Intro #258

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#Pop #Kultur #Life #Style

Jahresrückblick 2017 — Sampa The Great — Dark — Hope — Kochen mit Prinz Pi

— Star Wars: Die letzten Jedis — Mit Golf in Jordanien — John Maus — Noel Gallagher

#258 Dezember 2017 & Januar 2018 gratis www.intro.de


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Foto: John Yuyi

#Intro Editorial

Fühlt ihr euch auch schon so zwischen den Jahren wie wir? Bei uns liegt es wohl daran, dass wir uns mit dieser Ausgabe genau dort platzieren: Während das eine Bein noch im Modder von 2017 wühlt, um darin auch ein paar Perlen zu finden, springen wir mit dem anderen und Haiyti in ein spannendes 2018. Nachdem die Hamburgerin in den letzten Jahren mit DIY-EPs und -Videos, wilden Konzerten und ihrer recht einzigartigen Attitüde zahlreiche junge Fans gesammelt hat, startet sie das Jahr 2018 mit ihrem ersten Album auf einem großen Label. Im Jahresrückblick geben wir wieder unsere Alben und Songs des Jahres preis und kümmern uns außerdem um Themen, die uns 2017 besonders umgetrieben haben. Verzeiht uns, dass die daraus entstandenen Texte bisweilen etwas düster – aber immerhin konstruktiv – ausgefallen sind. Um dem Ganzen am Ende doch noch eine positive Note zu geben, lehnen wir uns mal weit aus dem Fenster und sagen: Kann alles nur besser werden! Liegt ja an euch. Und uns. Daniel Koch (im Namen der Redaktion)

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Das Leben der Anderen

»Ich bin internetsüchtig«, gesteht die junge taiwanesische Künstlerin John Yuyi, deren Arbeiten diesmal unsere Rubrikseiten zieren. Dafür verwandelt sie Social-Media-Posts in temporäre Tattoos und bedeckt damit nackte Körper. Diese wiederum fotografiert sie, um sie auf ihrem Twitter-Account sozusagen dem Netz zurückzugeben. Nachdem diese Reihe viral ging, wurde sie von Gucci angesprochen, um eine Kampagne für Millenials zu gestalten. Sind wir gewohnt: erst Gucci, dann Intro. Ein Interview mit John Yuyi findet ihr auf intro.de.

André Hörmeyer ist hauptamtlich Sänger und Texter der Band Golf, wir konnten ihn allerdings schon mehrmals für uns vereinnahmen: Nach einem Interview im IntroHeadquarter in Köln fragte er spontan, ob er für ein paar Wochen in unsere Redaktion reinschnuppern könne, und entpuppte sich dabei als guter Schreiber. Für diese Ausgabe hat er seine Reise nach Jordanien dokumentiert, die das dortige Goethe Institut der Band ermöglichte. Seine Eindrücke findet ihr ab Seite 78.

Aus der Redaktion Daniel: »Dahinten steht ganz viel Bier, und alle schreien hier nach Milch. Ja, sind wir nu ein Musikmagazin, oder was?« Wolfgang: »Hilfe, ich will jetzt einfach nur noch diese eine Seite schreiben und dann in Ruhe sterben.«

Der Gedanke, die Rubrik »Kochen mit« wiederzubeleben, schwirrte schon lange durch die Redaktionsräume – nun haben wir uns endlich getraut und uns in der Wohnung unseres Verlegers Matthias Hörstmann von Prinz Pi bekochen lassen. Chefredakteur Daniel assistierte und interviewte. Vielen Dank an dieser Stelle auch an Sermin Usta für Beistand und Organisation, Christoph Neumann für die geilen Fotos, Julie Rosskopf und Alexander Kurreck fürs Filmen. Die Story findet ihr auf Seite 82, das Video bald auf intro.de.

Sermin: »Tiefkühlpizza ist gar nicht so gesund, wie alle immer sagen.«

»Hallo Daniel, vom Cover (#188) ins Heft? Wieso nicht?« Mit diesen Worten begann die Mail von Kevin Goonewardena, mit der er sich als freier Autor bewarb. Nach kurzer Recherche war klar: Kevin war tatsächlich mal Intro-Coverboy! Besagte Ausgabe kündigte einen großen Relaunch an – mit einem exzessiven Partyfoto. Kevin wohnt in Hamburg, porträtiert für »Mit Vergnügen« Kiezcharaktere in seiner Kolumne »Absolute Giganten« und hat schon einige Haiyti-Konzerte auf dem Buckel. Er war die perfekte Wahl für unsere Titelstory. Und wenn es schon passt, dann auch richtig: Das damalige Coverfoto stammt von Bartosz Ludwinski, der jetzt auch Haiyti fotografierte.


Inhalt

#Intro

#Pop

Jahresrückblick: Mit Rechten reden, Lindners Wahlkampf, Abschied von »Girls«, Pop und

Hoffnung aus der Zukunft: Haiyti 44

diskriminierende Sprache und vieles mehr 10 Rau wie die Ostsee: Feine Sahne Fischfilet

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Durch das Jahr mit Laurie Penny

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Intro-Jahrescharts 34 Leserpoll 40

Die reinste Dummheit für John Maus

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Keine Einschränkung für: Hope 50 Sampa The Great: Zwischen vielen Stühlen 52 Fjørt: Keine Angst vor dem Endgegner 54 Noel Gallagher: Kontrollverlust 56 Mo Kenney: Wo es wehtut 58 Wer wir sind: Off Bloom und Neufundland 60

#Kultur Interview mit dem Team von »Dark« 62 Mark Hamill über »Star Wars: Die letzten Jedi« 66 Yony Leyser über »Queercore« 68 Y. Lanthimos über »Killing Of A Sacred Deer« 70 Neu auf DVD: »Colossal« und »Axolotl Overkill« 72 Neue Games: »Super Mario Odyssey« und »Wolfenstein II: The New Colossus« 74

#Life Reportage: Mit Golf in Jordanien 78 Popküche: Pulp Fiction 81 Kochen mit Prinz Pi

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#Style Modestrecke: La Boum 86

#Review Platten vor Gericht 94 Neue Platten 96

#Preview Intro empfiehlt 114 Impressum / Dein Intro 8

Kalender 116

Katz & Goldt / Demnächst 130

Festival-Vorschau 2018 120

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#Intro Dein Intro

DEIN INTRO Und wo warst du im Dezember/ Januar 2007/08? Intro #156

IMPRESSUM Verlag Intro GmbH & Co. KG, Oppenheimstraße 7, 50668 Köln Fon +49 221 949930, Fax +49 221 9499399 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Director Publishing & Projektleitung Intro Martin Lippert Director Brand & Media Cooperations David Winter Chefredakteur Daniel Koch (V.i.S.d.P.) Stellvertretender Chefredakteur Wolfgang Frömberg Artdirektor Holger Risse

Covergeschichte: Das Cover-Foto zeigt Ian Curtis bei

dem Versuch, eine Stange Kippen am Stück zu rauchen – tot war er zu diesem Zeitpunkt sowieso schon. Anlässlich von Anton Corbijns Biopic »Control« hat Intro ihn also posthum auf den Titel gehievt. Das Titelfoto stammt allerdings nicht von Corbijn, sondern von Mark Reeder, einem alten Freund von Curtis. Storys: Sigur Rós, Stuart Price, The Wombats, Feu Thérèse, Yeasayer, Die Türen Wichtige Alben: Kevin Devine »Put Your Ghost To Rest«, Bat For Lashes »Fur And Gold«, Eight Legs »Searching For A Simple Life«, Blumfeld »Nackter als nackt«, Jay-Z »American Gangster«, Mando Diao »Never Seen The Light Of Day«, Of Montreal »If He Is Protection Our Nation«, The Raveonettes »Lust Lust Lust«, Bratze »Kraft«, The Brunettes »Structure & Cosmetics«, Burial »Untrue«, The Wombats »Proudly Present ... A Guide To Love, Loss And Desperation« Platten vor Gericht: Sieger: Bat Fot Lashes – 7,8 / Letzter: Monster Magnet – 2,9 Besondere Vorkommnisse: Bei den Jahrescharts gewinnt in der Kategorie »Songs« Rihannas »Umbrella«, immerhin noch auf Platz 50 ist »Impossible« von den Shout Out Louds. Die »Alben« führen Tocotronic mit »Kapitulation« an, gerade noch reingeschafft haben es Múm mit »Go Go Smear The Poison Ivy«. Schlagzeile des Monats: »Klimakatastrophe« ist das Wort des Jahres, »Herdprämie« und »Raucherkneipe« belegen die Plätze 2 und 3 +++ Heath Ledger stirbt mit 28 Jahren +++

Stellvertretende Artdirektorin Frederike Wetzels Redaktion Chiara Baluch (#Style), Senta Best (Textchefin, #Life), Kristina Engel (Lektorat), Wolfgang Frömberg (#Kultur), Daniel Koch (#Pop), Christian Steinbrink (CvD, #Review), Sermin Usta, Frederike Wetzels (Foto) Live-Redaktion Henrike Schröder (Volontariat), Carsten Schumacher Layout Jörn C. Osenberg (osi) Online- & News-Redaktion (news@intro.de) Julia Brummert, Philip Fassing (Leitung Produktentwicklung), Bastian Küllenberg (Leitung Social Media) Terminredaktion termine@intro.de Texte Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Hannah Bahl, Benni Bender, Kristof Beuthner, Fionn Birr, Jan Bojaryn, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Dominik Bruns, Lukas Diestel, Valentin Erning, Lars Fleischmann, Lisa Forster, Nina Gierth, Kevin Goonewardena, Steffen Greiner, Claudius Grigat, Elisabeth Haefs, Henrik Hamelmann, Dirk Hartmann, Patrick Heidmann, André Hörmeyer, Ulf Imwiehe, Paula Irmschler, Sebastian Jegorow, Madleen Kamrath, Kerstin Kratochwill, Mario Lasar, Julia Maehner, Konstantin Maier, Jan Martens, Mathias Meis, Sarah Neuhaus, Katja Peglow, Verena Reygers, Henje Richter, Philipp Röttgers, Nils Schlechtriemen, Christian Schlodder, Simone Schlosser, Kira Schneider, Leonie Scholl, Michael Schütz, Silvia Silko, Christian Steigels, Till Stoppenhagen, Thorsten Streck, Gabriele Summen, Karola Szopinski, Klaas Tigchelaar, Tobias Tißen, Stephan Uersfeld, Nisaar Ulama, Oliver Uschmann, Annette Walter, Timo Weber, Liz Weidinger, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Marius Wurth, Louisa Zimmer Cover Foto: Bartosz Ludwinski, Collage: Holger Risse Illustrationen Alexandra Ruppert Fotos Tim Bruening, Brittany Carmichael, Carmen Catuti, Jonathan Heitkämpfer, John Yuyi, Bartosz Ludwinski, Christoph Neumann, James Perou, Wolfgang Petrasch, Lukas Senger, Max Slobodda, Nikita Teryoshin, Miriam Marlene Waldner und Pressebildfreigaben Personal & Organisation Rebecca Wast (Leitung), Svenja Bender PraktikantInnen Leonie Becker, Miriam Fendt, Vanessa Kolb, Marlien Rubner, Luca Schröder, Lukas Senger, Lena Zschirpe Vertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 9499341) Abo Svenja Bender (abo@intro.de) Brand & Media Cooperations Büro Köln Fon +49 221 94993-Durchwahl: David Winter (Leitung) -63 (Media & Marken & Digital), Martin Lippert -17 (Musik, Film, Marken), Josipa Balić -70, Sabrina Esser -33 (Marken & Media), Kathrin Marion Fischer -75 (Digital Sales), Geraldine Schleder -19 Büro Berlin Fon +49 30 4036705-Durchwahl: Sebastian F. Dudey -11 (Live Entertainment & Kleinanzeigen) Auftragsannahme & Administration Eva Sieger (Leitung) -14, Florian Schuster -16 Fax +49 221 9499388 Aktuelle Anzeigenpreisliste Mediadaten 2017 (Nr. 27 aus 11/2016) Download Mediaunterlagen hoerstmann.de/mediadaten Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900 Termine für Nr. 259 / Februar 2018: Redaktionsschluss: 03.01.2018;

Ob es nun einen Vinyl-Hype gibt, wie seit Jahren immer mal wieder verkündet wird, sei mal dahingestellt. Tatsache ist jedenfalls, dass Schallplatten sowohl in unserer Redaktion als auch bei der Leserschaft hoch im Kurs stehen. Die logische Entsprechung dazu ist unsere Online-Kolumne »Neue Rillen« von Bastian Küllenberg. Gibt’s regelmäßig auf intro.de!

Der Black Rebel Motorcycle Club ist zwar schon seit Ewigkeiten dabei, doch mit dem Album »Wrong Creatures« beweist die Band nun erneut, dass sie immer noch Rockmusik auf höchstem Niveau abliefern kann. Am 12. Januar erscheint das Album, im Februarheft gibt's das Interview dazu. Online gibt’s das Feature schon in der Releasewoche.

Termin- & Anzeigenschluss: 10.01.2018; Druckunterlagenschluss: 12.01.2018; Erscheinungstermin: 29.01.2018 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen Bezugsquellen erhältlich an ausgewählten Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos!


Kann ich auch bei schwachem Licht starke Fotos machen?

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#Pop #Jahresrückblick 2017

Max Slobodda und Nikita Teryoshin über ihr Foto zu »Road To Galia«: »Ein Braunkohlegegner in den Baumkronen des Hambacher Forst auf dem Weg zu seinem Baumhaus. Seit 2012 besetzen junge Aktivisten den Forst zwischen Köln und Aachen. Mit den Baumhäusern und ihrem Dorf ›Galia‹ wollen sie die Natur vor weiterer Rodung durch den Kohleabbau verhindern und sind quasi die einzige Garantie dafür, dass der uralte Wald nicht der aktuellen deutschen Energiepolitik zum Opfer fällt.«


#Pop #JahresrĂźckblick 2017

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#Jahresrückblick 2017 #Life

Ich will nicht …

Mit Rechten reden

#Life — Die Ergebnisse der Bundestagswahl und Auseinandersetzungen wie jene auf der Frankfurter Buchmesse machten »Mit Rechten reden« zum Buch der Stunde. Aber müssen wir wirklich mit Rechten reden? Oder doch lieber gegen? Oder mal so und mal so? Diese und andere Fragen stellte Daniel Koch sich selbst und Maximilian Steinbeis, der die Idee zum Buch hatte.


#Jahresrückblick 2017 #Life

E

s ist kein schönes Thema. Ich will mich eigentlich nicht damit befassen. Ich will nicht mit Rechten reden. Mein erster und ehrlichster Impuls ist immer noch, dass ich zuschlagen möchte, wenn ich jemanden höre, der zum Beispiel klagt, dass die Flüchtenden ja alles in den Hintern geschoben bekämen, während andere »von hier« darben. Ich möchte meterlange Facebook-Rants auskotzen, wenn beispielsweise ehemalige Klassenkameraden mal wieder völlig unreflektiert Meldungen der Website des Kopp Verlags oder der FakeNews-Schleuder Epoch Times teilen, die das bestätigen sollen. Um mich zu beruhigen, spiele ich gern die US-Version von »Wolfenstein II: The New Colossus« oder ich höre »Keine Argumente« von Egotronic, die Platte ist so etwas wie ein akustischer Faustschlag in rechte Fressen, den ich im richtigen Leben nicht loswerden kann. Überhaupt: das richtige Leben. Das ist in diesem Fall mein Problem. Denn da funktioniert mein klares Freund-Feind-Schema nicht so, wie ich es gern hätte. Allein in diesem Jahr fand ich mich ein halbes Dutzend Mal in Unterhaltungen wieder mit Menschen, die ich kenne, die ich manchmal gar schätze, denen ich zuvor nichts Böses unterstellt hätte – und die plötzlich harte rechte Argumente auf den Tisch packten. Weil sie diese im Internet aufgeschnappt hatten und irgendwie ansprechend fanden, weil sie sich in der Pose des Querulanten gefielen und gegen eine vermeintliche Elite andiskutieren wollten oder weil sie gewisse Ängste einfach zuerst und mit dem dicksten Pinselstrich

ausgemalt bei rechten Medien fanden. Ich war verstört, dass solche Ansichten schon den Weg in meinen näheren Verwandten- und Bekanntenkreis gefunden hatten, und stieg in jede mögliche Diskussion ein. In den meisten Fällen mit eher frustrierendem Ausgang, trotz stundenlanger Streitgespräche. Entweder hatte man sich in eine Patt-Situation manövriert, die oft noch mit einer etwas ekligen Verkumpelung einherging (»Hach, da ham wa uns aber mal gefetzt« plus Schulterklopfen), oder mir wurde meine Empörung als moralische Überheblichkeit ausgelegt, oder mein Gesprächsgegner sprang von einem Thema zum anderen, bis er eines gefunden hatte, bei dem ich mich weniger gut auskannte und argumentativ nicht mehr hinterherkam. »Nicht davonkommen lassen«

So landete ich bei »Mit Rechten reden – Ein Leitfaden«, das gerade von vielen als »Buch der Stunde« gepriesen, von ebenso vielen aber auch angefeindet wird, weil es thematisch, stilistisch und inhaltlich natürlich eine Menge Angriffsfläche bietet. Um die soll es an dieser Stelle aber nicht gehen. Denn der Kern des Buches, in dem das Diskussionsverhalten seziert und als »Sprachspiel« analysiert wird, war in der Tat sehr hilfreich für mich, weil ich meine Erfahrungen darin gespiegelt fand und mir dieses Wissen vielleicht helfen wird, in Zukunft besser gewappnet zu sein. Wenn ich schon MIT Rechten reden muss, will ich nämlich vor allem GEGEN Rechte reden – und dabei zumindest ihre Masche entlarven, wenn die Argumente nicht mehr durchdringen. Also traf ich mich mit dem Juristen, Blogger und Autoren Maximilian Steinbeis. Von ihm stammt die Idee zum Buch, das er mit dem Philosophen Daniel-Pascal Zorn und dem Autoren Per Leo umgesetzt hat. Steinbeis betreibt auch den verfassungsblog.de, hier blickt er aus Juristen-Perspektive auf politische Entwicklungen. Nach ­e iner Thread-Diskussion mit ­einem Identitären, den

8. – 15. AUGUST BUDAPEST www.szigetfestival.com Join the Love Revolution and let’s celebrate, so we can do something together for a better world!

FEIER DAS NEUE JAHR MIT EINER PRICKELNDEN SCHWEPPES PARTY! Um das Jahr gebührend abzuschließen, spendiert Schweppes eine Cocktail-Party mit einem privaten Barkeeper, der Drinks aus der Schweppes Cocktailkarte mixt – wie etwa den erfrischend-leichten Martini e Tonic mit Schweppes Indian Tonic Water. Und für die perfekte Vorbereitung schickt Schweppes schon vorab einen Kasten Schweppes Original Bitter Lemon zum Gewinner der Party nach Hause. Um an dem Gewinnspiel teilzunehmen, genügt eine E-Mail mit dem Betreff »prickelnde Schweppes Party« an verlosung@intro.de. Einsendeschluss ist der 15.12.2017.

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#Jahresrückblick 2017

Steinbeis gemeinsam mit Zorn an einen Punkt brachte, an dem dieser »explizit ratlos und ein wenig beeindruckt war«, dachten die beiden: »Daraus könnte man was machen.« Was er mit dem Buch erreichten wollte, erklärt Steinbeis mir so: »Ich will, dass man diese Leute nicht mehr damit davonkommen lässt, dass sie irgendwas dahinbehaupten und dann die immer gleiche Masche abziehen: Sie sagen was Skandalöses, um damit entweder eine Empörungsgeste zu provozieren oder den Versuch einer ideologiekritischen Entlarvung, was aber zweideutig genug ist, um hinterher die Empörungsgeste ihrerseits als Ausgrenzungs- oder Mundtotmachungsversuch skandalisieren zu können. Damit sparen sie sich selbst wunderbar einfach, für ihre anfängliche Behauptung die Verantwortung zu übernehmen. Wir nennen das im Buch das ›Arschloch-Opfer-Spiel‹.« Im Kreislauf zum Karneval

Das entscheidende Kapitel des Buches heißt »Auf der Windrose«. Es erläutert das Muster einer typischen Gesprächseskalation mit Rechten als »Rumgehüpfe oder Rumgerenne in einem Kreis«, das dazu führe, dass einem »die Rechten immer wegflutschen wie ein Stück Seife, wenn man mit ihnen über Inhalte reden will«. Steinbeis fasst das Konzept der Autoren so zusammen: »Statt ihre Behauptung zu begründen, stellen die Rechten immer neue Behauptungen auf. Wenn man darauf hinweist, fangen sie an, im Kreis zu springen. Die erste Position, auf die sie springen, ist der Skeptizismus: Niemand könne die Wahrheit wissen. Das widerspricht sich aber selbst: Wie kannst du das wissen, wenn die

Wahrheit niemand wissen kann? Dann springen sie zum nächsten Punkt, zum Relativismus: Das sei eben ihre gefühlte Wahrheit, jeder habe seine eigene Wahrheit, ich meine und sie ihre. Auch da landet man im Selbstwiderspruch: Wenn meine Behauptung und ihre sich ausschließen, können nicht beide gleichzeitig wahr sein. Von da aus springen sie auf den letzten Punkt und sagen: Ja, Widerspruch ist gut, wir umarmen den Widerspruch! Da kann man eigentlich nur noch drüber lachen. Das ist Karneval. Dieses Springen von Punkt zu Punkt haben wir in dem Buch als Kreisläufer beschrieben, und das ist ein Spiel, das man durchschauen und durchbrechen kann, indem man es explizit macht. Natürlich nicht mit 100 % Erfolgsgarantie, aber es hilft zumindest, aus diesem Gefühl der Hilflosigkeit und der Frustration herauszukommen.« Niemand muss mit Rechten reden

Um genau diesen Punkt geht es mir dabei ja auch. Und selbst wenn ich einen Teil der im Feuilleton und auch innerhalb unserer Redaktion vorgebrachten Kritik an »Mit Rechten reden« verstehe oder gar teile, ziehe ich vor allem mit diesen Erkenntnissen in die

nächste politische Diskussion im Bekanntenkreis. Und zur Kritik stellt Steinbeis noch einmal explizit klar, dass das Buch »natürlich kein Imperativ« sei, »im Sinne von: ›Jeder muss jetzt mit Rechten reden, und wir fordern alle dazu auf.‹ Im Gegenteil, das muss überhaupt niemand.« Vielmehr wolle man eine »Problembeschreibung und ein Strategieangebot« liefern. Und: »Der Titel ist auch nicht im sozialpädagogischen Sinn gemeint, so nach dem Motto: ›Hey, lass uns nur mal reden mit denen, dann verstehen wir uns bestimmt auch gleich voll gut.‹ Das Buch ist im streiterischen, kontroversen Sinn gedacht: Wir glauben, dass wir besser werden müssen im Streit mit den Rechten. Insofern hat dieser Appeasement-Vorwurf, der da von Links zum Teil erhoben wird, überhaupt keine Basis. Ganz bestimmt muss niemand mit Rechten reden, im Gegenteil gibt es eine Menge Situationen, wo wir entschieden der Meinung sind, dass ganz andere Dinge gefragt sind als ein Gespräch. Wo es um

Gewalt geht, wo es um Raumergreifung geht, beispielsweise.« Diese Unterscheidung sei am Ende noch mal hervorgestellt: Am Küchentisch mit Onkel Friedhelm, der gerne mal von Rechtsaußen schwadroniert, hilft das Wissen über dieses rechte »Sprachspiel«. In anderen Situationen und vor allem Regionen darf man nicht vergessen, dass die Auseinandersetzung längst eine recht handfeste ist. Und ich sehe es weiterhin als Auseinandersetzung, mit einem Gegner, der leider oft cleverer agiert, als man sich das wünscht – und damit manchmal auch Menschen auf seine Seite zu ziehen vermag, die man dort nicht vermuten würde. Und bevor mir jetzt einer vorwirft, zu verständnisvoll zu sein, sei hier noch mal mit schwungvollem Pathos klargestellt: Kein Fußbreit den Faschisten gilt natürlich weiterhin! Ihr wisst ja: Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch. Das war übrigens schon immer so, nur stinkt die braune Scheiße heute noch ein wenig kräftiger als sonst. Man entschuldige diesen ekelhaften Abschluss. Bleibt halt kein schönes Thema. — Per Leo, Maximilian Steinbeis, DanielPascal Zorn »Mit Rechten reden – Ein Leitfaden« (Klett-Cotta, 183 S., € 14)

The The Memes Memes of of 2017 2017

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Distracted Boyfriend Meme Darum geht’s: Das Stockfoto eines untreuen Mannes und seiner eifersüchtigen Distracted Boyfriend Meme Freundin wird in diversen Abwandlungen Darum geht’s: Das Stockfoto zum ultimativen Sinnbild der gelebteneines untreuen Mannes und seiner eifersüchtigen Distracted Boyfriend Meme Unvernunft. Freundin wird in diversen Abwandlungen Kategorie: Stockfoto Darum geht’s: Das Stockfoto eines zum ultimativen Sinnbild der gelebten Google-Treffer: 9.310.000 untreuen Mannes und seiner eifersüchtigen Unvernunft. WTF-Faktor: 07/10 Freundin wird in diversen Abwandlungen Kategorie: Stockfoto Shareability: 08/10 zum ultimativen Sinnbild der gelebten Google-Treffer: 9.310.000 Joker: 3.500 Retweets auf das Original Unvernunft. WTF-Faktor: 07/10 Kategorie: Shareability: 08/10Stockfoto Google-Treffer: 9.310.000 Joker: 3.500 Retweets auf das Original WTF-Faktor: 07/10 Shareability: 08/10 Joker: 3.500 Retweets auf das Original



#Jahresrückblick 2017 #Life

Christian Lindners Wahlkampf

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Mit Filter, ohne Aussage Es hat fünf Millionen Euro und die Berliner Agentur Heimat gebraucht, um aus Christian Lindner den Posterboy des Wahlkampfs 2017 zu machen. Mit Entschlossenheit, kernigem Dreitagebart und einem Gesicht, das die schnittigere Version eines Florian Silbereisen sein könnte, tut er auf den Plakaten Dinge, die vor Kompetenz nur so strotzen sollen: melancholisch nach unten schauen, sich die Jacke anziehen oder einen Stift halten. Dabei setzt die FDP auf Hipness gegen den Staub der eingerosteten Fat Cats der aktuellen Politiklandschaft. Frischer Wind mit freshem Lindner! Herausgekommen ist eine Kampagne, wie sie ein Instagram-Influencer nicht besser hätte machen können: mit Filter, ohne Inhalte. Klar wurde um den schicken Lindner auch ein bisschen Text drapiert – gehört sich ja so. Aber über die Diskussion, welche Schriftart dem FDP-Popstar am besten stehen würde, scheint man nicht hinausgekommen zu sein. Wir lernen: Schulden und

#Life — Die Bundestagswahl und ihre Folgen tauchen in unserem Rückblick gleich mehrmals auf und haben uns nachhaltig die Stimmung versaut. Aber bevor es hier schon wieder um Blaues, Braunes und Böses geht, gibt’s erst mal ein wenig seichte Unterhaltung: der Wahlkampf von Christian Lindner, freundlich lächelnd seziert von Silvia Silko. Verbrecher sind doof, Bildung und Sicherheit sind gut. Alle anderen Parteien sind auch doof, und wenn sie mal gute Ideen haben, dann sind diese ursprünglich von der FDP. Am Ende durften Lindner und seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen getreu ihrem KampagnenHashtag #denkenwirneu tatsächlich eine Neuerung feiern. Nach ihrer 2013er-Schlappe sind sie wieder im Bundestag vertreten, mit einem stattlichen Wahlergebnis von 10,7 %. Schöne Bilder ohne Aussage scheinen hierzulande zu wirken – ähnlich wie stumpfe Tweets in Amerika. Ein bisschen traurig macht einen das schon,

lässt aber auch darauf hoffen, dass sich die nächste SPDKampagne an Snapchat orientiert oder die der CDU an musical.ly – Martin Schulz als Waldfee oder Angela Merkel beim Singen von »I Will Survive« klingen Erfolg versprechend – jedem Politiker sein Medium. Ihren Höhepunkt erreicht die FDP-Kampagne übrigens mit dem Abdrucken des gesamten Wahlprogramms auf einem ihrer Plakate. Zu klein zum Lesen ergeben die Buchstaben lediglich ein nettes Muster. Bezeichnend, dass die zentrale Funktion des Programms nur Deko ist. Aber gut: Ihren Vorsitzenden setzt die FDP ja genauso ein. Und wer weiß: Vielleicht dürfen wir uns ja bald auf neue Wahlkampfmotive freuen, denn nach dem Jamaika-Aus durch Lindners Abgang ist zum Druck dieses Heftes gerade alles offen. Und mit »Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren« hat seine Agentur ihm ja schon gleich den ersten Wahlslogan in den Mund gelegt.


#Jahresrückblick #Pop #Jahrescharts #2017 #Pop 2017 PRESENTS

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Trans Europa Express

Europa

#Life — Es steht nicht gut um Europa: Ende 2016 kotzten wir alle über den Brexit, 2017 knirschten wir mit den Zähnen wegen schlimmer Gestalten wie Viktor Orbán und Jarosław Kaczyński, die Europa von innen zersägen wollen. Der Nebeneffekt: Auf einmal werden Sternenkranz und Europa-Bekenntnisse Pop-tauglich, weil die EU oftmals zu Unrecht einen schlechten Ruf genießt und man sich da ja mal positionieren könnte. Steffen Greiner hat die popkulturelle Credibility von Europa überprüft. Pop-Momente: Sonntags früh um sieben Uhr auf dem Melt, als die Sonne schon solide über dem See steht und das Dekmantel Soundsystem sein Set abschließt mit Kraftwerks »Europa Endlos« vom 1977er-Album »Trans Europa Express«. Mir wird zum ersten Mal seit Langem wieder bewusst, dass das auch eine Geste ist: ein niederländisches Duo, das in Deutschland eine nicht ungebrochene deutsche Europa-Hymne spielt, dass das – bei allem Mangel an Mythen Europas – doch eine voll und ganz ausreichende ist. Und Kraftwerk, Pioniere auch in diesem Fall: Eleganz und Dekadenz, wie schön dieses Lied Europa zusammenfasst, schöner, als Frieden und Vielfalt es je könnten. Und sei das noch tausendfach der schmutzigen Ausbeutung in Kolonien, der menschenverachtenden Abschottung geschuldet: Das sind wir, look at us. Look at us, das war im Jahr 2017 die Haltung, die Pop zur EU einnahm. Keine unkritische, aber eine nach Brexit, Trump und Rechtsruck bewusste, das Pop-Äquivalent zur Wahl von Macron in Frankreich. Vielleicht nicht geil, aber bitter notwendig. »Man muss europafreundlich sein, um heute überhaupt politisch handlungsfähig zu sein«, sagte etwa Moritz Reichelt von den ehemaligen NDW-Dadaisten Der Plan. Das Cover ihres neuen Albums »Unkapitulierbar« zeigt eine Umgestaltung des Gemäldes »Die Freiheit führt das Volk« von Delacroix, bloß, dass über den revolutionären Leichenbergen hier nicht die Trikolore weht, sondern der europäische Sternenkranz. Fahnen sind in ihrer wiedererkennbaren Simplizität natürlich prädestinierte Pop-Motive, und entsprechend oft machte sie sich der Parasit Pop augenzwinkernd und verdreht zu eigen. Gegenüber Union Jack (Punk) und Star

Sprangled Banner (Woodstock) fiel die EU-Flagge bislang allerdings eher durch. In der Mode änderte sich das dieses Jahr: Zwar wagten schon in den letzten Jahren immer wieder einzelne Labels den Flirt mit den Sternen – in den Stücken von Études wurden etwa Jay Z und Wolfgang Tillmans gesehen –, nun aber wurde der Europa-Look alltagstauglich. Im März setzte die Berliner Galerie König mit einem himmelblauen Hoodie ein Statement: »EUinfy« nennt sich der Kapuzenpulli mit den kreisförmig angeordneten Sternen (und einer Brexit-Lücke) auf der Brust. Alternative: Vetements’ SupersizeHoodie für 850 Euro. Den schönsten, weil völlig unerwarteten Auftritt aber hatte das Symbol im Video »OK Cool« von Yung Hurn. Der Wiener Cloudrapmeets-Amphetamin-Schlagerstar sprechsingt da im schicken EUMotiv-Shirt, dass er mit allem irgendwie okay gehe. Eleganz und Dekadenz: Europa endlos!

TICKETS UNTER: FKPSCORPIO.COM & EVENTIM.DE SERVICE-HOTLINE: 01806-853 653 (0,20 € / Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 € / Anruf)


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#Jahresrückblick 2017 #Life #Pop

Brittany Carmichael über ihr Foto vom »Women’s March«: »Als ich von dem Marsch hörte, war für mich klar, dass ich als Frau und als Fotografin dort hingehen musste, um ihn zu dokumentieren. Ich wusste nicht, was mich erwartet. Am Ende kamen eine halbe Millionen Menschen: Es war die größte Demonstration in der amerikanischen Geschichte seit Langem. Es fühlte sich nicht nur so an, als würden wir uns die Straße erobern – es war, als hätten wir die gesamte Stadt übernommen.«


#KOS

I

Geschichte handelt von einer Frau, die scheinbar auf nichts anderes gewartet hat, als auf sein Zeichen hin zu reagieren. Zeigt der Erfolg dieser beiden Songs wirklich, dass genau diese Rollenverteilung bei der »Anbahnung« die Wunschvorstellung aller Geschlechter ist? Hoffentlich nicht. Wahrscheinlich ist es eher eine Mischung aus Glück und der typischen, vollkommen ambitionslosen Erfolgsformel für Hits, die bei diesen beiden Songs griff: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren ein urlaubssehnsüchtiges Sound-Gewand, ein MidtempoRhythmus, der auch noch den steifsten Tänzer einbezieht, und der Verzicht auf jede Schräge und Kante. Außerdem gab es nur wenige Konkurrenzlieder, die ähnliche Ingredienzien mitbrachten. Eine Erklärung, so einfach wie langweilig, die aber die »Faszination« dieser Songs und den entsprechenden Nerv-Faktor höchstens halb verdeutlicht. Zeitgemäßer wäre es in jedem Fall gewesen, das Thema von Falcos »Jeanny« erneut hervorzuholen. Dessen damalige Zeilen wie »Du hast gesagt: ›Mach mich nicht an.‹ Aber du warst durchschaut, Augen sagen mehr als Worte. Du brauchst mich doch, hm? Alle wissen, dass wir zusammen sind ab heute« sind den Erotik-Fantasien heutiger Pop-Texter ja zumindest nicht unähnlich. Hilfe!

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Stausee Rabenstein, Chemnitz

#KOSMONAUT18

ch will, dass du meinem Mund deine Lieblingsstellen zeigst. Lass mich deine gefährlichen Zonen überschreiten, bis du schreist und deinen Nachnamen vergisst« – das sind Zeilen eines Songs, die durchaus aus einem Nachfolger von Falcos Missbrauchshymne »Jeanny« stammen könnten. Tatsächlich sind sie aber aus einem Sommerhit, der so sehr Sommerhit war wie schon seit Jahren kein Song mehr: »Despacito« von Luis Fonsi und dem Rapper Daddy Yankee. Übersetzt heißt der Titel »Langsam«, das meint aber nicht viel mehr als eine kalkulierte Annäherungsstrategie des Texters an eine Herzensdame. Was die wohl davon hält? Während wir uns längst daran gewöhnt haben, dass es in Texten von Pop-Hits aus Mittel- und Südamerika oft deftig zugeht, ist es eher überraschend, dass der fahle Ed Sheeran mittlerweile offenbar eine ähnliche Strategie fährt: Auch in »Shape Of You«, neben »Despacito« der bei Weitem erfolgreichste Single-Hit des Jahres, geht es um die unmissverständliche Annäherung an eine Frau. »Girl, you know I want your love. Your love was handmade for somebody like me. Come on now, follow my lead. I may be crazy, don’t mind me« – natürlich geht Sheeran bei seinem »Flirt« etwas sachter vor, ist dabei aber nicht weniger zielstrebig. Auch seine

UT18

#Pop — Mit Ed Sheerans »Shape Of You« und »Despacito« von Luis Fonsi nahmen 2017 zwei inhaltlich ähnliche Songs den Platz 1 der SingleCharts für ganze acht Monate ein. Christian Steinbrink hat sie sich noch einmal angehört.

MONA

Soundtrack für Stelzböcke »Despacito« und »Shape of You«

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#Jahresrückblick 2017 #Pop

Feine Sahne Fischfilet

#Pop — Feine Sahne Fischfilet stehen seit jeher für Musik mit Haltung, die mitunter so rau ist wie die Ostsee im Dezember. In selbige sprang Christian Schlodder mit Monchi, Max und Olaf beim Interview in Warnemünde. Dazwischen sprachen sie über das im Januar erscheinende Album »Sturm & Dreck« und die vergangenen anderthalb Jahre, in denen die Band im Gegensatz zu vielen anderen gegen Rechts nicht nur redete, sondern oft einfach auch mal machte. Das Jahr geht langsam zu Ende, euer Album steht in den Startlöchern. Seid ihr aufgeregt? Olaf: Jetzt geht alles Schlag auf

Schlag. Und klar ist man aufgeregt, vor allem, was die Leute sagen. Monchi: Es ist einfach geil, dass es wieder losgeht. Und die Stimmung jetzt ist auf jeden Fall besser als vor dem letzten Album. Was war damals anders? Max: Vor drei, vier Jahren gab es

diesen Punkt, an dem wir echte Reibungspunkte hatten. Monchi: Das war die Zeit, in der wir hammerviel unterwegs waren, 43 Wochen am Stück, dann ein neues Album und dann wieder auf Tour. Da geht man sich auch mal auf den Sack. Jeder von uns hat eben seinen Spleen. Max: Mittlerweile kennen wir uns ganz gut und wissen, welche Freiräume wir uns lassen müssen. Monchi: Das ist wie ‘ne Beziehung. Max: Wie sechs Beziehungen. Olaf: Das ist es wirklich. Wenn es richtig Stress gab, hat sich das auch angefühlt wie Liebeskummer. Ich hatte da auch oft Bauchschmerzen. Monchi: Das ist normal. Reibung erzeugt Feuer. Musstest ihr euch auch anders organisieren? Monchi: Für uns sind wir mittler-

weile schon gut organisiert, für andere sind wir in dem Punkt wohl ’n Witz. Wir reden gerade davon, dass wir nach zehn Jahren den ersten Proberaum haben. Für unser Theaterstück in Rostock haben wir unsere Lieder in ’nem

Keller geprobt, in den andere Bands keinen Fuß setzen wollten, weil es da schimmelt. Max: Auch vor Rock am Ring haben wir die Setlist in ‘nem kleinen Keller einstudiert, den wir nach zwei Stunden für ’ne Chorprobe räumen mussten. Wie besonders ist es vor diesem Kontrast, vor so vielen Leuten wie bei Rock am Ring aufzutreten? Olaf: Man entwickelt schon ein

Bewusstsein, dass man vor vielen Leuten spielt und nicht mehr vor zehn besoffenen Punks. Das heißt für mich, dass ich nicht mehr unbedingt ‘nen Kasten Bier vorm Auftritt saufen muss. Monchi: Im Bereich des Möglichen bleibt es trotzdem. Olaf: Klar, vielleicht hab ich mich damit auch zu weit ausm Fenster gelehnt. Es kann noch genauso räudig werden wie damals. Vielleicht sogar noch schlimmer. Trotz des einen oder anderen Exzesses, der euch nachgesagt wird, musstest ihr bisher erst ein Konzert absagen. Monchi: Das lag aber auch eher

an einem Fall in unserem Umfeld als an uns. Wenn von uns mal einer auf die Idee kommen sollte, ein Konzert wegen irgendwelcher Wehwehchen nicht spielen zu wollen, dann lass ich mir ‘nen Attest zeigen. Max: Als wir in Berlin in der Köpi gespielt haben, hat Christoph in der Nacht zuvor ganz komisch auf seiner Hand geschlafen. Die war dann steif. Wir haben das erst nicht ernst genommen und sind dann nachmittags ins Krankenhaus – nachdem wir auf ’ner Demo waren. Olaf: Wir haben seine Hand dann mit Gaffa festgetapet, damit er das Konzert durchspielen konnte. Und das hat er ja auch geschafft. Monchi: Bei unserem Konzert in Köln kam ich gerade frisch aus Nepal zurück – und hab echt nur Blut geschissen. Auf der Bühne


#Jahresrückblick 2017 #Pop

stand dann ein Notfalleimer – und wir haben durchgezogen. Da sind wir dann doch sehr anarchisch. Max: Es muss also schon einiges passieren, bis wir ein Konzert absagen. »Sturm & Dreck« kommt im Gegensatz zu euren anderen Alben der Energie eurer Liveauftritte näher. Was habt ihr anders gemacht? Monchi: Wir sind ’ne geile Live-

Band, weil wir richtig Bock drauf haben. Doch das kam auf unseren Alben nie richtig rüber. Da musste einfach mal mehr gehen. Max: Wir haben bei dem Album aus der Hüfte geschossen und nicht viel hin und her überlegt. Es sollte geradeaus gehen, da waren wir uns einig. Den Moment einfangen und los. Olaf: Live ist unsere Stärke, das wissen wir alle. Das wollten wir auf die Platte bringen. Da hätte mehr Zeit nur dazu geführt, dass man alles zerdenkt. Monchi: Ich bin der Typ in der Band, der am wenigsten Ahnung von Musik hat. Aber ich hol mir auf das Album echt einen runter. Ich bin wirklich stolz drauf.

Monchi: Politisch und gesell-

Mit »Suruç« findet sich zudem ein sehr eindringlicher Song über den Anschlag 2015 in der türkischen Stadt. Du warst dabei, Monchi. Wie lief die Zeit danach für dich? Monchi: Kurz zuvor haben wir

beim Deichbrand gespielt, und zwei Tage später stehe ich in Suruç, an der türkisch-syrischen Grenze, um Spenden für Kobane zu übergeben. Wir waren in der Stadt an dem Ort verabredet, wo das Selbstmordattentat stattgefunden hat. Das war reiner Wahnsinn. Fünf Minuten früher, und wir wären mittendrin gewesen. Noch 38 Stunden vorher steht man auf einer Bühne, ist bretterhart und wird im Kofferraum nach Hause gefahren, und auf einmal entgeht man wegen fünf Minuten einem Selbstmordattentat und steht zwischen 31 Leichen. Dann bist du hier zurück, fährst aufs nächste Konzert, hörst den Leuten dort bei ihren scheinbaren Von dir, Monchi, ist auch viel Problemen zu und denkst: Gott, Persönliches eingeflossen. das ist alles doch überhaupt nicht Monchi: Ein Album schreiben ist ja wichtig. wie Tagebuch führen. Diese zwölf Trotz all dieser Erfahrungen Tracks sind persönliche Geschichund der aktuellen politischen ten von uns. Sachen, die wir erEntwicklungen auch hierzulanlebt haben. »Niemand wie ihr« de guckt nicht nur das Album, zum Beispiel handelt von meinen sondern auch ihr immer positiv Eltern. Es war das Persönlichste nach vorne. Fällt euch das in Zeiund Krasseste, was ich jemals geten wie diesen noch leicht? schrieben hab.

schaftlich läuft es ja nicht erst seit zwei, drei Jahren scheiße. Deshalb ist es wichtig, zu zeigen, dass es überall geile Leute gibt, die geile Aktionen auf die Beine stellen. Das ist das Gefühl, das wir auf »Sturm & Dreck« ausdrücken wollen: Klar ist vieles scheiße, aber man kann trotzdem was reißen. Erhobenen Hauptes nach vorne, weiter geht’s! Werdet ihr auch in Zukunft verstärkt Projekte in Meck-Pomm verfolgen wie die »Noch nicht komplett im Arsch«-Tour? Monchi: Hier leb ich, hier fühl ich

mich wohl. Für mich ist das die logische Konsequenz, dass man da was reißt, wo man herkommt. Ein Konzert, ein Festival irgendwo auf

dem Land aufzuziehen, wo nichts ist, niente, das ist doch geil. Dass man in Dörfer geht, die Vereine vor Ort, den Sportverein, die Feuerwehr, wen auch immer mit ins Boot holt und erklärt, warum es scheiße ist, Thor Steinar zu tragen, das bewegt was bei den Leuten im Kopf. Und das ist wichtig! Max: Es wär einfacher, sich in gemachte Nester zu setzen. Doch das wollen wir nicht. Wir bauen sie einfach selbst. — Feine Sahne Fischfilet »Sturm & Dreck« (Audiolith / Broken Silence / VÖ 12.01.18) — Auf Tour vom 01.02. bis 23.03.

The The Memes Memes of of 2017 2017

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#Jahresrückblick 2017 #Pop

Pop und diskriminierende Sprache

#Pop — Von »Bitch« (Von Wegen Lisbeth) über »Nutte« (Faber) bis »Hure« (Kraftklub) – selten waren im deutschsprachigen Pop so viele diskriminierende Worte zu hören wie in diesem Jahr. Carina Hartmann ärgert das. Und auch dazugehörige Aussagen wie: »Du musst das im Kontext sehen – das Ironische herauslesen.« Nö. Muss sie nicht. or vier Monaten hörte ich das erste Mal diese eine Platte, die mir seither wenig Ruhe lässt: das Debüt von Faber. Hinter Faber steckt Julian Pollina, 23 Jahre, Züricher mit sizilianischen Wurzeln. Nach zwei EPs veröffentlichte er im Juli sein Debüt »Sei ein Faber im Wind«. »Was für ein beschissenes Wortspiel«, dachte ich mir. »Was für ein ironischer, sprachgewaltiger Typ«, fand das Feuilleton. Und da das Feuilleton für gewöhnlich etwas schlauer ist als ich, tat ich, was ich tun musste: Ich glaubte ihm. Auch

Intro hatte Faber auf dem Cover und schickte eine Autorin zum Interview. Auch sie sprach ihn auf seine Wortwahl an. Nun hockte ich also eines Sonntagnachmittags in meinem Zimmer und gab dem Album eine

Chance: Es ertönte ein intelligenter junger Mann, der wie ein ziemlich unreflektierter, verzweifelter alter Mann klang. Fabers Songtexte fügten sich wunderbar in das

Kneipengespräch dreier Besoffener ein, das ich in der Nacht zuvor am Tisch nebenan gehört hatte – morgens um fünf ging es um den Club, in dem man wieder keine abbekommen, aber ziemlich Bock auf alle hatte. Oder kurz und knapp: Pfui. In diesem Kontext hörte ich also das Lied »Wem du’s heute kannst besorgen«, das folgende Worte enthält: »Bist zwar nicht schlauer als ein Schaf aber scharf. […] Kann ich bitte deine Tits sehen? […]« Es folgten einige Zeilen über Ärsche und Beine und schließlich der Song »Sei ein Faber im Wind«, in dem es heißt: »Warum, du Nutte, träumst du nicht von mir?« Lustig sollte das sein, was Faber da singt, doch ich konnte nicht lachen. Weil er sich weder in seinen Songs noch

in Interviews die Mühe gibt, zu erklären geschweige denn Gendernormen aufzubrechen. Ernst will er das mit den Brüsten und der Nutte dennoch nicht meinen. Ich war trotzdem wütend. Darüber, dass es nicht um Frauen, sondern um ihren Körper geht; dass der Intellekt einer Frau mit dem eines Schafes verglichen wird; dass ihre fehlende Zuneigung zu seiner Rechtfertigung wird, Worte wie Nutte zu benutzen, und das Ganze hinterher als »Wir fluchen doch alle mal« oder Rollenprosa ausgegeben wird. Ein Freund, der sonst immer die Feminismus-Fahne hochhält, lachte, als ich ihm von meiner Wut erzählte. Und lachte vor allem über mich. Meine Reaktion konnte er nicht nachvollziehen. Aus seiner Sicht seien Sprache, Musik und Gestus derart überzogen, dass man die Worte gar nicht ernst nehmen könne. Vielmehr fehle mir die ironische Lesart. Ich stand mit meiner Kritik also ziemlich allein da. Um nicht zu sagen: ziemlich doof. Und vor allem unlustig. Situationen wie diese begegneten mir in diesem Jahr oft – beispielsweise in Bezug auf Kraftklubs »Dein Lied«. Im Song wird die Ex des sogenannten lyrischen Ichs zur »Hure«, weil sie mit einem anderen Mann geschlafen hat. Im Netz entfachte sofort eine heftige Diskussion. Während das Kaput Magazin von


WIZ ARD PROMOTIONS PRESENTS #Jahresrückblick #2017 #Pop

»Slutshaming« sprach, zelebrierte Die Zeit die Remaskulinisierung des in harmonischer Belanglosigkeit verseichteten deutschen Pop. Die Welt ging noch weiter und ermahnte Leute wie mich böse, linke Feministin, doch mal den Kontext zu sehen. Fragt sich nur: Welchen Kontext soll ich sehen bei einem lupenrein strukturierten Pop-Song mit frauenfeindlichen Zeilen, die hasserfüllt, pathetisch, ohne satirischen Bruch vorgesungen werden und dadurch zum Mitgrölen einladen? Die Band selbst berief sich auf ihre »Rollenprosa«, hatte das alles nicht so gemeint und kam nicht umhin zu betonen, dass sich bei Rappern auch niemand über solche Worte aufregen würde. Komisch, denke ich mir – ist das so? Dass deutscher HipHop ein Sexismus-Problem hat, ist ein Fakt, der innerhalb der Szene in diesem Jahr viel diskutiert wurde – und trotzdem hört man in Tracks von Kollegah, MC Bomber und 187 Straßenbande, dass die das wenig stört . Kein entlastendes Argument also. Zur gleichen Zeit unterläuft sexistisches RapVokabular immer unbemerkter die »Sollte man nicht mitsingen«Hemmschwelle. Weil catchy HipHop der Pop der Stunde ist, nie waren mehr deutschsprachige Rapper in den Charts vertreten als 2017. Wenn Cro auf »tru.« über slicke Beats von »Bitches« und »Schlampen« singt und RIN es auf »Eros« völlig okay findet, dass er beim Koitus absichtlich auf das Kondom verzichtet und »Baby« »Arrête« schreit, das alles aber so poppig klingt, dass die Songs einem im Supermarkt

unbemerkt entgegendudeln und man mitpfeift, während man den Konsum-Durst stillt, ja, dann wird es echt übel. Und mir persönlich ist es dabei auch relativ egal, ob mir das Sexistische vorgesäuselt, gebrummt oder gerappt wird. Natürlich konnte ich den Vorwurf der Ironie-befreiten Lesart nicht auf mir sitzen lassen. Damals wusste ich nicht, warum. Heute weiß ich es. Ich finde Selbstironie spitze, aber sie funktioniert eben nur so lange, wie ich den Witz auch über mich machen kann. Dass ich mich nicht selbst als »Hure« oder »Nutte« bezeichne und dabei lache, versteht sich von selbst. »Dann musst du das mit Distanz betrachten«, höre ich meinen Kumpel sagen. Würde bedeuten, ich muss die männliche Sicht einnehmen und schaffe Distanz zum weiblichen Geschlecht. Dann, aber auch nur dann kann ich lachen – allerdings aus einer hegemonialen Sicht, die ich ziemlich ekelhaft finde. Schließlich lache ich auch nicht, wenn es um Minderheiten geht, denen ich nicht angehöre. Solche Lieder laufen nicht im Supermarkt. Warum? Weil sie politisch inkorrekt sind.

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9.4 . MÜNCHEN · 10.4 . KÖLN 11.4 . BERLIN · 12.4 . H A MBURG

7.2. HAMBURG 8.2. BERLIN

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25.2. KÖLN · 26.2. HAMBURG 27.2. BERLIN GERMANY FEBRUAR 2018 5.2. BERLIN · 6.2. HAMBURG 7.2. KÖLN · 8.2. FRANKFURT 9.2. MÜNCHEN Infos unter www.wizpro.com · Tickets:

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#Jahresrückblick 2017 #Life

Laurie Penny im Gespräch

T-Shirts als Einstiegsdroge


#Jahresrückblick 2017 #Life

#Life — 2017 war ein schreckliches und gleichzeitig auch ein gutes Jahr für den Feminismus. In ihrem aktuellen Buch »Bitch Doktrin« beschäftigt sich die Journalistin und Autorin Laurie Penny mit einigen der aktuellen Themen. Julia Brummert blickt mit ihr auf Feminismus als Modetrend, die »Women’s Marches« und den Weinstein-Skandal zurück.

2017 druckten zig Modelabels feministische Parolen auf Shirts. Wieso tragen immer mehr Leute »The Future Is Female«-Shirts, während viele andere Angst vor Feminismus haben?

Mädchen und Frauen bekommen von klein auf erklärt, dass es ihre Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass sich die Männer in ihrem Umfeld wohlfühlen. Was ist also das Schlimmste, was ihnen passieren kann? Eine Person zu sein, die Männer wütend macht. Viele glauben, dass Feminismus gleichzustellen ist mit dem Hass auf Männer. Es gibt das Risiko, dass diese Shirts für Kleiderketten wie H&M die feministische Botschaft verwässern. Dennoch ist es gut, dass der Begriff Einzug in die Popkultur hält. Ein paar dieser Dinge können als Einstiegsdroge funktionieren: »Hey, willst du ein bisschen Feminismus probieren? Wir hätten da ein T-Shirt!« Natürlich hilft das den Arbeiterinnen und Arbeitern nicht weiter, die solche Shirts bei mieser Bezahlung herstellen.

Siehst du einen Weg, wie wir alle besser zusammenarbeiten könnten?

Feministinnen haben sich immer gestritten. Es gehört zu den Dingen, die wir am allerliebsten tun! Und trotzdem haben wir einiges erreicht. Bei den »Women’s Marches« im Januar konnten wir einige Unterschiede beiseiteräumen. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass sie existieren, wir können das nicht ignorieren. Solange wir es schaffen, uns zusammenzuraufen, komme ich damit klar. Ich bin nur besorgt, dass wir zu viel Zeit darauf verschwenden, uns innerhalb der Bewegung vom vermeintlich richtigen Feminismus überzeugen zu wollen.

Donald Trumps Wahlsieg 2016 ist Thema der ersten Kapitel in deinem Buch. Was hast du gedacht, als du die Ergebnisse gesehen hast?

Panik. Dabei hatten mir viele women of color gesagt, dass das passieren würde. Ich habe die darauffolgenden zwei Wochen in einer Art Loch verbracht und Dieses immerwährende Aufbäu- die Einleitung für mein Buch ummen des Feminismus wird gern geschrieben. Sie ist an drei sehr als »Welle« bezeichnet, aktuell schmerzvollen Tagen entstanden. befinden wir uns demnach in der »vierten Welle«. In »Bitch Doktrin« schreibst du, dass dir der Begriff nicht gefällt. Wieso?

Feminismus ist größer als ein paar Wellen. Er ist eine kulturelle Macht, die fundamentale Veränderungen mit sich bringt. Es gibt keinen klaren Schnitt. Mag sein, dass es politische Erfahrungen gibt, die alle Mitglieder einer »Welle« teilen. Wenn man sich die »zweite Welle« in den 1970ern anschaut, sieht man aber, dass es untereinander große Differenzen gab. Die gibt es bis heute.

Als man dachte, dass es schlimmer nicht mehr geht, kamen der Weinstein-Skandal – und daraufhin immer mehr Geschichten ans Licht, Stichwort #MeToo. Wie hast du die Entwicklungen erlebt?

Ich war überrascht, welches Ausmaß seine Taten haben, aber nicht darüber, dass es überhaupt passiert ist. Wir alle haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Wie viele andere Frauen habe ich die letzten Wochen sehr viel Zeit damit verbracht, mit Männern über den Fall zu sprechen. Das ist mein Job. Ich werde dafür bezahlt, über Feminismus zu reden, und ich bin immer offen, das auch zu tun. Für mich ist das Forschung. Wenn meine Freundinnen müde sind, sage ich immer: »Wenn du einen Mann

hast, der wütend oder traurig ist, schnell zu spüren bekommen, und und du selbst hast was anderes zu das war innerhalb eines Freundestun – schick ihn zu mir.« kreises, nicht bei der Arbeit. Es kommt immer wieder die Frage auf: Wieso hat niemand früher etwas gesagt?

Ein Beispiel: Als ich 19 war, wurde ich vergewaltigt. Als ich es meinem Freundeskreis erzählte, hat mir niemand geglaubt. Ich war sehr jung, hatte zuvor kaum Erfahrung mit Sex. Ich habe eine Geschlechtskrankheit davon bekommen, und alle meine Freundinnen und Freunde bezeichneten mich als Lügnerin. Es war grauenhaft. In den vergangenen Tagen habe ich ein paar Nachrichten an die »Freundinnen« von damals geschickt: »Übrigens ...« Im Laufe des Jahres haben sich aber auch ein paar gemeldet und um Verzeihung gebeten. Damals war es für mich selbstverständlich, zu erzählen, was passiert war. Allerdings habe ich nie von Vergewaltigung gesprochen, ich habe eher so etwas gesagt wie »Ich wollte nicht« oder »Es war eine schlimme Sache«. Die Konsequenzen habe ich sehr

Weinstein, Spacey – ihnen allen tut es schrecklich leid, und sie begeben sich in Therapie. Was sagst du zu den öffentlichen Entschuldigungen der Täter?

Vielleicht hätte es ihnen geholfen, schon vor 30 Jahren in Therapie zu gehen. Sie mussten wirklich all diese Dinge tun, um zu begreifen, dass etwas nicht stimmt? Psychische Erkrankungen sind keine Entschuldigung dafür, Menschen zu missbrauchen. Vielleicht sind sie ein Grund, aber keine Entschuldigung. In der Regel sind Menschen mit psychischen Erkrankungen eher in Gefahr, Opfer zu werden. Ich glaube ja, dass »toxic masculinity« – wie Jack Urwin eine gefährliche Interpretation von Männlichkeit nennt, bei der Ideale wie Stärke und Mut mit Gewalt verwechselt werden – Männer verrückt macht. Wenn es so ist, dann sollten wir viel mehr Therapeuten auf Streife schicken. Einen in jede Schule. Einen in jedes Zuhause. Bis sich das erledigt hat. — Laurie Penny »Bitch Doktrin – Gender, Macht und Sehnsucht« (Edition Nautilus; 320 S.; € 18)

Thrash Doves Darum geht’s: Ein animiertes FacebookEmoji, das eine grotesk karikierte Taube Thrash Doves zeigt und vor allem im asiatischen Raum eine Darum geht’s: Ein animiertes Facebookverblüffende Spam-Epidemie ausgelöst hat. Emoji, das eine grotesk karikierte Taube Thrash Doves Kategorie: Emoji zeigt und vor allem im asiatischen Raum eine Google-Treffer: 500.000 Darum geht’s: Ein animiertes Facebookverblüffende Spam-Epidemie ausgelöst hat. WTF-Faktor: 07/10 Emoji, das eine grotesk karikierte Taube Kategorie: Emoji Shareability: 01/10 zeigt und500.000 vor allem im asiatischen Raum eine Google-Treffer: Joker: 3.700.000 Views auf Spam-Epidemie das schuldige ausgelöst hat. verblüffende WTF-Faktor: 07/10 Musikvideo Kategorie: Shareability: 01/10Emoji Google-Treffer: Joker: 3.700.000 Views 500.000 auf das schuldige WTF-Faktor: 07/10 Musikvideo Shareability: 01/10 Joker: 3.700.000 Views auf das schuldige Musikvideo

The The Memes Memes of of 2017 2017

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#Jahresrückblick 2017 #Style

Das Comeback der Modesünden

Wie ein boom , Boomerang

#Style — Bauchtaschen hier, Plateauschuhe da. Man könnte meinen, 2017 hat sich eine Zeitschleife geöffnet, die uns (ungeliebte) Trends aus der Vergangenheit ins Jetzt spuckt und wieder als cool verkauft. Die einen nennen es Comeback, die anderen Schnee von gestern. Eine kleine Retrospektive von Chiara Baluch über den Ramsch von damals, der zum Trend von heute wird. Anfang des Jahres überrascht Louis Vuitton, als das Label seine Models mit Supreme-Bauchtaschen über den Laufsteg schickt. Diagonal über die Brust getragen, hatten wir diesen Trend eigentlich in die hinterste Ecke unseres Kleiderschranks verbannt, gleich neben die hüfttiefen Miss-Sixty-Jeans, bei denen der Reißverschluss auf gleicher Höhe wie das Arschgeweih platziert war. Was Anfang der 2000er »der Shit« war, wurde in den letzten Jahren eher von pubertierenden Schülern getragen, die sich freitagabends zum Rumlungern auf dem Aldi-Parkplatz treffen. Auch wenn so ein modisches Revival nicht zum ersten Mal vorkommt: Man wundert sich doch immer wieder aufs Neue, wie Fundstücke, die sich schon längst als absolute Modesünde beschimpft sahen, zu dem Trendteil der Saison avancieren können. Zwischen Proll und Prada liegt manchmal eben nur der Schnappverschluss unserer Eastpack-Doggy-Bag. Natürlich ist das sehr praktisch, wenn man sein Handy, die Schlüssel (seinen guten Geschmack) wie ein Känguru

vor sich her tragen kann. Wenn wir schon in der Zeit zurückreisen, dann bitte so, dass es jeder sehen kann! Aber wir bleiben standhaft (sagen sie in ihrem jugendlichen Leichtsinn, während sie mit gesenkten Köpfen und vollen Taschen aus dem nächsten Urban Outfitters schlurfen). Apropos Schlurfen: Hatten wir uns nicht eigentlich geschworen, nie wieder Plateauschuhe zu tragen? Da sind Trendsetterinnen wie Rihanna wohl anderer Meinung. In Ihrer Kooperation mit Puma können die Sohlen nämlich gar nicht hoch genug sein. Da hat die gute Riri wohl ganze Arbeit geleistet, uns vor dem Vorsatz zu bewahren, nie wieder gefühlte zehn Kilo Blei unter den Füßen zu tragen. Und fragt man ihre BFFs Gigi und Bella Hadid, trägt man jetzt auch wieder bauchfreie Tops zu Camouflage-Baggy-Pants. Destiny’s Child haben angerufen, sie wollen ihre »Survivor«-Outfits zurück! Wie

können wir diese Trend-Revivals nur überleben? Das nennt man dann wohl Galgenhumor. Aber befindet sich nicht die gesamte Modewelt in einer immer wiederkehrenden Zeitschleife, in der Trends getragen, aussortiert und später erneut gefeiert werden? Alle Modesünden kommen – um aus gegebenem Anlass Blümchen zu zitieren – wie ein boom, boom, boom, boom, Boomerang immer wieder bei uns an! Es wird wohl Zeit, sich mental darauf vorzubereiten, dass wir 2018 wieder weiße Buffalo-Schuhe mit blauen Flammen an den Seiten tragen werden. Himmel hilf!

The The Memes Memes of of 2017 2017 Cash Me Ousside / Howbow Dah Darum geht’s: Mit dem viral gegangenen Cash Me Ousside / Howbow Dah Ausruf pöbelte die 13-jährige Danielle Darum geht’s: Mit dem viral gegangenen Bregoli das Publikum US-Talkshow im Cash Meeiner Ousside / Howbow Dah Ausruf pöbelte die 13-jährige Danielle breitesten Straßen-Akzent an. Darum geht’s: Mit dem viral gegangenen Bregoli das Publikum einer US-Talkshow im Kategorie: Video Ausruf pöbelte die 13-jährige Danielle breitesten Straßen-Akzent an. Google-Treffer: 2.110.000 BregoliVideo das Publikum einer US-Talkshow im Kategorie: WTF-Faktor: 05/10 breitesten Straßen-Akzent an. Google-Treffer: Shareability: 04/10 2.110.000 Kategorie: Video WTF-Faktor: 05/10 Joker: 431.000 Twitter-Follower Google-Treffer: Shareability: 04/10 2.110.000 WTF-Faktor: 05/10 Joker: 431.000 Twitter-Follower Shareability: 04/10 Joker: 431.000 Twitter-Follower

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#Jahresrückblick 2017 #Life

Tim Bruening über sein Foto »1000 Gestalten, G20 summit«: »Die verkrusteten Gestalten sollen für eine Gesellschaft stehen, die den Glauben an Solidarität verloren hat und in der der Einzelne nur noch für das eigene Vorankommen kämpft. Im Laufe der Performance legten sie ihre grauen Kostüme ab, darunter kamen bunte T-Shirts zum Vorschein. Auf diese Weise befreiten sie sich symbolisch aus ihren erstarrten Strukturen.«

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#Jahresrückblick 2017 #Pop

#Pop — Das Jahr 2017 steht auch für eine Zuspitzung der Kritik an Israel aus der internationalen Musikszene. Galionsfiguren der Boykott-Kampagne »BDS« wie Roger Waters griffen öffentlich Radiohead und Nick Cave an, der Israel-Boykott des Labels Constellation sorgte für Aufregung. Christian Meier-Oehlke fasst zusammen. 1985 war ein wichtiges Jahr für die Anti-Apartheid-Bewegung: Auf Initiative des Bruce-Springsteen-Gitarristen Steven van Zandt schlossen sich 49 prominente Musiker und Musikerinnen zu den Artists United Against Apartheid zusammen und veröffentlichten die Single »Sun City«, auf der sie ankündigten, unter keinen Umständen in der südafrikanischen Variante von Las Vegas aufzutreten. 32 Jahre später liegt Sun City scheinbar in Tel Aviv. Musiker wie Roger Waters und Thurston Moore fordern ihre Kollegen unablässig auf, Auftritte in der israelischen Hauptstadt abzusagen. Im Sommer 2017 war das bei Radiohead der Fall. Thom Yorke wurde von Waters scharf kritisiert, fast so, als entschiede im Gegenzug Yorke darüber, was der meinungsfreudige Pink-Floyd-Sänger zu tun und zu lassen habe. Ian Halperin beschäftigte sich bereits in dem Dokumentarfilm »Wish You

Weren’t There« mit Waters’ Antisemitismus. Beifall für die Boykott-Initiative kam aber zum Beispiel auch von Filmemacher Ken Loach, der aktuell so ziemlich jeden Aufruf unterschreibt, der sich gegen Israel richtet. Waters gibt derweil keine Ruhe: Sein jüngstes Opfer ist Nick Cave – wegen dessen Ankündigung, im November 2017 zwei Konzerte in der israelischen Hauptstadt geben zu wollen. In einem offenen Brief wurde Cave aufgefordert, die Konzerte abzusagen, um damit ein Zeichen gegen den »Apartheidstaat« Israel zu setzen. Thurston Moore von Sonic Youth gehörte wieder zu den prominenten Unterzeichnern des Schreibens. Der neuen Form des Israel-Boykotts liegt die Kampagne »Boycott, Divestment, Sanctions« (BDS) zugrunde. Eine NGO-Initiative von größtenteils pro-palästinensischen Organisationen, die 2005 aus dem Weltsozialforum in Porto Alegre hervorgegangen ist. Die Kampagne hat sich zum Ziel gesetzt, Israel nicht nur politisch, sondern auch ökonomisch und kulturell zu isolieren. Den Staat Israel wohlgemerkt, nicht die Regierung Netanyahu, über deren Politik man sich ohne Zweifel gründlich streiten kann. BDS wird insbesondere von Künstlerinnen und Künstlern aus dem englischsprachigen Raum unterstützt,

etwa von Brian Eno und Naomi Klein. Kernforderungen sind der Rückzug Israels aus allen seit 1967 besetzten Gebieten sowie das Rückkehrrecht aller palästinensischen Flüchtlinge und ihrer Nachkommen. Denkt man letztere Forderung konsequent zu Ende, geht es um nichts anderes als um das Existenzrecht Israels. Kritiker werfen der seltsam anmutenden Koalition aus Hamas-Anhängern, beinharten Alt-Antiimperialisten und antizionistischen evangelischen Wuppertaler Rentnern vor, im Kern antisemitisch zu sein. Vorwürfe, die zunehmend auch bundesdeutsche Lokalpolitiker teilen, die klar Position gegen die BDS-Kampagne und deren unsägliche Warenboykott-Aktionen – in bestem Amtsdeutsch auch »Wareninspektionen« genannt – beziehen. Die Texte der Kampagne sind in ihrer absurden Feindseligkeit selbstentlarvend. Unter anderem fordert BDS den Ausschluss Israels aus der FIFA. In die Schlagzeilen geriet BDS zuletzt aufgrund der Vorkommnisse rund um das Berliner PopKultur-Festival, das aufgrund der BDS-Intervention von einigen arabischen Künstlern und der als Headliner vorgesehenen schottischen Band Young Fathers boykottiert wurde. Dass man es im Kampf gegen die Juden mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, ist mehr als eine Randnotiz. Denn im Grunde ging es um genau 500 Euro Reisekostenzuschuss, die die israelische Botschaft in Berlin einer eingeladenen israelischen Künstlerin gewähren wollte. Die BDS-Kampagne machte daraufhin marktschreierisch den Staat Israel zum Mitveranstalter des Festivals und dementierte das später nur halbherzig. Auch die Sleaford Mods wurden auf der BDS-Homepage lange Zeit unter der Rubrik »Absagen« geführt. Die nordenglischen Krawallbrüder waren aber überhaupt nicht zum Festival eingeladen, konnten also auch schlecht canceln. Ihr Manager Steve Underwood


#Jahresrückblick 2017 #Pop

hatte eine Teilnahme an einem Panel im Rahmen des Festivals aus ganz anderen Gründen zunächst abgesagt, dies später aber revidiert. Die Ereignisse und die breit geführte Debatte rund um das Festival Pop-Kultur wirken in der Hauptstadt nach. Jüngst sagte die britische Rapperin Kate Tempest, ebenfalls BDS-Sympathisantin, ihr Konzert in der Volksbühnen-Außenstelle am Flughafen Tempelhof ab. Es habe diverse Drohungen gegen sie gegeben, sie wolle in derart vergifteter Atmosphäre nicht auftreten, hieß es. Auch das kanadische DIY-Label Constellation hat augenscheinlich Israel als Hauptfeind ausgemacht. Die künstlerische Heimat der dystopischen Postrocker Godspeed You! Black Emperor unterstützt den Israel-Boykott bereits seit 2010 in der Initiative 500 Artists Against Israeli Apartheid. Eher

zufällig kam vor einigen Monaten ans Licht, was das bedeutet: Auf den US-amerikanischen Vertriebssheets des Labels prangt der Hinweis: »No Export to Israel!«, wie der deutsche Vertrieb des Labels auf Nachfrage bestätigte. Was ein Plattenladen im multikulturellen Tel Aviv ausgerechnet mit der Politik der Regierung Netanyahu oder rechten Siedlern zu schaffen hat, bleibt das Geheimnis der Labelbetreiber Ian Illavski und Don Wilkie. Einem kulturellen Boykott haftet in jedem Fall der seltsame Geruch des bleiernen 70er/80erJahre-Antiimperialismus an, der die weltweiten Widersprüche auf ein kleines Land im Nahen Osten konzentriert. Aber mit dieser Fokussierung steht Constellation ja bedauerlicherweise nicht allein da.

