Fine Das Weinmagazin 4|2013 – Leseprobe

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Deutschland · Österreich · Schweiz ·

M A G A Z I N E

S k a n d i n av i e n

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G r o s s b r i ta n n i e n

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Australien

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Deu tsc hl and Öst er r eic h €  16,90 I ta l i e n    €  18 , 5 0 Sc hw eiz c hf   3 0,00

WEI NMAGA ZIN

Châteauneuf-du-Pape: Château La Nerthe

Pouilly Fumé: Domaine Didier Dagueneau

Frauen im Wein: Cinzia Merli von Le Macchiole

Château Pichon Longueville Comtesse de Lalande

Das Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken

Dreissig Jahre Geheimrat »J«

Ten years after: Der Riesling 2003

Neubeginn: Gut Hermannsberg

202 Steinberger aus drei Jahrhunderten D

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Seite 16 Château La Nerthe

Seite 26 Die Domaine Didier Dagueneau

Seite 38 Château-Fuissé

Seite 106 Gut Hermannsberg

Seite 132 Cinzia Merli und das Weingut Le Macchiole

Seite 150 Das Weingut ­Forstmeister Geltz-Zilliken


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I N H A LT Seite 88 Die Etiketten von Wegeler

Seite 62 Cognac Rémy Martin

Seite 98 Die Rieslinge des ­Jahres 2003

Seite 48 Château Pichon Longueville Comtesse de ­Lalande

Seite 70 Die weltberühmte Eltviller Lage ­Steinberg

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FINE Editorial

Thomas Schröder

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FINE Rhône

In neuer Blüte: Château La Nerthe

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FINE Loire

Die Domaine Didier Dagueneau im Pouilly Fumé

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FINE Burgund

Château-Fuissé und seine Cuvée Vieilles Vignes

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FINE Bordeaux

Château Pichon Longueville Comtesse de Lalande und die Frauen

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FINE Das Große Dutzend

Château Giscours

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FINE Cognac

Rémy Martin: Danach lechzen die Gourmets der Welt

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FINE Rheingau

Allerhöchste Qualität: Die weltberühmte Eltviller Lage Steinberg

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FINE Tasting

Der Steinberg: Zweihundertzwei Weine aus drei Jahrhunderten

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FINE Wein und Zeit

Das alt-neue Etikett der Weingüter Geheimrat J. Wegeler

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FINE Tasting

Geheimrat »J«: Ein großer Wein mit einem großen Namen

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FINE Tasting

Ten Years after: Der Riesling des Jahrhundertsommers 2003

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FINE Nahe

Gelungener Neubeginn: Gut Hermannsberg

116

FINE Reiner Wein

Anne Zielke: Besser schnüffeln

118

FINE Wein & Speisen

Jürgen Dollase im Sonnora

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FINE Die Pigott Kolumne

Deutscher Riesling: Eine Weinweltreise

132

FINE Frauen im Wein

Cinzia Merli und das Weingut Le Macchiole in Bolgheri

140

FINE Die schönen Dinge

Die Damenuhr Chanel Première

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FINE Weinwissen

Über Rosé-Weine

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FINE England

Altehrwürdig bis avantgardistisch: Die Londoner Wine Merchants

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FINE Saar

Seit elf Generationen: Das Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken

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FINE Das Bier danach

Der Geist des Bieres

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FINE Abgang

Ralf Frenzel

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In neuer Blüte

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Château La Nerthe im Chateauneuf-du-Pape hat zu seinem alten Glanz zurückgefunden Zu Zeiten der französischen Revolution zählte Château La Nerthe zu den

Von Armin Diel Fotos Marco Grundt

renommiertesten Erzeugern des Rhônetals, und im 19. Jahrhundert erlangte es einen geradezu ikonenhaften Ruf. Durch den Ausbruch der Reblausseuche um 1880, die auch weite Flächen der Weinberge in Châteauneuf heimsuchte, wurde diese erfolgreiche Epoche indes jäh unterbrochen. Bald darauf fiel das Gut in eine lange währende ­Agonie, die erst in den 1980er Jahren durch das beherzte Engagement der Pariser Familie Richard be­endet wurde. Heute zählt Château La Nerthe wieder zu den Weingütern von Rang.

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» Nichts hat sich verändert, aber alles ist besser geworden« Louis-Benjamin Dagueneau von der Domaine Didier Dagueneau im Pouilly Fumé wandelt auf den Spuren seines berühmten Vaters – doch in seiner eigenen Gangart Von Caro Maurer MW Fotos Johannes Grau

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Wie in einem Teller liegt das Dorf Fuissé im Mâconnais, umrahmt von den Weinbergen der Appellation Pouilly-Fuissé, geschützt durch die bewaldeten Hügel.

