me one time now Well-ell No-oh Well-ell Relax don’t do it When you want to go to it Relax don’t do it When you want to come Relax don’t do it When you want to suck it to it Relax don’t do it When you want to come When you want to come Relax don’t do it When you want to go to it Relax don’t do it When you want to come Relax don’t do it When you want to suck it to it Relax don’t do it When you want to come Come Whoa-oh-oh But shoot it in the right direction (Yeah yeah yeah yeah-ee-yeah) Make making it your intention (Ooh yeah oo-yeah) Live those dreams Scheme those schemes Got to hit me (hit me) Hit me (hit me) Hit me with those laser beams ...



DODODOD

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OR T K

LE E T!S L I E (L M N S. E E D PR A R K O S A KT I E L H AT DESE M M O AH R M SF IZ NIL A KRAV NIN JA NOZIN RØDHÅD RONI SIZE R EPRAZENT (LIVE) SEIN ABO SH SEY SIR URA SO IUS PH MO DE IE SE LE KT OR

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HEUTE

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HEUTE WAS UNS BEWEGT & WER DAFÜR STEHT

— D’Angelo And The Vanguard So macht man das: Einfach mal nach 14 Jahren Schweigen am 15. Dezember das Album des Jahres raushauen, damit alle mit ihren Jahresbestenlisten dumm dastehen. D’Angelo hat es zudem noch geschaff t, den Status des Sexsymbols abzustreifen, und meldet sich mit »Black Messiah« als starke politische Stimme zurück. Ab Ende Februar ist er bei uns auf Tour.


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HEUTE

WER ZUM TEUFEL IST EIGENTLICH …

DAVID GUETTA Er ist das Feindbild vieler und ehrlich gesagt auch eines von uns. Denn, hey, der Guetta, der drückt doch nur Knöpfchen! Aber offensichtlich sind es doch die richtigen, sonst könnte der stets lächelnde Franzose wohl kaum tagtäglich Partycrowds in der Größe von Liechtenstein bespaßen. Genau deshalb baten wir Martin Riemann, einfach mal mit Guetta zu sprechen und herauszufinden, wie der Typ mit der JesusMähne und dem Privatjet so tickt.

E

r ist so etwas wie der Walt Disney der Großraumdisco: den einen Synonym seelenlosen Kitschs, den anderen Garant für die perfekte Party. Doch tatsächlich steht David Guetta wie kaum ein anderer Künstler für den Aufstieg elektronischer Tanzmusik vom Nischenphänomen zu dem Sound, der den Mainstream seit geraumer Zeit in pumpender Umklammerung hält. Er hat auch lange genug daran gearbeitet, denn Ausdauer hat Guetta – das muss man ihm lassen. Schon mit 16, vor über 26 Jahren, begann er in Pariser Nachtclubs, Platten von Farley »Jackmaster« Funk und anderen Chicagoer House-Größen aufzulegen. Auch heute noch bezeichnet er sich, allen Spöttern zum Trotz, als House-DJ. Inspiration holte sich Guetta dabei schon immer von eher älteren Idolen. Michael Jackson zum Beispiel, bei dessen Musik er eine ähnliche Entwicklung beobachten konnte wie

im eigenen Genre: »In jungen Jahren war ich ein großer Fan von ihm. Und ich finde schon, dass seine Geschichte ähnlich verlief«, erinnert er sich. »Jackson kam vom Funk und wurde zu Pop, aber nicht, weil er plötzlich Popmusik machte, sondern weil seine Musik so fantastisch war, dass sie den Sound der Charts veränderte. Genau das passiert in letzter Zeit mit House – wobei natürlich nicht House im traditionellen Sinne gemeint ist, sondern EDM, oder wie immer du es auch nennen willst.« Wie immer man es auch nennt, kümmert Guetta ohnehin recht wenig, solange Künstler, die mittlerweile vor Tausenden von Tanzwütigen auflegen, sich nicht länger stur als Underground bezeichnen. In dieser Beziehung ist ihm der Unterschied zwischen dem Guetta, der durch seine ununterbrochene Präsenz auf den Monster-Partys dieser Welt den Beat der Stunde

spielt, und dem, der ein ganzes Album wie das aktuelle »Listen« aufnimmt, sehr wichtig: »Für ein Album kann ich sicher nicht den Sound verwenden, der gerade hot ist – der wäre längst wieder abgemeldet, wenn es dann endlich zum Release kommt. Mit ›Listen‹ folge ich deswegen bewusst keinem Trend. Würde ich das tun, hätte ich ein reines Deep-House-Album gemacht.« Aber auch die Regierung dieses einstigen Subgenres dürfte in nächster Zeit wieder vorbei sein. Jedenfalls, wenn die Prognosen Guettas stimmen. Er prophezeit, die Zukunft werde abstrakt und heftig: »Ich denke immer, dass Musik von Psychos gemacht wird, und die machen letztendlich immer das Gegenteil von dem, was erwartet wird. Momentan stehen Melodien im Vordergrund, aber ich würde darauf wetten, dass es 2015 eine Gegenbewegung geben wird und sich alles nur noch um reinen Sound und Beats dreht. Eine ganz logische Reaktion.« Auf die Frage, mit welchem Künstler man denn nächstes Jahr besonders rechnen müsse, kann er dann aber doch nicht anders, als mit dem Charme eines französischen Gebrauchtwagenhändlers zu antworten: »Hast du schon mal was von einem DJ namens David Guetta gehört? Sein kommendes Album soll ziemlich gut sein!« — DAVID GUETTA »LISTEN« (PARLOPHONE / WARNER) — AUF TOUR VOM 26. BIS 28.06.


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HEUTE

DIE EULEN VON LIVERPOOL

ALL WE ARE

W

ohl in der Hoffnung auf eine Schippe referenzieller Coolness beschrieben All We Are ihren Sound mal als »Bee Gees auf Diazepam«. Das ist einerseits etwas irreführend, weil All We Are zwar genau wie die Gibb-Brüder als gleichberechtigt singendes Trio auftreten und auch deren säuseliges Falsett anstimmen; andererseits enden sie damit aber weder beim staatstragenden Folk der frühen Bee Gees noch beim späteren »Night Fever«. Aber dann passt es doch wieder, weil All We Are im besten Sinne Schlafmittelmusik machen: sanft groovend, mit verträumten Melodien und in der Formsprache genauso unscharf und schwerelos wie der Moment des Einschlafens nach einer 5-mg-Tablette Diazepam. »Letztlich wollten wir ein Album machen, zu dem man tanzen kann, das aber auch zu Hause auf dem Sofa funktioniert«, sagt Guro. Man kennt ja diese Doppelstrategie, eher nach Interieur-Design zu klingen als nach Agitprop – zum Beispiel von The xx oder James Blake. Mittlerweile nennt die Band ihren Sound auf Nachfrage auch lieber: »Psychedelic Boogie«. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, der höre einfach ihre feinsinnige Coverversion von Caribous Hit

Fragt man Bassistin Guro Gikling und Drummer Richard ’O Flynn von All We Are, was sie denn untereinander eigentlich so verbinde, antwortet die Norwegerin verschmitzt: »Wir sind ziemlich gut darin, nicht ins Bett zu gehen.« Eine treffende Antwort, denn ihr Debüt klingt tatsächlich, als wären die elf Songs in einem Zustand latenter Übermüdung entstanden. Christoph Dorner traf sie dennoch ausgeschlafen in Berlin. Foto: Patrick Desbrosses »Can’t Do Without You«. Guro, Richard (der wie der kleine Bruder von Damon Albarn aussieht, wäre da nicht dieser hartnäckige irische Akzent) und der brasilianische Gitarrist Luis Santos begegneten sich gleich in den ersten Tagen ihres Studiums am Institut für dar-

stellende Künste in Liverpool, einst gegründet von Sir Paul McCartney. Dort lernte das Trio fast alles über Songwriting, Musikproduktion und Selbstvermarktung, zur Band wurden All We Are allerdings erst durch ihren besonderen Zusammenhalt. Der schlage sich auch im Namen nieder, sagt Richard. »Zwischen uns dreien hat es sofort Klick gemacht«, ergänzt Guro, die beim Interview-Termin im Berliner Büro des Labels eines dieser verwaschenen Hipster-Shirts mit Weißkopfseeadler trägt. Nach besagtem Klick verkrochen sich All We Are monatelang in einem ehemaligen Schulgebäude in Liverpool, wo sie täglich ungestört bis in die frühen Morgenstunden tüfteln konnten. Mit der ersten Single »Utmost Good« hatten sie dann ihren Sound gefunden – und damit gleich einen Plattenvertrag in der Tasche. Die Nachtschichten haben sich also gelohnt. Guro ist es dennoch etwas peinlich, dass die Band dem gängigen Musiker-Klischee entspricht: »Wir versuchen wirklich oft, mit den Proben vor 13 Uhr zu beginnen. Aber wir schaffen es einfach nicht.« — ALL WE ARE »ALL WE ARE« (DOMINO / GOODTOGO) — INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR VOM 25. BIS 28.02.



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EIN KLEINES GESPRÄCH ÜBER DIE LIEBE

FATHER JOHN MISTY Joshua Tillman ist schon seit Jahren als Songwriter unterwegs, war kurz mal Drummer der Fleet Foxes und nennt sich seit nunmehr zwei Alben Father John Misty. Passend zum nahenden Valentinstag eröffnet Steffen Greiner mit Tillman unsere neue Reihe »Ein kleines Gespräch über ...« und widmet sich dem großen Thema der Liebe. Das kommt nicht von ungefähr – Tillmans Album heißt schließlich »I Love You, Honeybear« und steckt voller Liebe, Austern, Sex und Massenmorden.

I

ch finde es immer schwer, eine nicht-zynische Sprache der Liebe zu sprechen – wenn ich nicht gerade eine intime Situation mit einem Menschen teile, den ich liebe. Ich finde es schwierig, von Liebe zu sprechen, denn es gibt sie nicht. Das Wort »Liebe« ist eher ein Platzhalter für dieses Ding ohne Namen, das man mit einer anderen Person erlebt. Außerhalb davon weiß ich nicht, was das sein soll. Das Album ist eine Chronik der Erfahrung, geliebt zu werden und zu lieben. Es gibt dieses Bild auf dem Cover: ein Baby, das eine Josh-Tillman-Maske trägt. Dieses Bild drückt für mich aus, was Liebe auslöst: Sie bringt Eifersucht, Besessenheit und Bedürftigkeit ans Tageslicht, all diese ekligen Charakterzüge, sie reduziert dich auf ein Wesen aus der Vorzeit. Und viele Menschen wollen vermeiden, sich so zu erleben. Liebe enthüllt unsere wahre Natur. Wie erkennst du, dass du verliebt bist? An Entscheidungen, die man trifft. Wahre Liebe gibt Mut. Es ist sehr leicht, dieses Spiel zu spielen: »Ich bin gerade in der falschen Lebensphase für eine Beziehung, es liegt nicht an dir, blabla« – und der ganze intellektuelle Scheiß, wir machen das doch alle. Aber wenn man jemanden trifft, der es wirklich ist, dann hast du Mut. Nicht dieser falsche Mut, der nur zeigt, wie viel Angst man vor Intimität hat, und der andere Menschen benutzt, um das eigene Ego zu streicheln. Für mich ist Liebe etwas, das dich aus deinen üblichen Lebensmustern wirft. Als Mann entwickelt man Verhaltensmuster, um die Bedrohung der Intimität abzumildern, aber mit meiner Ehefrau Emma war es anders. In der ersten gemeinsamen Nacht wurde mir klar, dass dieses Mädchen etwas Besonderes ist, dass sie der Mensch für mich ist. Das hätte ich nie erwartet, und ich hätte nie gedacht, dass ich der Mensch werden würde, der ich durch sie geworden bin. Ich war glücklich mit meinem Leben, vorher, mit 30. Ich wusste, wie das Leben funktioniert, ich hatte meine Strategien, aber durch sie konnte ich mich selbst kennenlernen. Schreibst du Liebesbriefe? Nein. Nie. In meinem Album ist Liebe, aber es ist kein Liebesbrief. Der Unterschied zwischen Gefühligkeit und echten Gefühlen: Rührseligkeit geht von der Prämisse aus, dass Liebe dieses perfekte, wunderschöne Ding ist. Und für alles andere ist in dieser Denkweise kein Platz. So funktionieren Liebesbriefe. Echte Emotionen sind vielfältiger: Was wunderschön ist, kann wunderschön sein, was ekelhaft ist, darf ekelhaft sein, und das Ekelhafte kann das Wunderschöne durchdringen. Das versuche ich mit dem Album zu zeigen. Es soll keine Liebespropaganda sein. Pater Misty, die entscheidende Frage : Ich bin verliebt – soll ich’s ihr*ihm sagen? Ja! Have some balls, man! — FATHER JOHN MISTY »I LOVE YOU, HONEYBEAR« (BELLA UNION / COOP / PIAS / ROUGH TRADE / VÖ 06.02.15) — AUF TOUR VOM 07. BIS 08.03.


DER BOMBER DER HERZEN UND INK MUSIC UND TAKK PRÄSENTIEREN

SCHICK SCHOCK TOUR 11.03.15 12.03.15 13.03.15 14.03.15 18.03.15 19.03.15 20.03.15 21.03.15 22.03.15 23.03.15

INNSBRUCK Weekender [SOLD OUT] SALZBURG Rockhouse GRAZ Orpheum LINZ Posthof ERLANGEN E-Werk MÜNCHEN Strom [SOLD OUT] BERLIN Astra LEIPZIG Täubchenthal HAMBURG Mojo HANNOVER Faust

Tickets: www.feinsteseide.at

25.03.15 26.03.15 27.03.15 29.03.15 30.03.15 01.04.15 18.06.15

STUTTGART Wagenhallen KÖLN Stollwerk FRANKFURT Zoom HEIDELBERG Halle 02 MÜNSTER Sputnikhalle WIEN Arena [SOLD OUT] WIEN Arena Open Air

ALBUM SCHICK SCHOCK OUT FEB 20TH


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UNSERE GEMEINSAME NACHT Psychedelische Indie-Disco-Klänge von Roosevelt, düsterer HipHop von DELS und magisch zeitloser New-Wave-Pop der Fickle Friends. Beim Februar-Introducing in Berlin stellen wir die unterschiedlichsten Multitalente vor. Ihr könnt wie immer gratis mit dabei sein. Einfach anmelden auf www.introducing.de!

DREI FAKTEN ÜBER ...

FICKLE FRIENDS INTRODUCING ROOSEVELT DELS FICKLE FRIENDS 19.02.2015 – BERLIN, BI NUU

— GRATIS FÜR DIE GÄSTELISTE ANMELDEN: WWW.INTRODUCING.DE

Eigentlich sollte man ja auf unbeständige und wankelmütige Freunde verzichten, aber Obacht: Bei Fickle Friends aus Brighton lohnt es sich, eine Ausnahme zu machen. Die Briten verstehen sich ganz vorzüglich auf träumerischen, 80er-Jahre-inspirierten New-Wave-Pop. Drei Fakten über die fünf: 100.000 Diese magische Marke haben Natti, Sam, Harry, Chris und Jack aus Brighton locker hinter sich gelassen – jedenfalls auf Soundcloud, denn dort hat jeder ihrer Songs mehr als 100.000 Klicks. Nach einem Nummer-eins-Posting auf Hype Machine gehören sie in Großbritannien jetzt definitiv zum neuen heißen Shit. Bald also auch bei uns?!

SXSW In diesem Jahr werden Fickle Friends beim South by Southwest, jenem legendären Newcomer-Festival in Austin, Texas, auftreten. Das konnten vor ihnen schon Größen wie die Strokes oder Norah Jones für ihren Durchbruch nutzen. Aber hey: No pressure! 2015 Wird definitiv ihr Jahr werden, das haben die Briten bereits beschlossen und neben dem SXSW Shows in New York geplant. Nach England folgt also das Introducing, dann erobern sie Amerika und schließlich den Rest der Welt.


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DREI FRAGEN AN DEUTSCHLAND VON

DELS

Kieren Gallear a.k.a. DELS ist Rapper, Grafikdesigner und Filmemacher. Seine treibenden HipHop-Beats verbindet er so geschickt sowohl mit düsteren Electro-Fragmenten als auch mit eingängigen poppigen Refrains, dass die Times ihn schon 2011 als die »Zukunft des britischen HipHop« betitelte. Im November veröffentlichte DELS das Album »Petals Have Fallen«, an dem auch Produzent Kwes mitgewirkt hat. Langsam wird’s Zeit – für uns, ihn endlich mal live zu erleben, und für ihn, seine wichtigsten Fragen an Deutschland loszuwerden: Warum lieben die Deutschen Techno eigentlich so sehr? Da die Deutschen außer Miele, Brot und Kraftwerk ansonsten nicht viel Gutes hervorgebracht haben, ist diese Liebe nicht verwunderlich. Etwas zu erschaffen, Jahrzehnte bevor es überhaupt die technischen Möglichkeiten gab – das soll uns erst mal jemand nachmachen ... Welche Ausstellung soll ich mir ansehen, wenn ich in Berlin bin?

Mal davon abgesehen, dass man in Berlin sowieso an jeder zweiten Ecke über Ausstellungen und Galerien stolpert und nie dort ankommt, wo man hinwollte: Wir empfehlen die aktuelle Ausstellung des leider früh verstorbenen und zu Lebzeiten an paranoider Schizophrenie leidenden Musikers Wesley Willis in der Galerie Delmes & Zander. Er verkaufte seine Kugelschreiber-auf-Papier-Kunstwerke für wenig Geld auf der Straße. In der Dokumentation »Golden Lemons« ist Wesley Willis auf gemeinsamer US-Tour mit den Goldenen Zitronen zu sehen. Die wiederum beweisen, dass Deutsche doch nicht nur Techno können. Ich weiß nicht viel über die aktuelle politische Lage in Deutschland. Was will eure Kanzlerin? Zum Glück sind wir ein Musikmagazin und müssen diese Frage nicht zufriedenstellend beantworten. Um es kurz zu machen: Sie übt sich in vornehmer Zurückhaltung, und das bei so gut wie allen wichtigen Fragen.

MEIN LEBEN IN BILDERN

ROOSEVELT Als Schlagzeuger der Indierock-Band Beat! Beat! Beat! und DJ bei der Partyreihe »Total Confusion« heimste er schon in jungen Jahren erste Lorbeeren ein. Um dann richtig aufzudrehen. Seit zwei Jahren ist er mit seinem Soloprojekt Roosevelt extrem erfolgreich – Werden niemals Bayern-Fans: und das nicht nur in Deutschland. Seine EP Team Coma, Roosevelt und MIT »Elliot« machte Lust auf mehr. Marius Lauber beim BVB. mischt Electro-Disco-Pop mit psychedelisch angehauchten Indie-Klängen und verbindet das Ganze mit seinem melancholischen Gesang. Ein Album soll bald folgen. Hier zeigt er uns, in welchem Umfeld die Tracks entstehen: Letzte Probe vor dem Auftritt in Jakarta.

Im September ist Roosevelt zu Von Spar in die Kölner Dumbo Studios gezogen, um sein Album fertigzustellen. Der Moment, wenn man im Hotel neben Paul von Trümmer wach wird.

Mittlerweile das Standardritual nach einem Studiotag – ein Besuch auf der leckersten Straße Kölns: der Weidengasse.


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GANZ GROSSES …

TENNIS D Man verzeihe den Kalauer, aber »Rituals in Repeat« ist nun mal ganz großes, äh, Tennis. Alaina Moore und Patrick Riley, das Duo mit dem ungooglebaren Namen, zelebriert darauf mal wieder geheimnisvoll schimmernden, schnörkellosen Pop. Mihaela Gladovic traf sie für uns in Berlin und ließ sich die Liebesgeschichte erzählen, die zum ungewöhnlich gewöhnlichen Bandnamen führte.

ie erste Regel des Musikjournalismus lautet: Verlier niemals ein Wort über den Bandnamen. Die zweite Regel ... ach, ihr wisst schon! Weil es aber nicht so einfach ist, »Tennis« zu googlen, um dabei etwas über das verheiratete Indiepop-Duo aus Denver herauszufinden, muss man zum Schluss doch kurz nachhaken, warum man sich diesen SEO-technisch relativ dämlichen Bandnamen verpasst hat. Hätten die Endzwanziger vorher gewusst, dass sie mit ihren verträumten Popsounds in Shows von David Letterman oder Jay Leno landen und Bühnen in den USA und Europa bespielen würden, dann hätten sie sich, wie sie sagen, wohl einen anderen Namen überlegt. Obwohl er eine kleine Liebeserklärung ist: an den Partner und an die Musik. Die Idee sei Alaina gekommen, weil Patrick früher ProfiTennisspieler werden wollte. »Als das nicht funktioniert hat, war sein erster großer Traum zerschmettert. Die Band Tennis sollte Patricks zweite Chance sein.« Der hatte das Musikmachen nach mehreren erfolglosen Bands schon satt. Bis seine Kommilitonin, aufgewachsen in einem behüteten Haushalt mit Chorgruppen, Klavierunterricht und ohne Zugang zu jeglicher Form von Popmusik, die Abenteuerlust packte und sie sich 2009 kurzerhand selbst auf Patricks

lange geplanten Segeltrip einlud. Musik begannen sie dabei schnell zu vermissen. Als dann in einer Tikibar inmitten der Florida Keys »Baby It’s You« von The Shirelles gespielt wurde, war für die beiden klar, dass das die Musik ist, die sie in dem Moment hören wollten und später selbst machen würden. Aber wie ist das eigentlich, wenn man seine Jugend »geschützt« vor Popmusik verbringt? Alaina erzählt: »Für mich hat sich die Isolation zu meinen Gunsten ausgewirkt.« Nach ihrem Auszug habe sie sich über den zweiten musikalischen Frühling gefreut und alles aufgesogen, was allen anderen längst zum Hals heraushing. »Wenn wir Musik schreiben, sind wir viel für uns und versuchen auch so wenig Musik wie möglich zu hören. Eine gewisse Art der Isolation ist uns wichtig.« Vielleicht kommt es daher, dieses Gefühl, dass man sich zu ihrer Musik zurückziehen will, allein – oder lieber noch zu zweit. — TENNIS »RITUAL IN REPEAT« (COMMUNION / ISLAND / CAROLINE / UNIVERSAL / VÖ 30.01.15)


HEUTE

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PRÄSENTIERT

KRATZEN & BEISSEN CHRISTIAN STEINBRINK GEGEN HIPSTER-BASHING Christian Steinbrink geht heute dem wohl dümmsten der vielen dummen Klischees an den Kragen: Wann hört ihr endlich damit auf, Leute zu bashen, nur weil sie nichts anderes sein wollen als ihr selbst auch? Der Modebegriff »Hipster« meint doch nichts anderes als das: Sie wollen cool, trendy, hip sein. Ihr etwa nicht?

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nton besitzt eine Hornbrille. Er hat sich einen dünnen Vollbart wachsen lassen. Er trug eng sitzende Jeans, bevor ihm das zu unbequem wurde. Er hört eine nicht ganz einfach greifbare Popmusik, die sich aus Indie und Electro speist. Er hat vielleicht sogar Mark Greif gelesen. Er hat T-Shirts mit cleveren Mottos und ein paar Flanell-Hemden. Diese kurzerhand entworfene Figur mag vielleicht nicht real sein, sie kennzeichnet aber das dümmste Klischee, mit dem in den letzten Jahren Mode beschrieben wurde. Sie nannten ihn: den Hipster. Von Anfang an wurde dieser Begriff als Schmähung benutzt. Damit gingen die Vorurteile einher: wendehälserisch, überheblich, aber im weiten Feld des Stils ziellos und verloren. Der Hipster war nicht nur eine Modeerscheinung. Er wurde kritisiert, weil man damit eine selbstbewusst nach außen getragene Avantgarde implizierte. Wer sich so flach äußert, ist nicht nur dämlich, sondern auch verlogen. Denn eigentlich will doch jeder, der sich ein paar Gedanken um sein Erscheinungsbild macht, nichts anderes. Es geht um die sich immer fester drehende Spirale des Distinktionsgewinns. Darum, originell und clever rüberzukommen, indem man Klischees schneller als andere identifiziert und im nächsten Atemzug abkanzelt. Es geht um das entnervende »Mein Style ist besser als dein Style«, und das schon seit ewigen Zeiten – in der Jugendkultur, in der Mode, in der Musik, im Kino, heute nicht mehr als vor 10, 20 oder 35 Jahren. Meint ihr wirklich, die Schmähung

sogenannter Hipster macht euch selbst zu Trendsettern? Das kann auf die Dauer nicht nur enorm anstrengend werden, das ist auch verdammt armselig. Liebe erbärmliche Hater: Ich kann euch sagen, was im Trend liegt. Denn ich hoffe natürlich wie ihr auch, ein Hipster zu sein. Euren Zynismus könnt ihr vergessen – damit erreicht ihr nichts. Steht lieber dazu, dass euch etwas daran liegt, cool rüberzukommen – im besten Fall cooler als die anderen. Versucht es dazu mit einem eigenen selbstbewussten Stil. Probiert euch aus und lasst andere sich ausprobieren. Habt Mut zu Vielfalt, Offenheit. Im Trend liegen natürlich auch immer noch modische Klamotten, ein ansprechender Stil, ein guter Geschmack, auch wenn sie allein niemanden zum Trendsetter machen. Man kann sich auch in Sekundenschnelle disqualifizieren: indem man sich nämlich völlig öder Klischees bedient, um andere niederzumachen. Deshalb: Lasst die, die derselben Mode wie Anton nachhängen, einfach machen. Ihr könnt das ruhig ein wenig »yesterday« finden, ihr könnt es aber auch einfach tolerieren. Und wenn ihr nicht so recht wisst, was gerade so läuft, dann fragt doch mal Anton. Der ist nämlich schwer in Ordnung und hat vielleicht sogar noch eine gute Musikempfehlung für euch.

IN DER ZITATHÖLLE

ZWEI WIE IHR, DIE DÜRFEN SICH NIE VERLIEREN

AB 19.02. AUF BLU- RAY, DVD UND ALS VOD.

Zugezogen Maskulin »Alles brennt«

Johannes Oerding »Alles brennt«

Marilyn Manson (»Ghost Rocker«)

Nicolas Cage (»Ghost Rider«)

www.TheseFinalHours.Weltkino.de / TheseFinalHours.Der Film


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BITTE BLEIBEN SIE GESUND! MIT ASAF AVIDAN

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elche Krankheit hat dich bisher am meisten umgehauen? Ich litt an Lymphdrüsenkrebs. Welche Symptome hattest du? Während meiner Erkrankung hatte ich zwei große Tumore in meinem Brustkorb und musste mich neben kleineren Operationen sowohl einer Chemotherapie als auch einer Bestrahlung unterziehen. Die dadurch auftretenden Nebenwirkungen waren am schwerwiegendsten. Gab es dagegen Medikamente? Es gibt natürlich Medikamente und Therapieformen, aber das hängt vom Grad der Erkrankung ab. Neben all den Medikamenten muss man aber auch sehr viel Glück haben. Die medizinische Behandlung war für mich ebenso wichtig wie meine mentale Verfassung. Ich habe versucht, jeden Tag auszukosten, und wollte nicht in eine Art Depression oder Selbstmitleid verfallen. Das Leben selbst ist ein sehr wirkungsvolles Mittel. Gibt es Medikamente, die du auch abseits von konkreten Krankheiten zu schätzen weißt? Manuka-Honig! Er kommt ursprünglich aus Neuseeland und wurde mir von einem meiner Tourmanager in Deutschland empfohlen. Ich gehe nicht mehr ohne diesen Honig auf Tour und habe immer so viel dabei, dass eine Bienenkönigin neidisch werden würde. Lieber Herr Avidan! Weg von den Boulevard-Wehwehchen der Rockstars hin zu den ernsten Themen. Aber direkt mit Krebs, dem König aller Krankheiten, beginnen? Man fängt ja seine Neujahrsvorsätze nicht gleich mit einem Marathon an oder raucht direkt keine Zigarette mehr. Eher so ein kleiner gemütlicher Spaziergang und höchstens fünf bis zehn Zigaretten am Tag. So hatte ich mir das vorgestellt. Okay okay, ich mach ja schon. Was ist diese Lymphe eigentlich? Sie ist ein wichtiger Teil des Immunsystems, und in ihren Lymphknoten (Lymphdrüsen), welche sich über den ganzen Körper erstrecken, reifen Zellen heran, die uns gegen jeglichen Abschaum wie Viren oder Bakterien verteidigen. Hat man zum Beispiel eine Mandelentzündung, arbeiten die nächstgelegenen Lymphknoten am Hals auf Hochtouren und schwellen an, das kennt ja fast jeder. Außerdem ist das Lymphsystem eine Art Kanalisation des Körpers, und die Lymphknoten bilden die Klärwerke. Leider können Lymphzellen – wie die Zellen fast aller Organe – entarten, sprich: sich ungestört vermehren und dadurch gesunde Zellen


verdrängen. Die Folge ist Lymphdrüsenkrebs, welcher in jedem Alter auftreten kann. Symptome sind schmerzlos geschwollene Lymphknoten, ungewollter Gewichtsverlust, nächtliches Schwitzen und eine erhöhte Infektanfälligkeit. Da es verschiedene Formen dieser Krankheit gibt, gilt es zunächst, die genaue Diagnose zu sichern. Dies geschieht durch spezielle Blutuntersuchungen sowie die Entnahme von Lymphknoten während kleinerer Operationen und deren Untersuchung durch einen Pathologen. Bildgebende Verfahren des Körpers, wie MRT oder CT, zeigen außerdem, wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist, und dienen im weiteren Verlauf der Erfolgskontrolle einer Therapie. Da das Lymphsystem, Adern gleich, im kompletten Körper verzweigt ist, kommt die komplette chirurgische Entfernung wie bei anderen Tumoren nicht in Frage. Wie also dann die Tumorzellen zerstören? Hierfür muss man wissen, dass sich entartete Zellen im Vergleich zu normalen Körperzellen viel schneller teilen, sprich: vermehren. Viele Chemo- und Strahlentherapien wirken speziell auf diese Eigenschaft. Jedoch bleibt dies nicht komplett ohne Nebenwirkungen, im Gegenteil: Eine der berühmtesten Nebenwirkungen der Chemotherapie ist wohl der Haarausfall, welcher sich durch die realtiv schnelle Teilungsrate der Haarzellen erklären lässt. Schleimhäute, ob in Darm oder Mund, und blutbildende Zellen gehören ebenfalls zur teilfreudigen Truppe unter den Zellen und erweitern dementsprechend das Nebenwirkungsspektrum einer Chemotherapie. Insgesamt gehören zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen die starke Übelkeit mit begleitendem Erbrechen, und im schlimmsten Fall kann eine Chemotherapie, selbst Jahre später, eine neue Krebsart hervorrufen. Leukämie zum Beispiel. Im Prinzip ist dies eine kleine allgemeine Erklärung zur Chemotherapie, da es alleine beim Lymphdrüsenkrebs sehr viele verschiedene Verfahren im Hinblick auf Stadium und genaue Art der Erkrankung gibt. In Ihrem Fall hat die Therapie Sie geheilt, was uns sehr freut, weil es sicher nicht immer der Fall ist. Oft soll eine Chemotherapie nur das Leben verlängern, ohne Chance auf komplette Bekämpfung des Tumors. Und manchmal muss man sich und seinen Arzt fragen, ob man die Nebenwirkungen dafür in Kauf nehmen will. Ihr Doc Intro — ASAF AVIDAN »GOLD SHADOW« (POLYDOR / UNIVERSAL / VÖ 23.01.15) — AUF TOUR VOM 07. BIS 12.03.

SON OLIN OWEN WILD R B SH JO IX EN AQUIN PHO MUSIC GREENWOO PICT WARNER BROS. PRODUCTION “INHERENT VICE” DJOJOANNA NEWSOM BYJOBASEDNONNTHEYBYTHOMAS PYNCHON MALONE AN MNER NOVEL LM COMPANY /GHOULARDI FIEL TORO MARTIN SHORT JENAPROEXEDUCUTCERIVES SCOTT RUDIN ADAM SOERSON R A LL SE E N N A S A JO ERSPOON BENICIO D DIRECTOR OF ROBERT ELSWIT, ASWRCITTEN FOR THE SCREEN PAUL THOMAS AND WITH IAC FILM IN ASSOCIATION N REESE WITH PRODESDUIGNCTIONER DAVID CRANK PHOTOGRAPHY MAS ANDERSON AND DIRECTED BY O ST ER AT W E IN ER TH KA erved. IE JONES, ACE DANIEL LUPI PAUL THO s. All rights res EDITOR LESL and Science COSTUME MARK BRIDGES DUCED ANNE SELLAR PRO Picture Arts y of Motion BY JO DESIGNER em ad Ac the mark of URES PRESENTS

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HEUTE

SCHATZPARADE

DINGE, DIE DICH WOLLEN Intro sammelt jeden Monat aus dem Internet und der echten Welt nerdige Schätze an. Für insgesamt unter 100 Euro.

Frustschutz Wer im Winter morgens nicht aus dem Bett kommt, sollte am Abend zuvor mal das Bierchen weglassen und lieber vom Alleskönner Frustschutz träumen. Für 2,50 Euro erhältlich über erfinderladen.com. Vielen Dank an unsere Leserin Anne-Kathrin Fischer!

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Sriracha2go ... macht Nachwürzen zum Kinderspiel. Dank des handlichen Formats passt es in jede Hosentasche und kann alles scharf machen, was nicht niet- und nagelfest ist. Gibt’s für ca. € 6,00 bei sriracha2go.com

Klo-Fußball-Set Nie wieder Langeweile auf dem Klo – ausgebuff te Taktiken erfinden sich ja schließlich nicht von selbst ... Kostet nur € 9,95 bei trendaffe.de

Tatort – das Pflaster. Auch für runde Wunden Endlich macht Bluten wieder Spaß. Dieses Pflaster ist ein wahres Multitalent: Es kann gleichzeitig den Blutfluss stoppen, trösten und verflucht formschön sein. Wer »Tatort« nach dem Aufk leben immer noch scheiße findet, dem ist nicht mehr zu helfen – jedenfalls nicht mit Pflastern! Gibt’s für € 3,95 bei design3000.de

SUMME

48,30

DER NERD IM WANDEL DER ZEIT

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1965

Außenseiter? Von wegen! Über die Jahrzehnte haben die sogenannten Nerds und Geeks sich erfolgreich in so ziemlich jeden Lebensbereich gemogelt. Und jetzt? Kann sich kaum noch

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1980

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ein Mensch die Welt ohne sie vorstellen. Nina Scholz hat diese putzige Spezies unter die Lupe genommen und ihr ein kleines Büchlein gewidmet.

1995

2000

2005

2010

2015

— NINA SCHOLZ »NERDS, GEEKS UND PIRATEN – DIGITAL NATIVES IN KULTUR UND POLITIK« (BERTZ + FISCHER, AUS DER REIHE »TEXTE ZUR ZEIT«, € 9,90)

Fotos: Getty Images

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3 FRAGEN AN

CARL BARÂT 1 Während Pete Doherty in einer thailändischen Drogen-Reha nach dem guten Leben sucht, hat Libertines-Bandkumpel Carl Barât es längst gefunden: Der 36-Jährige ist verliebt, Vater und sogar auf dem besten Weg, ein Optimist zu werden. Mark Heywinkel traf ihn für uns in Berlin. Foto: Dave J. Hogan / Getty Images

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THE DEBUT ALBUM ‘DOWN TO EARTH’

OUT NOW

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Carl, dass du jetzt ein Soloalbum mit den Jackals raushaust, hat einen leicht bitteren Beigeschmack: Hat das Konsequenzen für das weitere Bestehen der Libertines? Nein, gar nicht. Die Libertines haben grünes Licht! Wir werden wieder auftreten, und wir schreiben neue Songs zusammen, solange wir Freunde sind. Und zur Zeit sind wir Freunde.

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Dein Solodebüt hatte noch viele ruhige, nachdenkliche Momente. Mit »Let It Reign« lieferst du jetzt eine optimistische Platte für wilde Nächte. Was ist passiert? Ich werde mit der Zeit tatsächlich zunehmend zufriedener. Vor der ersten Platte war ich ein toter, alter Mann. Aber dann habe ich mich verliebt und bin Vater geworden; und was ich mir immer als Gefängniszelle vorgestellt habe, entpuppte sich als Penthouse mit großartigem Ausblick auf eine Vielzahl von neuen Möglichkeiten. Ein Kind zu haben, hat mich wieder einen Sinn sehen lassen. Ich bin zuversichtlicher und kreativer geworden.

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‘CLAIR DE LUNE’ REMIXES FEAT. PRINS THOMAS & CRAZY P FUTURECLASSIC.COM.AU

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Platte Nummer zwei hast du in New York, Paris und London geschrieben und in Los Angeles eingespielt. Was war dir dabei wichtiger: häufig den Ort zu wechseln oder unterschiedliche Menschen zu treffen? Mich inspirieren Menschen mehr als Orte. Die Leute in deiner Nähe sind es, die entscheidend deine eigene Stimmung beeinflussen. Denn für jeden Menschen hast du eine eigene Version von dir selbst. Vor deiner Mutter bist du jemand anderes als vor deinen besten Freunden. Wenn jemand stirbt, dann betrauert man nicht nur dessen Tod, sondern auch den Tod des eigenen speziellen Ichs. Man lernt also die vielen verschiedenen Facetten von sich selbst besser kennen, wenn man mit unterschiedlichen Leuten rumhängt. — DAS GANZE INTERVIEW AUF INTRO.DE — CARL BARAT & THE JACKALS »LET IT REIGN« (COOKING VINYL / INDIGO / VÖ 13.02.15)

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‘TWO BODIES’ REMIXES FEAT. ROBAG WRUHME, LIDO & HNNY DISTRIBUTED BY WORDANDSOUND


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MUT ZUR ZAHNLÜCKE

KITTY, DAISY & LEWIS Die Geschwister Durham wirken stets, als hätte man sie kurz nach dem Release der ersten ElvisSingle eingefroren und erst Mitte der Nullerjahre aufgetaut, wo sie – noch im Teenageralter – für ihren leidenschaftlichen Retro-Sound sogleich gefeiert wurden. Annett Bonkowski sprach mit ihnen über das neue Album »The Third«.

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en Mut zur Lücke kann man sich als Künstler wohl kaum antrainieren. Den Geschwistern Kitty, Daisy & Lewis wurde er dagegen praktisch in die Wiege gelegt. Ihr optisches Markenzeichen im Gebiss, diese verschmitzte Zahnlücke, ist nicht nur ein Indiz für den engen Verwandtschaftsgrad, sondern im übertragenen Sinne auch für ihre gemeinsame Auffassung, sich beim Songwriting stets ein Hintertürchen offenzuhalten. Bevor ein Song zu sehr gen formatierten Rock’n’Roll tendiert, schlenkern sie in den Swing; bevor nur der Blues-Opa im Publikum anspringt, geben sie den Kids eine Prise Pop. Und bevor jemand glaubt, der Gag »Teenager spielen die Musik ihrer Großeltern« habe sich abgenutzt, holen sie einen alten Punkrocker an Bord, um den Generationen-Clash noch ein wenig weiterzutreiben. Für »The Third« saß nämlich Mick

Jones, einst Gitarrist von The Clash, am Mischpult. Jones lieferte nicht nur frische Impulse, wie Lewis erklärt: »Als Musiker hat man bei Mick das Gefühl, dass er sich wirklich für deine Ideen begeistert und es mehr für ihn ist als reiner Job, den er zu erfüllen hat. Er brachte uns jeden Tag frische Blaubeeren mit, weil er fand, sie seien gut für unsere Gehirnaktivität.« Ob Jones dafür wohl früher auch Blaubeeren gebraucht hat? Vom Obst einmal abgesehen schätzt Kitty jedoch eine weitere Eigenschaft besonders an ihm: »Er verstand es, als Produzent auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen und uns trotzdem dabei zu helfen, an unser Ziel zu gelangen«, reflektiert sie bei einem Glas Rotwein über die gemeinsame Arbeit. Man hört es dem Album an, ebenso wie das Upgrade, das sich die vor allem in England sehr erfolgreichen Geschwister gegönnt haben: Ein ehemaliges indisches Restaurant im

Londoner Stadtteil Camden wurde zum bandeigenen 16-Spur-Analog-Studio umgebaut, in dem folglich auch die Arrangements der Songs deutlich größer ausfielen als zuvor. Daisy dazu: »Nicht nur unsere Songs, sondern auch unser Equipment hat ein Upgrade verpasst bekommen. Wir sind als Band kreativ gesehen auf eine neue Stufe vorgerückt. Dafür muss man eben Risiken eingehen.« Kann man so unterschreiben – und weiterhin gespannt sein, in welche Richtung die drei sich noch weiterentwickeln werden. Wer weiß, vielleicht kommen sie ja im hohen Alter musikalisch in der Jetztzeit an und spielen 2047 Dubstep – es wäre eine schöne Pointe. — KITTY, DAISY & LEWIS »THE THIRD« (SUNDAY BEST / COOP / PIAS / ROUGH TRADE) — AUF TOUR VOM 22.02. BIS 12.03.

ZITAT DES MONATS »WENN DIE MICH ANPINKELN, DANN PINKEL ICH ZURÜCK. UND FERTIG, AUS. DAS IST DOCH DAS SPIEL – SICH ANZUPISSEN.« Walter Freiwald – einst Harry-WijnfordSidekick und aktuell DschungelcampBewohner – empfiehlt sich mit Sätzen wie diesen fürs Rapgame. Wir freuen uns auf seinen Beef mit Kollegah und/oder Bushido!


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ALBEN ZU VERSCHENKEN!

TORTUGA BAR UND SHARON STONED Am 1. Februar verschenkt Mark Kowarsch – eine Hälfte der Band Tortuga Bar und einst Mitglied von Sharon Stoned – gleich vier Alben, darunter »Sharon Stoned. 1995-2005 All Death All Of The Time«, eine Art Best-of zum 20-jährigen Jubiläum. Wir fragten Kowarsch, warum gerade jetzt. Auf der Label-Website viersieben.de gibt es ab dem 1. Februar jeweils ein Remix-, ein Raritäten- sowie ein Live-Album deiner Band Tortuga Bar und eben das Best-of. Warum, und warum jetzt? Am 1. Februar jährt sich der Todestag von Rocco Klein, der ein guter Freund von mir war. Als ich in Köln lebte, legte ich jeden Donnerstag im Stereo Wonderland auf und er gegenüber im Blue Shell. Wer zuerst fertig war, hat dann dem anderen Gesellschaft geleistet. Ich habe

ihn also noch gut 15 Minuten vor seinem Unfall gesehen. Sein Tod hat mich echt getroffen und war einer der Gründe, warum ich Köln verlassen und Tortuga Bar plötzlich als ernsthaftes Projekt begonnen habe. Deshalb das Datum. Und warum packst du das Sharon-StonedRelease dazu? 2015 würden wir eigentlich 20-jähriges Bandjubiläum feiern. Das Best-of wäre damals beinahe schon kurz nach der Trennung erschienen. Ein Ami-Label wollte es rausbringen, ein französisches und in Deutschland Nois-o-lution. Krite, die andere Hälfte von Sharon Stoned, hat dann ein Fax geschrieben. Ihm sei unwohl dabei, wenn man das noch kommerziell ausschlachte. Ebenjenes Fax habe ich dann letztes Jahr wiedergefunden, und so kam ich auf die Idee, das Album zum Jubiläum zu verschenken. Ich muss aber gestehen, dass diese Zusammenstellung

nur meine Sicht der Dinge ist. Krite hätte sie sicher anders kompiliert. Aber vielleicht macht er das ja noch. Mein Label-Partner Vier Sieben Records würde das jedenfalls sofort auch zum Download bereitstellen. Bei Sharon Stoned fiel schon immer auf, dass ihr unheimlich oft Gästen den Gesang überlassen habt. Lou Barlow war dabei, Evan Dando, Dirk von Lowtzow. Warum eigentlich? Das ist ganz einfach zu beantworten. Wir waren Riesenfans von denen. Wir wussten schon, dass wir als Band gut sind, aber wenn wir die Chance hatten, mit jemandem wie ihnen zu arbeiten, haben wir das immer gefeiert und nur zu gerne das Mikro frei gemacht. — DAS GANZE INTERVIEW AUF INTRO.DE — ALLE ALBEN: FREE DOWNLOAD AUF VIERSIEBEN.DE — INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR VOM 13.03. BIS 15.08.

PROMOTION

via DVB-T (Antenne) und Satellit neben dem herkömmlichen Programm auch einfachen Zugang zu Internetinhalten wie etwa dem ganz nach eigenem Geschmack zusammenstellbaren Musikangebot Putpat.

Musik nonstop mit der multithek: Wir erinnern uns: Anfang der 1980er läutete MTV mit »Video Killed The Radiostar« als allererstem Clip nach seinem Sendestart die Ära der Musikvideos und einen einzigartigen Siegeszug ein, bevor den Sender selbst we-

nige Jahre später dasselbe Schicksal ereilte – zumindest vorerst: Dank der multithek von Media Broadcast kann das Musikfernsehen nun sein Comeback auf dem großen TV-Bildschirm feiern. Das neue Fernsehportal bietet

Von Chart-Hits über Hardrock, von Retro-Pop bis hin zu HipHop und R’n’B – über die multithek bekommen Musikfans Zugriff auf ganze acht Putpat-Channels. Ohne lästiges Herunterladen von Apps und mit nur wenigen Klicks auf der Fernbedienung liefern die multithek und der integrierte TV-Kanal Putpat grenzenlos Musik frei Haus. Dazu gibt es spannende Hintergrund-Storys, Interviews und mitreißende Live-Konzerte. Alles, was es zum Empfang der multithek braucht, ist ein HbbTV-fähiger Fernseher und einen mindestens 2 MBit/s schnellen Internet-Anschluss. Mehr Informationen gibt’s auf www.multithek.de.


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WÄHLE 3-3-3 AUF DEM TELEFON

POLLYESTER J Sie war, um mit Marginalien anzufangen, der Sargnagel nach 24 Stunden »Unendlicher Spaß« im Berliner Theater HAU und die Ideengeberin für den TransalpinKlassiker »Abtauen Girl« von Das Weiße Pferd. Die Hauptrolle im engen Terminplan von Polly a.k.a. Polina Lapkovskaja spielt momentan aber: Pollyester. Ein abendliches Telefonat von und mit unserem Autoren Steffen Greiner. Foto: Benni Gerull

etzt läuft »Arielle 2« nicht, also muss sich Polly erst mal um ihre kleine Tochter kümmern. Es ist Abend, und sie ist wieder in München. Der Tag begann in Basel (für Theater), gestern noch war sie in Berlin (für Musik). So sieht gerade Alltag aus, die Liste der Projekte ist lang, beinahe scheint es, als hätten Polly und ihre Mischpoke um das frühere Indie-Kollektiv Kamerakino die Münchner Szene komplett gekapert mit vielem, was es zuvor nicht gab: irren Kunst-Installationen im Schickeria-Zentrum und noch irreren Partys zum Beispiel. Nun steht das zweite Album »City Of O.« von Pollyester an, der Band, die sie seit 2007 gemeinsam mit LaBrassBanda-Schlagzeuger Manuel da Coll unterhält. Ursprünglich ging’s um »handgemachten Techno«; nach der Erweiterung des Duos zum Quartett brannte dieses auf seinem Debüt »Earthly Powers« (2011) dann aber eine Art Kraut-Disco-Exzess ab, Vorbilder etwa die Sparks und, vor allem, Les Rita Mitsouko: »Natürlich habe ich da gewisse Parallelen gesehen: Da sind 'ne Lady, die völlig exzentrischen Gesang macht, und ein Instrumentalist, der sehr lustig aussieht, immer daran interessiert, eine Ironie, einen Witz zu transportieren. Und es klingt wie der Himmel, wie perfekter Pop.«

Der Euphorie des Pop verschreibt sich, mit Abstrichen, auch »City Of O.«. Es ist eine äußerst tanzbare, heftig bassige, tatsächlich witzige Platte geworden, aber eine, bei der zwischen Kraut und Neon Platz zum Kontemplieren bleibt. Der zweiteilige Titeltrack ist eine Hommage an eine Wüstenstadt: an die Stadt des Orion – eine Installation des LandArt-Künstlers Hannsjörg Voth in Marokko, der das Sternbild in Lehm nachbildete –, die hier musikalisch neu errichtet wird. Sehr konkret als Musik, die Architektur kommentiert – »Es gibt ja schließlich auch ›Music For Airports‹!« –, dies aber glücklicherweise, obwohl die inneren Bilder aktiviert werden, weder spacy noch orientalistisch. »Es war in den letzten Jahren auf einmal alles Pyramide. Diese Sehnsucht nach Mystik in der Musik, das haben wir satt.« Stattdessen präsentieren Pollyester beispielsweise einen Track, der nach Pollys Telefonnummer benannt ist: »2328628«, ein »Wähle 3-3-3« für unsere Generation, als Kommentar zum Datenschutz und – ganz einfach – weil »es sich toll spricht, das hat eine Melodie«. Genau wie all die Hits von Pollyester. — INTRO EMPFIEHLT POLLYESTER »CITY OF O.« (DISKO B / SCHAMONI / INDIGO) — AUF TOUR AM 28.02.


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01 LASSIE SINGERS »DIE PÄRCHENLÜGE« Die Lassie Singers und allen voran Christiane Rösinger gehören natürlich an die Spitze dieser Liste, immerhin ist Rösinger seit Jahrzehnten wackere Botschafterin gegen den Irrglauben, ein Mensch sei nur mit Anhang ein vollwertiger Teil der Gesellschaft. Das Gegenteil ist der Fall: »Pärchen stinken, Pärchen lügen / Pärchen winken und fahr’n nach Rügen.« So ist es nämlich!

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TOP 7 KEINE LIEDER ÜBER LIEBE Valentinstag, geh stiften! Hier kommen unsere Top 7 gegen die Liebe. Böses, verletzendes, wütendes, tieftrauriges Liedgut, das man am 14. Februar all den glücklichen Pärchen vorm Blumenladen, im Edel-Italiener oder vor der örtlichen Douglas-Filiale ins Gesicht singen kann.

02 KELIS »CAUGHT OUT THERE« Der Refrain, den sich jede Betrogene als Klingelton für den Ex zulegen sollte: »I hate you so much right now!« Aber die von den Neptunes produzierte Lead-Single ihres Debüts hat mehr zu bieten als diese wütend gebellten Zeilen. Sie ist nicht bloß Abrechnung, sondern zugleich Ermächtigungshymne »for all the women out there / that been lied to by their men«.

03 MOUNTAIN GOATS »NO CHILDREN« Eines der bösesten Lieder gegen die Liebe fürs Leben. John Darnielle beschreibt hier ein Ehepaar, das wohl jeder aus seiner Nachbarschaft kennt. Die zwei, deren Mundwinkel gen Kinn wachsen und die sich nur ankeifen. Und während sie das tun, denkt er Zeilen wie diese: »I hope I lie / And tell everyone you were a good wife / And I hope you die.«

04 TEGAN AND SARA »YOU WENT AWAY« Man wäre ja gerne diejenige, die von Tegan oder Sara diese Zeilen hinterhergesungen bekommen hat – einfach nur, weil es bedeuten würde, dass man mal mit einer der beiden zusammen gewesen wäre. So simpel kann die Erkenntnis nach dem Weggehen jedenfalls auch sein: »There’s more to life than love and being together.« Die würden sich gut mit Miss Rösinger verstehen.

