Filmpodium Programmheft November/Dezember 2022 // Programme booklet November/December 2022

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JEAN-LOUIS TRINTIGNANT 6TH ARAB FILM FESTIVAL ZURICH 17. November –31. Dezember 2022

Filmpodium-Highlights November/Dezember

ERÖFFNUNG 6TH ARAB FILM FESTIVAL ZURICH S. 05

mit einer Begrüssung durch Stadtpräsidentin Corine Mauch, anschl. Film Daughters of Abdul-Rahman (Jordanien 2022) in Anwesenheit des Regisseurs DO, 17. NOVEMBER | 18.00 UHR

BUCHVERNISSAGE «DREHORT SCHWEIZ» S. 45

Gespräch mit Autor Thomas Blubacher

Der Schauspieler Dimitri Stapfer liest Passagen aus dem Buch MI, 30. NOVEMBER | 19.00 UHR

GLIMPSES OF BEAUTY –

ZUM 100. GEBURTSTAG VON JONAS MEKAS S. 48

10.00 UHR: Lost, Lost, Lost (Jonas Mekas, USA 1976) mit Thomas Imbach und Eva Kuhn 14.00 UHR: Fragments of Paradise (KD Davidson, USA 2022)

17.30 UHR: As I Was Moving Ahead Occasionally I Saw Brief Glimpses of Beauty (Jonas Mekas, USA 2000) mit Eva Vitija und Volker Pantenburg SO, 4. DEZEMBER

E NACHTLANG FÜÜRLAND (CLEMENS KLOPFENSTEIN, CH 1981) S. 41

in Anwesenheit von Clemens Klopfenstein und Max Rüdlinger DI, 6. DEZEMBER | 20.45 UHR

FESTIVALFENSTER INTERNATIONALE KURZFILMTAGE WINTERTHUR S. 46

im Kinosaal, 18.30 UHR: Best of Kurzfilmtage, in Anwesenheit von John Canciani (Künstlerischer Leiter) in der Filmpodium-Lounge, 21.00 UHR: Best of Dismissed, moderiert von Kurator Kyros Kikos MI, 7. DEZEMBER

JACK THE RIPPER (JESS FRANCO, BRD/CH 1976) S. 39 in Anwesenheit von Peter Spoerri (Aufnahmeleiter und Kameramann), Nikola Weisse (Schauspielerin) und Edi Stöckli (Produktionsleiter) DI, 13. DEZEMBER | 20.30 UHR

SCHWEIZER LANDSCHAFTEN IM FILM –INTERDISZIPLINÄRE PERSPEKTIVEN S. 45

Podiumsdiskussion mit Monika Dommann (Historikerin), Christina Schumacher (Architektur- und Planungssoziologin) und Marcel Bächtiger (Architekturhistoriker, Redaktor, Filmemacher). Moderation: Jacqueline Maurer (Film- und Kunstwissenschaftlerin) MI, 14. DEZEMBER | 17.45 UHR

ETERNAL LOVE (ERNST LUBITSCH, USA 1929) S. 37 Stummfilm mit Livebegleitung: Günter A. Buchwald (Piano), Frank Bockius (Perkussion), Marc Roos (Posaune) FR, 16. DEZEMBER | 20.45 UHR

ON HER MAJESTY’S SECRET SERVICE (PETER HUNT, GB 1969) S. 37 in Anwesenheit von Stefan Zürcher, Stuntman und Location Manager für James-Bond-Dreharbeiten am Berg DI, 20. DEZEMBER | 20.30 UHR

Warum in die Ferne schweifen?

Das November/Dezember-Programm beginnt mit der sechsten Ausgabe des biennalen Arab Film Festival Zurich, einer Koproduktion des Filmpodiums mit dem Verein IAFFZ. Dessen Mitglieder sorgen in unzähligen Stunden Freiwilligeneinsatz dafür, dass elf Tage lang bestes Kino aus dem arabischen Kul turraum hier zu sehen ist, in vielen Fällen vorgestellt von den Cineast:innen, die diese Werke geschaffen haben. In manchen ihrer Filme geht es um Heimat und Emigration, Exil und Heimweh. Die Entscheidung, das eigene Land zu verlassen und in der Ferne sein – unsicheres – Glück zu suchen, wird nie leichtfertig getroffen.

Nach dem Festival beginnt mit «Fremde Heimat» eine Filmreihe, die un ser Land als Drehort und/oder Schauplatz zeigt. Während ausländische Pro duktionen gerne die Postkarten-Schweiz als Kulisse verwenden, werfen ein heimische Filmschaffende wie Godard, Tanner, Klopfenstein oder Schocher meist kritischere Blicke auf die helvetische Landschaft abseits der Klischees.

Thomas Blubacher präsentiert bei uns sein Buch «Drehort Schweiz», das diese unterschiedlichen Schweiz-Bilder in der Filmgeschichte dokumentiert.

Auch hierzulande tätig war der heuer verstorbene Jean-Louis Trin tignant, dem wir eine Retrospektive widmen: Mit Michel Soutter hat er ebenso gedreht wie mit Alain Tanner. Seine subtile und schillernde Schauspielkunst würdigen wir mit 16 Filmen, und dabei sind auch die Filme, die er selbst in szeniert hat, zu entdecken.

Keineswegs fern liegt Winterthur, aber nicht jede:r kann sich die Zeit nehmen, dorthin zu schweifen, um die Internationalen Kurzfilmtage besuchen. Umso besser, dass nun Festivaldirektor John Canciani und Kurator Kyros Ki kos im Filmpodium eine Auswahlschau der diesjährigen Ausgabe präsentieren. Einer, der zwar viel reiste, aber stets auch seinen heimischen Mikrokos mos dokumentierte, war Jonas Mekas, der am 24.12.2022 100 Jahre alt ge worden wäre. Am 4.12. lässt Sie das Filmpodium einen Tag lang in Mekas’ Welt eintauchen, einen Bilderstrudel, der Sie von 10.00 Uhr bis gegen Mitter nacht mitreissen wird.

Und zum Schluss noch dies. Wenn Sie in den letzten Wochen bei uns im Kino waren, haben Sie es bestimmt gemerkt: Ende Sommer ist René Kiefer, unser langjähriger Leiter Kasse und Bar, in Rente gegangen, und wir danken ihm herzlich für seinen ebenso engagierten wie persönlichen Einsatz. Sein Amt übernommen hat Benjamin Ott, der zuvor im Houdini und im RiffRaff tätig war. Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit ihm und die Erfah rung und die Ideen, die er mitbringt.

01 Editorial

6th Arab Film Festival Zurich 04

Vom 17.–27.11. zeigt das 6th Arab Film Festival Zurich 47 Lang- und Kurzfilme aus arabischen Ländern, fast alle als Schweizer Premiere oder Erstaufführung im deutschsprachigen Raum. Die Filme handeln von Musi kerinnen und Arbeiterinnen, von Gewichtheberinnen und anderen star ken Frauen, von Kinobetreibern und Kriegsopfern, von Familienstreit und Pandemie-Psychose, von Selbstver wirklichung und fataler Verzweif lung, von unauslöschlichen Feindbil dern und der Überwindung von Vorurteilen. Wieder gibt es einen Langfilm-Wettbewerb, bei dem Preise für die beste Regie und den besten Film verliehen werden. Schwerpunkte und Podien gelten den Filmländern Libanon und Jordanien, und zahlrei che arabische Filmschaffende werden zu Gast sein und ihr Werk dem Publi kum persönlich vorstellen.

Bild: Tu me ressembles

Jean-Louis Trintignant 20 Ein schillernder Schauspieler

Elegant, cool und smart – Intellektu eller und introvertiertes Sexsymbol zugleich. Ein Mann mit klarer politi scher Haltung und Freude an schnel len Autos. Jean-Louis Trintignant (1930–2022) war einer der grössten französischen Stars seiner Generation und ein Charakterdarsteller, der mit seinem feinen, ambivalenten Spiel je den Film prägte. An der Seite von Brigitte Bardot, Romy Schneider und Fanny Ardant stieg er auf in die höchste Liga des europäischen Auto renfilms und arbeitete mit Regie grössen wie Bernardo Bertolucci, Costa-Gavras, François Truffaut oder Krzysztof Kieślowski. Das Filmpo dium verabschiedet Trintignant mit einer abwechslungsreichen Retro spektive, die auch seine zwei schwarz humorigen Filme in Eigenregie um fasst.

Bild: La course du lièvre à travers les champs

02 INHALT

Filmpodium für Kinder: 51 Das Pferd auf dem Balkon

Von Clint Eastwood und Alain Tan ner über Dario Argento bis Jean-Luc Godard, von Hollywood über Bond bis Bollywood – sie alle haben in der Schweiz Filme realisiert. Ob wilde Schiessereien im HB Zürich, atembe raubende Klettereien in steilen Fels wänden oder italienischer Horror im Rieterpark – die Schweiz als Drehort gibt so manches her.

Inspiriert von Thomas Blubachers Buch «Drehort Schweiz» haben wir eine Auswahl an Filmen zusammen gestellt, in denen die Schweizer Ku lisse eine zentrale Rolle spielt. Manch mal gibt sich sogar jemand anderes für sie aus, wie in Ernst Lubitschs Eternal Love, und manchmal verklei det sie sich, wie in Jess Francos Jack the Ripper, wenn sich Zürich in Lon don verwandelt. Aber oft bleibt sie sie selbst und dann spielt hier grosses Kino.

Bild: Messidor

Mitten in der Nacht entdeckt Mika ein Pferd auf einem der Balkone in sei nem Wohnblock. Wie ist es da rauf gekommen? Und was wollen die fins teren Gesellen von dessen Besitzer Sascha? Eine weihnächtliche Krimi komödie mit hintergründigem Hu mor für die ganze Familie.

Bild: Das Pferd auf dem Balkon

Einzelvorstellungen

Festivalfenster: 46

Int. Kurzfilmtage Winterthur

100 Jahre Jonas Mekas 48

Re:vision: 50

Vivement dimanche!

Women Make Film: Teil 5 50

Sélection Lumière: 52

Das Leben der Anderen

03
Fremde Heimat – Drehort Schweiz 32

6th Arab Film Festival Zurich

Seit 2012 bietet das Arab Film Festival Zurich alle zwei Jahre die Gelegenheit zu interkulturellen Begegnungen zwischen dem hiesigen Publikum und dem vielfältigen arabischen Filmschaffen sowie dessen Vertreterinnen und Vertretern. Auch die sechste Ausgabe präsentiert ein starkes, abwechslungsreiches Filmprogramm von Cineastinnen und Cineasten, die sowohl grosse Themen anzupacken als auch zu unter halten wissen.

Blickt man von ferne auf die arabische Welt, so haben sich die sozialen und politischen Verhältnisse in den letzten zwei Jahren eher verdüstert; mancher orts herrscht Krieg, und die Pandemie diente den Behörden gewisser Länder als Vorwand, um noch repressiver gegen die Bevölkerung vorzugehen.

Es gab und gibt aber, genauer besehen, auch viele Lichtblicke, zumin dest im Bereich des Films. So ist in Saudi-Arabien die Aufhebung des Kino verbots 2018 mit der Schaffung des Red Sea International Film Festival ein hergegangen, das sich zu einem bedeutenden Anlass für die ganze arabische Filmszene gemausert hat, und die saudische Filmförderung unterstützt inzwi schen über 100 Filmschaffende, darunter viele Frauen, jährlich mit 14 Milli onen US-Dollar. Auch in Jordanien, das lange eine sehr bescheidene heimi sche Filmindustrie kannte, werden dank neuer Fördermassnahmen neuerdings deutlich mehr Filme produziert. Die ägyptische Investmentfirma Gemini Africa will mit ihrem Projekt CinemaTech Track der Filmindustrie in der gan zen Region unter die Arme greifen. Und im Rahmen der UNESCO-Initiative «Revive the Spirit of Mosul» hat der Schweizer Regisseur Milo Rau 2022 gemeinsam mit dem Fine Arts Institute of Mosul eine Filmschule gegründet. Dank der Digitalisierung ist das Filmschaffen zudem deutlich agiler gewor den: Viele Produktionen lassen sich mit minimalen Equipen realisieren, ohne technisch-handwerkliche Einbussen, was in wirtschaftlich schwierigen Situa tionen umso wichtiger ist.

Vielfalt und Aktualität

All diese Entwicklungen schlagen sich auch im Programm des 6th Arab Film Festival Zurich nieder, zum einen in Podiumsveranstaltungen und Präsentati onen zu den Filmländern Jordanien, Libanon und Saudi-Arabien, zum andern in den Filmen selbst. Covid und die Lockdowns sind ebenso ein Thema wie

Geopferte Jugend: Eleven Days in May Zerstrittene Schwestern: Daughters of Abdul-Rahman

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die Gewalt in Gaza und im Irak. Den Kampf um die Ermächtigung von Frauen und LGBTQIA+-Menschen in arabischen Kulturen setzen nicht nur, aber vor allem auch zahlreiche Regisseurinnen in Szene. Die desolate Aktualität in Beirut wird kontrastiert mit libanesischen Filmklassikern wie Once upon a Time in Beirut (1994) von Jocelyne Saab und Beirut, the Encounter (1981) von Borhane Alaouié.

Die Pandemie hat Kreativität und Produktivität der Filmszene kaum geschmälert; das Angebot an starken und begeisternden Filmen war diesmal grösser denn je, und die Auswahl fiel entsprechend schwer. Das Team des Ver eins International Arab Film Festival Zurich hat mit enormem ehrenamtlichen Einsatz Filmfestivals besucht, unzählige lange und kurze Filme gesichtet und diese für unser Festival zugänglich gemacht. Das vorliegende Programm ist ebenso vielfältig wie hochkarätig geworden. Und während die letzte Ausgabe des Festivals 2020 noch darunter litt, dass keine Impfung gegen Covid-19 ver fügbar war, können heuer wieder mehr Filmschaffende anreisen und zum kul turellen Austausch mit dem hiesigen Publikum wesentlich beitragen.

Zum zweiten Mal findet ein Wettbewerb für die vierzehn Langfilme statt, der von einer prominenten dreiköpfigen Jury beurteilt wird: Die marok kanische Kulturjournalistin und Sängerin/Songwriterin Jihane Bougrine, der Filmkritiker, Dozent und langjährige «Visions du Réel»-Direktor Jean Perret und der libanesische Filmemacher Ahmad Ghossein, mit seinem Film All This Victory 2020 einer der ersten Preisträger des Arab Film Festival Zurich, erkü ren den besten Film und die beste Regie. Wir wünschen Ihnen ein anregendes Festival!

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Partnerfestivals: Organisatoren des 6th Arab Film Festival Zurich: Mit Unterstützung von: #f4811f #1183c6 akkawi .ch lade deine Träume hoch akkawi .ch lade deine Träume hoch akkawi .ch lade deine Träume hoch akkawi .ch lade deine Träume hoch akkawi .ch lade deine Träume hoch akkawi .ch lade deine Träume hoch www.alam-alkutub.ch Design the Future, Today

A BROKEN FAN Libanon 2021

Ein Mann sucht in der Hitze nach Arbeit. Seine Be mühungen bringen ihm aber noch mehr Schwie rigkeiten ein.

BEIRUT, THE ENCOUNTER (Beyroutou al lika)

Libanon/Tunesien/Belgien 1982

Beirut, 1977. Zeina ist im Begriff, das Land zu ver lassen. Haydar ist noch nicht lange in der Stadt; er musste wegen des Bürgerkriegs aus seinem Dorf fliehen. Die beiden haben sich Jahre nicht gese hen, sehnen sich aber nacheinander. Wir folgen ihnen an Kontrollen und Ruinen vorbei, in Ver kehrsstaus, umsonst in Cafés wartend. Werden sie sich noch ein letztes Mal sehen? Die zärtlichmelancholische Atmosphäre des Films geht aus den Bildern der versehrten Stadt und den sanften Stimmen der Figuren hervor.

Borhane Alaouié (1941–2021) studierte Film regie. Seine zahlreichen Spiel- und Dokumentar filme liefen an grossen Festivals.

A BROKEN FAN

13 Min / Farbe / DCP / Arab/e // DREHBUCH, REGIE, SCHNITT Assaad Khoueiry // KAMERA Mansour Aoun // MUSIK Tania Kammoun // MIT Elie Ohanna (Adel).

BEIRUT, THE ENCOUNTER

98 Min / Farbe / 35 mm / Arab/e // REGIE Borhane Alaouié // DREHBUCH Ahmed Beydoun // KAMERA Charlie Van Damme, Alexis Grivas // SCHNITT Eliane du Bois // MIT Haithem El Amine (Haydar), Nadine Acoury (Zeina).

ONCE UPON A TIME IN BEIRUT (Kanya ya ma kan, Beyrouth) Libanon/F/D/Argentinien 1995

Zwei junge Frauen möchten nach dem Bürgerkrieg im Libanon die legendäre Schönheit ihrer Heimat stadt Beirut entdecken. Der alte Kinobetreiber Fa rouk erzählt ihnen von der Zeit, als Beirut als Schauplatz für libanesische Filmdramen und für internationale Produktionen ein «Star» war.

Die Cineastin Jocelyne Saab (1948–2019) wurde im Libanon geboren und fing 1975 an Do kumentarfilme zu drehen. Sie setzte sich für die Rettung des libanesischen Filmarchivs ein. In Once upon a Time in Beirut, ihrem ersten Spielfilm, verwebt sie die fiktionale Rahmenhandlung und handverlesenes Archivmaterial zu einer Liebes erklärung ans Kino.

105 Min / Farbe + sw / 35 mm / F+Arab/e // REGIE Jocelyne Saab // DREHBUCH Philippe Paringaux, Roland-Pierre Paringaux, Jocelyne Saab // KAMERA Ruby Braidy // SCHNITT Dominique Auvray, Isabelle Dedieu // MIT Myrna Maakaron (Leila), Michèle Tyan (Yasmine), Émile Accar (Farouk).

MY MOTHER (Omé)

Libanon/Katar 2020

Als seine Mutter stirbt, stiehlt der kleine Elias die Mariastatue aus der Kirche und will Jesus dessen Mutter erst wiedergeben, wenn er seine Mama zurückbekommt. Elias’ Tat hat üble Folgen für die Dorfgemeinschaft.

1982

Libanon/Norwegen/Frankreich/Katar 2019

1982 beginnt die israelische Invasion des Liba nons. In einer Privatschule ausserhalb von Beirut versucht der elfjährige Wissam einer Mitschüle rin seine Zuneigung zu erklären. Ihre Lehrerin Yasmine und ihr Lehrer Joseph sind, wiewohl po litisch unterschiedlicher Meinung, privat liiert und geraten unter Druck, als der Kriegslärm im mer näher kommt und sie versuchen müssen, die Kinder in Sicherheit zu bringen.

Autobiografisch inspiriertes Drama des Regis seurs und Drehbuchautors Oualid Mouaness, der in Liberia und im Libanon aufgewachsen ist. Die Schauspielerin und Filmemacherin Nadine La baki (Capernaum, Caramel) verkörpert die Lehre rin Yasmine.

MY MOTHER

17 Min / Farbe / DCP / Arab/e // REGIE UND KAMERA Wassim Geagea // DREHBUCH Wassim Geagea, Tony Eli Kanaan // MUSIK Cedric Kayem // SCHNITT Sebastien Leclerq // MIT Jack Abboud El Janah (Elias), Mohammad Assaf (Hanna).

1982

100 Min / Farbe / DCP / Arab+E/d // DREHBUCH UND REGIE Oualid Mouaness // KAMERA Brian Rigney Hubbard // MUSIK Nadim Mishlawi // SCHNITT Jad Dani Ali Hassan, Sabine El Gemayel // MIT Mohamad Dalli (Wissam), Fidel Badran (Nadim), Gia Madi (Joanna), Ghassan Maalouf (Majid), Nadine Labaki (Yasmine), Lelya Harkous (Abir), Said Serhan (Georges).

WHISPER DOWN THE LANE

Saudi-Arabien 2021

Ein experimenteller kurzer Animationsfilm, der uns nach dem Prinzip der «stillen Post» auf eine lineare Reise mitnimmt: Eine Kette von Telefon

076th Arab Film Festival Zurich
> Beirut, the Encounter > Once
upon a
Time in Beirut > 1982

gesprächen zwischen fünf Individuen entwickelt sich zu einem eskalierenden Konflikt. Eine Refle xion über Kommunikation, Selbstzerstörung und den Dominoeffekt.

NOUR SHAMS

Saudi-Arabien/GB 2021

Shams, die als Afrikanerin am Rande der saudi schen Gesellschaft lebt, will ihren erwachsenen Sohn Makki nicht verlieren, aber der will im Aus land als Rapper Karriere machen.