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Hundert Prozent

Chardonnay Château-Fuissé in Burgund und seine Cuvée Vieilles Vignes

Von Christian Göldenboog Fotos Marc Volk

Das Château de Fuissé ist ein renommiertes, häufig aber immer noch unterschätztes Weingut in Burgund. Seine Weinberge befinden sich nicht an der für ihre Weißweine berühmten Côte de Beaune, sondern südlicher, nicht weit vom Beaujolais entfernt, in der Region um die Stadt Mâcon. Derzeit bewirtschaftet man etwas über fünfunddreißig Hektar, verteilt auf fünf Appellationen. Das Château selbst liegt im Herzen des renommiertesten Anbaugebietes des Mâconnais, in der Appellation Pouilly-Fuissé, deren achthundert Hektar die Gemeinden Chaintré, Fuissé, Solutré-Pouilly und Vergisson umfassen. Hier befinden sich auch die beiden markanten Felsvorsprünge von Solutré und Vergisson, die der sonst eher harmlosen Landschaft etwas Spektakuläres geben. Vom Weingut aus gut sichtbar ist die einsam, dem Wrack eines Ozeanriesen gleich, knapp fünfhundert Meter aufragende Roche de Solutré, eine geologische Skurrilität, an der sich die regionale Bodenbeschaffenheit gut studieren lässt: Hier müssen sich die Nebenwurzeln der Reben durch zumeist sehr harten Kalkstein kämpfen, um an die nötigen Nährstoffe zu gelangen.

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Feminine Tradition

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mit maskuliner Perspektive Im Buch der Geschichte von Château Pichon Longueville Comtesse de Lalande beginnt ein neues Kapitel

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rauen haben die Geschichte und den Wein von Château Pichon Longueville Comtesse de Lalande geprägt: an erster Stelle die Comtesse, deren Titel seit einhundertfünfzig Jahren auf dem Etikett steht, und zuletzt May-Eliane de ­Lencquesaing, die das Gut bis zum Verkauf an die Champagner-Familie Louis Roederer führte. Da begann mit einer grundlegenden Modernisierung eine neue Ära. Das Gut wird extravagant in Stein und Glas gestylt – und seit einem Jahr wird es nicht mehr von einer Frau geleitet. Von Christian Volbracht Fotos Rui Camilo

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Respekt: Der älteste Wein der Verkostung – nach einhunderteinundzwanzig Jahren noch mit 90 Punkten gewertet.

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Der Steinberg Zweihundertzwei Weine aus drei Jahrhunderten

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Von Michael Schmidt Fotos Arne Landwehr

abeisein ist alles! Die Entwicklung der Weine aus dem Stein­ berg bei Eltville, der ältesten Monopolloge der Welt, in all ihren Spielarten über mehr als einhundertzwanzig Jahre verfolgen zu ­dürfen, bleibt auch für die erfahrensten Wein­kenner ein ein­ maliges Erlebnis. Natürlich war nicht zu erwarten, dass sich jeder der zwei­ hundert­zwei vorgestellten Weine noch in Topform präsentiert, denn auch in den einzelnen Flaschen eines Jahrgangs kann über einen so langen Zeit­ raum die Ent­wicklung unterschiedlich verlaufen. Jahrgang, Restzucker, Säure und Extrakt spielen eine entscheidende Rolle, und manchmal ist der Kork das Zünglein an der Waage. Kann er dem Ansturm von Jahrzehnten stand­ halten, um den Inhalt der Flasche vor Altersschwäche zu schützen? In den ­meisten Fällen fiel die Antwort bei unserer Probe positiv aus, sodass selbst

bei einigen Weinen aus dem 19. Jahrhunder noch wertvolle Erkenntnisse und Lust zu gewinnen waren. Die Frage, ob sich bei solch einer weitreichenden Probe die Einzigartig­ keit der Lage erkennen lässt, ist nicht mit einem einfachen Ja oder Nein zu beantworten. Seit 1892, dem ersten Jahrgang der Probe, hatten viele Keller­ meister ihre Hand im Spiel, und sicher hat es über die Zeit unterschied­ liche Vorstellungen und manchmal finanzielle Vorgaben gegeben, die wohl auch einen Einfluss auf den Flascheninhalt hatten. Hinzu kommt, dass die Konzen­tration edelsüßer Weine oft weniger Rückschlüsse auf das Terroir erlaubt. Doch daran, dass der Steinberger aus einer von der Natur privile­ gierten Lage kommt, kann es keinen Zweifel geben, wie die sensationelle Qualität vieler Weine eindrucksvoll bestätigte.