The The Memes Memes of of 2017 2017 5/7 Bosbach Leaving Things Darum geht’s: Als der CDU-Politiker

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Shapira dazu eine Photoshop-Welle los. Maischberger-Diskussionsrunde zu den Foto Darum G20-Vorfällen geht’s: Kategorie: Als derverlässt, CDU-Politiker tritt der Autor Shahak Google-Treffer: 105.000 Wolfgang Bosbach beleidigt die ShapiraWTF-Faktor: dazu eine Photoshop-Welle los. 05/10 Maischberger-Diskussionsrunde zu den Kategorie: Foto Shareability: 05/10 G20-Vorfällen verlässt, tritt der Autor Shahak Google-Treffer: 105.000 Joker: 13,2 Marktanteil ShapiraWTF-Faktor: dazu eine Photoshop-Welle los.bei der Einschaltquote 05/10 für Maischberger Kategorie: Foto Shareability: 05/10 Google-Treffer: 105.000 Joker: 13,2 Marktanteil bei der Einschaltquote WTF-Faktor: 05/10 für Maischberger Shareability: 05/10 Joker: 13,2 Marktanteil bei der Einschaltquote für Maischberger

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#Jahresrückblick 2017 #Life

CNN, WWF, NFL, WTF? Ein Jahr Trump

#Life — Hätte ihm vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass er eines Tages für einen Jahresrückblick über die Präsidentschaft von Donald Trump schreiben würde, hätte er sich vermutlich zweimal zögerlich vergewissert, ob vielleicht Marty McFly vor ihm steht – und dann herzhaft gelacht. Bastian Küllenberg blickt auf die Momente mit Trump zurück, in denen ihm das Lachen vergangen ist.

Herzlich willkommen in der Gegenwart. Seit dem 20. Januar 2017 ist Donald John Trump der 45. Präsident der USA. Mit ihm sitzt nun ein Mann im Weißen Haus, dessen politischer Stil sich aus populistischer Pöbelei, Sexismus, rassistischen Ressentiments und Narzissmus zusammensetzt. Im Laufe seines ersten Regierungsjahres wurden die Gräben innerhalb der amerikanischen Gesellschaft noch tiefer, und auch außenpolitisch hinterließ Donald Trump bisher einen bedenklichen Eindruck. Stichwort: rocket man. So nannte er allen Ernstes den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un. Trumps eilig eingereichtes Dekret zum Einreisestopp von Muslimen wurde zwar in zwei Ausführungen vor Gericht aus der Welt geschafft, mittlerweile liegt jedoch eine dritte Version vor, wonach immerhin für Menschen aus sechs muslimischen Ländern Einreisebeschränkungen gelten. Und auch wenn noch nicht klar ist, ob sich dieses milliardenschwere Projekt überhaupt realisieren lässt, wurden bereits Unternehmen damit beauftragt, Prototypen für eine mögliche Mauer an der mexikanischen Grenze zu entwerfen.

Die größte Arena des Präsidenten ist Twitter, wo @realDonaldTrump mehrfach täglich mit seinem privaten Profil 42,3 Millionen Follower erreicht. Der offizielle Kanal des US-Präsidenten hat halb so viele und darf nur re-tweeten. Nichts könnte das Selbstverständnis von Donald Trump besser auf den Punkt bringen. Und nirgendwo sonst offenbart sich der ungehobelte Bully deutlicher. Am 2. Juli schoss der US-Präsident eine Punchline in die Welt, bei der im wahrsten Sinne die Fäuste flogen. Unter dem Hashtag #FraudNewsCNN teilte Donald Trump ein Video, in dem er höchstpersönlich einen Mann mit CNN-Logo als Kopf verprügelt. Ausgangsmaterial des Memes ist ein Auftritt Trumps beim Wrestling-Großevent Wrestlemania 2007, bei dem Trump WWE-Inhaber Vince McMahon im Rahmen

einer Storyline-Fehde gegenübertrat. Dass derartiges Videomaterial von einem späteren US-Präsidenten überhaupt existiert, ist verwunderlich genug, es aber auf diese Art zum Meme zu machen und als Amtsinhaber in die Welt zu posten ist ein Skandal. Umso mehr, da außer öffentlicher Empörung jegliche Konsequenzen für das Staatsoberhaupt ausblieben. Eine interessante Information am Rande der Aufregung: Vince McMahons Ehefrau Linda, bis 2009 Geschäftsführerin der WWE, wurde bereits im Dezember letzten Jahres von Donald Trump zur Leiterin der Small Business Administration nominiert. Hoffnung findet man indes im Profisport. »Get that son of a bitch of the field right now!« forderte Donald Trump im September bei einer Wahlkampfveranstaltung von den Clubeigentümern der NFL als Reaktion auf FootballSpieler, die sich als Zeichen des Protests während des Abspielens der Nationalhymne hingekniet hatten. Doch dieser Erfolg blieb ihm verwehrt, und das nicht

zuletzt aus historischen Gründen, die unmittelbar mit der Biografie des Präsidenten verknüpft sind. Bereits 1984 hatte Donald Trump versucht, ein NFL Team zu erwerben, war jedoch an Ligapräsident Pete Rozelle gescheitert, der ihn für einen windigen Geschäftemacher und schlicht nicht würdig hielt, in den erlauchten Kreis der Club-Eigentümer aufzusteigen. Daraufhin kaufte Trump die New Jersey Generals in der USFL, einer Konkurrenz-Liga, die wenig später scheiterte. 2014 versuchte Trump es erneut, wurde jedoch im Bieterwettstreit um die Buffalo Bills von Milliardär Terry Pegula geschlagen. »The @nfl games are so boring now that actually, I’m glad I didn’t get the Bills. Boring games, too many flags, too soft!« kommentierte er im Oktober 2014 auf Twitter, einem schmollenden Kind näher als dem zukünftigen Präsidentenamt. Vielleicht liegt genau hier ein Weg für die Zukunft: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es hinaus. Und Donald Trump hat viel in diesen Wald gebrüllt in seinem Leben. Das Echo hat grade erst begonnen.

The The Memes Memes of of 2017 2017

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Distracted Boyfriend Meme Darum geht’s: Das Stockfoto eines untreuen Mannes und seiner eifersüchtigen Distracted Boyfriend Meme Freundin wird in diversen Abwandlungen Darum geht’s: Das Stockfoto zum ultimativen Sinnbild der gelebteneines untreuen Mannes und seiner eifersüchtigen Covfefe Unvernunft. Freundin wird in diversen Abwandlungen Kategorie: Stockfoto Darum geht’s: Donald Trump vertippt sich zum ultimativen Sinnbild der gelebten Google-Treffer: in9.310.000 einem Tweet, der offenbar etwas über Unvernunft. WTF-Faktor: 07/10 »Coverage«, Kategorie: Stockfotoalso die Berichterstattung der Shareability: 08/10 Presse, sagen soll, und kreiert dabei diese Google-Treffer: 9.310.000 Joker: 3.500 Retweets auf das Original erratische Wortschöpfung. WTF-Faktor: 07/10 Kategorie: Shareability: 08/10Tweet Google-Treffer: 4.910.000 Joker: 3.500 Retweets auf das Original WTF-Faktor: 09/10 Shareability: 09/10 Joker: 108.000 Retweets


#Jahresrückblick 2017 #Kultur

»Girls«

Ein Abschied von Hannah für Hannah

#Kultur — Im April lief die allerletzte Folge von »Girls« auf HBO – und auch wenn man heutzutage vielleicht hoffen kann, dass es rund zehn Jahre später eine Weiterführung bei Netflix geben wird, werden wir Lena Dunhams Humor und ihre Charaktere Jessa, Marnie, Shoshanna und natürlich Hannah schmerzlich vermissen. Namensvetterin Hannah Bahl nimmt sich Zeit für einen kleinen Abschied.

»I might be the voice of my generation. Or at least a generation« – mit diesen Worten ist Hannah mit ihrer »Girls«-Gang Jessa, Marnie und Shoshanna 2012 in unser Leben geplatzt. Und ab diesem Moment war zumindest einmal die Woche nichts mehr, wie man es sonst aus dem Fernsehen gewohnt war. Da gab es plötzlich komplexe Frauenfiguren, die harten Sex hatten, sich keinem Schönheitsideal unterwarfen und einfach sie selbst waren. In Gestalt von vier »Girls«, die sich gegenseitig nach vorne gebracht, gleichzeitig zerstört, aber immer auch gemeinsam weiterentwickelt haben. Alle

zusammengehalten von Hannah und ihrer Überheblichkeit, ihrem selbstzerstörerischen Männergeschmack und all den großen und kleinen Katastrophen, die das Erwachsenwerden so mit sich bringt. Hannah war talentiert, aber auch »flawed« und kaputt, und hat das ausgiebig zelebriert – in einer Welt, in der es immer mehr darum ging und geht, dass das eigene Leben zumindest nach außen perfekt aussieht. »Girls« hat immer den Finger in die Wunde gelegt und im Zweifelsfall noch Salz reingestreut. Am Ende der sechsten Staffel gibt es diesen Moment, in dem

man als Zuschauer realisiert, dass Freundschaften eben nicht alles aushalten und man sich auseinanderentwickelt, dass das Leben unerwarteterweise aber trotzdem weitergeht. Das Berührendste an der Serie war immer das perfekt inszenierte Unperfekte, in dem man sich wiedergefunden hat. Die Dinge haben eben nicht funktioniert, da gab es nicht den einen Mr. Big wie bei »Sex And The City«, und man konnte die Welt auch ohne Manolo Blahniks in Turnschuhen erobern. Wo es in anderen Serien ein Happy End gegeben hätte, steht Hannah am Ende als alleinerziehende Mutter da und

ist trotzdem irgendwie über alle Umwege bei sich angekommen. Wenn einem »Girls« irgendwas beigebracht hat, dann, dass die Dinge nie so laufen, wie sie sollen, und trotzdem gut werden können. Vielleicht ist man nach dem Ende deshalb jetzt auch nicht wehmütig, weil man weiß, dass es für diese Charaktere trotzdem weitergeht, schließlich sind wir alle in diesem verwirrend komplexen und schönen Leben mal Hannah, Shoshanna, Marnie oder Jessa.

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#Jahresrückblick 2017 #Life

Terroralarm Terroralarm Terroralarm Terroralarm Terroralarm

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n d i s u « r k n i c d er atta »W ch bin der Meinung, es muss jetzt Schluss sein mit ›This is not my Islam and this is not my shit and this is not my whatever‹!« Marek Lieberberg schäumt. Dem 71-jährigen Grandseigneur und Impresario des deutschen Festivalgeschäfts wurde jetzt schon zum zweiten Mal in Folge der Betrieb seines Flagship-Festivals Rock am Ring stillgelegt. Diesmal soll es nicht um Unwetter, sondern um islamistischen Terror gehen – so sein Kenntnisstand zu diesem Zeitpunkt. Am 22. Mai hatte es in Manchester einen solchen Anschlag vor der Konzerthalle von Ariana Grande gegeben, Deutschland arbeitet immer noch die Hintergründe zum Anschlag am Breitscheidplatz auf, und ein paar Wochen vorher hatte ein Champions-League-Spiel um einen Tag verschoben werden müssen, weil der BVB-Bus in eine Bombenfalle geraten war. Die Situation ist angespannt, das Festival-Pressezentrum abgeriegelt, niemand darf es verlassen. Lieberberg hatte zuvor

#Life — Festivalguide-Chefredakteur Carsten Schumacher sitzt am 2. Juni 2017 direkt vor dem Bauch des wütenden Veranstalters Marek Lieberberg und filmt dessen Rede vor der Presse aus der ersten Reihe mit dem Handy, während 1.200 Polizisten das Gelände abriegeln, räumen und durchsuchen. Die Situation ist bizarr und einmalig. Jedem ist klar: Das hier ist ein Wendepunkt in der deutschen Festivalgeschichte. Aber warum eigentlich?

im Gespräch mit den angerückten Behörden, maßgeblich Polizei und Verfassungsschutz, gegen die Unterbrechung und Räumung argumentiert, muss sich aber der gefallenen Entscheidung beugen und diese vor der Presse verkünden – und er ist außer sich. »Wir zahlen den Preis für den Skandal um Amri!«, bricht es aus ihm heraus. Und er möchte, dass in diesem Land endlich etwas geschieht, »dass Gefährder beispielsweise auch festgenommen werden« und dass Moslems »zu Zehntausenden« auf die Straße gehen und dass die Polizei sich beeilt und nicht etwa auf die Idee kommt, das Festival ganz abzubrechen. Beim BVB hätte das Champions-League-Spiel schließlich auch am Folgetag angepfiffen werden können. »Warum ist es beim Fußball möglich, warum ist es bei anderen Situationen möglich? Warum sind wir die Prügelknaben für die Situation?«

Man merkt, dass Lieberberg nicht alles sagt, was ihm in dem Moment durch den Kopf geht, er beißt sich so manches Mal auf die Zunge. In den Folgetagen legt er dann aber in Interviews noch eine Schippe drauf, fordert beispielsweise in der Welt am Sonntag: »Wir brauchen diese Präsenz bewaffneter Polizisten«, oder in Kurzform: »Wir sind under attack.« Lieberberg selbst entstammt einer jüdischen Familie, die in der Nazi-Zeit in Deutschland viel hat erleiden müssen. Das Letzte, was er will, ist Applaus von der falschen Seite, doch er bekommt ihn. Die Kommentare unter den entsprechenden Youtube-Mitschnitten seiner Rede kommen eindeutig maßgeblich von AfD- und Pegida-Sympathisanten, wenn nicht


#Jahresrückblick #2017 #Pop

noch schlimmer. Und gleichzeitig muss er sich ebendort auch fragen lassen, wo denn Tausende Deutsche gegen den NSU-Terror auf die Straße gegangen sind, und auch sagen lassen, dass es Protestkundgebungen von Muslimen durchaus gab. Auch der muslimische Veranstalter Hamed ShahiMoghanni (unter anderem New Fall Festival) fordert Lieberberg in einem offenen Brief auf, sich bei der muslimischen Gemeinde zu entschuldigen. Lieberberg indes entschuldigt sich nicht, verwehrt sich in der Rheinischen Post sogar gegenüber der Einordnung seiner Worte als »Wutrede« und erklärt der Süddeutschen Zeitung lediglich, dass es sein könne, dass er etwas übers Ziel hinausgeschossen sei, er sei schließlich von Reportern bedrängt worden. Was zu diesem Zeitpunkt niemand mehr richtigstellt: Lieberberg war keineswegs bedrängt worden. Er hatte die Worte frei wählen können und sogar abgewartet, dass die Presse- und Agenturvertreter im Raum waren, die er dort erwartet hatte. Im Anschluss gab er ausgewählten Fernsehteams zusätzlich Einzelinterviews, aber da waren die entsprechenden Sätze längst gefallen.

The The Memes Memes of of 2017 2017

Ein paar Tage später stellt sich heraus: Zwei Aufbauhelfer waren durch einen Subunternehmer, eine hessische Security-Firma, kurzfristig für den Einsatz bei Rock am Ring rekrutiert und mit Backstagepässen ausgestattet worden. Ihre Namen wurden auf den Listen falsch geschrieben, wodurch der Identitätsabgleich negativ verlief, zudem hatte einer der beiden angeblich Kontakte zur salafistischen Szene in Hessen – so kam der Stein ins Rollen. Zum Zeitpunkt der Räumung wusste niemand, dass der Impuls, bei diesem Festival dabei zu sein, gar nicht von ihnen ausgegangen war. Wären die Namen korrekt und vor allem früher übermittelt worden, hätte die Gefahrenlage früher erkannt werden können, sagt ein Vertreter des LKA ein paar Tage später gegenüber dem SWR. Lieberberg hatte da schon sämtliche Interviews gegeben. Er habe den Behörden eine Liste mit 6.000 Namen zur Überprüfung übermittelt. Jenen Behörden, denen er in seiner Nicht-Wutrede Versäumnisse vorgeworfen hatte. Als die Journalisten in jener Nacht des 2. Juni das Pressezentrum endlich verlassen konnten, sahen sie die Reihen schwer bewaffneter Polizisten, die immer noch das Gelände abriegelten. Es war ein sehr beklemmendes Gefühl. Die 86.000 waren alle weg, sie hatten das Gelände gelassen verlassen. In Ruhe und singend.

Denmark Blooms OFFICIAL FOCUS COUNTRY AT EUROSONIC 2018

Im Januar kommt neue Musik!

“Sehr emotionale und doch tanzbare Musik, die den einen oder anderen MØ Moment spüren lässt.” - Noisey

Soleimamusic

@soleima_

EP 08.12.17

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Salt Bae Darum geht’s: Die absurd elegante Art und Weise, mit der ein ausgesprochen Salt Bae mondän daherkommender Koch aus Darum geht’s: Die absurd elegante Art der Türkei ein Steak salzt. und Video Weise,Salt mit der ein ausgesprochen Bae Kategorie: mondän daherkommender Koch aus Google-Treffer: 13.300.000 Darum geht’s: der Türkei ein Steak salzt.Die absurd elegante Art WTF-Faktor: 06/10 und Weise, mit der ein ausgesprochen Kategorie: Video Shareability: 05/10 mondän daherkommender Koch aus Google-Treffer: 13.300.000 Joker: 253.000 Twitter-Follower der 06/10 Türkei ein Steak salzt. WTF-Faktor: Kategorie: Shareability: 05/10 Video Google-Treffer: 13.300.000 Joker: 253.000 Twitter-Follower WTF-Faktor: 06/10 Shareability: 05/10 Joker: 253.000 Twitter-Follower

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#Pop #Jahrescharts 2017

Album des Jahres

Unsere Jahrescharts

Slowdive Slowdive Vor der Auszählung der für unsere Jahrescharts abgegebenen Stimmen hatte niemand so recht »Slowdive« als potenzielles Album des Jahres auf dem Zettel gehabt. Als die Liste dann kam, schien es plötzlich völlig logisch: Klar, diese unbestreitbar hymnische Qualität in Shoegaze und Postrock, diese sehnsüchtigen Indie-Hits »Star Roving« und »Sugar For The Pill«, diese unwiderstehliche Wand aus Sound steht völlig berechtigt auf Platz 1. Slowdive haben sich zu einer Klasse aufgeschwungen, die ihnen niemand mehr zugetraut hätte, erst recht nicht nach 22 Jahren Pause. »Slowdive« ist eine der intensivsten Dream-Pop-LPs des Jahrzehnts und vielleicht auch das beste Comebackalbum aller Zeiten.

Musiktherapie des Jahres

The War On Drugs A Deeper Understanding Es gab in diesem Jahr einige Intro-Interviews, die sich eher wie Therapiestunden lasen. Depressionen, Burn-out, Tod – davon konnten viele ihre Lieder singen. Adam Granduciel, Mastermind von The War On Drugs, hat diesen dunklen Themen einige der schönsten abgerungen und am Ende tatsächlich »A Deeper Understanding« erlangt, wie er unserer Autorin beim Interview versicherte. Da lag er – wie passend – auf einer Couch, so drapiert, als wäre sie die lauschende Therapeutin. Das Schöne an dem Album: Dank des majestätischen Gitarrensounds, Granduciels heller Stimme und des handwerklich perfekten Songwritings ist es eben kein schwerer Brocken, sondern klingt trotz allem eher leicht und sphärisch.

Buch des Jahres

Bilderbuch Magic Life

Auch wenn man oft hört, dass die Kunstform Album im Streaming-Zeitalter angeblich an Wert verliere, hat auch dieses Jahr wieder sehr eindrucksvoll bewiesen, was man aus diesem Konzept noch alles herausholen kann. Hier kommen unsere Favoriten.

01 Slowdive Slowdive 02 The War On Drugs A Deeper Understanding 03 Kendrick Lamar DAMN. 04 The National Sleep Well Beast 05 LCD Soundsystem American Dream 06 The xx I See You 07 Bilderbuch Magic Life 08 Ibeyi Ash 09 Benjamin Clementine I Tell A Fly 10 Lorde Melodrama 11 Feist Pleasure 12 Father John Misty Pure Comedy 13 St. Vincent Masseduction 14 Sylvan Esso What Now 15 Faber Sei ein Faber im Wind

Spätestens, seit sich mit der Single »Maschin« im Jahr 2013 das erste knallgelbe Kapitel des österreichischen Bilderbuches öffnete, gehört es für viele zur absoluten Pflichtlektüre. Obwohl das Vorwort schon 2005 geschrieben wurde, brauchte es offenbar erst Statussymbole wie einen Pool und eine dicke Karre, um das Buch auch in Deutschland publik zu machen. Typisch the Germans! Mittlerweile steht mit »Magic Life« Teil vier in den Läden, auf Seite sieben verlangt der Autor Maurice Ernst »Erzähl deinen Mädels, ich bin wieder in der Stadt« und lädt auf Seite fünf ein in seinen »Bungalow«, wo es nicht nur »sneakers4free«, sondern auch einige gut gefüllte »Sprit n’ Soda« gibt. Inhalt und Look von »Magic Life« sind geil wie immer, und deshalb wurde der Schinken völlig zu recht an dieser Stelle zum Buch des Jahres gekürt.

Drama-Queen des Jahres

Lorde Melodrama So viel vorweg: Die Überschrift ist ausdrücklich als Kompliment gemeint. Denn Lorde kann wie keine andere die kleinen und großen Dramen eines jungen Lebens mit den grellsten Farben und den mächtigsten Melodien inszenieren. Dafür reicht ihr mal kaum mehr als Stimme und Klavier, wie in »Liability«, dann wieder wirft sie all die bunten Sounds und Studiotricks zusammen und zieht dennoch von Anfang bis Ende stimmige Hits wie »The Louvre« und »Supercut« aus dieser Wundertüte. Nach dem berüchtigten schwierigen zweiten Album wissen wir also: Sie ist das Genie, das sich schon auf »Royals« angekündigt hatte, nur hat sie jetzt den fein gezeichneten Minimalismus ihres Debüts gegen die breiteren Pinsel eingetauscht und ist damit ebenso Respekt einflößend wie talentiert.


#Pop #Jahrescharts 2017

Predigt des Jahres

Father John Misty Pure Comedy Eine wegschauende Gesellschaft, moralische Rückentwicklung allerorts und über all dem das bloße Verlangen nach Unterhaltung – nicht mit Father John Misty! Auf seinem dritten Album bietet der Charmeur und Songwriter wenig Raum für Interpretationen und lässt die wildesten Metaphern von der Leine. Für das Bände sprechende Pappkarton-Video zu »Total Entertainment Forever« holte er sich Adam Green als Regisseur ins Boot und nagelte Macaulay Culkin ans Kreuz. Passend dazu nimmt Father John Misty live die Körperhaltung eines Predigers ein, der seine Anliegen über eine bedenkliche Zukunft mit arrogantem Zynismus und coolem Crooning vorträgt. Längst ikonisch: sein sitzender Auftritt im Neonröhrenrahmen beim Neo Magazin Royale. »Can you believe how far we’ve come?« Wir nämlich nicht.

Selbstermächtigung des Jahres

St. Vincent Masseduction Die beißendste Pop-Inszenierung des Jahres? Kam ganz klar von St. Vincent. Und zwar nicht nur in Form der Songs auf »Masseduction«, sondern auch durch ihre Outfits und die Knochen, die sie Musikund US-Boulevard-Presse zum Albumrelease hinwarf. Musikalisch lebt die Platte von starken Stimmungen und Kontrasten, die einzelne Songs wie »Pills« lyrisch und stilistisch bis in die Konfusion treiben. Und ansonsten? Sammelte St. Vincent eine beeindruckende Anzahl an Promi-Girlfriends und packte auf das Albumcover einfach mal einen befreundeten Hintern in kreischendem Pink. Wie auch ihre in diesem Jahr absolvierten Shows ist »Masseduction« ein Album, an dem man sich abarbeiten kann, das dabei aber so viele schrille Reize bietet wie kaum eine andere LP im Jahr 2017.

16 Godspeed You! Black Emperor Luciferian Towers 17 Gisbert zu Knyphausen Das Licht dieser Welt 18 Fazerdaze Morningside 19 Loyle Carner Yesterday’s Gone 20 Alvvays Antisocialites 21 Gorillaz Humanz 22 Kettcar Ich vs. Wir 23 Mac DeMarco This Old Dog 24 Arcade Fire Everything Now

25 Waxahatchee Out In The Storm 26 Casper Lang lebe der Tod 27 Chelsea Wolfe Hiss Spun

28 Sampha Process 29 Mogwai Every Country’s Sun 30 Japanese Breakfast Soft Sounds From Another Planet 31 Woman Happy Freedom 32 Haim Something To Tell You 33 Zeal & Ardor Devil Is Fine

34 Torres Three Futures 35 Alex Cameron Forced Witness 36 John Maus Screen Memories 37 Dirty Projectors Dirty Projectors

38 The Jesus And Mary Chain Damage And Joy 39 Queens Of The Stone Age Villains 40 Algiers The Underside Of Power 41 Broken Social Scene Hug Of Thunder 42 Trettmann #DIY 43 Sleaford Mods English Tapas

44 Cloud Nothings Life Without Sound 45 Cigarettes After Sex Cigarettes After Sex 46 Beach Fossils Somersault 47 Forest Swords Compassion

48 Thurston Moore Rock N Roll Consciousness 49 Idles Brutalism 50 Mura Masa Mura Masa

Genre-Bastard des Jahres

Zeal & Ardor Devil Is Fine Die Geschichte geht so: Der Basler Manuel Gagneux geht nach New York und muss feststellen, dass die Stadt nicht auf ihn gewartet hat. Missmutig sucht er das Trollparadies 4Chan auf und stellt den Unbekannten die Aufgabe: »Gebt mir zwei Musikrichtungen, und ich mache in einer halben Stunde ein Stück draus.« Die Antwort fällt typisch unkorrekt aus: »Nigger Music« und »Black Metal«. Und Gagneux beginnt Gospels zu singen, wie Sklaven sie gesungen hätten, und darüber lässt er den Furor des Black Metal einbrechen. »The riverbed will run red with the blood of the saints and the blood of the holy.« Es sind schwarzmetallische Spirituals, als hätten sich die Sklaven von damals dem Teufel und nicht Gott anvertraut, und es entstand eine der absolut spannendsten Platten des Jahres.

Momentaufnahme des Jahres

Cigarettes After Sex Cigarettes After Sex Rauchern zufolge schmecken Tabak, Nikotin, Teer, Arsen, Aceton, Zusatzstoffe sowie Geschmacks- und Verdickungsmittel in manchen Situationen besonders lecker: nach dem Essen, zum Kaffee und nach dem Geschlechtsverkehr. Ob die Band aus Texas dem Rauchverbot positiv oder negativ gegenübersteht, ist nicht bekannt. Aber ausgerechnet kurz nach Verschärfung der Nichtrauchergesetze in Deutschland hielt Songwriter Greg Gonzalez es für eine geile Idee, seinen einnehmenden Slowcore, der unbedenkliche Zusätze von Shoegaze enthält, mit diesem – no offence – ziemlich bescheuerten Namen zu belegen. Glücklicherweise, denn so werden auch Nichtraucher der schönsten Momentaufnahme des Jahres gewahr: dieses Debüts mit seinem androgynen Gesang, ganz viel Hall – und Rauch.

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#Pop #Jahrescharts 2017

Song des Jahres

Chronisten des Jahres

Lorde Green Light Der erste richtige Liebeskummer. Was »hilft«? Wochen ohne Essen, ohne Schlaf. Eine Portion Ablenkung. Rausch. Und eigentlich ist man doch nur auf der Suche – nach einem Ausweg. Ach, noch einmal 19 sein! So treffend, wie sie auf »Pure Heroine« ihre Generation kommentierte, fängt Lorde auch diese niederschlagende Situation pointiert, klug und mitreißend ein. »Green Light« beginnt mit einem Piano und Lordes dynamischer Stimme und wächst dann mit treibenden Electro-Beats und üppigen, euphorisch-geschichteten Arrangements zur Hymne des Jahres heran. Die Befreiung von Kummer wird hier auch zur Befreiung von allen Regeln des immer gleich aufgebauten Pop: Lorde sichert sich unseren Song-Thron und ist dank »Green Light« endgültig eine Künstlerin, die lange bedeutend sein wird.

Disco-Fox des Jahres

Arcade Fire Everything Now Warum sind bisher eigentlich nur die Killers (»Human«) und Arcade Fire darauf gekommen, dass es eine große Freude ist, wenn man die Rhythmen der Flippers mit der großen IndieGeste verbindet? Wobei Butler & Co. bei »Everything Now« natürlich ebenfalls bei ABBA gewildert haben. Das Ergebnis ist dennoch ein wundervoller Guilty-Pleasure-Hit, auf den sich wirklich ganz vorzüglich Disco-Fox tanzen lässt. Den Beweis dafür gab es auf dem Roskilde, als ein Pärchen plötzlich breit grinsend in dieses »Eins, zwei, tipp«-Spiel verfiel, das jeder kennt, der in der neunten Klasse zu einem Tanzkurs genötigt wurde. Damit taugt »Everything Now« sogar für die Hochzeitsfeier. Einfach mal probieren und DJ Norbert unterschieben ...

Kettcar Sommer ‘89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)

In Zeiten, in denen immer mehr Menschen in Playlisten denken, wird eine Erkenntnis noch klarer: Man braucht kein Album im Rücken, um das Jahr für sich zu gewinnen. Hier findet ihr die Songs, die uns in diesem Jahr gekickt haben.

01 Lorde Green Light 02 Bilderbuch Bungalow 03 Arcade Fire Everything Now 04 Slowdive Sugar For The Pill

05 Morrissey Spent The Day In Bed 06 Kettcar Sommer ‘89 (Er schnitt Löcher in den Zaun) 07 Future Mask Off 08 St. Vincent New York 09 Arcade Fire Creature Comfort 10 Sampha (No One Knows Me) Like The Piano 11 The xx On Hold 12 Haim Want You Back 13 Slowdive Star Roving 14 Alvvays Dreams Tonite 15 LCD Soundsystem American Dream

Vier Jahre waren seit der letzten Kettcar-Tour vergangen, als sich die Band im August endlich mit einer neuen Single zurückmeldete. Und mit was für einer! »Sommer ‘89« erzählt die Geschichte eines Fluchthelfers, der aus Hamburg an die österreichischungarische Grenze fährt und Löcher in den Zaun schneidet, um Familien bei der Flucht aus der DDR zu helfen. Ein Song über das Einfach-malMachen, ein Plädoyer gegen ewiges Zaudern und natürlich hochaktuell in Anbetracht der aktuellen Debatten über Flucht und Hilfe. Seit es Kettcar gibt, wurde der Band vorgeworfen, sich zu sehr über Befindlichkeiten auszulassen. Auf ihrem Album »Ich vs. Wir« zeigen sie, dass das Schwachsinn ist – und »Sommer ‘89« ist nur ein Beweis dafür.

Seufzer des Jahres

Sampha (No One Knows Me) Like The Piano Seine intensivste Wirkung entwickelt »(No One Knows Me) Like The Piano« in Live-Clips, in denen Sampha allein und völlig aufgelöst am Piano sitzt und den Song mit geschlossenen Augen und spürbar emotional berührt intoniert. Natürlich kann das auf kritische Geister wie eine besonders abgeschmackte Inszenierung wirken. Dennoch nimmt man dem britischen Shooting-Star seine tiefbewegte Anteilnahme nur zu gern ab. »... Like The Piano« darf deshalb gern als der stärkste SoulSong des Jahres bezeichnet werden, und das in einer Zeit, in der Soul (wie bei anderen Sampha-Songs auch) oft nur in einem mystifizierenden elektronischen Sound-Gewand daherkommt. In diesem Song ist Sampha aber so direkt, als wäre er Marvin Gaye und wir hätten das Jahr 1969. Dieser Retro-Kniff reichte für den stärksten Seufzer der letzten Monate.


#Pop #Jahrescharts 2017

Happy-Hymne des Jahres

Fazerdaze Lucky Girl Flüchtlingskrise, Präsident Trump, der Wahlsieg der AfD, Harvey Weinstein, Bürgerkrieg in Syrien, Deniz Yücels Haft, die Paradise Papers, Air Berlin. Die Realität bietet dieser Tage genügend Gründe, um sich die Laune gehörig verhageln zu lassen. Da ist ein Lied wie »Lucky Girl« umso wichtiger! Die Neuseeländerin Amelia Murray alias Fazerdaze erinnert mit beinah naiver Unbeschwertheit daran, dass bei allem Kummer das Leben vieler doch gar nicht so schlimm ist. Aber keine Sorge, mit der Kalenderblatt-Poesie einer Julia Engelmann hat dieser ausgelassene SchrammelpopHit bei allem Optimismus nichts zu tun. Und jetzt alle mitsingen: »I know I’m a lucky girl, I’m a lucky lucky girl, I’m a lucky girl, I’m a lucky lucky girl, I’m a lucky girl, I’m a lucky lucky girl.«

Style(s)wechsel des Jahres

Harry Styles Sign Of The Times Er ist der Robbie, nein, der Justin in der Konstellation von One Direction: das charismatischste Mitglied, ohne das ihr Bandgerüst eh nicht mehr funktioniert. Modisch immer weit seiner Zeit und seinen Bandkollegen voraus, aber immer in lieblichbeknackte Chartssongs gelullt, ließ sich all die Jahre nur erahnen, welch geschmackvoller Musiker eigentlich in Harry Styles steckt. Mit seiner vielschichtigen Ballade überraschte er im März: »Sign Of The Times« mag nicht aufregend beginnen, entpuppt sich aber schnell als Reinkarnation des psychedelischen Glamrock und könnte musikalisch nicht weiter weg sein vom OneDirection-Schmachthit »Story Of My Life«.

16 Kendrick Lamar DNA. 17 Fazerdaze Lucky Girl 18 alt-J In Cold Blood

19 Future Islands Ran 20 Harry Styles Sign Of The Times 21 Superpitcher Little Raver 22 Alvvays In Undertow 23 Feist Pleasure 24 Grizzly Bear Mourning Sound

25 Dirty Projectors Keep Your Name 26 Alex Cameron feat. Angel Olsen Stranger’s Kiss 27 Courtney Barnett & Kurt Vile Over Everything 28 Mount Kimbie feat. King Krule Blue Train Lines 29 Ilgen-Nur Cool 30 LCD Soundsystem How Do You Sleep? 31 Waxahatchee Silver 32 Sylvan Esso Die Young 33 The War On Drugs Holding On 34 Wanda 0043 35 LCD Soundsystem Tonite

36 Kendrick Lamar HUMBLE. 37 Ibeyi feat. Kamasi Washington Deathless 38 Portugal.The Man Feel It Still 39 Wolf Alice Yuk Foo 40 The xx I Dare You 41 Mac DeMarco On The Level 42 Wanda Columbo 43 Miley Cyrus Malibu

44 Oneohtrix Point Never feat. Iggy Pop The Pure And The Damned 45 Casper feat. Drangsal Keine Angst 46 Gisbert zu Knyphausen Unter dem hellblauen Himmel 47 Hot Water Music Never Going Back 48 King Krule Dum Surfer 49 Aldous Harding Imagining My Man 50 Bilderbuch Baba

Coolste UncoolnessHymne des Jahres

Ilgen-Nur Cool »I’m just trying to be cool but I feel like a fool«, singt die Hamburger Songwriterin Ilgen-Nur in dieser ebenso lässigen wie genialen Hymne, die einerseits haargenau dieses blöde Gefühl beschreibt, immer cool sein zu müssen, und gerade in dem Moment, in dem das Scheitern daran eingestanden wird, in einen perfekten Refrain übergeht, der Coole und Uncoole und alle dazwischen gleichermaßen vom Hocker haut. Einen ähnlichen Effekt haben übrigens auch die anderen Songs von Ilgen-Nurs EP »No Emotions«, die so was wie die perfekte Momentaufnahme eines jungen Lebens ist und noch viele weitere punktgenaue Textzeilen enthält. Zum Beispiel diese: »Even the bags under your eyes are nice.« Das schönste Kompliment, das man um fünf Uhr morgens in der Mutter in Hamburg bekommen kann.

Therapiestunde des Jahres

Casper feat. Drangsal Keine Angst In seiner FluxFM-Therapiestunde setzte Max Gruber a.k.a. Dr. Angsal seinen allerseriösesten Blick auf und operierte sich durch die deutsche Poplandschaft. Unbekannt bleibt, ob er Casper bereits Monate zuvor auch mit schickem grünen Kittel und Mundschutz überzeugt hatte, aber dass Drangsal ausgerechnet bei »Keine Angst« – dem stärksten Stück dieser therapeutischen, dunklen Casper-Platte – singt, macht ziemlich viel Sinn. Und die Drangsal-Therapie hat – in nur 4:28 Minuten – offenbar angeschlagen: In Zeilen wie »Würd’ lieber sterben als nach Hause gehen« und »Ich fühl mich, wie ich fühl, weil ich nix mehr fühl« wirkt Doc Drangsal beruhigend ein mit seinem Heilsversprechen: »Keine Angst. Denn alles, was hier war, ist morgen vielleicht schon egal, außer Gefahr.«

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#Pop #Jahrescharts 2017 Sermin Usta

Senta Best

Fionn Birr

Thorsten Streck

Alben

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01 Ibeyi Ash 02 SZA Ctrl 03 Kendrick Lamar DAMN. 04 Christian Scott aTunde Adjuah The Emancipation … 05 Vince Staples Big Fish Theory 06 Loyle Carner Yesterday's Gone 07 Mavi Phoenix Young Prophet 08 Action Bronson Blue Chips 7000 09 alt-J Relaxer 10 Mura Masa Mura Masa

01 Belgrad Belgrad 02 Slowdive Slowdive 03 Cigarettes After Sex Cigarettes After Sex 04 Froth Outside (Briefly) 05 All Diese Gewalt Welt in Klammern (Addendum) 06 Yellow Days Is Everything Okay In Your World? 07 White Wine Killer Brilliance 08 King Krule The Ooz 09 King Gizzard & The Lizard Wizard Flying Microtonal … 10 Beach Fossils Somersault

01 Kendrick Lamar DAMN. 02 Trettmann #DIY 03 Casper Lang lebe der Tod 04 Migos Culture 05 Sampha Process 06 Kelela Take Me Apart 07 Drake More Life 08 Wandl It’s All Good Tho 09 Jay Z 4:44 10 Future Future/Hndrxx

01 Die Regierung Raus 02 The New Year Snow 03 Waxahatchee Out In The Storm 04 Broken Social Scene Hug Of Thunder 05 Sampha Process 06 Loyle Carner Yesterday’s Gone 07 The War On Drugs A Deeper Understanding 08 Real Estate In Mind 09 Beach Fossils Somersault 10 The Dream Syndicate How Did I Find Myself In Here

Songs

Songs

Songs

Songs

01 Jessie Ware Selfish Love 02 Kendrick Lamar DNA. 03 Mavi Phoenix Aventura 04 Ibeyi Away Away 05 Vince Staples BagBak 06 SZA Drew Barrymore 07 Alexandra Savior Shades 08 Nick Hakim Bet She Looks Like You 09 Loyle Carner The Isle Of Arran 10 Sabrina Claudio Belong To You

01 Slowdive Star Roving 02 Froth Petals 03 Xul Zolar Nye 04 Belgrad Schellack und Gewalt 05 King Krule Dum Surfer 06 Happyness Falling Down 07 Badbadbotgood I Don’t Know 08 Mauno Or Just 09 Warhaus I’m Not Him 10 Yellow Days That Easy

01 Kendrick Lamar DNA. 02 Future Mask Off 03 Rin Bros 04 Miguel feat. Travis Scott Skywalker 05 Future Islands Ran 06 Toulouse So I Know You Care 07 Kamasi Washington Truth 08 French Montana ft. Swae Lee Unforgettable 09 Jay-Z The Story Of OJ 10 Princess Nokia Tomboy

01 Sampha (No One Knows Me) Like The Piano 02 Waxahatchee Silver 03 The New Year Recent History 04 Slowdive Star Roving 05 Woman Marvelous City 06 Real Estate Darling 07 Girl Ray Monday Tuesday 08 The War On Drugs Holding On 09 Broken Social Scene Halfway Home 10 Loyle Carner Damselfly

Daniel Koch

Jan Martens

Henrike Schröder

Wolfgang Frömberg

Alben

Alben

Alben

Alben

01 Dirty Projectors Dirty Projectors 02 Kendrick Lamar DAMN. 03 Fever Ray Plunge 04 The National Sleep Well Beast 05 Phoebe Bridgers Stranger In The Alps 06 Ibeyi Ash 07 Loyle Carner Yesterday’s Gone 08 Sophia Kennedy Sophia Kennedy 09 Kettcar Ich vs. Wir 10 St. Vincent Masseduction

01 Faber Sei ein Faber im Wind 02 Zeal & Ardor Devil Is Fine 03 The Smith Street Band More Scared Of You Than … 04 Father John Misty Pure Comedy 05 Sorority Noise You’re Not As _____ As You Think 06 Kettcar Ich vs. Wir 07 Brand New Science Fiction 08 Idles Brutalism 09 Casper Lang lebe der Tod 10 The War On Drugs A Deeper Understanding

01 Taylor Swift Reputation 02 St. Vincent Masseduction 03 Ibeyi Ash 04 Lorde Melodrama 05 Andi Otto Via 06 Faber Sei ein Faber im Wind 07 Sudan Archives Sudan Archives 08 Cigarettes After Sex Cigarettes After Sex 09 Noga Erez Off The Radar 10 Ätna Ätna EP

01 Sleaford Mods English Tapas 02 Dirty Projectors Dirty Projectors 03 Hall & Rauch Cölln 04 Kendrick Lamar DAMN. 05 Run The Jewels 3 06 Slowdive Slowdive 07 Deerhoof Mountain Moves 08 Godspeed You! Black Emperor Luciferian Towers 09 Julien Baker Sprained Ankle 10 Lauter Bäumen Mieser in den Miesen

Songs 01 Oneohtrix Point Never ft. Iggy Pop The Pure … 02 Phoebe Bringers Smoke Signals 03 The National I’ll Still Destroy You 04 Gisbert zu Knyphausen Niemand 05 Zugezogen Maskulin Was für eine Zeit 06 Dua Lipa New Rules 07 Father John Misty Pure Comedy 08 Wildes Bare 09 Casper Flackern, Flimmern 10 Ibeyi ft. Kamasi Washington Deathless

An der Abstimmung nahmen neben den Redaktionsmitgliedern auch die Mitarbeiter des Intro Verlags sowie die regelmäßig für uns schreibenden freien Autorinnen und Autoren teil. Auf intro.de findet ihr unter #Jahrescharts 2017 noch weitere Charts von: Celia Woitas, Nina Gierth, Timo Weber, Silvia Silko, Carina Hartmann, Tobias Tißen, Dirk Hartmann, Lena Zschirpe, Annett Bonkowski, Alexandra Ruppert, Madeleine Schrader, Philipp Röttgers, Alena Struzh, Andreas Brüning, Josipa Balic, Miriam Fendt, Chris Umbach, Benni Bender, Mathis Raabe, Kira Schneider, Helen von Daacke, Mario Lasar, Sabrina Esser, Aida Baghernejad.

Christian Steinbrink

Matthias Hörstmann

Sebastian Jegorow

Steffen Greiner

Alben

Alben

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01 Die Regierung Raus 02 Slowdive Slowdive 03 Feist Pleasure 04 Benjamin Clementine I Tell A Fly 05 At The Drive-In In•ter a•li•a 06 The War On Drugs A Deeper Understanding 07 Fleet Foxes Crack-Up 08 Dirty Projectors Dirty Projectors 09 Do Make Say Think Stubborn Persistant Illusions 10 Woman Happy Freedom

01 The xx I See You 02 Loyle Carner Yesterday’s Gone 03 Slowdive Slowdive 04 The National Sleep Well Beast 05 Liam Gallagher As You Were 06 Ibeyi Ash 07 Mount Kimbie Love What Survives 08 St. Vincent Masseduction 09 Beck Colors 10 Love A Nichts ist neu

01 Big Thief Capacity 02 Mount Eerie A Crow Looked At Me 03 Michael Nau Some Twist 04 Alex Cameron Forced Witness 05 The National Sleep Well Beast 06 Aldous Harding Party 07 Thurston Moore Rock N Roll Consciousness 08 Idles Brutalism 09 Slowdive Slowdive 10 Richard Dawson Peasant

01 Sophia Kennedy Sophia Kennedy 02 John Maus Screen Memories 03 Moses Sumney Aromanticism 04 Colleen A Flame My Love, A Frequency 05 Andromeda Mega Express Orchestra Vula 06 Circuit Des Yeux Reaching For Indigo 07 Peaking Lights The Fifth State Of Consciousness 08 Zwanie Jonson Eleven Songs For A Girl 09 Arcade Fire Everything Now 10 Banda Internationale Kimlik

Songs

Songs

Songs

Songs

01 Kettcar Sommer ‘89 (Er schnitt Löcher in den Zaun) 02 Die Regierung Konjunktiv 2 03 Lauter Bäumen Streichel die Katze 04 Marika Hackman Cigarette 05 Mogwai Party In The Dark 06 The xx Say Something Loving 07 Slowdive Sugar For The Pill 08 Timber Timbre Velvet Gloves & Spit 09 Broken Social Scene Halfway Home 10 At The Drive-In Incurably Innocent

01 The xx Performance 02 Drake Passion Fruit 03 Arcade Fire Everything Now 04 Wolf Alice Beautifully Unconventional 05 Lorde Homemade Dynamite 06 Maxïmo Park Get High (No, I Don’t) 07 The Key Of Awesome covered Harry … Sign Of The Times 08 Portugal.The Man Feel It Still 09 The Charlatans Different Days 10 Bashert. Nichts von alledem hier ist neu

01 Michael Nau Good Thing 02 Big Thief Mary 03 Mount Eerie Real Death 04 Richard Dawson Ogre 05 Aldous Harding Imagining My Man 06 Jens Lekman To Know Your Mission 07 Slowdive Slomo 08 Feist A Man Is Not His Song 09 Action Bronson Wolfpack 10 The National Guilty Party

01 Rostam Rudy 02 Dirty Projectors Keep Your Name 03 Sophia Kennedy Being Special 04 Deep Throat Choir Ada 05 Gabriel Garzón-Montano My Balloon 06 Arcade Fire Everything Now 07 Slowdive Sugar For The Pill 08 Phoenix Fior Di Latte 09 Lorde Green Light 10 Molly Burch Try

Hannah Bahl

Valentin Erning

Carsten Schumacher

Julia Brummert

Alben

Alben

Alben

Alben

01 The National Sleep Well Beast 02 The xx I See You 03 Sylvan Esso What Now 04 Alex Cameron Forced Witness 05 Future Islands The Far Field 06 Max Richard Leßmann Liebe in Zeiten der Follower 07 Angus & Julia Stone Snow 08 Phoenix Ti Amo 09 Kakkmaddafakka Hus 10 Haim Something To Tell You

01 Chelsea Wolfe Hiss Spun 02 Amenra Mass VI 03 The National Sleep Well Beast 04 Zeal & Ardor Devil Is Fine 05 King Woman Created In The Image Of Suffering 06 Celeste Infidèle(s) 07 Gold Optimist 08 Perfume Genius No Shape 09 Lola Marsh Remember Roses 10 Telepathy Tempest

01 Zeal & Ardor Devil Is Fine 02 Big | Brave Ardor 03 LCD Soundsystem American Dream 04 Briqueville II 05 The Mountain Goats Goths 06 Godspeed You! Black Emperor Luciferian Towers 07 All Them Witches Sleeping Through The War 08 Chelsea Wolfe Hiss Spun 09 Body Count Bloodlust 10 Ex Eye Ex Eye

01 Waxahatchee Out In The Storm 02 Sløtface Try Not To Freak Out 03 Alvvays Antisocialites 04 Lorde Melodrama 05 Hot Water Music Light It Up 06 Japanese Breakfast Soft Sounds From Another … 07 Love A Nichts ist neu 08 Kettcar Ich vs. Wir 09 Iron Chic You Can’t Stay Here 10 Broken Social Scene Hug Of Thunder

Songs

Songs

Songs

Songs

01 Alex Cameron feat. Angel Olsen Stranger’s Kiss 02 The National Nobody Else Will Be There 03 The xx On Hold 04 Sylvan Esso Die Young 05 Future Islands Ran 06 Max Richard Leßmann Spuren auf dem Mond 07 Pish Crime 08 Haim Want You Back 09 Phoenix Ti Amo 10 Ten Fé Make Me Better

01 Zola Jesus Exhumed 02 Chelsea Wolfe The Culling 03 King Woman Hierophant 04 The National The System Only Dreams In Total … 05 Amenra Plus Près De Toi (Closer To You) 06 Zeal & Ardor Blood In The River 07 Gold Tear 08 Lola Marsh Hometown 09 Klez.e Flammen 10 The Hirsch Effekt Inukshuk

01 Maurice & Die Familie Summen Zeichen des … 02 Cursed Moon Rise Of The Antichrist 03 Me And That Man My Church Is Black 04 The Darkness Solid Gold 05 Black Death Night Of The Living Death 06 The Hirsch Effekt Lifney 07 The Picturebooks I Need That Oooh 08 Kreator Fallen Brother 09 Hellripper Anneliese 10 Levent Wrong Things

01 Charli XCX Boys 02 Fazerdaze Take It Slow 03 Lorde Green Light 04 Bleached Can You Deal 05 Waxahatchee Silver 06 Alvvays Dreams Tonite 07 Courtney Barnett How To Boil An Egg 08 Kate Nash Call Me 09 Broken Social Scene Hug Of Thunder 10 Shout Out Louds Paola


#Pop #Jahrescharts 2017 Jörn C. Osenberg (osi)

Sebastian F. Dudey

Philip Fassing

Alben

Alben

Alben

01 The xx I See You 02 Bilderbuch Magic Life 03 Noga Erez Off The Radar 04 Briqueville II 05 Soulwax From Deewee 06 Slowdive Slowdive 07 Cigarettes After Sex Cigarettes After Sex 08 Gorillaz Humanz 09 King Gizzard & The Lizard Wizard Murder Of The … 10 Feist Pleasure

01 Liam Gallagher As You Were 02 Noel Gallagher’s High Flying Birds Who Built The … 03 Depeche Mode Spirit 04 Morrissey Low In High School 05 Kettcar Ich vs. Wir 06 Beatsteaks Yours 07 P!NK Beautiful Trauma 08 The Jesus And Mary Chain Damage And Joy 09 Peter Doherty Hamburg Demonstrations 10 Loyle Carner Yesterday’s Gone

01 The War On Drugs A Deeper Understanding 02 Kevin Morby City Music 03 Lone DJ-Kicks 04 John Maus Screen Memories 05 Sinjin Hawke First Opus 06 Actress AZD 07 Xiu Xiu Forget 08 Wolf Eyes Undertow 09 IMYRMIND Uniwersum Luxus 10 Hype Williams Rainbow Edition

Songs

Songs

Songs

01 The xx On Hold 02 Bilderbuch Baba 03 Slowdive Sugar For The Pill 04 The Weeknd feat. Daft Punk I Feel It Coming 05 Tash Sultana Jungle 06 Bodycount Raining In Blood / Postmortem 2017 07 Siriusmo feat. Mr. Oizo Doppelklick 08 Superpitcher Little Raver 09 Queens Of The Stone Age Feet Don’t Fail Me 10 Alma Chasing Highs

01 Brian Fallon Forget Me Not 02 Frank Turner There She Is 03 Morrissey Spent The Day In Bed 04 Kettcar Sommer ‘89 05 Liam Gallagher Chinatown 06 Noel Gallagher’s High Flying Birds Holy Mountain 07 Depeche Mode Where’s The Revolution 08 Beatsteaks I Do 09 P!NK What About Us 10 Marteria feat. Teutilla Aliens

01 Ross From Friends In An Emergency 02 The War On Drugs Pain 03 Lone Crush Mood 04 Kevin Morby Crybaby 05 Laurent Garnier 1-4 Doctor C’est Chouette 06 Konx-Om-Pax Cascada 07 Chai Khat Graves 08 Chuuwee The Preacher’s Wife 09 Dusky Cold Heart 10 Baaz Two (For You)

Holger Risse

Bastian Küllenberg

Kerstin Kratochwill

Alben

Alben

Alben

01 Bilderbuch Magic Life 02 LCD Soundsystem American Dream 03 The War On Drugs A Deeper Understanding 04 Slowdive Slowdive 05 Andreas Dorau Die Liebe und der Ärger der Anderen 06 Juana Molina Halo 07 Kelly Lee Owens Kelly Lee Owens 08 Moses Sumney Aromanticism 09 Arcade Fire Everything Now 10 The xx I See You

01 Chad VanGaalen Light Information 02 The War On Drugs A Deeper Understanding 03 Cloud Nothings Life Without Sound 04 Zimt Glückstiraden 05 Charly Bliss Guppy 06 Schrottgrenze Glitzer auf Beton 07 Jeb Loy Nichols Country Hustle 08 Grizzly Bear Painted Ruins 09 El Michels Affair Return To The 37th Chamber 10 Courtney Barnett & Kurt Vile Lotta Sea Lice

Songs

Songs

01 Slowdive Slowdive 02 Pia Fraus Field Ceremony 03 Novella Change Of State 04 Thundercat Drunk 05 Cornelius Mellow Waves 06 Fazerdaze Morningside 07 Brockmann Bargmann Licht 08 Pete Fij & Terry Bickers We Are All Millionaires 09 Blankenberge Radiogaze 10 Herod Herod Plays Kraftwerk

01 Bilderbuch Bungalow 02 Klez.e Mauern 03 LCD Soundsystem Tonite 04 Rihanna Love On The Brain 05 The xx Dangerous 06 Wanda 0043 07 Arcade Fire Everything Now 08 The War On Drugs Thinking Of A Place 09 Mount Kimbie feat. King Krule Blue Train Lines 10 Superpitcher What Do You Miss

01 The War On Drugs Holding On 02 togetherPANGEA You Better Find Out 03 Hot Water Music Never Going Back 04 Young Gun Silver Fox Midnight In Richmond 05 Chastity Belt Different Now 06 Charly Bliss Ruby 07 alt-J In Cold Blood 08 Zimt Schwaches Herz 09 Cold Reading Books & Comfort 10 Novo Amor Anchor

Eike Wohlgemuth

Christian Schlodder

Alben

Alben

01 LCD Soundsystem American Dream 02 Bilderbuch Magic Life 03 !!! Shake The Shudder 04 Arcade Fire Everything Now 05 Cologne Tape Welt 06 Superpitcher The Golden Ravedays 07 Thurston Moore Rock N Roll Consciousness 08 Godspeed You! Black Emperor Luciferian Towers 09 Gas Narkopop 10 Andreas Dorau Die Liebe und der Ärger der Anderen

01 The xx I See You 02 Lorde Melodrama 03 Algiers The Underside Of Power 04 LCD Soundsystem American Dream 05 Kölsch 1989 06 Flamingosis Newski 07 Vince Staples Big Fish Theory 08 Tyler, The Creator Flower Boy 09 Priests Nothing Feels Natural 10 Mount Eerie A Crow Looked At Me

Songs

Songs

01 LCD Soundsystem American Dream 02 LCD Soundsystem How Do You Sleep? 03 Bilderbuch Bungalow 04 Arcade Fire Everything Now 05 Superpitcher Little Raver 06 Godspeed You! Black Emperor Bosses Hang Pt I-III 07 Bilderbuch Baba 08 !!! The One 2 09 Cosmo Vitelli When Suddenly: Acid 10 Arcade Fire Creature Comfort

01 The xx I Dare You 02 Michael Kiwanuka One More Night 03 The Rural Alberta Advantage Alright 04 Sylvan Esso Die Young 05 Marteria El Presidente 06 Patrice Bäumel Glutes 07 Fiora Let It Go By 08 The xx On Hold 09 Lorde Green Light 10 Retrogott & Motion Man Intense Indignation

Paula Irmschler

Klaas Tigchelaar

Alben

Alben

01 Sheer Mag Need To Feel Your Love 02 Elbow Little Fictions 03 Japanese Breakfast Soft Sounds From Another … 04 Ibeyi Ash 05 Benjamin Clementine I Tell A Fly 06 Jay-Z 4:44 07 Wanda Niente 08 Liam Gallagher As You Were 09 Arcade Fire Everything Now 10 Jamilia Woods Heavn

01 Queens Of The Stone Age Villains 02 Jesca Hoop Memories Are Now 03 Cloud Nothings Life Without Sound 04 Royal Blood How Did We Get So Dark 05 Iron And Wine Beast Epic 06 Dan Auerbach Waiting On A Song 07 Com Truise Iteration 08 Oxbow Thin Black Duke 09 Beck Colors 10 Fyfe The Space Between

Songs

Songs

01 Drake Passionfruit 02 Coldplay All I Can Think About Is You 03 London Grammar Oh Woman Oh Man 04 Bilderbuch Bungalow 05 Wanda Weiter weiter 06 Sheer Mag Just Can’t Get Enough 07 Kraftklub Chemie Chemie Ya 08 Miss Eaves Thunder Thighs 09 Blond Spinaci 10 Elbow Gentle Storm

01 Gothic Tropic Stronger 02 Judith Holofernes Der letzte Optimist 03 Oxbow Cold & Well-Lit Place 04 Konni Kass Sounds 05 The Colorist & Emilíana Torrini Speed Of Dark 06 Kendrick Lamar HUMBLE. 07 Royal Trux Platinum Tips 08 Denai Moore Does It Get Easier? 09 Birocratic Prize Money 10 Dutch Uncles Big Balloon

Songs

10 Steve Hackett Fifty Miles From The North Pole

Verena Reygers Alben

01 Feist Pleasure 02 Nadine Shah Holiday Destination 03 Haim Something To Tell You 04 Torres Three Futures 05 Mariam The Believer Love Everything 06 The National Sleep Well Beast 07 Laura Marling Semper Femina 08 Marika Hackman I’m Not Your Man 09 Fotos Kids 10 EMA Exile In Outer Ring Songs 01 Alex Cameron Stranger’s Kiss 02 Nadine Shah Holiday Destination 03 Feist Century 04 Sir Was In The Midst 05 Haim Want You Back 06 Jesca Hoop The Lost Sky 07 St. Vincent New York 08 Noga Erez Dance While You Shoot 09 Christiane Rösinger Joy Of Ageing 10 Princess Nokia Brujas

Nils Schlechtriemen Alben 01 Actress AZD 02 Vril Anima Mundi 03 Forest Swords Compassion 04 Grails Chalice Hymnal 05 Rainforest Spiritual Enslavement Ambient Black … 06 Jan Schulte Tropical Drums Of Deutschland 07 Restive Plaggona Leaving The Body 08 Varg Nordic Flora Series Pt. 3: Gore-Tex City 09 Steffi World Of The Waking State 10 Tzusing Invincible East Songs

01 Morrissey Spent The Day In Bed 02 Airiel This Is Permanent 03 Slowdive Star Roving 04 Fazerdaze Lucky Girl 05 Pia Fraus Cloudy Eyes 06 Der Nino Aus Wien Tränen machen wach 07 The Daysleepers Creation 08 Thundercat Drink Dat 09 Pete Fij & Terry Bickers Love’s Going To Get You 10 The Bilinda Butchers Lotus Eaters

01 Restive Plaggona Women In Medieval Society 02 Steffi Bounces Of Nature 03 Anthony Linell Baptism By Fire 04 I Hate Models Forest Spirits 05 Pessimist Glued 06 Actress X22RME 07 Grails Rebecca 08 Robedoor Mage Image 09 Lee Gamble A Tergo Real 10 Forest Swords Exalter

Kai Wichelmann

Martin Lippert

Alben

Alben

01 Ariel Pink Dedicated To Bobby Jameson 02 Hurray For The Riff Raff The Navigator 03 Alex Cameron Forced Witness 04 Wanda Niente 05 Julie Byrne Not Even Happiness 06 White Reaper The World’s Best American Band 07 Kettcar Ich vs. Wir 08 Gisbert zu Knyphausen Das Licht dieser Welt 09 Four Tet New Energy 10 The War On Drugs A Deeper Understanding

01 LCD Soundsystem American Dream 02 Cigarettes After Sex Cigarettes After Sex 03 Godspeed You! Black Emperor Luciferian Towers 04 Timber Timbre Sincerely, Future Pollution 05 Soulwax From Deewee 06 Jakuzi Fantezi Müzik 07 Sinkane Life & Livin’ It 08 Talaboman The Night Land 09 Thurston Moore Rock N Roll Consciousness 10 Diverse Too Slow To Disco, Vol. 3

Songs

Songs

01 Ariel Pink Another Weekend 02 King Krule Dum Surfer 03 Daphni Face To Face 04 Benjamin Clementine God Save The Jungle 05 Gisbert zu Knyphausen Dich zu lieben ist einfach 06 Kettcar Ankunftshalle 07 Four Tet Scientists 08 Courtney Barnett & Kurt Vile Over Everything 09 Wanda Columbo 10 Hurray For The Riff Raff The Navigator

01 The Black Madonna He Is The Voice I Hear 02 Chuck Armstrong Something’s Got … (Psychemagik …) 03 LCD Soundsystem American Dream 04 LCD Soundsystem How Do You Sleep? 05 LCD Soundsystem Call The Police 06 K. J. Grobe / Odd Couple Haste Strom Haste Licht 07 Föllakzoid feat. J. Spaceman Electric 08 Cigarettes After Sex Apocalypse 09 Gorillaz ft. Vince Staples Ascension (Nic Fanciulli Rmx) 10 F. Morrissey & M. E. White Look At What The Light …

Oliver Uschmann

Frederike Wetzels

Alben

Alben

01 Kele Okereke Fatherland 02 Loyle Carner Yesterday’s Gone 03 Hans-Joachim Roedelius & Arnold Kasar Einfluss 04 Greg Graffin Millport 05 Wu-Tang Clan The Saga Continues 06 Dispatch America, Location 12 07 a-ha MTV Unplugged Summer Solstice 08 Zugezogen Maskulin Alle gegen alle 09 MuteMath Play Dead 10 Mogwai Every Country’s Sun Songs 01 Kele Okereke Yemaya 02 Zugezogen Maskulin Der müde Tod 03 Greg Graffin Millport 04 Hot Water Music Never Going Back 05 Loyle Carner Ain’t Nothing Changed 06 Wu-Tang Clan Why Why Why 07 Tommy Finke Bei lebendigem Leibe verpennen 08 The World Is A Beautiful Place & I … Marine Tigers 09 Greg Graffin Backroads Of My Mind

01 Yung Hurn Love Hotel 02 Bilderbuch Magic Life 03 Woman Happy Freedom 04 Mavi Phoenix Aventura 05 Cigarettes After Sex Cigarettes After Sex 06 Kendrick Lamar DAMN. 07 The xx I See You 08 Baba Stiltz Is Everything 09 King Krule The Ooz 10 Lana Del Rey Lust for Life Songs 01 Julian Stetter Emily 02 Tommy Genesis Empty 03 Yung Hurn Diamant 04 Bilderbuch Bungalow 05 Mavi Phoenix Love Longtime 06 Lorde Liability 07 Liv Heaven 08 Baba Stiltz Can’t Help It 09 John Maus Touch Down

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#Poll 2017

Deine Stimme zählt. Mitmachen und gewinnen.

DER POLL I bims, der Poll. Jedes Jahr wollen wir wissen, was euch gefallen hat – und was nicht. Ob Platte, Club, Konzert, Film oder Festival: füllt unseren Fragebogen unter intro.de/poll aus, im Gegenzug landet ihr im Lostopf für einen dieser schönen Preise.

07 KEF »Space One Wireless« Kopfhörer de.kef.com

KEF steht für bestmögliche HifiIntegrität und zeitloses Design. Der mit dem Red Dot Best of the Best Award ausgezeichnete »Space One Wireless« Kopfhörer vereint Bluetooth, aktive Geräuschunterdrückung mit Porsche Design-Look. Wir verlosen ein Paar.

08 Jana Crämer Buchi endlich-ich.com

»Das Mädchen aus der 1. Reihe« – das aktuelle Buch von Jana Crämer, die über das Aufbrechen, Freundschaft, Musik, Träume und Sehnsüchte schreibt. Auf ihrem Blog endlich-ich.com erzählt sie über das Leben mit einer Essstörung. Wir verlosen drei Bücher.

09 Valerian – Die Stadt der tausend Planeten universumfilm.de

05

04

Jean-Luc Bessons spektakuläres Science Fiction Märchen, die Verfilmung eines französischen Comic-Klassikers, zählt zu den visuellen Highlights des Kinojahrs 2017. Wir verlosen den Film auf 4K UltraHD Blu-ray, und dazu ein futuristisches Laser-Keyboard.

10 Selekkt »HIPSTORY« Kalender

03

selekkt.com

02 01

Ein Kalender macht Furore: Große Persönlichkeiten, gewagte Outfits. Der »HIPSTORY«-Kalender mit Illustrationen von Amit Shimoni bringt Merkel, Einstein und Co. im Hipster-Look zu Dir nach Hause! Wir verlosen drei Exemplare des limitierten Kalenders!

11 »Destiny 2« Fanpaket destinythegame.com/de

Im First-Person-Actionspiel »Destiny 2« ist die letzte sichere Stadt der Erde gefallen. Die Hüter, Beschützer der Menschheit, stellen sich der Bedrohung durch Dominus Ghaul. Wir verlosen ein Fanpaket: »Destiny 2« für PlayStation 4, Cap und Rucksack.

12 AiLaike Eistee ailaike.de

KEF »MUO« Wireless-Lautsprecher 01

de.kef.com

Der britische Ausnahme-Designer Ross Lovegrove entwickelte diesen Bluetooth-Lautsprecher mit den KEFSound-Experten. Herausgekommen ist eine stylishe, kleine Allzweckwaffe mit massivem Sound, den man dieser Größe gar nicht zutraut. Verlosen wir ein Mal.

03

adidas.de

Im Style von 1990 zum WM-Titel 2018: adidas hat sich beim neuen Trikot für »Die Mannschaft« von einem legendären Design inspirieren lassen. Mats, Thomas & Co. tragen es im nächsten Jahr in Russland – du hast es vielleicht schon jetzt unter dem Baum. 04

02

Sonos »One«

sonos.com/de-de

Last Christmas kommt dieses Jahr aus dem neuen Sonos One mit integrierter Sprachsteuerung via Amazon Alexa. Einfach auspacken und per Zuruf Musik abspielen. Der Speaker kann noch mehr und wird dank Software-Update immer smarter. Wir verlosen einen Sonos »One«.

adidas DFB Trikot

Cheerz Gutscheine

cheerz.com/de

Cheerz, die neue Fotodruck App, bietet viele kreative Wege eure liebsten Fotos in bester Qualität in euren Händen zu halten. Ob als Fotostreifen, Polaroids, Fotokalender oder als Kühlschrankmagnete – wir verlosen drei Gutscheine à 50 Euro.