40 YEARS AND ONE NIGHT (Arbaoon aman wa laylah)

Saudi-Arabien 2020

Fünf Geschwister und ihre Kinder versammeln sich in ihrem Elternhaus, um Eid al-Fitr zu feiern. Die Nachricht, dass ihr Vater einen Autounfall er litten hat, stürzt die Geschwister in eine Krise, und in einer einzigen Nacht werden alle mögli chen Geheimnisse enthüllt, die die Verhältnisse innerhalb der Familie für immer verändern wer den. Eine Tragikomödie, in der die Familie auch für die saudische Gesellschaft steht.

Regisseur Mohammed Alholayyil ist ein saudi scher Filmemacher, dessen Werke an vielen in ternationalen Filmfestivals gezeigt und ausge zeichnet worden sind.

WHISPER DOWN THE LANE

5 Min / Farbe / DCP / ohne Dialog // REGIE UND SCHNITT Raghad Albarqi // DREHBUCH Laila Belkacem // KAMERA Khalid Al Sudairy // MUSIK Aziz Jan.

NOUR SHAMS

25 Min / Farbe / DCP / Arab/e // DREHBUCH UND REGIE Faiza Ambah // KAMERA Lasse Ulvedal Tolbøll // MUSIK Amin Bouhafa // SCHNITT Jad Dani Ali Hassan, Antoine Rodet // MIT Aisha Al Rifaie (Shams), Ahmed Saddam (Makki).

40 YEARS AND ONE NIGHT

74 Min / Farbe / DCP / Arab/d // REGIE Mohammed Alholayyil // DREHBUCH Mohammed Alholayyil, Bashayer Alsomali, Abdulrahman Khawj // KAMERA Amine Masaadi // MUSIK Ghiya Rushidat // SCHNITT Hussein Al Mutlaq // MIT Jafar Al Ghareeb (Vater), Sanaa Baker Younis (Mutter), Mishal Almutairi (Nasser), Zara Al-Bloushi (Mawaddah), Khalid Al-Saqer (Bader), Osama Saleh (Adel), Rahaf Ibrahim (Maha).

THE PYRAMID Ägypten 2021

Ein alter Ägypter versucht Pyramiden zu bauen, die auf dem Kopf stehen.

BRICK OF LIFE (Toubah lahounna) Sudan/VAE/GB 2022

Dokumentarisches Porträt von Frauen in einem Lager für Vertriebene in Darfur, die sich in der Backsteinherstellung abrackern, während ihre Männer faulenzen. Am Ende von Razan Moha meds Kurzfilm steht ein Aufruf zur Emanzipation.

FADMA Belgien/Marokko 2020

In einem Berberdorf im Atlasgebirge sind die Ge schlechterrollen klar verteilt: Die Frauen schuf ten, die Männern treiben etwas Ackerbau und ge niessen dazwischen das Nichtstun. Fadma, die in Casablanca mit ihrem Mann eine emanzipierte Ehe führt, kommt zurück auf Urlaub. Sie will die Ungleichheit dort nicht länger dulden und zettelt eine kleine Revolution an.

Fadma ist ein Dokumentarfilm, dessen Präzi sion und Parabelhaftigkeit geradezu spielfilm mässig anmuten. Regisseur Jawad Rhalibs Film When Arabs Danced gewann 2018 in Nyon den Grossen Preis.

THE PYRAMID

7 Min / Farbe / DCP / ohne Dialog // DREHBUCH UND REGIE Mohamed Ghazala // KAMERA Arivaldo de Oliveira // MUSIK Nik Phelps, Arivaldo de Oliveira.

BRICK OF LIFE

12 Min / Farbe / DCP / Arab/e // DREHBUCH, REGIE, SCHNITT Razan Mohamed // KAMERA Mazin Mohamed // MUSIK Zain Ali-Ebo Krdum, Halima Sasa

FADMA

80 Min / Farbe / DCP / Berber/e // REGIE UND SC HNITT Jawad Rhalib // KAMERA Ali Benjelloun // MUSIK Simon Fransquet

TUK-TUK Ägypten 2021

Von ihrem Mann verlassen, versucht sich die Ägypterin Walaa als Tuk-tuk-Fahrerin und nimmt dafür einen Kredit auf. Frauen schätzen ihren Fahrdienst. Aber die Männer, die diesen Berufs stand dominieren, sind Walaa feindlich gesinnt.

LIFT LIKE A GIRL Ägypten/Dänemark/Deutschland 2020

Ein unscheinbares, eingezäuntes Grundstück an einer lärmigen Strasse im ägyptischen Alexandria ist ein Trainingsplatz für Gewichtheberinnen. Der alte Coach Captain Ramadan glaubt an seine Mä

096th Arab Film Festival Zurich
> Lift Like a Girl > 40 Years and One Night > Fadma

dels, zu denen auch seine eigenen Töchter gehö ren. Seine ebenso ruppigen wie liebevollen Me thoden machen die Teenager zu Champions. Die 14-jährige Zebiba ist Ramadans neuste Hoffnung. Die Ägypterin Mayye Zayed hat in Alexandria und den USA Film studiert und seit 2013 mit ihrem Schaffen viele Ehrungen errungen. Lift Like a Girl, der in jeder Hinsicht die Stärke der Frau themati siert, wird auch in deutsch übersprochener Fas sung in Schulvorstellungen gezeigt.

TUK-TUK

25 Min / Farbe / DCP / Arab/e // REGIE, KAMERA, SCHNITT Mohamed Kheidr // DREHBUCH Sherif Abdel Hady, Mohamed Kheidr // MUSIK Saifeddine Helal // MIT Elham Wagdi (Walaa), Ashraf Mahdy (Mahrous), Mohamed Khamis (Rady).

LIFT LIKE A GIRL

92 Min / Farbe / DCP / Arab/e // REGIE Mayye Zayed // KAMERA Mohamad El-Hadidi // MUSIK Marian Mentrup // SCHNITT Sara Abdallah.

THE SEVEN VILLAGES

Tschechische Republik/Libanon 2020

Farah ist vor Kurzem nach Prag gezogen. Per Videoanruf tauscht sie sich mit ihrer Grossmut ter, die sie im Libanon zurückgelassen hat, über ihr gemeinsames Schicksal als palästinensische Flüchtlinge aus. Beide Generationen sprechen über Themen voller Emotionen, Erinnerungen und Hoffnung.

NOT JUST YOUR PICTURE

Deutschland/Katar 2020

Ramsis und Layla Kilani, junge palästinensischdeutsche Geschwister, wurden vor Jahren von ih rem Vater Ibrahim verlassen, als dieser aus Deutschland nach Gaza zurückkehrte und eine neue Familie gründete. Im Sommer 2014 erfuh ren Ramsis und Layla, dass Ibrahim samt seiner zweiten Frau und ihren Halbgeschwistern von is raelischen Bomben getötet worden war. Die Su che der Kilanis nach ihren Wurzeln verschränkt sich mit ihrem Kampf um Gerechtigkeit.

«Eine herzzerreissende Geschichte.» (Ken Loach)

Von der Fotografin und Videofilmerin Anne Paq war am 5th Arab Film Festival der Kurzdoku mentarfilm I Insist to Keep on Filming zu sehen. Ko-Regisseur Dror Dayan, in Jerusalem geboren, ist politischer Aktivist und Filmwissenschaftler.

THE SEVEN VILLAGES

17 Min / Farbe + sw / DCP / Arab/e // DREHBUCH, REGIE, KAMERA, SCHNITT Farah Abou Kharroub // MIT Meitha Abou Kharroub, Samia Abou Kharroub, Farah Abou Kharroub.

NOT JUST YOUR PICTURE 56 Min / Farbe / DCP / Arab+D+E/d // DREHBUCH, REGIE, KAMERA Anne Paq, Dror Dayan // MUSIK Andi Otto // SCHNITT Dror Dayan.

BLOOD (Damm) Sudan/VAE 2021

Alles, was Sie schon immer über Menstruation wissen wollten, erzählt von unterschiedlichen su danesischen Frauen, die verschiedene Stand punkte und Erfahrungen vertreten.

THE DEPARTURE (Le départ) Marokko/Frankreich 2020

Sommer 2004. Der 11-jährige Adil verbringt die Tage mit seinen Freunden und wartet auf die Olympischen Spiele, bei denen sich sein Idol, der marokkanische Läufer Hicham El Guerrouj, noch einmal bewähren soll. Als sein Vater und sein grosser Bruder aus Frankreich zu Besuch kom men, verändert sich Adils Leben für immer.

THE ART OF SIN Norwegen/Sudan 2020

Dem sudanesischen Künstler Ahmed Umar war das Coming-out erst möglich, als er im norwegi schen Exil lebte. Das feinfühlige Porträt eines Migranten, der für schwule Sichtbarkeit kämpft und nach neuen Ausdrucksformen für seine norwegisch-sudanesische Identität sucht, wurde gedreht vom muslimisch erzogenen Ibrahim Mursal, der in der Konfrontation mit Ahmed seine eigenen Vorurteile hinterfragen muss.

Ibrahim Mursal wurde in Norwegen als Sohn somalischer Eltern geboren, die in den Sudan zo gen. Als Ingenieur ausgebildet, emigrierte Mursal zurück nach Norwegen und wurde Filmemacher.

BLOOD

13 Min / Farbe / DCP / Arab/e // DREHBUCH, REGIE, SCHNITT Razan Mohamed // KAMERA Yasmine Naccache // MUSIK Ahmed Shaf.

THE DEPARTURE

23 Min / Farbe / DCP / Arab+F/e // DREHBUCH UND REGIE Saïd Hamich Benlarbi // KAMERA Marine Atlan // MUSIK Vitor Araújo // SCHNITT Xavier Sirven // MIT Fatima Attif (Mutter), Ayman Rachdane (Adil), Abdelmajid Kadiri (Vater), Élodie Ernon (Freundin des Bruders), Sami Fekkak (Bruder).

THE ART OF SIN

58 Min / Farbe / DCP / Arab+E+Norw/e // DREHBUCH UND REGIE Ibrahim Mursal // KAMERA Kim Krohn Berle, Ibrahim Mursal // MUSIK Sufyan Ali // SCHNITT Abdelrahim Kattab, Erland Edenholm // MIT Ahmed Umar.

116th Arab Film Festival Zurich

45 MINUTES Ägypten 2019

Um ihre Liebsten in israelischer Haft zu besu chen, müssen palästinensische Familien lange, beschwerliche Reisen zurücklegen. Jeden Monat bangen sie und hoffen auf die Erlaubnis eines Be suchs für kurze 45 Minuten, in denen sich nichts oder ein ganzes Leben abspielen kann.

AMIRA

Ägypten/Jordanien/VAE/Saudi-Arabien 2021

Nuwar, der palästinensische Vater des kecken Teenagers Amira, sitzt seit vielen Jahren im Knast – länger, als seine Tochter auf der Welt ist. Sie ist überzeugt, dass sie mit seinem herausgeschmug gelten Samen gezeugt wurde. Dieser Glaube wird jäh zerstört, als Tests ergeben, dass Nuwar zeugungsunfähig ist. Die Familie implodiert; umschwirrt vom Geschwätz der Gemeinschaft beschliesst Amira, ihren biologischen Vater zu suchen und ihre wahre Identität zu finden.

Der ägyptische Filmemacher Mohamed Diab hat mit seinen ersten Spielfilmen Cairo 678 (2010) und Clash (2016) international Aufsehen erregt. Amira, ursprünglich von Jordanien als OscarKandidat eingereicht, sorgte für Kontroversen. Inzwischen hat Diab die Marvel-Serie Moon Knight mit Oscar Isaac gedreht und dafür gesorgt, dass deren ägyptisches Ambiente stimmt.

45 MINUTES

5 Min / Farbe / DCP / Arab/e // REGIE Ahmad Thabit // DREH BUCH Rama Rabea.

AMIRA

98 Min / Farbe / DCP / Arab+Hebr/d // DREHBUCH UND RE GIE Mohamed Diab // KAMERA Ahmed Gabr // SCHNITT Ibra

him Elhefnawy // MIT Saba Mubarak (Warda), Ali Suliman (Nuwar), Tara Abboud (Amira), Waleed Zuaiter (Said), Ziad Bakri (Basel), Suhaib Nashwan (Ziad), Reem Talhami (Gross mutter), Sameera Asir (Reema), Saleh Bakri (Etai).

BUBBLE Libanon 2020

Wenn lauter identische Figuren in einer Blase le ben, was geschieht, wenn die Aussenwelt ein bricht?

ZAWAL

Deutschland/Saudi-Arabien 2020

Der achtjährige Adam stösst auf eine fremd ge wordene Welt, als er während der Quarantäne aus dem Flüchtlingslager entschlüpft.

COMMUNION Tunesien 2021

Leben unter Lockdown in Tunesien: Sara hilft von zu Hause aus Menschen, die wegen Covid-19 in Not sind; in den eigenen vier Wänden braucht ihr Gatte Kais permanent Antipsychotika, aber sein Vorrat ist ausgegangen. Wie überleben sie dieses Eingesperrtsein, ohne in einer Depression zu ver sinken? Kann ihre Ehe je wieder normal werden? Kais fängt an zu halluzinieren: Das Virus er scheint ihm leibhaftig.

Der tunesische Schauspieler Néjib Belkadhi ist seit 1998 auch hinter der Kamera tätig. Sein Autismus-Drama Regarde-moi lief am 5th Arab Film Festival Zurich. In Communion wirft Belkadhi als Regisseur und Hauptdarsteller einen schrä gen Blick auf eine schräge Zeit.

BUBBLE

7 Min / sw / DCP / ohne Dialog // DREHBUCH, REGIE, KAMERA Mohamed Hammad // MUSIK Mostafa Malek // SCHNITT Ali El Hawary.

ZAWAL

9 Min / Farbe / DCP / Arab/e // DREHBUCH UND REGIE Mujtaba Saeed // KAMERA Adrian Langenbach // MUSIK Jonas Vogler // SCHNITT Onur Kepenek // MIT Paolo Al Shah haf (Adam), Diana Kadah (Mutter), Katharina Walter (Sophia).

COMMUNION

96 Min / sw / DCP / Arab/e // DREHBUCH UND REGIE Néjib Belkadhi // KAMERA Hazem Berrabah // MUSIK Cedric Perras // SCHNITT Malek Chatta // MIT Néjib Belkadhi (Kais), Souhir Ben Amara (Sara).

MINERVA Libanon 2021

Minerva, die Mutter von Joseph, wurde bei der Ex plosion im Hafen von Beirut am 4. August 2020 schwer verletzt und starb acht Tage später. Jo seph kämpft um ihre Anerkennung als Opfer des Vorfalls, doch die langen und absurden Irrwege der unfähigen Bürokratie machen dem Trauern den das Leben schwer.

ELLE S’APPELLE BEYROUTH

Libanon/Frankreich 2021

«Dieser Experimentalfilm ist eigentlich ein ‹Foto roman›, also eine Dia-Show von SchwarzweissFotos (bis auf eine einzige gefilmte Aufnahme), kommentiert von einem einzigen Erzähler und untermalt von einem Soundtrack, den Martín Lo yato produziert hat. Ein stark poetischer Inhalt, der Beirut als Frau beschreibt ... und eine Reve renz an Chris Marker.» (Richard Sammour)

6th Arab Film Festival Zurich12

CONVERSATIONS WITH SIRO Libanon/Frankreich 2021

«Am 4. August 2020 erschüttert eine apokalypti sche Explosion den Hafen von Beirut: 200 Tote, 6500 Verletzte, ganze Stadtviertel in Trümmern. Eine weitere Tragödie. Siro ist eine armenische Künstlerin, 1933 im Libanon geboren. Uns verbin det eine lange Freundschaft, wie dieser fragmen tarische Film zwischen Beirut und Paris zeigt.Ein Film über Trauer, Einsamkeit, Exil, aber auch freudige Momente, im sterbenden Libanon der Geschichte abgeluchst.» (Dima El-Horr)

Sirvart Fazlian, Siro genannt, ist eine armeni sche Malerin und Musikerin, die seit dem Tod ih res Mannes, des bekannten Schauspielers Berj Fazlian, allein in Beirut lebt. Dima El-Horrs Spiel film Chaque jour est une fête (2009) kam auch in der Schweiz ins Kino. Conversations with Siro ver flicht Geschichten über das Leben im Exil mit Re flexionen über das Wesen der Heimat.

MINERVA

7 Min / Farbe / DCP / Arab/e // DREHBUCH UND REGIE Lucien Bourjeily // KAMERA Elias Daaboul // SCHNITT Farah Shaer // MIT Joseph Chartouni, Sandra Chartouni.

ELLE S’APPELLE BEYROUTH

14 Min / sw / DCP / F+Arab // REGIE, KAMERA, SCHNITT Richard Sammour // DREHBUCH Christiane Lemire // MUSIK Martín Loyato // MIT Paul Boulitreau, Marie-Cécile Gueguen.

CONVERSATIONS WITH SIRO

53 Min / Farbe + sw / DCP / Arab+F/e // DREHBUCH, REGIE KAMERA Dima El-Horr // SCHNITT Catherine Zins // MIT Sirvart Fazlian.

118 Min / Farbe / DCP / Arab/d // DREHBUCH UND REGIE Zaid Abu Hamdan // KAMERA Ahmad Jalboush // MUSIK Masis Mar dirossian // SCHNITT Dina Farouk // MIT Farah Bsieso (Zainab), Saba Mubarak (Amaal), Hanah Hillo (Samah), Mariam Basha (Khitam), Khalid Tariffi (Abdul-Rahman), Yasmina El-Abd (Hiba), Mohammed Idris (Zaid), Mohammed Al Jizawi (Moutaz).

JORDANISCHE KURZFILME NIGHT (Layl)

Katar/Jordanien/Deutschland/Palästina 2021

Die Nacht bringt der vom Krieg zerstörten Stadt Frieden und Schlaf. Nur die Augen der Mutter ei nes vermissten Kindes bleiben angstvoll. Die Nacht muss sie mit einem Trick zum Schlafen bringen, um ihre Seele zu retten.

THE FEMININE E (Ta’a marboutah) Jordanien 2013

The Feminine E ist ein Dokumentarfilm über Men schenrechte, der das Problem von komplizierten nationalen Identitäten im Allgemeinen anspricht und im Besonderen die Schwierigkeiten jordani scher Frauen, ihre Nationalität an die Kinder wei terzugeben. Jordanische Frauen, sowohl promi nente als auch normale Bürgerinnen, äussern sich und fordern ihre Rechte ein.

Regisseur Ebah al Khatib, in Zarka, Jordanien, geboren, ist Mitgründer des Karama Human Rights Film Festival, Jordanien.

NIGHT

16 Min / Farbe / DCP / Arab/e // DREHBUCH, REGIE, SCHNITT Ahmad Saleh // KAMERA Saed Saleh // MIT Hiam Abbas (Stimme der Mutter), Rafia Oraidi (Stimme der Nacht), Salma Saleh (Stimme der Tochter).

DAUGHTERS OF ABDUL-RAHMAN (Banat Abdul-Rahman)

Jordanien 2021

Zainab, eine alternde Näherin, sorgt seit vielen Jahren für ihren Vater Abdul-Rahman, der all mählich senil wird; dieser familiären Pflicht we gen hat sie das Leben verpasst. Eines Tages ist Abdul-Rahman plötzlich verschwunden, und um ihn aufzuspüren, ruft Zainab ihre entfremdeten drei Schwestern zusammen, was alte Konflikte aufflammen lässt. Die gemeinsame Suche nach dem Vater wird zur Feuerprobe für seine Töchter.

Zaid Abu Hamdan, 1982 in Amman geboren, hat an der New York Film Academy und der Ame rican University im Libanon studiert. Daughters of Abdul-Rahman, das tragikomische Kollektivpor trät von vier Frauen, die verschiedene Facetten der jordanischen Gesellschaft verkörpern, ist sein Regiedebüt.

THE FEMININE E

48 Min / Farbe + sw / DCP / Arab/e // REGIE Ebah Al Khatib // DREHBUCH Ebah Al Khatib, Sawsan Darwaza // KAMERA Firas El Heehi, Ebah Al Khatib, Hassan Abu Hammad // MUSIK UND SCHNITT Hassan Abu Hammad.

DOWNFALL

Libanon 2021

Enyas Bemühungen, als Tänzerin zu reüssieren, geraten ins Stocken, weil ihr Verhalten ihren Zie len zuwiderläuft.