F I N E TA S T I N G Veranstalter: Hessische Staatsweingüter Kloster Eberbach, UBS Deutschland, FINE Das Weinmagazin Ort: Domäne Steinberg, Eltville, am 13., 14. und 15. November 2013 Präsentiert von: Dieter Greiner, Hessische Staatsweingüter Kloster Eberbach Verkoster: Michael Schmidt Koch: Egbert Engelhardt, Consortium Gastronomie Wiesbaden, mit Paolo Cardoso, Florian Gulla, Michael Ritter

Gäste: Björnstierne Antonson, Kristine Bäder, Tobias Bausinger, Bernd Beetz, Ralf Bengel, Oliver Bock, Joseph Darrel, Daniel Deckers, Martin Delius, Ralf Frenzel, Christian Göldenboog, Dieter Greiner, Christoph Hinterleitner, Sigi Hiss, Jürgen Hörmann, Peer F. Holm, Frank Kämmer, Bengt-Göran Kronstam, Frank Nitschke, Dirk Notheis, Kathrin Oberländer, Stephan Reinhardt, Arne Ronold, Xavier Rousset, Ronan Sayburn, Torsten Schliesing, Michael Schmidt, Thomas Schröder, Frank Thiedig, Wilhelm Weil, Dieter Wendel, Nigel Wilkinson, Jianhua Wu

6)ERSTER)TAG)^ Die Verkostung fand in sechs Flights statt.

Flight 1 Carpaccio von der Jakobsmuschel auf Kürbismousse und Wildkräutern

1896 Steinberger Riesling

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Tiefes Bernstein. Ausgeprägter Duft von Edelfirne, vegetabile Aromen und eine weiche Bleistiftnote. Noch relativ sauber in der Nase, doch lässt sich der Zusammenprall von scharfer Zitronensäure und öliger Textur am G ­ aumen nicht kaschieren. Mehr als hundert Jahre haben ihren Tribut gefordert.

1902 Steinberger Riesling

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Schimmernders Mittelgold. Altersfirne im Vordergrund. Ein leichtes Aroma von gekochtem Grünkohl bereitet wenig Genuss. Keine Frucht mehr am Gaumen, aber die prägnante Säure wird von einer cremigen Struktur etwas abgemildert.

1952 Steinberger Riesling

1962 Steinberger Riesling

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Tiefgold mit einem Hauch Olivgrün. Leicht staubige Aromen von Kohle und Graphit künden vom Alter, doch ein dezenter Honigduft macht Hoffnung auf Genießbarkeit. Am Gaumen recht erdig und säure­betont, doch durch eine delikate Honignote kommt es zu einem raffinierten Spiel ­zwischen Süße und Zitronensaft, das von einer zartbittren Nuance begleitet wird.

1970 Steinberger Riesling

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Tiefgold. Eine wachsige Komponente von Möbelpolitur im Duft, aber auch feine Kräuteraromen. Am Gaumen äußerst delikat und bestechend durch eine schöne Komposition von Kräuterhonig und gut eingebundener Säure.

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2009 Steinberger Riesling trocken »Goldkapsel« 89 P

Honiggold. Die Altersfirne gibt sich noch versöhnlich und lässt Platz für den Duft gereifter Äpfel. Obwohl sich die prägnante Säure nicht unterdrücken lässt, ist sie doch gut eingebunden in eine geschmeidige Struktur. Darüber­ hinaus erfreut eine zarte Fruchtkomponente, die noch etwas Grapefruit und Apfel erkennen lässt. Respekt!

Strohgelb und zartes Frühlingsgrün. Ein leichtes Feuersteinaroma verbindet sich im Duft mit grünen Früchten und einem Hauch Karamellbonbon. Am Gaumen hält sich die Säure vornehm zurück und überlässt einer geschmei­ digen Struktur den Vortritt. Der Geschmack kandierter Äpfel vereint F ­ rische und Süße. Nichts spricht gegen das Jetzt-Trinken. F I N E

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Gestern und heute: Die Rückkehr zu den Wurzeln des deutschen Weinbaus macht sich bei den Weingütern Wegeler nicht nur in, sondern auch auf der Flasche bemerkbar. Das kleine rote Label aus dem 19. Jahrhundert diente als Vorlage für die neuen Etiketten, die mit der Beschränkung auf die Lagen­ bezeichnung für Große Gewächse Vorbildcharakter haben könnten.

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»Das sind wir« Das alt-neue Etikett der Weingüter Geheimrat J. Wegeler verweist auf das hohe Ansehen, das deutscher Riesling schon vor hundert Jahren genoss Von Daniel Deckers Fotos Guido Bittner

Doctor – mehr als dieses Wort braucht es nicht, um einen Wein aus der Lage von Weltruf zu identifizieren. Der komplementäre Teil der Botschaft fällt buchstäblich ins Auge. Kunstvolle Ornamente in warmem Goldton prangen auf der mattschwarzen Vignette, mit höchster Präzision rund um das Oval in der Mitte geprägt. »Das ist es«, schoss es Tom Drieseberg, dem Geschäftsführer der in Oestrich-Winkel ansässigen Weingüter Wegeler, durch den Kopf. Immer wieder einmal hatte er einen in die Jahre gekommenen Band über die Geschichte des traditionsreichen Weinhandelshauses Deinhard zur Hand genommen, das einst Julius und Carl Wegeler gehört hatte. Jetzt fiel sein Blick auf eine alte Vignette, mit der das in Koblenz ansässige Unternehmen im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts einige seiner besten Weine ausgezeichnet hatte. Das Vorbild für das neue Etikett aller Wegeler-Weine mit Ausnahme des Geheimrat »J« war entdeckt, die Suche nach der best­möglichen Präsentation der besten Weine aus den besten Lagen hatte in der Geschichte ihr Ende gefunden – und ihren Anfang.