05

EMP × Star Wars Fanpakete

emp.de

EMP – Europas Merchandise-Versand Nummer 1 – spendiert zum Kinostart von »The Last Jedi« je zwei »Star Wars« Fanpakete inkl. »The Last Jedi«Hoodie, Logo-T-Shirt, »Star Wars«Weihnachtsbaumkugeln und einem »Darth Vader Bobble Head« Plastic Toy, wahlweise für Lukes oder Leias.

AiLaike nutzt das Verfahren aus dem Jahr 1904: Auf das Brühen der Teeblätter folgt die sofortige Abkühlung mit Eiswürfeln. Mit Agavensaft gesüßt und mit Bio-Direktsäften sowie Bio-Frucht- und Kräuterauszügen verfeinert. Wir verlosen fünf Pakete Eistee.

13 Doli Bottles doli-bottles.com

Ob im Großstadt-Dschungel oder im Office – mit Doli hast du immer den perfekten Begleiter: Füll deine Doli mit Wasser, Kaffee oder Tee. Füll sie aber vor allem auch mit Individualität, Energie und deiner Leidenschaft! Wir verlosen fünf Doli Bottles.

14 Werkstatt Verlag Fußball Lektüren werkstatt-verlag.de

Euch fehlen noch die passenden Bücher um die immer näher rückende Winterpause zu überbrücken? Wir verlosen jeweils drei Exemplare dieser Fußball Lektüren: »Geißböcke mit Fernweh«, »Das Goldene Buch der Fußball-Weltmeisterschaft« und »Fußballkritik«.


#Poll 2017 14 23

15 17

21

16

18 19 20

22

24 12 10

08

13

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15 FC St. Pauli Weihnachtspaket

18 Kosmonaut Festival Merch-Paket

21 Backstage Market Produkte

fcsp-shop.com

kosmonaut-festival.de

backstage-market.com

16 Gaffel Karnevalsfässchen

19 Hafendieb »Written Beanie Melange Grey«

22 Tarja Fanpakete

Die kalte Eiszeit naht und durch den FC St. Pauli seid ihr perfekt ausgerüstet. Wir verlosen ein Winterpaket, das auch den letzten Grinch aus der Reserve lockt: Weihnachtsbaumspitze und Kugeln, eine warme Pudelmütze und eine stylishe Bomberjacke.

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Fast zeitgleich mit dem Beginn der Eiszeit in Berlin wurde in Köln vor kurzem die fünfte Jahreszeit eingeläutet und wir sind immer noch ganz wild darauf. Da darf Kölsch natürlich nicht fehlen! Wir verlosen – wer hätte es geahnt: Elf 5l Fässer von Gaffel.

17 Alpine »PartyPlug« Ohrstöpsel × Liam Gallagher Konzerttickets alpine-gehoerschutz.de

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Die Bande vom Kosmonaut Festival stellt nicht nur jedes Jahr ein großartiges Festival auf die Beine, sie haben auch einfach schicken Merch! Wir verlosen ein Paket bestehend aus Shirt, Gymbag und Sweater. Damit ihr zum Start am 29.06.18 versorgt seid.

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»Die Küste bedeutet für uns ein Stück Heimat« – Das norddeutsche Eco Fashion Label Hafendieb liefert ehrliche und maritime Streetwear aus echtem Seemannsgarn, gemacht für alle mit einem Gespür für den Charme des Nordens! Wir verlosen zwei Beanies!

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Wir verlosen eine Jahreskarte für das NRW-Forum Düsseldorf. Damit hast du 12 Monate lang freien Eintritt und kannst zu allen Ausstellungen und Veranstaltungen gehen und on top bekommst du auch noch VIP Status, Einladungen und reservierte VIP-Plätze.

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Seit dem 23.11. kann man in Köln den Onlineshop Backstage Market kurze Zeit auch offline erleben. In der alten Metzgerei Brock könnt ihr für einen Monat statt frischem Fleisch angesagte Streetwear erwerben. Wir verlosen die abgebildeten Produkte.

Weiter Weiter Hoodies

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Foto: John Yuyi

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#Pop #Haiyti


#Pop #Haiyti

Grüße aus Grüße aus Grüße aus der Zukunft der Zukunft der Zukunft

Haiyti

Die Rapperin Haiyti gilt weit über ihr Genre hinaus als Hoffnungsträgerin – ob Musik-, Tagespresse oder Feuilleton, Experten sehen die Galionsfigur einer Poprevolution in ihr. Nach unzähligen Youtube-Videos, Singles und Mixtapes erscheint im Januar mit »Montenegro Zero« ihr lang erwartetes Label­debüt. Kevin Goonewardena traf sich mit Haiyti in Hamburg, um herauszufinden, was diese Frau ausmacht. Fotos: Bartosz Ludwinski

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ährend auf der Nordseite des Hamburger Bahnhofs die Kaufkraft in die Stadt fällt, um sich durch die Hauptschlagader des hanseatischen Wegwerfkapitalismus Richtung Jungfernstieg und Neuer Wall zu shoppen, scheißt Deutschlands nach Passagieraufkommen größter Bahnhof den Kaffeesatz der westlichen Gesellschaft nach hinten aus: Hier in St. Georg reihen sich Spielhallen, Dönerbuden und Gay-Sexshops aneinander; Junkies, Bettler, herumlungernde Gestalten und am Ali G ZOB gestrandete Glücksritter, deren HoffMit dieser Kunstfigur gelang Sacha nung auf ein besseres Leben ihr jähes Ende Baron Cohen sein Durchbruch. Der im Rinnstein fand, erinnern an die Kehrseite Möchtegern-Gangster-Rapper hatte neben seiner »Da Ali G Show« auch unserer Wohlstandsgesellschaft. »Das schöden Kinofilm »Ali G Indahouse« gene Leben aussichtslos / Für kurze Zeit nur dreht. Der Legende nach ist Ali G ein auf dem Thron«, rappt Haiyti auf »Haubi«, Gangster der Gruppe West Staines Massive aus Staines, einem kleinen einem Stück ihres Debüts, das vordergrünStädtchen bei London, das sich 2012 dig jenes Leben um den Hauptbahnhof betatsächlich in Staines-upon-Thames schreibt. Und doch kann der Track auch als umbenannt hat – zum Teil wegen Ali G. Wobei der Initiator Colin bitterer Erkenntnisgewinn einer Generation Davis der BBC mitteilte: »Ali G hatte gelesen werden, die gehetzt wird von der seinen Anteil daran, aber die Gründe Jagd nach eben diesem: dem von allen anreichen auch weiter zurück.« deren, nur nicht ihnen selbst, definierten schönen Leben. Während die einen dieses Leben auf dem für die Follower gut dokumentierten

Selbsterkenntnistrip durch Asien zu finden hoffen, bevor sie wieder im Grau der Praktikantenstelle verschwinden, aber immerhin in Berlin-Neukölln ein WG-Zimmer bewohnen und am Wochenende an der Garderobe eines angesagten Clubs arbeiten dürfen, nimmt sich Haiyti das schöne Leben einfach und definiert es auch noch selbst: Heute Kiezkaschemme, morgen Rave, übermorgen sitzt sie Schampus trinkend in Designerklamotten im Jacuzzi – ungeschönt, ungeschminkt, live und direkt. Und doch scheint auch für sie das schöne Leben immer nur von kurzer Dauer zu sein. Morgen wird wie heute sein? In Haiytis Welt gleicht kein Tag dem anderen. Eine Abwechslung, die anstrengend ist, weil sie fehlende Sicherheiten bietet, aber vielleicht gerade deshalb so attraktiv für ihre Fans rüberkommt. Im Einfangen des Moments bedient sich die Rapperin nicht nur wie ihre Gleichgesinnten der lange nicht wahrgenommenen, dann als Eintagsfliege belächelten Spielart Cloud Rap und den Möglichkeiten von Social Media und Homerecording. Sie beherrscht diese wie kaum eine Zweite. Ihre Videos: visualisierte epileptische Anfälle. Ihre Texte: irgendwo zwischen großmäuligem Mackergehabe, säuselnden Selbstzweifeln, Drogen-Diktionär und Trash-Romantik. Sie selbst: ihre Kunstfigur. Ihre Kunstfigur: sie selbst. Sagt sie. Auf jeden Fall ist das alles: polarisierend. Und zwischen allen Stühlen sitzend. »Ich bin keine Zecke, ich bin kein Bonzenkind, ich bin nicht der Standard-Ganster-Rapper und auch nicht der Standard-Popstar. Jeder sieht vielleicht ein bisschen was von sich in mir«, versucht sich Haiyti an einer Erklärung für ihre steigende Popularität. Lag der Witz des Mantra-artig wiederholten »Keep it real« der Kunstfigur Ali G noch in der offensichtlich nicht vorhandenen Realness der Figur, denken Haiyti und Gleichgesinnte die Realness-Definition einfach weiter und treiben damit jeden Oldschool-Anhänger in den Wahnsinn. Mitte November, in der Nähe der Nordseite des Bahnhofs, unweit der Hauptgeschäftstraßen, treffen wir uns in einem Café, das aussieht wie das Musteresszimmer in

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#Pop #Haiyti

einem skandinavischen Möbelkatalog. Es liegt nur einen Sprung von der Schattenseite des Hauptbahnhofs entfernt, wo Haiyti mittlerweile lebt. Das Café habe sie interessiert, sagt sie, besucht habe sie es allerdings noch nie, sie sei nur immer daran vorbeigegangen. Wahr ist, was wahr ist – in Pop- und gerade Rapmusik gibt es bekanntlich nicht die Wahrheit, wie wir sie kennen, Grenzen zwischen Kunstfigur und der Person dahinter sind oftmals fließend, das Mysterium um die Wahrheit macht ja gerade unsere Faszination aus – Haiyti weiß dies ganz besonders zu nutzen. Während drinnen also die erklärte Pophoffnung der Nation sitzt, zeigt draußen Hamburg, dass es nicht in Italien liegt. Trap Queen hat man sie genannt, Cloud-Rapperin, mit Nina Hagen und Falco verglichen. Der Begriff Trap wird schlussendlich im Laufe des Gesprächs kein einziges Mal fallen, sie selbst bezeichnet sich als Gangster-Rapperin. Die zierliche Frau spricht mit leiser Stimme, pendelt zwischen aufmerksam und abgelenkt. Sie geht ans Handy, schaut sich im Raum um, nur um dann wieder ins Sofa zu sinken und Kuchen zu essen. In ihren Videos und Liveshows macht sie Alarm. Schnoddrige Attitüde und eine Stimme, wenn nicht durch Auto-Tune verfremdet, oft heiser daherkommend. Trap, entstanden aus dem Down South und Crank der Südstaaten, irgendwann über den großen Teich geschwappt, zuerst nach Berlin. Der 2016er-Track »Was ist das für 1 Life?« des Wiener Money Boy findet Eingang in den Sprachgebrauch und markiert allerspätestens den Durchbruch des Genres. In Hamburg gebe es bis heute keine Szene, sagt sie. »Ich habe es ja nicht mithilfe von Hamburgern geschafft, sondern im Internet einen Song von jemandem gehört und meinte dann zu ihm: ›Lass ‘nen Track machen.‹ So entstand ›City Tarif‹. Das waren auch Leute aus Berlin«, so Haiyti über ihre Zusammenarbeit mit unter anderem Produzent AsadJohn und Frauenarzt auf ihrer angesprochenen 2016er-EP. »Aus Hamburg habe ich noch nie Unterstützung bekommen.« Ob es sie enttäusche? Nicht im Geringsten. Denn die Zeiten, in denen deutscher Rap in ein paar wenigen Großstädten definiert wurde, sind lange vorbei. Wie eben in Haiytis Heimatstadt, in Stuttgart oder FrankfurtRödelheim – die geografische Herkunft, die bis Anfang der Nullerjahre nicht nur identitätsstiftend war, sondern auch den jeweiligen Trademark-Sound bestimmte, taugt im Rap der Gegenwart allenfalls als verkaufsfördernder Aufmacher für »Sound Of XY«-Compilations, die mangels Bekanntheit der Artists und Qualität der Songs doch nur im Laden liegen bleiben – sieht man mal von den 187ers in Hamburg, den Bonnern SSIO und Xatar und vor allem Berliner Rappern ab. »Da ist das ja noch ganz, ganz wichtig. Jeder Berliner bezieht sich auf Berlin. Ich verstehe auch nicht, warum die das machen. Es gibt ganz wenige, die darauf verzichten, beim Rest heißt es immer ›Berlin, Hauptstadt des Rap‹ und so.« Songtexte wie »Dis wo ich herkomm« sind eher nichts Dis wo ich herkomm für sie. Für die Deutsch-Kroatin Haiyti spieAuf dem Album und dem gleichnamilen Nationalität und geografische Herkunft gen Titeltrack plädiert Samy Deluxe allenfalls eine untergeordnete Rolle, wie im 2009 für einen neuen Nationalstolz, denn man sei »es leid«, auszubaden, Übrigen auch ihr Geschlecht. Female Rap ist dass »die Nazizeit« unsere Zukunft auch so ein Etikett, das sie ablehnt. Während »versaut« habe. Und sowieso sei Hitler also Begriffe wie Mongo Clikke, Eimsbush ja Österreicher, deswegen keinen Nationalstolz mehr zu haben sei so, wie ihn oder Kolchose und alles, was mit ihnen einfür Herbert Grönemeyer verantwortlich hergeht, nur noch von Ü30-Jährigen, die bei zu machen (sic!), fabuliert Samy. Noch »Reimemonster« auf der 90er-HipHop-Party im gleichen Jahr rechnet Grim104 mit Samy und dessen Deutschland in einem in Nostalgie schwelgend den Text mitrappen gleichnamigen Stück ab, das jedoch wie vor 20 Jahren, und deren Jugendidolen keine Coverversion ist. selbst hochgehalten werden, verzichten Haiyti und Gleichgesinnte weitestgehend auf die

Betonung ihrer Herkunft. Die geografischen Grenzen sind den Freiräumen der Cloud gewichen. Gearbeitet wird, wann, wo und mit wem man will – vor allem aber schnell und ohne große Vorbereitung. Aus einer großen Stadt zu kommen sei dennoch einfacher – zumindest, wenn man als Gangster-Rapper ernst genommen werden will. Merke: Die Realness-Definition im Rapgame weiterzuspinnen ist möglich – sie zu ignorieren allerdings auch im Jahr 2017 nicht. Ob man ihr die Geschichten glaubt, die sie erzählt, interessiert sie nicht groß. »Ich weiß, was ich gesehen und erlebt habe, die Leute wissen das.« Die großstädtische Herkunft mag noch hilfreich sein, einen aus wenigen Stadtteilen bestehenden place to be gibt es nicht mehr. Es ist längst kein Muss mehr für kreatives Schaffen oder Erfolg, in einem hippen Bezirk mit all seinen Kreativen und den einhergehenden infrastrukturellen Möglichkeiten aufzuwachsen; das beweisen auch L Twills (Farmsen) und Ace Tee (Jenfeld). Letztere hatten selbst in Hamburg die wenigsten auf dem Schirm, jetzt macht sie international von sich reden. Auch Haiytis Geschichte beginnt weit abseits der überregional bekannten Teile Hamburgs. Der Ärzte-Bassist Rodrigo González, James Last, Ex-Bundesminister Philipp Rösler, das in jahrzehntelanger Eintracht rauchende Paar Schmidt – auch sie lebten dort, wo Haiyti in den 90ern aufwuchs: in Langenhorn, im äußersten Norden der Stadt, an der Grenze zu Schleswig-Holstein. Wo U-BahnStationen Kiwittsmoor heißen, ist naturgemäß gar nichts, erst recht nicht Downtown. Gemischt sei der Stadtteil gewesen; von Ghetto bis zu Einfamilienhäusern, sagt die Rapperin, habe es da alles gegeben – nur keine über die übliche Stadtteilkultur gehenden kulturellen Angebote, geschweige denn künstlerische Einflüsse. In der Sozialwohnung aufgewachsen, die Eltern Musiker, St. Pauli, Sternschanze, Altona ganz weit weg – nicht nur auf die Fahrtzeit bezogen. »Ich hatte Freunde in Altona, deren Eltern waren bei Greenpeace, Anwälte, Künstler. Die waren auch Straße, aber die hatten gleichzeitig einen kulturellen Hintergrund. In Langenhorn war das nicht so, da gab es nur Straße.« Haiyti treibt sich vor allem in prekären Verhältnissen herum, schreibt Texte, »ohne ein Ziel vor Augen zu haben«, sagt sie. Nicht, um sie irgendwann mal musikalisch zu verwerten, auch nicht, um später einmal sich selbst besser verstehen zu können. »Über so was habe ich mir nie Gedanken gemacht. Auch nicht über die Zukunft. Ich habe lange Jahre gar nichts gemacht.« Sie füllt um die 200 Notizbücher, fährt BMX, um die überschüssige Energie abzubauen. »Durch den Wald, das Alstertal, die Blocks, ich bin immer abends und nachts rumgefahren«,


#Pop #Haiyti

erläutert Haiyti, »wie so ein Schlüsselkind.« Ob sie einen musikalischen Erweckungsmoment gehabt habe, einen, an dem ihr klar war: So was will ich auch machen? »Ich weiß, dass ich mit 14 mal was im Studio mit meinem Vater in Kroatien aufgenommen habe«, erinnert sie sich. »Wie das alles aber so richtig losging, nicht mehr. Wenn ich heute Leute aus meiner Jugendzeit treffe, sagen die auch, ich hätte immer gerappt und gefreestylt, ich persönlich kann mich aber gar nicht mehr genau daran erinnern.« Ein paar Nebenjobs habe sie ausgeübt, ein bisschen Geld verdient, dies und das gemacht. Auch Praktika seien dabei gewesen, welche genau, weiß sie nicht mehr – weil sie nicht dahinter stand. »Man wusste ja, dass man irgendwas werden muss. Nur ich wusste nicht, was ich werden sollte. Ich wusste immer nur, dass ich Künstlerin bin.« Ihre Eltern ließen sie machen, jedenfalls »bis zu einem gewissen Punkt. Irgendwann hat meine Mutter die Schnauze voll gehabt, als ich nur noch auf Partys ging oder mich sonst wo

rumtrieb und zweimal Fristen an der HAW [Hochschule für Angewandte Wissenschaften] verpasst hatte. Da hat sie mich in eine Arbeitsmaßnahme gesteckt.« Haiyti dümpelte als Malerin/Lackiererin vor sich hin, war unterfordert, bei einer freien Aufgabe wurde ihr Talent schließlich entdeckt und sie dazu ermutigt, sich an der HfbK (Hochschule für bildende Kunst) anzumelden. Haiyti reichte ihre Mappe ein und wurde angenommen. Heute studiert sie dort Malerei in der Klasse Anselm Reyle von Anselm Reyle, auch wenn sie zurzeit Der 1970 in Tübingen Geborene ist Profeskaum zum Malen kommt. Den Master wolle sor der Malerei an der HfbK Hamburg. Er ist sie aber noch schaffen, denn »die Leute densowohl in der Malerei als auch Skulpturenken, ich sei jetzt Rockstar, ich würde jetzt kunst und im Bereich Installation unterhinschmeißen. Aber ehrlich gesagt ist mir wegs und arbeitet oft mit Fundstücken aus unterschiedlichen Kontexten, die er optisch der Titel schon noch wichtig«, lacht Haiyti, verändert in neue Zusammenhänge bringt. »einfach, um es den Intellektuellen noch mal zu zeigen.« Natürlich bleibt die Erfahrung nicht aus, dass jetzt, wo sich der musikalische Erfolg langsam einstellt, jeder seinen Teil dazu beigetragen haben will. »Ich habe die Hälfte der Zeit mit Gaunern und in zwielichtigen Verhältnissen verbracht, sodass ich jetzt den Leuten echte Storys erzählen kann. Und war nicht in der Bibliothek und habe da gelernt. Was denken die sich denn eigentlich?« Ihre Werke malt Haiyti dabei nicht zufällig unter ihrem bürgerlichen Namen: Ronja Zschoche. Malerei und Musik trennt sie strikt voneinander. »Die Leute wollen immer alles vermischen. Für die bin ich die Kunststudentin, die Gangster-Rap macht und Bilder malt. Am liebsten würden die sehen, dass ich ein Konzert spiele und dort auch meine Bilder ausstelle. Die sehen das alles immer so als Gesamtkunstwerk. Dabei bin ich nur ich, immer ein und dieselbe Person.« Wann sie mit dem Malen weitermachen wird, kann Haiyti nicht genau sagen. Mit »Montenegro Zero« steht nun erst einmal nach zwei veröffentlichten Platten im Eigenvertrieb ihr Labeldebüt in den Startlöchern. Dem Album folgt die dazugehörige Tour. Lines schreiben, Beats machen, recorden, hochladen, fertig – die meisten Tracks erschienen bisher ausschließlich digital. Punk is dead? Nur anders gekleidet: Der technische Fortschritt hat dem DIY-Prinzip innerhalb der Musikindustrie längst eine Zukunft beschert, die Erfolg versprechender ist als jede Hansa-Pils-Dose und greller, als ‘77 je hätte im Sonnenlicht glänzen können. In der Vergangenheit hat Haiyti mit Hustensaft Jüngling und YSL Know Plug (a.k.a. Money Boy) gleich mehrfach kooperiert, LGoony, Juicy Gay, Haftbefehl und Xatar luden sie auf ihr Kollabo-Album ein, auf dem kommenden Werk findet sich dagegen kein Feature. »Ich habe mich entschieden, das Album so stehen zu lassen, ganz ohne Feature, als Statement.« Auf »Montenegro Zero« gibt sich Haiyti poppiger als zuvor. »Mainstreamiger«, lacht sie. »Ich nenne es Gangsta-Pop. Eigentlich mache ich das, was ich immer schon gemacht habe – es ist nur etwas hittiger und ausgefeilter.« Doch wer Anbiederung oder Ausverkauf wittert, irrt: Die Wucht kommt geschliffener zwar klarer, nicht jedoch sanfter aus der Zukunft in die Fresse. — Haiyti »Montenegro Zero« (Vertigo Berlin / Universal / VÖ 12.01.18) — Intro empfiehlt die Tour vom 25.02. bis 18.03.

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#Pop #John Maus

John Maus

ELEKTRISCHE STÃœHLE UND STERBENDE HAUSTIERE


#Pop #John Maus

Nach sechs Jahren in der Versenkung kehrt John Maus mit dem Album »Screen Memories« zurück. Ihm selbst kamen die sechs Jahre allerdings eher wie zwei Wochen vor, was wohl unter anderem daran liegt, dass er eine Dissertation geschrieben und einen Synthesizer gebaut hat. Den wollte er nach Fertigstellung jedoch nicht benutzen, wie er Silvia Silko erzählte. Foto: Miriam Marlene Waldner

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n meinem Freundeskreis wurde im Vorfeld darüber gewitzelt, doch ich musste keinen IQ-Nachweis vorlegen, bevor ich mit John Maus sprechen durfte. Ein besonders hoher IQ ist auch gar nicht zwingend notwendig: Maus spricht sich gerne in Rage und debattiert dann mit sich selbst. Daraus ergibt sich ein hübsches SelfMatch, das meine Skype-Verbindung mit erbarmungslosem Knarzen anreichert. »Das Internet ist doch, genau wie der Fernseher, ein Kriegsinstrument. Alle technischen Neuerungen sind für reibungsloseren Krieg erschaffen worden. Mir gefällt der Gedanke, dass wir alle diese Technik quasi missbrauchen«, freut sich Maus – relativiert seine Entzückung aber schnell wieder: »Alles im Fernsehen, die Unendlichkeit im Internet oder einfach nur Werbung sind doch wirklich die reinste Dummheit.« Den Begriff »Dummheit« spuckt Maus förmlich in die Leitung. »Mit dem Albumtitel ›Screen Memories‹ will ich aber eigentlich gar nichts kritisieren oder so. Es geht nicht darum, dass unsere Erinnerungen nur noch digital sind. Also auch. Aber eben nicht nur. Es geht auch darum, dass meine eigene Kindheit voll von Bildschirmen war und manche Bilder sich eben festsetzen. Außerdem bedeutet Digitalisierung ja auch Konservierung.« Die Erinnerungen, die Maus auf seinem Album heraufbeschwört, bewegen sich zwischen Entsetzen, Zynismus und Verzweiflung – alles hübsch eingebettet in und gut gepolstert von fröhlich sprudelndem New Wave und leichtfüßig zündelnden Synthies. Seine Lyrics über elektrische Stühle und sterbende Haustiere gehen da gleich leichter ins Ohr. Sieht Maus sich also als Künstler, der versucht, die harte Realität erträglicher zu machen? Es scheint gegenwärtig jedenfalls nötig – nicht umsonst erleben wir gerade ein 80s-Revival: Sind wir 2017 ähnlich verzweifelt wie die Jugendgeneration der 80er, die sich den Schrecken des Kalten Krieges, den krakenhaft um sich greifenden Kapitalismus oder die langsam Fahrt aufnehmende Technisierung mit knallbunter Fantasie, viel zu viel Hall und bitter-süßlichen Melodien verklären musste? »Bestimmt. Aber sind wir nicht immer verzweifelt? Und im Gegenzug: Wann sind wir eigentlich glücklich? Dabei stellt sich natürlich die Frage, wie man Glück überhaupt definieren möchte.« Maus hält kurz inne und zerschlägt die Idee einer Epochenabgrenzung: »Ich glaube nicht an Revivals oder Zäsuren oder so. Weißt du, es würde die Beschäftigung mit meinem Album so einfach machen, wenn ich sagen könnte, es sei nach der Wahl Trumps entstanden. Aber das

ist Quatsch: Der Großteil von ›Screen Memories‹ war vor einem Jahr schon so gut wie fertig.« Zur aktuellen Lage der Gesellschaft kann er gar nicht viel sagen. Ihm gefalle aber das Konzept des Künstlers, der die Welt durch seine Kunst aufweckt. »Ich habe aber ehrlich gesagt zu wenig Meinungen. Oder zu wenig Haltung. Da kann man sich bei mir an zu wenig festhalten, oder?« Ich frage mich, ob das jetzt eine rhetorische Frage ist oder tatsächliche eine Antwort von mir erwartet wird. Seine Meinung zur Verblödung durch die Medien, sein Rant über die Unmenschlichkeit im Nahen Osten und die Todesstrafe, sein Auskotzen »We Must Become über die verantwortungslose Benutzung der The Pitiless Censors Macht im Laufe unseres Gesprächs wären Of Ourselves« dann also wo einzuordnen? »Ich habe keine Andreas Brüning schrieb Meinungen! Meine Kunst ist vergeblich! Ach 2011 in der Intro-Review zum Album: »Textlich was, ich mache nur Spaß.« Sein Lachen klingt verhandelt der ehemalige entwaffnend. »Aber ich weiß doch auch nicht, Keyboarder von unter anwas gerade hier überall los ist. Gott – ich war derem Ariel Pink’s Haunted Graffiti und Panda Bear ein sechs Jahre lang im Nirgendwo verschwun- weites engagiertes Feld: den.« Das klingt, als hätte sich Maus über ein von Schwulenrechten über halbes Jahrzehnt im Hinterland aufgehalten. Polizistenmord bis hin zu Krieg, Liebe, Tod und TeuDabei war er auf Hawaii. Nach seiner letzten fel. Passend zu solchen InPlatte »We Must Become The Pitiless Censors halten saufen seine Tracks Of Ourselves« aus dem Jahr 2011 hat Maus sich aus einem riesigen Fass voller Kathedralenhall.« dort mit Soziologie beschäftigt und seine Dissertation geschrieben. »Danach habe ich einen Synthesizer selbst gebaut und dachte, er würde Dissertation dadurch Seele bekommen oder so was. Wie Maus hat an der University bei Gitarren. Ich habe aber bemerkt, dass ein of Hawai’i in Mānoa über das Thema »Communielektrisches Instrument wie der Synthesizer cation and Control« proeigentlich immer gleich klingt, wenn man ihn moviert und einen Doktor irgendwo einstöpselt. Das war also irgendwie in »Philosophy in Political Science«. Das gute Stück vergeblich, würde ich sagen. Ich habe ihn auf gibt es bei Reddit zu lesen. dem Album jedenfalls nicht benutzt.« Fun fact: Der Arbeit sind Nervt ihn denn die Frage, warum er die letz- zwei Zitate vorangestellt: eines von Walter Benjamin ten sechs Jahre musikalisch nichts von sich hat und eines aus dem 2014 hören lassen? »Nein, gar nicht. Erstens kam es eingestellten Forum zoklet. mir vor, als wären es nur zwei Wochen gewe- net. sen, weil ich so beschäftigt war. Und zweitens finde ich es erstaunlich, dass – gerade in unserer schnelllebigen Zeit – die Leute tatsächlich an mir interessiert sind. Sie wollen sich meine Musik anhören, mögen meine Sachen, manche sind begeistert.« Er freut sich. Das mit seiner Kunst scheint also doch nicht ganz so vergeblich. — John Maus »Screen Memories« (Domino / GoodToGo)

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#Pop #Hope

Hope

DIE WUCHT ALS WESEN D #Pop — Obwohl Hope erst im Oktober ihr Debütalbum veröffentlicht haben, kann das Berliner Quartett schon auf zahlreiche Gigs zurückblicken. Warum es trotzdem so lange dauerte, erklärten Sängerin Christine und Gitarrist Phillip Intro-Autor Dirk Hartmann Foto: Carmen Catuti

Obwohl der Bandname Hope mit einer bestimmten Bedeutung aufgeladen ist, verspürt Christine dadurch keine Einschränkung. »Ich empfinde das inhaltliche Dogma nicht als ein Programm, das wir uns auferlegt haben, sondern ich stelle immer wieder fest, dass das auch wirklich genau das ist, was mich interessiert. Also, dass es uns zum Beispiel davon abhält, bestimmte inhaltliche Dinge zu sagen. So ist diese ganze Dunkelheit für mich immer mit etwas Produktivem verbunden.« Genau diese positive Herangehensweise strahlen die kraftvollen Stücke von Hope jederzeit aus, ohne dass sich die Musik einem konkreten Genre zuordnen ließe. Das hat für Phillip folgenden Grund: »Die Lieder sind ja teilweise recht unterschiedlich. Man könnte sich dann eher von Lied zu Lied eine Stilistik ausdenken.« Auch für Christine lässt sich der Band-Sound eigentlich in keine Schublade pressen. Aber

ass Bands mitunter an ungewöhnlichen Orten entstehen, zeigt auch die Gründungsgeschichte von Hope. So erinnert sich Gitarrist Phillip noch ganz genau an diesen Moment im Jahr 2009, als alle Bandmitglieder Musik in Würzburg studierten. »Ich war auf dem Weg zum Unterricht. Die anderen drei standen im Treppenhaus und haben mir hinterhergerufen, dass wir jetzt übrigens gerade eine Band gegründet haben.« Zu diesem Zeitpunkt firmierten die vier unter dem Namen Mamsell Zazou. 2012 releaste die Formation schließlich ihr erstes Album »The Ocean Next Door«. Trotzdem gab es »So ist diese ganze Dunkelheit für mich immer keine Zukunft für Mamsell Zazou, wie mit etwas Produktivem verbunden.« Sängerin Christine erklärt: »Wir hatten sogar schon ein zweites dann fällt ihr doch ein passendes Attribut ein: Album aufgenommen. Als Mamsell Zazou »Auf der Fahrt zurück vom Kaltern Pop Festival haben wir sehr jazzige, experimentelle und haben wir gesagt, wir könnten uns ja ›Neue komplizierte Musik gespielt. Dann hat sich Deutsche Wucht‹ nennen. Die Bezeichnung die Musik auch schon verändert. Nachdem wir sagt etwas über das Wesen unserer Musik aus. das Album aufgenommen hatten, haben wir Für mich bringt es auch unter einen Hut, dass gemerkt, dass das eigentlich nicht die Musik diese sowohl laut als auch leise ist, weil Wucht ist, die wir machen wollen.« Dass aufgrund der für mich beides haben kann.« musikalischen Weiterentwicklung auch ein neuer Bandname gefunden werden musste, — Hope »Hope« (Haldern Pop / Rough Trade) erscheint Phillip im Rückblick als logische Konsequenz: »Wir waren an einem Punkt angekommen, an dem uns klar war, dass sich viel verändert hat. Wir wollten dem auch einen neuen Namen geben.« Hope waren geboren.


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DIE TOTEN HOSEN LAUNE DER NATOUR 2017 18

ANARCHIE uNd ALLTAG TOuR

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24.05. ESSEN STADION ESSEN 01.06. HANNOvER EXPO PLAzA OPEN AIR

01.12. FRANKFURT FESTHALLE 05.12. KÖLN LANXESS ARENA 06.12. KÖLN LANXESS ARENA 09.12. STUTTGART SCHLEYERHALLE 15.12. BERLIN MAX-SCHMELING-HALLE 16.12. BERLIN MAX-SCHMELING-HALLE 19.12. MÜNCHEN OLYMPIAHALLE 20.12. MÜNCHEN OLYMPIAHALLE

02.06. DRESDEN DDV-STADION 07.06. BERLIN WALDBüHNE 10.06. MÜNCHEN ROCKAVARIA 14.06. AT-NICKELSDORF NOVA ROCK FESTIVAL 16.06. BREMEN BüRGERWEIDE 19.–22.07. CUxHAvEN DEICHBRAND FESTIVAL 21.07. STUTTGART CANNSTATTER WASEN 15.08.HAMBURG TRABRENNBAHN BAHRENFELD 18.08. FREIBURG MESSE OPEN AIR 25.08. CH-LUzERN ALLMEND 31.08. GRäFENHAINICHEN FERROPOLIS 01.09. MINDEN WESERuFER 14.09. ST. WENDEL FESTWIESE BOSTALSEE

22.12. AT-WIEN STADTHALLE 25.12. DORTMUND WESTFALENHALLE 1 26.12. DORTMUND WESTFALENHALLE 1 29.12. DÜSSELDORF ISS DOME 30.12. DÜSSELDORF ISS DOME

21.03.18 22.03.18 24.03.18 25.03.18 27.03.18 28.03.18 29.03.18 31.03.18 01.04.18 02.04.18 04.04.18 05.04.18 06.04.18 07.04.18

sTuTTgarT tHeaterHaus CH-zueriCH X-tra FreiBurg e-Werk MünCHen tonHalle aT-salzBurg rePublic DresDen alter scHlacHtHoF Berlin coluMbiaHalle Kassel kulturzelt Jena kulturarena Jena aT-Wien arena

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07.04.18 08.04.18 10.04.18 11.04.18 13.04.18 14.04.18 16.04.18 06.06.18 09.06.18 25.08.18

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#Pop #Sampa The Great

einen Sound geschaffen, der Raum für Sampas Stimme lässt und die Vielfalt ihrer Einflüsse spiegelt. Klänge aus Jazz und Neosoul heben unter Boom-Bap-Beats entspannt das Whiskeyglas zum Toast, während in Songs wie »The Truth« oder »Healer« die Produktion fast gänzlich in den Hintergrund tritt, bis nur ein Gerüst aus Claps, Rhythmen und Stimme bleibt. Diese musikalische Bandbreite gibt Sampa Platz, ihre »chants for the healing« auszuprobieren und ihr künstlerisches Potenzial an den Start zu bringen: rappend, sprechend, hauchend oder – wie in Gospelchören und afrikanischen Traditionals – singend. Das Intro »Healing« kommt beinahe ohne Lyrics aus und verlässt sich ganz auf die weiche Stimme von Sampa. Doch bei all dem Gesang darf man nicht übersehen, dass sie technisch einwandfreie Rap-Parts abliefert. Sie hat nicht nur Inhalt und Soul auf dem Kasten, sondern kann auch schnell und sicher flowen – den Rest regelt ihre wunderschöne und variable Stimme. Inhaltlich kann Entwarnung gegeben werden: Der REMI nach Bonos Steuer- Remi Kolawole und SensibEigentlich kam Sampa The Great, die vor 24 Jahren in Sambia paradies und abge- le J bilden dieses australische Rap- und Beatbastlerhalfterten Superstars Duo, das schon gemeinsam geboren wurde und in Botswana aufgewachsen ist, nur zum schmeckende Slogan mit Sampa auf Tour war. Studieren nach Australien. Vier Jahre später schaut sie auf »heal the world« Zuvor arbeiteten die drei zum Beispiel beim Track eine Musikkarriere zurück, die erst 2015 so richtig begann und wird bei Sampa kon- »For Good« zusammen, der kret und schrappt die erste Single des letzten ihr fix weltweite Aufmerksamkeit, Support-Slots für Kendrick dadurch elegant an REMI-Albums »Divas And Lamar und einen Plattenvertrag mit dem UK-Kultlabel Big Dada Demons« wurde. Hippietum und aneinbrachte. Zu Hause fühlt sie sich in Australien trotzdem nicht, deren Peinlichkeiten verriet sie Vincent Lindig. Foto: Frederike Wetzels vorbei. In Songs wie Kwes Darko »Karma The Villain« Der Londoner ist auch rappt sie mit verzerr- unter dem Namen Blue Daisy bekannt und wurde uf ihrem neuen Album »Birds And The BEE9« ter Stimme auf einem bedrückend düsteren anfangs gar mit Flying rappt und singt Sampa über die Zerrissenheit Instrumental über Helden, die zu Bösewich- Lotus verglichen. Vielleicht zwischen zwei Kontinenten, über Heimweh und tern werden. Eine grimmige Metapher, die sie etwas hochgegriffen, aber dennoch verbirgt sich Einsamkeit. In »Bye River« geht es um die Schwie- direkt auf das Leben bezieht: »In dem Song hinter diesem Namen ein rigkeit, schwarz zu sein in einem Land, das seine ›Karma The Villain‹ geht es darum, nicht zu sehr facettenreicher Künstnicht-weiße Vergangenheit nicht anerkennen will: »Shit dem zu werden, was dich verletzt. In unserer ler, dessen 2011er-Album »Sunday Gift« einem really look snow white down under / How you supposed Gesellschaft wachsen Kinder und Jugendliche, ziemlich das Hirn verdreht. to be black down under?« Eine Antwort auf diese Frage die früh verletzt werden, mit diesen Wunden Nicht umsonst schrieb hat sie nicht. Aber die junge Rapperin sieht einen Hoff- auf – deshalb heilen sie auch nicht. Die tragen Resident Advisor, sein so einzigartig lazy klingender nungsschimmer: Sie glaubt fest an die Kraft der Musik sie dann in aller Welt mit sich herum. Lasst HipHop würde eher den und singt »chants for the healing« – und verwendet diese uns die Wunden heilen, die wir als Kinder Stonern als den Tänzern Formulierung auch auf ihrem Facebook-Profil. »Wenn erfahren haben, und nicht mehr mit ihnen gefallen. Können wir so unterschreiben. man das Wort Healing im Internet sucht, findet man leben. Es geht darum, einen Teufelskreis zu schöne Bilder von Steinen, Wasser, Räucherstäbchen«, durchbrechen und zu verhindern, dass alte sagt Sampa. »Aber das ist nicht die Wahrheit. Wenn du Wunden dein Leben beherrschen.« dir ein Bein brichst, muss das heilen. Du hast Krücken, So reflektiert und fast schon weise kommt nicht jede fällst hin, die Muskeln tun weh. Dieser ganze Prozess ist 24-jährige Künstlerin daher, trotzdem will Sampa eher nicht schön und hat nichts mit Blumen, Steinen oder beobachten und beschreiben, als sich zur Ikone aufzuRäucherstäbchen zu tun. Auf ›Birds And The BEE9‹ gibt schwingen: »Ich wollte nie für andere sprechen und daes traurige, dunkle Stücke – an denen muss man vorbei, durch zu ihrer Stimme werden. Was, wenn ich Fehler um zum glücklichen Ende zu kommen.« In 13 Songs geht mache – folgen die Leute denen dann auch? Mit diesem Sampa auf diesem verzweigten Weg voraus und zeigt, Aspekt habe ich gerade viel zu kämpfen, denn ich lerne welche Zutaten ihren Charakter ausmachen: Da steht selbst noch. Daher bin ich lieber eine Beobachterin als ein Überzeugung im Regal direkt neben den Zweifeln, wäh- Vorbild, zu dem Menschen aufschauen.« Fast schon journalistisch klingt das. Mit links distanziert rend sich Liebe und Vertrauen direkt über der Schublade mit Wut und Verzweiflung befinden. Komplex ist dieses sich Sampa dadurch von Befindlichkeitsfloskeln, die man Instrumentarium, manchmal auch abschreckend – aber in Kombination mit einem nachdenklichen Bild bei Facebook teilen könnte. Dafür tun ihre Zeilen auch zu sehr niemals ungeordnet oder beliebig eingesetzt. Auch musikalisch führt das Album einiges zusammen. weh. Sampa lässt keinen Fleck aus, der vielleicht lieber Die Produktion stammt von einem Quartett, das wie verborgen geblieben wäre. Mut zur Wunde könnte man Sampa verschiedene Stile und Kontinente verbindet. Das das vielleicht nennen. Und der tut richtig gut. Beatbastler-Duo REMI aus Australien, Justin Smith aus den USA und Kwes Darko aus Großbritannien haben — Sampa The Great »Birds And The Bee9« (Big Dada / Ninja Tune / Rough

Sampa The Great

MUT ZUR WUNDE

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#Pop #Sampa The Great

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#Pop #Fjørt

Fjørt

GENÜGEND GRÜNDE FÜR KLARTEXT #Pop — Das berüchtigte dritte Album ist für die PostHardcore-Band aus Aachen kein gefürchteter Endgegner, sondern die Möglichkeit, alles auf eine Karte zu setzen. Fjørt haben ihren Sound verdichtet, klingen aber vielseitiger. Die Texte zeigen klare Kante zu den sozialen Umstrukturierungen der Gesellschaft. Klaas Tigchelaar hat nachgefragt. Foto: Lukas Senger

E

s fühlt sich gut an, wenn plötzlich alles zusammenkommt. Chris Hell, David Frings und Frank Schophaus starteten im September mit einem beklemmenden Live-Stream aus einem stillgelegten Hotel die Werbetrommel für ihr drittes Album »Couleur«. Tatsächlich packt dieser Videomitschnitt die vielschichtige Definition des Fjørt-Sounds bei den Haaren – düster, brachial, mit viel Platz für Zwischengedanken – und trifft dabei auf clevere, durchaus technisch-versierte Arrangements, die auf dem Vorgänger »Kontakt« noch nicht so stilsicher ausdividiert wirkten. Jetzt erinnern Fjørt für kurze Momente gar an internationale Größen wie Mogwai. Von ihrer Plattenfirma Grand Hotel Van Cleef werden sie derzeit vor allem mit Textausschnitten des Songs »Raison« gepusht: »Ich bin so müde vom Zählen, ich habe 1933 Gründe, schwarz zu sehen. Doch egal, wie viel da kommt, ich hab alles, was ich brauch, denn die 1933 Gründe, ihr habt sie auch.« Eine Meinung zu vertreten ist Ende 2017 durchaus relevant, die Hintergründe zu kennen ebenfalls, auch wenn man sich des Einverständnisses der eigenen Fans sicher sein kann. »Es ist wichtig, Multiplikatoren zu bilden, damit die Zuhörer das auch in ihren Freundeskreis und ihr Arbeitsumfeld hinaustragen«, meint Bassist David. »Im besten Fall führt es dazu,

dass Sprüche wie ›Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber ...‹ einfach nicht mehr geduldet werden.« Natürlich sind Fjørt keine Band, die auf der Konzertbühne »Nazis raus« skandieren muss, sich zu positionieren ist aber dennoch ein Anliegen. Erst recht, wenn der Bekanntheitsgrad kontinuierlich wächst, was wohl auch mit den veränderten Hörgewohnheiten der Leute zu tun hat, die bei »solcher Musik« vor einigen Jahren noch weggehört hätten. »Bands wie Escapado, Yage oder die Eaves aus Aachen »Im besten Fall führt es dazu, dass Sprüche wie machten Anfang 2000 ›Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber ...‹ laute, harte und doch musikalisch attraktive einfach nicht mehr geduldet werden.«

Musik, sind aber nie aus ihrem kleinen Musikbereich rausgekommen, weil sich damals nicht genug Leute dafür interessiert haben«, so David. Breite Akzeptanz ist Balsam, ohne dass das Trio mit einer gesunden Verbundenheit zu seiner »verschlafenen« Heimat Aachen einen konkreten Masterplan für die eigene Bandzukunft mit sich herumtragen würde. Die Festivalsaison 2017 hatte erstmals Bühnen für sie im Angebot, die Chris »groß wie Flugzeugträger« vorkamen, erste Dates der kommenden Tour sind ausverkauft. Da ist zwar noch Luft nach oben, die wird jedoch mit Bedacht geatmet. Die Verquickung von tiefgründigen deutschen Screamo-Lyrics, spannendem Post-HardcoreSound und einer sympathisch-bodenständigen Anspruchshaltung sind dabei der wahre Widerhaken im Brett, das die Band auch 2018 wieder auf viele Bühnen bringen wird. — Fjørt »Couleur« (Grand Hotel Van Cleef / Indigo) — Auf Tour vom 18. bis 30.01.


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Ein Film von Yorgos Lanthimos (THE LOBSTER)

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#Pop #Noel Gallagher

Noel Gallagher

»ICH MACH DAS FÜR MICH, Noel Gallagher galt bisher als Kontrollfreak. Nun hat er seine Arbeitsweise radikal verändert: Ohne Songs und mit nur losen Ideen tat sich der Musiker mit dem Produzenten David Holmes zusammen. Entstanden ist das nicht nur in seiner Erstwirkung ungewöhnliche Album »Who Built The Moon?«. Kai Wichelmann sprach mit dem einstigen Oasis-Kopf über neue Heran­ gehensweisen, Donald Trump und das Solodebüt von Bruder Liam. Illustration: Alexandra Ruppert


#Pop #Noel Gallagher

NICHT FÜR DICH« N oel, du giltst als jemand, der üblicherweise vorbereitet und mit fertigen Demo-Songs ins Studio geht. Durch den Produzenten David Holmes hast du die vertraute Kontrolle zum Teil abgegeben und dir von ihm gar Anweisungen geben lassen. Wie schwer war das für dich?

Um ehrlich zu sein: Es war nicht schwer. Ohne fertige Songs ins Studio zu gehen ist natürlich mutig, aber ich bin fuckin’ brilliant im Improvisieren. Ich bin an einem Punkt angelangt, wo ich eigentlich alles machen kann. Ich kann es mir definitiv erlauben. Allerdings hatte ich kurzzeitig die Befürchtung, dass die Aufnahmen ins Nirgendwo führen. Letztlich hat es aber funktioniert, und ich habe diese Art des Arbeitens sehr genossen. David Holmes war recht streng zu mir. Immer, wenn ich mit Ideen kam, in denen er Oasis raushörte, sagte er: »Stop playing that!« Er gab mir Ratschläge wie: »Spiel es so, wie Blondie es spielen würden.« Ich war es auch einfach satt, immer mit meiner Akustikgitarre Songs über das Wetter zu spielen. So schien es an der Zeit, mal etwas anderes auszuprobieren. Auf der Bonus-Version des Albums befindet sich mit »Dead In The Water« ein sehr berührender Song. Nur du mit der Akustikgitarre und einer sonst sehr spartanischen Instrumentierung. Meine Freundin hatte dabei Tränen der Rührung in den Augen. Weshalb ist dieses Stück nicht auf der neuen Platte?

Ich werde dir eine Geschichte dazu erzählen: Während der Tour zu »Chasing Yesterday« hatte ich einen längeren Zeitraum frei, ich saß in einem Hotelzimmer und schrieb den Song innerhalb einer Stunde. It just fell out of the sky. Einige Zeit später war ich mit meiner Band bei einer irischen Radiostation, wir spielten dort »The Dying Of The Light«. Im Anschluss hatten wir noch ein wenig Zeit, und ich begann »Dead In The Water« zu spielen. Nur für mich. Dann stieg die Band ein – es war einer dieser magischen Augenblicke, die man nicht kaufen kann. Ich bin stolz auf das Stück, weil es die Essenz meines Schaffens aufzeigt, den anderen Noel Gallagher. Stripped down. Als wir die Zusammenstellung der Songs von »Who Built The Moon?« besprachen, kam die Frage auf, ob es Bonus-Content geben würde, und ich sagte: »Nein, da muss ich euch enttäuschen.« Doch glücklicherweise wurde diese Live-Version mitgeschnitten – was ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht wusste. Ich bin froh, dass das Stück nicht verloren gegangen ist. Ich kann verstehen, dass deine Freundin weinen musste, denn als ich es mir noch mal anhörte, dachte ich sofort: Mädchen werden zu diesem Stück weinen. Warum das Stück nicht auf dem regulären Album gelandet ist? Nun, es ist too fuckin’ good. Ich war einfach im Moment, begann zu singen, and that’s it. Ich mach das alles für mich, nicht für dich, nicht für deine Freundin. Ich versuche einfach den puren Moment auszukosten. Wir leben in unruhigen Zeiten, die Welt muss zum Beispiel Donald Trump aushalten. Wie kannst du dich als Künstler dazu verhalten?

Zwei Dinge: Warum muss die Welt Donald David Holmes Trump aushalten? Warum interessiert es die Der Nordire ist nicht nur Leute überhaupt? Jeder hat eine Meinung zu Produzent, sondern selbst Musiker und FilmsoundTrump, die Menschen gehen auf Anti-Trump- track-Komponist. Vor allem Demonstrationen. Aber ganz ehrlich: Er ist sein zweites Album »Let’s nicht mein Präsident. Natürlich ist er ein Get Killed« aus dem Jahr 1997 ist ein atmosphäArschloch, weil er ein Narzisst ist. Würde ich risches Meisterwerk. in Amerika leben, hätte ich eine Meinung zu Seine Filmografie liest sich ihm, aber das ist nicht der Fall. I couldn’t fucking ebenfalls recht spektakulär: Zuletzt lieferte er den Score care less. Er hat überhaupt keinen Einfluss auf für »Logan Lucky« von Stemein Leben, in keiner Art und Weise. ven Soderbergh. Für den Du hast U2 auf ihrer letzten Tournee supportet. Bono ist mittlerweile ein guter Freund von dir. Er verbindet seine Rolle als Sänger mit politischem Engagement. Was magst du besonders an ihm, wo ihr doch gerade in dem Punkt anscheinend gegenläufige Ansichten habt?

Regisseur machte Holmes auch die Soundtracks zu »Ocean’s Eleven«, »Ocean’s Twelve« und »Ocean’s Thirteen«.

Er ist ein sehr leidenschaftlicher Mensch, voller Hingabe. Er versucht alles, um eine gute Zeit zu haben. Und das überträgt sich auf die Menschen in seinem Umfeld. Er ist einfach zu einem guten Freund geworden. Was kann ich zu dem Typen sagen, der auf der Bühne steht? Die Texte sind toll, und er hat eine großartige Band im Rücken. Er findet einfach die richtigen Worte. Das beeindruckt mich vielleicht am meisten.

Tatsächlich »funktioniert« das Album sehr gut: Es landete in der ersten Verkaufswoche im UK auf Platz 1 und in den Top Ten der am schnellsten verkauften Debütalben der letzten zehn Jahre. In Irland und Schottland chartete es ebenfalls auf 1, in Deutschland auf der 14, in den US-Charts immerhin auf der 30. Damit liegt es im direkten Vergleich ungefähr auf Augenhöhe mit Noels zweitem Album »Chasing Yesterday« – was Beady Eye nie vergönnt war.

Ich möchte dich nicht verärgern und dich zum x-ten Mal nach einer potenziellen Oasis-Reunion fragen. Dennoch würde ich dir gerne eine letzte Frage zu deinem Bruder stellen. Liam hat sein Solodebüt veröffentlicht. Hast du die Platte gehört, und wenn ja, gefällt sie dir?

das Album funktioniert

Mhmm. Ich höre mir eigentlich keine Sachen von Menschen an, von denen ich kein Fan bin. Ich habe mir ein paar Stücke angehört. Und ja, ich kann verstehen, weshalb das Album funktioniert. Sagen wir es so: Leute, die auf diese Art von Musik stehen, werden sich das zufrieden anhören können. Es interessiert mich in jedem Fall nicht, was Liam dazu sagt. Neulich traf ich zwei Menschen auf offener Straße, sie sagten, es sei besser als alles von Oasis. Really? — Noel Gallagher’s High Flying Birds »Who Built The Moon?« (Sour Mash / Indigo) — Auf Tour vom 08. bis 17.04.

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#Pop #Mo Kenney

Es ist wie ein Schnappschuss meines Lebens geworden.« Dafür wollte sie anders klingen, setzte ihren poppigen Folk in den Hintergrund und ließ Classic-Rock mit raueren Strukturen zu. Sounds, die sie mit ihrer Jugend, ihrem Vater und dem Knistern von Vinyl verbindet. »Pink Floyd, Led Zeppelin, Jimi Hendrix – ich hab all diese Songs auf der Gitarre geübt. Das hat mich definitiv beeinflusst.« Musik faszinierte Kenney schon früh: »Ich habe meine Mutter um Gitarrenunterricht angefleht. Wir wohnten eher ländlich, also war das erst möglich, als wir in die Vorstadt gezogen sind.

Mo Kenney

LIEDER AUS DEM TEUFELSKREIS #Pop — Früher mit nachdenk­ lichem Folk unterwegs, geht Mo Kenney auf ihrem dritten Album zu düsteren, intimen Geschichten und ClassicRock-Anbandeleien über. Lena Zschirpe sprach mit der Songwriterin über Einflüsse und Ideen hinter »The Details«.

U

m die Dinge wirklich verarbeiten und ihnen gerecht werden zu können, muss man – frei nach Virginia Jetzt! – manchmal dahin, wo’s wehtut. Mo Kenney wagte genau das: Ihr drittes Studioalbum »The Details« beschäftigt sich mit allen Einzelheiten und Aspekten von Depression, Entfremdung – aber auch Hoffnung. Mos Texte kreisen um diese Themen, zeigen sie ungeschönt und offen und reichen von sehr konkreten Bildern bis zu abstrakteren, eher emotionalen Ausrufen. So wiederholt sie im hektischen, von Gitarren getriebenen »If You’re Not Dead« immer wieder »I don’t know who I think I am«. Ein Song wie ein Teufelskreis. »Ich hatte eine harte Zeit, als ich an diesem Album gearbeitet habe. Wohl jeder, der an Depressionen leidet oder gelitten hat, kennt das, dass man sich an einem gewissen Punkt einfach nicht wiedererkennt. Du fühlst dich nicht wie du selbst«, erklärt sie und hält einen Moment lang inne. »Ich hab mich an vielen Punkten nicht wie ich selbst gefühlt.« Die ungeschützte Offenheit, mit der die kanadische Songwriterin sich nun präsentiert, mache ihre Vorgängeralben jedoch nicht weniger ehrlich oder bedeutend, stellt Mo klar. »Man hat als Künstlerin ja diesen Anspruch, besser zu werden. Ich habe diesmal versucht, verschiedene Erfahrungen zu reflektieren.

Mit elf Jahren habe ich »Wohl jeder, dann angefangen. Ich der an Depreswar besessen davon.« sionen leidet Die Geschichten zur Musik kämen da- oder gelitten bei stets aus ihrem In- hat, kennt neren. »Ich schreibe das, dass man immer aus einer sehr sich an einem persönlichen Perspektive, es fühlt sich ein- gewissen fach aufrichtig an.« Punkt einfach Vom sehr düsteren, nicht wiederfast aussichtslosen erkennt.« Anfang entwickelt sich »The Details« langsam zu weltoffenen und beinah positiven Ansätzen, wie der Titel »Feelin’ Good« schon andeutet. Für Mo ist »The Details« deshalb auch ein Konzeptalbum, das ihren Weg aus einer persönlichen Krise dokumentiert. »Ich habe mir vorgestellt, wie es als Gesamtwerk klingen würde«, sagt sie. Und da diese Lebensphase kaum linear verlaufen ist, lässt sie auch unerwartete Stimmungen und ein sehr plötzliches Ende zu. »Ein Album ist am spannendsten, wenn man viele verschiedene Sounds hat, wenn es dich überrascht und du nicht weißt, was als Nächstes passieren wird.« Stimmt. — Mo Kenney »The Details« (Turtlemusic / Rough Trade)


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#Pop #Wer Wir Sind

Herkunft Köln Genre Deutschpop (ja, den gibt’s auch mit

Herkunft Kopenhagen Genre State-of-the-Art-Pop mit kleinen

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#Pop #Wer Wir Sind

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Haltung)

Mitglieder 5 Besondere Vorkommnisse Letztes Jahr ha-

ben Neufundland »Halt dich an deiner Liebe fest« von Ton Steine Scherben gecovert. Im Video übersetzt die Dolmetscherin Laura M. Schwengber den Text in Gebärdensprache. Aktuelles Album »Wir werden niemals fertig sein« (Neufundland / Rough Trade / VÖ 17.11.17); Noch auf Tour bis 02.02.18

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18.03.18 LINGEN

& I N F O S U N T E R W W W. S D P -T I C K E T S . D E

Der Titel eures Debüts klingt erst mal ziemlich pessimistisch. Wie meint ihr das?

Fabian Langer: Der Titel der Platte lässt sich in zwei Richtungen deuten. Einmal ist da natürlich die pessimistische Deutung: Das Album handelt vom gesellschaftlichen Imperativ, davon, sich immer weiter verbessern zu müssen und niemals zufrieden sein zu dürfen. Andererseits zelebriert der Titel im positiven Sinne die Ablehnung dieser esoterischen Selbstfindungssuche nach dem »wahren Ich« und dem »positiven Leben« und verpackt die Selbstbehauptung gegen die Perfektionsbestrebungen unserer Gesellschaft als Parole. Die Texte verpacken eure politische Haltung in ein angenehmes Indie-Pop-Gerüst. Was wollt ihr mit dieser Mischung bei der Hörerschaft bewirken?

KEINE NACHT FÜR

LINGEN LINGEN 23.03.18 18|03|2018 EmslandArena Tickets: www.krasserstoff.com

Politische Subversion im konsumierbaren Popgewand ist ja im Grunde so alt wie Pop selbst. Madonna und Prince waren in den Achtzigern ja auch hochgradig politisch, und es war trotzdem schillernder Pop. Es ist also vielleicht eher ein Phänomen unserer MarkFoster-Zeit, dass Schlager mit Pop verwechselt wird und man überrascht ist, wenn jemand mehr als nur Unterhaltungsmusik macht. Interview: Miriam Fendt

19.04.18 LINGEN Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen, unter der Ticket-Hotline 0591 912950 oder 0591 9144144 sowie auf www.eventim.de und www.emslandarena.com

Schusswunden Mitglieder 3

Besondere Vorkommnisse Alex, Mads und Mette sind sowohl Musiker als auch Produzenten. Aktuelle Veröffentlichung »Lover Like Me« EP (Polydor / Universal) Ich vermute, ihr könnt die Frage schon nicht mehr hören, aber ich muss sie trotzdem stellen: Wie kamt ihr auf den Bandnamen? Und ist er als Gegenteil von »in bloom« gemeint? Und warum muss ich jetzt an Nirvana denken?

Ja, die Frage kommt ständig, aber wir beantworten sie gerne. Zuerst mal finden wir, die Worte sehen saucool aus! Und natürlich finden wir die Nirvana-Referenz cool. Aber eigentlich heißen wir »off bloom«, weil wir nicht jedem Hype nachrennen wollten, der gerade aufblüht. Eure Musik klingt einerseits nach State-ofthe-Art-Pop, der perfekt in die Radiolandschaft passt, andererseits gibt es immer wieder diese weirden Ausbrüche, die wirken, als würdet ihr den perfekten Pop bewusst zerschießen. Welche Einflüsse habt ihr?

Danke, das ist eine sehr schöne Beschreibung. Unsere Vision war es, experimentelle elektronische Musik im Stile von Hudson Mohawke, Rustie und Cashmere Cat mit deutschem Krautrock wie Can und Neu zu verbinden und diesen Sound mit schönen Popmelodien à la Rihanna, Sia, The Weeknd, Britney und Destiny’s Child zu veredeln. Ihr seid nicht nur allesamt Musiker, sondern zugleich auch Produzenten. Ist das eher Fluch oder Segen?

Definitiv ein Segen! Wir machen alles zusammen, nicht nur Interviews. Wir lieben es so. Es ist ein großes Geschenk, eigenständig einen Song schreiben, aufzunehmen und produzieren zu können. Trotzdem arbeiten wir hin und wieder gerne mit anderen zusammen, damit wir noch besser werden. Interview: Daniel Koch


Foto: John Yuyi

#Kultur 61


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#Kultur #Serie #Dark

Interview mit dem Team von »Dark«

ZEITREISE ÜBER DEN TELLERRAND Die erste deutsche Netflix-Produktion »Dark« ist ein Mystery-Thriller, der in den Jahren 2019 und 1986 spielt. In einem Provinzkaff in der Nähe eines Atomkraftwerks verschwinden Kinder spurlos. Patrick Heidmann sprach mit Produzentin und Autorin Jantje Friese, Schauspieler Louis Hofmann und dem Schweizer Regisseur Baran bo Odar.


#Kultur #Serie #Dark

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ar euch sofort klar, dass ihr den Hut in den Ring werfen würdet, als Netflix eine deutsche Serien-Produktion ankündigte? Jantje Friese: Nein, wir hatten nicht

das Gefühl, unbedingt für dieses Projekt pitchen zu müssen. Bo steckte noch kopfüber in seiner Hollywood-Produktion »Sleepless«, und ich schrieb an etwas anderem. Aber die Netflix-Verantwortlichen hatten »Who Am I« gesehen und fanden das superspannend. Die kamen auf uns zu, weil sie aus dem Film eine Serie machen wollten. Da hatten wir nicht so richtig Lust zu, weil wir schon lange genug mit den Hackern beschäftigt waren. Weil wir aber noch ein paar Ideen in der Schublade hatten, beschlossen wir, dass wir es zumindest versuchen wollten. Wir wären ja doof gewesen, wenn wir es nicht gemacht hätten.

»Sleepless« & »Who Am I«

Bei beiden Produktionen führte Baran bo Odar Regie. Der deutsche Film »Who Am I – Kein System ist sicher« mit Tom Schilling und Elyas M’Barek dreht sich um eine Hackergruppe, während der US-Thriller »Sleepless – Eine tödliche Nacht« mit Jamie Foxx und Michelle Monaghan mehr auf Action setzt.

So habt ihr »Dark« aus der Schublade gezogen? Jantje Friese: Genau. Netflix war davon begeis-

tert. Damit haben sie uns angesteckt, sodass sich eine gemeinsame Begeisterung für dieses Projekt entwickelte.

Naiv gefragt: Wie ausgearbeitet ist so ein Pitch? Baran bo Odar: Pitchen ist tatsächlich eine

eigene Kunstform. Es hat mit dem Schreiben noch nicht viel zu tun, sondern erinnert eher daran, wie man einem Freund einen Film empfehlen würde, den man vorher im Kino gesehen hat. Fünf, sechs Sätze, die das Wesentliche auf den Punkt bringen. Wenn man eine interessante Idee hat, geht das recht zügig. So wie im Fall von »Dark«. Der erste Gedanke war, ein Familiendrama mit einem übernatürlichen Twist zu kombinieren. Das Entwickeln und Schreiben ist etwas vollkommen anderes. Da stößt man dann schon öfter mal gegen Wände. Jantje: Beim Pitchen kommt es einfach darauf an, eine gewisse Spannung zu erzeugen. Je weniger man erzählt, desto besser klappt das. Louis, brauchte es Überzeugungsarbeit, dich als Schauspieler für »Dark« zu verpflichten? Louis Hofmann: Als ich von dem Konzept und der Ge-

schichte hörte und dann das Drehbuch las, brauchte es kein bisschen Überzeugungsarbeit. Schon als ich die erste Pressemitteilung gelesen hatte, hoffte ich, dass es in dieser Serie einen Jungen gibt, den ich vielleicht spielen könnte. Die Erwartungen und die Aufmerksamkeit sind groß, gerade weil »Dark« die erste deutsche Netflix-Serie ist. Wie äußert sich dieser Druck? Jantje: Da muss man sich ein bisschen frei machen. Das

Wichtigste ist, dass man schon in der Entwicklung versucht, seiner Idee treu zu bleiben. Und am Ende muss man ein Gefühl dafür haben, ob etwas entstanden ist, das einem gefällt. Die Stimmen der anderen sollten zweitrangig sein. Baran: Ich habe schon als Jugendlicher Druck abgeschmettert. Wir haben »Dark« nicht gemacht, weil wir die erste deutsche Netflix-Serie machen wollten. Wir fanden es spannend, dass uns jemand die Gelegenheit gab, eine Serie zu machen. Den Anspruch haben wir uns selbst gesetzt. Eure amerikanischen Kollegen schwärmen schon seit Jahren von den Freiheiten, die man als Künstler bei Netflix hat. Wie habt ihr die Arbeit erlebt – im Vergleich zu deutschen Redakteuren und Förderanstalten?

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#Kultur #Serie #Dark

Jantje: Es war ein vollkommen anderes Arbeiten. Sehr be-

freiend. Bei Netflix ist man wahnsinnig Kreativen-freundlich. Die entscheiden sich für ein Team und eine Idee und tun dann alles dafür, dass das Team diese Idee umsetzen kann. Es herrscht richtig viel Vertrauen. Baran: Natürlich gibt es Kommentare und Anmerkungen. Aber das Schöne war, dass sie immer gesagt haben: »At the end, it’s your show.« Es wurde zwar diskutiert, auch mal heftig. Aber wir mussten nie irgendetwas machen, was wir auf keinen Fall wollten. Das ist schon ein großer Unterschied zur bisweilen etwas festgefahrenen deutschen Fernsehlandschaft.

Auch keine Vorgaben, um die Serie international kompatibel zu machen? Jantje: Nein. Weder formale Dinge wie »in Minute zwölf

muss dieses oder jenes passieren« noch Inhaltliches nach dem Motto »das sind die Vorlieben koreanischer Zuschauer, das die der Amerikaner«. Habt ihr beim Schreiben und Drehen immer im Hinterkopf gehabt, dass »Dark« über den deutschen Tellerrand hinausreichen muss? Jantje: Die Frage kommt öfter, und irgendwie ist sie für uns

ein bisschen absurd. Wir erzählen nie nur für Deutschland, sondern immer eine Geschichte, von der wir das Gefühl Merkt man als Schauspieler auch, dass die Arbeitsbe- haben, dass sie etwas Universelles hat. Und tatsächlich hat dingungen anders sind? man ja nicht zuletzt bei »Who Am I« gesehen, dass der Louis: Für mich war nicht unbedingt ein Unterschied Film auch in anderen Ländern auf Interesse stieß. spürbar. Aber natürlich habe ich mitgekriegt, dass Jantje Welche Schwierigkeiten gab es während der frei schreiben konnte. Und dass Baran so gut wie gar nicht Produktion? eingeschränkt wurde darin, wie er die Geschichte erzählen Louis: Wir haben ständig draußen gedreht, und es war und das Projekt leiten wollte. Mit Netflix selbst hatte ich immerzu kalt und nass. Ich war sehr froh, dass Baran seine Drohung nicht wahr gemacht hat, die komplette Serie im während des Drehs eigentlich gar nichts zu tun. Gab es im Vorfeld Ansagen von Netflix, was es unbe- Regen spielen zu lassen. dingt zu beachten galt? Baran: Für mich war das Casting fast das Schwierigste. Baran: Eine gute Serie wollten sie haben, und gerne auch Erstens mussten wir viele Rollen besetzen, zweitens war es eine, die gar nicht komplett Mainstream, sondern ein biss- mir wichtig, nicht nur auf die üblichen Gesichter zu setzen, chen nischig ist. Denn die erfolgreichen Serien bedienen sondern wirklich die passendsten Schauspieler für jede alle eine gewisse Nische. Siehe »Stranger Things« mit einzelne Figur zu finden. Die zusätzliche Herausforderung der 1980er-Jahre-Nostalgie oder »Mad Men« mit einer war, dass »Dark« ja auf verschiedenen Zeitebenen spielt. Geschichte über die Werbebranche der Sechziger. Also mussten wir für manche Rollen mehrere Darsteller finden, die sich ähnlich sehen. Das war nicht einfach, denn der deutsche Markt ist ja gar nicht so groß. Durch das Archiv unserer Casterin Simone Bär hat man sich zum Beispiel in der Kategorie »Schauspielerinnen zwischen 40 und 48 Jahren« in zwei Stunden durchgeklickt. Und wie war es, erstmals in einem »Writers’ Room« zu arbeiten, wie er bei amerikanischen Serien üblich ist? Jantje: Das war mein Wunsch. Ich hatte vor Jahren mal ein

Interview gelesen mit den Machern der Serie »The Killing«, die beschrieben, wie sie ihren Writers’ Room aufgebaut haben. Ich habe es einfach genauso gemacht und mir die Mitarbeiter quasi entsprechend der Zutaten zusammengestellt, die ich für die Geschichte brauchte. Einen mit einem eher lustigen Zugang. Einen, der eher skeptischer an die Sachen herangeht. Und einen Romantiker hatte ich auch. Das hat sich am Ende ganz schön miteinander verbunden. Ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen, diese Art des Arbeitens für Serien auch in Zukunft einzusetzen. — »Dark« ist ab dem 01.12.17 auf Netflix zu sehen.