FRAYED ROOTS

Libanon 2020

Raya, eine emanzipierte Expat, reist zum ersten Mal seit zehn Jahren in den Libanon, weil dort ihr

136th Arab Film Festival Zurich
> Big Little Women
> Communion > Tales of the Purple House > Not Just Your Picture. > The Art of Sin

Vater gestorben ist. Sie will am Begräbnis teil nehmen, was weder die Bräuche noch ihre ge strenge Tante Wafaa, die Matriarchin der Familie, erlauben wollen. Raya findet sich in dem Land, das sie einst Heimat nannte, an den Rand ge drängt.

TU ME RESSEMBLES USA/Frankreich/Ägypten 2021

Hasna und ihre kleine Schwester Mariam sind un zertrennlich; sie fliehen vor dem Missbrauch durch die Mutter und schlagen sich in den Stras sen von Paris durch, bis die Fürsorge sie in sepa raten Pflegefamilien unterbringt. Als Hasna heranwächst, stellt sie alle ihre Werte in Frage. Sie trifft eine folgenschwere Entscheidung, um in einer Welt, die sie ablehnt, zu bestehen.

Libanon 2020

In dieser Parabel nach Tatsachen hält eine junge Mutter mit drei niedlichen kleinen Töchtern ihr Leben zu viert auf Video fest. Hinter der augenfäl ligen Heiterkeit und Harmonie des Quartetts ver birgt sich ein abgrundtiefer Verlust, der einen existenziellen Tribut fordern wird.

«In diesem Film versuche ich das Absurde in seinen extremsten Formen zu erkunden, denn egal wie sehr man vor ihm fliehen will, es holt ei nen doch immer ein.» (James Chehab)

James Chehab, 1995 in Beirut geboren, hat seinen BA und seinen MA in audiovisueller Kunst und Film an der Saint-Joseph University Beirut erworben. The Adventures of a Mother … war sein Abschlussfilm.

DOWNFALL

4 Min / sw / DCP / ohne Dialog // DREHBUCH, REGIE, MUSIK, SCHNITT Rona Fayad.

FRAYED ROOTS

12 Min / Farbe / DCP / Arab/e // DREHBUCH, REGIE, SCHNITT Nay Tabbara // KAMERA Alfonso Herrero Salcedo // MUSIK Alex Wakim // MIT Flavia Juska Bechara (Raya), Thuraya Baghdadi (Wafaa), Nadim El Haiby (Fahrer), Joseph Rizkallah (Ahmad), Houssam Sabbah (Scheich).

THE ADVENTURES OF A MOTHER …

63 Min / Farbe / DCP / Arab+F/d // REGIE, KAMERA, SCHNITT James Chehab // DREHBUCH James Chehab, Evelyne Hlais, Nay Abou Fayad // MUSIK Scarlett Saad // MIT Nay Abou Fayad (Mutter), Sienna Beyrouthi (Tochter), Tamara Ghaddaf (Tochter), Sarah-Marie Kobeh (Tochter).

«Ein faszinierender Film über Trauma, Identi tät und Transformation.» (Katalog Festival Mann heim/Heidelberg 2021)

Dina Amer ist eine preisgekrönte Journalistin und Filmemacherin, die in den USA und in Ägyp ten aufgewachsen ist. Tu me ressembles ist ihr starker Spielfilmerstling, der von Spike Lee und Spike Jonze unterstützt wurde; sie selbst verkör pert im Film eine Version ihrer vielgestaltigen und widersprüchlichen Protagonistin.

ONE OF US LEFT THE PHOTO

16 Min / Farbe / Digital HD / Arab+F/e // DREHBUCH UND REGIE Ahmad Malas, Mohamad Malas // KAMERA UND SCHNITT Saad Hakki /// MIT Ahmad Malas, Mohamad Malas, Claire Gorisse.

TU ME RESSEMBLES

90 Min / Farbe / DCP / F+Arab/d // REGIE Dina Amer // DREHBUCH Dina Amer, Omar Mullick // KAMERA Omar Mullick // MUSIK Danny Bensi, Chase Deso, Saunder Jurriaans // SCHNITT Keiko Deguchi, Jake Roberts // MIT Lorenza Grimaudo (Hasna als Kind), Ilonna Grimaudo (Mariam als Kind), Dina Amer (Hasna als Erwachsene #3), Mouna Soualem (Hasna als Erwachsene #1), Sabrina Ouazani (Hasna als Er wachsene #2), Alexandre Gonin (Abdelhamid).

THE RESURRECTION OF SPRING (Sham ennessim) Ägypten/USA 2021

Ein junges Mädchen wird nachts überfallartig von den alten Frauen ihrer Gemeinschaft geweckt, aber das ist erst der Anfang ihres Alptraums.

BIG LITTLE WOMEN Schweiz/Ägypten 2022

ONE OF US LEFT THE PHOTO Syrien/VAE 2021

Ein syrischer Flüchtling lebt mit seiner französi schen Partnerin in Frankreich. Unversehens be sucht ihn sein Zwillingsbruder, der auf der Seite des syrischen Regimes steht. Die Beziehung der Brüder wird von ihren politischen Differenzen arg strapaziert.

Drei Generationen von Frauen rebellieren gegen die Männerherrschaft. Die schweizerisch-ägypti sche Filmregisseurin Nadia Fares zollt ihrem Va ter, einem «coolen Patriarchen», Tribut und er zählt gleichzeitig von 75 Jahren Frauenkampf in Ägypten, ihrem Vaterland, und in der Schweiz, ih rem Mutterland, wo sie aufgewachsen ist: Der helvetische Kampf um das Frauenstimmrecht

156th Arab Film Festival Zurich
THE ADVENTURES OF A MOTHER AND HER DAUGHTERS ON THEIR QUEST FOR THE MEANING OF LIFE AND OTHER IMPORTANT THINGS
> The Adventures of a Mother ... > A Film School in Mosul: Candies
> The Desert
Rocker

wird der chauvinistischen Repression am Nil gegenübergestellt. Die Feministin Nawal El Saa dawi (1931–2021), die gegen die Einschränkungen der Frauen durch die ägyptische Gesellschaft kämpfte, bettet die Geschichte der Familie Fares in einen breiteren historischen Kontext ein.

Nadia Fares (Miel et cendres) ist eine preisge krönte ägyptisch-schweizerische Autorin, Regis seurin und Produzentin mit einem MFA von der NYU Tisch School of the Arts.

THE RESURRECTION OF SPRING

9 Min / sw / DCP / Arab/e // DREHBUCH UND REGIE Mark Laty // KAMERA Zaki Aref, Maram Osama // MUSIK Hani Shnoda // SCHNITT Nehad Nagi // MIT Hana Zahran (Nawal), Shaima Magdi (Nawals Mutter), Ramadan Othman (Nawals Vater).

BIG LITTLE WOMEN

86 Min / Farbe + sw / DCP / Arab+E+Dialekt/d // DREHBUCH

UND REGIE Nadia Fares // KAMERA Kotta Kerollos George // MUSIK Alain Frey // SCHNITT Mykyta Kryvosheiev, Chloé Seyssel // MIT Nadia Fares, Nawal El Saadawi.

ELEVEN DAYS IN MAY

Palästina/GB 2022

Im Mai 2021 kam es nach Demonstrationen von Palästinenser:innen in Jerusalem zu einem Ra ketenbeschuss aus Gaza. Israel reagierte mit ei ner elftägigen Bombardierung Gazas, bei der fast 200 Menschen umkamen; über 60 davon waren Kinder. Der palästinensische Regisseur Moham med Sawwaf besuchte in Gaza die Hinterbliebe nen, um den Opfern ein Gesicht zu geben. Der bri tische Ko-Regisseur und Produzent Michael Winterbottom (Jude, A Mighty Heart) wollte mit diesem Film zeigen, wie es ist, in Gaza (oder Sy rien, Jemen oder der Ukraine) ein Leben unter Bombardierungen zu erdulden, «damit es nie wieder geschieht». Für die Erzählstimme gewann er Kate Winslet.

85 Min / Farbe / DCP / Arab+E/e // REGIE Mohammed Sawwaf, Michael Winterbottom // KAMERA Salah Alhaw // MUSIK Max Richter // SCHNITT Michael Winterbottom, Otto HillsFletcher // MIT Kate Winslet (Erzählerin).

TALES OF THE PURPLE HOUSE (Hikayat elbeit elorjowani)

Irak/Frankreich/Libanon 2022

Der Titel dieses Dokumentarfilms bezieht sich auf das lila Haus, in dem der irakische Cineast Abbas Fahdel und seine Frau, die Malerin Nour Ballouk, im Südlibanon leben. Die Pandemie, das Chaos nach der Explosion im Hafen von Beirut so wie die Situation der syrischen Flüchtlinge im

Land kommen im Film ebenso zur Sprache wie die Kriege der letzten Jahre. Als Kontrast zu den oft absurden Aktivitäten der Menschen rückt Fah del Nours Katzen ins Bild. Diese töten zwar auch, aber aus natürlichen und nachvollziehbaren Gründen.

Abbas Fahdel, im Irak geboren, hat dort drei Dokumentarfilme gedreht, darunter das preisge krönte Home-Movie-Epos Homeland: Iraq Year Zero (2015). Seine jüngsten Filme entstanden im Libanon.

184 Min / Farbe + sw / DCP / Arab/e // DREHBUCH, REGIE, KAMERA, SCHNITT Abbas Fahdel // MIT Nour Ballouk.

AN EVENING WITH LAILA Kuwait 2021

Laila Abdulaziz war eine Musikpionierin im arabi schen Golf und eine wichtige Figur der Geschichte Kuwaits. Als Künstlerin hatte sie eine Vision der Zukunft, für die niemand bereit war, nicht einmal sie selbst.

THE DESERT ROCKER (La rockeuse du désert)

Algerien/Kanada/Marokko/Frankreich 2022

Ein intimes, witziges und tiefschürfendes Porträt der erstaunlichen Hasna El Becharia, einer weg weisenden Gnawa-Künstlerin. Als erste Musike rin, die die sozialen Schranken dieser Kultur durchbrochen hat, ermächtigt und inspiriert sie Frauen jeden Alters, indem sie eine jahrhunder telang den Männern vorbehaltene musikalische Tradition zurückerobert. Ein einzigartiges Talent, das Frauen anregt, ihre Rollen neu zu definieren. Die Regisseurin Sara Nacer ist in Algerien und Kanada aufgewachsen. 2013 gründete sie SN Production und begann Dokumentarfilme und Musikvideos zu produzieren.

AN EVENING WITH LAILA

10 Min / Farbe + sw / DCP / Arab/e // DREHBUCH UND REGIE

Haya Alghanim // KAMERA Fatima Alfulaij // MUSIK Laila Abdulaziz // SCHNITT Waleed Alqahtani // MIT Laila Abdulaziz.

THE DESERT ROCKER

75 Min / Farbe / DCP / F+E+Arab/e // DREHBUCH, REGIE, SCHNITT Sara Nacer // KAMERA Laura Bustillos Jáquez, Sara Nacer // MUSIK Hasna El Becharia // MIT Hasna El Becharia.

Kurztexte, wo nicht anders erwähnt: mb

176th Arab Film Festival Zurich

PODIEN UND PRÄSENTATIONEN

AM ARAB FILM FESTIVAL

PRÄSENTATION:

SA, 19. NOV. | 13.00 UHR GEMINI AFRICA – CINEMATECH

Gemini Africa ist ein in Ägypten basierter Hub für Unternehmer. Mit der Initiative CinemaTech will Ge mini Africa mit technologischen Lösungen und anderen Dienstleistungen die Unterhaltungsindustrie fördern und professionalisieren. Das gilt insbesondere auch für das unabhängige arabische Film schaffen.

Adly Thoma, Chairman und CEO von Gemini Africa, stellt die Initiative vor und erkundet mit Filmschaf fenden Möglichkeiten der Zusammenarbeit.

A FILM SCHOOL IN MOSUL SA, 19. NOV. | 14.00 UHR

Im Februar 2022 gründeten die UNESCO und das belgische Theater NTGent (Künstlerischer Leiter: Milo Rau) im Rahmen des EU-finanzierten Projekts «Revive the Spirit of Mosul» eine Filmschule in der Stadt Mosul. In Zusammenarbeit mit Mosuls Institute of Fine Arts wurden 20 Studentinnen und Studenten von einem irakisch-belgischen Team von Filmdozierenden ausgebildet. Milo Rau und Dozent Eyas AlMokdad präsentieren sechs Kurzfilme von einer neuen Generation vielversprechender iraki scher Talente.

Als Ergänzung werden drei andere irakische Kurzfilme unabhängiger Filmemacher gezeigt. Alle Filme setzen sich mit der aktuellen Realität Mosuls und den Folgen des Kriegs gegen den IS aus einander.

ABRAHAM

8 Min / Farbe / Digital HD / Arab/e // DREHBUCH UND REGIE Ali Kareem Obaid // KAMERA Matteo De Angelis // MUSIK Alessandro Di Maio // SCHNITT Victor Rosalini Spacek // MIT Sara El Debuch (Susan), Mohamed Zouaoui (Fadi), Basil Al Ali (Vater), Ali Kareem Obaid (IS-Terrorist).

DESTINY

10 Min / Farbe / DCP / Arab/e // REGIE Maytham Jbara // DREHBUCH Saif Jbara // KAMERA Mohanad Hassan // MUSIK Jessica Hana Deutsch // SCHNITT Andrew Cromey, Ali Jbara // MIT Redhab Ahmad (Iqbal), Marwa Rayan (Qadr).

MOTHER IS BACK

8 Min / Farbe / DCP / Arab/e // DREHBUCH UND REGIE Rami

Al-Shatri // KAMERA Ali Hassan // MUSIK Jessica Hana Deutsch, Gulseven Medar // SCHNITT Andrew Cromey // MIT Saja Al Bayati, Mohammed Al-Badrawi.

A FILM SCHOOL IN MOSUL:

THE OTHER FACE: 6 Min / Farbe / DCP / Arab/e // REGIE Tamara Jamal, Kazem Fathi. SON OF THE RIVER: 10 Min / Farbe / DCP / Arab/e // REGIE Anas Khalil, Osman Muwafaq. DON’T TOUCH: 9 Min / Farbe / DCP / Arab/e // REGIE Rayan Shehab, Ahmed Shamel. ALFASLIYA: 11 Min / Farbe / DCP / Arab/e // REGIE Feryal Ahmed, Youssef Radwan Shakir. CANDIES: 11 Min / Farbe / DCP / Arab/de // REGIE Mustafa Khalid, Diana Faisal. THE STEP: 13 Min / Farbe / DCP / Arab/e // REGIE Mustafa Dhurgham, Muhammad Fawaz.

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PODIUM: FILMSCHAFFEN IN JORDANIEN

SA, 19. NOV. | 18.15 UHR

Jordanien dient schon lange Hollywood und anderen westlichen Filmländern als Drehort, dank seiner spektakulären Landschaften und seiner politischen Stabilität; eine einheimische Filmproduktion gab es aber kaum. Im Jahre 2003 wurde die Royal Film Commission gegründet, die nicht nur Filmproduk tionen finanziell fördert, sondern auch die Ausbildung von Filmschaffenden. 2008 folgte denn auch die Gründung des Red Sea Institute of Cinematic Arts, einer Filmschule, die vor allem Studierenden aus dem arabischen und dem nordafrikanischen Raum offensteht. Darum sind in den letzten 20 Jahren deutlich mehr jordanische Filme gedreht worden, die auch internationale Anerkennung erlangten.

Zur Diskussion sind folgende Gäste eingeladen: Daniele Cantini ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Halle, Deutschland. Er promo vierte 2006 in Sozialanthropologie an der Universität Modena. Er hat in Jordanien, Ägypten und im Libanon geforscht und war in Kairo, Modena, Halle, Beirut und Zürich tätig. Zaid Abu Hamdan qualifizierte sich 2012 mit dem Kurzfilm Bahiya & Mahmoud für eine Oscar-Nominie rung. Sein Spielfilm Daughters of Abdul-Rahman gewann Publikumspreise und wird am AFFZ 2022 gezeigt. Die Dreharbeiten zu Zaid Abu Hamdans zweitem Spielfilm Boomah sind für Mitte 2023 geplant. Moderation: Jasmine Benhaida

PODIUM: FILMSCHAFFEN IM LIBANON

FR, 25. NOV. | 18.00 UHR

1929, am Ende der Stummfilmzeit, wurde erstmals im Libanon ein Kinofilm gedreht, und 1940 reali sierte der erste einheimische Regisseur einen Spielfilm. In den folgenden Jahrzehnten nahm die Filmproduktion im Lande zu, und der Libanon wurde nach Ägypten das wichtigste Filmland im ara bischen Raum. Als Nasser die ägyptische Filmproduktion 1963 verstaatlichte, zogen sogar Stars und Regisseure aus Ägypten in den Libanon, um dort zu arbeiten. Der Bürgerkrieg von 1975–1990 dros selte die Produktion markant, aber in den letzten drei Jahrzehnten hat das libanesische Kino nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ wieder aufgeholt, nicht zuletzt dank der relativ grossen Medien freiheit.

Zur Diskussion sind folgende Gäste eingeladen: Joey Ayoub ist Autor und Forscher und promoviert derzeit in Kulturwissenschaften an der Universität Zürich. Zuvor arbeitete er als MENA-Redaktor bei Global Voices Online und IFEX und ist Gastgeber des Podcasts «The Fire These Times».

Dima El-Horr, 1972 im Libanon geboren, hat an der School of the Art Institute of Chicago Film studiert. Ihre Dokumentarfilme sind an zahlreichen Festivals aufgeführt worden; ihr Spielfilm Chaque jour est une fête (2009) lief auch in der Schweiz im Kino. Ihr Dokumentarfilm Conversations with Siro wird am AFFZ 2022 gezeigt.

Moderation: Mae Anna Chokr

SYMPOSIUM:

SA, 26. NOV. | 17.30 UHR FRAUEN DREHEN FILME IN SAUDI-ARABIEN

Die saudischen Frauen haben im Bereich des Filmschaffens im Vergleich zu ihrer Mitwirkung in an deren kreativen Bereichen der Kunst und Literatur deutliche Fortschritte erzielt, angefangen bei der Zahl der Regisseurinnen, die seit der Geburt des saudischen Kinos deutlich zugenommen hat. Geplant ist, Saudi-Arabien als Fokusland am AFFZ 2024 zu präsentieren.

Referent: Ahmed Al Mulla ist ein saudischer Dichter, der zwölf Bücher veröffentlicht und Poesiefesti vals ins Leben gerufen hat. Seit 1991 ist er Journalist und Schriftsteller; er hat viele Drehbücher für Kurzfilme geschrieben, von denen sieben gedreht wurden.

Moderation: Mae Anna Chokr

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Jean-Louis Trintignant Ein schillernder Schauspieler

Mit Jean-Louis Trintignant ist am 16. Juni 2022 einer der heraus ragendsten Schauspieler des franko-italienischen Kinos im Alter von 92 Jahren verstorben. Das Filmpodium widmet ihm eine Retro spektive, die auch seine zwei selten gesehenen Regiearbeiten umfasst: Die makabre Komödie Une journée bien remplie … und die Satire Le maître-nageur runden die Würdigung des Charakterdarstellers ab.

Jacques Deray hatte beträchtliche Schwierigkeiten, die zweite Hauptrolle sei nes Thrillers Flic Story (1975) zu besetzen. Alain Delon stand von vornherein fest als Inspektor Roger Borniche, der Émile Buisson jagt, den meistgesuchten Verbrecher der unmittelbaren Nachkriegszeit. Sein Gegenspieler aber zau derte. Jean-Louis Trintignant war Derays Traumbesetzung, doch er wollte die Rolle partout nicht übernehmen. Es störte ihn nicht, einen Schurken zu spie len; das hatte er schon oft genug getan. Auch die Leinwandpräsenz seines Kostars schüchterte ihn nicht ein. Nein, er fühlte sich ausserstande, eine der art harte Figur zu verkörpern. Es brauchte lange, heftige Diskussionen, bis der Regisseur ihn endlich vom Gegenteil überzeugen konnte. Trintignant hatte sich offensichtlich unterschätzt; das Porträt Buissons zählt zu seinen Meister stücken. Das Paradox des Schauspielens – Aspekte einer Figur in sich zu finden und zugleich über die eigene Persönlichkeit hinaus zu denken und zu fühlen – übertrug er in eine Binnenspannung seiner Figur: Sein Buisson wirkt verstört und ruhig, verrückt und scharfsinnig. Der Schauspieler verbür gerlicht den unberechenbaren, rücksichtslosen Verbrecher. Vor dem Essen poliert er Besteck und Geschirr artig mit der Serviette. Und «Le Figaro» liest er auf der Flucht nicht nur zur Tarnung, sondern gewiss auch aus konserva tiver Neigung.

