FINE Ein Magazin für Wein und Genuss 3|2014

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der Verlag für Essen, Trinken und Genuss

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EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS

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Nie war Tradition so modern.

Hennessy encourages drinking responsibly / www.massvoll-geniessen.de


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Verleger und Herausgeber Ralf Frenzel ralf.frenzel@fine-magazines.de Chefredakteur Thomas Schröder thomas.schroeder@fine-magazines.de Redaktion Carola Hauck Art Direction Guido Bittner Mitarbeiter dieser Ausgabe Kristine Bäder, Till Ehrlich, Bernd Fritz, Ursula Heinzelmann, Susanne Kaloff, Angelika Ricard-Wolf, Peter Wagner Fotografen Guido Bittner, Marco Grundt, Alex Habermehl, Arne Landwehr, Thilo Weimar Editorial-Fotos: Johannes Grau und Pekka Nuikki Verlag Tre Torri Verlag GmbH Sonnenberger Straße 43 65191 Wiesbaden www.tretorri.de Geschäftsführer: Ralf Frenzel Anzeigen Judith Völkel Tre Torri Verlag GmbH +49 (o) 611-57 990 info@fine-magazines.de Druck Prinovis Ltd. & Co. KG  ·  Nürnberg Fine Ein Magazin für Wein und Genuss ist eine Sonder­beilage des Tre Torri Verlags und erscheint im Verbund mit Fine Das Wein­magazin viermal Jährlich im ausgesuchten Zeitschriftenhandel.

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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der Verlag ­haftet nicht für unverlangt eingereichte Manus­kripte, Dateien, Datenträger und Bilder. Alle in diesem Magazin veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt.

Liebe Leserin, lieber Leser, jedes Jahr dasselbe: »Ja, is denn heut’ scho Weihnachten?« Nein, keine Panik, noch bleibt ja eine Frist von gut zwei Wochen. Dennoch – zumindest gedanklich möchte man die Dinge doch längst geordnet und geklärt haben: Wie groß soll der Christbaum heuer sein? Soll er in Rot, Blau oder Silber dekoriert werden, oder tut es noch einmal der Baumschmuck vom vergangenen Jahr? Dringende Fragen wie diese wollen jetzt beantwortet werden – und noch immer sind nicht einmal alle Geschenke beisammen. Klar, es gibt diese SchenkGenies, die schon auf Frühjahrsmessen nach Schnäppchen für den nächsten Gabentisch jagen oder vom Sommerurlaub auf Mauritius (wahlweise Erzgebirge oder Bayerischer Wald) einen Koffer voller Geschenke für Kinder und Enkel­ kinder, für Nichten und Neffen mit­bringen. Und sie bis zum Nikolaustag auch schon hübsch eingewickelt haben. Glücklich, wem solches Talent in die Wiege gelegt wurde! Uns anderen, die wir zwar besten Willens sind, uns aber bis auf den aller­letzten Drücker mit der Wahl des passenden Präsents quälen, gibt diese Ausgabe diskrete und weniger verschwiegene Hinweise für den Geschenkekauf auch bei höchster Eisenbahn.

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Weniger problematisch erscheint das kulinarische Programm rund um den deutschen Weihnachtsbaum. Während es in der heiteren ­Turbulenz des Heiligen Abends am Esstisch gern schlicht zugeht, soll der erste Weihnachtstag, wenn Familie oder Freunde anrücken, die Tafel festlich er­strahlen lassen. Der Hausherr hat die ­feinsten Flaschen aus dem Keller geholt oder (heutzutage auch im Supermarkt) eingekauft. Die Gattin (wenn die familiäre Rollenverteilung ihr den Platz am Herd noch gestattet) weiß, daß die Gastrosophie des Weihnachtsfestes nicht so sehr nach Innovation, sondern zuvörderst nach den Werten der Tradition verlangt. Wie es schon immer war, so soll es auch heuer sein. Also kommt, wie in ­Amerika zu Thanksgiving nie anderes als der Turkey, bei uns die knusprige Gans auf den Tisch – mit Aus­nahmen, natürlich. Die Gans oder der Wild­braten, klassisch zubereitet und zeitgemäß aromatisiert, mundet der Großmutter wie dem Enkel. Und der wird dereinst wiederum seinen Enkeln zu Weihnachten davon schwärmen. Ralf Frenzel

Thomas Schröder

Herausgeber Chefredakteur

Mode und Parfüm

Herbert Frommen ist der Branchen-Guru

Champagner

Das Geheimnis des Dom Pérignon

Pitti Uomo

Die Herrenmodemesse in Florenz

Entspannt einkaufen

Das Weihnachtsmenü aus dem Hypermarkt

Hemden von Olymp

Die neue Kollektion setzt auf Grün

Geschenke

Nicht nur zur Weihnachtszeit

Blickfang

Wie Parfüms mit Flakons verführen

Rheingauer Weine

Potential und Klasse, Identität und Stil

Kobe Wagyū

Das teuerste Rindfleisch der Welt

München

175 Jahre Bayerischer Hof E in

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DER BRANCHEN-GURU BEI MODE UND PARFÜM VERLÄSST SICH HERBERT FROMMEN AUF SEINEN GUTEN RIECHER Von ANGELIKA RICARD-WOLF Fotos MARCO GRUNDT

»Ich will doch kein Kaugummi verkaufen!« Herbert Frommen reagierte am Telefon entrüstet. Der ­Wiesbadener Unternehmer war strikt gegen den Namen »Mint«, den sein Sohn Boris, Designer und Mitinhaber der Werbe­ agentur Donkey, ihm für den neuen Duft der Marke Toni Gard vorschlug. »Du hast ganz schön gewettert«, erinnert ihn der Filius. Schnee von gestern. Längst ist das Parfüm im Handel und ein Riesenerfolg.

»Aber ich habe mich sofort entschuldigt«, sagt der Vater grinsend beim Gespräch in der Hamburger Ideenschmiede für Kommunikation, Packaging und Design von Frommen Junior. Dann nämlich, als er genau dort am langen Konferenztisch sah, welch stringentes Mint-Konzept Boris und sein Team entworfen hatten. Da realisierte der Kenner auf den ersten Blick: »Aufmachung und Name illustrieren eine Geschichte, die der Kunde sofort akzeptiert.« Ein zartgrüner Quader als Schachtel, hochkant für ihn, Querformat für sie, darauf dominant der Name in Kontrastfarbe und Großbuchstaben: MINT. Eine Verpackung, so schlicht wie plakativ, authentisch und einprägsam. Was zart grünt und so heißt, kann nur ein klarer Fall von ­Frische sein. Ist es auch.

Kollege Philippe Romano schuf dazu das männliche FrischePendant aus fruchtigen Melonen- und Passionsfruchtaromen, Lavendel, Lotus und orientalischen Zutaten. So ist der Mint-Coup perfekt geglückt. »Vier Wochen nach der Ein­führung waren wir mit den beiden Düften unter den Top Ten bei ­Douglas«, freut sich Herbert Frommen noch heute über den erfolgreichen Relaunch der Marke Toni Gard vor zwei Jahren. Es gibt sie – wie die unter seiner Leitung entwickelte und hergestellte Schweizer Kosmetikpflegelinie Artemis, die

»Das Konzept, nicht der Designer oder die Marke steht im Vorder­ grund«, erklärt Herbert Frommen die etwas andere Strate­gie, um Duft und Outfit aufeinander abzustimmen. »Damit sind wir zu den Parfümeuren gegangen. So konnten sie den ­idealen Inhalt dafür kreieren.« Im Regelfall läuft es genau anders­herum. Oder gleichzeitig – aber nicht unbedingt p ­ arallel. Was schon mal zu Missverständnissen zwischen einer vom Marketing erdachten Idee und deren Umsetzung durch die »Nasen«, wie Parfümeure genannt werden, führen kann. Bei »Mint« wussten die kreativen Schnüffler, was von ihnen erwartet wurde. Grün mussten die Düfte sein und eine ­würzige Mint-Note enthalten. Drumherum baute Barbara Zöbelein für den Damenduft eine blumige Version aus Zitronen, Mai­ glöckchen, Iris und Passionsfrucht, die sich dank einer Spur Moschus und Pfirsich im Fond sanft einschmeichelt. Parfümeur-

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» Das Konzept, nicht der Designer oder die Marke steht im Vordergrund«, erklärt ­Herbert Frommen seine etwas andere Strategie. auch die Düfte abfüllt – ex­klusiv in den zwölfhundert Filialen der Parfümerie­kette Douglas. Auch das ist ein cleverer Schachzug des Altmeisters, Vertrieb und Außendienst entfallen so. Er kann es also immer noch, Duftmarken setzen. Dafür hatte er seit jeher ein Gespür. 1968 wechselte der gelernte Werbekaufmann zur damals unbedeutenden Marke Lancaster, wurde ihr Geschäftsführer und baute sie zielstrebig zu einem der führen­ den Kosmetikanbieter aus. Sein Spürsinn für Talente und das richtige Timing ist legendär. Er war es, der für die deutschen Designer Jil Sander und Wolfgang Joop ganze Duftimperien erfand und erfolgreich vermarktete. Beide Modemacher profitierten davon erheblich für ihren Bekanntheitsgrad und ihre Fashion-Karrieren. Später hüllte Frommen die Juwelierlinie Chopard in feine Düfte und verpasste dem italienischen Edelschneider Kiton die entsprechenden Flakons. Sein größter

Scoop ist der nahtlose Image-Transfer des Tabak-Inbegriffs Davidoff auf eine weltweit bekannte Parfümlinie. »Cool Water« 1988 lanciert, ist heute noch ein Megaseller. Nie hat der umtriebige Geschäftsmann Marktanalysen oder Verbraucherumfragen durchführen lassen, bevor er ein neues Parfüm herausbrachte. Von solchen in der Branche üblichen Methoden hält Herbert Frommen nicht viel. Er verlässt sich lieber auf seinen guten Riecher. So auch bei dem Relaunch für Toni Gard. »Den Namen habe ich vor fast fünfzig Jahren erfunden«, erzählt er. Der Düssel­ dorfer Modemacher Anton Lirsch wollte sich 1965 mit einer eigenen Linie selbständig machen. Frommen, der ihn kannte, hielt von dessen Familienname für ein Fashionlabel nicht viel, von Anton auch nicht. »Ich habe ihm vorgeschlagen, daraus Toni zu machen und die zweite Silbe des Vornamens seiner damaligen Frau als Nachnamen zu nehmen. Die hieß Irm-gard.« Dass er 1998 in dessen Firma einsteigen würde – auch um eine Duftlinie herauszubringen –, konnte Herbert Frommen nicht ahnen. Sie gehört ihm inzwischen, Toni Gard hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen. Anlass genug für den trotz seiner vierundsiebzig Jahre äußerst agilen Macher, die früher hochpreisige Modemarke neu zu positio­nieren. Er verordnete dem Gesamtlabel eine Zwangspause von zwei Jahren, um »aus der Top-Luxus-Liga auszu­ steigen und es im populären Preissegment neu zu etablieren.« Wo ist das? »In einem attraktiven Umfeld von Marken wie Calvin Klein und Tommy Hilfiger.« Das gilt für die Düfte wie für die Mode, die ab dem kommenden Jahr »clean, cool und rockig« in Lizenz im Bielefelder Textil­ unternehmen Katag herausgebracht wird. Auf einen eigenen Designer will sich Herbert Frommen, in Erinnerung an die ­Querelen mit Wolfgang Joop im gemeinsamen Unternehmen, aber nicht mehr einlassen. »Wir nehmen nur die Kollek­tion ab.« Mit »wir« meint er sich und den zweiundvierzig­jährigen Boris, der nach und nach die gesamte Verantwortung für die Marke Toni Gard übernehmen soll. Aber vorher will der Senior zu­mindest mit den Parfüms noch den Mittleren Osten und den asiatischen Markt erobern. Der Vertrag mit Douglas ist ­nämlich auf Zentraleuropa beschränkt. »Toni Gard«, sagt ­Herbert ­Frommen, »kann man aber überall aussprechen.« Für alle Fälle hat er ihn schon mal weltweit schützen lassen.  •

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Das Geheimnis

des Do

Von Kristine Bäder Fotos Guido Bittner

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m charmanten Plauderton bringt Richard ­ eoffroy, seit mehr als zwanzig Jahren KellerG meister bei Dom Pérignon und Botschafter des Champagnerhauses, seinen Tischpartnern bei einer außergewöhnlichen Fine-Verkostung nicht nur die Faszination Dom Pérignon näher, sondern auch seine Vision eines großen Champagners. »Wir haben immer das Ziel, herauszustechen, unabhängig davon, ob man Dom Pérignon mag oder nicht. Wo immer Dom Pérignon aber auftritt, fällt er auch auf.« Richard Geoffroy lässt keinen Zweifel daran, dass das Produkt, das er repräsentiert, außergewöhnlich ist. Nicht umsonst hat Dom Pérignon den Ruf, einer der besten Champagner zu sein, und folgt damit einer langen Tradi­ tion. Immerhin hat schon der Namensgeber, der Benediktinermönch Pierre Pérignon, seinen Wein in einem Schreiben von 1694 als den »besten

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Wein der Welt« gepriesen. Diesem Anspruch an Perfek­tion und Qualität fühlt man sich bis heute verpflichtet. Die Fine-Probe war vor allem älteren Champagnern gewidmet. Sieben Jahrgänge bis ins Jahr 1969 zurück wurden ausgeschenkt. Doch sollte an diesem Abend auch die Idee vorgestellt werden, die sich hinter dem geheimnisvollen Kürzel P2 auf der Banderole am Flaschenhals der Champagner verbirgt. Dahinter steckt eine durchdachte Konzeption und die Gewissheit, einen der außer­ gewöhnlichsten Champagner zu erzeugen.