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#Kultur #Kino #Mark Hamill #Star Wars: Die letzten Jedi

Mark Hamill über »Star Wars: Die letzten Jedi«

FÜR IMMER VERMISSEN DU SIE WIRST Mark Hamill kehrt in »Die letzten Jedi« vollends zurück ins »Star Wars«-Universum. Patrick Heidmann sprach mit ihm über das Gefühl, wieder Luke Skywalker zu sein – und über Carrie Fishers Fingerzeige aus dem Jenseits.

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as kannst du uns über die Rolle von Luke Skywalker in »Die letzten Jedi« verraten?

Ich war selbst gespannt auf Luke – in »The Force Awakens« haben wir ja nichts über ihn erfahren. Da dreht er sich am Ende um, sein Gesichtsausdruck sieht nicht gerade happy aus, und man kann sich kaum sicher sein, ob er Rey mit offenen Armen empfangen wird oder doch eher der grantige Nachbar ist, der »Runter von meinem Rasen!« ruft. Nun werden wir feststellen, dass in ihm ein bisschen Yoda steckt und ein bisschen Obi-Wan. Wie hat man sich das vorzustellen?

Man muss Lukes Vorgeschichte betrachten: Sein Problem ist, dass er persönlich Kylo Ren als den nächsten Jedi ausgewählt hat und sich schuldig fühlt, weil er sich gewaltig in ihm getäuscht hat. Aufgrund dieser Schuld lebt er zurückgezogen wie ein Mönch. Grundsätzlich musste ich viele Aspekte der Rolle mit mir selbst ausmachen. Ich bin nun einmal nicht mehr der Protagonist der Geschichte. Es geht jetzt um Rey. Wie findest du die neuen Aspekte der Handlung?

An manche Entwicklung in unserem »Star Wars«-Universum musste ich mich erst gewöhnen. Luke war immer


#Kultur #Kino #Mark Hamill #Star Wars: Die letzten Jedi

ein optimistischer Typ, die Verkörperung der Hoffnung. Jetzt musste ich Sätze sagen wie: »Die Zeit der Jedi ist zu Ende.« Das war ein Schock, für mich und für die Fans, die das im Trailer hörten. Andererseits bin ich aber genau wegen solcher Wendungen begeistert von J.J. Abrams und dem neuen Regisseur Rian Johnson. Schließlich wird es immer schwieriger, »Star Wars«-Fans zu überraschen. Die Fans lieben »Star Wars«-Merchandise. Hast du noch ein paar alte Requisiten von den Dreharbeiten zur ersten Trilogie?

Die Stiefel, die ich im allerersten »Star Wars«-Film trug, und den Stormtrooper-Helm, den ich aufhatte, als ich Prinzessin Leia rettete. Wobei das Ding längst nicht mehr intakt ist. Das Visier war nur mit Klebeband angebracht. Sämtliche Helme und Schwerter, die man im Handel kaufen konnte, hatten eine höhere Qualität als die, die wir bei den Dreharbeiten verwendeten. Unsere wurden immer erst in letzter Minute produziert und mussten nur ein paar Wochen halten. Der Stiefel und der Helm repräsentieren die Vergangenheit. Warst du direkt angetan von der Idee, für eine neue Trilogie ins »Star Wars«-Universum zurückzukehren?

Ich hatte lange Zeit Bedenken. Zudem müsste ich aus finanzieller Sicht gar nicht mehr arbeiten. Außerdem hatten wir damals für die ersten Filme eine Geschichte mit Anfang, Mittelteil und Ende. Was sollte also noch kommen? Ich erinnerte mich daran, was George Lucas durchmachen musste, als er später die Prequels drehte. Nicht, dass ich an denen alles toll fand. Aber Reaktionen wie »Er hat uns unsere Jugend ruiniert« fand ich sehr übertrieben. Auf so etwas hatte ich keine Lust. Allerdings dachte ich nicht, dass Kathleen Kennedy es in meinem Fall je so weit kommen würde. 1982 produzierte Kathleen Welche Gründe sprachen denn gegen ein Comeback als Luke Skywalker?

Ich hatte mir geschworen, dass ich bei einer Neuauflage nur mitmachen würde, wenn Han Solo mit dabei ist. Und ich war mir sicher, dass eine »Star Wars«-Rückkehr das Letzte wäre, was Harrison Ford je in Erwägung ziehen würde. Ich dachte, dafür wäre er zu reich – und zu genervt davon, auf die alten Filme angesprochen zu werden. Aber dann hieß es: »Ford ist bereit für eine Rückkehr!« Da war mir klar, dass ich aus der Sache auch nicht mehr herauskommen würde. Sonst wäre ich ja der meistgehasste Mann der ganzen Fangemeinde geworden.

Kennedy »E.T. – Der Außerirdische«. Dieses Debüt als Filmproduzentin markierte den Beginn der fortwährenden Zusammenarbeit mit Steven Spielberg, aber auch bei Erfolgen wie »The Sixth Sense« hatte sie ihre Finger im Spiel. 2012 verkaufte George Lucas seine Firma an Disney. Seitdem fungiert Kennedy als Präsidentin von Lucasfilm und erfüllt die »Star Wars«Saga mit neuem Leben.

Hast du dich mit den alten Kollegen über die Entscheidung ausgetauscht?

Nicht mit Harrison Ford, aber mit Carrie Fisher. 2012 traf sich Lucas mit uns zum Lunch. Bei dieser Gelegenheit erzählte er uns, dass Kathleen Kennedy nun das Sagen bei »Star Wars« habe und eine neue Trilogie drehen wolle. Carrie sagte sofort begeistert zu, obwohl ich ihr zum Pokerface geraten hatte. Doch sie hatte keine Lust, sich lange bitten zu lassen, weil Rollen für Frauen in ihrem Alter eben nicht auf der Straße liegen. Das leuchtete mir ein. Aber erst, als wir hörten, dass auch Harrison dabei ist, war klar, dass die Sache für uns alte Hasen Realität wird. Vermisst du Carrie Fisher?

Ich werde nie aufhören, sie zu vermissen. Aber ich bin auch wütend auf Carrie, weil sie nicht mehr hier ist. Sie sollte hier neben mir sitzen. Und sie sollte im nächsten Film mit dabei sein. Durch ihren Tod umweht »Die letzten Jedi« eine Melancholie, die nicht vorgesehen war. Wobei ich weiß, dass Carrie nicht wollen würde, dass wir so viel trauern. Wäre sie hier, würde sie mir dafür den Stinkefinger zeigen! — »Star Wars: Die letzten Jedi« (USA 2017; R: Rian Johnson; D: Daisy Ridley, John Boyega, Adam Driver, Mark Hamill; Kinostart: 14.12.17; Disney)

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#Kultur #Kino #Queercore

Queercore – Liberation Is My Lover

GLITTER GEGEN DEN STAAT Yony Leysers Dokumentarfilm zeichnet die Geschichte von Queercore nach: vom Mythos einer Gegenbewegung bis zum Teil der LGBTIQ-Community, wie wir sie kennen.

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verywhere I look, I get pressure from my peers!« brüllten die Screamers 1977. »Some of them are straight and some of them are queers!« Mitte der 1980er-Jahre war von der anfänglichen Verbindung zwischen Punk und Queerness, wie sie neben den Screamers auch Nervous Gender oder Darby Crash verkörperten, allerdings nicht mehr viel übrig. Hardcore war das nächste große Ding, und da hatten die Macho-Punks das Sagen. Wer im Moshpit zu sehr nach »Fag« oder »Dyke« aussah, wurde schon mal verprügelt. Höchste Zeit für eine Gegenbewegung! Wie sich diese formierte und in ungeahnter Geschwindigkeit Wellen schlug, zeichnet Yony Leysers Doku »Queercore – Liberation Is My Lover« in charmanter DIY-Ästhetik nach. Konzert- und Filmausschnitte wechseln sich ab mit Interviews und Zine-Collagen. Der Ton changiert von wütend bis selbstironisch, von nostalgisch bis campy – ganz nach dem Credo des Queercore: Alles ist erlaubt. Dass »Homocore« anfangs eine reine Behauptung war, mag queere Punks von heute überraschen. Doch genau das macht die

Faszination aus: Kaum hatte sich der Mythos verbreitet, Toronto sei das Zentrum einer neuen Bewegung, sprang der Funke auf andere Orte in Kanada und den USA über – und wurde Realität. Dabei bestand »Homocore« im Jahr 1985 tatsächlich nur aus zwei Leuten, die in ihrem Keller Zines bastelten. Namentlich G.B. Jones, bekannt aus der experimentellen Postpunk-Formation Fifth Column, und Bruce LaBruce, der sich später als Enfant terrible des New Queer Cinema einen Namen machen

würde. Ihr bahnbrechendes Zine J.D. schlug bei den queeren Punk-Kids ein wie eine Bombe und inspirierte eine Flut weiterer Publikationen, Bandgründungen und Plattenlabels. Mit seinem subversiven Mix aus Anarchie, Pornografie und Glamour grenzte sich J.D. nicht nur radikal von der Homophobie im Hardcore-Punk ab, sondern zugleich auch von der schwul-lesbischen Community, die sich im Zuge der Aids-Krise weitgehend in den Mainstream assimiliert hatte. Wie wenig deren Anpassung an heteronormative Gewohnheiten und kapitalistischen Konsumwahn mit den künstlerischen Visionen und politischen Ansprüchen von Jones und LaBruce, John Waters, Lynn Breedlove oder Genesis P-Orridge gemein hatte, belegen Leysers sehr persönliche Interviews. »Queercore« zeigt nicht nur, wie im Lauf der Jahrzehnte Acts wie Pansy Division, Peaches oder Beth Ditto aus diesem Underground-Spirit entstanden, sondern auch, wie zentral die Themen Anpassung und Widerstand für die LGBTIQ-Bewegung immer noch sind. Ohne die »Freaks an den Rändern«, wie Jody Bleyle von Team Dresch und Candy Ass Records es ausdrückt, hätte es keine Revolution aus dem Nichts heraus gegeben. Auch diese Message vermittelt der Film eindrucksvoll: Eine Fiktion, die an vielen Orten gleichzeitig geträumt wird, wird früher oder später Wirklichkeit. Anja Kümmel — »Queercore – Liberation Is My Lover« (D 2017; R: Yony Leyser; Kinostart: 07.12.17; Edition Salzgeber)


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#Kultur #Kino #Yorgos Lanthimos #The Killing Of A Sacred Deer

Yorgos Lanthimos über »The Killing Of A Sacred Deer«

SCHON IN DER ANTIKE TICKTEN SIE NICHT RICHTIG Regisseur Yorgos Lanthimos erzählt die Rachegeschichte eines 16-jährigen Jungen, der einen Arzt erpresst, weil er diesen für den Tod seines Vaters verantwortlich macht. Warum sprechen die Figuren in deinen vorigen Filmen und in »The Killing Of A Sacred Deer« so künstlich?

Ich weiß es nicht. Genau deswegen habe ich den Film ja gedreht. Hätte ich meine Antwort schon gefunden, müsste ich mich damit nicht beschäftigen. Wenn ich etwas zu sagen habe, dann sage ich es auch in meinen Filmen. Spannend wird es an dem Punkt, wo die Fragen aufgeworfen werden, die nur jeder für sich beantworten kann. Ich will keine leicht verdaulichen Botschaften.

Mein Mit-Autor Efthymis Filippou und ich schreiben Sätze, die dem realen Leben entnommen sind. Nur kombinieren wir sie auf eine Weise und präsentieren sie in einer Umgebung, die ein bisschen schräg ist. Plötzlich wirkt dann alles anders als in der Realität. Aber es ist nicht so, dass wir uns vornehmen, eine Woher rührt die Nähe zur griechischen Künstlichkeit zu kreieren oder Distanz zum Tragödie? Publikum herzustellen. Darüber habe ich gar nicht nachgedacht, als Ist es deine Absicht, das Publikum zu wir unser Anfangsszenario entwarfen. Doch verstören? je länger wir daran arbeiteten, desto mehr fieVerstörend – das Wort höre ich oft. Aber auch len uns Parallelen zu »Iphigenie in Aulis« von das ist nicht meine Absicht. Wir suchen nach Euripides auf. Und dadurch, dass sich in einer Situationen und Konflikten, die uns für eine modernen Geschichte Referenzen an eine anGeschichte reizvoll genug erscheinen. Mich tike Tragödie entdecken lassen, zeigt sich erst interessiert menschliches Verhalten, sei es in recht, dass diese Themen für uns Menschen Gruppen, in Beziehungen oder in Extremsi- schon seit Ewigkeiten eine Rolle spielen. Und tuationen. Ich will zuspitzen und verdichten. es weckt den Verdacht, dass die Fragen niemals Wenn jemand das verstörend findet, ist das endgültig beantwortet werden können. doch hervorragend. Warum fiel bei der Besetzung die Wahl auf Im neuen Film spielt das Motiv der Rache eine größere Rolle. Hältst du Rache für sinnvoll?

die Hauptdarsteller Nicole Kidman und Colin Farrell, die zuletzt auch gemeinsam in Sofia Coppolas »Die Verführten« zu sehen waren?

Den haben die beiden erst nach »The Killing Of A Sacred Deer« gedreht. Colin als Herzchirurg Steven war für mich naheliegend, weil ich mich schon während der Arbeit an »The Lobster« bestens mit ihm verstanden hatte. Und ein gemeinsamer Dreh mit Nicole Kidman war schon seit geraumer Zeit im Gespräch. Sie las das Skript und wollte die Rolle der Ehefrau und Augenärztin unbedingt haben. Wer wäre ich, ihr da zu widersprechen? Richtig schwierig war die Besetzung des Teenagers. Ich guckte mir Hunderte Jungs an, bevor ich Barry Keoghan fand. Der ist so ungewöhnlich und besonders, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie der Film ohne ihn funktioniert hätte. Interview: Patrick Heidmann — »The Killing Of A Sacred Deer« (GB/IRL/USA 2017; R: Yorgos Lanthimos; D: Nicole Kidman, Colin Farrell, Alicia Silverstone, Barry Keoghan; Kinostart: 28.12.17; Alamode)

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Leseproben unter heyne-hardcore.de


#Kultur #DVD

Axolotl Overkill

DURCH DIE NACHT MIT Helene Hegemann gibt ihr Spielfilm-Regie-Debüt mit der Verfilmung ihres Debütromans. In der Geschichte tanzen frühreife und altkluge Menschen schön am Abgrund.

Erwachsene eine widerwillige Vorbildfunktion einnimmt. Mit »Axolotl Roadkill« gelang der jungen Schriftstellerin Helene Hegemann 2010 ein literarischer Überraschungserfolg, der den unstet zuckenden Nerv einer urbanen After-Hour-Generation traf. Der streckenweise krampfhaft lockere Hedonismus der alternden 68er fungiert darin als Ground Zero einer richtungslosen, altklugen und frühreifen Jugend, die ihre chronische Affektinkontinenz als Lifestyle lebt – und damit tatsächlich mindestens 50 Prozent besser aussieht als das Werbefernsehen und Christiane F. zusammen. Jasna Fritzi Bauer stellt den richtungslosen Egoismus ihrer Protagonistin in einen ebenso kämpferischen wie verletzlichen Kontext. Hegemann schrieb das Drehbuch und führte selbst Regie. Dadurch wird ein Film, der in anderen Händen als touristisches Spektakel verkommen wäre, in einer mitreißenden und teilweise bestürzenden Ehrlichkeit geerdet. Alexander Dahas hlen v o

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Ellie Kemper hat in drei Staffeln – plus einer kommenden im Sinn – als »Unbreakable Kimmy Schmidt« (USA 2015; C: Robert Carlock, Tina Fey; D: Tituss Burgess, Jane Krakowski; VÖ 01.12.17; Capelight) längst die Welt erobert. Nun kann man sich die erste Season endlich auch ins Regal stellen. Die turbobunten Turbulenzen der frühesten Folgen vergegenwärtigen Kimmys Herkunft: 15 Jahre lebte sie mit drei anderen Frauen als Überlebende einer Endzeit-Sekte – und vermeintliche Survivor der Apokalypse – in einem Bunker. Nach ihrem Auftauchen aus dem Erdloch und ihrem Eintauchen ins New Yorker Großstadtleben ist sie vorrangig damit beschäftigt, unter den sich dort tummelnden Freaks ein normales Leben als normaler Mensch zu führen. Viel Glück, Kimmy!

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ie 16-jährige Mifti ist das typische Opfer des verwöhnten Mittelklasse-Scheidungshaushalts: früh verstorbene Mutter, abwesender Vater, Lust auf Party als Lebensinhalt. Ihre ersten individuellen Gehversuche in Berlin führen sie zu Drogen, Sex und Technoclubs, wo sie interessante Personen kennenlernt, die ebenfalls pittoresk am Abgrund tanzen. Eine davon ist die wesentlich ältere Fotografin Alice, die in ihrem chaotischen Dasein eine gewisse Contenance etabliert hat und als rätselhafte

— Intro empfiehlt: »Axolotl Overkill« (D 2017; R: Helene Hegemann; D: Jasna Fritzi Bauer, Laura Tonke, Julius Feldmeier; VÖ 07.12.17; Constantin)

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— Wir verlosen den Film zehn Mal auf Blu-ray. Schicke eine E-Mail mit dem Betreff »Axolotl Overkill« an verlosung@intro.de


#Kultur #DVD

Die News von der Fortsetzung der »Gilmore Girls« als 4-teilige Miniserie »Ein neues Jahr« (USA 2016; C: Amy Sherman-Palladino, Daniel Palladino; D: Lauren Graham, Alexis Bledel; VÖ 07.12.17; Warner) verbreiteten sich unter den zahllosen Fans auf Facebook wie die Pocken im Mittelalter. Was das Geheimnis hinter dem Erfolg der Geschichte um die alleinerziehende Lorelai und deren Tochter Rory aus dem Städtchen Stars Hollow in Connecticut ist? Am ehesten die Dialoge zum Zungenschnalzen und die popkulturellen Anspielungen zum Ohrenschlackern. Dazu Probleme, die jeder kennt. Coming-Of-Age-Trouble, Girl Trouble, Boy Trouble ... Hier kommt die späte Wiedergutmachung für das etwas enttäuschende Finale vor zehn Jahren. Wie es mit Luke und Lorelai weitergeht? Hauptsache, Emily, Lane, Paris und Sookee sind dabei!

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ie junge Schriftstellerin Gloria (Anne Hathaway) hat den Freelance-Blues. Ihre Karriere führt ins Nirgendwo, ihr Alkoholkonsum steigt stetig, und der feste Freund hat sie soeben vor die Tür gesetzt. Zurück in ihrem Heimatstädtchen macht die junge Frau eine besorgniserregende Entdeckung: Offenbar manifestiert sich zu einer bestimmten Uhrzeit jede ihrer Aktionen in den Bewegungen eines südkoreanischen Godzilla-Monsters, das drauf und dran ist, Seoul zu verwüsten. Und noch schlimmer: Glorias Saufkumpan Oscar hat genau daran Gefallen gefunden. »Colossal« katapultiert seine Heldin einerseits in eine fantastische Zwischenwelt, nach der ComicFans und Science-Fiction-Nerds insgeheim

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Von dieser Wirkung können andere Schriftsteller nur träumen: Glorias zerrüttetes Leben sorgt in dieser wundervollen Hommage an Monsterfilme für monströse Zerstörung.

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KOLOSSALE TUGEND

schon immer gelechzt haben. Gleichzeitig eigenständige und sonderbare Produktion, die thematisiert der Film das alte Sujet von großer nur ihren eigenen Ansprüchen an sich selbst Macht und großer Verantwortung, das hier gerecht werden möchte. eindeutig in den Kontext sexueller und persön- Michael Haacken licher und vor allem weiblicher Selbstbestimmung gesetzt wird und damit aktueller denn — Intro empfiehlt: »Colossal« (CDN/E 2016; R: Nacho Vigalondos; D: Anne Hathaway, Jason Sudeikis; je ist. Anne Hathaway legt eine fantastische VÖ 01.12.17; Universum) Schauspielleistung aufs Parkett, die Unschuld, — Wir verlosen den Film zehn Mal auf BluHingabe und hintergründigen Humor perfekt ray. Schicke eine E-Mail mit dem Betreff austariert und dabei kenntnisreich dem klas»Colossal« an Verlosung@intro.de sischen Monsterfilm huldigt. In einer Zeit, in der künftige Kultstreifen immer öfter aus der Marktforschungsretorte kommen, ist »Colossal« das seltene Einzelstück: eine komplett e

Colossal

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#Kultur #Games

Tapete für repetitive Schießbuden und sinnbefreiten Sammelwahn dienen. Dass »Super Mario Odyssey« sowohl nach Meinung der meisten Kritiker als auch in den Augen vieler Spieler und Spielerinnen als das beste Spiel des Jahres gefeiert wird, liegt unter anderem daran, dass Nintendo das Game-Design ganz klar über etwaige Schauwerte stellt. Die Aufregung um die jüngste Inkarnation des zappeligen Klempners hat vor allem mit der Ahnenreihe zu tun, in die sich »Super Mario Odyssey« einordnet. Die fußt auf einem ewigen N64-Klassiker und steht damit für frei erkundbare Areale, unzählige Rätsel und viele optionale Aufgaben. Hier ist vor allem bemerkenswert, wie es Nintendo gelingt, diese eigentlich schon bis zur Perfektion optimierte Formel um sinnvolle Neuheiten zu ergänzen. So ist etwa die Möglichkeit, mit »Super Mario Odyssey« dem Werfen der eigenen Mütze andere Kreaturen und deren Fähigkeiten übernehmen zu können, nicht nur ein Gimmick, sondern ein integraler und fortwährender Bestandteil des Gameplays. Man ahnt: Das hier ist weitaus Mit »Super Mario Odyssey« gelingt es Nintendo in diesem Jahr mehr als eine reine Nostalgie-Veranstaltung bereits zum zweiten Mal mit einem hauseigenen Titel, bessere und dürfte jüngeren Generationen ebenso Wertungen als jedes andere Spiel abzuräumen. Und dahinter prägend in Erinnerung bleiben wie unsereins stecken weitaus mehr als lediglich ein paar Superlative. die früheren Inkarnationen des schnurrbärtigen Italieners. Und das ist doch eigentlich ein piele müssen Spaß machen. In dieser Hin- heute weniger selbstverständlich, als man ganz schöner Gedanke. sicht war man sich bei Nintendo schon annehmen würde. Das Streben nach Fotore- Philip Fassing immer einig, ganz egal, ob man den 2015 alismus, dem nächsten Meilenstein in Sachen verstorbenen Präsidenten Satoru Iwata oder Umfang oder einem möglichst langlebigen — »Super Mario Odyssey« für Nintendo Switch (Nintendo) Mario-Schöpfer Shigeru Miyamoto zitieren Multiplayer-Erlebnis lenkt nämlich häufig von möchte. Doch diese triviale Erkenntnis ist dieser einfachen Prämisse ab. Denn selbst den schönsten virtuellen Landschaften geht der Spaß ab, wenn sie am Ende doch nur als

GENERATIONENWECHSEL

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»Wolfenstein II: The New Colossus«

Wenn Pulp zum Politikum wird

MachineGames setzt sein 2014 veröffentlichtes »Wolfenstein«Reboot konsequent fort – im Guten wie im Schlechten.

Seit über 25 Jahren gehört die »Wolfenstein«-Reihe in all ihrer überspitzten Nazi-ExploitationPracht zum Kanon der Videospielkultur und hat bis zuletzt unzählige Fortsetzungen und Ableger hervorgebracht. Dass diverse Spinner aus dem Umfeld der Alt-RightCommunity plötzlich ein Problem

damit haben, ist dagegen ein neues Phänomen. »Wolfenstein II: The New Colossus« deshalb eine ausgeprägte Protesthaltung zu unterstellen wäre dennoch ein wenig zu gut gemeint. Trotzdem ziert sich auch die Fortsetzung nicht, von Beginn an äußerst empathisch die verheerenden Folgen rassistischer und totalitärer Ideologie zu thematisieren. Darunter leidet vor allem unser Protagonist, der als werdender Vater nicht nur immer wieder damit hadert, im Schatten des Regimes ein Kind in die Welt zu setzen, sondern bereits in seiner frühen Kindheit unter solcherlei Gesinnung leiden musste, wie eine Reihe von Rückblenden verrät. Spielerisch weicht »Wolfenstein II: The New Colossus« dabei so gut wie gar nicht von der im Vorgänger etablierten Formel

allerdings dazu entschlossen hat, in der deutschen Fassung nicht nur Hitlers lächerliches Bärtchen, sondern auch gleich den gesamten Holocaust aus der Geschichte zu ab. Der Kampf gegen das Regime streichen, bleibt dagegen höchst führt einen noch immer durch fragwürdig und hinterlässt einen überwiegend linear gehaltene sehr eigenartigen Beigeschmack. Korridore, die hin und wieder Philip Fassing von etwas weitläufigeren Arealen unterbrochen werden. Das — »Wolfenstein II: The New Colossus« für PC, PlayStation 4 und Xbox One ist nicht überraschend, aber nach (Bethesda / MachineGames) wie vor solide. Weshalb man sich


#Kultur #Games

Keine Skills am Controller aber La Paloma pfeifen Mit »Assassin’s Creed Origins« ist Ubisoft ein virtuelles Abbild des antiken Ägypten gelungen, dessen historischer Detailgrad seinesgleichen sucht. Videospiel-Laie Carsten Schumacher nimmt das zum Anlass, um sich in der Cheops-Pyramide auf die Suche nach der kürzlich entdeckten Geheimkammer zu machen. Ein Protokoll.

Illustration: Alexandra Ruppert

Endlich widmen wir diese Kolumne einem höheren Ziel: der Wissenschaft! Forscher haben mithilfe kosmischer Strahlen einen 30 Meter langen Hohlraum in der Cheops-Pyramide entdeckt. Theoretisch! Und wir gehen den jetzt praktisch suchen – mit unserer PlayStation! Zur Seite, Schliemann; Erich von Däniken wäre so stolz (wenn er Intro lesen würde)! Wie genau wurde ich jetzt noch mal direkt auf die Spitze der Pyramide teleportiert, statt den Bus vom Flughafen nehmen zu müssen? »Schnellreise«? Verrückt. Genau wie der Umstand, dass jetzt sogar schon die Forschung neue Add-ons für Videospiele veröffentlicht. Wo ist dieser verfluchte Eingang? Mit mir wäre »Indiana Jones«

jedenfalls kein Mehrteiler geworden. Ah, ein finsteres Loch voller Spinnweben und abgestandener Luft voller Pilzsporen – ist es kein Proberaum, dann ist es mein Weg zum Ruhm! Überall Spuren eines aggressiven Tourismus durch Römer, Hethiter, Grabräuber und Leute von der Xbox One. Dazu Dutzende Geheimgänge, einer führt nach Mordor, ein anderer auf die Nintendo Switch. Dann bin ich plötzlich drin! Alles voller Kunstschätze – antike Bitcoins und so. Ich freue mich jetzt schon auf die Augen von Horst Lichter, wenn ich den Krempel bei »Bares für Rares« anschleppe. Schnell in den Foto-Modus für meine erste wissenschaftliche Veröffentlichung im Klitterer. Ansonsten nimmt’s Peter Moosleitner, wenn denen unsere Art der Forschung unseriös erscheint. Top Spiel, ich gebe neun von zehn Selfies am Sarkophag! Protokoll: Philip Fassing — »Assassin’s Creed Origins«

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#Life #Reportage #Golf #Jordanien

Reportage: Mit Golf in Jordanien

VOICEMAIL AUS AMMAN »Ich leb so viel wie du in einem Jahr an einem Tag.« Die Band Golf aus Köln hat nicht viel mit Wanda gemein. Dieses Wanda-Zitat passt trotzdem – jedenfalls für diesen Tag und diese Nacht, in denen Golf auf Einladung des Goethe Instituts in Amman waren. André Hörmeyer berichtet von gefühlten 72 Stunden, die irgendwie dann doch in einen ganzen Tag passten. Fotos: Jonathan Heitkämper & Wolfgang Petrasch (Golf)

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ch stehe zwischen riesigen Steinsäulen in einem römischen Tempel, und Michael Jordan erklärt mir, warum das Tote Meer tot ist. In diesem Moment wird mir klar, dass das alles vielleicht ein bisschen viel ist: zwei Flüge, eine fremde Welt, ein Workshop und ein Konzert – und das alles an einem Tag. Doch genau das ist der Plan. Wir spielen heute mit unserer Band Golf in Amman, der Hauptstadt Jordaniens. Vor dem Konzert haben wir nur ein paar Stunden Zeit. Deshalb stürzen wir uns hinein ins Fremde, durch verwinkelte Straßen bis hoch in die alte Tempelanlage, die die lärmende Stadt überblickt. Hier begegnen wir diesem freundlichen älteren Herrn, dessen Hände gemütlich auf seinem runden Bauch ruhen. Er stellt sich als Michael Jordan vor, ist aber ziemlich sicher kein Basketballer. Er ist Jordanier – und liebt es, Fremden seine Stadt zu zeigen. In schnellen Worten zählt er auf, was wir an diesem einen Tag alles unbedingt sehen, schmecken und besuchen sollten. Dabei sind meine Augen und Ohren jetzt schon überfordert. Mir kommt eine Idee. Ich zücke mein altes iPhone mit dem zersplitterten Display und drücke auf Sprachaufnahme. Das mache ich jetzt immer wieder. Ich höre der Stadt zu und limitiere so meine Wahrnehmung, um nicht im Overkill aus Eindrücken zu enden. Am Ende des Tages sind dort fünf Geräusche gespeichert. Wenn man genau zuhört, erzählen sie einem mehr über die Metropole im Nahen Osten, als man mit den Augen erkennen kann. Sie klingen ungefähr so: »Ohaaa«, »Brrrk«, »Prraaa«, »Wulululu« und »Hihihi«.


#Pop #Reportage #Golf #Jordanien

»Ohaaa« Wir stehen also da oben und schauen runter. Flachdächer, Märkte, Minarette. Und irgendwie ist es ein komisches Gefühl. Die Wüstenstadt sieht exakt aus wie die Bilder in der »Tagesschau«. Nur werden im Fernsehen meist die zerstörten Städte im nicht weit entfernten Syrien gezeigt. Hier in Amman sind die sandfarbenen Häuser unversehrt. Zwischen den Krisengebieten ist die Stadt eine Oase des Friedens. Es gibt ganze Palästinensergebiete, und seit ein paar Jahren kommen viele Syrer hierher. Alle finden Zu- Sieben Hügel flucht in Amman. Die Stadt wächst in immer neuen Ringen Amman wurde wie Rom auf über ihre sieben Hügel hinaus. Michael Jordan erzählt sieben Hügeln erbaut. Bis ins frühe 20. Jahrhundert und erzählt und stoppt: Zwischen den Häuserwänden lebten hier nur etwa 2.000 erhebt sich ein klagender Ruf. Der Muezzin. Aber dann Einwohner. Seit der Staatsverwischt das Klangbild: Von allen Seiten, aus der ganzen gründung Israels und den damit verbundenen FlüchtStadt echot der Gebetsruf zeitversetzt zu uns herauf – eine lingsströmen aus dem psychedelische 360-Grad-Klanginstallation. Es klingt, als Westjordanland hat sich die hätte jemand die Soundtracks aller Arabien-Blockbuster, Einwohnerzahl rasant entwickelt: Mittlerweile zählt die jemals produziert wurden, übereinandergelayert und Amman über 4.000.000 durch einen Space-Echo-Effekt gejagt. Die Soundwände, Einwohner – und aus den die sich um uns herum verschieben, lassen uns ehrfürchtig sieben Hügeln sind inzwischen 19 geworden. erstarren. Deshalb vergesse ich auch, sie aufzunehmen. Als ich zu mir komme und endlich »Aufnahme« drücke, verstummen die 1000 Muezzine schlagartig. Ich erwische Kalaschnikow, mal im Anzug, erinnern an den Wald aus nur noch Nils’ Reaktion: »Ohaaa!« Merkel-Plakaten, der zur Wahlkampfzeit zu Hause gerade blüht. Und da vor uns, ist das nicht ein Roof-Top-Garden? Das ist ja wie in Berlin. Auf dem begrünten Dach begegnen »Brrrk« wir Machiel, einem 25-jährigen Architekturabsolventen aus Belgien. Er hat den Garten gebaut und hofft darauf, bald Wir müssen näher ran. Zu fünft in ein Taxi gepresst, geht ähnliche Gemüsegärten in jordanischen Flüchtlingslagern es vom Tempel hinunter in die staubigen Straßen. Mich anpflanzen zu können. »Basically I wanna give them food überkommt dieses kribbelnde Gefühl, das man bekommt, and hope«, sagt er. »It’s just a good way to spend your wenn man zum ersten Mal in einer fremden Stadt ein time.« So viel konkreter Nutzen bei so viel Bescheidenheit Konzert spielt. Wenn man weiß, dass diese Leute dort, die begegnet einem in Berliner Urban-Gardening-Projekten jetzt noch so fremd sind, vielleicht später vor der Bühne eher selten. Vielleicht ist das hier ja wirklich eine Parallelstehen werden. Und wenn man nicht weiß, ob sie tanzen welt. Eine Welt, in der die Autos schöner sind und Proboder gähnen werden. Das Gefühl hatte ich auch schon in leme konkreter angegangen werden. In der Mittagshitze Stuttgart oder Karlsruhe, aber in Amman ist es viel stär- schwirren meine Gedanken ein wenig durcheinander. ker. Auf dem Markt tauchen wir in ein buntes Klangbild: Angekommen sind wir längst nicht. Wir sind ja gerade Singvögel zwitschern, Gemüseverkäufer krächzen durch mal vier Stunden im Land. alte Lautsprecher, überall schnattert, raschelt und rauscht es. Mitten in das Dickicht schneidet ein markanter Sound: »Brrrk!« Direkt vor uns startet ein Auto wie es stilvoller »Prraaa« nicht geht. Der himmelblaue Lack des sehr alten Mercedes schimmert durch eine Schicht Wüstenstaub. Das scharfe »Prraaa!!!« Direkt ins Trommelfell. Dieser metallisch Motorengeräusch wiederholt sich: »Brrrk! Brrrk!« Was für nachhallende Knall erklingt, wenn man eine Trommel ein schönes Fahrzeug. Es ist rund, wo es rund sein muss, nicht richtig trifft. Aber was heißt schon richtig? Am Nachund hat Kanten, wo Kanten hingehören. Nicht so eine mittag bringen wir jordanischen Jugendlichen etwas über Windkanal-optimierte Schüssel. Eigentlich interessiert Songwriting bei. Auch wenn wir nicht glauben, selbst sehr sich keiner von uns für Autos, aber das hier ist eine Aus- viel mehr darüber zu wissen. Den Workshop haben wir nahme. Uns fallen immer mehr deutsche Oldtimer auf: trotzdem zugesagt, ganz einfach, weil es Spaß macht, mit ein goldener BMW, mehrere Mercedes. Alle wunderschön. Menschen aus anderen Ländern Musik zu machen. Jeden»Was in Deutschland nicht mehr über den TÜV kommt, falls stehen wir jetzt zwischen 15 Kids mit allen möglichen schippern die hier rüber«, erklärt unsere Begleiterin vom Percussion-Instrumenten, und eigentlich müsste es unfassGoethe Institut. Sowieso fühlt sich alles wie eine seltsa- bar laut sein. Ist es aber nicht. Wie eine fein abgestimmte me Parallelwelt zum Alltag in Deutschland an. Die allge- menschliche Drum Machine erfüllt hier jeder seinen Part, genwärtigen Porträts des jordanischen Königs, mal mit setzt Akzente und lässt den anderen ihren Raum. Ein fließender Techno-Beat durch den Raum. Pure Disziplin. Und bald auch pure Langeweile. Denn auch wenn wir als Kraftwerk-sozialisierte Musiker aus dem Rheinland es nicht wahrhaben wollen: Nicht jeder ist eine MenschMaschine – vor allem nicht in Jordanien. Plötzlich macht es »Prraaa!!!«. Links hinter mir. Meine Ohren fiepen. Dann begreife ich, was gerade passiert. Sie befreien sich, brechen aus. Jetzt lernen wir von ihnen. Die Taktzahlen lösen sich. Ein Junge mit Flaum auf der Oberlippe singt etwas vor. Die Mädchen antworten im Wechselgesang.

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#Life #Reportage #Golf #Jordanien

Doch plötzlich streckt jemand seinen Arm aus, umarmt mich und sagt mir, dass alles gut wird. Akustisch gesehen jedenfalls. Denn mitten im Song vibriert die Luft: »Wulululu!«, eine arabische Interpretation des »Woo«-Lautes schießt durch den Raum. Die Leute springen auf und tanzen. Alles ist gut. Von einem Moment auf den anderen. Der Disco-Beat von »Hannover« scheint genau in der Schnittmenge zwischen ihrem und unserem RhythmusVerständnis zu liegen. Jetzt wird das Ganze doch noch zu einer Sause. Wir ziehen das Tempo an. Die Leute tanzen so selbstverständlich gelöst, als wären sie allein zu Hause vor dem Spiegel, sie zeigen waghalsige Dance-Moves. Und immer wieder hört man ein »Wulululu«.

Langsam entwickelt sich ein munterer Jam in arabischem Stil. Wir versuchen mitzuhalten und rasseln hinterher. Was sich zu Beginn angedeutet hat, bestätigt sich jetzt: Jeder Einzelne dieser Jugendlichen ist rhythmisch begabt, und alle gemeinsam haben ein ganz anderes Gefühl für Beats als wir. Dieses metallische »Prraaa«, das erhallt, wenn man eine Trommel gleichzeitig am Rand und auf dem Fell trifft, ist ein Warnschuss. Wir merken: Musikalisch tickt man hier anders. Unsere Nervosität vor dem Konzert steigt.

»Wulululu« Eine Hundert-Mann-Polonaise in Vietnam, 40 Bodyguards, die wild gewordene philippinische Teens zurückhalten, russische Hipster, die im Moskauer Sonnenuntergang tanzen – Fragmente unserer bisherigen Konzerte im Ausland ziehen an mir vorbei. Ich muss nach dem Soundcheck kurz eingenickt sein. Denn plötzlich tröpfeln schon die ersten Besuchergruppen in den bestuhlten Konzertsaal. Ich glaube, ich weiß, was mir meine Erinnerungen sagen wollen: »Bis jetzt hat es immer geklappt, also mach dich nicht verrückt!« Wir stolpern pünktlich durch den Vorhang auf die Bühne. Im grellen Scheinwerferlicht kann ich das Publikum kaum erkennen. Ich sehe Silhouetten. Junge Leute. Sitzend. Nach dem ersten Song klatschend. Eher verhalten. »Macht nichts. Weiter«, denke ich. Wir rasen durch die gut geprobten Stücke, und irgendwie will einfach keine Verbindung zwischen uns und den Leuten vor der Bühne aufkommen. Die klinische Beleuchtung gibt mir das Gefühl ausgestellt zu sein, wie eine Kuriosität, nicht wie ein Musiker, der sein Publikum mitnimmt. Die arabischen Ansagen, die ich mir vorher auf einem Stück Pappe notiert habe, wirken plötzlich wie schlechte Stand-up-Gags, und mir passiert das Schlimmste, was einem auf der Bühne passieren kann: Ich werde mir jeder kleinen Bewegung bewusst. Soll ich lächeln? Soll ich mich bewegen? Was tue ich hier überhaupt?

»Hihihi« »Today was the best night of my life! Hihihi ...« Ammars glucksendes Kichern hebt sich aus dem Stimmengewirr. Nach dem Konzert umarmen wir viele fremde Menschen und machen Selfies mit ihnen. Ammar mit seinen blonden Haaren, der lustig-aufgekratzten Art und seinem perfekten Englisch passt nicht ganz ins Bild der sonstigen Konzertbesucher. Ich frage ihn, woher er kommt. »Syria, Damascus.« Augenblicklich verschwindet das Grinsen aus seinem Gesicht. Er blickt kurz zur Seite und lächelt wieder. Inzwischen leert sich das Foyer. Wir unterhalten uns. Ich frage, ob ich seine Stimme aufnehmen darf. »Sure!« Zum fünften Mal für heute drücke ich auf den roten Knopf. Er erzählt von Syrien. Dass er dort nicht bleiben konnte, weil man ihn sonst gezwungen hätte zu kämpfen. Dass er seine Mutter und seine Schwester nicht allein lassen wollte und deshalb als Einziger seiner Freunde nicht Richtung Europa geflohen ist. Und dass sie jetzt in Jordanien festsitzen. Ohne Arbeitserlaubnis und ohne Visum, denn das gibt es nicht ohne Arbeitserlaubnis. Der klassische Teufelskreis. Ich traue mir nicht zu, zu verstehen, was dieser auf den ersten Blick zerbrechlich erscheinende 28-jährige Elektrotechnik-Student bereits sehen und fühlen musste. In ein paar Stunden steige ich in ein Flugzeug, das mich zurückbringt in den grauen, aber sorgenfreien Alltag in Köln. Ammar kann das nicht. Er darf das Land nicht verlassen. Und trotzdem ist da wieder dieses Kichern: »Hihihi. It’s just a shame you know. Sweden has such a nice countryside.« Wie er das jetzt sagt, so halb trotzig und halb augenzwinkernd, ist wirklich witzig. Meine Mundwinkel aber ziehen sich nur langsam nach oben. Denn gleichzeitig ist das alles ziemlich herzzerbrechend: Seine ungetrübte Freude über diesen Abend und sein ungebändigter Witz, der ihn charmant kichern lässt über das, was ihm angetan wurde. Dieses »hihihi« hallt durch den Abgrund, der ihm alles genommen hat. Ammar steht daneben und lässt sich von der schlechten Aussicht nicht den Mut nehmen.

Michael Jordans Blick schweift über seine Geburtsstadt. Er liebt dieses Land, aber manches sieht er auch skepEndorheic Lake tisch: »You know why the dead sea is dead? Some people Endorheische Gewässer say because God made it so. And some say because it’s a haben keinen Abfluss ins leek-free endorheic lake, that’s 9.6 times saltier than the Meer. Da in ihnen das Wasser also nur verdunstet, ocean and nothing can survive in it.« Er lacht. Man kann haben sie einen sehr hohen sich eben von allem das Bild machen, das einem am besten Salzgehalt. Das Tote Meer passt. Gerade im Nahen Osten werden Konflikte dadurch liegt in einer abflusslosen Senke und gehört damit befeuert. Das gibt uns unser Touri-Guide mit dem besonzu den endorheischen deren Namen am Morgen mit auf den Weg. Manchmal ist Gewässern. Es wird vom es vielleicht besser, einfach nur zuzuhören, statt ständig Jordan gespeist und grenzt an Jordanien, Israel und das Bilder und Meinungen zu teilen. Wie schön, dass man Westjordanland. dafür bloß eine andere App öffnen muss.


#Life #Rezepte der Popküche

Rezepte der Popküche: »Pulp Fiction«

Der 5-$-Shake

Illustration: Alexandra Ruppert

Du denkst, du kennst »Pulp Fiction« in- und auswendig, nur weil du den Film mindestens zwölf Mal gesehen hast? Wach auf, die Nummer ist 23 Jahre her! Lang genug, um die eigenen NerdWissenslücken aufzufüllen – und das Meisterwerk noch mal zu sehen. Tipp: Statt Popcorn einen eiskalten 5-$-Shake reichen. Eine goldene Uhr, die im Darmtrakt mehrerer Großväter den Weltkrieg überstanden hat. Ein seltsames Viereck, das Marsellus Wallaces Frau aus unerfindlichen Gründen in die Luft zeichnet. Eine nicht unerhebliche Menge Drogen, die zu ominösen Tanz-Performances führt. Eine weitere Menge Drogen, die verwechselt beziehungsweise falsch konsumiert wird. Darauf folgend Chaos, unschönes Nasensekret, Kulis, die durch Brustkörbe gestoßen werden, Herzstillstand sowie jede Menge weiterer unangenehmer Kram. Wer kennt schon noch all die Seltsamkeiten und kruden Gegebenheiten, die bei »Pulp Fiction« die Handlungsstränge vorantrieben? Und wenn ja: welche Handlungsstränge? Bis auf den Burger, den Boxer und den 5-$-Shake – samt langer Diskussion, ob er sein Geld wert ist oder nicht – ist jedenfalls bei mir nicht viel Inhalt in Erinnerung geblieben. Trotz mehrfachem Ansehen! 23 Jahre später ist sowieso alles anders: Für 5 $ bekommt man mittlerweile gerade mal ein großes Bier, während das in die Luft gezeichnete Viereck in der wundersamen Welt der LOLs,

Emoticons und zweifelhaften Dab-Moves gar nicht erst auffallen würde. Ansonsten erinnern sich die Älteren vermutlich noch an ein paar (zum Teil auch versehentlich) erschossene Klein- und Großkriminelle, an Butch mit dem roten Gummiball im Mund (Klein- oder Großkrimineller oder nur wo reingeraten?) – den Rest der Story hat man eher verdrängt. Hatten Vincent Vega und Mia Wallace eine Affäre, bevor sie auf seinem Rücksitz fast verreckt wäre? Welche Mission hatten Vincent und Jules, und wer hatte all die Leichen zu verantworten? Und was war überhaupt der Inhalt des ominösen Koffers, der die drei sonst recht unabhängigen Handlungsstränge miteinander verband? Die Diamanten aus »Reservoir Dogs«? Sorry, aber dieses Rätsel wird auch die »Jack Rabbit Slim«Special-Edition nicht lösen können, die im Dezember Release feiert. Bis dahin knöpfen wir uns zumindest den leckeren Shake noch mal vor. Senta Best

Das Rezept Zutaten für zwei halbwegs Kriminelle: 1 Banane 1 Stange Bourbon Vanille 300 g Vanille-Eiscreme 200 g Joghurt 250 ml Milch 2 TL Honig 1 Prise Salz Eiswürfel Zum Garnieren: Sauerkirschen aus der Dose Schlagsahne Und so geht’s: Banane schälen, zerkleinern und in den Mixer geben. Vanillestange halbieren und mit einem scharfen Messer auskratzen. Alle Zutaten in den Mixer geben und die Mischung smooth und schaumig schlagen (lassen). Zum Schluss die Eiswürfel dazugeben und nur ein paar Sekunden lang mit den restlichen Zutaten crushen. Den sauteuren Drink vorsichtig in zwei hübsche Gläser füllen und mit Schlagsahne und Kirschen verzieren.

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#Life #Kochen mit #Prinz Pi

Kochen mit Prinz Pi

BOLOGNESE UND BALLADEN Nach langjähriger Pause feiert unsere Rubrik »Kochen mit« ihr Revival. Dafür zeigt Prinz Pi wenige Tage nach dem Release seines Albums »Nichts war umsonst«, was man aus der guten alten Spaghetti Bolognese alles rausholen kann, und erklärt Daniel Koch, warum Kochen für ihn männlicher ist als Gangster-Rap und Knast-Karriere. Zum Nachtisch gibt’s Cashew-Eis. Fotos: Christoph Neumann

W

ir treffen uns in einer schicken Wohnung in der Nähe des Treptower Parks in Berlin. Ich bin nervös: Es sind große Fußstapfen – oder sagen wir: Backofenhandschuhe –, in die ich hier steige. Meine Vorgänger – der ehemalige Chefredakteur Thomas Venker und sein Kollege Linus Volkmann – haben sich schon von Persönlichkeiten wie den Beastie Boys, Depeche Mode und Kate Nash bekochen lassen. Der Fotograf und die zwei Kameras, die um uns herumwuseln, machen mich auch nicht gerade ruhiger. Zum Glück ist Prinz Pi der wohl dankbarste Gast, den man sich vorstellen kann. An Herd, Mikro

und Messer ein Könner, eilt ihm der Ruf voraus, ein ziemlich versierter Koch zu sein – während ich nur so heiße. Allerdings frage ich mich genau deshalb: Warum zum Henker gibt es dann Spaghetti Bolognese? »Ich finde, Bolognese ist so ein Soulfood-Essen. Das kennt jeder. Das kann jeder. Aber gerade deswegen lässt sich daran besonders gut zeigen, dass man es am besten kann.« Da ist sie also: die Anwendung der Battle-Rap-Philosophie am Beispiel der Bolognese. Tatsächlich sieht Prinz Pi hier eine Parallele zum Musikmachen: »Das ist genauso, wie wenn du eine Ballade schreibst. Haben

auch schon viele gemacht, aber wenn das deine Stärke ist, sieht man eben, dass du gut darin bist – weil dieses Genre so vergleichbar ist. So ist das auch beim Kochen: Wenn ich so’n total seltenen Fisch kaufe, den schon drei Tage vorher mariniere und dann mit Kochgeräten zubereite, die kein normaler Mensch hat, dann sagen alle: Ha, das könnt ich auch, wenn ich es mir leisten könnte.« Erschwerend kommt bei der Disziplin »Bolognese« hinzu, dass Prinz Pi in Konkurrenz mit meinen Kindheitserinnerungen tritt. Allein beim Gedanken an Bolognese sitze ich gleich wieder achtjährig und hungrig am Tisch

und denke: »So gut wie die Bolo meiner Mutter schmeckt keine andere.« Prinz Pi jedoch beweist das Gegenteil. Während er routiniert den Pancetta, die Karotten und den Staudensellerie bearbeitet und anbrät, sagt er: »Meine Mutter hat mir oft diesen Tiefkühlscheiß gemacht. Das ganz üble Frosta-Zeug. Ich glaube, das hat mich auch motiviert, selbst kochen zu lernen. Ich hasse Tiefkühlkram noch immer. Vor allem Pizza. Die kannst du so schnell und so viel besser selbst machen.« Die Sauce und die Nudeln – eine besondere Monsanto-freie Sorte, die Prinz Pi im Ausland bestellt – köcheln vor sich hin. Zeit, den Mixer anzuwerfen für den Nachtisch: Cashew Gelato. Wichtigste Zutat hier: »In Kreuzberg gibt es einen türkischen Händler, der diese gerösteten Cashews verkauft. Die sind unschlagbar. Wer da wohnt und Ahnung von gutem Essen hat, wird den kennen.« Auf der Suche nach einer Tischwaage gesteht er


#Life #Kochen mit #Prinz Pi

Bolognese Ultra Für 4 Personen 500g Rinderhackfleisch 200g Pancetta, wenn möglich ungeräuchert 600g Spaghetti aus Hartweizengrieß 3 mittelgroße Karotten 3 Stangen Staudensellerie 1 Tube Tomatenmark 750g Dosentomaten 1 TL Zimt 1 EL Zucker 150ml Portwein 300ml kräftiger Rotwein

lachend: »Ich brauch die leider. Einige meiner Rapkollegen können dir 100 Gramm mit der Hand abwiegen, ich leider nicht.« Ich wäre beim Kochen gerne so tiefenentspannt wie Prinz Pi. Vor allem, wenn ich neue Gerichte probiere, reagiere ich auf Gesellschaft eher gereizt und dünnhäutig. »Für mich hat Kochen etwas Meditatives«, sagt Prinz Pi. »Ich mag es, wenn ich in diesem Flow bin. Und ich kann es nicht leiden, wenn einer dabei Hektik verbreitet oder andere anpampt. Das ist für mich ein Zeichen von Schwäche.« Autsch. Aber stimmt natürlich. Und ein gutes Stichwort: Prinz Pis Songs auf dem neuen Album lassen sich formal zwar noch dem Genre HipHop zuordnen, erinnern inhaltlich aber an vielen Stellen eher an erwachsenen Pop und sind oft sehr reif und nachdenklich. Verspielt er nicht gerade hier am Herd noch mehr Street Credibility – und das, obwohl ein paar »härtere Kollegen« ihm sowieso

schon vorwerfen, gesetzter und sesshafter geworden zu sein? »Für mich hat Kochen viel mit Männlichkeit zu tun. Ich weiß, im Rap giltst du als ein harter Typ, wenn du im Knast warst, Scheiße gebaut hast, dich prügelst, krasse Freunde hast. Meine männlichen Vorbilder waren aber immer Menschen, die mir etwas zeigen konnten. Die das Gefühl ausstrahlten, das Wichtigste, was man im Leben so braucht, selbst zu können. Ich mag es, wenn ich mein Auto selbst reparieren kann, wenn es ‘ne Kleinigkeit ist. Oder meine Heizung. Und so ist es auch mit dem Kochen. Ich bin gerne selbstständig. Ich will das können.« Das gesamte Team isst nach der Koch- und Fotosession gemeinsam an einem großen Tisch. Wie der Geruch schon vermuten ließ, sind die »Bolognese Ultra« und das Eis ein Knaller. Erstere hat Prinz Pi mit Chili-Schoten aus eigener Zucht veredelt, Letzteres schmeckt vor allem durch die

leckeren Kerne und die leichte Salznote im Eis sehr speziell und so gar nicht nach Eisdiele. Eine angenehme Runde und vielleicht ein sicherer Rahmen für die etwas heikle Frage, ob es ihm eigentlich noch etwas ausmache, dass seine letzten Alben immer auf Platz 1 oder 2 in den Charts landen, aber jedes Mal auch ein großes Rudel Hater auf den Plan rufen. »Ach«, sagt Prinz Pi. »Hater wird es doch immer geben. Die werde ich nie überzeugen können, und viele von denen hören nicht mal die Musik, die sie so verachten.« Recht hat er – und wer weiß, vielleicht könnte er den einen oder anderen ja zumindest mit seiner Bolognese Ultra überzeugen. — Prinz Pi »Nichts war umsonst« (Keine Liebe / Groove Attack) — Auf Tour vom 25.01. bis 13.04.

In einer beschichteten Pfanne den Pancetta mit etwas neutralem Öl, am besten als Spray, bei starker Hitze zerlassen. Das Hackfleisch dazugeben und anbraten, bis sich eine erste braune Kruste bildet. Den Portwein mit dem Rotwein vermischen und in mehreren Schritten dem Fleisch zugeben. In einer zweiten beschichteten Pfanne bei mittlerer Hitze die zerkleinerten Karotten in neutralem Öl anbraten. Nach ein paar Minuten den zerkleinerten Sellerie zugeben. Wenn das Gemüse Farbe angenommen hat, das gesamte Tomatenmark beigeben. Durchmischen und anbraten, bis das Tomatenmark schwarze Röststellen bekommt. Beides in der größeren Pfanne miteinander vermischen und Dosentomaten zugeben. Zucker und Zimt einrühren und aufkochen lassen. 30 Minuten bis zwölf Stunden simmern lassen. Wasser nach Bedarf und Konsistenzwunsch zugeben. Nicht salzen.

Cashew Gelato 250g geröstete Cashews für das Mus 100g geröstete Cashews zum Bestreuen 300g Vollmilch 85g Rohrzucker 1 Eigelb 1 Prise Salz Milch und Zucker in einem Topf verquirlen und auf 70 Grad erhitzen, dann beiseitestellen. Cashewmus in einem Gefäß für trockene Zutaten herstellen und in ein großes Blendergefäß für Flüssigkeiten umfüllen. Milch, Salz und Eigelb zugeben und sofort zehn Sekunden auf höchster Stufe mixen, damit das Ei nicht stockt. Dann in die Eismaschine füllen und am Ende mit gehackten Cashews bestreuen. Sofort servieren.

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Foto: John Yuyi

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LA BOUM Fotos: Frederike Wetzels Styling: Chiara Baluch Stylingassistenz: Vanessa Kolb Haare/Make-up: Anschi Urbas Model: Anna Schmall/Modelwerk

Kleid: Pins and Needles über Urban Outfitters Bluse: Stylist’s own Stiefeletten: Stine Goya


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Shirt: Light Before Dark über Urban Outfitters Top: Tiger of Sweden Ohrringe: Stylist’s own


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#Review

# Review Spalter Noel Gallagher’s High Flying Birds Who Built The Moon? Sour Mash / Indigo

Stilistische Entwicklung war die Sache der Geschwister Gallagher bisher ja nie. Jetzt hat sich der smartere der Oasis-Brüder aber genau das zum Ziel gemacht. Gelingt ihm das? Oder geht er baden? Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter

Unsere liebsten Platten 01 Haiyti Montenegro Zero 02 Neufundland Wir werden niemals fertig sein 03 Morrissey Low In High School 04 Sampa The Great Birds And The BEE9 05 Black Rebel Motorcycle Club Wrong Creatures

Es war klar, dass Noel Gallagher sich etwas Neues einfallen lassen muss, jetzt, da sein Bruder endlich den guten, alten Liam-Swag wiedergefunden hat, der ihm bei Beady Eye abhandengekommen war. Nur schade, dass Noel mit dieser Intention so eine halbgare Suppe angerührt hat. Das geht schon beim Opener los, dem überwiegend instrumentalen »Fort Knox«, das anfangs klingt, als hätte Noel zu lange auf Doppelherz-Tabletten mit den Happy Mondays abgehangen und am Ende gar die Stereo MC’s abgerippt. Leider wird es danach kaum besser: Meinetwegen mag im Brei von »Holy Mountain« irgendwo zwischen Bläsern, Who-Hoo-Chören, Keyboardpfeifen und Gastmusiker Paul Weller die schnippende Schere zu hören sein, die in der TV-Show von Jools Holland live »gespielt« wurde – im Kern bleibt der Song aber ein tumber Stampfer, über den Noel seine Stimme auch noch mit blöden Effekten verhallen lässt. Erst auf halber Strecke geht was auch immer er Im Jahr 2017 geschehen noch Zeichen und Wunder: Einer der Gebrüder Gallagher vorhatte mal auf: Trotz erneuter Produktionsspielchen lässt »It’s A Beautiful World« an rückt doch tatsächlich nach Jahrzehnten eine selbige glauben – zumindest so lange, bis endlich mal von seinem gewohnten Stil er den Refrain erneut mit einem Stimmeffekt ab, und er reüssiert damit auch noch? Wow. Anders versemmelt. Aber hey, man wird ja genügsam. als Kollege Koch denke ich nicht, dass sich Noel G. Die einzige Versöhnung gegen Ende bleibt »If etwas Neues einfallen lassen musste – er hätte leicht Love Is The Law«, das wie eine vergessene weiter die immer gleiche Leier spielen und damit The-Verve-B-Seite klingt – das ist gut, aber auf der sichereren Seite bleiben können. Schließlich auch nicht die Art von Kompliment, die Noel wissen wir alle, wie konservativ der gemeine Oasissonst gewohnt ist. So hart es also auch klinFan ist. Aber Noel ließ sich von dem zuletzt zumeist gen mag: Wer den alten Oasis-Glanz noch als Filmkomponist tätigen David Holmes zu einem mal schimmern sehen will, der ist bei Liam kraftvollen Breitwand-Sound prügeln, der jede Menbesser bedient, und das, obwohl Noel die ge Platz für Tests und Sperenzchen ließ. Folgerichtig alten Mitstreiter Chris Sharrock und Gem ist »Who Built The Moon?« keine formvollendete Archer an Bord geholt hat. Aber wer weiß, Genre-LP geworden, sondern Dokument eines fortvielleicht waren die ja auch der Grund, warum währenden Entwicklungsprozesses. Spaß macht das Beady Eye nie so richtig vom Hocker reißen Album trotzdem. Etwa dann, wenn Gallagher den konnten. Haste Scheiße am Schuh, haste Manchester Rave mit einem Füllhorn an Sounds Scheiße am Schuh. So ist es eben. Vielleicht übergießt, oder wenn er seine Version eines Psychdoch mal den verhassten Bruder anrufen? Rock-Songs einfach mal halbfertig stehen lässt. Die Daniel Koch wenigen typischen Oasis-Harmonien wie in »Black & White Sunshine« oder dem versöhnend-schönen »If Love Is The Law« hätte es angesichts dessen gar nicht gebraucht. Mit dieser LP beweist Noel endlich, dass er die Beatles doch richtig verstanden hat. Denn die waren eben nicht nur »Meet The Beatles!«, sondern auch »Sgt. Pepper«. Christian Steinbrink

06 Noel Gallagher’s High Flying Birds Who Built … 07 John Maus Screen Memories 08 Yung Lean Stranger 09 Feine Sahne Fischfilet Sturm & Dreck 10 Fjørt Couleur

Eure liebsten Platten 01 Gisbert zu Knyphausen Das Licht dieser Welt 02 Kettcar Ich vs. Wir 03 Taylor Swift Reputation 04 Selig Kashmir Karma 05 Prinz Pi Nichts war umsonst 06 Foo Fighters Concrete And Gold 07 Wanda Niente 08 Beatsteaks Yours 09 Queens Of The Stone Age Villains 10 The National Sleep Well Beast

Schickt eure Top 10 an charts@intro.de. Alle Einsender nehmen an unseren Ver­losungen teil!

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#Review #Platten vor Gericht

Platten vor Gericht Intro-Leserinnen und -Leser: Mittippen und via intro.de Juror werden!

1

Gisbert zu Knyphausen Das Licht dieser Welt

Zugezogen Maskulin

BSMG

Grandbrothers Selig

Megaloh, Musa, Ghanaian

Erol

Jan

Grim104, Testo

Stallion

Ø 5,80

Ø 5,55

Ø 5,80

Ø 7,40

5

8,5

2

Nix für mich.

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6

Sehr schön, aber leider zu wenig Spannung.

10

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Wird zum Ende hin immer stärker.

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6

3

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7

Ziemlich perfekte Popmusik, muss man zugeben.

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4

4

»QB Blitz« ist ein cooler Song, der Rest ...

6

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3

2

Langweilig und zu glatt.

6

6

3

4

5

Sido Maske X

Cam’Ron Confessions Of Fire

Cinematic Orchestra Ma Fleur

Brian Eno Music For Airports

K.I.Z Sexismus gegen Rechts

Jay-Z The Blueprint

Metallica S&M

The Beatles Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band

Haftbefehl Russisch Roulette

Future Dirty Sprite 2

Steve Reich Music For 18 Musicians

The Stone Roses Second Coming

T: Kluge nette Plätscher-Plätscher-Musik über »Sehnsucht« und »Vertrauen«.

PIAS / Rough Trade

2

Julien Baker Turn Out The Lights Matador / Beggars / Indigo

3

Dillon Kind

G: Erster Song, jemand (sie?) kommt genervt nach Hause, setzt sich direkt ans Piano und spielt ein trauriges Lied.

G: Düster, gewittrig, beklemmend, bassig. Genau mein Ding.

PIAS / Rough Trade

3

Destroyer Ken Dead Oceans / Cargo

5

John Maus Screen Memories

T: Musik für Typen, die auf WG-Partys Wein trinken und sagen, Sport hielte sie vom Lesen ab.

T: Musik für eine Welt, die starb, als die Mauer fiel. Tja, Pech gehabt!

Domino / GoodToGo

6

Quicksand Interiors

G: Ballert gut, mag den Gesang nicht, aber ballert gut.

Epitaph / Indigo

7

Jessie Ware Glasshouse Island / Universal

8

Weezer Pacific Daydream Warner

9

Stereophonics Scream Above The Sounds Parlophone / Warner

10

Prinz Pi Nichts war umsonst

T: Musik, die das Shopping-Erlebnis im Urban Outfitters veredelt, aber zum Beispiel auch bei Esprit.

G: Mochte damals das Video mit den Tieren. »Everyone wants to be cooler than everyone, it’s a hip hop world«, coole Zeile, klau ich vielleicht.

G: Kluge-Leute-Band, deren Verehrung ich nie verstanden habe. Wollten mal via Facebook-Generve auf Platz 1 landen, kamen aber nur auf 60. Das ist schon wieder cool. T: Ganz rechts und ganz links — da sind die Fäuste. Dieses Album ist in der Mitte.

Keine Liebe / Groove Attack

All Time Faves

G: Großartig produziert und arrangiert, textlich und gesanglich raffiniert. So viel mehr als nur ein Songwriter-Album, es vereint Traditionelles mit Modernem. G: Das Album besticht durch Ehrlichkeit. Eine Platte voller Selbstzweifel. Die Instrumentierung passt gut zu den Texten und Bakers bittersüßer Stimme. Me: Yoga-Entspannungsmusik für nach dem Trip. Eine wiedererkennbare Stimme, wenig Abwechslung in Gesang und Musik. Ab und zu ein Breakpart als Ereignis. Mu: Der Sound ähnelt dem britischen SynthiePop der 1980er. Die Instrumentals sind eingängig, mitreißend und prägend. Die Texte sind sehr reflektiert. Mu: Klingt wie ein dunkles Kapitel des Synthie-Pop der 1980er. Der mittelalterlich-apokalyptische GothicPop wird durch mönchsähnlichen Gesang ergänzt. Me: Post-Hardcore-Band mit erstem Album seit 22 Jahren. Echte Fans wird es freuen, für mich unnötig. Uninspirierte Gitarren und unterdurchschnittlicher Gesang. Mu: Ein modernes, souliges Popalbum. Eine kräftige Stimme, die herzzerreißend melancholische Melodien malt und reflektiert Themen der Liebe behandelt. G: Positiv an dem Album ist die kompakte Spielzeit. Fast jeder Song hat gute Chancen, als Soundtrack bei Serien wie »O.C., California« zu landen. Mu: Ein klassisches Rockalbum. Sowohl Instrumentierung als auch Gesang und Texte klingen nicht besonders innovativ, aber solide.

Me: Alternder Rapper, der Liebe möchte und unbedingt ins Radio. Schläfriger, schwülstiger Sprechgesang zu seichter Allerweltspopmusik mit Wohlfühl-Faktor.

Sehr gutes Album, endlich mal in voller Länge gehört. Geht gut rein!

Superstark.

Geht auch gut rein, manchmal wäre ein einfacherer Beat ganz nett.

Dachte, das wäre viel prolliger. Beats langweilig, Texte mal so mal so.

Zum Niederknien. Traumschön! Bestes Album! Gisbert, wir gründen eine Band und spielen, bis der Morgen graut, ja? Selig loves you. Soundtrack zu einer im Meer versinkenden Galionsfigur. Hochbegabt und tiefberührend.

In einem riesigen Kellergewölbe-Glockenspiel beschwört polyglotter Gesang den Frühling, im vierten Song sogar auf Deutsch.

8

Amanda Lear ist endlich auferstanden und jammt mit den Pet Shop Boys im Hinterhof der 1980er-Teenager-Melancholie.

7

Kann denn Liebe Synthie sein? Sie kann. Philosophisches Klangwellenreiten aus Minnesota.

7

Wir winden uns im Treibsand der 1990er. Diese Platte ist eine Zeitinjektion.

What a voice! Sounds like an English girl in New York.

Klingt nach CollegepartyBowle mit Auto-Tune.

Vielleicht nicht ihre beste Platte, aber immer noch eine gute Band.

Obi-Wan Kenobi hat die Schnauze voll davon, die Schnauze voll zu haben. Richtig so.


#Review #Platten vor Gericht

Suzan Köcher

Fjørt David

Anja Schneider

Neufundland

Martin Schoder

95

David Winter Intro

Leser

Ø 5,11

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Waren mal kaputter (musste sein).

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2

1980er-Synthie-Darkwave-Gekrösel. Och nö.

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3,56

Beach Boys Pet Sounds

Eaves Höhenangst

Depeche Mode Speak & Spell

Interpol Antics

At The Drive-In Relationship Of Command

Deftones White Pony

Joni Mitchell Blue

Alexisonfire Watch Out!

Dopplereffekt Gesamtkunstwerk

Turbostaat Vormann Leiss

Muff Potter Von wegen

The Tidal Sleep Vorstellungskraft

Françoise Hardy Comment Te Dire Adieu

Underoath Define The Great Line

Kraftwerk Computerwelt

The Notwist The Devil, You + Me

The Whitest Boy Alive Dreams

The Get Up Kids Four Minute Mile

Gisberts Musik kenne ich von früher — mittlerweile bin ich aber woanders. Schönes Artwork!

Aus ihr spricht ein tiefer Schmerz, den sie glaubhaft rüberbringt. Ich fand sie live aber besser, weil rougher.

Originelle Stimme — erinnert stellenweise etwas an Ronnie Spector. Das Techno-Ende hat es mir leider etwas verdorben.

Die 1980er sind nicht mein Jahrzehnt, und der Gesang klingt etwas gekünstelt. Trotzdem nette Platte.

Siehe Destroyer — aber die Synthies gefallen mir hier besser!

1

Schlimmer Alternative Rock.

Mit dieser Art von R’n’BGesang kann ich wenig anfangen. Auch thematisch recht eintönig.

Klingt nach BoygroupRadiopop. Direkt der zweite Song heißt »Beach Boys«, und man möchte zu »Pet Sounds« flüchten.

Okayer Alternative Rock — zwei Extrapunkte für »Elevators«.