05 RILO KILEY »BREAKIN’ UP« Wer plötzlich unfreiwillig allein dasteht, hat ja generell drei Wege zur Auswahl: Entweder man springt kopfüber ins Tal der Tränen, oder man wandelt Enttäuschung in Wut um – oder man genießt es, plötzlich wieder frei zu sein, legt »Breakin’ Up« vom letzten Rilo-Kiley-Album auf, schnippt die Finger und singt im Chor mit Jenny Lewis: »Oh, it feels good to be free!«

06 ARCTIC MONKEYS »DO ME A FAVOUR« Alex Turner wird beim Schlußmachen garantiert nicht der reumütige »Wir können doch Freunde bleiben«-Typ sein. Er wird noch einmal den coolsten Blick auspacken, die Augenbraue hochziehen, die Tolle aus dem Gesicht streichen, den Kragen der Lederjacke streicheln und eine Line wie diese raushauen: »And to tear apart the ties that bind / Perhaps fuck off might be too kind.«

07 ARCHIVE »FUCK YOU« Die Band aus London hat bei ihren Sängern einen ähnlichen Verschleiß wie ein Single auf Selbstfindung in Berlin bei seinen Bettpartnern. Aber das nur am Rande. Obwohl Archive eigentlich von George W. Bushs Visage inspiriert wurden, wird dieses Lied doch immer gerne genannt, wenn man nach dem besten Break-upSong fragt. Mehr Hass geht nur mit Grindcore.


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HAUSBESUCH BEI ...

AND THE GOLDEN CHOIR Tobias Siebert spielte schon bei Klez.e und Delbo, produzierte Kettcar, Phillip Boa und Me And My Drummer. Für sein Projekt And The Golden Choir zog er sich ins eigene Studio zurück und kam mit dem tollen Debüt »Another Half Life« zurück, das er komplett im Alleingang eingespielt hat. Daniel Koch besuchte ihn in seinem Studio Radiobuellebrueck. Foto: Phillip Himburg

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in Hinterhof in der Schlesischen Straße, schräg gegenüber vom Berliner Club Lido. Radiobuellebrueck liegt im ersten Stock. Neben den Aufnahmeräumen residiert LOOB Musik, das Siebert mit Partnerin Annette Herrmann betreibt. Bevor man das Studio betritt, passiert man eine geräumige Bandküche, in deren Herzen ein großer Holztisch platziert ist. »Hier habe ich oft an den Lyrics geschrieben«, erzählt Siebert. »Ich mag es, dort zu sitzen, nachzudenken, zwischendurch mit Musikern zu plaudern.« Die gehen dort natürlich ein und aus – nicht aber, während Siebert an dem Debüt seines Ein-Mann-spieltalles-Projektes And The Golden Choir arbeitete. »Wenn ich mit Bands arbeite, bin ich für zwei Monate oder so kaum greifbar. Das ist sozial ja schon schwierig genug, damit umzugehen – da könnte ich nie den Kopf freikriegen, um eigene Dinge einzuspielen. Für mein Album habe ich

mir deshalb immer wieder mal zwei Wochen abgezwackt.« Das Studio selbst muss man über eine wackelige, selbst gebaute Treppenstufe erklimmen (»Brich dir nicht die Hacken!«). Auf dem Mischpult konferieren krude Actionfiguren, die linke Wand besteht komplett aus einem Bücherregal. Neben Klassikern wie dem Poe- und Tucholsky-Gesamtwerk finden sich dort eher Romane als Fachbücher: »Das Regal steht nicht nur des Klanges wegen dort. Jede Band muss am Ende einer Produktion ihr Lieblingsbuch hineinstellen. Ich bin manchmal selbst erstaunt, wie geschmackvoll die Mischung geworden ist.« Das Debüt »Another Half Life«, mit dem Siebert fünf Jahre lang beschäftigt war, ist in sehr intensiven Arbeitsphasen entstanden, in denen er sich in genau diese Räume zurückzog. Trotzdem klingen die Songs eher weltumarmend und voll, was nicht nur daran liegt, dass

er Dutzende, von ihm in Echtzeit eingespielte Spuren übereinanderlegte: »Das mag jetzt ein wenig esoterisch oder gar schizophren klingen, aber wenn ich die Songs komponiere und aufnehme, kommt es mir fast so vor, als würden da verschiedene Stimmen oder gar Charaktere aus mir heraus sprechen. Fast, als würde ich mich selbst in so einen Bandcharakter reinsteuern.« Wie er da so sitzt und gelegentlich lächelnd auf das Mischpult blickt, spürt man gleich, wie wohl sich Siebert in seinen Arbeitsräumen fühlt. Und man kann davon ausgehen, dass er nach diesem kontemplativen Arbeitsprozess noch ein wenig mehr mit ihnen verwachsen ist.

— AND THE GOLDEN CHOIR »ANOTHER HALF LIFE« (LOOB / CARGO) — AUF TOUR VOM 04.03. BIS 28.04.


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WER WIR SIND LAURA NÖRD CARBONE

FLIGHT FACILITIES

Herkunft Berlin Genre Hyperaktiv-Pop Mitglieder 4 Besondere Vorkommnisse Nörd, das sind zwei Brüder und zwei Israelis, die aussehen wie Brüder; zusammen haben sie die Musik zum Film »Viel mehr geht nicht« gemacht, der auf der Berlinale Premiere feiert. Aktuelles Album »Na und? Wir kennen euch doch auch nicht« (Bring Me Home / Rough Trade / VÖ 30.01.15)

Herkunft Australien Genre Electro Mitglieder 2 Besondere Vorkommnisse Flight Facilities gibt es auch als Hugo & Jimmy. Ihre Zusammenarbeit beschreiben sie so: »Man sagt ja, dass Gegensätze sich anziehen, und genau das trifft auf uns zu.« Aktuelles Album »Down To Earth« (Future Classic / Al!ve / VÖ 30.01.15)

»Na und? Wir kennen euch doch auch nicht« – charmanter Titel. Ist diese Haltung das NÖRDige an euch? Paul Eisenach: Das ist eher das Freundliche an uns. Ich kann jeden verstehen, der dieses Interview überblättert, weil es so viel zu entdecken gibt und so viel wunderschöne Musik schon lange existiert. Es ist ganz tolerant gemeint. Lass uns doch mal versuchen, uns kennenzulernen, am Ende finden wir uns vielleicht gegenseitig toll. Paul und Leo, ich habe gelesen, dass ihr euch 18 Jahre lang ein Zimmer teilen musstet. Wie kann man sich eure Jugend vorstellen? Leo Eisenach: Wie das halt so ist mit einem großen Bruder: Er hat den Weg vorgegeben, und ich bin hinterher. Es war immer ein Mix aus Musik, Fußball und Lego. Das Popmusik-Fachorgan stern.de hatte für die Premiere eures Videos zu »Drogen« die schöne Headline »Promis besingen den maßvollen Rausch« gefunden. Mal abgesehen von den Promis im Video, wie kommt man auf die Idee, solch einen Song zu schreiben? Pure Sozialkritik, eigene Erfahrungen oder einfache Metaphorik? PE: Metaphysik!!! Nein, wir fanden das Thema einfach spannend. Irgendwann merkt man, wenn man erwachsener wird, wie viel Drogen in der ganzen Gesellschaft konsumiert werden. Da können wir uns alle mit diesem Song selbstironisch die Hand reichen. Interview: Sermin Usta

Herkunft Mannheim Genre Pop für den (David-)Lynch-Mob Mitglieder 1 Besondere Vorkommnisse Laura Carbone hat zwei Gesichter: In der Electro-Pop-Punk-Band Deine Jugend gibt sie zu deutschsprachigem Gesang den kühlen NDW-Nachwuchs. Aktuelles Album »Sirens« (Duchess Box / Rough Trade / VÖ 30.01.15) Was ist das Erste, woran du denkst, wenn du deinen Albumtitel liest? An die Textzeile »black hearts feed sirens«. Ich denke an eine Badewanne, in die ich steige. Sie ist mit warmem Wasser gefüllt. Der Titel »Sirens« steht für die mythologische Schönheit, aber auch für die Gefahr des Weiblichen und soll damit auch die Grundstimmung deines Albums rüberbringen. Bringt der Titel unter anderem auch zum Ausdruck, wie du als Frau gereift bist, also nicht nur rein musikalisch? Auf den Namen kam ich, weil mir die Chöre auf meinem Album unfassbar wichtig sind. Ich fand, dass das wie Sirenengesang klingt, und war fasziniert von den Bildern, die ich dann im Kopf hatte. An einen Reifeprozess habe ich jetzt nie gedacht. Da war mir der Girlpower-Aspekt viel wichtiger! Frauen dürfen wissen, wie stark, gleichberechtigt und wertvoll sie sind. Für mich geht das oft unter. Dein Album hast du in Eigenregie per Crowdfunding realisiert. Wie kamst du auf die Idee, es auf diesem Wege zu machen? Angebote diverser Labels gab es doch bestimmt en masse ... Ganz ehrlich: Ich habe die Labelsache sehr lange rausgezögert. Erst nach meiner EP im März letzten Jahres suchte ich Labels, die meine Vision unterstützen wollen. Aber das war gar nicht so leicht: Ein paar von den Typen wollten mir einreden, ich müsse weniger düster klingen. Deshalb schien mir das in diesem Moment der einzige Weg zu sein, meine Musik so auf Platte zu bringen, wie ich das möchte – ohne mich zu verschulden. Interview: Sermin Usta

Kann man den Titel »Down To Earth« wörtlich nehmen? Wollt ihr bodenständiger werden? Wir wollten eine musikalisch vielschichtige Platte kreieren, ohne zusammenhangslos zu erscheinen. Wir hoffen, dass die Zuhörer da mitgehen und unseren Sound und Geschmack verstehen. Der Titel ist eigentlich die Einstellung, an die wir und die Leute, mit denen wir gearbeitet haben, uns halten wollen. Und wir mögen blöde Wortspiele. Geht es bei »Down To Earth« mehr um Reisen und Entdecken oder mehr um das Fliegen und Abheben von der Erde? Wir haben die Tracks so miteinander verbunden, dass sie in jeder Situation passen. Es ist der perfekte Soundtrack für eine Reise oder auch, um eine zu beenden. Die Erde und verschiedene Landschaften zu entdecken war ein Thema, das uns im Kopf herumschwebte, als wir die Tracklist arrangierten. Wir hörten, ihr verwirrt gerne Journalisten und habt zum Beispiel mal vorgegeben, Calvin Harris zu sein. Kann man euch überhaupt trauen? Am Anfang haben wir gerne unsere Späßchen mit den Journalisten getrieben. Das ist sogar in unserer Biografie festgehalten, und die Leute haben angefangen, mehr und mehr darüber zu schreiben. Man kann uns so viel oder wenig vertrauen, wie man will. Wir wollen einfach, dass sich die Leute mehr für unsere Musik als uns als Personen interessieren. Interview: Carlotta Eisele Die kompletten Interviews auf intro.de


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Grim104, Zugezogen Maskulin

Porky, Deichkind

Kryptik Joe, Deichkind

Testo, Zugezogen Maskulin


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DEICHKIND VS. ZUGEZOGEN MASKULIN

PERLEN UND LEBKUCHEN­HERZEN VOR DIE SÄUE Das anarchische Kostüm-Rap-Kollektiv aus Hamburg und die neuen Wilden der Berliner Rapszene beim Treffen der HipHop-Generationen. Wir setzen Kryptik Joe und Porky von Deichkind sowie Grim104 und Testo von Zugezogen Maskulin an den großen Tisch. Ex-Royal-Bunker-Chef Marcus Staiger kitzelt für uns aus ihnen heraus, warum Brian Eno das sechste Deichkind-Album »Niveau Weshalb Warum« quasi koproduziert hat, was die Raps auf Zugezogen Maskulins zweitem Longplayer »Alles brennt« mit Austern zu tun haben – und warum die beiden Bands alles andere als deckungsgleich sind. Fotos: Jan Philip Welchering


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ryptik Joe: Zugezogen Maskulin wollen mit »Alles brennt« also richtig ins Rapgame einsteigen? Grim104: Ja, wir wollen es übernehmen. Nee, im Ernst, wir wollen uns reinschustern. Kryptik Joe: Seid ihr euch sicher? Testo: Wieso sollten wir es nicht sein? Kryptik Joe: Weil es derbe anstrengend ist. Wir haben das vor 15 Jahren mit dem ersten Album »Bitte ziehen Sie durch« versucht. Anfangs wollten wir so klingen wie unsere Vorbilder A Tribe Called Quest oder De La Soul. Das funktionierte mehr schlecht als recht, und wir kriegten Resonanz, die wir so nicht gewollt hatten. Ich weiß noch, wie ich auf einer Jam ganz ehrfürchtig an Tobi & Das Bo vorbeigegangen bin, die mich überhaupt nicht beachteten. Als Jugendlicher sind Idole ja ganz schön wichtig. Glücklicherweise haben wir uns davon gelöst, auch wenn es lange gedauert hat. Grim104: Ich erinnere mich an das zweite Deichkind-Album »Noch 5 Minuten, Mutti«. Das war vom Humorlevel her schon sehr gut, aber wahrscheinlich war deutscher Rap damals noch nicht so weit, diesen Humor zu verstehen. Ist »witzig« für euch heute ein Kompliment? Kryptik Joe: »Noch 5 Minuten, Mutti« sollte gar nicht so witzig sein. Das heißt, es war zwiespältig. Es gab einen Teil der Band, der die Musik so gut wie möglich machen wollte, daneben gab es den anderen Teil, der die Welt humorvoll gesehen und nicht so ernst genommen hat. Eine Schutzfunktion, um sagen zu können: »Ich identifiziere mich nicht komplett mit Rap. Ich habe auch noch einen Freundeskreis, der nichts damit zu tun hat.« Ausgenommen Ferris, der sich wesentlich stärker mit dieser Rapszene identifiziert als die übrigen Mitglieder von Deichkind. Testo: Für Zugezogen Maskulin stellte sich nie die Frage, in welche Musikrichtung wir gehen wollen. Ich bin mit Rap sozialisiert worden. Wenn ich Punk machen würde, dann wäre das nicht authentisch. Das würde mir gar nicht einfallen. Trotzdem positionieren sich Zugezogen Maskulin in der Rapwelt mit einer gewissen Antihaltung ... Kryptik Joe: Ich sehe die Antihaltung bei Zugezogen Maskulin, kann aber nicht so richtig den Unterschied zu anderen Acts erkennen. Im Grunde ist doch Rap, so wie ich ihn verstehe, generell anti. Testo: Rap ist sehr vielschichtig geworden, und bei uns richtet sich die Antihaltung auch gegen die alten Dogmen der HipHop-Welt. Zum Beispiel, dass ein Rapper hart und gegen alles Weibliche und Schwule sein muss. Das ist das, was ich nicht geil finde. Klar ist das auch der Vorwurf, der immer vom Feuilleton kommt: Rap ist homophob. Wir sehen es aber so, dass Rap in dieser Frage auch nur ein Teil der Gesellschaft ist. Genau deshalb will ich mich nicht rausnehmen aus dieser Rapwelt. Ich bin nach wie vor drin und sehe dieselben Probleme, die ich auch woanders sehe. Aber hier kann ich sie ansprechen. Weil ich ein Teil davon bin und mich auch als Teil davon sehen möchte. Ist Rap durch seine Stilisierung von Härte nicht auch sehr angepasst? Kollegah, einer der derzeit erfolgreichsten Rapper in Deutschland, betreibt einen unheimlichen Kult um seine Selbstperfektionierung. Stichwort Bosstransformation. Daran musste ich denken, als ich den Track über Selbstoptimierung auf dem neuen Deichkind-Album gehört habe.

KRYPTIK JOE: ICH SEHE DIE ANTIHALTUNG BEI ZUGEZOGEN MASKULIN, KANN ABER DEN UNTERSCHIED ZU ANDEREN ACTS NICHT SO RICHTIG ERKENNEN. IM GRUNDE IST DOCH RAP, SO WIE ICH IHN VERSTEHE, GENERELL ANTI. Kryptik Joe: Ich wollte schon immer mal einen Track über Selbstoptimierung machen. Aber was macht dieser Kollegah? Er zeigt in seinen Raps, dass er die krassen SechsfachReime hat? Grim104: Es geht ihm nicht nur um Rap und darum, dass er der krasse Typ ist. Kollegah bietet eine Art Motivationstraining an, das jede Form von Schwäche ausbügeln soll. Schwäche meint in diesem Zusammenhang alles, auch finanzielle Schwäche. Früher habe ich HipHop als eine Kultur empfunden, in der Leute auch mal pleite sein können und sein dürfen. Aber das geht heute nicht mehr. Porky: Du meinst, dass es nicht mehr in ist, pleite zu sein? Grim104: Arm zu sein darf in dieser Gesellschaft nur noch als Vergangenheitsform stattfinden. Man war mal arm, dann hat man es aber rausgeschafft. Kryptik Joe: Ich wurde neulich gefragt, was wir so als Bettlektüre auf unseren Nachtschränkchen liegen haben. Meine Antwort lautete: »Denken Sie groß« von David Schwartz. So entstand der gleichnamige Song auf unserem Album. Ich lese das sehr gerne. Ein Teil von mir sagt: »Mann, das ist so ein Bullshit, was mir der Ami da erzählt.« Auf der anderen Seite fasziniert es mich. Porky: Ich ziehe mir so was nicht rein. Deichkind haben bei ihrem Debüt aber einen anderen Ansatz gewählt, als Zugezogen Maskulin das heute tun – und sich eher poppig inszeniert. Was steckte dahinter? Porky: Da musst du mit Kryptik Joe sprechen, ich bin ja erst mit 30 Rapper geworden. Andere werden mit 30 kokainabhängig, das ist viel schlimmer. Kryptik Joe: Der Pop-Aspekt hat bei uns sicher immer eine Rolle gespielt, und mit dem Label »Pop-Rap« kann ich leben. Natürlich wollten wir Erfolg haben und beschäftigten uns

Deichkind Sie sind spätestens seit dem Album »Befehl von ganz unten« (2012) und der Single »Leider geil« die Kings des gesellschaftskritischen Rap mit Humor. In wechselnder Besetzung ist die Band seit Ende der 1990er umtriebig. Philipp Grütering (Kryptik Joe) ist Gründungsmitglied, Malte Pittner und Bartosch Jeznach (Buddy Inflagranti) mischen inzwischen nicht mehr mit. Dafür ist seit 2008 Ferris MC mit an Bord, Porky stieg bereits drei Jahre vorher ein, ebenfalls als MC. Für Fragen der Inszenierung ist Henning Besser alias La Perla zuständig.


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Zugezogen Maskulin damit, wie man das hinkriegt. Das hat mit der Single »Bon Die MCs Grim104 und Voyage« ganz gut geklappt. Bloß merkten wir erst hinterher, Testo haben aus ihren dass wir alles dem Genre Deutschrap zu verdanken hatten. Heimatstädten Zetel und Grim104: Weil damals die große Deutschrap-Zeit war? Stralsund nach Berlin geKryptik Joe: Total. Das war die Zeit, als Labels wie Yo Mama! funden und trafen sich dort im Jahr 2010. Ein Jahr später und Showdown alle deutschen HipHop-Acts gesignt haben, nahmen sie das Free-Down- die nicht bei drei auf dem Baum waren. Die zahlten auch load-Debütalbum »Kauft große Vorschüsse. nicht bei Zugezogenen« auf, Porky: Damals nutzte noch keiner das Internet, es war das Vergleiche mit K.I.Z das Jahr 2000, man kaufte Singles mit D-Mark, die Labels provozierte. Danach konzentrierten sich beide auf fuhren mit dem Joint im Hals Europaletten voller CDs zu Solo-Veröffentlichungen, WOM. WOM kennt ihr? Das war so ein Musikladen. Und landeten als Band jedoch Top Ten hat damals noch bedeutet, dass du 30.000 bis bei Buback Tonträger, 40.000 Platten die Woche verkaufst. um gemeinsam für das Kryptik Joe: 2002 war in Hamburg der HipHop-Ofen aus. Hamburger Label mit Dazu hatten wir intern ein Ding am Laufen, das uns aus»Alles brennt« ein Album rauszuhauen, das deutschen einandergecrusht hat. Das war der Moment, in dem wir Rap wie einst Deichkind neu entschieden, dass wir den Laden dicht machen. Der Plan erfindet und auf ein anderes war, das Album aufzunehmen und dann fünf Konzerte Level hebt. zu spielen, bei denen wir uns besaufen und verkleiden, um das Ding an die Wand zu fahren. Malte hatte damals ein Projekt: Weiße. Die hatten relativ dreckige Beats, also haben wir gesagt: »Diese Beats nehmen wir!« Als wir auf der Bühne standen, wusste ich gar nicht, wie ich mich zu dieser Musik bewegen soll. Porky: Eigentlich wurde das Ende gefeiert. Dass die Band kaputt ist. Das hat aber so eine Wucht gehabt ... Es ging wieder von vorne los. Der Wandel zu dem, was Deichkind heute ist, entstand durch Zufall? Ich hatte diesen Bruch inhaltlich wahrge-

TESTO: RAP IST SEHR VIELSCHICHTIG GEWORDEN, UND BEI UNS RICHTET SICH DIE ANTIHALTUNG AUCH GEGEN DIE ALTEN DOGMEN DER HIPHOP-WELT. ZUM BEISPIEL, DASS EIN RAPPER HART UND GEGEN ALLES WEIBLICHE UND SCHWULE SEIN MUSS. DAS IST DAS, WAS ICH NICHT GEIL FINDE.

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nommen. Mittlerweile sind Deichkind-Texte doch sehr subversiv ... Porky: Früher haben die Texte etwas repräsentiert wie: »Yeah, ich bin der geile Typ von der Waterkant.« Da galt innerhalb der Band noch der Anspruch: »Meine Strophe ist geiler als deine.« Heute ist das eher so: »Er schreibt meine Strophe, und ich schreibe seine.« Grim104: Da unterscheidet ihr euch sehr von uns, weil ihr eine Band seid, die zusammen Stücke schreibt. Porky: Ja, wir haben keine MC-Egos mehr, weil wir nur den Song nach vorne bringen wollen. Kryptik Joe: Wir hatten aber schon sehr viele unterschiedliche Phasen, auch welche, in denen wir sehr frustriert waren. Porky: Rumschreien. Alkohol. Testo, Grim, könnt ihr mit den neueren Deichkind-Sachen etwas anfangen? Grim104: »Leider geil« ist eigentlich ein gutes Lied. Trotzdem habe ich ein Problem damit, weil es als Phrase von jedem Idioten benutzt wird, um den größten Scheiß damit zu kommentieren. Testo: Kind fällt vom Trampolin und bricht sich den Hals – leider geil. Das hat dann so etwas RTL-II-mäßiges. Grim104: Dasselbe Problem hatte ich mit »Remmidemmi«. Ich war 17 oder 18, als das Stück rauskam, und fand es am Anfang richtig geil. Ich dachte: »Das ist mein Lebensstil, yeah!« Dann wurde daraus der Soundtrack jeder Abi-Fete. Es fühlte sich an, als habe man mir das weggenommen. Der Reflex war, es dann scheiße zu finden. Porky: Das sind Sachen, die sich verselbstständigen. Wenn ein Song abhaut, stehen wir da und sagen: »Tschüss!« Mittlerweile gibt es auf Jahrmärkten riesige Lebkuchenherzen, wo »Leider geil« draufsteht. Testo: Ärgert euch das? Porky: Nein, gar nicht. Kryptik Joe: Das ist die Frage, die ihr euch auch stellen müsst. Was wollt ihr mit Zugezogen Maskulin erreichen? Ich kenne es noch von früher, dass man Angst davor hatte, der eine oder andere Schritt könnte den Sell-out bedeuten. Aber das ist aus meiner heutigen Sicht eher ein Luxusproblem. Ist doch geil, wenn man mit subversiven Texten die Massen erreicht. Porky: Ich stelle mir dabei einen Typen mit DeutschlandShirt und Dosenbier vor, der auf ein Deichkind-Konzert geht, wieder rauskommt und in seinen dumpfen Zustand zurückfallen will. Aber irgendwas in ihm zuckt, er guckt an sich runter, und er fragt sich: »Warum habe ich eigentlich ein Deutschland-Shirt an?« Das ist das, was man sich wünscht. Ist Sell-out für Zugezogen Maskulin ein Thema? Grim104: Als wir bei »Circus Halligalli« waren, kamen schon Kommentare wie »Scheiß Establishment«. Und als wir mit Kraftklub auf Tour waren und ein Bild davon posteten, gab es Reaktionen wie: »Bleibt doch gleich bei den Spastis.« Es gibt Leute, die über alles meckern, was nicht underground ist, und die darauf bestehen, dass man klein bleibt. Testo: Bei diesen Sell-out-Vorwürfen denke ich mir: »Verpiss dich doch, du bist eh nicht richtig bei uns!« Ich würde schon gerne alles mitnehmen, was geht, außer ich hätte das Gefühl, dass es sich nicht richtig anfühlt. Ich würde auch zu »Wetten, dass ..?« gehen. Porky: War ich sogar schon mal. Das hast du leider verpasst. Gibt es nicht mehr. Damals habe ich als Leihmusiker Bass für Ronan Keating gespielt, und Mutti hat die ganze Nachbarschaft angerufen: »Guckt mal, der Junge ist bei ›Wetten, dass ..?‹!« Ich hab mich hochgebückt.


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Während Deichkind für die Zeile »Leider geil« stehen, heißt es auf dem neuen Zugezogen-Maskulin-Album: »Habt doch mal Spaß«. Eure Antwort: »Sorry Kids, geht nicht«. Für mich sind das zwei unversöhnliche Positionen. Auf der einen Seite: »Wir sind uns dessen bewusst, dass alles schlecht ist – aber leider geil.« Auf der anderen Seite: »So schlecht ist es doch nun auch wieder nicht, jetzt habt doch mal Spaß – sorry, geht nicht.« Grim104: »Sorry Kids, geht nicht« richtet sich gegen diesen Wohlfühlkinkerlitz-Techno, bei dem es nicht um freies Spaßhaben geht, sondern darum, dass man einem bestimmten Lebensgefühl entspricht. Ich habe da eine VodafoneWerbung im Kopf, die ein ganz bestimmtes Gefühl von Spaß und Glückseligkeit verkauft: Du und deine coolen Großstadtfreunde, ihr chillt auf einem Dach, danach lauft ihr mit einem Einkaufwagen durch die Stadt, und einer fährt sich durch die Haare ... Porky: Eigentlich müsste man in der Werbung mal depressive Leute zeigen, die morgens rumsitzen und sich mit der Frage beschäftigen: »Soll ich mir jetzt ein Brötchen aufschneiden? – Ach nö, ein Knoppers noch.« Damit könnte man schocken, so könnte man als Werbemensch wieder mal was reißen. Wobei wir wieder bei Deichkind wären. In einem Song auf »Niveau Weshalb Warum« beschäftigt ihr euch mit Werbesprüchen ... Porky: Die Nummer heißt »Powered By Emotion«. Darin münzen wir die gesamten Werbeclaims der letzten 30 Jahre auf uns. Kryptik Joe: Allerdings habe ich festgestellt, dass der Song inhaltlich ziemlich schwächelt. Wer guckt denn heute noch Fernsehen? Porky: Gut, aber man wird ja trotzdem überall mit Werbung zugeschissen. Grim104: Vor allem erschaff t Werbung mittlerweile eine standardisierte Erlebniswelt. Diese Vodafone-Werbung, von der ich eben sprach, ist deckungsgleich mit den Fotos, die viele Leute auf ihren Tumblr-Blogs haben – und deckungsgleich mit dem Leben, das sie führen möchten. Testo: Was ja dann auch wieder mit dem Thema Selbstoptimierung zu tun hat, weil dir die Werbung suggeriert: »Dein Leben ist nur dann was wert und gelungen, wenn es genau so aussieht wie auf den Tumblr-Blogs.« Das ist superkrampfig und anstrengend. Woher kommen die Themen, die euch beschäftigen? Grim104: Beim »Oranienplatz«-Song über das RefugeeCamp war es so, dass ich aus einer Bar mit dem typischen Kreuzberger Hipster-Publikum kam und draußen die Flüchtlinge sah, die nach der Räumung des Camps einen Baum besetzt hatten. Während ich besoffen daran vorbeigelaufen bin, dachte ich: »Wow, vor 50 Metern war ich noch in dieser Szene-Kneipe, und plötzlich stecke ich mitten in einem Polizeieinsatz, wo jemand auf einem Baum sitzt. Jemand, der aus dem Sudan geflohen ist und jetzt in einer deutschen Platane hängt.« Diese Gegensätzlichkeit fand ich so irre, dazu musste ich was machen. War mit diesem Bild im Kopf der Text schon fertig? Grim104: Das Texteschreiben empfinde ich so: Es ist ein bisschen wie bei Austern. Da dringt ein Sandkorn ein, und der Schleim, der sich darum bildet, wird irgendwann die Perle. Porky: Wow. Starkes Bild. Wir haben uns für dieses Album »Oblique Strategies« von Brian Eno geholt. Ohne Kryptik Joe mit seinen ganzen Selbstoptimierungsbüchern hätte

ich manche Sachen nie ausprobiert. »Oblique Strategies« ist ein Kartenset, in dem Sätze stehen wie »Do something old« oder »If there is a choice, do both«. Testo: Klingt so, als hätte Brian Eno die Sprüche bei Urban Outfitters gekauft. Porky: Ja, das ist ziemlicher Quatsch, aber manchmal kommt man trotzdem auf neue Ideen. Weil wir vorhin noch von der poppigen Inszenierung sprachen: Was hat es mit dem aktuellen Deichkind-Song »Hauptsache nichts mit Menschen« auf sich? Porky: Das ist mein Lieblingstrack. »Was willst du mal werden? – Hauptsache nichts mit Menschen.« Im Endeffekt ist es die Kritik an der Dauer-Informations-Flatrate, der du ausgesetzt bist, wenn du in dieser Gesellschaft lebst. Kryptik Joe: Bei dem Stück war der Titel zuerst da. Den fanden wir gut. Gerade auch für Deichkind, eine Band, die auf die Masse setzt. Ich fand den Bruch spannend. Klar, ich habe den Rummel supergerne, und ich bin auch gerne mit vielen Leuten zusammen, aber es gibt Phasen, wo mir das alles zu viel wird. Zum Beispiel, wenn wir die ganze Interviewrutsche durchmachen, und dann kommt einer rein und sagt: »Ich find euch ja gut, aber die Platte ist total scheiße.« Man will darauf locker und souverän antworten, merkt aber, dass die Motivation dazu immer dünner wird, bis man gar keinen Bock mehr darauf hat. Porky: Aber die eigentliche Inspiration zu dem Song stammt von dem Bildersammler Cornelius Gurlitt. Der hat mit seinen Bildern gelebt, mit ihnen geredet, dazu immer Feinbrot gegessen und Hagebuttentee getrunken, ohne Kontakt mit Menschen zu halten. Der hat nicht existiert in diesem System, wo wir anderen alle nicht mehr rauskommen. Gurlitt hatte noch nicht mal einen Personalausweis. Der hat sicher einen unfassbaren Frieden gehabt, und damit kann ich mich identifi zieren. Ich wohne im Wald, und wenn ich in die City komme, habe ich Scheuklappen auf und bin immer froh, wenn ich Kryptik Joe sehe, der mich durch die Gegend führen kann. Alkohol und Drogen nehme ich, damit ich fähig bin, unter Leute zu gehen, ansonsten bin ich Eremit. Grim, du sagst in einem Track von »Alles brennt« wiederum: »Die Natur ist die Kirche Satans«. Grim104: Ich komme aus einer ländlichen Umgebung und kann es nachvollziehen, wenn jemand die Schnauze voll von der Stadt und Bock auf Natur hat. Solche Phasen habe ich auch, aber diese Naturüberhöhung und diese Stadtflucht, die manche Leute betreiben, verstehe ich nicht so ganz. Porky: Das muss man sich halt auch leisten können. Mögt ihr Menschen? Testo: Wir sind auf jeden Fall keine Misanthropen-Rapper. Man muss nicht mit jedem rumhängen, aber ja, ich mag Menschen. Grim104: Oh Gott, wenn ich jetzt sage: »Ja, ich mag Menschen, aber sie sind oft sehr dumm«, dann klingt das schon wieder so trottelig. Aber im Endeffekt mag ich Menschen. Porky: Ich denke, Menschen sind wie Ratten. Die überleben überall. Ich bin schon sehr enttäuscht worden von Menschen, aber um mal etwas komplett anderes zu sagen als das, was bis jetzt gesagt wurde: Das Licht ist stärker. — INTRO EMPFIEHLT DEICHKIND »NIVEAU WESHALB WARUM« (SULTAN GÜNTHER / UNIVERSAL / VÖ 30.01.15) — INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR VOM 08.04. BIS 01.05. — INTRO EMPFIEHLT ZUGEZOGEN MASKULIN »ALLES BRENNT« (BUBACK / INDIGO / VÖ 13.02.15) — AUF TOUR VOM 02. BIS 24.04.

Hochgebückt Anspielung auf den Deichkind-Song »Bück dich hoch«, eine Persiflage auf Karrieregeilheit, Chefgehabe, Duckmäusertum und Jobhierarchien. Das Stück befindet sich auf dem Album »Befehl von ganz unten«. Schon dessen Vorgänger »Arbeit nervt« (2008) äußerte im Titel nicht gerade leise Kritik an den Zuständen der Arbeitsgesellschaft.

Cornelius Gurlitt Im Mai 2014 verstorbener Kunstsammler. Über tausend Werke seiner Sammlung gelten als Teil des »Schwabinger Kunstfunds«. Dabei handelt es sich um Kunst, die nach 1945 als verschollen galt, etwa die Hälfte davon zählt heute zur Raubkunst, die sich die Nationalsozialisten während ihrer Herrschaft unrechtmäßig angeeignet hatten. Die Sammlung wurde noch zu Lebzeiten Gurlitts beschlagnahmt.

Refugee-Camp Auf dem Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg protestierten Asyl suchende Flüchtlinge seit Ende 2012 gegen die restriktive deutsche Asylpolitik. Mit diversen Räumungsandrohungen und -versuchen sowie zwielichtigen Angeboten machten Bezirksregierung und Polizei die Besetzer mürbe. Im April 2014 endete die Besetzung des Platzes, einige Flüchtlinge harrten aus Protest jedoch noch tagelang auf Bäumen aus.


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Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich alles um das Berliner Rap Duo Zugezogen Maskulin und die Hamburger Anarchos Deichkind. Los geht’s…: 1. Wie heißt das neue Album von Deichkind? T F T

»Hier kommt die Laus« »Niveau weshalb warum« »Pippi Langzeitarbeitslos«

2. Welcher DK-Songtitel war mal in Österreich »Jugendwort des Jahres«? H Yolofant c Bab-o-mat L Leider geil

3. Ist »Alles brennt« das Debüt von Zugezogen Maskulin? M Ja o Nein (es gab schon eins gratis) R Was ist ein »Debüt«?

4. Worauf spielt der Bandname »Zugezogen Maskulin« an? W K Z

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elt! Festival 2013. Erste Begegnung mit Intro. Charlotte Aitchison sitzt lässig auf einem grauen Leder-Klotz. Regelmäßig wandert ihre Hand in die brünette Mähne, damit diese bloß nicht zu ordentlich liegt. Der knappe Karorock passt nicht zum Hawaii-TShirt, passt nicht zum pinken Nagellack. Zusammen funktioniert das Ganze aber irgendwie. Charli XCX ist typisch britisch, ihre Attitüde eine Mischung aus Rotz und natürlicher Lässigkeit. Man spricht über Teenie-Idole und saubere Klamotten. Sie äußert sich überrascht, dass man sie für die Main Stage eines so großen Festivals gebucht hat. Die Sorge ist unbegründet, wie sich wenig später herausstellen wird. Schon 2013 weiß die damals 20-Jährige das Melt!-Publikum mit dem Überhit »I Love It« von sich zu überzeugen. Und beweist seitdem, dass sie mehr kann, als nur kurz zu glühen. 2015 wird sich das nicht ändern. Das merkt man schon an der Gesprächssituation – diesmal ist nur ein Telefonat

möglich. Charlis Karriere nimmt kurz vor dem Release ihres neuen Albums »Sucker« erneut Fahrt auf. Vor allem in den USA rufen die Verpflichtungen. Dort war sie bei »Saturday Night Life« ebenso zu Gast wie bei »Jimmy Kimmel«. Ihr Debütalbum »True Romance« erschien bereits im April 2013 und weckte große Erwartungen. Im Nachhinein betrachtet, löste es allerdings noch nicht den ganz großen Erfolg aus. »Als ich ›True Romance‹ geschrieben habe, war ich wirklich ein anderer Mensch. Ich musste erst noch herausfinden, wer ich bin. Das hört man dem Album wohl auch an«, erinnert sich Charli XCX. Ihre mädchenhafte, aber zugleich raue Stimme bietet einen Kontrast, der sich auch in ihrer Musik wiederfindet. Seitdem hat sie sich kontinuierlich ins Rampenlicht gespielt. Allerdings bleibt ihre Überhymne »I Love It« hauptsächlich mit dem Namen des schwedischen Duos Icona Pop verknüpft. Auch der Ruhm für »Fancy«, die Kollaboration mit Rap-Durchstarterin Iggy Azelea, musste noch schwesterlich geteilt werden. Seit aber ihr Song »Boom Clap« 2014 für den Soundtrack des Dramas »The Fault In Our Stars« ausgewählt wurde, richten sich die Scheinwerfer gezielter auf Charli XCX. »In den letzten Jahren musste ich zwangsläufig schnell erwachsen werden. Ich habe aufgehört, mir darüber Sorgen zu machen, was andere von mir denken. Jetzt fühle ich mich frei, all die Musik zu machen, die ich gerne machen möchte.« Würde man das vergangene Jahr also für Charli XCX zusammenfassen, man hätte eine typische Teenage-Popstar-Wunschliste. Neben der Nummer-einsSingle und einem Auftritt bei den MTV EMA (natürlich samt Kleiderwechsel von der Prom-Queen zur dämonischen Lackleder-Sexbome, Christina Aguilera lässt grüßen) steht jetzt die Tour mit Katy Perry in den Startlöchern. »Sie ist superlustig. Auch als Songwriterin bewundere ich sie sehr. Ich freue mich schon auf die Tour, das wird toll!« Dem neuen Album »Sucker«, das jetzt endlich nach mehrmaliger Verschiebung erscheinen soll, steht erfolgstechnisch also nichts im Weg. So schön provokant und sexy wie zum Beispiel bei den VMAs gibt sich Charli XCX nicht nur bei der Titelwahl. »Sucker« ist herrlich eindeutig zweideutig, genauso wie der verführerisch-trotzige Blick, den Charli XCX auf dem Cover, den pinken Lolli im Anschlag, auf den Betrachter richtet. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Laut Charli XCX bezieht sich der Titel lediglich auf all die Leute, die immer an ihr gezweifelt haben: »Das ist eine Art

CHARLI XCX

CHAMPAGNER UND STINKEFINGER Fast jeder von uns hat schon das eine oder andere Mal lauthals »I don’t care, I love it!« in irgendeinen verschwitzten Club gebrüllt. Dass der Song aus der Feder von Charli XCX stammt, wissen dabei nur die wenigsten. 2014 legte die Britin mit dem Hit »Boom Clap« den Grundstein dafür, diesen Umstand zu ändern. Nun legt sie ihr Album »Sucker« nach und fährt den Mittelfinger aus. Carlotta Eisele sprach für uns mit Charlotte Aitchison – der Newcomerin, die schon längst keine mehr ist. Foto: Alex de Mora


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Mittelfinger in Richtung der Personen, die dachten, ich sei ein Niemand. Ich sage damit quasi: ›Ha! Macht das erst mal nach, ihr Penner!‹« Das dürfte allerdings nicht so einfach werden. Auch wenn das Konzept des unangepassten Revoluzzermädels nicht gerade neu ist, bietet das Album genug Abwechslung, um nicht wie aufgewärmte 80er-Jahre-Suppe zu schmecken. Neben den typischen Girlie-Pop-Hymnen finden sich auf »Sucker« auch sanftere Nummern. Ihr Favorit? »›Need Your Love‹: Ich hab ihn zusammen mit einem guten Freund geschrieben: Ross von der Band Vampire Weekend. Das gibt dem Ganzen für mich einen besonderen Touch. Wir haben das Album in Schweden geschrieben. Ich habe ihn überredet, in dieses verwunschene Hotel mitzukommen. Es war einfach nur karg, aber unheimlich cool und irgendwie magisch. Der Song ist der letzte auf dem Album und klingt ganz anders als der Rest. Er ist von 60er-Jahre-Girl-Groups inspiriert und fühlt sich fast an wie aus einer anderen Zeit.« In diesem Jahr wird Charlotte Aitchison ihren 23. Geburtstag feiern. Das kleine Mädchen, das mit acht Jahren angefangen hat, eigene Songs zu schreiben, ist allerdings Geschichte. Damals, im beschaulichen Stevenage, Hertfordshire, gehörten Glanz und Gloria nicht gerade zum Standard. Dennoch hat sich Charli XCX nicht dazu hinreißen lassen, vollends

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abzuheben. Exzentrisch ist sie, ja – aber trotzdem scheint es nicht, als hätte sie dem schnöden Normalo-Dasein vollkommen abgeschworen. Gut, einen ehemaligen Ballsaal als Schlafzimmer hat nicht jeder. Auch wenn sie nicht verraten hat, wie groß dieser ist. In einer solchen Kulisse fühlt sich das Songschreiben bestimmt gewichtiger an als in einem klokabinengroßen WG-Zimmer. »Und ich trinke jetzt echt gern Champagner«, gesteht sie lachend. Aber sonst habe der Erfolg sie nicht verändert. »Ich glaube eigentlich, dass es mehr die Menschen um dich herum betrifft. Du nimmst bestimmte Dinge stärker wahr. Ich glaube nicht, dass ich mich durch den Erfolg verändert habe. Ich bleibe ja in meinem Kopf, weißt du?« Spricht’s und kichert leicht unsicher, beinahe unschuldig. Kurz kommt also doch das kleine Mädchen wieder zum Vorschein. Die zuckersüße Drinkempfehlung relativiert das aber schnell wieder: »Champagner mit Vodka und Granatapfelsirup. Das musst du mal probieren.« Dann ist das Getränk zum Anstoßen ja schon gefunden. Charli XCX wird 2015 nämlich bestimmt noch öfter Grund haben, auf ihren Erfolg zu prosten. Mutmaßen wir jetzt einfach mal. — CHARLI XCX »SUCKER« (ASYLUM / WARNER / VÖ 13.02.15) — AUF TOUR VOM 26.02. BIS 13.03.


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FEINE SAHNE FISCHFILET

EINE ART VON BLEIBEN Feine Sahne Fischfilet sind in vieler Leute Augen wohl immer noch die Band, die der Verfassungsschutz gepusht hat. Weil dieser zwar auf dem rechten Auge blind ist, aber das andere nervös zuckend auf die »linksextremen« Texte von Sänger Monchi und die Gang richtete. Doch auch jenseits dieses Behörden-Irrsinns haben sie bleibende Aufmerksamkeit verdient: für faustdicke Dellen in den Stammtischen, für direkte Ansagen und für ihr neues Album »Bleiben oder gehen«. Miriam Mentz besuchte die Band für uns im schönen Mecklenburg-Vorpommern. Fotos: Robin Hinsch


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an könnte meinen, schon mit dem Titel dieser »Home Story« wäre der Spoiler gesetzt: Feine Sahne Fischfilet sind geblieben. Nicht unmittelbar in ihren Heimatorten Demmin, Jarmen, Wismar oder Hanshagen, aber in Greifswald und Rostock, also in Mecklenburg-Vorpommern. Genau da treffen wir uns, um über ihr neues Album zu sprechen und uns von ihnen ihre Heimat zeigen zu lassen. Um uns nach der Fotosession einen Ausgang vom Grundstück zu verschaffen, fällt an diesem leergeregneten Nachmittag der Bauzaun vor der Frontseite des ehemaligen Kulturhauses Deutsch-Sowjetische-Freundschaft um, nachdem Sänger Monchi ihm kurzerhand einen Stoß versetzt hat. Da das Passanten-Aufkommen heute gen null tendiert, bleibt dieser Moment erwartungsgemäß unbeachtet. Aber dennoch ist er symbolisch wundervoll passend: Endlich mal wieder eine Band, die krachend mit Türen in Häuser fällt – oder eben mit Zäunen in Wiesen. Eine Haltung, mit der Feine Sahne Fischfilet sich in den letzten zwei Jahren eine breite Hörerschaft erobern konnten. Die ihnen jedoch bereits im dritten Jahr in Folge auch die unerwünschte Aufmerksamkeit des Verfassungsschutzes eingebracht hat. Egal. Oder vielmehr: gut so. Feine Sahne Fischfilet bleiben der Beweis dafür, dass gelebte Ideale und herzliche Konfrontation auch musikalisch vereint richtig guttun können. Das Kulturhaus hinter dem gekippten Bauzaun steht in Zinnowitz, einer Gemeinde auf der Insel Usedom. »Wir haben hier vor allem im Sommer immer viel Zeit verbracht, weil das Kulturhaus auf dem Weg zum Strand liegt«, erzählt Sänger Monchi. »Zinnowitz ist ein klassischer Strandort, in dem alles neu renoviert und auf Touristik ausgerichtet wurde. Wenn man an verregneten Tagen wie heute durchfährt, ist kein Mensch auf den Straßen.« Na ja, fast alles wurde renoviert. Das schöne Kulturhaus offensichtlich nicht. Es steht da wie einst zurückgelassen, nach der Wende geplündert und dann dem Verfall überlassen. Umso mehr glänzen die kleinen Verkaufsbuden, die sich auf dem Weg zum Strand aneinanderreihen und wohl eher im Sommer geöffnet sind. Im Kulturhaus passiert derweil nichts mehr, außer gelegentlichen illegalen Partys, für die sich die Kulisse mit dem verlassenen Theatersaal geradezu aufdrängt. Hier findet unser Fotoshooting statt. Jenseits des Abgeranzt-istimmer-gut-Arguments passt dieser Ort bestens zu ebendieser Band, die nicht bei erster Gelegenheit in eine der großen Städte gezogen ist, sondern lieber vor und im Ort an den Dingen rüttelt. Das Thema des Weggehens ist dennoch allgegenwärtig. »Du musst nur mal auf uns als Band gucken. Jeder von uns kann dir da ein Dutzend Geschichten erzählen. Gute Freunde gehen, oder jemand aus der Familie. Man kann das verstehen: Viele finden einfach keinen Job. Wie soll man da überleben? Meist hat das Wegziehen gar nichts damit zu tun, dass diese Leute nicht mehr hier wohnen wollen. Im Gegenteil: Es ist schön hier. Du hast den Strand vor der Haustür. Es gibt auf jeden Fall beschissenere Ecken als diese.« Dennoch gibt es während der anschließenden Autofahrt viel zu erzählen von Dingen, die hier schieflaufen und eben doch recht beschissen sind. Ein Flüchtlingsheim in der Nachbarschaft, das keiner haben möchte. Die NPD, die oftmals schlichtweg die beste Vernetzungsarbeit in den Orten leistet und omnipräsent ist. Ein neuer Kindergärtner mit Migrationshintergrund im Nachbarort, der lange misstrauisch beäugt wurde. Und dann gibt es da den Ort Demmin, wo der Bürgermeister noch vor wenigen Jahren die Bewohner anhielt, die Fenster zu verschließen, wenn die Nazis an jedem 8. Mai durch die Straßen marschierten – statt sich ihnen in den Weg zu stellen.


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»ES BLEIBT BEIM ALTEN, AUSSER, WIR VERÄNDERN ES.« Feine Sahne Fischfilet

Aber es verändert sich eben auch etwas. So erzählt Monchi: »In Demmin hat sich das Bündnis »Demmin Nazifrei« gegründet. Das organisiert jetzt die Proteste. So was kann nur entstehen, wenn es von Leuten kommt, die sich für das Bleiben und das Kämpfen entschieden haben. Du musst Verbindungen haben, die Leute kennen, die du auf deine Seite bringen willst. Es ist eben ein Unterschied, ob du hier groß geworden bist oder das von außen reinträgst – mit diesem Habitus, der sagt: Eigentlich seid ihr doch alle Idio­ ten. Dieses Ding, wo man mal für zwei, drei Jahre in eine Stadt fährt und eine schlaue Politgruppe aufmacht, die den Leuten erklärt, wie scheiße sie sind und wie das jetzt mit der Revolution geht – das ist einfach nur lächerlich. Ich bin nicht so eine Zecke, die denkt, die ganze Welt sei schlecht. Ich glaube daran, dass sich Sachen verändern können. Aber es ist auch an einem selbst, etwas zu bewirken. Das kriegt man nur im Kleinen hin, und aus vielen kleinen Dingen


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entsteht dann vielleicht irgendwann etwas Großes. Insofern nehme ich es schon als Verantwortung wahr, wenn ich sage, dass wir mit der Band hier so etwas wie ein Privileg haben.« Ein Privileg, das Feine Sahne Fischfilet auch zum Release der Platte nutzen wollen, um am Erscheinungstag ein Konzert auf dem vorpommerschen Land zu feiern. Während unseres Spaziergangs gibt es dazu leider schlechte Nachrichten: Ein Veranstaltungsort, der schon so gut wie sicher schien, wird vom Veranstalter wieder abgesagt. Vermutlich, weil dieser den Verfassungsschutzbericht zugespielt bekommen hat. Komisch nur, dass besagter Ort bisher gar nicht öffentlich bekannt gegeben wurde. Vorgänge dieser Art haben Feine Sahne Fischfilet schon häufiger erlebt. Trotzdem wird die Sache gut ausgehen: Einige Wochen später wird mit der Burg Kempenow dann doch noch der passende Ort gefunden und innerhalb weniger Stunden ausverkauft sein. So ähnlich war es bei den letzten lokalen Shows immer. »Das hätte ich vor vier, fünf Jahren nicht für möglich gehalten. Heute sehe ich: Wenn wir Konzerte auf die Beine stellen, bewegen wir damit was. Da kommen dann keine 1000 Antifas, sondern alte Klassenkameraden, Kids vom Dorf. Das ist ein ganz anderes Gefühl, als wenn wir auf großen Festivals spielen. Aber nicht weniger geil. Es gibt mir mehr als ein Antifa-Konzert in Berlin, wo alle ›Anti Facista!‹ brüllen. Das gehört da halt zum Schick, das ist Folklore, dazu brauchst du nichts. Und Folklore ist dabei noch positiv formuliert. Diese Selbstbespaßung ist manchmal einfach nur peinlich. Ich mag das Prollige, manchmal Provinzielle, Ehrlichere lieber. Und solche Konzerte zu spielen und sie selbst zu organisieren, wenn es kein anderer tut, das ist eben auch eine Art von Bleiben.« Für einen Moment könnte nach diesem Tag der Eindruck entstehen, dass man einen Punkt hinter den Albumtitel setzen könnte. Doch für Feine Sahne Fischfilet bleibt er eine offene Frage. »Wir haben ja auch keine Antwort darauf. Und unser Bandleben mit dem vielen Touren ist ja schließlich auch ein ständiges Bleiben und ein ständiges Gehen.« Sicher ist, dass diese Band es sich nicht auf irgendetwas bequem machen wird. Nicht auf der Bank am Strand von Usedom. Nicht politisch. Nicht in dem, was sie von dieser Welt will. Und so schwingt in jedem zeitweiligen Bleiben vor allem der innere Aufbruch mit; denn, auch so heißt es auf »Bleiben oder gehen«: »Es bleibt beim Alten, außer, wir verändern es.« — FEINE SAHNE FISCHFILET »BLEIBEN ODER GEHEN« (AUDIOLITH / BROKEN SILENCE / VÖ 23.01.15) — INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR VOM 23.01. BIS 25.04.