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er Benediktinermönch Pierre Pérignon gilt in der Champagne als einer der Pioniere des dortigen Weinbaus. Nicht nur die »méthode champenoise«, die Flaschengärung des Cham­ pagners, geht auf ihn zurück. Zu seinem Erbe


m Pérignon gehört ebenso die Kunst der Assemblage, also des Ver­schneidens verschiedener Weine aus unterschiedlichen Weinbergen und Lagen zu einer Cuvée. Auch die Möglichkeiten, aus roten T ­ rauben weiße Weine zu keltern, hat er immer weiter ausgelotet; die Entwicklung der Blanc-de-NoirsWeine darf er sich wohl auf seine Fahnen schreiben. Außerdem ersetzte er die damals üblichen Flaschen­verschlüsse aus Hanf durch Korken, um die Weine sicher einzulagern. Den Weg zur Luxusmarke ebnete allerdings erst Moët & Chandon. Das Haus erwarb 1823 zunächst die damals leerstehende Abtei Hautvillers, in der Dom Pérignon einmal gewirkt hatte. Mehr als h ­ undert Jahre später kaufte man von ­Mercier die ungenutzte Markenbezeichnung »Dom ­Pérignon« und brachte 1936 die erste Prestige-­ Cuvée Dom Pérignon auf den Markt.

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eute ist jeder Dom Pérignon ein Jahrgangschampagner. Sein Geheimnis liegt in einer strengen Selektion der besten Trauben eines jeden Jahrgangs und der Überzeugung, dass jeder Jahrgang seinen eigenen Charakter hat und ihn auch zeigen soll. »Konstanz ist etwas, wo­rüber man nicht nachdenken darf«, sagt Richard G ­ eoffroy. »Dann geht es schief. Kon­ stanz erreicht man, indem man immer nach dem Besten strebt.« Entspricht die Qualität eines Jahrgangs nicht den Ansprüchen des Keller­meisters, fällt dieser Jahrgang für Dom Pérignon aus, die ­Trauben werden verkauft. »Denn die zweite Voraus­setzung für konstante Qualität ist Freiheit, sie ist die Grundlage von Kreativität«, erklärt Richard ­Geoffroy weiter. Mindestens acht Jahre lagert jeder Jahrgangs­champagner, bevor er auf den Markt kommt.

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Bis Mitte dieses Jahres gab es eine zweite V ­ ersion der Jahrgangschampagner unter dem Namen Dom Pérignon Oenothèque, die erst deutlich später degorgiert und auf den Markt gebracht wurde. Oenothèque bezeichnet nichts anderes als den Ort, an dem die Flaschen reifen. Das taten sie hier deutlich länger als die normalen acht Jahre: Bis zu fünfzehn Jahre dauert es, bis sie als Oenothèque angeboten werden. Den Effekt dieser langen ­Lagerung beschreibt Richard Geoffroy nicht als l­ ineare Entwicklung, sondern als Abfolge verschiedener Reife­ stadien, in die der Wein im Lauf der Zeit eintritt. Hinter der Bezeichnung P2, die nun mit dem Jahrgang 1998 die Flaschen der ehe­ maligen Oenothèque-­Champagner ziert, steht nichts ­anderes als das zweite Reifestadium, in das der Champagner nach weiteren Jahren des Hefe­kontakts eingetreten ist. Die »Plénitude

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­ euxième«, die »zweite Fülle«, wenn man es genau das ist, entscheidet natürlich der Keller­ D genau übersetzt, will dem Champagnerlieb­haber meister selbst. einen neuen, exklusiven Eindruck des Jahrgangs Auch wenn der Jahrgang 1998 der erste P2-Chamvermitteln, den er zum ersten Mal nach acht Jahren pagner auf dem Markt ist, gibt es in den Kellern probieren konnte. Tatsächlich bleiben die Cham- des Champagnerhauses ausreichend F ­ laschen, die pagner auf der Hefe über viele Jahre erstaunlich auch schon die Stufe P3 erreicht haben. Es war also frisch und jung und entwickeln einen völlig neuen eine kleine Überraschung, dass die Jahrgänge 1982, Charakter. Da stellt sich zwangsläufig die Frage 1971 und 1969 bei der Ver­kostung schon unter der nach einem P3. Auch dafür gibt es schon Ideen, Bezeichnung P3 firmierten. denn laut Richard Geoffroy sind die EntwicklungsRichard Geoffroy ist nicht nur ein leidenschaftschübe des Dom Pérignon auch nach fünfzehn licher Kellermeister. Der studierte Mediziner, der Jahren längst nicht abgeschlossen. Nach zwan- auch praktische weinbauliche Erfahrungen in Kalizig und mehr Jahren auf der Hefe erreichen seine fornien machte, gilt als kunstinteressiert und reiseChampagner das nächste »Reifeplateau«. Wann freudig, als begeisterter Koch und Gourmet. Die 12

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Kreationen des Sternekochs Jörg S­ ackmann (Restaurant Schlossberg, Baiersbronn) zu den gereiften Champagnern begeisterten den erfahrenen Kenner der internationalen Küche: »­Lakritze als Komponente in einem Gericht könnte zu keinem Dom Pérignon besser passen als zum 1969er.« Die Verkostung der gereifteren Jahrgänge machte deutlich, dass ein langes Hefelager den Champagnern tatsächlich einen sehr eigenen und bemerkenswerten Charakter verleiht. Eine erstaunliche Frische nach mehr als dreißig Jahren und dabei eine ganze Fülle außergewöhnlich komplexer Aromen werfen die Frage auf, ob man dieses Spiel nicht ewig fortsetzen könnte.  •


the eau de parfum

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Cate Blanchett


Mein Gürtel, mein Sakko, mein Schlips Von Angelika Ricard-Wolf  Fotos Thilo Weimar

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Männer messen sich immer mehr an ihrem Outfit. Worin sie diese Saison gut aussehen, verriet der Frankfurter Styling-Experte Charly Diehl bei einem Rund­gang über die Herrenmode­messe Pitti Uomo in Florenz.

»Wo sind Sie denn bloß, Herr Kreis?« Per Handy lässt sich Charly Diehl zum Stand der gesuchten Leder­manufaktur auf der Pitti Uomo in Florenz lotsen. Behende schiebt sich der Frankfurter durch das Labyrinth der größten Herrenmodemesse der Welt – dann hat er den hessischen Meistersattler im Getümmel gefunden: Bernd Kreis, der das Pferde­leder für seine Gürtel noch in der 1905 gegründeten Gerberei Horween in Chicago ordert und den handgenähten Aktentaschen aus Vollrindleder Stich für Stich einen elflagigen Griff verpasst. Die kosten zwar 3.980 Euro das Stück, haben aber, versichert Diehl unter dem

Was der modebewusste Mann sehr gut brauchen könnte: Zum Beispiel eine Jacke von Luciano Barbera, Aktenkoffer und Gürtel von der hessischen Leder­ manufaktur Bernd Kreis, eine Krawatte von Giusto oder einen Schal von Broska.

Nicken des stolzen Handwerkers, »eine andere Wertigkeit als der Preis«. Nämlich die von Stil und (Under-)Statement. Das sind die wahren In­signien einer Klasse Männer für sich. Deren gemeinsamer Dress-Code definiert sich nicht über angesagte Labels, sondern über Attribute wie maßgeschneidert, handgefertigt, qualitativ hoch­wertig und detailversessen. »Es ist nur eine relativ kleine Gruppe Männer, die sich so mit Mode befasst«, räumt Diehl ein. Aber sie werde immer größer. Auf diese Klientel hat er sich seit mehr als dreißig Jahren in seinem Geschäft »Diehl & Diehl« spezialisiert, das er in der Frankfurter Hochallee zusammen mit seiner Frau ­Gabriele führt. »Für Männer einzukaufen macht Spaß«, sagt er und wieselt zielstrebig über den Messecampus in der Fortezza da Basso, der Renaissance-­Festung in Florenz, in deren trutzigen Mauern eintausendeinhundertfünfundsechzig Aussteller aus aller Welt ihre neuen Kollektionen für die Herbst- und Winter­saison präsentieren. Schließlich macht er aus Männern im übertragenen Sinn ganze Kerle. Es geht nämlich ­weniger um Kleidung als um Rüstzeug. Mit gutem Sitz von Zwirn und Hemd, der richtigen Gürtelschnalle und – ganz verwegen – kleinem Anstecker am Revers wappnen sich Männer zunehmend gegen die Konkurrenz im Job. »Beim Militär zählt jeder Streifen, um beim Gegenüber einen ge­wissen ­R espekt zu erwecken«, weiß Charly Diehl, »diese Rangabzeichen werden in den Manager­ etagen durch Details am Outfit ersetzt. Auch da

geht es um die Rangordnung. Auf gleicher Ebene herrscht dort ein offener Wettbewerb, der über feine äußerliche Unterschiede ausgetragen wird, die haarscharf registriert werden. Die optimale Beinlänge der Hose bis knapp zum Schuh, das minimal andersfarbig gesäumte Knopfloch, der Knopf , der einer Krawatte auf der Rückseite Halt gibt – sie spielen dabei eine entscheidende Rolle. Solche Details sind und machen sexy.«

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änner, scheint es, sind mutiger geworden, wenn es um ihr Outfit geht. Weil es ihnen leicht gemacht wird: »Vor ein paar Jahren«, sagt der Experte, »war die Herrenmode selbst einfach konservativer.« Auf der Messe, die dieses Jahr ihr sechzigjähriges Bestehen feiert, veranstalten die dreißig­tausend meist männlichen Besucher aus aller Welt regel­ mäßig das reinste Schaulaufen. Allein die neunzehntausend Einkäufer, Herrenausstatter wie Diehl oder Repräsentanten großer Modehäuser, geben sich dort berufsbedingt fashionable. Ob sie mit groß karierten Sakkos, Hochwasser­ hosen, kanariengelber Weste, überdimensio­ naler Fliege, Schlapphut, Schlägermütze oder

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Neopren, fallen durchs Raster. Mag ungewöhnlich sein, aber wo bleibt da die Ästhetik? »Man muss das Neue zwar sehen, aber nur die feinen Krümel herauspicken.« Das kann er. Ein kurzer Blick über die Auswahl beim italienischen Edelweber Loro Piana, und schon hat er mit sicherem Griff quasi den RollsRoyce unter den Sakkos in der Hand. »­Escorial«, doziert er, » das ist die teuerste Merino­qualität. Der superleichte Wollstoff ist aus den zarten Haaren kleinwüchsiger Schafe gewebt. Sie werden in Neuseeland und Tasmanien gezüchtet. Die Farmer scheren sie nicht, sie kämmen die Haare partiell aus dem Nackenfell der Tiere.«

Worauf der mode­bewusste Mann nur schwer verzichten kann: Zum Beispiel Manschetten­knöpfe mit Uhrwerk von Tateossian London, Hemden von Emanuele Maffeis, einen Hut von Tesi Firenze oder einen Anzug aus der napolitanischen Sartoria Partenopea und Schuhe von Fiorentini and Baker in London. mit absolut perfektem Zwirn auftrumpften, bei einem Detail waren sich alle einig: Keiner trug Socken. Zum Glück wurde die Wintermode im Juni präsentiert.

