FINANCIAL PLANNING Magazin IV-2019

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Soja und Soldatenfliege Die Weltbevölkerung wächst und damit steigt auch der Bedarf an Nahrungsmitteln. Allerdings sind die Meere vielerorts überfischt und die Tierzucht ist – angesichts der Umwelt-, Klima- und Tierwohlaspekte – nicht beliebig steigerbar. Die Nahrungsmittelindustrie ist daher auf der Suche nach neuen ökologischen Lösungen – ein Anlagefokus des DJE – Agrar & Ernährung. Von Jörg Dehning

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hinas Schweinefleischkonsum ist ersten Schätzungen zufolge im ersten Halbjahr 2019 gegenüber dem Vorjahr um 10 bis 15 Prozent gesunken. Das mag manchen verwundern, galt doch gerade China in Sachen Fleischnachfrage in den Jahren zuvor als unersättlich. Ausschlaggebend für den Rückgang war allerdings nicht der mangelnde Appetit nach Fleisch. Stattdessen hat die Afrikanische Schweinepest viele Verbraucher im Reich der Mitte verschreckt. Zur Eindämmung der Krankheit wurden Marktbeobachtern zufolge landesweit etwa 40 Prozent der Zuchtschweine gekeult. Allerdings konnte nicht verhindert werden, dass die Krankheit inzwischen auch in den asiatischen Nachbarstaaten mehr oder weniger stark grassiert. So ist es nicht verwunderlich, dass zuletzt ein großer Teil des Proteinbedarfs zusätzlich durch den Verzehr von Geflügel und Zuchtfisch gedeckt wurde.

ist, sind mittlerweile ganz neue Lösungen gefragt. Verbesserung der Ökobilanz dank alternativer Lösungen

Der Ersatz von Fisch- durch Insektenmehl wie auch der Einsatz von Algen- statt Fisch­öl scheinen vor diesem Hintergrund die interessantesten Optionen zu sein. So sind seit Mitte 2017 in der Europäischen Union insgesamt sieben Insektenarten zur Verwendung in Fischfutter zugelassen. Gleich mehrere Großanlagen zur Produktion von Insektenmehl auf Basis der Schwarzen Soldatenfliege gehen im laufenden Jahr in Betrieb. Dieses aus Florida stammende Insekt ist besonders aufgrund seiner Virenresistenz interessant, denn damit erfüllt es wichtige Voraussetzungen Jörg Dehning, Analyst für den Sektor Food der Lebensmittelsicherheit. Zudem sind & Beverage sowie Fondsmanager des Insekten mit Blick auf den Ausstoß von DJE – Agrar & Ernährung, DJE Kapital AG Treibhausgasen sowie den Flächen- und Wasserverbrauch nahezu unschlagbar. Ähnlich verhält es sich bei der Produktion von Proteinen bezieFischzucht auf Expansionskurs, aber mit wachsendem Anhungsweise Fettsäuren aus Algen. Neben Sonnenlicht und CO2 spruch an Nachhaltigkeit benötigen Mikroalgen zur Anzucht nur anorganische Nährstoffe Während die Weltmeere schon weitgehend überfischt sind, wie Phosphat und Stickstoff. Zudem verbrauchen sie weniger weitete vor allem die Aquakulturindustrie ihr Angebot in den Wasser als Landpflanzen und beanspruchen in der Regel keine vergangenen Jahren kontinuierlich aus. Allein in Indonesien landwirtschaftlichen Nutzflächen. Die Verwertung der Restbiohat sich seit 2009 das Produktionsvolumen in der Fischzucht masse als Dünger oder als weitere Energiequelle hilft, die Renfast versiebenfacht – auf 31,9 Millionen Tonnen. Zu Recht wird tabilität zusätzlich zu steigern. aber auch hier die Ökobilanz kritisiert, schließlich nutzen viele Aquakulturbetriebe als Futter ebenfalls Fischmehl und -öl. Das Minimierung von Transportwegen durch innovative FischProblem der Überfischung wurde in den vergangenen Jahren zucht an Land somit kaum gemindert. Dank des relativ niedrigen Preisniveaus weichen mittlerweile viele Fischfarmer auf SojabohnenInnovative Wasserkreislaufsysteme ermöglichen darüber himehl aus. Da dessen Fettsäurenprofil allerdings ungenügend naus mittlerweile die professionelle Shrimp- und Fischzucht

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FINANCIAL PLANNING 04.2019


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