Foto: Wegeler

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ie Ursprünge der Verknüpfung des ­ auses Deinhard mit dem »Bernkasteler H ­Doctor«, einer der namhaftesten Weinbergs­ lagen an der Mittelmosel, liegen im ausgehenden 19. Jahr­hundert. Damals war die K ­ oblenzer Wein­handlung schon rund hundert Jahre alt und gehörte längst zu den bekanntesten »wine ­shippers« weltweit. Im Jahr 1794 war das Unter­ nehmen begründet ­worden, wenige Wochen vor der Besetzung des ­linken Rheinufers durch französische T ­ ruppen. Nach dem Ende der napoleonischen Kriege machte sich das Haus bald einen Namen als Exporteur von deutschem Sekt, aber auch von Still­weinen. D ­ einhard und Co. lieferte bis an die Grenzen der Erde. Über eine eigene Niederlassung in London, der Hauptstadt des weltumspannenden Empire, über amerikanische Importeure und zahllose Handelsreisende gelangten »Sparkling Moselle«, »Sparkling Hock« (eine von Hochheim am Main abgeleitete Bezeichnung für Rheingauer Weine), aber auch »Piesporter«, »Geisenheimer« oder »Niersteiner« in die entlegensten Winkel der britischen Kolonien, in die

besten Hotels in den Metropolen diesseits und jenseits des Atlantiks, aber auch an die Fürstenhöfe der Alten Welt. Wein aus Deutschland, an der Spitze der unvergleichliche Riesling, stand um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert weltweit im Zenit seines Ansehens. Die Zeitgenossen ­hielten es für ebenso normal wie angemessen, dass »Cabinet«-Weine aus dem Rheingau wie die ­besten »­Creszenzen« aus der Rheinpfalz und von den Ufern von Mosel

und Saar ein Vielfaches dessen kosteten, was für die teuersten Grands Crus aus dem Bordelais verlangt wurde. In ­Auerbachs Keller in Leipzig war ein »Berncastler Doctor« für fünf Goldmark zu erstehen – das entspricht, gemessen an den ­heutigen Goldpreisen von 40 Euro je Gramm, einem Preis von etwa 70 Euro für eine Flasche –, ein »Schloss Johannisberg Fürst Metter­nich« für zehn, ein »Chateau Lafite 1. Gewächs« indes für nur sechs.

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Ten Years After:

2003

Die umstrittenen Weine des Jahrhundertsommers

Von Stuart Pigott Fotos Guido Bittner

Noch nie wurde ein Jahrgang in Deutschland erst so hoch gepriesen und dann so schnell ­verdammt wie der 2003er. Grund für den Jubel war der Jahrhundert-Sommer mit Tempera­turen wie im Süden. Bei der Lese strotzten die Trauben vor Zucker, was allgemein für Schlagzeilen sorgte, genau wie wenige Wochen zuvor die Hitzerekorde es getan ­hatten. Mehr als 300 Grad Oechsle wurden beim ­Riesling mehrmals gemessen: Wahnsinn! ­Manche ­Winzer verkündeten den Journalisten, jetzt hätten sie endlich die dicken Weine, um »die ganz hohen Punktzahlen bei Robert Parker zu holen«. Und es klang, als ob das einem Lotto­gewinn gleichkäme.

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achdem die Hoffnungen geschürt, die Sensa­ tionslust angeheizt war, entwickelten sich die Jungweine auf ganz andere Weise. Bei der Gärung des Mostes wurde der Trauben­zucker zu Alkohol, und viele trockne 2003er h ­ atten davon reichlich. Bei Weißburgunder, Grau­burgunder und S ­ auvignon Blanc waren Werte jenseits von 15 Volumenprozent Alkohol keine Seltenheit, ebenso bei diversen Rotweinen. Diese Rekordwerte trafen einen ganz anderen Nerv und ­sorgten schon im Vorfeld der wichtigen Jungwein­ präsentationen im Frühling 2004 für Kritik. Ich kann mich erinnern, wie manche Kollegen schon vor der ersten Verkostung die Weine als schwer, übermächtig, breit und brandig abtaten. Der zweite Akt dieses Stücks war eine deutsche Tragödie, die bei vielen Konsumenten ihre ­Spuren hinterließ und die Wahrnehmung der folgen­den Jahrgänge stark beeinflusste. Der 2004er wurde entweder als beruhigende Rückkehr zur Normali­ tät begrüßt – frische schlanke Weine in alt­ deutscher Manier! – oder gar als wahrhaft großer Jahrgang gefeiert – die reine Klasse und Minerali­ tät des Nordens!. Dann folgten mit 2005 und 2006 zwei üppige Jahrgänge. Mancher empfand diese Weine mit ihren oft hohen Alkoholwerten als eine Art schrecklichen Flashback auf 2003. An der Klimaerwärmung war nicht mehr zu zweifeln. Zehn Jahre danach stecken wir noch immer im dritten Akt. Die wenigsten haben sich die Mühe gemacht, die 2003er Weine führender Wein­güter wieder zu verkosten, um zu sehen, was aus ihnen geworden ist. Doch zum Glück hatte der B ­ ocholter