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COVER-WELTEN

AUSGESCHNITTENE KÖPFE


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Was ist nur los mit der Welt da draußen? Tiere, Kinder, Dreiecke, Gemüse – während so gut wie alles auf Covern verwurstet wird, hat die Darstellung lustiger ausgeschnittener Köpfe in den letzten Jahrzehnten schwer nachgelassen. Doch wem die Schuld in die Schuhe schieben? Microsoft? Photoshop? Oder dieser verdammten Kreativität? Wir jedenfalls bedauern diesen Umstand zutiefst! Aber früher ... na ja, ihr wisst schon. Zusammengestellt von: Senta Best und Marcus Becker


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Sleater-Kinney sind zurück. »No Cities To Love« heißt ihr neues Album, das erste seit der vorübergehenden Trennung 2006. Bis heute haben Sleater-Kinney großen Einfluss auf popfeministische Diskurse und gelten als Vorbilder für junge Bands. Julia Brummert traf Corin Tucker und Carrie Brownstein in Berlin zum Gespräch und war über den Optimismus der einstigen Vorzeige-Riot-Grrrls in Sachen Feminismus durchaus überrascht.


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chon 1997 wurdet ihr in diversen Interviews gefragt, ob Sleater- CB: Richtig nervös sind wir aber nicht. Im Idealfall ist der Einsatz imKinney wichtig seien. Ich stelle diese Frage heute noch mal: mer hoch, wenn man Musik macht. Wäre es bei uns anders, würden Sind Sleater-Kinney 2015 noch wichtig? wir nicht spielen. Carrie Brownstein: Für uns sind sie es natürlich. Ich glaube nicht, Was haltet ihr von aktuellen feministischen Bewegungen und Phädass wir das Album aufgenommen hätten, wenn wir nicht dieses nomenen wie dem Rookie Mag? Gefühl der Dringlichkeit gehabt hätten. Das Projekt Sleater-Kinney CB: Es gibt eine große Vielbraucht Energie und Hingabe. Wir hätten das nicht halbherzig machen falt an Stimmen, die in können, wenn wir davon nicht überzeugt gewesen wären. der Lage sind, neue Ideen Rookie Mag Gab es einen konkreten Zeitpunkt, an dem ihr entschieden habt: auf den Weg zu bringen. Sleater-Kinney muss es wieder geben? Durch das Internet ist Die Modebloggerin Tavi Gevinson hat das Online-Magazin für Teenager 2011 ins Leben CB: Es gibt bei Sleater-Kinney – wie auch bei vielen anderen Bands – eine es einfacher und niedgerufen. Rookie bringt Mode, Feminismus Art Macht, die von außen einwirkt. Die unabhängig von einem selbst rigschwelliger geworden, und Popkultur zusammen. Seit 2012 entsteht und größer ist als man selbst. Es gab eine Zeit, da fühlte es sich zu vernetzen. Es gibt erscheint jährlich das »Rookie Yearbook«, sich nicht mehr richtig an, mit Sleater-Kinney weiterzumachen. Aber das Rookie Mag oder die Audas für Promis wie Lena Dunham oder irgendwann war das Ganze wie ein Satellit, der im All seine Kreise zieht torin Roxane Gay, die »Bad Tegan And Sara schon zum Requisit auf ihren Instagram-Fotos und plötzlich wieder ins Blickfeld gerät. Es war für uns unmöglich, Feminist« geschrieben hat, und geworden ist. das zu ignorieren. Die Sache kam wieder ins Rollen, unausweichlich noch so viele andere tolle Stimmen. Sie inspirieren und informieren und sicher. Corin Tucker: Irgendwann Ende einander. Es gibt besonders online viel Austausch darüber, was es 2011 hat Carrie mich besucht, weil wir zusammen eine Folge bedeutet, eine Frau, ein Mensch oder eben eine Feministin Portlandia »Portlandia« schauen wollten, zu sein. Das ist eine sehr positive Entwicklung. in der mein Sohn zu sehen war. Seit 2010 ist Carrie Brownstein sowohl Riot Grrrl ist nicht zuletzt deshalb entstanden, weil ihr Autorin als auch Hauptdarstellerin der Serie Da habe ich Carrie vorgeschlaund viele andere Frauen die ungerechte Behandlung im »Portlandia«. Gemeinsam mit Fred Armisen gen, dass wir eigentlich mal Musikgeschäft satthattet. Hat sich daran etwas geändert? (»Saturday Night Live«) nimmt sie die CB: Ich glaube, in der Musik und anderen kulturellen Bewieder zusammen Musik maHipsterszene in Portland, Oregon auf die chen könnten. Wir haben uns ein reichen gibt es sehr viele starke Frauen, die den Ton angeben. Schippe. Die Serie wurde bisher nicht wenig darüber unterhalten. Carrie Das gilt vor allem in den USA für alle populären Genres. Ich im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. hat klargemacht, dass wir dann auch glaube, die Idee, dass Frauen in Bands spielen, ist mittlerweile ein neues Album machen müssen. Das normal. Es gibt so eine große Vielfalt in der Musik, und das Geschäft wurde unsere neue Aufgabe. scheint weniger gegendert zu sein. Seit es Sleater-Kinney gibt, habt ihr euch mit Das klingt nach guten Neuigkeiten, ich bin überrascht. Feminismus befasst und gesellschaftliche und poCB: Ja, das ist super. Ich weiß nicht, wie es in anderen Ländern ist, litische Themen mit eurer Musik und euren Texten angesprochen. aber in den USA und vielleicht auch in England ist die Situation echt Was beschäftigt euch heute? Gibt es Dinge, die sich seit den 90ern besser geworden. groß verändert haben? Einige Kritiker haben geschrieben, dass euer vorheriges Album »The CT: Es gibt definitiv noch immer Missstände, die wir kommentieren Woods« nicht mehr so zugänglich war wie die alten Sachen. Was meint wollen. In den Vereinigten Staaten hat sich in den letzten 20 Jahren so ihr, in welche Richtung geht ihr mit »No Cities To Love«? viel getan, und trotzdem sind da noch immer viele soziale Ungleichheiten. CT: Mit dem Album wollen wir unsere Stärken als Band herausstellen Einiges ist noch viel krasser geworden als in den 90ern, vor allem die und uns auf diese konzentrieren. Es ist eine Art Essenz all unserer Unterschiede zwischen Arm und Reich. Die sind riesig. Wir als Band bisherigen Platten: starkes Songwriting und ein paar poppige Aspekte fühlen uns wie ein starker Muskel, der die Kraft und die Möglichkeiten in Verbindung mit experimentelleren Gitarrensounds. Es ist andererhat, diese Missstände öffentlich anzusprechen. seits aber auch eine ganz eigene Sache. Wir haben versucht, nicht nur Beziehst du dich damit auf die politischen Unruhen in den USA zurückzublicken, sondern uns auch nach vorn zu bewegen. in jüngster Vergangenheit, wie zum Beispiel die Vorkommnisse in Carrie, du schreibst und schauspielerst auch für die Serie »Portlandia«. Ferguson? Welche Verbindung zur Arbeit als Musikerin siehst du? CT: Diese übertriebene Polizei-Gewalt gegen schwarze Männer ist CB: Beides macht Spaß, klar. Was beides gemeinsam hat, ist dieses schlicht falsch. Trotz allem, was sich in den letzten 20 Jahren getan haben Element der Performance. Ich versuche, weniger distanziert zur Welt mag, spiegelt sich darin die soziale Ungerechtigkeit wider, die in den zu sein, eine Verbindung zu anderen Menschen herzustellen. Sowohl USA noch allgegenwärtig ist. Es ist an der Zeit, dagegen anzukämpfen beim Schauspielern als auch bei der Musik geht es um Experimente, und sich einzugestehen, dass wir dieses Problem haben. Wir müssen um eine gewisse Verletzlichkeit. Ich habe wirklich großes Glück, dass diese Dynamiken zwischen weißer Polizei und komplett entmachteten ich beides tun kann. schwarzen jungen Männern neu überdenken. Die Proteste sind sehr Was würdet ihr jungen Leuten mit auf den Weg geben, die versuchen, wichtig für das Land. Es reicht nicht, dass die Polizisten eine Weiter- eine Band zu gründen? bildung machen – das ganze System hinter der US-amerikanischen CT: Wartet nicht, macht’s einfach! Trotzdem ist Übung sehr wichtig, Polizei ist altmodisch. die sollte man dabei nicht vernachlässigen. Ich war sehr ungeduldig, Ihr seid gerade für junge Feministinnen große Vorbilder. Wie geht als ich jünger war. Heute wünschte ich, ich hätte mehr an der Gitarre ihr damit um, dass nun viele Augen auf euch und euer Comeback geübt. Ein bisschen mehr Geduld hätte mir wirklich gutgetan. Wenn gerichtet sind? man sich erlaubt, verschiedene Instrumente und Herangehensweisen CT: Wir haben verstanden, dass Sleater-Kinney größer sind als wir auszuprobieren, und das ernsthaft angeht, kann das sehr nützlich sein. selbst. Die Band ist mehr als die Summe ihrer einzelnen Mitglieder. Auf dieses Wissen kann man zurückgreifen, wenn man älter wird. Also Wir betrachten das Ganze mit großem Respekt, weil wir wissen, dass hilft es, als junger Mensch fleißig gewesen zu sein. die Band nicht nur uns, sondern auch vielen anderen Menschen sehr — SLEATER-KINNEY »NO CITIES TO LOVE« (SUB POP / CARGO) — AUF TOUR AM 18.03. viel bedeutet.


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Diskografie (Alben)

»No Cities To Love«, 2015 (Sub Pop) »The Woods«, 2005 (Sub Pop) »One Beat«, 2002 (Kill Rock Stars) »All Hands On The Bad One«, 2000 (Kill Rock Stars) »The Hot Rock«, 1999 (Kill Rock Stars) »Dig Me Out«, 1997 (Kill Rock Stars) »Call The Doctor«, 1996 (Chainsaw) »Sleater-Kinney«, 1995 (Chainsaw)

Ex-Mitglieder

Lora Macfarlane (Ninetynine)

Toni Gogin

Misty Farrell

Single

Bandname

»Bury Our Friends«: Zusammenarbeit mit Miranda July

stammt von der Sleater Kinney Road in Olympia, Washington Mitglieder aktuell

Gesang, Gitarre weitere Projek

Schlagzeug te

Gesang, Gitarre weitere Projekte

weitere Projekte Bandprojekt

Cadacalla

während der Pause von Sleater-Kinney

Quasi

Excuse 17 Autorin und

Schauspielerin

Bright Eyes (Europa-Tour)

The Corin Tucker Band war mal bei

Stephen Malkmus & the Jicks (gemeinsam mit Joanna Bolme von Quasi)

Heavens to Betsy

Wild Flag

Portlandia (Serie)

ehren Slea terKinney m it dem Lied »Hot Topi c«

Autor und Schauspieler

Instagram-Foto mit

Le Tigre

Fred Armisen (Saturday Night Live) wicht

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Bikini Kill wichtige B

Riot Grrrl

and für

The Julie Ruin Rookie Yearbook weitere Projekte

Gesang

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Kathleen Hanna

am-Foto

mit

gründe

Rookie Mag tion Inspira

Tavi Gevinson

veröffentlicht

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Verhaftungen. folter. hinrichtungen. Die tinte einer einzigen unterschrift reicht, um solche urteile zu Vollstrecken. Doch Deine unterschrift kann Diese schicksale auch VerhinDern. Denn es sinD gewöhnliche menschen wie Du unD ich, Die regierungen Daran erinnern, Dass sie nicht tun können, was sie wollen, unD Die aussergewöhnliches leisten. seit 50 Jahren kämpfen wir gemeinsam gegen unterDrückung unD willkür. unD Das werDen wir auch in zukunft tun. Denn zusammen sinD wir Die grösste menschenrechtsbewegung Der welt unD können etwas erreichen. sei Dabei. mit Deiner unterschrift. Deiner spenDe. Deinem einsatz. mitmachen unter www.amnesty.de

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OLLI SCHULZ

SCHLUSS MIT LUSTIG Es läuft richtig gut für Olli Schulz: Man kennt und schätzt ihn als Musiker sowie als TV-Star an der Seite von Joko & Klaas. Nun hat der Liedermacher aber erst mal die Schnauze voll von der Fernsehwelt und konzentriert sich lieber auf sein sechstes Album. »Feelings aus der Asche« ist eine Abrechnung mit diversen Lebensabschnitten – Spaßiges fand Verena Reygers darauf nur selten. Fotos: Jenny Schäfer

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n dem Lied »Als Musik noch richtig groß war« besingst du die größere Bedeutung von Musik in jungen Jahren: als Trost, zur Bewältigung von Teenager-Konflikten und beim Knutschen auf dem Sofa. Hat Musik für dich wirklich an Bedeutung verloren? Ja, leider. Ich habe einfach nicht mehr so viel Zeit dafür wie früher. Ich liebe es immer noch, eine gute Platte im Auto zu hören und natürlich Songs zu schreiben. Es wird mit dem Alter bloß immer schwieriger, sich für Musik zu begeistern. Das hat ja auch damit zu tun, dass Musik oft Teil einer Jugendbewegung ist. Ich habe früher viel Punk und Heavy Metal gehört, da ging es nicht nur um die Musik, sondern auch um die Haltung. Und das alles ist jetzt nicht mehr so wichtig, weil man sich selbst ein bisschen gefunden hat und Musikhören eher zum Luxus geworden ist. Trotzdem ist deine Leidenschaft für Musik nach wie vor so groß, dass du deine TV-Karriere nun hintangestellt hast, um ein neues Album zu machen. Natürlich, Musik ist mir das Wichtigste. Aber wahrscheinlich wäre die Platte auch ohne meinen TV-Job erst jetzt rausgekommen. Ich habe nebenbei auch weiter an meinem Buch mit Kurzgeschichten geschrieben und bin mit der neuen Band auf Tournee gewesen. Gab es weitere Gründe, dem Fernsehen den Rücken zuzukehren? Sagen wir mal so: Ich habe mich in der Medienbranche nicht sofort so wohl gefühlt, dass ich dafür alles, was mir wichtig ist, stehen und liegen lasse, bloß, weil ich ein eigenes TVFormat habe. Außerdem hat es mich gestört, insgesamt so wenig Mitspracherecht zu haben, obwohl man so viel von sich selbst preisgibt. Du schlüpfst in so krasse Rollen, machst krasse Sachen und hast am Ende doch nicht die Entscheidungsgewalt darüber. Das ging mir manchmal ein bisschen

TV-Karriere Obwohl Schulz schon 2009 beim NDR einen TV-Versuch gewagt hatte, brachte ihn erst die Freundschaft mit Joko und Klaas ins Rampenlicht. Anfangs als Sidekick für Sendungen wie »neoParadise« und »Circus HalliGalli«, dann mit seinem eigenen Format »Schulz in the Box«. Klaas ist übrigens seit Jahren ein treuer Besucher von OlliSchulz-Konzerten.

Moses Schneider MusikproduzentenUrgestein, das vor allem deutschsprachigen Bands wie Tocotronic, Beatsteaks, Kante oder Turbostaat den passenden Sound zimmert. Sein Erfolgsgeheimnis ist die Live-Aufnahme der Band, statt die jeweils solo aufgenommenen Spuren miteinander zu verbinden.

auf die Nerven. Genau wie die Tatsache, dass zuletzt dann doch immer alles von den Quoten abhängt. Ob du gut oder schlecht bist, ist einfach nur eine Quotensache, es geht nicht um Qualität. Da muss man schon Glück haben mit einem passenden Redaktionsteam und einem mutigen Sender. Betrachtet man deinen musikalischen Output, so arbeitest du seit Jahren teilweise mit denselben Leuten zusammen. Wie wichtig ist es dir, deine Musik in einem vertrauten Umfeld entstehen zu lassen? Ich brauche schon Leute, die mich verstehen. Alle in meiner Band sind Freunde und auch bessere Musiker als ich. Ich bin realistisch genug, zu wissen, dass meine Fähigkeiten als Texter, Musiker und Sänger begrenzt sind. Alles zusammengebündelt hat aber irgendwas, was bei den Leuten gut ankommt und etwas auslöst. Ich komme jetzt erst langsam an den Punkt, meine eigene Stimme bewusst hören zu können. Im Grunde fand ich sie bislang grauenhaft. Aber dann helfen mir diese Leute, denen ich mich auch anvertrauen kann. Wie Moses Schneider, der auch schon deine letzten vier Alben produziert hat. Ja. Moses ist nicht nur Produzent, er ist auch Betreuer und hat ein zwischenmenschliches Verständnis für seine Künstler. Das merkt man an vielen Alben, an denen er gearbeitet hat. »Kapitulation« von Tocotronic zum Beispiel. Immer noch die beste Platte, die sie je gemacht haben. Welche Band kann schon sagen, ihr achtes Album sei ihr bestes? Ich habe Moses über meine damalige Freundin kennengelernt, als ich 2005 ein Demo für einen Song aufgenommen habe. Und abends hörte ich zufällig die »Bossanova«-Platte der Pixies und las im Booklet: »Engineering Moses Schneider« – übrigens damals auch in den Hansa Studios. Wo auch »Feelings aus der Asche« entstanden ist. Genau. Dort habe ich mich zum ersten Mal als richtiger


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viel umgeschrieben. So lockt der Albumtitel ein bisschen auf die falsche Fährte: »Ach, der Schulz, mal wieder richtig lustig, locker und lebensfroh.« Tja, ist nicht ganz so, das gebe ich gerne zu. Am Ende von »Feelings aus der Asche«, einem Stück voller emotionaler Wucht, singt eine Frau die letzten Zeilen ... Das ist Kat Frankie. Ich habe sie bewusst die letzten Zeilen schreiben lassen, weil das ganze Album ja aus der Sicht des Mannes geschrieben ist. Da ist es einigermaßen fair, auch mal die Frau zu Wort kommen zu lassen. Sie hat mich mit ihren Worten sehr getroffen, weil sie etwas sehr Wahres geschrieben hat: »One, two moments after you I breathe a little lighter [...] and you were always turning and I can’t keep chasing you.« Das stimmt, denn ich führe kein normales Leben, weil ich nachts aufstehe und Songs schreibe, weil ich zerrissen bin zwischen witzig und traurig sein und das alles in mir trage – das ist nicht besonders leicht. Und dass Kat, ohne die Frau zu sein, mit der ich zusammen war, die aber mich und die Story kennt, diese Zeilen als faires Ende für die Platte geschrieben hat, die noch mal das weibliche Pendant seine Sicht der Dinge sagen lässt, hat mich sehr berührt. Das ist alles ziemlich persönlich. Befürchtest du nicht, dass jetzt jeder in deinem Privatleben rumstochert? Nein, ich passe auch sehr auf, andere nicht zu nah an mich ranzulassen. Man kann sich denken, dass jemand nicht so viele Trennungslieder schreibt, weil er Bock auf ‘ne Trennungsplatte hat, sondern dass andere Gründe dahinterstecken. Ich bin gar nicht der Typ, der mit seinem Privatleben Olli Schulz hausieren geht, aber ich habe immer lange Beziehungen gehabt, die es mir auch wert sind, einen Song darüber zu schreiben. Viele werden trotzdem von deiner Ernsthaftigkeit auf dieser Platte überrascht sein. Stört es dich, dass die Leute von dir Pixies immer den lustigen Entertainer erwarten? US-amerikanische Band um Das ist nicht schlimm. Früher hatte ich damit mehr ProbBlack Francis und ehemals leme, aber wenn Leute auf meiner Facebook-Seite schreiKim Deal, die als Erfinder ben: »Schade, dass du so ‘ne alberne Scheiße im Fernsehen des Alternative- und Inmachst, als Musiker bist du viel authentischer«, denke ich, dierock gelten. 1988 erschien sie sollten sich meine Sendungen auch nicht ansehen. Andas Pixies-Durchbruch-Album »Surfer Rosa«, eins von dere wiederum finden es geil, wenn ich »fickificki« in die Olli Schulz’ Lieblingsalben. Kamera rufe. Ich stehe auf einen guten schmutzigen Witz, Kumpel Moses Schneider wenn der Zeitpunkt stimmt, und meine auch, den Grat zu saß erst zwei Jahre später kennen, wann es genug ist. bei »Bossanova« mit an den Aber willst du nicht, dass die Leute dich vor allem als Reglern. Musiker ernst nehmen? Natürlich gibt es Leute, die sagen, dass sie mit meiner MuHansa Studios sik nicht klarkommen, aber im Fernsehen einen Lachkick Fast noch berühmter als kriegen. Das ist besser, als wenn sie alles scheiße finden. Moses Schneider und Pixies Ich bin ja selber derjenige, der am meisten mit sich hadert. sind die Hansa Tonstudios Weil du deine Stimme so grausam findest? in Berlin-Kreuzberg, denn dort entstanden die Alben Oder weil ich einen Witz reiße, der sexistisch wirkt, und der Berlin-Trilogie David deshalb Bedenken habe, während alle sagen: »Mensch Olli, Bowies (»Low«, »Heroes«, das wissen die Zuschauer doch, dass du nicht so bist.« Ich »Lodger«). Vor allem »Heroes«, der Song über ein aber denke: Nein, das wissen die nicht. Da schlafe ich dann schon mal eine Nacht nicht, weil ich mich schäme und dendeutsch-deutsches Liebespaar, soll von der Nähe der ke, ich gebe dadurch in der Öffentlichkeit etwas preis, das Hansa Studios zur Berliner eigentlich für meinen Freundeskreis bestimmt ist, weil der Mauer inspiriert worden das auch einschätzen kann. Aber ich bin nicht traurig, wenn sein. Nach Bowie nahmen Leute sagen, sie finden entweder nur meine Musik oder nur unter anderem Iggy Pop, Depeche Mode, U2 und Nick die TV-Sachen gut. Und mit dem Fernsehen ist ja jetzt vorerst auch mal Schluss. 2015 wird wieder viel Musik gemacht und Cave in den Hansa Studios auf – und jetzt eben auch live gespielt. Das brauche ich einfach, um durchzuatmen und Olli Schulz. Ideen zu sammeln für neue Projekte und Songs.

»ANDERE WIEDERUM FINDEN ES GEIL, WENN ICH »FICKIFICKI« IN DIE KAMERA RUFE. ICH STEHE AUF EINEN GUTEN SCHMUTZIGEN WITZ, WENN DER ZEITPUNKT STIMMT, UND MEINE AUCH, DEN GRAT ZU KENNEN, WANN ES GENUG IST.«

Musiker gefühlt. Das war sehr wichtig für mich. Ich wollte zehn musikalische Songs aufnehmen und keine Gag-Songs. Ich bin mir nicht zu schade dafür, zwischendurch mal eine infantile Phase zu haben, aber dieses Jahr hat das einfach nicht gepasst. Stattdessen hat »Feelings aus der Asche« sehr ernsthafte Tendenzen. Eigentlich handelt die ganze Platte von einer Beziehung. »So muss es beginnen« beschreibt den Anfang einer Beziehung und geht auf ein Gespräch zurück, das ich mit dem Chefredakteur von »neoParadise« vor einigen Jahren geführt habe. Ich war frisch verliebt und hatte Bedenken, dass wir uns da zu sehr reinstürzen. Aber er erwiderte: »Mein Gott, was willst du denn sonst im Leben? So muss es doch beginnen. Mit Leidenschaft.« »So muss es beginnen« ist also der optimistische Anfang, der, unterbrochen von anderen Songs, zielsicher mit den letzten Tracks in eine Trennung mündet. Es gibt zwischendurch Songs, die Streit thematisieren, aber die letzten drei sind dann wirklich das Auseinandergehen der Beziehung. »Das kann hässlich werden« handelt davon, sich so lange gestritten und einander Vorwürfe gemacht zu haben, dass du – obwohl du es doch versuchen willst – merkst, dass du dich eigentlich immer noch mehr reinreitest. Stattdessen brauchst du eigentlich einen klaren Schlussstrich, bevor du dich und den anderen zerstörst. Dieser Song ist im Moment des Schmerzes geschrieben worden. Ähnlich wie der Titeltrack, der zugleich finaler Song und endgültiger Abschied ist? Eigentlich sollte das ein lustiger Titel werden und war ursprünglich als Liebeslied für dieselbe Person gedacht. Aber dann habe ich im Studio und während der Produktion noch

— OLLI SCHULZ »FEELINGS AUS DER ASCHE« (TROCADERO / INDIGO) — AUF TOUR VOM 18.03. BIS 01.04.


HEUTE 067 CLUB MANUFAKTUR E.V., Hammerschlag 8 | 73614 Schorndorf | Tel. 07181/61166 | info@club-manufaktur.de

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BELLE AND SEBASTIAN

NOSTALGIE ALS THERAPIE

Was passiert, wenn man ein feingeistiges Songwriter-Genie mit vermeintlichen Boney-M.- und »König der Löwen«-Einflüssen konfrontiert? Sebastian Jegorow wagte das Experiment. Für uns sprach er mit Stuart Murdoch von Belle And Sebastian über das neue Album »Girls In Peacetime Want To Dance« und seinen Film »God Help The Girl«. Erstaunlicherweise fing er sich dabei keine Ohrfeige ein.

B

evor wir zum Album kommen: Ich habe deinen Film »God Help The Girl« in der vergangenen Woche nochmals geschaut und finde, dass er gut ins BelleAnd-Sebastian-Universum passt. Würdest du das so unterschreiben? Für die Songs im Film trifft das nur bedingt zu. Aber in Sachen Style und Ästhetik hast du auf jeden Fall recht. Einen Film zu drehen ist eine große Sache. Es ist eine gigantische Herausforderung, deshalb wollte ich mich beim Storytelling nicht zu weit aus dem mir bekannten Terrain herausbewegen. Ich wollte keinen Science-Fiction-Film machen. War es ein großer Unterschied zu der Arbeit an den früheren Belle-And-Sebastian-Clips, die ja auch oft sehr filmisch waren?

Ja. Der Unterschied ist, dass du eine längere Geschichte erzählen und dabei das Interesse des Zuschauers aufrechterhalten musst. Du musst Humor entwickeln und Dialoge schreiben. Letzteres war für mich eine Premiere, ebenso die Regiearbeit. Aber ich habe es sehr genossen, all diese neuen Dinge zu lernen. Wie hast du dich auf die Regiearbeit vorbereitet? Ein Jahr, bevor es losging, dachte ich noch, ich würde jemanden fragen müssen, das zu übernehmen. Und dann wurde mir langsam bewusst, dass es meine Verantwortung ist und niemand den Film auf die Art drehen könnte, wie ich ihn haben wollte. Ich bin dann in eine Art Abendschule gegangen, in der man Regiearbeit lernen konnte. Das war nicht nur lustig, sondern tatsächlich auch hilfreich.

»God Help The Girl« Stuart Murdochs Regiedebüt, das durch eine Kickstarter-Kampagne mitfinanziert wurde. Eve, die Hauptfigur des Films, befindet sich in einer Klinik und versucht Trost in der Musik zu finden.


HEUTE

Ben Allen Produzent aus Atlanta, der insbesondere für die Arbeit am Gnarls-BarkleyAlbum »St. Elsewhere« und Animal Collectives »Fall Behind« bekannt wurde. Zuvor produzierte Allen vornehmlich Underground-HipHop aus seiner Heimatstadt.

Chronic Fatigue Syndrome Die chronische Erkrankung äußert sich durch eine anhaltende psychische und physische Erschöpfung mit Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen. Sie sorgte dafür, dass Stuart Murdoch für viele Jahre ans Bett gefesselt war. Zu dieser Zeit hat er die ersten Belle-And-SebastianSongs geschrieben.

Euer neues Album gefällt mir sehr. Obwohl es recht verrückt klingt, sind die Songs ungemein catchy. Welche Einflüsse haben zu einem derart poppigen Album geführt? Verrückt und catchy? Das ist schön, die Beschreibung gefällt mir. Aber es ist schwer für mich, einzelne Einflüsse herauszupicken. Wir haben als Band lange nicht mehr gemeinsam Songs aufgenommen und deshalb im Studio mit vielen Ideen herumgespielt. Die Ideen ergeben sich letztendlich aus der Summe der Individuen in der Band. Welche Einflüsse hörst du heraus? Halt mich für verrückt, aber »Everlasting Muse« klingt zum Beispiel wie ein griechischer Pop-Gassenhauer, und »Enter Sylvia Plath« erinnert mich an Boney M. Das ist lustig. Wir haben Boney M. tatsächlich vor einigen

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Tagen gehört und über sie gesprochen. Die hatten gute Alben, und der Sound war fantastisch. Allerdings steckte hinter der Band ja ein deutscher Produzent, der die Sachen selbst eingesungen hat, während der angebliche »Sänger« das nur gemimt hat. »Play For Today« ist mein persönlicher Lieblingssong – und der klingt wie die perfekte Mischung aus einem BelleAnd-Sebastian-Song und dem Soundtrack zum »König der Löwen«. Da muss was dran sein: Heute Morgen sagte mir eine Interviewerin das Gleiche. Sie habe dabei die Szene vor Augen, wo Simba in den Himmel gehalten wird. Dass der Song so klingt, liegt aber wohl eher an unserem Produzenten und an Dee Dee Penny von den Dum Dum Girls. Den Song habe ich gemeinsam mit ihr eingesungen, und zum Ende hin haben wir viel improvisiert. Es hat sich zu einer Art Drama zwischen zwei Figuren entwickelt, das wir immer weiter laufen ließen. Freut mich, dass du das Lied magst. Was war der Grund, mit Ben Allen zu arbeiten, der ja eher aus dem HipHop-Bereich kommt und später mit Gnarls Barkley »Crazy« aufgenommen hat? Wir haben mit einigen Produzenten gesprochen, und Ben schien einfach der beste zu sein. Ich glaube, das Album fühlt sich auch dank ihm so geglückt an. Sonst hätte es wieder nach den früheren Belle And Sebastian geklungen. Diesmal haben wir die Songs von der Leine gelassen, sie konnten sich entwickeln und in verschiedene Richtungen schweifen. In dem sehr persönlichen »Nobody’s Empire« thematisierst du sehr explizit deine Gesundheit. Es gab zwar in früheren Stücken oder im Film »God Help The Girl« schon kleine Anspielungen auf deine Erkrankung am chronischen Erschöpfungssyndrom, die du aber nie so direkt erwähnt, sondern eher in Alter-Ego-Geschichten versteckt hast. Warum also jetzt diese Offenheit? Um ehrlich zu sein, hatte ich stark mit meiner Gesundheit zu kämpfen, als ich die Songs für die Platte schrieb. Und ich kämpfe noch immer. Ich hatte eine schwere Zeit. Deshalb dachte ich: Vielleicht ist es eine gute Therapie, nostalgisch zu werden und aufzuschreiben, wie ich damals vor 15 Jahren wieder auf die Beine kam? Vielleicht macht es mich wieder gesund? Es war also ein Versuch, mich aufzumuntern. Auch im Onlinetagebuch eurer Homepage gab es kürzlich einen Eintrag über Probleme mit deiner Gesundheit. Geht’s dir wieder besser? Oh ja, zumindest diese Sache ist vorbei. Ich kämpfe momentan nur noch mit diversen Viruserkrankungen, aber das ist ein Dauerzustand bei mir. Damit wir uns jetzt nicht mit so düsteren Themen verabschieden: Was ist denn deine liebste Erinnerung, wenn du auf die Vergangenheit von Belle And Sebastian zurückblickst? Da gibt es viele, aber am liebsten erinnere ich mich an das erste Konzert, das wir auf unserer Tour im Jahr 2000 gespielt haben. Zuvor waren wir immer sehr desorganisiert und hatten nicht viele Live-Auftritte. Um 2000 herum haben wir dann unsere Crew vergrößert, die Streicher und unser Bassist Bobby Kildea kamen hinzu. Die Show fand auf einer Art Insel in Schottland statt, und ich erinnere mich genau daran, wie glücklich ich mich fühlte, weil unsere Musik live zum ersten Mal gut klang. An dem Abend haben wir als Band gespürt, dass wir all das tatsächlich genießen können. — BELLE AND SEBASTIAN »GIRLS IN PEACETIME WANT TO DANCE« (MATADOR / BEGGARS / INDIGO) — INTRO EMPFIEHLT »GOD HELP THE GIRL« (GB 2014; R: STUART MURDOCH; D: EMILY BROWNING, OLLY ALEXANDER, HANNAH MURRAY, PIERRE BOULANGER; CAPELIGHT)


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HEUTE


HEUTE

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THE NX SCENE

»HAMBURG HAT MIR VIEL GEGEBEN« Jim Rakete fotografiert sonst eher in der Kampfklasse Hendrix, Jagger und Bowie. Für die Ausstellung »The NX Scene« zog er mit einer Samsung-NX1-Kamera durch Hamburg und porträtierte Musiker, Booker, Plattenladenbesitzer – also all jene, die dafür sorgen, dass Hamburg einer der spannendsten Orte in Sachen Musik und Gegenkultur ist. Rakete selbst hat einige Jahre dort gelebt und sagt heute: »Hamburg hat mir viel gegeben«. Wir haben uns die Charaktere rausgepickt, die uns am nächsten stehen und ein paar Fragen zur Stadt gestellt.

← Lars Lewerenz, Gründer von Audiolith Records Was sind die anstehenden Veröffentlichungen bei Audiolith, auf die du dich am meisten freust? Wer das kommende EgotronicAlbum »Egotronic C’est Moi« nicht geil findet, ist ein Bastard. Und jetzt mal ehrlich: Was denkst du, wenn du wie auf dem Foto in Richtung Elbphilharmonie schaust? Ich denke daran, wie viele Steine ich reinschmeißen kann, bis die Bullen kommen.


072

HEUTE

↑ Maria Suberg und Larissa Kerner von Adameva Euer Kunst- und Musikprojekt hat in Hamburg seine Homebase gefunden. Warum hier? Was macht Hamburg für euch so besonders? LK: Das Chillen, das Gemütlich-Machen, das Cool-Bleiben – gerade das ist hier in Hamburg wichtig. Dass man immer cool bleibt. Diese Stimmung gefällt uns.


HEUTE

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← Frank Spilker von Die Sterne

↑ Stella Sommer von Die Heiterkeit

Für unser Videoformat »You Spin Me Round« hast du mal über deine Lieblingsalben gesprochen. Was wir dabei vergessen haben zu fragen: Wo kauft ein Frank Spilker in Hamburg eigentlich Platten? Die Hamburger Plattenläden sind ja legendär und kriegen Oscars und so – man denke nur an Michelle Records. Aber es gibt daneben immer noch einige hartnäckige Spezialisten wie Selekta in der Bartelsstraße und Groove City in der Marktstraße. Da muss man hin, wenn man Beratung sucht. Ich kaufe aber auch bei Zardoz oder in der Hanseplatte.

Euer aktuelles Album »Monterey« ist nach einer kalifornischen Küstenstadt benannt und wurde in Berlin aufgenommen. Wie viel Hamburg steckt trotzdem drin? Die Songs wurden zum Großteil in Hamburg geschrieben. Die Stadt hat also den Einfluss, den ein Aufenthaltsort auf das hat, was entsteht, während man sich dort aufhält. Das ist vielleicht vergleichbar mit dem Wetter. Oder anderen äußeren Einflüssen. Müsste ich es beziffern, würde ich sagen: ca. drei bis fünf Prozent.


074

HEUTE

↑ Hanno Klänhard und Erinc Sakaraya von Mantar Ist wuchtiger Doom Metal, wie ihr ihn spielt, die Musik, die am besten zu Hamburger Nächten passt? HK: Ich höre nachts ungern laute Musik. Schon gar keinen Metal. Demnach weiß ich es nicht. Ich trinke gern Wodka und höre dabei Rap. Ich glaube, so etwas wie »Hamburger Nächte« existiert nicht. Alles geht. Man kann hier alles haben. Oder eben drauf verzichten. Gab es einen Schlüsselmoment für dich, in dem du gemerkt hast: »Hamburg, das wird meine Stadt!«? Den gab es nie. Ich habe lange darauf gewartet und gehofft. Erinc und ich kommen aus Bremen. Das ist unser Zuhause. Aber ich muss zugeben, dass Hamburg immer gut zu mir war. Ich habe hier viele tolle Sachen erleben dürfen. Keinerlei Hass. Aber eben auch keine große Liebe.

— ALLE FOTOS AUF SAMSUNG.DE/NX-SCENE — DIE LANGEN INTERVIEWS ZU DIESEM FEATURE FINDET IHR AUF INTRO.DE

↓ Felix Mörl, Booker für das Uebel & Gefährlich Die Stadt Hamburg rühmt sich gerne mit ihrer alternativen Musikszene. Spürst du als einer ihrer Protagonisten das auch? Dass sich Städte generell damit rühmen, was sie lokal- und kommunalpolitisch machen, und es dabei trotzdem »bekämpfen« oder erschweren, das ist nichts Neues. Deshalb ist es wichtig, Freiräume zu schaffen. Leben und Leben lassen, sollte das Motto sein. Ein Miteinander ist immer einfacher und bringt am Ende allen mehr als ein Gegeneinander. Die Stadt Hamburg kann sich gerne damit rühmen, damit habe ich kein grundsätzliches Problem, denn wir haben eine tolle Musik-Szene mit einem überdurchschnittlich guten Zusammenhalt. Nur: Hamburg, Stadt, Politiker (allgemein), bildet euch nicht ein, dass das euer Verdienst ist. Es ist ein Kampf, der weder zu Ende noch gewonnen oder verloren ist. Peace.


JIM RAKETE UND DIE MUSIK DER HANSESTADT

»Hamburg hat mir viel von dem gegeben, was ich immer noch in mir habe«, sagte Jim Rakete auf der Vernissage zur Ausstellung »The NX Scene« im Stilwerk. Die Konzentration auf das Wesentliche zum Beispiel, den unverstellten, ehrlichen Schnack, das Nicht-Lange-Rum-Lamentieren-sondern-einfach-mal-machen. Ein Arbeits-Ethos, das man seinen Bildern nicht ansieht, die stets eine überlegte Perfektion ausstrahlen. Jim Rakete hat sich für »The NX Scene« aufgemacht, die Einzigartigkeit einer Stadt am Beispiel Hamburgs festzuhalten. Als einer der renommiertesten Porträt- und Reportagefotografen hatte er bereits Legenden wie David Bowie, Mick Jagger und Jimi Hendrix vor seiner Kamera. Rakete kennt die Stadt – und ihre ganz spezifische Musikwelt zwischen Punk, Musical, Hiphop, Pop, House und Metal – wie kaum ein zweiter. Denn Hamburg ist eine Stadt, eine bunte und lebendige Musikszene mit langer Tradition zu bieten hat. Die Fotos entstanden mit der Samsung NX1 Systemkamera , die Rakete schwer beeindruckte. So sagte er mit einem Schmunzeln im Gesicht: »Die Kamera kann viel von dem, was ich noch gar nicht kann.« Bilder und weitere Infos zu The NX Scene findet ihr unter: samsung.de/nx-scene

Samsung NX 1 – die Kamera ♦ Hybrid-Autofokus-System III mit 205 Phasenmessfeldern ♦ 28 Megapixel BSI-CMOS-Sensor im APS-C-Format ♦ Serienbildfunktion mit 15 Aufnahmen pro Sekunde ♦ ISO-Empfindlichkeit bis 25.600 ♦ Videoaufnahmen in 4K-Bildqualität ♦ Gehäuse aus Magnesiumlegierung, gegen Staub und Spritzwasser geschützt


Nummer #15 COMING SOON

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MORGEN

077

MORGEN WAS UNS ERWARTET & WAS ES TAUGT

— Cover des Monats Distance, Light & Sky »Casting Nets« — Der gute alte Chris Eckman: um 1990 herum mit den Walkabouts Neo-Folkrock-Pionier, danach in unzähligen Bands aktiv, Weltenbummler und nun auch noch Fotograf. Denn das Coverbild für das Album seines neuen Folk-Projektes Distance, Light & Sky hat er selbst geschossen. Man kann dabei auch an Eso-Sampler denken, tatsächlich hat die Abbildung althergebrachten Fischereihandwerks aber doch Tillmans-Qualitäten, oder nicht?


078

MORGEN

PLATTEN VOR GERICHT Intro-Leserinnen und -Leser:

METRONOMY

Mittippen und via Facebook Juror werden oder mitvoten auf der Intro-App!

JOSEPH MOUNT

DONOTS

FEINE SAHNE FISCHFILET

DYNASTY

Ø 5, 4 0

Ø 6,74

Ø 5,15

Ø–

01

RUN THE JEWELS »RTJ2« MASS APPEAL/ GROOVE ATTACK

2

8,7

5

02

HERBERT GRÖNEMEYER »DAUERND JETZT« GRÖNLAND / UNIVERSAL

10

10

6,5

03

AZEALIA BANKS »BROKE WITH EXPENSIVE TASTE« PROSPECT PARK

7

7

6,5

04

POLLYESTER »CITY OF O.« DISKO B / INDIGO

8

5

5

05

TV ON THE RADIO »SEEDS« VERTIGO BERLIN / UNIVERSAL

3

7,5

Wenn man das Gefühl hat, dass ‘ne Band einfach die Instrumente einstecken muss und loslegen kann, das ist ein gutes Zeichen. Die verstehen ihr Handwerk, ist gut gemacht.

8

So viel Französisch versteh ich auch: »Ja, ich liebe dich. Ja, ich liebe dich.« Hab ich Lust zu tanzen. Find ich nett, geil. Einfaches Englisch, da kann ich auch mitgehen.

06

WE ARE SHINING »KARA« MAR ATHON ARTISTS/ PIAS/

2

5

4

ROUGH TR ADE

Sounds like the early 2000s. It’s like intellectual rap. Like a poor man’s »Watch The Throne«. I don’t really like it but everyone loves it. I don’t understand why. I live in Paris and so I watch a lot French music television. There are a lot of these dudes and they’ve got the confidence of past success. This sounds like it. I’m not into her when she sings but she’s such a good rapper, I love it. Her character really comes across, which is so different from all the rappers she gets compared to. Yeah, it’s fun. I guess it is quite popular in clubs. Of all the albums we’ve been listening to this might be the one I like best. Sparking my interest.

When I first heard this, I thought it was interesting. Then I found out it was a project from this producer and everything I heard since then didn’t really excite me. We Are Shining? I don’t like the name. The sound is a bit annoying. Reminds me of when I used to live in Brighton, in 2002. Which is ten years ago. Sounds like this.

Das find ich saugut. Unglaublich reduziert, was die Informationen im Hintergrund angeht, aber das tritt Ärsche vorne. Also vorne ist der Arsch, und hinten sind die Eier. Ich oute mich jetzt einfach als Fan-Boy. Herbert, wenn du das nächste Mal am Flughafen abgefangen wirst von Paparazzi, dann pöbel die noch viel mehr an. Du darfst alles! Die fetten Dancef loorSounds. Tanzen ist schon ‘n Problem, da muss man sich bewegen können. Ich würd eher wohlwollend an der Tanzfläche stehen und mit dem Kopf nicken. Ich hab so’n Video von Helge Schneider gesehen, wo der so wahnsinnig auf ‘nem Keybord rumdrückt. Das ist ähnlich. Es könnte auch ‘ne japanische Werbung sein, in der Tat.

Nicht richtig greifbar. »Die Straßen von San Francisco«, denk ich grad. Mich interessiert, wie das live funktioniert. Ob einen das einlullt oder an einem vorbeifliegt.

Ich find die Beats geil, die haben was Eigenes. Viele HipHop-Sachen klingen irgendwie gleich. Das hat geflowt, die können gut rappen.

Ich war noch nie Grönemeyer-Fan, ich fand den als Schauspieler besser. Haut mich grad gar nicht vom Hocker. Ist schon sehr melancholisch ... Kommt da noch was? Ich find’s geil, das wirkt so schön prollig. Ein bisschen trashig vom Beat. Klingt fast wie die Sängerin von Die Antwoord, progressiv. Das würd ich mir vielleicht kaufen. Ich stell mir grad vor, wie ich total drüber mit Freunden auf den Goa-Floor auf der Fusion gehe. Mein Bein wippt, wirklich. Im Hintergrund kann das schon mal laufen.

Duos find ich gut. Der Sänger hat was von Ian Curtis von Joy Division. Die Stimme ist cool, aber wenn jetzt nichts Weltbewegendes mehr kommt, können wir weitermachen.

One word — hard. These dudes are spitters, I love that. They aren’t talking about a bunch of dumb, materialistic stuff and even when they’re talking smack, you believe them. I feel like this man is singing from his soul. The music just has that kind of feel I should be there, in a crowd of happy people waving my lighter in the air.

This album made me want to get up and move ... in fact, I’m sitting in my booking agent’s office with headphones on, dancing in my chair to »212«. The track has such a dope bounce to it. Who knew that I could really like disco combined with electro? The drums and melodies are not overly complicated, they have just the right groove.

Okay, now this is dope. I mean, I actually want to jump on a track or two. The sounds range from J-Dilla’esque vibes to chant-like sounds to a dreamy celestial feel.

07

HAFTBEFEHL »RUSSISCH ROULETTE« URBAN / UNIVERSAL

10

5

6,5

08

AND THE GOLDEN CHOIR »ANOTHER HALF LIFE« CARGO

5

8,5

3

09

ALL WE ARE »ALL WE ARE« DOMINO/ GOODTOGO

4

6

3

10

NÖRD »NA UND? WIR KENNEN EUCH DOCH AUCH NICHT!« BRING ME HOME / ROUGH TR ADE

3

4,7

4

BEACH BOYS »WILD HONEY« STEVIE WONDER »FULFILLINGNESS’ …« DJ SHADOW »ENDTRODUCING«

THE CLASH »LONDON CALLING« RAGE AGAINST THE MACHINE »RAGE …« METALLICA »MASTER OF PUPPETS«

KAPUT KRAUTS »QUO VADIS, ARSCHLOCH?« DIE PRINZEN »GANZ OBEN« THE CLASH »LONDON CALLING«

LAURYN HILL »THE MISEDUCATION OF …« BLACK STAR »MOS DEF AND TALIB KWELI ARE …« DYNASTY »STAR IN LIFE’S CLOTHING«

ALL TIME FAVES

I love German rap! I love it already. It’s brilliant. I think it’s funny because there is something about this German accent. It is so good for aggressive rap. Is this guy cool? I can image being in Denmark in a coffee shop, having a cup of coffee, this music being on. And then leaving the café and never thinking about him again. Well, I was enjoying it a lot until I heard his voice. I mean it sounds nice but I’m not that into it. But there is something about the girl’s singing.

This bit is crap but this other thing before wasn’t too bad. Sounds like they’re having a lot of ideas but they should stick to one of it.

Als würdest du Tomatensalat bewerten müssen und magst halt keine Tomaten. Dann kannst du nicht sagen: »Andere Leute 9, du 1.« Ist dann so, du magst halt keine Tomaten. Ich geh gleich los und kauf mir die Platte, denn ich find das super. Ist doch Wahnsinn, »Platten vor Gericht« hat grad ‘ne Platte verkauft. Es funktioniert. Ich wollte denen grade schon 0 Punkte geben, weil die mich mit »All We Are« auf die Warlock-Schiene gebracht haben, und dann wird hier so Chipmunk-mäßig rumgesäuselt. Albumtitel kriegt jetzt schon 10 Punkte. Das ist so das, was man bei uns in NRW Berliner Musik nennt. Bisschen zu angestrengt, wie der singt.

Dieses »Anna Kurnikova« finde ich nervig, ist aber ein krasser Ohrwurm. Die Attitüde gefällt mir, klingt nach dicken Eiern, aber nach sympathischen dicken Eiern. Ein diplomatisches Okay. Sehr schöne Stellen, dann aber doch zu weichgespült. Oh, darf ich jetzt sagen, dass ich dachte, das wäre ‘ne Frau?

Ich denk grad an diese Eddie-Murphy-Filme aus den 80ern! Da kam doch auch so ‘ne Mucke, wenn grade mal alles gut war! Ich denk immer: Könnte geil sein, ist es aber nicht. »Drogen«? Das wird ja immer besser hier! Drogen sind zwar scheiße, aber ich nehm die auch. Manchmal ist die Mucke cool, manchmal geht sie mir auf die Nerven.

I started nodding my head super hard and waiting for the hook to come back around so I could sing along with the one word I understood ... »click«.

The opening track gave me goosebumps. For me, the album paints a picture of a love affair gone terribly wrong and I think we can all relate to that.

This is some really chill music that makes you smile as you do a really light shoulder bounce with your head slightly tilted ... and the tempo doesn’t matter.


MORGEN

HALL & RAUCH

MINE

GEREON KLUG

079

GANG OF FOUR

STEFAN KRÜGER

EIKE WOHLGEMUTH

ANDY GILL

LESER

INTRO

Ø 5, 2 0

Ø 5, 8 9

Ø 10, 0 0

Ø 7, 0 5

Ø 3, 3 0

Ø 5,90

Ø

8

7

10

Letztes Jahr haben übrigens auch Chuck D, Jeru The Damaja und Common Platten gemacht. Das weiß kaum einer, aber ich kenn mich aus im HipHop.

9

Fantastic dirty beats. I could listen to that for ages. Compared to our German friend the production of this is much more gritty, not so polished.

8

10

Ganz großes Kino und vielleicht sogar die Sprechgesang-Platte des letzten Jahres. Düster, rau, dreckig und dennoch verspielt und mit sehr viel Liebe zum Detail.

7,52

4

10

9,5

5

0

Sei mir nicht böse, Herbert, aber in Kölle haben wir Wolfgang Niedecken, und das ist auch gut so.

7,22

5

10

8

2

10

Wurde aber auch mal Zeit. So muss Rap. Auch wenn einiges schon bekannt und bereits hinreichend abgefeiert wurde, ein großartig kompiliertes und produziertes Debüt.

7,06

Gut zum Heimwerken.

10

Old white men: They never do wrong.

8

I am gonna make out with your little sister while listening to this.

Da kommt unterschwellig so viel Geiles um die Ecke. Ich kann kaum stillhalten.

Viele schöne Momente. Aber da blitzt mir zu oft etwas Seichtes durch. Und dann die Modulation. Das hat er mal besser gemacht.

Ich muss das oft hören, bis ich das wirklich beurteilen kann. Krass. Ich steh nur nicht so auf diese Art Effektparty. Dann eher in Imogen-Heap-Richtung. Aber gut gemacht.

Ich fass es nicht, die neue von Herbert ist ja schon wieder zweieinhalb Monate alt! Eventuell doch super für ihn, dass die jetzt im Intro vorkommt.

2014 habe ich echt viel Musik gehört. Jetzt ist 2015, und diese Gefühle kann ich unmöglich zurückholen.

The whole record is perfect.