Vielleicht hat Deray sich von Alain Cavalier inspirieren lassen, der Trintignant in Le combat dans l’île (1962) genauso inszeniert hatte: als eine Chiffre der Widersprüchlichkeit, der Zerrissenheit. Ohne ein Schillern ist dieser Schauspieler nicht zu haben. Er scheut sich nicht, das Andere, das Fremde zu verkörpern, und wirkt dabei doch immer nahbar. So kann er, um

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Et Dieu... créa la femme – et le jeune homme Stummer Revolverheld: Il grande Silenzio Zynischer Richter: Trois couleurs: Rouge< > >

nur ein Beispiel zu nennen, in der Schwebe halten, ob der Revolverheld in Sergio Corbuccis Il grande Silenzio (1968) nun ein Engel oder der Teufel ist. Er handelt stets in Notwehr – ein Träumer, der die Welt mit der Pistole ver bessern will, spottet einer seiner Gegner.

Charmanter Charakterstar

Trintignants Erscheinung spielt diesem Schillern zu. Sie ist von beschwichtigender Normalität. Er ist eher klein und schmächtig, der Kopf scheint zu gross für die schmalen Schultern. In Et Dieu... créa la femme (1956) haben Brigitte Bardot und die gestandenen Mannsbilder (Christian Marquand, Curd Jürgens), mit denen er um ihre Gunst rivalisiert, anfangs noch leichtes Spiel mit ihm. Nur sein durchdringender, beharrlich sein Gegenüber fixierender Blick kündigt an, dass mit ihm zu rechnen ist. Dem jungen «leading man» Trintignant eignet eine bis dahin im Kino ungewohnte Schönheit. Seine Züge sind leicht asymmetrisch. Die sinnlichen Lippen und die schmale Nase bilden einen anmutigen Gegensatz. Sie sind ein Versprechen von Sanftheit und Zärtlichkeit. Zunächst tritt Trintignant noch schüchtern und verschlossen auf; ein Zögernder, der das Leben vielleicht gern leichter nehmen würde, aber dafür einen Mentor braucht. Dino Risis Il sorpasso (1962) markiert den Wendepunkt auf diesem frühen Karriereweg: Zusammen mit dem unerbittlich extrovertierten Vittorio Gassman bildet Trintignant eines der grossen maskulinen Gespanne der Filmgeschichte.

Seine Virilität, derer sich der Schauspieler anfangs nicht gewiss sein kann, bringt dann Claude Lelouch unzweifelhaft zur Geltung. In Un homme et une femme (1966) besetzt er ihn als wagemutigen Rennfahrer, der sich in die Witwe Anouk Aimée verliebt. Nun löst Trintignant das frühe romantische Versprechen ein. Er wird zum Inbegriff von Lelouchs Credo, dass die Welt eine Auster ist, die sich am besten mit Charme öffnen lässt. Jetzt zögert Trintignant nicht mehr, sondern wartet respektvoll. Sein Blick ist nicht schmachtend, sondern wissbegierig und aufmerksam. Er hat das Zeug zum smarten Leinwandidol à la Delon oder Belmondo. Stattdessen avanciert er (neben Michel Piccoli) zum grössten Charakterdarsteller des franko-italieni schen Kinos seiner Generation.

Die Liste der Filmschaffenden, die er fasziniert, liest sich wie das Adels register des europäischen Autorenfilms, sie reicht von Costa-Gavras über Krzysztof Kieślowski bis Michael Haneke (der ihn aus dem Ruhestand zu rückholt). Éric Rohmer stellt sogar die Reihenfolge seiner «Six contes mo raux» um und wartet einen Winter ab, in dem Trintignant endlich für Ma nuit chez Maud frei ist. François Truffaut will schon seit einer halben Ewigkeit mit ihm drehen, bis er bei Vivement dimanche! (1983) schliesslich die geeignete Rolle für ihn findet: Dieser Schauspieler kann in seinen Augen einzigartig glaubhaft «Verführer und Ekel in einem» sein. Trintignant seinerseits geniesst

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es, in diese gegensätzlichen kreativen Universen einzutauchen und dabei unterschiedliche Register zu ziehen. Bei Truffaut etwa gewinnt er eine un gekannte Leichtigkeit, verleiht seinen Dialogen eine fast boulevardhafte Melodik. Zugleich zeigt er sich als ein grosszügiger Darsteller, der seinen Partner:innen viel Spielraum lässt. Er weiss, dass Vivement dimanche! letztlich Fanny Ardant «gehört» und Trois couleurs: Rouge (1994) vor allem eine Glanzrolle für Irène Jacob bereithält.

Schwermut und schwarzer Humor

In über 140 Film- und Fernsehrollen ist der Schauspieler aufgetreten und hat nebenbei auch noch Zeit gefunden, selbst zwei eigensinnige Filme, die von schwarzem Humor bersten, zu inszenieren. Diese Schaffenskraft ist einer exis tenziellen Schwermut und schweren Schicksalsschlägen abgetrotzt, nament lich dem plötzlichen Kindstod seiner einen Tochter 1970 und der Ermordung seiner anderen, erwachsenen Tochter Marie 2003.

Sein Publikum kann darauf vertrauen, dass dieser Künstler keine Rolle leichtnimmt. Seine Figuren legen dann allerdings eine überraschende Tatkraft an den Tag. Der Untersuchungsrichter, den er in Z (1969) spielt, mutet ein gangs wie ein unauffälliger, gehorsamer Bürokrat an. Rasch jedoch bietet er dem repressiven System und den Mächtigen die Stirn, als ein unabhängiger, unerbittlicher und raffinierter Wahrheitssucher.

Sein Darsteller ist es ebenfalls. Unnachgiebig forscht Trintignant nach der Wunde seiner Figuren, die nicht vernarben kann. In Il conformista (1970) ist es der Missbrauch, den Marcello Clerici als Kind erfuhr. Nach Le combat dans l’île rechnet er bei Bernardo Bertolucci seinen zweiten faschistoiden Cha rakter scharf aus. Clerici versucht, eine Normalität für sein Leben zu konst ruieren, die konform gehen soll mit den Werten des Mussolini-Regimes. Spürt er, dass dies eine Schimäre ist? Jedenfalls sabotiert er das eigene Vorhaben fortwährend. Trintignant legt ihn sprunghaft an; sein Begehren ist verächt lich, kalt, ziellos. Bei der Beichte legt ein renitentes Zucken der Augenbrauen sachten Widerspruch ein. Sein Körperspiel ist beherrscht, er moduliert unab lässig Gesten der Abwehr, Verdrängung und Verweigerung. Seiner inneren Zerrissenheit wird Clerici allenfalls Herr, wenn er die typische TrintignantHaltung annimmt: Er legt die Rüstung des Bourgeois an. Den Rücken hoch aufgerichtet, rammt er die Hände tief in die Taschen seiner eng anliegenden, zugeknöpften Jacketts und Mäntel. Seine Fäuste sind geballt: im Wartestand.

Gerhard Midding

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Gerhard Midding arbeitet als freier Filmjournalist in Berlin. > Un homme et une femme
> Il sorpasso
> Le combat dans l’île.
> Ma nuit
chez Maud

ET DIEU... CRÉA LA FEMME

Frankreich 1956

In Et Dieu… créa la femme führt Regisseur Roger Vadim seine Frau und Hauptdarstellerin Brigitte Bardot als Objekt des männlichen Blicks ein. Diese Juliette bleibt jedoch nicht passiv; vielmehr lebt sie ihre Lebenslust und ihre sexuellen Be dürfnisse so ungeniert aus, dass es den braven Dörflern von Saint Tropez graust. Verwöhnen lässt sie sich vom älteren Unternehmer Carra dine, begehren tut sie den in die Stadt abgewan derten Antoine, aber als man sie wegen ihres Le benswandels ins Heim stecken will, heiratet sie Antoines stillen Bruder Michel (Trintignant). Die sen findet sie erst auf den zweiten Blick schön, aber sie gibt sich Mühe, ihn als Ehemann zu lie ben. Wenn da nur nicht ihre Triebe wären … Trintignant muss sich hier gegen Christian Marquand und Curd Jürgens durchsetzen, um die Bardot zu erobern. Das gelang ihm auch im rich tigen Leben. (mb)

95 Min / Farbe / DCP / F+E/d // DREHBUCH UND REGIE Roger Vadim // KAMERA Armand Thirard // MUSIK Paul Misraki // SCHNITT Victoria Spiri Mercanton // MIT Brigitte Bardot (Juliette), Curd Jürgens (Eric Carradine), Christian Marquand (Antoine Tardieu), Jean-Louis Trintignant (Michel Tardieu), Georges Poujouly (Christian), Jane Marken (Mme. Morin).

LE COMBAT DANS L’ÎLE

Frankreich 1962

«Clément ist Mitglied einer rechtsterroristischen Organisation und wird in ein politisches Attentat verwickelt. Ein Mitglied seiner Bande verrät ihn, und er versteckt sich mit seiner Frau Anne auf dem Landsitz eines Jugendfreundes, Paul. Clé ment ist der Inbegriff des Machos mit seiner mür rischen Unnahbarkeit und seinen plötzlichen Ge waltausbrüchen, deren Opfer oft Anne ist. Paul hingegen ist ein sanfter Pazifist, und während die Zuneigung zwischen ihm und Anne wächst, nimmt die emotionale wie auch die politische Spannung zu. (...) Trintignant spielt eine frühere Version des faschistischen Kollaborateurs, den er später in Bertoluccis Il conformista verkörperte. Mit sei nem volllippigen ‹Frank-Sinatra-aber-schöner›Gesicht verleiht er der Rolle eine stoische Sinn lichkeit, die (…) erklärt, warum seine Frau trotz seiner Misshandlungen bei ihm bleibt.» (David Noh, The Hollywood Reporter, 16.6.2009)

103 Min / sw / DCP / F/e // REGIE Alain Cavalier // DREHBUCH Alain Cavalier, Jean-Paul Rappeneau, Louis Malle // KA MERA Pierre Lhomme // MUSIK Serge Nigg // SCHNITT

Pierre Gillette // MIT Romy Schneider (Anne), Jean-Louis Trintignant (Clément), Henri Serre (Paul), Pierre Asso (Serge), Diane Lepvrier (Cécile), Robert Bousquet (Lucien), Jacques Berlioz (Cléments Vater), Armand Meffre (André).

IL SORPASSO Italien 1962

Der schüchterne Jura-Student Roberto lässt sich vom windigen Weiberheld Bruno im Sportwagen ins Land hinausfahren. Obwohl ihm an diesem Grossmaul manches zuwider ist, beginnt Robert angesichts der Lebenslust und Weltgewandtheit Brunos sein eigenes tristes Dasein zu hinterfra gen.

Die Macho-Ausstrahlung Vittorio Gassmans in diesem Ur-Roadmovie lässt den kühl introvertier ten Trintignant als Roberto zunehmend auftauen und setzt seinen Charme frei.

«Zunächst ist Dino Risis Film nur eine Anein anderreihung drolliger Episoden, Bruno spielt sich auf und Roberto staunt. Doch schon der Be such bei Verwandten ist mehr, die Regie verweilt, malt aus, die Umrisse der Figuren werden schär fer. (…) II sorpasso ist ein doppelbödiger Film, ver gnüglich und stichhaltig, komisch und melancho lisch zugleich.» (Uwe Nettelbeck, Die Zeit, 7.2.1964)

UN HOMME ET UNE FEMME Frankreich 1966

«Ein Mann, eine Frau, eine zufällige Begegnung. Mehr braucht es nicht für eine ‹belle histoire d’amour›, wie die Franzosen sagen würden. JeanLouis Trintignant und Anouk Aimée erkunden einander vorsichtig, lieben sich leidenschaftlich und lassen dann los – was ihnen eine Goldene Palme und zwei Oscars einbringt.

Er ist Rennfahrer, sie arbeitet als Skriptgirl. Als sie sich beim Internat ihrer Kinder treffen, blüht die Romanze auf. Vorsichtig, denn beide ha ben ihre früheren Partner verloren. Kann die Liebe wieder gedeihen? Und wird sie von Dauer sein?

Mit Un homme et une femme zeichnete Claude Lelouch ein herzerwärmendes und mitunter humorvolles Porträt der wahren Liebe zwischen

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105 Min / sw / DCP / I/e // REGIE Dino Risi // DREHBUCH Dino Risi, Ettore Scola, Ruggero Maccari // KAMERA Alfio Contini // MUSIK Riz Ortolani // SCHNITT Maurizio Lucidi // MIT Vittorio Gassman (Bruno Cortona), Jean-Louis Trintignant (Roberto Mariani), Catherine Spaak (seine Tochter Lilly), Claudio Gora (Danilo «Bibi» Borelli), Luciana Angiolillo (Gianna Cortona).
Jean-Louis Trintignant
> L’escapade
> Une journée bien remplie ...
> La course du lièvre à travers les champs
> Z.

zwei vom Leben gezeichneten Menschen. Die Kamera tanzt um das Paar herum, die Musik von Francis Lai erhebt Schauspieler:innen und Zuschauer:innen gleichermassen.» (eyefilm.nl)

102 Min / Farbe + sw / DCP / F+E+Sp/d // REGIE UND KAMERA

Claude Lelouch // DREHBUCH Claude Lelouch, Pierre Uytter hoeven // MUSIK Francis Lai // SCHNITT Claude Barrois, Claude Lelouch // MIT Jean-Louis Trintignant (Jean-Louis Duroc), Anouk Aimée (Anne Gauthier), Pierre Barouh (Pierre Gauthier), Valérie Lagrange (Valerie Duroc), Antoine Sire (Antoine Duroc), Souad Amidou (Françoise Gauthier).

IL GRANDE SILENZIO

Italien/Frankreich 1968

Utah, im harten Winter von 1898. Eine Gruppe von Outlaws, aus Not zu Räubern geworden, wird von Kopfgeldjägern erbarmungslos verfolgt und ver schanzt sich in den verschneiten Bergen. Sie en gagieren den stummen Revolverhelden Silenzio, um sich gegen die Kopfgeldjäger zu wehren –seine Taktik geht aber nicht auf.

«In Il grande Silenzio lässt Corbucci Klaus Kin ski den skrupellosen Kopfgeldjäger spielen. Auch wenn ich kein grosser Fan von Kinski bin, in die sem Film ist er einfach unglaublich – es ist defini tiv seine beste schauspielerische Leistung in ei nem Genrefilm. Der stumme Held wird von Jean-Louis Trintignant gespielt. Indem Corbucci seinem Helden die Stimme nimmt, reduziert er ihn auf ein Nichts. Il grande Silenzio hat eines der nihilistischsten Enden aller Westernfilme. (...) Die Bösen gewinnen (...) und das ist der Schluss des Films – das ist auch heute noch schockierend.» (Quentin Tarantino, The New York Times Maga zine, 30.9.2012)

«Jean-Louis Trintignant spielt die Figur des schweigsamen Silenzio ganz hervorragend, an gelegt zwischen Rücksichtslosigkeit, Sentimen talität und Zartheit.» (Thomas Abbenhaus, zau berspiegel-online.de)

105 Min / Farbe / DCP / I/d // REGIE Sergio Corbucci // DREH

BUCH Sergio Corbucci, Bruno Corbucci, Mario Amendola, Vittoriano Petrilli // KAMERA Silvano Ippoliti // MUSIK Ennio Morricone // SCHNITT Amedeo Salfa // MIT Jean-Louis Trintignant (Gordon/Silenzio), Klaus Kinski (Loco), Frank Wolff (Sheriff Gideon Burnett), Luigi Pistilli (Pollicut), Vonetta McGee (Pauline Middleton), Marisa Merlini (Regina).

MA NUIT CHEZ MAUD

Frankreich 1969

Jean-Louis kehrt «nach längerer Abwesenheit in seine Heimatstadt Clermont-Ferrand zurück.

Hier beschliesst er bald zu heiraten, und eigent lich hat er auch schon ein ‹Opfer› im Auge, eine junge Frau, die es ihm angetan hat, obwohl er sie kaum kennt. Bevor es zur erwünschten Annähe rung kommt, verbringt der heiratswillige Jungge selle ganz zufällig noch eine Nacht bei Maud, der Bekannten eines Freundes, mit Gesprächen über Gott und die Moral vor allem. (…) Hier setzt sich eine Figur selbst ins Abseits. Wie sie das tut, ganz zielgerichtet und immer bewusst, das gehört zu den faszinierendsten Momenten an allen Arbeiten des filmischen Gefühlschirurgen Rohmer.» (Wal ter Ruggle, Tages-Anzeiger, 4.6.1987)

«In Éric Rohmers Ma nuit chez Maud geht es um Liebe, Katholizismus, Körpersprache und die Spiele, die Menschen spielen. Es ist so ziemlich der beste Film, den ich zu allen vier Themen ge sehen habe. (…) Trintignant ist absolut glaubwür dig in der Rolle eines 34-jährigen gläubigen Ka tholiken, der einsam und sensibel ist und lieber verheiratet als ledig wäre. Er nimmt die kirchli chen Lehren über Liebeswerben und Ehe durch aus ernst und verteidigt sie beredt gegenüber sei nen andersdenkenden Freunden.» Roger Ebert, rogerebert.com, 25.12.1970)

113 Min / Farbe / DCP / F/d // DREHBUCH UND REGIE Éric Rohmer // KAMERA Néstor Almendros // MUSIK Wolfgang Amadeus Mozart // SCHNITT Cécile Decugis // MIT JeanLouis Trintignant (Jean-Louis), Françoise Fabian (Maud), Marie-Christine Barrault (Françoise), Antoine Vitez (Antoine Vidal), Marie Becker (Marie, Mauds Tochter).

Z

Frankreich/Algerien 1969

Als in einem imaginären Staat ein linker Opposi tionspolitiker bei einer Demonstration ermordet wird und die Polizei von einem «Verkehrsunfall» spricht, werden ein junger Richter und ein ehrgei ziger Journalist misstrauisch. Sie kommen einer Verschwörung auf die Spur, deren Fäden in die höchsten Ränge der Regierung führen.

Z gilt als genrebildender Klassiker des poli tisch engagierten Kinos. Inspiriert von Vasilis Vasilikos’ Roman, nimmt Costa-Gavras den Mord am griechischen Oppositionspolitiker Lambrakis zum Anlass für eine filmische Anklage gegen die Verfilzung von Polizei, Militär und Teilen von Jus tiz und Politik im damaligen Griechenland.

«In den Worten der Filmkritikerin Pauline Kael ist Z ‹fast unerträglich aufregend – ein Politthril ler, der so viel Spannung aufbaut, dass man am Ende einen Knoten im Bauch hat›. Neben sei nen stilistischen Meriten bietet der Film grossar tige darstellerische Leistungen von Jean-Louis Trintignant als Untersuchungsrichter und Irene

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Jean-Louis Trintignant
> Vivement
dimanche!
> Flic
Story
> Les plus belles années d’une vie

Papas als Witwe des Politikers, der von Yves Montand gespielt wird.» (Steven Jay Schneider, 1001 Filme, Ed. Olms 2012)

127 Min / Farbe / DCP / F/d // REGIE Constantin Costa-Gavras // DREHBUCH Constantin Costa-Gavras, Jorge Semprún, nach dem Roman von Vasilis Vasilikos // KAMERA Raoul Coutard // MUSIK Mikis Theodorakis // SCHNITT Françoise Bonnot // MIT Yves Montand (Z, ein Politiker), Jean-Louis Trintignant (Untersuchungsrichter), Irene Papas (Héléne, Frau des Politikers), Jacques Perrin (Fotojournalist), Charles Denner (Manuel), Bernard Fresson (Matt), Georges Géret (Nick).

IL CONFORMISTA

Italien/Frankreich 1970

Marcello Clerici passt sich überall wie unter Zwang an, auch als die Faschisten die Macht in Italien übernehmen. Er tritt der Geheimpolizei bei und bekommt ein neues Leben inklusive neuer Ehefrau zugewiesen, aber bereits die Flitterwo chen sind mit Hintergedanken verknüpft: Er soll seinen früheren Philosophieprofessor, den Füh rer der Antifaschisten, und dessen Ehefrau in eine tödliche Falle locken. Doch er beginnt an seinem Auftrag zu zweifeln, was teils durch unterdrückte Kindheitserinnerungen ausgelöst wird.