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Weinsammler Hans Onstein auch aus diesem Jahrgang ein breites Sortiment gebunkert, das er Fine für ein Tasting zur Verfügung stellte. Eine Jury, inklusive einer ganzen Reihe führender Winzer, traf sich am 23. und 24. August ­dieses Jahres im Landhaus Diedert in Alt-­Klarenthal bei Wies­ baden, um fünfundsechzig trockne Riesling-­Weine aus dem Jahrgang 2003 zu verkosten, zu bewerten und so nach neuen Erkenntnissen zu suchen.

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uch wenn mancher schon viele Eindrücke von den gereiften deutschen Weinen des Jahrhundert-Sommers gesammelt hatte, war es für alle Anwesenden ein besonderes Erlebnis, diese breite Palette an Weinen aus einer einzigen Trauben­ sorte zu erleben. Bevor wir nun aber von der Probe berichten, wollen wir aus dem Abstand von zehn Jahren einen kühlen Blick auf den Verlauf der Witte­rung im Jahr 2003 und das damalige Verhalten der Winzer werfen. Das Wetter begann schon im Februar von der Norm abzuweichen, und zwar zunächst durch ausgeprägte Trockenheit. Schon im extrem sonnenreichen März war die Wärme des Jahres zu spüren. Bis auf einige heftige Nachtfröste Anfang April ging es weiter mit Sonne und Trockenheit. Auf den schönen und wiederum ungewöhnlich warmen Mai folgte der heißeste Juni seit der Einführung flächendeckender Wetteraufzeichnungen in Deutschland im Jahr 1901. In Freiburg/Breisgau herrschten an jedem einzelnen Junitag mindes­ tens 25 Grad Celsius! Bereits zu diesem Zeitpunkt führte die Dürre in manchen Lagen mit kargen,

steinigen Böden zu Trockenstress bei den Reben. Der Juli war im Schnitt 2 Grad w ­ ärmer als üblich, im August lagen die Temperaturen, mit vollen 4 Grad über der Norm! Und nicht nur tagsüber war es heiß – im Lauf des Monats wurde an m ­ anchen Orten die 40-Grad-Marke häufig überschritten –, sondern auch nachts. In der Nacht vom 12. auf den 13. August fiel das Thermometer in Neustadt an der Weinstraße auf 27,6 Grad – der vielleicht eindrucksvollste Rekordwert dieses Jahres. Das sind zweifellos mediterrane Ver­hältnisse, und tatsächlich war die Wärmesumme für 2003 im Rheingau ähnlich wie in Montpellier/­Languedoc in einem normalen Jahr! Gegen Ende des ­Sommers war die Trockenheit ein noch viel größeres ­Problem für die Reben als die Hitze, und das nicht nur in Weinbergslagen mit sandigen oder sehr s­ teinigen Böden, die kaum Wasser halten. Im Gegenteil: Wo die Reben bei normaler Witterung mit reichlich Wasser durch fette Böden verwöhnt sind, war der Schock für sie am größten. Eine behördliche Ausnahmegenehmigung gestattete die Bewässerung offiziell, und mit großer Hektik wurden zahl­reiche Bewässerungsanlagen installiert. Das führte zu einer ersten Kontroverse unter Fachleuten: War das mit der gängigen Auffassung von Qualitätsweinbau vereinbar?

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ie Hitze und Dürre von Juni bis August erinnerte an 1947, während der sonnenreiche und trockne September und der Oktoberanfang dem Herbst des Jahres 1959 näherkamen. Als es dann Ende Oktober kühl und regnerisch wurde, hing in


Von links nach rechts: Ralf Frenzel, Werner Schönleber (Weingut Schönleber), Thomas Sommer, Jost Onstein, Philipp Wittmann (Weingut Wittmann), Armin Diel (Weingut Diel), Vera Onstein, Michel Bettane, Hans Onstein, Stuart Pigott, Helmut Dönnhoff (Weingut Dönnhoff ), Karl-Heinz Ringel, Fritz Groebe (Weingut Groebe)