Her voice is kind of what makes it very staccato. It feels like an original approach to hiphop beats. It’s simple and melodically.

Fetzt. Guter Sound für einen Bankraub! Mit der Kohle bau ich mir dann einen Privatstaat, in dem die meisten der Bands hier Einreiseverbot erhalten.

Wenn man auf eine ganz komische Art traurig ist, dann geht Herbert.

Ist mir zu anstrengend, und die Beats rocken nicht. Dahingeklapperter Schmonz. (Ja, Schmonz!)

5

Schweiß wird nicht aufgesaugt.

9

10

7

3

10

Erfinden sich ein Stück weit neu und bleiben doch vertraut. Punk’s not dead! Und Italo-Pop, Disco, Funk, New Wave und was weiß ich noch erst recht nicht!

6,89

5

I am sure it’s okay. I liked the first two records.

5

10

8

4

5

Solide Indie-MainstreamMelange mit sehr eingängigen, teils hymnischen Hooklines. Für meinen Geschmack alles eine Spur zu glatt, aber auf jeden Fall gute Arbeit.

6,17

9

10

6

4

8

Fast schon exotisch anmutende Reise durch den Pop. Von Funk über Kraut bis Psychedelic ist in dieser Prog-RockScheibe alles dabei, und an Hall fehlt es definitiv nicht.

5,67

2

10

4

3

Authentizität macht noch keinen Sound. Und wenn dein A&R dich in Dubai kein Geld aus dem Fenster deines Mietferraris werfen lässt, dann hör gefälligst nicht auf ihn.

Ach nö. Deine Mudder, oder was? Dieses deutsche Rumgegangster muss doch auch mal ein Ende haben. Boring, wenn auch mit geilen Beats.

0

5,61

8

10

8

1

3

Getragenes Indie-Gejammer auf höherem Niveau. Schön konzipiert und auch mal nett anzuhören, aber Gejammer bleibt nun mal Gejammer.

5,50

10

Ist mir ein bisschen zu viel Metahumor bei meinen Bewertungen.

6

This is pure and sounds like late 70s disco funk. It’s pretty cool.

3

9

Psychedelic meets R’n’B meets Pop meets ... Abwechslungsreiche Platte, die gerne mal von unten pumpend daherkommt. Wer Metronomy oder alt-J mag, wird Spaß haben.

5,13

4

10

5

0

4

3,86

THE CRANBERRIES »NO NEED TO ARGUE« PETER FOX »STADTAFFE« LYKKE LI »YOUTH NOVELS«

DR »DR« PENIS »ALLES MUTTIS AUSSER NUTTEN« GEREON KLUG »ZUM SCHEISSEN REICHT’S!« ILL TILL »KLEINES REIMMALEINS BIS FÜNF«

I. ROY »PRESENTING I. ROY« BOB DYLAN »BLOOD ON THE TRACKS« THE VELVET UNDERGROUND »THE VELVET …«

WHITE STRIPES »ELEPHANT« WARREN ZEVON »LIFE’LL KILL YA« THE BLACK ANGELS »PASSOVER«

NEUROSIS »SOULS AT ZERO« SONIC YOUTH »GOO« FUGAZI »13 SONGS«

3

Wenn man alle Farben zusammenmengt, bekommt man ein matschiges Braun.

10 3

Best sound for robbing your local kiosk with an air rifle.

Mach das Blech heiß.

0

Das Album wurde in einem höchst demokratischen Prozess in einer einsamen Hütte in den Bergen Norwegens geschrieben und komponiert.

0

Rädern.

SPARKS »PROPAGANDA« LANA DEL REY »ULTRAVIOLENCE« MICHAELA MEISE »TODESÜBERWINDER«

Sehr lässig und trotzdem frisch. Find ich ziemlich fett. Kaufen.

Ist mir ein wenig zu langweilig. Ist nicht schlecht, aber muss ich auch nicht noch mal hören. Die Texte gehen mir nicht so rein. Die Bläsersamples gehören verboten. Fast meditative, sessionartige Wiederholungen. Kann ich mir sehr gut anhören. Groovemucke in neuem Soundgewand. Mhm, aha, yeah. Und dann kommt plötzlich »Breaks«. Ich verstehe ihn akustisch eher mittel. Für coolen Gangsterrap fehlen mir Witz und Kanten. Ein paar Beats find ich ganz gut. Aber mir zu viel Wiederholung. Bisschen wie die männliche Ausgabe der modernen Joni Mitchell. Nur folkiger. Tut weh und ist trotzdem bekömmlich. Mag ich.

Ist für mich Musik für die Jugend. Paar Sätze und Melodien hab ich schon mal gehört. Aber alles nicht verkehrt.

Das Album ist zu bewerten und kommentieren, jeweils 0 bis 10 Punkte und maximal 170 Zeichen. Scheiße, kein Platz mehr, na ja andermal.

Bekommt man eigentlich Geld dafür? Nein? Egal, wäre ja nur Geld.

Jetzt habe ich die ganzen MP3s alle aufgemacht und die Originalpackung nicht mehr, kann ich die trotzdem umtauschen?

Igitt, die Platte ist doch auch von November 2014! So einen ollen Kram höre ich nicht mehr an.

Wieso ist da eigentlich nicht die neue Deichkind bei der Auswahl dabei? Die ist doch fresh and funny!

Seit zwei Jahren war ich nicht mehr im Internet. Wie soll ich da wissen, ob das hier überhaupt noch als Musik gilt?

They obviously love 80s sounding keyboards. I know it’s really fashionable in the moment, but it sounds cool. I like the kind of groove going on in the tracks very much. Great songs, great melodies, odd beats. At the same time sounds quite gritty and lo-fi. What I really like about it: the funny drumbeat shouldn’t be with those melodies. It’s not trying to make you love it. It’s awkward and it’s difficult, but interesting. I like the vocals a lot and the fact that I don’t know if it is a man or a woman. Obviously great beats. It’s pure kind of American style ghetto-hiphop with all the clichéd subject matter: guns, drugs, cars. But I don’t want to take it so seriously. The range of his voice reminds me of Kate Bush. The production of the record is really striking. It’s quite an organic sound. It draws you in.

The song »Drugs« is much better than the other songs. He had a kind of energy and a driving beat. And I like the weird chorus thing, when the choir is singing.

Ich hör lieber The Knife. Und auch die nur im Sommer zwischen dem neunten und zwölfeinhalbten schwedischen Vodkashot unter Vollmond.

Die waren mal cool und groß. »Seeds« ist leider nichts Überragendes.

»Not Love« und »Stagedive« sind richtig gutes Mittelmaß. Der komplette Rest lutscht.

Seltsam öde. So ich-mussmich-erst-übergebenund-schlaf-dann-ein öde. Scheißmusik für hippes Kuschelberliner-Mitläuferpack.

Ich kenne so viele Bands, die den gleichen Sound hundert Mal besser umsetzen. Die sind nicht schlecht, aber niemand will wirklich nur »nicht schlecht« sein, oder? Ich habe keinen Humor dafür. Eigentlich habe ich ganz generell keinen Humor. Das ist aber auch einfach blöde Musik.

Puh. Irgendwie ja schon ganz schön pathetisch und verkopft im Indie-Gewand. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich gerade selbst nicht. Aber zumindest nett komponiert.


LIVE: ROOSEVELT, OOSEVELT, DELS, FICKLE FRIENDS IENDS DJ: TEAM RECORDER 19.02. BERLIN, BI NUU


MORGEN

081

INTROS LIEBSTE PLATTEN

DEICHKIND »NIVEAU WESHALB WARUM« SULTAN GÜNTHER / UNIVERSAL

Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter

SPALTER

Heiligt der Zweck die Mittel? Während Deichkind sich in dieser Frage einig sind, kam es in der Redaktion darüber beinahe zum Eklat. Erst nachdem sich die Gemüter abgekühlt hatten, gelang es, die Texte auf druckbare Ausdrucksweise abzuschwächen. Aber wer hat nun recht? Was war ich gespannt, als ich hörte, Es hat sich ausdass ich in der Nebenspalte als »Mr. gegeilt. Leider! Gutgemeint« gedisst werde. Nur Entweder man um dann festzustellen, dass Miss filtert vor seinem »Senta knows Best« einzig den »Stumpfsinn« inneren Auge die Texte aus der Beats als Kritik an Deichkind anführt. Tja, Deichkinds neuem, sechsten da muss ich gar nix gut meinen, wenn ich hier Album, oder man verliert beim behaupte: Die müssen so! Wer das Personal Hören von »Niveau Weshalb Wavon Deichkind kennt, der wird schon wissen, rum« schnell die Nerven und bald dass die Herren auch mit cleveren Beats han- auch das letzte bisschen Niveau. tieren könnten, wenn sie das denn wollten. Weshalb, warum? Na, spätestens Plakative, aber doppeldeutige Bissigkeiten wie nach dem dritten Song liefert der »Like mich am Arsch«, »Mehr als lebensge- Beat außer Stumpfsinn nichts Neues: fährlich« oder das komplett aus Werbeslogans Ein Bumm folgt erwartungsgemäß gebaute »Powered By Emotion« wirken eben dem nächsten, hier und da werden direkter mit einem Sound, der an die Freude des recht wahl- und ideenlos ein paar weiStumpfsinns appelliert und einem nicht noch tere Geräusche aneinandergedengelt, Herz und Seele massieren will. Das kann man und – zack – schon ist der nächste Song ja weiterhin Burial besorgen lassen. Deichkind fertig. Und so sollen Hits gehen? Pff ft. hingegen haben akzeptiert, dass sie immer auch Egal, was sich Mr. Gutgemeint in der Spalte die »Remmidemmi«-Fraktion bespaßen werden nebenan aus der hinterletzten Hirnwinmüssen, wenn sie die Macht bleiben wollen, dung saugt – außer dem Albumtitel ist auf die sie sind. Aber sie ergeben sich nicht diesem »Niveau Weshalb Warum« leider nichts geil. Schicksal, sondern schenken ihre Haltung und Was hilft? Möglicherweise ein Deichkindihre Gesellschaftskritik ebenso großzügig mit Konzertticket? Neonfarbene Dreieckshüte und aus. Mitspringen und Hirn ausschalten kann bunt glitzernde elektrische Geometrie könnhier jeder. Wenn aber nur einer von 100 Konzert- ten eventuell einiges wiedergutmachen. Oder besuchern bei einer Strophe dann mal selbiges man schlägt die Band eiskalt mit ihren eigewieder anknipst, haben sie schon mehr erreicht nen – immerhin halbwegs stilsicheren – Textals so mancher Weltverbesserer vor ihnen. Waffen: Liebes Deichkind, like mich am Arsch! Senta Best Daniel Koch

D’ANGELO AND THE »BLACK …« 01 VANGUARD »FEELINGS 02 AUSOLLIDERSCHULZ ASCHE« MASKULIN »ALLES BRENNT« 03 ZUGEZOGEN AND SEBASTIAN »GIRLS IN PEACETIME …« 04 BELLE »NIVEAU WESHALB WARUM« 05 DEICHKIND »NO CITIES TO LOVE« 06 SLEATER-KINNEY CHARLI XCX 07 »SUCKER« SAHNE FISCHFILET »BLEIBEN ODER …« 08 FEINE JOHN MISTY »I LOVE YOU, …« 09 FATHER 10 ALL»ALLWEWEAREARE«

LESERS LIEBSTE PLATTEN & JULIA STONE »ANGUS & JULIA STONE« 01 ANGUS »THIS IS ALL YOURS« 02 ALT-J »BEATSTEAKS« 03 BEATSTEAKS »AMORE« 04 WANDA SCHULZ »FEELINGS AUS DER ASCHE« 05 OLLI AND SEBASTIAN »GIRLS IN PEACETIME …« 06 BELLE A TERRIBLE …« 07 THE»WHATDECEMBERISTS KRAFTKLUB 08 »IN SCHWARZ« 09 »X«ED SHEERAN OF CRIME »LIEBLINGSFARBEN …« 10 ELEMENT SCHICKT EURE TOP 10 AN CHARTS@INTRO.DE. ALLE EINSENDER NEHMEN AN UNSEREN VER LOSUNGEN TEIL!


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MORGEN

A PLACE TO BURY STRANGERS »TRANSFIXIATION«

geraten, mit einem intuitiven Gespür für einen warmen, hintergründigen Soul-Vibe. Es ist ein erstes respektables Statement, bei dem noch DEAD OCEANS / CARGO / VÖ 13.02.15 längst nicht alles poliert glänzt, das aber für Ein höllisches Inferno zu entfesseln ist das die Zukunft noch sehr viel mehr verspricht. Ziel dieser NYC-Lärmgötter. Wer dabei nicht Christian Steinbrink aufwacht, ist schon tot, und wer dabei nicht gründlich durchgerüttelt wird, hat kein Herz. »Transfixiation« ist das mittlerweile vierte Album von Oliver Ackermanns A LOOB / CARGO Place To Bury Strangers. Tobias Siebert ist der Bandstruktur entAckermann, der neben- wachsen und hat sich eine Zuflucht geschafbei einzigartige Custom fen. Dort, wo er jetzt ist, können Delbo und Pedals für musikalische Klez.e ihm nichts mehr anhaben, denn seine Seelenverwandte wie My Bloody Valentine musikalische Singularität ist zerstäubt. oder Nine Inch Nails – allesamt Musiker, die Manche pfeifen, wenn sie die Schönheit des Lärms Schicht für Schicht in allein sind – weil ihnen ihren Songs herausarbeiten – baut, hat eh sein das Alleinsein nicht geganzes Leben der Erweckung eines Höllenlärms heuer ist. Andere wiedegewidmet. Auf »Transfixiation« geht dieses rum räuspern sich oder handwerkliche Herausmeißeln von Klängen führen Selbstgespräche. simpel und hart vonstatten. Vor allem auf der Tobias Siebert ist nie alBühne wird dieser Industrial-Shoegaze dann lein, denn er ist viele. Auf zig Schallplatten hat er körperlich spürbar: Die skelettierten Melodien klangliche Artefakte seiner selbst ritzen lassen, kriechen in die Eingeweide der Hörer, wo sie mit denen er sich beim Musizieren umgibt. sich festkrallen und entweder eine kalte Angst Knisternd erhebt sich eine Phantomband aus oder ein wohliges Wummern verbreiten. Der der Rille und beatmet die zerbrechlichen KlageAlbumtitel ist damit wegweisend, denn ein gesänge des Berliners durch einen organischen derart durchdringender und -bohrender Sound Akustik-Unterbau. »Another Half Life« ziert wie hier ist den Brooklynern bisher noch nicht das gleiche Cover-Artwork wie seine Debüt-EP, gelungen. Vor allem auf »What We Don’t See« ergänzt um ein glänzendes Finish in Goldoptik. wird das deutlich: Der Song wabert und sägt so In Anbetracht der großen Schnittmenge der schön lärmend vor sich hin, wie das einst nur beiden Veröffentlichungen hat der Inhalt des Medicine mit ihren irritierenden Lärmschichten Albums lediglich Ergänzungscharakter. Zu den konnten. A Place To Bury Strangers geben den bekannten Songs gesellen sich Stücke, die dem Noise-Süchtigen damit eine neue und wirksame noch jungen Projekt die letzten Züge ins Gesicht Medizin. schraffieren. Songs wie das stimmungsvolle Songwriter-Kleinod »Dead End Street« oder der Kerstin Kratochwill Musik gewordene Seufzer »New Daily Dose« machen das LP-Debüt zu einem lohnenswerten Upgrade. Mit seinem wehmütigen Tremolo und DOMINO / GOODTOGO der herrlich verdichteten Schlusssequenz stellt Mit All We Are gräbt Domino eine neue Band allerdings weiter das bekannte »Angelina« die aus, die das Zeug hat, zu discoiden Dreampopstärkste Kraft, wohingegen die umstehenden Ikonen wie Beach House aufzuschließen. Sechsminüter vergleichsweise wenig mit ihrer Spätestens seit der EntZeit anzufangen wissen. Über die Vertrautheit deckung von Franz Ferdimit der ersten Hälfte, die man sich nur zu gerne nand vor nun schon sehr noch mal gibt, lässt sich hinwegsehen. Darüber, vielen Jahren gilt die A&Rdass dieses Album nach alledem nicht an einen Abteilung von Domino Laser, sondern – wenn’s eben geht – unter die Records als herausragend Nadel gehört, hingegen nicht. unter allen Spürnasen der Valentin Erning Musikindustrie. Mit den in Liverpool ansässigen All We Are hat das Label nun wieder eine Band aufgetan, deren ungeheuerliches Potenzial zu diesem Zeitpunkt in vollem Maße noch gar DIGITAL HARDCORE / ROUGH TR ADE / VÖ 06.02.15 nicht absehbar ist. Für einen wahren Pop-Hit Sie klingen zwar zugänglich wie nie, die Umhat es mit »Feel Safe« aber schon jetzt gereicht. benennung in »iPad Middleage Unrest« steht Die international besetzte Band erinnert mit den Digital-Hardcore-Pionieren Atari Teenage ihrem watteweichen, discoiden Funk-Pop an Riot aber nicht bevor. Top-Adressen wie Beach House oder El Perro Das wird so manchen Fan der ersten Stunde Del Mar, an eine Indie-Version von Saint Etienne betrüben: Mit ihrem sechsten Album kommen oder Metronomy oder an Hot Chip ohne deren die Lichtgestalten des elektronischen Hardcorehervorstechenden Dance-Appeal. Ihr selbstbeti- Techno-Punk um Vordenker Alec Empire dem teltes Debüt ist mindestens zur Hälfte großartig Mainstream näher denn je. Doch ob die große

AND THE GOLDEN CHOIR »ANOTHER HALF LIFE«

ALL WE ARE »ALL WE ARE«

ATARI TEENAGE RIOT »RESET«

Pop-Werdung des digital zerwolften musikalischen wie politischen Widerstands wirklich bevorsteht? Unwahrscheinlich, dafür sind die Momente, in denen es hier episch und berauschend wie ein vergessenes SantigoldDemo schwillt und dort in gemessener Taktung stampfend an Goldkettchen-Dancefloor gemahnt, doch zu rar. Oder zumindest von subtiler Kratzigkeit durchsetzt. Dies bewirkt bei allem Synthie-Pomp eine gewisse Nervosität und ergänzt sich perfekt mit dem zwar dezenter dosierten, aber nach wie vor prominenten Brachial-Krawall. So verschmilzt das gewohnt naive, aber immer emphatische Parolen-Pathos mit festivaltauglichem Glam-Mosh zu einer fast schon altersmilden Version eines Acts, der immer noch in Flammen des gerechten Zorns steht. Die für ATR so wichtige Artikulation eines dezidiert linken Bewusstseins und Nichteinverstandenseins aber ist erstmals konsequent für eine Masse aufbereitet, die einer ebensolchen Botschaft dringend bedarf. Fragt sich nur, ob die Masse auch zuhört oder nur mit dem Arsch wackelt. Oder sich was Schönes kauft, wie meistens. Solange sie noch kann. Ulf Imwiehe

ATLAS LOSING GRIP »CURRENTS« CARGO

Melodic Punk mit Maiden-Gitarren: Statt auf ihr Erfolgsrezept zu setzen, zeigen sich Atlas Losing Grip auf »Currents« ziemlich sperrig. Der mitreißende Drive des letzten Atlas-LosingGrip-Albums »State Of Unrest«, der unaufhaltsame Zug zur Hookline, die sich wie ein mit messerscharfen Diamanten besetzter Widerhaken im Gehörgang verkeilt, ist auf »Currents« einer bedächtigen Schwere gewichen. Das Album kommt nur mühsam in die Gänge, nimmt immer wieder aus nicht nachvollziehbaren Gründen das Tempo raus, verzettelt sich zu oft in vielteiligen Songstrukturen, die kein stimmiges Ganzes ergeben. »State Of Unrest« trug seinen Titel ebenso rechtmäßig, wie es für seine Qualitäten abgefeiert wurde: schnelle, kompakte Punksongs, gespielt mit der technischen Brillanz einer Metal-Band, getragen von einer melancholischen, aber positiven Grundstimmung. Demgegenüber wirkt »Currents« über weite Strecken bedrückt, zerfahren und krampfhaft um Weiterentwicklung bemüht. Zwar bedeutet das bei einer Band dieser Klasse keinen Totalausfall, zumal den Schweden zwischendurch immer mal wieder richtig gute Songs gelingen, unterm Strich ist das Ergebnis aber zu durchwachsen, um neben einem so großen Wurf wie dem Vorgänger nicht blass auszusehen. Till Stoppenhagen


MORGEN

AZEALIA BANKS »BROKE WITH EXPENSIVE TASTE« WWW.AZEALIABANKS.COM

Die elendige Suche nach dem richtigen Label hat für Azealia Banks ein Ende. Die Lösung: Einfach selbst veröffentlichen. Ihrem Debütalbum »Broke With Expensive Taste« hat diese Entscheidung ausnehmend gutgetan. »When I premiere, bitch, the end of your lives are near«, verkündete Azealia Banks vor drei Jahren sehr selbstbewusst auf ihrer Debütsingle »212«. Der Song hat bis heute nichts von seiner Wucht und Großartigkeit verloren. Im Mickey-Mouse-Pullover und mit Rapunzel-Zöpfen stürmte die damals 19-jährige New Yorkerin sämtliche Jahresbestenlisten. Seitdem ist es still um die einstige Rap-Sensation geworden. Zuletzt fiel sie fast nur noch negativ auf: als Twitter-Lästermaul und wegen ständig geplatzter Konzerte. Umso größer die Überraschung, dass »Broke With Expensive Taste« jetzt doch noch aus heiterem Himmel erschien. Nach drei Jahren Wartezeit gab die Rapperin per Tweet die Veröffentlichung ihres Debüts bekannt – ganz ohne Label im Hintergrund. Hat sich die Warterei gelohnt? Definitiv. Banks rappt und singt sich mit atemberaubendem Flow durch die 16 Tracks, als wäre sie nie weg gewesen. »Broke With Expensive Taste« sei das Album, das sie schon immer habe machen wollen, wird sie zitiert. Und es klingt tatsächlich auch exakt so kompromisslos wie die vorlaute Rapperin selbst. Bereits der irre polyrhythmische Opener »Idle Delilah« besteht aus Ideen, aus denen andere Künstler ganze Karrieren stricken. Dieser Overkill an Einflüssen und Elementen ist letzten Endes auch das einzige Manko der Platte, die eher wie ein überbordendes Mixtape wirkt und stellenweise ein regulierendes Korrektiv gut hätte vertragen können. Verschnaufpausen gibt es so gut wie keine, stattdessen viele UK-GarageAnleihen und clubbige House-Banger wie »Miss Camaraderie«. Allein die überflüssige ArielPink-Zusammenarbeit »Nude Beach A-Go-Go« hätte besser nie das Licht der Öffentlichkeit erblickt, bleibt aber glücklicherweise der einzige Totalausfall. Katja Peglow

CARL BARAT & THE JACKALS »LET IT REIGN« COOKING VINYL / INDIGO / VÖ 13.02.15

Carl Barât gefällt sich nun darin, ROCK in Großbuchstaben zu spielen, weshalb das hier teilweise mehr Grunge als Punk-Pop ist. Da stellt sich die Frage: Ist das denn nötig? Post-Libertines-Musik im soliden bis guten Bereich war es, was Carl Barât mit den Dirty Pretty Things spielte und spielen konnte. Eine umso größere Überraschung war dann das

nachfolgende Soloalbum, das die Libertines-Romantik auf die Spitze trieb, die Gitarren im Schrank ließ und große Lovesongs ans Tageslicht brachte. Übertroffene Erwartungen sind keine schlechte Ausgangssituation im Vorfeld eines neuen Albums. The Jackals sind das Ergebnis eines von Barât initiierten Band-Castings, das anberaumt wurde, weil er nicht schon wieder alles alleine machen wollte. Umso ärgerlicher ist, wie stumpf und einfältig das alles vor sich hin poltert. Mangelnde Ideen im Songwriting werden durch eine betont dreckige Produktion und aufgestülpte Bläsersätze zu kaschieren versucht. Dazu lärmen die Gitarren grungy. Ein völliges Ärgernis ist »Let It Reign« sicher nicht, da Songs wie »Glory Days« oder »Victory Gin« über viele Schwachstellen hinwegretten. Das spezielle Außenseiter-Ethos, das man an den Libertines so schätzte, wird hie und da gut transportiert. Dennoch braucht es im Bandkontext wohl doch ein Regulativ wie Pete Doherty, um ein rundum gelungenes Album abzuliefern. Kai Wichelmann

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BC CAMPLIGHT »HOW TO DIE IN THE NORTH« BELLA UNION / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE

Weil aus einer Saufkarriere nichts wurde, ist BC Camplight auf ein Album aus bedächtigem Folk und verhaltener Psychedelic ausgewichen. Um ein Haar wäre Brian Christinzio nach zwei Alben unter seinem eigenen Namen relativ lautlos aus der Welt des Pop verschwunden. Verbittert zog er von Philadelphia ins englische Manchester, mit der Absicht, ein letztes Album aufzunehmen und sich anschließend zu Tode zu saufen. Aus dem Plan von 2012 wurde aber nichts: 2015 steht er nämlich mit Band und neuem Plattenvertrag da und hat mit »You Should’ve Gone To School« einen knackigen Album-Opener anzubieten, der mit seinem prägnanten Beat-Basslauf spontan Lust auf mehr verhaltene Psych-Eskapaden macht. Allerdings war das Album nie als Hit-Feuerwerk konzipiert, weshalb man sich ihm auch eher tiefschürfend und mit Bedacht nähern sollte. Denn wie bei einem deftigen Schnapsgelage franst das Album nach hinten hin deutlich aus, die Melodieführung zwischen kitschigen Klavierfragmenten und sperrigem Psychedelic wird von der Lust an kakofonischer Dekonstruktion NINJA TUNE / ROUGH TR ADE übermannt. Was aber gar nicht schadet, sondern Gameboy-Beats waren gestern. Steve Spacek nur den Anspruch an die Hörer für neun Songs, wischt und tatscht sich mit seinem App-Ordie eben ein wenig Mut und Durchhaltevermöchester durch Grime, Juke und Wonky. gen erfordern, hochschraubt. »Wenn ich eh schon den Klaas Tigchelaar ganzen Tag über meinen Smartphones und Tablets hänge und mir den Daumen wund wische«, dachte sich Steve Spacek, eine Hälfte des Juke-Duos MATADOR / BEGGARS / INDIGO Africa HiTech, »dann mache ich mit den Din- Belle And Sebastian scheinen plötzlich von gern doch auch gleich mein nächstes Album.« ihrem Trademark-Sound gelangweilt zu sein. Gesagt, getan: Mithilfe diverser Smartphone- Ihr neues Album klingt jedenfalls erschreckend Apps hat Spacek 13 Tracks rausgeknödelt oder poppig – und überzeugt damit auf ganzer Linie. In den Interviews zum gewischt oder gepatscht oder getatscht. »Modern Streets« ist ein kleines Album, das einersten B&S-Album seit etmal mehr zeigt, dass Steve Spacek vermutlich was über vier Jahren lässt selbst mit einer Maultrommel noch geilere es sich Stuart Murdoch EDM rausschießen würde als die Hälfte aller sogar gefallen, wenn sein Schlafzimmerproduzenten mit dreimal so teuGesprächspartner Boney rem Equipment. Und dabei hat er nicht nur M. oder den »König der brummende Beat-Science (»Gotta Get Some Löwen« als Einfluss heraushört. Da dürfte so Music«) oder beschwipsten Wonky (»Compact mancher frühe Fan Schnappatmung bekomN Sleep«), sondern auch schrägen Grime (»There men. Auch die Tatsache, dass man Ben H. Allen Is A Love«) in der Hosentasche gebunkert. Da III als Produzenten wählte, überrascht – der können all die verkappten Analogfetischisten nahm nämlich zum Beispiel Gnarls Barkleys weiter verbissen die Lötkolben an ihr ange- »Crazy« auf und arbeitete mal kurz für Christistaubtes Equipment halten, bis sie schwarz wer- na Aguilera. Tatsächlich ist »Girls In Peacetime den. Mal supersmooth und sexy, dann wieder Want To Dance« streckenweise erschreckend aggressiv und wütend, hat Spacek hier ein Al- poppig. Keyboards wabern, Chöre frohlocken, bum zusammengezaubert, das auf spielerische der Drum-Beat ist ein stoischer Arschtritt, und Weise die technischen Möglichkeiten des Mo- Murdoch, sonst oft Meister der feingeistigen biltelefons als Musikinstrument demonstriert. Beobachtung, skandiert schon mal eine gute Jan Wehn Minute lang nur diese Zeile: »Jump to the beat of

BEAT SPACEK »MODERN STREETS«

BELLE AND SEBASTIAN »GIRLS IN PEACETIME WANT TO DANCE«


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a party line.« Das hörte man im Oeuvre der Band bisher kaum. Zum Glück ist die Neuerfindung auf ganzer Party-Linie geglückt: Konventionelle Nummern wie »Ever Had A Little Faith« und »Nobody’s Empire« zeigen, dass Murdoch & Co. nicht alles, was bewährt und gut war, über Bord geworfen haben, während die hüftschwingenden Nummern wundervolle Bastarde aus cleveren Lyrics und schamlosem Pop-Appeal sind. Ein Album, bei dem die Spielfreude aus jeder Pore strahlt. Daniel Koch

erste nicht filmgebundene Platte und überhaupt die erste seit 14 Jahren. Ziemlich viele erste Male für jemanden, der schon seit Jahren im Geschäft ist. Schon mit den Soundtracks zu »Escape From New York«, »Halloween« oder »They Live« hat er Klassiker der Filmmusik geschrieben. Hier ging es ihm »nur um Fun«, wie er selbst sagt. Und das hört man auch. »Lost Themes«, also die vermeintlich verloren gegangenen Soundtracks, sind tatsächlich Musik für Filme, die es nie gab (und wahrscheinlich nie geben wird). Passend dazu das automatisch zu generierende Video zum grandiosen Opener »Vortex« auf der Homepage zur Platte. Es besteht aus zufällig aneinandergereihten Schnipseln aus seinen alten Filmen. Alles neu, alles frisch, musikalisch NEUROT / CARGO / VÖ 13.02.15 sehr erwachsen, trotzdem äußerst gegenwärtig Tad Doyle ist zurück, doch Vorsicht: Statt mit und gleichzeitig rückblickend. Grunge-Hymnen ist er diesmal mit der mürri- Lars Fleischmann schen Doom-Dampfwalze unterwegs. In dermaßen der Ereignisarmut verschriebenen ASYLUM / WARNER / VÖ 13.02.15 Genres wie dem Doom Bubblegum-Pop meets Riot Grrrl: »Sucker« und seinem garstigen soll die britische Pop-Hoffnung Charli XCX Hardcore-Geschwisterendgültig als Bonafide-Popstar neben Acts wie chen, dem Sludge, besteht Lorde oder Sky Ferreira etablieren. eine der größten Heraus2015 könnte endlich das forderungen an die Musiker darin, nicht in Jahr von Charli XCX weraustauschbares Gemalme abzudriften. Eine den. Zuletzt meinten es die nicht ganz einfach zu lösende Aufgabe, der man Popgötter ganz gut mit der entweder mit atmosphärischer Ziselierung bebritischen Pop-Sensation, gegnen kann oder aber mit einer Maximierung aus deren Feder nicht nur von Intensität und Wucht. Das Trio Brothers Icona Pops Party-Hymne Of The Sonic Cloth um den einstigen Grunge»I Love It« stammt, sondern auch das für einen Vordenker Tad Doyle bedient sich einer MiGrammy nominierte Iggy-Azalea-Duett »Fanschung dieser Strategien und erzeugt dabei ein cy«. Nur mit der eigenen Solokarriere wollte es Klangbild von so bedrückender Schwere und bisher nicht so recht klappen. Das soll sich mit gleichzeitig lodernder Energie, das zwar auf eleCharli XCXs zweitem Album »Sucker« ändern, gische Melodiebögen und Pomp verzichtet, sich nachdem das mit Grindhouse-Filmzitaten und aber durch eine kathartische Epik auszeichnet, Gold-Panda-Samples gespickte clevere Debüt wie sie diesseits von Neurosis selten ist. Sehr »True Romance« nicht den gewünschten kompassend somit, dass dieses schmucklos zornige merziellen Erfolg erzielen konnte. Die Chanund dabei seltsam anrührende Debütalbum cen dafür stehen nicht schlecht. Die Songs auf auf dem Label ebenjener Slomo-Noise-Ikonen »Sucker« sind ungestüm, draufgängerisch und erscheint, womit sich Neurot Recordings nach unglaublich catchy. Bis auf die famose, von Vamdem Signing der ebenfalls fantastischen Yob pire Weekends Rostam Batmanglij produzierte endgültig zu einer der ersten Genre-Adressen Girlgroup-Nummer »Need Ur Luv« und das gemausert hat. Ein Doom-Highlight nicht nur von der Teenie-Schmonzette »Das Schicksal dieses Jahres! ist ein mieser Verräter« bekannte »Boom Clap« Ulf Imwiehe befinden sich auf dem Album keine Liebeslieder. Stattdessen gibt es coolen Ermächtigungs-Pop wie »Body Of My Own« oder augenzwinkernde Pop-Hymnen mit Punk-Attitüde wie »Famous«. SACRED BONES / CARGO Wie kaum ein anderer Popstar verbindet die Klapperschlangenfreunde wissen lange Bejunge Britin derzeit Massentauglichkeit und scheid: Carpenter steht für ganz große SoundSubkultur – positive Aussichten für die nächste track-Momente – so auch auf »Lost Themes«. Popstar-Generation. »Mit 66 Jahren, da fängt das Katja Peglow Leben an« – dieses Motto des mittlerweile verstorbenen Udo Jürgens nahm sich der Regisseur und HOT FRUIT / CAROLINE / UNIVERSAL Komponist John Carpen- Ex-Supergrass-Kopf Gaz Coombes lässt alle ter anscheinend zu Her- Hemmungen fallen und tritt mit klaren Strukzen: Er veröffentlichte seine erste Solo-LP, seine turen in Konkurrenz zu seinem Frühwerk.

BROTHERS OF THE SONIC CLOTH »BROTHERS OF THE SONIC CLOTH«

CHARLI XCX »SUCKER«

JOHN CARPENTER »LOST THEMES«

GAZ COOMBES »MATADOR«

Gareth Michael »Gaz« Coombes bringt sein zweites Soloalbum heraus. Ja, der Typ von Supergrass. Die Jungs, die es unverdientermaßen nie wirklich nach ganz oben geschaff t haben und sich deshalb 2010 auch aufgrund musikalischer Differenzen trennten. Während Coombes auf seinem Solodebüt »Here Come The Bombs« als logische Distanzierung vom Supergrass-Kosmos noch viele Stile ausprobierte, ist auf »Matador« eine klarere Linie erkennbar: weniger Mut und mehr Konzept, teilweise sogar ein Gefühl von Wärme und Intimität. Der Einsatz von Synthesizern als tragendem Element wirkt nicht befremdlich, sondern ermöglicht es, sich tiefer mit den Texten und Strukturen zu beschäftigen. Anders ausgedrückt, handelt es sich bei »Matador« um ein unfassbar souliges Album. Background-Vocals verleihen den Songs eine beinah epische Dichte. Der Matador, also ein Mensch, der sich in der Arena der Gefahr stellt, versinnbildlicht die Auseinandersetzung Coombes’ mit den Schattenseiten des Musikerdaseins, persönlichen Problemen und Verlusten. Dass er ein wirklich gereifter und weiterhin starker Songwriter ist, kommt dabei gut durch. Michael Gwiozdzik

CUMMI FLU »Z« SHITK ATAPULT / MORR / INDIGO

Ambient Electronic bekommt mit »Z« von Cummi Flu ein neues Aushängeschild, das auch in Pop-Schaufenstern wirksam zur Geltung kommt. Wohlig erinnert dieses Album an die Zeit um die Jahrtausendwende, als eine Reihe Künstler auf Labels wie Morr oder City Centre Offices sich daransetzten, Pop und Ambient auf Basis elektronischer Musik zu verschmelzen und dies zumindest kurzzeitig als erste Listening-Electronic abseits fokussierter DanceFunktionalität etablierten. Diese Assoziation kommt nicht von ungefähr, schließlich war der in Berlin lebende Belgier Oliver Doerell seinerzeit als Teil der Band Dictaphone zumindest am Rande daran beteiligt. Er ergeht sich mit seinem Debütalbum als Cummi Flu aber nicht in purer Nostalgie, sondern entwickelt diese Musik mithilfe vor allem von folkloristischen Rhythmen und Field Recordings sehr frei und verdichtet weiter. So geraten die elf Stücke auf »Z« zu einem klanglichen Dschungel voller Reize und Lichtreflexe, mit sonnigen Lichtungen und viel Dickicht voller kostbarer Fundstücke. Die einen mag das an freiere Versatzstücke aus Notwist-Hits erinnern, andere an RhythmusExperimente von Künstlern wie Sven Kacirek. In jedem Fall funktioniert »Z« als Album, dessen


FENSTER ZUM HOF MIT BASTIAN KÜLLENBERG Zeit, mit den Stiefkindern zu spielen. Denen, die sich ihre Zeit mit Sprechgesang, Beatbastelei, R’n’B und Soul vertreiben. Wir öffnen das Fenster zum Hof! LOGIC lieferte mit »Under Pressure« (Def Jam) eines der großen HipHop-Alben des späten 2014. Der MC aus Maryland punktet durch Technik und Themen. Vordenker von Bill Withers bis Eazy-E werden subtil in einen Klang eingeflochten, der radiotauglich, gleichzeitig aber auch tiefgründig ist. Auch J.COLE setzt mit »2014 Forest Hills Drive« (Sony) seinen 2013 mit »Born Sinner« begonnenen Weg Richtung Ernsthaftigkeit fort. HipHop, dessen SoulCharakter sich nicht mit simplen Samples zufrieden gibt, sondern Elemente von Blues und Gospel in einen zeitgemäßen Kontext rückt. Zu Großteilen in Eigenarbeit produziert und in den USA direkt auf Platz eins geschossen, etabliert das Album den Künstler endgültig ganz weit vorne. Ein Status, den auch M.O.P. irgendwann mal innehatten. Zum 20. Jubiläum wollen es Lil’ Fame und Billy Danze noch einmal wissen und reisen mit der EP »Street Certified« (Nature Sounds) in die eigene Vergangenheit. Produziert von DJ Premier, erwartet den Hörer klassischer Stoff aus den 1990ern. Neun Tracks, die noch immer Klasse beweisen, jedoch dem Rap aus der Hood nichts Neues hinzufügen können. LUPE FIASCO hielt man lange Zeit für einen Hoffnungsträger, doch trotz beachtlicher kommerzieller Erfolge blieb sein Einfluss auf die Rap-Geschichte bislang wenig nachhaltig. Das dürfte auch »Tetsuo & Youth« (Warner) nicht ändern, dessen Songs zwar stellenweise zeitgeistig Trap geschnüffelt haben und mit Auto-Tune rumspielen, dabei aber insgesamt nicht über gehobenes Mittelmaß hinauskommen. AIMO BROOKMANN will nicht mehr Taichi sein und tauscht Hoodie gegen Strickpulli. Mit seinem früheren Alter Ego legt der MC auch seinen klassischen HipHopStyle ab und befördert sich mit dem introvertierten »Schneckenhauseffekt« (Wolfpack Entertainment) in die nachdenkliche Ecke zu Tua, Gerard und Muso, allerdings ohne deren Klasse zu erreichen. Genau dort möchte sich vermutlich auch KONTRA K mit seinem Major-Debüt »Aus dem Schatten ins Licht« (Four) gerne sehen, allerdings beflügelt von einer gesteigerten Dosis Massentauglichkeit. Mit seiner Marteria-Grabesstimme zitiert er über wuchtige Beats Die Toten Hosen und bewirbt biedere Lebensweisheiten: »Erfolg ist kein Glück, sondern nur das Ergebnis von Blut, Schweiß und Tränen.« Danke, aber nein danke. Im englischsprachigen Rap ist gegenwärtig niemand so schön traurig wie YUNG LEAN. Jonatan Leandoer Håstad und seine Sad-Boys-Crew verbinden Weltschmerz und Auto-Tune, Videospiele und synthetische Bässe. Auf grob geschätzt 15 mitunter höchst erfolgreiche Videos folgt mit »Unknown Memory« (Sky Team) nun das erste Album des 17-jährigen Schweden. Nicht unbedingt HipHop für Smiths-Hörer, aber doch originell. Musik, die so jung gehört werden möchte, wie sie produziert wurde. Um sich an KID INKs drittem Album »Full Speed« (RCA) zu erfreuen, muss man eine ausgeprägte Liebe für US-Rap-Klischees oder Großraumdiskotheken mitbringen. Money und Bitches über alles. Auch die Wahl der Feature-Gäste kann man freundlich ausgedrückt als zielgruppenrelevant bezeichnen. Neben R’n’B-Stars wie Usher und Trey Songz sind auch die abgehängten Vollpfosten R. Kelly und Chris Brown dabei. Spannender als dieses Album sind vermutlich jene Geschichten, die Kid Ink auf den Körper tätowiert trägt.

IM WETTBEWERB

IM WETTBEWERB

SXSW FILM FESTIVAL 2014

IM WETTBEWERB

TORONTO FILM FESTIVAL 2013

TRIBECA FILM FESTIVAL 2014


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Klasse aufgrund seines zu heutigen Pop-Moden antizyklischen Charakters nur noch greller heraussticht. Christian Steinbrink

ETIENNE DE CRÉCY »SUPER DISCOUNT 3« SONY

Damit hätte niemand mehr gerechnet: Etienne De Crécy rafft sich zu einer dritten Folge »Super Discount« auf. Die Hipness seines Stils ist aber verflogen. Wie könnte es auch anders sein? Über zehn Jahre ist es schon her, dass Etienne De Crécy den letzten Teil seiner »Super Discount«Compilations veröffentlicht hat. Nun entschied er sich für eine dritte Ausgabe der French-House-Reihe. Während das Debüt 1996 noch als State of the Art des chilligen French-House-Stils reüssierte, hinterlässt der dritte Teil deutlich ambivalentere Gefühle. Klar, Club-Musik hat sich seitdem Dutzende Male gehäutet, House findet nur noch in seinen extremen Derivatformen kurzzeitige Beachtung. Folgerichtig kann »Super Discount 3« trotz des langen Vorlaufs weder an die Alleinstellungsmerkmale der Premiere anknüpfen noch wirklich viele mitreißende Momente bieten. »WTF« und der Opener »Night (Cut The Crap)« zerlaufen blass und leicht gelangweilt im Mainstream, bevor dank Gästen wie Alex Gopher, Julien Delfaud und Baxter Dury immerhin ein paar deepere und düsterere Tracks motivierten Funk und Kante zeigen. Die Compilation kann als akzeptabel durchgehen, ihre Relevanz wurde allerdings von der Zeit überholt und lebt lediglich im konsequenten Cover-Design fort. Klaas Tigchelaar

THE DECEMBERISTS »WHAT A TERRIBLE WORLD, WHAT A BEAUTIFUL WORLD« ROUGH TR ADE / BEGGARS / INDIGO

Früher wäre mancher Decemberists-Song besser eine Kurzgeschichte oder ein 800-SeitenWälzer geworden. Auf ihrem neuen Album sind sie aber pointierter und brillanter denn je. Neben Belle And Sebastian sind die Decemberists die zweite Band, die sich im Januar aus einer längeren Kreativpause zurückmeldete. Und sie sind der zweite Beweis, dass so eine Auszeit keine schlechte Idee ist. Wobei die Band um Colin Meloy einen anderen Weg geht und ihrem Stil im Grunde treu bleibt. Oder vielmehr: Sie perfektioniert ihn. Die folkigen Arrangements kippen immer noch gerne vom Dezenten ins Üppige, aber während auf früheren

Alben gelegentlich die Ambition in Größenwahn umschlug, haben sie hier jeden Song zu jeder Zeit musikalisch im Griff. Gleiches gilt für den studierten Kreativschreiber Meloy, der sich in seinen kraft- und humorvollen Texten zum Vorteil des Songs oft kürzer fasst. Schon das Eröffnungsstück »The Singer Adresses His Audience« ist ein herrlich befreit klingendes Sinnieren über das seltsame Verhältnis zwischen Bands und Fans dieser Tage. Meloy wirft sich seinen Hörern an den Hals und verkauft ihnen dann, dass man ja alles nur für die Fans mache – die Musik, aber auch die Werbung für »Axe Shampoo«, das dort explizit genannt wird. Der betont schunkelige »Anti-Summersong« und der finale »A Beginning Song« sind ähnlich amüsierte Spielereien, während »Mistral« die perfekte vertonte Kurzgeschichte ist. »So we already wrecked the rental car and I already lost my way« – wie gern wäre man dort eingestiegen! Daniel Koch

SPEKTAKEL

D’ANGELO AND THE VANGUARD »BLACK MESSIAH« RCA / SONY

Mit D’Angelo kehrt ein Schwergewicht des R’n’B zurück, das modischen Dance-Einflüssen in seinem Stil genauso den Stinkefinger zeigt wie digitalen Produktionsstandards. Dieser Anachronismus gewinnt hier souverän. Dass D’Angelo in all seiner Liebe, Kunst und Gläubigkeit ein eher störrischer Charakter ist, zeigt nicht zuletzt seine Veröffentlichungspolitik. Mit kreativen Durststrecken oder Faulheit ist es jedenfalls kaum zu erklären, dass das R’n’B-Jahrzehnttalent für sein neues Album beinahe 15 Jahre brauchte. Aber auch stilistisch beweist der Pfarrerssohn Ego und Vision: »Black Messiah« ist gänzlich unbefleckt von Moden und Zeitgeist, kein junger Hüpfer durfte sich seine Feature-Krönung abholen. Vorbilder sucht sich D’Angelo nur unter denen, die ihre Klasse schon über Jahrzehnte bewiesen haben. ?uestlove und Q-Tip halfen, den Übergröße-Schatten warf aber Prince, dem D’Angelo so hemmungslos wie nie zuvor nacheifert. Das bedeutet: Er versammelte im Studio eine Weltklasse-Band,

die alle zwölf Songs live einspielte und für ein fett groovendes Soul-Feeling sorgte, das schon seit Jahren niemand mehr erreicht hat – selbst Prince mit seinen Comeback-Alben nicht. Die Single »Really Love« überzeugt in erster Linie dann auch nicht durch Hooklines oder Hit-Appeal, sondern durch ein Experiment mit warm flirrenden Flamenco-Gitarren. Auch sonst reiht sich »Black Messiah« in die Extraklasse-Reihe der Vorgängeralben D’Angelos ein und setzt einen dicken Kontrapunkt zu allen Erwägungen, den Bass in Soul und R’n’B durch Hi-HatRhythmen und Laptop-Bügelei zu ersetzen. Christian Steinbrink

DIAGRAMS »CHROMATICS« FULL TIME HOBBY / ROUGH TR ADE

Mut zur Sanftheit: Der zauberhafte Pop-Eigensinn von Sam Genders geht in die zweite Runde. Und er wird immer besser. Ursprünglich bei Tunng zu Hause, hat sich Sam Genders mit Diagrams ein zweites Betätigungsfeld gesucht. Die kollektivistische Herangehensweise mit wechselnden Musikern und demokratischem Gestaltungsraum hat dazu geführt, dass das Zweitwerk »Chromatics« marginal anders als der großartig verspielte Vorgänger »Black Light« anmutet. Die sanfte Stimme ist geblieben, doch legt Genders sie jetzt über romantischere und auch aufgeräumtere Musik. Der »Constant Thread« von Beziehungen sei die Inspirationsquelle für diese Platte gewesen, so Genders. Die Erkenntnisse aus persönlichen Erfahrungen verarbeitet er in poetischen Texten. Neben der intelligenten Betrachtungsweise über komplexe Beziehungsgeflechte hat ein raumgreifender Naturalismus Einzug gehalten, der die Songs gewissermaßen von Raum und Zeit befreit. Die »Gentle Morning Sun« ist eben ein bleibendes Motiv. Stilvolle Popmusik ist das, die in ihrer unaufgeregten Brillanz ein Ausrufezeichen im noch jungen Musikjahr setzt. Kai Wichelmann

DISAPPEARS »IRREAL« KR ANKY / CARGO

Vielleicht ist die Krautgaze-Fregatte aus Chicago mit »Irreal« auf der Sandbank der Erwartbarkeit aufgelaufen. Vielleicht geht es aber auch schon lange um etwas Größeres. Keine Überraschungen, keine faulen Tricks auf »Irreal«. Wieso? Weil sich Disappears in ihrer begradigten Fahrrinne pudelwohl fühlen. Ganz im Gegensatz zu ihren Hörern, die sie verlässlich mit akustischen Kälteduschen beglücken. Die neue Platte darf man sogar als die bis dato melodiesterilste bezeichnen. »Irreal«


IMMER NOCH INDIE? MIT CHRISTIAN STEINBRINK Girls, Girls, Girls: Endlich mal eine angemessene Quote an Musikerinnen in einer Gitarren-Rubrik, und dann auch noch ausnehmend hochklassig. Das ist mindestens niedlich anachronistisch, wie uns THE WHARVES auf »At Bay« (Gringo) mit ihrem sonnigen 1960er-Girl-Pop auf Garage-Basis und fast schon psychedelisch-enigmatischen Chor-Gesängen Riot Grrrl im naiven Hippie-Gewand vorführen. So reizend wie rau und allein dadurch schon imposant. Ähnlich süßlich und verträumt klingt die Kalifornierin SPRINGTIME CARNIVORE auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum (Autumn Tone). Wirkt wie eine surreal gehaltene Mischung aus Dusty Springfield und Lana Del Rey in Lo-Fi. Die Stimmung kratzt manchmal die Kante zum Kitsch, überwindet sie aber nicht. Wäre aber auch nicht schlimm gewesen, wenn. Deutlich nüchterner ist dagegen »Cool Choices« (Hardly Art), das Quasi-Comeback-Album von Jenn Ghetto alias S. Wie eigentlich schon immer klingt sie nachdenklich und ist von Selbstzweifeln geprägt, dabei könnte Ghetto wegen des konzentriert arrangierten Indie-Pop mit tollen Songs zwischen ruhigen Nada Surf und frühen Tegan And Sara doch ausnehmend stolz auf ihr Werk sein. Obwohl GROUPER alias Elizabeth Harris regelmäßig veröffentlicht, folgen ihre Alben keiner chronologischen Reihenfolge. »Ruins« (Kranky) entstand schon vor Jahren, erschien erst Ende 2014 und zeigt die Ambient-Musikerin in betörender Nüchternheit und Schönheit. Zarte Piano-Miniaturen und ein Hauch von Gesang, so sacht, wie es sonst nur Vashti Bunyan gelang. Gleiches Label, anderer Stil, ähnliche Klasse: Wer sich etwas näher mit dem weiten Feld der ambienten Experimentalmusik beschäftigt, dem ist der Kanadier Scott Morgan alias LOSCIL schon länger ein Begriff. Weil er seine fein ausformulierten Soundscapes so stimmungsvoll gestaltet, dass sie auch auf Kompakts »Pop Ambient«-Samplern eine herausgehobene Position einnehmen sollten. Wie schon mit vielen anderen Alben seiner umfangreichen Diskografie verhält es sich auch auf »Sea Island« (Kranky). Deutlich exzentrischer erscheint dagegen das Werk des Kanadiers SLIM TWIG, dem nun das LCD-Soundsystem-Label per Re-Release seines 2010 entstandenen Albums »A Hound At The Hem« (DFA) auf die Straße hilft. Etwas überraschend geht’s hier nicht um eine Groove-Treibjagd, sondern um eine extrovertiert verspielte Melange aus Scott Walker und Owen Pallett, der auch auf dem Album mittat. Neues Material steht überdies auch noch in Aussicht und könnte für Furore sorgen. Manch einer mag sich fragen, was die Cardigans nach den Reunion-Auftritten 2012 heute so treiben. Ihnen kann geholfen werden: Nina Persson hat 2014 bekanntermaßen ein verunglücktes Soloalbum veröffentlicht, Lars-Olof Johansson und Bengt Lagerberg versuchen indes, als BROTHERS OF END die Langsamkeit Lows ins Schwedische zu übersetzen. Das Album »Shakers Love« (Konjaga) fängt dann auch verdammt matt an, entfaltet aber im weiteren Verlauf eine ansehnliche Stärke in Songwriting und Folk. Völlig berechtigt hat die Ankündigung eines neuen Teenage-Fanclub-Albums in 2015 für Begeisterungsstürme unter Legionen grauhaariger Harmoniker gesorgt. Bis es endlich so weit ist, kann man sich seine Zeit gut mit »Plumes« (Battle Worldwide) von CO-PILGRIM vertreiben. Sie spielen ähnlich melodiesüchtigen Gitarren-Pop und schaffen zumindest phasenweise ein ähnliches Songwriter-Niveau.