«Jean-Louis Trintignant, der die Mechanis men des Denkens durch Anspannung vermittelt, wie Bogart es tat, verkörpert den aristokratischen Faschisten – einen intelligenten Feigling, der al les, an dem ihm liegt, opfert, weil er die Gebor genheit der Normalität erlangen will.» (Pauline Kael, 5001 Nights at the Movies, Marion Boyars 1993)

113 Min / Farbe / DCP / I/e // REGIE Bernardo Bertolucci // DREHBUCH Bernardo Bertolucci, nach dem Roman von Alberto Moravia // KAMERA Vittorio Storaro // MUSIK Geor ges Delerue // SCHNITT Franco Arcalli // MIT Jean-Louis Trintignant (Marcello Clerici), Stefania Sandrelli (Giulia), Dominique Sanda (Anna Quadri), Enzo Tarascio (Prof. Quadri), Gastone Moschin (Manganiello), Pierre Clémenti (Lino Semi nara), Yvonne Sanson (Giulias Mutter).

LA COURSE DU LIÈVRE À TRAVERS LES CHAMPS

Frankreich/Italien/Kanada 1972

Wir sind bloss ältere Kinder, die sich vor der nahenden Schlafenszeit fürchten, sagt Lewis Carroll. In La course du lièvre à travers les champs spannt René Clément wie 20 Jahre zuvor in Jeux interdits den Bogen von der unschuldigen Grausamkeit der Kinder zur Mordlust der Er wachsenen.

Antoine Cardot (Trintignant) hat fahrlässig einen Unfall verursacht, der zahlreiche Kinder von Fah renden das Leben kostete. Vor Gericht glimpflich davongekommen, muss Cardot nun vor der Rache der Fahrenden flüchten. In Montréal wird er Zeuge einer Abrechnung unter Gangstern und wird von den überlebenden Bandenmitgliedern verschleppt. Vom Gefangenen wandelt er sich all mählich zum Helfershelfer bei einem gewagten Coup, doch sein Leben ist immer in Gefahr.

Ein epischer Film noir mit Western-Zügen, dessen teils absurde Ganovendialoge (durchweg in Französisch, auch von Robert Ryan und Aldo Ray) an Harold Pinter erinnern. Ein echtes Kurio sum, das auf Vorlagen von Sébastien Japrisot und David Goodis («Nightfall», «Shoot the Piano Player») beruht. (mb)

140 Min / Farbe / Digital HD / F/e // REGIE René Clément // DREHBUCH Sébastien Japrisot, nach einem Roman von David Goodis // KAMERA Edmond Richard // MUSIK Francis Lai // SCHNITT Roger Dwyre // MIT Jean-Louis Trintignant (Antoine «Froggy» Cardot), Robert Ryan (Charley Ellis), Lea Massari (Sugar), Aldo Ray (Mattone), Jean Gaven (Rizzio), Tisa Farrow (Pepper), Nadine Nabokov (Majorette), André Lawrence (An führer der Fahrenden), Don Arrès (Mastragos).

UNE JOURNÉE BIEN REMPLIE OU NEUF MEURTRES INSOLITES DANS UNE MÊME JOURNÉE PAR UN SEUL HOMME DONT CE N’EST PAS LE MÉTIER Frankreich/Italien 1973

Ein unbescholtener Bäcker braust auf dem Mo torrad durchs Land, im Seitenwagen seine be tagte Mutter, und begeht eine Reihe von Morden. Neun sollen es werden, alle unterschiedlich und oft mit bizarren Mitteln ausgeführt. Seine Motive sind, wie sich herausstellen wird, sehr persön lich.

Jean-Louis Trintignant, der auch zu den Koau toren seines Spielfilmerstlings zählt, ist in einer Nebenrolle als Leiter einer Theatertruppe zu se hen, die «Hamlet» inszeniert. Sein Hauptaugen merk gilt aber den Schauspieler:innen und den makabren Einfällen seines Protagonisten, die an Chuck Jones’ erfinderische Zeichentrickfigur Wile E. Coyote erinnern.

«Wenn Sie sich ausmalen können, was her ausgekommen wäre, wenn Jacques Tati sich in den Kopf gesetzt hätte, einen Serienmörderfilm zu drehen, können Sie sich in etwa vorstellen, wie Trintignants Regiedebüt daherkommt.» (John Grant, Noirish, 8.2.2017)

95 Min / Farbe / Digital HD / F/e // REGIE Jean-Louis Trintignant // DREHBUCH Jean-Louis Trintignant, Vincenzo

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Jean-Louis Trintignant

Labella // KAMERA William Lubtchansky // MUSIK Bruno Ni colai // SCHNITT Nicole Lubtchansky // MIT Jacques Dufilho (Jean Rousseau), Luce Marquand (Mutter Rousseau), Franco Pesce (Vater Rousseau), Albin Guichard (Jean Rousseau, 15 Jahre davor), Andrée Bernard (Mutter Rousseau, 15 Jahre da vor), Louis Malignon (Vater Rousseau, 15 Jahre davor), JeanLouis Trintignant (Regisseur der Theatertruppe).

L’ESCAPADE Schweiz/Frankreich 1974

Erotische Wahlverwandtschaften unter fünf Per sonen: Paul ist mit Anne verheiratet, verguckt sich aber in Virginie, die von Auguste versetzt wurde; diese hat noch einen anderen Freund, Fer dinand (Trintignant), der mit Anne anbandelt, ob wohl er sich eigentlich an seinem bevorstehen den 40. Geburtstag umbringen will … «Für Soutter sind in der Begegnung von Anne und Paul, Virginie und Paul, Anne und Ferdinand, Virginie und Auguste nicht die Küsse wichtig, son dern das, was sie durch diese vom Leben gesehen und verstanden haben. Allerdings definiert Sout ter dieses Wesentliche nirgends genauer, er lässt es im Unbestimmten, Zwischenmenschlichen schweben. Seine Menschen scheinen sich selbst zu genügen, weisen kaum über sich hinaus. Soutter baut seine Figuren nicht vom Psycholo gischen her auf. Sie stehen ebenso wie die Land schaftsbilder einige Schritte neben der Realität. Menschen, Gegenstände, Natur – alles ist leicht ver-rückt, verfremdet in eine poetische Welt, in der sich die Kommunikationsfigurationen wie auf einem Spielfeld entfalten.» (Franz Ulrich, Zoom, 8/1974)

95 Min / Farbe / 35 mm / F // REGIE Michel Soutter // DREH BUCH Michel Soutter, Andrienne Soutter // KAMERA Simon Edelstein // MUSIK Guy Bovet // SCHNITT Joële Van Effen terre // MIT Jean-Louis Trintignant (Ferdinand), Marie Dubois (Anne), Antoinette Moya (Virginie), Georges Wod (Auguste), Philippe Clévenot (Paul).

er von einigen seiner Kollegen und von Polizisten genannt wurde, ausgeführt haben. (…) Buisson wird von Jean-Louis Trintignant gespielt. Bei sei nem ersten Auftritt glaubt man einen Augenblick lang, Humphrey Bogart sei auferstanden. Abge sehen von dieser Kopie aber, die als feine Hom mage gewertet werden kann, ist sein Spiel von überzeugender Intensität: Diesem Mann möchte man tatsächlich nicht begegnen. Sein Misstrauen isoliert ihn mehr und mehr, er kann sich nur noch mit der Pistole verständlich machen. Ganz selten und kaum sichtbar äussern sich seine Gefühle –etwa während ihm Borniches Freundin auf dem Klavier vorspielt und während des Verhörs. Aber seine Taten versperren ihm die Möglichkeit, die sen Gefühlen freien Lauf zu lassen.» (Bernhard Giger, Zoom, 1/1976)

107 Min / Farbe / Digital HD / F/e // REGIE Jacques Deray // DREHBUCH Alphonse Boudard, Jacques Deray, nach der Au tobiografie von Roger Borniche // KAMERA Jean-Jacques Tarbès // MUSIK Claude Bolling // SCHNITT Henri Lanoë // MIT Alain Delon (Roger Borniche), Jean-Louis Trintignant (Émile Buisson), Renato Salvatori (Mario Poncini), Claudine Auger (Catherine), Maurice Biraud (Besitzer des Hotels Saint-Appoline), André Pousse (Jean-Baptiste Buisson).

LE MAÎTRE-NAGEUR Frankreich 1979

Marcel ist ein drittklassiger Provinz-Sänger, der nur ein einziges Chanson überzeugend trällern kann. Dennoch ist die Träumerin Marie über zeugt, dass er ihr zu Glück und Wohlstand verhel fen wird, und heiratet ihn. An der Côte d’Azur wird Guy vom exzentrischen Milliardär Zopoulos als Bademeister für seinen Swimmingpool ange stellt, und der Verwalter Logan stellt ihn vor im mer absurdere Aufgaben. Ein Schwimm-Mara thon im Pool, bei dem Guy gegen diverse Konkurrenten antritt, soll schliesslich über sein Schicksal entscheiden.

FLIC STORY

Frankreich/Italien 1975

«Flic Story entstand nach einem authentischen Bericht des französischen Polizeiinspektors Ro ger Borniche. Er schildert darin seinen schwie rigsten Fall: Der zu lebenslänglicher Haft verur teilte Émile Buisson entfloh im September 1947 aus dem Gefängnis. Er galt damals schon als Frankreichs ‹public enemy No. 1›. Drei Jahre lang dauerte die Verfolgungsjagd des Inspektors. 127 Überfälle und 36 Morde soll der ‹Verrückte›, wie

Trintignants zweite Regiearbeit, mit seinem Conformista-Kostar Stefania Sandrelli, Guy Mar chand als Spielball der Mächtigen und einem öli gen Jean-Claude Brialy als Logan, ist eine böse Kapitalismussatire, die an Sydney Pollacks They Shoot Horses, Don’t They? erinnert. (mb)

90 Min / Farbe / Digital HD / F/f // REGIE Jean-Louis Trintignant // DREHBUCH Françoise Emion, Jean-Claude Emion, Robert Emion, Jean-Louis Trintignant, nach dem Roman von Vahé Katcha // KAMERA Jean-Jacques Flori // SCHNITT Henri Lanoë // MIT Guy Marchand (Marcel Potier), Stefania Sandrelli (Marie Mariani Potier), Jean-Claude Brialy (Logan), Moustache (Achille Zopoulos), Jean-Louis Trintignant (Gärtner von Zopoulos), Christian Marquand (Paul Jouriace).

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Jean-Louis Trintignant

VIVEMENT DIMANCHE!

Frankreich 1983

«Ausgehend von einem amerikanischen Roman (Charles Williams’ ‹The Long Saturday Night›), aber in einer südfranzösischen Kleinstadt ange siedelt, führt die Handlung Jean-Louis Trin tignant als Immobilienmakler Julien ein und Fanny Ardant als seine schwer geprüfte Sekretä rin Barbara. Zuerst verstrickt sich Julien in einen Mordfall. Dann wird seine Frau umgebracht. Während er die Flucht ergreift, fällt es Barbara zu, die Verbrechen aufzuklären, und der hübsche Rollenwechsel erlaubt es Truffaut, vertraute Genre-Gefilde auf unvertraute Weise zu erkunden und dabei Überlegungen zur Zerbrechlichkeit des männlichen Egos anzustellen. Mit seinen durch dachten Kompositionen, eleganten schauspiele rischen Darbietungen und atmosphärischen Schwarzweissbildern hätte das leicht eine spröde Stilübung werden können. Die Sentimentalität wird aber ständig unterschnitten, und fast jede Szene ist durchdrungen von schlauem, manch mal schwarzem Humor, auch wenn sich die Lei chen allmählich türmen in diesen nicht beson ders schäbigen Strassen Frankreichs.» (Richard Rayner, Time Out Film Guide)

111 Min / sw / DCP / F/d // REGIE François Truffaut // DREH BUCH François Truffaut, Suzanne Schiffman, Jean Aurel, nach dem Roman «The Long Saturday Night» von Charles Williams // KAMERA Néstor Almendros // MUSIK Georges Delerue // SCHNITT Martine Barraqué // MIT Fanny Ardant (Barbara Becker), Jean-Louis Trintignant (Julien Vercel), Philippe Lau denbach (Maitre Clément), Caroline Sihol (Marie-Christine Vercel), Philippe Morier-Genoud (Kommissar Santelli), Xavier Saint Macary (Bertrand Fabre).

TROIS COULEURS: ROUGE

Frankreich/Schweiz/Polen 1994

Nachdem das erfolgreiche Fotomodell Valentine einen Hund angefahren hat, macht sie dessen Be sitzer ausfindig, einen einsamen alten Richter (Trintignant). Obwohl sie über diesen Zyniker vor erst entsetzt ist, entwickelt sich zwischen den beiden eine sonderbare Beziehung ...

«Rouge ist ein Film über Schicksal und Zufall, Einsamkeit und Kommunikation, Zynismus und Glauben, Zweifel und Begehren und über Lebens läufe, die von rational nicht fassbaren Kräften beeinflusst werden. Die sichere Regie vermeidet wirren Mystizismus, indem sie Handfestes –Schauspieler, Farben, Bewegungen, Töne und Musik – zur Versinnlichung abstrakter Konzepte nutzt. Atemberaubend schön, musikalisch kraft voll und schauspielerisch mustergültig, ist der

Film buchstäblich makellos. Eine der grössten ki nematografischen Leistungen der letzten Jahr zehnte – ein Meisterwerk.» (Geoff Andrew, Time Out Film Guide)

99 Min / Farbe / 35 mm / F/d // REGIE Krzysztof Kieślowski // DREHBUCH Krzysztof Kieślowski, Krzysztof Piesiewicz // KAMERA Piotr Sobociński // MUSIK Zbigniew Preisner, Bertrand Lenclos // SCHNITT Jacques Witta // MIT Irène Jacob (Valentine Dussaut), Jean-Louis Trintignant (Joseph Kern, der Richter), Frédérique Feder (Karin), Jean-Pierre Lorit (Auguste Bruner), Samuel Le Bihan (Fotograf).

LES PLUS BELLES ANNÉES D’UNE VIE

Frankreich 2019

«Jedes Mal, wenn Anne ihn besucht, muss sie sich Jean-Louis erneut vorstellen. Jedes Mal hält er sie für einen Neuzugang in dem Altenheim (...). Sie bleibt eine Unbekannte für ihn, mithin eine mögliche Eroberung. Aber zugleich erscheint sie ihm vertraut: Ihr Blick und die Geste, mit der sie ihre Haarsträhne zurückstreicht, wecken seine schönsten Erinnerungen. Das Vergessen ist das Wunder des Entdeckens.

Vor einem halben Jahrhundert haben die zwei Filmgeschichte geschrieben, als sie sich am Strand von Deauville verliebten. Damals war sie (Anouk Aimée) ein Skriptgirl und er (Jean-Louis Trintignant) ein gefeierter Rennfahrer. Nun sitzt Jean-Louis im Rollstuhl und behauptet, nie von dem Ort gehört zu haben. (…)

1966 war Un homme et une femme ein weltwei tes Phänomen: ein Wechselbalg aus ungenierter Sentimentalität und dem Aufbruchsgeist der Nouvelle Vague, der die Goldene Palme in Cannes gewann sowie zwei Oscars. Er ist nach wie vor der Anker von Claude Lelouchs staunenswerter Kar riere, auf den der Regisseur oft zurückblickt. (…)

Aber dann nimmt er (sein Paar) wieder zärtlich in den Blick. Er respektiert den depressiven Zug, den Trintignants Leinwandaura letzthin ange nommen hat, wartet aber ungeduldig auf sein erstes Lächeln; das reservierte (Lächeln) Aimées kostet er sanft aus. Anne steht dem Leben näher als Jean-Louis, ihr Elan soll sich auf ihn übertra gen. Aber wohin soll das führen, ausser in Ver gangenheit und Nostalgie?» (Gerhard Midding, epd-film, 26.6.2020)

90 Min / Farbe / DCP / F/d // REGIE Claude Lelouch // DREH BUCH Claude Lelouch, Valérie Perrin, Pierre Uytterhoeven, Grégoire Lacroix // KAMERA Robert Alazraki // MUSIK Calogero, Francis Lai // MIT Jean-Louis Trintignant (JeanLouis Duroc), Anouk Aimée (Anne Gauthier), Souad Amidou (Françoise Gauthier), Antoine Sire (Antoine Duroc), Marianne Denicourt (Angestellte im Altersheim), Monica Bellucci (Elena).

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Jean-Louis Trintignant

Fremde Heimat – Drehort Schweiz

Ein Reiseführer der besonderen Art lädt dazu ein, die Schweiz neu zu entdecken und zu vermessen. Thomas Blubacher hat mehrere Hundert Filme mit Drehort Schweiz zusammengetragen und das Ganze mit vielen amüsanten Anekdoten gewürzt. Wir sagen: Einsteigen bitte zu einer kleinen Tour de Suisse auf der Kinoleinwand! Reisebegleiter

Georg Seesslen macht sich in unserem Essay derweil Gedanken darüber, ob ein Berg in einem Film immer nur ein Berg ist – und in einem prominent besetzten Podium fragen wir, wie Landschaft sozial konstruiert wird.

Was macht eine Film-Erzählung aus? Natürlich zuerst ein Plot mit Bedeutun gen und Spannungen. Dann die Charaktere zwischen Faszination und Identi fikation. Und schliesslich, bei der Kritik oft zu wenig beachtet: der Ort, oszil lierend zwischen Utopie und Dystopie, zwischen der Idylle einer heilen Welt, ihrer erdrückenden Enge oder der entwirklichenden Verlorenheit endloser Weiten. Mitten drin die Realität, an der es sich auch immer wieder abzuarbei ten gilt. Ein Kino-Ort muss nicht nur lesbar und bewohnbar sein, für zwei Stunden immerhin, er muss selber leben. Er muss eine Aura haben, eine Seele, eine Lebenstemperatur.

Dem traditionellen ästhetischen Ideal wird entsprochen, wo alle drei, die Geschichte, die Charaktere und der Handlungsraum, eine harmonische Einheit bilden, wie, sagen wir, in den Western von John Ford. Als «Kitsch» empfindet man dagegen, was eine solche Einheit als Zeichenspiel nur behaup tet, wie etwa im «Heimatfilm» und seinem TV-Echo. Aber cineastische Ener gie entsteht auch aus bewusst oder instinktiv eingesetzten Widersprüchen, etwa wenn die grausamsten Dinge in der schönsten Landschaft geschehen oder Landschaften und Architekturen, die man zu kennen meint, buchstäb lich «in anderem Licht» erscheinen. Einen uninteressanten Film erkennt man an seiner Gleichgültigkeit oder Blindheit gegenüber seinem Ort.

Von Bergen, Käse, Uhren und Banken

Auf jeden Ort gibt es innere und äussere Blicke. Der äussere Blick empfindet eine schweizerische Berglandschaft als «herrliche Kulisse» oder als Heraus forderung, sich ihr in irgendeiner sportiven oder heroischen Weise zu stellen. Ein innerer Blick sieht stattdessen auch, wie hart es hier ist, das Lebensnot

Besinnung in den Bergen: Juliette Binoche in Clouds of Sils Maria Thelma & Louise in der Schweiz: Messidor

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wendige dem Berg abzuringen, und wie er sich unter dem äusseren Blick in eine faule Fantasie-Ware verwandelt. Das Kino als Kunst des Blick-Wechsels kann uns den Ort neu sehen lassen. In der Auflösung des Klischees, in der Suche nach der verborgenen Magie und in der mehrdimensionalen Realität. So viel cineastische Wahrheit kann dann in den symbolisch überhöhten, gemalten Alpenlandschaften in Ernst Lubitschs Melodrama Eternal Love (1929) wie in der unbarmherzig realistischen Kamera des Guerilla-Shootings von Reisender Krieger (1981) stecken.

Es gibt aber auch die funktionale Vorstellung vom Drehort, wie sie uns Alfred Hitchcock (mit seiner typisch stoischen Ironie) erklärt: Wenn ein Film in der Schweiz spielt, müssen Berge, Käse, Uhren oder Banken darin vorkom men, und zwar als funktionierende Elemente der Handlung. Das macht es ei nem James-Bond-Film leicht, seinen Die-Welt-als-Abenteuerspielplatz-Blick zu entfalten, denn dieser Blick ist radikal veräusserlicht. Bei einem James Bond à la Roger Moore ohne jeden Tiefgang klappt das hervorragend, aber bei einer Geschichte wie der, die Peter Hunt in On Her Majesty’s Secret Ser vice (1969) erzählen will, nämlich dass bei einem staatsterroristischen Welt reisenden mit der Lizenz zum Töten das Spektakel durchaus auch in die Tra gödie kippen kann, will das nicht mehr gelingen. Nur noch höhnisch wirkt nach dem brutalen Mord an Bonds Gattin das Weiss des Piz Gloria. Durch und durch funktional dagegen wirkt The Eiger Sanction (1975) von und mit Clint Eastwood: Der Ort ist ein Problem, das es zu lösen gilt, oder er bietet Lösungen für die Probleme der Helden. Ein Showdown am Berg, der sich wei gert, die Gefühle der Menschen zu widerspiegeln. Denn mit diesen Gefühlen ist es nicht weit her. Der «berühmte» Schweizer Berg soll die an sich nichts sagend-zynische Story retten und verweigert sich. Der Berg ist, mit anderen Worten, der einzig wirkliche Star des Films.

