Fine Das Weinmagazin 1|2014 – Leseprobe

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Deutschland · Österreich · Schweiz ·

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WEI NMAGA ZIN

Glenmorangie und die Weinfässer

Bruno Giacosa, Altmeister der Langhe

Château Giscours in frischem Glanz

Grüner Veltliner – Österreichs Paradewein

Die Domaine Jean-Louis Chave

Der diskrete Charme des »Baron de L«

Die Schwestern Antinori

Comte Stephan von Neipperg R

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Seite 16 Graf Stephan von Neipperg im Bordelais

Seite 26 Château Giscours

Seite 34 Jean-Louis Chave

Seite 81 Jürgen Dollase im La Mer

Seite 122 Bruno Giacosa

Seite 134 Whisky von Glenmorangie


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I N H A LT Seite 44 Der »Baron de L« von der Loire

Seite 54 Silvaner aus Rheinhessen

Seite 112 Die Antinori-Töchter

Seite 91 Grüner Veltliner

Seite 64 Drei rheinhessische Spitzenwinzer

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FINE Editorial

Thomas Schröder

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FINE Bordeaux

Die Weinberge des Grafen Stephan von Neipperg

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FINE Bordeaux

Château Giscours und die Holländer

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FINE Rhône

Jean-Louis Chave, der bedeutende Winzer des Hermitage

44

FINE Loire

Der diskrete Charme des »Baron de L«

54

FINE Tasting

Einhundertein Silvaner aus Rheinhessen

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FINE Rheinhessen

Drei Freunde im Land der tausend Hügel

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FINE Tasting

Riesling, Weißburgunder und Silvaner aus Rheinhessen

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FINE Die Pigott Kolumne

Die jungen Winzer in Rheinhessen

86

FINE Wein & Speisen

Jürgen Dollase im La Mer auf Sylt

94

FINE Die schönen Dinge

Der edle Bleistift

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FINE Österreich

Der Grüne Veltliner macht Karriere

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FINE Tasting

Grüne Veltliner aus vier Jahrzehnten

108

FINE Weinwissen

Christian Göldenboog über Klone

112

FINE Frauen im Wein

Die drei Töchter des Marchese Piero Antinori

120

FINE Reiner Wein

Anne Zielke: Que Syrah Syrah

122

FINE Piemont

Bruno Giacosa, der Altmeister der piemontesischen Weine

130

FINE Das Große Dutzend

Cabernet Sauvignon von Tasca d’Almerita

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FINE Whisky

Glenmorangie und die Weinfässer

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FINE Das Bier danach

Bölkstoff oder Die Verwernerung der Republik

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FINE Abgang

Ralf Frenzel

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Die Weinberge des Grafen Stephan von Neipperg und sein Château Canon La Gaffelière im Bordelais 16

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Zwei Weingüter hat Stephan Graf von Neipperg an die Spitze der neuen Klassifikation der grossen Weine von Saint-Emilion geführt: Château Canon la Gaffelière und La Mondotte gehören seit Oktober offiziell zur Gruppe der Premier-Grand-Cru-Classé-Weine. Der perfektionistische Weinmacher geniesst seine Erfolge mit grosser Gelassenheit. Von Christian Volbracht Fotos Johannes Grau F I N E

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Schräg gegenüber dem kleinen Bahnhof von Saint-Emilion ducken sich die Keller von Château Canon La Gaffelière hinter die Bahnlinie, die aus dem Tal der Dordogne über Libourne nach Bordeaux führt. Über die Weinberge kann man nach Norden bis zu den mittelalterlichen Mauern von Saint-Emilion hinaufblicken. Auf dem Hof schirmt eine dichte grüne Ligusterhecke die Sicht gegen die vorbeifahrenden Züge ab.