088

MORGEN

steht für krude, robotische Geometrie-Orgien in der Dunkelkammer, für nicht enden wollende Rhythmus-Schläuche, schmutziges Gefrickel und postpunkigen Hohlraum. Zwar kommen die Tracks schablonenhaft und kontrolliert daher, sie lassen ihre Hörer aber doch zusammenfahren. Etwa dann, wenn sich die nächste Tonspur langsam aus dem Windschatten in den Vordergrund arbeitet oder es unvermittelt einen verkappten Instrumentalausbruch setzt. Der Titelsong etwa schleudert den Hörer mit einem Schlagzeugwumms vorübergehend aus dem uhrwerkartigen Trott. Die sich dadurch ankündigenden Gitarrenwände bleiben allerdings leere Drohung. »Halcyon Days« schlägt mit schwindelerregenden Effektschüben aufs Gleichgewichtsorgan. Wohin man blickt, regiert die Repetition, streng, wahnhaft und irgendwie einschüchternd. Wer darauf tanzt, ist längst verloren, hat aber vieles begriffen. Valentin Erning

THE DISTRICTS »A FLOURISH AND A SPOIL« FAT POSSUM / PIAS / ROUGH TR ADE / VÖ 06.02.15

Slacker-Rock, wie er besser kaum sein könnte: The Districts sind Independents erster heißer Act für 2015. Die Story der Districts könnte auch aus dem 08/15-Baukasten für USIndie-Bands stammen: #Kleinstadt #Langeweile #Highschool #Talent #hippesLabel #entdeckt #provinzielleBand #SXSW #GreatEscapeShowcase #IntroRezension. Hier könnte man enden und hätte noch kein Wort über den wirklich heterogenen Sound der Band verloren. Die vier Typen aus Lancaster County veröffentlichen mit »A Flourish And A Spoil« ein von Indie-Rock getränktes Album mit herber Slacker-Keule. Die zehn Songs sind schön abgehangen und von John Congleton extra schnodderig produziert. Getragen werden sie von Rob Grotes kehliger Nonchalance, die – trotz ihrer stimmlichen Nähe zum ewig nuschelnden Liam Gallagher – dank des Gespürs der Band für Melodiebögen gar nicht erst den Vorwurf der Gleichmacherei aufkommen lässt. Ebenjene wunderbar Kaugummi-zähen Melodien gibt’s zuhauf, bisweilen poppen sogar süße Erinnerungen an White Denim, Dr Dog, The Shins und Pavement auf. Macht insgesamt ein Album, das die Districts als ersten heißen Indie-Newcomer 2015 präsentiert. Holger Wendt

THE DODOS »INDIVID« MORR / INDIGO

Studioarbeit ist anstrengend. Um den Kopf wieder frei zu bekommen, gehen die meisten Bands danach erst einmal ausgiebig auf Tour. Nicht so das Indie-Duo The Dodos.

Just nachdem die Dodos die Arbeit an ihrer 2013er-LP »Carrier« beendet hatten, begann für sie die Produktion des neuen Albums »Individ«. Den Schwung aus der vorangegangenen Aufnahme nutzten Meric Long und Logan Kroeber, um gleich den nächsten Stapel Songs zu schreiben. »Der perfekte Zeitpunkt, ein neues Album zu machen, ist direkt nach dem letzten«, sagen sie. Für den Sound von »Individ« kehren die Musiker zu den Instrumenten zurück, die ihnen 2008 mit »Visiter« den Durchbruch brachten: Gitarre und Schlagzeug. »Individ« klingt groß, und genau so sollte die Band auch endlich international gefeiert werden. Erst vor Kurzem betitelte ein US-Musikblog das Duo als »unterschätzteste Indie-Band der Welt« und bezeichnete die Tatsache, dass die Dodos nicht annähernd die Fanbase anderer, weit unproduktiverer Bands haben, als wahres Mysterium. Zu Recht! War jedes ihrer Alben bisher immer einen Tick besser als das vorangegangene, so setzt »Individ« dieser Entwicklung die Krone auf. Metren wechseln innerhalb der Songs, Gitarren-Riffs stolpern kreuz und quer übereinander. Nicht die Melodien tragen die Songs – die Komplexität von »Individ« ergibt sich daraus, was sich hinter ihnen verbirgt. »Goodbyes And Endings« verzückt zunächst mit einer hübschen Hookline. Hört man aber genauer hin, verstecken sich in einer einzigen Chor-Zeile vier verschiedene Metren. Vollendung und Hingabe sind es, die den Dodos Beständigkeit verleihen. Nadja Neqqache

Canyon-Resident Jonathan Wilson produziert. Inhaltlich arbeitet sich Tillman an Tillman ab, zum Beispiel an seiner üblen Kindheit im evangelikalen Elternhaus und dem Amerika, das genau durch solche Strömungen geprägt ist (»Bored In The USA«). Unterhaltsam und nachhaltig – was will man mehr? Claudius Grigat

FLIGHT FACILITIES »DOWN TO EARTH« FUTURE CLASSIC / AL!VE

Das romantische Flieger-Motiv hat den House der Flight Facilities ganz offensichtlich inspiriert – glücklicherweise, ohne ihn durch »Über den Wolken«-Kitsch verflachen zu lassen. Als House-Artist aus Sydney muss oder darf man schon früh in seiner Karriere viel fliegen. Schließlich liegen viele der Party-HotSpots der Szene nicht eben um die Ecke, und bevor man sich versieht, gehört man neben der ersten DJ-Riege zum Vielflieger-Jetset. Warum daraus nicht gleich die eigene Marke designen? Dass das Duo Flight Facilities daran Spaß gefunden hat, beweisen von Titel über Artwork bis hin zu Merchandise-Artikeln alle Insignien seiner CI. Und auch ihr aus Soul und House gespeister Electro-Pop könnte gut auf Programmplatz drei im Bordfunk der Economy Class laufen. Was nicht bedeuten soll, dass die Tracks ihres Albumdebüts allzu flach wären – gefällig ist die bessere Bezeichnung. Zum Autoren-House etwa von Metronomy reicht es zwar nicht ganz, dank so geschmackvoller Gäste wie dem Rapper Bishop Nehru ist der Weg dahin aber auch nicht mehr sehr weit. Das Kenner-Label Future Classic BELLA UNION / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE / VÖ 06.02.15 weiß eben, wen es sich heranzüchtet, und lag Mit Father John Misty hat Ex-Fleet-Foxes- auch bei den Flight Facilities nicht falsch. Drummer Josh Tillman ein Ventil gefunden, Henrik Hamelmann um seine Familiengeschichte in Folk zu gießen. Irgendwann, nachdem er bei den Fleet Foxes die Schlagzeugstöcke hingelegt hatte, ist Josh Tillman AUDIOLITH / BROKEN SILENCE in seinen Van gestiegen, Den Verfassungsschutz vorführen, vor Ort in hat einen Berg Pilze ein- Kobane Kurden gegen den IS unterstützen, gepackt und ist die Küste bei Hansa Rostock Aktionen für Flüchtlinge runtergefahren. Gelandet ist er schließlich im organisieren ... Feine Sahne sind echt die geilste Psychedelic-Paradies Laurel Canyon. Genau Band – wenn bloß die Musik nicht wäre. der richtige Ort, um all das »übliche Folk-GeDiese Band aus MeckPomm gibt einem immer jammer« hinter sich zu lassen: »Ich mag keine Wundenleckmusik, ich will lieber jemandem wieder das Gefühl, es ist zuhören, der sich einen Arm ausreißt und damit nicht alles verloren, nicht selbst schlägt.« Gesagt, getan, zumindest musialles PEGIDA. Feine Sahne kalisch. Seitdem benutzt er das Alias Father John Fischfilet hissen die AntiMisty und macht großen Freak-Folk. Weniger fa-Fahnen auch nicht aus Palace Music oder Damien Jurado (Kumpel Style-Gründen, sondern sind tatsächlich auf den und Weggefährte), eher Buffalo Springfield zugigen Demos gegen »Besorgte Anwohner«, trifft Flaming Lips. Auch dieses zweite Album von denen andere nur posten. Ihre Einstellung unter neuem Namen hat Tillmans Freund, vermählte sie dabei mit dem (heimlichen Punk-) musikalischer Geistesverwandter und Laurel- Label Audiolith. Die erste Platte dort, »Scheitern

FATHER JOHN MISTY »I LOVE YOU, HONEYBEAR«

FEINE SAHNE FISCHFILET »BLEIBEN ODER GEHEN«


MASCHINENRAUM MIT PHILIP FASSING

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No Future? Von wegen: Die Sehnsucht nach einer neu gestalteten Zukunft hält sich in den Clubs so hartnäckig wie Technics’ 1210er-Plattenspieler. Als hätten sich Björks wunderliche Klangerzeuger einen Virus eingefangen und würden unentwegt schroffe Industrial-Techno-Versuchsanordnungen ausspucken: David Psutka alias EGYPTRIXX löst sich mit seinem dritten Album ein Stück weit von der Night-Slugs-Posse und veröffentlicht »Transfer Of Energy« (Halocline Trance) direkt auf seinem neuen eigenen Label. Der gespenstische Retrofuturismus und die fast schon klinisch in Szene gesetzten Experimente bleiben – und wissen nach wie vor zu begeistern (lies: verstören). Weitaus einladender geht es bei dem Leipziger Produzenten Martin Enke alias LAKE PEOPLE zu, der mit seinem Debütalbum »Purposely Uncertain Field« (Permanent Vacation) vor allem Freunde von Labels wie Dial oder Smallville aufhorchen lassen dürfte. Zeitloser Deep-House, der auch ohne gepitchte Vocals und aufgeblasene Bassläufe auskommt, den Hörer dafür umso mehr mit seinem diskreten Stilbewusstsein um den Finger zu wickeln weiß.

JAN DELAY & DISKO NO.1 08.03 09.03 10.03 1 1 .03 1 3.03 1 4.03 1 5.03

Karlsruhe Wiesbaden Wiesbaden Kiel Köln Bielefeld Braunschweig

16.03 18.03 19.03 20.03 19.-21.06 19.-21.06 01.08

L– Esch-Alzette Münster Göttingen Aurich Hurricane Festival Southside Festival Mönchengladbach

Das Präfix »Future« haftete lange auch den versierten UK-Garage-Entwürfen von Joe McBride alias SYNKRO an, der selbst allerdings kaum etwas mit solchen Zuordnungen anzufangen wissen dürfte. Spätestens mit seinen Veröffentlichungen für Apollo Records stieß er ohnehin alle Schubladen zu und widmete sich wenig zeitgeistigen, dafür umso individuelleren Klangentwürfen, die auch auf seiner EP »Transient« (Apollo) irgendwo im Spannungsfeld von Leftfield und Ambient aufblühen. Die russische Produzentin und Mix-Königin NINA KRAVIZ darf sich längst zum exklusiven Kreis der internationalen Grande Dames des Techno zählen. Der eigene Beitrag zur »DJ Kicks«-Reihe (!K7) ist daher so überfällig wie folgerichtig. Ihre stilsicher zwischen Tiefgang und Minimalismus pendelnde Handschrift verewigt sie hier allerdings fast schon etwas zu routiniert auf CD. Der eine oder andere Bruch hätte dem ansonsten einwandfreien Mix sicher gutgetan. Alles andere als stromlinienförmig lässt es dagegen JAN ST. WERNER von Mouse On Mars zugehen – inklusive eines konzeptuellen Überbaus, dessen Komplexität darzustellen den Rahmen hier definitiv sprengen würde. Nur so viel sei gesagt: »Miscontinuum« (Thrill Jockey), ursprünglich als Oper angelegt, überzeugt mit seinem Mix aus narrativen Bruchstücken, reizvollen Gästen und fiebrigen Synthesizer-Experimenten.

ZUGEZOGEN MASKULIN das Album Alles Brennt ab dem 13.02.2015 Endlich wieder Krieg-Tour im April 2015

Nach Albumveröffentlichungen bei profilierten Labels wie Black Acre oder Project Mooncircle präsentierte das aus Bulgarien stammende Duo 1000 NAMES im November seine vierte LP »Migration Pads« (Drut), die einmal mehr mit durchdacht ausformulierten Produktionen an der Schnittstelle von House und gebrochener Bass-Musik zu überzeugen weiß. Der (dem Titel entsprechend eigentlich gar nicht so) geheime Star: die warmen, sanft schwingenden und über fast allem thronenden Synthesizer-Flächen. Das italienische Duo RE-UP debütiert gerade ebenfalls auf Albumlänge und führt auf »Nelcorpo« (Dissonant) äußerst galant die losen Enden von Minimal- und Dub-Techno zusammen. Das ist jetzt zur Abwechslung mal nicht neu, in seiner Umsetzung aber durchweg überzeugend.

DAGOBERT das Album Afrika ab dem 20.03.2015 die Tour im Mai 2015


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MORGEN

und verstehen«, machte auch richtig Furore, brachte die Band aufs übernächste Level und gab ihren witzigen wie konsequenten Aktionen eine gebührende Plattform. Nicht zu überhören natürlich der schepprige Ohrwurm »Komplett im Arsch«. Klang nicht selbst Punk mit Bläsern schon mal besser? Auf jeden Fall. Aber Feine Sahne Fischfilet wollte und konnte man trotzdem lieben. Nun stellt sich das neue Album »Bleiben oder gehen« die nicht vorrangig ostdeutsche Frage, ob man seiner Provinz den Rücken kehren soll. Ihr ganz persönliches »Ich will nicht nach Berlin«. Die Musik klingt diesmal – und ich kann nicht ausschließen, dass hierbei das Stockholm-Syndrom meine Feder führt – nicht mehr ganz so räudig. Klar, Bläserpunk wirkt bei Farin Urlaub immer zu geleckt und hier erneut zu dünn – aber er ist ja ohnehin nur das Arschgeweih des Genres. Was soll’s also? Nicht auszuschließen zudem, dass diesen gröligen Polka-Versatz auch jemand feiert, der nicht total besoffen ist. Fair enough. FSF jedenfalls haben hörbar dazugelernt. Schönheitspreise wird man auch hiermit nicht gewinnen, aber die hermetische Punk-Compilation-Anmutung öffnet sich langsam. Was sehr dienlich ist, um die eigenen Slogans noch weiter zu verbreiten. »Niemand muss Bulle sein!« Genau. Linus Volkmann

GHOST CULTURE »GHOST CULTURE« BECAUSE / AL!VE

Ghost Culture mag als Singer/Songwriter durchgehen; wegen seiner Wurzeln in DubTechno und analogem House setzt er aber eher auf Korgs Mono/Poly statt auf eine Gitarre. James Greenwoods Debüt ist alles andere als ein typisches Singer/Songwriter-Album – eine Gitarre taucht nämlich gar nicht erst auf. Als Ghost Culture legt er dagegen analogen House, Postpunk-Sounds und -Patterns unter einen bewusst »schlecht« produzierten Gesang, der verträumt, vernebelt, wie unter Wasser oder durchs Telefon aufgenommen klingt. Auch Dub-Techno-Atmosphären, Kraftwerk-Reminiszenzen und Post-Dubstep-Sounds fließen in seinen verspielten, dunklen und melodischen Synthie-Pop ein. Der kommt mal als verschlafen intimes kleines Lied, dann wieder mit verstimmt leiernden Akkorden zu zackigen Beats als maschinenartig disziplinierter Funk und schließlich als pathetisches Streicher-Monster mit hymnischen Synthesizer-Melodien daher. Die besondere Spannung der melancholischen Musik ergibt sich aber stets aus der Reibung von unperfekter, zerbrechlicher menschlicher Stimme und kraftvoller Maschine in Form vom Korg Mono/Poly, einem Synthesizer aus den frühen 1980ern. So wird das Album zu einem Singer/ Songwriter-Opus, das unter dem Kopfhörer so gut funktioniert wie auf der Tanzfläche. Andreas Brüning

DUKE GARWOOD »HEAVY LOVE« HEAVENLY / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE / VÖ 06.02.15

Der Blues-Musiker und Multiinstrumentalist lotet auf »Heavy Love« versiert die Grenzen zwischen reduzierten Arrangements und Düsternis aus. Zu Ungunsten richtiger Songs. Die Sängerin der Savages, Jehnny Beth, mit der zusammen Duke Garwood den Titelsong von »Heavy Love« einspielte, fasst den Stil des Albums gut zusammen: »Like a Chet Baker turned into a midnight wolf.« Duke Garwoods Musik nähert sich auf leisen Sohlen, er lässt sich dabei nicht in die Karten blicken. Jegliche Gefälligkeit und Eingängigkeit ist ihm fremd, nur selten lässt er wirkliche Nahbarkeit zu. Die Unergründlichkeit ist Stilmittel, die Arrangements sind karg, und es scheint, als läge eine dicke Staubschicht über dem Album. Er transportiert eine dunkle Atmosphäre, schafft es aber nicht, sich als Songwriter zu profilieren. Dafür sind seine Kompositionen zu sperrig und skizzenhaft. Dennoch: In der Summe überzeugt diese Kompromisslosigkeit, und Projekte mit Mark Lanegan und Josh Homme zeigten immer wieder auch seine Wandlungsfähigkeit. Das gibt Hoffnung für die Zukunft. Kai Wichelmann

MARIKA HACKMAN »WE SLEPT AT LAST« DIRTY HIT / CAROLINE / UNIVERSAL / VÖ 13.02.15

Nach einigen beachtlichen EPs legt die Songwriterin nun ihr Debütalbum vor, das im positiven wie negativen Sinne wie aus einem Guss wirkt. Marika Hackman, deren Musik wohl am ehesten an eine Mischung aus Beth Orton und Stina Nordenstam erinnert, machte neben ihren Einsätzen als Burberry-Model bereits als Support von Laura Marling und Gast auf dem aktuellen alt-J-Album auf sich aufmerksam. Die nötige Sogkraft entwickelt ihre erste eigene LP »We Slept At Last« insbesondere dank der Atmosphäre. Charlie Andrew (alt-J) gab ihren Songs den letzten Schliff und verpasste dem Album einen düsteren und überaus warmen Sound. Die Spannung, die ihre ersten, morbid schönen Gehversuche prägte, geht hier jedoch leider verloren. Die eine oder andere Ecke oder Kante hätte den Songs gutgetan. Dramaturgisch vielversprechende Ansätze wie »Ophelia« oder »Drown« sind zu verhalten und zu zaghaft. Einzig bei »Animal Fear« und »Monday Afternoon« geht Marika Hackman über die volle Distanz und gibt ihren Stücken den nötigen Raum zur Entfaltung. So wirkt »We Slept At Last« über weite Strecken wie ein Sonntagsausflug bei angezogener Handbremse. Angenehm, aber TAPETE / INDIGO irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass Wirklich außergewöhnlich ist das Songwriting hier mehr drin gewesen wäre. Marcel Geins nicht, in seiner bewährten Form Sebastian Jegorow aber absolut hochklassig. Mit Marcel Gein nähert sich dem oft strapazierten Klischee vom Mann mit der Gitarre mal wieder einer, der sanft sein Inneres nach EAT THE BEAT / ROUGH TR ADE außen kehrt. Er entspricht Maxi Hecker feiert ein Fest. Eingeladen sind diesem Bild so stilsicher, seine guten Freunde: Melancholie, das schwerdass sich die Frage, ob er ein paar entscheidende mütige Klavier und sehnsüchtige Melodien. Yeah. Endlich Winter. EndDinge hie und da eigen und anders als der Rest lich knipst mal wieder jemacht, gar nicht stellt. Gein, Wahlhamburger mand die Sonne aus und und neues Mitglied der Tapete-Familie, kann macht Moll. »Spellbound einfach beides. Sein Sound – Gitarre, Percussion, Scenes Of My Cure« ist ein ein wenig Beiwerk – mag altbekannt sein, seine Album mit zehn vertonten Melodien so schmeichelnd und seine StimWinterabenden. Und zwar me so angekratzt und kuschelig, wie man das bei »TV Noir« & Co. schon oft gesehen hat. nicht die guten Winterabende mit blütenweiDoch er wickelt seine Hörer damit eben auch ßem Schnee und Glühwein, sondern die mit sehr heimelig in warme Decken, reicht Kakao kaputter Heizung und Einsamkeit. Begleitet mit Schuss und erzählt Geschichten, die nicht vom traurigsten aller Instrumente – einem nur etwas mit dem eigenen Befinden, sondern langsam gespielten Klavier –, singt Maximilian auch mit seiner Heimat Saarbrücken und dem Hecker vom Vermissen, Verlassen und Verirren. 100-jährigen Marathonläufer Fauja Singh zu Von wegen Singen – er seufzt, schluchzt und tun haben. Und damit kriegt er uns: »Passan- schmachtet. Synkopen ziehen die Melodien ten« ist ein lyrisch gänzlich kitschfreies und wie das Warten auf eine neue Staffel »Walking genau im richtigen Maße bewährt konstruiertes Dead«. Zum Glück gibt es für diese Art von Songwriter-Album, dem man in dieser kalten hochkarätiger Schwermut immer eine dankbare Abnehmerschaft – Herzschmerz-Fetischisten, Jahreszeit gerne lauscht. Berufsmelancholiker und Liebesbulimiker Kristof Beuthner

MARCEL GEIN »PASSANTEN«

MAXIMILIAN HECKER »SPELLBOUND SCENES OF MY CURE«


MORGEN

(O-Ton Hecker). Es ist aber auch schwer, sich den schwelgerischen Melodiebögen und dem sanft angeschlagenen Staccato des Klaviers zu entziehen. Weniger kitschig, sondern eher surrealistisch und beklemmend wird es, wenn man den Film zum Album sieht: verhuschte Traumsequenzen in negativ Schwarz-Weiß. Es sind nicht die Bilder des Laissez-faire, welche das Klavier zelebriert. Gezeigt wird eher, was dich verfolgen kann, wenn du darüber nachdenkst, warum du hier allein in einem kalten Zimmer sitzt. Keine guten Gedanken zu guter Musik. Kerstin Petermann

IBEYI »IBEYI«

DIE WAHRHEIT #40 Nirgendwo wird die Wahrheit mehr zurecht­gebogen als im Musikjournalismus. Intro übersetzt typische Phrasen ins wirklich ­Gemeinte. gesagt

»Auf ihrem neuen Album klingt die Band wesentlich erwachsener.«

XL / BEGGARS / INDIGO / VÖ 13.02.15

Ibeyi verarbeiten auf ihrem Debütalbum in herzzerreißenden mehrsprachigen SouljazzStücken den Tod ihres Vaters. Willkommen in der Welt von Ibeyi! Die Zwillingsschwestern Naomi und Lisa-Kaindé Diaz mischen auf ihrem gleichnamigen Debütalbum traditionelle kubanische YorubaGesänge mit englischen oder französischen Lyrics und bestechen mit einem von sanften Electro-Beats, eindringlichem Pianogeklimper und inbrünstigem Gesang durchzogenen Klangspektrum voller intimer Momente. Tiefe Sehnsüchte brechen auf, das Suchen nach Geborgenheit und seelischem Frieden umgibt die Songs wie ein dunkler Schleier. Ob in der Hommage »Think Of You« oder Versatzstücken wie »She can’t live without him« in »Mama Says« und »We will meet in heaven« im Stück »Yanira« – die Trauer um ihren verstorbenen Vater Miguel »Anga« Diaz, ehemaliges Mitglied des Buena Vista Social Club, durchzieht das Album wie ein (blut-) roter Faden. Sich die Seele vom Schmerz reinzuwaschen ist die Intention der Geschwister, die in langsam die Kehle zuschnürenden, melancholischen Souljazz-Melodien eine magische Atmosphäre voller mythischer Anspielungen erzeugen. »Now you can feel my heart« – herzzerreißend, berührend, aufrichtig. Daniel Voigt

JIB KIDDER »TEASPOON TO THE OCEAN« WEIRD WORLD / DOMINO / GOODTOGO

Jib Kidder macht in Pop-Collagen und erreicht trotzdem eine stimmungsvolle Klasse, die Traum und Kompetenz vereint. Sean Schuster-Craig alias Jib Kidder ist nicht nur ein spannender Charakter, sondern auch ein Multimediakünstler und Collagist. Nur – was für ein Alleinstellungsmerkmal ist das noch in einer Zeit, in der jeglicher Pop eine Mixtur aus unterschiedlichen Sti-

gemeint

»Ja, es gibt auch musikalisches Klugscheißen. Diese Band konnte nach der Lektüre diverser RollingStone-Jahrgänge endlich vertuschen, dass sie eigentlich nichts zu sagen hat – indem sie sich maximal anpasst und völlig obsoleten Mist abliefert.« len darstellt? Dieser Frage kann der sinnlichkeitsfixierte und traumgesteuerte Amerikaner letztendlich nur mit dem einzigen Pfund entgegentreten, mit dem man noch berechtigt wuchern kann: erstklassigem Pop, aus überdurchschnittlich vielen Pötten zusammengerührt. Für »Teaspoon...« – dem nächsten kleinen Schritt in seiner Karriere nach Veröffentlichungen auf Mini-Labels und einer Compilation auf Sufjan Stevens’ Asthmatic Kitty Records – bedient er sich bei psychedelischem Sixties-Pop, an Pink Floyd gemahnendem Psych-Rock, surreal verwobenen Dreampop-Samples, Krautrock und Lo-Fi-Indie der 1990er. Das klingt nach einer Schnittmenge aus Syd Barrett, Lou Barlow und Jacco Gardner, vor allem aber trotz seiner ausufernden Vielseitigkeit extrem hochklassig. Hin und wieder streift »Teaspoon ...« auch melodiöshittige Gefilde, bricht das aber schnell wieder ab, so, als habe Jib Kidder erschrocken festgestellt, falsch abgebogen zu sein. Klingt auf jeden Fall ziemlich einzigartig, und das lange nicht nur aufgrund des wilden Stil-Mixes. Christian Steinbrink

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Koeter perfektionieren den Dialog zwischen Schlagzeug und Bass. Beide treiben melodische Gitarren und den Gesang von Sänger Michi, der tatsächlich auch singen kann. Das neue Album der Kölner Deutschpunker ist klug und wütend und eingängig. Man erinnere sich an Muff Potter, als die noch schrammelig und wütend waren. Dann wurden sie zu glatt, und das Dazwischen fehlte irgendwie. Koeter zeigen auf »Caribbean Nights« eine Möglichkeit eines solchen Dazwischens. Außerdem sind sie herrliche Sprachspieler. »Das war Mistverständnis« ist ein schöner Satz. Manchmal werfen sie englische Sätze oder Wörter ein, und so sehr es oft total bescheuert wirkt, wenn man Deutsch und Englisch mischt, hier geht auch das irgendwie klar. Vielleicht, weil »you know I couldn’t care less« einfach besser klingt als »es könnte mir nicht egaler sein«. Deutschpunk hatte schon vor Koeter nicht mehr viel mit Dosenbier und Aufnäher-Klischees zu tun, manche der Texte eigneten sich aber sicherlich für einen solchen. »Man sagt, wir sind in gleichen Teilen blöd, doch ihr seid blöder« zum Beispiel. Und wenn die dann noch in eingängige, aber trotzdem rotzige Melodien verpackt sind, ist doch alles prima. Julia Brummert

MAN WITHOUT COUNTRY »MAXIMUM ENTROPY« LOST BALLOON / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE

Der Begriff »Entropie« führt tief in die Physik sich verändernder Aggregatzustände. Mit derart komplexen Ideen erarbeiteten und betitelten Man Without Country ihr neues Album. Das walisische ShoegazeDuo hat sich einer kniffligen Herausforderung gestellt: Wie verbindet man eine Atmosphäre finsterster Düsternis mit dem Anspruch, zu konkrete emotionale Zuschreibungen zu unterbinden? Wo einst Postpunk und frühe Goth-Acts wie Joy Division, Bauhaus und The Cure ein Gefühl von Schwermut, Wut und Verzweiflung ansetzten, um sich gegen die krampfhaft glückselige Attitüde der hiesigen Musikszene durchzusetzen, trennt das Duo aus Cardiff seinen Sound komplett von den eigenen Wurzeln und homogenisiert ihn. Für das 2012 erschienene Debüt »Foe« bedienten sich Tomas Greenhalf und Ryan James einer äußerst künstlichen Emotion und schufen damit eine Atmosphäre, die sie unschuldig und irgendwie verloren wirken ließ. Auf »Maximum Entropy« arbeiten die beiden Musiker auf einem viel reicheren und prätentiöseren Level. EntstanROOKIE / CARGO den ist so ein griffiges Konglomerat aus schlei»Scheiße kommt und Scheiße geht«, singen chendem Synthie-Pop und bittersüßen Texten Koeter. Stimmt, das hier ist aber ganz und über trügerischen Ruhm und darüber, sich selbst gar nicht scheiße. aufzugeben. Mit eingängigen Hooklines und

KOETER »CARIBBEAN NIGHTS«


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gewaltigen Shoegaze-Momenten folgt der Opener »Claymation« der Tradition alter Singles wie »Puppets«. »Oil Spill« verleihen Man Without Country dazu noch einen Industrial-Charakter. Einige der Tracks erschienen in abgewandelter Form bereits auf der EP »Entropy Pt. 1«. Mit ihrer Leidenschaft dafür, Tonspuren digital zu manipulieren und sie immer wieder auf neue Weise zu verwenden, zerlegten sie ihre Ideen, fügten alte Drum-Samples, Piano-Akkorde und sogar Tonspuren ihres Debüts hinzu und kreierten daraus das neue Material. Mit ihrem Stil verlieren sich Man Without Country in der vollkommenen Freiheit von Sound und Raum – ein musikalisches Abdriften von sämtlichen irdischen Elementen. Nadja Neqqache

MISTER AND MISSISSIPPI »WE ONLY PART TO MEET AGAIN« V2 / H’ART

Obwohl es nicht vollmundig als Albumkonzept angekündigt wurde, ist das zweite Album Mister And Mississippis bei aller musikalischen Vielfalt thematisch sehr einheitlich: Es geht um die Varianten von Freundschaft. Es gibt so viele Varianten von Freundschaft: die ewig währende, die unerschütterliche, die im Sande verlaufene, die an die Liebe grenzende. Und so viele mehr. Im Fernsehen gibt es für jede einzelne eine eigene Serie, auf dem zweiten Album des niederländischen Quartetts Mister And Mississippi ein einzelnes Lied. Für die einen mit »I Can Be Myself Around You« ein süßes Kompliment, für andere ein flehendes »I Try Not To Miss You« und für weitere den Sinnspruch »Old Friends Don’t Need To Pretend«.

So vielfältig diese Freundschaften sind, so vielseitig sind auch die Stimmungen auf »We Only Part To Meet Again«: Schwere Trommeln bouncen im fröhlichen Achtelrhythmus durch den Opener »Meet Me At The Lighthouse«, später schleichen sie sich quälend dumpf und klaustrophobisch durch das vorletzte Stück »For Us To Remember« und bauen sich am Ende zu einem bedrohlichen Gewitter auf. Zwischen den beiden Liedern liegen Folkpop-Songs, deren Produktionsaufwand zwar enorm ist, der sich angesichts der Ergebnisse aber lohnt. Eben so wie bei einer guten Freundschaft. Kerstin Petermann

THE NOTWIST »THE MESSIER OBJECTS« ALIEN TR ANSISTOR / INDIGO

Music for nächtliche Konzentrationsarbeit: The Notwist kehren Instrumentalstücke zusammen. Das gefeierte 2014er-Album »Close To The Glass« sei besonders von Instrumentalmusik beeinflusst gewesen, so Notwist-Sänger Markus Acher. Die Band hatte im Vorfeld Musik für eine ganze Reihe von Theater- und Hörspielproduktionen geschrieben – zumindest Teile der Band: Manchmal waren es nur die Acher-Brüder, manchmal haben beide auch für sich allein produziert. Da über den »Close To The Glass«Track »Lineri« allerdings mal wieder Aufmerksamkeit gerade auf die gesanglosen Stücke von The Notwist gelenkt wurde, beschlossen die Weilheimer, ihre Instrumental-Arbeiten der jüngeren Zeit als Kompilation über das eigene Label Alien Transistor zu veröffentlichen. Auf »The Messier Objects« kann man erleben, wie

lange sich The Notwist beispielsweise mit dem Thema Filmmusik auseinandergesetzt haben, was bei ihnen so in Sachen Ambient geht oder dass Postrock, derart sweet & easy angegangen, eigentlich auch ganz auf den Begriff »Rock« verzichten könnte. Belanglos mag das mancher finden, doch ist diese überwiegend wundervoll arrangierte Musik der beste Soundtrack für den eigenen frei fliegenden Geist. Carsten Schumacher

OH LAND »EARTH SICK« TUSK OR TOOTH / WARNER

Die Dänin Nanna Øland Fabricius stellt sich gerne vor, Land und Leute aus der Perspektive einer Außerirdischen zu betrachten. Ihre Fundstücke setzt sie in ihrer Musik dann äußerst unorthodox zusammen: Symphonien und Synthies gehen auf »Earth Sick« eine unerwartete Ehe ein, vor allem in dem elegischen und eklektischen »Favor Friends«. »Head Up High« und »Half Hero« sind dagegen elegante, tanzbare Stücke – eine Leidenschaft, der Fabricius nicht mehr nachgehen kann, nachdem sie mit 18 Jahren eine schwere Rückenverletzung erlitt. Die Karriere am Königlich Dänischen Ballett war damit vorbei, doch gibt es glücklicherweise noch ein zweites Standbein: In dem Neo-Western »The Salvation« ist sie an der Seite ihres umwerfenden Landsmannes Mads Mikkelsen zu sehen. Ihrer Leidenschaft fürs Schauspiel lässt sie auch in ihren exzentrischen Live-Shows freien Lauf. Sie verwendet hier ein selbst gebautes Instrument, mit dem sie Bilder auf Ballons projizieren kann. Zusätzlich ist daran ein Bildschirm angebracht, der ihre Bewegungen rhythmisch ausleuchtet. Fabricius


ZIEGENBLUT & MÖTÖRÖL MIT CARSTEN SCHUMACHER Jetzt, wo ohnehin alles schön dunkel bleibt, können nur Blast-Beats warm halten – und zwar von AvantJazz bis hin zum übelsten Black-Metal-Underground. Die absolute Überraschung direkt mal vorweg: Mephisto Deleterio und Chrisom Infernium aus Pennsylvania räumen als VEILBURNER mit ihrem experimentellen Metal die Lorbeeren ab. »Three Lightbearers« erschien im Eigenvertrieb und bietet eine tolle Rutschpartie die Black/Death-Rodelbahn runter mit einem Gestus, der wenig Pathos und dafür einiges an Grindcore enthält. Nile und Cannibal Corpse standen hier Pate, die lockere Hüfte haben sie aber doch eher woanders her. Tipp! Ähnlich erfreulich ist das 16. Wiederhören mit NAPALM DEATH. »Fuck me, is that band still around?« antizipiert Sänger Barney Greenway die Reaktionen der Fans, die früher allein schon bei Nennung des Namens in Furcht und Schrecken verfielen. Heute ist Barney 45, klingt aber immer noch wie 25, und »Apex Predator – Easy Meat« (Century Media) ist wieder ein wirklich gutes und wütend blutendes Stück Musik geworden. Raus aus der Rumpelkammer und rein in den Post-Metal. Aber halt: Das finnische Quintett CALLISTO macht ja jetzt Progressive-Noise-Rock. Von den Klangfarben her ist »Secret Youth« (Svart) sicherlich das abwechslungsreichste Album in dieser Liste, es hätte aber etwas weniger überlegt und pathosgeladen, dafür etwas spritziger ausfallen können. Wenig spritzig ist eigentlich auch der Begriff »Jazz-Rock«, bei dem Opa immer mit Klaus Doldingers Passport anrauscht. In unserem Fall geht es allerdings um das New Yorker Trio HYPERCOLOR, das bei Avant-Jazz-Legende John Zorn debütieren darf und klingt, als hätte Captain Beefheart den Proberaum von Don Caballero gestürmt. »Hypercolor« (Tzadik) erhält dann auch den Weirdo-Pokal dieser Ausgabe. BLIND GUARDIAN sind ähnlich ambitioniert, wenn sie mehrere Gitarrensäulen auf ein Doublebass-Fundament stellen und Symphonieorchester Mahler’schen Ausmaßes und drei Chöre darüber stapeln, Erker aus Bach-Trompeten dranschrauben und darauf ähnlich einer Motorradpolizeistaffel selber eine Pyramide bilden, um Queen-Chöre zu schmettern. Dieser Turm steht jetzt am Niederrhein, ist bis Japan sichtbar und wird bald zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. »Beyond The Red Mirror« (Nuclear Blast) ist mal wieder eine richtig gute Buttercremetorte des Symphonic Metal. Kalorienreicher Spaß! Spirituelle Sinnsuche könnte man auch DIABLO BLVD unterstellen. Jedenfalls kehren sie mit ihrem Sound in die 1990er zurück, wo der durch Grunge schwer verwundete Metal entweder sein Heil im Industrial oder in poppigeren Produktionen mit reichlich Chorus-Effekt suchte. Die Belgier sagen »Follow The Deadlights« (Nuclear Blast) und bemühen den letzteren Weg. Rhythmisch und produktionstechnisch geben sie alles, an wirklich guten Ideen und Charisma mangelt es dagegen etwas. Von mir aus hätte Sänger Alex Agnew gern Stand-up-Comedian bleiben können. Gehen wir zum Schluss also nochmals in den Keller und treffen im Underground auf das tschechische Duo DEATH KARMA und sein Debüt »The History Of Death & Burial Rituals Part 1« (Iron Bonehead), ein Konzept-Album über den BegräbnisKult in verschiedensten Zivilisationen. Man reist also mit den beiden Mitgliedern Infernal Vlad und Tom Coroner von der Slowakei über Madagaskar, Mexiko, Tschechien und Indien nach China – per Black/Death Metal natürlich. Bon voyage!

To u r d a t e s

19.02. HAMBURG, HAFENKLANG * 20.02. HANNOVER, MEPHISTO * 21.02. DÜSSELDORF, THE TUBE * 22.02. ESSEN, WESTSTADTHALLE * 23.02. JENA, ROSENKELLER * 25.02. MANNHEIM, JUZ * 26.02. REUTLINGEN, FRANZ K * 27.02. LEIPZIG, WERK 2 * 28.02. MÜNCHEN, BACKSTAGE * 01.03. (CH) SOLOTHURN, KOFMEHL * 03.03. MARBURG, CAFÉ TRAUMA * 04.03. FRANKFURT AM MAIN, ELFER * 05.03. ROSTOCK, MAU CLUB * 06.03. BERLIN, LIDO ** 07.03. OSNABRÜCK, KLEINE FREIHEIT * SUPPORTS: * ALEX MOFA GANG ** MARATHONMANN

20.02. WIESBADEN, Kulturpalast 21.02. (AT) KLAGENFURT, Stereo 27.02. ULM, Roxy 05.03. OBERHAUSEN, Druckluft 06.03. BIELEFELD, Forum * 07.03. LEIPZIG, Moritzbastei * 13.03. WEINHEIM, Café Central * 14.03. AUGSBURG, Kantine * 19.03. STUTTGART, Keller Klub 25.03. BERLIN, Comet Club 26.03. HAMBURG, Astrastube 27.03. BREMEN, Tower * 28.03. GÖTTINGEN, Musa * 29.03. FRANKFURT/M., Nachtleben 11.04. NÜRNBERG, Club Stereo ** 17.04. KÖLN, Underground * 18.04. ESSEN, Turock * 24.04. ASCHAFFENBURG, Colos-Saal * * Support für Massendefekt ** Support für Heisskalt

NEUES ALBUM AB 13.02.

27.03. STUTTGART, SCHRÄGLAGE 02.04. DRESDEN, PUSCHKIN 04.04. FULDA, KREUZ 05.04. FRANKFURT/MAIN, ELFER 06.04. MÜNCHEN, BACKSTAGE 17.04. KÖLN, UNDERGROUND 18.04. BERLIN, AUSTER CLUB 19.04. HAMBURG, MOLOTOW

BERGFILM 11.04. STUTTGART • RAKETE 13.04. LANDAU • GLORIA 14.04. MAINZ • SCHON SCHÖN 17.04. HAMBURG • PRINZENBAR 18.04. BERLIN • PRIVATCLUB

27.03. Husum, Speicher 17.04. Hameln, Sumpfblume 21.04. Leipzig, Moritzbastei 22.04. Regensburg, Alte Mälzerei 23.04. (CH) Thun, Café Mokka

Ro c k y Voto l ato & Ba n d

09.05. Hamburg, Knust 13.05. Münster, Gleis 22 17.05. Karlsruhe, Jubez 20.05. Köln, Gebäude 9 21.05. Hannover, Faust 24.05. Berlin, Postbahnhof 31.05. Dortmund, FZW 04.06. Leipzig, Werk 2 05.06. Dresden, Beatpol ... weitere Tourdaten folgen!

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MORGEN

TOP 7 wird oft mit Kolleginnen wie Lykke Li oder Little Boots verglichen. Aber ihr Ansatz, Tanz, Theater und Technik zu verbinden, geht auf eine ältere Vorgängerin zurück: Kate Bush. In ihrem Echo singt auch Oh Land experimentierfreudig weiter: »Hello Earth«. Kerstin Kratochwill

CHRISTIAN STEINBRINK

Erinnerungen an die PsychedelicForscher Spacemen 3 oder Flaming 01 LOCAS IN LOVE Lips, aber auch Helden wie John »USE YOUR ILLUSION 3&4« Lennon und David Bowie wecken. 02 THE POSTAL SERVICE Am Ende, im Titelsong des Albums, »EVERYTHING WILL …« kulminiert dieses Rezept in einem 03 D’ANGELO AND THE … acht Minuten langen Schweben »BLACK MESSIAH« durch Raum und Zeit, voller ver04 AND THE GOLDEN CHOIR schwommener Gitarrensounds »ANOTHER HALF LIFE« und vernebelter Klänge. Zuweilen 05 TENNIS klingen Pond jedoch auch extrem »RITUAL IN REPEAT« tanzbar, etwa auf dem ScienceDISKO B / SCHAMONI MUSIK / INDIGO 06 CUMMI FLU Fiction-Dance-Knaller »Zond«, zu Musik, die weder einläuft noch »Z« dem Glamrocker Hand in Hand ein Bügeleisen braucht? Her da07 TITLE FIGHT mit Hippies im Kreis herumhüpfen mit! Pollyester versprühen pfif »HYPERVIEW« dürften. So schaffen Pond einen figen Discofunk mit schrulligen schwindelerregenden Spaß, der Electropunk-Allüren. bodenständige Britpop-Melodien Problemlos waschbar bis zum Mitsingen mit verzerrter Krautrock60° und dazu noch büPsychedelic zum Mitträumen vereint. gelfrei, weil knitterarm Kerstin Kratochwill – Polyester ist einfach ein extrem geiler Stoff. Das allerdings kann nicht der ausschlaggebende Grund sein, der 2007 zum Namen dieser Band geführt hat. Denn pflegeleicht ist auch das zweite Album DVD/BLU-R AY / SUB POP / CARGO von Pollyester nicht unbedingt. Pflegeleicht, das The Postal Service haben sich entschieden: Ein sind die anderen: Bands, die beim Frühstück in eine Dokumentation eingefasster Konzertstörungsfrei im Hintergrund laufen und einen film soll der Schlusspunkt ihrer Karriere sein. mehr oder minder ausgeprägten GleichgültigSollte einmal jemand keitseffekt auslösen. Pollyester jedoch kann man auf die Idee kommen, weder ignorieren noch zum Kaffee am Moreine Chronik über das gen einschalten. Beim unvorbereiteten ersten erste Pop-Jahrzehnt der Durchlauf kann »City Of O.« je nach Situation 2000er zu schreiben (und sogar ganz schön wehtun. Erstens ist fetziger das wird passieren), dann Discofunk-Beat sowieso schon mal nicht jederfüllt das kollektive Warten manns Sache. Und dann sind da noch die hier auf Postal Services zweites Album sicher ein und da eingesetzten electropunkigen Störgeräu- ganzes Kapitel. Im Gegensatz zur zeitgleich sche, die wahlweise nervöse Nervenzuckungen stattgefundenen, letztlich unvermeidlichen oder naives Entzücken auslösen. Hatte ich schon »Chinese Democracy«-Entmystifizierung enden teils mantraartig wiederholten Text er- dete es mit einem Happy End: Das ewig angewähnt, der ohne rot zu werden minutenlang mit kündigte Album erschien nie, wohl, weil Jimmy ein bis drei Wörtern auskommt? Pflegebedürftig Tamborello, Ben Gibbard und Jenny Lewis den und erfrischend super! eigenen Qualitätsansprüchen nur noch in einzelnen Songs genügen konnten. Stattdessen kam Senta Best die Band 2013, zehn Jahre nach ihrer einzigen Produktion, noch mal zusammen, editierte ihr Debüt »Give Up« neu und ging ein letztes Mal auf Tour. Ein Auftritt der Tour wird nun CAROLINE / UNIVERSAL von diesem Konzertfilm eingefasst. In knapp Eine bunt zusammengewürfelte Band steigt in 90 Minuten gewinnt der Zuschauer nicht nur eine Rakete und nimmt psychedelisch gefärbte einen Eindruck von der unerwartet lang anhalPop-Hymnen mit, die selbst den angriffslus- tenden Bedeutung der Band und ihrer Musik, tigsten Außerirdischen tanzen lassen. sondern auch von der steten Kraft ihrer Songs Von Australien ins All: selbst eine Dekade nach Erstveröffentlichung. Die ultrabunt gemischten, Ob nun Fans zu Wort kommen oder die Band unter anderem aus Tame- selbst – alles wirkt inspiriert, passioniert, eben Impala-Mitgliedern beste- rundum sympathisch. Und vielleicht ist dieser henden Pond verlassen ih- wunderbare, auf DVD und Blu-ray erscheinende ren namengebenden Teich Film auch besser und wirkungsvoller, als jedes mit einem fröhlichen wie neue Album hätte werden können. Ein würdiger psychedelischen Album und erkunden ferne Schlusspunkt, der Schule machen und dann musikalische Galaxien. Das quietschbunte auch wieder in Chroniken über das aktuelle und comichafte Album-Cover verrät es bereits: Pop-Jahrzehnt aufgenommen werden könnte. Ponds Songs sind spacige, strahlende Trips, die Christian Steinbrink

POLLYESTER »CITY OF O.«

THE POSTAL SERVICE »EVERYTHING WILL CHANGE«

POND »MAN IT FEELS LIKE SPACE AGAIN«

JESSICA PRATT »ON YOUR OWN LOVE AGAIN« DR AG CITY / ROUGH TR ADE

Jessica Pratt zeigt den Soundtüftlern und Klangwanderbauern den Mittelfinger und schickt uns mit ihrem Freak Folk auf eine All-Inclusive-Zeitreise. Auch das zweite Album der jungen Songwriterin klingt so, als wäre es irgendwo in einem Hinterhofstudio am Laurel Canyon aufgenommen worden. Es ist zeitlich tief in den 1960ern verwurzelt, auf den Spuren der jungen Joni Mitchell und wohl behütet von einer Hippiekommune, die manchmal über die Stränge schlägt. Mit ihrem reduzierten Sound tritt Jessica Pratt in die Fußstapfen zahlreicher Neu- und Wiederentdeckungen der Freak-FolkGarde wie Linda Perhacs, Sibylle Baier oder Kath Bloom. All diese Frauen, deren GitarrenPickings im Hintergrund des Gesangs unermüdlich ihre Runden drehen. Hier hört man jenseits ihrer Stimme und einiger wohl überlegter Akkordwechsel höchstens das Knacken eines verstaubten Analog-Recorders. Dabei ist die 27-jährige Musikerin aus Los Angeles selbst zu einer Zeit aufgewachsen, als Kalifornien eher als Herzschrittmacher der Computer- und Pornoindustrie als für gefühlvolle Akustikaufnahmen bekannt war. Wer für guten nostalgischen Folk ein offenes Ohr hat, wird der Songwriterin diesen Anachronismus gerne verzeihen. Sebastian Jegorow

ALASDAIR ROBERTS »ALASDAIR ROBERTS« DR AG CITY / ROUGH TR ADE

Der Schotte Alasdair Roberts verknüpft seine Feldforschungen in Folk mit Psychoanalyse, und das klingt nicht mal esoterisch. Alasdair Roberts ist ein Fan der Psychoanalyse. Überall Über-Ichs. Zum Beispiel kommt die Art, wie er seine Schuhe bindet, von seinem Vater, ebenfalls schottischer Folk-Musiker, sagt er zumindest. Und auch die Art, wie er Gitarre spielt. Roberts glaubt auch, dass, wenn er Folk-Traditionals singt, die Stimmen derer, die die Songs zuvor gesungen haben, ebenfalls mit einfließen. Das formt auch seine Art zu singen. Vom Klang her erinnert das zunächst an seinen Freund und Förderer Will Oldham, hat aber tatsächlich einen sehr keltischen Einschlag in der Intonation. Auf dem neuen Werk, seinem mittlerweile achten Soloalbum, kommt das besonders stark zur Geltung, weil die Arrangements ziemlich reduziert sind: AkustikgitarrenPickings und Stimme, dazu noch hier und da Flöte, ein bisschen Percussion und Background-


MORGEN

Gesang. Selbstbetitelt ist das Werk, weil Roberts den Status »vollkommener Individuation« nach C.G. Jung nun erreicht habe: Zufriedenheit mit sich selbst. Eine große Ruhe zumindest klingt hier durch. Und viel Vergangenheit. Claudius Grigat

beschreibt. So verleiht Rone seinen in Sepia gefärbten Synthesizer-Kaskaden auch immer etwas Unberechenbares, das im direkten Kontrast zu den traumwandlerischen Schwärmereien seiner Maschinen steht. Dennoch sind es sanftmütige »Kreaturen«, die Rone hier erschaffen hat. Der überdrehte Polyshuffle-Exzess der ersten Single »Ouija« ist dabei nur eine von vielen Facetten, die in der Summe durchaus von INFINE / ROUGH TR ADE / VÖ 06.02.15 einem ausgeprägten Gespür für Dramaturgie Ein vergessenes Boards-Of-Canada-Album? und Liebe zum Detail zeugen. Nein, so viel Epigonentum will man dem franPhilip Fassing zösischen Produzenten Erwan Castex alias Rone nicht unterstellen, auch weil er die Klasse der Schotten mindestens in Ansätzen erreicht. Erwan Castex alias Rone kann machen, was er will: Seine Vergangenheit als Filmemacher wird der französische Produzent auch auf seinem dritten Album nicht wirklich los. Wo die cineastische Ambition andernorts schnell zum reinen Klischee verkommt, weiß Castex allerdings sehr genau um den schmalen Grat zwischen stereotypem Kopfkino-Schmock und subtiler Referenz. Ohnehin wird die Praxis des klassischen Komponierens auf »Creatures« immer wieder von »glücklichen Unfällen« gebrochen, wie es der Künstler selbst sehr treffend

RONE »CREATURES«

SPEKTAKEL

OLLI SCHULZ »FEELINGS AUS DER ASCHE« TROCADERO / INDIGO

Mehr Opulenz im Hause Schulz. Neben einer gesteigerten Tiefgründigkeit in den Texten wird er auch musikalisch immer spannender. Müsste ein hiesiger Marketingmensch die Marke Olli Schulz analysieren, dann würde er ihm eine gelungene Erweiterung der »Peer Group« durch maximale Marktdurchdringung der deutschen TV-Landschaft attestieren. Vielleicht würde er hinzufügen, dass nun eine Rückbesinnung auf den Markenkern des Hamburgers angemessen ist, denn nur so könne dem Verlust der »Credibility« bei den »Early Adopters« effizient vorgebeugt werden. Wie also steht es um den Künstler Olli Schulz nach dem Sprung aus der Nische? In gewisser Weise zieht er sich genau dahin zurück, denn sein nunmehr sechstes Album ist von dem Willen durchzogen, ernsthafte Kunst zu machen, die ohne Crowd-Pleaser und Mitklatsch-Hymnen auskommt. Auch wenn diese Stimmung gerade seine frühen Werke mit der Hund Marie schon durchzog, ist das hier in vielerlei Hinsicht sein melancholischstes und tiefgründigstes Album geworden. Und sein bestes. Die Erlebnisse der TV-Jahre verarbeitet er hier kritisch, die Liebe

PROMOTION

SO DOKUMENTIERTEN KIDS OF ADELAIDE IHRE TOUR

BACKSTAGE MIT DEM HTC DESIRE EYE Vor zwanzig Jahren musste man sich als Band einen Tourfotografen leisten, um den eigenen Roadtrip adäquat zu dokumentieren. Heute werden die Eindrücke einer guten Show dank immer leistungsfähigeren Kameras einfach mit dem Smartphone festgehalten – so auch das Stuttgarter Folk-Duo Kids Of Adelaide, das ihre letztjährige Tour mit dem HTC Desire Eye festhielt. Man könnte so einige Punkte nennen, die das Touren von Bands heute um einiges einfacher machen, als es noch vor zwanzig Jahren war. Aber Hand aufs Herz: Das Smartphone dürfte dabei doch unangefochten an erster Stelle stehen. Flüge buchen, Hotelzimmer reservieren, Lastentaxi rufen – ohne unsere smarten Begleiter fast schon eine Zumutung. Das

dachte sich vielleicht auch HTC, als sie das Stuttgarter Folk-Duo Kids Of Adelaide (Aktuelles Album: »BYRTH«, erschienen bei Green Elephant Records/Soulfood) mit zwei HTC Desire Eye für ihre letztjährige »BYRTH«-Tour ausgestattet hat. Was sie sich aber in jedem Fall gedacht haben: Der Trip muss dokumentiert werden! Denn dafür drängt sich die 13 Megapixel starke Frontkamera des HTC Desire Eye samt unzähligen Tools zur schnellen Bearbeitung nun wirklich auf. Gesagt, getan: Denn egal ob auf der Bühne, dahinter oder auf der Straße - die Jungs haben fleißig drauf gehalten. Dank der hochwertigeren Stereo-Frontlautsprecher mit dem bekannten HTC BoomSound durften dann auch Freunde und Familie via Video-Call an dem Abenteuer teilhaben.