ganz Deutschland so gut wie keine Traube mehr am Stock. Die Weinlese hatte sehr früh angefangen, auch in den Riesling-dominierten Ge­bieten schon im September. Da sie unter ungewöhnlich warmen Bedingungen stattfand, lief die Kelter bei manchen Winzern – wie bei Ernst Loosen vom Weingut Dr. Loosen in Bernkastel/Mosel – rund um die Uhr, und die Moste m ­ ussten wie in Australien mit Trockeneis geschützt w ­ erden. Das führte zur nächste Kontroverse: Kann eine so unkonventionelle Vorgehensweise überhaupt gutgehen? Während die Mostgewichte allgemein sehr hoch lagen, waren die Säurewerte überall deutlich niedriger als normal. Der Abbau von Apfelsäure in den Trauben ist stark temperatur­abhängig, je ­wärmer es ist, desto schneller geht dieser ­Prozess vonstatten. Selbst Betriebe, die traditionell sehr spät lesen – wie das Weingut Joh. Jos. Prüm in Wehlen/Mosel –, schickten ihre Lese­mannschaften ungewöhnlich früh in die Weinberge. Eine w ­ eitere Ausnahmegenehmigung erlaubte den Zusatz von Weinsäure, was wiederum zu Kontroversen führte. Manche Winzer machten davon erst im Wein­ stadium Gebrauch, was im fertigen Wein oft deutlich zu schmecken war, während andere – wie Hansjörg Rebholz vom Weingut Ökonomierat Rebholz in Siebeldingen/Pfalz – bereits dem Most ein Gramm pro Liter zugaben, um eine Gärung ohne mikrobielle ­Probleme sicherzustellen. Das Wort Panscherei hing in der Luft. Doch nun zu den Weinen im Glas, zehn Jahre später. Natürlich gibt es unter fündundsechzig Weinen Höhen und Tiefen, wie bei jedem

Die Neugier der Verkoster: Mit Spannung und Vorfreude versammeln sich die Teilnehmer der Horizontalprobe von fünfundsechzig Rieslingen aus dem Jahrhundertsommer 2003 um Hans Onstein, den Bocholter Weinsammler, der für dieses einmalige Erlebnis den überwiegenden Teil der prächtigen Flaschen zur Verfügung gestellt hat. Jahrgang, doch im Gesamturteil waren sich die Verkoster einig. Ralf Frenzel brachte es auf den Punkt: Die oft verbreitete Vorstellung, es handle sich bei den 2003er Rieslingen um untrinkbare Weine, sei »dummes Geschwätz«. Anderer­ seits sind diese Weine von einem ganz eigenen Typus, der nicht jedem gefallen muss. Werner ­Schönleber vom Weingut Emrich-Schönleber in ­Monzingen/Nahe beobachtete: »Es gab Alkohol satt, aber die ­besten Weine haben das sehr gut ver­kraftet.« Und ­Helmut Dönnhoff vom Weingut Hermann D ­ önnhoff in Oberhausen/Nahe sagte: »Es gibt Weine mit 13,5 Prozent Alkohol, aber man schmeckt ihn überhaupt nicht.« Und das bei sehr niedrigen ana­lytischen Säurewerten, muss man noch hinzufügen. Die Art der 2003er Rieslinge erinnerte einige Verkoster stark an die 1959er Weine, doch Hans Onstein bemerkte zu Recht, dass keiner am Tisch die Jungweine als Erwachsener erlebt habe. Was die heutige Fachwelt von 1959 kennt, sind die gereiften Spitzenweine, vor allem die edelsüßen Rieslinge. Das führt zu einer gewissen Ideali­ sierung des Jahrgangs und in manchen Fällen zu

der Behauptung, 2003 sei kein so großartiger Jahrgang wie 1959. Ich habe aber von älteren Kollegen gehört, wie schrecklich die misslungenen 1959er schmeckten und wie viele 1959er jung recht gut trinkbar waren, dann aber mit etwas Flaschenreife eher schwerfällig und müde wurden. Das trifft ziemlich genau auch auf den 2003er zu. Neben Spitzenweinen gab es so manche plumpen, faden Tropfen und auch misslungene Weine, die sich längst verabschiedet haben. Wir hatten es bei der Verkostung glücklicherweise fast ausschließlich mit ersteren und nur selten mit letzteren zu tun.

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m allgemeinen sind die gelungenen trocknen Rieslinge aus 2003 recht üppig, geschmeidig, lebendig und saftig, aber auch sanft in der Säure, mit Duftnoten, die an exotische Früchte oder Marzipan erinnern, gelegentlich auch an Bienen­wachs. Statt Petrolnoten begegnete uns in der Nase oft getoastetes Weißbrot. Kühle Blütenoder Kräuter­noten waren selten, aber es gab sie. Insgesamt war dies definitiv kein Einheitsbrei, sondern eine für alle Teilnehmer extrem spannende Verkostung. > F I N E

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» Unser Geschäftspartner ist heute der liebe Gott« Der ehemalige Finanzinvestor Jens Reidel und seine Ehefrau Christine Dinse haben mit Gut Hermannsberg an der Nahe einen Neustart gewagt und die Langsamkeit entdeckt Von Christian Volbracht Fotos Christof Herdt

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Die Königlich-Preußische Weinbau­ domäne Niederhausen-­Schlossböckelheim ist nach einhundertelf Jahren als Gut Hermannsberg wieder an der Spitze, ein kometen­ hafter Aufstieg nach ­ Jahren ­mäßiger Erfolge. Was sind die ­Erfahrungen der neuen Eigen­tümer, des ehe­maligen Finanz­investors Jens Reidel und seiner Ehefrau, der promovierten Sport­wissen­ schaftlerin Christine Dinse? Sie er­zählen, wie sich ihre Lebensumstände ebenso tiefgreifend gewandelt haben wie die des traditionsreichen Weinguts an der Nahe.