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s war ein eher schlichtes, unattraktives Anwe­ sen in schlechtem Zustand, als Joseph Hubert Graf von Neipperg seinem sechsundzwanzig­ jährigen Sohn Stephan im Jahr 1984 die L ­ eitung seiner französischen Weingüter übertrug. »Es gibt schönere Châteaus«, sagt Stephan von Neipperg auch heute noch. Der Adlige mit dem gepfleg­ ten Menjou-Bärtchen und locker nach hinten gekämmtem Haar empfängt den Besucher in offe­ nem Hemd und dezent kariertem Jackett, um die Schultern ein knallroter Pullover. An den Wänden des geräumigen Probenraums hängen die groß­ flächigen, hellen Gemälden seiner Frau Sigweis: dekorative Blumen, Bäche, ein beflügelter ­Pegasus. Die Titel lauten »Blüte des Lebens«, »Lichtwärts« oder »Lebensfluss«. »Als wir hier runterkamen, war Canon la ­Gaffelière das hundertsechzigste Gut in der Liste der Cru Classés von Saint-Emilion«, sagt S ­ tephan von Neipperg, und ganz leicht klingt der süd­ deutsche Dialekt der württembergischen ­Heimat noch durch. Die 1971 vom Vater erworbenen Weinberge lieferten eher leichte und mittelmäßige Rote. Der Weinbibel der siebziger Jahre, der Ency­ clopedia of Wines and Spirits von A ­ lexis Lichine, war das Gut keinen Einzeleintrag wert. »Nichts Bedeutendes eben, auch keine große Geschichte«, sagt Neipperg. Der Name ­Gaffelière leitet sich von einer ehemaligen Leprastation und der Bezeich­ nung »Gaffets« für die Kranken her. Im 17. Jahr­ hundert gab es nur das Weingut La ­Gaffelière, dessen nördliche Hälfte mit einem prächtigen Schloss bis heute im Besitz der Grafen Malet Roquefort ist. Im 18. Jahrhundert wurde der süd­ liche Teil verkauft, hieß dann lange Gaffelière Boitard, bevor er seinen heutigen Namen bekam. Joseph Hubert erwarb das Gut aus dem Nach­ lass eines ehe­maligen Bürgermeisters von Saint-­ Emilion, dazu die Weingüter La Mondotte, Clos de l’Oratoire und Châtau Peyraud. Immerhin war die Lage am Bahnhof praktisch. Die vier Kinder von Stephan und Sigweis von Neipperg konnten mit dem Zug in die Schule nach Libourne und später nach Bordeaux fahren. Auch der Hund reiste einmal allein in der Ersten Klasse bis nach Libourne und wurde dann gegen Zahlung von zwei Flaschen Wein bei der Polizei ausgelöst.

»Lichtwärts«, aufwärts musste es gehen, eine schöne Aufgabe für einen tatkräftigen jungen Mann. Der Adlige aus Deutschland, fünftes von acht Kindern, hatte an der Pariser Elite­universität »Sciences Po« Politik und Wirtschaftswissenschaf­ ten studiert. Doch dann wählte er die Heraus­ forderung Weinbau mit der Aussicht auf rasche Erfolge. Sein Vater konnte das Gut von Deutsch­ land aus nicht intensiv genug bewirtschaften, da er in Schwaigern in Württemberg das Familien­ gut leitete. Nachfolger in Schwaigern war nach der Familientraditon ohnehin Stephans ältester ­Bruder Karl Eugen Erbgraf zu Neipperg.

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em Frankreich-erfahrenen jungen Mann fiel der Eintritt in die Welt der Weine von Bor­ deaux nicht schwer. Es sei ein Lernprozess gewesen, sagt er. »Man wird immer so angenommen, wie man reinpfeift. Das kennen wir in der ­Familie, wir haben ja viele Anpassungen.« Am ­großen Kamin

des Probenraumes prangt das Wappen des Gra­ fengeschlechts, das sich zum Adel des H ­ eiligen Römischen Reiches Deutscher Nation rechnet. Im 12. Jahrhundert hatte die Familie im Gebiet von Schwaigern die Grafschaft N ­ eipperg begründet, wo sie dann auch mit dem Weinbau begann. Spä­ ter taten sich die Grafen vor allem als Soldaten und Diplomaten in habsburgischen Diensten hervor. Stephan Graf von Neipperg hatte das Poten­ tial des Besitzes in Frankreich erkannt, eine Fach­ ausbildung holte er an der Weinbaufachschule in Montpellier nach. 1988 begann er mit der Erneue­ rung von Canon La Gaffelière, schuf eine funktio­ nelle, aber nicht besonders aufwändig gestaltete Kellerei mit schlichten sandfarbenen Mauern. Rasch erkannte er die Gründe für die Schwächen des Gutes. Es hatte sehr gute Weine in den vier­ ziger Jahren, auch in den Fünfzigern gegeben. »1961 war riesig, wenn ich auch denke, 1953 ist noch ­größer. Aber das alles war schlagartig vorbei nach 1964.« Die Ursache war Chemie im Wein­ berg: »Kunstdünger, der Stickstoff.« Stephan von ­Neipperg kommt ins Dozieren, erklärt anschau­ lich: »Stickstoff ist letztlich agronomisch gesehen ein Salz, das durch Wasser ausgeglichen wird. Es ist wie bei Tomaten aus Holland. Stickstoff zer­ stört den Geschmack jeder Frucht. Das haben die hier extrem eingegeben.« Drastisch kritisiert er die Fehler der Vorgänger: »Jahrgang 1970 ist des­ halb ein stilles Wässerchen. Pipi de chat, als ob Sie durch einen Tunnel gehen, in dem in jede Ecke eine Katze gepinkelt hat. Das haben Sie da in der

Fast andächtig: Sehr behutsam gießt Graf Stephan von Neipperg den Wein zum Verkosten ins Glas. Die ehrfurchtgebietende, sechs Liter fassende Methusalem aus dem Jahrgang 1975 ist größeren Anlässen vorbehalten.