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Wer noch mehr Bilder von der Tour sehen möchte, der hat an dieser Stelle eine ganz besonders exklusive Möglichkeit dazu: Wir verlosen zusammen mit HTC nämlich eines der beiden HTC Desire Eye, das mit auf Tour war und dementsprechend noch mehr Backstage-Bildmaterial, Selfies und ein Grußvideo parat hält. Obendrauf gibt es ein Albenpaket, das neben den letzten Veröffentlichungen der Kids Of Adelaide auch noch aktuelle Platten von The Sunday Promise und Tiemo Hauer beinhaltet. Neugierig geworden? Dann trag dich einfach in das Verlosungsformular ein und mit etwas Glück gehört das im hochklassigen, zweifarbigen Design daher kommende »Unikat« von HTC dir.


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MORGEN

ist immer noch das Zwitterwesen, das mal gibt, zu oft nimmt. Die allgemeine Lebensschwere steht ihm sehr gut; und wenn dann noch ein Produzent wie Moses Schneider parat steht, der die Arrangements in Songs wie »Als Musik noch richtig groß war« und »Feelings aus der Asche« kongenial verdichtet und cineastisch anschwellen lässt, dann entsteht große Kunst. Es geht mit einer gewissen Genugtuung einher, dass er die neue Riege an hinzugewonnenen Privatfernseh-Fans, die in Schulz hauptsächlich den Haudrauf mit dem losen Mundwerk sehen, mit diesen Liedern maximal verprellen wird. Kai Wichelmann

SPIDERGAWD »II« CRISPIN GLOVER / SOULFOOD

Dass Stoner Rock ohne Mackertum möglich ist, beweist der Motorpsycho-Ableger Spidergawd auch auf »II«. Erst Mitte des vergangenen Jahres hatten die vier Norweger um die Motorpsychos Bent Sæther und Kenneth Kapstad ihr unbetiteltes Debüt veröffentlicht – aufgenommen angeblich schon nach einer Handvoll

Bandproben. Es war ein ruppiger Ritt durch so ziemlich alles, was die psychedelische Rockmusik seit den 1960ern von Blue Cheer bis zu Monster Magnet hervorgebracht hat: wuchtigschlichte Riffs mit erdiger Vintage-RöhrenZerre, immer wieder konterkariert durch verspielte Motorpsycho-Sprengsel, um nicht zu breitbeinig oder schmierig rüberzukommen. Genau diesen Weg gehen Spidergawd auf »II« weiter: mit ausgefeilterem Songwriting und noch mehr spacigen Saxofon-Passagen, aber ohne diese Lust am Derben, Hemdsärmeligen zu verlieren, die Sæther und Kapstad bei ihrer Hauptband nicht ausleben können. Ein absolutes Muss – nicht nur für Motorpsycho-Sammler. Till Stoppenhagen

SERENGETI »KENNY DENNIS III« JOYFUL NOISE / CARGO

Character-Rap zwischen Dosenbier und Schlaftabletten – Serengetis Alter Ego Kenny Dennis steckt in der Midlife-Crisis. Eine Platte nach ihrem äußeren Erscheinungsbild zu beurteilen ist ziemlich oberflächliches und einfallsloses Musikjournalistengehabe, wenn einem zu der Musik partout nichts Passendes einfallen will. Im Falle von »Kenny Dennis III« muss das aber sein, weil David Cohn

alias Serengeti auf den 19 Tracks nämlich wieder in die Rolle des auf dem Cover zu sehenden Vollasis mit Popelbremse, Fliegerbrille, Nackenfotze, Truckercap und Busengrabbelhänden – kurz: Kenny Dennis – schlüpft. Gemeinsam mit seinem Alter Ego durchlebt er die Midlife-Crisis zwischen Medikamentenmissbrauch und Dosenbierstechen. Und darüber rappt Kenny Dennis auf Beats, die mal nach Crossover-Boom-Bap-Nostalgie aus den 1990ern und mal nach verrauschten Anticon-Leftovers von vorgestern klingen. Allerdings: Serengetis Humor ist recht speziell, die in Hörspielmanier montierten Skits können manchmal schon ein bisschen nerven. Außerdem braucht es ein wenig Vorkenntnis über das Wesen und die Biografie von Kenny, weil hier nicht nur ständig auf die Vergangenheit rekurriert wird, sondern auch allerlei familiäre Verbindungen thematisiert werden. So mutiert das Album dann und wann schon mal zu einem riesengroßen Insider, wer aber Bock auf die versoffen-schmandige Entsprechung zu den Kiffergeschichtchen von Quasimoto hat, ist hiermit auf jeden Fall gut bedient. Jan Wehn

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MORGEN

SLEATER-KINNEY »NO CITIES TO LOVE« SUB POP / CARGO

Gerade von Sleater-Kinney hätte man ein Comeback eher nicht erwartet. Aber die Band weiß mit ihrer Bedeutung und Geschichte verantwortungsvoll umzugehen. Zehn Jahre ist es her, dass Sleater-Kinney mit »The Woods« ihr letztes Album veröffentlicht haben. Sperrig war das, nicht so leicht zugänglich wie die vielen Hits, die in den zehn Jahren davor Frauen und auch Männer antrieben, bestätigten und glücklich machten. Mit ihrem Comeback-Album »No Cities To Love« bleiben sie groß und ausufernd, geben ihrem Sound aber ein wenig von dem alten Lo-Fi-Schwung zurück. Carrie Brownstein, Corin Tucker und Janet Weiss nehmen sich auch in ihrer Kritik nicht zurück. Es geht um Kapitalismus (»Price Tag«), persönliche Krisen und hohe Erwartungen (»Surface Envy«) sowie die Last, die man im Rampenlicht zu tragen hat (»Hey Darling«). Die Schwurbeligkeit von »The Woods« ist größtenteils verschwunden, stattdessen birgt »No Cities To Love« Hits. Einen Bass brauchen

Sleater-Kinney noch immer nicht, die Gitarren leisten wieder alles Nötige, und ihr Markenzeichen – Tuckers und Brownsteins dialogischer Gesang – weiß nach wie vor zu packen. Das Album ist musikalisch mindestens ordentlich, eine gute Mischung aus stilistischer Varietät und eingängigem Punkrock. Sleater-Kinney gehen mit ihrer Bedeutung verantwortungsbewusst um. Sie wissen eben um die Augen und Ohren, die auf sie gerichtet sind. Julia Brummert

TITLE FIGHT »HYPERVIEW« ANTI- / INDIGO

Dafür, dass man von den Postcore-Innovatoren Title Fight eigentlich ganz anderes gewohnt ist, kommt »Hyperview« erstaunlich ruhig daher. »Fortschritt« nennt die Band das selbst. Natürlich war es abzusehen, dass das Quartett aus Pennsylvania kein zweites »Shed« nachschieben würde. Der Fehler, so schnell und oft wie möglich dasselbe Album herauszubringen, sieht ihnen nicht ähnlich. Eine solche Entwicklung aber – bedenkt man, dass zwischen der EP »Spring Songs«, die noch

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deutlich punkiger daherkam, und »Hyperview« nur 14 Monate lagen (vom letzten vollen Album »Floral Green« ganz zu schweigen) – stand nicht zu erwarten. Wobei man sagen muss, dass es bisher eigentlich eher die härteren, brachialeren Momente waren, die Title Fights Klasse ausgemacht hatten – und genau die fehlen hier fast vollständig. Auch nach krachigen Gitarren-Riffs sucht man auf »Hyperview« nahezu vergebens. Dem allen zum Trotz ist ihre Entwicklung dank wunderbar schleppender Songs wie »Dizzy« aber respektabel und alles andere als ein Ausfall. David Winter

HEINZ STRUNK »SIE NANNTEN IHN DREIRAD« AUDIOLITH / BROKEN SILENCE

Wird der Mann, den jeder normal schlechte TV-Comedian heimlich verehrt, wenigstens in seiner Musik ernst zu uns sprechen? Seine Gefühle offenbaren? Natürlich nicht. Mehrere Hunderttausend Deutsche haben »Fleisch ist mein Gemüse« zu Hause. Entsprechend wissen sie und noch viele mehr natürlich um den sicherlich prägendsten Teil von

© Frank Zauritz

www.rowohlt.de

Am Anfang war Musik Der erste Roman des «Blumfeld»-Frontmanns Jochen Distelmeyer – ein spätmodernes Abenteuer


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Heinz Strunks künstlerischer Vergangenheit – den als Musiker. Paradoxerweise wirkt ein reines Musikalbum nach dem Studio-Braun-Film »Fraktus«, Strunks Romanen, Theaterprojekten und zahlreichen Hörspiel(-lastigen) CDs in seiner doppelbodenlosen medialen Einfachheit fast ein wenig seltsam. »Sie nannten ihn Dreirad« kreist so distanzlos, wie niemand über eigene Gefühle singen würde, um klassische StrunkMotive: Sex, Alter, Abnormität, die Dummheit der anderen. Musikalisch unterlegt wird das Album von Pathos-Synthies der Prä-AbletonÄra, Strunks hörspielerprobten RollenprosaSprechstimmen, den erwarteten Flötensoli und, ja okay: Furzgeräuschen. Einfach erklärt klingt das, als würden Depeche Mode von HGich.T geremixt werden. Entsprechend dauert es etwas, bis man unten ist mit Heinzer. Klappt hier und da auch überhaupt nicht. »Geht ja gar nicht« geht zum Beispiel auch nach dem x-ten Hören gar nicht. Hinten raus aber fassen sich auf diesem Album musikalisches Pathos und satirische Alltagsbeobachtungen an der Hand, als seien sie das Liebespaar im Songwriter-Business schlechthin. Wer etwa »Langsame Esser« und »Aufnehmen-bewerten-handeln« nicht gehört hat, dessen 2015 wird um etliche Denkschrauben und Melodien ärmer. Besser nicht zulassen. Felix Scharlau

JOHN TEJADA »SIGNS UNDER TEST« KOMPAKT / ROUGH TR ADE

Analoge Synthie-Klangkunst zum Verlieben. Homelistening-Veteran John Tejeda bringt auf seinem zehnten Album die Hardware zum Schweben. Wenn ein Rezensent ein Album dreimal anhört, ist es echtes Interesse. Wenn er es fünfmal hört, wird es besonders sperrig sein. Wenn er aber zwanzigmal durchlaufen lässt, dann ist es Liebe. Von den ersten sphärischen Klängen auf »Two 0 One« an findet man sich in der Umarmung warmer Synthies und trockener Beats, die nicht zu aufdringlich und nicht zu zurückhaltend sind. Nichts ist unbekannt oder verstörend, nichts überraschend oder ungemütlich. Stattdessen fantastisch gemachte Handwerkskunst der analogen, melodischen Art, die auf dem Track »Vaalbara« ihren Höhepunkt findet. Und so ist es leicht, den altmodischen Hardware-Synthesizern zu verfallen, die schon von den Produktionsbedingungen her zu Reduktionen und einfachen Strukturen einladen. Dass der in Österreich geborene, in Kalifornien lebende Tejada das kann, hat er auf unzähligen Alben bewiesen, und er tut es auf seinem dritten Werk für die Kölner von Kompakt wieder. So ist »Signs Under Test« ein Album zum Versinken, zum Schweben, zum Träumen geworden. Oje, was für pathetisches Wortgeschwurbel – muss wohl tatsächlich Liebe sein. Henje Richter

TEAM ME »BLIND AS LIGHT«

can do good things«, croont Moore auf »Bad Girls«, einer souligen Sixties-Girlgroup-Ballade in Dusty-Springfield-Manier, die man so nicht Das Zweitwerk der Norweger funkelt mit skanauf einem Tennis-Album erwartet hätte. dinavischer Pop-Euphorie, fällt als Neuauflage Katja Peglow des Debüts aber schnell vom Firmament herab. Man muss »Blind As Light« schon dreimal hören, um die feinen Unterschiede ATO / PIAS / ROUGH TR ADE zu bemerken. Trotz hübBefinden sich die Two Gallants in einer scher Hipster-Strukturen künstlerischen Identitätskrise? Auf »We Are wie Farm-Studio und örtUndone« suchen sie neue Wege, um dann doch lichem Kinderchor bleibt wieder bei Bewährtem zu landen. es enttäuschend steril. Die Explosion und die 2006 waren die Two großen Gesten werden, zumindest musikalisch, Gallants eine der groin beinah jedem der zehn Songs beschworen und ßen Versprechungen von verlieren dementsprechend an Wirkung. Nur bei Saddle Creek, dem Label der Single »The All Time High« funktioniert die um Indie-Folk-Liebling jugendliche Dringlichkeit wirklich. VermeintConor Oberst. Der Folklich geheimnisvolle Untertöne und interessante Rock auf ihrem DurchHarmonien türmen sich zu orchestralem Pop bruchsalbum »What The Toll Tells« faszinierte auf – die Ekstase erstickt, es wird von Anfang durch seine mitreißende Energie, den jaulenden an zu viel gewollt, zu wenig erreicht. Dass es Gesang und einen gehörigen Schuss Rotz. Doch sich wirklich um eine Kopie des ersten Albums das war eben 2006. Andere bekannte Duos wie handelt, zeigt schon das »Riding My Bicycle«White Stripes, Kills und Black Keys waren mit Intro, das in ähnlicher Form auch das Debüt Gitarre und Drums zwischenzeitlich erfolgrei»To The Treetops!« eröffnete. Obwohl Team Me cher oder innovativer, und im Gegensatz zum oft mit Arcade Fire verglichen werden, wirken kuscheligen Indie-Folk von heute ist der Sound sie eher wie deren übermotivierte Cover-Band der Two Gallants eine Spur zu kratzig. Auf »We vom Schulhof. Mag man diese Art von DrüberAre Undone« scheint Adam Stephens und Tyson Kitsch, ist die Platte ein wahrer Festschmaus. Vogel nun bewusst zu werden, dass sie sich woElisabeth Haefs möglich in einer künstlerischen Identitätskrise befinden. Im Song »Fools« konstatieren sie beinahe trotzig: »Fools like us just don’t belong.« Die erste Hälfte des neuen Albums besteht aus COMMUNION / ISLAND / CAROLINE / UNIVERSAL kantigem Bluesrock, der etwas an ÜberproDie modernen Pop-Oldies Tennis gehören in duktion und fehlender Inspiration leidet. Das jede anständige Jukebox. Auf seinem dritten schmissige »Incidental« ist zweifellos der Hit Album mischt das US-Duo bewährten Indieder Platte. Die stärkeren Momente sind jedoch Pop mit Lo-Fi-Disco und Doo-wop-Sounds. auf der zweiten Hälfte zu finden. Dort besinnt Wäre die Musik von Alaina man sich wieder auf spärlich instrumentierte Moore und Patrick Riley Folksongs. »My Man Go« und »Katy Kruelly« ein Instagram-Filter, sind auch deswegen so berührend, weil ihnen dann würde sie wohl auf die Überambition abgeht und sie nicht nach den Namen Earlybird dem alten Rotz dürsten. oder Toaster hören. VinTimo Weber tage-Effekte, die jeden unschönen Schnappschuss in sonnendurchflutete Töne tauchen. So zumindest kam Tennis’ Musik immer ein bisschen rüber. Deren viel beachtetes, von einem mehrmonatigen Segeltörn inspiriertes Debütalbum fand 2011 auch jen- CRUNCHY FROG / SOULFOOD / VÖ 13.02.15 seits der besegelten Nordatlantikküste großen Bloß nicht aufgeben! Jenny Wilson zeigt dem Anklang. Der schwärmerische Upbeat-Pop mit Brustkrebs die experimentelle Pop-Faust. Jenny Wilson stammt Hang zu nostalgieverliebten Melodien passte gut in die Zeit, in der Bands wie Best Coast oder aus Schweden, ist TheKnife- und Robyn-KollaSummer Camp von endlosen Sommernächten borateurin und versucht träumten. Inzwischen sind die Erinnerungen an auf ihrem dritten Album die romantische Seefahrt, die zum kitschigen alles außer Anbiederung. Bandgründungsmythos zu verkommen drohSchon der Titel »Demand ten, verblasst. Der Hype um das mittlerweile verheiratete Hipster-Pärchen hat sich nach dem The Impossible!« geht auf ein Protest-Graffiti unaufgeregteren zweiten Album gelegt, in die der französischen 68er-Bewegung zurück. Enteinst unschuldigen Melodien mischt sich neu- sprechend unangepasst und aufrührerisch gibt erdings eine dunkle Melancholie, die der Band sich der Experimental-Pop der 39-Jährigen, der überaus gut zu Gesicht steht. »Even bad girls zwischen Rap-Poesie und Tribal-Beats pulsiert. PROPELLER / SOULFOOD

TWO GALLANTS »WE ARE UNDONE«

TENNIS »RITUAL IN REPEAT«

JENNY WILSON »DEMAND THE IMPOSSIBLE!«


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Archaisch, unbeirrbar und mit unerschöpflicher Energie schichtet Wilson hölzerne Beats, störrische Synthies und Free-Jazz-Elemente zu energetischen Collagen. Das erinnert an Lykke Li, an Róisín Murphy, aber auch an die kreative Kompromisslosigkeit St. Vincents. Wilsons Haltung kommt nicht von ungefähr. Das Unmögliche zu fordern ist für die Schwedin mehr als ein Albumtitel. Seit einer wiederkehrenden Brustkrebserkrankung kanalisiert Jenny Wilson Verzweiflung und Angst in ihrer Kunst. Dass es ihr dabei dennoch gelingt, mit überraschend lichten Pop- und Soulmomenten ihren Widerstand im Sound zu durchbrechen, macht das Album zu einer hörenswerten Kampfansage. Verena Reygers

VIET CONG »VIET CONG« JAGJAGUWAR / CARGO

Viet Cong spielen nicht nur mit dem Topos Gewalt, sondern auch mit Rockstilen aller Art. Bei diesem, nun ja, etwas heiklen Bandnamen kommt man von Beginn an nicht umhin, einen militaristischen, martialischen oder morbiden Subtext zu suchen. Ob die Hinterbliebenen der aufgelösten Art-Rock-Band

Women dies auch so wollten, lässt sich vorerst mal mit einem »höchstwahrscheinlich« beantworten: Alles auf Viet Congs Debüt scheint auf Tod, Krieg und das ganze unschöne Drumherum hinzuweisen. Der Opener »Newspaper Spoons« beginnt mit bedrohlichem Getrommel à la Tu Fawning, irgendwann setzt Matt Flegels Gesang mit den Zeilen »Writhing violence, essentially without distortion« ein, und nach einer Minute schmiert ein gitarrenähnliches Etwas kreischend über alles drüber. »March Of Progress« stilisiert sich drei Minuten als aufbäumender Militärmarsch, bevor der Song plötzlich und unvermittelt komplett kippt. Auf einmal findet man sich vor dem Trümmerhaufen eines ruhigen Flaming-Lips-Songs wieder, der sich dann in ein wunderbar euphorisches Postpunk-Stück verwandelt. In diesem Stilmix laufen die ersten sechs Tracks des Albums zugleich tonnenschwer und eingängig durch, bevor das ellenlange und morbide »Death« den grandiosen Schlusspunkt setzt. Das Album stirbt dabei seinen eigenen Tod: Anfangs ist »Death« noch ein beschwingtes Uptempo-Stück alter Indie-Rock-Schule, im Mittelteil artet es in einen Noise-Rock-Todeskampf aus, bevor es sich nach elf Minuten und einem letzten Aufbäumen seinem Schicksal hingibt. Ein Glück, dass man es per Druck auf Repeat wiederbeleben kann. Marius Wurth

29. - 31. MAI 2015 | FESTIVAL AM NÜRBURGRING

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ZUGEZOGEN MASKULIN »ALLES BRENNT« BUBACK / INDIGO / VÖ 13.02.15

Hi-Hat-Salven direkt in die Fresse und ein Bass, der noch die letzte Luft aus den Lungen drückt. Zugezogen Maskulin verprügeln Deutschrap. »Alles brennt« ist eine körperliche Erfahrung der bedrohlichen Art. Welle um Welle schlagen die Beatmassen über dem hilflosen Zuhörer zusammen. Testos provozierend prollige Stimme und Grim104, der sich endgültig in eine Art rappendes Trollwesen verwandelt hat, sorgen auch nicht gerade für Entspannung. Die gnadenlose Beobachtung der urbanen Gesellschaft mit ihrem schlecht versteckten Rassismus, ihrer Arroganz gegenüber Unterprivilegierten und dem ganzen Lifestyle-Blödsinn ist dabei in keiner Zeile selbstgerecht oder platte Sozialkritik. Sondern eingewoben in ein Netz aus überdrehten Bildern, Fieberwahn und Swag. Wenn man nach zwölf Tracks erschöpft, nicht unbedingt glücklich, aber doch seltsam bereichert auf dem Stuhl hängt, kann man einfach mal zugeben: »Alles brennt« ist das härteste Deutschrap-Album 2015. In diesem Fall bedeutet das wirklich etwas Gutes. Benjamin Walter

29. - 31. MAI 2015 | OLYMPIAPARK MÜNCHEN

MUSE · METALLICA · KISS

3 TAGE! 3 BÜHNEN! ÜBER 7 0 B A ND S!

INCUBUS · FAITH NO MORE · JUDAS PRIEST LIMP BIZKIT · AIRBOURNE · WITHIN TEMPTATION

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8 April 2015

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04.02.2015 21.02.2015 01.03.2015 15.03.2015 08.04.2015 12.04.2015 05.09.2015 13.11.2015 21.11.2015 27.11.2015

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Dieses Box-Set enthält die ersten drei Alben plus eine Compilation der ersten fünf Singles auf Vinyl, sowie vier CDs mit raren oder unveröffentlichten Stücken und einen Konzertmitschnitt. Die frühen, zwischen 1978 und 1981 entstandenen Aufnahmen besitzen einen dilettantischen Charme, der den Geist seiner Zeit atmet. Fragilität und Unfertigkeit werden hier zu ästhetischen Prinzipien erhoben. Man kann sagen, dass diese Songs bereits erahnen lassen, was später zur vollen Entfaltung gelangen sollte – aber es lässt sich eben nur erahnen. Auch das Debüt »Send Me A Lullaby« steht tendenziell noch im Zeichen einer Band, die sich ausprobiert. Beseelt von der Möglichkeit, Songwritertum (Dylan), klassischen Rock (CCR) sowie die damalige Moderne (Talking Heads) in eins zu setzen, markiert das Album das romantische Ideal einer Musik, in der mehr angelegt ist, als tatsächlich realisiert werden kann. Der Grundgedanke der Band, immer auch auf andere Medien (Literatur, Film) als Musik zu verweisen, offenbart sich im Titel des meisterhaften zweiten Albums: »Before Hollywood«. Zum ersten Mal deutet sich die kreative Dualität zwischen Grant McLennan und Robert Forster an. Während Erstgenannter die Geister seiner Kindheit heraufbeschwört, bleibt Letzterer gänzlich fixiert auf die Euphorie des Moments. Alle Songs klingen schräg und eigenbrötlerisch, suchen aber immer auch Bezüge zur Wirklichkeit der damaligen Zeit, die man als »Pop« klassifizieren könnte. »Spring Hill Fair« stellt einen Wendepunkt dar. Die Musik mutet produzierter an, mit »Bachelor Kisses« gibt es einen Radio-Hit, der letztlich keiner war. Dem steht das experimentelle »River Of Money« entgegen, dessen Spoken-Word-Performance stilistische Eigenwilligkeit demonstriert. Dazwischen liegen Ausnahmesongs wie »Part-Company« oder »You’ve Never Lived«, die den verklärten Gitarren-Pop der mittleren 1980er repräsentieren. Stets werden die Songs durchdrungen von der Individualität ihrer Autoren, die jedoch nicht komplette Innerlichkeit ist, sondern einen kontrollierten Austausch mit dem Außen verrät. Mario Lasar

R.E.M. »REMTV« DVD / RHINO / WARNER

Seitdem R.E.M. unter der Erde sind, gewinnen ihre Songs wieder an Kraft und Bedeutung. Warum, zeigt die DVD-Box »Remtv« mit allen wichtigen Live-Aufzeichnungen der Band. Bis zum Ende ihrer Karriere im Jahr 2011 taumelten die Indie-Ikonen vor allem der 1980er gemütlich und mehr oder weniger satt dem schleichenden Bedeutungsverfall entgegen. Seitdem klar ist, dass es kein neues Album der Band mehr geben wird, gewinnen Stücke aus allen ihren Schaffensperioden aber auf erstaunliche Art und Weise wieder an Geltung. Zumindest empfinde ich das so, wenn das eigentlich doch sehr schöne »Everybody Hurts«, »Nightswimming« oder das weiterhin eher unvermeidliche »Losing My Religion« im Radio laufen. Früher ein Anlass, um die Rückwärtsgewandtheit des klassischen Mittelklasse-Formatradios zu bemängeln (und abzuschalten), hört man jetzt wieder aufmerksam zu und erkennt dabei die Klasse dieser völlig zu Recht populären Lieder. Der Grund dafür liegt denkbar nah: Es hat seit R.E.M.s Demission keine populäre Band mehr gegeben, die auch nur ansatzweise das schafft, was ihnen gelang. Die Songs auf eine ähnlich indierockig raue, aber auch anrührende Weise schreibt. Die sich auf ähnlich smarte Art, weil nie zu sehr, im Gespräch gehalten hat. Natürlich


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Festival-On-tOur

sind heutzutage am Ende einer solchen Karriere die üblichen Best-of-, Raritäten- und Live-Compilations unvermeidlich. Es kommt halt darauf an, wie man sie macht. Und R.E.M. machen sie mit Würde, zumindest meistens. Aktuellstes Beispiel dafür ist die hübsche Box »Remtv«, die auf sechs DVDs eigentlich alle wichtigen Live-Aufzeichnungen enthält, die es von der Band gegeben hat. Selbst rare TV-Aufnahmen aus der ersten Hälfte der 1980er sind dabei, die trotz oder gerade wegen ihrer aus heutiger Sicht recht kuriosen Aufmachung der Ästhetik der ganzen Box zum Vorbild wurden. Gestochen scharf sollen andere machen, hier regiert das nostalgisch flimmernde MTV-Erscheinungsbild der 1980er und 1990er – eben der Zeit, die R.E.M. prägten. Henrik Hamelmann

WILCO »WHAT’S YOUR 20?« NONESUCH / WARNER

Die Geschichte von Wilco ist die Geschichte einer Erwachsenen-Band: keine Hits (im Sinne von: ChartsHits) und dennoch eine Stellung als Referenzband, die sie in eine Reihe mit anderen US-Größen wie Lambchop oder R.E.M. stellt. In elf Studio-Alben hat sich die ehemalige Alt.-Country-Band einmal durch den alternativen US-Rock gespielt, hat gemeinsam mit Billy Bragg Texte von Woody Guthrie vertont, ist mit ihrer Plattenfirma in einen Rechtsstreit um künstlerische Freiheit gezogen, um dann mit dem Folge-Album »A Ghost Is Born« zwei Grammys zu gewinnen. Die Geschichte dieser Band um Sänger Jeff Tweedy hat viel mit Haltung, viel mit intelligentem, geerdetem Rock zu tun und wird eigentlich in Alben und nicht in Compilations erzählt. Da Wilco-Anfänger nach einer 20-jährigen Bandgeschichte aber viel aufzuholen haben, ist diese Best-of, die zum Glück gar nicht so heißt, ein absolut lohnender Einstieg. Für Fortgeschrittene wurde schließlich zeitgleich die Schatzparade »Alpha Mike Foxtrot: Rare Tracks 1994-2014« veröffentlicht. Carsten Schumacher

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ROBERT WYATT »DIFFERENT EVERY TIME« DOMINO / GOODTOGO

Kuratiert von Wyatt-Biograf Marcus O’Dair, Domino sowie dem Künstler selbst, stellt dieses Album eine werkumspannende Retrospektive dar, die Wyatts Schaffen von den späten 1960ern bis heute abdeckt. CD #1 versammelt eine Auswahl von Stücken, die Wyatt mit Soft Machine, Matching Mole und als Solist aufgenommen hat. CD #2 dokumentiert seine Rolle im Kontext musikalischer Kollaborationen, die von Hot Chip über Björk bis zu dem Jazz- und Neue-Musik-Trompeter Mike Mantler reichen. Während sich CD #1 vor allem an Wyatt-Novizen wendet, dürfte CD #2 auch für Fans interessant sein, enthält sie doch rare oder gänzlich unveröffentlichte Stücke. Diese Compilation zeigt in ihrer Gesamtheit aufs Schönste, wie Wyatt es gelingt, sich in immer andere Kontexte einzuklinken und so Vielfalt gegen Eigentlichkeit auszuspielen. Dabei lässt sich nicht von der Hand weisen, dass es gewisse Muster gibt, die sich als musikalische Grundzüge abzeichnen. So offenbart sich eine Tendenz zu jazzaffinen Strukturen, die häufig in Balladenform, manchmal aber auch in freierer Gestalt realisiert werden. Generell verschreibt sich Wyatt einer sich vor allem in seiner unvergleichlichen Stimme artikulierenden ästhetischen Weichheit, die oft mit inhaltlicher, links gerichteter Entschiedenheit kontrastiert wird. »The Age Of Self« etwa kombiniert sanften Electro-Pop mit einem individualitätskritischen Text, der die Genossen dazu aufruft, nie zu vergessen, wo sie stehen. Die Konstante linker Politik ist es auch, die selbst die zerbrechlichsten Balladen – etwa die entrückte Version von Chics »At Last I’m Free« – völlig unsentimental erscheinen lässt. Auf diesem Doppelalbum gibt es so viel zu entdecken, dass es wirklich allen ans Herz gelegt sei. Mario Lasar

13.-16. Mai 2015 . frankfurt aM Main

Mi. 13. Mai

Caro EmErald Ella EyrE & SEinabo SEy TaTorT-naChT miT UlrikE FolkErTS hUndrEdS

Alte Oper / Großer Saal

Gibson Astor Filmlounge

sankt peter

do. 14. Mai

alin CoEn band & kovaCS sankt peter

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Palais Frankfurt

Carminho Kurtheater Bad Homburg fr. 15. Mai

lizz WrighT JUli & iyEoka Alte Oper / Großer Saal

Sa. 16. Mai

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HEIMSPIEL

»Tschuldigung« erinnern dank wirrer Sounds, Lemurs Gespür für maximale Minimal-Sprachbilder und packende Vortragsweise einerseits an avantgardistischen Post-Hop der Labelnachbarn Shaban & Käptn Peng, schlagen gleichzeitig aber auch die Brücke zum unprätentiösen Style des ADP / AL!VE ersten RAG-Albums. I’m Not A Band wagen sich mutig in neue, Jan Wehn tückische Gewässer. Gleicher Produzent. Neuer Sänger. Könnte klappen. Ein Ozean sollte per Definition über bestimmte Dinge verfügen – sonst ist er kein BRING ME HOME / ROUGH TR ADE / VÖ 30.01.15 Ozean. Dazu gehören: TieEin Nerd ist ein sogenannter Fachidiot. Nörd fe, Vielfalt, erschütternde müssen einen solchen Vergleich nicht scheuen. Stürme. Turmhohe WelDie können, was sie da treiben. len, die donnernd einstürNörd kennt kein Mensch, zen, Quallen und ein kaleidoskopartiges Farbund das ist dem Quartett spektrum auf und unter der Wasseroberfläche. bewusst. Dick und fett Ein ambitioniertes Ziel für I'm Not A Band. und trotzig steht’s auf Tauchen wir ein in die Gewässer, die das Berliner dem Albumcover: »Na Electro-Duo hier präsentiert – sie sind nämund? Wir kennen euch lich, trotz irreführenden Namens, sehr wohl doch auch nicht!« Noch eine Band. Und »Oceans« ihr drittes Album. nicht. Könnte sich ändern. Sollte sich ändern? Quallen finden sich schnell. Ich bin nämlich Die Brüder Paul und Leo Eisenach sind die selbst eine. Und wabere zu sphärischen Geigen kreativen Köpfe hinter der Band mit dem orthound puckernden FKA-Twigs-Klick-Geräuschen grafisch fragwürdigen Namen. Markus Kavka, durch die Schlagzeug-Algen. Ab und zu jagt ein der MTV-Dino, ist schon Fan. Und das nicht zu orientalischer Flötenfisch an mir vorbei. Unter Unrecht: Was da aus den Boxen dröhnt, ist popmir die Weiten einer Beat-Sandbank. I’m Not rockiger Indie-Spaß, so, als hätten die Beatles A Band kombinieren schnelle E-Streicher mit beschlossen, ihre glatt geleckten Pilzköpfe gegen groovigen und manchmal an alt-J oder Django Rhys Ifans’ Schmuddelfusseln einzutauschen. Django erinnernden Beats. Und dann haut ge»Schuld daran seid ihr, dass ich mich nur auf schickt dieser schwülstige David-Garrett-Kitsch Drogen amüsier«. Oder eben zu Nörd. Man dazwischen. Kappt jedes Mal den Anker und könnte glauben, die vier Jungs wären ein bissdenkt sich: »Ätsch!« Funktioniert aber nur richchen weinerlich, mit Songtiteln wie »Krank«, tig gut bei »Ocean Heart«. Das zupft an genau »Ich breche zusammen« oder »Rette mich wer dieser Stelle am Zwerchfell. Anker hält. Ätsch. kann«. Stimmt aber nicht. Die Sportfreunde Carlotta Eisele Stiller wären neidisch auf die unbeschwerte Art, wie die Berliner schwurbelige Synthies, tief gestimmtes Schlagzeugspiel und zackige Gitarren KREISMUSIK / SOULFOOD verschmelzen. Zwischendurch schrappen sanfEin wenig sprunghafte Assoziativmusik hier, tere Stücke wie »Wesentlich« dank zitternder, ein wenig trockenes Storytelling da: Lemur psychedelischer Zwischentöne und angenehmer wandelt auf Solopfaden und macht Geräusche. Zurückhaltung an Schmalzgranaten à la Philipp Herr Von Grau sind ja Poisel vorbei. Nörd bleiben ein bisschen kauzig, leider Geschichte. Das ist ein bisschen trotzig. aber insofern nicht ganz so Carlotta Eisele schlimm, als dass Lemur jetzt allein weitermacht – und zwar »Geräusche«. Im wahrsten Sinne des Wortes. »Geräusche« ist ein Album, das sich nicht SHAKYFOUNDATION.BANDCAMP.COM greifen lässt. So assoziativ und sprunghaft, wie Kaum volljährig und schon eine LP. So lange, Lemur von Reimkette zu Reimkette springt und wie Shaky Foundation schon Musik macher, dabei noch ein paar linguistische Schlenker konnte da aber auch nicht viel schiefgehen. mitnimmt, wirken auch die Beats. Sie muten Es gibt sie noch, die Sandmal atmosphärisch und dicht wie aus der hinkastenfreundschaften terletzten Ecke des Berliner Großstadtdschunim Bandwesen. Shaky gels an, dann klingen sie wieder locker, luftig, Foundation ist einer der nach Live-Instrumentierung und musikalischen wortwörtlich jüngsten BeExperimenten. Wenn man diesen Tumult aber weise. Von Kindesbeinen erst mal für sich geordnet hat, geht auf dem an hängt das Trio schon Album eigentlich alles. Das heißt konkret: Songs aufeinander; pünktlich zur Geschäftsfähigkeit wie »Geräusche«, »Was für länger bleibt« oder erklimmen Max, Basti und Jannis nun den vor-

I’M NOT A BAND »OCEANS«

TUNES K AM PN AG EL .D

NÖRD »NA UND? WIR KENNEN EUCH DOCH AUCH NICHT!«

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FEBRUAR 2015

EMiLy JANE WHiTE 04.02.

BABA ZUL A 13.02. L AiBAcH 14.02. FELix KUBiN / ALE x ANDER PEHLEMANN 2 1.02. SiByLLE BERG & KREiDLER & cHRiSTiAN ULMEN 26.02. VoRScHAU: PR AG 10.03. B A By DEE 25.04. T V NoiR MiT M A x iM & T E x T EiT UR 08.05. T iN A Dico 15.05. NiL S FR A HM 17.05. K AMPNAGEL HAMBURG TicKETS 040 270 949 49

SHAKY FOUNDATION »PSYCHONAUT«

Bild: Emily Jane White

2 7.04.

LEMUR »GERÄUSCHE«


MORGEN

läufigen Höhepunkt ihres Zusammenhalts und zaubern ein Debüt aus dem Ärmel, das sich zwar noch nicht gewaschen hat, aber schon einmal mit dem richtigen Fuß aufgestanden ist. »Psychonaut« zählt den Alben, die partout nicht laut sein wollen, so sehr man auch an den Reglern schraubt. Für seinen Titel kommt es eine Spur zu beruhigt daher, für den Dreampop, als den es die Band verstanden wissen möchte, wiederum in Teilen zu impulsiv. Die Wahrheit pendelt sich irgendwo dazwischen ein, getragen oder vielmehr ausgebremst vom schlaftrunkenen Organ Max Seegers. Verspielte Saitenzupf-Dialoge, unbedarfte Melodieschleifen, keine Distortion weit und breit – und dann zieht es sich zu. »Psychonaut« verstreicht als Aufwachphase einer Band, deren Stärke in der Luft nach oben liegt und die brisante Hochrechnungen nahelegt. Valentin Erning

Frank und der niedliche Tristan spielen geilen Skate-Punk wie aus den seligen 1990ern. Musikalische Weiterentwicklungen sowie »Intelligenter Deutschpunk« werden von den drei Akademikern kategorisch abgelehnt. Worunter auf dem neuen Album besonders die Band Turbostaat zu leiden hat, denn bei den Shitlers wird in bester Rap-Manier gedisst. In 17 Liedern erfährt der Hörer außerdem, was von dem Journalisten Marcus Staiger zu halten ist, dass ein Schulfreund eines Bandmitglieds ein sehr netter Typ ist und dass Oi und Rap die besten Musikrichtungen sind. Klingt merkwürdig, aber innerhalb des Shitlers-Systems ist jede dieser Behauptungen nichts als die Wahrheit. Benjamin Walter

ein. Er veröffentlichte eine EP online und eine als Split mit The Hirsch Effekt. Seine tief poetischen Texte und das mit Mars-Volta-Brüchen (auf der akustischen Gitarre!) untermalte zarte Klagen, verbunden mit eruptiven Schrei- und sogar Spoken-Word-Passagen, öffneten eine dunkle Welt zwischen Märchenmetaphorik und innerem Weltuntergang. Das erste richtige Album »Hunger.Stille« spinnt die tiefdüstere Tristesse einer gescheiterten Liebe mit letzter Zärtlichkeit, Hoff nung und diff user Untergangssehnsucht der Vorgänger weiter; der Zinnschauer-Kosmos vergrößert sich um weitere Facetten aus Festhaltenwollen und Loslassenmüssen. Ein abermals anspruchsvolles, vor allem aber in seiner lyrisch pointierten Tragik unnachahmlich tiefschürfendes Trauerglanzstück, das Zinnschauers Alleinstellungsmerkmal und seine große Klasse bestätigt. Kristof Beuthner

DIE SHITLERS ZINNSCHAUER »HUNGER.STILLE« »DREI LEGENDEN VERSUCHEN JETZT, Zwischen Leise und Laut nistet Zinnschauer sich ein: Mars-Volta-Brüche per Akustikgitarre DEUTSCHLAND ZU FICKEN« INTRO BIST DU! verbinden zartes Klagen und Schreierei. Die Shitlers sind eine Bochumer Band, die Während sich hierzulande die Leisen in die SENDET EURE MUSIK AN: K APITÄN PLATTE / CARGO

LAST EXIT MUSIC

quasi im Alleingang Punk zerstört oder aber Küchen und die Lauten zurück in die kleinen gerettet hat. Alles eine Frage der Perspektive. Clubs verzogen, nistete sich Jakob Amr mit Der schlaue Martin, der geheimnisvolle seinem Projekt Zinnschauer genau in der Mitte

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Intro (Redaktion Heimspiel) Oppenheimstraße 7, 50668 Köln heimspiel@intro.de


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KINO

SAMUEL L. JACKSON ÜBER KINGSMAN: THE SECRET SERVICE Nach dem gleichnamigen Comic erzählt Regisseur Matthew Vaughn actionreich von einer elitären Agenten-Organisation, 007 lässt grüßen. Antiheld Valentine wird gespielt von Samuel L. Jackson. Warum der Bösewicht lispelt, verrät Jackson Simone Schlosser im Interview.

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amuel L. Jackson, was macht den Bösewicht Valentine aus? Er ist ein durchgeknallter Umweltschützer. Ein schlauer Typ, der auf alle Fragen eine Antwort hat und der glaubt, auf seine Weise die Welt zu retten. Der Unterschied zu den typischen Super-Bösewichten ist: Es geht ihm nicht um die Weltherrschaft. Was hat Sie an dieser Figur gereizt? Ich war immer schon ein großer Fan von JamesBond-Filmen. Der erste, den ich gesehen habe, war »Liebesgrüße aus Moskau«. Seitdem wollte ich immer in einem Agenten-Film mitspielen. Das Drehbuch zu »Kingsman« hat mich schon beim ersten Lesen überzeugt. Mir war sofort klar, wie ich die Figur des Valentine spielen wollte. Er ist kein schlechter Mensch, hat nur ziemlich radikale Vorstellungen. Um ihn sympathischer zu machen , habe ich beschlossen, ihm einen Sprachfehler zu geben: Valentine lispelt. Ich habe früher selbst gestottert. Es ist interessant, wie andere Menschen auf solche Schwächen reagieren. Die meisten glauben, dass man ihnen intellektuell unterlegen ist.

Das gilt auch für Valentine. Aber ich glaube, er hat sein Leben lang damit gespielt, dass andere ihn unterschätzen. Das Lispeln von Valentine erinnert an das lilafarbene Lichtschwert von Mace Windu in »Star Wars«. Das war doch auch Ihre Idee. Ja, aber das ist ein Unterschied: Ein lilafarbenes Lichtschwert ist ein Objekt, das man zur Seite legen kann. Ein Lispeln ist etwas, womit man notgedrungen leben muss. Als Kind habe ich immer genau darauf geachtet, wie die anderen Menschen reagieren, wenn ich spreche. Die richtig Unhöflichen haben laut losgelacht. Die anderen haben nur mitleidig geguckt und gehofft, dass ich endlich fertig werde, oder sie haben versucht, meine Sätze für mich zu beenden, damit sie nicht anhören müssen, wie ich mich durch ein Wort kämpfe. Wie haben Sie Ihren Sprachfehler überwunden? Ich habe Atemübungen gemacht. Und ich habe gelernt zu fluchen. Gibt es weitere Gemeinsamkeiten mit Valentine?

Er ist groß. Ich bin groß. Er ist schwarz. Ich bin schwarz. Er ist reich. Ich bin reich, haha. Ich interessiere mich auch für Umweltthemen. Ich mache mir Gedanken darüber, was schiefläuft in der Welt. Wenn Sie und Valentine sich so ähnlich sind: Wie können wir die Probleme der Welt denn Ihrer Meinung nach in den Griff bekommen? Erneuerbare Energien sind ein guter Ansatz. Und die Rückkehr zur Naturkost. Ich bin auf einer Farm aufgewachsen. Früher sind die Menschen dort sehr alt geworden. Obwohl die auch geraucht und getrunken haben. Aber es gab eine Sache, die sie nicht hatten – Pestizide. Jeder Maiskolben, den ich vom Feld gepflückt habe, hatte einen Käfer oder einen Wurm. Jetzt ist jeder Maiskolben perfekt. Wir merken überhaupt nicht, was das Problem dabei ist. Ich meine, wenn die Insekten beschließen, dass sie unsere Nahrung nicht essen möchten, dann sollten wir es ihnen wohl gleichtun. — »KINGSMAN – THE SECRET SERVICE« (GB 2014; R: MATTHEW VAUGHN; D: COLIN FIRTH, MARK HAMILL, MICHAEL CAINE; KINOSTART: 26.02.)


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INHERENT VICE – NATÜRLICHE MÄNGEL Thomas Pynchons Romane galten als unverfilmbar. Regisseur Paul Thomas Anderson will das nicht akzeptieren. Er schnappt sich Joaquin Phoenix und dreht ein etwas anderes »Big Lebowski«-Update.

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er amerikanische Schriftsteller Thomas Pynchon gibt weder Interviews, noch lässt er sich fotografieren. Die einzigen öffentlichen Auftritte seit den 1960er-Jahren, als er literarisch erstmals in Erscheinung trat, absolvierte er bei den »Simpsons«. In der Show lieh er seine Stimme mehrfach einer Figur, die eine Tüte mit aufgemaltem Fragezeichen über dem Kopf trägt. Mittlerweile lebt er in New York und schreibt vorwiegend monumentale Romane, die von seinen Fans als enigmatische Offenbarungen, von genervten Kritikern als zu lang oder undurchsichtig beschrieben werden. Pynchons 2009 erschienener Roman »Inherent Vice – Natürliche Mängel« gehört zu den Ausnahmen seiner »zugänglichen« Werke. Ein kurzweiliges Buch, das die klassische Detektivgeschichte à la Raymond Chandler mit dem Kiffer-Geist der Hippies vermengt. Zugleich das erste Buch des Meisters, dem eine Verfilmung zuteil wird. Regie führt Paul Thomas Anderson, der seit »Boogie Nights« (1997) als Wunderkind des US-Kinos gilt. Doch auch Wunderkinder werden erwachsen. Sein letzter Film, »The Master« (2012), zelebrierte eine gewisse kunstvolle Anstrengung, die »Inherent Vice«-Adaption ist nicht weniger ambitioniert. Die Story um den ewig zugedröhnten Privatdetektiv Larry »Doc« Sportello und seine Tour durch das Los Angeles der frühen 1970er-Jahre profitiert stark von dessen genialem Darsteller Joaquin Phoenix. Sportello erhält von seiner

Ex Shasta (Katherine Waterston) einen seltsamen Auftrag. Sie hat nämlich eine Affäre mit einem stinkreichen Immobilienhai, Michael Wolfmann (Eric Roberts), der zwar jüdischen Glaubens ist, aber am liebsten mit einer Bande Neonazis auf Motorrädern abhängt. Bis er eines Tages spurlos verschwindet. Sportello geht der Sache nach, auch die Bullen, angeführt von dem faschistoiden »Bigfoot« Bjornson (Josh Brolin), machen Druck. Vom Spirit her erinnert der Film an »The Big Lebowski«, allerdings lässt

Anderson den Schauspielern mehr Spielraum als die Coen-Brüder, in langen Takes toben sie sich nach Herzenslust aus: Es wird geraucht, genuschelt und bedeutungsvoll ins Off gestarrt. Ein cleverer Film mit Starensemble, der aber nicht zu Paul Thomas Andersons zugänglichsten Arbeiten gezählt werden dürfte. Emanuel Bergmann — »INHERENT VICE – NATÜRLICHE MÄNGEL« (USA 2014; R: PAUL THOMAS ANDERSON; D: JOAQUIN PHOENIX, REESE WITHERSPOON, JOSH BROLIN; KINOSTART: 12.02.)