Von Rap habe ich überhaupt keine Ahnung — das kann ich nicht bewerten.

Ein Ritt auf der transsibirischen Eisenbahn mit mehr Liebe, als ich je geben könnte. Gisbert malt Bilder in 4K, egal, durch welche Headphones. Just let it go by. Zerbrechlichkeit in ihrer schönsten Form aus allen Poren. Das geht so richtig fies wie City And Colour ins Mark.

Das Kind von Dillon gehört unter Wasser. Day in day out und dabei immer verfolgen, was da über einem schwimmt. Welch unantastbarer Glanz. Fade, fade, fade. Autobahn. Nachts um zehn vor drei. Keine Tanke, nur Silhouetten. Allein. Und jeder Synthie passt wie Arsch auf Eimer. Riding in the morning. Ian Curtis kämpft sich durch 10.000 Oszillatoren und verliert sich im Nadelgefecht des Toilettenschwarzlichts. Ich wäre damals gern dabei gewesen. Hier werden so viele Ideen ausgepackt, dass es die reinste Wonne ist. Und dann noch dieser Sound wie trockene Erde im Mund. Ich bin Fan. 04:51 Uhr. Niemand mehr da außer eine neblige Nacht, der Tanz um den Laternenpfosten und das Sichdabei-absolut-gut-Fühlen. Stay awake, wait for me. Seit dem »White Album« merke ich immer mehr, was diese Band auf dem Kasten hat. Dieses hier klingt deutlich polierter, aber auch das bockt. Heiliger Strohsack, was für eine Stimme. Ich muss jetzt erst noch 50 Mal »Boy On A Bike« hören.

Stellenweise spannend, ich mag die Intention der Texte. Dringt aber am Ende nicht wirklich zu mir durch.

Ein zu guter Mensch und der perfekte Schwiegersohn für meine Mutter. Erinnert an Abende mit den Naturfreunden am Lagerfeuer. Mehr Kanten bitte. Sie wäre die bessere Taylor Swift. Wenn sie Countrymusik machen würde, würde ich Countrymusik mögen. Stimme: super. Musik: belanglos, uninspiriert. Der Vergleich mit Björk ist nicht übertrieben. Dillon wirkt auf mich zugänglicher und wärmer im Ausdruck. Genau das Richtige für Berliner Winter. Trifft meinen Geschmack, wenn es um Indie geht. Schöne Stimme. Eine warme, leichte Atmosphäre in der Musik und kabarettistische Ansätze in den Texten.

Bin ja ein großer SynthieFan, aber weniger ist manchmal mehr. Die Platte erschlägt mich mit ihrer Heftigkeit. Die 1980er sind ja auch vorbei. Eine musikalische Welt, die mir fremd ist. Seid mir nicht böse, aber das ist nichts für mich. Amerikanischer Post-Hardcore-Rock ist für mich Horror. Schwierig. Eine Stimme, die bei mir einen Schauder verursacht. Zu viel Dramatik. Zu viel Druck. Mir fehlen der Soul und die Echtheit und Gefühl. Ich habe diese Band immer gehasst, und das wird sich in diesem Leben nicht mehr ändern. Auch das Hören dieses Albums hat viel Überwindung gekostet. Stadionrock-Bands waren noch nie mein Ding. Ich mag die rauchige Stimme des Sängers Kelly Jones, aber die Tracks sind zu voll und überlagert. Ich mag deutschen Rap — wirklich! Aber nicht Prinz Pi. Bestimmt ein super Typ, aber seine Texte berühren mich nicht. Mir fehlen der Funk und der Fun-Faktor.

Ich wünschte mir, der würde sich musikalisch etwas mehr trauen. Trotzdem: wunderschöne Texte, wunderbare Musik. Kann man nur gut finden. Nicht für jeden was, aber wenn man ehrlich ist: unsagbar schön. In der richtigen Stimmung boxt dich das komplett um.

Klingt wie der SXSW-Act, zu dem alle Businesstypen gehen und den dann letztendlich doch niemand so recht versteht. Ist positiv gemeint! Ich mochte auch die »Poison Season«. Traurig und weird mit einer großen Schippe 1980er-»Stranger Things«-Feeling. Sehr gut.

Noch mehr 1980er-Revival. Auf Vinyl mit Freunden in der Nacht bestimmt ein schönes Album, aber so alleine bei Tageslicht? Nicht meins. Wie viele Bands hat Walter Schreifels eigentlich? Schöne Stoner-Gitarren, ganz nett, aber sicherlich nix Neues.

Kein Schimmer, in welcher Stimmung man so was hören soll, aber irgendwas daran ist auch extrem anziehend. Indie-Disney-Soul-Ami-Pop. Schlimmes Cover und jeglicher Charme kaputtproduziert. BubblegumMusik, die bei der Steuererklärung nicht stört.

Leider langweilig und berührt null. Gut gemeint, aber wirkt unangenehm breitbeinig, auch wenn’s vielleicht anders gedacht ist.

Gott sei Dank! Endlich noch eine Pop-Rap-Platte!

Hilft beim Nachdenken im Digital-Detox-Urlaub in Schleswig-Holstein, dabei im Bauwagen liegen und auf das Meer blicken. Traurig, aber schön! Die feine Gesellschaft empfiehlt: Mit dieser Platte könnte der sympathischen Songwriterin der Durchbruch gelingen.

Wie der Vater eines Freundes in thüringischem Akzent einst urteilte: »Da kannste nüscht sagen!« Viel Schönes dabei.

Lässige 1980er-Synthie-Klänge, die instrumental auch zum »Stranger Things«-Soundtrack gepasst hätten. Der Gesang ist eher anstrengend. Spacig, schwer zu greifen und abwechslungsreich. Prädikat: besonders wertvoll!

Es sind die 1990er, ich fahre in der Wilden Maus auf dem Jahrmarkt, diese CD im Discman, aber mit 30 Sekunden Anti-Shock! Top!

Aalglattes Pop-R’n’B-Gedöns mit HerzschmerzTexten. Den Radio-Swag hat die gute Frau!

Ich mag die alten Weezer. Ist das eine Weiterentwicklung? Austauschbarer Pop, performt auf dem Shiny Floor!

Hier wird gerockt, ganz ohne Ecken und Kanten, ohne Hochs und Tiefs. Perfekt fürs Staubsaugen oder Longboardfahren.

Auweia, »Menschen Leben Tanzen Welt« im HipHop-Gewand! Das passiert, wenn Mensch nichts zu erzählen hat.

Hat mich als Vater natürlich schon mit dem Albumtitel und dem entsprechenden Song. Aber auch ohne Elternschaft ein wunderbares Album. Einfach schön. Fast ein bisschen zu schön und traurig.

Bestimmt gut. Aber ich muss bei der Stimme an Nelly Furtado denken. Und die mag ich nicht so. Ich höre lieber noch mal Quicksand.

Waren Quicksand, sind endlich wieder Quicksand und bleiben hoffentlich Quicksand. Punkt. Fast schon egal, wie das Album klingt. Die, die total gern, aber irgendwie doch überhaupt nicht Adele wäre. Säusel.

Die Schubidu-Abteilung. Good, clean, augenzwinkernd fun, allerdings etwas pomadig. Mit Weezer kann man zwar nix falsch machen, sie waren aber schon besser. Ach die. Immer ein Hit pro Album. Immer noch Britpop für Menschen, denen Oasis zu prollig und Blur zu verspult sind. Also für wen eigentlich? Ich habe noch die Hoffnung, dass das »Duett« mit Mark Forster ironisch gemeint ist und ich es nicht verstehe. Schon allein deshalb: 1 Punkt


96

#Review oder die Querdenker-Hymne »Geh gegen den Rhythmus«. Gerade die zweite Hälfte des mit 15 Songs arg großzügig gefüllten Albums schrammelt jedoch eher ideenlos vor sich hin. »Wir stecken fest in unseren Schuhen, sonst würden wir was Vernünft’ges tun, pro Augenblick ein Song«, nehmen sich Drakogiannakis und Jörkk Mechenbier (Love A) in »Vinylbeton« selbst auf die Schulter – und manchmal ist ein bisschen Selbstironie vielleicht die beste Art von Altersweisheit. Jan Martens

Spektakel der Ausgabe

Morrissey Low In High School BMG / Warner

Der Mozzer bleibt seinen Prinzipien treu und teilt demokratisch gegen jeden aus. Seine besten Songmomente seit Jahren bettet er in eine sehr eklektische Platte ein.

Natürlich ist Morrissey ein chronischer Grantler. Da ist es vorprogrammiert, dass er sich nicht nur Freunde macht. Das Bild eines frustrierten alten Mannes mit immer weniger Empathie für die Welt wird nicht zuletzt von ihm selbst öffentlich seit Jahren befeuert. Rein künstlerisch ist das nicht wirklich haltbar. Denn auch wenn bei den letzten Platten nicht mehr ganz so viele zugehört haben, wurde darauf mit neuen Stilen experimentiert und das thematische Spektrum erweitert. Und Kontroversen um Morrissey gibt es schließlich schon spätestens seit dem Song »National Front Disco« aus dem Jahre 1992. Letztlich ist er ein streitbarer Künstler, eine Zuschreibung, die nur noch auf wenige aktuelle Musiker passt. Nach einer langen, krankheitsbedingten Pause ist der Brite nun zurück. Mit Produzent Joe Chiccarelli führt er das Sounddesign des Vorgängers »World Peace Is None Of Your Business« weiter und pflegt dabei seinen aktuellen Fusion-Ansatz. Den treibt er in einem der besten Stücke der Platte auf die Spitze: »The Girl From Tel-Aviv Who Wouldn’t Kneel« ist ein lupenreiner Tango. Insgesamt ist das Album angenehm entschlackt und von den bratzigen Rockismen vergangener Solo-LPs befreit. Natürlich bekommt Morrissey das Filigrane der Smiths-Alben nicht reproduziert, dafür gibt es aber mehr Abwechslung, und in Sachen Songwriting wirkt er konzentriert. Der Charme liegt hier auch darin, dass er ernste politische Themen durch luftige, nahezu leichtfüßige Arrangements kontrastiert. »Wrap your legs around my face, just to greet me«, singt Morrissey in »Home Is A Question Mark«, einem der erhabensten Songmomente in der langen Karriere des ehemaligen Smiths-Sängers.

Baths Romaplasm Anticon / H’art

Baths breitet auf »Romaplasm« eine ziselierte, atmosphärisch angenehme Halbschlaf-Elektronik für den täglichen Gebrauch aus. Das an der herrlichen Küste San Franciscos beheimatete Label Anticon wurde Mitte der 1990er vor allem durch experimentellen, alternativen HipHop berühmt. Mittlerweile steht die Firma mit der Ameise im Logo und dem vieldeutigen Namen (»anti-conventional« oder auch »ant-icon«) für mehr als »nur« Cloud Rap: Sie ist eine Blindkauf-Oase für mutige Hörerinnen und Hörer, die es abseitig, aber niemals unhörbar mögen. Avantgarde ohne Arroganz. Freiform ohne Fuckyou-Attitüde. Hinter Baths verbirgt sich der mit klassischer Musikausbildung gesegnete Will Wiesenfeld aus Los Angeles, der zu den heißen Namen der kalifornischen ElectronicSzene zählt. Auf »Romaplasm« (von Romantik und Plasma) baut er feingliedrige Klanggebilde wie einen Schichtkuchen zusammen. Singt er gelegentlich, offenbart er sehr intime Verletzlichkeiten. Als Nerd reinsten Wassers gibt er zu, dass ihm Emotionen im wahren Leben schwerfallen und er für echte Empfindungen lieber fiktive Welten aus Buch, Film, Serie, Comic und Videospiel heranzieht. Das Ergebnis lässt einen nicht kalt, stellenweise aber eben doch nur lauwarm. Musikwissenschaftlich höchst analysetauglich, gehört es im täglichen Gebrauch zu jenen Klängen, die man im Hotelzimmer laufen lässt, während man in aller Ruhe den Koffer aufräumt und dabei kitschfrei entspannt. In diesem Fall wäre es Teil einer iTunes-Liste und somit das Cover nicht im Blick. Denn das passt überhaupt nicht zur Tagtraum-Stimmung der Platte und gehört zum Beknacktesten, was 2017 layoutet wurde. Oliver Uschmann

Kai Wichelmann

Angelika Express Letzte Kraft voraus Unter Schafen / Al!ve

Über ein Jahrzehnt nach dem großen Boom des deutschen Indie-Rock brettern Angelika Express weiter voran. Die »letzte Kraft« geht ihnen jedoch recht früh aus.

Für alle Freunde von Fakten, durch die man sich furchtbar alt vorkommen soll: Es ist mittlerweile fast anderthalb Jahrzehnte her, dass Wir Sind Helden mit ihrem Debütalbum den Deutschrockzug in Gang brachten, in dessen Windschatten unter anderem der Angelika Express tuckerte. Deren Frontmann Robert Drakogiannakis hat mittlerweile auch schon den fünften runden Geburtstag gefeiert, muss der jungen, zweiten Inkarnation seiner Band wahrscheinlich die harten Alkoholika heimlich im Supermarkt kaufen und versendet mit dem Albumtitel geradezu eine Einladung für blöde Witze. Seine letzte Kraft reicht aber allem Hohn zum Trotz auf jeden Fall für ein paar kleine Indie-Hits mit Witz und Haltung wie das Anti-Heimat-Lied »Geboren in der BRD«

Bibio Phantom Brickworks Warp / Rough Trade

Im meditativen Rauschen des neuen BibioAlbums kann man je nach Stimmung schwimmen oder ertrinken. Dass Orte von Bedeutung, Erinnerung und dem, was sich an ihnen abgespielt hat, durchdrungen sein können, ist für Stephen Wilkinson eine Tatsache. Und im Prinzip kennt es jeder: Gebäude, Räumlichkeiten, Schauplätze, die eine spürbare Atmosphäre zu eigen haben, welche sich nicht direkt in

Farben, Formen oder Worten fassen lässt – wohl aber in Klang. Der Waldspielplatz, auf dem man von der Kumpeline aus der Schule den ersten Kuss bekam; das Schwimmbad mit der lagunenartigen Abendbeleuchtung; die Aussichtsplattform am See, den man jedes Jahr besucht. Mit seinem neuesten Machwerk versucht sich der britische WarpProtegé Bibio an der Vertonung solcher Orte und kreiert dabei eine beruhigende Platte von nahezu mütterlicher Geborgenheit, die unmittelbar wirkt. Während er große repetitive Bögen spannt, tönt der bleiche Ambient auf »Phantom Brickworks« nämlich seltsam instrumental und nah, was vor allem in dem dreiteiligen Titeltrack des Albums gut rüberkommt. Es sind recht kalte und besinnliche Landschaften, die sich vorm inneren Auge auftun, wenn Bibio über langsam wummernden Drones seine Melodien wie Schnee hinabrieseln lässt (»Capel Celyn«). Manche Stücke hätten dabei durchaus etwas kürzer sein können (»Phantom Brickworks II«), andere dürsten dafür nach einem ausführlicheren Rework (»Ivy Charcoal«), das diesem Album bei aller gewollten Improvisationsabsicht auch insgesamt ganz gutgetan hätte. Nils Schlechtriemen

Björk Utopia Embassy Of Music / Warner

Zusammen mit Arca entwirft Björk erneut ein kunterbuntes Wimmelbild aus Sounds und Assoziationen, ohne sich groß um Pop zu scheren, und hält damit das hohe »Vulnicura«-Niveau. Niemandem, wirklich niemandem muss Björk noch irgendetwas beweisen. Gerade jetzt, da sie vor gut zwei Jahren mit »Vulnicura« ein Album vorlegte, das vielen Rezipienten als ihr bestes mindestens seit »Vespertine« galt. Dementsprechend wenig notwendig schien es ihr, gerade nun, bei einer LP mit dem programmatischen Titel »Utopia«, wieder damit anzufangen, auf Hit-Singles hinzuproduzieren. Im Gegenteil vertraute sie erneut auf das »Vulnicura«-Team um den venezolanischen Produzenten Arca, den sie in ihren wenigen öffentlichen Verlautbarungen stets über den grünen Klee lobt. Tatsächlich bilden diese beiden, Arca und Björk, mit ihren mittlerweile wohlbekannten Trademark-Sounds und Vorlieben eine kongeniale Verbindung: Beide stehen für Sounds, die jeder für sich mehr oder weniger klare, expressive Assoziationen aufmachen, und setzen sie in unterschiedlichen Facettierungen neu zusammen. Von dieser Formel ist auch »Utopia« geprägt, und sie bot den beiden viel Raum für überbordende Kreativität. Die 14 Tracks reichen ein Füllhorn an stimmungsvollen Klängen zwischen Tierschreien, Orchesterinstrumenten, sanften Störgeräuschen, schillernden Synthie-Fanfaren und natürlich Björks sinnlich umherschwirrender Stimme, sie wirken in ihren unterschiedlichen Sound-Collagen durchaus zusammenhängend, entbehren aber jeder rhythmischen oder strukturellen Formatkonvention. Die groben Parameter heißen Electro, Breakbeat, Kammer- und Experimentalmusik, erlauben aber jedem Hörer den Tauchgang in eigene fantastische Gedankenwege. Darin ist »Utopia« ein durchaus logischer Nachfolger von »Vulnicura«, wirkt aber etwas aufgeräumter und freier – ganz so, wie sich Björk das in ihrer inhaltlichen Vorstellung des Aufbruchs nach dem vorangegangenen Trennungsalbum vorgestellt haben dürfte. Christian Steinbrink


ETEP 2017

HEIMSPIEL MIT KRISTOF BEUTHNER

Mit Pauken und Trompeten verabschiedet sich das Heimspiel aus dem Jahr 2017, das zwischen Austro-Britpop, Erwachsenen-Pop und Oldschool-HipHop noch mal alles gibt.

»Wir hatten Großes vor« (Trikont) ist bereits das dritte Album der begnadeten Lyrikerin Lydia Daher, die in Berlin lebt und nicht müde wird, zeitlose Song-Kleinodien aus einem faszinierend mäandernden, mal innig zugewandten, mal düster brodelnden Gemisch zwischen Pop, Jazz und Chanson zu kreieren. Die Texte der zwölf neuen Stücke sind ernsthaft und poetisch, voll feiner Beobachtungen über die Grimassen, die die Gesellschaft allenthalben schneidet. Grandioser Erwachsenen-Pop.

Vor Kurzem stellte ich an dieser Stelle mit Quemlem Swyne das erste 24-StundenTrap-Album der Welt vor. Hinter dem Projekt steckten unter anderem Milf Anderson und YellowCookies alias Manfred Groove, die mit »Blumen aus Wachs« (Rummelplatzmusik) auch schon das nächste Album in der Pipeline haben. Das klingt über runde 20 Stücke herrlich oldschoolig, funky und nach HipHop aus einer längst vergangenen Zeit. Das ist nicht weiter schlimm: Mit einem ähnlichen NostalgikerFlow ist ein gewisser Käptn Peng ja auch extrem erfolgreich geworden. Dieses Album ist in seiner Intelligenz und seiner Sprachverliebtund Entspanntheit ein echter Gewinn.

Beginnen wir mit Alterno Boy aus Wien. Und der Frage, ob man sich, wenn man – wie das Quartett frei zugibt – gerne in einem Atemzug mit zu gewissem Erfolg gelangten Bands wie Oasis und Blur genannt werden möchte, wirklich Alterno Boy nennen sollte. Spaß macht ihr selbstbetiteltes Debüt (Wohnzimmer) aber trotzdem (oder gerade deswegen). Denn: Ihr Britpop-Handwerk beherrschen die Jungs. Das beweisen elf hübsche kleine Mitsing-Hymnen, die sich nie zu ernst nehmen und sich gut anfühlen. Und noch mal Wien: Farewell Dear Ghost machen mit ihrem zweiten Album »Neon Nature« (Ink) ebenfalls viel richtig. Zwischen zeitgemäß Disco-infiziertem Indie-Pop, verhallten Vocals und lässigen Gitarren-Licks spielt die Band um Philipp Szalay gekonnt die Indie-DiscoKlaviatur rauf und runter. Nein, neu erfunden wird hier nichts, und die Sommerparty gibt’s erst nächstes Jahr wieder. Aber »Neon Nature« ist ein Gute-Laune-Paket, das ins Ohr und in die Beine geht und für ein breites Grinsen sorgt.

Daniel Freitag kommt ursprünglich vom Theater, genauer: von der Berliner Schaubühne. Dort arbeitete er als musikalischer Konstrukteur für etliche Stücke, was sicherlich dazu führte, dass sein erstes Soloalbum »Still« (Akkerbouw) eines gewissen cineastischen Appeals nicht entbehrt. Nehmen wir an, Get Well Soon würde nicht mit Grabesstimme singen und sich ein wenig mehr in Richtung Jazz und Elektronik öffnen: Die beiden könnten gemeinsam auf einer Bühne stehen und herzzerreißende Duette singen. Ein vielschichtiges, sehr wohlgeschmäcklerisches Stück Pop ist das.

Das Cover der »Hawaii EP« (Ferryhouse) des aus der Kleinstadt Spangenberg stammenden Duos Fullax ziert ein Hawaii-Toast: auf eine nostalgische Art richtig toll. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass man von der Musik von Fullax eines Tages Ähnliches behaupten wird. Den Anspruch an ihren Mix aus Rap und 1980er-Pop haben die Jungs an der Pop-Akademie Mannheim gelernt. Von dort aus will man in die Charts und keine Geschmackspreise gewinnen. Das Produzententeam um Clueso und Mark Forster hat beispielsweise am Song »Must Have« mitgeschraubt – das sagt eigentlich alles. Ron Diva war dereinst (es war im Jahr 2009, ist also wirklich lange her) zu Gast bei »Inas Nacht«, wo er mit ihr den Song »Sonnenschein« performte und durch die darauffolgenden Klicks im Internet einen nicht unbeträchtlichen Hype erfuhr. Nun ist 2017, und mit »5 Songs« (rondiva.de) erscheint eine kleine Akustik-EP mit – wie der Name schon sagt – fünf sehr persönlichen Stücken, deren Duktus sich zwischen Jan-Plewka-Storytelling und deutschsprachigem Befindlichkeits- und Gefühligkeitspop einpendelt und irgendwie schön, letztlich aber auch recht wenig beeindruckend ist. Dann doch sehr viel lieber eine (allerdings nur zwei Songs starke) Split-EP (Tumbleweed) von zwei guten alten Bekannten: Daniel Decker kennt man als Solokünstler und Sänger vom Pawnshop Orchestra, Christoph Kohlhöfer von Van Kraut auch unter dem Pseudonym _pappmaché und als Mitglied von Mikroboy und Staring Girl. Man kennt sich, man schätzt sich, und schon hat man ein sehr hörenswertes Song-Doppelpack beisammen: Deckers Beitrag »Dunkelheit geht, wenn du kommst« ist ein an Blumfeld erinnerndes Stück IndieSchönheit, »Uniform« von Van Kraut tendiert mit knackigen Riffs und unruhigem Schlagzeug an die mächtigen Kante. Groß! Postrock aus Hamburg? Aber bitte. Der steht im Fall von Collapse Under The Empire nun schon zum sechsten Mal für allerhöchsten qualitativen Anspruch. Auch »The Fallen Ones« (Finaltune) spielt grundsätzlich mit Zutaten, die Fans von Mogwai oder Explosions In The Sky gern haben, doch ein gewisses Synthie-PopFlirren lässt in das zwischen Laut und Leise changierende, schwelgerisch-dystopische Dunkel gelegentlich Sonnenstrahlen stechen. »The Fallen Ones« ist ein überaus versiertes GenreKunstwerk von majestätischer Größe, das den guten Stand der Band in der Szene mit einem Ausrufezeichen untermauert.

A RECORD YEAR! The European Talent Exchange Program

More Festivals, More Shows! TOP10: ETEP-ARTIST-CHART 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Shame (gb) Her (fr) Klangstof (nl) Rejjie Snow (ie) Alma (fi) J. Bernardt (be) Tommy Cash (ee) Fil Bo Riva (it/de) Faber (ch) Roosevelt (de)

17 shows 8 shows 8 shows 8 shows 7 shows 7 shows 6 shows 6 shows 6 shows 5 shows

TOP11: ETEP-FESTIVAL-CHART 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

The Great Escape (gb) 33 shows Reeperbahn Festival (de) 27 shows Haldern Pop (de) 15 shows Sziget Festival (hu) 15 shows Europavox (fr) 14 shows Glastonbury (gb) 12 shows c/o pop Festival (de) 11 shows Lowlands (nl) 11 shows Dour Festival (be) 10 shows Tallinn Music Week (ee) 10 shows Waves Vienna (at) 10 shows

Watch out for ETEP 2018 at Eurosonic Noorderslag on January 17.-20. 2018 www.eurosonic-noorderslag.nl More on the European Talent Exchange Program on

www.etep.nl

ETEP is an initiative by Eurosonic Noorderslag. Supported by: CO-FUNDED BY


98

#Review

Black Rebel Motorcycle Club Wrong Creatures

denn auch lange Instrumentalpassagen und eine fast achtminütige Honky-Tonk-Nummer zeigen, dass sein Ansatz vordergründig immer ein künstlerischer ist. Die auf Grandezza angelegte Großproduktion des Vorgängers findet sich hier nicht wieder, es ist mehr ein leichtfüßiges Spiel mit Sound-Details, auf das man sich gerne einlassen mag. Die schöngeistigen Nostalgiker unter seinen Fans mag er hiermit möglicherweise verschrecken, doch die Platte funktioniert. Kai Wichelmann

PIAS / Rough Trade / VÖ 12.01.18

Seit dem Album »Specter At The Feast« sind gut vier Jahre vergangen, BRMC haben sich zwischenzeitlich vor allem um Krankheit und Erholung kümmern müssen. Das fördert die Kreativität und beschert ein gelungenes neues Album. Tourstress, Studioproduktionen und die ewig rotierende Promotion-Maschine können Bands auf lange Sicht ganz schön verschleißen. Beim Black Rebel Motorcycle Club war nach dem Ende der letzten Tour ein abrupter Halt offenbar unabdingbar. Schlagzeugerin Leah Shapiro musste sich einer Gehirnoperation unterziehen, während Robert Levon Been und Peter Hayes mit ihren Dämonen kämpften. »I know I’ve battled on and off with mental depression, and Pete’s head never came with any proper instructions«, so Robert nicht ganz ohne Ironie. Nachdem alle im Sommer 2015 wieder auf der Höhe waren, wurde mit den Aufnahmen zu »Wrong Creatures« begonnen, unterstützt von Produzent Nick Launay (Grinderman, Arcade Fire, Nick Cave). Klanglich hat die Zusammenarbeit dezente Spuren hinterlassen, obwohl das Trio nach wie vor der souveränen Variante des schmerzverwöhnten Lederjacken-Gitarrenrock treu bleibt. Die progressiv-lauten Töne sind weniger geworden, ohne der fantastischen Akustik-Depression »Howl« von 2015 nachzueifern. Das Gesamtbild wirkt schlicht eine Nuance getragener, nachdenklicher und fängt hin und wieder gar einen Funken Nick-Cave-Melancholie ein. Was sich schlichtweg ziemlich gut in die Liste der Veröffentlichungen des Clubs einfügt. Klaas Tigchelaar

Karl Blau Out Her Space Bella Union / PIAS / Rough Trade

Nach einem großartigen Coveralbum entstammt die neue LP des spätberufenen Karl Blau nun komplett aus eigener Feder. Karl Blau war jahrelang im Dunkel unterwegs, nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit. In Eigenregie veröffentlichte der Amerikaner seit den späten 1990ern Alben, die ihn als kauziges Chamäleon zeigten, das mühelos einen Country-Song neben eine World-Music-Fantasie stellen konnte. Mit »Introducing Karl Blau ...« erschien seine Musik erstmals über ein Label, und es schien schade, erst so spät auf ein offenbar großes Talent gestoßen zu sein. Auf dieser Durchbruchsplatte wurden die Coversongs zu seinen eigenen und die musikhistorische Phase des 1970erNashville-Sounds auch dank seines findigen Know-hows als Produzent ins Hier und Jetzt übertragen. Glücklicherweise zeigt »Out Her Space« nun, dass der Spätberufene auch auf eigenen Beinen stehen kann. Auf nur acht Songs pendelt Blau zwischen den Stilen, bei vielen Stücken ist eine Art Country-Dub prägend. Trotz einer dichten und modernen Produktion gibt es noch genug Raum für das süße Sentiment in seiner Stimme, zu hören im schönsten Song der Platte: »Beckon«. Offenbar ließ Blau sich hier alle Freiheiten,

Peter Broderick All Together Again

hierzulande noch recht unbekannt, dabei macht er seit 2011 Musik. In seiner Albumkollaboration mit Dimartino (»Un Mondo Raro«) wurde das Werk der außergewöhnlichen mexikanischen Sängerin Chavela Vargas honoriert. Auf »Of Shadows« findet sich eine Hommage an den spanischen Dichter und Dramatiker Lorca (»Lorca’s Roses«). Solche Referenzen geben Cammaratas Musik eine zusätzliche Färbung: Im Werk dieser beiden Künstler sind Schwermut, Rebellion und Eleganz anzutreffen. Durch die plötzliche Reduktion von orchestralem Klang auf einzelne Instrumente und eine manchmal raue Produktion kommt eine gewisse Berechnung hinzu. Insofern ist es kaum verwunderlich, dass Cammaratas Lieder so durchdacht wirken. Das gehetzte »Naked For You« bildet den Gegenpol zur melodischen Nachdenklichkeit. Eine unkitschige und kunstfertige Zelebrierung von bittersüßem Leid (»In The Cold«) ist diese Platte allemal und somit perfekt beim Label Haldern Pop aufgehoben. Elisabeth Haefs

Erased Tapes / Indigo

Ein Album mit Songs für gediegene Anlässe wie Hochzeiten und Bootsfahrten – eigentlich unmöglich, da einen gleichmäßigen Faden herauszuspinnen. Für Peter Broderick ist das jedoch ein Kinderspiel. Über die Jahre haben sich bei dem ehemaligen Efterklang-Tourmitglied Peter Broderick einige liegen gebliebene Auftragsarbeiten angesammelt, die jetzt als eigenständiges Album veröffentlicht werden – eine Herzensangelegenheit für den klassisch ausgebildeten Musiker und Komponisten. Broderick ist dabei die große Kunst gelungen, dass »All Together Again« nicht wie eine zusammenhangslose und überambitionierte Compilation daherkommt, sondern ein stimmiges Gesamtwerk ergibt, das man durchhören will. Klar, er hat jedes Instrument selbst eingespielt und aufgenommen, das Plattencover selbst gestaltet, doch trotz der spürbaren künstlerischen Ambition trägt er nicht zu dick auf. Im Gegenteil, die vornehmlich instrumentalen Tracks bestechen durch ihre schlanke und dezente Art und Weise und sind sogar bei Überlänge noch catchy. Man stelle sich zum Vergleich vor: Der Schulstreber ist auch beim Fußball die Nummer eins, die Mädchen rennen ihm in Scharen hinterher, und trotzdem mag ihn jeder. Ob kontemplative Piano-Soundscapes mit Synthie-PopVersatzstücken, krautige Motorik, Indie-Folk oder zur Abwechslung mal ein Kammerspiel mit Violine – Peter Broderick scheint alles einfach aus dem Handgelenk zu schütteln, und man darf beim Hören getrost auch mal an Großmeister Brian Eno denken. Okay, wenn man kritisch sein will: Rock’n’Roll geht anders! Aber Kopfkino geht genau so. Timo Weber

Lomond Campbell Black River Promise Heavenly / PIAS / Rough Trade

Es ist ein albernes Klischee, dass Musik stets von ihrem Entstehungsort geprägt werden muss. Auf Lomond Campbells Kammer-Folk trifft es dennoch zu. Man muss nur irgendwann mal einen Whiskey-Werbespot gesehen haben, um das Bild der schottischen Highlands als so raues wie majestätisches Naturparadies verinnerlicht zu haben. Dass Lomond Campbells Debütalbum dort, in einem abgelegenen Schulgebäude zu Füßen des Ben Nevis, geschrieben und aufgenommen wurde, verwundert kaum: Schon das »Black River Promise« eröffnende Instrumental »Fallen Stag« trägt nicht nur die Natur im Titel, sondern evoziert allein durch Gitarre, Geige und Cello weite Wiesen und reißende Flüsse. Diese rustikale Schönheit holt Campbell im weiteren Verlauf des Albums ins stille Zimmerlein der Kammermusik, lässt seinem zehnköpfigen Streicher-Ensemble genug Raum, Atmosphäre aufzubauen, und rückt nur an wenigen Stellen wie in »The Lenghts«, einer vorsichtigen Annäherung an klassischen Folk-Pop, Rhythmen, Gesang und Gitarrenmelodien etwas mehr in den Fokus. Wer eine umfassendere Begegnung mit dem Geist Schottlands wünscht, muss sich wahrscheinlich auf einer zerfallenen Burg vollregnen lassen. Jan Martens

Fabrizio Cammarata Of Shadows Haldern Pop / Rough Trade

Der Singer/Songwriter Fabrizio Cammarata stellt mit seinem neuen Album ein helldunkles Wechselspiel vor, das von seiner Grazie und immensen Traurigkeit lebt. Die Hafenstadt Palermo scheint ein guter Ort für die Vertonung von brodelnden traurigen Gefühlen zu sein: »Of Shadows« ist ein Album, das bisweilen düster daherkommt, um dann doch wieder Hoffnung zu spenden. Die vielen Facetten von Musik und Gemütszuständen werden jenseits von Schwarz und Weiß beleuchtet. Fabrizio Cammarata ist

Lebensweisheiten. Der Rapper erinnerte mit den zahlreichen Filmreferenzen und cleveren Texten an eine Schmuddelkind-Variante von Torch oder Pahel. Doch nun heißt es Umdenken, denn »Degenhardt gibt es nicht« (»Eine Nacht für Niemand«). Die idealistischen Vertriebswege über die kostenlosen Downloads der »Harmonie Hurensohn«-Trilogie oder der Tausch von Platten gegen Kunst haben ausgedient, mit Audiolith hat er ein starkes Label im Rücken, und die Maske trägt er vermutlich nur noch aus Gewohnheit. Auf seinem Debüt für das Label zerstört Degenhardt sich zumindest mit dem Destroy-Präfix im Namen selbst und findet seine Identität im Opener »Dr. Schlingensief« wieder. Natürlich entfernt er sich mit seinen egozentrischen Assoziationsketten, die passend zum Cover der Platte an Wimmelbilder erinnern, wieder nicht sonderlich weit von düsteren Themen wie Sucht, Übersättigung und Misanthropie. Abgrenzung von der Szene und das Außenseitertum werden in Stücken wie »Carhartt Depression«, »Fuchur« oder dem Slime-Cover »Zu kalt« Teil der Selbstdefinition, und »Silke Bischoff« tritt mit einem »Wicked Game«Unterbau musikalisch in die Fußstapfen von »Nackt mit einem Bier«. Von wegen »Degenhardt gibt es nicht« – der Typ ist so vital und zielsicher wie selten zuvor. Sebastian Jegorow

Destroy Degenhardt Das Handbuch des Giftmischers Audiolith / Broken Silence

Auf seinem Debüt für das Label Audiolith gelingt dem Düsseldorfer Rapper die Selbstzerstörung und zugleich auch Neudefinition in einer popkulturellen Collage. Destroy Degenhardt vollführte auf seinen bisherigen Alben eine Dreipunktlandung zwischen Popkultur, Provokation und

Dictaphone APR 70 Denovali / Cargo

Oliver Doerell und Roger Döring lassen ihren von Klarinetten, Saxofonen und präziser Elektroakustik durchwobenen Ambient in exzentrische Fernen säuseln und schaffen mit »APR 70« ein Glanzstück moderner Kammermusik. Wenn er nicht gerade mit seinem Projekt Swod abstrakt minimalistische SoundGleichungen auflöst, werkelt der Berliner Oliver Doerell an Ballettproduktionen oder dem loungigen Downtempo von Raz Ohara And The Odd Orchestra. Daneben gibt es aber auch noch Dictaphone, seine langjährige Kollaboration mit dem Multiinstrumentalisten Roger Döring. Ihr Debüt »M. = Addiction« erschien 2002, könnte aber genauso gut erst gestern aufgenommen worden sein, schließlich klingt es mit seinen pittoresk urbanen Arrangements selbst unter aktuellen Bedingungen bemerkenswert zeitlos. Den Schlüssel dazu findet das Duo damals wie heute in der Reduktion der Mittel auf wesentliche harmonische und klangliche Kompromisse: Im Sound von Dictaphone gerät die Kunst des Weglassens zu einem Kondensat von Stimmungen, die im Nebel liegen. Ob »APR 70« nun bedrohlich oder traurig, düster oder herbstlich wirkt, kommt wohl auf das Setting an, in dem das Album genossen wird. Gemein ist Stücken wie dem in sich vergessenen »105.4« oder »Sanatorium Pod Klepsydra« eine untrügliche Sensibilität für die richtigen Tonlängen, für erfüllende Pausen und die Balance eines instrumentalen Anschwellens und Abklingens, denen Ausreißer nicht gestattet sind. »Lofi Opium« und »Seance« machen dahingehend bereits im Titel klar, was hier programmatisch zu erwarten ist – eine Lo-Fi-Opium-Seance? Könnte man so sagen. In ihrer kunstvoll verzierten Gleichförmigkeit erinnert die Musik von Dictaphone daher nicht selten an Kollegen wie das Kammerflimmer Kollektief oder die Necks und wirkt kompositorisch ebenso schlüssig wie mitreißend – oft schon durch das Variieren scheinbar nebensächlichster Details. Nils Schlechtriemen


IMMER NOCH INDIE? MIT CHRISTIAN STEINBRINK

Am Jahresende hat man einen frei: Wir wenden uns all den ausfransenden Rändern zu, die Indie oder vielleicht schon nicht mehr Indie sind.

Ich kann mich nicht erinnern, wann die klassischen, bunt überquellenden Elemente des japanischen Pop das letzte Mal so verdichtet und stimmig zusammengesetzt wurden wie auf »Fantasica« (Noble), dem dritten Album der Netlabel-Aktivisten N-Qia. Süßliche Melodien legen sich über komplexe, aber atmosphärisch verstärkende Arrangements, die all die elenden Klischees Tokios bestätigen, sie aber auch verführerisch schmackhaft machen. Ein Album wie ein Füllhorn der Wonne. »Out Of Range« (Paradise Of Bachelors), das fünfte Album der Westküsten-Formation Gun Outfit, wirkt tatsächlich, wie es heißt: außer Reichweite. Indie- und Country-Rock bilden einen weiten, gemächlichen Fluss, der bis tief in den Süden der USA und an Orte führt, die den meisten von uns für immer verborgen bleiben werden. Tradition und Transzendenz verbinden sich in der Wüste zu einer psychedelisch angehauchten Weite, deren Koordinaten allenfalls Acts wie Lambchop oder The War On Drugs bekannt sein dürften. Acht »First Songs« (Woodsist) reichen Anna St. Louis, um mit einer Art alternativem LoFi-Country eine beeindruckende Stimmung aus karger, düsterer Grandezza zu erzeugen. Ihr Gitarrenspiel erinnert an Folk-Ikonen der 1970er, während der distanziert-melancholische Gesang deutlich am Country orientiert ist. St. Louis’ »First Songs« klingen zwar noch nicht formvollendet, gewinnen aber gerade dadurch Reiz und bringen für Großtaten in naher Zukunft alles Nötige mit. Nachschub von Angel Olsen: Die CountryRock-Ikone in spe hat mit »Phases« (Jagjaguwar) ihre gar nicht mal so lange andauernde Karriere rekapituliert und vergessene Songs aus allen, nun ja, Phasen und Produktionsstadien zusammengetragen. Entsprechend unzusammenhängend klingt die Compilation, sie setzt aber immer wieder Spitzen und unterstreicht die Vielseitigkeit und Klasse dieses verschrobenen Supertalents. Ein feinsinnig versponnenes Kleinod ist Erik Fastén mit seinem Solodebüt »10 Songs« (Adore) gelungen. Zehn Stücke, die in ihrem von Jazz und Folk inspirierten Songwriting weniger an die klassische Indie-Wonne aus Fasténs schwedischer Heimat erinnern, sondern vielmehr an Postcore-Songwriter wie etwa Karates Geoff Farina. Seine instrumentalen Fertigkeiten zeigt Fastén in wenigen etwas vollmundiger instrumentierten Songs und einem Gitarrenspiel, das dem seines Landsmanns José González ähnelt. Ein ähnliches Kleinod, allerdings aus Südafrika, ist »Becoming« (gilhockman.com) des Underground-Einzelkämpfers Gil Hockman. In dessen locker geschwungenem Songwriting mischen sich Lo-Fi-Synthies und hektische

Rhythmus-Partikel mit sinnlich-verlorenen Melodien, so leicht und doch so ausdrucksstark, dass es eine wahre Freude ist. Manchmal erinnern weltvergessene Song-Fetzen an Pedro The Lion oder Grandaddy, allerdings lässt sich Hockman im Vergleich zu ihnen seine Experimentierfreude seltener nehmen.

Wenden wir uns in Richtung Noise: »Fleuve« (Weyrd Son) von den Belgiern Thot ist immer dann besonders gut, wenn ihr Mastermind Grégoire Fray seinen Hörern unmittelbar ins Gesicht shoutet und die Dynamik der Songs Wendungen nimmt, wie man sie etwa von den 31Knots liebte. Wie ihre Werke ist auch Thots Album ein unruhig zitternder stilistischer Gemischtwarenladen mit sehr viel Know-how und Emotion und reicht von Postcore bis in düstere Industrial-Gefilde. Und es kommt noch härter: Vi Som Älskade Varandra Så Mycket ist Schwedisch für »Wir, die wir einander so liebten«; »Den Sorgligaste Musiken I Världen« (Moment Of Collapse) meint »Die schlimmste Musik der Welt«. Dahinter steckt eines der besten europäischen Screamo-Alben der letzten Jahre, dessen LP vergriffen ist und das nun auf CD wiederveröffentlicht wird. Selbst Verächtern des Genres müssen die sacht akzentuierten Facetten von Wut auffallen, die dieses schwedisch krächzend besungene Album aufmacht. Dieselbe Liga wie etwa La Dispute oder The Hotelier erreicht es zumindest musikalisch spielend. Früher nannte man hier beim Intro das, was das Duo Audiac auf sein zweites Album »So Waltz« (Klangbad) gebannt hat, »Freispiel«: Um eine immer wieder theatralisch an Anohni erinnernde, croonende Stimme herum entwickeln sich äußerst stimmungsvolle Soundscapes, die von digitalem Noise über Hall-Erlebnisse bis hin zu barjazzigen Piano-Figuren reichen, dabei aber nie Gebrauchskonventionen entsprechen. Die Verbindung von Atmosphäre und Ambition beherrschen die Fernbeziehungspartner aus Hamburg und Tübingen herausragend, weswegen sich Fausts Hans-Joachim Irmler auch gerne als Produzent einbrachte. Dass auch Knarf Rellöm und Die Goldenen Zitronen alt werden, muss niemanden mehr sorgen – es gibt ja schließlich jetzt Die Nerven. Deren Output erstreckt sich neben den Bandalben auch über ein wenig übersichtliches Netz aus Neben- und Soloprojekten mit einem bemerkenswert hohen Qualitätsniveau. Das aktuellste Indiz dafür kommt vom Bassisten Julian Knoth alias Peter Muffin und nennt sich »Ich und meine 1000 Freunde« (Treibender Teppich). Die sechs Songs rocken so schroff wie klug, und ihre Referenzen reichen bis in die frühen akademischen Kellerverliese der Hamburger Schule wie Rellöms Huah! oder Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs. Sie machen klar: Niemand muss sich mehr allein fühlen.

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#Review in diesem Jahr erwerben kann – egal, wie groß der Wust an Streaming-Dienst-Playlisten heute auch sein mag. Christian Steinbrink

Dillon Kind PIAS / Rough Trade

Auf ihrem dritten Album erweitert Dillon, die Dame in Moll, ihre so bezaubernden wie avancierten Kompositionen um eine kuschelig-morbide Stimmung. Das zweite Kind scheint besonders schmerzhaft zu sein. Solche Weisheiten muss sich keine Hebamme ausdenken, sie werden von dem neuen Album von Dominique Dillon de Byington mitgeliefert. Es fängt mit dem Titelsong »Kind« an und endet plötzlich und abrupt, nach viel zu kurzen 33 Minuten, mit »2. Kind«. Ein so sanfter wie alberner Humor inmitten der klassisch und anspruchsvoll flankierten Klavier-meets-Beats-Kompositionen der aus Brasilien stammenden Sängerin ist also durchaus vorhanden. Und man darf den Titel sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache verwenden, beide Bedeutungen sind auf diesem Konzeptalbum über die Liebe relevant. Einmal mehr bedient sich Dillon ebenfalls der portugiesischen wie der deutschen Sprache für ihren spröden, aber liebevollen Gesang, dessen Aura Vergleiche mit Lykke Li oder Tori Amos längst nicht mehr nötig hat. Sie intoniert lädierte Songs mit unperfekten Sounds, die nicht der theatralischen E-Musik nacheifern, sondern spontane Emotionen transportieren, ehrlich gemeint und ein wenig herzergreifend sind. Auch wenn die elektronische Seite etwas vom knarzigen Hausklavier verdrängt wird, ist Dillons Spontaneität weiterhin das bindende Glied für diesen ereignisreichen Klangkosmos, der auch mal behäbig in sich hineinlächelt. Klaas Tigchelaar

Diverse Coming Home By Pantha Du Prince Stereo Deluxe / Warner / VÖ 01.12.17

Auf seiner wunderbaren »Coming Home«Compilation führt Pantha Du Prince Ahnung, Geschmack und genreübergreifende Sinnzusammenhänge vor. Nach Hause zu kommen bedeutet für Hendrik Weber alias Pantha Du Prince offenbar vor allem, zur Ruhe zu kommen: Quality Time nach den Ochsentouren des Live- und DJBusiness’. Und eine solche Zeit verbringt ein hochgeachteter Electro-Künstler wie er mit hochqualifizierter, sich zumeist sacht aufbauender Musik. Aus der mit insgesamt 26 Tracks als Doppel-CD angelegten »Coming Home«-Ausgabe des Hamburgers spricht vor allem ein herausragender Geschmack, aber auch sein feines DJ-Händchen fürs genreübergreifende Kompilieren. Weber versammelt eine Reihe teils unterschätzter Ikonen wie Autechre, Arthur Russell, Fennesz oder This Heat, aber auch ein paar private Reiseentdeckungen. Dass er dabei die Grenzen von Jazz und Elektronik, Gitarre, Soul und HipHop sowie E- und U-Musik einfach übergeht, versteht sich fast von selbst. Wie die meisten der vorangegangenen »Coming Home«Ausgaben auch ist diese Compilation nicht für eine Hintergrundbeschallung gedacht, sondern eine zum Zuhören und Staunen, für manche bestimmt auch zum Lernen. Und auf diesem Gebiet sicher eine der besten, die man

Diverse Pop Ambient 2018 Kompakt / Rough Trade

Der Winter naht: Ausgabe 18 des jährlichen Kompakt-Samplers serviert eisige Streicherflächen und melodische Drones auf einem matt schimmernden Silbertablett. Tiefenentspannung soll gesund sein. Viel zu selten bietet der triste Lohnsklavenalltag unserer Ära jedoch die Gelegenheit, diesem bewussten Loslassen nachzuspüren und ohne Gedanken an die Zukunft einfach irgendwo zu sitzen oder zu spazieren und sonst nichts zu tun. Letzte Chance vieler Betroffener: Institutionen wie das Kompakt-Label aus Köln, die mit ihrer Musik eine Erholungsinsel im krank machenden Trubel des vermeintlich normalen Alltags aufschütten. Ob die geistige Weltflucht zu sakral dröhnenden Serenaden, lässigem Lounge-Jazz oder eben den immer wieder neuen Facetten des Ambient-Genres vollzogen wird, ist zwar Gemütsangelegenheit – im Hause von Wolfgang Voigt entstehen dafür aber seit nunmehr 18 Jahren mit sicherer Regelmäßigkeit erlesene Sampler, die so sorgfältig kompiliert werden, dass sie vom New-Age-Jünger bis zur gestressten Projektmanagerin jedes Mindset zum Chillen überreden. Im Rahmen der aktuellen Ausgabe »Pop Ambient 2018« erklärte sich mal wieder eine ebenso breite wie illustre Projektpalette von Kompakt dazu bereit, exklusive Tracks zu produzieren. So finden sich Label-Veteranen wie der Techno-Tunichtgut T.Raumschmiere (»Eterna«) mit räumlichen Drone-Pieces ebenso auf dieser Platte wie hypnotische Kleinode von Jörg Burgers relativ unbekanntem Ambient-Projekt Triola (»L’Atalante«) oder den Electronica-Urgesteinen The Orb (»Sky’s Falling«). Highlight dürfte dazwischen aber das kühl raunende »Shame« des dänischen Lehrers Mikkel Metal sein, der – wie dieser Sampler insgesamt – die passende Begleitmusik für einen entschleunigenden Waldspaziergang während der kalten Jahreszeit liefert. Nils Schlechtriemen

Donots Lauter als Bomben Solitary Man / Warner / VÖ 12.01.18

Sie starteten als Pop-Punk-Nischenprodukt zur Zeit von Windows 95. Heute sind die Donots die deutschen Foo Fighters. Als ihr erstes Album erschien, gab es noch keine Smartphones, dafür aber die Deutsche Mark. In dieser Währung gerechnet, müssten Fans für die Deluxe-Box ihres neuen Albums bald einen knappen Hunderter auf den Tisch legen. Eine moderne Option, welche die Band sich mit deutschsprachigen GangsterRappern teilt, die von aufwendigen Boxen längst mehr verkaufen als von der Rohfassung eines Albums. Der Donots-Box liegen unter anderem eine Live-DVD, eine VinylSingle sowie der Teil eines zerschnittenen

Bühnen-Backdrops bei. Eine stimmige Wahl, denn diese Band lebt vor allem mit und durch ihre Bühnenpräsenz. »Lauter als Bomben« ist ihr zweites Album nach dem Umschwenken auf deutsche Texte, und selbstverständlich erfüllen sie die Erwartungen, Mittelfinger in all jene politischen und gesellschaftlichen Richtungen zu verteilen, in die auch ihre Fans nur finstere Blicke werfen. Gottlob vermeiden sie dabei plakative Phrasen ebenso wie einen übertriebenen Schwerpunkt aufs Flagge-Zeigen. Es bleibt genug Raum für Persönliches. Musikalisch gibt es teilweise sehr erfrischende Ausflüge in rohe, ungeschliffene Jugendzeiten. Bretter wie »Whatever Forever« (bis auf den Titel ebenfalls in Deutsch) hätten sie auch 1996 in einem Jugendzentrum zocken können, und selbst die Sportfreunde’eske Minihymne »Das Dorf war L.A.« dauert nur 1:10 Minuten. »Eine letzte letzte Runde« (sic!) spielt sogar mit Ska und Wave. Ansonsten arbeitet die Band ihre Rolle als Foo Fighters des Landes souverän aus, mit Up- oder Midtempo-Rock, der kurz vor der Dämmerung den Bodenstaub vor der Hauptbühne eines Festivals unter den tanzenden Füßen wie einen Wüstensturm aufstieben lässt. Oliver Uschmann

Lars Eidinger I’ll Break Ya Legg !K7 / Indigo

Wie klingt es, wenn Lars Eidinger im Keller seiner Eltern ein Sample-basiertes Album aufnimmt? Düster, melancholisch und genau so, wie man sich die Seele dieses Ausnahmeschauspielers vorstellt. Wahrscheinlich hätte die Welt bei einem Album aus Lars Eidingers Feder eher mit einer Indie-Platte gerechnet, schließlich ist der Schauspieler auch eher ein Indie-Typ. Aber Überraschung: »I’ll Break Ya Legg« ist Sample-basierter düsterer Instrumental-HipHop. Wer Eidinger schon mal auf einer Party als DJ erlebt hat, ist an dieser Stelle sicherlich erleichtert, dass er nicht seinem Faible für abfälligen Trash-Pop freien Lauf gelassen hat. Tatsächlich ist der Platte der Beginn ihrer Produktionszeit, etwa 1996, anzuhören. Beats à la Kruder & Dorfmeister und Beigaben aus Jungle und Drum’n’Bass paaren sich mit düsteren Moll-Chords und Synthie-Flächen – alles ziemlich lo-fi und dunkel. Auch den Keller von Eidingers Eltern hört man gut raus, man kann fast die nächtlichen Joints riechen, die die Produktion verschlungen haben muss. Das ist eben die Art, wie Eidinger an Dinge herantritt, Berechenbarkeit ist seine Sache wahrlich nicht. Es ist fraglich, welcher DJ zukünftig nach dieser Platte greifen wird. Doch was wissen die schon? Dieses Kellerprodukt fasziniert mit seiner düsteren Verspultheit und zieht in einen absurden Bann zwischen Nostalgie und Transzendenz. Konstantin Maier

Electric Elephants In The Great Dark Between The Stars RAR / Motor / Edel / VÖ 01.12.17

Zwischen tonnenschweren Doom-MetalAkkorden, umnebelten Stoner-Grooves und ausgefallenen Ideen ist das Debüt der Electric Elephants Musik für Retro-Rocker, die gerne mal über den Tellerrand schauen. Wer einfach nur unkompliziert die Matte oder was auch immer schwingen will, wird vermutlich etwas Zeit brauchen, um in »das große Dunkel zwischen den Sternen« einzutauchen. Denn dafür hält die Musik der Kopenhagener zu viele Überraschungen bereit. Electric Elephants haben zwar keine Angst vor feisten 1970er-Walzen der Marke Black Sabbath, gehen aber auch ebenso unerschrocken ein paar Schritte weiter. Mal wechseln sie völlig unvermittelt von einem rasanten, breitbeinigen Rock-Riff zu ungeraden, jazzigen Takten. Bei »Planet Of Love« geht’s nach einem sphärischen Ambient-Intro mit gezupfter Gitarre und tropisch entspannter Percussion in Richtung Bossa Nova, bis der sonnige Copacabana-Sound nach drei Minuten unter einer wuchtigen Psychedelic-Rock-Walze sein jähes Ende findet. »Do Androids ...« zitiert im Titel die literarische »Blade Runner«-Vorlage von Philip K. Dick und musikalisch mal wieder Black Sabbath, entwickelt sich dann aber in Richtung Glamrock. Eine wilde, spannende Mischung – und eine stimmige noch dazu. Till Stoppenhagen

Escape-ism Introduction To Escape-ism Merge / Cargo

Jonathan Richman, LCD Soundsystem, Suicide. Ian Svenonius will sein Album in den Kommentarspalten besprochen haben. Es hat Substanz, will aber nicht gefallen. Für Ian Svenonius sind Alben Gebrauchsgegenstände, Kommentare zur Lage der Dinge. Sie sind Zeitschriften, in denen man blättert, die man liest und zur Seite legt. Manchmal schaut man noch einmal hinein. Keine Aufnahme muss für immer sein, keine Aufnahme muss ein Klassiker sein, und niemand sollte sich anmaßen, Musik von Bestand zu produzieren. Nur dann, meint der Escape-ism-Frontmann mit bewegter Vergangenheit, könne man Spuren hinterlassen. Spuren hat Svenonius hinterlassen. Als Mitglied in Bands wie The Make-Up und Weird War, als Autor, als Vordenker und Showman. Jetzt wieder Musik. Kalte Musik. Drum-Box, Gitarre, Kassettenspieler und eine sündhafte Stimme. Dazu ein Hang zur Revolte, Aufruhr zu Aufruhr. Und ein von James Brown geklauter Bandname. Jeder Mensch sucht den Eskapismus. Bei Svenonius findet man ihn, hört hin, blättert, legt ihn auf die Seite. Das langt. »When we wanted to walk, they took away the street where we liked to walk«, berichtet er in »They Took The Waves«. Es ist eine böse Welt. Mehr aber auch nicht. Stephan Uersfeld

Julia Engelmann Poesiealbum Polydor / Universal

Julia Engelmann singt MotivationscoachLyrik für die Jahreshauptversammlung der Jungen Liberalen.


Mehr Informationen und Tickets unter fourartists.com

LOVE ATTACK MIT SERMIN USTA

Die Suche nach den letzten Groove-Perlen zum Ausklang des Jahres war erfolgreich. Wir fanden: Kamiyah, NxWorries, The Frightnrs und Pharoah Sanders.

Kamaiyah hat sich mit ihrem Good-VibesHipHop und ihrem Rugrats-Tattoo in viele Herzen des Wilden Westens gerappt. Anfangs trat die 25-jährige Rapperin aus Oakland neben Drake und YG in dem Track »Why You Always Hatin?« in Erscheinung. Nun veröffentlicht sie ihre LP »Before I Wake« (itskamaiyah.com), die wie auch schon der Vorgänger »A Good Night In The Ghetto« auf den Spuren von TLC, Aaliyah und Missy Elliott wandelt. Neben den unverkennbaren 1990er-Referenzen sind es vor allem ihre tiefe Stimme und der besondere Westcoast-Swag, die Kamaiyah zu einer großartigen Neuentdeckung im amerikanischen HipHop machen. Feel-Good-Rap mit harten Punches und so viel Straßen-Attitüde, dass 2Pac stolz auf sie wäre.

Immer wieder gibt es Remixe, die uns flashen. Remixe, bei denen etwas Neues versucht und das Original im besten Fall sogar aufgewertet wird. Noch abgefahrener wird es, wenn sich die Künstler selbst an die Arbeit machen und ihren eigenen Liedern einen neuen Stil verpassen. Mit »Yes Lawd! Remixes« (Stones Throw) ist nun die runderneuerte Fassung des Debüts von Anderson .Paak und Knxwledge alias NxWorries da. Dafür hat der kalifornische Produzent Knxwledge zwei Dritteln der Tracks des Albums ein zumeist spannendes bis erhebendes Remake spendiert. Ein echtes Wunderwerk, das dem Original durchaus Konkurrenz macht.

Aus dem Nichts kommen Future & Young Thug mit einem neuen Mixtape zurück. Dabei ist gerade Ersterer aktuell sehr umtriebig – »Super Slimey« (Epic) ist in diesem Jahr seine bereits dritte Veröffentlichung. Ungemein erfolgreich ist er dabei auch noch: Mit seinen beiden Soloalben »HNDRXX« und »Future« erreichte Future jeweils Platz 1 der US-Charts. Produziert wurden die 13 Tracks des Tapes unter anderem von Mike Will Made It, London On Da Track, Southside und Richie Souf. Als Stargast dieses hypnotischen TrapAlbums ist Offset von Migos auf dem Track »Patek Water« dabei. Er ist kein Mann der Öffentlichkeit, sondern lebt lieber in seiner Musik. Trotzdem hat es Pharoah Sanders in 77 Jahren geschafft, den Jazz entscheidend zu prägen. Sanders trat seit den frühen 1960ern als Tenorsaxofonist auf, unter anderem mit Sun Ra, der ihm den Spitznamen »Pharoah« gab. Ab 1964 spielte der Jazzmusiker zudem in der Band seines frühen Vorbilds John Coltrane, den er in dieser Schaffensphase sogar geprägt haben soll. Nun werden mit »Tauhid« (1967), »Jewels Of Thought« (1969) und »Deaf Dumb Blind« (1970) (alle Mexican Summer) drei seiner wichtigsten Alben von dem Label Mexican Summer neu aufgelegt. In Sachen Jazz-Reissues eine große Sache oder besser: ein Stück Sanders für Neuentdecker und auch Sammler.

Weil jede Generation einen Jimmy Cliff braucht, darf man sich über das unverschämte Talent der The Frightnrs freuen, die dem Reggae ganz ohne Imitation oder Nostalgie eine frische Energie verliehen haben. Seit 2011 produzierte die Band aus Queens ihren unverwechselbaren Retro-Reggae, der Kritiker ebenso begeistert wie Reggae-Verächter zum Staunen bringt. Ihr 2016er-Debüt »Nothing More To Say« erscheint nun in einer Dub-Version mit dem Namen »More To Say Versions« (Daptone). Hierfür hat der Produzent Victor Axelrod jeden Song liebevoll auseinandergenommen und neu gedacht. Eine großartige Platte, die ein eingestaubtes Genre wiederbelebt.

Mit »Berlin Serengeti« gelang dem Münchener Niko Schabel und seinem Projekt Radio Citizen im Herbst 2006 ein Überraschungserfolg. Und auch die beiden auf das Debüt folgenden LPs »Hope And Despair« und »The Night & The City« sorgten in der Szene für große Begeisterung. Nun ist das Bandprojekt mit seiner Melange aus Free-Jazz, Dub und Pop zurück. Für »Silent Guide« (Sonar Kollektiv) zog sich die Band auf eine Tiroler Berghütte zurück, um diverse Jams und Abende lang ihren Groove neu zu beleben. Einen künstlerischen Quantensprung schafft Veedel Kaztro derweil mit seinem aktuellen Mixtape »Frank und die Jungs« (Melting Pot). Anders als bei seinem legendären »Büdchen Tape III« versucht sich Kaztro dieses Mal am smoothen Trap-Universum aus dem Hause Kitschkrieg. Dazu kommen Trinkgelage, Partys, Kater und Freunde wie Frank. Mit denen geht es vom Späti in den Club, von Köln nach Berlin und das durchaus noch gesellschaftskritisch, wie die Tracks »Einkaufen« und »Ohnmacht« zeigen. Spätestens nach seiner beeindruckenden Darbietung beim Musikblog Colors Berlin war klar, bei Rapper Kelvyn Colt handelt es sich um keine vorübergehende Erscheinung. Nach anderthalb Minuten rappt der Wiesbadener und heute Wahl-Londoner im Video mit englischem Akzent, bis er elegant ins Deutsche wechselt und das Punchline-Gewitter seinen Lauf nimmt. Wie sehr HipHop Colts Körper durchzogen und wie sehr Londons heterogener Underground ihn beeinflusst hat, kann man auf seiner ersten EP »LH914« (Four) hören. Als einer der wichtigsten Newcomer der Stunde, der alle Strömungen des HipHop in einer Künstlerperson vereint, gibt der 23-Jährige kompromisslos und stilistisch abwechslungsreich auf fünf Tracks sein entwaffnendes Talent zum Besten.

29.11. 01.12. 04.12. 06.12. 09.12. 12.12. 15.12. 18.12. 20.12.

HAMBURG • 30.11. HAMBURG BREMEN • 02.12. KÖLN MÜNSTER • 05.12. MÜNCHEN STUTTGART • 08.12. WIEN ZÜRICH • 10.12. FRANKFURT A.M. NÜRNBERG •13.12. DRESDEN HANNOVER • 16.12. SCHWERIN BERLIN • 19.12. ROSTOCK ROSTOCK

01.03. 04.03. 06.03. 11.03. 15.03. 18.03. 20.03. 23.03.

JENA • 02.03. CHEMNITZ LUXEMBOURG • 05.03. SAARBRÜCKEN WIESBADEN • 10.03. FLENSBURG DORTMUND • 13.03. MANNHEIM KOBLENZ • 16.03. ULM WÜRZBURG • 19.03. ERFURT HANNOVER • 21.03. FREIBURG LEIPZIG • 24.03. MAGDEBURG

27.11.17 DORTMUND • 28.11.17 NEU ISENBURG • 29.11.17 SAARBRÜCKEN 02.12.17 BERN • 03.12.17 RAVENSBURG • 04.12.17 MÜNCHEN 05.12.17 WIEN • 06.12.17 LINZ • 08.12.17 INNSBRUCK 09.12.17 STUTTGART • 10.12.17 NÜRNBERG • 14.12.17 DRESDEN 15.12.17 ERFURT • 16.12.17 LEIPZIG • 06.02.18 WÜRZBURG 17.02.18 BIELEFELD • 18.02.18 HEIDELBERG • 21.02.18 KIEL 22.02.18 MAGDEBURG • 23.02.18 CHEMNITZ • 24.02.18 BERLIN

31.01. HANNOVER • 01.02. WÜRZBURG • 02.02. ZÜRICH 03.02. SOLOTHURN • 05.02. MÜNCHEN • 06.02. WIEN • 07.02. GRAZ 09.02. KÖLN • 10.02. STUTTGART • 11.02. FRANKFURT A.M. • 12.02. LEIPZIG 14.02. OLDENBURG • 15.02. KIEL • 16.02. ROSTOCK • 17.02. DORTMUND 18.02. BIELEFELD • 20.02. ESSEN • 21.02. HAMBURG • 22.02. MÜNSTER 24.02. ERLANGEN • 25.02. CHEMNITZ • 26.02. DRESDEN 27.02. BERLIN


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#Review 2014 ging Julia Engelmann mit einem Poetry-Slam-Vortrag viral und seitdem nicht mehr weg. Nach drei Einträgen auf der Spiegel-Bestseller-Liste folgt nun der Einstieg ins Musikbusiness. Natürlich mit der Betonung auf Business, nicht auf Musik. Im typischen Poetry-Slam-Singsang, der auch die noch so banalste Glückskeks-Weisheit als tiefgründig verkaufen will, singt Engelmann bereits erschienene Gedichte und ein paar neue Texte ein. Das geradezu aggressiv harmlose Soundbett kommt dabei von den üblichen Hintermännern des total nachdenklichen Deutschpoeten-Pop, die auch schon Leute wie Max Giesinger in die Charts gehievt haben. Songs wie »Grüner wird’s nicht« reden ständig von Freiheit und wirken dabei wie ein gesungenes FDP-Parteiprogramm oder ein Werbejingle für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Tiefgründiger als »Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied«-Floskeln wird es dabei nicht, nach einer Haltung braucht man gar nicht erst zu suchen. Aber hey, wir sind so frei, keine Ahnung zu was, komm lass uns tanzen. Ach was, lass uns electroswingen, so frei und jung und crazy sind wir! »Die beste Zeit ist immer jetzt«, sagt Julia Engelmann, im FanShop sind solche Zeilen bestimmt als Wand-Tattoo erhältlich. Dominik Bruns

Damiano von Erckert In Case You Don’t Know What To Play Ava / Rough Trade

Auch bei der fünften LP auf dem eigenen Label mischt Damiano von Erckert mit, oder besser: übernimmt das Ruder. Wenn’s sonst schon keiner besser macht. Als 2013 »Mr. Pink, What Have You Been Smokin’?« erschien, schauten einige Techno-Liebhaber verdutzt aus der Wäsche. Was man da hörte, konnte doch unmöglich aus Deutschland kommen! Sample-House-HipHop-Beat-Skizzen, manchmal in Perfektion ausgeführt, dann wieder leicht krude belassen. Was Damiano von Erckert damals mit dem Kollegen Tito Wun alias Twit One rausgehauen hatte, war ganz wunderbar, interessant und null dogmatisch. Dabei hätte man schon an den Singles, die dieser LP vorangingen, erahnen können, dass da in Köln mit dem Label Ava ein erfrischender Neuankömmling zu bestaunen war, der HipHop und House sowie Beat-Fricklerei vereinte und somit auch Dance und Listening zusammenbrachte. Auch auf »In Case You Don’t Know What To Play« gibt es Jazz-induzierten Deephouse, der in seiner Textur eher Beat-HipHop gleicht und ihn deswegen zur multilateralen Waffe auf dem Dancefloor macht. Denn schon der Name verrät, dass man hier eher in die Plattentaschen der DJs lugt, als daheim zuzuhören. Als neues Betätigungsfeld eröffnet sich auf der LP ein erweiterter Kosmos: Von Erckert schaut gleich mehrfach in »Afrika« vorbei, den Titeltrack gibt

es neben einer House- auch in einer Afro-Version. Wo und was dieses Afrika sein soll, wird leider nicht geklärt, sondern eher als Melange aus vielen verschiedenen Regionen präsentiert. Das muss dann auch nicht sonderlich gefallen, selbst wenn man Fan der »Trommelei« ist. Ob das als Ausschlusskriterium herhalten kann, ist Geschmackssache. Wem das egal ist, der kann hiermit auch einfach nur Spaß haben. Lars Fleischmann

F.S.Blumm Welcome

Woher Paloma Faith die kreative Energie für dieses PopMeisterwerk nimmt, ist ein Rätsel. Romantik ist es schon mal nicht. Inspiriert hat sie nichts weniger als alles andere: Gesellschaft, Politik, Gestern und Morgen. Daraus hat sie 19 Songs kreiert, von denen keiner weniger als perfekt ist. Da sind die souligen Nummern (»Lost And Lonely«), die Dance-Popper (»Power To The Peaceful«), die Powerballaden (»I’ll Be Gentle« mit Kuschelbärchen John Legend), die Hymnen (»Warrior«), die Fingerschnipp-Songs (»Tonight’s Not The Only Night«) und die Bewerbung für einen nächsten Bond-Soundtrack (»Guilty«). Faith ist eine starke, wandelbare Künstlerin, die mal wie Lady Gaga oder Sia, wie die Spice Girls, Brandy oder Sophie Ellis-Bextor klingt. Irgendwo zwischen alledem ist auch noch die Stimme von Samuel L. Jackson zu vernehmen. Locker hätte Paloma Faith aus »The Architect« zwei Alben machen können, aber das hätte womöglich ihrem grenzenlosen Genie nicht in den Kram gepasst. Diese Frau scheint eine Agenda zu haben, und wir können uns nur ergeben. Paula Irmschler

Karaoke Kalk / Indigo

Der Berliner F.S.Blumm kehrt nach Kollaborationen mit unter anderem Nils Frahm mit einem entspannten und introspektiven Album ganz zu sich selbst zurück. Frank Schültge Blumm ist immer noch viel zu wenigen ein Begriff: Kenner jedoch, die ihre Lieblingsplatten gerne weit abseits popkultureller Konventionen suchen, schätzen diesen Mann sehr. Der Berliner hat unzählige Alben veröffentlicht, mit Nils Frahm und Lucrecia Dalt, als Bobby & Blumm und Old Splendifolia, und doch gelingt ihm auf »Welcome« wieder ein Novum: Er singt jetzt selbst auf seinen 13 neuen Stücken, über denen eine seltsam antiquarisch anmutende Patina liegt. Ein Rauschen, ein Knistern, ganz wie auf alten Aufnahmen mit Kassettenrecordern; gespenstisch verhallte Drums, lässig gestrichene E-Gitarren-Töne, zurückgezogen-träumerische Quiet-Is-The-New-Loud-Ästhetik: Man ahnt die Bescheidenheit dieses Mannes mit der entspannten, aber spürbar geerdeten Stimme, die dafür sorgte, dass er stets präsent war, aber nie groß wurde. Genau darum geht es ihm auch mit »Welcome« nicht, das einfach nur eine weitere Facette der Vielseitigkeit von F.S.Blumm markiert, unaufdringlich schön klingt, manchmal verschroben und durchweg faszinierend – und trotzdem wohl wieder nur Gourmets gefällt. Kristof Beuthner

Paloma Faith The Architect RCA / Sony

Keine Lieder über Liebe! Paloma Faith ballert auf ihrem vierten Album trotzdem einen potenziellen Superhit nach dem anderen raus.