Idyll oder Vorraum zur Hölle

Dass die Schweiz im Film durch die Schweiz dargestellt wird, hat also nicht das Geringste mit einer Wahrheit über sie zu tun. Man kommt zu einer ande ren, inneren Wahrheit durchaus auch durch ein Stand-in. Die Schweiz in Ernst Lubitschs Eternal Love, seiner Verfilmung von «Der König der Bernina», setzt sich aus amerikanischen Felsen und Kulissenmalereien zusammen, aber gerade dadurch wird sie zu einem Spiegel der Empfindungen, einer SeelenLandschaft, die von Beginn an einen Sog auf die Liebenden ausübt, die schliess lich in nekrophiler Seligkeit sich vom Berg buchstäblich verschlingen lassen, da Intrige und Engstirnigkeit ihrer Umwelt ein gemeinsames Leben unmöglich gemacht haben.

Und dann gibt es noch die Schweiz als Ort, an den man sich vor den Problemen der Welt zurückzieht – nur um sie heillos zu verdichten. Für Godard ist sie ohnehin dieser Ort ausserhalb der Welt … Der Blick auf den

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Genfersee ist in King Lear (1987) identisch mit einem «Loch», in das die Dinge und Worte verschwinden und anders wiederkehren, wie auch in Nouvelle Vague (1990) dieser Genfersee, Godards «Heimat», wie ein Totenmeer erscheint. In The Unbearable Lightness of Being (1988) dagegen ist Genf der Ort des Exils und der Entwirklichung von Tomáš und Teresa auf ihrer Flucht aus Prag und vor den russischen Truppen. Der Ort, der Fremde bleibt, der die Liebenden gar voneinander entfremdet, ein Un-Ort. Und noch einmal weiter in Richtung Unterwelt geht es in Dario Argentos Phenomena (1985), einer Variation des düsteren Märchens vom Mädchen und dem Unhold. Für Jenni fer Corvino, die hier das Pensionat «Richard Wagner» (das Museum Riet berg) besucht, entpuppt sich die idyllisch gelegene Züricher Villa als Vorraum zur Hölle. Die Schweiz inszeniert als «unheimlicher» Ort, ein Ort, an dem das scheinbar Vertraute sich als abweisend oder gefährlich erweist.

Das ungeschminkte Land

Im Gegensatz zu solcher Schweizer Finsternis, die man von aussen in sie hin einsehen mag, steht jener innere Blick, der dorthin gerichtet ist, wo kein Kli schee greift. Es ist der Blick hinter die Postkarten-Idyllen wie in den Filmen von Alain Tanner, Messidor (1979) als Schlüssel vielleicht – eine Reise durch die Schweiz, die in Wahrheit eine Flucht ist. Erst wenn man genauer hinsieht, er kennt man die zärtliche Trauer, mit der dieser Regisseur sein Land ansieht: Die Schweiz, ein Ort des Leidens und daher des Mit-Leidens. Ganz anders Clemens Klopfenstein, der seine Rückseite der Schweiz als Potenzial der Revolte zeigt, direkt in den eisigen Gassen von Bern, wo der festsitzende und frustrierte Nachrichtensprecher Max Gfeller in E nachtlang Füürland (1981) buchstäb lich den Halt verliert und mit einer Zufallsbekanntschaft durch die Nacht schlittert. Mit einem Traum vom Weggehen, der sich nicht erfüllt. Und schliess lich die Schweizer Odyssee Reisender Krieger (1981): nicht eigentlich schwarzweiss, sondern eher grauingrau. Ein Vertreter für Kosmetika in einem voll kommen ungeschminkten Land. So unmittelbar ist die Gegenwärtigkeit des Ortes, dass man ihn nicht nur zu sehen, sondern auch zu riechen meint. Es gibt die zwei diametralen negativen Raum-Erfahrungen: zu weit und zu eng. Von beidem hat die Schweiz, als Drehort gesehen, also als ein Ensem ble von Blick-Möglichkeiten zwischen Klischee, Magie und Realität, enorm viel zu bieten. Das Unerreichbare und Verlorene. Und das Bedrückende und Entwirklichende. Aber auch das Erlösende und das Tröstende. Es ist eben dies immer wieder zu entdecken, im Kino und anderswo, das Fremde in der Hei mat, und die Heimat in der Fremde.

Georg Seesslen

Georg Seesslen schreibt über Film und anderes.

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> On Her Majesty’s Secret Service
> Eternal Love > The Eiger Sanction

ETERNAL LOVE USA 1929

Ernst Lubitschs letzter Stummfilm, ein Melo dram, angesiedelt 1806 in Pontresina in den Schweizer Alpen, gedreht in den Rocky Moun tains. John Barrymore gibt den stoischen Helden Marcus, einen Jäger, der in den Bergen sein Wild schiesst. Camilla Horn verkörpert Ciglia, das zart-unschuldige Gegenstück. Gemeinsam sind sie das tragische Liebespaar, das erst im unaus weichlichen Ende in einer Lawine zusammen kommen kann. Die verschlungenen Wege dorthin sind gezeichnet von Eifersucht, Trieb, Verführung, Intrige und unglücklichen Ehen. (pm)

Nicht immer ist Schweiz drin, wenn Schweiz angesagt wird: «Jene Szenen im Actionstreifen The Bourne Identity mit Matt Damon, die in Zürich spielen, wurden nicht dort, sondern in Prag ge dreht, die Genfer Bank, vor der Leonardo DiCap rio in Martin Scorseses The Wolf of Wall Street vor fährt, steht in London, und wenn Joseph Gordon-Levitt als Titelheld von Oliver Stones Snowden auf dem Roller durch Genf braust, er kennt man die Münchner Ludwigstrasse. Schon 1928 nahm Hollywoods Starregisseur Ernst Lu bitsch das Stummfilmdrama Eternal Love nicht im Engadin, sondern in den kanadischen Rocky Mountains auf.» (tb)

Vielen Dank an 72 Min / sw / 35 mm / Stummfilm, e Zw’titel // REGIE Ernst Lubitsch // DREHBUCH Hanns Kräly, nach dem Roman «Der König der Bernina» von Jakob Christoph Heer // KAMERA Oliver T. Marsh, Charles Rosher // SCHNITT Andrew Marton // MIT John Barrymore (Marcus Paltran), Camilla Horn (Ciglia), Victor Varconi (Lorenz Gruber), Mona Rico (Pia), Hobart Bosworth (Pfarrer Tass), Evelyn Selbie (Pias Mutter).

FR, 16. DEZ. | 20.45 UHR LIVE-BEGLEITUNG: GÜNTER A. BUCHWALD (PIANO), FRANK BOCKIUS (PERKUSSION), MARC ROOS (POSAUNE)

ON HER MAJESTY’S SECRET SERVICE

GB 1969

Der britische Geheimagent James Bond heftet sich an die Fersen des Erz-Bösewichts Blofeld. Er stiehlt in der Anwaltskanzlei Gumbolds in Bern Informationen, die darauf hinweisen, dass Blofeld mit seiner Organisation «Spectre» in der Schweiz eine Forschungsstation eingerichtet hat, vorgeb lich um Mittel gegen Allergien zu entwickeln. Aber bald schon erpresst Blofeld die Welt mit ei ner gefährlichen Seuche.

Der einzige Bond-Film mit George Lazenby in der Rolle des Playboy-Agenten. Telly Savalas gibt den katzenstreichelnden Blofeld und Diana Rigg die Contessa Teresa – die einzige Frau, die den Agen ten mit der Lizenz zum Töten ehelichte. Die ei gentlichen Schauwerte dieser Bond-Folge aber sind das Schilthorn und die Skistunts. (pm)

«Vielleicht ist sie der berühmteste, zweifellos aber der am besten vermarktete Drehort der Schweiz: die auf 2970 Metern gelegene, zur Ge markung der Gemeinde Lauterbrunnen gehö rende Schilthorn-Gipfelstation mit dem Drehres taurant Piz Gloria. (…) Der zu achtzig Prozent in der Schweiz realisierte Agentenfilm (…) war, wie die Presse hervorhob, der ‹grösste je in der Schweiz hergestellte abendfüllende Farbfilm auf Breitleinwand›. (…) Der Bau der Seilbahn sowie des rotierenden Restaurants auf dem Schilthorn (…) wurde durch das Filmprojekt massgeblich vo rangetrieben und zu einem nicht unerheblichen Teil finanziert. Der auf Betreiben der Bond-Produ zenten errichtete Heliport, Europas höchstgele gener, (…) dient heute als Aussichtsterrasse.» (tb)

 Dienstag, 20. Dezember, 20.30 Uhr: in Anwesenheit von Stefan Zürcher, Stuntman und Location Manager für James-BondDreharbeiten am Berg

142 Min / Farbe / DCP / E/d // REGIE Peter Hunt // DREHBUCH Richard Maibaum, Simon Raven // KAMERA Michael Reed, Egil Woxholt, Roy Ford // MUSIK John Barry // SCHNITT John Glen // MIT George Lazenby (James Bond), Diana Rigg (Contessa Teresa «Tracy» di Vincenzo), Telly Savalas (Ernst Stavro Blofeld), Ilse Steppat (Irma Bunt), Gabriele Ferzetti (Marc Ange Draco), Lois Maxwell (Miss Moneypenny), Bernard Lee (M), Desmond Llewelyn (Q).

THE EIGER SANCTION USA 1975

Jonathan Hemlock stand einst als Auftragsmör der im Dienst einer geheimen Regierungsorgani sation, unter der Führung des sogenannten «Dra chen». Jetzt führt Hemlock ein beschauliches Leben als Kunstdozent und -sammler in der Pro vinz, als er vom Drachen noch einmal, für «einen letzten Auftrag», kontaktiert wird. Er soll zwei feindliche Agenten eliminieren. Widerwillig nimmt Hemlock den Auftrag an und nur, weil ein guter Freund ein Opfer der Agenten war. Den ers ten Einsatz absolviert er in Zürich, wo er in einem actionreichen Schlagabtausch den ersten Gegner im Haus «Karl der Grosse» erledigt, krachender Fenstersturz inklusive. Noch atemberaubender wird sein zweiter Einsatz, bei dem Hemlock die Eigernordwand erklettern muss.

37Fremde Heimat – Drehort Schweiz

Swiss Conspiracy

> The
>
Jack the Ripper
> Youth

Die bisher einzige Kino-Adaption der Romanserie um Jonathan Hemlock ist wegen dessen Macker haltung schlecht gealtert. Dafür sind die Actions szenen nach wie vor spektakulär. (pm)

123 Min / Farbe / DCP / E/d // REGIE Clint Eastwood // DREH BUCH Hal Dresner, Warren Murphy, Rod Whitaker, nach dem Roman von Rod Whitaker // KAMERA William N. Clark, Frank Stanley // MUSIK John Williams // SCHNITT Ferris Webster // MIT Clint Eastwood (Jonathan Hemlock), George Kennedy (Ben Bowman), Vonetta McGee (Jemima Brown), Jack Cassidy (Miles Mellough), Heidi Brühl (Anna Montaigne), Jean-Pierre Bernard (Jean-Paul Montaigne), Thayer David (Drache).

JACK THE RIPPER BRD/Schweiz/Spanien 1976

London, 1885: Dennis Orloff führt ein Doppelleben: Tagsüber ist er Arzt und nachts Jack the Ripper. Als die Freundin von Scotland-YardInspektor Selby versucht, dem Mörder auf die Spur zu kommen, gerät sie in Gefahr.

«Heute empfehle ich Jack the Ripper als Cellu loid-Zeitkapsel, die die Erinnerung an eine Epo che bewahrt, als zur Herstellung eines Kinofilms noch sieben Tage ausreichten beziehungsweise der Regisseur seinen Produzenten fragte: ‹Wie hätten Sie es gerne, gut oder am Donnerstag?›

Aus dem Output des Schweizer Filmproduzen ten Erwin C. Dietrich ragt Jack the Ripper auf grund von zwei Namen heraus: Klaus Kinski und Jesús (kurz: ‹Jess›) Franco. Kinski braucht man nicht mehr vorzustellen. Hinlänglich vergessen hingegen ist der spanische B-Pictures-Auteur Jesús Franco, der zur Entstehungszeit von Jack the Ripper bereits 75 Spielfilme abgedreht hatte; 2008, als man das Trash-Genie in der Cinéma thèque française mit einer Retrospektive ehrte, erinnerte er sich wehmütig ans ‹Gipfelischiff›, mit dem er damals täglich von Thalwil nach Zürich zum Dreh fuhr. ‹Jack the Ripper› und ‹Gipfeli schiff› im selben Atemzug … wenn das kein Anreiz ist, sich einen Schweizer Film anzusehen, was dann?» (Benedikt Eppenberger, filmo.ch)

 Dienstag, 13. Dezember, 20.30 Uhr: in Anwesenheit von Peter Spoerri (Aufnahme leiter), Edi Stöckli (Produktionsleiter) und Nikola Weisse (Schauspielerin)

92 Min / Farbe / Digital HD / D // DREHBUCH UND REGIE Jess Franco // KAMERA Peter Baumgartner // MUSIK Walter Baum gartner // SCHNITT Marie-Luise Buschke // MIT Klaus Kinski (Dr. Dennis Orloff), Josephine Chaplin (Cynthia), Andreas Mann kopff (Inspektor Selby), Herbert Fux (Charlie), Lina Romay (Marika Stevenson), Hans Gaugler (Mr. Bridger, der Blinde), Nikola Weisse (Frieda), Ursula von Wiese (Miss Higgins).

THE SWISS CONSPIRACY USA/BRD 1976

«Heute gelten Jack Arnolds in den 1950er-Jahren geschaffene SF- und Horrorfilme wie It Came from Outer Space, Creature from the Black Lagoon, Ta rantula und The Incredible Shrinking Man als Klas siker. Seinen letzten (…) Kinofilm drehte der BMovie-König, der sich eigentlich schon dem Fernsehen zugewandt hatte, im Mai 1975 in Zü rich: The Swiss Conspiracy. Der ehemalige USamerikanische Justizbeamte David Christopher (der als Dr. Richard Kimble in der TV-Serie ‹The Fugitive› berühmt gewordene David Janssen) soll im Auftrag des Bankdirektors Johann Hurtil einen Erpresser ausfindig machen. Dieser droht, die Herkunft von auf Nummernkonten deponiertem Geld aus krummen Geschäften öffentlich zu ma chen. Hurtil findet sich bald in einem Netz aus Betrug und Erpressung wieder, das sein eigenes Leben in Gefahr bringt – aber immerhin lernt er dafür eine der Kundinnen ziemlich gut kennen. (…)

Als ‹Hurtil Bank› ist das 1887/88 erbaute Wohn- und Geschäftshaus Lochmannstrasse 2 zu sehen. Bei der auch heute noch vorhandenen Litfasssäule gegenüber dem Stadthausquai 2 schnappt Senta Berger (…) dem Detektiv den letz ten freien Parkplatz weg. (…) Sie gehen in die Bank, vor der ein weiteres Erpressungsopfer, ein Gangster aus Chicago namens Robert Hayes (John Saxon), aus einem Taxi steigt, seit seiner Ankunft (…) am Flughafen in Kloten beschattet vom Polizisten Hans Frey (Inigo Gallo). Hayes wird vor dem Helmhaus bedroht und flieht unter die Arkaden am Limmatquai, dann weiter durch die Römergasse und über den Zwingli-Platz. (…) [Einige Zürcher Altstadt-Gassen-Verfolgungsjag den später kommt es zu einem Schusswechsel im Hauptbahnhof, von wo die Täter mit Hilfe eines abfahrenden Zugs zu fliehen versuchen.] Die dra matischen Schlussszenen wurden in Hasliberg, unter anderem auf der 1973 gebauten Sesselbahn Mägisalp–Planplatten gedreht.» (tb)

90 Min / Farbe / 35 mm / E/d/f // REGIE Jack Arnold // DREH BUCH Michael Stanley, Norman Klenman, Philip Saltzman, nach einem Roman von Michael Stanley // KAMERA WolfgangPeter Hassenstein // MUSIK Klaus Doldinger // SCHNITT Murray Jordan // MIT David Janssen (David Christopher), Senta Berger (Denise Abbott), John Ireland (Dwight McGowan), John Saxon (Robert Hayes), Ray Milland (Johann Hurtil), Elke Sommer (Rita Jensen), Anton Diffring (Franz Benninger), Arthur Brauss (Korsak), Inigo Gallo (Hauptmann Frey).

39Fremde Heimat – Drehort Schweiz
> Dilwale Dulhania Le Jayenge > Phenomena
> The
Unbearable Lightness of Being

MESSIDOR Schweiz/Frankreich 1979

«Zwei junge Frauen begegnen sich: Die eine kehrt von einem Besuch bei ihrem Vater zurück, die an dere hat beschlossen, Genf für einige Tage zu ver lassen, um eine Pause einzulegen – von ihrer WG, ihrem Partner, ihrem Leben. Gemeinsam durch streifen sie die Gegend bei Moudon, freunden sich trotz ihrer Differenzen an, trampen dann per Au tostopp in Richtung Deutschschweiz – entschlos sen, sich von allem zu lösen, was sie hinter sich gelassen haben.

Mit Messidor inszenierte Tanner ein feministi sches Roadmovie – leise, radikal, politisch –, das möglicherweise Thelma & Louise beeinflusste. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit, die in den 1970er-Jahren in Frankreich für Schlagzeilen sorgte. Geprägt von einer gewissen Desillusionierung baut Messidor auf dem Spiel zweier Darstellerinnen auf, die das Streben nach Freiheit und die Ablehnung der gesellschaftlichen Ordnung treffend verkörpern. Doch den allgegen wärtigen (Schweizer) Strassen- und Landschafts szenerien scheinen sie sich nicht entziehen zu können...» (Emilie Bujés, filmo.ch)

120 Min / Farbe / Digital HD / F/d // DREHBUCH UND REGIE Alain Tanner // KAMERA Renato Berta // MUSIK Arié Dzier latka, Franz Schubert // SCHNITT Brigitte Sousselier // MIT Clémentine Amouroux (Jeanne), Catherine Rétoré (Marie), Emil Steinberger, Gerald Battiaz, René Besson, Georg Janett, Werner Kuhn, René Scheibli, Hilde Ziegler.

 Dienstag, 6. Dezember, 20.45 Uhr: in Anwesenheit von Clemens Klopfenstein und Max Rüdlinger

96 Min / Farbe / DCP / Dialekt/d // REGIE, KAMERA, SCHNITT Clemens Klopfenstein, Remo Legnazzi // DREHBUCH Clemens Klopfenstein, Remo Legnazzi, nach der Erzählung «Pauls Abend» von Alex Gfeller // MUSIK Asphalt Blues Com pany // MIT Max Rüdlinger (Max Gfeller), Christine Lauter burg (Chrige).