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ie schuppige, flach gebogene Kupferhaube des neuen Kelter­gebäudes leuchtet den ­ganzen Tag über dem Nahetal: mit sanftem Schimmer am Vormittag, wenn der Nebel die ­steilen Rebenhänge hinauf kriecht, voller Glanz in der Abendsonne und bis in die Nacht wie ein strahlen­des Kunstobjekt im Licht der Scheinwerfer. C ­ hristine Dinse und Jens ­Reidel sind aus Luzern nach Niedernhausen gekommen, zum Beginn der Ernte ihres fünften Jahrgangs und zur Besprechung des ­nächsten Drei-Jahres-Plans mit den Mitarbeitern. Die beiden übernahmen das Gut im Jahr 2009, nachdem sie ihre Vergangenheit »gekappt« haben, wie Jens Reidel sagt. Er gab seine Position als Chairman des europäischen Finanz­investors BC Partners auf, Christine Dinse ihr Engage­ment in der Sportbranche als Geschäftsführerin von Golf ­BioDynamics. Über das Golfspiel hatten sich der gebürtige Frankfurter und seine Frau, die aus Torgelow zwischen Uckermark und Ostseeküste stammt, kennengelernt. Fine hat vor zwei Jahren (Heft 3/2011) über den Kauf und die Geschichte des Gutes berichtet. Jetzt ­wollen wir wissen: Wie eignet man sich ein Weingut wirklich an? »Man lässt sich adoptieren, kann richtig heiraten, rein­geboren werden oder es eben kaufen«, sagt Jens Reidel. »Wir sind Quereinsteiger, das ist in Deutschland noch kein sehr geprüftes Modell der Aneignung.« Es gab auch andere Alternativen, aber beide wollten kein Weingut in der Toskana, in Frankreich oder Ungarn, sondern in Deutschland, in einer Region, in der Jens Reidel einen Teil seiner Jugend verbrachte, bevor er als Diplom-­ Kaufmann zunächst zu Beiersdorf nach Hamburg ging und dann zum Miterfinder von ­Private Equity wurde. »Ich war hier in der Nähe im Internat, F I N E

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Tradition ist gelebte Passion.


www.drloosen.de


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Frauen im Wein: Siebzehnte Folge

Cinzia Merli und das Weingut Le Macchiole in Bolgheri

Mit Mut zur Veränderung die Treue gewahrt:

» Der Paleo Rosso ist ein Teil meiner Seele« Von Kristine Bäder Fotos Rui Camilo

Le Macchiole gehört zu den eher leisen Weingütern in ­Bolgheri, die klangvolleren Namen mögen Sassicaia, ­Ornellaia oder Masseto lauten. Doch seit Cinzia Merli die toskanischen Weine auf ganz eigene Weise interpretiert, ist das Weingut im Begriff, den Super-Toskanern von einst den Rang abzulaufen.

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Der Name ein Programm: Das Streben nach Sinnenlust wird im prachtvollen Ambiente von Hedonism Wines opulent in Szene gesetzt.

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Altehrwürdig bis avantgardistisch

Die Wine Merchants haben London zum Mittel­ punkt des internationalen Weinhandels gemacht Von Ellen Alpsten Fotos Johannes Grau

Im Herzen Londons liegt Mayfair, eine goldene Quadrat­meile

Was wird hier verkauft? Sunseeker-Luxusjachten, die männ-

des gehobenen Konsums: Luxus-Geschäfte, die k­ einen noch

liche Urbedürfnisse nach g­ rößer, schneller, wichtiger befrie-

so extravaganten Wunsch offen lassen. Doch nur an einem

digen? Schuhe mit rot-lockenden Sohlen, die Frauen­

einzigen Laden müssen die Putzfrauen regelmäßig Nasen­

herzen höher schlagen lassen? Mitnichten: Der Laden heißt

abdrücke von den S ­ cheiben polieren, weil sich flanierende

»­Hedonism Wines« und bietet seit knapp einem Jahr in der

Passanten das Angebot ganz genau ansehen wollen.

Davies Street feine Weine aus aller Welt an.

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Vor tausend Jahren wurde Saarburg das Stadtrecht verliehen. Seine eigentliche Geschichte begann im Jahr 964 mit dem Bau der Burg hoch über der Saar. Das malerische Städtchen lebt vom Wein, vom Weißwein zumal. Insgesamt vierzig Hektar Rebland werden heute von fünf Weingütern bewirtschaftet. Das prominenteste heißt Forstmeister Geltz-Zilliken.