Feine Sahne Fischfilet Sturm & Dreck Audiolith / Broken Silence / VÖ 12.01.18

Feine Sahne Fischfilet sind auf »Sturm & Dreck« gar nicht so politisch, wie man es aktuell erwarten würde. Sie finden aber trotzdem die richtigen Worte. Muss sich eigentlich der Verfassungsschutz MecklenburgVorpommern immer noch die Alben von Feine Sahne Fischfilet anhören? Nach drei Erwähnungen in deren Jahresberichten, die die Audiolith-Band stets effektiv als PR-Maßnahme zu nutzen wusste, hat doch sicherlich immer noch irgendein Beamter die Aufgabe, neue Veröffentlichungen auf vermeintlich staatsfeindliche Umtriebe abzuklopfen. Wobei sich die Verfassungsschützer bei »Sturm & Dreck« noch mehr als bisher verrenken müssten, um fündig zu werden. Oder gilt »Wir sind zurück in unserer Stadt und scheißen vor eure Burschenschaft« schon als Ankündigung von Straftaten? Explizit politische Botschaften bleiben auf »Sturm & Dreck«, dem fünften Album des Meck-Pomm-Punks, sonst aber eher außen vor oder auf einzelne Zeilen beschränkt. Politisch positioniert haben sich Feine Sahne Fischfilet ja ohnehin schon genug, da muss kein »Jetzt mal Klartext zur politischen Lage«-Song mehr her. Die politische Situation hat das Publikum eh bereits mitbekommen. Statt um eine Situationsbeschreibung geht’s also viel häufiger um ein solidarisches Wir-Gefühl und um gemeinsame Wut als positive Kraft. Dank Produzent Tobi Kuhn klingen Feine Sahne Fischfilet endlich auch auf Platte so klar und energetisch wie bei ihren Live-Shows. Dominik Bruns


#Review

ELIF

Fever Ray Plunge PIAS / Rough Trade

Politik, Perversion, Kampf, Körperlichkeit – aber immer wieder auch tief empfundene Liebe. Das sind die Themen von »Plunge«, auf dem Karin Dreijer die Experimentierfreude von The Knife mit der Tiefe ihres Soloprojekts Fever Ray verbindet. Auch wenn ich das Politische, das Abgründige, das Verspulte, das Programmatische von The Knife immer geliebt habe, hat mich kein von Karin Dreijer gesungenes Stück so bewegt wie »When I Grow Up« ihres Soloprojekts Fever Ray. So war es auch, als kürzlich »To The Moon And Back« erschien, ein beschwingter, verführerischer Track, in dem sie singt: »Hey, remember me? I’ve got so much, just come and get me. I played something catchy, you leaned forward and kissed me.« Das Video dazu lädt in eine Welt voller Neon und Masken, in der sich ihr Alter Ego genüsslich devoten Perversionen hingibt – Anpinkeln inklusive. Da war sie also wieder: nicht weniger rätselhaft und herausfordernd, und dennoch spielte sie »something catchy« und blieb als Fever Ray zugänglicher, als sie es mit The Knife je war. Aber der Song ist eine Finte, denn auch wenn man auf »Plunge« Stücke wie »Mama’s Hand« und »Red Trails« findet, die vordergründig anschmiegsam wirken, versucht Dreijer diesmal eher den Spagat zwischen Fever Ray und The Knife, stellt ihre Persönlichkeit wie schon auf dem Fever-Ray-Debüt mehr in den Vordergrund, wirft sich aber dennoch in die ruhelose Experimentierfreude, die sie sonst eher mit ihrem Bruder auslebt. »Wanna Sip« ist fast schon ein Club-Banger, dann kommt die 1980er-Verneigung »Mustn’t Hurry«, die Synthesizer mit Panflöten versöhnt, bevor Dreijer im hyperaktiven »A Part Of Us« zu wavigen Keyboards und stumpfen Roboterbeats ihre Stimme verfremdet und verdreht. Ein Highlight der Platte ist »This Country«, das wie ein Nicken in Richtung Peaches klingt und die freie körperliche Liebe endlich wieder als politische Kraft auf die Bühne bringt. »Every time we fuck we win«, proklamiert Dreijer darin und liefert dann eine Analyse, die man auch auf Deutschland 2017 projizieren könnte: »This country makes it hard to fuck.« »Plunge« ist eines jener Werke, die einem auf Wochen keine Ruhe lassen, wenn man sich vollends in sie hineinwirft. Daniel Koch

Fjørt Couleur Grand Hotel Van Cleef / Indigo

Viel Zeit haben sich Fjørt für ihre neue, dritte Platte nicht gelassen. Glücklicherweise wirkt »Couleur« trotzdem nie wie ein Schnellschuss. »Rückwärts war nie vorgesehen«, schreit Chis Hell in »Südwärts« und läutet damit die Marschrichtung von »Couleur«, der neuen LP seiner Band Fjørt, ein. Mit reichlich Gift und dem gleichen Druck, der auch schon »Kontakt« ausmachte, wüten sich die Aachener durch ihre elf Songs, die Meinungsfreiheit – sowohl politisch als auch zwischenmenschlich – zu ihrem wesentlichen Leitmotiv machen. Gut, dass sich das grundsätzliche Klangbild nicht wesentlich gewandelt hat und Fjørt kein bisschen leichter verdaulich sind als auf dem Vorgängeralbum. Trotzdem haben sie mit »Windschief« den wohl zugänglichsten Song ihrer Karriere vorgelegt. Und sie probieren mehr aus und erlauben sich Ausflüge in den Postrock, ohne dabei ihre Brachialität zu verlieren. Auch textlich geht »Couleur« deutlich tiefer als die oft durchschimmernde Poesiealbum-Lyrik einiger vergleichbarer Bands: Hier sind Fjørt vertrackt, aber trotzdem deutlich. Und es klingt so, als hätten die Worte zwingend rausgemusst. Eben wie bei einer Band, die sich selbst und ihre Musik nicht als Teil eines Karriereplans oder als Arbeit, sondern als pure Notwendigkeit begreift. David Winter

Charlotte Gainsbourg Rest Because / Warner

Auf ihrem vierten Album flüstert Charlotte Gainsbourg selbst geschriebene Zeilen von Schmerz und Verlust. Schade, dass sie einen trotzdem eher kalt lassen. Die Stimme einer Charlotte Gainsbourg ist für einen Produzenten sicherlich eine Herausforderung. Packt man ihr ausdrucksschwaches Schlafzimmer-Organ zu sehr in Watte, riskiert man, dass der Zuhörer wegdämmert. Von schroffen Klängen dagegen wird sie leicht erdrückt. Beck Hansen, der Gainsbourgs zwei Vorgängeralben schrieb und aufnahm, gelang es ziemlich gut, Madame mit mal schrulligem, mal schwelgerischem Indie- und Retro-Pop eine abwechslungsreiche Klangkulisse zu basteln. »Rest« wurde nun von Sebastian Akchoté produziert, und zum ersten Mal griff Gainsbourg selbst zum Stift, um auf Französisch und Englisch den Tod von Schwester und Vater, Kindheitserinnerungen und andere persönliche Themen aufzuarbeiten. Das Ergebnis ist wie zu erwarten melancholisch, wandelt zwischen träumerisch-unterkühltem Synthie-Pop, orchestralem Chanson und etwas Funk. Reine Kuschelkost ist das nicht, aber deutlich weniger exzentrisch als zu Beck-Zeiten. Und so bleibt »Rest« trotz einiger Ohrwürmer wie der Single »Deadly Valentine« recht blass. Wie gesagt: GainsbourgProduzenten haben es nicht leicht. Nina Gierth

01.03.18 02.03.18 03.03.18 04.03.18 07.03.18 08.03.18 09.03.18 10.03.18 11.03.18 13.03.18 14.03.18 15.03.18 17.03.18 18.03.18 20.03.18 21.03.18 22.03.18 23.03.18

BREMEN BERLIN POTSDAM ROSTOCK HANNOVER LÜNEBURG MÜNSTER DÜSSELDORF KÖLN KARLSRUHE DARMSTADT OSNABRÜCK REUTLINGEN HEIDELBERG MÜNCHEN ERLANGEN DRESDEN HAMBURG

GRANDBROTHERS 15.12.17 HAMBURG

BALBINA 17.12.17 15.03.18 16.03.18 17.03.18 21.04.18

BERLIN OLDENBURG LÜNEBURG JENA POTSDAM

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FIRST AID KIT

08.03.18 BERLIN 10.03.18 HAMBURG

TINA DICO 15.10.18 16.10.18 17.10.18 19.10.18 20.10.18 21.10.18 14.11.18 15.11.18 16.11.18 17.11.18 18.11.18

KÖLN MÜNCHEN STUTTGART LEIPZIG FRANKFURT SAARLOUIS HANNOVER BREMEN ERFURT DORTMUND BERLIN

KRISTOFER ASTRÖM & RASMUS KELLERMAN

Gajek 17 Monkeytown / Rough Trade

Die dritte LP des Soundtüftlers und -künstlers Gajek erobert die Außenbereiche der experimentellen Popmusik durch feine Komplexität. Beim gemütlichen Sonntagsschwatz mit meinem Kumpel L. lege ich Kandis auf den Tisch (für die frisch importierte Schwarztee-Mischung, die Liam Gallaghers Favorit sein soll) und Gajeks »17« in das CD-Fach. »Mach doch mal leiser«, sagt L. mehrfach und meint damit eigentlich, dass ich ausmachen soll. Ich weigere mich, bis wir uns auf »Die Musik ist zu komplex, um dabei Tee zu trinken« einigen. Aber stimmt das überhaupt? Müsste es nicht möglich sein, »Futur zwei« oder »Das ewige Fest« auch an einem gemütlichen Nachmittag im Herbst zu genießen? Die Platte ist zugegebenermaßen recht ätherisch: Elektronische Avantgarde und Electronica, experimentelle Popmusik und Ambient kommen zusammen, und es ist wahrscheinlich alles andere als verwegen, Schnittstellen zur kosmischen Musik aufzuzeigen. Schon die Tracktitel erinnern an die Benennungslogiken von Dieter Möbius und Hans-Joachim Roedelius alias Cluster. Kryptische Wortfetzen und Redewendungen (»Vom Hammel«, »Trage es weit«), die entweder zu sprachlichen Grundpattern werden oder durch innere Festigkeit als eigenständiges ästhetisches Werk daherkommen: Poesie auf allen Ebenen der Musik. Lieder wie Gedichte und Titel wie Musik. Dialektisch gesehen der perfekte Soundtrack zum geschmacklich eher unterkomplexen, aber sehr leckeren Tee. Lars Fleischmann

Godflesh Post Self Avalanche / Indigo / VÖ 15.12.17

Justin Broadrick und das zweite Godflesh-Album seit der Reunion 2010. Hätte es eine museale Aufbereitung allein über Live-Shows nicht auch getan?

04.12. 05.12. 07.12. 08.12. 09.12. 07.12. 12.12. 13.12. 14.12. 15.12. 16.12.

MÜNSTER KÖLN MÜNCHEN STANS STUTTGART ZÜRICH KARLSRUHE NEUNKIRCHEN WIESBADEN TANGERMÜNDE HAMBURG

LEA

06.04.18 07.04.18 08.04.18 09.04.18 10.04.18 12.04.18 13.04.18 14.04.18 15.04.18 16.04.18 18.04.18 19.04.18 20.04.18 21.04.18 22.04.18 23.04.18

MANNHEIM FULDA LEIPZIG DRESDEN BREMEN REUTLINGEN FREIBURG MÜNCHEN ERLANGEN WIEN KÖLN FRANKFURT HAMBURG HANNOVER BERLIN BERLIN

HALLER 17.02.18 18.02.18 19.02.18 21.02.18 22.02.18 23.02.18 24.02.18

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NISSE 15.05.18 16.05.18 17.05.18 18.05.18

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KLAN

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DAMIAN LYNN 05.12. 07.12. 08.12. 09.12. 10.12.

BERLIN DORTMUND FREIBURG MAINZ MÜNCHEN

TEITUR

26.04.18 HAMBURG 27.04.18 BERLIN 28.04.18 DÜSSELDORF selectiveartists.com


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#Review Godflesh sind als Band ein Herzensding des musikalisch umtriebigen Justin Broadrick. Er nahm damit Einflüsse von Throbbing Gristle, Swans oder Killing Joke auf und wurde zum Einfluss für Bands von Ministry über Korn bis Isis. Dabei war Broadrick immer recht kritisch, was die Aussagekraft musikalischer Strömungen angeht, hielt sich in den 1990ern lieber an den frischeren Sound von Techno, Industrial und HipHop, bekam die meiste Aufmerksamkeit allerdings von den Fans von Metal und Alternative. Nimmt man den aktuellen Sound von »Post Self«, hört man einen Rückgriff vor allem auf die Industrial- und Postpunk-Einflüsse und deren Aufbereitung in den 1990ern unter weitgehender Vermeidung von Metal-Anteilen. Alles ist gewohnt wuchtig und düster, thematisiert Ängste, Depressionen, Vater/MutterVerhältnisse, hält im Sound aber keinerlei Verbindung zur Gegenwart – ein Anspruch, den Broadrick mal an sich selbst gestellt hat. Bei aller Freude über die wiederhergestellte Erlebbarkeit von Godflesh: »Post Self« hätte man nicht vermisst, wenn es in der Diskografie nicht aufgetaucht wäre. Carsten Schumacher

Selbstbekenntnisse sein dürfen. Während sie zuvor meist mit Könnern wie Trettmann, Kitschkrieg oder Money Boy zusammengearbeitet hatte, bestreitet sie den Fight auf »Montenegro Zero« nun allein – vielleicht eine Ansage an alle, die in der Vergangenheit fleißig Hass über sie ausgegossen hatten. Ihr Debütalbum ist allemal ein wilder Ritt, ob auf Asphalt in »Mafioso«, auf Dream-Pop in »Sunny Driveby« oder auf Pille in »Berghain«. Haiyti singt »Denn ich habe nichts zu verlieren«, und das scheint das Geheimnis dieser Künstlerin und dieser Platte zu sein: auf alle einen Fick geben, so muss das sein! Konstantin Maier

Hey Ruin Poly This Charming Man / Cargo

Hello Skinny Watermelon Sun Brownswood / Rough Trade

Haiyti Montenegro Zero Vertigo Berlin / Universal / VÖ 12.01.18

Die coolste Rapperin ist derzeit zweifelsohne Haiyti aus Hamburg City. Dabei scheint es ihr egal zu sein, ob sie gerade über Pop-Beats, Trap-Rasseln oder Automaten-Electro rappt. Das erste Mixtape der Rapperin Haiyti hieß »City Tarif« und schlug 2016 ein wie eine Bombe. Ihre Inszenierung zwischen Trash, Ironie und Kleinkriminellen-Lifestyle war neu. Zumindest musikalisch wurde das zuvor noch nie so lockerleicht in Szene gesetzt, wie es Haiyti im Modus Operandi eines Girlboss-Gangsters vermochte und vermag: Krawallo-Tracks treffen bei ihr auf RoteRosen-Herzschmerz und Kneipengeruch. Sie macht aber nicht den Fehler, sich durch komplette Ironisierung den eigenen Nährboden zu nehmen, sondern schafft immer wieder reale Momente, die auch mal peinliche

unheimliche, weil unerwartete und warme Tanzbarkeit: Hello Skinny, benannt nach einem Song der Residents, dessen Held so dünn ist, dass eine Pipette ihn schluckt, ist ein fetter Brocken. Steffen Greiner

Zusammen mit dem stilfluiden Posaunisten Peter Zummo unternimmt der Sons-OfKemet-Drummer Tom Skinner eklektische Erkundungen zwischen Jazz und früher Avantgarde-Disco. Die junge britische Jazz-Szene blüht derzeit wie lange nicht. Im Zentrum stehen dabei Menschen wie der Pianist Alexander Hawkins, der der Jazz-Legende Louis Moholo einen neuen Sound schenkte, oder Shabaka Hutchings, ein Saxofonist, der mit seiner Gruppe The Ancestors den Jazz ekstatisch afrikanisch reinfusioniert und mit den Sons Of Kemet aufrichtig terroristischen Schönklang produziert. Oder Tom Skinner, der in jener Gruppe eines der beiden Schlagzeuge spielt, bei Matthew Herbert trommelt und nun als Hello Skinny sein zweites Soloalbum herausgibt. »Watermelon Sun« klingt tatsächlich ein wenig beiden Positionen verwand, dem Jazz und dem leftfieldigen Dance, aber vor allem klingt es in der Art, wie es die Tracks denkt, in Vibes und Produktion, wie ein erotisches Pastiche des schwulen New Yorker DiscoAvant-Untergrund der 1970er, etwa wie Arthur Russells Loose Joints. Und das nicht nur, weil ein Russell-Wegbegleiter, der Posaunist Peter Zummo, hier die Grooves mitbaut. Hinter dem Hauntologischen, fast Spukhaften der Ästhetik steht entsprechend eine ebenso

Mit ihrem zweiten Album »Poly« haben Hey Ruin ihren Stil in Richtung Postcore verbreitert: eine gelungene Entwicklung, die aber noch weiterreichen darf. Mittlerweile ist der deutschsprachige Emo und Punk vollgepackt mit Bands auf hohem Niveau. In diese Sphären konnten die aus dem tiefen Westen des Landes stammenden Hey Ruin 2016 mit ihrem Debütalbum »Irgendwas mit Dschungel« noch nicht ganz vorstoßen. Nun nimmt die Band gut anderthalb Jahre später mit »Poly« erneut Anlauf und zeigt sich durchaus geläutert. Im Vergleich zu ihrem Debüt sind ihre neun neuen Songs ganz dem Albumtitel entsprechend deutlich komplexer geraten, Hey Ruin spielen variantenreicher mit Tempi und Rhythmen. Sie sind immer dann besonders gut, wenn sie den Postcore ausforschen und in ihren Arrangements von Schema F abweichen. Hin und wieder lugt noch der Punk hervor und wirft Assoziationen zu Captain Planet und manchmal auch Turbostaat auf, allerdings ohne deren Güte zu erreichen. Auch mit »Poly« sind Hey Ruin nicht die schärfste Punkband des Landes, ihre Qualität liegt mehr im dramatischen Zwischenspiel zwischen opulent und verknappt. Die Entwicklung, die das Album dokumentiert, ist richtig und gelungen. Es geht aber sicher noch ein Schritt mehr. Christian Steinbrink

Francesco Tristano presents P:anorig feat. Derrick May koelner-philharmonie.de 0221 280 280

Sharon Jones & The Dap-Kings Soul Of A Woman Daptone / Groove Attack

Die Seele im Titel dieser LP ist kein trivialer Platzhalter, sondern zwingend relevant. Denn dies ist das letzte Album der SoulQueen Sharon Jones, die 2016 tragischerweise an Bauchspeicheldrüsenkrebs starb. Wer altmodischen Soul und Deep-Funk mag, dem muss man die Musik von Sharon Jones und ihrer kongenialen Band The Dap-Kings nicht mehr erklären: Bei ihnen saß schon immer jeder Trompetenakzent, jeder Schlagzeug-Fill und jede mit Inbrunst phrasierte Gesangsmelodie. Und so traurig der Verlust der Soul-Größe, die 2016 einem Krebsleiden erlag, auch ist, so passend fügt sich ihre Lebensgeschichte in den Leidensweg des Soul. Dabei ist Authentizität gar kein Qualitätsmerkmal, das man bei Jones und den Dap-Kings noch bemühen müsste. Für diese letzten Aufnahmen begaben sie sich, sich des nahenden Finales durchaus bewusst, ein letztes Mal in das House-ofSoul-Studio in Bushwick, um die vielleicht intensivste, beste und anspruchsvollste Platte der Bandgeschichte auf Achtspurband festzuhalten. Midtempo-Songs wie »Come And Be A Winner« treiben dem Hörer in ihren stillen Momenten buchstäblich die Tränen in die Augen. Obwohl sie schon von Krankheit und Therapie gezeichnet sein musste, hat Sharon Jones mit ihrem kräfteraubenden Gesangsstil für diese Aufnahmen noch einmal alles gegeben. Und mit dem Ergebnis dürften alle zufrieden sein, denn es ist ein mitreißend-intensives Abschiedswerk in allerbester Soul-Tradition. Klaas Tigchelaar

Keinemusik You Are Safe Keinemusik / Muting The Noise / VÖ 01.12.17

&ME, Rampa und Adam Port gehen einen ungewohnten Weg: Nach jahrelanger gemeinsamer Label-Führung ist auch ihre erste LP eine Ko-Produktion.

Samstag 02.06.2018 20:00


MASCHINENRAUM MIT PHILIP FASSING

Düstere Musik für düstere Zeiten? Ganz so schlimm ist es natürlich nicht: Neben Strobo und Nebelmaschine ist sogar noch ein wenig Platz für Jazz.

Als einer der wenigen erfolgreichen US-TechnoDJs, die nicht aus Detroit, New York oder Chicago kommen, mag DVS1 aus Minneapolis gewissermaßen ein Exot bleiben, musikalisch gehört der gebürtige Russe dagegen längst zum Kanon der Berliner Techno-Schule um das Berghain – und natürlich weit darüber hinaus. »Fabric 96: DVS1« (Fabric) mag dementsprechend ein sogenannter No-Brainer sein, ist aber zugleich auch eine Premiere, schließlich handelt es sich tatsächlich um die erste MixCD des DJs. Die wird fast ausschließlich mit unveröffentlichtem Material bestritten, aus dem sich ohne große Umschweife ein düsterer Sog aus schnörkellos-technoiden Beats bildet.

Der Brückenschlag von DVS1 zu Terence Fixmer fällt nicht schwer, zählt der Franzose doch ebenfalls zum erweiterten Umfeld des Berliner Clubs. Mit »Dance Of The Comets« (Novamute) folgt nach der EP »Force« im Juli nun noch einmal neue Musik, die sich in den gewohnten Koordinaten bewegt und sich vor allem durch einen gewissen Hang zur (angedeuteten) Disharmonie zusammenfassen lässt. Die sorgt nämlich bereits in dem mächtigen Lead-Synthesizer des Titeltracks für eine unheilschwangere Stimmung und wird mit dem letzten Titel »The Silence« bisweilen sogar richtig gespenstisch. Mit »Speicher 100« (Kompakt Extra) begeht man im Hause der Kölner Techno-Instanz Kompakt derweil mal wieder ein Jubiläum. Einst als Nebenschauplatz für das eher funktional angelegte DJ-Werkzeug eingerichtet, hat das Sublabel mit der titelgebenden Serie in den vergangenen 16 Jahren gleich eine ganze Reihe von unwahrscheinlichen Hits hervorgebracht. Zur runden Katalognummer versammeln sich mit Michael Mayer, Jürgen Paape, Jörg Burger und den Voigt-Brüdern standesgemäß Protagonisten der ersten Stunde, die über sechs Titel sehr schön die öfter unterschätzte Bandbreite der Reihe illustrieren. Drei instrumentale Titel, an denen insgesamt acht Künstler beteiligt waren – das muss man auch erst mal schaffen. Für Jan Werner und Andi Toma von Mouse On Mars offenbar kein Problem, schließlich steht ihre jüngste EP »Synaptics« (Monkeytown) voll und ganz im Zeichen dieses kollaborativen Wahnsinns. Das Schöne: Man kann hier wirklich jeden Beteiligten raushören, sei es das schelmische Chaos von Modeselektor auf »Bluescreen« oder das charakteristisch verträumte Arrangement des New Yorker Duos Sepalcure auf »Sensitive Person«. Avalon Emerson liefert bereits seit 2014 in zuverlässiger Beständigkeit ab und konnte mit verhältnismäßig wenigen Veröffentlichungen bereits eine Menge Zuspruch einstreichen. Das ist streng genommen aber nur die halbe Wahrheit, dürfte ihre ständige Festival- und

Charlie Cunningham

04.12.17 Oldenburg, Kulturetage

Jerry Williams

06.12.17 Berlin, Baumhaus Bar 13.12.17 K, Wohngemeinschaft

John Smith 10.12.17 11.12.17 13.12.17 14.12.17

Hamburg, Nochtwache Berlin, Privatclub München, Unter Deck Köln, Studio 672

Deer Tick

24.01.18 Berlin 25.01.18 Hamburg

Das Paradies

12.12.17 Berlin, Privatclub 15.12.17 K, Wohngemeinschaft

Yungblud Club-Präsenz doch mindestens genauso ihren Teil dazu beigetragen haben. »Whities 13« (Whities) wird wohl ebenfalls auf die steile Karriere der Wahlberlinerin einzahlen, schließlich schraubt sich vor allem der Arpeggio-Wahnsinn der A-Seite dermaßen nachhaltig ins Ohr, dass man ihn nur schwer wieder loswird.

Adam Longman Parker alias Afriqua ist alles andere als ein Neuling im erweiterten Spannungsfeld aus Deep-House und Techno: Seine Spuren lassen sich auf einschlägigen Plattformen wie Discogs bis in das Jahr 2012 zurückverfolgen. Zahlreiche Singles sind seitdem unter seinem Alias erschienen, und doch dürfte »Aleph« (R&S) etwas Besonderes sein. Nicht nur, dass hier erstmals ein legendäres DanceLabel seinen Segen erteilt hat, nein, auch die vier Titel der EP sind wirklich etwas Außergewöhnliches. Eigenwillig zwischen freier Improvisation und straffen Grooves pendelnd, vereinen diese beseelten House- und AmbientTracks mühelos zwei entgegengesetzte Pole.

Mit »Material« (LuckyMe) ist derweil auch das Debütalbum von Cid Rim erschienen, der hier über eine Laufzeit von gut 45 Minuten demonstriert, wie gut man sich mit elektronischer Musik immer noch zwischen die Stühle setzen kann. Klar, mit seinen nervös fluoreszierenden Synthesizer-Figuren passt der Wiener, bürgerlich Clemens Bacher, erstklassig in das Portfolio von LuckyMe. In Sachen Rhythmus und Arrangement ist das allerdings schon fast näher am Jazz als an den muskulösen Club-Nummern von Label-Acts wie Lunice oder Baauer. Verspult, oft mehrfach ineinander verschachtelt und doch über weite Strecken angenehm zugänglich – ein Trick, von dem man eigentlich gar nicht wissen möchte, wie er funktioniert.

James Braun hört eigentlich auf den Namen Martin Høgild und veröffentlicht seit gut zehn Jahren unter diesem augenzwinkernden Alias Musik. »Tearjerker« (Tartelet) ist das erste Lebenszeichen des Dänen seit fünf Jahren – und warum auch immer man darauf warten musste, es hat sich gelohnt. Die vier Tracks strotzen nur so vor Seele und Groove, vor allem der GalaxyDub des titelgebenden Stücks sitzt in jeglicher Hinsicht und kommt in der digitalen Fassung dieser EP sogar noch in einer dritten Variation.

22.01.18 Köln, Blue Shell 23.01.18 Berlin, Musik & Frieden 26.01.18 Hamburg, Molotow

The Lone Bellow

25.01.18 Berlin, Privatclub 27.01.18 Köln, Studio 672

The Barr Brothers 22.01.18 Berlin 23.01.18 Köln

Algiers 25.01.18 23.02.18 26.02.18 27.02.18 28.02.18

München, Strom Köln, Artheater Frankfurt, Zoom Leipzig, UT Connewitz HH, Nochtspeicher

SYML

01.02.18 K, Wohngemeinschaft

Hookworms

Ghostpoet

05.02.18 Heidelberg 06.02.18 Köln 07.02.18 Hamburg 08.02.18 Berlin 01.03.18 München

05.02.18 Berlin, Privatclub

Loney Dear

10.02.18 Berlin, Privatclub 11.02.18 N, Neues Museum

Girls In Hawaii 12.02.18 13.02.18 14.02.18 16.02.18

München, Strom Dresden, Beatpol Berlin, Bi Nuu Köln, Gebäude 9

Russ

Chinese Man

15.02.18 Köln 16.02.18 Hamburg 17.02.18 Berlin

13.02.18 Berlin, Columbiahalle 18.02.18 D, Mitsubishi Electric H.

Nic Cester (from Jet) 19.02.18 20.02.18 21.02.18 23.02.18

München, Strom Köln, Gebäude 9 HH, Nochtspeicher B, Kantine am Berghain

Pokey LaFarge 19.02.18 21.02.18 22.02.18 26.02.18 28.02.18

Hamburg, Stage Club B, Festsaal Kreuzberg München, Ampere Frankfurt, Das Bett Köln, Kulturkirche

Editors

18.03.18 Wiesbaden 24.03.18 Münster 25.03.18 Köln 31.03.18 Hamburg 01.04.18 Berlin 02.04.18 Leipzig 20.04.18 München

Rural Alberta Advantage 27.02.18 28.02.18 01.03.18 05.03.18 08.03.18

Hamburg, Knust Berlin, Lido Dresden, Beatpol München, Hansa 39 Köln, Gebäude 9

Calexico 09.03.18 10.03.18 11.03.18 21.03.18 23.03.18

HH, Große Freiheit Berlin, Tempodrom München, Muffathalle Stuttgart, Im Wizemann Köln, E-Werk

Noel Gallagher´s High Flying Birds 08.04.18 Hamburg 09.04.18 Düsseldorf 12.04.18 München 16.04.18 Berlin 17.04.18 Wiesbaden

Bahamas

22.03.18 Berlin, Privatclub 23.03.18 Erfurt, Franz Mehlhose 24.03.18 Köln, Artheater

Yo La Tengo 07.05.18 08.05.18 09.05.18 17.05.18

Berlin, Heimathafen Köln, Gloria M, Kammerspiele Schorndorf, Manufaktur

Max Richter

04.06.18 Berlin 05.06.18 Frankfurt 06.06.18 Bremen

Tickets & Infos: www.schoneberg.de


106

#Review Den koketten Label-Namen Keinemusik fand der geschmackssichere Clubgänger in den letzten Jahren immer ein wenig zu slick, und auch die poppigen Minimal-Entwürfe schreckten den coolen Clubhead eher ab. Glücklicherweise fand ein großer Teil der Clublandschaft die drei Produzenten &ME, Rampa und Adam Port doch eher geil und nicht doof, tanzbar und nicht unwitzig. Stinker gibt es ja in jeder Szene, weshalb sich niemand von Unkenrufen verunsichern lassen sollte. Aber was bedeutet das für die erste LP des Labels, das es nun nicht erst seit gestern gibt? Eine Besonderheit! Die drei Labelmacher entschieden sich einfach, zusammen die erste LP anzugehen. So wird schon strukturell die Idee des Kollektivs verstärkt in den Mittelpunkt gestellt. Diese SubkulturSupergroup hatte stets eine gemeinsame Sprache, die sich musikalisch im Werk der drei ausdifferenziert hat. Die Leichtigkeit, mit der man nun wieder zusammenfand, hört man den Stücken an, die sich aus einem breiten Kosmos bedienen: Jazz-Einflüsse, ModeratPop, ganz viel House, trappiger R’n’B à la 18+, sogar ein repetitiver Anspruch namens Kraut ist zu spüren – das alles trotz soundästhetischer Klarheit reichlich verkifft. Das hätte durchaus dunstig werden können, die Nebel sucht man aber vergebens. Insgesamt ist »You Are Safe« eine gute Platte zwischen Prä- und Post-Club, für die Fahrt im Bus, für zu Hause. Da lassen sich auch verkopfte Kritiker umstimmen und sagen: Kudos für diese durchaus funktionierende LP. Lars Fleischmann

Martyn Heyne Electric Intervals

Mo Kenney The Details Turtlemusic / Rough Trade

Wenn das Leben dir Zitronen gibt, frag nach einer Gitarre und mache Songs draus. Die Kanadierin Mo Kenney verarbeitet ihren Kummer in einer überraschend vielschichtigen Songwriter-Platte. Keine Frage, Mo Kenney hat schwere Zeiten hinter sich. Eigentlich sollte angesichts des persönlichen Kassensturzes auf diesem Album der traurigste aller traurigen Smileys das Cover zieren. Einfach nur ein trauriger Smiley und ganz deprimierende Songs voller Selbstmitleid, Platte im Kasten. Doch Mo Kenney schafft es bei all ihrer Zerbrochenheit, etwas Pop-Punk und einige gute Pointen aus der zerfahrenen Situation zu pressen. Angefangen bei der simplen, 30-sekündigen Song-Erkenntnis, dass die Katze kein Kuchen und das Zerschneiden nach der Trennung weder für die Katze noch für das Ex-Paar eine erstrebenswerte Lösung ist, über den Absturz und Alkohol bis hin zum kleinen Hoffnungsschimmer »I Can’t Wait« und dem Aufwärtstrend »Feeling Good« am Ende durchlebt man hier eine kleine Heldenreise durch Kenneys Phase der Irrungen und Wirrungen. All ihre Trauer äußert sich im meist fragilen Gesang und der leichten Schlurfigkeit, die vor allem beim Überhit »Out The Window« und der Dream-Pop-Perle »Maybe I Am« voll trumpfen können. Ihre größte musikalische Stärke ist dabei die Simplizität, mit der sie anstelle übertriebener Emo-Gesten alles auf den Punkt einer pointierten Hook bringt und gerade damit den kurzen Songs die Authentizität alter K-Records-Aufnahmen verleiht. Sebastian Jegorow

Das Lunsentrio Aufstehn! Problembär / Rough Trade

Entweder ich verstehe es nicht, weil es auf eine Art witzig und klug ist, die vor meiner Generation witzig und klug war, oder das Debüt des NDW-Funk-Trios um einen ExFranz-Ferdinand ist einfach eher nix. Die offenkundigste Geschichte angesichts des Lunsentrios ist natürlich: Das ist also die nächste Station, wenn man bei Franz Ferdinand aussteigt? Aber diese Geschichte ist für den Ex-Gitarristen der Ex-Indie-Pioniere nicht ganz korrekt. Korrekt wäre: Die nächste Station für Nick McCarthy ist McCarthys Ehefrau Manuela Gernedel, mit der er zuletzt ihr Debütalbum »Manuela« aufnahm und seit einem Jahrzehnt das Projekt Box Codax unterhält. Auch das Lunsentrio hat nun schon einige Jahre Erfahrung, und auf McCarthy reduziert werden sollte es erst recht nicht, schließlich sind auch der Künstler Hank Schmidt in der Beek und der LaBrassBandaProduzent Seb-I Kellig dabei. Klingt soweit eher nach einer Bierlaune bester Freunde, und dem entspricht auch die Musik: alles schön auf mittlere NDW-1980er gedrillt und mit den Vibes der Ton Steine Scherben gewürzt, irgendwie wird das alles ein großer Spaß sein. Das funktioniert potenziell natürlich und bei ein paar Hits auch gut, bei den meisten anderen Stücken – insbesondere dann, wenn zu bemüht campy Al Bano & Romina Power gecovert oder ironisch gebayert wird – aber auch überhaupt nicht. Dann ist das, was bei dem einen Song noch ganz sympathisch war, auf einmal richtig scheußlich. Steffen Greiner

7K! / Indigo

Neo-Klassik-Jazz mit melancholischen Popmelodien und viel Delay für lange Winterabende unter dem Kopfhörer: »Electric Intervals« ist Martyn Heyne gelungen. Mit zwei Jahren schrammelte Martyn Heyne auf einem Paddel, mit zehn Jahren trat er bereits mit seiner ersten Band auf – und spielte richtige Gitarre. Die hatte er sich mittlerweile selbst beigebracht. Trotzdem studierte er das Instrument später noch mal auf dem Conservatorium Amsterdam. Heyne ist Gitarren-Fan. Von alten Gitarren besonders. Und überhaupt von analogen Instrumenten und alten Effektgeräten. Die hat er in seinem Lichte-Tonstudio in Berlin angehäuft. Dort hat er schon seinen früheren Mitbewohner Nils Frahm und Peter Broderick aufgenommen, aber auch Bands wie Efterklang und The National. Und irgendwo zwischen all diesen Koordinaten sortiert sich auch seine eigene Musik ein, mit der er sowohl in Kirchen als auch im Funkhaus oder der Berghain-Kantine auftritt. Getragen wird sie – natürlich – von der Gitarre. Die bildet verschachtelte Patterns und Soundscapes, die durch Delay, Chorus und spitzfindiges Arrangieren geformt und mit Klavier, sanften Beats und anderen Akzenten umspielt werden. Samples und virtuelle Instrumente vermeidet Heyne, ihm geht es um Sound und Atmosphäre. Spotify hat seine Musik auf die »Neo Chill«-Playlist gepackt. Das geht schon in Ordnung, entspannend und krampflösend ist sie allemal, besonders durch eine gewisse Grundmelancholie in der Melodieführung und einen recht luftigen Gesamtklang. Aber sie fordert auch zum Verfolgen, Reinwühlen und Entdecken auf. Fließende Musik ohne einfache Lösungen, aber auch ohne Stacheln. Hervorragend wirksam gegen kalte Backsteinmauern, drinnen und draußen. Claudius Grigat

Martin Kohlstedt Strom Edition Kohlstedt / Rough Trade

Feuer und Wasser, Erde und Luft, verbunden in einem faszinierenden Sound-Spektrum zwischen Klavier und Elektronik: das dritte Album von Martin Kohlstedt. Martin Kohlstedt ist neben Nils Frahm der Popstar unter den neuen Pianisten. Wie Frahm kennt er seit jeher keine Grenzen: Seine Liebe zur Elektronik führte nicht umsonst dazu, dass von seinen bisherigen Alben »Nacht« und »Tag« Rework-Ausgaben und Kollaborationen mit unter anderem FM Belfast und Douglas Dare entstanden. Für das diesjährige Reeperbahn Festival ersann er zusammen mit den Blood Brothers »Currents«, ein audiovisuelles Happening, das an jedem der vier Festivalabende aufgeführt wurde. Auf »Strom« lässt der Thüringer nun eine Assoziationskette entstehen, in der sich die vier Elemente mal bildschön, mal bedrohlich, mal fließend und mal störrisch-behäbig in einem klanglichen Fluss aus Piano-Scapes und elektronischen Effekten zu einem mitreißenden Faszinosum verbinden. Es geht aber auch um die Bewegung von Gedanken und Emotionen, um Schnell und Langsam und Vorwärts und Rückwärts. Das ist natürlich reichlich versponnen und suggestiv, aber sehr schlüssig und partiell wirklich wunderschön. Kristof Beuthner

Geflüchteten, klingt auch in jeder Hotelbar fantastisch. Oder, um es anders zu sagen: Das alles ist eben furchtbar erwachsen. Nicht wild, nicht innovativ, nicht zornig, nicht frisch, nicht naiv. Aber eben auch nie blöd, flach, viril, aggressiv oder unausgegoren. Dein pubertierender Neffe wird diese Musik hassen. Und wer sagt, dass das nicht auch mal ausgesprochen wohltuend sein kann? Claudius Grigat

The Moth Hysteria This Charming Man / Cargo

Die musikalische Apokalypse kommt aus Hamburgs Rotlichtviertel: The Moth servieren ihren Doom-Sludge-Core noch brachialer und roher als auf den Vorgängeralben. Nachdem sich The Moths mit ihrem letzten Album »And Then Rise« vor zwei Jahren noch näher an einem konventionellen Doom-Metal-Sound bewegten, klingen die Songs des Nachfolgers »Hysteria« nun kaputter, derber und böser – sie sind das ideale Transportmittel für eine tiefschwarze Endzeit-Atmosphäre. Glaubt man dem Label, ist der rumpelige Demo-Sound tatsächlich authentisch: Statt im Studio wurde »Hysteria« an nur einem Tag im Proberaum der Band auf dem Kiez aufgenommen – mit nur einem Mikro vor jeder Box und in jeweils zwei oder drei Takes. Anstrengend oder matschig klingt das Ergebnis aber nicht, auch wenn die Vocals von Bassistin Cecile Ash und Freden Mohrdiek immer noch Mühe haben, sich gegen die bleiernen Riffs und die wuchtigen Beckenschläge durchzusetzen. Die minimalistische Produktion gibt den Songs eine Direktheit, die die ohnehin schon brutale Wucht des Materials noch einmal verstärkt. Eine Extremerfahrung ohne Feinheiten, aber auch ohne Wenn und Aber. Till Stoppenhagen

Micatone The Crack Sonar Kollektiv / !K7 / Indigo / VÖ 01.12.17

Micatone werden mit 18 Jahren tatsächlich erwachsen. Musik, die mit einem »Youth Advisory«-Sticker für Pop der gediegensten Sorte versehen werden müsste. Am Anfang ihrer Karriere waren die Berliner Micatone angetreten, um Clubmusik live zu spielen und mit ihren Instrumenten dem DJ die Arbeit abzunehmen. Das war im Umfeld ihres Labels Sonar Kollektiv damals noch ein recht elektronischer Sound, aber vor allem auch das, was man damals »Lounge« nannte. Das passende Etikett war dann »Nu Jazz«, nicht zuletzt wegen ihrer Frontfrau, der ausgebildeten Jazzsängerin Lisa Bassenge. Beides, die Elektronik und der Jazz, sind auf »The Crack« nun nahezu verschwunden, als Endpunkt einer Entwicklung, die schon auf den letzten Werken festzustellen war. Was es hier zu hören gibt, sind Pop und erstaunlich viel Blues. Natürlich sind hier Handwerker mit Meisterbrief und besten Referenzen am Werk: Jeder Ton sitzt, jedes Arrangement ist bis ins Letzte durchdacht und doch immer wieder überraschend, der Sound ist knackig, rund, transparent und unwahrscheinlich elegant. Das Ganze glitzert und glänzt, ohne zu blenden, und ist mit einem Wort: gediegen! Allein besteht natürlich auch die Gefahr, in Snobismus abzurutschen. Selbst »Barbed Wire«, der düstere Song aus der Sicht eines

Neufundland Wir werden niemals fertig sein Neufundland / Rough Trade

Neufundland pendeln auf ihrem Debütalbum galant zwischen Melancholie und Alltag. Ihr Gitarrenpop für Fortgeschrittene stützt sich dabei auf ein ausgeklügeltes Fundament aus tanzbarem Electro. Hier war ausnahmsweise mal jede Vorschusslorbeere verdient: Das Debüt des Kölner Quartetts Neufundland ist genauso gut, wie angesichts der vorangegangenen Song-Veröffentlichungen vermutet werden musste. Natürlich ist die Identitätsfindung der Generation Y in der Vergangenheit schon zur Genüge durchgenudelt worden, aber selten so treffsicher. Kluge Metaphorik wie »Ich trag meinen Kopf in den Wolken, bis mir die Luft ausgeht« findet sich reihenweise, das Album verkriecht sich trotzdem nicht im Diskurskämmerlein. Trotz all ihrer Zugänglichkeit hängen Neufundland den kurz vor der Weltherrschaft stehenden Befindlichkeitspop unserer Tage locker ab. Sie stellen der sinnentleerten Suche nach Perfektion und zwanghafter Selbstoptimierung eine lakonische Gelassenheit entgegen: einfach mal


09.05. 10.05. 11.05. 12.05. 14.05. 15.05. 16.05. 17.05.

Fulda Karlsruhe München Krefeld Flensburg Koblenz Göttingen Aurich

1 0 · 0 1 leipzig 1 1 · 0 1 rostock – werk2 11 02· 0· 10 1leipzig bremen 1 1 · 0 11 3rostock peter-weiss-haus · 0 1 – münster 1 2 · 0 1 bremen – tower 1 5 · 0 1 köln 1 3 · 0 1 münster – skaters palace 1 6 · 0 1 frankfurt 1 5 · 0 1 köln – bahnhof ehrenfeld 1 münchen 116 7· 0·1 0 frankfurt – zoom 1 würzburg 1 17 ·80 ·1 0münchen – strom 2 hannover 12 8 ·20 ·1 0 würzburg – b-hof · 0 2– festsaal hamburg 2 0 · 02 1 3berlin kreuzberg · 0 2 kiel 2 2 · 02 2 4hannover – musikzentrum 2 3 · 0 2 2 hamburg uebel & gefährlich 5 · 0 2 – bochum 22 4 ·70 ·2 0 kiel orange club 2 –stuttgart 2 5 · 0 2 2bochum langendreer 8 · 0 2– bahnhof heidelberg 2 7 · 002 1 ·stuttgart – im wizemann 0 3 erlangen 2 8 · 0 20 heidelberg – karlstorbahnhof 2 · 0 3 a-salzburg 0 1 · 0 3 erlangen – e-werk 0 3 · 0 3 a-wien 0 2 · 0 3 a-salzburg – rockhousebar 0 5 · 0 3 konstanz 0 3 · 0 3 a-wien – grelle forelle 0 6 · 0 3– indi(e)stinction reutlingen@ franz k 0 6 · 0 3 reutlingen 3 karlsruhe 0 70 · 073 · 0 karlsruhe – substage 00 88··003 3trier trier – exhaus 2 2· 0 3 berlin

BEGINNER ADVANCED CHEMISTRY Live 2018 BUBACK.DE BUBACK.DE/SHOP BUBACK.DE/KONZERTE INFO@BUBACK.DE TICKETS: BUBACK.EVENTECHO.DE

grubsnelF .50.41 znel8bo1K 0.5 2 0.51 negnittöG .50.61 hciruA .50.71

STATUSSYMBOL STEASY LIVE 2018 STATUSSYMBOL Live08.03 2018 - KIEL 09.03 - BREMEN 08.03 - Kiel 10.03-- KOBLENZ 09.03 Bremen 11.03-- WEINHEIM 10.03 Koblenz 11.03 Weinheim 12.03-- MÜNCHEN 12.03 München 13.03-- FRANKFURT 13.03 - Frankfurt 15.03 - KARLSRUHE 15.03 - Karlsruhe 16.03-- TRIER 16.03 Trier 17.03 Hannover 17.03-- HANNOVER 18.03 Berlin 18.03-- BERLIN 19.03 - Köln 19.03 - KÖLN 20.03 - Hamburg 20.03 - HAMBURG

STEASY STATUSSYMBOL Live 2018

Ganz im Gegensatz zu All Pigs Must Die und ihrer LP »Hostage Animal« (Southern Lord) – Junge, sind die herrlich angepisst. Das knallt einem ab der ersten Sekunde ins Gesicht. H: Die Hardcore-Supergroup hat sich für diese

2 k r ew – g i z p i e l 1 0 · 0 1 Hammer, sApropos u a h - s s i ew - rete p – kmir c othat s o r vor 1 0ein · 1 1paar Wochen eine Band rewotaus – neHamm mer b eine 1 0 · recht 2 1 gut produzierte Stoner-Platte geschickt. Enojado heißt die ecalap sretaks – retsnüm 1 0 · 3 1 dlefneund r he f»Mist ohnh a&b Thunder« – nl ök 1 0(Black · 5 1 Desert Inn) Band m o o z ––trleg u f kdie n a r fdoch 1 0 ·mal 6 1 auf. F: Oha. Da die Platte m oich rts jetzt – nehkein cnümPfund 1 0 · 7Wüstensand 1 hätte drauf foh-b – grubzrüw 1 0 · 8 1 gewettet, dass das keine Band aus dem Sky grebzuerk laastsef – nilreb 1 0 · 0 2 Valley m ur tne zist. k isuBeeindruckend m –R reE voN nnN ahIG 2guter 0E · 2B 2Sound. Vom h cSongwriting ilr h ä feg & lebenoch u – getwas rubm ahgenerisch, 2 0 · 3 2 aber defiYRTSI MbE N A nitiv nicht schlecht. Hausaufgaben haben u l cH egC n ar oD –E leiC kIhre 20 ·V 4 2DA r eesie r dnallemal egn al f ohgemacht. nh1 ab0 –2 muh ce obvi 2 0L ·52 8 nnameziw mi – tragttuts 2 0 · 7 2 fohnhabrotslrak – grebledieh 2 0 · 8 2 H: Oh, Friese, ich muss los, tu mir mal die »Xk r e w- e – n e g n a l r e 3 0 · 1 0 aohdkcloru F z.la5 0.09· 2Of 00 Music) von Jazz« rMas abesuDeath – gr ub(Gentle s - a 3Art Panzerballett, Kinder sollen lles r ol f elr le ra g –Kdie neiw - a50 3 0. · 30 0 1 noch Weihehuer . F: Ich u dachte, magst k z n a r fnachtslieder @ n o it cn its )e(üben! idni – n e r 3 0 ·du n eah cnüM .e5gn0ilt. 11 6 0 tsbus – ehurslrak 3 0 · 7 0 dieegKleinen? suf ahe xer – rK e i rt .35 0 ·0 80 dle .21

Kiel Bremen Koblenz Weinheim München Frankfurt Karlsruhe Trier Hannover Berlin Köln Hamburg

F: Nach so viel Einigkeit kommen wir jetzt zu einer Platte, an der sich unsere Geister scheiden werden: The Body & Full Of Hell mit »Ascending A Mountain Of Heavy Light« (Thrill Jockey). Als Grönemeyer »Was soll das?« sang, hatte er bestimmt nicht diese Platte im Sinn, aber mir geht jetzt dieser blöde Ohrwurm nicht mehr aus dem Kopf. Danke dafür. Mir ist diese Jazz/Electro/Grind-Verhackstückung ein Rätsel. Irgendwo stelle ich mir gerade Alec Empire mit neuen langen Haaren vor, die er vor Begeisterung schüttelt. H: Für Digital Hardcore wäre es ja zu doomig, aber an extrem verstrahlte Aggro-1990er musste ich auch denken. Und die steht hier im Laden jetzt bei Thrill Jockey neben Tortoise-Platten? Ich denke, du magst keine Kunst-Scheiße! Das hier hat aber auch keinen Schweiß in der Kutte. F: Einen kleinen Moment, ich hole nur mal schnell meinen Taschenrechner raus und berechne die Kunstvs.-Authentizität-Relation. Ah ja, wie ich es vermutet hatte: Dieser Platte fehlt es an nachvollziehbarer Wut und glaubwürdigem Hass.

reirT - 30.61

Lassruns lieber die Frischlinge der ev onweiter naH - 30. 7Retro1 Liga feiern und die »Twentylastcentury« (This n i l r e B 3 0 . 8 1 Charming Man) von Toxic Shock rausholen. nlöK 30.91RasDie wurde lustigerweise von Flemming mussen produziert! F: TCM gr ubmaH - hat 30sich .0in2den letzten Jahren wirklich die Rosinen aus dem zeitgenössischen 1980er-Metal-Pool gepickt. E D . K CAber A B U Bauch Toxic Shocks neuBis auf Dust Bolt. P O Hsteht S / E D .auf K C AAugenhöhe BUB es Album mit zumindest E T R E Z N OK / E D . K C A B U B allen Metal-Veröffentlichungen dieser Tage, ED.KCABUB@OFNI die augenzwinkernd oder auch bierernst dem ED.OHCETNEVE.KCABUB :STEKCIT 1980er-Thrash in all seinen Facetten huldigen. H: Die Shouts, das Riffing, der an Suicidal Tendencies erinnernde Gesang – einfach der Hammer!

STEASY

-

F: Keine Ahnung, wie dir die neue Ur aufhelfen soll. Wenn überhaupt, wird dich dieses tonnenschwere Release erdrücken. »Grey Wanderer« (Droneburg) hat den Sound, den sich der Balrog bei seiner Existenzkrise nach seiner Niederlage gegen Gandalf angehört hat. Hoffnungslos, schleppend, gewaltig. H: Du sollst mir aufhelfen, weil ich hier immer noch vor Black Sabbath knie, aber jetzt lass auch gut sein, ich wälze mich einfach in den tiefen Frequenzen der Band aus Leipzig und robbe von meiner »Sunn O)))« genannten Lieblingsposition Richtung Sludge.

H: Nimm halt »Exterminator« (Listenable), die zweite LP von Night Viper, und bring etwas Wärme zurück in mein Leben. Sie sind tighter geworden, würde ich meinen. Man hört, sie haben den frühen Hetfield in ihr Herz geschlossen. F: Ich liebe Night Viper. Die damalige persoYSAdurch ETSTom nelle Überschneidung mit Horisont Sutton hatte mich direkt ersten LOB MYmit SSder UT AT7“ Sauf sie aufmerksam werden lassen. Aber schon 8 1 0 2 e v i L beim ersten Konzert haben sie die klassische Retro-Rock-Schublade für mich gesprengt, denn Night Vipers Lebenselixier ist in der Tat leiK - 30.80 »Kill Em All«. Zwei Dosenbier für ein Hallelujah. n e merB 3aber 0.natürlich 90 H: Das Flitzefinger-Riffing passt, fehlt hier von znder eRumpel-Einfluss lboK - 3 0Motörhead .01 und Venom, den die erste Metallica bietet. WomiehnieW - 30.11 bei mir einfällt: Wusstest du, dass gerade die neaufpolierte hcnüMdritte -Metallica, 30.2also 1 so klanglich gesehen die truf k»Remaster narF Of-Puppets«, 30.erschie31 nen ist? Nur so als Sammler-Info, ich will jetzt ehurslraK - 30.51 nicht wieder tiefer in den 1980er-Keller steigen.

ADVANCED CHEMISTRY ADVANCED CHEMISTRY Live 2018 LIVE 2018 09.05. FULDA 09.05. Fulda 10.05. KARLSRUHE 10.05. Karlsruhe 11.05. MÜNCHEN 11.05. München 12.05. KREFELD 12.05. Krefeld 14.05. FLENSBURG 14.05. Flensburg 15.05. Koblenz 15.05. KOBLENZ 16.05. Göttingen 16.05. GÖTTINGEN 17.05. Aurich 17.05. AURICH

08.03 09.03 10.03 11.03 12.03 13.03 15.03 16.03 17.03 18.03 19.03 20.03

[Hölle betritt den Underdog Recordstore und hört vertraute Glocken läuten.] H: Oh, »an ending fitting for the start«! Wenn das nicht der Soundtrack zum traurigsten Ereignis des Jahres ist, Black Sabbaths letztem Konzert überhaupt in ihrer Heimatstadt Birmingham! F: Auch wenn ich diesem Konzert in der Wiege des Metal nicht beiwohnen konnte, so konnte ich ihnen zumindest in Berlin und Köln meine letzte Aufwartung machen und mich nun drüber freuen, die nahezu perfekte Setlist dieser Abende auch daheim rekapitulieren zu können. Die Band war in formidabler Form, und wenn ich die Setlist als nahezu perfekt bezeichne, dann liegt es schlichtweg daran, dass man 50 Jahre einer Band schwerlich perfekt in einen Zweistundenabend pressen kann. H: Ich werde dem nichts hinzufügen und bei solch einem Ereignis schon gar nicht meckern, selbst wenn Ozzy auf »The End« (Eagle Rock) versehentlich Texte von Blümchen ins Mikro gehaucht hätte – das gebietet der Respekt. So, und jetzt hilf mir wieder auf und spiel mal die neue Ur!

adluF .50.90 ehurslraK .50.01 nehcnüM .50.11 dritte aufKfünf. Mitglieder Für dlePlatte fer 50.2erweitert. 1 Liebe ist hier wirklich kein Platz, diese Musik ist grmit ubder sNagelpistole nelF .geschrieben. 50.41Können wir gleich znemal lbzur oEntspannung K .50.Slayer 51 hören? F: Romantiker. Das ist aber tatsächlich eher neAlter gni ttöG .50.61 die Antithese zu Julia Engelmanns vertonten hciruA .50.71 Wand-Tattoos.

BEGINNER BEGINNER

BUBACK.DE BUBACK.DE/SHOP BUBACK.DE/KONZERTE INFO@BUBACK.DE TICKETS: BUBACK.EVENTECHO.DE

Oh Gott, nein! Wenn Hölle aufRE den NNIGEB Platten­laden zustapft, gehen YRTSIM EHC Deinige ECNAVDA 8102 den eviL Kunden mittlerweile schon hinter Indie-Regalen in Deckung.

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1 0 · 0 1 leipzig – werk2 1 1 · 0 1 rostock – peter-weiss-haus 1 2 · 0 1 bremen – tower 1 3 · 0 1 münster – skaters palace 1 5 · 0 1 köln – bahnhof ehrenfeld 1 6 · 0 1 frankfurt – zoom 1 7 · 0 1 münchen – strom 1 8 · 0 1 würzburg – b-hof 2 0 · 0 1 berlin – festsaal kreuzberg 2 2 · 0 2 hannover – musikzentrum BEGINNER 2 3 · 0 2 hamburg – uebel & gefährlich ADVANCED CHEMISTRY 2 4 · 0 2 kiel – orange club 2 5Live · 0 2 bochum – bahnhof langendreer 2018 2 7 · 0 2 stuttgart – im wizemann 2 8 · 0 2 heidelberg – karlstorbahnhof

ZIEGENBLUT IM DOSENBIER MIT FRIESE UND HÖLLE

0 1 · 0 3 erlangen – e-werk 09.05. Fulda 0 2 · 0 3 a-salzburg – rockhousebar 0 3 · 0 3 a-wienKarlsruhe – grelle forelle 10.05. 0 6 · 0 3 reutlingen – indi(e)stinction @ franz k 11.05. München 0 7 · 0 3 karlsruhe – substage 0 8 · 0 3 trier – exhaus 12.05. Krefeld 14.05. Flensburg 15.05. 2 0 Koblenz 1 8 16.05. Göttingen 17.05. Aurich

ED.KCABUB POHS/ED.KCABUB E T R E Z N OK / E D . K C A B U B ED.KCABUB@OFNI ED.OHCETNEVE.KCABUB :STEKCIT

22 00 11 88


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#Review alles auf sich zukommen lassen, sich nicht festlegen müssen, so wird der Albumtitel zugleich zum Leitmotiv der gesamten Herangehensweise der Band. Soundtechnisch ist ihre LP dementsprechend nicht auf eine Standardformel zu reduzieren. Neben etwas 1990er-US-Indie haben die Jungs sicher auch viel britischen Gitarrenrock der letzten Dekade gehört. Das Stück »Das was wir verdienen« kommt mit einem schönen Piano-Intro um die Ecke, »Das Ende vom Lied« fußt hingegen auf einer klassischen Akustik-Miniatur. Im Zentrum von »Wir werden niemals fertig sein« steht jedoch das klare Bekenntnis zu elektronischem Dance mit ausgeklügelten Synthies, wie man sie auch von Moderat kennt. In Teilen erinnert der Gesang vor allem wegen der Intonation an Mikroboy, wohingegen das erhabene »Sag was du willst« Assoziationen zu Kettcar mit Electroantrieb aufmacht. In »Oase aus Beton« hört man Frontmann Fabian Mohn irgendwann »gekommen um zu verlaufen« singen – Neufundland sind aber wohl doch eher gekommen, um zu bleiben. Thorsten Streck

PRASENTIERT VON:

09.-11. MAI 2018

09. mai 2018

10. mai 2018

morcheeba

wallis bird

11. mai 2018

09. mai 2018

alin coen band

anna depenbusch

IN DIVERSEN VENUES!

10.05.2018 / lisa stansfield 1 1.05.2018 / Christina Stürmer 1 1.05.2018 / DOTA UVM.

TICKETS UNTER: WWW.FRANKFURT-TICKET.DE

Novo Amor & Ed Tullett Heiress Believe / Soulfood

WWW.W-FESTIVAL.DE

WATT EN SCHLICK FEST

3.—5.8.

Nach zwei bezaubernden EPs tut sich der britische Folk-Pop-Liebling Novo Amor bei seinem Debütalbum zusammen mit Partner Ed Tullett zusehends schwer. Es ist eine ungewöhnliche Entscheidung, die eigene Debüt-LP gleich als Kollaborationsalbum zu gestalten. Im Fall des hochgelobten Walisers Novo Amor macht der Schritt nach zwei aufsehenerregenden EPs und einer langen Tour mit seinem Partner Ed Tullett in Bandbesetzung aber durchaus Sinn. Zumal der Erwartungsdruck auf den schon als legitimen Nachfolger der frühen Inkarnationen von Bon Iver und den Fleet Foxes gerühmten Künstler sicher nicht unbeträchtlich gewesen ist. Seine schon zuvor bewiesenen Qualitäten (sinnlich schwelgender Gesang, verhallte Klangräume mit großer Deckenhöhe, betörend fragile Arrangements) spielt Novo Amor auch auf seinen elf neuen Songs überzeugend aus, Tullett scheint dahingehend in puncto Qualitätssicherung ebenfalls einen guten Job zu machen. Allerdings verpasst das Duo die Chance, seine Spielart des sinnlichen FolkPop entscheidend weiterzuentwickeln. Im Gegenteil klingen manche der zarten Pflänzchen plötzlich überfrachtet, sogar rockender Schmalz quillt aus der einen oder anderen Pore (»Cavalry«). Das ist schade und unnötig, zumal die beiden zweifellos das Talent besitzen, ihren Stil auf eine neue Stufe zu heben. Immerhin schaffen sie es gegen Ende beim Schlussstück »Freehand« noch, die zerbrechliche Intimität heraufzubeschwören, die Novo Amor vor zwei Jahren zum Szeneliebling werden ließ. Das ist dann immerhin solide, und so ein Debütalbum ist ja noch lange nicht aller Tage Abend. Christian Steinbrink

wattenschlick.de

Prins Thomas 5 Prins Thomas Musikk / Rough Trade

Der norwegische DJ ist ein König der Versatzstücke und produziert verspielte Cosmic-Disco-Electronica, die den Geist des Krautrock tief eingeatmet hat. Musik, eher für lange Autofahrten als für durchgetanzte Nächte gemacht. Alles wie bisher und doch wieder anders: Auf seinem neuen eigenen Label – schlicht Prins Thomas Musikk gebrandet – verfolgt der Electronica-Produzent und DJ seine musikalische Vision von Space Disco weiter, und das, obwohl er mit Full Pupp schon vorher ein Plattenlabel sein Eigen nennen konnte. Man würde angesichts dessen wohl einen anderen Sound erwarten, ein neues Konzept, doch so etwas ist höchstens marginal wahrnehmbar. Die Tracks für sein neues Album »5« sind bereits bei der Arbeit an dem AmbientVorgänger »Principe Del Norte« entstanden, wurden während der Zusammenarbeit für die kürzlich erschienene Gemeinschaftsarbeit »Square One« zusammen mit Björn Toske aufgenommen und beweisen vor allem eins: Prins Thomas beherrscht das eklektische Spiel, Versatzstücke aus mehreren Jahrzehnten Popmusik in elektronische Klangwelten zu transferieren. Seine Musik besticht trotz der atmosphärischen Dichte durch ihre unmittelbare Leichtigkeit. Dabei verzichtet er auf Peaktime-Momente zugunsten eines ewig dahinmäandernden Flows. Disco, Acid, Kraut, Warp-Techno, Jazz oder Teenage Fanclub – Prins Thomas zieht aus jeder Musik Inspiration. Die wirklich tanzbaren Momente erscheinen allerdings wohl erst wieder auf einer eventuell folgenden Remix-Platte oder einem der legendären DJ-Mixe des Norwegers. Macht aber nichts, in der Zwischenzeit findet die Disco im Kopf statt. Timo Weber

Quicksand Interiors Epitaph / Indigo

Früher waren Quicksand Einfluss für Generationen, heute sind sie in neuen Songs seelenvolle Rückschau auf ein großes Erbe. Während andere Musiker in ihrem Leben mit stoischem Gleichmut 47 Alben veröffentlichen, von denen 46 die Wiederholung des Debüts darstellen, hat Walter Schreifels mit allem, was er in seiner Karriere angefasst hat, ganze Gattungen geprägt, um anschließend weiterzuziehen. Ein einziges Album mit den Gorilla Biscuits prägte den klassischen Hardcore. Sein Quartett Rival Schools machte Anfang der 2000er mächtig Eindruck bei allen Bands, die Alternative-Rock und Emocore miteinander fusionierten. Dazwischen, in den 1990ern, sein größtes Vermächtnis: Quicksand. Nur zwei Alben brachten die vier New Yorker heraus, beide waren die Schultern des Riesen, auf denen in der Folge jede interessante Weiterentwicklung von Hardcore zu Postcore fußte, von den Deftones über Boysetsfire bis zu der Welle um Künstler wie La Dispute oder Touché Amoré. Da man heute so viel mehr gewohnt ist, klingt das dritte Studioalbum von Quicksand nach 22 Jahren »Pause« natürlich nicht mehr so visionär wie 1993, als man als Hörer von Formationen wie ihnen oder Helmet in der Oberstufe bei den verwegenen Rebellen ganz vorne war. »Interiors« ist vielmehr eine qualitativ hochwertige Reise durch verschiedene Ausprägungen vertrackter, verspielter, moderat aggressiver Gitarrenmusik, die bei jedem Song nachträglich zeigt, wie viel »Familie« sie in den vergangenen Jahrzehnten erzeugt hat: Im Titelsong hört man tatsächlich die Deftones heraus, »Hyperion« könnte beim Einsetzen des Gesangs genauso mit dem euphorischen


Gebrüll von Nathan Gray weitergehen, »Feels Like A Weight Has Been Lifted« kratzt seine Spuren in den Fels des schroffen Klanggebirges von Thrice. Diese Musik wirft ihre Schatten nicht mehr voraus, sondern zurück, bleibt aber meisterlich. Oliver Uschmann

amerikanischen Slam-Poeten Saul Williams ist beispielsweise schon nach dem dritten Hördurchgang kaum noch der Rede wert, während »Switches« oder »Everything« Probleme haben, die Qualitäten eines Fillers zu überbieten. Dagegen zeigen tolle Produktionen wie »Wave«, das von der israelischen Electro-Pop-Newcomerin Noga Erez inspiriert wurde, oder »Down For The Cause« mit Kazu Makino (Blonde Redhead), wie zielsicher Rone imstande ist, eingängige DowntempoStücke zu komponieren. Beriefe er sich öfter auf jenen maßvoll integrierten Pop-Appeal, hätte »Mirapolis« eine verdammt runde Angelegenheit werden können. Nils Schlechtriemen

Tom Rogerson Finding Shore

19.02. U­GART 20.02. DRESDEN 21.02. DORTMUND 22.02. HAMBURG 24.02. GENF (CH) 25.02. MÜNCHEN 01.03. LINZ (AT)

MILKY CHANCE

»MILKY CHANCE & FRIENDS« OPEN AIR 2018 17.08. KASSEL 18.08. BERLIN

»THE BLOSSOM TOUR« 2018

Dead Oceans / Cargo / VÖ 08.12.17

Ein englischer Pianist veröffentlicht zusammen mit seiner Zufallsbekanntschaft Brian Eno entspannte Musik zwischen Ambient, Neoklassik und Minimal Music. So kann’s kommen: Ein Pianist trifft nach einem Konzert zufällig Brian Eno, die beiden kommen ins Gespräch und beschließen, zusammen ein Album voll entspannter und experimentierfreudiger Musik zwischen Ambient, New Classical und Minimal Music aufzunehmen. Schwein gehabt, möchte man sagen. Tom Rogerson ist klassisch ausgebildeter Pianist, spielte aber Jazz-, Rock- und Barmusik, bevor er wieder zu seinen Ursprüngen zurückfand und eigene Kompositionen schrieb. Eno bestärkte Rogerson nicht nur darin, diese auch zu veröffentlichen, sondern bearbeitete zeitgleich mit einer speziellen Software die aus den Pianoklängen generierten MIDI-Signale. Das gute Dutzend dabei entstandener Tracks bewegt sich zwischen entspannt perlenden und kontemplativen Piano-Stücken und stark elektronisch dominierten Tracks. Mal traumartig schwebend und verweht, mal perkussiv und minimal gehalten oder hakelig und loopbasiert. Trotz aller Experimentierfreude bleibt »Finding Shore« stets entspannend und hintergrundkompatibel, funktioniert aufgrund seines Ideenreichtums aber auch wunderbar unter dem Kopfhörer. Andreas Brüning

Rone Mirapolis Infiné / Rough Trade

Für einen Schnorchelkurs im neonfarbenen Lichtermeer zahlt man auf »Mirapolis« keine 50 Minuten Lebenszeit. Ob sich das lohnt, bleibt bis zum Schluss fragwürdig. Keine Ahnung wie, aber Rone hat für das Cover seines neuen Albums Regisseur Michel Gondry (»Eternal Sunshine Of The Spotless Mind«) engagieren können und ließ den Sound von »Mirapolis« in einem bunt beleuchteten »Metropolis«-Artwork einfangen. Mitsamt dem Titel referenziert das Cover Fritz Langs Filmklassiker aus dem Jahr 1927, schließlich waren sowohl Gondry als auch Lang wichtige Inspirationsquellen für das bildhafte Sounddesign von Erwan Castex, wie Rone mit bürgerlichem Namen heißt. Auch Kindheitserinnerungen von einem nie besuchten Vergnügungspark kitzelten Ideen zu diesem Album aus seiner Imagination, die sich bei Downtempo, Chillwave und TripHop bedient, um futuristisch bis träumerisch Filme in des Hörers Kopf abzuspulen. Doch auch wenn es das Label vollmundig behauptet, zeichnen diese cineastischen Qualitäten leider nicht alle der zwölf Tracks der Platte aus. Eine Kollaboration à la »Faster« mit dem

ALVVAYS 27.02. KÖLN 28.02. BERLIN 01.03. MÜNCHEN

Sampa The Great Birds And The BEE9 Big Dada / Ninja Tune / Rough Trade

Sampa The Great ist auf der Suche: nach Antworten, nach Erlösung, vor allem aber nach sich selbst. Seit ihrem Debüt »The Great Mixtape« und kleinen Internet-Releases ist Sampa The Great in ihrer Wahlheimat Australien bereits ein Shootingstar. Sie trat schon im Vorprogramm von Genre-Größen wie Joey Bada$$ oder Kendrick Lamar auf: kleine Frau, große Bühnen. Ihr zweiter Wurf »Birds And The Bee9«, im Titel natürlich eine Anspielung auf das Aufklärungsmärchen für Kinder, ist spirituell wie ein Schamanen-Ritual, expressiv wie ein Free-Jazz-Konzert und bodenständig wie ein 1990er-HipHop-Beat. Die in Botswana aufgewachsene Rapperin/Sängerin slammt Spoken Words über Verletzlichkeit auf Neo-Soul-Melangen, spittet hypnotische Punchline-Ansagen über inneren Frieden auf verwurzelten Jazz-Loops, singt, jauchzt und scheut sich dank Gospel-Chören auch nicht vor großen Gefühlen. Doch wo andere beklemmenden Weltschmerz-Soul auf Breitbild ausrollen, bleibt Sampa auf ihrer musikalischen Astralwanderung sanftmütig wie Mutter Erde persönlich. Selbst düstere Rap-Erkenntnistheorien über die Auswirkungen von Fame und Cash wie »Casper« oder »Karma The Villain« fallen nicht vorwurfsvoll aus – »Birds And The Bee9« sucht das Gleichgewicht zwischen Dies- und Jenseits. Und so erlöst sich Sampa The Great am Ende mit der einzigen Gewissheit, die das Leben bereithält: »I Am Me«. Fionn Birr

AUDIO88 & YASSIN »DIE NORMALE WEIHNACHTSMESSE« 2017 14.12. BERLIN CASPER »LANG LEBE DER TOD« TOUR 2018 09.03. WÜRZBURG 10.03. ERFURT FABER »SEI EIN FABER IM WIND« TOUR 2018 02.02. AARAU (CH) 03.02. . GALLEN (CH) 05.02. MÜNCHEN 07.02. WIEN (AT) 09.02. CO­BUS 10.02. ANNABERG 11.02. DRESDEN 14.02. INNSBRUCK (AT) 15.02. LINZ (AT) 16.02. ULM 17.02. REGENSBURG 18.02. PASSAU 20.02. ERLANGEN 21.02. TÜBINGEN 22.02. HEIDELBERG 23.02. LUXEMBURG (LU) 24.02. OSNABRÜCK 27.02. BERLIN 28.02. HAMBURG 01.03. KIEL 02.03. DORTMUND 03.03. DÜSSELDORF 29.03. ZÜRICH (CH) 30.03. BERN (CH) FIL BO RIVA »TOUR N.3« 2018 10.04. HANNOVER 11.04. ESSEN 12.04. KÖLN 20.04. AACHEN 21.04. O ENBACH 22.04. TRIER 24.04. LUDWIGSBURG 28.04. ZÜRICH (CH)

29.04. 01.05. 02.05. 03.05. 12.05. 14.05. 15.05. 17.05. 18.05.