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Im sonnigen Dunst: Château Giscours hat seine Pforten geöffnet.

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Château Giscours

und die Holländer Von Christian Volbracht Fotos Johannes Grau

In der Geschichte von Château Giscours haben begüterte Ausländer schon früh eine wichtige Rolle gespielt. 1847 investierte der aus Luxemburg stammende Tabakhändler und Bankier Comte Jean-Pierre Pescatore sein Geld in das prächtige Gut im ­Margaux. Einhundertfünfzig Jahre später finanziert ein Supermarkt-­Unternehmer aus den Nieder­landen den Wieder­aufstieg des damals ver­ nachlässigten Weinguts.

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inks der Straße gepflegte Rebenflächen, rechts eine Mauer, dahinter eine Farm, dann ein anmutiges Eisentor, von Ziegel­stein­säulen gehalten, ein Park mit alten B ­ äumen und schließlich das Schloss. Wer sich von Labarde aus, einem ­kleinen Dorf südlich von Margaux, Château G ­ iscours nähert, ist vom Anblick des prächtigen neoklassizistischen Bauwerks und seiner weitläufigen Parkanlage gefangen. Der weiße schiefer­gedeckte Bau mit seinem erhöhten Mittelteil ist um­geben von Teichen und Kanälen, Wald und ­Wiesen. Jetzt im Frühjahr leuchtet die tief stehende Nachmittagssonne durch die hohen Fenster und großen Säle des Ge­bäudes. »­Ecurie«, Pferde­stall, steht am Verwaltungsgebäude zur ­Linken, gegenüber das Wirtschaftsgebäude im typischen Médoc-Stil, mit Ziegeldächern, beigefarbenen Mauern und mostroten Toren und Fensterläden. Bis vor zehn Jahren wurde auf den weiten Wiesen noch Polo gespielt. »Wir hatten einmal vier Spielflächen und ­sechzig Pferde«, sagt Alexander Van Beek, Statthalter seines holländischen Hausherrn und Landsmanns Eric Albada Jelgersma. »Jetzt spielen wir nur noch Cricket.« Jelgersma, mit Supermarktketten reich geworden, kaufte das Gut im Jahr 1995. Jetzt

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Grösse und Bescheidenheit Jean-Louis Chave, dem bedeutenden Winzer des Hermitage an der nördlichen Rhône, ist die Kultur des Weins wichtiger als die eigene Befindlichkeit

» Ich verstehe mich als StaffelLäufer durch die Jahrhunderte« Von Rainer Schäfer Fotos Marco Grundt

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Wie eine märchenhafte Illusion erscheint dem Besucher das Château du Nozet, als Schloss des französischen Landadels ein wahres Kabinettstück aus den Architektur­ träumereien des 19. Jahrhunderts.

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Zwei Drittel der verkosteten Silvaner erreichten 90 Punkte und mehr. Spitzenreiter mit 94 Punkten ist der 2002er Siefersheimer Silvaner vom Weingut Wagner-Stempel – dicht gefolgt von Mitstreitern wie Wittmann, Winter, Gutzler und Dreissigacker. F I N E

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Wenn er gelingt, ist er

grossartig Silvaner aus Rheinhessen Von Till Ehrlich  Foto Guido Bittner

Rheinhessen und Silvaner, das gleicht einer langen Ehe: Liebe und Hass, Höhen und Tiefen, Leidenschaft und Gewohnheit, Miss­ verständnis und Versöhnung. Das feste Band hält selbst dann, wenn der Wein in der Gunst des Publikums sinkt. Rheinhessens ­Winzer halten zum Silvaner. Auch wenn es im größten Silvaner-Anbaugebiet Deutschlands lange an zündenden Ideen mangelte, wie das Poten­ tial dieser unterschätzten Rebsorte im Wein zur Geltung gebracht und damit Wertschätzung im Markt erzielt werden konnte.

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ittlerweile hat sich viel zum Positiven hin entwickelt. Heute liefert der Silvaner in Rheinhessen ein lebendiges Beispiel für die Krea­ tivität, das Talent und das immense Potential der Winzer in dieser Region. Zum einen gibt es seit einigen Jahren fas­ zinierende Silvaner, die in Barriques ausgebaut ­werden und auf Fülle, Intensität und Länge ­setzen. Das Holz gibt dem Wein Spiel, Grip und Lang­ lebig­keit. Dieser Stil, wie ihn etwa ein Winzer wie Jochen Dreissigacker pflegt, hat auch viele andere junge Winzer und Winzerinnen inspiriert und angespornt. Daneben gibt es Winzer wie Daniel ­Wagner, Stefan Winter oder Johannes Geil, die eine andere Philosophie verfolgen. Bei ihnen steht die Finesse im Vordergrund – unabhängig davon, ob der ­Silvaner in Stahltanks oder in großen Holz­fässern ausgebaut wird. Dieser als klassisch bezeichnete Stil ist subtiler, weniger laut. Er arbeitet die Mine­ ralität, die Saftigkeit und die herbe Fruchtigkeit der Sorte heraus. Finesse, Spannung und Halt­ barkeit entstehen durch das Spiel mit der Säure. Dieser Stil ist, wenn er gelingt, großartig, aber aufgrund der Eigenschaften des Silvaners nur in Jahrgängen zu erreichen, die ihm günstig sind. Gerade weil der Silvaner in Rheinhessen nicht in der ersten Reihe steht, haben die ­Winzer ­größere Freiheiten: So gibt es mehr stilistische