PHENOMENA

Italien/Schweiz 1985

E NACHTLANG FÜÜRLAND

Schweiz 1981

«Mitten in den Berner Jugendunruhen 1981 trifft Radiosprecher Max, ein desillusionierter 68er, auf die jugendliche, enthusiastische Chrige. Sie treiben eine Nacht lang durch den aufgewühlten Berner Underground und wollen am Morgen das Leben und die Welt ändern.» (artfilm.ch)

«E nachtlang Füürland ist eine rastlose Odys see, (…) ein unkoordiniertes Dahinschlittern auf den eisigen Gassen, von einer Bar zur nächsten. (…) Scheinbar beiläufig folgt die Kamera den Pro tagonisten und fängt die fiebrige Aufgekratztheit der Nacht ein wie sonst kaum ein Film. Ein ein drückliches Zeugnis von Klopfensteins stupen dem Kameramann-Instinkt und der Film, der mit Christine Lauterburg und Max Rüdlinger eines der originellsten Schweizer Leinwandpaare erst mals zusammenbringt.» (Kino Xenix, November 2014)

Phenomena ist, man verzeihe den Kalauer, ein Phänomen. Gering geschätzt unter ArgentoFans, ist es des Meisters Liebster unter seinen Filmen. Hart, brutal und gleichzeitig sehr ruhig und spirituell, und alle Argento-Ingredienzen sind da, eine jugendliche Heldin, ein Mädchen-Inter nat, unheimliche Morde, glänzend-schneidende Klingen, viel Blut und viele grauslige Maden. «Man nennt diese Gegend das Transsilvanien der Schweiz», heisst es immer wieder, als die 15-jäh rige Jennifer Corvino, Tochter eines berühmten Schauspielers, in Zürich im Mädchen-Internat «Richard Wagner» (die Villa Wesendonck, heute Museum Rietberg) ankommt. Ihre Mitschülerin nen himmeln ihren Vater an, während Jennifer selbst ihnen eher seltsam vorkommt, da sie scheinbar telepathisch mit Insekten kommuni ziert. Gleichzeitig treibt ein gesichtsloser Se rienmörder sein Unwesen. Als er im Rieterpark zuschlägt, wird die schlafwandelnde und albträu mende Jennifer Zeugin des Mordes und somit zu seinem nächsten Zielobjekt. Mit Hilfe eines alten Professors, dessen Schimpansin und ihrer sechs beinigen Freunde versucht sie dem Monster auf die Schliche zu kommen. (pm)

106 Min / Farbe / 35 mm / E/d/f // REGIE Dario Argento // DREH BUCH Dario Argento, Franco Ferrini // KAMERA Romano Albani // MUSIK Simon Boswell, Goblin // SCHNITT Franco Fraticelli // MIT Jennifer Connelly (Jennifer Corvino), Daria Nicolodi (Frau Brückner), Fiore Argento (Vera Brandt), Federica Mastroianni (Sophie), Florenza Tessari (Gisela Sulzer), Dalila Di Lazzaro (Direktorin), Patrick Bauchau (Inspektor Rudolf Geiger), Donald Pleasence (Prof. John McGregor).

KING LEAR

USA/Bahamas/Frankreich/Schweiz 1987

Bei einem Essen in Cannes kam es zur legendären Vertragsunterzeichnung auf einer Stoffserviette zwischen Jean-Luc Godard und dem CannonGroup-Produzenten Menahem Golan, der sich bis

41Fremde Heimat – Drehort Schweiz
> Reisender
> King Lear

dahin eher mit Charles-Bronson- und Chuck-Nor ris-Vehikeln einen Namen gemacht hatte, über eine «King Lear»-Adaption. Was folgte, ist noch kurioser. Godard versammelte in Nyon seinen Cast, bestehend aus Peter Sellars, Molly Ring wald, Leos Carax, Julie Delpy u. a., und Norman Mailer sollte das Drehbuch schreiben. Er und seine Tochter waren aber kurz nach Beginn auch schon wieder weg. Irgendwie entstand dann doch eine Art «King Lear»-Studie, frech und fröhlich an den Ufern des Genfersees und im Hotel Beau Ri vage in schönen Bildern festgehalten. Selbstver ständlich war der zahlende Produzent unglücklich und bezichtigte den Künstler des Vertragsbruchs. Ein selten gezeigtes Meisterwerk. (pm)

90 Min / Farbe / DCP / E/f // REGIE UND SCHNITT Jean-Luc Godard // DREHBUCH Jean-Luc Godard, Norman Mailer, Peter Sellars, Tom Luddy, frei nach William Shakespeare // KAMERA Sophie Maintigneux // MIT Peter Sellars (William Shakespeare Jr. V.), Burgess Meredith (Don Learo), Molly Ringwald (Cordelia), Leos Carax (Edgar), Julie Delpy (Virgi nia), Freddy Buache (Grigori Kozintsev, «Prof. Quentin»), Jean-Luc Godard (Professor Pluggy), Woody Allen (Mr. Alien), Norman Mailer (er selbst), Kate Mailer (sie selbst), Menahem Golan (er selbst, Stimme).

THE UNBEARABLE LIGHTNESS OF BEING USA 1988

Tomáš, ein junger Arzt aus Prag, hält neben unver bindlichen Frauengeschichten nur zu Sabina, einer Malerin, ein konstantes Verhältnis aufrecht. Auch seine Begegnung mit Teresa, einem Mädchen aus der Provinz, das er heiratet, lässt dieses Band nicht zerreissen. Während der Zerschlagung des Prager Frühlings 1968 emigriert Sabina nach Genf, Tomášund Teresa folgen ihr in die Schweiz nach. Die überstürzte Abreise Teresas, um der unerträg lichen Leichtigkeit des Seins im Westen zu entflie hen, stellt Tomas vor eine gewichtige Entschei dung. (Filmpodium, März 2014)

In Genf «sieht man unter anderem den Jardin Anglais am Quai du Général-Guisan, in dem Franz beim Nationaldenkmal die in den Westen emig rierte Sabina anspricht. Sie (…) essen im ersten Stock des Hôtel Métropole am Quai du GénéralGuisan 34 und beschweren sich beim Kellner über die Hintergrundmusik (…). Sabinas Atelier mit Blick über den Genfersee existiert nicht wirklich, sondern wurde im Studio aufgebaut.» (tb)

171 Min / Farbe / 35 mm / E/d/f // REGIE Philip Kaufman // DREHBUCH Jean-Claude Carrière, Philip Kaufman, nach dem Roman von Milan Kundera // KAMERA Sven Nykvist // MUSIK Leos Janácek, Mark Adler // SCHNITT Walter Murch, B. J. Sears // MIT Daniel Day-Lewis (Tomáš), Juliette Binoche

(Teresa), Lena Olin (Sabina), Derek de Lint (Franz), Erland Josephson (Botschafter), Daniel Olbrychski (Innenminister), Donald Moffat (Chirurg), Stellan Skarsgård (Ingenieur).

DILWALE DULHANIA LE JAYENGE Indien 1995

«Der Hype um den im Oktober 1995 erschiene nen, von seinen Fans kurz DDLJ genannten Block buster Dilwale Dulhania Le Jayenge – Wer zuerst kommt, kriegt die Braut, der als ein Meilenstein in der Geschichte des Bollywood-Kinos gilt, ist ein zigartig. Als ein Kino in Mumbai den Film nach 1007 Wochen aus dem Programm nehmen wollte, kam es zu Massenprotesten; die Hauptdarsteller Shah Rukh Khan und Kajol gelten als beliebtestes und erfolgreichstes indisches Filmpaar aller Zei ten. Hier spielen sie den aus reichem Haus stam menden Raj und die unter ihrem strengen Vater leidende Simran. Sie lernen sich kennen, weil sie dieselbe Schweiz-Rundreise gebucht haben, ver gessen am Bahnhof in Zweisimmen BE die Zeit, kaufen als Souvenir eine Kuhglocke im Kiosk in der Bahnhofstrasse, verpassen den Zug ihrer Gruppe, setzen die Tour zu zweit fort, werden da bei Freunde und nach etlichen Irrungen und Wir rungen am Ende der über dreistündigen Film romanze ein Paar.

Die Gesangsnummer ‹Zara sa jhoomloo main› wurde auf der Promenade in Gstaad aufgenom men (...). Eine weitere ikonische Szene des indi schen Kinos entstand in Saanen auf der Brücke, die in Verlängerung des Märetgässlis über die Saane zur Rübeldorfstrasse führt. Raj sagt sich, wenn sie ihn liebe, drehe sie sich noch einmal um. Auch der Tango, den die beiden während des Ab spanns tanzen, wurde an diesem Pilgerort indi scher Touris aufgenommen.» (tb)

192 Min / Farbe / Digital HD / Hindi/d // REGIE Aditya Chopra // DREHBUCH Javed Siddiqui // KAMERA Manmohan Singh // MUSIK Jatin-Lalit // SCHNITT Keshav Naidu // MIT Kajol (Simran Singh), Shah Rukh Khan (Raj Malhotra), Amrish Puri (Chaudhry Baldev Singh), Farida Jalal (Lajwanti «Lajjo» Singh), Anupam Kher (Dharamvir Malhotra), Satish Shah (Ajit Singh), Achala Sachdev (Simrans Grossmutter).

REISENDER KRIEGER –DIRECTOR’S CUT Schweiz 2008

«Christian Schochers Titelheld ist ein Handels reisender namens Krieger. In seinem Citroën be sucht er als Vertreter des US-Kosmetikkonzerns ‹Blue Eye› Coiffeur- und Schönheitssalons in der ganzen Schweiz, um sich nach getaner Arbeit die Nächte um die Ohren zu schlagen. Krieger ist

43Fremde Heimat – Drehort Schweiz

ein kettenrauchender Feierabendtrinker mit weissen Socken und dunklen Augenringen. (…) Seine Reise führt ihn durch eine nebelverhangene Schweizer Schattenlandschaft: Salons, Hotel zimmer, Kirchgemeindesäle, Spelunken und schäbige Nachtlokale. Weder an der Basler Herbstmesse noch als Gast einer einfachen Bau ernfamilie wird Krieger klar, was für ein sinn entleertes Leben er führt. Erst eine Friseuse hält ihm gnadenlos den Spiegel vor. Doch das hat er längst wieder vergessen, als er trinkend, tanzend und prügelnd eine weitere Nacht zum Tag werden lässt.» (Kino Xenix, Nov. 2014)

«Wussten Sie, dass … an der ETH Zürich der Film Reisender Krieger regelmässig den Architek turstudierenden gezeigt wird? Ob als Warnung oder Inspiration, wir wissen es nicht!» (filmo.ch)

142 Min / sw / DCP / Dialekt/d // DREHBUCH UND REGIE Christian Schocher // KAMERA Clemens Klopfenstein // MUSIK Scharlatan Quintett // SCHNITT Christian Schocher, Franz Rickenbach, Thomas Pfister // MIT Willy Ziegler (Krie ger), Barbla Bischoff (Coiffeuse), Max Ramp (der Vertreter).

CLOUDS OF SILS MARIA Deutschland/Frankreich/Schweiz 2014

«Die gefeierte Schauspielerin Maria erhält das Angebot, in der Wiederaufführung eines Theater stücks zu spielen, mit dem sie zwanzig Jahre frü her ihren Durchbruch schaffte. Damals hatte sie die Rolle einer verführerischen jungen Frau inne, die auf ihre Vorgesetzte Helena eine fatale Faszi nation ausübt. Nun soll Maria Helena spielen. Zu sammen mit ihrer jungen Assistentin Valentine fährt sie zu Proben nach Sils Maria, wo sich die Rollenverteilung des Stücks im realen Leben zu spiegeln beginnt.« (cinefile.ch)

«Aufnahmen fanden unter anderem in der Halle mit ihrem weit ausgreifenden Fassadenbo gen im Erdgeschoss statt, in der Maria der jünge ren Kollegin Jo-Ann Ellis begegnet, (…) zudem auf Furtschellas, auf der Halbinsel Chastè, von der Maria nackt in den Silsersee springt, und im Ca sino in der Via Veglia in St. Moritz, wo Maria und Valentine über die Leistungen der Schauspielerin Jo-Ann diskutieren. Insgesamt zwölf Tage wurde im September hermetisch abgeschirmt im Enga din gedreht, zudem in Zürich, Leipzig und Südti rol.» (tb)

124 Min / Farbe / DCP / E+F+D/d/f // DREHBUCH UND REGIE Olivier Assayas // KAMERA Yorick Le Saux // SCHNITT Marion Monnier // MIT Juliette Binoche (Maria Enders), Kristen Stewart (Valentine), Chloë Grace Moretz (Jo-Ann Ellis), Lars Eidinger (Klaus Diesterweg), Johnny Flynn (Christopher Giles), Angela Winkler (Rosa Melchior), Hanns Zischler (Henryk Wald),

Brady Corbet (Piers Roaldson), Aljoscha Stadelmann (Urs Kobler), Nora von Waldstätten (Schauspielerin), Gilles Tschudi (Stadtpräsident von Zürich).

YOUTH

Italien/Frankreich/Schweiz/GB 2015

«Das Setting, ein altertümliches Luxus-Sanato rium in den Schweizer Alpen, erinnert fast an ei nen Wes-Anderson-Film. Und ebenso illuster ist auch das Personal, mit dem Sorrentino es bevöl kert: Michael Caine spielt den berühmten Klas sik-Komponisten und -Dirigenten Fred Ballinger im Ruhestand, Harvey Keitel seinen besten Freund Mick Boyle, einen kultisch verehrten USRegisseur, der seinen Urlaub im Berghotel dazu nutzt, mit einer Handvoll Jünger seinen letzten Film vorzubereiten. Auf Spaziergängen unterhal ten sich die beiden gewitzten, aber erschöpften Greise über alte Liebschaften und Prostata-Prob leme und dringen im Verlauf einer skurril-turbu lenten Handlung immer weiter durch die Barrie ren ihrer Eitelkeiten zu ihren wahren Gefühlen und einstigen Sehnsüchten vor.» (Andreas Borcholte, Der Spiegel, 20.5.2015)

«Während sechs Wochen waren Park, Schwimmbad, Sauna und Massageräume des Hotels Waldhaus in Flims die Hauptkulissen für Paolo Sorrentinos starbesetztes Gesellschafts drama. (…) Für die übrigen Aufnahmen benutzte man das Hotel Schatzalp in Davos, (…) wo Zimmer 101 als Unterkunft des Dirigenten diente, wäh rend man für jene des Regisseurs gleich drei ver schiedene Zimmer benutzte, nämlich 112, 114 und 314.» (tb)

118 Min / Farbe / DCP / E/d/f // DREHBUCH UND REGIE Paolo Sorrentino // KAMERA Luca Bigazzi // MUSIK David Lang // SCHNITT Cristiano Travaglioli // MIT Michael Caine (Fred Ballinger), Harvey Keitel (Mick Boyle), Rachel Weisz (Lena Ballinger), Paul Dano (Jimmy Tree), Madalina Diana Ghenea (Miss Universe), Jane Fonda (Brenda Morel), Alex Macqueen (Gesandter der Königin), Ed Stoppard (Julian).

Alle mit (tb) gezeichneteten Zitate wurden dem Buch «Drehort Schweiz – Filming Locations von Aarau bis Zwieselberg» (Zytglogge Verlag, 2022) von Thomas Blubacher entnommen.

44 Fremde Heimat – Drehort Schweiz

BUCHVERNISSAGE «DREHORT SCHWEIZ»

MI, 30. NOV. | 19.00 UHR

Haben Sie gewusst, dass einst Clint Eastwood im Zürcher «Karl der Grosse» einen feindlichen Agenten spektakulär zum Fenster rausschmiss (und er anschliessend nicht minder spektakulär die Eigernordwand hochkletterte)? Oder dass einer der erfolgreichsten indischen Filme in der Schweiz gedreht wurde? Dass Zürich als Drehort auch schon mal für London herhalten musste und in der Halle des Hauptbahnhofs der legendäre Jack Arnold eine Schiesserei insze nierte? Diese und viele andere Entdeckungen finden sich in Thomas Blubachers Reiseführer für Swiss-o-phile Filmfans. Auf 384 Seiten hat er mehrere Hundert Filme zusammengetragen, die ihren Drehort in der Schweiz haben, und das Ganze mit vielen amüsanten Anekdoten gewürzt.

An der Vernissage wird der Autor Thomas Blubacher im Filmpodium Zürich sein neues Buch «Drehort Schweiz – Filming Locations von Aarau bis Zwieselberg», erschienen im Zytglogge Verlag, vorstellen, Passagen daraus werden vorgelesen vom Schauspieler Dimitri Stapfer

SCHWEIZER LANDSCHAFTEN IM FILM – MI, 14. DEZ. | 17.45 UHR INTERDISZIPLINÄRE PERSPEKTIVEN

«Die» Landschaft gibt es nicht. Sie ist eine soziale Konstruktion. Nicht nur unsere Wahrneh mung und unsere Erfahrung von Landschaften, sondern auch wie sie medial (re)produziert wer den, sind von ästhetischen, kulturellen, ökonomischen, politischen und technischen Faktoren geprägt. Wie werden in Filmen, in denen Schweizer Landschaften eine Hauptrolle spielen, diese komplexen Beziehungsgeflechte sichtbar? Es diskutieren Monika Dommann (Historikerin), Christina Schumacher (Architektur- und Planungssoziologin) und Marcel Bächtiger (Architek turhistoriker, Redaktor, Filmemacher). Das Gespräch findet in Kooperation mit dem interdiszi plinären Forschungsinstitut Collegium Helveticum statt und wird von Jacqueline Maurer (Filmund Kunstwissenschaftlerin) moderiert, die dort zum Thema arbeitet.

45Fremde Heimat – Drehort Schweiz

Festivalfenster: Internationale Kurzfilmtage Winterthur 2022

Die Kurzfilmtage sind das bedeutendste Kurzfilmfestival der Schweiz. Seit 26 Jahren verwandeln sie Winterthur im November in eine eigentli che Kurzfilmmetropole. Am Mittwoch, 7. Dezember, sind sie zum ersten Mal im Filmpodium mit zwei Filmprogrammen zu Gast und machen klar: Der Kurzfilm ist nicht einfach ein kürzerer Film. Er ist eine eigene Kunstform, die die Winterthurer mit ihrem Festival in den Fokus rücken.

An den Kurzfilmtagen gibt es für alle etwas zu entdecken: Das Festival spürt neue Trends und Strömungen auf und schafft Referenzpunkte für ein breites Publikum. Denn der Kurzfilm, der sich zwischen Hoch- und Populärkultur bewegt, bietet viel Platz für neue Wege und Experimente. In wenigen Minu ten kann er unterhalten, überraschen, die Gesellschaft analysieren, eine poli tische Haltung einnehmen oder Einblick in uns fremde Welten geben. Die Wettbewerbsblöcke fühlen den Puls des aktuellen weltweiten Filmschaffens.

In den Spezialprogrammen setzen sich die Kurator:innen mit Themen ausein ander, die ihnen unter den Nägeln brennen oder einfach Spass machen. Das Festival versteht sich als eine Art Echolot, das in den Tiefen der filmischen Landschaft jene Kurzfilme aufspürt, die dem heutigen Zeitgeist entsprechen und einen Ausblick darauf gewähren, wohin sich das Medium Film bewegt.

BEST OF KURZFILMTAGE 2022 18.30 UHR, IM SAAL

Die Kurzfilmtage sind weltweit eines der führenden Kurz filmfestivals und das einzige seiner Art in der Schweiz. Filme aus den Wettbewerben können sich für die Oscars, einen BAFTA Award, den Europäischen und den Schweizer Film preis qualifizieren. Die Wettbewerbe bilden das Herzstück des Festivals und teilen sich in vier Sektionen auf: Internati onaler Wettbewerb, Schweizer Wettbewerb, Sparks und Schweizer Filmschulentag. Drei Jurys vergeben insgesamt neun Preise. Das Best-of präsentiert eine Auswahl von Kurz filmen, die entweder einen Preis abgeräumt oder das Publi kum und die Jury besonders beeindruckt haben. Wer es nicht nach Winterthur geschafft hat, kann die herausragendsten Filme des Festivals 2022 nun also auch im Filmpodium ent decken.

BEST OF DISMISSED

21.00 UHR, IN DER LOUNGE – EINTRITT FREI

Jährlich etwa 5000 Einreichungen für den internationalen Wettbewerb. Uff! Daraus filtert die Auswahlkommission in einem monatelangen Selektionsprozess ca. 250 Filme her aus. Schliesslich achttägiger Sitzungsmarathon. Es wird be gutachtet, gewogen, diskutiert, verglichen. Köpfe rauchen. Endlich: Das Wettbewerbsprogramm mit 30 bis 40 Werken steht. Dass dabei auch berührende, unterhaltsame, schräge, experimentelle und lustige Herzblut-Filme verschiedener Kommissionsmitglieder auf der Strecke bleiben, ist unver meidlich. Darum «Dismissed»! Das Programm entsprang vor Jahren dem Wunsch, diese «Darlings» dem Publikum auf keinen Fall vorzuenthalten, und hat sich über die Zeit zu einem Festival-Geheimtipp entwickelt. Die vorliegende Best-of-Auswahl aus den letzten Jahren soll den Charme dieses Programms belegen.