MÜNCHEN WIEN (AT) NÜRNBERG LEIPZIG BREMEN HAMBURG RO OCK JENA BERLIN

JAWS OF LOVE 27.01.18 BERLIN KIM CHURCHILL »WEIGHT FALLS« TOUR 2018 14.02. KÖLN 15.02. HAMBURG 16.02. BERLIN 18.02. MÜNCHEN 19.02. FRANKFURT/MAIN MEUTE »TUMULT« TOUR 2018 03.04. KÖLN 12.04. BERLIN 10.05. HAMBURG MIKEY MIKE 13.02. KÖLN 14.02. HAMBURG 15.02. BERLIN 16.02. MÜNCHEN WOMAN »HAPPY 24.02. 07.03. 08.03. 09.03. 10.03. 13.03. 14.03. 15.03. 16.03. 17.03.

FREEDOM« TOUR 2018 MÜN ER WÜRZBURG KARLSRUHE MAINZ ERFURT HANNOVER DRESDEN MAGDEBURG CHEMNITZ GÖ­INGEN

TICKETS & INFOS UNTER WWW.LAND REICHER.COM

KRAFTKLUB

Anja Schneider SoMe Sous / Rough Trade

Anja Schneiders erstes Album seit neun Jahren gleicht einer rituellen Befreiungszeremonie. »SoMe« greift das Soundspektrum ihrer Karriere auf und offenbart parallel ihr visionäres Kreativpotenzial. Zwölf Jahre waltete die Electro-Patin Anja Schneider über Finessen und Nuancen ihres Label-Kollektivs Mobilee. Mit dessen wachsender Popularität entwickelten sich jedoch auch Erwartungshaltungen – eine Drucksituation, durch die die DJ und Produzentin vor allem ihre Kreativität bedroht sah. Um Gespür für und Lust auf originelle

»KEINE NACHT FÜR NIEMAND« TOUR 2018 22.02. 23.02. 24.02. 25.02. 28.02. 02.03. 03.03. 09.03. 10.03. 11.03. 14.03. 16.03. 17.03. 18.03. 21.03. 23.03. 24.03.

GRAZ (AT) WIEN (AT)(AUSVERKAU ) MÜNCHEN BAMBERG ZÜRICH (CH) MAGDEBURG BIELEFELD SAARBRÜCKEN MANNHEIM ZWICKAU WETZLAR DÜSSELDORF KIEL LINGEN GÖ­INGEN KÖLN (AUSVERKAU ) FREIBURG

»OPEN AIRS 2018« 04.08. BERLIN 25.08. DRESDEN


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#Review Sound-Experimente nicht zu verbummeln, begibt sich die Schlüsselakteurin der hauptstädtischen Szene deshalb mit ihrem 2017 gegründeten Label Sous auf einen neuen Initiationspfad. Unter Mithilfe von Jan-Eric Scholz führt Schneider ihre musikalische Ideologie auf »SoMe« unentwegt weiter: Verzicht auf Trademark-Sounds, stattdessen enzyklopädischer Eklektizismus. Neun Bausteine kreieren eine nostalgische Diashow aus ihren Berliner Techno-Anfängen (»Night Out«), melodiösem Chicago-Groove (»The Sun«), Jungle, Drum’n’Bass (»WMF«) und unaufgeregtem Downtempo, die um emotionalere Deep- und Tech-House-Momente, SaxofonSamples und sogar eigenes Songwriting (»Sanctuary«) erweitert wird. Auch wenn Schneider nicht mehr zur Avantgarde der rasant fluktuierenden Szene gehören möchte, beschwört ihre gewiefte Fusion aus ehrwürdigen Reminiszenzen und dem erfrischenden Ethos, lediglich der eigenen Integrität verpflichtet zu sein, mindestens eine Ungezwungenheit, die nicht nur auf dem Dancefloor Sinn macht. Benni Bender

fast schon parodistisch ins neue Jahrtausend. Ergänzt wird er durch sporadische Gospel- und Funk-Elemente sowie die kraftvollste, klarste Hochglanz-Politur, zu der ein Produzent wie Youth (der auch schon für U2 die Regler drehte) in der Lage ist. Beeindruckende Ticketverkäufe für die kommende UK-Tour zeigen, dass das Timing von »Instant Pleasures« perfekt gewählt ist, und Hymnen wie »It’s Not Easy« sollten auch den Umstieg von Feuerzeug auf Handy-Taschenlampe überstehen. Ihr fünftes Album könnte Shed Seven daher endlich die NME-Titelseite einbringen, die ihnen in den 1990ern stets verwehrt blieb. Blöd nur, dass nicht nur die Relevanz des NME, sondern auch die des Britpop an sich heute kaum noch über kurzfristige Nostalgieschübe hinausgeht. Jan Martens

Manager, wusste davon. »Hope« deutete schon an, wohin die Reise in Zukunft gehen würde. Es war im Gegensatz zum Debüt, von dem Shamir in einem Interview sagte, es spiegele seine Seele nur »zu 50 Prozent« wider, viel weniger Disco, Funk und House, sondern stattdessen viel mehr experimentelle Zuhörmusik. Diese Entwicklung geht auf dem zweiten käuflich zu erwerbenden Album nun konsequent weiter. Labyrinthisch, unberechenbar und mit aller Zeit der Welt schlängeln sich die Stücke durch ihre Windungen, Wendungen und wundersamen Motive. Vom Geist des verschwitzten Clubs ist wenig geblieben, vielmehr erstehen die sperrigsten Formen des 1990er-Lo-Fi-Indie und des 1980er-Art-Pop wieder auf. Der durchgängig in schwindelerregenden Höhen agierende Falsettgesang ermöglicht das Paradox, dass diese Musik gleichzeitig intro- und extrovertiert wirkt. Der Schlussakt »Straight Boy« hebt den Gender- und Queer-Diskurs durch seine autobiografische Intimität vom Sockel des abstrakt Politischen und holt ihn ins Persönliche, was dem Thema nur guttun kann. Eine vielseitige Platte, deren radikaler Kunstwille aber hier und da ihre Hörbarkeit erschlägt. Oliver Uschmann

Shipwrecks Shipwrecks Sportklub Rotter Damm / Indigo

Postrock zum Glücklichwerden: Wer im Sound von Bands wie Caspian oder Explosions In The Sky zu Hause ist, darf sich über ein neues Lieblingsalbum freuen. Es ist nicht die schlechteste Eigenwerbung für eine Postrock-Band, wenn sie bereits im Vorprogramm von Granden wie Immanu El oder Explosions In The Sky aufgetreten ist. Spätestens, wenn dann auch noch Cult Of Lunas Magnus Lindberg gerne das Mastering besorgt und Daniel Julien von EF einen Gastauftritt am Akkordeon beisteuert, ist klar, dass es sich bei den Shipwrecks um eine zumindest szeneintern hochinteressante Truppe handelt. Grund dafür ist, dass es den Kölnern gelingt, ihre höchst epische Version eines so häufig für seinen mangelnden Facettenreichtum zwischen schnöder Laut/Leise-Variation und künstlich in die Länge gezogenem Brimborium kritisierten Genres mit Grandezza und hoher Intensität zu füllen. Gut: Keines der lediglich fünf Stücke auf »Shipwrecks« ist kürzer als sieben Minuten

Shamir Revelations Father/Daughter / H’art

Als Supertalent des anspruchsvollen Clubsounds gestartet, fordert Shamir heute mit sperrigem Indie-Art-Pop heraus. Wer beim Hören dieses zweiten regulären Albums von Shamir aus allen Wolken fällt und sich fragt, was denn aus der Clubtauglichkeit und Tanzbarkeit des Debüts »Ratchet« aus dem Jahr 2015 geworden ist, hat den großen Coup des diesjährigen Frühlings verpasst: Im April setzte Shamir mit »Hope« einfach sein eigentliches zweites Album ins Netz. Aufgenommen an nur einem Wochenende mit einem Vierspurgerät, stand es plötzlich auf SoundCloud. Nicht einmal Nick Sylvester, Produzent des Debüts und bis heute Shamirs

Shed Seven Instant Pleasures Infectious / PIAS / Rough Trade

Wirklich lebendig ist Britpop schon lange nicht mehr. Shed Seven versuchen sich an einer Reanimation – mit viel Energie und zumindest der Chance auf Erfolg. 16 Jahre kann man dafür nutzen, sich viermal zum Bundeskanzler wählen oder einen frisch destillierten Whiskey ausreichend reifen zu lassen. Man kann sie auch dafür nutzen, seinen Sound auf maximale Erfolgschancen zu pimpen, so wie es Shed Seven getan haben. Deren erstes Album seit 2001 transportiert den typischen Sound britischer Gitarrenbands der 1990er wie Manic Street Preachers oder Pulp

M A N N H E I M

-

H E I D E L B E R G

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W E I N H E I M

DO, 01.03.2018

DO, 21.12.2017

KADAVAR

SDP

ALTE FEUERWACHE,MA

MAIMARKTCLUB, MA DO, 01.03.2018

SA, 13.01.2018

WEEKEND

BAUSA

HALLE02 CLUB, HD

HALLE02, HD

TOCOTRONIC

M

MI, 17.01.2018 G I S B E R TZU K N Y P H A U S E N HALLE02, HD

Y

SA, 03.02.2018

C

CM

MY

CY

CMY

K

DROPKICK MURPHYS + FLOGGING MOLLY MAIMARKTHALLE, MA DI, 06.02.2018

DCVDNS

HALLE02, HD MI, 07.02.2018

KAKKMADDAFAKKA HALLE02, HD

DO, 08.03.2018

HALLE02, HD SA, 14.04.2018

JENNIFER ROSTOCK MAIMARKTCLUB, MA SO, 15.04.2018

BILDERBUCH ALTE FEUERWACHE, MA FR, 11.05.2018

SCOTT MATTHEW ALTE FEUERWACHE, MA SA, 02.06.2018

DO, 22.02.2018

GENTLEMAN

HALLE02, HD

3.ZELTFESTIVAL RHEIN-NECKAR, MA

FABER

WEITERE SHOWS: WWW.DELTA-KONZERTE.DE 15. / 16. / 17.06.2018 - MAIMARKTGELÄNDE, MA - FIRST CONFIRMATIONS: DEERHUNTER, ALL THEM WITCHES, YELLOW DAYS, KLANGSTOF, UVA.


#Review (»Waldeinsamkeit« ist sogar über elf Minuten lang), durch ihren organischen Sound, ihre einnehmenden Melodien und die bildreiche Suggestionskraft wird es auf der Platte aber zu keinem Zeitpunkt langatmig. Nein: Hinter großen Namen braucht sich die Band wahrhaftig nicht zu verstecken. Kristof Beuthner

Infos & Tickets: www.concertteam.de

07.12.2017 | Münster | Sputnik Café

JaKe isaac Someday Jacob Everybody Knows Something Good Haldern Pop / Rough Trade / VÖ 08.12.17

Solo Collective Part One NoNoStar / GoodToGo

Warum nicht mal wieder klassische Musik? Die Formation Solo Collective bietet mit »Part One« mehr als nur einen sehr eleganten Einstieg. Hände hoch, wer das klassische Instrumentarium nur von Typen wie Philip Glass, diesem einen französischen Film und dem Schwarm aus der Zwölften kennt. Versuchen wir uns also langsam ranzupirschen (es lohnt sich): Das Solo Collective ist zeitgenössisch und poppig, das können wir locker vertragen. Das Ensemble besteht aus Jazz-Improvisateur, Violinist und Vokalist Alex Stolze, Cellistin Anne Müller, die unter anderem durch ihre Zusammenarbeit mit Nils Frahm für den Film »Victoria« bekannt ist, und Sebastian Reynolds, britischer Experimentalmusiker, Pianist und Produzent. Erst vor einem Jahr hat sich das Solo Collective kennengelernt und beschlossen, gemeinsame Ambient-Sache zu machen. Besonders schlau war die Auswahl der ersten Single: »Holy Island« ist eine zugängliche und eingängige Piano-Nummer von Reynolds, mit Unterstützung von Müller. Doch jedes Instrument bekommt hier seinen großen Auftritt. Eröffnet wird »Part One« mit einem Streicherstück (»Solo? Repeat!«) von Anne Müller, »Don’t Try To Be« ist melancholisches ViolinenGedudel mit Gesang von Alex Stolze. Die Zusammenarbeit wird durch ein Konzept unterstützt: Jeder Künstler hat zwei Kompositionen bereitgestellt, eine wurde bei einem Auftritt und die andere im Studio aufgenommen. So ergibt sich eine wunderbare Mischung aus klassischen und elektronischen Klängen, und man bekommt die perfekte Einleitung in die Arbeit der Künstler, die allesamt demnächst auch eigene Werke veröffentlichen. Paula Irmschler

Eingängig, aber nicht gefällig: Der Folk-Pop von Someday Jacob besitzt auch auf dem dritten Album eine ungemein tröstliche Kraft. Wenn man in einem überlaufenen Genre wie dem Folk Kritikerliebe erfahren möchte, dann braucht es mehr als Naturalismus und den durch Gruppen wie Fleet Foxes wieder salonfähig gemachten Satzgesang. Es bedarf keiner ausufernden Kulturkritik, um festzustellen, dass es in wohl keinem anderen Genre mehr Trittbrettfahrer und qualitatives Mittelmaß auszuhalten gibt. Das zweite Album »It Might Take A While« von Someday Jacob, das der Band zu einer größeren Zuhörerschaft verhalf, betörte und überraschte gerade deshalb, weil von Anfang an die Kraft der Songs im Vordergrund stand. Langsam schälten sich die Stücke aus dem Dickicht ans Tageslicht. Nun, auf Platte Nummer drei, findet der auch als Journalist tätige Jörn Schlüter samt Band zu noch poppigeren Mitteln – das Gefühl für herausragende Melodien ist aber geblieben. Vielleicht ist die neue Klarheit des Sounds auch seinem persönlichen Schicksalsschlag geschuldet, denn Schlüter musste Anfang 2016 in New York (die Aufnahmen zur Platte begannen gerade) aufgrund eines medizinischen Notfalls ins Krankenhaus. Danach wurden die Dinge neu geordnet, neue Stücke geschrieben – und letztlich findet sich in Liedern wie »Slow Down« eine melancholische, aber gleichzeitig auch lebensbejahende Kraft. Kai Wichelmann

So weit weg wie Andreas Spechtl von den Routinen Ja, Paniks entfernen sich nicht viele Musiker vom Sound ihrer Hauptband: Brian Eno in seiner Zeit nach Roxy Music vielleicht, und der ist sowieso ein guter Referenzpunkt für dieses Album. »Stadt der Lügen« nennt die Exil-Iranerin Ramita Navai in ihrem gleichnamigen Reportagen-Band die iranische Hauptstadt: »Das hat nichts mit Moral zu tun, in Teheran lügt man, um zu überleben.« Andreas Spechtl hat etwas anderes erlebt, als er sich im letzten Winter dort aufhielt: Funken der Zukunft. Das erinnert ein wenig an das, was Roland Barthes im halbfiktiven Tokio seines Bandes »Das Reich der Zeichen« erlebt hat, wo im Rausch des Nicht-Verstehens, des radikal Anderen der fremden Zeichenwelt, das Subjekt ekstatisch sich selbst zurücklassen kann. »Ich verstehe, ich verstehe kein Wort«, singt Spechtl im Track »Africa Blvd« in einem der seltenen Gesangsparts dieses Albums – und findet für dieses Empfinden eine ganz andere musikalische Lösung als die deutsch-englische Pop-Kunstsprache seiner Hauptband Ja, Panik: Deutlich von der persischen Musiktradition, ihren Rhythmus- und Saiteninstrumenten geprägt, entwickelt »Thinking About Tomorrow, And How To Build It« über den Grooves und Sounds des heutigen elektronischen Berlins, über den Free Jazz der 1960er und das Kosmisch-Krautige des 1970er-Sauerlandes etwas, was tatsächlich nach Zukunft klingt. Und das beim von mir so oft als rückwärtsgewandt gescholtenen Label Bureau B! Steffen Greiner

11.12.2017 | Köln | Blue Shell

matiJa

13.12.2017 | Köln | Blue Shell

Kim Janssen 15.12.2017 | Münster | Sputnik Café

impala raY 16.01. | Dortmund | Konzerthaus · 28.01. | Düsseldorf | Tonhalle 04.02. | Bielefeld | Rudolf-Oetker-Halle

schiller

28.01.2018 | Dortmund | FZW Club

raKeDe

galantis 21.02.2018 | Köln | YUCA am CBE

Geographic / Domino / GoodToGo

Bureau B / Indigo

steve‘n‘seagulls

04.02.2018 | Düsseldorf | Mitsubishi Elektric Halle

Spinning Coin Permo

Andreas Spechtl Thinking About Tomorrow, And How To Build It

08.12. | Münster | Sputnik Halle · 09.12. | Köln | Luxor 10.12. | Bochum | Zeche · 11.12. | Frankfurt | Zoom

Spinning Coin ist eine Glasgow-Platte gelungen, die gut im Package mit Regencapes verkauft werden könnte. Die vier Newcomer Spinning Coin haben den Sound ihrer Heimat offensichtlich verinnerlicht, denn sie glänzen auf »Permo« mit Glasgows Stärken, mit denen Bands wie die Vaselines, Pastels oder Belle And Sebastian schon seit Jahrzehnten verführerische Melodien und melancholisches Stubenhockertum unter einen Hut bringen. Wüste GarageNummern wie »Tin« oder »Magdalene« sorgen für die nötige Erdung und wechseln sich nahezu systematisch mit Songs ab, die Trommelfelle wie rohe Eier behandeln. In einigen Fällen glückt es den beiden Songwritern Sean Armstrong und Jack Mellin gar, beide Seiten in einem Song zu vereinen. Der Sound, bei dem Edwyn Collins für den Feinschliff sorgte, ist zwar so neu und bahnbrechend wie ein Telefon mit Wählscheibe, passt aber wunderbar zum Gesamtkontext des Albums. Lediglich, wenn die Band wie in »Floating With You« zu sehr der Trübsalblaserei verfällt, klingt das Ganze mit all der Lethargie mehr schwammig denn charmant. So ist »Permo« zwar insbesondere auf der zweiten Hälfte für den großen Wurf nicht griffig genug, als kleine Gitarrenpop-Perle aber eine lohnenswerte Entdeckung. Sebastian Jegorow

BarBagallo 24.02.2018 | Köln | Blue Shell

capitano 03.03.2018 | Köln | Palladium

at the Drive in 05.03.2018 | Köln | YUCA am CBE

Bette smith 07.03.2018 | Köln | Gloria Theater

Dillon

20.03.2018 | Köln | Artheater

tYphoon 19.04.2018 | Köln | Kulturkirche

leon Buche Spirit Fest Spirit Fest Morr / Indigo

Morr as Morr can: Eine Dream-Pop-Supergroup aus dem Notwist-Umfeld schenkt dem aufkommenden Winter psychedelische Sonnenstrahlen.

28.04. | Düsseldorf | The Tube · 29.04. | Köln | YUCA

mainfelt

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$UICIDEBOY$ 21.01.18 Hamburg, Docks 23.01.18 Berlin, Astra Kulturhaus 24.01.18 Dresden, Reithalle 25.01.18 Köln, Live Music Hall 29.01.18 Stuttgart, Im Wizemann 30.01.18 München, Muffathalle

WHOMADEWHO 27.02.18 Köln, Stollwerck 28.02.18 München, Theaterfabrik 01.03.18 Nürnberg, Z-Bau 02.03.18 Berlin, Festsaal Kreuzberg 03.03.18 Hamburg, Mojo Club

WASHED OUT

03.12.17 Berlin Festsaal

GOLDLINK

05.12.17 Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld 06.12.17 Berlin, Yaam

BLACKBEAR

09.12.17 Berlin, Gretchen 11.12.17 Köln, Live Music Hall

RONE

15.12.17 Berlin, Prince Charles 21.02.18 Hamburg, Nochtspeicher 22.02.18 Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld 23.02.18 Heidelberg, Karlstorbahnhof 24.02.18 München, Strom

THE UNDERACHIEVERS 10.02.18 Berlin, Bi Nuu 13.02.18 München, Muffathalle

SON LUX

23.02.18 Hamburg, Grünspan 24.02.18 Berlin, Lido 25.02.18 Köln, Gebäude 9 26.02.18 München Ampere

WHOMADEWHO

27.02.18 Köln, Stollwerck 28.02.18 München, Theaterfabrik 01.03.18 Nürnberg, Z-Bau 02.03.18 Berlin, Festsaal Kreuzberg 03.03.18 Hamburg, Mojo Club

DJANGO DJANGO

06.01.18 Hamburg, Uebel & Gefährlich

13.03.18 München, Strom 16.03.18 Hamburg, Grünspan 17.03.18 Berlin, Festsaal Kreuzberg

LIIMA

REJJIE SNOW

AHZUMJOT W/ BRUHS 16.01.18 Hamburg, Uebel & Gefährlich 17.01.18 Berlin, Festsaal Kreuzberg 18.01.18 Leipzig, UT Connewitz 19.01.18 München, Strom 26.01.18 Köln, Blue Shell

A. SAVAGE

18.03.18 Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld 20.03.18 Hamburg, Uebel & Gefährlich 26.03.18 Berlin, Lido 02.04.18 München, Ampere

BEARCUPS

22.01.18 Berlin, Monarch 23.01.18 Köln, King Georg

22.03.18 Hamburg, Turmzimmer 23.03.18 Köln, Veddel 24.03.18 Berlin, Monarch

AUGUST ALSINA

RHYE

30.01.18 Frankfurt, Gibson 01.02.18 Köln, Gloria 03.02.18 München, Muffathalle 06.02.18 Berlin, Kesselhaus 11.02.18 Hamburg, Uebel & Gefahrlich

KHALID

06.02.18 Berlin, Huxleys

SEXTILE

06.02.18 Köln, MTC 07.02.18 Hamburg, Molotow Skybar 12.02.18 Berlin, Musik & Frieden

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Von allen Notwist-Alben waren mir immer die unrockigen am liebsten, die pluckernden mit den verspielten Songs. Ich träume noch immer dem Sommer hinterher, in dem ich »The Devil, You & Me« rauf und runter hörte, mit »Good Lies« und »Gloomy Planets«. Fast zehn Jahre später finde ich bei einem dieser Projekte, die Notwists Markus Acher so nebenbei macht, etwas, was einen ähnlichen Soft Spot kitzelt: Spirit Fest nennt sich diese Gruppe von im Bereich des experimentellen Dream-Pop etablierten Künstlern und Künstlerinnen, die sich um das japanische AvantPsychedelic-Folk-Duo Tenniscoats aufbaute und im letzten Jahr beim von Acher organisierten Festival Alien Disko einen ersten Auftritt hatte. Solche Kollaborationen sind wichtig für Tenniscoats, und sie treten in ihrer Musik oft hinter ihre Gäste zurück, kuratieren und lenken eher sanft als diktatorisch. Entsprechend spielen Spirit Fest nun in engem Austausch unter Freunden entstandene Songs, die um die Weihnachtszeit des letzten Jahres in München eingespielt wurden. Man hört in den Tracks die Freude am spontanen Experiment, die Lust, um die Ecke zu schauen, aber auch so etwas wie die Liebe, die all das begründet. Dieses Album ist so sanft und schön, dass der Twee-Pop der Marke C86 dagegen klingt wie Grindcore. Steffen Greiner

31.03.18 Hamburg, Grünspan

SOHN

26.04.18 Leipzig, Täubchental 28.04.18 Berlin, Huxleys 29.04.18 Frankfurt, Gibson 13.05.18 Stuttgart, Im Wizemann

NITS

04.05.18 Karlsruhe, Tollhaus 15.05.18 Hamburg, Grünspan 16.05.18 Berlin, Heimathafen 17.05.18 Köln, Kulturkirche

Taylor Swift Reputation Universal

Von wegen Image-Krise! Auf dem cleveren »Reputation« ist Taylor Swift ihren Hatern mal wieder um eine Nasenlänge voraus. Die Kritiker wetzten bereits erwartungsvoll die Klingen: Folgt nach dem Höhenflug von »1989« mit dem vermeintlichen RacheAlbum »Reputation« jetzt die Bruchlandung eines der größten Popstars unserer Zeit? Die überraschend basslastige Single »Look What You Made Me Do« läutete vor einigen Wochen samt Hochglanz-Video das Comeback der Amerikanerin ein und brach erneut sämtliche Streaming-Rekorde, das erhoffte Kritikerlob blieb aber aus. Zu viel Kalkül, zu viel Kanye, und was hatte sich die Sängerin nur bei ihrem neuen, galligen Sound-Kostüm gedacht? Doch der satte Electroclash des Songs war erst der Vorgeschmack, auf »Reputation« entfernt sich Swift noch weiter von ihren musikalischen Ursprüngen: Düsterer Electro-Bombast durchzieht den EDMlastigen Opener »... Ready For It?«, in dem sie sich von ihrer angriffslustigen Seite zeigt. Anders als der Titel suggeriert, handelt der Song nicht von alten Erzfeinden, sondern von ihrer neuen Beziehung mit dem Schauspieler Joe Alwyn. Ein Trick, den Swift auf »Reputation« häufiger anwendet, das wider Erwarten eben keine Abrechnung mit Hatern, sondern eine erfrischend lässige Liebeserklärung an ihren aktuellen Beau geworden ist. »I swear I don’t love the drama – it loves me«, lautet eine augenzwinkernde Zeile aus »End Game«, einem flotten R’n’B-Dreier mit Future und Ed Sheeran, von dem du vorher nicht wusstest, dass du ihn wolltest. Auf den 15 Songs ihres sechsten Albums versucht die Popsängerin erst gar nicht, ihr porentief reines Image wiederherzustellen, mit dem sie einst als braves Country-Girl-Next-Door die Musikwelt eroberte. Sie präsentiert sich stattdessen als mehrdimensionaler Charakter mit Ecken und Kanten, der sich auch mal einen Fehltritt erlaubt (»I Did Something Bad«). Auf »Reputation« flucht, rappt, begehrt und singt die 28-Jährige sogar zum ersten Mal

explizit über Sex: »Only bought this dress so you could take it off«, croont sie in »Dress«. Verglichen mit anderen Acts ist das immer noch jugendfrei, aber eben auch meilenweit von der Highschool-Prosa aus Swifts Frühwerk entfernt, als die Klatschpresse noch darüber spekulierte, ob die Amerikanerin überhaupt einen Bauchnabel besitze. Nur die Klavierballade »New Year’s Day« zum Schluss erinnert noch an ihre Wurzeln. Ganz so mausetot ist die alte Taylor also doch nicht. Katja Peglow

Mavis Staples If All I Was Was Black Anti- / Indigo

Mavis Staples war in den 1960ern eine Stimme der Bürgerrechtsbewegung, und sie ist heute eine Stimme der Bürgerrechtsbewegung. Und solange die notwendig ist, hat Staples ihre »songs of freedom«, und die wird sie singen. Mavis Staples’ Karriere begann bei den Staples Singers, gemeinsam mit Vater, Schwester und Bruder, mit denen sie als 17-Jährige einen ersten Hit hatte, 1956, mit einem bluesigen Gospel-Folk, der Bob Dylan beeinflusste. Mit ihren Alben beim Label Stax hatten die Staples bis in die 1970er hinein Charts-Hits, ihre Texte aber konnten nur hochpolitisch gelesen werden. Danach wurde Staples solo nie ein Superstar wie Aretha Franklin oder Nina Simone, vielleicht fehlte es dafür auch an Exzentrik und Bedrohlichkeit. Aber wem tUnE-yArDs und Nick Cave Songs schreiben, wer allein in diesem Jahr mit den Gorillaz und Arcade Fire aufgenommen hat, muss sich um die eigene Position in der Musikgeschichte nicht sorgen. »If All I Was Was Black« wurde nun von einem anderen Indie-Superstar geschrieben: Jeff Tweedy ist bereits zum dritten Mal dabei, diesmal als alleiniger Komponist. Die elf Songs sind allesamt weich und sämig, aber packend nah an einem beschissenen Zeitgeschehen. Es geht um Black Lives Matters und um »We go high, when they go low«. Ob einem das Album etwas mitgibt außer perfekt produzierten Soul-Folk-Stücken, hängt zu großen Teilen davon ab, ob man Staples’ Message, dass die Liebe das alles ausheilen wird, noch glauben kann. Steffen Greiner

Sumie Lost In Light Bella Union / PIAS / Rough Trade

In kleinen Dosen bezaubernd, auf Dauer etwas eintönig: Die Singer/Songwriterin Sumie aus Göteborg darf künftig gerne mehr aufdrehen. Sandra Sumie Naganos Debütalbum aus dem Jahr 2013 war ein Musterbeispiel an Reduktion, bestehend aus kaum mehr als Stimme und gezupfter Akustikgitarre. Das Höchste der Gefühle: etwas dezentes KlavierGeklimper von Nils Frahm. Im Vergleich fällt »Lost In Light«, das Zweitwerk der japanischschwedischen Sängerin, geradezu opulent aus. In »Night Rain« bläst eine gedämpfte Western-Trompete den Blues über einen


#Review getragenen Piano-Walzer und mehrstimmigen Harmoniegesang. In »Frö« und »Leave Me« schmeicheln sich warme Streicher ins Geschehen, und bei »Divine Wind« und »The Only Lady« verbreitet eine Steel-Gitarre schwermütige Americana-Atmosphäre. Auch am Mikro geht Nagano diesmal mehr aus sich heraus, klingt in »Pouring Down« gar ein wenig nach Jazz-Chanteuse. Doch trotz einem Mehr an Stimme und Instrumenten bleibt die Atmosphäre – wie schon auf dem Vorgänger – durchgehend bedächtig und melancholisch. So setzt trotz hübscher Nummern rasch Ermüdung ein. Bei den Arrangements ist Nagano einen Schritt weiter, hoffentlich widmet sie sich auf Album Nummer drei auch dem Thema Dynamik. Nina Gierth

sprießt ein mikroorganisches Konglomerat, das »Xenoula« zwischen Musique concrète, Synthie-Wave und Footwork situiert. Skeptisch bearbeitet »Dawn Bunny« technische Theremin-Module mit naturbelassenen Percussions, während in »Chief Of Tin« archaische Schwingungen in elektrische Gewitterfronten hineinpreschen. Es ist allzu deutlich, dass auf diesem Album vor allem Gegensätze Sinn stiften. Benni Bender

Loose / Rough Trade

Yeah But No Yeah But No Sinnbus / Rough Trade

Xenoula Xenoula Weird World / Domino / GoodToGo

Auf ihrem Debüt kontrastiert Xenoula die unverdorbene Schönheit ihrer Herkunft mit der völlig überhitzten Fortschrittlichkeit des postmodernen Westens. Mit 16 zieht Romy Xeno aus einem kleinen Dorf in Südafrika nach Großbritannien. Erschüttert von der dort vorherrschenden Hysterie überlagert sich ihr Geist mit allerlei transitorischen Eindrücken. Konsequent sucht ihre Musik daher nach der richtigen Dosierung, um jenes postmoderne Trommelfeuer mit der entschleunigten Bescheidenheit ihrer Herkunft zu bandagieren. Der Sound der selbstbetitelten Premieren-LP deckt sich dabei auf eine geradezu allegorische Weise mit deren Artwork: mystisch, düster, tropisch, drückend und allzeit mimetisch. Die Stimme der E-Pop-Newcomerin, die Assoziationen zu Fever Ray und Alice Glass weckt, hält sich nämlich bedeckt und taucht aus diesem stilmultiplen Klangschatten höchstens auf Zehenspitzen hervor. Synthetische Warps, Sinus-Module und interstellare Sample-Elemente formen eine um Schutz bedachte Mimikry. Auf einem Nährboden aus generierten Beats, flimmernden Bässen und traditionell afrikanischen Rhythmen

Jim White Waffles, Triangles & Jesus

Douglas Greed und Fabian Kuss setzen in ihrem gemeinsamen Projekt Yeah But No elektronische Gefüge zu einem organischen, lebendigen Ganzen zusammen und vertonen damit sowohl Umbruch als auch Neuanfang. Produzent Douglas Greed hatte sich vor vier Jahren gezielt auf die Suche nach einem Sänger für seine Electronica-Songs begeben. Mit Fabian Kuss fand er ein Gegenüber, das den experimentellen Autodidakten Greed mit seiner individuellen Herangehensweise perfekt zu ergänzen scheint. Das spiegelt sich auch auf ihrem symbiotischen Debütalbum wider. Greed, der sich in seinen Produktionen vornehmlich am Zufall bedient und dabei auch Fehler zulässt, baute das elektronische Grundgefüge. Die Arrangements sind in jedem Track einer neuen, naturinspirierten Entwicklung ausgesetzt: Taktierte, treibende Beats und flächige, breite Synthies wechseln sich mit sprudelnden, plätschernden SoundGebilden ab. Im spannungsvollen Wechselspiel durchbricht Fabian Kuss mit seinem einnehmenden Gesang immer wieder das dichte Klanggewebe und leitet die kühlen Electronica-Klänge in klar definierte Popmuster oder konsequente Stille. Douglas Greed und Fabian Kuss scheinen angekommen zu sein. Sie liefern auf »Yeah But No« eine inspirierende Vorlage, um sich in den lebendigen, melancholischen Songs selbst auf die Suche nach dem tief Verborgenen zu begeben. Miriam Fendt

08.04.18 09.04.18 12.04.18 16.04.18 17.04.18

Trotz Dead Rock West und Holly Golightly: »Waffles, Triangles & Jesus« ist leider ein weitgehend weichgespültes sechstes Album des Geschichtenerzählers Jim White. Hinter der Musik bleibt es jedoch spannend. Hinter der Theke, abseits der Kamera, reißen sich zwei Menschen gegenseitig die Kleider vom Leib und fallen übereinander her. Lautes Grölen. Noch eine Runde. Dann raus hier. Schnell weg. Die Jesus-Statue ragt aus dem Kofferraum des alten Chevys. Die Seele der Südstaaten ist verrottet, und Jim White entblättert sie. Das passierte damals in den 2000ern, im begeisternden Roadmovie »Searching For The Wrong Eyed Jesus«. Jim White ist ein klassischer Geschichtenerzähler. Egal, ob hinter der Kamera oder auf mittlerweile sechs Studioalben. Sein neues Werk »Waffles, Triangles & Jesus« beginnt mit Drones und endet mit Wünschen an die Kinder der Zukunft. Mögen diese sich auf ihre eigene Reise machen, die Welt erkunden, einen eigenen Blick auf diese »big, bad world« finden. Seine Welt verpackt White in klassischem Americana, mal mehr Roots, mal mehr Indie. Das ist alles sehr okay, doch oft auch sehr glattgeschliffen. Eigentlich schade, denn Whites Welt bleibt bemerkenswert. Stephan Uersfeld

Schleudergang der Hype-Maschine zurück. Mit »Strangers« festigt Yung Lean seinen Status als Wunderkind und setzt ein gebrochenes Statement. Mit seinem Frühwerk, so muss man es ja schon nennen, beeinflusste Yung Lean Rap in Europa nachhaltig. Mit seinem Realitätsentwurf – bestehend aus früher Internet-Ästhetik, Spätneunziger-Südstaaten-Rap und PunkAttitude – zog er das Netz in seinen Bann. Das Ganze ist erst vier Jahre her, Yung Lean war damals gerade 17 Jahre alt. Jetzt erscheint mit »Stranger« eine neue Introspektive des schwedischen Slackers. Mit seinem dritten Album zeigt das Wunderkind des Internet, wie geschickt man popkulturelle Referenzen mit rasselnden Trademark-Beats verweben kann. »Strangers« klingt deutlich depressiver und nachdenklicher oder auch erwachsener als die Vorgänger. Old Lean musste in den letzten Jahren, in denen er wie ein Rockstar abgefeiert wurde, scheinbar viel mitansehen. Aber dieser Bruch tut ihm gut, zumindest musikalisch ist eine Depression selten etwas Schlechtes gewesen. Und auch in diesem Fall kann man tief in die verdüsterte Seele eines Rappers, eines Slackers, eines Internetkids eintauchen, das schnell, vielleicht zu schnell Opfer seines eigenen Hypes wurde. Nur zu gern ist man als Hörer dabei, wenn Lean seine Musik wie eine Vorhut aus der Zukunft aussehen lässt. Konstantin Maier

Mehr #Review: intro.de

Yung Lean Stranger Year0001 / Kobalt / Rough Trade

Eine der faszinierendsten Figuren des HipHop meldet sich nach Jahren im

HAMBURG MEHR! THEATER DÜSSELDORF MITSUBISHI ELECTRIC HALLE MÜNCHEN ZENITH BERLIN MAX-SCHMELING-HALLE WIESBADEN SCHLACHTHOF

NEW ALBUM "WHO BUILT THE MOON?" OUT NOW! TICKETS & INFOS: SCHONEBERG.DE

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#Intro empfiehlt

Kristofer Åström & Rasmus Kellerman

Jhené Aiko

alt-J

Jhené Aiko unterschrieb schon mit zwölf Jahren ihren ersten Plattenvertrag, seither ist im Leben der 29-Jährigen viel passiert. Mit Auftritten vor Nas und Lauryn Hill sowie mit ihrem Debüt »Souled Out« hat sie sich im Neo-Soul und R’n’B einen guten Namen erspielt. Ihre aktuelle LP »Trip« geht sogar ein Stück weiter.

Das Trio gilt auf der Bühne als schüchtern, was die vielschichtigen Songs aber nicht weniger atemberaubend erscheinen lässt. Im Gegenteil: Die Briten steigen nicht nur auf der Erfolgsleiter immer weiter nach oben, auch ihren Sound entwickelten sie seit ihrem Debüt »An Awesome Wave« kontinuierlich voran.

— 31.01. Köln — 03.02. Frankfurt a. M. — 12.02. Berlin

— 16.01. Hamburg — 17.01. Köln — 18.01. Berlin — 19.01. München

Mit »The Story Of A Heart’s Decay« hat die Musik Kristofer Åströms eine klassischere Richtung eingeschlagen. Es passt also, dass sein melancholischer Americana-Folk nun mit dem Indie von Ex-Tiger-Lou Rasmus Kellerman vereint werden soll. — 03.12. Bremen — 04.12. Münster — 05.12. Köln — 07.12. München — 09.12. Stuttgart — 12.12. Karlsruhe — 13.12. Neunkirchen — 14.12. Wiesbaden — 15.12. Tangermünde — 16.12. Hamburg

Jake Isaac

Audio88 & Yassin

Krippenspiel, Gospelchor, Weihnachtsmarkt: In der Adventszeit sind die Gläubigen wieder umtriebig, wie Audio88 & Yassin wissen. Deshalb laden sie ihre Jünger zur besinnlichen Weihnachtsmesse in die Hauptstadt ein. Neben ihnen wird die Feier von weiteren Acts bestritten, die Predigten über Nächstenliebe zum Besten geben. — 14.12. Berlin

Kim Janssen

INTRO EMPFIEHLT Dem Londoner Singer/Songwriter und Multiinstrumentalist mit karibischen Wurzeln scheinen seine Auftritte hierzulande zu gefallen. Nach seiner Europa-Tour im Frühjahr zu seinem im Mai erschienenen Debüt »Our Lives« steht Jake Isaac für die nächsten Gigs erneut in den Startlöchern.

Für alle von uns empfohlenen Touren verlosen wir jeweils 3×2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter intro.de/termine #intro empfiehlt

Kim Janssen klingt nach Sufjan Stevens oder Bon Iver, wenn man ihm auf seinem Debüt »Cousins« in die berührenden Welten seines Folk folgt. In diesen verarbeitet er Erinnerungen an idyllische Landschaften, durchzechte Nächte und chinesische Restaurants. — 13.12. Köln — 14.12. München — 15.12. Karlsruhe — 16.12. Berlin — 17.12. Hamburg — 18.12. Dresden

— 07.12. Münster — 08.12. Darmstadt

Mine & Fatoni

Emma Ruth Rundle

Die Sonne

Unter meinem Bett 3

Sie ist Absolventin der Popakademie, er Schauspieler. Sie arrangierte Lieder für ein Orchester, er war Teil der Münchner Kammerspiele. Mine und Fatoni scheinen perfekt zueinander zu passen.

Die US-Amerikanerin Emma Ruth Rundle verarbeitet in ihrem Songwriting echte Emotionen und in ihrem Sound minimalistische, aber detailverliebte Arrangements. So schafft sie immer wieder die Spannung, die ihre Musik gerade live besonders packend macht.

Schon mit ihrem Debüt haben Die Sonne 2014 alle Nebelschwaden verwischt. Mit treffsicheren Texten, elegant poppigen Arrangements und der neuen Schärfe ihres Albums »Aber die Landschaft« kommen die Kölner nun auf Tour.

Nachdem »Unter meinem Bett« mit seinen ersten beiden Compilations bereits die Fantasien vieler Kinder bereichert hat, erscheint nun der dritte Teil des Projekts. Im Dezember präsentieren Tele, Spacemann Spiff, Maxim und weitere Akteure der Reihe ihre tiefsinnigen und lustigen Songs live.

— 05.12. Hannover — 06.12. Hamburg — 07.12. Köln — 08.12. Bremen — 09.12. Dortmund — 10.12. Wiesbaden — 12.12. Münster — 13.12. Berlin — 14.12. Erlangen — 15.12. Leipzig — 16.12. München

— 02.12. Stuttgart — 03.12. Leipzig — 05.12. Berlin — 07.12. Frankfurt a. M.

— 05.12 Jena — 06.12. Berlin — 07.12. Cottbus — 08.12. Stralsund — 09.12. Kiel — 10.12. Hamburg — 14.12. Frankfurt a. M. — 15.12. Düsseldorf — 16.12. Aachen

— 02.+03.12. Hamburg — 09.+10.12. Berlin


#Intro empfiehlt

Giant Rooks

Gurr

Ho99o9

Hundreds

Giant Rooks aus der Bahnumsteigemetropole Hamm haben sich in kürzester Zeit vom Geheimtipp zur neuen Hoffnung des Folk-Pop gemausert. Besonders live weiß die Band ihre Qualitäten souverän auszuspielen. Deshalb packt sie gar nicht erst aus, sondern ist quasi pausenlos unterwegs.

Auf ihrem Debütalbum »In My Head« haben Gurr mit ihrem »First Wave Gurrcore« eine stimmungsvolle Mischung aus rauen Garage-Elementen und schrillem Lo-Fi-Pop geliefert.

Ho99o9, gesprochen »Horror«, stehen für aggressive Texte und noch heftigere Live-Auftritte. Das Duo aus New Jersey setzt sich deshalb auch ganz ungeniert über Genregrenzen hinweg. Sein Stil umfasst Punk, Hardcore, HipHop, Crossover und Dubstep. Verbunden wird das auf seinem Album »United States Of Horror« durch provokante Härte.

Hinter Hundreds stecken die Geschwister Eva und Philipp Milner. Er bedient Synthesizer, Piano und Laptop; sie textet und singt. So entstehen behutsam arrangierte Electro-Pop-Songs, die durch ihre melancholische Stimmung bestechen.

— 31.01. Hannover — 01.02. Würzburg — Geht weiter!

— 01.12. Erlangen — 02.12. München — 03.12. Frankfurt a. M. — 04.12. Heidelberg — 06.12. Köln — 07.12. Münster — 08.12. Essen — 09.12. Dresden — 11.12. Hannover — 12.12. Bremen — 13.12. Hamburg — 14.12. Braunschweig — 15.12. Rostock — 16.12. Berlin

Kagoule

Durch Support-Tourneen mit Johnny Marr und den Sleaford Mods haben sich Kagoule nicht nur einen fabelhaften Ruf erspielt, sondern auch eine eigene Headliner-Tour durch Deutschland. Wer das Rock-Trio aus Nottingham in voller Schönheit live erleben möchte, hat im Februar die Chance.

— 04.12. München — 06.12. Hamburg

— 30.11. Rostock — 01.12. Magdeburg — 02.12. Dresden — 03.12. Berlin — 04.12. Stuttgart — 05.12. Köln — 07.12. Hamburg — 08.12. Bochum — 09.12. Trier — 10.12. Frankfurt a. M.

Kakkmaddafakka

Suzan Köcher

Liima

Ins Deutsche übersetzt heißt das Wort Kakkmaddafakka nichts Unflätiges, sondern »Partytiere«. Als solche sind die Indie-Boys aus Bergen wieder auf Tour – zwar ohne ihren Kakkmaddachoir, aber trotzdem maddafakka gut.

Die Musik der Solinger Newcomerin Suzan Köcher besticht mit einer melancholischen Mischung aus verträumtem Country, psychedelischem Folk-Rock und einer Hommage an die 1960er.

Liima ist Finnisch und bedeutet so viel wie Klebstoff. Passender könnte die Band aus vier skandinavischen Pop-Avantgardisten nicht betitelt sein, denn sie bastelt sich ein Kunstwerk aus tanzbaren Sound-Welten mit viel Groove und New-Wave-Referenzen zusammen.

— 17.01. Marburg — 18.01. Stuttgart — 19.01. München — 20.01. A-Wien — 30.01. Münster — 31.01. Hamburg — 01.02. Hannover — Geht weiter!

— 08.12. Köln — 16.12. Solingen — 10.01. Duisburg — 11.01. Hamburg — 12.01. Hannover — 13.01. Celle — 14.01. Berlin — 16.01. Langenberg — 28.01. Offenbach — 29.01. Leipzig — 30.01. Dresden — 31.01. Chemnitz — 01.02. Jena

Wolf Alice

Wooden Arms

Yung Lean

Yungblud

Auf ihrem zweiten Album »Visions Of A Life« präsentierten Wolf Alice ein neues, gitarrenzentrierteres Soundgewand. Gleichzeitig zelebriert das Quartett mit Songs wie »Don’t Delete Kisses« aber auch eine sanft-träumerische Seite. Dass sie beides gleichzeitig können, beweisen sie auf Tour.

In der sanften, entspannenden Musik des britischen Quintetts Wooden Arms – die ein wenig nach Sigur Rós klingt – gibt es trotz des zurückgenommenen Sounds einiges zu entdecken: Streicher oder HipHop-Beats treffen auf eine zarte Grundstimmung.

Am schwedischen Rap stört ihn, dass die Künstler immer das Gleiche erzählen: Yung Lean gilt als Pionier des Trap und des damit verbundenen Lifestyles, inklusive literweise Arizona Eistee. Im Gegensatz zu vielen Kollegen lässt er auch sentimentale Tiefe zu.

Sein Vater sammelte VintageGitarren, der Großvater spielte in den 1970ern bei T-Rex – und Dominic Harrison alias Yungblud schmettert jetzt mit überdimensionalem Rapper-Ego politisch aufgeladene Texte und ruft seine Generation zur Revolution auf.

— 03.12. Rees-Haldern — 04.12. Berlin — 05.12. Hamburg — 06.12. Köln

— 27.11. München — 02.12. Berlin — 05.12. Köln — 06.12. Hamburg — 09.12. Frankfurt a. M.

— 22.01. Köln — 23.01. Berlin — 26.01. Hamburg

— 02.02. Berlin — 04.02. Köln

— 09.01. Frankfurt a. M. — 10.01. München

— 16.01. Hamburg — 17.01. Berlin — 18.01. Leipzig — 20.01. München — 26.01. Köln

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#Termine

TOURDATEN Aldous RH

06.12. Leipzig 07.12. Hamburg 08.12. Köln 09.12. Berlin

Bohren & Der Club Of Gore 29.11. Berlin

Bondage Fairies

Andreas Dorau

19.01. Berlin 20.01. Nürnberg 26.01. Leipzig 27.01. Wiesbaden Geht weiter!

Antilopen Gang

Cigarettes After Sex

Empfohlen von Intro

12.12. Düsseldorf

06.12. Rostock 07.12. Kiel 08.12. Magdeburg 11.12. Aschaffenburg 14.12. Berlin 15.12. Hamburg 16.12. Osnabrück 18.12. Oldenburg 19.12. Göttingen 20.12. Heidelberg 22.12. München 23.12. Düsseldorf 27.12. Chemnitz 28.12. Fulda 29.12. Reutlingen 30.12. Dortmund 18.01. Hannover 19.01. Freiburg 22.01. Würzburg 23.01. Ulm 25.01. Leipzig 26.01. Nürnberg 27.01. Bielefeld 28.01. Erfurt

Aquaserge

08.12. Berlin 09.12. Köln 10.12. Hamburg 11.12. Schorndorf

Architects mit While She Sleeps 26.01. Berlin 29.01. München 30.01. Köln

A. Savage

22.01. Berlin 23.01. Köln

Balbina

29.11. Essen 30.11. Münster 02.12. Potsdam

Bergfilm

02.12. Stuttgart Empfohlen von Intro

Bernd Begemann 02.–03.12. Hamburg 09.–10.12. Berlin 14.12. München

Billy Bragg

28.11. Berlin 29.11. Frankfurt a. M. 30.11. Hamburg

Blackbear

09.12. Berlin 11.12. Köln

Black Rebel Motorcycle Club 28.11. München

Bluestaeb

16.12. Berlin

Die Höchste Eisenbahn mit Dota 13.12. Berlin

Die Toten Hosen

06.12. Berlin

30.11. Frankfurt a. M. 05.–06.12. Köln 09.12. Stuttgart 15.12. Berlin 19.12. München 22.12. A-Wien 25.12. Dortmund 29.12. Düsseldorf

Cloud Nothings

Dinner

FM Belfast

01.12. Heidelberg 02.12. Köln 04.12. Frankfurt a. M. 05.12. Hamburg 06.12. Berlin 07.12. Leipzig 08.12. Nürnberg

Friends Of Gas 30.11. Karlsruhe 02.12. Köln 03.12. Bochum

Fünf Sterne Deluxe 30.11. Stuttgart 02.12. München 14.12. Hannover 20.12. Hamburg

Gerard

28.12. Erfurt

29.11. Köln 30.11. München 05.12. Heidelberg 06.12. Berlin 07.12. Hamburg

03.12. Hamburg 04.12. Berlin 05.12. Köln 06.12. Stuttgart 11.12. München 15.12. A-Wien

Coely

DMA’s

Glen Hansard

03.12. Berlin 04.12. Köln

Clueso

01.12. Berlin 02.12. Hamburg 03.12. Köln

Chris Imler

04.12. Berlin

D.R.A.M.

03.12. Köln

21.01. Berlin Geht weiter!

Gloria

02.12. Mönchengladb.

30.11. Hannover 01.12. Berlin 02.12. Köln 06.12. Wiesbaden 09.12. München

29.11. Frankfurt a. M. 30.11. München 01.12. Stuttgart 13.12. Dortmund 14.12. Münster 15.12. Hamburg 24.01. Köln 25.01. Erlangen 26.01. A-Wien 27.01. Dresden

Damian Lynn

Enslaved

Gogol Bordello

05.12. Nürnberg 06.12. München 07.12. Karlsruhe 08.12. Stuttgart 09.12. Freiburg 10.12. Jena

Cro

02.12. Dresden 03.12. Hannover 05.12. Berlin 07.12. Dortmund 08.12. Freiburg 09.12. Mainz 10.12. München

DCVDNS

21.12. Saarbrücken 30.01. Stuttgart

Deaf Havana

29.11. Düsseldorf 30.11. Wiesbaden 01.12. Karlsruhe 03.12. München 04.12. Berlin

Depeche Mode 28.11. Stuttgart 30.11. Mannheim 11.01. Hamburg 15.01. Köln 17.+19.01. Berlin 21.01. Nürnberg Geht weiter!

Der Täubling

06.12. Berlin 07.12. Hamburg

Die! Die! Die!

28.11. Hamburg 29.11. Berlin 02.12. Erfurt 03.12. Nürnberg 04.12. Dresden 05.12. Leipzig

Die Heiterkeit

23.01. Hannover 24.01. Wuppertal 25.01. Köln 26.01. Trier 27.01. Schorndorf

Elton John

16.12. Friedrichshafen

Emil Bulls

02.12. Frankfurt a. M.

Enter Shikari

05.12. Hamburg

Escape The Fate 25.01. Köln 30.01. Stuttgart Geht weiter!

Fabrizio Cammarata

07.12. München 10.12. Berlin 11.12. Hamburg 12.12. Heidelberg 13.12. Rees-Haldern

Fink

28.11. Erlangen 29.11. Leipzig 01.12. Berlin

Five Finger Death Punch mit In Flames

29.11. München 05.12. Wiesbaden 07.12. Köln

GoldLink

05.12. Köln 06.12. Berlin Empfohlen von Intro

Goldroger 29.11. Kassel 30.11. Dresden 01.12. Saarbrücken 02.12. Münster 03.12. Kiel

Grandbrothers

06.12. Frankfurt a. M. 07.12. Hamburg 08.12. Berlin 11.12. München 14.12. Köln

Hurts

03.12. München 04.12. Köln

Ibeyi mit Ider

02.12. Köln 03.12. Berlin 04.12. Hamburg Geht weiter!

Idles

28.11. Köln 29.11. Heidelberg Empfohlen von Intro

I‘m Not A Band

08.12. Hannover 09.12. Kassel 14.12. München 18.01. Leipzig 19.01. Dresden Geht weiter!

Irie Révoltés

26.12. Mannheim

Iron & Wine

25.01. Berlin 26.01. Hamburg 30.01. Köln Geht weiter!

Itchy

30.11. München 01.12. A-Wien 03.12. Nürnberg 07.12. Osnabrück 08.12. Jena 14.12. Bochum 17.12. Köln 23.12. Stuttgart

08.12. Hamburg 09.12. Berlin 11.12. München 14.12. Stuttgart 16.12. Köln

08.12. Hamburg

30.11. Hamburg

Heisskalt

06.12. Braunschweig 07.12. Rostock

12.12. Köln 13.12. Hamburg 14.12. Dresden 16.12. Stuttgart

Hercules & Love Affair 30.11. Berlin

HIM

29.11. Hamburg 01.12. Berlin 04.12. Leipzig 05.12. München 08.12. Köln

Käptn Peng & Die Tentakel Von Delphi

29.11. Hannover 30.11. Heidelberg 04.12. Stuttgart 07.12. Regensburg 19.12. Berlin 25.01. Bielefeld 26.01. Oldenburg 27.01. Flensburg 28.01. Kiel 30.01. Frankfurt a. M. Geht weiter! Empfohlen von Intro

Karate Andi

07.12. Nürnberg 08.12. Leipzig 09.12. Münster 10.12. Berlin

Kelela

07.12. Berlin 12.12. Hamburg

Kettcar

18.01. Saarbrücken 19.01. München 20.01. A-Wien 24.01. Erlangen 25.01. Stuttgart 26.01. Dortmund 27.01. Bremen 28.01. Kiel 30.01. Magdeburg

King Krule

01.12. Köln 03.12. Hamburg 04.12. Berlin

Klangstof

30.11. Berlin 02.12. München 03.12. Leipzig 06.12. Hamburg

Kllo

03.12. Berlin 04.12. Köln 05.12. Hamburg

Empfohlen von Intro

Klez.e

28.11. Berlin 30.11. Leipzig 01.12. Dresden 05.12. Reutlingen 06.12. Frankfurt a. M. 07.12. Köln 08.12. Bremen 09.12. Rudolstadt 14.12. Hamburg 15.12. Rostock

Kobito

01.12. Magdeburg 18.01. Münster 19.01. Düsseldorf 20.01. Berlin

Kodaline

29.11. Berlin 05.12. Hamburg

Lambert

23.12. Hamburg

Lea W. Frey

30.11. Nürnberg Empfohlen von Intro

Leoniden 15.12. Kiel

Empfohlen von Intro

London Grammar 28.11. Hamburg 08.12. Stuttgart 09.12. München

Mädness & Döll 07.12. Münster 08.12. Würzburg 09.12. Bielefeld

Mando Diao mit Razz

29.11. München 01.12. Wiesbaden

Marilyn Manson 29.11. Düsseldorf

Jakob Ogawa

Gregory Porter

Fjørt

01.12. Köln

Hoodie Allen

Joco

Heinz Strunk

Fleet Foxes

28.11. A-Wien

29.11. Berlin 30.11. A-Wien 03.12. Frankfurt a. M. 15.12. Hamburg

29.11. München 02.12. Stuttgart 06.12. Frankfurt a. M.

19.01. Münster 20.01. Hannover 21.01. Berlin 22.01. Dresden 23.01. Leipzig 24.01. A-Wien 25.01. München 26.01. Stuttgart 27.01. Saarbrücken 28.01. Wiesbaden 29.01. Köln 30.01. Hamburg

Hidden Orchestra

15.12. Leer

Johnny Mauser & Captain Gips Johnossi

07.12. Rostock 08.12. Dresden 09.12. Bielefeld 11.12. Hamburg 12.12. Bochum 13.12. Karlsruhe 15.12. Erlangen

John Kameel Farah

08.12. Hamburg

John Smith

10.12. Hamburg 11.12. Berlin 13.12. München 14.12. Köln

Joy Denalane

28.11. Ravensburg

Da gehen wir hin Tipps der Redaktion

Und wo geht ihr hin? intro.de #konzerte

Sebastian F. Dudey DMA’s Marteria Punk im Pott Depeche Mode Eurosonic Noorderslag

Frederike Wetzels King Krule Shlømo Yung Lean and Sad Boys Nils Frahm Eurosonic Noorderslag

David Winter Hundreds Ratttengold Fjørt Iron And Wine Nils Frahm


#Termine Malky

03.12. Münster 10.12. Coburg 11.12. München 12.12. Dresden 14.12. Nürnberg 15.12. Erfurt 16.12. Köln 17.12. Leipzig 18.12. Frankfurt a. M.

Marteria

29.–30.11. Hamburg 01.12. Bremen 02.12. Köln 04.12. Münster 05.12. München 06.12. Stuttgart 08.12. A-Wien 10.12. Frankfurt a. M. 12.12. Nürnberg 13.12. Dresden 15.12. Hannover 16.12. Schwerin 18.12. Berlin 19.–20.12. Rostock Empfohlen von Intro

Martin Kohlstedt 30.11. Münster 02.12. Bremen 05.12. Nürnberg 06.12. Mannheim 08.12. A-Wien 10.12. München 15.–17.12. Berlin 21.12. Hamburg

Matze Rossi

28.11. Göttingen 29.11. Leipzig 30.11. Würzburg 02.12. Mannheim 03.12. München 05.12. Coburg 06.12. Frankfurt a. M. 07.12. Koblenz 08.12. Bonn 09.12. Aachen Empfohlen von Intro

Max Richard Leßmann 28.11. Berlin 30.11. Hamburg

Meute

28.11. Münster 29.11. Köln 30.11. Offenbach 01.12. Erlangen 02.12. München 05.12. A-Wien 07.12. Dresden 08.12. Erfurt 09.12. Würzburg 12.12. Fulda 14.12. Konstanz 15.12. Freiburg 16.12. Saarbrücken

Michael Malarkey

Mighty Oaks

05.12. Augsburg 08.12. Stuttgart 11.12. A-Wien 14.12. München 15.12. Nürnberg 16.12. Mainz 17.12. Dresden Empfohlen von Intro

Milky Chance

30.11. Berlin 04.12. A-Wien 05.12. Leipzig 06.12. München

Montreal

22.12. Berlin 23.12. Hamburg

Morgan James

06.12. Köln 07.12. Frankfurt a. M. 10.12. Hamburg 11.12. München

Mrs. Greenbird

05.12. Dresden 06.12. Hannover 07.12. Berlin 10.12. Hamburg 11.12. Köln 12.12. Frankfurt a. M. 13.12. München

Neufundland

29.11. Bremen 02.12. Rostock 03.12. Leipzig 05.12. Würzburg 07.12. Mannheim 08.12. Freiburg 10.12. Regensburg 12.12. München 13.12. Augsburg 14.12. Jena 15.12. Nürnberg 16.12. Dresden 17.12. Bonn 26.01. Braunschweig 27.01. Potsdam Geht weiter!

Nils Frahm 24.01. Berlin 25.01. Berlin 27.01. Köln

Noga Erez

28.11. Berlin 29.11. Hamburg 30.11. Heidelberg Empfohlen von Intro

Nothing But Thieves

mit The Xcerts, Airways

05.12. München 06.12. Frankfurt a. M. Empfohlen von Intro

28.11. Berlin 29.11. Köln

Oh Wonder

Mister Me

01.12. Hamburg

29.11. Köln 30.11. Münster 01.12. Göttingen 02.12. Saarbrücken 03.12. München 05.12. Frankfurt a. M. 06.12. Karlsruhe 07.12. Düsseldorf 08.12. Braunschweig

mit Jaymes Young Okta Logue

07.12. Hannover 09.12. Frankfurt a. M.

Olympique

29.11. A-Wien 30.01. Frankfurt a. M. Geht weiter!

Oliver Gottwald 04.12. München 08.12. Leipzig 09.12. Berlin 27.12. Augsburg

OMD

28.11. Berlin 29.11. Leipzig 30.11. München 02.12. Offenbach 03.12. Düsseldorf Empfohlen von Intro

Oscar & The Wolf 30.11. Köln 01.12. Berlin

Otzeki

29.11. Berlin Empfohlen von Intro

Parcels

28.11. Stuttgart 29.11. Köln 01.12. Hamburg 07.12. Berlin

Peter Muffin

02.12. Stuttgart 15.12. Hamburg 16.12. Berlin

Petit Biscuit 01.12. Berlin

Pictures

06.12. Hannover 07.12. Köln 08.12. Lingen 09.12. Berlin 16.01. Dortmund 17.01. Hamburg 18.01. Koblenz 19.01. München 20.01. Nürnberg

Pohlmann

13.12. Fulda 14.12. Frankfurt a. M. 16.12. Lübeck 20.12. Köln 21.12. Münster 22.12. Oldenburg 23.12. Hamburg 11.01. Reutlingen 12.01. München 13.01. Nürnberg 14.01. Leipzig 16.01. Aachen 17.01. Bonn 18.01. Lingen 20.01. Hannover 21.01. Berlin 26.01. Husum

Prinz Pi

26.01. Stuttgart 27.01. Leipzig Geht weiter!

Ratttengold

07.12. Köln 08.12. Hannover 09.12. Berlin

Rhonda

06.12. Nürnberg 08.12. Mainz 12.12. Braunschweig 13.12. Lüneburg

Roedelius & Kasar

04.12. Hamburg

Rone

15.12. Berlin

Razz

30.11. Konstanz 02.12. Augsburg 05.12. Nürnberg 09.12. Leipzig 10.12. Dresden 11.12. Erfurt 12.12. Cottbus 05.01. Rostock 06.01. Kiel 07.01. Hamburg 08.01. Hannover 10.01. Düsseldorf 11.01. Göttingen 12.01. Kaiserslautern 13.01. Stuttgart 14.01. Dortmund 16.01. Chemnitz 17.01. Magdeburg 18.01. Osnabrück 19.01. Bremen 23.01. A-Wien 24.01. München 26.01. Freiburg 27.01. Karlsruhe 29.01. Frankfurt a. M. 30.01. Essen Geht weiter!