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Und natürlich besser und eleganter als jener. Wenig später verkaufte er statt Policen lieber gleich Herren­mode, zuerst als Angestellter, später im eigenen Geschäft. Seit vierunddreißig Jahren ist Charly Diehl Stammgast auf der Pitti Uomo. »Den ersten Tag gucke ich mich nur um«, sagt er. Den Trend für die neue Herbst- und Wintermode erfasst er vage im Vorbeigehen. »Die Farbanmutung wird ins­gesamt dunkler. Das ist immer so in Zeiten, in denen die Leute ihr Geld schwerer verdienen. Keiner will zeigen, dass ihm sein Geschäft trotzdem Spaß macht.« Und weil in punkto Umsatz, Tantiemen und Co. der Gürtel enger geschnallt werden muss, liegt auch die zweite Erkenntnis nah: »Die Silhouette wird schlank. Das heißt, die Männer müssen sich fit halten. Wäre nicht das Schlechteste.«

enn es wieder Zeit zum Bestrumpfen ist, dann aber bitte in feinster schwarzer Wolle. »Keinesfalls bunt«, lautet die erste Lektion für den gut gekleideten Herrn, den Charly Diehl selbst im feinsten Tuch perfekt verkörpert. »Was ist«, um das mal grundsätzlich zu klären, »mit weißen Socken?« Dieser Blick! »Sind wir etwa im OP?«, fragt der Stilfachmann zurück und schüttelt sich. Eine Reaktion, die sonst nur die Kombination von Krawatte mit passendem Einstecktuch bei ihm auslöst. »Das geht gar nicht«, sagt er, »die müssen in Muster und Farbe völlig unabhängig vonein­ander sein. Wo bleibt sonst der Spaß?« Er heißt eigentlich Manfred und ist gelernberblick erledigt, Charly Diehl konzentriert ter Versicherungskaufmann. Sein richtiger Vorsich jetzt auf seine Spezialität, die Trüffelname ist ihm schon als Junge abhanden gekommen. suche nach dem Besonderen. »Je mehr ich von Wegen seines Humors tauften ihn die Mitschüler dieser Modesuppe sehe, umso eher weiß ich, was nach dem Comic-Helden »Charly Brown.« ich nicht brauche.« Nämlich weder wild in NeonEbenso früh entstand sein Sinn für Mode. Da farben gemusterte Socken noch quietschbunte er ewig die Sachen seines älteren Bruders auf­t ragen Hemden und schon gar keine Sakkos mit Paisley­ musste, kleidete er sich mit dem ersten selbst ver- revers. Auch die Pullover in Taucheroptik, gestrickt dienten Geld endlich nach eigenem Geschmack. aus neunzig Prozent Polyester und zehn Prozent

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akt ist, nach einem halben Tag in Charly Diehls Gefolge hat man für Herrenmode von der Stange nur noch ein müdes Lächeln übrig. Man schwärmt für ungefütterte Sakkos, weil, wie Diehl sagt, »jedes Futter die Schneiderkunst verdeckt, die in Schnitt und Verarbeitung steckt«. Man schwört auf den Touch der Cashmere-Jacken der italienischen Strickmarke Fioroni, fliegt auf die echten Perlmuttknöpfe an den Hemden der Manufaktur Emanuele Maffeis aus dem ober­italienischen ­Bergamo, findet die eng geschnittenen Flanell­ hosen des Beinkleidspezialisten Pantalone Torino schick und zuckt nur noch kurz mit der Wimper, wenn man hochrechnet, dass der federleichte Schal aus Baby-Alpaka der japanischen Marke Suzusan im Laden an die 400 Euro kosten wird. Ein Must in diesem Winter sind natürlich auch wettertaugliche Derby Boots des britischen Schuhmachers Crocket & Jones aus gekörntem Leder und mit derber Gummisohle. Charly Diehl füllt sein Auftragsbuch und sinniert über Männer und ihre Eitelkeit: »Italienischen Geschäftsleuten liegt sie im Blut. Briten sind gentlemanlike angezogen, aber nur in London. Der deutsche Mann ist heute sehr an Mode interessiert, aber er steht noch nicht in der ersten Reihe.« Immerhin leiste sich mancher sogar schon eines der angesagten schmalen Armbänder aus Leder oder Silber. Oder zwei. Klingt vielversprechend. Aber wie jedes andere modische Detail macht auch ein Reifen am Handgelenk noch lange keinen schmucken Kerl. »Am Ende«, sagt Charly Diehl, »entscheidet das Gesamtbild, also die Kombination von Hemd, Krawatte, Anzug und Schuhen über den Eindruck.« Kurze Pause. »Und der Kopf des Trägers.«  •


So chรถn ist Schenken!


Entspannt einkaufen!

Das Weihnachtsmenü aus dem Hypermarkt Von Ursula Heinzelmann Fotos Guido Bittner

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eihnachten. Jedes Jahr zum selben Termin, pünktlich ganz entspannt und ruhig. Wir möchten wie Harry und am 24. Dezember, etwa drei Uhr nachmittags: Eben Sally bei leise rieseln­dem Schnee unseren Tannenbaum heim­ war doch noch Sommer. Sicher, die Weihnachtsmärkte, der tragen und ihn bei Weihnachtsmusik und -plätzchen mit der Duft von Glühwein, die Weihnachtsfeiern verschiedenster ganzen Familie schmücken, in aller Ruhe Geschenke aus­ Kreise von Kinder­garten über Büro bis Saunagruppe sind ver- suchen und liebevoll verpacken, Karten schreiben und verlässliche Zeichen wachsender Dringlichkeit. Aber es gelingt schicken. Und vor allem: Was essen und trinken wir? Das uns jedes Jahr, sie zu ignorieren und uns vorzugaukeln, es will sorgfältig geplant und vorbereitet werden; da haben wir bleibe ja noch so viel Zeit, um alles richtig schön zu machen, alle ganz bestimmte Vor­stellungen, von Gans über Wild bis GEBRATENE WEIHNACHTSGANS MIT SEMMEL-MARONEN-FÜLLUNG UND BRATAPFEL

Für 6 Personen 1 tiefgefrorene Gans (ca. 5 kg) Salz, Pfeffer 1 Zwiebel 3 Stängel Majoran

Die Gans am besten über Nacht auftauen lassen, waschen und trockentupfen. Gegebenenfalls noch vorhandene Federkiele und den Bürzel entfernen. Die Innereien aus der Bauchhöhle nehmen, die Bauchhöhle mit Salz und ­Pfeffer würzen. Die Zwiebel schälen und in feine Würfel schneiden. Die Kräuter waschen, trockenschütteln, ­Blätter abzupfen und fein hacken. In einer Pfanne die Zwiebelwürfel in dem Öl andünsten. M ­ ajoran und Beifuß unterrühren, kräftig mit Salz und Pfeffer würzen. Die Semmeln in Würfel schneiden. Die Milch leicht erwärmen und über die Semmelwürfel gießen. Die Maronen grob hacken und zusammen mit der Zwiebelmasse und den Eiern unter die Semmel­würfel mengen. Kräftig mit Salz und Pfeffer würzen und etwa 30 Minuten quellen lassen.

3 Stängel Beifuß 1 EL Sonnenblumenöl 300 g Semmeln vom Vortag 250 ml Milch

Den Backofen auf 160 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen. Die Gans zu vier Fünfteln mit der Semmel-MaronenMasse füllen. Mit Küchengarn zunähen und die Keulen zusammenbinden. Außen mit Salz und Pfeffer würzen. Einen großen Bräter etwa 4 cm hoch mit Wasser füllen, die Gans hineingeben und in den Ofen schieben. Durch das Wasser löst sich das Fett, sodass die Gans, wenn das Wasser nach einiger Zeit verdunstet ist, im eigenen Fett brät.

100 g gekochte Maronen 2 Eier

Nachdem die Gans Farbe angenommen hat (nach 21/2 bis 3 Stunden), die Temperatur auf 125 Grad reduzieren. Die Garzeit beträgt insgesamt 31/2 bis 4 Stunden. Während der Garzeit die Gans ab und an mit dem Bratfett übergießen. Herausnehmen, tranchieren und servieren. Dazu: Semmelknödel und Rotkohl und ein Gran Coronas Cabernet Sauvignon Reserva von Torres

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zum guten alten Kartoffel­salat. Wir hatten uns schließlich fest versprochen: Dieses Jahr kein Stress. Sondern tatsächlich »besinnliche, ruhige, friedvolle Feier­ tage«. Darauf legen wir in Deutschland besonderen Wert – während in vielen anderen Ländern ausgelassene Fröhlichkeit herrscht. Unsere heile Weihnachtswelt bedeutet deshalb auch nicht nur Tannenbaum, »Stille Nacht« und Lebkuchen, sondern Gans mit Rotkohl und Knödeln. Und gut muss das alles sein, verlässlich gut. Eigentlich hätten wir das eine beim Metzger ordern sollen, das andere beim Bauernhof und dann eine Abholtour organisieren. Längst hätte der Wein bestellt sein müssen, um rechtzeitig parat zu stehen, doch das haben wir wegen Konferenz-Abgabetermin-Überstunden genauso wenig hingekriegt. Früher war nicht nur mehr Lametta, sondern scheinbar auch mehr Zeit.

Kuh im Stall hat und den Acker nicht mit der Hacke bearbeitet. Und deshalb kaufen wir eben nur in Ausnahmefällen bei Tante Emma um die Ecke ein, sondern im Supermarkt. Da tut sich nämlich was. In so manchen Supermärkten lässt sich inzwischen regional einkaufen – und richtig gut. Auch Wein! Ohne sich die Hacken abzurennen, beziehungsweise die Reifen platt und die Nerven blank zu fahren. Klingt wie schöne neue Werbewelt, ist auch beileibe nicht immer perfekt, aber zunehmend Genießer-Realität.

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ieses Weihnachtsdilemma beschreibt die Kluft zwischen Gutmenschen-Wunschtraum und Realität, zwischen Herz und Kopf, die zunehmend diskutiert wird. Wir spüren die Anspannung – gerade zum Fest der Familie und Nächsten­ liebe möchten wir alles richtig machen, unsere Lieben in Harmonie und bei gutem Essen um den Tisch versammeln. Natürlich wissen wir, dass Heilewelt-Denken nicht hilft, aber deshalb gleich Weltuntergangsstimmung? Das erscheint uns dann doch übertrieben. Wir reiten nicht mehr auf einem Esel wie Maria und Josef, wir wissen, dass ein Bauer mehr als eine

ZANDERFILET AUF RAHMSAUERKRAUT Für 4 Personen

Die Zanderfilets auftauen lassen.

Das Sauerkraut in ein Sieb geben und unter fließendem Wasser waschen. 4 tiefgefrorene Zanderfilets (à ca. 150 g) Gut abtropfen lassen. In einem Topf die Butter erhitzen, das Kraut hinein­ geben. Die Wacholderbeeren im Mörser zerdrücken und mit den Lorbeer­ 1 kg mildes Sauerkraut blättern zugeben. Den Wein und den Fond angießen, die Hitze reduzieren 125 g Butter und das Kraut etwa 1 Stunde zugedeckt köcheln lassen. Dabei gelegentlich umrühren und bei Bedarf Flüssigkeit nachgießen. 12 Wacholderbeeren 2 Lorbeerblätter

Wenn das Sauerkraut gar ist, die Sahne und den Honig gut untermischen.

125 ml Weißwein

Die Weintrauben ganz oder halbiert zugeben, mit Salz und Pfeffer ab­schmecken, die Lorbeerblätter entfernen.

125 ml Geflügelfond

250 g kernlose helle Weintrauben

Die Zanderfilets mit Küchenpapier trockentupfen, mit Salz und P ­ feffer würzen. Die Butter zum Braten in einer Pfanne aufschäumen. Die Filets mit etwas Mehl bestäuben und in der heißen Butter pro Seite 2 bis 3 ­Minuten braten.

Salz, Pfeffer

Das Sahnekraut auf Tellern anrichten und jeweils ein Zanderfilet darauflegen.

Butter zum Braten

Dazu: Kartoffelpüree und ein Riesling Geheimrat »J« von den ­Weingütern Wegeler

150 ml Sahne 1 EL Honig

Mehl zum Bestäuben

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ehmen wir ein konkretes Beispiel: Real, die Hypermarkt­ kette der Metro-Gruppe, deren Vorstand seit gut zwei Jahren weiß, dass Kunden ganz konkret Service, Qualität und Genuss möchten. Sie sehnen sich nicht deshalb nach TanteEmma-Läden, nach Metzgern und Bäckern, weil sie gern Schlange stehen (das braucht zu Weihnachten nun wirklich niemand), sondern weil sie die persönliche Ansprache und die gute Beratung schätzen: »Für den Braten nehmen Sie besser die Keule, ein bisschen angießen, Deckel drauf, zwei Stunden leise schmoren – frohe Weihnachten!« Weil sie es mögen, wenn ihnen jemand die Unterschiede zwischen österreichischem Bergkäse und französischem Comté erklärt und dann ein Stück frisch abschneidet. Bei Real will man diesen Wünschen Rechnung tragen. Ob diese Entwicklung damit zu erklären ist, dass mit Didier Fleury als Vorsitzendem der Geschäftsführung und Patrick Müller-Sarmiento als Verant-

SAUERBRATEN VOM HIRSCH Für 6 Personen (3 Tage Standzeit)

1 Stange Lauch

Karotten, Lauch, Sellerie und Zwiebeln putzen, waschen, gegebenenfalls schälen und grob in Würfel schneiden. Die Gewürze in einen T ­ ee­filter geben und mit Küchengarn zubinden. Einen Sud aus Rotwein, Essig, 2 l Wasser, dem Gewürzsäckchen und dem Gemüse herstellen. Das Fleisch darin 3 Tage im Kühlschrank marinieren.