Vielfalt als beim Riesling. Anders als in Franken ist der Silvaner bei den rheinhessischen VDPWeingütern nicht als Großes Gewächs klassifiziert. Das ist Riesling und Spätburgunder vorbehalten. Dennoch: Das große Fine Tasting hat gezeigt, dass es in Rheinhessen grandiose Silvaner gibt. Und das seit mehr als einer Dekade. Diese ­Silvaner können reifen.

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xperimentieren und Ausprobieren sind schon immer ein wesentlicher Kern des Weinbaus gewesen – sie bedeuten Weiterentwicklung statt Stillstand. Doch viele Winzer tun dies im Stillen, lassen ihre Erfahrungen und Erkenntnisse mit Rebsorten, Gärung und Fassausbau erst dann in die Weinerzeugung einfließen, wenn sie ausgereift sind. Weine, die beim Ausbau – ganz bewusst – weitgehend ihrem natürlichen Schicksal über­ lassen wurden, entwickeln atypischen Geruch und Geschmack. Dieses Konzept setzt darauf, ­Spannungen und disproportionale Zuspitzungen im Wein zuzulassen. Es geht um das Spiel mit aromatischen Ambivalenzen, das Ausloten neuer Geschmacksnoten. Diese Weißweine, die oft auch als Natur­ weine oder Orange Wines bezeichnet werden, sind Weine mit jung gemachter Firne. Sie werden gern spontan auf der Maische vergoren und mit der Maische monatelang ausgebaut, auf Filtrieren,

Schönen und Schwefeln wird ­häufig verzichtet. Oft haben sie eine vollkommen andere farb­liche und geschmackliche Präsenz und S ­ truktur als gewohnt. Es gibt jedoch Sommeliers, die diese ­Extreme im Wein suchen und entschieden zu speziellen Gerichten empfehlen, wie etwa von Juan Amador perfektionierte geräucherte ­Speisen, die unter einer gläsernen Rauch-Cloche serviert werden. Gag oder Teil eines Marketings, das auf Moden, Auffälligkeiten und Tabubrüche setzt?

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mmerhin haben diese Weine eine gewisse Rele­ vanz, weshalb sie in der großen Fine-Silvaner­ probe vertreten waren – beispielsweise durch das Weingut Schätzel in Nierstein, das sich in jüngster Zeit einen Namen mit solchen Weinen gemacht hat. In diesem Kontext entziehen sie sich aller­ dings einer Bewertung. Kein Wein kann isoliert von anderen Wei­ nen beurteilt werden. Ebenso wie sie in einem weinbaulichen, wirtschaftlichen und kulturellen Kontext stehen, beruht ihre Wahrnehmung auch immer auf dem Verhältnis zu anderen Weinen. Um solche Experimentalweine zu den Spitzen­ weinen zählen zu können, müssten die Tücken der unterschiedlichen Weinbaumodi noch besser erforscht werden. Zwischen dem Besonderen und dem Sonderbaren gibt es eine wesentliche ästhe­ tische Differenz.

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Drei Freunde Von Rainer Schäfer Fotos Christof Herdt

Die rheinhessischen Winzer Jochen Dreissigacker, Philipp Wittmann und Stefan Winter prägen das Profil einer lange verkannten Weinregion

» Dass wir grossen trocknen Riesling hinbekommen, hat uns niemand zugetraut«

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im Land der tausend Hügel

Das Ziel der Reise ist der Wonnegau, jene liebliche Hügellandschaft im Süden Rhein­hessens, die unter Weinkennern seit geraumer Zeit von sich reden macht. Die Protagonisten dieses aufsehenerregenden Geschehens heissen Jochen Dreissigacker, Philipp Wittmann und Stefan Winter, drei befreundete Exponenten einer aufregenden Winzergeneration.

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Nebelschwaden von der Donau tauchen die Weinlandschaft der Wachau in ein silbriges Licht. Aus dem Dunst ragt die Wehrkirche Mariae Himmelfahrt der Marktgemeinde Weißenkirchen empor.