Sage The Gemini

06.12. Köln 08.12. Frankfurt a. M. 11.12. Hamburg 13.12. Berlin

Schnipo Schranke 28.11. Erfurt 29.11. Braunschweig 30.11. Hamburg 01.12. Berlin

Scott Bradlee‘s Postmodern Jukebox 05.12. Heidelberg 06.12. Erfurt 07.12. Ravensburg

Selig

Sophia

28.11. Dresden

Spirit Fest

04.12. Crailsheim 05.12. Landau 10.12. Berlin 11.12. Hamburg

Superorganism 01.12. Erlangen 02.12. München

Tagtraeumer

29.11. Hamburg 30.11. Berlin 02.12. Köln 03.12. München 04.12. Stuttgart 05.12. A-Wien

Teesy

28.11. Nürnberg 01.12. Augsburg 02.12. Mannheim 04.12. Saarbrücken 06.12. Karlsruhe 08.12. Fulda

The Barr Brothers 22.01. Berlin 23.01. Köln

The Kolors

14.01. Berlin 16.01. Köln 17.01. Frankfurt a. M. 19.01. Stuttgart 20.01. München

The Prosecution 01.12. Bamberg 02.12. Bochum 08.12. A-Wien 09.12. Dresden

The Whiskey Foundation

02.12. Köln 31.12. Berlin

30.11. Düsseldorf 01.12. Köln 02.12. Frankfurt a. M. 03.12. Dresden 04.12. Berlin 09.12. Kaufbeuren 14.12. A-Wien 21.12. Isny 22.12. Landshut 25.01. Hamburg 26.01. Hannover 27.01. Weiden 28.01. Erding

Sick Hyenas

Tom Grennan

28.11. Hannover 29.11. Bremen 01.12. Freiburg 02.12. Kaiserslautern 03.12. Münster

Shakira

30.11. München

Shlømo

07.12. Hamburg 15.12. Karlsruhe 16.12. Köln

Single Mothers 28.11. Köln 29.11. Berlin 30.11. Hamburg

Smoke Blow

15.12. Berlin 16.12. Hamburg

Sólstafir

29.11. München 12.12. Berlin 13.12. Köln 14.12. Osnabrück

Son Little

07.12. Köln 08.12. Berlin 09.12. Hamburg Empfohlen von Intro

Sookee 30.11. Rostock

11.12. Heidelberg 12.12. Köln 14.12. Berlin 15.12. München

Tricky

28.11. Berlin 29.11. Hamburg 30.11. Köln

$uicideboy$

21.01. Hamburg 23.01. Berlin 24.01. Dresden 25.01. Köln 29.01. Stuttgart 30.01. München Geht weiter! Empfohlen von Intro

Valentina Mér 10.01. Offenburg 11.01. Köln 12.01. Hamburg 13.01. Berlin 14.01. München

Alpheus & The Easy Snappers

Freedom Sounds Christmas Ball Bevor es mit den Feiertagen so richtig unerträglich besinnlich wird, lädt der Freedom Sounds Christmas Ball noch mal ins Gebäude 9 ein. Das vorweihnachtliche Spin-off des Freedom Sounds Festivals findet in diesem Jahr das erste Mal statt, bringt jedoch bereits gefragte Acts aus den Bereichen Ska, Rocksteady, Reggae und Soul auf die Bühne: darunter die Pioniere der deutschen Ska-Szene The Braces, die 1989 beim ersten Londoner Ska Fest dabei waren und mit Bad Manners durch ganz Europa tourten. Im Anschluss an die Konzerte legen unter anderem die Freedom Sounds DJs auf. Henrike Schröder — 22.12. Köln — Alpheus & The Easy Snappers, The Braces, The Downbeat Detonators

Washed Out 03.12. Berlin

Waving The Guns 01.12. Greifswald 02.12. Bremen 08.12. Chemnitz 09.12. Stuttgart 15.12. Berlin

Weekend

10.01. Hannover 11.01. Dortmund 12.01. Münster 13.01. Heidelberg 14.01. Saarbrücken 18.01. A-Wien 20.01. Stuttgart 21.01. München 24.01. Köln 25.01. Frankfurt a. M. 26.01. Hamburg 27.01. Berlin 28.01. Leipzig

WhoMadeWho 08.12. Leipzig

Empfohlen von Intro

Wolf Parade

29.11. Berlin 30.11. Hamburg Empfohlen von Intro

Woman

01.12. Essen 05.12. Hamburg 06.12. Berlin 07.12. Leipzig 08.12. Stuttgart 09.12. Frankfurt a. M.

Wrongkong

09.12. Nürnberg

Yasmine Hamdan & Sevdaliza 28.11. Berlin

Empfohlen von Intro

Yello

29.11. Frankfurt a. M. 03.12. Hamburg 05.12. München 06.12. A-Wien 08.12. Stuttgart 09.12. Köln

Zugezogen Maskulin

10.01. Leipzig 11.01. Rostock 12.01. Bremen 13.01. Münster 15.01. Köln 16.01. Frankfurt a. M. 17.01. München 18.01. Würzburg 20.01. Berlin

Die kommen, die Touren Girls In Hawaii (12.02.–16.02.) We Invented Paris (08.02.–01.03.) Die Orsons (15.02.– 16.02.) Haiyti (16.02.–10.03.) Barbagallo (19.02.– 21.02.) Milky Chance (19.02.–01.03.) Superorganism (22.02.–23.02.) Here Lies Man (23.02.–25.02.) Son Lux (23.02.– 26.02.) WhoMadeWho (27.02.–03.03.) Beach Motel van Cleef (16.02.–18.02.) Family First Festival (02.02.)

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#Live #Festival

EUROSONIC

Mucke bei die Fische

Wenn beim Eurosonic Noorderslag das Schaulaufen junger Acts vor einem internationalen Publikum beginnt, wird Dänemark im besonderen Fokus stehen. Das Studentenstädtchen Groningen darf sich wieder auf ein exquisites Programm freuen.

B

eim Eurosonic Noorderslag treffen sich jedes Jahr rund 4.000 Deligierte, um Showcases von ungefähr 400 internationalen Acts anzusehen. 400 FestivalVertreter sind vor Ort, davon sind 100 im European Talent Exchange Programme (ETEP) organisiert, das schon Sprungbrett für so manche Musikkarriere war. Denn ETEP unterstützt es, wenn junge Künstlerinnen und Künstler in anderen europäischen Ländern auf Festivals gebucht werden. Auf diese Weise könnten beispielsweise auch dänische Acts auf deutschen Festivals landen, die hier noch keiner auf dem Zettel hat. Dänemark ist in diesem Jahr Schwerpunktland auf dem Eurosonic. Hier sehen wir unter anderem das durchgeknallte Kopenhagener Postpunk-Sextett Pardans, die gelegentlich an Beth Gibbons erinnernde Songwriterin und Produzentin Ellis May, die drei fantastischen Rock-Schwestern Velvet Volume und die experimentelle neo-klassische Gruppe We Like We. Sie alle sind in Deutschland weitestgehend unbekannt, genau wie das R’n’B-meets-PopDuo Phlake, das nicht nur in Dänemark Millionen begeistert, sondern mit seinem Debüt »Slush Hours« 2016 ganze fünf Grammys abräumte. Solche Beispiele zeigen, dass derlei Schwerpunktsetzung gar nicht so albern ist, wie sie zunächst erscheint. Sie hilft im Gegenteil immer wieder hoffnungsvollen Acts über die Grenze, genau wie das oben erwähnte ETEP-Programm.

We Like We

Doch natürlich ist das Eurosonic Noorderslag keine blutarme, von EU-Geldern ausgestopfte Apparatschik-Sause für Spesenritter. Vor Ort kann jeder erleben, wie ein aus allen Nähten platzendes Konzertprogramm eine Kleinstadt im hohen Norden der Niederlande zum Klingen bringen und die feierwütigen Studenten im tiefsten Winter auf die Straßen treiben kann. Eurosonic-Nächte sind lang, führen im Zickzack-Kurs durch sämtliche Gassen und enden zumeist nicht dort, wo sie geplant enden sollten. Manche lassen sich treiben, andere haken nach einem ausgeklügelten Plan Konzert für Konzert ab. Und für alle, die keine Kohle für ein Ticket haben, steht auch noch ein riesiges Zelt auf dem großen Markplatz, in dem meist besonders radiofreundliche Bands auftreten. Groningen und das Eurosonic haben damit die Grundwerte der Kölner Popkomm übernommen: Mache das Festival für alle erlebbar, trage das Programm bis weit über die Delegierten hinaus und halte damit die ganze (nicht allzu große) Stadt in Atem. Denn am Ende kann sich keiner dem Sog entziehen, und der Geist des Eurosonic findet sich in jedem Geschäft und in jedem Café wieder – ein absoluter Veranstalter-Traum! Carsten Schumacher — 17.–20.01. NL-Groningen — Alice Merton, Ana Curcin, Baest, Dakota, Dillon, Equalz, Housewives, Komodo, Kytes, Lydmor, Ellis May, Meute, Nihils, Pardans, Phlake, Sandor, School Of X, Sigrid, Svin, Úlfur Úlfur, Velvet Volume, We Like We, Yonaka, Zeal & Ardor, Žen u. a.

Zeal & Ardor

Für weniger als zwölf Euro bietet das Mini-Festival Mucke bei die Fische einen musikalischen Überraschungsabend in Hamburg. Schließlich treten hier nur Künstler und Bands auf, die in Deutschland noch nie auf der Bühne standen.

Anfang 2018 wird die Hamburger Musikszene wieder ein bisschen aufgemischt und durchinspiriert. Nachdem das Showcase-Festival Mucke bei die Fische bei seiner Erstausgabe bereits besonderen Anklang fand, geht es am 20. Januar in die zweite Runde. Wie bereits im Jahr zuvor werden an einem Abend verschiedene Acts im Rock- und Indie-Club Molotow auf drei Bühnen auftreten. Das Konzept ist so simpel wie genial: Bands und Solokünstler, die einige Tage vorher beim Eurosonic in Groningen zu sehen waren, kommen anschließend in die Hansestadt, um auch hier zu überzeugen. Einzige Bedingung ist, dass die Künstler vorher noch nie in Deutschland auf einer Bühne gestanden haben; ein vielversprechendes Blind Date mit Musikern also. Und angesichts der Künstler, die hier im letzten Jahr aufgetreten sind, um ihren Deutschland-Einstand zu geben, können sich Spürnasen wieder auf die Jagd freuen. Acht Acts waren 2017 mit dabei, unter anderem die britische Band The Magic Gang und Singer/Songwriter Tom Grennan, der daraufhin im September auch zum Reeperbahn Festival eingeladen wurde. Leonie Becker — 20.01. Hamburg — tba.

Sigrid

Alice Merton


#Live #Festival

Lieblingsplatte Festival In einer Zeit, in der Musikrezeption vornehmlich von Playlisten beherrscht wird, versucht das Lieblingsplatte Festival das Album als künstlerische Ausdrucksform zurück in den Fokus zu zerren. Die zweite Ausgabe präsentiert sechs Lieblingsplatten live und in kompletter Länge.

Alben deutscher Popgeschichte« versehen und an jeweils einem Abend im Düsseldorfer Zakk live präsentiert. Nachdem die Lieblingsalben der Festivalpremiere eine Zeitspanne von etwa 30 Jahren umfassten, wird der Rahmen für die zweite Ausgabe etwas enger gefasst: Mit Alben wie »Ich-Maschine« von Blumfeld und Mouse Das Lieblingsplatte Festival steckt seine Ziele On Mars’ »Iaora Tahiti« stehen diesmal die hoch. Bereits mit der zweiten Ausgabe will das 80er- und 90er-Jahre im Fokus. Festival nicht weniger als bei der Diskussion Henrike Schröder um die Definition eines popmusikalischen Ka— Düsseldorf — 09.12. Mouse On Mars — 12.12. Andreas nons mitmischen. Dafür werden erneut sechs Dorau — 13.12. Family 5 — 14.12. Stieber Twins — Alben hervorgekramt, mit dem Label »wichtige 15.12. Flowerpornoes — 16.12. Blumfeld

Andreas Dorau

Bergfestival Sommerfeeling im Schneegestöber: Die Besucher des Bergfestivals tauschen das heimische S chmuddelwetter gegen Urlaubsspaß im Wintersportort Saalbach-Hinterglemm.

über zwei Tage hinweg den gängigen AprèsSki-Partys Konkurrenz machen. Gespielt wird in Nachtlokalen, auf Skihütten und zwei OpenAir-Stages. Die Bandbreite geht von Rock über HipHop bis zu Electronica. Statt im Zelt kann Mit über 200 km bestens präparierten Pisten man hier in Hotels, Pensionen, Appartements ist Saalbach-Hinterglemm nicht mehr nur oder Jugendgästehäusern unterkommen. ein Traum für jeden Ski- und Snowboard- Leonie Becker Freak, sondern mittlerweile auch für Fans von Live-Musik. Zum fünften Mal findet in dem — 08.–10.12. Saalbach-Hinterglemm — Bosse, Broilers, Christina Stürmer, Drunken Masters, Emil Bulls, Evil kuscheligen Dorf im kommenden Dezember Jared, Faber, Großstadtgeflüster, Itchy, Käptn Peng das Bergfestival statt. Die Bühnen sind, bis auf & Die Tentakel Von Delphi, Liedfett, Monsters Of eine Ausnahme, alle im Tal verteilt und werden Liedermaching, Van Holzen, Wanda

Wanda

Punk im Pott Aufgeschobene Abschiedskonzerte, exklusive Shows und das eine oder andere Jubiläums- bzw. Comeback-Konzert: Die Turbinenhalle in Oberhausen hat beim Punk im Pott in den letzten 18 Jahren schon einiges gesehen.

Alex Schwers scheint ein Händchen für Punkfestivals zu haben – als Schlagzeuger von Slime ist das auch nicht verwunderlich: Mit dem Ruhrpott Rodeo veranstaltet er das größte Punkfestival Deutschlands, und das Punk im Pott gilt als größtes Indoor-Festival seiner Art. Vielleicht liegt es daran, dass es sich

als »das Fest nach dem Fest« zur Alternative zum öden Weihnachtsfest erklärt hat. Dabei gehört das Nächtigen in der Turbinenhalle mit gemeinsamem Frühstück zu den Traditionen des Festivals. Um diese festlichen Gepflogenheiten auch an nachfolgende Generationen weiterzugeben, wird es in diesem Jahr erstmals eine zweite Bühne für Nachwuchsbands geben. Henrike Schröder

ZSK

— 29.–30.12. Oberhausen — Christmas, Dritte Wahl, Emscherkurve77, Knochenfabrik, Knorkator, Los Fastidos, Paranoya, Rasta Knast, StrgZ, Swiss + Die Anderen, Terrorfett, Wilde Zeiten, Zaunpfahl, ZSK

Finnland auf dem Eurosonic 2018

Acoustic Winter

Kenner wissen: Aus Finnland kommen bisweilen krude Klänge. Kein anderes Land hat so viele Künstler mit derart ungewöhnlichen Ideen. Ganz Finnland? Nein, derart berechenbar ist die Sache nun auch nicht. Isac Elliot, Finnlands Pop-Sprössling, und Electro-Pop Sängerin Alma widersetzen sich der Regel: Finnland kann auch radiofreundlich. Mit den anderen bestätigten finnischen Acts fürs Eurosonic 2018 macht das Land seiner musikalischen Reputation jedoch wieder alle Ehre: Während die Death-Rock-Band

Als »Festival der leisen Töne« verzichtet die Düsseldorfer Konzertreihe Acoustic Festival auf elektrische Instrumente und rückt dafür akustische Musik in den Vordergrund. In die kommende Saison startet das Festival mit einer Veränderung. Als saisonales Pendant zum Acoustic Summer findet das Acoustic Winter logischerweise in der kalten Jahreszeit statt – am Konzept ändert das jedoch nichts: Handgemachte Musik soll gefördert werden. Dafür wird statt der elektrischen die akustische Gitarre ausgepackt. Nicht nur bereits

Grave Pleasures die Düsternis zu einem fast fröhlichen Ort werden lässt, buttern Pekko Käppi und seine Entourage psychedelischen Voodoo-Folk zum Programm hinzu. Lxandra ist mit Ambient-Dance die richtige Anlaufstelle für Groove-Begeisterte, und Tontario sorgt mit düsterem Deep-House für Tiefenentspannung. Leonie Becker — 17.–20.01. NL-Groningen — Alma, Grave Pleasures, Isac Elliot, Lxandra, Pekko Käppi, Tontario

etablierte Acts, sondern auch Newcomer sorgen hier für ein gebannt lauschendes Publikum. Eine Neuerung wird es ab 2018 jedoch geben: Das Festival wird sowohl im Winter als auch im Sommer im Düsseldorfer Weltkunstzimmer stattfinden. Henrike Schröder — 13.01. Düsseldorf — #Laut Leben, Der Butterwegge, Emaline Delapaix, Justin Sullivan, Matze Rossi, Niall Connolly, One Eye Open, Pollyana, The Porters, Tim Lothar

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#Preview #Festivalvorschau 2018

Festivalvorschau 2018

KOMM MIT RAUS INS FREIE! Es fällt schwer, im Schnee zu sitzen und an Open Airs zu denken. Aber dafür haben wir ja die Experten der Festivalguide-Redaktion, die selbst im Winter zelten. In ihrem Büro! Jedenfalls liegt ihnen die Festivalsache so sehr am Herzen, dass die Liebe selbst bei Frost nicht abkühlt, und zusätzlich haben sie auch noch den Überblick über alle Bestätigungen und Updates, die festivalseitig gerade reinflattern. Denn merke: Der frühe Vogel kriegt die Tickets, die der Murmelbär im Nachhinein betrachtet gern für sich gesichert hätte. Und er bekommt sie sogar noch mit Rabatt! Also Platz da unterm Weihnachtsbaum, hier kommen unsere Empfehlungen für 2018!


#Preview #Festivalvorschau 2018

Docklands Wann? 09.06. Wo? Münster, Am Hawerkamp

Immergut

Größe? 12.000 Besucher

Wann? 25.–26.05.

Sound? Electronica

Wo? Neustrelitz, Festivalgelände (Bürgerseeweg 29) Größe? 7.500 Besucher Sound? Rock, Indie, Electro, Pop Vibe? Dein Zelt steht. Die Maisonne scheint wärmer, als die Wetter-App anzeigt. Die ersten Biere prickeln in deinem Körper. Du schlenderst über den Campingplatz zum Eingang. Du lässt die Kontrollettis machen. Du betrittst die kleine Lichtung. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber der erste in die neue Festivalsaison. Dein Blick schweift über die Baumkronen, die liebevollen Buden und schließlich die Bühne. Deine Lieblingsband des kommenden Jahres eröffnet, und deine Lippen formen mit leisem Seufzen diesen Satz: »Ich bin zu Hause.« Tja, pathetisch, aber so isser: der Vibe. Sehenswürdigkeiten? Die wundervolle Lichtung als Spielstätte haben wir ja schon bejubelt. Das Festzelt mit der Nebenbühne vergisst man ebenso wenig, wenn man einmal dort auf den wippenden Bodenbrettern gestanden hat: sieht aus wie Schützenfest, fühlt sich an wie die geilste Indie-Party. Außerdem zu empfehlen: mit der motorisierten Bimmelbahn zu den umliegenden Badeseen zu fahren.

Puls Open Air Wann? 08. – 09.06. Wo? Geltendorf, Schloss Kaltenberg Größe? 7.500 Besucher Sound? Indie, HipHop, Pop Vibe? Wenn der Jugendsender des Bayerischen Rundfunks einlädt, können weder Hörer noch Bands widerstehen. Natürlich gibt es auch gestandene Headliner, aber der PulsRedaktion liegen vor allem die Newcomer und Geheimtipps am Herzen, die sie ihrem musikinteressierten Publikum hier vorstellen können. Dafür wird das Schloss märchenhaft geschmückt und statt Ritterspiele gibt’s Streetfood-Stände. Sehenswürdigkeiten? Mit Schloss Kaltenberg als Kulisse braucht man keine weitere Sehenswürdigkeit. 700 Jahre hat die Anlage auf dem Buckel und entsprechende Erfahrung mit Gelagen und Ausschweifungen aller Art. Die verwinkelten Gassen, Stallungen und herrschaftlichen Innenräume sind liebevoll mit fliegenden und leuchtenden Objekten ausgeschmückt. Und zwischen Burggraben und Fasshalle sind während des Festivals die insgesamt fünf Bühnen verteilt.

Vibe? Wer sich erst gegen Abend auf den Weg zum Münsteraner Hafen macht, der hat bereits die Hälfte des Festivals verpasst – schließt das Motto »Day & Night« doch ausdrücklich den Tag mit ein. Und den braucht das auf 24 Stunden verdichtete Festival auch. Während das Docklands tagsüber noch zwischen Entspannung und Euphorie schwankt, werden mit Einzug in die Clubs endgültig ruhige Momente verbannt. Sehenswürdigkeiten? Als ausgewiesene Studentenstadt verfügt Münster nicht nur über eine beeindruckende Fülle an Fahrrädern, sondern auch über eine vielfältige Kulturlandschaft, die im beschaulichen Münsterland ihresgleichen sucht. Als dessen Knoten- und Kernpunkt beherbergt das alte Fabrikgelände Am Hawerkamp neben Clubs, Ateliers und Ausstellungsräumen einmal im Jahr das Elektronik-Festival Docklands.

Rockavaria Wann? 09.–10.06. Wo? München, Königsplatz Größe? 22.000 Besucher Sound? Rock Vibe? Mit pathetischen Worten und Paukenschlägen kündigt Rockavaria »das RockComeback des Jahres« an und will damit mitten ins Herz Münchens treffen: Ein urbanes Rock-Festival auf dem Königsplatz soll es werden, mit zwanzig Bands auf zwei Bühnen. Unterkunft im Hotel statt Zelten und anstelle einer matschigen Weide die retro-antike Architektur der Glyptothek als Kulisse für zwei Tage Gitarrendröhnen. Sehenswürdigkeiten? Auch das 19. Jahrhundert unterlag bereits dem Einfluss von RetroTrends: Nachdem 1763 die Nachricht vom Fund Pompejis durch ganz Europa schwappte und eine Begeisterung für die Antike auslöste, gab auch König Ludwig I ein pseudo-antikes Faksimile antiker Architektur in Auftrag: den Königsplatz mit der Glyptothek. Da drängt es sich ja förmlich auf, die Hauptbühne von Rockavaria »King’s Stage« zu nennen.

With Full Force Wann? 14.–16.06. Wo? Gräfenhainichen, Ferropolis Größe? 30.000 Besucher Sound? Metal, Hardcore, Rock Vibe? Gibt es einen Ort in Deutschland, der mehr Metal ist als Ferropolis? Unter Tausenden von Tonnen rostigen Eisens versammeln sich Metal- und Hardcore-Fans aus ganz Deutschland und haben beim Einstand 2017 schon mehr Wall Of Death gefeiert als Melt und splash! in all ihren Ferropolis-Jahren zusammen. Gut gelaunt und friedlich, wie diese Fans der harten Subkultur halt so sind. Sehenswürdigkeiten? Gigantische Maschinen aus Eisen und Rost sind hier die Sehenswürdigkeit, ebenso der die Szenerie umschmeichelnde Gremminer See. Vor dieser Kulisse tobt dann der Sturm, den die Boxentürme entfesseln. Wem das zu viel wird (als Metal-Fan ist man ja auch Romantiker), dem seien die angrenzenden Wälder und Naturparks empfohlen, denn Sachsen-Anhalt ist hier trotz der Nähe zu Bitterfeld alles andere als industriell verwüstet.

Maifeld Derby Wann? 15.–17.06. Wo? Mannheim, MVV Reitstadion Größe? 4.500 Besucher Sound? Indie, Rock, Electro, Pop Vibe? Hier streifen ganz besondere Trüffelschweine durch die Stallungen und Arenen des Reitstadions auf dem Maimarktgelände. Hübsche, neugierige, modisch gekleidete, mit guten Juten behangene Wesen, die überhaupt kein Problem damit haben, sich mal einen Act anzuschauen, von dem sie noch nie etwas gehört haben und dem sie nur zu gern ihre Öhrchen und Näschen entgegenstrecken. Sehenswürdigkeiten? Das geschmackvolle Line-up voller Indie-Darlings und handverlesenem Hot Shit verdient diese Bezeichnung durchaus. Ähnlich spektakulär sind auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des alljährlichen Steckenpferd-Dressur-Reitturniers – die sollte man sich anschauen, oder aber man schwingt sich einfach selbst auf den Stock.

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#Preview #Festivalvorschau 2018

Kosmonaut Wann? 29.–30.06. Wo? Chemnitz, Stausee Rabenstein Größe? 10.000 Besucher Sound? Indie, Rock, HipHop

Hurricane / Southside Wann? 22.–24.06. Wo? Scheeßel, Eichenring / Neuhausen ob Eck, take off GewerbePark Größe? 80.000 / 55.000 Besucher Sound? Electro, Indie, Metal, Pop, Punk, Rock Vibe? Die beiden Schwesterfestivals bilden mit dem genreübergreifenden Musikangebot das Kuchenbuffet mit Glitzertopping unter den Open Airs. Sollte die Bestückung des Timetables noch Wünsche übrig lassen, verbringt sich so ein Wochenende dank ausgeprägter Campingplatz-Kultur auch genussvoll inmitten von Flunkyball-Turnieren, Wasserschlachten und Pavillon-Discos.

Vibe? Wenn ein Publikum zu Gast auf dem Festival einer Band ist, besteht natürlich von vornherein so ein Grundvertrauen. Und Kraftklub sind tatsächlich gute Gastgeber, moderieren mal ein Spiel, mal geben sie auf dem Campingplatz den Weckdienst, und 2018 sind sie nicht nur Talent-Scout, sondern auch offizieller Headliner. Pfeffi ist hier Grundnahrungsmittel, die Security spricht Sächsisch – mehr Ossi-Vibe-Feeling geht kaum! Sehenswürdigkeiten? Ein Stausee, Campingmöglichkeiten für Wohnmobile, eine Kuppelshow – alles normal für ein Festival, aber das Kosmonaut bietet überdies eine waschechte Flunkyball Arena, die unterstreicht, dass es dieses Open Air mit der Festivalkultur ernst meint. Vorab-Anmeldungen sind allerdings Pflicht – nur angemeldete Teams werden während des Spiels mit Bier versorgt!

Sehenswürdigkeiten? Durch wechselhafte Wind- und Wetterbedingungen geht bei den Festivals gerade modisch gesehen so einiges. »You look so beautiful in your raincoats«, bemerkte Lorde beim Hurricane. Denn die tanzende Masse glich einem bunten Konfettiregen. Auf dem Southside präsentiert man den Festivallook auch gern auf der Landebahn mit Riesenrad-Hintergrund. Das perfekte Instagram-Bild ist also gesichert.

Kunst!Rasen Wann? 29.06.–23.08. Wo? Bonn, Gronau (Rheinaue) Größe? 9.000 Besucher Sound? Rock, Pop, HipHop Vibe? Der Kunst!Rasen-Vibe changiert mit seinen Veranstaltungen. Bei Steven Wilson wird er anders sein als bei LaBrassBanda und wieder anders bei den Simple Minds, Freundeskreis oder beim Klassik!Picknick, aber über allem schweben natürlich eine gewisse rheinische Leichtigkeit und das gute Gefühl, in der Rheinaue immer in rettender Nähe zur Zivilisation zu feiern. Und all das bei einer sehr angenehmen Publikumsgröße. Sehenswürdigkeiten? Das Gelände selbst ist gerahmt von Auen-Grün und liegt direkt am romantischen Rhein, kurz bevor dieser sich anschickt, zur Burgen-Allee und damit zum Touristenhonig zu werden. Dem Drachenfels kann man von hier quasi zuwinken, und auf der anderen Seite wartet geduldig die Museumsmeile, um vielleicht noch mit ins Amüsement gezogen zu werden. Aus Hauptstadtzeiten bekannt und ebenfalls fußläufig erreichbar: Villa Hammerschmidt und Palais Schaumburg.

Roskilde Wann? 30.06.–07.07. Wo? DK-Roskilde, Festivalpladsen Größe? 115.000 Besucher Sound? Rock, Indie, Electro, HipHop, Pop, Metal, R’n’B, World Vibe? So riesig und doch so friedlich: Auf dem Roskilde verbrüdern und verschwestern sich die Feierwütigen mit dem Hippie-Nachwuchs und den Veteranen, die schon in den Siebzigern dabei waren. Und das Festival zeigt alle Jahre wieder eindrucksvoll, dass man so einen Riesenevent auch ohne knurrige Securitys und Werbelogo-Dauerfeuer ausrichten kann und es sogar noch schafft, der Party eine politische Message mitzugeben. Sehenswürdigkeiten? Die muschelförmige Orange Stage ist mindestens so bekannt wie der Eifelturm oder die Pyramid Stage auf dem Glastonbury. Das echte »Orange Feeling«TM holt man sich jedoch am besten im »Dream City«-Areal des Campingplatzes. Hier leben Camps, die schon Wochen vorher gemeinsam ihre eigene Stadt zimmern – da kann es schon mal passieren, dass ein hölzernes Postamt in direkter Nachbarschaft zu einem Schiffscontainerturm und einem Nachbau des Schlosses von Winterfell steht.

Summerjam

splash!

Wann? 06.–08.07.

Wann? 06.–08.07.

Wo? Köln, Fühlinger See

Wo? Gräfenhainichen, Ferropolis

Größe? 30.000 Besucher

Größe? 25.000 Besucher

Sound? Reggae, Electro, HipHop, Weltmusik

Sound? HipHop, Electro, R’n’B

Vibe? Vibe ist hier zu Hause, mein Kind! Der Spaziergang über das Gelände kann da auch schon mal zum Ausflug in die Karibik werden. Hier eine Garküche mit Hühnchen, da eine leckere Bowle und ein paar afrikanische Teigbällchen. Und damit dann unter Reggae-Klängen ab zum Strand des Fühlinger Sees zum Chillen – eine Entspannung, die sich keiner nehmen lässt. Selbst die Polizei scheint äußerst relaxed.

Vibe? Der Begriff splash!-Moment hat sich in den letzten Jahren etabliert. Hiesige HipHopFreaks lassen die Community damit via Social Media an der Realness dieses Festivals teilhaben. Die rauschhafte Stimmung, umgeben von den heißesten Beats und den freshesten Punchlines, steht einfach für sich. Und wir schwören: Spätestens nach der spontanen Zeltplatz-Cypher bist auch du offiziell von diesem Festival gesplasht.

Sehenswürdigkeiten? Vor allem das kulinarische Angebot ist immer wieder sehenswert, denn die Vielfalt überzeugt. Abseits dessen gehören sicherlich das bunte Festivalpublikum zu den Sehenswürdigkeiten und die Waghalsigkeit, mit der jedes Fleckchen Insel bezeltet wird. Wem das nicht reicht: Der Nahverkehr in die Kölner Innenstadt ist immer in Reichweite. Und wer nicht zum Dom will, kann einfach rüber ins Spaßbad nach Köln-Chorweiler.

Sehenswürdigkeiten? Durch die gewaltigen, vibrierenden Bässe und die phänomenalen Lichtshows manövriert das splash! Ferropolis und seine monströsen Eisenbagger jedes Jahr straight ins 21. Jahrhundert. Bei stechender Hitze geht’s nach dem Pogen ab ins Wasser, und bei Regenwetter bleiben dank Betonflächen auch die weißen Airmax fresh bis zum grandiosen Feuerwerk am letzten Abend.


#Preview #Festivalvorschau 2018

Melt Wann? 13.–15.07. Wo? Gräfenhainichen, Ferropolis Größe? 25.000 Besucher Sound? Electro, Indie, HipHop, Pop Vibe? Dass das Melt an einer der schönsten Locations überhaupt stattfindet, hat sich längst rumgesprochen: Ferropolis, die Stadt aus Eisen, hat nicht nur einen See und idyllisches Umland mitten im Osten zu bieten, sondern vor allem, genau, jede Menge Eisen – die Konzerte finden im Freilichtmuseum für Braunkohletagebau statt. Mitten unter und zwischen den bunt angestrahlten Schaufelbaggern ist der Vibe natürlich entsprechend speziell. Sehenswürdigkeiten? Waaas? Du bist im Freilichtmuseum und schreist nach Sehenswürdigkeiten?! Wer den Hals nicht vollkriegt von Kultur und es in den drei Tagen tatsächlich vom Festivalgelände runterschafft, sollte sich einen Meilenstein der Architektur ansehen: das Bauhausgebäude in Dessau. Und zwar nicht nur, weil es ziemlich beeindruckend ist und dem geplagten Festivalbesucher in nur 25 km Entfernung vom bunten Rummel ein wenig Pause gönnt, sondern auch, weil es seit 1996 zum UNESCO Welterbe gehört.

Gibt es einen Ort in Deutschland, der mehr Metal ist als Ferropolis? Von Melt zu Metal: Auch das With Full Force fühlt sich unter den riesigen Baggern von Gräfenhainichen direkt pudelwohl.

Wann? 19.–22.07. Wo? Wurster Nordseeküste, Sea-Airpark Cuxhaven/Nordholz

Sound? Rock, Indie, HipHop, Deutschpop Vibe? Als wir vor einigen Jahren mal Casper für eine Titelstory des Festivalguide interviewten und fragten, was ihn in der letzten Saison am meisten beeindruckt habe, sagte er uns: »Die Crowd beim Deichbrand.« In dem Jahr, als er dort spielte, glich der Campingplatz aufgrund des starken Windes und des trockenen Sandbodens nämlich einem Setting aus »Dune – der Wüstenplanet«. Man konnte die Hand nicht vor Augen sehen. Und was machten die Deichbrandler? Ein Tuch vor den Mund – und einen Moshpit, der gleich noch einen zweiten Sandsturm auslöste. Das ist der Vibe dort! Sehenswürdigkeiten? Zwar ist die Nordseeküste noch gut 15 Kilometer vom Festivalgelände entfernt, aber wenn ihr früh genug klärt, dass jemand am Vortag mal nur bis Mitternacht trinkt, wäre ein kleiner Abstecher auf jeden Fall drin. Ansonsten macht sich der eingangs erwähnte Vibe natürlich auch beim Publikum bemerkbar: Das ist zu großen Teilen nämlich »nordisch by nature«, trinkfreudig, präferiert seinen Humor halbtrocken und ist feiertechnisch nicht kleinzukriegen – also auch eine Sehenswürdigkeit für sich.

Wann? 09.–11.08. Wo? Rees-Haldern, Alter Reitplatz Größe? 7.000 Besucher Sound? Indie, Pop, Folk Vibe? Als würde der nette Teil der Dorfjugend ein Zeltlager mit zugereisten Hippies, vagabundierenden Studis und vereinzelten Nerds aufbauen. Wer rumprollt, hat sich garantiert eingeschlichen. Wer die Musik jedem Kegeltour-Saufen vorzieht, ist hier absolut richtig. Das Spiegelzelt kommt einem LiebesAlkoven für den Musikgenuss gleich, und auf dem Campingplatz ist schon ab Mitternacht Bettruhe möglich.

Deichbrand

Größe? 60.000 Besucher

Haldern Pop

Juicy Beats Wann? 27.–28.07. Wo? Dortmund, Westfalenpark Größe? 30.000 Besucher Sound? HipHop, Electro, Indie Vibe? Für mittlerweile zwei Tage im Jahr verwandelt sich die Grünfläche in einen riesigen Dancefloor. Von großen Headlinern, die auf der Mainstage die Hütte abreißen, bis zum Geheimtipp-Songwriter über die lokale DJSzene bietet das Festival eine durchwachsene Genremischung. Das Publikum ist genauso wild durchmischt – von den Feierwütigen und Junggebliebenen bis zu musikbegeistertem Nachwuchs ist alles dabei. Sehenswürdigkeiten? Du hast dich im herrlich grünen Westfalenpark verlaufen? Kein Problem, der zentrale Dortmunder Fernsehturm ist immer ein guter Orientierungspunkt. Alternativ zeigen ausgehängte Früchtchen die Wege zu den vitaminreichen Bühnen. Notfalls kannst du auch an der Kreativmeile Zeit verbummeln oder hoffen, dass dich das ganztags fahrende TukTuk inklusive DJ und Electrofloor to go für ein Stück mitnimmt.

Sehenswürdigkeiten? Was Haldern zu bieten hat, wird auch gezeigt. Das ganze Dorf wird bespielt und weiß Bescheid, was das für Vögel sind, die da seit über 30 Jahren anreisen. Leicht versteckt gibt es nahe dem Reitplatz einen hübschen kleinen Badesee, in den man beispielsweise nach dem Konzertbesuch in der Dorfkirche hüpfen kann. Im Dorfkern betreibt das Haldern Pop zudem eine eigene Bar, wo das ganze Jahr über Konzerte gespielt werden.

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#Preview #Festivalvorschau 2018

Nature One Wann? 03.–05.08. Wo? Kastellaun, Raketenbasis Pydna Größe? 65.000 Besucher Sound? Electro Vibe? Die 90er sind zurück – oder waren nie weg? Was die grellbunte Neon-Ästhetik der Festivalplakate bereits andeutet, wird mitten im ländlichen Hunsrück einmal im Jahr Realität: ausgelassenes Raven unter freiem Himmel. Modesünden der 90er – wie Tattoo-Ketten und Plateau-Sneaker – mögen gerade ein Comeback erfahren, die blumige Techno-Ästhetik der Nature One hat jedoch gar kein Revival nötig. Sie war nie weg.

Watt En Schlick Wann? 03.–05.08. Wo? Varel, Kurhaus Dangast

A Summer’s Tale

Größe? 3.000 Besucher

Wann? 02.–05.08.

Sound? Indie, Pop, HipHop, Songwriter

Wo? Westergellersen, Eventpark Luhmühlen

Vibe? Direkt am Nordseestrand gelegen, mit Kurhaus und Festivalzelt, da kann der Vibe nicht anders sein als romantisch beeindruckt in die Ferne schweifend. Die Kulisse löst bei gutem Wetter sofort sämtliche Verspannungen und bei schlechtem immer noch den Husten. Alle sind familiär drauf, und dem Line-up unterstellt niemand ein Kalkül – so liebevoll persönlich ist es zusammengestellt.

Größe? 12.000 Besucher

Sehenswürdigkeiten? Na watt? Der Schlick natürlich! Wenn Schlamm schon der Inbegriff von Festival ist, dann ist Schlick die höhere Weihe. In dieser Steigerung von Matsch lässt sich nicht nur suhlen, beim Watt En Schlick werden direkt die Deutschen Meisterschaften im Schlickrutschen ausgetragen: 150 Meter mit einem Schlickschlitten in kürzester Zeit – probiert’s aus! Anmeldungen werden schon angenommen.

Sehenswürdigkeiten? Im Kalten Krieg waren hier noch NATO-Raketen stationiert. Etwa 60 Jahre später hat die Nature One die Bunkertunnel fest in Beschlag genommen, verwandelt die einzelnen Floors in grellbunte Blumenwiesen und lässt alles im Stroboskoplicht aufblitzen. Und selbst wenn die Laser, Feuerwerke und Projektionen einmal ausfallen, erschaffen die roten Leuchten der umliegenden Windräder ein ebenso schönes Funkelpanorama.

Sound? Indie, Songwriter, Rock, Electro Vibe? Ein Programm aus drei Tagen Konzerten irgendwo in der ländlichen Einöde reicht schon lange nicht mehr, um das potenzielle Festivalpublikum zu umgarnen. Selbst Yoga funktioniert heute als Köder nur noch bedingt. Mit der Trickkiste des A Summer’s Tale nimmt es so schnell jedoch kein anderes Festival auf: Interesse daran, Plattdeutsch oder Cajon zu lernen, an einer japanischen Teezeremonie teilzunehmen, Fährten zu lesen oder das Alter von Bäumen zu bestimmen? Sehenswürdigkeiten? Es kommt nicht von ungefähr, dass neben Fährtenlesen auch eine Wald-, Barfuß- und Kräuterwanderung im Programm stehen. Das Festivalgelände liegt inmitten der Lüneburger Heide – einer heidelastigen Kulturlandschaft, die heute vor allem durch die Beweidung mit Heidschnucken offengehalten wird. Wer die Umgebung auf eigene Faust erkunden möchte, kann sich außerdem ein Fahrrad leihen oder einfach drauflos wandern.

Highfield Wann? 17.–19.08. Wo? Leipzig, Großpösna, Störmtahler See Größe? 35.000 Besucher Sound? Rock, Indie, HipHop

Green Juice Wann? 17.–18.08 Wo? Bonn, Park Neu-Vilich Größe? 7.500 Besucher Sound? Indie, Punk, Rock Vibe? Auf Augenhöhe mit den Fans ist das Green Juice aus Bonn, das 2018 seinen elften Geburtstag feiert. In der Stadt wird vorgeglüht, beim Open Air dann abgefeiert. Das Festival ist 2008 aus der Initiative entstanden, endlich was gegen Kulturabbau und mangelnde Auftrittsmöglichkeiten zu tun, und das stieß in der Region auf viel Gegenliebe. Derart viel, dass sich sogar ein Festival in einem beschaulichen Wohngebiet halten kann! Sehenswürdigkeiten? Sehenswert ist allein schon ein Festival, das mit derart viel Initiative, Sponsoren-Akquise und Eigenarbeit die Preise für alle unten hält und zusätzlich zum Festival selbst noch kostenlose Vorveranstaltungen organisiert. Darüber hinaus fahren einen aber auch Bus und Bahn in wenigen Minuten zu allen Sehenswürdigkeiten und Einkehrstätten der ehemaligen Bundeshauptstadt.

Vibe? Das wohl familiärste der großen Festivals des Hochsommers bietet noch humane Fußwege vom Zelt zur Musik und dennoch volle Crowds in Tanzlaune von nachmittags bis abends. Wenn die Slots der Lieblingsbands sich überschneiden, lassen die zwei dicht beieinander liegenden Bühnen auch mal spontane Wechsel zu. Musikliebhaber und Feierwütige kommen beim Highfield gleichermaßen auf ihre Kosten. Sehenswürdigkeiten? Im Osten kann es im Sommer bekanntlich schon mal heißer werden: Der Störmtahler See bietet in unmittelbarer Nähe des Festivalgeländes die Möglichkeit, sich abzukühlen oder bei unterschiedlichstem Wassersport auszuprobieren. Wer der Sonne zum Trocknen doch wieder etwas näher kommen will, kann auf dem Riesenrad hoch hinaus und sich das Spektakel mal in der Komplettansicht geben.

Open Flair Wann? 08.–12.08. Wo? Eschwege, Festplatz am Werdchen Größe? 20.000 Besucher Sound? Electro, Metal, Rock, Punk, Indie, HipHop Vibe? Wer feiert hier am besten – Jung oder Alt? Diese Frage stellte sich bei der letzten Ausgabe, als das örtliche Seniorenheim einen Ausflug zum Open Flair unternahm. Im Rollstuhl, wahlweise mit Redbull oder Dosenbier in der Hand, oder mit beiden Händen fest am Rollator. Und natürlich wird zusammen gefeiert – wenn die Nachbarn schon extra ihren Bingo-Nachmittag unterbrechen. Und das Beste am Ausflug? »Man hat mich gefahren, früher musste ich laufen!« Sehenswürdigkeiten? Die 20.000 Einwohner starke Kreisstadt Eschwege besticht vor allem durch beschauliches Fachwerk, das im Winter die perfekte Kulisse für den Sterntaler Weihnachtsmarkt bildet. Und im Sommer ist man mit einem kurzen Gehweg auf der WerraFlussinsel Werdchen beim Open Flair, wo neben den großen Namen der Gitarrenmusik auch der Kleinkunst, einem Kinderprogramm und einer Kapelle zum Runterkommen Platz eingeräumt wird.


#Preview #Festivalvorschau 2018

Sziget Wann? 08.–15.08. Wo? H-Budapest, Óbudai-Insel (Mozaik Utca)

Taubertal

Größe? 500.000 Besucher Sound? Electronica, HipHop, Indie, Jazz, Metal, Pop, Punk, R’n’B, Rock, sonstiges, World

Wann? 10.–12.08.

Vibe? Eindrucksvoller als das Sziget geht wohl kaum: Der Festivalgigant setzt durch die multikulturelle Vielfalt zwischen Musik, Kunst, Theater und Tradition ein klares Zeichen für die Freiheit. Mitten auf der Donau treffen Musikverrückte aus über 100 Ländern zusammen und machen die »Island Of Freedom« zur »Island Of Colors«, »Island Of Dreams« oder »Island Of Wonders«. Beim Sziget ist alles möglich.

Größe? 18.500 Besucher

Sehenswürdigkeiten? Eine Mischung aus Street-Art und Zirkuskult sowie eine detailverliebt gestaltete Umgebung machen die »Insel der Freiheit« zum Farbklecks im Herzen der Donau. Auf der einen Seite Buda, auf der anderen Pest. Die Möglichkeit, mal schnell raus aus dem rauschhaften Festivalambiente zu kommen und ein wenig Stadtluft in Ungarns Metropole Budapest zu schnuppern, bietet sich so auf keinem anderen Festival.

Lollapalooza Wann? 08.–09.09. Wo? Berlin, Olympiastadion & Olympiapark Größe? 60.000 Besucher Sound? Rock, Indie, Electro, HipHop, Pop Vibe? Hier sieht’s aus wie im Kopf von Festival-Gründer Perry Farrell: verschroben-bunt, inspirierend und durcheinander. Genau wie er ist alles wie auf Dope und will dein Freund sein. Und es sieht aus, als wäre ein äußerst ambitionierter Bastel-Sonntag aus den Fugen geraten und zeitgleich jeder VeranstalterWunsch an das eigene Festival in Erfüllung gegangen. Dort treffen dann Großstadt-Hipster auf die Fans des Mainstream-Headliners. Sehenswürdigkeiten? Eigentlich kann man wie Alice durchs Wunderland stolpern und findet Attraktionen an jeder Ecke. Es soll Menschen gegeben haben, die nie aus dem Kidzapalooza hinausgefunden haben. Wer des süßen Treibens dennoch überdrüssig wird, dem liegt ganz Berlin als Spielwiese zu Füßen: vom Ramones Museum bis zum Berghain. Oder man sucht die Ruhe der nahe gelegenen Natur in Murellenschlucht und Schanzenwald gleich nebenan.

Wo? Rothenburg ob der Tauber, Eiswiese

Rocco del Schlacko Wann? 09.–11.08. Wo? Püttlingen, Sauwasen Größe? 28.000 Besucher Sound? Rock, Indie Vibe? Vom namensgebenden Schlackenberg zu den Sauwasen: Das Festival mit einem Händchen für treffend klingende FestivalLocations gibt es nun bereits seit fast 20 Jahren – seit 2013 mit eigenem Ponyhof, zwar ohne Pferde, aber dafür mit zusätzlicher Bühne. Und das bedeutet hier vor allem: noch mehr Platz für Konzerte, zum Grölen, Tanzen und Chillen. Sehenswürdigkeiten? Definiert als feuchtes Grünland, könnte man sich unter Wasen eine frische Wiese im satten Grün vorstellen, dazu ein paar Wildblumen und frischen Tau, der auf den Gräsern liegt. Mit dem Präfix Sau wird aus der ländlichen Poesiealben-Romantik jedoch ganz schnell das perfekte Festivalgelände: Man stelle sich horrende Schlammmassen vor, in denen sich ganz idyllisch der Sonnenuntergang spiegelt. Und darüber das gitarrenlastige Wummern der Rockkonzerte.

Sound? Rock, Punk, HipHop, Electro, Metal, Pop Vibe? Die grüne Kulisse des Festivals sorgt nicht nur für die entspannte Atmosphäre, sondern verlieh vermutlich auch der »Sounds for Nature«-Bühne – auf der der Gewinner des Nachwuchsband-Wettbewerbs Emergenza gekürt wird – ihren Namen. Beim Taubertal fügen sich Umgebung und Festival so gut zusammen, dass selbst der nahe gelegene Steinbruch als Location für die Warm-upund Afterhow-Party verwendet wird – ohne dass sich spießige Bewohner zu sehr über die lauten jungen Leute aufregen würden. Sehenswürdigkeiten? »Liebliches Taubertal« titelt der Tourismusverband der Region und schiebt gleich noch das Prädikat »Fränkisch gut« hinterher, bevor Artikel zu Grünkernkönig und –königin, Wohnmobilurlaub und Wandergenuss folgen – bebildert mit grünen Weiden, lachenden Familien und frischer Ernte. Eingerahmt von einem steilen, bewaldeten Hang zur Linken und der Tauber zur Rechten, fügt sich auch das Taubertal Festival hervorragend in die Landschaft ein.

Mit dem Präfix »Sau« wird aus der ländlichen Poesiealben– Romantik jedoch ganz schnell das perfekte Festivalgelände.

New Horizons Wann? 24.–25.08. Wo? Eifel, Nürburgring Größe? 55.000 Besucher Sound? EDM, Electro Vibe? Das New Horizons versucht gar nicht erst, das Festival in die natürliche Umgebung des Nürburgrings zu integrieren, sondern verwandelt die Rennstrecke in ein neues, eigenständiges Reich: Das »Kingdom of New Horizons« wird zwei Tage lang zur Kulisse für mehr als 150 DJs und Fans der elektronischen Musik, die eintauchen wollen in eine in sich geschlossene, Stroboskop-getränkte Erlebniswelt. Sehenswürdigkeiten? Aus sieben verschiedenen Areas – geprägt durch unterschiedliche elektronische Musikstile – setzt das New Horizons seine eigene futuristische Landschaft zusammen. Das unaufhörliche Zahnräder‑Rattern von Maschinen bildet die Geräuschkulisse der Steampunk‑Area »Capital Park« – daneben der hypnotische, neon-bunt gestaltete »Goa Garden« oder die festlich leuchtende Manege des »Urban Circus«.

Die Sauwasen als Standortvorteil des Rocco Del Schlacko in Püttlingen.

Reeperbahn Festival Wann? 19.–22.09. Wo? Hamburg, Reeperbahn Größe? 38.000 Besucher Sound? Rock, HipHop, Indie, Metal, Folk, Electro Vibe? Es ist der Vibe von St. Pauli, der hier auf ein vielseitig interessiertes Musik-Publikum trifft, was im Gesamtbild dann an Anarchie grenzt. Kegelausflug von links, Musik-Nerds von rechts, Business-Vögel mittendrin, und im einen Fenster spielt ‘ne Band, während aus dem Fenster nebenan die Prostituierte winkt. Aber keine Sorge, die Geschichte geht eigentlich immer gut aus, und niemand ist genervt. Sehenswürdigkeiten? Die Reeperbahn an sich ist die Sehenswürdigkeit. Es ist eine massive Ballung von Nachtkultur-Geschichte in sämtlichen Ausprägungen, und niemand, der hier nicht wohnt, kennt letztlich jeden Winkel. In und um die Partymeile herum gibt es deswegen einen schier unerschöpflichen Pool interessanter Veranstaltungsorte, sodass der Festival-Besuch jedes Jahr wieder ein anderer ist und neue Eindrücke mit sich bringt.

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MO–SO 00:00–23:59

CHARTS DIE BIGGSTE TOP 100 CHART PARTY

LOCATION: bigFM.DE/WEBRADIO STAGE: I bigFM CHARTS DATE: IMMER – 24/ 7

Jetzt reinhören auf bigFM.de/webradio oder in der bigFM App. DEUTSCHLANDS BIGGSTE BEATS.


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intro 12.17.qxp_Layout 1 15.11

16.12.2017 / SA

06.12 | Tobi Katze 07.12 | Rocko Schamoni 12.12 | NightWash 13.12 | Brothers of Santa Claus 14.12 | Robert Forster 16.12 | Le Fly

Impala Ray

Support: Walking on Rivers

05.01.2018 / FR

Götz Widmann "Rambazamba"

11.01.2018 / DO

Mon Côté Punk

11.01 | Salim Samatou 19.01 | Simon Stäblein 24.01 | Marcel Mann 25.01 | Chris Tall AUSVERKAUFT 30.01 | Razz 31.01 | Jon Gomm

Tour 2018

21.01.2018 / SO

Carmen Souza "Creology"-Tour

09.02.2018 / FR

Trovaci

15 Jahre Trovaci

16.02.2018 / FR

The Busters

"Straight Ahead" Tour 2018

25.02.2018 / SO

Zugezogen Maskulin "Alle gegen Alle" Tour

14.03.2018 / MI

Che Sudaka Tour 2018

15.03.2018 / DO

Quadro Nuevo

01.02 | Michael Krebs 07.02 | Tim Berne “Black Satan” 08.02 | The High Kings 09.02 | $ick 10.02 | Nils Wülker 14.02 | Tribe 15.02 | Luciano 16.02 | Azad 17.02 | Rogers 18.02 | Moritz Neumeier 20.02 | NightWash 20.02 | Giant Rooks 24.02 | Johnny Armstrong

ALT-J

18.1. MAX-SCHMELING-HALLE

KAKK MADDAFAKKA 2.2. COLUMBIAHALLE

TOCOTRONIC 16.4. COLUMBIAHALLE

"Flying Carpet"-Tour

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Sa 02.12.

BALBINA Mi 06.12.

DRUM KLUB

CIGARETTES AFTER SEX 16.5. COLUMBIAHALLE

FAT FREDDY´S DROP 24.8. ZITADELLE

Fr 08.12.

SEBASTIAN PUF PUFPAFF Mi 13.12.

HAVEL SLAM Sa 23.12.

WASCHHAUS 80er Mi 27.12.

DIE GORILLAS Do 28.12.

AHNE Fr 29.12.

WLADIMIR KAMINER

BEATSTEAKS

25.8. KINDL-BÜHNE WUHLHEIDE

Sa 30.12.

ERIKA STUCKY MIT

FM EINHEIT & LA CETRA BAR BAROCKORCHESTER BASEL

TASH SULTANA

So 31.12.

TATJANA MEISSNER

10.9. COLUMBIAHALLE

So 31.12.

...weitere Termine folgen...

SILVESTER IM WASCHHAUS www.waschhaus.de

TICKETS: KOKA36(.DE)


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WICHTIGE ALBEN DEUTSCHER POPGESCHICHTE LIVE

Fr. 01.12. 19:00 Uhr Di. 19.12.17 | Universum Stuttgart

TIEFLADER

Sa. 23.12.17 | LKA Longhorn Stuttgart

ITCHY

Do. 11.1.18 | Goldmarks Stuttgart

MISTER AND MISSISSIPPI Di. 16.1.18 | Keller Klub Stuttgart

BLUMFELD

ICH-MASCHINE MOUSE ON MARS

IAORA TAHITI ANDREAS DORAU BLUMEN UND NARZISSEN

FAMILY 5

RESISTANCE STIEBER TWINS FENSTER ZUM HOF FLOWERPORNOES RED‘ NICHT VON STRASSEN, NICHT VON ZÜGEN

G E F Ö R D E R T VO M

Mo. 04.12. 19:00 Uhr

ROYAL REPUBLIC

Support: AARON BUCHANAN & THE CULT CLASSICS

Mi. 06.12. 18:00 Uhr

8KIDS

Special guest: HELGEN | Im Substage Café

+ Gäste: DEZEMBERKIND, FUGGER Mi. 24.1.18 | Goldmarks Stuttgart + Gäste: KIND KAPUTT Do. 25.1.18 | Goldmarks Stuttgart + Gäste: FINN Mo. 29.1.18 | Im Wizemann Stuttgart

ALEX MOFA GANG SUICIDEBOYS

Di. 30.1.18 | clubCANN Stuttgart

ESCAPE THE FATE

+ guests: PALISADES, SET TO STUN Di. 30.1.18 | Goldmarks Stuttgart

BARRENSTEIN

Mi. 31.1.18 | Im Wizemann Stuttgart

SHAHAK SHAPIRA

MISTER ME Do. 07.12. 19:00 Uhr

FIDDLER’S GREEN Mi. 13.12. 19:00 Uhr

JOHNOSSI Do. 14.12. 19:00 Uhr

RUSSKAJA

& Special guest

Fr. 15.12. 20:00 Uhr

Mi. 31.1.18 | Universum Stuttgart

ALISON MOYET

Fr. 2.2.18 | Universum Stuttgart

Sa. 13.01. 18:00 Uhr

CHE SUDAKA ROGERS

Fr. 9.2.18 | LKA Longorn Stuttgart

MANDO DIAO

Fr. 9.2.18 | clubCANN Stuttgart + Gäste: THE INCREDIBILE HERRENGEDECK Mo. 19.2.18 | Liederhalle Stuttgart

TERRORGRUPPE MILKY CHANCE

Mi. 21.2.18 | Im Wizemann Stuttgart

SOL HEILO

Mo. 12.3.18 | Porsche-Arena Stuttgart

JASON DERULO

Sa. 17.3.18 | Schleyer-Halle Stuttgart + guests: AUGUST BURNS RED, WHITECHAPEL, IN HEARTS WAKE Sa. 24.3.18 | Merlin Stuttgart

HEAVEN SHALL BURN

FLASH FORWARD Special guest: SCHERF | Im Substage Café

Do. 18.01. 18:00 Uhr

ALEX MOFA GANG Special guest: FINN | Im Substage Café

Do. 25.01. 18:00 Uhr

BELGRAD

Im Substage Café

Do. 01.02. 20:00 Uhr

CHE SUDAKA Fr. 02.02. 18:00 Uhr

MAX RICHARD LESSMANN

SUZAN KÖCHER

Mi. 28.3.18 | Im Wizemann Stuttgart

Di. 06.02. 19:00 Uhr

So. 8.4.18 | Theaterhaus Stuttgart

L I E B L I N G S P L AT T E - F E S T I VA L . D E

Special guests: DECADE & ROB LYNCH

FLASH FORWARD

CURSE

09. BIS 16. DEZEMBER 2017 ZAKK/DÜSSELDORF

DEAF HAVANA

TOCOTRONIC

Di. 24.4.18 | Goldmarks Stuttgart

BIRTH OF JOY

Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Kartentelefon 0711 221105 www.musiccircus.de musiccircus.stuttgart

dez 17

Im Substage Café

ELECTRIC SIX Do. 15.02. 18:00 Uhr

SMILE & BURN Alter Schlachthof 19

Im Substage Café

76131 Karlsruhe

www.substage.de

www.facebook.com/substage.karlsruhe

SCHLACHTHOF WIESBADEN MURNAUSTR.1 65189 WIESBADEN

06.12. MI

EMIL BULLS / SUPPORT: GRIZZLY

06.12. MI

FIVA X JRBB

07.12. DO

BENDER & SCHILLINGER

07.12. DO

KATRIN BAUERFEIND

09.12. SA

BOUQ.TRIP

10.12. SO

MINE & FATONI

13.12. MI

ALEX MOFA GANG / FINN

19.01. FR

ALEXA FESER MIT DEN BERLIN STRINGS

27.01. SA

EGOTRONIC / BONDAGE FAIRIES

28.01. SO

NICO SEMSROTT

RoBeRt FoRsteR

29.01. MO

GISBERT ZU KNYPHAUSEN

Di 05.12.17

02.02. FR

KETTCAR

04.02. SO

DEXTER / SUPPORT: WALDOE

09.02. FR

KAKKMADDAFAKKA

10.02. SA

IRON & WINE

16.02. FR

KUULT

17.02. SA

FEINE SAHNE FISCHFILET

FaBRizio CaMMaRata

19.02. MO

SOL HEILO

20.02. DI

TORPUS & THE ART DIRECTORS

Sa 13.01.18 Willy naChDenKliCh Mi 24.01.18 axel haCKe Mo 05.02.18 Ghostpoet Mo 05.02.18 CiRCuit Des yeux Mi 28.02.18 zuGezoGen MasKulin Mo 05.03.18 Baloji So 18.03.18 eliF

27.02. DI

RAINALD GREBE: DAS ELFENBEINKONZERT

04.03. SO

ANTJE SCHOMAKER

05.03. MO

YANN TIERSEN (KURHAUS WIESBADEN)

08.03. DO

I AM OAK

10.03. SA

TAPEFABRIK 2018

12.03. MO

TOCOTRONIC

13.03. DI

WANDA

18.03. SO

EDITORS

17.04. DI

NOEL GALLAGHER‘S HIGH FLYING BIRDS

08.09. SA

FREUNDESKREIS (OPEN AIR)

Heidelberg – Am Karlstor 1 www.karlstorbahnhof.de

Unser komplettes Programm findet ihr im Internet unter

katrin BauerFeinD

Fr 01.12.17

FM BelFast

Mo 04.12.17

DinneR

Fr 08.12.17

GuRu GuRu

Sa 09.12.17

KatRin BaueRFeinD

Di 12.12.17

schlachthof-wiesbaden.de


129

U Do. 07.12.2017 | Live Music Hall, Köln

03.12. ZOOM 20:00 GURR

TERMINE AB DEZEMBER

04.12. MOUSONTURM 21:00 FM BELFAST 09.12. BATSCHKAPP 20:00 YUNG LEAN

FR 01.12. TOKEN 20.00

16.12. FRANKFURTER HOF/ MAINZ 20:00 MIGHTY OAKS

SO 03.12. GURR SUPPORT: SHAME 20.00

09.01. ZOOM 21:00 WOLF ALICE

MI 06.12. NOTHING BUT THIEVES SUPPORT: THE XCERTS + AIRWAYS 21.00

(c) dennis williamsson

SA 02.12. SAINT JHN 20.00

SO O LD UT !

DO 07.12. EMMA RUTH RUNDLE SUPPORT: JAYE JAYLE 21.00 SA 09.12. OKTA LOGUE DIAMONDS AND DESPAIR 20.00 MO 11.12. STEVE `N` SEAGULLS 21.00 SA 16.12. DAS PARADIES 20.00 MI 20.12. X ECUTIONERS 21.00 MO 25.12. GASTONE & FRIENDS 21.00 MI 27.12. NEWMEN + LOW 500 + MARTIN HEIMANN / APRILL / SAASFEE OBLIQUE 21.00 DO 28.12. U-BAHN KONTROLLÖRE IN TIEFGEFRORENEN FRAUENKLEIDERN 20.00 DI 09.01. WOLF ALICE 21.00 DI 16.01. ZUGEZOGEN MASKULIN 21.00 FR 26.01. FALLING REVERSE 20.30 MO 29.01. RAZZ 21.00 SO 11.02. GIANT ROOKS 20.00 MI 14.02. MALEEK BERRY 20.00 DO 15.02. BONES 20.00 DO 22.02. TERRORGRUPPE 21.00 FR 23.02. HAIYTI 20.00 SO 25.02. HIGHLY SUSPECT 20.00

ZOOM GMBH BRÖNNERSTRASSE 5 – 9 60313 FRANKFURT / MAIN WWW. ZOOMFRANKFURT.COM

30.01.

GISBERT ZU KNYPHAUSEN ! 02/12 SOLD OUT 05/12 06/12 07/12 08/12 09/12 11/12 12/12 13/12 15/12

VONA THE GODFATHERS FZW POETRY SLAM KMN GANG RUSSKAJA MINE & FATONI DAME ALEX MOFA GANG GLORIA FRITZ KALKBRENNER @ PHOENIXHALLE 17/12 GUILDO HORN 26/12 HONIGDIEB 29/12 SCHLAKKS, OPEK, RAZZMATAZZ & ANIYOKORE 30/12 ANTILOPEN GANG 31/12 FZW SILVESTER PARTY 09/01 RAF CAMORAZUSATZSHOW ! 10/01 RAF CAMORA SOLD OUT 11/01 WEEKEND 14/01 RAZZ 16/01 PICTURES 18/01 ABDELKARIM 19/01 EGOTRONIC 20/01 MIKE SINGER 23/01 THE ATTIC SLEEPERS, DARJEELING ! 26/01 KETTCAR SOLD OUT 28/01 RAKEDE 30/01 GISBERT ZU KNYPHAUSEN 09/02 DCVDNS 15/02 MERT 16/02 TERRORGRUPPE 17/02 GIANT ROOKS 21/02 MILKY CHANCE @ PHOENIXHALLE 23/02 DIETER THOMAS KUHN 25/02 DEINE FREUNDE 01/03 ANTJE SCHOMAKER 02/03 FABER 03/03 FEINE SAHNE FISCHFILET @ PHOENIXHALLE 08/03 PRINZ PI 11/03 MARTERIA @ PHOENIXHALLE 11/03 ROCKIN THE BLUES 14/03 ARCANE ROOTS 15/03 THE O´REILLYS & THE PADDYHATS 18/03 SCOTT BRADLEYS POSTMODERN JUKEBOX 20/03 DONOTS 21/03 WANDA @ PHOENIXHALLE 22/03 NIMO 05/04 MOSES PELHAM & BAND INFOS & TICKETS WWW.FZW.DE WWW.FACEBOOK.DE/FZWEVENT

FZW | RITTERSTR. 20 | 44137 DORTMUND

16.01. ZOOM 21:00 ZUGEZOGEN MASKULIN 30.01. GIBSON 20:00 AUGUST ALSINA 04.02. FESTHALLE 20:00 DAVID GUETTA 23.02. ZOOM 20:00 HAIYTI

01.05. BATSCHKAPP 20:00 RIN 03.05. STADTHALLE OFFENBACH 20:00 MACKLEMORE 09.05. ZOOM 20:00 JOSEPH J.JONES 17.05. MOUSONTURM 20:00 SCOTT MATTHEW 20.10. CAPITOL OFFENBACH 20:00 TINA DICO 17.01. FESTHALLE 19:00 2019 DIE FANTATISCHEN VIER 08.04. CAPITOL 2019 OFFENBACH 20:00 BILDERBUCH

IRON & WINE + Half Waif

Do. 07.12.2017 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

Do. 01.02.2018 | Luxor, Köln

SON LITTLE

RAZZ

Fr. 08.12.2017 | Gebäude 9, Köln

Sa. 03.02.2018 | Live Music Hall, Köln

MINE & FATONI

KAKKMADDAFAKKA

OKTA LOGUE special guest: Suzan Köcher

Di. 27.02.2018 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

WHOMADEWHO

Sa. 09.12.2017 | Artheater, Köln

TIM NEUHAUS

Mi. 28.02.2018 | Live Music Hall, Köln

Mo. 11.12.2017 | Stadtgarten, Köln

MRS. GREENBIRD

BRIAN FALLON & THE HOWLING WEATHER

Di. 12.12.2017 | Zeche, Bochum

Do. 01.03.2018 | Live Music Hall, Köln

So. 17.12.2017 | Luxor, Köln

Mi. 14.03.2018 | Live Music Hall, Köln

So. 17.12.2017 | Live Music Hall, Köln

Do. 22.03.2018 | E-Werk, Köln

JESSIE WARE

JOHNOSSI

BLUE OCTOBER

FIVA X JRBB

DONOTS

ITCHY

Mi. 17.01.2018 | Palladium, Köln

Sa. 20.01.2018 | Stadthalle, Hagen + Sa. 17.02.2018 | Luise-Albertz-Halle, Oberhausen So. 08.04.2018 | Brückenforum, Bonn + Mo. 09.04.2018 | E-Werk, Köln Di. 10.04.2018 | E-Werk, Köln (Zusatztermin)

special guest: Fozzy Mi. 21.02.2018 | Phoenixhalle, Dortmund

Fr. 02.03.2018 | E-Werk, Köln

ANTILOPEN GANG Mo. 05.03.2018 | Lanxess Arena, Köln

Mo. 05.03.2018 | Palladium, Köln

FRANZ FERDINAND Di. 06.03.2018 | Palladium, Köln

Fr. 09.03.2018 | Palladium, Köln

FEINE SAHNE FISCHFILET Di. 13.03.2018 | E-Werk, Köln

TOCOTRONIC Do. 15.03.2018 | Conlog Arena, Koblenz

Fr. 16.03.2018 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

Sa. 17.03.2018 | Palladium, Köln

FEVER RAY Mi. 21.03.2018 | Palladium, Köln

Sa. 14.04.2018 | Westfalenhalle 1, Dortmund

Fr. 20.04.2018 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

TICKETS MOUSONTURM: TEL 069.405.895-20 WWW.MOUSONTURM.DE INFOS BROTFABRIK: WWW.BROTFABRIK.INFO

WEITERE VERANSTALTUNGEN: WWW.MARKUSGARDIAN.DE

E

Di. 30.01.2018 | Gloria, Köln

So. 04.02.2018 | Turbinenhalle, Oberhausen

29.04. GIBSON 20:00 SOHN

T

Do. 07.12.2017 | Luxor, Köln

26.02. MOUSONTURM 20:00 DANIEL KAHN & PAINTED WORLD

24.04. ALTE OPER 20:00 NILS FRAHM

A

JAKE BUGG

Sa. 03.02.2018 | Palladium, Köln

22.03. ZOOM 21:00 ISOLATION BERLIN

D

Mo. 29.01.2018 | Gloria, Köln

GOGOL BORDELLO

25.02. ZOOM 20:00 HIGHLY SUSPECT

17.03. BATSCHKAPP 19:00 SCOTT BRADLEE´S POSTMODERN JUKEBOX

P

prime entertainment www.prime-entertainment.de


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#Preview #Demnächst #Katz und Goldt

Demnächst: Intro #259 — 29.01.2018

Nils Frahm, Starcrawler, Ryan Coogler über »Black Panther«, Franz Ferdinand, First Aid Kit, Tocotronic, Nickolas Butler, Sudan Archives


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G R O O V E N I G H T H I P H O P Groovenight DJ Line-Up: Boulevard Bou, DJ T-Easy, DJ Slick, DJ Chilly E, DJ Iron, DJ Antar, DJ Rasimcan The very best in Hip-Hop, RnB, Deutschrap, Soul & Funk in the mix! Location: bigFM.de/webradio Stages: I

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Date: Immer – 24/7

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