1 kleiner Knollensellerie

Den Backofen auf 200 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen.

2 Zwiebeln

Das Fleisch aus dem Sud nehmen, das Gemüse abseihen. Den Sud auf­ kochen, damit das Fleischeiweiß stockt. Die großen Eiweißstücke mit einer Schaumkelle entfernen, dann den Sud durch ein feines Sieb gießen.

2 Karotten

10 Pfefferkörner 5 Nelken 5 Lorbeerblätter 10 Wacholderbeeren 1 l Rotwein 150 ml Rotweinessig 2 kg Hirschfleisch aus der Keule 2 EL Sonnenblumenöl 2 EL Tomatenmark dunkler Soßenbinder, nach Belieben Salz, Pfeffer

Das Fleisch trockentupfen und in einem Bräter mit Deckel im heißen Öl von beiden Seiten gut anbraten. Das Gemüse zugeben und mit anbraten. Wenn das Gemüse schön gebräunt ist, das Tomatenmark zugeben und mit anrösten. Zum Schluss den Sud angießen. Mit dem Deckel verschließen und im Backofen etwa 1 ¾ Stunden schmoren. Nach Ende der Garzeit das Fleisch herausnehmen und warmstellen. Den Sud durch ein Sieb in einen Topf gießen. Kurz aufkochen und anschließend einkochen oder mit Soßenbinder zur gewünschten Konsistenz binden. Zum Schluss mit Salz und Pfeffer abschmecken. Den Braten in Scheiben schneiden und in der Sauce nochmals heiß werden lassen. Dazu: Preiselbeeren, Eierspätzle und Rosenkohlgemüse und ein ­ ssmannshäuser Spätburgunder von den Hessischen Staatsweingütern A Kloster Eberbach

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wortlichem für Food und Nonfood seit 2012 mediterrane Genuss-Kompetenz federführend ist? Jedenfalls gehen hier immer mehr Sterne am Genießerfirmament auf. »Wir wollen den Kunden helfen, Neues zu entdecken«, sagt Patrick Müller-Sarmiento. »In den deutschen Wein­ regionen im Süden arbeiten wir direkt mit den Winzern und Winzer­genossenschaften zusammen. Unsere Kunden finden im Markt Weine aus ihrer Heimatregion. Wir wollen ­unseren Beitrag leisten, damit aus einem Weinfreund vielleicht ein Weinkenner wird. Dann darf die Flasche auch gern etwas mehr kosten.« Man hält uns hier also nicht für blöd oder geizig, sondern für preis- und qualitätsbewusst, und für lern­fähig. Und bietet uns nicht nur Hafermastgans, ­Maronen, Rotkohl und Semmelknödel mitsamt einem k­ räftigen Roten vom spanischen Traditionshaus Torres, sondern auf den Hand­zetteln der Aktion »Das Gute essen« auch ein ausführliches und haushaltstaugliches Rezept für den Braten. Im Angebot sind Hirschfleisch für Sauerbraten und Chianti vom toskanischen Weinhaus Antinori, außerdem alles, was fürs gesellige Fondue vonnöten ist, samt Avocados aus Perma­ kultur für den Dip der Extraklasse. »Unsere Kunden haben ihre eigene Vorstellung, was sie suchen und brauchen. Wir tun alles dafür, dass sie sich bei uns wohlfühlen, kompetent beraten sind und bei uns ein Angebot finden, das es in dieser Breite und Tiefe sonst nicht gibt«, so Didier Fleury. Und mit dem Riesling vom Rheingauer Spitzenweingut Schloss


KARTOFFELSALAT MIT WÜRSTCHEN Für 4 Personen 800 g kleine festkochende Kartoffeln Salz 5 Schalotten 1 Apfel 8 Gewürzgurken 1 Bund Schnittlauch 200 ml Rinderbrühe 1 gehäufter EL Dijonsenf 4 EL Weißweinessig 4 EL Rapsöl Pfeffer Würstchen (Frankfurter, Bockwurst oder Rindswurst) 2 cm frischer Meerrettich

Die Kartoffeln waschen, in ausreichend Salzwasser garen, abgießen und pellen. Auskühlen lassen und in Scheiben schneiden. Schalotten und Apfel schälen und in Würfel schneiden. Gewürzgurken in Würfel schneiden. Zusammen mit den Kartoffeln in eine Schüssel geben. Schnittlauch waschen, trockenschütteln und in feine Röllchen schneiden. Für das Dressing die Rinderbrühe erwärmen. Senf, Essig und Öl unterrühren und mit Salz und ­Pfeffer abschmecken. Über den Kartoffelsalat geben und alles gut vermengen. Den Kartoffelsalat etwa 1 Stunde durchziehen lassen. Vor dem Servieren nochmals abschmecken und mit dem Schnittlauch bestreuen. Die Würstchen in einem Topf in reichlich Wasser erwärmen. Den Kartoffelsalat mit den Würstchen servieren. Meerrettich frisch darüberreiben. Dazu: ein kühles Bitburger Premium Pils

Johannis­berg oder dem Geheimrat J von Wegeler aus der zient sollen bei uns keine leeren Worthülsen sein, wir wollen Aktion »Das Gute trinken« wird ein jeder weihnachtsglück- sie im SB-Warenhaus mit echtem, schmeck­barem Leben lich und zu­frieden sein – und wir umso entspannter. Neben- erfüllen.« bei erklären uns die kompetenten Real-­Menschen auch gleich noch, wie wir den gefüllten Vogel »umgarnen«, damit er tichwort Warenhaus: Wie praktisch, dass wir hier nicht gleichmäßig gart, oder das Zander­filet für alle, die kein Fleisch nur unseren Einkaufszettel fürs Essen und Trinken erlediessen wollen, so braten, dass die Haut schön knusprig wird. gen können, sondern auch gleich noch einen Karton Wein»Die Angebote bei Fleisch und Käse ergänzen sich perfekt gläser mitnehmen, weil die Familienrunde doch größer als mit dem Wein­sortiment«, betont Patrick Müller-Sarmiento. üblich sein wird, und außerdem endlich einen Bräter für die »Die Mit­arbeiter an den Bedientheken sind entsprechend Gans, der ihrer ganzen Pracht und Größe angemessen ist. geschult, und wir haben besonders für diese Aktio­nen zur Fröhliche Weihnachten. Jetzt freuen wir uns auf den Weihnachtszeit Infor­mationen zusammengestellt, welcher Kartoffel­salat am Heiligen Abend – und haben sogar noch Wein am besten zu w ­ elchem Essen passt. Rational und effi- Zeit, einen schönen Baum zu kaufen und zu schmücken.  •

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» Essen und Trinken hat inzwischen in Deutschland einen völlig anderen Stellen­wert als noch vor wenigen Jahren. Unsere Kunden suchen ein Genusserlebnis, und mit unserer kulinarischen Kompetenz möchten wir ihnen die Welt des Genießens eröffnen«, erklärt Didier Fleury, der Chef der SB-Warenhauskette.

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NICHT NUR ZUR WEIHNACHTSZEIT Von Susanne Kaloff

Auch wenn es im Eifer des Weih­ nachts­gefechts oft in Vergessen gerät: Ein Geschenk ist frei­willig. Beim Akt des Gebens sollten mindestens zwei mensch­liche Organe beteiligt sein: Ein rand­volles Herz und ein waches Hirn. Wobei wir fürs Erstere plädieren, der Rest folgt immer irgendwie auto­ matisch. Das gilt für alles im Leben, Für mobile Romantiker vor allem aber beim ­Schenken. Und noch viel wichtiger: Niemals eine Gegenleistung erwarten, denn die ruiniert das schönste Schleifenband.

Für Goldkehlchen »So Bubbly Bath« ist wie ein Toast auf einen prickelnden Jahresausklang. Eine Flasche Moët I­ mpérial liegt in einem Bad aus golden schimmernden ­Bubbles, die wie Eiswürfel funktionieren. Einmal vorgekühlt, halten sie den Champagner auf optimaler Trink­ temperatur, ohne ihn zu verwässern.

Es gibt Anlässe, die schreien geradezu nach einem stilvollen Champagner-Picknick (Heiratsanträge, lange Donnerstage oder kurze Spaziergänge über zugefrorene Seen). Da kommt das Krug Sharing Set wie gerufen: Eine elegante Box, leicht, transportabel, mit einer Flasche Grande Cuvée und zwei ­klirrend feinen »The Joseph«-Gläsern, die eigens für Krug von Riedel geschaffen wurden.

Für Kunstsammler Der britische Designer Tom Dixon hat für die neue Hennessy X.O Exclusive Collection ein Piece of Art geschaffen, um das Sie alle beneiden werden: ein diamantenes Juwel aus Reinheit und Brillanz. Eigentlich ist es eine Flasche im Stil traditioneller französischer Kristallkaraffen, die er mit modernen Mosaik­techniken in die Jetztzeit und directement auf unseren Wunschzettel katapultiert hat.

Für Do-it-your-Selfies Bei Ruinart verwendete man schon 1769 Holz­ kisten, um die kostbaren Flaschen zu verschicken. Zum Jahresende hat das älteste Champagnerhaus eine Holzkiste kreiert, mit der Sie sich einen ganz ­kleinen Ruinart-Weinkeller (Fassungsvermögen: vier ­Flaschen) zusammenbauen können. Inklusive Name und Wappen des Hauses Ruinart – damit man auch im Dunkeln weiß, wo es lohnt, zuzugreifen.

Für Gemütsmenschen Wer lieber gemütlich zu Hause sitzt und in den besten Eichenholzfässern gereiften Single Malt Whisky genießt, als sich die Nase an Schau­fenstern platt zu drücken, ist mit The Original »Boutique« ­Glenmorangie bestens bedient. Die Geschenk­ packung im Stil eines eleganten Schaufensters bringt sogar noch zwei Tumbler mit – damit man bei derart genussvoller Beschäftigung nicht vereinsamt.

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Für Bonvivants

Für Königstreue

Drei Dinge, die den Alltag schöner machen? Kaffee, Schokolade und ab und an eine Cohiba. Der wunderbar ausgewogene Cabernet Sauvignon von Ômina Romana im süditalienischen Latium hat all das, plus dunkle Früchte und eine Farbe wie leuchtendes Rubinrot.

Und solche, die es werden wollen – spätestens nachdem sie mit einem schön gekühlten Pilsener aus dem 1858 von Theodor König gegründeten Traditions­ haus auf ein frohes Fest und ein gutes Neues Jahr angestoßen haben. Das goldgelbe Premium-Pils lässt vor allem Männerherzen höher schlagen.

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Fotos: Die jeweiligen Hersteller

Für Tina Das größte Geschenk, das man seiner Mutter machen kann? Ein eigener Wein. Das hat zumindest Georg Weber von Monteverro getan. Seiner Mutter ­Christine, die Tina genannt wird und eine Lieb­haberin der Rebsorte Syrah ist, hat er seinen Tinata gewidmet. Die Cuvée aus Syrah und ­Grenache aus einer Einzellage an den besten Hängen von Monteverro wird auch bei allen anderen Vornamen Begeisterung unter der Edeltanne auslösen.


Für Unbeschwerte Statt Blumen: Ein zart rosafarbener Flakon und ein Duft wie ein Bukett. Wer einmal an Prada Candy Florale schnuppert, wird in eine Welt entführt, die er nie mehr vergisst: Üppig, intensiv, honigwarm, und dennoch federleicht wie die Tage und Nächte seiner Trägerin.

Für Göttergattinnen Man könnte stundenlang von Vetivernoten, Moschus, Amber, Zedernholz und Gardenien schwärmen, wenn das Auge nicht schon an der Kunstfertigkeit des Flakons hängenbliebe: Ein Glaswürfel in der Farbe des Steins, den Narciso Rodriguez am Strand von Zypern fand, als er Aphrodites Geburtsort besuchte. Die Göttin der Liebe hat ihn nicht nur zu dem Flakon inspiriert.

Für Flotte Frauen von heute haben wirklich Besseres zu tun, als stundenlang vorm Spiegel zu stehen. Auch gar nicht nötig mit dem ck one Color Augenset, das die Essentials für das perfekte Augen-Make-up enthält: Mascara, Eyeshadow und Eyeliner für Tag und Nacht. Basta. Mit diesem Augenaufschlag lässt sich vielleicht nicht die Welt, aber jeder Look retten.