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» Der familiäre Zusammenhalt hat uns stark gemacht« Im Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken an der Saar wird seit elf Generationen Riesling von hoher Qualität erzeugt – der Durchbruch zur Spitze gelang der Winzerfamilie Zilliken vor zehn Jahren Von Ulrich Sautter Fotos Christof Herdt

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Abgang

Die Kraft des Alters Z

weihundert Weine aus einem einzigen Weinberg und aus drei Jahr­hunderten zu verkosten ist ein ebenso seltenes wie spektaku­ läres E ­ rlebnis. Auch wenn ich in meinem Leben schon viele alte Weine probiert habe, ergreift mich bei solchen Proben noch immer eine tiefe Ehrfurcht vor diesen ­Weinen und den Menschen, die dahinter stehen, die es ermöglicht haben, dass wir nach vielen Jahrzehnten Zeugen ihrer Kunst sein dürfen. Die Weltraritätenprobe von Weinen aus der Lage Steinberg, die Mitte November im Kloster Eberbach stattfand, war ein solches ­Ereignis, das es in dieser Form nie wieder geben wird. Sicher macht diese Einmalig­ keit einen ­großen Teil der Faszination aus. Doch unabhängig davon ­sprechen die Weine dieser auch historisch bedeutenden, besonderen Lage für sich selbst. Sie bezeugen die Einzigartigkeit des Produkts Wein, seine Persönlichkeit, seine Individualität und seine Fähigkeit, sich über Jahre und Jahrzehnte zu entwickeln und erst mit der Zeit seine ganze Komplexität zu entfalten. Der Riesling tut genau das auf seine ganz besondere Art. So getreu wie er spiegelt keine andere Rebsorte den Boden, den Jahrgang und das Klima wider. Keine Rebe hat wie er das Potential, mit den unterschiedlichsten Bedingungen zurecht­zukommen und auch in weniger guten Jahren noch zu Hochform aufzulaufen. Das hat er auch bei einer Verkostung von Rieslingen aus dem viel­ diskutierten Jahrgang 2003 bewiesen. Mit fünfundsechzig Weinen von den besten Winzern Deutschlands konnten wir uns davon über­ zeugen, dass Riesling auch in einem Jahrgang mit extremen klimatischen ­Bedingungen be­stehen kann. Den besten Wein unserer Ver­kostung hat über­raschender­weise der Rheinhesse Fritz Groebe gekeltert. Er gehört ­meiner Meinung nach zu den weit unterschätzten Winzern. Seine Weine ­bleiben jung oft unbeachtet, k­ önnen aber mit zunehmender Reife eine einzigartige Tiefe entwickeln. Eine dritte Reifeprüfung bestand der Riesling bei der Verkostung von fast dreißig Jahrgängen des Geheimrat J. Vor drei Jahrzehnten wurde im Rheingau nach französischem Vorbild die Idee geboren, Rieslinge aus besten Weinbergen zusammenzuführen, ungeachtet der Lage und der Qualitätsstufe, um daraus einen trocknen Weißwein mit hohem Reife­potential zu keltern. Die Rückschau bewies eindrucksvoll, dass diese Idee geglückt ist: Von Anfang an gehört der Geheimrat J zu den großen trocknen Weißweinen aus Deutschland. Das Fazit dieser drei großen Verkostungen mit beeindruckend ge­reiften Rieslingen: Großen Weinen soll Zeit gegeben werden, damit sie zu ihrer ­wahren Größe finden. Ralf Frenzel Herausgeber

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ZALTO: SINN UND SINNLICHKEIT Mit seiner Glasserie Denk’Art hat Zalto die Weinwelt revolutioniert. Drei Faktoren bestimmen die Andersartigkeit ­dieses G ­ lases: die Form und das Material, aus dem sie gemacht sind, und der scheinbare Widerspruch zwischen beiden. Es e ­ rinnert an die avant­gardistische Glasgestaltung, an die geometrischen Kelchgläser des Jugendstils und des Art déco. Mit seinem schlanken, hohen Stiel und der eigenwilligen eckig-runden Gestalt des Kelches suggeriert das

Glas fragile Eleganz – und ist dabei doch so robust, dass es sogar für die Spülmaschine taugt. Das erreicht Zalto durch die Verwendung eines weichen Kristallglases, das kein Bleioxyd enthält. Die Produktpalette umfasst sechs Gläser: neben dem Universal-­Glas je eines für Burgunder, für B ­ ordeaux, für Weißwein, Süßwein und Champagner. Außerdem ­werden Karaffen und Dekanter sowie Digestif-, Bier- und Wassergläser angeboten.

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Kreiert im Jahre 1818 für Zar Alexander I. aus den erlesensten Eaux-de-vie des legendären Gründerkellers, begeistert der Hennessy Paradis Impérial noch heute weltweit Cognac Genießer, die Wert auf allerhöchste Qualität legen.

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Majestätische eleganz und einMalige sinnlichkeit


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