THE INTERVIEW War der Rummel um »The Interview« ein cleverer Publicity-Stunt? An der offiziellen Variante, dass nordkoreanische Hacker verhindern sollten, dass »The Interview« in die Kinos kommt, darf gezweifelt werden. Immerhin konnte man den Film zwischenzeitlich auch in den Staaten auf Video-on-Demand-Plattformen sehen, nachdem Sony ursprünglich sämtliche Distributionspläne begraben hatte, und in Deutschland startet er nun wie geplant. Bleibt die Frage: Was hat es mit der Sprengkraft der politischen Satire des KreativDuos Evan Goldberg (»Superbad«) und Seth Rogen auf sich? Nun, das nordkoreanische Staatsoberhaupt Kim Jong-un (Randall Park) kommt wahrlich nicht gut weg und wird als weinerliches Papasöhnchen vorgeführt. Die Amerikaner machen keine wesentlich bessere Figur. Der Talk-Show-Moderator

Dave Skylark (James Franco) und sein Produzent Aaron Rapaport (Seth Rogen) betreiben ein seichtes Format für den Massengeschmack, das für die absurdesten Momente des Films sorgt, etwa durch den Auftritt von Eminem. Als sich herausstellt, dass das nordkoreanische Staatsoberhaupt Fan der Sendung ist, arrangieren die beiden ein Interview und erhalten daraufhin vom Geheimdienst den Auftrag, den Diktator zur Strecke zu bringen. Bei der Ausführung stellen sie sich jedoch reichlich dämlich an. Kein Anlass also für eine Kriegserklärung. Dafür fehlt es der Komödie an Biss. Stattdessen gibt es reichlich Fäkalhumor und Pimmelwitzchen. Unterm Strich lebt »The Interview« von der Chemie der Hauptdarsteller. Lars Tunçay — »THE INTERVIEW« (USA 2014; R: EVAN GOLDBERG, SETH ROGEN; D: JAMES FRANCO; KINOSTART: 05.02.)


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KINO

MICHAEL KEATON ÜBER BIRDMAN Im Oscar-Kandidaten des »21 Gramm«-Regisseurs Alejandro González Iñárritu spielt Michael Keaton einen Hollywood-Star, der das Image als Superhelden-Darsteller loswerden will. Patrick Heidmann befragt Ex-Batman Keaton nach den Parallelen zwischen Fiktion und Wirklichkeit.

I

n »Birdman« brillieren Sie als Charakterdarsteller. Träumen Hollywood-Schauspieler von so einer Rolle? Nein, so läuft das nicht in unserem Job. Natürlich warten wir Schauspieler immer auf Drehbücher, die einem solch fantastische Möglichkeiten bieten, wie ich sie in »Birdman« bekam. Ich hatte allerdings nie die Muße, zu Hause herumzusitzen und von der Rolle meines Lebens zu träumen. Die Figur des Riggan Thomson scheint wie für Sie gemacht. Sie feierten Ihren größten Erfolg mit »Batman«, Riggan Thomson blickt auf eine Karriere als Held einer Comicverfilmung zurück. Haben Sie sich in der Figur wiedererkannt? Da wird von den Journalisten zu viel hineininterpretiert. Meine Persönlichkeit ist der von Riggan Thomson nicht besonders ähnlich. Natürlich habe ich, genau wie er, meine Momente, in denen ich mies drauf bin, aber unser Umgang mit dem Job des Schauspielers ist ganz verschieden. So viel Energie und Gedanken

darauf zu verschwenden wie er wäre mir viel zu anstrengend. Um den Narzissmus auf Riggan Thomsons Weise zu pflegen, bedarf es viel Arbeit. Dafür bin ich zu faul. Riggan Thomson möchte sich in »Birdman« als Theaterregisseur selbst verwirklichen, sein Schauspielerleben scheint ihm nicht genug zu sein. Wie kann man in dem Beruf Verbitterung vermeiden? Ich habe früh gelernt, dass in meinem Beruf nichts wichtiger ist als Mut. Wenn man sich nie etwas traut, dann blickt man irgendwann zurück und denkt: Hätte ich doch damals. Deswegen habe ich mich auch vor 25 Jahren auf »Batman« eingelassen. Man darf nicht vergessen, dass Comicverfilmungen damals ein echtes Risiko waren. Tim Burton, Jack Nicholson und ich hätten richtig dumm dagestanden, wenn der Film nichts geworden wäre. Empfinden Sie »Birdman« als Genugtuung beziehungsweise als Ihr großes Comeback? Eben nicht! Denn ich habe ja immer gearbeitet und das Beste aus dem gemacht, was man mir

angeboten hat. Dass einem große Kunst wie »Birdman« eher selten unterkommt, dafür kann ich schließlich nichts. Gleiches gilt dafür, wie viele Menschen einen Film sehen oder eben auch nicht. Im Februar könnten Sie für die Hauptrolle in »Birdman« erstmals einen Oscar gewinnen. Spüren Sie ein Kribbeln? Kein bisschen. Ich versuche die Jahreszeit der Preisverleihungen so gut es geht zu genießen. Letztlich geht es doch beim Oscar um nichts anderes als Branchenpolitik. »Birdman« spielt sich fast komplett hinter der Bühne eines Broadway-Theaters ab. Haben Sie einen Bezug zu dieser Welt? Ich habe viel weniger Theatererfahrung als etliche meiner Kollegen. Am College stand ich mal auf der Bühne, danach versuchte ich mich ein wenig an Stand-up-Comedy und jobbte in Pittsburgh beim Fernsehen. Für kurze Zeit schloss ich mich einer Theatergruppe an. Aber dann zog ich nach Los Angeles, wo meine Karriere losging und wo in Sachen Theater auch nicht viel los ist. Wäre ich, wie ursprünglich geplant, nach New York gezogen, hätte das sicher anders ausgesehen. — »BIRDMAN« (USA 2014; R: ALEJANDRO GONZÁLEZ IÑÁRRITU; D: MICHAEL KEATON, EMMA STONE; KINOSTART: 29.01.)


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BLACKHAT Böses Internet, gutes Internet? Durch Michael Manns »Blackhat« ist der gemeine Hacker jedenfalls in der Welt der Action-Helden angekommen. Insofern ist Chris »Thor« Hemsworth auch die logische Besetzung.

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er 1995 erschienene Film »Hackers« gilt seit jeher als Referenz, wenn es um das Wirken von Hackern – genauer gesagt von Crackern – geht. Inmitten von Generation X, Grunge und Virtual Reality brachte »Hackers« ein Lebensgefühl rüber, das zwischen Freiheit und Gefahr noch austariert war. Ein unbekanntes Land war dieses junge Internet, kaum einer war mal einem Virus auf den Leim gegangen, und es waren noch keine Konten geschrubbt worden von Cyberkriminellen. Heute gibt es ein Darknet, von dem die wenigsten wissen, was sich dahinter verbirgt, während das »normale Internet« nicht nur für E-Mails und Facebook steht, sondern auch für die Vernetzung der Finanzmärkte und der Geheimdienste. Michael Mann, Regisseur von unter anderem »Heat« und »Collateral«, nimmt die Alltäglichkeit des Netzes und die gleichzeitig herrschende Paranoia als Grundlage für »Blackhat«. Ein

ALS WIR TRÄUMTEN Andreas Dresens Verfilmung von Clemens »Hemingway« Meyers Leipzig-Roman, der bei seiner Veröffentlichung im Jahr 2006 durch die Decke ging, dürfte zu den Highlights des Jahres zählen, wenn es um deutsche Filmproduktionen geht. Sex & Drugs & Trostlosigkeit & Frust & Gewalt. Die Geschichte spielt in der frühen Nachwende-Zeit, viel scheint sich seitdem nicht geändert zu haben. Starttermin ist der 26. Februar, unser Interview mit dem Regisseur folgt in der kommenden Ausgabe.

Atomkraftwerk in China fliegt in die Luft – dafür genügt dem Cyberterroristen das Drücken der »Enter«-Taste –, mit dem gleichen Trick explodiert der Preis für Soja. Strahlenhorror auf der einen Seite (China) und Finanzterror auf der anderen Seite (USA und der Rest der Welt). Die beiden Großmächte müssen sich zusammentun, und so wird der Spezialist der Chinesen in die USA geschickt, um gemeinsam mit dem FBI herauszufinden, was sich dahinter verbirgt. Doch Chen Dawai (Leehom Wang) kann das Rätsel nicht alleine lösen und fordert die Freilassung des im Knast sitzenden Nicholas Hathaway (Chris Hemsworth). Ein Hacker und Kreditkartenbetrüger, außerdem Chen Dawais alter Kumpel am MIT. Besonderer Clou: Gemeinsam hatten sie einst den Code geschrieben, der dem anonymen Cyberterroristen den Weg zum Atomkraftwerk und zur Wall Street aufgetan hat.

Die alten Bekannten begeben sich auf einen mehr als rasanten Ritt um die halbe Welt. Ein Actionkino-Highlight. Michael Mann bleibt seinem Stil treu: Hart und ohne Kompromisse wird bei ihm Gewalt dargestellt, viel aus der Hand gefilmt, was eine wirkungsmächtige Nähe erzeugt. Was das Internet ist oder nicht ist, aber sein könnte, und wo genau die Gefahren lauern, kommt dafür etwas kurz. Einzig das Leuchten einer Diode stellt dar, dass die kleinste Veränderung große Folgen haben kann, während der gestandene MIT-Hacker von Welt als Aliasnamen ausgerechnet so etwas Lächerliches wie »Ghostman« auswählt. Lars Fleischmann

— »BLACKHAT« (USA 2014; R: MICHAEL MANN; D: CHRIS HEMSWORTH, LEEHOM WANG, WEI TANG; KINOSTART: 05.02.)


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DVD NIGHT MOVES Kelly Reichardts »Night Moves« ist eines der herausragenden Kino-Ereignisse aus dem Jahr 2014, das nicht für einen Oscar nominiert wurde. Die Geschichte eines gescheiterten Anschlags und die Geschichte eines Lebens, das nur scheitern kann. Jesse Eisenberg spielt die Hauptrolle in diesem Bombenfilm.

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n Kelly Reichardts Filmen »Old Joy« und »Wendy & Lucy« spielt ihr eigenes Haustier jeweils eine tragende Rolle. Einmal neben Songwriter Will Oldham, beim zweiten Film an der Seite von Michelle Williams. In diesem Roadmovie aus dem Jahr 2008 verschwindet Hundedame Lucy für eine Weile. Ein dramaturgischer Kniff, der auch in »Night Moves« zur Anwendung kommt, allerdings ohne den Hund. Nach dem Sprengstoffanschlag auf einen Staudamm, an dem die drei Aktivisten Josh Stamos (Jesse Eisenberg), Dena Brauer (Dakota Fanning) und Harmon (Peter Sarsgaard) beteiligt sind, bleiben die Zuschauer zunächst mit Josh alleine, während die anderen in den Hintergrund treten. Hochsensibel spürt Reichardt im Zwischenmenschlichen schmerzhafte Prozesse auf. Sie haben das Potenzial, zu Rissen in der Gesellschaft zu werden, und das interessiert Reichardt. Zuletzt zeigte sie das in »Meek’s Cutoff« anhand der Gruppendynamik amerikanischer Siedler im 19. Jahrhundert. Aber Einsamkeit ist keine Option, und Josh ist nach dem Kick der gemeinsamen Aktion plötzlich vollkommen auf sich gestellt. Nicht schön.

Während sich die Filmemacherin für die Dreharbeiten zu »Meek’s Cutoff« von der Landschaft der High Desert Oregons hatte inspirieren lassen, ging die Idee zu »Night Moves« von der Entdeckung einer Bio-Farm im Applegate Valley in South Oregon aus. Sie wurde schließlich zum Arbeitsplatz von Filmattentäter Josh Stamos. Seine Vereinzelung wird im Verlauf des Films in jenen Szenen überdeutlich, in denen er an diesen Ort zurückkehrt und sich die Kommentare seines wütenden Chefs über die Dummheit der Bombenleger anhören muss, freilich ohne dass der Bio-Farmer ahnt, dass Josh dahintersteckt. Als Zuschauer tastet man sich erst mal langsam vor: Der Film beginnt mit den Team-Vorbereitungen auf den Anschlag, wobei Drehbuch und Regie einiges offen lassen: Was genau haben die drei vor? Welche Motive treiben sie an? Die Charaktere nehmen in kleinen Krisensituationen Gestalt an, und je näher das Trio an die Tat heranrückt, desto mehr entwickelt sich »Night Moves« zum Thriller. Richtig spannend wird es, als Harmon bei der versuchten Bombenentschärfung in letzter Minute vollkommen ratlos

ist. Tatsächlich geht die Ladung hoch, aber die Sache verläuft nicht wie geplant. Von da an müssen nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Täter selbst ihre Motivation hinterfragen. Josh dürfte also ebenfalls grübeln: Ist er ein Revolutionär, der die Welt verändern will, oder doch nur ein Loner, der Anschluss sucht? Der Typ ist gefährlich, so viel steht fest, und das Unverständnis der Gesellschaft ist ihm gewiss. In die Ecke gedrängt, trifft er falsche Entscheidungen – am Ende steht er vor einer Wahl, die keine mehr ist, gebrandmarkt als Terrorist. Kelly Reichardt bleibt eine der besten amerikanischen Filmemacherinnen zurzeit, auch weil sie Joshs Geschichte erzählt, ohne vorher zu wissen, welche Moral sie in sich birgt. Gibt es überhaupt einen Ausweg aus dem Dilemma der Gewaltfrage, und was hat die Kunst damit zu tun? Rainer Werner Fassbinder hat es mal so ausgedrückt: »Ihr schmeißt Bomben, ich mache Filme.« Eine Schande, dass »Night Moves« nicht für einen Oscar nominiert ist. Wolfgang Frömberg — INTRO EMPFIEHLT »NIGHT MOVES« (USA 2014; R: KELLY REICHARDT; PETSARSGAARD; ASCOT ELITE)


HANS DAMPF Die Leichtigkeit des Seins ist zwar nicht unerträglich, sie kann aber auch ganz schön anstrengend sein. In diesem schönen Roadmovie verliert Hans auf dem Weg von Köln nach Italien eine Menge Geld und gewinnt dafür die Freiheit. »Ich hatte schon lange keinen Bock mehr, Scheiße als Gold zu verkaufen«, hört man Hans ins Handy murmeln. Am anderen Ende ist wohl sein Vater. Hans legt auf und verschenkt sein iPhone an zwei vorbeikommende Kinder. Schon sehr früh wird klar, dass Hans abgeschlossen hat – nicht mit dem Leben, sondern mit dem, was alle anderen Leben nennen. Seine Arbeit befreit ihn nicht, sondern raubt ihm alle Kräfte, Das Motiv eines Fotos, das er zufällig in einer Pizzeria entdeckt, kommt ihm gerade recht. Dorthin möchte er. Destination Amalfiküste. »Hans Dampf« ist auf den ersten Blick ein Low-Budget-Roadmovie par excellence. Allein durch Förderung und Crowdfunding fi nanziert, zauberten Jukka Schmidt und Christian Mrasek 2011 allerdings einen Film hervor, der viel mehr ist als eben ein LowBudget-Roadmovie. Fabian Backhaus nuschelt sich als Hans von Szene zu Szene, wirkt die ganze Zeit irgendwie

bekifft und ist dabei so erfrischend offen, normal und lebensbejahend, dass man es ihm gleich nachempfinden möchte. Kann man nicht selbst auch ein wenig mehr Hans sein? Platzt auf der Reise auch mal ein Motor – ist doch okay! Alles überbewertet. Kongenial untermalt wird dieses Laisser-faire von der Musik, die aus der Feder Jacques Palmingers und seiner Kings Of Dubrock stammt oder von Carsten »Erobique« Meyer kommt. Wie nicht anders zu erwarten, erklingen Oden an das Leben, an das Sein, an das Hier und Jetzt. Und so dubbt sich Hans bis weit nach Italien rein – unterwegs gibt es diverse kleine Problemchen und Widrigkeiten, die aber kaum stören, sondern vielmehr zeigen, dass Leben auch ohne Arbeit schon schwer genug sein kann. Ein Film wider die Depressionen. Ein Hohelied auf das Leben. Jetzt muss man nur noch folgen. Der Soundtrack liegt schon vor. Lars Fleischmann — »HANS DAMPF« (D 2013; R: JUKKA SCHMIDT, CHRISTIAN MRASEK; REAL FICTION)

SUPERMENSCH »Wer ist Shep Gordon?« fragt der Untertitel von Mike Myers’ und Beth Aalas Hommage an einen Player, der sie alle kannte und managte, zum Beispiel Alice Cooper. Die Legende will es so, dass Myers und Gordon sich bei den Verhandlungen zu Coopers Auftritt in »Wayne’s World« kennenlernten. Schön, dass wir Shep Gordon nun auch kennenlernen dürfen, der Film erscheint via Rapid Eye Movies auf DVD. Dieses Date ist ein unvergessliches Erlebnis!

AUF BLU-RAY & DVD SOWIE ALS VOD


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NEU AUF BLU-RAY &

DVD THESE FINAL HOURS Stell dir vor, es ist der letzte Tag auf der Erde, und du bist dabei. In Zak Hilditchs EndzeitThriller gibt es die Gänsehaut gleich mit dazu. TWO BROKE GIRLS Die komplette dritte Staffel unserer LieblingsSitcom mit abgebrannten Kellnerinnen. Merke: Ein toter Rockstar ist gut fürs Cupcake-Geschäft. 8 1/2 Allein die Namen klingen wie Musik aus fernen Zeiten: Federico Fellini, Claudia Cardinale, Marcello Mastroianni.

WRONG COPS Eins, zwei, Polizei. Mr. Oizo a.k.a. Quentin Dupieux entdeckt den Punk im Cop und widmet dieser revolutionären Grundidee seinen nächsten abgefahrenen Film. Marilyn Manson wird entführt, eine Story taucht gar nicht erst auf.

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rei Akte, Charakterentwicklung und eine sinnvolle Auflösung. Das sind nur einige der Elemente des eisernen Dramaturgie-Korsetts, mit denen sich so gut wie jeder Filmschaffende anfreunden muss. Zumindest, wenn er seinen Stoff vor ein größeres Publikum bringen will. Außer, er heißt Quentin Dupieux. Der Franzose kümmert sich nicht um Spannungskurven oder Glaubwürdigkeit. Stattdessen verfolgt er mit rasant ansteigender Konsequenz den Plan, jeglichen Regeln der Filmtheorie beide Mittelfinger zu zeigen. Ging es in seinem letzten Film »Wrong« immerhin noch marginal um einen Mann, der seinen Hund sucht, so handelt dessen eng mit ihm verknüpfter Nachfolger »Wrong Cops« genau genommen von gar nichts mehr. Die Hauptcharaktere fristen allesamt ein völlig sinnloses Dasein in einer Welt, die nicht die geringste Notiz von ihnen zu nehmen scheint. So werden hier, obwohl es sich bei den Hauptfiguren ausschließlich um Polizisten handelt, mitnichten Kriminalfälle gelöst oder Verbrecher gejagt. Diese Cops tragen ihre Uniformen in dem Bewusstsein, dass sie zu einer bestimmten Spezies gehören, die sich jegliches Benehmen erlauben kann. So verkauft die rein optisch schon abstoßende Hauptfigur Duke (Mark Durham) in

Tierkadaver versteckte Drogen, entführt einen Passanten (Marilyn Manson!), dessen Vorliebe für deutschen Techno ihm nicht passt, und streckt eine unbeteiligte Person aus Versehen mit seiner Waffe nieder. Wirkliche Leidenschaft zeigt Duke indes nur für den Clubsound, der den ganzen Film durchzieht, als handele es sich um ein nihilistisches Musikvideo für Dupieuxs musikalisches Alter Ego Mr. Oizo. Mit Duke und anderen ähnlich gearteten Gestalten gelingt es dem Regisseur und »Flat Beat«-Schöpfer, eine extreme Punkattitude ausgerechnet mit der Berufsgruppe der Ordnungshüter zu verknüpfen. Dieser Twist ist buchstäblich der einzige Witz des Films. Umso verblüffender ist es dementsprechend, dass es Dupieux gelingt, uns mit dieser solitären Idee durchgängig zu unterhalten – mit klarer Bildsprache und einer Schauspielerführung, die trockener wohl nicht sein kann. Letztendlich konfrontiert er so die Kollegen der Filmkunst erneut mit einer Feststellung, die sein eigenes Musikgenre schon längst erfüllt: Es geht auch ohne Story. Martin Riemann — »WRONG COPS« (F/USA/RUS 2013; R: QUENTIN DUPIEUX; D: MARK BURNHAM, ERIC JUDOR, MARILYN MANSON, STEVE LITTLE; SUNFILM)

SHARKNADO 2: THE SECOND ONE Eine subtilere Hommage an Spielbergs »Der weiße Hai« ist noch keinem gelungen. Höhö. Es muss nicht immer Hirn sein, das vom Himmel regnet. SIN CITY 2 Das Traumduo Frank Miller und Robert Rodriguez dreht eine Fortsetzung der stylishen Basin-City-Abenteuer. PARAMOUNT SCIENCE FICTION Perfekte Triple-Feature-Nacht: erst »Vanilla Sky«, dann »Sky Captain And The World Of Tomorrow«, zum Abschluss und zum Totlachen: »Galaxy Quest«. DER TOD WEINT ROTE TRÄNEN Frisches Blut, Verzeihung, frische Tränen für ein altes Genre. Eines, das echten Cineasten wirklich am Herzen liegt. Kurz: Tolles Giallo-Update. Texte: Paula Fuchs


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GONE GIRL David Fincher legt in seiner Bestseller-Adaption »Gone Girl« falsche Fährten und steuert auf ein bitterböses Finale zu. Die Nine-Inch-Nails-Veteranen Trent Reznor und Atticus Ross sorgen mit ihrem Score für zusätzliche Suspense.

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ilm ist Manipulation. Mit den richtigen Mitteln kann uns ein Regisseur vom mitfühlenden Betrachter zum Komplizen machen. Das Handwerk ist durch Meister wie Alfred Hitchcock und Fritz Lang über Generationen von Hollywood-Filmemachern hinweg überliefert worden. Regisseur David Fincher macht davon immer wieder meisterhaft Gebrauch. In »Sieben« steigerte er die Spannung ins Unerträgliche, in »The Game« spielte er mit unserer Wahrnehmung und stellte sie in »Fight Club« gründlich auf den Kopf. Ein wenig wirkt sein zehnter Film »Gone Girl« wie die Summe der vorherigen neun. Hier ist nichts, wonach es zunächst aussieht. Wie gut kennt man den Menschen, den man liebt, wirklich? Diese Frage stellt sich Nick Dunne (Ben Affleck) an seinem fünften Hochzeitstag. Es ist der Tag, an dem seine Frau Amy (Rosamund Pike) spurlos verschwindet. Unter dem Druck der Polizei und angesichts des wachsenden Medienspektakels bröckelt Nicks Darstellung einer glücklichen Ehe. Durch seine Lügen, Täuschungen und sein merkwürdiges Verhalten stellt sich

jeder bald dieselbe Frage: Hat Nick Dunne seine Frau ermordet? Tatsächlich ist es ein Glücksfall, dass Gillian Flynn ihren Bestseller selbst adaptiert hat. Sie fand den nötigen Abstand, drehte an einigen Stellschrauben, fügte hinzu und entfernte, bis hin zum neuen, bitterbösen Finale. Flynn und Fincher haben begriffen, dass ein guter Roman nicht zwingend einen guten Film ausmacht, wenn man ihn nicht anpasst. Die Musik der Nine-Inch-Nails-Protagonisten Trent Reznor und Atticus Ross, die bereits den dritten Film von Fincher vertonen, unterstützt dezent den Spannungsbogen. David Fincher entwirft ein komplexes Vexierspiel. Da ist es nur konsequent, dass er gemeinsam mit Hauptdarsteller Ben Affleck ein Remake von Hitchcocks Suspense-Klassiker »Der Fremde im Zug« plant. Am Werk des britischen Schwergewichts haben sich schon einige Regisseure verhoben, dem meisterhaften Manipulator Fincher traut man es zu. Lars Tunçay — »GONE GIRL« (USA 2014; R: DAVID FINCHER; D: BEN AFFLECK, ROSAMUND PIKE; FOX)

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SPIELE 10 WEGE,

IN FAR CRY 4 ANS ZIEL ZU KOMMEN Der Actiontitel der Saison ist ein TigermordSimulator, ein Bällebad aus Handgranaten, ein Egoshooter, in dem man feindliche Lager erobert und dabei jede Menge Freiheiten genießt. Jan Bojaryn kehrt bunt bemalt aus dem Himalaya zurück, um diese Taktiken zu empfehlen.

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Fleischbrocken werfen: In »Kyrat«, dem erfundenen und frei zugänglichen Ersatz-Tibet aus »Far Cry 4«, leben viele wilde Tiere. Ursprünglich jagte ich einen Schabrackentapir, um aus der Haut eine Tasche zu fertigen. Aber auch das Fleisch entpuppte sich als wertvoll. Man kann es aus der Deckung heraus werfen. Innerhalb von Sekunden lockt es Bären und Tiger an, die nicht über das Fleisch, sondern über nahegelegene Feinde herfallen.

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Molotowcocktails werfen: Brandsätze sind nichts Neues, aber Kyrat ist deutlich brennbarer als die Realität. Ein gut platzierter Molli verwandelt saftige Wiesen in rot glühende Todesfelder und Autos in Bomben.

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Bomben werfen: Die meisten Lager liegen dicht unter strategisch günstigen Felsvorsprüngen. Einige aber nicht. Dafür gibt es klapprige Minihubschrauber, von denen aus man Granaten regnen lassen kann.

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Bären werfen: Bombardieren wird langweilig. Wer eine echte Herausforderung sucht, der erlegt ein großes Tier; bewährt haben sich Bären. Das Tier schiebt man mit dem Auto an eine gute Startposition, präpariert es mit Sprengstoff und feuert es auf das feindliche Lager. Um alle Gegner auszuschalten, sind natürlich mehrere Bären nötig.

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Steinchen werfen: Was macht ein Söldner, der in der Nähe ein Steinchen auftreffen hört? Er ruft »Nanu!«, schaut nach unten und stampft auf den Aufschlagort zu. Das ist die ideale Gelegenheit, sich von hinten anzuschleichen und ein riesiges Bowie-Messer durch den gegnerischen Körper zu rammen. Und über den Stellenwert von Gewalt in Videospielen nachzudenken.

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Handtuch werfen: Als Kriegsdienstverweigerer mit schwachem Magen lasse ich gern andere kämpfen. Und als Mitglied der Miliz »Goldener Pfeil« genieße ich nicht nur Munitionsrabatt, sondern auch billige, schnelle Unterstützung. Einfach eine Marke ausgeben, und die Kollegen übernehmen den Posten für mich.

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»Ich geb dir Deckung«: Billiger als Kameraden sind Freunde. Einfach in den Koop-Modus gehen, den Online-Freund dazu überreden, dass man »zusammen« den Posten übernimmt, und behaupten, man hocke auf dem Felsvorsprung, um dem Kumpel Deckung zu geben. Dann aus der Ferne zuschauen, wie er alles alleine macht.

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Tigerkäfige öffnen: In vielen Außenposten stehen kleine Zwinger, in denen rasend aggressive Tiger zusammengepfercht darauf hoffen, dass eine kleine Erschütterung das durchgerostete Vorhängeschloss beschädigt.

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Elefanten reiten: Vor vielen Außenposten warten majestätische Elefanten und hoffen darauf, dass ein kühner Held sie in den sicheren Tod reitet. Sie verabschieden sich in einem Rausch aus Trompeten, Trampeln und Rüsselschwitzkästen.

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»Pfeil« und Bogen: Angehende Guerillakämpfer in Kyrat schauen sich »Rambo II« als Lehrfilm in der Grundausbildung an. Die fahrenden Händler des Landes verkaufen Pfeile mit Sprengköpfen.

— »FAR CRY 4« FÜR PS4, PS3, XBOX ONE, XBOX 360, PC (UBISOFT)


MORGEN

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LARA CROFT UND DER TEMPEL DES OSIRIS

D

ie »Tomb Raider«-Serie wird inzwischen zum maximal bombastischen Abenteuerurlaub aufgeblasen. Doch mit den »Lara Croft«-Downloadspielen hat sich eine kleine Nische daneben geöffnet. Hier fühlen sich Menschen zu Hause, die immer noch in Lederhotpants Gräber plündern wollen. Entsprechend wird auch die Geschichte – irgendwas mit ägyptischen Göttern – quasi weggeräuspert, nebenbei durchgewunken. Wichtig ist Folgendes: Lara Croft und ihre drei Gefährten (ein verhasster Konkurrent, zwei antike Gottheiten) stecken im Tempel des Osiris fest. Hier wollen

sie raus. Die Gottheiten würden gern auch noch den Weltuntergang verhindern. Am Ende tun sie alle dasselbe: Sie zerschießen herumstehende Vasen und Statuen, um die herauspurzelnden Diamanten einzusammeln. Sie ballern auf Mumien und Skarabäen. Sie lösen allerlei Schalterund Hebelpuzzles. Und natürlich stürzen sie unzählige Male in den Tod, weil sie mal wieder beim Sprung aus der schrägen Draufsicht in die falsche Richtung gezielt haben. Es ist schwer zu sagen, ob »Lara« das nicht irgendwie besser hätte hinbekommen müssen. Das letzte kleine Abenteuer mit schräger

Draufsicht war dank der Wiederentdeckung des Sofa-Multiplayers eine Offenbarung. Heute machen alle so was. Und »Lara« hat nur ein paar neue Ideen. Statt zwei können jetzt vier Spieler antreten, aber das gibt vor allem Chaos. Chaos kann Spaß machen. Aber so werden Freundschaften auf Dauer ausgehöhlt, die man beim Zweispieler-»Lara« eigentlich erst geformt hatte. Jan Bojaryn — »LARA CROFT UND DER TEMPEL DES OSIRIS«

FÜR PC, PS4, XBOX ONE (SQUARE ENIX)

CAPTAIN TOAD: TREASURE TRACKER

E

r kann nichts. Menschen kennen ihn vielleicht noch als den Schnellen aus »Mario Kart«. Sonst kennen sie ihn nicht. Sein Signaturgeräusch ist ein fiepsiger Grunzlaut. Und der kriegt ein eigenes Spiel? Kapitän Krötes lustiges Schatzlatschen liefert den Beweis, dass Nintendo freiwillig im Mario-Dunstkreis ausharrt, schließlich wird hier ein Puzzle-Minispiel, eine Beilage aus dem letzten großen MarioJump’n’Run, zur Hauptattraktion aufgeblasen. Aber es ist auch ein protziger Stärkebeweis: Selbst mit fußfaulen Helden macht Nintendo die besten Jump’n’Run-Level.

Captain Toad durchquert kleine dreidimensionale Würfel, auf denen sich Wege, Tunnel, Brücken, Gegner, Diamanten und ein goldener Stern verteilen. Mit nichts als seinem lahmen Marsch muss der fröhliche Schatzsucher nun durch die gewundenen Gänge stapfen und den Stern abholen, ohne zu sterben. Das ist anfangs aus genau den falschen Gründen schwierig: Der Held geht zwar nur, aber der Spieler muss den Würfel wild hin und her drehen, um zu sehen, wo es langgehen könnte. Man muss maximal steuern, um minimale Ergebnisse zu erzielen. Aber nach ein paar Würfeln ist man warmge-

dreht, und dann merkt man gar nicht mehr, wie man die Rätselkistchen auseinanderzieht, Sträucher pflückt und Diamanten sammelt. Immer wieder zeigen die Würfel neue Tricks. Muss Toad dem Tod ausweichen, wird das Spiel fast zum normalen Jump’n’Run. Aber dann darf man wieder auf den Controller pusten oder den halben Level am Touchscreen verschieben. So wird die simple Idee nicht größer, aber endlos gut. Jan Bojaryn — »CAPTAIN TOAD: TREASURE TRACKER«

FÜR WII U (NINTENDO)


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MORGEN

»VÖGELN« Alle Uhren: Komono


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»ÜBERFALL« Uhr: Casio Sheen / Mittelfinger unten: Carolina Amado for Stilnest / Mittelfinger: Maria Black / Ringfinger: Maria Black / kleiner Finger: Art Youth Society

Hände hoch

Für nonverbale, nein, selbst für verbale Kommunikation ist kaum ein Körperteil so wichtig wie die Hände – der ausgestreckte Mittelfinger zum Beispiel ist eindeutig. Wie man gestikuliert und dabei seine Hände am schönsten schmückt, zeigt unsere Auswahl an Uhren, Ringen und Armbändern. Fotos: Marcus Becker Produktion & Styling: Jenny Weser & Vanessa Weber

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»POPELPAPST« Uhr: Nixon / Ring: Stilnest Jacke: Spiewak Golden Fleece

»SÄGEWERK« Uhr: Casio / Armband mit Ring: Maria Black


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»WESEL« Uhr: Ben Sherman

»GHETTOTOWER« Armbänder: Wald / Seidentuch: Codello Ring: Maria Black

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»NASENBÄR« Uhr: Nixon / Hemd: Vans


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STEIL SEEK

PRODUKT ALS DNA In wenigen Jahren hat sich die Seek in Berlin neben Bright, Panorama oder Premium zu einer der wichtigsten Messen während der Fashion Week entwickelt – durch den Wegfall der Bread & Butter wurde dieser Prozess 2015 noch beschleunigt. Das Besondere: Zwischen Ständen aus Pressspanplatten treffen sich auch Ein-Mann-Labels und millionenschwere Brands auf Augenhöhe. Mit Seeks Sales Director Maren Wiebus und Creative Director Oliver Saunders sprachen wir über Herausforderungen, die DNA der Messe und Berlin als Mode-Standort.

I

hr seid in den letzten Jahren wahnsinnig gewachsen. Mit wie vielen Brands habt ihr 2009 begonnen, wie viele sind es dieses Jahr? MW: Beim Launch 2009 haben wir mit wenigen ausgesuchten Brands als Teil der Premium angefangen. Über die Jahre ist die Seek organisch gewachsen, sodass wir nach einigen Jahren von der Premium ins Kühlhaus gezogen sind. Diese Herbst/Winter-Saison präsentieren wir 240 Brands. Was ist 2015 sonst noch neu bei der Seek? MW: Die Location ist neu, und wir freuen uns, dass wir mit der Seek in der Arena den nächsten Schritt machen konnten. Das Kühlhaus wurde einfach zu eng. Der industrielle, historische Charme bleibt bestehen – Steinfußboden, Glasbausteine kombiniert mit dem für die Seek typischen rohen Holz der Boxen. Es bleibt gemütlich und familiär. Durch den Umzug konnten wir auch das Portfolio erweitern, das bisher aus über 80% Herrenkollektionen bestand. In Zukunft möchten wir aber den Frauensektor ausbauen. Mit Libertine-Libertine oder Sessùn nimmt der Anteil der Damenkollektionen zu – natürlich wie bei den Männern cool und hochwertig. Langfristig möchten wir das große Feld Lifestyle umfassen: Beauty und Grooming, Bücher, Interieur, Gadgets, Musik und Film, Kunst bis hin zu Mobilitätskonzepten – alles, was im Heute die Lebensqualität ausmacht. Des Weiteren haben wir jetzt zum Beispiel eine Firma im Portfolio, die ausschließlich Bart-Pflegeöl anbietet. Das ist natürlich mega. Rein damit. Wo warten als wachsende Messe Herausforderungen? Wie schwierig ist es, die ursprüngliche Vision und Idee nicht aus den Augen zu verlieren, wenn immer mehr »dranhängt« (Kosten, Anforderungen etc.)? MW: Der generelle Anspruch an die modische Relevanz hat sich nicht

geändert. Wir fühlen eine große Verantwortung den Marken gegenüber, durch die Auswahl der Brands die relevanten Einkäufer zu erreichen. Das Produkt – die DNA der Seek – steht im Vordergrund, während wir als Messe im Hintergrund bleiben. Es gehört zum Konzept, dass die Kleinen nicht hinter den Großen zurückstehen. Die Besucher sollen sich uneingeschränkt mit dem Produkt auseinandersetzen können, das ist auch der Anspruch der Besucher an uns. Was verbindet alle Seek-Brands? OS: Sie bedienen den Kunden, dem es um Wissen, Vertrauen und Qualität geht. Das Heritage-Revival ist fantastisch. Es hat dazu geführt, dass die Menschen Geschichten zur Brand hören und die Hintergründe kennenlernen wollen. Das führt zu mehr Qualität. Man hat ein größeres Angebot, wählt aber gezielter aus. Wie steht ihr denn generell zum Fashion-Standort Berlin? Wo liegen Schwächen, wo Stärken und wo einzigartige (Herausstellungs-)Merkmale, die andere Städte nicht zu bieten haben? MW: Berlin ist mittlerweile sehr breit aufgestellt und entwickelt sich immer noch kontinuierlich weiter. Es gibt zahlreiche Messeformate, Events, Catwalk-Shows, Präsentationen, Awards etc., und jede Saison werden Tausende Besucher aus der ganzen Welt angezogen. Es gibt wohl keine andere Stadt in Europa, die einen so großen Zulauf an kreativen Köpfen aus der ganzen Welt hat. Hier treffen Mode, Kunst, Musik, Design sowie Technologie und Innovation aufeinander und schaffen eine starke kreative Energie.

— SEEKEXHIBITIONS.COM


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AKUA NARU ALL WE ARE

Kaum eine Künst­lerin verbindet hierzulande HipHop, Jazz und Soul derart stilvoll wie die Kölnerin Akua Naru. Traditionsbewusst und modern zugleich knüpft ihr Sound da an, wo »The Miseducation Of Lauryn Hill« aufhörte.

Von der Rückbank auf den Fahrersitz: Im Anschluss an Konzertreisen mit Warpaint, Jungle und London Grammar gehen All We Are in diesem Jahr als Headliner mit HipHop, Soul und Disco-Grooves im Gepäck auf Tour.

26.02. ERLANGEN — 27.02. K ARLSRUHE — 28.02. FREIBURG — Geht weiter!

25.02. HAMBURG — 26.02. BERLIN — 27.02. KÖLN — 28.02. MÜNCHEN

FINDUS I’M NOT A BAND

Emo, l a nge vor schwarzem Kajal. Dunkle Augenränder? Bloß aus Schlafmangel. Das sind Findus, die mit Turbostaat oder Herrenmagazin nicht nur die Wurzeln, sondern auch die Unzufriedenheit teilen. 04.02. K ASSEL — 05.02. DORTMUND — 06.02. SIEGEN — 07.02. KÖLN — 11.02. FR ANKFURT A. M. — 12.02. MÜNCHEN — 13.02. LEIPZIG — 14.02. BERLIN

OK GO

Die Videos von OK Go sind bekanntlich wahre Geniestreiche. Darauf reduzieren lassen will sich die Band aber nicht. Denn auch die enthusiastischen Live-Auftritte der USIndie-Popper können einiges.

Mit ihrem Händchen für pointiertes Songwriting führen Stephan Jung und Simon Ortmeyer Streicher und Synthies auch auf der Bühne äußerst galant zusammen. 02.02. SIEGEN — 05.02. BAYREUTH — 07.02. WÜRZBURG — 11.02. LEIPZIG — 12.02. NÜRNBERG — 13.02. FR ANKFURT A. M. — 14.02. HAMBURG — 20.02. A ACHEN — 26.02. KIEL — Geht weiter!

POND

INTRO PRÄSENTIERT Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir jeweils 3×2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter www.intro.de/termine #intropräsentiert

11.02. HAMBURG

Mit MajorlabelDeal in der Tasche greifen Pond an: Die verspielten PsychPopper aus Australien haben mit ihrem neuen Album »Man It Feels Like Space Again« genügend Argumente in der Tasche, um endlich auch in Europa zu reüssieren. 02.03. KÖLN — 05.03. LÖRR ACH — 09.03. HAMBURG

TEAM ME THE DØ

In ihrer norwegischen Heimat wurden Team Me bereits mit dem Spellemannprisen ausgezeichnet und sind eine prominente Größe. Aber auch Deutschland kann sich dem Reiz der energiegeladenen Shows des Indie-Kollektivs kaum noch entziehen. 25.02. HAMBURG — 26.02. JENA — 27.02. DRESDEN — 28.02. BERLIN — Geht weiter!

THE PREATURES WANDA

Was das finnisch-französische Duo mit den Fans seines äußerst tanzbaren Pop anstellen will, hat es mit dem Titel seines Albums schon ganz prominent erklärt: »Shake, Shook, Shaken«. Das sollte gerade live aufs Vorzüglichste gelingen.

Sehr geschmack­v oll und quirlig führen diese Australier ihre Hörer zurück in den New Wave der 1980er – nicht ohne ihren Sound mit zeitlosen Pop-Melodien und einem energetischen Gesang à la HAIM anzureichern.

Wanda waren die große Überraschung des deutschsprachigen Indie-Pop im Jahr 2014. Mit ihrem smart in Szene gesetzten Wiener Schmäh versetzt die Band eine immer größere Fanschar in kollektiven »Amore«-Taumel.

21.02. HAMBURG — 22.02. BERLIN

21.02. KÖLN — 02.03. HAMBURG — 03.03. BERLIN

02.02. PASSAU — 04.02. NÜRNBERG — 06.02. HILDESHEIM — 07.02. KÖLN — 08.02. HAMBURG — 10.02. LEIPZIG — 11.02. ESSEN — 12.02. BERLIN


www.kleon.graphics

KIESZA KRAFTKLUB

Am Comeback der 1990er hat sich schon so manch eine Künstlerin die Zähne ausgebissen. Zu schmal ist der Grat zwischen stilsicherer Pointe und haarsträubendem Overacting. Kiesza legt sogar noch ein paar Voguing-Moves hin, bevor auch alle anderen mittanzen. 07.02. FR ANKFURT A. M. — 09.02. MÜNCHEN

»Mit K«, »In Schwarz« und kein Ende in Sicht: 2014 war definitiv das Jahr der Jungs aus Karl-MarxStadt. Damit das im kommenden Jahr so bleibt, geht es auch schon wieder auf die Bühnen dieses Landes. Gut so! 18.02. A-WIEN — 21.02. SA ARBRÜCKEN — 22.02. K ASSEL — 25.+26.02. KÖLN — 27.02. STUTTGART — Geht weiter!

SPAIN SYLVAN ESSO verleih verkauf konzeption umsetzung betreuung

musicex.de musicex.de

Langsamkeit verhilft zu Langlebigkeit: Den großen Durchbruch haben die ewigen Slowcore-Folker Spain zwar nie geschafft, es reichte aber immer zum gemütlichen Status des Kritikerlieblings. Warum, zeigen sie nun auch wieder live.

Kompromisslosigkeit ist Gift für die meisten Beziehungen. Für Sylvan Esso scheint sie dagegen sogar beziehungsstiftend zu sein. Anders ist ihr Mix aus kunstvoll aufgetürmten Vocals und reduzierten Rhythmen kaum zu erklären.

08.02. KÖLN — 20.02. NÜRNBERG — 21.02. SCHORNDORF — 22.02. A-WIEN — Geht weiter!

21.02. BERLIN — 22.02. MÜNCHEN — 23.02. FR ANKFURT A. M. — 24.02. KÖLN — Geht weiter!

WE ARE THE CITY WE WERE PROMISED JETPACKS

Indie-Fans mit Hang zu Prog- und PostPräfixen sollten hier aufhorchen: We Are The City sind ganz neu und heitern ihre Konzertgäste mit verführerischen Sound-Cocktails an. Wer will nippen? 19.02. HAMBURG — 20.02. BERLIN — 21.02. DRESDEN — 23.02. A-WIEN — 26.02. HANNOVER — 27.02. DORTMUND — 28.02. OFFENBACH — Geht weiter!

D en » Q u iet Little Voices« sind We Were Promised Jetpacks längst entwachsen: Dem frühen IndieHit folgten eine Reihe substanzieller Alben, die die verlässliche songschreiberische Klasse der Band schon mehrfach bewiesen. 22.02. WIESBADEN — 24.02. LEIPZIG — 25.02. ERLANGEN — 27.02. HEIDELBERG — 28.02. OBERHAUSEN — Geht weiter!

ALBUM OUT NOW WWW.IMNOTABAND.COM


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TOURDATEN

ARCHIVE

CHIMA

DJANGO 3000

FALLING IN REVERSE

27.02. DORTMUND 28.02. BREMEN Geht weiter!

06.02. BERLIN 12.02. HAMBURG

THE AFGHAN WHIGS

ANNA F.

ASA

DISAPPEARS

04.02. HAMBURG 07.02. BERLIN 10.02. MÜNCHEN 14.02. KARLSRUHE 15.02. KÖLN

11.02. HAMBURG

21.02. SCHWERIN 23.02. HAMBURG 24.02. ESSEN 25.02. WIESBADEN 26.02. LEIPZIG 27.02. MAGDEBURG Geht weiter!

18.02. BERLIN 19.02. ERLANGEN 20.02. WIESBADEN 21.02. KARLSRUHE

15.02. BERLIN 16.02. HAMBURG 17.02. BREMEN 19.02. KÖLN 20.02. FRANKFURT A. M. 21.02. STUTTGART 22.02. HEIDELBERG

CHOIRS

THE DISTRICTS

05.02. HAMBURG 06.02. KÖLN 07.02. FULDA 10.02. MÜNCHEN 11.02. WÜRZBURG 13.02. LEIPZIG 28.02. LEIPZIG

04.02. BERLIN Geht weiter!

ADAM COHEN 07.02. MÜNCHEN 08.02. KÖLN 09.02. MAINZ

ADRIAN CROWLEY 10.02. KÖLN 11.02. BERLIN 12.02. JENA 13.02. MÜNCHEN

PRÄSENTIERT VON INTRO

AFROB

01.02. MANNHEIM 03.02. MARBURG 04.02. JENA 07.02. ANNABERGBUCHHOLZ 08.02. LEIPZIG 13.02. HAMBURG 14.02. KIEL 16.02. POTSDAM 19.02. DRESDEN 20.02. ERLANGEN 22.02. MÜNCHEN 25.02. KONSTANZ 28.02. STUTTGART Geht weiter!

17.02. HAMBURG

ALEXA FESER 08.02. NEUMÜNSTER 09.02. HAMBURG 10.02. KÖLN 11.02. STUTTGART 12.02. MÜNCHEN 14.02. FRANKFURT A. M. 15.02. BERLIN Geht weiter!

ALEX CLARE 02.02. FRANKFURT A. M. 03.02. MÜNCHEN 04.02. STUTTGART

ALEX G 23.02. BERLIN 24.02. HAMBURG

ALICE BOMAN 01.02. HAMBURG 02.02. BERLIN 08.02. REES-HALDERN

ALT-J 07.02. OFFENBACH 08.02. KÖLN 09.02. HAMBURG 11.02. BERLIN 17.02. MÜNCHEN

ANNENMAYKANTEREIT

PRÄSENTIERT VON INTRO

ANTILOPEN GANG

11.02. MÜNSTER 12.02. MARBURG 13.02. FRANKFURT A. M. 14.02. STUTTGART 15.02. ULM 19.02. HEIDELBERG 20.02. KONSTANZ 22.02. KARLSRUHE 25.02. MÜNCHEN 26.02. WÜRZBURG 27.02. ERLANGEN Geht weiter!

ALVVAYS

ARCHITECTS

09.02. HAMBURG 10.02. BERLIN

17.02. FRANKFURT A. M. 20.02. MÜNCHEN 24.02. STUTTGART 26.02. KÖLN 27.02. LEIPZIG 28.02. BERLIN Geht weiter!

ANDY BURROWS 05.02. BERLIN 07.02. HAMBURG 09.02. MÜNCHEN

BEAR‘S DEN 24.02. HAMBURG 25.02. KÖLN 27.02. MÜNCHEN

BEFORE YOU EXIT 05.02. KÖLN 07.02. HAMBURG 08.02. BERLIN 14.02. MÜNCHEN

BERND BEGEMANN 26.02. FRANKFURT A. M. 28.02. BONN Geht weiter!

THE BLACK KEYS 19.02. MÜNCHEN 20.02. BERLIN 25.02. DÜSSELDORF

BOHREN & DER CLUB OF GORE 19.02. MANNHEIM

BOMBEE 02.02. KÖLN 03.02. HAMBURG 04.02. BERLIN 05.02. LEIPZIG

BONDAGE FAIRIES 02.02. LANDAU 03.02. KÖLN 04.02. BRAUNSCHWEIG 05.02. ROTENBURG 06.02. BERLIN 07.02. KIEL 08.02. HAMBURG

BRNS

10.02. BERLIN

CHUCKAMUCK

DOTA & BAND

03.02. DÜSSELDORF 04.02. HEIDELBERG 05.02. STUTTGART 07.02. AUGSBURG 14.02. LEIPZIG

04.02. HEIDELBERG Geht weiter!

CHRISTINE AND THE QUEENS

CURSE 03.02. LEIPZIG 04.02. KASSEL 05.02. ROSTOCK 06.02. HANNOVER 07.02. BERLIN

D‘ANGELO 12.02. NEU-ISENBURG 14.02. BERLIN 24.02. HAMBURG Geht weiter!

DANKO JONES 06.02. DORTMUND 07.02. HAMBURG 09.02. BERLIN Geht weiter!

DAN DEACON 20.02. BERLIN

THE DECEMBERISTS 26.02. BERLIN

DEERHOOF

CHARLIE CUNNINGHAM

16.02. BERLIN 17.02. LEIPZIG 18.02. FRANKFURT A. M.

DA GEHEN WIR HIN – TIPPS DER REDAKTION

DEINE LAKAIEN 11.02. KIEL 12.02. HANNOVER 13.02. BREMEN 14.02. MANNHEIM 20.02. AUGSBURG 21.02. LEIPZIG

HOLGER RISSE

VANESSA WEBER

WHITE FENCE LAKE PEOPLE MINERAL TOM TRAGO DISAPPEARS

ZOOT WOMAN DIE TÜREN SPIELEN DER MANN D’ANGELO ENNIO MORRICONE TEN WALLS

WANDA KÖLSCH JAMIE T HAFTBEFEHL ELLIPHANT

04.02. LINGEN 10.02. HAMBURG 11.02. HANNOVER 12.02. SAARBRÜCKEN 13.02. FREIBURG 21.02. MÜNCHEN 22.02. KÖLN

THE DURANGO RIOT 25.02. KIEL 26.02. BIELEFELD 27.02. HANNOVER 28.02. LINGEN

PRÄSENTIERT VON INTRO

EGOTRONIC

06.02. DÜSSELDORF 07.02. CHEMNITZ 14.02. BRAUNSCHWEIG Geht weiter!

ELEMENT OF CRIME 20.02. ERLANGEN 21.02. A-WIEN 24-25.02. STUTTGART 26.02. MÜNCHEN 27.02. DRESDEN 28.02. LEIPZIG Geht weiter!