Für echte Kerle Als Estée Lauder und ihr Mann Joseph 1964 die Marke Aramis gründeten, stellten sie auch eine der ersten Luxus-Parfüm-Serien für Herren vor. Fünfzig Jahre später erinnert die Aramis Original 50th ­Special Edition daran: mit der typischen Schildpattprägung und dem Duft purer Männlichkeit.

Für Unwiderstehliche

Für Ja-Sagerinnen

Macht heute so süchtig wie 1977: Opium von Yves Saint Laurent. Als der Designer seinen Klassiker lancierte, hatte er eine klare Vorstellung von der ­Trägerin: »Eine Frau von scharfer Intelligenz und sinnlicher Schönheit, die eine Spur im Leben aller hinter­lässt, deren Weg sie kreuzt.« Die neue Generation des üppig-orientalischen Dufts ist Black Opium und hinterlässt betörende Spuren auf der ganzen Welt: Rausch kennt keine Grenzen.

Wenn Sie nicht wissen, wie Sie es sagen sollen: Der erste Damenduft des Designers Elie Saab, das Eau de Parfum L’Edition Or, liefert den Antrag gleich mit: Ein diskreter Goldring ziert den schimmernden Flakon. Bei ägyptischem Jasmin und Noten von Rosenhonig sagt garantiert keine Nein.

Für Fashionistas Intensiv und opulent ist dieseVariation aus der neuen Fan-di-Fendi-Linie, mit der die legendäre Geschichte des italienischen Modehauses weitergeführt wird. Fan di Fendi Extreme ist ein betörendes Elixier aus arabischem Jasmin, hypnotisierendem Weihrauch und einem sanften Lederakkord – und eine ­Hommage an eine Ikone.

Für Funkelmariechen

Fürs Schätzchen Ein duftes Liebesbekenntnis: Mein Schatz, Mein Liebling, My Honey. Genau so heißt der neue Damenduft von Toni Gard, den es exklusiv bei Douglas gibt. Sinnlich, leicht und selbst am vergeigten zweiten Feier­tag so heiter wie der erste Frühlingstag.

Von Art déco inspiriert, hat der Schweizer ­Juwelier Bucherer die Kollektion Vive Elle 20 erschaffen. Dieser bezaubernde Ring aus achtzehnkarätigem Weißgold besticht durch seine weiche und fließende Form, die filigrane Verarbeitung und die funkelnden Diamanten. Ein Stück wie die Roaring Twenties.

Für Cowboys »Steaks – Meisterstücke für Männer« widmet sich auf zweihundertvierundfünfzig Seiten einem der ­schönsten Stücke vom Rind – von der Aufzucht des Tiers bis zum fertig gegrillten Steak auf dem Teller. Rasse, Schlachtung, Zerlegung, Reifung, Rezepte, Beilagen, Rubs und Gewürze – dieses Buch hat alle Antworten. Und ordentlich Biss.  → tretorri-shop.de

Für Feinschmecker

Für Weinkenner

Ein Prachtstück von einem Entrecôte: Das Wagyū »Kobe Style« von Gourmondo mit wunderschöner Marmorierung ist zart, saftig und unvergleichlich geschmacksintensiv. Einzeln vakuumverpackt ist es fünf bis zehn Tage haltbar.  → gourmondo.de

Fesselnd geschrieben, kostbar gestaltet, randvoll mit interessanten Informationen, passionierten Geschichten und exklusiven Verkostungen. Vier Mal im Jahr bringt ein Abonnement von FINE Das Wein­magazin das reine Glück ins Haus.  → tretorri-shop.de  •

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LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK

Wie Parfüms mit Flakons verführen Von ANGELIKA RICARD-WOLF

Was hat ein Parfüm mit einem Regenmantel zu tun?

Labels pflegen mit optischen Finessen den feinen

Jede Menge, wenn es von Burberry ist. Das ­Londoner

Flakon-Unterschied. Er unterstreicht das exklusive

Fashionhaus bringt diesen Winter als Hommage an

Image, das der Kunde von Luxus-Marken erwartet

seinen Trenchcoat den Damenduft »My Burberry«

und auch honoriert. Letzteres im doppelten Sinn: Fast

heraus. Er riecht klar und zart nach Wicken und Rosen,

fünfzig Prozent der Deutschen sind laut einer Studie

die nach einem kräftigen Schauer wieder in die Sonne

des Umfrage-Portals Statista bereit, für erlesene Düfte

blinzeln. Der Flakon flirtet mit dem legendären Mantel.

und Kosmetika auch etwas mehr Geld auszugeben.

Der sandfarbene Gabardine des Originals taucht im handgebundenen (!) Schleifchen am Flaschenhals auf,

Details sind eben nicht nur Details. »Sie machen«, wie

die typischen Hornknöpfe liefern die Optik für den

es der amerikanische Kult-Designer Charles Eames

runden Stöpsel. Das hat was.

auf den Punkt brachte, »das Produkt«. In diesem Fall schüren sie gezielt die Begehrlichkeit.

wolle, der schimmernde Verschluss – sie markieren

Das klappt prima. Denn Menschen neigen dazu, »die

die Zugehörigkeit zur Burberry-Familie. Gerade teure

Qualität eines Produkts an sekundären Faktoren zu messen«. Zu dieser Erkenntnis kommt der Psycho­loge Ryan T. Howell, der sich an der Universität San Francisco intensiv mit dem Verhalten von Ver­brauchern beschäftigt.

wie : So luzid d n te h c u Einle kreationen e d o M s b n Elie Saa e Collectio in e s h ic s t d, präsentier Noten Ou n e d in s ce des Essen ardenia. G d n u e s Ambre, Ro 28

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Fotos: Die jeweiligen Hersteller

Nämlich Methode. Das baumwollene Band aus Baum-


be ie Sandfar D : r a b n n von Unverke leifchens h c S e in d r des Gaba eindeutig t is e w r e v rry My Burbe n Mantel. e r ä d n e g auf den le

Eine elegante Kartonage, ein Hauch Cello­ phan, ein formschöner Flakon in einer ansprechenden Farbe – all das sind Attribute, die einen Duft noch wertvoller erscheinen lassen. Je aufwendiger sein Outfit gestaltet ist, umso mehr wird ein Parfüm zum Must-have. Verpackungskünstler wissen das und gehen entsprechend raffiniert zu Werk. Petitessen spielen für sie dabei eine ganz große Rolle. Ein Blick genügt, und schon erfüllt etwa das goldene Knötchen auf dem Eau de Parfum »Knot« von Bottega Veneta seine Lock-Mission. Denn sofort hat der Kenner registriert, dass es sich dabei um die Nachbildung des Knips-­Verschlusses

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der begehrten Clutch aus dem Modehaus handelt. Und die berühmte Forever-Schnalle der Marke Fendi prangt ebenso unverkennbar auf dem Flakon von »Fan di Fendi Extreme«. Marken-Fans assoziieren mit der nietenbesetzten Lackfliege auf Estée Lauders »Modern Muse Chic« automatisch das blaue Band um die Wespentaille des Flakons von »Youth Dew«, dem Klassiker des ameri­ kanischen Beauty-Konzerns. »Mit diesem Design­ element«, sagt Kreateur Richard Ferretti, »ist der Flakon immer perfekt angezogen.« Vor allem Modemacher legen Wert darauf, dass ihre Parfüms passend zum Stil des Hauses »eingekleidet« werden. So ließ der für seine Opulenz bekannte italienische Designer Roberto Cavalli den holzig-­ orientalischen Duft »Oud Al Qasr« in ein purpurnes Lackcoffret legen. »Lady Million Eau my Gold« vom Pariser Metall-Bändiger Paco Rabanne glänzt hochkarätig. Die »Collection des Essences« des libanesischen Modeschöpfers Elie Saab ist so edel und transparent aufgemacht wie eines seiner Couture-

ck­ tilisierte La s ie D : ll o sv ern Beziehung ders Mod u a L e té s er fliege an E en Klassik d f u a lt ie sp anischen Muse Chic ik r e m a s w« de »Youth De . nzerns an o K ty u a e B

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dy Million a L i e B : g ti Hochkarä Rabanne o c a P n o v old! Eau my G er Essenz d it e k r a tb ist die Kos ersehen. b ü u z t h nic

Mehr als : d n e lt a h Zurück menszug a N n te h c den schli t, um das h ic n s e t brauch n Narciso o v m fu r a n. Eau de P entifiziere id u z z e u Rodrig

Kleider. Mit der eleganten, schlichten Hülle für »Sì« greift der italienische Modegigant Giorgio Armani die Stilelemente seiner Top-Kollektion auf. Und Jil ­Sanders aktuelle Veilchen-Kreation »Simply« wirkt auf

nen Produkten und sind vernarrt in sie.« Doch auch

Minimalismus-Fans ob seiner schlichten ­Silhouette

Männer seien für eine tolle Aufmachung durchaus zu

unwiderstehlich.

begeistern, vor allem über die Haptik.

Frauen, meint Peter Schmidt, Deutschlands renom- Ein Beispiel dafür ist »Leather Blend«, der neue miertester und erfahrenster Designer, seien leichter

würzig-­orientalische Herrenduft von Davidoff. Der

zu verführen als Männer. »Sie spiegeln sich in schö- kantige Flakon aus orange-braunem Glas liegt satt in der Hand, der Verschluss ist massiv, das Etikett gleicht einer Plakette – diese Flasche passt in eine Männerfaust. Ebenso wie die von »Nuit d’Issey«, dem aktuellen Parfüm des japanischen Designers Issey Miyake. Ihre Oberfläche hat eine geriffelte S ­ truktur, sie ist undurchsichtig und in rauchigen Schwarz­tönen

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: Augenfällig avalli Roberto C pig, auch p ü s e g a m enreifen beim bühn er Duftin e s t it r ft u A n. Kreatione

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gefärbt. Und an »Perfume« von MercedesBenz werden Autofreaks wegen des obligaten Sterns auf dem Verschluss nur schwer vorbeikommen. Ob Mann oder Frau, wer angesichts dieser ge­ballten Design-Offensive schwach wird und zugreift, ist entschuldigt. Er kann kaum anders. Für Kaufentscheidungen ist erwiesener­maßen das Unterbewusstsein verantwortlich. Nicht nur ein bisschen, sondern zu siebzig Prozent!

g: Hochkanti n aus Der Flako aunem orange-br avidoff D n o v s la G lend Leather B der liegt satt in nd. Männerha

Dagegen müssen sich Vernunft und Maß­ halten erst einmal behaupten. Andererseits – warum sollten sie? »Mit erlesenen Parfüms tut man sich selbst etwas Gutes«, sagt die Hamburger Psychologin Eva ­Wlodarek. »Der Duft selbst spielt zwar die Hauptrolle, doch ebenso entscheidend ist das, was uns der Flakon und seine Aufmachung vermitteln.« Was denn? »Die Optik bestimmt schließlich auch den Charakter des Dufts. Sie zeigt an, wie das Parfüm interpretiert werden soll, etwa als edel, extravagant, verführerisch, sexy oder erfolgsorientiert. Entsprechend verstärkt man damit seine persönlichen Eigenschaften – oder die, die man gerne hätte.«  •

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Perfume s a D : ig d Offenkun eine -Benz ist r s e d e c r e t von M avon zeug d – e h c a Männers Stern. schon der


ta st e rheingau goes frankfurt

e x klusive gour M e tpart y zu M 1 9. rheingau gourMet & W ein festival aM Montag, 1 9. Januar 201 5, uM 1 9.00 u hr iM gesellschaf tshaus palM engarten frankfurt

Eine spektakuläre Gourmetparty im prachtvollen Saal des Gesellschaftshauses Palmengarten in Frankfurt. An 18 Ständen kochen fünf 2-Sterne-Köche sowie weitere 13 Sterne-/Spitzenköche, ausgezeichnet mit insgesamt 17 Sternen, live. Dazu präsentieren die Inhaber von 27 TOP-Weingütern persönlich ihre Spitzenweine: aus dem Rheingau, aus Franken, Rheinhessen und Baden, von der Mosel und der Ahr, aus Bordeaux, von der Rhône und Loire, aus der Toscana, der Franciacorta und dem Alto Adige. Die 8-köpfige SOUL-BAND mit Caro Mhlanga aus dem Tigerpalast sorgt für großartige Stimmung. Infos und Tickets unter: www.taste-frankfurt.de

Foto: Guido Bittner für Tre Torri

Auch der Vorverkauf für das 19. Rheingau Gourmet & Wein Festival (26.2. – 11.3.2015) hat begonnen. Informationen und Buchung unter: www.rheingau-gourmet-festival.de, info@kronenschloesschen.de

Mit fr eund li cher u nterst üt zung von :