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» Der Grüne Veltliner ist eben ein Luxusgeschöpf«

Österreichs Paradewein macht Karriere Manchmal dauert es einfach, bis sich die Dinge voll entfalten. In Österreich ist der Grüne ­Veltliner König und zwar seit langem. Doch bis Qualitäten und Möglichkeiten dieser Reb­ sorte ausgelotet waren, zogen Jahrzehnte ins Land. Dass sich diese Kunde dann auch inter­ national verbreiten würde, daran wagte kaum jemand zu denken, geschweige denn zu glauben. Von Luzia Schrampf Fotos Alex Habermehl F I N E

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Die Wachau: Typisch für die Weinlandschaft sind die durch Trockenmauern begrenzten Steinterrassen, die zum Teil schon zu Zeiten Karls des Großen angelegt wurden. Der Grüne Veltliner zählt neben Riesling und Neuburger zu den Spezialitäten.

2004 Wösendorfer Hochrain, Weingut Rudi Pichler Vater und Sohn Emmerich Knoll vom Weingut Emmerich Knoll in Unterloiben

Der Grüne Veltliner ist Zentraleuropäer. Wann genau er geboren wurde und wo, lässt sich nicht genau eingrenzen, doch Weinösterreich sieht ihn gern als Niederösterreicher. Ein Elternteil ist jedenfalls Traminer, eine paneuropäische Sorte, die – genetisch belegbar – in sehr vielen anderen ihre Spuren hinterlassen hat. Der zweite Elternteil wurde 2007 in einer Publikation der Rebforschungsanstalt Klosterneuburg dingfest gemacht: In St. ­Georgen am Leithagebirge im Burgenland wurde ein etwa vierhundert Jahre alter Rebstock entdeckt, dessen Genetik sich im Grünen Veltliner klar nachweisen lässt. 2011 hatte dieser Rebstock einen Vandalenakt zu überstehen, konnte jedoch wieder aufgepäppelt ­werden, sodass heute an vierhundert neu pflanzten Rebstöcken weitergeforscht werden kann.

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twa ein Drittel der fünfundvierzig­tausend Hektar Rebland Österreichs ist mit G ­ rünem Veltliner bestockt. Dass diese Rebflächen trotz ­seines Vorzeige-Status zwischen 1999 und 2009 nach den Zahlen des Statistischen Zentralamtes um etwa zweiundzwanzig Prozent geschrumpft sind, lag an der Marktsituation. Rotwein war ­stärker nachgefragt und besser bezahlt als Weißwein und verdrängte daher, gefördert und gestützt durch EU-Umstellungsaktionen, weiße

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Sorten – auch den Veltliner. In den Jahren danach hat sich allerdings die Marktsituation und damit auch der Auspflanzungstrend völlig umgekehrt. Die vielen Namen, die Grüner Veltliner in der Geschichte trug – wie etwa Grüner Muskateller oder Weißgipfler –, machten es nicht ganz leicht, ihm nachzuspüren. 1581 soll er als »Musca­teller« in einem Vertrag zwischen der Hofkammer in Wien und einem Kaufmann namens Jobst Croy erstmals erwähnt worden sein. Dass die Rebe in

den 1930ern den Familiennamen Velt­liner erhielt, war Zufall und hatte nichts mit dem ValtellinTal im Norden der Lombardei an der Grenze zur Schweiz zu tun, sondern damit, dass ­Veltliner damals gern als Sammelbegriff für trinkbaren Wein ver­wendet wurde. Mit Rotem, Früh­rotem oder Braunem Veltliner ist der Grüne weder verwandt noch verschwängert.

Hochburgen und Nebenschauplätze Niederösterreich und Wien gelten als VeltlinerHochburgen. In der Wachau, dem renommiertesten Gebiet, teilen sich Veltliner und Riesling die dreihundert bis vierhundert Meter hohen Steil­ terrassen auf: Oben im Kargen von Kollmütz, Achleiten oder Loibenberg wächst der Riesling, an den üppigeren Hangfüßen und -ausläufern der Veltliner. Kamp- und Kremstal sind in ihren Voraussetzungen anders, aber jedenfalls ebenbürtig, was hohe Qualitäten anlangt. Im Kamptal, am südöstlichen Hangfuß des geologisch eigen­willigen Heiligensteins, befindet sich mit der Riede Lamm eine der besten Veltliner-Lagen des Landes:


Lucas und Franz Xaver Pichler vom Weingut F. X. Pichler in Dürnstein Franz Hirtzberger vom Weingut Hirtzberger in Spitz 2000 Im Weingebirge vom Weingut Nikolaihof

Kalkhaltiger, lehmig-sandiger Schluff lagert auf einem Lösskörper. Etwas höher am Hang kommt der einzigartige vulkanische Sandstein zwischen dem Löss heraus, und der Boden wird fast kalkfrei. Das südlicher gelegene Traisental litt bis vor kurzem mehr unter der Nichtbeachtung durch die Konsumenten denn an fehlenden Voraus­setzungen für Spitzen-Veltliner. Aus dem Weinviertel mit seinen Löss-, Lehm- und Schotterböden, wo auf knapp der Hälfte der dreizehntausendfünf­hundert Hektar Rebfläche Veltliner wächst, kommt kontinuierlich Spannenderes, geschürt von der ­jungen Winzergeneration, die die Möglichkeiten des Gebiets rasant entwickelt.