ELLIPHANT 08.02. BERLIN 10.02. HAMBURG

EMILIE NICOLAS 25.02. BERLIN

EMILY JANE WHITE

20.02. ANRÖCHTE

DIAGRAMS

ENNIO MORRICONE

13.02. BERLIN 14.02. HAMBURG

10.02. BERLIN 18.02. STUTTGART Geht weiter!

DELS

DESIREE KLAEUKENS

PHILIP FASSING

DROPKICK MURPHYS

02.02. FREIBURG 03.02. AACHEN 04.02. HAMBURG 07.02. STUTTGART 08.02. BERLIN 10.02. KÖLN 11.02. HANNOVER

19.02. BERLIN 21.02. HAMBURG

Und wo geht ihr hin? — www.intro.de/forum/konzerte

DOPE BODY 01.02. HAMBURG 02.02. BERLIN 04.02. NÜRNBERG 05.02. A-WIEN 06.02. MÜNCHEN 07.02. ESSLINGEN

11.02. HAMBURG Geht weiter!

25.02. KÖLN 26.02. REES-HALDERN 27.02. HAMBURG 28.02. ERFURT Geht weiter!

01.02. HAMBURG 02.02. BERLIN 03.02. KÖLN

DIE HEITERKEIT 25.02. HAMBURG

DIE TÜREN 19.02. HAMBURG 20.02. BERLIN 26.02. OBERHAUSEN 27.02. KÖLN 28.02. OFFENBACH

THE FAT WHITE FAMILY 04.02. BERLIN 05.02. HAMBURG 06.02. KÖLN

PRÄSENTIERT VON INTRO

FEINE SAHNE FISCHFILET 05.–06.02. BERLIN 07.02. HANNOVER 13.02. DRESDEN 14.02. A-WIEN 19.–20.02. HAMBURG 27.02. JENA 28.02. HEIDELBERG Geht weiter!

FINK 15.02. LEIPZIG 24.02. ERLANGEN 26.02. STUTTGART Geht weiter!

FRITZ KALKBRENNER 07.02. KÖLN 17.02. NÜRNBERG

FUNNY VAN DANNEN 26.02. HAMBURG 27.02. BREMEN 28.02. KÖLN Geht weiter!

GABRIEL RIOS 26.02. BERLIN 27.02. HAMBURG 28.02. REES-HALDERN

GAZ COOMBES 13.02. HAMBURG 14.02. BERLIN

GEMMA RAY 26.02. HAMBURG 27.02. OBERHAUSEN Geht weiter!

THE GENTLE LURCH 06.02. INGOLSTADT 07.02. SIEGEN 08.02. WEIMAR 11.02. A-WIEN 12.02. CHEMNITZ

GEREON KLUG 11.02. HAMBURG 17.02. ERFURT 18.02. JENA 19.02. POTSDAM Geht weiter!

GISBERT ZU KNYPHAUSEN & KID KOPPHAUSEN BAND 01.02. A-WIEN Geht weiter!

GRANT NICHOLAS

16.02. A-WIEN

10.02. FRANKFURT A. M. 12.02. BERLIN 13.02. HAMBURG

EX HEX

GREGOR MCEWAN

19.02. HAMBURG 20.02. BERLIN 21.02. KÖLN 22.02. SCHORNDORF

06.02. KAMEN 07.02. BOCHOLT 08.02. MÜLHEIM/RUHR

ENNO BUNGER


MORGEN

HAFTBEFEHL

IN THIS MOMENT

05.02. MÜNCHEN 06.02. A-WIEN 07.02. FULDA 09.02. NÜRNBERG 10.02. LEIPZIG 11.02. BERLIN 13.02. HAMBURG 14.02. MÜNSTER 15.02. FRANKFURT A. M. 18.02. STUTTGART 19.02. KÖLN

17.02. MÜNCHEN 21.02. BERLIN 23.02. HAMBURG 24.02. KÖLN Geht weiter!

HEINZ STRUNK 04.02. FLENSBURG 05.02. LÜNEBURG 06.02. MÜNSTER 07.02. LINGEN 10.02. BERLIN 12.02. LÜBECK 13.02. ROSTOCK 14.02. POTSDAM 16.02. KIEL 18.02. BREMEN 19.02. KÖLN 20.02. BIELEFELD 21.02. HANNOVER 22.02. LEIPZIG 23.02. DRESDEN 24.02. WÜRZBURG 25.02. BOCHUM Geht weiter!

HEY 03.02. DRESDEN 04.02. A-WIEN 05.02. MÜNCHEN 07.02. LUDWIGSHAFEN 08.02. FRANKFURT A. M. 09.02. OSNABRÜCK 11.02. FLENSBURG 12.02. HAMBURG 13.02. HANNOVER 15.02. BERLIN

HGICH.T 26.02. LEIPZIG 27.02. AUGSBURG 28.02. FREIBURG Geht weiter!

IRA ATARI 14.02. BREMEN

JAMIE T 09.02. BERLIN 10.02. HAMBURG 11.02. KÖLN

JAN RÖTTGER 18.02. DÜSSELDORF 21.02. MAINZ 26.02. KÖLN Geht weiter!

JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE 21.02. MÜNCHEN Geht weiter!

JAPE 14.02. BERLIN

JA JA JA CLUB NIGHT MIT KID ASTRAY, EVA & MANU, DNKL 12.02. BERLIN

JA, PANIK 12.02. BERLIN

JEFF BEADLE 02.02. FREIBURG 03.02. DUISBURG 05.02. DÜSSELDORF 06.02. ROTHWESTEN 07.02. JENA 08.02. LOCHWITZ 09.02. MÜNSTER 10.02. KÖLN

PRÄSENTIERT VON INTRO

JENS FRIEBE & BAND

KATY PERRY MIT CHARLI XCX 26.02. A-WIEN Geht weiter!

KENSINGTON 02.02. STUTTGART 03.02. FRANKFURT A. M. 04.02. WEINHEIM 05.02. MÜNCHEN 06.02. NÜRNBERG 07.02. LEIPZIG

KITTY, DAISY & LEWIS 22.02. HAMBURG 24.02. BERLIN 27.02. WIESBADEN 28.02. MÜNCHEN Geht weiter!

KODALINE 23.02. HAMBURG 26.02. MÜNCHEN Geht weiter!

KONONO NO. 1 07.02. BREMEN 08.02. BERLIN 17.02. HAMBURG

THE KOOKS 02.02. OFFENBACH 03.02. MÜNCHEN 05.02. DRESDEN 06.02. HAMBURG 07.02. BERLIN 12.02. BIELEFELD 18.02. KÖLN

LAIBACH 13.02. MANNHEIM 14.02. HAMBURG 15.02. BOCHUM

LAKE PEOPLE 20.02. KÖLN 28.02. BERLIN

LAMBCHOP

24.02. STUTTGART 25.02. MAINZ 26.02. MÜNCHEN 28.02. BERLIN Geht weiter!

12.02. BERLIN

05.02. BERLIN 06.02. A-WIEN 07.02. MÜNCHEN 08.02. KÖLN

PRÄSENTIERT VON INTRO

LASSE MATTHIESSEN

HUNDREDS

02.02. MÜNCHEN 03.02. HAMBURG 06.02. BERLIN

01.02. MÜNSTER 02.02. KÖLN 03.02. FRANKFURT A. M. 05.02. HEIDELBERG 06.02. TÜBINGEN

JOCHEN DISTELMEYER

LEMUR

03.02. BERLIN 08.02. HAMBURG Geht weiter!

28.02. DUISBURG Geht weiter!

JOE BONAMASSA

02.02. HAMBURG 03.02. BERLIN 04.02. KÖLN

THE HIGH KINGS

04.02. KONSTANZ 05.02. FREIBURG 07.02. ULM 08.02. TRIER 13.02. ROSTOCK 14.02. KASSEL 16.02. A-WIEN 17.02. NÜRNBERG 18.02. DRESDEN 20.02. BERLIN Geht weiter!

JESSIE WARE

24.-25.02. MÜNCHEN 27.02. BREMERHAVEN Geht weiter!

IDLEWILD

JUNIOR

26.02. MÜNCHEN 27.02. KÖLN Geht weiter!

13.02. BERLIN 14.02. DRESDEN 15.02. REGENSBURG 16.02. JENA 17.02. STUTTGART 18.02. STUTTGART 23.02. HAMBURG 24.02. LEIPZIG 25.02. NÜRNBERG

INTERPOL MIT HEALTH 04.02. BERLIN

INTRODUCING MIT ROOSEVELT, DELS,

JUST BLAZE

19.02. BERLIN

19.02. STUTTGART 20.02. OSNABRÜCK 21.02. DRESDEN

FICKLE FRIENDS, TEAM RECORDER

123

LIGHTS

LILACS & CHAMPAGNE, WATTER, HOLY SONS, DJ TOBIAS SCHURIG (MEMBERS OF GRAILS, OM, SLINT) 01.02. BERLIN

LIONEL RICHIE 07.02. OBERHAUSEN 08.02. HANNOVER 10.02. NÜRNBERG 11.02. STUTTGART 16.02. FRANKFURT A. M. 17.02. BERLIN 19.02. HAMBURG 24.02. KÖLN

SINÉAD O’CONNOR

KLAUS HOFFMANN ∙ ALEXA FESER GISBERT ZU KNYPHAUSEN & KID KOPPHAUSEN BAND ERIC & YANA BIBB ∙ STOPPOK

TV NOIR MIT MAXIM & TEX ∙ MAX PROSA

FJARILL ∙ GEORG AUF LIEDER ∙ MANU DELAGO HANDMADE MALKY ∙ MARTIN GALLOP ∙ HONIG ∙ MARCEL BRELL CYNTHIA NICKSCHAS ∙ UVM.

13.MÄRZ BIS 15.MAI 2015

songtage-gera.de


124

MORGEN

TOURDATEN LOUIS BAKER

MICHAEL FEUERSTACK

02.02. BERLIN 03.02. REES-HALDERN 04.02. KÖLN

21.02. KÖLN 22.02. OFFENBACH 23.02. LEIPZIG 25.02. HAMBURG 26.02. BERLIN

LYDIA AINSWORTH & ALICE BOMAN 01.02. HAMBURG 10.02. MÜNCHEN

PRÄSENTIERT VON INTRO

MALKY

06.02. BERLIN 07.02. ERFURT 08.02. DARMSTADT 10.02. ERLANGEN 11.02. STUTTGART 14.02. OLDENBURG 15.02. HAMBURG Geht weiter!

MANTAR 01.02. KÖLN 02.02. AACHEN 12.02. KARLSRUHE 13.02. AUGSBURG 17.02. A-WIEN 18.02. JENA 19.02. WIESBADEN 21.02. HANNOVER 27.02. HAMBURG

MARK FORSTER 22.02. ROSTOCK 23.02. KIEL 24.02. HAMBURG 25.02. BREMEN 26.02. BRAUNSCHWEIG 28.02. ERFURT

MARK LANEGAN BAND 16.02. HAMBURG 17.02. BERLIN 21.02. MÜNCHEN

MARLON ROUDETTE

MICHAEL ROTHER PRESENTS THE MUSIC OF NEU! AND HARMONIA PLUS SELECTED SOLO WORKS 01.02. DÜSSELDORF 02.02. HEIDELBERG

MINERAL 03.02. BERLIN 04.02. KÖLN

THE MINUTES 20.02. HAMBURG 21.02. BERLIN 22.02. HANNOVER 23.02. KÖLN 24.02. MÜNCHEN

VIET CONG

06.02. BREMEN 07.02. HAMBURG 09.02. WIESBADEN 10.02. STUTTGART 11.02. BOCHUM 17.02. DRESDEN 20.02. BERLIN 21.02. ERFURT 22.02. NÜRNBERG

11.02. BERLIN 15.02. HAMBURG

PERE UBU 08.02. FRANKFURT A. M. 09.02. DUISBURG 10.02. HAMBURG 11.02. BERLIN 12.02. LEIPZIG 13.02. DRESDEN 15.02. A-WIEN

PRÄSENTIERT VON INTRO

PHILIP SELWAY MIT EAVES

04.02. BERLIN 05.02. HAMBURG

POLLYESTER 28.02. MÜNCHEN

PRÄSENTIERT VON INTRO POP-ABO MIT TINDERSTICKS 07.02. DORTMUND

PRÄSENTIERT VON INTRO

SCHAFE & WÖLFE

06.02. LEER 07.02. FLENSBURG 12.02. NÜRNBERG Geht weiter!

SUPERFOOD

THE SORE LOSERS

SEBASTIAN HACKEL

01.02. MÜNSTER 02.02. BERLIN 04.02. A-WIEN 05.02. MÜNCHEN 07.02. REUTLINGEN 08.02. REGENSBURG 10.02. NÜRNBERG 11.02. OBERHAUSEN 12.02. HANNOVER 13.02. MAGDEBURG 15.02. LEIPZIG

27.02. ROSTOCK Geht weiter!

TEESY 02.02. KÖLN 03.02. DORTMUND 04.02. M AGDEBURG

18.02. OBERHAUSEN 19.02. HAMBURG 20.02. BERLIN 21.02. HANNOVER 25.02. WEINHEIM 26.02. KONSTANZ 27.02. STUTTGART Geht weiter!

PRINZ PORNO

SENORE MATZE ROSSI

01.02. MÜNCHEN

06.02. HAMBURG 07.02. KASSEL Geht weiter!

MONSTER MAGNET 03.02. FRANKFURT A. M. 04.02. M ÜNCHEN 08.02. OBERHAUSEN 17.02. SAARBRÜCKEN 25.02. BREMEN 26.02. HANNOVER 27.02. DRESDEN

NAOMI PUNK 16.02. LEIPZIG 17.02. REGENSBURG

MAX GOLDT

05.02. ROSTOCK 06.02. DRESDEN 07.02. POTSDAM 19.02. MÜNSTER 20.02. LEIPZIG 21.02. HANNOVER Geht weiter!

04.02. BERLIN 05.02. LÜBECK 06.02. HAMBURG 07.02. KÖLN 09.02. A-WIEN 10.02. MÜNCHEN 12.02. SAARBRÜCKEN 14.02. STUTTGART 15.02. KAISERSLAUTERN 16.02. OSNABRÜCK 17.02. KASSEL 19.02. WÜRZBURG 20.02. OBERHAUSEN 21.02. MÜNSTER 22.02. BRAUNSCHWEIG 23.02. WIESBADEN 26.02. BIELEFELD 27.02. ERFURT 28.02. MAGDEBURG

THE SUBWAYS

21.02. KÖLN 23.02. MÜNCHEN 24.02. BERLIN 26.02. HAMBURG

14.02. MAGDEBURG 15.02. HAMBURG 17.02. NÜRNBERG 18.02. LEIPZIG 19.02. BERLIN 20.02. BIELEFELD 21.02. STUTTGART

NATHANIEL RATELIFF & BAND

MC FITTI

SAINT MOTEL

20.02. BERLIN 21.02. KÖLN

MONOPHONA

04.02. F RANKFURT A. M. 05.02. HAMBURG 06.02. BERLIN 08.02. HANNOVER 09.02. KÖLN 10.02. DORTMUND 12.02. STUTTGART 13.02. MÜNCHEN

12.02. OLDENBURG 13.02. LEER 14.02. BUXTEHUDE

PALOMA FAITH

02.02. BERLIN 03.02. HAMBURG 05.02. KÖLN 06.02. HEIDELBERG 07.02. DRESDEN

NEONSCHWARZ

NOVEMBERDECEMBER

QUEEN FEAT. ADAM LAMBERT 01.02. A-WIEN 02.02. MÜNCHEN 04.02. BERLIN 05.02. HAMBURG 07.02. FRANKFURT A. M. 13.02. STUTTGART

RADIO HAVANNA MIT ALEX MOFA GANG 19.02. HAMBURG 20.02. HANNOVER 21.02. DÜSSELDORF 22.02. ESSEN 23.02. JENA 25.02. MANNHEIM 26.02. REUTLINGEN 27.02. LEIPZIG 28.02. MÜNCHEN

RAMPUE 28.02. HALLE Geht weiter!

RED CITY RADIO 21.02. STUTTGART 22.02. DRESDEN 23.02. WIESBADEN 24.02. DORTMUND 25.02. KÖLN 26.02. SAARBRÜCKEN 27.02. WEINHEIM 28.02. KONSTANZ

ROEDELIUS SCHNEIDER 19.02. HAMBURG

01.02. BERLIN 10.02. MAINZ 14.02. KARLSRUHE

RONE

OLIVER POLAK

ROTFRONT

03.02. FRANKFURT A. M. 23.02. DUISBURG 24.02. DÜSSELDORF 25.02. MANNHEIM

07.02. HAMBURG Geht weiter!

OLSON 01.02. NÜRNBERG 02.02. A-WIEN

OUM SHATT 13.02. BERLIN

27.02. BERLIN

RYAN BINGHAM 04.02. KÖLN 06.02. BERLIN 08.02. MÜNCHEN

RY X 13.02. BERLIN 14.02. HAMBURG

SHAWN MENDES 25.02. BERLIN

SHOSHIN 25.02. KÖLN 26.02. HAMBURG 27.02. BERLIN 28.02. ERFURT Geht weiter!

SIMPLE MINDS 18.02. HANNOVER 20.02. BREMEN 21.02. LINGEN 23.02. STUTTGART 24.02. KÖLN 27.02. MÜNSTER 28.02. OLSBERG Geht weiter!

SLIPKNOT 07.02. BERLIN 08.02. HAMBURG

SONS OF BILL 07.02. HAMBURG 08.02. BERLIN 09.02. MÜNCHEN 10.02. KÖLN

STEPHEN STEINBRINK 10.02. KÖLN 11.02. HAMBURG 12.02. BERLIN 13.02. ERFURT 14.02. SCHORNDORF 15.02. OFFENBACH

06.02. BERLIN 07.02. HAMBURG

TALKING TO TURTLES

TENACIOUS D

07.02. MÜNCHEN 26.02. BERLIN 27.02. HAMBURG

PRÄSENTIERT VON INTRO

WAXA­H AT­ CHEE 04.02. BERLIN

WEYES BLOOD 17.02. HAMBURG 18.02. BERLIN 19.02. HEIDELBERG

WHITE FENCE 02.02. KÖLN 03.02. BERLIN

WOODS OF BIRNAM 20.02. ZITTAU 21.02. WÜRZBURG 22.02. REGENSBURG 23.02. A-WIEN 24.02. MÜNCHEN 25.02. NÜRNBERG 28.02. STUTTGART

YANN TIERSEN

TEN WALLS

PRÄSENTIERT VON INTRO

13.02. MÜNCHEN 14.02. BERLIN

THE/DAS 11.02. HAMBURG

TOGETHER PANGEA 26.02. HAMBURG 27.02. OSNABRÜCK 28.02. BERLIN Geht weiter!

TOUR OF TOURS MIT HONIG, TIM NEUHAUS, JONAS DAVID, TOWN OF SAINTS, IAN FISHER & THE PRESENT 01.02. HANNOVER 03.02. MÜNCHEN 04.02. N ÜRNBERG 05.02. LEIPZIG 06.02. DRESDEN 07.02. BERLIN

TRÜMMER 01.02. KARLSRUHE 03.02. AUGSBURG 06.02. MAINZ 07.02. DÜSSELDORF

TV ON THE RADIO 12.02. HAMBURG

TWIN PEAKS

09.02. HAMBURG 10.02. BERLIN 11.02. LEIPZIG 12.02. KÖLN 13.02. SAARBRÜCKEN 14.02. FREIBURG

09.02. BERLIN 10.02. HAMBURG 11.02. REES-HALDERN

05.02. HAMBURG 11.02. BERLIN 21.02. DÜSSELDORF 22.02. MÜNCHEN

VIMES

01.02. KÖLN 05.02. A-WIEN 06.02. MÜNCHEN 10.02. HAMBURG

STERLING ROSWELL

STRAIGHT NO CHASER

PRÄSENTIERT VON INTRO

TWO GALLANTS 27.02. KÖLN 28.02. SCHORNDORF Geht weiter!

USHER 28.02. HAMBURG Geht weiter!

19.02. LEIPZIG

ZOOT WOMAN MIT LE VERY 01.02. ERLANGEN 02.02. FRANKFURT A. M. 03.02. KÖLN

DIE KOMMEN, DIE TOUREN BILDERBUCH (11.03.–01.04.) DEMOB HAPPY (26.–27.03.) IS TROPICAL (23.03.–02.04.) JAN DELAY & DISKO NO.1 (08.–20.03.) JUNGLE (16.–24.03.) LILABUNGALOW (13.03.–23.04.) LOGIC (30.03.–02.04.) NATAS LOVES YOU (05.03.–25.07.) POND (02.–09.03.) SATELLITE STORIES (04.–19.03.) SIZARR (26.03.–24.04.) TALISCO (21.–25.03.) TEESY (25.–28.03.) THE SCENES (23.–26.03.) THE WOMBATS (18.–30.03.) TIGER LOU (06.–08.03.) TORTUGA BAR (13.03.–15.08.)

DIE KOMMEN, DIE FESTIVALS LIVEEUROPE (07.-18.03.) GERAER SONGTAGE (13.03.–15.05.)


MORGEN

125

WWW.LOFT.DE

U

WWW.FACEBOOK.COM/LOFTCONCERTS

Mo. 02.02.2015 | Blue Shell, Köln

P

D

A

T

E

LASSE MATTHIESSEN Di. 03.02.2015 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

THE KOOKS 7.2. COLUMBIAHALLE | 20H

ZOOT WOMAN special guest: Le Very

Mi. 04.02.2015 | Blue Shell, Köln

LIGHTS

Mi. 04.02.2015 | Stereo Wonderland, Köln

GAZ COOMBES

ALEX AMSTERDAM special guest: M.Borgard

ASA

NATHANIEL RATELIFF & BAND special guest: Siiga

14.2. FRANNZ | 20H

18.2. KESSELHAUS | 21H

Do. 05.02.2015 | Blue Shell, Köln

Fr. 06.02.2015 | Blue Shell, Köln

22.2. POSTBAHNHOF | 20H

THE FAT WHITE FAMILY special guest: The Voyeurs

ANNA F.

So. 08.02.2015 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

THE DØ

ADAM COHEN

1.3. GRÜNER SALON | 20H

Di. 10.02.2015 | Blue Shell, Köln

KODALINE

SONS OF BILL

2.3. POSTBAHNHOF | 20H

Do. 19.02.2015 | Luxor, Köln

JAMES HERSEY

2.3. EGT BANG BANG CLUB | 20:30H VERL AUF DEN 2.3.

DEATH FROM ABOVE 1979 5.3. POSTBAHNHOF | 20H

KATZENJAMMER 6.3. COLUMBIAHALLE | 20H

FATHER JOHN MISTY DEN 7.3. EIMATHAFEN VERL EGT INNEUKÖ

HEIMATHAF EN NEUKÖLLN

| 21H

ARIEL PINK

CHIMA

Sa. 21.02.2015 | Gebäude 9, Köln

THE PREATURES Mi. 25.02.2015 | Luxor, Köln

RED CITY RADIO special guest: Pears

Mi. 25.02.2015 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

COLLIE BUDDZ

Do. 26.02.2015 | Underground, Köln

ACOLLECTIVE

11.3. POSTBAHNHOF | 20H

Fr. 27.02.2015 | Luxor, Köln

TWO GALLANTS

So. 01.03.2015 | Luxor, Köln (Nachholtermin vom 06.10.)

11.3. SO36 | 20H

SLEATER-KINNEY 18.3. POSTBAHNHOF | 20H

SATELLITE STORIES 19.3. FRANNZ | 20H

IDLEWILD RODDY FRAME

Mi. 04.03.2015 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

THE UNDERACHIEVERS & FLATBUSH ZOMBIES Mi. 11.03.2015 | Luxor, Köln

SATELLITE STORIES special guests: Young Romance

DONOTS

26.3. HUXLEYS | 20H

Mi. 11.03.2015 | Gebäude 9, Köln (Verlegt aus dem Studio 672)

NNEKA

26.3. KESSELHAUS | 20H

CHUCK RAGAN & THE CAMARADERIE 3.4. HEIMATHAFEN NEUKÖLLN | 21H

DEICHKIND

JOSEF SALVAT Do. 12.03.2015 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

SUSANNE SUNDFØR

Fr. 13.03.2015 | Luxor, Köln

28.4. MAX-SCHMELING-HALLE | 20H

SCOTT BRADLEE & POSTMODERN JUKEBOX

BEATSTEAKS

Do. 19.03.2015 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

3.7. WUHLHEIDE | 19H

ZUS ATZ SHOW

FARIN URLAUB RACING TEAM 20.8. WUHLHEIDE | 19:30H

TOCOTRONIC

MISTER & MISSISSIPPI Sa. 21.03.2015 | Luxor, Köln

KOPEK & THE ARKANES

23.10. COLUMBIAHALLE | 20H

TICKETS: KOKA 36 (030) 611 013 13

prime entertainment www.prime-entertainment.de


126

MORGEN

FESTIVALS

haben dann eine Spendenaktion gestartet und 280.000 Euro zusammenbekommen, der Rest ging über einen Kredit. Im Mai 2013 sind wir umgezogen. Der Lokschuppen steht sogar noch, soll jetzt im Februar aber abgerissen werden. Wie genau lief das mit den Spenden, wer hat sich daran beteiligt? Das hat eine krasse Dynamik angenommen. Etwa zwei- bis dreihundert Leute haben gespendet. Das ging bei zehn Euro los und hat dann fast absurde Ausmaße angenommen. Wir haben E-Mails bekommen, in denen stand so was wie: »Zack, ich möchte 8.000 Euro spenden.« Das war toll. Hafen 2 scheint den Offenbachern ja am Herzen zu liegen. Was meinst du, welche Bedeutung habt ihr für die Stadt? Wir haben eine bunte Mischung aus Café- und Wiesenbetrieb, Streichelzoo, Konzerten und DIE TÜREN Kino. Unser Anspruch an das Programm ist hoch, wir halten die Preise aber niedrig. Das geht nur, weil wir alle sehr viel Zeit investieren, auch privat. Wir leben hier in Offenbach, und wir wollen ein Stück Lebensqualität schaffen. Ihr werdet im Februar elf Jahre alt. Wieso ist dieser Geburtstag so etwas Besonderes? Für uns sind Geburtstage immer schön! Bei Seit elf Jahren bietet der Hafen 2 in Offenbach Konzerte, Kino, Kunst unserem letzten Geburtstag mussten wir uns erst mal an den neuen Ort gewöhnen. Im Lokund Kultur. Zum Geburtstag gibt es am 28. Februar ein kleines schuppen hatten wir bei den Feiern alle Räume Festival. Andrea Weiß ist die Cafébetreiberin vom Hafen 2 und kennt geöff net, auch die Büros und den Backstagedie Geschichte seit Anfangstagen, außerdem lustige Begriffe wie Bereich. Im neuen Hafen 2 gibt es nur noch die »polytechnisches Amusement«. große Halle, das Café und das Foyer. Wir feiern wie immer mit einem Filmprogramm und haben ndrea, vor zwei Jahren musste das Hafen dann eine Kampagne gegründet, damit wir Bands eingeladen. Das Programm soll all das 2 umziehen, wieso? nicht komplett dichtmachen müssen. widerspiegeln, was wir im Hafen 2 machen, wir Eigentlich war das Hafen 2 nur als Zwi- Wie ging es dann weiter? nennen das »Polytechnisches Amusement«. schennutzung für den Lokschuppen an der Wir haben uns viele Locations angeguckt, am Interview: Julia Brummert alten Hafenbahn in Offenbach geplant. Nach Ende kam nur ein Standort in Frage: 800 Meter zwei Jahren sollte Schluss sein und das Gebäu- weiter am Mainufer gelegen, allerdings mussten 28.02. OFFENBACH — ALEX BR AUN, ALEX A D!SASTER, DIE TÜREN, EMIL SEIDEL, HOPE, JEFF BEADLE, JONAH de abgerissen werden. 2011 bekamen wir die wir neu bauen, und das ist teuer. Wir hatten fünf HACHÉ, KUMANOVA, MARIANNE DISSARD, PAUL & Nachricht, dass wir raus müssen. Wir haben Monate Zeit, 330.000 Euro aufzubringen. Wir SCHOKOLADE, WBEEZA, WE ARE THE CITY U. V. A.

HAFEN 2 A

POP-ABO: TINDERSTICKS Das Konzerthaus Dortmund kann auf eine erfolgreiche Pop-Abo-Saison 2014/15 zurückschauen: Ane Brun und Tina Dico waren da, Letztere schon zum zweiten Mal, und das Konzert der Mighty Oaks war sehr früh komplett ausverkauft. Zum Saisonfinale sind jetzt die britischen Tindersticks geladen.

TINDERSTICKS

Dandyhaft im Anzug betrat Stuart A. Staples, Frontmann der Tindersticks, vor gut 22 Jahren die Bühne der Popmusik. Ihre Musik war ein

Gegenentwurf zum damals auf kommenden Britpop. Sie besticht durch Streicherarrangements und Glockenspiel und besitzt damit eher melancholische Züge. Mitte der Nullerjahre kam die Band-Geschichte quasi zum Erliegen und nahm erst 2008 wieder Fahrt auf. Die Band ging mit neuer Besetzung ins Studio und spielte einiger ihrer Song-Perlen neu ein. Besucher des Tinderstick-Konzertes können sich nun erneut auf gefühlvolle Songs wie »She’s Gone« und »I Know That

Loving« freuen, noch dazu im klassischen Rahmen und mit der großartigen Akustik des Dortmunder Konzerthauses. Genau dort passen die Tindersticks mit ihren Streichern und Glockenspiel auch sehr gut hin. Das könnte ein schönes Finale einer gelungenen Saison werden. Tabea Debora Pringal 07.02. DORTMUND — TINDERSTICKS


MORGEN

127

KONZERTBÜRO

Louis Baker

02.02.15 Berlin, Monarch 03.02.15 Haldern, Pop Bar 04.02.15 K, Wohngemeinschaft

Alvvays

09.02.15 Hamburg, Molotow

Hiss Golden Messenger 17.02.15 Berlin, Privatclub

Sylvan Esso

24.02.15 Köln, Gebäude 9

Carl Barât & The Jackals 25.02.15 Köln, MTC 26.02.15 Hamburg, Molotow 27.02.15 Berlin, Bang Bang Club

Charlie Cunningham 26.02.15 27.02.15 28.02.15 01.03.15 02.03.15

DENA

Haldern, Pop Bar HH, Nochtspeicher Erfurt, Franz Mehlhose Berlin, Privatclub München, Ampere

SOUTH BY SOUTHWEST

Caribou

Klar, Austin liegt nicht eben um die Ecke, doch das South By Southwest ist so legendär und gut, dass es sogar eine beschwerliche Interkontinentalreise lohnt.

16.03.15 B, Max-Schmeling-Halle 19.03.15 D, Mitsubishi-Electric-H.

Mittlerweile geht die Zahl der Bands, deren Geschichte das South By Southwest begründet hat, in die Tausende. Es ist ohne große Übertreibung das wichtigste Festival der Welt, zumindest für junge Acts mit einem frischen Ansatz irgendwo im weiten Feld zwischen Indie und Rock, Electro und Rap. Und bei dieser Einschätzung sind die im Wochentakt aufeinanderfolgenden Filmund Interactive-Sparten des Festivals noch nicht einmal mitgedacht. Das SXSW, so das Kürzel, vereint in unzähligen Locations Live-Musik mit kulturellen und politischen Diskussionsveran-

staltungen, Ausstellungen und viel beachteten Redeauftritten. Damit kehrt es all unsere von der Bush-Präsidentschaftsdynastie geprägten Vorurteile über Texas ins Gegenteil um. Es ist groß, viel zu groß für nur eine Woche. Und es ist trotzdem so reizvoll, dass es die einzig logische Wahl für die eine, große Festivalreise im Jahr ist. Wer sich auf die Reise machen will, dem sei eine sorgfältige Vorbereitung empfohlen: Es könnte sonst passieren, von den Hunderten Bands und den vielen Klasse-Venues überrollt zu werden. Das wäre nun wirklich schade. Christian Steinbrink 13.-22.03. USA-AUSTIN — ALVVAYS, ANGUS & JULIA STONE, BALLET SCHOOL, BEN KWELLER, BONAPARTE, CANCER BATS, DELOREAN, DENA, DRY THE RIVER, GANG OF FOUR, JESSIE WARE, MIGHTY OAKS U. V. A.

12.03.15 Berlin, Columbiahalle

Noel Gallagher´s High Flying Birds

Talisco 21.03.15 23.03.15 24.03.15 25.03.15

München, Ampere Berlin, Lido Köln, Stadtgarten HH, Uebel & Gefährlich

Is Tropical

23.03.15 K, Club Bhf Ehrenfeld 01.04.15 Berlin, Privatclub 02.04.15 HH, Uebel & Gefährlich

Chinese Man 07.04.15 08.04.15 10.04.15 11.04.15

München, Ampere Köln, Gloria HH, Uebel & Gefährlich Berlin, Astra

Lay Low 11.04.15 12.04.15 13.04.15 14.03.15

Hamburg, Molotow Berlin, Monarch Dresden, Thalia K, Wohngemeinschaft

Karin Park 15.04.15 16.04.15 17.04.15 18.04.15

BY:LARM Winterzeit ist ClubfestivalZeit: Beim By:Larm im Jahr für Jahr verlässlich verschneiten Oslo zeigen sich gut 100 hoffnungsvolle Newcomer Skandinaviens in abenteuerlichen, aber auch schönen Venues. Es gibt kaum einen besseren Grund, im winterlichen Oslo durch den Schnee zu stapfen, als das By:Larm: Das Festival ist so etwas wie das nordeuropäische Äquivalent zum niederländischen Eurosonic und gibt Fans wie Profis den tiefstmög-

checken eine stets hochklassige Auswahl des jungen Musikgeschehens des Nordens auf seine Live-Qualitäten. Warm anziehen sollte man sich auf jeden Fall – was die Clubszene Oslos dafür aber zu bieten hat, wärmt nicht nur das Herz. Henrik Hamelmann SOAK

lichen Einblick in die aktuelle Musikszene Skandinaviens. An vier Abenden streifen Tausende Menschen dafür durch Clubs, Bars, Musikschulen und sogar Regierungsgebäude und

04.-07.03. N-OSLO — BEATRICE ELI, BROEN, CARNIVAL KIDS, DRIPPIN, GIDGE, HAWKON, HINDS, K AKKMADDAFAKK A, KID ASTR AY, KIMICHI, KUUK, LES LOVELESS, LUGN, OMAR, PUMBA, R AE MORRIS, RYTMEKLUBBEN, SAMARIS, SOAK, SOFT AS SNOW, S!VAS, SYLVAN ESSO, VÖK U. V. A.

Berlin, Berghain Hamburg, Prinzenbar Köln, Gebäude 9 Heidelberg, Karlstorbhf.

Calexico

15.04.15 HH, Große Freiheit 20.04.15 Köln, E-Werk 21.04.15 München, Muffathalle

Ewert & The Two Dragons 19.04.15 20.04.15 21.04.15 22.04.15 23.04.15 26.04.15

München, Ampere Frankfurt, Das Bett Hamburg, Mojo Berlin, Lido Köln, Gebäude 9 Erlangen, E-Werk

Kate Tempest

20.04.15 Köln, Gebäude 9 21.04.15 Berlin, Kantine Berghain

Daniel Norgren 03.05.15 Berlin, Lido

TICKETS: EVENTIM.DE INFOS: SCHONEBERG.DE


128

MORGEN intro 02.15_Layout 1 15.01.15 15

LASSE MATTHIESSEN

Musik Kunst Kino

FEB FEB 15 15 www.hafen2.net

LIVE SO 15 SO 22 SA 28

Cajita Michael Feuerstack, The Fire Harvest HAFEN 2 WIRD ELF FESTIVAL 4.48 HAFENKINO AL-D KONZERT Allyson Ezell KONZERT Berlinized – Sexy an Eis HAFENKINO

Cibelle Dance Collective URBAN BELLYDANCE

Die Türen spielen Der Mann KONZERT Hope KONZERT Jonah Haché KONZERT Kaptn Oskar HAFENKINO Kombüse ESSEN Luise Köhler / Seeking Asphaltblooms FOTOGRAFIE Marianne Dissard KONZERT Siebdruckpiraten WORKSHOP Wbeeza LIVE We Are The City KONZERT Xania KONZERT KINO FR 06

Nick Cave: 20.000 DAYS ON EARTH (OMU)

FR 13 FR 20

Blue Ruin (OF) Norte – THE END OF HISTORY (OMU)

FR 27

The Immigrant (OMU)

HAFEN 2

29.01. DÜSSELDORF PITCHER 01.02. MÜNSTER HOT JAZZ CLUB

............................

10.02.2015 / DI

Che Sudaka

Die Tour zum neuen Album

20.02.2015 / FR

Mundwerk Crew

Stampfende Beats & verschlungene Reime

25.02.2015 / MI

Heinz Strunk "Das Strunk Prinzip"

12.03.2015 / DO

Budzillus

Swing, Surf & Punk

18.03.2015 / MI

Falk

Songpoet & Gefühlsjongleur

01.04.2015 / MI

ERIK PENNY

19.02. MÜNSTER HOT JAZZ CLUB 21.02. DÜSSELDORF PITCHER 23.02. KÖLN STUDIO 672

............................

JONATHAN KLUTH

24.02. DÜSSELDORF PITCHER 25.02. BOCHUM ZECHE

............................

MARK FOSTER

03.03. KÖLN LIVE MUSIC HALL 04.03. DORTMUND FZW 10.03. KREFELD KULTURFABRIK

............................

AND THE GOLDEN CHOIR

04.03. KÖLN STUDIO 672

............................

DIRK DARMSTAEDTER

17.03. DÜSSELDORF PITCHER 19.03. MÜNSTER HOT JAZZ CLUB

Antilopen Gang

............................

10.04.2015 / FR

18.03. KÖLN STUDIO 672

"Aversion"-Tour 2015

Station 17

"Alle für alle" – Album-Tour

25.05.2015 / MO

Gisbert zu Knyphausen & Kid Kopphausen Band Wallbaumweg 108 44894 Bochum Tel.: 0234 / 687 16 10 www.bahnhof-langendreer.de

feb15

EIVØR

............................

TOM LÜNEBURGER

20.03. KÖLN GEBÄUDE 9

............................

MARCEL BRELL

25.03. DÜSSELDORF PITCHER

............................

ALIN COEN BAND

12.05. DORTMUND DOMICIL 13.05. KREFELD KULTURFABRIK

............................ POPversammlung www.popversammlung.de

Cafe Central

SO 01 02 ICELAND!

SOlStafIr SO 01 02 POP ALLEMAGNE alte feuerWaChe ma annenmaYKantereIt MI 04 02 DIE ERFOLGREICHSTE BAND HOLLANDS KenSInGtOn FR 06 02 OIPUNK FROM ITALY lOS faStIdIOS // SuPeraBSOrBer SA 07 02 BLACK/DEATH METAL

InQuISItIOn // arChGOat OndSKaPt. // BlaCKdeath

MI 11 02 PUSH TOUR !

afrOB FR 13 02 INDIEROCK mOtOrama // the hIGhBrOW FR 13 02 KING OF RAP! maImarKtCluB ma KOOl SaVaS SA 14 02 DIE PARTY GEHT WEITER SOulBuSCh DO 19 02 ZAPPA NIGHT fIdO PlaYS ZaPPa FR 20 02 BÜHLERS 25TH BIRTHDAY - TECHNO IN TOWN BÜhler & haGen KlanGlOS VS BenIJO // rOBBl neWCOmerfeStIVal ChrOme dIVISIOn PhallaX // nIGhttraIn

SA 21 02 MO 23 02 METAL

MI 25 02 ALTERNATIVE

the SOre lOSerS // SParKlInG FR 27 02 PUNKROCK red CItY radIO // PearS SA 28 02 ROCKA-/HILL-/JOE-/ÄPPELWOI-/COUNTRYBILLY dannY and the WOnderBraS all hat nO Cattle SO 01 03 I`M FEELING LUCKY, ... POPa ChuBBY (nYC) DO 05 03 KULT! PhIlIPP BOa & the VOOdOO CluB

WeInheIm CafeCentral.de

FR 06 03 BALKAN PARTY

dJanGO 3000

dJ WhaP a danG (dISKO eSPerantO) DI 10 03 YEAH! maImarKtCluB ma

KatZenJammer

MI 11 03 HARDCORE

terrOr

rISK It // naIlS // redemPtIOn denIed FR 13 03 ROCK

maSSendefeKt

BlaCKOut PrOBlemS SA 14 03 ROCK!

the BreW

SO 15 03 ROAD TO EXTINCTION TOUR halle_02 hd

mOOnSPell // SePtIC fleSh aSa

SO 15 03 POP alte feuerWaChe ma

MI 18 03 BLUESROCK FROM AUSTRALIA

VdellI

FR 20 03 PSYCHOBILLY, SURF, PUNKROCK

the PeaCOCKS // COBra eXPreSS franKfurter KlaSSe

SA 21 03 COMEDY?

FR 27 03 REGGAE EXPLOSION FROM MUNICH

Jamaram

FR 27 03 GROSSE NEU-ERÖFFNUNG DER halle_02 hd

KÄPtn PenG

& dIe tentaKel VOn delPhI SO 29 03 GREAT POP halle_02 hd

BIlderBuCh

SO 12 04 DER MONSTERBALL IST ÜBERALL halle_02 hd

erSte allGemeIne VerunSICherunG

MI 06 05 LESUNG alte feuerWaChe ma

maX GOldt

SO 18 10 JO halle_02 hd

KaYef

SA 24 10 VERFALLEN TOUR 2015 halle_02 hd

aSP // SPIelBann

SCHLACHTHOF WIESBADEN MURNAUSTR.1 65189 WIESBADEN

Do. 05.02. 19:00 Uhr

GÖTZ WIDMANN Sa. 07.02. 22:00 Uhr

03.02. DI

MINE

06.02. DI

TALCO / NH3

07.02. SA

AUSVERKAUFT! - ALT-J / WOLF ALICE / GENGAHR (STADTHALLE OFFENBACH)

08.02. SO

RAISED FIST / SPECIAL GUESTS: DEVIL IN ME / ATOA

09.02. MO

THE SUBWAYS / SPECIAL GUEST: KILL IT KID

14.02. SA

CALLEJON / SPECIAL GUESTS: ANNISOKAY / VITJA

19.02. DO

HAYSEED DIXIE

19.02. DO

MANTAR / HESSAJA

lasse MatthiesseN

20.02. FR

ASA

Fr 06.02.

22.02. SO

WE WERE PROMISED JETPACKS

23.02. MO

MC FITTI

KAVANTGARDE WINTERFEST

Mit: SOPHIE STEINCHEN, MAS, SCHOTE, CURLYMAN, MOODY, BRAIN THEATER LABEL SET & DJ’S

Fr. 13.02. 18:30 Uhr

CALLEJON

Weyes Blood

Mit: ANNISOKAY, ROGERS

Sa. 14.02. 19:00 Uhr

FALLING IN REVERSE

Mo 02.02.

Michael RotheR

di 03.02.

NazaR

So. 22.02. 19:00 Uhr

ANTILOPEN GANG & special guest

Fr. 06.03. 19:00 Uhr

DEVIN TOWNSEND PROJECT

Mit: PERIPHERY, SHINING

Mi 04.02.

chuckaMuck

do 05.02.

NathaNiel Rateliff & BaNd

Fr. 13.03. 19:00 Uhr

Mo 09.02.

27.02. FR

KITTY, DAISY & LEWIS / SPECIAL GUEST: THE DASH

Support: MONUMENTS

do 12.02.

03.03. DI

ANNENMAYKANTEREIT

09.03. MO

JAN DELAY & DISKO NO.1 ZUSATZKONZERT!

sliMkid3 & dJ Nu-MaRk

KARNIVOOL Fr. 20.03. 19:00 Uhr

Micha acheR‘s alieN eNseMBle

DONOTS

do 19.02.

Sa. 21.03. 19:00 Uhr

ARCHIVE OF MICE & MEN

KATZENJAMMER

so 22.02.

22.03. SO

DANKO JONES

23.03. MO

NNEKA

26.03. DO

STEEL PANTHER

27.03. FR

KONTRA K

Fr 27.02.

Do. 26.03. 19:00 Uhr

SUBWAY TO SALLY 19

DONOTS

21.03. SA

chiMa

& special guests

Schlachthof

18.03. MI

the BusteRs

Mo. 23.03. 19:00 Uhr

Alter

Weyes Blood

sa 21.02.

76131

We WeRe PRoMised JetPacks

Karlsruhe

www.substage.de

www.facebook.com/ substage.karlsruhe

Heidelberg / Am Karlstor 1 Telefon 0 62 21 . 97 89 11

Unser komplettes Programm findet ihr im Internet unter

schlachthof-wiesbaden.de


MORGEN

U

TERMINE FRÜHJAHR 2015 17.02. Earth

<<Konzerte Im FZW>>

MARLON ROUDETTE

KITTY, DAISY & LEWIS special guest: The Dash

Mi. 11.02.2015 | Live Music Hall, Köln

Fr. 13.03.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

Mi. 11.02.2015 | Gloria, Köln (Nachholtermin vom 24.11., Bürgerh. Stollwerck)

Fr. 20.03.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

07.02. giBson 20:00 kiEsZa

FINDUS, 206, WILLY FOG

04.03. mousonturm 20:00 JoCHEn disTELmEyEr

10/02

Sa. 21.02.2015 | Gloria, Köln (Nachholtermin vom 03.12., Bürgerhaus Stollwerck)

Sa. 28.03.2015 | E-Werk, Köln

PALOMA FAITH

ESKIMO CALLBOY

Mi. 25.02.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

Sa. 28.03.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

Fr. 27.02.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

Mo. 30.03.2015 | E-Werk, Köln

Do. 02.04.2015 | Live Music Hall, Köln

BEAR´S DEN

19/02

BLACK LABEL SOCIETY

14.03. mousonturm 21:00 11 frEundE

26/02

CHRISTIAN STEIFFEN 27/02

ARCHIVE

28/02

KAYEF

04/03

MARK FORSTER 06/03

TWO GALLANTS ARCHIVE

CALLEJON plus special guests: Annisokay & Rogers

Mo. 09.03.2015 | Die Kantine, Köln

ASAF AVIDAN

Mi. 25.03.2015 | E-Werk, Köln

BILDERBUCH

AWOLNATION

THE WOMBATS HALESTORM special guests: Nothing More + Wilson

Do. 09.04.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

NNEKA

Fr. 10.04.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

SILVERSTEIN plus special guests

Mi. 18.02.2015 | Palladium, Köln

special guest: Bleachers

14.03. mousonturm 20:00 sCoTT bradLEE & PosTmodErn JukEbox

Di. 24.02.2015 | Palladium, Köln

20.03. mousonturm 21:00 and THE goLdEn CHoir

Mi. 04.03.2015 | Palladium, Köln

Fr. 27.03.2015 | Palladium, Köln (Zusatztermin!)

NATAS LOVES YOU

21.03. mousonturm 21:00 dEr EindimEnsionaLE mEnsCH

Y-TITTY

22.03. Batschkapp 20:00 funny van dannEn

Sa. 28.03.2015 | Palladium, Köln (Verlegt aus dem E-Werk)

DEATH FROM ABOVE 1979 07/03 08/03 10/03

BENJAMIN BOOKER 12/03

27.03. Zoom 21:00 biLdErbuCH

13/03

31.03. Zoom 21:00 LogiC

14/03

03.04. Zoom 20:00 THE undEraCHiEvErs x fLaTbusH ZombiEs

DJANGO 3000 THE IDIOTS TOM LÜNEBURGER <<Vorschau>>

15.03.KARNIVOOL 17.03.CARNIVAL YOUTH & REKK, 18.03.JOHN COFFEY 19.03.VEGA 26.03.KONTRA K, 28.03. LAGWAGON,THE FLATLINERS,WESTERN ADDICTION, 30.03.JAIMI FAULKNER 10.04.LARY 11.04.SCHMUTZKI 22.04. JULIAN LE PLAY 23.04.FLOOR, MINSK 25.04.MONTREAL 26.04.GREGOR MEYLE*AUSVERKAUFT, 29.04.BLUMIO 01.05. RUSSIAN CIRCLES 15.05.SWANS 20.05. SELIG 22.-24.05. WAY BACK WHEN FESTIVAL ~~~~~~~~~~~~~~~~~ INFOS & TICKETS WWW.FZW.DE

A r is ta R e c o r d s

Do. 26.03.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

HEINZ STRUNK

09.03. mousonturm 21:00 ariEL Pink

25/02

Frankfurt a.M., Alte Oper Köln, Tanzbrunnen Lörrach, Stimmen Festival München, Tollwood Festival Singen, Hohentwiel Festival Luhmühlen, A Summer‘s Tale Festival Dresden, Junge Garde Berlin, Tempodrom

STEEL PANTHER

18/02

13.03. BrotfaBrik 20:00 JoLiE HoLLand

YELLOWCARD special guests: Less Than Jake &

Do. 19.02.2015 | Gloria, Köln

Fr. 06.03.2015 | E-Werk, Köln

RED CITY RADIO

So. 22.03.2015 | Live Music Hall, Köln

special guest: Dune Rats (Köln)

08.03. mousonturm 21:00 José gonZaLEZ

24/02

DANKO JONES Chunk! No, Captain Chunk!

DEINE LAKAIEN

B-TIGHT

ASA

THE SUBWAYS special guest: Kill It Kid (Bochum)

Mi. 04.03.2015 | E-Werk, Köln

CALLEJON

22.06. 23.06. 12.07. 13.07. 16.07. 07.08. 08.08. 11.08.

Mi. 11.02.2015 | Zeche, Bochum Di. 10.03.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

06.03. mousonturm 21:00 HgiCH.T

EARTH

Patti Smith and her band perform Horses

JAMIE T special guest: Palace

05.03. mousonturm 20:00 HEinZ sTrunk

17/02

Horses 1975 – 2015

ENTER SHIKARI

MARLON ROUDETTE 15/02

Berthold Seliger präsentiert:

23.02. Zoom 21:00 syLvan Esso

FZW POETRY SLAM DANKO JONES & ERIK COHEN

WWW.FACEBOOK.DE/FZWEVENT

~~~~~~~~~~~~~~~~~ FZW | RITTERSTR. 20 | 44137 DORTMUND

E

04.02. Dreikönigskeller 21:00 Hanna LEEs

04.03. Zoom 21:00 CurTis Harding

06/02

T

Do. 12.03.2015 | E-Werk, Köln

TEESY

05/02

A

Mo. 09.02.2015 | Live Music Hall, Köln Di. 10.02.2015 | FZW, Dortmund

01.03. Zoom 21:00 Two gaLLanTs

04/02

D

02.02. Zoom 21:00 ZooT woman

18.02. Zoom 21:00 dEErHoof

03/02

P

129

08.04. Zoom 21:00 ZugEZogEn maskuLin 13.04. Zoom 21:00 siZarr

Sa. 11.04.2015 | König-Pilsener-Arena, Oberhausen

Welcome To The Machine 2015 Di. 28.04.2015 | Palladium, Köln

plus special guests

23.04. Zoom 21:00 THE disTriCTs tickets mousonturm: TEL 069.405.895-20 www.mousonTurm.dE infos BrotfaBrik: www.broTfabrik.info

Weitere Veranstaltungen: www.markusgardian.dE

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130

DEMNÄCHST

DEMNÄCHST // INTRO NO. 230 (MÄRZ) — 02.03.2015 Sizarr, Purity Ring, Andreas Dresen, Noel Gallagher, Locas In Love, José González, die Macher des Games »Life Is Strange« im Interview, Bob Odenkirk über »Better Call Saul«, Ukraine-Reportage, »I want to ride my bicycle«-Special, »Checkt das, neue Bands« mit The Slow Show, Mapei, Låpsley u. v. a.


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