Der Rheingau Er ist das Urbild einer deutschen Weinlandschaft und die Heimat feinster Rieslinggewächse: der Rheingau. Heute gilt er vielen als verstaubtes Monument deutscher Weinbaukultur, das von seiner glorreichen Vergangenheit zehre. Doch die Wirklichkeit ergibt ein anderes Bild. Von Till Ehrlich Fotos Arne Landwehr und Alex Habermehl

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as Fährschiff legt vom rheinhessischen Ufer bei Ingelheim ab, etwa in der Mitte des Stroms dreht es auf Oestrich zu, die Wolkendecke reißt auf, Licht fällt auf das Rheingauer Ufer mit dem schnell ansteigenden Bergmassiv und seinen dunklen Wäldern. An den Hängen leuchten die B ­ lätter der Weinreben im Oktoberlicht goldgelb auf. In der Ferne die Silhouette von Schloss Johannis­ berg; ganz nah Zweckbauten und touristische Bau­ sünden der letzten Jahrzehnte, die aber die Anmut dieser Szenerie nicht versehren können. Noch bevor die Fähre auf der Rheingauer Seite festmacht, ist man von der Aura dieser Landschaft eingenommen. Ihre Schönheit findet ein Äqui­ valent in ausdrucksstarken langlebigen Weinen, die dieses Rebland seit Jahrhunderten immer wieder hervorbringt. Der Rheingau ist der Archetyp einer deutschen Weinlandschaft, das Kron­ juwel des deutschen Weinbaus. Mit seinen gut dreitausendeinhundert Hektar Rebland, von denen achtundsiebzig Prozent mit Riesling bestockt sind, zählt der Rheingau zu den kleineren Anbaugebieten in Deutschland. Es besteht aus zwei Teilen: Zum einen aus der

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Enklave am Main, südöstlich von Wiesbaden, die besonders durch die Hochheimer Weine Ruhm erlangt hat. Winzer Gunter Künstler hat hier seit den 1980er Jahren mit Kontinuität und Intuition große Rieslingweine vorgelegt, die nicht nur zur Renaissance der Hochheimer Weine, sondern auch der des trocknen deutschen Rieslings beigetragen haben. Wie am Rheinknie können die Weine ein ebenso komplexes Geschmacksbild mit Langlebigkeit entwickeln, die dennoch anders sind. Der zweite, berühmtere Teil des Rheingauer Weingebiets beginnt westlich von Wiesbaden und folgt dem Rhein bis nach Lorch. Die ­meisten Weinorte mit den berühmten Namen liegen direkt am Ufer, hinter ihnen steigt das Berg­massiv zum Taunus hin steil an. An diesen Hängen gibt es eine Vielzahl klimatischer und geologischer Unterschiede. Allein innerhalb eines Weinbergs wie dem Johannisberg oder dem Rüdesheimer Berg gibt es signifikante Differenzierungen, die zu anders­artigen Reife- und Aromaausprägungen der ­Trauben führen. Das macht den Reichtum der Rheingauer Weine, insbesondere des Rieslings aus. u nd

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Die besten von ihnen besitzen Charakter, Lang­ lebig­keit und eine vielschichtige Struktur.

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er Aufstieg des Rheingaus zu einer der stil­ bildenden Weinregionen der Erde beginnt mit dem Mönchsorden der Zisterzienser, die ab dem 12. Jahrhundert den Weinbau im Kloster Eberbach durch Erfindungen und Erneuerungen in besonderer Weise weiterentwickelten – hin zu edleren Weinen. Weinbau war damals mit einfachsten Gerätschaften alltägliche Knochen­ arbeit, die mit einer Demut und Hingabe verrichtet wurde, wie sie der Mensch wohl nur für Dinge aufbringt, die seine eigene kleine Welt überschreiten. Von den Zisterziensern, die aus Burgund kamen, wo ihr Mutterkloster liegt, die Abbaye de Cîteaux, ist der Satz überliefert: Qui bon vin boit, dieu voit – wer einen guten Wein trinkt, dem zeigt sich Gott. In die neue Zisterze im Rheingau brachten die frommen Männer den Pinot Noir, den Spät­ burgunder, mit. Es sollen Rebpflanzen aus dem berühmten Clos de Vougeot gewesen sein, der damals zur Abtei von Cîteaux gehörte. Die bur-


gundischen Reben wurden im Rheingau bald Wo es große geschichtliche Kontinuität gibt, Wasser, und viele von ihnen schafften den not­ ­heimisch und sollen hier stärker verbreitet gewe- lassen sich natürlich auch Höhen und Tiefen wendigen strukturellen Wandel nicht. So wurden sen sein als weiße Sorten. Erst am Ende des Mittel­ unterscheiden. So blieb auch der Rheingau von sie von der Absatzkrise Mitte der achtziger Jahre alters gewann der Weißwein allmählich jene der Krise des deutschen Weinbaus in den 1980er empfindlich getroffen. ­Stellung, die dem Rheingau später seine weinbau- Jahren nicht verschont. Jahrhunderte lang gab Doch der Niedergang des Rheingauer Wein­ liche Identität geben sollte und die mit dem Auf- es neben Schloss Johannisberg aristokratische adels führte nicht zum Niedergang des Rheingauer stieg des Rieslings verbunden ist. Spitzenweinbaus. Vielmehr wurde das Vakuum Im Zeitalter der Gegenreformation und des von kleineren bürgerlichen Weingütern mit Verve Barock gewann der Riesling an Bedeutung, man und Leidenschaft gefüllt, die eine moderne, flexibwollte dem Höheren in einer neuen Form von Verlere Betriebsstruktur hatten. Sie gingen in die Verherrlichung huldigen, zu der edle langlebige Weine antwortung und erneuerten nicht nur den Rheinzählten: Ihr Sinn bestand nicht allein darin, durch gau, sondern den deutschen Weinbau selbst. Die Nachreife den Weingeschmack zu sublimieren und den Wert zu steigern – vielmehr ging es um den Mit Weitblick hat Wilhelm Weil vom Gedanken, dass die Zeit das Banale vom Edlen Weingut Robert Weil in Kiedrich die scheidet, weil nur Substanz dem Mahlwerk der Zeit widersteht. Auch wenn heute der Markt nach Rolle des Vorreiters zur Erneuerung der jungen Weinen verlangt, so ist doch die Eigenschaft Rheingauer Weine übergenommen. eines Weins, reifen und lagern zu können, ein Zeichen seines Werts und seiner Klasse. Solange das noch so ist, kann man von Wein als einem Kultur­ maßgeblichen Pioniere waren Wilhelm Weil gut sprechen. aus Kiedrich, Gunter Künstler aus Hochheim am Main, Bernhard Breuer aus Rüdesheim und m Johannisberg waren es die Benediktiner August Kesseler aus Assmannshausen. Vorreiterder Fürstabtei von Fulda, die im Jahr 1716 das funktion hatte zweifellos das Weingut Weil. Die Anwesen kauften, mit dem Ziel, dort den denkbar Geschichte seines Wiederaufstiegs spiegelt die edelsten Riesling zu erzeugen. Der Weinbau am Dramatik dieser Epoche des Wandels. Johannisberg wurde neu geordnet, der bis dahin Schloss Vollrads, das damals von Erwein Graf übliche Mischsatz aus verschiedenen weißen Sorten Weingüter, die mit einem großen Wissens- und Matuschka-Greiffenklau (1936 bis 1997) geführt wurde entfernt, und innerhalb eines Jahres sollte er Erfahrungs­schatz Weine von Wert erzeugten: wurde, geriet während der Absatzkrise Mitte der ausschließlich mit Riesling bepflanzt worden sein. Güter wie Schloss Reinhartshausen, Schloss Voll- achtziger Jahre in wirtschaftliche Not. Obgleich Vom Johannisberg gingen immer wieder wesent- rads, Freiherr Langwerth von Simmern und Graf es dem charismatischen Grafen nicht vergönnt liche weinbauliche und keller­wirtschaftliche Eltz wurden als Flaggschiffe der Rieslingkultur war, jenen Wein zu kreieren, der sein Weingut Impulse aus. Hier wurde im Jahr 1775 die Spätlese weltweit geachtet. Bis in die sechziger und sieb­ und den Rheingau erneuerte, so ist ihm zu verentdeckt – ein neuer Edelweintyp. ziger Jahre war das so. Dann kamen sie in un­ruhige danken, dass er den Verband Deutscher Prädikats-

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sen, für die das Weingut Weil auf Auktionen wie die Hessischen Staatsweingüter Kloster Eberheute wieder Höchstpreise erzielt. Wilhelm Weil bach und die Domäne Assmannshausen. hat aus dem Weingut Robert Weil nicht nur ein Es wird viel über das Potential und die LangFlaggschiff des deutschen Weinbaus, sondern des lebigkeit des deutschen Rieslings geredet, doch feinen Rieslings schlechthin gemacht. Vielleicht nur sehr wenige Winzer wagen es, gereifte Weine ist der geglückte Wiederaufstieg für manchen zu anzubieten. Die Weingüter Wegeler füllen diesen viel des Guten: Seit etwa fünfzehn Jahren wird Gedanken in ihrer Oestricher Kellerei mit ihrer nicht nur die Leistung von Weil, sondern auch die vieler seiner Rheingauer Spitzenweinkollegen in Deutschland kleingeredet – während sie international hochgeachtet sind.

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as so genannte Rheingau-Bashing hat sicher auch zu tun mit dem Aufstieg von Rheinhessen und Nahe, die seit anderthalb Dekaden mit Ehrgeiz spannende Weine erzeugen. Es mag ein Muster sein, dass das Hosianna des einen die Kreuzigung des anderen mit sich bringt. Und es ist traurig, dass offenbar nicht das Gute in seiner jeweiligen Andersheit nebeneinander gewürdigt werden kann. Natürlich ist der Rheingau bezüglich und Qualitäts­weingüter (VDP) zusammenhielt, der Weinqualität heterogen – wie jedes Weinbauder ohne sein Engagement in diesen turbulen- gebiet. Hier gibt es neben Weinen, die zur Weltten Tagen wohl untergegangen wäre. Matuschkas spitze gezählt werden, auch viel Mittelmaß. VielVerdienst bleibt, dass er die bedrohliche Lage für leicht gibt es im Rheingau einige VDP-Winzer Spitzenweinproduzenten scharf analysierte und zu viel, deren Weine als medioker wahrgenomVisionen entwickelte, die das Fundament für den men werden. Anders als anderen Weinbau­gebieten Wiederaufstieg des VDP und seiner feinen Weine wird dies dem Rheingau nicht verziehen. Er bietet legte. Doch sich selbst konnte er nicht retten. auch ob seiner geschichtlichen Exponiertheit eine »Vintage Collection« mit neuem Leben. ­Wegeler Damals soll eine japanische Investorengruppe besondere Angriffsfläche. hat schon einmal ein wichtiges Signal in den Markt in den Rheingau gereist sein, und die erste Adresse, gesendet: Die trockne Spätlese Geheimrat »J« war die sie ansteuerte, war das Weingut Schloss Vollseine Antwort auf die Krise der achtziger Jahre. rads, das seit dem 13. Jahrhundert im Besitz der von Der »Jot«, längst ein Klassiker, ist bis heute ein Greiffenclaus war. Der Graf muss wohl gebannt ausdrucksstarker Riesling mit Charakter. vom Stolz und Ethos seiner Familie gewesen Im Rheingau ist alles im Fluss. Das versinnsein; er schickte die potentiellen Retter weg: zu bildlichen insbesondere die feinen Rieslinge von ­Wilhelm Weil. Das bürgerliche Weingut suchte Eva Fricke. In ihren Lorcher Lagen legt die junge ebenfalls einen Investor, und die Japaner stiegen ­Winzerin das Potential des Rheingaus in atem­ ein. Der junge Wilhelm Weil nutzte seine Chance. raubender Weise frei: So mutig, modern und schwerelos interpretiert momentan kaum ein Mit Stolz können Rheingauer Spitzen­ deutsches Weingut den Riesling. Handwerklicher Weinbau, wie er hier noch betrieben wird, ist lebenwinzer ihre edlen Erzeugnisse vor­zeigen – dige Agrikultur, eine Begegnung von Natur und wie Tom Drieseberg von den Weingütern Mensch in einer fragilen Kulturlandschaft. Denn der bleibende Wert feinster Rheingauer Weine Wegeler in Oestrich-Winkel sein Riesling liegt nicht im Kommen und Gehen von Moden, Großes Gewächs vom Geisenheimer sondern in der Umformung von Tradition und Geschichte ins Eigene.  •

Rothenberg und Eva Fricke aus Kiedrich ihren Riesling vom Lorcher Schlossberg, Fred Prinz aus Hallgarten seinen Riesling vom Hendelberg und August Kesseler aus Assmannshausen seinen Spätburgunder vom Assmannshäuser Höllenberg.