Alles ist möglich Einen flächenmäßigen Aufschwung erlebte der Grüne Veltliner, als sich in den Nachkriegs­ jahren die Lenz-Moser-Hochkultur in den Wein­ gärten durchsetzte. Die Rebe reagierte besonders gut auf diese Erziehungsform, wenn es auch nicht die einzig passende ist. Dies bedeutete vor allem mehr und sicherere Erträge als in der davor üb­lichen Stockkultur. Und stabiler Ertrag war bis

in die 1980er das Zentralgestirn, um das sich alles drehte. Dem wurde auch der Geschmack unter­ geordnet: Bei der Selektion wurden reich tragende Stöcke höher geschätzt als jene mit dem besten Geschmack. Wunderbar für die österreichische Winzerschaft im 20. Jahrhundert war vor allem der wirtschaftliche Aspekt, dass sie mit dem Grünen Veltliner eine weit verbreitete, ertragssichere Sorte in Händen hatte, die unter verschiedensten Bedingungen gute bis sehr gute Weine brachte. Lebendige Fruchtaromen nach Apfel, Birne und Grapefruit fallen bei kräftigeren, körperreicheren Weinen deutlich exotischer aus und erinnern oft an reife Ananas. Die Würzigkeit wiederum lässt an Pfeffer in allen Farben denken. Innerhalb des Geschmacksspektrums zwischen Frucht, Würze und lebhafter Säure, die einen entscheidenden Beitrag zu Lager- und Reifefähigkeit liefert, ist der Grüne Veltliner bemerkenswert variabel. Ob jetzt noch Komponenten wie Mineralität hinzukommen oder ob die Würzigkeit komplex ist und Schwarzen oder Weißen Pfeffer, Koriander­körner, Fenchelsamen und Konsorten herauskehrt oder

sich mit scheinbar schlichten Pfeffer­variationen begnügt und inwieweit sich die Fruchtigkeit von den Apfelnoten in die Exotik hineinbewegt, ist eine Frage des Standorts und natürlich, welche Qualitätsvorstellungen der jeweilige Winzer, die Winzerin hegt. Heute steht die stilistische Vielfalt im Fokus: Vom fruchtig-spritzigen Jungwein über Sekt und Prädikatsweine bis hin zum reifefähigen, hochkomplexen Spitzentropfen ist alles möglich. »Ob man jetzt einen jung zu trinkenden Typ anvisiert oder einen gehaltvollen Wein, kann über frühere oder spätere Lesedurchgänge sehr gut gesteuert werden. Hinzu kommt, dass der Veltliner sein ­Terroir sehr gut interpretieren kann«, erklärt Heinz Frischen­gruber, Önologe und Technischer Direktor der Domäne Wachau, wo seit 2005, ausgehend von einem Qualitätssicherungs­programm für die Traubenproduzenten der Genossenschaft, viel Entwicklungsarbeit geleistet wird. Auf s­ chweren Böden mit hoher Wasserspeicher­ kapazität wie Löss wird Veltliner mächtig und kehrt seine würzige Seite in den Vordergrund. Auf leichteren Böden wird er eleganter, mit sehniger

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Nase hat sich selten geirrt« »Meine

Bruno Giacosa, der Altmeister der piemontesischen Weine

Von Heinz-Joachim Fischer Fotos Thilo Weimar

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er Mann ist wie seine Erde, die Terra delle Langhe. Aber das geht uns erst auf, als wir von Bruno Giacosa, dem großen Traditionalisten und Altmeister der piemontesischen Weine, wieder Abschied genommen haben. Wir waren ­Stunden zuvor über die Autobahn von Norden gekommen, an Asti vorbei, in Neive angelangt, seinem Geburts- und Kellereiort, auf etwa dreihundert Meter Höhe in der Provinz Cúneo: Via 20 Settembre Nr. 52, direkt neben der – weder ver­wandten noch verschwägerten – Weinfirma Fratelli Giacosa. Wir hatten eine Halle betreten, nicht schöner als eine alte Autowerkstatt. Vier Handwerker waren mit einer Magnum beschäftigt: Mit umsichtiger Sorgfalt und Geduld wurde der Flasche die Metallkapsel aufgestülpt, das Etikett mit genauem Augenmaß aufgeklebt, gründlich, fast zärtlich mit einem

­ eichen Tuch jeder Fingerabdruck beseitigt; dann wurde sie w in ein Kistchen gelegt, nein gebettet, das behutsam zu­genagelt wurde. »Für die Normalgröße haben wir eine Maschine«, erklärt einer. »Aber das hier muss von Hand geschehen! Machen wir gern.« Um solch einen Wein handelt es sich also.