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Albert

47 Ein Film von Heinz Bütler
Anker Malstunden bei Raffael mit Endo Anaconda AB 15. DEZEMBER IM KINO DEZEMBER 2022 FRANCES M C DORMAND Filmstill: Nomadland (2020)

Glimpses of Beauty

Ein langer Sonntag im Advent (4. Dezember) widmet sich dem filmischen Schaffen Jonas Mekas’, «der den geglückten Zufall zum Grundprinzip seiner Filme hat werden lassen» (Eva Kuhn). Mit zwei seiner schönsten Tagebuchfilme reisen wir durch 40 Jahre seines Lebens und Schaffens und präsentieren mit Fragments of Paradise die Schweizer Premiere des eben in Venedig ausgezeichneten Dokumentarfilms über diesen gros sen Künstler und Aktivisten. Thomas Imbach, Eva Vitija, Eva Kuhn und Volker Pantenburg teilen mit ihren «Glimpses» (Mini-Reflexionen zu Beginn der Filme) ihren ganz eigenen Blick auf Jonas Mekas’ Werk. Für Speise, Wein und Musik ist gesorgt!

Die erste Einstellung des Films Lost, Lost, Lost entspricht dem ersten filmi schen Tagebucheintrag von Jonas Mekas nach seiner Ankunft 1949 in den USA. Sie markiert den Riss, der Mekas und seinen Bruder von ihrer unver filmten Vergangenheit in Litauen für immer trennt, wie auch den Beginn von Mekas’ Leben in New York. Es ist der Beginn seiner filmischen Praxis, die erst mit seinem Tod 2019 abgebrochen ist: «It’s me and my Bolex – I go through this life with my Bolex.» Jonas Mekas’ Tagebuchfilme zeugen weniger von ei nem «Auteur» als vom «Amateur» im Sinne des Liebhabers (Maya Deren). Vor den Abgründen der Negativität und vor dem Hintergrund einer radika len Vergänglichkeit (er-)findet Mekas mit seiner Bolex-Kamera das Glück, in dem er das hier und jetzt Präsente fokussiert und die sinnliche Gegenwart des Alltags durch seine filmische Handschrift intensiviert und zu einem visuellen Ereignis werden lässt.

Jonas Mekas, am 24. Dezember 1922 in Semeniškiai (Litauen) geboren, am 23. Januar 2019 in New York gestorben, überlebte Verfolgung und Inhaf tierung durch die Nazis und emigrierte 1949 in die USA, wo er im pochenden Herzen des New Yorker Undergrounds Andy Warhol zum Filmen inspiriert hat. Durch seine zahlreichen Aktivitäten und Initiativen für ein alternatives Kino wurde er zum wichtigsten Kurator und Promotor des New Yorker Avantgardefilms wie auch zu einem seiner wichtigsten Künstler.

Eva Kuhn

In Kooperation mit Eva Kuhn (Universität der Künste Berlin; Kuhns Buch über die Tagebuchfilme von Jonas Mekas erscheint 2023) und dem Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich (Volker Pantenburg).

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Zum 100. Geburtstag von Jonas Mekas

LOST, LOST, LOST USA 1976

In sechs Filmspulen rekonstruiert Jonas Mekas entlang seines eigenen Filmmaterials die auto biografische Geschichte eines durch die Verrü ckungen des Zweiten Weltkrieges in die Welt ge schmetterten und allmählich Wurzel schlagenden Protagonisten. Der Film, der 14 Jahre seines Le bens umspannt, zeugt von der Ankunft der beiden Brüder Mekas in Brooklyn, New York, und ihrem zerrissenen Dasein als Exilanten in der litaui schen Community. Wir sehen, wie sie nach Man hattan ziehen und schliesslich rund um Film und Kino eine neue Heimat finden. Lost, Lost, Lost ver zahnt Mekas’ autobiografische Erzählung mit der Entwicklung einer persönlichen filmischen Handschrift und dem Making-of eines «New Ame rican Cinema», einer kollektiv gelebten Alterna tive zur kapitalistisch-arbeitsteilig strukturierten Produktionsform. (Eva Kuhn)

* mit «Glimpses» von Thomas Imbach und Eva Kuhn 178 Min / Farbe / 16 mm / E // DREHBUCH, REGIE, KAMERA Jonas Mekas.

der gemeinsamen Zeit mit seiner Frau Hollis und den Kindern Oona und Sebastian zu Hause, auf Ausflügen und auf Reisen. In der Kunst der Glimpses findet Mekas’ filmische (Lebens-)Praxis ihren glänzenden Höhepunkt. Durch das Einzel bildverfahren erzeugt er ein pointiertes visuelles Ereignis: den Effekt einer kurzen Korrespondenz zwischen Filmer und Gefilmtem, der den Zufall und die gemeinsame Gegenwart betont. Vor dem Hintergrund der in rasendem Tempo ablaufenden Zeit des Lebens (und des Films) erscheinen diese geglückten und glücklichen Momente aus dem persönlichen Alltag als Fragmente aus dem Para dies. (Eva Kuhn) * mit «Glimpses» von Eva Vitija und Volker Pantenburg

286 Min / Farbe / 16 mm / E // DREHBUCH, REGIE, KAMERA, SCHNITT Jonas Mekas // MUSIK Auguste Varkalis

FRAGMENTS OF PARADISE USA 2022

Fragments of Paradise ist ein intimer Einblick in Mekas’ Leben und seine Arbeit, der aus Tau senden von Stunden seiner eigenen Video- und Filmtagebücher zusammengestellt wurde – ein schliesslich nie zuvor gesehener Bänder und unveröffentlichter Audioaufnahmen. Es ist eine Geschichte über die Suche nach Schönheit inmit ten von tiefem Verlust und über einen Mann, der versucht hat dem Ganzen einen Sinn zu geben ... mit der Kamera.» (Int. Filmfestspiele Venedig 2022)

«Was Mekas eines einfühlsamen dokumenta rischen Porträts würdig macht, ist sein Interesse, eine Kakerlake mit der gleichen Faszination zu fil men wie einen Ex-Beatle. (…) Fragments of Para dise interessiert sich nicht für den Mythos Mekas, sondern für den Menschen. Nachdem er sich uns ein Leben lang vorgestellt hat, ist dies der Film, mit dem wir uns verabschieden können. » (Chris tian Blauvelt, IndieWire, 2.9.2022)

An seinem Schneidetisch versammelt Jonas Mekas kurz vor der Jahrtausendwende gefilmte Augenblicke aus den vorausgegangenen 29 Jah ren. Im Fokus steht sein Leben als Partner, Freund und Vater, wie auch das Licht und die vier Jahreszeiten die Filme und das Erleben prägen. In zwölf Kapiteln montiert er sinnliche Momente aus

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AS I WAS MOVING AHEAD OCCASIONALLY I SAW BRIEF GLIMPSES OF BEAUTY USA 2000
98 Min / Farbe + sw / DCP / E // DREHBUCH UND REGIE KD Davidson // KAMERA Bill Kirstein // MUSIK Osei Essed, Saul Simon MacWilliams // SCHNITT Michael Levine // MIT Peter Bogdanovich, John Waters, Martin Scorsese, Ken und Flo Jacobs, Jim Jarmusch, Oona Mekas, Sebastian Mekas, Marina Abramovic.
Jonas Mekas

RE:VISION VIVEMENT DIMANCHE! MI, 21. DEZ. | 18.15 UHR

Im aktuellen Programm gibt es folgende Fime aus Women Make Film erneut zu entdecken: A Girl Walks Home Alone at Night (Ana Lily Amirpour); Ravenous (Antonia Bird); The Babadook (Jennifer Kent) – sowie Pet Sematary (Mary Lambert) und American Psycho (Mary Harron) aus Women Make Film, Teil 1.

Thomas Binotto durchleuchtet François Truffauts Noir-Komödie Vivement dimanche! mit Jean-Louis Trintignant und richtet sein Augenmerk dabei auf die Bedeutung der Kameraführung.

Interpretation ist ein Prozess und kein Ziel. Deshalb nennt Thomas Binotto seine Filmlektüre «Re:vision», denn im wiederholten Schauen wird unsere Sicht immer wieder aufs Neue revi diert. Bewusst wendet er sich darum Filmen aus dem Programm des Filmpodiums zu, die als populäre Klassiker gelten und schon unzählige Male interpretiert wurden. Filme, über die scheinbar bereits alles gesagt wurde. Die «Re:vision» konzentriert sich allerdings bewusst nicht auf die Interpretationsgeschichte, sondern versucht einen eigenen Zugang zu schaffen und diesen nachvollziehbar zu machen. So entsteht eine Sehschule, in der die Teilnehmer:innen eingeladen werden, individuell in den Revisionsprozess mit einzusteigen.

Der zweite Film, den Thomas Binotto einer Re:vision unterzieht, ist François Truffauts Vivement dimanche! (siehe S. 31). Online sind Tickets zu Film und Vorlesung separat erhältlich; vergünstigte Kombitickets gibt es nur an der Kinokasse.

Eine Kooperation von Filmpodium und Volkshochschule Zürich.

Women Make Film: Teil 5

Der nordirische Dokumentarfilmer und Autor Mark Cousins hat ein 14-stün diges Werk geschaffen, das sich nur mit Filmen von Frauen beschäftigt, um diesen weitgehend übersehenen Teil der Filmgeschichte ans Licht zu bringen und zu würdigen. Im aktuellen Programm zeigen wir nun den fünften und letzten Teil der Serie. Jeder Teil funktioniert für sich alleine.

WOMEN MAKE FILM: A NEW ROAD MOVIE THROUGH CINEMA – TEIL 5 GB 2018

Mark Cousins’ epische Reise durch die Filmge schichte endet mit den grossen Themen Liebe, Tod, dem Sinn des Lebens und schliesst mit dem Kapitel «Song and Dance» ab. Dazu gibt es erneut eine beeindruckende Auswahl von Filmausschnit ten aus Werken von vielen bekannten sowie ei nigen vergessenen Regisseurinnen zu entdecken. Filmübersicht unter: womenmakefilm.net

121 Min / Farbe + sw / DCP / OV/d // DREHBUCH UND REGIE Mark Cousins // SCHNITT Timo Langer // MIT Debra Winger (Erzählerin).

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Filmpodium für Kinder

Das pferd auf dem balkon

Was geht da vor in Mikas Kopf? Ist Dana wirklich eine indische Prinzessin? Was wollen die Ganoven vom neuen Nachbarn Sascha? Warum ist die Zahl 6 unzuverlässig? Und wie ist das Pferd auf den Balkon gekommen?

Der zehnjährige Mika lebt allein mit seiner Mutter und hat das AspergerSyndrom. Deshalb muss alles in seinem Leben pingelig genau durchstruktu riert sein, was es ihm schwer macht, Freunde zu finden. Nur Dana stört das alles nicht, sie ist schliesslich selbst ein wenig anders, sie ist eigentlich eine in dische Prinzessin. Da steht eines Nachts auf einem Balkon von Mikas Wohn block ein Pferd. Und das bringt so einiges ins Rollen. (pm)

(Mika),

Paunović (Dana), Andreas Kiendl (Sascha), Bibiana Zeller (Hedi),

Stankovski (Boris), Adem Karaduman (Taxifahrer), Rabie Perić (Danas

(Toni),

Branko Samarovski (Branko).

Altersfreigabe: Zutritt ab 6, empfohlen ab 8 Jahren (Begleitung durch Erwachsene generell empfohlen).

Kinderfilm-Workshop

(Wirtin),

Im Anschluss an die beiden Vorstellungen vom 3. und 17. Dezember bietet das Filmpodium einen Film-Workshop für Kinder unter der Leitung der Filmwissenschaftlerin Julia Breddermann an (ca. 30 Min., gratis, keine Voranmeldung nötig). Die Kinder erleben eine Entdeckungsreise durch die Welt der Filmsprache und werden an einzelne Szenen und Themen des Films herangeführt.

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DAS PFERD AUF DEM BALKON /
Österreich
2012 89 Min / Farbe / DCP / D / ab 6 // REGIE Hüseyin Tabak // DREHBUCH Milan Dor, nach dem Kinderbuch von Milo Dor //
KAMERA
Peter von Haller // MUSIK Judit Varga // SCHNITT Fabian Rüdisser // MIT Nora Tschirner (Lara), Enzo Gaier
Nataša
Alexander Fennon
Margarethe Tiesel
Ernst
Oma),

LUMIÈRE DO, 15. DEZ. | 18.00 UHR

LEBEN DER ANDEREN MI, 21. DEZ. | 15.00 UHR

Halb Politthriller, halb Melodrama, ist Das Leben der Anderen (2006) einer der erfolg reichsten Spielfilme über den Überwa chungsstaat in der DDR. Der Regieerstling von Florian Henckel von Donnersmarck hat unter anderem den Oscar für den besten fremdsprachigen Film eingeheimst.

In den 80er-Jahren führt der Dramatiker Georg Dreyman in Ostberlin ein angeneh mes Leben. Er glaubt an den Sozialismus, und seine Theaterstücke werden von den Behörden nicht zensiert. Einzig die teils aufmüpfigen Regisseure, die Dreymans Werke inszenieren, sind den Obrigen ein Dorn im Auge, aber der Autor exponiert sich ihretwegen nicht; zu wohl ist es ihm in den Armen der schönen Schauspielerin ChristaMaria Sieland. Diese jedoch wird auch um worben vom Minister Hempf, und um sei nen Rivalen Dreyman auszuschalten, lässt der Politiker die Stasi auf ihn los. Haupt mann Wiesler, bei der Stasi ein gewissen hafter, staatstreuer Überzeugungstäter,

beginnt Dreyman und Sieland zu beschat ten und abzuhören, obschon ihm Hempfs Motive zuwider sind. Entgegen seinen eige nen Grundsätzen beginnt sich Wiesler unter dem Einfluss dieses Observierungsvor gangs zu verändern.

«Die Handlung bietet eine Art Erlösung an: die Möglichkeit, dass, egal wie schuld haft und korrupt die ostdeutsche Nation durch ihre Komplizenschaft mit der Stasi auch wurde, eine winzige, aber unvergäng liche Fähigkeit zu Anstand – selbst auf den höchsten, kältesten Ebenen der Geheim polizei – das Regime schliesslich der Ge schichte überantwortet hat. Das könnte stimmen; vielleicht haben aber auch schlichte Erschöpfung und Selbstekel zum Zusammenbruch geführt, was schwieriger und weniger dankbar zu dramatisieren ist.» (Peter Bradshaw, theguardian.com, 13.4.2007)

 Donnerstag, 15. Dezember, 18.00 Uhr: Einführung von Martin Walder

Martina Gedeck (Christa-Maria Sieland), Ulrich Mühe (Hauptmann Gerd Wiesler), Sebastian Koch (Georg Dreyman), Ulrich Tukur (Oberstleutnant Anton Gru bitz), Thomas Thieme (Minister Bruno Hempf), Hans-Uwe Bauer (Paul Hauser), Volkmar Kleinert (Albert Jerska).

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SÉLECTION
DAS
DAS LEBEN DER ANDEREN Deutschland/Frankreich 2006 137 Min / Farbe / 35 mm / D // DREHBUCH UND REGIE Florian Henckel von Donnersmarck // KAMERA Hagen Bogdanski // MUSIK Stéphane Moucha, Gabriel Yared // SCHNITT Patricia Rommel // MIT

DAS FILMPODIUM IST EIN ANGEBOT DES PRÄSIDIALDEPARTEMENTS in Zusammenarbeit mit der Cinémathèque suisse, Lausanne/Zürich

LEITUNG Nicole Reinhard (nr), STV. LEITUNG Michel Bodmer (mb)

WISSENSCHAFTLICHE MITARBEIT Tanja Hanhart (th), Primo Mazzoni (pm), Flurina Gutmann

PRAKTIKUM Léon Huesler // SEKRETARIAT Claudia Brändle BÜRO Postfach, 8022 Zürich, Telefon 044 412 31 28, Fax 044 412 31 25

WWW.FILMPODIUM.CH // E-MAIL info@filmpodium.ch // KINO Nüschelerstr. 11, 8001 Zürich, Tel. 044 415 33 66

UNSER DANK FÜR DAS ZUSTANDEKOMMEN DIESES PROGRAMMS GILT: Farah Abou Kharroub, Prag; Daoud Alaouié, SaintJosse; Haya Alghanim, New York; Ehab Al Khatib, Amman; Amicale Jocelyne Saab; Andromeda Film, Zürich; Arsenal Distributi on, Berlin; Ascot Elite Entertainment Group, Zürich; Giacomo Bisordi, Gent; Lucien Bourjeily, Beirut; CAB Productions, Lausan ne; Casa Azul Films, Lausanne; The Cell Co., Kairo; James Chehab, Beirut; Cineteca Nazionale, Rom; Cinetic Media, New York; Cinewaves Films, Riad; Cléo Media, Alexandria; DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Wiesbaden; Dogwoof Global, Lon don; Éditions Montparnasse, Paris; Dima El-Horr, Paris; Fabian & Fred, Hamburg; Rona Fayad, Beirut; Filmcoopi, Zürich; Gau mont, Neuilly sur Seine; Mohamed Ghazala, Dschidda; Mohamed Hammad, Kairo; Jupiter Communications, Paris; Jyoti Film, Hamburg; Ali Kareem Obaid, Berlin; KG Productions, Montreuil; Basil Khalil, London; Mohamed Kheidr, Kairo; Assaad Khoueiry, Beirut; Leonine Distribution, München; Light Cone, Paris; Luna Films, Genf; Madame Le Tapis, Jal El Dib; MAD Solutions, Kairo; Malas Twins, Reims; The Mary Pickford Foundation, Santa Monica; The Match Factory, Köln; mec film (middle eastern cinemas), Berlin; Metropolitan FilmExport, Paris; Minerva Pictures, Rom; MK2, Paris; Razan Mohamed, Dubai; Sara Nacer, Montréal; New Docs; Köln; Nour Ballouk Co., Nabatieh; Österreichisches Filmmuseum, Wien; Park Circus, Glasgow; Praesens-Film, Zürich; Purattu Film Center, Toronto; Pyramide Distribution, Paris; Revolution Films, London; Richard Sammour, Paris; The Saul Zaentz Company, Berkeley; Shortcuts Distribution, Paris; Skagerak Film, Stavern; Sola Media GmbH, Stuttgart; Spot On Distribution, Zürich; Studiocanal, Berlin; Surf Film, Rom; Nay Tabbara, Beirut; Tamasa Distribution, Paris; TF1 Studio, Boulogne; UCLA Film & Television Archive, Santa Clarita; Urban Group, Paris; Wallonie Image Production, Lüttich.

DATABASE PUBLISHING BITBEE Solutions AG, Zürich // KONZEPTIONELLE BERATUNG Esther Schmid, Zürich

GESTALTUNG TBS, Zürich // KORREKTORAT Nina Haueter, Daniel Däuber // DRUCK Ropress, Zürich // AUFLAGE 5000

ABONNEMENTE & VERGÜNSTIGUNGEN Filmpodium-Generalabonnement: CHF 400.– (freier Eintritt zu allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft) // Filmpodium-Halbtaxabonnement: CHF 80.– (halber Eintrittspreis bei allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft) // alle unter 25 Jahre & Kulturlegi: CHF 9.– // Programm-Pass: CHF 60.– (freier Eintritt zu allen Vorstellungen einer Programmperiode) // Abonnement Programmheft: CHF 20.– // Anmeldung an der Kinokasse, über www.filmpodium.ch oder Tel. 044 412 31 28

VORSCHAU JANUAR/FEBRUAR

Stummfilmfestival 2023

Geschlechterkampf in Foolish Wives und La femme et le pantin; Wildnis-Abenteuer in Gunnar Hedes Saga und The Last of the Mohi cans; Les Misérables ohne Musical-Gesülze und eine Höllenfahrt in Maciste all’inferno; Marion Davies als Zwillinge in Lights of Old Broadway und Josette Andriot als wand lungsfähige Super-Agentin in Protéa – das Stummfilmfestival 2023 wartet mit einem vielfältigen Programm auf, stets begleitet von wunderbarer Live-Musik.

Monica Vitti

Sie war nicht einfach Antonionis Muse, sie gestaltete ihre Filmfiguren entschieden mit und verlieh seinen Entfremdungsparabeln, in denen sie die moderne Frau verkörperte, ihre unverkennbare Aura. Eine zweite Karri ere gelang ihr als energiegeladene Komödi antin. Monica Vitti (1931–2022) drehte mit Mario Monicelli, Dino Risi und Ettore Scola, Luis Buñuel und Joseph Losey, an der Seite von Alain Delon, Marcello Mastroianni und Terence Stamp. Eine Hommage!

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Fürs Home Cinema empfehlen wir filmingo.ch oder unseren DVD-Shop auf trigon-film.org MANUELA MARTELLI • CHILE «Charakterstudie, Intrige à la Hitchcock und das brillante Schauspiel von Aline Kuppenheim verquicken sich zu einer packenden Erzählung.» SCREEN INTERNATIONAL IM DEZEMBER IM KINO
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