Der Hauptvorwurf: Der Rheingau habe die Zukunft verschlafen, ruhe sich auf seiner glorreichen Vergangenheit aus. Tatsache ist, dass die Erneuerung der deutschen Spitzenweine ganz entschieden im Rheingau vorangetrieben wurde und wird. Und dass es Virtuosen und IndividuaIn wenigen Jahren brachte er das Gut wieder zum listen gibt, die ihren Stil über Jahrzehnte hinweg Blühen, mit einer Strahlkraft, die den Ge­wächsen akribisch verfeinert und weiterentwickelt haben, des Weinguts Robert Weil weltweit Anerkennung wie Wilhelm Weil in Kiedrich, Gunter Künstler und Ruhm eintrugen: Sie wurden bald in New York in Hochheim oder August Kesseler in Assmansgetrunken, in Paris und in Tokio. Das helle Blau, hausen. Hinzu kommt eine Phalanx von Winzern, in dem die Etiketten und Kapseln dieser Weine die stetig beeindruckende Gewächse erzeugen wie leuchten, wurde zum Symbol dieser Renaissance: Theresa Breuer und Johannes Leitz in Rüdesheim, Die Farbe des Himmels und der Unendlichkeit. Hans-Josef Becker in Walluf, Fred Prinz in HallWilhelm Weil gelingt es nicht nur trockne garten, die Brüder Spreitzer und Peter Jakob Kühn Riesling­weine von Format zu erzeugen, sondern in Oestrich. Darüber strahlt das Wiederaufblühen auch die Kunst der edelsüßen Rheingauweine zu von Schloss Johannisberg, das nicht nur in der letzerneuter Blüte zu bringen, wie schon seine Vorfah- ten Dekade wieder zu sich selbst gefunden, sonren vor dem Ersten Weltkrieg: Edelsüße Prezio­ dern qualitativ nach oben noch Luft hat. Ebenso

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2 Flaschen Costa Russi 1999 2 Flaschen Sorì Tildin 1999 2 Flaschen Sorì San Lorenzo 1999 Die Weine in der limitierten hochwertigen Holzkiste mit Fine-Logo gehören zu den Schmuck­stücken unseres ­Weinguts. Als leidenschaftlicher Winzer war mein Großvater Giovanni Gaja so klug, die heute unbezahlbaren Weinberge rund um das Dorf Barbaresco schon früh zu erwerben, da er ihr großes Potential erkannte. Mein Vater Angelo verstand rasch den eigenen Charakter jeder Lage und entschloss sich daher, die Weine der Einzellagen getrennt auszubauen, damit jede Lage ihren eigenständigen ­Charakter entfalten kann. Alle Weine bestehen zu mehr als 90 Prozent aus der Rebsorte Nebbiolo und werden ergänzt durch einen kleinen Teil Barbera. Sorì San Lorenzo: Der Name »Sorì« entstammt dem lokalen Dialekt und bedeutet soviel wie »Spitze des nach Süden gewandten Hügels«. Der Boden des Weinbergs Sorì San Lorenzo weist einen hohen Kalksteingehalt auf. Auf­grund der Nähe zum Fluss herrscht ein sehr mildes Mikroklima, das dem Wein einen intensiven Geschmack verleiht. Sorì Tildin: »Tildin« ist die Verkleinerungsform von Clotilde. So hieß meine Urgroßmutter, deren Hartnäckigkeit und Ernsthaftigkeit Giovanni und Angelo inspirierte. Der Weinberg Sorì Tildin ist der höchstgelegene der drei Weinberge. Seine Lage und sein trockneres Mikroklima ergeben einen harmonischen, fruchtbetonten Wein mit ausgeprägter mineralischer Note. Costa Russi: Das Wort »Costa« bezeichnet den Abhang eines Hügels, und »Russi« war der Spitzname des alten ­Pächters, der den Weinberg bewirtschaftete. Der Boden zählt zu den kühlsten des gesamten Gebiets, und seine ­Weinstöcke, die in den 50er Jahren gepflanzt wurden, gehören zu den ältesten. Die Weine entwickeln während des Alterungs­prozesses ätherische Geschmacksnoten. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen mit dieser Kollektion außergewöhnlicher Weine! Herzlich Ihre Gaia Gaja


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Kobe Wagyū Für Kuh-Connaisseure das teuerste Rindfleisch der Welt Von Peter Wagner Fotos Christof Herdt

Der Herr über die wertvollste Rinderherde Europas sieht nicht nur aus wie der Groß­onkel des Marlboro Man. Er fummelt auch ständig eine Neue aus der roten Packung. Joop S­ teenbergen stapft qualm­schnaufend durch die tiefmatschige Lehmkrume seines riesigen Anwesens ­Altembrouck. Hier im Herzen des Drei­länderecks, wo sich Belgiens Grenz-Einöde zu einer ver­zaubert hügeligen Auenlandschaft mausert, könnten wir mit Joops Kühen bequem zu Fuß nach Deutschland oder Holland gehen. Müssen wir aber nicht, denn die Tiere haben auch innerhalb der Farmzäune Auslauf ohne Ende. Insgesamt leben hier im Moment dreihundert­zwanzig Wagyū-Rinder japanischer Ur-Abstammung im Wert von mehr als einer Million Euro. Hundert davon stehen in teilweise mit sanfter Musik beschallten, geräumigen Ställen, der Rest verläuft sich auf achtundsechzig Hektar saftig grünen Wiesen. Auch das unter­scheidet sie von ihren Verwandten in Japan. Die sind nur ein paar Wochen auf den engen Weiden, in Belgien kommen sie erst nach sechsunddreißig Monaten Freiheit in die Endmast, die eher einem Wellness-­Kuhrlaub mit All-You-Can-­ Wiederkäu-Edelfutter gleicht.

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Auf der Farm des belgischen Züchters Joop Steenbergen haben die kleinwüchsigen, tiefschwarzen Wagyū-Rinder japanischer Ur-Abstammung Auslauf ohne Ende. Der Rest steht in geräumigen Ställen. Weil lebende Tiere, Embryonen oder Sperma dieser Rasse Japan nicht verlassen dürfen, stammen sämtliche Nachzüchtungen von wenigen, in den 1950er Jahren exportierten Rindern ab.

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as japanische Originalfleisch der Tiere, die in ihrer Heimat nüchtern Wa ( Japan) Gyū (Rind) heißen, wird gerade weltweit zum Heiligen Gral der Kuh-­Connaisseure hochgejazzt; die Nobelstücke von Filet bis Entrecôte er­reichen mit Kilopreisen bis zu 500 Euro Flughöhen, auf denen sonst nur Hummer, Austern, Kaviar oder Foie Gras segeln – und ziehen mit Renditeversprechen von m ­ ehreren hundert P ­ rozent naturgemäß auch Handlungsreisende an, die sich von diesem seidigen Edelfleisch mit eher halbseidenen ­Methoden ihre Scheibchen abschneiden wollen. Denn erstmals in der Geschichte exportiert Japan seit 2012 einige Tonnen seines fleischgewordenen Nationalheiligtums zunächst nach Hongkong, Macao und Amerika, seit Juli 2014 auch nach Europa. Und doch übersteigt die g­ lobale Kauflust auf dieses für ­manchen Fleischfreund beste Beef der Welt das A ­ ngebot um ein Vielfaches. Davon profi­tieren nicht nur Japans ­Exporteure, auch Farmer in Neuseeland, Austra­lien, den Vereinigten ­Staaten, in Deutschland oder eben B ­ elgien wollen mit ihren Nachzucht-­Herden an das goldene ­Töpfchen. Joop ­Steenbergen interessiert das nur am Rande, er will den ganz großen Topf. Kaum ein anderer ar­beitet so konsequent und durch­professionalisiert an der Generierung karnickelartig wachsender Wagyū-Bestände. Wie alle Züchter außerhalb Japans muss auch er auf die Blut­ linien einiger zwischen 1949 und 1951 nach Neusee­land exportierten Tiere zurück­greifen. Trotzdem sind seine Herden per DNA-Test garantierte sorten­reine Wagyūs, deren Fleisch er an zwei­tausend­achthundert Restaurants in ganz Europa

l­ iefert (Privat­verkauf auch an die Hotelgäste des auf Grund­ mauern von 1380 ­stehenden Altembrouck-­Gutshauses). Deren Kilopreise liegen weit unter dem Kobe-Original, doch Joop S­ teenbergen dreht längst ein viel größeres Rad: Jahr-

zehntelang handelte er weltweit mit Embryos von Super-­ Rennpferden, nun lässt er die befruchteten Ei­zellen seiner besten Wagyū-Kühe von holländischen Leihmuttertieren (simplen Milchkühen) im großen Stil aus­tragen: »Statt einem Kalb pro Jahr bekommen wir damit fünfund­dreißig«. Die meisten Embryonen verkauft er nach Australien, in die

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Emirate, sogar die Japaner holen sich damit die alten Zucht­ vergleichs­kärtchen zur Fettgrad-Bestimmung, und das linien zurück. Schön. Aber jetzt wollen wir endlich mal rohes intra­muskuläre Fett hat nicht die trüffel­artige Adrigkeit Fleisch anfassen. des ­Originals. Dennoch ge­hören diese drei Stücke zu dem Joop Steenbergen steckt sich noch eine Marlboro an und Besten, was man sich als Steak in Europa in die Pfanne gebietet seinem Küchenjungen, ein paar Steaks zu holen. Auf hauen kann. Auch den Fettschmelztest be­stehen sie mühedem Holzbrett liegt ein stattliches Entrecote, daneben jeweils los: Zwischen die Handflächen genommen, reicht schon meine Körperwärme, um die Fettadern anzuschmelzen; die zarte Viskosi­tät fühlt sich auf der Haut geschmeidiger an als so manche 300-Euro-Anti­faltencreme aus der Weltraum­forschung. Und dann erst dieser edle Geruch, eine Cuvée aus Pekannuss, Wiesen­blüten und Wald­honig, typisch für diese Rinder­genetik und noch Stunden später zu erschnuppern.

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Erst seit Mitte dieses Jahres gibt es Kobe-Fleisch auch in Deutschland: bei Frank Albers in Düsseldorf, dem ersten deutschen Importeur, zu Kilopreisen von rund 400 Euro. Kobe-Fleisch mit seinem markant süßlich-nussigen Wohlgeschmack sollte wie Foie Gras nur gelegentlich und in kleinen Mengen (höchsten hundert Gramm pro Portion) genossen werden.

mit dickem Fettdeckel eine Tranche Roastbeef und Filet. Allesamt zwar wüst durchwachsen, aber weit entfernt von den legendären Marmo­rierungsgraden jenseits der 10 (auf einer Skala von 1 bis 12), die Joop heute leider schon alle verkauft hat. Was wir sehen, sind deutlich dunkel­rotere Fleisch­fasern als auf den japanischen Farb­

öchste Zeit, nach Düssel­dorf zurückzufahren und endlich das Originalfleisch aus Japan zu betatschen. Dort bespielt Frank Albers, Deutschlands wichtigster Importeur und Großhändler für Edel-Fleisch aus aller Welt, seine ­riesigen Kühlhallen im tristen Gewerbe-­ Outback der sonst so drollig Blingbling-­g länzenden Rheinmetropole. Bei konstant einem Grad Celsius ­frieren wir andächtig vor einem impo­santen Karton­ stapel im Wert von gut tausend Euro, gefüllt mit dem echten, wahren Edelstoff aus den Japan-­R egionen ­Miyazaki, Kagoshima und Kobe, dem besten und teuer­ sten. Das alles gibt es offiziell erst seit einem halben Jahr in Deutschland. Die japanische Kobe Beef ­Marketing & Distribution Promotion Association nimmt den Export so ernst wie ein Tee-Ritual und listet auf ­hundert Gramm genau auf, w ­ elches Stück wann wohin exportiert wurde. Alles ist transparent, im Internet steht, wann das erste Kobe-Wagyū-Fleisch nach Deutschland kam: 55,9 Kilogramm am 8. Juli 2014, vom Rind Nummer 1339076506 des Züchters Junko Yamasaki. Geliefert an: Albers GmbH, Düssel­dorf, die Stadt mit den meisten ­Japanern außerhalb Japans. Einen härteren Schnitt zu den sanft schwingenden Wiesen­hügeln von Altembrouck kann man sich kaum vorstellen. Und doch geht es in beiden Welten immer nur um eins: Rindfleisch von höchstmöglicher ­Qualität mit den best­möglichen Spannen zu handeln. Der ­Belgier mit Platz für ein paar t­ ausend Rinder. Der Düssel­dorfer mit einer Tonne Wagyū-Umsatz im Monat. Frank Albers verkauft das Wunder­fleisch nun auch portioniert in seinem Online-Shop, aber das Gros nehmen die Spitzen­ restaurants ab: Unter den un­zähligen Top-Köchen auf seiner Lieferliste steht auch Düsseldorfs Zweisterner JeanClaude Bourgueil (»Im S­ chiffchen«). »Er zieht hauchdünne Scheibchen vom Kobe-Beef durch Brühe, die dann später gelöffelt wird. Ansonsten merken jetzt auch die vielen japanischen Restaurants, dass wir ihr Heimatfleisch liefern können«, freut sich Frank Albers. Marmorierung für die Massen? Niemals: »Der Preis steigt mit der Nachfrage, weil das Angebot aus Japan nicht größer werden kann.« Aber wer will schon auf Preisschilder achten, wenn er das teuerste Fleisch der Welt haben kann?  •