Wir wussten, was man über Bruno Giacosa, den nun vierundachtzig Jahre alten Großmeister des Barolo und ­Barbaresco, eines Barbera, Dolcetto und Nebbiolo, so sagt: Mythos, Legende, König der Langhe, Wein-Genie, Urgestein, der »Klassiker der Klassiker« (Horst Dohm), »il più grande vinificatore, der größte Weinmacher«. Da darf man durchaus auch etwas skeptisch sein. Wir saßen ihm in einem schmucklosen, vor jeder Modernisierung bewahrten Büroverschlag gegenüber. Er musterte uns, ebenfalls skeptisch. Er war im

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» Nicht zu frech und nicht zu zahm«

Der Whisky-Doktor und die Weinfässer

William Lumsden, Chef-Whisky-Designer von Glenmorangie in Schott­l and, ist der Vorreiter bei der Veredlung von Whisky in ­a lten Weinfässern. Zur Steigerung von Geschmack und t ­ eurer Exklusivität benutzte er Fässer von Château d’Yquem oder ­Sassicaia und für die neueste Sonderabfüllung nun Barriques des Clos de Tart in Burgund. Wir beobachten den Meister in seinem Probenraum, wo er sich als Liebhaber grosser Weine bekennt. Von Christian Volbracht Fotos Johannes Grau

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Auf dem eckigen Fläschchen steht »Bordeaux«. Mit geschlossenen Augen nimmt »Dr. Bill« einen kleinen Schluck, saugt etwas Luft dazu, kaut und mümmelt, spuckt die Flüssigkeit schließlich in einen Plastik­ becher und kommentiert: »Kräftig, herb würzig und klar strukturiert.« Und nun eine Probe aus der ­Flasche mit dem Aufdruck »Burgundy«: viel weicher und geschmeidiger. »Hier finde ich Aromen von Erde, ­Pilzen, es ist wie ein Waldboden.« Pinot Noir! Doch im Glas ist gar kein Wein, sondern Glenmorangie ­Single Malt Whisky, der zehn Jahre alt ist und die letzten zwei Jahre in gebrauchten französischen Rot­ weinfässern lagerte.

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ir sitzen im Probenraum des Hauptsitzes von Glen­ morangie in Edinburgh. Nebel liegt über der Stadt der sieben Hügel mit ihren imposanten alten Mauern und den winkligen Straßenzügen, die bis zum mehr als tausend Jahre alten Edinburgh Castle nach oben führen. In den Regalen ­hinter Dr. William Lumsden, kurz Dr. Bill genannt, ­stehen Hunderte von Probenflaschen mit Whisky aus den Destille­ rien der Firma, die seit zehn Jahren zum Luxuskonzern Moët ­Hennessy Louis Vuitton (LVMH) gehört: Glenmorangie in Tain bei Inverness an der Nordostküste Schottlands und ­Ardbeg auf der Hebrideninsel Islay vor der Westküste. »Cask-Master – Not for sale« steht auf den Probenfläsch­ chen. Die Geschmackunterschiede zwischen Bordeaux und Burgund sind deutlich. Der Bordeaux-Whisky mit rauchiger Note ist klar strukturiert, der Burgundy-Whisky viel weicher. Noch runder und würziger schmeckt eine dritte Probe; d ­ ieser Whisky hat die letzten Jahre in Manzanilla-Fässern verbracht. Der Sherry verleiht ihm eine deutlich süßere Note. William Lumsden aber ist ganz auf Wein fixiert: »Die Bordeaux-­Fässer stammen von Château Montrose«, verrät er stolz, und unter

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Säuberlich beschriftet: Die Fläschchen mit den Fassproben zählen zu William Lumbsdens wichtigstem Handwerkszeug. Mit ihnen prüft er den Reifegrad seiner außergewöhnlichen Whiskys. Im Fasskeller lagern die Spirituosen verschiedener Jahrgänge. Der Brandstempel auf dem Weinfass verrät seine noble Herkunft: Lafite.

dem runden Probiertisch wippen die Oberschenkel vor Freude. »Pride 1981«, ein achtundzwanzig Jahre alter Maltwhisky mit »Und die Burgunder-Fässer sind von einem Échézaux Grand zehnjähriger Nachreifung in gebrauchten Sauternes-Fässern Cru aus Burgund.« von Château d’Yquem (Fine 2/2011). Nun stellt er gerade die neueste Ausgabe der Private Edition von Glenmorangie r. Bill ist immer in Bewegung. Stillhalten ist dem »Head fertig, mit »Extra-Maturing« in Fässern des Clos de Tart in of Distilling & Whisky Creation«, dem Chefdesigner der Burgund, verfügbar unter dem Namen Companta ab Februar. Glenmorangie-Company, ein Graus. Die Hände sprechen mit, Companta ist das schottisch-gälische Wort für Freundschaft. die Augen zwinkern, die winkligen Brauen h ­ üpfen unter dem Neben Whisky aus den Fässern der exklusiven Grand-Cruschwarzen Haarschopf. Er trägt einen beige-braun gestreif­ Lage wurde auch Whisky verwendet, der in Fässern eines ten Anzug mit passendem Hemd und eine helle Krawatte aroma­tischen Süßweins von der südlichen Rhône reifte – die mit himmel­blauen Rauten. Und sein markantes ­schottisches Vins doux naturels wie der Muscat de Beaumes-de-Venise ­Englisch mit den langgezogenen Vokalen und den v­ ielen werden wie Portwein mit Alkohol verstärkt, um die Gärung rollen­den Rs holpert wie auf Kopfsteinpflaster. »Einen guten zu stoppen. Whisky zu machen, kann zwanzig Jahre und mehr dauern«, William Lumsden springt immer wieder auf, wenn er seine klagt er. »Und ich bin doch der ungeduldigste Mensch auf Arbeit erklärt, eilt in sein Büro zum Computer, telefoniert der Erde!« mit der Destillerie im Norden. Er muss eine Powerpoint-­ Achtzehn Jahre hat Dr. Bill warten müssen, bis der bisher Präsentation für ein wichtiges Treffen mit Fachjournalisten in größte Coup gelang, der vor drei Jahren vollendete Whisky New York vorbereiten, der Chef in Edinburgh ist ausgefallen,

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Abgang

Lobgesang auf den Silvaner I

ch muss gestehen: Von Rheinhessen bin ich begeistert! Schon Anfang der achtziger Jahre war das Weingut Heyl zu Herrnsheim eine feste Größe in Rheinhessen, die mich überzeugt hat. Vor fünfzehn Jahren ­fielen mir dann Weingüter wie Keller, Groebe oder Wittmann auf, die schon damals mit großartigen Weinen die Möglichkeiten in der Region aufzeigten. Was aber heute aus Rheinhessen kommt, gehört zur abso­luten Spitze. Das Land der tausend Hügel ist für mich die zurzeit spannend­ste Weinregion in Deutschland! Viele junge Winzer mit Visionen, Ideen und großem Engagement füllen den Slogan der rheinhessischen Weinwerbung mit Leben: »Die Weine der Winzer!« Mit drei Winzern aus dem südlichen Rheinhessen, dem Wonnegau, haben wir für diese Ausgabe nicht nur eine spannende Probe ­einiger ihrer besten Weine gemacht. Wir haben mit Stefan Winter, Jochen ­Dreissigacker und Philipp Wittmann auch eine angeregte Diskussion geführt. Eine Diskussion, bei der es darum ging, ob der Silvaner neben dem Riesling das Potential zum Großen Gewächs hat. Schon vor u­ nserer großen Verkostung rheinhessischer Silvaner war ich der Meinung: Er hat das Potential – nicht nur zum Großen Gewächs, sondern auch, um sich als Profilrebsorte in Rheinhessen durchzusetzen. Die Probe im Restaurant Buchholz in Mainz mit mehr als hundert Silvanern aus Rheinhessen hat mir Recht gegeben: Es gibt eine Fülle exzellenter Silvaner in Deutschlands größtem Anbaugebiet. Dass es keinen einheitlichen Stil gibt, liegt in der Natur der Sache. Individuelle Ansätze bei den jungen Winzern in Verbindung mit den heterogenen Strukturen von Klima und Boden auf den gut sechsundzwanzigtausend Hektar Rebfläche lassen viel Spielraum für vielfältige Interpretationen der Sorte. Eines wurde ebenfalls klar: Silvaner hat das Potential und die Fähigkeit zu reifen. Und das macht ihn in meinen Augen zu einem Anwärter auf den Status eines Großen Gewächses. Das wird gewiss nicht morgen passieren und auch nicht nächstes Jahr, aber ich bin mir sicher, dass man auch in Rheinhessen diese Chance langfristig nicht ignorieren wird. Rheinhessen beweist seit einigen Jahren, dass sein Erfolg kein kurzfristiger Hype ist, der bald wieder in Vergessenheit gerät, sondern Bestand hat. Immer neue junge Winzer mit überzeugenden ­Weinen und frischen Ideen bringen die Region positiv ins Gespräch. Die Nahe, ­Franken, die Pfalz und Baden-Württemberg ziehen nach. Für die ­anderen ist es an der Zeit, sich Gedanken zu machen, wollen sie den Anschluss nicht verlieren. Ralf Frenzel Herausgeber

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W E I N M AGA Z I N

*Die Ausgabe 2/2009 ist ausverkauft.

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