Zu beziehen bei Albers: www.albersfood.de Altembrouck (Belgien): www.altembrouckwagyu.com Gourmondo: www.gourmondo.de 42

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Die Pilsener Ikone seit über 100 Jahren im Haus Stemberg

KÖNIG PILSENER IN DEN BESTEN RESTAURANTS GENIESSEN

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amilientradition und beste Qualität – im Haus Stemberg in Velbert-­ Neviges (Nordrhein-Westfalen) kann man dies intensiv erleben. 2013 wurde das Restaurant mit einem der begehrten MichelinSterne ausgezeichnet. Neben besonderen Speisen setzen Walter und Sascha Stemberg auf ein ganz besonderes Bier: König Pilsener. Und das ist kein Zufall. 1858 gründete Theodor König die B ­ rauerei dort, wo sie heute immer noch steht: in Beeck. Ein Stadtteil, der mittler­ weile zu Duisburg gehört. Theodor König setzte auf ein leichter eingebrautes, hopfenhaltigeres Bier – gegen den Trend der Zeit. Aber er glaubte an diese Idee und wurde erfolgreich. Seine Söhne Leo und ­Hermann ­führten die Tradition des Vaters fort und brachten 1911 König Pilsener auf den Markt. Viele Jahrzehnte übrigens, bevor sich die Pilsener B ­ rauart in Deutschland durchsetzte. Doch auch sie glaubten an Qualität und besonderen Geschmack – und wurden erfolgreich. 1864, also nur sechs Jahre nach der Gründung der König-­Brauerei, eröffnete im 35 Kilometer entfernten Velbert das Haus Stemberg. Seit über 100 Jahren gibt es dort König Pilsener. Mittlerweile wird das ­Restaurant in vierter und fünfter Generation von Walter und Sascha ­Stemberg geführt. Es wird viel Wert auf regionale Produkte gelegt: „Kurze

Transport­wege“ seien wichtig für beste Qualität. Konsequent setzt Sascha Stemberg, der Qualitätsfanatiker, daher auf die Pilsener Ikone. Denn der Chef de Cuisine weiß genau, dass eine Spitzenküche nicht ohne Spitzen­ produkte auskommt: „Nur durch vertrauensvolle Partner, die ich persönlich kenne, weiß ich genau, wo meine Produkte herkommen und wie sie entstehen.“ Walter Stembergs Konzept „Zwei Küchen von einem Herd“ verbindet traditionelle regionale Speisen mit Gerichten neuer Kochkunst. Neben der bewährten Kuhlendahler Perlgraupensuppe mit gebratenen Mettwurstscheiben findet man ebenfalls moderne Kreationen, wie beispiels­weise „Rauchaal Terriyaki“ mit Rettich, Lauchzwiebeln, ­Wan-Tan und Aaltee, auf der Speisekarte. König Pilsener wird bis heute in der Tradition des Gründers Theodor König gebraut. Mit besten Zutaten und mit dem besten Brauverfahren, dazu kommt die Leidenschaft jedes einzelnen Mitarbeiters. Die ­Brauerei konzentriert sich auf das, was sie seit über einem Jahrhundert macht – und was sie am besten kann: die Pilsener Ikone. Das wissen auch viele Restaurant- und Hotelbesitzer zu schätzen und schenken König Pilsener aus. In den besten Häusern nur die beste Qualität.

Haus Stemberg und König Pilsener – das passt. Ein mehrfach ausgezeichnetes Restaurant und ein mehrfach ausgezeichnetes Bier. Überzeugen Sie sich selbst davon! www.stemberg.tv und www.koenig.de.


Fotos: Bayerischer Hof

»Ein erstrangiges Hotel für vornehme Reisende von Stand« 175 Jahre Bayerischer Hof Von Bernd Fritz

Dem Wünschen wird gern nachgesagt, dass es in früheren Zeiten noch geholfen habe.

Die Übernahme durch Volkhardt und seine Familie brachte dem Haus, das sich mit dem baye­ Ob dies je zutraf, sei dahingestellt, zumindest hing es sehr davon ab, wer welche W ­ ünsche rischen Staats­wappen schmücken durfte, endlich hegte. Im Fall des Bayerischen Hofs war es im Jahr 1839 der bayerische König Ludwig I., Kontinuität, was gerade im kommen­den turbulenten Halbjahrhundert – Arbeiterbewegung, Erster der sich für seine Residenzstadt München »ein erstrangiges Hotel für vornehme Reisen­de Weltkrieg, Revolution, Inflation, Drittes Reich, von Stand« wünschte. Und schon, das heißt keine drei Jahre später, war im Herzen Zweiter Weltkrieg – mehr als nötig war. Doch gegen die alliierten Bomben war auch Sohn Her­Münchens, am Promenadeplatz unweit der Frauenkirche, eine statt­liche vier­geschossige mann (der sich mit nur einem »r« schrieb) machtPrestigeherberge entstanden. Zu den ersten regelmäßigen Gästen zählte der König selbst, los: Im April 1944 erfolgte mit der fast völligen Zerstörung des Hotels eine zweite Zäsur.

der zwei­wöchentlich zum Baden kam, da es im Stadtschloss an Badewannen fehlte.

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auherr war ebenfalls ein Herr von Stand, hundert erhaltenen Gäste­listen nehmen sich wie Joseph Ritter von Maffei, der allerdings ein Verzeichnis des europäischen Hochadels aus, mehr als Lokomotiven- und Dampfschiff- hier und da schon ergänzt von Kulturprominenz bauer bekannt wurde denn als Hotelier. Das Haus wie etwa Richard Wagner, Emanuel Geibel oder wurde sogleich verpachtet, sah in den folgen- Justus von Liebig. den Jahrzehnten eine ganze Reihe von Pächtern sowie neuen Eigentümern, darunter auch eine Bank, bis 1897 Im Atrium unter der blauen der Kondi­tor, Gastronom und Hotelier Herrmann Glaskuppel traf und trifft Volkhardt dem Tauben­ sich die Welt. In einhundert­ schlagwesen ein Ende bereitete und das Anwesen für fünfundsiebzig Jahren knapp drei Millionen Goldist viel Prominenz im mark erwarb. Eine enorme Summe, Bayerischen Hof abgestiegen: die indessen schon durch von König Ludwig I. bis die an illustrer Prominenz von keinem anderen Hotel Theodor Heuss, von Richard im Reich zu über­bietende Wagner bis Michael Jackson. Gäste­parade gerechtfertigt war. Die aus dem 19. Jahr-

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ie Auferstehung aus der Ruine ging, unter kraftvoller Mithilfe des heil von der Front heimgekehrten Enkels Falk, stetig, wenn auch langsam voran. Wenige Zimmer, Betten­ mangel und Heizprobleme zeitigten Anek­doten



Im Blue Spa mit seinem eleganten Pool und dem DachgartenRestaurant lässt sich vom frühen Morgen bis Mitternacht nicht nur der unvergleichliche Blick über die Weltstadt mit Herz genießen.

der mehr und weniger lustigen Art: Manche Badewanne wurde zur Schlafstatt umfunktioniert, und einmal wäre Hans Albers beinahe in einer kalten Winter­nacht er­froren, wenn ihm nicht eine Angestellte ihre Wärmflasche überlassen hätte. Anfang der Sechziger aber war der B ­ ayerische Hof wieder obenauf, auch im Wortsinn, als Falk Volkhardt das deutsche Wirtschaftswunder mit dem da­maligen In­begriff des baulichen Luxus ­akzentuierte: einem veri­tablen Schwimmbad auf dem Hoteldach. Das Gästebuch verzeichnet Namen wie Konrad ­Adenauer und Theodor Heuss, K ­ aiserin Soraya und Prinzessin Gracia ­Patricia, Neil ­Armstrong und Bing Crosby, Rock Hudson und Gina ­Lollobrigida, Burt Lancaster, Antony Quinn und Sophia Loren, und die jährliche Gäste­zahl überstieg die Hunderttausend-Marke.

ein wenig für ihr herkulisches Engagement, das nicht nur den Logiergastbetrieb mit drei­hundert­ fünf­und­vierzig Zimmern (darunter ­sechzig Suiten) umfasst, sondern noch fünf Restaurants, sechs Bars, ein Kino, einen Jazz-Club und ein Theater mit sechshundertfünfzig Sitz­plätzen, was alles ebenso im Auge behalten sein will wie die jährlich annähernd zweitausend Veranstaltungen der verschiedensten Art – vom privaten Cocktail­empfang für dreitausend P ­ ersonen bis zur Weltsicherheitskonferenz. Und selbstverständlich kümmert sich Innegrit Volkhardt, die den Familien­betrieb im ­dritten Jahr hintereinander an der Umsatzspitze der deutschen Hotellerie hält, auch um das Buch »Begegnungen«, das dieser Tage zum 1­ 75jährigen ­Bestehen des B ­ ayerischen Hofs erscheint und, neben nicht enden wollenden Gäste­listen, von so mancher Gewohnheit unserer berühmten Mitmenschen berichtet. Vielleicht erfahren wir etwa, wie viele Dosen Fanta Michael Jackson täglich runterspülte.

Tage im Süden mit sehr viel Sonne, möglichst auf einer Insel mit wenig ­Besuchern und Hotels ohne Fahrstuhl, in denen man barfuß und in Shorts herum­laufen kann. Und vor allem viel klares Meerwasser zum Tauchen. Auf beruflich veranlassten Reisen wohnt sie meist in verwandten Häusern aus den »Leading Hotels of the World«, aber auch gern in Hotels, die etwa ein besonders schönes Spa haben, architektonisch oder kulinarisch Neues bieten oder überhaupt ein interessantes Konzept entwickelt haben – kurz: Wo etwas passiert.

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m Bayerischen Hof soll in den nächsten Jahren selbstverständlich ebenfalls noch einiges passieren, aber Innegrit Volkhardt denkt auch schon an die nächste, die fünfte Generation der Hoteliers­familie. Auf eigene Kinder eute liegen die Geschicke des Hauses hatte sie seiner­zeit angesichts der bevorstehenerstmals in weiblichen Händen, in denen den beruf­lichen Heraus­forderung verzichtet, von Urenkelin ­Innegrit. Als die jüngere daher begann sich ein hoffnungs­voller Blick auf von zwei Schwestern unterstützte die hochgedie beiden Töchter ihrer Schwester Michaela wachsene, schlanke Frau mit dem isländischen egeneration findet sie im häuslichen Umfeld, zu ­richten. Die jüngere absolviert gerade eine Ruf­namen zunächst Vater Falk in der Geschäfts­ einem Anwesen am Starn­berger See, das Ausbildung zur Hotelkauffrau und könnte so führung. Allein verantwortlich ist sie seit 1992, unter anderem drei niedliche E ­ selchen zu Tante I­nnegrits Wunsch­kandidatin avandem Jahr, in dem Michael Jackson von München beherbergt, deren Hege und Pflege viel zur Ent- cieren. Und warum sollte, auch ohne könig­ aus seine »­Dangerous World Tour« startete. Die spannung und zum inneren Gleich­gewicht bei- liches Zutun, in München nicht abermals das zahlreichen glamourösen Gäste ent­schädigen sie trägt. Urlaub gibt es auch, einmal im Jahr zehn ­Wünschen helfen?  •

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Im Spiegelsaal von 1839, dem einzigen Raum, der den Zweiten Weltkrieg unversehrt überstand, befindet sich Falk’s Bar, nach Falk Volkhardt, dem Enkel des Gründers, benannt.

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»Das wichtigste Stück in einer Sammlung ist das, was ihr noch fehlt.«

Alle Titel, außer ›Sammelwunder, Sammelwahn‹ auch als ebook erhältlich

Aus dem Englischen von Eike Schönfeld _ premium Deutsche Erstausgabe 368 Seiten € 16,90

Bestseller Aus dem Englischen von Bernhard Robben Hardcover Deutsche Erstausgabe 352 Seiten € 19,90

Hardcover mit Schutzumschlag Originalausgabe Durchgehend vierfarbig 352 Seiten € 24,90

Hardcover mit Schutzumschlag Durchgehend vierfarbig 416 Seiten € 34,90

Können wir die Menschen beschützen, die wir lieben? »Ich habe mich in ihn verliebt.« Anna Gavalda

Eine packende und bewegende Dokumentation

www.dtv.de



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